74. Donnerstag den!4> KeVtember 1937. A t e v e r m a r k. ?v?arkt A ll ssc e am 2. und 3. September 1837. Am 2. September d. I. betraten Mre Majestäten der Kaiser und dic Kaiserinn, von Ischl kommend, und auf oer Rückreise nach Schönbrunn begriffen, vie Provinz Steyermark. Der Markt Aussee genosi zuerst das schon seit Langem mit größter Sehnsucht erwartete höchste Glück, den allerhöchsten Landes-vater und die allerhöchste Landesmutter in feiner Mitte zu sehen. Zum würdigsten Empfange Ihrer Majestäten, in deren Gefolge sich Se. Excellenz der Hr. Vorsteher der innern Kammer, Graf von Segur, Ihre Excellenz die Frau Obersthofmeisterinn Landgräfinn y< Fürstenberg, und der Dicnstkämmerer Herr Major Freiherr v. Schweiger, so wie der Hcrr Flügcladju-ta.Nt, Kämmerer und Obristlicutenant Freiherr v. Moll befanden, waren schon an der Landesgränzs .zwischen Österreich und Steyermark Beweise der innigsten Liebe und treuesten Anhänglichkeit für das «llgcliebte Herrschcrpaar vorbereitet worden. Bei der Ankunft Ihrer allerhöchsten Majestäten im Kammerhofe zu Aussee, wo für Höchstdicftlben die Quartiere bereitet waren, befanden sich Se. Er-ccllenz der Herr Landesgouverneur Graf von Wickenburg , Se. Durchlaucht der k. k. Hcrr command«. ,-ende Fcldzcugmeister Prinz Hessen-Homburg, Se. Excellenz der Hcrr Landeshauptmann Graf v.Attems mit der Deputation der steyerm. Herren Stände, der k. k. Herr Hofrath '^d Salzoberamtmann von ob der Enns, Steyermark und Salzburg, Franz Ritter o. Schiller, der k. k. Herr Kreishauptmann von Iudenburg, Johann Nep. Eder, die k. k. Be-zirksobrigkeit, die Geistlichkeit des Ortcs und der Magistrat zum Empfange des gnädigsten Herrscher- paares bereits wieder versammelt, und cs äußerte sich einstimmiger Jubel und unbegränzte Freude, als Ihre k. k. Majestäten den Reisewagen verließen. Dieser allgemeine Jubel steigerte sich auf das Höchste, als Ihre k. k. Majestäten die auf dem Platze gereihten Salinenarbeiter, und das alle Räume ausfüllende Publicum auf das Herablassendste begrüßten, und man den, gnädige Zufriedenheit ausdrückenden, heitern Blick Sr. Majestät des Kaisers, und das gesunde erfreuliche Aussehen der erst unlängst gelesenen Landcsmuttcr gewahrte. Innerhalb des Kammerhofcs geruhten die k. k. Majestäten zwei Anreden, gesprochen von den beiden Kindern des k. k. Salinenverwaltors, Herrn Carl Feuereg-ger, huldreichst aufzunehmen. Hierauf begaben sich die btiden Majestäten in Ihre Gemächer, zeigten sich mehrmahlcn dem Volle, das bei dem Anblicke des innigst geliebten Herrscher-paares die Gefühle seiner treuen Anhänglichkeit und Liebe durch lauten Jubel und wiederholtes Vitvat-rufen kund gab. Einstimmig wurde Österreichs erhabenes Volkslied, unter Begleitung der Musikbande des k. k Inf. ' Regiments Ritter v. Lurem, abgesungen, von welchem Regimente eine Compagnie als Ehrenwache vor dem Kammerhofe aufgestellt war. Se. Majestät der Kaiser geruhten dann dcli Herrn Landcsgouvcrneur, den Herrn Commandircn-den, den Herrn Landeshauptmann mit den ständischen Herren Deputirten, den Herrn Kreishauptmann des Iudenburgcr Kreises gnädigst zu empfangen, endlich die Herren Offiziers, die k. k. Salinenverwaltungo-Beamrcn, unter Vorführung des k. k. Herrn Hof-rathes Ritter v. Schiller, die Beamten der k. k. Bezirksobrigkeir, die Geistlichkeit des Ortes und dcu Magistrat sich vorstellen zu lassen. 