Lehrbuch der Geographie nach den Principien der neueren Wissenschaft für österreichische Mittelschulen und verwandte Lehranstalten sowie Mn Selbstunkerrichke. Von "Uros. Ar. Al'er. Supcrn. Siebente Auflage. Revidierter Neudruck der mit Erlass des hohen k. k. Ministerium« sür Cultus und Unterricht vom 11. September 1883, Z. 16.758, al« allgemein zulässig erklärten fünften Auflage. Laibach. Verlag von Ig. v. Kleinmayr Fed. Bamberg. 1890. Alle Rechte Vorbehalten. Buchdruckerei Ig. v. Kleimnayr L Fed. Bamberg in Laibach. Aorrede zur siebenten Anfluge. Wesentlich wurde cm dem Buche nichts geändert, und auch die Anordnung des Stoffes ist dieselbe geblieben wie in den früheren Auflagen, doch ist Sorge dafür getragen, dass der Lehrer in diesem Punkte ohne Beeinträchtigung des Verständnisses zweckentsprechende Änderungen vor¬ nehmen kann. Die sachlichen Änderungen beschränken sich auf jene Fälle, wo neue Entdeckungen, neue Arealberechnungen, Zählungen oder Schätzungen, vor allem aber die Ergebnisse der modernen Cvlonialbewegung solche erfor¬ derten. Ich mache aber darauf aufmerksam, dass über die Abgrenzung vieler auswärtiger Besitzungen europäischer Staaten Definitives noch nicht bekannt ist, ja dass in manchen Füllen auch über das Hoheitsrecht eines Staates Zweifel bestehen; daher auch die große Unsicherheit in den stati¬ stischen Angaben. Als einen Vorzug dieses Lehrbuches möchte ich besonders den Um¬ stand anführen, dass der Text der neuen Auflage keine Seitenvermehrnng erfahren hat. Gotha, November 1889. Pros. Dr. Alex. Supan. Inhalt. Erste Lehrstufe. Allgemeine Geographie und kurze Topographie der einzelnen Erdtheile. Erster Cars. Oie mitstligllcu ilorstegriffc zunc llcrstäiuliuise ilor Keimatskarte. 8 1. Was verstehen wir unter Geo¬ graphie? . 8 » 2. Die Orientierung. 3 » 3. Das Messen und der verjllnglc Maßstab.5 » 4. Höhenmessung. 7 » 5. Die Beschaffenheit des Erdbodens 8 ß 6. Die Ebenen und Bodenerhe¬ bungen . 1t) » 7. Von den Vertiefungen. 12 - 8. Die Gewässer . 13 » 9. Von der Terraindarstellung. . 16 » 10. Der Globus. Geographische Länge und Breite. 22 Zweiter Eurs. tt. jlacsttrag zur ststyststallschcu 8 11. Land und Wasser. 24 » 12. Beschaffenheit und Bewegung des Meeres. 25 13. Der Vulcauisiuus. 27 8. Gruiulzügc ilor Geographie. 8 14. Der Mensch und die Menschen¬ rassen. 28 » 15. Die geistige Verschiedenheit der Menschen. 29 » 16. Der Staat. 31 Z 17. Europa. 32 » 18. Asien."... 40 » 19. Afrika. 42 » 20. Amerika. 44 - 21. Australien und Polynesien . . 46 8 22. Die Gestalt der Erde. 48 » 23. Zur Orientierung im Welt¬ räume . 49 » 24. Scheinbarer Gang der Sonne 51 - 25. Das wirkliche Sonnensystem . 52 » 26. Die Zonen. 56 27. Der Mond. 58 28. Größenverhältnisse der drei wichtigsten Himmelskörper. . 60 29. Der Lustkreis. 60 30. Das Klima . 60 31. Die Naturproductc. 63 L. Das Misttlgflc aus ilcr niatstciuatiststcu Gcogcaststic null Kliinalologic. Z Zweite Lchrstnfc. Specieile Geographie der einzelnen Erdtheile. Afvi k er. A. Allgcmcincr Lhcii. ß 32. Das Land. 67 » 33. Bevölkerung. 69 N. Pclchreibung der cinzrlnm Länder. 8 34. Die Nilländer. 69 » 35. Barka und die Berberei ... 7l As -1. Allgemeiner Lheil. 8 40. Das Land. 79 » 41. Bevölkerung. 31 11. Ueschrcibung der einzelnen Länder. 8 42. Die Monsnnlünder. 83 » 43. Vorderindien. 84 » 44 Hinterindien. 87 45. Der ostiudische Archipel ... 88 >. 46. China. 89 » 47. Das Jnselreich Japan.... 91 8 36. Die Sahara. 73 » 37. Sudan. 74 » 38. Süd- oder Hochafrika .... 75 - 39. Die afrikanischen Inseln... 78 e n. 8 48. Das centrale Hochland.... 92 » 49. Sibirien. 94 » 50. Turän. 95 » 51. Iran. 96 » 52. Armenien und Kaukasien . . 97 » 53. Vorderasien. 98 - 54. Das Land des Euphrat und Tigris. 99 » 55. Syrien und Palästina.... 99 » 56. Arabien. 101 » 57. Kleinasien oder Anatoli . . . 102 Kur- .4. Allgemeiner Lhcil. 8 58. Physische Geographie. 104 59. Politische Geographie .... 108 II. Kclchrcibung der einzelnen Länder. 1. Die südliche» Glieder. 8 60. Südeuropa. 112 » 61. Die griechisch-slavische Halb¬ insel. 1>3 > 62. Die apenninische Halbinsel oder Italien. 120 » 63. Die pyrenäische oder iberische Halbinsel. 128 II Die nördliche» Glieder. 8 64. Das britische Jnselreich . . . 134 » 65. Die skandinavische Halbinsel . 14 l » 66. Dänemark. 145 III. Die Dsthälftc des europäischen Stammes. 8 67. Russland. 146 Aruevikcr oder 8 79. Allgemeine Übersicht. 239 I. Südamerika. 8 80. Der Boden nnd seine Be¬ wässerung . 241 o p cr. IV. Die Westhälste des europäischen Stammes. 8 68. Das Hochgcbirgssystem der Alpen. 154 69. Physische Geographie des deut¬ schen Reiches. 161 » 70. Politische Geographie des deut¬ schen Reiches. 168 »71. Die Niederlande nnd Belgien 183 - 72. Frankreich. 187 » 73. Die Schweiz. 196 » 74. Die österreichisch - ungarische Monarchie. 202 » 75. Die österreichischen Alpen- und Küstenländer. 209 » 76. Die österreichischen Sudeten¬ länder. 221 » 77. Die österreichisch-ungarischen Karpathenländer. 228 » 78. Rumänien. 238 die neue Wett. 8 81. Klima. Pflanzen- nnd Thicr- welt. 243 » 82. Bewohner. 243 » 83. Die westlichen Länder .... 244 » 84. Die östlichen Länder..... 245 - VII - II. Centralamcrika und Westttidien. 8 85. Centralamerika . 247 » 86. Westindien . 248 III. Nordamerika. Z 87. Bodenbildung und Bewässe¬ rung . . . . , . 249 H 88. Klima, Vegetation und Thier¬ welt. 251 » 89. Mexico. 252 » 90. Die Bereinigten Staaten oder die Union. 258 - 91. Das britische Nordamerika. . 257 » 92. Grönland. 258 Australien und ^olynesten. 8 93. Physische Geographie von Australien. 259 » 94. Politische Geographie von Australien. 260 » 95. Neuseeland. 261 § 96. Physische Geographie von Polynesien. 262 » 97. Politische Geographie von Polynesien. 263 Are 'Uolargegenden. 8 98. Allgemeine Bemerkungen über die Polargegenden mit be¬ sonderer Rücksicht auf die Nordpolargegenden. 265 8 99. Die Nordpolargegenden. . . 267 » 100. Die Sndpolargegendcn . . - 268 Statistische Tabelten. I. Die Erdtheile. 269 II. Die europäischen Staaten.... 269 III. Die außereuropäischen Colonien und Schutzländer der euro¬ päischen Staaten. 270 Graphische Darstellungen aus der Statistik. 1. ) Getreideprodnction. 271 2. ) Pferdezucht. 272 3. ) Rindviehzucht. 272 4. ) Kohle. 273 5. ) Roheisen. 273 6. ) Verbrauch von Baumwolle . . . 273 7. ) Eisenbahnlänge. 274 Erste Lehrstufe. Mgeiimne Geogmplm umi kmze Topograpüie öer^ einzelnen Krötbeite. Supan, Geographie. 1 ArrsspvncHe. Folgendes Beispiel macht die Aussprachezeichen ersichtlich: n — langes betontes a. a — kurzes » a. ii — langes unbetontes a. ä — kurzes » a. Nie geoMpluMen NoebeWjfe zum NeEainsniFe ller Keimai^Iiarie. 8 k- Was verstehen wir unter Geographie? Unter Geographie oder Erdkunde verstehen wir die Lehre von der Erde in ihren gegenwärtigen Verhältnissen. Die Erde kann aber nach verschiedenen Seiten betrachtet werden, nnd daraus ergibt sich die übliche Dreitheilung der Geographie. 1. ) Tie Erde ist nicht eine ganz eigenthümliche Bildung, sondern sie ist ein Weltkörper, ein Stern unter den Millionen Sternen, die nachts an unserem Firmamente erglänzen; sie ist abhängig von einem andern Stern, der Sonne, von der sie Licht nnd Wärme empfängt. Derjenige Theil der Geographie, der die Erde als Weltkörper und als Glied unseres Sonnensystems betrachtet, heißt die mathematische Geographie. 2. ) Die Erdoberfläche besteht aus Land und Wasser. Das Land hat in verschiedenen Gegenden verschiedene Formen, es ist bald eben, bald bergig. Ans dem Lande wie im Wasser befindet sich eine Unzahl organi¬ scher Wesen (Pflanzen und Thiere), die ebenfalls in verschiedenen Gegen¬ den verschieden sind. Die Erde wird von Luft umgeben; diese hat eine in verschiedenen Gegenden verschiedene Wärme, sie bewegt sich (Winde), in ihr bilden sich die Niederschläge (Regen, Schnee u. s. w.). Mit all diesen Gegenständen beschäftigt sich die P hy s i s ch e G e o g r a p h ie. 3. ) Die Erde ist der Wohnsitz der Menschen, die ebenfalls in der äußern Erscheinung, der Sprache, den Sitten u. s. w. verschieden sind. Sie bebauen den Boden, sie entreißen der Erde ihre mineralischen Schätze, sie tauschen ihre Produete durch den Handel aus, sie gründen endlich Staaten nnd Städte. Den Theil der Geographie, der den Menschen in dessen Ver¬ hältnis zur Erde betrachtet, nennt man die politische Geographie. 8 2. Die Brienticrung. Orientieren heißt, sich in einem Raume zurechtfinden. Um nun zu wissen, welche Lage die einzelnen geographischen Objecte uns gegenüber haben, muss man die Weltgegenden kennen. Stehen wir auf einer Ebene oder auf einem Berge, so überschauen wir nicht die ganze Erdoberfläche, sondern nur einen kleinen Theil der- 1* 4 selben, und ringsum im Kreise scheint das Firmament den Erdboden zu berühren. Diese Berührungslinie nennen wir den Horizont. Die Sonne geht nicht das ganze Jahr hindurch am nämlichen Punkte des Horizontes ans. 1.) Derjenige Punkt des Horizontes, an dem die Sonne am 21. März und am 22. September aufgeht, heißt Osten oder Morgen. 2) Derjenige Punkt des Horizontes, wo die Sonne am 21. März und am 22. September untergeht, heißt Westen oder Abend. 3.) Der Stand der Sonne um 12 Uhr mittags zeigt nach Süden oder Mittag. 4.) Der Stand der Sonne um 12 Uhr mitternachts zeigt nach Norden oder Mitternacht. Da wir aber nm diese Zeit die Sonne nicht sehen, so zeigt uns der Nord- oder Polarstern, den wir daran erkennen, dass er seinen Standpunkt nicht verändert, diese Gegend an. Man findet den Nordpunkt auch, wenn man auf einer wagrechtm Fläche einen senkrecht darauf stehenden Stab anbringt. Dieser wird zu verschiedenen Tageszeiten nach verschiedenen Richtungen hin seinen Schatten werfen, um 12 Uhr mittags den kürzesten, und dieser weist nach Norden hin. N., S., O. und W. sind die vier Hauptweltgegenden. Dazu kommen die zwölf Nebengegenden: k.) NO., SO., SW., NW.; 2.) NNO., ONO., OSO., SSO., SSW., WSW, WNW, NNW. Die Verzeichnung der 16 (oder 32) Weltgegenden bildet eine so¬ genannte Windrose lFig. 1). Bringt man diese mit der Magnetnadel, die die Eigenschaft besitzt, nut einer und derselben Spitze immer nach Norden 5 zu zeigen, in einer Dose in Verbindung, so entsteht dadurch das wichtige Orientieruugsinstrumeut: der Compass oder die Bussole. Doch ist wohl zu beachten, dass die Magnetnadel von der Nordlinie etwas abweicht. Diese Abweichung von der Nordlinie nennt man Deelination; sie kann westlich (in nnsern Gegenden) oder östlich sein nnd ist zn verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten verschieden. So betrügt sie jetzt zn Wien 10° 24, s' westlich. 8 3- Das Mesten und der verjüngte Maststab. Um die Stellung eines Punktes der Erdoberfläche gegenüber meinem Standpunkte genau zn bestimmen, ist es nicht genug, die Weltgegend zn kennen, sondern ich muss auch bestimmen, wie weit der betreffende Punkt von mir entfernt ist. Dies geschieht durch das Messen. Der Maßstab ist nicht überall der gleiche; allein da man die Nach¬ theile dieser Verschiedenheit eingesehen hat, so hat man das französische Metermaß in vielen civilisierten Ländern, u. a. auch in Osterreich-Ungarn, eingeführt. In der Geographie braucht man das Längen-und Flächenmaß. 1.) Das Längenmaß. Im französischen Maße gilt als Grund¬ einheit das Meter (m). 1000 Meter — 1 Kilometer (km). Die Grundeinheit der älteren Maße war die Meile, und auch jetzt wird sie in der Geographie noch oft (von den Engländern durchwegs) angewendet. Unter einer österreichischen, resp. deutschen Meile versteht man im allgemeinen einen Weg von 2 Stunden. Eine Strecke von 3 bis 4 Meilen nennt man eine Tagreise. Fast in jedem Lande hat die Meile einen andern Wert, wie aus der nachstehenden Tabelle erhellt. Nur die bekanntesten Maße sind hier berücksichtigt. * Der Ausdruck «geographische Meile» wird in doppeltem Sinne gebraucht. In England versteht man darunter die, Seemeile (60 — 1" am Äquator), bei uns meist die deutsche Meile (15 — 1" am Äquator). Um Irrungen zu vermeiden, sollte man sich an die bei allen Seefahrern in Gebrauch stehende englische Bezeichnungsweise halten. 6 Die Läng en m es sir n g en werden in der Geographie in Kilo¬ meter oder Meilen ansgedrückt. Die Höh en Messungen werden in Meter oder Fuß (') aus- gedrückt. Größere Anwendung findet auch jetzt noch der Pariser Fuß — O,sss m der englische (russische) » — O,sos m Die Tiefenmessungen im Meere werden in Meter oder Faden (— 1, SM m) ansgedrückt. 2.) Das Flächenmaß. Flüchen misst man mit Quadraten. Ein Quadrat-Meter (m'Z ist ein Quadrat, von dem jede Seite 1 Meter misst. Die Grundeinheit des französischen Flächenmaßes ist die Are (spr. är). , 1 HjMeter 1 Are — 100 » 1 Hektare 100 - — 10.000 1 sisiKilomcter — 100 » — 10.000 » — 1,000 000 » In der Geographie, wo es sich meist um größere Lüuderräume handelt, gebraucht man, entsprechend den Längenmessungen, Quadrat- Kilometer (km'st oder Quadrat-Meilen. Das gegenseitige Verhält¬ nis dieser beiden Maße zeigt folgende Tabelle: Der verjüngte Maßstab. Es ist unmöglich, die Abbildungen der Erde und ihrer einzelnen Räume in natürlicher Größe wiederzugeben. Man muss daher ein kleineres Verhältnis als das natürliche, d. h. eine Rednetion, anwenden. Je genauer die Karte sein soll, desto kleiner muss die Rednetion sein; je größer diese ist, desto mehr muss der Kartenzeichner sich bestreben, nur das Wichtigste aufzunehmen, die Details aber zu übergehen. Ist z. B. ein Dorf 2 km von einer Stadt entfernt, fo kann es in eine Karte gar nicht ausgenommen werden, die 4,000.000 m durch 1 m darstellt, weil die Entfernung auf der Karte dann nur sty mm betragen und daher das Zeichen für die Stadt nnd jenes für das Dorf zusammenfallen würden. D i e R e d n e ti v n oder d e r M aßstab zeigt an, nm wie viel ni a l e i n e Lä n g e n e i n h e it in d e r N a t n r größer i st als auf der Karte. Er wird stets am Rande der Karte angegeben. 7 Beispiel: — o- ooi, oder 1 :1,000.000 zeigt an, dass 1 m auf d. Karte — 1,000.000 m (1000 km) ' t- 500.000 . » - Im » - 500.000 (500 km) —-— . 1:2,000.000 » . . Im » - » ---2,000.000 m (2000 km) § Im zweiten Falle ist der- Maßstab doppelt so groß als im ersten und im dritten Falle nm die Halste kleiner als im ersten. Je größer also der Nenner, um so kleiner der Maßstab. Um zu wissen, nm wie viel mal der Maßstab einer Karte größer ist als der einer andern, braucht man nur den großem Nenner durch den kleinern zu dividieren. Es ist aber wohl zu beachten, dass sich der Maßstab stets nur auf die Lange, nicht aber auf die Flüche bezieht. In Fig. 2, die uns einen Quadrat-Kilometer darstellen soll, ist aS — 10 mm, der Maßstab also io««,»' Verdoppeln wir den Maßstab auf d-b- wir n'L' eine Länge von 20 mm, so erhalten wir Fig. 3, die uns ebenfalls einen Quadrat- Kilometer vorstellt. Aber diese Figur nimmt nicht einen doppelt, sondern einen vierfach so großen Raum ein als Fig. 2, weil die Vergrößerung immer nach zwei Richtungen erfolgt. Sollte ich den Quadrat-Kilometer viermal so groß zeichnen als in Fig. 2 (Maßstab so muss die Zeichnung einen 16mal (^ 4 x 4), bei lOfacher Vergrößerung einen (10 x 10 — ) lOOmal so großen Raum einnehmen. Fig. 3. 8 4. Höhenmejsllng. Die feste Erdrinde ist nirgends eine völlige Ebene, dagegen kann die Oberfläche (Spiegel) jedes stehenden Wassers, vor allem aber der Spiegel oder das Ni veau (niwö) des Meeres, als eine horizontale Fläche betrachtet werden, d. h. jeder Theil derselben ist gleich weit vom Mittel¬ punkte der Erdkugel entfernt. Vertical ist jede auf der horizontalen Ebene senkrecht stehende Linie oder Ebene. Es ist für den Geographen sehr wichtig, zu bestimmen, wie hoch z. B. ein Berg ist. Zu diesem Zwecke muss man eine horizontale Grund¬ fläche annehmen, und je nach der Art dieser Grundfläche unterscheidet man eine absolute und eine relative Höhe. 1. ) Die absolute Höhe ist der verticale Abstand eines Punktes der Erdoberfläche von dem bis unter diesen Punkt hin verlängert gedachten Meeresspiegel. Daher auch die Bezeichnung Meeres- oder Seehöhe. 2. ) Die relative Höhe ist der vertikale Abstaud eines Punktes der Erdoberfläche von einer andern, beliebig gewühlten Basis. Der Abstand wird somit stets durch eine seukrechte Linie ge¬ messen, die man sich von dem gegebenen Punkte der Erdoberfläche auf die gegebene Basis gezogen denkt, 8 Erklärung. E-Z stellt die Zeichnung (Fig. 4) den Durchschnitt eines Berges vor. Die Höhe des Gipfels « soll gemessen werden. In w und stehen Beschauer: dem in w wird der Berg viel niedriger erscheinen als dem in i/. Beide messen. Von o: wird eine Horizontale ew gezogen und darauf die Senkrechte »c, die uns somit die relative Höhe des Punktes « in Bezug auf den Standpunkt des Beschauers in w darstellt. In gleicher Weise findet man die relative Höhe für den Standpunkt des Beschauers in »/, «ck. Man sieht sogleich, dass »c kleiner ist als ack, d. h. dem Be¬ schauer in cv erscheint der Berg niedriger als dem in Fig- 4. Es wäre nun sehr schwierig, sich die Höhenzahlen zu merken, wenn jeder von seinem Standpunkte aus die Messung vornehmen wollte. Daher hat man eine einheitliche Messung, die vom Meeresspiegel aus. /L sei ein Theil des Meeresniveans; denkt man sich dasselbe bis K- verlängert und fällt auf diese die Linie »L, so hat man die ab¬ solute Höhe des Punktes n, dargestellt durch die Linie «L, gefunden. Stellt Le 20 m vor, so ist «L — 180 m, weil sich die Linie Le ömal auf »L auftragen lässt. Man sagt daher: der Punkt -r liegt 180 in über dem Meere. Aber den Beschauern in n und r/ erscheint er nicht so hoch; jenem erscheint der Berg nur 60 n> () Unter einer Wiese versteht man ein Stück Land, auf dem Gras zum Ab¬ mähen wächst; wird letzteres von der Herde selbst abgefressen, so heißt es Weide. e) Ein größeres Stück Land, welches von geschlossenen Baumwipsein beschattet wird, heißt Wald. Ein sorgfältig gepflegter Wald heißt Forst. Die Wälder bestehen entweder nur ans Laub- oder nur aus Nadelholz oder sie sind gemischten Bestandes. In unsern cultivicrten Gegenden haben die Wälder einst eine viel größere Fläche eingenommen als heutzutage. Sie wurden vom Menschen, der an ihrer Stelle seine Felder anlegte, ausgerodet. 4. ) Dcr Weichböden ist ein von Wasser durchzogener, größten- theils nasser oder weicher erdiger Boden. Eine reiche Pflanzenwelt ent¬ wickelt sich hier, aber nur sehr wenige Nahrungspflanzen (der Reis ge¬ deiht auf feuchtem Boden) können hier angebaut werden. Bilden sich auf deut Boden nur selten austrocknende Pfützen oder Lachen, so nennt man den Weichboden einen Sumpf; der Boden besteht * Diese einfachsten Grundbegriffe, wobei der geologische Begriff «Gestein» im Interesse des leichtern Verständnisses etwas nwdificiert erscheint, können dem Schüler um so leichter beigebracht werden, als jeder Schule eine kleine Naturaliensammlung zur Verfügung steht. 10 in diesem Falle aus einem innigen Gemenge von Erde und Wasser; ist der Wassergehalt so bedeutend, dass man den Boden nicht betreten kann, ohne einzusinken, so nennt man ihn einen Morast; breitet sich über dem stehenden Wasser eine anscheinend feste Pflanzendecke ans, so heißt es ein Moor. Von der Anwesenheit des Wassers zeugt im letzter» Falle der Umstand, dass der Boden unter den Füßen schwankt und zittert. Die Pflanzendecke bildet eine Anzahl von Schichten, indem auf den abgestor¬ benen Pflanzen neue wachsen. Die untern Schichten befinden sich in einem halbverkohlten Zustande und bilden den sogenannten Tors, der als Brennmaterial verwenvet wird. (Über die Zeichen für die genannten Gegenstände siehe Schacht, Geographie, S. 19.) 8 6. Die Ebenen und Badenerhebungen. Man unterscheidet im allgemeinen ebenen und unebenen Boden, Erhebungen und Vertiefungen. 1. ) Die Ebenen. Obwohl die Oberfläche der Erde größtentheils uneben ist, so nennt man doch solche Flächen, die geringe Unebenheiten anfweisen, schlechtweg Ebenen. Man unterscheidet im allgemeinen Hoch- und Tiefebenen und nennt gewöhnlich eine Ebene, die unter 200 m über dem Meeresspiegel liegt, eine Tiefebene, solche, die über 200 m Seehöhe hat, eine Hochebene. Diese Grenzbestimmung ist jedoch keineswegs unter allen Umständen maßgebend. Eine Ebene, welche vom Meeresniveau aus ununterbrochen bis über 300 m an¬ steigt, bleibt in ihrer ganzen Ausdehnung eine Tiefebene; anderseits ist aber eine Ebene, welche vom Meere aus plötzlich auch nur zu 100 m aussteigt, jedenfalls eine Hochebene. Hochebenen nennt man auch Plateaus (platö), und wenn sie von bedeutender Ausdehnung sind: Tafelländer, wie man große Tiefebenen Tiefländer nennt. Aus der Bezeichnung Tafelland ist nicht inaner, ja in den seltensten Fällen, auf eine völlig ebene, gleichmäßige Oberfläche zu schließen; meist ist der Boden von tiefen Thälern durchschnitten oder mit Bergen und Hügeln übersäet. Den Übergang aus der Hoch- in die Tiefebene bilden meist Stufen (wie die Stufen einer Treppe, nur natürlich weniger regelmäßig) oder Terrassen. Sind diese Stufen von bedeutender Ausdehnung, so fasst man sie unter der Bezeichnung Stufen- oder Ter rassen land zusammen. Auch diese köuuen wie die Tafelländer mit Bergen oder Gebirgen bedeckt sein. 2. ) Die Bodenerhebungen, o) Berg und Hügel. Bodenerhebungen von geringem Umfange, die in der Ebene anssteigen, nennt man Hügel oder Berge. Der Unterschied ist auch hier ein willkürlicher; gewöhnlich nimmt mail an, dass eine unter 200 m über das umliegende Land auf- steigende Erhebung Hügel und eine, die diese Höhe übersteigt, Berg zu nennen sei. Bei jedem Berge unterscheidet man drei Theile: 1.) den Fuß, d. i den untersten Theil oder den Umkreis an der niedrigsten Stelle; 11 2.) den Scheitel oder den obersten Theil; 3.) die Seiten oder Ab¬ dachung, Böschung. Der Scheitel kann verschiedene Formen haben nnd führt daher auch verschiedene, näher bezeichnende Namen. Ist er abgerundet, so heißt er Kuppe, Kogel oder Kopf; ist er flach: Platte; ist er spitzig: Gipfel, Zahn, Horn, Pik u. s. w. (Beispiele.) Die Seiten oder Böschungen können ebenfalls verschiedene Formen haben. Sie sind entweder sanft oder abschüssig, so dass man sie nnr mit Mühe ersteigen kann. Muss Ulan sie erklettern, so nennt man sie schroff, jäh oder steil. Selten sind sie glatte nnd ebene Flächen, vielmehr auf die mannigfaltigste Weise verbogen, gekantet und von Wasserrinuen durchschnitten. Der Körper der Berge besteht aus Felsen, über welche die Erddecke ausgebreitet ist. Ist der Abhang so steil, dass diese nicht anhaften kann, so tritt der nackte Fels zutage, und man spricht von senkrechter oder gar überhängender Felsenwand. Aber auch aus anderen Ursachen kann der Berg der Erd- dccke verlustig werden. Man unterscheidet ferner convexe oder bauchige und concave oder hohle Böschungen: Denkt man sich von der Stelle, wo man nnten am Fuße des Berges (Fig. 5) steht, eine horizontale Linie (S<7) in den Berg hinein, so bildet die mit den Böschungen Uü und UL' zwei Winkel (Uö?'und UL/e), welche man Böschungs¬ winkel nennt. In diesem Falle wäre der eine 40", der andere 70". U ist der Scheitel. Anmerkung (nach Sydow). Bei einem Böschungswinkel von 1 bis 15" ist die Böschung sanft oder eine Lehne, 30" - - -> steil - ein Abhang, 45" - » - jäh » »Abfall, 60"» » » schroff oder eine 60" » » - unersteiglich / Wand. 5) Gebirge. Unter dem Begriff G e b i r g e versteht man eine man¬ nigfach gegliederte und aus festem Gestein bestehende Erhebungsmasse von mindestens 15 bis 20 km Ausdehnung und 300 m Mittelhöhe. Auch hier unterscheidet man drei Theile: Fuß, Böschung nnd Kamm (der oberste Theil). Ist der Kamm breit, so heißt er Rücken, ist er felsig und scharfkantig: Grat. Unter allen Umständen besteht er ans auf- und absteigenden Curven; die Erhebungen heißen Gipfel (über die verschie¬ denen Formen s. o.), die Vertiefungen Sättel. 12 Auch Berge und Gebirge können in Terrassen zur Ebene abfallen, und man gebraucht dafür den Ausdruck: der Berg oder das Gebirge stuft sich schnell oder langsam ab. Zeigt die Böschung keine stnfenartigen Absätze, so sagt man: der Berg oder das Gebirge fällt schnell (kurz, steil) oder mäßig ab. Derjenige Theil eines Gebirges, von welchem sich nach verschiedenen Richtungen Bergreihen oder Verginge erstrecken, heißt Gebirgsstock (der Baninstock mit den nach allen Richtungen auslaufenden Wurzeln) oder Gebirgsknoten. Trennen sich von einem Gebirge Bergreihen, die eine andere Richtung, als die Hauptrichtung des Gebirges ist, einschlagen, so nennt man sie Zweige oder Äste oder Arme des Gebirges. Mehrere Gebirge, die äußerlich und in Bezug auf ihre Gesteins- beschaffenheit zusammengehören, bilden ein Gebirgssystem (z. B. die Alpen, die Karpathen). Eintheilnng. 1.) Nach den Verhältnissen von Länge und Breite theilt man die Gebirge in Ketten- und Massengebirge. Bei den erstem herrscht die Ausdehnung in die Länge entschieden vor, bei den letztem wird die Breite verhältnismäßig nur wenig von der Länge über¬ troffen. — 2.) Nach der Richtung unterscheidet man M e ri d i a n g e b ir g e, die von N. nach S., Parallelgebirge, die von O. nach W., Trans¬ versal- oder Diagvnalgebirge, die in einer Zwischenrichtnng ver¬ laufen. — 3.) Nach der Höhe unterscheidet man Niedergebirge bis zn 650 m, Mittelgebirge bis zu 1900 m und Hochgebirge über 1900 m. Das Niedergebirge zeichnet sich durch sanfte Böschungen, breite Rücken und flache Kuppen, das Mittelgebirge durch steilere Böschungen, kräftiger hervortretende Gipfel (auch meist in Kuppenform) und deutliche Kaminbildung ans. Das Hochgebirge ist meist wild, die Kämm- und Gipfelbildung höchst mannigfaltig. Das Niedergebirge ist durchwegs bebaut und von Verbindungswegen durchzogen; das Mittelgebirge trägt auf seinen Höhen meist nur Wiesen und Wälder; im Hochgebirge sind die höheren Partien entweder niit Schnee bedeckt oder nackte Felsen. Eine eigenthümliche Form sind die Randgebirge. Sie sind die aufgebauschten Ränder einer Hochebene und erscheinen, von der Tiefebene ans gesehen, oft als mächtige Gebirgszüge, während sie, von der Hochebene aus betrachtet, nur selten den Eindruck eines Gebirges machen. (Vergl. Fig. 4.) o) Ein Land, welches in ununterbrochener Folge von Hügeln, Bergen oder Gebirgen bedeckt ist, nennt man Hügelland, Bergland oder Gebirgsland. Davon ist wohl zn unterscheiden der Begriff des Hochlandes. Man versteht darunter jeden ausgedehnten Landstrich von bedeutender absoluter Höhe, mag er nun Gebirgsland oder Hochebene sein. 8 7. Von den Vertiefungen. Wo Erhebungen sind, sind auch Vertiefungen; selbst Landstriche, die wir Ebenen nennen, sind nur ein Wechsel von Erhebungen und Ver¬ tiefungen, die allerdings oft kaum merklich sind. Die Vertiefungen werden natürlich dort von größter Bedeutung sein, wo sich bedeutende Erhebungen finden, d. h. im Gebirge. 13 Im allgemeinen können alle Vertiefungen auf zwei Begriffe zurück¬ geführt werden: Joch oder Sattel und Thal. Unter einem Joch oder Sattel verstehen wir einen Einschnitt in den Kamm eines Gebirges. Führt über das Joch ein gebahnter Weg von der einen Seite des Gebirges auf die andere, so heißt es ein Pass (Bergpass). Die Pässe sind von höchster Wichtigkeit, denn sie verbinden die. Länder und Völker zu beiden Seiten eines Gebirges. Je tiefer und zahlreicher die Pässe, desto leichter die Verbindung, wogegen Gebirge mit wenigen und beschwerlichen Pässen von jeher trennend gewirkt haben. (Über den Begriff Engpass s. unten.) Ein Thal ist eine Vertiefung zwischen zwei Bergen oder Hügeln, oder zwischen zwei Gebirgsketten oder Gebirgsüsten. Man unterscheidet bei jedem Thale dreiTheile: I.) die Th al sohle, den unter¬ sten Theil, in deni meist ein Fluss fließt; 2.) die Thalgehänge, d. i. die dem Thal zugekehrten Böschungen der einschlicßenden Berge oder Gebirgsketten; mau nennt sie Thalwünde, wenn sie steil sind; 3.) den Thalrand, d. i. den obersten Theil der Thalgehänge am Beginn der Eintiefung. Die Thäler unterscheidet man: I.) in Hanpt- und Nebenthäler, die sich zu einander wie Haupt- und Nebenfluss verhalten, d. h. das Nebenthal mündet in das Hauptthal; 2.) in Längen- und Querthäler. Sie unterscheiden sich dadurch, dass die Richtung der erstern mehr oder weniger parallel ist mit der Richtung des Gebirges, während die Richtungslinie der letztem sich mit der Hauptrichtungslinie des Gebirges kreuzt. Je nach ihrer größern oder geringem Breite führen die Thäler verschiedene, näher bezeichnende Namen. Ist das Thal eng, die Thalsohle stark geneigt, und sind die Gehänge steil, so nennt man es eine Schlucht. Eine Vertiefung, die ringsum von Gebirgen eingeschlossen ist oder auch nur eingeschlossen scheint, und deren Länge und Breite einander so ziemlich gleich sind, heißt ein Kessel, und wenn sie flach und weit ist, ein Becken. Auch spricht man von Thalengen (Klamm) und Thal weiten, d. h. engen und weiten Stellen in einem und demselben Thale. Der Begriff Engpass wird oft falsch aufgefasst. Im allgemeinen versteht man darunter jeden engen Weg, mag er nun über ein Joch führen oder durch ein Thal, dessen Gehänge plötzlich einander nahe treten. Besonders die letztern sind wichtig; sind sie mit Befestigungswerken versehen, so nennt man sie Klausen. Jin allgemeinen kann man also Berg- und Thal Pässe unterscheiden. Anmerkung. Man spricht in der Geographie von mittlerer Gipfelhöhe, mittlerer Passhöhe und mittlerer Kammhöhe. Jene findet man, wenn man die Summe der Gipfelhöhen eines Gebirges durch deren Anzahl dividiert. In gleicher Weise findet man die mittlere Passhöhc, und das Mittel aus beiden stellt uns die mittlere Kammhöhe dar. Hat z. B. ein Gebirge fünf Gipfel, die 1000, 1020, 1100, 1130 und 1150 m. und vier Joche, die 800, 810, 900 und 930 m hoch sind, so ist die mittlere Gipfel¬ höhe — 5400 : 5 — 1080 in, die mittlere Passhöhe — 3440 : 4 — 860 m, und die mitt- lere Kammhohe — — -— 940 m. Denkt man sich innerhalb eines Landes oder Erdtheiles alle Höhen abgetragen und alle Vertiefungen ausgefüllt, so erhält man eine gleichförmige Ebene, deren Seehöhe uns die mittlere Höhe des Landes oder Erdtheiles darstellt. Im gleichen Sinne spricht man von der mittleren Tiefe der Seen und Meere. 8 8- Die Gewässer. Wasser fließt auf einer schiefen Ebene ab. Nnr da, wo es keine tiefe Niederung neben sich erreichen kann, bleibt es ruhig. Man unter¬ scheidet somit stehendes und fließendes Wasser. Von einem eigentlichen Stillstände kann bei den meisten Gewässern nicht die Rede fein, trotzdem wendet man diese Bezeichnung auch für jene-Gewässer au, die für den ersten Blick einen ruhigen Wasserspiegel ohne bestimmt gerichtetes Fließen zeigen. 14 1. ) Stehendes Gewässer. Das größte stehende Wasser ist das Meer oder die See. Es umgibt die Erdtheile und nimmt mehr Raum ein als das feste Land. Natürliche und dauernde Wasseransammlungen in den Vertiefungen der festen Erdoberfläche nennt man Seen (der See). Man unterscheidet: 1.) Flussseen, die sichtbaren Zu- und Abfluss haben: 2.) Quellseen, die sichtbaren Abfluss, aber unterirdischen Zufluss haben oder durch ganz unbedeutende sichtbare Zuflüsse ernährt werden; 3.) Binnenseen lunch ihrer Umgebung auch oft Steppenseen genannt!, die einen sichtbaren Zufluss, aber keinen sichtbaren Abfluss haben. — Die Fluss- und Quellseen sind Süszwasser-, die Binnen¬ seen größtenthcils Salzwasserseen — Nach der Lage und Höhe unterscheidet man Hochland- und Tieflandseen. Künstliche Seen heißen Teiche, kleine und meist vorübergehende Wasseransamm¬ lungen Weiher, Pfützen. 2. ) Fließendes Gewässer. Bei jedem fließenden Wasser nnter- scheidet man Anfang und Ende, d.i. Quelle und Mündung. Die Quelle. Alles fließende Wasser stammt aus der Luft. Das Regen- oder Schnecwasser fällt zur Erde herunter und dringt hier zum Theil in den Boden ein, bis es auf eine Thonschichte geräth, die sein weiteres Eindringen verhindert und es zwingt, au irgend einer Stelle als Quelle wieder an die Erdoberfläche zu treten. Die Quelle kann kalt, warm oder heiß sein; warme Quellen nennt man Thermen. Auf ihrem unterirdischen Wege löst die Quelle gewisse mineralische Bestandtheile des Bodens auf und führt sie mit sich; so enthalten die Salz- oder Solquellen aufgelöstes Kochsalz. Ganz reine Quellen sind sehr selten; ist der Gehalt an gelösten Mineralien bedeutend, so werden sie Mineralquellen genannt und, wie die Thermen, häufig als Heilbäder oder Gesundheitsbrunnen benützt. Die Mündung ist derjenige Punkt, wo ein Fluss sich in das Meer oder in einen andern Fluss ergießt. Zahlreiche größere Flüsse theilen sich vor ihrer Münduug in zwei oder mehrere Arme, welche eine dreieckige Niederung einschlicßen; eine solche Mündung heißt Delta münduug. Erweitert sich ein Fluss au seiner Mündung be¬ deutend, so nennt mau diese eine trichterförmige Mündung. Mehrere Quellen bilden durch ihre Vereinigung einen Bach, meh¬ rere Büche einen Flnss. Flüsse mit großer Wassermasse nennt man Strome. In Bezug auf ihr gegenseitiges Verhältnis unterscheidet man: 1. ) Hauptflüsse, welche entweder ocea nische Flüsse sind, d. h. sich in das Meer ergießen, oder continentale, die entweder in einen Binnen¬ see münden oder in Morast- und Sumpfflüchen sich verlieren. Flüsse, die nach kurzem Lanfc das Meer erreichen, nennt man Küstenflüsse; — 2. ) Nebenflüsse, die in einen Hanptfluss einmünden; — 3.) Z nflü s s e, die sich in einen Nebenfluss ergießen. Weiters kann man noch Beiflüsse, Seitenbüche u. s. w. unterscheiden. Ein Flnss mit sämmtlichen ihm zufließendcn Gewässern heißt ein Flnsssystein; der Flüchenraum aller jener Länder, aus denen einem Flusse Gewässer zuströmen, heißt das Flussgebiet des betreffenden Flnsjes. Da der Fluss auf seinem Wege stets Hindernisse findet, so kann er nicht geradeaus dem Meere zneilen, sondern muss einen vielfach ge¬ wundenen Weg zurücklcgen. Dieser wirklich zurückgelegte Weg mit allen Krümmungen heißt Flussentwicklnng. Noch sind zwei wichtige Begriffe zu erklären: 1.) Das Gefälle. Alan versteht darunter den Höhenunterschied zweier Flnsspnnkte, verglichen mit deren Entfernung. 15 Erklärung. a/- (Fig. 6) sei der Durchschnitt eines Flussbettes. Jeder Tropfen im Flusse muss einmal nach a und von da nach /- kommen, weil d tiefer liegt als n. Ist die absolute Höhe des Punktes a (»o —) 210 m und die des Punktes d —) 120 m. so ist die Wassermenge, die in a angekommen ist, auf ihrem Wege nach d um 00 in gefallen. Das Gefälle des Flusses in Bezug auf die beiden Punkte a und L beträgt also 80 m und wird dargestellt durch die Linie a e. Man drückt dieses auch so aus: Der Horizontal-Abstand zwischen « und d (de — e ^) ist nach obiger Zeichnung 480 m. Das Gefälle beträgt 90m für 480 m. also Im für ö,s m (— 480: 90), was man so schreibt: — oder 1 : 5,s. Mit Rücksicht auf das Gefälle sagt mau von einem Flusse: er schleicht, er fließt langsam, er strömt, er ist reißend. Fließt der Fluss über ein start ge¬ neigtes Bett, so entsteht eine Stromschnelle oder ein Katarakt, bei noch größerer Neigung des Bettes stürzt er als Wasserfall herab; geschieht dies in mehreren Ab¬ sätzen, so nennt mau den Wasserfall eine Cascade. 2.) Die Wasserscheide. Die Linie, welche zwei benachbarte Fluss¬ gebiete scheidet, ist die Wasserscheide. Doch mass nachdrücklich vor dem Jrrthume gewarnt werden, dass immer hohe Gebirge die Wasserscheide bilden, im Gegentheile bilden oft ganz unmerkliche Bodenanschwellungen im Tieflande oder mitten in einem Thale (z. B. bei Toblach im Pusterthale) wichtige Wasserscheiden. Die Oberfläche eines Wassers heißt der Wasserspiegel, der Ab¬ stand des Spiegels vom Grunde die Tiefe. Tief nennt man gewöhnlich ein Wasser, wenn es die Größe eines Menschen übersteigt; kann man hindurch gehen, ohne zu schwimmen, so ist es flach, reicht es kaum ans Knie, so dass man es durchwaten kann, so ist es seicht. Seichte Stellen in sonst tiefen Gewässern heißen Untiefen; reicht eine Untiefe von einem Ufer zum andern, so nennt man sie eine Furt. Der Charakter eines Flusses ist nicht in allen Theilen des Laufes gleich. Man theilt daher den Lauf eines Flusses in den Ober-, Mittel- und Unterlauf ein Der Oberlauf zeichnet sich durch starkes Gefälle und steile Ufer, der Mittellauf durch geringeres Gefälle und ein breiteres Bett, der Unterlauf durch kaum merkliches Gefälle und niedrige Ufer aus. Bei Tieflandflüssen verschwindet der Unter¬ schied zwischen Mittel- und Unterlauf. Die Schiffbarkeit eines Flusses hängt ab: 1.) vom Gefälle, und dieses wieder von der Bodenbescbaffcnheit. Je größer das Gefälle, desto schwieriger die Schiffahrt; 2.) von der Wasser in ässe; diese hängt wieder ab a): von dem Wasscr- reichthum der Quellen (Flüsse, die in Hochgebirgen entspringen, sind am wasserreichsten), k) von der Regenmenge (in regenarmen Ländern trocknen die Flüsse zeitweise aus), a) von der Größe und Anzahl der Nebenflüsse; 3.) von der Tiefe. Bei 2'/z rn Tiefe ist ein Fluss für gewöhnliche Lastschiffe, bei ttV., m Tiefe für beladene Seeschiffe be¬ fahrbar; 4.) von der Beschaffenheit des Bettes. Besonders'gefährlich sind die Klippen, d.h. Felsen, die entweder über dem Wasserspiegel hervorrageu oder unter 16 demselben verborgen sind. Doch sind die Klippen weniger für Flüsse, als für Seen und für das Meer von Bedeutung. Die Flussschifsahrt theilt man ein in Th al fahrt (stromabwärts) und Bergfahrt (stromaufwärts). Verhältnis des Landes znm Wasser. Die festen Grenzen der Landgewässer (Seen nnd Flüsse) werden Ufer, die des Meeres Küste oder Gestade genannt. Bei einem Flusse unterscheidet man rechtes und linkes Ufer, immer in der Richtung nach der Mündung. Die Küsten theilt man ein: l.) in Steilküsten, die steil in das Meer abfallen; sind Klippen und zahlreiche kleine Felseninseln vorgelagert, so heißt sie eine Klippenküste; 2.) in Flachküsten (auch Straud genannt), die allmählich in das Meer verlausen. Eine Einbiegung der Küste, innerhalb welcher die Schiffe vor Stürmen gesichert sind, nennt man einen Hafen. Die Steilküsten sind am hafenreichstcn und dann besonders günstig, wenn die Schiffe gefahrlos herankommen können; Flachküsten sind am ungünstigsten und die Hafenplatze meist nur an den Flussmündungen; Klippenküsten sind gefährlich, sichern aber auch das Uferland vor feindlichen Angriffen. Eine Jnfel ist ein Land, das ans dem Wasser hervorragt und ringsum von diesem umflossen ist. Kleine Inseln nennt man Eilande. Zahlreiche Inseln, die nebeneinander liegen, umfasst man mit der Be¬ zeichnung Inselgruppe oder Jnselreihe. Mehrere Inselgruppen zu¬ sammen bilden einen Archipel. Halbinseln hängen nur an einer Seite mit dem Festlande zusammen, an den übrigen sind sie vom Wasser um¬ geben. Schmale und langgestreckte Halbinseln nennt man Landzungen. Ist die Verbindung zwischen zwei Landstücken sehr schmal, so heißt sie eine Landenge oder ein Isthmus. Alle Spitzen der Küste, die ins Meer ragen, nennt man Vorgebirge oder Caps. Einschnitte des Meeres in das Land nennt man Buchten oder Baien, wenn sie klein, Meerbusen oder Golfe, wenn sie groß sind. Die schmale Wasserverbindung zwischen zwei Meeren nennt man Meer¬ enge oder Straße. 8 9. Von der Terraindarstcliung. Wie können die Unebenheiten der Erdoberfläche auf ebenem Papier dargestellt werden? 1. ) Höhen pro file. Könnten wir mit einem langen Messer eine Gegend in irgend einer Richtung dnrchschneiden und die eine Hälfte fort¬ werfen, so würden wir den Durchschnitt oder das Profil der Ge¬ gend erhalten. Man braucht nuu freilich keine Gegend zu spalten, sondern nur Höhen und Vertiefungen zu messen, um den Durchschnitt zeichnen zu können. Folgender idealer (d. h. in der Wirklichkeit nicht vorkommender) Durch¬ schnitt (Fig. 7) soll das früher Besprochene erklären, a bis / Kamm, ü Gipfel, e Kuppe, Sattel, s Platte, / und A Terrassen, Thalsohle, r Gipfel, ( bauchige Böschung, /c hohle Böschung. Wo sind die Thalgehänge? 2. ) Höhenprofile genügen nicht zur Kenntnis einer Gegend, da man nach verschiedenen Seiten Durchschnitte machen kann und jeder Durchschnitt ein anderes Bild gibt. Geeigneter erscheint die Landschaftsmalerei, aber auch diese Darstellung leidet an Mängeln. 17 Auch ein Landschaftsgemälde stellt die Gegend nur von Einer Seite dar und verbirgt nns das, was dahinter liegt. Auch in Bezug auf die Höhenverhält¬ nisse werden unrichtige Vorstellungen hervorgcrufen, da entfernte Gegenstände uns stets kleiner erscheinen als naheliegende, auch wenn sie größer sind als diese. 3.) Die einzig richtige Vorstellung von einer Gegend oder einein Lande gibt uns das geometrische Bild. Erheben wir uns in eineni Luftballon über die zu zeichnende Land¬ schaft, und bleiben wir nicht ans einer Stelle, sondern bewegen uns so vielfach, dass wir jeden Punkt einmal senkrecht unter uns. haben, nnd denken nns die Gegend durch lauter senkrechte Lichtstrahlen beleuchtet, so wird dadurch ein Doppeltes erreicht: n) es wird uns kein Punkt der Bodenoberfläche entgehen, l>) alle Gegen¬ stände werden in der Zeichnung im gleichen Verhältnisse der Größe wie in der Wirklichkeit zu einander stehen. Solche Zeichnungen nennt man Pläne, wenn sie nur einen kleinen Land¬ strich, aber diesen sehr genau darstellen, und Landkarten, wenn sie größere Landstriche darstellen. In diesen muss natürlich manches minder Wichtige ausgelassen, manches nur an¬ gedeutet werden, wie z. B. Städte durch kleine Ringe u. dgl. Erklärung. Das ganze Geheimnis des geome¬ trischen Bildes besteht darin, dass die Ebenheiten nnd Unebenheiten des Terrains durch eine den Belench- tnngsverhältnissen angemessene Schraffierung zur Dar¬ stellung kommen. Fig. 8. In dieser Zeichnung (Fig. 8) sind die Flächen ad, ao, ac?, ae (im Durchschnitt gezeichnet, daher als Linien dargestellt) gleich groß, haben aber eine verschiedene Lage. Die feinen Striche stellen senkrecht herab¬ fallende Lichtstrahlen dar. Die horizontale Fläche ad erhält die volle Beleuchtung nnd wird daher ganz hell erscheinen. An der verticalen Fläche aa gleiten alle Lichtstrahlen ab, nnd sie wird daher ganz dunkel erscheinen. Die geneigten Flächen aa! nnd as werden zwar beleuchtet, aber ans aÄ fallet! weniger Lichtstrahlen und unter einen, kleineren Winkel auf als auf »e,- folglich ist »at weniger beleuchtet als ae. Die größere oder Supan, Geographie. Fig. 7. 2 — 18 — geringere Beleuchtung wird durch dünnere oder dickere Schraffierung dargestellt, wie dies Fig. 9 zeigt: voll beleuchtet, daher weiß. die Lichtstrahlen falle« schief auf, daher schraffiert. . 2» 20 einander gezogen, welche auch im geometrischen Bilde wieder erscheinen und uns gestatten, die Höhe dieses Berges unmittelbar von der Karte abzulesen. Beträgt in vorliegendem Falle der Abstand der einzelnen Linien von einander 100 m, so ist der Berg über 600 in hoch. Diese Linien, welche die Punkte gleicher Höhe mit einander verbinden, nennt man Isohypsen, und eine Karte, in welche nur die Isohypsen ohne Schraffierung eingezeichnet sind, eine hypsometrische oder Höhenschichten¬ karte. Bei Karten von großem Maßstab werden jetzt häufig (wie in Fig. 12g.) Iso¬ hypsen mit Schraffierung verbunden. Erklärung zu Fig. 13 und 14 (entnommen aus Sydows Geographie). Fig. 13. Maßstab der Länge oo^' Höhe in den Profilen -^oo - Links von 71/rV der Ostabfall eines bis 390 m hohen Berges, rechts davon eine 130 m hohe Terrasse. Von U bis L die Hauptschlucht, bei >4 mit einer kleinen kesselartigen Erweiterung. Durch die Hauptschlucht fließt der bei 71 in einer Höhe von 160 in entspringende Hauptbach. Hohe der Thalsohle bei .1 130 rn, bei « 58 in, bei L 23 m, also Fall von U bis s — 107 in. Oberhalb « münden rechts zwei Sei¬ ten sch luchten, unterhalb « links eine größere mit derselben Form wie ^4. Bei -- mündet eine parallele Seitenschlucht mit drei Kesseln in der Höhe von 1.) 90 in, 2,l 58 IN und 3.) 52 >n und drei verbindenden Thaleugen (Durchbrnchthälern). Von 5 bis 7t erweitert sich die Schlucht zum Thale, Zwischen L und 6 mündet, ans einer Klamm kommend, ein Seitenbach, der Abfluss des Quellsces 4, welcher in einem tiefen Kessel liegt. Unterhalb <7 entwickelt sich der Bach durch die Aufnahme eines Nebenflusses, der aus einem Nebcnthale kommt, zum Flusse. Bon 0' bis 7t eine Thalenge, von 7t bis 77 ein Becken, von 7t bis 7' wieder eine Thalengc, worauf der Fluss, der bei z/ noch einen Nebenfluss ausgenommen, die Tiefebene betritt. Von 7, bis 6 reicht der Oberlauf, von 77 bis 7' der Mittellauf, von 7' weiter der Unter¬ lauf des Hauptflnsses. Oberhalb 77 besitzt das Terrain infolge der tiefen Einschnitte wilde und zerklüftete Formen, während es sich unterhalb <7 durch milde uud gerundete Formen auszeichnet. In Fig. 14 stellt 77 das geometrische Bild eines kleinen Gebirgsanthciles in verkehrter Orientierung, 7 den Längcndnrchschnitt, 7/7 den Querdnrchschnitt desselben dar. Von n nach /V verläuft eine Hochgcbirgskettc, bei 6 von einem Thal¬ einschnitte durchbrochen, zuerst in der Richtung von O. nach W, von 4/ nach IV in der 21 Richtung von NO. nach SW. Über den 1620 m hohen Felsen grat erheben sich meh¬ rere Felsenhörner (7, 7>) über 1950 m, unter denen /- das höchste ist. Bei ^17 wird die Kette niedriger, sinkt bei IV zu dem 1140 rn hohen Passe herab, über den die Straße von 7' nach 7) führt, und steigt dann wieder zu einer ansehnlichen Höhe hinan. Bei S fallt das Gebirge steil zum Thale, bei Ü7 stufenförmig zum Flnss- sec 7' herab. Von den Gedirgsknote» 1h 7/, 7, IV, 7>, ü/ verlaufen 6! e b i r g s - äste nach Norden und Süden. Die von 7 auslaufeudeu Gebirgsäste senken sich allmäh¬ lich zur Terrasse 7r herab, welche wieder zu einem Vorberge mit steilem Abfälle gegen das Gebirge, mit stufenförmigen gegen die Ebene ansteigt. Auch der von nörd¬ lich verlaufende Gebirgsast fällt terrassenförmig zur Ebene herab; über die Terrasse erhebt sich der Gipfel S. Der von /< südlich verlaufende Gebirgsast biegt nach Osten um und wird so zu einer parallelen Neben kette. Von 77 nach Umzieht eine niedri¬ gere Pa rallelkctte, welche durch das Verbindungsjoch 7'1^ mit der Hauptkette zusammenhängt. Von A bis H fließt der Hauptflnss; das Thal, durch welches er fließt, ist somit ein Hauptthal, und weil seine Richtung senkrecht steht auf der des Gebirges, ein Qnerthal. Bei 0' eine Thalenge. Der Abfluss des Qnellsecs 77 fließt in den Hauptfluss und ist somit ein Nebenfluss; das Thal, welches er durchfließt, ist 22 ein Ncbenthal, und weil es parallel laust mit der Richtung des Gebirges, ein Langenthal. Dieser Nebenfluss erhält aus mehreren Seiteuthälern Zuflüsse. Bei 6' mundet ein zweiter Nebenfluss, der ebenfalls ein Neben- und Langenthal durch¬ fließt, welches oberhalb in Schluchten übergeht. Eintheilung und Benennung der Karten. 1.) Nach der Red ne¬ ti on theilt man die kartographischen Darstellungen ein in Grundrisse, Pläne und eigentliche Karten. Reduction bis — Grundriss (z. B. eines Zimmers oder eines Hauses mit den dazu gehörigen Grundstücken), » von bis ^,„0 — Plan (z. B. einer Stadt, eines Schlachtfeldes), » über - Karten. 2. ) Nach dem Umfange der dargestellten Räumlichkeit unterscheidet man Universalkarten (für die ganze Erde oder eine Halbkugel), Par¬ ti e ul arkarten (für einen Erdtheil), Generalkarten (für ein größeres Land oder einen Staat, z B. Deutschland, Österreich) und Special¬ karten (für einen Landestheil, eine Provinz, einen Bezirk, z. B. Krain, Böhmen, Brünner Bezirk). 3. ) Endlich hat man bestimmte Bezeichnungen für die Karten je nach den Zwecken, welchen sie speciell gewidmet sind, z. B. Seekarten, Gebirgskarten, politische Karten n. f. w. 8 10. Der Globus. Geographische Länge und Breite. Die Erde hat eine kugelförmige Gestalt. Eine um vieles verkleinerte Abbildung der Erde in kugelförmiger Gestalt, somit eine künst¬ liche Erdkugel, nennt man einen Globus. Durch den Mittelpunkt dieser Kugel ist ein Drahtstift durchgezogen, der uns die Erdachse vorstellt und dessen Enden Nordpol und Südpol heißen. Der gleich weit von beiden Polen entfernte, am Globus verzeichnete Kreis heißt der Äquator; er scheidet die nördliche und südliche Halbkugel. Hier sei vorläufig nur angedcutet, dass zu beiden Seiten des Äquators die heiße, um die Pole die beide« kalte» Zvueu sich ausdehnen und zwischen der heißen und kalten die beiden gemäßigten Zonen sich befinden. Wir leben in der nördlichen gemüßigten Zone. Um die Lage eines Punktes der Erdoberfläche zu bestimmen, muss man dessen geographische Länge und Breite angeben. Zu diesem Zwecke theilt man den Äquator in 360 Grade und zieht durch jeden Grad und die beiden Pole Halbkreise, welche alle gleich groß sind und Meridiane genannt werden. Man hat also im ganzen 360 Meridiane, obwohl durch jeden Punkt der Erde ein Meridian ge¬ zogen werden kann. Jeder Meridian wird durch den Äquator in zwei Biertelkreisc oder Quadranten getheilt. Theilt man jeden Quadranten in 90° und zieht durch jeden Grad Kreise, welche mit dem Äquator parallel sind, so sind dies die Parallelkreise. Diese sind nicht alle gleich groß, sondern sie werden um so kleiner, je näher sie den Polen liegen. 23 Jeder Meridian wird somit durch die Parallelkreise in 180" und jeder Parallelkreis durch die Meridiane in 360" eingetheilt. Jeder Grad (") hat 60 Minuten ('), jede Minute 60 Secunden ("). An diesen Graden wird die geographische Länge und Breite abgezählt. Die geographische Länge ist der Abstand eines Punktes der Erd¬ oberfläche vom Null-Meridian; sie wird abgezühlt an den Parallelkreisen. Unter geographischer Breite versteht man den Abstand eines Punktes der Erdoberfläche vom Äquator; sie wird abgezählt an den Meridianen. Zählung. Bei den Parallelkreisen wird vom Äquator an gezählt, nnd zwar nach N. und S. 90". Der Äquator wird mit 0 bezeichnet, der nächste Parallelkreis nördlich und südlich mit 1, der nächst¬ folgende mit 2 u. s. w., die Pole mit 90. Der Äquator theilt die Erde in eine nördliche und eine südliche Halbkugel (Hemisphäre), mau unter¬ scheidet daher eine nördliche (n. B.) und eine südliche Breite (s. B.). Von den Meridianen werden verschiedene als Null-Meridian angenommen. Als solcher gilt bei uns der an der Ostspitze der Insel Ferro vorüber¬ gehende Meridian, in England der von Greenwich (grinitsch, 17"',° östl. von Ferro), in Frankreich der von Paris (20° östl. von Ferro). Vom Null-Meridian zählt mau entweder 180" nach Osten und 180" nach Westen oder einfacher 360° nach Osten. Der Null-Meridian theilt die Erde in eine östliche und eine westliche Hemisphäre; man unterscheidet also östliche (ö. L.) und westliche Länge (w. L.), oder man spricht bloß von östlicher Länge. Auf den Karten bezeichnen die Meridiane stets die Nord-Südrichtung, die Parallelen stets die Ost-Westrich- tung, ihre Lage mag sein, welche sie wolle. Haben zwei Punkte der Erde die gleiche Länge, aber verschiedene Breite, so lässt sich ihre Entfernung leicht bestimmen, denn weil alle Doppel-Meridiane oder Mittags¬ kreise unter einander nnd mit dem Äquator gleich sind, so kann man jeden Breiten¬ grad — 1l1,g km annehmen, obwohl sie wegen der Erdabplattung gegen die Pole zu etwas größer, gegen den Äquator zu etwas kleiner sind. Hat « 18° n. B. und 17" ö. L. und 5 37° n. B. nnd 17° ö. L., so sind 65° » » 1° , 70° . . 1° » 75° > » 1" - 80° - . 1° » 85° » , 1° . 90° » - 1° n und 5 Z. B. a hat 45" n. B. nnd 20° ö. L., 5 45° n. B. nnd 40° ö. L., so sind 20" oder (20 x 78,8) 1576 km von einander entfernt. — 71,7 kni —64,» » —55,8 - —47,2 » -- 38,2 - -- 28,g . — 19,4 » — 9,7 » — 0,0 » Zweiter Kurs. k. zur pluMMltien 8 11- Land und Wasser. Die Erdoberfläche besteht aus Land und Wasser, und zwar so, dass beiläufig Wasser und '/4 Land ist. In runden Zahlen: Land 136 Millionen Wasser 374 - » Auf der nördlichen Halbkugel ist wehr Land, auf der südlichen wehr Wasser. Die großen zusammenhängenden Landmassen nennt man Continente, zwischen ihnen und um sie ist in großen Vertiefungen das Meer oder die Oceane. Das Land gliedert sich in fünf Continente: 1. ) Auf der östlichen Halbkugel vier Continente mit vorherrschen¬ der Breitenausdehnung: n) die drei zusammenhängenden: Asien, Afrika und Europa, zusammen die alte Welt genannt; 6) Australien; 2. ) ans der westlichen Halbkugel ein Continent mit vorherrschen¬ der Längenausdehnnng: Amerika oder die neue Welt, weil dieser Erd- theil tvie Australien erst spät bekannt wurde. Alle haben mit einander gemein, dass sie nach N. in breiten Massen sich aus dehnen, während sie nach S. sich mehr und mehr zersplittern und in Zuspitzungen enden. Das Meer gliedert sich in fünf Oceane: 1. ) das nördliche Eismeer um den Nordpol; cs berührt die Nordküste Asiens, Europas und Amerikas; 2. ) das südliche Eismeer um den Südpol; ohne große Bedeu¬ tung, weil es keinen Kontinent berührt; 3. ) der atlantische Ocean in 8-förmigcr Gestalt zwischen der Westküste Europas und Afrikas einerseits uud der Ostküste Amerikas 25 anderseits. Das in ittelländische Meer zwischen Europa, Afrika nnd Asien wird als ein Theil des atlantischen Oeeans betrachtet; 4. ) der große Ocean, auch parisischer Ocean oder Südsee genannt, von N. nach S. an Breite zunehmend, zwischen der Ostküste Asiens und Australiens einerseits und der Westküste Amerikas anderseits; 5. ) der indische Ocean im Süden von Asien zwischen der Ost¬ küste Afrikas und der Westküste Australiens. Land und Wasser sind ungleich vertheilt, und man unterscheidet in dieser Beziehung eine nordöstliche continentale nnd eine süd¬ westliche ocea nische Erdhälfte. Eine Vorstellung von der Größe der einzelnen Continente und Oceane gewinnen wir ani leichtesten dadurch, dass wir sie mit Europa vergleichen. Setzen wir den Flächen¬ inhalt Europas — 1, so zeigen die nachstehenden Zahlen an, um wie viel mal der Flächeninhalt der einzelnen Continente und Oeeane den Europas übertrifft (beziehungs¬ weise von letzterem übertroffen wird): Europa.l,o Australien (mit Polynesien) . . . . O,g Südamerika.1,8 Nordamerika.2,4 Afrika.3,o Asien.4,s Nördliches Eismeer.1,5 Südliches Eismeer.2,r Indischer Ocean .7,6 Atlantischer Ocean .9,r Großer Ocean .18, o 8 12. Beschaffenheit und Bewegung des Meeres. Von den Gewässern des Festlandes unterscheidet sich das Meer 1.) durch den Gehalt an aufgelösten Salzen, 2.) durch die im Vergleich zur umgebenden Luft const untere Temperatur seiner Oberfläche (des Spiegels), 3.) durch seine eigenthümtichcn Bewegungen, 4.) durch feine größere Tiefe (die größten bis jetzt gemessenen Tiefen betragen 8500 m im großen Ocean östlich von den Kurilen und 8300 m im atlantischen Ocean nördlich von Puerto Rico). Der Meeresspiegel bildet den regelmäßigsten Theil der Erdober¬ fläche, ist aber trotzdem nicht überall gleich hoch. So steigt er allmählich gegen die Küste zu (wie das Wasser am Rande eines Glases), da das Land eine bedeutende Anziehungskraft auf das Wasser ausübt. Auch liegen manche Binnenmeere, d. h. die vom Festlande eingeschlossenen Glieder eines Oceans, in einem anderen Niveau als der Ocean, so z. B. das mittel¬ ländische Meer etwas tiefer als der atlantische Ocean. Der Meeresboden hat in ähnlicher Weise wie das feste Land Erhöhungen und Vertiefungen, daher die Tiefe nicht überall eine gleich¬ mäßige ist. Nur möge hier auf deu noch immer weit verbreiteten Jrrthum aufmerksam gemacht werden, dass auf dem Meeresboden, auf deu die zerstörende Kraft der Luft nicht cinwirkt, Gebirge und Thäler sich befinden; im Gegentheil zeigt der Meeres- 26 bodeu mit wenigen Ausnahmen überall, wo man ihn naher untersuchte, nur sanfte Bodenanschwelluugen, wie etwa das europäische Russland. Manchmal ragen allerdings bedeutende Erhebungen als einsame Inseln oder als Klippen aus dem Ocean hervor. Unterseeische Hochebenen, welche, ost in meilenweiter Ausdehnung, bis nahe an den Meeresspiegel emporreichen, sind die von den Schiffen gefürchteten Sandbänke. Die Farbe und Durchsichtigkeit des Meeres hängt von dessen Tiefe und der Beschaffenheit des Bodens ab. Im allgemeinen ist das Meerwasser ebenso farblos und durchsichtig wie das reinste Quellwasscr, doch erscheint es fast überall in einer bestimmten und unveränderten Färbung, und zwar bei bedeutender Tiefe dunkelblau, bei geringerer verschiedenfarbig, je nach der Farbe des Sandes, den es aufwühlt, oder ganz kleiner Pflanzen und Thiere, wenn diese in außerordentlich großer Anzahl anftreten. Daher die Bezeichnungen: rothes, gelbes, Purpurmeer u. s. w. Die Bewegungen des Meeres find dreifacher Art: 1. ) Die Wellenbewegung entsteht durch den Druck des Windes. Man unterscheidet Wellenberg und Wellenthal. Die von starken Winden erzeugten Wellen sind gewöhnlich 3 bis 4 m hoch und übersteigen selten eine Höhe von 10 in; doch hat man auch schon etwa 15 m hohe Wellen beobachtet. Auch reicht die Wirkung der Wellen in eine bedeutende Tiefe (50 bis 100 in). Das An- und Zurückprallen der Wellen an Felsen heißt Brandung; sie ist für Schiffe besonders gefährlich. 2. ) Ebbe und Flut. Man versteht darunter das von 6 zu 6 Stunden regelmäßige Fallen und Steigen des Meeres an den Küsten. 6 Stunden dauert die Ebbe (das Meer fällt), 6 Stunden die Flut (das Meer steigt). Ebbe und Flut zusammen nennt man auch die Gezeiten. Die Ursache dieser Erscheinung ist die Anziehung, die Mond und Sonne auf die Erde ausübeu und die bei dem leicht nachgebenden Elemente des Wassers ihren wahrnehmbaren Ausdruck finden kann. Bei Flachküsten bedeckt das Meer zur Zeit der Flut einen Theil der Küste. 