23 Eva Gredel* Universität Duisburg-Essen CORONA „IN A NUTSHELL“: EINE ANALYSE VON DIGITALEN DISKURSFRAGMENTEN IM KONTEXT VON „ERKLÄRVIDEOS“ ZUR COVID-19-PANDEMIE AUF YOUTUBE 1 EINLEITUNG: YOUTUBE ALS DIGITALER DISKURSRAUM ZUR ANEIGNUNG UND AUSHANDLUNG VON WISSEN Mit einer Anzahl von 2,29 Milliarden aktiven Nutzern monatlich steht YouTube auf dem zweiten Rang der beliebtesten Social Networks weltweit (Statista 2021). Nicht nur Erwachsene greifen dabei auf die digitale Plattform zu. Besonderer Beliebtheit erfreut sich YouTube bereits auch bei Kindern und Jugendlichen: Die KIM-Studie (MPFS 2020a: 38) zeigt, dass 23% der befragten Kinder im Alter von sechs bis 13 Jahren YouTube täglich nutzen und weitere 36 Prozent der Befragten zumindest einmal bis mehrmals pro Woche Inhalte der Plattform rezipieren. Bei den Jugendlichen im Alter von 12 bis 19 Jahren sind es laut der JIMplus-Studie 60 Prozent der Befragten, die – insbesondere in Zeiten des pandemisch bedingten „Social Distancing“ – (fast) täglich Videos bei YouTube schauen (MFPS 2020b: 18). Angesichts dieser intensiven Nut- zung durch Jugendliche in Deutschland beschreibt eine Studie des Rates für Kulturelle Bildung YouTube als „Leitmedium und digitale[n] Kulturort von Jugendlichen“ (Rat für Kulturelle Bildung 2019: 7). Die Körber-Stiftung benennt in ihrer Analyse von 2019 die Plattform zudem als „Wissensdrehscheibe“, da von 38 Prozent der befragten Jugendlichen „Wissen aneignen“ als wichtiges Motiv bei der YouTube-Nutzung nach „Unterhaltung“ und „Zeitvertreib“ angaben (Körber-Stiftung 2019: 2). Aufgrund der hohen Relevanz und Reichweite von YouTube bei verschiedenen Al- tersgruppen ist die Plattform auch in den Fokus wissenschaftlicher Arbeiten gerückt und wurde innerhalb der Sprachwissenschaft schon aus verschiedenen Perspektiven betrachtet – etwa aus soziolinguistischer (Chun/Walters 2011), interaktionslinguis- tischer (Schmidt/Marx 2019) sowie medienlinguistischer Sicht (Boy/Bucher/Christ 2020). Die folgende Analyse schließt an Arbeiten an, die YouTube als digitalen Dis- kursraum verstehen (Tereick 2011 und 2013; Meier 2019 und 2020; Gredel/Mell i. Dr.), um systematisierend aufzuzeigen, welche methodischen Zugänge für die diskurs- linguistische Analyse von YouTube-Daten angemessen sind. Der Fokus liegt dabei auf einem digitalen Diskursfragment, dessen zentrales Element ein „Erklärvideo“ darstellt und deutlich macht, wie Wissen in YouTube konstruiert und vor allem auch diskursiv ausgehandelt wird. Dabei ist die folgende Definition für Erklärvideos relevant: * eva.gredel@uni-due.de UDK [811.112.2'42:616.9]:004.774.1 DOI: 10.4312/linguistica.61.1.23-36 Linguistica_2021_FINAL.indd 23 31. 03. 2022 09:31:10 24 Explanation videos as we define them here are generally short, pre-recorded audiovisual presentations intended to communicate factual or procedural know- ledge concerning some selected topic. Such videos show considerable diversi- ty, ranging over non-professional productions through to specifically designed course-related content for higher education. (Bateman/Thiele/Akin 2021: 112) Konkret wurde für die exemplarische Analyse das Video „Das Coronavirus erklärt & Was du jetzt tun solltest“ (Kurzgesagt 2020: ID = NU31mw90re0) vom 24.03.2020 ausgewählt, das im Kanal „Dinge erklärt – Kurzgesagt“ (Deutscher Kanal) veröffent- licht wurde. Der YouTube-Kanal gehört zum Münchner Designstudio „Kurzgesagt“, das Kanäle in mehreren Sprachen anbietet (z.B. das englische Pendant: „Kurz gesagt – in a nutshell“). Seit 2017 werden diese Videos im Auftrag von „funk“ produziert, das ein „Gemeinschaftsangebot der Arbeitsgemeinschaft der Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD) und des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF)“ darstellt und Menschen zwischen 14 und 29 Jahren adressiert (Funk 2017). Im Oktober 2021 steht der Kanal an zweiter Stelle der beliebtesten deutschen YouTube-Kanäle mit rund 1,56 Millionen Abonnenten (Statista 2021). Mit dem skizzierten Gegenstand schließt der Beitrag an aktuelle Arbeiten in der internationalen Linguistik zur COVID-19-Pandemie an: Neben Untersuchungen zu semantisch-lexikalischen Neuerungen im Kontext der Pandemie (vgl. Balnat 2020), stehen auch Argumentationsmuster und Narrative etwa in Corona-Verschwörungs- theorien (vgl. Römer/Stumpf 2020) sowie zu diskursiven Muster des Krisendiskurses (vgl. Daux-Combaudon et al. 2021) im Fokus der Sprachwissenschaft. Christian Koch und Britta Thörle (2021) machen in ihrem deutsch-französischen Vergleich deutlich, dass sowohl Experten des Robert Koch-Instituts wie auch des französischen Gesund- heitsministeriums zur Veranschaulichung von virologischem Wissen auf Metaphern in ihren Lageberichten zur Pandemie zugreifen. Annette Klosa-Kückelhaus (2020) zeigt korpuslinguistisch informiert auf, dass in medialen Diskursen eine Vielfalt verschiede- ner Metaphern zum Einsatz kommt: Neben Wasser- und Naturkatastrophen-Metaphern (Coronatsunami) werden auch Kampf- und Kriegsmetaphern gebraucht. Digitale Wissensangebote im Internet zur COVID-19-Pandemie, die Kinder und Ju- gendliche adressieren, wurden bisher nicht sprachwissenschaftlich untersucht, obwohl diese Angebote mittlerweile zahlreich sind und hohe Reichweiten erlangen. Die vor- liegende Analyse möchte diese Forschungslücke schließen und greift mit Metaphern als diskursive Einheiten eine Analyseebene auf, die seit jeher in der medizinischen Ex- perten-Laien-Kommunikation für die Popularisierung von Wissen höchst bedeutsam ist (vgl. Liebert 1996: 808) und für die Ausgestaltung von Wissensformaten für Kinder und Jugendliche Relevanz hat (vgl. Janich 2016: 53). Der Beitrag ist folgendermaßen gegliedert: Zunächst werden die Eigenschaften der Plattform (Abschnitt 2) sowie die Struktur von Diskursfragmenten bei YouTube am konkreten Fallbeispiel erläutert (Abschnitt 3). Abschnitt 4 zeigt anhand der Beispiel- analyse, welche methodischen Zugänge für eine umfassende Analyse des Diskursfrag- ments nötig sind. Der Beitrag schließt mit einem Fazit in Abschnitt 5. Linguistica_2021_FINAL.indd 24 31. 03. 2022 09:31:10 25 2 EIGENSCHAFTEN DER PLATTFORM YOUTUBE Um beschreiben zu können, welche Methoden für die (diskurs-)linguistische Analyse von YouTube angemessen sind, gilt es zunächst, deren Eigenschaften zu beschreiben. Benson (2017: 59) verweist auf die Non-Linearität der Plattform, auf der über Hyper- links etwa von einer Videoseite zu nächsten navigiert werden kann. In medienlinguisti- schen Arbeiten wird die Multimodalität von YouTube als wichtige Eigenschaft benannt (Boy/Bucher/Christ 2020: 3). Diskurslinguistisch perspektiviert ist die Multiautoren- schaft der Beiträge etwa in den Kommentarbereichen zu betonen, die zur „Pluralität der Diskurspositionen“ (Tereick 2013: 228) bei YouTube führt: Gleichzeitig sind Vertreter subversiver Positionen, da sie sich innerhalb einer partizipatorischen Community bewegen, fast zwangsläufig mit Gegenstimmen konfrontiert. Vertreter verschiedener Positionen müssen sich also mit der Sicht- weise der jeweils anderen Seite auseinandersetzen. Weil derartige Aushandlun- gen in dieser Breite in zugangsbeschränkten Medien kaum zu beobachten