kaibacher W o ch e n b l a t t zum N ußen und Vergnügen. Freytag den 22. März 13»6. Die Steinkohlengruben zu Newcastle in England. Ätewcastle ist durch seine Steinkohlen bekannt, welche in den benachbarten un- erschöpf! ichen Gruben gegraben werden, und den Hauptreichthum Englands ausmachen. Ein Schweitzer, der sie kürzlich besuchte, schreibt folgendes von ihnen: z,In NVwcastle hielten wir uns einen Tag auf, um die Töpferfabriken, Glashütten und Kohlenminen zu fehen. Nächst seiner gutcn Konstitution scheint England den größten Theil seines Wohlstandes den Steinkohlen zu verdanken ; denn ohne diese hätte es nicht den tausendsten Theil semer Fabriken. Aber dieser Stoff ist da in so ungeheurer Menge verbreitet, daß man vor Erschöpfung der Gruben nicht so bange seyn darf, als vor Erschöpfung der Wälder auf dem festen Lande. Der über der Erde gelegene Theil dieses Bergwerks hat ein solches Aussehen, daß man sich mit Hülfe eil-er lebhaften Einbildungskraft vor die Pforten der Hölle ver-s^ht glauben kö inte. Eine ganze Grupve von Dampfmai'chimn sitzt um den Schacht herum, aus dem die Kohlen herausgeschafft, und durch welchen Menschen und Pfsrde-hinuntergebracht werden.' Die einen dieser Maschinen pumpen das in den tiefliegenden Gängen sich sammelnde Wasser herauf, die andern bringen Kohlen heraus Ohne alle Bedachung stehen sie da wie furchtbare Gespenster, und verbreiten pechschwarz zen Rauch und Dampf in der ganzen Gegend umher. Durch ihre Gewalt werden die Kohlenkörbe wie leichte Bälle aus dem 500 Fuß tiefen Schachts herausgeschleudert , mit einem Vorrath von 12 bis 20 Centner beladen. Wmn die Kohlen über der Erde sind, werden sie in größere Wagen , die 70 Zentner halten, geladen; 20 bis 30 solcher Wagen werden in eine Reihe zusammcngekuppelt, und statt der Pferde wird eins kleine Dampfmaschine auf Rädern vorangespannt, die ein einziger Mann besorgt Auf diese W?iss geht die ganze Prozession 2 bis 3 Stundenweit auf eisernen St; aßen fort bis zum Schiffe, das sie aufnimmt und nach Hollano oder London führt. Eine dasige Köhlenmine belud an einem Tage 32 Sch'sse. iluch dieses Geschäft wird durch Dampfmaschinen bewirkt. Von NnvcaM fuhren wir nach dem Städtchen Säl'.^.la,^', um die schöne eiserne Brücke zu seh^;, die alkin schon eine Reis se nach England wcrth wäre. Sie geht über den Fluß Wear, ist ganz von Gußeisen , 2Z^> Fuß meinem Bogen gejpannt, und ioo F:lß yoch über dem Flusse, so daß große Schiffs mit vollen Segeln ungehindert darunter wegfahren konncn Man weiß nicht recht, ob man in der gewöhn? lichen Welt zu Hause ist, wcnn man so schnell hintereinander so viele wundervolle und sür uns arme Bewohner des festen^ Landes so ganz neue Gegenstände zu sehen bekommt Wem' ich über den vorhin beschriebenen Zug yon 29 schweren Lastwagen mildem künstlichen Dampfundfeuer-speyenden Pferds erstaunte, so erregte das gegen der kühne Baumeister meine Verwunderung, der es wagte, die schönen Ufsr des VZ-'a? mit einem einzigen, so künstlich gebauten Vogen zu verbinden Daß ihm bey dieser Ünternehmuna doch sin wenig bange war, beweißt die (gewiß schöne und wahre) Aufschrift „wl üu?