3. ) Die Meeresströmungen. Sie bewegen sich nach verschiedenen Richtungen flnss artig im Meere, während die benachbarten Wasser¬ schichten unbewegt bleiben und gleichsam die Ufer bilden. Es gibt drei Hauptrichtnngen: die Äquatorialströmnng in den Äquatorialgegenden von O. nach W., die arktische Strömung auf der nördlichen Halbkugel von N. nach S. und die antarktische Strömung auf der südlichen Halbkugel von S. nach N. Die erstere ist natürlich warm, die beiden letzteren sind kalt. Für die Schiffahrt ist eine genaue Kenntnis der Strö¬ mungen von besonderer Wichtigkeit. Der Zusammenhang des Meeres. Sehr wichtig ist die That- sache, dass die Oceane ein zusammenhängendes Ganzes bilden und man daher ungehindert aus einem Ocean in den andern gelangen kann. Die Verbindung ist entweder eine offene oder sie ist durch mehr oder minder breite Straßen hergestellt. 1.) Der atlantische Ocean steht iu Verbindung: a) mit dem großen Ocean durch das Meer der nordwestlichen Durch¬ fahrt, durch die nordöstliche Durchfahrt (im N. von Asien), die Nordenskjöld (Nordenschöld) iu den Jahren 1878/7U entdeckte, durch die Magalhaensstraße stnachaljangs-Str.) und durch die offene Wasser¬ straße im S. von Amerika. Letztere wird jetzt noch allein von Schiffern befahren, in den nächsten Jahren wird aber hoffentlich der Panama- canal fertiggestellt werden, und der größte Theil der Schisse wird daun diesen Weg einschlagen; 27 d) mit dem indischen Ocean einerseits im S. von Afrika, anderseits dnrch den Snezcanal (snes), der das mittelländische mit dem rothen Meere verbindet; e) mit dem nördlichen Polarmeere zwischen Grönland nnd Europa nnd dnrch die Davisstraße (dewis) mit der Baffinsbai. 2. ) Der große Ocean steht in Verbindung: a) mit dem atlantischen Ocean; k) mit dem indischen Ocean im S. von Tasmanien dnrch die Baß st raße (zwischen Tasmanien nnd Anstralien), durch die Torrcsstraße (zwischen Australien und Neuguinea, nicht befahrbar) und durch zahlreiche Straßen zwischen den einzelnen Inseln des ostindischen Archipelagus, unter denen die Sundastraße die befahrenste ist; v) mit dem nördlichen Eismeere dnrch die Behrings st raße zwischen Asien nnd Amerika. 3. ) Der indische Ocean steht in Verbindung: a) mit dem atlantischen, l>) mit dem großen Ocean. 4. ) Das südliche Eismeer steht in offener Verbindung mit dem atlantischen, indischen nnd großen Ocean. 8 13- Drr Vulcanismus. Bisher betrachteten wir die verschiedenen Formell der Erdoberfläche. Über das Innere der Erde wissen wir so viel wie nichts, denn selbst das tiefste Bohrloch (bei Schladebach zwischen Halle und Leipzig) reicht nur in eine Tiefe von 1656 m. Aus dem Umstande, dass die Wärme mit der Tiefe zunimmt nnd dass die Vuleane geschmolzene Gesteine answerfen, hat man geschlossen, dass das Erdinnere in heißflüssigem Zu¬ stande sich befinde. Andere Forscher sind aber der Ansicht, dass der ganze Erdkörper fest sei, aber in seinem Innern einzelne Par¬ tien glühender nnd daher geschmolzener Gesteine berge. Ans die Thätigkeit der letztern führt man die Erscheinungen zurück, die man unter dem Namen Vulcanismus zusammenfasst. Es sind deren vor¬ züglich vier: 1. ) die heißen Quellen, welche aus der Erde kommen; 2. ) die Vuleane oder feuerspeiende Berge. Es sind Berge, welche meist an ihrem Gipfel eine trichterförmige Öffnung haben, die Krater heißt nnd init der feurig-flüssigen Region durch einen Canal verbunden ist. Gewöhnlich entsteigen dem Krater nnr Rauch, Wasserdampf nnd Gase, zur Zeit eines Ausbruches aber werden ungeheure Massen Asche (Aschenregen), welche ost nahe¬ liegende Orte verschütten (Hercnlanum nnd Pompeji), und Steine ausgeworfen. Die geschmolzenen Gesteine, die ans dem Krater hervortreten, den Berg herabfließen nnd oft furchtbare Verheerungen anrichten, nennt man Lava — Man unterscheidet thätige nnd erloschene Vuleane, doch können letztere immerhin wieder thätig werden. 3. ) Die Erdbeben sind die vorübergehenden Schwankungen des Bodens, die meist nur auf einige Sekunden beschränkt sind, aber selbst während dieser kurzen Zeit große Städte zu zerstöreu vermögen. Sie können durch verschiedene Vorgänge veranlasst werden. Vulkanische Ausbrüche werden gewöhnlich durch Erderschütterungen eingeleitet, und dann sind die 28 letzteren ohne Zweifel vulennischer Natur. Aber auch Einstürze von unter¬ irdischen Felsmassen und Bewegungen im Innern der Erde können Schwan¬ kungen der Erdoberfläche erzeugen, und ihnen sind wohl die meisten Erd¬ beben in nichtvulcanischen Ländern znzuschreiben. 4.) N i v e a n v erü n d e ru n g e n. Man weiß, dass der Boden, auf dem wir stehen, vor vielen Millionen Jahren Meeresgrund war. Man beobachtet ferner an vielen Küsten, dass sich dieselben gegen das Meer hin erweitern oder sich vor demselben gleichsam zurückzuziehen scheinen. Dieser Vorgang kann auf dreierlei Weise geschehen: Land gewinn: n) durch Anschwemmung des Meeres oder der in dasselbe mündenden Flüsse; l>) durch Hebung des Landes; e) durch Sinken des Meeresspiegels. ll) Landverlust: ns durch Zerstörung der Küste durch die Mecreswellen; b) durch Senkung des Landes; c) durch Hebung des Meeresspiegels. Die küstennahen, meist langgestreckten Inseln sind in den meisten Fällen durch Senkung des Landes oder Hebung des Meeresspiegels ab¬ getrennte Festlandsstücke. 8. Gimmlziige iler 8 14. Geogmplm. Der Mensch und die Menschenrassen. Vor allen Bewohnern der Erde zeichnet sich der Mensch durch höher entwickelte physische und geistige Eigenschaften, vor allein durch deu Besitz der Sprache aus. Er allein hat es vermocht, aus dem Naturzustande herauszutreten, sich zu vervollkommnen und so die Herrschaft über die Natur zu erringen. Aber diese Herrschaft reicht nicht so weit, dass sich der Mensch gänzlich von der ihn umgebenden Natur loslösen könnte, von der er viel¬ mehr immer mehr oder weniger abhängig bleibt. So waren ursprünglich die äußern Verschiedenheiten in Bezug ans Hautfarbe, Haar- und Gesichts¬ bildung u. dergl. nicht vorhanden, sondern sie entstanden erst allmählich, als die Menschen von ihrer Heimat ans in die verschiedenen Gegenden der Erde einwanderten, wo sie sich unter verschiedenen Bedingungen ent¬ wickeln mussten. Ans diese Weise entstanden die verschiedenen Unterarten oder Rassen. Unter allen Rassen (die Zahl derselben wird verschieden angegeben) scheinen nur drei lebensfähig zu sein, während die übrigen in langsamem oder raschem, jedenfalls aber sicherem Aussterben begriffen sind. Diese drei sind: 1.) Die mittelländische (kaukasische) Rasse: Helle Farbe, nur bei den südlichen Völkern zu Gelb, Roth oder Braun getrübt; regel¬ mäßige Gesichtsbilduug, lockiges oder wellenförmiges Haar, starker Bart¬ wuchs. Zu dieser Rasse gehören fast alle Europäer, Westasiaten nnd Nord¬ afrikaner; auch Amerika wird theilweise von ihr bewohnt. 29 2. ) Die mongolische Rasse: die Hautfarbe schwankt zwischen Ledergelb nnd tiefem Braun; langes, straffes, schwarzes Haar, spärlicher Bartwuchs, breite Nase, meist schiefliegende Augen und vorstehende Backen¬ knochen. Sie bewohnt den Osten, Südosteu und Norden von Asien; ihre nächsten Verwandten sind die Malaien in Asien und Polynesien und die amerikanische Urbevölkerung. 3. ) Die Negerrasse. Die Hautfarbe durchläuft alle Stufen von Dunkelgelb bis Ebenholzschwarz; kurzes, stark gekräuseltes schwarzes Haar, spärlicher Bartwuchs; schmale hohe Schädel, meist wulstige Lippen. Die Neger bewohnen Mittelafrika nnd den größten Theil von Südafrika, theil- weise auch Amerika. Die Gesammtzahl der Menschen schlägt man ans circa 1500 Millionen au. Absolute uud relative Bevölkerung. Unter der absoluten Bevölkerung eines Landes versteht man die Gesammtzahl der Menschen, die in diesem Lande wohnen, unter der relativen die Anzahl von Menschen, die durchschnittlich auf einem Quadrat-Kilometer leben. Man findet die relative Bevölkerung, wenn man die absolute Bevölkerung durch die Anzahl der Quadrat-Kilometer dividiert. Z. B.: Russland abs. Bev. -- 91,917.867, rel. Bev. — 91,917.867 : 5,210.823 18 Großbritannien - » --- 37,810.208, » - -- 37,810.208 : 314.628 --- 120 d. h. Russland hat eine größere absolute, aber eine geringere relative Bevölkerung als Großbritannien. Je nach der größern oder geringem relativen Bevölkerung sagt man: das Land ist dicht oder dünn bevölkert. 8 l5. Die geistige Verschiedenheit -er Menschen. Die geistige Verschiedenheit der Menschen äußert sich in der Sprache, in der Religion und im Cnltnrgrade. I. Die Sprachen. Die Gesammtheit der Menschen, welche eine Sprache sprechen und gleiche Sitten haben, nennen wir ein Volk oder eine Nation. Mehrere Völker, welche unter einander verwandte Sprachen sprechen, bilden einen Sprach stamm, verwandte Sprachstämme eine S p r a ch g r n p p e. So bilden die Deutschen, Schweden, Norweger, Danen und Engländer den germanischen: die Franzosen, Italiener, Spanier, Portugiesen nnd Rumänen den romanischen; die Russen, Polen, Czechen (Tschechen), Slovenen, Serben n. s. w. den slavischen Sprachstamm. Alle drei sind aber unter sich nnd mit andern Sprach- stäminen verwandt und bilden mit diesen die indo-europäische Sprachgruppe. Alle Völker dieser Sprachgruppe, wie auch die der semitischen (dazu die Inden) nnd der hamitischcn (dazu die alten Ägypter), gehören zur mittelländischen Rasse. Sehr häufig kommt es nnd kam es vor, dass Völker ihre Sprache ablegten und die anderer Völker annahmen, mit denen sie in innige Berührung getreten waren. So gehören die Magyaren (Madjaren) wahrscheinlich zur mittelländischen Rasse, sprechen aber eine mongolische Sprache. II. Die Religion. Man unterscheidet: 1.) Monotheistische Religionen, welche den Glauben an Einen Gott lehren. Es gibt drei monotheistische Hauptreligionen: die christliche, die jüdische und die muhamedauische. 30 — Die älteste monotheistische Religion ist die jüdische; aus ihrem Schoße gieng das Christentum hervor. Ein Gemisch aus beiden ist der Muhamedanisnins oder Islam (d. h. Ergebung in den Willen Gottes), der im 7. Jahrhundert n. Cbr. von Muhämed gegründet wurde. Er lehrt den Glauben an einen Gott (Allah), Un¬ sterblichkeit der Seele und absolute Vorherbestimmung; Gebet, Fasten und Almosengeben sind die Hauptpflichten seiner Anhänger. Mit Feuer und Schwert verbreiteten ihn die Araber über Westasien und Nvrdafrika, wo er auch bis zum heutigen Tage noch herrscht. Das Symbol der Muhamedaner ist der Halbmond, ihre Bibel der Koran, dessen Lehre in dem Satze gipfelt : Es ist nnr Ein Gott und Muhämed sein Prophet. Ihre heiligste Stadt ist Mekka. Muhamedanische Tempel nennt man Moscheen. 2.) Polytheistische Religionen, welche den Glauben an mehrere Gotter lehren. Die Bekenner solcher Religionen nennen wir auch Heiden; sie sind an Zahl den Monotheisten überlegen. Es ist noch kein Volk gefunden worden, welches aller religiösen Vorstellungen bar gewesen wäre, wohl aber sind letztere bei der Mehrzahl der heidnischen Völker un¬ entwickelt und roh. Viele derselben denken sich alle Gegenstände beseelt und verehren die, welche ihnen nützlich oder schädlich sind, aber auch solche, worauf zufällig das Auge fällt, wie Steine, Bäume, Thiere n. s. w. (Fetischdienst). Höher entwickelte, ackerbauende Völker beten die Naturkräfte an und stellen diese persönlich, als Götter, dar (wie die alten Griechen und Römer). Andere Völker verehren ihre verstorbenen Vorfahren (Ahnendienst). Sehr verbreitet ist der Glaube an übernatürliche Zauberkräfte (Scha¬ manismus), in deren Besitz sich Priester (Schamanen) befinden. Unter allen Religionen ist die christliche am wichtigsten. Sie scheidet sich wieder in drei Hauptbekenntnisse oder Confessionen: 1. ) die katholische Kirche; 2. ) die griechische Kirche, welche sich mehreremale, endgiltig im elften Jahrhunderte, von der katholischen lostrennte; 3. ) die evangelische oder protestantische Kirche, welche im 16. Jahrhunderte von Luther (Lutheraner) uud Calvin (Reformierte) ge¬ gründet wurde. III. Die Cultur. Die Ernährung ist die Hauptsorge jedes lebenden Wesens, des Menschen ebenso wie der Thiere und Pflanzen. Der Mensch holt seine Nahrung aus dem Thier- uud Pflanzenreiche, uud nach der Art und Weise der Ernährung theilt man die Völker in Wandervölker (dazu die Jäger-, Fischer- und Hirtenvölker) und in ansässige oder ackerbauende Völker. Nur die letzten: sind in ihrer geistigen Ent¬ wicklung fortgeschritten, und daher gehören nur ihnen die Cultnrvölker an, während wir alle andern am besten als unentwickelte Völker bezeichnen können. 1.) Die unentwickelten oder Wandervölker. Es ist bis jetzt noch kein Volk im vollkommenen Naturzustände gesunden worden, und daher ist der übliche Aus¬ druck -Wilde» für kein Volk der Erde passend. Doch kann man auch bei den unent¬ wickelten Völkern verschiedene Culturstufen unterscheiden. Auf der untersten stehen im allgemeinen die Jägervölker und die Fischervölker der Küstengegenden. Sie können nur so lange an einem Orte verweilen, als die Jagdgründe die nöthige Nahrung bieten. Sie wohnen in roh construierten Zelten, die sie meist nur nachts errichten. Sie besitzen Werkzeuge und Waffen (Bogen und Pfeil), üben auf der Jagd außerordentlich ihre Sinne und entwickeln dadurch bis zu einem gewissen Grade ihre geistigen Fähig¬ keiten. Außer der thierischen genießen sie auch Pflanzenkost, die ihnen die Natur zufällig bietet. Sie besitzen bereits Eigenthum und gehorchen, wenigstens in Kriegszeiten, Häupt¬ lingen. Stolz ans ihr freies Jägerleben, das ihnen allein des Mannes würdig dünkt, 31 bequemen sie sich selten zur Ansässigkeit, zu geordneter Arbeit und zum Ackerbau und gehen daher meist bei der Berührung mit Kulturvölkern ihrem Untergange entgegen. Ans einer höheren Entwicklungsstufe stehen die Hirten- oder Nomadenvölker. In Wald- und regenarmen Länderstrichen ist weder Jagd noch Ackerbau möglich, wohl aber bieten weite Grasflächen genügendes Futter für große Herden von Hausthieren. Aber auch die Nomaden haben keine eigentliche Heimat; wenn die Herde eine Gegend abgeweidet hat, müssen sie weiter ziehen. 2.) Die ansässigen Völker. Ansässig wird ein Volk nur dann, wenn es aus dein Boden seine Hauptnahrnngsmittel zieht, d. h. wenn es ackerbauend wird. Nur ackerbauende Völker können einen bedeutenden Grad von Cultur er¬ reichen Mit dein Ackerbau ist immer Viehzucht verbunden, denn einerseits braucht der Mensch auch Fleischnahrung, anderseits reichen seine Kräfte zur Bestellung des Feldes nicht aus. Aber außer der Kraft der Thiere braucht er noch verschiedene Werkzeuge, besonders metallene. Das Metall holt er aus der Erde (Anfang des Bergbaues) und muss es dann für seine Zwecke bearbeiten (Anfang der Handwerke). Da der Acker¬ bauer Sommer und Winter an demselben Orte bleibt, so braucht er Schutz gegen die Witterung, welchen ihm nicht Zelte, sondern nur feste, bleibende Wohnungen gewähren können. Das Bedürfnis gegenseitiger Hilfeleistung nöthigt die Menschen endlich zum Zusammenwohnen, so entstehen Flecken, Dörfer, endlich Städte. Ursprünglich sorgt der Mensch in Nahrung, Kleidung und Wohnung nur für das Nothwendige, später kommt das Nützliche, endlich das Bequeme hinzu. Je höher die Bedürfnisse der Menschen steigen, desto mehr entwickeln sich die Gewerbe. Alle Gewerbe zusammen begreifen wir unter dem Namen Industrie. Da die Kräfte des Menschen nicht mehr ausreichten, um alle Bedürfnisse zu befriedigen, so begann man mit Maschinen zu arbeiten: es entstand das Fabrikswesen im engeren Sinne. Die Gaben sind nicht gleichmäßig auf der Erde vertheilt; ein Volk hat z. B. treffliches Eisen, aber zn wenig Getreide; ein anderes wieder viel Getreide, aber wenig Eisen. Beide tauschen nun aus: so entstand der Handel, der trotz der Erfindung des Geldes eigentlich doch nnr ein Tauschhandel ist. Hat der Mensch alles, was er zur Erhaltung seines Daseins braucht, so lernt er begreifen, dass es auch höhere Güter gibt. Der Trieb nach Wahrheit und nach dem Schonen ruht tief in der Brust des Menschen; jenen befriedigt die Wissenschaft, diesen die Kunst; beide sind die schönsten Blüten menschlicher Cultnr. Fünf Sechstel der Menschen sind jetzt schon sesshaft. Macht sich ein Volk in einem Lande sesshaft, wo früher ein anderes Volk lebte, so heißt ein solches Volk ein ein gewandertes, nnd seine neuen Wohnsitze heißen Colonien. Im weitern Sinne versteht man unter Colonien aber überhaupt alle in einen: andern Eidtheil gelegenen Besitzungen eines Staates. Die meisten Colonien haben die Europäer. 8 16. Der Staat. Eine Vereinigung vvn Menschen znm Zwecke des gegenseitigen Schutzes nnd der Förderung ihrer geistigen nnd leiblichen Wohlfahrt nennen wir einen Staat. Nur ansässige Völker haben staatliche Ein¬ richtungen. Den Schutz gewähren die Gesetze. Die Gesetze müssen 1.) gegeben, aufgehoben, verbessert werden; 2.) sie müssen ausgeführt werden. Es gibt also in einem jeden Staate zwei Gewalten: 1.). die gesetzgebende oder legislative, 2.) die vollziehende oder execntive. Jeder Staat hat ein Oberhaupt, nnd nach der Bkachtstellung dieses Oberhauptes theilen wir die Staaten in Monarchien und Republiken. 32 1. ) Die Monarchie. Der Monarch, der verschiedene Titel (Kaiser, König, Herzog, Fürst u. s. w.) führen kann, ist der Inhaber der höchsten Gewalt. Die Monarchie kann sein: a) eine absolute: der Monarch gibt Gesetze nnd lässt sie durch die von ihm ernannten Beamten ansführen; b) eine konstitutionelle: der Monarch theilt seine Gewalt mit dem Volke, das seinen Willen durch seine Abgeordneten kundgibt. 2. ) Die Republik. Das Volk ist der Juhaber der höchsten Gewalt und überträgt dieselbe zeitweise dem gewählten Oberhanpte, das die Gesetze ausznführen, und den Abgeordneten, die Gesetze zu geben haben. Jeder Staat zerfällt wieder in mehrere kleine Gebiete, die Provinzen, Kreise u. s. w. heißen. Die Linie, welche zwei Staaten von einander scheidet, heißt die Grenze. Wird die Grenze durch Berge oder Wasser gebildet, so ist sie eine natürliche; wenn nicht, eine politische. Kurze Topographie der einzelnen Erdtheile. 8 17- Europa. 1. ) Ausdehnung. Nördlichster Punkt: N o r d c a p 71» n. B. , Ausdehnung 35 Breitengrade, pidlichster » Cap Tarifa 36» »» / , östliche Grenze: Ural, ca. 80» ö. L. f , Länaenarade westlichster Punkt: CapdaRoca8»»»1 ' Flächeninhalt 9,? Mill, 2. ) Grenzen und Gliederung. Im O. hängt Europa mit Asien zusammen. Grenzen: Ural, Kaspisee, Manytsch nördlich vom Kaukasus; au den übrigen Seiten wird es von Meeren begrenzt nnd gliedert sich in Halbinseln und Inseln. Die Halbinseln nnd küstennahen Inseln bilden die Glieder eines Continentes; denken wir uns dieselben hinweg, so bleibt der Stamm des Continentes übrig. Die Gliederung übt einen großen Einfluss auf die Entwicklung der menschlichen Bewohner aus, weil die Zugänglichkeit eines Continentes zum großen Theile von dem Grade der Gliederung abhängt. Europa ist der gegliedertste unter allen Erdtheile», und dieser Umstand hat unter andern die hohe geistige Entwicklung der Europäer ermöglicht. Im N. das nördliche Eismeer. Meerbusen: das weiße Meer; Insel: Nowaja Semlja (semlä). Im W. der atlantische Ocean. Theile: Meerbusen von Biseäpa, der Canal, die Nordsee, die Ostsee. — Die britischen Inseln, die Halb¬ inseln Skandinavien und Jütland, die dänischen Inseln. Fern im Ocean 33 liegt die Insel Island. — Verbindungsstraßen: zwischen dem Canal und der Nordsee die Straße von Calais (kale), zwischen der Nord- und Ostsee der große und der kleine Belt und der Sund. Im S. das mittelländische Meer, ein Theil des atlantischen Oceans, mit dem es durch die Straße von Gibraltar (gibraltär) in Ver¬ bindung steht. Theile: Meerbusen von Lion (liöng) und Genua, tyrrhenisches Meer, adriatisches Meer, jonisches Meer, ägäisches Meer. Von da gelangt man durch die Straße der Dardanellen (oder den Hellespönt) in das Märmarameer (die Propontis), von da durch die Straße von Constanti- nopel oder den Bosporus in das schwarze Meer (Pontus enxinus) und von da durch die Straße von Kertsch in das asow'sche Meer. — Pyrenäische Halbinsel, italische Halbinsel mit den Inseln Sicilien, Cörsiea und Sar¬ dinien, Balkänhalbinsel mit der Insel Kreta und den vielen griechischen Inseln, Halbinsel Krim. 3.) Boden gest alt. Der Stamm des Continentes besteht aus etwa zwei Drittel Tief¬ land und einem Drittel Gebirgsland. Eine Linie von der Rheiu- mündung bis zum Kaukasus scheidet beide Bodenformen. Die Glieder find vorwiegend gebirgig. 4) Bevölkerung. 347 Mill., zum größten Theile aus Germanen, Romanen und Slaven bestehend und daher zur mittelländischen Nasse gehörig. Die einzelnen Länder Europas. I. WitteL-Guropci. Bodengestalt. Von S. nach N. folgen 1.) die Alpen, 2.) das deutsche Mittelgebirge, 3.) das deutsche Tiefland. — An die Alpen schließen sich im O. die Karpäthen an. 1. ) Die Alpen, das höchste Gebirge Europas, ziehen in einem Bogen vom Golf von Lion bis nach Wien, erreichen in der Mitte ihre höchste Erhebung (Mont Blaue 4800 in, höchster Punkt Europas) und nehmen nach O. stetig an Höhe ab (Ortles 3900 in, Großglockner 3800 in). Sie bestehen aus zahlreichen Gebirgsketten und Gebirgsmassen, die durch Längen- und Querthüler von einander getrennt werden. Die meisten Längen- thäler gehen in Querthüler über. Die wichtigsten Thäler sind: Walliser- Thal, Rheinthal, Engadin- und Innthal, Vintschgau- und Etschthal, Salzachthal, Ennsthal, Mnrthal, Drauthal, Savethal. — Im N. und S. begleiten zahlreiche Seen das Gebirge; die wichtigsten sind: der Genfer, Vierwaldstätter, Züricher und Bodensee im N., der Gardasee, Comosee und Lago Maggiore (matschöre) im S. — An die Alpen schließt sich im SO. das Karst-Plateau an. 2. ) Die Karpathen, bestehend aus drei Theilen: Westkarpäthen mit der hohen Tatra (Gerlsdorfer Spitze 2600 m) und dein siebenbürgi- schen Hochland, welche durch das karpathische Waldgebirge mit einander Supan, Geographie. Z 34 verbunden werden. Innerhalb der Karpathen dehnen sich die beiden unga¬ rischen Donau-Tiefebenen aus. 3. ) Das deutsche Mittelgebirge, u) An die Alpen schließt sich im N. die schweizerische und schwübisch-baierische Hochebene an, die im N. von dem schweizerischen und deutschen Jura begleitet wird; b) das böhmisch¬ mährische Plateau, eingeschlossen vom Böhmerwald, Fichtelgebirge, Erz¬ gebirge und den Sudeten; a) der Thüringerwald; ci) der Harz; a) Spessart, Rhön und Vogelsberg, nördlich davon das Weser-Bergland; k) das rheinische Schiefergebirge; g) das oberrheinische Gebirge (Schwarzwald und Odenwald auf der einen, Wasgau oder Vogefen und Pfälzer Gebirge auf der anderen Seite der oberrheinischen Tiefebene). — Höchster Punkt des Bkittelgebirges die Schneekoppe im Riefengebirge, 1600 m. 4. ) Das deutsche Tiefland, wie ganz Mittel-Europa nach N. sich abdachend. Tie Flüsse. 1.) Der größte Fluss ist die Donau, im Schwarz¬ walde entspringend und ins schwarze Meer mündend. Nebenflüsse: 2.) Der Rhein entspringt in den schweizerischen Alpen und mündet 3. ) Die Weser entspringt als Werra im Thüringerwalde, vereinigt sich mit der Fulda und mündet in die Nordsee. Hauptnebenflnss rechts die Aller. 4. ) Die Elbe kommt aus den Sudeten und fließt in die Nordsee. Nebenflüsse: Moldau ! Mulde ! Saale Havel 5.) Die Oder kommt aus den Sudeten und fließt in die Ostsee. Nebenflüsse: Bober- Neiße Warthe 6.) Die Weichsel entspringt in den Karpathen und mündet in die Ostsee. — 35 — Slanim voa Witel-Europa. 1.) Nil! SsterreickM-nngarMo Monarckie. Unsere Monarchie, deren Beherrscher der Kaiser von Österreich und König von Ungarn ist, hat einen Flächeninhalt von 622 000 km? und eine Bevölkerung von 39,s Mill. Diese scheidet sich in Deutsche, Slaven, Magyaren (madjären), Rumänen und Italiener. Die Monarchie besteht physisch aus drei Theilen: Alpen-, Sudeten- nnd Karpäthenläuder, Politisch aber aus zwei Theilen: Cisleithanien und Trausleithanien. -r) Die östcrrcichischcn Länder oder Cisleithanien. 1. ) Das Erzherzogthum Österreich unter der Enns: Wien, die Haupt- und Residenzstadt der Monarchie, mit den Vororten 1,100.000 Ew. -— Wiener-Neustadt. 2. ) Das Erzherzogthum Österreich ob der Enns, Hptst. Linz. 3. ) Das Herzogthnm Salzburg mit der Hptst. gl. N. 4. ) Die gefürstete Grafschaft Tirol und Vorarlberg, Hauptstadt Innsbruck; Trient, Bregenz. 5. ) Das Herzogthnm Steiermark, Hptst. Graz (98000 Ew.); Marburg. 6. ) Das Herzogthnm Kärnten, Hptst. Klagenfurt. 7. ) Das Herzogthnm Krain, Hptst. L a i b a ch. 8. ) Das Küstenland mit der Halbinsel Istrien, Hptst. Triest (130.000 Ew.); Görz, Pola. 9. ) Das Königreich Dalmatien mit der Hptst. Zara. 10. ) Das Königreich Böhmen, Hptst. Prag (220.000 Ew.); Pilsen, Reichenberg, Karlsbad. 11. ) Die Markgrafschaft Mähren, Hptst. Brünn (83.000 Ew); Jglau, Olmütz. 12. ) Das Herzogthnm Schlesien, Hptst. Trop pau. 13. ) Das Königreich Galizien und Lodomerien, Hptst. Lem¬ berg (110.000 Ew.); Krakau (78.000 Ew.) 14. ) Das Herzogthnm Bukowina, Hptst. Czernowitz (tschernowitz). I>) Dic uilgarischcn Länder oder TranSleithanicn. 1. ) Das Königreich U n g a r n, Hptst. B n d a p est (360.000 Ew.); Press¬ burg, Maria-Theresiopel, Debrcczin (debretzint, Arad, Teiuesvar (temeschwär). 2. ) Das Großfürstenthum Siebenbürgen; Kronstadt, Klausenbnrg, Hermannstadt. 3. ) Das Königreich Kroatien n n d S l a v o n i e n , Hpst. A g r a m; die königl. Freistadt Finme am Meere. e) Bosnien und dic Herzegowina. Diese ehemals unmittelbare türkische Provinz (51.000 km? mit 1,3 Mill. Ew.) steht jetzt unter österreichischer Verwaltung. In Bosnien ist der Hanptflnss die Bosna, die zur Save fließt, und die Hauptstadt Seräjevo; der Hanptfluss der Herzegowina ist die Nareuta, die ins adriatische Meer mündet. 3* 36 2.) Das ileutsclie Aeiiü. Das deutsche Reich umfasst einen kleinen Theil der Alpen, den größten Theil des deutschen Mittelgebirges und fast das ganze deutsche Tiefland. Der Main trennt es in Nord- und Süd deut sch land. Die Bevölkerung ist fast durchaus deutsch. Politisch besteht das Reich aus einem Bunde von 25 Staaten und einem Reichslande; sein Oberhaupt ist der jedesmalige König von Preußen als deutscher Kaiser. Flächeninhalt 541.000 Irm'^ mit 46, g Mill. Ew. a) Norddeutschland. 1. ) Das Königreich Preußen umfasst fast ganz Norddeutschland und fast zwei Drittel des ganzen Reiches. Die Hauptstadt Berlin (1,3 Mill. Ew.) ist zugleich die Hauptstadt des deutschen Reiches. Wichtige Städte sind außerdem: Königsberg, Danzig, Stettin, Magdeburg, Breslau, Hannover, Köln, Aachen und Frankfurt am Main. 2. ) Das Königreich Sachsen mit der Hauptstadt Dresden (250.000 Ew.); Leipzig. 3. ) Thüringen, aus acht kleinen Großherzogthümeru, Herzog¬ tümern und Fürstentümern bestehend. Die größte Stadt, Erfurt, gehört jedoch zu Preußen; Weimar. 4. ) Die beiden Großherzogthümer Mecklenburg. 5. ) Das Herzogtum Anhalt. 6. ) Die beiden Fürstentümer Lippe. 7. ) Das Fürstentum Waldeck. 8. ) Das Herzogtum Braunschweig. 9. ) Das Großherzogthum Oldenburg. 10.) Die freien Städte Hamburg (470.00 Ew.), Bremeu und Lübeck. N) Süddeutschlaiid. 1. ) Das Königreich Baiern mit der Hptst. München (260.000 Ew.); Nürnberg, Augsburg. 2. ) Das Königreich Württemberg mit der Hptst. Stuttgart. 3. ) Das Großherzogthum Baden mit der Hptst. Karlsruhe. 4. ) Das Großherzogthum Hessen mit der Hptst. Darm stadt. 5. ) Das Reichsland Elsass-Lothringen mit der Hptst. Str aß- burg; Festung Metz. Z.) Die 8äimeiz. Die Schweiz ist fast durchaus Alpenland; im NW. ist eine Hochebene vorgelagert, die mit dem Juragebirge abschließt. In politischer Beziehung bildet sie eine aus 22 Staaten (Cantvnen) bestehende Bundesrepublik. Flächeninhalt 41.000 bin- mit 2,g Mill. Ew. (Deutsche, Franzosen, Italiener). Hptst. Bern (50.000 Ew.); außerdem Zürich, Basel, Luzern, Genf. Zwischen der Schweiz und Österreich liegt das kleine Fürstenthum Liechtenstein. 37 4.) Bas Königreich cler Kirclrrlnnilr. Die Niederlande (oder Holland) bilden einen Theil des deutschen Tieflandes; ebenso gehört anch die Bevölkerung znm deutschen Stamme. Flächeninhalt 33.000 km^ mit 4,s Mill. Ew. Hauptstädte Amsterdam (390.000 Ew.) und Haag; Rotterdam, Utrecht. 5.) Das Königreich, Kelgien. Im W. Tiefebene, im O. Hügelland. Flächeninhalt 29.000 km'^ nut 6 Mill. Ew. (Deutsche und Franzosen). Hptst. Brüssel (180.000 Ew.); Antwerpen, Lüttich, Gent. ti.) Das Grohherzoglhiiin Knxeinbnrg mit der Hauptstadt gl. N. Flächeninhalt 2600 (200.000 Ew.). II. Hst- und Worö-Guvopcr. 1. ) Das Kaiserllcum Knsslnncl. Russland, ein großes Tiefland, welches vom schwarzen bis zum Eis¬ meere, vom Ural bis zu den Karpathen reicht nnd einerseits mit dem deutschen, anderseits mit dem sibirischen Tieflande zusammenhüngt. Im NW. finden sich unzählige Seen (Finnland); die größten sind der Lädoga-, Onega- nnd Peipussee. Das Tiefland wird strahlenförmig von großen Strömen durchflossen; in den Kaspisee mündet die Wolga, der größte Fluss Europas; in das schwarze Meer münden Don (in das asow'sche Meer), Dnjepr, Dnjestr; in die Ostsee Weichsel, Düna nnd Newa; in das Eismeer Dwina nnd Petschvra. Flächeninhalt 5,2 Mill, kin" mit 92 Mill. Ew. (fast durchaus Slaven). Hauptstädte Petersburg (930.000EW.) und Moskau (750.000EW.), Warschau in dem mit Russland vereinigten P o l e n; Odessa, Kiew, Riga, Kasän, Astrachan. 2. ) Bas Königreich Knmnnien. Rumänien ist das Tiefland an der untern Donau und deren von den Karpathen kommenden Nebenflüssen Sereth und Pruth. Flächeninhalt 130.000 Irm^ mit 5,4 Mill. Ew. romanischen Stammes. Hauptstadt Bu kurest (bukürescht), 220.000 Ew. 3.) 8knnilinninen. Die Halbinsel besteht zum größten Theile aus einem mächtigen Tafellande, das nach W. steil zum Meere abfällt, nach O. (Schweden) aber allmählich sich abdacht. Unter den Seen sind die größten Wener-, Wetter- und Mälarsee. Wichtigster Fluss Göta-Elf. Politisch besteht die Halbinsel aus zwei vereinigten Königreichen. Flächeninhalt 776.000 mit 6,? Mill. Ew. Die Schweden, Norweger nnd die Dänen werden Skandinavier genannt und gehören zum germani¬ schen Sprachstamme. Schweden mit der Hptst.Stockholm (230.000 Ew.); Gothenburg. Norwegen mit der Hptst. Kristiania (130.000 Ew.); Bergen. 38 4.) Das Kimigreüü Dänemark!. Dänemark besteht aus dem nördlichen Theile der Halbinsel Jütland und ans den dänischen Inseln und ist durchaus Flachland. Unter den Inseln sind Seeland und Fünen die größten. Flächeninhalt 38.000 Ion- nut 2 Milt. Ew. (über die Dänen s. n. «Skandinavien»). Hptst. Kopenhagen (290000 Ew.) Zu Dänemark gehört auch die vnleanische Insel Island. III. Weft-Guvopa. 1.) Das KömgrMt Großbritannien, mut Irlaiul. Das Königreich besteht ans zwei großen Inseln: Großbritan¬ nien, dessen südlicher Theil England, dessen nördlicher Schottland heißt, und Irland, und mehreren Inselgruppen. Flächeninhalt315.000 Ion- mit 37,s Mill. Ew. Die Engländer gehören dem germanischen Stamme an. Großbritannien ist die erste Seemacht der Erde. Sie beherrscht mehr als ein Siebentel der trockenen Erdoberfläche. England ist im W. und N. gebirgig, im O. flach. Größte Flüsse: Themse, Severn (ßcwern), Humber (hömb'r). Hptst. London (lönd'n), die größte Stadt der Erde mit 4,g Mill. Ew.; Liverpool (liw'rpul), M a n ch e ste r (mäntschest'r), B i r m i n g h a m (börming-güm), Leeds (lids), Bristol (brist'l). Schottland, vorherrschend Gebirgsland. Hptst. Edinburgh (edn'börö); Glasgow (gläsgo). Hieher gehören die Inselgruppen der Hebriden, Orkney- (örkni) und Shetlands- (sche'ttländs) Inseln. Irland. An den Küsten einzelne Gebirgsgrnppen, das Innere Flachland. Hptst. Dublin (döbblin). 2.) Die KkpMili Frnnlircick. Frankreich ist im W. Tiefland, iin O. Gebirgs- und Hügelland. Das Gebirgsland gehört theils den Alpen und Pyrenäen an, theils ist es Mittelgebirge. Das südfranzösische Mittelgebirge ist durch die Tief¬ ebene der Rhone (rvn) von den Alpen getrennt, das nordfranzvsische schließt sich an den Schweizer Jura und an das deutsche (rheinische) Mittel¬ gebirge an. Höchster Punkt des französischen Mittelgebirges Mont Dore (mvNg dör), 1900 m. Von den Hauptflüssen mündet nur die Rhone (rön) in das mittel¬ ländische Meer, die übrigen: Ga rönne (garön), Loire (loär) und Seine (ßän) in den atlantischen Oeean. Flächeninhalt 529.000 mit 38,2 Mill. Ew. Hptst. Paris (2,» Mill. Ew.); Lyon (liön^), Marseille (marselll), Bordeaux (bordo). Zu Frankreich gehört auch die Insel Cvrsiea. 39 IV. Süö-Guropcr. 1.) Die iiyceiwiblw Kalbinsel. Das Hochgebirge der Pyrenäen (Mnladetta 3500 m) trennt die Halbinsel von Frankreich. Im S. ein zweites Hochgebirge: Sierra Nevada (noch höher als die Pyrenäen). Am Fuße dieser Gebirge zwei kleine Tiefebenen; die übrige Halbinsel ist ein mächtiges Plate an. Von den Hauptflüssen fließt nur der Ebro ins Mittclmeer, die übrigen: Duero, Tajo (tächv), Guadiana, Guadalquivir (guadal- kiwir) in den atlantischen Ocean. Die Halbinsel ist in zwei Königreiche getheilt. Spanien, 500.000 mit 17 Mill. Ew. Hptst. Madrid (390.000 Ew.); S e v illa (ßewilja), Cadiz (kadiš), G r a nä d a , M a l a g a, Valencia (walensia), Barcelona (barßelöna). Gibraltar (gibraltär) ist eine englische Festung. Zu Spanien gehört die Inselgruppe der Balearen. Portugal, 89.000 km'^ mit 4,z Mill. Ew. Hauptstadt Lissabon (240.000 Ew.); OPorto. 2.) Die ikakieinsisie KallniM. Sie besteht aus zwei Theilcn: der Tiefebene des Po und dem Gebirgslande der Apenninen, welche die eigentliche Halbinsel der Länge nach durchziehen. Außer dem Po sind folgende Hauptflüsse zu merken: Arno, Tiber, Garigliano (gariljäno). Italien bildet ein Königreich; 287.000 mit 30,g Mill. Ew. Hptst. Rom (270.000 Ew.), zugleich Sitz des Papstes. In Oberitalien Venedig, Mailand, Turin, Genua und Bologna (bolönja); in Mittelitalien außer Rom Florenz, Livorno; in Unteritalicn Neapel (460.000 Ew.) am Fuße des Vulcans Vesuv. Von den benachbarten Inseln gehören zu Italien: Sardinien; Sicilien, durch die Straße von Messina von der Halbinsel getrennt, mit der Stadt Palermo und dem Vnlcan Ätna; die lipa rischen und ägadischen Inseln; Elba. Cörsica gehört den Franzosen, Malta den Engländern. 3.) Die grieäiislli-stnmsllie Zakbinstl. Die Halbinsel ist fast durchaus von Gebirgen erfüllt, von denen der Pindns die Wasserscheide zwischen dem jonischen und ägäischen Meere, der Balkan die zwischen letzterem und der Donau bildet. Den südlichsten Theil der Halbinsel bildet das inselähnliche Mvrea. Keine bedeutenden Flüsse. Die Halbinsel zerfällt politisch in fünf Staaten: Das türkische Reich, 165.000 km'^ mit 4,s Mill. Ew. Hptst. Konstantinopel (870.000 Ew.); Adrianopel. Das Fürstenthum Bulgarien, der Türkei tributpflichtig, mit Ost- rumelien 100.000 kin'^ mit 3,s Mill. Ew.; Hptst. Sofia. 40 Das Königreich Serbien, 49.000 mit 2 Mill. Ew.; Hptst. Belgrad. Das Fürstenthum Montenegro, 9000 mit 240.000 Ew. Die Bewohner der Türkei sind theils slavisch, theils griechisch, theils türkisch, die der übrigen Staaten überwiegend slavisch. Das Königreich Griechenland, 65.000 km^ mit 2 Mill. Ew.; Hptst. Athen (85.000 Ew.). Zn Griechenland gehören außerdem: die jonischen Inseln, unter denen Korfu, und die Ehe laden, unter denen Negroponte die größte ist. Mufgaben. 1.) Stelle alle Gebirge und Ebenen Europas, die du gelernt hast, zusammen. — 2.) Ordne die gelernten Gipfel nach ihrer Höhe. — 3) Welche Flüsse fließen in das Eismeer, in die Ostsee, in die Nordsee, in den atlantischen Ocean, in das mittel¬ ländische, adriatische, schwarze und kaspische Meer? -— 4.) Ordne die Flüsse nach ihrem Ursprünge. — b.) Stelle die Seen zusammen, die du gelernt hast. 6.) In welchen Staaten finden sich die Gebirge und Ebenen, die du gelernt hast? — 7.) Welche Staaten durchfließen jene Flüsse, die dir bekannt sind? — 8.) Stelle die physischen Verhältnisse der europäischen Staaten nach folgendem Schema: Hochgebirge, Mittelgebirge, Tiefebenen, Flüsse — tabellarisch zusammen. 9.) In welchen Staaten leben die auf S. 28 u. 29 genannten Völker? — Welche Völker hast dn außerdem noch kennen gelernt? — 10.) Ordne die Staaten nach ihrem Flächeninhalte. — 11.) Ordne die Staaten nach ihrer Bevölkerung. — 12.) Stelle die Kaiserthümer, Königreiche, Großherzogthllmer, Herzogthnmer, Fürstcnthümer und Republiken zusammen. — 13.) Ordne die genannten Städte nach den Flüssen, an denen sie liegen, oder (wenn diese nicht genannt wurden) nach den Flussgebieten, zu welchen sie gehören. — 14.) Ordne die Städte nach den Gebirgen oder Tiefebenen, in denen sie liegen. — 15.) Ordne die europäischen Hauptstädte nach ihrer Einwohnerzahl. 8 18. A s ie n. 1.) Ausdehnung. Nördlichster Punkt: Cap Tscheljuskin 78° n. B. j südlichster » Cap Buru . . . 1° » » j östlichster » Ostcap ... .208° ö. L. s westlichster » Cap Baba . . . 44° » » ) Flächeninhalt 44,s Mill, kir^ Ausdehnung 77 Breitengrade, Ausdehnung 164 Längengrade. 2.) Grenzen und Gliederung. Im N. das nördliche Eismeer. Im O. der große Ocean. Theile: das ochotzki'sche Meer, das japa¬ nische Meer, das gelbe Meer, das chinesische Meer. — Halbinseln: Kam¬ tschatka und Korea; Inseln: die Kurilen, die japanischen Inseln, Formosa und Hainan, die ostindische Inselwelt. Im S. der indische O c e a n. Theile: der Meerbusen von Bengalen und das arabische Meer mit dem persischen Meerbusen und dem rothen Meer. — Drei große Halbinseln: Hinterindien, Vorderindien mit der Insel Ceylon, Arabien. Im W. der Canal von Suez (sues), Mittelmeer; die weitern Grenzen sieh bei Europa. — Halbinsel Kleinasien, Insel Cypern. 41 3. ) Bodengcstalt, Flüsse und Seen. Der Stumm besteht aus drei, durch Gebirge mit einander verbun¬ denen Tafelländern mit Randgebirgen und eontineutaleu Flüssen, an die sich nach außen größere und kleinere Gebirgsländer und Tiefebenen mit oeeanischen Flüssen anlehnen. Wir unterscheiden demnach folgende drei Theile: a) Das ö st l i ch e T a f e ll a nd. Von den Randgebirgen sind der Alta t im N. und der Himalaya im S. zu merkeu. Letzterer ist das höchste Gebirge der Erde; höchster Gipfel der M o uu t E v e rest (mannt ewerest) oder G a u risä n k ar, 8800 m. Auf dem Tafellaude erhebt sich der K ü u lüu, der die Mongolei von Tibet trennt, nnd der Thianschan. An dieses Tafelland schließen sich an: Im W. das turänische Tiefland mit den Flüssen Amu und Sir, die sich in den Arälsee ergießen, und mit dem Kaspisee. Im N. das sibirische Tiefland, mit dem turänischen im ununter¬ brochenen Zusammenhänge stehend. Es wird von den Flüssen Ob, Jeni sei nnd Lena, die sich ins Eismeer ergießen, durchströmt. Baikalsee. Im O. das Gebirgsland der Mandschurei mit dem Amur- Flusse; das chinesische Gebirgs- und Tiefland mit den Flüssen Ho äug ho und Jangtse-Kiang. Alle drei münden in den großen Oeean. Im S. das Gebirgsland von Hinterindien mit den Flüssen Mekong, Menam (münden in den großen Ocean) und Jräwadi (mündet in den indischen Oeean); das Tiefland von Hindustan mit den Flüssen Brahmapütra, Ganges und Indus (münden in den indischen Oeean). Jenseits des Tieflandes das Plateau von Dekan. k) Das Tafelland von Iran steht einerseits durch das Hindu¬ kusch-Gebirge in Verbindung mit dem östlichen Tafellande, anderseits durch das Hochland von Armenien in Verbindung mit a) der Hochebene von Kleinasien; das südliche Randgebirge ist der Taurus. Am Westrande von Iran fließen Euphrat nnd Tigris durch das Tiefland von Mesopotamien dem persischen Meerbusen zu. Jenseits derselben dehnt sich die syrisch-arabische Wüste ans, die durch das Libanon-Gebirge begrenzt wird. Der Kaukasus ist ein selbständiges Gebirge. 4. ) Bevölkerung. 835 Millionen. Den W. bewohnt die mittelländische, den O. die mongolische, den ostindischen Archipel die malaiische Rasse. Einzelne Länder. 1. ) Das chinesische Reich umfasst a) das eigentliche China mit der Hptst. Peking; Nanking; b) die Mandschurei; e) die Mon¬ golei; ) die kleinen Snnda-Jnseln; e) die Molukken oder Gewürzinseln. — Den Spaniern gehören die Philippinen. 6. ) Sibirien bildet einen Theil des russischen Reiches. Tobolsk, Irkutsk. 7. ) Turan gehört größtentheils den Russen; außerdem noch zwei muhamedanische Staaten: Chiwa nnd Buchara mit den Hauptstädten gl. N., letzteres aber unter russischem Schutz. 8. ) Iran enthält drei Reiche: Persien mit der Hptst. Teheran, Afghanistan (Stadt Käbnl) nnd Belndschistän 9. ) Transkaukasien, russisch; Hptst. Tiflis. 10.) Das türkische Asien umfasst: n) Armenien, wovon jedoch ein Theil zu Russland gehört; t>) Mesopotamien mit der Stadt Bagdäd; 6) Syrien und Palästina (das gelobte Land) mit den heiligen Städten Jerusalem, Bethlehem und Nazareth. Der Fluss Jordan fließt durch den Genez arethsee und ergießt sich in das todtc Meer. Am westlichen Rande der syrisch-arabischen Wüste Damaskus; cl) den westlichen Theil von Arabien mit den Städten Mekka und Medina; 6) Kleinasien mit der Handelsstadt Smyrna. II.) Cyperu unter englischer Verwaltung. 8 19. A frika. 1. ) Ausdehnung. Nördlichster Punkt: Cap Blanco . 37 "mB. ) Ausdehnung 72 Breiten¬ südlichster > Nadelcap . . 35"s. » / grade, östlichster » C a p G u a r d a fui 69 " ö. L. s Ausdehnung 69 Lüngen- westlichster » Cap Verde (werde)L Cap Hoorn . . . . 56 ° s. B. j Breitengrade, östlichster » Cap Brane o . . . 17"w. L. s Ausdehnung westlichster - P ri n z W a les- (uäls) C a p 150 ° w. L. j 133 Längengr. Flächeninhalt ohne die Pvlarlünder 38,g Mill, üir? 2. ) Grenzen. Im N. das nördliche Eismeer mit der Bassins-Bai. Im O. der atlantische Ocean mit der Hudsons- (höds'ns) Bai, dem Golf von Mexico (mechiko) und dem caraibischen Meer. Im W. der große Ocean mit dem Meerbusen von Californien. 45 3. ) Bevölkerung. 105 Millionen, zum großen Theite eingewanderte Europäer und Neger; die eingeborene Bevölkerung ist der mongolischen Rasse verwandt. 4. Eintheilung. Amerika zerfällt in drei Theile: Nordamerika mit Grönland, Central¬ amerika mit Westindien und Südamerika. s.) Nordamerika. 1. ) Gliederung. Im Eismeere zahlreiche Inseln, unter denen Grönland die größte ist. Im O. die Halbinseln Labrador und Florida und die Insel N ew - F o n n d l a n d (nju-faundländ). Im W. die Halbinseln Kalifornien, Alaska und die Jnselreihe der Aläuten. 2. Bodengestalt, Flüsse und Seen. Den ganzen Westen nimmt ein mit der Küste parallel streichendes, hohes Kettengebirge ein, das mehrere Hochebenen einschließt. Den wich¬ tigsten Theil desselben bilden im O. das Felsengebirge und das Küstengebirge mit dem Eliasberg (5900 in). Im östlichen Theil des Continentes erhebt sich ein zweites, aber niedrigeres Kettengebirge: die Alleghanies (ällegännis). Zwischen beiden liegt das Tiefland des Mississippi. Dieser große Strom mündet in den Meerbusen von Mexico; sein größter Nebenfluss ist der Missouri (missnri). Nach N., in das Eismeer, fließt der Mackenzie (mäkenzi). Im N. der Alleghanies liegen die fünf großen kanadischen Seen: Oberer See, Huronen-, M ichi g a n - (nntschigün), Erie- (iri) und O n täri o - S e e, deren Abfluss, der St. Lorenzstrom, in den atlantischen Ocean mündet. 3. ) Die einzelnen Länder: и) Grönland mit einigen dänischen Niederlassungen. к) Das Geb iet von Cänada, englische Besitzung. Städte: Quebek (quibek) und Montreal (möntril). o) Die V e r e i n i g t e n S t a a t e n v o n A m e r i k a, eine Bundesrepublik mit der Hauptstadt Washington (uöschingt'n). Unter den großen Städten sind zu merken: New-Jork (nju-jörk), Philadelphia, Baltimore lbaltimor), Boston (bost'n), Chicago (tschikägo), S t. L o n i s (ßent lnis), New-Orleans (njn-orlins), St. Francisco. Zn den Vereinigten Staaten gehört auch das Gebiet Alaska. ck) Die Republik Mexico (mechiko) mit der Hauptstadt gl. N. I») Cciitralanicrika und Wcstindic». 1.) Centralamerika, mit den Halbinseln Jucatän und Hon¬ duras, liegt zwischen den Meerbusen von T e h n a n t e p e c und P a n a m ä. Es ist gebirgig, doch stehen diese Gebirge weder mit den nord- noch mit den südamerikanischen in ununterbrochenem Zusammenhang. Politisch wird es in fünf Republiken: Costa-Rica, Nicaragua, Hondüras, San Salvador und Guatemala, eingetheilt. 46 2.) West in di en besteht ans drei Inselgruppen: и) Die vier großen Antillen (antiljen), von denen Cuba und Puerto Nico den Spaniern, Jamaica den Engländern gehört und Haiti zwei selbständige Republiken enthält. b) Die kleinen Antillen unter der Herrschaft verschiedener euro¬ päischer Mächte. o) Die Ba Hama-In sein, englisch. e) Südamerika. 1. ) Boden gest alt und Flüsse. Südamerika ist in Bezug ans Umrisse und Mangel an Gliederung Afrika ähnlich, nicht aber in Bezug auf Bodengestalt. Wie in Nordamerika zieht auch hier längs der Westküste das Kettengebirge der An des, das zweithöchste Gebirge der Erde; höchster Gipfel: Aconcagua 7000 io. Im O. die weit niedrigeren Gebirge von Brasilien und Guayana. Den größten Theil des Continentes nehmen die Tiefländer ein, die von großen, in den atlantischen Ocean mündenden Strömen: dem Orinoeo, Amazonenstrome (der größte Fluss der Erde) und La Plata, durch¬ flossen werden. 2. ) Die einzelnen Länder. Die unabhängigen Staaten sind mit Ausnahme des Kaiserthums Brasilien Republiken. a) Venezuela (wenesuela); b) Columbia; o) Ecuador; ä) Peru mit der Hptst. Lima; o) Bolivia; k) Chile (tschile) mit der Hptst. Santiago; Z) Argentina mit Patagonien, Hptst. Buenos-Aires (bnenos a-ires); I>) Paraguay (paragnat); i) Uruguay (uruguak) mit der Hptst. Montevideo; к) Brasilien mit der Hptst. Rio de Janeiro (schanero); I) Guayana ist unter England, Frankreich und den Niederlanden getheilt. 8 2l. Australien und Polynesien. Ausdehnung des Continentes. Nördlichster Punkt: Cap Jork . . . 10'^^ ° s. B. ) Ausdehnung über südlichster » » Wilson (uils'n 39"s.B. / 29 Breitengrade, östlichster » » Byron ibeir'n) 173^ " ö. L. s Ausdehnung über westlichster » » Steep (stip) 133" ö.L. s 40 Längengrade. Flächeninhalt des Continentes und der Inseln 9 Mill, bm"; der Flächeninhalt der Inseln betrügt davon nur wenig über ein Achtel. Gesammtbevölkernng nur 5 Mill. 47 1. ) Der Austral-Kontinent. Der Austral-Continent liegt zwischen dein indischen und großen Ocean. Die Gliederung ist unbedeutend, nur im N. der Golf von Car- pentäria und im S. der flache Australgolf. Das Innere des Conti- nentes ist Flachland, an den Rändern steigt der Boden an, besonders im SO., wo die höchsten Gebirge sich befinden; der höchste Punkt M o u n t Clarke (mannt klark) ist aber nur 2200 m hoch. Hauptstuss Murray (mörreh). Australien ist eine englische Besitzung, die aber nur am südöstlichen und östlichen Rande dicht von Europäern bewohnt wird. Städte: Sydney (ßidni), Adelaide (edeled) und Melbourne (melborn). Im Innern leben noch freie Australneger. In nächster Nähe des Kontinentes befinden sich die beiden großen Inseln Neu-Guinea (ginea) und Tasmänia. 2. ) Polynesien oder die Sü d s e e - J n s eln. Man versteht darunter die zahlreichen, aber meist sehr kleinen Inseln des westlichen und mittleren Theiles des großen Oceans, znm größten Theile zwischen den beiden Wende¬ kreisen. Sie werden von malaiischen Völkern bewohnt. Am wichtigsten ist die Doppelinsel Neu-Seeland (englisch). Größere Inseln sind noch Neu-Britannien und Neu-Kaledoniern Wichtigere Gruppen sind die Marianen, Carolinen, Schiffer- Inseln, Fidschi-Inseln, Freundschafts-Inseln und Gesell¬ schafts-Inseln, deren größte Tahiti ist. Die wichtigste Gruppe bilden die Sandwich- (sündnitsch) Inseln (größte Insel Hawaii), ein christliches Königreich mit der HM. Honolulu. Unfgaken. 1.) Ordne die fünf Contiuente nach ihrem Flächeninhalte. — 2.) Ordne sie nach ihrer Bevölkerung. — 3.) Stelle sie nach ihrer westöstlichen und nordsüdlichen Aus¬ dehnung zusammen (d. h. durch wie viel Längen- und Breitengrade erstrecken sie sich?) — 4.) Ordne die sechs Contiuente (d. h. Nord- und Südamerika getrennt) nach ihren höchsten Erhebungen. 5.) Welche sind die Theile des großen, indischen, atlantischen Oceans und des mittelländischen Meeres? — 6.) Welche von den gelernten Inseln und Inselgruppen liegen im nördlichen Eismeere, im großen, indischen, atlantischen Ocean und im mittel¬ ländischen Meere? — 7.) Welche von den gelernten außereuropäischen Flüssen münden in das nördliche Eismeer, in den großen, indischen, atlantischen Ocean und in das mittelländische Meer? — 8.) Welche von den Ländern, die du kennen gelernt, grenzen an das nördliche Eismeer, den großen, indischen, atlantischen Ocean und das mittel¬ ländische Meer? — 9.) bis 12.) Stelle a) alle gelernten außereuropäischen Gebirge, d) Tafelländer, e) Tiefländer, ä) Seen zusammen. — 13.) Stelle alle gelernten Caps zusammen. — 14.) Stelle alle gelernten außereuropäischen Städte zusammen und gib bei jeder an, in welchem Tieflande oder Gebirge oder auf welchem Tafellande, an welchem der gelernten Flüsse oder au welchem Meere sie liegt. lü.) Von welchen Flüssen werden die auf S. 41, 42, 45 und 46 genannten Länder Asiens und Amerikas durchflossen? — 16.) Stelle die außereuropäischen Besitzungen der Engländer, Russen, Franzosen, Spanier, Portugiesen, Dänen nnd Türken zusammen. 48 6. Das MMgste aas ller mailmaalMea aiul Kluilaiologie. 8 22. Die Gestalt -er Erde. Ursprünglich hielt man die Erde für eine Scheibe, welche rings vom Ocean umflossen wird und ans deren äußersten Grenzen die gewölbte Decke des Firmamentes aufliegt. An diesem Firmamente, dachte man sich, verbringen Sonne, Mond und Sterne ihren täglichen Lauf. Schon im Alterthnme erkannte man aber die Unrichtigkeit dieser Vorstellung und schloss aus gewissen Thatsachen, von denen einige unten angeführt sind, dass die Erde eine Kugel sein müsse. Freilich hat sie nicht die reine Kugelgestalt, sondern ist, etwa wie eine Pomeranze, an zwei Seiten (dem Nord- und Südpole) abgeplattet und am Äquator aufgetrieben. Einen solchen Körper nennt man einen Sphäroid. Doch ist im Vergleiche zur Große der Erde die Abplattung so gering, dass man unfern Weltkörper ohne bedeutenden Fehler als Kugel sich vorstellen kann. Die Ansicht von der Kugelgestalt der Erde beruht auf verschiedenen Thatsachen: l.) Wenn wir an der Meeresküste stehen und ein Schiff von derselben in die offene See hinausfährt, so sieht man es nicht allmählich als Punkt auf dem Meere ver¬ schwinden, wie es sein müsste, wenn die Erde eine gerade Fläche wäre, sondern es scheint uns, als ob das Schiff, nachdem es den Gesichtskreis erreicht hat, einige Zeit ans dieser Linie verbleiben würde, um dann unterzusinken. Nun wissen wir aber, dass das Meer dort weder plötzlich aushört noch sich plötzlich abwärts biegt, also kann diese Erscheinung nur in der Wölbung der Meeresfläche ihren Grund haben. Nur auf diese Weise kann man es sich auch erklären, dass man an der Küste ein ankommendes Schiff nicht ans einmal ganz sieht, sondern zuerst nur die Masten, und erst allmählich der übrige Körper aus dem Wasser aufzntauchen scheint. Die gleiche Erscheinung lernen wir auf einer Ebene kennen, wenn wir uns z. B. einem Dorfe nähern. Wäre die Ebene nicht gewölbt, so müssten wir das ganze Dorf erblicken, wenn es uns in die gehörige Sehweite kommt. Dies ist aber nicht der Fall, sondern wir erblicken zuerst den Kirch¬ thurm, dann die großen Gebäude, dann erst die kleinen. 2.) Mit jeder Veränderung unseres Standpunktes wird auch unser Horizont ein anderer. Über dem Nordpol der Erde steht ein Stern, den wir den Polarstern nennen und der schon dadurch auffällt, dass er nie seine Stellung verändert. Reisen wir nun nach St., so sehen wir den Polar¬ stern immer höher, d. h. er entfernt sich immer mehr vom Horizonte. Dies beweist, dass die Erdoberfläche nach N. gekrümmt ist, denn wäre sie gerade, so müssten wir den Stern wegen seiner großen Entfernung immer am gleichen Punkte sehen. 8.) Reisen wir nach O., so sehen wir die Sonne früher aufgehen als an dem Orte, von wo ans wir die Reife angetreten haben, und spater, wenn wir nach W. reisen, was auch nicht sein könnte, wenn die Erdoberfläche gerade wäre. Dieser Umstand beweist somit die Krümmnng nach O. und W. (Gründe 2 und 3 werden durch die folgenden Paragraphe klar gemacht.) 4.) Man hat gefunden, dass eine Mondesfinsternis durch das Dazwischentreteu der Erde zwischen Sonne und Mond entsteht. Die Erde wirft in diesem Falle ihren Schatten auf den Mond, und dieser Schatten ist stets rund, b.) Endlich hat man gefunden, dass alle anderen Himmelskörper die Kugelgestalt haben, und schließt daraus auch aus die Kugel¬ gestalt der Erde. 49 8 23. Zur Drirnlierung im Welträume. 1. ) Befindet man sich ans einer großen Ebene oder ans dem Meere, so scheint es, als ob im weiten Kreise umher der Himmel die Erde berühre. Die Abgrenzungslinie zwischen Himmel und Erde nennt man den natür¬ lichen Horizont. Je hoher wir stehen, desto größer wird dieser Kreis, einen desto größeren Gesichtskreis überblicken wir.* Der wirkliche Horizont ist die durch den Mittelpunkt der Erde parallel mit dem natürlichen Horizont gelegte Ebene, die wir uns bis an das Firmament ausgedehnt denken. Nur die Sterne, die über unserem Horizonte sind, sehen wir. Nur je zwei entgegengesetzte Punkte der Erdoberfläche haben den gleichen Horizont. 2. ) Denken wir uns von unserem Standpunkte eine Senkrechte bis zum Firmamente gezogen, so trifft diese den Punkt des Firmamentes, den wir gerade über unserem Haupte haben. Dieser Punkt heißt Zenith oder Scheitelpunkt. Denkt man sich vom Zenith eine Gerade durch den Mittel¬ punkt der Erde bis zum entgegengesetzten Theile des Firmamentes gezogen, so trifft sie den Nadir oder Fußpunkt, so genannt, weil wir ihn gerade unter unfern Füßen haben. 3. ) Die Erde dreht sich, wie später ausführlicher besprochen werden wird. An jeder sich drehenden Kugel müssen zwei Punkte in Ruhe ver¬ bleiben, und diese nennt mau an der Erdkugel Pole. Alan unterscheidet einen Nord- und einen Südpol (oder arktischen nnd antarktischen Pol). Beide liegen an den abgeplatteten Theilcn der Erdkugel. Die gerade Linie, welche die beiden Pole nnd den Mittelpunkt der Erde mit einander ver¬ bindet, heißt die Erdachse. Die bis an das Himmelsgewölbe fortgesetzt gedachte Erdachse heißt Weltachse und deren Endpunkte ebenfalls Nord- und Südpol. 4 50 4. ) Die Ebene, welche senkrecht auf die Weltachse durch den Mittel¬ punkt der Erde gelegt wird, heißt die Äquatorialebene; sie berührt in einer Kreislinie, dem Himmelsäquator, das Firmament. Der Himmelsäquator theilt die Weltkugel in zwei gleiche Theile, den nörd¬ lichen und den südlichen Sternhimmel. In gleicher Weise theilt der Erdäquator (oder schlechtweg Äquator genannt) die Erde in eine nördliche und eine südliche Hälfte oder Hemisphäre. 5. ) Alle durch beide Pole um die Erdkugel gezogenen Kreise heißen Mittagskreise; ihre Hälften von einem Pole bis zum andern Me¬ ridiane. Fig. ts. Nordpol der Erde. xs Südpol -> -> »S Erdäquatvr. nxnZ nördliche Erdhcmisphttre. südliche -> Der große Kreis stellt die Weltkugel, der kleine die Erdkugel dar. Nordpol am Firmaments. Südpol -> -> ^lH Himmelsäquator. nördlicher Sternhimmel, südlicher » Für den Punkt ro (Wien) ist der Zenith, der Nadir, /^//' der wirkliche Horizont, der Meridian, der Mittagskreis. 