PlänumeiationSprei/e. Für Laibach (sammt Zustellung in'« yaus): Oanzsührig , fl. 5. ­H«U>jühria, „ 2.Z0 Vielteljährig , !,25 Mit Postversendungl Oanzjähng. . fl. 8.— Halbjährig . . „ 6.— Vierteljährig . „ >.50 Einzelne Numnlern 3 fr. Zeitschrift für vaterländische Interessen. (Erscheint Tinstllg und Freitag.) Manuskripte werden nicht zurückgesendet, anounme Mittheilimgc» nicht berüclfichtigt,. Jahrgang V. Laibach, Freitag am 21. Jänner 1870. Insrrtionsgebuhl ezz»-"^ ^ ^,üi die zweispaltige'I zeile oder deren Ran» emmaliger Ginscka.f Üir.,2mnl8kr. 3mll!1 Stempel itdesmal 30 Redaktion: Haupn a«, Nr, 313, III. Ewct. Administration , ei daselbst in Ottofnr Klerus Buchhandlung, Nr. 6. Zum Gesetze über die Steuerreform vom 24. Mm 1869. Wenn wir versuchen in diesen Erläuterungen zum „Gesetz vom 24. Mai 1869 über die Regelung der Grundsteuer" die ganze Form und den Verlauf dieser Regelung so kurz wie möglich darzu» stellen, anstatt paragrafenweise vorgehend, die vorkommenden, viel­leicht weniger faßlichen Ausdrücke und Absätze zu erklären oder durch Beispiele zu erörtern, so veranlaßt uns dazu hauptsächlich die ge­machte Bemerkung, daß es eben nur die größere Ausdehnung, welche natürlich die ganzen gesetzlichen Verfügungen einnehmen, ist, welche dem leichten, schnellen Verständniß hie und da hindernd entgegensteht, während die einzelnen Paragrafe in größtmöglicher Deutlichkeit und Kürze verfaßt, nur in seltenen Fällen einer praktischen Erläuterung oder Darstellung bedürfen. Dieser Fall tritt eigentlich nur in dem eisten Abschnitt des Gesetzes bei den allgemeinen Grundsätzen ein und sür diesen Abschnitt sind es hauptsächlich die W. 1, 2, 4 und 5, welche uns zu einer Verdeutlichung veranlassen. So sagt ß. 1 , daß der Grundsteuer alle Grundflächen unter­liegen, welche im Wege der landwirthschaftlichen Kultur benutzbar sind — (wohl zu beachten benutzbar und nicht bloß be nützt) und zwar auch dann, wenn sie dieser Benützung durch eine, die Steuerfreiheit nicht begründende Widmung entzogen sind. Als der Kulturgattung angehörend, in welche die Schätzungs­lommission — deren Zusammenstellung und Wirkung wir später ein­gehendst schildein werden — das Grundstück einschätzt, also als solches wird es besteuert, wenn auch der Besitzer dasselbe irgend einer Ursache halber in anderer Weise verwendet. Es müßte daher für eine Wiese, welche die Kommission als solche tlassifizirt, die sie als Wiese treffende Grundsteuer gezahlt werden, wenn sie auch vom Eigenthümer nicht als Wiese, sondern der Bequemlichkeit wegen vielleicht als Viehauslauf oder Weide be­nutzt würde, da „Weide" ebenfalls ein steuerpflichtiges Objekt ist. Nur in dem Fall, als die Wiefe Zwecken zu dienen hätte, die ein Grundstück überhaupt steuerfrei machen, wie solche im Z. 2 näher bezeichnet sind, z. V . zur Anlage eines Friedhofes, eines öffentlichen Weges u. f. w., wäre sie von der Grundsteuer befreit und gar nicht als Wiese einzuschätzen. I m selben §. 2 sind auch „unproduktive Grundflächen" als grundsteuerfrei angeführt. Damit ist aber nur gemeint, daß die Gründe ihrem Urzustände nach überhaupt als unproduktiv, als der Kultivirung unfähig, von der Schätzungs-Kommission angenommen sind, keineswegs aber, daß sie ein einfaches Nichtbestellen oder Ver­wahrlosen von Seiten des Besitzers zu unproduktiv-steuerfreien macht. Das wichtigste Prinzip, welches die Steuerreform enthält, ist unstreitig der im ß. 4 ausgesprochene Grundsatz: daß die Größe der Summe, -welche durch die Grundsteuer dem Staatshaushalte zuge­führt werden muß, im Wege des Gesetzes, d. h. durch den Reichs­rath festgesetzt werde und zur Einbringung nach Vcrhältniß des er­hobenen Reinertrages auf die einzelnen Länder, Bezirke, Gemeinden und endlich einzelnen Grundstücke vertheilt werde. Wi r wollen hier beispielsweise