Margaretha Maultasche Gräfin von Tyrol. Ein vaterländisches Schauspiel in 5 Aufzügen, nach der Geschichte. Von Adolph Anton § deutschem Auf Rosten dev Verfassers. Lilli, 179.5. Mit Franz Joseph Jenko'schen Schriften. Margaretha d i e Maultasche, Gräfin von Tyrol«. Tin tzat-xländisches Schauspiel i» fünf Aufzügen. R Personen: Margaretha die Maultasche genannt, GrMn von Lyrol. Albert, ihr Sohn, ein Knabe von 7 Jahren. Ludwig, Markgraf von Brandenburg. Rurt von Treufeld Ludwigs Freund. Rarl, Markgraf von Mähren, Margarethens Schwager. Ndo von Wildrnstein. Ritter Anshelm von Karla,eg, UntrrbefrhlS- Haber in Kufstein. Thomas Wacker, Burgvogt in Ki . Elisabeth, seine Tochter- (Lrimilde, Margarethens Vertrante- Wallram, rin alter Tyrvlerbauer. Reisige von Ludwigs Heer- Reisige von Karl und Margaretha. Tyrolerbancrn- Der Zeitraum dieser Geschichte ist das Jahr Erster Aufzug. Eine waldigtc Gegend, hinten hohe Berge, ans deren Qeffnung sich ein Waldstrom ergießt, eine hölzerne Brücke darüber; beym Aufzug dec Kortine hört man einen kriegerischen Marsch noch etwas in der Ferne. Erster Auftrit' (Links unter einer Eiche schläft Udo von Wildenstern, da der Marsch immer uahcr kommt, erwacht er.) Udo. Ä^ahrhaftig es ist kein Traum, es ist kriegerisches Getöß, was mich aus meinem Schlummer weckt. — Willkommen, wenn es Freunde, und wehe mir und allen Ge¬ treuen , wenn es Feinde sind. — Doch A 2 nein --- nein — es sind keine Feinde — dieß Pa¬ nier, das ich flattern, diese Feldbinden, so ich sehe, sind keine Böhmische. Willkom¬ men, Glück zu, tapferer Ludwig von Bran¬ denburg! (der Zug kömmt näher.) Ludwig. Wer nennt mich hier will¬ kommen? Udo. Ein Mann, der Euchschätztund liebt, der nicht dem Fürsten fröhnl, son¬ dern den Mann, der so wie Ihr handelt, verehrt — der sich freuet, daß durch eure Ankunft die Fehden in Tyrol geschlichtet, und wills Gott, gut geendet werden. Ludwig. Dann scyd auch Ihr mir willkommen, denn meincAbsichtistedel.— Nur Margarethens Hand zu erhalten, sie in ihrem Eigenthum zu schützen, Lyrol von dem böhmischen Knaben Johann frey zu machen, istmeine Absicht, und froh und glücklich soll dann dieß Land unter meiner Regierung werden. Udo. Ja das hoffe ich, das hoffen alle gute Menschen; denn bekannt ist uns allen Ludwigs von Brandenburgs edler Sinn- bekannt seine milde Herrschaft — Ludwig. Ludwig. Guter Ritter, vergebt mir eine Frage, die ich billig gleich an Euch hätte thun sollen; wie heißt der Mann, den auf den ersten Anblick ich gleich so lieb gewonnen, der Margarethen und auch mir so zugethan ist? Wie ist Euer Name? Udo. Udo von Wildenstein; zwar bin ich jetzt schon alt, und mein Arm kann nicht mehr wie sonst die gerechte Sache vertheidigcn, doch mein Herz ist bieder und mit meinen letzten Kräften bin ich doch noch bereit, alles für ein bedrängtes Weib zu wagen; da Ihr noch Kind wäret, focht ich schon unter eurem Vater, kehrte dann heim in mein Vaterland, denn ein liebes Weib harrte ängstlich meiner Ankunft — Jetzt ist sie dahin seit langen Jahren, diese Thräne ist ihrem Andenken geweint. Eine Tochter ward mir in der zarten Jugend bü¬ bisch entwandt, ohne daß ich sie je wieder sah; mein einziger Sohn erstach im ra¬ schen Eifer einen Buben, der ihn belei¬ digte, und muß zur Sühne dieses Mordes in Palästina acht Jahre für den Glauben fech¬ ten. Sieben Jahre sind schon vorüber, bald A Z kehrt H- ( 6 ) kehrt er zwar zurück, vielleicht aber immer noch spat genug, um dem alten Vater die Augen zuzudrücken. Da ich allein nur von traurigen Gegenständen umgeben in meiner Burg haußte, ward sie mir zum Eckel, ich verließ mein Vaterland Kärnten, übergab meinem Schwager die Aufsicht über meine Burg, und zog mich auf diese Feste in Ty- rol, die ein Erbstück meines Weibes ist. Ludwig. Nun doppelt, doppelt will¬ kommen wackerer Mann. An mein Herz ! — wir sind Freunde. — Karg bin ich sonst mit einem solchen Anerbiethcn, doch wer sich hier erst besinnen und Ra schlagen wollte, der wäre ja nichtwcrth n -. si— wäre nicht werth so redlich em Yangon zu wcrden.sumarmtihn, zu seinen Rriegern) Kinder, lagert euch im Schatten dieser Bäume, ruht aus— noch manches Tag¬ werk wird uns zu vollbringen übrig seyn , bis ich sagen kann, schnallt euren Panzer los, um zu kosen mit euren Weibern, um zu tändeln mit euren Dirnen, denn ich mag durchaus nicht verderben, so lang ich noch Hoffnung habe, bauen zu können. Ich wist Hr L 7 ) will durchaus nicht schlagen um meine Macht zu zeigen, sondern um Margarethens Rechte geltend zu machen, und dem Lande Ruhe zu verschaffen. Ich mag durchaus keine Sklaven zu Vasallen, sondern Freunde. Es ist eine süße Beruhigung für einen Fürsten, Freunde zu haben, denn hat er diese, so ist gewiß das ganze Land glück¬ lich. (die streifige lagern sich zerstreut im Hintergründe.) Udo. L sorgt euch nicht um Freunde— Jeder Biedermann muß cs werden, wenn er es noch nicht ist, und glaubt sicher, daß es in Tprol wahre Biedermänner gibt. Ludwig. Doch wo ist Kurt von Trcu- feld izit seinem Zug? Knappe. Er führte den Nachtrapp — aber auf einen Trompetenstoß flog er pfeil¬ schnell davon, es mag etwas abgegeben haben, denn ich hörte Schwerdtgeklirr in der Ferne. Ludwig. Und man hinterbrachte mir das nicht? Knappe. Weil wir es nicht der Mühe werth achteten; denn bald sahen wir die A 4 feind- , H- ( 8 ) feindlichen Knechte Reißaus nehmen; wo mir recht ist, so kommen sie schon jubelnd da¬ her. — Richtig Herr Markgraf, Ritter Kurt voraus, und seine Reisige umringen ein großes Weinfaß.— Juhe! da gibt's was für unsere trocknen Kehlen. Udo. Herr Markgraf, laßt Euch hier nieder.— Ruhe, denke ich, sollte Euch nicht schaden, und wenn Ihr Euch stärken wollt, so folgt mir auf meine Burg, die ohnfern von hier liegt, — das ist mein täglicher Spatziergang, und hier mein Ruheplatz, denn jetzt will's nicht mehr so fort, wie ehedem. Zweyter Auftritt (Vorige, KurtvonTreufeld mit einem Zug Reisigen, die ein großes Weinfaß mit sich schleppen.) Kurt. Wetter, kanns doch kaum dem Bauer und seinen Ochsen übermPflügen, und Dreschen so sauer werden, wie unser einem beym Einbringen. Knappe. Knappe. Edler Ritter, wie hat Euch denn das der liebe Gott so geschwind be- scheert? Kurt, (lachend) Wie seinen Raaben» Der Esel muß amDornstrauche denFrucht- sack zerreißen, wenn diese nicht verhungern sollen. Hast du nicht heute ums tägliche Brod gehethef»? Knappe. Wohl, und das recht herz¬ lich. Kurt. Nun dann, so nimm jetzt Brod aus deinem Wetscher, und trink guten Wein dazu. Hier Herr Markgraf, bring ich eine kleine Beute, meiue Knappen hat¬ ten den Fang ausgestobert, und so mußte ich ihnen schon den Willen lassen. — Da seht, wie die Kerls erfinderisch sind — Als meine Leute gnsprerrgten, und die feindli¬ chen Wichte Unrath merkten, schnitten sie die Strange vom Wagen los, und gallo- pirten in alle Welt, ohne sich lange ins Handgemenge einzulassen. Der Wein war unser, aber wie fortbringen?— Dr hal¬ fen meine Burschen gleich, das Faß herun¬ ter, ein paar Bretter zusammengelegt, A L Stricke Hr < ) ch Stricke daran, und so im hui mit dem Faß auf der Ebene daher, um Euch noch einzu« holen. Nun jetzt zapft an, wollen Tyroler Wein verkosten, haben freylich keine Be¬ cher, aber ein Krieger macht sich daraus nichts, unsere Helme sollen dießmal ihre Stelle vertreten. Ich Herr Markgraf will Euer Mundschenk seyn, und Euch den Wein kredenzen, soll Euch stattlich munden, --- wie ich sehe, so wollt Ihr plaudern, ich aber will trinken, dem der Wein gehört, der mag warten, bis er waS bekommt. — Wie ists denn? Könnt ihr damit nicht zu Stand kommen? Knappe. Ey, ist doch das Bettelding so fest zugemacht, als wenns sein Lebtage nicht hätte auügesoffeu werden sollen. Kurt. Uns sollS nicht zu fest seyn, frisch darauf los! Knappe. (Hat den Spunt herausge- schlagen, hält den Helm unter) Kurt. Ho! es rinnt, hol mich der Teufe, kein Tropfen Wein heraus. Stimme im Faß. Erbarmen! Er¬ barmen! (die Anapxrn fahren erschrocken zurück) K nr t. Hc ( ) Hc Kurl. Donner und Wetter! was ist das für Wein? Stimme im Faß. Rettet mich Ar¬ me ! Kurt. Innu, wenns nur um Rettung zu thun ist, das wollen wir schon. Greift an. (sie zerschlagen den Boden und dis obere wand des Haßes herab, und Eli¬ sabeth istmit gebundenenHänden iinHasi verwahrt). Element! Ist das Tyrolerwein? Elisab. Ach liebe, liaec Ritter, laßt mich los, erbarmt Euch meiner! Kurt. I Närrchen freylich, wir haben dich ja nicht gebunden! Elisab. Habt Ihr!—Nein Ihr habt mich nicht geraubt. Kurt. Geraubt wohl, aber vennurhlich den Spitzbuben abgenommen, die dich ge¬ zwungen, dieß Faß ;» deinem Wohnzim¬ mer zu machen. Doch zu was dieß Ge¬ plauder, du bist ja jetzt unter ehrlichen Ritters Leuten, also heraus! (loßt die Hände auf, und hilft ihr heraus) so, nun bist du wieder frcy in Gottes reiner Luft, und nicht im engen Weinfaß. Es ist ein feines H- ( rs ) Hr feines Bubenstückchen , ich möchtewohlden Erfinder davon kennen. Elisab. (ist niedergekniet) Dank, hei¬ ßen Dank,Attmächtiger,fürdeineRettung> die dn mir armen Mädchen sandtest, und nun zu Euch edler unbekannter Ritter, Ihr — Kurt. Schweig liebes Mädchen, dem Unterdrückten Hülfe zu leisten, istRitterS- pflicht, deine Rettung war aber bloßer Zu¬ fall; denen Kerls da dank es. daß sie so durstige Kehl, ^haben, bloß ihre Begierde Tvroler Wein zu kosten, erhielt dir ver- muthlich deine Unschuld, denn daß diese in Gefahr war, zeigt dein . rsam. Heda! schleppt das Faß fort, zenchlagt es, und laßt euch den Gelust nach Wein noch eine Weile vergehen, — oder wenn ihr ja Durst habt, so schöpft mit der hoh¬ len Hand dort Wasser aus dem Fluß, und loscht den Durst damit, wenigstens können wir uns mit diesem Wein nicht berauschen, (die Rnappen schleppen das Faß weg) Elisab. Ach daß ich zu arm bin, meine Befreyung Euch zu lohnen. Kurt. ) rft Kurt. Pfui liebes Mädchen, das mußt du nicht sagen. — Diese da lassen sich so eine That nicht bezahlen. — Unser Herr gibt ihnen hinreichenden Sold, mit dem sie zufrieden seyn können, und auch sind. Elisab. Sagt mir einmal liebster Herr Ritter! Wer istdenndort derjungefreund- liche Ritter, der bey dem alten Greis sitzt? Ludwig. Willst du meinen Namen wissen, holdes Mädchen? so sag mir zuvor den deinigen, denn du gefielst mir beym ersten Anblick. Kurt. Herr