51 8 24. Scheinbarer Gang der Sonne. Bei dem scheinbaren Gange der Sonne um die Erde ist zweierlei zn berücksichtigen: 1. ) Jeden Morgen scheint die Sonne über dem Horizonte im O. aufzusteigen und beschreibt am Firmaments einen Bogen, um am Abend an der entgegengesetzten Seite des Horizontes, im W., unter den Horizont hinabzusinken. Wenn die Sonne in unfern Meridian tritt, so sagen wir: die Sonne culminiert, oder es ist Mittag. Den Bogen, den die Sonne über unserem Horizonte beschreibt, nennen wir den Tagbogen, und den, den die Sonne unter unserem Horizonte beschreibt, den Nachtbogen. Da es Mittag ist, wenn die Sonne den Meridian passiert, und die Sonne von Osten zn kommen scheint, so müssen die von uns östlich gelegenen Orte früher, die westlich gelegenen später Mittag haben als wir. Um die tägliche Kreisbahn von 360" zn durchlaufen, braucht die Sonne 24 Stunden, also nm einen Grad zn durchlaufen, "/ssn oder Stunde, d. i. 4 Minuten. Hat der Punkt n Mittag, wenn in 1 Uhr ist, so liegt IS" östlich von 07, weil die Sonne eine Stunde braucht, um von z/ nach n zu kommen. Ist in L dann Mittag, wenn in n 2 Uhr ist, so ist s 30" westlich von weil die Sonne zwei Stunden braucht, um von n nach s zn kommen. Hat a-40"ö. L., so hat demnach z/ SS" v. L. und s 10" ö. L. 2. ) Nicht in allen Jahreszeiten beschreibt die Sonne einen gleich großen Tagbogcn, und nicht immer geht sie gerade im Ostpunkte unseres Horizontes auf. Zn merken ist, dass die scheinbare Sonnenbahn entweder mit dem Himmelsäqnator znsammenfällt oder parallel mit demselben ist. Der scheinbare Gang ist nun folgender: Am 21. Mürz geht die Sonne gerade im Ostpunkte o (s. Fig. 15) auf, d. h. dort, wo der Äquator deu Horizont schneidet, culminiert für den Punkt (Wien) in H und geht in b (Westpunkt) unter. Der Tagbogeu eHS ist gleich dem Nachtbogen (letzterer in der Zeichnung schraffiert), daher Tag und Nacht gleich. Von diesem Tage an rückt die Sonne nördlich bis zum 21. Juni, wo sie in « anfgeht, in /r' (23 '/^" npMsch vom Äquator) culminiert und in ck unter¬ geht. An diesem Tage hat die Sonne ihren höchsten Stand am Himmel erreicht; der Tagbogen »L'ci ist größer als der Nachtbogen wir haben am 21. Juni den längsten Tag und die kürzeste Nacht. Vom 21. Juni bis zum 22. September rückt die Sonne wieder nach Süd, in gleicher Weise wie früher nach Nord, bis sie am 22. September wieder in e aufgeht, in 9 culminiert, in ö untergeht, oyö —daher Tag und Nacht gleich. Nun rückt die Sonne nach Süd, bis sie am 21. De¬ cember in / aufgeht, in L" (23^° südlich vom Äquator) culminiert und in § untergeht. An diesem Tage steht die Sonne am niedrigsten; der Tagbogen ist kleiner als der Nachtbogen am 21. December haben wir den kürzesten Tag und die längste Nacht. Vom 21. December bis zum 21. März rückt die Sonne wieder nach Nord, bis sie am 21. Mürz wieder im wahren Ostpunkte aufgeht. Zwischen 21. Mürz und 21. Juni und zwischen 21. Juni und 22. September culminiert also die Sonne zwischen H und /ti'; zwischen 52 22. September und 21. December und zwischen 21. December und 21. Marz zwischen H und -8'. Denkt man sich durch /r' und parallel mit dem Äquator Kreise gezogen, so sind dies die Wendekreise oder Tropen. L'Äl', 23'/2° nördlich vom Äquator, heißt der Wendekreis des Krebses, Wh 23 '/2° südlich vom Äquator, heißt derW e u d e k r e i s d e s S t e inb 0 ck s. 8 25. Das wirkliche Aonncnsystcm. Dass der Lauf der Sonne um die Erde nur scheinbar ist, dass im Gegentheile die Erde sich um ihre eigene Achse dreht und eine eigene Bahn um die Sonne durchläuft, er¬ kannte zuerst Nikolaus Co- - pernicus (71543). Seine Be- W obachtungenwurdenvouKePler / x (si 1631) und N e w t 0 n (ujüt'u, / X 7 1727) bestätigt und vervoll- , ,_Ä ständigt. / Dem eopernicanischen V / Weltsystem zufolge bildet X die Sonne den Mittel- punkt eines Systems von - mehreren Planeten, die Fig. 16. sich von W. nach O. um ihre eigene Achse drehen und sich in elliptischen Bahnen um die Sonne, die in einem Brennpunkte steht, bewegen. Unter den Planeten steht der Merkur der Sonne am nächsten, weiter ab steht die Venns, dann die Erde mit ihrem Monde oder Trabanten, hierauf folgen: Mars mit zwei Monden, dann eine Gruppe sehr kleiner Planeten, von denen man bereits mehr als 200 entdeckt hat und die man Planetoiden oder Asteroiden nennt, ferner Jupiter mit vier Monden, Saturu mit acht Moudeu und einem Doppclringe, Uranus mit sechs Monden und endlich Neptun mit zwei Monden. Alle diese Himmelskörper nennt man Planeten, weil sie ihr Licht von der Sonne empfangen, im Gegensätze zu den Sonnen oder Fixsternen, die mit eigenem Lichte leuchten. Betrachten wir genauer die Bewegung der Erde. Sie ist eine doppelte: 1.) bewegt sich die Erde innerhalb 24 Stunden um ihre Achse, wodurch Tag und Nacht entstehen; 2.) bewegt sie sich innerhalb 365 Tagen und 6 Stunden (ein Sonnenjahr) um die Sonne, wodurch die Jahreszeiten entstehen. Die erste Bewegung nennen wir Rotation, die zweite Revolution. Das bürgerliche Jahr hat nur 365 Tage, wird also um circa sechs Stunden zu gering gerechnet. Da diese Differenz in vier Jahren einen Tag ausmacht, so wird alle vier Jahre ein Tag (2N. Februar) eingeschaltet, und daher ist jedes vierte Jahr ein Schaltjahr zu 366 Tagen. 53 n) Die Rotation. Da scheinbar die Sonne von O. nach W. sich um die Erde dreht, so muss in Wirklichkeit die Rotation in der Richtung von W. nach O. stattfinden. Wegen der Kugelgestalt muss sodann immer die eine Hälfte der Erde erleuchtet, die andere sinster sein. Nähert sich unser Ort der Sonne, nnd tritt er in die beleuchtete Hälfte ein, so sagen wir: die Sonne geht auf, oder es ist Morgen; stehen wir gerade der Sonne gegenüber, so sagen wir: die Sonne steht am höchsten, oder es ist Mittag. Von diesem Zeitpunkte an wendet sich unser Ort von der Sonne wieder ab, und tritt er in die unbeleuchtete Hälfte, so sagen wir: die Sonne geht unter oder es ist Abend. Nun durchläuft unser Ort die finstere Hälfte, d. h. wir haben Nacht. Steht unser Ort gerade der Sonne gegenüber, aber in der unbeleuchteten Hälfte, so ist für uns Mitternacht. So lange sich ein Ort in der beleuchteten Erdhälfte befindet, ist er auch erwärmt; in der Nacht treffen ihn aber die Sonnenstrahlen nicht, er ist daher kalt. 5) Die Revolution. Obwohl die Bewegung der Erde äußerst rasch ist (über 30 km in einer Secnnde), so spüren wir doch gar nichts davon; daher entsteht die Täuschung, als ob die Erde feststünde. Der Weg, den die Erde um die Sonne zurücklegt, heißt die Erd¬ bahn. Denkt man sich die Ebene der Erdbahn bis au das Himmels¬ gewölbe ausgedehnt, so berührt sie dasselbe in einer Ellipse, welche Ekliptik genannt wird. Diese ist unter einem Winkel von 23'// gegen den Himmelsüqnator geneigt, den sie an zwei Punkten dnrchschneidet. Schon im Alterthume theilte man sie in l2 Theile, die nach Fixstern¬ bildern benannt sind, an denen die Sonne im Laufe eines Jahres vor- überzngehen scheint. Da diese Sternbilder meist Thieruamen tragen, so nennt man diesen Gürtel von Sternbildern den Thierkreis oder Zo- diaeus (s. Fig. 17). Da die Erdbahn eine Ellipse ist, in deren einem Brennpunkte die Sonne steht, so mnss einmal im Jahre die Erde von der Sonne am weitesten entfernt sein, einmal im Jahre ihr aber am nächsten stehen. Der entfernteste Punkt der Erdbahn heißt das ApHelium (Sonnenferne), der nächste das Perihelium (Sonnennähe, s. nnd in Fig. 16). Entstehung der Jahreszeiten (s. Fig. 17). Der Wechsel der Jahreszeiten wird herbeigeführt: 1. ) durch die Bewegung der Erde um die Sonne, 2. ) durch die eigeuthümliche Stellung der Erdachse. Bezüglich des letztem Umstandes ist ein Doppeltes wohl zu merken: 1.) Die Erdachse steht nicht senkrecht auf der Erdbahn, sondern ist unter einem Winkel von 66'// gegen dieselbe geneigt; 2.) die Erdachse bleibt sich während des ganzen Umlaufes um die Sonne parallel. Von den zahllosen Lichtstrahlen, welche die Sonne der Erde zu¬ sendet, wird sicher einer die Erde senkrecht treffen, nnd diesen nennen wir den centralen Lichtstrahl (OL in Fig. 17). Es ist nun zu unter¬ suchen, welche Punkte der Erde in deren verschiedenen Stellungen zur Sonne von diesem Lichtstrahle getroffen werden. 54 1. ) Am 21. März befindet sich die Erde in // von der Erde aus gesehen, befindet sich die Sonne in einem Durchschnittspunkte des Himmelsäqnators und der Ekliptik. Der centrale Lichtstrahl trifft den Äquator, daher wird die beleuchtete Erdhälfte von der unbeleuchteten durch einen Kreis geschieden, der durch beide Pole geht, oder was dasselbe ist, beide Pole werden beleuchtet. Alle mit dem Äquator parallelen Kreise, die man sich um die Erde gezogen denkt (Parallelkreise), liegen zur Hälfte im beleuchteten, zur Hälfte im unbeleuchteten Theile, daher ist an diesem Tage für die ganze Erde Tag und Nacht gleich, weshalb man diesen Punkt der Erdbahn das Frühlings-Äquinoctium nennt. An diesem Tage beginnt für die nördliche Hemisphäre der Frühling, für diesü d liche der Herbst. 2. ) Die Erde bewegt sich nun weiter, bis sie am 21. Juni in H angelangt ist, 23'/2" unter dem Himmelsäquator. Der Nordpol ist jetzt r Fig. 17. der Sonne zugekehrt, und der centrale Lichtstrahl trifft nicht mehr den Äquator, sondern den Punkt 23 hl/ nördlich von demselben. Der Kreis, der mit dem Äquator parallel durch diesen Punkt gezogen wird, ist 55 der Wendekreis des Krebses, so genannt, weil die Sonne an diesem Tage im Zeichen des Krebses steht (O)- Da die Erde sich nm ihre Achse dreht, so trifft die Sonne an diesem Tage jeden Punkt des Wende¬ kreises einmal. Die Parallelkreise nördlich vom Äquator liegen mit ihrem größern Theile in der beleuchteten, mit ihrem kleinern in der unbeleuchteten Erdhälfte, d. h. am 21. Juni hat unsere nördliche Hemisphäre den längsten Tag und die kürzeste Nacht. Je näher die Parallelkreise dem Nordpol liegen, desto größere Theile derselben liegen in der beleuchteten Erdhälfte, d. h. je mehr wir uns dem Nordpole nähern, desto länger ist der Tag und desto kürzer die Nacht, bis endlich derjenige Parallelkreis, der 23° vom Nordpol oder 66'// vom Äquator entfernt ist, ganz in die beleuchtete Hälfte fällt. Dieser Parallelkreis heißt der nördliche Polarkreis und alle Punkte dieses Kreises haben daher am 21. Juni 24 Stunden Tag. Die Folge dieser Belenchtungsverhältnisse ist, dass auf der nördlichen Hemisphäre am 21. Juni der Sommer beginnt. — Gerade das umgekehrte Verhältnis findet auf der südlichen Hemisphäre statt, die Parallelkreise liegen mit ihrem größern Theile in der unbeleuch¬ teten Erdhälfte, und der Parallelkreis, der 23 st/ vom Südpol absteht, der südliche Polarkreis (konnte in Fig. 17 nicht zur Darstellung ge¬ langen) genannt, liegt ganz im unbeleuchteten Theile; es ist also für die südliche Hemisphäre am 21. Juni die längste Nacht und der kürzeste Tag, und alle Punkte des südlichen Polarkreises haben 24 Stunden Nacht; es beginnt somit auf der südlichen Hemisphäre an diesem Tage der Winter. — Dieser Punkt der Erdbahn heißt das Sommer- Solstitium. 3. ) Von // bewegt sich die Erde nach I/st wo sie am 22. Sep¬ tember anlangt. Da die Sonne an diesem Tage am zweiten Durch¬ schnittspunkte des Himmelsüqnators mit der Ekliptik (in ^2-!) zu stehen scheint, so wiederholen sich dieselben Verhältnisse wie am 21. März: der centrale Lichtstrahl trifft den Äquator, und auf der ganzen Erde ist Tag und Nacht gleich. Daher heißt dieser Punkt der Erdbahn dasHerbst- Äquinoctium. Für die n ö r d l i ch e Hemisphäre beginnt an diesem Tage der Herbst, für die südliche der Frühling. 4. ) Von HZ bewegt sich die Erde nach /Ist wo sie am 21. De¬ cember ankommt. Nun findet gerade das Umgekehrte statt wie am 21. Juni, denn weil der Punkt /U der Erdbahn 23'st ° ober dem Him¬ melsäquator liegt, so ist jetzt der Südpol der Sonne zugekehrt, und der centrale Lichtstrahl trifft jetzt den Punkt, welcher 23'st ° südlich vom Äquator liegt. Der durch diesen Punkt gezogene Parallelkreis heißt der Wendekreis des Steinbockes,, weil die Sonne an diesem Tage im Zeichen des Steinbockes (bei ,F) steht. Der größere Theil der südlichen Parallelkreise liegt in der beleuchteten Hälfte, daher hat die südliche Hemisphäre am 21. December den längsten Tag und die kürzeste Nacht und Sommeranfang; am südlichen Polarkreise ist 24 Stunden Tag. Für die nördliche Hemisphäre ist dagegen am 21. December die längste Nacht und der kürzeste Tag und daher Winteranfang; am nördlichen Polarkreise 24 Stunden Nacht. Dieser Punkt der Erdbahn heißt das Winter-Solstitium. 56 Wir haben also bei dieser Betrachtung vier wichtige Kreise kennen ge¬ lernt: 1.) die beiden Wendekreise, 2372° nördlich und südlich vom Äquator; 2.) die beiden Polarkreise, 23'/2 ° vom Nord- und Südpole entfernt. Anmerkung. Die Enden einer jeden durch den Mittelpunkt einer Kugel gedachten Linie sind einander entgegengesetzt. Folglich stehen die Menschen, die ans zwei entgegengesetzten Punkten der Erdkugel sich befinden, mit den Füßen gerade gegen einander. Man nennt sie daher Gegenfüßler oder Antipoden. Der Zenith des einen ist der Nadir des andern. Der wabre Horizont ist beiden gleich, nur sieht jeder diejenige Hälfte der Himmelskugel, die dein andern verborgen ist. Weil sie um 180° L. von einander entfernt sind und gleich hohe, aber entgegengesetzte Breite haben, so haben sie entgegengesetzte Tages- und Jahreszeiten. Nur wer auf dein Äquator wohnt, muß seinen Gegenfüßler wieder auf dem Äquator haben, beide haben also gleiche Jahreszeiten. — Nebenbewvhner nennt man diejenigen, die unter derselben Breite, aber 180" L. von einander entfernt wohnen. Sie haben gleiche Jahres- aber ent¬ gegengesetzte Tageszeiten. — Gegcnbcwvhner wohnen unter gleichem Meridian und unter gleicher, aber entgegengesetzter Breite. Sie haben gleiche Tages-, aber entgegen¬ gesetzte Jahreszeiten. 8 26. Die Zonen. Die verschiedenen Beleuchtungs- und Wärmeverhältnisse lassen die Erdoberfläche in fünf Zonen eintheilen. Die Begetation hängt wesentlich von der Wärme ab, und diese wieder 1.) von der Zeit der Einwirkung der Sonnenstrahlen — je länger die Einwirkung, desto großer die Er¬ wärmung, — 2.) von dem Winkel, unter welchem die Sonnenstrahlen auffallen — je schiefer sie anffallen, desto geringer die Erwärmung. Die fünf Zonen sind: 1. ) eine heiße oder tropische zwischen den beiden Wendekreisen, 2. ) zwei gemüßigte zwischen den Wende- und Polarkreisen, 3. ) zwei kalte innerhalb der beiden Polarkreise. ,8ÜliIicUS Katts Ions- Fig. 18. n) Aie heiße Zone. Mit Ausnahme der beiden Wendekreise steht die Sonne über jedem Punkte der tropischen Zone zweimal im Jahre senkrecht (oder im Zenith), daher eine außerordentliche Hitze. Die Folge des höchsten Sonnenstandes 57 ist jedesmal Regen, worauf wieder Trockenheit folgt. Es findet also hier kein Wechsel der Jahreszeiten, wie in unseren Gegenden, statt, sondern es wechseln innerhalb der Wendekreise zwei Regen- und zwei trockene Zeiten, an den Wendekreisen aber eine Rege uze it und eine trockene Zeit. Am Äquator ist Tag und Nacht stets gleich. Wegen der starken Wärme und des intensiven Lichtes finden wir hier eine üppige Vegetation und herrliche Farbenpracht. Aber diese Gegenden sind auch der Schauplatz der gewaltigsten Naturerscheinungen, der ver¬ heerendsten Stürme (Orkane) und der Tropenregen, von deren Furchtbar¬ keit wir uns kaum eine Vorstellung zu machen vermögen. d) Die gemäßigte Jone. Die Sonnenstrahlen können nicht mehr senkrecht auffallen, weil dies zuletzt an den Wendekreisen geschieht, daher auch im Sommer keine so große Wärme wie in der heißen Zone. Im Winter ist es kalt, weil die Sonnenstrahlen sehr schief auffallen und der Tag kürzer ist als die Nacht; und aus dem gleichen Grunde wird es immer kälter, je mehr wir uns den Polarkreisen nähern. Der Unterschied zwischen Sommer und Winter ist sehr groß, doch werden diese Contraste durch Übergangsjahreszeiten vermittelt. Die gemüßigte Zone hat also v i e r J a h r e s z e it e n: Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Die Länge der Tage ist verschieden; in der Richtung gegen Norden lind Süden nimmt im Sommer die Tages-, im Winter die Nachtlänge zu. Die Vegetation ist weder so reich noch so farbenprächtig als in der tropischen Zone. Gegen die Pole hin wird sie immer einförmiger und ärmer; überdies hat jede Jahreszeit ihre eigene Vegetation. o) Die nördliche kalte Zone. Die Sonnenstrahlen fallen sehr schief auf, daher die Kälte vor¬ herrschend ist. Auf einen laugen, kalten Winter folgt ein kurzer, aber heißer Sommer. Die bedeutende Sommerwärme erklärt sich aus der langen Ein¬ wirkung der Sonnenstrahlen, wodurch deren Schwäche ersetzt wird. Die Übergangsjahreszeitenfehlen, es gibt nur zwei Jahreszeiten: Winter und Sommer. Die Svmmertage sind sehr lang, die Wintertage sehr kurz; am Polarkreis geht am 21. Juni die Sonne nicht unter, am 21. December nicht auf. Am Nordpol ist vom 21. Mürz bis 22. September Tag und vom 22. September bis 21. März Nacht. Die Punkte zwischen dem Polar¬ kreise und dem Nordpole haben verschiedene Tages- und Nachtlängen, und diese nehmen natürlich in der Richtung gegen den Nordpol zu. Hammer¬ fest (70'/>2 o n. B.) z. B. hat im Sommer zwei Monate Tag und im Winter ebensoviel Nacht. Die Vegetation ist ärmlich und sehr einförmig und ausgedehnte Theile des Landes und Meeres sind das ganze Jahr hindurch mit Eis bedeckt. 58 8 27. Der Mond. Nächst der Sonne ist der Mond für uns dos wichtigste Gestirn. Er hat eine dreifache Bewegung: 1.) um seine Achse, 2.) um die Erde, 3.) mit der Erde um die Sonne. Zu einem Umlaufe um die Erde braucht er 272/z Tage, zu einer Umdrehung um die Achse ebensoviel, daher wir immer nur die eine Seite des Mondes sehen; zu einem Umlaufe um die Sonne natürlich ein Jahr. Die Mondbahn ist nahezu ein Kreis, aber unter einem Winkel von 5° gegen die Erdbahn geneigt, daher müssen sich Erd- nnd Mond¬ bahn in zwei Punkten schneiden. Die Dnrchschnittspunkte nennt man Knoten. Die Moudesp Hasen. Der Mond ist wie die Erde ein dnukler Körper und erhält sein Licht von der Sonne. Deshalb, und weil er zur Erde und Sonne verschiedene Stellungen einnimmt, sehen wir ihn nicht immer in der gleichen Gestalt, sondern er verändert diese während eines Umlaufes um die Erde, also während der Dauer eines Monats, fort¬ während. Diese Veränderungen nennt man Phasen. Die vier Haupt¬ phasen sind besonders wichtig. 1.) Der Blond steht in I zwischen Sonne nnd Erde. Die der Sonne zugekehrte Hälfte ist beleuchtet, die der Erde zugekehrte ist finster. Wir sehen daher in dieser Stellung den Blond nicht, es ist Neumond. 59 Aufgang 6 Uhr früh, Culmination 12 Uhr mittags, Untergang 6 Uhr abends. 2. ) Rückt der Mvnd 90" weiter nach sv wird allmählich der beleuchtete Theil sichtbar, bis wir in /Z geuan ein Viertel in der Gestalt eines Halbmondes sehen. Diese Phase nennen wir das erste Viertel (Gestalt eines lateinischen v). Aufgang 12 Uhr mittags, Culmination 6 Uhr abends, Untergang 12 Uhr nachts. 3. ) Je weiter der Mond von I/ nach sich bewegt, desto mehr wird anch vom zweiten beleuchteten Viertel sichtbar, bis in //st wo Sonne, Erde und Mond wieder in einer Linie stehen, die ganze beleuchtete Hülste der Erde zugekehrt ist. Es ist demnach Vollmond. Aufgang 9 Uhr abends, Culmination 12 Uhr nachts, Untergang 6 Uhr früh. 4. ) Auf dem Wege von /// bis /4" verschwinden wieder Theile der beleuchteten Hälfte unseren Augen, bis in /Z' wieder genau nur ein Viertel zu sehen ist. Dies ist die vierte Hauptphase oder das letzte Viertel (Gestalt eines lateinischen 0). Aufgang 12 Uhr nachts, Cul- miuation 6 Uhr früh, Untergang 12 Uhr mittags. Auf dem Wege nach / wird der sichtbare Theil der beleuchteten Hälfte immer kleiner, bis in / der Mond wieder zum Neumond geworden ist. Zwischen Neumond und Vollmond sagen wir: der Mond nimmt zu, zwischen Vollmond und Neumond: der Mond nimmt ab. Die Entstehung der Finsternisse lässt sich ebenfalls nur durch die Mondesphasen erklären. Die Sonnenfinsternis entsteht, wenn der Mond gerade zwischen Sonne und Erde tritt (Stellung in st), infolge dessen der Mond seinen Schatten ans die Erde wirft. Die Mondes¬ finsternis entsteht, wenn die Erde zwischen Mond und Sonne tritt (Stellung in ///), infolge dessen die Erde ihren Schatten auf den Mond wirft und so denselben verfinstert. Fig. 20. Aus dem Gesagten ergibt sich, dass bei Neumond die Sonnenfinsternis, bei Vollmond die Mondesfinsternis eintritt. Doch ist dies nicht immer der Fall, weil die Mondbahn gegen die Erdbahn geneigt ist. In vorstehender Zeichnung ist a ö der Durch¬ messer der Erdbahn, mm' jener der Mondbahn. Tritt Neumond ein, wenn der Mond 5° unter der Erdbahn steht, so sehen wir von der Erde aus die Sonne, und es tritt also keine Sonnenfinsternis ein; ebenso tritt keine Verfinsterung des Mondes ein, wenn er in der Phase des Vollmondes 5° über der Erdbahn steht, weil er die volle Beleuchtung von der Sonne erhalten kann. Totale Sonnen- und Mondessinsternisse treten also nur dann ein, wenn der Mond in den Phasen des Neu- und Vollmondes in den Knoten steht, weil dann der Durchmesser der Erdbahn mit dem der Mondbahn znsammenfällt und daher Sonne, Mond und Erde in einer Linie stehen. 60 8 28. Gröhrnvrrhültnstsk -er -rei wichtigsten Himmelskörper. Fig. 21. 1. Die Erde. 1. ) Mittlerer Durchmesser 12.700 km. Da die Erde ein Sphärmd ist, so ist die Erdachse etwas kleiner als der Durchmesser des Äquators sab-. ab — 12.750 km cck--- 12.710 - 2. ) Äquator 40.000 km. 3. ) Flächeninhalt 510 Mill, km^ 0. Die Sonne. 1. ) Mittlere Entfernung von der Erde 148 Mill. kni. 2. ) Durchmesser der Sonne 1,4 Mill. km. III. Der Mond. 1. ) Mittlere Entfernung von der Erde 380.000 km. 2. ) Durchmesser des Mondes 3400 km. 8 29. Der Lustkreis. Die Luft umgibt die Erdkugel wie eine Schale bis zu einer noch nicht genau bekannten Höhe (wenigstens 70 km). Sie ist die wesentlichste Bedingung für alles Leben auf der Erde. Da die Luft, wie alle Körper, schwer ist, so drücken die oberen Schichten auf die unteren, daher diese immer dichter werden. Die untersten, der Erde zugekehrten Schichten nennt man den Dunstkreis oder die A t m o s p h ä r e. Wenn wir auf eiueu hohen Berg steigen, so kommen wir in immer dünnere Luftschichten; überschreiten wir einen gewissen Grad von Dichtigkeit, so fühlen wir dies durch die Beschwerlichkeit des Athmens, durch das Hervordringcn des Blutes aus Nase, Ohren, Mund und Fingerspitzen u. s. w. 8 30. Das Klima. Unter dem Klima eines Ortes versteht man die Gesammtheit der Temperatur-, Wind- und Niederschlagsverhältnisse desselben. 61 I. Die Temperatur. Die Luft besitzt eine gewisse Wärme, die nicht an allen Orten der Erde gleichmäßig ist. Die einzige Wärmequelle ist die Sanne. Ihre Strahlen dringen durch die Luft ans den Erdboden, erwärmen den¬ selben, und dieser theilt die Wärme wieder der Luft mit, weshalb die unteren Luftschichten wärmer sein müssen als die oberen. Den Grad der Wärme nennt man Temperatur. Die Temperatur wird durch das Thermometer gemessen. Beobachtet man die Temperaturen eines Tages etwa nm 6 Uhr früh, 2 Uhr nachmittags und 10 Uhr abends, addiert sie zusammen und dividiert sie durch die Anzahl der Beobachtungen, so erhält man die mittlere Tagestemperatnr. Ans dieselbe Weise erhält man die mittleren Monats- und Jahrestemperaturen, und aus mehrjährigen Beobachtungen ergibt sich die mittlere Temperatur eines Ortes überhaupt. Die Linien, welche Orte gleicher mittlerer Jahrestemperatur mit einander verbinden, heißen Isothermen. Die Temperatur eines Ortes hängt vorzüglich von vier Um¬ stünden ab: 1. ) von der geographischen Breite; je hoher diese ist, desto kälter. Darnach theilt man, wie bekannt, die Erde in fünf Zonen; 2. ) von der Erhebung über den Meeresspiegel; je höher ein Ort, desto kälter. Infolge dieser Wärmeabnahme mit der Höhe (bei 100 in V<2° 0.) müssen wir endlich in eine Region kommen, wo jeder Nieder¬ schlag Schnee ist; die Linie, welche uns diese Grenze bezeichnet, heißt die Schneelinie; 3.) ist es entscheidend, ob ein Ort nahe am Meere oder mitten im Continente liegt. Man unterscheidet daher oceanisches und eon- tinentales Klima; ersteres zeichnet sich durch milde Sommer und gemäßigte Winter, also durch gleichmäßige Temperatur, letzteres durch heiße Sommer und kalte Winter, also durch extreme Temperatnrverhält- nisse aus. Beispiele Mittlere Temp, des Januar Juli Jahres Oceanisches Klima: Paris (48° Sv' n. B.) -l- 1,s°0. ü- 18,8°L. -s- 10,7°6. Cvntinentales Klima: Wien (48° 13' n. B.) — 1,?°L. -j- 20,c,°L. -p 10,o°L. 4.) es ist entscheidend, ob ein Ort an der Ost- oder Westseite eines Continentes liegt; erstere ist kälter als letztere, und die mittlere Jahres¬ temperatur nimmt von Westen nach Osten ab. II. Die Winde. Die horizontale Bewegung der Luft nennen wir Wind. Er wird vorzugsweise durch die Ungleichheit der Erwärmung des Erdballes hervor¬ gerufen. 62 Fig. 22. Cal men oder Windstillen nennen. Beistehende Zeichnung ver¬ sinnlicht am Rande durch Pfeile die Bewegung der Luft. Wir haben darnach vorzüglich d r e iWi n d z o n e n zu unterscheiden. 1.) An: Äquator uud etwas nördlich davon wird die Luft am meisten erwärmt. Erwärmte Luft dehnt sich aus und steigt in die Höhe. Hier herrscht also nur ver- ticale Lnftbewegung, somit kein Wind, weshalb wir diese Gegenden die Zone der 2. ) Die aufgestiegene Luft fließt in der Höhe nach N. und S. ab und senkt sich etwa bei 35 ° N. und 25 ° S. (mittlerer Durchschnitt der Jahreszeiten) zu Boden. Hier entsteht also eine Anhäufung von Luft. Ein Theil fließt nun gegen die Calmenzone, um den hier entstandenen Luftmangel auszugleichen. Diese regelmäßigen Luftströmungen nennen wir Passate; sie erscheinen auf der nördlichen Halbkugel als Nord oft-, auf der südlichen als Südostwinde. Die heiße Zone ist also vorzüglich die Passatzone, wobei jedoch zu merken ist, daß die Passate nnr auf den: Meere mit fast ununterbrochener Regelmäßigkeit wehen. 3. ) Ein Theil der bei 35 ° N. und 25 ° S. sich anhäufenden Luft fließt gegen die Pole (Äqnatorialwinde), was zur Folge hat, dass zur Ausgleichung auch Luft von den polaren nach den tropischen Gegen¬ den fließt (Polarwinde). Die äquatorialen Winde erscheinen in unserer gemäßigten Zone als Südwest- und Westwinde, die Pvlarwinde als Nordwest-, Nordost- und Ostwinde. Veränderlich nennen wir diese Winde, weil an einem und demselben Orte bald Polar-, bald Äquatorial¬ winde wehen. Die gemüßigten und kalten Zonen sind also die Zonen ver¬ änderlicher Polar- und Äquatorialwinde. Charakter der Winde. Die Winde sind je nach der Gegend, aus der sie kommen, bald kalt, bald warm; bald bringen sie Regen, bald schönes Wetter. Regeln: Fig. 23. WinU- 1.) Winde, die ans niederen in höhere Breiten kommen, bringen Regen. Winde, die ans höheren in niedere Breiten kommen (also auch die Passate), sind trocken; nnr wenn sie an einem Gebirge aufzusteigen gezwungen sind (s. Fig. 23), entleeren sie sich an der Windseite desselben ihres Feuchtigkeits¬ gehaltes. 63 2.) Winde, die vom Kontinente gegen das Meer wehen, nennen wir Continentalwinde; Winde, die vom Meere gegen den Continent wehen, oceanische Winde. Es sind nun: Continentalwinde: im Winter . . . kalt und trocken, » Sommer . . warm und trocken, ocean. Winde: warm und feucht, kühl und feucht. Die Stärke der Winde ist verschieden. Sanfte Winde nennt man Brisen, starke Stürme, die heftigsten Orkane. III. Der Niederschlag. Das Wasser der Erde ist in einem beständigen Kreisläufe begriffen. Alle Gewässer, besonders aber das weit ausgedehnte Meer, verdunsten fortwährend an der Oberfläche, und die feinen Dnnstbläschen schlagen sich nach Sonnenuntergang, wenn die unterste Luftschichte erkaltet, in Wasser¬ tropfen nieder (Th au, gefrorenen Thau nennt man Reif), oder sie lagern sich als Nebel über der Oberfläche oder steigen als Wolken in höhere Luftschichten. Da die obern Luftschichten kälter sind als die nntern, so gehen die Dunstbläschen allmählich in tropfbaren Zustand über und fallen als Regen oder Schnee zur Erde nieder. Nicht überall ist der Nieder¬ schlag ein gleicher. In heißen Gegenden schneit es nie, in kalten regnet es verhältnismäßig selten. Die Kälte wird aber nicht bloß durch die hohe geogra¬ phische Breite, sondern auch durch bedeutende absolute Höhe bedingt, und es ist daher wohl zu beachten, daß es selbst in heißen Gegenden ewigen Schnee geben kann. Im allgemeinen unterscheidet man drei Zonen: I.) Die heiße Zone ist die Zone des flüssigen Niederschlages (Regen), 2.) Die gemäßigte Zone ist die des veränderlichen Niederschlages (Regen und Schnee), 3.) die kalte Zone die des vorherrschend festen Niederschlages (Schnee). Nach der Bert Heilung des Niederschlages über die Jahreszeiten unterscheidet man: 1. ) tropischen Regen: nur zur Zeit des höchster: Sonnenstandes (s. S. 57) — in der tropischen Zone; 2. ) subtropischen Regen: am meisten Regen im Winter, Sommer regenarm — an den Polargrenzen der Passate; 3. ) Niederschlag zu allen Jahreszeiten: in der ge¬ müßigten Zone. (Von den Monsünregen wird geeigneten Ortes die Rede sein.) 8 31. Die Naturprodukte. Alles, was die Erde hervorbringt, ist ein Natnrproduct. Man theilt dieNaturproducte in die des Thier-, des Pflanzen- und des Mineral¬ reiches. Das Vorkommen der Thiere und Pflanzen ist wesentlich von der Wärme abhängig, das der Pflanzen noch außerdem von der Feuchtig¬ keit. Im Gegensätze zu den Thieren und Pflanzen sind die Mineralien an keine bestimmte Gegend der Erde gebunden. 64 1. ) Das Thierreich. Die Gesammtheit der Thiere eines Landes nennen wir dessen Fauna. In der heißen Zone finden wir die größten, schönsten und stärksten Thiere. Für den Menschen sind natürlich diejenigen am wichtigsten, die ihm Nutzen bringen; solche Thiere im gezähmten Zu¬ stande heißen im allgemeinen Hansthiere. 2. ) Das Pflanzenreich. Die Gesammtheit der Pflanzen eines Landes nennen wir dessen Flora. Das Klima wirkt auf diese noch be¬ stimmender ein als auf die Fauna, und es ist hier namentlich nicht zu vergessen, dass eine bedeutende absolute Höhe in niederer geographischer Breite immer gleich ist einer geringen Höhe in höheren Breiten. Auch hier gilt der Grundsatz, dass die Flora der heißen Zone am prächtigsten und mannigfaltigsten, die der polaren Zone am ärmlichsten ist; aber auch in der heißen Zone ist die Flora auf bedeutenden Bodenerhebungen gleich der polaren. Außer der Wärme ist auch der Niederschlag für den Pflanzen- wnchs maßgebend, und in dieser Beziehung unterscheiden wir drei Vege¬ ta t i o n s f o r m e n: a) W a l d l a n d , d. h. ein von geschlossenen Wäldern bedeckter Boden, bedarf reichlichen Niederschlag und ziemlich gleichmäßige Vertheilnng des¬ selben auf die Jahreszeiten. Das Waldland ist der eigentliche Cultnr- boden; in unseren Gegenden sind die Wälder aber meist nur auf die Gebirge beschränkt, während sie in den Thälern und auf den Ebenen von Äckern und Wiesen verdrängt wurden. k) Die Steppen sind Ebenen, die mit niedrigem Kraut, Gras oder Gesträuchen bedeckt sind; der Banmwuchs ist nur ans die Flussufer beschränkt. Sie entwickeln sich in Gegenden mit mäßigem Niederschlage und ungleichmäßiger Vertheilnng desselben auf die Jahreszeiten. a) Sehr regenarme und daher vegetationsarme bis vegetationslose Landstriche nennen wir Wüsten. Cnlturpflanzen, d. h. Pflanzen, die der Mensch des Nutzens wegen pflegt, sind natürlich am wichtigsten. Zur Nahrung dient vor allem das Getreide oder die Cerealien (Mais, Weizen, Roggen, Gerste, Reis n. s. w.), ferner das Zuckerrohr, die Kartoffel u. s. w.; Getränke liefert der Weinstock, der Kasfeebanm, der Theestrauch; Gewürze der Pfeffer, Zimmtbaum, die Vanille n. s. w.; zur Bekleidung dient der Lein oder Flachs, die Baumwolle; weiters gibt es wichtige Arznei- und Fürbepflanzen. Mit Ausnahme der Cerealien, der Kartoffel, des Weines und des Flachses sind die genannten meist auf die heiße Zone beschränkt. Kpecielle Zweite Lehrstufe. /ie cker eiinzelaen, Erckisle^e. Supan, Geographie. o Mrika. Allgemeiner Th eil. 8 32. Das Land. Afrika dehnt sich zwischen folgenden Punkten ans: Cap Blanco 37, 27*; Nadelcap 35, 38; Cap Verde (werde) 15, 0; Cap Guardafui unw. von 10, 68. Als weitere Anhaltspunkte zum Zeichnen merke: Suez 30, 50; Straße von Gibraltar 36, 12; Meerbusen von Guinea 5, 26. Von welchen Meeren wird es umgeben? Die Größe beträgt 29, s Mill, Gliederung. Afrika ist ein Stamm ohne Glieder. Seine Gestalt ist die Birnform. Nur an zwei Seiten macht das Meer tiefere Einschnitte in das Festland: im N. der Meerbusen der großen und kleinen Syrte (Golfe von Sidra und Gäbes), im W. der Meerbusen von Guinea (ginea), welcher Einbuchtung im W. die Ausbuchtung Somäl-Land im O. entspricht. Halbinseln finden wir in Afrika nicht, und auch die Inselwelt ist von keiner hervorragenden Bedeutung. Größere Insel¬ gruppen treten nur im NW. auf, während im SO. die einzige bedeutende Insel Madagaskar sich befindet. Infolge dieser ungünstigen Küstenentwicklung ist das Binnenland bis auf die neueste Zeit größtentheils unzugänglich geblieben, und nur die Küstengegenden haben au dem Weltverkehre theilgenommen. Afrika ist daher, trotz der zahlreichen For¬ schungsreisen, nur in seinen Hauptzügen bekannt. Nebenform. Ebenso einförmig wie Afrikas Gliederung ist auch seine Bodenbildung. Die durchaus vorherrschende Form ist das Tafelland. In der Richtung von S. nach N. unterscheiden wir folgende Theile (s- Fig. 24): 1. ) Das südliche Tafelland oder Hochafrika ist an den Rändern etivas höher als im Innern und füllt in Stufen zu den schmalen Küstenebeneu ab; 2. ) das Tiefland FlachsudLn, zwischen den beiden Hochländern Hochsud an und Abessinien, trennt das höhere südliche von 3. ) dem tieferen nördlichen Tafel lande, der Sähara; 4. ) die Sahara wird vom mittelländischen Meere durch das Atlas- gcbirge und das Plateau von Barka getrennt. * Die erste Zahl bedeutet stets den Parallelkreis (also die geographische Breite), die zweite den Meridian (also die geographische Länge). 5* 68 Atlas Schotts O Tsadsee !2) Wasserscheide Ngamisee Nieuveveld-Geb. Karroo Zwarte-Geb. G (Fig. 24.) Prosil v. Afrika. Aewässenlng. Mit Ausnahme des Niger ent¬ springen die bedeutendsten afrikanischen Flüsse ans dem südlichen Tafellande und fließen strahlenförmig nach den Afrika umschließenden Meeren: u) in das mittelländische Meer der Nil, I>) in den indischen Ocean derZambesi(sambcsi), «) in den atlantischen Ocean der O r a n j e, K o n g o und der Niger. Trotzdem diese Ströme zu den größten der Erde gehören, bieten sie doch der Schiffahrt bedeu¬ tende Schwierigkeiten dar, weil sie mit Wasserfällen und Stromschnellen über die Terrassen, die aus dem Tafellande in die Küstenebenen hinabführen, sich stürzen. Dieser Umstand steigert natürlich die Un¬ zugänglichkeit Afrikas. Klima, Manzen und Miere. Afrika, vom Äquator (beinahe in feiner Mitte) und den beiden Wendekreisen durchschnitten, ist d e r wärm st e aller Erdt heile: 1.) wegen seiner geographischen Lage (beinahe "F in der heißen Zone); 2.) wegen seines continentalen Klimas, da das Meer nirgends tief in das Land eindringt und daher auch keinen mildernden Einfluss auf dasselbe ausüben kann. a) Die Zone der tropischen Regen reicht von 18" n. bis 18" s. B. Nur am Golf von Guinea strömen die feuchten Seewinde weit in das Innere des Landes hinein und bringen auch in der trockenen Jahreszeit Regen, daher hier Wald land, wahrend der übrige Theil vom innern Südafrika größtentheils Steppe oder Savan n e (Grassluren mit ein¬ gestreuten Bäumen oder größern Waldinseln an feuchteren Stecken) ist. In der Regenzeit schwellen die Flüjse gewaltig an, und die Vegetation entwickelt sich schnell und prächtig, während in der trockenen Jahreszeit alles verdorrt und die Mehrzahl der Flüsse fast versiegt. d) Jenseits der genannten Grenzen dehnen sich über die Wendekreise hinansz w ei regenarmeWü st en gebiete aus: die Sahara und die Kalahäriwüste. Im ganzen tropischen Afrika, im N. sogar bis an das Mittelmeer, sind Palmen die charakteristischen Baum¬ formen. Ein anderer Charakterbaum des tropischen Afrika ist der Affenbrotbaum (am Fuß 6 bis 8 m im Durchmesser) mit melonenähnlichen Früchten. Mais, Zuckerrohr und Baum¬ wolle gedeihen vortrefflich; die Hauptcerealie ist Durrha oder Mohrenhirse. Die Thierwelt zeichnet sich besonders durch gewaltige Flussthiere (Krokodil, Nilpferd), Dickhäuter (Nashorn, Elefant), zahlreiche Affen, Antilopen, Giraffe und Zebra aus. Der afrikanische Elefant wird nicht gezähmt, ist aber wegen seines Elfenbeines ein wichtiges Jagdthier. Das gefährlichste Raubthier ist der Löwe. e) Das Capland, die Atlasländer und Barka gehören der subtropischen Z one (Zone des Winterregens) an. Sie sind bis jetzt allein der europäischen Colonisation zugänglich gewesen. 69 8 33. Bevölkerung. Absolute Bevölkerung 212 Mill., relative daher 7 auf 1 bin? Die Hauptmasse der Bevölkerung bilden die Neger und die ihnen nahe verwandten Bantuvölkcr, beide durch dunkle Hautfarbe, übelriechende Hantausdünstuug, wolliges Haar und schnauzenartig hervortretenden unteren Gesichtstheil charakterisiert. In ganz Nordafrika wohnen mittelländische Völker, unter denen die Araber die wichtigsten sind. Ihr Verbreitungs¬ bezirk reicht vom rothen Meere bis zu den Gestaden des atlantischen Occans; ihre Sprache ist hier die herrschende. Die Mehrzahl der afrikanischen Bevölkerung ist heidnisch und dem Fetischdienste ergeben; von den monotheistischen Religionen hat nur der Islam eine größere Verbreitung gewonnen. Die Araber machten ihn zur herrschenden Religion in ganz Nordafrika, während ihn die Felatah unter den Negern von Hochsndän verbreiten. Tas Christenthum hat in keinem Continente so wenig günstigen Boden gefunden als in Afrika Kultur- und politischer Zustand. Die meisten Völker Afrikas treiben neben Viehzucht auch Ackerbau, soweit der Boden nicht Wüste oder dürftige Steppe ist. Aber das heiße Klima ließ den Menschen in Träg¬ heit versinken, und der Einfluss der europäischen Gesittung konnte über die große Wüste nicht vordringen. In den einheimischen Staaten, die meist von sehr vergänglicher Dauer sind, herrscht der abscheuliche Despotismus und leider auch noch immer der Sklavenhandel, der über die Afrikaner furchtbares Elend bringt. Die meisten Sklaven wurden früher nach Amerika ausgeführt; seit die Sklaverei hier aufgehoben wurde, wird der Menschenhandel nur mehr nach den muhamedanischen Ländern des Orients betrieben. Das größte Verdienst bei der Einschränkung dieses Handels haben die Engländer, deren Schiffe den Sklavenschiffen auflauern, und wenn sie eines gefangen, die Unglücklichen befreien. Kolonisation. Die Europäer, denen das tropische Klima schädlich ist, haben hier nicht wie in Asien oder Amerika ein großartiges Cöloni- sationssystem begründet. Nur die der gemäßigten Zone angehörigen Theile des Continentes (Algier und das Capland) und die Inseln sind in den Händen europäischer Völker (F r a n z v s e n, Engländer, Portugiesen, Spanier rc.); die europäischen Niederlassungen an der Ost- und West¬ küste dienen hauptsächlich dem Handel. Dem Namen nach besitzen die Türken zwar große Lünderstrecken, doch nehmen die Statthalter dieser Provinzen eine beinahe selbständige Stellung ein. L. Beschreibung der einzelnen Wider. 8 34. Die Nilländer. Der Nil, der längste Strom Afrikas (6000 bm) und der einzige, welcher die Wüste durchschneidet, entsteht durch den Zusammenfluss des weißen und blauen Nil, von denen der erstere aus großen süd¬ afrikanischen Seen, der zweite aus dem abessinischen Hochlande kommt. 70 Der westliche und größere Quellfluss (der eigentliche Oberlauf), der weiß e Nil oder Bahr (bachr) el Abiad, ist der Abfluss des Victvria-Nyanza oder Ukerewe- Sees (1200 in hoch), der in das Nordende des Albcrt-Nyanzn oder Mwntan einströmt und mit bedeutend größerer Wasserfülle wieder aus demselben anstritt. Der blaue Nil oder Bahr el Azrek (bachr el asrek) entströmt dem Tzana-See (1900 m hoch) auf dem abessinischen Hochlande, Diese Quellflüsse vereinigen sich bei Chartüm, und von da an durchfließt der Nil, bis Assuan von vielen Katarakten und Stromschnellen unterbrochen, ein nicht sehr breites Thal, das zu beiden Seiten von Plateaus eingeschlossen wird, und mündet in einem Delta in das mittelländische Meer. Von 18 o n. B. an betritt der Nil die regenlose Zone, von da an erhält er auch keine Nebenflüsse mehr (A t b a ra der letzte Nebenfluss). Das untere Nilthal wäre somit, wie das umliegende Land, eine Wüste, wenn es nicht durch die regelmäßigen Überschwemmungen des Flusses befruchtet würde. Die Überschwemmung ist eine Folge der tropischen Regengüsse im obern Nilgebiete; sie dauert von Juni bis September. Zahlreiche Canäle führen das segenbringende Ele¬ ment auch an fernere Stellen, die dec Nil nicht erreichen würde. Der Schlamm, den der Fluss absetzt, ist ein vorzüglicher Dünger. Im Winter ist das untere Nilthal ein wogen¬ des Getreidefeld, im Frühlinge aber dürr und öde. Die alten Griechen nannten daher Ägypten mit Recht ein «Geschenk des Nil-. Die Nilliindcr bildeten bis 1885 mit Ausnahme von Abessinien das ägyptische Reich; jetzt ist das obere und der größte Theil des mittleren Nilgebietes selbständig, aber ohne feste politische Einrichtung. 1. ) Aöessinien oder Kcrbesch, die -afrikanische Schweiz», ist ein seen- und flussreiches, waldiges Hochlaud von ca. 2200 in Mittelhöhe, das steil zu den umgebenden Steppenebenen abfällt. Es besteht aus einer Reihe von Hochebenen, die terrassenförmig übereinander liegen und durch tiefe und enge Thäler voneinander getrennt werden. Isolierte Gebirgs¬ ketten und merkwürdige plattenförmige Einzelberge*, welche den Bewohnern als natür¬ liche Fclsenburgen und Zufluchtsstätten dienen, sind den Plateaus aufgesetzt. Nur enge und steile Thäler führen zu den umgebenden Ebenen, und daher erscheint das ganze Land als eine schwer zugängliche Felsenburg, ein Umstand, der auf die Geschicke der Be¬ wohner einen großen Einfluss ausübtc. Die Abessinier, das einzige ch rist l i che Volk Afrikas, sindsemi- t i s cher Abstammung. Die natürliche Beschaffenheit ihres Landes machte es möglich, daß sie, im Besitze einer uralten Cultur, viele Jahrhunderte hindurch das Eindringen der uncivilisierten Nachbarvölker abwehren konnten, bis infolge der fast fortwährenden Bürgerkriege ihr altes Reich in mehrere selbständige Staaten zerfiel und die Gallas in den südlichen Gegenden von Habesch sich niederließen. König Theodorus vereinigte ganz Abessinien zu einem Reiche, unterlag aber 1868 im Kriege mit England. Jetzt ist es wieder eine einheitliche Monarchie. Ehemalige Residenz Go udar, jetzige Samara. An der Küste liegen die italienischen Besitzungen Massa na und Ass ab-Bai und die französische Besitzung Obock. 2. ) Die mittlere Nillandschaft ist Wubierr. Wir rechnen dazu auch Kordvfan westlich vom weißen Nil, Senär zwischen dem weißen und blauen Nil und das Land zwischen dem blauen Nil und Atbara, im Alter- thum der Priesterstaat Mero 8, an den noch zahlreiche und mächtige Bau¬ denkmäler erinnern. Nubien vermittelte früher den Handel zwischen dem Mittelmeere und dem iunern Afrika, ist aber jetzt, seit der Losreißung von Ägypten, von * Eine gute Darstellung davon s. Petermanns Mittheilnngen 1868, Ts. U. 71 allem Verkehr mit dem Auslände abgeschlossen. Hanptstapelplatz nnd zugleich Ausgangspunkt der meisten Expeditionen in das innere Afrika war früher Chart n m. 3.) Ägypten, das untere Nillaud von Assnän bis zur Mündung (nahezu 1 Mill, km? mit 6,« Mill. Ew.), steht unter türkischer Oberhoheit und wird von einem Khedif (Vicekvnig) regiert. Ägypten besteht aus dein nur einige Stunden breiten Nilthnle und den das¬ selbe zu beiden Seiten begleitenden Platen ns, die vom befruchtenden Strome nicht erreicht werden und daher Wüste sind. Das fruchtbare Ägypten ist daher nur beiläufig so groß wie Tirol (ohne Vorarlberg). Das östliche, bis zum rothcn Meere reichende, von vielen Querthälern durchfurchte und daher wild zerklüftete Plateau heißt die arabifche, das westliche, zum Tafellande der Sahara sich senkende Plateau die libysche Wust en platte. Jene lieferte verschiedenartigen Marmor, Granit nnd Sandstein für die Bauten der alten Ägypter; diese schützt das Nilthal vor dem Flug¬ sande der Sahara. Ihr einziges Querthnl ist das als Gartenparadies von Ägypten berühmte Fajnm, einst vom See Möris, an dessen Ufern das Labyrinth stand, be¬ wässert. Unterhalb Kairo verschwindet die arabische Platte, nnd die libysche biegt nach NW. um. Hier beginnt das Nildelta, ans den zwei Hauptarmen von Rosette und Dainiette und mehreren Nebenarmen bestehend. Dio Bewohner sind theils Araber, theils Nachkommen der alten Ägypter (Hamiten), von denen die Kopten christlich geblieben sind, während die Fellahs den Islam annahmen und sich daher auch stark mit arabischen Elementen vermischten. Ägypten ist wichtig als Durchgangs land vom Mittelmeere zum indischen Oeean. Der Verkehr wird theils dnrch die Eisenbahn Alexandria-Kairo-Sues, theils durch den im Jahre 1869 eröffneten Suos- canal von Port-Sald bis Sues vermittelt. Als Getreideland war es schon im Alterthnm berühmt und ist es noch immer. Von Wichtigkeit ist auch der Anbau von Baumwolle, Reis und Zuckerrohr. Gintlreilmig: a) In Oberägypten ist jetzt der Hauptort Siüt. An die Pracht der «hnndertthorigen» Königsstadt Theben erinnern noch kolossale Überreste (Tempel, die unterirdische Todtenstadt, Mnemonien); ebenso schmücken großartige Denkmäler der Baukunst die Nilinseln Elefantine und Philci bei Assuan. b) Mittelügypten. Kcrivo (keiro, 370.000 Ew.), die Haupt- uud Residenzstadt und die schönste und vornehmste arabische Stadt unserer Zeit. Die ehemalige Königsstadt Memphis ist verschwunden. Bei Gisch steht die Pyramide des Cheops, eines der höchsten Bauwerke der Erde (146 in). Nicht weit davon finden wir auch die übrigen Pyramiden zerstreut. o) Unterägypten oder das Deltaland. Die größte und wichtigste Stadt ist die See- uud Handelsstadt AleXandricr (bis zur theilweisen Zerstörung im Jahre 1882 230.000 Ew., einst die prächtige Residenz der Ptolomäer), Ausfuhr der ägyptischen Producte und Einfuhr europäischer Rohproducte (Holz) uud Fabrikate; Dami ette, Mittelpunkt der Neis- eultur, vermittelt den Handel niit Syrien; Sues, der bedeutendste ägyp¬ tische Hafen am rothen Meere. 8 35. Darka und die Derberei. Diese am Mittelmeer gelegenen Länder, welche in Klima, Pflanzen- und Thierwelt (nur haust hier noch der Löwe) sich enge an Südeuropa anschließen, zerfallen physikalisch in das Plateau von Barka und das Hoch¬ land der Berberei, dnrch die Syrien voneinander getrennt. 72 a) Das Plateau von Barka ist eine Fortsetzung der libyschen Wüstenplatte, die, wie oben erwähnt wurde, nach W. umbiegt und hier eine Hohe von ca. 480 m erreicht. Es ist ein grünes Weideland, an der Küste reich an Wald nnd Quellen und daher schon frühzeitig von griechischen Colonien (Kyrene) besetzt, deren Ruinen noch sichtbar sind. b) Das Hochland der Berberei wird von dem Atlas- gebirge durchzogen, das dem benachbarten Ocean den Namen gegeben hat. In Marokko heißt es der «hohe Atlas» (mit Gipfeln bis zu 3200 m), dann theilt es sich in zwei Hauptketten, von denen die nördliche der «kleine», die südliche der «große Atlas» heißt und die eine wüste Hochebene ein¬ schließen. Dagegen ist der Küstenstrich, den wasserreiche Seewinde bestreichen, sehr fruchtbar. Die Bevölkerung besteht: 1.) aus den Berbern, den Nach¬ kommen der alten Bewohner; 2.) ans eingewanderten Arabern, Juden, die den Handel beherrschen, und nur wenigen Europäern. Die Urbewohner, die Numidier nnd Mauretanier, waren Hamiten (also den alten Ägyptern verwandt). Die Berbern lin Algier Kabylen genannt) sind mehr oder weniger mit fremden Elementen gemischt. Sie sind in der Regel von hoher Statur, musculös, niit schönen, schwarzgebrannten Gesichtszügen, nnd leben (meist im Gebirge) von Vieh¬ zucht nnd Räuberei. Im Alterthume waren diese Lander in blühendem Zustande, mit phönizischen (Karthago) und griechischen Colonien (Kyrene) besetzt, spater Provinzen des römischen Weltreiches. Die Araber brachten den Islam und vernichteten das einst hier blühende Christeuthum vollständig. Nach dein Zerfalle der arabischen Weltherrschaft wurden diese Länder selbständig, und damit begann ihr Elend, aus dem sie sich nicht wieder anfzurichten vermochten. Seeräuberstaaten entstanden, die bis in die neuere Zeit das Mittelmeer beunruhigten nnd auf Christensklaven Jagd machten. stalilische Gintlreilnng. 1. ) Zwei türkische Provinzen: Barka nnd Tripolis mit der Oase Fessän, im ganzen fast l'/gmal so groß als Österreich, aber mit nur 1 Mill. Ew. Die Hauptstadt Tripolis ist der Ausgangspunkt einer der wichtigsten Karawanenstraßen durch die große Wüste nach Sudan. 2. ) Tunis, das östliche und bevölkertste Atlasland (nicht ganz halb so groß wie Cisleithanien mit 1 '/^ Mill. Ew.), ist seit 1881 ein von einem Bey regierter französischer Schutzstaat. Hauptstadt T n n i s in der Nähe des alten Karthago (145.000 Ew.). 3. ) Die französische Colonie Algier (im Alterthum Numidien), das mittlere Atlasland (größer als Frankreich, aber nur 3 Mill Ew.), Hauptstadt Algier, iu dessen Nähe eine fruchtbare Ebene (Metischda- Ebene), die die europäischen Hauptstädte mit Gemüse versorgt. Oran, Constantine (Cirta). 4. ) Marokko, das westlichste und fruchtbarste Atlasland und theil- weise auch am atlantischen Ocean gelegen (etwa 1 '/„mal so groß wie Österreich und mit wenigstens 10 Mill. Bewohnern), wird von einem selbständigen Sultan regiert. Hauptstädte: Marokko, in der Nähe des schneebedeckten Atlas, und Fes (l00.000 Ew.); Tanger (tanjer), Seestadt an der Straße von Gibraltar. Mehrere kleine Orte an der Nordküste, die sog. Presidios, unter denen nur Ceuta (ßeüta) zu nennen ist, gehören den Spaniern. 73 8 36. Die Sshara. Die Sähara ist die ausgedehnteste Wüste der Erde, so groß wie Russland, Skandinavien und Dänemark, 5200 km lang und 1500 km breit. Sie ist nicht eine ununterbrochene Ebene, sondern enthält ausgedehnte Hochländer (Plateaus und Gebirge), von denen namentlich jene Reihe von Gebirgsgruppen, die zwischen Tripolis und dem Tsadsee liegen, zn beachten ist. Mittlere Höhe 460 m. Man unterscheidet in der Sahara Steinwüste lHaimnäda) und Sandwüste; jene ist mit großen, scharfkantigen Steinblöcken bedeckt, in dieser wird der Sand vom Winde zu hohen Hügeln (sog. Dünen) aufgehäuft. Ausgedehnte Sandwüsten finden wir in der westlichen Sahara, der sog. Sahel (d. h. Ebene), die größte ist aber die libysche Wüste. Dünen begleiten auch die atlantische Küste, und der vom Lande in das Meer gewehte Sand bildet eine große Bank, die die Küste unnahbar macht. Der Wüstencharakter der Sahara ist durch die Reg en¬ orm ut bedingt, und d iese wieder durch die herrsch enden Winde. Die Sahara liegt nämlich in der Zone des NO.-Passates, der, wie alle von höhern in niederere Breiten wehenden Winde, trocken ist; den wenigen Wasserdampf, den er mitführt, setzt er an den hohen Plateaurttndern der Wüste oder am Atlas oder au den Gebirgen der Wüste selbst als Regen ab, während der weitaus größere Theil der Wüste nur hie und da von kurzen Gewitterregen erfrischt wird. Ans diesem Grunde sowie infolge der geographischen Lage (die Sahara wird gerade in der Mitte vom Wendekreise des Krebses durchschnitten) herrscht hier bei Tage eine furchtbare Hitze, wahrend die Nächte ziemlich kühl sind; daher starke Tha ubildung. Der gefürchtete heiße Wüstenwind heißt Samum. Kurze Regengüsse; Flüsse, die von den Gebirgen in die Wüste fließen, aber bald theils verdunsten, theils in den Boden versinken; und wohl auch der starke und regel¬ mäßige Thau liefert jene unterirdischen Ströme (Grundwasser), von denen die Wüste durchzogen wird. Merkwürdigerweise wird jeder unterirdische Strom durch ein ober¬ irdisches, wasserloses Thal verrathen. Dauernd bewässerte und daher fruchtbare Stellen in der Wüste nennt man Oasen. Sie sind die Heimat der Dattelpalme, die das Hauptnahrnngsmittel der Wüstenbewohner liefert. Man unterscheidet zwei Arten von Oasen: an den Ufern der oberirdischen Flüsse, also nur in der unmittelbaren Nähe der Gebirge, oder in beckenartigen Vertiefungen (theilweise unter dem Meeresniveau), wo das Grundwasser entweder als lebendiger Quell hervortritt oder durch Brunnen erschlossen ist. Die östliche Wüste ist reicher an Oasen als die westliche. Die ägyptische Oasenkette, parallel mit dem untern Lauf des Nil, enthält die südliche oder große und die nördliche oder kleine Oase; der nordöstliche Oasenzug beginnt mit der Oase Siwah, wo im Alterthume der be¬ rühmte Tempel des Jupiter Ammon stand, und endigt mit Fess an, der größten Oase der Sahara, mit der Hauptstadt Mu rsuk. Auch andere Oasen enthalten volkreiche Städte. Die Bewohner der Oasen in der westlichen Sahara sind Berbern, hier Tuäregs genannt, in der östlichen (zwischen Tripolis und dem Tsadsee) Tibbus, den Tuäregs nahe verwandt. Beide sind kühne räuberische Reitervölker, die die Karawanen entweder als Führer begleiten oder sie berauben. Auch betreiben sie einen lebhaften Handel mit Salz, das sie aus den Salzsnmpfen oder den Salzlagern, die den Wüstenboden be¬ decken, ohne Mühe gewinnen und in den Negerländern, die dieses Gewürzes gänzlich entbehren, gegen andere Products eintauschen. Das wichtigste Hausthicr (milchgebendes Last- und Reitthier) ist das Kameel, ohne das die Wüste für den Menschen unzugänglich 74 wäre. Die Jagdbeute ist gering. Nur der Strauß und die Antilope durcheilen fliehenden Fußes das öde Sandmeer, dein die großen Raubthiere stets ferne bleiben. Trotz ihrer Schrecken ist die Sähara von Handelsstraßen durchzogen. Um die Mühseligkeiten leichter zu ertragen und vor räuberischen Anfällen sich zu schützen, werde» die Reisen von mehreren Kauflenten (oft bis zu 2000) zusammen nnternommeu. Zw e i K a ra w a n e n st raße n sind besonders wichtig: die zum Niger und die zum Tsadsee. Erstere geht von Mogadör nach Tim¬ buktu und Dschenne, letztere von Tripolis aus meist über die Oase Bilma. Der westliche Küstenstrich ist jetzt im Besitz der Spanier. 8 37. S n dä n. Sudan (d. h. das Land der Schwarzen) liegt zwischen der Sähara und dem südafrikanischen Tafellande, östlich bis zum Nil, und wird schon durch seinen Namen als die Heimat der Neger bezeichnet. Die Neger sind ein kräftiger aber träger Menschenschlag, theils Heiden, theils Mnhamedaner, und leben in despotisch regierten Staaten von Viehzucht und Ackerbau. Der Neger ist auf das vollkommenste dem heiß-feuchten Tropenklima seines Landes angepasst, dem andere Menschen (namentlich Europäer) meist erliegen, indem seine Haut durch Ausdünstung stets kühl erhalten wird. Das Klima hat ihn träge gemacht, doch kann er außerhalb seiner Heimat zu einem tüchtigen Arbeiter erzogen werden. Er ist gntmüthig, aber eitel und leidenschaftlich; sehr geschickt im Nachahmen, aber ohne eigene Erfindungsgabe. Den Ackerbau überlässt er den Weibern. Jndigo- färberei, Banmwollweberei und Verarbeitung von Leder und Eisen sind hier alt¬ einheimische Industriezweige. Die Religion ist Fetischdienst und Aberglaube, doch wird der Islam durch das eingewanderte Volk der Felatah (d. h. die Gelben, ursprünglich den Berbern verwandt) immer mehr ansgebreitet. Das tropische Afrika gewinnt eine immer mehr steigende Bedeutung für den Welthandel, und es erklärt sich daraus, warum in den letzten Jahren die meisten Küsten¬ gebiete von europäischen Staaten in Besitz genommen wurden. Die Hauptausfuhrproducte sind' 1.) Palmenöl, welches aus der Nuss der Ölpalme gewonnen wird und ein unentbehrliches Material für die Stearinkerzen- und Seifenfabrication liefert. Den gleichen Zwecken dient 2.) die Erdn uss (die Frucht der schmetterlingsblütigen Krautpflanze Lraebw ü^pogoea), die ebenfalls Öl liefert. Der dritte Hauptausfuhrartikel ist das Elfenbein. Der Sklavenhandel hat zwar seine ehemalige Bedeutung verloren, aber die arabischen Händler im niittlercn Afrika beschäftigen sich neben dem Elfenbeinhandel noch immer damit. Sudan zerfällt in folgende Theile: 1.) Hochsndän. Von dem Punkte an, wo die Küste ihre Ost- richtnng verlässt und nach S. nmbiegt, zieht sich das Konggebirge erst in westlicher, dann nordwestlicher Richtung bis zum Senegal; im O. niederer, steigt es im W. über die Schneegrenze empor. Im N. dieses Gebirges breitet sich bis an die Sähara ein fruchtbares Tafelland aus, auf dem die Flüsse Senegambiens ihren Ursprung haben. Der Hanptflnss Hochsudäns ist der Niger. Der Niger (auch Djoliba sdscholibas oder Kowara genannt) entspringt am Nordabhange des Konggebirges und umfließt in einem weiten, nach N. gerichteten Bogen das Tafelland, durchbricht in einem engen felsenreichen Spalt das Konggebirge und mündet in einem vielverzweigten Delta zwischen den Golfen von Benin und Biafra in den Meerbusen von Guinea. Sein bedeutendster Nebenfluss ist der Binuc, der eine natürliche Straße in das Innere des Continentes biidet. Der Niger wird theilweise bereits von Dampfern befahren. Die Stadt Timbuktu, «die Königin der Wüste», liegt am nörd¬ lichsten, daher Marokko nächsten Punkte des Niger und ist als Endstation 75 einer der wichtigsten Karawanenstrnßen der Handelsmittelpunkt im west¬ lichen Negerlande. 2. ) Senegämbien ist das Tiefland des Senegal und Gambia, die auf dem Tafellande von Hochsndan entspringen, in Katarakten zur Küstenebene herabstürzen und daher nur theilweise schiffbar sind. Die herrschende Macht ist hier Frankreich, das seine Besitzungen mit der Hauptstadt St. Louis (sänt lui) schon weit in das Innere, bis in das obere Nigergebiet, vorgeschoben hat. 3. ) Oberguinea heißt der ungesunde und flache Küstenstrich vom Cap Sierra Leone bis zum Busen von Biafra. Das Klima ist hier für die Ausländer geradezu mörderisch, da die Seewinde das ganze Jahr hindurch Regen bringen und das Land in einen fieberaushauchenden Sumpfboden verwandeln. Die Engländer konnten daher nur einige Handelssactoreien hier errichten. Feuchtigkeit und tropische Hitze ließen aber die Vegetation zu kräftiger Entwicklung gelangen, besonders ist das Deltaland des Niger mit ausgedehnten Ur¬ wäldern kolossaler und zugleich edler Bäume bedeckt. Der Meerbusen von Guinea ist durch furchtbare Stürme gefährlich. Oberguiuea wird eingetheilt in die Sierra Leone-, Pfeffer-, Zahn- (Elfenbein), Gold- und Sklavenküste (letztere vier nach ehe¬ mals wichtigen Ausfuhrartikeln benannt). Mit Ausnahme von Liberia ist der größte Theil der Küste im Besitz der Engländer, die auch den nntern Niger beherrschen, der Franzosen und Deutschen; im Innern dagegen Negcrstaaten. Die Republik Liberia wurde durch Amerikaner gegründet und mit befreiten Negersklaven bevölkert; in gleicher Weise grün¬ deten die Engländer Freetown (fritaun). Die Staaten der Aschanti und D a h o m e h waren durch ihren furchtbaren Despotismus (Menschenschlächterei bei Hvffesten) berüchtigt. Die größte Stadt in Oberguinea ist Abeokuta (130.000 Ew.), auch als Ausgangspunkt christlicher Missionen wichtig. 