294 Nachdem die von Sr. Majestät dem Kaiser gnädigst ertheilten Audienzen beendet waren, nahmen Ihre k. k. Majestäten das Mittagsmahl ein, zu welchem Se. Excellenz der Herr Landesgouoerneur, Se. Durchlaucht der Herr Landescommandirende, Se. Excellenz der Herr Landeshauptmann mit der ständischen Deputation, der k.k. Herr Hofrath Ritter v. Schiller, der k.k. Herr Gudernialraty und Kreishauptmann Johann Nep. Eder, dann der die Compagnie commandircnde Herr Hauptmann Schneider beigezogen zu werden das Glück hatten. Um 4 Uhr Nachmittags unternahmen Ihre k. k. Majestäten sammt Höchstihrem Gefolge eine Lustfahrt auf dem eine Stunde von Aufsce entfernten, in der anmuthigsten Gegend gelegenen Grundlsee, dessen Umgebungen gleichfalls auf das Sinnvollste verziert waren. Am folgenden Tage, den 3. September 1837 wohnten die höchsten Majestäten um 8 Uhr Morgens der heil- Messe bei, welche der Herr Fürstbischof von Seckau las. Um 9 Uhr erfolgte die Abreise von Aussee, unter Begleitung der innigsten Segenswünsche für die lange Erhallung des höchsten Paares. Am Radling warvon der Bezirksobrigkeit Pflinds-bcrg eine Ehrenpforte errichtet, mit der Aufschrift: »herzlich kindlichste Unterthansliebe.« Im Püchl war ein Ehrenbogen, mit der Aufschrift: »tiefste Unterthans-Ehrfurcht", auchinKunitz bei Oberstorf, bei der Mauth in Mitterndorf, bei der Post daselbst; in der Zeuchen und an der Be-zirksgränze waren Ehrenbögen errichtet. Kurz vor der Abreise der allerhöchsten Majestäten von Aussee wurde unter Mitwirkung der Musikbande des Regiments Ritter von Luxcm die Volkshymne: »Segen Österreichs hohem Sohne« mit allgemeiner Begeisterung abgesungen, worauf ein enthusiastisches Vivatrufcn folgte, während dem sich das allgeliebte Herrscherpaar mit gnädigster Huld und Herablassung Ihren treuen Steyermärkcrn zeigte. Für die Armen des Marktes Aussee geruhten II. kk. Majestäten ein Geschenk.von 100 fl. C.M. gnädigst anzuweisen. (Grätz. Z.) V e u t s eh I a n V. München, den 28. August. Heute begann die Kammer ihre spezielle Berathung und Beschlußfassung über die einzelnen Bestimmungen des Finanzgesetzentwurfes mit der Discussion über die einzelnen Etatpositionen des Budgets. Bei dem Hofetat entstand eine Debatte über die Avanage Seiner Ma-jMt des Königs Otto von Griechenland, als k'änigl. Prinzen von Valertt, in dem Betrage von 80,000 Gulden jährlich. Der Abgeordnete Fürst Carl von ^ Öttingen-Wallerstein stellte im Verlaufe seiner Rede ^ an den Ministertisch die Frage: ob Seine Majestät der König Otto von Griechenland als königliche».-Prinz von Vaiern den Eid auf die baierische StaatS-. Verfassung geleistet — dann ob dieser Souverän auf das Recht der Thronfolge in Baiern verzichtet habe? Auf beide Fi-agcn antwortete der Herr Staatsmini-ster des königlichen Hauses und des Äußern, Freiherr von Gise: er könne die bestimmte Erklärung abgeben, dasi Seine Majestät der König Otto von Griechenland in ftincr Eigenschaft als königliche.? Prinz von Baiern den Eid auf die baierische Staats, Verfassung geleistet habe zu Nauplia am 28. März 1834, und daß hierüber eine feierliche Urkunde ausgefertigt und am 21. Juni 1834 von ihm (dem Herrn Minister) in das königliche Reichsarchiv hin-terlegt worden sey. Ebenso gebe er (der Herr Mi-nister) die bestimmte Erklärung, daß Seine Majestät der König Otto von Griechenland in seinem Eigenschaft als königlicher Prinz von Baiern nicht Verzicht geleistet auf das Recht der Thronfolge in Baiern, sondern solches unter gewissen Bedingungen, ausdrücklich sich vorbehalten habe. Das Ergebniß der Abstimmung der