Markgraf ich bitte Euch , fangt nicht Feuer, diese Beute gehört mir, denn ich habe sie den Feinden weggehascht. Ludwig. Ist der Weiberfeind Kurt von Lreufeld endlich gefangen? Kurl. Ja der Teufel kann auch ge¬ gen ein solch paar blaue Augen bestehen. Kurzum, Herr Markgraf, wenns Mäd¬ chen will, und wenn die wollen, denen sie angebört, so ist sie in kurzer Zeit die Gat- tinn des Ritter von Treufeld- Ludwig. Was? so geschwind? Kurt! Kürt! du bist gewaltig getroffen. Kurt, Hc ( i4 ) Kurt. Ey, hab mein Herz lange ge¬ ring bewahrt, und nun brennt's lichterloh, und nur die Liebe dieses Mädchens kann die Flamme löschen. Ludwig. Nun Glück zu! Mas dein Freund der Markgraf vermag, werde ich nicht unterlassen. Elisab. ldie bisher neugierig horch¬ te, unterbricht sie) MikVergnnst, mei¬ ne beyden Herrn Ritter! Ist das in Eurem Lande so Sitte, daß man ei» Mädchen um ihren Namen fragt, und dann so mir und dir nichts, ohne die Antwort abznwarten , stehen läßt? Wißt also, ich heiße Elisa¬ beth, und bin die Tochter des Vogrs von Kufstein, sollte zu der Schwester meines Vaters, die auf dem Todtsnbette liegt, und nun wohlwird verschieden seyn, wurde von vier Vermummten angefallen, und in dieß Faß gesteckt, damit sie sicherer mit ihrem Raub entkommen, und von Karls von Mähren streifenden Reisigen nicht ange- haltcn würden. Ludwig. Streifen Karls Völker hier auch herum? Elisabeth A ( ) A Elisab. Ach freylich! Ueberall wo ste was zu essen vermuthrn, da sind sie gleich bey -er Hand, damit ja nichts auf Kufstein kommen solle; doch Margaretha lacht, Sie ist versehen genug mit Lebens¬ mitteln, und wenn Ihr Ludwig kommt — aber jetzt fällt mir was ein, Ihr bepde? Unbekannte Gesichter? Fremde Kriegs fahnlein? Fremde Reisige? Richtig! Der Markgraf ist da, (klatscht in die Hände) herrlich, herrlich! Aber welcher ist denn der Markgraf? (zuRurt) Ihr sepd es nicht — Ihr (schalkhaft) dürft es nicht senn —- Ja — Ja dieser ist Markgraf Ludwig von Brandenburg. Sein schwarzes Aug, seine schwarzen Haare, sein Antlitz ganz so, wie es Margaretha in Liebe taumeln¬ dem Entzücken mir oft schilderte. Ludwig. Ja ich bins, last dich küßen herrliches Mädchen, vertraute Freundinn Margarethens, und a. H meine Frenn- dinn. (küßt sie) Kurt, (halb fürsich) Ich wußte vor ein paar Stunde» noch nicht, was Liebe ftp, H- ( '6 ) ch sey, und nun fühl ich schon, was Eifer¬ sucht ist. Dieser Kuß — Elisab.(sieht ihn an) He! Herr Rit¬ ter! Ihr müßt nicht so grämlich drein se¬ hen. - Ihr seyd mein Erretter, also gebührt Euch auch Dank. Ich kann nichts geben, als Haltet mich nicht für leichtsin¬ nig, wohl aber aufrichtig. Seht, der Mark¬ graf gab mir einen Kuß, ich abergebe Euch einen so herzlich, so innig, als man ihn dem Retter der Tugend geben kann, (küßt ihn) Kurt. Um so einen Kuß rauf ich mit dem Teufel in der Hölle, und nun muß es heraus , was mich da preßt — Mädchen sieh mich an — Elisab. (schalkhaft) Nunich sehe Euch an — Kurt. So nicht! Du verdirbst mir meine ganze Anrede— Mädchen, sag, bist du mir gut? Elisab.' Ey ja, wär't s'^r bey uns oben aus dem Kufstein, da wollt' ich Euch hegen, streicheln und küßen, wie mein klei¬ nes Zicklein, das im Grase oben weidet, wollt' wollt' Euch Blümchen pflücken, und manch' leckeres Naschbislein zuflecken, wenns auch Frau Margareth für ihren Ludwig bereite¬ te. (zu Ludwig) Ihr müßt nicht böse seyn, ich rede, wie mirs ums Herz ist , ich bin noch zu wenig unter vornehmen Leuten ge¬ wesen, um Lügen zu lernen. Kurt. Süße Unschuld! Mit diesem Kuß der Liebe weih ich dich, wenn du willst, zu meinem Weibe. Willst du den Ritter Kurt von Treufeld zn deinem Gatten haben? Schlag dein holdes Aug nicht zu Boden. Mein Markgraf und dieser alte ehrwürdige mir zwar noch unbekannte Ritter sollen meines Schwurs und Rittcrhandschlags seyn. Elisab. Ach lieber Ritter! Ihr über¬ rascht mich mit einem Antrag, der mir zwar zur Ehre gereicht, allein bedenkt Ihr auch, daß wir uns noch nicht genugsam kennen, daß ich nichts anders, als meine Ehrlichkeit und Unschuld besitze. Kurt. Dieß wiegt den größten Braut¬ schatz auf Mädchen. Sprich ja, und unser bepder Glück ist gemacht. rjr ( i8 ) Hr Elisab. Nun in Gottes Namen! wenn mein Vater einwilligt, o so sag' ich mit Freuden Ja. Liebe Mutter! Blick'herab, und segne deine Tochter. Kurt. So Hcrzensmädchen! Bald ei¬ ne wackere Hausfrau. Udo. Ihr sagtet vorhin, daß ich Euch noch unbekannt bin, wohl ist es so, doch vergönnt mir als Rittereine Frage, und dann thut, wa. Euch gefallt. Ist das Mädchen eine Rittersfran? Elisab. Ach Gott! Mnß ich dann ei¬ nes Ritters Lochcer seyn, um diesen lie¬ ben zu dürfen. Kurt. Nein! Aber was thut düs zur Sache? Udo. Ihr fragt mich? Nun so müßt Ihr gar nicht wissen, was Ursitte, und altes Herkommen ist unter Rittcrsleuten; der srepe Deutsche vergreift sich nicht au einer nicht schöffenbaren Dirne. Kurt. Ho, ho! Das soll mir kein Mensch wehren, den Ersten, der sich ge¬ gen mich aufichnt, streck ich in den Sand, das gelob ich mit einem heiligen Eide. S ( '9 ) ri¬ ll- v. Lieber Ritter, Ihr fepd verliebt! Verliebte sind blind, und Blinde können nicht sehen. Am beßten ist's also, Ihr laßt Euch biederfreundlich warnen, bevor Ihr einen Streich begeht, der in der Folge großes Herzeleid über Euch bringen könn¬ te. Ihr dürft das Mädchen nicht heura- thcn, und wäre sie reihender noch als sie ist, und hätte sie eines Engels — Kurt. Nichtdürfen? Kein Mensch in der Welt ist vermögend mich von meinem Vorhaben abzubringen, ich schwör's bep Eid und Pflicht. Udo. Aber denktdoch nur den Schimpf, den Ihr dadurch auf eure ganze Sippschaft bringt. Eure Kinder und Enkel werden nicht mehr freye schöffenbare Ritter, son¬ dern schlechte lcibeig'ne Knechte scyn. Kurt. Ich heurathe Elisabeth, dabey blcibts, und die Kinder, die sie mir dann gebührt, sotten Waffen und Wehrgehäng tragen bis ins tausende Glied. Deinen Vater will ich umscine Einwilligung bitten, und ich glaube, er wird sie einem ehrli¬ chen Rittersmann nicht versagen. B L rjr ( 20 ) Hr Udo. Nein das wird er nicht! Ich selbst will Ihm zmeden. Bloß Euch zu prüfen, that ich diese Fragen an Euch, doch ein Mann, der sich so männlich über alle Be¬ denklichkeiten hinweg setzt, meyn't es red¬ lich, und verdient die Hand eines biedern Mädchens.— Kinder, scyd glücklich !Dicß wünscht Euch euer Freund. Elisab. Fast schäm ich mich Zusa¬ gen— ich darf doch auch Du— mein lieber Du sagen? Verzeiht, ich meyne nur so, weil Ihr auch Du mein liebes Weib zu mir sag't. Kurt. Ja mein holdes Ecsssss das darfst du sagen! Elisab. Noch eins, (führt ihn etwas vor, halb leise) der alte Ritter dort sagte, unsere (schlägt die Augen nieder) Kinder werdcnKnechte, und Leibeigene seyn müssen. Kurt. Nein, bep Gott! das sollen sie nicht. Elisab. Ja, werden wir denn auch Kinder bekommen? Kurt. Das hoffe ich, wenn Gott an¬ ders unsere Ehe segnet. Elisab. Ach! Was will ich dich dan« erst lieben, wie will ich die Kinderchen war¬ ten und pflegen. Ludwig. Nun, habt ihr noch nicht genug geplaudert? Elisab. Pfui, Herr Markgraf! Das war nicht schön uns just im beßten Ge¬ spräch zu stören. Ich könnte wahrlich böse seyn. Udo. Herr Markgraf, beliebt Euch nicht mir auf mein Schloß zu folgen? Willig tisch ich Euch und euren Kriegern auf, was Küche und Keller vermögen. Kurt. Ja, thnt dieß Herr Markgraf. Ich will unter verstellter Kleidung Marga¬ rethen Nachricht von eurem Hierseyn geben, und sie so lang zu beruhigen suchen, bis Ihr mit eurer ganzen Macht Kufstein ent¬ setzt. Auch kann ich zugleich meine Elisa¬ beth ihrem Vater bringen. Elisab. Ach lieber Kurt! das wird hart gehen, denn jetzt kann ich Euch schon frey gestehen, weil ich Euch kenne. Mar¬ garetha schickt mich aus, ob noch keine Nachricht von Ludwigs Annäherung zu He k 22 ) Hr hören wäre, und was ich von meines Va¬ ters Schwester sagte, war eine Nothlüge, weil ich noch nicht wußte, mit wem ich's zu thun hatte. Mit großer Sorge entkam ich aus der Veste, und wenn man dich er¬ tappte, du bist ein Mann, ich nur ein schlichtes Mädchen, wie leicht könnte man dich erkennen, und dann — Kurt. Keine Sorge, ich will mich so verstellen, daß selbst du Mühe habenwirst, mich zu kennen. Ludwig. Wack'rer Udo, ich nehme euer Anerbiethen an. Kommt meine Kin¬ der, im Hause der Freundsck af- "oll mir und euch eine Stärkung wo^t.> 'v ° -chen , bis ich Euch thätiger lohnen i . Ver¬ reise ich mich dort hinauf, dort thront der Vergelter, der alle gute Thaten, die hier verrichtet werden, mit ewiger Seligkeit lohnt, und sagt, welche ist wohl schöner , lobenswerther, als mit fester Treue trotz allem Ungemach an seinem Fürsten hängen. Wack'rer Udo, treuer Kurt mit deiner Elisabeth! Warum ist es deinem Markgra? fen noch nicht gegönnt, so mit Margare¬ tha zu kosen, so an ihrem Halse zu hän- ch ( --Z ) gen? Kommt ! — (Lärm, Waffengeklir) Was ist das? (allestehen mit gezückten G'chwerdtern.) Dritter Auftritt. (Vorige. Bauern,böhmische Reisige kommen im Kampf über das Gcbirg, die Reisigen fliehen, dieBauer» sind mit Sensen, Prü¬ geln, Dreschflegeln und Hacken bewaffnet. Nachdem sie die Reisige in die Flucht getrie¬ ben haben, ruft) Udo. He, Kinder! Was habt ihr denn La? (die Bauern kommen näher) Wallram. Ach! Es war nicht viel, wir haben ihnen nur gezeigt, was die Ty- roler können. Es ist nicht viel besser als eine Hasenjagd gewesen. Glaubten die Dumm¬ köpfe, weil wir keine Schilder, Panzer und Schwerdler haben, wir könnten uns niKt wehren. Ja, das ist erlogen; der Lyroler schlagt dreymal auf einen Fleck,— wenn man's erstemal nicht recht spürt; ja mein Eid, (ein Provinzialismus) so rhmr wir. Aber sag' mir einmal, was ist chl ( 24 ) rft denn das für ein Mann? Doch kein Feind von unserer Frau, folglich auch von uns. Udo. Nein! Es ist — Ludwig. Sagt es heraus, wackerer Udo! Für solche biedere Menschen brauch' ich mich nicht zu verstellen. Udo. Kinder! Es ist Ludwig von Bran¬ denburg, bald Margarethens Gemahl, und dann auch euer Gebiether. Wallram. Ja!