4. ) Flachsudän, das einzige größere Tiefland im Innern von Afrika, gehört im W. zum Nigergebiete, während es in der Mitte ein eigenes Wassersystem besitzt, dessen Mittelpunkt der Tsadsee (250 m h.) ist. Schmale Bergketten bilden die Wasserscheiden gegen das Nil- und Nigergebiet. Mehrere Flüsse, die zur Regenzeit sich seeartig ausbreiten nnd in der trockenen Jahres¬ zeit in schmale Wasserrinnen sich zurückziehen oder ganz versiegen, ergießen sich in den genannten See, der in der trockenen Zeit ebenfalls in eine Reihe von Sümpfen sich auflöst. Im W. ist Flachsudän noch Waldland, im O. Steppe, im N. geht es allmählich in die Wüste über. Um den Tsadsee gibt es mehrere mnhamedanische Negerreiche, unter denen Bornu und Wadnl zu merken sind. Darfvr (d. h. das Land För) war früher ägyptische Provinz. — Von Bornu bis zum obern Niger dehnen sich die drei dichtbevölkerten Fel ata hsta ate n ans. Kano, Centralpuukt für den Handel im östlichen Negerlande, ist die wichtigste Stadt. 8 38. Süd- oder Aochafrika. Das Tafelland von Südafrika (s. Fig. 24) zerfällt durch die beiläufig auf dem 12. Parallel hinziehende Wasserscheide in zwei Theile: das süd¬ afrikanische und c e n tr a l a fri k a n i s ch e T a s e ll a nd. Jenes bildet eine schwach geneigte, im Mittel ea. 800 in hohe Mulde, deren tiefster Theil östlich vom Ngamisee liegt und die nach S. bis 1200 in, nach N. bis 76 1100 m (Wasserscheide) im Mittel ansteigt. Das centralafrikanische Tafelland (Kongobecken) hat nur eine Mittclhöhe von 500 m und senkt sich allmählich gegen den Äquator hin. Der Osttheil ist bedeutend höher als der westliche. Die erwähnte Wasserscheide trennt die beiden größten Ströme Süd¬ afrikas: der Zambesi (sambesi) fließt nach S., dann nach O., der Kongo aus dem Bangweolosee als Lnälawa erst nach N. (etwa bis 2" n. B.), daun nach SW. Der Zambesi bildet in seinem Mittelläufe die berühmten Victoria-Fälle, den kolossalsten Wasserfall der Erde. Er stürzt sich, 650 u> breit, 300 rn tief in ein nur 10 bis 12 in breites Bett hinab. Der östliche Theil des Tafellandes ist mit großen Seen bedeckt. Die Quellseen des Nil und der des Lnälawa wurden schon genannt. Außerdem merke man noch den Nyassasee, der einen Nebenfluss zum Zambesi sendet, und den zum Kongogebiete gehörigen Tanganjikasee. Das Tafelland ist mit Randgebirgen umgeben, die in Terrassen zu den schmalen Küstenebenen abfallen. Im Nordosteu erheben sich zwei große Schneeberge, die man jetzt als die höchsten Erhebungen Afrikas ansieht: der Kilima-Nscharo, 5700 m, und der Kenia, 5500 m. Den NW.-Pfeiler bildet das vulkanische Kamerun-Gebirge, 4000 m hoch. Innerhalb der Grenzen der Tropenregen (s. S. 68) ist das Land theils fruchtbarer W a l d b o d e n , theils (im O.) Savanne und Steppe. Die Küstenebenen sind auch hier heiß-feucht und daher für den Europäer sehr ungesund. Jenseits der Tropenregen dehnt sich die Kalahari, mehr Steppe als Wüste, aus. Die außertropischen Randländer sind fruchtbar und gesund und daher der europäischen Colonisation zugänglich. Bevölkerung. Den tropischenTheil bewohnen die zahlreichen Bantu¬ stämme (s. S. 69), unter schwerem Despotendrucke von Jagd, Viehzucht und Ackerbau (von den Weibern betrieben) lebend. Das wichtigste Volk unter ihnen sind die Kaffern, die sich weit nach SO. ansdehnen. Der außertrvpische Theil hat eine eigene Rasse, zu der die Buschmänner und Hottentotten gehören. Das Jagdvolk der Buschmänner wurde von dem gelblich-braunen, durch büschelförmig verfilztes Haar ausgezeichneten Hirtenvolke der Hottentotten in un¬ fruchtbare Gegenden verdrängt; diese erlagen selbst im O. den ackerbautreibenden Kaffern. Seit dem Beginne der europäischen Colonisation gehen Buschmann und Hottentotte ihren: gänzlichen Aussterben entgegen. Gintlwilung: 1.) Das KcrpLand. Das Copland ist das südlichste Terrassenland Hochafrikas und wird im N. von dem nicht schiffbaren Garip oder Oranje (mit dem Vaal) begrenzt. Es besteht aus drei, durch Randgebirge voneinander scharf geschiedenen Ter¬ rassen: u) die Küstenebene; d) die Terrasse Karru, d. h. hart, weil der Boden in der trockenen Jahreszeit so hart wie gebrannter Ton ist, während er in der Regenzeit in ein weites Blumen- und Grasmeer sich verwandelt, welches von den Colonisten mit ihren Herden besucht wird; e) die dritte Terrasse, wo wir uns bereits auf dem Tafel¬ lande von Südafrika befinden. Zuerst traten holländische Bauern oder Bo er en (büren) als Colo¬ nisten auf, später nahmen die Engländer das Land in Besitz, und die mit dem neuen Regiment unzufriedenen Boeren zogen nordwärts, um im fort- 77 gesetzten Kampfe mit den Kaffern sich eine nene Heimat zn gründen. Die Herrschaft der Engländer erstreckt sich jetzt bis über die Kalahari nach Norden. Der Hauptort ist Capstadt an der Tafelbai, welche durch den Tafelberg (mit dem Cap der guten Hoffnung) von der falschen Bai getrennt wird. Im O. die aufblühende Hafenstadt Port-Elisabeth. Die Wichtigkeit der Capcolonie beruht wesentlich nuf drei Momenten: ») Sie beherrscht den Eingang zum indischen Ocean, wo die reichsten Besitzungen der Eng¬ länder liegen, b) Da ihr Klima infolge ihrer Lage in der gemäßigten, aber doch an der Grenze der heißen Zone ein warmes, jedoch äußerst gesundes ist, so eignet sie sich besonders als Acclimatisationsstation für die nach Indien bestimmten englischen Sol¬ daten. o) Endlich ist sie der Ausgangspunkt der christlichen Missionen und die Ein¬ gangspforte, durch welche die abendländische Cultur ihren Weg zu den wilden Völkern des innern Afrika nimmt. Ihr bedeutendster Ausfuhrartikel ist Schafwolle. Auch die Cap weine sind sehr geschätzt. 2. ) Die östbictzen Lcrndew. u) Das Kaffernland. Die Boeren gründeten hier die Colonie Natal und zwei Republiken: die südliche Oranje-Republik und die nördliche sü d a s ri k a n i s ch e R ep ublik (oder Transvaal smit Gold- nnd Diamantenfeldern)). Natal ist jetzt englisch; Hanptort Port d'Urban. b) S o f a l a und M v z a m b i g u e (mosamblk), goldreich, mit portu¬ giesischen Handelsniederlassungen. a) Zanzibar (sänsibar) zum Theil von Arabern bewohnt und von einem Sultan aus arabischem Stamme beherrscht. Die gleichnamige, auf einer kleinen Insel gelegene Hauptstadt ist der wichtigste Handelsplatz an der Ostküste und ein Ausgangspunkt der Expeditionen in das Innere von Afrika. ck) Das Hochland östlich und das Küstenland nördlich von Zanzibar steht unter deutscher Schutzherrschaft, deren Grenzen aber noch nicht genau bestimmt sind. s) Das Osthorn von Afrika mit dem Cap Guardafni (guärda fui, «hütet euch», d. h. vor dem Meere) ist das Land der Somäl, eines hamitischen Volkes. Ihre Nachbarn sind die ihnen verwandten Gallas, ein schönes und tapferes Volk. 3. ) Die rve sik Li eben Lcinder. n) Das deutsche Gebiet umfasst das öde Küstenland vom Oranje bis Cap Frio und die innern, für Viehzucht geeigneten und goldreichen Berglandschaften. b) Die portugiesischen Colonien A n göla und B e n g u e la (ben- geta) mit dem Hauptort Loanda. e) Der unabhängige, im Jahre 1885 gegründete Kongostaat, cirea 2,7 Mill. groß (etwa halb so groß wie Russland) und angeblich von 27 Mill. Menschen bewohnt. Der Souverän des Kongostaates ist der König der Belgier. Zahlreiche Handelsniederlassungen sind an den Ufern des Kongo schon gegründet; der Gouverneur residiert in der Mündungsstadt Banäna. ck) Die nahezu '/z Mill. Ion" große französische Besitzung am Kongo und Ogvwe. e) Die deutsche Colonie Kamerun. Die Küste von 20° s. B. bis zum Cap Lopez (lvpes) heißt Nieder- Guinea. Palmenöl, Kautschuk und Elfenbein sind die Haupthandelsartikel; der Guineawald ist der Aufenthaltsort der menschenähnlichen Affen Gorilla und Schimpanse. 78 Z 39. Die afrikanischen Inseln. n) Die rvestafrikanischen, im crttantiscHen Hcsan gelegenen Inseln. 1. ) Die Azoren (assoren — Habichtsinseln) gehören den Portu¬ giesen und werden von diesen zn Europa gerechnet. Der Boden ist vnl- canisch, das Klima äußerst gesund. 2. ) Madeira (madera), ebenfalls portugiesisch. Wegen seiner stets gleichförmig warmen Luft ist es als Heilungsort sehr besucht, auch wichtig wegen seines Weinbaues (der nun in neuem Aufschwünge begriffen) und seiner Zuckerpflanzungen, sowie als Rastort für die West- und Ostindienfahrer. Haupt¬ stadt Funchal (funtschäl). 3. ) Die cana risch en Inseln gehören den Spaniern und werden von diesen zu Europa gerechnet. Sie sind vulcanisch, ihre höchste Erhebung, der 3700 m hohe Pik de Teneriffa auf der größten Insel Teneriffa, ist noch jetzt thätig. Die Insel Ferro ist durch die Zählung der Längengrade bekannt geworden. Die Canarien sind der Hauptsitz der Coche¬ nillenzucht (Cochenille fkoscheniljes, eine Schildlaus, die den schönsten rothen Farbstoff liefert). 4. ) Die vulcanischen Inseln des grünen Vorgebirges oder eapverdischen Inseln sind portugiesisch. 5. ) Von den vier ungesunden Guinea-Inseln gehört die nörd¬ lichste (Fernando Po) und südlichste (Annobon) den Spaniern, die beiden Mittlern (Prinzeninseln und St. Thome) den Portugiesen. 6. ) Die beiden englischen Felseneilande Ascension und St. He¬ len a sind wichtige Stationen für die Ostindienfahrer. Letztere ist auch durch Napoleon I. berühmt geworden, der hier auf dem im Innern gelegenen Pachthof Longwood (longwüd) im Exil lebte und starb. 7. ) Die ebenfalls den Engländern gehörige Inselgruppe Tristan d ' A c n n h a (akunja). d) Die ostcrsrikcrnischen, im indischen Hcean gelegenen Insetn. 1. ) Madagaskar (fast so groß wie Österreich, 3,s Mill. Ew.l, von der parallel laufenden Ostküste durch den breiten Canal von Mozambique (mosam bik) getrennt, die drittgrößte Insel der Erde. Madagaskar wird von hohen, mit Urwäldern bedeckten Gebirgen durchzogen, deren Gipfel bis zu 3600 m ansteigen. Eigenthümlich ist seine Pflanzen-, besonders aber seine Thierwelt (charakterisiert durch die Lemuren oder Halbaffen, die hier die Hälfte aller Säugethiere ausmachcn). Vom W. her sind Koffern, vom O. her Malaien eingewandert. Die Hauptstadt und Residenz der christlichen Königin ist Antananarivo. Die Insel ist jetzt unter französischen Schutz gestellt. 2. ) Die Comoren im nördlichen Eingang des Canals von Mozam¬ bique sind meistens von arabischen Snltänen beherrscht und stehen unter französischem Schutz; Mayotta gehört ganz den Franzosen. 3. ) Von den vier Maskarenen gehören Mauritius und Ro¬ driguez (rodriges) den Engländern, La Reunion (früher Bourbon) den Franzosen. Sie sind berühmt durch die Cultur des Zuckerrohrs. 4. ) Die unbewohnteu Alm trauten und 5. ) die Seychellen (seschellen) sind englisch. 6. ) Die Insel Zanzibar (sänsibar, s. S. 77). 7. ) Socotra, am Eingänge des arabischen Meerbusens, steht unter der Herrschaft eines Sultäns an der Südküste von Arabien. Allgemeiner Th eil. 8 40. Das Land. Asien, der größte aller Continente (44,8 Mill, km^), hängt mit Europa und Afrika durch Landverbindung zusammen und tritt den bei¬ den andern Continenten durch Insel- (Australien) oder Halbinselbildung (Amerika, Behringsstraße nur 111 Irin breit) nahe. Von welchen Oceanen wird es umgeben? Von Europa wird es getrennt durch deu Ural, den Urälfluss, die Manytsch-Niederung im N. des Kaukasus, das asow'sche Meer, die Straße von Kertsch, das schwarze Meer, den Bösporns, das Marmara¬ meer und die Straße der Dardanellen. Mit Afrika wird es durch die Landenge von Sues verbunden und jetzt durch den Suescanal getrennt. Nördlichster Punkt Cap Tscheljuskin 78, 120; südlichster Cap Burn nö. von 0, 120; östlichster Ostcap 66'/2, 210; westlichster Cap Baba ö. von 40, 44. Außerdem merke: Ural w. von 80, Sues 30, 50. Gliederung. Die größte Gliederung besitzt die Ost- und Südküste; der N. ist ungegliedert. Halbinseln: Das Tschuktschenvorland, Kamtschatka, Korea; Hinterindien, Vorderindien, Arabien, Kleinasien. Inseln: Die sibirischen Inseln; die Kurilen, Sachälien, die japanische Inselwelt, die chinesischen Inseln Formosa und Hainan; die hiuterindische Inselwelt, Ceylon; Cypern und die Sporaden. Wodenlsildung. Zwei Drittel von Asien ist Hochland, ein Drittel Tiefland. Während in Afrika das Tafelland vorherrscht, treten in Asien neben dem Tafellande auch Kettengebirge in größerer Ausdehnung auf, und zwar in der Form von Randgebirgen oder den Tafelländern auf¬ gesetzt. Die vorherrschende Form des Hochlandes ist das Tafelland mit Randgebirgen. Ein Gürtel von Hochebenen zieht mit abnehmender Aus¬ dehnung und Höhe vom großen Ocean bis zum mittelländischen Meere: das centralasiatische, iranische (mit jenem durch das Hinduküsch- Gebirge verbunden), armenische (mit dem der Kaukasus zusammenhängt) und kleinasiatische Hochland. Als isolierte Hochländer sind zu betrachten das von Dekan und das syrisch-arabische. Im N. des Continentes dehnt sich das s i b i r i s ch - t n rä n i s ch e T i e f - land, das größte der Erde, ans. Durch das große Völkerthor zwischen dem Ural und Kaspisee hängt es mit dem osteuropäischen zusammen. Kleinere, Himalaya 80 (Fig. 25.) Profil von Asien. wenn auch noch immer ausgedehnte Tief¬ länder finden sich am Unterlaufe der großen Ströme: das chinesisch e, v o r d e r- indische und mesopotamische. Zur Charakteristik Asiens merke somit fol¬ gende Punkte i l.) Asien ist der größte Continent; 2.) es hat die größten Halbinseln; 3.) es hat das größte Tiefland und das höchste Tafelland (Ti¬ bet); 4.) es hat das höchste Gebirge (Himalaya); 5.) es hat die höchste Erhebung (Gaurisänkar, 8800 m) und die tiefste sichtbare Einsenkung der Erdoberfläche (todtes Meer, 390 m unter dem Meeresspiegel). WeuMerung. Entsprechend den Bo¬ denverhältnissen unterscheiden wir zwei Bewässerungsgebiete: 1.) Die Tafelländer, welche den Stamm von Asien durchziehen, sind das Gebiet der continentalen Flüsse, d. h. ohne Abfluss zum Meere, da die Flüsse nicht die Randgebirge durch¬ brechen konnten. 2.) Die die innern Tafel¬ länder umgebenden Randländer sind das Gebiet der oceanischen Flüsse, von denen die meisten und größten st r a h l e n - förmig von dem centralen Hochlande aus¬ strömen. Charakteristisch ist das Auftreten von Doppel- oder Zw i ll i n g s str ö m en. Man versteht darunter Flüsse, die ans benachbarten Quellgebieten kommen, an¬ fangs nach entgegengesetzten Richtungen sich trennen, sodann sich aber wieder ein¬ ander nähern, um als Parallelströme oder vereinigt in das Meer sich zu ergießen. Von den l 7 großen Strömen fließen: 1. ) nach N. die drei sibirischen Ströme: Ob, Jenissei, Lena; sie münden in das nördliche Eismeer; 2. ) nach O.: der Amur und die chi¬ nesischen Zwillingsströme Hoänghv und Jängtse-Kiang; sie ergießen sich in den großen Ocean; 3. ) nach S.: n) die vier hinterindi¬ schen Flüsse, unter denen zwar nicht der größte, aber der wasserreichste die Jr ci¬ ni ad i ist; k) die vorderindischen Ströme Indus und das Zwillingspaar Ganges und B r a h m a p n t r a; ). Bei einem milden und gesunden vceani sehen Klima, in Verbin¬ dung mit der unermüdlichen Arbeitsamkeit der Bewohner, blüht hier der Ackerbau, besonders aber die Thec- und Seidcncultnr, worin die Japa¬ nesen ebenbürtig den Chinesen zur Seite stehen. Anch sind die Inseln reich an Metallen, von denen das Eisen durch Menge, das Kupfer durch Güte hervorragt, und au Kohle. Schon frühzeitig entwickelte sich die Industrie, worin die Japaner alle übrigen Asiaten übertreffen. (Seiden- industrie, die berühmten Lackwaren u. s. w.) Die Japanesen (38 Mill.) sind jedenfalls das gebildetste mongolische Volk. Ihre Cultur erhielten sie von den Chinesen, doch haben sie ihre Lehrer bereits überholt. Ihr Charakter bietet überhaupt viel Lichtseiten dar. Statt des chinesischen Eigendünkels, der alles Fremde verachtet, zeigen sie Empfänglichkeit für europäische Anschauungen, Sitten und Erfindungen; statt des chinesischen Schmutzes die größte Reinlichkeit. Der jetzige Kaiser Muzühito hat die Macht des hohen Adels (der Da im ios) gebrochen und gestaltet sein Reich in europäischer Weise um. Japan ist allen seefahrenden Nationen geöffnet, und die wohlthätigen Folgen davon machen sich bereits geltend. Schon hat Nangäsaki Fabriken nach europäischem Muster, und Tele¬ graphen und Eisenbahnen verbinden bereits die wichtigsten Orte. Schulen werden nach unserem Muster gegründet, und an den höhern Unterrichtsanstalten wirken meist deutsche Lehrer. Die herrschende Religion ist der Buddhismus, daneben gibt es aber auch eine Staatsreligion mit Sonnendieust. Der Kaiser, den seine Unterthanen für einen Abkömmling der Sonne halten, heißt Tenno. Auf Nipon liegt die jetzige Hauptstadt Tokio (Ih^ Mill. Ew.); die ehemalige Residenz war Miako (oder Kioto), noch immer der Mittel¬ punkt für Theeenltur, Gewerbefleiß und Handel besonders mit Kupfer und Porzellan. Der Hafen von Miako ist Osaka. Auf Kiusiu: Nangäsaki, ebenfalls Freihafen und wichtige Industriestadt. 8 48. Das centrale Hochland. Das centrale Hochland, ein Tafelland mit Randgebirgen, ist über 6'/y Mill, km^ (das zehnfache Österreich) groß und zählt 9 Mill. Bewohner, fast durchaus der mongolischen Rasse angehörig. Die Volks¬ dichtigkeit beträgt somit nur 1,4. Die R a n d g e bir g e sind: 1.) Im S. der Himülaha, d. h. Wohnung des Schnees, das höchste Gebirge der Erde. Es erstreckt sich vom Durch¬ bruch des Indus bis zu dem des Brahmaputra iu eiuer Läuge von 2400 km (die Entfernung zwischen Cadiz und Hamburg) und einer durchschnittlichen Breite von 370 km. Der Kamm übersteigt die höchsten Alpeugipfel; über denselben erheben sich die Gipfel bis über 6000 m. Die höchsten sind: der Ganrisänkar oder Mount Everest (maunt ewerest), 8800 m, der höchste; Kauds chindschinga, 8580 m, der dritthöchste, und Dhawa- lagiri, 8200 m, der vierthöchste Punkt der Erde. 93 2.) Im O. erheben sich die chinesischen Alpen und das C hin gan¬ ge birg e, 3.) im N. das da-urische Gebirge und der Altai (d. h. der Gold¬ reiche, bis zu 3400 m hoch), durch den Baikalsee voneinander geschieden. 4) Im W. fehlt im Nordtheile das Randgebirge, im Südtheile schwillt das Tafelland zum Pamir-Plateau an, als «Weltdach-> in ganz Central- asien berühmt. An zwei Stellen, im W. und im O. (wo die chinesische Mauer), fehlt das Rand¬ gebirge, und hier zogen wiederholt mongolische Nomaden in ihre Nachbarländer, einer¬ seits nach China, anderseits durch das westliche Steppenland und das große Völkerthor nach Europa. Das innere Tafelland zerfällt durch aufgesetzte Gebirge in drei Abtheilungen, die von N. nach S. wie Stufen übereinander liegen. 1. ) Habet, 4000 in, das höchste Tafelland der Erde, liegt zwischen dem Himalaya und dem fast gleich hohen Künlün. Unter den dasselbe durchziehenden Gebirgen ist der Karakorum das höchste (Dapsang, 8600 m, der zweithöchste Gipfel der Erde). Die Tibetaner bilden den Übergang von der mongolischen zur mittelländischen Rasse. Sie bekennen sich zur Lehre des Buddha, die hier ihre wahre Heimat gefunden hat. Kein Volk der Erde wird in allen seinen Lebensänßernngen so sehr von der Religion beherrscht, wie die Tibetaner, nirgends finden sich mehr Klöster (3000), nirgends ein gläubigeres Volk. Der Buddhismus hat hier eine eigenthüniliche Form angenommen. Man glaubt nämlich, dass der Geist des Bnddha sich immer von neuem verkörpere und in dem Dalai-Lama, dem obersten Priester und weltlichen Herrscher, seinen Wohnsitz aufschlage. Dieser ist meist ein unmündiger Knabe, in dessen Namen die Priester herrschen, und wird göttlich verehrt. Hauptstadt: Lassa, die Residenz des Dälai-Lama und der reli¬ giöse Mittelpunkt des Buddhismus. 2. ) Zwischen dem Künlün und Thianschan (d. h. Himmelsgebirge, höchster Gipfel der Chan-Tengri, 6500 in) im W. und dem Künlün und dem da-urischen Gebirge im O. dehnt sich die Mongolei aus, circa 1200 m hoch. Von den feuchten Seewinden durch die Randgebirge ab¬ geschlossen, ist sie theils Wüste, theils Steppe. u) Der östliche Theil ist die Wüste Gobi oder Schamo (— Sand¬ meer), bewohnt von dem Nomadenvolke der Mongolen, von Antilopen und wilden Pferden, die hier ihre Heimat haben. Das wichtigste Thier ist das zweibnckelige Kameel (Bactrian). Die Mongolen wohnen in Jurten (Zelten aus Leder oder wasserdichtem Filz) und leben wie ihre Vorfahren, die Asien und Europa mehreremale erschütterten, be¬ ständig auf ihren Rossen, die zwar klein und hässlich, doch ungemein schnell sind und große Strapazen ertragen können. Sie bekennen sich zum Buddhismus und sind in viele kleine Stämme gesondert, an deren Spitze je ein Chan steht. Der wichtigste Ort ist Maimat sch in (gegenüber Kiachta), Hanpt- stapelplatz für den chinesisch-russischen Transithandel (besonders mit Thee). Von hier führt die Karawanenstraße durch die Wüste nach Peking. b) Der westliche Theil oder Ost-Turkestan, von dem in den Salzsee Lob-Nör mündenden Tarim durchflossen und von muhameda- nischen Türken und Iranern bewohnt, ist wichtig als Knotenpunkt des 94 K arawa n e n h a n d e ls durch die Wüste nach China und über die Pamir nach Turan. Ausgangspunkte Kaschgar und Jarkand. 3.) Die Dsungarei zwischen dem Thianschan und Mat, etwa 700 m hoch, ist eine Steppe, deren seenreicher westlicher Theil jetzt Russ¬ land gehört. Mit Ausnahme dieses Theiles gehören alle centralasiatischen Länder als tributpflichtige Schutzstaateu zum chinesischen Reiche. 8 49. Sibirien. Aas Land. Sibirien, ein Theil des russischen Reiches, übertrifft an Flächeninhalt (12Mill, km^) selbst das chinesische Reich, doch da mehr als die Hälfte zum Anbau nicht geeignet ist, so ist die Bevöl¬ kerung eine sehr geringe — 4 Mill, somit 0,s auf 1 km^ (d. h. 3 auf 10 km °). Im S. liegen die metallreichen Randgebirge von Centralasien, das Altaigebirge LGold, Silber, Kupfer) und das da-urische Gebirge (Eisen), mit dem das ostsibirische Bergland zusammenhängt. Im N. und W. dehnt sich das Tiefland aus, von drei großen, goldführenden Flüssen durchströmt: dem Ob mit dem Jrtisch, dem Jenissei mit der Angara, die den Baikalsee durchfließt, und der Lena. Der vierte Strom, der Amur, fließt durch das Gebirgsland ostwärts ins ochotzkifche Meer. So lange keine Eisenbahnen gebaut sind, sind Flüsse die wichtigsten Verkehrs¬ adern, besonders in menschenarmen Gegenden. Darin liegt auch die Bedeutung der sibirischen Flusse, obwohl sie einen großen Theil des Jahres zugefroren sind: sie ver¬ binden nicht nur N. und S., sondern auch O. und W., da ihre Stromgebiete nur durch verhältnismäßig schmale und niedere Wasserscheiden voneinander getrennt sind. (Vergl. die Karte.) Der Baikalsee, der größte Alpensee der Erde, an Länge dem adriatischeu Meere gleichkommend, an Flächeninhalt (35.000 km?) Tirol übertreffend, vermittelt den Hauptverkehr zwischen Russland und China. Von Kiachta aus, gegenüber der mongolischen Grenzstadt Maimatschin, wo die Straße von Peking endet, benutzt die große Handelsstraße (der sibirische Tract genannt) die Flüsse Jenissei und Ob und deren Nebenflüsse (Dampfschiffahrt), um zum Ural und jenseits desselben zur Wolga zu gelangen. Auf diese Weise sind durch die größte continentale Handelsstraße die circa 6300 km voneinander entfernten Städte Peking und Petersburg verbunden. Der wichtigste Handelsartikel ist Thee, dessen 700 Sorten oder «Familien» gegen Wollwaren, Pelzwerk ec. ausgetauscht werden. Sibirien hat ein sehr excessives Klima: auf einen entsetzlich kalten Winter (vergl. S. 81) folgt ein kurzer, aber warmer Sommer (der Juli in Jakutsk so warm wie in Innsbruck). Bis gegen 70" n. B. ist Sibirien ein ungeheuerer Nadelholzwald mit Bären, Renthiereu (Jagdthier, im gezähmten Zustande als Zug-, Reit- und Milchthier das wichtigste Hausthier) und zahlreichen Pelzthicrcn, durch die einst die Russen nach Sibirien gelockt wurden; dann folgt entlang der Eismeerküste die Zone der Tundren, eines bis über 30 m tief gefrorenen, vegetationslosen Morastes. Der Getreidebau konnte nur bis 62°n. B. vordringen, am weitesten der Anbau von Gerste. 95 'Bevölkerung, Städte. Die Bevölkerung scheidet sich in Ein¬ geb orne nnd Ein gewanderte. Die erstern gehören durchwegs der mongolischen Rasse an, die letztem sind theils freie Colo nisten, die in den Städten leben, theils russische Verbrecher, von denen die schwersten zu lebenslänglicher Arbeit in den Bergwerken vernrtheilt sind, während andere größere Strecken Landes urbar machen und Pelze an die Regierung abliefern müssen. Nnr drei Städte erreichen eine Bevölkerungs¬ zahl von 30.000. u) Im eigentlichen Sibirien sind folgende Städte zu merken: Die Bergwerksstüdte Barnaul (am Ob) im Altai und Nertschinsk (am Amur) iu Da-urien. Am Jrtisch liegen Omsk und Tobolsk, Hauptstapelplatz für den innern Handel Westsibiriens; unweit des Ob Tomsk, der Hauptsitz der Goldwüscher; am Jenissei Jenisseisk; an der Angara die wichtigsten Städte für den Handel nach China; Kiachta und Irkutsk; au der Stelle, wo die Lena dem ochotzkischen Meere am nächsten kommt, liegt Jakutsk, bedeutend durch seinen Pelzhandel. Ochotzk hat dem gegenüberliegenden Meere seinen Namen gegeben. b) Die beiden sibirischen Halbinseln, das Tschuktsch en Vorland und Kamtschatka, haben nnr ein paar tausend Einwohner, die sich mit dem äußerst ergiebigen Fischfang nnd der Walrossjagd beschäftigen. Kamtschatka ist in Bezug auf seinen Reichthnm anVulcanen ein Seiten¬ stück zu Java. o) Das Amur land, früher chinesisch, mit Nikolajewsk, der ersten sibirischen Seestadt. ck) die unbewohnte Inselgruppe Neu-Sibirien im Eismeer und Sachälien im ochotzkischen Meere. Anmerkung. Während für das.feste Land das Gesetz gilt, dass die Vegetation und der Reichthnm der Thierwelt t>om Äquator nach den Polen zu abnimmt-, verhält es sich für das Meer anders, denn gerade die kolossalsten Formen der Thierwelt, die Walfische, finden sich im hohen Norden, wie überhaupt der Fischreichthum der nörd¬ lichen Meere unerschöpflich nnd daher der Mensch in diesen Gegenden hauptsächlich auf diese Nahrungsquellc angewiesen ist. 8 50. TurZ n. Nördlich von Iran und westlich von der Pamir geht das Hochland allmählich in das turä irische Tiefland über, das vom Amu und Syr durchflossen wird. In jener Zeit, als ein Meeresarm das schwarze Meer mit dem obischen Busen verband, war es Meeresboden; die Überreste jenes Meeres sind der Kaspisee, der größte See der Erde (440.000 km") und sammt der nördlichen Umgebung unter dem Meeresniveau ge¬ legen. — der Arälsee (68.000 kam) und zahlreiche kleinere Salzseen. Bei vorherrschendeil trockenen Landwinden gehört auch dieses Tiefland zur regenarmen Zone von Asien; theils Salzsteppe (d. h. mit salzhaltigem Boden), theils Wüste, entwickelt es nur längs der Flüsse und in den höher liegenden Gegenden eine unerschöpfliche Fruchtbarkeit. Im N. geht es in die Kirgisen steppe über, im W. bildet seine Fortsetzung das große 96 Völkerthor zwischen dem Ural und Kaspisee, durch das schon oft gewaltige Menschemnassen nach Europa gewandert sind. Turan ist die Heimat der Türken (daher auch Türkistan genannt), die entweder als Nomaden die Wüste durchziehen (Turkmenen), oder in den Oasen nnd im östlichen Gebirgslande Ackerbau treiben (Özbegen); auch die Kirgisen gehören diesem Stamme an. Die unterworfene Städte¬ bevölkerung ist hingegen persisch (hier Tadschiks genannt). Die herrschende Religion ist der Islam. Mit Ausnahme der sehr geschmälerten Türkenreiche (Chanate) Chiwa am untern und Buchara am obern Amu, mit den gleichnamigen Hauptstädten, ist ganz Turan russisch. Die bedeutendsten Städte sind Semipalatinsk, Taschkend (100.000 Ew.), die wichtigste Handelsstadt Mittelasiens, und Samarkand. Eine Eisenbahn verbindet jetzt den Kaspisee und Buchara und wird bis Sämarkand weitergeführt. 8 51. Iran. Aas Land. Das Hochland von Iran (2,? Mill, km", mehr als das vierfache Österreich) hängt einerseits durch das 5000 m hohe Hindu kusch-Gebirge (Fortsetzung des Karakorum), über das der Weg aus Turan nach Kabul führt, mit dem centralen, anderseits mit dem armenischen Hochlande zusammen. Hohe Gebirge, deren Thüler nur bei künstlicher Bewässerung fruchtbar sind (Persien die Heimat der Pfirsiche), schließen sich zu einem dreieckförmigen Hochlande zusammen, das nach allen Seiten zu den umgebenden Tiefebenen und Meeren steil abfällt, im Innern aber drei größere Einsen knng en birgt, die, von den Seewinden abge¬ schlossen, einen steppen- oder wüstenartigen Charakter tragen. Die Gebirgsländer sind: 1.) im O. zwei Meridianketten; die einzige bequemere Verbindung mit Indien ist das Kabulthal; 2.) im R. das Hochland von Afgha¬ nistan und Chorassän, bestehend aus Plateaus mit aufgesetzten Bergketten. Das Thal des Heri-Rud stellt die Verbindung mit Turan und Kabul dar. Im S. des Kaspisees erhebt sich das Elbrusgebirge mit dem Vulcan Demawend, 5600 m; 3.) im S. schließt sich an die Stufenlandschaften von Belud sch ist an das persische und kurdische Gebirge an, aus Bergketten bestehend, die nach innen zu immer höher werde» (bis zu 4000 m) und zwischen denen weite Thalflächen oder größere Ebenen sich ausdehnen. Zu beachten ist, dass östlich von 80" L. die Gebirge meist nach SW., westlich davon nach NW. streichen (gleichförmig mit dem Kaukasus). Die innern Einsenkungen sind im W. die große Salzsteppe und die Wüste Lut; durch ein meridionales Gebirge davon getrennt im O. das Becken des Hilmend, der in den Salzsumpf Hamün sich ergießt. Kameel und Dattelpalme sind für diese Gegenden charakteristisch. "Bevölkerung und politischer Zustand. Die Iraner gehören dem indogermanischen Sprachstamme an, sind aber mit vielen fremden Ele¬ menten gemischt. Ihre alte, von Zoroaster gestiftete Feuerreligion musste dem Islam weichen, der hier in zweierlei Formen auftritt. Die Muhamedaner theileu sich in Suniten und Schiiten, die sich zueinander etwa so verhalten, wie Katholiken und Protestanten; jene erkennen neben dem Koran auch die Tradition oder Suna als Wort Gottes an, während sich diese nur an den Koran halten. Die Perser und Belüdschen sind Schiiten, die Afghanen (wie die Türken und Araber) Suniten. — Der Überrest der Feueranbeter oder Parsen hat in der Oase Jesd eine Zufluchtsstätte gefunden. 97 Der Wohlstand der iranischen Länder schwand mit dem Glanze der altpersischen Reiche; Iran gehört bereits znm verkommenen Vorderasien. Ackerbauer bewohnen nur die Gebirgslandschaften und die Oasen, No¬ maden durchstreifen die Steppen und Wüsten. 1. ) Ost trän. a) WeLüdschistän, von mehreren Häuptlingen beherrscht. Haupt¬ stadt ist Ke lat. b) Afghanistan erhält seine Wichtigkeit durch das Käbulthal, daher ein Zankapfel zwischen russischem und englischem Einfluss. Die Städte sind als Stationen und Stapelplütze des Karawanen¬ handels reich geworden: Käbul, Kandahar und Herat, der Schlüssel znm Käbulthal. 2. ) Westirän oder das persische Weich (2^ mal so groß als Österreich, aber nur ca. 7 Mill. Ew.) wird von einem despotischen König, Schah (schach) genannt, beherrscht. Am Elbrnsgebirge liegt die Hauptstadt Teheran (200.000 Ew.), ein wichtiger Kreuzungspunkt der Handelsstraßen. Jspahän, die ehemalige Residenz, ist, obwohl grvßtentheils schon in Trümmer gesunken, noch immer der Centralplatz des persischen Gewerbefleißes (Teppiche). — Die Hauptstadt der armenischen Landschaft Aderbeidschan ist Täbris (170.000 Ew.), Stapelplatz aller europäischen Waren, welche von da nach Persien oder über Mesched nach Turan und Kabulistän gelangen. — Im alten Stammlande der Perser, wo noch die Ruinen von Persepolis an ihre einstige Herrschaft erinnern, liegt Schiras im gleichnamigen Thale, das von den Dichtern wegen feines Weines und Blumenflors als «Rosengarten Irans» gepriesen wurde. Abuschär ist die einzige See- und Hafenstadt am persischen Golfe. Alle persischen Städte haben einen und denselben Charakter. Schmutzige Gassen ziehen zwischen den äußerlich elenden Häusern so eng. dass kaum ein beladenes Lastthier hindurch kann. Alles Leben, alle Bewegung concentriert sich nur auf dem Marktplatze oder Bazar (basär), dem gewöhnlichen Aufenthaltsorte aller Orientalen. 8 52. Armenien und Kan käst en. 1.) Das von Gebirgszügen erfüllte Hochland von Armenien verbindet das iranische mit dem kleinasiatischen Hochlande und hängt selbst mit dem Kaukasus zusammen. In der Mitte erhebt sich der Ära rat (5200 m), um welchen sich mehrere steppeuartige Hochebenen gruppieren: die von Eriwan, die abgeschlossenen Kessellandschaften des salzigen Urümia- und Wan-Sees (1500 m) und die Plateaus von Kars und Erzerum (erserüm, 1800 m). Vier große Flüsse entspringen in Armenien: der Euphrat, Tigris, Kur und Aras; letztere beiden münden ver¬ einigt in den Kaspisee. Armenien ist zwischen Persien, der Türkei und Russland getheilt. Persisch ist die Nrümia-Landschaft mit Täbris (s. oben), türkisch die Supan, Geographie. 7 98 lebhafte Handelsstadt Erzerüm, russisch das Arasland mit Eriwan und Kars. Die Armenier, die den Typus der mittelländischen Rasse am reinsten bewahrt haben, besitzen einen scharf ausgeprägten Nationalcharakter, der in ihrer eigenen christ¬ lichen Kirche, in ihrer Sprache und Literatur unverkennbar hervortritt. Wie die Juden sind sic unter die verschiedenen Völker des Morgen- und Abendlandes zerstreut und treiben Handel und Geldgeschäfte, während sie in ihrer Heimat Hirten und Ackerbauer geblieben sind. 2.) Kaukasien wird durch das Knükasus-Gebirge in das nördliche Cis- und das südliche Transkaukasien geschieden; beide sind russisch. Der Kaukasus, in nordwestlicher Richtung vom kaspischen zum schwarzen Meere ziehend, ist eines der schönsten, aber auch wildesten Hochgebirge der Erde. Der höchste Gipfel ist der Elbrus, 5700 m. Nach N. stießt der Terek und Kuban, nach S. der Rion (im Alterthum Phasis). Der Kaukasus ist sehr unwegsam und war daher bis auf die neueste Zeit ein Sitz unbezwungener Bergvölker, unter denen die westlich wohnenden Tscherkessen durch ihre Freiheitsliebe und ihre harten Kämpfe gegen die russische Herrschaft sich vor allen bekannt gemacht haben. Den einzigen bequemen Übergang bildet die kühn gebaute Straße von Wladikaukas. Im steppenartigen Ciskaukasien ist Stauropol der Hauptort, im fruchtbaren Transkaukasien Tiflis am Kur, das die oben genannte Straße bewacht. Das weite Thal des Kur ist die Heimat des Weinstocks, der hier noch wild wächst. Am Kaspisee Baku mit nie erlöschenden Erdfeuern (Naphtaquellen). 8 53. Vorderalien. (Allgemeines zu M 54 bis 57.) Jenseits des iranischen Hochlandes senkt sich der Boden zur meso¬ potamischen Tiefebene, um in der syrisch-arabischeu Wüsten¬ platte wieder anznsteigen; nur im N., wo der Euphrat dem mittel¬ ländischen Meere nahe tritt, setzt sich ein Tieflandstreifen von weniger als 400 m Höhe bis an das Küstengebirge und durch den Oroutes bis an das Meer fort: seit alters eine wichtige Verbindungsstraße zwischen dem mittelländischen Meere und dem indischen Ocean und die Zukunfts- eisenbahn. Nördlich davon setzt sich das armenische Hochland in dem niedrigeren kl ei na statisch en fort. Bei vorherrschenden Landwinden und Regenarmut trägt Vorderasien großentheils Steppen- oder Wüstencharakter, die Seewinde entladen ihren Dampfgehalt an den waldigen Randgebirgen. Syrien und Kleinasien gehören bereits der subtropischen Zone an (Winterregen), sie sind die Heimat der Oliven, Orangen und Citronen, die sich von da nach allen Gestaden des Mittelmeeres verbreiteten. Vorderasien ist die Heimat der Semiten. Im Mittelalter er¬ oberten es die Araber, soweit die Ebene reicht, und noch heute wohnen sie außer in ihrer Heimat auch in Syrien und Mesopotamien; ihre Sprache ist hier die herrschende. Der Islam wurde die herrschende Re¬ ligion in ganz Vorderasien. Später kam es unter die Herrschaft der Türken; Kleinasien, Syrien, Mesopotamien, die West- und theilweise die 99 Ostküste Arabiens bilden noch jetzt einen Theil des tü r k i s ch e n R e i ches, 1,g Mill, km2 (dreimal größer als Österreich) mit 16 Mill. Ew., Dichtig¬ keit daher nur 9. In diesen, ini Alterthume so hochcnltivierten Landschaften befindet sich der Ackerbau in einem höchst beklagenswerten Zustande, so dass die noch immer reiche Ausbeute (an Südfrüchten, edlem Obst, Tabak, Wein, Baumwolle u. s. w.) meist nur der Fruchtbarkeit des Bodens zuzu¬ schreiben ist; leider verwandeln sich seit Jahrhunderten immer mehr frucht¬ bare Landstriche in öde Steppen. Auch die einst hier blühende Industrie ist jetzt vou der europäischen fast ganz erdrückt. 8 54. Das Kand -es Euphrat und Tigris. Euphrat und Tigris, dieses größte Stromsystem Vorderasiens, scheidet einerseits die persischeWelt von der syrisch-arabischen, ander¬ seits verbindet es das Mittelmeer mit dem indischen Ocean. (Vergl. § 53.) Daher war dieses Land zu wiederholtenmaleu der Sitz einer nach beiden Seiten hin ausgedehnten Weltherrschaft, deren Mittelpunkte: Babylon, Ninive und Bagdad, in ihren Trümmerhaufen noch Ehrfurcht und Bewunderung einflößen. Die genannten Flüsse entspringen unweit voneinander im armenischen Hochlande, der Euphrat setzt sich aus zwei Quellarmen zusammen. Sie umfließen das wüste Flachland Mesopotamien (d. h. Zwischenstromland), das sich von 500 m allmählich zur babylonischen Tiefebene oder Irak Arabi senkt, und münden endlich zu einem Strome, Schat el Arab, vereinigt in das persische Meer. Regelmäßig überschwemmt der Euphrat, «der vorderasiatische Nil», das regenarme Tiefland und schafft dasselbe zu einem herrlichen Culturlande um, wenn die Wasserfülle durch Canäle gehörig vertheilt wird. Hier ist die Heimat des Weizens und der Gerste; hier entstand, wie am Nil, nm Babylon ein uralter mächtiger Cultnrstaat. Das östliche Gebirge ist die Heimat der wilden, räuberischen Kurden, die bis nach Südarmenien sich verbreiten. Ihre Hauptstadt Diarbekr ist die Nordgrenze des arabischen Sprachgebietes. —- Am Tigris: Mösnl, einst eine berühmte Industriestadt (Mousseline), und Bagdad an der Stelle, wo sich auf eine kurze Strecke der Tigris dem Euphrat nähert, die einzige noch übrig gebliebene von den großen Städten dieses Landes. In der Nähe von Mösnl die Ruinen von Ninive. — Am Schat el Arab Basra, der Hauptort des Enphrathandels mit Indien, weil er noch mit Seeschiffen zu erreichen ist; jetzt vom anfblühenden Mvhamera über¬ flügelt. 8 55. Syrien und Palästina. Am Rande des Mittelmeeres schwillt das syrisch-arabische Wüsten- platean etwas höher an. Eine n n n n t e r b r o ch e n e T h a l s P a lte (Orontes- thal, Jordanthal, Wad el Arab) trennt dieses Hochland in eine östliche 100 und in eine westliche Hälfte, die beiderseits nach innen zu steil, zum Meere und zur Wüste aber terrassenförmig abfallen. 1. ) Syrien. Die höchste Erhebung erreicht das Küstenhochland im S., in den parallelen Gebirgszügen des 2000 m hohen Libanon mit seinem berühmten Cedernwalde und des niedriger» Antilibanon, der im Hermon, 2700 m, endigt. Zwischen beiden liegt das Thal der nach entgegengesetzter Richtung fließenden Flüsse Orontes und Leonies (im Alterthum Coelesyrien, d. h. das hohle Syrien). Die Hauptstadt Aleppo oder Haleb liegt an der wichtigsten Stelle, in der Mitte zwischen der Orontesmündnng und der Annäherung des Euphrat (vergl. H 53). In einer herrlichen Oase liegt Damaskus (150.000 Ew.), eine der ältesten Städte der Erde. Den Küstenstrich längs des Libanon bewohnten einst die Phöniker, das größte See- und Handels¬ volk des Alterthums, das die nahe Kupferinsel Cypern auf das Meer lockte. Von den ehemals großen Emporien (Tyrus, jetzt Sür; Sidon, jetzt Saida; Tripolis, jetzt Tarabnlus) sind alle verfallen, mit Ausnahme von Beirut (früher Beritus), als Hafenstadt von Damaskus ein Hauptstapel¬ platz für den Levantehandel. Anmerkung. Unter Levantehandel versteht man den Seehandel nach der asiatischen Türkei (Anatolien und Syrien), wo Smyrna und Beirut die Hauptstapel¬ plätze sind. Er hat besonders für Österreich eine große Bedeutung, indem die Blüte Triests wesentlich darauf beruht. 2. ) 'Ualästina, das «gelobte Land», die ewig denkwürdige Heimat der jüdischen und christlichen Religion, wird jetzt größtentheils von Arabern, aber auch von Juden und Christen aller Confessionen bewohnt. Es ist ein Plateau, in der Mitte vom Ghör durchschnitten, im W. von einer hafen¬ armen Küstenebene (im Alterthum das Land der Philistäer) begleitet. n) Das Ghör, von dem am Hermon entspringenden Jordan durchflossen, ist eine tiefe und breite Erdspalte, deren drei Stufen durch drei Seen bezeichnet werden: See Merom, 100 m über dem Meere; Genezareth (See von Tiberias oder galiläisches Meer), 200 m unter, und das t o d t e M e er, 390 m unter dem Mittelmeerspiegel, ein gesättigter Salzsee und die tiefste sichtbare Depression der Erdrinde. Da das Thal hierauf wieder ansteigt, so endigt der Jordan im tobten Meere. Jericho war einst die wichtigste Stadt in dieser jetzt menschen¬ leeren Gegend. b) Das West-Jordanland, eine größtentheils wüste Hochfläche, deren tief eingeschnittene Thäler allein noch Spuren früherer Fruchtbarkeit zeigen, zerfällt in drei Landschaften: Judäa, die südliche Landschaft; steiniger Boden mit rauhem Klima. Die wichtigste Stadt ist Jerusalem, ein für die Bekenner aller drei monotheistischer Religionen heiliger Ort, einst die glänzende Residenz der jüdischen Könige, jetzt eine kleine Stadt mit 34.000 Ew. Jerusalem, auf einer 760 m hohen Plateaufläche liegend, hat eine äußerst ge¬ sicherte Lage, indem es im O., W. und S. durch die sich vereinigenden Bäche Kidron und Kihon, im N. durch eine starke Mauer geschützt ist. Nur nach N. war eine Er¬ weiterung möglich, und hier finden wir auch die späteren Stadttheile, während die beiden ältesten den südlichen Theil einnehmen: der Hügel Zion mit der Burg Davids 101 den SW., der Berg Moria mit dem salomonischen Tempel den SO. An der Stelle des Tempels steht jetzt Omars Moschee, eines der drei größten Heiligthümer der Muha- medaner. Der Zielpunkt der christlichen Pilger ist die Kirche des.Heiligen Grabes. Jenseits des Kidronbaches, im O. von Jerusalem, dehnt sich der Ölberg aus. Zwei Stunden von Jerusalem liegt Bethlehem, südlich davon Hebron. — Am philistäischen Küstensaume ist Jaffa (Joppe) als Hafenstadt Jerusalems am wichtigsten. Sa maria, die mittlere Landschaft, mit Nablus (das alte Sichern), wo sich Nachkommen der alten Samaritaner vorfinden. Galiläa, die nördliche Landschaft, durch das Gebirge Karmel (am Meere das berühmte Karmeliterkloster) von Samaria geschieden. Am Meere liegt die Seefestung Akko (Ptolomais), im Innern Nazareth und Tiberias am See Genezareth. o) Das Ost-Jordanland oder Peräa ist jetzt eine Wüste mit zahlreichen Überresten griechischer nnd römischer Prachtbauten. 8 56. Arabien. Arabien, dasZwi s ch e n l a n d zwi s ch e n A s i e n und A frik a, dessen Natur es theilt, ist die größte Halbinsel der Erde (nahezu Z'/z Mill, km'st fünfmal so groß als Österreich). Voll drei Seiten vom Meere (arabisches Meer, persischer Golf urit der Straße von Ormüs, rothes Meer mit der Straße Bab el Mandeb), im Norden von der syrisch-arabischen Wüste ein¬ geschlossen, hat es die Lage einer Insel und blieb daher lange Zeit un¬ bekannt und unbeachtet, bis die Araber, die in ihrer Absonderung von den Kulturvölkern die einfachen Sitten ihrer Väter treu bewahrt hatten, hervor¬ brachen, um die Welt zu erobern. Arabien ist wie Dekan ein Tafelland mit Randgebirgen (letztere bis zu 2600 m hoch). Das centrale Hochland (1000 bis 1200 m h.) ist eine Fortsetzung der syrischen Wüste; seine zahlreichen Oasen mit trefflichen Weiden und Viehtriften sind eine zweite Heimat des Pferdes und des Kameels. Die arabischen Pferde gelten als die schönsten der Welt; sie sind ebenso aus¬ gezeichnet durch ihren leichten, schlanken und hohen Körperbau, wie durch ihre Schnellig¬ keit und Ausdauer. Das Karne el ist das wichtigste Hausthier des Arabers und bildet wie das Pferd einen Hauptausfuhrartikel. Einen wohlthuenden Gegensatz zur trostlosen Einförmigkeit der Hoch¬ ebene bilden die wasserreichen Stufenlünder, vor allem die bereits der Tropenzone angehörenden Landschaften Jemen oder das glückliche Arabien und Oman. Erstere ist die wahre (obwohl nicht ursprüngliche) Heimat des Kaffccbanmcs, der die berühmte Mokkabohne liefert, der Dattel¬ palmen nnd Balsambänme, des Oummi arnbienm und des Weihrauchs. An allen Küsten werden überdies Perlen gefunden. Die Araber (Sarazenen), dem semitischen Stamme angehörig, halten sich für Nachkommen Ismaels. Sie scheiden sich in ansässige und ackerbauende Fcllahs und in Nomaden oder Beduinen, d h. Kinder der 102 Wüste. Nur die letztem sind seit Jahrtausenden von fremdem Einflüsse unberührt geblieben. Das mühsame Wanderleben hat den Körper des Beduinen eigenthiimlich gestählt, die schmale Kost ihn hager erhalten. Scharfer Verstand, gepaart mit Phantasie, Liebe znr Dichtung, Habgier und Raubsucht sind die guten und schlimmen Eigenschaften des Beduinen. Seine politischen Einrichtungen sind höchst einfach: an der Spitze mehrerer Familien steht der Scheik, an der Spitze des ganzen Stammes der Emir. Die durchwegs herrschende Religion ist der JslLm, dessen Heimat Arabien ist. In den zum türkischen Reiche gehörigen westlichen Landschaften Hedschäs und Jemen liegen die bedeutendsten Städte der Halbinsel; im Hodschas die allen Mnhamedancrn heiligen Städte Wekkcr, der Geburtsort Muhämeds und der religiöse Mittelpunkt der ganzen mu hamedani scheu Welt (die Wallfahrt zur Kaaba ska-abaj, dem uralten arabischen Nationalheiligthum, ist geboten), nnd Medina mit dem Grabe des Propheten. Der Hafen von Mekka ist Dschidda. In Jemen ist Mokka der Kaffeehafen, jetzt aber durch das Auf¬ blühen Dschiddas in seiner Bedeutung sehr eingeschränkt. An der Südküste haben die Engländer den festen Hafen Aden nnd die Insel Per im in Besitz genommen, um das rothe Meer zu be¬ herrschen. Die Wichtigkeit dieser Besitzungen ist durch die Eröffnung des Suescanals wesentlich gesteigert worden. Auf der Südostküste Oman herrscht der Imam von Maskat. Die Bahrein-Inseln mit der ergiebigsten Perlenfischerei der Erde stehen unter der Oberhoheit der Engländer, die dadurch ihren Einfluss im persischen Golfe begründet haben. In Nedsched, der oasenreichen Mitte des Tafellandes, herrscht die Secte der Wahabiten, die den Islam in seiner ursprünglichen Rein¬ heit Herstellen wollen. Die S i n a i - A a lb i n s el. Dieses Verbindungsglied zwischen Arabien und Ägypten wird im O. vom Meerbusen von Akaba, im W. von dem von Sues, im N. von Palä¬ stina begrenzt. Im N. durchzieht die große Karawanenstraße von Asien nach Ägypten das Wüstenplateau el Tih, im S. erhebt sich das Massen¬ gebirge Sinai zwischen den beiden Meerbusen plötzlich und steil zu einer Höhe von 2600 m. In diesem ans der Religionsgeschichte bekannten Gebirge (Moses' Gesetzgebung) liegt das griechische Katharinenkloster. 8 57. Kleinasien oder Anatoli. Kleinasien, die Brücke von Asien nach Europa, dem es zwei¬ mal, am Bosporus und Hellespont, ganz nahe tritt, ist das letzte Glied des Mittlern Hochlandes von Asien und wiederholt dessen Bodenbildung, freilich in verkleinertem Maßstabe (etwas kleiner als Österreich). Im S. bildet der Taurus, ein 3000 m hohes Alpeuland, vom Euphrat au die Scheidewand gegen Syrien, zwischen welchem Lande und Anatoli nur die engen 103 kilikischen Pässe (im N. von Tarsus) eine Verbindung Herstellen. Vom Taurus zweigt sich als Randgebirge, nordöstlich ziehend, der Antitaurus ab. Das nördliche Randgebirge bezeichnet man als politisches Gebirge. Im W. verschwindet das Randgebirge; an dessen Stelle treten niedere Parallelketten (Richtung von W. nach O.), die eine Reihe wohlgegliederter und daher für den Seeverkehr günstig gestalteter Halbinseln bilden. Zwischen den Gebirgen ziehen breite Flussthäler aus dem innern Hochlande zum ägäi¬ schen Meere. Die Europa zugekehrte Westküste ist daher beiweitem bevorzugter als die mehr geradlinige Süd- und Nordküste. — Die mittlere Hochebene, 1000 bis 1200 m hoch, ist zum Theil ein Steppenland mit salzhaltigem Boden und vielen noch vorhandenen Salzseen, aber bei hinreichender Bewässerung sehr fruchtbar. Die trockene Luft begünstigt eine ausgedehnte Schaf- und Ziegenzucht (die seidenhaarige Angoraziege). Der isolierte Vulcan Erdschjas (Arg aus der Alten, 3800 rn) ist erloschen. Der bedeutendste Fluss ist der Kisil-Jrmak (d. h. rother Fluss, im Alterthum Halys genannt), der in einem weiten Bogen das Plateau bewässert und, nachdem er das nördliche Randgebirge durchbrochen, in das schwarze Meer sich ergießt. Die Bevölkerung ist im Innern des Landes türkisch, an den Küsten zum Theil noch griechisch. n) Auf der centralen Hochebene liegen die Mittelpunkte städti¬ scher Bevölkerung theils in fruchtbaren Ebenen, wie Konia (Jkonium), der Straßenmittelpunkt der Halbinsel, und Angora; theils am Fuß der Gebirge, wie Kutah ia (am?) uud Brussa am Fuße des Olympos, einst die Hauptstadt des Türkenreiches (in der Nähe die Meerschaum- Gruben). — b) An der Westküste lagen einst die großen griechischen Handelsstädte Smyrna, Ephesus, Milet, von denen nur Smvnncr (190.000 Ew., die erste Handelsstadt der Levante) ihren Ruhm bewahrt hat. Skutäri gegenüber Constantinopel, welche Städte den Bosporus bewachen. — e) An der politischen Küste ist die wichtigste Stadt Tarabison (Trapezunt), der Einfuhrhafen für alle europäischen Waren, die von da über Armenien nach Persien geführt werden. Sinub (Siuope) am nördlichsten Punkte der Küste. — 6) An der Südküste ist nur Tarsus zu nennen. Der Westküste ist die Jnselr.eihe der Sp orad en vorgelagert, welche mit den gegenüberliegenden Kykladen die Brücke von Kleinasien nach Griechenland bildet. Die wichtigem sind Rhodus, Samos, Chios und Lesbos (oder Mytilini). — Gegenüber der Südküste liegt die Insel Cypern (so groß wie Kroatien und Slavonien), berühmt wegen ihres Kupferreichthums, ihrer üppigen Vegetation (vor allem Wein) und ihrer Baumwolle und jetzt unter englischer Verwaltung stehend. Hauptstadt Leukosia, Hafenstadt Larnaka im SO. Luropa. H.. Allg e m eitter Th eil. 8 58. Physische Geographie. Lage, Hrenzen, Hrösie. Europa liegt zwischen 8" (Cap da Roca) und 85 ° (nordöstlichster Theil des Ural) ö. L. und 36 ° (Cap Tarifa) und 71^ ° (Nordcap) n. B. Von drei Seiten vom Meere umgeben, hängt es nur im O. mit Asien zusammen; die Grenzen gegen diesen Erdtheil sind schon oben (S. 79) angegeben worden. Von Afrika wird es nur durch die schmale Meeresstraße von Gibraltar getrennt und tritt diesem Continente zum zweitenmale in Sicilien nahe; zwischen Amerika und Europa flutet der atlantische Ocean. So liegt Europa inmitten der drei größten Erd- theile und wird daher mit Recht das «Herz der Erde» genannt. Nächst Australien ist Europa der kleinste der fünf Continente, sein Flächeninhalt beträgt (ohne Island und NowajaSemlja) 9,? Mill, km" Gliederung. Unter allen Erdtheilen hat Europa die bedeutendste Gliederung. Im O. breit, wird es gegen W. hin immer schmäler, daher auch die Annäherung der entgegengesetzten Meere von O. nach W. znnimmt, bis sie im N. der Pyrenäen, wo das mittelländische Meer vom atlantischen Ocean nur mehr 370 1cm entfernt ist, ihren Höhepunkt erreicht hat. Zwei große Binnenmeere, das mittelländische Meer und die Ostsee, dringen tief in den Continent ein, der mit seiner reichen Jnsel- und Halbinselbildnng unter allen Erdtheilen der von der Seeseite her zugänglichste ist. Zehn Halbinseln schließen sich als Glieder dem Stamme an: Kanin, Kola, Skandinavien, die jütische Halbinsel, Nordholland, Bretagne (bretäiig) und Normandie (normandi), die pyrenäische, apenninische und Balkänhalbinsel und die Krim. Dazu kommen als weitere Bereicherung die Inseln, die fast überall in der Nähe des Con- tinentes sich befinden, mit dem sie in früheren Erdperioden auch wirklich verbunden waren. Sie sind von verschiedener Art, theils Einzelinseln, theils Doppelinseln, theils Inselgruppen: 1.) Färöer, 2.) die britischen Inseln, 3.) die Ostsee-Inseln, 4.) die Balearen, 5.) Cörsica und Sardinien, 6.) Sicilien, 7.) die jonischen Inseln, 8.) die Küsteninseln im adriatischen Meere, 9.) die Inseln des griechischen Archipelagus. 105 Hebirge und Lbenen. Die Massenhaftigkeit der Erhebung, dis wir in Afrika und Asien kennen ge¬ lernt haben, finden wir in Europa nicht. Den größern Theil des Kontinentes nehmen die M i t t e l g e b i r g e ein, und selbst die Hochgebirge sind beiweitem nie¬ derer als die Asiens und daher leichter zugänglich. Die Form der Hochebene mit Randgebirgen, die Asien und Afrika auszeichnet, tritt in Europa nur in sehr- beschränktem Maße auf. Das Tiefland herrscht vor; es nimmt zwei Drittel des Continentes, das Gebirgs¬ land nur ein Drittel ein. Orographisch scheidet sich Europa in zwei Theile: I. Die Osthälfte: das große slavische Tief¬ land, eine Fortsetzung des sibirisch-turänischen, von dem es einerseits durch den Ural geschieden ist, während es anderseits durch das Völkerthor zwischen dem Ural und Kaspisee mit demselben zusammen¬ hängt. II. Die Westhälfte, in drei Stufen nach N. und W. abfallend (s. Fig. 27); 1. Stufe: das Hochgebirge der Alpen; da¬ mit stehen in Verbindung: u) im O. die Karpathen, k) im SO. die Gebirge der westlichen griechisch-slavi- schen Halbinsel, a) im S. die Apenninen. 2. Stufe: das deutsche und französische Mittelgebirge. 3. Stufe: die deutsche und französische Tiefebene. Innerhalb dieser Gebirge liegen einige größere isolierteTiefebenen: 1.) die Rhone-Ebene, 2.) die oberrheinische Tiefebene, 3.) die drei Donau-Ebenen: die ober- und niederungarische und die walachische, 4.) die Po-Ebene. D e r C h a r a k t e r d e r O sthäl s t e i st E i n för - migkeihder der Westhälfte Mannigfaltigkeit. Völlig isoliert sind die Gebirge der pyreuäischeu Halb¬ insel und der britischen Inseln wie das skandinavische Hochland. 'Bewässerung. I. Flüsse. Obwohl Europa keine so großen Ströme besitzt wie Afrika, Asien oder Amerika, so ist doch seine Bewässerung, Dank den ausgiebigen und gleichmäßigen Niederschlägen, gleich¬ mäßiger verth eilt als in irgend einem andern Erdtheil, und reichhaltig genug, um überall den Wüsten¬ charakter ferne zu halten. Auch in Bezug auf die Flüsse müssen wir den Rumpf von Europa iu eine Ost- und Westhälste scheiden. (Fig. 27.) Profil des Mittlern Europa. 106 1. ) Im östlichen Tieflande scheidet eine kann: merkliche Boden¬ anschwellung die einerseits nach N. und NW., anderseits nach S. fließen¬ den Ströme. Sie sendet nach N. dem weißen Meere die Dwina, nach NW. der Ostsee die Düna und den Riemen (ni-emen), nach S. dem Kaspisee die Wolga, Europas größten Strom, und dem schwarzen Meere den Don und den Dnjepr. 2. ) Die Alpen und die ihnen vorgelagerten Mittelgebirge geben den übrigen zwölf Hanptflüssen des eigentlichen Kontinentes den Ursprung. a) Die Alpen senden nach N. zur Nordsee den Rhein, nach W. zum Mittelmeere die Rhone (rön), nach S. zum adriatischen Meere den Po, nach O. zum schwarzen Meere die Donau, die zwar im deutschen Mittelgebirge entspringt, aber von den Alpen den größten Theil ihrer Wassermasse erhält. d) Das deutsche Mittelgebirge hat nur eine Hanptabdachung: nach N. Von den hier entspringenden Flüssen ergießen sich die Elbe und die Weser in die Nordsee, die Oder in die Ostsee. o) Das französische Mittelgebirge mit der Hauptabdachung nach W. liefert dem Ocean die Seine (ßän), Loire (loär) und die be¬ deutendsten Nebenflüsse der (in den Pyrenäen entspringenden) Garonne (garönn). cl) Von den Karpathen fließt die W e ich s el nach N. in die Ostsee, der Dnjestr nach SO. in das schwarze Meer. II. Seen. Von den europäischen Seen sind die meisten Flnss- seen, und sie vertheilen sich auf drei verschiedene Gebiete: 1. ) Die Ostsee bildet den Mittelpunkt eines Kranzes von Seen, deren Abflüsse sie mit wenigen Ausnahmen aufnimmt und die meist Überreste ehemaliger Meeres¬ bedeckung sind. Vier Gruppen sind hier zu unterscheiden: n) die Seen ans der Ostseite des skandinavischen Gebirges: Wener-, Wetter¬ und Mälarsee; b) die zahlreichen Seen in Finnland; o) die Seen am finnischen Meerbusen, von denen der Onega- und Ladoga¬ see, deren Abfluss die Newa ist, die größten sind; ck) die zahlreichen Seen in der östlichen Hälfte des deutschen Tieslandes. 2. ) Die Alpen bilden ebenfalls den Mittelpunkt eines Kranzes von Seen, deren Abflüsse die vier Alpenströme aufnehmen. Sie theilen sich in drei Gruppen: n) die Seen am Nordrande der Alpen: die Schweizer Seen (Genfer und Bodensee die größten), die oberbaierischen und die Seen des Salz¬ kammergutes ; b) die Seen am Südrande der Alpen, unter denen der Gardasee der be¬ kannteste ist; o) die Seen in den östlichen Mittelalpen (besonders in Kärnten). 3. ) Die Seen im schottischen Hochlande haben alpinen Charakter, die in Irland mehr den von Steppenseen. Klima, "Manzen- und Wierwelt. Die klimatischen Verhältnisse werden durch folgende vier Momente bestimmt: 1.) Europa ist der einzige Erdtheil, der ganz außerhalb der heißen Zone liegt, und nur ein sehr geringer Theil gehört der kalten Zone an. Daher fehlen hier die großen Gegensätze, die Asien (und be¬ sonders Amerika) auszeichnen; die Pracht der Tropenwelt fehlt unserm Continente ganz, aber auch die Ärmlichkeit der polaren Vegetation macht 107 nur verhältnismäßig kleine Strecken unwirtbar. Europa hat daher eine gewisse Gleichartigkeit in seinen klimatischen Verhältnissen. 2. ) E n r o p a i st bedeutend wür m e r a l s ir g e n d e i n a n d e r e s Land in gleicher Breite. Es verdankt diesen Vorzug der winterlichen Windrichtung und dem Golfstrome. -0 Während in Ostasien und fast in ganz Nordamerika im Winter kalte con- tinentale RW.-Winde vorherrschen, wehen über ganz Europa warme oceanische W.- und SW.