für Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. Nedigirt von Leopold Kordesch. ^ 99. Montag am 9. Dezember Ä844. Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jedes M» ! ein halber Bogen, und allmonatlich ein in Wien »on Meisterhand in Kupfer gestochene« lo!orirtei Costumebild, illyrische Volkstrachten in Doppel figur enthaltend, in Grotzquart. Der Preis de« Blattes ist in Loiiach ganz» jahrig S, halbjährig 3 fl. Durch die k. k. Post unier Couoert portofrei ganzjährig 8, halbjährig 4 fl. C, M,, und wird halbjährig »orausbczahlt. Alle t, l. Postämter nehmen Pränumeration »n. I n Laibach pränumerirt man in der Buchhandlung des Herrn Georg Lercher »m Hauptploye Die goldene Hochzeit. (Gefeiert in einem Landstädlchen.) Trompeten schmettern auf der Gasse, Was drängt das Volk zum Kirchwe« hin? Ein greises Paar macht gold'ne Hochzeit,' Sie sind's, die eben zur Kirche zieh'«. Einst trug sie Rosen am blonden Haupte Die junge Braut! — es sind fünfzig Jahr' Zu Gold sind nun die Rosen geworden. Zu Silbe r das schöne, blonde Haar; — Ih m aber — dem Krieger, der kühn den Gefahren Dereinst in's dunkle Auge geblickt. Ihm hat die Zeit den Nacken gebeuget Und in die Hand eine Krücke gedrückt! — So zieh'« sie den Kirchweg — am Friedhof »»ruber; Sie sch'n zu den hölzernen Kreuzen hinein: Wie bald vielleicht, so denken sie schweigend. Gräbt man uns Beide dort drüben ei»! — Wohl röthen heute sich ihre Wangen — Die Wangen, so bleich und eingedrückt — Gleichwie mit der Farbe des blühenden Morgens Auch noch der welke Abend sich schmückt; — Es weckt der Erinnerung Posaune Vom Tode manch' süße Empfindung wach. Doch nimmer grünet der Baum des Lebens, Dem schon sein Winter die Zweige brach! — Wer zählt die Tropfen im Kelche des Leidens, Den uns ein halbes Jahrhundert beut? Die Blüten, die uns sein Sturm uerwehet — Die grünen Blätter, die er zerstreut? — D'ru m reicht die Braut dem treuen Gefährten So tiefbewegt die zitternde Hand; Der wird dies Zittern der Hand «erstehen. Wer ein Mal des Lebens Ernst empfand! D'rum mag ich sie, Greis, dir nicht »erdenken ­Die Thrane, die mir dein Auge »errät», Die, immer bereit, hervorzubrechen. So nah' schon hinter der Wimper steht! Es ist ein erschütternder Hochzeitgedanke. So Beide uercint am Grab zu steh'«. Und sinnend bei gold'nem Fackelscheine Zurück in's »erdämmernde Leben zu seh'n! — Bekränzt Euch mit Ephcu noch lang die Schlafe, Eh' Euch der letzte Schlummer beschleicht. Und, hat Euch im Leben die Erde gedrücket —, Dann werde sie doppelt im Grab' Euch leicht! — R. Rigler. Der Scharfrichter von Kostet. Erzählung aus Krain's Vorzeit von vr. Rudolph Puff. I. Nenn die Sterne glänzend funkeln An dem Himmel tief und blau, Noh'n die Wolken, zu verdunkeln. Zu verwüsten Flur und Au. wei Mal schon war Lieschen, die nied­ liche Tochter des alten Gärtners Paul ' Vouk in der ehrsamen Vorstadt Tirnau zu Laibach, im Begriffe gewesen, den zierlichen Sonntagsstaat mit dem einfachen Hauökleide zu vertauschen; schon lag das gefaltete, schneeweiße Kopftuch sorgsam zusammengelegt, da machte sie ein Blick durch die schmalen Fensterscheiben in den wohlgepstegten Garten schnell inne halten, ein zweiter beflügelte ihre Schritte nach der Laube, und der nächste und aber nächste Strahl aus dem sanften, dunklen Auge belehrte einen stattlichen, jungen Mann, dessen feine Finger ihre niedlichen Hände freundlich