— ist das wahr? — Glück und Segen zu deinem Eintritt ins Tyrol. — He, ihrSappermenter? könnt ihr nicht niederfallen, es ist ja unser zu¬ künftiger Herr. Du Markgraf halt dich nicht auf! — daß ich dich duKe, rs.rmey* nen's nicht bös damit, nimm's nicht übel, wenn wir dir nicht so schmeicheln, wie's du vielleicht gewohnt bist. Der Tyroler schmeichelt nicht, davor heuchelt er aber auch nicht, sondern redt, wie ihm ums Herz ist. Grüß dich Gott zu tausendmal, sieh, bin schon ein alter Kerl, aber es freu't mich doch, daß ich den Tag erlebt habe. Willst mich einmal auf meiner Alm Heimsuchen, es that mich wahrlich freuen, denn es wird mir beweisen, daß du nicht stolz bist. Leb wohl, und mach, daß du unsere Frau Margareth bald aus dem Kuf¬ stein erlösest, damit die Hochzeit nicht zu lang aufgeschoben wird, denn so viel ich gehört habe, so ist die Scheidung zwischen ihr und dem böhmischen Johann schon rich¬ tig. Nun , es ist auch besser, —die Wei¬ ber, die wollen ja einen Mann haben, und bisher hat's ja nur ein Kind gehabt, Gott befohlen. He! was ist denn das? Ist das nicht des Vogts zu Kufstein seine Tochter? Ey, ey! Hast denn du dich auch schon er¬ obern lassen? Ha, ha! Ihr macht's nicht übel; ihr bringt dieWeiber erst aufeure Sei¬ te, nachher meynts, habts mit den Män¬ nern keine so lange Arbeit. Nu mach, was dir gut dünkt, mein lieber Markgraf! uns ist alles recht, wenn wir nicht gedrängt, und gedrückt werden, so geben wir Gut und Leben her; Gott befohlen, wir gehen auf die Alm. Ludwig. Lebt wohl, gute Tyroler lebt wohl. Udo. Laßt des Markgrafen Ankunft nicht jedermann wissen. Hr ( -6 ) Wakr a m. Ach! Die Tyroler können ja schweigen , sind ja keine Fratzen.^ (ab übers Gebirg. Markgraf, Ndc», Kurt und alle Reisige links ab) Vierter Auftritt» Gemach auf der Veste Kufstein. Margaretha allein. A Liebe, wie bist du so süß, und so bitter! Augenblicke verschwinden froh mit dir, und Jahre ohne dich freudenleer. Im großen Wirbel der Welt wird oft die Liebe zum Eckel, denn die Prunk Menschen über¬ laden sich die Herzen damit, ach! in der Einsamkeit, in eine Wüste wollt' ich mit Ludwig glücklicher seyn, und Johanns prächtige Schlößer in Böhmen dünkten mir Schlangenhöhlen gegen meine Klause, wenn ich sie mit Ludwig bewohnen könnte. S Vater Heinrich! Du hast mich unglücklich gemacht durch die Ehe mit Johann, denn deine Tochter dürstete nach Liebe, und konnte die ihr wohl ein Johann, ein Kind gewahren? — Ach! wenn er kömmt, Hc ( 27 ) Hr wenn ich Ludwigs Gattinn bin, — dann, — 0 dann, welch herrliche Aussicht! Aber wie mir bey diesem Gedanken das Herz für Angst und Freude pocht, so wie es mir unterm Panzer auch im heiße¬ sten Schlachtgetümmel nie schlug; — wie wird er es anfangen,— wie enden? — Pfui, Margaretha! seit wenn bebst du? seit wenn bebt Liebe für Gefahren? Liebe macht ja den Zaghaftesten herzhaft, war¬ um mich muthlos? Nein! — Ludwig, ich zitt're nicht, denn ich kann sterben, sterben mein Ludwig für dich und mit dir. Fünfter Auftritt. Vorige, Grimilde und der Knabe zankend. Grim, (vsn innen) Und ich sage, Ihr dürft nicht. Kn ab. Den will ich sehen, der mirs wehrt. Grim. Ich Kn ab. (hereirftrettend) Ihr — ach recht gut , daß Ihr hier seyd liebe Mutter. rkc ( 28 ) M arg. Was willst du lieber Albert? Knab. Ach! da Grimilde will nicht, daß ich heute einen Fang thun soll, aufden ich mich besonders freue. Marg. Und warum will sie das nicht? Knab. Meilsiedenkt, ich möchte Scha¬ den nehmen. Marg. Dann thut die gute Grimilde wohl daran, daß sie dich znrückhält. Knab. Ja es sollte mir aber nichts Schaden. Hört nun liebe Mutter, als ich gestern wieder einige meiner armen Täub¬ chen todt im Taubenhaus fand, so ward ich so glücklich das Nest des M- rders zu finden, ich nahm meine Ar . lauerte auf ihn, und — Marg. Nun warum Zockst du denn? Knab. Weil ich mich schäme, doch ich will aufrichtig seyn, ich fehlte ihn-— Marg. Deßwcgen brauchst du dich nicht zu schämen, denndirß kann auch dem geübtesten Jäger begegnen, doch die Ur¬ sache deines Streites mit Grimilden habe ich noch nicht erfahren. Knab. I nun sie wollte mirs verweh¬ ren, da ich offenherzig genug war, ihr al- les zu erzählen, sie verbotst mir sogar dem Marder nach zustellen, weil sie furchtet—- sie kann schon fürchten, sie ist ein Weib, (sich in die Brust werfend) aber ich bin ein Mann — Grim. Ey über den Mann , ha! ha! Kn ab. Ja lacht nur wie Ihr wollt, ich bins doch, und das könnt Ihr, Ihr mvchts anstellen wie Ihr wollt, nicht werden, denn ein Mann muß Muth ha¬ ben , und an dem meine liebe Grimilde mangelt Euch gewaltig, Ihr send furcht¬ sam wie die Weiber alle sind. Marg. Alle, trift der Vorwurf auch mich mein Kind ? (sanft verweisend ) Kn ab. Euch nicht, Ihr seyd ein Aus¬ nahm von Weib, so sprechen alle Leute, und eben darum muß ich Euch sagen, freuet es mich, daß ich Euer Sohn bin , ich lie¬ be Euch gute Mutter, ach ich kanns nicht sagen wie ich Euch liebe (umfaßt sie) Marg. Mein Sohn , aber wenn du mich liebst, so geh und bitte die gute Gri¬ milde um Vergebung, daß du sie, die meine Freundinn deiner Mutter ist, belei¬ digt hast. H- ( s« ) H- K n ab. Gerne, nicht allein, weil ihr es befehlt, sondern weil ich sie selbst auch gern habe, wenn sie mir nur nicht so oft widerspräche. M a rg a. Ein Kind muß nicht in Allem den Willen haben. K n ab. Liebe Mutter! nennt mich nur nicht Kind, ich bin euer Sohn, für ein Kind denk ich, wär ich zu groß. Ach! wenn, ich nur auch schon groß genug wäre, den böse» Karl von Kufstein wegzutreiben, daß wir nicht mehr so eingesperrt wären, und ich wieder imfreycn herumspringcn könnte. Marg. Geduld mein Sohn! vertraue auf Gott der wird alles zu unserm Beßtsn lenken. Sechster Austritt» Nötige, dazu Anshelm von Haslang- A n s h. Vergebt, gnädigste Frau , wenn ich Euch stbrc, aber eines treuen Dieners Pflicht ist zu warnen, wenn Gefahr ob¬ waltet.—In Karls Lager beginnt rs sehr rft ( Zl ) lebhaft zu werden , es scheint als wollte er einen Sturm versuchen. Marg. Mag er, diese Veste trotzt sei¬ nen Stürmen, und meine Getreuen werden jeden seiner Versuche fruchtlos machen. Ansh. Gnädigste Frau, ich halteins¬ geheim nur wenig Worte mit euch zu spre¬ chen , doch wünsche ich ohne Zeugen. Marg. Grimilde! geh mit Albert in mein Schlafgemach, bis ich euch rufe. (Grimilde mit dem Knaben ab.) Siebenter Auftritt» Anshelm und Margaretha. Marg. Nun sprecht, ich erwarte un¬ geduldig was ihr mir zu entdecken habt. Aus h. Gnädigste Frau, leßt ihr nichts in meinem Gesichte? Marg. Lieber Ritter Anshelm, ich gestehe euch gern meine Schwäche in die¬ sem Punkte ein — ich lese nichts, oder mindestens so wenig, daß meine Neugier nicht gereitzt wird. rft r Z2 ) An s h. Daß ich ein treuer Diener bitt, ' dessen denk' ich, solltet Ihr überzeugt seyn. Marg. Wenigstens hoffte ich nicht das Gegentheil zu erfahren. An sh. Nun dann in wenig Worten den Beweggrund meiner felsenfesten Treue, wenn Ihr mir weiter zu rede» erlaubt, — ich verehre — ich liebe Euch, daß Ihr meine Fürstin seyd, weiß ich, allein ich weiß auch, daß Ihr so gut wie ich die Gefahr kennt, in der Ihr schwebt, und dieß, daß Euch nur ein Mann von Entschlossenheit zu ret¬ ten vermag. Marg. Mich? Ansh. Ja. Marg. Vergeßt Ihr, daß ich Eure Fürstin, daß ich Johanns Gattin bin? Ansh. Beydes hab ich reiflich über¬ legt; daß Ihr Johanns Gattin seyd , be¬ darf gar keiner Erwähnung mehr, da ihm auf Euren Befehl die Pforte Eures Schlo¬ ßes versperrt, und Ihm von Eurem Ober¬ hofmeister Guido von Wolfsburg inEur.m Namen bedeutet wurde, daß Ihr Euch von Ihm wolltet scheiden lassen, und einen Mann wählen, der geschickter wie er wä- Hr ( ZZ ) ch: ' re , Euer Eigenthum zu beschützen, dieser Mann sollte nach Eurem Willen—Ludwig von Brandenburg seyn. M arg. Nun, wenn Ihr das so gut wißt, um desto befremdender muß mir Eu¬ er Betragen und Antrag seyn. Ansh. Solltebloß—sagich/dennnoch ist Er es ja nicht, wo bleibt denn d'iesev gepriesene Held — warum kommt er nicht. Euch seine Liebe und Tapferkeit zn bezei¬ gen,— nicht wahr, Eure Hand will er? Euer Land will Er? aber erst dann, wenn Ihr frey, wenn Ihr allein Herrscherin« seyd. — O wie fein! M arg. Anshelm schweigt mit Euren Lästerungen gegen den Mann, den ich mei¬ ner Liebe wcrth achte. - A n s h. Gnädigste Frau, ich bitte Euch, - stoßt nicht muthwillig den treuen Führer t von Euch, der jederzeit — - Marg. Rechnet mir doch Eure Ver- - dienste nicht an, was Ihr gethan habt, 1, war Schuldigkeit, denn der Unterthan ist n seinem Fürsten Treue schuldig, daß ich Euch n ««höre,geduldig anhöre, ist Gnade von mir, ü C rjr ( Z4 ) die Ihr erkennen müßt, oder glaubt Ihr, weil ich in dieser Veste von Feinden einge¬ schloßen bin, weil der treue Guido in Bay¬ ern abwesend ist, daß ich darum zaghaft seyn, mich schrecken, und mit freyem Willen ein Band knüpfen sollte, das mir so lästig wäre, als dieehmals gezwungenen Fesseln? Nein Ritter Anshelm, ihr mögt mir ein guter Feldhauptmann seyn, aber mein Ge¬ mahl werdet ihr nie, dieses Gespräch's will ich nie wieder, erwähnt wissen, ich selbst will mich mühen, eS ganz zu vergessen. Thut künftig hin eure Schuldigkeit, und ich werd's Euch lohnen , aber nicht mit meiner Hand. Ansh. Nicht? Margaretha Ihr müßt — Marg. Vasall! — Diener, nicht diese Sprache — A n s h. (dringend sie um den Leib fassend) Margaretha! Marg. Zurück Elender, Grimilde! Achter Auftritt. Vorige, Grimilde, Albert. Marg. Ritter Anshclm von Haslang, wo ihr eS noch einmal wagt, allein zu Hr ( ZA ) A mir zu kommen, so (sich fassend) ich wer¬ de Euch jederzeit meine Befehle zu wissen thun, ohne daß ihr Euch zu mir bemühen dürft, geht. Ansh. (für sich) Tod und Verder¬ ben mein Entschluß ist gefaßt. K n ab. Hatt Euch Ritter Anshelm was zu leide gethan, Ihr seyd ja ganz erhitzt? (zu Anshelm) Ritter beleidigt meine Mut¬ ter nicht oder (wirft ihm den Handschuh vor die Aüße) Ihr habts mit mir zu thun. An sh. Verdammt (für sich) Knabe, das will ich dir gedenken, (ah) K n aV. Pah! ich fürchte Euren dro¬ henden Blick nicht, kommt liebe Mutter - ich will Euch schützen, (ziehtsein Schwerdt) Grimilde ich bin Euer Ritter, wenn Ihr nicht immer und ewig mit mir Hofmeister!. Marg. Lieber Sohn, Krim. Ja, wenn man den Kindern den Willen thut, weinen sie nicht. (der Rnabe führt bevde ab.) Ende des ersten Aufzugs. C 2 Hr r 36 ) ch Zweyter Auszug. Das Lager bes Markgrafen bon Mähren, im Hin¬ tergrund die Veste Kufstein, an deren Fuß der Inn fließt- Erster Auftritt. (Karl von Mähren, im Hintergrund bey seinem Zelt zwey Mann Wache, hr« und da Reisrge beschäftigt) Karl. ^öald Meder ein Tag ungenü^t verstri¬ chen, ohne «einen Zweck erreicht zu ha¬ ben. Wird men armer Bruder sich nicht grämen, wenn G- noch keine entscheiden¬ de Antwort von ilir hört. Doch beschlossen ist es, Morgen wird gestürmt, wir wollen doch sehen, ob Kufstein unüberwindlicher als Wolfsburg ist. Ha! Guido ! du treuer Freund und Rathgeber Margarethens , daß ich dich nicht gefangen bekam, dieß allein trübt meine Freude, vermindertdieGröße meines Sieges. rft L 37 ) Zweyter Auftritt. Vorige, ein Knappe. Knappe. Ein Bauer, der sich bis an unsere Vorwachen schlich, und sich nun für einen verkleideten Ritter ansgibt, ver¬ langt bey Euch gnädigster Herr ein geneig- ,tcs Gehör. Karl. Ein Ritter, laß ihn kommen. (Rnappe geht ab) Hm! werdasseynmag? War cs ein Abgesandter, so hatte Er ja frey und offen zu mir gekonnt, hätte nicht erst eine Verkleidung gebraucht, sicher ein Vcrräthes! ob ich Ihn annchme? hm! an- hören ke.e Burg¬ vogts von Kufstein, sollte zu der Franken Schwester meines Vaters, wurde aber von vermummten Reisigen angefallen, die mich, Gott weiß, wohin, würden geschleppt haben, wenn nicht ein Trupp Reisige von eurem Heere mich befreyet hätten, und ich dann ruhig mit diesem guten Alten die Straße daher zog. - Karl. Ich würde dich gleich jetzt unge¬ hindert nach der Veste ziehen lassen, denn mit Mädchen führ'ich keinen Krieg, auch H- ( 49 ) Hs nicht mit Weibern. Nur diese Widerspen¬ stige brachte es dahin, und die Ehre mei¬ nes Hauses fordert, daß ich vollführe, was ich begann. Sechster Auftritt. Knappe, Vorige. Knappe. Gnädigster Herr! Alles ist zum Aufbruch gerüstet, man erwartet nur eure weiteren Befehle. Karl. Nun dann auf! (Zu Rurt) Sich alter Freund, dieser hülst mir Kuf¬ stein obste viel Blutvergießen erobern. Ritter Anshelm von Haslang macht eure Sachen klug, sonst ist mein cig'nes Schwerdt die Fehde, die euer Todesurthei! unter¬ schreibt. (rasch ab, RitterHaslang und Reisige folgen ihm) Kurt. Wart höllischer Bube! das sollst du nicht ungestraft gethan haben, (folgt mit Elisabeth) D rjr ( Lo ) Siebenter Auftritt. (Gemach auf der Veste Kufstein) Margaretha, und Burgvogt kommen von verschiedenen Seiten. Marg. Was bringt Ihr? Bnrgv. Gnädigste Frau! Ich bin sonst gern der Uebcrbringer guter Bot¬ schaften, aber dießmal scheint mir, bring ich eine schlimme. Marg. Und die wäre? — sprecht! — Ich bin auf Alles gefaßt. Burgv. Gnädigste Frau! Ihr wiß't es, und hab't auch um dcsscntwlllen mich nie gescholten, daß ich frcylich ein Bischen zu stark den Wein liebe; im Grunde ist's mir aber auch nicht übel zu nehmen, weil ich jetzt kein Weib mehr habe, so halte ich mich dafür an den Wein, denn einen Zeit¬ vertreib muß der Mcnfch doch haben. Marg. Weiter, weiter! Burgv. Ich mar also heute wieder nach meiner Gewohnheit in den Keller gegan¬ gen, um mich mit dem edlen Rebensaft A ( A' ) Hc zu lezen. Wie ich nun denke, ich hatte genug, denn gar zu viel kann ich eben auch nicht vertragen, und wieder die Treppe ganz sachte hinanfsteige, so seh' ich Ritter Has- lang als Bauer vermummt längst der Kel- lerthür vorbcy schleichen, und auf einmal verschwinden. — Das kam mir freylich gewaltig verdächtig vor, ich wollte mei¬ ner Schuldigkeit gemäß Euch gleich davon benachrichtigen, aber— nun kommt mein Verbrechen — mein Kopf ward mir so schwer, daß ihn meine Beine nicht mehr tragen konnten, ich siel in eine Ecke, und schlief ein; wie lang ich vhngefähr geschlafen habe, das weiß ich nicht, aber daß Ritter Haslang nicht mehr in der Burg ist, das weiß ich gewiß. Marg. Nicht in der Burg? Sicherist der Verrather zu unfern Feinden überge- gangen. Ha! Nun versteh ich deine Droh¬ worte, Elender! Doch deine Schurkenra¬ che soll dir nicht gelingen. Auf! Laßt alle meine Reisige versammeln, jeden Ausfall gut besetzen, daß die Feinde uns nicht überfallen können. D r Hr ( F- ) Hr Burgv. Ach -u lieber Gott! ich bin ein unglücklicher Mann, wenn meine Nach¬ lässigkeit Euch Schaden brächte. Wein! Wein! du hast mich in meiner Pflicht lau gemacht, das verzeih ich dir nimmermehr. Achter Auftritt. Vorige, Gri milde und Albert (sehr eilig.) Grim. Gnädigste Frau 1 Knab. Liebste Mutter Zugleich Marg. Was ists? was bedeuten Eu¬ re blassen Gesichter? Grim. Die Feinde haben — (Getoße, Trompetenstöße, Waffenklirren.) Knab. Der nichtswürdige Anshelm , aber sorgt Euch nicht, ich will mich weh¬ ren so lang ich einen Blutstropfen habe. Marg. Ha, Ihr Bubenstück soll Ihnen nicht gelingen (reißt ein Schwerdt von der Wand.) Burgv. Ich unglücklicher, pflichtver¬ gessener Mann! Hr ( LZ ) Grim. Kein Widerstand nützt mehr, sie sind schon in der Veste, (das Getost kommt näher, bis endlich) Neunter Auftritt. Karl, Anshelm, und vu-te Reisige eindringen. Vorige. Karl, (zu Margarets», die sich ihm entgegen stellt) Ergeb! Euch , damit ich mein Schwerdt nicht gegen ein Weib — Marg. (will auf ihn hauen, wäh¬ rend diesem entreißt Anshelm rückwärts Ihr das schwerdt , gibt es Karl, und schleudert Margarethen den böhmischen Reisigen in die Arme.) Ansh. So rach! sich der beleidigte Ans- Helm von Haslang. Marg. Elender Verräther, kriechender Schurke, dich veracht ich nicht einmal. Ansh. (zumRnaben) Gib deine Steck¬ nadel her, junger Held! Knab. Nehmt mirs, wenn Ihr Muth habt, Feiger! (zu Rarln) Euch geb ich, mein Schwerdt, aber von dem niederträch- Hr ( 54 ) ch Ligen mag ich mir's nicht nehmen lassen, da,« (gibt es ihm) ich bin Euer Gefangener, gebt mir ritterliches Gefängniß. Karl. Mit dir Kleiner hernach, (gibt das Schrverdt einem Knappen) Nun mit Euch ein paar Wort Frau Gräfin, einst meine geb.ebte Schwägerin. Im Namen meines gekränkten Bruders stehe ich nun hier, und frage Euch : Was konnte Euch dazu verleiten, ihm so schimpflich zu be¬ gegnen, ihn aus einem Lande zu verjagen, das durch Eure Hand das seinige ward, was konnte Euch verleiten, eine Trennung einer Ehe zu suchen, was konnte Euch da¬ zu bewegen , feindselig gegen mich zu handle» , da ich bloß gekommen war, einen gütigen Vergleich mit Euch zu tref¬ fen, das Unbillige Eures Verfahrens Euch vor Augen zu legen, Euer Unrecht Euch zu beweisen, und dann Euch Verzeihung bey Eurem Gatten Eures unbesonnenen Schrittes wegen zu verschaffen. Marg. Eure Vermittlung zur Aussöh¬ nung bedarf ich nicht, noch weniger aber Verzeihung; wenn Ihr gekommen seyd, dem wahrhaft gekränkten Verzeihung zu ( FF bewirken, so wäre an mir die Reihe, doch ist esdennnöthig, inich über Dinge zu verchei- digcn, die Ihr und die ganze Welt ohnehin weiß, um Euch aber zu beweisen, daß es mir nicht an Thatsachen zu meiner Vertheidigung mangelt, will ich reden. — Der Befehl mei¬ nes durchlauchtigsten Vaters band mich an den zehn jährigen Johann , und zerriß eine glücklichere, ach nur zu kurze Ehe mit Guido von Wolfsburg , in der ich diesen Knaben erhielt. Manner, wer unter Euch geliebt hat, der wird darum nicht verächt¬ lich auf mich blicken , daß diese Ehe Heim¬ lich geschlossen ward, aber wer mich kennt, weiß auch , daß ich von der Zeit an allen geheimen Umgang mit Guido sorgfältig vermied, daß ich nach allen meinen Kräften mich bemühte, treu — Karl. Wahr, dieß muß selbst ich Eu¬ er Feind eingcstehen, aber weswegen her¬ nach dieser gewaltsame Schritt? Marg. Dieß könnt Ihr noch fragen? gabt Ihr Euch während Eures Aufenthalts in Jnsbruck nicht alle mögliche Mühe, die schlafenden Geisteskräfte Eures Bruders zu erwecken , und wie gelang es Euch? Hc ( 56 ) H- Veranstaltetet Ihr nichtTurniere u. Banket¬ te? dem Turmer konnte er nicht beywohnen, seine Kräfte waren zu schwach, denen Ban¬ keten wohnte er bey, aber der Wein vernich¬ tete vollends alle Hofnungen. Umzubilden versprachtJhrEuren Bruder, den unmöglich ein verständigesWeib schätzen kann,Jhr habt Ihn aber im Gegentheil dadurch nur noch mehr verdorben, den» durch Euch wurde er zu jenen Lustbarkeiten geführt, die er nun schwelgerisch genießt, doch genug von ihm — nun zu Euch. Verspracht Ihr mir nicht Kärnten wieder zu erobern, verspracht Ihr mir nicht, als ich beynahe die Hofnung dazu aufgab,weilKärnten unterLssterreichs neuer Regierung sich glücklich fühlte, Luren- burg an dessen Stelle zu erhalten, und wie habt Ihr dieß Versprechen erfüllt? Könnt Ihr mir es verargen, daß ich es endlich müde ivar , m>ch hintergehen zn lassen, und auf Mittel dachte, meineErben wieder zu ergän¬ zen, weil ich sähe, daß es durch Cure Hülfe nimmermehr geschehen würde. Ehedem heu¬ cheltet Ihr Achtung gegen mich, und rühm¬ tet meine Einsichten in Staatssachcn und Angelegenheiten der Regierung, späterhin ch ( 57 ) zweifeltet Ihr daran, und Eure Achtung verwandelte sich in Mißtrauen. Karl. Ihr beleidiget mich,wcnnJhr—- Marg. Nein ich kann Euch nicht belei¬ digen, denn ich spreche Wahrheit. Habt Ihr nicht durch Fremdlinge meine treuesten Diener von Ihrem Posten verdrängt? oder gabt jenen Aemter , auf welche diese die gerechtesten Ansprüche hatten, und Mi߬ trauen in meine brave Tyroler, ist die größte Beleidigung für diese wegen ihrer Aufrichtigkeit und Treue geschätzten Nation, so entwandet Ihr mir nach und nach die Herrschaft über ein Land, das mir , nicht Euch gehört. Selbst die Eroberung dieser Veste ist ein Bcweiß, daß Eure Kreatu- turen sich allenthalben unter meinen Getreu¬ en befinden. Karl. Nein Margaretha, kein Mi߬ trauen in Eure übrigen Diener. Dieser ganz allein (aufHaslang zeigend) ver- schafke mir diö Mittel, Euch so unvermu- thct zu überwältigen, damit Jhraberseht, daß ich wahr rede, so will ich ihm in Eu¬ rer Gegenwart den Lohn seiner Verrathe- rey auszahlen. Hier in diesen Sakel sind H ( L8 ) rft hundert Goldgulden. Ich denke so vieles Menschenblut, das dadurch geschont wur¬ de, ist schon dieses Preises wcrth, dächten Tyrols Ritter so wie Ihr als Fremdling, dann würde ich's nicht der Mühe wcrth achten, dicß Land meinem Bruder zu er¬ obern, allein die Wunden meiner Krieger sind Bürgender tyrolerischeu Tapferkeit und Treue. Euch aber Margaretha muß ich so lange in enge Gewahrsam bringen lassen, Liß Ihr Euch eines bessern besonnen , und thätige Beweise Eurer Reue und Besserung gegeben habt. Marg. Mich? Vergeßt Ihr, daß ich Bcherrscherinndicses Landes, sstß ich Euch an Stand und Geburt gleich bin, daß ich Eure Schwägerin war? Karl. Biß Ihr diese wieder seyd, biß Ihr Euch mit Eurem Gatten versöhnt habt, so lange bleibt mein Vorsatz unveränderlich. Wer istderBurgvogt? Burgv. 