^^' ^ '........."N M L's , ^ ....,- Das °V^ ^ W «^ 4^. ^. 4> °A <^ ^l^. »^ ^v^^ M, ^) ^, ^> ^. ^ ^ ^> °v^ H^ in malerischen OmMalanlichlm. Mit bcschreibendenl Text seiner Geschichte, seines (5ultinlebens und seiner Topographie von vi'. Anton don Authlner. I. Mand. 2. Abtyeilunz,: Vie ilmgelülNülli Wicos. ?cr Uiil»cr wn!t>, Das <5rjhtrzo l»rr Enns. ii mtoHo Ü199640 Ne^/^ ! Die Umgcbnngcii Wiens. — Dcr Wiener-Wald. Wir setzen nun zuerst unsere Reise von Leobersdorf auf der Südbahn im Viertel unter dein Wicnerwald fort. Links östlich von der Bahn ist dcr Charakter der Ebene der uns aus der Wiener Umgebung bekannte gebliebcn, ja bei Solenau beginnt fogar die eigentliche Neustädter Haide, mit welchem Namen man übrigens häufig den ganzen südlichen Theil des Wicnerbeckens belegt. Ueberall hat die Großindustrie die aus den: Ostrande der Alpen abfliesscnden Gewässer benützt. Dies ist der Fall ebenso in Solenan, dessen Kirche dadnrch Interesse bietet, das; die Halle ihres romanische Bauformcn verrathenden Quaderthurmes den Altarraum des Chors gebildet hat, als in Felixdorf. In beiden Orten dient die Picsting zum Betriebe großer Spinnfabriken. Die Eisenbahn führt vor Felirdorf über das Fluschen und die Strafte nach dem Thale, aus welchem es kommt, nimmt hier ihren Ansang. Wir solgen ihr nach Westen. Sie zieht zunächst noch in der Ebene am Naketendörfel vorbei, wo ein artilleristisches Laboratorium besteht und tritt erst bei Wöllersdorf in das Thal. Ein uralter Thurm, der Höllthurm, blickt von der Thalesccke herab weit ins Land. Die Wöllerstorfer Sandsteinbrüche haben zu allen Zeiten das Materiale für die großen Monumentalbauten der Residenz geliefert. Von Piesting läuft eine Straße nordwärts nach Hornstein, welches in einer gegen das Triestingthal geöffneten Mulde zwischen Bergen im Walde gelegen ist. Auf Kalkfelsen ragt dort der Thurm der alten Veste auf, in welcher der Teufel den hartherzigen Pfleger Ritter Linzer im Anfange des 15. Jahrhunderts im Bett erdrosselt hat. Das darnnter liegende neue Schloß hat der gegenwärtige Eigenthümer, Erzherzog Leopold von Oesterreich, mit großen Kosten höchst kunstvoll restauriren lassen. Bei Oberpiesting thront ans der südlichen Thalwand Starhemberg, eine der großartigsten Ruinen des Landes. Die Burg hat schon 1080 bestanden. Friedrich dcr Streitbare befestigte sie stark und sie ist ihm treu geblieben, als fast das ganze Land von ihm abgefallen war. Ihre Ausdehnung beweist der Umstand, daß bei der Türkeninvasion 1683 nicht weniger als 11,000 Menschen innerhalb ihrer Mauern Schutz fanden. Allmählich sank der riesige Bau in Trümmer. Von den noch vorhandenen Resten mag manches, besonders der gewaltige runde Thnrm, aus dcr ^!» 38 ?ie lzMipt- und ^lcsidenzsladt Wicn. Babcnbergcr Zeit herrühren, da^ meiste davon gehört aber dein 16. nnd 17. Jahrhundert an. Das Thal wird mit jedem Schritt einwärts malerischer. Bei Waldegg senkt sich die vordere Mandling am linken Ufer der Piesting in brüchigen Wandbildungen bic, an die Straße nnd schließt in Verbindung mit den Ausläufern des doppelgipfeligen Grössenberges, 2802 F., am rechten User das Thal. Die Kirche des Dorfes aber steht frei mif einem Hügel, nm welchen sich die Picsting windet, deren Wasser hier im Dienste stattlicher .Hammerwerke schäumt und braust. Hat man die Thal sperre überwunden, so ist man in der Oed. Die vordere Mandling hat sich jetzt der Quere nach gegen auswärts vor das Thal gestellt, die hintere Mandling, 2936 F., im Norden, ihr gegenüber im Süd.n dcr Grösscnbcrg, westwärts dagegen die Erhebungen des Kitzberges bilden den übrigen Rahmen. Von allen Höhen leuchtet das lichte Grün der Buchenwälder. Am linken User der Picsting liegen an der Straße die Häuser des kleinen Dorfes, auf der Südseite aber reihen sich die weitläufigen Gebäude der Nosthorn'schen Metallwaarenfabrik auf dem grünen Thalgrunde oder in dein Park aneinander, welcher sich noch auf den Grössenberg bis dort hinanzieht, wo eine Villa im Schw^izerftnl zu Thal blickt. Bald innerhalb der Oed mündet aus Süden das Miesenbacher Thal. Durch seine Wäldchen und über seine Baumhäuge leitet ein reizender Weg in allmählichen: Ansteigen nach Sierning im Buchberger Thal. Die Ostseite des engen Thales bildet der Westabfall der Hohen Wand, des weitaus mächtigsten, 3300 F. und im Plaklcs 3591 Fuß hohen, Berges zwischen der Piesting und Sierning, welcher seine ungleich steilere Ostseite mit ihren grotesken Wänden dem Steinfelde Zwischen W. Neustadt und Neunkirchen zukehrt. Stundenlang kann man fast eben auf dem breiten Plateau der Wand dahinschreiten. Ein Theil des Berges ist vom Erzherzog Leopold in einen Wildpark unigestaltet. Im Mefenbachthale zieht die auf einem Kalkfelsen an den Abhang der Wand sich anschmiegende Nuine Schellchenstein die Aufmerksamkeit auf sich und nicht minder das Kirchlein von Scheuchenstein. Es ist uralt, 290 '6 Die UmgMmgm ^.'ims, — Ter Wicucr^Wald. <2 enthält cm Sakramcntchäuochen und ein schöncs Altarblatt von Kupel-wieser. D^es hat ihm Fricdrich Gauennann, der berühmteste, im I. 1^62 gestorbene, Thiermaler Oesterreichs geschenkt. Er besaß ein Haus in Miesenbach und liegt im Friedhofe am Kirchlein begraben. Anf der Straße im Püstingthale kommt man von der Oed zunächst nach Pernih. Wir wissen, daß von hier die Straße nach Pottensttin über den Hals ansucht. Außerdem besucht man von Pernitz am besten die nordwestlich von ihn: gelegenen Fälle der Mira bei Muckendorf. Eine ganze Aufeinanderfolge kleiner Caseadcn nnd eine romantische Felsendceoration machen sie sehenswürdig. Auch der Unterberg, 4243 Fuß, wird am zweckmäßigsten über Muckendorf erstiegen. In ihm eulminirt die nach ihn: benannte Gruppe. Sie ist der südliche Theil jcneo Gebirgszuges, welcher sich von dcn steyrisch-österrcichischen .Hochalpen am Gippel loslöst, die Grenze zwischen den Vierteln ober und unter dem Wienerwald trägt und dessen nordliche Hälfte der Nicnerwald bildet, während, wie wir gehört haben, frühor die ganze Kette d71 die Führer der ungarischen Verschworenen, Graf Peter Zriny uud Franz Frangipani hier getopft wurden. Die Tapferleit und Anhänglichkeit der Neustadt an das Herrscherhaus wurde von den Regenten vielfach durch Privilegien belohnt, insbefonoers hat sie von Baiser Leopold I. den Beinamen der allzeit Getreueu erhalten. Neustadts Lage kennen wir im Allgemeinen. Es breitet sich in einer Ebene aus, welche jedoch in einiger Entfernung die Alpen begrenzen. Sein Aeußeres ist längst umgestaltet. Die Stadtmauern, Gräben und Thore sind theils ganz oerschwunden, theils ihrem ursprünglichen Zweck entzogen. Schattige Baumgänge nehmen hie uud da ihre Stelle ein. Besonders hat der größte Brand, welcher Neustadt getroffen und im Jahre 1834 501 Häuser nud 118 Scheuern zerstört hat, es verjüngt. Dennoch finden wir überall in der Stadt ehrwürdige Ueberreste der Vergangenheit. Aus dcn größercn Bauwerken betrachten wir zuerst die Pfarrkirche zu Uuserer Liebcn Frau. Sie ist ein Quaderbau mit zwei romanischen Thürmen, welche über dem Kircheudache eine Brücke verbindet. Leopold VII. hat sie von 1197 bis 1230 erbauen lassen. Während des Bestandes des 294 Die Umgebungen Wieus. — Der Wiener-Wald Bisthums in Wiener Neustadt vom Jahre 14^!8 bis 17«5 war sie die Diocösanki'che. Der heutig Bau stamiut alls verschiedener Zeit, dao großartige Schiff aus dem 13. Jahrhundert, das Querschiff und der (5hor aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. In einer Gruft sind fünf linder deo Herzoge Ernst de> Eisernen beigesetzt. Der prächtige Grabstein wird dein berühmten Niklas Lcrch zugeschrieben und alc, uin das Jahr 1470 herum verfertigt angenommen. Von den übrigen Grabsteinen fei nur derjenige des unter K. Mathias allmächtigen Kardinals Klesel genannt. Klesel hat die schöne Kanzel der Milche aus Carrara-Marmor errichten lassen. Sein Leichnam ist in der Stefanskirchc in Wien, sein Herz hier beigeseht. All der Außenseite bietet der Leichenstein der hingerichteten Grafen Zriny und Frangipani Interesse. S ine Inschrift ist bezeichnend, besonders ihr unter dem Richtschwert mit zwei Schädeln angebrachter Schluß: !.:!. >i)er Warner neben der Kirche ist im Hauptraum so ziemlich gleichzeitig mit dem Schiff der Kirche entstanden, der oblonge Zubau ab.r später. Auch die aufgelassene Peterskirche und die Kirche des von Leopold dem Glorreichen gestifteten Minoritenklosters, jetzt Kapnzinerkirche, ein Bau aus d^m Ende des 14. Jahrhunderts, vertreten den guten altdeutschen Baustyl. Das Cistercienserstift Neutloster hat Friedrich lV. im I. 1'444 gegründet. Die Kirche, aus 1453 wird durch schlanke Strebepfeiler in 3 Schiffe getheilt. Vine Zierde derselben bildet das Grabmal der Kaiserin Elconora uon Niklas Lerch, dem Schöpfer des herrlichen Sarkophags des Kaisers Friedrich IV. in der Stefanskirche in Wien. Auf schief aufliegendem Marmor ist die Kaiserin im Ornate dargestellt, umgeben uon Wappen. Das Grabmal befindet sich hinter dem Hochaltar und nebenan ruhen Friedrichs und der Kaiserin unmündige linder. In der Nähe stehen nel'stdem zwei sehr kunstvoll gearbeitete Reliquienkästen aus dem 15. Jahrhundert. Die Kirche enthält weiter einen vorzüglichen Flügelaltar mit Friedrichs IV. Devise ^. I^. .1. l). U. und der Jahreszahl 1447. ^ü Die Haupt- und Residenzstadt Nicu. Unter den vielen übrigen Grabinonunlenten tritt dor Stein der 1453 gestorbenen Kammerfrau der Kaiserin Eleonora, Beatrir Lopide, dilrch verdienstliche Ausführung hervor. Doch noch andere altdeutsche Kunstwerke . finden sich im Stifte, namentlich im Mnsenm schöne Glasmalereien, Schnitzwerke und Gemälde und auch die naturwissenschaftlichen Sammlungen des Klosters und seine bedeutende Bibliothek verdienen Beachtung. Ein altdeutsches Denkmal, die Spinnerin am Kren,;, steht vor der Stadt in der Richtung gegen Wien. Die (>5 F. hohe, im Sechseck con-struirte Denksänle ist der Wiener Spinnerin am Krenz ähnlich, doch noch reicher an Pfeilern, Giebeln, Nischen, Statuen nnd Wappen. Man hält dafür, daß sie im Auftrag Leopold des Biedern in den Jahren 1382 bis 1384 durch den Banmeister Michael Weinwurm (?) als Monnmeut der Länderth^ilnng deo Jahres 1379 erbant worden ist. Im Rathhause werden einige alterthümliche Objeete von Werth verwahrt, darunter das kostbarste der Friedensbecher Mathias Korvinus und Friedrich des IV. mit der Jahreszahl 1462. Auch das Archiv besitzt nralte Doeumente selbst noch aus der Vabenberger Zeit. Endlich fehlt es nicht an alten Privatgebäuden nnd die ^aubengänge eines Theils seiner tzänser geben dem ganzen Hauptplatz ein alterthümliches Ansehen. Wir wenden uns jetzt der von Friedrich IV. erbauten Burg zu, in welcher seit dem Jahre 1752 die k. k. Militärakademie untergebracht ist. Ein gewaltiges Viereck steht der Hauptbau mit seinem massigen Thurme auf der Südostseite der Stadt allein vor den übrigen Gebäuden derselben. In der Mitte nimmt ein Porwerk den Raum des frühern Wassergrabens ein, rückwärts davon baut sich die Georgstirche über der Thorhalle auf. Durch diese Einfahrt gelangt man in den großen Hof. Ihn umgeben rings die dreistöckigen Wohnungsräumlichkeiten. Gegenüber der Thorhalle, über welcher die herrliche Außenseite der Georgskirche die lebhafteste Bewunderung erweckt, führt ein anderer Thorweg unter einer Freitreppe und dem Uhrthurm in den Park. Die Georgskirche hat K. Friedrich IV. erbaut. Sie ist ein lichter Bau, dreischiffig ohne abgesondertes Presbyterium. Auf rothmarmornen 296 Die UmHMmgcn Wicu«, — Dcr Wicner-Wald, Untersätzen ruhende Pfeiler tragen das Gewölbe. Rings lallst eine Gallone, sie endigt mit Oratorien zu beiden Seiten des Altars. Drei Fenster mit Glasmalereien, darunter die Portraits des Kaisers Mar I. mit seinen beiden Gemahlinnen nnd seinen: Sohne, dann die Bronzesigur des stehenden heil. Georgs aus den: Altar stammen gleichfalls aus dem 15. Jahrhundert und sprechen lant für die Höhe der Kunst in jener Zeit. Das Grab des Kaisers Mar I. befindet sich unter den Stufen des Hochaltars, zu semen Füßen aber eine Gedenktafel seines treuen Rathes Sigmunds von Dietrichstein. Die meisten jener Gegenstände, welche bei Eröffnung des Sarges des Kaisers darin gefunden wurden, werden in der Sakristei aufbewahrt. Die Außenscite des Prcsbytcriums im großen Burghof, ein Meisterwerk ersten Ranges, stellt über dem Mittelfenster die heilige Maria zwischen zwei heiligen Frauen unter einem Thronhimmel vor. Unter demselben Fenster steht in einer Nische das lebensgroße Standbild Friedrichs IV. in der Rüstung mit dem Herzogshut. Zu beiden Seiten der erwähnten Figuren und rechts und links vom Fenster formen 89 Wappen ans Sandstein eine Wappentafel. Unter den Wappen erkennen wir eine Zahl als diejenigen der österreichischen Länder, die meisten jedoch gehören mit Oesterreich auf das Romantischeste in Verbindung gebrachten römischen oder mythischen Herrschern oder Helden an. Das prachtvolle Kunstwerk wird dem Meister Niklas Lerch zugeschrieben und ist 1453 zu Stande gekommen. Ucberall in den weiten freilich vielfach umgestalteten Räumen der Burg stößt man auf Friedrichs IV. /V. ll. .1. (). U. und auf Vaureste aus seiner Zeit. Selbst Ueberbleibsel der alten nach der Ländertheilung im I. 1379 aufgeführten Burg finden sich noch vor in der jetzt zur Hauptstiege umgewandelten alten Kirche und der darunter gelegenen Todtenkapelle und in der letztern sieht man im Schlußstein der Gewölbrippen das Wappen Leopolds des Biedern und seiner Gemahlin Viridis und die Umschrift: ^iniO Duinmi 137A I,cn^«M <^ux au^trilw fuiu^wi-. An die Stelle des Thurmes der Vorhalle der alten Kirche ist der heutige Uhrthurm getreten. 2i)7 N Die Haupte und Residenzstadt Wien. Die Nebengebäude der Akademie liegen theilweise im Park, dem ehemaligen Thiergarten, welcher einen Flächenraum von c. 330 Joch einnimmt. Unmittelbar rückwärts von der Burg und von da links findet man englische Gartenanlagen. Hier erhebt sich anch gegenüber dem Eingangsthor das gelungene Monument aus Erz der Kaiserin M. Theresia von Hans Gasser, welches die Fürstin auf hohem Sockel stehend darstellt, dann aus einer kleinen Erhöhung links eine colossale Büstc eines früheren Direktors der Anstalt, des FeldZeugmeisters Grafen Kinsky. Große Alleen durchschneiden den riesigen Garten nach verschiedenen Richtungen. In Wiener Neustadt ist die ungarische Grenze nahe. Auf dieser Seite empfiehlt sich das mit dichtem Forst bedeckte Rosaliengebirge, dcr große Kaiserwald, dem Besuch von Neustadt aus. Es bildet eine Vorstufe der Centralalpeu und gehört großcntheils nach Ungarn. Seine culmi-nirende Höhe mit der auch von dcr Südbnhn sichtbaren Rosalienkapclle, 2355 E., blickt weit über das Wiener Becken, das Alpengebirge und besonders nach Ungarn, und die Besichtigung des der Rosalienkapelle benachbarten ungarischen Vergschlosses Forchtenstein belohnt noch überdies den Ausflug. Den Archäologen wird auf dein Wege die alte Kirche von Katzelsdorf und das Schloß Aichbühel interessiren und auch Frohsdorf kann mit einem kleinen Umwege erreicht werden. Wir können uns nicht in eine Erwähnung der vielen noch bewohnten Schlösser des Landes einlassen, wenn sie sich nicht durch eine geschichtliche oder andere Merkwürdigkeit auszeichnen. Gerade deshalb meinen wir jedoch Frohsdorf nicht ganz übergehen zu sollen, nicht wegen seines großen Schlossen und Parkes, sondern wegen des eigenthümlichen Wechsels seiner Besitzer, indem es lange der Gräfin Lippona, der Wittwe Murats gehörte und jetzt Eigenthum und gewöhnlicher Aufenthaltsort des'legitimistischen Thronprätendenten von Frankreich, des .Herzogs von Bordeaux, ist. Auch der Ausflug nach Pitten wird am zweckmäßigsten von Neustadt gemacht. Weil jedoch Pitten bereits in das Gebiet der Bucklichten Welt, einer Vorstufe des Wechsels, fällt, kommen wir dahin erst bei der Besprechung des Wechsels. Von Wiener Neustadt laufen Stränge dcr Südbahn nach drei Rich- 298 Die Umgebmlgen Wims. — Der Wiciicr-Wald. tungen aus, südwestlich zunr Semmering und nach Steyermark, südöstlich nach Oedenburg endlich nach Nordosten. Der letztere Strang erreicht die Staatsbahn in ihrem Zuge von Wien nach Brnck an der Leitha und Raab in Gramat-Neusiedel und verbindet so die größten Industrialorte des Wiener Beckens mit den Hauptlinien der Südbahn und Staatsbahn. Wir haben wiederholt angedeutet, dasi im Wiener Becken zwischen Wien und W. Neustadt, ja noch südlicher bis an den Rand der Alpen, zahlreiche große Fabriken angetroffen werden und als den Grund den Wasserreichthum dieser Ebene bezeichnet. Thatsächlich durchschneiden dieselbe die Alpenkinder, die Schwechat, die Triesting, die Piesting, die aus der Schwarza und dein Pittenbach entstandene leitha und viele Flachlandsbäche und ihre verschiedenen Abzweigungen. Sie alle, also auch die aus den nach Osten geöffneten Alpenthälern kommenden Gewässer sehen sich bald durch die Terraingestaltung zum nordöstlichen Laufe gezwungen und gelangen so zu der das südliche Becken im Norden abschliessenden Donau erst nachdem sie es seiner ganzen Ausdehnung nach durchlaufen haben. Blos der Leitha gelang der Durchbruch nach Osten nnd nach Ungarn. Auf einer Fahrt auf der 4^, Meilen langen Bahn von Neustadt nach Gramat-Neusiedl treffen wir besonders große Baumwollspinnereien an. Die erste ansehnliche Fabrik in der Nähe der Bahn ist jedoch die große Nadel- und Messingfabrik in der Nadelburg. Das benachbarte ^ichten-wörth zeichnet eine der herrlichsten Kirchenruinen aus der Hälfte des 15. Jahrhunderts ails. Die an der Bahn gelegene Stadt Ebenfurt zählt 2291 Einwohner. Ihre alte Kirche besitzt vortreffliche Glasgemälde aus dem 15. Jahrhundert; auch das Schloß ist alt, und Fabriken kennzeichnen Ebenfurt als Industrialort. Noch bedeutender in mancher Beziehung finden wir Pottendorf. Der Markt hat 305? Einwohner und es besteht in ihm die Pottendorfer Baumwollspinnerei und Weberei, das größte Etablissement dieser Art in Niedcr-österreich. x?ohes Interesse gewährt vollends das Schloß. Den von einem weitläufigen Park umgebenen viereckigen Bau machen besonders drei „Römer- 2iW ^8* Die Hcmpt- imd Nesidclizftadt Wien, thürmc", 2 an den Ecken mid der dritte in der Mitte, berühmt. Sie sind viereckig und ihre außerordentlich dicken Mauern aus roh vehauenen Sand-steiilen, mitunter von ungewöhnlicher Größe, aufgeführt. Es steht schon lange außer Zweifel, das; sie aus dem frühern Mittelalter herrühren. In der Schloßkapelle, welche in ihrem älteren Theile im Jahre 1474 erbaut worden ist, nennen die Marmorgrabdenkmale die Namen der edelsten Geschlechter des Landes. Außer jenem des im Jahre 1488 gestorbenen letzten Pottendorfers kommt mehrfach derjenige der Zinzendorfe vor, welche das Schloß am Ende des 15. Jahrhunderts überkamen. Doch der geschichtlich bekannteste Besitzer von Pottendorf, Graf Franz Nadasdn, liegt nicht hier. Man behauptet, daß in einein Kabinet des Schlosses, welches eine Rose in der Stuecaturarbeit der Decke zeigt, die für Nadasdy so vcrhängnißvollen Hochverrathsvläne entworfen worden sind und daß daher die Bezeichmmg ,^ud 1-053" für eine geheim zu haltende Mittheilung rührt. Wir erwähnen ans der Nähe unserer Bahn noch des stattlichen Schlosses Ebreichsdorf mit den gewaltigen Bogengängen und Wappentafeln der Beck von Leopoldstorf in seinem Hofe und mit seinem großartigen Part und kehren nach Neustadt zurück, um die Fahrt auf der Hauptroute der Südbahn gegen den Semmering fortzusetzen. Die Bahn ist bald in den Föhrenwald des Steinfeldes, des südlichen Theiles der Neustädter Haide, eingetreten. Von den Rändern der Ebene hält vornehmlich der breite Rücken der Hohen Wand mit den: steilen Absturz seiner Felsen den Blick fest. Vor und unter ihm gewahren nur eine Hügelkette, von welcher die Ruine Emmcrberg malerisch herabschaut. Im Raume zwischen diesen Hügeln und der Wand, dann den Höhen bei Grünbach, welche sie im Südwesten begrenzen, ist die Neue Welt eingebettet. Die grotesken Formen der .Hohen Wand, der an vielen Orten ins Thal herüberblickende Schneeberg, die sanfteren Waldhügel, einzelne Höfe auf den bebauten Thalwänden und die zum Theil alterthümlichen Ortschaften auf dein Grunde vereinigen sich in ihr zu den nürkungsreichsten Landschaftsbildern und wird hie und da noch die Ruine Emmerberg sichtbar, so vermehrt dies den Effect. 3 Tie Umgebungen Wiens. — Der Wicncr Walo, Die Burg bewacht den Hallpteingang in das Thal, die Proset-schlucht. Ueberall reicht ihr Gemäuer bis an den äußersten Rand der Felsen hinaus. Die freistehende Michaeliseapelle ist gleichfalls theilweise eingestürzt, läßt jedoch Fresken erkennen, welche den Styl des 13. Jahrhunderts verrathen. Die Trnchsesse von Emmerberg, ein berühmtes Geschlecht, blühten schon 117: nnd erloschen im 15. Jahrhundert. K. Ottotar I!. starb nach Ottokar von Horneks Reirnchronik in der March-felder Schlacht in Berthold von Emmerbergs Armen. „Dem Druchseczcn in der Hcnd der Kunig Ottakcher starib." Der Türkencinfall 1683 hat auch dieses Schloß Zerstört. Das auf der anderen Seite der Prosetschlncht Emmerberg gegenüber gelegene Dachenstein bildet vollends bloß einen Trümmerhaufen. Auch westlicher, wo die Höhen zwischen der Piesting und Sirning, vornehmlich die das linke Ufer des letztern Bachs begleitenden Berge, im Norden der Bahn den Boden zu Wellen geformt haben findet sich zwischen der Ebene und der Wasserscheide gegen das Bnchbcrger Thal merkwürdiges an Schlossern und alten Kirchen. Wir nenum daraus bloß die romanische <6irche zu Et. Egyden, die Kirche und Sebastianskapelle in Wirflach au5 dem Schluß des 15. Jahrhunderts und die Kirche von Winzendorf. Sie ist spätgothisch, erhält aber ihre Bedeutuug zumeist durch die werthvollen Denkmale der Teufel von Gunter^dorf aus dein 16. Jahrhundert. Die Ruine Schrattenstein imponirt durch ihre ^age auf rothen >valtklippen hoch über dem wilden Schrattensteingraben. Bei den: nahen Grüubach stehen ausgedehnte Steinkohlenbaue im Betrieb. Neunkirchen, der nächste größere Ort an der Bahn zählt 4575 Einwohner. Sein Alter wird weit zurückdatirt. Die Pfarrkirche soll schon im Jahre 8l)^ gegründet und 1094 von dem Grafen Eckbert von Pitten an das Kloster Formbach am Inn vergabt worden sein. Jedenfalls rührt das Marktrecht Neunkirchens aus dem Jahre 10^6 her. Die Pfarrkirche überragt mit ihrem hohen Chore alle übrigen Gebäude des Marktes. Sie verräth im Schiff, den niedrigen Abseiten und der Halle des ehemaligen Thnrmes die romanische Anlage; höchst ansprechend sind die Formen des muthmaßlich im 15 Jahrhundert entstandenen Chors. 301 Die Haupt- und Residenzstadt Wien, Doch nimmt sich Neunkirchen auch wegen seiner vielen großen Fabrits-gebäude recht stattlich aus. Die Gegend hat an landschaftlichem Reiz gegenüber derjenigen des äußern Steinfeldes sehr gewonnen. Die Berge sind sich eben auf allen Seiten nahe gerückt und die hervorragendsten alls ihnen, die Hohe Wand im Norden, der Schneeberg im Nordwesten, südwestlich der Sonnwendstein und südlich der Wechsel, vermögen den Blick nachhaltig zu fesseln. Von Neunkirchcn aus wollen wir uns nut der Gruppe und dem Gebiet des Wechsels bekannt machen. Die Grenze zwischen den Centralalpen, denen der Wechsel angehört, und den Nordalpen wird durch das Thal der Prein und jenes der Schwarza gezogen. Das ganze niederösterreichische Gebirge im Süden dieser Thäler, daun im Süden und Osten des Wiener Beckens, fällt in die Zone der Centralalpen. Am Großen Pfaffen tritt der .hauptkamm dieser Alpen aus Steyermark nach Nieder-österreich. Er culminirt auf dem Wechsel. Diesen umlagert noch östlich und nördlich eine Anzahl nicht unbedeutender Berge. Doch weiter östlich, etwa von einer von. Neunkirchen nach Süden gezogenen Linie, folgen nach Osten, Süden und Norden bis an die ungarische und steyerische Grenze und bis an die oben angegebene nördliche Grenze der Centralalpen, bloß die kleineren Höhen der sogenannten Bucklichten Welt, an deren Nordost-eude sich dann nordwärts der Kaiserwald und das Leithagebirge anschließt. Den Kaiserwald, das Nosaliengebirge, kennen wir bereits. Die gesammten südlicheren Centralalpen sind uns noch unbekannt und sie und ihr Gebiet fassen wir nach ihrer höchsten Erhebung unter der Bezeichnung der Gruppe und des Gebietes des Wechsels zusammen. Von Neustadt führt eine Straße nach Pitten und Sebenstein und von da in südlicher Richtung dem Pittenbach entgegen durch unser Gebiet. Eine andere aus dem nähern Ncunkirchen vereinigt sich mit ihr rückwärts vom Park von Sebenstein. Pitten und Sebenstein sind landschaftlich nicht zu trennen. Sie bilden die beiden Eck- und Glanzpunkte des Pittenthales, eines Thales von ungewöhnlicher malerischer Wirkung. Betrachtet man es aus Osten, so trennen rechts waldige Abhänge den grünen Gruud von der Ebene 302 Die Umgebungen Wiens, — Der Wiener-Wald. und umrahmen ihn links höhere Waldbcrge. Im Nordostcn thront auf einem Fclskegel das Schloß Pitten mit seinem spitzigen Tyürmchen, seinen niedrigen Nebengebänden und den Ravelins an den vorspringenden Ecken. Auch noch auf halber Bergeshöhe drohen Bertheidigungswerke und in ihrem Schutz klebt die alte Kirche an den Wänden. Am Fuß des Burgberges zieht sich dann der Markt gegen den südlichen Wald, um dort erst mit seinen stattlichen Fabriksgebäuden zu prunken. Am andern Ende des Thales im Südwesten dagegen durchbricht in einiger Höhe über der Thalsohle und dem Dorfe Sebenstein, aus dessen Mitte der Spitzthurm seiner Kirche aufragt, die Burg Sebcnstein in der Gestalt des Mittelalters das Dunkel des Tannenwaldes. Ueber ihr und rechts von ihr aber blickt das Hochgebirge, darunter die prächtige Gestalt des Schneeberges, aus der Ferne in das Thal herein. Wer durch einen massiven Thorweg und ein zweites Thor dm das Plateau einnehmenden Schloßhof von Pitten betritt, fühlt sich sicher an^ geheimelt. Reizend als wäre hier uie gefochten worden, umkleidet der reichste Epheu das Hauptgebäude des Schlosses, aus dem der niedrige und spitzige Thurm aufsteigt. Gartenanlagen verschönern den weiten Hofraum, in welchem rings am Rand der Felsen uud der Wälle die freundlichen Nebengebäude angebracht sind. Pitteu war der Sitz der von Otto dem Großen gegen die Hunnen errichteten Markgrafschaft. Urkundlich kommt im Jahre W3 Arnold Graf von Lambach und Wels als Markgraf von Pitten vor. Sein Sohn Gottfried schlug im Jahre 1042 die Ungarn entscheidend. Die Grafen von Pitten saßen auf ihrer Veste noch als selbstständige Dynasten als schon die Babenberger das Land bis zur Piesting vergabt erhalten hatten. Von den Grafen von Pitten kam Pitten an den Grafen Eckbert von Neuberg, wurde jedoch 1075 zerstört, weil Vckbert dem Kaiser Heinrich IV. die Heeresfolge gegen Rudolf von Schwaben verweigert hatte. Nach dein Aussterbcn der Neubergcr traten in Folge einer Belehuung Ottokars III. von Steuer die Herrn von Pitten in den Besitz. Die Burg war noch im 15. und 16. Jahrhundert sehr stark und am Anfang des 17. Jahr- 302 Die Haupt- mid Residenzstadt Wien. Hunderts erst baute ein Freiherr von Teufel den noch heute sichtbaren 73 Klafter tiefen Brunnen. Auch die Burg Sebenstein, oder, wie sie früher hieß, Wildellstein, gehört unter die ältesten Vesten des Landes. Sie soll im Jahre 1092 von Eckbert von Neuberg erballt worden sein. Sie kam 1159 an die Wildensteiner, später an eine Familie, welche sich von der Burg die Seben-steiner nannte, im Iaisre 1405 aber an die Königsberge. Diese ballten im 16. Jahrhundert den neueren Theil des Schlosses. Heute besitzen die Fürsten von Liechtenstein Sebenstein. Man gelangt in die >>öfe über einen Vorplatz und eine Zugbrücke, daun durch doppelte Thore. Der ältere und westliche Theil, das eigentliche Wildenstein, liegt in Trümmern, welche der wunderbarste Epheu in förmlichen Bäumen umspinnt. Bloß der gewaltige alte Wartthurm schaut in ungebrochener Kraft noch immer ins ^and hinaus. Der neuere Theil befindet sich in vollkommen wohnl'arem Zustand, ist auf das kostbarste in alterthümlicher Weise eingerichtet und auch sonst reich an Gemälden, Schnitzwerten, Waffen und andern Gegenständen des Mittelalters. Unter dem alten Schlosse steht im Thale ein modernes Schloß in Mitte eines ausgedehnten Parkes. Doch auch die Kirche des Dorfes verdient Beachtung wegen ihrer gothischen Sauformeu, ihrer alten Glasgemälde und Denkmale der Königsberge. Sobald man hinter Sebenstein dem Pittenbach entgegen thaleinwärts vordringt, erkennt mnn den Mittelgebirgscharakter des Landes, welcher sick) in grünen Thalböden mit Niesen nnd Feldbau und mäßig hohen Bergen mit weit hinaufreichenden Feldern oder stellenweise in das Thal herabsteigendem Wald ausspricht. Einzelne reinliche Gebäude, besonders Mühleu, beleben das stille Land. Doch wird-auf dem Wege von Scbenstein bis zur Theilung der Hauptverkehrsstraße in die südwestlich nach Aspang und die südöstlich nach Edlitz, Krmnbach und Kirchschlag führenden Straßen unsere Aufmerksamkeit mehrfach erregt. Znerst durch den Türkensturz, welcher als eine mächtige graue Felswand mit gelben Anbrüchen von der Höhe eines Bergrückens senkrecht zum Pittenbach und auf den hübschen Grund hinter Groß-Gleißenfeld abfällt, während 304 ) Dic Uitt^ednu^cil Wici^s, — Dcr Wiener Walv. sich daneben Felsrippcn zwischen Wiesenstreifcn steil dorthin neigen. Der Name wird dadm-ch erklärt, das; im Jahre 1532 flüchtige Türken von den Bauern angegriffen und über die Wand hinabgestürzt worden seien. Auch die Waldpyramide des Schöberl mit der Ruine Grimmenstein gewahrt einen interessanten Anblick und nicht minder gestaltet sich pittoresk die Mündung des Feistritzer Thales mit dem runden Otter an seinem fernen Schluffe. Aus den, Thale fließt Kle Feistritz und bildet durch ihre Vereinigung mit dem von Aspang kommenden Pischingbach die Pitten. Aspang, gewissermaßen der Hauptort deo ganzen (Gebietes des Wechsels, zählt 10^1 Bewohner und liegt in einem der vorne charakterisirten Bergkessel. Der oberc Markt weiset auf dem Platz und in der sich nach Süden erstreckenden Hauptgasse hübsche Häuser auf. Das düstere dreithürmige Schloß steht am nördlichen Endc. Die Kirche im Friedhofc im untern, am Pischingbach gelegenen Markt übertrifft die des obern Marktes an Alter und war ursprünglich die Hauptkirche. Von Afpaug läuft die Straße südlich über den Moselbcrg und Mcmichkirchen nach Friedberg in Steyermark. Südwestlich dagegen baut sich der Wechsel auf. Man ersteigt den Berg von Aspang über Mariensee oder über Mönichkirchen. Wir werden ihn von Kirchberg aus besuchen. Die am Pittenbach nach Südosten abzweigende Straße tritt alsbald in die Enge von Edlitz, desfen ehrwürdig aussehende befestigte Kirche aus dem 15. Jahrhundert herrührt, zieht unter der Ruine Thomasberg vorbei und nun lange die Wasserscheide zwischen dem Edlitz- und dem Zöberbach hinan, um sich dann zum Markt Krnmbach hinabzulassen. Auch er besitzt eine altdeutsche Kirche und in einiger Entfernung von den übrigen Hänsern an der Straße nach Kirchschlag ein sehr stattliches Spital. Doch wahrhaft imposant lagert die Veste Krumbach auf der Hohe eines mit Wiesen und Wald bedeckten Berges dort, wo der Verbindungsweg von Aspang übcr Zobern die Kruinbach-Kirchschlager Straße erreicht. Ein massiver Thurm und ein paar Thünnchen, wovon ein moderner der Kapelle angehört, überragen den Hauptbau, ein neueres Gebäude steht 305 39 Die Haupt- und sicsldmzswdt Nicn. unter ihm, so, daß eo noch au ihn hinanreicht und mit ihm verbunden zu sein scheint, Porwerke nmgeben ihn überall. Die Straße läßt das minder bedeutende Schönau rechts auf der Höhe liegen und trifft in Kirchschlag, dem Sitz des andern Bezirksgerichtes im Gebiet des Wechsels, ein. Dic Berge sind sichtlich je weiter wir ostwärts vordrangen desto niedriger geworden, wir näherten uns ja immer mehr dem ungarischen .Hügelland. So ist auch die Mulde, in welcher Kirchschlag eingebettet ist, sanft. Der Markt hat 995 Einwohner, und zieht sich nut seinem größern Theil am rechten Ufer des Zobernbaches hin. Hier steigt unmittelbar von den Häusern der Waldhügel auf, welcher die Ruine Kirchschlag trägt. Sie ist schr umfangreich, doch ohne historische Bedeutung. Das innere Gemäuer umgeben nach einem leeren Zwischenraum die äußern Ringmauern. Ueberall springen aus ihnen eckige Thürme mit Schießscharten vor. Cin hoher Thurm beherrscht den ganzen Bau. Eine Mauer lauft tief dcn Berg hinab und dort deuten Manerreste aus eine Kapelle oder ein größeres Vorwerk hin. Weit mehr Befriedigung gewährt die große altdeutsche Pfarrkirche am linken Ufer des Baches. Sie ist einschiffig, doch ist eine Kapelle gleichsam als linke Abseite angebant. Die ^pilchogenfenster, vornehmlich der Südseite, enthalten herrliche wechselnde Füllung. Die Jahreszahlen 1480, 1487, 1492 und 1494 finden sich an der Kirche vor. Auch die Todten-kapelle weist gothische Bauformen auf und das Basrelief über dem Eingang, ein Löwe lind ein Hirsch bei einem Baum, rührt, als gewiß ungleich älter, auch von einem ältern Bauwerk hev. Der Markt reicht noch Zum Theil auf die nördliche Thallehne hinan und dort steht eine zweite Kirche, ganz auf der breiten Höhe etwas entfernter aber ein großer Schafhof. Bei Kirchschlag kommt man bald an die ungarische Grenze; der erste größere Trl in Ungarn an der Straße ist Lockenhaus. Das Gebiet der Blicklichten Welt ist in: Wesentlichen dem eben geschilderten gleich gestaltet, doch giebt es in ihrem östlichen Theile auch seitwärts von den Hauptverbindungswegen einige alte Kirchen uud Schlösser, wie Schwarzcnbach, Ziegersberg, Stickelberg, Thernberg. ;!>anutbau ein paar neuere Gebäude aufgeführt sind. In den westlichen Theil des Gebietes des Wechsels führt uns am besten das Feistritzthal. Folgen wir ihm von der Aspanger Straße nach Westen, so kommen wir zuerst nach Feistritz. Das Schloß beherrscht von seiner Hohe den Markt. In ihm findet man eine Waffensammlung, Glasgemälde und werthvolle andere Antiquitäten. Das Thal bleibt anch bis Kirchberg am Wechsel freundlich ohne hervorragende Formen. Das bcachtenswertheste Baudenkmal der Gegend, die Wolfgangskirche zu Kirchberg, steht auf einer Anhöhe der Nordseite des Thales vor dem Markte. Sie gehörte zum Kloster der Canonissinnen in Kirchberg, welches zwei Schwestern ans dem Geschlechte der Kranichberge im 11. oder 12. Iahrhnndert gestiftet haben follen nnd das 178^ aufgehoben wurde, worauf die Kirche verfiel. Sie ist in der Anlage zweischiffig mit einem abseitenartigen Kapellenbau anf der Nordseite und rührt aus der Mitte des 15. Jahrhunderts her. Die herrlichen Portale der Nord- und Westseite nnd die äußern Formen sprechen noch von der Schönheit dev Gotteshauses, welches gegenwärtig wieder restaurirt werben soll. Von Kirchberg läßt sich der Wechsel am kürzesten von Wien aus ersteigen. Die Besteigung ist auf allen Seiten gefahrlos. Der breite Rücken des Berges mit seiner allseitigen sanften Senkung wird zur Alpen- 30? ^!»* Tie Haupt' und Residenzstadt Wicn, wirthschaft benultt und überall trifft mau noch hoch auf ihm die, Schwaigen genannten, Alpenhäuser an. Geht man von Kirchberg hinauf, so kommt man zur Steiersbergcr lind zu der nur eine kleine Stunde unter dein Gipfel liegenden Kranichberger Schwaige. In 4 Stunden ist der höchste Gipfel, der Hohe Umschuß, 5497 Fuß, von Kirchberg zu erreichen. Die Aussicht gewährt den günstigsten Anblick des östlichsten Theiles der bohen Kalkalpen, besonders der Hochschwabengruppe, der Vcitsch, Schncealpc, Raralpe und des Schneebcrgs. Alle Höhenzüge zwischen ihnen und dem Wechsel, die Berge im Süden des Mürzthalcs, dann diejenigen auf der Ostseite des Murthales zwischen Brück und Graz, am Ende der Schocket, sind in größter Vollständigkeit sichtbar. Das Wienerbecken mit seinen Bergesrändern breitet sich wie eine Mappe vor dein Beschauer aus. Nordöstlich dringt das Auge darüber hinaus und in dieser Richtung fällt ihm der Neusiedlersee sogleich auf, südöstlich und südlich endlich bietet ihm Ungarn und dao Hügelland der Steyermark das weiteste Gesichtsfeld und in der letzten Richtung tritt besonders das nahe, Stist Voran höchst wirkuugsrcich hervor. Will man in das Thal der Schwarza zurückkehren, so geht man in das von Kirchberg westlich eingeschnittene Otterthal und steigt aus ihm in nördlicher Richtung nach dem auf der Höhe des Scheiderückens zwischen ihm und dem Schwarzathal liegenden Dörfchen Raach hinan. Seine Kirche zeigt im Strebepfeiler die Jahreszahl 1512, und von ihm ganz nahe ragt das durch seine freie Bergeslage ausgezeichnete Schloß Wartenstein auf, von welchem ein Weg hinab nach Gloggnih führt. Als fast noch dankbarer stellt sich der Fahrweg über Kranichberg nach Gloggnitz Heralls. Schon in einer Viertelstunde von Kirchberg, sogleich nach der Wendung welche er macht, um auf die Roms, den Sattel zwischen Kirchberg und Kranichberg, hinanzuklimmen, zeigt sich der nahe Hingang in die tzcrmanns-höhle auf der linken Seite bloß wenig über ihm. Sie ist die merkwürdigste Tropfsteinhöhle von Niederostcrreicb, höchst weitläufig und reich an Stalaktiten und Stalagmiten. Ihre Eigenthümlichkeit besteht in der Zerklüftung in zahlreiche Gänge und Hallen von theilweise sehr bedeutender Höhe, bis zu 1^ Klaftern, und oon sehr verschiedenem Niveau. Man 308 Die Nm^cbimqcii Nicus. — Der Wiener Wale. erblickt daru»n an manchen stellen mehrere Ramne zugleich, jeden ander gestaltet, alle aber getrennt durch die abenteuerlichsten Gebilde und kecksten Fclsvorsprünge, und fühlt vollkommen den geheimnißvollen Reiz, welchen die schneeweißen, im Licht der mitgebrachten Leuchten glitzernden Gebilde der Unterwelt auf uny ausüben. Von der weitblickenden >?öhe der Roms senkt sich die Straße zum Schloß Kranichberg. Das edle Geschlecht der >iramchbergcr blühte vom 11. bis zum 1<;. Jahrhundert. 5dcnte gehört die Burg dem Erzbisthum Wien. Sie erhebt sich imposant auf einem nach drei Seiten steil abfallenden Felsen, stammt in ihrer jenigen Gestalt aus dem 1l5. Jahrhundert und hat eine mit den Wappen der alten Besitzer geschmückte Kapelle. Etwas tiefer als die Burg steht die Philippskirche auf einem Waldhügel. Die Straße länft durch ein waldiges Thal und tritt in der Nähe von Gloggnitz in das Schwarzathal hinans. Wir versetzen uns aber vorerst nach Tcrnitz zurück, der ersten Bahnstation nach Nennkirchen wenn man gegen den Scmmering fahrt. Die Eisenwerke des Ortes haben eine hohe industrielle Bedeutung gewonnen. Die Bahn ist wirklich bereito in das Vorgebirge eingedrungen, in geringer Entfernung nordwestlich thront der Schneeberg über dem Thale der Sirning, welche von seinem Fuße bis Hieher glücklich gelangte, hier jedoch ihre Selbstständigkeit an die Tchwarza verliert. Wir schlagen den Weg ihrem Lauf entgegen ein, denn wir wollen an den Fnß des Schneebergs kommen. Anfangs ist das Thal am Austritt des Gebirges in das Schwarzathal noch breit. Im nahen St. Johann erkennen wir die romanische Anlage der Kirche, deren Chor noch ans der ursprünglichen Ballzeit stammt, das Schiff dagegen aus dem Ende des 15. Jahrhunderts. Im Chor deckte man erst im Jahre 1800 hochinteressante Freskogemälde aus dem Ende des l4. Jahrhunderts auf. Auch die verfallene Pankratiuokapelle vor Sieding ist ein Ban ocs 1.". Jahrhunderts mit gleichzeitigen Fresken. Hicr verengt sich das Thal und bald erblickt man die Burg Stirenstein auf einem hohen senkrecht zur Straße abfallenden Felsen. Die Stüchsc werden schon im 11. Jahrhundert genannt, sie noch er- ^«/.i Die Haupt und ^sidcnMdt Wk„, bauteu im Jahre 1^47 die Burg. Seit 1547 sind die Grafen Hoyos die Besitzer. Dic alte Burg ist zur Nliiue geworden, nebenan steht das bewohnte nene Schloß. In der jüngsten Zeit hat man den Burgberg durchbohrt, denn die Stixensteiner Quelle und der Kaiserbrunnen im Höllenthale bei Reichenau sind die beiden großen, zur Wiener Wasserleitung verwendeten Quellen und für die erstere ließ sich unter dein Schloße nur dieser Weg thalauswärts schaffen. Vom Schlosse nach innen hat sich die Thalsohle ein wenig erweitert. Parkwege sind am linken Ufer der Sirning im Walde und neben ihm angelegt und die Hochburg mit ihrer Umgebung gewährt von ihnen ein entzückend schönes Bild. Der weitere Weg nach Buchberg hält sich an der Sirning und viel im Wald, und die Pracht so mancher Buche desselben wird kaun: Jemanden entgehen. Auf der Nordseite treten schroffere Wnndbildungen auf, links steigen die Höhen gegen die Berge der Schnceberggruppe hinan; endlich erweitert sich der bisher enge Thalboden zu Wiesen mit Häusern und nach einer allmälichen Wendung nach Norden liegt Buchberg und die Fortsetzung seines Thales gegen Norden und Westen bis an die Vorhöhen der sich rings darüber erhebenden Berge vor uns. Das Landschaftsgemälde von Buchberg verdankt seine Großartigkeit einem einzigen Objeete, das es vollständig beherrscht, dem Schneeberg, welcher auf der Westfeite des Thales in einer Kalkwand 5000 Fuß tief in dasselbe abstürzt. Das ansteigend gelegene Dorf Buckberg mit seiner Kirche und der Ruine auf dem Hügel daneben, und der Thalboden, der sich vor ihm ausdehnt, paffen in das Ganze und die übrigen Berge über dem Thale eignen sich mindestens dazu, um dem Letzteren allfeits zum Abschluß zu dienen. Die Verbindungen des Thales sind uns bekannt. Von den Einzelnheiten desselben können wir nur des Maumaufalles erwähnen, in welchem sich das Maumauwasser 300 Fuß tief in 11 Fallen und in hochuittorester Umgebung herabwirft; dafür wollen wir dem Schneeberg, dem höchsten Berge von Niederöstcrreich, einige Aufmerksamkeit schenken. Der eigentliche hohe Schneeberg hat drei Spitzen, das Klosterwappen, 6566 Fuß, den Kaiserstcm 6517 Fuß und den Waxriegel 5961 Fuß. Der Kaiferstein steht am meisten nördlich, das Klosterwappen südlich von 3l0 Die UmcicbiMMi Wlcns, — Der Wicner-Mald ihm, von beiden südostwärts hinausgerückt aber der Wa^riegel. Dieser Kern schiebt dann dell Kuhschileeberg nach Nordwesten vor, nach Osten dell mit dem Waxriegel verbundenen Hengst, nach Südosten jedoch das Albel und den südlich von diesem sich erhebenden Feichter, endlich östli/h von den letzteren beiden den Gans. Man besteigt den Schneeberg vom Kuhschneeberg und von Buchbcrg, aber auch aus Südosten, Süden und Westen von Reichenan, dann dem Kaiserbrunnen und der Singerin im Höllenthal. Der am meisten benutzte Weg von Buchberg zieht südwestlich durch das Hengstthal, dann vielfach im Walde am östlichen Abhang des »engstes hinan. So gelangt man zum Kalten Wasser und klimmt über den Sattel auf die Schneide. Hier ist das Baumgartner Alpenhaus nahe. Es lagert auf einer steil geneigten Wiesenhalde in einer Mulde zwischen dem Wai> riegel und Hochalbel. Nachdem es in der jüngsten Zeit in den Besitz des österreichischen Touristen-Clubs übergegangen ist, steht zu Hoffell, daß es nach Möglichkeit den berechtigten Allforderungen der Bergfahrer nachkommen wird. Vom Baumgartner Hause gewinnt man über die Wiesenhalden der Kuhplaiken den Luxboden, einen Grasboden südlich vom Warriegel. Man kann ihn jedoch auch unmittelbar von der Schneide ohne den Umweg über das Baumgartnerhaus erreicheil. Bald folgt im Nordwesten die Hochfläche des Ochsenbodens. Sie reicht bis zu dem von Nord-Nordost nach Süd-Südwest gestellten Kamme, welcher im Norden den Kaiserstein, im Sudel! das Klosterwappen lind in der Mitte den kleinern Mitterkogel trägt. Vom Fuß dieses Kammes am Westrand des Ochsenbodens klettert man steil, doch ohne Gefahr über die Klippen auf die gewöhulich besuchte Spitze, den Kaiserstein, wo wirklich ein Denkstein zur Erinnerung des zweimaligen Besuches des Kaisers Franz I. angebracht ist. Man benöthigt von Buchberg auf die Spitze 4'^ bis 5 Stundeil. Die Angaben über die Fernsicht vom Schneeberg hat das zweite Heft der Topographie von Niederösterreich, welche der Verein für Landeskunde voll Niederösterreich so eben herausgiebt, zusammengestellt. Nach diesen Daten und unsern eigenen Wahrnehmungen skizziren wir ,ni Die Haupt- und Residenzstadt Wien, die Aussicht kurz. Vou Thälern umfaßt sic vorzüglich das Wienerbecken in seiner weitesten Begrenzung durch dcn Wechsel, das Leithagebirge, die Kleinen Klarpathen, durch das Kahlengebirge und den Wienerwald. Unter fernen zahllosen Wasseradern und Ortschaften erkennt man vielfach das Silberband der Tonan und die wegen des über ihr lageruden Dunstkreises freilich häufig nicht sichtbare Residenz. Preßburg und der Neusiedler See vertreten Transleithanien mit Glanz. Das Buchberger Thal liegt dem Beschauer im Osten zu Füßen, im Endwesten ist die Furche des Schwarza-thales eingetieft. Die Gebirgsschan erstreckt sich über den Wienerwald, die Ketten südlich davon bis zu unserm Standpunkt, die österreich-steyrische Grenz- und Hochgebirgskette bis zur Prielgruppe und so manche vollständig steyrische Gruppe, so diejenige der Veitsch, des Hochschwab. Wir setzen nun unsere Reise auf der Südbahn von Ternitz fort und treffen zunächst in Gloggnitz ein. Seim- Lage ist reizend. Zu den nahen Bergen der Nord- und Südseite sind im Westen die letzten Ausläufer des Semmeringes getreten. Auf ihrem äußersten Vorsprnng ragt das große Schloß von Gloggnitz mit der Kirche in seiner Mitte auf. Ncchts windet sich aus der Waldschlucht au seinem Fuß die Schwärzn heraus, links von demselben öffnet sich das breitere Thal, das Zum Semmering führt. Hier thront das Schloß Wartenstein nnf hoher Bergcskuppe uud strebt der Sonnenwendstein oder Göstritz zur Höhe, in der südlichen dem System des Wechsels angehörigen Bergreihe aber gewahrt man den Einschnitt des Kranichberger Thales. In der Tiefe dehnt sich daun der Markt auf beiden Seiten der Schwarza bis an den Schloßhügel von Nordost nach Südwest aus. Bei einer Bevölkerung von 1901 Seelen ist er nicht unbeträchtlich. Seine Lage nahe der nördlichen Wand des Beckens verschafft ihm ein so mildes Klima, daß dort am sogenannten Silbersberg'auf den gegen Süden gekehrten Leiteil noch Wein gebant wird. Das Schloß war eine Probstei des von Engelbert voll Pitten gestifteten Benediktinerklosters Formbach am Inn. Die Kapelle der Schloßkirche weiset uralte Monumente der Wnrmbrande auf. Die alte Kirche im Markt wird zwar auf die Zeit der Stiftung des Klosters oder noch weiter zurückgeführt, doch selbst ihr ältester Theil, der Chor, ist bloß spätgothisch. 912 Die NimicdmkM Wiciis. — Dcr Wicucr-Walo, In dom sich links vom Schloßberg gegen Süd-Südwesten erschließenden Thale kouinien wir auf der eigentlichen Semmcringstraße gierst nach Schottwien. Der Markt besteht ans einer einzigen längs der Straße in der durch Felsen eingeengten Schlucht anfwärtoziehenden C'iasse. Sie biegt au^ der zuletzt westlichen Richtnng des Thaler nach Süden ab und an dieser Wendung thront auf der Nordwestseite über dem Markt mW gerade über dein Eingang der den westlichen Lauf der Straße fortsehenden Atlitzgräben die Veste Klamm auf ihren Felsen. Hoch über ihnen allen aber schwebt die gespaltene Kegelspitze des Göstritz. Einst war eo lebhafter in Schottwien als die Straße über den Semmering den ganzen Verkehr mit der Stcycrmark durch den Markt zog, wogegen derselbe jetzt ober ihm mit der Eisenbahn vorbei braust. Die heutige Semmeringstraße, die dritte der anfeinanderfolgenden Knnst-ftraßen über den Berg, welche erst 1K41 vollendet wurde, erhebt sich in weiten Serpentinen auf den, Schottwien nm 1A00 Fnß überragenden, Sattel. Ein Gang auf ihr, auch nur wenig über den Markt hinanf, lohnt bereits. Da sehen wir die Felsen wie künstliche Mauern beiderseits in die Schlucht des Marktes herabsteigen nnd bietet links der nahe Göstritz mit der anf sanft abdachendem Grund gelegenen doupelthürmigen Wallfahrtskirche Maria Schnh an seinem Fnß ein höchst anziehendes Bild. Der Göstritz, in der höchsten Spitze, dem Sonnenwendstein, 4819 F. hoch, ist bewaldet, zeigt aber znhöchst überall Felvdnrchbrüche auf grünem Boden. Man besteigt ihn von Schottwien, doch am besten von der Höhe der Semmeringstraße nnd Bahn. Er lohnt überreich die kleine Mühe seiner Ersteigung, denn seine Fernsicht reicht weit über den südlichen Theil des Wienerbeckens nnd in die österreichischen nnd steyrischen Alpen. Die größte Wirknng erzielen auf ihm die nachbarlichen östlichen Bergmatadore, Schneealpe, Rar^alpe nnd Schneeberg. Doch am entzückendsten gestaltet sich der Vordergrnnd: Schottwien, die Veste ^lamm, die Knvven der Semmeringstraße, jene der Sennneringbahn mit allen ihren Prachtbauten nnd die Thäler nnd Schlösser nm den Wechsel: Feistritz und ^irchberg, Steiers-berg, ^ranichlierg nnd Wartenstein. Die Vcstc Klamm wnrde unter die stärksten Bnrgen gerechnet und Die Haupt- und Msidcuzstadt Wicn, verdankte dies zum Theil ihrein ausgedehnten Verthcidigungssystem durch Vorwerke. Selbst die Klamm in der Tiefe der Straße war durch von dcr Höhe hinab und aus der entgegengesetzten Seite wieder bis an den Höhenrand hinauf gezogene Manern geschlossen. Doch auch ihre Lage auf dem nach drei Seiten in Felsen abbrechenden Heubachkogel kam ihr zu gute. Durch Thore kommt mail in einen Zwinger und höhern Hof, dann über eine Brücke in das Hochschloß. Zu obcrst steigt der runde Thurm empor. Am besten ist die Kapelle mit der Jahreszahl 1451 erhalten. Manches wurde restaurirt, im Großen und Ganzen ist aber das Schloß sehr verfallen, obgleich es erst im Jahre 1801 verlassen wurde, nachdem es in diesen: Jahr durch Blitz in Brand gerathen war. Herrn vonChlamme kommen vom 12. bis ins 15. Jahrhundert vor. DieAtlitzgräben entzücken durch die malerischesten Wald- Wasser- und vornehmlich Fcls-particn, werden aber bequemer von der Scmmeringbahn besucht, welche sie tief innen mittelst eines Viaducts übersetzt. In Gloggnitz beginnt jene Eisenbahnfahrt, welche an Interesse wenig ihres Gleichen findet. Nach einer Thalsperre erschließt sich bei den stattlichen Gebäuden der Papierfabrik Schlöglmühl zuerst der Anblick des Thales von Payerbach. Die Bahn läuft an seinein Nordrandc nahe dem linken Ufer der Schwarza fort. Anf seiner Südseite erheben sich in ihren Nordgehängen die Berge zwischen ihm und dein Thale von Schottwien. Wir sehen die Linie der Bahn auf denselben hinanklimmen. Sie selbst und die Hügel, welche sie in das Thal gegen die Schwarza schieben, sind reich bebaut und durch Weiler und Einzolnhofe belebt. Nach vorn aber baut sich die prächtige Naxalpe und das übrige Gebirge des Thales von Reichenan und dcr Prcin übcr Panerbach und den: herrlichen Vahnviaduet auf, welcher das Thal westwärts auf das Wirkungsreichste abschließt. So kommen wir nach Payerbach. Die Häuser lagern in ungleicher Höhe um die alte Kirche. Sie stammt aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, ist zweischiffig und hat einen viereckigen Thurm mit Satteldach. Wir verlassen noch einmal den Waggon, denn das Thal von Reichenau erheischt unsern Besuch. Wir gehen durch den großen Bahnviaduct und 314 Die IInMdmMn Wicus, — Dcr Wicncr-Uald, , in einigen Minuten liegt es in aller seiner Pracht vor uns gebreitet. Fornigebend im Bilde ist hier der Grünschacher. Differ östliche Theil des Massives der Raralpe ruht, zienllich horizontal in seiner obersten Kammlinie, durch mächtige Felsen reich gegliedert, doch daneben wieder bis ans seinen Nand hinauf freundlich begrünt, fast nach der ganzen Quere des Thales im Westen über demselben. Zwischen seiner nordöstlichen Ecke und dem anf der Nordseitc des Thales dämmernden Feichter und insbesondere den wilden Felswänden des Mittagssteines ist die Schlucht des Höllenthales gegen Nordwesten geöffnet. Östlicher vom Feichter steigt jenseits der sanften Bucht des Thalhofes, welche die Vorberge in nördlicher Richtung formten, der Gans auf und sentt feine südlichen Wände hinab in das Thal von Reichenau und zumeist in jenes von Payerbach. Links unter dem Grünschacher thut sich gegen Südwesten ungleich breiter als das Höllenthal das Thal der Pa'ein auf. Der Stock der Raxalpe gibt ihm durchgehends die Nordwand. Wir sehen auo dem Reichenauer Thale bloß die durch nähere Vorsprünge nicht gedeckten westlichen Theile dieses Nordrandes der Prein und Südrandes der Rar, nemlich den von Süden nach Norden zum Predigcrstuhl und Warriegel emporziehenden Felskamm und links zu äußerst hinaus geschoben die höchste Spitze der Gruppe, die Henkuppe. Links von der Heukuppe reiht sich dann als die westliche und südliche Umrandung der Preiu minder hohes Gebirge an. Der Trattikogel ist darin die bedeutendste,höhe. Der Rücken muß geographisch zur Umgebung des Scmmerings gerechnet werden und setzt sich in seinen Ausläufern auch gegen Osten als die Südwand des Neichenauer Thales fort. Er, doch auch der Bergrand anf den andern Seiten dieses letzteren Thales, insbesondere der Feichter und Gans, schieben Ausläufer hie und da in der Gestalt anmuthiger Hügel an ihrem Fuß in den grünen Reichenauer Thalgrund vor. Nahe dem Beginn des Thales nach außen beginnen auch schon auf der nördlichen Thalseite die Häuser von Rcichenau. Ihr größter Theil liegt am rechten Ufer der Schwarza beisammen und von ihrer Rückseite bis an den südlichen Bergesrand breitet sich als der schönste Schmuck von Reichenall der üppig grüne Thalgrnnd aus. Am linken Ufer stehen jenseits 315 40* Tie !haupt- und Residenzstadt Wicii. einer Brücke dic allsgezeichnetsten Gebäude beisammen, zuerst auf einem Platz die Kirche lind das frühere Schloß, dann in der schon erwähnten, von dem Fuß de5 Hochgebirges bis an die Schwarza fanft abdachenden Bllcht des Thal Hofes zu hinterst die Banlichkeiten d^s Thalhofes, rechts nnd links reizende Villen an den Abhängen nnd zunächst der Schwarza die eleganten Gebäude der großen Kaltwasserheilanstalt. Der Natnrfreund wird bald von Reichenau zum Besuch des Hollenthales anfbrechen. Die Straße von Hirschwang am Anfang bis znm Jägerhause der Singerin, das ist bis zur Einmündung des Naßbachs in die Schwarza, hat eine Länge von 7500 Klaftern und auf dieser ganzen langen Strecke schwächt sich auch nicht für Augenblicke die Bewunderung der landschaftlichen Schönheiten des Thales ab. Die Schwarza hat sich zwischen dem Schneebcrg im Norden und der Nar,alpe im Süden die Bahn zum südöstlichen Laufe tief eingegral^n. Dic Wälder, häufig auch schroffe Felowände der Gebirge, reichen zn beiden Seiten hinab bis an ihr Bett. Steigt dann die Straße tieferer Hindernisse halber hoch über dasselbe empör, so überraschen uns die pittoreskesten Felspartien, die smaragdgrünen durchsichtigen Tümpel oder die erzürnten Schanmwogen des in der Waldesmitte dahineilenden Flüßchens. Manchmal hat sich ein Ramn für die Straße nur dadurch finden lassen, daß man sie auf Holzbrücken über dein Abgrund fortführte, doch ist sie überall selbst für schweres Fuhrwerk sichcr. In Hirschwang, am Ende des Reichenaner und Eingänge des Höllen-thales, treffen nur große Eisenwerke an. Bald fesseln unsere Aufmerksamkeit einzelne Felszacken des Feichters nnd Mittagssteins, welche in so imposanter Form in den Horizont hinauf streben, daß wir sie für selbstständige Bergspitzcn z»l halten uersucht werden; doch auch eine wahre Hochspitze und zwar die höchste der Gegend, das Klosterwappen des Schneebergs, ragt in der friedlichsten Gestalt einer übergrünten Pyramide in der nächsten Nähe auf. Die Häusergruppe am Kaiserbrunnen hat für Wien nnd die Wiener doppelte Wichtigkeit, weil der kristallhelle Born, welcher dort überreich dem Felsgrunde entquillt, die großartige neue Wasserleitung der Residenz öi« Die Nmgcdmigcn Wlcns, — Dcr Wicncr-Waw hauptsächlich zli speisen bestimmt ist. Eine thalartige Einbuchtuug in das Gebirge hinter dcm Kaiserbruunen gestaltet seine ^age auch zur romantischen. Doch bald tritt uus in dem von der Straße bloß wenig Minuten entfernten Großen Höllenthal ein Hochthal von einer Großartigkeit entgegen, wie sich einer ähnlichen sonst nur da^' höchste Gebirge rühinen kann. Das knrzc Thal ist nach Süden in den Raralpenstock eingeschnitten. Die kleine grüne Thalsohlc engt allseits der Wald in der Tiefe ein, rechts und links aber wird sie von wirtlich nahezu senkrechten Felswänden eingeschlossen, welche sie um beiläufig :;000 Fuß überragen. Nur nach rückwärts zeigen sich mildere Formen und gebrochenere Wände. Dennoch war der Felssteig dort über das Gaisloch auf den nördlichen Rand des Raxalpenstockcs als gefährlich verrufen, bis er vor etwa zwei fahren durch Befestigung von betten an den schlimmsten Stellen von einem Gebirgs-freunde allgemein gangbar gemacht worden ist, nach welchen: er den Namen Liststeig erhielt. Wir werden auf einem andern Weg die Höhen der Raxalpe betreten. Doch müssen wir erinnern, daß der Gang auf dem Liststeig mindestens bm ;um Gaisloch wegen des Bildes am oder im Gaisloch zurückgelegt zu werden verdient. Steht man nemlich im Hintergrund des Gais-lochs, einer durch überhängende Felsen ill der Bergwand gebildeten Grotte, so erblickt man am Ende des Waldes, der sich von der Tiefe herauf gegen das Gaisloch zieht, den schmalen grünen Grund des Großen Höllenthales zwischen den v^rtiealen Riesenmauern. Gerade in der Mitte zwischen ihnen aber hat sich, als wäre ihr die Stelluug mit dein Zirkel ausgennttelt worden, die höchste Schneebergspitze, das.^losterwappen, als eine regelmäßige grüne Pyramide, gestellt. Bei der Singerin ergießt sich der Naßbach nach nordöstlichem ^aufe in die aus Norden kommende Schwarza. Wir wissen, daß auch die Straße von Gutenstein durch das .^losterthal nach Reichenau die Singeriu berührt. Folgt man dieser Straße eiu Stück nach Norden und bleibt man bei der Straßentrcnuung hart an der Schwarza, so gelangt »nan nach oem kleinen Markt Schwarzau, von wo man wieder über dan '^17 Tic Haupt- mid AicsiDcllzstadt W,cn. vielbegangcnc Gschaid in das Traiscngebiet nach St. Egydi tonnnen kann. Dcr Weg den Naßbach aufwärts bringt in dm Nasiwald zum Reit-hof und Oberhof, wo cm protestantisches Pastorat besteht. Mit dcn fesselndsten Erscheinungen des Hochgebirgs setzt er sich immer südwestlich fort zur Mannn dcr Saurüsselbrücke und zn den Hütten von Msiwald. Unter den Bergen tritt auf der Westseite die 5180 Fuß hohe Pyramide des Sonnleitstein besonders hervor, auf der Ostseite thürmen sich die nahen Wände der Raxalpe stets hoher auf. Nun geht es in das gegen Süden gerichtete Neisthal und bald in ihm steil aufwärts auf den zwischen dem Ostcap dcr Schneealpe und den westlichen Ausläufern dcr Rax cingerissenen 3786 Fuft hohen Grenzsattel, den Naßtamp. Dcr crste Ort südlich von ihm ist Kapellen in Steyermark. Dcr Besuch des Thales der Prein wäre allein schon durch die grotesken Formen des Südrandes der Naralpengruvpe geboten. In dem am Eiugang des Thales gelegenen Dorfe Edlach sind grosic Eisenwerke im Betrieb, das Erz selbst wird am Südostabfalle der Nax gegraben. Die Thalstraße führt, vom Dorf Prein an nur mehr zur Noth fahrbar, in westlicher Richtung hinauf anf das 3114 Fusi hohe Preiner Gschaid, die Grenze von Steyermark und jenseits hinab nach dein westsüdwestlich gc-lcgenen Kapellen. Wir sind aus dem Gschaid dcr Rargrupvc auf den Leib gerückt und fassen sie nun im Ganzen zusammen. Die Gruppe nimmt den Naum ein zwischen dein Neichenaucr Thal, der PrciH! bis zum Preiner Gschaid, von diesem jenseits hinab bis zum Alteubergcr Graben, dann nach demselben aufwärts bis zum Naßkamp, von diesem hinab bis an die Mündung des Naßbaches in die Schwarza und endlich nach dem Lailfe derselben bis wieder hinans in das Thal von Reichenau. Dcr Gcbirgsstock hat eiucn steilern Nbfall nach allen Seiten, dafür aber auch cine zwar welligc, aber entwickeltere Hochfläche als der Schneeberg. Ein schroffer Felskannn, welcher nördlich von dem am Südwestrandc stehenden Wetterkogel in nordöstlichem Znge bis zum Großen Höllenthal streicht, theilt das Hochgebiet und die östliche der so entstandenen Hälften trägt das erwähnte Plateau. 318 Die Um^bim^u Wiens. — Der Wwier-Wald. Die größere westliche Hälfte ist im Scheibwald reicher bewaldet, bietet jedoch sonst weniger Anregung. Tie kühnsten Berggestalten finden sich nemlich am südlichen und südwestlichen Rande des Plateaus in der Osthälfte. Hier erhebt sich die Preinerwand in colossalen Steilwänden über der sogenannten Preinerschütt nnd stürzt der Wetterkogel, 5880 Fuß, in nngehenrc Tiefe seine Wände hinab gegen den Weg vom Preiner Gschaid auf die Heltknppe nnd diese selbst nimmt die nordwestliche Ccke ein. Sie ist der 6338 Fuß hohe Culminationspunkt, liegt bereits in Steycrmark und darnach ist die höchste niederösterrcichische Spitze die 6140 Fuß hohe Scheibwaldhöhe, welche sich an den von uns gekannten Felskamm im Westen anlehnt. Als Aussichtspunkt wird fast nur die Heukuppe erstiegen. Man nimmt den Weg dazu über Hirschwang, ans dem Naßwald, am besten über das Preiner (gschaid oder aus dein stenrischen Altcnbergcr Thal. Die Fernsicht ist malerisch und groß zugleich, der Blick auf das steyrische Hochgebirge entwickelter als vom Schnceberg, dagegen jener auf das Wiener-beckm gerade durch den Schneeberg wesentlich benommen. Wer überhanpt Bergbesteigungen liebt, möge gewiß auch deu Schnee-berg von Neichenau ersteigen. Denn höchst anregend ist der Gang von: Thalhos durch die Eng und nach der Gansriese zum Lakerboden. Oft schließt der Wald einen kleinen Gruud, durch welchen die Holzriese läuft und der durch die üppigste Vegetation zwischen großen Steintrümmeru überrascht, vollkommen zn einem Bildchen ab. Die Wanderung im Hochwald zum Albeleck, dann von ihm bis zum Baumgartner Hause au der Berglehne hoch über einer grünen Schlncht und mit freiem Ausblick auf die Berge um die Sirning und Piestmg erfrischt vollends gleichmäßig Körper und Geist. Wir haben bei allerdings raschem Steigen lind ohne Aufenthalt wiederholt vom Thalhof bis auf den >iaiserstein nicht mehr als 4 Stuudeu benöthigt. Schon auf der Strecke von Gloggnitz nach Payerbach hat die Eisenbahn eine bedeutende Steigerung zu überwinden. Die eigentliche Sennnering-fahrt fängt jedoch erst in Payerbach an. Von Payerbach bis Mürzzuschlag sind es 6 Meilen; davon kommen 3^ Meilen bis zur höchsten Station ^1!» Die Halipt- mio Residenzstadt Wien. Semmering. >>ier endigen, den großen unmittelbar an dieser Station beginnenden Tunnel ansgenomnten, die hervorragenden Bailobjekte. Die Semmeringbahn wlirde voiu Staate in dcn Jahren 1848—54 gebaut, höchst solid nnd limn kann sagen prachtvoll, dafür natürlich auch theuer. Die Kostenziffer wird nnt 15—19 Millionen Gulden angegeben. Durch die ^age ihres höchsten Punktes im großen Tunnel mit 2788 Fuß absoluter Höhe wird die Bahn, nachdem der Arennersattel 4276 Fnß hoch ist, an absoluter Höhe von der Vrennerbahn übertroffen; aber anch au relativer, weil Innsbruck 1804 Fuß hoch liegt, Gloggnitz dagegen 1366 Fuß. Nichts desto weniger ziehen wir den Semmeriug dem Brenner vor, fowohl was die- Schönheit des Bahnbaues, als was diejenige der Natur betrifft. Am Brenuer bauten Private, daher ökonomisch, am Semmering baute der Staat uud er stellte Prachtbauten her. Der Brenner bietet einzelne Scenerien von einer Erhabenheit, wie sie dem Semniering nicht eigen ist. Wir denken dabei an dcn Blick anf die Gletscher von Vals und noch mehr auf das nahe Gletscherbild im Thalc Gschnitz und das hoch pittoreske der Stubayer Ferner vom Sterzinger Moos. Allein diese Punkte abgerechnet, leidet der Brenner von Innsbruck bis nach Briren an einer gewissen starren Größe. Wundervoll freundlich uud großartig zugleich, wir möchten sagen in ihren Gruvpirungen feiner durchgearbeitet, nud in reicherer Abwechseluug im Nahen und Fernen tritt uns die Natur auf der Semmeringfahrt entgegen. Mit dem Semmering kann sich der Brenner nicht messen in den herrlichen Fernblicken, wie sie der erstere erschließt anf das Thal von Payerbach und Rcichenan und auf die Ebene gegen Neustadt, und in den romantischen Detailbildern: der Ansicht von Klamm nnd Schottwien mit Wartenstein, Maria Schutz und dein Göstlih, des Schncebergs und der Rar,alpe. Vor allem aber kann er es nicht in jenen entzückenden Decoratiouen, zu welchen sich überall kleine Thäler und Höhen, der Wald und vor allem die Felsen vereinigen, welche nicht selten es verstehen, nachdem sie kurz vorher noch wenig beachtet waren, uns nach einer Wendung der Bahn in der Gestalt einer selbstständigen grotesk geformten Spitze zu einem Ausruf des Erstaunens zu bewegen. 320 Dic Uni^cdun^cn Wicns, — T^r Wmicr ^vald. ?lach dieseu allgemeinen Bemertuugeli kounen wir u,:s im Einzelnen kürzer fassen und wir wollen darum auch nur das Interessanteste an Tunnels, Viaducten und Aussichtspunkten berühren. Zunächst dein Bahnhof in Payerbach leitet der prächtige 100 Fuß lauge und 62 Fuß hohe Viaduct iu südlicher Richtung über die Schwarza und ihrThal. Jenseits desselben geht die Bahn sogleich in die südöstliche Richtung gegenüber der bis Payerbach eingehaltenen westlichen über. Sie klimmt jetzt am Südrande des Payerbacher Thales mit der stärksten Steigung uou 1 :40 zum Eichberg hinan. Hinreißend schon gestaltet sich der Blick hinab auf das Rcichenauer Thal, der nur kurz, uud jeuer auf das Thal von Payerbach, der lange sich darbietet. Ueber mehrere Viaducte und durch mehrere Tunnels, worunter der bedeutendste der 576 Fnß lange uud gekrümmte Pettenbachtunnel ist, kommt man auf dem Eichberg au. Der Punkt liegt 2068 Fuß hoch und 700 Fuß hoher als der Bahuhof von Hloggnitz, nahezu au der östlichsten Ecke der Bahn. Zur Auflassung der früher hier bestandenen Station soll beigetragen haben, daß häufig Reisende in (Aogg-nitz den Waggon verließen, zu Fuß hierher gingen, uud nachdem sie doch noch früher eingetroffen als der kurz vorher von ihnen verlassene Zug, die Fahrt dauu erst wieder mit ihm fortsetzten. Am Eichberg umfaßt die Aussicht Gloggnitz uud einen großen Theil des Steinfeldes; später nach der Wendung der Bahn nach Westen eröffnet sich jene auf Warten-stein, den Otter und das etwa 400 Fuß tiefere Thal von Schottwien. Auch der treueste Wächter der Semmeringbahu, der ^ostritz, hat sich bereits eingestellt. Nn der Station plannn ruft die nahe Ruine Klamm auf ihrem Felsen, der bw in seineu letzten Winkel aufgeschlossene Markt Schottwien in seiner Klause und das imit schimmernde Maria Schutz mit dem Göstritz darüber, das regste Interesse wach. Von Klamm an hält sich die Bahn am Rande der Atlitzgräben. Die Felsen zwangen zum Bau ciuer ganzen Aufeinanderfolge von Tunnels und Viadueten. Davon nennen wir bloß die gewaltigen Viaducte über den Jäger- und (Hamperlgraben. Der erste ist 120, der zweite 116 Fuß hoch. Beide zeigen zwei Bogenreihen übereinander. Die schwierigste Aufgabe des Bahubaues, die Bezwingung :;-ii -n Die Haupt- und Ncsldcnzsiadt Wien, der in brüchigen Felsen senkrecht ilr die Ntlitzgräbm abstürzenden Wcin-zcttelwand, wurde gelöst, indem inan die Trace dnrch 4 Tnnnels nnd Gallerten leitete. Bald nachdein der Zug aus dem letzten Tunnel wieder an das Tageslicht gekommen, langt er in der Station Vreitcnstein an. Die Hohe von Vreitenstein beträgt bereits 2454 Fuß. An der Spießwand hin geht es zum 108 Fuß hohen Viaduct über den Krauselgraben. Nun schlägt die Bahn entschieden die südliche Richtung ein und überschreitet die Ntlitzgräben auf dein alle andern Viaducte an Großartigkeit besiegenden Viaduct über die Kalte Rinne. Er ist 145 F. hoch und 690 F. laug. Nuch der uutere Atlitzgraben wird bald überschritten. Die Tunnels sind wieder zahlreicher geworden, die Bahn beschreibt große Curven, hoch oben gewahrt man bereits die Station Scm-mering. Seit Vreiteustein ist die Fahrt freier, die gewonnene Höhe gestattet weitere Ausblicke. Höchst dankbar sind auch die Rückblicke auf die tiefere Bahnstrecke, obenan jener, bei welchem die WeiuZettelwand mit der wundervollen Gallerie in ihren riesigen Felsen von ihrer Umgebung losgelöst, sich als selbstsiändiger Berg darstellt. Die Atlitzgraben hatten bei Breitcnstcin an der Kalten Rinne hübsche Bilder geboten, jetzt von unserer Höhe lassen sich ihre Wald- und Felspartien in größeren, daher noch wirksameren Gruppen überblicken als früher. Selbst der Schnee-bcrg und die Raxalve grüßen noch einmal aus der Ferne. In Semmering, 2778 Fuß, verdient das neue Denkmal des .Hofraths u. Ghega, des Leiters des Baues der Bahn, die Besichtigung. Der große Tunnel öffnet sich unmittelbar an der Station. Er hat die Länge von 4380 Fuß, erreicht in der Mitte das höchste Niveau der Bahu von 2788 Fuß und überschreitet zugleich die Grenze Steyermarks. Denn an feinem Ausgaug findet man sich schon im steyrischen Fröschmtzthale. Die Bahn tritt nun in ein starkes Gefalle ein und führt ohne die Vermittlung colossaler Bauobjekte in diesem freundlichen Thale mit sanften Bergformen, wahrhaft smaragdenen Wiesen und kleinen Ansiedelungen, worunter noch Steinhaus uud Spital die beträchtlichsten, nach Mürzzuschlag, dessen Bahnhof 2068 Fuß uud damit gerade so hoch wie jenseits der Eichberg liegt. 322 ) Die UnMbmMu Wiens. — Der Wiener-Wald. Hicr sei bloß noch hervorgehoben, daß der Semineringsattel zuhöchst 3081 Fuß hoch ist und bis dort hinauf die Semmeringstraße zieht, weß-halb auch ihre Höhe als günstig zur Ersteigung des Göstritz erwähnt worden ist. Fahrt mit der SlmilZlialjn. — Her nordöstliche Tljeil des Viertels unter dem Wienerwalde. Um den nordöstlichen Theil des Viertels unter dem Wienerwald mit Ailsnahme der an der Donau gelegenen Orte, welche wir für eine Donaufahrt aufsparen, zu bereisen, bedienen wir uns der nach Ungarn über Brück an der Leitha führenden Linie der Staatsbahn. Zuerst windet sich die Bahn nach Vimmering durch die weitläufigen eigenen Baulichkeiten des Staatsbahnhofes. Die zweite Station Schwechat, ein großer Ort mit 11759 Einwohnern, dankt ihren Ruf und Befuch zumeist der eolossalen Dreher'schen Bierbrauerei, der großartigsten auf dem Festlande von Europa. Die Weiterfahrt bringt über den Wallfahrtsort Maria Lanzendorf nach dem ansehnlichen Fabriksort Himberg mit 1578 Bewohnern. Wir kommen in Gramat-Neusiedl an der Abzweigung der über Pottendorf nach W. Neustadt führcuden Bahn vorbei, auf das alte Götzendorf folgt Trautmaunsdorf, über Wilfleinstorf treffen wir ill Brück an der Leitha ein. Wir sind ans einer Fläche gefahren, welche wir nach der entschiedenen Wendung der Bahn nach Osrcn rechts in einiger Entfernung vom Leitha-gebirge begrenzt finden, während sich im Norden zwischen ihr und der Donau die niedrigere Rauhenwarter Hohe und östlicher der Elender Wald erhebt. Es darf nns nicht wundern, auch hier die uns bekannten Alpengewässer, welchen wir hier nahe von ihren Mündungen wieder begegnen, im Dienste der Industrie nutzbar gemacht und überall Fabriken an ihnen zu sehen. Doch ihre veränderte Erscheinung fällt uns sogleich auf, aus den lebhaften Alpenkindcrn sind ernste Flüßchen geworden, welche ruhig 323 41* Die Haupt- und Residenzstadt Wic». durch die Ebeiie dahinziehen. Auch manches alte Schloß und manche alte Kirche würde den Detailsorscher verführen, von der geraden Richtling abzuweichen. Doch wir behalten deu mehr allgemeinen Charakter unserer Arbeit im Auge und nehmen unsere Untersuchungen erst in Brück wieder auf. Dic 4203 Bewohner zählende Stadt war schon vor 1000 Jahren als Pruegg bekannt und von Wichtigkeit, weil sie den besten Uebergang über die Leitha, an den letzten Abhängen der Hügelkette beherrscht. An vielen Orten verrathen noch alte Stadtmauern, Thürine und Gräben - ihr Alter. Von hohem Interesse ist aber das Schloß nnd der Park. Das erstere besitzen die Grafen von Harrach bereits feit 15W pfandweise und seit 1624 alb Eigenthum. (55 steht am Anfange des Parks und ist auf das Geschmackvollste restaurirt und auf das Eleganteste eingerichtet. Insbesondere verleiht dem stattlichen Ball im Aeußern ein rothbrauuer Anstrich eine ruhige Würde. Die Hauptfronte kehrt eo dem Park zu, auf der dem Eingänge in diesen zugewandten Rückseite ragt in ihm der Römerthurm auf. Derselbe ist viereckig, 132 Fuß hoch, hat eine ungeheure Mauerdicke und besteht wie die gleichbenannten Thürine in Pottendorf und Hainburg aus ungewöhnlich großen, ungleich behauenen Quadern, sogenannten Buckelquadern. Die Forschung hat diesen Bauten längst die Rötnereigenschaft genommen und versetzt das Entstehen des Brucker Thurmes in das 12. Jahrhundert und dem entspricht auch die Bauart der in seinein Innern befindlichen Kapelle. Der wundervolle Part, gewiß der reizendste in Niederöstcrreich mit dein Laxenburger, vielleicht in der Anlage -noch bezaubernder als dieser, breitet sich über 350 und sammt den mit ihm verbundenen srcien Partien über 500 Joch aus. Die Anlage ist ein Verdienst des Hofgärtnero Lübeck, doch trug der gegenwärtige k. k. Hosgarteninspettor Vötter in Schön-bruun im letzten Iahrzehend wesentlich zum jetzigen glänzenden Znstand bei. Colossale Wieseil, herrliche Bäumü und Gesträuche in Gruppen, Wäldchen und Alleen finden wir unter sich und nut dein Wasser der ^citha iii die geschmackvollsten Verbindungen gebracht. Groß ist der 324 Die Umgcbimgci, Wicns, — Der Wiener-Wald, ' Reichthuin an Eichen, Platanen, Silberpappeln, aber allch an Birken und Buchen. Eine der riesigsten alten linden, deren Aeste nur mehr cm eisernes Gerippe Zusammenhalt, bildet allein stehend anf einem Vorsprunge des viel gebuchteten großen Teiches, dessen gegenüberliegendes Ufer mächtige Trauerweiden beschatten, mit ihrer Umgebung eine besonders entzückende Partie. Blumengruppen kommen im Park bloß sparsam vor, Monumente und Lusthcwser fehlen, einen einfachen, aber schönen Pavillon am großen Teich ausgenommen. Im Alignement des Schlosses erblickt man ein Jagdhaus weit rückwärts im Fasangarten. Die Glashäuser, darunter die Orangerie, welche mit Benützung der alten Stadtmauern romantisch angelegt und wegen ihres Reichthums an kostbaren Gewächscn und der ausgezeichneten Pflege derselben berühmt sind, und der eigentliche Blumengarten, schließen sich an die rechte Seite des Schlosses an. Haben wir etwas im Vrucker Park zu bedauern, so ist es die vollkommen graubraune Farbe des Wassern; wie zauberhaft würden sich die unübertrefflichen Vanmgruppen in einer klaren Fluth spiegeln! Bei Vruck finden häufig Uebungen größerer Truppentörper statt und dann wird das Lager auf den Hügeln im Süden des Parks aufgeschlagen, welche sich durch ihre weite Fernsicht über die Umgegend auszeichnen. Diese entbehrt des landschaftlichen Reizes, außer den fernen Höhen und den Auen der Leitha ist dem Auge wenig Dankbares geboten. Dafür wird es der .^unstfrenno nicht unterlassen, in Rohrau, welches an der von Brück nordöstlich zur Donau nach Petronell führenden Straße gelegen ist, Josef Haydn's Geburtohaus und allenfalls noch in dem dortigen etwas vernachlässigten Schloßpart'e das zu seiuen Ehren errichtete Monument aufzusuchcn. Fahrt mit der Hmserin 6liftliel0 von den Ungarn zerstört. Erst unter K. Max I. hörten die Rechte Passau's auf St. Polten vollständig auf. Das beachteuswertheste Bauwerk der Stadt ist die ehemalige Probstei-, jetzige Domkirche. Sie stammt in manchen Resten vielleicht noch aus dem 11. Iahrhuudert her und zeichnet sich durch ihre Größe aus. Sie ist eino Pfcilcrbasilica, deren mächtiges Mittelgewölbe die Zlbseiten bedeutend an Höhe und um das Doppelte an Breite übertrifft. Doch ist 326 Die Nmttcbun.M Wiens, ^ Der Wiener-Wald. dcr ganze Van inodernifirt mid mit Pracht restaurirt. In ihr, ihrer Sakristei und dem anstoßenden 5xreuzgange finden sich interessante alte Grabdenkmale vor, im Kreuzgang reichen sie bis in das 14. Jahrhundert zurück. Die heutige Stadt hat ein paar größere Plätze, doch meistens unregelmäßige Gassen und erst die jüngste Zeit hat ihr mindestens rund uui ihren Außenrand Anlagen gebracht, von welchen die Aussicht auf das südliche Hochgebirge mit dem Oetscher im fernsten Südsüdwesten erfreut. Von St. Polten führt eine Straße in südlicher Richtung nach dcm berühmten Wallfahrtsorte Maria-Zell. Dcr Weg auf der Ebene, dem Steinfeld, bis Wilhclmsburg, gehört keineswegs zu dein Anziehendsteu, zumal da die Bergansicht immer mehr an Reiz verliert, je weiter man südwärts vordringt, weil die rückwärtigen Hochspitzen allmälig nnter die Vorberge sinken. Bloß das Schloß Ochsenburg auf den vordersten .Höhen links von der Ocffmmg des Traiscnthales zieht die Aufmerksamkeit auf sich. Der Markt Wilhelmsburg, 1432 Einwohner, war lange befestigt. Die Pfarrkirche auf dem großen Platz ist spätgothisch, dahinter steht ein den Vauformen nach noch älteres Kirchengebäude. Der Markt bildet so recht eigentlich die Pforte des Gebirges. Von ihm an befinden wir uns in einem bald breiteren bald schmäleren Wald- und Wiesenthale mit mittclhohen Bergen. Das üppigste Grün erfrischt rings das Auge. Ueberatl ist die Wasserkraft der Traisen für größere Hammerwerke verwerthet und geschmackvolle Herrenhäuser reihen sich an die Fabriksgebäude. Beim Dorfe Traisen vereinigt sich die von Osten über Altenmarkt, Kaumberg und Hainfeld hierher gelangte Straße mit unserer St. Pöltner-Maria-Zeller Straße. Schon von Ferne kündigt sich die Gewehrfabrik vor Lilienfeld als ein höchst großartiges Etablissement an. Jetzt treffen wir in Marktel und bald darauf in Lilienfeld ein. Die Lage desselben muß Jedermann überraschen. Ein frischeres, freundlicheres und in feiner ganzen Gestaltung doch nichts weniger als kleinliches Thal wird sich nicht leicht wieder finden lassen. ^? Dic H.nipt- und Äicsidcnzstadt Wien. Die Traiien nnd ihr Thal kommt aus Westen und wendet sich unterhalb der Brücke, welche die Ganser des Marktes verbindet, nordwärts. In der Nähe au: rechten User ragt an den Markt gereiht das Viereck des Stistes mit seiner nach besten gewandten Eingangsfa^ade nnd dem hohen Kirchthnrm dahinter empor. Rückwärts von: Stifte zieht sich ein Thälchen gegen Süden. Der Zwischenrücken zwischen ihm nnd dem nach Westen sich fortsetzenden Traisenthale beginnt an der rechten Ecke des Stiftes nnd zwar fällt ans ihm vor allem der Spitzbrand anf, eine dreieckige Wiese Zwischen Wald, deren Grundlinie auf dem obern Ende des ansteigenden Stiftsgartens anfliegt, die Spitze aber erst hoch oben auf dem Berge in den Wald einschneidet. Im Südosten bant sich über dem südlichen Thälchen die Hoch- oder Rcisalpe, 4424 Fuß hoch, mit Felsen anf der feinen höchsten Zinne auf. Waldberge Ocrragen über- ^ all sonst das äußere und innere Traiscnthal, saftiges Grün leuchtet von Höhe nnd Thal. Sollen wir aber das Bild vervollständigen, so haln'n wir noch in der westlichen Fortsetzung des Thales des Berghoses Zn erwähnen, welcher dort auf einem isolirten ioügcl in Mitte eines Parks steht, im modernen Villenstyl erbant ist und mit rnhigem braunen Ton und grüner Veranda sich vortheilhaft oon seiner Umgebung abhebt. Das Stift Lilienfeld wurde von Leopold VII. von Babcnberg gestiftet und im Jahre 1206 von Cisterciensern von Heiligenkrenz bezogen. Den ursprünglichen Ban hat Friedrich der Streitbare im Jahre 1229 vollendet. Manche Theile desselben sind noch vorhanden, viele haben die Jahrhunderte, besonders jedoch ein Brand im Jahre 1810, zerstört. Der ersten Bauzeit gehört die herrliche Kirche aus Tufstein an. Das Portale ist einem ältern nachgebildet mit Benutzung der alten Säulen und zwar reihen sich beiderseits dem Eingänge nach innen gegen die Thüre vier Vüudel von je vier zarten rothmarmornen Säulchen aneinander, über welchen sich Spitzbogen wölben. Tritt man dann in das Innere, so ist man begeistert durch die weihevolle Pracht des Gotteshauses. Schlanke Pfeiler trennen das hohe Mittelschiff von den schmäleren und niedrigern Abseiten und tragen die Nippen der Spitzbogen im Hauptschiff. Doch auch der romanische Stul ist in glücklicher Abwechselung vielfach ange- 32« Dic Umgebungen Wiens. — Der Wieucr-Wald, wandt. Nicht minder leicht und frei ist das Querschiff gehalten und noch wundervoller die Gestaltung des Chors. Sem Fußboden ist gegen-über jenem des Schiffes etwas erhöht, er selbst ruht auf Pfeilern und hat durch eine doppelte Reihe von Pfeilern nut Halbsäulchen zu seinen beiden Seiten und rückwärts von ihm einen doppelten Umgang aus dem Querschiff erhalten. Die Dimensionen der Kirche sind bedeutend. Ihre ganze Länge beträgt 264 Fuß, wovon 152 Fuß auf das Schiff entfallen bci einer Breite von 07 Fuß. Das Mittelschiff ist 29 Fnß, jede der Abseiten 19 Fuß breit. Die Höhe des Mittelranmes belauft sich auf 78 Fuß. In der Mitte des Chors erhebt sich vor dem Hochaltar der schwarze Marmorsarkophag des Stifters mit dein Herzogshut darauf. Auch Mar-garetha, die im Jahre 12li7 gestorbene Tochter des Stifters, Wittwe des römischen Königo Heinrich und später Gemahlin Ottokars II. und die Gemahlin Herzog Ernst des Eisernen, Cnmburgis von Masovien, ^ 1429, haben hier ihre Ruhestätte. Monumente früherer Aebte aber finden sich rings in der Kirche, besonders im Querschiff vor. Auch die Chorstühle und selbst die Kirchenstühle sind kunstvolle Arbeiten und der Hochaltar und die Kanzel bestehen aus demselben schwarzen Türnitzer Marmor, welcher außerdem die Verzierung der Orgel und anderer Theile der Kirche bildet. Der Kreuzgang, gleichfalls ein Rest des ursprünglichen Baues, ähnelt denen zu Heiligenkreuz und Zwettel, ist jedoch noch reicher als sie. Der fast quadratische offene Bogengang von 140 Fuß Länge auf jeder Seite umschließt einen grünen Gartenraum. Auf der nach diesem gerichteten Außenseite tragen 32 in der Entfernung von je 11 Schnh stehende Pfeiler das in Spitzbogen gebante Gewölbe. Zwischen den Hauptpfeilern wechseln kleine runde und spitze Bogen ab. Sie bilden die Artaden, indem sie auf jeder Seite auf drei Huscheln zierlicher dünner 4 Fuß hohcr roth-marmorner Säulchen aufliegen, welche reizende Knäufe haben und auf einem abgehackten Würfel stehen. Rnnde mit dnrchbrochenem Steinzierwerk versehene Fenster über den Pfeilern und Säulenlnischelu und die Bogenrämne zwischen ihnen beiden find bestimmt, das Licht hereinzulassen. Die Zahl der Säulen übersteigt 400. Unter den Grabdenkmalen ist der alte rothmarmorne Grabstein Friedrichs von Hohenberg und das nenere 32'! 