sind, bietet die Analyse von YouTube die Möglichkeit ‚soziale Austauschprozesse“ [...] in konzentrierter Form zu untersuchen. (Tereick 2013: 231) Aus interaktionsanalytischer Sicht kann bei YouTube auch von „massive polylo- gues“ (Bou-Franch/Garces-Conejos Blitvich 2014: 19) gesprochen werden, da z.T. mehrere Tausende Internetnutzer Videos kommentieren. Durch die Offenheit und par- tizipatorische Kultur (vgl. Boy/Bucher/Christ 2020: 1) der Plattform ergibt sich dann zudem die „Dynamik der Inhalte“ (Tereick 2011: 64), da Internetnutzer permanent und auf unterschiedlichste Arten – etwa durch Kommentieren und Rekontextualisieren – zur Plattform beitragen können. Die Zusammenstellungen von Inhalten werden jedoch nicht nur durch menschliche Akteure, sondern auch maschinell beeinflusst, da „durch Personalisierungsalgorithmen [...] Inhalte an das vorhergegangene Surfverhalten der Nutzer angepasst [werden]“ (Tereick 2013: 232). So gehen etwa die Listen der am Rand angezeigten Thumbnails anderer Videos auf algorithmisch erzeugte Vorschläge zurück. Dabei wird über diese Thumbnails z.T. auch auf Videos in anderen Sprachen hingewiesen, was belegt, dass YouTube eine „auf internationale Teilhabe“ (Wergen 2019: 52) ausgerichtete Plattform ist. YouTube geht somit weit über eine reine „Archi- vierungsplattform“ (Wergen 2019: 51) für Videos hinaus und kann als „site of cultural negotiation” (Chun/Walters 2011: 252) verstanden werden, auf der Diskurse interna- tional und sprachübergreifend geführt werden. Die erläuterten Eigenschaften wie etwa Multimodalität, Multilingualität oder Multiautorenschaft stellen (diskurs-)linguistische Analysen von YouTube vor (methodische) Herausforderungen, die im Folgenden ad- ressiert werden sollen. 3 DATEN(-TYPEN) DIGITALER DISKURSFRAGMENTE AUF YOUTUBE Es soll nun an einem Beispiel erläutert werden, wie die Grundeinheiten digitaler Dis- kurse – hier als digitale Diskursfragmente bezeichnet (für eine detaillierte Diskussion Linguistica_2021_FINAL.indd 25 31. 03. 2022 09:31:10 26 vergleiche Gredel/Mell i. Dr.) – in YouTube aufgebaut sind und wie ihnen methodisch und theoretisch adäquat in Diskursanalysen begegnet werden kann. Im Zentrum des digitalen Diskursfragments steht ein Video von 8:35 Minuten (s. Abb. 1, A), das als Animationsfilm folgendermaßen zu beschreiben ist: Animation films are characterized by the fact that – usually computer-generated – artificial moving images are shown to visually illustrate a process, a problem, an issue, or a scientific theory. The spoken language can generally be heard from off-screen synchronized with the – in many cases – dynamic visualizations. (Boy/Bucher/Christ 2020: 6) Rechts neben dem eigentlichen Video werden Thumbnails (Abb. 1, B) angezeigt, die auf Videos anderer digitaler Diskursfragmente (z.B. zum Impfen) verweisen und somit in gewisser Weise Diskursivität herstellen: Abb. 1: Screenshot des Kanals „Dinge erklärt – kurzgesagt“ Das Video wird auch gerahmt durch den Videotitel (Abb. 1, C) in Kombination mit Metadaten wie dem Veröffentlichungsdatum, der Zahl der Videoaufrufe (im Beispiel ca. 1,47 Mio. Aufrufe) sowie Hinweisen zum Kanal. Ergänzt wird dies durch weitere Linguistica_2021_FINAL.indd 26 31. 03. 2022 09:31:11 27 Metadaten auf der rechten Seite (Abb. 1, D) wie Zahl der Likes und Dislikes, deren diskursanalytische Relevanz Wergen folgendermaßen erläutert: Bleibt man im Foucault’schen Deutungsmuster, geht hiermit eine Unterwer- fung des Subjekts unter quantifizierbare soziale Anerkennung einher – hier zeichnet sich eine freiwillige Messbarmachung ab und die Möglichkeit, sich in Mittel- und Höchstwerten messbaren Kategorien einzuteilen (Like/Dislike, Views, Subscriber). Es findet eine Messbarmachung sozialer Wertigkeit statt [...]