anführen, wie diese Ausschrei­bung und Veitheilung vorgenommen wird, und nehmen, um es leicht faßlich zu machen, kleine runde Zahlen an und sagen: Das 1 Joch große Feld des Besitzers M . in der Gemeinde Felddorf wird durch die Kommission in die Güte-Klasse mit 5 fl. Reinertrag eingeschätzt und sein zweites schlechteres Feld, von ebenfalls 1 Joch Größe in jene mit 3 fl. Reinertrag gestellt. Auf gleiche Art sind die Grund­stücke aller Besitzer in der Gemeinde nach ihrem jährlichen Reiner trag mit je 2, 5, 8, vielleicht auch 12 fl. und mehr beziffert, und die Summe dieser Reinerträge der sämmtlichen zur Gemeinde Feld dorf gehörigen Grundstücke würde dann etwa 500 fl. betragen. Ebenso bilden die Reinerträge aller Steuergemeinden zusam mengestellt den Reinertrag eines Bezirkes und sofort die Reinerträge aller Bezirke den Reinertrag des Kronlandes und die Reinerträge aller Kronländer den Reinertrag des Reiches. Wird nun vom Reichsrathe bestimmt, wieviel Grundsteuer ein gehoben weiden soll, so ergibt sich einfach das Verhältniß, m dem jedes Land, jede Gemeinde und jedes Grundstück beitragen muß. Es heißt dann: Soviel Gulden Gesammtreinertrag liefert der Grundbesitz des Reiches; soviele Gulden Grundsteuer sind zuzahlen — also entfallen auf jeden Gulden des Reinertrages soviele Brück-, theile eines Guldens, das heißt, so und soviel Steuertreuzer. Wäre also, um unser Beispiel durchzuführen, der Gesammt-Reinertrag des Reiches, wie er sich aus der Zusammenstellung aller Reinerträge ergibt, 100 Millionen Gulden und bestimmte der Reicks rath, daß die Erfordernisse für den Staat die Einbringung von 3t> Millionen Gulden Grundsteuer nöthig machen, so hat jedes Krön­land, jedes Steuerbezirk, jede Gemeinde, jedes Individuum von jedem Gulden Reinertrag, mit dem seine Felder eingeschätzt sind, 36 tr als Grundsteuer zu zahlen, daher die beispielsweise angeführte Ge meinde Felddorf 180 fl. und der Besitzer A. von seinem Iock Feld mit 5 fl. Reinertrag, 1 fl. 80 tr. und von dem mit 3 fl. Rein ertrag geschätzten 1 fl. 8 kr. Da diese Reinertrags-Einschätzung nur immer für 15 Jahre einmal vorgenommen wird (ß. 41), folglich die Reinertrags-Summe für foviele Jahre feststeht, so macht die Ausschreibung und Berech­nung der Grundsteuer bis zum einzelnen Grundstück herab, keine Schwierigkeiten. Wohl aber tiitt schon hier die große Wichtigkeit hervor, welche das Einschätzen dieses Reinertrages hat und diesem Vorgange se ganz insbesondere unsere Aufmerksamkeit gewidmet. Was Reinertrag (§. 5) ist, braucht wohl keine Erklärung­seine Ermittlung geschieht nach genauem Erwägen und Prüfen der Roherträge, von denen ebenso genau die Kosten, ohne welchen dieser Rohertrag nicht hervorgebracht werden kann, abgezogen weiden. Der Vorgang bei Ermittlung des Reinertrages ist in chrono logischer Ordnung beschrieben, folgender: Wir beginnen mit dem Zusammentreten der Bezirks-Schatzungs Kommission (Z. 9), mit welcher der einzelne Besitzer und die Ge meinde in erster Linie zu verkehren hat; ihr obliegt das wichtigste Geschäft, die Bestimmung des Reinertrages für den Steucrbezir und die Einschätzung der Grundparzellen. Die beiden anderen, ähnlich zusammengesetzten Kommissionen Die Landes-Kommission (§. 8) und die Zentral-Kommission §. 7 sind eigentlich Kontrolbehörden und der Grundbesitzer kommt mit ihnen erst indirekt in Berührung, wenn er Ursache hat, gegen die von der Bezirks-Kommission gefaßten Beschlüsse zu reklamiren (§Z. 37 und 38). (Schluß folgt.) MmoritiitMitrag des Adreßausschusses des Abgeordnetenhauses. Die Unterzeichneten beantragen nachstehende Aenderungen des Entwurfes des Adreßausschusses. Statt des Absatzes 5 wäre zu setzen: Wi r theileu das Bedauern Ew. Majestät, daß dieses Verfas­ rmgswert nicht überall befriedigt hat, und daß sogar nicht überall von dem wichtigsten Verfassungsrechte, von dem Rechte der Vertre­ tung Gebrauch gemacht werden will. Wir müssen jedoch unsere volle Ueberzeugung aussprechen, daß Acnderungen an den zu Recht beste­ henden Verfassungsgesetzen nur auf dem in der Verfassung selbst vor­ gezeichneten Wege erfolgen tonnen und dürfen. Statt der Absätze 6. 