5? ' Die Haupt- und Residenzstadt Wien. Monument des Geschichtschreibers und Stiftpriesters Hanthaler, -> 1754, von Werth. In dem Brunnenhause, welches in den vom Krcuzgang umfangenen Hofraum hinausgebaut ist und in welchem zudem der dorthin gehörige Bleibrunnen fehlt, rühren bloß die Säulenschüstc alls der alten Zeit her. Dagegen stammt der an den Kreuzgang anstoßende Kapitelsaal, eine viereckige Halle, deren gedrückte Spitzbogengewölbe 4 starke Säulen tragen, noch aus der ersten Bauzeit in: 13. Jahrhundert her. In dem bewohnten Theile des Stiftes ist der Saal mit den Portraits der Habsburger in der Abtheilung der hübsch geschmückten Kaiserzinuner beachtens-werth. Der Prälatengarten ist am untersten Beginn des Zwischenrückens unter dem Spitzbrand, daher ohne ebenen Raum, doch mit Geschmack angelegt und besitzt zahlreiche seltene Bäume und Strauchwerk. Leider wird ihm jetzt keine sorgsame Pflege zu Theil. Auch die Bibliothek scheint spärlich dotirt zu sein. Lilienfcld litt überhaupt erheblich dadurch, daß es 1789 aufgehoben wurde, von welcher Aufhebung jedoch 1790 wieder Umgang genommen worden ist. Einer der geachteteren neueren österreichischen Dichter, dcr Erzbischof von Erlau, Ladislaus v. Pyrker, in früherer Zeit Abt zu Lilienseld, liegt auf dem Friedhofe hinter dein Stifte begraben. Auf dem Weg nach Türnitz erreicht man bald den Zusammenfluß der beiden Traisen. Der größere Zufluß, die Uurechttraisen, fließt von Südosten von St. Egyd und Hohcnberg daher, der kleinere von Türnitz. Im Hohenberger Thal saßen auf der Burg Mauerhof über dem gleichfalls alteu Markt tzohenberg, die Hohenberge. Sie waren eines der ältesten uud mächtigsten Geschlechter des Herrenstandes, stammten von den Markgrafen von Steyer ab und starben im Jahre 1529 aus. Wenig Trümmer stehen noch von der Veste, deren Besitzer mit Lllicnfeld viel in Hader und Fehde lagen. Im ganzen Thale der Unrechttraisen, besonders in Egydi, dessen Werke einer Actiengesellschaft gehören, wird die Eisenfabrikation schwunghaft betrieben. Wir kennen bereits von andcrm Orte die Verbindung dieses Thales mit den Thälern um den Schneeberg und folgen nun der Türnitzcr Traisen. Wenn wir uns Türnitz nähern, gelingt es dem Türnitzer Heger, 4328 Fuß, welcher in der St. Pöltner 330 Die Umgebungen Wiens. — Der Wiener-Wald. Gegend cine große Rolle spielt, wieder zur Geltung zu kommen. Er liegt zwischen den beiden Traisen. Südlich von Türnitz zeigen sich die langgestreckten Traisenberge. Hinter dem freundlichen Türnitz tritt die Straße bald in eine Schlucht, welche Anfangs weiter, sich später verengt. Statt der Traisen schlüpft der kleine Türnitzbach an der Straße dahin. Plötzlich sehen wir vor uns die Kirche von Annaberg ans einem hohen Vergsattel. Nicht leicht scheint cs von einem andern Orte unglaublicher, daß man dahin auf einer Straße gelangen kann. Und doch geht es leicht. Oben an der Kirche, einem Banwerk des 15. Jahrhunderts, und der Post steigt dann der Oetscher im Westsüdwesten stolz wie nirgends sonst als isolirter durch die Reihen der Knieföhre gestriemtcr Feloblock auf. Auch der Blick hinab in das Thal der Lassing mit der auf einem Hügel der linken Seite stehenden Kirche des Ioachimsberges gestaltet sich hübsch. Kurze Zeit nachdem wir in diesem Thale an der Stelle vorbeikamen, wo von unserer Maria-Zeller die Straße nördlich nach Puchenstuben abzweigt, um später zu gabeln uud nordöstlich in das Bielachthal, nordwestlich dagegen in das Thal der Großen Erlaf bei Scheibbs zu ziehen, langen wir am Wienerbrückel an. Es ist das Hauptziel unserer Fahrt, denn in der Nähe finden wir den Lassingfall, den bedeutendsten Wasserfall in Niederösterreich. Das Wiencrbrückel besteht nur aus wenig Häusern in einer Terrainmulde. Von ihm führen gut erhaltene Wege in die Schlucht der Lassing. Wir treten auf das rechte Ufer über und sind bei einer Klause, welche das Wasser des Baches schwellt, denn der Fall dient auch zur Holztrift. Hübsche Bilder formen sich in dieser Schlucht. Ein Nebenbach stürzt von links aus beträchtlicher Höhe in die Lassing, sie selbst fluthet in Bach-schnellen dahin. Doch jetzt erblicken wir eine Brücke. Sie ist zuoberst über den Fall geworfen. Von ihr nach vorne sentcn sich die Felswände beiderseits steil und bilden dadurch jene Schlucht, in welcher die Lassing hinabfällt. Ueberall in ihr starren die Schuttrinnen oder wölben die Knieföhren ihre Aeste auf Steinklippen. Das Terrain machte es nothwendig, den Weg zu den zwei auf dein linken Ufer angebrachten Aus- «31 42* Tic Haupt- und Residenzstadt Wicu. sichtspavillons auf Brettern an den Felsen und mit großen den letztem folgenden Ausbiegungen anzulegen. Besonders der obere ist auf einen vorspringenden Kalkschrofen kühn hinausgebaut. Die ganze Scenerie ist hier hochinteressant. Das Wasser stürzt sich im Tannenwald zwischen und über Felsen in Absätzen in die Tiefe, zuhöchst überspannt von der in das Firmament vagenden Brücke. Bis dorthinaus, wo die Erlaf eine Furche in den nächsten Bergen gezogen hat, bauen sich die Felsen zu Wänden auf, darüber steigen dachartige Gebirgst'ämme empor, über sie alle blickt der scharfe Ostkamm des Oetschcrs. Wird nun die Klause geöffnet, so ist der Fall sehr wasserreich, doch wir finden ihn schöner beim natürlichen Wasserstande. Der Bach fällt in ,! Absähen, 145, 127 und 125 Fuß hoch, herab. Berücksichtigt man auch die kleinern Stufen, so ist die Zahl noch viel größer und bei gewöhnlicher Stärke wird das Wasser ans jeder Stufe in eine andere Richtung gewiesen. Diese Bewegung der Fluthen aber, bald nach rechts, bald nach links, bald gerade abwärts und noch mehr als sie die Felsklippcn der verschiedensten Form, welche dann im Bett des Falles anfragen und eh seitwärts einengen, gestalten nach unseren: Urtheil das Gemälde mannigfaltiger und anziehender, als wenn eben nur eine einzige große Wassermasse alle Felsen überfluthend, und zwar bei der Wucht ihres Sturzes ganz senkrecht, in die Tiefe stürmt. Vom Wienerbrückl erhebt sich die Straße auf den Iosefsberg, desseu aussichtsreichen Sattel eine Kirche und Hä'usergruppe krönt und läßt sich dann hinab an das hart au der Grenze zwischen Oesterreich und Stcyer-mark gelegene Mitterbach, wo seit 1785 ein evangelisches Bethaus besteht. Von hier ist man in etwa 1^ Stunde in Maria-Zell. Wir sahen schon vor St. Polten das große Schloß Viehhofcn und den Thurm von Herzogenburg. Die Bauzeit des ersteren fällt in das 1?., diejenige seiner Kapelle auf den Anfang des 15. Jahrhunderts. Herzogenburg erreichen wir, wenn wir den: Lauf der Traisen abwärts folgen. Das weitläufige Gebäude des Chorherrnstiftes so wie die Kirche sind im 18. Jahrhundert erbaut. Gemälde der geschätzten österreichischen Kirchen- und Klostermaler Le Gran und Altomonte in ihnen und die 332 Die Umgebungen Wiens. — Der Wiener-Wald Sammlungen des Klosters, vornehmlich einige altdeutsche Kunstwerke, Bilder, Schnitzereien und Glasgemälde verdienen Beachtung. Das Stift ist bereits im Jahre 1112 vom Paßauer Bischof Grafen von vöfft auf einer Donauinscl gegründet, und der Ueberschwemmungen halber später > in den schon im 11. Jahrhundert blühenden Markt Ducumburga übertragenworden. In dem benachbarten St. Andrä unterhält die Stadteommune Wien ein großes Pfründuerversorgungshaus. Nicht mehr fern von der Mündung der Traisen in die Donau gelangen wir nach Traismauer, einem Ort von historischer Bedeutung. Hier haben wir eine der größern Stationen der Römer in dem heute zu Nicderösterreich gehörigen Theile von Noricum zu suchend) Sie hieß ,-^ 'jVlc'c^ilüim!, bekam aber, als das ursprüngliche Cctinm, das heutige Zeiselmauer, alo Posten aufgelassen worden war, den Namen (^tmm und ihr Civilort damit den Rang eines Nunic^nin^. Nach Wiederherstellung des (^tiuin I finden wir es als ^i-ißi^nmnm, zuletzt als I^üaim, wogegen manche irrthümlich Wien als Vnti^na oder I^dimm betrachten. Hier lag unter anderm Reiterei, war ein Theil der Donauflottille stationirt und hatte auch der Präfekt der Flottillcnmannschaft der 1. norischen Legion seinen Sitz. Das Nibelungenlied erwähnt dann einer Burg König Etzels, „die war viel weite, die war viel wohl bekannt, geheißen Traisemnauer". Kaiser Karl der Große aber hat den Ort an Passan geschenkt. Der Markt verräth überall sein hohes Alter. Auch dem Bielachthalc ist man in St. Polten nahe. In ihm deuten die altdeutschen Kirchen mancher Ortschaften auf das lange Bestehen dieser. Das ist der Fall bei Grafendorf, Weinberg, Frankenfels. Oestlich vom letztcrn Orte liegen die Ruinen von Weißenburg. Die besterhaltene Veste der Umgegend, Plankcnstcm, thront westlich vom Bielachthale im Gebirge. Sie wird noch zum Theile bewohnt. Ihre 5) Bezüglich der wenigsten Römerstationcn in Nicderösterrcich herrscht bei den Gelehrten eine Uebereinstimmung darüber, wo sie sich befunden haben. Wir folgen in derlei Fragen stets der im II. Band des Jahrbuchs des Vereins fur Landesknnde von Niederösterreich enthaltenen Abhandlnng: „Die Nömcrorte in Niederösterreich", des gründlichsten Forschers über das Römerthum in Oesterreich, Dr. Friedrich Kenner. Dic Hcmpt- und Residenzstadt Wicii, festigt, widerstand das Stift tapfer manchem feindlichen Angriffe und noch heute zeigen die Neste der Befestigungen von seiner einstigen Stärke. Das Stiftsgebäude, da5 prächtigste in Oesterreich, thront ans einem nach drei Seiten steil, darunter im Norden zur Donau, abstürzenden Felsen und steht nnr im Osten in Verbindung mit den dortigen Folien. Das großartigste Bild bietet es von Westen und der Donan. Denn von hier erblickt man unmittelbar über dem Abstürze eine Bogenterrasse, an welche sich rechts und links Flügel des Hauptbaues anschließen und hinter welcher in Mitte der ganzen Fronte die Facade der herrlichen Stiftskirche mit ihren Doppelthürmen und ihrer hohen Kuppel darüber aufsteigt, während sich über den Ecken die auf den Felsen über der Donall fußende Nord- und die lange, dem Markte zugekehrte Südfronte mit diesen nach Westen blickenden Theilen verbinden. Doch macht auch die Südfronte durch ihre Länge einen gewaltigen Eindruck. Die Kirche und das Stift sind am Anfang des 18. Jahrhunderts erbaut worden, ^n der Kirche, einer im großen Styl aufgeführten, an Gold und Marmor reichen Basilica, wölbt sich die hohe Kuppel vor dein Hochaltar. Es ist kaun: nothig zu erwähnen, daß an den 'Altären mW an der Decke Gemälde der besten Kirchenmaler: Nothmayer, Troger ?e. anzutreffen sind. Die Vabenberger Gruft liegt unter der Kirche. Das Stiftswohngebäude steigt in zwei Stockwerken auf. Was seine Länge betrifft, so ist der Hauptgang des ersten Stockwerkes 300 Schritt lang. Unter den großen Räumen stehen die Säle des Sommerrefectoriums und der Bibliothek obenan. Beide schmücken gute Fresken von Troger. Die Bibliothek besitzt Schätze, besonders an Handschriften und Inkunabeln. Melk ließ sich stets die Pflege der Wissenschaft angelegen sein und bekannte Gelehrte gehörten ihm als Conventualen an. Wir nennen daraus nur die Geschichtschreiber Gebrüder Pez. Auch an Gemälden findet sich viel Treffliches, besonders aus der altdeutschen Schule. Eiue Madonna mit dem Kinde von dem ältern Kranach gilt mit Recht als die Perle der Sammlung. 336 Die UmssebmMn Wiens. — Ter Wiener-Wald. Unter don kirchlichen Schätzen muß zuerst des Melker Kreuzes gedacht werden. Es ist eine Kreuzpartikel in einer herrlichen Fassung aus dem Jahre 1363, welche ein Kreuz vorstellt, das alls eiuem Fuß aus dem 15. Jahrhundert steht. Ein vorzüglicher ^iwro por^til« wird als ein Werk der 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts angesehen. An alten Vaudenkmalen und auffälliger Weise auch an alten Grabsteinen dagegen ist Melk arm. Doch jetzt treten wir hinaus auf die Terrasse, welche auf der Westfeite am Nande der Felfen erbaut ist. Der hohe Bogen, der sich frei über ihr wölbt, liegt in der Linie des Hochaltars der Kirche und bei offenein Hauptportale blickt der Priester weit hinaus in das Donauland. Uud wahrhaft überwältigend ist dieser Anblick! Von Westen zieht der Strom gegen die Felsen nnter uns. Bevor er sie erreicht, breitet er sich zwischen Inseln aus. Hart von seinem linken Ufer steigen die .Hohen stufenwcisc anf. Der weitblickende Iauerling überragt östlich, die Berge zunächst den: Isperthale überragen westlich ihr Ende. Ausgedehnte Auen verbinden auf dein rechten Ufer die Hügel und den Strom. In der Ferne erhebt sich das Hochgebirge über dem vordern Höhenkranz. Belebend und fesselnd zugleich blicken unmittelbar am Strome oder in einiger Höhe darüber Emmersdorf, das Schlößchen Lubereck, die Ruine Weiteueck, M. Taferl aber auf luftiger Höhe zu uns herüber, am rechten Ufer gewahren wir mitten im Anengrün das alte Pechlaru. Machen wir hierauf einen Gang in den auf der Ostseite der Stiftsgebäude liegenden Garten, so hat sich die Aussicht anders gestaltet; jetzt ist uns das Douauthal von Pechlarn bis weit hinab iu die Enge der Wachau, iu welche der Fluß östlich von Melk tritt uud auf die Schlösser und Ortschaften derselben erschlossen. Setzen wir die Eisenbahnfahrt fort, so bringt sie uns bald durch die Donauauen nach Pechlarn. Obgleich eine Stadt, ist es doch bloß durch seinen dichterischen Ruf als Sitz des Markgrafen Rüdiger von Pechelarn und noch mehr durch seine ungleich ältere Vergangenheit berühmt. Seine Pfarrkirche gehört dem 15. Jahrhundert und selbst die noch ältere Gruftkapelle bloß dem 14. Jahrhundert an. Auch der alte N? Die Haupt- uud Residenzstadt Wien. Thurm am Donauufer entstand im Mittelalter. Bei klarem Wasser ficht man aber ain Ufer im Strome römische Bantrümmer. Das Interesse von Pechlarn ruht eben im Wasser nnd unter der Erde. Auf der Stelle des landeinwärts cm die Stadt stoßenden Dorfes Harlanden stand einst Arelate, auch Arelape, die älteste römische Ansiedlung im jetzt niederösterreichischen Theile von Noricum. Schou Kaiser Claudius hat sie und zwar als Colonie für Veteranen gegründet. Hier waren e!n Theil der Donauflottille der ersten norischen Legion und dalmatische Reiter stationirt. Bei Pechlarn mündet die Erlas in die Donau und der Postwagen nach dem Erlafthale fährt von hier fort. Doch um eines reizenden Bildes wegen, das uns auf dein Wege von Kemmelbach in dieses Thal erwartet, fahren wir vorerst mit dcr Bahn weiter. Wir bleiben an der Donau. Ober der vielbesuchten Wallfahrtskirche Maria Taferl und dem am Fuß ihres Berges und hart am linken Flußufer liegenden Markt Marbach, wird das Strombett durch Höhen eingeschnürt; allein bald erweitert es sich. Der Strom hat weiter oben seine westöstliche Richtung mit einer südlichen vertauscht, ist bald in die nördliche übergegangen und wir sind an das Ende des von ihm derart beschriebenen Bogens gelangt. Ueber der dadurch am linken Ufer gebildeten Fläche taucht am linken Ufer Persen-burg auf seinem Felsen auf und leuchten am rochteil die Gebäude der Stadt Mbs. An der einstigen Cistercienserabtei Sä'usenstein vorbei und im Anblick des wieder sichtbar gewordenen Hochgebirges, in welchem sich vornehmlich der Oetscher imposant ausuimmt, treffen wir in Kemmel-bach ein. Nun aber wandern wir von Kemmelbach auf den Bergrücken, welcher es im Süden vom Erlafthale scheidet. Auf seiner Höhe schwelgen wir im Anblick dieses Thales bei Wieselburg. Von den sanften Wellen kleiner Hügel leicht bewegt, breitet es sich vor uns aus. Hart unter uns links liegen an der Vereinigung der aus Südwesten kommenden Kleinen Erlaf und der Großen Erlaf, welche nach einem Laufe aus Süden hierhergelangt, der Markt Wiefelburg, feine Kirche etwas südlicher jenseits und auf der Höhe über der Kleinen Erlaf, neben ihr aber und unter ihr, dann jen- 338 l Dic Unigebunqcn Wicus. — Dcr Wiener-Wald. seits der Großen Erlaf überall freundliche Hnusergruppen, zunächst rechts endlich zu unsern Füßen das vierthürmige kaiserliche Schloß Weinzierl. Der Thalboden dehnt sich nach rechts als das Thal der Kleinen Erlnf ans und hier ist in der Ferne auf ihm das Schloß Wolfpassing mit seinen Thürmen und hinter ihm in etwas höherer Lage Steinakirchen sichtbar. Nach links erstreckt er sich gegen Petzenkirchen als das Thal der vereinigten Erlaf. Auch nach rückwärts setzt er sich in gleicher Gestalt nnd in jener Höhe, aus welcher wir bereits die Wieselburger Kirche bemerkten, im Raume Zwischen der Kleinen und Großen Erlaf fort. Am äußersten rechten Horizont ziehen sich wenig beträchtliche Bergrücken nach links zum Hochgebirge herüber, das sich von der äußersten Linken über dem Thale der vereinigten und Großen Erlaf und ober den verschiedenen Stufen des Vor- und Mittelgebirges aufbaut. Als unbedingter Beherrscher dcr ganzen Gebirgskette thront der breite Octscher nahezu südlich über der malerischen Bucht, welche die Vorhöhen in: Thale der Großen Erlaf bilden und ails welcher die Blechkuppel des Purgstaller Thurmes blinkt. Wahrscheinlich an der Stelle der Kirche von Wieselburg stand das von bayerischen Kolonisten im 10. Jahrhundert als Grenzfestung gegen die Ungarn erbaute Zuisila. In Purgstall fühlt man wieder zuerst etwas wie Gebirgsluft, denn hier sind sich die Berge schon nahe getreten. Vor dem Markte liegt das alte Doppelschloß. Es enthält eine zierliche Kapelle alls dem Ende des 15. Jahrhunderts, worin sich ein Sanetuar befindet. Ueberraschend wirkt es von der Brücke über die Erlaf im Markte zugleich ein malerisches großes Wehr des Flusses mitten zwischen den Häusern und Gängen der Hammerwerke nach innen, nach außen aber eine unmittelbar an der Brücke beginnende und sich zum alten Schloß fortsetzende tiefe Schlucht dcr Erlas voll colossaler Fclstrümmer, zu überblicken. Die Pfarrkirche von Purg-stall, ein hoher und großer Bau aus dein Schluß des 15. Jahrhunderts, zerfällt in drei Schiffe, hat jedoch einen modernen Chor. Auf der Strecke bis Scheibbs geht der Charakter des Vorlandes entschieden in den des Gebirges über. Schon haben sich höhere Berge 3^ 43* Die Haupt- mid Residenzstadt Wicn. beiderseits der Erlaf genähert, den ganzen Ausschnitt zwischen ihnen nimmt, nnd Zwar bei der geringen Entfernung in riesiger Größe, die Pyramide des Oetscher ein. Die Erlaf hat ihre User tief in die Thalsohle eingerissen und in ihren Sandstemrändern förmliche Höhlen und Grotten ausgewaschen. Der lebhafte Markt Scheibbs ist am rechten Ufer der Erlaf gelegen und zählt 874 Einwohner. Seiner langen untern Gasse so wie dem höhcr liegenden Platz mit dem Schlosse und der stattlichen Kirche fehlen nette neue Gebäude nicht. Die Kirche aus den letzten Perioden des gothischen Styls ist ein hoher weiter dreitheiliger Naum mit 12 mächtigen Pfeilern, in welchem sich Chor und Schiff bloß dadurch unterscheiden, daß der Boden des erstem um 2 Fuß höher liegt. Ihr Charakter ist durch Modernisirung sehr geschädigt wordeu. Herzog Albrecht II. hat Scheibbs seiner Karthause iu Gaming geschenkt und ihm später die Freiheiten verliehen, welche Wien und Petronell besaßen. Allmählig emancipate sich der Markt vom der Karthause. Bei Scheibbs reichen die Berge in den hübschesten Formen und dem glück-lichsteu Wechsel von Wald und Wiese bis in den Markt herab, und sie scheinen das Thal südlich von ihm vollständig zr schließen. Von Purg-stall an läßt sich immer wieder das Pochen der Hämmer aus den Eistn-werken vernehmen. In Neustift bei Schcibbs besteht eine freiherrlich Werthheim'sche Werkzeugfabrik. Ihr gegenüber erblickt man unerwartet eine prachtvolle Villa des Grafen Almasy. In Neubruck, wo die Straße nach St. Anton sich in südöstlicher Richtung von jeuer trennt, welche südwestlich nach Gaming führt, bietet die Töpper'sche Eisen-, Stahl- und Walzblech-Fabrik eiue wirkungsvolle Ansicht durch die Größe und Eleganz ihrer Gebäude, die an «der Straße im Dienst der Werke fließende Erlaf, die beiden Thalfurchen und die ringsum sich hübsch gruppirenden Berge. Im Peutenthal, das sich gegen Gaming zieht, wechselt Laub- und Nadelholz in anmuthigster Weise mit einzelnen Felspartien und breitern Wiesengründen. Am meisten erweitert sick) der Thalboden bei den großen Werken in Kienberg. Dort kommt die Erlaf aus Süden zur Straße. 340 Die Umgebungen WiciiZ. — Tcr Wiener-Wald. < Ihr Lauf von ihrer Geburtsstätte bis hierher entwickelt pittoreske Scenerien. Hart an der Grenze Oesterreichs und Steyermarks geboren, fließt sie alsbald dnrch den Erlafsee, dnrch welchen die Grenze der beiden Provinzen gezogen ist, nnd bleibt dann selbst durch einige Zeit der Grenzfluß. Nach einem weitern Lanfe im Gebirge, während dessen wir ihr schon einmal am Lassingfall nahe kamen, tritt sie in die Thormäuer, eine nahezn eine Stnnde lange Felsschlncht der wildesten Art. Hänfig blieb anch hier kein Raum für den Weg übrig und ist er durch, die Felsen entlang über dem Flusse sortlaufende und an ihnen befestigte, Baumstämme hergestellt. Vor Gaming mündet in das Gaminger Thal jene Straße, welche von Wieselburg durch das Thal der Kleinen Erlaf nach Gresten und dann ' hierher führt. Ueber Wolfpassing gelangt sie nach Steinakirchen. Dasselbe ist im 10. Jahrhundert dnrch bayerische Colomsten wieder erbaut worden. Seine Quaderkirche ist auf eine von der üblichen Form ganz abweichende Weife angelegt. Sie besteht nemlich aus bloß Einem dreiseitig geschlossenen Raum, in welchem 14 Pfeiler je 5 Fuß von der Umfangsmauer in regelmäßigen Abständen ganz herum gestellt sind und da-dnrch einen Umgang bilden. Perwart mit der Ruine Hochperwart nnd Randegg folgen. Dte Kirche des letztern weist auf dem Thurme die Jahreszahl 1498 auf. Das Thal von Gresten erfreut durch seine Lieblichkeit. Es ist breit nnd vom Mittelgebirge umstanden. Der Markt zählt mit Ippsbach 1051 Seelen nnd besitzt eine gothische Kirche ans dem Ende des 15. Jahrhunderts mit beachtenswerthen Grabmonmnenten der Zinzendorfe. Nahe dem Markt ruht das Schloß Stiebar auf einem Hügel. Die Grafen von Peilstein, mit der Vabenbergern verwandte Dynasten, besaßen das Schloß Nieder Hansegg im 12. Jahrhundert; am Ende des 18. Jahrhunderts ist es von dem Grafen Stiebar in die moderne Form umgebant und anch der Name Nieder Hausegg in Stiebar umgeändert worden. Die Schloßkapellc rührt ans dem Schluß des Mittelalters her. In einem engen doch lieblichen Waldthale, dort, wo es sich ostwärts gerade ein wenig ausbuchtet, liegen die Hänser von Gaming, theilweise 341 Die Haupt- und Msidcnzstadt Wien. reizend am An^ oder Gamingbach, welcher den Markt von Süden nach Norden durchstießt, die Kirche nnd die geschlossenste Gruppe am rechten Ufer nördlicher, die Gebäude des Schlosses, der einstigen Karthause, am linken Ufer nnd südlichen Ende. Die Karthause, das Haus des Thrones Unserer Lieben Fran genannt, hat Albert II. nnd sein Brnder Leopold I. gelobt und Albert II. 1332 gestiftet. Er und seine Gemahlin Johanna von Pfyrt sind hier begraben worden. Im Jahre 1782 traf auch diese reichste Stiftung das Loot, der Aufhebnng. Heute ist schon manches verfallen und zerstört, allein das herrliche sechseckige Thürmchen, die verlassene Kirche nnd vor allem 91 einzeln stehende Zellen und manche Ränme nnd Verzierungen im Schlosse verrathen noch immer die einstige ' Bestimmung. Das Grabdenkmal des Stifters, seiner Gemahlin und der Wittwe des Herzogs Albrecht UI. kam nach der Aufhebung dcr Karthause in die Gaminger Pfarrkirche, eine sMgothische Kirche des 16. Jahrhunderts. Im Pfarrbezirk Gaming und zwar im Erlafflusse bei den Stcin-wandfelsen kommt eine nnbedentende Naphtaqnelle als eine Seltenheit in den Alpm vor. Von Gaining führt eine Straße über den Grubberg nach dem von ihm südsüdwestlich gelegenen Lnnz, von ihr aber zweigt wieder gegen Südosten jene andere ab, auf welcher Ataria Jell über Langau erreicht wird. Lunz liegt schon im Thale der hier Oiss genannten Wbs, deren Quelle wir in der Nähe derjenigen der Erlaf zu suchen haben. Freundliche Hügel reichen überall selbst grün in das grüne Thal, das Mittelgebirge und einzelne vorgeschobene Posten des Hochgebirges nmstehen es. Die Eisenfabrikation ist hier im Schwünge. Die Lunzer Kirche ist am Schluß des 15. Jahrhunderts erbant nnd ebenso alt ein in ihr vorfind-liches Glasgemälde. Die grüßte Sehenswürdigkeit im seenarmen Niederösterreich, die Lnnzer Seen, treffen wir ostlich und südöstlich vom Dorfe an. An den Ufern des 850 Klafter langen und 400 Klafter breiten Untern Sees erhebt sich größtentheilo alter Forst nnd dadnrch mag sein schwarzgrünes Colorit erklärt werden. Auf der davon freien Ostseite steht 642 Die Nmqcbnnqen Wiens. — Dcr Wiener-Wald, einsam auf grünem Plan der Seehof, cm großes Gebäude. Das Hochgebirge spiegelt sich in seinem Hetzkogel und den: zuoberst in castcllartige Felsen auflaufenden 5110 Fuß hohen Scheiblingstein in den dunklen Fluthen. Hinter dem Seehof steigt mau in südlicher Richtung empor Zum unbedeutenden mittlern und zu dem durch eine Insel, seine Waldesumgebung und seine Lage in einem Circus von Hochspitzen höchst malerischen obersten See. Von hier aus kann die Zinne des Dürrenstein erklommen werden. Seine böhe von 5922 F. bleibt hinter jener des Oetscher nur so wenig zurück, daß das Volk sagt, „er sei um einen Schafkäs niedriger als der Oetscher". Nach der Höhe und Lage gestattet er eine dem Oetschcr ähnliche Fernsicht. Vom nordöstlichen Ufer des untern Lunzer Sees gelangt man am Seehof vorbei über die Höhe des Durchlaß an die Mbs und nach dcr Langau auf dcr Gamingcr-Mariazeller Straße. Der letzte Ort an ihr gegen Steycrmark ist das 3168 F. hoch gelegene Neuhaus, dessen neue, gothische Kirche im Jahre 1856 vollendet worden ist. Wenn mau dagegen von der Oiss der Pferdebahn folgt, welche zum Transport des Holzes aus der Oetschergcgend gebaut ist, so kommt man nach Lackenhof am Fuß des Octschers. Ein Gang von Lunz dcr Mbs cntgegen südwestlich bis Goßling und von da nahezu südlich nach Lassing zeigt fast überall denselben Charakter der Landschaft. Die klaren Flüßcheu und Bäche eileil in raschem Fall im lichten Kicsbett dahin, die mittelhohen Berge, sowie den Thalgrund bedecken hier dunkler Wald, dort lichte Weiden, der Fels tritt auf der Höhe der Berge in geschlossenen Massen auf, bildet jedoch stellenweise auch in den Thälern malerische Gruppen. Als Staffage dienen die wenigen Kirchdörfer, Hammerwerke, einsame Hütten und da tupfende Kohlenmeiler. Lassing mit dein Hohen Vuchstein im Hintergrund gibt ein gar vortheilhaftes Alpcnbild. Gan^ in der Nähe in: Süden von Lassing befindet sich beim Hammerwerk Mendling die steyrische Grenze. Oestlich von Lassing aber dehnt sich der lange Rücken des alpenreichen Hochkor, 5691 F., von Nordost nach Südwesten aus. Sanft zu ersteigen l'ohnt der breite Bergzug durch die herrlichsten Fernsichten und insbesondere soll von keinem ii4-j Die Hcnipt- und Residenzstadt Wicu, andern Punkte in Niederösterreich als vom Hochkor der Großglockner sammt seinen eisigen Nachbarn im Fuscherthalc Zu erblicken sein. Wir unternehmen nun den Ausflug von Gaming nach Südosten nach Lackenhof und Zum Oetscher. Die Mariazeller Straße brächte uns in einem großen Bog'N an die bekannten Stellen, in die Langau nnd zur Pferdebahn nach Lackenhof. In das letztere kommen wir ungleich schneller auf dem Fußweg über den Polzberg. Allerdings steigt er zuletzt recht steil empor, dafür vergißt sich auf seiner Höhe beim Kreuz sogleich alle Mühe nnd aller Schweiß durch den genußreichen Blick auf das Hochkor, das Ndmonter und Hollensteiner Gebirge. Ueber welliges Gebiet gewinnt man zuletzt das mehrfach berührte Sträsicheu von der Langau und trifft mm bald im einsamen Pfarrdorf Lackenhof ein. Es liegt 2532 F. hoch im Hochthale zwischen dem Schwarzen, Kleinen und Großen Octscher im Süden und der Gfäller Alpe im Norden. Den Großen Oetscher oder Octscher schlechtweg ersteigt man von ihm in 3 Stunden. Der Weg zieht zuerst zur Riffel, der Vmsattlung zwischen dem Kleinen Oetscher im Westen und dem Oetscher im Osten, anfangs sanft, theilweife im Wald, dann steil über Matten hinauf; etwas unter der Einsattlung wendet man sich links nnd geht in nordöstlicher Richtung auf den nordwärts geneigten Abhängen wieder zum Theil in Wald zur Ochsenhütte, wo etwa die Hälfte des Weges Zurückgelegt ist. Von da führen fortan Matten mit Legföhren und Steinen empor zum Weißen Mäuerl. Hier betritt man den eigentlichen Felskamm und langt dann stets in nördlicher Richtung bei dem auf der höchsten Spitze errichteten Kreuze an. Das Panorama des 5970 F. hohen Berges umfaßt den größten Theil von Nieder- und Oberöstcrreich, Theile des stenrifchen und salz-burgischcn Hochlandes. Es übertrifft jenes des Schncebcrgs in der Ge-birgsaussicht, weil man auf dem Oetscher mitten in und vor dem Hochgebirge steht und nicht wie auf dcm Schneeberg am östlichen Ende desselben. Die Gebirgsaussicht bietet sich gegen Süden, die Landaussicht gegen Norden dar. Auch die letztere ist ungemcin ausgedehnt, erstreckt sich über zahlreiche Ortschaften des Flachlandes und 344 ^ Die NmHcbuniM Wiens, — Ter Nicncr-Wald, < der niedern .Höhen dies- und jenseits dor Donan, deren Lanf selbst vielfach sichtbar ist, und wird im Norden erst durch das böhmisch-mährische Gebirge begränzt. Wir können uns nicht in die Details der Allssicht einlassen. Daher bemerken wir bloß, daß der Wienerwald, die übrigen Vorstufe» der nieder-österreichischen hohen ^alkalpen und diese selbst in der größten Vollständigkeit im Gesichtskreis liegen und daß die fteyrischen Kalkalpen von dem Fröschnitz- und Mürzthal nördlich bis zur niederösterreichischen Grenze sich in großer Zahl darstellen. Anch die Höhen an der steyrischen Salza und jene der westlichen Kalkgebirgszüge, der Eisencrzer, Admonter und Ennsthaler Alpen fehlen nicht. Vorzüglich deutlich breitet sich die ganze nahe Hochschwabengruppe aus und dankbar gewahrt man als Ruhepuukt im Berggewirre Annaberg, Iosefsberg und das Maria Zelter Thal mit Mariazell. Die steyrischen Cmtralalpen vom östlichen Beginn im Süden des Fröschnitz- und Mürzthales, dann das Murthal hinab bis zum Hoch-lantsch, lagern im Südosten bis Süden des Octschers, in seinem Süden bis Südwestcn dagegen die steyrischcn Tauern im Naume Zwischen dem Liefing- und Paltenthal in: Norden und dem Thale der Mnr vom Austritt des Flusses aus Luugau bis Leoben im Süden. Im Südwesten schimmern zweifellos Gletscher: sie gehören der Gruppe der Gasteincr und Rauriser Tauern an. Im Südwestcn und Westen erheben sich über den niederösterreichischen Gebirgen zahlreich die obcröstcrreichischen. Als die fernsten nennen wir die Priel- und Dachsteingruppe, den Traunstein, das Höllengebirge. Der Hausruckwald im Westen und auch östlicher die von den höhern Bergen nach Norden zum Donauthal laufenden kleinern Nucken bilden die Vermittlung der Süd- und Nordaussicht. Alls dem nördlichen Gesichtskreis fei nur hervorgehoben, daß Linz vollstäudig ausgebreitet daliegt und mit dem gerade vor ihm sichtbaren Enns in Eins verschmilzt, daß der Böhmerwald gnt zu unterscheiden ist und sich jenseits der Donau noch der Weinsbergerwald, die Berge des Ispcrthales und der Iauerling im Norden des Oetschcr gar stattlich darstellen, daß sich die Donau mit Perseubeug, Mbs, Säuscnstein und Pechlarn höchst anziehend ausnimmt, ungemein reizend aber das Erlafthal M Die Haupt- und Residenzstadt Nien. mit Theilen von Scheibbs, mit Purgstall und Wieselburg, daß endlich St. Polten, der Tulncrbodcn und selbst das Schloß Kreuzenstein bei Korncuburg noch gut zu erkennen sind. Der Oetscher besitzt jedoch noch eine große Merkwürdigkeit in seinen Höhlen, dem Tanbenloch und Geldloch. Sie liegen auf der Südseite des Berges in den steil abfallenden Felswänden auf der beträchtlichen Höhe, diese am Eingänge gemessen, das Taubenloch von 4707 Fuß und das Geldloch von 4649 Fuß. Der Name des Taubenlochs rührt von den darin hausenden Bergdohlcn, jener des Geldlochs von den Schatzgräbern her, welche sie besuchten und mit Gold und Silber reich beladen nach Wälschland Zurückkehrten, Diese Sage und andere von den in die Höhlen verbannten Teufeln liefen im Volk herum und veranlaßten den Kaiser Rudolf II., die Höhlen durch den Besitzer von Freidegg, den Staatsmann Richard von Strein, im I. 1591 untersuchen zu lassen, welcher dann über seine Expedition einen ganz verständigen Bericht erstattete. Einc andere Untersuchung Mog im Jahre 1747 I. N. Nagel, kaiserlicher Mathematikus, im Auftrag Kaiser Franz I., des Gemahls der K. Maria Theresia. Er drang jedoch im Geldloch nur bis znm See vor und kehrte, wie es scheint um so lieber, schon hier um, weil ihn: beim Eingang, wo er auf 30 Schritt weit einwärts 4—5 Fuß tiefen Schnee vorfand, eine Schaar sogenannter „Schncctagl" (Dohlen) mit solchem Gekrächz entgegen kam, daß er denn doch „einige Forcht verspürte, in Meinung, es möchten dieses Vileicht die Drachen, oder gar die Teufflen seyn, welche uns den Untergang dro-hetcn". Im gegenwärtigen Iahrhuudert sind die Höhlen öfters durchforscht worden und wir kennen ihren Zustand aus Berichten I>i'. Adolf Schmidts aus den Jahren 1855 und 1857. Das Taubcnloch ist 49 Klafter lang und 16 Klafter hoch bei 44 F. Breite des Hauptgangcs an der Mündung und 60 F. Breite den Haupt-und Seitengang zusammen gemessen. Es hat ein sehr ungleiches Niveau und fällt um 8 Klafter im Vergleich zum Eingang. Große Felstrümmer und kleiner Schutt bedecken abwechselnd den Boden, auch kommen Sinterbildungen vor. Das weit bedeutendere Gcldloch hat eine niedrigere Mündung als 34 l> ! Die Umgebungen Wiens. — Der Wiener-Wald. das Taubenloch. Große Felstrümmer liegen vor. Ueber ein Schncefeld kommt man etwa 10 Kl. tiefer als der Eingang hinab. Dort befindet sich der See. Er war im Jahre 1855 15 Kl. lang, 2 Kl. breit. Die Decke der Höhle liegt ca. 4 Kl. über ihm, doch ist sie ungleich und senkt sich und Zwar bei der Wendung der Höhle und des Sees so tief auf den Wasserspiegel, daß man nur gebückt darunter weg kann, während sie sich anf der andern Seite hoch erhebt. Man landet an einem vorspringenden Felsen. Weiter innen steht eine blendend weiße Eiswand, sie gleicht einem gcfrornen Wasserfall und schließt die Höhle. Doch darüber öffnet sich ein zweites Stockwerk. Die Wand ist 8—9 Kl. hoch, 50—00 Fuß breit und im Mittel 62 Grad geneigt. Oben erhebt sich noch eine 29 F. hohe Eisvyramide bis zur Decke. Die Höhle hat sich hier sehr erweitert und mißt vom Wasser bis zur Decke mindestens 18 Klafter. Die Eiswcmd bildet 3 Absätze. Ist es gelungen, glücklich über sie hinaufzukommen, so betritt man den Eisdom, eine Halle von 24 Klafter Länge, über 10 Kl. Breite und 0 Kl. Höhe, deren Boden mit blankem Eis überzogen ist. Der Boden senkt sich nach rechts, steigt aber im Hintergrund zur rechten und linken Ecke aufwärts, wo man Schuttkegcl gewahrt und sich Gänge offnen; im Mittelpunkt zieht eine Reihe niederer Eisstalagmiten wie ein Säulengelünder querüber. Der Gang links bietet, obgleich er der Hauptgang ist, doch weniger Interesse. Seine Länge beläuft sich auf 100 Klafter, seine Breite auf 5—6 Klafter, die Höhe steht im Verhältniß damit. Die ganze Länge der Höhle von der Mündung bis zum Ende des Hauptgangs stellt sich mit 180 Klaftern heraus. Die Temperatur in diesem kalten Gang steht niedriger als im Eisdom. Im Gegensatz mit ihm trifft man im Gange rechts eine warme Temperatur an. An 6 Kl. hoch, 2 Kl. breit, zieht er sich 30 Kl. weit aufwärts und stürzt dann plötzlich 2 Kl. in die Tiefe ab. Ein paar Stufen führen hinab und man befindet sich nun in einem größern Raum von 12 Kl. Länge und 8 Kl. Breite. Hier fand man schon früher eine Feuerstellc. Wer hauste in diesen: so schwer zugänglichen Orte? Außer ein paar ungangbaren Klüften öffnet sich in demselben Raum mitten im Boden ein schachtartiger Schlund von 15 F. Tiefe, 347 Die Haupt-- und Residenzstadt Wien. 12 F. Länge und 6 F. Breite. Steigt man in ihn hinab, so gelangt man in das 3. Stockwerk der Höhle. Ein niedriger nnd sich bis zu 5 F. verengender Gang läuft von ihm etwa 40 Kl. lang in einen Schlott, dessen Boden bei 4 Quadrat-Klafter Flächcnraum doch eine Höhe von gewiß 30 Kl. hat. Hier scheint das Tagwasser in die Höhle zu dringen, denn ein Tropfenfall ist stets bemerkbar und wirklich bedeckt auch den Boden des zuletzt besprochenen Ganges hereingeschwemmtcr grober Sand, stellenweise weicher Lehm, ja gewohnlich soll er sogar mit Wasser gefüllt sein. Wenn wir aus dein Oetschergebiet nach Kemmelbach zurückgekehrt die Reise nach Westen mit der Eisenbahn fortsetzen, so führt sie uns sogleich über die Mbs, hierauf fortan in der Nähe dieses Flusses über einen weiteren Boden nach Amstetten. Großartige Sägen verarbeiten hier das auf Flössen auf der Mbs hierher gebrachte Holz. Von Amstetten wird ein schon im Bau begriffener Flügel dic Wcst-bahn über Waydhofen an der Mbs und Weycr mit der Rudolfsbahn verbinden. Er folgt die Mbs aufwärts der bisherigen Straße nach dein südlich gelegenen Waydhofcn. Schon in der Ebene fällt die in der Höhe von 222? F. die Gegend ringsum beherrschende große Wallfahrtskirche auf dem Sonntagsberge auf. Die neue Bahn läuft am Fuß des Sonntagsberges vorbei und wen nicht die Kirche als Bauwerk dazu bestimmt, den möge wenigstens die prachtvolle Allssicht bestimmen, auf den Berg hinaufzusteigen. Maria Zell, Maria Taferl und der Sonntagsberg bilden da§ Trifolium der berühmtesten österreichischen Wallfahrtsorte und noch in der letzten Zeit sollen jährlich W000 Menschen nach dem Sonntagsberg gcwallfahrtet sein. Die der h. Dreifaltigkeit geweihte Kirche ist im Jahre 1729 in Kreuzesform erbaut worden, im Lichten 19'4 Fuß lang, im Kreuze 88 Fuß breit und in der Kuppel 83 Fuß hoch und mit Freöccn von Gran della Torre und Altarbildern vom Kremser Echnüd geschmückt. Sie hat Doppelthürme und wird außen von einer Terrasse umgeben. Dort muß man die Allssicht bewundern. Zumeist fesseln das Auge Naydhofen, umgeben von einem Kranz von Bergen, dann das Hügelland an der Mbs mit dein Flusse selbst, der Westbahn und den zahl- 348 Tic Umgcbungen Wicus, — Tcr Nieucr-Wald. reichen bewohnten Orten, darüber die Donau und die abwcchsclungsvoll gestalteten Hohen des Mühluiertels, auf denen überall Ortschaften, Kirchen und Schlösser ruhen. Nordwestlich erkennt man deutlich Linz. Der Hausruck macht den Uebergang zum Hochgebirge. Dieß beginnt im Westen mit dem Traunstein und zieht sich über die Hochsensengruppe, das Prielgebirge und andere nordöstliche Hochspitzen herüber bis zum fast östlich aufragenden Oetscher. Der Rücken, welchem der Sonntagsberg selbst angehört, deckt die Aussicht nach Osten, doch erschließt sie sich wieder gegen Nordost, wo der Ianerling, Maria Taferl und manch anderer Punkt in das Bild treten. Die Stadt Waydhofcn an der Mbs Zählt 3497 Bewohner und der ihr gegenüber am rechten Mbsufer gelegene Markt Zell 615. Die Lage der Stadt ist reizend, besonders der Anblick aus der Mbsbrückc pittoresk. Vortrefflich gruppiren sich von hier die Mbs mit dem Wchr oberhalb des Mbsthurmes, die Wasserwerke an ihr und an dem nahebei in sie einmündenden Schwarzbach und die von den Ufern terrassenförmig sich erhebenden Häuser der Stadt und des Marktes Zell, vor allem aber das alte Schloß mit seinem Thurm. Allerorten schieben sich die grünen Ufer oder die Felder dazwischen oder reihen sie sich an, der Wald steigt aus der Thalsohle auf die durch den Ausgang mehrerer Thäler wechselvoll gruppirten Berge des Kessclthales hinan, den Hintergrund schließt der spitzige Eibenberg höchst wirkuugsreich ab. Bald findet man es gerechtfertigt, daß Waydhofen als der Hauptort der Gisenwurzen, der Heimath der Eisenindustrie in Niederösterreich, angeschen wird, denn, was der alte Mbsthurm ausspricht, ist noch heute buchstäblich wahr: „Stahl und Eisen nähren die Stadt." Manche Baureste aus der frühern Zeit geben Zeugeuschaft uom Alter Waydhofens. Die Pfarrkirche rührt aus dein 15. Jahrhundert her und enthält interessante Grabsteine, darunter den schön gearbeiteten Sigmund^ von Entzing und seiner Gemahlin aus dem 15. Jahrhundert. Auch die Bauart uieler Häuser deutet auf hohes Alter. Waydhofen kommt wirtlich urkundlich schon im Jahre 116. I", nnd der Jahreszahl 14?0, dann einein vortrefflichen Satramentshänschen, ferner verschiedene Höfe: der Passauer, Templer, Vaumgartenberger Hof. Auch das Rathhalls verwahrt alte Fnrstengeschenke und insbesondere fein Archiv einige Urkunden aus >xm 1!.. und 14. und viele aus dem 15. Jahrhundert. Die Stadt Stein ist mit ^remv durch Anlageil, an welchen mie große Geniekaserue liegt, in deren Mitte alxr ein Monument des in: Jahre 180.'' im Treffen bei Dürnstein gebliebenen Feldmarschalllieutenants Schmidt sich erhebt, nnd durch die Ortschaft Uud verbunden. Im Innern enge, weil durch die Donalt und die Abhänge der nördlich sich erhebenden Höhen eingeengt, entwickelt es feine freundliche Hänserreihe dao Ufer der Donall entlang. Die alten Manern, Thürme und manches Gebäude beweisen das Alter der Stadt. Die große Stadtkirche weist die Jahreszahl 1l04 aus, die Marieukirche auf dcm Berge nnd die.aufgelassene Minoritenkirche sind uralt. Stein hat 3744 Bewohner Krems und Stein tonnen bei ihrem unmittelbarem Zusammenhang füglich als eine Stadt angesehen werden nnd Stein dient dein größereu Krems als Donanhafen. Nebst den anderen Erwerbsquellen bringt del: Städten auch der Bestand der Gcniekaserne nnd eines großen Strafhaufes in Stein viel ein. Eine Holzbrücke verbindet Stein »lit der am rechten Donanufer 35« ! ?i^ Um^cdnn^n Wicns. ~ Tcr Wicn>)r-Wcil^, gelegenen Stadt Mautern. Ihre Einwohnerzahl belällft sich auf beiläufig 700. Mail wird aber ill ihr wahrhaft überrascht durch eine große Zahl stattlicher Herrenhäuser, sogmauuter Höfe. Vorgefundene röuusche Alterthümer lassen vermuthen, daß sich hier ein Römerposten befunden hat. Gerade über Mautern thront das Stift Göttweih. Wahrhaft imposant breitet sich die 2 Stock hohe Fronte mit dem höheren Mitteltrakt und den Eckthürmen, wieder von: Kirchendach und den zwei Kirchthürmen überragt, allf der Höhe des breiten isolirten Waldbcrges alls. Bastionenartig aufgeführte Nebengebäude geben dem Ganzen fast ein festungartiges Ansehen. Die stolze Abtei aber in ihrer herrlichen ^age, die drei Städte, der mächtige Strom mit seinen Auen und die rebenreichen Hügel um Krems und Stein zusammen betrachtet, bieten ein großartiges uud zugleich an-muthigcs Gemälde. Steigt man zum Stifte hinan so wird mall durch die Fernsicht entzückt, dagegen bleibt der Eindruck des Stiftsgebäudes hinter demjenigen aus der Ferne zurück, denn das Unfertige des Banes macht sich jetzt unangenehm bemerkbar, Göttweih zählt zu deu größten Abteien Nieder-österrcichs. Im Volksmunde ward ihm die Bezeichnung des klingenden Pfennigs nebeil dem rinnenden Zapfen Klofterneuburg uud dem vollen Metzen Melk. Wir wollen die Sage der Veranlassung der Gründung nicht übergehen. Drei Studenten Altmann, Adalbert und Konrad trafen auf der Neise nach der Pariser Hochschule am Fuf; des h.utigen Göttweiher Berges an einer Quelle zusammen und gelobten jeder ein Kloster zu bauen, sobald sie Bischöfe geworden sein würden; Bischof Altmaun von Passau baute darnach Oöttweih, Adalbert von Würzburg ^ambach uud Konrad von Salzburg Admont. Altmann weihte seine Stiftung im Jahre 108^ als ein Chorherrnstift, doch schon im Jahre 1093 berief Bischof Ulrich Benediktiner Hieher und sie behielten das Kloster bis hellte. Der bedeutendste der Aebte war der Verfasser des (^romc..,, <)!(>Mvic^u^, Karl's Vl. Vertrauter und Günstling, Gottfried Vessel. Er warb als Graf Wolfstein verkleidet für den Kaiser um die Hand der Prinzessin Elisabeth von Wolfenbüttel. Im Jahre 17^1, begann er den ^5 7 Dic H.uipt- lind Residenzstadt Wicn, Bail des jetzigen Stiftes nach einem Riesenplane, der auch nicht annähernd ausgeführt wurde. Die Kirche besitzt einen herrlichen gothischen Chor, dessen Fenster hübsches Maßwerk zeigen. Er stammt aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts. Unter ihm liegt die noch ältere Krypta. Diese theilen 4 achteckige Pfeiler von rothem Marmor in zwei Räume. Das Kirchenschiff ist jünger. Unter den Grabmonumenten der Aebte fefselt uns dasjenige des im Jahre 1749 gestorbenen Gottfried Vessel der Person halber, welchcr es gilt. Im Stiftsgebäude zeigen die Haupttreppe, mit einer Freskodecke von Paul Troger, der grosie Saal und die Gastzimmer viel Pracht. Außer einem ansehnlichen und interessanten Kirchenschatze befindet sich in Göttweih cine Alterthmnssannnlnng von hohem archaeologischen Interesse. Es kommen darin Gegenstände mw dem 12. Jahrhundert nnd viele bei Muttern gemachte Römerfuude vor. Berühmt durch ihre Braeteaten ist die Münzsammlung, die Kupferstichfammlung enthält über 10000 Blätter. In dem diesen beiden Sammlungen eingeräumten Locale find Glasgemälde aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts aufgestellt. Auch eine Naturaliensammlung und alte Bilder trifft man an. Den ersten Rang jedoch unter den Achtung gebietenden Sammlungen nimmt die höchst ausgezeichnete Bibliothek ein. Man nennt als die Zahl der Bände 40000, darnnter sind 1111 Manuscriptc enthalten. Manche davon mit herrlichen Miniaturen gezierte sind entschiedene Kunstwerke und viele Werke Seltenheiten von hohem Werth. In >vrems ladet der pittoreske Eingang in das Kremsthal ein, es zu besuchen. Die Krems fließt gleich dem Kamp nach ihrem Ursprung nordöstlich und vor ihrer Mündung südöstlich. Schon im vordern Theile des Thales findet man beachtenswerthes, zuerst die Uebcrreste von Rechberg dann in Imbach die Rniuen des im 1:;. Jahrhundert gestifteten Klosters der Dominikanerinnen und die hochinteressante Kirche, die einstige Kirche dieses Klosters. Die ihr auf der Nordseite angebaute Katharinonkapelle, ein überaus zierlicher Bau im edelsten gothischen Styl, eines der schönsten Muster der Gothit in Oesterreich, deutet auf 3'V Tic UingclmncM Nicus, — 3cr Wiencr-Wald, die Frühzeit des 14. Jahrhunderts als die Zeit der Erbauung hin. Das Schiff der eigentlichen Kirche theilen drei Pfeiler in 2 gleich hohe und breite Schiffe. Es ist gegen den Schluß des 15. Jahrhunderts entstanden. Der Chor ist viel schmäler und niedriger al5 das Schiff und scheint früh im 14. Jahrhundert gebaut, doch dann im 15. Jahrhundert neubauartig reuovirt worden zu sein; als der jüngste Theil des Baues eudlich must der seltsame Thurm angenommen worden. Nun folgt Senftcnberg mit einer zumlich hoch gelegmeu großen Schloßruine. Im Thale, einem Waldthale mit hübschen Nalopartien und reizenden Matten, kommt man znerst nach Mewling dann zur Ruine Hohenstein. Später steigt man vom höhern Fnßwege zu der tief im Waldthale der kleinen Krenls gelegenen Rinne Hartenstein hinab. Das Flüßchen nulndet etwas unterhalb dor Burg in die Große Krems. Die Ruine gehört zu der größten und am romantischesten gelegenen im Lande. Ungemein weitläufig erhebt sie sich auf einem hohen Felsen, um welchen die Krems brausend im weiten Bogen schäumt, keinen Fuß breit Ufer lassend. Non zwei gewaltigen Quadcrthürmen vertheidigte der eiue das Thor und die Brücke, welche den vorspringenden Schloßfelsen mit dem Berge verband und beherrschte der andere auf der höchsten Felsenspitze und an: Rande des Abgrunds stehend als der eigentliche Wartthurm die ganze Krümmung des Kremsthales. Bereits in: Jahre 1188 erscheint ein ,<>artonstein in Urkunden; der vollständige Verfall des Schlosses datirt erst von: Anfang dieses Jahrhunderts, Die Thäler der Großen und Kleinen Krems werden weiter aufwärts eintöniger. Dafür verlohnt es sich vou der Kleinen Krems hinüberzusteigen in den Spitzer Graben. Man erreicht zuerst den Vrandhof dann das nahe Schloß Ober-ranna. Schon 112/', kommt das Schloß vor als Besitz der Herrn vou Raina. Diese Raina starben im 14. Jahrhundert alts und nun besaßen die Vnrg die Neydeck. Gegenwärtig ist sie eine Besitzung der kaiserlichen Familie. Sie' sieht auf einem zwischen zim'i Thälchen vorspringenden Felsen. Man betritt sie über Brücken und Gräben. (5in uralter Baurest darin ist ein fast quadratischer Raum von N> Fuß Länge, 15 Fuß Breite und 9 Fuß Höhe mit rundbogigen Kreuzgewölben bedeckt, welche N> Tic Haupt- lind ÄicsidcnMvt Wicü, von 4 in der Alitte in ein Quadrat gestellten Pfeilern getragen werden. Er ist kanm später als in der Mitte des 12. Jahrhunderts erbaut worden Als seine Bestimmung nimmt man an, daß er der untere Theil einer Doppelkapelle ist oder noch warscbeinlicher, das', er zu ökonomischen Zwecken oder zur Aufbewahrung der Jagdgeräthe diente. Die Sucht nach Absonderlichem machte ihn dagegen zu einer Stätte des Vehmgerichts. Das am Fuß des Schloßhügels liegende Nnterranna hatte ein Pan liner . Eremiten-Kloster. Das Gebände desselben ist jetzt zu einer Fabrik umgestaltet, im Hofe derselben aber liegen noch die zwei Grabsteine des Stifters des Klosters, des im Jahre 145l) verstorbenen .Hans von Ncudegh dann des im Jahre 1728 gestorbenen letzten Neudcggers, Ferdinand Raimund >>errn von Neudegg, Freihcrrn von Wildegg. Aus dem Spitzer Graben läßt sich auch der Iaucrling gut besteigen, dessen wir schon wiederholt gedacht haben. Den« Berge kommt nicht bloß jene Lage zu statten, welcbcr, wie wir dieß in der allgemeinen geographischen Skizze hervorgehoben haben, allc Punkte auf dem Höhenrande am linken Donauufer in Ober Manhartsbcrg einen vorzüglichen Blick auf das Mittel- nnd Hochgebirge im Süden der Donali verdanken, sondern seine .Höhe von 3033 Fuß, seine vorgeschobene nnd freie Lage und sein äußerst malerischer Vordergrund mit dein herrlichen Stift Melk uud dessen Umgebung gestalten sein Panorama noch überdies; zu einem der vorzüglichsten in Niederösterreich an Ausdehnung, Mannigfaltigkeit llnd Schönheit. Auf dem Ianerling wird jeder Kunstfreund anch die Kirche zn Maria Laach zu besuchen nicht ermangeln. Der Flügelaltar derselben wird vou keinem andern in Niederösterreich in weihevoller Ausführung erreicht. Besonders das Schnitzwerk daran ist vortrefflich, die Köpfe sind von edler Bildung, von geim'ithvollem Ansdrnck nnd von frommer Andacht durchdrungen. Man nimmt an, daß das Kunstwert dem letzten Viertel des 15. Jahrhunderts angehört. Noch nm etwas älter mag das in Tempera auf Goldgrnnd gemalte Madonnenbild fein. Ferner enthält die Kirche im Grabmahl des Ritters Hans Georg Kuefstein vom Jahre 1K07, ein Monnment von eincr Großartigkeit, wie keine zweite Landkirche in Niederösterreich eincs besitzt. Auf einem Postament von ^>ände zum Gebet gefaltet. Helin und Wappenschild stehen vor ihn,. Das ganze Monument ist 10 Fuß 2 Zoll hoch. Außer diesem ist noch manch anderes Monument von Kuefsteinern hier beachtenswerth. Die Kirche selbst aber zeigt in ihrer Bauart zwar die stereotypeil Formen der Spätgothik, allein so wie ihre Kanzel geschmackvoll, ist auch die iu quadratische Felder, welche rcicheo Maßwerk enthalten, getheilte Brüstung des Orgelchores besonders schön. Selbst eine Burg finden wir in der Nahe von M. Laach auf dem Iauerling, Zaissing, und obgleich halb verfallen, erweckt das aus dem 17. Jahrhundert Herruhrende Gebäude doch dao Interesse durch manches alte Getäfel und Wappeil der Mefsteme. Am westlichen AbHange des Iauerling verdient die Kirche von .heiligcnblut besichtigt zu werden. Selbst ein spätgothischer Bail alls dem Ende des 15. Jahrhunderts umschließt sie ein herrliches Sakraments-häuschen, das ^8 Fuß ^ Zoll hoch bis zur Decke des Chors aufsteigt, aus dem Ende des 15. Jahrhunderts stammen dürfte und unter die ' besteil Werke dieser Gattung zählt, und einen allsgezeichneten über ^? Klafter hohen Flügelaltar. Er mag gleichfalls gegeu das Ende des 15. Jahrhunderts allgefertigt worden sein. Auch Glasmalereien voll verschiedenem Kunstwerth sind all den Fenstern vorhanden, die bestell und ältesten daoon tragen die Jahreszahl 1458. Wandern wir dann alls dem stillen Heiligeubluter Thal in jenes des Weitenbaches, welcher bei Wciteueck in geringer Entfernung voll Melk am linken Ufer in die Donau mündet, fo wird weder die Ruine Streitwiesen, der wir an der Mündung des »ciligenblllter Thales uahe kommen, noch das im Thale liegende Schloß Mollenbach uns vom Wege abzuleuken vermögen. Dafür erheischt die Kirche von Weiten wieder unsern Besuch. Sie würde ihu als gothisches Bauwerk, dcsseu (5hor im Aeuftern dem 14., im Innern dem 15. Jahrhundert und dessen Schiff dem letzteren zuzuweisen ist uud besonders der schönen Fenster und Strebepfeiler des Chors mit ihren Confolen und Baldachinen halber verdienen. Sie besitzt jedoch eine noch ungleich größere Merkwürdigkeit und einen kunstgeschichtlich höchst bedeuteuden Schatz au den Glasmalereien 3li1 4>'. Die Haupt- und Residenzstadt Wicn. mit welchen 5 von den ? Fenstern des Chors geschinückt sind. Bis auf wenige mit der Iahreozahl 1506 bezeichnete weisen die ausgezeichneten Glasgemälde anf das Ende des 14. Iahrhnnderts als die Zeit ihrer Anfertigung hin. Außerdem finden sich in der Kirche ein paar hübsche Altarschreine mit geschnitzten Figuren aus dein Ende des 15. oder Anfang des 16. Jahrhunderts und ein Grabdenkmal des Kaspar von Lindegg, -^ 1588, vor. Unser Weg führt uns zunächst nach Leiben, dessen kaiserliches Schloß uus iu seiner heutigeu Gestalt uicht weiter aufhält und von hier in Kurzem nach Weiteneck nnd an das Ufer der Donau. Wir kehren nach der Station Abtsdorf an der Franz Josef Bahn zurück, um die Reise nach dem Viertel ober dem Manhartsberg fortzusetzen. Sobald die Bahn aus den« Wagram in das Thal der Schmida tritt wird die Landschaft höchst freundlich. An verschiedenen Ortschaften vorbei, darunter an Wetzdorf, in dessen mit unglaublicher Geschmacklosigkeit geschmücktem Schloßpark der glücklichste Feldherr Oesterreichs im letzten halben Jahrhundert, Fcldmarschall Graf Radetzty, seine letzte Rnhestatte gefuuden hat, geht es dnrch längere Zeit in diesem, Thale fort. Die Schmida begleitet auf dem linken Ufer der Höhenzng zwischen ihr und dem Göllerbach, später nähern sich oie Ausläufer des Manhartsgebirges dem rechten Ufer. Die Weintultur des Viertels unter dem Mauharts-berg reicht auch Hieher und die Weingärten mehren sich. Meissau mit seinem erhöht liegenden Schloß bleibt links seitwärts uon der Bahn. Sie windet sich dnrch jene ostlichen Ausläufer des Manhartsgebirges, welche ili der jüngsten Zeit anf den Anhöhen und Hügeln, besonders um Limberg, gefundene zahllose Feuersteiusplitter und Thonscherben als Ansiedlungen der Urzeit bezeichnen. Noch oor Egenburg treten wir in das Viertel ober dem Manhartsberg über. Egenburg ist selbst in einer 1080 Fuß hohen Eiutiefuug des Man-hartogebirgeo gelegen, da5 von Norden aus der Pulkaucr Gegend hcrabge-langt sich im Süden und Südwesten der Stadt fortsetzt. Man erkennt die Verhältnisse am besten anf dein 1^05 Fuß hohen.^alvarienberg und gewahrt dort wie sich die Gegend nach Nordwesten zu dein eigentlichen Hochland des Kreises an der Hohen Wild hinanzicht, im Osten aber von Die UüMdungcn Wic»s, — Dcv Nicncr-Wald, dem Thal der Schinida in einem weiten Bogen begrenzt ist. Altch landschaftlich gestaltet sich das Bild vom Kalvarienberg vortheilhast, de,in außer den Höhen des Mailhartsgebirges erblickt man den Zug mn rechten Ufer dcr Schmida, zahlreiche nahe und entferntere Ortschaften in den Einschnitten dieses Baches und an der Eiseilbahn lind im fernen Südwesten ausserdem noch die Waldrücken des Corner Waldes, hie und da aber Kirchen und Dörfer auf den Hügeln. Vor allem fesselt den Blick das unmittelbar unter dem Kalvarienberg sich ausbreitende Egenburg. Die Mauern, welche es umgeben, mit ihren Thürmen, die Kathedrale mit den zwei niedrigen spitzen Thürmen, hinter denen das Kirchendach höher als sie mit einem Thürmchen zu höchst aufsteigt und rückwärts an der Kirche die noch innerhalb der Stadtmauern liegenden Ruinen der alten Burg uerleiheu ihm ein zugleich alterthümliches und städtisches Ausfehen. Die Stadt hatte im Mittelalter thatsächlich eine größere Bedeutung als in der neuen Zeit und wir wissen unter andenn, daß Albrecht V. in der dortigen Burg zum Landesfürsten ausgerufeu worden ist. Jetzt zählt Egenburg 1585 Bewohner. Die Hauptkirche zu St. Stefan kann man mit Necht eine der bedeutendsten Kirchen des Landes nennen. Ihre fehon erwähnten kleinen massiven Doppelthürme gehören dein romanischen Styl an, die Kirche selbst dagegen dein gothischen. Als da^ Jahr des Entstehens des größten Theiles des heutigen Baues wird 11^5 angesehen. Die Wiener Stefans-kirche scheint dem Baumeister als Vorbild vorgeschwebt zu seiu. Wir finden N Schiffe, die Seitenschiffe niedriger als das Hauptschiff. Schöne Bündelpfeiler tragen die in Rippen getheilten Spitzbogen der Gewölbe, die Schisse zeigen sich mehr gerippt als der Chor. Im Gegensatz mit dein Innern läßt der über ihnen angebrachte kolossale Dachstuhl von Außen deu (5hor und das Schiff gleich hoch erscheinen. Die Spitzbogen-senfter sind mit vortrefflicher Füllung versehen. Die Kanzel vermehrt noch die Aehnlichkeit mit der Wiener Stefanski'rche. Sie besitzt eine ausgezeichnete Stiege mit durchbrochenem Geländer und aus der Brüstung rageu, wie in der Wiener Kathedrale, die Brustbilder der vier Kirchenväter heraus. Sie stammt aus den, Jahre 1515. Ihr Schalldeckel ist 3^ 46''' Tie H.uipt- und Residenzstadt Wicn. jünger und die in seinem Innern angebrachten inusicirenden Engel in Holzmosaik sind eine höchst kunstreiche Arbeit. Ein Sakrainentshänschen von 1505, welches der spätere Erzbischof von Salzburg, Mathäus Lang erbauen ließ und ein Bilderaltar vom Jahre 1521 schmücken außerdeiu das (Gotteshaus, in welchem auch das Grabdenkinal des Ritters Räuber von Plankensteiu -^ 1540 und andere Grabsteine aus dein 16. und 1.7. Jahrhundert Beachtung verdienen. Die Redemptoristen Kirche zeigt treffliche gothische Bauformen, ist jedoch ganz restaurirt. Tie soll im Jahre 14^0 für den Apostel der .^rcuzzüge, den h. Johann Capistran, gebant worden sein. Von deu Priuatgebäuden fällt das Gärtnerhaus, gewöhnlich das bemalte Haus genannt, auf dem Platze durch bildliche Darstellungen in 8^r:Mt0 aus dem 10. Jahrhundert auf, welche jedoch schon sehr gelitten haben. Auch der Pranger mit dem Eisen zum Anschmieden steht noch alls dem Platze. Von der alten Burg sind der mächtige Quaderthurm lind das feste Thor die am wenigsten verfallenen Theile. Das füdwestlich von Egenburg gelegene Kuenring verdankt seine Bedeutung für den Alterthumsfreund feiner Kirche mit streng romanischen Bauformen ans dem 12. und feinein originellen Karncr aus dem 13. Jahrhundert, dessen Gruftraum fast ganz über dem Boden liegt, so das; man in die obere Kapelle auf einer Treppe kommt und ihre Apsis außen abgestuft über dem Erdboden endigt. Auf den Geschichtsfreund werden die Trümmer der Stammburg der gewaltigen Kuenringe ihre Anziehungstraft nicht verfehlen. Auch auf den Theilen des Manhartsgebirges westlich von Egenburg kommen vielfach die auf uralte Ansiedlungen hindeutenden Reste von Thon-scherben und Feuersteinsplittern vor. In der nächsten Station nach Egenburg, Sigmnndsherberg, ladet die Nähe von >>orn ein, die Bahn zu verlassen. Der erste Anblick der Stadt von den Höhen hinter Breiteueich befriedigt. Die liegt in einem weiten grünen Thalkessel, welchen gröfttentheils Hi>aldbcrge begrenzen und zwar im Südsüdwesten und Süden die des Kamps, im Nordwesten des Taffabaches dann nordöstlich und östlich des Manhartsberges. Aus dieser 364 Die Uin^cbuii^cn Wicus. — Tcr Wicucr-Wcild. Umrandung blickt aus den Wäldern des Kampthalcs die Nosenburg herab, von den nordöstlichcu Höheil Breitencich und aus Osten die Wallfahrtskirche Dreieichen, über den niedrigen Hügelrand im Südwesteu dagegen der hohe Thurm des Stiftes Alten bürg. Die Stadt selbst lagert von unserm Standpunkt betrachtet uc>n Osten nach Westen nud aiu östlichen Ende drängen sich einige Thürme zusammen, darunter jener des Schlosses; dasür ragt die Stefanskirche zu äußerst im Westen auf Betritt man dann das Innere so sindet man Horn freilich nicht bedeutend. Doch ist das Schloß ein ausgedehnter Van mit eincm sehr hübschen Park und die Stefanokirche eiu beachtcnswerthes Bauwerk. Die Stadt zählt ^1."<> Einwohner; in ihr befindet sich ein Piaristen-collegiunl. Im 11. Iahrhnndert war sie ein lebhafter Handelsplatz und im 17. der Hanptsitz des Protestantismus in Niederösterreich. Das in einiger Entfernung im Südwestcn von Korn gelegene Benediktiners! ift Altenburg ist im Jahre 1144 von Hildeburgis Gräfin von Buige gestiftet worden. Tie Gebäude sind weitläufig und stammen ans dem 17. und Itt. Jahrhundert. Vornehmlich die auf Felsen über einer Waldschlucht fußende lange Ostfronte mit der Kirche in der Mitte imponirt. Im Südosten bemerkt man noch ältere Baureste unter dein hentigen Bau. So groß die Anlage der Kirche, des Bibliotheksaales, der Todtenkapelle erscheint, so verdirbt doch die Ausschmückung derselben jede Freude daran. Einige Handschriften der Bibliothek und ein Elfenbeinpastorale aus dem 12. Jahrhundert haben Kunstwerth. An und unter den Mauern der Süd- und Südostseite von Altenburg beginnt das Waldgebiet, welches sich hinab bis au den südöstlich vom Stifte fließenden >vamp fortsetzt. Das weitauo besuchenswertheste Objeet um Horn, die prächtige Nosenlmrg treffeil wir dort au: Kamp, in: Kampthale, an. Es wird lins gestattet sein dem Thale, landschaftlich lind dnrch seinen Reichthnm an alten Bnrgen dem interessantesten des Viertels, eine eingehendere Benchtnng zu schenken. Der Kamp entspringt an der oberösterreichischen (Grenze nud fließt die ganze Breite des Viertels entlang zuerst gegen Nordosten dann gegeil Osten, macht bei der Nosenburg eine Wendung nach Süden und mündet 3Kü Dic Haupt, und Residenzstadt Wicn, mm' Strecke unterhalb 5^treins itnd südöstlich von dem ilns bekannten an dor Grenze der Viertel ober und unter dem Manhartsberg liegenden Markt .Hadersdorf in die Donau. Seinen bedeutendsten Zufluß, die Zwetl, nimmt er in der Stadt Zwetl auf. Als der größte Ort des Kampthalcs und der Gegend weit umher möge uns diese Stadt als Stützpunkt bei Durchforschung des Landes den stamp und seine Zuflüsse auf- und abwärts dienen. Zwetl zählt 2918 Bewohner. Seine Stadtrechte datiren aus dem 13. Jahrhundert. Friedrich der Streitbare brach hierauf im Kampfe gegen die empörten Kuenringer seine Stadtmaliern. Im Kriege gegen die Hussiten vertheidigte es sich so tapfer, daß diese es nicht einzunehmen vermochten, dagegen nahm es Graf Mathias Thurn im Jahre 1618 durch Ueberrmnpolung. Auch durch die Invasionen 1805 und 1809 litt die Stadt. Von den Gebäuden nennen wir die auf der Höhe gelegene Probstei mit der alten Pfarrkirche, welche ihre jetzige Gestalt im 17. Jahrhundert bekam, die gegenwärtige in demselben Jahrhundert erweiterte Pfarrkirche, und das ansehnliche Rathhaus. Wir werden das Cistereienser Stift Zwetl dann befprechen, wenn wir das Kampthal von Zwetl abwärts besuchen. Für^s Erste wenden wir uns den Gegenden den Kamp und seine Nebenflüsse, die Zwetl, und den Kleinen oder Schönbacher Kamp aufwärts zu. Sie sprechen zumeist durch ihre, Einsamkeit und ihren Waldreichthum an, doch fehlt es nicht an lieblichen Bildern und berücksichtigenswerthm Bauwerken. Unter den ersten heben wir das in einem Park freundlich gelegene Schloß Nofenau an der Zwetl hervor. D^s Schloß entstand in der gegenwärtigen Gestalt am Ende des 16. Jahrhunderts. In dem westlicher gelegenen Engelstein treffen wir ein altes und neues Schloß an. Die ungleich stolzeste Burg, das in Felsen gehauene Rapottenstein, ragt am Kleinen Kamp wenig vor feiner Mündung in den Großen Kamp auf. Sieben Thore führen immer aufwärts zu dem letzten Hofe, einer einzigen Fclsplatte, welchen das Hochschloß einschließt. Der älteste Theil stammt aus der Babenberger Zeit, der größere au5 dem Jahre 1548. Im Jahre 1645 konnten die Schweden die Burg nicht erobern. Noch jetzt ist sie 866 Die NnuMingcn Wicns, — Dcr Wicuer W.ild, vollkonunen gut erhalten und wird sie bewohnt. Auch einc uralte Kapelle befindet sich in ihr. Wahrscheinlich sind die Kuenrmge die Erbauer von Rapottcnstein. Urkundlich kommt es bereits 1^> vor. Noch weiter aufwärts am Kleinen, daher auch der Schonbacher Kamp genannten, Kamp finden wir Schönbach, einen Markt, defsen im 15. Jahrhundert gebaute, jedoch sehr modernifirte große Kirche 3 Flügelaltäre ausweisen kann. Ein hier im Jahre 1698 gestiftetes Hieronymitaner Kloster ist 1782 ausgehoben worden. Wir können es uns nicht versagen von hier noch südlicher auf und über die Wasserscheide des Kamp vorzudringen. Wir betreten damit den riesigen Weinsberger Forst. Fortan auswärts erreichen wir die auf der Zinne eines der höchsten Berge des Viertels in der größten Waldeinsamkeit auf der Höhe von 3288 Fuß trauernden Trümmer des Neinsderger Schlosses. Es scheint zur Hochwacht gegen Böhmen gedient zu haben. Der Blick beherrscht hier wie kaum an einein andern Punkte von: Westen über den Norden bis nach Osten die Bergwelt des untern Mühlviertels und des Viertels ober dem Manhartsberg. Der nahe Ostrong und der Iauerling treten darin ansgezeichnet hervor. Vom Südosten bis Südwesten schwimmt dagegen im Dnft der Ferne die herrliche österreichisch-steyrische Grenzkctte vom Wiener Schneeberg bis zu den Prielen und sogar mancher Hochgipfel der Steyermark bis hinab gegen die Rotten-manner Tauern blickt über ihre Schulteru herüber. Selbst uoch westlicher dämmern die Salzburger Berge, der Göll, Watzmann, der Untersberg, das Sonntagshorn und der Staufen. Allerorts breitet sich das österreichische Gebirge zwischen der Donau und dem Hauptzuge der Alpen aus; die Kirche des Sonntagsberges leuchtet im Südsüdwesten von ihrer .Höhe ins Land uud nahezu westlich Enns und Tillysburg und der Pöst-lingberg, hinter welchem man noch den Hauoruckwalo erkennen kann. Wie im Norden der Kleine >vamv so entspringt im Süden die Isper nahe dem Weinsberger Schloß. Sie eilt in das Isperthal' Wir halten uns jedoch ostwärts, um nach Gutenbrunn zu gelangen. Die Gegend zeichnet cine eigenthümliche Rauheit aus, man heißt sie nicht mit Unrecht „das österreichische Sibirien." Das Land erhebt sich nemlich von den Quellen der 367 Die Haupt- und Residenzstadt Wicn, Großen und Kleinen Krcnis und des Kleinen 5iainp gegen Süden rasch und gestaltet sich zu jener überall von den Nadelholzforstcn des Weinsbergcr Waldes bedeckten Hochebene, auf welcher eben Gutcnbrunn in einer Höhe von '2562 und das benachbarte Pfarrdorf Martinsberg 2442 Fuß hoch liegen. Allein auch jene Formation, der Zufolge der böhnnsch-mährische Rücken, nachdem er an Höhe von Norden nach Süden fortan zugenommen hat, hier sich plötzlich gegen die an seinem Südrande fließende Donau senkt, schafft überraschende Bilder. Wir wollen uns eines der reizvollsten betrachten und gehen daher von Gutenbrunn nochmals südwärts in das Ispcrthal. Wir wandern auf dem Gebiet der kaiserlichen Familienherrschaften. Gutenbrunn ist eine solche, eben so Roregg im Isperthale. Das östlich davou gelegene Pöggstall und im Südostcn des letztern Leiben gehören nicht minder dazu als das Schlößchen Lubereck fast gegenüber Melk, Art-stetten bei Maria Taferl und Persenbeug im Süden von Roregg. Die Hochplatte von Gutenbrunn neigt sich steil gegen das Isverthal hinab und entzückt betrachten wir das Thal von dem Punkte, von welchen: sich die Straße von der Höhe in dasselbe hinabläßt. Smaragdgrün liegt cs mit dem freundlichen Schlößchen Roregg an der rechten Thal lehne und den Märkten Isper und Altenmarkt auf der Thalfohle eingebettet zwischen dem höchsten Berge des Viertels ober dem Manhartsberg, dem in seiner Nordspitze, dem Peilstein, H.-'i55 Fnß hohen Ostrong im Osten und dein 3200 Fnß hohen Burgstein im Westen, welche beide ihre Forste von ihren obersten Kuppen bis an die Wiesenhalden im Grunde herabsenden. Im Süden aber tritt über den Wäldern an seinem Rande die formschöne Alpenkette ans weiter Ferne in das bewundernswürdige Gemälde. Wir sind Pöggstall zu nahe um es unbesucht zu' lassen. Die Kirche ist sehenswerth schon wegen ihrer ungewöhnlichen Anlage. Sie besteht bloß ans einem viereckigen fast quadratischen Raum, dessen Nch-gewölbe zwei 'gerade in der Mitte in der Linie des Hochaltars stehende Pfeiler tragen, so daß der Raum in zwei gleich große Räume, seine ' Gewölbe in (, Joche Zerfallen. Die Anlage eines Chores fcheint nach der Banart nicht beabsichtigt gewesen zu sein. Das Maßwerk der Fenster 368 Dic Umgebungen Wiens. — Dcr Wicner-Wald. verdient großes Lob. Die Kirche rührt aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts her. Sie enthält jedoch auch mehrere Schnitzaltärc und sehr merkwürdige Grabmonumente der Roggendorfe und SinZendorfe alls dein 16. und 17. Jahrhundert. Die beiden berühmten Familien haben nehmlich das Schloß besessen. Auch Wilhelm von Roggendorf, der Mitvertheidiger Wiens bei der ersten Türkenbelagcrung, welcher in Spanien, Italien und Oesterreich glücklich gefochten, dein aber 20 Jahre später das Glück in Ungarn den Rücken wandte, wurde, als er vor Ofen die Todeswunde empfangen hatte und im Jahre 1541 in Komorn gestorben war in Pögg-stall begraben. Sein Sohn erhielt von Ferdinand I. die Reichsgrafen-würde, einer seiner Enkel, ein eifriger Protestant -f- 1590, hat in der Kirche seine Tnmba, mit seinem Urenkel traten jedoch die Roggendorfe aus dem Besitz von Pöggstall, welchen nun die Sinzmdorfe überkamen. Außerhalb des Marktes steht die Ruiuc dcr Annenkirche, eines gleichfalls ungewöhnlich, weil mit verschobenen: Chor, angelegten Gebäudes aus dem 15. Jahrhundert. Das Schloß erlitt schon im 15t. Iahrhnndert Zerstörungen nnd sieht recht alterthümlich aus. Eine Wanderung von Zwetl abwärts am Kamp führt uns eine so reiche Aufeinanderfolge von unmittelbar am Flusse oder iu seiner nächsten Nähe liegenden alten Burg- und Kircheubauteu vor Augen, wie sich einer solchen kein anderer Theil des Landes rühmen kann. Sie beginnt mit der Cistercienser Abtei Zwetl. Ihre Lage auf einem senkrechten, in den Kamp abfallenden Felfen und in der Waldesnähe entbehrt der Romantik nicht. Die Stiftnng erfolgte im Jahre 1138 durch Had-mar oon Chuoffarn und das Kloster hieß damals Unfere Liebe Frau im lichten Thale, in ^W,^ vlU^. Unter den einzelnen Gebäuden des Stiftes gebürt der erste Platz der wundervollen Stiftskirche. Sie ist eine der prachtvollsten Kirchenbauten und vielleicht die im Styl reinste gothische in Niederösterreich. Eine Hallenkirche von bedeutender Größe, ^16 Fuß Länge, 89 Fnß Breite, 70 Fuß Höhe, hat sie einen Chorumgang nnd Kapellcnkranz. Der Mittelraum des Chors wird durch 10 Bündelpfeiler vom Umgang getrennt. Der Ban des Chors fällt in die Jahre 1343 bis 1348. Das Querschiff entstand iu derselben Zeit, ebenso ein Theil oeö 369 4? Die yanpt- und Ncsidcnzsladt Ni^n. Schiffeo. Der übrige Theil des Schiffes datirt aus dem 15. Jahrhundert, der westliche Theil desselben und der Thurm sogar erst vom Jahre 1720. In der Kirche finden sich ein guter Flügelaltar und lobenswerthe Altarbilder von Paul Troger, Altomonte und dem Kremser Schmidt vor. Der Krcnzgang, dessen Nordseite 1182, die übrigen Seiten bis 1217 gebaut wurden, zeigt den Uebergangsstyl und ist gegen den Hof mit offenen Arkaden und Säulen versehen. Der Spitz- und Nundbogenstyl wechselt ans den vier Seiten auf die glücklichste Weise. Der Gang gleicht den Cistereienser Gängen von Heiligenkreuz und Lilienfeld. Der Kapitelsaal, ein höchst interessantes Denkmal des rein romanischen Styls, wird als der älteste Baurest des Stiftes betrachtet. Er ist ein Quadrat von 33 Fuft mit vier Kreuzgewölben, welche sich alle in der Mitte auf eine einzige Granitsäule stützen. Das Kapitelhaus war der , Begräbnisiort der Kuenringer. Die Schatzkammer verwahrt einige bemerkenswerthe Kunstdenkmale, die Bibliothek kostbare Werke und Handschriften, darunter ein besonders reich geschmücktes Stiftungen-Buch. Auch heute kann Zwetl als eines der geistig thätigen Stifte des Bandes genannt werden. Von Schlössern, noch bewohnbaren oder schon verfallenen, folgen sich nach Osten am oder nahe beim Kamp: lichtenfels, Ottenstein, Waldreichs, Dobra, die Nnine Schwarzcnburg, Krumau, Ründcrsburg, Schauenstein, Steinegg, dann am Knie des Kamp die Nosenburg, an: Laufe des Flusses von da südwärts bis zur Mündung aber Stallegg, .Uampegg, Thuman, Gars, Buchberg, Plank, Schönberg, Gobelsburg uud Grafeueck. Blos; über einige dieser Punkte scheint uns eine Bemerkung nothwendig. Lichtenfels war der Hauptsitz der mächtigen Tursonen. Das nächste Dorf im Westen von Lichtenfels Fricdersbach zeichnet sich durch 'eine Kirche mit theils romanischen theils gothischen Bautheilen, schönen Glasgcmälden aus dem 15. und einer Rnndkapelle alls dem 14. Jahrhundert aus. Schloß Ottenstein wird gegenwärtig vollständig im Geist der Zeit seines Entstehens restanrirt. Von Gobelsburg nordwestlich erreicht man bald den Markt ^angenlois, der von Weingärten umgeben ist und eine Bevölkerimg von 3524 Seelen hat. In Gars verdient die alte Kirche Beachtung, deren 370 Dic llnigcbmMN Wiens, — Der Wiener-Wald. Schiff aus der Mitte deo N>. Jahrhunderts, der Chor dagegcu ans dein 15. Jahrhundert stammt, und deren runde Grabkapelle eine der jüngsten Bauten dieser Gattung ist. Noch merkwürdiger jedoch sind die Ruinen des Schlosses schon ihrer Größe halber. Man unterscheidet ein später erbautes Schloß und das eigentliche Hochschloß. Besonders fetzt die gegen den Markt blickende Fronte durch ihre Ausdehnuug in Erstannen. Die Herrn von Gars erscheinen schon im Jahre 1170, im Jahre 1256 kommen dann Burggrafen von Gars vor, welche mit den edelsten Dynasten des Bandes verwandt waren. Für die großartigste und schönste Burg Niederösterreicho muß jedoch entschieden die Roseuburg erklärt werden. Wir kennen sie als in geringer Entfernung von Horn gelegen. Beiderseits fenkt sich am 5vnie des .^amp der dunkle Tannenforst von den nicht bedeutenden Höhen auf den schmalen grünen Streifen herab, welcher den Thalgrnud bildet. Doch ihn schmälert nochmal der braune feichte Kamp, indem er in seiner Mitte dahin zieht, so daß kaum für ein paar Häuser an den Ufern Raum übrig gebliebeu ist. Sie verbindet ein schmaler hoher .Holzsteg. Aus der Thalestiefe aber steigt ein Fels am rechten Nfer mit wahrhaft senkrechten Wänden zwischen Wald empor und auf ihm thront, den Höheurand des Waldes weit überragend, die herrliche Rosenburg mit ihren Zinnen, Altanen, Erkern und Thürmen. Wenn jemals die Nomantik verwirklicht erfcheint so ist es hier durch die stolze mittelalterliche Burg in Mitte einer Landschaft, deren ausgesprochener Karakter Waldesruhe ist. Die Burg ist eiu Eigenthum des Grafen Honos, welcher auf ihre Nestaurirung große Summen bereits verwandt hat und noch immer verwendet. Wir haben viel interessantes Einzelnes in der Burg gefunden, jedoch wirklich entzückt hat uns der Turnierplatz. Man betritt ihn zuerst. Er liegt zwar innerhalb der äußern Ringmauer, doch getrennt von und vor der eigeutlichcu Burg. Seine Länge beläuft sich auf 12.''>, die Breite auf 60 Schritte. Auf allen Seiten mit Ausnahme derjenigen des Eiw ganges in die Burg umgeben ihn Arcaden mit Logen darüber im 1. Stock. In den Areaden standen die Pferde beim Turnier. Durch Thore lind über Gräben kommt man in die innern Höfe. Eine Statue auf einer ^?i 4?" Tie Haupt- und Residenzstadt Wien. wällte vor dem erstell Thor soll den einstigen Besitzer Sebastian Grabmer darstellen. 