für Vaterland, Kunst, Wijsenschaft und geselliges Leben. Politische Neiseskizzen aus Ischl. Vcschildcrt von T. im Tagsl'lattc „dic Prcjsc." e^Sschl ist die k. k. österreichische Rumpelkammer: alte, zerbrochene Hofräthe, unbrauchbar gewordenes Staatsmöbel, verrostete und verrottete Grafen, vergilbte Gräfinnen — im bunten Gewirre über einander geworfen! Man stelle sich zu allem dein die herrliche, reizende Gegend vor, und eines der eigenthümlichsten, interessantesten Bilder ist fertig. Wie man eigentlich dazu gekommen ist, diese Rumpelkammer in diesem Gebirgsparadiese, wo die Natur sich eine kleine Modellensammlung für all' ihre Reize und Schönheiten anlegte, einzurichten — ist mir unbegreiflich. Ich verstehe wohl, das; man Dichrerwinkel in Westmün-sterabteien grüuder, habe über nie gehört, das; man alte, schlechte Hausmöbcl in einen Prachcsaal stellt. Ich verstehe wohl, daß irgend ein schönes, poetisches Gemüth in einem Gebirgskirchhofe begraben liegen will, kann es aber nichr begreifen, das; Aristokraten und Bureaucraten ihre Familiengruft in diesem Gebirgsthals bestellt haben. Wirklich, der Coutrast ist arg genug! Die großen, gewaltigen Berge, auf denen die Freiheit thronte, und diese niedlichen chinesischen Despotenfigürchen dazwischen, die ihren Grimm und Zorn über die Neuzeit und die frechen Neuzeitler im Theaterdonner gewaltiger Philippiken, oder in ari-stocrarisch flammenden Elegien, oder in castratenhaft süßen Srerbearien am Busen der Natur ausweinen. Bis jetzt hat die Natur vielerlei Schmerz gesehen und gelindert: Liebesschmerz, der an einem Gebirgssee weint; Weltschmerz, der m der Adlers Heimat der Welrenzweifel Lösung sucht; der Jammer der Sclaverei, der einen aus dem Vaterlande Verbannten in den Bergen Heimaclos herumtreibt, — das sind alte Bilder, alte Dinge. Aber ein Trauernder, der den Namen irgend Eines in das Echo hinausruft, wie ein Liebender den der Geliebten, — ein Unglücklicher, der an einem Gebirgsbache sitzt und weint und dabei die Dienstordnung der k. k. Kammerherren im Elegientone herrecicirt, — oder Einer, der auf seinen Srab gestützt, vom Jammer gebleicht in das Thal hinabsieht, und dabei Seite 88, 89 u. s. f. aus dem Gotha'schen genealogischen Kalender den alten Bergeshäuptern vorjammert — das sind neue Schmerzensgestalten. Ich gönne ihnen ihre Leiden von Herzen. Mögen sie jammern, mögen sie weinen. Es sind doch allzu poetische Gestalten, diese modernen Donquixotes mit der Lanze aus Schilf und Rohr, die für die süße Jungfrau Dulcinea, das alte System, durch die Welten rennen. Süße Traume eines solchen alren, treuen, liebenden Podagraherzens. Sech-zigjährige, unglückliche Liebe zwischen einem bezopften Gemüth und dem alten, rodten System, das nun im Grabe liegr! In Wien aber hat man Ischl und die Ischler Flüchtlinge zu etwas Großem, Wichtigem, Bedeutendein gemacht, zum Sitz der Reaction, zum östcrr. Coblenz; man nannte es das Centrum, von dein alle Verschwörungsfäden ausgehen, in denen sich die Fliege Freiheit fangen soll. Arme Freiheir, die sich in solche Fäden hängt. Ich komme nun aus dem fürchterlichen Orte, ich habe die Aristocratie in der Nähe gesehen, habe mir die gräßlichen Verschwöre'' mir der Loupe becrachrer, habe mich iu den