-Winde. — l>) Der Golfstrom, eine wegen ihrer hellblauen Farbe und ihrer hohen Temperatur (von circa -s- 20 °) merkwürdige Meeresströmung, kommt aus dem Meerbusen von Mexico, umströmt Florida, begleitet die Küste Nordamerikas bis zur Breite von Newyork und ergießt sich dann in den offenen Ocean, um mit seinen Ausläufern Island und Norwegen, ja sogar Spitzbergen und Nöwaja-Semlja zu erreichen. Er ist die Hauptwärmequelle für das nördliche Europa; er bewirkt, dass die Häfen Englands und Norwegens nie zufrieren, während das noch südlicher liegende Labrador eine Eiswüste ist und in Ostasien das Quecksilber gefriert, sowie dass die vom Polarmeere kommenden Eismassen stets den europäischen Küsten ferne bleiben. 3. ) Obwohl auch in Europa die Temperatur im allgemeinen von S. nach N. abnimmt, so ist doch der Gegensatz von O. und W. noch greller. Der mannigfach gegliederte Westen hat oceanisches, die große östliche Landmasse eont inen tale s Klima. Daher nimmt im Winter die Külte, im Sommer die Wärme von W. nach O. zu. (Vergl. Fig. 28.) (Fig. 28.) Temperaturverhältnisse der europäischen Hauptstädte. - Mittlere Jahrestemperatur,-Temperatur des wärmsten, .... Temperatur des kältesten Monats. Die vorherrschenden oceanischen Winde und der Mangel großer gebirgsummauerter Tafelländer gewähren Europa die Wohlthat reichlicher und regelmäßiger Niederschläge. Nur Südeuropa hat einen regen¬ armen Sommer, in den übrigen Ländern fällt aber in allen Jahreszeiten ausgiebiger Regen (oder Schnee), in Mittel- und Osteuropa am meisten im Sommer, in Westeuropa im Herbste (vergl. Fig. 29). Daher fehlt in Europa die Wüste, und nur wenige Landstriche haben Steppencharakter. 108 (Fig. 29.) Regencurven von Europa. Mittel- u. O.-Europa (Wie») Wink. Frühl. Somm. Herbst O x Al .4. Ai 8 o x O W.- u. NW.-Europa (Dublin) Wint. Frühl. Somm. Herbst Pflanzenwelt. Der Wald ist in den Mittlern Breiten Europas gemischten Bestandes, Laub« und Nadelholz. Die Nordgrenze der Eiche reicht in Norwegen bis 63 ° B., am Ural nur bis 58", darüber hinaus dehnt sich bis zur polaren Küste der Nadelholzwald aus. Die Buche ist nur auf West- und Mitteleuropa beschränkt. — Von den Getreidearten wird südlich von 50" Mais und Weizen, von 50 bis 60" Weizen und Roggen und über 60" hinaus Gerste gebaut. Sie reicht in Norwegen unter dem Einflüsse des Golfstromes bis 70", sinkt aber schon an der Ostsee bis 65". In gleicher Weise zeigt sich der Einfluss des Golfstromes in der Verbreitung der Ob st bäume. Äpfel, Birnen und Kirschen gedeihen in Norwegen noch bei Drontheim, in Russland aber nur bis Narwa. Moskau und Kasan. Der Weinb au reicht durchschnittlich bis 50 ", im feuchten Westen sinkt die Grenze etwas nach S., im östlichen Mitteleuropa, wo die Sonne wärmer, rückt sie weiter gegen N. Die Thierwelt. Die kolossalen Formen der Tropenwelt fehlen, die Nutzthiere herrschen entschieden vor. Reißende Thiere sind nur Wolf, Luchs und Bär; das Ver¬ breitungsgebiet der letzteren ist aber sehr beschränkt. 8 59. Politische Geographie. Sprach- und Slammverlsältniffe. Absolute Bevölkerung 347 Mill., relative daher 36. Vergleiche damit Asien und Afrika. Europa ist die zweite Heimat der mittelländischen Rasse, und zwar des indo-europäischen Sprachstammes, geworden, der hier den Höhe¬ punkt seiner geistigen Entwicklung erreichte. b ^Drei^ Völkerstämme theilen sich in die Herrschaft über Europa (sieh 109 a) Die Romanen, 103 Mill., nehmen den Süden Europas (mit Aus¬ nahme der griechischen Halbinsel), Frankreich, Rumänien und Siebenbürgen ein. Ihre Sprachen sind aus einer Vermischung der lateinischen Sprache mit andern Sprachelementen der verschiedensten Art hervorgegangen; l>) die Germanen, 108 Mill., im Mittlern, nördlichen und nordwest¬ lichen Europa; o) die Slaven, 112 Mill., vorwiegend in Osteuropa und theilweise auf der Balkänhalbinsel. Diese drei in Europa vorherrschenden Völkergrnppen berühren sich am Fuße und in den Thälern der Alpen, so dass dieser Hauptgebirgsstock Europas zugleich ein Centrum der Bevölkerung bildet. Im äußersten Westen, und zwar nur auf Inseln und Halbinseln oder in ab¬ gelegenen Gebirgsländern, finden sich Überreste des einst über ganz West- und Mittel¬ europa verbreiteten keltischen Stammes; an der Ostsee wohnt die den Slaven ver¬ wandte lettische Familie, deren Sprachen unter allen europäischen der altindischen (Sanskrit) ani nächsten stehen. — Der semitische Sprachstamm ist hauptsächlich durch die über den ganzen Erdtheil zerstreuten Juden vertreten. — Von den in Europa wohnenden Völkern mit mongolischen Sprachen sind nur die in Ungarn und Sieben¬ bürgen wohnenden Magyaren (madjären) und die Türken oder Os manen auf der griechisch-slavischen Halbinsel zu einiger Bedeutung gelangt. Die Völker Europas. I. Mttilliaikscke ; imlo-mropäisilier Kprackstamm. 1.) Romanen, a) Italiener, d) Spanier, o) Portugiesen, ä) Franzosen, e) Rumänen, k) Ladiner. 2.) Germanen, 3.) Slaven, a) Deutsche, a) Russen, b) Skandinaviert>) Polen, (Schweden, o) Czechen und Norweger Slovaken, und Dänen), cl) Kroaten u. o) Engländer. Serben, s) Slovenen, t') Bulgaren, tz) Sorben. -I.) Kelten, 5.) Griechen, 6.)Albanesen, a) Gälen (Iren und Hoch¬ schotten), b) Walliser, c) Bretonen. 7.) Letten, a) Litthauer, d) Kurländer, o) Livländer. 8.) Basken. II. Wougolisiüe Kasse. I.) Der finnische Stamm, a) Finnen, d) Esthen, o) Lappen, cl) die kleinen Stämme ani Ural, s) Magyaren (?). 2.) der türkische Stamm, u) Baschkiren, d) Kirgisen, o) Türken. 3.) Kalmücken (mongolischer Stamm), 4.) Samojeden. 'Aeligion. Europa ist vorzugsweise der christliche Erdtheil, denu während die Anzahl der Mnhamedaner 6 Mill., die der Juden ebenfalls 6 Mill, betrügt, beträgt die der Christen über 300 Mill. Die christliche Religion theilt sich wieder in drei Haupt bekenn tnisse, die der sprach¬ lichen Dreitheilung der Hauptmasse der europäischen Bevölkerung entsprechen und theilweise mit ihr zusammenfallen, denn 110 u) die Romanen gehören fast ausschließlich der katholischen Kirche an, welche somit im Süden herrscht; d) die Slaven bekennen sich größtentheils zur griechischen Kirche, der außerdem noch die Rumänen und Griechen angehören. Nur die Polen und ein Theil der österreichischen Slaven sind katholisch. Diese Kirche herrscht somit im Osten und Südosten. o) Von den Germanen gehören die Engländer und Skandinavier säst ausschließlich der protestantischen Kirche an; die Deutschen sind zwischen der protestantischen und katholischen Kirche getheilt. Zum Protestantismus bekennen sich außerdem noch die Finnen und ein Theil der Letten. Die evangelische Kirche herrscht somit im Norden und Nordwesten. Was das Zahle »Verhältnis dieser drei Bekenntnisse anbelangt, so herrscht der Katholicismns vor — Katholiken die Hälfte, Griechen und Protestanten je ein Viertel. Kultur. Mit dem Verschwinden der Wüsten- und Steppenform ver¬ schwindet auch das Nomadenleben, das in Europa nur auf den äußersten Norden und Südosten und nur auf 1 Mill. Bewohner beschränkt ist. Die unterste Kulturstufe, das Jäger- und Fischerleben, wird in Europa gar nicht angetroffen. Unser Erdtheil wird somit fast nur von ansässigen Völ¬ kern bewohnt, deren Haupterwerbsquellen Ackerbau, Viehzucht, Berg¬ bau und Gewerbe sind. Dazu kommt noch der Handel als eine Haupt¬ beschäftigung der Küstenvölker, die durch die außerordentliche Küstenent¬ wicklung und die Nähe von drei Erdtheilen (Asien, Afrika, Amerika) zur Seefahrt angelockt werden. Das Bedürfnis des überseeischen Handels erklärt sich aus dein Mangel Europas an tropischen Naturproducten (besonders an Baumwolle, Zuckerrohr, Thee und Kaffee und theilweise auch an Tabak), wofür die zahlreichen Industrie-Erzeugnisse der europäischen Völker ausgetauscht werden. Die am Mittelmeer wohnenden Völker sind vorzugsweise auf den Levantehandel, die am atlantischen Ocean wohnenden auf den ost- und westindischen Handel angewiesen. Der Binnenhandel bringt die Producte der einzelnen Länder zum gegenseitigen Austausche und wird bei dem Mangel an ausgedehnten Wüsten, Steppen und Hochländern, die die Anlegung von Straßen er¬ schweren würden, und infolge der geordneten Verhältnisse der Staaten nicht durch Kara¬ wanen, wie in Asien nnd Afrika, sondern in neuester Zeit größtentheils durch Eisen¬ bahnen vermittelt. In Europa entfalten sich aber auch Kunst nnd Wissenschaft zu einer Blüte, wie nirgends sonst auf der Erde, und dadurch musste unser kleiner Continent der Beherrscher des ganzen Erdballs werden. Ursachen. 1.) Die Lage unseres Erdtheiles in der gemäßigten Zone regt die europäische Menschheit zu unausgesetzter Thätigkeit an, während der Bewohner der Tropenzone erschlafft, der Mensch der polaren Welt aber den Kampf mit der kargen Natur ausgeben muss und die drückende Sorge um die Existenz ihn unsähig macht, sich geistig zu vervollkommnen. 2.) Der gänzliche Mangel Europas au undurchdring¬ lichen Wüsten und uuübersteiglicheu Gebirgsmaucrn ist allein geeignet, eine innige Verbindung der Bewohner und einen gegenseitigen Austausch ihrer Cultur zu ermög¬ lichen. 3.) Die reiche Gliederung der südlichen Hälfte unseres Continentes brachte unsere Vorfahren in Berührung mit den alten, nun verschwundenen Culturvölkern Nordafrikas und Westasiens. Als Vermittler für die Cultur der ganzen Erde gebietet Europa über ein Drittheil der bewohnten Oberfläche unseres Planeten und über 111 beinahe die Hälfte des gesammten Menschengeschlechtes, denn in ihren Colonien beherrschen die Europäer noch 380 Mill. Menschen. An diesen, Colonisationssystem haben vorzugsweise die am Ocean wohnenden westlichen Völker theilgenommen, zunächst die romanischen, Portugiesen, Spanier und Franzosen, doch sind diese in der Folge von den germanischen Holländern und vor allen, von den Engländern überflügelt worden. Diesen stehen nur die Russen als die Civilisatoren Nordasiens würdig zur Seite. politischer Zustand. Die vorherrschende Staatsform ist die Monarchie, und zwar die konstitutionelle. Die Monarchen führen verschiedene Titel: Kaiser, König, Großherzog, Herzog, Fürst. Von den 18 selbständigen größeren Staaten sind: u) 2 absolute Monarchien: Kaiserthum Russland und das türkische Reich. b) 14 konstitutionelle Monarchien: die österreichisch-ungarische Mon¬ archie (Kaiserthum), das deutsche Reich (Kaiserthum, zerfallend in mehrere Staaten), die Königreiche: Rumänien, Serbien, Griechenland, Italien, Spanien, Portugal, Großbritannien, Norwegen, Schweden, Dänemark, Holland und Belgien. e) 2 Republiken: Frankreich und die Schweiz. Anmerkung: Unter den Großmächten begreift man Österreich, das deutsche Reich, Russland, Großbritannien, Frankreich und Italien; sie zeichnen sich durch be¬ deutende absolute Bevölkerung aus (s. Fig. 30) und wirken bestimmend auf die Geschicke des Erdtheiles ein; unter den Westmächten: Frankreich und Großbritannien; unter den nordischen: Dänemark, Schweden und Norwegen; unter den Seemächten: Großbritannien, Holland, Frankreich, Spanien, Portugal. (Fig. 30.) Darstellung des Verhältnisses der absoluten und relativen Bevölkerung der europäischen Staaten. -— absolute, .... relative Bevölkerung. 112 ö. Beschreibung der einzelnen Länder. I. Die südlichen Glieder. 8 60. Südeuropa. (Allgemeines zu W 61 bis 63.) Die drei südlichen Halbinseln von Europa schließen sich ihrer Natnr nach enger an die übrigen Gestadelünder des mittelländischen Meeres an als an das kontinentale Europa. Der Boden ist vorwiegend kalkig; noch immer ist die vulkanische Kraft hier thätig, während sie im übrigen Europa schon lange erloschen ist. Südlich der Pyrenäen, Apenninen und einer Linie, die beiläufig von Triest gegen den Balkan zieht, gehört Europa der subtropischen Zone an. Diese zeichnet sich von dem übrigen Europa aus: 1. ) durch höhere Temperatur, wobei jedoch nach O. die Milde des Winters ab- lind die Sommerwürme znnimmt (vergl. Fig. 28). In Rom ist es z. B. in der kältesten Zeit (Anfangs Januar) so warm, wie in Wien Mitte April. Daher ist in Südeuropa, mit Ausnahme der höheren Gebirgsgegenden, Schneefall eine Seltenheit; 2. ) durch die Reg en verh ält wisse (vergl. Fig. 29). Im Sommer zieht die erhitzte Sähara die Lust aus den Mittelmeerländern an; es herr¬ schen daher in den letzteren nördliche Winde, die nach der allgemeinen Regel (s. S. 63) heiteres Wetter bringen. Dagegen herrschen im Herbst und Winter regenbringende äquatoriale Luftströmungen vor. Für Süd¬ europa sind also regenarme Sommer und regenreiche Herbste und Winter charakteristisch. Aus diesen klimatischen Verhältnissen erklärt es sich, dass die Pflan¬ zenwelt Südeuropas von der des übrigen Continents so bedeutend ab¬ weicht. Die Olive ist der eigentliche Charakterbanm aller Mittelmeer- lünder; immergrüne Laubbäume, unter denen Lorbeer und Myrte, und Nadelhölzer, unter denen die schlanke, ernste Cyp resse und die breit- kronige Pinie besonders bezeichnend sind, bilden neben Kast an i en bäu¬ men die Wälder der unteren Regionen; in den südlichen Gegenden ist sogar die Zwergpalme heimisch. Der Maulbeerbaum ließ in vielen Gegenden eine bedeutende Seidenzncht zur Entwicklung gelangen. Die sommerliche Hitze erzeugt die köstlichsten Südfrüchte: Feigen, Citronen und Orangen, und feurige Weine. Die H^uPtgetreidearten sind Weizen und Mais, in den sumpfigen Gegenden auch Reis; doch macht die fonunerliche Dürre oft künstliche Bewässerung nothwendig und erfordert daher tüchtige Arbeit. Ewig denkwürdig sind diese Länder in der Geschichte als die Ge- burtsstättc der europäischen Civilisation; hier entwickelte sich die griechische Cultur, hier entstand das römische Weltreich. Das blaue Meer und der Jnselreichthum lockten frühzeitig den Menschen zu Schiffahrt und Handel; 113 in der schönen heitern Natur entwickelte sich der Kunstsinn; Südenropa war stets die Heimat der Künstler. Seit dem Mittelalter kamen trübe Zeiten über diese Länder, und erst jetzt beginnen sie sich wieder allmählich zu erholen. Leider fehlt es an Kohle und Eisen, daher die südeuropäische Industrie wohl niemals den Kampf mit der west- und mitteleuropäischen siegreich bestehen wird. 8 61. Die griechisch-slavische Halbinsel. Fiume 45>/z, 32. Skutari 42, 37. Cap Matapan östl. von 3kü/z, 40. Olymp 40, 40. Eingang in die Dardanellen 40, 44. Sulina-Mündung östl. von 45, 47. Physische Geographie. Kreuzen, Kroße und Kliederung. Die griechisch-slavische Halbinsel, auch Balkäuhalbinsel genannt, ist die östlichste unter den drei großen süd¬ lichen Halbinseln und bildet vermöge ihrer Lage in der Nähe Anatoliens die Brücke von Europa nach Asien. Von drei Seiten von Meeren: im O. vom schwarzen, Märmara- und ägäischen Meere, im S. vom Mittel¬ meere, im W. vom adriatischen und jonischen Meere umgeben, hängt sie im N. mit ihrem breiten Theile mit dem Fcstlande zusammen, von dem sie durch drei ineinander mündende Flussthäler, das der Kulpa, der Save und der Donau, geschieden wird. Flächeninhalt 450.000 Zwei Momente bedingen die Gliederung der Halbinsel: 1.) Die Gliederung nimmt zu in der Richtung von N. nach S.; 2.) die Ostküste ist gegliederter als die Westküste. Die Halbinsel zerfällt in zwei sehr scharf voneinander geschiedene Theile. 1. ) Der nördliche breitere Theil zwischen dem schwarzen nnd adriatischen Meere, mir im NW. mit einer reicheren Küstenentwicklung (dalmatinische Küste). Im S. setzen sich drei Halbinseln an: die Halbinsel, ans der Constantinopel liegt, die Land¬ zunge von Gallipoli oder der Chersonnes zwischen dem Busen von Sarosund dem Hellespont und die dreifingrige Halbinsel Chalkidike zwischen den Meerbusen von Orfani und Saloniki. 2. ) Der südliche schmälere Theil zwischen dem ägäischen und jonischen Meere, die eigentliche griechische Halbinsel. Durch ein zweimaliges Eindringen des Meeres zerfällt sie abermals in drei Theile: a) Nordgriechenland, im O. mit dem breiten Golf von Bolo (pagasäischer Golf), im S. durch die miteinander corrcspondieren- den Meerbusen von Zeitun und Arta (malischer und ambrakischer Meerbusen) geschie¬ den von dem zweiten Theile. k) Mittelgriechenland, das eigentliche Hellas, welches nach O. die Halbinsel Attika aussendet, c) Südgriechenland, im Alterthum Pelo¬ ponnes, jetzt Mvrea genannt, im N. durch die Meerbusen von Patras und Korinth, die durch die Straße von Lepanto miteinander in Verbindung stehen, von Mittel¬ griechenland getrennt und mit diesen: nur durch einen schmalen Isthmus verbunden, wird durch tief einschneidende Meerbusen (den von Ägina oder den saronischen, den von Naüplia oder den argolischen, den lakonischen und messenischen Meer¬ busen) selbst wieder in vier Halbinseln gegliedert. Die Vortheilhafte Küstenentwicktung wird durch zahlreiche Inseln unterstützt. Auch hier gelten die beiden oben erwähnten Gesetze, denn die meisten Inseln finden wir im SO. zwischen Griechenland und Kleinasien. Wir unterscheiden Einzelinseln und Inselgruppen. Die größten Einzelinseln sind Kreta oder Candia nnd Euböa oder Negroponte. Von den drei Inselgruppen liegen die Kykladen im O., die jonischen nnd dalmatinischen Inseln ini W. Supau, Geographie. g 114 Jer ZLoben und seine Mwässernnq. Der weitaus größte Theil der Halbinsel ist mit Mittel- und Hochgebirgen, die theils aus krystalli- nischem, theils ans Kalkstein bestehen, erfüllt. Die Flüsse, die zum Gebiete der Donau, des adriatisch-jonischen und ägäischen Meeres gehören, sind nicht bedeutend, aber die bedeutendsten unter ihnen rücken in ihren Quellengebieten so nahe aneinander, dass ihre tief eiugeschnittenen Thaler ziemlich bequeme Verbindungsstraßen zwischen dem Donaugebiete und den benachbarten Meeren eröffnen. Die Thäler der Struma, Mvrawa bis Nisch und des Timok scheiden die Gebirgssysteme in zwei Hälften. In der westlichen Gcbirgswclt sind die Richtungen N. nach S. und NW. nach SO. vorherrschend, wobei ein auffallender Parallelismus mit der Küste bemerkbar ist. Die einzelnen Theile sind folgende: 1. ) Entlang der dalmatinischen Küste ziehen die d in arischen Alpen, ein ödes, waldloses Kalkgebirge, das mit dem Komberg (2400 m) in Montenegro endet. Das Hauptthal durchfließt die ins adriatische Meer mündende Raren ta. 2. ) Daran schließt sich im O. das bosnisch-serbische Gebirge mit schönen Eichenwaldungen an. In Montenegro erreicht der Dormitor 2700 m. Sämmtliche Flüsse fließen nach N. : Bosna, Drina (in die Save), Mvrawa und Timok (in die Donau). Der Hnuptflufs ist die Morawn, aus drei Hauptarmen: der bulgarischen, serbischen M. und deni Ibar, sich zusammensetzcnd. Letzterer entspringt auf dem Amselfelde, einem nur 600 ui hohen Plateau. 3. ) Südlich vom Amselfelde erhebt sich der Schar-Dagh (dagh, türkisch — Gebirge) bis 3000 in (mit dem Ochrida-See), der sich nach S. als Pindus bis nach Mittelgriechenland fortsetzt und die Wasser¬ scheide zwischen dem jonischen und ägäischen Meere bildet. Die adriatisch-jonische Seite wird von dem rauhen alba nesi sch- epirotischen Kalkgebirge angefnllt, voll von Höhlen und verschwin¬ denden Flüssen (daher hier nach der Meinung der alten Griechen der Eingang in die Unterwelt). Unter den Flüssen merke den Asp ropo¬ tam os (Achelous), den größten Fluss des alten Griechenlands. Auf der ägäischen Seite liegt: a) das maeedonische Gebirgs- land mit dem Hauptflusse Vardar (Axius), der über das Amselfeld eine bequeme Verbindung mit der Mörawa herstellt (Straße Belgrad- Saloniki). l>) Zwischen dem vom Pindus zum Meere streichende» kambnni- s ch e n und dem O t h ry s - G e bir g e liegt das weite Thalbecken des Salam- bria (Peneus) oder Thessalien, auch an der Meerseite durch Gebirgs- grnppen abgeschlossen, unter welchen der 3000 m hohe Olymp der wich¬ tigste ist. Parallel mit dem Othrys zieht das Öta-Gebirge, zwischen diesem und dem Meere der Thermopylen-Pass. ch Im östlichen Mittelgriechenland treten nur mehr einzelne Ge¬ birgsgruppen auf, wie Parnass (2500 m), Helikon und Kithäron. 4. ) Der Peloponnes hat sein eigenes Gebirgssystem, dessen Mittel¬ punkt das Hochland von Arkadien ist. Von da laufen nach S. drei Gebirgszüge ans, drei Halbinseln bildend; historisch wichtig ist der 115 Tay getu s, der die Richtung des Pindus wieder aufnimmt und im Cap Mätapan endet. In der östlichen Gebirgswclt herrscht die WO.-Richtung vor, ent¬ sprechend dem Küstenlaufe. 1. ) Vom Timok bis zum schwarzen Meere zieht der Balkan mit Gipfeln über 2000 in und Pässen, die fast durchaus über 1000 in hoch sind. Nach S. fällt er steil zu deu Beckeu vou Sofia (600 m) und der oberen Tundscha (450 m) ab, nach N. geht er ganz allmählich in die bulgarische Hochebene über, die sich znr Donau abdacht. Daran schließt sich im NO. das Dobrudscha-Platean. 2. ) Jenseits der obgenannten Becken erhebt sich der isolierte Vito sch (2300 in) und nach O. das rumelische Mittelgebirge. 3. ) Südlich vom Balkan ist das Gebiet der Maritza (Hebrus), des größten Flusses der Halbinsel. Sie entspringt im Rilo-Dagh, nahe der Quelle des Isker, der, den Balkan durchbrechend, zur Donau eilt, und nicht fern von den Quellen der Struma (Strymon, mündet in ?). Die Maritza fließt zuerst durch das weite Becken von Philip Popel (170 m), dann durch das Er kene-Becken (Adrianopel 40 m hoch), und erhält voin N. die Tundscha, vom O. die Erke n e. Das Maritzathal ist die wichtigste Verbindungsstraße zwischen Constantinopel über Sofia einerseits zur Donau (Isker), anderseits über Nisch (Mörawa) nach Belgrad. Zwischen der Maritza und der Struma zieht parallel mit dem Balkan die Gebirgsmasse der Rhodvpe, im Rilo-Dagh zu 2900 m aufsteigend, nach O. aber bis gegen 1000 m sich senkend. Das Hauptthal ist das der Mesta (Nestus). Da sich an den politischen und Marmara- Küsten ebenfalls, wenn auch niedere, Gebirge erheben, so ist das Erkene- Becken ebenso abgeschlossen wie das thessalische. Klima. Die westlichen Küstenländer haben echt südeuropäisches Klima, während dessen Polargrenze im O. bis zum 41. ° B. gegen S. herabsteigt. Im Innern bewirken die zahlreichen Gebirge ein bedeutendes Sinken der Temperatur; am günstigsten sind die klimatischen Verhältnisse in deu weiten und tief gelegenen Thalflächen der Maritza und des Salambria, besonders aber in Mittel- und Südgriechenland, unter dessen herrlich blauem Himmel einst das heitere Volk der Hellenen lebte. Politische G c o g r o p hic. Bevölkerung und Kultur. Die absolute Bevölkerung beträgt 13,7 Mill., die relative daher 30. Die dichteste Bevölkerung finden wir im Erkene-Becken und nm Constantinopel. Der Nationalität nach scheidet sich die Bevölkerung (s. Tab. S. 109): 1. ) in Slaven, ca. 9 Mill., wovon mehr als die Hälfte ans die Bulgaren, das übrige ans die Serben kommt. Die Bulgaren bewohnen das ganze Balkän-Rhodvpegebiet und Makedonien, die Serben das Land vom Timokthal bis zum adriatischen Meere. 2. ) Albanesen oder Arn anten, ca. 1 Mill., im albanesischen Gebirge und in größeren und kleineren Gemeinden in verschiedenen grie¬ chischen Gegenden. 8* — no — 3. ) Griechen, ca. 2' ,, Mill., im ehemaligen Griechenland, auf den jonischen und ägäischen Inseln, an den Küsten des ägäischen, Märmara- nnd schwarzen Meeres nnd im Erkene-Becken. 4. ) Türken oder Osman en, ea. 1 Mill., leben mir stellenweise in compacten Massen, meist aber zerstreut als Grundbesitzer und in den Städten des bulgarischen und griechischen Landes. Außerdem finden sich noch eingewanderte Ts eher kessen in einzel¬ nen Colonien, sowie Inden und Armenier als handeltreibende Städte¬ bewohner durch die ganze Halbinsel zerstreut. Die Slaven und Griechen sind (mit wenigen Ausnahmen) grie¬ chische Christen, die Türken und ein Theil der Albanesen Muha- m e d a n e r. Die älteste Bevölkerung der Halbinsel war durchaus indo-europäisch; Thraker im Maritzagebiet, Griechen in Griechenland und auf den Inseln, Illyrer im nörd¬ lichen und westlichen Theil der Halbinsel; ihre Nachkommen sind die Albanesen. Bei der Theilung des römischen Reiches kam die Halbinsel au das oströmische Reich mit dem Kaisersitze Constantinopel. Seit dem b. Jahrhundert begannen die Einwan¬ derungen der Slaven und der mongolischen Bulgaren, die aber in der Folge die slavische Sprache anuahmcu. Auch in Griechenland mischte sich die Urbevölkerung stark mit sla- vischen Einwanderern, behielt aber ihre ursprüngliche Sprache bei. Die Slaven machten sich bald von den Kaisern zu Constantinopel unabhängig und gründeten das serbische nnd bulgarische Reich. Dio zweite Periode begann 1353, als die Türken sich auf der Landzunge von Gallipoli festsetzten. Bald hatten sie die ganze Halbinsel erobert, 1453 fiel Constantinopel; ein großer Theil von Ungarn, Rumänien, das südliche Russland musste sich dem Halb¬ monde beugen. Aber seit dem Ende des 17 Jahrhunderts fiel ihre kriegerische Macht stetig. Sie behandelten alle unterworfenen Christen als rechtlose Rasah, d. h. Herde, nnd dies hatte fortwährende Aufstände zur Folge. 1829 lösten sich Griechenland und Serbien, 1856 Rumänien los; der russische Krieg von 1877/78 machte endlich ihrer Herrschaft in Europa fast völlig ein Ende. Der Boden ist fruchtbar, das Klima ist günstig, aber der Mensch verstand diese Gaben nicht zu benutzen. Seit Beginn des Mittelalters wurde hier fast fortwährend gekämpft, nnd unter der Türkenherrschaft hat die allgemeine Unsicherheit, die Aufstände der Rajah nnd die Träg¬ heit der türkischen Herren jeden Aufschwung verhindert. So gehört die Halbinsel zn den vernachlässigsten Gebieten von Europa, ein trau¬ riger Gegensatz zur hohen Culturblüte im Alterthnm (vergl. Kleinasien). Im slavi sch en Norden ist Landwirtschaft die Hauptbeschäftigung, in Bulgarien auch Hausindustrie (berühmtes Rosenöl von Kisanlik). Eines der wichtigsten Producte ist der Tabak. Dio Industrie ist auf der Halbinsel noch gänzlich unentwickelt nnd diese daher auf England nnd Österreich angewiesen. Ebenso vernachlässigt ist der Bergbau, trotz des Erzreichthums. Der Landhandel ist durch die schlechten Verkehrsmittel (nur zwei Eisenbahneiw von Constantinopel durch das Maritzathal nnd von Saloniki durch das Vardarthal) und durch die Unsicherheit gehemmt; er befindet sich völlig in den Händen der Juden, Armenier und Franken, d. h. ausländischen Europäer. Der Grieche ist, wie im Alterthnm, Seefahrer und Handels¬ mann. Die Landwirtschaft ist sehr vernachlässigt, doch sind Wein, Oliven und Korinthen (getrocknete Weintrauben einer kernlosen Spiel¬ art) wichtige Ausfuhrartikel. 117 ^ol'ilische Knsijei.lung und Hopogruplsie. Die Halbinsel enthält fünf Staaten, das zu Österreich gehörige Königreich Dalmatien und die von Österreich verwalteten Länder Bosnien und die Herzegowina. I. Acrs osnrcnrische Kaiserreich. Dieser einzige nichtchristliche Staat Europas bildet mit den asiati¬ schen und afrikanischen Besitzungen ein politisches Ganze. Der Snltün ist nicht nur weltlicher Herrscher, sondern auch das geistliche Oberhaupt der snnitischen Muhamedaner. Flächeninhalt (ohne Bosnien und Ostruinelien) 165.000 lein' mit 4,s Mill. Ew. 1. ) Rumelien. Das Erkene-Becken mit den beiden kleinen Halb¬ inseln. Auf der östlichen liegt die Hauptstadt des osmanischen Reiches, Kc>nstcrntinc>peb (870.000 Ew.), wegen ihrer Lage an der Grenze zweier Erdtheile eine der wichtigsten Städte Europas. Die Vertheile dieser ausgezeichneten Lage haben schau die alten Griechen, welche im 7. Jahrhundert vor Christus die Stadt Byzanz hier anlegten, erkannt, denn Con- stantiuopel ist nicht bloß als Krenzungspnnkt zweier großer Handelsstraßen (von Asien nach Europa und vom schwarzen zur» ägäischen Meere) von hervorragender Bedeutung, sondern besitzt auch in seiner Bucht, das goldene Horn genannt, einen der besten Häfen der Erde, der den größten Flotten sichern Zugang und Schutz vor allen Winden gewährt. Jin N. dieser Bucht liegen die beiden Frankenstädte Pera und Gälata, auf der Südseite das eigentliche Constantinopel, auf sieben Hügeln sich erhebend (daher Neu-Rom genannt), und an der Spitze der südlichen Halbinsel das Sercü, die Residenz des Sultans, eine Stadt für sich. Amphitheatralisch steigt die Stadt von der Küste empor, niit ihren Moscheen und Minarets den herrlichsten Anblick gewährend, während der reich belebte Hafen den prächtigen Vordergrund bildet. Das schönste Bauwerk ist die Aja Sofia, eine christliche Kirche, aus den glänzendsten Zeiten des byzantinischen Kaiserreiches stammend, jetzt in eine Moschee umgewandelt. — Zahlreiche Festungs¬ werke sind zu beiden Seiten des Bosporus angebracht, um einen Angriff auf die Stadt von der Seeseite her zu verhindern, wahrend sie auf ihrer Nordseite durch eine dreifache Maner geschützt ist. Der Mittelpunkt des Erkene-Beckens ist AdricrnopeL (60.000 Ew.), am Vereinigungspunkte der wichtigsten Straßen (der Balkänstraße und der von Belgrad nach Constantinopel) und daher vor der Eroberung Con- stantinopels die Residenz der Sultane. Gallipoli am Hellespont, Hafen und Hauptstation der Kriegsflotte. Um die Verbindung zwischen dem ägäischen und schwarzen Meere beliebig absperren zu können, haben die Türken zu beiden Seiten der Enge je drei feste Schlösser, die sogenannten Dardanellen, angelegt. 2. ) Macedonien. Saloniki (80.000 Ew.), die zweite Handels¬ stadt des Reiches, Endpunkt des Landweges von Belgrad, der sich von da als Seeweg nach Smyrna und den Küsten Kleinasiens fortsetzt, und Seres (in der Nähe des alten Amphipolis), Mittelpunkt der türkischen Baumwollcultur. Auf der östlichen Landzunge von Chalkidike liegt der Berg Athos (Monte Santo), ein griechischer Mönchsdistrict mit ca. 1000 Kirchen nnd Kapellen. 3. ) Albanien, eine natürliche Festung, von drei Seiten vvn Ge¬ birgen umwallt, vou der Seeseite durch seichte Gewässer oder Klippen geschützt, im Innern von steilen, wild zerklüfteten Kalkgebirgen erfüllt. 118 Daher konnten die Bewohner bis ans den heutigen Tag ihre fast vollständige Unabhängigkeit bewahren, blieben aber auch, weil abgesperrt vom Weltverkehr, ein halb- barbarisches Volk, dessen thenerstes Besitzthum die Waffen und dessen Freude der Kampf ist. In der centralen Ebene von Niederalbanien oder Epirus liegt am achernsischen See Janina an der Stelle des einst berühmten Dvdona. In Oberalbanien der Hauptort S kn tari am gleichnamigen See. Der in der alten Geschichte (als Epidamnus und Dyrrhachium) be¬ kannte Hafenplatz Dnrazzo ist jetzt verödet. 4.) Von den wenigen Inseln, die unter osmanischer Herrschaft stehen, ist Candia, die das ägäische Meer im S. abschließt, die größte. Sie wird in ihrer Längenrichtung von einer Gebirgskette durchzogen, deren höchster Punkt der Berg Ida (2400 in) ist. Nur die Europa zugekehrte Nordküste ist buchtenreich, daher hier die Hauptstadt Candia. In tributpflichtigem Verhältnisse zum osmanischen Reiche steht das sonst unabhängige II. Inrfkenthnnr Mulgarien mit Gstrurnel'ien (100.000 km' mit 3,s Mill. Ew.st 1. ) Auf der Hochebene zwischen dem Balkan und der Donau liegt die alte Königsstadt der Bulgaren, Tlrn ova. Die Festung Schum la bewacht den Hauptübergaug über den Balkan; die großen Donaufestungen Widdin, Rustschuk und Silistria sollen geschleift werden. 2. ) Jenseits des Balkans liegt in den fruchtbaren Thalebenen und an der Hauptverkehrsstraße der Halbinsel Sofia (30.000 Ew.) am Isker, die Hauptstadt des Fürstenthnms. 3. ) Am schwarzen Meere der befestigte Hafen Varna. Ostrumelien umfasst den Südabhang des Balkan, das rumelifche Mittelgebirge und das obere Maritza-Becken mit der Stadt P h ili p p o p el (33.000 Ew.). Es ist thatsächlich mit Bulgarien vereinigt, wenn auch dieser Zustand von den Mächten noch nicht öffentlich anerkannt ist. III. Das Königreich Serbien (49.000 km' mit 2 Mill. Einwohnern). Serbien ist das fruchtbare Gebiet der Mörawa. Residenz ist Kragujewatz. Am Zusammenflüsse der Save und der Donau die Haupt¬ stadt Belgrad, berühmte Festung auf hohem Felsen (36.000 Ew.). IV. Das Inrstenthurn Montenegro (9000 km' mit 240.000 Ew.). Montenegro (Czernagora stschernagörast, eine natürliche Festung, seit dem Eindringen der Türken eine Zufluchtsstätte für flüchtige Serben, die einen ununterbrochenen Kampf mit den Türken führen, besonders weil die geringen Erzeugnisse des Landes zur Ernährung der Bevölkerung nicht ausreichen. Hauptort Cetinje, Hafenstadt Anti vari. V. Das Königreich Griechenland. Griechenland, 65.000 km' groß, mit 2 Mill. Ew., ist eine consti- tntivnelle Monarchie, die von einem Könige aus der dänischen Dynastie regiert wird. l.) Thessalien (Grenzen?); hier wird der beste türkische Tabak gebaut. In der mittleren Ebene des Salambria liegt am Vereinigungs- Punkte aller Straßen nach Tessalien Larissa. 119 2. ) Mittelgriechenland. Die westliche Hülste, mit einem wegen der Schlammablagerungen der Flüsse ungesunden und hasenlosen Küsten- saume, theilt die Natur Albaniens und wurde stets von einer halbbarbarischen Bevölkerung bewohnt. Die einzige bedeutende Stadt ist die inmitten sumpfiger Reisfelder gelegene Wasserseste Missolongi. Lepanto an der Stelle des alten Naupaktus. In der begünstigteren Osthälfte liegt in einer Ebene nm einen isolierten Felsen, der die Akropolis trug, die Hauptstadt Athen (85.000 Ew.), eine moderne Stadt inmitten von Trümmern, den trauernden Zeugen entschwundener Herrlichkeit. Auf die Erhaltung der Überreste hellenischer Baukunst wurde zur Zeit der Türkenherrschaft nicht nur keine Sorge verwendet, sondern absichtlich deren Verfall herbeigeführt. Am wohlerhaltensten sind noch die Bauten der Akropolis, die Propyläen, das Parthenon. Der Hcifeu Athens ist noch immer der Piräus. Die Universität von Athen ist der geistige Mittelpunkt des gesammten Griechenvolkes, von ihr geht die Regeneration Griechenlands aus. 3. ) Morea. Im NW. ist der befestigte Hafen von Patras am gleichnamigen Golfe der Mittelpunkt des griechischen Handels mit dem übrigen Europa. Nauplia ist der beste Hafen des Peloponnes. Die ehemals bedeutendsten Städte der Halbinsel, Sparta und Korinth, sind jetzt unbedeutende Orte. Navarino an der Stelle des alten Pylos, der Heimat des Nestor. Ans der östlichen Halbinsel Argolis finden wir noch Überreste jener gewaltigen cyklopischen Bauten, die aus den frühesten Zeiten der griechischen Geschichte stammen. Noch ist das «Löwenthor» vorhanden, durch welches der König Agamemnon schritt, als er auszog zum Kampfe wider Troja. Nahe bei den Ruinen von Mykenä sieht man die riesenhaften Trümmer, die unter dem Namen «Schatzhaus des Atreus» bekannt sind. 4. ) Egripo (Negroponte, Euböa), durch den schmalen Euripus vom Festlande getrennt, mit dem es im Alterthnme wie in der Neuzeit politisch auf das innigste verbunden war. 5.) Die Kykladen sind Fortsetzungen von Egripo, Attika und Argolis und theilweise vulcanischer Natur; Santorin ist noch fort¬ während thätig. Hier hat sich in Europa zuerst die Seeschiffahrt entwickelt, denn diese Insel¬ gruppe bildet in Verbindung mit den Sporaden eine fast ununterbrochene Brücke nach Kleinasien, wohin der unbeholfene Schiffer, von Insel zu Insel fahrend, durch die Natur selbst hinübergeleitet wurde. Auch jetzt noch lebt auf diesen Eilanden ein kräftiges Seevolk. Der Verkehr eoncentriert sich in Syra, dessen Stadt Hermü- polis der Vereinigungspunkt aller Dampfschiffe ist, die nach der Levante fahren. Für die tüchtigsten Seeleute gelten die Bewohner von Hydra (Hydrioten). Im Alterthnme waren Delos wegen seines Apollotempels, Paros wegen seiner Marmorbrüche, Naxos wegen seiner Naturschönheiten am berühmtesten. 6 ) Die jonischen Inseln: Korfu (Korkyra), Paxo, Santa Manra (Lenkas), Theaki (Ithaka, die Heimat des klugen Odysseus), Kephalonia, Zante (Zakynthos, die «Blume der Levante-) und Cerigo (Kythera) sind reich an vortrefflichen Hafenplätzen, mit lieblichem Klima gesegnet und trotz der geringen Bewässerung und des felsigen Bodens mit Wein-, Korinthen- und Olivenpflanzungen bedeckt. Die bedeu¬ tendsten Hafenplätze sind Korfu und Zante auf den gleichnamigen Inseln. 120 8 62. Die npenninische Halbinsel oder Italien. Col di Tenda nö. von 44, 25 Nordende des Golfes von Triest so. von 46, 31. Venedig 45'st, 30. Rom sö. von 42, 30. Straße von Messina nö. ron 38, 33. Malta 36, 32. Cap di Leuea s. von 40, 36. Physische Geographie. Hrensen, Hrösze und Hkiedernng. Italien wird im N. vom Alpen¬ gebirge begrenzt, im W. von dem tyrrhenischen, im O. vom adriatisch¬ jonischen und im S. vom mittelländischen Meere bespült. Im Vergleiche zur Balkänhalbinsel ist es wenig gegliedert, da sein Hafenreichthum bei¬ weitem geringer ist und statt tief einschneidender Golfe größtentheils flache Meerbusen auftreten. Im allgemeinen bestimmen auch hier zwei Momente die Glie¬ derung: 1.) sie nimmt in der Richtung von N. nach S. zu, wobei jedoch die Breite der eigentlichen Halbinsel fast überall die gleiche ist; 2.) die Westküste ist gegliederter als die Ostküste. Die Ostküste verlauft größtentheils geradlinig, nur der durch das Hervorspringen des Monte Gärgano gebildete Golf von Manfredo nia macht davon eine Ausnahme. Im S. theilt sich die Halbinsel wieder in zwei Halbinseln: Apulien und Calabrien, voneinander geschieden durch den Meerbusen von Tarent. An der südwestlichen Küste ist die Gliederung eine bedeutendere: Meerbusen von Eufemia, entsprechend dem von Sqnillace (squillatsche), von Polieästro, Neapel, Gaeta. Im NW. der Meerbusen von Genua mit ausgezeichneter Steilküste, da die Apenninen hier bis ans Meer herantreten. Da die Gliederung im W. die bedeutendere ist. so treten auf dieser Seite auch die Inseln auf. Zu Italien gehören drei große Inseln und mehrere kleine Insel¬ gruppen. Vorläufig zu merken: Sicilien und die Doppelinseln Sardinien und Corsiea, welch letztere aber zu Frankreich gehört. Flächeninhalt 287.000 Irir^ Der Boden und leine Bewässerung. Italien zerfällt in zwei sehr scharf voneinander geschiedene Theile: die Po-Ebene, die noch dem Stamme von Europa angehört, und das Gebirgsland der eigentlichen Halbinsel. 1.) Die B'o-Kberre oder fombcrrdifcH-veneticrnifcHe Tiefebene ist eine iin W. und N. von den steil abfallenden Alpen, im S. von den Apenninen und dem denselben vorgelagerten Berglande von Montserrat, im O. vom Meere begrenzte Flüche, die dem Auge als völlig wagrecht erscheint. Aus diesem einförmigen Flachlande erheben sich nur im O. die vulkanischen Gruppen der e n g a n e l s ch e n (westlich von Padua) und beri rischen Hügel (beritschischen, südlich von Vicenzas. Die Ebene wird in der Richtung von W. nach O. vom Po (570 km langt durchslrömt, welcher am Monte Viso in den Alpen entspringt und in einem vielverzweigten Delta in das adriatische Meer mündet. Seine zahlreichen Nebenflüsse erhält er, da er in der Mitte der Tiefebene fließt, sowohl von den Alpen als von den Apenninen. Die Nebenflüsse des Po. s.) Die von den Apenninen kommenden Neben¬ flüsse sind wegen der geringen Höhe des Gebirges wasserarm und versiegen im Sommer größtentheils. Unter ihnen ist der Tänaro der größte; die Trcbbia ist aus der Geschichte bekannt. — Ist Die von den Alpen kommenden Nebenflüsse sind die wichtigsten, 121 weil sie dem Po die größten Wassermassen zuführen und die Verbindung zwischen Italien einerseits und Frankreich und der Schweiz anderseits Herstellen. Außer der Dora Riparia, Dora Bältea und Sesia fließen sie durch Seen, in denen sie ihr Gerolle ablagern: der Ticino ltitschino) oder Tessin durch den Lago Mag¬ giore (madschorc — langer See), der auch den Abfluss des Luganer Sees auf¬ nimmt, die Adda durch den Comosee, der Oglio (oljo) durch den Jseosee und der Mincio (mintscho) durch den Gardasee. Die Landschaften an diesen tiesblanen Seen, die gegen S. geöffnet, gegen die rauhen Nordwinde aber durch hohe Felsen¬ mauern geschützt sind, gehören zu den reizendsten Europas, denn hier gedeihen bereits die Südfrüchte, die erst jenseits der Apenninen wieder anftreten. Am berühmtesten sind die borrvmäischen Inseln im Lago Maggiore und die Ufer des Gardasees. Außer dem Po wird die Tiefebene auch theilweise von den Alpenflüssen Etsch, Brenta, Piave und Tagliamcnto (taljamento) bewässert, welche die bequemste Verbindung zwischen Italien und Österreich Herstellen. Diese reichliche natürliche Bewässerung ist noch durch die Kunst vervollständigt worden, indem inan einerseits durch zahlreiche Canäle, die theilweise auch schiffbar sind, das belebende Element überall hin verthcilte, anderseits durch Dämme die an den Flüssen liegenden Niederungen vor Überflutungen schützte. Die Laguneuküste. Von der Jsonzomündung bis gegen Ravenna erstrecken sich, nur durch das Po-Delta unterbrochen, Straudseen oder Lagunen, die durch schmale, langgestreckte Inseln (Lidi) oder Land¬ streifen vom Meere getrennt werden. Die letztem sind ein Werk der Flüsse, die sich nun auch bestreben, die Lagunen mit ihren Schnttmassen auszufüllen, und so das Land stetig nach O. erweitern. 2.) Das KebivgsLarrd dev Apenninen. An die ligu¬ rischen Alpen, die sich vom Col di Tenda der Küste entlang ziehen, schließt sich am Bocchetta-Passe (bocketta) das apenninische Kalk¬ gebirge an, das die eigentliche Halbinsel bis zum Monte Polino durch¬ zieht. Jenseits desselben erhebt sich das calab rische Gebirge, das in Calabrien mit dem Cap Spartivento endigt, im nö. Sicilien aber sich fortsetzt. Die Apenninen sind ein Mittelgebirge, ans dem sich nur wenige Gipfel bis an die Schneegrenze erheben. Man theilt sie in einen nörd¬ lichen (bis zur Tiberquelle), mittleren (bis zur Volturnoquelle) uud süd¬ lichen Apennin. Der mittlere ist der unfruchtbarste und ödeste Theil; hier erweitert sich die einfache Hauptkette zur wilden Plateanmasse der Abruzzen, über die der höchste Gipfel der Halbinsel, der Gran Sasso d' Italia, zu 2900 m aufsteigt. An vier Stellen überschreitet jetzt die Eisenbahn das Gebirge, um die Po-Ebene mit der ligurischen Küste und die tyrrhenische mit der adriatischen Küste zu verbinden: amBocchetta-Pass (Genua), Pie tr a'mä la-Pa ss (Florenz-Bologna), auf der Strecke Rom-Ancona und Neapel-Apulien. Als Wasserscheide zwischen dem adriatischen und tyrrhenischen Meere theilt der Apennin die Halbinsel in eine schmale östliche und eine breitere, daher begüustigtere Westhälfte. u) Die Westhälfte. Parallel mit dem Apennin ziehen niedere Vor¬ ketten und Plateaulandschaften, die sogenannten Subapenninen, viel¬ fach unterbrochen von erloschenen vnlcanischen Kegelbergen, deren Krater zum Theil jetzt mit Wasser gefüllt sind (See von Bolsena). Von den zahlreichen Bergketten merke die apua Nischen Alpen, in denen bei Carrara der berühmte Marmor gewonnen wird, nnd die reizenden Sabiner und Volsker Berge, jene nö., diese s. von Rom. Im neapolitanischen Snbapennin die berühmten candinischen Pässe. 122 Für Ebru en bleibt nur wenig Raum übrig. Von Florenz bis zur Arnomündnng dehnt sich die kleine, aber üppige Arno-Ebene aus; an der unteren Tiber die braune, öde und ungesunde Campagna (kam¬ panja) di Roma; bei Neapel die große, im vollsten Schmucke der süd¬ lichen Natur prangende cam panische Tiefebene. Von der Arno- mündung bis zum Busen von Salerno ziehen sich die Mar em men, versumpfte, fieberhauchende Küstenebenen, nur von Hirten bewohnt; zu ihnen gehören die pontinischen Sümpfe. Die breite Westhälfte hat die bedeutendsten Flusse der Halbinsel, die aber auch in der trockenen Zeit sehr wasserarm sind: Arno, Tiber, der größte und denkwürdigste Fluss der eigentlichen Halbinsel, Gä¬ rig liano (gariljäno) und Vvlturno. Sie fließen zuerst durch Längen- thäler und durchbrechen dann mit scharfer westlicher Biegung die Sub¬ apenninen. b) Die Ost Hälfte. Der Raum zwischen dem adriatischen Meere und der nord- und mittelapenninischen Hauptkette ist so schmal, dass nur- kleine Flüsse sich entwickeln können. Erst dort, wo der südliche Apennin nach W. sich wendet, beginnt die vom Ofanto bewässerte apulische Ebene. Der isolierte Monte Gärgano bildet die schon erwähnte Halbinsel. Klima. Seiner südlichen Lage sowie dem hohen, gegen N. schützenden Walle der Alpen verdankt Italien seinen gepriesenen milden, tiefblauen Himmel. Doch finden sich zwischen Nord- und Süditalien bedeutende Ab¬ stufungen, und erst jenseits des nördlichen Apennin treten allgemein die Südfrüchte auf; jenseits des 42° n. B. kennt man keinen Winter in unserem Sinne mehr. Politische Geographie. WcvölkmlNg und Kultur. Absolute Bevölkerung 30,z Mill., relative 104. Die fruchtbarsten Gegenden: die Po-Ebene und Cam- panien, gehören zu den bevölkertsten Landstrichen Europas; die Maremmen und Sardinien sind am schwächsten bewohnt. Auffallend ist die große Zahl bedeutender Städte, worin Italien nur von England übertroffen wird: eine Folge der zahlreichen und blühenden Staaten, welche Italien im Mittelalter umfasste. Italien wird von den Italienern bewohnt; Angehörige anderer Stämme sind nur in verschwindend kleiner Anzahl vertreten. Die fast ausschließlich herrschende Religion ist die katholische. Die italienische Sprache ist eine Tochtersprache der lateinischen; unter ihren zahlreichen Dialekten gilt der toscanische (slorentinische) für den edelsten und wird allgemein als Schriftsprache gebraucht. In Bezug auf phhsische uud geistige Cultur ist eine Abnahme nach Süden unverkennbar. Die Italiener beschäftigen sich mit Landwirtschaft, Seehandel und Fischerei. Die Po-Ebene, der «Garten von Italien», ist der am besten angebaute Theil; Mais- und (in den sumpfigen Po-Niede- rungen) Reisbau, Weinbau, Seiden- und Viehzucht stehen in hoher Blüte. Mittel- und Unterit alten leiden zum Theil an den Folgen der Entwaldung, der traurigen politischen Zustände früherer Zeit und der geringen Arbeitslust der Bewohner. Der Ackerbau (hauptsächlich Weizen) 123 genügt dein Bedarfe nicht; Wein und köstliche Baumfrüchte (Citrvmm, Orangen, Feigen re.) bilden den Hauptreichthum. Für den Außenhandel sind Wein, Olivenöl und Rohseide die Hauptproduete; in Bezug auf Seide wird Italien nur von China übertroffen. Die Industrie hat sehr abgenominen, obwohl hierin Italien einst die Lehr¬ meisterin Europas war. Der Grund ist zu suchen in der Armut des Landes an Stein¬ kohlen und in dem Ilmstande, dass der Reichthum an Rohproducten und der leichte Austausch derselben gegen fremde Fabrikate ohnehin nicht zu industrieller Thätigkeit auf¬ fordert. Unter den italienischen Industrie-Erzeugnissen haben nur die Seidenwaren und Strohgeflechte eine größere Bedeutung; in Bezug auf Papierfabrieation gehört der ligurische Küstenstrich zu den wichtigsten Productionsgebieten Europas. Eigentliche Fabriksbezirke gibt es in Italien nicht, doch finden wir in Oberitalien, und da wieder in der Lombardei und in Piemont, die größte Jndustriethatigkeit. Der Handel. Einst war Italien der Mittelpunkt des Welthandels; Amalfi, Pisa, Genua und endlich Venedig beherrschten denselben ebenso wie jetzt London oder Hamburg. Diese Bedeutung verlor es, seit der atlantische Oeean die große Berkehrsstraße des Welt¬ handels wurde. Aber infolge seiner Lage in der Mitte Südeuropas und bei dem Umstande, dass es im Besitze der Alpenstraßen ist, kann es, besonders seit Eröffnung des Suescanals, wieder Bedeutung erlangen, indem es vor allen Staaten berufen ist, den Handel nach der Levante, Nordafrika und Südfrankreich einerseits und nach der Schweiz und Deutsch¬ land anderseits zu besorgen. — Der Binnenhandel ist wesentlich durch den Ausbau der beiden die Meeresküsten begleitenden Eisenbahnlinien gefördert worden. Italien, einst das Vaterland der Wissenschaft und Kunst, in dein Dante, Petrarca und Tasso unsterbliche Lieder gesungen, Michael Angelo (änschelo) und Raphael die herr¬ lichsten Gemälde geschaffen, ist in geistiger Cultur von seiner ehemaligen Höhe herab¬ gesunken. Am bedauerlichsten ist der Mangel an Volksbildung besonders im Süden, wo in den untern Classen der Bevölkerung nur wenige ihren Namen schreiben können. Uolilischcr Zustand und Knststil'ung. Das constitutionrlle Königreich Ztnbien unter der Herrschaft der Könige aus dem Hanse Savoyen-Carignan ist eine Schöpfung der jüngsten Zeit. Bvr dem Jahre 1.859 bestand die Halbinsel aus sechs selbständigen Staaten und dem lombardisch-venetianischen Königreiche, das zu Österreich gehörte. Das Stammland des heutigen Staates «Italien» ist das Königreich Sardinien, das außer der gleichnamigen Insel noch Piemont, Ligurien, Savoyen und Nizza besaß. Im Jahre 1850 gewann es mit französischer Hilfe die Lombardei, worauf es Savoyen und Nizza an seinen Bundesgenossen abtrat. Im Jahre 1860 annectierte es das Königreich Neapel und Sicilien, die Herzogthümer Parma und Modena, das Großherzogthum Toscana und den größten Theil des Kirchenstaates, worauf die Hauptstadt von Turin nach Florenz verlegt wurde und der Staat seinen jetzigen Namen erhielt. Mit Preußen verbündet, erhielt es 1866, obwohl von Österreich zu Land und See besiegt, Venetien, und im Jahre 1870 besetzten die italienischen Truppen den letzten Rest des Kirchenstaates. Das heutige Königreich umfasst die ganze Halbinsel und die dazu gehörigen Inseln, mit Ausnahme Cörsieas, das den Franzosen, der Maltagruppe, die den Engländern gehört, und der kleinen Republik San Marino im mittleren Apennin, die unter dem Schutze des Königs von Italien steht. (Historische) Eintheilung: I. Worb- oder- Gberitcrl'ien. Oberitalien hat eine große historische Bedeutung: 1.) als das Land der Städte, in denen in Europa zuerst ein kräftiges Bürgcrthum erwachte, 2.) als eines der wichtigsten Schlachtfelder Europas, auf dem infolge seiner Lage zwischen Deutschland, Frankreich und der apenninischen Halbinsel von jeher die Geschicke des so heiß nmkämpften Italiens entschieden wurden. 124 1. ) Picmont und Ligurien (obere Po-Ebene bis zum Tessin und der Trebbin, Hügelland oon Montserrat, Küstenstriche am Meerbusen von Genua). Am oberen Po, wo die Straßen aus Frankreich (Moutceuis-Bahn) Zusammentreffen, liegt Wrrrün (230.000 Ew.), eine moderne und wegen ihrer schnurgeraden, breiten Straßen und prächtigen Paläste eine der schönsten Städte Europas. Casäle am Po und Alessändria am Tanaro sind Festungen; letztere wegen ihrer Lage in der Nähe des Endes der Boechetta-Passage der «Schlüssel Italiens» genannt. Ksnrrcr (140.000 Ew.), mit einem ausgezeichneten, durch zwei Molos geschützten Hafen, ist eine der blühendsten Handelsstädte Italiens, besonders wegen ihrer Lage im S. des Bocchetta-Passes. Auch ihre industrielle Thätigkeit (in Seide und Sammt) ist nicht unbedeutend. Genua, «das stolze» (1s. ^upsrks), amphitheatralisch an den Abhängen des ligu¬ rischen Apennin aufgebaut, gewährt den schönsten Anblick vom Meere aus, und nur Constantinopel und Lissabon können in dieser Hinsicht nut ihm wetteifern. Zahlreiche Marmorpaläste erinnern noch an die Zeit, als es mit Venedig um die Herrschaft über das Mittelmeer kämpfte. Spezzia, der Kriegshafen Italiens, und Savona liegen ebenfalls am Golfe von Genua. 2. ) Die Lombardei (nördlich vom Po, zwischen dem Ticino und Mineio) ist unstreitig die industriellste Provinz des Reiches, und zwar am meisten in denjenigen Zweigen fortgeschritten, welche sich ans die Landwirtschaft stützen: in der Seidenindnstrie und Käseberei¬ tun g. Mittelpunkt der ersteren ist die Hauptstadt 'Mcrit'crnd (300.000 Ew.), zwischen dem Ticino und der Adda am Vereinigungspunkte der Straßen aus der Schweiz. Mailand, «das große» (Is. Zrancke), war im Mittelalter eine der reichsten Städte Italiens. Der ganz aus weißem Marmor erbaute Dom des heil. Ambrosius mit zahlreichen Marmorthürmchen wird an Größe nur von der Peterskirche in Rom übertroffen. Mit der Seidenindnstrie befassen sich auch die Städte Bergamo, Brescia (breschia) und Como im Südwesten des gleichnamigen Sees. Lodi an der Adda ist der wichtigste Platz für die Bereitung des so¬ genannten Parmesankäses. Pavia am Ticino, Universität, einst Hauptstadt des Longobardenreiches. Der Ticino (titschino) bildet wegen seiner Breite und der Versumpfungen an seinen Ufern eine wichtige Vertheidigungslinie für Piemont und die Lombardei. Daher hier zahlreiche Schlachtfelder. 3. ) Venetien (nördlich vom Po, zwischen dem Meere und dem Mincio). Die Lagunenstadt Menedig (130.000 Ew.), einst die erste Handelsstadt der Welt, jetzt im Verfall, weil sie ferne von den großen Verkehrsstraßen liegt. Die Lage Venedigs, das den stolzen Titel «Is. ckominnnw- (die Beherrscherin) führt, ist einzig in ihrer Art. Auf 117 Inseln gebaut, zwischen denen 147 Canäle mit 378 Brücken den Verkehr vermitteln, und Vvm Lsnsks Arsncks. über den die prächtige Rialtob rücke führt, in der Form eines lateinischen 8 durchströmt, ist Venedig vor jedem Angriffe vom Festlande aus geschützt, aber nicht minder auch vor einem Angriffe von der Seeseite, denn infolge des Durchbruches der Lidi können wohl — 125 — Schiffe in die Lagunen gelangen, aber da der Eingang eng und seicht ist, so kann fremden Schissen die Einfahrt auch leicht versperrt werden. Die Lidi sind durch die Murazzi, einen kolossalen Steindamm, gegen den Andrang der Meereswellen ge¬ schützt, und die Eingänge werden durch starke Forts vertheidigt. Jetzt ist Venedig durch eine Eisenbahn, die auf einer Brücke über die Lagunen nach Mestre führt, mit dem Festlande verbunden. An die glänzendsten Zeiten der stolzen Handelsrepublik, deren Patron der heil. Marcus und deren Symbol der geflügelte Löwe war, erinnern noch zahlreiche, in einem fremdartigen Stile aufgeführte Bauten: 1.) auf dem Marcus¬ platze, dem Mittelpunkte des öffentlichen Lebens, die Marcu skirche, über deren mittlerem Eingänge die ehernen Pferde des Lysippus (eines Zeitgenossen Alexanders d. Gr.) stehen; 2.) der Dogenpalast (doschcn) mit den Bleikammern und der Seufzerbrücke, die aus dem Palaste zu den Staatsgefängnissen führte; 3.) das Arsenal, wo noch einige Trümmer und das Modell des prächtigen Schiffes Bucentaurus zu sehen sind, auf welchem der Doge jährlich seine symbolische Vermählung mit dem Meere feierte. Pädua, Universität; die benachbarten euganeischen Hügel sind berühmt wegen ihres Weines und ihrer heißen Quellen. Vicenza (witschendsa); Treviso; Verona (60.000 Ew.), Festung an der Etsch, die hier in die Tiefebene eintritt, mit einem wohlerhaltenen Amphitheater. Mantua, eine starke Wasserfestnng in den Sümpfen des Mincio. Udine (üdine), Hauptstadt der Landschaft Friaul. Die Etsch und der Mincio bilden eine ähnliche Vertheidigungslinie wie der Ticino; daher wurde hier das sog. Festungsviereck angelegt, bestehend aus deu Festungen Verona, Legnago (lenjägo), Mantua und Peschiera (peskiera). 4. ) Emilia (die Tiefebene südlich vom Po und östlich von der Trebbia). Die Landschaft erhielt ihren Namen von der alten Römerstraße (jetzt Eisenbahn) Via Aemilia Diese beginnt bei der Seestadt Rimini und endigt bei Piacenza (piatschendsa), einer der wichtigsten Städte am Po, der hier wegen der weiterhin beginnenden Uferversumpfungen zum letztenmal bequem überschritten werden kann; daher vereinigen sich hier die Straßen aus der Schweiz und aus Frankreich. An der Via Aemilia liegen ferner: Bologna (bolönja, 100.000 Ew.), die älteste Universität, Modena und Parma; Ravenna war die Lagunenstadt des Alter- thnms, ist aber infolge der Ausfüllung ihrer Lagunen eine Landstadt geworden. Ferrara, Festung. II. Mittelitacien. 5. ) Toscana (Arnothal, snbapenninisches Berg- und Hügelland). Toscana ist nächst der Lombardei die blühendste Provinz Italiens. Die Arno-Ebene ist reich an Ölbaumgärten, die den wichtigsten Ausfuhr¬ artikel liefern. Hauptstadt ist Il'owenz am Arno (130.000 Ew). Florenz, «das schöne» (in Kelln), wurde durch die hier herrschenden Medici (meditschi) nicht bloß die Beherrscherin von ganz Toscana, sondern auch der Mittel¬ punkt der italienischen Bildung. Daher ist es zu erklären, dass es heute noch einen außerordentlichen Reichthum an Kunstschätzen besitzt, welche Reisende aus ganz Europa anziehen. — Außerdem ist es eine der bedeutendsten italienischen Industrie¬ städte (Seide und Strohhüte). Pisa, in der Nähe dcr Arnomündung, bekannt durch seinen schiefen Thurm, war einst eine der ersten Handelsstädte Italiens, bis es den Florentinern zum Opfer fiel. An dessen Stelle erhob sich unweit davon Livorno (80.000 Ew.), jetzt der erste Handelshafen Italiens. Lucca, 126 nördlich von Pisa. In der Mitte des Hügellandes liegt Siena. — Unter den toscanischen Inseln ist das eisenreiche Elba die größte. 6. ) Umbrien (Gebirgsland im römischen Apennin). Spoleto. Im O. der See Trasi men ns, in der Nähe Perugia (perudscha). 7. ) Die Marken (Ostabhang des römischen Apennin). Ancona (d. h. Ellenbogen) mit dem besten Hafen an der Westküste des adriatischen Meeres. Die in Sinigaglia (sinigalja) jährlich abgehaltene Messe ist die größte in Italien und eine der vorzüglichsten Europas. 8. ) Latium (die Campagna di Roma und das Land bis an den Garigliano). Zn beiden Seiten der Tiber erhebt sich auf 11 Hügeln Wonr (270.000 Ew), seit 1870 die Haup tstadt Italiens und Residenz des Königs; als Sitz des Papstes zugleich der kirchliche Mittelpunkt der katholischen Welt. Rom ist eine der merkwürdigsten Städte der Welt. Jin Alterthume Beherr¬ scherin des blühendsten Weltreiches, das je bestand, und im Mittelalter Sitz einer- geistigen Weltherrschaft, enthält es Kunstschätze und Bauwerke aus allen Epochen, von den römischen Tempeln, die theilweise in christliche Kirchen umgewandelt wurden, bis zu den Schöpfungen unserer Zeit. Daher war es von jeher ein Ziel der Reisenden, vor deren Augen Vergangenheit und Gegenwart in stets wechselnden Bildern hier vorüberziehen. и) Überreste des classischen Alterthums: 1.) Die Engelsburg, ursprüng¬ lich das Mausoleum des Kaisers Hadrian, jetzt eine Festung. Sie besteht aus einem gewaltigen runden Thurme, der auf einem noch gewaltigem Würfel ruht. Auf dem Gipfel des Thurmes steht der eherne Erzengel, von dem das Gebäude den Namen hat. 2.) Das Forum, der Mittelpunkt des öffentlichen Lebens in den Zeiten der alten römischen Republik, jetzt ein nur theilweise aufgedecktes Trümmerfeld. 