7, 8, 9 wäre zu setzen: Wir verschließen uns keineswegs der Thatsache, daß bei dem Sneben einzelner Lander und Volksstamme nach Erweiterung der Landesautonomie Aenderungen in dieser Richtung au der bestehenden Verfassung sich als wünschenswcrth und nothwendig herausstellen; allein wir theilen vollkommen die in der a. h. Thronrede ausgespro­chene Ueberzeugung, daß die Form unserer Verfassung jeder Art von Wünschen und Anschauungen in Beziehung auf ihre Weiterbildung freiesten Raum zur Geltendmachung gewährt. Das Haus der Abgeordneten spricht seine Bereitwilligkeit aus, dießbezügliche Anträge, die entweder als Vorlagen der kaiserlichen Regierung oder sonst im legalen Wege an dasselbe gelangen werden, in reifliche Erwägung zu ziehen und allen solchen Aenderungen in der Verfassung seine Zustimmung zu ertheilen, welche geeignet sind, den Frieden und die Eintracht unter den Völkern Oesterreichs zu sichern und befriedigende Zustände im Reiche zu schaffen. Hier, sowie überhaupt bei Geltendmachung der verschiedenen Anschauungen und Wünsche in Beziehung auf die Weiterbildung der Verfassung wird sich das Abgeordnetenhaus die in der a. h. Thron­rede bezeichneten Grenzen einerseits der Kraft des Reiches nach innen und dessen einheitliche Machtstellung nach außen, andererseits der verfassungsmäßig gewährleisteten Selbständigkeit der bestehenden Kö« ingreicke und Länder stets gegenwärtig zu halten. Statt der Absätze 10, 11 wäre zu setzen: Das Haus der Abgeordneten gibt sich der Zuversicht hin, die kaiserliche Negierung werde, beseelt von dem Wunsche nach einer befriedigenden Verständigung mit allen Völkern Oesterreichs, dieselbe Feuilleton. Wiener Briefe. l^Aus dem „Wanderer".) - Liebwerthester Herr von Schindler! Jetzt geht der alte Staberl auch noch unter die Politiker, wer­den Sie sagen. Aber wer ist Schuld daran? Sic und kein anderer, mem guier Herr von Schindler. Daß mir der ganze Schwindel eigentlich gründlich zuwider ist, das können Sie sich vorstellen. I m Vertrauen gesagt, ich mache mir aus dem ganzen Gerede, wer re­gielen soll und wie regiert werden soll und so weiter, genau eben­i'ovicl wie Sie. Was kommt auch dabei heraus? Daß die Papiere fallen, daß man sein Geld verliert und daß Journalisten mit Hein Revolver auf Prinzen losgehen, auf wirtliche Prinzen — es ist entsetzlich. Nein, wegen meiner könnte die ganze Politik verboten werden. Meine Ruh will ich haben und mein gutes Auskommen und meine Unterhaltung. 3 ber sehen Sic an, da steckt es! Wann Sie mitthun, da unterhalte ich mich; da gibt's immer was zu la­chen immer eine Hetz, und eine ordentliche Hetz ist ja so selten geworden. Darum fckau ich jeden Morgen in der Zeitung nach, ob ^hr Namc drin steht und hintendaran „(Heitcrleit)", und darum g'hc icl'in's Abgeordnetenhaus und setze mich auf die Gallcrie links und passe auf, bis Sie kommen, und wenn Sie kommen, da muß ich glcicy lachen. Was Sic mir gestern wieder für Spaß gemacht laben ich kann es gar nicht sagen. Tic Geschichte mit dem Löffel, die war schon zu gut, zu witzig. Bravo Schindler! schrie ich ganz laut als ich das las. Sie entschuldigen schon, Herr Verwaltung«­rath, daß ich mich da so vertraulich geäußert habe, aber mir war, als ob ich im Karl-Theater säße und der Blasel machte seinen anzubahnen trachten, um die Lösung der vorhandenen Widerstreite im verfassungsmäßigen Wege zu ermöglichen und zu beschleunigen. Statt des Absatzes 19 wäre zu setzen: Ew. Majestät! Bei Gründung der konstitutionellen Staatsform