Kammer war der Beschluß mit 97 gegen 28 Stimmen, daß die fragliche Apanage am zuerkennen uud in das Budget einzustellen sey. (B. v. T.). V r e u ß e n. Scit einigen Tagen hat sich die Cholera auch in Magdeburg gezeigt, und zwar sind auch dort die meisten Cholerafälle mitten in der Nacht zum Aus-bruch gekommen, welches darauf hinweist, dasi man sich besonders vor einem zu reichlichen Abendessen in Acht zu nehmen habe. In Stettin ist die Krankheit Mit großer Heftigkeit zum Ausbruch gekommen. scheint aber jetzt, nachdem sie eine bedeutende Anzahl Opfer gefordert, im Abnehmen. In Königsberg erkrankten am 28. August 5 und starben 4. In Brcslau sind in der Woche vom 27. August bis 2. September 102 an der Cholera gestorben. In Danzig ist die Krankheit dem AuWvu nahe. Vom 27. bis 28. August erkrankten nur 11 und starben 4. Vom 17. Juni bis 28. August waren in Danzig etwa 800 Menschen an dev Cholera e'krankt und 500 gestorben. Kürzlich starben an einem Tage zwei Offiziere, und von der Familie eines nach Königsberg versetzten Offiziers in Einem Tage drei Kinder und ein Dienstmädchen. 295 In Berlin waren vom 2. auf den 3. September als an der Cholera erkrankt 87 Personen und als an derselben verstorben L6 Personen angemeldet worden. (Öst. B.) Frankreich. Bona, den 22. August: Die Expedition von Constantme wird zwischen dem 15. und 20. September aufbrechen. Der Generalgouvcrneur ist noch immer zu Ghclma. 1100 Kranke liegen theils im Lager, theils im hiesigen Militärspitale. Auf unserer Rhede zählt man an die 90 Kaussahrtheischisse. — Der Eclaireur bestätigt mit folgenden Worten das kriegerische Aussehen, welches die Angelegenheiten in Afrika annehmen: Der Jude Bousnac ist seit gestern wieder in unserm Lager von Merdjez-Haamar. Hadji Achmet verwarf das Ultimatum des Gouverneurs, das ihm Vousnac nach drei vorhergehenden Vorschlagen vor einigen Tagen überbracht halte. »Krieg!" antwortete Hadji Achmct, und bei dieser Nachricht stieß dle Armee, die Eingebornen und die europäische Bevölkerung ein Freudcngcschrei aus; jeder drückte seinem Nachbar dle Hand, denn diese Antwort entsprach der Nationalehre Frankreichs. Einem Briefe aus Oran in der Gazette du Midi zufolge, musterte General Bugcaud kürzlich die dortige Nationalgarde. Von 550 Mann erschienen nur 200; der General vcrurtheilte die übrigen 350 zu 8tägigcm Arreste und brachte gleich nach der Revue die GcnSdarmcrie auf die Beine, um alle diese Leute einzusperren. (B. v. T.) Paris, 31. August. Man hat sich gestern fehr viel mit den Angelegenheiten Algiers und der Erpcdition von Constantine beschäftigt, die jetzt fest beschlossen scheint. Den Abendjournalen zufolge wäre der Herzog von Orleans von Compiegne in der Absicht zurückgekommen, unverzüglich sich zu der Armee von Afrika zu begeben und diese Expedition zu leiten. Das Lager von Compicgne soll aufgelost werden und der Prinz nächsten Montag abreisen. Andererseits wurden Befehle nach Toulon erlassen, die Abfahrt der daselbst eantonircnden Regimenter zu beschleunigen. Man kann in der That den Arabern gegenüber nicht genug Vorsicht anwenden, denn die, Erfahrung der siebenjährigen Besetzung hat bewiesen, daß mit diesen Völkern das beste System, das man annehmen könne, daß des Mißtrauens sey. Gestern sind Befehle an den Admiral Gallois abgegangen, sich allen Demonstrationen der türkischen Flotte gegen Tunis zu widersetzen. * In den mit Malta und der Bcrberei mehr oder mmder in Verbindung stehenden Hafenplätzen