. (Wergen 2019: 49) Zentral für den digitalen Diskursraum YouTube ist auch die Option, Kommentare unterhalb des Videos zu verfassen. Auch diese Kommentare sollten als Teil des digitalen Diskursfragments verstanden werden (vgl. etwa Sommer 2018: 197), wenngleich auch manche Betreiber von YouTube-Kanälen diese Option von vornherein deaktivieren. Im November 2021 sind es beim analysierten Video in der Summe 4.225 Kommen- tare (Abb. 1 E), die wiederum mit Likes und Dislikes bewertet werden (können). Viele Kommentare nehmen über intertextuelle Verweise (etwa in Form von Zitaten) direkt Bezug auf das Video (vgl. Polajnar 2019). In anderen Kommentaren wird das im Video behandelte Thema allgemeiner adressiert. Zu allen Kommentaren besteht für Nutzer der Plattform die Möglichkeit, wiederum Antworten zu verfassen. Die besprochenen und sehr unterschiedlichen Elemente sind somit relevant für umfassende Diskursanaly- sen der Plattform YouTube. Im Folgenden soll anhand einer Beispielanalyse aufgezeigt werden, wie der Komplexität digitaler Diskursfragmente auf YouTube methodisch be- gegnet werden kann. 4 BEISPIELANALYSE UND METHODISCHE ÜBERLEGUNGEN 4.1 Diskurssemiotisch orientierte Analyse des Videos: Kampfmetaphorik Das Video mit einer Länge von 8:35 min im Zentrum des untersuchten digitalen Dis- kursfragments ist – wie bereits oben erläutert – ein Animationsfilm, bei dem künstliche bewegte Bilder durch einen Sprecher im Off thematisiert werden. Während im Video- titel (Abb. 1, C) die Adressaten des Videos geduzt werden (Was du jetzt tun solltest), nutzt der Sprecher im Video zeitweise auch das inklusive Wir: „Aber was passiert eigentlich bei einer Infektion [00:21], und was sollten wir tun?“ [00:24]. Er konstruiert somit über Personalpronomina eine kommunikative Dyade relativer Nähe zwischen Produzent und Rezipient. Da der Sprecher im Off jedoch an keiner Stelle zu sehen ist und auch nicht audiovi- suell nachvollziehbar mit einer anderen Person im Video interagiert, soll das Video aus einer diskurssemantischen bzw. diskurssemiotischen Perspektive betrachtet werden. Im Falle etwa von Expertenvideos (Boy/Bucher/Christ 2020: 5), in denen Experten z.T. in Face-to-Face-Interaktion mit anderen zu sehen sind, wäre der Rückgriff auf Me- thoden der multimodalen Interaktionsanalyse angemessen (Schmidt/Marx 2019: 125), Linguistica_2021_FINAL.indd 27 31. 03. 2022 09:31:11 28 da die gezeigten Experten dann auch hinsichtlich unterschiedlichster Ausdrucksres- sourcen wie Gestik oder Mimik zu untersuchen wären. Bei der hier adäquaten diskurssemiotischen Betrachtung fällt auf, dass Kampfme- taphorik das Video im Visuellen und Verbalen prägt. Es handelt sich um Sprachbilder, deren Traditionslinien sich weit zurückverfolgen lassen und in Diskursen zu Viren als diskursiv etabliert gelten können (vgl. Gredel 2014: 91-92). Nach Liebert (1996: 808, s. auch das Modell in Abb. 2) werden Metaphern je nach Textsorte bzw. Gebrauchs- domäne unterschiedlich variiert bzw. ausdifferenziert: „In populärwissenschaftlichen Sachbüchern werden die abstrakten Begriffe taxonomisch degradiert zu ‚Dieb‘, ‚Mör- der‘, ‚Pirat‘, im Artikel des untersuchten massenmedialen Nachrichtenmagazins findet sich der Ausdruck ‚unsichtbare Killer‘.