'etwas scheu) Ich bin es. Karl. Dir übergeb ich sie. Dein Kopf — merke wohl auf, dein Kopf haftet mir für Mutter und Kind. Burgv. (ängstlich) Gnädigster Herr. Hr ( S<- ) rft Karl. Hast du nicht eine Tochter? Burgv. Die hab ich. Karl. Sie ist bey mir im Lager, doch bald sollst du sie wieder sehen. Diese, und sonst Niemand wird bey Lebensstrafe zu ihrer einstweiligen Bedienung zu Ihr gelas¬ sen. Der Knabe wird an einem-andernOrt verwahrt, fort. — (die Reisige ergrci- fen sie, und den kleinen Albert.) Kn ab. Mutter, man will mich von Euch trennen! ach hatte ich doch mein Schwerdt. M arg. Laßt mir wenigstens mein Kind, diesen kleinen Tröster in meinen grossen Leiden. Karl. Mein Befehl ist unwiderruflich, fort. Marg. O mein armer Sohn! Gott stärke dich (in abführrn.) Knab. (da ihn Ritter Anühelm au- Zreifen will) Fort! du bist ein Schurke, von dir läßt sich kein ehrlicher Mann füh-7 «en. (stoßt ihn weg, alle ab.) Ende des zweiten Aufzugs rft ( 60 ) ch: Dritter Auszug- (Zimmer auf Udo von Wildensteins Burg.) Erster Auftritt. (Udo. Ludwig. Mehrere Ritter sitzen um den Lisch, und zechen.) Udo. Ä?ird nun wohl auch schon bey eurer Margareth seyn, und sie trösten, der wa¬ ckere Kurt, wenn's ihm anders geglückt ist. Zwar scheint er mir ein Waghals zu seyn, und nun vollends spornt ihn die Liebe, und einem Liebenden — ach! dem ist keine Mauer zu hoch, und kein Wasser zu tief, das weiß ich aus Erfahrung. Ludwig. Ja wohl, und Kurt ist noch dazu ein treuer Freund; ach! daß ich nicht an seine Stelle gieng , daß ich ihn ziehen ließ. Udo. Lieber Markgraf, besser, ist bes¬ ser! Freylich kennt Euch Kar! nicht, aber ( 6i ) ch ist es unmöglich, ob nicht einer seiner Rei¬ sigen Euch erkennt hätte, und dann wäre das Uebel größer als es jetzt ist. Nun ist nur Margaretha eingeschloffen, und Ihr könnt, so bald Ihr hinlängliche Hülfsvöl- kcr erhaltet, Karln zwingen, die Belage¬ rung Kufsteins aufzugeben, aber dann, wenn auch Ihr sein Gefangener würdet, bedenkt, welch Vortheil ihm daraus wüch¬ se, der ganze Krieg würde ohne Schwerdt- streich geendet werden. Ludwig. Ihr habt recht; doch weilt Kurt zu lang, so soll mich nichts abhal¬ ten, in verstellter Kleidung selbst genaue Kunde eiiizuholen. Zweyter Auftritt- Vorige. Ein Knappe. Knappe. Herr Ritter! Ern Reiter im strengsten Gallopp kommt der Burg zu, er winkt, ihm das Thor zu öffnen; sollen wir, oder sollen wir nicht? Udo. Welche Frage! Seitwann bleibt einem Ritter meine Burg verschlossen? Hc ( 62 - Knappe. Wie mir scheint, so ist es -er Ritter, -er heute Morgen mit -em Herrn Markgrafen kam, und denn — Ludwig. Was? Mein Kurt! Udo. Hurtig, laßt die Zugbrücke nie¬ der, spudek euch. (Rnappe lauft ab) Ludwig. Ritter Wildenstcin! Was soll meines Kurts schnelle Rückkunft be¬ deuten? Udo. Scyd ohne Sorgen Herr Mark¬ graf, vermuthlich bringt er gute Bot¬ schaft, und um sie Euch eher kund zu ma¬ chen, reitet er so schnell. Laßt Euch da¬ durch nicht irrig machen. Trinkt Ihr Her¬ ren Ritter, und isi's was Schlimmes, je nun, auf Gott vertrauen, der wird's schon wieder zum Beßten lenken. Ludwig. Ha! Ich höre schon seine Tritte. Dritter Auftritt. Vorige. Kurt. Ludwig. Kurt, wo weilst du so lange? ( 6z > Kurt, (noch in der Szene) Hier bin ich schon, Herr Markgraf! (hevaustretend) Ludwig. Du bringst — Kurt. Böse Nachrichten— sehr böse. Eure Margaretha ist — Ludwig. Todt. Kurt. Nein, dem Himmel sey es Dank, das nicht, aber gefangen. Die Veste Kuf¬ stein ist heute erobert worden. Ludwig. Heute, mit stürmender Hand ? Kurt. Nein! Ein Schurke, ernennt sich zwar Ritter Anshelm von Haslang, hak einen Gang, der unter einer kleinen Ab¬ leitung des Inns verborgen war, entdeckt, und durch diesen Gang Karls Völker hin¬ eingeführt, die sich Margarethen und ih¬ res Knaben bemächtigten. Ein Böhme aus Karls Gefolge hat mir alles entdeckt; ihn gewann ich durch Geld, mir ein Pferd zu leihen, um Euch dich so schnell als möglich zu hinterbringen. Ludwig. Margaretha gefangen! Mei¬ ne treue» Freunde! Ich sehe auf Euer al¬ ler Antlitz, ich sehe es an dem sprechenden Blick, den Ihr erwartungsvoll auf mich heftet, an diesem edlen Zorn, der in en- tzr ( 64 ) reu Augen funkelt, an dieser Feuerröthe, die immer höher und höher eure Mangen färbt; daran erkenne ich's, daß diese Nachricht dem Donner gleich Euch aufge¬ schreckt hat. Meine Seele zittert vor Ent¬ setzen, meine Stirne glüht, seht es selbst, wie sie glüht, und meine Zunge versagt mir beynahe den Dienst, Euch noch ein¬ mal zu wiederholen, Margaretha ist ge¬ fangen, die ich als Gemahlinn bald zu umarmen hoffte, die immer ihrem Retter entgegen sah, diese,— ha!— schänd¬ lich ! — Auf, sie zu retten, — sie zu rä¬ chen. O Allmächtiger, stähle meinen Arm, schenk mir Kraft und Stärke zu befreyett die arme Leidende, zu rächen an dem verrätherischen Buben, der den heiligen Stempel der Menschheit verunehrt, und Lurch diese niederträchtige That brandmarkt. Fort! Wer mein Freund ist, folge mir. (will ad) Udo- Mein theuerstcr Herr! Erlaubt, daß ich meine Meynung vorher sage , ehe ich Euch im raschen Eifer davon ziehen lasse. Zwar sind meine Sehnen schon schlaff geworden , und meine Augen dunkel, aber Hr ( 6L ) kraftvoll ist des Alters Rath, und scharf blickend seine Vorsicht, wenn die Jugend mit Gluth und hoher Flamme empor- stürmt, so nimmt der Greis die Fa¬ ckel der Weisheit, und forscht nach einem sichern Weg; zwar seyd Ihr kein Jüng¬ ling mehr gnädigster Herr Markgraf, doch eure Leidenschaft hat Euch in diesem Au¬ genblick dazu gemacht, deßwegen hoffe ich auch, Ihr werdet euer Ohr der Stimme eines Mannes nicht verschließen, der fünf und sechzigmal den Frühling wieder auf¬ blühen gesehen hat. Ludwig. Sprecht, redlicher Udo, eu¬ er silberfavbes Haar gebeut Achtung, und ich verweile gerne, wenn euer Rath an¬ nehmlich ist. Udo. Nun dann! Ihr wolltet jetzt im raschen Eifer fort, und vermurhlich die Veste stürmen. Habt Ihr überlegt, daß Karl lo lang fruchtlos vor ihr lag, und nur Vcrrätherey ihm zu ihrem Besitz verhalf. Was würde Euch also euer rascher Eifer nützen? nichts, als daß Ihr das Ue- hel noch arger machtet. Laßt uns erst mit C Hr ( 66 ) rZc Klugheit überlegen, wie wir am Hakigsten Margarethen helfen, und sie aus ihrem Ge¬ wahrsam befreyen können. Ludwig. Ihr habt recht, Udo; diese Nachricht betäubte auf einen Augenblick alle meine Bcsinnuugskraft; aber denkt doch nur auf ein Mittel, Margarethen se¬ he«, sprechen, und trösten zu können. Udo. Vor der Hand weiß ich keines. Kurt. Ich wüßte wohl eines, wenn Ihr es wagen wolltet. Ludwig. Du zweifelst? Weißt du nicht, das ich sie liebe? Was soll einem Liebenden zu kühn, zu gefahrvoll seyn? Kurt. Nun also! Dieser Ritter hat ei¬ nen Sohn, der acht Jahre in Palästina wider die Ungläubigen fechten muß. Sie¬ ben sind schon vorbey, lassen wir's ach¬ te auch scpn. Ritter Udo reitet mit Euch, wenn Ihr Euch spudet, so seyd Ihr bald in Kufstein; er stellt Euch dann dem Mark¬ grafen vor, und am Ende bittet Ihr um eine Unterredung mit Margaretha. Es müßte wunderlich zugchen, wenn erste Euch nicht gewahrte, denn er ist bep allem ( 67 ) Hr dem, düß er Euer Feind ist, ein Mann mit edlem Herzen. Euren Sohn kennt er za nicht? Udo. Nein! Wenn aber der Markgraf dennoch erkannt würde? Ludwig, (küßt ihn) Kurt, lieber Freund, ich danke dir für deinen Rach, ich genehmige ihn, und damit etwa Karls Reisige mich nicht erkennen mögen, so will ich mit herabgelaffenem Visier rei¬ ten, und selbes erst in Karls Gemach öff¬ nen. Nun aber fort, fort, so schnell Ihr könnt, führt die Pferde vor! (Knappe ab) Udo. Ick bin lange Zeit nicht geritten, aber Euch zu Lieb will ich gaüoppiren, nämlich so geschwind ich kann. Kurt. Und ich will wieder meine Astro¬ nomen Stelle antreten. Ludwig. Nun so kommt meine Freun¬ de! Ihr aber meine lieben Kinder harret hier, bis wir zurückkehren. Sollte ein feindseliges Geschick mir Gefangenschaft bereiten, so übertrag ich dem Ritter Hans von Feldern die Befehlshaberstelle, er fckalte in meinem Namen, wie es ihm gut E Ä r 68 ) rft dünkt; seine Klugheit ist mir Bürge für die gute Ausführung seines Willens; von eurer Bereitwilligkeit mir zu dienen, bin ich überzeugt. Kommt nur meine Freunde! (Udo und Lurt fassend) Dort über jenem blauen Himmel thront der Vergelter guter Thaten, der waltet über uns, der wird Euch lohnen, der wird nicht zugeben, daß Margaretha das Opfer schurkischer Bos¬ heit werde. Aber wenn ich den Buben, den Stifter alles Nebels in meine Gewalt bekomme, stoß ich ihm mein Schwerdt in seine verfluchte Brust, und zerbreche es., daß es keinem ehrlichen Manne mehr eine Wunde schlage, daß seine Schneide vom Schurkenblut vergiftet nicht die Haut ei¬ nes rechtschaffenen Mannes verletze. Golt schütze die gerechte Sache, und laß Tod und Verderben über die Buben ergehen, die niedrig genug dachten, ihre Fürstinn zu vcrrathcn. Fort meine Freunde! (allo ab) -c 6r> ) Vierter Auftritt. Elisabeth. Anshelm. Ansh. Aber sag mir nur liebes M-'d» chen, warum du von mir läufst, du warst ja ' nst so gut? elisab. Und Ihr so böß. Kurz, ich bitte Euch, bleibt mir nur hübsch immer zehen Schritte vom Leibe. Ansh. Warum denn? Elisab. Mcynt Ihr denn, daß ich Euren abscheulichen Licbesantrag schott Vergessen habe? Ansh. Nun, hatdieserdichbeleidiget? Elisab. KönntJhr noch fragen? Meynt Ihr, daß mir meine Ehre nicht lieber als Gut und Geld ist, wenn s* mir auch dessen noch so viel anböthe ? Ihr müßt wohl wenig mit ehrlichen Dirnen mnge- gangen seyn, weil Ihr den Werth der Tu¬ gend nicht zu schätzen wißt. An sh. Du sprichst fürtrefflich, man könnte gleich in Versuchung gerathen, den schönen Mund zu küssen, aus dem so herr¬ liche Worte kommen- (will 6e umfassen) Hc ( 7» ) rje Elisab. (weicht zurück) Ritter, ich bitte Euch, zwingt mich nicht in Versu¬ chung zu kommen. Euch meine Hand füh¬ len zu lassen, um mich gegen solche Un¬ gezogenheiten zu schützen. An sh. Wie? Wärest du wirklich so herzhaft dicß zu unternehmen? Elisab. Wagts darauf nicht, denn wenn Ihr die Achtung, die man einem Mädchen schuldig ist, aus den Augen setzt, so würde auch ich die Achtung vergessen, die man sonst einem Ritter schuldig ist. Ansh. Wir wollten doch sehen, wer von uns bcyden der Stärkere ist. Elisab. Die bin sicher ich. Denn, wenn ich