Nachen des Löwen gewagt, und muß aufrichtig bekennen, daß ich gewaltig enttäuscht worden bin, und anstatt in das Feldlager der Aristo-cratic, in ihre Familiengruft gelangte. Der Träger des alten Systems, Erzherzog Ludwig, langweilt sich auf der Es- planade und liest die „Wiener Zeitung" __ das sind alle seine politischen Verbindungen. Couriere empfängt er keine, Briefe nur höchst selren; er wohnt in einem Gasthofe, nnd da ist wahrlich nichr der Ort, um großartige Verschwörungsscenen abzuhalten und geheime Spione zu empfangen. Der berüchtigte Graf Vombelles ist gar nicht in Ischl, sondern sein Bruder, der sich nächstens ein Attestat von dem Wiener Sicherheitsausschusse ausfertigen lassen wird, dast er nichr sein Bruder ist. Kolowrat beschränkt sich auf die Gesellschaft seines Arztes, und seine redliche, ehrenwerthe Vergangenheit mag ihn wohl vor allen ähnlichen Vcidäch-tiqungen schützen. Die zahlreiche weibliche Verwandtschaft Me rrernich's sitzt am Kaffehtische. Ich wünsche wirklich, unsere allzu eifrigen Reactionsprediger und Versch.vörungs-witterer mochten sich einmal in der Nähe die österr. Emi-gririen ansehen. Es ist traurig, man verliert den Respect vor der österreichischen Revolution, wenn man die Opfer derselben in der Nähe sieht. (Achluß folgt.) 234 Gine gehoimnißvolle Heirath Hillori/chc Novelle, (Fortsetzung) Diese Nachricht traf Berkef wie ein Blitzschlag; ei erbleichre plötzlich, seine Beine schwankten und sein Blm jagte fieberhaft durch die Adern. Da er aber fürchtete, das Geheinnuß seines Schmerzes durch seine Erregung zu ver. rathen, so zog er sich schnell zurück und bemühte sich, seine schwindenden Kräfte zu sammeln und seine Obliegenheiten zu erfüllen, ohne das; man von seinen Leiden erwao geivahr wurde. Bald darauf hörte man Trommelschlag, der sich von einem Bataillon zum andern weiter fortpflanzte, so daß der ganze Platz von einem donnerähnlichen Getöse erfüllt war. Das war das Zeichen, daß der Gouverneur so eben das Schloß verließ; die Soldaten standen 'ogleich wie festgewur-zelt in ihren Reihen, in allen Linien herrschte plötzlich Ordnung und Stille. Die Officiere eilten auf ihre Posten, die Musik begann und wechselte mit den Trompeten lind Trommeln. Aber weder dieses Geräusch, noch die Gegenwart seines Vorgesetzten konnre den unglücklichen jungen Mann aus seiner Bei'türzung herausreißen; er war zerstreut und nach denkend, so lange die Parade dauerte, und als die Regimenter vor dem Gouverneur vorbei defilirc hatten lind in ihre Easerne abmarschirren, kehrte der junge Baron eiligst in seine Wohnung zurück, anstatt, wie er wohl sonst zu thun pflegte, sich mit seinen Waffengefährten zu fröhlichen Gelagen zu vereinigen, uud überließ sich einer Verzweiflung ohne Granzeii. Im Anbeginn dieser Leidenschaft hatte Berkef seine Hoffnungen unterdrückt; er glaubte nicht daran und wollte sich nicht einem eitlen Wahne hingeben; seit Sophien's Geständnis; aber hatte er seinen Wünschen und Erwartungen, auch seinem Ehrgeize freien Lauf gelaffen und in diesem Wahnsinne sogar an die Möglichkeit geglaubt, einst der Gemahl der Prinzessin zu werden. Sophien's zärtliche Blicke, ihr Lächeln, ihre Briefe, alles dieß trug dazu bei, ihn glauben zu machen, daß dieß das einzige