“ (Liebert 1994: 86). Abb. 2: Taxonomische Beziehungen im Feld der Kampfmetaphorik (Liebert 1996: 808) Metaphern kommt somit „eine Brückenfunktion für die Verbindung zwischen wis- senschaftlichen und nichtwissenschaftlichen Diskursen“ zu (Liebert 1994: 86) und füh- ren zum Ausbau geteilter Vorstellungswelten. Dies wird auch im analysierten Video deutlich. Im Auszug des Transskripts zum Video sind relevante metaphorische Muster markiert: 01:47 Die Zelle schmilzt quasi und setzt dabei neue Corona-Teilchen frei, 01:51 die weitere Zellen angreifen. [...] 01:57 Nach etwa 10 Tagen sind Millionen von Zellen infiziert 02:00 und das Virus überschwemmt die Lunge. 02:03 Noch hat das Virus nicht sehr viel Schaden angerichtet, 02:07 aber jetzt wird dein Immunsystem zu deinem Feind. [...] 02:19 Das Corona-Virus infiziert die Immunzellen, 02:21 die in die Lunge strömen, um es zu bekämpfen. 02:24 Das sorgt für Verwirrung. Linguistica_2021_FINAL.indd 28 31. 03. 2022 09:31:11 29 [...] 02:36 Die Corona infizierten Immunzellen überreagieren und geraten in Pa- nik. 02:41 Das Immunsystem verfällt quasi in Kampfrausch 02:44 und setzt mehr Soldaten ein als nötig. 02:47 Das ist Verschwendung und schadet dem Körper. 02:50 Chaos verbreiten vor allem zwei Arten von Zellen: 02:53 Neutrophile sind richtig gut im Töten. 02:56 Leider auch uns selbst. 02:58 Zu Tausenden tauchen sie jetzt auf und setzen Enzyme frei, 03:02 die wahllos Freund und Feind zerstören. 03:04 Die anderen Zellen, die jetzt austicken, 03:07 sind sogen. T-Killerzellen. [...] 03:30 Die meisten Fälle kriegt das Immunsystem wieder unter Kontrolle. 03:34 Es zerstört die infizierten Zellen, 03:36 verhindert weitere Infektionen durch das Virus, 03:39 und räumt das Schlachtfeld. Während Termini wie angreifen und bekämpfen auf der superordinierten Ebene der Kampfmetaphorik anzusiedeln sind, die Liebert (1996: 808) Wissenschaftstexten zuord- net, wird die Kampfmetaphorik zur Kriegsmetaphorik mit Begriffen wie Kampfrausch, Soldaten, Freund und Feind oder Schlachtfeld ausgebaut. Die im Video eingesetzten Metaphern sind auf der Basisebene wissenschaftsvermittelnder Texte zu verorten (vgl. Liebert 1996: 808). Visuell werden die schematisiert dargestellten Coronaviren und kör- pereigenen Zellen in einer tumultartigen Szene gezeigt, in denen ihnen Aussagen wie Attacke oder Ich bin so sauer zugewiesen werden. Die eigentlich leblosen Entitäten wer- den somit personifiziert. Einen Spezialfall stellt der im Video gebrauchte Terminus T- Killerzellen dar: Während Liebert (1994: 86) das Lexem Killer in Bezug auf Viren als taxonomische Degradierung in massenmedialen Texte sieht, ist der im Video verwende- te Ausdruck T-Killerzellen als Fachbegriff zu verstehen, der auch in wissenschaftlichen Texten Verwendung findet (z.B. Little 2015: 87). Krieg- bzw. Schlachtszenarien werden also nicht nur verbal realisiert, sondern auch bildlich umgesetzt. Dass Erklärvideos auf YouTube metaphorisch auch nur auf der superordinierten Ebe- ne konzipiert sein können, zeigt etwa das Video „Kindern das Coronavirus erklären“ von der EURAC Research (2020: ID = XO3UZ6CztvA). Zwar kommt auch hier die Kampf- metaphorik visuell und verbal zum Einsatz, wird aber nicht zur Kriegsmetaphorik aus- gebaut: „Aber zum Glück gibt es ein Immunsystem. Das sind viele kleine Zellen, die die Viren bekämpfen.“ (EURAC Research 2020: 0:41). Das Kurzgesagt-Video unterscheidet sich also vom Video der EURAC als wissenschaftlicher Institution hinsichtlich des Aus- baugrads bzw. hinsichtlich der taxonomischen Ebene der Metaphern. Linguistica_2021_FINAL.indd 29 31. 03. 