3Na,l wird überrascht durch die Größe der Säle und die Weitläufigkeit der Burg und erfreut sich auf den über Felsen vorspringenden gedeckten Altanen oder aus den Thürinen des Blickes in die Ferne. Er umfaßt den Rand des Horner Beckens und die Furche des Kampthales abwärts gegen Gars. Ueberall und zumeist in der Nähe begegnet er dem Wald, dazu tönt gleichmäßig fort und fort das Brausen des Kamp über ein nahes Wehr zur Höhe der Burg heraus und immer wieder überkömmt den Besucher das Gefühl der Waldeinsamkeit! Ist einmal die Rcstaurirung durchgeführt so läßt sich ein wahrhaft großartigerer und zugleich romantischerer Wohnsitz als die Rosenburg kaum denken. Die Herrn von Roggendorf verkauften das Schloß gegen Ende des 15. Jahrhunderts an die Grabmer und Sebastian von Grabmer wurde der Restaurator desselben. Doch am Beginn des 17. Jahrhunderts verkaufte es derselbe Sebastian Grabmer an die Iürger. Schon unter den Grabmern und Iörgern war Horn und die Nosenburg der Hauptsitz des Protestantismus in Niederösterreich und die Burg mag darum gleichsam zur evaugelischen Buudesfestung so großartig umgebaut worden sein. Im Jahre 1610 erwarb sie denn auch wirklich der evangelische Herrn-und Rittcrstand voll den Iörgern. Allein bereits nach einjährigem Besitz veräußerten sie die Stände wieder. Im Jahre 1678 kamen durch Hcirath die gegenwärtigen Besitzer, die Grafen Hoyos, ill ihren Besitz. Von Sigmundsherberg erhebt sich die FranZ-Iosefbahn vollständig auf das Hochland „In der Wild" Zwischen dem Kamp und der Thaya. Der Gesammtkarat'ter ist eintönig, mau sieht Felder, hie und da Wald; bloß kleinere Pfarrorte, selten ein Schloß dabei kommen an der Bahn vor. Voll Göffritz an sind die Waldpartiell vorherrschend. Erst bei Schwarzenall trifft mall wiedcr das erste größere Wasser, die Deutsche Thaya und damit eitle grüne Oase all. Das Schloß mit seinen Thürmen ist groß. Es war der Sitz der Strein von Schwarzenall. Von hier führt eine Straße nach dem südlich gelegenen Zwetl. Die Landschaft fällt bald wieder in ihren ernsten Ausdruck zurück und behält ihn bis Gmünd. Erst hier giebt es abermals Waffer und freundliche Wiesen. Denn hier ö?2 Tic UmczcbuiMU Wiens. ^ Tcr Wiener-Wald, flicht die aus Südwesten kommende Lainsitz. Sie zieht an den tiefer liegenden Häusern des Städtchens vorbei und ninnnt an der Nordostecke desselben die Braunnn ans Nordosttn ans. Höchst anffallend ist das Vorkommen prachtvoller großer Granitblöcke ans den Höhen gerade nördlich über den: Zusammenflüsse der beiden Gewässer ans den Feldern und im Walde in solcher Anzahl, daß sie stellenweise eine förmliche Blockwüste bilden. Gmüno hat 1900 Einwohner; zn seiner Aufnahme dürfte es beitragen, das; hier eine Maschinenwerkstätte der K. Franz-Ioscf-Bahn errichtet worden ist. Im Südwesten zeigen sich höhere Berge bei Weitra. Sie steigen im Nebelstein bis zu 3211 Fuß auf. Das Thal der Lain-sitz bietet so manches anmuthige Landschaftsbild und insbesonders ist jenes von Weitra mit seinem hohen Schloße nnd seinen Stadtmauern ein größer angelegtes. Auch die Kirche des Städtchens hat Anspruch ans Beachtung, weil in ihrem Schiff mit den niedrigen Abseiten noch Theile ihres ursprünglichen Baues alls den: 12. Jahrhundert erhalten sind. Das südlich von ihm etwas abseits gelegene S. Wolfgang besitzt dagegen eine große Hallenkirche von reinen gothischen Formen, in welcher Reste von Glasmalerei vorhanden sind. Kirche nnd Gemälde gehören dem 15. Jahrhundert an. Gmünd ist die letzte Station vor der böhmischen Grenze. Von der Eisenbahn nördlich finden wir hier in der nordwestlichen Ecke des Landes an den alten Hauptstraßen nach Budweis und Neuhaus die größern Ortschaften Schrnns, 20.'N Bewohner, Heidenreichstein, 1216 Einwohner, Litschau, 16^,3 Einwohner (die Ortsgemeinde) und Waydhofen 1914 Einwohner. Waydhofen licgt an der Thaya. Wir haben sie bei Schwarzenalt angetroffen. Es verlohnt sich ihren Lanf näher zn betrachten. Sie entspringt als die Deutsche Thaya bei Schweiggers, in welchem Orte eine Kirche ans dem 15. Jahrhundert mit romanischen Bauresten und der Anlage des Thurmes zwischen Schiff und Chor und mehr noch ein großer romanischer Taufbrunnen aus dem 12. Jahrhundert das Interesse des Archaeologen fesseln wird und fließt zuerst nordöstlich, dann nördlich bis Dobersberg. Von hier schlägt sie einen im Großen und Ganzen östlichen Lauf ein, während dessen sie bei Raabs die von Norden kommende Mährische Thaya auf- ^«.) Die Haupt- und Residenzstadt Wien, nimmt und in zahllosen größern und kleinern Serpentinen und tiefen Schluchten durch die Gneißregion zieht bis sie bei Znaim aus derselben tritt. Ihr Lauf ist tingleich längn-als derjenige des Kamp, denn nachdem sic fast dio ganze Breite des Viertels ober dein Manhartsberg dnrchslossen und in der nordöstlichen (icke desselben Zum zweiten Mal nach Mähren übergetreten ist, länft sie noch die ganze Breite des Viertels unter dem Manhartsberg entlang. Sie bleibt dabei nach ihrem zweiten Verlassen des niederösterreichischen Bodens lange anf mährischem, und berührt nnr ein Mal für kurze Zeit den Nordrand des letztern Viertels bei Laa und dann wieder seinen Ostrand von der Lnndenbnrger Gegend an bis zu ihrer Mündung in die March. Die Schluchten in der Gneißregion mit ihren Wäldern und die Burgen an ihren Ufern lassen das Thal der Thana als das pittoreskeste Flußthal im Norden der Donau nach jenem des Kamp erscheinen. Wir nennen als die bedeutendsten Ortschatten und theils schon in Trümmer gesunkenen, theils noch bewohnten Schlösser in Nieoerösterrcich den Lauf des Flusses von Wandhofen abwärts: Thaya, Dobersberg, Karlstein, Raabs, Kollmitz, Eibcnstein, Drosendorf und Hardegg. Daoon hat das grosie Karlstein einen massiven Nundthnrln. Raabs ein, wie erwähnt, am ^usammenflnsi der beiden Tbmia liegendcr Mart't besitzt eine gothische Kirche und ein großartiges noch bewohntes Schloß. Grafen von Rag'i kommen schon in den Urkunden des 12. Jahrhunderts vor. Drosendorf und Hardegg waren Grenzfestungen. Drosendorf hat K. Ottokar I!. von Böhmen zerstört. Es ist auf einem gewaltigen auf drei Seiten von der Thana nmflossenen Felsen gelegen, uud zählt, obgleich eine Stadt mit einer Alt- uud eigeutlichen Stadt, blos; 833 Einwohner. Die obere Stadtkirche stammt aus dein 15. Jahrhundert. Jene der Altstadt ist zwar ein spät gothischer Van, aber dermaßen restanrirt, daß wmig von der Gothit lwrig ist. Dafür enthält sie ein sehr schönes 28 Fuß hohes Sat'ramentshäuschen. Auch die Marktsäule ist im Untertheil spätgothisch, der Obertheil mit der geharnischten Rolandsfigur dagegen aus der Renaissance-Periooe. Das Städtchen Hardcgg wird gar bloß von ^55 Menschen bewohnt. Die gan'^ modernisirte Kirche ^eigt außen noch spätgothische Banformen 374 5 Tic Umgcl,'milM Nicns. — Tcr P!iener-Wa^ und enthält cin Salramentshäuschen. Eine Rundkapellc neben ihr hat eine auffallend thilrmartige Form, weil der Grilftraum oberirdisch angebracht ist. Ungleich großartiger alo diese Kirchenbauten gehört die Ruine des Stammschlosses der >>ardegge zu den eminentesten nnd größten Ruinen Niederösterreichs. In der Mitte steigt ein starker viereckiger Thurm in die Höhe, der eigentliche Wartthnrm erhebt sich an der nordwestlichen Ecke der Umfassungsmauer. Ter größte Theil des Baues dürfte im 15. Jahrhundert entstanden sein. Toch auch abseits von der Thaya zwischen der Eisenbahn im Süden nnd der böhmischen Grenze im Norden kommen mehrere von einer Landeskunde von Niederösterreich nicht Zu ignorirende Punkte vor. Darunter rechnen wir Groß Siegharts, einen Markt von ^4W Umwohnern, der >>auptort des sogenannten Bandelkramerlandes, weil dort die Leiuenbandweberei stark betrieben wird, östlich von Waydhofen, dann das nördlich von Raabs in der nächsten Nähe der böhmischen Grenze gelegene Grossau, wo das Land Niederösterreich eine Ackerbauschule unterhält und Geras, eine um das Jahr 1150 von Ulrich und Enphemia Gräfin von Pernegg gestiftete Prämonstratenserabtei, füdöstlich von Drosendorf. Tie Kirche und das Stiftsgebände gehören dein 17. Jahrhundert an, in der Bibliothek finden sich interessante Manm'eripte vor, so wie in der Kirche alte Grabsteine. Endlich gelangt man dort, wo von Hardegg die Thaya abwärts am linken mährischen Ufer die Ruine Neuhäusel thront, am rechten Ufer zu der blosi wenig oom Fluß abseits gelegenen uralteu Rnine Alt Kaja (Cheyowe) und von da zu dein Fürst Auersperg'schen Schlöffe Fladnitz, in dessen Thiergarten das schöne Schloß Karlslust liegt. Man befindet sich jetzt in der nordöstlichsten Ecke des Viertels ober dem Manhartsberge und erreicht in nordöstlicher Richtung in Kurzem die Stadt Znaim in Mähren, in südöstlicher dagegen die im Viertel unter dem Manhartsberg gelegene Stadt Retz. 375 Die Haupt- und Residenzstadt Wicu, Faljrt aul der Atndwcjllialjn. — Der wMche Vljeil des Vierlels unlcr dem NanljlUlSöerge. Das Viertel unter dein Manhartsberg ist durch Eisenbahnen mehr durchschnitten als es die übrigen Landestheile sind. Drei Linien führen dilrch sein Gebiet in nördlicher Richtnng von Wien nach Mähren, dio K. Franz Josef-Bahn durchzieht seine südwestlichen Theile, endlich laufen zwei Stränge in seinem südöstlichen Theil von Westen nach Osten von Wien nach Ungarn. Das landschaftliche Element tritt ill diesem Viertel am Bescheidensten auf. Auch außer der großen Ebene des Marchfeldes kommt sein Karakter nirgends über den des Hügellandes oder niedrigen Berglandes hinans und selbst seine größte Erhebung, der Bnschberg in den leiser Bergen, erreicht nur die geringe Höhe von 1557 Fuß. Dafür schwillt überall die Traube und reift die Aehre in einer in den andern Landestheilen kaum gelaunten Größe uud Güte. Die Nordwestbahn, die westlichste der drei von Süden nach Norden durch dao Viertel gezogenen Bahnen, übersetzt vom Bahnhöfe in der Brigittenau die große Donau aus eiuer prächtigen Brücke uud folgt dann lange der frühem Hauptstraße uach Znaim. Unter dem aussichtsreichen, mit Neben bepflanzten Bisamberg vorbei berührt sie von bedeutenden Orten am linken Donauufer zuerst Korneuburg. Die Stadt war als der Sitz des Kreisamtes des Viertels früher gewissermaßen der Hauptort desselben. Sie zählt 4256 Bewohner. Wir haben gehört, daß Korneuburg von Klosterneuburg abgetreunt und in: Jahre 12^8 von Kaiser Albrecht I. zur selbststäudigen Stadt erhoben worden ist. Es hieß damals allgemein Neuburg Markthalben oder Nenlmrg Kornseits zmN Uuterschied von Neuburg Klosterhalben. Bei der Nähe von Wien war die Stadt meistens an den Schicksalen der Residenz mitbctheiligt. Wiederholt fanden in Korneulmrg Landtage und Fürstenzusanunenkünfte statt, dafür wurde es bei allen Kämpfen um Wien geschädigt, bevor uud nachdem man daran gedacht hatte, es zu befestigen. Im Jahre 1450 sogar als landesfürstliche Festung erklart, widerstand es den Türken bei der ersten Invasion. Doch 376 Die Umgebungen Wiens, — Tcr Wiener-Wcild, nahm es Mathias Coruiinio sowohl im Jahre 1477 als 1484 und auch Torstensson eroberte es im Jahre 1<»15. Dieser vorstand es später dir Stadt 10 Wochen lang gegen die Kaiserlichen zu halten. Entschieden war aber ihre Eigenschaft als Festung ihrem Handel nachtheilig und sie erlag in dieser Hinsicht allmählig der Rivalität von Stockerau. Die Stadt kann ihr Alter nicht verläugnen. Bruchstücke der Festungsmauern, der große Stadtthurm aus Quadern sprechen davon. Die Pfarrkirche zum h. Aegyd, gleichfalls ein Quaderban, rührt aus dcm 15. Iahr-huudert her. Massive Pfeiler tragen die Gewölbe des Chors und der Seitenschiffe und den flachen Plafond des Hauptschiffes. Auch dwß besaß ein Gewölbe, doch es stürzte in Folge der Beschießung durch die Schweden ini Jahre 1045 ein und nun bekam es die Gypsdecke. Andere alte Kapellen sind noch vorhanden. Die Augustincrtirche, welche ihre jetzige Gestalt im 18. Jahrhundert erhielt, schmückt ein großes Freseogemälde von Maulbertsch. Die gewaltige Ruine der Veste Krellzenstein, welche wahrscheinlich am Ende des 1.^. Jahrhunderts und deren Kapelle in der Mitte des 14. erbaut wurde, bleibt rechte von der Bahn und gewährt auf ihrem Hügel einen ernsten Anblick. Bereits im Jahre 1115 wird Grizan-stein und ein Dietrich d^ ('i-i/m^wino, im Jahre 1139 aber ein (^nn^ <^> KricciK^wm^ in einer Urkunde genannt. Ein späterer Besitzer der Burg war jener Graf Ferdinand tzardegg, welcher wegen der Nebergabe von Naab an die Türken im Jahre 1595 iu Wien enthauptet wurde. Eine Martersäule am Fusi des Schloßhügels soll die Stelle bezeichuen, wo sein Leichnam beerdigt worden ist. Mchdem Torstensson im Jahre 1645 Kreuzenstein eingenommen hatte schlug er hier sein Hauptquartier auf, doch als die Schweden im Jahre 1046 abzogen sprengten sie das Schloß in die i^ust uud cs ist seitdem nicht wieder aufgebaut worden. Der große Markt Stockerau, 5018 Einwohner, macht cinon günstigen Eindruck durch seine hübschen Häuser. Besonders der Getreidehandel hat seinen Wohlstand begründet. Auch verdankt er ihn zum Theil dein Umstand, daß hier die kk. Militär-Monturs-Hauptkonunission ihren Sitz hatte, in deren weitläufigen Gebäuden stets großartige Vorräthe von Militär- 37? 4« Die Haupt- und Residenzstadt Wicn, Ausrüstungsgegenständen aufgespeichert lageli, welche theils unmittelbar in denselben, theils in den Fabriken des Marktes erzeugt wurden. Die Bahn führt ain neuern Schlos; Schönborn, das in einem Park gelegen ist, und all dein in: Verfall begriffenen von Göllersdorf vorbei. Dieß war der Sitz der im 18. Jahrhundert ausgestorbenen Puechhaime. Der ältere Theil rührt aus dein 15, Jahrhundert her. Die Kirche des Dorfes Göllersdorf reiht sich den fchönsten Landkirchen an. Sie hat ein Graf Schon born, Fürstbischof von Bamberg, im Jahre 1726 erbauen lassen. Bei Ober Hollabrunn bringt die Nähe des Ernstbrunner Waldes im Osten und des HöheuZnges zwischen dem Göllerbach und der Schnnda im Westen einige Abwechslung in die Gegend. Der Markt hat 2223 Bewohner. Zwischeu ihm und Guntersdorf finden wie eine archaeologische Merkwürdigkeit ersten Ranges, die Kirche von Schöngrabern. Eil: Quaderbau aus der glänzenden Periode des romanischen Baustyls hat sie eine Gesammtlänge von Ili Klaftern und 2 Zoll. Im Innern befinden sich im Schiff ein fortlaufendes Tonnengewölbe mit Pilastern und 8 Fenster. Im Presbyterium ruht das Kreuzgewölbe auf vier Ecksäulen, dereu mit Laubwerk verzierte Kapitale die Symbole der Evangelisten in sinnig erfundener Weise darstellen. 4 Fenster sind in diesen: Theile der Kirche angebracht. Der Hochaltar steht in der Chornische, welche mit drei kleinen Fenstern versehen ist. Im Aeußeru schmücken das Schiff und das Presbyterium Nuudbogenfriese im Unter- und Oberbau. Reich und herrlich ist das Aeusiere der Chornische ausgestattet. Es zerfällt durch die ^ Feuster iu ebenso viele Wandflächen. Jede wird durch ein Säuleubündel begrenzt und zerfällt wieder durch ein ringsum laufendes Gurtgefims iu einen obern und untern Theil, davon der untere höher ist und cs sind darnach 6 Wandflächen hergestellt. Den obern Theil, dessen drei Flächen die Fenster nochmal untertheilen, krönt ein von den Säulen, dann von tzalbsänlen und Tragsteinen gehaltener Architrav. Darüber folgt zuerst ein Nundbogenfries, zu welchem die Kapitale der Hauptsäulen hinanreichen, uud über diesem wieder ein Zahnfries; ein mehrfach gegliedertos Gesims schließt zuoberst die Wandfläche ab. Die Capitale uud Schäfte, dann die Tragsteine stellen im phan- 6?U Dic Umgebungen Nicns. — Dcr Wicner-Wald. tasiereicher Abwechslung Menschen- und Thierköpfc, Laubwerk, Trauben 3c. vor. Das Interessanteste und dasjenige, was bereits die mannigfachsten Auslegungen der Fachmänner hervorgerufen hat sind die symbolischen Bildwerke der 6 Wandflächen, Basreliefs aus Sandstein. Ein so edler Geschmack sich in allem Architektonischen der Kirche ausspricht ebenso zeigen diese Bildwerke bloß Styllosigkeit und crassen Naturalismus. Nach der Dentung, welche I),', Gustav Heider im Werke: „Die Romanische Kirche zu Schöngrabern in Niederösterreich" dem Bildereyelus gibt, versinnlicht derselbe zwischen den beiden Grenzpunkten, dein Sündenfall und dem jüngsten Gericht, den Kampf mit der Gewalt des Teufels, die tziuweisnng auf die Erfüllung des neuen Bundes und das Werk der Erlösung selbst. Die Kirche wird als in den Jahren 1^10—1230 gebaut betrachtet und weil in jener Zeit tzadamar II. von Kuenring und nach seinem Tode im Jahre 1217 Albero IV. von Kuenring die Besitzer von Gräbern waren vermuthet man, daß einer von ihnen das Gotteshaus gestiftet habe. Auch Guntersdorf besitzt eiue im Chor altdeutsche Kirche mit einem Sanetuar vom Jahre 140^ und ein großes altes Schloß. Gleichfalls im 15. Jahrhundert ist das hübsche Kuniguuden-Kirchlein des östlich von der Bahn gelegenen Marktes Mailberg, einst Mauerberg, entstauden. Die Eisenbahn gelangt hierauf an den Pulkabach. Au ihm liegt Zellern-dorf, dessen Grabkapelle ausnahmsweise eine im gothischen Styl achteckig mit Giebeln erbaute ist, wcßhalb auch an ihrer Apsis die halbrunde Form mit der achteckigen vertauscht erscheint. Ihre Entstehung wird in das Eude des 14. Jahrhunderts oder in den Anfang des 15. verlegt. Der letzte bedeutende Ort in Niederösterreich, die Stadt Netz, lagert mahlerisch auf eiuer Anhöhe westlich vou der Bahn. Freundliche Anlageu breiten sich vor der Fronte der Häuser ans. An ihrem Ende in Nordosten steht die große Pfarrkirche isolirt noch etwas über der Thalsohle erhöht. Aus der Mitte der Stadt ragt der großartige Stadtthurm empor, während südwestlich in der wegen des Ansteigens der Stadt gegen Westen höheren Ecke die dunkle Kirche der Dominikaner sichtbar ist. Dort im ,'j?i) 48* Tic ^aupt^ und ^'sidcn,;sladt Wicu. Westen erheben sich die rebengrünen Hügel höher und höher bis zum nordwestlichen Calvarienberg nnd ein paar Windmühlen, welche alls ihm ihre. Flügel träge bewegen, gehören mit in das Stadtbild von Retz. Entfernter gewahren wir dann nahezn nördlich den ziun Manhartsgebirge gerechneten Berg Spitelmais, 1520 Fuß. Entgegen läuft am Ostrande deo grünen Thales unterhalb der Stadt, durch welches die Eisenbahn gezogen ist, bloß ein niedriger Rücken hin, welcher so wie die westlichen Höhen um die Stadt mit Weinbergen bedeckt ist. Netz, Stadt und Altstadt zusammen, haben eine Bevölkerung von 2744 Seelen. Sie treiben starken Weinhandel und sind dazu um so mehr berufen als der Retzer Wein zu den besten Oesterreichern gezählt wird. Scholl im Jahre 1025 kommt Netz vor und es war im 11. Jahrhundert eine Reichsgrafschaft. Später haben es die Hussiten, Ungarn und Schweden zerstört. Die eigentliche Stadt hat einen ungewöhnlich großen Platz, in dessen oberer von Westen nach Osten geneigten Hälfte das Rathhaus frei in der Mitte steht. Das stattlichste Bauwerk der Stadt, der massige viereckige Thurm desselben steigt zu großer Höhe auf. Eine Gallerte läuft zuhöchst am Mauerwerk unterhalb der geschmackvollen Kupferbedachung um ihn. Die Nathhauskapelle lehnt sich an seinen Fuß an. Außer dem in Gartenanlagen am südöstlichen Rande der obern Stadt versteckt gelegenen Graf Gatterburgischen Schloß treffen wir gleichfalls an ihrem Rande jedoch in: Südwesten das Dominikanerkloster mit seiner Kirche au. Mauern umfangen es, die Kirche zeigt altdeutsche Formen. Ein Grabstein in ihr eines Grabmer's datirt noch aus dem 15. Jahrhundert. Auf der Nordseite des Platzes dagegen tritt man durch den Schwibbogen eines Hauses mit einem Wappen und der Inschrift Hans Firenncz von Görz 1583 in die nach Norden abdachenden Gassen der Altstadt. Vor den übrigen Gebäuden finden wir, wie erwähnt, hicr in der nordöstlichen Ecke von Netz die große Pfarrkirche St. Stephan, neben ihr aber einen andern Dommicalsitz. Doch auch westlich von der von hier aus-laufenden Straße nach Znaim liegen noch einige hübsche Gebäude am Fuß des Stadthügels im Grünen. 380 Tic Umqcl,'niigcu Wicns. — Dcr Niener-Nald Wir wissen, daß man in Retz de,n Thayathal nahe ist. Da wir jedoch dasselbe bereits kennen, folgen wir der Straße nach Egenburg südwestlich uni ein paar sehenswerthe Orte an ihr zu besuchen. Der erste davon ist Schrattenthal. Trotz seiner Stadtrechte zählt es bloß 4^9 Bewohner. Sein großes altes Schloß und seine gothische Kirche verdienen jedoch Beachtung, die letztere hauptsächlich wegen der Grabdenkmale der Eytzing. Sie besaßen das Schloß Schratteuthal, nachdem es der unter Friedrich IV. so mächtige Ulrich von Eytzing von: Kaiser für Gars eingetauscht hatte. Auch der Grabstein des historisch bekannten im Jahre 1460 gestorbenen Mannes ist in der Kirche vorhanden. Der nun folgende Markt Pulkau gewährt dem Alterthümlcr eine reiche Ausbeute. Seine Pfarrkirche zum h. Blut ist alt, das Schiff brcit, das Presbyterium schmal, ein Vilderaltar nennt 1389 als das Jahr seines Entstehens. Die hoch gelegene Michaelistirche soll aus dem 13. Jahrhundert stammen, gewiß bestehen noch Theile in ihr von romanischem Baustyl. Nebenan befindet sich eine der größten romanischen Rundkapellen von einem nahezu thurmartigen Ansehen. Sie ist 31 Fuß, das Dach 46 Fuß hoch. Der runde untere Bau geht bald in ein Zwölfeck über, jede Seite krönt dann ein 12 Fuß hoher Giebel. An der Vereinigung der einzelnen Giebel springen Wasserspeier vor, die Spitzen der Giebel zieren Figuren. Ans den Giebeln steigt wir aus einein Kranz die Dachpyramide auf. Die Apsis bildet ein größeres Kreissegment als ein Haldkreis. Die Sänlen des Portales sind durch wulstige Rundbogen überwölbt. Unter der Kapelle trifft man eine mit Beinen angefüllte Gruft an. Allen Banformen nach ist die Ruudkapelle im Ansang des 13. Jahrhunderts erbaut worden. Pulkau liegt theils auf, theils an einem Hügel mitten im Neinland und hat 1954 Bewohner, von welchen gleichfalls ein lebhafter Weinhandel getrieben wird. _____^__________ FMt auf der SlmlBaljn. — M mittleren Gljeile des Viertels unler dem Nanljarlöo'elg. Mit der Staatsbahn sind wir von Wien über die Stadlaner Brücke im Marchfeld angelangt. Der Typus des Marchfelde'Z ist der ciner voll- 381 Die Haupt- mid Alesidenzstcidt Wicu, ständigen Ebene. Ans der Fläche der Folder erhebt sich hie Nttd da eine Gruppe von Häusern nut einer Kirche allenfalls einen: Schlosse nnd die Bälllne, welche hier nur bei den Dörfern vorkommen, machen die Aehn-lichteit der letzteren mit Inseln im Meer noch größer. Vei Stadlan trennt sich der Strang nach Marchegg nnd Ungarn von demjenigen, welcher uns nach N'orden bringen soll. Die Fläche ist beim Markt Wolkersdorf überwunden. Nun beginnen die >>ügel, welche sich als nordwestlicher Rand des Marchfcldes vom Bisamberg herüberziehen. Sie bilden einen Theil des Sandsteingebirges des Viertels unter dem Manhartsberg. Dafür gehören die Hohen in: Osten der Bahn zum Hochleitenwald, dem westlichen Theil der Berge zwischen dein Nußbach und Sulzbach. Auch die Weingärten nehmen bel Wolkers-dorf ihren Anfang. Die Bahn durchschneidet jetzt das Hügelland und kommt bisweilen, wenn die Berge zur Seite bedeutender sind, selbst in anregendere, Gegenden. So geht es an Krenzstätten und Lndendorf mit ihren Schlössern vorbei. Bevor die Eisenbahn sie überholt hat bildete die Hauptstraße über Nikolsburg die Hauptverkehrsader zwischen Wien und Brunn. Sie kreuzt nnsern Schienenstrang bei Wolkersdorf, um dann östlicher als er nach Norden zu ziehen. Nahe bei der ersten Poststation nach Wolkersdorf, bei Gaunersdorf, liegt südöstlich das Bad Pyrawart, ein Eisenwasser mit vorwaltend kohlensauren Salzen, welchen: besonders in Frauenkrankheiten eine große Wirksamkeit zugeschrieben wird. Es ist in neuerer Zeit so manches geschehen, um es zu heben und hat sein Besuch sehr zugenommen. Westlich von Ladendorf ruht auf weitblickender Höhe Ernstbrunn. Das Schloß, welches der letzte Sinzendorf, der im Jahre 1822 verstorbene Fürst Prosper Sinzendorf, aufs prachtvollste eingerichtet hatte, umgiebt ein mit Statuen und Monumenten geschmückter Park. In der Kapelle sind alte Monumente der ^omnie sehenswerth. In der Nähe lagert die Gruppe der Leiser Berge, darunter der Buschberg, die höchste Kuppe des Viertels. Sie nehmen sich auch von der Eisenbahn ganz stattlich ails. Die Lage Mistelbachs gewinnt durch sie an landschaftlichem Interesse. Dazu kommt, daß der Markt selbst ^ Die Umgebungen Wiens. — Der Wiener-Wald. durch seine hübschen Häuser einen höchst günstigen Eindruck macht. Er zählt 2401 Einwohner. Seine Kirchen weisen fast verdächtig alte Zahlen des Entstehens auf. So ist die Kirche der Barnabiten-Vrobstei alt, allein ihr Schiff trägt die Jahreszahl 1121 und der Thurm 1289. Hinter ihr . steht eine Nundkapelle aus Quadern, am Eingang mit kleinen Säulen mit Laubkapitalen und einem Grabgewölbe darunter, also ein Karner. Von der ältesten Kirche, der Elisabethkirche, deren Dach spitzig und gemauert und deren Quaderthurm achteckig ist, wird sogar behauptet, daß fie im Jahre 1016 erbaut wurde. Sicher ist blos;, daß Mistelbach schon im 10. Jahrhundert in den Urkunden genannt wird. Das westlich von Mistelbach auf der Nordostseite der Leiserberge gelegene Schloß Michelstetten lohnt einen Besuch. Das Schloß dort ist ein Van der Noeeoeozeit, kreisrund in der Hauptanlage, nach Außen in allen seinen ^ Geschoßhöhen schmucklos, doch im Inmrn allsgestattet mit einer Doppelreihe anf Säulen ruhender-Arcaden und einem reich ornamentirten Brunnen im Hofe, wogegen die Pfarrkirche ein architektonisch werthvolles Gebäude des Nebergangsstyles bildet. Die überraschendste Erscheinung auf der gauzen Strecke zwischen Wien und der Grenze bleibt entschieden der Kalkkegcl von Staatz. Er entsteigt vollständig der Ebene, welche sich um Laa herum ausbreitet und vereinigt sich mit der Nuine alls seiner Höhe und den Schloßgebäuden und dem Markt all seinem Fuß zu einem höchst effectvollen Bilde. Truch-sesse voll Stätz nennen die Urkunden bereits im 15. und 16. Jahrhundert und i,l der Staatzer Kirche finden sich noch Grabsteine der Herrn von Stätz aus den Jahren 1403 und 1522 vor. In derselben Ebene an der Thaya lagert die Stadt Laa. Betrachtet man Laa voll der Bahn so zeigt es sich vollkommen vom alten Schloß beherrscht, das sich an seinem äußersten Ende rechts mit einem hohen runden Thurm auf der linken und einem breiten niedrigern auf der rechteil Seite erhebt. Das übrige Städtchen verbirgt sich hinter einem die Thaya entlang laufenden Saume von Weidenbäumen, über welchen nur wenig Häuser und in der Mitte der niedrige spitzige Pfarrthurm emporragen. 389 Die Haupt- und Residenzstadt Wicn, Im Innern sieht Laa höchst nüchtern aus. Colossale Plätze ungeheuer breite Gassen, doch überall, mit Ausnahme von einem Theile des Hauptplatzes nnd noch von einer oder zwei Gassen unansehnliche ebenerdige Hänser. Ein Arm der Thaya fließt ans der Südost- und Ostseite an der Rückseite der Gebäude nnd znletzt noch des Schlosses uorbei. Die Stadt hat 2459 Bewohner und eine historische Vergangenheit. Um die Grenzveste nnd auf der zum Schlachtfeld wie geschaffenen Ebene wurde zumeist mit den Böhmen nud Mährern gekämpft. Hier schlug angeblich Leopold des Schonen Feldherr Azzo von Gebhartsbnrg oder Gobatsburg im Jahre 108^ den Herzog Wratislaw II. von Böhmen. Kaiser Heinrich IV. hatte die Markgrafschaft Oesterreich Leopold als einem Anhänger der päbstlichen Partei entzogen und sie Wratislaw verliehen und dieser sich durch den Sieg bei Mauerberg — Mailberg — im Jahre 1082 in den Besitz gesetzt. Az^o's von der neuesten Geschichtsforschung angezweifelter Sieg brachte dagegen Leopold wieder zur Herrschaft. Auch Friedrich der Streitbare focht hier glücklich gegen König Wenzel I. oon Böhmen, als derselbe Laa für sich behalten wollte. Dann war es hicr, wo die Ungarn König Ottokar II. überfielen, von wo er aber auch zum Siege über sie bei Kroissenbrunn nnd später zum Tode in der Mnrchfelder Schlacht auszog. Im 14. Jahrhundert und am Anfang des 15). rauften sich die Oesterreicher mit den Böhmen und Mährern. Im 30jährigen Krieg traf die Stadt die Kriegsnoth der Einfälle Mathias Thurn's, der Mährer und Schweden. Ringsum stehen noch Fragmente der Stadtmauern am Ende der Gärten oder zwischen den Häusern. Auch der Hauptzeuge vou der einstigm Stärke der Stadt, das Schloß, ein Viereck mit breiten Fronten, die hohen Mauern Zu oberst erenellirt und mit Thürmen, dem viereckigen an der Nordostscite, dein runden hohm im Südwesten innerhalb des Hauptthors, ist heute fast vollständig eine Ruine. Es dürfte im Ni. Jahrhundert erbaut worden sein. Auf einem der Plätze treffen wir die interessante alte Pfarrlirche an. Sie macht beim ersten Anblick wenig Effeet, denn sie wurde mehr-sach zu ihrem Nachtheil umgestaltet und geweißt. Doch entstammt sie im Thurm, dein Presbyterium, und Schiff dem 15). Jahrhundert. Der Eingang 384 Die UmqcbmMN Wiens, — Ter Wiencr-Wald, findet durch den Thurui statt, an welchem symbolische Steinfignren sichtbar sind. Die halbrunde Vorlage des Hochaltars war außen in der Art wie an der Kirche von Schönarabern mit Säulen und Basreliefs geschmückt, die letztern sind abgeschlagen, nnr das Architektonische ist erhalten. Die Abseiten sind im 15. Jahrhundert restaurirt worden und an einem Pfeiler ist deßhalb die Jahreszahl 1458 zn lesen. Man sieht von Laa von Nordosten bis Südwesten über der Ebene die Berge theilweise in mehreren Stnfen hinter einander anfsteigen. Dic bedeutendsten daraus, die fernen Polaner Berge, liegen im Nordosten, der kühn geformte Staatzer Kegel im Südosten, dazwischen die Falkensteiner Gnipve im Osten, — alles Kalkinseln im Tertiärgebiet. Die letztere Gruppe reicht im Drasenhofner Felsen bis zn 1003 Fuß hinan, höhere waldbedeckte Kuppen, einzelne Felsengipfel aus Kalkstein nnd enge Thäler sind ihr eigenthümlich. Die grosie Ruine Falt'enstein selbst, im Osten von Laa nnd in der Nähe des Marktes Falkenstein gelegen, dessen tzäufer malerisch an den Felsen kleben, überblickt von ihrer Höhe ein weites Stück Landes. Torstensson mußte sie im Iahve 1045 noch erstürmen. Einst war Falkenstein eine Grafschaft. Der Falkensteiner Wein wird als vortreffliches Gewächs geprieseii. Der Flügel der SlaatBaljn nach MavchW. — Südöstliche Eckc des Mrlcl'H unlcr dem ManljarlBcra,. Die Staatsbahngesellschaft, welcher von Marchegg an gegen Osten die Bahn nach Preßburg und Pesth gehört, hat ihren Verkehr auf dieser Linie mit Wien von der Nordbahngesellschaft unabhängig gemacht, indem fie von Stadlau einen Strang durch das Marchfeld bis Marchegg zog, wohin man früher bloß auf dcr Nordbahn über Gänserndorf gelangte. Die Fahrt bringt zn den Schlachtfeldern von Afpern und Eftling, welche beide Ortschaften selbst rechts seitwärts bleiben. Eben dieß ist der Fall mit Großenzersdorf, der einzigen Stadt des Marchfeldes außer Marchegg. Es liegt gegenüber der großen Donauinscl Loban, hat 1158 Einwohner, 385 4!» Tie Hcmpt^ und Residenzstadt Wien. Reste alter Stadtmauern und datirt weit zurück in das Mittelalter. So vermuthet mau, daß einzelne Theile der Pfarrkirche aus dem 12. Jahrhundert herrühren, die meisten sind im 14. Jahrhundert entstanden. Einer der vorhandenen Grabsteine reicht in das 14. Jahrhundert, mehrere in das 15. zurück. Südöstlich von Großenzersdorf finden wir zunächst der Donau die großei: älteren Schlösser Sachsengang und Ort, letzteres eine kaiserliche Familienbesitzung. Der Bahnhof von Marchegg steht etwas südlich von der Stadt, welche eine Bevölkerung von 120 l Seelen, ein Schloß und eine Kirche nüt einem altdeutschen Presbyterium besitzt. Die Bahn wendet sich von Marchegg sogleich gegen die March und läßt dabei Kroisfenbrunn, das Schlachtfeld K. Ottokars II. gegen K. Bela von Ungarn im I. 1260 nnd das auf einer mäßigen Höhe das Marchfeld beherrschende kaiferliche Lustschloß Schloßhof rechts. Das großartige Gebäude verdankt sein Entstehen Oesterreichs größtem Feldherrn, dem kunstsinnigen Prinzen Eugen von Savoyen. Faljtt Nl,!' öer Kaiser 5croimmdZ Nordlichn. — ^>cr östliche Cheil des MrlelZ linlcr dem NlinljarlZberg. Die Kenntniß von dcm östlichsten Theile deh Viertels unter dein Mauhartsberg soll uns die Kaiser Ferdinands Nordbahn vermitteln. Nachdem sie von der Residenz aus bei Floridsdorf auf das linke Donauufer übergetreten läuft sie zuerst im Marchfeld, und dabei auch über das Schlachtfeld voll Wagrain, in nordöstlicher Richtung bw Gänserndorf. Der Bisamberg, die Sandsteinhöhen von da bis Wolkersdorf, dann der Hochleitenwald und östlichere Erhebungen aus den Bergen zwischen dem Ruß-und Sulzbach bilden im Westen und Norden den Rand der weiten Ebene. Bei Gänserndorf biegt vom Hauptstrang jener Flügel der Nordbahn ab, welcher in südöstlicher Richtung durch das Marchfeld nach Marchegg führt. Nördlich von Gänserndorf sind wir in das Marchthal gelangt. Der March selbst nähern wir uns am meisten bei Stillfried, wo in der Schlacht zwischen Ottokar II. und Rudolf von Habsburg im Jahre 1278 der Erstere 3«U ! Dic llin^cbiui^cu Wiens. — Der Wiener-Wald, < die Todeswllnde erhalten haben soll. Die Gegelld bleibt bis Lnildenbllrg monoton. Die sichtbaren Flomen Karpathen liegen zil fern, die Bahn wird nur im Westen von den nicht ansehnlichen Hohen ans der Grnppe zwischen dem Rnßbnch nnd Snlzbach, dann ans jener südlich von der Zaya nnd znletzt anch auo der nördlich von der Zaya gelegenen begleitet, östlich aber von den Auen der March nnd Thaya. So kommt man nach Dürntrut nnd Iedenspeigen, das gleichfalls ans der Marchfeldcr Schlacht bekannt, eine alterthümliche Kirche hat, nach Hoheuau nnd dein noch zur Schwedenzeit befestigten Rabensburg endlich nach Uebersetznng der Thaya nach Lundenbnrg. Von diesem äußersten nordöstlichen Punkte Niederösterreichs an der mährischen Grenze wenden wir nns nach Westen, wo uns in Feldsberg und in seiner, mit dem Park von Eisgrub ill Verbindung gebrachten, Umgebung viel Sehenswerthes erwartet. Die Stadt Feldsberg mit einer -Bevölkerung von 2424 Einwohnern besitzt eine große Pfarrkirche aus dem 17. Jahrhundert und in derselben nebst einer vorzüglichen Copie von Rubens M. Himmelfahrt einen Original Rubens, die heilige Dreifaltigkeit. Das Kloster der Barmherzigen ist das älteste in Dentschland, Fürst Karl Lichtenstein führte nemlich den Orden im Jahre 1605 zuerst in Oesterreich ein. Das großartige Schloß steht etwas erhöht. Es ist ein Ban aus dem Ende des 17. Jahrhunderts und enthält nicht weniger als 244 Zinnner. Die Anlagen rings um Feldsberg bildeu mit denjenigen von Eisgrnb ein zusammenhängendes Ganzes, der eigentliche große Park ist in Eisgrnb und während wir die Detailschildernng dahin verweisen werden wir hier nnr der Fcldsberg nächsten Punkte erwähnen. Nach allen Seiten laufen von ihm Alleeil aus, so auch gegen die Reisten, eine bewaldete Anhöhe, welche eine Gloriette krönt. Bei der hohen Lage von V1^ Fnß öffnet sich hier eine weite Fernsicht nach Niederösterreich, Ungarn nnd Mähren. Fürst Johann Liechtenstein hat dieß Gebäude im Jahre 1817 zum Andenken an seinen Vater nnd zwei vor ihm verstorbene Brüder erballen und darin ihre 8 Fuß hohen Stand- .'l'^7 ii>* Die Haupt- und Residenzstadt Wicn. bilder m'bst seinem eigenen aufstellen lassen. Eine Viertelstuudc nördlicher gegen Eisgrub treffen wir dann das geschmackvolle Lustschlösichen Belvedere an. Allch der berühmte Thiergarten, der Theimwald, verdient in hohem Maß einen Besuch. Es sehlt darin nicht an Pavillons und andern Denkmalen. Darnnter zeichnet sich das beim Eingang von Feldsberg ans an einem Teich gelegene Rendezvous ans, ein Iagdsalon in Gestalt eines römischen Triumphbogens, über dessen von Säulen getragenen: (Gebälk ein Attiea emporsteigt, an welcher ein kolossales Basrelief von 30 Figuren verschiedene Iagdgruppen vorstellt. Ein reizendes Bild gewährt die Hubertus Kapelle. Wir schließen nut den Grenzteichen üud dem Grenzmonument. Vier Teiche breiten sich nördlich von Felsberg aus und werden, weil die Grenze zwischen Oesterreich nnd Mähren dnrch sie läuft, die Grenzteiche genannt. Am westlichen Ende des, von Osten gezählt, dritten Teiches, zwischen ihm und dem vierten, westlichsten und weitaus größten thront mitten auf der Laudesgrenze das Grenzmonumeut. Das Prachtgebäude hat in der Mitte einen großen von Kuppeln überwölbten Vorbau mit Portalen und drei offenen Bogen. Durch der mittleren davon fließt der die Grenze bildende Bach. Ueber diesen: Mittelbau liegt der imposante Saal mit seinen Säulen und vor ihm eine große Altane, gleichfalls mit Säulen, welche die Kuppeln tragen. Rechts und links schließen sich im Erdgeschoß au das mittlere Portal zuerst Terrassen an, dann offene Hallen und dann die Aufgänge, auf der Höhe aber beiderseits des großen Saales zuerst offene Terrassen mit Arkaden und Pilasteru und an fie über den Hallen des Erdgeschosses die Ecksäle mit den Aufgängen zu äußerst. Vor dem Gebäude sind Blumenpartien gegen den Teich angebracht, zu beiden Seiten und nach rückwärts dagegen umgiebt es eine Gartenanlage. In ihr finden wir den Schwanenteich und ganz im Hintergrund die Gestalt einer liegenden Nymphe, aus deren Urne das Grenzbächlein entspringt, das dann in ein kleines Becken fällt, zuerst durch den Schwanenteich und wie erwähnt, hierauf durch die Mitte des Grenzmonuments fließt. Das Gebäude ist mit den Auffahrten 396 Fuß lang uuo vom Fürsten Johann Liechtenstein im Jahre 182? erbaut worden. 388 Tic UnuMmgeu Wiens. — Der Wiener Wald M Dmlaul'aljrl durch Aiederöllerreich. Wir haben in den vorhergehendeil Schilderungen Sorge getragen, dasi uns die Fahrt auf der Donau durch das Grzherzogthum Oesterreich unter Enns uon der West- bis zur Ostgrenze zumeist an bekannten Orten vorbeiführen wird. Desto kürzer können wir uns bei allen diesen Punkten fassen und diesi ist wünschenswerth, damit die landschaftlichen Eindrücke in ihrer Aufeinanderfolge uon Strecke zu Strecke durch längere historische und archaeologische oder sonstige Exeurse bei einzelnen Objeeten nicht zu sehr leiden. «Entschieden hat die Natur für die Donau in Oesterreich das Meiste gethan, während der Rhein in erster Linie durch die Kultur, welche sich in seinen zahlreichen Städten und Burgen ansspricht, zur Bewunderung hinreißt. Hätte er diese Kultur nicht für sich so nuchte er trotz seiner herrlich klaren Fluthen, welche bei seinem sanften Gefalle in manchen Ausbuchtungen in den lieblichsten See umgewandelt scheinen, der Urkraft das Feld räumen, wie sie uns auf der österreichischen Donau entgegentritt in der Höhe und Gestaltung des Gebirges an ihren Ufern oder in einiger Entfernung dauon, sowie in der stürmischen Unruhe der mächtig dahin rollenden Wogen. Wenn wir Linz als Ausgangspunkt unserer Donaufahrt annehmen, so bleibt das rechte Ufer noch bis zur Mündung der Gnus und das linke noch viel weiter hinab bis unter Sarmingstem oberösterreichisch. Bis zur Enns nahm auf der Donau früher vornehmlich der Rückblick auf Linz und der Anblick der fernen österreichisch steyerischen Alpen, die Aufmerksamkeit i/: Anspruch. Denn die Auen am rechten Ufer uud auf dem linken der Südrand der Verge des Mühluiertels bieten keine besondere Anregung. Nur die Mündung der Traun am rechten Ufer und die nicht unansehnliche Ruine Spielberg auf einer Insel riefen für kurze Zeit das Interesse wach. Heute ist dazu ein neues Objeet ill der schönen Brücke getreten, welche die Westbahngescllschaft noch oberhalb der Trannmündung über den Strom baute, um dem Verkehr von Westen den nächsten Weg nach dein Mühluiertel und Böhmen anzuweisen. 289 Die Haupt- lind Residenzstadt Wien. Allein die Westbnhn begnügte sich damit nicht. Sie hat eine zweite Prachtbrücke vom rechten Ufer östlich von der Mündung der Enns hinüber anf das linke bei Äiauthhausen gebaut zur Verstellung der nächsten Linie nach Böhmen von der Westbahnstation St. Valentin. Manthhausen mit seinem in die Donan hinanstretenden alten Schloß Pragstein, der Häuserzeile am Flusse nnd den terrassenförmig zur ,höhe ansteigenden übrigen Gebäuden, darunter auch die große Kirche, gibt ein hübsches Bild. An den Markt schließen sich stromabwärts die colossalen Granitsteinbrüche an, aus welchen Wien größtentheils sein Straßenpflaster bezieht. Das rechte, wie wir wissen, niederösterreichische, Ufer ostwärts von der Enns ist flach nnd hier liegt St. Pantaleon mit einer merkwürdigen Kirche aus dem 15. Jahrhundert. Ihr Schiff wird nemlich durch Z ins Dreieck gestellte Pfeiler im hintern Theil in ."., im vordern in 2 Abtheilungen getheilt. Dabei ist der Chor viel höher als das Schiff nnd steht mit der Kirche eine Doppelkapelle ans den: 13. Jahrhundert in Verbindung, deren unterer Theil tiefer als die Kirche gelegen ist und daher offenbar zur Gruft diente. Erlakloster und Achleiten haben sich auf den an die Fläche stoßenden, kleinen Höhen angesiedelt. Erst das stolze Schloß Wallsee mit seinem hohen Thurme thront auf einem ansehnlichen Granit-felsen. Bei Wallsee werden denn auch gute Mühlsteine gebrochen. Die Granitmanern zwiugen den Strom zu einer Ansbiegnng nach Norden. Das linke Ufer entlang dehnt sich jedoch eine große Fläche aus, sie dauert gegenüber Wallsee fort nnd nachdem sich von diesem Schlosse östlich auch das rechte Ufer nenerlich verflacht so breitet sich die Donau noch eine Strecke abwärts zwischen Sandbänken aus. Die zurückstehenden Berge des Mühlviertels mit ihren zum Theil hoch gelegenen Ortschaften^ Münzbach, Baumgartenberg, der Veste Clam beleben doch etwas die Landschaft. Da treten die Höhen fast gleichzeitig an beiden Ufern an den Strom. Am rechten Ufer befindet sich auf der Höhe der Markt und südöstlich davon das Stift Ardacker. Das Collegiatstift ist im 11. Jahrhundert gestiftet nnd im Jahre 1784 aufgehoben worden. Das Schiff der ehemaligen Stifts- jetzt Pfarrkirche hat bloß wenig Reste ans dem i:>. Jahrhundert. Der Chor mit Ausnahme der älteren Altarnische aus dem 14. Iahrhnndert, ver- 3U0 ! ?i^ Uin^cbniigen Wiens, — ^?er Wiener Wcild, räth sein Alter im Aeußern mehr als im Innern; die schönen Glasmalereien darin gehören der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts an. Der Kreuzgang zeigt den spätgothischen Styl des 15. Jahrhunderts. Bei der Seltenheit von eigentlichen Unterkirchen in Oesterreich hat die nnter dem Chor der Kirche, welcher darum um 5 Fnß 10 Zoll über das Schiff erhöht ist, befindliche Krypta am meisten Anspruch auf Beachtnng, znmal als sie sehr alt schon aus dem 12. Jahrhundert herzustammen scheint. Ein oblongcr Raum von 42 Fuß Länge und 2-'. Fuß Breite ist sie mit zwei Reihen von je sieben Säulen mit im Rundbogen geführten Kreuzgewölben uud gegen Osten mit einem viereckigen Altarraum versehen. Bei Ardacker blickt St. Ottilia vom Kollmitzberg zur Tiefe. Man nimmt an, das; die .Römer in Wallsee und Ardacker wegen der höhcrn und freiern Lage der beiden Punkte kleinere Posten zur Beobachtung des linken Flusiufcrs gehabt haben. Die Donau zieht im Thalwege nordwärts nach Grein. Der Markt sieht freundlich ans, vornehmlich jedoch imponirt sein großes auf einem Hügel ruhendes Schloß Greinburg. Mit Grein beginnt die pittoreskeste Partie der Donaufahrt. Am linken Ufer entstand schon nahe beim Markte in Folge der Einengung der Donau eine lebhaftere Bewegung in derselben, der sogenannte Greiner Schwall. Bald zeigt sich jedoch rechts die Insel Werd mit der tiefern Nuine des Werdschlofses und einen: Kruzifix zu obcrst auf ihrem hohen bewaldeten Felsen. Am linken Ufer blickt die Ruine Werfenstein von einer Anhöhe in den Strom und kleben neben ihr in unregelmäßiger Lage die Häuser des Marktes Struden an den Felsen. Die Donau aber schäumt und braust, denn dort am linken Ufer durchziehen Felfeu ihr Bett und an ihnen brechen sich ihre Flu then. Das ist der Strudel. Konnte er schon früher bei höherem Wasser durch dcn Arm zwischen der Insel Werd uud dem rechten Ufer, den sogenannten Heß-gang, umfahren werden, so hat er jetzt seine Gefährlichkeit durch Sprengungen zum größten Theil verloren. Beim Austritt aus dem Strudel kam man zu jener Stelle, wo durch das Zurückprallen der aus dem Strudel stürmen-deu Wogen an den Wänden des dort befindlichen Felsenriffes mit der Ruine Hausstein eine kreisende Bewegung derselben entstand. Das war 391 Die Hcmpt und Residenzstadt Wicn, der Wirbel. Die jüngsten Sprengnngcn haben diese Klippe, auch der Donauschifffahrt, gänzlich beseitigt. Der Strom fließt nun beruhigt zwischen bewaldeten Bergen. Am linken Ufer folgen die pittoresken Märkte St. Nikola und Sarmingstein. Zwischen den Häuseru des letzteren, das ein alter Wartthurm bewacht, fällt der Sarmiugbach in die Tiefe. Nun tritt auch auf dem linken Ufer die ^andesgrenze zwischen Ober- und Niederösterreich an den Fluß, welcher von jetzt an ganz dem letztern augehört. Am rechten User liegt höher der Markt und die Burgruine Freienstein und nachdem unsere Donau noch durch einige Zeit zwischen Waldhöheu fortgezogen ist, erscheint auf dem linken Ufer das Schloß Persenbeug auf feinem Felsen und bald darauf gegenüber Mbs. Die Fernsicht vom Schlosse Persenbeug ist bei dem Umstände als bei Mbs die Höhen anch am rechten Donamlfer gegen Osten abbrechen eine ganz ausgezeichnete, indem sie den Strom mit der Stadt Mbs und das freuudliche Land von ihr den Lauf der Donau abwärts, dann die Mbs, welche an d^'r Stadt mündet, aufwärts, bis zu den nächsten südlichen Höhen und das darüber stufenweise aufsteigende und im Oetschcr culmimrende Gebirge umfaßt. Iu Mbs fallen stromaufwärts unmittelbar vor der Stadt zwei Nieseugebäude auf, das erste die Landesirrenanstalt, das andere ein Versorgungshaus der Stadt Wien. Schon unter den Nömn'u befand sich eine größere Station an der Mündung des Mbs. Sie hieß ->mwm I3e« und kommt später unter den Namen ^.u^u^i.-mi^ vor. Auch unter den Babenbergcrn war Mbs von Bedeutung. Seinen Häusern merkt uiaii vielfach das Alter der Stadt an, doch haben wiederholt Feuersbrünste, darunter die letzte große im Jahre 18li8 sein Aussehen verändert. Die gothische Pfarrkirche umschließt ein Denkmal von kunstgeschichtlichem Interesse in dem s, Fuß 8 Zoll langen Grabstein des Ritters Hans von Mbs, gestorben 15>08. Auf dem dunklen schön polirten Marmor ist die Gestalt des Ritters im vollen Waffenschmnck im Relief abgebildet. Die eigentliche Stadt Mbs zählt 1074, mit den Vorstädten 2709, die Ortsgemeindc Mbs aber 3597 Seelen. Die Donau wendet sich nun durch Felsen auf dein rechten Ufer dazu 392 ! Die llmc,ebimc,eu Wicus. — Der Wiener-Wald, ( genöthigt aus der südöstlichen in die nördliche Richtung und Nlacht dadurch einen großen Bogen um die sogenannte Mbser Scheibe, eine Fläche am linken Ufer. Sie kömmt dabei an dem am rechten Ufer befindlichen Sänsenstein vorbei. Sobald sie das Delta hinter sich hat nimmt sie ihren östlichen Lauf wieder auf und langt in einem auf beiden Seiten durch Berge eingeengten Bett beim Markt Marbach an, ober welchem die Kirche von Maria Taferl mit ihren zwei Thürmen von ihrer Bergeshöhe auf sie herabblickt. Dann erreicht sie die Mündung der Erlaf und Pechlarn. Das niedrige rechte Ufer gegenüber der Mbser Scheibe hatte auch vom Flusse aus den Blick auf das Hochgebirge im Süden mit der breiten Pyramide des Oetschers als dem Prachtstück gestattet. Bei Pechlarn öffnet sich neuerdings die Aussicht auf die Berge. Wir gedenken hier bei Pechlarn der Römer und des Mittelalters. Schnell aber verdrängen neue Scenerien den Eindruck. Am linken Ufer sehen wir Klein Pcchlarn, darüber das ziemlich hoch an der Berglehne rückwärts stehende Schloß Artstetten. Dann taucht am Ufer des Stromes und an der Mündnng des Weitenbaches die Rnine Weiteneck mit ihren zwei Thürinen auf, eine der ältesten des Landes, schon 1218 urkundlich. Und nun erschließt sich das ganze reiche Gemälde um Melk: am Flusse die langen niedrigen Gebäude des Schlosses Lnbereck und auf einer kleinen Terrasse über dem Strome der Markt Emersdorf mit seiner altdeutschen Kirche und dem Iauerling im Hintergrund am linken, am rechten Ufer aber da5 prächtige Melk. Unterhalb Melk mündet die Bielach. An dieser Stelle lag znr Rümerzeit die Stations Nüiii'o^ oder '<^ genannt. Der Strom hatte sich oberhalb Melk ausgebreitet, nach Langem wieder Inseln zu bilden verflicht, doch auch dicßmal sieht er sich bald zwischen enge Schranken gedrängt, und in das Gneißgebiet der Wachall geworfen, das er nun in nordöstlicher Nichwng durchzieht. Dieser fein Lauf bis Krems uud Stein bietet viel des landschaftlich Schönen, viel des Interessanten in Kunst und Alterthum. Am rechten Ufer nimmt zuerst das Schloß Schönbühel mit seinein hohen Thurme das Plateau eines in die Donall vorspringenden Felsens ein. ^»?j 50 Die Haupte und Residenzstadt Wien. Pittoresker klebt das Kloster Schönbnhel an den Klippen. Die Wa'd-bergc sind schon zu beiden Seiten gänzlich an das Flußufer getreten. Dem Markt Aggsbach an linken Ufer liegt am rechten Klein Aggobach gegenüber. Bei ihn: mündet eine Waldschlucht, in welcher bis zum Jahre 1782 eines der wenigen >varthäuser-Klöster Oesterreichs bestanden hat, die von Heidenrcich von Meissan im Jahre 1380 gestiftete Karthause Unserer Frauen Pforte. Kirche und Kreuzgang bestehen noch. Die Kirche, eine echte Karthäuserkirche, lang nnd hoch, aber schmal, ohne Pfeiler, ohne Trennung von Schiff und Chor, enthält die einfachen Grabsteine des im Jahre 1381 gestorbenen Stifters und seiner 1385 gestorbenen Gemahlin Anna von Kueuring. Der Wohlthäter der Karthause und Bruder des Stifters, der im Jahre 1440 verstorbene Otto von Meissau und seine Gemahlin Agnes von Pottendorf wurden im Kreuzgang bestattet. Auch ihr Grabstein ist noch im alten Kapitelhause vorhanden. Doch jetzt erfcheint auf dem rechten Ufer in schwindelnder Hohe die Ruine Aggstein, die ausgezeichnetste Ruine auf der Donaufahrt. Ueber den grausigsten Abgründen trauern die Trümmer auf den Felsen, ein hoher Pfeiler ragt daraus vereinzelt empor, der lebensvolle Wald umgibt rings das erstorbene Leben. Ist man zur Höhe der Burg emporgeklommen so gewinnt man den Hof blos; durch mehrere Thore. Theils Ringmauern, theils 10 Klafter hohe senkrechte Felswände umschließen ihn. Ueber ihm steigt erst das Hochschloß ans. Den Zugang vermittelt ein einziges Pfört-chen oben auf dem glatten Gestein. Es führt in den Burghof, welcher eigentlich bloß ein schmaler Gang zwischen den senkrecht behauenen Felsen und Mauern ist. Rechts steht isolirt die Kapelle, ein Banrest aus der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts. Daneben gelangt man zu den übrigen Räumen und hier kann man auch hinaustreten in das Rofeugärtlein. Weil die Burg überall nach Außen abstürzt schuf man auf der Hohe einer über die entsetzliche Tiefe hängenden Klippe einen flachen Raum von <) Schritt Länge nnd '2 Schritt Breite — das Rosengärtlein. Links endlich neben dein Thore droht am Ende des Burghofes der alte Wart-thnrm gleichfalls auf einem Felfen. Wir haben die interessanteste Episode ans der Geschichte von Aggstein, 3U4 Die Umgebungen Wicns, — Der Wiemr^Wald. die durch List bewerkstelligte Gefangenuehmung Hadinars von Kuenring, kennen gelernt. Auf die Kuenringe folgten im Besitz die Älteissauer, dann dic Schecke. Georg Scheck voni Walde baute die heute in Trümmern desteheude Burg im Jahre 1499. Auch die Schecke, von denen die schauerlichsten Dinge erzählt werden, waren Raubritter, die Burg Aggstein eignete sich eben zu sehr zur Betreibung des vortheilhaften und dabei so ritterlichen Gewerbes! Man fährt nun an kleineren Orten vorbei. Am rechten Ufer zeichnet St. Johann sein altes Kirchlein aus, an welchem Alles Stein ist. Die Kirche aus den: 15. Iahrhnndert des gegenüber am linken Ufer gelegenen Marktes Schwallenbach weist ein Sakramentshnuschen, ein vortrefflich gearbeitetes Wappen über dem Eingänge und andere hübsche Details des Baues auf. Altersgraues Gemäuer und so manches Haus, dessen Styl auf eine längst vergangene Zeit zurückdeutet, gebeu dein ganzen Markt ein romantisches Aussehen. Unterhalb desselben zieht, einer Mauer ähnlich, der Felsdurchbruch der Teufelsmauer in gerader Linie von der Bergeshohe des linkeil Ufers bis an den Strom und vom rechten Ufer, obgleich minder auffällig, bis zuoberst den Berg hinan. Satanas war wieder einmal durch die Erbauung der vielen Kirchen in der Wachau und weiter stromaufwärts in üble Laune verseht worden. Er wollte die Mauer von Berg zu Berg mitten durch den Fluß aufführen und fo das Land oberhalb mit Mann und Maus, vornehmlich aber die fatalen Kirchen, ersäufen. Schon war er mit dem Bail auf den Höhen fertig, da krähte der .Hahn auf , der Spitze des steinernen Thurmes der Kirche von St. Johann gerade noch zur rechten Zeit, und der Böse sah, wie ihm dieß auch anderwärts begegnete, seine groß angelegten Pläne vereitelt. Die Ruine Unterhaus zeigt die Nähe des Marktes Spitz, 1498 Bewohner, an, welchen wir bald in seiner versteckten Lage vom Strome einwärts im letzten Stück des hier ausmündenden Spitzer Grabens erblicken. Er ist alt, wie es alle Ortschaften in der Wachau find, in welcher ja fchon Kaiser Karl der Große dem Stifte Niederaltaich Güter verlieh. Speciell wird das an der Donau gegenüber von Spitz am rechten Ufer liegende Arnsdorf bereits im Jahre 890 als zu Salzburg gehörig genannt. W5 50* Die yaupt- und Residenzstadt Wien. Die malerischesten Einzelnheiten in der wirkungsreichstcn Verbindung und der prächtigsten Loge finden wir aber in St. Michael. Die alte Kirche steht etwas erhöht unmittelbar an der Donau, welcher sie ihre breite Seite zukehrt. Eine Ringmauer und ein Graben umgeben sie, die von Thürinen beschützte Zugbrücke führt in den Thorthurm. Auch der Kirchenthurm ist zur Vertheidigung mit flachem Dach, halbrunden Zinnen und Eck-thürmchen mit Schießscharten versehen. Auf der First des Daches laufen sieben Hasen aus Thon hinter einander. Die Sage behauptet, der Schnee habe einstmals so hoch gelegen, daß die Hasen wirklich anf dem Dachgiebel hinliefen. An der Kirche kommen wunderliche Scnlpturen, geschmackvolle Fenster und im Chor die Jahreszahl 1523 vor. Die nebenan befindliche Fried-hofkapclle, nach ihrer Gruft zu schließen ein Karner, bezeichnet man als die älteste Kirche der Wachau; jedoch rührt das jetzige Gebäude laut der darauf angebrachten Iahrzahl aus dem Jahre 1480 her. Allmählich erweitert sich der Thalweg des Stromes, die Weinberge mehren sich. Die Ortschaften Vösendorf und das noch bedeutendere Weißenkirchen mit 1233 Bewohnern und einer befestigten Kirche auf einem isolirten Hügel, zn welcher eine bedeckte Stiege vom Markt hinaufführt, halten noch unsere Aufmerksamkeit fest, da fehen wir die Donau sich aus der nordöstlichen in eine südöstliche Richtung wenden; an der Ecke am rechten Ufer zeigt sich der Markt Rossatz mit seinen zerstreut liegenden Häusern. Ein herrlicher Punkt dieß Knie der Donau! Der Strom hat sich zum See ausgebreitet, der Blick vermag weit zurück zu dringen in die eben durchfahrene Wachau und zugleich nach vorwärts. Hier aber trifft er am linken Ufer jene Felsbildungen an, welche die Krümmung verursachten. Mit einzelnen Nadelholzbäumen spärlich bestanden steigen sie Klippe über Klippe bis zur sichtbaren Kammhohe hinan. Eine der vortretenden Partien dieser zerborstenen Wände trägt auf ihren Zacken die malerische Ruine Dürnstein und ihre Vorwerke. Die Manern reichen bis zur Donau herab und hier hat sich das Städtchen Dürnstein zwischen die Felsen und den Strom hineingezwängt. Ein Tiernsteiner kommt in den Admonter Urkunden schon im Jahre 1170 vor. Dann waren, uud zwar insbesondere in jener Zeit, als sich 3<1(i Die Umgebungen Wiens. — Der Wiener-Wald, K. Richard Löwenherz hier in Haft befand, dic Kilenringer und nach ihnen die Meißauer im Besitz. Ein Kuenringer stiftete in der Stadt 1^8;) das Klarisserinen Kloster, eine Kilenringerin nnd ein Mciftaner das Chorherrnstift. Die Burg, welche wir hellte in Ruinen gewahren, haben 1015 die Schweden erneuert, doch bei ihrem Abzug gefprengt. Die kleine Stadt, 479 Einwohner, reiht sich an pittoresker Wirkung der Ruine und der Landschaft an. Mit den rings aufsteigenden Felswänden in Verbindung gewahrt man Ringmanern und Thore, mitten im Steinrevier erheben sich die Ruinen des Klarissermenklosters, der Kumgunden-kirche und des alteu Karners, die breite Fronte des Schlosses schaut von dem Felsen, welcher aus dem Flusse aufragt, hinab in die Wogen und ähnlich lagert die Kirche des Chorherrnstiftes mit dem Kreuzgang und einer Gallcrie am äußersten Felfenrande über dem Strome. Der letztere wallt jetzt ruhig gegen Nordosten. Wir wollen erwähnen, das; man in einer von ihm wenig entfernten Thalmulde auf seinem rechten Ufer beim Orte Oberbergern merkwürdige Hügelgräber gefunden hat, welche man für Grabstätten der Kelten ansieht. Nun langen wir in Stein an. Die Gegend ist nils bekannt: Stein mit Krems am linken Ufer, am rechten Mautern und darüber Göttweih auf seinem Waldberge, inmitten der Strom mit der Brücke, Weingelände überall, selbst dort, wo der Fels durchbricht. Freuen wir uus dieses für geraume Zeit letzten hübschen Strombildes! Denn jetzt folgt der endlos lange Lauf der Donau im Kremser Becken, welches sich am linken Ufer aus dem Wagrain, der Ebene vom Flusfe bis an den nördlichen Bcrgrand, und auf den: rechten aus dem Tullner Boden zusammensetzt. Der Strom theilt sich in der Fläche in viele Arme, man fährt durch zahllose Auen. Der Blick nach Norden auf die Berge am Rande des Wagrams entschädigt nicht für die nahe Monotonie. Auf dem rechten Ufer reichen die Höhen zwischen der Erlas und Traisen, im Westen von der Mündung der Traisen, anfangs noch an den Strom und nimmt sich die bei ihrer hohen Lage von 1112 Fusi weit sichtbare Kirche des Wetterkreuzes und das nördlich von ihr in der Tiefe gelegene Schlos; uud der Markt Holenburg gut aus. Doch den Südrand des von da ostwärts ausgebreiteten Tullnerfeldes ^ll)7 Die Haupt- lind Residenzstadt Wien, bilden gleichfalls nur niedrige Bergrücken und blos; selten schaut über sie das höhere Gebirge herüber. Wir denken um so lieber an die geschichtliche Vergangenheit dieser Landestheile, und gerade jetzt befinden wir uns in einer zur Römerzeit viel bedeutenden Gegend. Man nimmt au, daß die Römer in der Wachau in Aggsbach und Spitz, dann im Göttweih und Holenburg größere oder kleinere Warten erballt hatten und daß Mautern ein größerer Posten selbst mit einem Castell war. Doch auf dem flachen, daher gegen die Ueberfälle der Barbaren des linken Ufers ausgiebiger Zu schützeuden rechten Ufer auf dem Tullnerfeld bestanden die größern Stationen. Wir haben bereits von Traismauer gehört, dein Vielnamigen, das -ul ^i-i<^1-ln,li>>, ^ct'lüin, ^> iiahlengebirg liegende Theil Niederösterreichs ungleich mehr gefährdet und ' darum auch mehr befestigt uud besetzt als der norische, vom Kahlengebirg bis an die Enns gelegene. . . Man vermuthet, daß außer den schongenannten Posten ^In, novn und ^LHum0(^min sich noch kleinere westlich von (.'m'iumt in Elend, Regels- 3W Die Haupt- und Residenzstadt Wien. brunn und Wildungsmauer befanden. Die Hauptstadt Oberpannoniens jedoch war l'-ri imiü. Hier lag, wie in keinem andern Orte Niederösterreich?' außer iu Vmäodonn, eine Legion, und zwar zuerst die XV. dann die XIV. ^mmü, war eine Donauftotille stationirt, hatte der Präfekt der obern Abtheilung der XIV. Legion und der Präfekt der clü^i^ llikti'i«^ seinen Sitz, letzterer abwechselnd hierund in Vii«I<»b,m!> und bestand eine Schildfabrik. Seine Civilstadt hatte allein den Rang einer Colonie. Erst als Carnuntum im 4. Jahrhundert zerstört worden war, wurde Vinä0dl)!,n, Vlmlmnii»!, oder Vmäoinotm der Hauptort des Landet, bis es gleichfalls das Loos der Zerstörung traf. Schon um Wildungsmauer, dessen Kirchleiu, ein romanischer Bau aus dem 1^. Jahrhundert, ein einfaches Schiff mit vorgelegtem viereckigen Chorraum, sehenswerth ist wegen seiner tlafterdicken Qnaderluailern, sollen ganze Stücke von alten Gebäuden aus dem Uferraude in die Donau abstürzen. Als der eigentliche Platz, auf welchem sich die Civilstadt erhob, wird die Stelle des heutigen Petronell angenommen und zwar sowohl die höhere, auf der sich der Markt mit der Kirche befindet, als jene tiefere zunächst der Donau, welche auf einem von Bäumen besäumten Wiesen-abHange das Schloß mit seinen 4 Eckthürmen einnimmt. Auch in Petronell wird u:an in die Lnft hinausragende Trümmer von schon zum Theil in den Strom hinabgefallenen Mauern gewahr. Nach den Funden ist Grund vorhanden zu glanben, das; die ^rzüglichsten Gebäude anf den: Raum des Schlosses staudeu. Oberhalb Deutsch-Alteuburg nimmt man dann das Standlager an, die Befestigungen haben sich aber weit bis nach und unter Hainburg hiuab ausgedehnt. Der Brückenkopf lag sogleich unterhalb Deutsch-Attenbnrg und ihm entsprach ein anderer am linken Donauufer bei Stopfenreut. Gehen wir in Einzelnheiten ein fo finden wir im Schloß zn Petronell hochinteressante Fundstücke. Das Meiste hat leider das mangelnde Verständniß eines frühern Besitzers anf die eigenthümlichste Weise conservirt. Als im vorigen Iahrhnndert ein wohlerhaltenes, mit Marmor ausgelegtes römisches Bad aufgedeckt worden war ließ er es verschütten und auf den Grundmauern einen Getreidekasten aufführen. Doch noch nicht geuug! 400 Die Umgcbiu^m Wicus, — Dcr Wkucr-Wcild, , Eiue Inschrift auf dem Kasteu verkündet e>) dcr Nachwelt, daß derselbe mit Rölnersteinen und vielen untcr Kaiser Eoiy'tantius II. gebrannten Ziegeln in: Jahre 1774 gebaut worden ist!!! Nebrigens worden fortan in dcr Gegend bis hinab nach Hainlmrg zahlreiche römische Alterthümer der Erde entnommen. Das bedeutendste Nömer-Monument in Niederösterreich bleibt jedoch der Thorbogen, das „Hcidenthor." (5s erhebt sich etwa eine halbe Stunde südwestlich vom Markt Petronell auf freiein Felde und ist der Theil eines ^:mu>; 1* Die Haupt- und Ncsidcii^siadt 'Vic». diese im Innern schmucklose Kapelle diente, wic die Gruft unter ihr außer Zweifel stellt, zur Todtenkapelle. Interesse erweckt an ihr außerdem die am Eingänge links im Freien vorspringende halbrunde Stein-t'anzcl. Schon bis Delltsch-Altenburg und von hier hiuab nach Osten bis zur Landesgrenze hat die Landschaft eiuen veränderten Karakter gewonnen. Auf dem linken Donauufer haben sich die südlichen Ausläufer der Kleinen Karpathen der Donau genähert und stürzt, uor ihnen südwärts vorgeschoben, der Fels mit den Ruinen des Schlosses Theben senkrecht gegen Süden in die Donau ab und gegen Westen in die an seinem Fuß als Grenze zwischen Oesterreich und Ungarn in den Strom mündende March. An unser rechtes Ufer dagegen sind die nicht unbedeutenden Berge getreten, welche in derselben nordöstlichen Lagerung wie das Leithagebirge und die Kleinen Karpathen die Mitte zwischen diesen beiden Berzzügen einnehmen. Die Geologic erklärt sic für durch die Donau abgetrennte Ausläufer der Kleinen Karpathen. Von fcrn den: Massiv des Bisamberges im Ball ähnlich, auf der Westseite kahl, doch auf deu übrigen Seiten, vornehmlich auf der Hainburg zugekehrten Ostseite bewaldet erreicht der höchste aus ihnen, der Huudsheimer Berg, die Höhe von 1508 Fuß. Er schiebt den Pfaffenbcrg, 984 Fuß, gegen Deutsch-Alteuburg vor, östlich folgt alls ihn der Spitzerberg, 1000 Fuß und der Königswart, 1200 Fuß. Höchst malerisch gibt sich der Anblick von Hamburg: die Stadt ansteigend vom Ufer der Donau mit ihren Maliern und Thürmen und den großen neuen Gebäuden, welche überall zwischen den andern Häusern emporragen, unmittelbar hinter ihr der waldige Kegel, von dessen Mitte das ausgedehnte neue Schloß herableuchtct, dessen Plateau dagegen die weitläufigen Ruinen des alten Schlosses krönen, im Hintergvuud aber rings die hohen Waldberge. Hamburg zählt 4178 Bewohner und ist der Sitz der größten Aerarial-tabakfabrik in Oesterreich. Die stattlichsten Gebäude der Stadt bilden fast ohue Ausnahme Theile derselben. Wir wissen, daß Carnuntum bis in die Mhe des heutigen Hainburg herabreichte. Man fand Gegenstände aus der Römerzeit und eine altrömische, Wasserleitung aus Quadern 404 Die UmqcdumM Wiens. — Tcr Wiener Wald, ( leistet noch imuier ihren Dienst. Daß Hamburg au dcr Schwelle zwischen der alten Zeit und den: Mittelalter fortbestand scheiut nach dem Nibe-luugeulied glaublich, welches von Huuiburch oder Heuueuburg „dem alten" spricht. Die Geschichte vou Stadt uud Schloß laßt sich fortan schwer treuneu. Beide litteu viel durch die Nähe der Auaren und Ungarn. Markgraf Adalbert vou Babenberg eroberte das Schloß im Jahre 1042 von deu Uugaru und baute es ueu. Die Stadt geuoß daun unter den Babenbergern große Vortheile auo dem Stapelrechte für die nach Ungarn uud weiter ostwärts gehenden Waaren, bis es Leopold der Glorrciche auf Wien übertrug. Auf der Burg residirte später Margarethe, die Schwester des letzten Babenbergers und Wittwe des rmnischen Königs Heinrich VI I. vom Jahre 1247 bis zu ihrer hier gefeierten Vermählung mit Mnig Ottokar II. im Jahre 1252 und die Neste des Schlosses stannum auch ails dem 13. Iahrhuudert, in welchem dasselbe derart benutzt wurde. In den folgenden Jahrhunderten erstürmten es wiederholt die Feinde; sein eigentlicher Verfall datirt jedoch seit dem Jahre 1569. Der Blitz schlng damals in den Thnrm, in welchem 30 Tonnen Pulver lagen, und die Explosion legte die starken Mauern großeutheils in Trümmer, aus denen sie nie wieder erstanden sind. Das Mittelalter lebt noch in manchen Bauresteu in Hainburg fort. Wir betonten schon die alten Mauern und Thürme der Stadt. Sie be-steheu jedoch nur noch stellenweise. Die zwei interessantesten Thore sind das Wiener Thor uud das Ungerthor. Das Wieuer Thor ist im untern Theil von den uns vou Pottendorf uud Brück a. d. Leitha her bekannten Vuckelquadern aufgeführt, eiu paar Figuren im Relief sind an denselben angebracht. Dieser Theil des Thores dürfte aus dein Ende des 12. Jahrhunderts herrühren. Jünger und wahrscheinlich im 16. Iahrhuudert entstanden ist der obere Theil, ill welchem wir kolossale Steinkugeln eingemauert scheu. Das Ungerthor, einfacher, a'.s eiu gewaltiger viereckiger Thurm jedoch gleichfalls mit Vuckelquadern gebaut, eutstand muthmaßlich zur selben Zcit mit dem Wiener Thor. An religiösen Baulichkeiten besitzt Hainburg auf dem Raume des frühern Friedhofes eiue auf drei schmalen Stufen stehende 2 Klafter und 3 Schuh 405 Die Haupt- imd Residenzstadt Wien, hohc Todteuleuchte, auch ewiges Licht oder Lichtsäulc genannt, aus der Mitte des 15. Jahrhunderts und einen jetzt zur Schmiedewerkstätte dienenden Karner ans den: Ende des 12. oder ans dein 13. Jahrhundert, dann außer der Stadt eine sehr schöne Denksäule, welche dreiseitig coustruirt nnd im gothischen Styl mit reicher nnd geschmackvoller Decoration ausgestattet ist. Zum alten Schlosse hinanzusteigen verlohnen die Rnincn uud mehr noch als sie die wundervolle Aussicht, welche sich da oben erschließt. Vom Stadtplatz zieht sich eine Gasse gegen das neue Schloß aufwärts. Eiue Malier schließt sein Gebiet von der übrigen Stadt ab. Es liegt selbst auf einem künstlich geschaffenen ebenen Raume auf der Terrasse am Ende von Gartenanlagen. Unmittelbar von seiner Rückseite au beginnt die steile Erhebung des Burgberges. Auf ihr sind Parkwege angelegt und so gelangt man bequem zur Höhe. Durch ein imposantes Thor betritt man die Veste, welche mit ihren einzelnen darauf zerstreuten Resten das ganze von den großartigen oft vom Rande noch tief hinab reichenden Ringmaueru umschlossene Plateau eiuuimmt. Ein großer viereckiger Thürin ist noch am wenigsten verfallen, die tiefe Cisterne besteht noch und unterirdische Räume und Gänge au den Ringmauern, welche wahrscheinlich ans einer verhältnißmäßig sehr späten Zeit herrühren, haben sich besonders auf der Westseite gut erhalten. Uebrigens war der ganze Berg in das Ver-theidignngssnstem einbezogen, wie dieß ans den von der Höhe über ihn hinablanfenden Manern nnd aus den Vorwerken zu erkennen ist. Wahrhaft bezaubernd ist die Aussicht von der Burg zu nennen. Jeder höhere Punkt um Hainbnrg bietet einen weiten Allsblick. So zeigt sich auf dem Wege zwischen Petronell und Hainburg ein großer Theil des Marchfeldes, das Kahlengcbirge und der Wienerwald mit dem Schnee-bcrg darüber, der Wechsel, das Rosalien- und Leithagebirge und der nahe Hnndsheimerberg mit seiner nordwestlichen Vorlage. Hier anf dem alten Schloß dagegen tritt uns die Fernsicht vollständig und höchst malerisch entgegen. Der größte Theil des Marchfeloes von den Gegenden weit nördlich von Schloßhof uud vom nördlichen Höhenrand der colossalen Fläche bis an die Donau uud bis nach Wien breitet sich vor nns aus. 40C. > Die Umgebungen Wiens. — Ter Wiener Wald, ^ Von Nordwesten bis Südwesten ragen das Kahlengebirge, der Wiencr-wald und die Ausläufer der Alpen nn Hintergrund auf, vor ihnen lagert ein Theil des Wiener Beckens im Süden der Donau. Die Ortschaften lassen sich hier schwerer unterscheiden. Alls dem nähern Marchfeld aber macht sich zumeist das große Schloßhof auf seiner Höhe bemerkbar und an den Auen der Donau Schloß Ort mit seinen Thürmen. Prächtig wogt der Strom zu uusern Flüssen, er glitzert noch weit aufwärts im Westen mitten im Grün seiner Auen. Dort, wo er östlich in das Gebirge eintritt erheben sich rückwärts die Kleinen Karpathen und steigt vor ihnen der Felskegel mit den Ruinen von Theben senkrecht zugleich ails der Donau und der an seiner Westseite mündenden breiten March empor. Den wirkungsvollen Vordergrund bildet Hainburg, schon für sich so malerisch durch seine alten Mauern und Thürme, seine großen moderneu Gebäude und die Kirche mit dem hohen Thurm mitten innen. Die kahle Höhe rechts vor der Stadt endlich dient eben so sehr zum Abschluß des wunderbaren Landschafsgemäldes auf der Ostseite al6 sich aus der Westseite der waldige Hunosheimer Berg und der vorgeschobene Pfaffenberg dazu eignet, unter welchem noch die kunstschöne Kirche von Deutsch-Altenburg als äußerster Punkt links auf ihrem Plateau über den: Strom thront. Von .Hainburg erreicht mau in kurzer Zeit die ungarische Grenze.' Von der Donau aus fällt bald am rechten Ufer ein hoher alter Pfeiler auf einem aus dem Wasser emporstrebenden Felsen auf. Er gehört der Ruine Rotteusteiu, dein sogenannten Templerschloß, an. Die Mündung der March gleicht einer Bucht, mit so glatten« Spiegel führt der Flachlandsfluß sein schmutziges Gewässer dem mächtigen Strome Zu. Die Schloßruine Theben auf dein senkrecht, ia überhängend gegen die March abbrechenden, merkwürdig durchlöcherten Felsenkegcl wäre höchst interessant, wenn der letztere nur eine größere Höhe besitzen würde. Jedenfalls überrascht ihr Anblick von der Westseite am meisten, denn gegen Osten dacht ihr Felsen in einem langen Vorgebirge bis zum ungarischen Markte Theben ab, bis wohinab auch die Vertheidiguugswerke der einst starken Burg laufen. 40? Die 5>i!ipt un? Ncsioclizstadt Wicn. Mr wissen, dast ani linken Ufer die Mündung der March die Grenze zwischen Niederösterreich nnd Ungarn bildet. Am rechten reicht sie noch ein Stück weiter den Strom entlang ostwärts. Die Felsen des linken Ufers haben ihn nach rechts gedrängt nnd weil der östliche Theil der Hainbnrger Berggrnppe vom Ufer znrücksteht, konnte er sich anf dieser Seite ansbreiten nnd so treffen wir hier wieder Anen an. Bald blickt aber das alte Preschnrger Schloß über den nähern Rand des linken Ufers herüber, nnd landet das Schiff hieranf in der Stadt Preßbnrg fo haben wir Niederösterreich vollständig verlassen, denn dann ist auch das rechte Ufer bereits nngarisches Gebiet geworden. 405 Das Erzherzogthum Oesterreich ob dcr Etttts, Hnhenogthlm Österreich ob tler Hnw, M^lMUl hcutigen Erzherzogthnm Oesterreich ob der Enns, oder, wie h^^ es gewöhnlich heißt, in Oberösterreich, saßen nm den Anfang der M»>3 christlichen Zeitrechnung keltische Stämme, welche schon vor ^^«> Iahrhnnderten die Urbewohner unterjocht hatten. Die Römer rechneten das Land vom rechten Donannfer nach Süden zn Noricnm nnd nannten die Bewohner Noriker, im gebirgigen Theile anch Tanrisker; im Norden von der Donan hatten die Vojer ihre Wohnsitze. Es ist bekannt, daß Kaiser Angnstns durch seine Stiefsöhne Noricnm knrz vor Christi Geburt erobert und von da an die Donan die nördliche Grenze des römischen Reiches gebildet hat. Nur einige Jahre nach der Besiegung der Noriker sand auch die der Vojer durch den deutschen Stamm der Markomannen statt, welche dadurch die Nachbarn der Römer am linken Donanufer wurden. * Dieser Skizze aus dcr Geschichte Oberösterreichs liegt zu Grunde das treffliche Werk: Geschichte des Landes ob der Enus von der ältesten bis zur neuesten Zeit. ^on Franz Hcwer Pritz, regnlirlem Chorherrn von St. Florian, wirllichem Consistorialrathe nnd k. t. Professor des Vibelstudiums des alten Bundes zn Vinz. 2Vände. ^iuz 1816-47. Bei Qumn HasllMr. 409 52 Das Erzherzogthum Oesterreich ob der Euns, Ihre und anderer Barbaren Einfälle nut erbrachen die friedliche Zeit, deren sich' Noricum unter der Nömerherrschaft erfreute. Nienmls vorher waren sie gefährlicher als während des lange dauernden Krieges der Römer mit den Quaden und Markomannen, welcher im Jahre 165 nach Christus begonnen erst durch Kaiser Marc Aurels Siege im Jahre 180 seinem Ende entgcgengeführt und nach dein, noch in demselben Jahre erfolgten Tode des großen Kaisers durch dessen Sohn Commodus wirklich beendigt worden ist. Marc Aurel errichtete zum Schutz des Landes größtentheils aus Einheimischen die zweite italische Legion, er erhob Laureacum und Ouilaba Zu Militärkolonien, von ihm uud nach ihm wurden die schon bestehenden Kastelle an der Donau verstärkt, neue erbaut und eine Rückzugslinie aus Norieum nach Süden hergestellt. Daß aber die Römer rings in Oberösterreich seßhaft waren beweisen Zahlreiche Funde aus allen Theilen des Landes. Schon die Kelten waren nicht Barbaren im strengen Sinn des Wortes gewesen, mit den Nomern zog eine ungleich größere Bildung im Lande ein und auch das Christenthum milderte bald die Sitten. In Noricum ist es nicht ohne Kampf zur Geltung gekommen. Noch bei einer der letzten Christenverfolgungen hat im I. 303 oder 304 ein höherer rönnscher Militär, Florianus, Oberösterreichs Landespatron, den Märtyrertod in den Fluthen der Enns erlitten. Allmählich erblich Noms Stern. Durch innere Kriege und vornehmlich durch die gänzliche Theilung des Reiches in das ost- und weströmische Reich wurde es unfähig dc,n Einbrüchen der rohen aber kräftigeil Stämme der Völkerwanderung zu widerstehen und im Jahre 476 machte Odoakcr dem weströmischen Neich ein Ende. Oberösterreich ward jetzt nicht minder als seine Nachbarländer von Verschiedenen Völkern übcrfluthet und verwüstet. Auch von ihm wie von Unterösterrcich hat noch der weise Apostel Severin manch Unheil abzuwenden gewußt. Er hielt sich bisweilen im Lande auf und gründete in ihm Kirchen und Klöster. Doch am Ende des 5. Jahrhunderts war das Land öde und wilde Stämme hausten zeitweise darin. Die Römer verließen selbst ihre Kastelle und ihre letzte Zuflucht Laureacum, schon damals ein ^10 Das Crzberzo^thmn Oesterreich ob der Enns. Bischofsitz, wurde, nutthmaßlich von Alemannen, zwischen 476 und 480 Zerstört. Weder Odoaker noch die Ostgothen, zll deren Reich Oberösterreich nach dcm Anfhörcn der Nomcrmacht gehörte, verrnochten ihm Schutz zn bieten. Endlich nahn^ es, noch bevor das ostgothischc Reich von Narses, dem Feldherrn des oströmischen Kaisers Instinian zertrümmert worden war, ein Volk in Besitz, das es noch hente bewohnt; nm das Jahr 534 machten sich nehmlich die echt deutschen Bajuvarier oder Bayern am rechten Donaunfer bis zur Enns seßhaft und auf dcm linken bis gegenüber der Mündung dieses Flusses in den Strom. Die Bayern standen in einein Abhängigkeitsverhältnis; zu den Franken. Ihre Herzoge stammten aus dein Geschlecht der Agilolsinger. Sie waren bei ihrer Ankunft in Obcrösterreich noch Heiden, erst im Jahre 580 nahm Herzog Thcooo III. das Christenthum au. Mit den Vajuvariern traten geordnete Zustände im Lande ein und seinc Bevölkerung wuchs nun rasch. Auch Slaven ans den anstossendcn südlichen und nördlichen Slavenreichen ließen sich am Süd- und Nordrande nieder. Oberösterreich hatte in den nächsten Jahrhunderten durch die Einfälle dcr Avaren zu leiden. Im 7. Iahrhnndert verwüsteten sie es und noch grauenhafter hausten sie darin im Jahre 738. In diesem Jahre zerstörten sie das alte über dein Grabe des h. Florian zn Puoche gegründete Kloster und warfen die Brandfackel in das wieder erstandene Laureacum, das sich seitdem nicht mehr aus seinen Ruinen erhoben hat. Sein Bischof flüchtete nach Passan und dies wurde die Veranlassung, das; Oberösterreich kirchlich durch mehr als tausend Jahre dcm Bisthum Passau unterstanden hat. Nun folgten bessere Zeiten, in welchen die damaligen Kulturstätten, die Klöster zn Mondsee 747 und Kremsmünster 777 gestiftet wurden. Doch litt das Land wie schon früher nntcr den Versnchen der baycrischcn Herzoge sich von den Franken unabhäugig zu machen und znletzt führte oin solcher Versuch im I. 788 zur Absetzung des Herzogs Thassilo II. und zur uumittelbaren Besitzname von Bayern durch Karl den Großen. Der große Kaiser begann hieraus im I. 791 mit drei Heeren den Kampf Men die Avaren. Er selbst zog mit einem derselben an der Donau 411 52* Das C'vzherzogthmn Ochcrrcich ob dcr Enns, hinab und verweilte auf diesem Zuge durch vicr Tage an der Enns bci Loraha, Lorch, das an dcr Stelle von Laureacum erbaut ein königliches Dorf genannt wird. Durch öffentliche Andachten, dnrch Fasten, Gebete und Prozessionen wurde der Segen des Herrn für das Heer erfleht. Im Jahre 799 waren die Feinde vollständig besiegt und jetzt errichtete der Kaiser die niarchia orientals, welche im Westen bis an die Enns reichte. In Bayern setzte er nicht wieder Herzoge ein, sondern bestellte als seinen Stellvertreter einen Grafen. Unter Karls Nachkommen, den Karolingern, gedieh Bayern und als sein Theil auch Oberöstcrreich. Erst unter dem letzten derselben, Ludwig IV., dem Kinde, erwuchsen ihm nene Gefahren durch die Ungarn. Sie hatten sich 888 an der untern Donau niedergelassen, und fielen im I. 900 unter Ludwig zuerst in Oberösterrcich ein. Zum Schutz gegen sie wurde damals die feste Anesburg, Ennsburg, erbaut. Als aber im Jahre 907 der Markgraf der Ostmark Lmtpold gegen sie gezogen, jedoch, bci Preßburg geschlagen nnd im Kampf getödtet worden war da stürmten sie dnrch Bayern noch westlicher nach Deutschland hinaus. Sie besaßen jetzt das Land im Osten der Enns, welche fortan die Grenze bildete und damit hatte die marcha orientalis zu bestehen aufgehört. Dafür finden wir die östlichen Theile Oberösterreichs am rechten Donauufer jetzt uud für lange Zeit mit dem Namen der Mark ob der Enns bezeichnet. Neue Eiufä'lle erfolgten 909 uud 910 und nach dcr Niederlage im letztern Jahre ließ sich K. Ludwig sogar zu einem Tribut an die Ungarn herbei, er starb aber bereits 911. Um 907 waren in Banern die Herzoge wieder hergestellt worden nnd wir finden Arnulf, den Sohn des bei Preßburg gebliebenen Markgrafen Luitpold, als Herzog; das Herzogthum hatte denselben Umfang wie Zur Zeit der Agitolsingcr, begriff also auch Oberösterreich in sich. Wirklich wurden die Kämpfe nut den Ungarn bald nut besseren: Erfolg geführt trotz der Zwistigkeiten, welche zwischen den bayerischen Herzogen und den deutscheu Königen immer wieder wegen der Unabhängigkeit her erstern eutbraunten. Gebrochen hat jedoch die Macht der Ungarn 41^ > Das (5'rzhcrzogtbmn Ocstcrrcich ob dcr E»us. crst der große Sieg, welchen Otto I. über sie auf dein Lechfeld bei Augsburg im Jahre 955 erfocht. Nach diefem Siege besetzten die Dentschen das ^and ini Osten der Enns, und in den: Naum zwischen der Enns und Erlaf uild entsprechend auf dein linken Donmmfer wnrde die nene Ostmark gegründet. Ailf den Markgrafen Burkhnrt folgte spätestens im Jahre 97«; als erster Markgraf auo dem Hause Babenberg Leopold, früher Graf im Traungau. Damit waren die künftigen Landesherrn von Oberöstcrreich Nachbarn der Herzoge uon Bayern geworden. Diese lagen neuerlich im Kampf mit den dentschen Königen, vornehmlich zur Zeit des Investiturstreites unter Heinrich IV. Die Feindschaft brach aber vollends aus als nach dem Tode K. Lothars I I, im I. 113? Konrad III. aus dem Hause Hohenstaufen zum König der Deutschen erwählt worden war. Herzog Heinrich der Stolze von Bayern hatte nach dieser Würde gestrebt, verweigerte es jetzt sogar auf dem Reichstage zu erscheinen, ward in die Acht gethan und Bayern im I. 1139 an den Vabenberger, Markgraf Leopold V. von Oesterreich verliehen. Wir wissen aus der Geschichte Oesterreichs den weitern Verlauf: daß sich Leopold nnr schwer im Besitz Bayerns behanptete lind das; sein Brnder und Nachfolger in der Markgrafschaft Heinrich Iasomirgott deshalb um so lieber dem Wunsche K. Friedrich I. Barbarossa entsprach und alls Bayern verzichtete, welches nun an den Sohn Heinrich des Stolzen, Heinrich den Löwen, gelangte. Ebenso ist uns der Inhalt des privilo ^i'itn ^i-jlwi'icinmiin von Jahre 1156 bekannt, durch welches K. Friedrich diese Vcrzichtleistnng belohnte und dessen Haupbestimmung die Vereinigung der Mark ob der Enns mit Oesterreich zn einem erblichen Herzogthum bildete.'' Durch diese Vereinigung fiel an die Babenberger der größte Theil des heutigen Traun- und Hausruckviertcls. Das Innoiertel, Wildencck und " Mehrere neue« Geschichtsforscher stellen diese Vercinicnmg als im Jahre 1126 erfolqt in Abrcde und nehmen an, daß die Mart ud der (5nnZ im Jahre 11^») ilttokar dem VlN. von Steyr verliehen worden und dann mit ^levenuart im Jahre 11'.»^ au das Herzoglyum Oesterreich gefallen ist. Q^ Das Erzherzogtum Oestcrrcics' ob vcr (5'nns, Mondsee blieben bei Bayern, die südlichen Theile des Traunviertels aber bei den Viarkgrafen von Steyr, endlich bestritten in: Donanthale westlich von Linz die mächtigen Schaunberge noch lange die Landeshoheit dcr Herzoge und benahlnen sich als unmittelbare Reichsglieder. Ain linken Donauufer dagegen übten die Bischöfe von Passau im westlichen Theile des jetzigen Mühlviertels die Landeshoheit aus und erstreckte sich der Besitz der Babenberger schon vor dem i>rivilo^mm 1^l-i>erzogthum Steyermark mit dem Theile von Oberösterreich, der damals dazu gehör!e nnd mit der Grafschaft Pitten an Oesterreich. Die ober-österreichischen Theile wurden jedoch uoch lange nicht zn Oesterreich sondern zn Steyermark gerechnet.. In derselben Zeit griff auch in Bayern eine Veränderung in der Herrschorfamilie Platz, indem K. Friedrich 1. im Jahre 1180 Heinrich den Löwen der Herzogswürde entsetzte nnd Bayern dem Otto von Nittels-bach verlieh, dessen Nachkommen noch hente dort herrscheu. Unter Leopolds VII. vortrefflicher Negierung gedieh auch nnser Oberösterreich. In seiner Sorge sür den Handel gab er der Stadt Enns, welche damals ein bedeuteuder Handelsplatz war, im Jahre 1212 ein Stadtrecht. Auch kaufte er die Stadt Wels vom Bisthnm Würzburg, an welches dieselbe vom Bischof Adalbert von Würzburg, dem letzten Grafen von Wels und Lambach und Bruder des ohne männliche Descendenz gestorbenen Markgrafen Gottfried, gekommen war. 41« Das Erchcr^tl'mn 5>stcrrM od dcr Eims. Dic nnrnhigen Zeiten des letzten Babenbergers machten sich nnmittel-vnr auch in Oberösterreich fühlbar. Zuerst gab dcr Brantschatz sciner zweiten Gemahlin Agnes, einer Tochter Herzog Ottos von Moran aus dem Hanse Andechs, Friedrich dem Streitbaren den Anlaß zn eigenmächtigem Vorgehen auf bayerischein Gebiet, wogegen Herzog Otto II. von Bayern in Oesterreich bis Lambach vordrang, dessen Kloster er eroberte nnd verbrannte. Als dann Friedrich von K. Friedrich II. 1236 in die Reichsacht gethan worden war übcrzogen dic mit dem Kaiser verbündeten Bayern und Passauer O b er öst erreich, sie konnten jedoch Linz nicht einnehmen. 