auch keine Waffen habe, so habe ich doch Nägel Euch die abscheulichen Au¬ gen auszukratzen. Ansh. (ihr immer näher kommend) Ha, ha! Ihr wurdet ja durch Margarethens ,.Heldensinn ordentlich zu Amazoninncu ge¬ bildet. Weibliche Heldinn, ich muß dich küssen. Elisab. Da (schlägt ihn ins Gesicht) habt Ihr den Beweis meiner Tapferkeit. ( 71 ) Fünfter Auftritt. Vorige. Grimildc, die in der halben Szene schon im Hintergrund zuhörte. Grim. Recht mein Kind, die unge¬ schliffenen Lecker muß man so abfertigen. Ansh. (schaumend) Warte, düs will ich dir vergelten, elende Dirne! Elisab. Nicht so elend, als wenn ich Euren Anträgen Gehör gegeben hatte. Grim. Ja wohl, und wenn er dich auch zu seinem Weibe gemacht hatte. Der Rang wäre nicht beneidenswerth, denn du wärest das Weib eines Verrathers an seiner gebiethenden Frau, den jeder Ehr¬ liebende Ritter verabscheuen sollte, der werth wäre, aus der Zahl der »dlen Rit¬ terschaft gestossen zu werden. Ansh. Weib, vergißt du, daß du meine Gefangene bist? Grim. So seyd Ihrs Ritter, der mich zur Gefangenen machte, der bloß Muth hat, sich an Weiber zu wagen? Und wenn ich es auch bin, beßer eine Gefangene mit dem ruhigen Bewußtsein, ehrlich meine Hr ( 72 ) meine Pflicht gethan, als so schändlich wie Ihr, Schwur und Treue gebrochen zu ha¬ ben. Komm, liebes Kind! aus diesem Zim¬ mer. Elisab. Ja, ja, komnu gute Gri- milde! denn der mit ihm zugleich einerley Luft einathmet, ist schon in Gefahr eine Lößartige Seuche zu bekommen. Dießmal gab nur ich Euch den gebührenden Lohn, wagt Ihr es aber noch einmal mich so zn beleidigen, so wird ein anderer— — so wird mein Vater Euch zeigen, daß er über den ungezogenen zudringlichen Wol¬ lüstling den Ritter vergessen, und die ge¬ krankte Tochter rächen kann, (ab) An sh. Verdammte Dirne! Grim, Ach, die hat Euch noch viel zu wenig gesagt! aber wagtet Ihr es ein¬ mal, meiner Tugend Schlingen zu legen , dann erst wollt" ich Euch zeigen, wie ich mit solchen Zeisigen umspringen kann. ----- Verstanden Herr Ritter! (ab) Hc ( 7Z ) Sechster Auftritt» Anshelm von Haslang. (allein) Was diese Kreaturen sich gleich brüsten, und übermüthig werden, wenn sie sehen, daß man von dem gebicthenden Herrn nicht mit der gebührenden Hochachtung behan¬ delt wird; aber nur Geduld Elisabeth, geborgt ist nicht gefchenckt. Das zweytc- mal sollst du mir gewiß nicht entgehen; ich werde keine so feigen Bursche zu Gehülfen meiner Rache wählen, und dann, dann vollführt die Rache das, was jetzt bloß ein Werk der Liebe gewesen wäre. Ha! der Markgraf kömmt. Siebenter Auftritt. Karl. Anshelm. A n sh. Gnädigster Herr Markgraf! Karl. Ha! Seyd Ihr hier? Ich ver¬ meide Euch geflissentlich, und doch muß ich Euch immer aus meinen Wegen finden. Hört, Ritter Anshelm von Haslang! Ich werde Euch nach Prag zu meinem Vater Hr ( 74 ) A dem König schicken, vielleicht daß er Euch irgendwo brauchen kann, denn in Tyrol werdet Ihr nach dieser Begebenheit doch nicht mehr viel Zutrauen haben. Ansh. Euer Wille ist für mich Befehl. Karl. Vorher aber sagt mir doch, —- ich muß so handeln, um sowohl dem Be¬ fehl meines Vaters nachzukommen, als auch um das Beßte meines Bruders zu befördern. — Sagt mir doch, habt Ihr nicht von Margaretha erforscht, wann Ludwig von Brandenburg ihr versprach. Hülfe zu schicken. Ansh. Nein, davon ist mir nichts be¬ wußt. Daß Ludwig krank war, Hörte ich, auch daß sowohl sein Vater, als sein Bru¬ der Stephan ihm Hülfsleistung versagten, bis Margaretha nicht allein Herrscherin« von Tyrol seye. Deßwegen reißte Guido von Wolfsburg nach Bayern, um sowohl den Vater als den Sohn zur schleunigen Hülfe zu bewegen, nachdem er euren Bru¬ der aus dem Lande getrieben; dann dieß geschah alles auf sein Anrathen, da er ans dem eifrigen Liebhaber der treueste Freund geworden. Karl. Ja, das weiß ich. Wären ak? so redlich, wie Guido von Wolfsburg, mein Eintritt in Tyrol wäre mir, wo nicht ganz verhindert, doch zum mindesten sehr erschweret worden. Anshelm, geht, und befehlt dem Bnrgvogt Margaretha zu brin¬ gen, vielleicht daß einige Stunden Ein¬ samkeit im Gefangniß sie milder, und mei¬ nem Anträge geneigter gemacht haben. Ansh. Ach, gnädigster Herr! Dazu kenne ich ihren weiblichen Starrsinn zu gut; doch ich will Euch ein Mittel sagen, diesen zu beugen. Sie ist Mutter, droht nun, wofern sie sich nicht nach eurem Willen fügt, air ihrem Knaben Eure Rache Zu küh¬ len, ihn so lang mit Ruthen züchtigen zu lassen, bis sie einwilliget, und sollte sie ja in ihrem Starrsinn verharren, so laßt die Drohungen an dem Knaben wirklich erfüllen. Ich wette, sie gibt dann nach, wenn sie den zerfleischten blutenden Rücken des Kindes sieht. Karl. Ich staune immer mehr über Euch, Ihr seyd wahrlich ein furchtbarer Mensch; denn der so kaltblütig den Plan, eine Mutter md em schuldloses Kind z» Hr c /6 ) Hc quälen, macht, dem, glaube ich, wäre es ein leichtes, selbst Meuchelmörder zu wer¬ den. Ich werde mich hüten, je wieder mit Euch allein zuseyn, nicht aus Feigheit, aber auch der herzhafteste Mann ist vor Eures Gleichen nicht sicher, denn Ihr mor¬ det von rückwärts, und ich bin nur ge¬ wohnt , die Brust dem Feinde entgegen zu stellen. Geht, und bringt Margaretha, und dann auch ihren Sohn. (Anshelm ab) Achter Austritt. Karl. Ein Knapps. Knappe. Herr Markgraf, der alts Sterndeuter Kilian bittet um Erlaubniß zn Euch kommen zu dürfen. Karl. Beynahe hakte ich auf den alten Wahrsager vergessen. Laßt ihn kommen» (Knappe ab) Neunter Auftritt. Karl (allein) Aushelms Rath ist abscheulich; aber diese Drohung, Margaretha vielleicht nachgiebig H ( 77 ) rft zu machen, kann ich doch brauchen, wenn ich nur meinen Zweck erreiche, und mit Güte erreiche ich ihn nicht. Denn wenn ich mit unpartheyischen Augen die Sache betrachte, so ist wirklich mein Brnder der Mann nicht, den ein Weib zum Gatten sich wünscht. Doch still, daS darf ich nicht laut sagen, um die Welt nicht wissen zu lassen, daß ich es fühle, und dann dop¬ pelt Unrecht zu haben. ZehenLer Auftritt. Kurt und Karl. Karl. Kömmst du endlich, Alter! Du sehnest dich nicht nach meinem Umgang, weil schon einige Stunden verstrichen sind, ehe du mich in meinem Wohnsitz besuch¬ test. Kurt. Ach Herr Markgraf! Ich halte keine Zeit; ich machte eben meine Lvli- liellutionen zurechte, denn heule ist ei¬ ne merkwürdige, für Euch sehr wichtige Nacht. -jr ( 78 ) rft Karl. So! Dann bin ich begierig darauf, was ich von dir erfahren werde. Kurt. Von mir wenig; aber die Sterne werden desto deutlicher sprechen, da heute eine sehr Helle, über viele Sachen hell ver¬ breitende Nacht ist. Karl. Daß doch Leute Eures Gleichen immer dunkel sprechen. Kurt. Wird Euch alles deutlich werden. Nur Geduld! Eilfter Auftritt. Vorige. Anshelm. Ansh. Gnädigster Herr Markgraf! Zwcen Ritter kommen angesprengt, und begehren Einlaß; der eine ist der alte Rit¬ ter Wildenstein, den andern kenne ich nicht. Karl. Laßt ste komme». Den alten Wildcnstcin schaße ich von jeher. An sh. Soll' ich Margaretha den¬ noch — Karl. Nein! — Das hernach. Hc ( 79 ) rft Ansh. Gnädigster Herr, wennichra- then dürfte, fo könntet Ihr bey Nachts¬ zeit in sie dringen, so im ersten Schlaf, o das ist ein herrliches Mittel, wenn man Schlaftrunken und seiner Sinne nicht mäch¬ tig ist, da unterschreibt sie sicher den Ver¬ trag. Karl. Geht, geht, und laßt die Rit¬ ter kommen, und dann gebt Befehl, daß man den Knaben zu der Mutter ins Ge- fängniß führe. Kurt. An Ritter Anshelm ist ein tref- licher Henker verdorben , wie ich merke. Mich wunderts, wie Ihr Ihn um Euch leiden möglk. Karl. Ich betrachte Ihn, wie cineZi- trone, die ich so lang benutze, als sie Saft hat, und dann wegwerfe. Schurken müßen ja auch seyn. Kurt. Das ist wahr, sonst wäre ei« ewiges einerley in der Welt, und die ehr¬ liche Lente kontrastirten nicht so gut. Schur¬ ken wirds geben, so lang es Geld gibt, oh¬ ne Geld kann die Welt einmal nicht beste¬ hen, also haben wir zu befürchten, daß es Schurken bis zum jüngsten Tag gebe« wird. rft ( so ) rft wo dann mit allen Abrechnung wird gehai- ten werden. Zwölfter Auftritt. Vorige, Udo, Ludwig, Anshelm. Udo. Gnädigster Herr Markgraf! Karl. Ohne Umstände, ehrlicher Rit- kersmann, Euer Alter verdient Ehrerbie- thung , ich fordere keine von Euch, Gott schenke auch mir so viele Jahre. Udo. Nur uichtso nuglücklich wie die Meinigen. Karl. Wie so ? Udo. Ich hab ein Weib verlohren/die¬ se raubte mir der Tod, ich habe eine Tochter vorachtzehnJahrenverlohrcu, ohne fieseiL die, Zeit wieder z finden, diese stahl mir eine Dirne, die ich unter meinen Dienst¬ leuten am treuesten hielt, vor acht Jahren raubte mir eine jähzornige Thal meinen Sohn, bis er heute rückkehrte in des be¬ drängten Vaters Arme , und diesen stelle ich Luch hiemit vor. Karl. Dieser Euer Svhn^ H: l 3: ) P Ud o. Ja dieß ist er, (seufzend) Goti schenke mir meinen Sohn , daß er bey mir bleibe, und mir die Augen zudrucke. Karl. Nun lieber Wildenstein , jetzt seyd Ihr doch nicht mehr unglücklich? Udo. Nicht? vermisse ich nicht meine Tochter, vermiß' ich nicht noch (sich fas¬ send) mein Weib, die nie wieder ruckkehrt, und hab ich nicht heute einen unersetzlichen Verlust erlitten. Karl. Und der wäre? Udo. Mein Glaube an Tugend, Recht¬ schaffenheit, und alte deutsche Rittersitle, ist mir bübisch entwendet worden, und der mir sie staHl, ist dieser (aufAnthelm) den Ritternamen entehrende Mensch. Ansh. Ich? grauer Verläusndcr, erkühnt Ihr Euch noch einmal mich so zu beleidigen, so fordere ich Euch öffentlich zumZwcykampfichthatUnterthansPflicht/ und fordere Euch gnädigster Herr zum Schiedsrichter auf Karl. Thut das nicht, ich müßte wi¬ der meinen eigenen Vorihcil zeugen. R ( 82 ) Hr A o o. Mich fordertJhr zumZweykampf. einen kraftlosen Greis , dem es schon an Athem zur Verteidigung mit Worten ge¬ bricht , meine Schwäche sollte dann das Urtheil meiner Schuld sprechen, o Nieder¬ trächtiger! das entlarvtdeine bübische Den¬ kungsart nur noch mehr. Ludw. Wenn es Euch um Kampf zu thun ist, und wenn Ihr glaubt, daß mein Va¬ ter Euch Unrecht gethan hat, so will ich es an seiner Stelle hiemit gesagt haben, daß alles dicß wahr, ja noch zu wenig ist, um die Verachtung auszudrücken, die ich und jeder redlich gesinnte gegen Euch empfindet, und nehme jeden Kampf auf Lanze und Schwcrdt mit Euch