zusammenpreßten, daß es nur an seinem früheren Erscheinen gelegen, die lieblichste Blume in Paul's Garten in vollstem Schmucke zu sehen. „Fast fürchtete ich, lieber Erhard , Herr Doktor, wollte ich sagen," begann zaudernd zwischen Vertraulichkeit und Schüchternheit das Mädchen, „ihr wäret wieder unwohl, weil euch der schone, labende Sonntagsmorgen so spät in eure Laube gelockt." „Du irrst, gutes Kind," erwiederte lächelnd der junge Mann, indem er kosend mit des Mädchens dunklen Flechten spielte, „während dich die hellen Glocken zum Dome riefen, feierte ich meine Morgenandacht schon oben im Wäldchen von Rosenbach; mich litt es nicht in der stillen Kammer, 394 nicht im feuchten Thale, Gottes Berge dünken mir die er­ habensten Altäre, von denen der Opferrauch der Schöpfung gegen den Himmel steigt, da stärkt sich mein Glaube an die bessere Heimat jenseits, in welcher auch ich meine nie­ gekannten Lieben finden werde." »Ihr seid wieder so traurig," klagte Lieschen, »über­ laßt euch wieder dem argen Trübsinne, der euch, seitdem ihr als wohlbestellter Doktor von Padua zurückgekommen, viel öfter beschleicht, denn einst, als ihr ein lustiger Stu­ diosus in unserem Hause, wohntet, mir Kieseln in den Bach warft, wenn ich Wasser für die. Blumen holte, über die Bleichleinwand der seligen Mutter liefet und dem groben Amtmann den Katzenjammer sänget, als er Hochzeit hielt. Seht, Herr Erhard , ich wette, ihr ließt für den Doktor­ hut euer Herz in Padua oder in der prächtigen Venezia, von der ihr, als euch das häßliche Fieber bei der Rückkehr in unserem Hause dem Grabe zuführen wollte, so oft in wirren Worten sprächet." »Nicht also, ^ebes Mädchen," fiel Erhar d in die Rede, »wie oft sprach ich dir von Venedig's Herrlichkeiten, der Ascension und Regatta, der Vermählung des Dogen und dem Bucentauro, den Lanzenknechten des Kaisers, die aus Tirol kamen, und dem schwarzen Tode, dem ich als neuer Arzt muthig in die hohlen Augen sah. Sollten mir diese Dinge nicht leicht als wüstverworrene Bilder oft vorgeschwebt sein, und wenn denn ein weiblich Wesen mich gerührt hätte, konntensie nicht zum bunten Rahmen um sein Bild werden? und doch wirst du nie den Namen eines Mädchens von meinen Lippen vernommen haben." »Und doch!" seufzte das Mädchen, »oft und sehn­suchtsvoll rieft ihr nach einer, die ihr Iell a hießet, da dachte ich mir aber, so nennt man ja kein ehrliches Chri­stenkind, und da — da wurde ich wieder froh und heiter bei diesem Gedanken." — Erhard versank in trübes Sin­nen, zog seine Hand aus der des Mädchens und mit einem Blicke voll Wehmuth in Liesch e,n's frommes Auge begann er mit weicher Stimme: »Ein ehrliches Christenkind weiß auch seiner Eltern Namen, weiß ich den der meinen? Wohl hörtest du oft, daß man mich am Ufer der Culpa fand, daß der wackere Graf von A*** , eben damals in Kostel anwesend, sich gnädig meiner annahm, mich seinem treuen alten Diener, der die Obhut des gräflichen Hauses im Markte zu Grafenwart hatte, übergab, und für mich bis zu dieser Stunde väterlich sorgte, daß ich Alles, was ich bin und wurde, fremder Gunst verdanke. Ach, ich zerdrückte trotz dem Wohlstande, der mich umgab, manche Thräne, wenn die Knaben schmeichelnd vom Spielplatze zu ihren Eltern liefen; beneidete oft Arnek, den muntern Buben des rüstigen Petek, des gefürchreten Scharfrichters von Kostel, der mich immer so freundlich