1238 befand sich Herzog Friedrich bereits wieder im Besitz von Oberösterreich und im Jahre 1240 erfolgte dic vollständige Aussöhnnng mit dem Kaiser. Der unerwartete und frühzeitige Tod des tapfern Herzogs im Jahre 1246 hatte eine dcr traurigsten Perioden in der Geschichte Oesterreichs, das österreichische Zwischenreich, zur Folge. In ihm waren alle staatliche:: und gesellschaftlichen Bande gelöst, die Ritter und Ministerialen in Parteien getheilt, Familien standen gegen Familien auf, Städte gegen Städte, Alles war in Anarchie versunken, Plünderung, Brand nnd Mord herrschten überall! K. Friedrich ll. beansprnchte Oesterreich als erledigtes Reichslehen. Er setzte Herzog Otto von Bayern zum Reichsverweser über Oesterreich ein. Doch dieser richtete nichts aus, ging nach Bayern zurück und auch seine Veranstaltung, das; Friedrich des Streitbaren Brnderstochter Gertrud Hermann von Baden, den ältesten Sohn der Schwester seiner Gemahlin, ehlichte und demselben ihre Rechte auf Oesterreich übertrug blieb fruchtlos, weil Hermann nnr geringen Anhang fand, nnd bereits 1250 starb. Der Baycrnherzog lieft zwar den größten Theil von Oberösterreich dnrch seinen Sohn Lndwig besetzen, mußte jedoch 1251 das Land räumen, um sein eignes Reich zu schützen. Als hierauf Ottokar von Böhmcn die Wahl zum Herzog von Oesterreich getroffen hatte kam er aus Böhmen znerst nach Oberösterreich. Zwar sollte nach 5mn Orbvertrage zwischen Leopold VII. nnd Ottokar VlII. derjenige, welcher Herzog von Oesterreich ist, es auch in Steyer- 417 " 5Z ' Das Erzherzogthum Oesterreich ob der Emis, mark sein. Aber ein Theil der Steyrer war gegen die ohne ihre Zustimmung von den Oesterreichern vollzogene Wahl Ottokars. Doch hatte seine Partei Ottokaru viele Orte in Steyermark übergeben und dieß war auch der Fall mit der Burg und Stadt Steyr und dem dazu gehörigen Gebiet. Sie übergab ihm Dietmar von Steyr in Folge eines Vertrags vom Jahre 1252, nach welchem er dafür vom König Losenstcin erhielt. Dietmar und seine Nachkommen nannten sich seitdem die Losensteine. Bayern und Ungarn fochten gegen Ottokar. Bayerns Herzog Otto und sein Sohn Heinrich waren in Oberösterreich eingefallen, mnßtcu sich aber vor der tapfern Vertheidigung zurückziehen, und auch iu Steyermark erhob sich ein Aufstand gegen die Ungarn. So kam es 1254 zum Frieden. Er ist für Oberösterreich darum von Wichtigkeit, weil das fortlaufende Gebirge vom Semmering bis an die Grenzen Salzburgs die Grenze zwischen jenem Theil von Steyermark, welchen der Konig von Ungarn durch den Frieden erhielt und dem Ottokars bildete, von da an aber der Ottokar zugefallene nördliche Theil, nehmlich das Land von Altenmarkt bis zur Stadt Steyr, die Gegend vom Pyhrn nordwärts und jene von den Bergen des Salzkammerguts bis gegen Traunkirchen oder Gmnudcn Zu Oesterreich gerechnet wird. Ottokar, ein tüchtiger Regent, hielt auch in Oberösterreich den Landsrieden aufrecht und war für die Städte und die Abteien besorgt. Von Interesse ist es, daß unter ihm zum ersten mal amtlich die Benennung des Landes Ober- und Unterösterreich erscheint. Immer wieder hatte er iu unserm Oberösterreich zu fechteil. So zog er im Jahre 1257 aus Oberösterreich nach Bayern ohne sich Lorbeern zu holen, dann wurde wegen der Bischofswahlen in Passau und Salzburg 1265 und 1266 mit mehr oder weniger Glück im Mühlkreise zwischen Bayern und Böhmen gekämpft und 1270 fielen, als Ottokar durch den Krieg mit K. Bela von Ungarn beschäftigt war, die Bayern wieder raubend in Oberösterreich ein. Erst 127 l kam der Friede mit Bayern und Ungarn zu Staude. Zu deu Kämpfen Rudolfs von Habsburg gegen Ottokar zog Rudolf zuerst im Jahre 1276 durch Oberösterreich, wobei seine Truppen arg im 418 Das Erzherzogthmn Oesterreich ob der Eims. Lande hausten. Ottokar hatte 1276 anf Oesterreich verzichtet, jetzt ernannte Rudolf den Herzog Ludwig von Bayern zum Neichsverweser, belohnte seine Anhänger nnd verkündigte einen Landfrieden. Doch traf anch Herzog Heinrich von Bayern manche Anordnung in Oberösterreich, weil ihn: Rudolf dasselbe als Pfand für den Vrautschatz seiner Tochter Katharina, welche er Heinrichs Sohne Otto zur Gemahlin gegeben, eingeräumt hatte. Nach dem großen Siege über Ottokar im Jahre 1278 jedoch fand sich der Kaiser mit Herzog Heinrich, welcher zuletzt auf Ottokars Seite gestanden, dahin ab, daß derselbe das Pfand Oberdsterreich aufgeben mußte. Rudolf blieb mehrere Jahre in Oesterreich, dann hinterlieft er daselbst seinen Sohn Albrecht als Reichsuerweser. Aber schon 1282 bekam Albrecht gemeinschaftlich mit seinem Bruder Rudolf die österreichischen Lande darunter auch Oberösterreich vom Reiche zu Lehen. Im folgenden Jahre ward Albrecht allein Herzog. Es liegt in der Natur der Dinge, daß Oberösterreich als westliches Grenzland bei den Kämpfen des sich stetig vergrößernden Oesterreich stets unmittelbar in die Mitleidenschaft gezogen wurde, wenn der Kriegs-sturm von oder nach Westen brauste und wieder vornehmlich dann, wenn mit Bayern gefochten wurde, was gar nicht fetten der Fall war. Unter Albrecht war Oberösterreich glücklicherweise nie der Schauplatz eines größeren Kampfes, doch diente es als Ausgangspunkt in jenem Krieg, welchen der Herzog mit dem Erzbischof Rudolf von Salzburg 1288 wegen des Abtes Heinrich von Aomont begann und welchen erst ein mit Rudolfs Nachfolger Erzbischof Konrad geschlossener Friede im Jahre 129." beendigte und eben so in der Fehde mit Erzbischof Konrad, die schon 1295 anfing, nachdem der Erzbischof die vom Herzog nächst Gosau errichteten Salzpfannen zerstört hatte. Albrecht war in der kräftigen Führung diefer Fehde gehindert durch den Aufstand, welcher negen der Bevorzugimg der schwäbischen Räthe durch ihn, wegen seiner Härte und Nichtachtung der Privilegien beim Adel in Oesterreich ausgebrochen war. Erst als er die Rebellion, wieder mit Hülfe fchwäbischer Truppen, welche aber das Land vielfach verwüsteten, niedergeworfen hatte kam im Jahre 4li) 53* Das Erzherzi^thnm Oesterreich c>l? der Eniis, 1296 ein Friede zu Stande. Auch zum Entscheidungskampf mit Adolf von Nassall im Jahre 1298 rückte Albrecht aus Oberösterrcich vor. Endlich Zog cr iin Jahre 1304 zum Krieg mit Böhmen alls Schwaben mit seinem Heere nach Linz und dann über Freistadt in das Feindesland. Um das Land Oberösterreich erwarb sich Albrecht schon am Beginn seiner Regierung ein großes Verdienst dadurch, daß er die Raubschlösser Falkenstein und Tannberg im obern Mühloiertel brach. Der Stadt Steyr gab er im Jahre 1287 die älteste noch vor-fmdliche Urkunde über die Handelsrechte .derselben. Seine Gemahlin Elisabeth aber, deren Morgengabe und Wittwensitz Steyr bildete, verweilte oft in dieser Stadt und stiftete dort im Jahre 1305 ein Spital, welche Stiftung noch gegenwärtig aufrecht besteht. Albrccht hatte bereits im Jahre 1298 seine Söhne Rudolf, Friedrich und Leopold mit den österreichischen Ländern belehnt, er selbst behielt sich die Oberaufsicht vor; der erst 14jährige Herzog Rudolf führte mit seinen Rathgebern die Negierung. Rudolf verzichtete nach seiner Erwählung zum bömischen König im Jahre 1306 auf die österreichischen Lande und nun trat Friedrich die Regierung an. Nach K, Albrechts Ermordung im Jahre 1308 regierte er hierauf gemeinschaftlich mit seinem Bruder Leopold. Der unglückliche Fürst, welchem schon damals die Wahl zum bömischen König, dann jene zum König der Deutschen mißlungen war, fand sogleich die Adeligen in Oesterreich im Einucrständniß mit dem Herzog Otto von Bayern und gegen sich im Aufstand. Der Adel wurde besiegt, doch nun begann der Krieg mit Bayern 1309. Als der Friede im Jahre 1311 geschlossen wurde, war das Resultat des ganzen Krieges für beide Theile kein anderes als die Verwüstung des feindlichen Landes. Ein 1313 zum Schutz der minderjährigen bayerischen Herzoge gegen ihren Vormund Herzog Ludwig unternommener Kampf siel noch unglücklicher für Friedrich aus und doch sollten bald für ihu und seine Lande namentlich für Oberösterreich ungleich verhängnißvollere Kämpfe mit Bayern beginnen. Denn Friedrich und Ludwig von Bayern waren beide zum deutschen König gewählt worden. 420 Das Erzherzogthum Oesterreich ob der Vnns, In Oesterreich waren in den letzten Jahren Mißwuchs der Feldfrüchte nnd Ueberschweininnngen, ^toth und Krankheiten eingetreten, die verarmten Bewohner zogen als Räuberbanden im Lande hernm, der Adel ranbte noch mehr als gewöhnlich. Die Kriege hatten das Land vollends erschöpft nnd jetzt gingen erst die großartigsten Kriegsrüstnngen vor sich. Friedrich verheerte 1315 und 1316, dann 1319 Bayern, warb in der Zwischenzeit nene Verbündete und Truppen nnd tain öfters nach Oberösterreich. Auch 1321 brach er zu einem neuen Verwüstungszuge nach Bayern ans Obcrösterreich ans. Das Jahr 1322 brachte endlich den Entscheidungskampf bei Mühldorf und gerade das Heer, mit welchem Friedrich dießmal nach Bayern vorrückte hatte in Oesterreich wie in Feindesland geplündert nnd gemordet. Während Friedrichs Gefangenschaft hatten, weil H. Leopold beständig in Schwaben und in der Schweiz verweilte, seine jüngern Brüder Albrecht, Otto und Heinrich gemeinschaftlich in den österreichischen Ländern regiert. Leopold starb 1326, Heinrich 1327, so war die Herrschast bei Friedrich, Albrecht und Otto. Da fing der letztere den Krieg gegen die Brüder an, mn ein größeres sclbstständiges Besitzthum zu erhalten und erlangte voll ihnen durch einen Frieden im Jahre 1328 die Vordern Lande nnd damit lag die Regierung Oesterreichs in den Händen Friedrichs nnd Albrechts. Friedrich starb bereits 1330. Oesterreich bedürfte im höchsten Maße der Rnhe, um sich von den Schlägen, welche es nnter Friedrich dem Schönen getroffen nnd insbesondere von den Verheerungen des Jahres 1322 durch die eigenen Truppen desselben zu erholen. Znm Glück ward ihm ein vortrefflicher Regent in Albrecht II. Im Anfang seiner Regierung stand ihm sein Bruder Otto zur Seite. Dennoch entging anch Albrecht nicht der Nothwendigkeit Krieg zu führen. Ein unser Land zunächst berührender Kampf mit Böhmen entstand durch den im Jahre 1335 erfolgten Tod Heinrichs, Herzogs von Kärnten nnd Grafen von Tirol. Heinrich hatte keinen Sohn und nur die mit Johann, dem Sohn des Vöhmerkönigs, Johann, verehlichte Tochter Margaretha Manltasch hinterlassen. Baiser Ludwig verlieh 421 Das Erzherzoginn ^cstcrvcub ob dcr ^nns. 5lärnten als Neichslehcn dann einen Theil von Tirol an die Herzoge von Oesterreich und behielt einen andern Theil Tirols für sich, Margaretha wollte dagegen Kärnten nnd Tirol behalten. In: Jahre 1.''»3l> siel K. Johann von Böhmen in Oesterreich ein nnd verwüstete das untere Mühlviertel. Doch bald hatte K. Ludwig ein Heer gesammelt, die Herzoge von Oesterreich zogen dnrch Oberösterreich zn ihm, verheerten das Land des mit Böhmen verbündeten Herzogs Heinrich von Bayern und rückten dann nach Linz herab, um von hier in Böhmen einzufallen. Allein hier verließ sie plötzlich Kaiser Ludwig, die Böhmen drangen wieder im Mühlviertel vor und jetzt schlössen die Herzoge mit Böhmen einen Frieden zu Enns. Er brachte Kärnten an Oesterreich, wofür Tirol dem Sohne des Königs Johann blieb. Von da an unterbrach kein Krieg, so lange Albrecht herrschte, den so fruchtbringenden Frieden. Unerwartete Störungen des Wohlstandes fielen jedoch vor: im Jahre 1'">38 verwandelten Houschreckenschwärme das Land zeitweilig in eine Wüste und im Jahre 1349 wüthete der Schwarze Tod, welcher aus dem Orient nach Italien und weiter verschleppt worden war derart, daß ein Drittel der Bewohner starb. Bald hatte der Schrecken alle Bande der Ordnung gelöst, in die verödeten Ortschaften und ansgestorbenen Hänser drangen Diebe ein, um sich den Tod zu holen, Prozessionen verbreiteten die Ansteckung. I^li^-ti8inu8 und Sitteulosigkeit reichten sich die Hand, halbnackte Geißlerschaaren zogen rings umher, man plünderte die Reichen, besonders die Juden, als die Ursache des Unglücks. Lange noch fehlten die Arbeitskräfte nnd herrschte als letztes Nachweh der Seuche große Theuerung im Lande. Allein trotz dieser Störungen war Albrechts Regierungszeit eine höchst fördersame für Oesterreich. Der Herzog hielt sich öfters m Oberösterreich auf und erließ für dasselbe vortreffliche Gesetze. So hat er speciell den für das Land wichtigen Salzhandel in zweckmässiger Weise geregelt. Späterer Ereignisse halber erwähnen wir, daß sich im Jahre 1348 die Schauenberge gegenüber Albrecht erklärten, seine Diener geworden zu sein und ihm mit ihren Burgen warteu und dienen zu wollen und daß 4^ Das Erzhcrzogtlmm ^csicrrcick? ob der (5uns. im Jahre 1355 Graf Ulrich von Schauenberg deul Herzoge neuerlich seine Trolle gelobt hat. Albrecht II. starb im Jahre 1358. Sein hochstrebender talentreicher Sohn Rudolf IV., der Stifter, sorgte in Oberösterreich uornehinlich sür die Städte nnd befahl nnter Andernl im Jahre 1360 die Aufhebung jeder sremden Grnndherrlicht'eit innerhalb derselben. Er hob auch das Recht auf, schlechte Münzen zu prägen, sie um einen mindern Preis an die Münzstätten, deren eine sich in Enns befand, abliefern zu lassen, und sie sogleich wieder zu einem höhern auszugeben. Dafür führte er das Umgcld, eine Abgabe von allein ausgeschenkten Wein, Bier und Meth ein; doch blieb der Adel und die Geistlichkeit davon befreit! Anch ihm gegenüber erklärten sich die Schallenberge im Jahre 1361 als seine Vasallen. Das bedeutendste Ereignis; aus Rudolfs Regierungszeit, der Anfall von Tirol an Oesterreich nach dem Tode H. Meinharts, des Sohnes der Margaretha Maultasch, hatte für unser Oberösterreich zunächst bloß Unangenehmes im Gefolge. Bayern begaun nehmlich deßhalb im Jahre 1363 den Krieg mit Rudolfs Verbündetem, dem Erzbischof von Salzburg, und belagerte auch das an Oesterreich verpfändete Schärding, Rudolf dagegen sammelte sein Heer um Enns, welche Stadt mit ihrer Umgebung , von der undisciplinirten Soldatesca arge Drangsale zu erleiden hatte. Er eroberte und verwüstete dann Ried im Innkreise, Zog sich jedoch nach Oesterreich zurück sobald die bayerischen Herzoge gegen ihn anrückten. Den ruhmlosen Krieg beendigte für's Erste ein Waffenstillstand. Rudolf starb bereits 1365 und sein Bruder und Nachfolger Herzog Albrecht III. erneuerte vor allen: den Waffenstillstand lind schloß im Jahre 1369 Frieden. Die Herzoge entsagten darin den Ansprüchen auf Tirol, das bei Oesterreich blieb, dafür erhielten sie davon Rattenberg, Kitzbühel, Kufstein und nebstdem Schärdmg und eine Geldsumme. Ebenfalls in den ersten Jahren seiner 30jährigen Negierung schlug der Herzog bei Hafnerzell die Truppen der Passaner Bürger als sie bei einem Kampfe mit ihrem Bischof raubend in das österreichische Gebiet eingefallen waren. 4^3 Daö ErMrzoHUmm Ocftcrrcich ob dcr Enns l Leider sah sich der vortreffliche und friedliebende Albrecht IN. fortan durch seinen eigenen Bruder H. Leopold III. bedroht. Derselbe stand ihm in der Regierung zur Seite und regierte die Vorlande, Albrecht die übrigen Provinzen, Tirol war gemeinschaftlich. Doch im Jahre 1372 begehrte Leopold einen grösiern Antheil. Albrecht beschwichtigte den Sturm durch eine Theilung der Einkünfte und der Regierungsgewalt. Das Doeument darüber ans dem Jahre 1373 anerkennt, als das erste, Linz ossteiell als Hauptstadt von Oberösterreich durch die Bestimmung, Herzog Leopold könne nicht zu Linz wohnen, wo die Hauptmanuschaft ob der Euns hingehört. Das Uebereinkommen galt bloß für 2 Jahre, wurde übrigens 1375 allf ein Jahr erneuert. Doch bewarben sich die Brüder beständig um Bundesgenossen für den Fall, eines Krieges. Dieser schieu 1377 dem Ausbruch nahe, endlich im Jahre 1379 kam eine vollständige Länder-theilung zu Stande. Albrecht behielt nur Oesterreich sammt dem Lande ob der Enns mit dein früher zn Steyermark gehörigen Steyr, Hallstadt und dein Ischelland, dem Salzkammergut, Leopold die übrigen Länder/'' Im Jahre 1380 kämpfte H. Albrecht im eigenen Lande Oberösterreich mit seinem Vasallen, dem Grafen Heinrich von Schannberg. Derselbe benahm sich in seinem Bezirke ganz unabhängig im Gegensatze zur Erklärung seiner Vorfahren, Vasallen der österreichischen Herzoge sein zn wollen. Er schloß sogar einen Bund gegen den Herzog mit verwandten Dynasten und kündigte ihm die Fehde an. Der Haupttampf wurde im Donauthale oberhalb Linz ausgefochten. Herzog Albrecht eroberte bald Eferding, die starke Schaunburg trotzte ihm jedoch noch lange als schon die übrigen Burgen der Schaunberge " Die Nachricht einig« Schriflstüllcr, AlbvM Hal)!.' unr ^icderösttt'N'ich bchallni, mag ihn- ^rtlänmg in der lxvschicdcncn Bcdmttmg dcv Bezeichnungen ^iiederöstcvreich und Obcv^ österrcich zu verschiedener Zeit finden. So begriff mcm unter Nicderöftcrreich zeitweilig den Complex mehren-r österreichischer Lander, darunter Oesterreich ob und unter der Enns, und ebenso fasile Oberösterreich Tirol uud die ^äuder au der Adria, nicht aber Oesterreich ob der Enns in sich. 424 > Dcis Er^n"ogtlnim i7cstcri>'ich ob dcr Euns. ( gefallen waren. Tor Abfall der Verbündeten bcstinimte den Grafen, einen Waffenstillstand nachzusuchen. Doch brach er ihn, iudem er währeud desselben die Bastionen, welche der Herzog vor der Schauenburg erbaut hatte, Zur Nachtzeit überfiel und die Besatzung tödtete. Endlich fügte er sich einem Schiedsspruch, welcher 1383 erflos; und seine Unterwerfung als Vasall des Herzogs begehrte, und nahn: seine Güter vom Herzog zu Lehen. Jedoch waren auch später noch Kämpfe gegen ihn nothwendig, weil er den Handel und die Schifffahrt auf der Donau sperrte, Kaufleute zu Wasfer und zu Lande plünderte, sich zum Krieg gegen den Herzog rüstete und dazu Bündnisse nut Bayern schloß. Auch ein anderes Raubrittergeschlecht, die Norer, bekämpfte Albrecht. Er zerstörte 1390 ihre Veste Leoustein. Sie führten aber in Verbindung mit andern Rittern noch darnach die Fehde gegen die Anhänger des Herzogs fort und unterwarfen sich erst 1392. Ein schlagender Beweis der Machtlosigkeit des Herzogs gegenüber den Dynastengeschlechtern und der heillosen Zustände des Faustrechts ist es, daß in den: Frieden zwischen Albrecht uud den Norern zwar die beiderseitigen Anhänger eingeschlossen wurden, doch auch bestimmt ward, daß der Herzog die Stadler und Stcinbecke, welche am Kampfe gegen die Rorcr betheiligt gewesen waren, zum Frieden bringen möge, wenn nicht, „es den Rorern freistehen solle, sich gegen fie zu vertheidigen." Nach außen nahm Albrecht nur noch einmal in Jahre 1387—1389 an den nicht sehr bedeutenden Fehden wegen einer streitigen Bischofswahl in Pasfan Theil, sonst hielt er Frieden. Besonders freundlich war sein Verhältniß zu Bayern nnd noch im Jahre 1394 kamen die Herzoge von Bayern Johann und Ernst nach Linz zu freundschaftlicher Vereinigung mit Albrecht und zur Verbesserung der beiderseitigen Handclsangelegcnheitcn. In die Zeit von Albrechts Negierung fällt die Gcfangenhaltung des bömischen Königs Wenzel in der oberösterreichischen Burg Wildberg im Jahre 1394. Wenn auch Albrecht mit deu Feinden des Königs verbündet war fo steht doch fest, daß sie ohne sein Wissen und seinen Willen erfolgte, denn er zürnte den Nosenbergen und Starhembergen ernstlich aus dieser Veranlassung. l^,'> 54 Das Erzherzogthum Oesterreich ob der Eims, In Oberosterreich saß in demselben Jahre noch ein zweiter Mann von hohen: Rang gefangen, nehmlich Johann von Liechtenstein anf der Bnrg Pernstein. Er „der gewaltige Hofmeister" war muthmasilich wegen seiner Verbindung mit König Wenzel in Ungnade gefallen, dnrch das von Schiedsrichtern gesprochene Urtheil aber kamen damals zahlreiche Güter der Familie, darunter Pernstein und Spielberg, an den Herzog. Von seinen Unterthanen allgemein betrauert starb Herzog Albrecht Hl. im Jahre 1395 mit Hinterlassung eines Sohnes Albrecht IV. Wieder warf jene Zwietracht im Regentenhause, welche in Bälde in hellen Flammen aufloderu sollte, ihre Schatten voraus. Herzog Wilhelm von der Leopoldinischen Linie beanspruchte die Mitregierung in Oesterreich lind Herzog Albrecht gestand sie ihm zu, um einem innern Kampfe uorzubeugeu. Die Städte von Oberösterreich huldigten Albrecht und Wilhelm, welcher zugleich Stellvertreter seiner drei Brüder war. Unter der Regierung dcr Herzoge wurde die Untersuchung gegen die Waldenser in Oberösterreich abgeschlossen. Bis in die Zeiten Otto-tars und Rudolfs von Habsburg reicht das Bestehen der Lollharden in Oberösterreich zurück. Entdeckt wurden sie erst im Jahre 1311 und damals ward eiu Inquisitionstribuual in Steyr bestellt. Sein Urtheil ist nicht bekannt. Man hielt die Secte für ausgestorben; sie lebte jedoch in den Waldensern fort. Gegen diese berief Albrecht III. im Jahre 1395 eine neue Inquisition nach Stcyr, weil in dieser Stadt und nm sie die Sectirer am zahlreichsten waren. Während der Untersuchung gegen sie traten die Ketzer mit Mord lind Brand auf. Im Jahre 1Z9? endlich wurde das Urtheil gesprochen und wurden mehr als 100 von ihnen bei Stenr lebendig und öffentlich verbrannt. Auch befanden sich unter Albrecht IV. König Wenzel von Böhmen uud mit ihm Markgraf Prokop von Mähren nach ihrer Gefangennahme durch König Sigismund von Ungarn im Jahre 1402, für kurze Zeit in Haft auf der Schauen bnrg. Im Jahre 1404 verzichteten Albrechts jüngere Vettern auf alle Rechte auf Oesterreich ob und unter der Enns, nicht so Herzog Wilhelm. 420 Das Erzherzogtum ^cstcvrcicli ob der Lims, Ails seiner Mitregentschaft erwuchsen ncne Zerwürfnisse nnd ein innerer Krieg stand vor der Thüre. Da starb Albrecht im Jahre 1404. Sein Sohn Albrecht V. war erst 7 Jahre alt; Herzog Wilhelm wurde sein Vormund. Er arbeitete kräftig auf die Beseitigung des üppig wnchern-den Faustrechtes hin, leider starb er bereits im Jahre 1406. Oberösterreichs Stände erkannten nun Albrecht als Herrscher an und überließen es den Brüdern des Herzogs Wilhelm sich wegen der Vormundschaft aus einander Zu setzen. Herzog Leopold der Prächtige übernahm die Vormundschaft. Er schloß mit den Ständen den Landfrieden, um den Räubereien im Lande Einhalt zu thun. Auch verpfändete er Stenr an seinen Bruder Ernst. Doch bald trat der Zwist zwischen den Herzogen Leopold nnd Ernst klar zu Tage. Herzog Ernst wünschte an der Vormundschaft Theil zu nehmen. Das Land nahm Partei für und wider Leopold. Auf Ernst's Seite standen unter Andern die in Oberösterreich reich begüterten Wallfeer, aus welchem Hause die meisten Landeshauptleute des Landes ob der Enns abstammten. Raub, Mord und Plünderung wurden allgemein, besonders wüthete Leopolds Partei. Nach einer scheinbaren Versöhnung begannen die Zwistigkeiten wieder, doch kam es nicht zum Kampf, sondern zu einem Vergleich, durch welchen Herzog Ernst zum Mitvormund bestimmt wurde. Eiue Eintracht ward aber dadurch keineswegs erzielt. Herzog Leopolds Hinrichtungen, obenan die des Bürgermeisters von Wien, brachten alles gegen ihn auf. Man griff zu den Waffen, vornehmlich die Wallseer boten ihm Fehde. herzog Ernst verweilte inzwischen in Oberösterreich, rüstete jedoch zum Kampf. Doch fand auch dießmal kein wirklicher Zusammenstoß zwischen den Brüdern statt. Sie unterwarfen sich vielmehr einem Schiedsspruch des K. Sigismund vom Jahre 1409, wornach sie beide Vormünder bleiben und die Stände ihnen beiden huldigen sollten. Es ward nun im Ganzen ruhiger, dafür nahmen die Räubereien im Lande überHand und sie verübten ebenso die entlassenen Soldaten als ein Thcil des Adels. Die Herzoge kämpften mit vielem Erfolg gegen diese adeligen und unadeligen Freibenter. Im Jahre 1411 wurde Albrecht volljährig. Da brachten ihn die 42? 53* Das Erzhcrzogthn!» Ocsicvvcicl, od dcr C'uns, Stands au ihrer Spitze Neinprecht von Wallsee, aus der Gewalt der Vormünder, welche ihr Amt nicht niederlegen zu wollen schienen, rasch nach Egenburg, wo die Stände tagten, verzog Leopold hätte sich kaum deu Beschlüssen derselben gefügt, wenn sie seine Vormundschaft beseitigt haben würden, allein er starb plötzlich. Auch Herzog Ernst weigerte sich von der Regentschaft abzutreten und kämpfte noch mit dem Wallseer, fügte sich jedoch später einem neuen Schiedsspruch des Kaisers Sigismuno, welcher Albrecht als volljährig lind als Regenten von Oesterreich anerkannte. Albrecht stellte eine Sicherheit im Lande her wie sie lan/.e nicht geherrscht hatte. Er blieb stets deu Wallseern dankbar nnd gnädig gesinnt. Steyr, welches dcm Herzog Ernst verpfändet war und diesem den Eid der Treue geschworeu hatte weigerte sich anfangs Albrecht, der Ernst die Auslösung wiederholt, doch immer vergebens, angetragen hatte, zu huldigen. Der edle Fürst ließ es abermals auf eineu Schiedsspruch ankommen, in Folge dessen ihm die Stadt als dem Landesherrn auch die Huldiguug leistete. Er bestätigte die Privilegien der Stadt und schließlich kam eine vollständige Ausgleichung zwischen Albrecht und Reinprecht von Wallsee dann dem Herzog Ernst zu Stande. In dieser Zeit erscheint in den Urknnden wieder für die Herzoge von Habsburg der Titel Erzherzog, welchcu schon Rndolf der Stifter geführt hatte ohne ihn behaupten zu können. Jetzt hatte ihn Herzog Ernst angenommen. Inzwischen waren die Hussiten im nahen Böhmen zu immer größerer Macht gelangt. Im Jahre 1419-1420 rüstete Herzog Albrecht, welchem sich Herzog Ernst anschloß, zu Freistadt, um dem König Sigismund von Böhmen Zu Hilfe Zu zieheu. Der Feldzng der Herzoge mißlang jedoch und in dieser Zeit des Fanatismus wüthete man deßhalb, wahrscheinlich weil sie auch nicht Katholiken waren!, gegen — die Juden! Angeblich wegen des Verkaufes von Hostien durch die Meßnerin zu Enns an Juden und Eutweihung derselben durch die letzteren wurden alle Juden eingekerkert, wie wir auo der Geschichte Wieus wissen, ihre Güter eon-siscirt uud viele von ihnen verbrannt. Auch die Meßuerin von Enns erlitt den Flammentod. 4^ Tas ErzhcrMthmu Oesterreich ob der Euns, Die Hussitengefahr erheischte inuncr großartigere Rüstlingen, welche schwer auf Oberösterreich drückten. Doch verinochten sie das Land nicht ganz vor den gefürchteten Einfällen zu schützen lind die Hussiten verwüsteten wirtlich wiederholt das Mühlviertel, wohl schon früher, urkundlich aber in den Jahren 1428, 14.-! 1 und 1432. Leider nahm in Folge der Kriege und Zerstörungen auch wieder das Räuber- und Raubritterwesen im Lande überHand. Unfer Oborösterreich sah nach dein letzten Husfiteneinfalle bis' zn Albrechts Tode im Jahre 1439 keinen Feind. Wir setzen die Ereignisse während der Minderjährigkeit von Albrecht V. nachgeborncm Sohn Ladislaus als von anderm Orte, besonders aus der Geschichte Wiens, bekannt voraus. Unter den Ständen, welche sich Anfangs für die Vormundschaft des Herzogs Friedrich V., des nachmaligen Kaisers Friedrich IV., aussprachen stnden wir auch diejenigen vom Lande ob der Enns. Schon im Jahre 1442 befand sich Friedrich in Steyr, das ihm die Wittwe Albrecht V., deren Morgengabe und Witthum es war, verpfändet hatte. Als dann die Unzufriedenheit wuchs nnd die Stände gegen Friedrich auftraten hielt denn Steyr auch am längsten zn ihm. Im Jahre 1452 treffen wir die Anhänger und Gegner Friedrichs auch in Oberösterreich bereits in offenem Kampfe mit einander an. Die Auslieferung des Herzogs Ladislaus beendigte jedoch damals für's Erste den Streit. Wie wenig Harmonie aber zwischen Herzog Ladislaus oder besser seineu Räthen und Kaiser Friedrich bestand geht wohl klar daraus hervor, das; sich die beiden Fürsten niemals wegen des Pfandrechts des Kaisers auf Steyr verständigten, sondern Ladislaus noch im Jahre 1455, also drei Jahre nach der Entlassung aus der Vormundschaft, das Schloß Steyr bloß durch Gewalt in seinen Besitz bringen tonnte. Als Ladislaus im Jahre 1457 17 Jahre alt gestorben war begannen bald neue Zwistigkeiten im Hanse Habsburg. Außer dem Kaiser Friedrich machten sein Bruder Albrecht VI. und sein Vetter Sigmund auf Oesterreich Anspruch. Es ist hier der Ort zu erinnern, daß Kaiser Friedrich im Jahre 145'.j >1Ä) D.n gleich seinem Bruder Friedrich eine elende Münze. Als hierauf in Unterösterreich ein Aufstand gegen Friedrich ansbrach versprach Herzog Albrecht den niederösterreichischen Ständen seine Hilfe, schloß allerseits Bündnisse und brachte auch den Erzherzog SigMund auf seine Seite. Von Linz ans siel er im Jahre 1461 in Niederösterreich ein. Zwar kehrte er in Folge eines Waffenstillstandes nach Oberösterreich zurück, jedoch seine entlassenen Söldner raubten auf das Unmenschlichste in Niederösterreich und mit ihnen wetteiferten die des Kaisers. Der Erzherzog selbst verletzte den Waffenstillstand, indem er Landtage und Contributionen in Oesterreich ausschrieb. 430 Das Erzhcrzogthnin Ocstcrrc!^ 0b dcv C'inis, Als dann Wien im Jahre 1462 mit dem Kaiser in Kampf gerieth, kani Albrecht dorthin und es wurde hierauf jener Vergleich abgeschlossen worin der Kaiser ganz Unterösterreich an Albrecht auf 8 Jahre überließ. Wieder ward der Vergleich nicht gehalten, die entlassenen Söldner brandschatzten das Land, die Anhänger des Kaisers und jene des Erzherzogs kämpften gegen einander. In Oberösterreich war es rnhiger, doch herrschte Noth nnd Verwirrung, weil Albrecht, der endlich die Verpfändung von Steyr an Jörg von Stein durchgesetzt hatte, immer von Neuem Geld brauchte und der Krieg mit dem Kaiser stündlich wieder auszubrechen drohte. Da starb zum großen Glück für Oesterreich der Erzherzog am 2. Dezember 1463. Die ob der ennsischen Stände erkannten nun Friedrich bald als den einzigen Herrn des Landes an. Vom Jahre 146^ an begannen innere Kämpfe. Georg von Stein, der Pfandinhaber von Steyr, übergab dieß dem Kaiser nicht, plünderte vielmehr die Umgebung mit böhmischen Söldnern. Mit ihm verband sich Wilhelm von Puchheim und brach im Machland ein. Gleichzeitig sandten mehrere Ritter der Stadt Steyr Fehdebriefe. Die kaiserlichen Truppen zogen zwar in Steyr ein, konnten jedoch die Burg nicht nehmen, ja sie räumten gegenüber den Angriffen Steins sogar die Stadt wieder und mm plünderte Stein vollends rings im Trauntreise. Andere Raubritter aber trieben es, besonders im Mlchlviertel, nicht besser. Der Kaiser trat in Verhandlungen mit Stein, ohne daß dadurch eine friedliche Beilegung des Streits stattfand. Vielmehr suchte Stein neuerlich beim König von Böhmen Hilfe, welcher auch einige Truppen nach Oberösterreich schickte. Endlich sandte der Kaiser im Jahre 146? seinen Feldherrn Ulrich von Gravcnegg nach Steyr, die Stadt huldigte ihm, die Burg dagegen nahm er erst nach tapferer Vertheidigung im I. 1468 ein. Ein Einfall der Böhmen im Machland unter dem Sohne des Königs Georg hatte den Ersatz bezweckt, der Uebergang über die Donau gelang ihnen aber nicht und bald räumten sie Oberösterreich, weil König Mathias von Ungarn an Böhmen den Krieg erklärt hatte. 431 Das Er,;licvzoHtl'UM ^stcvvcicli »b dcv (I'ims Wegen dieses Krieges des Königs von Ungarn und des Kaisers gegen Böhmen erhob der Kaiser nnd sein Befehlshaber in Steyr große An-forderliugen an das Land, besonders wurden viele Befestigungsbauten gefordert. Noch 14UN dauerte der Kampf fort und kanten neue Eiufälle böhnnscher Ritter im Mühlviertel vor. Wahrscheinlich waren sie von Jörg von Stein veranlaßt worden, der selbst zu einem ähnlichen Einfall noch im Jahre 1470 rüstete, ohne Fortschritte machen zn können, weil der Landeshauptmann Neinprecht von Wallsee den Widerstand vorbereitet hatte. Raubzüge böhmischer Großen in's Mühlviertel giengen ebenso 1472 und 1474 oor sich nnd zoge)t sich bis in die Jahre 1476 und 1477 hinüber. In den letztern Jahren sagten außerdem mehrere oberösterreichische Ritter dem Kaiser ab. Sie raubten dann die Klöster aus und führten Kämpfe mit den Anhängern des Kaisers, welcher denselben nicht helfen konnte, weil der König ron Ungarn den Krieg mit ihm begonnen hatte. Die Ungarn waren rasch in Niederösterreich vorgedrungen, Friedrich vor ihnen nach Oberösterreich geflohen, und hier schloß cr in Gmunden am 1. Dezember 1177 einen für ihn höchst ungünstigen Frieden. Das ausgesaugte Oberösterreich hatte zu der großen, den Ungarn zu bezahlenden Summe beizutragen uud nebst den: gab es noch immer Kampf innerhalb seiner Grenzen, denn im Jahre 1478. dann 1480 unternahmen abermals die böhmischen Edlen ihre Raubzüge in das Mühlviertel. In dem letzteren Jahre fing auch der Krieg mit Ungarn wieder an. Ungarische Streifcorps kamen im Jahre 1482 über die Enns nnd plünderten den östlichen Traunkreis. Nach der Einnahme von Wien im Jahre 1485 beunruhigten die Ungarn dieselben Gegenden. Sie legten bei Ernsthofeu an beiden Ufern der Enns eine durch eine Brücke verbundene Schanze an, welche man nach ihrem Anführer die Tettauer Schanze nannte nnd machten von ihr aus weite Streifzüge. Selbst die Vorstädte von Steyr überfielen sie und wurden bloß durch den Befehls-des Erzbischofs Johann von Salzburg des frühern Orzbischofs von Gran und jetzigen Pfandinhabers von Steyr verhindert sie zu verbrennen. 432 Das Erzherzogthmn Oesterreich ol,' dcr C'ims. Auch inl Mühlviertel straften sie, unterstützt durch einzelne österreichische Familien, welche sich an Konig Mathias anschlössen. Allerdings erschienen zur Hilfe Reichstruppen, jedoch außerdem, daß ihre Zahl ungenügend war, raubten sie in Oesterreich wie die Feinde. Die Ungarn unternahmen selbst im Waffenstillstand Streifereien aus der Tettauer Schanze, man rüstete zu neuen Kämpfen, auf einem Landtage zu Linz, auf welchem Kaiser Friedrich und sein Sohn König Max anwesend waren, konnte man sich über die Friedensbedingnisse nicht einigen und der Wiederausbruch des Krieges schien nahebevorstehend als König Mathias am 6. April 1490 starb. Selbst dann noch mußte die Tettauer Schanze förmlich belagert werden, damit die Ungarn aus ihr abzogen. Friedrich hielt sich in seinen letzten Lebensjahren viel in Linz auf. Er verschönerte es und erhob es dnrch eine Urkunde vom 10. März 1490 zur Hauptstadt des Landes ob der Enns. Er starb auch daselbst in: Jahre 14N>. Max I. setzte alsbald cine neue Negierung in den sogenannten niederösterreichischen Ländern d. h. in Oesterreich, Steyermark, Kärntcn, Kram und Istrien ein. Dieselbe wachte tüchtig über die Ordnung und Ruhe im Lande. Die große Ausdehung, welche der österreichische Länderbefitz unter K.Max gewann, hielt ihn selbst häufig fern von dem eigentlichen Oesterreich. Doch treffen wir ihn zeitweise auch in Oberösterreich, so 1501 in Lim, bei welcher Gelegenheit der Freund der Dichtkunst die öffentliche Krönung des Dichters Vinzenz Lang, Longinus, vornahm. Unter seinen Anordnungen bewährte sich bald die Abschaffung des Faustrechtes und die Bestellung des Reichskammergerichts zur Erhaltung des Landfriedens als wohlthätig für Oesterreich. Ueborhaupt bezeichnen K. Maxens Aenderungen in der Verwaltung feiner Lande einen entschiedenen Fortschritt zum Bessern, seine Polizei- und Kleiderordnungen aber beanspruchen mit Recht auch ein bedeutendes kulturhistorisches Interesse. Der Kaiser war stets kriegerisch gesinnt und viel in Kriege verwickelt, diese waren nicht immer glücklich und kosteten dem Lande viel. Es ist i.^ 5-' Das Erzherzogthum Oesterreich od der Enus. daher nicht zu wundern, daß er in der scheinbar romantischen Idee eines großen Kreuzzuges gegen die Türken selbst von Seite seiner eigenen Unterthanen wenig Unterstützung sand. Doch so oft Kaiser Max kämpfte so wurde Oberöstcrreich doch niemals zum Kriegsschauplatze. Nur im Jahre 1503 ward in unserm Lande gerüstet, als wegen der Erbschaft nach dem Herzog Georg dem Reichen von Bayern ein Kampf zwischen den oberbayerischen Herzogen und Herzog Ruprecht von der Pfalz ausbrach. K. Max nahm für die Erstern Partei. Man focht im bayerischen Imwiertel und in Bayern, der Krieg zog sich jedoch nicht nach Oberöstcrrcich herüber. Im Friedensschlüsse erhielt der Kaiser mehrere Tiroler Städte für seine Hilfe, auch wurde die Abtretung von Bayern an Max der Herrschaft Wildeneck mit Mondsee eingeleitet. Diese Abtretung erfolgte 1506 wirklich und das abgetretene Gebiet wurde zu Oberösterreich geschlagen. Noch ili, Jahre 1518 griff Max mit Eifer die Frage des Zuges gegen die Türken wieder auf. Doch der Reichstag zu Augsburg nahm seine Vorschläge kühl auf; auch die Wahl seines Enkels Karl zum deutschen König konnte er' nicht durchsetzen. Tief verstimmt und krank begab er sich im Oktober von Augsburg fort und starb bereits in: Ienner 151l) in Wels. Schon nnter des Kaisers nächsten Nachfolgern in der Negierung von Oesterreich traten zwei historische Ereignisse in den Vordergrund, welche die Geschichte desselben dann durch einen langen Zeitraum vorzugsweise beherrschen: die Einfälle der Türkeil und die Reformation. Oesterreich hatten die Enkel Kaiser Maximilians König Karl nnd Erz-lM'zog Ferdinand geerbt. Sie wareil nicht im Lande nnd darum setzten die Stände Oesterreichs, darunter auch jene des Landes ob der Enns, eine neue ein, in Widerspruch mit Maximilians Testament, welches die alte Regentschaft beizubehalten anordnete. Schon 1521 trat König Karl, der inzwischen als Karl V. die deutsche Kaiserkrone erlangt hatte, die deutschell Erblande an seinen Bruder Ferdinand ab. Dieser feierte noch in demselben Jahre zu Linz seine Vermählung mit Anna von Ungarn. i^i Das lHrcher^ogtblim Oesterreich ob der Emis. Er sorgte bald energisch für die Ruhe im Innern von Oberösterreich durch die Ausrottung der Heckenreiter, Räuber zu Pferde, welche oftmals von Adeligen angeführt ihr Unwesen im Mühluiertel und in: Machland trieben. Gefahrdrohend lieft sich das Jahr 1525 an. Der gräuelvolle Bauernkrieg wüthete in Deutschland, Emissäre hatten auch in Salzburg, Tirol und Steyermark den Aufstand erregt. Wie in Deutschland handelte es sich nicht blosi um die Einführung der Lehre Luthers, sondern hauptsächlich um materielle Interessen. In Oberösterreich rüstete man, doch schon ließ sich aus der Haltung der Stände entnehmen, daß selbst dcr Adel und die Ritter dem im Lande bereits verbreiteten Protestantismus anhingen und die Bürger von Steyr, wo die neue Lehre zahlreiche Anhänger hatte, sprachen sich vornehmlich gegen gewaltsame Maßregeln aus. Glücklicherweise ging die Gefahr dießmal rasch vorüber. Nur in: Traunkreis um Steyr gab es Zusammenrottungen, nirgends aber kamen ähnliche Verwüstungen und Blutthaten wie in Deutschland vor. Dafür nahm die Türkengefahr eine bestimmte Gewalt an. Sultan Suleiman trat im Jahre 1526 den Zug nach Ungarn an. Oberösterreich bewaffnete sich und traf Vertheidigungsanstalten. In demselben Jahre gelangte Ferdinand nach dem Tode König Ludwigs bei Mohacs zur Krone von Böhmen und Ungarn. Doch in Ungarn musüe sie mit Waffengewalt behauptet werden und da auch die momentan in Stillstand gerathene Bedrohung durch die Türken wieder zunahm verlangte Kaiser Ferdinand neue Opfer von seinen Ländern. In den Erwiderungen der Landstände spielte in Oberösterreich schon die Forderung der Religionsfreiheit die erste Rolle. Uebrigens regte sich im Lande damals die Seete der Wiedertäufer, von denen 1528 mehrere hingerichtet wurden. Unter den Vertheidigungsanstalten gegen die Türken stand die Befestigung der Ennsufer obenan und wie zweckmäßig diese Sorgfalt war bewährte sich bald. Denn kaum hatten die Türken im Jahre 152i) die Belagerung von Wien begonnen als 30,000 Reiter, die Renner und 435 55" Das Erzherzogthum Oesterreich ob der Emis, Brenner genannt, bis an die Enns vordrangen nnd alle ihre Versuche den Nebergang über dieselbe zn erzwingen vergeblich blieben. Auch als die Feinde von Wien abgezogen waren fuhr man mit den Vertheidigungsanstalten fort, denn man befürchtete ihre Rückkehr. Wirklich erfolgte der neue Einfall im Jahre 1532 in Unterösterreich und Steyrmark und wieder kamen die Nenner und Brenner an die Enns bis in die Gegend von Steyr. Es gelang ihnen sogar bei Ernsthofen die Enns zu überschiffen und nun verwüsteten sie das Stück des Traunkreises nordlich von Steyr, zogen sich jedoch rasch über die Enns zurück, wo dann ails dem Rückzüge die Enns aufwärts viele von den Ballern erschlagen wurden. Ferdinand befand sich in einer schwierigen Lage. Die Türkenkriege dauerten mit wenig Unterbrechungen bis 15tt2 fort. Er bedürfte fortan der Geldbewilligungen der Stände, diese dagegen begehrteil stets die Frei-gebung der protestantischen Lehren, welche immer mehr um sich griffen. Er konnte deßhalb nicht strenge gegen den Protestantismus vorgehen, wovon ihn übrigens auch die Hoffnung auf einen Ausgleich und eine Au^söhuung der Parteien abhielt. Dennoch gab er in der Neligionsfrage für Oesterreich nicht weiter nach, als das; er der Communion in beiden Gestalten bis zur Entscheidung des Tridcntinischen Conciliums darüber nicht entgegentrat. Er erlebte noch, daß nach seinem Antrage dies; Zugeständnis; des Genußes des Abendmahls vom Concilium und den: Papste in den Jahren 1563 uud 1564 in mchreren Dioeösen, daruntcr auch in Oberösterreich, gemacht wurde. Allem zu einer Versöhmmg zwischen Protestanten uud Katholiken kam dasselbe eben schon zn spät. Wir lesen, daß um das Jahr 1560 kaum mehr als der zwanzigste Theil der Bewohner Oesterreichs ob der Enns katholisch war. So wie Ferdinand seinem Bruder Karl V. nach dessen Resignation auf die deutsche Kaiserwürde in dieser gefolgt war, folgte ihm wieder sein Sohn Max II. In der Ländertheilung, welche noch Kaiser Ferdinand uuter seinen Söhnen vorgenommen hatte, war demselben allster Ungarn und Böhmen auch Oesterreich ob und unter der Enns zugewiesen worden. Damit überkam er zumeist die Kämpfe mit den Türken und Protestanten. 436 Das Erzherzogthmn Oestcrreick, ob dcr CnnZ. Die ersteren waren schon 15s;. Von seinem Nachfolger, seinem Sohne Rudolf ll., befürchteten die Stände bei seinen streng katholischen Anschauungen nm so mehr eine Gegenreformation als sie die Bedingungen der Zugeständnisse Kaiser Max I I. nicht hielten, deuu der protestantische Gottesdienst ging allerorts vor sich nnd die Städte hielten sich ihre eigenen Prediger. Wirklich wollte der Kaiser die Concessionen seines Vorgängers strenge beobachtet wissen; wo . darnach der Protestantismus nicht erlanbt war sollten die Unterthanen katholisch, die Prediger weggeschafft nnd katholische Priester eingeführt werden. Die oft gewaltfame Voll^iebung diefer Anordnungen regte das Volk, 4-l7 Das Hrzherzogthum ^cstcrrcicl' ob dcr Elms welches ja dic Unbotmäßigkeit der höhern Stände in der Religionsfrage sah, auf, an Aufreizungen fehlte es zu dein nicht und so kam es zu Unruhen. Querst im südlichen Traunviertel, vorzüglich aber in der Pfarre Sierning. Die Bewohner schlössen eine Verbindung für ihren Glauben, welche sich die Enns uud Steyr aufwärts verbreitete. Schon warfen die weltlichen Stände dem Prälatenstand vor, er sei durch seinen fanatischen Vorgang Schuld an den Unruhen und baten den Kaiser von der Gegenreformation abzulassen. Es fand hierauf eiue Untersuchung statt, doch dauerte die Bewegung im Traunkreise fort, jedoch ohne größere Gewaltthätigkeiten. Sie griff dann auch in das Mühlviertel hinüber. Die Unterfuchung blieb ohne üble Folgen für die Unruhestifter, diese Kraftlosigkeit der Regierung aber und der Schutz der Stände verleiteten zu größern Uubotmässigkeiten in Windischgarstcn. Man führte mit bewaffneter Hand einen PrMkanten in die Kirche, nahm die katholischen Filialkirchen in Besitz, zahlte keine Steuern und erpreßte sogar Geld, um Widerstand leisten zu können. Bald erhob sich selbst ein allgemeiner Aufstand der Bauern. Znerst regte es sich in den Jahren 1594 und 1595 im obern Mühlviertel ans Anlaß der Einsetzung katholischer Pfarrer. Es geschah nichts Ernstliches dagegen. Noch ungleich größere Verhältnisse nahm der Aufruhr im tzausruck-kreise an. In Waitzenkirchen fanden sich die Banern aus 15 Pfarren znsammen und schlössen einen Bund; dabei war nicht von der Religion, sondern von den Herrenforderungen die Rede. Nun schickten die Stände Commissure. Sie begriffen erst jetzt die Gefahr und trugen auf Rüstung an und es ergingen Dekrete an die Städte und Märkte sich an die Stände anzuschließen. Große Schaaren hatten sich im Machland gesammelt. Gotthard von Starhemberg zog gegen sie und versprengte sie. Er und Weitard von Potlheim wandten sich dann gegen Grieskirchen und letzterer ging von da nach Neumarkt. Hier aber wurde er von den Bauern, deren etwa 4000 beisammen waren, überfallen nnd geschlagen. Die Führer der Aufständischen tödteten wehrlose Verwundete, andere Verwundete wurden mit 438 Das Erzherzogthum i7cs!crrcich od dcr Enns, Peitschen nach Neumarkt hineingetrieben, wo fie aber nicht verbunden werden dnrften. Die Zahl der Banern im Felde stieg rasch anf 50,000, besonders als mehrere tanscnd ans dem Trannkreis Zn ihnen gestoßen waren. Im Ganzen traten sie weniger gransam anf als man befürchtete. Sie sandten sogar Bevollmächtigte mit Friedensanträgen nach Linz, es wurde mit ihnen verhandelt und die große Menge verlief sich. Jetzt erschienen kaiserliche Commissäre. Sie beriefen die Banern-vorstände nach Linz. Es fanden sich auch mehrere ein und man wies sie an, Bevollmächtigte nach Prag zu schicken und die Waffen abzuliefern. Beides geschah, doch die Waffcnabliefernng erfolgte nur alls einzelnen Gegenden. Trotz der Bitten der Stände aber kam von Seite des Hofes keine durchgreifende Erledigung der Angelegenheit. Da flammte 15A; der Bauernaufstand vom Neuen auf nnd zwar zuerst in Steyr. Bei einer Musterung des Aufgebots im Schlosse entstand ein Tumult der Unterthanen der Herrschaft und Zwei davon schlugen mit Hacken auf den Burggrafen Ludwig von Starhemberg. Sie wurden verhaftet und der Burggraf ließ sie in der Stille ohne ordentliches Gericht enthaupten. Darüber standen die Bailern weit herum im Trannkreis anf. Sie rückten gegen Steyr und lagerten am linken Ufer der Stcyr. Doch als die Bürger die Stadt schützten zogen sie des kalten Winters halber ab uud nach Wels, wo sich Schaaren aus dein Hausruck befanden. Es wurde hier mit ständischen Commissären verhandelt und weil auch im Mühluiertel uud in Obcrsteyermark der Aufruhr hell loderte gaben sic selbst den Anführern der Bailern Sicherheitsbriefe. Der Aufstand dauerte uoch fort, war aber minder heftig. Nach längcrm Verhandeln erließ endlich der Baiser eino Verordnung, wie es indessen uud bis zur vollständigen Ausgleichung zwischen Herrfchaft und Unterthan bezüglich der Abgaben nnd Lasten zn halten sei, das sogenannte Interim. Nach ihm sollten die Bauern die Waffen ablegen, Zusammenrottnngen nicht mehr stattfinden, die Kirchen an die Besitzer zurückgegeben und die Praedikanten der Bauern abgeschafft werden. Als die Bauern allen: dem nicht Folge leisteten entschlossen sich die 439 Das Erzherzogthmn OesMvcich ob dcr Eims. c Stände endlich zllr Gewaltanwendung. Gotthart von Starhemberg durchzog mit Truppen das Mühlviertel, einen Theil des Hausruckviertels und ging zuletzt nach Windischgarsten. Die meisten Bezirke unterwarfen sich ihm und er lies; au vielen Orten die Hauptaufrührer hinrichten oder ihre Höfe verbrennen. Joachim von Zinzendorf vollendete den Exekutionszug im Hausruckviertel. Zum Schlüsse wurden noch die zwei Haupt-ansührer im Traunviertel, einer in Steyr und der andere in Wels mthauptet. Eine Commission untersuchte bis Ende 1598 die Beschwerden der Unterthanen und ihrc wichtigste Bestimmung war die Beibehaltung der Verfügung des.Interims, daß die Nobot auf nur 14 Tage im Jahre beschränkt werde und abgelöst werden könne.. Ictzt aber hielt mau in Prag den Augenblick gekommen auch ernstlich gegen die Reformation vorzugehen. Es erging der Befehl den Grundsatz, daft in allen landesfürstlichen Städten, Märkten, Orten und Pfandschaften nur die katholische Religion und ihr Cultus besteheu dürfe streng durchzuführen. Die drei Stände protestirten dagegen als gegen einen Eingriff in die Bewilligung Kaiser Max II. zur Abhaltung des protestantischen Gottesdienstes für ihre Unterthanen auch in den ihuen gehörigen Kirchen. Der Kaiser blieb fest. Der protestantische Gottesdienst selbst in der Minoriten- oder Landyauskirche in Linz, welcher unterdessen organisirt worden war, wurde untersagt, ebenso wurde er es in Steyr, Wels und den andern Städten und Märkten; die Stände führten jedoch die weggeschafften Prediger rasch wieder ein. Im Jahre 1601 erhob sich der Gegenreformation halber sogar wieder ein Aufstand in: Salzkammergute, wo der Protestantismus allgemein herrschte. Dahin gesandte Commissäre richteten nichts aus. 'Erst Salz-burg'sche Truppen trieben die Unterthanen im Jahre 1602 zu Paaren, wobei die Häuser mehrerer Nebellen niedergerissen, einige Rädelsführer hingerichtet wnrden nnd die Gegenreformation durchgeführt ward. Der Protestantismus dauerte jedoch im Lande fort, indem die Adeligen die Prädikanten auf ihren Schlöftern beließen lind das Volk sich an diese hielt. Da beschloß der Kaiser die Concession Max II., deren Bedingungen 440 Das Erzherzogtum» Oesterreich ob der ^nns. ja ohnehin niemals eingehalten worden waren, ganz aufzuheben. Allein unerwartet nahm die Frage eine neue Wendimg. Der Protestantismus suchte eine Stütze und fand sie im Bruder des Kaisers, Erzherzog Mathias. Er hatte sich im Jahre 1580 in Linz niedergelassen, mischte sich in manche Regierungsfragen und dadurch entstanden bereits damals Mißhelligkeiten zwischen ihm und dem Kaiser. Später ernannte ihn der Kaiser zum Statthalter des Landes, dann ging er als Feldherr nach Ungarn. Der Kaiser mißtraute ihm ader immer. Mathias schloß sich nun mehr und mehr an die Stände an. Im Jahre 1606 war er Gubernator in Ungarn. Damals anerkannten ihn, weil der Kaiser nicht tauglich zur Negierung sich zeige, durch eine Urkunde alle Erzherzoge mit Ausnahme des Erzherzogs Leopold, Bischofs von: Passau, als das Haupt der Familie und übertrugen ihm alle Gewalt und Vollmacht. Mathias schloß hierauf noch im Jahre 1606 Frieden mit Vocskay und gestand darin den ungarischen Ständen, freien Städten und primlegirtcn Kronstädten, dann den Haiducken Religionsfreiheit zu Dieses Zugeständnis; verbürgte Mathias mit seinein Worte lind seiner Handschrift und die Stände, darunter die von Oberöstcrreich, asse-curirten den Vertrag. Daraufhin schlössen auch die Türken einen, uud zwar für den Kaiser ehrenvollen, Frieden. Der Kaiser hielt den Frieden so wenig wie die Ungarn und verklagte Mathias bei dem Reichstag zu Regensburg, der Erzherzog dagegen berief die Stände und beschwerte sich, daß der Kaiser durch den Friedensbruch seine, des Erzherzogs, und der garantirendcn Stände Ehre verletze. Man beschloß dem Frieden nachzukommen und schloß einen Bund gegen Jeden, der den Frieden nicht halten wolle. Jetzt drohte der Kaiser den Ständen mit Verlust ihrer Privilegien, Mathias erhob Klagen gegen den Kaiser, drohte seinerseits und zog, nachdem er sich des Schlosses in Linz versichert hatte, nach Böhmen. Auf einem von Rudolf einberufenen Landtag in Prag verlangten die Protestanten Religionsfreiheit. Der Kaiser zögerte sie zuzugestehen, Mathias aber rückte mit einem Heere, worunter sich auch 1500 Mann befanden, welche die Stände Oberösterreichs 441 5« ) Das Erzherzogthum Ocstcrrcick ol,' dcr Cnns, gestellt hatten, vorwärts lind nun trat der Kaiser am 25. Juni 1608 Ungarn, Mähren und ganz Oesterreich an Mathias ab und ernannte ihn gleichzeitig zu seinem Nachfolger in Böhmen. Die ob der ennsischen Stände gingen uuter dem neuen Laudesherrn schon im August 1608 in der Neligionsfrage eigenmächtig vor, indent sie den protestantischen Kult in den Städten und Märkten in Schule und Kirche einführten, doch sollten die Rechte der Katholiken dort geschützt sein, wo sie ihre Religion beim Tode K. Mar II. ruhig ausübten. König Mathias war darüber erzürnt, die protestantischen Stände trennten sich von dcn katholischen und rüsteten, schon fielen Gefechte zwischen ihren Truppen und jenen des Bönigs vor, da machte der letztere durch die sogenannte Kapitulation vom 9. März 1609 den Protestanten eine weitgehende Coueesssou, er gestattete nehmlich die Ausübung der protestantischen Religion dem Adel, den landessürstlichen Städten und Märkten und sprach zugleich die Gleichstellung der Protestanten bei der Wahl zu öffentlichen Aemtern aus. Im Jahre 1610 ward dann die Ruhe im ^ande auf eine eigenthümliche Weise unterbrochen. Im Erbstreite wegen Iülich uud Berg hatto der Kaiser den Erzherzog Leopold zn Passau zum Regenten dieser Lande bestellt und augeblich für diese Sendung warb Erzherzog Leopold allerorts und selbst in Oberösterreich ohne Wissen des K. Mathias immer mehr Truppen. Sie lagerten um Passau und hießen davon das Passauer Volk. Die Mannschaft raubte uud plünderte anf dem Wege nach Passau und von da aus in Oberösterreich und der Verdacht lag nahe, daß die Soldateska zuuächst gcgcn Mathias benützt werden solle. Daher rüstete man sich in Oberösterreich. Der Kaiser hatte auch gegen den König iutriguirt und den Wunsch nach Aufhebung des Vergleichs vom A 1608 ausgedrückt, endlich aber doch denselben Vergleich im Jahre 1610 gegen dein bestätigt, daß ihm Mathias Abbitte leiste. Jetzt wurde das oberö'stcrreichische Aufgebot aufgelöst und sollte auch das Passauer Kriegsuolk entlassen werden. Es war jedoch unbezahlt und plötzlich brach sein Befehlshaber Oberst Ramcc in Oberösterreich ein. Er ging bei Wesenurfahr vom linken auf das rechte Donauufer über, ^ Das ^rU'Mogtl'M» Ocstcrn'icb ob d^r ^ims, , zog plündernd und sengend nüt 1^000 Mann nach Wels dann dnrch das Trannviertel südlich um in Steyerinark einzufallen. Er fand jedoch Klaus gut vertheidigt, nnd tonnte die dortige Burg nicht stürmen und den nahen Paß nicht einnehmen. Er kehrte deßhalb um, kam über Wels nach Schwanenstadt nnd ließ hierauf seine Truppen nach Linz vorrücken. Am 12. Ienner 1611 schlössen die Stände einen Vergleich mit ihm und gewährten freien Abzug nach Böhmen. Allein noch durch einige Zeit blieben die Ichaaren im Mühlviertel und verübten dort viele Gewaltthätigkeiten. Ramie's Name lebte lange im Munde des Volkes fort, welches ihn wegen seiner Räubereien „Ramauf"^) nannte. Der Kaiser verwandte das Passauer Kriegsvolk in Böhmen zur Eroberung von Städten und Ranu'e nahm selbst die Prager Klemseite. Nuu aber rückte K. Mathias ails den Ruf der Stände in das Land, schlug die Schaaren Ramöes, löste sie auf und zog in Prag ein. Jetzt entfagte Rudolf auch der böhmischen Krone zu Gunsten des 5t. Mathias, ^iach seinein Tode im Ienner 1612 wurde Mathias im Juni noch zum deutschen Kaiser erwählt. Im Jahre 1614 fand dann zu Linz eine glänzende Versammlung der Stände aller dein Kaiser nntergebenen Länder wegen der Türken-gefahr statt. Da die allgemeine Stimmung für den Frieden war wurde 1615 ein solcher auf 20 Jahre mit den Türken erneuert. Im Jahre 1618 dagegen sührtc der Bau protestantischer Kirchen in Böhmen, welchen der Kaiser hinderte, zu einer Versammlung der Protestanten und im Schloße zu Prag zu dem Fenstersturze der kaiserlichen Statthalter. Die Böhmen rüsteten darauf energisch, Mathias Thurn ward an der Spitze der Truppen, 30 Directoren an jene der Regierung gestellt. Man sieht diese Ereignisse als den Anfang des .'Wjährigen Krieges an. Der Kaiser nnd sein einflußreicher Minister Kardinal Klesel waren noch bemüht die Aufregung zn dämpfen, als es sich zeigte, daß dem *) Ncium' auf! 44,^ s,<;-' Das Erzherzogthum Oesterreich ob der Enns, Kaiser bereits die Gewalt entglitten sei und fortan nnr mehr die Waffen zwischen den Parteien entscheiden könnten. K. Mathias batte mit Zustimmung seiner Brüder die Nachfolge in Böhmen und Ungarn an den Erzherzog Ferdinand von der stenrischen Linie übertrage!: und derselbe war schon im Jahre 1617 in Böhmen und 1618 in Ungarn als König gekrönt worden. Im Juli mm ließ dieser lind des Kaisers Bruder Maximilian ohne Wissen des Kaisers den Kardinal Klesel verhaften und nach Tirol abführen, um damit das Haupthindernis; der Anwendung der vollen Strenge gegen die Protestanten zu beseitigen. Hierauf stellten die Katholiken ein Heer auf, die böhmischen Protestanten aber traten in Verbindung mit den Protestanten Deutschlands. Der Krieg begann! Die Stände Oberösterreichs rüsteten und näherten sich offenbar den böhmischen Directoren ohne sich unmittelbar mit ihnen zu verbinden. Sie leisteten dem Kaiser keine Hilfe, ja sie verweigerten seinen Truppen den Durchmarsch durch das Land. Mitten in diesen Wirren starb Kaiser Mathias. Die, Protestanten aller Länder schlössen sich immer näher aneinander. Daß auch die Katholiken unter sich uur eine Vereinigung bildeten war zumeist das Werk der Jesuiten. Das Haupt des Bundes aber, wie es nöthig war, energisch, fest im Charakter und Glanben fand sich in König Ferdinand oder seit der Wahl zum deutschen Kaiser im Jahre 1619 Kaiser Ferdinand II. Er besaß nebst Böhmen nnd Ungarn durch Erbrecht Steyermark, Kärnten und Kram. Erbe in Oesterreich ob und unter der Enns war Erzherzog Albrecht, K. Mathias Bruder. Er räumte jedoch dem Kaiser Ferdinand zuerst die Vollmacht, Oesterreich in seinein Namen zu regieren ein und stellte bereits im Oktober 1619 die förmliche Verzichtleistungs-Urkunde auf Oesterreich an K. Ferdinand aus. Die drei weltlichen Stände des Landes ob der Enns faßten zuerst den Beschluß bis nach erfolgter Huldigung die Negierung des Landes selbst zu führen und wollten dann die Huldigung bloß unter der Bedingungleisten, daß Ferdinand ihren über Aufforderung der bönufchen Stände erfolgten Beitritt zur Konföderation der Böhmen, Mährer und 444 Das (irzhcrzosithmn Oesterreich ob der Eims, Schlesier gut heiße!! Nichts wurde vou ihrer Seite unterlassen um das Land vertheidigungsfähig zu machen. ' Auf dem allgemeinen Landtage, welchen die Protestanten zur Befestigung der Konföderation in Prag am 15. Juni abhielten fanden sich auch Abgeordnete der oberösterreichischen Stände ein, und es wurde die Konföderation dort neuerlich bestätigt und beschworen. Der Bruch der Böhmen, Mährer und Schlesier mit Ferdinand ward jedoch bald darauf ein vollständiger, als sie ihn als König von Böhmen absetzten und den Kurfürsten Friedrich von der Pfalz zum König wählten und zwar dies; wenige Tage vor der Wahl Ferdinands zum deutschen Kaiser. Von Einfluß auf den weitern Gang der Ereignisse in Oberösterreich wurde das Bündniß, welches der Kaiser damals in München mit seinen: Jugendfreund, dem strengkatholischen und thatkräftigen Herzog Maximilian von Bayern, zur Unterwerfung der Widerspenstigen in Oberösterreich und Böhmen schloß. Der Kaiser versuchte gegen die Oberösterreicher zwar noch die Güte, allein sie rechneten auf Bethlen Gabor's Zug nach Wien und sandten aus Anlaß dieses Zuges sogar Mannschaften unter Gotthart von Starhcm-berg nach Unterösterreich, angc blich zum Schutze des Landes gegen Voue-quois wilde Schaaren. Starhemberg nahm mchrere Orte ein, stürmte aber Melk vergeblich und zog sich nach Bethlen Gabors und Thurns Rückzug von Wien wieder nach Oberösterreich zurück. Auch später noch versuchte der Kaiser den gütlichen Weg, jedoch abermal vergebens, die Stände hatten vielmehr schon große Anstalten zum Kampfe getroffen und leisteten unter allerlei Vorwänden die Huldigung nicht. Inzwischen hatte aber der Herzog Max von Bayern seine Rüstungen vollendet, mit der protestantischen Union Frieden geschlossen und ging nun gegen Oberösterreich vor. Auf das Gerücht vom Anzug der Bayern rotteten sich die Bauern zusammen, die Stände fragten beim Herzog um seine Absicht an. Er erwiderte, er habe eine ihm vom Kaiser übertragene Commission zu vollführen und die Ordnung im Lande 445 Das Erzl'crzo^tlmni ^cstcrrM ob dcr Enns ( herzustellen und verlange Unterwerfung, sonst werde er Gewalt brauchen. Zugleich wies er ein kaiserliches Mandat vor, in wachem unter Anderm die Conföderation als aufgelöst erklärt wurde. Die Stände hofften auf Hilfe von Seite der Konföderation nnd verzögerten die Antwort. Da rückten die Bayern ein. Als sie gegen Haag kamen überfielen und todteren die Ballern mehrere Soldaten in den Quartieren, diese brannten dafür Häuser nieder, brachten Bauern um nnd enthaupteten und henkten nach der Einnahme des Schlosses Aistersheim dcn Pfleger und die Bauern, die es vertheidigt hatten. Entgegen wurde in Eferding Herzog Ernst von Sachsen-Lauenburg von Bauern, welche ihn für einen Spion hielten, erschlagen. Herzog Maximilian folgte persönlich den Truppen nach. Deputationen der Stände stellten Bedingungen der Unterwerfung, welche er nicht annahm. Zuletzt huldigten ihm die Stände in Linz und stellten eine Urkunde aus, in welcher sie die Konföderation als nichtig anerkannten. Graf Adam Herberstorf ward als Statthalter eingesetzt, die Städte wurden besetzt, das ständische Regiment ergab sich. Dann zog der Herzog nach Böhmen, wo er die dortige Rebellion durch die Schlacht auf d»m Weißen Berge bei Prag besiegte. Jetzt hinderte den Kaiser nichts mehr in Oberösterreich mit seinen Gegnern strenge zu verfahren. Zuerst wurde eine kaiserliche Verordnung vom März 1s,21 bekannt gemacht, daß das Land pfandweife dem Herzog von Bayern gehöre. Viele Verhaftungen folgten, doch wurde kein Todesurtheil vollzogen. Unser Land hatte schon durch die Verwüstungen und die Gewaltthätigkeiten der Truppen viel gelitten und noch kostete ihn: die.Erhaltung derselben bedeutende Summen. Bayern stellte große Forderungen an die Stände und zu allem dem kam noch Mißwachs nnd Hungersnoth. Auch die Wahl Herberstorfs war keine glückliche. Rauh im Benehmen, hart und unbeugsam, behandelte er Oberösterreich als ein erobertes Land, alle Stände als Rebellen und kümmerte sich wenig um ihre Rechte. So entstand eine allgemeine Erbitterung, Abhilfe war weder beim Herzog noch 44k Das Erzherzogtum ^csicrrcick' ob der Eniis beim Kaiser zu erlangen. Es fanden viellnehr neue Werbungen im Lande statt lind die Besatzung wurde vermehrt. Der Kaiser bestellte eine Strafcommission. Die Stände sprachen noch immer von der privilegirten Religionsfreiheit und nun wurden die Prädicanten ausgewiesen und insbesonders in Linz und Steyr energisch vorgegangen und die Protestanten alls den Aemtern entfernt. Endlich unterwarfen sich die Stände im Februar 1^5 unbedingt, es erschien hierauf das Pardonnirungsdeeret des Kaisers und die Stände leisteten Abbitte. Die Gegenreformation wurde auf dem Lande entschieden durchgeführt. Dieß rief Unruhen hervor. Der bedeutendste Aufstand ereignete sich am 14. Mai 16^5 bei Einsetzung eines katholischen Pfarrers in Zwiespalten, dem Markt Frankenburg. Es ertönten die Sturmglocken, viele Bewaffnete kamen zusammeu und mit den aus der Nachbarfchaft Zugezogenen waren bald beiläufig 5000 Bauern versammelt. Sie belagerten durch einige Tage das Schloß. Da erschien der Statthalter mit Reiterei, Kanonen und 1200 Mann Fnßvolk. Er bestellte alle Unterthanen der am Anflauf betheiligten Pfarren auf den nächsten Tag auf freiein Felde bei einer großen Linde. Beiläufig 5000 Ballern fanden sich ein. Herberstorf ließ sie von Soldaten umzingeln, ritt mitten unter sie, befahl die Richter und Rathspersonen von Frankenburg und Voklamarkt, dann die Achter aus den aufständischen Pfarren, zusammen 38 Personen, abzusondern. Hierauf erklärte er ihnen, sie hätten das Leben verwirkt, er wolle es aber der Hälfte schenken. Sie inüftten daher Zu je zweien um das Leben würfeln, wer verspiele solle gehenkt werden. Das grauenhafte Spiel begann, auf eiuem ausgebreiteten schwarzen Mantel spielten 19 Paare; von den Verlierenden wurden noch, zwei begnadigt, 17 aber gehenkt. Durch dieß grausame Verfahren ohne Untersuchung lind Gericht wuchs nur um so mehr der Haß gegen den Statthalter, welcher auch stets Geld erpreßte und seinen Soldaten alle Gewaltthätigkeiten nachsah. Der Kaiser setzte trotz aller Aufregung des Landes seine Gegen-Ncformation auf das Eifrigste fort. Es wurde bekaunt gemacht, daß alle Bürger bis Ostern 1<^ katholisch werden oder auswaudern sollten. 447 Das Erzherzogtum Oesterreich ob der Enns. Dabei unterliefen .Härten: denjenigen, welche auszuwandern erklärten, wurden furchtbare Einquartierungen eingelegt u. f. w. Herbersdorf und seine Leute überschritten noch ihrc Befugnisse, Habsucht, Parteigeist mifchten sich dazu und weil dieß alley bei einem das Gewissen betreffenden Zwange eintrat ist es leichtverständlich, das; der Ingrimm und die Nachsucht im Volk uugemein zunahmen. Zugleich waren auch zahlreiche Bauern durch die frühere Rebellion und durch die vielen Aufgebote in Waffen geübt und muthig, an Aufreizungen und Zufage von Hilfe von Seite der auswärtigen Protestanten fehlte es nicht uud so bereitete sich eiue große Umwälzung im Lande vor. Allgemein war der Wunsch Hcrber-storfs und der Bayern los zu werden, die Stände waren bereit, selbst große Opfer zu diesem Ende zu bringen und die Zeit fchien wirklich nahe^ wo das Land wieder unmittelbar unter den Kaiser kommen würde. Da machte sich mehr und mehr cine Besorgnis; erregende Gährung im Volke bemerkbar. Die bayerischen Truppen wurden darum im Land belassen und die allgemeine Bewaffnung befohlen. Doch vergebens! Der furchtbare Aufstand der Bauern, der oberösterreichische Bauernkrieg, brach plötzlich los. Wenn auch derfelbc die, wir möchten sagen, am specifischesten oberösterreichische Episode der Geschichte unseres Landes bildet so darf er doch nicht als ein ganz ifolirt dastehendes Ereignis; angenommen werden, denn auf fein Entstehen und auf feinen Verlauf haben die gewaltigen Kämpfe der Protestanten in den andern österreichischen Provinzen und in Deutschland vielfach bestimmenden Einfluß genommen. Die unmittelbare Veranlaffung zum Ausbruch ist, wie dieß bei noch wichtigern geschichtlichen Facten vorkommt, eine unbedeutende gewesen. Selbst dic Gegend, wo der Aufruhr zuerst ausgebrochen, ist zweifelhaft, scheint jedoch das Mühlviertel gewesen zu sciir. Gewiß bleibt nur, daß er vom 18. Mai 162U an im Hausruckviertel fchnell erstarkte. Ueberall ertönten die Sturmglocken und wurde die Mannschaft aufgeboten. Von Aschach zogen 800 Mann nach Hartkirchcn, plünderten den Pfarrhof und mordeten vier Personen, darunter den Pfarrprovisor. Dann ging es nach Efcrding. Andererseits ward Grieskirchen von mehreren Tausenden überfallen, 44V Das Erzherzogthum Oesterreich vb der 6,ms. dort und in dor Umgebung wurden Häuser geplündert und angezündet, Priester und Bürger erschlagen. Die Soldaten wurden niedergemetzelt oder sie mußten mit den Aufrührern ziehen; letzteres war der Fall als die Aufrührer den Markt und das Schloß Peuerbach eingenommen und verbrannt hatten. Der Statthalter rückte am 20. Mai von Linz mit 800 Mann zu Fuß, 100 Reitern und Kanonen gegen die Rebellen, der Scharfrichter mit Ketten und Stricken fehlte natürlich in seinem Oefolge nicht. Schon auf dem Wege ließ er einige gefangen genommene Bauern anfhängen. Die Aufrührer hatten sich zwischen Waitzenkirchen und Peuerbach in einem Walde in einen Hinterhalt gelegt, wenige standen vor dein Walde. Herberstorf griff diese an, da entwickelten sich die Bauern mit Ucber-macht, schlugen die Truppen, wovon die Hälfte blieb und erbeuteten 3 Feldstücke und alle Munition. Herberstorf entkam mit Noth nach Linz. Jetzt kehrten die Ausständischen nach Peuerbach zurück und ermordeten dort den Marktrichter. Dann erließen sie das allgemeine Aufgebot. Zum obersten Anführer im ganzen Lande war von ihnen Stefan Fadinger erwählt. Or war Zuerst Hutmacher gewesen, hatte aber später einen großen Bailernhof, den nach ihm genannten Fadingerhof, an sich gebracht. Gewandt, thätig und kühn, eignete er sich zu seiner hervorragenden Rolle. Er theilte alsbald die Bauern in Corps, ernannte für jedes Viertel einen Hauvtmann und befetzte die Grenze gegen Bayern, um sich den Rücken zu decken. Sich selbst nannte er den Oberhnuptmann der christlich-evangelischen Armee oder der versammelten Bauernschaft in Ober-osterreich. Die große Fahne der Bauern aber trug die Inschrift: Weil's gilt die Seel' und auch das Blut, So gcb' uns Gott ein' Heldemnuth; Es muß scm." Die Truppen des Statthalters waren zum Kampf gegen die Aufrührer nicht genügend. Die Stände leiteten daher Unterhandlungen ein, versprachen einen andern Vorgang bei der Reformation, Amnestie !c. 44!) 57 Das Erzherzogthum Oesterreich ob dcr ^nuö. Doch fruchtete dieß nichts, die Bauern erklärten keine Sicherheit für das Versprochene zu haben. Ein Theil von ihnen zog jetzt gegen das Salzkammergut, ein anderer stand im Mühl- und Machlandvicrtel, ein dritter besetzte Eferoing. Die Hauptmacht unter Fadinger rückte nach Wels vor. Dort wurden auf dein Stadtplatz mehrere Soldaten mit Schwertern zerhauen und die Stücke in die Traun geworfen. In Kremsmünster hanstell die Rebellen arg, Fadinger bezog im Stifte die Kaiserzimmer. Mittlerweile durchzog eine Schaar das Hausruckviertel, eine andere, 30000 Mann stark, kam nach Lambach, wo sie das Stift plünderte. Vöcklabrnck wurde eingenommen, dann Gmunden besetzt und das dem Statthalter gehörige Ort erobert und dabei das dortige Landschloß gänzlich zerstört. Auch jenseits des Sees im Salzkammergut verbreitete sich der Aufstand, dagegen blieben die Unterthanen von Mondseo, Wildeneck und St. Wolfgang der katholischen Lehre und dem Landesfürsten treu. Die Zahl der Bauern war auf 70000 gestiegen. Die Stände versuchten daher neuerdings Unterhandlungen. Commissure, kamen in das Lager der Bauern bei Marchtrenk und als der größte Theil der Empörer über die Traun zog, blieben wirklich Bauernausschüsse zur Verhandlung zurück. Sie verlangten freie Ausübung der protestantischen Religion, die Wegschaffung der Garnison und allgemeine Amnestie. Wäre dieß gewährt, dann erst wollten sie die Waffen niederlegen. Auch versprachen sie bis zur Erledigung der Verhandlung mit den Feindseligkeiten inne zu halten. Nichts desto weniger ging Fadinger gegen Steyr vor. Von dort waren alle Geistliche, viele Katholiken, darunter der Bürgermeister, und die Beamten der Stadt und des Schlosses geflohen. Die "Stadt war zur Uebergabe bereit. Am Pfingstsonntage den 31. Mai rückten die Schaaren ein. Am folgenden Tage ließ Fadinger die Bürger den Bauern Treue und Ergebenheit fchwören. Er ließ eine Garnison zurück und zog selbst nach St. Florian, einen anderen Haufen fandte er nach Enns/ Kaiserliche Commissure waren indessen in Linz eingetroffen und 450 Das ErzherMtbmn Ocstcrrcick ob der Euns. Fadinger schickte einen Ausschuß zu ihnen, welcher wieder die uns bekannten Forderungen stellte. Am 7. Juni befand sich Fadingers Hauptquartier in Ebersberg. Er entließ einen großen Theil der Bauern nach Hause zur Arbeit, nachdem ihm die Comunssäre versprochen hatten, daß kein Angriff von Seite der Soldaten gcschehen werde. Im Mühlviertel und im Machland war der Aufstand rings hell aufgeflammt, überall waren dort bewaffnete Schaaren herumgezogen, hatten die Ortschaften und Schlösser eingenommen und geplündert und keinen Waffenstillstand beachtet. So kamen sie am 9. Juni auch nach Urfahr, zogen sich aber auf Fadingers Aufforderung wegen der herrschenden Waffenruhe etwas zurück. O5 gab neuerliche Reibungen, doch zur eigentlichen Wiederaufnahme der Feindseligkeiten kam eo erst ak' die Bauern die kaiserlichen Commissäre nach Enns geleiten zu wollen erklärten, sie aber plötzlich in Ebersberg gefangen nahmen und dann nach Steyr abführten. Zwar warm die Letztern noch jetzt zu Unterhandlungen bereit, die Bauern forderten jedoch abermal und vor Allen: Religionsfreiheit und Abzug der ganzen bayerischen Mannschaft von Linz, Enns und Freistadt, der Kaiser dagegen verlangte zuerst Einstellung aller Feindseligkeiten und Freilassung der Commissure. Die Bauern hatten die Städte bereits enger eingeschlossen und Linz die Zufuhr abgeschnitten, am 24. Juni rückten sie 10000 Mann stark mit 30 .Kanonen vor die Stadt. Fadinger begehrte die Uebergabe der Stadt und die Auslieferung Herberstorfs. Auch die Belagerung und Beschießung von Enns begann. Schon hatte Fadinger den Sturm von Linz beschlossen, als ein für ihn verhängnisvolles Ereignis; eintrat. Er ritt von seinen Leib-fchützen begleitet am 28. Juni in der Nähe der Stadt hcrum und war eben dem Landhause nahe gekommen, da schössen Soldaten aus demselben und eine Falkonetkugel verwundete ihn schwer am Schenkel. Er siel Zur Erde und wurde in die Vorstadt und später nach Ebersberg gebracht. Bei dem nun folgenden Ausfall der Soldaten verloren die Bauern viele Mannschaft und 2 Kanonen. In den nächsten Tagen zündeten sie dafür die Vorstadt an und beschossen die Stadt. 451 57* Das Erzhcrzogthun, Ochcrrcich ob dcr Elms. - Die kaiserlichen Commissäre versuchten jetzt neue Verhandlungen, doch wieder ohne Erfolg. Am 5. Juni erlag Fadinger in Ebersberg seiner Wunde. Bei seineu: Tode stand die Sache der Bauern gut. Linz und Enns schwebten in Gefahr, die Rebellion besaß ein großes Lager gegen die Bayern in der Weiberau bei Haag im Hausruckkreise und ein anderes bei Otteusheim. Die Donau war gesperrt und Hilfe von daher nicht möglich, die meisten Städte und Schlösser waren gefallen, noch zuletzt Freistadt, wobei die Eroberer wieder mit Mord und Plünderuug gegen die Besiegten gewüthet hatten. Jetzt ließen sich Ausschüsse der Aufrührer sogar in Stcyr zu Verhandlungen mit den kaiserlichen Commissären und den Standen herbei, nur begehrten sie in erster Linie, daß keine fremden Truppen in das Land tommen sollten, denn die Kaiserlichen näherten sich schon den Landesgrenzen. Sogar die Anwesenheit in Steyr eines Abgeordneten des dänischen Königs ward den Ständen verrathen und am 12. Inli wurden selbst die kaiserlichen Commissure aus der Gefangenschaft entlassen, und auch vor Linz herrschte Waffenruhe. Allein die Bauern in der Weiberau waren mit den Verhandlungen unzusriedeu uud an: 15. Juli verlangten jene im Lager vor Linz die Uebergabe der Stadt. An ihrer Spitze stand Achaz Wiellinger von Au, ein Edelmann und ständisches Mitglied und Besitzer von Aistersheim, wohin er jedesmal seinen Naub bringen ließ. Die Aufrührer hatten ihn nach dem 9. Juli zum Oberanführer erwählt. Linz litt bereits Mangel an Lebensmitteln, doch am 18. brachten ihm 6 Schiffe aus Bayern Proviant, Munition, Kanonen und Truppen, nachdem es denselben gelungen war die Hindernisse auf der Donau zu beseitigen. Da befahl Wiellinger am 21. Juli zu stürmen, der Sturm wurde aber durch die List Herberstorfs, welcher die Stürmenden in die Stadt eindringen, dann von allen Seiten beschießen ließ, mit großem Verlust für dieselben abgeschlagen. Den Unfall nahmen die Stände zur Veranlassung die Empörer wieder zum Frieden zu ermähnen. Wiellinger stellte sich zum Frieden 452 Das Erzherzogthmn Oesterreich ob der En»s, geneigt, erließ aber sogleich das allgemeine Aufgebot und jetzt erst ertheilten die kaiserlichen Commissure aus Seitenstetten den kaiserlichen Truppen den Befehl über die Enns vorzurücken. Der Oberst Haus Christof Freiherr von ^obel entsetzte zuerst an der Spitze vou 1500 Mann Enns, vor welchem 12000 Bailern lagerten. Er nahm ihr Lager und ihre Kanonen und tödtete ihnen 600 Mann. Dann schickte er ein Streifcorps gegen Steyr und eroberte Ebersberg. Während die kaiserlichen Commissure Löbel angingen die Brandlegungen der Soldaten zu verhindern, plünderten und sengten die Bauern fortan. Neue Aufforderungen der kaiserlichen Commissure zu Friedens-verhandlungen erwiderte Wiellinger, der sich in der Weiberau aufhielt, damit, daß er am 29. Juli Linz nochmal stürmen ließ. Tag und Nacht wüthete der Kampf, schon war der Stadtgraben fast ganz mit Erde, Steinen und Holz ausgefüllt. Pechkugeln, welche tzerberstorf schleudern ließ, entzündeten jedoch das Holz und vereitelten den Angriff. Die Banern hatten ohne die Verwundeten 1000 Mann verloren. Wiellinger war am Tage des Sturms von Linz mit 2000 Mann nach Steyr gekommen und ging dann über St. Florian nach Neuhofen. Schon beschlossen einzelne Ortschaften zu ihrer Pflicht zurückzukehren, weßhalb 2000 Bauern aus der Weiberau darüber ergrimmt um Petten-bach und Viechtwang sengten und raubten. Ueberhaupt ließen sich die Dinge wieder friedlicher an. Bauern-ausschüsie aller vier Viertel trafen bei den kaiserlichen Commissä'ren in Melk ein, der Kaiser ernannte zu Commissären sogar die von den Bauern gewünschten Personen, auch wurde ein Waffeustillstand verkündigt. Den Bauern mißtrauend ließ aber der Kaiser den Rüstungen ihren , Fortgang. Wirklich beachteten die Aufrührer den Waffeustillstand nicht. Darum ließen auch die kaiserlichen Commissure die Kriegsoperationen wieder beginnen. Zuerst rückte Oberst Preuner aus Böhmen in das Mühlviertel, schlug die Bauern bei Kerschbaum und eroberte ihre Schanzen vor Freistadt, wobei 1000 Aufständische blieben, darauf übergaben die Bürger Freistadt und wurden die umliegenden Orte und Schlösser besetzt. 45Z Das Erzhcrzogthum Oesterreich ob der Enns. Im Traunkreis brachte Löbel den Aufständischen bei Gfchwcndt nächst Neuhofen eine Niederlage bei, welche ihnen einen Verlnst von 1000 Todten kostete und überfiel dann die Schanzen am linken Traunufer bei Ebers-bcrg, wobei wieder über 700 Baueru erlegt wurden. Leider plünderten und verbrannten die Soldaten Kleinmünchen und gingen in den Flannueu auch Weiber und linder zu Grunde. Die immer fortgeführten Verhandlungen in Melk decretirten neuerlich einen Waffenstillstand, der nicht eingehalten wurde. Linz wurde sogar enger eingeschlossen, doch verjagte Heberstorf am 24. August die Aufrührer aus Urfahr und sie ließen dabei abermals 700 Todte und 7 Kanonen auf dem Platze. Eine Abtheilung Rebellen ging sogar zum Statthalter über. Schon am 22. August war Löbel vor Steyr marschirt, die Stadt ergab sich ihm ohne Kampf. Als er am 27. vor Wels ankam übergab ihn: WiellnMr selbst auch diese Stadt. Ebenso verließen die Aufständischen Lambach am folgenden Tagc. Sie zogen sich in die Weiberau zurück. Der Muth der Aufständischen war durch die vielen Niederlagen sehr gefunken. Viele derselben uuterwarfen sich und erhielten Verzeihung gegen das Versprechen die Rädelsführer auszuliefern, diese dafür wandten sich um Hilfe au den König von Dänemark. Endlich schlug auch für Linz die Stunde der Befreiung. Als sich Herberstorf am 30. August zum Angriffe der Schanzen der Belagerer anschickte räumten sie dieselben mit Zurücklassung von 15 Kanonen. An demselben Tage besiegte Preuner eiue.Schaar von 3000 Baueru bei Leonfelden. Er rückte nun gegeu die Schanzen vor, welche die Aufständischen bei Neuhaus auf beiden Seiten der Donau errichtet hatten. Die Bauern ließen sie im Stiche und lieferten die Ketten, womit ^ie die Donau gesperrt hatten und ihre Kanonen aus. Das Mühlviertel konnte jetzt bereits als pacificirt angesehen werden. Noch kämpften die Aufrührer im Traunviertel bei Kremsmünster, doch auch hier unglücklich und schon hatten treue Bauern zu ihrer Vesiegung mitgewirkt. Am 3. September begaben sich die kaiserlichen Commissäre und mit 404 Das Erzherzogthu!!! Oesterreich ob der Emis. ihnen Altsschüsse dor Bauern und mehrere Stände ails Niederösterreich nach Enns, dic letzteren klagten sehr über die Gewalthätigkeitcn, die Brandlegungen und Plünderungen der Soldaten. Nun kam ein Waffenstillstand auf die Dauer uom 11. bio 18. September auf der Grundlage des ^wtiu-, Hmiö, jeue, welche als Ausschüsse in Snns verweilten, unverzüglich gefangeu genommen. Dafür rüsteten die Bauern im Hansruckviertel um so gewaltiger. Sie stellten die alten Begehren freier Religionsübung, Wegführung aller Soldaten und gänzlicher Straflosigkeit. Sie standen um Schwanmstadt und Vöklabnuk, danu westlich und nordlich davon und in der Zahl von 10000 unter Anführung des „Studmten" Glacianus um Gmunden. Auch das übrige Salzkammergut hing ihnen an. Unerwartet flammte im Oktober der Aufstand im Mühluiertel wieder auf. Im obern Mühlviertcl waren Anfangs die Bauern im Vortheil, schlugen ein Detachement Soldaten, verbrannten Schloß Perg und Stift Schlägt und rückten gegen Haslach. Hier jedoch wurden sie besiegt, worauf die Soldaten aus Nache für die Ermordung wehrloser Kameraden in den empörten Gegenden gräulich hausten. Die Hauptkämpfe fanden aber im tzausruckviertel statt. Am 9. siel ein für die Bauern ungünstiges, am 10. ein für sie vortheilhaftes Gefecht mit dem Obersten Löbel vor; an: letzteren Tage ging dabei die Vorstadt von Wels in Flammen auf. Dann scheiterte der Angriff der Aufrührer auf Lambach am 12. Oktober. Sie verbrannten dafür 76 Häuser im obern Markt und beschoßen das Stift bis sie Oberst Preuner schlug. Die Belagerung hatte sie bei 1000 Mann gekostet. Nach ihrem Siege plünderten nach dem gewöhnlichen Laufe der Dinge in diesem unseligen Kriege die Soldaten Premiers die übrigen Häuser des Marktes! Auch um Gmunden ranfte man sich beständig und hier waren die Bauern mehr im Vortheile. Die drei großen Lager der Aufrührer befanden sich in Eferding, in der Weiberau und bei Gmnnden. Um den Krieg einmal zn beendigen ließen die kaiserlichen Comnnssäre die an den Grenzen stehenden kaiserlichen Truppen vorrücken und schickte der Kurfürst von Bayern seinen General Heinrich Gottfried von Pappen-Heini mit 8000 Mann nach Oberösterreich. Pappenheim täuschte die Rebellen über den Weg, den er nehmen wolle, marschirte Tag und Nacht und zog fast unangefochten am 4. November in Linz ein. Die Bauern 450 Das Erzhcrzogthum Oesterreich ob dcr Enns. hatten bei der Nachricht seiner Ankunft unter Androhung von Mord und Tod neuerlich zur allgemeinen Bewaffnung aufgerufen. Nach einem fchweren Kampfe schlugen Pappenheim und Löbcl fchon am 9. die Ballern bei Eferding, die letztern verloren dabei 1500 Mann von 8000 Mann. Am 10. besetzten die Kaiserlichen Eferding, welches die Nebellen mit Zurücklassung ihrer Kanonen verlassen hatten. Die Aufrührer sammelten sich nun auf der Welser Haide und wandten sich von da, durch die Zuzüge aus der Weiberall und das Aufgebot bis zu 25000 Mann allgeschwollen, jedoch zum größten Theil bloß mit Sensen, -Dreschflegeln und Morgensternen bewaffnet, gegen Gmunden und Vo'k- labruck. Im Salzkammergut hatte der Oberamtmann Brucklechner wesentliche Erfolge für den Kaiser errungen, jetzt besetzte Pappmheim noch die Hauptorte. Venn Anrückm der Kaiserlichen gaben die Bauern auch die Belagerung von Gmundcn auf, vereinigten sich mit 8000 neu Angekommenen und lagerten seitwärts von Gmunden. Hier aber wurde am 14. November die entscheidende Schlacht geschlagen. Lobel wurde zurückgeworfen, seine Kanonen waren genommen, er selbst entfloh von Bauern verfolgt in die Stadt. Auch die gegen General Pappenheim Kämpfenden brachten die Truppen desselben anfangs dahin etwas zurückzuweichen. Dann jedoch gelaug es dem General die Feinde zu umzingeln. Ill 4 Stunden erst war der Kamps entschieden und wandten sich die Bauern zur Flucht. Auch jene Abtheilungen, welche gegen Löbel gefochten, unterlagen. Pappenheims Sieg war ein vollständiger. Beiläufig 4000 Bauern lagen todt aus dein Schlachtfelde. Eine große Anzahl davon ist unter dem mächtigen „Vauernhügel" bei Pinsdorf begraben. Der „Student" wurde auf der Flucht gegen den See von einem Neiter erstochen. Sein Haupt ward in Linz auf einem Spieß ausgestellt, fein Leib nach Vöklabruck gebracht. Die Kraft der Aufständischen war gebrochen. Doch fanden noch einzelne Kämpfe statt. So siegte Pappenheim am 19. November bci Vöklabruck. Leider verbrannten und plünderten wieder seine Soldaten die Stadt. Sie nahmen dann auch Schwanenstadt und streiften plündernd 45? 