auf. Karl. Ritter, laßt den Streit, und sagt mir die Ursache Eurer Ankunft. Udo Nicht bloß um Euch zu grüßen, sondern auch Margarethen unsere gnädigste Frau sprechen zu dürfen, die meinen Sohn zu sehen schon lang entbehren mußte. Karl. Das sey Euch gewährt (zu Uns¬ helm) Man bringe sie. Ansh. Aber gnädigster — Hr ( SZ ) Karl. Thut, was ich befehle ohne Wi¬ derrede , und lasst sodann das Kind zn Ihr in Kerker führen. (Anühelm ab.) DreyzehnLer Auftritt. Vorige, ohne Ans Helm. Udo. Ihr seyd so gnädig, uudimVer- trauen auf Eure Güte wage ich noch eine Bitte. Dürfen wir nicht ungestöhrl nur ei¬ nige Minuten sie sprechen? Mein Sohn hat¬ te einen Auftrag inPalästina von Ihr, des¬ sen Befolgung er Ihr nur wieder allein ent¬ decken darf. Karl. Auch das, ich traue Euch,-och wagt es nicht Sie noch widerspenstiger zu machen. Kurt, (leise) Laßt sie nur mit Ihr re¬ den, ich lausche an der Thür, und sobald ich was Unrechteshöre, so meld ichsEuch. Karl. Ja, thue daß, — Kilian ich will dich gut belohnen, denn du leistest mir, und meinemBruder dadurch einen trefflichen Dienst. H- ( 84 ) Hr Kurt. Ohne Lohn thn' ichs— ich bin nicht eigennützig, und dann wärs auch gut, wenn Ihr mich zu Margarethen ins Gcfangniß ließt, Ihr könntet versichert seyn, daß ich die gnädige Fran trefflich er¬ mahnen würde, Ihren Pflichten nach zu kommen, und sie strenge zu erfüllen. Karl. Ja - das sollst du. (laut Nun bleibt hier Ritter Wildenstein mit Eurem Sohn, Margaretha kommt den Augen¬ blick, dann aber spndet Euch, denn sie muß sogleich wieder in Ihr Gewahrsam zu¬ rück. Udo. Wir danken für, Eure Güte. L udw. (Karl und Kurt ab.) Vierzehnter Auftritt. Udo. Ludwig, Ludw. Udo, Udo, Sie wird kommen, mich sprechen , ich werde an Ihrem Halse hangen, und Wonne saugen von Ihren Lippen. Udo. Still, still, Herr Markgraf, nicht so brausend, da kommt sie schon. ( LZ ) Fünfzehnter Auftritt. Vorige, Margaretha. Marg. Ihr wollt mich sprechen, edler Ritter? Udo. Ja ich, und dieser am meisten, doch muß ich vorhin sehen, ob wir auch sicher sind, (geht zurThüre, sieht Hins aus) Wir sind's! Kurt, (zur Thüre herein sprechend) Ohne Furcht, ich halte Wache. Marg. Was soll dieß? Udo, Sagt Euch Euer Herz nichts, so sag's Euch dieser. Ludw. (schlagt den Helm auf, und sinkt in Ähre Arme) Hein Ludwig , mei¬ ne Margaretha. Marg. (mit einem lauten Schrei in eben demAugenblickMcinLudwig' (won¬ nevolle Umarmung) Lud w. (richtet sich endlich üyf, schüt¬ telt die rvildfliegendsn Locken aus dem Gesicht, sieht sie mit trunkene« Blicken an) Meine Margaretha i r^r ( 86 ) Marg. (Wonnetrunkenin seinen Ar¬ men , Areudenthränen rollen über ihre Wangen) Ludwig! (in seinen Anblick versunken) Mein Ludwig! (faltIhm wie¬ der um den Hals ) Ludw. Willkommen, o du selige Mi¬ nute, willkommen, und wenn du die letzte meines Lebens seyn solltest. Murg. (Ihn fester an sich drückend) Mein Ludwig, und so hinüber zu schlum¬ mern aus einek Seligkeit in die andere, welche Wollust wäre das! Ludw. Indessen laß uns noch leben, so lang es geht, der Tod entlauft uns nicht, laß uns zu Athem und Gedanken kommen, die Minuten in denen wir uns jetzt sprechen dürfen, sind uns doppelt kost¬ bar, dürfen nicht ungenützt verschwendet werden. Marg. Und find uns desto süsser, v Ludwig, dieß ist der glücklichste Augenblick meines Lebens, den ich mit wahrer Jnn- brrrnst meinem Schöpfer danke. Ludw. Noch hoffe ich, mehrere seligere als dies > Vierter Auszug. Es ii? ikacht. Das Theater ist in der Mitt« du^ch rine Wand getheilek. Zur Linken des Zurhers ist das Gemach des Burgvogts, wvrnn ein Fenster, ein Tisch mit Lichter» und »ölzernen Stühlen sich befindet. RechtS ist Margarethens Kerker, da gütiger Him¬ mel, nur dießmal laß uns glücklich ent¬ kommen. Elifab. (kommt zurück) So, der Kna¬ be ist schon versorgt, nun macht, daß Ihr nach kommt, (kriecht unter den Tisch hin¬ ein.) Kurt. So, jetzt mir nach, und du Mädchen hilfst deiner Gebietherin herüber, (über den Tisch steigend , sobald sich der Bnrgvogt im Schlafe wendet, so ist al¬ les unbeweglich. Margareth wird über den Tisch herüber gehoben, Elisabeth schließt zu.) H § r n6 ) Kurt. Leb wohl, gutes Mädchen, bald mein Weib. Mara. Leb wohl, ich will dich gewiß belohnen. Elisab. Macht, macht um Gotteswil¬ len , daß Ihr fortkommt. (Lurt hat un¬ terdessen eine Blendlaterne angezündet, und eilt schnell mit Margarethen ab.) Zehnter Auftritt. Elisab. allein. (Pause, in der sie zitternd an der Thüre lauscht, und ihrem Vater die Schlüssel wieder anhängt.) Ach barmherziger Gott, erbarme dich, und mach, daß sie glücklich fortkommcn! — Hoffen sollt ich's wohl, denn Margaretha kennt ja den unterirrdischen Gang gut, und — um Gotteswillen, was höre ich. Trit¬ te! (sieht leise hinaus) Ach gütiger Him¬ mel, Karl mit Reisigen, ertappt kann er sie nicht haben, denn er kömmt von der entgegengesetzten Seite — ach! ich muß mich schlafend stellen, daß er nichts merkt, (setzt sich auf einen Stuhl.) ) -jr Eilfter Auftritt. Vorige, Karl, mit Reisigen. Karl. Diese Elenden, die so schlecht die Wache versehen, und schlafcn,nehmt sogleich in Verhaft — auch hier schlaft alles, he! Burgvogt, Burgvogt, (rüttelt ihn.) Burgv. (noch voll schlaf) Ja — ;a, was gibts denn? Karl. So befolgt ihr meinen Befehl wachsam zu seyn? Will ich meinen Willen befolgt wissen, so bin ich gezwungen selbst nachzusehen. Burgv. Ach gnädigster Herr , sorgt Euch nicht, Margaretha ist wohl gut ein- gelchlossen —seht hier meine Vorsicht, da¬ mit sie mir nicht im Schlaf konnte gerau- bet werden. Elisab. (sicherwachend stellend) Jetzt hilf Himmel, hilf! Karl. Macht auf, daß ich mich über- zeu e. Burgv. Gleich, gleich, (schließt auf und leuchtet vor) da seht Jbr, daß — (rv e er den leeren Lerker sieht / stirbt ihm das Wort im Mund) Hr ( n8 ) chr Karl. Elender Verräther , was sehe ich? Bur g v. Ach da hat der Teufel mir wie¬ der eine» Possen gespielt. Karl. Fort, werft ihn in tiefsten Ker¬ ker —dein Leben für Margarethens Frey-, heit — so sagte ich, auf zu Pferd, eilt auf allen Strassen nach , durchsucht alle Winkel der Veste, verdammtes Gaukel¬ spiel, so getauscht zu werden, fort, den Akten verwahrt wohl. Elisab. (fallt Larl zu Küssen) Gna¬ de meinem armen Vater. Burgv. Erbarmen gnädigster Herr, ich bin unschuldig. Karl, (stößt sie zurück) Fort! fort! (ab mit Reisigen.) Mit dreser Gruppe ist das Ende des vierten Aufzugs. Fünfter Auszug. (Eine waldigce Gegend) Erster Auftritt. Ludwig, (schlafend auf einem Felsen- stück) Udo von Wildenstein. Mehrere Reisige zerstreut. Udo. b^un, Gott sey es gedankt, daß end¬ lich sein ganzes Heer vereint auf Tz-rvls Boden ist. Jetzt kann er doch, wenn die angewendete List zu, Margarethens Be- frcyung fehl schlägt, mit gesummter Hec- resmacht Karln bekriegen, und seine Mar¬ garetha von ihm fordern. — Die Mat¬ tigkeit hat ihm endlich die Augen zuge¬ drückt. Wenn unsere ausgestellten Truppen böhmische oder mährische Reisige treffen , da gibt's ein Handgemenge. Ha! Wer kömmt da? Udo! glücklicher Udo! Deine Augen sehen ( 120 ) Margarethen wieder, sehen sic ftcy in ihres Ludwigs Armen. Zweyter Auftritt. Vorige. Margaretha. Kurt, (den Knabe?« tragend) Marg. (zu Udo, der Ludwig wecken will) Laßt, laßt guter Ritter! JndenAr- men der Liebe soll er erwachen- Ludwig, (träumend) Sey standhaft Margaretha! — Dein Ludwig >st— Marg. In den Armen seiner Marga- - retha. (ihn umfaßend, und mit einem Kuß weckend^ Mein Ludwig! Ludwig. Allmächtiger Gott, welche Erscheinung! Wacheich, oder träume ich noch?— Meine Margaretha — ftcy. Marg. Frey und dein—ganz dein — durch diesen Mann (auf Kurt deutend) dein. Ludwig. Warum bi» ich nicht Be¬ herrscher der ganzen Welt, um dir nach Verdienst zu lohnen für die Wonne, die du §ftr bereitet hast. Ach! Mein Herz, wie rst ( i2i ) es hoch aufschlagt vor Entzücken- und vor Ungeduld, deine Bcfreyung zu erfahren. Udo! Kurt! Freunde, seht her, wie ich jetzt so glücklich, überaus glücklich bin, und du bist der Schöpfer dieses Glückes. — Ach! Was sind doch alle Thranen, was sind doch alle Schmerzen der Zärtlich¬ keit gegen den einzigen süßen Augenblick der Wiedervereinigung. — Marg. Auch ich habe alle Kränkungen in deinen Armen vergessen. Knabe. T) Mutter! Wie freu'! es mich, dich so munter zu sehen. Ludwig. Uud nun hall ich mein Wort, ' der Tag unserer Wiedervereinigung sep auch unser Verlobungstag. Nicht so, Mar¬ garetha ? Marg. Dein Wunsch ist auch der mei¬ nige , mein Wille ist dem deinigen un¬ tergeordnet, denn jetzt erst an deiner Seite, an eines Mannes Seite werde ich die Pflichten eines Weibes ganz erfüllen. L udw ig. Meine Gemahlinn! Marg, Deine dich ewig liebende Mar- gmccha. Doch eine Frage! H» ( 122 ) Ludwig. Und welche bleibt meiner Margaretha noch übrig? Marg. Ich hin dein Weib? Ludwig. Ja. Marg. Und dieß Kind ist mein Kind. Willst du diesem Kinde auch Vater seyn? Ludwig. Ich null es, denn es ist dein, und von nun an auch mein Kind. Denn >— Margaretha betrübe dich nicht über den Verlust eines so treuen Mannes. Sein Vater ist todt. Marg. Todt? Ludwig. Ja, Guido war es, der meine Hülfsvölker aus Bayern anführte. Auf dem Wege trafen sie mit dem Grafen Johann von Görz zusammen,, der sich mit Karln vereinigen wollte. Guido wollte lie¬ ber den Grafen von Görz angreifen, als Karls Heer mit so vielen verstärkt sehen. Meine Bayern und Brandenburger glüh¬ ten, sich mit dem Feind zu messen. Mu- thig griffen sie solchen an , und nach acht stündigem Gefecht war der Sieg auf ihrer Seite , als der Graf von Görz mit den Tapfersten seiner Schaar auf Guido los¬ stürmte. Guido, und Vie nächst um ihn waren, wurden übermannt, zehen Schwerd- ter waren wider ihn gezückt, wie konnte er ihre Streiche von sich abwehren. Be¬ deckt mit Wunden fiel er , und nur die Geistesgegenwart des Ritters Waldemar brachte de» Sieg ans die Seite der Mei¬ nigen, die durch Guidos Tod beynahe wären muthlos gemacht worden. Graf von Gor; summt seinen Leuten mußte sein Heil in der Flucht versuchen. Marg. Edler, braver Guido! diese Thräne fey dir geweiht. Knabe. Ach, mein Vater! mein ar¬ mer Vater! Ludwig. Weine nicht Kleiner, von nun an bin ich dein Vater. Knabe. Ja? Nun das ist mir auch recht. Aber, wenn du mein Vater seyn willst, mußt du mir auch ein SchwerdL geben. Ludwig. Das sollst du bekommen. Aber Udo! Kurt! Was steht Ihr denn so in der Ferne? Kurt. Wir freuen uns Eures Glückes. Udo. Herr Markgraf! Frau Grafinn!