in Oesterreich geruhten Ew. Majestät zu erklären, Allerhöchstdieselben wollen die Erinnerungen, Rechtsanschauungen und Rechtsansprüche aller Länder und Völker mit den thatsächlichen Bedürfnissen der Monarchie aus­gleichend verbinden. Tief eingegraben liegen diese erhabenen Worte im Herzen jedes österreichischen Staatsbürgers. Sie zeichnen auch uns die Bahn vor für unser konstitutionelles Wirken. Wir schreiten sonach festen Muthes au die Lösung unserer Auf­gabe in der Ueberzeugung, auf dieser Bahn den warmen Gefühlen der Pflicht für Wohlfahrt und Ruhm des Reiches auch jenen zu begegnen, welche heute noch den Gruudlagen der Verfassung die thatsächlichc Anerkennung verfugen — in der Zuversicht, daß auf dieser Bahn die ersehnte Verständigung mit allen Völkern Oester­reichs wird erreicht weiden. Gott schütze Oesterreich! Gott segne und erhalte Ew. Majestät! Grocholski, Berichterstatter der Minorität. Krainski. Svetec. Zur Situation. Der Rücktritt der drei Minoritätsminister, schreibt die „Zuk.", ist nun eine vollzogene Thatsache; außer dem mitgetheilten allerh. Handschreiben an Minister Plener bringt die „Wr. Ztg." im amt­lichen Theile drei gleichlautende Erlässe an die Minister Taaffe, Potocki und Dr . Berger, mit welchen dieselben „auf Ih r Ansuchen" von ihren betreffenden Posten „in Gnaden und unter Anerkennung Ihrer mit treuer Hingebung geleisteten Dienste" enthoben werden. Die Situation, in welcher wir uns infolge dieser Ereignisse befinden, ist eine so eigenthümliche, daß wir eine kurze Beleuchtung derselben für nothwendig halten, um unserer Partei jene Beruhigung über unsere Zukunft zu schaffen, welcher sie sich getrost hinzugeben alle Ursache hat. Es ist die schwierigste Aufgabe des konstitutionellen Monarchen, den richtigen Moment zu bestimmen, wo das unmittelbare Eingreifen der Krone in den Gang der Regierungsmaschine zur Pflicht wird. Daß solch' ein Moment auch für Oesterreich naht, daß schon in den Thaddädl wie gewöhnlich, und da mußte ich schreien: Bravo Schindler! Der Blasel ist auch sehr g'fpassig, aber solche Einfälle hat er doch nicht. Wie war es nur? I n Laibach ist der Löffel noch nicht geschmiedet, mi» dem Oesterreich aufgegessen werden soll. Nein, das ist so dumm, darauf wäre nicht einmal der Matras verfallen. Werden die Laibacher Augen machen, wenn sie erfahren, daß sie Oesterreich aufessen wollen. Und dann das vom großen Mau l der Verfassung — köstlich! Und Recht haben Sie. Wenn die Verfassung ein großes Maul bekäme, was hätten wir zwei dann voraus? Das darf man sich nicht gefallen lassen. Uebrigens das mit dem Löffel kommt mir doch fchon bekannt vor. Sollten Sic vielleicht den Witz fchon einmal gemacht haben? Mi r ist immer so, als ob ich vor sieben, acht Jahren gelesen hätte: „I n Pest ist der Löffel noch nicht geschmiedet u. s. w." Doch lassen wir die alten Geschichten, etwas gutes kann man immer zweimal hören, und die Hauptsache ist, daß der Witz paßt. Er paßt aber jetzt gerade so wie damals. Damals sagten wir : „Wi r tönneu warten," und heute: „Oesterreich hat noch lange Zeit, sich konstitutionell auszubilden." Das ist dieselbe Couleur in Grün. Aber weßhalb ich eigentlich an Sic schreibe, verehrter Herr v. Schindler: es ist doch schade, daß Sic Ihr schönes Talent nicht besser ucrwcrtheu. Sic haben wohl manches erreicht, sind t. t. No­tar, doppelter Vcrwaltungsrath, Reichsrathsabgeordneter, Ritter hoher Orden, Erb-, Lehen- und Gerichtshcrr auf Leopoldskron, aber Sie habcu cinen noch höheren Beruf, und Sic wissen bestimmt schon, was ich meine. Es ist doch wohl kein Zufall, daß Sic die Früchte Ihres Fleißes gerade im Salzburgifchcn angelegt haben, aus Salz­burg kam ja unser beider Ahnherr, der Hanswurst mit dem grünen Hut. Mir hat auch einer gesagt, daß Sie dem Vittncr die schönen Kouplets machen, die so