5« ) Das ErzlMzDgthiim Ochcrrcich ob der E:ms. - bis an die Salzburger Grenze. Am 30. November wilrden nach hartem Kampf auch die Schanzen uni Nolfsegg erobert, wo sich die Bauern wieder gesammelt hatten. Das Schloß ward genommen, der Markt siel der Plünderung anheim, die Hälfte der Bürger wurde erschlagen. Mehrere hundert Bauern waren umgebracht worden, die übrigen, besonders die Hauptanführer, welche auf Begnadigung nicht hofften, flohen in die Schanzen von Peuerbach. Schon trugen nur mehr die Bewohner von drei Pfarren die Waffen. Löbel schloß sie ein und bot ihnen Verzeihung an gegen Auslieferung der Rädelsführer. Sie unterwarfen sich dem Antrag uud gingen nach Hause. Bei hundert gefangene Rebellen wurden-nach Linz geführt, darunter Achaz Wiellinger. Löbel zerstörte die Schanzen, die Soldaten, deren 12000 in Oberösterreich standen, wurden rings im Lande in die Quartiere gelegt. Der Krieg war zu Ende! Tausende von Bauern waren geblieben, noch mehr zu Krüppeln geworden, zahllose Dorfer lagen in Schutt und Asche, die Armuth herrschte im Lande. Unter diesen Umständen war die Aufgabe der vom Kaiser ernannten Executionskommission nicht bloß zu strafen, sondern auch dem unglücklichen Lande aufzuhelfen und sie sorgte wirklich zuerst für die Verminderung der Truppen in Ob der Enns. Thätig lag sie der Untcrsuchuug der Strafbaren ob. Ein vereinzelter Aufstand.kam dabei an der Enns vor. Als nehmlich Pappen-heimische Reiter auf dem Marsch nach Stenr die Bauern quälten und plünderten, rotteten sich diese zusammen und verschanzten sich in den Bergen. Man zog die Soldaten zurück, beschwichtigte die Bauern, strafte jedoch ein halbes Jahr später die Rädelsführer der Bauern theilweise selbst mit dem Tode. Nachdem die Untersuchung wegen des Bauernkrieges in: Allgemeinen geschlossen war, fanden im März 1627 die ersten Executionen in Linz statt. Achaz Wiellinger wurde enthauptet, dann begraben, acht andere Hauptrebellen wurden gleichfalls enthauptet, jedoch dann die Köpfe von fünfen in Linz an der Donau aufgesteckt, von zweien in Steyr vor dem Rathhause auf dem Pranger und ebenso jener des Pflegers von Parz in 458 Das Erzherzogtum Oesterreich ob der Enns. Gricskirchen auf Spieße gesteckt. Außer Wiellinger waren alle auch geviertheilt und die Viertheile auf den Hauptstraßen in Linz und Urfahr auf Spießen zur Schau gestellt worden. Eine zweite Execution mit ähnlichen Proceduren erging an: 23. April in Linz über zehn Anführer. Nach diesen Executionen stellten endlich auch die Bauern des tzaus-ruckuiertels die Unterwerfungsrcverse aus. Nachträglich ließ der Statthalter noch den Hof des Fadinger zerstören und den Leichnam desselben und eines neben ihm begrabenen Hauptmanns aus dem Friedhofe zu Efcr-ding ausgraben, in einein wilden Moos eine Viertelstunde von der Stadt vom Scharfrichter verscharren und über der Stätte, wo sie eingegraben worden waren, einen Galgen errichten. Gegen die Verführten und diejenigen, welche nur gezwungen den Kampf mitmachten, verfuhr die Commission milde. Die Stände, die mit ein paar Ausnahmen und jene Bürger, welche trotz aller Verfolgung von Seite der Aufrührer treu geblieben waren, dann die stets treuen Unterthanen von Mondsee-Wildeueck und St. Wolfgang erhielten Belobungen und andere Auszeichnungen. Der Kaiser bestätigte den Ständen ihre wirklichen Rechte, wich jedoch in der Religionsfrage nicht von feinem Standpunkte. Seine Sorge für das Land bestimmte ihn, den Kurfürsten von Bayern um die Verminderung der Besatzung anzugehen und zu Anfang des Jahres 1628 wurden auch fast alle bayerischen Truppen aus dem. Lande gezogen. Endlich im Mai 1628 erfolgte die Befreiung des Landes von der bayerische» Pfandschaft. Die Stände huldigten darauf sogleich den kaiserlichen Commissären. Der verhaßte tzerberstorf blieb Statthalter, starb jedoch schon im Jahre 1629. Jetzt wurde aber auch die Gegenreformation zu Ende geführt. Bereits im Jahre 1627 hatte der Kaiser dem Herrn- und Nitterstand seinen Willen bekannt gegeben, daß sie katholisch werden oder binnen 3 Monaten das Land verlassen müßten, ihre Güter könnten sie innerhalb eines Jahres verkaufen. Darauf wurde den Bürgern und Einwohnern ein Monat zur Erklärung oder Auswanderung gestattet, doch nluftten sie ihre Kinder in die katholische Schule schicken und selbst den tatho- 459 56* Das Erzherzogthum Oesterreich ob der Enns, tischen Gottesdienst besuchen. Aehnliche Gesetze erflossen auch in den nächsten Jahren. Viele bekehrten sich, uiele wanderten ans, eine große Zahl lebte aber trotz der wiederholten Befehle znr Fortschaffnng der Protestanten aus dem Lande im alten Glanben fort. Doch noch einmal sollte um der Religionsfrage willen die Kriegsfackel im Lande anflodern. Der 30jährige Krieg raste in Deutschland fort. Kaiser Ferdinand hatte Wallenstein wieder an die Spitze eines Heeres gestellt, das übermüthig nnd znchtlos überall die Bewohner peinigte. Im Winter 1631—1632 rückten 4 Fußregimenter und 500 Reiter aus Böhmen in die Quartiere nach Oberösterreich. Die Reiter plünderten im Attergau nnd als sie deßhalb dislocirt wurden mußte das Land dafür nur desto .mehr an Wallenstein zahlen. Wallenstein siegte nun allerdings 1632 m Böhmen, dafür überzogeu die Schweden Bayern. Im Sonnner standen sich Gustav Adolf und Wallenstein bei Nürnberg gegenüber. Dies; rief eine neue Rebellion in Oesterreich hervor, denn hätte Gustav Adolf hier gesiegt, so hätte ihn: Oesterreich offen gestanden. Zur Erhebung trug das Meiste ein gewisser Jakob Greimbl bei. Er war beim Aufstande 1626 betheiligt, wnrde dann katholisch und begnadigt. In Prag beschloß er auf das Zureden uon allsgewanderten Oberösterreichern sich in Oberösterreich einzuschleicheu und das Land für die Protestanten aufznregen. Wieder Protestant geworden predigte er hierauf im Mühlviertel, dann ging er in das Hausruckviertel. Er versprach den Protestanten die Hilfe des Königs von Schweden und des Kurfürsten von Sachsen und diese Hilfe war auch wirklich bei Nürnberg von Seite der Schweden einem Abgesandten der Bauern zugesagt worden, die Znsicherung aber hatten vor allein einige dort befindliche ausge-wauderte Adelige aus Oesterreich erwirkt. In Linz beachtete man lange das Treiben Greimbls zn wenig. Als nun die Wallenstein'schen Truppen wieder aus den: Lande gezogen waren brach der vorbereitete Aufstand los. 6000 Mann verjagten zuerst am 12. August den Ritter Strauß aus seinem Schlosse Brück an der 460 Das Erzherzogthum i^cstcrrcich ol? dcr Enns, Aschach, nahmen dann Peuerbach ein und schleppten den Psteger der Herrschaft nach Waitzenkirchen, wo sie ihn ermordeten. Zum Glück nmrde der Anfstand nicht so allgemein, wie jener des Jahres 1626. Getreue Unterthanen traten ihm sogleich im Trauuviertel, besonders um Kremsmünster, entgegen. Als die Aufrührer gegen Wels anrückten fanden sie die Brücke am rechten Ufer vertheidigt und wandten sich gegen Lambach, dieß nahmen sie ein, jedoch schon bei Wimkbach wurden sie durch trene Unterthanen am Uebergang über die Alm gehindert und kehrten nach Lamdach zurück. Die Stände leiteten Verhandlungen in Wels ein und die Bauern schienen sich zum Frieden zu neigen. Doch Greimbl war dagegen und veranlaßte das Aufgebot in dem nordwestlichen Theile dec, tzausruckuiertels. Rings im Traunviertel standen aber die treuen Unterthanen und an der Donau Soldaten, um den Uebergang von Nebellen in das Mühlvicrtel zu hindern. Dennoch gingen die Verhandluugeu in Wels nicht vorwärts, denn die Bauern rechneten auf die Hilfe der Schweden und wollten die Waffen nicht niederlegen. Die Bauernausschüsse hatten ihre Beschwerden schriftlich in Wels überreicht, damit waren jedoch die Aufrührer im Lager nicht zufrieden, welche vielmehr neue Aufgebote erließen. Allein am 30. August zogen sich die Baueru aus Lambach zurück und gleichzeitig berichtete der Minister Gras Christoph .^hevenhüller von seinen Besitzungen im Attergau, daß dort die Unterthanen zur Hilfe gegen die Aufständischen bereit seien. Der Aufstand schien so seinem Ende nahe zu sein und die Stände ließen daher die gegen das Land heranrückende!: Truppen Halt machen. Allein plötzlich schlugen am 1. September die Nebellen ans der Weiberall in zwei Abtheilungen los. Die eine überrumpelte Aschach und ging nach Eferdmg, dessen Vorstädte sie in Brand steckte, die andere nahm Schloß Wolfsegg und besetzte Schwanenstadt und bevor die kaiserlichen Truppen aus Niederösterreich eintrafen fiel auch Vöcklabruck in die Hände der Rebellen. Doch Graf ^hevenhüller vertrieb sie zuerst nut 4000 Bauern seines Landgerichts Kammer aus der Gegend desselben, vor Lambach wurden sie 4<;i Das Erzherzogthum Oesterreich ob der Enns. zumeist durch den Muth der Bürger und Bauern geschlagen und Kheven-hüller eroberte auch Vöklabruck und Wolfsegg. Allerdings erlitt Graf Tilly beim Angriff eines von 2000 Aufständischen besetzten Lagers bei Eferding eine Schlappe, doch konnten die Bauern die Stadt nicht einnehmen. Dafür hatten sie die Donan wieder mit einer Kette gesperrt, was dadurch erleichtert wurde, daß auch im Mühlviertel Aufgebote statt hatten. Zum Glück schickte Wallenstein zwei Regimenter unter Johann Cyriak von Traun und der Aufstand fand dadurch im Mühlkreise ein rasches Ende. Traun ging dann über die Donau, um die Rebellion auch im Hausruckviertel zu beendigen. Hier hatte Khevenhüller am 3. Oktober I^Ol» Bauern bei Wolfsegg geschlagen, die in diesem Treffen Versprengten sammelten sich in der Weiberau uud fandtcn, als sie von: Zuge Trauns gegen das Bauernlager bei Eferding gehört, 600 Mann dahin. Sie erlitten jedoch eine Niederlage und nun verließen die Ballern das Lager. Es wurde eine Proklamation zur Unterwerfung an die Bauern veröffentlicht, bald kamen Ausschüsse nach Eferding, viele Pfarren unterwarfen sich lind versprachen Gehorsam, andere thaten dasselbe in Wels. Auch die Waffenlieferung ging gut von Statten. Von den Rädelsführern entkamen viele zu den Schweden, Greimbl und andere wnrden gefangen. Die Rebellion war jetzt beendigt, das Land litt dafür noch ungemein dnrch die undisciplinirten Soldaten, auch kostete die Erhaltung derselben große Summen. Deßhalb befahl der Kaiser, daß bloß zwei Regimenter bis zum Vollzug der Execution iu Oberösterreich bleiben sollten. Die Untersuchung stellte dann als den Hauptzweck der Rebellion heraus, die Schweden in das Land zu bringen nnd den Protestantismus wieder einzuführen. Die Strafen fielen darum dießmal strenge" aus. Die Todesurtheile wurden an den Führern in Linz, Wels und an andern Orten ihrer Thätigkeit vollstreckt. Dem Grcimbl wurde am 19. Februar 1633 in Linz zuerst die rechte Hand, dann der Kopf abgehauen und hierauf der Körper sammt dem Haupt auf einen Spieß gesteckt. Deß ungeachtet dauerte der Geist der Unruhe und die Anhänglichkeit an den Protestantismus noch fort und die Protestanten hofften auf die 462 Das Erzherzogthnm Oesterreich ob der Vnns, Schweden selbst dann noch als Gustav Adolf am 6. November 1632 bei Lützen geblieben war. Desto schärfer ging nun Ferdinand II. bei der Ausrottung der prote-standischon Lehre auch im Lande ob der Enns vor. Besonders im HauZruck-viertel war der Vorgang oft ein peinlicher. So durchzogen Soldaten alle Pfarren und jene Bewohner, welche keinen BeichtZettel ihres Pfarrers vorweisen konnten, bekamen eine große Einquartirung. Auch ein letzter Termin auszuwandern oder katholisch zu werden wurde hie und da bestimmt. Darauf verließen Manche ihre Häuser und verbargen sich, wenn die Commissionen kamen, in den Wäldern, an andern Orten fanden Zusammenrottungen statt, wo dann wieder Soldaten eingelegt wurden, bis sich alles zur katholischen Religion bekannte! Doch bestand der Protestantismus vielfach im Verborgenen fort und in welchem Maße dieß der Fall war zeigte sich erst in jener viel späteren Zeit, in welcher den Protestanten wieder die sreie Religionsübung gestattet wurde. Oberösterreichs schwerste Last in der nächsten Zeit blieb die Gin-quartinmg. Im Dezember 1634 lagen, weil die Schweden in Bayern standen, 10 Regimenter im Lande, daneben aber wurden wegen der Kriegsläufe fortan Geld, Naturalleistungen und Rekruten in erdrückender Höhe gefordert! Als eine letzte Zuckung des Protestantismus entstand selbst noch im Jahre 1635 ein Aufstand im Machland. Schon im Jahre 1634 gab ein Bauer, Laimbauer, vor, von Gott den Befehl erhalten zu haben, von der Rückkehr zur katholischen Religion abzumahnen. Er trat im Jahre 1635 neuerlich in der Gegend von Gallneukirchen auf und Zog mit 300 bis 400 Anhängern nach Pulgarn und Gusen. Um ihn zur Ruhe zu ermähnen begab sich der Landschreiber mit einiger Mannschaft zu ihm nach Gusen. Da begann ein Kampf, wobei der Landschreiber verwundet wurde und es auch sonst Todte und Verwundete auf Seite der Mannschaft und der Bauern abfetzte. Die Rotte zerstreute sich aber, weil eine größere Anzahl Soldaten gegen sie im Anzüge war. Einige Schuldige wurden mit Kerker, Geld oder Züchtigung bestraft. Im Jahre 1636 tauchte jedoch Laimbauer wieder im Machland auf und 4l)3 Das Erzherzogtum Oesterreich ob der Enns, versammelte um Steyregg 1000 Mann, Weiber nnd Kinder. Er predigte ihnen und verdammte Alle, die katholisch werdeil würden. Gütliches Zureden war vergeblich, die Bewaffnung der treueu Bauern ging nachlässig vor sich. So wuchs die Zahl der Anhänger Laimbauers uud er bot bereits die Leute mit Androhung von Brand auf. Es kam zu einem kleinen Gefecht zwischen ihm uud treuen Unterthanen und Soldaten, wobei die Truppen zurückgingen, weil viele der Unterthaueu sogleich die Flucht ergriffen hatteu. Nun nahm der Landeshauptmann die Angelegenheit in die Hand. Er verlangte von den Herrschaften genügende Mannschaft und der Anf-staud endigte jetzt auch wirklich rasch. Kaspar von Starhemberg zu Ricdeck rückte nehmlich au der Spitze seiner Unterthanen gegen die Schaar, der Landeshauptmann und Andere schlössen sich an. Sie trafen die Rebellen in Frankenberg bei Luftenberg dort, wo mehrere Häuser und eine Kirche lagen. Güte war vergebens, und es erfolgte der Angriff. Die Nebellen waren in die Kirche geflüchtet und feuerten daraus so heftig, daß Starhemberg sie nicht einnehmen konnte, fondern sich hinter die Häuser zurückzog, welche jene rasch besetzten. Er hatte bereits mehrere Wunden erhalten, sein Sekretär war neben ihm getödtet worden. Da befahl der Landeshauptmann die Häuser anzuzünden, die Aufrührer eilten wieder in die Kirche. Auch sie brannte bald, konnte jedoch erst nach dreistündigen: verzweifelten Kampf erstürmt werden. Die meisten Nebellen und die mitfechtenden wüthenden Weiber waren umgekommen, Laimbauer verwundet gefangen worden. Er nnd noch sechs Anführer wurden hierauf in Linz auf dem Hauptplatz enthauptet, ein paar gehenkt, andere minder streng bestraft und die Güter der Rebellen confiocirt. Der ganze Spuck hatte ein Ende! Als Ferdinand II. im Jahre 163? starb und sein Sohn Ferdinand III. die Regierung übernahm, hatte noch der 30jährige Krieg seinen Fortgang und waren in Obcrösterreich noch überall die Spuren der Bauernaufstände in den Ruinen und in der Armuth anzutreffen, in den Städten, wie auf dein Lande. So lagen in Steyr von 600 Häusern 228 leer und verödet, 100 andere aber bewohnten arme Leute, welche keine Steuer 464 Das Erzherzogthum Oesterreich ob der Emis. zahlten. Und doch forderte man immer größere Steuern wegen der fortdauernden Kriege. Dazu stockte aller Handel und Erwerb, fehlten die Arbeitskräfte, war die Theuerung auf das Höchste gestiegen und kein Geld im Lande, weil viele reichen Leute als Protestanten ausgewandert waren und ihr Vermögen mitgenommen hatten. Selbst Feindeseinfälle drohten als die Schweden unter Banner in den Jahren 16'.i9—1641 Böhmen und Bayern überzogen und 1644—45 Tor-stensson feine Züge vollführte. Alle Vertheidigungsanstalten wurden getroffen und sie hatten im letzteren Zeitpunkte eben so sehr den Zweck des Schutzes des Landes gegen den Einbruch der versprengten kaiserlichen Schaaren als gegen den Einfall der Schweden und das Aufgebot mußte auch thatsächlich einige Hausen der Kaiserlichen vertreiben. Als Torstensson bei Iankau gesiegt hatte schien vollends das Land ob der Enns in größter Gefahr Zu schweben, allein er wandte sich nicht nach demselben. Die letzte Bedrohung von den Schweden erfolgte im Jahre 1648 als Wrangel schon am Inn stand und nochmals nach der Einnahme der Prager Klein-seite durch Königsmark. Endlich wurde im Oktober dieses Jahres der westphälische Friede geschlossen. Noch lange blieben zahlreiche Truppen im Land, die vielen Durchmarsche waren sür die Unterthanen drückend und gefährdeten nicht selten ihr Eigenthum, Krankheiten herrschten und nur nach und nach stellten sich bessere Verhältnisse ein. Uebrigens beweisen mehrere Befehle und Patente des Kaifers aus den Jahren 1^50^52 und die Bestellung einer Reformations-Commission, daß es bisher nicht vollständig gelungen war auch nur den formalen Protestantisinus auszurotten. Wenn auch die lange Negierung des Kaisers Leopold I. von 1657 bis 1705 hie und da durch Kriege getrübt wurde so herrschten doch unter ihm geregeltere Zustände im Innern. Die Bestandttheile Oesterreichs gestalteten sich mehr und mehr zu einen: einzigen großen Ganzen. Damit verschwanden allmählich die staatsrechtlichen Eigenthümlichkeiten der einzelnen Länder und hörten daher auch die darauf beruhenden Sondergeschicke auf und vornehmlich war dieß bei den kleinen Provinzen, wie in Oberösterreich, der Fall. 4«ü bl) Das Erzherzogthum Oesterreich ob der Cuus. Nach und nach erholte sich dasselbe. Es trug daher minder schwer die Rüstungen und Vertheidigungsanstalten, welche im Jahre 1663 gegen die Türken von ihn: gefordert wurden. Damals kam es zu keinem Kampfe in Oesterreich und ein 20jähriger Waffenstillstand sicherte für längere Zeit die Ruhe von dieser Seite. Auch von keiner andern Seite wurde in diesen 20 Jahren der Friede gestört und im Innern unseres Landes war der Gang der Dinge ein normaler. Bloß im Jahre 1669 ward wieder einmal die Abschaffung aller Juden ans Oesterreich decretirt. Selbst 1680 kam das Land ob der Enns bei der in Wien wüthenden großen Pest mit dem bloßen Schrecken davon. Die Seuche griff nicht wie im Jahre 1585 auch zu uns herüber. Erst 1683 brachte wieder große Aufregung mit sich, denn die Türken unternahmen den Zug nach Oesterreich und belagerten Wien. Der Kaiser kam nach Linz, mit seinem Gefolge kam aber leider auch die Pest. In Oberöstereich suchte man sich gegen die Türkeneinfälle durch Befestigung aller Zugänge des Landes, besonders der Snnsufer, zu sichern. Enns und Steyr erhielten Garnisonen. Letzteres wurde befestigt. Alle Waffenfähigen wurden aufgeboten und durchziehende bayerische Reiter zur Hilfe zurückgehalten. Die Türken drangen bis in die Nähe der Enns vor, wagten aber keinen Angriff, nur 300 Tataren gelangten bis Weyer, wandten sich jedoch von da nach Waydhofen an der Mbs. Die Gefahr ging rasch vorüber. Dafür bildeten die bayerischen Reiter eine wahre Plage für die Bewohner und man mußte ste rasch aus dem Lande verlegen. Auch die Durchmärsche der Truppen kosteten bei der Fortdauer des Krieges gegen die Türken dem Lande viel und neue Opfer wurden gefordert als sich'1689 zum Türkenkriege noch ein Franzosenkrieg gesellte. Erst 1697 wurde der Ryswicker Friede und 1699 der Friede von Karlowitz mit den Türken auf 25 Jahre geschlossen. Oberösterreich sah im spanischen Erbfolgekriege zum ersten Mal nach langer Zeit wieder einen auswärtigen Feind. Im Jahre 1701 sielen bloß Durchzüge der Truppen dein Lande, vornemlich wegen der 46« Das Erzherzogthmn Oesterreich »b der Enns. dabei häusig vorkommenden Plünderilngen beschwerlich. Als sich jedoch dcr Kurfürst von Bayern im I. 1702 mit Frankreich verbündete, fanden sich die westlichen Bezirke auf die traurige Rolle des Kriegsschauplatzes angewiesen. Beide Theile setzten die Grenzgegenden in vertheidiguugs-fähigeu Stand. Im I. 1703 giengen die Oesterreicher angriffsweise vor, nahmen Passau und besetzten das Innviertel zum großen Theil, allein ' eine Nirderlage bei Eisenbirn trieb sie zurück und auch bei einem zweiten Einfalle wurden sie zurückgedrängt. Der Kurfürst vereinigte sich dann mit den Franzosen und man befürchtete einen größeren Einfall in Obcröstcrreich, er zog jedoch Zunächst nach Tirol. Dafür sielen die zusammengerufenen Bauern und Freiwillige oft in Oberösterreich ein. Hier war man in Sorge, man sperrte die Donau mit Ketten, schanzte und befestigte hauptsächlich Steyr. Auch das allgemeine Aufgebot wurde veranstaltet. Inzwischen waren die österreichischen Truppen wiederholt in das Innviertel eingedrungen und hatten das nach Oesterreich eingefallene bayerische Aufgebot Zurückgetriebeu. Erst als der Kurfürst aus Tirol zurückkehrte und sich gegen Oesterreich wandte wuchs die Gefahr. Passau siel, die Bayern nahmen die Schanzen an der Grenze und rückten, häufig plündernd und große Contributionen ausschreibend, im Lande vorwärts. Der Kurfürst hatte schon Eferding erreicht, doch mit großer Begeisterung griff jetzt Alles in Oberösterreich zu den Waffen und dieß bestimmte den Kurfürsten über den Inn zurückzugehen, nachdem er mehrere Orte im Innviertel stark besetzt hatte. Der kleine Krieg dauerte aber an der Grenze fort und beständig fanden Einfälle in das feindliche Gebiet von hüben und drüben statt. Auch das obere Mühlviertel fah sich bedroht, Bürger und Bauern, von den Bauern des Machlands unterstützt, bewachten die Grenze. Zu ernsten Kämpfen kam es hier nicht. Dafür war im Hausruckviertel der 8. Februar 1704 ein um fo blutigerer Tag. Der bayerische Oberst Wcndt rückte nemlich an diesem Tage mit Fußvolk und Reitern schnell gegen Neumarkt bei Kalham und seine Truppen metzelten Bürger, Bauern, Weiber und Kinder nieder, plünderten den Markt rein aus und raubten und sengten 467 59* Das Hrzherzogtyuin Oesterreich ob der Enus. auch' rings in der Umgebung. Insbesonders gieng Kalham in Flammen auf. Man fand 2—300 Bürger nnd Bauern ermordet. Entgegen nahmen die Oesterreicher wieder bauerische Schanzen ein, zerstörten im April bei einem Einbruch in das Innviertel die neuen Befestigungen von Ried und im Juli überzog das von den ob der ennsischen Ständen errichtete Landregiment einen Theil des Viertels. Die Bauern verweigerten dort die geforderten Lieferungen und wurden zerstreut. Da unterwarf sich fast das ganze Viertel. Als hierauf die Bayern und Franzosen am 13. August vom Prinzen Eugen und Malborough bei Hochstadt geschlagen worden waren, schloß Bayern einen Waffenstillstand mit Oesterreich. Darnach mußten alle von den bayerischen Truppen besetzten Festungen dem Kaiser übergeben und die Soldaten abgedankt werden und so stand der größte Theil Bayerns bis zum allgemeinen Frieden dem Kaiser zur Verfügung. Jetzt konnte zur Erleichterung für Oberösterreich auch das dortige Aufgebot entlassen werden. Oesterreich besetzte Braunau und Schärding zum Theil mit dem Landregiment. Dieß aber überließen die Stände auf des Prinzen Eugen Wunsch bald gänzlich dem Kaiser statt der Rekrutencontingente. Kaiser Leopold starb im Mai 1705. Sein Nachfolger Kaiser Joseph I. hatte in Ungarn und mit den Franzosen zu kämpfen. Den ersten Krieg beendigte der Szathmarer Frieden im I. 1710, die Kämpfe mit den Franzosen beschloß erst Josephs Thronnachfolger. Zunächst brach der Sturm im Lande des Alliirten Frankreichs, in Bayern, los. Wir wissen, daß die Oesterreicher dort lagerten. Sie behandelten das Land hart und die Aushebung zum Militär gab den Anstoß zu einem Aufstand der Bauern dieß- und jenseits des Inn. Im Innviertel stieg ihre Zahl auf 15000, selbst Schärding und Braunam sielen in ihre Hände. Wieder war Oberösterreich in Gefahr und man rüstete daher in ihm überall. Als aber der Plan, München zu überrumpeln, gescheitert war, das furchtbare Gemetzel in Sendling stattgefunden und die Aufständischen schwere Niederlagen erlitten hatten, kam auch das Innviertel mit seinen befestigten Städten am Anfang des Jahres 1706 wieder in die Gewalt der Oesterreicher. In demselben Jahre wurde 468 Das Erzhcrzogthum ^cstcrrcich ob dcr Emis. noch die Reichsacht über den Kurfürsten von Bayern ausgesprochen und das Innviertel als Schadenersatz Oesterreich zugetheilt. Auf Kaiser Joseph I. war 1711 sein Bruder Karl VI. gefolgt. Bei seiner Abreise aus Spanien hatte er seine Gemahlin Elisabeth daselbst an der Spitze des Reichsraths zurückgelassen nnd er traf in Linz nacb zweijähriger Trennung wieder mit ihr zusammen. Sie wurden in feier^ lichster Weise empfangen. Im Gegensatze mit diesen Tagen der Freude erlebte in demselben Jahre 1713 unser Land auch Tage der Trauer. Die Pest trat, zum Glück mit geringerer Verheerung als in frühern Jahrhunderten, auf. Es war dies das letztemal, daß die Seuche Oberösterreich heimsuchte. Durch den Frieden von Baden, welcher auf die Nastatter Präliminarien folgte, wurde der spanische Erbfolgekrieg geschlossen. Die für uns wichtigste Bestimmung desselben war, daß der Kaiser Bayern, inbegriffen das Innviertel, wieder an den Kurfürsten Emanuel abtrat. Kaiser Karl kämpfte in den Jahren 1716—1718 mit den Türken. Die pragmatische Sanction, deren Anerkennung von den Ständen seiner Länder und von den auswärtigen Mächten ihm so sehr am Herzen lag, nahmen die Stände Oberösterreichs im I. 1720 an. Unser Land erfreute sich ruhiger Zeiten. Selbst die Protestanten-Austreibung im Salzburg'-schen im I. 1731 machte sich in ihm nur in schwachen Schwingungen fühlbar. Mit den Salzburgern waren nemlich auch so manche Bewohner des Salzkammerguts ausgewandert und sie suchten später andere zur Nachfolge zu bestimmen. Die bisher geheimen Protestanten begehrten jetzt freie Neligionsübung oder die Bewilligung nach protestantischen Ländern auszuwandern. Es meldeten sich 1200 Auswanderungslustige. Da bewilligte ihnen der Kaiser die Auswanderung, jedoch bloß nach Nngarn und Siebenbürgen) wo man ihnen Besitzthümer einräumen werde. Viele blieben darauf im Lande und wurden katholisch, doch Andere prote-stirten gegen die Alternative katholisch zu werden oder nach Ungarn zu ziehen. Nach Ablauf eines letzten Termines brachte man die Revol-tirenden auf die Schiffe und 47 Familien mit 263 Köpfen wurden aus diesem Anlaß nach Siebenbürgen geführt. 4W Das Erzherzogthmn Oesterreich ob dcr Enns. Ein Krieg K. Karls mit Frankreich, Spanien nnd Sardinien wegen der streitigen Königswahl in Polen nnd ein neuer Türkenkrieg trübten die spätern Regierungsjahre des Kaisers, welcher 1740 starb. Mit M. Theresia beginnt die Zeit der großen Reformen im Innern des Reiches. Es ist bekannt, daß die edle Fürstin sogleich nach ihrer Thronbesteigung in Kämpfe wegen ihres Nachfolgerechtes auch von Seite solcher Mächte verwickelt wurde, welche dasselbe früher ausdrücklich anerkannt hatten. Wir kennen gleichfalls ihre Kriege mit Preußen und werden dieselben daher nur in so weit berühren, als sie auf Oberösterreich einen unmittelbaren Einfluß nahmen. Der erste für Preußen erfolgreiche Feldzug in den Jahren 1740 bis 1741 bewirkte, daß noch andere Mächte um fo entschiedener gegen M. Theresia auftraten, darunter der Kurfürst von Bayern, Karl Albrecht, welcher schon gegen M. Theresias Thronbesteigung wcgen seiner vermeintlichen eigenen Rechte protestirt hatte. Im Mai 1741 verbündete er sich mit Frankreich nnd wieder waren die Tage der Besorgniß wegen Bayerns für das Land ob der Enns angebrochen und mußte man sich dort rüsten. Die Bayern vereinigten sich zuerst mit den Franzosen nnd erklärten erst dann im September an Oesterreich den Krieg. Die österreichischen Truppen waren nicht zahlreich genug zu ernstem Widerstand und zogen sich darum über die Enns zurück, der Kurfürst aber rückte durch das Hausruckviertel nach Linz, während andere bayerische und französische Abtheilungen auf der Donau eben dahin fuhren. Auch Enns, Steyr nnd alles Land bis zur steyrischen Grenze wurden besetzt. Am 2. October nahm der Kurfürst die Huldigung als Erzherzog von Oesterreich entgegen, an demselben Tage langte jedoch noch ein Verbot M. Theresias, ihm Zu huldigen, in Linz an. Karl Albert blieb lange in Oberösterreich und brach erst spät nach Unterösterreich auf. Iuzwischen hatte M. Theresia Zcit gewonnen für die Rüstungen, welche mit Hilfe der Ungarn großartig ausfielen. Ncbst-dem waren durch den am 9. October mit Preußen geschlossenen Vergleich 470 Das Erzherzogthum Oesterreich ob der EnnZ, viel reguläre österreichische Truppen verfügbar geworden. Der Kurfürst gab deßhalb den Zug nach Wien auf, schickte Abtheilungen nach Melk und St. Polten und gieng selbst nach Melk, zog sich jedoch, als nach der Theilung seines Heeres der zum Einbruch nach Böhmen bestimmte Theil geschlagen worden war, nach Oberosterreich zurück. Er ließ das linke Ennsufer besetzt und marschirte nach Böhmen. Im Lande ob der Enn5 befestigten jetzt die Bayern die wichtigsten Punkte, besonders die Städte Linz, Enns und Steyr. Die Wiedereroberung unseres Landes durch die Oestcrreicher begann mit der Besitznahme von Freistadt. Die Hauptarmee unter, dem Feldmarschall Grafen Ludwig Khevenhüller rückte aus Unterosterrcich in mehreren Colonnen von Enns bis Losenstein über die Enns, andere Truppen schlugen den Weg auf dem linken Donauufer ein. Die Bayern verließen rasch die Schanzen an der Enns, dann Enns und Steyr. In Stcyr zog Trenk mit seinen Panduren ein. Am 1. Januar 1742 waren die Bayern in und um Linz concentrirt. Khevenhüller schloß Linz ein, einzelne Corps occupirten das Traun- und Hausruckviertel und rückten selbst in das Inn-viertel, wo sie die Bayern schlugen. Um das nun belagerte Linz fanden häufig Gefechte statt. Schon hatte die Beschießung begonnen und hatten Trent's Panduren und Kroaten die Vorstädte angezündet, da begehrte der Befehlshaber Segur zu capi-tuliren. Der bei der Armee befindliche Großherzog Franz Stefan ge-nemigte die Capitulation und damit den freien Abzug der Besatzung. Bereits im März hatten die Oesterreicher ganz Bayern bis an die Donau inne und befand sich München in ihrer Hand. Sie mußten es zwar beim Anzüge eines französischen HilfsHeers räumen, zumal als der König von Preußen wieder feindlich gegen Oesterreich vorgieng, besetzten es jedoch wieder sobald der Kampf mit Preußen sich günstiger gestaltet hatte. In Kurzem wurde mit Friedrich II. der Berliner Friede geschlossen. Dafür dauerte der Kampf mit Frankreich in Böhmen fort. Ungünstig für Oesterreich wandte sich dann im October die Lage der Dinge in Bayern. General Seckendorf hatte das über die Oesterreicher, besonders über die Grausamkeiten der Panduren, erbitterte Land- 471 Das Erzherzogthum Oesterreich ob der Euns. volk aufgerufen uud die Oesterreicher verließen München wieder und stellten sich am Inn auf. Doch siel auch Brauncm und die Oesterreicher wichen neuerlich zurück. Erst als neue Truppen, und besonders als sie nach der Räumung von Prag von Seite der Franzosen zahlreich angekommen waren, änderte sich auch die Scene. Kheveuhüller schlug die Bayern bei Simbach aufs Haupt und am 12. Juni 1743 wurde München abermals, zum dritten mal in diesem Kriege eingenommen. Nun unterhandelte der Kurfürst und jetzige Kaiser Karl VII. wegen eines Waffenstillstandes, Bayern blieb in den Händen der Oesterreich er, die Stände und das Volk mußten M. Theresia huldigen. Noch war die Stunde des Friedens nicht gekommen, denn Frankreich lag noch im Kriege mit M. Theresia, ja er entbrannte erst recht im I. 1744 und auch Friedrich II. trat wieder feindlich auf. Dießmal waren die Preußen in Böhmen Obcröstcrreich schon nahegerückt uud das Aufgebot des Landes befetzte darum die Grenze gegen Böhmen. Doch ohne einzufallen, zogen sich die Preußen ails Böhmen zurück. Der Krieg in Böhmen hatte aber wieder die Verminderung der Truppen in Bayern und die Räumung Münchens nöthig gemacht, die Franzosen und Bayern giengen bis an den Inn, am rechten Ufer standen in starker Stellung die Oesterreicher. Selbst nach dem Tode K. Karls VII. im Jänner 1745 rückten die Oesterreicher abermals in Bayern vor; da endlich schloß der Kurfürst Max Josef den Frieden zu Füssen. Er entsagte allen Ansprüchen auf Oesterreich und erhielt sein Land wieder. Am Schluß des Jahres setzte der Dresdner Friede dem Krieg mit Preußen und im I. 1748 der Aachener Friede dem Kampf mit Frankreich und seinen Bundesgenossen ein Ende. Jetzt erst konnte sich M. Theresia ganz dem Fricdenswerk der Reformen widmen. Der letztern haben wir schon an anderer Stelle in den Grundzügen gedacht. Was ihre Ausführung in Oberösterreich betrifft, so wurde unter Andcrm auch im I. 1748 mit seinen Ständen ein Vergleich auf 10 Jahre von 1749 bis 1759 über die jährliche Beitragsquote des Landes getroffen. Sie hatte znmeist zur Bestreitung der Kosten 472 , Das Erzherzogthum Oesterreich ob der C'nns. eines stehenden Heeres nnd zur Tilgung der Staatsschulden zu dienen. Dafür sollte das Militär das Land nichts weiter kosten und wurden den Ständen verschiedene Bezüge überlassen. Als im I. 1753 die stehende Landmiliz zur Verwendung nur im Kriege eingeführt wurde, ward sie für Oberösterreich mit 7000 Mann festgestellt. Die Stände erfuhren eine Beschränkung ihres Wirkens und ihrer Rechte schon durch die Organisirung der königlichen Repräsentation und Kammer, wodurch auch die Landeshauptmannschaft entfiel und wurden darin neuerlich im I. 1749 beschränkt. Doch stellte später die Kaiserin die Landeshauptmannschaft wieder her und gab den Ständen die meisten ' Rechte zurück. Unter die Vorkehrungen für die Religion gehört die Ueberführung einer Anzahl von Protestanten aus dem Salzkammergut nach Ungarn und Siebenbürgen in der Weife, wie dieß auch unter K. Karl VI. verfügt worden war. Die Maßregel schlug dm davon Betroffenen schlecht an, weil eine ungewöhnliche Sterblichkeit unter ihnen einriß. Die Reformen im Innern hemmte mindestens einigermaßen der Ausbruch des 7jährigcn Krieges im I. 1756. Der Krieg wurde niemals nach Oberösterreich herübergespielt, kostete ihm aber selbstverständlich wieder große Opfer an Rekruten, Steuern und Geldbeiträgen der verschiedensten Art. Nach dem Tode ihres Gemahls 1765 hatte M. Theresia ihren Sohn, den römischen König und mm Kaiser Josef 1l. als Mitregenten angenommen. Das Jahr 1765 brachte übrigens dem Lande ob der Enns eine Veränderung seiner Grenzen, indem Pafsau die Landeshoheit über mehrere dieß- und jenseits der Donau im heutigen Oberösterreich liegende Bezirke an Oesterreich überließ und umgekehrt dieß an Passau mehrere Bezirke abtrat. Die Friedensjahre unter M. Theresia waren wahrhaft segenbringend für unser Land an sich und durch die in ihnen eingeführten Verbesserungen in der Gesetzgebung. Doch schien noch am Ende der Regierung der Kaiserin der Friede gestört werden zu sollen als Zwistigkeiten über die Erbschaft des Ende 1777 gestorbenen Kurfürsten Maximilian Josef von Bayern ausbrachen. 473 00 Das Erzhcrzogthum Oesterreich ob der Lnns, Oesterreich machte Ansprüche auf einen Theil des Landes und schritt zur Besetzung desselben. Max Josef hatte in Voraussicht eines Streites nach seinem Tode mit Oesterreich den Tausch der Niederlande gegen Bayern verabredet, sein Erbe Karl Theodor dann die Rechte Oesterreich's auf Niederbayern und andere Landestheile anerkannt und 1778 die Ueber-einkunft ratificirt, und auch der Nachfolger Karl Theodors, Karl August Herzog von Zweibrücken, stimmte Anfangs bei, protestirte jedoch später gegen den Vertrag. Als nebst Andern auch K. Friedrich von Preußeu auf die Seite des Herzogs trat, nahmen die beiden Parteien in Böhmen Stelluug und der Kampf schien bevorstehend. Es kam jedoch nur zu kleinen Scharmützeln ' und zuletzt wurde der Teschuer Friede 1779 abgeschlossen. Durch ihn bekam Oesterreich das jetzige Innviertel, ein fruchtbares Land, welches stets zu Bayern gehört hatte und mm eine Vergrößerung des Landes ob der Enns bildete. Kaiser Josef besuchte den erfreulichen Zuwachs noch im Jahre 1779. Wir haben es an einer andern Stelle versucht, die Regenteneigenschaften Josef II., welcher nach dem Tode seiner großen Mutter im Jahre 1780 die Alleinregierung antrat, Zu skizziren. Nicht minder kennen wir seine Reformen von anderswoher. Für Oberösterreich hatte speeiell das Toleranzedict die wohlthätige Folge, daß der geheime Protestantismus und damit so manche Religionsheuchelei ihr Ende nahmen. Im Salzkammergute meldeten sich 2000 Personen als Protestanten. Doch außerdem entstanden noch in mehreren Gegenden des Landes protestantische Gemeinden und Bethäuser. Die größte kirchliche Neuerung im Lande stellt die Errichtung des Bisthums Linz vor, nachdem Passau im I. 1784 seine Diocösan- und Ordinariatsrechte abgetreten hatte. Als der Kaiser 1783 die ob der ennsische Regierung in Oberösterreich bestellte und damit das Land administrativ als ein selbstständiges anerkannte, vereinigte er damit die ständischen Geschäfte und wurde das ständische Verordnetencollegium in Abweichnung allerdings vom alten Herkommen aufgehoben. Unter Kaiser Josef erhielt unser Land eine zweite, wenn auch nur 474 Das Erzherzogthum Oesterreich ob der Ams. kleine Vergrößerung an Gebiet. Denn im I. 1782 trat Passau die Landeshoheit über die Herrschaften Viechtenstein und Obernberg sammt der Hofmark Schaltham an Oesterreich ab, so daß speeiell von dem großen Felsen in der Donau, dem Kreidelstein, stromabwärts am rechten Ufer lein Gebiet mehr zu Bayern gehörte. Unter Kaiser Leopolds II. kurzer Negierung wurden auch für Oberösterreich manche Josefinische Einführungen wieder außer Kraft gesetzt, besonders in den Steuersachen und m den kirchlichen Dingen. Auch die ständische Verfassimg des Landes wurde in der alten Weise wieder hergestellt. Bald nachdem K. Franz im I. 1792 den Thron bestiegen, begannen die französischen Nevolutiouskriege. Im ersten drohte nur gegen sein Ende Oberösterreich die unerfreuliche Aussicht zum Kriegsschauplatz zu werden, als im April 179? die Franzosen bereits in Steyermark eingerückt waren. Ein Theil der retirirenden österreichischen Armee zog schon durch Steyr, die Dicasterien und viele Private flüchteten sich nach dem Mühlviertel oder nach Böhmen; da wurden noch zur rechten Zeit für unser Land die Präliminarien zu Leoben und der Friede von Campo Formio abgeschlossen. Bereits 1798 gab es wieder große Truppenmärsche durch Oberösterreich, vollends aber 1799, denn der zweite Krieg entbrannte in Deutschland und Italien. Dießmal sah das Land sogar Russen, jedoch als Oesterreichs Verbündete und auf dem Rückzüge nach Nußland, das im russischen Sold stehende Cond^sche Corps blieb aber im Winterquartiere in unserer Provinz zurück. Vor dem Nnglückstage von Hohenlmden, 3. Dezember, befand sich auch das Hauptquartier der Oesterreicher in Wels, nach demselben kamen dagegen bald die Franzosen, deren Ober-fcldherr Moreau war. Sie folgten den sich zurückziehenden Oesterreichern auf dem Fuße uud am 19. Dezember fand schon bei Lambach ein hitziges Gefecht statt. Erzherzog Karl hatte den Oberbefehl übernommen, er konnte jedoch bloß den Rückzug über die Traun nach Steyr ordnen. Man focht bei Wimsbach und an der Alm und noch am 20. Dezember bei Kremsmünster. Ein Waffenstillstand bis 21. Abends bestimmte, daß den 475 60* Das Erzherzogthum Oesterreich ob der E>ms, Franzosen der unbeirrte Vormarsch bis an die Enns gestattet sein solle. Kanin hatte am 21. der letzte Oesterreicher Steyr verlassen, als auch schon die ersten Franzosen eimnarschirten, am 22. langte der ganze starke rechte Flügel an. Der schwächere linke Flügel besetzte am 21. Linz, eine Abtheilung focht noch bei Asten, darauf trat die kurze Waffenruhe auch hier ein. Der größte Theil der Franzosen folgte bald den Oesterreichern über die Enns. Allein an: 25. Dezember schloß man in Steyr einen Waffenstillstand auf 30 Tage. Ihm zu Folge wurde das Land die Enns aufwärts bis Lcoben und Niederösterreich von der Enns bis an die Erlas von den österreichischen Truppen geräumt und auch Braunau den Franzosen übergeben. Moreau kam am 25. Dezember selbst nach Steyr, ging aber bald nach Linz und Salzburg. Nach allen Richtungen zogcn die französischen Truppen im Lande hin und her. Sie lasteten schwer auf ihm durch die Sinquartirungen, Naturallieferungen und Geldcontributionen, hie und da auch durch Plünderungen und Mißhandlungen der Bewohner und selbst der Friede von Luneville endigte zwar den Krieg aber nicht die Truppemnärsche, denn jetzt kamen zu den abziehenden Feinden noch die dislocirten österreichischen Corps. Unter den im Luneoiller Frieden secularisirten Bisthümern befand sich Passau. Ein Theil seines Gebiets mit der Stadt Passau siel an Bayern, der andere an den Erzherzog Ferdinand, damals Kurfürsten von Salzburg. Der Kaiser erhielt die in Oesterreich liegenden passau'schen Kame-ralherrschaften mit dem Erträgniß von beiläufig jährlich 100,000 Gulden. In der Zwischerzeit bis zum nächsten Kriege erklärte sich Kaiser Franz, als römischer Kaiser Franz II., mit Pragmatikalgesetz vom l. August.1804 zum Erbkaiser von Oesterreich, wobei die gesammten Erbstaaten dao Kaiser-thum Oesterreich bilden sollten. Als Kaiser von Oesterreich nannte er sich Franz I. Im Jahre 1805 fanden wieder große Truppenmärsche aus Böhmen und Unterösterreich nach Wels als dein Sammelplatz statt, weil der dritte Krieg beschlossen war. Im September ging die Armee über den Inn. 476 Das Erzherzogthmn Oesterreich ob der C'lMZ Russen langten bei uns im Oktober als Alliirte an nnd vereinigten sich am Inn mit den von München zurücknlarschirenden Oesterreichern. Denn schon waren diese in Bayern im Nachtheil. Da erfolgte am ^0. Oktober die Capitulation von Ulm, Nun zogen sich die Oesterreicher und Russen auch vom Inn Zurück, die Franzosen und Bayern überschritten den Fluß, man schlug sich wieder bei Lambach und am 2. November zog Marschall Lannes in Linz ein. Andere Corps drangen über die Traun nnd Alm und über Stcyr in Unterösterreich und Steyermark ein, nnd wieder andere marschirten durch das Mühlviertel. Napoleon selbst hatte sich vom 4. bis 8. November in Linz aufgehalten. Am 2. Dezember wurde die Schlacht bei AusterUtz geschlagen und am 2tt. Dezember der Preßburger Friede unterzeichnet. Der so unglückliche Krieg hat nur allein dem kleinen Lande ob der Enns 10 Millionen Francs gekostet, ohne alle andern Ausgaben und Verluste und nun kamen noch die Durchzüge der heimkehrenden Bayern und Franzosen dazu! Sie begannen Anfangs 1806 aus Oberüsterreich abzuziehen, bloß Braunau hielten sie bis in den Dezember 1807 hinein besetzt. Das Jahr 1808 brachte in allen Provinzen, also auch in Oberösterreich, die Einführung der Reserve zu den Regimentern und der Landwehr. Diese bestand für unser Land in 12,000 Mann. Bei der Wahrscheinlichkeit eines neuen Krieges übte man sie selbst im Winter ein und rüstete am Anfang des Jahres 1809 nach Thunlichkeit. Die Hauptmacht marschirte durch Oberösterreich an den Inn. Am 9. April wurde der Krieg erklärt und der Inn am 10. überschritten. Allein Napoleon siegte abermals und die Oesterreicher wichen Znrück. Am 2. Mai hatte der Kaiser der Franzosen sein Hauptquartier in Ried. Andere Abtheilungen rückten über Peucrbach vor und plünderten dabei in den Kirchen und Häusern. General Hiller hatte den Befehl, Linz zu vertheidigen, er fand jedoch die dortigen Befestigungen unhaltbar und zog demnach am 3. Mai über die Traun nach Ebersberg. Am selben Tage besetzten die Franzosen Linz. Man focht dann am linken Traun-ufer, höchst bedeutend aber war das gleichfalls noch an diesem Tage gelieferte Treffen von Ebersberg. Die Franzosen kamen von Linz und von 477 Das Erzherzogthum Oesterreich ob der Enns. Neubau. Schon auf der langen und schmalen Traunbrücke wurde gerauft. Man warf die Todten und Verwundeten in die Traun, um Raum zum Vorrücken zu gewinnen und zahlreiche Unbeschädigte wurden im furchtbaren Gewirre in die Fluthen hinabgedrängt. Die Brücke war angezündet worden, doch das Feuer erlosch bald. Noch blutiger entbrannte der Kampf im Markte, dann außerhalb desselben auf dein Friedhofe, der Ebene und den Höhen am Schiltenberge an der Straße nach Enns nnd um das auf einer Anhöhe über dem Markte gelegene Schloß. Die Landwehr und Wiener Freiwilligen fochten mit äußerster Tapferkeit. Der Kampf währte durch 3 Stunden, das Schloß und der Markt giengen in Feuer auf, bei welcher Gelegenheit viele in den Häuseru untergebrachte Gefangene und Verwundete ihren Tod in den Flammen fanden. Dann erst setzte Hitler, welcher sich nicht während der Anmarsch der Franzofen auch am rechten Traunufer drohte, in einc Schlacht verwickeln wollte, die er nicht beliebig hätte abbrechen können, von: Feinde bloß schwach verfolgt, den Rückzug nach Enns fort. Der Verlust der Franzosen wird mit 10,000 Mann, darunter 1400 Gefangene, angegeben, jener der Oesterreicher mit 4380 Mann. Napoleon übernachtete in der Nähe von Ebersberg und gieng am nächsten Tage nach Enns, bei welchem der größte Theil seines Heeres durch drei Tage lagerte, wogegen der kleinere dem General Hillcr über die Enns folgte. Die meisten feindlichen Corps schlugen denselben Weg über Linz und Enns ein, der rechte Flügel unter Marschall Lannes jedoch denjenigen über Lambach und Steyr. Im Mühlviertel focht mau wiederholt in der Nähe von Linz. Schon am Beginn dieser Kämpfe am 5. Mai brannten in Urfahr 31 Häuser ab. Auf französischer Seite kämpften in diesen Gefechten zumeist Württemberger, Sachsen und Bayern. Der Wiener Friede fchloß den für Oesterreich verhängnißvollen Krieg. Unter den 2000 llMeilen, welche Oesterreich verlor, befand sich auch das Innviertel und das westliche Hausruckoiertel. Sie kamen zuerst unter französische Verwaltung und wurden dann in: September 1810 an Bayern übergeben. Zu den verschiedenen schweren Lasten des Krieges vor seinem Beginn, während seiner Dauer und nach seiner Beendigung trat für das 478 ) Das Erzherzogthum Oesterreich ob der Eims, Land ob der Enns noch eine Contribution von 38 Millionen Francs, wovon es jedoch nur etwas über eine Million wirklich zahlen mußte. In Oberösterreich war man besorgt, wegen des Fortbestandes der administrativen Selbstständigkeit des Landes, weil die Regierung in Linz - vom Statthalter in Wien abhängig gestellt worden war, doch ward dieß schon im I. 1812 abgeändert und die ob der ennsische Negierung als vollkommen selbststandig erklärt. Trotz des durch das Finanzpatent von 1811 gemachten offenen Geständnisses zerrütteter Finanzen mußte Oesterreich im I. 1813 nochmal den Kampf mit Napoleon beginnen. Man rüstete auch in Oberösterreich dafür; die Schanzen, welche durchgehends am rechten Traunufer gebaut wurden, und die Stellungen der Truppen daselbst ließen es aber erkennen, daß der Winkel zwischen der Donau und Traun, also auch Linz, preisgegeben werden würde. Zuerst wurde nun das Land von einer großen Sorge, von jener vor den am Inn stehenden Bayern, befreit, als am 4. Oktober zu Ried ein Vertrag über den Eintritt Bayerns in den Bund gegen Napoleon geschlossen worden war und hierauf die Oesterreicher mit den Bayern vereinigt über den Inn zogen. Dann folgte die Schlacht bei Leipzig. Im Jahre 1814 rückten wieder zahlreiche Truppen durch Oberösterreich nach Westen. Die Würfel fielen unglücklich für Napoleon und im Mai wurde der 1. Pariser Friede unterzeichnet. Zwischen Oesterreich und Bayern kam kurz darauf am 3. Juni 1814 ein Vertrag zu Stande, welcher das Inn- und tzausruckviertel und das salzbura/sche Gebiet am rechten Ufer der Saale und Salzach wieder an Oesterreich brachte. Nochmals litt unser Oberösterreich im I. 1815, als es einen neuen Krieg galt und das Land außer den andern Kriegslasten die Durchmärsche der westwärts in den Kampf ziehenden und der in kurzem von dort zurückkehrenden Heere trafen. Allein es war zum letzten mal für lange Zeit. Napoleons Macht hatte die Schlacht bei Waterloo für immer zertrümmert und der 2. Pariser Friede schenkte Europa in der That die ersehnte längere Ruhe. 479 Das (Hrzberzogthnm Oesterreich ob d« Elms, Allerdings schien die Zögcrung Bayerns dem Vertrag vom 3. Inni 1814 gerecht zu werden, neuerlich die Kriegsfackel zu entzünden. Schon wurde im Jahre 1816 in Oberösterreich ein Armeecorps aufgestellt, um die abzutretenden Landestheile mit Gewalt in Besitz zu nehmen, endlich führten aber die eingeleiteten Unterhandlungen dennoch zu einem günstigen ' Resultat und Bayern trat außer den: Inn- und Hausruckkreis Salzburg, jedoch ohne Berchtesgaden und mit Ausnahme mehrerer Aemter am linken Salzachufer, wirklich an Oesterreich ab. Unser Land gelangte durch die Zurückgabe des Inn- und Hausruckviertels nicht bloß zur frühern Ausdehnung, sondern es wurde dadurch, daß das Salzburg'sche als der Salzburger Kreis der ob der ennsischen Regierung administrativ unterstellt worden ist, noch bedeutend vergrößert. In dcr langen Friedensperiode, welche mit dem zweiten Pariser Frieden begann, hat Oberösterreich wenig ihn: eigenthümliche Ereignisse von allgemeinen! Interesse erlebt. Im Jahre 1816 und 1817 herrschte, wie auch anderwärts, in ihm Mißwachs und Theuerung. Das Jahr 1830 ließ sich zweifach drohend an. Die Absetzung des Königs Karl X. von Frankreich und die Thronbesteigung Ludwig Philipps von Orleans, veranlaßten Truppenbewegungen in Oberösterreich, freilich nicht mehr von jener drückenden Beschaffenheit wie in alter Zeit. Doch blieb der Friede erhalten. Dann nahtc die Cholera. Sie beschränkte sich jedoch auf Wels nnd seine Umgebuug und forderte auch hier nur weuig Opfer. Zwanzig Jahre des Friedens waren verflossen, als Kaiser Franz I. im Jahre 1835 mit Tod abgieng. Auch die ersten 13 Jahre der Regierung seines Nachfolgers Kaiser Ferdinand I. waren friedlich. Diese lange Zeit der Ruhe im Innern und nach Außen förderte den Wohlstand aller Provinzen, natürlich auch den unseres Oberösterreichs, in Hohem Maße. Die Erfindungen der Neuzeit fanden um fo leichter Eingang und das Land erlangte durch sie die erste Pferdceisenbahn in Oesterreich und Deutschland, jene von Linz nach Budwcis, dann die von Linz nach Gmuu-den, und die Dampfschifffahrt ans der Donau zwischen Linz und Wien ward eingerichtet. Nicht minder gediehen die Kunst und Wissenschaft in den Tagen des 480 Das Erzherzogthiun Oesterreich ob der Enns. Friedens. Naiuentlich ist in Linz zur Pflege beider, zumeist der wissenschaftlichen Forschung, das Museum Francisco-Carolinum in das Leben gerufen worden. Außerdem entstand bald ein Landwirthschaftsverein zur Förderung der Oekonomie. Erst im Jahre 1848 führte die zu lange Hemmung des geistigen Fortschrittes zu politischen Bewegungen in Oesterreich, vornehmlich in der Residenzstadt Wie»:. Die Negierung ist denselben erst dann entgegen getreten, als sie einen revolutionären Charakter angenommen hatten. Doch schon Kaiser Ferdinand gab dem Reiche im Jahre 1848 eine Verfassung und sein Neffe Kaiser Franz Josef I., welcher nach seiner Thronentsagung im Jahre 1848 die Negierung angetreten hat, that dasselbe. Es fehlte in der Folge nicht an Wandlungen im constitutionellen Leben. Sie jedoch so wie die Kämpfe, welche Oesterreich seit dem Jahre 1848 nach Außen zu führen hatte, entziehen sich, nachdem sie Oberoster-reich in erster Linie nicht betrafen, unserer historischen Darstellung. Dagegen erachten wir es durch unsere Aufgabe für geboten, zu bemerken, das; durch die staatsrechtlichen Veränderungen in Oesterreich seit 1848 die Ausdehnung des Landes ob der Enns insoferne eine beschränktere geworden ist, als Salzburg nicht bloß seine eigene Landesvertretung erhalten hat, sondern auch in administrativer Beziehung selbstständig gestellt worden ist. Die unaufhaltsam schaffende neueste Zeit hat auch in Oberösterreich ein regeres geistiges Leben und eine größere Erwerbsthätigkeit hervorgerufen. Politische und wissenschaftliche Vereine haben sich in ihn: gebildet, Dampfeisenbahnen durchziehen es in mehreren Richtungen, Dampfschiffe durchfurchen seine Seen und brausen zahlreich auf seinein Strome dahin, Fabriksgebäude erhebeu sich rings im Lande, Associationen fördern seinen Handel und seine Gewerbe. Wir werden so manche dieser Einrichtungen an den Orten kennen lernen, wo sie sich befinden, und' schließen nunmehr unsere geschichtliche Darstellung, bei welcher es uns mahrlich nicht an Materials gesehlt hat, leider aber am Naum, nm es auch nur einigermaßen genügend verwerthen zu könneil. 4Kl 6, die Industrie und die Urproduktion fördern, findet sich manches in Oberösterreich vor. Die Kaiserin Elisabeth Westbahn tritt in das Land an dessen Ostgrenze bei Enns ein. Nachdem sie über Linz Wels erreicht hat theilt sie sich hier in den alten, im Großen und Ganzen südwestlich laufenden Strang nach Salzburg und in einen nordwestlich gerichteten. Dieser letztere zerfällt schon bei Neumarkt in: Hansruckviertel in zwei Acste, deren einer nordwestlich in Passau, der andere westlich in Braunau an die bayerische Grenze gelangt. Von der westlichsten niederösterreichschen Station der K. Elisabeth Westbahn, St. Valentin, zweigt nach Süden die Kronprinz Rudolfsbahn ab. Sie betritt bei Steyr das oberösterreichsche Gebiet, welches sie nach längerein südlichen Laufe erst an der steyrischen Grenze wieder verlässt. Zu ihr kommt südlich von Steyr an der Enns jener Flügel, welcher sich von der Westbahn bei Amstetten loslöst und über Waydhofeu an der MbZ und zuletzt' alls oberösterreichischem Boden über Weycr geführt ist. Auch soll möglichst bald eine Verbindungsbahn der Rudolfs- und Westbahn das Traunviertel von Steyr bis Wels durchschneiden. Die Kaiserin Elisabeth-Westbahngesellschast hat die älteste Pferdebahn in Oesterreich, jene von Linz nach Budweis, mit einer Dampfeisenbahn vertauscht und einen Strang von St. Valentin nach Norden bis all die Donan gelegt. Nachdem er den Strom bei Mauthhansen übersetzt hat laust er im Mühlviertel nordwärts fort. Bei Wartberg vereinigt sich mit ihm der zweite Strang, der von Linz gegen die Traun-mündung, oberhalb derselben über die Donau nach Steyregg, endlich von da im Ml'ihlviertel zuerst eine Strecke weit ostwärts, dann bis zur Vereinigungsstelle nordöstlich gezogen ist. Auch die frühere Pferdeisenbahn von Lambach nach Gmunden ist in eine Locomotivbahn umgewandelt, der Bau einer derlei Bahn von Ebenseenach Ischl und Steg am Hall stätter See aber naht seiner Vollendung. Kleinere Bahnbaue führen von der Hauptlinie der Kaiserin Elisabeth Westbahn bei Schwanenstadt in die Kohlenreviere von. Wolfsegg und Thomasroith. 492 Das Erzherzogthmn bester«ich ob dcr Eims, Ferner wird eine Locomotivbahn von Braunau im Innviertel nach Straßwalcheu in Kurzem den Brauuauer und den Salzburgcr Strang der Westbahn verbinden; gleichfalls eine Dampfeisenbahn von Altheim nach Schärding ist in der jüngsten Zeit concessionirt worden und sie soll wieder durch eine andere Unternehmung ihre Verlängerung durch das Salzkammergut nach Steyermark erhalten. Dampfschiffe befahren nicht bloß die ganze oberösterreichsche Dona listrecke sondern auch bereits die großen Seen des Landes, den Attersee, Gmundner-, Hallstätter- und neuestens auch den Mondsee. - Daß dem Telegrafenwesen, der Post und den Straßen in Obcr-österreich die Sorge der Staatsverwaltung zugewaudt ist versteht sich von selbst. Auch fehlt es in der Proviuz nicht an weiteren Förderungsmitteln des Erwerbs und Verkehrs. Als solcher erwähnen wir blos der k. k. o. ö. Lcmdwirthschaftsge-sellschaft und des o. ö. Forstverems dann der landwirthschaftlichen Vorschußvereine, so wie des mit einer Ausstellung gewerblicher Erzeugnisse verbuudenen jährlichen landwirthschaftlichen Volksfestes in Linz, der Handels- und Gewerbekammer, des Gewerbevereins, des gewerblichen Vorschuß- uud des Arbeiterbildungsvereins für Linz und Umgebung. . Auch die Bank für Oberösterreich nnd Salzburg in Linz fördert den Erwerb und insbesondere den Handel und die Associaticm betreibt in Actiengesellschaften einige der bedeutendsten Unternehmungen des Landes: die Waffenfabrik in Steyr, die Traunthaler Kohlenbergwerke, die Eisenwerke als die Innerberger Hauptgewerkschaft, die Granitbrüche des Mühl-und Innviertels und sie ist bestrebt das Feld ihrer Thätigkeit immer mehr zu erweitern. Ziehen wir die geistige Kultur im Lande in Betrachtung so finden wir beruhigt, daß auch für sie trefflich gesorgt ist. Der Elementarunterricht ist in jüngster Zeit besonders berücksichtigt worden, wogegen in älterer derjenige der Protestanten, vornehmlich in der Gosau, dem katholischen überlegen war. Insbesondere sind auch Bürgerschulen in den großen Orten eingeführt worden. Von Mittelschulen besteht ein Obergymnasium in Linz nnd Kremsmünstcr, ein Realobergymnasium in Freistndt und ein 4 gemeinen historischen Theil und aus den besondern historischen Notizen in der Topographie zusammen entnommen werden müssen, gewiß nur erleichtern. ^!','> Das Er,;hcrzogchllm Ocstcrrcick od dcr Enus, "Zie Hand^ljaupl^adl Linz. ,»,_^.^ A^WH ie wissenschaftliche Forschung hat es festgestellt, daß Linz an der ^H Stelle dos Lentia der Römer erbant ist nnd sie niinutt es als ^^wahrscheinlich an, daß dieß letztere durch Kaiser Vespasian ge-^ ' gründet wllrde. Jahrhunderte sind seit dem Verfall der Römerherrschaft in Noricum verflossen, da wird Linz zum erstenmal in der Geschichte wieder genannt, als Kaiser Karl der Große im Jahre 799 den: Bischof uon Passau den Ort und daselbst die Kirche St. Martin sammt allem, was zu ihr oder zur Burg gehörte, schenkte. Dabei wird des Schenkungsobjektes als eines schon länger bestehenden gedacht. Man wird demnach die Martinskirche alls den: Schloßberg als die älteste Kirche der Stadt betrachten können. Nun verschwindet Linz nicht wieder für länger ans der Geschichte. Wir finden es im 12. Jahrhundert im Besitz der Vabenberger. Wahrscheinlich hatte es schon Markgraf Leopold V. von Pasfau als Lehen erhalten. Alts unserer Skizze der Geschichte Oberösterreichs wissen wir, wie die Stadt den Feinden Friedrichs des Streitbaren im Jahre 1236 zu widerstehen vermocht hat. In einem Lehenreverse desselben Herzogs Friedrich 11. an Pafsau vom Jahre 1241 wird sie dann auch zuerst als Stadt bezeichuet; weil sie aber gut befestigt schon 1236 eine Belagerung aushielt gebührte ihr diese Bezeichnung offenbar bereits vor 1241. -IN! Die Landeshauptstadt !t.'inz. Schon 1242 ist urkundlich auch von den Richtern und Bürgern von Linz die Sprache. Während des Zwischenreichs befanden sich die Bayern, hierauf König Ottokar II. im Besitz von Linz, 1276 trat Rudolf von Habsburg in denselben. Die allgemeinen Geschicke des Landes und seiner Hauptstadt in der nächsten Zeit hat uns wieder schon unsere Geschichtsstudie erzählt. Die ,Stadt insbesondere betrifft die Thatsache, daß der bereits seit langem begonnene Bau der Stadtpfarrkirche Ende 1285 oder 1286 vollendet und die Pfarre von der St. Martinskirche in sie übertragen wurde, so wie die weitere Thatsache, das; Eberhart von Wattsee, wahrscheinlich um 1284 ein im Jahre 128? in ein Minoritenkloster umgestaltetes Franziskaner-kloster dort erbant hat, wo sich dermalen das Landhaus erhebt. Schon unter Kaiser Albrecht ^. wurde die, Stadt wiederholt ausersehen, als Zusammenkunftsort der Fürsten zur Abschliessung von Bündnissen oder Frieden zu dienen. Dieß geschah auch in den spätern Jahrhunderten öfters, doch bloß ausnahmsweise gewannen diese Zusammenkünfte für die allgemeine Geschichte oder anch nur für Linz eine solche Bedeutung, daß wir es für nöthig erachten würden, sie in der Geschichtsskizze oder hier nahmhaft zu machen. Ebenso zählen wir nicht jene, mit den später zur Geltung gekommenen Grundsätzen des Handels und Verkehrs in geradem Widerspruch stehenden, Privilegien und Rechte auf, welche der Stadt von den Herrschern verliehen wurden und gegenwärtig längst außer Uebuug find. Das Jahr 1414 hat für Linz insofern eine Wichtigkeit als in demselben der Bau eines Rathhauses an dem Orte begonnen wurde, wo noch heute das Rathhaus der Stadt steht. Epochemachend vor allem ist jedoch für unsere Stadt die Negierungszeit .Kaiser Friedrichs IV. Die Zwistigkeiten des Kaisers mit seinem Bruder Herzog Albrecht VI., welcher das Land ob der Euns Zugewiesen erhalten hatte, brachten Linz allerdings manchen Nachtheil und das Raubritterthum schreckte vor Angriffen auf die Hauptstadt auch nach dein im Jahre 146.'i erfolgten Tode Albrechts nicht znrnck, wie denn im Jahre 1476 Christoph von ^iechten- 497 66 > Das Erzherzogthum Oesterreich ob der Enus. stein von seinem Schlofft Ottensheim aus einen festen Thurm bei Linz überfallen und eingenommen hat. Doch hielt sich der Kaiser oft in Linz auf und verlebte die letzten Lebensjahre gänzlich daselbst, wo er dann 1493 starb. Das Schloß erweiterte er 1481, in welchem Jahre eine große Feuersbrunst wüthete. Auch die Stadt vergrößerte und verschönerte er und sorgte für ihre bessere Befestigung. Speeiell der große Hauptplatz verdankt ihm sein Entstehen. Im Jahre 1490 aber erklärte er Linz förmlich zur Hauptstadt des Landes ob der Enns und ertheilte dem Nichter und Rath die Erlaubniß, sich jährlich Einen aus ihnen zum Bürgermeister zu wählen. Kaiser Max I. veranlaßte im Jahre 1497 die Bürger zum Bail der ersten Brücke über die Donau. Wir wissen, daß der kunstliebende Fürst in unserer Stadt im Jahre 1501 die deutsche Dichtkunst und sich selbst durch die Krönung des Dichters Lang geehrt hat. Sind wir auch nicht in der Lage, die Ereignisse in der Herrscher-familie: Todesfälle, Geburten, Trauungen, welche sich in Linz zutrugen, alle aufzuzählen, so deuten wir doch auf die im Jahre 1521 hier vollzogene Vermählung von Maxens Enkel Ferdinand I. mit Anna von Ungarn und die glücklichen Folgen derselben für Oesterreich hin. Wichtig für die Gestaltung der Dinge in Deutschland wurde die im Jahre 1552 in Linz stattgefundene Berathung Kaiser Karl V. mit König Ferdinand, dem Herzog von Bauern und dem Bischof von Passau, weil sie zu dem sogenannten Passauer Vertrag führte, in welchen: den Protestanten in Deutschland zuerst die freie Neligionsübung gestattet worden ist. Als die Reformation auch in Oesterreich um sich gegriffen und die Minoriten in Linz ihr Kloster verlassen hatten bewilligte K. Max II. den Ständen ein Landhaus aus demselben zu bauen. Der Bau wurde im Jahre 1571 beendigt. Im Jahre 1604 hat dann Kaiser Rudolf II. zum Schlosse einen neuen Trakt bauen und eine Wasserleitung in dasselbe führen lassen. Hinsichtlich der weitern Ereignisse im 17. Jahrhunderte berufen wir uns auf die vorangehende geschichtliche Skizze. Sie hiengen mehr weniger mit dem Kampfe Mathias mit K. Rudolf II. oder mit der Reformation 4i»« Dic ^'cmdeshcmptstadl ^,'iuz. zusannnen. Ergänzend fügen wir aus ihnen bei, das; im Jahre 16(M die Einführung der Jesuiten in Linz vor sich gieng und nn Jahre 1624 die schon früher anbefohlene Schliessung der Minoritenkirche für den protestantischen Gottesdienst wirklich durchgeführt wurde. Mit thunlichster Ausführlichkeit haben wir insbesonders die Bauernaufstände und aus ihnen wieder den großen Bauernkrieg des Jahres 1626 und alle Drangsale besprochen, welche Linz in demselben zu ertragen gehabt hat. Auch die Durchführuug der Gegenreformation hat von uns ihre erschöpfende Berücksichtigung gefunden. Mit den veränderten Verhältnissen verließ der berühmte Astronom Kepler im Jahre 1628 Linz und das Land Oberösterreich, wo er seit 1612 als Mathematiker der Stände und Lehrer an der Landschaftsschule gelebt hatte. Ein wichtiger Staatsact wurde 1645 in Linz vollzogen als Kaiser Ferdinand III. während seines dortigen Aufenthaltes wegen des Schwedm-einfalles in Oesterreich die Linzer Pacifieation erließ, in welcher er den ungarischen Protestanten freie Religionsübung uud Rückgabe der Kirchen und Güter bewilligte, mit dem Fürsten Rakoczy oon Siebenbürgen Frieden schloß und ihm mehrere Grafschaften in Ungarn überließ oder ihren Besitz ihm bestättigte. Die für die Stadt bedeutende Errichtung einer Teppich-, Tuch- und Wollenfabrik gieng im Jahre 1672 durch den Bürger Christian Sind vor sich. Diese Fabrik ist dermalen anfgelassen, hat jedoch lange als Acrarialfabrik bestanden und der Stadt vielfach Erwerb gegeben. Wir vermeiden die Widerholung der Erzähluug der Schicksale unseres, Linz im bayerischen Erbfolgekriege uud in den französischen Reuolutions-kriegen. Von den übrigen Erlebnissen desselben im gegenwärtigen Jahrhundert hat zuerst die im Jahre 1800 nach einer Feuersbrunst vorgenommene Anschüttung des Stadtgrabens und die Anlage an seiner Stelle der schönen Promenade seine Physiognomie vortheilhaft verändert. Maßgebend für feine Geschicke schien es werden zu wolleu als es mit seiner nächsten Umgebimg in ein befestigtes Lager umgewandelt werden sollte und dieser Plan vom Jahre 1830 an größtentheils zur Ausführung gebracht wurde. Zum Glück find die Fortisieatiouen in 4!ü' Uci* Aas Erzherzogth um Oesterreich »b dcr Euus. neuester Zeit wieder aufgelassen worden, ohne daß sie einen feindlichen Angriff zu bestehen hatten. Der Donner der Geschütze ertönte hier nur im Jahre 1829 als in Gegenwart des Hofes eine probeweise Veschiessung des zu diesem Ende, von dem Erfinder des Fortificationssystems, Erzherzog Maximilian von Este, erbauten Thurmes auf dem Freinberge vorgenommen wurde. Ein anderes für Linz Epoche machendes Ereigniß war die Eröffnung der ersten Pferdeeisenbahn nach Vudweis im Jahre 1832, welcher jene der Bahn nach Gmunden folgte. Auch der Beginn der Dampfschifffahrt auf der Donau ließ nicht lange auf sich warten. Reihten sich die Vorfälle früher bloß in längeren Zwischenräumen an einander so brachte und bringt sie unsere rasch pulsireude neueste Zeit Schlag auf Schlag mit sich. Seit derselben durchbrausen die Züge der K. Elisabeth Westbahn den Bahnhof der ob der cnnsischen Hauptstadt, sind ihre Thore gefallen, erheben sich neue Häuserreihen in ihr, zumal am Ufer der Donau, und schmücken sie wirklich großartige Monumentalbauten: die nahe große Landesirrcnanstalt, die erst seit dem Spätherbst 1872 eröffnete Brücke über die Donau, das noch später eröffnete Staatsgymnasium endlich der neue Dom, welcher an Größe der Anlage alle andern Ballten weit übertrifft, dessen Vollendung jedoch allerdings noch in wcite Ferne gerückt ist. Wir haben es unterlassen der Schläge insbesondere zu erwähnen, welche Linz, wie fast jede Stadt, im Laufe der Jahrhunderte durch Feuer - oder durch Seuchen getroffen haben, wozu bei ihr noch die Ueber-schwemmungen durch die Donau kommen. Die Annalen berichten, daß im Jahre 1141 die Stadt bis auf zwei Häuser, daß sie im Jahre 1409 bis auf 7 Häuser abbrannte und daß im Jahre 1542 134 Häusez,- verbrannten und nebstdem in den Jahren 1342, 1481, 1509, 1755 und 1800 große Brände in ihr wütheten. Als das letzte Pestjahr nennen sie weiters das Jahr 1713 und als Zeichen des Dankes für die Befreiung von dieser Seuche zumeist wurde die Pestsäule auf dem Hauptplatze errichtet. Doch die Wunden sind verharrscht und wenn wir dieser Unglücksfälle hier kurz gedachten fo geschieht es mit dcm regsten Wunsch, daß die Geschichte 5'.») Die Landeshauptstadt Linz, von Linz niemals wieder von einem ähnlichen Unfall zn berichten haben möge. Die Bevölkerung von Linz belänft sich anf 30538 Seelen.'^ Die Stadt liegt auf dem rechten Ufer der Donan. Die Höhen des Thalweges, in welchem der Strom ans Westen daherfluthct, sind schon früher vom linken Ufer etwas zurückgetreten. Auf dem rechten brechen sie unmittelbar in Linz selbst ab, so das; noch ein Theil der Stadt auf ihnen und das große Schloß auf ihrer Senkung nach Osten gelegen ist, daranreihen sich dann unmittelbar am Flusfe und landeinwärts die übrigen Stadttheile. Bisher war die Stadt mit dem ihr gegenüber auf dem linken Ufer liegenden Markt Urfahr durch eiue hölzerne Jochbrücke verbunden. Seit dem Herbst 1872 ist an die Stelle derselben eine prächtige, auf massiven Granitpfeilern ruhende, Fachwerkbrücke getreten. Als Stadt beurtheilt nennen wir Linz mehr freundlich als anfehnlich. Sein Hauptvlatz, auf welchen man unmittelbar vom Ufer der Donall gelangt, bildet allerdings ein großes länglichtes Niereck mit größtentheils hübschen Häusern und wird, nach theilweiser Demolirung der dem Strome zugekehrten Gebäude einen reizenden Blick auf diesen, das jenseits liegende Urfahr und auf die Berge darüber gewähren. Allein die Niveauverhältnisse, in Folge deren er sich stark gegen die Donau neigt, wird selbst eine eingreifende Regnlirnng, wie sie im Werke ist, in einem gewissen Grade verbessern, doch nicht ganz beseitigen können. Als eine vorzüglich gelungene Anlage würdigen wir gerne die Promenade, welche an der Stelle des Stadtgrabens mit mehrfacher Platanenallee und einem Pamllou nn ihrer Wendung unter einem rechten Winkel zwischen der den Vorstädten Zugewandten Seite des gleichfalls hackenförmig gebauten Landhauses und der vordersten Hänserreihe der Vorstädte hinläuft. Auch gewinnt sie noch an Wirkung durch die Gebäude zu beiden Seiten, auf der eiuen durch das Landhaus, das auf seiner Südfronte mit dein geschmackvollen Portale seiner großcn Dnrch-gangshalle und dein hohen Thurme darüber sich gegen sie öffnet, auf °b Alle Bevölkerungsdaten benchcn anf dn' cimtliäM Volkszählung vmn '51. Tczcmlx'r 1AI^. 50 l Das ErzbcrzixMuni Ocstcvrcick ob der Vnns, der entgegengesetzten durch einige stattliche Privathäuser daim das Redouten-und Theatergebäude. 3iebstdein anerkennen wir die Landstraße, auf welcher sich mehrere beachtenswerthe Bauten, darunter die Kirchen der Nrsulinerinnen und Karmeliter erheben, als eine ganz imponirendc Straße und auch an der Donau vereinigt sich eine Reihe ueugcbauter Häuser zu einem anregenden Stadtbilde. Allein damit haben wir die bedeutenden Plätze und Gassen genannt, allen andern fehlt die Negelmässigkeit der Anlage und die Mehrzahl der Häuser ist bescheiden, selbst zu bescheiden, gebaut. Wenn wir in Einzelnes eingehen und zuerst die Kirchen berücksichtigen so finden wir die Domkirche als eine große einschiffige Iesuitenkirche mit ansehnlicher Stuccaturarbeit. Ihre Orgel von Chrisman wird gelobt. Die alte im Jahre 1440 umgebaute Stadtpfarrkirche, gleichfalls groß und dreischiffig, hat durch spätere Rcstaurirungen an Kunstwerth sehr verloren. Mehrere Rltarblätter mahlten die bekannten österreichischen Kirchenmahler: Sandrart, Nöselfeld, Barth. Altomonte. Geschichtliche Bedentung kommt dein Denksteine K. Friedrich IV. zu. Er sagt, daß das Herz und die Eingeweide des Kaisers hier beigesetzt wurden. Die übrigen Kirchen, unter welchen die Karmelitcrkirche besonders reich an Marmor, stammen aus dein 17. und 18. Jahrhundert uud sind zum Theil gute, doch nicht hervorragende, Bauwerke. Mehrere besitzen Speisegitter von dein an seinen vielen Versteinerungen kenntlichen Adneter-Marmor und Gemählde von den oben genannten Mahlern dann von Belucci, dem Kremser Schmidt und Martin Altomonte, msbesonders die Minoritenkirche viele treffliche von Schmidt. In der Kapuzinerkirche besteht nebstdem ein Marmormonument des in Linz im Jahre 1680 verstorbenen Türkensiegers bei St. Gotthart, des Fürsten Raimund Monte-cuccoli, und in der Priestcrhanskirche werden die Bildhauerarbeiten von Rafael Donner den Kunstfreund erfreuen. Wir beginnen die Betrachtung der Profangebäude mit dem Schlosse. Es ist ein großer, doch vernachlässigter Bau. Wir wissen, daß schon unter Karl dem Großen eine Burg urkundlich erwähnt wird und daß sie Friedrich l>0^ Die Landeshauptstadt Linz. IV. und Rudolf II. vergrößerten. Im Jahre 1800 brannte das Schloß ab und es ist seitdem nicht wieder vollständig hergestellt worden. Auch das Landhaus ist uns nicht mehr unbekannt. Es gehört im Bau dem Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts an, und ist mit dem Regierungsgebäude verbunden. Seine bereits erwähnte Durchgangshalle überragt auf der Südseite das neuere schon bemerkte Portale gegen die Promenade, auf der entgegengesetzten Seite aber ein im älteren Styl gehaltenes. Der hohe Landhausthurm wurde im 16. Jahrhundert erbaut, doch nach dem Brande am Anfang des jetzigen renouirt; der landständische Saal mit seiner Marmorverkleidung verdient Beachtung. Gleichfalls mit Geschmack wurde am Anfang unseres Jahrhunderts das Thcatergebäude mit den ständischen Redoutensälen und einer ständischen Reitschule daneben erbaut. Durch guten Styl oder großartige, Dimensionen treten aus der Zahl der Gebäude noch vortheilhaft hervor: das Rathhaus auf dem Platze mit seiuem Eckthürmchen und das Graf Weißenwolfsche Haus daselbst, das Fürst Starhemberg'sche Haus, das Kremsmünsterer Haus, in welchem K. Friedrich IV. gestorben ist, das von Haselmayer'sche Haus, das Mr-dicum, der Bürger- oder Posthof, das Stadtbräuhaus, das k. k. Fabriksgebäude, die Stadt- oder Collegium-, dann die Wasferkaserne, endlich der alle übrigen an palastähnlicher Anlage übertreffende, eigentlich dem Stifte Kremsmünster gehörige, Bischofhof. Das Gymnasialgebäude auf der Spitelwiese, das erst kurz vollendet ist, gilt als ein Musterbau. Daß der neue Dom, nach seiner Vollendung das weitaus bedeutendste Baltwerk der Stadt, im großartigsten Maßstab angeleget ist läßt sich aus dem schon Gebauten, vornehmlich aus der großer Crypta erkennen, unzweifelhaft jedoch wird es uns, wenn wir hören, daß seine Länge 410 Fuß rheimfch, seine Breite 207 Fuß, die Höhe bis zum Schluß der Gewölbe 100 Fuß nud bis zur Dachfirst 137 Fuß betragen, der Thurm im Quadrat 65 Fuß dann eine Höhe von 410 Fuß, der innere Kirchenraum aber einen Gesammtflächeninhalt von 34000 mFuß erhalten soll, während letzterer sich bei den: Stephansdom in Wien mit bloß 32400 Fuß beziffert! Leider steht der Baufond in keinem Verhältniß Ü05—67 erbaut, für 238 Irren berechnet und wird als gleich vorzüglich im Bau und in dei innern Einrichtung gerühmt. Durch die Eisenbahnen und die Dampfschifffahrt ist Linz als Handelsund Fabriksplatz nngemein in Anfnahme gekommen. Wir müssen uns auch bezüglich der Fabriken der Hauptstadt und aller Förderungsmittel der Industrie und des Handels, welche in ihr bestehen, anf den allgemeinen geographischen Theil berufen. 504 Die LmideslMfttsiM A,,z. Wir erwähnen noch des am südlichen Ende der Stadt hübsch angelegten Volksgartens lmd wenden uns luin ihrer Umgebung zu. Wir besuchen Zuerst den Freinberg. Erzherzog Max von Este lies; im Jahre 1828 auf dem Freinberg einen Festungsthurm nach jenen: System erbauen, nach welchem das befestigte Lager um Linz entstehen sollte. Im Jahre 1829 fand die probeweise Beschiessung statt. Nach dem günstigen Erfolg derselben wurde der Festungsbau rings um Linz in Angriff genommen und wurden 48 Objecte, zum größten Theil Thürine wie jener auf dem Freinberg, doch auch eine Citadelle auf dem Pöstlingberg, hergestellt. Nachdem in Folge des Wechsels der Ansichten im Kriegsfache diese Fortificationen wieder aufgelassen sind sprachen wir uon ihnen blos; darum, weil die Umgebuug von Linz durch sie vielfach umgestaltet worden ist und man noch überall in ihr auf, freilich zu den friedlichsten Zwecken verwandte, Maxuuiliau'sche Thürme stoßt. Jener Probethurm uon 1828—29 siel jedoch nicht in das Vertheidigungssystem und so schuf der fromme Erzherzog im Jahre 18,>4 aus ihm ein palastartiges Haus mit gothischer Kapelle nebenan, umgab seine Schöpfung mit eiuer Gartenanlage uud berief im Jahre 1837 dahin die Jesuiten, welche seitdem dort ein Gymnasium uud eine Erziehungsanstalt unterhalten. Im höchsten Maße dankbar bewährt sich aber ein Gang auf den Freinberg wegen der wundervollen Alissicht auf ihm. Zur Linken steigt ganz nahe die Höhe am Jagermayer auf, überragt uon einzelneil Bergen am linken Tonauufer. Sogleich rechts davon erblickt man unter sich die freundliche Stadt mit ihren Thürmen. An sie schliessen sich rings die grünen Auen uud Felder bis an den leuchtenden Strom an, welcher in einer großen nach Norden gerichteten Ausbiegung um das Stadtgebiet aus seiner östlichen in eine nahezu südliche Richtung übergeht. Sein Lauf lässt sich weit hinab bis gegen Enns verfolgen. Auf seinen: linken Ufer blickt überall üppiges Geläude herüber, das sich von ihm bis au den Fus; der Berge des Mühluiertels ausdehnt, welche reich bemattet und bewaldet über ihn: lagern. Im Süden uud Südwesten breitet sich dann die Fläche der Welserhaide aus, hinter ihr über der Trauu uud bis weit hinab in Unter- 5>«>5, 64 Das Erzhcrz^thnm Oesterreich ob dcr Enns, osterreich über der Enns aber steigen die Hügel und das Gebirge in ihrm an Hohe stets zunehmenden Stufen auf, bis sie im österreich-stenrischen Hochgebirge, von jenem Unterösterreichs bis zum Schafberg die höchste Stufe erreicht haben. Die markirte Gestalt des Oetscher, die Mauer des Scnsengebirges und die Niesen der Priclgrnppe, endlich der stets wMlngs-reiche Traunstein und der Schafberg werden leicht erkannt, jedoch selbst über die Schultern der Vonnänner noch schaut manche entfernte Spitze Stenermarks in kennbarer Form in das Gemälde herein. Jenseits der Donau ladet der pittoreske Haselgraben zum Besuch ein, dann St. Magdalena, von welchem aus Linz selbst in seiner Lage am Stromnfer mit der abwcchslungsoollen Landschaft dahinter am vortheilhaftesten überblickt wird. Vor allcm großartig gestaltet sich die Fernsicht auf dem 1704 Fuß hohen PMingberg. Man ersteigt seine Höhe an der Wallfahrtskirche in einer Stunde von Linz. Wcnn auch das Bild in den Hauptzügen demjenigen uom Freinberge gleicht so ist es doch ein noch umfassenderes. Denn das Auge dringt nicht bloß weiter hinab in das Hügel- und Vorland von Niederösterreich und weiter hinaus zu den Wellen des Hausrucks, sondern auch das Hochgebirge erschließt sich in größerer Altsdehnung vom Wiener Schneeberg bis zum Staufeu und zahlreichere Kuppen lassen sich außerdem noch überall im Hintergrunde entdecken. Zudem bietet auch hier wie von St. Magdalena, Linz einen höchst anregenden Anblick dadurch, daß es sich vom Ufer der Donau an in seiner ganzen Ausdehnung und mit der reichen Land- und Vergscenerie darüber zeigt. Das Graunviertel. Das Traunvicrtel, der östlichste Theil des Landes ob der Enns auf dem rechteu Donauufer, fchließt sich die ganze Westgrenze des unteröster-reichischen Viertels ober dem Wienerwalde entlang an dieß Viertel an. Es ist geographisch vorzüglich abgegrenzt.und man könnte es füglich als das Gebiet zwischen der Enns und Traun bezeichnen. Denn die beiden 506 Die Landeshauptstadt ^inz. Flüsse geben ihm in sower nördlichen Hälfte, und zwar die ^nns im Osten und die Traun im Westen, die Grenze gegen Unterösterreich und gegen das Hausruckviertel. In der südlichen Hälfte greift es allerdings ostwärts über die Enns nnd westwärts über die Traun etwas hinüber. Seine schmale Nordseite scheidet die Donau von dem gegenüber liegenden Mühlviertel, seine breite Südseite der tzauptstock der Alpen von Steyer-mark und in der südwestlichsten Ecke auch vom Salzburg'schen. Die größte Stadt des Traunviertels, die zweit größte Oberösterrcichs ist Steyr. Es zählt mit den Vorstädten und zum Stadtgebiet gerechneten Ortschaften 13392 Einwohner in 857 Häusern, die eigentliche Stadt aber 2702 Bewohner in 1^3 .Häusern und ist der Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und ciues Kreisgerichtes^, auch befindet sich in ihm eine Oberrcalschule. Durch Jahrhunderte spielte Steyr eine geschichtliche Rolle als Linz noch jede Bedeutung abging. Der Traungauer Ottokar I I. hattc um das Jahr 980 am Abbrüche dcr >?öhe über dein Zusammenfluße der Enns und Steyr die Stiraburg dort erbaut, wo heute das Schloß Steyr zu oberst der von den Ufern der beiden Flüsse zu ihm hinanstcigenden Stadt liegt. Die Traungauer erhielten um das Jahr 1055 die carantanische Mark verliehen und wie Steyr früher der Sitz der Grafen des Traungaues gewesen war ebm so wurde es nun die Hauptstadt dieser Markgrafschaft Carantanien und nach dem allmählichen Uebergang des Namens derselben in jenen Markgrafschaft Stire, Steyermark, auch von Steyermark. Erst gegen das Jahr 1160 ist Graz in Steyermark an seine Stelle getreten. Unsere geschichtliche Skizze hat uns die im Jahre 1192 erfolgte Vereinigung mit Oesterreich des inzwischen im Jahre 1180 zum Herzogthum erhobenen Landes Steyermark ebenso berichtet als daß Steyr und sein Gebiet unter König Ottokar II. zu Oesterreich ob der Enns gekommen ist und sie hat über- * Die judicielle Kreiscint Heilung weicht in der Abgrenzung der Kreise von der alteren politischen Kreis- und von unserer (iintheilnng in Viertel mehrfach ab und bernhl anf einer spätern politischen Kreiseinthcikma., welche dermalen nicht mehr in Wirlsamt'eit ist. 5''? 