grüßte und herzlich ansah, daß ich mit einer seltsamen Mischung von Liebe und Grauen mir oft dachte, wäre dies wenigstens mein Vater, um doch Iemands Sohn zu sein." »Wie?" bebte Lieschen, »hat euch nicht geschaudert vor dem Manne der O.ual und des Blutes?" »Ja und nein; du hörst es doch, gutes Kind, darum vernimm weiter; vor dir, dem sanften Engel, der den grin­senden Tod von meinem Lager bannte, will ich kein Ge­heimniß haben." (Fortsetzung folgt.) Rvman und Wirklichkeit. Eine Banditengeschichte nach Charles Mußlin, frei erzählt von 3t. Rigler. (Beschluß.) Hermin e hatte diesem Manne, mit dieser Larve, mit demselben Wamse und Mantel, denselben Blicken, und mit derselben Haltung schon ein Ma l begegnet; es war derselbe, den sie eben vor wenigen Minuten als Ideal eines Banditenhauptmanns sich hinstellte; — sie hatte ihn wenige Tage vor ihrer Abreise von Tou­louse auf einem Maskenballe gesehen, wo er durch seine feinen Manieren, seinen edlen Anstand und das Aben­theuerliche seines Costums ihr Interesse erregte; sie hatte mit ihm selbst mehrmals getanzt und ihn gesprochen, ja ihm sogar von der Reise in die Pyrenäen erzählt, auf welche sie sich so freue, und, als ihr aus Unachtsamkeit ein Band entfallen war, hatte er's mit den Worten an seine Brust gesteckt: »Noch in meiner Sterbestunde wird man dies Band an meinem Herzen finden." Das Bewußtsein, durch die unvorsichtige Aeußerung von der Reise in dem Räuber den Vorsatz zur Beraubung erweckt zu haben, das Bild des Fremden, womit sie phan­tastisches Spiel getrieben, und das nun, wie von der Hölle heraufbeschworen, in gräßlicher Wirklichkeit vor ihr stand, erdrückte Herminen's Muth, ihre Kraft zu leben. — Der Hauptmann war der Erste, der die Hingesunkene aufhob, sich mit zarter Sorgfalt in die Bestrebungen ihrer Angehörigen theilend, um sie in's Leben zurückzurufen; er trug sie auf seinen Armen zum Wagen, dessen Kissen nun zum Bette der Ohnmächtigen wurden, und wich nicht von ihrer Seite, bis sie wieder aufzuathmett begann. — Wohl öffnete Hermine nach einiger Zeit die Augen, aber kaum, daß sie den furchtbaren Fremden vor sich er­blickte, schloß sie dieselben auf's Neue so fest sie nur konnte, um seinen rollenden Augensternen nicht zu begegnen.. Inzwischen hatte sich der Postillon von seiner Todes­angst, die, wie es den Anschein gab, ihn allein darnieder­gestreckt, wieder erholt und wurde von den Banditen an­gehalten, seine Pferde in Ordnung zu bringen und den Wagen abseits der Straße nach einem nahegelegenen Hause zu fahren, während die Uebrigen sich zu Fuße dahin auf­machten. Dort angelangt, wurde der Familie Bonnefond ein sehr anständig meublirter Saal angewiesen, den man kaum in einer Räuberherberge vermuthet hätte, und der wohl den vornehmsten Theil des Hauses, für den Chef der Bande allein zur Benützung, ausmachte. Kaum war Hermin e von ihrer Ohnmacht einiger­maßen hergestellt, so erschien der Hauptmann, eine Schrift in der Hand, und erklärte Herrn Bonnefond, daß er mit den Seinen bis Tagesanbruch in Freiheit und in den 395 Wiederbesitz des Geraubten gesetzt sein werde — unter einer Bedingung jedoch — und diese wäre — Herminen's Hand ! „Entweder die Hand dieses Mädchens, das ich liebe, oder Folter und Tod über Alle; hier die schriftliche Verpflichtung zur Unterzeichnung!" — „Lieber sterben, als unser Kind unglücklich machen!" war Herrn von Bonnefond's rasche