^ Ich habe nicht mehr viel Thränen übrig,. rjr ( ) ch: aber diese fließen vor Freude über die herr¬ liche Zukunft, die sich mir im Geiste dar- stellet. Nehmt von mir altem Manne, der - Vaterstelle bey Euch vertrat, (zuLudwig) nehmt meinen beßken Segen. Mein Landcs-- fürst! meine Kinder! Gottes schönster Erreu-Secgen über Euch, eine herrliche Morgenröthe der Glückseligkeit geh' Euch auf nach trüber Nacht, genießt ungestört die Seligkeiten alle, die der Lohn Eurer treuen und zärtlichen Liebe sind. Liebet mich, liebet alle gute Unterthanen, und Eure Enckelsenckel mögen stets geliebte Beherrscher von ihren Unterthanen, ge¬ fürchtet von ihren Feinden, seyn. Ludwig. Nun! Kommt fort, meinem Heere Befehl zu ertheilen. Diesen Karl, der meine Margaretha so behandelte, will - ich befehden, so lang — Kurt. Bis er in Eurer Gewalt ist. Nur Geduld, das wird nicht mehr so laug austeoen. Ludwig. Was sagst du Kurt? Kurt. So gewiß in Eurer Gewalt, als ich vor Euren Augen stehe. Dieß soll mein Meisterflreich seyn, und allen meinen Lhaten, die ich je geschickt vollführt habe, die Krone aufsctzen. Ludwig. Aber wie? Noch ist es mir zu räthselhaft. Der in Kufstein sichere Karl soll blindlings in die Falle gehen? Kurt. Ja, das ist eben das schönste bey der Sache. Ware Karl dumm, so lohnt sich's nicht der Mühe, ihm eine Nase zu drehen, so aber ist er klug, und einem Klugen zu zeigen, daß ich auch nicht auf den Kopf, gefallen bin, ist meine größte Freude. Grimilde, die von allem unter¬ richtet war, wird, wenn Karl, wie leicht zu vermuthen, tobet und raset, ihm voll Furcht und Schrecken sagen, wo Marga¬ retha allem Anschein nach hingeflüchtet, zitternd wird sie sich auch dazu erbiekhen, ihn selbst, wenn er es wolle, dahin zn fuh¬ ren. Ich kenne Karls Sinn, seiner Schwä¬ gerin» zu zeigen, daß er sie an Klugheit und Schlauheit übertrifft, wird er keinen Augenblick weilen, sie in eigener Person gefangen zu nehmen, wird darüber die nöthigen Klugheitsregeln vergessen, und in der Schlinge sich fangen, die ich ihm legte. Vierzig Reisige, und eine Menge Hr ( !26 ) Lprvler Bauern, denen ich die Gefangcik- nehmung und Befreyung ihrer Frau ent¬ deckte , harren versteckt des Augenbli¬ ckes, wo sie loSbrechen, und den Störer ihrer Ruhe gefangen nehmen können. So war gestern mein Plan, da ich noch Nicht wußte, daß die Verstärkung da wäre; das that ich, um ferneres Blutvergießen mit einmal zu enden. Wenn nun auch mein so sicherer Plan mißlingen sollte, so haben wir Mannschaft genug, ihm die Spitze zu biethen. Ludwig. Wenn er aber nicht in die Falle eilt, oder mit zu vieler Mannschaft Margarethen aufsucht, wie dann? Kurt. Unmöglich kann er mit sö vie¬ len auf die Alm reiten, daß die unsrigen vereint mit den Bauern sie nicht überwäl¬ tigen sollten. Aber nun vergönnt mir eine Sicherheitsfrage: Sind Eure Reisige so vertheilt, daß sie nicht so leicht Verdacht erregen können? Udo. So viel ich beherbergen konnte, nahm ich auf mein Schloß, die übrigen sind rings herum im Gebirg vertheilt, wir wählten diesen rund herum dicht ver- rft ( 127 ) wachsenen Ort, um unbemerkter Euch er¬ warten zu können. Alle, die uns verdäch¬ tig schienen, wurden gefänglich auf Mein Schloß gebracht, und so jede Nachricht von Ludwigs Macht von Karls Ohren zu ent¬ fernen. Kurt. So.muß es geh'»! Traut auf Gott! Dritter Auftritt. Knappe, Vorige. Knapp. Ein Alter, -er sich für den Burgvogt von Kufstein ausgibt, und sammt seiner Tochter heimlich will entflohen seyn, ist angehalten worden. M arg. Meine Retterin. Kurt. Meine Elisabeths Ludw. Bringt sie schleunig her. (Knap¬ pe ad.) Kurt. Wie müssen denn diese entkörn men sepn. ( 128 ) 'rft Vierter Auftritt. Vorige, Burgvogt, Elisabeth. Elisab. Da ist er, mein Vater, da ist er (stiegt in Kurto Arme.) Kurt. Meine Elisabeth. Burg». Ihr seyd mir der wahre Stcrtt- deuter. — (er erblickt Udo.) Himmel was seh ich, Udo von Wildenstein mein ehmali- ger Herr. Udo. Wie Thomas, der todtgeglaubte Thomas? Burgv. Ja Herr, und diese Elisabeth, Eure todt geglaubte Tochter. Udo. Was? Elisab. O weh! Was habt Ihr vor? Ich eine Ritterslochter ? — es ist nicht mvgstch. Burgv. Es ist so — steist Eure Toch¬ ter. Elisab. Ihr wäret mein Vater? Udo.! heisse Umarmung) MeineToch- ter, meine liebste Tochter, erzähle guter Thomas - wie ist das möglich. He ( 129 ) Hr Burg». Ja du lieber Gott, mir ist ganz ängstlich ums Herz, wo soll ich an¬ fangen, wo enden. Als Eure Burgleute wahrend Eurer Abwesenheit von den böse» Gesellen Walter zu Raufenstein überfallen wurden, da entfloh Eure Zofe Anne mit der kleinen Elisabeth, und ich mit Ihr, wir flüchteten zusammen nach Tyrol, wo ich Annen ehlichte, doch mußte ich geloben, ihr das Kindlein, das sie mütterlich liebte, zu lassen. Da ich sic gerne hatte, that ich das willig, und da wir keine Kinder be¬ kamen , so galt Elisabeth für das unse¬ re. Nach meines Weibes Tod halt' ichs Such wohl entdecken können, allein Furcht vor Eurem Zorn band mir jederzeit die Zunge, und nun — Udo. Verzeih ich dir von Herzen, Gott, das hält ich nicht geglaubt, daß mir noch so ein Feyerabend bescheert würde, nun kehre noch mein Sohn gesund in meine Arme und ich bin glücklich über glücklich, bin mit -er ganzen Welt ausgesöhnt — I s cZO ) alle möchte ich in meine Arme schließen, und Brüder nennen, B urgv. Also Ihr seyd mir nicht gram., zürnt nicht— (knieend vor Udo.) Udo. Hast du sie als deine Tochter ge« liebet und gepflegt? Elisab. Ja gewiß, das that er, er meynte es herzlich aut, theilte alles mit mir — ich kanns ihm nicht genug verdan¬ ken. Udo. Genug, steh aus Thomas , du verdienst mehr als Verzeihung — bist der größten Belohnung werth, die dir auch werden soll. Aber sagt, wie entkamt ihr denn? Elisab. Karl befahl nach der Gräfin Margaretha Entweichung mich und meinen Vater streng zu verwahren, allein die Narren hatten vergessen, ihm als Burg¬ vogt alle Schlüssel abzunehmen, mit Hül¬ fe derer, da ich meinem Vater alles cntdek- te, entkamen wir glücklich, durch die uns wohl bekannten heimlichen Wege, bis Eu- He ( lZi ) re Leute uns «»hielten (Trompetepstoßs Iubelgefthrev-) Alle. Was ist das? Kurt. Vivat meinAnschlag ist gelungen — Karl ist unser. Fünfter Auftritt. Sine Menge Reisige, W a llr a m undBau- em, die Karl und Grimilde in der Mitte halten. Karl, (da er Ludwig und Margare¬ then erblickt.) Was! in meiner Feinde Händen, ha höllischer Verrath! Ludw. Ihr seyd in Ludwigs von Bran¬ denburg Händen, derber Verlobte dieses -von Euch gekrankten Weibes ist. Karl. (aüfGrimilde.) Teufel von Weib, mich so zu überlisten. Kurt. List gegen List —Ihr erobertet mit List die Veste Kufstein, und wir be¬ kamen Euch mit List — die Rechnung hebt sich auf. I 2 Hr ( 1Z2 ) Ludw. Doch will ich Euch nicht s handeln, wie Ihr diese — Ihr seyd l sobald Ihr gelobet in Ruh und Frieder diesem Land zu ziehen. Karl. Ich bin im Namen meines i ders hier. Ludw. Euer Bruder hat sich aller Z te verlustig gemacht. Der Kaiser mein Ler ließ Euren Bruder Johann vor sie den, er erschien nicht, und so wurd wohl ich als Margaretha dispensirt? Karl. Ist das alles Wahrheit? Ludw. Bey Gott und meiner ( Ihr würdet das von Eurem Bruder erfahren haben, hätten wir nicht sor jeden Bothen von ihm aufgefangen, Ihr meine Gegenwart nicht erst konntet. Karl. So hab ich nichts mehr in rol zu thun, — ich habe meine Pflicl Lhan. Daß man mich so überlistete nicht meine Schuld. Grim. Das that ich auf Auwei H- ( rZZ ) dies, s (auf Kurt deutend) dießmal har «in Weib den Mann überlistet. Marg. Deinen Lohn treue Grimilde erhältst du von mir. Grim. Ey was Lohn, Euch glücklich zu sehen ist mein größter Lohn. Karl. Undsomitgeb ich Euch hiermei>° nen Handschlag und Ritterrvorl, daß ich heute noch mit meinen Kriegsvölkern von dannen ziehe, wenn Ihr mich ohne Löse¬ geld ziehen läßt. Ludw. Pfui. meyntJhr. daß ich des Geldes wegen Krieg führe , ich habe die¬ ses Weib erworben, deren Besitz keine Schätze bezahlen. Hab ich mir noch dazu Eure Freundschaft erobert, so bin ich hin¬ länglich belohnt. Karl. Die habt Ihr, wenn anders auch Ihr Margaretha meiner Härte wegen mir vergeben könnt. Marg. Vergeben und vergessen, ich habe ja meinen Ludwig um deffentwillen ich duldete. — Nur bitte ich, nehmt den Ritter Anshelm mit Euch. Hr ( iZ4 ) Wallr. Ja, nehmt ihn mit fort, de in Tyrol können die Spitzbuben nicht ai kommen, wir leben schlecht und recht, für tcn Gott und lieben unfern Behcrscher, u wenn wir das hi^r thun, so hoffen m der liebe Gott wird uns dort auch gnäi seyn, das ist meine und allen braven 2 rvlernJhreMeynung. (Ludwig und garetha winken ihm Beifall zu.) Kurt. Wegen Ritter Anshelm so Euch nicht, daß er hier bleibt, der hat stern schon die Reise in die Ewigkeit am tretten, ob hinauf oder hinab weiß nur! da oben. Udo. Kommt jetzt aufmein Schloß, < sind Freunde alle sind glücklich. K u r t. Nur mich habt Ihr vergesse denn diese ist noch nicht mit Eurer Gen migung mein Weib. Elisab. Liebster Vater! Udo. Sie seye es. Du erhieltest gest die Tugend meiner Tochter trcttct i her, daß ich Euch danke und segne, l Kurt gabst mir meine Tochter, nehm' von meiüer Hand ein Weib , jung, schön und schuldlos, wie das Deilchenblümlem — und dir meine Tochter könnt ich wahr¬ lich keinen besseren Mann zuführen, als diesen, seyd glücklich. wie ich es mit meinem Weibe war. Kurt. Welche Wonne. Elisab. Mein Vater! Ludw. Freund! treuer Kurt, nnrfey- ern unser Beylager an einem Tag, und freu'n uns des Glückes, solche Weiber zu besitzen. Kurt. Die uns zuKömgen machen, (zum Bnrgvogt.) Ihr bleibt lebenslänglich bey uns, es sott Euch an nichts fehlen- Burgv. Auch nicht an Wein?— aber macht mich nur nicht zum Burgvogt, so kann ich doch trinken und fröhlich seyn. Kurt. Ja fröhlich wollen wir seyn, und die Humpen fleißig leeren, bis der Morgen graut — doch halt, — so lang dürfen wir uns beym Zechen nicht ver¬ weilen , sonst möchten unsere Braute auf «ns zürnen. Hr ( >Z6 ) Ludw. Fühle Margaretha, wie ic glücklich bin in deinem Besch, denn ich an dir eine Gattin, die mit mannlic Heldenmuth allem Ungemach trotzte, werth ist, eine Fürstin, Herrscherin ei Landes, und Mutter ihrer Unterthanei seyn. Alle. Es lebe Ludwig. — Es lebe N garetha. Ende.