Ziel und die einzige mögliche Lösung einer Liebe seyn könne, da er errö-thet seyn würde, ihr eine andere Auslegung zu geben. Freilich war die Verbindung eines Barons mir einer Prinzessin eine Thar, welche von jedem Herkommen und jeder Sitte verdammt wurde; aber was bedeuten Hindernisse und Vorurtheile, wenn eine feurige und erwiederte Liebe die Hoffnungen stützt und erhebt? Und dennoch, Sophie wollte sich verheirarhen! Sollte sie ihn getäuscht haben? Wollte sie seiner Leichtgläubigkeit spotten, oder hatte eine höhere Macht sie zu dieser Hcirath gezwungen? Er wußte sich diese Fragen uichr zu beantworten, und nur das Eine stand jetzt fest bei ihm: Entweder Sophie ist ein Opfer, oder sie ist treulos! Ermüder und abgespannt von solchen Betrachtungen, stützte der Baron den Kopf in seine beiden Hände und die Arme auf den Tisch, und lange verblieb er in dieser Stellung — da gewahrte er plötzlich ein Billet, das vor ihm lag. Er war so in Träumereien versunken gewesen, das: er nicht gewahr geworden war, wie es dahin gelegt wurde. Voll freudiger Bestürzung öffnete er schnell und las Folgendes: >>Sie . sind traurig! Ich begreife das wohl, aber fürchten Sie , nichts. Die Ereignisse scheinen Ihnen entgegen zu seyn, aber es gibt ein Mittel, sie alle zu besiegen, lind das besteht darin, daß wir ihnen voraneilen. Wenn Sie der Liebe, die man für Sie fühlt, würdig sind; wenn Sie Muth haben, den Gefahren, welche nnsere Liebe bedrohen, zu trotzen, so knüpfen Sie Ihre Schärpe an den Balcon vor Ihrem Fenster, und Sie werden dann erfahren, was zn thun ist." Dieses Billet versetzte den Baron auf den höchsten Gipfel des Glückes; trotz der Dunkelheit, welche in diesen Worten lag, war es doch leicht, die Bedeutimg derselben zu errathen. Sophie liebte ihn noch immer und liebte nur ihn. Sie weigerte sich ans allen Kräften, den Großfürsten zu heirathen, und in ihrer Angst nahm sie zu ihm und zu seinem Muthe ihre Zuflucht. Aber um was handelte es sich eigentlich? Um eine Entführung, oder um eine geheime Heirath? Beides bot große Schwierigkeiten dar und sestre großen Gefahren aus; aber Berkef knüpfte muthig seine Schärpe an die eisernen Stäbe des Balcons, wie -man es ihm befohlen hatte, und wartete in größrer Ungeduld. Der folgende Tag ging vorüber, ohne daß sich etwas Besonderes ereignet hätte, und der jnnge Baron fing an, wieder sc-hr unruhig zu werden. Freilich ist es wahr, daß die Augenblicke kostbar waren — es blieb nur noch eine Nacht bis zu der Stunde, welche zur Abi eise der Prinzessin fest-gesetzt war, und nichts konnte daher die Verzögerung des in dem Briefe angedeuteten Versprechens rechtfertigen. Endlich, gegen Abend, um die Stunde des Geheimnisses uud der Liebe, welche von den Verliebten so oft herbei gewünscht wird, glaubte Berkef seinen Namen aussprechen zu hören. Schnell erhob er sich. Eine Stimme befahl ihm, sich nicht zu rühren und das strengste Stillschweigen zn beobachten. Berkef blieb unbeweglich, lind die Stimme fuhr fort: »In dieser Nacht um zwei Uhr werden zwei Personen in Ihr Zimmer kommen; Sie werden dafür sorgen, daß Ihre Diener vorher entfernt sind und kein Licht brennt. Die dritte Person wird reden. Sie und ich, wir haben auf die einzige Frage, welche man uns vorlegt, nur