Antwort und Frau von Bonnefond drückte Hermine fest an sich, als wolle sie ihre Tochter nimmer von sich lassen; aber nach einem inner« Kampfe, dessen Sturmgewalt man in den sonst so lieben Zügen geschrieben sah, machte sich Hermine rasch aus den Armen der Mutter los, und legte ihre Rechte in die blutbefleckte Hand des Mörders; die Arme fühlte in diesem Momente alle die Dolche in der Brust, welche diese nämliche Hand sonst zu führen gewohnt sein mochte, diese nämliche Hand, welche eben so ruhig zum Morde von Herminen' s Eltern und ihres Bruders das Zeichen ge­ geben haben würde, als sie sich zum heiligen Bunde mit jener reinen, zarten Hand vereinigte. — Leichenblaß ergriff Hermine sodann die Feder und unterzeichnete die Schrift. — Vergebens stürzten Vater und Mutter sich auf ihre Tochter und beschwerten sie, den entsetzlichen Schritt zurück­zuthun; nichts war im Stande, das gute Kind abzuhalten, um den Preis ihres Lebensglückes die Tage ihrer Theuern zu bewahren! — Unter Thränen folgten die Eltern dem Beispiele Her­minen's und gaben ihre schriftliche Einwilligung und der Hauptmann steckte zufrieden die Schrift zu sich. Wie ganz anders dünkte Hermine n nun mit einem Male die Romantik des Banditenlebens, als ihr erhitzter Kopf bei sorglosem Herzen sie ihr vorgegaukelt hatte; wie schauderhaft die Wirklichkeit einer Berührung mit diesem Cavalleros gegenüber der geträumten Ziererei! Welch' ein widerliches Zurückdenken auf den sinnbetäubenden, aben­theuerlichen Nouellenspuck, dessen Lektüre sie Verstand und Gemüth hingegeben hatte. — Nur Eines wagte Hermine mit halbgebrochenem Herzen zu erbitten und es gelang ihr: daß sie nicht für immer in der Räuberherberge ihren Aufenthalt nehmen, sondern zum Mindesten einige Monate des Jahres bei ihren Eltern zubringen dürfe. Heriber t (so nannte sich nun selbst der Hauptmann) war, ergriffen von der Aufopferung des Mädchens, der Bittenden sanft genaht und versicherte sie beinahe mit weichem Tone, daß er ihre Hingebung durch das liebevollste Benehmen vergelten wolle: Verhältnisse, sagte er, zwängen ihn leider, auf solche Weise das Glück seines Lebens zu suchen und selbst bei diesem finster« Gewerbe noch eine Maske zu bleiben; auch er sei von Geburt aus keineswegs des Räuberlebens gewohnt, sondern habe eine glänzende, fröhliche Jugend verlebt in den Armen angesehener Eltern; schon lange habe er seine Unglücksstraße verlassen und irgend­wo ein schlichtes, häusliches Leben beginnen wollen; allein Vorurtheile und Verfolgungen haben es ihm bisher un­möglich gemacht. — Bonnefond schien kaum seinen Ohren zu trauen; er sah in dem lichten Punkte, den das Herz des Banditen gezeigt, einen Stral vom Himmel, einen göttlichen Finger­ zeig, um Tochter und Eidam aus den Klauen ihres Ver­ hängnisses zu ziehen: er schlug dem Hauptmanne vor, einen Platz in seiner Bank einzunehmen; für die Sicherheit seiner Person sollte Sorge getragen werden. — Heriber t nahm das Anerbieten nach einiger Ueber­ legung mit Freuden an; die letzten Besorgnisse hoben sich und es wurde beschlossen, noch diese Nacht, während die Raubgesellen Heribert s schliefen, zur Flucht^» benützen. Heribert, wohlverhüllt und in die Familie Bonne­ fond's mitgezählt, entging glücklich der Wachsamkeit der Paßpolizei; der Postillon war durch Geld gewonnen. — Zu Toulouse angelangt, schien Heriber t ein stilles, eingezogenes Leben zu