scharf in's Zeug gehen gegen den Gemcin­dcratl, und die Pfaffen. Aber wozu wollen Sic denn für andere allernächsten Monaten das heute herrschende System sich vollends abgewirthschaftet haben wird, das sieht jeder Denkende llar genug ein. Mag der Samstagsbeschluß des Herrenhauses die heutige Si ­tuation geschaffen haben; mag die bevorstehende Adreßdebatte des Abgeordnetenhauses den Vorgang des Herrenhauses bestätigen. Wenn erst die theoretischen Diskussionen und ihre lustigen Fräsen zu Ende sind, so wird bei der ersten praktischen Frage der ungeheure Riß auseinanderklaffen, welcher in unserer Volksrepräsentanz besteht. Ma n versichert uns, die Regierungspartei wolle sofort die Frage der Wahlreform auf die Tagesordnung bringen; andererseits haben die Polen am verflossenen Freitag den definitiven Beschluß gefaßt, sofort nach Beendigung der Adreßdebatte die galizische Resolution rückhalts­los in Angriff zu nehmen und haben die Mitwirkung aller opposi­tionellen Elemente zugesichert erhalten. Wird die Erledigung ihrer Angelegenheit hinausgeschoben oder ihre Forderung gar abgewiesen, so erfolgt sofort der Austritt der polnischen Delegation und bald nach ihr unverweilt auch der der übrigen Opposition. Dann ist der Moment gegeben, wo der Krone die Pflicht er­wächst, den Kompaß in die Hand zu nehmen, um das Staatsschiff in eine neue, glücklichere Bahn zu lenken. Daß sie dieß mit leichtem, mit erleichtertem Herzen thun wird, dafür bürgt die eben so interessante alscharakteristische Thatsache, daß Dr . Giskra seit Jahresfrist keine einzige Privataudienz gehabt, daß mithin der Monarch ein ganzes Jahr hindurch den ersten Raihgeber der Krone und faktischen Chef der Regierung nicht unter vier Augen gesprochen hat. Ein Kommentar zu den Adressen für die Verfassung. „Zahlen sprechen lauter als Worte!" Diesen an sich richtigen Grundsatz wendet das „Laibacher Tagblatt" vom 14. d. M . an, um mit Anführung statistischer Daten über die Ergebnisse der indi­rekten Besteuerung in Krain während der letzten drei Jahre, wenn auch nur schüchtern die Meinung auszusprechen, daß unter der Aegide der Verfassung und des wiedergekehrten Vertrauens (!) auch in Krain Betriebsamkeit, Gewerbewesen und Handel sich aus ihrer Agonie zu erheben, Produktionsmittel und Erwerbsträfte allmälig zu erstarken beginnen. „Zahlen sprechen lauter als Worte," leider aber im vor­liegenden Falle zum Beweise des Gegentheils von dem, was das „Tagblatt" Glauben machen wollte, und bedürfen die aufgeführten Zahlen eines Kommentars in Worten. Das unbedeutende Steigen ^eule arbeiten, das ist doch sonst Ihre Art nicht. Gehen Sie mit mir in Kompagnie, gründen wir eine neue Singspielhalle! Wenn an den Ecken die großen Zettel kleben mit ellenlangen Buchstaben: Heute bei der Kohlkreunzen die berühmte Volkssängergesellschaft Sta­berl und Schindler — meinetwegen auch Schindler und Staberl, denn ich bin nicht ehrgeizig — und darunter Sie mit dem Zwicker abgebildet wie der kleine Löwy ob schön, ob Regen; und wenn ich dann Abends heraustrete und annoncire: Herr Schindler wird die Ehre haben vorzutragen ein neues Kouplet: „Der Laibacher Löffel," und dann kommen Sie selbst in einer ganz säubern weißen Weste, und der junge Herr Schmundinger am Klavier schlägt die Grasel­tänze an — ich sage Ihn«! , die Hornischer wird nichts dagegen fein. Und das schöne Publikum! Ten Vormittag gehen Sie in den Reichsrath, am Abend kommen die Reichsräthe zu uns, der Herr von Kuranda und der Herr von Tinti Hochwohlgeboren, vielleicht gar ein Sektiouschef oder Minister von Ihrer Bekanntschaft. Glau­ben Sie mir, es wird ein sicheres Geschäft. Und das Geschäft, nun, das wissen wir zwei ja, das Geschäft vor allem! Ich habe Sie namentlich immer bewundert, wenn Sie sich das Ansehen gaben, als ob es Ihnen heiliger Ernst wäre mit