2022 09:31:11 30 4.2 Diskursorientierte Feinanalyse von YouTube-Kommentaren in sequenziellen Kontexten mithilfe von digital Methods Im Kommentarbereich des digitalen Diskursfragments wird der digitale Diskurs zum Coronavirus fortgesetzt: Es finden sich dort im Kontext des Videos am 23. November 2021 insgesamt 4.225 Kommentare. Diese Kommentare können über bestimmte Tools im Sinne der Digital Methods (korpus-)linguistischen Analysen zugänglich gemacht werden: Für diese Beispielanalyse wurden zur Datenerhebung die YouTube Data Tools der Digital Methods Initiative Amsterdam genutzt (DMI 2021). Sie zeigen, dass sich in der Summe 2.517 verschiedene Autoren in den digitalen Diskurs auf YouTube ein- bringen, was Beleg für die Multiautorenschaft der Plattform ist. Von dieser Gruppe an Akteuren veröffentlichen jedoch 1.999 nur ein einziges Mal einen Kommentar. Das Maximum liegt bei 54 Kommentaren durch einen Autor. Auch der Umfang der Kom- mentare ist sehr unterschiedlich und reicht von Äußerungen, die lediglich ein Emoji oder (ein) Interpunktionszeichen umfassen bis hin zu elaborierten Kommentaren be- stehend aus mehreren Sätzen. Das verwendete Tool extrahiert neben dem Namen des jeweiligen Autors auch Metadaten zu jedem einzelnen Kommentar wie etwa Zeitstem- pel (engl. ‚timestamp’), Zahl der Antworten (reply count; Maximum: 105 Antworten zu einem Kommentar vom 20.09.2020) und Zahl der Likes (like count; Maximum: 4.143 Likes zu einem Kommentar vom 24.03.2020). So unterschiedlich die Metadaten der Kommentare auch sind, viele der Kommentare zeichnen sich auf sprachlicher Ebene durch Eigenschaften aus, die internetbasierte Kommunikation charakterisieren – dar- unter etwa der Einsatz von Emojis oder von Adressierungsmarkern. In diesem Zusammenhang wurde über die Eigenschaften von Kommentarbereichen auf theoretischer Ebene reflektiert: Tereick (2011: 62) spricht davon, dass sich Kom- mentarseiten „gesprächsartig entfalten“, wohingegen Meier (2020: 286) von „simulier- ter Dialogizität“ spricht. Grundsätzlich lassen sich Äußerungen im Kommentarbereich von YouTube als „Sprache-in-Interaktion“ (Imo 2013: 56) verstehen, da Interagierende dort über ihre Äußerung eine Situation im weitesten Sinne durch das gemeinsame und häufig auf das Video bezogene Kommentieren konstituieren. Zumindest bei einer Sor- tierung der Kommentare nach Zeitstempeln – also in ihrer zeitlichen Abfolge – lassen sich auch „längere dialogische Sequenzen“ (Meier 2020: 286) rekonstruieren. Dies soll nun im Folgenden diskursorientiert im Rahmen einer Feinanalyse aufge- griffen werden. Tereick verweist explizit darauf, dass etwa im Video verwendete Me- taphern ausschlaggebend für die Entwicklung der aufeinander bezogenen Äußerungen im Kommentarbereich sein können: Es entspinnt sich ein Dialog zwischen Teilnehmern, der einem Gespräch sehr ähnlich sein kann, bis hin zum Streit und zur gegenseitigen Beschimpfung [...] Das ,Gespräch‘ kann sich dabei auf vielfältige Weise entwickeln. Teile des Vi- deos, z.B. bestimmte Metaphern [...] können dabei Auslöser sein, indem sie auf- genommen, modifiziert und weitergetragen werden. (Tereick 2011: 62) Linguistica_2021_FINAL.indd 30 31. 03. 2022 09:31:11 31 Anhand einer Sequenz soll hier aufgezeigt werden, wie Kommentare zum Diskurs- fragment beitragen und dabei die im Video genutzten Metaphern aufnehmen, modifi- zieren und ausbauen. Zahlreiche Kommentare verhandeln dabei zugleich die Qualität, den Wahrheitsgehalt sowie die Glaubwürdigkeit des Videos, wie etwa der Kommentar von Nutzer Morganey1 vom 10.08.2020, auf den es insgesamt 8 Antwortkommentare gibt, von denen in Abb. 3 die ersten drei zu sehen sind: Abb. 3: Screenshot zum Kommentarbereich des analysierten Diskursfragments