3.) Unter den Tempeln ist das in eine christliche Kirche umgewandelte Pantheon am besten erhalten. 4.) Unter den Amphitheatern ist das Colosseum mit Sitzen für 82.000 Menschen das bekannteste. 5.) Triumphbögen und Ehrensäuleu, von denen die mit prächtigen Reliefs geschmückte, 4S in hohe Trajanssäule noch unversehrt ist. 6.) Thermen, Wasser¬ leitungen, Brunnen. к) Christliche Denkmäler und Bauwerke: 1.) Die Katako mben, unter¬ irdische Steinbrüche in unregelmäßigen Gängen nnd mit mehreren Stockwerken; sie dienten den ersten Christen zum Begräbnisorte der Märtyrer. 2.) Der Lateran, Palast und eigentliche Pfarrkirche des Papstes auf dem Cälius, an der Stelle, wo die erste christliche öffentliche Kirche in Rom geweiht war. 3.) Der Batieän (auf dem rechten Tiberufer), der größte päpstliche Palast, der mit feinen 11.000 Sälen, Zimmern und Kapell n an Umfang einer kleinen Stadt entspricht. Er enthält die sixti nische Kapelle mit prachtvollen Gemälden von Michael Angelo, das größte Museum der Erde und eine der reichhaltigsten Bibliotheken. 4.) Die Peterskirche in der Nähe des Vaticäns, der größte und schönste Tempel der Christenheit, dessen kolossale Kuppel Michael Angelo gewölbt hat. Der Papst, der als souveräner Fürst den Vaticän und Lateran inne hat, wird durch die Cardinäle im «Couclave» gewählt. In der Umgebung Roms bilden die im SW. der Stadt sich er¬ hebenden, mit Villen bedeckten Albaner Berge (erloschene Vulcane) einen reizenden Gegensatz zn der trostlosen Öde der Campagna. Berühmt ist auch Tivoli mit den Füllen des Teveröne (im Alterthum Anio, Nebenfluss der Tiber). Der eiuzige römische Hafeuplatz ist Civita-Vecchi a (tschimita-weckia). 9. ) Die Abruzzeu, ein wildes Bergland ohne nennenswerte Städte. 127 III. Süd- oder: WnteritcrLien. 10. ) Campanien. Campanien ist noch jetzt der Garten Italiens, das Paradies Europas, überall sorgfältig angebant und mit Städtchen, Dörfern und Villen dicht bedeckt. Die Sonnenwärme, die erfrischende Meeresluft, die reichliche Bewässerung durch zahlreiche, von den nahen Bergen herabrieselnde Büche und auch der vulcauische Boden vereinigen sich, um den Menschen auch bei geringer Arbeit mit ergiebiger Ernte zu belohnen. Inmitten dieser Herrlichkeiten erhebt sich isoliert der Vesuv 1200 m. Der erste Ausbruch des Vesuv fällt in das Jahr 79 n. Chr., wobei die römi¬ schen Städte Pompeji und Herculanum durch einen Aschenregen verschüttet wur¬ den. Seit dieser Zeit ist der Vulcan in Thätigkeit; im April 1872 fand ein heftiger Ausbruch statt. Auf der nördlichen der beiden Landzungen, die die Bucht von Neapel begrenzen, liegt eine zweite Vulcangruppe: die sogenannten phlegräischen Felder, von denen nur die Solfatara noch Dämpfe und Gase aushaucht. Doch entstand hier noch vor 300 Jahren ein neuer Bulcan (Monte nuovo), der aber seitdem er¬ loschen ist. Städte: WeclpeL (460.000 Ew.), die volkreichste Stadt Italiens, zugleich einer der bedeutendsten Handels- und Jndustrieplätze (Seide) der Halbinsel. Neapel macht durchwegs den Eindruck einer modernen Stadt, ist aber wegen feiner Umgebung und herrlichen Lage (vsäi Hapoli s poi mori) nächst Venedig, Florenz und Roni ein Hauptziel der Reisenden. Zu den interessantesten Punkten in der Hin¬ gebung gehören: 1.) Pompeji, die theilweise wieder ausgegrabeue Römerstadt, in deren Straßen wir uns ganz in eine große Vergangenheit zurückversetzt fühlen; 2.) Sorrent auf der südlichen Landzunge in einer wunderbaren Umgebung; 3.) die Inseln Capri mit der blauen Grotte und das liebliche Ischia (iskia). Salerno am gleichnamigen Golfe (im Mittelalter die Pflanzschule aller medicinischeu Lehranstalten Europas); in der Nähe davon das Städt¬ chen Amalfi und das Dorf P äst um mit wunderbar gut erhaltenen Ruinen griechischer Tempel. 11. ) Calabrien. Die Halbinsel ist reich au guten Häfen und war daher im Alter- thume mit zahlreichen griechischen Colonien besetzt. Reggio (rcddscho). 12. ) Apulien. Die apulische Ebene wird durch eine einförmige Hochfläche von der Küstenebene von Tarent getrennt. Tarent ist heute noch eine reiche Handelsstadt. Am adriatischen Meere liegen Bari (60.000 Ew.), Exportplatz, und Brindisi (Brundnsium), welches als Endpunkt der östlichen Eisenbahn unter allen größeren Häfen am schnellsten die Über¬ landpost nach Alexandria vermittelt und daher einer großen Zukunft cntgegengeht. 13. ) Sicilien. Sicilien (26.000 km") bildet die Fortsetzung Italiens, von dem es nur durch den schmalen Meeresarm von Messina (Schlla und Charpbdis) getrennt ist. Die Wichtigkeit dieser Insel beruht auf ihrer Lage in der Mitte des mittelländischen Meeres und in der Nähe von Afrika. Sie hat eine Triangelgestalt und wird an den drei Ecken von drei Insel- 128 gruppen umgeben: im N. von den lip arischen (äolischen, mit vielen vulcanischen Kegeln), im W. von den ä gadi schen Inseln, im S. von der M a l t a g r n p p e. Sicilien ist ein Plateau, das sich von den circa 1500 in hohen Gebirgen im N. allmählich nach S. senkt. An der Ostseite erhebt sich der 3300 m hohe Bulcankegel Ätna, seit Menschengedenken thätig sVulcanus und die Cyklopen). Schon im Alter- thnm war Sicilien berühmt als die Kornkammer Roms, und auch jetzt ist es reich an Weizen und Baumfriichten; sogar die Baumwollstaude und das Zuckerrohr gedeihen hier. Überdies birgt es die reichsten Schwefellager der Erde. Städte: Uaberrno (Panormns, 210.000 Ew.) an der hafenreichen Nordküste, die erste Handels- und Seestadt Siciliens, in einer blühenden Ebene. An der hafenärmeren Südküste Girgenti (dschir-dschenti), wichtiger Exportplatz für Schwefel. An der Ostküste: Messina (80.000 Ew.), noch immer ein bedeutender Handelsplatz; Catania (100.000 Ew.) in einer stets blühenden und reifenden Ebene; Siracnsa, einst die größte griechische Stadt auf Sicilien, jetzt schmutzig und finster. 14. ) Sardinien. Die Insel ist gebirgig und rauh, aber reich an silberhaltigem Blei und Zink. Hauptstadt Cagliari (käljari). 15. ) Cörsiea, s. Frankreich. 16. ) Die Malta gruppe, bestehend aus den Inseln Malta, Coniino und Gozzo, ist eine Besitzung der Engländer, welche dadurch die wichtige Passage aus dem westlichen in das östliche Becken des Mittel¬ meeres beherrschen. La Valetta, eine starke Festung auf Malta und zugleich ein wichtiger Platz für den Handel mit Nordafrika. 8 63. Die pyrenäische oder iberische Halbinsel. Cap Bares südl. von 44, 10. Bidasoa-Mündung nördl. von 43, 16. Cap de Creus nördl. von 42, 21. Cap Tarifa 36,12. Westküste östl. von 8" L. Physische Geographie. Hrenzen, Gliederung, Hröhe. Im N. wird die Halbinsel durch die wenig wegsamen Pyrenäen von Frankreich getrennt, im O. vom mittel¬ ländischen Meere, im W. vom atlantischen Ocean umflutet uud im S. durch die 30 km breite Straße von Gibraltar von Afrika geschieden. Infolge dieser Annäherung an den südlichsten Continent der alten Welt ist sie, wie Sicilien, ein Vermittlungsglied zwischen Afrika und E u r o P a. Unter den drei südlichen Halbinseln Europas ist die pyrenäische die am wenigsten gegliederte; dazu kommt noch die große Breiten- er streck nng, so dass das Innere des Landes dem Einflüsse des Meeres gänzlich entzogen ist. Beides hat Jberien mit Afrika gemein. Im O. ist die Gliederung insoferne eine bedeutendere, als hier einige flache Meerbusen: von Valencia (walensia), Alicante und Cartagena (kartajena), sich vorfinden: im W. nur der Golf vou Setubal, im S. die Meerbusen von Malaga und Cadiz (kadis). Die eigentliche Heimat der spanischen Schiffahrt ist aber die nord¬ westliche und nördliche Klippenküstc. Hier macht das Meer zahlreiche kleine, aber 129 tiefe Einschnitte in die Küste (in Spanien Rias genannt), welche durch Klippeninselchen geschützt werden. Der geringen Gliederung entspricht die Jnselarmut, denn die pprenäische Halb¬ insel hat nur zwei bedeutendere Inselgruppen an ihrer Ostseite: die Balearen nnd die Pity ns en. Flächeninhalt der Halbinsel 590.000 km °. Der Uoden und seine Weivässernng. Die Bodenbildnng zeichnet sich durch Symmetrie und Einförmigkeit aus und erinnert hierin an Afrika. Die Halbinsel besteht nämlich 1.) aus einer centralen Hoch¬ ebene, welche im N., O. und S. von Randgebirgen umgeben ist; 2.) ans zwei Tiefebenen, welche im N. und S. der Hochebene vor¬ gelagert sind und diese von den 3.) zwei Hochgebirgen trennen. Wir betrachten die einzelnen Bodenformen, wie sie von N. nach S. aufeinander folgen. 1. ) Die Pyrenäen, ein Hochgebirge von 2300 m mittlerer Kamm¬ höhe, bestehen ans zwei von O. nach W. streichenden Ketten, die nur iu der Mitte auf eine kurze Strecke nebeneinander fortziehen (getrennt durch das obere Garonnethal Aran). Dieser Theil, die Centra lyyrenäen, ist auch der höchste; der höchste Gipfel ist der Pie d'Anethou (3400 m) in der Maladetta gruppe. Nnr in den Centralpyrenäen finden wir echte Hochgebirgsnatur, Schncefelder nnd wenig entwickelte Gletscher. Die östliche Kette ist höher als die westliche; doch ist das ganze Gebirge unwegsam wegen Mangel an tiefen Kainmeinschnitten, arm an Längenthülern und spärlich bewohnt. Die Hauptverkehrsstraßen zwischen Frankreich nnd Spanien umgehen das Gebirge an den beiden Enden. Historisch berühmt ist das Thal von Rone esva lies, wo der sagenhafte Held Roland fiel. 2. ) Zwischen den Vorhöhen der Pyrenäen und dem iberischen Gebirge liegt das Flachland des Ebro, des größten spanischen Flusses des Mittel¬ meergebietes. Das an die Pyrenäen sich anschließende catalo nische Küstengebirge, vom Ebro in einem vielfach gewundenen Thale durch¬ brochen, trennt das im Mittel 240 m hohe Flachland vom Meere. 3. ) Den größten Theil der Halbinsel nimmt die centrale, von Rand¬ gebirgen umschlossene Hochebene ein. Die Randgebirge sind: a) Im N. das cantabrisch-asturische Gebirge, eine Fortsetzung der Pyrenäen, doch an Höhe denselben nach¬ stehend (Gipfel unter 2700 m). Wegen seiner Unzugänglichkeit war es in allen iberischen Kriegen der letzte Zufluchtsort der Besiegten. Im W. löst sich das Kettengebirge in das galicische Berg land (mit Gipfeln unter 1200 m) ans, das mit einer Steil- und Klippenküste am Meere endet (s. oben). Der Hauptfluss dieses Berglandes ist der Minho (minjo). — b) Im NO. und O. das iberische Gebirge, eigentlich nur der erhöhte Ostrand der Hochebene, der nnr vom Ebrolande nnd den niederen Küstengegenden im O. als Gebirge erscheint. — a) Im S. die metallreiche Sierra Morena mit Steilabfall zum andalusischen Tieflande. Die so umschlossene Hochebene, im Mittel 700 m hoch, senkt sich von dem hohen Ostrande (ca. 950 m) allmählich nach W. Das über 2000 m hohe castilische Scheidegebirge (in Portugal Sierra E strel la sestreljas genannt) trennt die höhere nördliche von der liefern südlichen Ebene. Die Flüsse entspringen am Ostrande und folgen der Supan, Geographie. 9 130 westlichen Abdachung; da das Klima continental und daher trocken ist und im Quellbezirke Schneeberge fehlen, so sind die Flüsse, obwohl lang, den größten Theil des Jahres wasserarm (im Winter dagegen reißende Ströme) und daher ohne Bedeutung für die Schiffahrt. Die nördliche Ebene be¬ wässert der Duero, die südliche der Tajo (tächo) und Guadiana. Im O. fällt das Hochland in bergigen Terrassen (iberisches Gebirge) zu den Küstencbenen von Valencia (walenßia) und Murcia (murßia) ab, durch die Guadalaviar, Jucar (chukar) und Segura fließen. 4. ) Das andalusische Tiefland (m. H. 80 m) im S. der Sierra Mo¬ rena wird vom Guadalquivir (guadalkiwir) durchströmt, dem wasser¬ reichsten Flusse der Halbinsel, da ihn die Schneegipfel der südlichen Hoch¬ gebirge speisen. 5. ) Das andalusische Hochland. Im südöstlichsten Theile der Halbinsel erhebt sich der Boden noch einmal zu randgebirg-umschlossenen, im Mittel 860 in hohen Plateaus, über die in der Mitte die Sierra N e vä d a fd. h. Schneegebirge), das höchste Gebirge Jberiens (mittlere Kammhöhe 2600 in), aufsteigt. Der höchste Gipfel desselben ist der Mulahacen (. . . sen), 3600 in. Die daran sich schließenden südlichen Vorhöhen und Thäler nennt man die Alpujarras (alpucharras). Eine langgestreckte Gebirgskette bildet den Steilrand am Mittelmeere. Klima. Auch klimatisch scheidet sich die Halbinsel in zwei Theile: in das continentale Innere nnd den oceanischen Rand. Die centrale Hochebene hat continentales Klima mit heißem Sommer, kaltem Winter nnd Regenarmut, da die Meerwinde sich ihres Dampfgehaltes an den Randgebirgen entladen Dieselben Verhältnisse finden wir im Ebrolande, da es durch die Gebirge vom Meere abgeschlossen wird. Wegen zu großer Trockenheit ist die Hochebene sehr waldarm, stellenweise echte Steppe mit Espartogrns (zn Flechtwerk benutzt). Auch für den Feldbau ist der Boden nicht recht geeignet, freilich auch deshalb, weil der Bewohner der Natur nicht nachhelfen will. Am ödesten ist die Ebene LaMancha (mantscha). Doch gedeihen auf dem Plateau Pflanzen, welche das Lieblingsfutter der Schafe sind ; daher war Spanien in früherer Zeit für Schafzucht das wichtigste Land, und noch jetzt durchziehen das Plateau ea. 7 Mill. Wanderschafe oder Merinos, die eine sehr feine Wolle liefern. Die nördlichen Küstenländer haben bei Regenreichthum mittel¬ europäische Waldbäume, die östlichen, südlichen und westlichen hingegen die echte südeuropäische Flora mit herrlichen Südfrüchten nnd den feu¬ rigsten Weinen. Das wärmste Land Europas ist Andalusien, wo neben den gewöhnlichen Südfrüchten anch Baumwolle und Zuckerrohr, Cactuspflanzen und sogar Bananen gedeihen. Politische Geographie- -'Nevölkernng und Kultur. Absolute Bevölkerung 21,4 Mill., rela¬ tive 36. Das innere Hochland ist am schwächsten, die Küstenländer sind am dichtesten bevölkert. Die Spanier und Portugiesen gehören dem romanischen Volks¬ stamme an; ihre Sprachen sind Tochtersprachen der lateinischen und unter- 131 scheiden sich nicht wesentlich voneinander. Die fast allein herrschende Re¬ ligion ist die katholische. Die Urbewohner der Halbinsel waren die Iberer, die, von den Römern unterworfen, sehr bald die lateinische Sprache annahmen, aus welcher sich im Laufe der Zeit die spanische und die portugiesische Sprache herausbildeten. Anfangs des fünften Jahrhunderts errichteten hier die germanischen Westgothen ein Reich, nahmen aber die (katholische) Religion und Sprache der Besiegten an. Ihre Herrschaft wnrde 711 von den Arabern gestürzt, denen die nordafrikanischen, ebenfalls muhamedanischcn Manren folgten. Nur im asturischen Gebirge bestand noch ein christlicher Staat, der aber in jahrhundertelangen glücklichen Kämpfen mit den Muhamedanern sich immer mehr aus¬ breitete. Verschiedene christliche Reiche entstanden, aus denen endlich die heutigen Königreiche Spanien und Portugal hervvrgiengen. 1492 sank der letzte Maurenstaat Granada, aber noch erinnern zahlreiche Ausdrücke und Sitten (die Stierkämpfe wahr¬ scheinlich maurischen Ursprunges) und das heiße Blut des Südspauiers an jene Zeit der Fremdherrschaft. Das 16. Jahrhundert war die Blütezeit Spaniens, das die neue Welt, uud Portugals, das Ostindien und Brasilien besaß. Damals lebten die großen spanischen Dichter Lope de Vega, Cäldervn uud Cervantes (serwautes) und der portugiesische Camoöns (kamon„s), und Murillo schuf die herrlichsten Gemälde. Aber schlechte Wirt¬ schaft, schwache Regenten und unglückliche Kriege, in unserem Jahrhundert auch fort¬ währende Revolutionen, untergruben den Wohlstand des in Unwissenheit und Aberglauben versunkenen Volkes, da? erst jetzt sich wieder emporrafft, um deu natürlichen Reichthum seines Landes anszunützen. Die Landwirtschaft bildet die Hauptbeschäftigung der Bewohner, steht aber auf einer niederen Stufe. Spanien erzeugt genug Getreide, Portugal ist aber auf stete Einfuhr angewiesen. Die Haupterzeugnisse sind edles Obst, Südfrüchte (besonders Rosinen) und Wein. Die berühmtesten Weinsvrten sind Malaga, Alicante und Lerez (cheres, von den Engländern Sherry sicherns genannt), benannt nach den Städten, in deren Nähe sie wachsen; in Portugal der Portwein, der im Duerothal gedeiht. Außerdem ist das Land sehr metallreich, doch ist erst in unserer Zeit der spanische Bergbau wieder in Aufschwung begriffen. Spanien galt seit dem Alterthume als das silberreichste Land Europas und blieb in diesem Rufe bis zur Entdeckung Amerikas. Dort fand man Schätze, gegen welche die des Heimatlandes verschwindend klein waren, weshalb der Bergbau in der Heimat verfiel und alles der neuen Welt zujagte, um dort schnell reich zu werden. Erst seit Verlust der gvld- und silberreichen Länder Peru nnd Mexico hat mau wieder angefan- geu, die heimischen Berge auszubeutcn. Am meisten liefern das cautabrisch-asturische nnd das catalvnische Gebirge, die Sierra Morena und die Alpujarras. Silber, Queck¬ silber, Kupfer uud Blei sind die wichtigsten Bergbauproduete. Die Industrie ist ohne hervorragende Bedeutung, und die Halbinsel steht hierin den meisten continentalen Ländern Europas nach. Der einzige Jndustriebezirk ist Catalonieu, wo die Textilindustrie (Gesammtbezeichnung für Spinnerei, Weberei, Wirkerei, Näherei u. s. w.) in erfreulichem Aufschwünge begriffen ist. Der Handel. Spanien und Portugal sind, wie in allem, so auch in ihrer Bedeutung als Handelsmächte gesunken, besonders seit dem Verluste der großen aus¬ wärtigen Besitzungen. Doch ist ein Aufschwung des Handels noch immer möglich, weil die vorgeschobene Lage der Halbinsel zwischen den beiden wichtigsten Meeren eine außer¬ ordentlich günstige ist. — Der äußere Handel besteht in dem Austausch einheimischer Rohprvdncte gegen fremde Fabrikate. — Der portugiesische Handel ist ganz in den Hän¬ den der Engländer. 'Uolitilcher Zustand und Topographie. Die Halbinsel zerfällt in zwei größere Staaten: Spanien und Portugal. In deu Pyrenäen liegt die kleine Republik Andorra, die unter französischem Schutze steht. Gibraltar gehört den Engländern. 9* 132 I. Aas Königreich Spanien. Das Reich umfasst außer dem europäischen Hauptkunde (wozu die Spanier auch die eanarischen Inseln zählen) die überseeischen Besitzungen in Asien, Afrika, Amerika und Polynesien. Größe des Hanptlandes 500.000 mit 17 Mill. Ew. Staatsform: eonstitutionelle Mon¬ archie unter der Herrschaft des Hanfes Bourbon (burböng). a) Die Landschaften des centralen Hochlandes. 1. ) Neucastilien, ein armes Land, von einem stolzen, Überträgen Volke bewohnt. Hier liegt, in der Mitte der Halbinsel, die Hauptstadt des Reiches nnd der Centralpnnkt der Eisenbahnen, Madrid (390.000 Ew., 650 m hoch), an den Ufern des wasserarmen Manzanares (manßanäres, zum Tajo-Gebiet gehörig). Toledo am Tajo, die frühere Hauptstadt, jetzt verödet. Almaden in der Sierra Morena, das größte Quecksilber¬ bergwerk Europas. In der Nähe von Madrid liegt der Königs- und Klosterpalast Escorial mit der Gruft der Könige und (am Tajo) Aranjuez (aranchues), die Sommerresidenz. 2. ) Altca stili en berührt im Norden das biscayische Meer, wo Santander, der belebte, mit Madrid durch eine Eisenbahn verbundene Hafenplatz von Castilieu, liegt. Burgos, die Hauptstadt von Castilien, jetzt eine Festung, die die (über San Sebastian und Vitoria nach Madrid führende) Eisenbahnstraße aus Frankreich bewacht. 3. ) Leon mit der Hauptstadt Valladolid (waljadolid, 50.000 Ew.) und der altberühmten, jetzt nur noch wenig besuchten Universität Salamanca. 4. ) Estremadura hat in seinen tiefen Thaleinschuitten ein milderes Klima, ist aber ohne Verbindung mit dem Meere und daher die vernach- lässigste spanische Provinz. Badajoz (badachös) am Guadiana, Grenz¬ festung gegen Portugal. d) Die Stufen- und Küstenländer und die Inseln. 5. ) Galic ia (galißia), ein dürftiges Bergland. Co runa (koruuja) an einer herrlichen Bucht; von hier ans gelangt man in den schmalen Rias von Ferrol, den besten spanischen Kriegshafen. Santiago de Compostella mit dem Grabe des Apostels Jakob ist der berühmteste spanische Wallfahrtsort. 6. ) Asturien, zwischen dem asturischen Gebirge und der Küste, mit der in einem Thale gelegenen Hauptstadt Oviedo ist die Wiege der christlich-spanischen Monarchie. 7. ) Die (3) baskischen Provinzen, bewohnt von den Basken, dem letzten Reste der iberischen Urbevölkerung. Bilbao nnd Vitöria sind Binnenstüdte, die Seefestung San Sebastian bewacht die westliche Pyrenüenstraße (s. Burgos). Die Basken (sts Mill.) sind ein heiteres, tapferes und sehr thätiges Völkchen, das Landbau und Industrie treibt und — was in den südlichen Ländern selten der Fall ist — auch dem Volksunterrichte eine anerkennenswerte Sorgfalt widmet. Ihre Sprache ist cigenthümlich und steht mit keiner andern in irgend welcher Ver¬ wandtschaft. 133 8. ) Navarra mit der befestigten Hauptstadt Pamplona. 9. ) Aragonien, nach Estremadura der am wenigsten cultivierte Theil Spaniens, von einem tapsern, aber trägen Volke bewohnt. Die Hauptstadt Zaragoza (ßaragößa, 80.000 Ew.) ist von hervorragender militärischer Wichtigkeit. Der oberhalb Zaragoza in den Ebro mündende Jalon (chalon), der auf dem mittleren Plateau entspringt und das östliche Randgebirge durchbricht, stellt die bequemste Verbindung zwischen der Tiefebene und dem Hochlande her. Jetzt führt durch das Jalonthal eine Eisenbahn aus Aragonien nach Madrid. 10. ) Catalonien, das Küstenland von den Pyrenäen bis zum Ebro, die industriellste Landschaft der ganzen Halbinsel. Eisen und Kohle liefert das eatalonische Gebirge; der Hauptindustriezweig ist Baumwollweberei. Wcrrceloirer (barßelöua, 240.000 Ew.) ist der bedeutendste Handelsplatz an der spanischen Ostküste und die erste In¬ dustriestadt des ganzen Reiches. Tarragona und Tortosa (Ebro¬ mündung) sind verödet, dagegen blüht die Fabriksstadt Raus auf. Die Festung Gero na (cheröna) bewacht die östliche Pyrenäenstraße. Cardona im catalonifchen Gebirge ist berühmt wegen seines Steinsalzberges. 11. ) Valencia (walenßia), das vom Guadalaviar und Jucar (chnkar) durchflossene östliche Stufenland mit einer schmalen Küstenebene, verdankt seine außerordentliche Fruchtbarkeit der von den Arabern zuerst angewandten künstlichen Bewässerung. Die kleinen, von Wassercanälen durchzogenen Feldstücke nennt man Vegas (oder Huertas); neben ihnen dehnen sich die unbebauten Campos aus. In der Nähe der Ausmün¬ dung des Guadalaviar liegt 'Wcltencicr (140.000 Ew.), der Hauptsitz der spanischen Seidenindnstrie. Sein nunmehr brauchbar gemachter Hafen liegt eine Meile von der Stadt entfernt. Alicante, Hafenstadt Madrids am Mittelmeer, durch eine Eisenbahn mit der Hauptstadt verbunden; Handel mit Italien. 12. ) Murcia (mnrßia), die vom Segura durchflossene östliche Stufen- und Küstenlandschaft, mit der gleichnamigen Hauptstadt (90.000 Ew.) und dem zweiten spanischen Kriegshafen Cartagena (kartajena, 80.000 Ew.) an einer tiefen, durch eine Insel geschützten Bucht. 13. ) Andalusien, aus zwei Theilen bestehend: die Tiefebene des Guadalquivir, die Kornkammer Spaniens, und Hochandalusien nebst den dazu gehörigen Küstenstrichen, n) Am Hauptflusse liegen: Cordova (50000 Ew.), einst die prächtige Khalifenstadt, und Sevillcr (ßewilja, 130.000 Ew.), bis wohin kleinere Seeschiffe gelangen können. — b) In Hochandalusien Granada (70.000 Ew.) auf einem Plateau, das alle Reize in sich birgt, an dem Fuße zweier Hügel, von denen der eine die weltberühmte Alhambra (Schloss der maurischen Könige) trägt. Xerez (60.000 Ew.), berühmter Weinbau. Seestädte: Almeria, Ausfuhr des in den Alpujarras gewonnenen Bleies; Wälclgcr (110.000 Ew.) in einer lieblichen Fruchtebene (Wein), bedeutendster spanischer See- und Handelsplatz neben Barcelona, und Kcrdiz (kädis, 60.000 Ew.), die älteste Seestadt Europas (phönikische Gründung), Ausgangspunkt der spanisch¬ amerikanischen Dampfschiffahrt und Exportplatz der Products Andalusiens; 134 P alos, berühmt als Ausgangspunkt der Entdeckungsreisen des Columbus. — Die die Einfahrt iu das Mittelmeer beherrschende englische Festung Kibncll'tcrv (jibraltär) liegt auf einem 470 m hohen steilen Felsen, der durch eine sandige Landzunge mit dem Festlande in Verbindung steht und den größten Flotten sichern Schutz gewährt. 14.) Die Inselgruppe der Balearen: Ibiza, Formeutera, Mallorca (maljorca) mit Palma (60.000 Ew ) und Menorca. II. Dcrs Königreich Portugal. Das konstitutionelle Königreich Portugal unter der Herrschaft des Hauses Braganza (braganßa) umfasst außer dem europäischen Haupt¬ lande (wozu von den Portugiesen auch die Azoren und Madeira gerechnet werden) noch die überseeischen Besitzungen in Asien und Afrika. Flächen¬ inhalt des europäischen Theiles 89.000 mit 4,8 Mill. Ew. Die Hauptstadt ^Lissabon (240.000 Ew.) am Tajo (hier Tejo steschos genannt), der sich hier golfartig erweitert und nur durch eine schmale Öffnung zum Meere abfließt, ist der erste Handels- und Kriegs¬ hafen Portugals, zugleich eine der schönsten Städte Europas. Gporrto (nahe au 110.000 Ew.), ein Flusshafen an der Mündung des Duero, führt den Portwein aus. Die Universität Coimbra ist der Mittelpunkt des geistigen Lebens in Portugal. II. Die nördlichen Glieder. 8 64. Das britische Insetreich. Cap Landscnd 50, 12. Straße von Dover 51, 19. Orkney - Inseln 59, 15. Nordcanal 55, 12. Valentiči 52, 7. Physische Geographie. Grenzen, Gröhe und Gliederung. Der britische Archipelagus besteht aus zwei großen Inseln: Großbritannien und Irland, und drei Inselgruppen: den Hebriden, Orkney- (orkni) und Schetlands- inseln (schettländs). Seine Grenzen bilden im N. und W. der atlantische Ocean, ini O. die Nordsee und im S. der Canal (la Manche (mansch) oder das Ärmelmeer). Die beiden letzteren stehen durch die an ihrer engsten Stelle mir 40 üin breite Straße von Calais miteinander in Verbindung. Größe 315.000 Durch seine tief einschneidenden Meerbusen, seine günstige Jnsel- und Halbiusclbildung und seine trefflichen Häfen erinnert der britische Archipel au Griechenland; uur gelten hier die gerade entgegengesetzten 135 Gesetze, denn 1.) nimmt die Gliederung zu in der Richtung von S. nach N., 2.) ist die Westküste gegliederter als die Ostküste. Charakteristisch ist ferner, dass die Meerbusen miteinander correspondicren und daher eine Verbindung durch Canäle erleichterten. So correspondiert der Canal von Bristol (brist'l), der die Halbinseln Wales (uähls) nnd Cornwall (kornuäl) trennt, mit dem Themsebusen, der Clydebuscn (kleid) mit dem Forthbusen (förß), die Linnhesee (link) mit dem Moraybusen (mörre); letztere sind durch den für die größten Seeschiffe zugänglichen caledvnischen Canal miteinander verbunden. Außer¬ dem sind zu merken der Solwaybnsen (solweh) und der Wash (uösch). Für Irland, welches durch die irische See mit dein St. Georgs- nnd Nordcanal von Großbritannien getrennt ist, gelten dieselben Gesetze. Die vielfach zerklüftete Westküste erinnert, wie die Schottlands, an die Riasbildnng des nordwest¬ lichen Spaniens. Größere Meerbusen sind die von Galway (gellneh) und Donegal. Der Boden und seine Bewässerung. Auf beiden Inseln finden wir Berg- und Tiefland, wobei bald das eine, bald das andere über¬ wiegt. Die Flüsse sind, obwohl klein, doch außerordentlich wasserreich wegen der großen Regenmenge und besitzen trichterförmige Mündungen, die zur Flutzeit selbst großen Seeschiffen das Einfahren gestatten. 1. ) England, der südliche Theil von Großbritannien bis zum Sol¬ waybnsen und der Tweedmündung (twid), ist im W. und N. Bergland, im O. und S. Tiefland, beide von gleicher Ausdehnung. Das Gebirgsland zerfallt in mehrere isolierte Gruppen: u) Das Gebirge von Cornwallis (kornuäl, 230 m h.) und k) das niedere (310 in), aber felseureiche Gebirge von Wales bilden die beiden Halb¬ inseln; letzteres entsendet den Severn in den Bristolcanal, v) Das cum- brische (köm...) Gebirge, Wald- und seenreich. 6) Das öde und höhlen- reiche, von N. nach S. streichende pennische Gebirge ist das höchste (440 in) von England. Es sendet nach W. den Mersey (mersi), nach O. die zahlreichen Quellflüsse des Humber (hömb'r). Tas Tiefland wird von Hügeln durchzogen und vom größten britischen Flusse, der Themse, durchströmt. Der vom Bristolcanal nö. streichende Hügelzug scheidet Alt- und Neu-Eugland. 2. ) Schottland, die nördliche Hälfte von Großbritannien, ist zum größten Theile von plateauartigen Gebirgen erfüllt. Diese werden durch die oben erwähnten correspvndierenden Meerbusen, welche durch Tief¬ landstriche miteinander verbunden sind, in drei Gruppen zerlegt: n) Der südliche Theil oder das niederschottische Berg land endigt mit den Cheviot- (tschiwiot) Bergen, der Grenze zwischen Eng¬ land und Schottland. b) Der mittlere Theil ist das seenreiche schottische Hochland. Jm N. erhebt sich das östlich streichende Grampian- (grämpjän) Gebirge (m. H. 760 m) mit dem Ben Newis (niwis), 1300 in, dem höchsten Punkt der britischen Inseln. o) Der nördliche Theil oder das caledo irische Gebirge erreicht nicht mehr 500 m. 3. ) Irland ist vorwiegend Tiefland, welches von mehreren, ander Küste gelegenen isolierten Gebirgsgruppen umsäumt wird. Zahlreiche Seen, die bei ungenügendem Abfluss deu Boden weithin versumpfen 136 ('F der Insel Moorboden) bedecken das Flachland; der Hanptfluss Irlands, Shannon (schänn'n), fließt durch eine ganze Reihe solcher Seen. Klima. Das Klima ist ein echt oeeanisches mit gleichmäßiger Temperatur, wobei die Nähe des Golfstroms die Wintertemperatur bedeutend erhöht. (Dublins Januar ist z. B. wärmer als der von Triest, aber sein Juli ist gleich dem von Archangel.) Die vorherrschend westlichen Winde entladen ihren Dampfgehalt vorzüglich an dem hohen Westrande der Inseln, der zu den regenreichsten Gebieten der Erde gehört; nach Osten hin nimmt die Regenmenge ab. Fast das ganze Jahr lagert dichter Nebel über den Inseln; Nebel und Regen kleiden den größten Theil Britanniens in üppiges Grün (daher Irland das «grüne Erin- oder die -Smaragdinsel» genannt). Politische Geographie. Bevölkerung und Kultur. Die Bevölkerung des britischen Reiches betrügt 37, s Mill., relative Bevölkerung daher 120. Der weitaus größte Theil derselben, die Engländer und südlichen Schotten, gehört dem germanischen, die Iren und die Bewohner von Wales nnd Nordschott¬ land dem keltischen Stamme an. Die ursprüngliche Bevölkerung aller britischen Inseln waren Kelten. Im 5. Jahrhundert wanderten die deutschen Angelsachsen ein und benannten das eroberte Land «England»; nur in dem schwer zugänglichen Gebirgslandc von Wales erhielten sich die Urbewohner. Die Herrschaft der Angelsachsen wurde im 11. Jahrhundert durch die Normannen gestürzt. Diese, obwohl auch germanischer Herkunft, hatten in ihrer zweiten Heimat, der Normandie, die französische Sprache angenommen und brachten diese nun nach England. Eine Menge französischer Worte drängte sich in die angelsächsische Sprache ein, und so entstand die englische Mundart, die eigentliche Welthandelssprache. Im 17. Jahrhundert wurden England, Schottland und Irland zu einem Reiche vereinigt. Irland blieb größtentheils keltisch, im südlichen Schottland wurde aber die englische Sprache bald die allcinherrschende. Noch immer dringt sie siegreich gegen die keltische vor, nm sie endlich ganz zu verdrängen. Am schwächsten bevölkert sind Wales und Hochschottland, am stärksten die Um¬ gebung der Hauptstadt und die Fabriksbezirke, wo die Bevölkerung eine Höhe von circa 360 auf 1 lcm^ erreicht, eine Höhe, die nur noch in China angetrosfen wird. Die protestantische Religion ist vorherrschend (beinahe ch- der Bevölkerung); die Katholiken bilden etwa s/g der Gesammtbevölkerung. 1. ) Die protestantische Kirche theilt sich wieder in zwei: die englische Hoch- kirchc oder Episkopalkirche, die die bischöfliche Würde beibehalten hat und deren kirchliches Oberhaupt der jedesmalige Monarch ist, nnd die schottische Kirche, die statt der Bischöfe bloß Älteste oder Presbyter als geistliche Ausseher anerkennt. Außerdem gibt es noch mehrere protestantische Sectcn von untergeordneter Bedeutung. 2. ) Die katholische Kirche ist in Irland die herrschende. Die Landwirtschaft steht auf einer hohen Stufe, namentlich die Vieh¬ zucht, wozu die Natur durch die herrlichen Wiesen auffordert. In der Pferde- uud Schafzucht steht England unerreicht da. Der Ackerbau kann aber den Bedarf der dichten Bevölkerung nicht decken, daher stete Getreideeinfuhr aus der uordamerikanischen Union und aus Russland nothweudig ist. Britanniens eigentliche Größe besteht aber darin, dass es der erste Industrie- und Handelsstaat der Welt ist. 137 1. ) Industrie. Die industrielle Größe Englands beruht vorzugs¬ weise auf seinem unerschöpflichen Reichthnm an Eisen und Steinkohlen. Der wichtigste Industriezweig ist die Banmwollenindustrie, zunächst steht die Fabrication in Schafwolle, die Leinen- und Mctallwaren- fabrication. Die Hanpthebel der modernen Großindustrie, die mit Maschinen und Dampf¬ kraft betrieben wird, sind Steinkohlen und Eisen. Von beiden liefern die britischen Inseln 2/z des derzeit auf der ganzen Erde geforderten Materials. Besonders günstig ist der Umstand, dass Kohle nnd Eisen meist zusammen vorkommt. Die drei wichtigsten Kohlendistricte sind das südliche Wales, Südschottland von Edinburgh bis Glasgow uud endlich der stellenweise unterbrochene Eisen- und Steinkohlen ring um das pennifche Gebirge, von Newcastle (njükäßl) bis Preston (prest'n). In diesen Gegenden sind auch die großen Jndnstriebezirke Englands und Schottlands zu suchen. Außerdem liefert auch das Bergland von Cornwall Kupfer und Zinn. Die moderne Großindustrie beruht ferner auf der streng durchgeführten Thei- lnng der Arbeit; in industriellen Landern entsteht daher neben dem Bürger- nnd Bauernstände ein neuer Stand, der der Fabriksarbeiter, die zum Theil in drückendster Armut leben nnd einen schroffen Gegensatz zu den Fabrikshcrren bilden, in deren Händen sich kolossale Rcichthllmer ansammeln. Damit aber keine Stockung der Arbeit eintrete, müssen die Verkehrs an st alten derart geordnet sein, dass sie die verschie¬ denen Producte rasch nach allen Seiten hin verbreiten können. Auch in dieser Bezie¬ hung ist Britannien mustergiltig. Die erste Eisenbahn wurde in England gebaut; die Gesammtlänge des jetzigen Eisenbahnnetzes beträgt 32.000 km. Die durch die wasserreichen Flüsse gebildeten Verkehrsstraßen werden noch durch ein großartiges Canalsystem vermehrt; viele Canäle sind Meisterwerke der Wasserbanknnst. Die Länge sämmtlicher schiffbaren Canäle in England und Wales schätzt man gegenwärtig auf 3500 km (Distanz zwischen Petersburg und Neapel). Sie verbinden die vier großen Handelsstädte London (lond'n), Bristol (brist'l), Liverpool (liv'rpul) und Hüll unter¬ einander und mit den bedeutendsten Orten des Innern, ungeachtet diese durch Berg¬ ketten voneinander getrennt sind. Der Banmwollverbranch ist am stärksten (680 Mill. Kilogr. jährlich, im ganzen übrigen Europa 620 Mill.). Man bezieht sie jetzt nicht mehr allein aus Nordamerika, sondern auch aus Ostindien, Ägypten und aus den Tropenländern Afrikas. Schafwolle liefert nur theilweise England selbst, das Fehlende wird aus Ostindien, Australien und der Capcolonie eingeführt. Flachs nnd Hanf liefert hauptsächlich Russland. 2. ) Handel. Britanniens Handel ist Welthandel im vollsten Sinne des Wortes; alle bedeutenden Völker stehen mit England in Handels¬ verbindungen, alle Meere bis in die fernsten Winkel befährt die britische Flagge. Im großen und ganzen kann man den auswärtigen Handel Englands so charakterisieren: Rohmaterial und Producte der Getreide- und Tropenländer gehen nach England nnd dieses gibt seine Jndustrieerzeugnisse dafür hin. Die Hauptnrsachen dieser Handelsgröße sind: 1.) Die Lage der britischen Inseln inmitten der bewohnten Landhalbkugcl, die sic zum natürlichen Centrnm des Welthandels macht; 2.) die günstige Küsten¬ entwicklung nnd infolge dessen der Hafenreichthum (123 Häfen); 3.) die Menge von Fabrikscrzeugnissen; 4.) die großen, mit wunderbarem Geschicke an den wichtigsten Stellen angelegten Colonien, vor allem der Besitz des an Naturpro- ducten so reichen Ostindien; 5.) die zahlreichen Eisenbahnen und Canäle; 6.) der Charakter des Volkes, das an Arbeitskraft nnd Ausdauer von keinem andern über¬ troffen wird. Ein Hauptfactor des äußeren Handels ist die Flotte. Sammt den Schiffen der Colonien zählt die britische Handelsflotte 37.000 Schiffe, fast soviel als alle übrigen europäischen Flotten zusammen. Eine Kriegsflotte von ca. 700 Schiffen 138 verschafft dm nöthigm Respect, und so steht England in Wahrheit auf dein Meere ohne Rivalen da. politischer Zustand, Lintsteilung und Topographie. Das „Werr- eirrigte Königreich Großbritannien und Irband" umfasst in Europa außer den britischen Inseln noch die normanni¬ schen Inseln, die Insel Helgoland, die Malta gruppe und Gibraltar. Außerdem gehören zum Königreiche noch die zahlreichen und aus¬ gedehnten überseeischen Besitzungen in den vier übrigen Erdtheilen mit einem Flächeninhalt von 83 Mill, und einer Bevölkerung von 280 Mill. Großbritannien ist daher nicht bloß eine europäische Großmacht, sondern ein Weltreich und die erste Seemacht der Erde. Staatsform ist die constitutivnelle Monarchie (England hat die älteste Verfassung) unter der Herrschaft des Hauses Hannover (Welf). I. Kngtand. Wir theilen England in ein ackerbauendes und ein industrielles, die durch den oben erwähnten Hügelzug voneinander getrennt werden. Jenes ist der Mittelpunkt der englischen Geschichte, der Sitz des Adels und reichen Clerus; die wichtigsten Städte sind am Meere gelegen. Das industrielle England umfasst die Fabriksstädte, durchaus Schöpfungen der Neuzeit; ihre Lage wird durch den bereits erwähnten großen Steinkohlenring bedingt. Kein Land Europas hat mehr Großstädte (22) als England. 1.) Das ackerbauende England (Alt-England): u) London und seine Umgebung. An dem Punkte der Themse, wohin die Meeresflut noch größere Schiffe hinaufführt, liegt London (lond'n, 4'/. Mill. Ew.), die Haupt- und Residenzstadt des Königreiches, die volkreichste und erste Handelsstadt der Welt. Die Bedeutung der Lage Londons beruht wesentlich auf drei Momenten: 1.) London liegt an dem größten und wasserreichsten Flusse des Landes; 2.) es liegt sehr nahe dem Continente, fast gegenüber der Rhcinmündnng; 3.) die umliegende Tief¬ ebene erleichtert die Verbindung mit dem Innern. Es ist daher der natürliche Haupt- ausfuhrhafcn nach dem Continente. Den Mittelpunkt Londons bildet die City (ßitty), der älteste Theil der Stadt und der Sitz des Großhandels. Aus diesem Kern heraus ist die Stadt nach allen Seiten hin gewachsen, so dass die umliegenden Ortschaften von ihr verschlungen wurden. Außer der City liegen auf der Nordseite des Flusses noch die Stadttheile West¬ minster (uestminstcr) und Westend, Sitz des Hofes, des hohen Adels, des Parla¬ mentes und der höchsten Behörden des Landes, und East end (istend), der erste See¬ hafen des Reiches mit zahlreichen Docks (künstlich gemauerte Wasserbassins, die durch Schleusen mit dem Fahrwasser in Verbindung stehen und zur Aufnahme von Schiffen dienen) und Lagerhäusern über und unter der Erde. Auf der Südseite der Themse liegt die Fabriksstadt South wart (saußuerk). Die Verkehrsmittel sind großartig. Außer den Brücken verbinden noch zwei Tunnels (unterirdische Wege), von denen der ältere nur für Fußgänger, der neue auch für Omnibusse benutzbar ist, die beiden Ufer. Zehn Eisenbahnen münden zum Theil mitten in der Stadt, eine unterirdische Bahn verbindet die nördlichen Bahn¬ höfe ulit den südlichen Stationen, eine andere führt über die Häuser von Southwark nach Greenwich. 189 London ist zugleich der Mittelpunkt des geistigen Lebens in Gro߬ britannien. Es besitzt eine treffliche Universität und mehr gelehrte Gesellschaften, als irgend eine andere Hauptstadt Europas. Das britische Museum enthält außer der größten Bibliothek der Welt reichhaltige Kunst- und Naturalicnsaminlnngen. Die merkwürdigsten Gebäude sind: l.) die Panlskirche, die größte pro¬ testantische Kirche der Welt; 2.) der Tower (tau'r), ehemals das Staatsgefängnis, jetzt Rüstkammer und die Kronjuwelen enthaltend; beide in der Citp; 3.) die West- minsterabtei, in deren Kapellen die größten Männer Englands ruhen; 4.) die Parlamentshäuser an der Themse. In der Umgebung Londons liegen viele große Städte. An der Themse: das stark befestigte Sheerneß (schirneß) an der eigentlichen Mündung des Flusses; Woolwich (wullitsch) mit ungeheueren See¬ arsenalen (Zeughäusern) und Greenwich (grinitsch) mit seinem präch¬ tigen Jnvalidenhanse und berühmter Sternwarte. b) Die übrigen Seestädt.e: Dover (döv'r) an der engsten Stelle der Straße von Calais, daher Überfuhr nach Frankreich (Calais). Den Kreidefelsen, welche hier die Küste bilden, verdankt das Land den Namen «Albion». Brighton (breit'n, 120.000 Ew.), ein bekanntes Seebad. Southampton (saußämpt'n, 60.000 Ew.) an der gleichnamigen, durch die Insel Wight gedeckten Bucht ist eine Hanptstation der großen trans¬ atlantischen Dampfer. Die Bucht wird außerdem geschützt durch die kolossalen Befestigungen von Gosport und H^owtsrnouth (portsmes, 140.000 Ew.), dem ersten Kriegshafen und größten Seearsenal Englands. Plymouth (plimes), stark befestigt. WuüstoL (brist'l, 220.000 Ew.) an der breiten Severnmündung, die dritte unter den großen Seestädten Eng¬ lands; Verkehr mit den Ländern am atlantischen Ocean. o) Im Innern liegen: die Universitätsstädte Cambridge (kembridsch) und Oxford (an der Themse); Canterbury (kanterbri), der Mittelpunkt der englischen Hochkirche; Windsor (uinds'r), königliche Residenz; Bath (bäß, 50.000 Ew.), ein vielbesuchter Badeort; in Norwich (nörritsch, 90.000 Ew.) erwachte zuerst die englische Industrie. 2.) Das industrielle England (Neu-England). u) Districte der Baumwollen-Jndustrie: Mittelpunkt 'Man¬ chester: (mäntschest'r, 380.000 Ew.) mit dem gegenüberliegenden Sal¬ ford (220.000 Ew.) Unter den zahlreichen Industriestädten der Umgebung sind Bolton (bölt'n) und Preston (prest'n) die bedeutendsten, beide mit 100.000 Ew. — Nottingham (nöttingäm, 220.000 Ew., Erzeugung von Strümpfen und Spitzen) bildet ein zweites Centrnm, steht aber an Be¬ deutung weit hinter Manchester zurück. b) District der S ch a fw o ll - J n d ustrie: Mittelpunkt Leeds (lids, 350.000 Ew.) und Bradford (bradford, 220.000 Ew.); Leicester (lest'r, 140.000 Ew.). e) District der M e tallw a r e n - F a b r i c a t i o n: Mittelpunkt Wiu- wingharn (börmingäm, 440.000 Ew.) mit Wolverhampton (uölw'r- hämp'ten, 80.000 Ew.). — Ein zweites Centrum bildet Sheffield (schefstld, 320.000 Ew.), die Metropole der Messerschmiede. cl) Der große Töpferdistrict nm Stoke-upon-Trent (stok); im berühmten Fabriksdorfe Etrnria wird das nach seinem Erfinder benannte Wedgewvodgeschirr (uedschwnd), das beste auf dem Weltmärkte, erzeugt. 140 e) Die Seestädte: Liverpool (liv'rpul, 590.000 Ew.) an der breiten Merseymündung, die zweite Handelsstadt Englands und Europas überhaupt, der größte Baumwollenmarkt der Erde. Krrll (200.000 Ew.) an der Humbermündung ist die vierte Handelsstadt Englands und führt die Fabrikate nach dem nördlichen Europa aus. Newcastle (njükäßl, 160.000 Ew.) an der Tynemündung (tein), im größten Steinkohlenbezirk. Ausfuhr von Eisen und besonders Steinkohlen nach dem nördlichen Europa. Sunderland (sönderländ, 130.000 Ew.), die wichtigste Stadt für den Schiffbau. 0 Außerdem ist noch zu merken das im Innern des Landes gelegene Jork (50.000 Ew.), eine alte Römerstadt mitten unter den Schöpfungen der Gegenwart, die zweite kirchliche Metropole. 3.) Unter den englischen Inseln sind zu merken: a) die beiden großen: Wight (ueit) im S. und Man (man) im W.; b) die Scilly- (ßilli) Inseln. II. Wertes (uähls). Wales hat wegen seiner gebirgigen Beschaffenheit keine großen Städte, nur in den Kohlen- und Eisenlagern des Südens hat sich Mer- thyr-Tydfil (teidfil), der größte Hüttenort Englands (50.000 Ew.), erhoben. Die Insel Anglesea (ängelsi, im Alterthume Hauptsitz des kelti¬ schen Priester- oder Druidenthnms) ist dnrch eine Eisenbahn-Hängebrücke, die als ein Wunder der modernen Welt betrachtet wird, mit Wales ver¬ bunden. Vor derselben liegt das Inselchen Holyhead (hölyhed); Über¬ fahrt nach Dublin, daher Eisenbahnverbindung mit dem Innern des Landes. III. Schottland. I.) Südschottland, u) Auf der Ostseite liegt die schöne Haupt¬ stadt Schottlands, Edinburgh (ed'nbörg, 260000 Ew.), mit dem Hafen Leith (liß, 50.000 Ew.) am Forthbusen. b) Westlich davon inmitten großer Kohlenfelder liegt die erste Industriestadt Schottlands, Glasgow (gläsgo, 520.000 Ew., Fabrication in Eisen nnd Baumwolle), mit dem Hafenorte Greenock (grinok, 70.000 Ew.) am Clydebusen. Der Schiffbau auf dem Clyde ist der bedeutendste der Erde. 2.) Mittelschottland hat nur an der flachen Ostküste, an der der einzige bequeme Weg (Eisenbahn) nach Nordschottland führt, Städte von einiger Bedeutung. Aundee (döndi, 140.000 Ew.), Hauptsitz der britischen Leinenweberei und des arktischen Walfischfanges; Perth (perß) beherrscht die Straße; Aberdeen (äberdin, 100.000 Ew.), Universität. 3. ) Nordschottland, ebenso arm an Städten wie Wales. Jn- verneß am Anfang des caledouischen Canals, Hauptmarkt der Berg¬ schotten. Wick, Mittelpunkt des Heringsfanges. 4. ) Die nordschottischen Inseln: im N. n) die Shetlands- (schettländs) J n s e l n und 5) die Orkney-(örkni) Inseln; o) im W. die 141 Hebriden, nackte, unfruchtbare Felseneilande. Unter ihnen sind nur Jona als Ausgangspunkt der Christianisierung Schottlands und Staffa wegen der Fingalshöhle (schwarze Basaltgrotte, deren Boden mit Meer bedeckt ist) bekannt. Die Bewohner Nordschottlands und der Inseln, die sogenannten Berg- oder Hochschotten, sesthaltend an den alten Sitten und der alten malerischen Tracht, leben in ärmlicher, aber genügsamer Einfachheit wesentlich vom Fischfang und vom Ertrage ihrer Herden. IV. Irland. Die bedeutenderen Städte liegen an der Küste. Im O. Dublin (döbblin, 250.000 Ew.), die Hauptstadt, an der Stelle, wo Irland am nächsten an England herantritt. Welfer st (belfäst, 210.000 Ew.) ist die erste Industriestadt Irlands (besonders Leinwand). Im S. zwei aus¬ gezeichnete Häfen: Cork (80.000 Ew.) und Waterford (uäterford). Da dir Iren zur Zeit der Reformation Katholiken blieben, so wurden sie von den Engländern hart bedrückt, daher die große Unzufriedenheit mit der britischen Herr¬ schaft und die zahlreichen Aufstände gegen dieselbe. Obwohl seit 1869 sich die Zustände gebessert haben, sind die Folgen der ehemaligen Misswirtschaft doch nicht ganz verwischt. Ihres ehemaligen Grundbesitzes beraubt, sitzen die Bauern auf ihren Ländereien nur auf Zeitpacht, wodurch natürlich jedes Streben für nachhaltige Verbesserung des Bodens aus¬ geschlossen wird. Für Schulen ist gar nicht gesorgt. Die reichen englischen Grundbesitzer verzehren ihre Einkünfte außerhalb des Landes. Etwa der siebente Theil der Bevölkerung lebt in Lehmhütten, deren einziges Gemach den Menschen und dem Vieh zugleich zur Wohnung dient. Es ist daher erklärlich, dass jedes Jahr eine große Anzahl Iren nach Amerika answandert. 8 65. Die skandinavische Halbinsel. Kartenskizze für ZZ 65 und 66: Nordcap ö. von 7l, 48. Tornea 66, 42. Alands- Inseln 60, 38. Sund ö. von 56, 30. Eidermündung 54, 25. Skagens Horn sö. von 58, 28. Cap Lindesnäs w. von 58, 25. P h y s i s ch e G c o g r a p hi e. Grenzen, Gliederung, Grosze. Skandinavien, die größte Halbinsel Europas, ist das eine von den beiden europäischen Ländern, die theilweise der Polarzone angehören. Nur im NO. hängt es mit dem Festlande zu¬ sammen, wo die Torneo- (törneo) Elf theilweise die Grenze gegen Russ¬ land bildet. Die Meeresgrenzen sind im N. das Eismeer, im W. die Nordsee, im S. der Skager Rak, Kattegat und Sund, im O. die Ostsee. Von N. nach S. an Breite zunehmend, spaltet sich Skandinavien (ähnlich wie Italien) im S. in zwei halbinselartige Vorsprünge, die der Skager Rak voneinander trennt. Flächeninhalt 776.000 kn^. Der Woden und seine Bewässerung. Der größte Theil der Halb¬ insel ist ein Felsenplateau, das im W. steil in das Meer abfüllt, nach O. aber terrassenförmig zur baltischen Küstenebene sich senkt. Daher müssen die bedeutenderen Flüsse (Elfen) der Ostabdachung angehören, während die westlichen häufig in mächtigen Wasserfällen direct ins Meer stürzen. 142 1. ) Die Höhe des Felsenplateaus besteht aus welligen Berg¬ flächen, Fjelde genannt, von 650 bis 1300 ur, über welchen sich Tin de oder Gipfel erheben. Am höchsten ist das Jötunfjeld, 2600 in. Trotz der verhältnismäßig geringen Höhe finden sich ausgedehnte Schneefelder (wegen nördlicher Lage und Niederschlagsreichthum), von denen prachtvolle Gletscher oft bis an die Meeresküste hinabreichen. Die Thüler sind schmal und tief, wie in das Plateau hineingehackt. Der größte Fluss ist der Glömme n. Der Westrand ist Europas ausgezeichnetste Steil- nnd Klippen¬ küste. Das Meer ist in die engen Thäler eingedrungen nnd bildet vielfach verzweigte Fjorde (die längsten der Trondje-, Sogne-, Hardanger- und Christiania-Fjord; vergl. Galicia, Irland und Schottland). Sie vereinigen die Reize von Meer- nnd Hochgebirgslandschaften nnd sind daher ein Hauptziel der Touristen. Das Meer hat außerdem den äußern Küstenrand zn Hunderten von kleinen, nackten Felseninseln (Scheren) zertrümmert, die der Küste einen ausgezeichneten Schutz gegen feindliche Angriffe ge¬ währen. Den größten «Scherenhof» bilden die Lofoten. Die Flüsfe der Ostabdachung, unter denen der Dal-Elf der größte ist, sind in ihrem obern Laufe durch Seenbildnng, in ihrem untern durch starkes Gefälle, häufig durch Wasserfälle ausgezeichnet. Letzterer Umstand macht sie nur auf kurze Strecken schiffbar, wenn nicht die Kunst durch Canalanlagen zu Hilfe kommt. 2. ) S. vom schwedischen Terrassenlande dehnt sich das Tiefland der fünf großen Seen, des Wener- (6200 km^), Wetter-, Hjel- mar- und Mälarsees, ans, und jenseits desselben erhebt sich das niedere Plateau von Götaland. Der Zufluss des Wenersees ist der Klar-Elf, der Abfluss der Göta-Elf mit den berühmten Trollhätta-Füllen. Durch die beiden erstgenannten Seen wird vermittelst des Götaeanals eine Verbindung zwischen dem Kattegat und der Ostsee hergcstellt, indem von Göteborg ein die Trollhättafälle umgehender Schisfahrtscanal zum Weucrsee, von da znm Wettersee und von hier mit Benützung mehrerer kleiner Seen zur Ostsee führt. Klima. Das Klima Skandinaviens ist ein verschiedenes, je nachdem wir den Westen oder den Osten ins Auge fassen. Der Westen wird durch den Golfstrom so warm erhalten, wie kein anderes Land der Erde unter gleicher Breite, so dass die Küste bis an die Finnmarken nie zufriert und an den südlichen geschützten Fjords sogar noch Obst gedeihen kann. Der vom Golfstrom und von den durch das Hochland aufgehaltenen lauen Winden des Oceans nicht berührte Osten ist bedeutend kälter und erinnert durch seine Temperaturdifferenzen bereits an das continentale Klima Russlands. Das innere Hochland ist fast ein einziger Wald. Politische Geographie. Bevölkerung und Kultur. Absolute Bevölkerung 6,? Mill., re¬ lative daher nur 8. Der innere Theil des Hochplateaus gehört zu den unbewohntesten Gegenden der Erde. Die Bevölkerung drangt sich an den Rändern (den norwegischen Fjorden 143 und den untern Terrassen Schwedens) zwar etwas dichter zusammen, steigt aber nur im getreidereichen Götaland über 18 ans 1 üin^. Die Hauptmasse der Bevölkerung, die N orw e g e r und Schweden, gehört dem g e r m a n i s ch e n Stamme und der p r o t e st a n ti s ch e n Kirche an. Die ursprüngliche Bevölkerung der Halbinsel waren die Lappen und Finnen, mongolische Völker, die aber von den Germanen in die unwirtlichen innern Gebirgs- und Waldgegenden zurückgedrängt wurden, wo etwa 50.000 noch heute leben. Die Norweger, Dänen und Schweden, deren Sprachen nicht wesentlich verschieden sind, bilden zusammen den skandinavischen Volksstamm. Ihre Reiche wurden am Ende des 14. Jahrhunderts zu einer Union vereinigt, von der sich Schweden im 16. Jahrhundert losriss. Im 17. Jahrhundert war Schiveden ein mächtiger Gro߬ staat, der alle Gestadeländer der Ostsee beherrschte, unterlag aber bald dem aufstreben¬ den Russland und Preußen. Dafür wurde 1814 Norwegen von Dänemark getrennt und kam an die schwedische Krone. Ackerbau kaim nur in den tiefer liegenden Gegenden Schwedens getrieben werden, in günstigen Jahren deckt es sogar seinen Bedarf mit einheimischen Erzeugnissen. Dagegen ist das hochgelegene Norwegen an stete Getreidezufuhr angewiesen, findet aber im See Han del und Fisch¬ fang Ersatz. Die Lappen und Finnen sind auf Nomadenleben und Ren- thierzucht angewiesen. Die Norweger (und Dänen) waren von jeher durch Seetüchtigkeit ausge¬ zeichnet; als Wikinger unternahmen sie kühne Raubfahrten nach allen europäischen Gestaden und entdeckten im frühen Mittelalter Island, Grönland und Nordamerika. Die Armut ihres Landes und der Jnselreichthum der Küste hatten sie auf das Meer gelockt, die tiefen Fjorde waren sichere Schutzwinkel für die Räuber und ihre Beute. Noch jetzt sind sie vor allem See- und Handelsleute; ihre Handelsflotte ist nach der britischen und italienischen die größte Europas. Die Schweden waren hingegen von altersher Ackerbauer. Die norwegische Fischerei, besonders der Kabliau- und Heringsfang, wird im großartigsten Maßstab betrieben. Die beiden,.Reviere des Kabliaufanges sind die Lofoten und die Küste bei Christiansund. Über 20.000 Fischer beschäftigen sich im Januar mit dem Fange des Fisches, der dann auf Gerüsten zum Trocknen auf¬ gehängt (Stockfisch) oder gesalzen auf Klippen getrocknet (Klippenfisch) oder nur gesalzen wird (Laberdan). Einige Monate werden die Fische zum Trocknen auf den Inseln gelassen und inzwischen zu Hause aus der Leber der Leberthran ausgeschmolzen. An der Küste von Stavanger ist das Heringsrevier. Da der Hering nicht so regel¬ mäßig an bestimmten Stellen erscheint, wie der Kabliau, so ist die ganze Küste mit einem Telegraphennetz umspannt, um den Fischern von dem Erscheinen der Schwärme täglich Nachricht geben zu können. — Bergen ist der Hauptmarkt für den Fischhandel. Den Nationalreichthum Skandinaviens bilden das Holz und die Metalle (Eisen, das beste der Erde, Kupfer und Silber), neben den Fischen die wichtigsten Ausfuhrartikel. Die Industrie ist ohne Bedeutung, hauptsächlich weil es an Steinkohlen fehlt. Erwähnenswert ist nur der Schiffbau, da Holz und Eisen in Fülle vorhanden sind. Der Handel ist vorzugsweise Seehandel. Die Volksbildung ist eine hohe, Lesen und Schreiben allgemein verbreitet. Wo, wie in Norwegen, die Gehöfte weit auseinander liegen, sind wandernde Schul¬ lehrer eingeführt. I'oliiischer Zustand, Lntlseilung und Topographie. Das „König¬ reich Schweden und Norwegen" besteht aus zwei, nur durch Personalunion verbundenen, in Gesetzgebung und Verwaltung aber voll¬ ständig getrennten konstitutionellen Monarchien unter der Herrschaft des Hauses Bernadotte (bernadvtt). 144 I. Schweden. Am Ausflüsse des Mülarsees iu prächtiger Lage die Haupt- und Residenzstadt Stockholm (230.000 Ew.), zugleich die erste Handels¬ stadt des Landes. Die Lage Stockholms wird bedingt durch die hier eintrctende Verengung der Ostsee, indem sich Schweden daselbst zu einer stumpfen Halbinsel ausbuchtet und die Alandsinseln eine Brücke nach Russland bilden. Überdies wird die Stadt durch einen Scherenhof geschützt. In der Nähe der Hauptstadt liegen: Upsala, Universität; die beiden großen Bergwerksstädte: Dannemora (mit seinen unerschöpflichen Eisen¬ werken) und Fählnn (Kupfer). Ges le (jewle) nahe der Mündung des Dal-Elf ist die dritte Handelsstadt des Landes. In dem südlich von der großen Seengrnppe gelegenen, mit milderem Klima gesegneten Götaland (Gothenland), der Kornkammer Schwedens, liegen die Städte dichter nebeneinander, besonders an der Küste des Sund, der nach der Enge von Calais die belebteste Meeresstraße Enropas ist. Göteborg (Gothenburg, 100.000 Ew.) an der Mündung des Göta-Elf ist die zweite Handelsstadt Schwedens. Göteborg blüht mächtig auf und verspricht sogar Stockholm zu überflügeln, da es infolge feiner größern Annäherung an Dänemark, Deutschland nnd England günstiger gelegen ist. Mit der Ostsee steht es durch den Götacanal, mit Stockholm auch durch eine Eisenbahn in Verbindung. Hclsingborg und Malmö, feste Hafeuplätze, die den Sund be¬ wachen (entsprechend den dänischen Festungen Helsingör und Kopenhagen), ersteres auch als Seebad bekannt. Zwischen beiden liegt Lund, einst ein mächtiger Königssitz. Ist ad in der größten Annäherung an Deutschland (Rügen), belebter Handelsplatz, Dampfschiffahrt nach Swinemünde. Carls- krona, der befestigte Kriegshafen. Calmar gegenüber Oland. Carls- borg in der Nähe des Einflusses des Götacanals in den Wettersee ist die Centralfestung Schwedens, Norrköping Schwedens gewerbfleißigste Stadt. —Zu Schweden gehören die Inseln Gottland mit dem Haupt- vrt Wisby nnd Öland. II. Worwegen. Da das Innere ein nnwirtbares Hochland ist, so drängt sich die Bevölkerung an den Fjords zusammen; hier liegen auch die Städte. Ghristicrnicr (130.000 Ew.) an der Spitze des tiefsten Südfjordes, in der einzigen fruchtbaren Niederung Norwegens, ist dessen Hauptstadt; in der Nähe Kongsberg, die bedeutendste Bergwerksstadt Norwegens (Silber). Bergen, Centralplatz des Fischhandels und daher erste Handels¬ stadt des Landes. Christiansand am Skager Rak ist ein vorzüglicher Kriegshafen. Drvntheim fTrondhjem, am Trondjefjord) war ehemals die Hauptstadt Norwegens. Hammerfest ans einer Insel ist die nördlichste Stadt der Erde. — Im Innern liegt nur die Bergwerksstadt Röraas (rörös, Kupfer). Auf der wüsten Jnfel Magerö erhebt sich das Nordcap, eine steile, präch¬ tige Felswand l390 m hoch), der nördlichste Punkt des europäischen Continentes. 