den lang­weiligen Geschichten im Reichsräthe, wenn Sie so mit — wie hei­-ßen's die Gelehrten nur gleich? — ja, mit Pathos sagten „Vater­land — das tausendjährige Oesterreich — Kultur — Freiheit — Hochmacht u. f. w." und dann gleich wieder so einen rechten Kou­pletwitz darauf' das macht sich ausgezeichnet, das Stück müssen Sie auch öfter aufführen. Sie dürfen übrigens nicht glauben, daß ich ganz ohne Gemüth wäre. Beileibe! Als ich heute gelesen habe, wie die Ministerminorität die Ministermajorität so schlecht behandelt hat, daß die Ministermajorität sich gar nicht mehr zu helfen wußte, das hat mich gerührt, auf Ehre! Da ist mir gleich die Geschichte aus den .Fliegenden Blattern" eingefallen, auch von einem Major, der und Fallen der Zolleinnahmen beweist für die Konsumtion und den Wohlstand eines Länochcns wie Krain, soviel als nichts. Dasselbe ist beim Staatsertrage Mauth der Fall; über das Steigen des Tabakgefälls frage man die Trafikanten, wie es zu ihrem empfindli­chen Entgange von den Gefällsorganen hinauf gepreßt wurde. Das Steigen der Verzehrungssteuer hangt nicht so sehr vom erhöhten Wohlstand als von der militärischen Bewegung ab und ist hierin leider ein reges Leben zu bemerken. Stempel-, Taren- und unmittel bare Gebühren hangen zum größten Theil von Zufälligkeiten in der Bewegung der Bevölkerung, vom Leben und Tod und von dcr Rea» lisirung der Nachlässe ab, und kann ein einziger Fall mehrere Tau­sende an unmittelbaren Gebühren einbringen, wie wir eben Beispiele vor uns haben, ohne daß man sagen könnte, daß durch Entrichtung der so hohen Gebühren, welche in die Staatskasse einstießen, der Wohlstand der Staatsbürger befördert würde. Das „Tllgblatt" übergeht die Zahlen der direkten Besteuerung mit Stillschweigen und zwar ganz klugerweise, denn diese geben ein schauerliches Bild des eigentlichen Nationalwohlstandes: man sehe in dieser Beziehung auf die Grundbücher und zähle die eretutiven Versteigerungen zur Einbringung der Steuern und der Privatschul­den. Man kann das Lamm bis zur haut, bis auf's Blut scheren, bis es schreit: wir sind bereits beim Blut, hören aber das Jammer» geschrei der Geschorenen nicht. — Vom Personalkredite ist sozusagen leine Rede mehr und ist dieß der vorzüglichste Grund des Darme­derliegens des Handels und Verkehrs und der Gewerbe. Die Bücher und Ziffern unserer Kreditanstalten sind Zahlen, die ebenfalls lauter sprechen als Worte, und ist das Elend und die Noth gar nicht ab­zusehen, die wir im Laiche ohne die Sparkasse und den Gewerbe-Aushilfskasseverein hätten; diese verdanken ihr Leben und Wirten wahrlich nicht dem „liberalen" Regierungssysteme. Wir dürfen zur Bekräftigung der Schilderung unserer Zustände im bürgerlichen Leben nur auf die eingegangenen Handlungen hier und am Lande, auf die leer dastehenden Gewölbe, Magazine, Wohnungen und Gasthäuser und auf die vielen brodsuchenden Mitbürger hinweisen, und lobe dann unsere „freiheitlichen" Zustände, wer kann. Tagesnenigkeiten. — Die in Trieft erscheinende slovenische Zeitschrift „kacl lipo", deren Tendenz die Belehrung des Land volles ist, hört auf zu erscheinen. Der Herausgeber derselben, Herr I . G. Vrdelski , kündigt nämlich an, daß die genannte Zeitschrift vom in Pension gehen mußte, weil fein böser Feldwebel ihm das Leben so sauer machte, Wir wollen die arme Majorität auch unterstützen bei der Kohlkreunzen, sie wird sich ja doch wohl als amtlich zeigen? Dann singen wir lauter Kouplets mit patriotischen Refrains: Keine Versöhnung, keine Gnade, wir können warten! Sie müssen nur hübsch achtgeben, ob sich der Wind etwa drehen will, denn wir sind ton­stitutionell, wir gehen immer mit der Majorität. Aber eines macht mir Sorge, mein guter Herr von Schindler. Die gefährlichen Drei werfen wir aus dem Ministerium hinaus, das steht fest, denn wir