Ja zu antworten. Seyen Sie übrigens über alles das, was darauf folgen wird, ganz unbesorgt." Sey es nun, daß diese Stimme absichtlich verstellt war, oder sey es, daß sie verändert wurde durch ein ihm unbekanntes Hinderniß, frei zu ihm zu gelangen — Berkef konnte sie nicht erkennen. Aber das beunruhigte ihu wenig, denn was er so eben erfahren hatte, genügte ihm voll-ständiq. Diese schnelle und unvorhergesehene Lösung aller Räthsel versetzte ihn in ein unbeschreibliches Erstaunen, und obgleich er selbst vom Anfange an die sonderbarsten und kühnsten Entwürfe gemacht hatte und der letzte Brief sein? Muthmaßungen und Wünsche wohl rechtfertigen konnte, so' war er doch jetzt über die bevorstehende Erfüllung derselben' 233 eben so erschrocken, als er sie früher so sehnsuchtsvoll herbei gewünscht hatte. Doch gingen diese Eindrücke bald vorüber, er ward ruhiger und dachte jetzt nur an das Außerordentliche seines Glückes. Da horte Berkef plötzlich die Thurmuhr schlagen; dieses Geräusch weckte ihn aus seinen Träumereien — er horchte, es schlug zwei Uhr. Schnell löschte er seine Wachskerzen aus, und Alles um ihn her lag in tiesem Dunkel. Fast in demselben Augenblicke öffnete sich die Thür, und zwei Personen traten in's Zimmer. Berkef trat ihnen näher. Eine zarte Hand ergriff zitternd die seinige und drückte sie zärtlich. Sogleich sprach die dritte Person die bei einer Ver-heirathung gewöhnlichen Segensformeln. Der junge Mann erkannte sogleich die Stimme des Eaplans der Prinzessin; er antwortete, was in solchem Falle geantwortet wird; das lunge Mädchen that eben so, und einen Augenblick später befand er sich in seinem Zimmer wieder ganz allein. Kanin war der Baron Berkef wieder zu sich selbst gekommen, so glaubte er aus einem Traume zu erwachen. Diese geheimnißvolle Verbindung, die in der Dunkelheit geschlossen wurde mic der Schnelligkeit eines Gedankens, sie hatte einen ganz eigenthümlichen Eindruck anf ihn geinacht; er glaubre immer noch den sanften Händedruck der jungen Frau zu fühlen. Das schien ihm wie ein Wunder, und jetzt erst kam er so weit zur Besinnung, daß er die Kerzen wieder anzündete: da sah er einen kostbaren Ring an seinem Finger glänzen. Er konnte nun nicht mehr zweifeln, Sophie war seine Frau, seine heißesten Wünsche waren erhört. Aber Alles war noch nicht beendigt; der Baron erinnerte sich der letzten Worte der Prinzessin : „Seyen Sie übrigens über alles, was daraus folgen wird, ganz unbesorgt." Und wirklich, nach dem, was geschehen war, konnte die Prinzessin unmöglich nach Petersburg abreisen; Berkef war nun überzeugt, daß noch erwas im Werke sey, das er nicht wisse; er glaubte sich demnach zu irgend einem Er-cignisse bereit halren zu müssen nnd erwartete den Tag mit Ungeduld. Endlich ward eo Tag. Aber es erschien nichts Besonderes. Mehrere Stunden vergingen, während der junge Qf-ficier der größten Unrnhe preisgegeben war. Bald darauf hörte cr die Kerren der Zugbrücke klirren, daS Schloßthor öffnete sich, man hörte Peitschenknall, und mehrere Postwagen fuhren im Galopp in den Schloßhof. Der entscheidende Augenblick war gekommen. Berkef ging in seinem Zim-wer auf nnd nieder, eine Beute der heftigsten Unruhe. Da hörte man im Schlosse Geräusch. Der Baron