« Zahl der Manufakturen und Fabriken in Rußland, im Jahr iäl5. Aus nachfolgendem Verzeichniß her Fa-bnken Rußlands im Jahr 1815, das vom Ministerium des Innern bekannt gema t wurde, wird man sehen, wie bedeutend die Gewerbe in diesem Reiche seit kurzem gewo-den sind Es bestanden 18t Tijch-manufacturen, 150 Gsidenmanufacturen, I7 Hutmanufactmen, 134L Levergerb roy- Essig uno Scheid wast s.'rsabriksu, 2ä Posamcntsabrike« , Platt« müblen und Drachzlchsrsyen, 25 Farbc« fabnkcil, ^5 Facbereyen, 5 Slegellackfa^ brit^n, ,99 Srahl«, Nadel-, Eistnwaae ren-un' Giißelsenfabriken, 14 Vltriol-und Schioeftljabnkcn, 138 Cristal-und Glqäfsshrcksn, lö Porcellan- und Fayence-fabviL^n, 43 Meßing-und Knopffabriken, I Pftifensabriken. Da aus den entfern-Nrn Gouvernsments die Berichte noch nicht eingesanot sino, so wich die Zahl der noch fehlenden Angaben auf ein Dritthsil angb-schlagen, die hier nicht mit aufgesiihrt sind. Naturmerkwürdigkeit Aus Freysingen in Bayern schreibt man, daß im GartendesHaufmanns^averGchil!)-hauer am 4 Oct. t3iä einApfelbaum in voller Blüthe stund, den er im Ichr; 789 selbst g'pfianzt hat, und von dem erst 14 Tag vorher 300 Stück Aspfel abgenommen wnr-den, von denen die meisten t und 1 is4 Pfund wogen Vergangenes Jahr trug er 700 Stück Aepfel. Im warmen Gonl-mer 3li blühten Bäume zweymal, aber ein Beispiel von so schnell nachdem Neifsyerden erfolgender Blüthe und einem solchen Ertrag wird sich in unserm kalten Mma kaum M hundert Jahren einmal erllia.net!> Schreiben aus und über Hamburg, bom October 1815 Wer nach längerer z V, drcyjähnger Abweftnyeit Hamburg wieder besucht, der kann die Fälle der B-gchmhnten «nd wechselnden Schicksale dieser Stadt kaum in dca kurzen Naum zusammenfassen» C^st die Znt Französischer Unterdrückung, dann die evst; Bcfreyunq, die Wiederkehr Eck-nuihls, die Schreckenzeit der Blockade, die Wiederbefteyung, und nun in der kurzen Znt die gewaltige schnelle Rege-ncvanon Es ist recht lebendiger Nepro-ductionstrieb in diesem Mnen Staate, und je mehr er zurückgepreßt wird, desto mächtiger schlägt er wieder auS der Tieie seines eigenen Wesens hervor» Nur an den Häusern, welche an den Wall gränzen, und leer uno ausgeholt durchsichtig dastehn, bemerkt man m oer Stadt selbst noch jene dunkle Periode; desto mehr außer dem Thore, wo die Mene ge hübscher und zum Theil prächtiger Landhäuser, jene hohen Alleen, und die ganze klsins Stadt des Hamburgerber^s und Schulterblatts mit ihren beyden Kirchen in Asche und Schutt verwandelt sind. Aber wie s n'll und eifrig wird auch dort gearbeitet, nicht das Äte nur, sondern ein Viel glänzenderes und geschmückteres wie-d-r zu errichten. Da erhebt sich hinter dem ganz auf vorige Weise hergestellten Trichter ein neues prächtiges G bimde; und andere Gasthäuser, theils schon vollendet , theils noch im Werden, ewssmtl «m Altonaer Thore ihre Säulenhallm Nur bedars es der Jahre, um die mug^pflonz-teMlleen wieder zu ihrer alten chvwärd:gm s! arrrnden Höhe zn bringen; und die Formen der Häuser, die in einer lange», Nutze läng« des großen Wegs VW Han^ bnrg nach Altsna saufen, lassen vieles z» wünschen übrig; indessen sieht man, daß sie nur in der Eile errichtet sind, und daher bald neuen, schönern weichen werden. UM Hamburg recht kennen zu lernen, muß man an cmcm Börsentage des Morgens durch die lebhaftesten, der Börse nahe gelegenen, oder nach dem Thore führenden Gassen, uno an einem Sonntag Nachmittags, zur Zsit der Ttzorsperre, von Mona nach Hamburg wandeln; welches geschäftige, eifrige, welches lebendige Leben in Arbeit uno in Lust. Da wimmelt die Menge h„^ ^ ß.,^, Strassen, dazwischen rasselnde Equipagen, Wagen voll mannigfaltiger Waaren, und die Gespann jener Kärnsr, die man hier auch Pferdemenschen nennt, weil sie nur alt Zugthiere dienen; alles.treibt sich durcheinander hin, jeder zum bestimmten, gleich zu erfüllenoen Zwecke: und an allen Fenstern zeigt sich die Mannigfaltigkeit aller glänzenden Artikel des Luxus in den ge-fälllgstsn Formen Und dann am Sonntage jene langen Reihen schimmernder Wagen, jenes Wimmeln geputzter Menschen., und rund umher Sang und