führen; nur Herr Bonne fond ver­ kehrte mit ihm; vielleicht war es Delicatesse, daß er seiner Braut nicht vor die Augen treten wollte, bis des Priesters Segen sie mit ihm vereinigte. Wohl lastete auf dem Herzen der jungen Braut mancher schwere Stein und noch manche trübe Wolke auf ihrer engelreinen Stirne, ein Kummer, den selbst die so glückliche Gestaltung ihres Loses nicht zu entfernen Kraft hatte; blieb sie doch in ihrem innersten Bewußtsein die Verlobte eines Banditen, der bereits dem Fluche der Mensch­ heit und dem Hochgerichte verfallen war! — Bonnefond wollte, um die Leute über das Wer und Wie seines Schwiegersohnes zu täuschen, die Hochzeit mit dem größten Pompe feiern; sein Haus wurde zum Palais umgeschaffen; Gärtner, Maler und alle Künstler, die zur Verschönerung beitragen konnten, waren beschäftigt. Bald erschien der festliche Tag und von ihrem Bruder ge­ führt, betrat, bräutlich geschmückt, Hermine den Festsaal, wo der Bräutigam sie erwarten sollte. Neuer Schreck, neues Erstaunen! Die ganze Räuberscene in den Pyrenäen stand lebend vor ihren Augen!— Dieselben wilden Kerle mit den lauern­den Büchsen, Heriber t im Hauptmannskleide, noch immer mit der Larve vermummt, und das bekannte Band an seiner Brust! — I m Hintergrunde dieselbe Baumgruppe, verklärt durch ein zauberhaftes Helldunkel des Mondes, eines künst­lichen Lusters, Alles zeigte sich wieder den Augen der be­troffenen Braut! „Was soll das, was geht hier vor?" rief Hermine beklommen. — „„Was es soll?"" nahm Bonnefond das Wort und führte die Zitternde ermuthigend zu Heribert , „„das soll bedeuten, daß wir dich glücklich machen wollen, zum Trotze deiner phantastischen Ideen."" — Und Heribert nahm die Larve vom Gesichte, — es war Heribert von Darville, längst ein stiller Verehrer Herminen's, Bonnefond's junger, angesehener Freund, auf dessen Grund und Boden in der Nähe eines seiner Landhäuser im Thale von Delmone der künstliche Räu­berüberfall, nach Vater Bonnefond's wohlberechnetem Plane, stattgefunden hatte. — Darvill e war um so leich­ter zu bewegen gewesen, Rolle und Maske des Hauptmanns 39« von jenem Ballfeste an zu übernehmen, als er in dieser Rolle sicherer, als in. seiner natürlichen Geradheit und biedern Liebenswürdigkeit sich die Liebe Herminen' s zu gewinnen hoffte, und zugleich das gute Mädchen von einer ihrem bessern Lebenszwecke feindlichen Phantasterei heilen konnte. — Nun fiel es wie Zentnerlast vom Herzen der Braut; halb beschämt, halb entzückt warf sie sich in die väterliche» Arme und weinte ihren langgetragenen Kummer aus; sie nahm die Glückwünsche ihrer Mutter und ihres Bruders an und wandte sich sodann mit freundlichem Erröthen und einer höflichen Verbeugung zu den übrigen Herre n Ban ­ diten, lauter Onkeln, Brüder und Vettern Darville's, die es sich nun angelegen sein ließen, mit ihrem Haupt-­ manne der Mummerei los zu werden. — Mi t einem Blicke voll Rührung und Innigkeit aber reichte Hermine ihrem Heribert die Hand und schritt, um eine heilsame Lehre reicher, mit ihm zum Altare. — Feuilleton des Mannigfaltigen. (Das Vermögen des Hauses Rothschild.) Ein fran­zösisches Journal behauptet, wie wir in der »Theaterzeitung« lesen, daß im Jahre 1840 nach dem Tode des Varons Nathan von Rothschild ein Inventarium des Vermögens der Familie aufgestellt worden sei, und da habesich dasselbe auf die Summe von 540,000.000 Franks