lief ans Fenster. Man sah Bediente, die Koffer und allerlei Pakete N'ugen, 'Andere banden sie am Wagen fest Es schien, als ob die übrigen Leute im Schlosse noch schliefen und nur die Diener wachten; aber diese Bemerkung konnte den jungen Mann nicht trösten, denn jedenfalls erkannte er ja ans allen diesen Vorbereitungen, daß die Reise der Prinzessin doch Statt finden solle. Endlich hörte man das Rollen der Räder. Berkef eilte auf den Balcon zurück, aber was er sah, das machte ihn ganz sprachlos, so groß war sein Erstaunen und seine Bestürznng. Der erste Wagen war bei der Freitreppe vorgcfahren: zwei Lakaien öffneten die Thür und stellten sich ehrfurchtsvoll an den Seiten anf. Darauf erschien der Prinz mit sei-ner Tochter; Helene von Eorvidof folgte ihnen, außerdem noch mehrere Officiere, alle in Neisekleidern. Während die Prinzessin die Treppe hinab stieg, blickte sie nach den Fenstern des Barons, nnd als sie ihn auf dem Balcon be-merkte, betrachtete sie ihn einen Augenblick auf eine sonderbare Weise. Berkef, der glaubte, daß Niemand ihn sehe, antwortete ihr mit Blicken, in denen seine zanze Seele sich aussprach, und legte die linke Hand aufs Herz: aber das junge Mädchen wandte schnell, wie unwillig, die Augen weg, bewegte leise die Schultern, als ob sie eine Frage damit ausdrücken wolle, und stieg in den Wagen; Helene und darauf der Major folgten ihr; die Officiere stiegen in den zweiten Wagen, und einen Augenblick später blieben nur die Lakaien auf dem Hofe. Der Baron erklärte sich die Geste der Prinzessin ganz natürlich: ohne Zweifel wollte sie ihm seine Unklugheit vor-werfen. Aber nichts destoweniger machte diese Abreise einen so gewaltigen Eindruck auf ihu, daß, gleich nachdem die Prinzessin Sophie seinen Blicken entschwunden, er kaum im Stande war, ins Zimmer zurück zu kehren; eine brennende Fieberhitze ergriff ihn, seine Glieder zitterten, sein Bewußtseyn schwand, was er sprach, verstand Niemand, nnd als der Arzr kam, erklärte er: Baron Berkef ist plötzlich von einem hitzigen Fieber befallen worden. (Schluss folgt.) Feuilleton. Lügen sind jetzt wohlfeil. — Die Wiener Blätter vom Monate Mai erzählten, daß ein Geistlicher mit 27.000 fi. die Arbeiter von den Academikern trennen wollte. Nun har es sich aber (nach der »Augs. Postz.") herausgestellt, daß jener Agitator kein Geistlicher, sondern ein Landwirth war, und bloß 27 fi. in der Tasche hatte, mit wel-chen er einige Arbeiter gewinnen wollte, um mit ihrer Hilfe seiner an die Ortsherrschafc gestellten Forderung mehr Nachdruck zu verschaffen. Die Amerikaner in der Wiener Ilnla. — Jene angeblichen Nordamerikaner, welche Dr. Fnster in der Wiener Aula aufführte und sie mir einer Rede und mic Ueberreichung des Calabreser - Hures bcwillkommte, waren (nach dein »Pr. Staatsanzciger") nichts mehr und nichts weniger, als bayerische Juden ans Fürth, deren einer sich eine Zeit lang in Amerika anfhielt; sie sind Werkzeuge der Emissarien zur Verbreitung republikanischer Ideen. Grnteanssicht. — Aus der sächsischen Oberlausitz gehen betrübende Nachrichten über die dort sich abermals zeigende Erdäpfelkrankheit ein. Im übrigen Sachsen ist bis ,etzt nichts davon zu bemerken. — Aus ganz Nolddeutsch-land stimmen die günstigen Ernte- und