145 8 66. Dä n e m ar Ir. Physische Geographie. Dänemark. 38.000 I<»i^ groß, wird im W. von der Nordsee, im N. vom Skager Rak nnd Kattegat, im O. vom Snnd und der Ostsee, im S. von der Königsau (Grenzfluss gegen Deutschland) begrenzt. Es besteht aus zwei Theilen: dem Festlande und den Inseln. Das dänische Festland ist nur ein Theil der jütischen Halbinsel und führt vorzugsweise den Namen Jütland. Der dänische Archipelagns zerfällt durch den großen Belt in zwei Gruppen. Die eine Gruppe zivischeu dem kleinen und großen Belt besteht aus mehreren Inseln, von denen Fünen, Langeland nnd Arrö die größten sind. In der zweiten Gruppe zwischen dem großen Belt und dem Sunde sind als die bedeutendsten Seeland, Laaland (Wand), Falster nnd Möen zu merken. Außerdem wird noch Bornholm, welches physikalisch eigentlich zu Skandinavien gehört, hinzngerechnet. Die meisten dieser Inseln haben die Eigenthümlichkeit, dass auf ihrer Nord¬ seite das Meer tiefe Einschnitte gemacht hat. Ganz Dänemark ist Tiefland, welches als eine Fortsetzung des deutschen Tieflandes zu betrachten ist. Die Mittelhöhe beträgt nur 35 in. Die westliche Halste ist sandig, und Heide und Moor wechseln hier ab. An der durchaus flachen Westküste lässt das Meer auf dem Strande, welchen es zur Zeit der Flut überspült, Sand zurück, der von dem hier vorherrschenden Westwinde land¬ einwärts getragen wurde und sich im Laufe der Zeit zu Hügelketten aufgethürmt hat, die hier meist in zwei bis drei parallelen Reihen hintereinander liegen. So entstanden die Dünen, d. h. Sandhügel, welche die jütische Westküste von Skagen bis Blaa- vands (blövands) Huk begleiten. Da überdies Sandbänke vorgelagert sind, so ist diese Küste unnahbar und trägt daher mit Recht den Namen «eiserne Küste». — Die größte, aber auch nur für kleine Schiffe zugängliche Bucht Jütlands ist der Li im fjord, der die Nordsee mit dem Kattegat verbindet. — Größere Flüsse können sich in Dänemark natürlich nicht vorfinden. Politische Geographie. Absolute Bevölkerung 2 Mill., relative daher 51. Die Dünen gehören dem germanischen, und zwar dem skandina¬ vischen Volksstamme an. Herrschende Religion ist die protestantische. Ackerbau nnd Viehzucht, begünstigt durch eiu oceanisches, verhältnis¬ mäßig mildes Klima, sind Haupterwerbsquellen der Bevölkerung. Die Volksbildung steht auf einer sehr hohen Stufe. Das «Königreich Dänemark- ist eine constitntionelle Monarchie unter der Herrschaft des Hauses Oldenburg. Außerdem gehören in Europa die sogenannten -Beilünder-: Island und die Färöer, endlich noch die überseeischen Besitzungen in Amerika hiezu. Die Hauptstadt KopenHcrgen (230.000 Ew.) liegt auf See¬ land am Sunde; wegen ihres ausgezeichneten Hafens die erste Handels¬ stadt des Reiches. In Helsingör wurde der (1857 aufgehobene) Sund- Supan, Geographie. 10 146 zoll entrichtet. Röskilde, westlich von Kopenhagen, war einst die Haupt¬ stadt des Reiches. Auf den übrigen Inseln und auf Jütland finden wir keine bedeutenden Städte, da der große und der kleine Belt wegen ihrer Untiefen und starken Strömung von den Schiffen gemieden werden. Die Westküste Jütlands hat gar keinen Hafenplatz. Die europäischen Beiländer im atlantischen Ocean: 1. ) Die Färöer, kleine Felseninseln, deren Bewohner hauptsächlich Schafzucht (daher der Name «Schafinseln») betreiben. 2. ) Island, an der Grenze des Polarmeeres, 105.000 km ° groß, daher nach Großbritannien die größte Insel Europas. Sie ist durchaus vulcanischer Natur und bildet ein großes zusammenhängendes, gebirgiges Plateau, dessen mit Gletschern und ewigem Schnee bedecktes Innere man nicht genau kennt. Hauptort der skandinavischen Bevölkerung ist Reikjavik an der Westküste. Von der vnlcanischen Natur zeugen: 1.) die vielen thätigen Vulcane, unter denen der Hekla im SW. und die Krafla im NO. Mittelpunkte einer ganzen Gruppe feuerspeiender Krater sind; 2.) die Geiser oder heißen Quellen. Am bedeu¬ tendsten ist der große Geiser, ein natürlicher Springbrunnen, der eine erstaunliche Menge siedenden Wassers in Gestalt einer Säule von 40 bis 50 in Höhe majestätisch emporschleudert. — Sehr verschieden sind die Küsten, denn während die nördliche, stark zerklüftete Küste beständig von Treibeis umlagert ist, wird die südliche und westliche durch den Golfstrom davon frei gehalten. Der Golfstrom bringt überdies auch Treibholz ans Amerika, ein wichtiges Geschenk für die Bewohner der an Holzgewächs armen Insel. — Die 70.000 Isländer sind die Nachkommen der im neunten Jahr¬ hundert eingcwanderten Norweger. Wie in früherer Zeit, zeichnen sie sich noch heute durch hohe geistige Begabung und Wissenstrieb aus. Sie beschäftigen sich, da kein Getreide wächst, mit der Schafzucht und dem Fange des Seehundes und der Eidervögel. III. Die Gsthälfte des europäischen Stammes. 8 67. Russland. Nordcap ö. von 71, 43. Tornea 66, 42. Alands-Inseln 60, 38. Memel- Delta 5b, 39. Sulina-Mündung ö. von 4b, 47. Straße von Kertsch nw. von 45, 55. O.-Ende der Manytsch-Niederung w. von 4b, 65. Uralgebirge ö. von 80 L. Peters¬ burg 60, 48. Moskau n. von 55, 5b. Physische Geographie. Grenzen, Gliederung, Gröhe. Russlands natürliche Grenzen bilden im N. das Eismeer, im O. der Ural und der Nrälfluss, im S. die Manytsch-Niederung und das schwarze Meer, im W. der Pnckh (gegen Rumänien), Podhorze und das Längenthal der Weichsel (gegen Österreich), die Prosna (gegen Deutschland, weiterhin fehlen die natürlichen Grenzen), die Ostsee und die Tornea-Elf (gegen Schweden). Nur im N. grenzt Russland an einen Ocean, der aber als Eismeer ohne Bedeutung für die Cultur ist; die Ostsee nnd das schwarze Meer sind Binnenmeere, deren Eingänge sich nicht in russischem Besitze befinden. Die Ostseeküste ist zwar 147 buchtenreich, aber auch hier sind die Häfen nur wenige Monate im Jahre eisfrei; gering ist die Gliederung der Nordküste des schwarzen Meeres. Da ganz Russland ein Tiefland ist, so finden wir hier nur Flachküsten. 1.) Am bedeutendsten ist die Gliederung im N., wo das weiße Nie er tief in das Festland eindringt und zwei Halbinseln, Kanin und Kola, dadurch gebildet werden. Die unbewohnte Doppelinsel Nöwaja Semlja (senilä) wird durch die karische Pforte von der Insel Waigatsch und diese durch die Waigatsch-Straße vom Continente geschieden. 2.) An der Ostsee der finnische und rigaische Meerbusen. Von den Inseln gehören die Alands-Inseln (olands), die Quarten, Ösel, Dago und noch einige andere zu Russland. N.) Tas schwarze Meer ist ohne Jnselbildnng. Die Halbinsel Krim, durch den Isthmus von Perekop mit dem Festlande verbunden, scheidet das seichte asow'sche Meer von dem schwarzen; sie stehen nur durch die Straße von Jenikale oder Kertsch miteinander in Verbindung. Flächeninhalt 5,s Mill. km". Der Woben und leine Wewässerung. Die Ostgrenze bildet der Ural, ein von der Waigatsch-Straße bis zu den Quellen der Emba sich erstreckendes, 4000 km langes Meridian- und Kettengebirge, welches im O. steil zum sibirischen Tieflande, im W. allmählich zu deu vorliegenden niederen Hügelketten abfallt. Seiner Höhe nach kann man es zn den Mittelgebirgen rechnen. Der nördliche Theil ist der höchste (Töll-Poz, 1700 m), der mittlere zeichnet sich durch seinen Erzreichthnm aus, im S. sinkt es unter 600 in, wird aber breiter, indem es zwischen seinen Ketten Hochebenen einschließt. Das ganze übrige Russland ist eine einzige Tiefebene von etwa 160 m mittlerer Seehöhe. Keine zusammenhängenden Landrücken durchziehen es, wie inan früher glaubte, und nur au wenigen Stellen wird die Mittelhöhe bedeutend überschritten. Das Waldai-Plateau steigt bis zu 350 m an, ebenso die Bergufer der südlichen Wolga; die süd- rus fische Landhöhe zwischen dem Don und Dnjepr und das Plateau von Littauen sind im Mittel nur 250 m hoch. Das nordwestliche Russland vom finnischen Meerbusen bis zum weißen Meere ist die niedere finnische Granitplatte, von zahllosen Seen bedeckt, unter welchen der Lädoga-See, der größte See Europas (18.000 km-, 2>/zinal so groß als das Herzogthum Salzburg), der Onega- (9700 km?), Jlmen- und Peipus-See die bedeutendsten sind. Der Abfluss der drei erstem ist die Newa, des letztem die Naröwn. Jni südöstlichen Russland finden wir die kaspische Senke, ein unter dem Meeresniveau (bis zu 26 m) gelegenes Land, das vom Nordufer des Kaspisees fast bis 50° n. B. sich ansdehnt. Als zuletzt trocken gelegter Seeboden ist es noch jetzt eine unfruchtbare Salzsteppe. Russland wird von zwölf bedeut enden Strom sh st einen bewässert, die nur durch unbedeutende Bodeuanschwellungeu voneinander getrennt sind. Eine vom Galsory nach SW. zu den Hochkarpathen gezogene Linie, die nnr zu beiden Seiten des 55. Meridians sich bedeutend nach N. ausbuchtet, bildet die Hauptwasserscheide zwischen dem Gebiete des Eismeeres und der Ostsee einerseits, des schwarzen und kaspischen Meeres anderseits. Von besonderer Bedeutung sind namentlich folgende Momente: 1.) Die Flüsse Vertheilen sich gleichmäßig über das Tiefland und verbinden daher alle Küsten¬ landschaften und den Ural niit dem Centrum des Landes. 2.) Als Tieflandströme 10* 148 haben sie nur ein geringes Gefälle nnd sind daher beinahe bis zur Quelle mit größeren Schiffen zu befahren. 3.) Die unbedeutende Höhe der Wasserscheiden erleichtert zahlreiche Canalverbindungen. 4.) Mit Ausnahme der in das Eismeer mündenden Flüsse ergießen sich die russischen Ströme in Binnenmeere oder in den von aller oceani- schen Verbindung abgeschlossenen Kaspisee nnd sind daher für den Verkehr mit dem Auslande von geringerer Bedentung als für den Binnenhandel, umsomehr, als bei der großen Ausdehnung des Landes der Straßenbau kostspielig und schwierig ist. a) In den Kaspisee münden: der UM aus dem Urälgebirge (2300 km, der drittgrößte Fluss Europas) nnd die Wolga, Europas größter Strom, der Entwässerer des centralen Russlands. Die Wolga (3200 km lang) entspringt auf der Waldaihöhe als Abfluss dreier kleiner Seen nnd nimmt zuerst eine östliche Richtung an, bis sic, durch die Vorhöhen des Ural gezwungen, die Richtung nach S. einschlägt, wobei der seltsame Fall eintritt, dass sie auf ihrer rechten Seite von steilen, auf der linken von flachen Ufern begleitet wird. Bis Twer wird sie mit Dampfschiffen befahren. Der bedeutendste Nebenfluss auf der linkeu Seite ist die vom Ural kommende, ebenfalls mit Dampfschiffen befahrene Kama oder kleine Wolga, die den wichtigen Verkehr mit den erzreichen Ural-Landschaften nnd mit Sibirien vermittelt: auf der rechten Seite ist am bedeutendsten die von der südrussischen Landhöhe kommende Oka mit der Moskwa. b) In das schwarze Meer münden: der Don und Dnjepr, die auf der südrussischeu Landhöhe entspringen, und der reißende Dnjestr (mit dem Grenzflüsse Podhorze), der ans den Karpathen kommt. Alle drei Flüsse durchbrechen in tiefen Thälern und mit Stromschnellen die süd- rnssische Landhöhe, wobei sie eilten ostwärts gerichteten Bogen beschreiben, und münden in seichte, den Schiffen schwer zugängliche Meerbusen, die durch kleine Inseln abgeschlossen werden nnd Limane heißen. Die Fort¬ setzung des Don-Limans ist das asow'sche Meer. Der bedeutendste unter diesen Flüssen ist der Dnjepr, der viertgrößte Strom Europas. Unterhalb Jekatcrinoslaw beginnen seine berühmten Stromschnellen nnd Wasser¬ fälle, die sogenannten Porogi. In den ältesten Zeiten der russischen Geschichte gieng seine Ufer entlang der Haupthandelsweg vom schwarzen Meere zur Ostsee. Auf seiner rechten Seite empfängt er die Beresina (die durch den Übergang der Franzosen 1812 eine traurige Berühmtheit erlangt hat) und den Pripet, dessen Ufer von den noch nnentwässerten Rokitnosümpfen begleitet werden; auf seiner linken Seite die Desna, die sich bei Kiew mit ihm vereinigt. — Der westlich mündende Bug ist ein verkleinertes Abbild des Dnjepr. a) In die Ostsee münden: 1.) die Newa (f. o.); 2.) die Düna, die von der Waldaihöhe erst nach SW., dann nach NW. in den Meer¬ busen von Riga fließt; 3.) der Meinen (ni-emen) mit der Wilia ergießt sich in zwei Armen, Rufs nnd Gilge, in das kurische Haff (in Deutsch¬ land heißt er Memel); 4.) die Weichsel, der zweite in den Karpathen entspringende Hanptfluss, bewässert in einem großen, ostwärts gerichteten Bogen die polnische Ebene, wo sie den durch den Narew verstärkten Bug empfängt, und mündet ebenfalls auf deutschem Boden in einem Delta, indem sie sich erst in zwei Hauptarme (Weichsel nnd Nogat) theilt, worauf sich die Weichsel wieder in die Danziger und alte Weichsel spaltet. Nur die Danziger Weichsel mündet direct in die Danziger Bucht, die übrigen Arme in das frische Haff. cl) In das Eismeer fließen die Onega, Dwina (beide in Busen des weißen Meeres) und Petschora (aus dem Ural). Nur die Dwina, die ans zwei, nach entgegengesetzten Richtungen fließenden nnd sich begegnenden 149 Armen entsteht, ist nls Hauptverbindnugssiraße nach dem N. von Bedeu¬ tung, obwohl auch sie nur ein paar Monate eisfrei ist. Klima. Russland zeichnet sich durch echt continentales Klima (vergl. Fig. 28) aus und bildet iu dieser Beziehung den Übergang zum nördlichen und centralen Asien, wo die Gegensätze zwischen Sommerhitze und Winterkälte ihren Höhepunkt erreichen. Drei Momente bedingen das eontinentale Klima Russlands: 1.) die große Flächenansdehnung des Landes; 2.) die Abgeschlossenheit vom Ocean und die im Verhältnisse zur Ausdehnung geringe Gliederung; 3.) die Nachbarschaft des coutiuen- taleu Asiens. Doch wirken mildernd im Winter die vorherrschenden W.- nud SW.-Winde, im Sommer die NW.-Winde. Der Niederschlag nimmt nach O. und SO. ab, weil 1.) die oceanischeu Winde schon iu Westeuropa einen großen Theil ihres Feuchtig¬ keitsgehaltes verloren haben, und 2.) weil nut Ausnahme des Ural und Kaukasus keine größeren Bodenerhebungen die Luftströmungen zwingen, ihres ganzen noch übrigen Feuchtigkeitsgehaltes sich zu entladen. Aus den Temperatur- und Niederschlagsverhältnissen ergibt sich die klimatische Dreitheilung Russlands: 1. ) Der m ittl e r e T h eil ist die Region des g e m i s cht e n W a l d e s und des Getreidebaues. 2. ) Der nördliche Theil ist im S. ein großer Nadelholzwald, dann folgt jenseits des Polarkreises (wie in Sibirien) die Zone der Tundren, wo der Mensch nur mehr auf Renthierzucht und Nomadenleben angewiesen ist, aber in der Jagd auf Pelzthiere eine wichtige Erwerbs¬ quelle findet. 3. ) Südlich von der Linie Galatz-Samara hört wegen unzureichenden Regens der Wald auf, aber die weite Flüche der südrussischen Landhöhe, vom Dnjestr bis zur Wolga, ist die Region der schwarzen Erde, des fruchtbarsten Ackerbodens, von unabsehbaren Getreidefeldern und viehreichen Grassteppen bedeckt. Nnr die kaspische Senke ist unfrucht¬ bare Salzsteppe mit Nomadenleben. Von der einst weiteren Ausdehnung des kaspischen Meeres zeugen die zahlreichen Salzseen, unter denen der Elton-See der größte ist und die bedeutende Mengen Salz liefern. Von Wichtigkeit ist auch der Fischreicht hum der Wolga und des kaspischen Meeres (Caviar von Astrachan). Politische Geographie. Bevölkerung und Kultur. Absolute Bevölkerung 91,o Mill., relative daher 18. Die Dichtigkeit steigt nnr in der Region der schwarzen Erde ans 40, füllt aber in den arktischen Gegenden unter 1. Die Bevölkerung ist vorwiegend eine bäuerliche (Gegensatz zu Großbritannien und Italien); Städte sind verhältnismäßig selten, klein und meist dorfartig aus Holz¬ häusern bestehend. Kein Staat Europas umfasst eine größere Anzahl mittellän¬ discher und mongolischer Völker als Russland, aber die Russen sind allen anderen an Zahl weit überlegen (gegen 60 Mill.). Sie bewohnen fast 150 das ganze Tiefland vom schwarzen bis zum Eismeere, während die übrigen Völkerschaften nur an den Rändern anftreten, und zwar: 1.) im Weichsel¬ lande Polen; 2.) in Littanen, Kurland und im südlichen Livland Letten; 3.) im nördlichen Livland, Esthland, Ingermanland, Finnland und Kota Finnen; andere finnische Stämme am nördlichen Ural und im Gebiet der Petschora, endlich einige finnische Völkerbruchstücke um Kasän; 4.) von Kasän bis an den Ural einerseits, bis zum Kaspisee anderseits wohnen verschiedene türkische Stämme; 5.) R u m ä n e n im Dnjestrgebiete. Die Russen scheiden sich in Großrussen, die vorwiegend das centrale und nördliche Tiefland bewohnen, Kleinrussen auf der jüdrussischen Landhöhe bis an die Karpathen (zu ihnen gehören auch die Kosaken, d. h. zum Reiterdienste verpflichtete Colonisten), nnd Weißrussen im obern Dnjepr-, Düna-nnd Niemengebiet. Die Grvß- russen sind der eigentliche herrschende Stamm. Fast drei Jahrhunderte schmachteten sie nnter mongolischer Herrschaft, nnd dieser langen Knechtschaft ist es zuzuschreiben, dass sie an Bildung so weit hinter anderen europäischen Völkern zurückstehen und dass sich ihrem Charakter einige unschöne Züge, wie kriechendes Benehmen gegen Mächtige und Mangel an Rechtsgefühl, beigemischt haben. Erst im 15. Jahrhundert gieng die Befrei¬ ung von Moskau aus, aber Russland blieb noch ganz asiatisch, bis es mit Beginn des 18. Jahrhunderts unter Peter dem Großen in die europäische Staatenfamilie eintrat. Immer weiter schob es nach allen Seiten seine Grenzen hinaus, vor allem, um Meeres¬ küsten zu gewinnen. Die ehemaligen Großstaaten an seinen Grenzen sielen, wurden theils vollständig vernichtet, wie Polen, theils bedeutend geschwächt, wie Schweden und die Türkei. 1867 wurde die Leibeigenschaft aufgehoben und der Bauer persönlich frei. Die herrschende Religion, zn der sich alle Russen bekennen, ist die griechische (auch orthodoxe, d. h. rechtgläubige, genannt); sie zählt circa 63 Mill. Anhänger; ihr Oberhaupt ist der russische Kaiser. Die Polen und Lütauer sind Katholiken, in den Ostseeprovinzen und in Finnland, die einst schwedisch waren, herrscht der Protestantismus. Die Landwirtschaft ist hier mehr als in anderen Staaten die Hauptbeschäftigung der Bevölkerung, begünstigt durch ungeheure, frucht¬ bare Ebenen. So wurde Russland die wichtigste Kornkammer- Europas. Die Hauptproducte des Ackerbaues sind Getreide (besonders Weizen und Roggen) nnd Flachs, außerdem wird viel Hanf produciert, der aber für den Welthandel von geringerer Bedeutung ist. Die Schaf¬ zucht gewinnt immer größere Ausdehnung; auch die Pferde- und Rind¬ viehzucht ist von Bedeutung. Der Bergbau (namentlich auf der asiatischen Seite) des erzreichen Mittlern Ural liefert vorzügliches Eisen, Gold, Platin, Kupfer und Edelsteine. In der Production der Edelmetalle Gold und Platin übertrifft Russland weit alle andern europäischen Staaten. Die Industrie Russlands, die sich in Moskau concentriert, ist erst eine neue Pflanzung, und ihrem raschen Aufblühen stehen bedeutende Hindernisse entgegen, vor allem das Borwiegen der Ackerbau uud Viehzucht treibenden Bevölkerung und die mangelhafte Communication bei ungeheuren Entfernungen. Da aber Steinkohle in Menge vorhanden ist (im erzreichen Ural, nm Moskau, am Donetz, einem Neben¬ flüsse des untersten Don, und in Polen), so geht die russische Industrie unzweifelhaft einer großen Zukunft entgegen. Schon jetzt wird die Maschinenweberei in Wolle, Baumwolle und Seide immer bedeutender; die Lederfabrication erzeugt seit altersher das berühmte Juchten- und Saffianleder. Das rassische Fabrikswesen ist ein wesentlich anderes als in den westeuropäischen Ländern, da die meisten Fabriken nicht in den Städten, sondern auf dem Lande liegen und der Fabriksarbeiter zugleich auch Bauer ist. 151 Handel. Russland nimmt durch seine Lage und seine Erzeugnisse eine ganz eigenthiimliche Stellung gegenüber Westeuropa und Asien ein. Wahrend es für jenes vorzüglich Agrieulturstaat ist, aus dem man Rohstoffe holt und wohin man Fabriks¬ erzeugnisse absetzt, ist das Verhältnis zu Asien ein gerade umgekehrtes, denn dieses bringt Naturproducte auf den russischen Markt, um Fabrikate dafür einzutauschen. — Wegen der geringen Küstenentwicklung und der von der wichtigsten Meeresstroße, dem atlantischen Ocean, entfernten Lage herrscht der Binnenhandel vor, ini Winter begünstigt durch die ununterbrochene Schneedecke, die auf der unermesslichen Ebene ruht und raschen Schlittcnverkehr ermöglicht, im Sommer durch das enge Flussnetz und die Canäle, die ohne Schwierigkeit die niederen Wasserscheiden übersetzen. 1.) Die beiden Canäle von der Kama zur Petschora und von der Scheksna (Nebenfluss der Wolga) zuni westlichen Quellfluss der Dwina verbinden den Kaspisee mit dem Eismeere. 2.) Die beiden Canäle von der Msta (Zufluss des Ilmensees) zur Twerza (Nebenfluss der Wolga) und vom Ladogasee zur Molvga (Nebenfluss der Wolga) verbinden den Kaspisee mit dem baltischen Meere. 3.) Der Canal vom Onegasee bis zum westlichen Quellarm der Dwina verbindet die Ostsee mit dem Eismeere. 4.) Die drei Canäle von der Beresina zur Düna, vom Pripet zur Schara (Nebenfluss des Riemen) und von. Pripet zum Bug setzen das schwarze Meer mit der Ostsee in Verbindung. In neuester Zeit wird die Bedeutung der Flussschiffahrt (meist mit Dampfern) durch das immer weiter sich ausbreiteude Eisenbahnnetz etwas eingeschränkt. Die Endpunkte des letzter« sind im N. Petersburg (von wo nur noch einige unbedeutende Arme in das südliche Finnland reichen), im O. Nischnij-Nowgorod und Orenburg, im S. Wladikaukas, Sewastopol und Odessa. politischer Zustand, Linstjeilung und Topographie. Das Kcrisev- rreich Hinsstclnd, das zweite Weltreich, aber im Gegensätze zum meerbeherrschenden England durchaus eine Continentalmacht, umfasst die ungeheuren Länderstrecken vom großen Ocean bis znr Ostsee, deren Flächeninhalt (22 Mill, mit nur 109 Mill. Ew.) den Europas nm das Doppelte übertrifft. Der europäische Theil ist nur der dritte, aber beherrschende Theil des Reiches. Russland ist eine absolute Monarchie unter der Herrschaft der Kaiser aus dem Hause Romanov-Gottorp; sie führen den Titel «Selbstbeherrscher aller Reußen» (Czar szärs). Die russische Weltmacht beruht auf der in strenger Einheit geschlossenen herr¬ schenden Ration, wozu die Übereinstimmung des kirchlichen Glaubens und die Ver¬ einigung aller weltlichen und geistlichen Gewalt in einer einzigen Hand wesentlich beiträgt. Aber diese Einförmigkeit des Volkes ist wieder nur möglich in einem Lande, das als eine weite, unterschiedslose Fläche keinen Theil sich absondern lässt. (Vergleiche damit Griechenland!) 1.) KroßrussLcnid. Großrussland, welches das centrale und nördliche Tiefland umfasst, ist der historische Kern des Reiches. Hier liegt daher, gerade im Centrnm des europäischen Russland, an der Moskwa die alte Hauptstadt Woskcrn (750.000 Ew.), das Eisenbahncentrum, der Stapelplatz des innern Handels und die erste Industriestadt des Reiches. Seine herrschende Lage verdankt Moskau dem Umstande, dass es dem Centrum des russischen Bewässerungssystems (zwischen Tula und der Waldaihöhe) möglichst nahe liegt. Die sehr weitläufig bewohnte, Gärten und Felder einschließende Stadt liegt theilweise auf Hügeln; so namentlich der Krenil, der geheiligte religiöse und politische Mittelpunkt Russlands, wo noch jetzt die Czaren gekrönt werden. Er bildet eine Stadt für sich, besonders ummauert, voller Paläste und Kirchen, deren verschwenderische Pracht uns daran mahnt, dass wir schon an den Pforten des Orients stehen. Am belebtesten 152 ist die Chinesenstadt, deren Raine schon an die Verbindung mit Asien erinnert. Moskau ist überdies wichtig als Vcreinigungspunkt des, altrnjsischcn Wesens, welches jede An¬ näherung an den Westen Europas anfeindct. Über die Bedeutung Moskaus und des Kremls sagt ein russisches Sprichwort: «Der Kreml ist das Herz von Moskau, Moskau das Herz der grossrussischen Ebene, Großrusslaud das Herz des russischen Reiches, eines das Abbild und der Mittelpunkt des andern.» Am Zusammenflüsse der Oka und Wolga liegt Nischnij-Now¬ gorod (70.000 Ew.), der Stapelplatz des Wolgahandcls, wo zwei Welt- theile, Asien und Europa, auf der jährlich abgehalteueu Messe ihre Waren tauschen. In den Monaten Juli und August versammeln sich hier mehr als 300.000 Menschen aus den fernsten Gegenden Asiens und Europas. Der Kaufmann aus Paris und London macht hier mit dem Perser und Chinesen, der Schwede ans Finnland mit dem Jakuten aus Sibirien directe Geschäfte. Groß- und Kleinhandel gehen wie auf einem Dorfjahrmarkte nebeneinander her. Höchstens das Völkergewühl in Mekka mag mit dem Getreide auf der Messe zu Nowgorod verglichen werden. Als Wolgastädto sind ferner Twer, wo die Dampfschiffahrt beginnt, und der Handelsort Rybinsk von Bedeutung. — Auf der südrussischen Landhöhe liegen: Tula (60.000 Ew.) mit der großen Waffenfabrik, Orel (80.000 Ew.); Woronesch (60.000 Ew.), ein Hauptort für den Getreide- nnd Talghandel, und Smolensk am Dnjepr, der hier schiffbar wird, eine den Russen heilige Stadt. — Am Ausflüsse des Wolchow aus dem Ilmensee Nowgorod, einst die berühmteste Handelsstadt Russlands und eine Republik, bis sie von den Herrschern von Moskau erobert wurde (einst 400.000 Ew.; das stolze Sprichwort: Wer kanil wider Gott und Nowgorod!). — Archangel am Dwinabnsen ist die bedeutendste Stadt des polaren Russlands. Es führt Holz, Fische, Pelzwerk re. aus. Im Petschoragebiet leben finnische Nomadenvölker, darunter die Samojeden; auf Kola die Lappen. 2. ) Kkelnrrtssbcrnd mit der Ukraina (ukrä-ina). In Kleinrussland bildete sich nm Kiew (170.000 Ew.) am Dnjepr der älteste russisch-christliche Staat, später kain es unter polnische Herrschaft und erst im 17. Jahrhundert wieder an Russland. Jetzt ist Abcrrkow (170.000 Ew.), wo sich die Bahnen von Odessa, aus der Krim und vom Kaukasus vereinigen, die Hauptstadt. Berditschew (80.000 Ew.) ist der Mittelpunkt des südrussischen Handels nach Deutschland. 3. ) Die Gstseeprovinzen. Die Ostseeprovinzen haben lettische und finnische Landbevölkerung, aber seit alter Zeit sind die Städtebewohuer und adeligen Gutsbesitzer deutsch; der Protestantismus ist vorherrschend. Bis Peter d. Gr. gehörten sie zu Schweden. a) Ingermanland mit Petersburg (860.000 Ew.) am Aus¬ flüsse der Newa, die Haupt- und Residenzstadt des russischen Reiches und zugleich dessen erste Handelsstadt. Die Festung Schlüsselburg am Aus¬ tritte der Newa aus dem Lädogasee und der befestigte Kriegshafen Kron¬ stadt schützen sie von der Land- und Seeseite. Wie Moskau der Mittelpunkt des alten, Asien zugekehrten, so ist Petersburg der Mittelpunkt des modernen, dem westlichen Europa zugekehrten Russlands. Darin liegt die Bedeutung der Stadt, denn sie ist nicht bloß die große Eingangspforte für 153 europäische Waren, sondern vorzüglich für Cnltur und Sitte. Petersburg ist nicht wegen seiner Lage, sondern wegen seiner Bauart eine der schönsten Städte der Erde, wo «jedes Hans ein Palast und jeder Palast eine Stadt» ist. 5) Esthland mit dein befestigten Kriegshnfen Rewal (50.000 Ew.) nm Eingang in den finnischen Meerbusen (vcrgl. Sweaborg). e) Livland mit Wigcr (180.000 Ew.) an der Mündung der Düna, der zweiten russischen Handelsstadt an der Ostsee (Ausfuhr der Rohproduete des mittleren Russlands, wie Flachs, Hanf, Holz), und der Universität Dorpat. ä) Kurland mit der Hauptstadt Mit au. 4.) Das Großfürstenthum Jinnlcirrb. Finnland ist ein Gewirr von Fels, Heide, Moor und Seen; mehr als zur Hälfte unproductiv. Bis 1809 war es schwedisch, auch jetzt nimmt es innerhalb des russischen Reiches eine völlig selbständige Stellung ein. Die Hauptmasse der Bevölkerung ist finnisch, an der Küste, wo allein sich größere Orte finden, schwedisch. Die neue Hauptstadt ist Helsingfors mit Kriegshafen (50.000 Ew.); die alte Hauptstadt Abo (obu) ist durch einen dichten Schereuhof geschützt. Swea borg, eine ans sieben Schereninseln angelegte Seefestnng (das «Ostsee-Gibraltar»), bewacht die Einfahrt in den finnischen Meerbusen (Petersburg). 6.) Uoben. Polen war einst dasselbe, was jetzt Russland: der slavische Großstaat; seine Grenzen reichten einst weit über das Weichselland, das eigentliche Polen, „hinaus. Fortwährende innere Zwistigkeiten lockten äußere Feinde an; 1795 hatten sich Österreich, Preußen und Russland in das ganze Reich getheilt, wobei letzterem der größte Antheil zufiel. — Die Stadtbevölkerung ist in allen polnischen Ländern zum großen Theil jüdisch; die Polen sind durchaus katholisch. Am Hauptfluss liegt die Hauptstadt WcrwfcHcru (450.000 Ew.) mit der befestigten, blutgetränkten Vorstadt Praga, d. h. Schwelle. Lodz (110.000 Ew.), das -polnische Manchester». 6. ) Westitirsslcrnd, früher polnisch. u) Littauen (zwischen Dnjepr, Pripet, Riemen und Düna) mit der Hauptstadt Wikncr (100.000 Ew.) an der schiffbaren Wilia. Der süd¬ liche Theil wird von einer großen Sumpffläche eingenommen, die der Auf¬ enthalt der (sonst ausgestorbenen) Auerochsen ist. 1>) Wolhynien und Podolien oder Rothrussland (westlich von der Ukraina auf dem ural-karpathischen Landrücken) treibt ansehnliche Vieh¬ zucht. Hauptort Schitomir (60.000 Ew.). 7. ) SüdwussLcrnd. Südrussland, im Alterthume die Kornkammer Griechenlands und mit hellenischen Colonien besetzt, verkam völlig unter der Mongolen- und später unter der Türken- hcrrschaft, die bis in das vorige Jahrhundert dauerte. Die russische Regierung siedelte viele deutsche Colo ui st en an, die den Ackerbau wieder zur alten Blüte bringen. a) Bessarabien, das getreidereiche Land zwischen dem Pruth und Dnjestr. In der Mitte liegt die Hauptstadt Aischinew (120.000 Ew.), Ausfuhr von Getreide, Wein und Vieh. Festung Bender. 154 1>) Das politische Küstenland. Der einzige für größere Schiffe zugängliche Hafen ist Hdesscc (240.000 Ew.), die erste Handelsstadt am schwarzen Meere. Ausfuhrplatz für Getreide. Die übrigen Hafenstädte liegen an den Limans nnd sind daher von geringerer Bedeutung: Niko¬ lajew (70.000 Ew.) am Bug, Cherson (70.000 Ew.) am Dnjepr, Taganrog (60.000 Ew.) und Rostow (60.000 Ew.) am asow'schen Meere. o) Die Krim, im N. flache Steppe, im S. das mit Lustschlössern russischer Fürsten bedeckte Jailagebirge, welches eine vorzügliche Steilküste bildet. Hier liegen die Seestädte Sewastopol, eine gewaltige Festung, und Kertsch an der Meeresstraße. Hauptstadt ist Simferopol. ä) Das Land der d o n i s ch e n K o s a k e n, zu beiden Seiten des Don. 8.) Hstrussbcrnd. In Ostriissland bestanden zwei Mongolenreiche, nnd noch jetzt ist die Bevöl¬ kerung znm Theile türkisch nnd finnisch; in compacten Massen treten nur die nomadischen Kirgisen in der kaspischen Salzsteppe auf. Echte Mongolen sind die Kalmücken an der Westseite der untern Wolga. Alle diese Völker sind Mnhamedaner. u) Das Czarenthum Kasan oder das Land der Kama bis über den Ural. Acrsän (140.000 Ew.) an der Wolga ist der wichtige Stations¬ platz auf der großen Straße von Moskau über den Mittlern Ural. Perm an der Kama und Jekaterinburg am Ostabhange des Ural sind die Mittelpunkte des uralischen Bergbaues. b) Das Czarenthum A st rachä n oder das Land der untern Wolga. Astrachan (70.000 Ew.) an den Mündungsarmen der Wolga ist der Mittelpunkt des Handels am kaspischen See (Fische) und vermittelt zugleich den Handel mit Persien und Jnnerasien. Scrr-crtorv (120.000 Ew.) an der Wolga, blühender Handelsplatz, umgeben von zahlreichen deutschen Colvnistendörfern. Orenburg am Ural (60.000 Ew., Völkerthor) ist der Sammelplatz der asiatischen Karawanen. IV. Die lVeschälfte des europäischen Stammes. 8 68. Dag Dochgebirgssystem der Alpen. Genuci 44"/g, M'/,- Hyerische Juselu 43, 24. Genf uw. von 46, 24. Wien n. von 48, 34. Triest sö. von 46, 32. Verona nw. von 45, 29. Die Alpen, das höchste Gebirge Europas, sind nicht, wie z. B. die Pyrenäen oder der Kaukasus, ein einfaches Kettengebirge, sondern eine Gesammtheit von Ketten- und Massengebirgen (auch Massivs genannt), die in mannigfacher Weise sich gruppieren und durch eiue große Menge von Quer- nud Längeuthäleru uud Pässen zerschnitten werden. Sie erstrecken sich in einer Länge von 1100 Irin vom 43.° bis 48? n. B- (also in der Mitte zwischen dem Äquator uud Nordpol) und vom 23? bis 34? v. L. (also in der Mitte von Europa) in einem großen, nach S. geöffneten 155 Halbbogen oom mittelländischen Meere bis gegen Wien und Ödenburg. Die vorherrschende Richtung ist daher von SW. nach NO. Beim ersten Anblicke einer Alpenkarte erkennt man, dass die Alpen ans zwei Flügeln von ungleicher Länge bestehen, die gerade im höchsten Punkte des Gebirges, dem Montblanc, znsammenstoßen. Von da an ziehen sie mit zunehmender Breite und abnehmender Höhe nach NO. Die geringste Breite außerhalb der ligurischen Alpen (zwischen Genf und Jvrea) beträgt 150 km, die größte (zwischen Füssen und Verona) 260 km. — Flächenraum des Alpeugebietes 190.000 km^. Hrenzen. Mit Ausnahme einer geringen Strecke, wo das Meer unmittelbar die Grenze bildet, wird das Alpenland nach allen Seiten hin von Ebenen, und zwar im W., S. und O. von den Tiefebenen der Rhone, des Po und der Donau, im N. von einer in der Richtung der Alpen vom Genfer See bis zu dem Punkte, wo das Gebirge die Donau erreicht (unterhalb Linz), verlaufenden Hochebene umgeben. Diese Hochebene, die durch den Bodensee in eine schweizerische und oberdeutsche geschieden wird, wird im N. abermals von einem Gebirge, dem Jura, begleitet. Aus dem Gesagten ergibt sich schon, dass der Anblick der Alpen von S. ein beiweitem prächtigerer sein muss als von N. Dazu kommt noch, dass der südliche Abfall viel steiler ist als der nördliche nud von der Hochebene aus Vor¬ berge die Aussicht auf das Hochgebirge größtentheils versperren. Am imposantesten er¬ scheinen die Aipen von den Thürmen der Marcuskirche in Venedig und des Mailänder Doms aus gesehen. Zur Orientierung ist vor allem ein vorläufiger Blick auf die wichtigsten Alpenflüsse nothweudig. Bon den vier großen Alpenströmen entspringen nur drei in den Alpen selbst: der Po, der Rhein und die Rhone; die Donau erhält nur ihre bedeu¬ tendsten Nebenflüsse aus diesem Hochgebirge. 1.) Nach S. fließen außer den schon genannten Nebenflüssen des Po auch die Flüsse Etsch, Piave, Tagliamento (taljainento) und Jsonzo. 2.) Die nach W., N. und O. strömenden Flüsse gehören dem Gebiete der Rhone, des Rhein und der Donau au. Der 27^. Meridian trennt so ziemlich das Rhein- und Rhonegebiet (rvn) von dem der Donau. — -a) Das Rhone- und Rheingebiet. Beide Flüsse entspringen am Gebirgsstock des St. Gotthard, die Rhone fließt nach SW. zum Genfer See, der Rhein nach NO und erreicht nach einer scharfen Wendung nach N. den Bodensee. Zur Rhone fließen (nach W.) die Ise re (iser) und die Dura nee (dürangs), zum Rhein fließt die Aar mit der Reuß und Limmat. — k) Das Donaugebiet. Außer den nur in ihrem obersten Laufe den Alpen angehörenden baierischen Flüssen Iller, Lech und Isar empfängt die Donau im R. noch folgende wichtige Alpenflüsse, die miteinander die eigenthümliche Thalbilduug gemein haben, indem sie zuerst durch ein Längen-, dann durch ein Querthal fließen: den Inn mit der Salzach, die Traun und Enns. Nach O. fließen durch große Längenthäler die Drau mit der Mur und die Save. Lintljeil'ung. 1.) In der Breitenrichtung: Große Längenthäler theilen das Gebirge in drei Zonen: Central-, Nord- und Südalpen. Die Centralalpen bestehen vorwiegend aus krysta klinischen Gesteinen (Granit, Gneiß, Glimmerschiefer und Thonschiefer), die Nord- und Süd- alpen vorwiegend aus Kalkstein und Dolomit (daneben auch Sand¬ steine, Couglomerate und Schiefer). Die nördliche Zone begleitet die Ceutralalpen vom Mittelmeere bis Wien, während die südliche erst im Osten des Lago Maggiore (madschvre) beginnt. — 156 — 1. ) Grenze zwischen den Nord- und Centralalpen: Das Querthal des Verdon (werdong , Nebenfluss der Durance), das Thal des Dräe (linker Nebenfluss der Istre), das Langenthal der Istre (bis znin Knie etwa im Parallel von Chamberl) ffchambcrris); von da bis in die Nähe von Martigny (martinji) verlaufen in einer fast geraden Linie mehrere kleinere Langenthaler; das Längenthal der Rhone von Martigny bis zum Ursprung, das Ursercnthal (Langenthal der Reuß), das Nheinthal vom Ursprung bis zur Mündung des Jll, die Arlbergstraße von Feldkirch bis Landeck, das Längenthal des Inn von Landeck bis zur Einmündung der Zillcr, das Zillerthal bis zmn Gerlospass, das Längenthal der Salzach bis St, Johann, das Lüngeuthal der Enns bis zur Einmündung des Palten-Bachcs, das Palteu-Lisingthal, das Murthal bis Bruck, das Mürz- und Leithathal. — 2.) Grenze zwischen den Süd- und Central alp en: Die Eiusenkung vom Nordrande des Lago Maggiore bis Menaggio (menatscho) am Comosee, das Längcnthal der Adda und von da über das Muranza- ins Miinsterthal bis Glurns, das der Etsch, das Pusterthal (von Brixen bis Lienz) und das von da an gerade verlaufende Drauthal. Charakteristik der Zonen. Die Centralalpen bilden die höchsten Par¬ tien des ganzen Gebirgssystems, meist gewaltige Massivs, die nach allen Seiten von Querthälern durchfurcht werden. Die Gehänge der oben genannten Grenzthäler sind meist sanftere Erhebungen, bis an die Gipfel von einer prächtigen Pflanzenhülle umkleidet; wandert man aber durch die Querthäler in das Innere des Massivs, dann wird die Gebirgswelt immer ernster und großartiger. Die schneebedeckten Gipfel ragen als kühne Felsenhörner oder als imposant gewölbte Dome über die höchsten Kämme empor; sie werden von den Alpenbewohnern nach ihren charakteristischen Formen als Horn, Stock, Thurm, Zahn, Kopf u. s. w. bezeichnet. Der höchste circusartige Theil der Querthäler ist häufig mit Gletschern ausgefüllt. Die Nord- und SUdalpen sind meist in langgestreckten Gebirgsketten geordnet. Sie zeichnen sich durch schroffe und wilde Formen und jähe Abstürze aus. Die Pflanzenhülle ist nicht so üppig wie in den Ceutralalpen; häufig tritt das nackte, weißlichgraue Kalk- oder Dolvmitgestein zutage. Die höchsten Theile sind entweder seltsam zerrissene Kämme oder sie dehnen sich zu Plateaus aus, die den Eindruck öder Felsenmeere machen. 2. ) Eintheilung in der Längenrichtung: eine große Querfurche: das Rheinthal vom Bodensee bis zur Einmüudung des Hinterrheius, das Thal des Hinterrheins, der Bernhardin-Pass, das Val Mesocea und dessen Fortsetzung, das Tieinothal und der Lago Maggiore — scheidet das ganze Gebirgssystem in West- und Ostalpcn. Sie unterscheiden sich sehr wesentlich voneinander: u) Nur die Ostalpen haben eine Südzone; k) in der Nordzoue der Ostalpen herrscht Kalkstein und Dolomit entschieden vor, und niedere Sandsteinberge bilden nur den schmalen äußersten Rand, während in den Westalpen sich zwischen den Kalkgebirgen auch Sandstein- (und Schiefer-) Gebirge einschieben." Übersicht des Wlpcnsyffemes. I. Westalpen. u) Die centrale Zone. 1) Die ligurischen Alpen, vom Bocchettapass bis zuni Col di Tenda. 2. ) Die Seealpen, westlich vom Col die Tenda bis zum Berdonthal, nördlich bis zum Thal von Stura (Nebenfluss des Tanaro) und zum Thal der Durance. 3. ) Die kottischeu Alpen, zwischen den Thülern der Stura, Dora Ripera, Arc und des Drac (letztere Nebenflüsse der Jsere). * Eintheilung nach Mojsisovich. Ferner theilte man die Alpen in West-, Mittel-, und Ostalpeu. 157 4. ) Die grajischen (lira uen) Alpen, Mischen den Thälern der Arc und Dora Ripera, der großen St. Bernhardstraße, und im W. mit denr Montblanc-Gebirge abschließend. 5. ) Die penninischen Alpen, von der großen St. Bernhardstraße bis zur Simplonstraße, die in das Tocethal (totsche) führt. 6. ) Die lepontinischen Alpen, zwischen der Simplon- und der Bernhard¬ straße (s. o.) d) Die nördliche (westliche) Zone. 1. ) Die provenoalischen Kalkalpen, westlich vom Querthal des Verdon und dem Dracthale, im N. bis ans Jftrethal. 2. ) Die savoyischen Kalkalpe u, westlich vom Montblanc-Gebirge zwischen den Thälern der Istre und Arve (Nebenfluss der Rhone). I.) Die Chablaisalpen (schabte), zwischen dem Arvethale, dem Genfer See und dem Querthal der Rhone. 4. ) Die Berner Alpen, zwischen dem Genfer See, dem Querthal der Rhone und dem Aarthale. 5. ) Die Vierwaldstätter Alpen, zwischen dem Aar- und Reußthale. 6. ) Die Glarner und Schwyzer Alpen, zwischen dem Reußthale, dem Wallen- und Züricher See. 7. ) Die St. Gallner Alpen, vom Wallen- und Züricher bis zum Bodensee. II. Die Ostalpen. s) Die centrale Zone. 1. ) Die rhätischen Alpen, zwischen der Bernhardinstraßc, dem Rheinthale, der Arlbergstraße, dem Jnnthale von Landeck bis Finstermünz, dem obern Querthale der Etsch und dein Addathale. 2. ) Die Ötzthaler Alpen, zwischen den Längenthälern der Etsch und des Inn bis zur Brcnnerstraße (Wipp- und Eisakthal). 3. ) Die hohen Tauern, von der Brennerstraße nach O. bis zum Lieserthal (Rebenthal des Drauthales), der Hafnerspitz und dem Klein - Arlthal (Nebenthal des Salzachthales). 4. ) Die norischen oder steierischen Alpen, die übrigen Centralalpen östlich von den hohen Tauern. k) Die nördliche Zone. 1. ) Die Vorarlberger, nordtirolischen und baierischen Alpen, im N. der Arlbergstraße vom Bodensee und dem Rheinthale bis zum Querthale des Inn. 2. ) Die Salzburger Alpen, zwischen den Querthälern des Jun und der Salzach. 3. ) Die Salzkammergnt-Alpen, zwischen den Querthälern der Salzach und Enns. 4. ) Die österreichischen Alpen, die übrigen Kalkalpen östlich von den vorigen. e) Die südliche Zone. 1. ) Die Luganer Alpen, zwischen dem Lago Maggiore und Comosee. 2. ) Die Veltliner Alpen, zwischen dem Comosee und dem Ogliothale bis Edolo. 3. ) Die Ortles-Adamello-Alpen, vom Oglio-Adda-Münsterthal bis zum Chiese- und oberen Sarcathal. Von Caresolo a. d. Sarca verlaufen eine Reihe von kleinen Längenthälern bis nach Meran. 4. ) Die Trientiner Alpen, östlich von den vorigen bis zum Etschthal. b.) Die Botzener und Veroneser Alpen, vom Etschthal bis zum Abteithal (Nebenthal des Pusterthales) und Cordevole-Piavcthal. 6. ) Die Ampezzaner Alpen, östlich von den obigen bis zum Piavethal und Kreuzberg. 7. ) Die carnischen und venetianischen Alpen, zwischen dem Piave und Tagliameuto mit der Pontebbastraße. 8. ) Die Karawaukeu und Krainer Alpen, zwischen dem Save- und Drauthal. 158 9.) Die julischen Alpe», Mischen Save, Tagliamento und dein Laibachfluss (Nebenfluss der Save). Mit den Alpen stehen folgende Gebirge, welche aber keinen alpinen Charakter mehr tragen, in Verbindung: 1. ) der Wiener Wald, 2. ) das Leithagcbirge, 3. ) das ungarische Mittelgebirge, 4. ) das steierische Hügelland, 5. ) das kroatische Bergland, zwischen Drau und Save, 6. ) der Karst, welcher das Gebirgsland der griechisch-slavischen Halbinsel mit den Alpen in Verbindung setzt. 3.) Nach der vertiealen Erhebung theilt man die Alpen in Boralpen bis 1600 in, Mittelgebirge von 1600 bis 2700 m und Hochalpcn über 2700 m. Nur die letzteren sind mit ewigem Schnee bedeckt. Da die Temperatur in den Alpen aus je 100 m durchschnittlich um 0,6° L. abnimmt, so muss Klima und Vegetation mit der Höhe immer mehr einen polaren Charakter annehmen.* Daraus erklären sich folgende Höhenstufen der Gewächse: Über 2700 m ewiger Schnee, fast alles Pflanzenleben ist erloschen, doch Hausen hier noch Adler und Lämmergeier. 1900 bis 2700m Krä uter, Gräser und Stauden, darunter die herrlich duftenden Alpenrosen und das Edelweiss. Die Gemse ist hier heimisch, in den höher» Regionen einst auch der Steinbock. 1300 bis 1900m Nadelholzwald und Bergwiesen. Dauernde menschliche Ansied¬ lungen sind nur vereinzelt. Die saftigen Wiesen beleben den Sommer über zahlreiche Herden, im Herbste aber ziehen die Senner (Hirten) mit ihren Herden wieder ins Thal hinab. Unter den Bäumen dringen die Lärche und Arve (Zirbel) am höchsten vor. 600 bis 1300m gemischter Wald und Getreidebau. Bis 600 m gedeihen ans der Südseite noch Rebe und Kastanie. Wind nnd Regen. Die in Europa vorherrschenden warm-feuchten SW.- Winde entladen sich des größten Thcilcs ihres Wasserdampfgehaltes an den Südhängen der Alpen, die daher zu den niedcrschlagrcichstcn Gebieten von Europa gehören. Ein großer Theil des Niederschlags wird in dem ewigen Schnee und den Gletschern anfgespcichert, um zur Sommerszeit wieder den Flüsseu zugute zu kommen. So sind die Alpen die nie versicgbare Wasserquellc der Rhein-, Rhone-, Po- und Donaulündcr. Haben die SW.-Winde am Südfuße der Alpen säst ihren ganzen Dampsgchalt verloren, dann stürzen sic als trocken-heißer Föhn in die nördlichen Thäler. * Nur ist in den hohen Alpcnregionen der Winter wärmer und der Sommer kühler als in den polaren Gegenden, wie folgendes Beispiel zeigt: Winter Theodulpass, 3333 m h. — 12,7 Nvwaja Semlja, 73,« ° n. B. — 16,» Frühling — 8,3 — 11,3 Sommer Z- 0,s -s- 4,2 Herbst — 5,s — 7,2 Jahr — 6,e>°L. — 7,8 » 159 Gletscher. Die Gletscher, dieser herrliche Schmuck der Alpcnwelt und die Spender unversiegbarer Wasserschütze, sind Eis ströme, welche Hochmulden und Hochthüler bis weit unter die Schneegrenze herab erfüllen. 1.) Entstehung. Der Gletscher entsteht aus dem Firnschnee, der Firnschnee aus dem Hochschnee. Der Hochschnee, nnr in einer Höhe von 3200 m und noch höher, also in der Region des ewigen Winters, vorkommend, ist ein feiner, lockerer, glänzend weißer Schnee, der allmählich durch den Wind oder infolge seiner Schwere in tiefer liegende Gegenden hinabgelangt und hier zum Firnschnee wird. Da in diesen Gegenden der Schnee bei Tage thcilweise anfthaut und bei Nacht wieder gefriert, so nimmt er allmählich die Form runder Körner an, die eine mehr oder weniger zusammen¬ hängende Masse bilden. Ein großer Theil wird wiederum tiefer hinabgeschoben in Gegenden, wo schon häufig Regen fällt. Der Schnee schluckt nun den Regen auf, gefriert, und durch den ununterbrochenen Prvcess des Austhauens und Gefrierens, sowie unter dem Einflüsse des Druckes der übereinander liegenden Schichten, bildet sich endlich poröses Gletschereis. — 2.) Beschaffenheit der Gletscher. Das Gletschereis unter¬ scheidet sich durch seine zahllosen Haarspalten und Blüschen vom Wassereis. Infolge dessen ist auch die Farbe eine verschiedene und schwankt zwischen weiß und ultramarin¬ blau. Am untern Ende schmelzen sie ab, ohne kürzer zu werden, rücken also von oben nach, doch so langsam, dass man die Bewegung nicht sicht. Die Höhe des Gletscherendcs schwankt bei den größcrn zwischen 2300 und 1000 m, die Länge zwischen 7 und 20 bin, die Breite zwischen 1 und 4 bm. Man berechnet die Anzahl der Gletscher in den Alpen auf mehr als 2000. — Die Seiten moräne ist der an den Seiten des Gletschers liegende Steinfchutt, der im Laufe der Zeit von den Felsen ab- gebrvckelt wnrde. Münden zwei Gletscher ineinander, so stoßen natürlich zwei solcher Moränen zusammen, und es entsteht an der Vereinigungslinie eine Mittelmoräne (im Gegensatz zur Seiteninorüne). Unter Grundmorane versteht man den zu Schlamm zerriebenen Gesteinsschutt, den der Gletscher am Boden sortbewegt und in den größere und kleinere gekritzte Gesteinsstücke eingebettet sind. Grund- und Seitenmoränen bilden zusammen die am Ende des Gletschers liegende Endmoräne. — In Tirol nennt man die Gletscher «Ferner», in den hohen Tauern «Kees», in Italien «Vedretta». Die Schrecken der Alpcnwelt. Da die Wolkenbildung in der Alpenwelt eine sehr starke ist, so kann das Segenbringende auch in das Verderbliche umschlagen. Bei heftigem Gewitter schwellen die Bergwasscr fo an, dass sie oft schwere Felsstücke ins Thal hinabtragen. Nicht selten sind Bergrutsche infolge anhaltender Regen, wodurch Schiefer- und Thonlager erweicht werden, und schon oft sind Dörfer von steinigen Schlammströmen verschüttet worden. Ebenso furchtbar sind die Eis- und Schneestürze oder Lawinen. Im Beginn des Sommers oder wenn der Föhn weht und rasche Schneeschmelze eintritt, ist ihre Masse und Gewalt oft so groß, dass sie Felsstücke, Wälder und Wohnungen mit sich fvrtreißcn. Die Alpenscen liegen theils an dem Fuße der Alpen, theils im Innern der Gebirgswelt. Die ersteren sind die Randseen, die letzteren die Hoch feen. Die Randseen begleiten den Nordabhang auf einer Strecke von 500 km (in der Schweiz, Baiern und in dem Salzkammergnte) und den Südabhang auf einer Strecke von 150 km (italienische Randseen). 1.) Die nördlichen Randsecn liegen durchschnittlich 500, die südlichen nur 200 m hoch. Ein gleicher Gegensatz besteht bezüglich der Tiefe; sie beträgt bei den nördlichen durchschnittlich 200, bei den südlichen 460 m; letztere reichen fast durchaus unter das Meeresnivean (größte Tiefen ans der Nordseite Genfer See 300 m, auf der Südseite Como-See 400 m). Sie sind berühmt wegen ihrer Schönheit, der herrlichen Vegetation an ihren Usern und der Reinheit, Klarheit und Durchsichtigkeit ihres Wassers, dessen Farbe zwischen dem hellsten Blau und dunkelsten Blaugrün schwankt. Aber sie sind auch wichtig: a.) als Länternngsb ecken der Alpenflüsse, die schmutziggran in dieselben einmünden, hier den mitgcführten Schutt und das Gerölle ablagern und mit der klarsten smaragdgrünen Farbe dieselben verlassen; k) als Regulatoren, die wenigstens die Hülste des zur Zeit der Schnceschmelze angeschwellten Wassers zurück¬ halten, um es später, wenn die Zuflüsse wieder schwächer geworden sind, abzugebcn. 160 2.) Die Hochseen finden sich in einer Höhe von 1300 bis 2600 m. Sie sind klein und haben nie mehr als eine Stunde im Umfange. Ihre Farbe ist blau, gräulich oder dunkelgrün. Viele Flüsse entspringen ans solchen Seen. Die Einsamkeit der Umgebung dieser Seen, die überdies den größten Theil des Jahres gefroren sind, sticht merklich ab von der Belebtheit der Randseeu. Die Alpenthäler. Betrachtet inan sie in ihrem Verhältnisse znm Gebirge, so unterscheidet man Längen- nnd Querthäler, von denen die erster» meist die Grenze zwischen den Centralalpen nnd Nebenzonen bilden; in ihrem Verhältnisse zueinander unterscheidet man Haupt- uud Nebenthäler. Ein Hmiptthal mit allen seinen Nebenthälern nennt man ein Thalsystem. 1. s.) Langenthaler haben meist sanfte Abhänge, breite Thalsohlc und sanfte Neigung. Wird aber daS Läugcnthal zum Qucrthal (Durchbruchsthal), so geschieht dies meist in rascher Wendung (Knie), und mit Stromschnellen nnd Katarakten bricht sich der Strom durch enge Thalspalten, Klausen genannt, Bahn. b) Querthäler sind viel kürzer, haben steile Wände und rasche Steigung. Für die Querthäler der Ccntrnlalpeu ist die stufenförmige Aufeinanderfolge von Thalengcn und Thalbeckeu charakteristisch. 2. n) Hauptthäler sind breit, fruchtbar, die Sitze der Cultur, der Städte und des Ackerbaues. b) Nebenthäler sind eng, gering bevölkert nnd in allen ihren Verhältnissen auf das Hauptthal angewiesen. Sind sie groß, so spielen sie die Rolle eines Hauptthales gegenüber den Thäleru der dritten Ordnung. Die Alpenstraßcn. Infolge der ausgezeichneten Thalbildung sind die Alpen keineswegs so unwegsam wie andere Hochgebirge (vergl. Pyrenäen, Kaukasus). Man unterscheidet Längenstraßen, die von O. nach W. und umgekehrt führen, und Querstraßen, die von N. nach S. und um¬ gekehrt führen. Sie sind entweder Kunststraßen (znm Theil Eisen¬ bahnen) oder Saumpfade, die nur für den sichern Tritt der Maul- thiere oder Sanmrosse gangbar gemacht werden konnten. 1. ) Längcnstraßen folgen meist der Richtung der Längenthälcr, z. B. die Straße durch das Drauthal. 2. ) Querstraßen ziehen entweder s.) von Querthal zu Qucrthal und übersteigen nur einmal den Kamm des Ge¬ birges, z. B. die St. Gotthardstraße, oder k) sie führen zuerst in das Längenthal, indem sie entweder die Durchbrnchsthäler benützen oder den Kamm der Kalkalpen übersteigen; vom Längenthnle führen sie dann in die Nebenthäler, um den Kamm der Centralalpen zu übersteigen. Erst hier beginnen die Schwierigkeiten: die Straßen sind im Zickzack angelegt, lange Felsgallerien dienen zuni Schutze gegen Lawinen nnd Stürme, Hospize gewähren dem Reisenden Schutz und Erholung. Der Gebirgskamm wird dort überschritten, wo er eiugefenkt ist, d. h. einen Pass bildet. Ein Beispiel die Rheinstraße. — Besonders letztere Straßen können nur niit großen Kosten gebaut werden und sind sämmtlich erst ein Werk unseres Jahr¬ hunderts. In neuerer Zeit hat man sogar Eisenbahnen über den Semmering, die östlichen Alpen zwischen der Salzach und Enns auf der einen und Udine auf der andern Seite, über den Brenner, durch den St. Gotthard und Moutcenis angelegt. Die Bevölkerung der Alpen gehört allen drei Hauptstümmen Europas an, nnd zwar sind durch die nach W. und S. geöffneten Thäler Romanen, durch die nach N. geöffneten Thäler Deutsche und durch die nach O. geöffneten Thäler Slaven in das Gebirge eingedrungen. Nahrnngsquellen. Gebirgsgegenden bieten überhaupt nur wenig Raum für Getreidebau, dagegen wiegt die Viehzucht vor, zu der die trefflichen Weiden selbst einladen. Das Holz bildet einen Hauptreichthum der Alpenbewohner, es dient auch zu zierlichen Schnitzereien, womit sich die Bewohner entlegener Thäler beschäftigen. Endlich sind die Alpen die Heimat der kühnen Jäger. 161 Viele Thäler, die nicht alle ihre Bewohner ernähren können, senden regelmäßig ihre Söhne, welche stets dieselbe Beschäftigung ergreifen, in die Fremde. Nachdem sie Geld erworben, kehren sie nach Hause zurück, denn die Sehnsucht nach dem schönen Hcimatsthale ist jedem Alpenbewohner angeboren. 8 69. Physische Geographie des deutschen Reiches. (Zeichnung auch für Niederlande und Belgien.) Dünkirchen 51, 20. Helder ö. von 53, 22. Cuxhasen sö. von 54, 26. Dänisch-deutsche Grenze n. von 55. Trave¬ münde 54, 28'/z. S.-Ende des Memel-Deltas 55, 39. Oderbiegung nach NW. 50, 36. Elbeeintritt sw. von 51, 32. Eger n. von 50, 30. Passau s. von 49, 31. Königssee sw. von 48, 31. Basel sw. von 48, 25. Metz nw. von 49, 24. Grenzen, Gliederung, Größe. Im N. grenzt das deutsche Reich an die Nordsee, die Königsan und die Ostsee. Die Küstengliederung ist unbedeutend; die Nordseeküste wird von der friesischen Insel reihe begleitet und ihr geradliniger Verlauf nur durch die Meerbusen der Zuider-See (seuder), Dollart und Jade unterbrochen; die Ostseeküste wird durch die Schleswiger, Lübecker, Mecklenburger, pommerische und Danziger Bucht gegliedert; Alsen, Fehmarn und Rügen sind die größten deutschen Ostseeinseln. Im W. verläuft die Grenze auf dem niederrheinischen Schiefer¬ gebirge und dem Wasgau; im S. wird sie durch den Rhein mit dem Bodensee gebildet; ein kleiner Theil der nördlichen Alpen gehört noch dem deutschen Reiche an, dann wird aber die Grenze gegen Österreich durch Salzach und Inn, den Böhmerwald, das Erzgebirge und die Sudeten scharf gezeichnet. Im O., wo das slavische Tiefland in das deutsche über¬ geht, sind keine natürlichen Grenzen, und das russische Polen dringt tief in deutsches Gebiet ein. Der Flächeninhalt beträgt 540.000 Aer Woben und seine Bewässerung. Deutschlands Boden senkt sich allmählich von S. nach N., daher auch alle Hauptflüsse dieser Richtung folgen (s. Fig. 27). Von der obersten Stufe, den Alpen, gehört nur ein kleiner Theil zum deutschen Reiche, die zweite Stufe ist das deutsche Mittelgebirge, an das sich im N. das deutsche Tiefland anschließt. Von den Hauptflüssen kommt nur der Rhein aus den Alpen, Weser, Elbe und Oder ans dem Mittelgebirge; ebenso die Donau, die aber nur in ihrem obern Laufe deutschen Reichsboden durchfließt. Auch von den übrigen Flüssen gehört nur die Weser ganz dem deutschen Reiche an. I. Das deutsche Mittelgebirge besteht aus zahlreichen Plateaus, Kettengebirgen und ausgedehnteren Hochebenen, ist aber zum größten Theile Niedergebirge. Drei Hauptrichtungen sind zu unterscheiden: von N. nach S., von SW. nach NO. und von SO. nach NW.; letztere tritt am häufigsten ans. Wir unterscheiden folgende Gruppen: 1.) Die oberdeutsche Hochebene (m. H. 470 in) dacht sich allmählich nach N. zur Donau ab. Letztere entspringt im Schwarzwalde; die beiden S u P a n, Geographie. 