Klang, Buden mit allerley Sehenswürdigkeiten, Tanz und Fest nach allen Seiten Wohl ist es ein hoher Genuß, wie Göthe im Wilhelm Meister sagt, Menschen zu sehn die stch recht ernstlich mühen , um wiedsr recht ' froh und sinnlich zu genießen Und wo kann man ihn in hvherm Grade finden als in Hamburg? Go steht sie das, die alte ehrwürdige rauo sendjähnge Reiisstadt, in ihrem Glanz und Leben, in Lust und Ernst: ein -wü?d!ger Ehrentempel, ein Denkmahl der Macht und des blühenden Walten« des Deutschen Volkes an seines Reiches GriinM ausgerichtet, so wie einst Au^ bmg im herrlichen Mittelalter, freylich < unter günstigem Einfluß des mildern Kli- ! mas glänzte. ! Landwirthschaftsfest in München» Nachrichten ans München vom i Oct. erzählen: „Heute Vormittag hatte das Central Landwn thscbaftsfest auf der Theresien-wiese, dem ausgegebenen Programm gemäß, mit der größten Feierlichkeit statt. Auf gedachter Wiese war, wie zum ersten-mahle vor fünf Jahren bey der Vermählung Sr königl Hoh. des Kronprinzen, auf einer Erhöhung ein großes Zell für Ihre königl Majestäten errichtet, bcy welchem dieLandwehr dritterClassedieser Hauptstadt die Wache hatte Die Abfeuerung der Kanonen verkündigte die Ankunft Ihrer königl Majestäten und der königl Majestäten und der königl Familie, Aller-höchstwelche in dem schönen Kellergebäude des Bräuers Hrn Seidl abzusteigen, und daselbst das Frühstück einzunehmen geruhten. Ihre Majestäten begaben Sich hierauf nach dem Pavillon, wo von Sr. Excellenz dem Hrn Staatsminister Grafen von Montgel^K die Preise an die Landwirthe vertheilt wurden , welche durch vorzügliche Beweise ihrer Betriebsamkeit deren würdig erkannt worden waren. Der Preisvertheilung folgte ein Wettlaufen von 16 Jünglingen, und diesem das Pferderennen. Die Rennbahn, welche von den Rennpferden dreymahl durchlaufen wurde, bctrug 9000 baierische Schuhe, zusammen 27,000 Schuhe oder ein : isi6 deutsche Meile, welche von den preistragenden Rennpferden in 12 Minuten durchlaufen wurde. Ein angenehmes Herbstwetter begünstigte dieses schöne Volksfest, an welchem fast die ganze Bevölkerung von München und der benachbarten Gegend Antheil nahm. Die von dem Dor- 'e Ssndling hsrablaufende Hugelreihe badete ein großes Amph'theater, welchesmi? weit mehr als 50,00oMcnschen bedeckt wc>' Die größte Ordnung verschönerte das F^t, bey welchem kein Unfall st.ttt hatte." A n e c d 0 t e n. Der letzte Polizeymmister berief von Seiten Napoleons den Herzog D... . Sohn eines alten Herzogs un) Pairs vor Frankreich, und einer der jüngsten , wel che der König zur Kammer der Pnrs er? nannt hatte Folgendes war das Gespräch welches zwischen dem Minister und dem jungen Herzog statt fand, — „Der Kaiser hat Sie zu einem seiner Kammerherren ernannt" — Ich werde es nicht. — „Warum ?" — Wttl ich nicht will, ~ „Gibt es einen höheren Willen, als der des Kaisers ist?" — Sie irren sich, «s gibt noch einen. — „Welchen wenn es beliebt?^ Der Wille eines Mannes, welcher weder seinen Sturz, noch die Verweisung, nach die Edens von Grenelle fürchtet — Der Minister schlug die Augen nieder und schwieg. Von dem höchsten Gericht in Dänemark wurde am 24. Oct v. I., eimm Prediger in Seeland, dk' entehrende Strafe zuerkannt, 3 Mark Reichsbankgeld Brüche zu bezahlen weil er den Abendmahlskelch aus seiner Kir, chevsrsetzt hatte. Man müßte aber dochwissen; wird aus Coppenhagen geschrieben , ob dieser Geistliche nicht in einer so traurigen Lage sich befindet, daß er keinen andern Ausweg hatte; denn wie die Beamten in Ländern wo das Geld so schlecht ist, wie in Dänemark ihr Auskommen finden sollen, ist eine schwere Aufgabe.