geht das Gerücht, die osmanische Flotte sey bereits vor Tunis, oder, nach andern Versionen, an der Ost"-küste jener Regentschaft, und habe zu Tripolis einige Land- und Seetruppen an Bord genommen. Doch schemcn bis gestern Morgen keine ossiciellen Nachrichten hierüber eingelaufen zu seyn, und man hoffte, das französische Geschwader möchte vor dem Kapudan Pascha in der Goletta eingelaufen seyn. (Allg. Z.) Spanien. Saragossa, 27. August. Buerens war genöthigt, vorgestern zwischen Herrcra und El-Villar ein Tressen'zu liefern, dessen Ausgang den Christinos nicht günstig war. Seit mehreren Tagen herrscht auch in diesem Armeecorps große Aufregung. Offiziere und Soldaten murrten laM gegen den General, so, daß dieser es für angemessen hielt, seinen ganzen Stab in sein Cabinett zu berufe». »Sie klagen, sagte cr zu den Offizieren, dasi ich Sie in Unthätigkeit lasse, und Sie schreiben meinen persönlichen Neigungen zu, was erzwungene Folge der Umstände ist. Um Ihnen zu beweisen, daß es nicht unwürdige Feigheit und Furcht vor dem Todeist, waK mich bestimmte, so sollen Sie erfahren, welche Verhaltungsbefehle ich habe. Es ist mir vorgeschrieben, keine Schlacht zu liefern, und so viel als möglich auszuweichen, wenn der Feind mir eine würde bieten wollen. Ich mache Sie jetzt darauf aufmerksam, dasi wir 7000 Mann und 700 Pferde stark sind, während der Feind 22 Bataillone und 900 Pferde zählt. Entscheiden Sie, was wir thunsollen. Ich bin bereit Sie in den Kampf zu führen." Die Antwort auf diese Anrede war ein kriegerisches: Vorwärts! Der General traf seine Vorkehrungen. Das Feuer währte 4 Stunden. Von beiden Seiten wurde mit äußerster Erbitterung gefochten. Da jedoch eine Christinische Colonne durch das Gros der Carlistischen Armee aufgerieben wurde, mußle der Rückzug nach Carincna angetreten werden. Bucrens selbst befindet sich unter den Verwundeten. — Unmittelbar nach dem Treffen erhielt Bucrens von Oraa Depeschen mit der Weisung nach Carinena. Oraa war von Daroca bis Retascon vorgerückt, und der Kampf scheint dort erneuert worden zu seyn. Lcmdlcute wollen ein starkes Artillerie- und Infantericschießen aus dieser Gegend gehört haben. Nach einem heute aus Carinena eingegangenen Bericht war indeß der Verlust deiHerrera nicht so bedeutend, als man zuerst glaubte. Allgemein wird behauptet, daß der Feind noch mehr gelitten habe. Die Bataillone von Cordova, Almansa und von der königlichen Garde haben Wunder von Tapfer? kcit verrichtet. Über r/undert Verwundete sind cingc- 296 bracht worden. Die Ärzte und die Municipalbehm-den wetteifern in ihrer-Verpflegung. (Allg. Z.) Man versichert, Espa rte ro wolle ohne Cortes regieren, cr wolle die jetzigen Cortes auslosen, und die Suprematie der Krone wieder herstellen. Er soll der Königinn erklärt haben, daß, wenn sie seine Maß- , regeln genehmige,- er den Despotismus in vierund- , zwanzig Srunden.wiederherstellen wolle./WaHrend auf diese Weise in der Hauptstadt Uneinigkeit unter den ,, Anhängern der Königinn herrscht, haben oie'Carlisten -Segovia geräumt, und sich in einem Halbkreise um Madrid aufgestellt. Bei dem gegenwärtigen Zustande der Hauptstadt ist es sehr zweifelhaft, ob Espartcro geneigt seyn wird, sich weit von ihr zu entfernen; sollte er jedoch'ntit-den chmzu Gebote stehenden Streitkräften dieCarlisten ilrihrer jetzigen Stellung angreifen, so ist zu befürchten, daß er zurückgetrieben wird. Unrcr-^ desi ist die Armee und jeder Zweig des Staatsdienstes , auf taZ,Änß