belaufen. (Zurücktreten des Meeres.) Seit mehreren Jahren bemerkt man in Italien ein auffallendes Zurückgehen des Meeres. — Es geht so Vieles zurück, warum sollte gerade das Meer nicht zurückgehen? — (Ttrafe für Betrug in China.) Die Chinesen werden von ihren Behörden tüchtig bei den Ohren genommen. Ein Metzger in Canton, der überwiesen worden war, einen Monat lang falsches Gewicht gebraucht zu haben, erhielt vom kaiserlichen Commissär die Strafe, drei Tage lang mit dem Ohre an der Thüre seines Fleischladens angenagelt zustehen und einen Monat lang zwei Gewichte von 25 Pfund auf Schultern und Brust fortzuschlepvcn. Gorrespondenz Maiburg am 3. Dezember 1844. Liebe Larniolia! Wen» vor der Hand unsere gute Kreisstadt noch — außer der gemüth» lichen Lage, dem heiteren Tone ihrer Bewohner, der Möglichkeit der schnellsten Mittheilung aller Neuigkeiten, weil sie an den oicr wichtigsten Straßen Inneröstcrreichs liegt — keinen besonder« europäischen Ruf haben dürfte, als daß zeitweise ein fahrender Künstler Concertc gibt, lustige Touristen hier gerne ausruhen, und reisende Literaten finden, daß das gute Stadtchen außer Gray in ganz Steiermark noch am meisten Lomfort besitze, so stehen wir »n der Schwelle einer Zeit, die nicht anstehen wird, an« Marburg ein wichtiges Emporium für Handel uud Wandel, ein herzliches Stelldichein für Kunst und Künstler »us Nord und Süd zu machen. Da wir dir, liebe »Carniolia«, durch die raschen Fortschritte der Eisenbahn immer näher rücke«, so dürfte es dir «icht gleichgültig sein, zu wissen, daß im Lenze 1845, wie verlautet, von Gray bis Spielfeld, »m Schluße desselben Jahres aber so ziemlich in deine Nachbarschaft — bis Lilli, der Dampf im lustigen Fluge seine Lasten fordern werde. Marburg selbst hat in seiner Nahe drei der riesigsten Objekte, welche im ununterbrochenen Bau sich ihrer Vollendung nähern: den. Vioduct, der auf kühnen Bögen über die ganze Breite des Pesnitzthalci setzt, den Tunnel, der den Leitersberg durchfährt (einen der längsten in Oesterreich) und endlich die Brücke, welche in schwindelnder Hohe, nur auf zwei Pfeiler gestützt, die luftige Straße über den Draufluß tragen wird. Wenn nun beinahe jeder durchrei­sende Künstler Marburg gerne einen kleinen Rasttag, den Bewohnern aber dic Theilnahme an seiner Leistung widmet, so dürfte insbesondere unsere Bühne bei der künftigen Eisenbahn-Verbindung manchen Gefeierten »us Wien, Gratz, Laibach oder Triest im heiteren Ausflüge »Is lieben Gast uns vorführen. Die Bühne führt mich auf unsere diesjährige Theatergescllschaft, die unter der wackern Leitung des Herrn Wahrhaftst e »n einzelnen Mitgliedern — den Damen Ranz, Wohrhoftsku, Bullinger, Rereni, den Herren Barth, Umsorg, Rereni, Ranz — recht braue Kunstjünger zählt. Nur mit den LocalNücken und Singspielen will ei gerade ob des Gesanges nicht eben mit Sang und Klang vorwärts. Unter den fremdartigen Productionen über­ raschte uns Herr Rabbi Hirsch Dänemark mit seinen Darstellungen der wunderbarsten Augen« und Fingerdivination in hebräischen Büchern, von wel> chcr er auch in Laibach besuchwürdige Proben ablegen wird. Warum er sein unerklärbares Talent nicht lebenden Sprachen oder wenigstens dem classischen Alterthume zuwendet, darüber wirst vielleicht du, liebe »Carniolia« Auf­ klärung geben deinem ältesten Mitarbeiter Ur. Rudolf Puff, Vaterländische Schaubühne. Der treffliche