Ernteaussicht - Berichte überein. Nnr das Heu verdarb in einigen Gegenden in Folge starken Regens. Der Handel mit Champagnerweinen — stockt gewaltig. Die Keller zu Rheims und Epernap sind mit Mil- 236 lionon von Flaschen angefüllt, für welche sich keine Käufer finden wollen. Der Wein, welcher sonst 3 und 4 Fr. pr. Flasche galt, wird jetzt um 3 und 2 Fr. verkauft. Das Ausland und besonders England werden aus dieser Lage Vortheil ziehen. Gemüthlichkeit des Neichsverwesers. — Die „Nationalzeitung" erzählt aus Breolau von ihm folgenden Zug: Als bei der Durchreise des Erzherzogs, die am l0. Juli Statt fand, der Bürgermeister Bartsch dein edlen Johann für seinen auf das Wohl der Stadt ausgebrach, ten Toast dankte, nahm ihm der Erzherzog das Glas aus der Hand und goß von dessen Inhalr in das seinige mit dcn Worcen: »Geben's mir erwas Wein ab, i hab' keinen." Papierkorb dos Amüsanten. Der Depurirte Trunner, hat sich, wie der „Demo-crar" meldet, unsterblich gemacht; wer's nicht glauben will, höre folgende demosthenische Nede, die er am 2. Aug. zum allgemeinen Ergehen am Reichstage gehalten: »Ich erlaube mir rie Anfrage, ob es dem Minister des Innern bekannt, daß gestern Abends ein bedeutender Volköauflauf in der Hauptstraße der Alservorstadt Scacr gefunden habe, welcher Volksaufiauf sich sogar der Person deö Pfarrers bemächri-qen wollte. Dieser Volksausiauf dauerte biö nach Mitternacht, und ich behaupte, daß, wenn ein solcher Volksaufiauf Stacr finde, die Ruhe in Wieu durch einen solchen Volksauf-lauf in Zweifel gesetzt sey. Ich erlaube mir zu fragen, ob der Herr Minister des Innern Maßregeln gegen diesen Volksaufiauf bereits ergriffen hat, oder gegen die,en Volks-ausiauf ergreifen wird, damit ein solcher Volksaufiauf, wenn auch in Zukunft incht unmöglich gemacht, doch wirksam erdrückt werde. Es sind gegen diesen Volköaufiauf die strengsten Maßregeln unerläßlich, weil sonst die Reichöoersamm-lung durch solche Volksaufiäufe einer Unwahrheit gezecht werden könnte, da sie in der abgesandten Adresse an Se. Majestät von Ruhe und Ordnung in Wien gesprochen habe. Es würde mich wundern, wenn die 40.000 Mann Nario-nalgarden und die Milirärbesatzung in Wien (!!!) nichr hinreichen sollten, einen solchen Volksaufiauf zu unterdrücken. __ Ich frage ferner den Minister der Justiz, ob er gegen diesen Volksauflauf etwas veranlassen will, und die Anstifter bei diesem Volksauflauf zur Veranlassung (xic) ziehen wird." __Zischen und Lachen war der Lohn für diese erhabene Beredsamkeit. O Undank, o Welt! Der democracische Verein will Herrn Trunner ob seiner tressichen Gesinnung eine Dankadresse übersenden. In einem Prager Gasthause wurde (während des Belagerungszustandes!) über das Ein- und Zweikammersystem lebhaft debactirt. Als jedoch der Streit zu heftig wurde, standen einige gutgesinnte Bürger entrüstet auf und riefen: »Ei, was Kammern! Wir verlangen weder eine, noch zwei Kammern; wir wollen Ruhe!" — Künftiges Gespräch zwischen dem Bedienten und seinem Herrn: »Herr Johann, seyn Sie so gütig, mir sogleich meine Kleider und Stiefel herzurichten, ich habe einen dringenden Geschäftsgang." — »Ietzc habe ich keine Zeir, können Sie selbst holen, ich habe selbst einen dringenden Gang." — »Seyn Sie