64* Das Erzherzogchmn Ocslcrrcich >.'b dcr Enns. Haupt die init den Landebschicksalen in Verbindung stehende Geschichte der wichtigen Stadt so ausführlich mitgetheilt, daß die hier gebrachten Ergänzungen sich bloß aus die internen Ereignisse beziehen können. Das Schloß wurde, nachdem es nicht mehr Residenz der Landesherren war, von Burggrafen verwaltet. Verbessert und erweitert hat es vorzüglich Kaiser Friedrich IV. nnd nebst ihm der Pfandinhaber Erzbischof Johann von Salzburg. Die Stadt entstand muthmaßlich gleichzeitig mit dem Schlosse. Ihre erste urkundliche Bezeichnung als Stadt findet sich bereits im Jahre 1082. K. Friedrich IV. sorgte auch für ihre Befestiguug und sein Sohn K. Max 1. bewilligte ihr im Jahre 1499 die jährliche Bürgermeisterwahl. Schon in früher Zeit war Stenr der Mittelpunkt der österreichischen Eisenindustrie und es lag deßhalb mit dem concurrirenden Wcyer uud uoch mehr mit Waydhofen a. d. Mbs oft im Streit. Es fand Unterstützung von Seite der Regenten. Wir wifsen von den Rechten, wolche es durch "Albrecht I. erhielt. Eben so begünstigte, es Herzog Albrecht III. Ernst der Eiserne gab im Jahre 1408 dem Messcrer Handwerk große Freiheiten, jedoch auch eine strenge Ordnung und K. Max I. entschied 1501 zum Vortheile von Stcnr die Handel mit Waydhofen. So konnte es seine Rivalen, obenan Waydhofen, siegreich aus den: Felde schlagen. Die Auswanderung nach der Reformation schädigte Stenr schwer. Wir haben gehört, daß im Jahre 1027 in ihm 228 Häuser leer standen. Auch von andern Unglücksfällen, Pest und Feuersbrünstcn, ist es nicht verschont geblieben und noch in nnserer Zeit sanken im Jahre 1842 243 Häuser in Asche. Doch das Centrum der Eisenfabrikation ist es geblieben, ja in der jüngsten Zeit hat diese sogar einen ungeahutm Aufschwung genommen durch die früher Werndl'sche, jetzt Actien-Wasfen-fabrik, ein Unternehmen von solcher Großartigkeit, daß es bei vollem Betriebe aller seiner Werke mehrere tausend Arbeiter beschäftigt. Die Lage der Stadt ist höchst aumuthig. Mitten in ihr nnd zwar zwischen der Stadt und den Vorstädten nimmt die aus Südeu daher, wogende Enns die ihr ans Westen zufliesscude Stenr auf. Der größte Theil der eigentlichen Stadt dehut sich von dem Zusammfluße der Wässer 508 Die Landeshauptstadt Linz, die Enns aufwärts aus und zieht sich auf jene sanfte Höhe hinan, welche das große Schloß mit seinem viereckigen Thurm krönt und welche ihrerseits wieder steil und mit Buschwerk und Bäumen bewachsen zum letzten Stück des Laufes der Steyr vor ihrer Mündung abbricht. Wehren durchsetzen das Bett dieses spiegelklarcn lichtgrünen Flusses und weit hinauf bis zur Höhe von Christkindel gewahrt man in dasselbe hinausgebaut die Gebäude der Waffenfabrik und anderer Eisenwerke. Eine Brücke führt am Fuß des Schloftberges ails der Stadt auf das linke Ufer der Stcnr. Auch dort im Norden der Stadt erhebt sich eine Anhöhe. Sie überragt jene des Schloßes und sinkt anf ihrer der Steyr zugekehrten Südseite rasch Zur Tiefe. Zu oberst trägt sie die Kirche am Tabor und den Friedhof, dann bedeckt sie nach abwärts Gasse um Gasse der großen Vorstadt Steyrdorf und anderer Vorstädte bis an die Steyrmündung und an dic Steyrbrücke, an welcher zuunterst der abhängige Naum an der Michaelskirche endigt. Auf das rechte Ufer der grünen Enns und in die anf der Ostseite der Stadt liegende Vorstadt Ennsdorf kommt man aus der Stadt über die gleichfalls zunächst der Vereinigung der Flüsse erbaute Enns-brücke, doch leitet über diesen Fluß am südöstlichen Ende der Stadt noch eine zweite Brücke. Während die Bodenterrasse, auf welcher das Schloß gelegeu ist, gleich-müssig das linke Enns- und das rechte Steyrufer aufwärts begleitet tritt an die Stelle der Anhöhen gegenüber der Stadt am rechten Ennsufer bald eine erheblichere Bodenanschwellung. In geringer Entfernung dehnt sich hier dcr mit allen Farbentönen von Wiese, Wald und Feld bekleidete, 2363 Fuß huhe Damberg quer über dem letzten Stück des EnnslanfeÄ aus, reizend fchaut unter ihm von einer Vorstufe St. Ulrich herab. Auf höheren Punkten um die Stadt öffnet sich dann der Blick auf die Flüsse und die Stadt, anf die nächsten Hügel und Berge dann auf einzelne tzochsvitzen im südlichen Halbkreis, im nördlichen aber anf die wellige Ebene gegen Sirning und Enns und über sie hinaus auf die Berge des Mühlviertels. 509 Das Erzherzog thmn Oesterreich ob der (5nns. Nur die eigentliche Stadt und in ihr wieder vorzugsweise der Hauvt-platz lind seine Verlängerung im Grünmarkt und der Enge, welche zu den Brücken führt, dann die unmittelbare Umgebung des Schloßes und der Pfarrkirche tragen einen wirklich städtischen Charakter ihrer Gebäude zur Schau. In den Vorstädten klopft es und pocht es überall, hier ist die Eiscnarbeit allerorten im Gange und darnach sind auch die Häuser beschaffen. Unter den vorzüglichen Gebäuden der Stadt finden wir das Schloß fast im Dreieck nicht hoch doch stattlich erbaut mit einem großen Hof, aus welchem nebst dem Hauptthurm auch ein Uhrthurm aufsteigt. Rückwärts schließt sich ein weitläufiger Garten an. Zwischen ihm und der Rückseite der obersten Häuserzeile der Stadt führt ein Weg zur gothischen Stadtpfarrkirche, entschieden dem bedeutendsten Bauwerk von Steyr. Den Bau begann dcr Baumeister der Stefanskirche in Wien, Hans Buchsbaum, höchst warscheinlich nach seinem eigenen Plane im Jahre 1443; er war erst im Jahre 1522 durch Schwedchorer nahezu vollendet, als ihn sogleich ein Brand derart beschädigte, daß man ihn bis znm Jahre 1628 nicht zum Abschluß brachte. In diesem Jahre wurde dcr Ailsbau doch unternommen und 1630 beendigt. Entschieden schwebte dem Baumeister bei Conception des Planes der Stefansdom von Wien vor. Hier wie dort findet sich viel Aehnliches. Die Kirche in Steyr ist eine über 30 Klafter lange und 13 Klafter breite drei schiffige Hallenkirche mit drei gleich hohen Schiffen. Schiff und Chor find in Eines verschmolzen. Sechszehn mächtige Pfeiler trennen den Mittelraum von den um ein Drittel schmälern Abseiten. Die Gliederung der Pfeiler ist genau dieselbe wie im Stefansdom. An den Pfeilern kommen Figurennischen mit Baldachinen vor, das Hauptschiff und die Seitenschiffe im Chor schmückt ein zusammengesetztes Kreuzgewölbe. Das prächtige Sakramentshäuschen im Chor ist thurmähnlich constrnirt. Ausgezeichnetes Maßwerk ziert die Bogenfelder der hohen Fenster. Unter den Glasmahlereien die beste, der Tod dcr h. Maria, stammt aus dem Ende des 15. Jahrhunderts. Das Taufbecken vom Jahre 1569 und die Orgel von Chrismann verdienen gleichfalls hohe Beachtung. Die Eingänge haben 010 Die Landeshauptstadt Linz, Vorhallen. In jener der Nordseite silld neben den zwei aneinander stossenden Thüren Consolen mit trefflichen Figuren, offenbar aus der Frühzeit des 15. Jahrhunderts angebracht, im Spitzbogenfeld der einen Thüre befindet sich ein Relief vom Jahre 1525. Dies; Nordportale erscheint auch im Acußern reich geschmückt, rings an den Außenwänden der Kirche stehet: mächtige Strebepfeiler. Der sechseckige Quaderthurm endlich steigt in acht Geschossen mit hohen Thurmfenstern empor, doch gehört der obcrc Theil und das Kuppeldach nicht dem nrsprüglichen Ball an und harmonirt im Styl nicht mit demselben. Man sündigte auch an dieser Kirche später durch allerei das durchaus gothische Innere entstellende Veränderungen. Die Stadtcommune hat in der neuesten Zeit durch Beseitigung dieser vermeintlichen Verschönerungen sich um den stolzen Bau verdient gemacht, manches ist im ursprünglichen Geist restaurirt und unter andcrm sind die Zopfaltäre durch stylgerechtc Schnitzaltäre ersetzt worden. Unmittelbar neben der großen Pfarrkirche liegt die muthmaßlich noch ältere gothische Margarethenkapellc mit einkm bewunderungswürdig schön construirten sechseckigen Thürmchen. Wir erwähnen alo beachtenswert!) noch die Dominikanerkirche mit ihrer mit einem trefflichen Netzgewölbe bedeckten Kapelle und die geräumige Michaelskirche zunächst der Steyrbrücke in Steyrdorf. Die letztere ist für die Jesuiten im Jahre 1677 erbaut worden. Das ansehnliche Nathhaus entstand im 18. Jahrhundert. Manch Privathaus verräth durch seine gothischen Bauformen fein Alter. Allein alle Bauten der Stadt übertreffen in der letztern Beziehung weit die rothen Marmorsäulen in einem Wohnraum des unmittelbar an der Steyrbrücke in Steyrdorf gelegenen Bürgerspitales, denn sie stammen noch aus der Zeit des romanischen Vanstyls und warscheinlich aus dem 12. Jahrhunderte her. Nicht unerwähnt darf bleiben, daß Steyr der Geburtsort des Dichters Alois Blumauer ist. In Steyrs naher Umgebung lohnt sich besonders der Gang auf demHöhcnrande der Stcyr nach Christkind!. Die Kirche, einc Rotunde, baute. 51! Das Erzhcrzogtbmn Oesterreich ob der Enns, Carlone und der berühmte Prandtauer aus St. Polten. Ileberraschend gestaltet sich vor ihr der Blick auf das Steyrthal uud nach der Stadt. Nahe zu nördlich von Steyr liegt Gleink. Es war bis zum Jahre 1784 eine Venedittincrabtei. Sie hatten Arnhalm und Bruno von Glunik und die Markgrafcu Ottokar VI. und Leopold von Stire in den Jahren 1120—25 gestiftet. Gegenwärtig besteht dort ein Kloster der Salesianerinnen. Das Interesse des Kunstfreundes werden die am westlichen Portale der Kirche als Thürzieher angebrachten zwei Löwenkopfe wach rufen, denn sie sind eine der bereits äußerst selten gewordenen Broneearbeiten aus der romanischen Kunstperiode. Berühmter noch als Gleins war das in geringer Entfernung von Steyr südlich an der Enns gelegene Benediktinerstift Garsten. Ottokar ' V. crrichtctc dort 1082 ein Gebäude für Kleriker, doch schon Ottokar VI. führte dafür Benediktiner ein. Der h. Berthold, ein Graf von Württemberg begann die Reihe der Aebte. Die Aufhebung ging im Jahre 1787 vor sich. Die gegenwärtige Kirche wurde 1085 vollendet. Sie zählt unter die stattlichsten Kirchen des Bandes. Schon im Aeußern imponirt sie mit ihren zwei hellglänzend bedachten Thürmen. Im Innern zeigt sie sich als ein weites Gewölbe reich an Stuccatur und Fresken, an schönem Schnitzwert und vortrefflichen Bildern. Unter den letzteren wird eine Madonna von Turriauus viel bewundert, doch auch de Neuve, Sandrart, Strudl und befonders Röslfcld sind durch gute Arbeiten vertreten. Der letztere mahlte alle Frcscen im Gotteshaus. Er hat in Garsten durch 51 Jahre als Mahler gelebt, ist hier 1735 gestorben und liegt in der Kirche selbst begraben. Diese enthält außerdem die Grabstätten des Stifters Ottokar VI. und des h. Bertholds und in der Losensteiner Kapelle die großartigen Denkmahle der Losensteinc. In den signorilen Stiftsgebäuden ist dermalen eine Strafanstalt für männliche Verbrecher untergebracht. Den Damberg ersteigt man ric Landeshauptstadt Linz. Garten Oberösterreichs, das reiche Traunviertel, aus. Der Blick fliegt jedoch über seine westliche Grenze hinaus bis zu dem im fernen Westen dämmernden Höhenzug des Hausrucks. Gleink, Losensteinleiten, Enno, Tillysburg, St. Florian, Linz, Sierning, Hall, Kremsmünster in Oberösterreich, Hag und St. Peter in Niederösterreich sind nur die auffallendsten unter den vielen sichtbaren Ortschaften. Im Norden lagern die Ketten der Berge auf dem linken Donauufer. Wir erkennen aus den von ihrcr Höhe herableuchtenden Punkten den Pöstlingberg bei Linz und noch weit im Osten Maria-Taferl. Im südlichen Halbkreis dagegen bauen sich die Alpen von ihren Ausläufern beim nahen Vehamberg und Kirnberg im Osten an in steter Steigimg gegen Süden auf. Ein großes Bergrevier bildet das Mittelgebirge an der Enns gegen Unterösterreich und Steyer-mark zu, dann das zwischen der Enns und Steyr. Auf den höchsten Zinnen daraus, dem Schieferstem, dem Schobersteine sowie auf der Falkennlauer bci Kirchdorf tritt bereits der Fels in seine Rechte. Noch südlicher zeigen dann der Oetscher, Dürrenstein, die Voralpe, die Hochsensengruppe, die Berge um Spital und Admout, vor allem die gewaltige Prielgruppe, obenan ihr Führer, der Hohe Priel, die ganze Größe der Hochgebirgswelt. Im äussersteil Westen aber ragt noch unter andern Höhen des Salzkammerguts die bizarre Gestalt des Traunsteins in die Lüfte und tauchen bei günstiger Beleuchtung sogar Gebirge aus der Salzburger Gegend am Horizont auf, wie dann auch so manche tief in Steyermark liegende Vergspitze sichtbar wird. Es bleibt ein großes Verdienst der Alpcnfreunde in Steyr, daß sie durch Herstellung einer 11 Klafter hohen Aussichtswarto, welche äußerst zierlich gezimnlert in drei Etagen aufsteigt, es ermöglicht haben, das Prachtgemählde vom Damberg mit einem Blick zu übersehen. Kehrt mau vom Damberg über St. Ulrich uach Steyr zurück so erfreut man sich von diesem, auf der Berglehue über dem Ennsthal hinausgebauten Dörfchen, dessen Kirche theilweise die reine Gothik zeigt, eines minder ausgedehnten, jedoch nicht minder anmuthigen Landschaftsbildes als vom Damberg. 513 65 Das Erzherzogthum Oesterreich od der Enns, Die Rudolfsbahn, welche von St. Valentin am rechten Ufer der Enns nach Steyr gelangt ist, setzt bei Garsten auf das linke Ufer über. Auf diesem bleibt sie bis nach Steyennark. Das grüne, bald engere, bald weitere Thal, welches sie damit durchzieht, ziert der glücklichste Wechsel von Laub- und Nadelwald am Flusse und auf den meisten-theils gut cultivirten Höhen. Rings ertönt der Schlag der Hämmer ails den Eisenwerken. In Thernberg fällt die alte Quaderkirche auf, in Losenstein trauert die Ruine der Burg der Losensteine auf dem rechten Flußufer auf einem Felsen über den Häusern und der gothischen Kirche des Ortes. Von Dietmar von Steyr bis zu seinem AuZsterben im Jahre 1692 war dieß Geschlecht im Besitze des Schlosses. Höchst pittoresk schmiegen sich die hübschen Gebäude der Gewerkschaft von Neichraming an der Ausmündung aus Westen des gleichnahmigen Grabens und Baches hart am rechten Ufer des letztern auf engern Raum in der Tiefe aneinander. Dort wo die Kirche von Großraming den Platz auf einer Terasse einnimmt, zu welcher sich das rechte Ufer, bedeckt mit den zwischen Obstbäumen versteckten Häusern des Ortes, von einer Brücke über die Enns erhebt, bildet diese die zu wenig bekannten „Wenden". Der Fluß sieht sich oberhalb der Brücke in ein enges Bett gedrängt und schäumt und wogt nun gewaltig, besonders an der Stelle, wo ihn auf dem linken User der Lumvelsbach in einein durch Strauchwerk nahezu versteckten Falle ereilt. Doch noch mahlerischer gestaltet sich die Seenerie uuterhalb der Brücke. Hier hat sich die Enns verbreitert, dafür dämmen beide Ufer muschelförmig ausgewaschene Felsen von solcher Höhe, daß am linken Ufer ein Troglodytenhaus in der Höhlung Platz gefunden hat. In der Mitte des Bettes lagert ein riesiger Steinblock, von den hohen Ufern aber blicken Bäume herab in die wieder beruhigt dahin gleitenden Fluthen; zuletzt steigt auf dem rechten Ufer eine senkrechte Felswand aus ihnen empor und an ihr erst gewinnt der Fluß durch eine Krümmung nach links eine regelmässige freie Bahn. In dem bei Großraming endigenden Pechgraben bildet ein erratischer Granitmonolith, welcher dem Andenken des großen Geologen Leopold von 514 Die Landeshauptstadt ^inz. Buch gewidmet und mit einer passeichen Inschrift versehen worden ist, ein schönes Denkmal wissenschaftlicher Pietät. Südlicher am Flusse mündet nächst Weyer jene Zweigbahn der Rudolfsbahn, welche von Amstetten über Waydhofen und Weyer hierher führt. Die Entfernung von Weyer von der Enns ist gering. Der Markt hat 1^00 Einwohner. Er gehörte stets unter die Hauptsitze der österreichischen Eisenindustrie, was auch seine vielen Hammerwerke und anderen großen Werksgebäude zeigen. An schmucken Häusern hat er keinen Mangel, seine schöne Pfarrkirche entstand in den Haupttheilen im Jahre 1443. Von Weyer gelangt die erwähnte Flügel bahn über den kleinen Markt Gaflenz auf niederösterreichcn Boden. Nochmal die Enns aufwärts erreicht man im einsamen Waldthale, durch welches der Fluß ruhig fortwogt, dort, wo sich aus Osten der Franzbach in ihn ergießt, auf dem rechten, und bald bei Altenmarkt auch auf dem linken Ufer die steyerische Grenze. Die Kalkriesen um Admont, besonders der Große Buchstein, thürmen sich bereits im Hintergrunde der Landschaft und ihnen verdankt sie denn auch ihren hochalpinen Charakter. Auf der Straße, welche von Steyr nach Wels durch die Mitte des Traunkreises läuft, liegen nahe an einander gereiht die großen Ortschaften Ncuzeug, 1437 Einwohner, und Sierninghofen 795 Einwohner, dann Sierning, 1731 Einwohner. Die Eisenindustrie herrscht in ihnen und viele stattliche Gebäude sprechen vom Wohlstand der Gewcrksbesitzer. Bei Neuzeug und Sierninghofen vollzieht die Steuer eine entschiedene, Krümmung aus der nördlichen in die östliche Richtung. Eine Straße führt ihrem Lauf entgegen nach Süden bis an die Poststraße von Wels über den Pyhrn nach Steyermark. Auch in diesen Theilen des Steyer-thalcs überwiegt die Eisenarbeit alle übrigen Gcwerbszweige. Der landschaftliche Aufdruck auf dem Wege, den wir zunächst die Steyer aufwärts einschlagen, bleibt bis Steinbach unbedeutend, doch macht sich hübsch der Anblick der auf dem rechten Flußufer hoch gelegenen Kirche von Aschach. Noch anregender jedoch wirken die sich gegenüber an der Steyr liegenden 5.15, 65* Das Erzherzogthmu Oesterreich ob dcr Clins, Orte Steinbach und Uuter-Grünbllrg. Die grüne Steyr rauscht zwischen ihnen zunächst dcr Brücke, welche sie verbindet, über ein Wehr. Die freundlichen Häuser von Steinbach reihen sich theils an die auf der .vöhe stehende gothische Kirche, theils lagern sie auf der steilen Abdachung von da zum Fluß und an diesem selbst. Der am weitesten flußabwärts gelegene Theil des Marktes ist gleichfalls durch eine Brücke vom linken Ufer zu erreichen. Nicht minder als jene von Steinbach kleben die Gebäude von Grünburg auf und an dem steilen und vielfach felsigen Uferrande der Steyr. Steinbach wird wegen der vielen dort wohnhaften Messerschmide gewöhnlich Messcrer-Stembach genannt. Es zählt 812, ganz Grünburg, Ober- und Untergrünburg zusammen, 1532 Einwohner. Die Steyer aufwärts folgt an der Straße die hochgelegene alte Kirche von Obergrünburg, das Schloß Leonstein, das Hammerwerk Prie-thal und Dorf Leonstein, auf der Ostseite des breiter gewordenen Thales aber Molln, 1239 Einwohner. Die Ruinen der alten Burg Leonstein, wovon uns die Geschichte erzählt hat, lagen weiter abwärts im Thale auf dem Heu- (Haus-?) Berge. Die Landschaft hat an Großartigkeit gewonnen. Der Gais- nnd Vuchberg steigt nahezu nordöstlich von Mollu auf der Nordseite des hier aus Osten mündenden Thales der Krummen Steyrling und des geologisch wichtigen Bodingarabens auf, in welchem sich auch ein pittoresker Wasserfall vorfindet. Sensenschmieden und andere Hammerwerke beleben die Gegend. Molln ist bekannt als der Haupterzeugungsort der Maultrommeln, von welchen noch vor Kurzem jährlich mehr als 8 Millionen dort verfertigt wurden. Nun wird die Gegend einsamer, die im weißen Kiesbctt fliesscnde lichte Steyr nimmt sich reizend aus, ihr schnurgerader Lauf zwischen hohen Felsrändern läßt sich weithin verfolgen. Die nahen Berge bedecken Wald oder bis zu höchst Weiden mit einzelnen Baumgruppen darauf, allmählich tauchen über den tieferen Reihen höhere Gebirge auf und nach vorne ist bereits die Falkenmaucr bei Kirchdorf sichtbar. Endlich überrascht noch kurz vor der Einmündung der Straße in die Hauptstraße nach Steyermark die alte Wallfahrtskirche Frauenstein auf einem grünen Hügel am rechten Flußufcr. 516 56 ^ Die ^audcshaufttstadt ^inz, <3 °^ Die Lage des nächsten bedeutenden Ortes westlich von Sierning auf dor Straße von Steyr nach Wels, des Badeortes und Marktes Hall, am Nande des lieblichen Sulzbachthales mitten im parkähnlichen Traun-viertel und >mit dem Anblick der Hochgebirge im südlichen Hintergrund ist wahrhaft anmuthig. Der Markt zählt in 134 Häusern 800 Bewohner. Es klingt unglaublich, daß seine jod- und bromhaltige Kochsalzquelle, einer der vorzüglichsten Heilbrunnen, welcher in der Scrophelsucht und in Krankheiten der Schilddrüse specifisch wirkt, durch mehr als 1000 Jahre, in welchen sie bekannt war, trotz aller Fortschritte der Mediein und Chemie zu Heilzwecken fast unbenutzt geblieben ist. Dabei sehen wir noch ganz davon ab, daß nach Nömerfunden an der Quelle zu schließen warscheinlich schon die Nömer dieselbe kannten. Gewiß aber ist es, daß in der Stiftungsurkunde von Kremsmünstcr vom Jahre 777 Herzog Thassilo II. von Bayern feiner Stiftung die Salzquelle am Sulzbach und drei dort wohnende Mnschen, um da«) Salz zu kochen, gefchentt hat — und dennoch erzählt der tüchtige Verfasser der in der kirchlichen Topographie des Erzherzogthums Oesterreich im Jahre 1835 erschienenen Darstellung von Kremsmünster, P. Ulrich Hartenschneider, daß der Name Hall seinen Ursprung einem kleinen Salzbrunnen zu verdanken hat, welcher, vormals viel reichhaltiger, schon frühzeitig bekannt und von den Bewohnern der Umgegend häufig benutzt worden ist, seit dem 14. Jahrhundert aber immer mehr in Verfall kam nnd „gegenwärtig nur sehr gering hältig als Kröpfe heilend noch gebraucht wird." Zum Wohl der leidenden Menschheit hat das Land Oberösterreich die Quelle angekauft. Auf seine Kosten entstand im Jahre 1854 das schöne Kurhaus mit den Parkanlagen'und befand sich im Jahre 1873 eine geschmackvolle Trinkhalle im Bau. Bedeutend ist auch der Antheil des Landesfonds an der Bestreitung der Kosten des Elisabeth-Kinderspitals für scruvholöse Kinder. Im Jahre 1869 hat die Zahl der Badegäste 1659 betragen. Seit dein Aufschwung des Bades hat sich auch der Markt, in welchem eben eine stattliche Pfarrkirche aus Quadern gebaut wird, wesentlich verschönert. Aus der Umgebung von Hall erwähnen wir die Schlösser Mühlgrub und Feieregg und in der Nähe des letztern das Dorf Pfarrkirchen mit 517 T> Das Erzherzogthum Oesterreich ob der Emls. ^ ^ großer Kirche und vielen für die Haller Badegäste hergerichteten Wohnungen, Hall gegenüber auf dem sanften linken Gehänge des Sulzbachthales gelegen, endlich die weiter aufwärts am Sulzbach liegende Wallfahrtskirche Adelwang, deren Presbyterium und Thurm gothisch sind und welche eine jener, gemeiniglich dem Erzbischof Thiemo von Salzburg zugeschriebenen, Madonnenstatuen oon Steinguß enthält. Die Straße nach Wels nähert sich jetzt dem Kremsthale. Man kommt an dem, schon an der südlichen Lehne desselben gelegenen, Kirchlein von Ober-Rohr vorbei, das in vortrefflichem gothischen Styl aus Quadern erbaut am Eingang das Bildniß eines Löwen und die Jahreszahl 1490 trägt, dann über del: Berg am Schloß Kremsegg hinab in die Sohle dieses Thales und erblickt nun vor sich den Markt und das darüber auf der nördlichen Thallehne thronende Stift Kremsmünster. Die Bevölkerung des Marktes Kremsmünstcr beläuft sich auf 843 Seelen, diejenige der Ortsgemeinde Burgfried Kremsmünster, deren Häuser sich zunächst am Stifte ausbreiten, auf 837 Bewohner, doch sind in dieser Zahl die des abgesondert und entfernter liegenden Kirchberg inbegriffen. Der Markt bekam sein Marktvrivilcgium im Jahre 1488. Er ist unregelmässig gebaut, die Kirche und das Rathhaus alt, letzteres aus dem Jahre 1591. Auch in Burgfried außerhalb des Stiftes fallen nur einige Stiftshäufer durch eine vortheilhafte Bauart auf. Dafür machen das Stift sein Alter, seine Große, seine Bauwerke, Kunst- und wissenschaftlichen Sammlungen und seine geistige Thätigkeit in alter, neuer und neuester Zeit gleich berühmt. Die Legende erzählt als die Veranlassung der Gründung von Krems-münstcr durch Thassilo II. von Bayern im Jahre 777, es habe des Herzogs Sohn Günther in dem endlosen Forste der Gegend gejagt und sich in Verfolgung eines wilden Ebers weit von seinem Jagdgefolge entfernt. Nachdem dieß lange vergeblich auf ihn gewartet sei er auf die Anzeige eines getreuen Hundes neben dem erlegten Kenler todt dort aufgefunden worden, wo sich heute au: Stifte der Guntherteich befindet. Der Jagd-spieß war ihn: gebrochen und deßhalb hatte ihm das tödtlich getroffene wüthende Thier die Wunde am Fuß beibringen können, an welcher er ^____.___________________________________________________________ N 516 "H Die Landeshauptstadt Lmz, <3 ^ "^ c^ sich rettungslos verblutete. Der trostlose Vater habe gelobt in der Nähe der Unglücksstätte für die Seelenruhe des Sohnes eine Kirche und ein Kloster zu bauen und ein ans dem Dunkel des Waldes mit Lichtern auf den Geweihen an der Stelle, wo sich das Stift erhebt, heraustretender Hirsch habe dadurch diesen Ort als den zur Erfüllung des Gelübdes tauglichsten bezeichnet. Die herzlose Geschichtsforschung kennt keinen Sohn Thassilo II. und beanständet die Erzählung auch aus andern Gründen und darnach beruht entweder die ganze Sage aus Erfindung oder fie hat wenigstens den gesunden Kern, daß der Unglücksfall nicht einen Sohn, sondern einen Verwandten oder andern Liebling des Bayernherzogs getroffen hat. Die ersten Benediktiner kamen aus Nach dem Einfall der Ungarn schien das Stift zu erlöschen und Otto l. gab es im Jahre 971 dem Bischof von Passau, Kaiser Heinrich II. setzte aber um das Jahr 100? die Benediktiner wieder in den Besitz. Die Stiftsgebäude nehmen mit Einschluß der damit zusammenhängenden und mit einer Mauer umfangenen Gärten einen Flächenraum von 65208 lü Klafter ein. Doch zählt Kremsmünster im Ganzen nicht unter die geistlichen Prachtbauten in Oesterreich, wenn auch einzelne seiner Theile, jedenfalls die Sternwarte, die Fischbehälter und der Sommerspeisesaal auf diese Bezeichnung Anspruch machen können. Man betritt durch einen einstöckigen Thorbau den ersten Hof, welchen rechts und links zwei gleiche, solid im Viereck um je einen inneren Hofraum erbaute, stockhohe Wirtschaftsgebäude abschliessen. Jenseits der Brücke über den Wassergraben, auf welchen die beiden Wirthschaftshöfo mit Bogengängen m ihrem Erdgeschoß hinausgehen, steht ein mit Statuen geschmücktes Portale am Stiftsgebäude und am Beginn eines Thorweges. Dieser führt in den großen oder sogenannten Prälatenhof. Am Ende desselben links erhebt sich die .Kirche nut ihren zwei Thürmen. Sie ist groß, 206 Fuß lang, 6? Fuß breit und 57 Fuß hoch lind zerfällt in die Vorhalle, das Schiff und das Presbyterium. Den Haupttheilen nach mag sie dem 13. Jahrhundert angehören, doch ist sie am Ende des 17. und am Anfang des 18. Jahrhunderts gründlich in der ^________________________________________________^_-___________________^ 5,1!» A "" ^) Das Crzherzogthmn Oesterreich ob dcr ümis. ss H? damals beliebten Form umgestaltet worden. Das Schiff theilt sich in das Hauptschiff und zwei durch 10 massive Pfeiler von ihm getrennte niedrigere und schmälere Nebenschiffe. Das um fünf Fuß hoher als die Schiffe liegende Presbyterium erreicht man aus ihnen auf einer Marmor-trcppe. Auch dieses zerfällt in 3 Räume, den Hochaltarranm in der Mitte als Hauptchor und rechts und links durch Scheidewände von ihm getrennte Nebenchöre, jeder mit einem Altar. Besonders der Hochaltar mit einem vorzüglichen Gemählde von Wolf ist reich und mit Geschmack ausgestattet. Ueberhaupt enthält die Kirche Marmorstatuen, darunter zwei trefflich gearbeitete große an der Treppe zum Presbyterinm, und ausgezeichnete Altarbilder und ihre Decke ist sehr reich an Stuccoarbeit und Fresken. Unter der auf der Südseite am Ende des 17. Jahrhunderts an sie angebauten, doch später renovirten und sich gegen sie mit einem Marmorportale öffnenden, Frauenkapclle liegt die alte Gruft der Conventualen und ein kleinerer Begräbnißraum der ausgcstorbenen Grafen von Spindler. Ein ungleich größerer Kunstwerth als allen: Uebrigen in der Kremsmünstercr Kirche kommt jedoch den Schätzen ihrer Schatzkammer zu. Andere Stifte können sich-mit einem grökern Kirchenschatze brüsten, allem qualitativ weist Kremsmünster Außerordentliches in jenen Kunstreliqmen auf, welche ihm sein Stifter vor nahezu 1100 Jahren zum Geschenke gemacht hat, dem Thassilokelch nnd den zwei karolingifchen Leuchtern. Ersterer wird gewöhnlich dcr Stiftsbecher genannt und von Einigen für einen wirklichen Meßkelch, von Andern für einen Trinkbecher gehalten, welcher die Bestimmung gehabt habe, das den Conventualen zugestandene Gctränkemasi, 5 Seitel, zu bezeichnen. Auf das Letztere deutet nicht nur seine gebräuchlichere Benennung hin, sondern anch seine Behandlung seit Jahrhunderten, indem er mit Wein angefüllt alljährlich am Stiftertage unter den Conventualen beim Mittagstische herumgereicht wird. Der Gestalt nach würde man ihn gleichfalls unter die Humpen reihen. Er besteht ans Rothkupfer, ist reich vergoldet und mit tief eingegrabenen Thier- und Pflanzenornamenten, dann mit figuralen Darstellungen des Heilandes, der 4 Evangelisten und der 4 größern Propheten des alten Bundes auf aufgeschweißten Silberplatten, mit Nielloarbeit und kleinen .A 520 °6 ' I Die Landeshallptstadt Vinz. O" Edelsteinen ausgestattet. Am Pedale läuft die Inschrift herum: ^1in88i1<> Dux I^<»iti8 I^wtpii^ Vii'^5l Il(!Fll1i«. An Dimensionen geben wir an: die Höhe des Kelches 9'/2 Centimeter, den Durchmesser der Trinkschale 5^/4 Centim., jenen des Fußes 5 Centimeter. Die Karolingischen Leuchter oder Thassiloleuchter hat offenbar der Künstler des Thassilokelches angefertigt, auch stimmt das Materials überein. Sie sind von rothem Kupfer, reich vergoldet und mit aufgeschweißten Silberplatten versehen, am Fußssestelle erscheinen symbolische Thierungeheuer. Die 12 Centimeter lange, im Durchschnitt nur 7 Millimeter breite Röhre baucht sich am Anfang und Abschluß dann in der Mitte zu einer runden Kugel aus, und ist überall mit Ornamenten aus dem Thier-und Pflanzenreich und in den Kugeln mit Thiergestalten ^n ^>>n>!j.'t' geziert. Auch der dritte und oberste Theil, das Schüfselchen, hat eine dünne Silberauflage und ist gravirt. Die ganze Höhe der Leuchter erreicht 15 Ccntim. 2 Mill im., die größte Breite 4 Centimeter. Außerdem besitzt die Schatzkammer noch eine Rotula, d. h. eine durch einen Stiel in einen Fuß gesteckte Scheibe, auo der romanischen Kunstperiode und zwar aus dein Ende des 12. oder Anfang des 13. Jahrhunderts. Sie diente muthmaß lich als Neliquiar. Der 13 Centim. hohe Fuß von Kupfer ist emaillirt, ruht auf drei Drachenköpfen und hat Medaillons mit eingravirten Darstellungen und Inschriften dann Ornamente. Die Scheibe von 28 Centim. Durchmesser wird durch in's Kreuz gestellte Streifen in 4 Abtheilungen getheilt, welche in durchbrochener Weise figurale und ornamentale Darstellungen aus getriebenem und vergoldetem Kupferblech enthalten. Die Stndentenkapellc mit der Bestimmung für dcn akademischen Gottesdienst ist in neuerer Zeit geschmackvoll crbant worden. In den Wohngebäuden des Stiftes nimmt den ersten Nang der große Sommerspeisesaal ein. Seine .hohe beträgt 5 Klafter, seine Länge 14 Klafter, feine Breite 7 Klafter. Marmor dildet den Fußboden und dient als Bekleidung der Thüren, des Kamins und der Wände in ihrem untern Theile. Gleichfalls in ein Marmorbecken sprudelt an einem Fenster das klarste Trinkwasser, das auch auf der inmitten des Saales ^ 521 * Das Erzherzogthum Oesterreich ob der Enns, zahlreichen Brunnen sprudelt allerorten im Stifte das köstliche Naß. Außerhalb der Stiftsmauern liegt unmittelbar gegenüber der Einfahrt in das Stift im grünen Bergabhange ein Reservoir für die dort im Erdinnern entspringenden Quellen und von ihm sind die gemauerten Wasserkanäle nach allen Richtungen in das Stift geführt, dem Einfahrtsthor aber schräg gegenüber trifft man auf der angeblichen Todesstätte Günthers den Guntherteich an. An ihm enthält ein grottenartiges Gewölbe im Hintergrund eines Fischbehälters, welchen ein Säulengang einschließt, während er nach vorne mit einer Terrasse in den Teich hinausspringt, ein Monument zu Ehren Günthers. Anßerdem, daß der Wassergraben des ersten Hofes noch in den tzofgarten hineinreicht breitet sich darin der große Hofgartenteich aus und zur künstlichen Fischzucht benutzte Teiche finden sich innerhalb der Stiftsnmuern auch nn3liveau des Marktes vor. Der Reichthum am reinsten Wasser ermöglichte allein die Ausführung des genialsten und in seiner Art einzig dastehenden Bauwerkes, des großen Fischbehälters. Man gelangt in ihn aus dem ersten Hofe. Er bildet ein länglichtes Viereck. Fünf Bassins des spiegelklaren Wassers liegen in einer Reihe nebeneinander. Das mittlere ist 10 Klafter lang und 5 Klafter breit, die übrigen sind 4 Klafter lang bei einer Breite von 5 Klaftern. Alle sind an den Seiten mit Quadern aufgemauert und mit steinernen Brustgeländern umgeben. In ihrer Mitte erheben sich Marmorgruppen. Nach der ganzen 36 Klafter betragenden Länge und der Breite von 7 Klafter des Raumes, sowie zwischen den einzelnen Wasserbecken ziehen sich leicht gewölbte, auf steinernen Säulen, deren Gesammtzahl 78 beträgt, gestützte Bogengänge von 9 Fuß Höhe und 6 Fuß Breite herum. An den Seitenwänden prangen nebstdcm die prächtigsten Hirschgeweihe. Der Bau ist im Jahre 1691 vollendet worden und das Ganze, die offenen Becken des krystallhellen Wassers mit den Statnen und dem Gewimmel der zahlreichen großen Fische, die Säulengänge mit dem Schmuck der Geweihe gewährt einen künstlerisch schönen und bei dein Gesammtflächenraum des Behälters von 252 ^ü Klafter auch einen überraschend großartigen Anblick. Kremsmünster hat sich run die Bildung und die Wissenschaft stets 524 Tic ^cmdcshauptsiadt ^inz. verdimt gemacht. Es befindet sich im Stifte ein Obergnmuasium und ein Konvikt, welch beide sich immer des ehrenvollsten Nufes zu erfreuen hatten, dann eine Musikanstalt, das Museum, worin Studirende als Musiker der Stiftskirche die ^ost unentgeltlich erhalten, endlich eine 4 klafsige Volksschule. Unter den streng wissenschaftlichen Leistungen des Stiftes nehmen den ersten Rang die Arbeiten seiner Sternwarte, der einzigen in Oberösterreich, ein. Von seinen Astronomen sind Placidly Fixlmüllner, Bonifaz Schwarzenbrunner, Marian Koller und der gegenwärtige Prälat, Augustin Reslhuber als Gelehrte weit über die Mauern ihres Klosters hinaus gekannt und geachtet. Doch zählt Kremsmünster unter seinen Conveutualen auch in andern Wissenschaften berühmte Namen. Mehrere der vorzüglichsten Professoren der Philosophie an der alten Universität zu Salzburg gehörten unserm Stifte an und im juridischen und theologischen Fache traten Kremsmünsterer Geistliche mit geschätzten Schriften in die Öffentlichkeit. Hier nennen wir jedoch bloß die .Historiker Bernardus Noricus, zwischen 1285—1330, Simon Rettenpacher, dessen Kremsmünsterer Annalen im Jahre 1677 erschienen sind, dann Marian Pachmayer, gestorben 1805, nnd aus der neuesten Zeit den schon beim Markt Hall erwähnten Ulrich Hartenschneider, den Sprachforscher Mathias Höfer nnd die noch lebenden Schriftsteller im schönwissenschaftlichen Fache, Beda Piringer und Amand Baumgarteu. Auch der eiuflußreiche Staatsmann Anton Wolfradt, welcher im Jahre 1639 als Fürstbischof von Wien starb, ist früher Abt von Kremsmünster gewesen. In der nächsten Nähe von Kremsmünster blickt von einer, diejenige des Stiftes noch überragenden, Terrasse der Höhen auf der linken Seite des Kremsthales die Kirche von Kirchberg herab. Sie war von 1098 bis 1774 die Pfarrkirche von Kremsmünster, doch ist das frühere Kirchengebäude aus den: 13. Jahrhundert im Jahre 1750 vollständig umgebaut worden. Ein Stück Weges abwärts im Kremsthalc steht auf der linken Thallehne das Schloß Achleiten. Es hatte im 12. nnd 13. Jahrhundert sein eigenes Gefchlecht der Herrn von Achlciten. Prachtvoll, wie kaum irgendwo fönst, stellt sich von der Terrasse des Hauptschloßes, das man 525 Das Erzherzogthum Oesterreich ob der Eims. über eine Brücke erreicht, das Kremsthal dar: das grüne Thal in der Tiefe, welches aufwärts bis Kremsmünster in feiner, zwischen reich ciiltioirten Höhen eingebetteten, Sohlc sichtbar ist, unter andern Ortschaften gleich gegenüber Rohr, wo die wilden Rorer eine Veste besaßen, in einiger Entfernung Kremsegg auf dem rechten, der Markt und das imposante Stift Krcmsmünster dagegen auf dem linken Thalgehänge, im Hintergrund das Hochgebirge vom Schieferstein bis zum Schafberg, darunter die Priele, gleich einer lichten Wolkemnauer sich thürmend über dem freundlichen rechten Thalgchänge, Noch weiter nach außen im Kremsthale, welches fast nördlich verläuft, ist das gewerbsfleissige Neuhofen, das fchon im 9. Jahrhundert bestanden hat, dermalen ein Markt von 749 Bewohnern und ihm gegenüber am rechten Ufer der Krems das alte, große Schloß Gschwcndt ge-legeu, in dessen Nähe im Bauernkriege des Jahres 1626 Wiellinger eine empfindliche Niederlage durch den Obcrsten Löbcl erlitten hat. Von Kremsmünster gewinnt man Voitsdorf, die erste Station von Wels auf der Poststraße nach Steyermark über das Dorf Ried, dessen gothische Quaderkirche lang entweiht blieb, nachdem im 15. Jahrhundert zwei Brüder von Rechberg einander hinter ihrem Hochaltar im Kampfe erstochen hatten. Gerade bei Voitsdorf und auf der erwähnten Hauptstraße bis dorthin, wo sie sich südwärts in das Kremsthal hinablaßt, drängt sich dem Naturfreund die Ueberzeugung auf, daß der Traunkreis, entzückend schön in mauchen seiner Gebirgsgegendeil, es fast noch mehr im Vorlande ist. Wellenförmig reihen sich hier sanft ansteigende Hügel aneinander, TannengehölZ mit der Umsäumung jungen Nachwuchses und der lichtgrünen Sträuche der Zitterpappel wechseln ab mit Korn- und Kleefeldern. Zwischen ihnen prangen unter Gruppen von Obstbäumen die großen Bauernhöfe mit wcisigetünchten Mauern oder mit den Wänden von rothen Ziegeln ohne Amvurf. Die Landschaft gleicht einem Garten. Helle Bäche am Rande der Wälder und in der Mitte der Wiesen und die Alleen 526 Die Landeshauptstadt Linz. von Mostobst auf den Rainen und an der Straße vervollständigen die Aehnlichkeit, während die südliche Gebirgskette mit den imposanten Formen des Traunstem, der Priele und des Warscheneck über dem Einschnitt des Kremsthales in die Berge, dann der Hochsensengruppe und mit der seltsamen des scharf zugespitzten Schieferstein als stolzer Hintergrund das Bild verschönert und ihm zugleich Kraft und Einheit verleiht. Auf unserm Wege erschließt sich aber noch außerdem die Aussicht nach Westen hinaus gegen den Hausruck, über das Hügelland des Almthales und auf die daraus gegen Süden allmählich zur Gebirgshöhe ansteigenden Terrassen, von denen die Kirche von Magdalenaberg und das Schloß Seiscnburg herab blicken, ostwärts dagegen in das unsagbar anmuthige Kremsthal, wo nach Aussen das alte Wartberg und entfernter das stolze Kremsmünster, ganz nahe und thalcinwärts jedoch das Kloster Schlierbach den Blick fesselt. Der erste größere Ort an der Straße von Voitsdorf nach Süden ist der Markt Kirchdorf. Er liegt prächtig im weiten Kremsthale, dessen Ostseite das Mittelgebirge mit der darauf thronenden Burg Alt-Pernstein, dessen Westseite Zuerst freundliche Mittelhöhcn dann südlicher die Zu 5052 Fuß Höhe hinanreichende Falkenmauer und die übrigen Theile der Kremsmauern abschliessen'und auf dessen Rückseite über den: nahen, dem Thalgrund selbst entsteigenden und mit einem Kirchlein gekrönten grünen Kegel des Georgenberges höhere Bergzügc, und zwar links der nordwestlichste Theil des Hochscnsengebirges, rechts und zu hintcrst aber die kolossalen Kalkmasscn des Warschenccks und seiner westlichen Nachbarn und an die tiefen Theile des Warscheneck'5 sich schmiegend der Damberg bei St. Pangraz sich aufbauen. Der Markt, in welchem eine Bezirkshauptmannschaft den Sitz hat, hat eine Bevölkerung von 1451 Seelen. Er war vom 11, Jahrhundert an durch Jahrhunderte dem Bisthum Bamberg untcrthänig und betrieb lange die Hauptagentie des damals noch mehr als jetzt blühenden ober-österreichschen Sensenhandels. Manche Bestandtheile der Pfarrkirche, besonders im Aenßern, bezeugen das hohe Alter derselben. In der auf der Ostseite des Thales auf Felsen thronenden Veste Alt-Pernstein, 527 Das Hrzherzogthmn Oesterreich ob der Emis. einer der besterhaltenen Burgen des Mittelalters, sind der Rittersaal, die Waffenkammer, die Verliesse mit den barbarischen Gefängnißrämnen, Reste vom Faul- und Reckthurm und die Burgkapelle sehenswerth, letztere auch wegen eines ganz ausgezeichneten Madonnen-Bildes aus der italienischen Schule. Eine herrliche Aussicht lohnt außerdem den Besucher von Pcrn-stein. Sie unifaßt das üppige Thal von Kirchdorf und die nahen Gegenden des Traunviertels mit dem hochliegenden Magoalenaberg, reicht hinaus bis Lambach und Wolfsegg im Hailsruckviertel und hinauf auf die Kremsmaucrn, über welchen der Kleine Priel gelagert erscheint und auch die höchste Zinne des Hohen Priel erglänzt. Die Burg, deren Entstehen bis in die erste Hälfte des 10. Jahrhunderts zurückverlegt wird, besaßen vom 11. bis in das 13. Jahrhundert die Herrn von Pernstein. Von den spätern Besitzern nennen wir die mächtigen Wallseer im 14. Jahrhundert, dann die Liechtensteins Die Geschichte hat uns Pernstein als Gefängniß Johanns von Liechtenstein, „des gewaltigen Hofmeisters" bezeichnet; es siel damals an den Landesfürsten Herzog Albrecht. Im 16. Jahrhundert gehörte es den Iörgern, 1630 aber kaufte es das Stift Kremsmünster, das es noch heute besitzt und auch Eigenthümerin des nahe bei Kirchdorf befindlichen Schlosses Neu-Pernstein ist. Eine schalterliche Sage knüpft sich an Alt-Pernstein. Ihm gegenüber auf dein linkseitigen Thalgehänge stehen noch Trümmer der Burg Schellenstein. Ein Bruder des Burgherrn von Pernstein besaß sie, wurde jedoch seines Wohlstandes halber vom Bruder tödtlich gehaßt, und eines Tages von ihm zum Mahle nach Pernstein geladen. Während desselben ließ der Pernsteiner Schellenstein anzünden, rief dem Bruder von einem Fenster aus, zü welchem er getreten, zu, daß seine Burg m Flammen stehe und stürzte denselben, als er rasch zu ihm an das Fenster geeilt war, dann von dort hinab in die furchtbare Tiefe, all deren Felsen er zerschmettert ward. Das nördlich von Kirchdorf etwas auswärts und auf der Ostscite - im Kremsthale in geringer Höhe über der Sohle desselben und an einem nicht unbeträchtlichen, freundlich bebauten und bewaldeten, Bergrücken 52« Dic Landeshauptstadt ^inz. gelegene Cistercienserstist Schlierbach, auch Ataria Saal genannt, hat Eberhart von Wallsee im Jahre 1355 für Cistereienser Nonnen gestiftet. Die Zeit des Protestantismus vertrieb dieselben, das Stift nmrde administrirt bis es Kaiser Ferdinand N. im Jahre 1020 den Cister-ciensern überantwortete. Umgeben von seinen Nebengebäuden macht es mit seiner langen, gegen das Kremsthal gerichteten, von der Kirche und zwei Thürmen überragten Fronte einen großartigen Eindruck. Das Stiftsgebände ist in einem edlen Styl gebaut, es erhält durch die Stellung der Kirche zwei Höfe. Die Kirche, ein weites Gewölbe strotzt als echtes Cistercienser Gotteshaus fast zu sehr von Gold und ist zu reich an Fresken, Statuen und Stucco. Doch sind wirklich gute Altarbilder vorhanden. Auch die Bibliothek, deren Raum zwar klein aber geschmackvoll und im Wesentlichen nach dem Plane der Hofbibliolhek zu Wien angelegt ist, bildet eine Sehenswürdigkeit des Stiftes. Etwa eine halbe Stunde südlich von Kirchdorf liegt das große Micheldorf an der Poststraße nach Stcyermark und am Westabhang des Georgeuberges. Es zählt 2570 Einwohner und ist noch heute der Hauptort für die oberösterreichsche Sensenerzeugung. Höchst malerisch gruvpiren sich denn auch in seinen sich an einander reihenden Sensenhämmcrn die stattlichen Herrenhäuser und verschieden gestalteten Fabritsgebäude, die zu ihrem Dienst bestimmten Wasserwerke und so manche alte Baumgruppe dazwischen, welche sie überschattet. In der Nähe entspringt die Kremo am Fuß der eigentlichen Kremsmauer. Auf der Poststraße nach Süden vordringend sieht man sich unverhofft an der Steyr angelangt, denn auffallend niedrig ist hier der Sattel zwischen dem Krems- und Steyrthale, die uns bekannte Straße über Molln vereinigt sich mit der Poststraße, Fraunstein blickt vom rechten Ufer der Steyr zu uns herüber. Zunächst folgt an der Poststraße Klaus. Verschiedene hübsche Motive fesseln das Auge: die zwei auf einiger Hohe rechts über der Straße nahe beisammen gelegenen Schtöfter, das alte dem Verfall preisgegebene und ein neueres mit einem beachtenswerthen Thurme, noch höher oben 529 6? «A "3 Tas Crzherzogthmn Oesterreich ob der Euns, <5 ^ ^ die Vurgkapellc, in der mittleren Höhe der Straße die an ihr liegenden Häuser und nahezu senkrecht unter ihnen in der Tiefe ein in die Steyr hinaus gebautes Hammerwerk, dessen Gänge weiße Schaumlinicn in den lichtgrünen Fluß ziehen. Das nahe Hochgebirge umrandet alle diese Details und gestaltet dadurch Klaus vollends zu einem höchst interessanten Punkte. Wir wissen, daß das Passauervolk durch die Uneinnehmbarkeit der Veste und des Passes van Klaus auf seinein Raubzuge ans Oberösterreich nach Steyermark hier zur Umkehr gezwnngen worden ist. Bei stets anderer Gestaltung des Hochgebirges, in welchem die Berge der Sensengruppe mit denen des Pyrgaszugcs nnd mit dem Kleinen Priel abwechselu, kommt man an die Stelle, wo die grüne Steyrling in einem tief eingeschnittenen Felsbett ihrer nahen Ausmündung in die Steyr zn-eilt. In ihrem uach Westen sich öffnenden, rings von Gebirgen umstandenen Thnle,. der Steycrling, bestehen mehrere Sensen- und andere Eisenwerke. Aus ihm besucht man vom Alpenhaus der Vernerau den Ring, einen waldigen Thalkessel auf der Nordseite der Prielgruppe, deren Spitzen, namentlich der Hohe Priel, mit staunenswerth wilden Felswänden in seine Tiefe hinabstürzen. Nahe dem Punkte, wo links am Fuße des westlichen Ausläufers der Sensengrnppe die aus Südosten kommende Teichl und die aus Süden daherflicßende Steyr sich vereinigen, trennt sich an einer Brücke über die Steyr auch ein Sträßchen von der Poststraftc, welches immer die Stcyr aufwärts nach Innerstoder zieht. Die Poststraße läuft parallel mit der Teichl nach St. Pankraz. Zwischen Klaus und Pankraz lag nach wissenschaftlicher Forschung Tutatio, eines jener Kastelle, durch welche die Römer ihre Nückzugsliuie von Ovilaba über den Pyhrn an die Enns schützten. Beim Sensenwerk Pießling lenkt abermahls ein Sträßchen nach Süden ab. Es führt unter anderm nach Vorderstoder und von da auch nach Innerstoder. Hier bei Pießliug erschließt sich bereits der ganze Thalkessel von Windischgarsten mit seiner herrlichen Bergumwallung, welche ihm das Hochsensengebirge, die Pyrgas- und die Prielgrnppe durch das Warscheneck, dann der im Raun: zwischen der Steyr und dem untern Lauf der Teichl gelagerte Damberg geben, während der nordöstliche Theil der 5W '^ Dic Landeshauptstadt ^inz. (5^ Prielgruppe mit den Prielen selbst im Nordwesten über niedrigeren Höhen das Landschaftsbild verschönert. Die Zahl der Bewohner des Marktes Windischgarsten belauft sich auf 1016. Er wird für die Station Ernolatia auf der uns bekannten römischen Nückzugsstraße über dcn Pyhrn gehalten. Eine Eigenthümlichkeit sind die vielen kleinen Mineralbäder in seiner Nähe. Die ostwärts durch die Laussa nach Altemarkt in Stenermark führende Straße durchschneidet Gegenden voll landschaftlichen Reizes. Die bewunderungswürdigste Umgebung gehört jedoch der Westseite an. 5?ier lagert in einer Schlucht am Pießlingbache höchst romantisch die Sensenschmiede Roßleiten. Eine halbe Stunde uon ihr au der Pießlmg auswärtssteigend gelangt man zu dem Pießlingursprung, einer der fesselndsten Naturerscheinungen des Landes. Im untersten Theil einer colossalen senkrechten Felswand, welche den Hintergrund einer Waldschlucht bildch wölbt sich nehmlich eine Grotte über einem tiefblaugrünen Wasserbecken. Diesem entströmt die Preßling als ein mächtiger Bach, der sogleich in zahllosen größern und kleinern Sprüngen über Felsblöcke durch die Schlucht hinab in dao Thal eilt. Die Oberfläche des 17 Klafter tiefen Wasserbeckens ist glatt wie Ochl, ein in dasselbe geworfener Stein zeigt jedoch durch seine kreisende Bewegung den Kampf, welcher von dem geheimnißvollen Grund herauf stattfindet. Vom Pießlingursprung östlich und etwas höher als er liegt dann der Gleinker See Er ist klein, die nächste Umgebung reizlos, den von ihm sichtbaren Bergcn fehlt es theils an ausgezeichneten Formen, theils stehen sie zu ferne von ihm; und wir müssen ihn daher zu den von der Natur weniger bevorzugten Gebirgsseen zählen. Von der Roßleiteu gewinnt man bald den Fahrweg, welcher beim Werke Pießling uon der Poststraße abzweigt und die Piesiling aufwärts an der Sensenschmiede feixen vorbei in den Stoder geht. Schon beim Pfarrdorf Vorderstoder öffnet sich der Blick auf das Gebirge, welches im Norden mit dem Kleinen Priel beginnend das Thal von Innerstoder über Westen bis auf feine Südseite umsteht. Wir nehmen keinen Anstand dieß Thal als das herrlichste in den 5'^> 3? (^ 'I Das Erzhcrzugthum Oesterreich ol? der (5nns, römischen Nückzligsstraße von Ouilaba über den Pyhrn die Station Vetoniana. Heute ist es ein sehr reinlicher Markt von 874 Bewohnern mit einer hübschen Kirche, deren hoher Quaderthurm weit sichtbar ist. Bei semer Lage in dem durchgehends freundlichen Vorland der Alpen des Traunkreises gestaltet sich der Markt Zinn dankbaren Bilde, wenn sich noch im Hintergrunde anf den Bergeshöhen links die gothische Kirche von Magdalenaberg nnd rechts das Schloß Seisenlmrg ihm beigesellt haben. Als Ban noch bedeutender als die Pettcnbacher Kirche ist dieZukirche von Pettenbach, St. Leonhart, gewöhnlich die heilige Leiten genannt, ein Werk des gothischen Stnls ans dem Jahre 1431. Schloß Seisenburg besaßen im 12. und 13. Jahrhundert die Polheime, im 14. finden wir es an Ulrich von Eytzing verpfändet. Jetzt gehört es den Grafen von Engl. In Scharnstoin machen sich außer den anf einem hohen Waldhügel am rechten Ufer der Alm liegenden ansehnlichen Rninen der Burg Alt-Scharnstein an der spiegelhellen Alm selbst einige Gebände von Sensengewerken und die Kaserne der Zur Bearbeitung des aerarialen Schiffs-bauholzcs hier stationirren Abtheilung des Pionnierkorps bemerkbar, dann auf dein linken Ufer des Flnsses nnd.über ihm erhöht gelegen das Schloß Neu-Scharnstein und nicht weit davon der Pfarrort Viechtwang. Im Besitz von Scharnstein folgten sich die großen Familien der Polheime, Wallseer, Schaunberg nnd Iörger, 1tt24 kaufte Kremsmünster die Herrschaft vom Aerar. Immer die Alm aufwärts und in südlicher Richtung erreicht die Straße Grünau, in dessen auf einem Hügel freistehender Kirche sich ein trefflicher Flügelaltar aus dem Jahre 1531 vorfindet. Die zerstreute Ortsgemeinde Grünan zählt nicht weniger als 1662 Seelen. Das Thal ist weit und grün, unter den Bergen über ihn: zeigt sich die Kirchdorfer Falkenmauer in zugespitzter Form. Von Osten mündet beim Orte das Seitenthal des Grünaubaches; es vermittelt den Uebergang nach der Stenerling. Bleibt man noch weiter an der Alm so kommt man vielfach im Walde unter den Wcstabhängen des botanisch berühmten Kasberges zu 536 «S------------------------------------------------------------c) Die Landeshauptstadt ^inz. c3 ' ^ den einsamen Gehöften der Habernau. Hier gabelt das Thal, südlich nochmal die Alm aufwärts gelangt man an den Almsee, südöstlich dafür in das große Waldgebiet der Hetzau mit den Oedenseen, ans welche wir von der Spitze des Hohen Priel hinabgeblickt haben. Der lichtgrüne Almsee, die Brutstätte der prächtigen Forellen nnd Sailblinge im Kremsmünsterer Fischbehälter, ist dem Stifte Kremsmünster von Kaiser Karl dem Großen im Jahre 802 geschenkt worden, nachdem ihm schon in der Stiftnngsurknnde vom Jahre 777 Herzog Thassilo das Gebiet an der Alm nnd Fischer am Almsee zugewiesen hatte. Anfangs schmäler dnrch eine von Westen in ihn tretende Landzunge erweitert sich der See jenseits derselben bis zur Breite von 300—400 Klafter. Seine Länge beträgt über 800 Klafter; sein vielsylbiges Echo sucht seines Gleichen. Der Haupteindruck, den man vom Almsee erhält, bleibt jedoch der einer großartigen Einsamkeit. Westwärts und nordwärts umlagern ihn waldige Hohen und Verge, darunter im Norden etwas zurückstehend der Kasberg, von seinem östlichen Ufer erhebt sich der hohe und felsige Scheiderücken gegen die Hetzau, gegen Süden aber zieht sich das Terrain von dem am Seegestade liegenden schloßartigen Scehans nnd den wenigen Hütten daneben zuerst mit Wald sanft hinan, dann steigt aber plötzlich der Nordrand des Hochplateaus des Todten Gebirgs mit allen seinen Spitzen: dem Edlakogel, den nach der Stunde, in welcher sie die Sonne bescheint, benannten Eilfer, Zwölfer und Einserkogcl, dem Predigtstuhl, Woising?c. ?c. als eine einzige scheinbar unnahbare Niesemnauer zur Höhe. Bergsteiger gehen dennoch zwar nicht ohne Beschwerde, jedoch ohne jegliche Gefahr, von hier über das Todte Gebirge nach Allssee. Der Gang westwärts zum Offensee dagegen ist selbst beschwerde- aber auch reizlos. Aus den: Naume zwischen der Alm und Traun seien nur die Orte Kirchham und Steinerkirchen wegen ihrer gothischen Kirchen genannt, von denen die Kirchhamer ein interessantes Sakramentshäuschen enthält, dann das Schloß Almegg in hübscher Lage über dem rechten Ufer der 5N1 0«* 5 Tas Erzhcrz^ihlln, Oesterreich ob der Eims Alm, welche bald darauf nördlich, in geringer Entfernung von Lambach, in die Traun mündet, endlich der nahe von Almegg am linken Almufer gelegene Markt Wimsbach, dessen stattliches Schloß Bogengänge im Hofe besitzt und von einem Zwinger umgeben ist. Lambach fällt als am linken Traunufer liegend bereits in das Hausruckviertel. Ihm zunächst dchnt sich jedoch an beiden Ufern des Flusses das große Stadl aus, der kleinere Theil mit 901 Bewohnern am linken Ufer, der größere zum Traunuiertel zu rechnende mit 1486 Einwohnern am rechten. Ein Magazin, in welchem das zur weitern Verschiffung in die Donau bestimmte Salz in früherer Zeit abgelagert wurde, gab dem Orte den Namen. Noch heute bestehen ansehnliche Gebäude für die Salz-verfrachtuug. Bedeutung hat die hier in Betrieb-stehende Flachsgarn-Svinnerei. Die bei Stadl befindliche Kirche Vaura wird bewundert oder getadelt je nach der Anschauung über die fromme Idee, welche diesem Bau zu Grunde liegt, in ihrem Verhältnisse zu den Gesetzen der Kunst. Der Erbauer Abt Pagel von Lambach ließ nehmlich, weil die Kirche der heiligen Dreifaltigkeit geweiht ist, in ihr alles nach der Drcizahl aufführen. Sie bildet ein Dreieck, hat 3 Thore, 3 Altäre mit Tabernakeln, 3 Musikchöre mit 3 Orgeln, 3 große Fenster, 3 Sakristeien, 3 Thürme mit 3 Glocken, dreifarbiger Carraramarmov faßt die Altäre ein, der Fußboden ist von rothem, weißein und blauem Marmor gebildet. Die Erbauung fand in den Jahren 1714—1725 nach einem Plane des Architekten Brunner in Rom statt. Die Grundidee bei Seite gelassen zeigt sich die Ausfühnmg pracht- und geschmackvoll, die Marmor-, sowie die in Palermo gefertigten Alabaster-Arbeiten, die Fresken der Decke von Carlo Carlone dann die Altarbilder der drei Maler Cartone, M-Altomonte und Barodio sind preiswürdige Kunstwerke. Von Lambach zweigt, wie wir wissen, die Eisenbahn nach Gmundm von der K. Elisabeth Westbahn ab. Bei Roitham kommt sie oberhalb des Traunfalles an. Der Wasserfall, der berühmteste des Landes, ist in demselben nebst der Strumboding der Steyr auch wirklich der einzige Sturz nicht eines Gebirgsbaches, sondern eines ganzen Flusses. Die Trauu füllt in einer pittoresken Waldschlucht in der Richtung vom rechten Ufer 540 Die Landeshauptstadt Linz. <3' gegen das linke über ein 7 Klafter hohes Felsenriff, von den Klippen auf der Höhe desselben in mehrere Schaumstrahlen getheilt, hinab. Neben diesem „Wilden Fall" gleitet am rechten Ufer ein Theil des Flusses in einem 209 Klafter langen und im Ganzen 44 Fuß geneigten Kanal, dem „Guten Fall", als Bahn für die Schiffe abwärts. Ist die Klause neben dein Wilden Fall geschlossen, so folgt der Flus; dem natürlichen Zuge in den Abgrund links, ist sie wegen herannahender Schisse geöffnet so drängt eine solche Wassermasse in den Kanal, dasi dieselben gefahrlos in ihn getragen werden. Der ausgezeichnete Wasserbau verdankt sein Entstehen dem Genie des Forstmeisters Thomas Seeaucr, ' welcher 1558 von Kaiser Ferdinand I. geadelt der Ahnherr der Grafen von Seeau geworden ist. Eine Brücke führt unmittelbar am Falle über den Fluß, fo daß dieser eben in die Tiefe gelaugt unter ihr tost und schäumt, ein großes Haus steht nebenan iu dcr so malerischen Schlucht. Bis Gmunden bleibt die Bahn am rechten Ufer und über dem tiefen Thalweg der Traun. Bei der Nähe des Traunstein, welcher nirgends mehr als von der Bahn zwischen Lambach und Gmuuden gesehen Ludwig XVI. gleicht, wogt das Terrain diesseits der Traun schon energischer, während es jenseits sich bloß zu sanften Wellen hebt. Wundervoll gibt sich das Bild, wenn man auf der Hohe vor Gmundcn den Trauusee mit seiner in der Tiefe wie auf der Höhe hochromantischen. Umrandung zum ersten mal erblickt. Gmunden erhebt sich vom nördlichen Gestade des Sees terrassenförmig gegen den Hintergrund, welcher durch reizend gruvpirte Hügel gebildet wird. Von denselben schimmern überall hübsche Landhäuser herab, doch noch ungleich größer ist ihre Zahl an dem Ufer des Sees oder nahe bei ihm und sie ziehen sich vornehmlich auf der Westseite weit hinab bis zur Bucht vou Ebcnzweier und erscheinen dann wieder zahlreich um Traunkirchen. Höchst stattlich nimmt sich dort im nordwestlichen Theile des Sees das Doppclschloß Ort aus, das Seeschloß mit hohen: Thurme uud, durch eiue lange Brücke mit ihm verbunden, das viel-thürmige Landschloß, aus seiner Bucht schaut das Schloß Ebenzweier und 541 , Das lHrzhcrzogthmn Oestcrvcick, ob dcr Enns, c? dahinter die Kirche von Altmünster herüber und anmiühig vor allem leuchtet die Rotunda von Traunkirchen, umgeben von Neubauten, von ihrer Landzunge herab. Im wirkungsveichsten Gegensatz stehen die lieblichen Gefilde der grünen Viechtau und über ihnen der reich bebaute Gumndner Berg zur kahlen Riesenmauer, mit welcher der Traunstein im Osten unmittelbar dem See entsteigt, als der Vorderste des Hochgebirges, das südlich von ihm im Edlakogel und in andern Hochspitzen, gegenüber am Westufer aber in dem Sonnenstein über Traunkirchen sich aufbaut, das im Südwesten etwas zurück als der Stock des Hollengebirges lagert, das endlich mit den Kuppen aus dem Todten Gebirge, insbesondere dem Schönberg, in südlicher Ferne über der Stelle, wo der See hinter Traunkirchen in einer Bergschlucht zu endigen scheint, das entzückende Landschaftsgemälde abschließt. Der Gmundner- oder Trmmsee bedeckt einen Flächenraum von 4281 Joch, seine größte Länge ist 6450, seme größte Breite 1560 und die bedeutendste Tiefe 100 Klafter. Der Stadt Gmunden verschafft auch der Beginn der Schlucht, in welche die Traun unmittelbar nach ihrem Ausflusse aus dem See durch großartige, einen zu wilden Sturz in sie verhindernde, Kunstballten geleitet wird, viel Malerisches, wie denn die Häuser auf den steilen Abhängen über dieser Schlucht dnrchgehends höchst pittoresk gelegen sind. Gmunden galt als der Sitz der Salinenoberbc Horde früher stets als der Hauptort des Salzkammergutcs, obgleich man unter diesem Namen gewöhnlich nur das Quellgcbiet der Traun von ihrem Eintritt aus Steyermark nach Oberösterreich, insoweit dasselbe innerhalb der oberösterreichischen Grenzen liegt, bis zu ihrem Einfluß in den Traunfee, also mit der Beschränkung der Lage in Oberösterreich auch das Gebiet aller ihrer Zuflüsse auf dieser Strecke, begreift. Die Stadt ist jetzt der Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und zählt in ihrer sich weit über die Umgebung erstreckenden Ortsgemeinde 6062 Bewohner, die eigentliche Stadt mit den Vorstädten dagegen ca. 4300. Seit es in den letzten Iahrzehenden ein beliebter Sonnneraufenthalt der Wiener geworden und hier eine Badeanstalt in großem Style eingerichtet ö42 ^) Die ^lMdcshlMptstadt ^iuz. S" ist fehlt es nicht an neuen Luxus-Bauten und an Promenadeanlagen, die reizendste bleibt die am Seeufer zunächst der Stadt. Von den altern Gebäuden verdienen das Rathhaus auf dein Seeplatz und die alte und große Pfarrkirche zuerst genannt zu werden. Auch das Handelsamtshaus und manch anderes für den Salzvertrieb bestimmtes .Haus verräth ein hohes Alter. Als einen hübschen Bau nennen wir das Salzoberamtsgebäude, worin sich ein Modellentabinet befunden hat. In der Nähe der Stadt trifft man zudem eine Anzahl schloßartiger Höfe an. Angeblich seit 1188 eine Landstadt wurde Gmunden schon im Jahre 1478 zur landesfürstlichen Stadt erhoben. In der östlichen Umgebung der Stadt führt ein dankbarer Ausflug auf die unterhalb des Traunstein liegende und scheinbar einen Absatz desselben bildende Himmelreichwiese und zu dem dahinter und unter den Wänden des Traunstein auf der Nordostseite des Berges gelagerten ovalen Laudachsee, welchen vornehmlich sein Echo berühmt gemacht hat. Man ersteigt den Traunstein von diesem See aus, zieht jedoch den Weg von der auf der Südseite des Berges gelegenen Mayeralpe vor. Der Koloß tritt nach Norden viel weiter vor als andere gleich hohe Berge und ist deßhalb im ganzen Lande sichtbar, welchem er um so mehr zum Wahrzeichen dient, als er bei dieser Lage auf allen Seiten bis an seinen Fuß freistehend bei der Steilheit seines Absturzes unverkennbar ist. Kommt noch dazu die Aehnlichkeit des obersten Kammes mit dem Profile Ludwig XVI. von Frankreich und es nimmt nicht Wunder, daß weder Dachstein noch Priel auch nur annähernd so allgemein bekannt sind als der Traunstein, obgleich er 5343 Fuß hoch diesen Niesen gegenüber nur ein Knirps ist, welchen freilich günstige Verhältnisse dem Laien als Riesen erscheinen lassen. Nach dem Angedeuteten gehört die Landaussicht des Traunstein zu den ausgedehntesten und sie übertrifft bei Weitem die Bergschau von ihm, allein als das Entzückendste auf seiner Höhe haben wir den Blick hinab auf den herrlichen Traunsee und auf das bis in seinen letzten Winkel aufgeschlossene Gmunden gefunden. Von den beiden Schlössern von Ort ist das auf niedrigen Fels- s,l:j '^) Das Erzherzogthum Oesterreich ob der Enus. (3 klippen iin See stehende Seeschloß um Jahrhunderte älter als das Landschloß. Die Herrn von Ort, Dienstnmnnen der stenrischen Ottokare, blühten vom 11. bis in das 13. Jahrhundert. Die Zwietracht zweier Brüder soll im 14. Jahrhundert den Bau des Landschlosses veranlaßt haben. Von den Wallseern fiel auch diese Besitzung auf Friedrich IV. Von den spätern Besitzern nennen wir den Vertheidiger Wiens bei der ersten Türkenbelagerung, Niklas Salm, und im 17. Jahrhundert den lins von den Bauernkriegen her bekannten Statthalter Grafen Adain Herberstorf. Er baute das von den Bauern zerstörte Landschloß wieder auf und starb hier im Jahre 1629. Schloß Ebcnzweier gehört dermalen der Gräfin Chambord. Die nahe große Kirche von Nltmünster zerfällt in den neuen und alten Theil. Gothische Portale ans dem 15. Jahrhundert, dann schlanke Säulen schmücken dcn älteren Theil. Auch mehrere der vorhandenen Kapellen stammen ans der gothischen Zeit und in einer derselben, der Allerheiligen Kapelle, besteht noch ein altdeutscher Sandsteinaltar. Ans der Zahl der Leichensteine, welche bis in das 15. Jahrhundert Zurückreichen, ruft am meisten derjenige aus rothem Marmor das allgemeine Interesse wach, worauf der gehaßte Statthalter Herberstorf in Lebensgröße und ganzer Rüstung abgebildet ist. Ein anderes merkwürdiges Denkmal bildet ein sonderbarer alter Kopf an der Außenseite der Kirche. Die Sage bringt ihn mit einem von Satan beim Mißlingen des Unternehmens über den Thurm gestürzten Baumeister eines nahen Heidentempels in Verbindung. Daß übrigens Römer um Altmünster seßhaft waren geht aus alten Funden zweifellos hervor. Der anmuthigste Punkt am Gnmndersee bleibt aber Traunkirchen. Sein felsiges Vorgebirge, dessen Höhe der Rundbau der Kirche mit ihrem der Stürme halber niedrigen, Thurme, daß ehemalige Stiftsgebä'nde und ein paar elegante neue Villen einnehmen, fällt mit Laubholz bis zu unterst bekleidet nach vorne steil in den See ab. Die Iohanniskirche und der Kalvarienberg ' folgeil rückwärts auf den Abhängen, in den stillen Buchten auf der Nord- und Südseite der Halbinsel sind die übrigen freundlichen Ansiedlungen und zwar die größere Zahl derselben 544 Die Landeshauptstadt Linz. , 6' in der bedeutenderen halbrunden südlichen Bucht gelagert. Nahe südlich aber erhebt sich darüber der stolze Sonnenstein. Blickt man dann hinaus auf den See so hat sich, während gegen Norden sein uns bekannter herrlicher Spiegel bis Gmunden offen da liegt, gegen Süden das ernstere Gemälde des von Bergen eingeschlossenen nächsten Theiles aufgerollt. Schon im Jahre 909 erscheint urkundlich ein Kloster in Trunseo, wahrscheinlich war es ein zum Andenken an einen Sieg über die Ungar:: gestiftetes Mannskloster. Die Stürme der Zeit mögen es bald darauf zerstört haben. Seine Wiederherstellung nnd zwar als Kloster für Benediktinerinnen erfolgte durch den stenrischcn Markgrafen Ottokar VI. und seinen Sohn Leopold den Starken. Ottokars Schwester Atha war um das Jahr 1100 die erste Aebtissin. Im Jahre 157.". wurde das Kloster aufgehoben, dagegen sein Besitz im Jahre 1622 von Kaiser Ferdinand N. den Jesuiten eingeräumt, bei welchen er bis zur Aufhebung des Ordens geblieben ist. Ungemein weihevoll gestaltet sich hier das Frohnleichnamsfest, welches mitten im See auf Kähnen abgehalten wird. Ein größeres Schiff mit dem Altar umgeben die zahllosen Kähne mit den im schönsten Sonntagsschmuck prangenden Bewohnern und es gewährt einen unvergeßlichen Anblick, wenn bei der Ablesung der Evangelien alle Nuder ruhen, die Bevölkerung in die Kniee gesunken ist und nur die Stimme des Priesters weithin über den See ertönt. Eine nenere Straße führt den See entlang auf dessen Westseite von Traunkirchen nach Langbath. Schutzdächer bewahren sie vor den von der Höhe hcrabrollcndcn Steinen, auf der am meisten in den See heraustretenden Stelle des Ufers ruht ein Löwe auf einem Felsen. Dem von Norden Kommenden zeigt sich endlich Langbath-Ebensee mit seiner mächtig dampfenden Salzpfanne am südlichen Ufer des Sees, in welchen hier die Traun am Nordendc eines ziemlich breiten Thalbodens tritt. Abgesehen von entfernteren zur Ortsgemeinde gehörigen Ortschaften hat das am linken Traunufer gelegene Langbath und zwar Oberlangbath 1101 und Unterlangbath 695, das am rechten Ufer liegende Ebensce aber 843 Bewohner. In das hiesige Salz-Sudhaus wird das 545 69 °6 c) Das Erzhcrzogthunl Ocstcrrcick? ol' dcr Eulis, 6 5" zu siedende Salz durch Röhren von Hallstatt und Ischl geleitet. Auch die Fässer zur Salzverscndung werden hier erzeugt. In Langbath-Ebensee beginnt das eigentliche Salzkammergut. Der Name ist später entstanden, noch im Jahre 1412, ja selbst noch darnach, hieß dasselbe Gebiet allgemein das Ischelland. Bei Langbath mündet aus Westen ill die Tränn der aus den Langbathsecn daher eilende Bach. Der vordere der beiden Seen übertrifft den hintern an Umfang, kommt ihm aber an landschaftlicher Gestaltung nicht gleich; zwar schmücken die Ufer von beiden ehrwürdige Forste, über dein rückwärtigen See baut sich jedoch das Höllengcbirge in größerer Nähe als über dem vordern und mit großartiger Wandbildung auf. Der südöstlich von Ebensee in Wald gebettete Offensee macht vollends weder durch seine Größe noch durch die Formen seiner Umgebung einen bedeutenden Gindruck auf den Besucher. Von Langbnth wird dcr gcvricsenste Aussichtspunkt im Höllengcbirge, der Kranabitsattel mit dein 5586 Fuß hohen Feuerkogel, öfters erstiegen. Das Traunthal bis Ischl verläuft südwestlich. Die Hohe Schrott, der nordwestliche Eckstein des Todten Gebirges, dämmt es ostwärts, gegen Westen dämmen es die Ausläufer des Höllengebirges nnd der zwischen den Weisscnbächen und der Ischl gelegenen Berge bei Ischl. Ischl selbst, dessen Marktrecht aus dem Jahre 1460 herstammt, hat eine Bevölkerung von 1999 und in dem damit zusammenhängenden Kaltenbach von 394 Seelen. Doch stehen noch Theile von andern Ortschaften aus der im ganzen 6842 Seelen zählenden Ortsgemeinde mit ihm derart in Verbindung, daß nut obigen Daten die wirkliche Einwohnerzahl dessen, was sich wegen seiner Zusammengehörigkeit als Ischl darstcllt, nicht hoch genng angegeben ist. Der Markt hat seinen colossalen Aufschwung zum vornehmsten Bade- und Sommeranfenthaltsort in Oberösterreich den Einrichtungen zu danken, welche getroffen wurden, um ihn als solchen empor zu bringen, ungleich mehr jedoch seiner wnndervollen Lage. , - Dadurch, daß die Traun gerade an ihn: und in ihm ihren nördlichen 54tt 'Z Die Landeshauptstadt Linz. Lauf in omen nordöstlichen umwandelt, erscheint das Thal den Fluß auf- und abwärts als zwei selbstständige Thäler und Zu ihnen kommt als drittes das nach Westen geöffnete der Ischl. Das üppigste Grün, dieser besondere Schmuck der Gegend von Ischl, bekleidet überall die Thalgründe. Ihnen entsteigen reizende, theilweise voll bewaldete Höhen, hier am Beginn der Wendung der Traun unmittelbar vor Ischl und zwar an beiden Flußufern, dort zwischen der Traun und dem Nettenbach und am linken Ufer der Ischl zunächst der Ausmündung derselben in die Traun. Ueber den niederen Stufen erhebt sich in nächster Mhe zwischen dem linken Traun- und rechten Ischlufer das Katergebirge und etwas zurückstehend anf dem linken Ufer der Ischl der breite Sattel der Ziemitz. Dringt aber der Blick ein in die Thalsurchen so trifft er im Westen den Schafberg, im Nordosten über dem äußern Traunthal Theile der Hohen Schrott und den Edlakogel am Traunsee, im Südosten über dem Einschnitt des Rettenbachs den Ischler Salzberg und die Spitzen zunächst dem Loser und dem Salzberg von Aussce, er verweilt endlich entzückt alls der über dem innern Traunthal in südlicher Ferne in ihren: Eiskleide schimmernden Hohen Dachsteinfpitze. Als dao belebende Element fließt die grüne Traun zwischen den eleganten Häuserreihen der Esplanade und des Sudhauses im Markt und des am rechten Ufer ihnen gegenüber gelegenen Gries dahin und eilt auf der Nordseite des Marktes die Ischl ostwärts, um sich noch innerhalb seiner Gebäude mit der Traun zu verbinden, wogegen der Rettenbach ^rst eine Strecke außerhalb derselben seine Vereinigung nut dem Flusse vollzieht. Wirklich städtisch und doch wieder ländlich anmuthig durch die Berge, Flüsse und Thäler ringsum in nächster Nähe und die vielen Baumanlagen zwischen den Häuserzeilen breitet sich der Markt ans in der schon erwähnten Esplanade und von ihr abwärts an der Traun, in der um die Kirche geschaarten Häusergruppe, auf den Hügeln an der Ischl bis Zu ihrer Einmündung in die Traun und auf der Fläche zwischen der Traun und dem Kalvarienberg, auf dessen Anhöhe er sich noch theilweise hinanzieht. Hier beherrscht die hübsche Kirche des Kalvarienberges und 547 W* A -I Das Erzhcr^lhnn, Oesterreich ob der Emis. (3----------------------------------------------5« darunter ailf halber Bergeshöhe das stattliche Akticnh6tel das Thal und eine ähnliche doininirende Lage nimmt die Kaiservilla mit ihrem Park am linken Ischlnfer unter dem Iainzen ein. Als andere geschmackvolle Bauten zeichnen sich aus das Badhaus und Kurhans, die Wandelbahn, das H<''tel zur Kaiserin Elisabeth, das freundliche Theater, das mit seiner Hauptfronte gegen die Traun gerichtete Sudhaus und zahlreiche Villen. Die Kirche, groß und im Innern reich geschmückt, ist mit Ausnahme des älteren Thurmes, in welchen ein römischer Denkstein eingefügt erscheint, im vorigen Jahrhundert erbaut worden. So wie im Markt selbst und auf der Esplanade für Parkanlagen und schattige Alleen, ebenso ist auch rings in der Umgebung für gute Wege und Pavillons an den Aussichtspunkten gesorgt. Aus der Zahl der besuchenswcrthen Punkte wollen wir zuerst der Rettenbachwildniß erwähnen, in welcher der klare Rettenbach in eincr tiefen nach rückwärts von fernen hohen Bergen überragten Waldschlucht zwischen mannigfaltig vorspringenden ausgehöhlten und abgeschliffenen Felsufern dahinstürmt. Hohe Treppen führen von beiden Seiten hinab zu der über ihn geworfenen Brücke. Außerdem nennen wir bloß noch den malerischen Hohen-zollern-Wasserfall im Norden des Marktes mit der nahen Dachsteinaussicht, den Siriuskogel gegenüber der Esplanade am rechten Traunufer wegen seines vortrefflichen Blickes von einiger Höhe ailf den Markt und das herrliche Traunthal, und Sterzens Abendsitz, weil man auf ihm die karrieristischeste Ansicht von Ifchl mit der Traunfronte vorne und dem Kalvarienberg, AktienlMel und der Ziemitz im Hintergrunde gewinnt. Der Besuch des Salzberges und jener der am linken Traunufer auf den Abhängen unterhalb des Katergebirges gelegenen weit blickenden Ruine Wildenstein, bis zum Brande im Jahre 1715 der Sitz des Landgerichtes, erheischt mehr Mühe und Zeit. Der schönste Gang bleibt aber jener nach Laufen am linken Traunufer, sei es in der Tiefe des breiten mit Wiesen und stellenweise auch mit Wald bedeckten Thales, oder auf der an seinem westlichen Rande wenig Klafter über ihm laufenden Solenleitung. Laufen felbst liegt von 54« Die Landeshauptstadt Linz. (3 Felswänden beiderseits bedrängt in engem Rainn dieß und jenseits der Tränn. Die in gntem gothischen Styl aufgeführte Kirche nnd viele alte Häuser beweisen, daß der Ort eine lange Vergangenheit hinter sich hat. Wirklich wurde er schon im Jahre 1282 zum Markt erhoben. Der sogenannte Wilde Laufen, eine bei 3 Klafter hohe Stromschnelle zwischen Felsblöcken, ist, wie der Traunfall bei Noitham, durch Thomas Seeauer schiffbar gemacht worden. Weiter aufwärts im Traunthal mündet aus Westen der in den Kalkgebirgen zwischen der Ischl und dein Gosaubach entspringende Weissenbach, welcher tiefer innen in seinem Thale durch den grandiosen Qnaderbau der Chorinskyklause für die Holztrift abgeschlossen wird. Südlicher folgt das freundliche Goisern mit 942 Einwohnern, einer sehr alten katholischen uud einer hübschen protestantischen Kirche. Das Traunthal ist hier breit, mittelhohe Berge umstehm ist. Bald hinter Goisern zweigt der Weg nach dem Hallstätter See von der Poststraße nach Aussee ab. Diese läuft noch kurze Zeit südöstlich und klettert hierauf in östlicher Richtung über die steile Pötschen zur steyrischen Grenze auf der 3234 Fuß hohen Einsattlung zwischen dem Sandling und Sarstein hinauf, jener hält sich südwärts. Er gelangt bei Steg an das nördliche Ende des dunkelgrünen Sees. Bereits hat das Gebirge ringsum einen großartigeren Aufschwung genommen. Die ganze Ostseite des Sees entlang ist der hohe Nucken des Sarstein gelagert. Auf der Westseite reicht von der nördlichen Spitze des Sees bis zur Gosaumühle der Wald herab bis zur Straße am Seegestade, darüber steigt der Hohe Kallenberg, 5849 Fuß, auf. Südlicher wird das Ufer bis Hallstatt steil und mit Noth hat man es vermocht, ihm einen Weg für die Sohlenleitung abzutrotzen, dahinter steht im Westen von Hallstatt der Salzberg und Blassen. Auch die Berge am Schlüsse des Sees, darunter der Hierlats, Krippenstein, 6712 Fuß, und Däumel kommen, vornehmlich wenn man an der Gosaumühle vorbei ist, in Sicht. Die Gosaumühle, ein im Schweizerstyl gebautes Gasthaus mit ansehnlichen Wirthsschafts- und Geschäftsgebäuden daneben liegt auf einer 549 A c) Das Erzherzogthum Oesterrcick, ob der Lnns. 2 ^ Halbinsel, welche der hier aus Westen nnd dem Gosauthale mündei^de Gosauer Bach angeschwemmt hat. Der eben so kühne als zierliche Ban des Gosanzwanges am Beginn der Schlncht desselben Baches erregt mit Recht die allgemeine Bewunderung. Er wnrde znr Leitung der Salzsohle über diese Ausmündung des Gosauthales im Jahre 1757 von Spielbichler, einem gewöhnlichen Arbeiter in tzallstatt, erbant. Sieben schlanke Quaderpfeiler, der höchste davon 23 Klafter hoch, tragen die Röhren der Leitung von der Länge von 70 Klaftern. Ein Geländer läuft ans beiden Seiten der stachbedeckten Röhren wie auf einer Brücke hin und ermöglicht es über die Gosanzwang zu gehen. Das Thal Gosau findet man trotz seiner hohen Lage von 2368 Fuß ziemlich breit und fruchtbar. Seine Bevölkerung, großentheils Protestanten, besteht ails 1164 Seelen. Es biegt sich bogenförmig über den Westen zu den südlich vom Dorfe liegenden Gosauseen. Das hochinteressante Gosauer Steingebirge, gewöhnlich die Donnerkogel genannt, besteht aus wilden aneinander gereihten Zähnen, wovon der Große Donnerkogel auf der Wcstseite des vordern Gosansees 6490 Fuß hoch in die Lüfte ragt. Ueber die Schneide dieses Gebirges gleich wie über die niedrigeren Höhen auf der Westseite des Thales, über welche eine Straße nach Abtenau im Salzburg'schen leitet, zieht sich die Gränze zwischen Oberöstcrreich uud Salzburg hin. Das Gestein der Gosauer Berge ist als die Gosanschichten berühmt wegen seines Reichthums an Versteinerungen. In Wirklichkeit gehören die Gosauseen zu den herrlichsten Alpen-scen. Der vordere, 2942 Fuß hoch gelegene, ist eine halbe Stunde lang und eine Viertelstunde breit. Das dunkelgrüne Becken fassen links hohe Waldberge ein, rcchts starren oberhalb einer saftgrünen Mattx am Gestade die Zacken des Steingcbirgcs. Sie schließt nach rückwärts die Prachtgestalt des Graswandkogels, von dem links sich im Hintergründe der Hauptstock des Dachsteiugebirges aufbaut, zunächst der Reisgangkogel am blinkenden Gosaugletscher, über welchem dann wieder links die Dachsteinspitzen aufsteigen. Ein fast noch überraschenderes Gemälde bietet der hintere See. 550 AZ a) Die Landeshauptstadt ^.'inz, g--------------------------------------------------------^° Bereits 3932 Fuß hoch liegend ist er der Länge und Breite nach kaum halb so groß als der vordere See. Allein sein Becken bildet einen Felsenkessel am Fuße der höchsten, nur zn nnterst bewaldeten, Berge, welchen das wunderbarste apfelgrüne Gewässer ausfüllt. Und an ihm erst hat sich das Geheimniß der Alpen vollkommen entschleiert. Denn unmittelbar am Ende einer kleinen Wiese am jenseitigen Ufer, auf welcher einsam eine Alpenhütte steht, heben sich riesengroß die Felswände des Dachsteingebirges empor bis auf die Zinne des Reisgangkogels und bis auf die Hohe Dachsteinspitze, überall leuchtet Zwischen ihnen das Gletschereis und ein von ihrer Höhe gegen den See herabstürzender Bach verräth es allein, daß auch in diesen Regionen Leben und Bewegnn^ herrscht. Das Bild von Hallstatt, wie es vom Ufer des dunklen rings von Bergkolossen umstandenen Sees zwischen und auf Felsklippen erbaut ansteigt mit der Cascade des Mühlbaches in der Mitte, sucht seines Gleichen. Betritt man den Markt so überrascht es vollends zu sehen, wie das Dach des einen Hanfes mit der Hausthüre des andern in gleichem Niveau liegt und wie schmale Gäßchen zwischen den Häusern hinlaufen oder Stiegelchen die Verbindung vermitteln. Der vorzüglichste Standpunkt zu einem freien Ausblicke wird an der Kirche gewonnen, welche mit einer Ringmauer umgeben auf einem hohen Felsen ruht. Gin gothischer Bau hat sie den Chor und das Schiff gleich lang. Beide werden durch Säuleu in zwei gleiche Räume untergetheilt. Die sechs Fenster des Chors schmückt einfaches aber schönes Maßwerk in den Bogenfeldern. Eine auf der Nordseite von der halben Länge des Schiffs bis zur halben Länge des Chors angebaute oblonge Kapelle öffnet sich nach beiden in breiten Spitzbogen. Die Kirche stammt aus dem Schluß des 15. Jahrhunderts; das Portale zeigt die Iahrzahl 1519, unter einem Freskogemälde kommt das Jahr 1490 vor. Ein bedeutendes Kunstwerk ist der Flügelaltnr in der südlichen Abtheilung des Chors. Er scheint von zwei Meistern gefertigt zu sein, von denen der eine, wahrscheinlich ein Künstler aus der Nürnberger Schnle, die Figuren und Reliefs schnitzte und die innern l,5l N c) Das Erzherzogthum Oesterreich ob der Euns. c3 5^ Flügelbilder, der andere die Außenseite der Flügel und die Rückseite des Schreins malte. Der Altar dürfte 1515 entstanden sein. .Hallstatt hat 948 Bewohner und ist Markt seit dem Jahre 1311. Sein Sudhaus befindet sich in der 311 Einwohner zählenden Ortschaft Lahn. Bei dieser südlich vom Markt gelegenen Ortschaft mündet das pittoreske Echernthal, über welchem sich im Norden und Süden himmelhohe Felswände thürmen, dessen Sohle zumeist schöner Forst bedeckt und durch welches der klare Walddach rauscht. Der starke Bach bildet zuhinterst im Thale den viel und mit Recht bewunderten Waldbachstrub, indem er die bedeutende Höhe von ca. 300 Fuß über eine Felswand zuerst in selbstgeschaffener Rinne hinab gleitet dann stürzt, während nebenan ein anderer Wasserstrahl noch höher über die Felsen herabfällt. Auf einer obern Stufe des Gebirges kommt man zu andern gerühmten Fällen desselben WaldbachZ. Durch das Echernthal finden auch die meisten Dachsteinbesteigungcn statt. Man geht fast durchaus in südlicher Richtung auf die Wicsalpe dann über die Ochsenwiesalpe an den Rand des Karls-Eisfeldes und über diesen Gletscher zur Dachsteinwand und klimmt auf ihr Zur höchsten Spitze empor. Bis auf die Wiesalpc mag man 3 starke Stunden, von da auf den Gipfel bei günstigen Verhältnissen 5—6 Stunden benöthigen. Der Weg ist anf dem Kalksteinterrain ermüdend, doch bis zur Dachsteinwand ungefährlich. An derselben erheischt die Ueberschreitung der Randkluft, wenn sie breit gähnt, Gewandtheit — mindestens der Führer und eine Leiter, welche auch beim ersten Ansteigen der Wand nothwendig ist. Weiter hinauf hilft ein Seil, welches an mehreren in die Felsen eingelassenen Eisenrmgen befestigt ist und helfen an den schlechtesten Stellen in die Felsen eingeschlagene eiserne Zapfen. Dadurch wird der Tritt überall sicher, nur ist ein derlei eiserner Zapfen über dein Abgrund für den nicht unbedingt Schwindelfreien gerade kein Wünschenswerther Standpunkt. Die Aussicht von der Dachsteinspitze ist unter die bevorzugtesten in den österreichischen Alpen zu rechnen, ihr eigenthümlicher Vorzug beruht aber darauf, daß den Dachstein in nächster Nähe von mächtigen Fels- 552 A c) Die Lcmdcshcmptswdt riliz. c5 «^ bildungen umschlossene Gletscher, jedoch auch in schwindelnder Tiefe grüne Alpenmatten und Thäter umgeben, daß ihn die sichtbaren hohen Gebirge nicht wie in der Regel bloß anf einer oder nnf ein paar Seiten und bloß als gedrängte Massen umlagern, sondern daß sie sich theils einzeln stehend, theils zu größcrn oder kleinern Gruppen vereinigt, und belebt durch Wohnungen der Menschen und Spiegel der Seen in ihrer Mitte, rings um ihn erheben, daß endlich aus zwei Seiten selbst noch über den Bergen das weite Flachland mit seinen zahlreichen Städten und den Silberstreifen seiner Flüsse zur hohen Zinne emporschimmcrt. So verbindet das Panorama vom Dachstein Großartigkeit mit malerischer Schönheit. Es umfaßt die Nordalpen von den bayerischen bis zum Wiener Schneeberg, die Centralalpen von denjenigen der Steyermark über die Gletschergruppen der Hohen Tauern und des Zillcrthales bis zum Brenner, die Südalpen in Kärnthen und Kram und das Flachland, einerseits gegen Bayern, andererseits dasjenige des Traun- und Hausruckviertels. Nls Einzelnheiten, zu welchen das Auge auf dem Dachstein mit Vergnügen zurückkehrt, bezeichnen wir die Hochebene der Schladminger Namsau, die nahm Thäler von Annaberg und St. Martin dann der Enns bei Schladming und der Traun bei Ischl, die theilweise sichtbaren Orte Ischl und Schladming, den prachtvoll sich darstellenden See von Altaussee und ein Stück des Attersees endlich die Gosauseen, von denen der vordere, welcher ganz aufgeschlossen daliegt, zwar einen Glanzpunkt der Aussicht bildet, doch gewiß an phantastischer Wirkung nach vom hintern See übertroffen wird, dessen Becken zufällig von der untersten wahrnehmbaren Kante des Gosaugletschers der Breite nach durchschnitten sich zeigt, so daß das weiße Eis und die grüne Fluth in Eins zu verschmelzen scheinen. Am südlichen Ende des Hallstättcr Sees brausen als periodische Quellen der Hirschbrunnen und Kessel oft plötzlich auf, nachdem sie lange versiegt waren. In der südöstlichen Sececke dagegen ist der ebene Boden von Obertraun gelegen, von welchem aus die Traun in den See fließt und der Weg über den Koppen nach Aussee führt. 