phisikalischc Künstler Bartol o Lombard, , der bereit« von hier nach Wien «bgereis't ist, gab Mittwoch am 4. Dezember in unser», Theater seine letzte KunNvorstcllung. Er erfreute sich eines noch größeren Beifalles, «!s das erste Mal ; alle producirten Künste zeugten von seiner außer­ordentlichen Geschicklichkeit, Sicherheit und Präcision, verbunden mit dem heitersten und gefälligsten Vortrage. Herr Lombardi wird sicher auch in Deutschland die Anerkennung finden, die ihm in Ron,, Florenz und Neapel zu Theil geworden. Von der Reprise des kleinen Stückes: »Lorenz und seine Schwe­ ster«, welche an diesem Abende Statt gefunden, finden wir nichts zu er­ wähnen. Donnerstag am 5. Dezember: »Die Mohrin«, Schauspiel in 4 Akten von F. W. Ziegler. — Man kann den Ziegler'schen Stucke» Effekt und mitunter richtige, treue Lharaktcrzeichnung nicht absprechen, aber eben so wenig auch Breite und erschlaffende Weitläufigkeit. Abgesehen davon, daß die Zeit, wo Bertha spann, für einen schleppenden Dialog, wie in diesem Stücke, schon längst uorüber ist, laborirt »die Mohrin« an einem großen Uebcl, an der ewigen Wiederholung nämlich, die bei dem sentimentalsten und geduldigsten Zuhörer Langeweile erzeugen muß. Wird d» nicht auf die glückliche Rettung des Sohnes jedes einzelne Glied der Familie vorbereitet, »ls zuerst der Onkel, dann der Vater, dann die Geliebte :c.? Welche Qual dieser ewige Wiedeikauungsprozeß, der bis zu Ende des Stückes nicht enden will! — Die Säulen des Stückes trugen: Dlle. Hoppe (Mohrin Jon,'), Herr Engcl­or echt (Georg Fleetwell), Mab. Ziegler (Tantc Luci«), Herr Ziegler (Major Trombcr) und Dlle. Holm au (Aurelie). Das Stück ging vortreff­lich zusammen und es war fast Schade um die Kraftanwendung und den Fleiß, den alle Mitwirkenden an dieses nach der Rumpelkammer riechende Stück verwendeten. Dlle. Hoppe und Herr Engelbrecht spielten beide mit gleicher Trefflichkeit und Auszeichnung. Mad. Ziegler war das treueste Bild einer alten, geizigen Xantippe, Herr Ziegler ein biederer Militär, und Dlle. Holm»« gab das liebende, zurückgesetzte, getäuschte Mädchen mit Gefühl und richtiger Auffassung. Die übrigen Mitbeschäftigten, machten »us ihren Rollen, was sich nur immer daraus machen läßt. Das Hau« war spärlich besucht. Leopold Kordesch. Mandeln auszulesen. 1. (Dreisilbig.) Man ißt alle drei Silben, aber nicht da« Ganze. Die ersten Zwei ißt man unter gemeinerem Titel und die Dritt e ißt man dazu-; sehr oft wurden die ersten Zwei von heidnischen Händen zu den heiligsten Hand­lungen verwendet. Die dritt e Silbe ist der Gegenstand einer eigenen Ge° lchrsamkeit und sogar eigener Gewerbe; sie enthält oft die unschätzbarsten Geheimnisse und Kräfte. Das Ganze wird eine Dritte genannt, gewährt, je nach seiner Art, manchen unterschiedcntlichen Nutzen und erscheint uns, so wie die Carniolia, nur mit einem einzigen Blatte auf ein Mal. 2. (Zweisilbig.) Die erste und die zweite Silbe, die könnensich nicht leiden und raufen mit einander; die zweite gewinnt aber am Ende den Sieg. — Die Erste ist schwarz, die Zweit e gelb, roth, weiß, j» blau, grün, violett, wie man sie haben will, nur schwarz kann sie nicht sein. Da« Ganze ist etwa«, das man nur in der Ersten hat; man sieht'« an, häufigsten in Krankenstuben. Es verklärt die Erste thcilwcise, ohne ihren Schleier ganz zu lüften. Moschus. Laib ach. Druck und Nerlag des Josef Blasnik.