Morganey1 greift in seinem initialen Kommentar das im Video sprachlich entwor- fenen Metaphernszenario mit Ausdrücken wie befallen, Immunabwehr oder Selbstzer- störungsmodus auf. Durch die einfachen Anführungszeichen zeigt er zugleich an, dass er sich davon kritisch distanziert (etwa beim Begriff ‚befallen’). Mit der metaphorischen Setzung Corona ist nur die Blendgranate greift er dann zwar die Kriegsmetapher auf und differenziert sie sogar auf der subordinierten Ebene nach Liebert (1996) mit Blend- granate aus, variiert aber auch zugleich das Szenario: Nicht mehr das Coronavirus selbst ist kämpfender Akteur in einem Kriegsszenario, sondern wird als Waffe in einem Kampf bzw. Krieg sprachlich inszeniert. Wer genau sich in diesem Kampf gegenübersteht, wird nicht explizit artikuliert, sondern lässt sich lediglich aus dem Kontext erschließen: Den sogenannten Weltbänkern wird im Kommentar die Menschheit gegenübergestellt. Die zum Coronavirus dargelegten Informationen diskreditiert Nutzer Morganey1 als „längst und vielfach widerlegt“ und hinterfragt somit die Qualität und Aktualität des Linguistica_2021_FINAL.indd 31 31. 03. 2022 09:31:11 32 Videos. Mit der Metapher Marionetten der Weltbänker dehumanisiert er die Produzenten des Videos und inszeniert sie als willenlose bzw. käufliche Akteure, wobei er die Meta- pher Marionetten zum Ende des Kommentars hin ein zweites Mal verstärkend in Bezug auf Medienschaffende setzt. Nutzer Piterthepan reagiert auf den Kommentar lediglich mit drei Fragezeichen, wohingegen der nächste Antwortkommentar von Nutzer Thomas John länger ausfällt, der zunächst über ein durch Anführungszeichen markiertes Zitat einen intertextuellen Bezug zum initialen Kommentar von Morganey1 herstellt. In der Folge kritisiert Thomas John die Aussagen von Morganey1 und untrestützt die im Video elaborierte Sichtweise, was zu einem erneuten Kommentar mit Adressierungsmarker (@ Thomas John) durch eben jenen führt. Auffällig ist auf sprachlicher Ebene, dass Mor- ganey1 in diesem an Thomas John gerichteten Kommentar diesen direkt adressiert und mit der Adhoc-Bildung Virusapostel diskreditiert, was auf den Eskalationssgrad der ver- balen Auseinandersetzung verweist. Die Sequenz schließt mit einem Kommentar eines weiteren Nutzers, der lediglich das Wort Aluhut enhält. Ein Ausdruck, der auf digitalen Plattformen zu Delegitimierung von konkurrierenden Meinungen bzw. Akteuren genutzt wird und „als Sinnbild für Personen, die eine absurde Weltsicht haben oder Verschwö- rungstheorien anhängen“ (DWDS 2021) verstanden werden kann. Gezeigt wurde anhand dieser qualitativen Beispiel-Analyse, dass Metaphern An- lass zur kritisch-abwertenden Beurteilung des Videos in der Anschlusskommunikati- on sein können (wie im Fall von Nutzer Morganey1). Zum Teil wird die Kampf- und Kriegsmetaphorik variierend fortgeführt, wobei auch Ausdrücke genutzt werden, die nach Liebert (1996) auf der subordinierten Ebene anzusiedeln sind (Weltkrieg bzw. Blendgranate) 5 FAZIT In diesem Beitrag wurde anhand einer Beispielanalyse zu einem Erklärvideo des You- Tube-Kanals „Dinge erklärt – kurzgesagt“ (englisch ‚kurzgesagt in a nutshell’) zum Thema der COVID-19-Pandemie gezeigt, wie komplex Diskursfragmente des digitalen Diskursraums YouTube sind und welche methodischen Zugänge für deren Analyse rele- vant sind. Mit dem Fokus auf die in wissenschaftlichen Diskursen etablierte Kampfme- taphorik wurde deutlich, dass diese als diskursive Einheiten nicht nur im zentralen Video visuell und verbal eine wichtige Rolle bei der Wissensaushandlung einnehmen, sondern auch im