wollen ja „die Majorität des Ministeriums und die Verfassung befestigen," Gut. Dann tonnte es sich zutragen, daß wieder etwas schief ginge und wieder zwei Memorandums auf­gesetzt würden, zum Beispiel das eine von Exzellenz Giskra und das andere von Exzellenz Herbst, und jedes würde von vier Ministern unterfertigt: wie würden wir uns dann aus der Affaire ziehen? Vier von vier bleibt nichts, da hätten wir leine Majorität, und lch als konstitutioneller Staatsbürger wäre in der größten Verlegenheil, welcher Partei ich mich anzuschließen hätte. Trachten Sie doch daß wir in Zukunft immer ungerade Ministeri n bekommen, sieben, neun, eilf, damit man jederzeit weiß, wie man daran ist. Sehen Sie wohl, der alte Staberl wird wirklich noch ein Politikus. Es ist schon nickt anders, in dieser schweren Zeit muß man sich auf alles mögliche verlegen, sogar zu dichten habe ich angefangen, fo daß Sie nicht nöthig haben würden, alles selber zu machen für unser Kompagnie­geschäft. Meinen ersten Versuch haben Sie die Güte in Ihr Album zu lege» neben den Lazarusorden, der Ihnen so gut steht. N,n munter, immer mimte!-, Das ist tcr Dinge "auf. Geht alles drüber und truutec. Das Fett schwimm! obeuM, Womit ich die Ehre babe. 3t»derl. LandvMe, für welches sie bestimmt ist, leine oder eine fehl unbe­deutende materielle Unterstützung erhalte, eine Wahrheit, die sich bei uns leider so oft bestätigt findet. Auch der in Wien erscheinende „2v—> Die Arbeiterverfammluug, die in Graz stattfand, verwirft die Regierungsvorlage über das Koalitionsrecht, und forderte, unbe­schränktes Koalitionsrecht und freies Vereinsrecht. Schließlich wurde für die Familien der inhaflirten Wiener Arbeiter gesammelt. Die gemeldete Verhaftung der Arbeiter Straffer und Pefchan bestätigt sich noch nicht. — Diestatistische Sektion im Belgrader Ministerium veröffentlicht regelmäßig in der offiziösen Zeitung, dann in selbständigen Heften die interessantesten Daten über das Fürstenthum. Die „Zut." hebt daraus nachstehendes hervor: „Die Volkskonskpription ist seit 1826 eingefühlt. Die letzte erfolgte im Jahre 1866. Nach dieser zählte Serbien 201.056 Häuser und 1,215.576 (626.220 männliche und 589.356 weibliche) Einwohner die in 38 Städten und 2146 Dörfern wohnen. Auf eine Quadratmeile kommen 1215 Einwohner. Star! überwiegend ist in Serbien das männliche Geschlecht. Auf 1000 Seelen weiblichen Geschlechtes kommen 1050 Seelen männlichen Geschlechtes. Die Zahl der unehelichen Kinder beträgt 0'2 Prozent. Bezüglich der Vermehrung der Bevölkerung gehört Serbien zu den ersten Staaten; denn vom Jahre 1820—1855 ist die Bevölkerung um 20 Prozent und vom Jahre 1646 — 1866 um 1-4 Prozent jährlich angewachsen. I n Serbien kam im Jahre 1862 eine Trau­ung auf 70 Einwohner, auf 100,000 Einwohner 4146 Geburten und 3947 Sterbefälle. Der Werth der Realitäten in Serbien betragt 19,515.749 Dukaten. Lokales. Laibach, 21. Jänner. — (Tic vierte Vorstellung des dramatischen Vereins) findet am künftigen Sonntag statt und gelangt, wie wir schon seiner­zeit bemerkten, das effektvolle, mit Musik und Gesang und National» melodien ausgestattete dreiattige Lustspiel „l'at v luliuu" zur Auf­führung. Die Wahl des Stückes und die bisherigen Erfolge des dramatischen Vereins auf der Laibacher Bühne verbürgen einen wie bisher immer zahlreichen Besuch. — Die Karten für Fauteuils und Sperrsitze sind Sonntag Vormittag von 10—12 Uhr und Abends an der Kassa zu lösen. — (Tic Generalversammlung der „8Ioveuiia") ist auf den 27. d. M . Abends 7 Uhr im Saale der Oitalnica festgesetzt. Pro­gramm: 1. Ansprache des Präsidenten, 2. Bericht des Sekretärs, 3. Wahl des neuen Ausschusses, 4. Anträge einzelner Mitglieder. — (Veränderungen im Klerus der Laibacher Diözese.) L?e. Majestät hat den bisherigen Dechant von Zirtnitz , Herrn Franz Nn2lovar , zum Kanonikus am Kollegialkapitel zu Rudolfs­werth ernannt. — Herr Jos. Novak, Kooperator in Seisenberg, ist Dechant in Gotlschec geworden. — (Ter nächste Sokolabend,) der morgen den 22. d. M. im Saale der öitalnica stattfindet, bringt eine zeitgemäße Abwech­selung in's Programm dadurch, daß eine Tanzunter Haltung damit in Verbindung gebracht ist, welche nebstbei den Zweck hat, den schönen, südslavischen Nationaltanz Xolo einzuüben. ^In den Pausen gelangen durch die Sänger des Männerchors der öitalnica Chöre und Quartette zum Vortrag. Eingeladen sind dazu die Mitglieder der öitalnica, des dramatischen Vereins und des Sotol. Somit ist dießmal auch eine zahlreiche Vetheiligung seitens der Damenwel t zu erwarten und steht derselben wohl kein Hinderniß entgegen, da die Damen keine nennenswerten Vorbereitungen für ihre Toilette zu treffen nöthig haben. — Sollte einem Mitgliede der oben ge­nannten Vereine keine Einladung zugekommen fein, fo wolle dieß angesichts der Kürze der Zeit, die dem Arrangement zugemessen war, gütigst entschuldigt werden. Beginn der Unterhaltung um acht Uhr. ^- (Dl. NuÄag,) Advokat und, Landtsausschußbeisitzer, über­siedelt mit Ende des künftigen Monates von Rann nach Laiback^ wo er feine Kanzlei eröffnen wird. — (Steuernachlaß.) Der Finanzminister hat auf Grundlage der im Sinne der a. h. Entschließung vom 31. Dezember 1864 der vorgelegten Steuerabschreibungsoperate für Krain die Abschreibung von älteren Rückständen (1267 fl. 83'^ kr.) und von Steuerrück­ständen pro 1868 (108.443 fl. 87 kr. bewilligt. — (Affllire Illnjic.) Das Oberlandesgericht in Graz hat den Rekurs der 58 Angeklagten von Ianjöe und Iosefsthal zurückge­wiesen und den Antlagebeschluß bestätigt. Zeugen werden dei der Schlußverhandlung, die in der letzten Woche d. M . stattfindet, 87 einvernommen werden, darunter auch Offiziere und Gensdarmen. Die Anklage lautet auf das Verbrechen des Raubes, der öffentlichen Gewalttätigkeit, dann wegen Vergehens des Auflaufes. — (Albeitelverein.) Das Landespräsidium hat die Statuten des Arbeitervereines genehmigt und in der letzten Woche des Mo­nates Jänner wird die lonstituirende Versammlung stattfinden. Epigramme. Genesung. Frau Austria ist krank, Und leider lang — sehr lang, Doch wird das catarröse Wesen, Wie's scheint, bald glücklich ganz genesen Weil einen Arzt man hin gesandt, Der klug das rechte Mittel fand. Gebt solche Aerzte überall — Genesung folgt dann allzumal! — Bereinigungs-Ball. Da die Köpfe sich nicht einen, So versucht man's mit den Beinen: Der allerleichteste Patron Trug stets damit den Sieg davon. Vereine. Der neu entstandene Verein Wird wahrlich nicht der letzte sein, Man wird noch deren gründen Und Titel dazu finden: Es ist, ach! gar so schön, Als Obmann sich zu seh'n. Beweis. Weil er ihn jüngst gegrüßt, D'rum außer Zweifel ist, Daß eines Sinn's mit ihm er sei, So kreuziget sie alle zwei. Das letzte Wort. Die Alte will das letzte Wort Und zankt und kneifet immerfort; Gar wüthend sie sich zeigt, Wenn man nicht zeigt und schweigt. Marktpreise in Lllibach, am 19. Jänner 1870 fi. kl. fl. Weizen pl. Metze» 5 18 Erbsen pl. Metzen . Korn 3 t0 Fisolen „ 48 Geiste 3 — Rindfleisch pl. Pfd. 22 Hafer 1 90 Kalbfleisch „ 23 Halbftucht Schweinefleisch „ 2l Heiden 2 80 Schöpsenfleisch „ 15 Hilfe 3 — Heu pl. Zentner . 10 Kukulutz 3 — Stroh 75 Elbüpfel l 86 Holz, hartes, pl. KIft. 50 Linsen 4 — — weiches, 22" „ 50 Telegrafische Wechseltourse vom 19. Jänner 1870. 5pelz. MetaNiques 60.30. — 5pelz. Metallique« mit War- und Novembel-Zinsen «0.30. — 5peiz. National-Anlehen 70.25. — 1860er Staats-Anlehen 98,40. — Banfütlien 734. — Kreditattien 257.50, — London 123.30. — Silber 120.75. — K. l. Dukaten 5.80. Eigenthümer, Herausgeber und verantwortlicher Redakteur: ^ak. Hl^ovc. — Druck von ^««el LIn8niK in Laibach.