553 70 A c) Das Erzherzogthum Ocstcrrcicl' cch dcr Enns. (3 H° Die ganze Länge des Hallstätter Sees ist mit 4260 Wiener Klafter, die ganze Breite mit 1130 Klafter bestimmt worden. Der wissenschaftlich weitaus wichtigste Punkt um Hallstatt, der Salzberg, ist es nicht bloß der Salzgewinnung halber, sondern noch ungleich mehr wegen des bei ihm liegenden Gräberfeldes aus der vorrömischen Zeit unseres Landes. Die Salzgewinnung in ihm beläuft sich auf jahrlich 2 Millionen Eimer Sohle. Aus mehreren Funden im Innern geht hervor, daß er schon in der vorrömischen Zeit und dann wieder unter den Römern in: Betrieb gestanden hat. Steigt man vom Markt auf dem alten Treppenwege Zum Salzberg hinauf so trifft man am zweiten Ruhesitz eine Inschrift des Inhalts an, daß hier der römische König Max gerastet hat, als er am 5. Ienner 1504 den Salzberg zu besehen gegangen ist. Man kommt dann zum Rudolfsthurm, einem viereckigen Thurme, welchen K. Albrecht I. im Jahre 1284 Zum Schutz von tzallstatt erbauen ließ und welcher auch wirklich bei seiner Lage auf einem Vorsprung des Berges die Gegend ringsherum beherrscht. Von ihm zieht sich eine Thalmulde zu den Gebäuden des Salzbergs hinein, doch schon in geringer Entfernung hinter ihm selbst gelangt man in dieser Mulde auf den Abhängen zur linken Hand zu dem berühmten Gräberfeld. Die Kulturgeschichte verdankt demselben die bedeutsamsten Aufschlüsse über den Kulturzustand der Bewohner Noricums vor der römischen Invasion. Man hat hier in den Jahren 1846—64 nahezu 1000 Gräber und in ihnen bei 6000 Gegenstände: Waffen, Gefäße, Schmuck von Vronce Eisen und Gold n. s. w. gefunden. In fast gleicher Zahl zeigten die Gräber stattgehabte Beerdigungen und Verbremmngen, und zwar aus derselben Zeit, wobei die reichern Gräber die Verbrennung erkennen ließen. Man muh darnach auf zwei nebeneinander wohnende Völker schließen und wir glauben in dem einen Stamm die Autochthonen und im zweiten reichern die eingewandertcn Kelten wieder zu erkennen. Es wird angenommen, daß die Zeit, in welcher das Leichenfeld zur Bestattung benutzt wurde, vom 6. oder 5. Jahrhundert vor Christus bis zum Beginn der christlichen Zeitrechnung reicht. 554 Dic Landeshauptstadt 5!mz. (3 Von Ischl zum Wolfgangsee kommt man durch ein breites grünes Thal. Im Norden ragt der Schafberg mächtig vor Allem auf, im Süden tauchen vom Katergebirge gegen Westen allmählich die Spitzen des großtentheils Zu Salzburg gehörigen Bergsystems südlich vom Wolfgangsee empor. Die Pyramiden des Sparbers und Hochzinkens fallen darin besonders auf. Unmittelbar vor dem Ostgestade des Sees lagern abgerundete Hügel und auch der Markt St. Wolfgang hat sich auf der Nordostseito am See um einen solchen Hügel angesiedelt. Der Wolfgang- oder Abersee steht unter den Prachtseen unseres Landes obenan mit oder nach dem Traunsee. Es fehlen ihm die Großartigkeit und die Gegensätze des Letzteren, an, nicht etwa kleinlicher, sondern hoheitsvoller, Anmuth ist er ihm vor. Seine Länge beträgt 5334 Klafter, seine Breite 1318 Klafter. Der aus Süden daher rauschende Zinkenbach hat fast in der Mitte der Länge des Sees eine breite Erdzunge angeschwemmt. Sie verengt den Wasserspiegel so sehr, daß er nur mehr dem eines großen Flusses gleicht. Rechts und links von dieser Einschnürung erweitert sich die Fluth zum südöstlichen Unteren- und nordwestlichen Oberen See. Die Nordseite nimmt vollständig der Schasberg, 5630 Fuß, ein. Er senkt sich in Wald oder Felsen zum See herab, am sanftesten im Südosten in der Richtung gegen den Markt St. Wolfgang. Am Falkenstein stürzt er in einer senkrechten Felswand in die Wogen und hi«r befindet sich das berühmte Echo. Das entzückendste Bild vom See gewinnt man von seinen: westlichen Ende von den Höhen oberhalb St. Gilgen. Denn man überblickt dort das reizende lichtgrüne Wasserbecken seiner ganzen Länge nach mit allen seinen Landzungen und Buchten und dem Massiv des Schafbergs darüber im Norden. Ueber dem östlichen Allsgange des Sees mit dem freundlichen Waldkegel von Strobel und dem daran stoßenden Thale der Ischl gruppirt sich äußerst vortheilhaft das Ischler Gebirge bis weit die Traun abwärts und vervollständigt mit den, sich im Süden des Sees mit der Unterbrechung dnrch Schluchten aneinanderreihenden Spitzen des Zinken-Gebirges den malerischen Rahmm für das zaubervolle Gemälde. 55i5, 70* V Ä Das Erzherzogthiim ^cftcrr^icl, od dcr Enns. -3---------------------------------------------5° St. Wolfgang hat seinen Namen vom Bischof von Regensburg, dem heiligen Wolfgang, welcher im 10. Jahrhundert als Einsiedler lang am Falkenstein und später beim heutigen Markt gelebt hat und zn dessen Ehren die Probstci- oder jetzige Pfarrkirche erbaut worden ist. Sie wird in ihrer heutigen Gestalt dein 15. Jahrhundert zugeschrieben, doch sind die Portale mit ihren Basreliefs noch romanische Baureste. Eines der ausgezeichnetsten Kunstwerke des Landes bildet der große Flügelaltar, ein stehendes Oblong von ca. 40 Fuß Höhe. Ueber dein mit doppelten Flügeln und daraus mit altdeutschen Gemälden aus Goldgrund gezierten Mlttelschrein mit seinen Darstellungen steigt der herrliche Aufbau empor, der Altarstaffel ist gleichfalls reich geschmückt. Alles: Figuren, Gemälde, Ornamentik ist gleich bewundernswerth. Man nimmt als die Zeit der Vollendung des Altars das Jahr 1481, als den Künstler desselben den Michael Pacher von Brauneck oder Brunecken in Tirol an. Oft wird der Wolfganger Flügelaltar mit dem andern hoch berühmten in Oberosterrcich, jenem von Käfermarkt, verglichen, und der Vergleich fällt dann jedesmal zum Vortheil des Wolfganger Kunstwerkes ans. Man gibt zn, das; der Altar in Käfermarkt in dm ornamentalen Theilen der reichhaltigere und in den Hauptdimensionen der allsgedehntere ist, findet aber, das; er dem Wolfganger an Conception und Durchführung der Details im Knnstwerth weit nachsteht. Beim Käfermarkter Altar besteht vornehmlich ein zusammenhängender Grundriß des ganzen Ornamentalen nicht nnd ist die Anordnung mehr als decoratives Motiv durchgeführt, während sich am Wolfganger Altar eine organische Entwicklung des Grundrisses mit dem Aufrisse bis zur letzten Spitze hinauf knnd gibt. Die vollste Beachtung gebührt auch dem Brunnen am Haupteingang der Kirche. Er ist aus Blei gegossen. Der auf hohem Sockel sich erhebende Schaft, an welchem die ziemlich flache kreisrunde Schale von 5' 2"'Dnrch-messer befestigt ist, setzt sich aus der Mitte der Schale weiter fort und sprudelt hier das Wasser ails 4 Löwenköpfen in die Schale. Zuoberst trägt er ein Statue des heiligen Wolfgang. Sockel und Schaft sind mit Figuren, Ornamenten und Wappen geschmückt; die Schale enthält auf der Außenseite Ornamente, Spruchbänder, Wappen und um den Anßen- bb6 c) Tic ^andcohauptstadt ^'inz, (3' rand die Inschrift „Ich pin zu den eren sannkt wolfgang gemacht, abt wolfgang haberl zn mansee hat nuch petracht zu nutz und zn framen den armen pilgrumb dye nit haben gelt umb wein dye sollen pen dissen wasser frellich sein. Anno den 1515 jar ist das werk volpracht gott sey gelobt." Ein Spruchband bezeichnet Meister Lienhart Rannacher Stadtbrunnenmeister zu Passan als den Künstler. Das Kunstwerk zeigt, obgleich es in der Hauptsorm der Renaissance angehört, doch in den Details noch vieles von der, zur Zeit seines Entstehens zn Ende gehenden, Gothik. Ein altes Evangelienbnch aus dem 12. Jahrhundert und ein Pastorale, das vom heiligen Wolfgang Herstaminen soll, bilden nebst andern mit dem heiligen Wolfgang in Verbindung gebrachten Gegenständen, seinem Vußstein, seiner Zelle ?c. die kirchlichen Alterthümer von St. Wolfgang. Von St. Wolfgang besteigt man in der Regel den Schafberg. Man benöthigt auf die, übrigens im Salzbura/schen gelegene, Spitze ca. 3 Stunden. Kein anderer hoher Berg in Oesterreich wird so oft erstiegen als der Schafberg; in der letztern Zeit besuchten jährlich mehr als 1000 Personen den Gipfel und die Mehrzahl hat, weil auf ihm ein anständiges Gasthaus besteht, gewiß dort auch übernachtet. Die Aussicht gewährt allerdings einen Hochgenuß, denn sie ist malerisch wie wenige. Den Hauptreiz verleiht ihr der Blick auf 15 Seen, darunter auf den am Fuße des Schafbergs sich ausbreitenden Wolfganger-, Mond- und Atter-See. Doch reicht sie auch ungemein weit über das Flachland von Oberösterreich bis gegen Bayern und Niederösterreich und umspannt fie zahlreiche Gebirge in Oesterreich, hier am vollständigsten jene des Salzkammergutes, in Obersteyermark, im Salzburg'schen und an der bayerischen Grenze. Nur an Gletschern herrscht einiger Mangel in der in allem übrigen prachtvollen Rundschau. Nahe und großartig gestaltet sich der Dachstein als Vertreter der Firnwelt, außer ihm macht noch der Ewige Schneeberg bei Werfen einen imposanten Gindruck, die außer diesen beiden allein noch sichtbaren Gletscher um Gastein sind dagegen als zu entfernt vollkommen wirkungslos. 55? N c) Das Erzberzogthum Oesterreich ob der E,mZ, L> I« Eine halbe Stunde südlich vonl Gipfel liegt die Höhle oeo Wetter-locheo. Sie wurde erst iu ueuester Zeit durchforscht. Man kam in mehrere Schachte und Stollen, dann in zwei Grotten, von welchen die größere eine Länge von ca. 10 Klafter bei einer Höhe von ca. 16 Klafter hat und fand schöne Stalaktitenbildungen, dann ganz rund geschliffene Marmorkugeln. Doch sogleich den Eingang in die Höhle bildet ein 20 Klafter tiefer fast senkrechter Schacht, in welchen man hinabgelassen werden muß. Zur Vervollständigung unserer topographischen Schilderungen aus dem Trannviertel wenden wir nns jetzt der nordöstlichsten Ecke desselben ztt. Dort treffen wir Enns an, eine Stadt, deren Bedeutung in alter Zeit noch größer war, als sie es heute ist. Sie erhebt sich auf dem Plateau eines freistehenden Hügels am linken Ufer der Enns, welche in geringer Entfernung nordöstlich in die Donau mündet. Durch ihre Lage ist sie weithin sichtbar und gewährt mit dein mächtigen Quadcrthurm in der Mitte ihrer Häuser einen recht hübschen Anblick. Die Zahl der Einwohner der eigentlichen Stadt beträgt 2051 Seelen, inbegriffen die zur Ortsgemeinde mit ihm verbundenen Vorstädte zählt dagegen Enns 3784 Bewohner. Seine freundlichen Gassen, welche auf den Hauptplatz anslaufen und vor allem dieser mit dem oben erwähnten mafsiuen und hohen, unter K. Max II. im Jahre 1565 erbauten, Stadtthurm inmitten hinterlassen emen vortheilhaften Eindruck. Das Rathhalls, die einstige Münzstätte, das Schloß Ennsegg, eine neue große Kaserne und die Stadtpfarrtirche sind die vorzüglichern Gebäude der Stadt. Die Stadtpfarrkirche, früher eine Minoritenkirche, ist ein gothisches Gebäude aus dem Ende des 15. Jahrhunderts. Drei Pfeiler theilen das Schiff in zwei Schiffe mit Kreuzgewölben und folche hat auch der Chor. Interessanter als die Kirche ist noch die sich auf der Nordseite an sie anschließende und durch drei spitzbogige Oeffnungen mit ihr ver- 558 0H---------------------------------------------------------------2 Die ^aiidcshauptstadt 5!mz. (5' ^ bilndene Kapelle. Dieselbe wird nach den Stiftungen der Wallseer, jenes mächtigen Geschlechtes, dem das Land seine meisten Landeshanptleute verdankte, und das im 15. Jahrhundert ansgestorben ist, die Wallseer Kapelle genannt. Sie ist am Beginn des 15. Jahrhunderts erbant worden, ist zwei- und im Presbyterum, sogar dreischiffig und mit Kreuzgewölben bedeckt, der Wechsel der Pfeilerstellung aber, die Höhe des Raumes von 5 Klafter 2 Schuh und die günstige Beleuchtung der Halle so wie ihre gelungene Ausstattung erzeugen eine überraschende Wirkung. Vorzüglich ist auch das Maßwerk der Fenster zu nennen, unter den Fenstern läuft eine friesartige Spitzbogenarkadur und auch die Schlußsteine der Gewölbe sind trefflich ornamentirt. Vollends die Außenseite imponirt durch einen hohen Giebel mit Spitzbogenblenden, die hoch auf ihn hinaufreichenden Strebepfeiler mit Fialen, schöne Fenster mit Maßwerk nnd ein reich, darunter mit dem Wappen der Wallseer, geschmücktes gothisches Portale. Die werthvollcren Denkmäler in der Kapelle stammen aus dem 16. Jahrhundert, in der Kirche sind noch ältere vorhanden. Wir haben die wesentlichen Schicksale von Enns in der geschichtlichen Abtheilung gehört. Zuerst von den Bayern als die Anesburg als Grenzfeste gegen die Ungarn erbaut ging es bald darauf an das Stift St. Florian und an das Bisthnm Passau über. Im 11. Jahrhunderte finden wir es im Besitz der Landeshcrrn, der steyrischen Ottokare. Die Veste verbraunte noch im Jahre 1176 der österreichische Herzog Heinrich II. im Kampf gegen Ottokar VIII., kurze Zeit darnach fiel sie an Heinrichs Sohn und zwar in Folge des gerade auf dem Georgenberg bci Enus geschlossenen Erbvertrages Ottokars VIII. Die Stadt, welche schon durch einige Zeit eine Münzstätte besaß, bekam im Jahre 1212 ein Stadtrecht und wurde im Verlauf der Zeiten ein bedeutender Handelsplatz. Vorzüglich ihr Salzhandel wurde vielfach durch landesherrliche Privilegien geschützt. Doch auch sonst gaben ihr die Landesfürsten viele, längst wieder veraltete, Rechte. Manche weltliche oder geistliche Versammlung, manche Heeresausrüstung fand in ihr statt. Auch als fester Platz bestand sie lange. Wir kennen in dieser Beziehung ihre Schicksale im Bauernkriege. Allein schon im 18. Jahrhundert war die Widerstands- 559 Das Vrzherzogthmn Oesterreich ob der ^nns. kraft ihrer Mauern gebrochen nnd sie siel jedesmal mit dem Besitz des Landes dem Besitzer in die Hände. Die Stelle, wo Enns steht, war jedoch in ungleich älterer Zeit als jene ist, in welche die Erbauung der Anesburg fällt, bereits bevölkert, denn dnrch viele Funde ist es außer Zweifel gesetzt, daß Laureacum, wenn es sich auch hauptsächlich auf dem Naume des heutigen Lorch erhob, doch bis auf den Hügel von Enns hinanreichte. Laureacum war der Hauptplatz der römischen Vertheidigung der Donaulinie im heutigen Oberösterreich. Als Standlager eine Gründung des Kaisers Vespasian bestand es als Militärkolonie seit Kaiser Marc Aurel. Dort lag eine Legion, die II. italica, war im nahen Enghagen eine Flottille stationirt, saß der Präfekt dieser Flottille und der allgewaltige Cimlstatthalter, präses, des Landes. Von Laureacum ging die Christianisirnng Oberösterreichs aus, hier starb der Landespatron desselben, der heilige Florian, den Märtyrertod in den Fluthen der Euns und wurde der erste Bischofsitz in uuserm Lande errichtet. Man kennt den Flächenraum, welchen das Standlager in der beträchtlichen Ausdehnung uon 61600 Klafter einnähn: und hat die es durchschneidende vil6 ausstarben. Seine Wittwe verkaufte die Herrschaft an die Tilly's und von ihnen wurde Volkenstorf niedergerissen und dafür Tillysburg erbaut. Westlich und etwas entfernter von Enns als Tillysburg liegt St. Florian, eines der großen Stifte des Landes. Es kann den prachtvoll gebauten Abteien beigezählt werden und ist eine der wenigen, welche nach dem ursprünglichen Plane auch vollständig ausgebaut wurden. Das Stift überragt von seiner Anhöhe den Markt, welcher 1257 Bewohner zählt. Die Gegend gleicht einem Garten und der Boden gehört unter den besten des Landes. In der Geschichte der Gründung von St. Florian ist manches zweifelhaft und gewiß nur, daß sehr früh, im 6. oder 7. Jahrhundert, Mönche am Grabe des heiligen Florian lebten. Das dadurch entstandene Kloster wurde wiederholt durch Avaren und Ungarn zerstört. Besonders nach dem Avareneinfall im Jahre 738 blieb es lange eine Ruine, Es konnte aber selbst im 10. Jahrhundert, nachdem es dein Visthnm Passau einverleibt worden war, nicht gedeihen. Im 11. Jahrhundert vertrieb zuerst Bischof Engelbert von Passau die ausgearteten Mönche und hierauf stellte Bischof Altmann von Passau im Jahre 1071 das Stift für die regulirten Chorherrn des heiligen Augustin wieder her. Nachdem ein 562 Die Landeshauptstadt Linz. 6" Brand die Kirche im Jahre 1235 ganz zerstört lind die Geistlichen sogar das Kloster verlassen hatten wurde eine neue Kirche im Jahre 1291 geweiht. Die jetzige Stiftskirche, in den Jahren 1686—1700 im italienischen Styl von Carlo Cartone aufgeführt, eine der vornehmsten Stiftskirchen, erregt Bewunderung ebenso wegen ihrer hohen Einfachheit als wegen ihrer classischen Ausschmückung. Sie besteht aus nur Einem Gewölbe, dessen Decke trefflich in Fresco gemalt ist. Altarbilder fchufen für sie unter Andern Wolf aus München, Rothmayer und Baron Strudel. Edle Steinarten bekleiden mehrere Altäre, die Kanzel ist aus schwarzem Marmor, die Orgel eine der besten Leistungen des berühmten Orgelbauers Chrismann. Von: frühern Kirchenbau finden sich spärliche Reste in den durch das Dach verdeckten fnchgothischcn Maßwerkfenstern des ältern der beiden Kirchthürme vor. Noch entschiedener verräth der Krypta unter dem Presbytermm den alten Bau. Sie ist niedrig und dermaßen mit Todten-köpfen und andern Menschengebeinen angefüllt, daß nur fchmale Gänge dazwischen zur Communication dienen nnd gehört der Nebergangsperiode an. Den Karakter derselben Zeit trägt eine aus Holz gefchnitzte colossale Figur des heiligen Florian in den Vorhallen, welche der Krypta und der imposanten neuen Gruft gemeinschaftlich sind. In der letztern ruht auch eine Tochter K. Ferdinand I., die 1572 zu Liuz verstorbene Königin Katharina von Polen. Das Stiftsgebäude stammt vom Architekten Prandtauer von St. Polten, dem Erbauer von Melk, der Kirche auf dem Sonntagsberge :c. her. Das Portale der Prälatur trägt die Jahreszahl 1713, andere Theile des Gebäudes sind später vollendet worden. Die Frcscen im prachtvollen Marmor- und im Sommerspcisesaal, dann diejenigen im Conventsaal haben die beiden Altomonte gemalt. Gemälde von Werth trifft man in den Gastzimmern, namentlich in den Kaiserzimmern an und in diesen auch eine kostbare Einrichtung, darunter eine großartige Bettstätte des Prinzen Eugen von Sauoyen. Die vorzüglichsten Bilder aber sind in der Gemäldegallerie vereinigt und besonders reich vertreten 503 71* Das Erzherzogthum ^estcrreick od dcr Emis. die Holländer, aber auch die altdeutsche und italienische Schule. Aus der großen Zahl der Künstler, von denen Werke als vorhanden angegeben werden, nennen wir Hemskerke, Höllenbreughel, Ruysdal, Rubens, van Dyk, Wohlgemuth, Albrecht Dürer, Altorfer, Murillo, Paul Veronese, Palina Vecchio, Guido Reni. Außerdein ergötzen den ^Kunstfreund herrliche alte Glasmalereien, vornehmlich die farbenprächtigen aus Gaming Hieher übertragenen mit den Bildnissen Herzog Albrecht II. von Oesterreich und seiner Gemahlin Johanna von Pfyrt. Die ausgezeichnete Bibliothek umsaßt 70000 Bände, die Decke ihres eigentlichen Saales malte gleichfalls B. Altomonte. Auch eine Kupferstich-, eine eminente Münzensammlung, ein Kunst- und ein Naturalien-kabiuet ist, und zwar das letztere in einem mit ganz besonders guten Frescen von B. Altomonte geschmückten Loeale, vorhanden. Sehenswerthe Gärten stehen mit dem Stift in Verbindung und fowie hier die Oeconomie eine hohe Stufe der Vollendung einnimmt, können die Wirthschaftsgebäude des Stiftes als wahre Musterbauten gelten. St. Florian hat in unserm Jahrhundert berühmte Gelehrte und Schriftsteller unter seinen Ohorherrn besessen, vorzüglich im historischen Fache. Wir brauchen nur Franz Kurz, Chmel, Franz X. Pritz und die erst kürzlich verstorbenen, Probst Iodok Stütz und den um die Archäologie Oberösterreichs hochverdienten Josef Gaisberger zu nennen. Als Bibliograph erfreute sich Karl Eduard Klein, als Pomolog Josef Schmid-berger eines weitverbreiteten Rufes. Gegenwärtig besteht im Stifte eine theologische Hauslehranstalt für die Kleriker der oberösterreichischen Stifte. Nordwestlich von St. Florian lagert am rechten Traunufer und an der Hauptstraße von Enns nach Linz, welche hier den Fluß auf einer langen Brücke übersetzt, der Markt Ebersberg, 959 Einwohner, und auf dem Höhenrande darüber das gleichnamige Schloß. Dieß überblickt die Fläche zwischen Wels und Lmz und der nur eine halbe Stunde entfernten Mündung der Traun bei Zizelau. Wegen dieser günstigen Lage nimmt man an, daß auf derselben Stelle bereits die Römer eine Warte 564 Die Landeshauptstadt 5!iuz. erbaut haben. Schon in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts kam Ebilispcrch an das Hochstift Passau, doch blieb der Besitz desselben bis in das 15. Jahrhundert bestritten. Von da ab dauerte er fort bis Pafsau im Luneviller Frieden saecularisirt und nun auch Ebersberg auf Grundlage des Reichsdeputationsschlusses vom Jahre 1803 in Beschlag genommen und hierauf in: Jahre 180? zur kaiserlichen Hofkammer ein-bezogcn worden ist. Wir kennen alls dem geschichtlichen Theile der Hauptsache nach den Verlaus des großen Treffens bei Ebersberg im Jahre 1809 und wissen, daß damals das Schloß und der Markt schwer gelitten haben. Längst find beide aus der Asche erstanden und besonders das Schloß ist vor einer Reihe von Jahren in geschmackvollster Weise restaurirt worden. Das Hausrnckviertel. Das Hausruckviertel legt sich im Osten seiner ganzen Länge nach von der Donau im Norden bis an die Hochalpen im Süden an das Traunviertel an. Auf seiner Südseite stößt es am Atter- und Mondsee an Salzburg, an welches es auch im Südwesten gränzt, während es sich auf der Westseite die ganze Länge des Innviertels entlang bis hinauf zur Donau an dieses anschließt, nach der Breite im Norden aber durch die Donau vom Mühlviertcl geschieden wird. Bloß im südlichen Theile finden sich bei der bedeutenden Höhe der Gebirge und den dort sich ausbreitenden Seen großartige Naturscenerien vor, in den übrigen Theilen steigen die Bergrücken selten auch nur bis zur Mittelgebirgshöhe von 2000-2500 Fuß hinan, meistentheils wölbt sich der Boden bloß zu bescheidenen Anhöhe,: und das Land gleicht dann einem üppigen Garten. Damit sieht sich die Landschaftsschilderung auf eilt enges Gebiet verwiesen, denn nur ermüden könnte die sich stets wiederholende Erwähnung der hellen Bäche, welche murmelnd zwischen Strauchwerk und Baumgruppen 505 Das Erzherzogthum Oesterreich ob der EunZ. dahineilen, der lachenden mit Obstbaumgäugen eingesäumten Wiesen und Felder ans dem Thalgrund oder auf den sanft ansteigenden Hügeln und des Waldes, wie er die letztern bedeckt oder in das Thal herabreicht. Auch im Kunstsache steht das Viertel dem Traunviertel nach, doch sind in dieser Richtung immerhin einige hochinteressante Objecte in ihm anzutreffen. Von Linz bis Wels dehnt sich die Fläche aus, welche in dem Theile, wo sie aus dem Alluvialterrain der Traun besteht, die Wclser Haide heißt, obgleich ihr die Cultur schon lange den Haidekarakter genommen hat. Die Westbahn läuft die beiden Städte verbindend über sie hin. Wir berücksichtigen von den Ortschaften in dieser Gegend das am linken Traunufer im Süden der Bahn gelegene Traun, dessen Schloß im 11. Jahrhundert Wolfram, angeblich von Scheuern, erbaut hat, welcher darnach den Namen 6^ ^l-uni, aunahm und der Stammvater der noch dermalen blühenden Grasen Traun ist, so daß dieß noch im Besitz der Traune befindliche Schloß füglich ihr Stammschloß genannt werden kann, Freiling, nördlich von der Bahn, wo dic Landesackerbauschule untergebracht ist, endlich das an der Bahn selbst liegende Marchtrenk, in welchem einst die köstliche Gepflogenheit herrschte, daß zänkische Eheleute in eine noch vorhandene, große mit Eisen beschlagene Wiege gelegt und öffentlich gewiegt wurden. Wels war als die bedeutendste Stadt des Kreises immer dessen Hauptort und auch jetzt ist es der Sitz eines Kreisgerichtes und einer BezirkslMlptmannschaft uud besteht hier eine Bürgerschule. Es besitzt Fabriken, vor allem aber einen großen Getreidehandel und seine Wochenmärkte bestimmen weitherum die Getreidepreise. Au der Stadt fließt im Südosteu die herrliche Trauu vorbei, auf ihrem rechten, jenseitigen Ufer von jener Höhe begleitet, welche hie und da geradlinig abgeschnitten den Abfall des Tafellandes zwischen den Alpen und der Traun bildet und hier von der Trauubrücke bis zu oberst an der Kirche von Thalheim und dem Schloß Trauneck mit Häusern bedeckt ist. Die Bewohuerzahl der Ortsgemeinde Wels beziffert sich mit 6827, davon entfallen 2792 Einwohner auf die Stadt, 3036 auf die Vorstadt 5Ü« Die Landeshauptstadt ^iuz. Wels und 686 auf die Vorstadt Lederergasse. Der Stadtplatz und der große Platz der Vorstadt stellen alle übrigen Gassen in den Hintergrund. Alte Stadtthürme und ein Theil der Befestigungsmauern sind noch erhalten. Von den Gebäuden heben wir vor allem die Stadtpfarrkirche hervor. In den Hauptbestandtheilen stammt sie aus der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts. Viereckige durch Spitzbogen unter sich verbundene Pfeiler trennen das Schiff in ein Mittelschiff und zwei bedeutend niedrigere Abseiten. Aeltere Bauresie kommen gleichfalls in der Kirche vor, der weitaus merkwürdigste Theil derselben ist jedoch ihr Hauptportale, als eines der wenigen in Oberösterrcich erhaltenen Denkmale des romanischen Bau-stnls. Da sieht man denn starke Säulen mit abgestumpften Capitalen von schwerer Form und plumpe Sculpturen in den Mauerecken zwischen den Säulen. Ueber den Säulen ziehen sich die in Rundbogen geführten Wülste herum, am Thürstock fällt eine roh gearbeitete Maske und ein fratzenhaftes Ungethüm besonders auf. Nach der Gliederung der Gesimse und nach den Sculpturen hält man dieß Portale für im 11. Jahrhundert entstanden. Zum vorzüglichen Schmuck dienen der Kirche herrliche Glasgemälde aus dem Ende des 14. oder Anfang des 15. Jahrhunderts in den drei 30 Fuß hohen und mit einfachem Maßwerk versehenen Fenstern des Ohorschlusscs. Unter den durchaus gutgearbeiteten Grabmälern der Polheime in der Thurm- und Eingangshalle zeichnen sich vor den übrigen aus die Tumba des im I. 1508 gestorbenen Bischofs von Stuhlweißenburg, Bernhart von Polheim mit einem vortrefflichen darüberstehenden Relief, diejenige des im Jahre 1533 verstorbenen Cyriak und der Stein des Sigmund Ludwig von Polheim. Einem römischen Grabstein an der Kirche und ihr gegenüber einem Hautrelicf gleichfalls aus der Römerzcit kommt archäologischer, dem Hautrelief jedoch außerdem auch noch wirklicher Kunstwerth zu. In der Vorstadt ragt der Thurm der neuen protestantischen Kirche zu ansehnlicher Höhe empor. Wir haben gehört, daß Kaiser Max I. in der Burg zu Wels gestorben ist. Heute ein alter Bail von beträchtlicher Ausdehnung mit Thürmen und einem interessanten Erker im Hofe gehörte sie den Grafen 5«;? Das Erzherzogthum Oesterreich ob der Emis. von Wels und Lambach, wurde nach ihrem Erloschen landesfürstlich und blieb es, bis sie der Hof im 17. Jahrhundert den Fürsten Auersperg schenkte, welches tzaus sie noch besitzt. Das Schloß Polheim dagegen war bereits im 14. Jahrhundert im Besitz der Familie dieses Namens. Gegenwärtig ist das weitläufige Gebäude parcellirt und in einigen Theilen ganz vernachlässigt. In und um Wels gibt es noch mehrere stattliche Privathäuser, namentlich alte Freihöfe. Auf dem Vorstadtplatze zieht mit Recht das einst Oellacher'sche Haus, die alte Post, die Aufmerksamkeit auf sich. Außerhalb der Vorstadt steht die großartige neue Neiter-kaserne. Die Geschichte von Wels beginnt schon in einer frühen Zeit der Nömcrherrschaft. Ovilaba oder Ovilabis wurde vom Kaiser Marc Aurel 178—180 nach Christus zur Militärkolonie erhoben. Es bildete einen Reserveposten im Nferland und den Knotenpunkt der damaligen Straßen. Denn in ihm trennte sich die Rückzugsstraße von Laureacum über den Pyhrn nach dem bei Klagenfurt gelegenen Virunum von der Straße von Laureacum nach Iuvavum, Salzburg, und kurz vor ihm bog von diesen noch vereinigten Straßen bei Ooilatus, Pucking bei Kremsdorf, nach Norden die Straße von Laurcacum nach Marianum-Eferding ab. Auch im Mittelalter war unser Wels frühe zu einer Rolle berufen. Im 8. Jahrhundert hatten hier die Grafen des Traunaaus ihren Sitz und im Jahre 776 machte der reiche Graf von Wels, Machelm, in «astro 'WoikZ eine Schenkung an Freising. Im 11. Jahrhundert erscheint Wels als Markt. Der letzte Graf von Wels und Lambach, Bischof Adalbero von Würzburg, 1' 1090, hatte Wels an das Bisthum Würzburg geschenkt, von diesem kaufte es dann Leopold VII. von Vabenberg. Schon im 12. Jahrhundert war ein Stadtrichter und Bürgermeister von Wels vorgekommen, dieß also schon damals eine Stadt, Leopold VII. bezeichnet es aber im Jahre 1222 ausdrücklich als eine solche. Außer dem Kaiser Max I. starb in Wels und zwar im Jahre 1690 noch der berühmte österreichische Feldherr Prinz Karl von Lothringen. Wels diente wiederholt M Kriege als Sammelplatz der Truppen, wozu es seine Lage sehr geeignet machH darüber, so wie über die Schick- 566 Die Landeshauptstadt ^inz. sale der Stadt im Bauernkriege und in den spätern Kriegen hat uns jedoch schon der geschichtliche Theil Näheres berichtet. In Wels theilt sich, wie uns dieß aus der allgemeinen geographischen Darstellung des Landes bekannt ist, die Kaiserin Elisabeth Westbahn in zwei Stränge. Der eine zieht südwestlich nach Salzburg, der andere nordwestlich. Dieser zweite Strang gabelt dann bei Neumarkt im Hausruckviertel. An der Nahn von Wels nach Salzburg folgt auf Wels als der nächste bedeutende Ort Lambach, 189 Häuser, 1564 Bewohner. Das Stift thront auf einer Anhöhe, welche im Süden zur Traun und im Norden gegen einen Theil des Marktes steil geneigt ist, während sich westwärts auf ihrer Fortsetzung vor dem Eingangsthor des Klosters der große obere Marktplatz, umgeben von andern Gassen ausbreitet. Graf Arnold II. von Lambach-Wels bestimmte das seit Mitte des 10. Jahrhunderts urkundlich erscheinende Stammschloß seines Hauses um das Jahr 1056 zu einem Capitelhaus für 12 weltliche Canonicer, sein Sohn Adalbero, Bischof von Würzburg, berief dann die Benediktiner dahin. Das Stift gewährt auf der Südseite durch seine 126 Klafter lange Fronte einen stattlichen Anblick. Die jetzige ansehnliche Stiftskirche stammt aus dem 17. Jahrhundert. Wegen ihres Reichthums an Altarbildern von Sandrart nennt man sie die Gallerie Sandrart. Sehr gelobt wird auch die Orgel von Egerdacher. Aus der romanischen Bauzeit rührt an der Kirche nur noch der Aufbau der Thürme her und wahrhaft Epoche hat in der Kunstwelt die vor wenig Jahren erfolgte Aufdeckung großer Fresken aus dem 12. Jahrhundert im Läuthaus der Thürme gemacht. Den Freund mittelalterlicher Kunst wird nebstdem die im Kirchenschatz verwahrte romanische Cupva eines Pontifikalkelches aus dem 13. Jahrhundert anregen. Im Konventsgebäudc trifft man ebenfalls Reste des romanischen Bau-styls neben solchen des gothischen an. Von den Sammlungen des Stiftes nimmt den ersten Rang die Kupferstichsammlung ein, doch enthält auch die Bibliothek 24000 Bände und besonders schöne Hand-schriften. Außerdem ist eine Gemäldesammlung und eine Naturaliensammlung vorhanden. 509 72 Das Erzherzogchnm Oesterreich ob der Enus, Dem Stifte gehörte als Mitglied der im Jahre 1783 verstorbene P. Maurus Lindermayer an, dessen Name als der eines der ausgezeichnetsten Volksdichter noch heute fortlebt. Wie bei allen Stiften findet man in der Umgebung einige größere Kapellen und die Kalvarien- und Mariahilf Kapelle gestatten bei ihrer Lage auf dem nördlichen Höhenrande eine ungcmein weite Aussicht über die Alpen vom Oetscher und von jenen zunächst Steyr bis zum Staufen dann über die vor dein Hochgebirge gelagerten Terrassen bis herab in das Hügelland, wovon besonders dasjenige an der Alm und Traun dann westwärts bis zum Hausruck bei seiner großen Nähe in seinen SinZeln-heiten gut sichtbar ist. Von Lambach hält sich, wie wir wissen, die sich hier von der Westbahn trennende Gmundnerbahn traunaufwärts, die Westbahn tritt dagegen in das Thal der Ager cm. Der Fluß kommt aus dem Attersee und mündet vor Lambach in die Traun. Doch versetzt man seinen Ursprung häufig in den Zellersee und betrachtet dann die Zellerache, den Ausfluß des Zellersees in den Mondsee und die aus diesem letztern in den Attersee fließende Ach schon als die Ager. An der Westbahn liegt südwestlich von Lambach Schwanenstadt. Die freundliche Stadt besteht zum großen Theil aus einer langen und breiten Straße und zählt 1526 gewerbsfleißige Einwohner. Ihre Pfarrkirche ist gothisch. Doch reicht das Alter von Schwanenstadt noch ungleich weiter zurück. Es kommt im 8. Jahrhundert als Suanse, im Jahre 820 als Suanaseo vor. Im Jahre 1627 wurde dann Schwannß zur Stadt erhoben und hieß nun Schwanenstadt. In seiner Nähe lag alls der Straße von Laureacum nach Iuuavum der Römerposten Tergolave. Im Nordwesten von Schwanenstadt leuchtet von einer vorgeschobenen Höhe des Hausrucks das Schloß Wolssegg herab. Es erscheint bereits im Jahre 1291 in Urkunden. Der dabei befindliche Markt hat 1151 Bewohner. Seiner Lage verdankt Wolfsegg eine der herrlichsten Fernsichten über das Flachland von Oberösterreich und auf die Alpen. Das nahe Heilbad wird stark besucht. Ringsum dehnt sich das größte Brauukohlenrevier von Oberösterreich, das der Traunthalerkohle, aus. Im Jahre 1871 570 Die Landeshauptstadt Linz. wurden ill demselben über 5200000 Zoll-Zentner gewonnen. Zweigbahnen laufen von der Westbahn in dieß Kohlengcbiet. Bei Vöklabruck mündet die braune Vökla in die Ager. Die Bevölkerung des Städtchens, in welchem eine Bezirkshauptmannschaft ihren Sitz hat, belänft sich anf 15.", 2 Seelen. Schon 1188 eine Landstadt wurde es unter K. Albrecht I. eine landesfürstlichc Stadt. In der Nähe treffen wir mehrere beachtenswerthe Schlosser an. Da ist ganz nahe Wagrain, welches sich seit Jahrhunderten im Besitz der Grasen Engel zu Wagrain befindet und in: Nordwesten Wartenburg mit den Ruinen von Alt-Wartenbnrg. Das grofte Schloß Puchheim nahe der Ager östlich von Vöklabruck war das Stammschloß der ausgestorbencn Grafen Puechheim. In der einstigen Paulaner-, der jetzigen Pfarrkirche des westlich von Vöklabruck liegenden Ober-Thalheim sind unter verschiedenen alten Grabmälern die der Polhcime aus dem 16. Jahrhundert die werthvollsten. Endlich sei noch der Ortschaften Regau, im Süden von Vöklabruck jenseits der Ager, gedacht, weil die mächtigsten Dynasten des Attergaus, die Grafen von Rebgau, davon den Namen geführt zu haben scheinen. Doch blühten sie nur im 12. Jahrhundert. Die Westbahn erreicht nun im Thale der Vökla den auf dem erhöhten Userrand des Flüßchens gelegenen kleinen Markt Timelkam, Redl, in dessen Nähe das Bräuhans in Zips schwunghaft betrieben wird, Vöklamarkt endlich Frankenmarkt und tritt vom letztcrn Orte westlich auf den Salzburger Boden über. Vöklamarkt, 866 Einwohner, kommt schon 106? als Vekelstorf vor, es hat seine gothische Kirche erhalte»!. Frankenmarkt liegt recht freundlich an der Vökla, hat Eisenwerke und 1082 Einwohner. Es gilt als die Römerstation Laciacum auf der Straße von Laurcacum nach Iuvavum. Man hat erst vor einigen Jahren in Mösendorf zwischen Vöklamarkt lind Frankenmarkt ein altes Gemäuer und darin einen Römcrstein aufgedeckt und nimmt an, daß dieß die muwtio von Laeia-cum gewesen ist. Die Kirche von Gampvern, östlich von Mösendorf, enthält iün beachtenswerthes Sanctuar ans Sandstein von 14 Fuß Höhe und 4 Fuß Breite ails dem Ende des 15. oder Ansang des 16. Jahrhunderts. 571 72* c) Das Erzherzogthun, Oesterreich ol) dcr ^u„s. (d' Iln Norden der Bahn und nördlich von Vöklamarkt finden wir an der Straße nach Ried im Imwiertel über den Hausruck und schon an den südlichen Abhängen desselben Frankenburg. Der Markt zählt 973 Bewohner. Das alte Schloß wird zuerst im Jahre 1170 genannt. Es lag hoch. Die bedeutendsten Namen folgten sich in seinem Besitz: die Schaunberge, unter Albrecht II. Ulrich Eitzing, die Wallsee, Polhcime und Khevenhüller. Der alte Name Zwischnialden wandelte sich in Zwie-spalten um, wurde jedoch im Jahre 1621 mit der Erhebung des Ortes zum Markt iu Frankenburg verwandelt. Später erst, im Jahre 1625, fand der uns bekannte grausame Vorgang Herberstorfs gegen die unruhigen Bauern hier statt, welcher viel zum Ausbruch des großen Kampfes von 1626 beigetragen hat. Im Süden der Bahn von Timelkam bis Frankenmarkt breitet sich das Gebiet des Attersees aus. Der, auch der Kammersee genannte, See, der größte der oberösterreichischen, nimmt einen Flächenraum von 8161 Joch ein, die Länge beträgt 10640 Klafter, die Breite 1740 Klafter. Nur seinem Südwestufer prägt die Steinwand, der südwestliche Ausläufer des Hollengebirges und noch mehr dem Südufer der Schafberg mit seinen Nachbarn den großen Berg-karakter auf. Der Schafberg fällt mit seiner Nordseite steil zum See ab und der oberste Theil des Berges zeigt sich so recht in jener eigenthümlich eingerissenen Gestalt, welche ihm den Namen Teufelsabbiß eingebracht hat. In den übrigen Theilen des Sees stellt sich bei dem Mißverhältniß der Länge zur Breite leicht das Gefühl der Monotonie ein, doch bringen die vielen in der jüngsten Zeit erbauten hübschen Villen an den Ufern einigermaßen Leben und Abwechslung in das Bild. Bei Schörfling ist in der Nordostecke das Schloß Kammer höchst malerisch in den See hinausgebaut. Es war einst Eigenthum der Schauenberge und gelangte im Jahre 1581 an die Grafen Khevenhüller. Von den Orten des Ostufers, aus denen Weyregg und besonders Steinbach alte Kirchen besitzen, erfreut sich Weißenbach durch seine Verbindung mit Ischl des größten Besuches. Man kommt von Weißenbach zwischen der Ziemitz im Süden und dem tzöllengebirge im Norden durch das Thal des Aeußern Weißenbachs 572 Die ^nidcsdauptstadt Linz. auf die Wasserscheide zwischen dem Attersee und der Traun dann hinab nach dem Mittlern Weißenbach und auf die Ebensee-Ischler Straße. Den großen ans der Wasserscheide angebrachten Holzaufzug zeichnet seine sinnige Construction aus. Seewalchen ist am nördlichen Ende des Sees gelegen, vom nordwestlichen Ufer desselben aber etwa eine Stunde westwärts St, Georgen im Attergau, der ansehnlichste Ort weitherum mit 1037 Bewohnern, in dessen Nähe sich das Schloß Kogel mit der Ruine des alten Schlosses auf halbrunder Höhe „dem Kogel" erhebt. Am Westgcstade folgen sich von Norden nach Süden Attersee, Nußdorf und am Südwestende Unterach. Im letztern trifft man ein altes Schloß und eine im Prcsbyterium gothische Kirche mit eiuem guten Schnitzaltar au. Die hier in den Attersee stießende Seeache aufwärts gelangt man an den Mondsce, aus dessen Ostspitze sie herausströmt. Dieser See wird im Süden vom Drachenstein und etwas entfernter vom Schober malerisch überragt, vom westlichen Ufer, vornehmlich vom Markt Mondsee aus, sieht man auch den Schafberg und felbst die Stem-wand sich über ihm aufbauen. Seinen Namen hat ihm die halbmondförmige Gestalt gegeben, die Farbe seines Wassers ist grün, stellenweise tiefblau, er ist 5600 Klafter lang und 1070 Klafter breit und sehr fischreich. Hier bestand bis 17867 ein Benediktinerstift. Im Jahre 747 von Herzog Odilo von Bayern gestiftet muß dasselbe, bei der precären Eigenschaft vou St. Florian als Kloster im 8. Jahrhundert, als das älteste Stift von Oberösterreich gelten. Die Stiftskirche, ein gothisches Gebäude des 15. Jahrhunderts kann sich vortrefflicher Altarbilder, einer guten Orgel und eines vorzüglich harmonischen Geläutes auf ihren Thürmen rühmen. Die Glosse über die heilige Schrift aus dem 8. oder 9. Jahrhundert, welche der Benediktiner von Melk Bernhart Petz zu Mondfee auffand, heißt deßhalb in der gelehrten Welt die Mondseer Glosse. Napoleon I. hat die Besitzung dem bayerischen Feldmarschall Fürsten Wrcde geschenkt, dessen Familie sie noch gehört. In der Gegend von Mondsee wird die Sensenfabrikation betrieben. Selbst norduordwestlich vom Mondsee gegen die Salzburger Grenze 573 Da>? ^l'^o^tl,mn Ocstcrrcici' ob dcr (5>m5, dehnt sich noch cm See und zwar von Norden nach Süden ans, nehmlich der beiläufig eine Stunde lange, doch nur '/^ Stnnde breite Zeller-oder Irrsee. Die größte Ortschaft desselben, das von 728 Menschen bevölkerte Zell am Moos, liegt auf seiner östlichen Seite, ans der westlichen aber finden sich die Ruinen von Wildeneck vor, welches sich lange in den Händen der Schannberge, doch in der Regel in jenen der ^andesherrn von Bayern, Salzburg und Oesterreich befand bis es an das Stift Mondsee kam. Die Bahnlinie, welche in Wels sich von der Salzlmrgerstrecke in nordwestlicher Richtung trennt, gelangt bald in das wahrhaft liebliche Thal der Trattnach. Grieskirchen, ein Städtchen von 1307 Einwohnern, hat eine schöne altdeutsche Pfarrkirche mit Grabmälern der Polheime ans dein 16. Jahrhundert. Die Stadtrechte erlangte es im Jahre 1013. Von den Schlössern in seiner Mhe zeichnet das alte Schloß Parz ails dem 16. Jahrhundert seine ehrwürdige Banart mit Areaden im Haupt-tract aus und steht das im 17. Iahrhnudert erbante Tolet mit seinen hübschen Gartenanlagen, einst der Hauptsitz der mächtigen Iörger, auf dem sanften Nordabhange des Thales. In dem nordöstlich von Gries-kirch.n gelegenen Pfarrdorf Pollham bezeichnet eine Ruine den Standpunkt des Stammschlosses der Polheime. Der Markt Nenmartt au der Bifurcation der Bahn nach Schär-ding und Brannau ist klein. Seine Schicksale und die noch traurigern des nahen Kalham in: Kriege mit Bayern im Jahre 1704 hat uns die Geschichte erzählt. Riedau an der Pram, der alten Grenze des Inn-viertcls, ist ein Markt von 697 Bewohnern, In der gothischen Kirche imponirt vornehmlich das rothmarmorne Monument des im Jahre 1608 verstorbenen Iöchel von Franking, welcher darauf in voller Rüstung abgebildet erscheint. Cs bestehen jedoch noch ältere Denksteine in der Kirche, darunter jener des im Jahre 1521 verstorbenen Georg Zeller von Schwertberg, damals Besitzer des Niedauer Schlosses. Im Süden der Westbahn in ihrem Laufe durch das Hausruckviertel 574 Die ^aildeshciilfttstcdt ^inz. treffen wir an: den freundlichen Markt Gallspach, dessen Schloß schon im 12. Jahrhundert bestand nnd in dessen Kirche der Genealoge Johann Georg Adam Freiherr von Hoheneck, -s 1754, begraben ist, Gaspolds-hofen nlit einer vorzüglichen modernen Kirche mit Kunstwerken, darunter dem Hochaltarblatt von de Neve, Hofkirchen an der Trattnach, gleichfalls mit einer stattlichen neuen Kirche und ihm nahe St. Georgen, wo die Iörger ihre Stammburg hatten, dann Aistersheim. Sein Schloß besaßen vom 12. bis zum 15. Jahrhundert die Aistersheimer, während des Bauernkrieges gehörte es dem Hauptanführer der Bauern AchaZ Wiellinger von der An, in den letzten Jahrhunderten den Hohenfeldern. Sie waren ein seit dem 11. Jahrhundert bekanntes Geschlecht und starben erst im Jahre 1824 aus. Beim nahen Weibern ist die Weiberau durch das dort befindliche Hauptlager der Bauern im Bauernkriege historisch geworden. Hart an der Grenze des Innviertels und am nordöstlichen Abhang des Hausruckwaldes endlich liegt der hübsche Mnrkt Haag, 743 Bewohner, südwestlich von Grieskirchen. Nördlich bei ihm thront auf einer Höhe das große noch heute bewohnbare Schloß Starhemberg. Von ihm führt das noch blühende Fürstenhaus der Starhemberge den Namen. Ihr Ahnherr Gundaker von Steyr, ein angesehener Ministeriale Ottokar VI. von Steyr, erscheint urkundlich Zwischen 1097 und 1111. Sein Sohn Gundaker II. baute um 1176 die Burg Starhemberg und nun nannten sich die Abkömmlinge Starhemberg auch Storchenberch, doch kommt der Name erst 1243 dann 1251 vor. Eine Linie des Hauses bekam, wie wir wissen, Losenstein, hieß die Losensteine und ist gegen das Ende des 17. Jahrhunderts ansgestorbcn. Das Schloß Starhemberg ist jedoch schon im 14. Jahrhundert aus dein Besitz der Familie gekommen, als sie es an Herzog Albrecht verkaufte. Später ging es auf Passau über und erst der Reichsdepntationshauptschluß brachte das Eigenthum an Oesterreich zurück. Die Hauptverbindung zwischen Linz und dem Innviertel, die Post-straße von Linz nach Schärding, läuft nördlicher als die Eisenbahn von ,')?:» Das Erzherzogthun, Oesterreich ob der ^nns. Osten nach Westen durch das Hausruckviertel. An ihr ist am Beginn des bei Linz endigenden engeil Thalweges der Donau das Cistercienser Stift Withering gelegen. Die Wilheringer besaßen eine Bnrg Alt-Withering anf dem Knrenberg und eine zweite in der Nähe zu Withering an der Donau. Ulrich von Withering und sein Bruder Cholo von Wachsenberg widmeten die letztere im Jahre 1145—46 zu einem Kloster. Die in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstandene Kirche ist groß, wie fast alle Cistercienser Kirchen reich an Vergoldung und mit bcachtenswerthen Chorstühlen, Kanzel und Orgel ausgestattet. Die Altarblätter und den. Plafond malten die beiden Altomonte. Ein bedeutender Kunstwerth kommt außerdem den beiderseits am Eingang in die Kirche befindlichen Monumenten der Schaunberge zu. Erben der Wilhering-Wachsenborge sind die Schaunberge die Wohlthäter von Withering geworden. Das Monument rechts besteht unten aus einem sockcllosen Sarkophag von 7 Fuß Länge, 2 Fuß 11 Zoll Breite und, die Deckplatte ungerechnet, 3 Fuß 1'/2 Zoll Höhe. Das Materiale des Sarkophages ist rother Marmor, welcher an den Ecken und am obern Rand der Seitenwände von weißem Marmor eingefaßt wird. Die Seitenflächen stellen auf der Schmalseite 2, auf der Breitfeite tt Figuren unter spitzbogigen Nischen vor. Auf der Deckplatte liegt die überlebensgroße Gestalt eines Ritters. Deckplatte und Gestalt sind aus rothem Marmor gebildet. Die Figur ist in ein bis zu den Füßen reichendes faltenreiches Gewand und in einen Mantel gekleidet, das Haupt ruht mit einer Mütze bedeckt auf einem Polster. Die Inschrift sagt, daß das Denkmal dem ganzen Schaunbera/schen Geschlecht gewidmet ist. Das Monument stammt aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Diefem Monument geht an Kunstwerth noch das andere, laut der Inschrift darauf das Grabmal des 1398 gestorbenen Grafen Nlrcich des Jungen von Schownberg, vor. Es ist an der Deckplatte 8 Schuh laug, 4 Schuh 1 '/2 Zoll breit und ohne Figur auf dem Deckel 3'/2 Schuh hoch. Der Deckel und die Deckplatte sind in rothen», die Figur und Seitenwä'ndc in weißem Marmor ausgeführt. Reich ailsgestattet erscheinen vorzüglich die Seitentheile, die 576 Die Landeshauptstadt Linz, breite Seit».' zeigt 6 Apostel in ebenso viel, durch Strebepfeiler getrennten spitzbogigen Nischen, die schmale Fnßseite Wappen unter gedrückten Spitzbogen in den durch drei Strebepfeiler gebildeten zwei Feldern, darüber sind auf der Schmal- und Breitseite kleeblattförmige Nischen angebracht. Die Ecken der Tumba ziert noch ein mächtiger in Fialen auskaufender Pfeiler. Auf der Deckplatte ruht der Ritter gerüstet, mit einem weiten Mantel über der Rüstung, barhaupt, den Kopf auf einem Polster, die Füße auf ein consoleartiges Widerlager gestemmt. Andere Grabsteine von sehr hohem Alter kommen außerdem noch in der Kirche und im Kreuzgang vor. In den Wohnrämnen imponirt die breite Stiege aus Granit, welche zur Prälatur führt und finden sich Kunstwerke an Sculp-turen und Malereien vor. Auch verdient die Bibliothek ebenso besichtigt zu werden als die Gärten am Ufer der Donau. Wir haben bereits den Kürnberg genannt. Auf ihm lag einst die Bnrg jenes Ritters von Kürnberg, welchen die Forschung dermal für den Verfasser des Nibelungenliedes hält. Bei Withering und dem ihm fast gegenüber auf dem linken Donauufer gelegenen Ottensheim wird das Donauthal stromaufwärts breit und bleibt es bis Aschach. Die Poststrafte von Linz gelangt über Alkofen, einen alten Ort, welcher schon im Stiftbriefe von Kremsmünster vom Jahre 777 genannt wird und dessen altdeutsche Kirche im Thurmgcsimse die Iahrzahl 1469 aufweist, nach Eferding. Cs liegt zwischen dem Inn und der Aschach und zählt, die Stadt mit ihrer Vorstadt lzusammcn, 241 Häuser und 2059 Einwohner. Ein hübscher Platz und stattliche Gebäude auch in den übrigen Theilen nehmen sogleich für dasselbe ein. Die Pfarrkirche gehört zu den bedeutendsten Werken der Gothik im Lande. Sie ist in den Jahren 1451—68 erbaut, besitzt sehr gute Altarbilder, daraus besonders gerühmt eine iimtc' i'!>5!l, dann vortreffliche Steinarbeiten aus dem 15. und 16. Jahrhundert und Grabsteine, welche bis in das 16. Jahrhundert zurückreichen. Unter diesen Grabsteinen sind die von Starhem-bergen und Schaunbergen und unter ihnen wieder ist der des letzten im Jahr 1559 verstorbenen Grafen von Schaunberg höchst bemerkenswerth. 577 73 Das Erzhcrzugthum Oesterreich ob der Enns. Das hiesige Schloß, dessen Sammlungen, obenan die Waffeusauuu-luug, sehr werthvoll sind, bekamen die Starhemberge nach den: Aussterben der Schauuberge im Jahre 1570 durch das Loos. Schon im Jahre 1159 ist von Eferding als einer Stadt die Sprache. Es war, nii.e so viele Orte von Oesterreich, im frühen Mittelalter ein Besitzthum von Passau. Dieß ließ die Stadt befestigen. Später tauschten die Schaunberge Eferding vom Hochstift, jedoch in der Eigenschaft als passau'sches Lehen, ein. Ueber den Höhenzug zwischen der Donau und der Traun führt aus Süden eine Straße von Wels nach Eferding. An ihr ist Maria Scharten gelegen, welches im Frühjahr von Linz aus viel besucht wird, weil sich an keinem andern Orte das Auge eines so 'dichten Waldes blühender Obstbäume erfreuen kann. Die oberösterreichische Superintendenz der Augsburgischen Konfession hat in Scharten ihren Sitz. Nahe bei dein westlich von Eferding an der Poststraße nach Schär-dmg liegenden Markt Weizmkirchen oder Waitzenkirchen, befindet sich das Schloß WeidenholZ, welches schon im 13. Jahrhundert als Stammgut der Weideuholzer bekannt war. Der Markt hat 640 Einwohner. Hübsche Altarbilder vom Kremser Schmidt, eine kunstvoll gearbeitete gothische MonstranZe und uralte Denksteine machen die Kirche bcachtenswerth. Der westlichste namhafte Ort des Viertels au der Poststraße, Peuer-bach, ein Markt mit 1177 Einwohnern, hatte, so lang das Innviertel bayerisch war, als der erste größere Ort über der österreichischen Grenze au der Hauptheerstraße bei feiudlichen Einfällen, vornehmlich in den nicht seltenen Kriegen mit Bayern selbst, stets empfindlich zu leiden. Sein altes Schloß gehörte den Schaunbergen dann den Starhembergen, welche es schon im 16. Jahrhundert verkauften. Es erübrigt uns noch, die Gegenden nördlich von der Poststraße von Linz nach Schärding bis an die Donau kennen zu lernen. Im Norden von Eferding liegt Pupping, wo der im Lande hochverehrte heilige Wolfgang, Bischof von Negensburg, auf einer canonischen Visitationsreise im Jahr 994 starb, und davon wieder nördlich Aschach. Der Markt, 1400 Einwohner, zeigt sich höchst uortheilhaft von der Donau, welcher 575! Die Landeshauptstadt 5,'mz. cr die lange Reihe seiner weißen Häuser zuwendet. In der alten Pfarrkirche bewundert man ein vortreffliches Altarbild des berühmten Historienmalers Josef Abel, Derselbe war in Aschach geboren und starb in Wien im Jahre 1818. Das Schloß mit seinem schönen Garten erhebt sich am südlichen Ende des Marktes. Es ist von den Iörgern im I. N»06 gebaut worden und gehört dermalen den Grafen Harrach. In der Gegend westlich von Aschach, im sogenannten Aschacher Winkel, wird in ganz Oberösterreich allein Weinbau getrieben, doch gedeiht auch hier das Obst ungleich besser als der Wein. Vom größten Interesse sind die südwestlich von Aschach auf einem waldbewachsenen Felsen an der östlichen Senkung des Mayerhofer Berges ruhenden weitläufigen Ruinen des stolzen Schaunberg, der Schaunburg. Noch stehen ganz die Nmfangsmauern, die Thore mit den Brückenköpfen, die Thürme und im Hanptbau ein ansehnliches Portale und mindestens in ihren Umrissen die Burgkapelle und die Verließe; manches wurde sogar restaurirt, im Großen und Ganzen aber zerfällt das Schloß. Wir wissen aus dem geschichtlichen Theile wie die Schaunberge, die mächtigsten Dynasten im Lande, nur mit Gewalt dahin gebracht werden konnten, auf ihre theils anerkannte, theils angemaßte Neichsunmittelbar-keit Zu verzichten. Der Name Schancnberg erscheint zuerst im Jahre 1153. Als der Ahnherr des Hauses gilt Bernhart von Aschach, schon 1097 ein Vasall der Formbache, wahrscheinlich ein Abkömmling derselben. Nach Erbauung der Schauenburg nannten sich seine Nachkommen die Schaunberge. Das berühmte Geschlecht starb im Jahre 1559 im Mannsstamm aus, die Starhemberge erbten die Veste und besitzen sie noch. Von der Schaunburg gewinnt man leicht die Höhe des Mayerhofer Berges, 2069 Fuß, welche eiue der lohnensten Aussichten darbietet auf die Donau und das Mühlviertel dann den Vöhmerwald mit dem Plöcken-stein, dem Arber und Rachel, auf das Flachland gegen München nnd dasjenige im Süden und Osten mit mehr als 70 Ortschaften und Schlössern endlich auf die Alpen im Osten noch über den Wiener Schneeberg und im Westen noch über den Watzmann hinaus. Nördlich vom Mayerhofer Berg jenseits des Thales der Aschach ragt 579 73* Das Erzherzogthum Oesterreich ob der Enns. der Thiirin dor Ruine Stauf empor, einer Veste, kaum jünger als die Schaunburg, denn die Stouphe waren bereits im Jahre 1154 bekannt. Die Schaunberge gelangten bald in den Besitz dieser Burg. Das entfernter als Stauf westlich von Aschach gelegene Pfarrdorf St. Agatha ist die Heimath des Hauptanführers der Bauern in ihrem Kriege im Jahre 1626, Stefan Fadinger. Von diesem Orte nahe zu nördlich an der Stelle, wo die Donau ihre scharfe Krümmung um das Kerschbaumcr Schloß macht, treffen wir Schlögen an, als Ioviacum, auch Claudium Iovium, eine schon vom Kaiser Hadrian gegründete Station der Römer am Neichslimes. Das Terrain hebt sich in der nordwestlichen Ecke das tzausruck-viertels, sowie iu dem austoßenden Gebiet des Innviertels gegen die Donau zu erheblich uud erreicht im Hochberg, Geiserwald und .Kohlberg die Höhe von 1792, 2046 uud 2440 Fuß, iu dein der Donau ganz nahen Sauwald zwischen Engelhartszell und Viechtenstein sogar diejenige von 2770 Fuß. Von den unmittelbar an der Donau liegenden Ortschaften erwähnen wir Wesenurfahr, wo Niederwcsen, eine Burg des vom 11. bis in das 14. Jahrhundert hochangeseheuen Geschlechtes der Herrn von Wesen stand, während sich die Ruinen des eigentlichen Schlosses Wesen oder Oberwesen bei Waldkirchen befinden und Engelhartszell. Letzteres dehnt sich an der Donau aus uud lehrt dem Strome insbesondere das iu ihm als dem Grenzpunkte bestehende Zollamt zu. Von Interesse sind jedoch vorzüglich die Gebälidc des einstigen Stiftes im Vormarkt. Die Kirche, ein schmucker Bau des 18. Jahrhunderts, enthält Gemälde von Altomonte, Statuen von Zauner uud eine Orgel von Chrismann. Das Stift grüudete der Bischof von Passau Bernhart von Prambach im Iahr.e 1293 für Cistercieuser. Im Jahre 1571 erlagen der Abt und alle Conven-tualeu einer Seuche, doch ward das Kloster im Jahre 1610 wieder hergestellt, im Jahre 1786 ist es aufgehobeu wordeu. Fast gegenüber von Engelhartszell beginnt unterhalb des Iochenstein, eines in geringer Entfernung vom linken Ufer im Strome aufragendeu, mit einer Kapelle gekrönten niedern Felsens, auch auf dem linken Ufer das österreichische Gebiet. 580 Die Landeshauptstadt Nnz. Bei Engelhartszell und zwar in Steinach in der Pfarre St. Egydl lag Stanaculn, die westlichste Romerstation alli Donaulimes in Noricum, auf welche im Westen schon Bojodurum, die heutige Innstadt von Passall., folgte. ^)as Innvierlel. Auf dieselbe Weise wie das Hausruckoiertel an das Traunviertel gränzt das Inuviertel im Osten nach seiner ganzen Länge von der Donau im Norden angefangen an das Hausruckoiertel. Im Süden stößt es mit dem Nordrand des Herzogthums Salzburg zusammen. Im Westen begränzt es südlicher die Salzach bis zu ihrem Einflüsse in den Inn, dann nördlicher dieser Fluß bis zu seiner Einmündung in die Donau, welch letztere es im Norden vom Mühlvicrtel trennt. Der Boden geht von den Flächen am Inn in ein Hügelland über, dessen Scholle sich vortrefflich zum Getreidebau eignet. Doch laufen am Rande desselben höhere, Zumeist waldige, Rücken hin, wie im Norden der Sauwald, im Osten und Süden der Hausruck und das großartige Gebiet das Kobernauser Waldes, dann der Weilhart-, der Lachforst und andere Forste. Diese Ho'henzügc reichen aber nirgends bis zu ,)00() Fuß hinan und dadurch ist auch im Innviertel der Naturschilderung bloß ein beschränkter SpNraum gelassen. Die Westbahn von Neumarkt benothigt, sobald sie einmal die Grenze des Viertels überschritten hat, nur kurze Zeit, um durch die Mulden stiller grüner Thäler und durch Wald zwischen sanften Höhen, die, nahe dem Ostrande des Viertels, gleichfalls in einem freundlichen Thale gelegene, Stadt Nied zu erreichen. Sie ist die Hauptstadt deo Viertels, der Sitz eines Kreisgerichtes und einer Bezirkshauptmannschaft. Auch besteht in ihr ein Gymnasium und eine Bürgerschule. Ihre Bevölkerung beträgt 3866 Seelen. Ihr Stadtrecht, das jüngste im Lande, hat sie um die Mitte des gegenwärtigen Jahrhunderts erhalten. Ihre Vormärkte und vielen ansehnlichen Gebäude verleihen ihr aber auch einen wahrhaft städtischen Karakter. Aus diesen Gebäuden nennen wir die Hauptpfarr- 581 Das C'rzherzogthum, Oesterreich ob Vcr EmiS. kirche aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts mit ihrem hohen Thurm und das erhöht lagernde Schloß. Bei den Kämpfen im Innviertel waren die Festungen an der wichtigen Innlinie die meist unstrittenen Punkte, doch handelte es sich dabei auch oftmals um Ried. Wir kennen seine Schicksale in dieser Richtung. Heute ist es nur mehr eine durch Handel und Gewerbfleiß blühende Stadt. Tie Eisenbahn nach Vraunau führt auch westlich von Rico durch ein hügeliges Land, in welchem Feld und Wald abwechseln, von ferne blicken die Wellen des Hausruck- und Kobernauser Waldes herein. Schloß Nmhaus, dessen in verschiedenen Zeiten entstandene Bestandtheile Ringmauern umgeben und ein Thurm überragt, bleibt links, zuletzt kommt man an dem durch seine alte Kirche, ihre Glasmalereien und Denksteine bekannten Minning vorbei. Schon hat sich rechts die Fläche am Inn aufgethan. Doch selbst noch bei Braunau fliegt der Blick südöstlich bis zu den Bergen des Salzkammergutes, dem tzöllengebirge und Schafbcrg, und südlich bis zu denjenigen von Salzburg. Braunau erscheint zuerst in Urkunden als ein Gut, welches der Herzog Heinrich der Schwarze von Bayern im Jahre 1125 an Rans-hofen schenkte, es bestand aber im 12. Jahrhundert auch ein eigenes Geschlecht der Edlen von Braunau. Im Jahre 1202 erhielt dann Braunau Mauern und die Rechte einer Stadt. Stets war es eine Festung bis in unferm Jahrhundert auch seine Mauern sielen. Dermalen beträgt seine Bevölkerung 2767 Seelen, eine Bezirkshauptmannschaft hat in ihm ihren Sitz. Man wird in der Stadt vielfach an ihr Alter erinnert. Schon auf dem Hauptplatz, welcher sich vom Thore an der Innbrücke landeinwärts bis zum gegenüberliegenden Thor lange hinzieht, steht manches alte Haus, noch zahlreicher trifft man altehrwürdige Gebäude in andern Theilen der der Stadt an und insbesondere vereinigt sich vom Bahnhof gesehen die äußerste ostliche odcr nordöstliche Häuserreihe durch ihre vielen Giebeldächer mit dem darüber aufsteigenden gothischen Thurm der Spitaltirche und dem ungleich imposantern der Stefanskirche dahinter zum Stadtbild aus einer längst vergangenen Zeit. ' 592 Die ^auocshauptstadt Linz, Die beiden eben erwähnten Kuchen gehöreil thatsächlich dem Mittelalter an. Die Stadtpfarrt'irche zu St. Stefan ist in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts entstanden. Sie ist eine dreischiffige Hallenkirche mit nur wenig über den Seitenschiffen erhöhtem Mittelschiff. Durch die Wider-lagspfeiler des Langschiffes wird eine Reihe von Kapellen gebildet, von welchen zwei nach außen als offene Vorhallen constrnirt sind. Eine offene quadratische Vorhalle befindet sich auch an der Giebelftite über dem HanptMMNg. Einen sehr lebendigen Eindruck bringen die Kapitale in der Kirche hervor, indem dieselben mit Ausschluß des Laubwerks durch Brustbilder von Heiligen mit Spruchbändern verziert sind Von der ursprünglichen Ausstattung ist nur ein Schnitzaltar, der sogenannte Bäckeraltar und die Kanzel übrig, außerdem sind einige Reste von Glasmalereien erhalten. Im Ganzen herrscht der Ziegelbau vor, doch bestehen die Säulen, das Maßwerk der Fenster, die Gewölbrippm aus Salzburger Nagelfluh und mit ihr ist auch der Thmm verkleidet. Dieser, auf der Nordseite im Quadrat angelegt mit weitvorspringenden Strebepfeilern, steigt in mehreren Stockwerken mit Maßwerk uud Gallerieen empor. Er geht aus halber Höhe in das Achteck über und hat anf vier Eckseiten Treppenthürme, sein Ende aber wurde in einer stylwidrigen Weise im 17. oder 18. Jahrhundert aufgebaut. Seine Höhe im Mauerwerk erreicht ea. 250 Fuß. Unter den Zahlreichen, schon mit dem 15. Iahrhnndert beginnenden, Grabsteinen der Kirche fällt der künstlerisch sehr tüchtige sogleich anf, welcher in rothein Marmor und Lebensgröße einen Mann mit einem langen, in zwei Zöpfe geflochtenen, noch eine Spanne weit über die Füße hinabrcichenden, Bart darstellt. Dieselbe Figur finden wir auch anf den Thoren der Stadt und die Ausschreibungen des Stadtarchivs berichten, daß der also dargestellte Hans Steininger, Stadthauptmann in Braunau, seinen 3^2 Ellen langen Bart stets dreimal um den Fuß wickelte, beim Ausbruch einer Feuersbrunst im Jahre 1570 jedoch im Eifer vergaß es zu thun, auf den Bart trat nnd an den Folgen des dadurch veranlaßten Falles über eine Stiege starb. In der Nähe der Spitalkirche umgeben außerhalb des vom Platze 583 Das Er^rzuqthmn Oesterreich ob dcr Eims. nordostwärts führenden Thores hübsche Gartenanlagen ein gelungenes Monument des im Jahre 1800 hier von den Franzosen wegen Verbreitung patriotischer Schriften erschossenen Nürnberger Buchhändlers Johann Philipp Palm. Derselbe ist auf hohem Sockel stehend in Erz abgebildet. Neben der altern Stadtbrücke flußabwärts geht die neue stattliche Eisenbahnbrücke auf das linke Innufer, von welchem wenig entfernt das durch die Bahn in Aufnahme gekommene Simbach sich zeigt. Kaum eine Stunde von Braunau liegt gegen Süden Ranshofen auf einer niedrigen Anhöhe mit den: frciesten Blick auf den Inn und das von ihm durchflossene fruchtbare Land. Als es im 9. Jahrhundert eine Kirche erhielt bestand dort schon länger eine Burg der Karolinger, worin sich diese und die Herzoge von Bayern und später die deutschen Könige noch im 11. Jahrhundert zeitweise aufhielten. Im Jahre 1125 stiftete dann Erzbischof Konrnd von Salzburg daselbst mit Zustimmung des Herzogs Heinrich des Schwarzen ein rcgulirtes Chorherrnstift mit einem Chorfrauenkloster daneben. Das Frauenkloster ging viel früher ein, das Chorherrnstift bestand bis. zum Jahre 1810. Die Kirche ist im 17. Jahrhundert im italienischen Styl gebaut worden, den Plafond schmücken Freseen, Marmor bildet das Pflaster; nahe dem Stiftsgebäude befindet sich ein für den Archaeologen wichtiger Römerstein. In der Braunauer Gegend mündet die Mattig in den Inn. Das Flüßchen entspringt im Salzburg/schen und seinem Lauf entgegen erstreckt sich das Mattigtthal gegen Süden bis an die Grenze von Salzburg. Durch dieses Thal dann dnrch jenes des Schwemmbaches bis Friedburg zieht eine Poststraße, welche in ihrer Fortsetzung nach Süden ii> Straß-walchen an der Westbahn anlangt. Doch bald werden diese Gegenden in veränderte Verhältnisse treten, weil cine Locomotivbahn von Straßwalchen nach Braunau bereits im Bau weit vorgeschritten ist. Das Thal der Mattig und des Schwemmbaches ebnet sich stellenweise gänzlich oder es wirft sich zu Hügeln auf, am östlichen Rande 584 Dic Landeshauptstadt ^inz, taucht der lange vielfach eingeschnittene Waldrücken des Kobernauser Waldes aus. Besonders an der Mattig überwiegen an Ausdehnung die Wiesen die Getreidefelder und dadurch wird das Thal zum entschieden grünen. Geht man von Braunau aus, so trifft man im Thale als den ersten größern Ort den Markt Mauerkirchen an. Er hat 1108 Bewohner und schmiegt sich mit der langen Zeile seiner behäbigen Häuser an eine steile Anhöhe. In der alten Kirche stellen 2 Statuen den Herzog Heinrich 1. von Bayern und seinen Kriegsobersten Rapoto Grafen von Dicssen vor, welche im 10. Jahrhundert gegen die Ungarn kämpften. Ein Bild auf dem Frauenaltar wird als ein Werk des 15. Jahrhunderts betrachtet. Das alte schloßartige Gebäude besitzt ein wohlhabender Bürger. Kleiner, doch noch freundlicher als Mauerkirchen stellt sich Uttcn-dorf dar. Es hat 692 Bewohner. Uttendorfer erscheinen vom 11. Jahrhundert bis zum Ende des 15. und waren seit dem Ende des 13. Grafen. Sehr stattlich ist der Markt Mattighofen, 1028 Bewohner. Maticha kommt schon im Jahre 823 als königliche Pfalz vor, und zwar scheint das jetzige Schloß dieselbe gewesen zu sein. Im 11. Jahrhundert werden dann die Grafen von Plain und später unter Audern die Ortenburge und Kuchler als Eigenthümer genannt, noch später folgten die Herzoge von Bayern im Besitz. Im Jahre 1432 gründeten die Kuchler ein Kollegiatstift, das jedoch im Jahre 1685 in eine Probstei umgewandelt wurde. Die oermalige Hauptpfarrkirche war die Stiftskirche. Man findet in ihr gute Altargemälde und Frescen. Unter ihren Grabdenkmälern bieten jenes des Stifters des Kollegiatstiftes, Hans Kuchler und das 9 Fuß hohe des 1551 gestorbenen Grafen Christof von Ortenburg das meiste Interesse dar. Im sogenannten Pricsterhause ist noch ein Theil des ehemaligen Kreuzganges erhalten. Munderfiug wird urkundlich schon im Jahre 778 erwähnt, indem Graf Machelm damit eine Schenkung nach Mondsee machte. Wir können hier eine allgemeine Bemerkung nicht unterlassen. Die 565 74 Das Erzherzogthum Oesterreich ob der Enns. alten Kirchen dos Innviertels wurden nicht von den Hussiten, Schweden und Türken verwüstet, ihre einzigen Zerstörer waren die fanatischen Verschönerer aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Darum giebt es hier eine so große Anzahl gothischer Kirchenbauten, das; die einzelne nicht schon aus dem einzigen Grunde, weil sie gothisch ist, auch crwähuens-werth ist. Wir berücksichtigen daher nnr diejenigen aus ihnen, welche sich als Bauwerke oder durch andere Kunstgegenstände in ihnen auszeichnen. Aus diesem Gesichtspunkt müssen denn zwei Nebenkirchen nahe der südlichen Grenze in den Thälern des Schwemmbaches und der Mattig besprochen werden. In der Pfarre Friedbnrg ragt auf einem Hügel die aufgelassene Kirche Teichstätt empor. Sie wurde in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts gebaut nnd zeigt im Innern eine reiche Architektur. Das einschiffige Langhaus und das bloß wenig eingezogene Altarhaus werden durch deu Triumphbogeu gefchieden. An diesem ist das alte Triumphbogeukreuz uoch vorhanden. Die Gewölbe im Chor und Schiff ziert ein schönes Netz von Nippen mit runden Schlußsteinen an den Kreuzungspunkten, die Rippen aber tragen Pfeiler mit Brustbildern der Apostel und Spruchbänder als Pfeilerkapitäle. Der vortreffliche Flügelaltar von 1489 gilt als ein Werk des Künstlers des Altars in St. Wolfgang, Pacher von Bruuecken, um so mehr als der Bau des letztern Altars der Zcit nach zusammenfällt mit dem des Altars in Teichstütt und beide Kirchen damals unter demselben Patronat des Stiftes Mondsee standen. Auch die Kirche von Gebertsham in der Pfarre Astätt, von ähnlichem Alter wie die Teichstätter Kirche, doch kleiner als diese, bewahrt einen vorzüglichen Flügelaltar aus dem Ende des 15. oder Anfang des 16. Jahrhunderts. Bemerkenswerth sind anßerdem die meisterhaft gearbeiteten, von den Thürbändern aus sich ausbreitenden alten Eisenbeschläge der Thürflügel in mehreren Kirchen unserer Thäler und in der nahen Umgebung der letztern. Sie köunen als Beleg für den guten Stand der Kleinkunst der alten Zeit gelten. Solche Beschläge kommen vor in den gothischen Kirchen von Teichstätt, Astätt, Lochen, von Muuderfiug, Schalcheu und vor 586 Die ^andcchcmptsiadt 5,'mz. allem in der von Kirchberg, aber auch in der großen im neuern Styl erbauten Kirche von Helvfau. Ueberdieß sind in derselben Gegend sehr alte oder sonst anregende Grabsteine vorhanden in den Kirchen von Teichstätt, Lochen, Munderfing, in der Schloßknpelle von Pfaffstätt, vornehmlich aber in der gothischen Kirche von Heiligenstatt, wo mehrere Knchler begraben liegen. Wir ziehen mm das Gebiet im Süden der Eisenbahn von Neumarkt nach Braunau bis zur südlichen Grenze des Viertels und im Westen bis znr Braunauer-Straßwalchner Straße hinsichtlich seiner Merkwürdigkeiten in Betrachtung. Da finden wir denn südöstlich von Nied im Hausruckwald Marienkirchen, dessen Kirche wieder einen lobenswerten Schnitzaltar besitzt; gerade südlich von Ried in der Pfarre Schildorn Pramet mit einem nicht ganz unbedeutenden Braunkohlenbau und nahe dabei Groß-Picsenham, den Geburtsort des bedeutendsten noch lebenden Dichters in oberösterreichischer Mundart, Franz Stelzhammer; näher bei Nied, jedoch gleichfalls südlich von ihm, das besuchte Bad St. Thomas; endlich westsüdwestlich von Nied Riegarding mit zwei Schlössern, wovon das eine vor mehr als dreihundert Jahren, das neue am Ende des 17. Jahrhunderts entstanden ist. Wir treffen weiters im Westen von Ried Wildenau an mit einem Thurm, dessen Erbauung auf die Zeiten der Ungarn-Einfälle im 10. Jahrhundert zurückgeführt werden will. Alte Gemälde und Kunstgegenstände, eine Bibliothek und ein wcrthvolles Archiv machen das Schloß noch beachtenswerther. In dem fast südlich von Wildenau gelegenen Aspach war Aeneas Sylvius, der nachmalige Pabst Pius ll., im Jahre 1445 Pfarrer. Von hier nochmal bedeutend südlich in geringer nordöstlicher Entfernung von Friedburg ist in dem im Kober-nauser Wald liegenden Weißenbach oder Schueegattern eine Glasfabrik im Betrieb. Nordwestlich von Afpach und im Süden nahe der Braunauer Eisenbahn liegt dann der Markt Altheim mit 1174 Bewohnern. Er wird schon am Ende des 9. und Anfang des 10. Jahrhunderts genannt. In seiner Nähe steht die große, im Anfang des 16. Jahrhunderts gebaute St. Lormz-kirche. Eine Eisenbahn von Altheim nach Schärding ist bereits concessionirt. 