Kommentarbereich von mehreren Akteuren kontrovers verhandelt und kritisch differenzierend fortgeführt werden. Die analysierten Daten legen es somit nahe, diskurs- semantische bzw. diskurssemiotische Zugänge mit Ansätzen der (multimodalen) Inter- aktionsanalyse zu kombinieren, um digitale Diskursfragmente einer ihrer Komplexität angemessenen Untersuchung zuführen zu können. Insbesondere die aus dem Kommen- tarbereich über ein digitales Tool erhobenen Sprach- und Metadaten könnten in ergän- zenden Analysen quantitativ etwa mithilfe korpuslinguistischer Verfahren wie Kookkur- renzanalysen oder N-Gramm-Analysen weitergehend ausgewertet werden. Linguistica_2021_FINAL.indd 32 31. 03. 2022 09:31:11 33 Literatur BALNAT, Vincent (2020) „Unter Beobachtung: Corona-Wortschatz im Deutschen und Französischen.“ Nouveaux Cahiers d’Allemand 38/2, 139–159. BATEMAN, John A./Thiele LEANDREA/Akin HANDE (2021) „Explanation videos unravelled: Breaking the waves.” Journal of Pragmatics 175, 112–128. BENSON, Phil (2017) The discourse of YouTube: multimodal text in a global context. New York/London: Routledge. 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In diesem Beitrag wird anhand einer Beispielanalyse die Komplexität des Diskursraums YouTube aufgezeigt und erläutert, welche metho- dischen Zugänge zu digitalen Diskursen auf YouTube adäquat sind. Fokussiert wird in der qualitativen Analyse auf Metaphern, über die Akteure geteilte Vorstellungswelten zum Coronavirus sprachlich konstruieren. Schlüsselwörter: YouTube, Metaphern, Diskursanalyse, Digitalität, Interaktionsanalyse Abstract CORONAVIRUS „IN A NUTSHELL“: ANALYSIS OF DIGITAL DISCOURSE FRAGMENTS IN THE CONTEXT OF EXPLANATION VIDEOS ON THE COVID 19 PANDEMIC ON YOUTUBE YouTube is one of the most popular digital platforms in the world. Videos on current and socially relevant topics – such as explanation videos on the COVID 19 pandemic – can achieve a very wide reach. They are viewed millions of times and are discussed from a myriad of different point of view by thousands of Internet users in the comment sections. In this sense, YouTube can be understood as a space of digital discourses for the negotiation of knowledge. In this article, the complexity of YouTube as a discourse space is demonstrated with the help of an example and it is explained which meth- odological approaches to digital discourses on YouTube are adequate. The qualitative analysis focuses on metaphors through which the participants construct through lan- guage shared imaginary worlds about the corona virus. Keywords: YouTube, metaphors, discourse analysis, digitality, interaction analysis Povzetek KORONAVIRUS „NA KRATKO“: ANALIZA DIGITALNIH DISKURZNIH FRA- GMENTOV NA PRIMERU POJASNJEVALNIH VIDEOV O PANDEMIJI COVIDA-19 NA YOUTUBU YouTube je ena najbolj priljubljenih digitalnih platform na svetu. Videi o aktualnih in družbeno pomembnih temah – kot npr. pojasnjevalni videi o pandemiji covida-19 – lahko dosežejo veliko odmevnost, imajo na milijone ogledov in o njih v komentarjih številni uporabniki kontroverzno diskutirajo. YouTube lahko tako razumemo kot digi- talni diskurzni prostor za usvajanje znanja in pogajanja o njem. V prispevku pokažemo na analizi primera kompleksnost YouTuba kot diskurznega prostora ter primerne meto- dološke pristope k digitalnim diskurzom na YouTubu. V prispevku se osredotočamo na metafore, s katerimi akterji jezikovno ustvarjajo predstave o koronavirsu. Ključne besede: YouTube, metafore, diskurzna analiza, digitalnost, interakcijska analiza Linguistica_2021_FINAL.indd 36 31. 03. 2022 09:31:12