587 74" Das Erzherzogthum Oesterreich ob der Enns. Im Westen der Braunau-Straßwalchner Straße geht von Braunau eine andere Straße in südlicher Richtung nach Lanfen in Bayern. Wir berücksichtigen mm zunächst das südwestlich von Mattighofen zwischen dem Mattigthale nnd dieser Straße gelegene Auerbach, weil in seiner gothischen Kirche alte Glasmalereien und ein Meßbuch vom Jahre 1503 als ein Inennabel zu sehen sind, dann Pischelsdorf, das westnordwestlich von Mattighofen liegt und in welchem zahlreiche Sägemühlen betrieben werden. Ncutirchen an der Braunau-Laufner Straße selbst gewährt auf dein Thurm seiner gothischen Tufsteinkirche eine überraschende Fernsicht. Von dieser Straße nach Laufen westlich bis an den Inn und die Salzach finden wir südlich von Neukirchen Handmberg, in dessen Zweischissiger gothischer Kirche ein Fenster des Chors mit dem Wappen der Harter geschmückt ist uud eine drei Schuh hohe, gleichfalls gothische, Monstranze aufbewahrt wird, westlich davon in hoher Lage die aus Tuf-stemen erbaute gothische Kirche auf dem Gilgenberg und von ihr wieder westlich mitten im Weilhartforst Hochburg mit großen Granitsteinbrüchen in seiner Umgebung. Der bayerischen Stadt Burghausen gegenüber ist am rechten Salzachufer Ach gelegen, wohin eine Straße von Vrmmau zuerst den Inn dann die Salzach aufwärts führt, welch letzterer Fluß aus Süden kommt und sich auf dieser Strecke zwischen Braunau und Burghausen in den aus Westen daherfluthenden Inn ergießt. Eine Holzbrücke hält die Verbindung zwischen dem Ort Ach und Burghausen aufrecht. Südlicher und an der Salzach lagert Ostermiething. Hier befand sich zur Zeit der Karolinger eine vili.i i'6^ia. Die Kirche steht auf dein erhöhten Uferrand, man steigt zu ihr auf 135 Stufen hinan. Ihre Denksteine greifen bis in die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts zurück. Etwas landeinwärts und östlich liegt Heigermoos. In ihm sind zwei Kirchen aufeinander gebaut. Man trifft das Oberhaus von- Tuf-steinen, die Grundfesten von Nagelfluh und gothische Strebepfeiler an, gelangt in die untere Kirche über eine steinerne Stiege und sieht da das Erdgeschoß des Thurmes, eine gemauerte Predigtkanzel und rothmarmorne Säulen. Von Ostermiething noch weiter aufwärts an der Salzach 58« Die Landeshauptstadt Linz. kommt man zu dein mit Ringmauern und einem Graben umgebenen Schloße Wildshut und von ihm südöstlich zu der im äußersten südwestlichen Winkel des Viertels an der Salzburger Grenze gelegenen Wallfahrtskirche St. Pantaleon. Wir sassen nun die Westbahnstrecke Neumarkt-Schärding in das Auge. Dort wo sie in das Innviertel eintritt ist an der Pram das Riedau benachbarte nicht unansehnliche Zell gelegen. Es hat 731 Einwohner und ein Schloß, dessen Saal mit vortrefflichen Fresken von Wink in München ausgestattet ist. Der tzügelkarakter der Landschaft ist auch über der Grenze des Innviertels geblieben, kräftiger Baumwuchs zeigt sich überall, die Ortschaften mit hohen, in der Bedachung gewöhnlich mehrfach gegliederten, Kirchthünnen, verrathen Wohlhabenheit. Auf Andorf folgt Tauftirchen. Die Grabmonumente seiner Kirche beginnen mit dein 16. Jahrhundert. Die großen Köpfe an den Seitenwänden erhalten ihre Erklärung durch den Niesen, welchen die Freiherrn von Riesenfels, die Erbauer der Kirche, im Wappen führen. Hier bei Taufkirchen begleitet die Bahn auf der rechten nördlichen Seite noch das Hügelland, links dehnt sich eine reizende grüne Fläche aus, durch welche sich die Pram nnter Bäumen dahinwindet, auf einem niedrigen Hügel über ihrem linken Nfer wird Schärding sichtbar. Es wird bereits im Jahre 80ü urkundlich erwähnt, gehörte später den Grafen Formbach, kam nach ihrem Aussterben im Jahre 1158 an die Grafen von Andechs, um das Jahr 1230 als Brautschatz seiner Gemahlin an den Herzog Friedrich II. von Oesterreich und hierauf durch Kaiser Friedrich II. an den Herzog Otto von Bayern. Wir haben im geschichtlichen Theil von den damaligen und den spätern Schicksalen der als Festung vielnmkämpsten Stadt gehört. Ihre Befestigungen waren nicht bloß im Mittelalter, sondern auch in neuerer Zeit bald vernachlässigt bald verstärkt und darnach sank oder wuchs ihre Widerstandskraft m den Kriegsläuften. Besonders das Fahr 1809 hat sie schwer 589 Das Erzherzogthmn Oesterreich ob dcr Eims, geschädigt dnrch ein Bombardement der Franzosen, durch Feuer und Plünderung. Sein Stadtrecht erhielt Schärding von Herzog Rudolf IV. im Jahre 1364, als Oesterreich gerade im Pfandbesitz der Stadt war. Passau hatte tzerrschaftsrechte auf Schärding und sie fielen erst mit dem Lune-viller Frieden an das österreichische Aerar. Die Stadt hat mit der Vorstadt 2962 Einwohner und eine Bezirkshauptmannschaft, Das bedeutendste Gebäude, die Stadtpfarrkirche, schmücken treffliche Gemälde von I. Adam Müller, Rothmayer u, s. w. und eine Kanzel von Marmor. Ihre Bauzeit fällt in die Jahre 1720—24, nach dem Brande in: Jahre 1809 mußte sie gründlich reftaurirt werden. Merkwürdig ist im Glockenhause ein Denkstein mit Figuren in halberhabener Arbeit. Ein zweiter Stein erklärt ihn und zählt die von Herzog Ludwig von Bayern im Jahre 1418 in der Stadt geführten Bauten auf. Der tzauptplatz nimmt sich stattlich aus; von den Profanbauten sind das Rathhaus und die Innbrücke mit ihren Quaderpfeilern nennens-werth, das Schloß ist schon seit Langem eine Ruine. Wir erwähnen schließlich noch, daß der Dichter Michael Denis in Schärding geboren ist. In der Nähe von Schärding liegt nordöstlich Brunnenthal mit einem besuchten Mineralbad und südlich am Inn die gothische Kirche St. Florian, einst die Pfarrkirche der Stadt. Entfernter von der Stadt kommen dann mehrere höchst interessante Ortschaften auf- und abwärts am Inn und vielfach in weitblickender Lage unmittelbar am mächtigen Strom vor. Stromaufwärts beginnen wir nut Suben. Schon im Jahre 1040 gründete Tuta auch Regina, die Tochter des Grafen Heinrich ^. von Formbach, dort eine regulirtes Chorherrnstift und ihr Anverwandter Bischof Altmann von Tricnt ernenerte die Stiftung im Jahre 1126. In frühester Zeit bestand ein Nonnenkloster neben dem Mannskloster. Im Jahre 1784 erfolgte die Auflösung des Stiftes. Die im italienischen Geschmack großartig gebaute Stiftskirche wurde 1770 vollendet. Ihre Gemälde von Jakob Zeiler und die große Orgel werden sehr gelobt, 590 Die Landeshauptstadt Linz, Zahlreich sind auch ihre Monumente alter Adelsgeschlechter: der Preysing, Hoheneck, Trenbach, Franking u. s. w. Gegenwärtig dienen die Stiftsgebäude als Strafanstalt für männliche Sträflinge und dem ist es zuzuschreiben, daß die Bewohner von Snben sich bei bloß 37 Häusern alls 708 belaufen. Weiter südlich ragt das noch bestehende Chorherrnstift Reichersberg empor. Seine Stiftung erfolgte um das Jahr 1084 durch einen Grafen Werner mit Zustimmung seiner Gemahlin, einer Schwester des Bischofs Webhart von Salzburg, als ihr einziger Sohn Gcbhart von den Mauern der benachbarten Veste Stein in den Inn gefallen und im Flusse ertrunken war. Sie ließen die Mauern ihrer Burg Reichersberg brechen und gestalteten diese in ein Kloster für Weltpriester um, in welches jedoch bald Erzbischof Konrad von Salzburg Chorherrn einführte. Im. Jahre 1138 gründete Probst Gerhohus daneben ein Franenkloster. Auch bei Reichersbcrg hat sich eine Sage nut der Veranlassung der Gründung des Stiftes verknüpft. Sie erzählt, daß die Leiche des in den Inn gestürzten Gebharts von den Wogen stromaufwärts getragen wurde und nun die Aeltern an der Stelle, wo man sie fand, einem Gelübde gemäß Reichersberg stifteten. Die Stiftskirche stammt aus dem 17. Jahrhundert, ist jedoch im Jahre 1775 in einem Theile restaurirt worden, nachdem sie der Einsturz des vordern Thurmes beschädigt hatte. Der neue Thurm ist hierauf im Jahre 1777 entstanden. Gute Gemälde von Christian Wink nnd San-drart, wovon ersterer auch die Frescen des Plafonds malte, bilden eine Zierde des Gotteshauses, das ein dreifarbiges Marmorpftaster besitzt. Ein imposantes Monument aus rothem Marmor erhält das Andenken der Stifter. Die Grabsteine, an welchen vornehmlich der Kreuzgang reich ist, gehen bis in das 14. Jahrhundert znrück. Sie nennen bekannte Familien: Ahamer, Teuffenbache :c. Anch das berühmteste Mitglied des Stiftes, der im Jahre 1169 verstorbene gelehrte Probst Gerhohus, hat hier fein Monument erhalten. Im Stiftsgebäude sehen wir die Bibliothek an der Decke nl t'i^co gemalt nnd mit Marmor gepflastert. Sie enthält 8000 Bände und die 5<»1 Das ErzhcrM-Mnn Oesterreich ob dcr lHnns. höchst merkwürdigen, auf Pergament geschriebenen, Manuscripte des Probstes Gerhohus. Auch der Sommerspeisesaal ist mit Frescen geschmückt. In den übrigen Räumlichkeiten kommen preiswürdige Gemälde und Kupferstiche vor. Um das Stiftsgebäude aber breiten sich ausgedehnte Gärten mit einer großen Baumschule und weitläufige Meiereigebäude dann Teiche aus und in der Nähe trifft man viele Hopfengärten an. Den Inn aufwärts folgt zunächst Obernberg. Dieses, einer der größten und wohlhabendsten Märkte des Innuiertels mit 1755 Bewohnern, liegt malerisch am Jini, mit einem Theile unmittelbar am Ufer, mit dem andern auf dem erhöhten Uferrand. Es hat einen großen Marktplatz, ein altes Schloß und eine gothische Pfarrkirche mit Grabdenkmalen vom 15. Jahrhundert an. Die Burg wird zuerst im Jahre 1242 in Urkunden genannt. Nachdem sie Friedrich der Streitbare erobert hatte übergab er sie den Schaunbergen, welche sie tapfer gegen feine Feinde vertheidigten. Obernberg kam hierauf an Bayern und 1254 an Passau und blieb trotz mehrmaliger Verpfändung bei dem letztern bis zur Sae-cularisirung des Hochstiftes, um dann dem österreichischen Aerar zuzufallen. Abermals südlich am Inn finden wir das mit Mauern und Gräben umgebene alte Schloß Katzenberg mit einer hübschen Schloßkapelle und von ihm wieder stromaufwärts und wegen der Richtung, alts welcher der Inn hier kommt, fast westlich, das weithin sichtbare Schloß Fraucnstein endlich noch weiter oben am Flusse und bereits nur mehr wenig von Braunau entfernt in den Auen um die Mündung der Mattig Hagenau. Es besitzt eine große Schloßkapelle und stattliche Wirtschaftsgebäude. In Hagenau wurde über den Passauer Domdcchant Rupert von Moßheim wegen der Religionslehren, die er aussprach, Gericht gehalten — ein bedenkliches Gericht zu einer Zeit, in welcher etwa 10 Jahre früher, im Jahre 1527, der evangelische Prediger Leonhart Kaiser zu Schärding als Widertäufer — oder Protestant? — verbrannt worden war. Doch Moßheim wurde nur in den Kerker nach Vicchtenstem oder Krämpelstein gesandt, in welchem er aber auch bis zu seinem, im Jahre 1545 erfolgten, Tode blieb. Weiter innen im Lande und vom Strome entfernt ist in dem Raume 592 Dic Landeshauptstadt ^'mz. zwischen den beiden Eisenbahnsträngen vor allen: das an der Rieder-Schärdinger Straße gelegene Aurolzmünster erwähnenswerth. Die Kirche neuen Styls des 827 Bewohner zählenden Marktes gehört unter die schönsten Landkirchcn. Sein Schloß aber ist vielleicht das erste im Lande ob der Enns, sowohl seiner Bauart als seiner innern Ausstattung nach. Der Bau wurde nach der Einäscherung des srühern Schloßgebäudes vom Grafen von der Wahl geführt und 1706 vollendet. Die Treppen, Säle, die Schloßkapelle und die auf Marmorsäulen ruhenden Pferdeställe verrathen die gleiche Pracht. Das Schloß gehört dem Grafen Arco. An der nehmlichen Straße liegt weiter nördlich St. Martin mit einem gleichfalls Graf Arco'schen Schlöffe. Auch dieses zeichnet sich durch seine ebenso kostbare als geschmackvolle Einrichtung, dann durch schöne Gärten aus. Die Schloßkapelle ist mit gutem Schnitzwerk ausgestattet. In der Ortskirche rufen alterthümliche Monstranzen und ein alter Grabstein das Hans Chamer aus dem 15. Jahrhundert das Interesse wach. Auch umschließt sie eine BegrabnWatte der Grafen Tattenbach. St. Martin besaßen im 16. Jahrhundert die Trenbecke, aus welcher Familie der berühmte Passauer Bischof Urban von Tren-beck, ^ 1597, stammte. Die nahen Braunkohlenbaue lieferten im Jahre 1868 34000 W. Zentner. Oestlich von Aurolzmünster und nahe der Neumarkt-Schärdinger Bahn blickt mit vergoldeter Kuppel der hohe Tufsteinthurm der nach dem Modell der Franziskanerkirche in Salzburg gebauten Kirche von Taiskirchen von einer Höhe in das Land hinaus. Man behauptet, das Presbyterium sei im 12. Jahrhundert durch Heinrich den Löwen entstanden und gewahrt am Gewölbe vor dem Hochaltar das bayerische und sächsische Wappen mit Heinrich's Wahlspruch: Oominkditw- H mm'i ,i8- Im Osten der Neumarkt-Schärdinger Bahn zwischen ihr und der Grenze des tzausruckviertels bemerken wir zunächst den Markt Raab mit 881 Einwohnern, einem alten Schloß und, wenigstens noch vor kurzein, weit bekannten Bierbrauereien. Im nahen Bründl stießt eine Mineralquelle. In dem gleichfalls alten Schlosse des nordwestlich von Raab ü!)A 75 Das Erzherzogtum Ocstcrrcnb ob der Euns, wenig abseits von der Eisenbahn gelegenen Siegharting sind noch Wappen der Pyrchinger vom 14. bis in das 17. Jahrhundert erhalten. Den malerischesten Aufschwung nimmt das Innviertel entschieden in der Innschlucht von Schärding bis Passau. Sogleich nnterhalb Schärding erhebt sich am linken Ufer auf einer Felsunterlage das Schloß Neuhaus. Von ihm aber flußabwärts gestaltet sich zu einem höchst wirkungsvollen Gemälde das in Waldcsnähe auf einem Vorsprung desselben Ufers aufragende Stift Formbach mit seinen Doppelthürmen, vor ihm eine mit Bäumen bewachsene Felseninsel in der Mitte des Stromes, welcher bei der plötzlichen Einengung zwischen ihnen seine Wogen wildbewegt dahintreibt und der Wald, der, bloß durch bizarre Steiubildungen stellenweise durchbrochen, zu beiden Seiten den erhöhten Uferrand bedeckt. Bald rollt sich mit dem noch im Verfall stolzen Schloß Neuburg in Bayern auf seiner Höhe, welchen: auf dein österreichischen rechten Ufer Wernstein gegenüber liegt, emc none fesselnde Scenerie in der Waldschlucht auf. Schloß Wernstein zeigt blos; Spuren einstiger Größe, dagegen spricht von seinen frühern Besitzern, den Sinzendorsern, die neben der alten Burg am Inn stehende 12 Klafter hohe Säule, denn einer darauf befindlichen Inschrift zufolge hat Kaiser Leopold I. den Erzabguß auf der Säule nach einer in Wien anf dem Hofe aufgerichteten Marien-statne machen lassen und ihn dem damaligen Eigenthümer von Wernstein, dem Grasen Ludwig Sinzendorf, geschenkt. Unterhalb Neuburg fließt der Inn einsam zwischen den mit Wald bedeckten Höhen fort, bis sich die Schlucht öffnet und jetzt allmälich das herrlich gelegene Passau fichtbar wird. Den nördlichsten Theil des Viertels Zwischen dem Inn und der Donau durchschneidet außer der Eisenbahn am Inu und der evvas östlich von ihr laufenden Straße vou Schärding nach Passau in nordöstlicher Richtung eine Straße von Schärding nach Münzkirchen nnd Viechtenstein. Wir wissen, daß dieser Theil des Viertels, besonders nahe dem rechten Donauufer, ein Hochland ist, welches im Sauwald sogar die Höhe von 2770 Fuß ausweist. Das von 79N Menschen bewohnte Münzkirchen soll dadurch ent- 594 Die Landeshauptstadt ^inz. standen sein, das; sich in die einsame Gegend Mönche in: 10. Jahrhundert vor den Ungarn flüchteten nnd eö sollte darnach Mi'michkirchen heißen. Allein trotz der Abgelegenheit des Thales drang der Waffenlärm doch in dasselbe und fand im Jahre 1704 bei dem Münzkirchen benachbarten Eifenbirn ein heftiger .Nampf zwischen Oesterreichern und Sachsen einerseits und Bayern andererseits statt. Nördlich von Münzkirchen und östlich unterhalb Passau finden sich in geringer Entfernung von der Donau auf einem Berge, an dessen Fuf; östlich der Kesselbach fließt, die spärlichen Ruinen von Königstem vor, jener Veste, von welcher aus Herzog Ludwig in Bayern in den Jahren 1434 und 1435 Passan derart bedrängte, daß in dein darauf folgenden Friedensschluß die Schleifung des Schlosses die tzauptbedingung ausmachte. Am Strome abwärts und unmittelbar an ihm treffen wir zuerst das Schlößchen Krämpelstein an. (5Z besteht oon der Donau gesehen aus einem gewaltigen Thurm und einen: im Verhältniß zu ihm kleinen Wohugebäude und ist auf der steilen Donauleiten dermaßen auf die Felsen hinaus gebaut, daß es wirklich über dem Strom zu schweben scheint. Es heißt im Volksmund das Schneiderschlößchen, weil, was übrigens bei dem senkrechten Absturz der Felsen in die Donau gar nicht so unmöglich wäre, hier eine Ziege einen Schneider in die Donau hinab-gezogen haben soll. Weiter stromabwärts blickt dann das uralte Schloß Viechtenstein von der Höhe eines nicht unbedeutenden, theils waldigen, theils wiesengrünen und etwas vom Ufer zurückstehenden Bergrückens auf den Strom herab. Als die ersten Besitzer der Burg erscheinen im 11. Jahrhundert Formbache als Grafen von Viechtenstein, im 1^. gelangte sie an die Grafen von Wasserburg. Sie überließen das Schloß im 13. Jahrhundert an Passau gegen dem, daß sie es als Lehen erhielten. Die Schaunberge besaßen es später pfandweise, mußten aber nach den Kämpfen mit Albrecht III. auf ihre Rechte auf die Veste verzichten. Sie blieb dann bei Passau, bis sie nach der Säcularisation des Bisthums an Oesterreich siel. 595 75* Das Crzherzogthum Ocsterrcicb ub der C'nns. Has MMvierlel. Der Theil Oberösterreichs im Norden der Donau, welcher seinen Namen Mühlviertel vom Flusse Mühel oder Michel erhalten hat, wird durch die Donau im Süden von den übrigen Landestheilen und vom unterösterreichischen Viertel ober dem Wiener Wald getrennt, östlich grenzt er an Niederösterreich, im Norden an Böhmen, im Westen an Bayern. Wir wissen es bereits, daß das Mühlviertel aus dem frühern Mühl-und den: Machlandsviertel entstanden ist. Das erstere nennt man jetzt gewöhnlich das obere und das letztere das untere Mühlviertel. Die Grenze zwischen ihnen, wie die ganze Unterscheidung mehr eine gebräuchliche als eine gesetzliche, bildet im wesentlichen die Straße von dem Linz gegenüber liegenden Nrfahr durch den Haselgraben und über Leon-selden nach Böhmen. Das Mühlviertel ist durchgehends ein von der nördlichen Grenze gegen die Donau sich senkendes Hügelland, in welches die Thäler eingetieft sind, doch steigt im westlichsten und besonders im östlichsten Theile der Boden noch hie und da weit südlich im Viertel energisch hinan. Allein bloß die Grenzberge des Böhmerwaldes erreichen uuo übersteigen die Höhe von 4000 W. Fuß und so muß sich die Landschaftsschilderung auch im Mühlviertcl mit einer bescheidenen Rolle begnügen. Nur tritt als der Grundkarakter, welcher sich überall wiederholt, nicht wie im Hausruck- und Imwiertel derjenige eines lieblichen Fruchtlandes auf, sondern der einer ernsten kräftigen Waldlandschaft. LinZ wurde wie uns schon bekannt ist, politisch zum Mühlkreis gerechnet und bildete dessen Hauptort. Weil wir jedoch den geographischen Standpunkt einnehmen und das Mühlviertel bloß als das Land im Norden der Donau kennen so müßten wir das im Untern Mühlviertel gelegene Freistadt, in welchem sich bis zum Jahre 1812 der Sitz des Kreisamtes wirklich befunden hat, als die Hauptstadt des Kreises betrachten, wenn nicht der Begriff Hauptstadt gleichfalls einen politischen Beigeschmack Hütte. Wir nehmen daher von einem Hanptort des Viertels überhaupt ÜW Die ^indcslMptstadt Linz, Umgang und sehen uns darnach nicht veranlaßt, zuerst oon eincm solchen zu sprechen. Dafür halten wir uns wegen der leichtern Orimtirung im großen Viertel bei unsern Einzelnschilderungen an seine Theilung in das Obere und das Untere Mühlviertel und beginnen mit dem Obern Mühlviertel. ^>as Oöere Müljlvierlel. Gegenüber der Landeshauptstadt Linz und mit ihr durch die neue Brücke verbunden lagert der Markt Urfahr am linken Donauufer. Nahe der Brücke liegt der hübsche Platz, eine lange Gasse läuft nordwärts, eine andere westlich am Donauufer hin. Das Verhältniß Urfahrs zu Linz ließ in ihm viele städtische Gebäude entstehen und weist die Bevölkerung, welche im eigentlichen Markt 5046 Seelen beträgt, auch auf die städtischen Erwerbszweige an. Dafür hatte Urfahr vielfach die Schicksale mit der Hauptstadt zu theilen 'und wurde ihn: in deu Kriegszeiten arg mitgespielt. Ungeachtet es aber mit Linz schon seit dem Ende des 15. Jahrhunderts durch eine stabile Brücke in nächster Verbindung steht, datirt sein Marktrecht doch erst seit dem Jahre 1808. Wir folgen nun der Hauptstraße, welche durch das Obere Mühlviertel im Großen und Ganzen in nordwestlicher Richtung geführt ist. Die Donau aufwärts treffen wir in dem engen Thalwege des Flusses oberhalb Linz zuerst das Dorf und freundliche Schloß Vuchenau an. Es kommt bereits im 10. Jahrhundert als Puchonowe in den Urkunden vor. Die drcischiffige Ortskirche gehört der Bauzeit nach dem Ende des 16. Jahrhunderts an. Am westlichen Ende der Stromenge, dem Stifte Withering fast gegenüber, ist da-s Schloß und der Markt Ottensheim, 1250 Einwohner, gelegen. Bei ihm beginnt jene Fläche, welche sich am Flusse gegen Westen bis zu dem Orte Landshag, gegenüber Aschach, erstreckt nnd die einzige Fläche des Obern Mühlviertels bildet. An ihrem östlichen Rande mündet nahe bei Ottensheim die Rottel in die Donau. Das Ottens- 597 Das Erzherzogthmn Ocstcrrcich ob dcr Euus, heimer Schloß erfreut bei seiner erhöhten Lage dnrch eine prachtvolle Aussicht über das Donailthal. In seinem Besitz befanden sich unter Andern im 14. Jahrhundert die Wallsee, im 15. die Liechtenstein und im 16. die Iörger. Die ausgezeichnete Aegydiuskirche im Markt stammt aus den: 15. Jahrhundert, ihr rothmarmorner Grabstein des im Jahre 1571 verstorbenen Hilleprand Georger zu Prandegg und OttenZheim ist gut gearbeitet. Unsere Straße verläßt bei Otteusheim die Donau. Bald macht sich der Hügelkarakter des Mühlviertels bemerklich, die Straße führt auf und ab, Felder, Wiesen und Wald wechseln mit einander ab, in der Nähe und in der Ferne, in der Tiefe der Thäler der Rottel und auf den überall sichtbaren Hohen. Malerisch braust die Große Michel in einer Schlucht unterhalb Neufelden über ein Wehr, den Berg hinan gelangt man in diesen Markt. So steil es diesseits von der Michel zu ihm auf den Rücken, auf dem zuhöchst er sich ausdehnt, hinaufgeht, eben so steil geht es jenseits von ihm wieder hinab zum Schloß Langhalsen und an die Michel, welche von Nordwest nach Südost mit einer großen Ausbiegung nach Norden um den Fuß des Rückens fließt. Auch überall sonst neigt sich die Höhe scharf in die Tiefe des Flußes und so liegt der Markt alls einer hohen und breiten Erdzunge, die sich nur gegen Westen eben fortsetzt. Es fehlt dem kleinen Markt von 662 Einwohnern nicht an hübschen Häusern. Die Kirche, zum Theil gothischen Styls, bewahrt gute Gemälde vom Kremser Schmidt und sehr alte Epitaphien. Im Mühlviertel wird die Leinenindustrie so allgemein betrieben, daß wir dieß nur ausnahmsweise bei jenen Ortcn bemerken, welche, wie Neufelden, ein Hauptsitz derselben sind. Neufeldcn und das westlich nahe bei ihm befindliche Nltenfelden bestanden einst unter dem gemeinschaftlichen Namen Velden, die Herrn von Velden aber waren im 12. und 13. Jahrhundert ein angesehenes Geschlecht. Ganz reizend ist nordwestlich vom Markt am Fuß seiner Höhe und am Beginn der Beuge der Michel um diese Höhe das Schloß Langhalsen gelegen, es dient schon lang.zu Fabrikzwecken und gegenwärtig als Bräuhaus. 5«)« "I Die Landeshauptstadt Linz. Noch vor Rohrbach Zeigen sich von der Strafte aus im Westen die 2—3000 Fuß hohen Berge von Sarleinsbach. Rohrbach breitet sich auf einer Anhöhe aus, darüber steigt östlich ein Tannenhügel auf, von dessen Höhe das Wallfahrtskirchlein Ataria Trost herabblickt. Als der Sitz der Bezirkshauptmannschaft des westlichen Mühlviertels dann durch seine besuchten Wochenmärkte ist Rohrbach lebhaft. Der Markt zählt 1001 Bewohner und besitzt unter Anderm eine Lederfabrik. In der 1680 ansehnlich gebauten Pfarrkirche kommen ein vortreffliches Altarbild von Altomonte, gute Grabdenkinale und eine Begräbnisstätte der Grafen Rödern vor. Auf der Höhe neben Maria Trost finden sich noch Reste von Perg, dem Stammschloße der im 16. Jahrhundert ausgestorbenen Perger von Perg vor, welches später die gleichfalls schon ausgestorbenen Grafen Rödern besaßen. Hinter Rohrbach baut sich zu den schon früher sichtbaren Bergen allmählich noch der Böhmerwald im Nordwesten auf. Nahrhaft erfreulich wirkt dann auf der weitern Fahrt der erste Blick auf das Thal der Großen Michel, das sich plötzlich mit weiter grüner Sohle erschließt, auf welcher in der Tiefe ganz nahe die weitläufigen weißen Gebäude des Stifts Schlägel mit ihrer Kupfereindachung und den: hohen Thurm mit seiner schönen Kuppel ruhen, während von ihnen eine lange Gasse von Aigcn zum Hauptmarkt hinansteigt, als Rahmen aber links die vielgestalteten Höhen gegen die Westgrenze des Landes und rechts Zuerst der waldige Zug des Aigner- oder Schlägler Waldes und Zurückstehend im nordwestlichen Hintergrund des Thales der Böhmerwald sich erheben. An der Ecke des Stiftes Schlägel übersetzt die Straße die braune Große Michel, welche hier in Baumesfchatten über ein Wehr rauscht und man sieht sich dem Portale des Haupteinganges in das Stift gegenüber. Calhohus von Falkmstcin verirrte sich einstens auf der Jagd im ungeheuren Nordwald. Die Nacht war hereingebrochen, der todtmüde Falkensteincr suchte eine Stelle, wo er sie verbringen könne, und streckte sich endlich, den in der Wildniß zurückgebliebenen Schlägel eines Holzhauers als Kopfkissen, auf den Erdboden hin. Aber bald brach ein 599 Das Erzhevzoqtlmm Oesterreich ob der Ciuis. heftiger Sturm und ein Gewitter los und heulten rings um ihn die hnngernden Wölfe. Da gelobte er, wenn er glücklich wieder ans dcm Walde kommen würde, ein Kloster zn gründen, ein Blitzstrahl fnhr in der Nähe nieder, die Wölfe flohen henlend davon. Calhohus war gerettet und erreichte, nachdem es Tag geworden, bald feine Bnrg wieder. Das Kloster, das er hierauf stiftete, übergab er im Jahre 1203 den Cister-ciensern und nannte es Maria Slage, allein die Gegend, wo es stand, war zu rauh, auch war es zu gering dotirt uud die Mönche verließen es heimlich. Nun erst baute es Calhohus au der Stelle des heutigen Klosters Schlägel, führte jedoch im Jahre 1218 Prämonstratenscr statt der Cistercieuser dort ein. Das Stift hat seiu jetziges freundliches Aeußere nach einem Brande erhalten. Seine Kirche verräth ihr Alter in der ganzen Anlage, be-fonders durch den hoch über dem Langhaus liegenden und von diesem auf einer Stiege von zwei Absätzen zu erreichenden Chor, welcher auch viel schmäler als das Schiff ist. Ausgezeichnete ueuere Gemälde aus der Münchuer Schule wurden für sie erworben, doch sind nicht minder gute ältere vorhanden. Meisterhaft geschnitzte Chorstühle bilden eine besondere Zierde des Chors. Außerdem verwahrt die Sakristei manch werthvolles alterthümliches Kircheugeräthe. Im Stiftsgebäude fesseln den Kunstliebhaber vortreffliche altdeutsche Bilder. Die Bibliothek zÄhlt abgefeheu von dem großen uicht aufgestellten Bücherfchatz über 8000 Bände, viele Incunabeln und Manuscrivte mit vorzüglicher Gold- und Farben-vcrzierung. Durch feinen bedeutenden Waldbesitz ist Schlägel gegenwärtig eines der reichsteu Stifte Obcrösterreichs. Der Markt Aigen, 1615 Einwohner, gehört unter die tzauvtorte der Leinenindustrie des Viertels. Seine Pfarrkirche ist in der ursprünglichen Anlage gothifch. In Aigen endigt die Hauptstraße, doch geht von ihm eine Fahrstraße über Ulrichsberg und Schwarzenberg in nordwestlicher Richtung nach Bayern. Das im äußersten nordwestlichen Winkel des Landes an ihr gelegene Schwarzenberg besteht nur aus der Kirche und wenigen um sie gruppirten Häusern. Jene ist nach der Josefinischen Pfarrregulirung »>>)0 Dic Landeshauptstadt ^,'iuz. ncu in gefälligem Styl erbaut worden und hat em Hauptaltarblatt vom Kremser Schmidt erhalten. Der Ort dient als Ausgangspunkt für den Besuch der bekanntesten Berge des Vöhmerwnldes an der oberösterreich-bayerifch-böhmischen Grenze, des Dreisesselberges nnd Plöckenstein. Am besten folgt mau der Straße bis an den Grenzposten und steigt von da aus bayerischem Boden am Landsitz Rosenbergers vorbei Zum Plöckensteiner Wald hinan. Durch diesen hochstämmigen Fichtenwald, einen königlich bayerischen Staatsforst, Zieht sich ein trefflicher Reitstcig hinanf auf den Dreisesselberg. Höher oben wechseln Bnchen und Ahorne ab mit dem Nadelholz, zwischen zahlreichen, vom weichen Moos überwucherten, Felsblöcken bedeckt üppiges Farnkraut überall den Grund. Man kommt auf den Fahrweg von Reichenau zur Spitze und gewinnt sie zuletzt über ein paar freundliche zwischen den Wäldern eingeschobene Wiesflecke. Diese Spitze des Dreisesselberges, über welchen übrigens nicht eine dreifache Grenze, sondern blos; diejenige zwischen Bayern nnd Böhmen, hinläuft, gewährt einen wirklich überraschenden Anblick. Auf Wiesengrund bilden colossale über einander geschobene und geschichtete Granitplatten einige ganz eigenthümliche Anfsätze von der Höhe mehrerer Klafter uud von kaum viel geringerer Breite. Andere kleinere Felsstückc liegen dazwischen auf den: grünen Nasen herum. Ein paar riesige Steinplatten dienen als Tische, über welchen man Holzdächer errichtet hat, dann ist wieder ein derlei Sitz vertieft in einem der natürlichen Felsbauten zurecht gemacht. Im größten Steinaufsatz sind Stufen eingehauen, um von der obersten Platte die Aussicht betrachten zu können. Sie ist allerdings eine weite, jedoch nicht sowohl seine Aussicht, als viel mehr das Romantische der vielen Felsbildnngen auf dem Wiesboden mitten im Walde haben dem Dreisesselberg zu seinem Rufe ver-holfen, welcher so weit geht, daß jährlich hier oben ein förmliches Volksfest gefeiert wird. Eine uugleich günstigere Fernsicht genießt man nehmlich schon auf dem eine Viertelstunde entfernten Hohenstein. Betritt man den Aussichtspunkt des Dreisesfelbergcs, so erblickt man mit einem unwillkürlichen Ausruf des Erstaunens im Westen nicht wi 76 Das Erzbcrz^tl'nm 57cstcrrcic5 ol' der Eims. weit von ihm Zwei Granitthürme, welche in der Hauptbildung durch geschichtete Felsmafsen ihm ähnlich, jedoch an Höhe nnd schlanker Form ihn noch übertreffend, hintereinander aus dem Walde emporragen. Der entferntere davon, dem ein kleinerer znr Seite steht, ist der 4200 Fnß hohe tzohenstein. Anf ihn führt eine Holztrcpve nnd selbst noch höher oben erheischen die Zwischenräume zwischen den ungleich über einander geworfenen Platten die größte Vorsicht beim Erklettern der nun folgenden natürlichen Terrassen. Die Fernsicht vom tzohenstein reicht weit nach Böhmen, Bayern nnd Oesterreich. Sie zeigt die Fortsetznng des Böhmerwaldes nach Nordwesten bis Zum Nachel nnd Arber, das Hügel- und Flachland von Bayern von diesem Gebirgszug gegen Süden bis Passan nud weit darüber hin-ans im Süden nnd Westen, dann die Donau abwärts dießseits das obere Mühlviertel, jenseits das Inn- und Hausrnckviertel, wo sich der Hausruckwald ganz gut erkennen läßt. Im Süden aber dämmern in großer Ferne und nur bei klarer Luft bestimmt zu unterscheiden die Hochalpen von Oesterreich bis hinab nach Kärnten und hinüber nach Tirol und Bayern. Nach Böhmen gewandt findet dagegen das Auge überall Wald und wieder Wald, welchen nur selten eine lichte Ortschaft mit den: um fie ausgereuteten Gebiete unterbricht. Durchschläge im Walde machen anf dem Kamm in unserm Theil des Böhmerwaldes die LandesgrenZen kenntlich nnd einem solchen Durchschlag folgt man gegen Südosten, um vom Dreisesselberg auf den Plöckenstein zu kommen. Weil der letztere höher ist als der erstere so Zieht sich der Steig beständig sanft aufwärts, meistens überdeckt vom Farnkraut oder den überall wuchernden niedrigen Sträuchen der Schwarzbeere, welche damit aber zugleich die zahllosen Felsstücke verbergen, zwischen denen er sich durchwindet. Endlich erreicht man wieder einen phantastischen Granitaufsatz und bald darauf einen Zweiten, der allgemein der Plöckenstein genannt wird und mindestens auf dem Plöckensteiuberge gelegen ist. Beide sind breit, jedoch nicht so hoch geschichtet, wie die uns bekannten westlicheren Felsbildungen. Die Aussicht des Plöckenstein aber bleibt weit hinter derjenigen des Hohenstein, ja sogar hinter der des Drei- 602 Dic ^audcslmliptsiadt Linz. sesselberges zurück, weil der Wald und selbst Anschwellungen des Kammes den Standpunkt in den meisten Richtungen überragen, weßhalb wir vermuthen, daß sich die 4Z51 Fuß hohe Spitze des Plockenstem nicht hier, sondern anderswo im Walde befindet. Anf dem Kamm gewährt dann noch Interesse der Dreimarkstein, ein alter Grenzstein auf einen: Wiesenflecke im Wald, an welchem die durch Walddurchschläge bezeichneten Grenzen der drei schon genannten Nachbarländer zusammenlaufen. Man besucht von diesem Punkt gewohnlich auch die nahe Secwand, um von ihrer Höhe den fast senkrecht nnter ihr in sie eingebuchteten und ganz vom Wald umschlossenen, schon in Böhmen liegenden, tiefernsten Plöckcnsteiner See zu betrachten. Westlich von der Hauptstraße von Urfahr nach Aigen läuft zuerst das Thal der Kleinen Michel von Norden nach Süden. In ihm finden wir zuoberst Iulbach, dann den Markt Peilstein und weiter auswärts auf. steilem Felsen das Schloß Sprinzenstein. Dasselbe kam im 16. Jahrhundert an die Tiroler Familie Ritzen, deren Mitglieder sich nun Freiherrn von Sprinzenstein nannten und im Jahre 1646 in den Grafenstand erhoben worden sind. Nochmals abwärts im Thale blicken von einem freistehenden hohen Felsen die Trümmer von Tannberg herab. Die Tannberge kennt die Geschichte vom 13. bis in das 15. Jahrhundert. Die Burg wurde als ein Raubnest von Albrecht I. gebrochen. Zunächst im Westen vom Thale der Kleinen Michel liegen die Märkte Lembach, einst eine Veste, nordwestlich davon Putzlcinstorf mit dem Bade Maria Brunnenthal in seiner Nähe und nördlicher Sarleinsbach. Dieß besitzt in der Sprinzensteiner Kapelle seiner Kirche be-achtenswerthe Monumente der Sprinzensteine aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Das südwestlich von Putzleinstorf 2692 Fuß hoch auf den: Ameisberg gelegene Pfarrkirchen erfreut sich einer entzückeuden Aussicht auf den Böhmerwald und über einen großen Theil des Mühlviertels, nach Bayern, über das Hausruck- und Innviertel und auf die Alpen, und 603 70* Das Erzherzogthum Oesterreich ob der EmiZ. auch der Pfarrkirchen benachbarte Markt Hofkirchen genießt trotz semer tiefern Lage noch einen reizenden Ausblick auf das Land jenseits der Donau. Dem westlichsten Thal gegen Bayern, dem Rannathal, ist eine gewisse Romantik sowohl der landschaftlichen Formen als der geschichtlichen Erinnerungen eigen. In ihm treffen wir das Schloß Altenhof an und eine Viertelstunde nördlich davon die Ruine Hochhaus, beide einst ein Vesitzthum der Hörleinsperger. Diese erscheinen schon im Jahre 1288 in Oberösterrcich nnd starben im Jahre 1664 aus. Sie standen im Lande in großein Ansehen und aus ihnen war besonders Andreas Hörleinsperger beim Kaiser Albrecht II. sehr beliebt. Verhängnisvolle Erinnerungen knüpfen sich alt die, eine halbe Stunde südlich von Altenhof nahe der Ranna auf einem dreifachen Felsen liegende Burg Falkenstein. Heute nur noch eine großartige Ruine war sie einst ein gefürchtetcs, fast uneinnehmbares Raubnest. Kaiser Albrecht I. eroberte sie aber dennoch im Jahre 1283, um den Räubereien ein Ende zu machen. Die Falkensteine galten als ein Zweig der Grafen im Chiemgau oder der Plain und werden in den Urkunden des Landes ob der Enns schon in der Mitte des 12. Jahrhunderts erwähnt. Sie waren die Herren der Gegend in einem weiten Umkreise. Wir haben die Gründuug von Schlägel durch Calhohus von Falkenstein kennen gelernt. Das Geschlecht starb im Jahre 1412 aus. Ihnen folgten im Besitz von Falken-stein die Oberheimer, gleichfalls angesehene Dynasten, welche jedoch auch bereits gegeu das Ende des 16. Jahrhunderts erloschen sind. Ihr Wappen ist an dein noch aufrecht stehenden Thurm von Falkeystein, den sie erbaut haben, in Stein gehauen. Zunächst der Mündung der Ranna erhebt sich auf eiuem «hohen waldbewachsenen Rücken, welcher sich zwischen dieses Flüßchen und die Donau hineingeschoben hat, am Strome das große doch verfallen aussehende Rannariedl. Nachdem es einen mehrmaligen Besitzwechsel erlebt hatte, kauste es Passau im Jahre 1765 wieder, bei der Secularisation des Hochstifts fiel es an Oesterreich. Von Rannariedl stromabwärts taucht Marsbach auf mittelhohem !!<>j ' Tie ^cindcsyanptstavt Linz, waldigen Uferrande alls. Sein Aeußeres, vornehinlich sein drohender Wartthurm, spricht für ein hohes Alter. Wirklich kam das Schloß schon im Ili. Iahrhnndert von den Marspachern an Passau uud wurde vom Bischof Urban uon Trenbach inl Jahre 1590 zum größten Theil umgebaut. Es gehört gleichfalls unter die nach dem Lüneviller Frieden nnd Reichs-deputationsfchluß an Oesterreich gefallenen passauischen Besitzllngen. Die Donau bildet weiter abwärts dort, wo anf dein rechten Ufer Schlö'gcn die Stromwacht hält, eine der schärfsten Krümmungen mn die äußerst schmale, mittelhohe Landznnge, welche ein verfallener Thurm krönt. Er wird allgemein das Kcrfchbaumer Schloß genannt, ist jedoch der Ucberrest der Burg Haichenbach, welche, am Anfang des 14. Jahrhunderts von den Haichenbachern an Passau verkauft, pfandweise an die Schaunbergc gelangte. Mußten anch diese unter Herzog Albrecht IN, ihren Rechten anf die Burg entsagen so blieb sie doch eines der gefährlichsten Naubschlösser an der Donau, weßhalb sie Kaiser Max I. zerstörte. Nachdem die Donan durch einige Zeit im einsamen Thalwege, welchen beiderseits steile, zumeist mit Laubwald bedeckte, Ränder bilden, in östlicher Richtung dahingezogen ist geht sie an der Mündung der Kleinen Michel und an der Häusergruppe von Obermichel in die südliche Richtung über. Von Obcrmichel führt eine Straße nach Rohrbach und zur Einlagerung der Waaren, welche auf diesem Wege verfrachtet werden, dient das kolossale, gemauerte Gebäude mit dein hohen Ziegeldache am Flusse. Dieser ftuthet von hier wieder einsam, jedoch zwischen minder steilen Waldbergen als früher, fort, bis sich das, etwa eben so hoch wie Marsbach gelegene Schloß Neuhaus nnd an der Mündung der Großen Michel, welche ein Rechen für die Holztrift abschließt, die Gebäude von Untermichel am Ufer zeigen. NeuhauZ macht einen günstigeren Eindrnck als die früher genannten von ihm donauaufwärts liegenden Schlösser. Es besteht aus einem weitläufigen Schloß, der .ttirchc in der Mitte und einem neuen Schloß mit hohem Thurm und der Donau zugekehrter stattlicher Fronte. Ein großartiger Aufzug, welcher uon dem Waldrücken beim Schlosse bis an das Stromesuser herabreicht, befördert bis auf die Schiffe die dort auf den 0< >.'» Das Erzhcrzogtlnnn Ochcrrcicl' ob dcr lHimS, Hohen gebrochenen Granitsteine. Die Burg sott im 11. Jahrhundert dnrch die Schanenberge erbant worden sein nnd spielte noch in den Kämpfen derselben mit Herzog Albrecht III. eine Nolle. Als eine Erbbesitzung nnd nicht blos; Pfand der Familie blieb sie derselben anch nach ihrer Unterwerfung. Nicht weit von Nenhaus lassen sich auf fast unzugänglichen Klippen noch Trümmer der einst gefurchteren Naubveste Wolfstein erkennen, welche im 13. Jahrhundert bestanden hat. Im Thale der Großen Michel gewahrt man auf dem rechten Ufer des Flüßchens die Ruine des im 14. Jahrhundert zuerst erwähnten Schlosses Partenstem. Eine andere verfallene Bnrg, Schallenberg, ragt weiter thaleinwärts am linken Ufer der Michel auf einem hohen Felsen empor. Sie entstand sehr früh, im 12. oder 13. Jahrhundert, kommt dann im 14. vor nnd wurde in: 15. vom Bischof Leonhart von Passau an die Schallenberge verliehen, welche im Jahre 1666 zn Grafen erhoben worden sind. Das östlich uom linken Michelnfer gelegene, angeblich im 13. Iahrhnndert gebaute, alte Schloß Gneissenau besaßen einst die Gneissen und Neitharte. Von den letztern soll der berühmte preußische .Heerführer unseres Jahrhunderts, Feldmarschall Ncidhardt von Gneisenau, abstammen. Fast nördlich von Aschach liegt ziemlich nahe nnserer Linzer-Aigner Straße das Dorf St. Martin derinaften günstig auf einer freien Anhöhe, daß es einen weiten Ausblick nach allen Seiten darbietet. Seine gothische Kirche besitzt schätzbare alte Glas- und Altargemälde. Folgen wir dagegen dem Strom nochmal abwärts so treffen wir jene an seinem linken Ufer gegenüber von Aschach beginnende Fläche an, deren wir bereits einmal erwähnten und welche erst bei Ottensheim endigt. Ans und an ihr finden wir Landshag gegenüber Aschach, Bcrgheim, dessen Schloß die im 14. Jahrhundert nach Oberösterreich gekommenen und im 17. ausgestorbenen Freiherrn von Perkheimer bauten, das in lachender Landschaft nnd mit dem entzückendsten Blick anf das dieß- und jenseitige Gelände und seine Bnrgen nnd Ortschaften gelegene Feldkirchen, dessen schöne Kirche gelungene Altarbilder, darunter zwei vom Kremser Schmidt, unischließt nnd am Bösenbach den besuchten Badeort Mühllacken. 606 Tie Landeshauptstadt ^iuz. Ueber ihm thront die Ruine Oberwallsee. Die Burg erbanten im Jahre 1364 die mächtigen Wallseer, Von ihnm ist schon bei Enns die Sprache gewesen. Sie waren unter Albrecht l. in das Land gekommen, und starben, nachoem sie in demselben den größten Einfluß ausgeübt hatten, im Jahre 1476 ans. Näher gegen die Donan zu scheint uns Vösenbach oder Pesenbach bemerkenswerth wegen seiner zwar kleinen, jedoch schönen, gothischen Kirche mit ihren Schnitzwerken, Wappen und Gemälden. Als ein vorzügliches Kunstwerk muß daraus der in neuester Zeit restaurirte Flügelaltar von 5 Klafter 4 Fuß Hohe und die Flügel inbegriffen von 2 Klafter 3 Fuß Breite besonders hervorgehoben worden. Eine Leistung der 2. Hälfte des 15, Jahrhunderts enthält er vortreffliche Figuren im Hauptstück und in den gut ornamentirten Giebeln und Oelgemälde dann Gemälde von Leimfarben auf den Flügeln und der Rückseite deo Schreines. Endlich verdient das alte Goldwörth eine Erwähnung wegen der einstens hier bestandenen bedeutenden Goldwäschereien. Wir gehen mm auf das Gebiet östlich von der Linzer-Aigner Straße über und zuerst im Thale der Rottet aufwärts. In ihm kommen wir wenig oberhalb des Zusammenflusses der Kleinen und Großen Rottet zu dem auf einem Berge am rechten Ufer der Großen Rottet liegenden Schloß Rotteneck, das gleichfalls den Wallseern gehörte und abermals flußaufwärts nach dem Markte Gramastetten mit einem sehenswerthen Veinhaus in seiner gothischen Kirche. In der Nähe stehen auf einem Felsen die Ruinen von Lichtenhag. Eschelberg, westlich uon Grama-stetten und nahe der vielberührten Straße gelegen, wird in den Urkunden des 13. Jahrhunderts zuerst als ein Besitzthum der Traun genannt. Das bestehende Schloß wurde im 17. Jahrhundert gebaut. Das Schloß Pürnstein an der Großen Michel, nördlich und bloß wenig entfernt von Neufelden, war einst eine starke Veste, noch im obern Stockwerk beträgt die Dicke der Maueru 15 Fuß. Es befand sich in den Händen der edelsten Familien: der Kapellen, Starhemberge, Jörger, ward dann von Passall angekauft und siel bei der Secularisation von Passau 60? Das Erzherzogtbnm 57cstcrvcicb ub dcr ^nns. an die österreichische Kammer. Von Pürnstein bis zur Kirche von Steinbruch sind interessante Kreuzwcgstationen mit rothon Marmorplatten aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts errichtet. Die Steinbrucher Kirche ist im Jahre 1509 vom Grafen Gregor von Starhemberg inch seiner Gemalin gegründet worden, ein rothmarmorner Grabstein stellt darin den Stifter in Lebensgroße dar. St. Peter am Windberg, östlich von Steinbruch, hat bei seiner hohen Lage eine prachtvolle Aussicht auf- und abwärts im Mühlkreis und auf das Land jenseits der Donau mit dem Hochgebirge im Hintergründe. Grafen von Windberg, wahrscheinlich ein Zweig der Formbache, hausten mit dem ausgedehntesten Besitz schon am Ende des 11. Jahrhunderts in dieser Gegend. Der Markt Haslach, im Norduordwesten von St. Peter und im Osten von Nohrbach uud diesem ungleich näher als jenem, geht den meisten Märkten des Viertels an BeoölkcruugZzahl und stattlichem Aussehen vor. Er hat nehmlich 1693 Einwohner, einen Marktplatz, einen massiven Thurm an der Kirche und alte Befestigungen. Die Grabsteine seiner in neuerm Styl gebauten Kirche greifen bis zum Jahre 1400 zurück. Der Markt verdankt seinen Wohlstand größtentheils seiner Lemenindustrie. Das benachbarte Schloß Lichtenau besaßen die Iörger schon im I. 1411. Helfenberg, ein anderes Schloß, liegt südöstlich von Haslach. Gs erscheint zuerst im 13. Jahrhundert mit einen: gleichnamigen Geschlecht. Nach einer Aufschrift oberhalb des Thores haben das jetzige Schloß ein Herr von Ott und seine Gemahlin im Jahre 1607 gebaut. Es ist ein Eigenthum der Grafen Seeau, eines Gefchlechtes, welches bis in das 14. Jahrhundert zurückgeleitet werden kann, dessen Adel jedoch erst von dem uns vom Traunkreis her bekannten Thomas Seeauer und aus dem 16. Jahrhundert datirt. Auch Helfcnberg ragt auf einem Berge über der sogenannten Böhmischen Michel auf, welche in der Nähe die fehenswerthe Klamm, die Steinerne Michel geheißen, bildet. In dem nordöstlich von Hclfenberg nahe der böhmischen Grenze in die Berge, eingebetteten Thale von Weisfenbach herrscht eine schwunghafte Lemenindustrio. 606 ^ ^ ^^^^h^^hft^t ^illz. Z ' c^ Südöstlich von tzelfenberg steht dann ans einer Anhöhe das verfallene Schloß Piberstein. Ein Piber wird nrknndlich schon im Jahre 1206 genannt. Noch bedeutend südlicher treffen wir nicht weit von der Kleinen Rottel St. Veit an. Vs besitzt ein Schloß nnd seine gothische Kirche ein Altarblatt vom Kremser Schmidt nnd Monumente der Hager aus dem 17. Jahrhundert. Bei dem nordwestlich von St. Veit gelegenen St. Johann am Windberg erhob sich einst das Schloß Windberg, wovon die Gegend weit herum den Namen trägt. In der großen und schönen alten Kirche von Niederwaldkirchen, südwestlich von St. Veit, werden die Statnen von Sattler und ein Altarblatt von Halbwax sehr geschätzt. Bei St, Veit finden wir das interessante Warenberg oder Wachsenberg, (5s ist nöthig Alt-Waxenberg, das alte Schloß Waxenberg und Nenwarenberg zu unterscheiden. Die Ruine Alt-Waxenberg scheint die Bnrg der Waxenberge des 12. Jahrhunderts, eines Zweiges der Wil-heringer, gewesen zu sein. Sie liegt entfernter von St. Veit. Das alte Schloß Waxenberg wurde im 13. Jahrhundert auf einem stattlichen Felsen erbaut. Als es im Jahre 1756 ein Blitz in Asche gelegt hatte entstand nnr einige hundert Schritte von ihm das Schloß Nen-Waxen-berg. Unter den Besitzern kommen die Herzoge von Oesterreich im 13. und die Wallsee im 14. Jahrhundert vor. Im 15. Jahrhundert hatten es die Liechtcnsteine pfandweise inne, zuletzt gelangte es an die Star-hemberge. Oestlich von St. Veit treffen wir den 962 Einwohner zählenden Markt Oberneukirchen an und südlich davon auf einem Felsen zunächst der Großen Rottel die Ruine Lobenstein. Die Lobensteine tauchen in der Geschichte am Anfang des 13. Jahrhunderts auf, sie schwangen sich bald zu Einfluß und Würden empör und starben am Anfang des 16. Jahrhunderts aus. Die Straße von Linz über Leonfelden nach Böhmen, von welcher wir bemerkt haben, daß sie im Wesentlichen die Grenze zwischen dem obern und untern Mühlviertel bildet, durchzieht, sobald sie Nrfahr verlassen hat, ein wahrhast reizendes Land. Gleich üppig prangen die Wiesen, die IM) 77 Tcis Erzherzogtum i7cstcrrcicb »b dcr Enns. Wälder uud Aecker, freundliche Gehöfte blicken überall aus ihren Verstecken unter Obstbäumen hervor, aus dem, grünen Grunde aber steigen die abwechslungsvollen Mühluiertler Berge empor. Um in den Haselgraben zu gelangen läßt die Straße das uns bekannte St. Magdalena und dann das entferntere, noch zum obern Mühlviertel gerechnete und in einer prächtigen Bucht der Donauberge geborgene Schlößchen Auhof rechts liegen. Im Haselgraben gewinnt dic Landschaft durch den engern Rahmen noch an Romantik. Dieselbe erhöht außerdem die Burg Wildberg, welche auf einer höhe über dem Thale lagert. Wenn sie auch im heutigen Stande im Ganzen dem 17. Jahrhundert angehört so sind doch noch manche Theile aus ungleich älterer Zeit in ihr vorhanden. In der Mitte des 12. Jahrhunderts erscheinen im Mühlviertel die Hunesberge in den Urkunden. Im Jahre 1198 war Gottschalk von Hunesberg der letzte männliche Sprosse dieses Hauses, seine Tochter Alhaio an Gundacker von Steyr oder von Starhemberg verehlicht. Da übergab Gottschalk Wiltperg der Kirche von Passau, welche es dem Gundacker von Starhemberg zu Lehen verlieh. Seitdem ist die Burg bei den Starhembcrgern geblieben, wie wir denn auch wissen, daß ein Starhemberger im Jahre 1394 König Wenzel den Faulen von Böhmeu in Wildberg gefangen gehalten hat. Von Witdberg steigt man hinan zu dem nordwestlich von ihm auf einer Bergeshöhe von ca. 2600 Fuß gelegenen Badeort Kirchschlag. Reines Wasser von 5 Grad Temperatur und die vortreffliche Luft bilden die wirksamsten Faktoren dieses Bades. Seine Fernsicht ist entzückend schön und zu den überraschendsten Einzelnheiten derselben zählt Linz, in dessen Mitte mau buchstäblich hineinblickt. Unsere Straße kommt in ihrem Laufe nach Norden aus dem'Haselgraben Zuerst uach Hellmansöd. Die größte Merkwürdigkeit des auf einer Hochebene sich ausbreitenden Marktes besteht in den Grabdenkmälern der Starhemberge iu der Pfarrkirche. Diese ist gothisch, besitzt hübsche Altargemälde und Marmorverzierungen und unter der Todtellkapelle eine Starhembera/sche Familiengruft. Iu der Kapelle nun fiuden sich 11 Monumente für die vom 15>. bis in das 17. Jahrhundert verstorbenen 010 Die ^cmdcsbcmMadt 5!inz. Mitglieder des Hauses Starhemberg vor und weitere Denkmale haben ihren Platz außerhalb der Kapelle erhalten. Sie sind aus rothem Marmor gearbeitet, die Figuren meistens in Lebensgröße in der Ritterkleidung mit Waffen oder verschiedenen andern Attributen abgebildet. Als das bedeutendste Kunstwerk daraus gilt das Denkmal des im Jahre 1560 gestorbenen Paul Jakob von Starhemberg. An der Straße nach Böhmen folgt der Markt Zwettel an der Großen Rottet. Seine gothische Kirche enthält ein hübsches Hochaltarbild von M. Altomonte und die zwölf Apostel, eine gute neuere Bildhauerarbeit. Der letzte nennenswerthe Ort, welchen die Straße berührt bevor sie die böhmische Grenze überschreitet, der von 834 Menschen bewohnte Markt Leonfelden, liegt schon in der Nähe des:',554 Fuß hohen Sternwaldes. Seine alten Befestigungen erhielt er im 15. Jahrhundert, seine Pfarrkirche ist im gothischen Styl erbaut. Die Husfiten haben Leonfelden verbrannt, im Jahre 1809 abcr die mit den Franzosen verbündeten Württemberger es geplündert. Von hier war Glaeianns gebürtig, der gewöhnlich bloß als der Student bekannte Anführer der Banern in der Schlacht bei Gmunden, welche den Bauernkrieg im Jahre 1626 beendigt hat. Has Anlcre Müljlviertel. Von dem Jahre 18^ an bis in die allerjüngste Zeit ging eine Pferdecisenbahn von Linz über Freistadt uach ^udweis. Die Kaiserin-Elisabeth-Westbahngesellschaft hat dafür eine Locomotivbahn vou der Donau nach Böhmen durch das Mühlviertel hergestellt. Dieselbe tritt in das Viertel mit zwei Strängen ein. Der eine beginnt in Linz, übersetzt die Donan bei Steyregg auf einer stattlichen Gitterbrücke und zieht sich dann nordöstlich bis Wartberg. Der andere zweigt in St. Valentin, der westlichsten niederösterreichischen Station der Bahnstrecke Wien-Linz, nordwärts ab, gelangt bei Mauthhausen gleichfalls auf einer schönen Gitterbrücke über die Donau und kommt im nördlichen Laufe nach Wartberg, von wo die vereinigte Bahn an Freistadt vorbei nach Böhmen 0N 77' Taö ürzhcrzosstlMi, z7cst^rrcicl' ol) der Eimö. läuft. Wir betrachten zlierst die an der Bahn von Äcauthhausen gelegenen Orte des Viertels. Der Markt Mauthhausen zählt 1309 Bewohner. Er entwickelt am Ufer der Donau eine lange Fronte hübscher Häuser, vor welche das Schloß Pragstein noch vortritt, und steigt dann terrassenförmig zur höher gelegenen Kirche hinan. Diese ist ein gothischer Bau aus dein 15. Jahrhundert mit guten Altarbildern vom Kremser Schmidt und von dem ältern Hitzenthaler. Die neben ihr befindliche Barbarakapelle und das Presbyterium der Heinrichskirche an der Donau hält man für noch älter als sie. Allbekannt sind die hiesigen großartigen Granitstcinbrüche, welche Wien Zum größten Theile sein Pflaster liefern. Mauthhauseu besaß 00m Aufang des 16. Jahrhunderts bis in die Mitte des 17. eine Jochbrücke über die Donau. Später erhielt es eine fliegende Brücke und in neuester Zeit die schon erwähnte Eisenbahn-Gitterbrückc. Das Mauthhausner Schloß Pragstein ließ im Jahre 1490 Lasla Prager auf einein niedrigen Felsenriff in die Donau hinausbauen. Von der speciellen Geschichte des Marktes heben wir nur hervor, das er im Jahre 1189 von den Kreuzfahrern geplündert und verbrannt worden ist, weil die Bewohner unklug genug gewesen waren, das gewöhnliche Fährgeld von den fanatisirtcn Schaaren zu fordern. Der Trümmer des Schlosses auf einem Berge bei Altaist, zu welchem die Bahn in ihrem nördlichen Laufe führt, muß hier erwähnt werden, weil dieß Schloß ein Eigen der Herrn von Agist oder Aist war, aus welchen sich Dietmar von Agist im 1ä. Jahrhundert als Dichter und Minnesänger großen Ruhm erworbeil hat. Nahe der Bahustation Wartberg liegt das alte Schloß Haus. Wartbcrg selbst bietet bei seiner hohen Lage eine ausgezeichneteZern-sicht dar. Seine Pfarrkirche ist ein höchst gelungener Ball aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Ein bemerkenswerthes Beinhaus nimmt den Raum unter der Michaeliskapelle ein. Das nahe Schloß Hagenberg lagert von hübschen Oartenanlagen umgeben reizend auf einer Anhöhe. Die Eisenbahn hat die Feldaist und die Station Pregarten erreicht. Dcr altc Martt von 801 Einwohnern betreibt stark die Leinenweberei. 012 Die i!cmdcölMptsladl ^inz. Die nächste Station ist Käfermarkt, ein unbedeutender Markt oon ^8 Einwohnen, welcher sich steil eine Höhe am linken Ufer der Feldaist hinanzieht. Allein seine Kirche und noch mehr der Flügelaltar in ihr haben ihm einen Namen gemacht. Die Kirche, im Aenßern würdevoll doch einfach, nut Strebepfeilern, Spitzbogenfenstern nnd einem viereckigen Thurm mit Zwickeldach erfrent im Innern als ein harmonischer gothischer Ban. Durch Spitzbogen nnter sich verbundene Pfeiler trennen das Mittelschiff von den Nebenschiffen, die Decke ist mit Netzgewölben überspannt, vom Triumphbogen hängt das Kreuz herab. Von den hohen Fenstern enthält leider blos; ein Theil Maßwerk. Als eine vortreffliche Kunstidee steigt vom Musikchor anf Consolen ein höherer Chor aus Stein, verziert mit Maßwerk empor. Nach der Inschrift auf dem Denkmal von 1491 des Stifters der Kirche, Christoph von Zelting, stammt das so schone Gebäude aus dein Jahre 1470. Viel Merkwürdiges findet sich in der Kirche vor. Ein großer Stein in der Mitte des Chors mit dein Wappen der Zeltinger bedeckt den Eingang in die Gruft dieses Geschlechtes und auf einem rothen Marmorstein alt der Stirnwand der Kirche ist ein Zeltinger in Lebensgröße nnd in: Harnisch abgebildet; in den Grabkapellen der Grafen von Thürheim steht ein Altaraufsatz mit Bildern ans getriebenem Silberblech, auf einem andern Altar aber ein vortrefflich ans Buchsholz geschnitzter Engelsturz, auch schmückt ein herrliches Madonnenbitd denselben Altar. Das bedeutendste .Kunstwerk, der bekannte Flügelaltar, dient als Hochaltar. Er zählt durch seine Höhe von 42 Fnß zn den größten Arbeiten dieser Art. Von hervorragender Schönheit ist er im Figuralen, besonders des Mitteltheilcs und in den Reliefschnitzbildern desselben, dafür begegnet sein oberster Theil, der pyramidal aufsteigende Giebel, als barok in der Ornamentik hie nnd da Ausstellungen von Seite der Kunstkenner. Der Altar stammt aus dem Jahre 1495 und wahrscheinlich von einem Nürnberger Künstler her und ist ohne Vergoldung oder andere Farbe bloß in der Holzfarbe renooirt worden. In Käfermarkt ist der ausgezeichntee Historiograph Franz Kurz geboren. <^; Das Er^crz^wum Oestcrrciä' ob dcr Luns, In ähnlicher Lage wie Käfermarkt ragt das Schloß Weinberg nördlich nahe bei ihm über dem linken Ufer der Feldaist !und oberhalb der Visenbahn anf. Es nimmt sich mit seinen Thürmen im Hauptgebäude und in den vorspringenden Umfassungswerken stattlich aus und es ist nur zu bedauern, daß auf die altersgrauen Manern des starken viereckigen Südthurmeo ein glänzendes Dach von Blech gesetzt wurde. Die Waffen-und Curiositätensammlung im Schlosse wird gerühmt. Weinberg besaßen lange Zeit die Zelkinger, seit dem 17. Jahrhundert besitzen es die Grafen Thürheim. Rechts von der Bahn zeigen sich am linken Ufer der Feistritz vor ihrer Mündung m die Fcldaist die Ruinen von Dornach und nun folgt im erweiterten Thale des letztern Flüßchens Freistadt. Es wird in den Urkunden schon im Jahre 1241 genannt. Als befestigter Platz wnrde es bei den Kämpfen im untern Mühlviertel stets viel umfochten. In seiner Burg saßen Pfleger aus den ersten Geschlechtern des Landes. Auch als Handelsplatz hatte es Bedeutung und genoß alle Hnndelsvorrechte der alten Zeit. Seit dem Bauernkriege 1626 ist es jedoch von der frühern Wohlhabenheit herabgekommen und außerdem hat es, vorzüglich im 16. und 17. Jahrhundert, durch Feuer großen Schaden genommen. Gegenwärtig zählt die Stadt mit den Vorstädten ^680 Einwohner, ist sie der Sitz einer Bezirkshauptmcmnschaft und eines Gymnasiums und bestehen in ihr ein Piaristeneollegium und mehrere Wohl-thätigkeitsanstalten. Ihr Zwirn- und Leinwandhandcl blüht auch heute noch. Auf dem hübschen Platz steht ein Brunnen mit einer Marienstatue aus Marmor. Die Pfarrkirche St. Katharina entstand im Langhause am Aufang des 15., im Chor am Eude des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts. An das Mittelschiff schließen sich beiderseits mit ihm gleich lange, doch schmälere und viel niedrigere, Seitenschiffe nn, an diese aber wieder in: vordern Theile durch drei Fünftheile der Länge zwei weitere Seitenschiffe, wovon das linle sehr schmal ist. Eine Besonderheit dieser Kirche bildet der Einbau einer durch Bogen gegen das Mittelschiff geöffneten Empore über dem ganzen innern rechten Seitenschiff. Leider ist das Langhaus im 17. Jahrhundert entsetzlich modernisirt worden. Das geräumige Presbyterium schmückt ein reiches Netzgewölbe «14 Die Landeshauptstadt Linz, und ein solches besitzt allch eine, dem vordern Theil desselben links angefügte, Kapelle. Auf der Außenseite wurde alles restaurirt, vielleicht nach den großen Bränden; nur die schönen Strebepfeiler im Chor sind erhalten. Die Kirche kann einen alten Taufstein, gute Altarbilder und interessante Grabdenkmale aufweisen. Auch die Liebfrauenkirche aus dem 15. Jahrhundert ist dreischiffig. In ihr sind die Fenster in der gothischen Form geblieben, nebst dem kommen Nundfenster vor. Die vorhandene Empore zeigt im Parapet geschmackvolles Maßwert. Man erblickt im Chor Reste von alter Glasmalerei. Erwähnenswerth ist außerdem das spitzbogige Portale auf der Südseite mit einer anerkcnnungswürdigen Krönung Maria's im Tympanon und der Iahrzahl 1-182 darunter. Um die Kirche lag durch 300 Jahre und bis zum Jahre 1856 der Friedhof. Die Zahl der Grabsteine der Kirche ist darum nur um so größer und sie beginnen im 15. Jahrhundert. Ein Monument von Kunstwerth auf dem Friedhofsraume treffen wir dagegen in der Todtenleuchte vom I. 1488 an. Die fünfeckige Säule steigt auf Stufen und auf einem Sockel auf, dann folgt das fünfseitige Lichthäuschen, an den Kanten geschmückt von kleinen Säulen, welche decorativ reiche, sich verschlingende, Wimperge tragen. Eine abermals fünffeitige Pyramide mit Krabben und einer Kreuzblume schließt nach oben das Denkmal, dessen ganze Höhe 30 Fuß beträgt. In der Spitalskirche erübrigt mir mehr der Chor und der vorderste Theil des Langhauses vom ursprünglichen Van aus dem Ende des 14. Jahr-Hundertes. Von ansehnlichen Gebäuden nennen wir noch das Stadtbräuhaus, den Czinnespannhof, das Nathhaus und die Stadtkaserne, das einstige Schloß. In ihrer Kapelle fällt ein Denkstein von 1505 auf. Er trägt die Inschrift „Lasler Prager, Erbmarschalch in Kernden nnd Anna Fuxin von Fux-perg sein Hausfrau" und stellt zwischen den Familienwappen ein von Weinreben umranktet, knieendes Frauenzimmer dar. Bei dem Umstände, daß im Jahr 1505 Lasler Prager und seine Gemahlin noch lebten kann das Monument nicht als ein Grabstein, sondern muß es als ein Denkstein aus einer andern unbekannten Veranlassung gelten. 61.1. Das HrMrzogwmn Ocstcrrcick ob dcr EnnZ. In dor Umgebung von Freistadt kommen mehrere preiswürdige gothische Kirchen vor, doch würde es ermüden sie im Detail zu schildern. Wir beschränken uns ans die Andeutung ihrer Eigenthümlichkeiten. So zeigt die bei Freistadt westlich und hoch gelegene, gleichfalls im 15. Jahrhundert entstandene, Kirche von St. Peter in ihren durchgehende gothisch gestalteten Fenstern schönes Maßwerk und eine durchbrochene Brüstung im Musikchor. Ein interessantes Kirchlein, die sogenannte Grabkirche, steht neben ihr. Dasselbe besteht aus bloß einem einzigen viereckigen Schiff, dessen Gewölbe in der Mitte von einer hohen achtkantigen Säule gestützt wird. Die Rippen ruhen im Schiff theils aus Köpfen als Kragsteinen, theils ans Wandsäulen, im Chor dagegen auf Tragsteinen in Form von Köpfen, welche in einer Höhe von 7^ Fuß auf einem umlaufenden Gesimse aufsitzen. Das Kirchlein, welches noch aus dein 14. Jahrhundert herstammt, ist außen mit einem Giebel und unter dem Chor mit einer kleinen Gruft versehen. Eine andere gothische Kirche bei Freistadt ist die Pfarrkirche des im Nordosten der Stadt gelegenen Grünbach. Die noch vielbedeutendere Michaelskirche thront im Osten von Grünbach auf einem Berge. Geräumig, hoch und geschmackvoll erballt gleicht sie in manchem der Kirche von Käfermartt. Besonders nehmen sich die Säulen von Granit gut aus, welche die Decke tragen, während Granitstreifen die Seitenwände zieren. Ein Flügelaltar mit vorzüglich zarten und reichen Ornamenten und von reiner stylistischer Durchführung in den Hauptlinien bildet den Hauptschmuck der Kirche. Endlich hat auch das nordwestlich von Freistadt in geringer Entfernung von der Eisenbahnstation Summerau liegende Rainbach eine gothische Kirche aus dem 15. Jahrhundert, deren Thurm durch ein sehr hohes Satteldach auffällt. Der Strang der Locomotivbahn von Linz in das Mühtviertel erreicht in ihm zuerst Steyregg, ein Städtchen von 872 Einwohnern gegenüber der Einmündung der Traun in die Donau. Die Kirche steht außerhalb der Stadt, zwischen beiden liegt das neue Schloß, das alte zum Theil noch bewohnbare oberhalb der Stadt auf Felseil. Die Besitzung, ein Passauer Lehen, gelangte im 13. Jahrhundert an die steyrischeu Wildone, an 61.6 T>ic Landcshciufttstadt ^iuz. die gewaltigen Kuenringe und noch im Jahre 1280 an die Capellen. Dieß mächtige Geschlecht kommt schon im 12. Jahrhundert als Ministerialen der steyerifchen Ottokare vor, zeichnete sich vielfach ans und erlosch, nachdem es großen Güterbesitz erworben hatte, im Jahre 1496. Steyreck ging auf die Liechtensteins über, von welchen eo die Jörger 1581 tauften. Im 17. Jahrhundert traten die Weißenwolfe in feinen Besitz, der noch bei diesem Hanse fortdauert. In dem mm folgenden Pulgarn befand sich gierst ein durch die Capellen gegründetes Spital. Im Jahre 1328 stifteten .vano von Capellcn, seine Gemahlin nnd Sohne ein förmlichcs Kloster deo heiligen Geistordens mit Nonnen nnd Priestern. Die Reformation dcmoralisirte die Mitglieder des Ordens, das Kloster wurde aufgehoben, im Jahre 1609 jedoch den Jesuiten übergeben. Nach der Aufhebung auch dieses Ordens im Jahre 1773 siel es an den Religionsfond. In der Schloßkapelle stnden sich noch alte Schnitzarbeiten und Denksteine vor. Von Pulgarn östlich an der Gufen, welche in geringer Entfernung in die Donau mündet, ist St. Georgen gelegen, ein Markt von 832 Bewohnern, die Kirche auf einem Hügel, der Markt am Abhang desselben. Die Kirche trägt den Styl des 15. Jahrhunderts an sich, ist jedoch, vornehmlich im dreischisfigen Langhause, später gründlich umgestaltet worden. Zwischen der Mündung der Gnsen und Mauthhausen liegt verlassen auf einer Donauinsel die Nnme Spielberg, von welcher schon im Jahre 1311 nrknndliche Erwähnung geschieht. Im Zwischenranin zwischen den beiden Aesten der Mühlviertler Dampfeisenbahn treffen wir das alte Schloß Marbach mit einer schonen Schloßkapelle an nnd Nied mit einer gothischen Pfarrkirche und der gleichfalls gothisch gebanten Filialkirche in Niederzirking. Als Ortschaft kommt Ried schon im 9. Jahrhundert vor, als Pfarre im 12. Die heutige Kirche geHort dein 15. Jahrhundert an. 61? ?« Das Erzherzogthum 57cslcrrcick ob dcr Enns, Die alte Pferdeeisenbahn lief uon Linz am Eingang in dm Haselgraben und an It. Magdalena vorbei allmählich aufwärts bis ,^um höchsten Uebergangspunkt in das Thal der Gufeu. Nichts Reizenderes als die Fahrt durch Wäldchen mit dem herrlichsten Rückblick auf das Donauthal bei Linz und auf dieß selbst, die Welserhaide dahinter und auf die am Schlüsse über zahlreichen Stnfen der Hügel und des Mittelgebirges aufragenden Hochalpen! Hübsch stellte sich von der Bahn und stellt sich von der Hauptstraße von Linz nach Freistadt Gallncukirchen dar, eingebettet in die Tiefe des grünen Gnsenthales, mit dem großen doch verfallenen Schloß Riedegg am linken Rande auf felsiger Höhe und den stattlichen Gebäuden einer Spinnfabrik anf dem schon ansteigenden Thalgrunde in der Mitte zwischen der erwähnten Burg und dem Markt. Die Bevölkerung beträgt 1125 Seelen. Sie zeichnet sich durch Gewerbs-fleiß aus. Die Pfarrkirche ist alt, doch vielfach umgestaltet, ihr ältester Grabstein ans dein 15. Jahrhundert. Niedegg bestand als Ried schon unter Rudolf uon Habsburg. Damals war es ein Eigen der Kuenringe. 1411 kauften es die Starhembcrge, bei denen es bis jetzt verblieben ist, nachdem sie es bereits im Jahre 1529 theilweife neu gebaut hatten. In dem noch erhaltenen Theil befindet sich eine Kapelle, eine Waffensammlung und ein reichhaltiges Archiv. Zwischen dem Thale der Großen Gusen und dein Haselgraben liegt die ziemlich besuchte große Wallfahrtskirche Altenberg. Nachdem die Pferdeeisenbahn durch schattige Wälder, durch die Thälchen und Schluchten der Kleinen Gusen größtentheils an der Lehne derselben gelaufen war führte sie nahe an Neumarkt vorbei. Die Frei-städter Poststraße zieht dagegen unmittelbar durch den Markt. Die Pfarre hier ist eine Mutterpfarre der Gegend in weitem Umkreis und, obgleich die Kirche im Presbyterium die Jahreszahl 1500 enthält, dürfte sie doch in manchen Theilen weit älter sein. Die ganze Kirche ist jetzt durch Zubauten sehr verunstaltet. Von den Grabdenkmalen soll dasjenige eincs Rectors Chunrad von: Jahre 1300 herrühren. Von Neumarkt westlich näher bei Hellmousöd ist der Markt Reichenau gelegen und auf einem Felsen hoch darüber das gleichnamige Schloß. 618 Die Landeshauptstadt ^'inz. Es besitzt einen hübschen Bildersaal und gehörte Pafsau, dann von der Mitte des 14. Jahrhunderts an bis zum Anssterben dieses Hauses im Jahre 1550 den Marschalchen von Neichenau. Eine recht imposaltte Kirche gothischen Styls findet man in dem nordöstlich uon Reichenan liegenden tzirschbach. Vorzüglich sind in ihr das Netzgewölbe des Chors zu nennen und das Maßwerk, welches an dm Fenstern und über dein schönen Portale der Südseite des Schisses vorkommt. Ueber diesem Portale ist ein Rnndsenster wieder mit Maßwerk und daneben ein ähnliches angebracht. Besonders im Aenßern sieht die Kirche sehr alterthümlich ans, wozu der Thurm mit seinem hohen Satteldach wesentlich beiträgt. ' Der Markt Schenkenfeldcn, nordwestlich uon Hirschbach, zahlt 704 Einwohner, stand schon in alter Zeit in lebhaftem Handelsverkehr mit Böhmen nnd treibt dermalen noch stark die Leinenweberei und den Handel mit Leinenwaaren. In dem östlich uon Schenkenfelden und bloß eine starke Stunde uon Freistadt einsam liegenden Naldburg fesselt allerdings der Bau der nicht großen, einschiffigen, gothischen Kirche aus dem Ende des 15. oder Anfang des 10. Jahrhunderts mit reichem Netzgewölbe im Chor und Schiff, allein ungleich mehr fesseln die mittelalterlichen Kunstschätze in derselben. Im Presbyterium sind nehmlich Neste guter Glasgemälde, dann geschnitzte Chorstühle vorhanden, auf deren einem die Iahrzahl 1522 erscheint, dann drei Flügelaltäre, wovon einer als Hochaltar, die andern als Seitenaltäre aufgestellt sind. Der tzauptaltar trägt die Iahrzahl 1517, der werthuollste Altar, der St. Wolfgangsaltar, aber 1521. Am meisterhaftesten geschnitzt ist die sitzende Figur des heiligen Wolfgang in der Predella, am schwächsten sind die Aufsatzfiguren, das Valdachinornament über diesen Figuren ist dagegen wieder sehr lobenswert!) und uon sehr lebhafter Bewegung, nnd jedenfalls zeigt das ganze Wert eine gleiche Durchführung aller Theile. Auch in dein uon Schenkenfelden nördlich gelegenen Reichenthal stammt zwar nicht das Langhaus, jedoch der Chor der Kirche aus der Zeit der Gothik im 15. Jahrhundert her. Das alterthümliche, auf Felsen thronende Schloß Waldenfels bei Neichenthal tritt zuerst in Urkunden im Jahre !390 auf. In der Zeit der Wirren unter Kaifer Die k'midcslMiptsiadt Vinz, nicht in dor Achse des Schiffes, sondern etwas nach links verschoben und haben die Fenster die ursprünglich!.' Form nnd das Maßwerk bewahrt. Südwestlich zwischen der Waldaist nnd der Feldaist mit der Eisenbahn blickt St. Leonhart in hoher Lage am Predigerberge herab, dessen Spitze, 2821 Fuß, die weiteste Fernsicht bis nach Unterösterreich und auf das steyrische Gebirge auszeichnet. Der Markt zählt W5 Einwohner, feine große gothische Kirche umgibt eine Ringmaner nnd ihr Thurm soll 50 Klafter hoch sein. Von St. Lconhart im Südwesten liegt noch Gutan im Raume zwischen den Aistflüssen. Die svätgothisäie Kirche desselben verdient jedenfalls wegen des ausgezeichneten Netzwerkes, womit die drei Schiffe ihres Langhauses überdeckt sind, Erwähnung. Auf dem östlich von Gutau auf dem linken Ufer der Waldaist bloß noch in Trümmern bestehenden Prandegg saßen die Prandtner am Beginn des 14. Jahrhunderts, als Besitzer des weit abwärts an demselben Flnsse auf semem rechten Ufer nnd schon in der Nähe seiner Müudung in die Feldaist und von Pregarten auf Felsen befindlichen großeu nnd mit einem hohen viereckigen Thurm versehenen Schlosses Reichenstein dagegen kommen im 14. Jahrhundert die im 17. ausgestorbenen Reichensteine vor. In der Dorfkirche von Reichenstein sieht man auf einem vortrefflich gearbeiteten Monument von weißen: Marmor den im Jahr 1571 verstorbenen Christoph von Haym mit drei kugeln in der Vrnst und ein Kind in einem Sarge abgebildet; als Erklärung der Darstellung aber wird angegeben, dieser Haym sei von einem Bauer erschossen worden, weil derselbe ihm fälschlich zumuthete, sein Kind geraubt und im Schloß Reichensteiu eingemauert zu haben. Das benachbarte alte Schloß Gneis-senberg, der Stammort der gleichnamigen Familie, ist im "Jahre 1392 erbaut worden. Wieder nordöstlicher im einsamen Gebiet gegen die Grenze von Unterösterreich finden wir im Thal der Kleinen Naarn Weißenbach, einen Markt von 452 Seelen mit spätgothifcher Kirche. Die nördlich vom Markt auf einem hohen und steilen Berge aufragende große Pfarrkirche Kaltenberg gestattet einen Fernblick auf den Tranntreis, anf die Alpen K21 Das Erzdcrzogthum Ocstcncich od dcr Emis, und alls eiii paar Krümmungen der Donau. Südöstlicher gegen dm Weinsberger Wald zu liegt dann der Markt Königswiesen all der Großen Naarn. Er hat 607 Bewohner und wicher eine spätgothische Kirche, von zwei Schiffen nut einem besonders prachtvollen Sterngewölbe und durch-gehends in der alteil Forin prangenden Fenstern mit Maßwerk. Südwestlich von diesem Markt trauern auf einem hohen Felsen Zwischen der (kroßen und Kleinen Naarn, jedoch der erstern näher, die großartigen Ruinen von Rultenstein. Die Burg kommt im Jahre 1284 vor und ist durch einen Blitzstrahl zerstört worden. Als Besitzer erscheinen die Liechtensteine, die Capellen und Wallseer. Friedrich !V. verkanfte Ruttenstein an die Pruescheck, die nachmaligen Grafen Har-degg zu Glatz und iin Machland. Südlicher ani linken Ufer der Großen Naarn, welche eine tnrze Strecke westlicher die kleine Naarn aufnimmt, ist das nicht kleine Dorf Pierbach gelegen, dessen Kirche das Interesse des Kunstfreundes dadurch erweckt, daß die drei Schisse des Langhauses zusammengenommen mehr Breite als Länge haben. Die Jahreszahl I486 an der Kirchenniauer deutet das Jahr der Erbauung an. Von Pierbach südwestlich, weit abwärts an der vereinigten Naarn, lagert auf einer weit blickende!: Anhöhe abseits von: rechten Ufer Allerheiligen. Seine Kirche verspricht uon Außen viel, wozu besonders das achteckige Giebelthürmchen an der Nest-falmde und die gothischen Fenster mit ihrem Maßwerk beitragen, dein Eindruck des Innern schadet dagegen sehr die durch eine Erneuerung vollkommen verunstaltete Decke. Die Kirche gehört dem Schluß des 15. Jahrhunderts an, doch erblickt man an der Brüstung der Empore im Prekdnterium die Iahrzahl 1521. Viele historische Erinnerungen knüpfen sich an day, südöstlich von Allerheiligen jenseits der Naarn und etwas entfernt voll ihr liegende Windhag. Sein Schloß war im Jahr 1300 ein Besitzthnm der Frein. Am Anfang des 15. Jahrhunderts gelangte es nach mehreren inzwischen stattgefundenen Besitzveränderungen an die Tampeck und von ihnen 1485 an Baiser Friedrich IV. Kämmerer Lasla Prager, welcher in: Jahre 1505 Freiherr wurde lind sich von Windhag nannte. Wiederholt hatten die 6^ ^ie ^uidcslxmptstcldt ^iuz. Besitzer von Windhag neuerdings gewechselt, da kaufte es im Jahre 1636 Joachim Enzmüller. Er war aus seinem Geburtslande Schwaben nach Linz gekommen, hierauf nach Wien berufen worden, stieg rasch im Staatsdienste und wurde, nachdem er als k. Commissär besonders energisch dem Protestantismus entgegengearbeitet hatte, im Jahre 166l) zum Grasen von Windhag erhoben. Zahlreiche Stiftungen ehren noch heute sein Andenken. Er baute das Schloß Windhag prächtig um, legte mehrere Sammlnngeu in ihn: au und verschönerte seine Gärten. Doch stiftete er dort auch cm Kloster der Dominikanerinnen, in welchem seine einzige Tochter Priorin wurde. Als er aber im Jahre 1678 gestorben war lies; diese seine Erbin das Schloß theilweise niederreißen und ihm gegenüber auf einem Berge ein neues Kloster bauen, welches im Jahre 1782 aufgehoben worden ist. Südwestlich von Windhag liegt Perg am >>öhenranoe, welcher die von Mauthansen gegen Osten bis gegenüber von Ardacker sich an der Donau ausbreitende Fläche, die größte des Viertels, nördlich begrenzt. Der ansehnliche Markt zählt mit den Vormärkten 1700 Einwohner nno ist der Sitz der Bezirkshauvtmannschaft im östlichsten Theile des Mühl-viertcls. Unter den Gebänden ragt die anf dein Platze freistehende große gothische Kirche vor allein hervor, deren hoher Thurm au den Ecken mit Erkerthürmchen versehen ist. Ein wirklich großartiger und sehenswürdiger Mühlsteinbrnch befindet sich beim Markt. Schon der Zugang durch eine enge Stemschlucht wirkt überraschend, noch überraschender aber der Anblick der nach der dortigen Vehaudlungsweise aus der Felswand herausgearbeiteten und gleich Niesenpilzen aus ihr hervorragenden Mühlsteine. Die Herrn von Pergc zählten im 11. Jahrhundert unter die edelsten Dynasten des Landes; sie stammten wahrscheinlich von den Grafen von Lebenan ab, starben aber schon am Ende Vbs 12. Jahrhunderts aus. Die Naarn, welche bei Perg in die Fläche an der Donau tritt, bildet in derselben Sümpfe uud es hat deßhalb eiu Kanal, die Pergenan, die Bestimmung, die Versnmpfung zu verhindern. Er beginnt eine halbe Stunde südlich von Perq. 65N Das C'vzlicr^qtdnm ^^stcrrciä' ub d^r ^mis. Wir tragen nun einige Orte alls dem Raume zwischen dein Ultter-lauf der Naarn und der Wald- dann der vereinigten Aist nach, wovon die letztere westlicher als die Naarn in noch immer geringer westlicher Entfernnng von Perg in die Donanfläche gelangt nnd nach knrzem süd^ lichen: Lanfe darin iu den Stroin mündet. Von Norden nach Süden in diesem Raume vorgehend nennen wir zuerst Zell. Der Markt, 508 Einwohner, gehörte dem Hochftift Regensburg; er gelangte nnter Andern an die Tamvek nnd Iörger. Der Markt Tragwein, südwestlich von Zell hat 521 Bewohner und. so wie anch Zell, eine gothische Pfarrkirche. Nächst der Aist, welche sich erst kurz vorher durch den Zusammenflns; der Waldaist nnd Feldaist gebildet hat, erblickt man ans einem jähen Felsen Windegg. Es kommt urkundlich Znerst 1,)5? vor nnd zählt nnter seinen >>crrn die berühmten Kuenringe, die Capellen nnd im 15. Jahrhundert die Wallseer. Südlicher nnd schon am ,. Jahrhundert. Ein größerer Thurm fehlt, «i^; Die Landeshauptstadt k!inz. seme Stelle vertritt ein Dachreiter. Die Dimensionen des in sauber gefügten Quadern durchgeführten Baues sind bedeutend. Die Kirche hat eine Gesammtlänge von ^15 Fuß, der Chor ist über 69 Fuß, das Quer-schiff über 72 Fuß und das Schiff über 48 Fuß breit. Der Grabstein des Stifters ist erst im 14. Jahrhundert angefertigt worden. Von den übrigen Denkmalen gehören die ältesten dem 15. Jahrhundert an. Das Votivbild des Prälaten Kern aus dem 16. Jahrhundert und die Monumente der Aebte Kirchleitner und Breil aus dem 17. Jahrhundert müssen als gut ausgeführte Arbeiten gelobt werden. Einen Gegenstand von Interesse bildet schließlich auch die das ganze Stift umfangende Quadermauer aus dem 15. Jahrhundert. Das weiter östlich auf der Straße nach Grein gelegene Saxen zählt unter die zuerst, nehmlich bereits im 9. Jahrhundert, vorkommenden Orte des Mühlviertels. Die Pfarrkirche verräth wirklich ein hohes Alter. Obgleich Saxen am nördlichen Rande der, freilich hier an ihrem östlichen Ende sich schmal zuspitzenden, Donaufläche liegt, hat es doch durch die Ueberschwemmungen der Donau oft zu leiden. Einer Sage nach soll sogar die einstige Pfarrkirche mitten im jetzigen Flußbett der Donau gestanden haben. Den Klammbach, welcher bei Saxen aus Norden in die Donaufläche tritt, aufwärts gelangt man nach Klamm. Kaiser Ferdinand III. erhob den durch die Zerstörungen der Hussiten und durch Brände herabgc-kommenen Ort neuerlich znm Markt. Der Name ist liralt, denn der Bruder des Stifters von Baumgartenberg, Otto von Machland, erscheint schon im Jahre 1154 als Malchun von Clamma. Die ursprünglichen Herrn und seit dem 1188 Grafen von Clamm stammten von ihm ab. Im 16. Jahrhundert kauften die Perger, eine kä'rnthncr'sche Familie Klamm von den Grafen von Hardcgg, sie wurden im 17. Jahrhundert Reichsfreiherrn und 1759 als Perger von Klamm in den Grafenstand erhoben. Ein Zweig derselben ist noch im Besitz. Das alte, befestigte und von den tzussiten vergebens belagerte Schloß hat laut einer Inschrift oberhalb des Hauptthores ein Freiherr von Klamm im Jahre 1636 in der gegenwärtigen Gestalt umgebaut. Es !>^7 79* Tas ErzlicrzoHchum ^cstcrrciä' »b dcr Emis. erhebt sich über dem durch eiue Waldschlucht brausenden Klammer Bach als ein eben so pittoreskes Bild, wie deren in der Umgebung dor Bach in seinem Lauf zwischen Felsengen und die Ruinen des im Walde gelegenen, schon am Ende des 14. Jahrhunderts bekannten, Schlosses Wasen-egg noch mehrere bieten. Der hochlicgende Markt St. Thomas am Blasenstein, nördlich von Klamm, ist seiner wundervollen Fernsicht halber berühmt. Seine Pfarrkirche entstand aus dem festen Schloße Blasenstein, von welchem noch Ruinen vorhanden sind. Die nahe Ruine Saxenegg koinnrt urkundlich als Burg im I. 1403 vor, bald daraufging sie in den Besitz derZelkinger über. Ostnordöstlich von St. Thomas finden wir Pabueukirchen, einen Markt von 307 Bewohnern mit einer der ausgezeichnetsten gothischen Kirchen des Mühlviertels, in welcher die Pfeiler, das schöne Parapet des Orchelchores, die Gewölbrippen und das Maßwert der Fenster aus Granit geformt sind. An der Außenmaller des Presbyteriums ist die Jahreszahl 1488 zu lesen. In der Nähe von Pabneukirchen steigt auf einem hohen und steilen Felsenberg die Burg Klingenberg empor. Nachdem sie im 13. Jahrhundert den Klingenbergern gehört hatte erscheint sie im 14. als ein Eigenthum der Preuhafen, am Ende des 15. dagegen als den Pruescheuken gehörig. Ein unterirdischer Gang führt aus dem Schloß nach Pabneukircheu. Südlich von Pabneukirchen erreicht man Kreuzen. Der Markt ist klein, seine Einwohnerzahl bloß 262. Eine Seitenkapelle der Pfarrkirche enthält eine im 16. Jahrhundert benutzte Gruft der Grafen Meggau, die Sakristcithüre trägt die Iahrzahl 1497 und das Orgelpostament 1490. Die vorzügliche, in neuester Zeit sehr in Aufuahme gekommene, Kaltwasserheilanstalt bildet eine erhebliche Einnahmsquelle der Bewohner,oon Kreuzen. Das, etwas südlich vom Markt in der Richtung gegen Grein auf einem hohen Berge thronende, alte Schloß, bekannt als die Grafschaft Kreuzen, mit weiter Allssicht über das Machland, auf das Land jenseits der Donau und die Alpen, befand sich stets in starken Händen. Wir nennen ails den Besitzern bloß aus der ältern Zeit die Volkenstorfe im 14., und die Meggau im 16. Jahrhundert. «!^ Die Landeshauptstadt Linz, Bei Grein find wir wieder unmittelbar am Ufer der Donau angelangt. Wir haben bei der Schilderung der Donau in Nieder osterreich die Fahrt in Linz begonnen und dabei auch die oberösterreichischeu Orte am Stromesufer zwischen Linz und den Grenzen von Unterösterreich berücksichtigt. Doch würdigten wir dort mehr das landschaftliche Moment der durchflogeuen oberösterreichischen Stromstrecke und die Rolle, welche den Ortschaften in ihr als Staffage der Donaulandschaft zugefallen ist und berührten bloß in zweiter Linie die geschichtlichen und andern Denkwürdigkeiten. In den letztern Beziehungen behandeln wir nun diese Orte. Die Stadt Grein zählt, jene von Greinburg nicht gerechnet, 1000 Einwohner. Ihre Lage am Strom ist reizend, sie selbst nimmt sich freundlich und mit ihren Plätzen auch ansehnlich aus nnd verdankt den in ihr sich vereinigenden Straßen sogar einige Lebhaftigkeit. Als Markt schon 1379 genannt erhielt sie ihr Stadtrecht vom Kaiser Friedrich IV. im Jahre 1491. Das Schloß Greinburg, welches von seinem Hügel die Stadt beherrscht, sieht mit den hohen Fenstern und der Kapelle in: Hauptbau stattlich genug auf seine Umgebung herab. Die Erbauer des Schlosses waren bald nach dem Jahre 1488 die Prueschenke, die spätern Grafen von Hardegg. Von den übrigen Besitzern heben wir bloß die Grafen von Meggau hervor, denen es bio in die Mitte des 17. Jahrhunderts gehörte. Gegenwärtig ist es ein Eigenthum des regierenden Herzogs von Sachsen-Coburg-Gotha. Oestlich von Grein, dort wo nebenan die Donau zwischen den Klippen im Wildwasser oe^ Strudels tobt und schäumt, kleben nesterartig an den felsigen Hängen des linken Ufers die Häuser des kleinen Marktes Struden und steht gleichfalls auf einem Felsen an ihrem westlichen Ende das 1354 erbaute Schloß Werfenstein, welches auch das Strudelschloß oder Strudenberg genannt wird. Auf der zwischen dem Hauptarm des Stromes und dem an seinem rechtenUfer sich hinziehenden Kanal, dein Heßgang, liegenden Werdinsel aber blickt äußerst malerisch ein großes Crucifix von der Spitze ihrer waldbewachsenen Felshöhe herab, während auf derselben Anhöhe tiefer unten die einsamen Trümmer des Werdschlosses trauern. ^) Das C'rzherzogthum Oesterreich oli dcr Emis, ^ Die Veranlassung des Wirbels, die Ruine Hausstein, hat die ueueste Zeit beseitigt und bei den aus diesem Anlaß unternommenen Arbeiten im Strome wurden viele Funde gemacht, welche es beweisen, wie reichlich alle Bewohner unseres Landes, von den ältesten angefangen, dem Strom-gott hier an der Stelle seines gefährlichsten Grollens freiwillig oder nn-sreiwillig ihre Opfer gebracht haben. Der Strom hat sich wieder geglättet und am linken Ufer ruht zunächst das freundliche St. Nikola, ein Markt von liUi Bewohnern. Als der östlichste Punkt am linken Donauufer vor der niederösterreichischen Grenze folgt dann noch der Markt Sarmingstein oder Saiolingstein, mit 263 Einwohnern. Die Lage der Häuser und die Neste der Befestigungen des alten Schlosses, welches schon 1470 urkundlich vorkommt, erregen die Aufmerksamkeit. In Cascaden fällt außerdem in geringer Entfernung vom Markt der Sarmingbach in die Tiefe. Auf dem Berge oberhalb des Marktes endlich verrathen Stcintrümmer die Stelle, wo die Kirche zum heiligen Johann und das Chorherrnstift Sabinich oder Säbnich gestanden, in welches Otto der Jüngere von Machland 1146 seine Burg Säbnich umgewandelt hatte — für wenig Jahre bloß, denn schon 1161 zogen die Chorherrn nach Waldhansen. Dieß letztere liegt nördlich von Sarmingstein in einem von Wald-dergen umschlossenen kleinen Thale. Den Markt bewohnen 2^8 Menschen. Außer der großen und schonen Stiftskirche besteht hier noch eine Marktkirche, welche, älter als die Stiftskirche, aus dem Ende des 15. Jahrhunderts stammt. Ein Sakramentshäuschen darin und eine freitragende Nendelstiege Zum Musikchor bilden verdienstliche Arbeiten der Gothik. Das Stiftsgebäude ist größtentheils abgebrochen worden und neben der Stiftskirche bloß das Schloß gelegen. Das Stift Waldhausen galt als eine der geachtetsten Pflegestätten der Wissenschaft. Seine Aufhebung hat im Jahr 1784 stattgefunden. «30 Die ^miiX'öüauptsiadt Vinz. Die Donau treibt ihre Wellen ungleich länger das Mühlviertcl entlang als längs einem andern Theile Oberösterreichs dahin und so möge auch beim Mühlvicrtel ein Wort über den allgemeinen malerischen Karakter der Donaustrecke zwischen Passall und Linz, welche ans diesem Gesichtspunkt noch nicht von uns gewürdigt worden ist, seinen Platz finden. Dieser Theil des Donaulanfes wird in seinem pittoresken Werth vielfach unterschätzt. Der großartigste Genuß bietet sich sogleich am Beginn der Fahrt dar durch den Rückblick auf die zwischen ihren drei Flüssen wundervoll auf den Hügeln und in der Tiefe gelegene alte Bischofsstadt Passau. Bald geben dann, hier steilere, dort sanftere, immer aber zu einer nicht ganz unbedeutenden Höhe ansteigende und größtentheils mit Laub- oder Nadelholz bedeckte Thalwände dem von ihuen in ein enges Bett gewiesenen Strom einen ernsten romantischen Ausdruck. Diesen Ausdruck vermehren noch die vielen Burgen: Krämpel-stein, Viechtenstein, Raunariedl, Marsbach, das stromumkreiste tzaichcn-bacher Schloß und Neuhaus, sowie die felsige Grenzmarke des Iochen-stein mit ihrer Kapelle, und ihn sördert es eben so sehr, daß im Verhältniß zur Zahl der Burgen nur wenig Ortschaften an den Ufern lagern als ihn die Physiognomie der einzigen großeru Orte: Obernzell, Engel-hartszell und Wesenurfahr verstärkt, weil dieselben ja gerade in ihren ältern Baulichkeiten allein die alltägliche Dorfcigenschaft Ueberragendes aufzuweisen vermögen. Bei Aschach geht ein glücklicher Wechsel im Karaktcr des Flusses vor sich. Der freundliche Markt, der Blick auf die lachenden Gelände des Hausruckviertels dahinter, aus welchen die Schauenburg höchst wirkungsreich emporragt, und das Bild der Fläche am linken Ufer dann der von ihr bis in die Ferne in Stufen sich erhebenden, an Farbentönen reichen, Berge des Mühlviertels sorgen dafür, daß eine Uebersättigung durch Zu viel Romantik nicht Platz greift. Noch fesseln Ottensheim und Withering die Aufmerksamkeit, da tritt der Strom wieder in einen engen Thalweg, doch nur für kurze Zeit, — alles: der ansehnliche Kalvarienberg, die sich mehrenden Häusergruppen, der regere Verkehr «31 Das Erzherzogthum Oesterreiä, ob dcr (inns. deutei: ails die Nähe einer großeu Stadt und wirklich neigen sich schon die Uferränder und an ihrem letzten Abfall gegen die Fläche entwickelt sich nun vor dem Auge des hochbefriedigten Donaufahrers die Landeshauptstadt Linz mit dem ihr gegenüberliegenden Urfahr in ihrer anmuthigen Lage am länderverbindendcn Strome. Ende dec> erstell Bandes, Druck von Leopold .<, Bär m Leipzig. 632 AJesca gestochen. | BA.1L7L1BWM® W®M 3KA ]P TU SS I WIE IE lg IS JE©-IE . :■ " sk je'ieic-taiet. L.Kohbock ^eceioknet,. "W X "Ko JD 1E4 ,&\.3D) «& AST IE 31 KT, ' H E R.XO GT H. S AIj Z BTJ11.U-) A-Fesoa fcatoohen. 1 j.bn.ciCiiScu.p? f "UE^: VdeU i SA 1.7.BURG.) TlCöiruSr souls \ .,-,:! čmilp* ! mmm «©ssatsiojsm ¥®m Mem wM&Timi&n&m. ...oukdeV J.Ri&Sei SJUl-p'rl SALZBURG) C.Grsfe del1 AFesca. sculp } \J~ i TYROL 1 v o o F.Hablitsctieok sculps I j s-^fctjr^jöss £$s:mm.&3 mmyt, icMSfSismioxsiE.., ■L.-^ic I-,:-- " ACld/i? ~M.Axrz* -.■iTJÜL +-:.-:./. I! d^ZS-L.ftOJige D KR KAP Uri.lNE.RSTE(;.1TYRO],) jcuW ./Msmr stsmiimss (siRtwm^j]&£ Earner tdsbm: ®3fWi\-L,:;fis. BBI MAL 2. ITTR.-L C,Iur:c1i & Sohn & J.luCoIb sculpt \£ SÜD-TYTIOT. I!-:' -^ G-ELoridi*: Sohn sculps ' 3D asm 3P©mM© ce^ajTScmaans. ihi ©m/riLiEm »»miEsr. ~?l L.B ohboä kielt -m^^ Ä.S.F3B (g-TSmXf ICH" ^TlTm@]L. l!^^' !j^,"^' '5'!,', . 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