1t 162 Quellbäche, Brege und Brig ach, vereinigen sich unterhalb Donaueschingen. Nur niedriges Hügelland scheidet sie von dem zweiten Hauptstrome Mittel¬ europas, dem Rheine. Bis Regensburg, wo die Dampfschiffahrt beginnt, folgt sie genau dem deutschen Jura, von da an dem bäurischen Walde, bis sie bei Passau das deutsche Reich verlässt. Die nur flößbaren Alpenflüsse Iller, Lech, Isar und Inn (mit der Salzach) fließen durch die Hochebene der Donan zu, wie der Haupt¬ fluss von Mooren (hier Moos und Ried genannt) begleitet. Am Südrande liegen einige größere Seen: Ammer-, Würm- und Chiem-See. Von N. her erhält die Donau die Wörnitz, Altmühl und Nab. 2.) Das oberrheinische Land. Der Rhein entspringt am St. Gott¬ hard in den Schweizer Alpen, durchfließt hierauf, die Grenze zwischen Deutschland und der Schweiz bildend, den Bodensee, den er in völliger Klarheit verlässt, wendet sich unterhalb Schaffhausen eine kurze Strecke nach S., wobei er den berühmten Wasserfall von Laufen (20 m h., 100 m breit) bildet, dann wieder nach W., bis er bei Basel mit scharfer Nordwendung deutschen Reichsboden betritt, genährt durch die wasser¬ reichen Alpenflüsse, die die Aar ihm zuführt. Der Bodensee (540 km") ist nicht bloß wegen seiner freundlichen, wein- und obstreichen Umgebung einer der schönsten Seen Europas, sondern auch von höchster Wich¬ tigkeit als Centrum des Verkehrs im südwestlichen Deutschland (zahlreiche Dampfer) und als Naturscheide zwischen Deutschland und der Schweiz. Er zerfällt in drei Theilc, von denen jeder eine Insel hat: in den obcrn See mit der Jnselstadt Lindau, in den untern oderZeller See mit der Insel Reichenau und in den Überlinger See mit der lieblichen Insel Mainau. Von Basel (250 m h.) bis Bingen (nur mehr 80 m h.) durchfließt der Rhein in nördlicher, zwischen Mainz und Bingen in westlicher Rich¬ tung die gesegnete oberrheinische Tiefebene (m. H. 140 in), aus der sich im S. isoliert der Kaiserstuhl erhebt. Parallel mit dem Rhein fließt die aus dem Schweizer Jura kommende Jll, die sich unterhalb Straßburg mit ihm vereinigt. Bis Straßburg ist das Gefälle bedeutend und der Rhein ein wilder Bergstrom, zahlreiche Inseln bildend und die Ufer versumpfend, daher die Städte abseits liegen. Von Straßburg an ist er ruhig geworden: er fließt in zahlreichen Serpentinen, die durch Schiffahrtscanäle verbunden sind. Zu beiden Seiten der Tiefebene erheben sich Gebirgsmauern. Beider¬ seits sinkt die Höhe von S. nach N., beiderseits fallen die Gebirge steil zur Tiefebene, ganz allmählich aber zum schwäbischen Plateau einerseits, znm lothringischen anderseits ab. Auf der rechten Seite a) der Schwarzwald (m. H. 900 m) vom Rhein bis gegen Karlsruhe. Prächtige Edeltannenwülder haben ihm den Namen gegeben. Unter den durch enge Thäler sich durchwindenden Flüssen sind die Kinzig und Murg, die in den Rhein münden, die bedeutendsten. Höchster Gipfel ist Feldberg, 1500 m; b) das Neckarbergland (m. H. 300 in) bis zum Neckar; v) der O d e nw a l d (m. H. 450 in) bis zum Main. Auf der linken Seite u) der Wasgau (von den Franzosen Vogesen genannt) bis zum Lauterflusse (m. H. 800 in), höchster Gipfel der Sulzer 163 Belchen, 1400 m; k) von der Lanter bis znr Nahe, die bei Bingen in den Rhein mündet, die Hardt (d. h. Wald) oder das Pfälzer Gebirge (m. H. 450 m), in dem als nördlicher Grenzpfeiler der Don- nersberg (700 m) emporragt. Nur der Schwarzwald und der südliche Wasgau werden nicht von Eisenbahnen überschritten; die übrigen Gebirge sind in der That nur niedere Plateaus, die dem Verkehr keine Schwierigkeiten entgegenstellen. Von Bedeutung ist der Pass von Zabern, durch den die einzige Wasgau-Bahn von Straßburg nach Luneville führt. Die Hardt wird von der großen Bahn Mannheim-Paris überschritten. 3. ) Östlich von dem Wasgau und der Hardt dehnt sich die wellige Lothringer Hochebene (200 bis 300 m h.) aus, nur zum Theil deutsch. Sie wird von der Mosel (Nebenfluss des Rhein) und ihrem Hauptneben¬ flusse Saar durchflosseu, welche beide in den Vogesen entspringen. 4. ) Zwischen dem oberrheinischen und böhmischen Lande liegen, ent¬ sprechend der lothringischen Hochebene, die schwäbischen und fränkischen Plateaulandschaften, die durch den deutschen Jura von der Donau und dem Plateau der Oberpfalz getrennt werden. a) Das schwäbische Plateau beginnt im S. mit dem schwäbischen Jura, einem Kalkstein-Plateau von 800 m m. H., das durch die Wörnitz (uralter Verbindungsweg zwischen Main und Donau) vom fränkischen Jura geschieden wird. Von der Donau aus erscheint es kaum als Gebirge, nach N. ist der Abhang steiler; zahlreiche, meist isolierte Felsenkegel, mit Burgen geschmückt (Hohenzollern, Hohen¬ staufen), sind wie Borberge vorgelagert. Um Ulm heißt der Jura die rauhe Alp, über die der Geißlinger Steg von Ulm nach Göppingen führt. Der Nordabhang der rauhen Alp ist reich an Eisenerzen. Das schwäbische Plateau wird vom Neckar durchströmt. Er ent¬ springt ini Schwarzwald und wendet sich, ein im höchsten Glanze der Cultnr prangendes Thal durchfließend, erst nach NO. (parallel mit der rauhen Alp), dann nach N. und durchbricht endlich in einem romantischen Querthale das oberrheinische Gebirge, um iu den Rhein einzufließen. Von Heilbronn an ist er mit Dampfschiffen befahrbar. Seine von der rauhen Alp kommenden Nebenflüsse Jagst und Kocher sind ein kleines Abbild asiatischer Zwillingsströme. d) Das fränkische Plateau. Der grottenreiche fränkische Jura, 530 m h., eine Fortsetzung des schwäbischen Kalkplateaus, zieht in einem Bogen von der Wörnitz zum Obermain und bildet die Wasserscheide zwischen dem Main und der Donau, die nur die Altmühl durchbricht. Tief eingeschnittene Thäler geben ihm trotz seiner geringen Höhe das Ansehen eines Gebirges, das bei Forchheim mündende Wisentthal führt sogar den Namen «fränkische Schweiz». Berühmt ist er durch seine Grotten und Höhlen. Sie entstehen (meist in Kalkgebirgen) durch das Eindringen kohlenfauren Wassers durch Spalten und Risse, worauf die unterirdischen Lager leicht löslicher Massen zersetzt und fortgespült werden. Die Tropfsteinbildnngen sind die Rückstände des dnrchsickernden und kalkauflösenden Wassers, die sich in den abenteuerlichsten Formen an den Wänden und auf dem Boden ansetzen. Der Hauptfluss ist der Main. Er entspringt als weißer Main am Fichtelgebirge und nimmt bald darauf den zweiten Quellfluss, den rothen Main, auf. Das Fichtelgebirge, fast in der Mitte von Europa 11* — 164 gelegen, ist ein an drei Seiten von Randgebirgen umschlossenes Plateau, von dem kreuzweis Flüsse ausströmen. Höchster Gipfel der Schneeberg, 1100 m. Vom Fichtelgebirge durchfließt der Main in drei großen, nach N. geöffneten Windungen das fränkische Plateau in einem fruchtbaren Thale, das schon bald unterhalb Bamberg (wo die Dampfschiffahrt beginnt) unter 200 m herabsinkt. Die letzte Windung umzieht das rauhe Hügelland des Spessart (—spechtshärt, Spechtswald), 500 m h. Die Hauptzuflüffe des Alain sind: auf der rechten Seite die frän¬ kische Saale und die Wetter, die durch das herrliche Thal der Wetterau fließt; auf der linken Seite die Rednitz, die durch den Lud- wigscanal mit der zur Donau fließenden Altmühl verbunden ist, und die Tauber, die den reichen Taubergrund durchfließt. Der Main ist der weitaus wichtigste Nebenfluss des Rhein, denn 1.) ist er der größte Ost-West-Fluss des Rheingebietes und daher das natürliche Verbindungs¬ glied zwischen Ost-, Mittel- und Westdeutschland; 2.) ist er durch seine Zuflüsse ein Hauptverbindungsglied zwischen dem imitieren Deutschland und dem Donaugebiete (Wörnitz, Ludwigscanal). Wegen seiner Wichtigkeit gilt der Main auch als Grenze zwischen Nord- und Süddeutschland. e) Das wellige Plateau der O b e r p f a lz, zwischen dem fränkischen Jura und dem Böhmerwalde, ist das Gebiet der Nab, die vom Fichtel¬ gebirge zur Donau fließt. 5. ) Böhmen und Mähren sind ringsum von Gebirgen umgeben, die theilweise zum deutschen Reiche gehören: im SW. vom Böhmerwald mit dem baierischen Wald (an der Donau), im NW. vom Erz¬ gebirge, das steil nach Böhmen abfällt, auf der sächsischen Seite aber ganz allmählich sich senkt (die Nordabdachung wird auch sächsisches Bergland genannt), im NO. von den Sud et en (Elbe-Sandsteingebirge, Lausitzer Gebirge, Riesengebirge, Glatzer Gebirgskessel, mährisches Gesenke). Der Hauptfluss Böhmens, die Elbe, entspringt im Riesengebirge, fließt erst nach S., dann nach W. bis zur Aufnahme der Moldau, deren nördliche Richtung sie nun beibehält. Das romantische Durchbruchsthal durch das Elbe-Sandsteingebirge ist unter dem Namen -die sächsische Schweiz» berühmt. Von Königstein an fließt sie nach NW., um bald darauf das Tiefland zu betreten. Oberhalb Wittenberg wendet sie sich westlich, dann nördlich, und wird bis Magdeburg an der linken Seite von Gebirgen begleitet. Vom Erzgebirge fließt ihr die Mulde, vom Fichtelgebirge die sächsische Saale mit der Elster, Ilm und Unstrut zu. 6. ) Die Berglandschaften, die die Elbe im W. begleiten, find Thüringen und der Harz. u) An das Fichtelgebirge schließt sich gegen NW. das Plateau des Franken-Waldes, dann das Kammgebirge des Thüringer Waldes (700 m h.) an, mit sorgsam gepflegten Forsten, zahlreichen Jagdhäusern und fürstlichen Schlössern, eine der lieblichsten Gegenden Deutschlands. Auf dem wasserscheidenden Kamme, der ohne tiefere Passeiusenkungen ist, verläuft eine Straße (der Rennsteig). 165 6) Nördlich vom Thüringer Walde bis zum Harz dehnt sich das Thüringer Flach- und Hügelland aus, muldenförmig zum frucht¬ baren Unstrutthale sich senkend. Im W. erhebt es sich zum öden Plateau des Eichsfeldes. Unter den Bergzügen ist besonders der sagenreiche Kiffhäuser zu merken. «) Der erzreiche Harz ist ein im Mittel 500 ru h. Plateaugebirge, über das sich mehrere Kuppen (Brocken 1100 in) erheben. Der westliche Unterharz besitzt in seinen engen, tiefen und romantischen Thülern säst Hochgebirgscharakter. 7. ) Westlich von Thüringen liegt das hessische und Weser-Bergland. Im S. erheben sich zwei aus vulcanischem Gestein bestehende Gebirge: die Rhön, ein bis 700 in aufsteigendes Plateau mit zahlreichen Kuppen, und der kegelförmige Vogelsberg (800 in). Die Weser entspringt als Werra im Thüringer Walde und ver¬ einigt sich bei Münden mit der durch die Eder verstärkten Fulda, die von der Rhön kommt. Sie wird von zahlreichen waldigen Bergzügen und Hügeln begleitet, die nach N. hin nicht mehr über 500 in ansteigen. Die Nordgrenze bildet die Weserkette, die der Fluss in der westfälischen Pforte durchbricht, die Westgrenze die schmalen Ketten des Teuto¬ burger Waldes und der Egge. 8. ) Das niederrheinischc Schiefergebirge ist ein einförmiges, rauhes Plateau von 500 m m. H., über das sich einzelne Kuppen oder nordöstlich streichende Bergzüge noch 200 bis 300 in erheben. Eine Gliederung wird nur durch tief eingeschnittene Flussthäler hervorgebracht. u) Das enge Rheinthal von Bingen bis Bonn ist die schönste deutsche Gegeud. Die schroffen Thalgehänge (Lorelei-Fels) sind mit Wein¬ gärten bedeckt; hohe Burgen erinnern an die Zeit der Ritter und des Faustrechtes; alle Ortschaften, meist schon von den Römern erbaut, sind voll von historischen Erinnerungen aus allen Jahrhunderten der deutschen Geschichte. Bei Bonn beginnt bereits das Tiefland, das sich dreieckförmig in das Gebirge einkeilt. Links fließen dem Rhein die Nahe und Mosel, rechts die Lahn, Sieg, Wupper, Ruhr und Lippe zu. 6) Das rechtsrheinische Gebirge bilden der an Heilquellen reiche Taunus zwischen Main und Lahn, der Westerwald mit dem reizenden Siebengebirge zwischen Lahn und Sieg, das erz- und kohlenreiche sauer¬ ländische Gebirge nördlich vom Sieg, mit den langgestreckten Höhen¬ zügen der Haar endend. o) Das linksrheinische Gebirge besteht aus dem Hunsrück zwischen Nahe und Mosel und der Eifel jenseits der Mosel. Letztere ist der ödeste Theil des Schiefergebirges, von ausgedehnten Hochmooren bedeckt (besonders im nordwestlichen Theile, dem hohen Venn), und im östlichen Theile ein erloschenes Vulcangebiet. Zeugnis von der vulccmischen Beschaffenheit geben noch die Maare, d. i. kreisförmige, mit Wasser gefüllte Einsenkungen, unter denen die größte der Laacher See ist. Er ist umgeben von wohlerhaltenen Bnleankegeln und Lavaströmen. Die Eifel setzt sich im ebenso einförmig-öden, aber erzreichen Plateau der Ardennen über die deutsche Reichsgrenze nach W. fort. 166 II Das deutsche Tiefland dringt im Odergebiet am weitesten nach S. vor; es unterbricht das Bergland dreimal: in der Leipziger, Münsterer und Kölner Bucht. Die Elbe scheidet es in zwei Theile, die sehr verschie¬ denen Charakter haben. 1.) Das wcstelbische Tiefland, theils znm deutschen Reiche, theils zu den Niederlanden gehörig, wird vom Rhein, der Ems und Weser durchströmt. Ter Rhein wendet sich bei Wesel westwärts und ergießt sich, nach¬ dem er von seiner Quelle einen Weg von 1100 I) An der Eider Rendsburg, am Elbebusen Aktoncr (105.000 Ew.). — Das Ländchen Lauenburg war früher selbständig. Auf den Marschen der Nordseeküste von Nordholland bis Westschleswig und auf den Inseln lebt das friesische Bauernvolk im harten Kampfe mit dem Meere, das beständig die Deiche zu zerstören und die Marschen zu vernichten droht, dem es aber durch unerschütterliche Ausdauer stets neuen Boden abzugewinnen weiß, indem es den an die äußersten Deiche angeschwemmten Boden durch neue Deiche schützt und so das Land immer weiter in das Meer hinausrückt. Die harte Arbeit stählte seine Kraft, hob sein Selbstbewusstsein zu stolzem Freiheitssinn und flößte ihm die innigste Liebe zur selbsterrungenen Heimat ein. 9. ) Westfalen, im N. die müusterische Tieflandsbucht, im S. der östliche Theil des Sauerlandes, in dessen erzreichen Gegenden die Industrie blüht. Bedeutende Viehzucht (Westfäler Schinken). — a) Im Tieflande: Münster (44.000 Ew.), Hamm, Soest (söst), Paderborn mit heißen Quellen, Bielefeld (35.000 Ew.), Hauptsitz der westfälischen Leinen¬ industrie. — 5) Im Berglande: die alte Hauptstadt Arnsberg, Hagen (30.000 Ew.), Dortmund (78.000 Ew.), Mittelpunkt der Eisen- und Steinkohlengewinnnng Westfalens; die Industrie- und Bergbanstädte Bochum (41.000 Ew.) und Iserlohn (Eisenwerke und Mafchinen- fabrication). 10. ) Kesfen-WasfctU (bis 1866 drei selbständige Staaten: die freie Stadt Frankfurt, das Herzogthum Nassau und das Kurfürstenthum Hessen) umfasst die nördliche Mainebene, den Taunus und Westerwald und einen Theil des hessischen Berglandes. Als Dnrchgangsland von dem mittleren und östlichen Deutschland zum Oberrhein und nach Frankreich treibt es wichtigen Handel. Weinbau, heiße Quellen am Taunus. a) Das Maingebiet : Jucrnkfurt (155.000 Ew.) und der Jndu- strieort Han an. Frankfurt verdankt seine Lage dem Umstande, dass hier fünf große Straßen zusammenlaufen: 1.) die aus Hessen und dem sächsischen Tieflande durch die Wetteran, 2.) die von der Elbe durch Thüringen zum Maingebiet, 3.) die von Osten (Böhmen und Sachsen) längs des Mains, 4.) die beiden Rheinstraßen , 5.) die große Straße von Frankreich über die Hardt. Seine erste Blütezeit erlebte Frankfurt als Krönungs¬ stadt der deutschen Kaiser und idealer Mittelpunkt des Reiches; jetzt ist es (mit Rücksicht auf die Zahl seiner Bewohner) die reichste Stadt Deutschlands und einer der ersten Geldmärkte Europas, von dessen Capital die rheinische Industrie von der Schweiz bis zu den Niederlanden abhängig ist. Reiche Kunst- und wissenschaftliche Institute. d) Die berühmten Heilquellen und Badeorte am Taunus: Wies¬ baden (Thermen, 55.000 Ew.), Homburg (ehemals berüchtigt durch feine Spielhölle), Ems, Schmalbach und Selters mit dem besten 175 Sauerbrunnen Deutschlands. —- a) Im Lahnthale: Marburg (Univer¬ sität), Wetzlar und Nassau. — ä) Im Fuldathale: Fulda (einst ein berühmtes Kloster), Hersfeld und das industrielle Kassel (64.000 Ew.) in der größten Thalebene Hessens, mit dem durch seine Wasserkünste berühmten Schlosse Wilhelmshöhe. Der südliche Theil von Nassau ist der berühmte Rheingau, durch den Taunus vor den Nordwinden geschützt und der Mittagssonne geöffnet, voll herrlicher Felder und edelster Trauben, die üppigste und lustigste Gegend Deutschlands (die berühmten Wein¬ orte: Höchst, Hochheim, Johannisberg, Rüdesheim). 11.) Die WHeinprovinz, den Hunsrück, die Eifel, einen Theil des Westerwaldes und Sauerlandes und einen Theil der niederrheinischen Tiefebene umfassend, ist Deutschlands großartigstes Industrie¬ gebiet. — u) Das rechtsrheinische Land, der Hauptsitz der rheinischen Industrie, die sich auf den Köhlen- und Eisenreichthum des Westerwaldes und Sauerlandes stützt. Die beiden Jndustriebezirke sind: das WuHrr- IHaL mit den Städten Essen (65.000 Ew.), Mühlheim (in beiden großartige Eisenindustrie) und Duisburg (düsburg, 48.000 Ew., Tuch- und Baumwollenfabriken) und das WirppevtHcrL mit der Toppelstadt KLbeöfeLd und Marrnen (zusammen 210.000 Ew.), den ersten Städten Deutschlands für Baumwollindustrie und Färberei; Solingen, dessen Schneidewaren durch die ganze Welt bis Mittelafrika verkauft werden, und Remscheid (34.000 Ew., ebenfalls Eisenindustrie). d) Das Rheinland. Im einzigen Becken des Mittelrhein liegt am Zusammenflüsse der Lahn, der Mosel und des Rhein das befestigte Koblenz (32.000 Ew.) mit der gegenüberliegenden Festung Eh reu - breitenstein zum Schutze der Rhein- und Moselstraße. Am Nieder¬ rhein die Universitätsstadt Bonn (36.000 Ew.); Köln (161.000 Ew.), die wichtigste Stadt am Niederrhein, Mittelpunkt der Rhein-Dampfschiff¬ fahrt, starke Festung zum Schutze des Rheinüberganges (Eisenbahn Berlin-Paris), wichtige Handels- und Industriestadt (kau cka aoIoZua). An die Zeiten früheren Glanzes, als es Residenz eines geistlichen Kur¬ fürsten war, erinnert der weltberühmte gothische Dom. Düsseldorf (115.000 Ew.) mit berühmten Bildergallerien ist der Rheinhafen für das Wupperthal, wie Ruhrort der für das Ruhrthal; Wesel, eine starke Festung zum Schutze Westfalens; Tanten (die Stadt des hörnernen Siegfried). a) Das linksrheinische Land. Der Hanptort des Nahethales ist Kreuznach mit vielbesuchten Heilquellen; der des Moselthales Trier in einer gesegneten, mit mildem Klima begabten Thalweite (Beginn der Mosel-Dampfschiffahrt), zur Zeit der Römer als «nordisches Rom» berühmt, zur Zeit des alten Reiches Sitz eines geistlichen Kurfürsten. Im Saarthale inmitten großartiger Steinkohlenfelder, die besonders die Indu¬ strie des Elsass und jene der Schweiz ernähren, die Fabriksstadt Saar¬ brücken und die Festung Saarlouis. An der westlichen Grenze liegen wichtige Fabriksstüdte, die bereits an dem Kohleureichthnme der Ardennen Antheil nehmen, wie Malmedy, Lederfabriken; Eupen, Tuchfabriken; Acrchen (95.000 Ew.) mit berühmten Mineralquellen (Lieblingssitz Karl d. Gr. und bis Rudolf I. Krönungsstadt der deutschen Kaiser, Dom und 176 Kaiserpalast stehen noch; jetzt vorzüglich Industriestadt); Krefeld (90.000 Ew.), Mittelpunkt der deutschen Seiden- und Sammtindustrie, und in dessen Nähe Gladbach (44.000 Ew.) und andere bedeutende Fabriks¬ orte. Außerdem merke Jülich und Kleve. 12.) Hohenzollern, von badischem und württembergischem Gebiete eingeschlossen, mit dem Hauptorte Sigmaringen, ist das Stammland des preußischen Königsgeschlechtes. II. Das Königreich Sachsen. Sachsen, 15.000 krr^ groß, mit 3,2 Mill. Ew., lehnt sich in Dreiecks¬ gestalt an das Erzgebirge an, das den südlichen Theil des Landes ausfüllt uud allmählich gegen die Tieflandsbucht von Leipzig sich verflacht. Die Elbe ist der Hauptstrom. Sachsen gehört zu den in der Landwirtschaft fortgeschrittensten Län¬ dern, der Ackerbau verdrängt sogar immer mehr die einst hochberühmte Schafzucht, die eine ausgezeichnete Wolle liefert. Sachsens Reichthum beruht auf den Steinkohlenfeldern von Zwickau, die es zu einem der ersten Industriestaaten Europas machten (besonders Baum¬ wollindustrie, Maschinenbau, Papierfabrication). Das Erzgebirge liefert Silber und andere Metalle, wenn auch nicht in beträchtlichen Mengen, aber in Bezug auf wissenschaftliche uud technische Vollendung des Berg¬ baues nimmt Sachsen den ersten Rang unter den europäischen Staaten ein. Ohne die Industrie wäre es unmöglich, dass so viele Menschen (ca. 200 auf dem Quadratkilometer) in dem kleinen, zum Theil wenig fruchtbaren Ländchen leben könnten. Zwei Drittel aller Einwohner beschäftigen sich mit den verschiedensten Industriezweigen; die meisten Arbeiter leben auf dem Lande, denn es gibt fast kein Dorf, in dem nicht irgend ein Industriezweig sich vertreten fände. Die Hauptbezirke sind am Fuße des Erz¬ gebirges und in der Lausitz. — Die geistige Cultur der meist protestantischen Be¬ wohner steht auf einer außerordentlichen Höhe. Städte: a) Im Elbthale: Dresden (246.000 Ew.), die Hanpt- und Residenzstadt, wegen seiner Bildergallerien und seiner Sammlungen von Kostbarkeiten und Knnstarbeiten (grünes Gewölbe) das «deutsche Florenz» genannt. Meißen mit der ältesten Porzellanfabrik Europas; in der sächsischen Schweiz die Festung Königstein. b) Leipzig (170.000 Ew.) an der Pleiße in der Tieflandsbucht, eine der wichtigsten europäischen Städte für den Binnenhandel. 1.) Die jährlich hier abgehaltenen drei Messen führen Kaufleute aus allen Welt¬ gegenden, von Nordamerika bis Hmterasien, zusammen, so dass Leipzigs Bevölkerung in dieser Zeit bis 200.000 steigt. Für Pelzwerk der erste Messplatz der Erde. 2.) Leipzig ist der Mittelpunkt des deutschen Buchhandels und zugleich wichtig durch seine wissen¬ schaftlichen und Kunstanstalten. Berühmte Universität. 3.) Im Leipziger Felde vereinigen sich die meisten Straßen, welche aus dem Tieflande über Thüringen zum Main- und Wesergebiet führen, und es ist daher von hervorragender militärischer Bedeutung. Zahl¬ reiche Schlachten (Völkerschlacht von 1813). o) Am Nordabhange des Erzgebirges die großen und kleinen Jn- dustrieorte: KHemnih (110.000 Ew.), das «sächsische Manchester», die erste, und Glauchau (mit großartigen Färbereien), die zweite Fabriks¬ stadt des Königreiches; Zwickau (39.000EW.), Reichenbach, Plauen 177 (43.000 Ew.) und Meerane sind ebenfalls von Bedeutung. Freiberg mit der weltberühmten Bergakademie ist der Mittelpunkt des Silber¬ bergbaues. Im Erzgebirge ernährt die von der Barbara Uttmann begründete Spitzenklöppelei das arme Volk; zwischen Zwickau und Chemnitz wird Strumpfwirkerei, zwischen Zwickau und der baierischen Grenze Weberei betrieben. ä) In der Oberlausitz (sächsischer Antheil): Bautzen, Herrnhut (die protestantische Secte der «Herrnhuter», begründet 1722 durch Graf Zinzendorf) und Zittau (Leinenindustrie). Bis über Bautzen reicht noch das wendische Sprachgebiet (steh S. 172). III. Die acht thüringischen Staaten. Diese kleinen Staaten, meist aus zwei getrennten Theilen bestehend (zusammen 12.000 km^ mit 1 ,s Mill. Ew.), liegen theils an den beiden Abhängen des Thüringer Waldes, theils im Flach- und Hügellande. Blühende Landwirtschaft und Industrie. 1. Die vier Staaten des Hauses Sachsen. a) Das Großherzogthum Sachsen-Weimar. In dem .östlichen Theile die Hauptstadt Weimar, voll von Erinnerungen an die elastische Zeit der deutschen Literatur, und die Universität Jena a. d. Saale. Im westlichen Theile Eisenach mit der Wartburg. Die Wartburg, einst die Residenz der Landgrafen von Thüringen, liegt auf einem die Ebene beherrschenden Seitenaste des Thüringer Waldes. Keine Stelle in Deutschland vereinigt so verschiedenartige Erinnerungen in sich: den Sängerkrieg, die heilige Elisabeth und Luther. d) Das Herzogthum Sachsen-Koburg-Goth a; in dem nörd¬ lichen Theile Gotha, in dem südlichen Ko bürg. o) Das Herzogthum Sachsen-Altenburg, aus zwei Theilen bestehend, in dem östlichen die Hauptstadt Altenburg. ä) Das Herzogthum Sachsen-Meiningen, am südlichen Ab¬ hange des Thüringer Waldes, mit der Hauptstadt Meiningen, Hild¬ burghausen und dem gewerbreichen Sonneberg. 2. ) Die Staaten des Hauses Schwcrvzbuvg. a) Das Fürstenthum Schwarzburg-Rudolstadt, inmitten der sächsischen Länder, mit der Hauptstadt Rudolstadt. ll) Das Fürstenthum Schwarzburg-Sondershausen, im Flachlande, mit der Hauptstadt Sondershausen. 3. ) Die Staaten des Hauses Weuß. a) Das Fürstenthum Reuß-Greiz mit der Hauptstadt Greiz. b) Das Fürstenthum Reuß-Schleiz, aus zwei Theilen bestehend, von denen der südliche die Hauptstadt Schleiz, der nördliche die Indu¬ striestadt Gera (34.000 Ew.) enthält. IV. Die beiden Grotzherzogthümer Mecklenburg. Sie liegen zwischen Oder und Elbe an der mecklenburgischen Bucht, an deren Flachküste nur wenig bedeutende Flusshäfen sich entwickeln konnten. Auf den großen Rittergütern blüht Ackerbau und Viehzucht (Pferde und Schafe). (Zusammen 16.000 mit 670.000 Ew.) Supan, Geographie. 12 178 1. ) Mecklenburg-Schwerin, der größere Staat, mit der Haupt¬ stadt Schwerin (32.000 Ew.), den Hafenplätzen Wismar (bester Hafen) und Rostock (39.000 Ew., zugleich Universität), dem Seebade Doberan und Güstrow. 2. ) Mecklenburg-Strelitz, zu beiden Seiten von Mecklenburg- Schwerin gelegen, ohne Küste. Im östlichen Theile liegt die Hauptstadt N e u st reli tz. V. Das Herzogthum Anhalt. Anhalt erstreckt sich in einem schmalen Bogen vom Harz bis über die Elbe hinaus. Ackerbau und Industrie (Zuckerfabriken) sind die Nah- rungsqnellen. (2300 km", 250.000 Ew.) Die Hauptstadt Dessau iu der Nähe der Muldemüudung. Bern¬ burg, Köthen. VI. Die beiden Fnrsteuihnnier Lippe. Sie liegen zu beiden Seiten des untern Weserbuges. (Zusammen 1500 km'st 160.000 Ew.) 1. ) Lippe, im S. der westfälischen Pforte, mit der Hauptstadt Detmold. 2. ) Schaumburg-Lippe, im Norden der westfälischen Pforte, mit der Hauptstadt Bückeburg. VII. DaS Fürstenthnm Waldeck. Es liegt zwischen Diemel und Eder (1100 Umst 57.000 Ew.), Hauptstadt ist Arolsen. In der nördlichen Enclave (zwischen dem Fürsten- thum Lippe und der Weser) Pyrmont, berühmter Cnrort. VIII. Das Herzogthnm Braunschweig. Das Land (3700 Kunst mit 370.000 Ew.) erstreckt sich in einem schmalen Bogen von der Weser bis zur Aller. Hauptstadt ist Braun¬ schweig an der Ocker (85.000 Ew.); am gleichen Flusse liegt Wolfen¬ büttel (berühmte Bibliothek). In Braunschweig bedeutende Nübenzucker- Fabrieation. IX. Das Grotzherzogthnm Oldenburg. Das Großherzogthum (6400 Icm'^ mit 340.000 Ew.) besteht aus drei Theilen: der erste uud größte mit der Hauptstadt Oldenburg an der Hunte liegt zwischen Weser und Ems, der zweite mit Eutin an der Lübecker Bucht, der dritte mit Birkenfeld an der Nahe. X. Die drei tzansastädle. Die Verfassung dieser drei Städte, von denen Hamburg und Bremen an der Nordsee, Lübeck an der Ostsee liegt, ist republikanisch. 179 1. ) Kcrrnbuvg an der Elbe (306.000, mit Vororten 471.000 Ew.), die erste Seestadt Deutschlands, die dritte unter den europäischen See¬ städten überhaupt. Obwohl Hamburg 130 km vom Meere entfernt ist, so gelangen doch mit der Flut auch die größten Seeschiffe in seinen Hafen. Durch seine Lage an der Nordsee auf den überseeischen Handel angewiesen, führt es zugleich die Erzeugnisse der industriellen Hinterländer Böhmen, Sachsen, Brandenburg, Schlesien aus. Hamburg ist somit der Exportplatz der Fabrikate des mittleren und östlichen Deutschlands und der Einfuhrhafen der Colonialwaren. Kux- Hafen ist Hamburgs Winterhafen, die Insel Neuwerk trägt den großen Leuchtthurm. 2. ) Mremen au der Weser (118.000 Ew.), ebenfalls eine bedeu¬ tende See- und Handelsstadt. Da größere Schiffe Bremen nicht erreichen können, so hat man an der Mündung der Weser den Bremerhafen angelegt. Der Handel Bremens beschränkt sich auf Nordamerika und England, besonders wichtig ist es aber als Einschiffungsplatz der zahl¬ reichen deutschen Auswanderer nach Nordamerika. 3. ) Lübeck an der Trave (55.000 Ew.). Lübeck hatte einst eine große Bedeutung als Vorort der «Hansa», jenes großen deutschen Städtebundes, dem von Köln bis Danzig alle größern Städte, 85 an der Zahl, angehörten und der bis in das 16. Jahrhundert die Alleinherrschaft auf der Ostsee. hatte. Jetzt ist Lübeck gesunken, die letzte unter den drei Hansastädten, und sein Handel ist auf die Ostsee beschränkt. — Wenige Städte Deutschlands haben in ihren öffentlichen wie Privatbauten so sehr den Charakter des Mittelalters bewahrt wie Lübeck. — Als Vorhafen dient Travemünde. L. Die süddeutschen Staaten. I. Das Grotzherzogthnm Hesse«. Das Großherzogthum (7700 mit 960.000 Ew.) besteht aus zwei, durch den Main voneinander getrennten Theilen. Weinbau; aus¬ gezeichnete Lederfabrieation. — a) Jni südlichen Theile (von der Nahe bis über den Odenwald) Darmstadt (43.000 Ew.), Haupt- und Residenzstadt, und Offenbach (32.000 Ew.) am Main, Hessens bedeutendste Industrie¬ stadt. Jenseits des Rhein, am Einflüsse des Main, Mainz (66.000 Ew.), ehemals dritter geistlicher Kurfürstensitz, jetzt eine der wichtigsten deutschen Festungen und blühend durch Schiffahrt (es passieren hier jährlich circa 20.000 Schiffe) und Großhandel; Bingen (Hattos Mäusethurm auf einem Felsen mitten im Rhein), Worms, im Mittelalter eine der schönsten deutschen Städte; Nierstein, berühmter Weinort. — k) Im nördlichen Theile, den Vogelsberg umfassend, die Universität Gießen an der Lahn. II. DaS Königreich Baiern. Baiern, nach Preußen der größte deutsche Staat — 76.000 km?, 5,4 Mill. Ew., — besteht aus zwei voneinander getrennten Theilen, von denen der östliche größere das Land von den baierischen Alpen bis über den Main hinaus und vom Neckargebiete bis zur böhmischen Gebirgs- grnppe und dem Inn, der westliche und beiweitem kleinere die Hardt und den Donnersberg umfasst. — Baiern ist ein A g ri c n lt n r st a at, im süd- 12* 180 — lichen Alpengebiete herrscht die Viehzucht, in den Dvuangegenden Getreide-, im Mainlande Hopfenbau vor. Weltberühmte Bierbrauerei. Die beiden Hauptflüsfe Baierns sind die Donau und der Main. Der schwäbisch-fränkische Jura trennt beide Gebiete. Im Donaugebiete: 1. ) Ober- und Nied erb aiern, die baierische Hochebene vom Lech bis zum Jnu. a) Au der Isar die Haupt- und Residenzstadt München (260.000 Ew.), ferner Freising und L a n d s h u t. München (520 m h.), in reizloser und unproduktiver Umgebung, verdankt seine jetzige Blüte als ein Centralpunkt für das wissenschaftliche (Universität) und Kunst¬ leben Deutschlands lediglich der Gunst seines Königs Ludwig >. Seine neuern Kirchen und Paläste sind nicht nur vollendete Denkmäler der wichtigsten Stilarten, sondern auch mit Werken der Scutptur und Malerei aufs reichste geschmückt. Die Gemälde- und Statuensammlungen sowie die Bibliotheken gehören durch die Anzahl und den Wert ihrer wissenschaftlichen und Kunstschätze zu den ersten der Welt. Vor der Stadt liegt die Ruhmeshalle (mit Bildnissen berühmter Baiern) mit der kolossalen Erzstatue der Bavaria (16 m h.). München liefert weltberühmte optische Instrumente. Die Residenzen Tegernsee (ani See gleichen Namens) und Hohenschwangau liegen am Fuße der baierischen Alpen. b) Im Gebiete des baierischen Salzkammergutes liegen die Salinen Berchtesgaden und Reichen hall. — a) An der Donau: Ingolstadt, eine bedeutende Festung gegen einen von W. her einbrechenden Feind; Kehlheim am Einflüsse der Altmühl (in der Nähe die großartige Befreiungshalle); Straubing, gewerbreiche Handelsstadt, und Passau auf einer Landzunge zwischen der Donau und dem hier ein¬ mündenden Inn, der schönste Punkt an der Donau. 2. ) Die Oberpfalz. Fast in der Mitte des Plateaus liegt Amberg. Am nördlichsten Punkte der Donau, wo die Straßen aus Franken, Böhmen und der baierischen Hochebene zusammentreffen, am Einflüsse des Regen Regensburg (36.000 Ew.), einst die blühendste Stadt Süddeutschlands durch den Handelsverkehr mit Italien; Beginn der Donaudampfschisfahrt. In der Nähe von D o n a u st a uf am Südabhange des baierischen Waldes die Walhalla, ein griechischer Marmortempel mit den Büsten berühmter Deutscher. 3. ) Schwaben, durch den Lech von Baiern getrennt: a) Am Lech: Augsburg (66.000 Ew.), zwischen Lech und Wertach, ist jetzt einer der bedeutendsten Geldplätze und Industriestädte (Bauinwolle) Süddeutschlands. (Schon zur Römerzeit eine große Stadt, erlebte es am Ende des Mittel¬ alters seine höchste Blüte als Stapelplatz zwischen dem nördlichen Europa, Italien und der Levante.) Südlich von Augsburg dehnt sich das Lech seid aus. — 6) An der Donau Donauwörth und weiter nördlich Nörd¬ lingen. Zahlreiche Schlachtfelder, da hier die Straße aus Franken die Donau erreicht (sieh S. 163). — o) An der Iller Kempten. — ä) Am Bodensee die Jnselstadt Lindau. Das Maiugebiet oder 4. ) Franken, a) Das Mainthal, fruchtbar und von einem schiff¬ baren Strome durchflossen, lockte schon frühzeitig Ansiedler herbei, daher 181 hier viele und bedeutende Städte: Baireuth, Bamberg (32.000 Ew.) am Einflüsse der Regnitz in den Main, der nun schiffbar wird, Schwein¬ furt, Würzburg (55.000 Ew.), Universitätsstadt und der Hauptort des Thales mit seiuen berühmten Stein- und Leistenweinen, und Aschaffen¬ burg beim Austritte des Mains in die Tiefebene. Nördlich vom Fichtel¬ gebirge an der Saale die Fabriksstadt Hof, an der fränkischen Saale der bekannte Badeort Kissing en. — 5) Im Regnitzthale liegt das uralte Forchheim, Erlangen mit protestantischer Universität, Wüvrrberg (a. d. Pegnitz, Nebenfluss der Regnitz, 115.000 Ew., Baierns erste Industrie- und Handelsstadt) mit Fürth (35.000 Ew.) und an der oberen Regnitz Ansbach. Nürnberg mit seiner industriellen Thätigkeit steht einzig in seiner Art da; schon seit Jahrhunderten ist es die erste Fabriksstadt Baierns. Hier wurden die Taschen¬ uhr, das Messing, die Windbüchse u. s. w. erfunden, die Holzschneidekunst und die Land¬ karten wesentlich verbessert; hier werden seit Jahrhunderten tausenderlei «Nürnberger Kurzwaren- erzeugt, um, von keinem anderen Fabriksorte erreicht, durch die Welt zu gehen. Die Schwesterstadt von Nürnberg ist Fürth. o) Im fränkischen Jura Solnhofen mit seinen weltbekannten Steinbrüchen, die nicht bloß die besten lithographischen Platten, sondern auch die herrlichsten Schiefer zu baulichen Zwecken liefern. 5.) Die Rheinpfalz. Am Rhein liegt die Festung Germers¬ heim; Spei er, an dessen einstige Herrlichkeit nur noch der große gothische Dom erinnert, und Ludwigshafen, der Rheinhafen für die Pfalz. Nicht am Flusse, aber doch in der Tiefebene Landau. Auf dem Plateau liegt Kaiserslautern (31.000 Ew.). III. Das Königreich Württemberg. Württemberg — 19.500 mit 2 Mill. Ew. — umfasst 1.) das Neckarthal mit seinen Nebenthälern, 2.) die rauhe Alp, 3.) einen Theil des Donauthales und der schwäbisch-baierischen Hochebene bis zum Bodensee. Es ist vorzüglich Agriculturstaat, und die Landwirtschaft steht auf einer sehr hohen Stufe, aber auch die theilweise auf dem Erzreichthum der rauhen Alp beruhende Industrie (Baumwoll- und Eisenindustrie) ist von Bedeutung. o) Das Neckarthal ist eine der freundlichsten Gegenden Deutschlands (Weinbau) uud verdankt dies seiner tiefen Lage innerhalb eines einför¬ migen Plateaus. Städte: Tübingen (Universität), Esslingen (große Maschinenfabriken); Kannstatt mit Heilquellen, am Beginne der Neckar¬ schiffahrt in einem weiten Thalbecken, in dem unweit davon die prächtige Residenzstadt Stuttgcrvt (126.000 Ew.) mit herrlicher Umgebung und die alte Hauptstadt Ludwigsburg (mit dem Hohenasperg) liegen. Mar¬ bach (Schillers Geburtsort); Heilbronn (der Name kommt von seinen Heilquellen) übertrifft an industrieller Thätigkeit noch Esslingen, Beginn der Neckar-Dampfschiffahrt, daher wichtigste Handelsstadt Württembergs; das sagenreiche Weinsberg. An der Kocher der uralte Salinenort Hall, in einem westlichen Nebenthale des Neckarthales Wildbad mit viel¬ besuchten Mineralquellen. — b) Am Nordabhange der rauhen Alp liegen die gewerbreichen Städte Reutlingen und Gmünd. — e) Am Ein- 182 flusse der Iller in die Donau, die nun schiffbar wird, die Festung Ulm (34.000 Ew.), die einerseits die aus dem Neckarthale kommende Straße (Geislinger Steg), anderseits den Übergang über die Donan bewacht; letztere wird weiterhin von Versumpfungen begleitet. Der wnrttembergische Hafen am Bodensee ist Friedrichshafen. IV. Das Grotzherzogthum Baden. Baden — 15.000 I) In der untern Normandi liegt Caön (käNg, 40.000 Ew.) und auf der Nordseite der Halbinsel der wichtige Kriegshafen Cherbourg (schür- bür), das großartigste Werk der Wasserbauknnst aller Zeiten. II. WestfrankveicH. 5. ) Bretagne (bretänj), die Halbinsel bis an die Loiremündung. — a) Die Küste ist eine ausgezeichnete Klippenküste; da aber keine größern Flüsse eine Verbindung mit dem Innern Herstellen, so konnten hier nur Kriegshäfen angelegt werden, wie Brest (70.000 Ew.), Frankreichs erster Kriegshafen, und L'Orient (loriäng). — b) Im Innern des Landes liegt die Hauptstadt Rennes (renn, 70.000 Ew.) — o) An der Loire¬ mündung die vierte französische Seestadt Wantes (nangt, 130.000 Ew.), Handel mit Amerika, Afrika und Spanien. 6. ) Poitou (poatü), die Küsteulandschaft zwischen der Loire- und Garonnemündung. Hauptstadt Poitiers (poatiö); La Rochelle (roschöll) und Rochefort (roschför) an der Charente sind befestigte Seeplätze von geringer Bedeutung. Da Poitou ein Flachland ist und daher auch Flachküste besitzt, so hat sich an der Küste ein ähnliches Marschgebiet gebildet, wie au der Nordsee, und die Dünen sind in gleicher Weise zu Inseln zertrümmert worden. Dieses Marschgebiet heißt die Bendee (wangde), berühmt durch die heldenmüthigen Kämpfe, die zur Zeit der großen Revolution die Bauern für König und Kirche gegen die republikanischen Supan, Geographie. 1Z 194 Gewalthaber führten. -- Über Poitiers führt die einzige Straße von Süden nach Paris, und so ist es erklärlich, dass hier das zweite große Schlachtfeld von Frankreich zu suchen ist. III. Südfvcrnkreich. 7. ) Guienne (giänn) und Gascogne (gaskönj), zu beiden Seiten der Garonne bis an die Pyrenäen. Da mächtige Dünenketten an der Küste sich aufthürmcn und daher die Häfen versandet sind, so concentriert sich der ganze Verkehr im halbmondförmigen Becken der Gironde. Hier liegt die dritte Seestadt Frankreichs, WordecruX (bordö, 240.000 Ew.), mächtig aufblühend durch die Ausfuhr der Weiue, die an den Ufern der Garonne wachsen. Berühmte Weinorte sind Medoc an der Gironde und Montauban (mongtobäng) an der Tarn. Das übrige Land ist arm, denn da durch die Dünenkette den Flüssen der Aus¬ gang versperrt wurde, so hat sich hinter denselben ein ödes Sumpf- und Mvrastgebiet gebildet, uud der Westwind trug die Dünen landeinwärts und versandete weithin die Felder, bis sie durch Anpflanzungen fest gemacht wurden. Das sind die Heiden oder Landes (läugd), die nur eine Hirtenbcvölkerung kümmerlich ernähren können. 8. ) Die Pyrenäen land schäften. a) Im W. (Navarra und Bearn sbears) Bayonne (bajön) an der Adourmündung, eine starke Festung zur Bewachung des westlichen Pyreuäenüberganges, und Pau (pö) in herrlicher Lage am Fuße der Pyrenäen und von zahlreichen Kranken besucht. — k) Im O. (Foix sfoäj und Roussillon srussiljöugj) die starke Festung Perpignan (perpinjang) zur Bewachung der östlichen Pyrenüenstraße. 9. ) Languedoc (langdök), die Landschaft zwischen den Cevennen und dein Meere, zwischen der Rhone und Garonne. — a) Im Innern des Landes liegt an der Garonne, die von da an schiffbar wird, Gorr- l'ouse (tnlüs, 150.000 Ew.), zu dessen Handelsblüte die wichtige Lage zwischen dem Ocean und dem Mittelmeere und die durch den Canal her¬ gestellte Verbindung zwischen beiden wesentlich beiträgt; ferner Car¬ cassonne (karkassön), dessen Tuchfabriken die Levante versorgen, Beziers (beßier, 40.000 Ew.), Montpellier (mongpcllie, 60.000 Ew.) und das industrielle Nimes (mms, 70.000 Ew.). — 6) Seestädte: Cette (ßett) mit künstlichem Hafen führt die Weine der Languedoc aus; Narbonne (narbön) ist jetzt unbedeutend, da der ganze flache Küstenstrich allmählich vollkommen versandet. 10. ) Die Provence (provangß), östlich von der Rhone und den westlichen Theil der Seealpen umfassend. — a) In der Rhone-Ebene liegen die historisch berühmten Städte: Avignon (avinjoUg, 40.000 Ew.), im 14. Jahrhundert der Sitz der Päpste, und Arles (arl). Südöstlich davon die Hauptstadt Aix (äkß) mit Heilquellen. — Ich An der vor¬ züglichen Steilküste, der besten Frankreichs (da die Alpen hier ganz an das Meer herantreten): Mlcirseitke (marsch, 380.000 Ew.), der erste Hafen Frankreichs, und Toulon (tutöng, 70.000 Ew.), ein wichtiger Kriegshafen und das größte See-Arsenal des Landes. Marseille ist eigentlich die Rhonemündungsstadt, liegt aber nicht an der Mündung selbst, da die Küste daselbst versandet ist. Schon durch seine Lage am Mittelmeere ist es vorzüglich auf den Levantehandel angewiesen, aber auch der Handel mit Ostindien ist von Bedeutung. Seit der Eroberung von Algier hat sich die Stadt 195 mächtig gehoben und ist jetzt der erste Handelsplatz am eigentlichen Mittel- mcere. Auch ist sie ein Hauptplatz für Ölhandel und Seifenbereitung. Hy e r e s (iers), den gleichnamigen Eilanden gegenüber, ist wegen seines milden Klimas ein berühmter Curort. — ch Den südöstlichsten Theil von Frankreich nimmt das (bis 1860 italienische) Gebiet von Nizza (80.000 Ew.) ein, welche Stadt ebenfalls als Curort Berühmtheit erlangt hat. — 6) Die Stadt Monaco bildet ein souveränes Fürstenthum, den kleinsten Staat von Europa (22 km^ mit 10.000 Ew.). IV. Gstfrcrnkreich. 11. ) Dauphine (dofine), das von der Jsere durchflossene Alpen¬ land. Die Hauptstadt und Festung Grenoble (grenöbl, 50.000 Ew.) an der Jsere bewacht die Alpenpassagen. An der Rhone Vienne (wienn), eine altberühmte Stadt. 12. ) Savoyen, rauhes Alpenland (bis 1860 italienisch), mit der Hauptstadt Chambery (schangberi). 13. ) Burgund, von der Saone durchflossen. Die Hauptstadt Dijou (dischöNg, 60.000 Ew.) liegt am burgundischen Canal. LeCreuzot (krösö). das größte Eisenwerk Frankreichs. 14. ) Die Franche-Comte (fransch-kongte, Freigrafschaft Burgund) am Westabhange des Jura, vom Doubs durchflossen. Die feste Hauptstadt Besanyon (besangßöng, am Doubs, 60.000 Ew.) und die Festung Belfort (belför) vertheidigen die burgundische Pforte. 15. ) Französisch-Lothringen, die von der Mosel und Maas durchflossene Plateaulandschaft. Da es ein wichtiges Durchgangsland ans Deutschland nach Frankreich ist, so wurden hier ebenfalls Festungen an¬ gelegt: Toul (tnl) an der Mosel, wo sich diese der Maas nähert und schiffbar wird, und Verdun (verdöng) an der Maas, am Übergangs¬ punkte der großen Straße von Mainz nach Paris. Nancy (nangßl, 80.000 Ew.) und L n n e v ille (lünevlll) waren einst die Residenzstädte der Herzoge von Lothringen. 16. ) Champagne (schampänj), von der Seine, Aube und Marne durchflossen. Der kahle Kreideboden bietet nur dürftige Weideplätze, und der berühmte Wein gedeiht nur unter sorgsamster Pflege an den Thal¬ abhängen der Flüsse. Die Hauptstadt Troyes (troa, gegen 50.000 Ew.) an der Seine. An der Marne liegt Chalons (schaloNg) und Epernay (eperne), der Hauptsitz des Weinhandels. Reims (rähngs, 100.000 Ew.), die alte Krönnngsstadt. Die Festung Sedan (sedang) im Maasthale beherrscht dieses nördliche Eingangsthor. Die Champagne ist das dritte unter den großen Schlachtfeldern Frankreichs, denn jedes von Osten kommende Heer muss dieses Land passieren, um die Hauptstadt zu erreichen, zu der die Seine und Marne hinleiten. V. Wittel'frcrnk^eitH oder die Loirelandschaften. 17. ) Lyonnais (lionne), die Gebirgslandschaft zwischen Loire und Rhone, nächtiger Jndustriebezirk. Lyon (lwNg, 400.000 Ew.), an dem Zusammenflüsse der Rhone und Saone, ist der erste Seidenmarkt Europas; 13* 196 — Kt. Ktienne (etienn, 120.000 Ew.), inmitten großer Steinkohlenlager, ist für Eisen- und Stahlindustrie die wichtigste Stadt Frankreichs. Lyon, die zweite Stadt Frankreichs und zur Zeit der Römerherrschaft die Hauptstadt desselben, ist infolge seiner günstigen Lage am Zusammenflüsse zweier schiff¬ barer Ströme und nahe an der Grenzscheide zweier entgegengesetzter Meeresgebiete auch ein Hanptemporium des inncrn Verkehrs. 18. ) Auvergne (overnj). Städte: C l e r m o nt (klermöng, 50.000 Ew.) nnd Limoges (limösch, 70.000 Ew.) an der Vienne. 19. ) Stufenlandschaften der Loire: Nivernais (niverne), Bourbonnais (burbonne) und Berrh mit Bourges lbursch, 40.000 Ew.). 20. ) Orleannais (orleanne). Orleans (orleäng, 60.000 Ew.) am nördlichsten Punkte der Loire, daher hier die Straße von Paris nach dem südwestlichen Frankreich den Fluss überschreitet. 21. ) Die untern Loirelandschaften: Maine (mahn), Anjou (anju*) uud Touraine (turän), der «Garten Frankreichs-, mit den Hauptstädten: Le Mans (lö mä, 60.000 Ew.), Angers (ansche, 70.000 Ew.) und Tours (tür, 60.000 Ew.) an der Loire. VI. Die Insel Gärsica ist durchwegs gebirgig (Monte Rotöndo über 2700 m hoch) und rauh. Ihre Bewohner, die Corsen, sprechen italienisch und sind wegen ihrer Roheit und Rachsucht, aber auch durch Tapferkeit uud Freiheitssinn bekannt. Hafenplätze: Bastia und Ajaccio (ajatscho), Geburtsort Napoleons I. 8 73. Die Schweix. Genf uw. von 46, 24. Basel sw. von 48, 25. Bregenz ö. von 47stz, 27. Finster- münz fö. von 47, 28. Como sw. von 46, 27. Großer St. Bernhard sw. von 46, 25. Physische Geographie. Hrcnzen und Hröße. Die Schweiz ist der einzige größere europäische Staat ohne Meer es grenzen. Gegen das deutsche Reich wird die Grenze durch den Rhein und den Bodensee gebildet (doch liegt Schaff¬ hausen jenseits des Flusses); gegen Frankreich, Italien nnd Österreich ver¬ läuft sie ans dem Kamme des Jura und der Alpen. Der Flächeninhalt betrügt 41.000 Iruftft Aer Woden nnd seine Bewässerung. Die Schweiz, das höchste Land Europas (Gegensatz zu Holland), zerfällt in Bezug auf Bodenbildung in drei Theile, welche in der Richtung von SO. nach NW. so aufeinander folgen: A l p e n l a n d , H o ch e b e n e, Jura. Die Alpen nehmen die größere Hälfte des Landes ein. I. Die Schweizer Alpen bilden den erhabensten Theil des ganzen Alpengebirges, und ihnen verdankt das Land hauptsächlich seine Berühmt¬ heit (vergl. Tab. S. 158). Das französische j wird wie ein sanftes sch ausgesprochen. 197 Der Hauptreichthum des Landes liegt in der erhabenen Schönheit seiner Alpen¬ welt, und so kommt es denn, dass die Schweiz das große Verkehrshaus aller gebildeten Nationen Europas geworden ist, die immer wieder die Alpen anf- suchen, nm sich geistig zu erfrischen und zu stärken. Wesentlich trägt dazu bei die centrale Lage des Landes, das ein Schweizer mit Recht das «europäische Gasthaus» genannt hat. u) Die Centralzone südlich vom Rhone- nnd Rheinthale (vergl. stets H 68): 1. ) Die penninischen oder Walliser Alpen. Zwischen den Längenthäleru der Rhone nnd Dora Balten erhebt sich der Hauptkamm des Matterhorn (4500 ni) und Monte Rosa (über 4600 in) mit den zahlreichsten und gewaltigsten Gletschern. Der nördliche und südliche Ab¬ hang wird durch Qnerthäler und Querjoche zerschnitten, auf dem östlich¬ sten erheben sich die Mischabelhörner (noch nahe an 4600 ui). Zwischen deni Montblanc- und penninischen Gebirge sinkt der Hauptkamm im großen St. Bernhard zu 2500 m. Über diesen Pass führt ein Saumweg von Martigny nach Aosta; berühmtes Hospiz, Bernhardinhunde. 2. ) Die lepontinischen Alpen. Entlang dem Rhone-Rheinthale erhebt sich der Hauptkamm: das St. Gotthard gebirge. Nach S. ziehen zwei große Querthäler, das Toce- (totsche) und Tessinthal, die sich in der Senke des Lago Maggiore (matschore) vereinigen. Der Haupt¬ kamm wendet sich im Adularstock nach S.; vom Bern hardinp ass zieht das Thal des Hinterrhein (mit der Via-mala-Schlncht) nach N., das Mesoccothal nach S., um sich mit dem Tessinthal zu vereinigen. 3. ) Die rhätischen Alpen werden in ihrer Mitte von einem großen Längenthal durchzogen. Durch das weitaus größere Engadin fließt der Inn nach NO., durch das Bergell die Mera zum Comosee; die flache Wasserscheide heißt der Malojapass (1800 in). In dem südlichen Hauptkamme erhebt sich die Bernina- (4000 in), im nörd¬ lichen die Silvretta-Gruppe (3400 m); von dieser zieht die Rhä- tikonkette nach NW. (Grenze gegen Österreich). b) Die nördliche Zone: 1. ) Die Berner Alpen. Dem Rhonethale entlang zieht der Haupt¬ kamm, im O. sich zur gewaltigen Finsteraarhorn mässe, einer Un¬ geheuern Fels-, Schnee- und Eiswüste, erhebend. Neben dem Finster - aarhorn (4300 in) gibt es noch eine große Anzahl hoher Gipfel. Der größte Alpengletscher, der Aletschgletscher (20 Irin laug) befindet sich auf der Südseite. Nach N. hiu werden die Alpen der nördlichen Zone, die meist mit dem Rhone-Rheinthal parallel ziehen, immer niederer. 2. ) Die Vierwaldstädter Alpen. Im S. erhebt sich, durch den F n r k a p a s s vom Gotthardgebirge getrennt, der D a m m a stock (3600 in) mit dem Rhonegletscher. Unter den nördlichen Alpen ist die Pi latus- gruppe (2100 in) am bedeutendsten. 3. ) Die Glarner nnd Schwyzer Alpen. Der Hauptkamm mit dem Tödi (3600 in) zieht entlang dem Rheinthale. Unter den nördlichen Alpen ist der Glärnisch (2900 in) der höchste, der Rigi (1800 in) der berühmteste. 198 Die Berggruppe des Rigi erhebt sich inselartig zwischen dem Vierwaldstätter, Zuger und Lowerzer See und ist der berühmteste Aussichtspunkt in der Schweiz. Eine kühn gebaute Eisenbahn sührt jetzt bis zur Höhe. 4.) Die St. G a ll e n e r A l P e n mit der Gruppe des hohen Sä n tis (2500 m). Nördlich von den Alpen bis an den Jura erstreckt sich die Schweizer Hochebene, ein fruchtbares Hügelland von 500 m Mittelhöhe. Die Entwässerer der centralen Alpenzone sind der Rhein, die Rhone, der Inn und der Tessin. Der Rhein entspringt am St. Gotthard, fließt bis Chur durch ein Längen-, dann bis zum Einfluss in den Bodensee (s. S. 162) durch ein Querthal. Seine Hauptnebenflüsse sind der Hinterrhein, der im Adular- stock entspringt, und auf österreichischem Boden die Jll. Die Rhone entströmt dem Rhonegletscher, fließt durch das Längenthal Oberwallis, dann durch das Querthal Unterwallis dem Genfer See (570 kw^) zu, dessen tief eingesenkte Ufer eines milden Klimas und einer üppigen Vegetation sich erfreuen. Der Entwässerer der Nordalpen und der Hochebene ist die Aar, die dem Rhein die Gewässer aller großen Schweizer Randseen, mit Ausnahme des obengenannten zuführt. Sie entspringt am Finsteraarhorn und fließt erst durch das Haslithal nach NW., wobei sie den prächtigen Handeckfall bildet; durchfließt hierauf die durch die Schuttanhüufung des «Bödeli» voneinander getrennten Brienzer und Thuner Seen und wendet sich dann gegen den Jura, der sie aber zwingt, seinem Fuße entlang nach NO. dem Rheine zuzuströmen. Ihre Nebenflüsse sind: 1.) auf der linken Seite die Saane und die Zihl, der Abfluss des Bieler, Neuenburger und Murten-Sees; 2.) auf der rechten Seite die Emmen; die Suren, der Abfluss des Sem Pacher Sees; die Reuß, die am St. Gotthard entspringt, den kreuzförmig gestalteten Vierwaldstätter See durchfließt und den Abfluss des Zuger Sees aufnimmt, und die Limmat, die als Linth am Tödi entspringt und, nachdem sie die Gewässer des Wallen- sees ausgenommen hat, den Züricher See durchfließt. Die wichtigsten Alpenstraßen der Schweiz zur Verbindung zwischen Deutschland und Italien sind folgende: 1. ) Die Knnstsiraße über den Simplon (2100 m), die älteste, von Napoleoni, in großartigem Maßstabe (613 Brücken, 7 Gallonen und 20 Zusluchtshänser) gebaute Alpenstraße, beginnt bei Brieg in Oberwallis und endigt in dem znm Lago Maggiore führenden Tocethale. 2. ) Die St. Gotthard-Eisenbahn, die vom Vierwaldstätter See durch das Reuß- und Tessinthal zum Lago Maggiore zieht und die Wasserscheide in einem nahezu 15 km langen Tunnel durchbricht. Sie ist die wichtigste aller Alpcnbahnen. 3. ) Die Rheinstraße. Vom Bodensee führt das Thal des Rhein zu zwei Pässen, über die Kunststraßen angelegt sind: der Bernhardinpass sührt in das Misoccothal und zum Lago Maggiore, der Splügenpass (2100 in) znm Comosee. Am bequemsten ist die Splügcnstraße, denn ihre zahlreichen Windungen machen es sogar dem schwersten Lastwagen möglich, ohne Vorspann die Passhöhe zu erreichen. Die genannten Straßen vereinigen sich zuletzt in Mailand. 199 Jenseits der Hochebene streicht in einem mit den Alpen parallelen Bogen vom Rhein bis zur Rhone der Schweizer Jura, ein aus zahl¬ reichen Parallelketten und schmalen Längenthalern (das größte das des Doubs) bestehendes wasserarmes Kalkgebirge. Der Abfall ist nach SO. steil, nach NW. sanft verlaufend. Der höchste Punkt, Cret de la neige (nesch), 1700 m, liegt auf französischem Boden. Klima. Über die klimatischen Verhältnisse der Alpen ist schon im Z 68 gesprochen worden. Die Hochebene hat selbstverständlich milderes Klima, als die höher gelegenen Alpenthäler, besonders die Umgebung des Genfer Sees, aber auch hier sinkt die Januartemperatur unter 0". In¬ folge der Abgeschlossenheit vom Meere hat das Klima einen continenlalen Charakter mit bedeutenden Wärmeschwankungen. Politische Geographie. "Bevölkerung. Die absolute Bevölkerung beträgt 2,g Mill., die relative daher 71. Die Alpen gehören zu den am schwächsten bevölkerten Gebieten Mitteleuropas, dann aber steigt die Dichtigkeit gegen N. so rasch, dass die Gegend von Zürich bis Basel bereits zu den dichtest bevölkerten gehört. Der Sprache nach scheiden sich die Schweizer in ea. 1 °/g Mill. Deutsche, Mill. Franzosen, V« Mill. Italiener und Rhäto- Ladiner. 1'/y Mill, bekennen sich zur protestantischen, 1 Mill, zur katholischen Kirche; jene herrscht in der Ebene, diese im Hochgebirge. Die ältesten Bewohner der Schweiz waren Kelten, die unter römischer Herr¬ schaft die lateinische Sprache annahmen. Aus dieser entwickelte sich das Rhäto-Ladi- nische, das noch im obern Rheinthal und im Engadin gesprochen wird. Im frühesten Mittelalter erfolgte die deutsche Einwanderung von NÖ., nur der äußerste SW. blieb romanisch (französisch). Die Italiener drangen im Tessinthal vor. Ursprünglich gehörte die Schweiz zum deutschen Reiche. Als die Habsburger die Umwohner des Vierwaldstätter Sees, ein freies und tapferes Bauernvolk, sich unterthan machen wollten, gründeten diese einen Bund (Eidgenossenschaft, Sage von Tell und Gessler) und behaupteten in glücklichen Kämpfen nicht nur ihre Unabhängigkeit, sondern erweiterten auch immermehr ihre Herrschaft. Im 16. Jahrhundert bestand die Eidgenossenschaft bereits aus 13 Cantonen; zu diesen kamen in der französischen Revo¬ lution und nach Napoleons Sturz 9 neue, welche früher nur in einen, losen Verhält¬ nisse zum Bunde gestanden hatten. Die Abhängigkeit vom deutschen Reiche hatte schon am Ende des 15. Jahrhunderts aufgehört. Kultur. Der Ackerbau kann in Alpenregionen nur spärlich betrieben werden; die Hauptkornkammer ist die Hochebene, doch kann auch sie den Bedarf nicht im entferntesten decken. Geschätzte Weine wachsen am Züricher und Genfer See. Hingegen laden die trefflichen Weideplätze der Alpen von selbst zur Viehzucht ein, die die Hauptnahrungsquelle nicht bloß der schweizerischen, sondern der Alpenbewohner überhaupt bildet. Besonders steht die Rind Vieh zücht auf einer sehr hohen Stufe (Käse: Groyer, Emmenthaler n. s. w.). Das geringe Erträgnis des Bodens trieb von jeher zur Auswan¬ derung wie zu industrieller Thätigkeit, die vorzüglich in der ebenen Schweiz, trotz Kohlenmangels, in der höchsten Blüte steht. Die nord¬ östliche Schweiz ist einer der wichtigsten Bezirke für Baumwoll- und 200 Seidenindnstrie, die südwestliche bietet Unübertroffenes in der Anfer¬ tigung von Uhren und Bijouterien. Die H a n d e l s l a g e der Schweiz ist sehr wichtig; sie ist die natür¬ liche Vermittlerin zwischen Deutschland und Italien; ja, durch die Gott¬ hard bahn wnrde sie zum Bindegliede der kürzesten Straße von England nach Indien gemacht. Volksbildung und Pflege der Wissenschaften blühen nicht minder wie der materielle Wohlstand. politischer Zustand und Lintheilung. Die Schweiz bildet eine Bundesrepublik von 22 Cantonen, die in ihren innern Angelegen¬ heiten ganz selbständig sind. Die Gesetzgebung liegt in den Händen des Nationalrath es und St ände¬ rn thes; zu jenem schicken je 20.000 Bewohner einen, zu diesem jeder Canton ohne Rücksicht auf seine Große zwei Vertreter. Die oberste vollziehende Behörde ist der aus sieben gewählten Mitgliedern bestehende Bundesrath. -I. Die vier Wcrl'dcantone lagern sich um den Vierwaldstätter See. Die drei Urcantone (Schwyz, Uri und Unterwalden) gehören dein Alpenlande, Luzern dem Alpenlande und der Ebene an. 1. ) Schwyz, mit der gleichnamigen Hauptstadt, reicht vom Vier¬ waldstätter bis zum Züricher See. An ersterem ist Brunnen, die «Perle des Vierwaldstätter Sees», der Hafenort. Küssnacht mit der «hohlen Gasse», wo Tell den Landvogt tödtete. 2. ) Uri, das Hauptthal der obern Renß mit seinen Nebenthälern. Hauptstadt ist Altdorf, Flüelen der Hafen. Auf der Wiese Rütli am See wurde der Bund der Urcantone geschlossen (1307). Im Schächen- thale liegt Bürgten, Tells Geburtsort. 3. ) Unterwalden theilt sich in zwei Halbcantone: «ob dem Walde» und «nid dem Walde». In diesem ist Stans, in jenem Sarnen der Hauptort. 4. ) Luzern mit der gleichnamigen Hauptstadt am See. Sem¬ pach ist durch den Heldentod Arnolds von Winkelried (1386) berühmt geworden. II. Die übrigen neun «alten Kantone sind sämmtlich nach ihren Hauptorten benannt und (mit Ausnahme Freiburgs) von Deutschen bewohnt. 5. ) Zug, der kleinste Canton. Die Hauptstadt liegt am See glei¬ chen Namens. Bei Morgarten am Eingänge ins Alpenland hatten die Urcantone den ersten Kampf für ihre Unabhängigkeit zu bestehen (1315). 6. ) Zürich. Der Canton liegt um den gleichnamigen See und erstreckt sich im N. bis an den Rhein, gehört also der Ebene an. Zürich (30.000 Ew.), am Nordende des gleichnamigen Sees, ist die erste Industrie¬ stadt (Mittelpunkt der Seiden- und Banmwollindustrie) und als Ausgangs¬ punkt der Gotthardstraße der Hauptort für den Handel mit Italien, zu¬ gleich auch der geistige Mittelpunkt der deutschen Schweiz (Universität, Polytechnicnm). Winterthur nimmt an der Jndustriethütigkeit Zürichs lebhaften Antheil. 201 7. ) Glarus, das Thal der Linth, an der auch die Hauptstadt liegt. In dieses Thal ist unter allen Thälern der Hochalpen die Industrie am meisten vorgedrnngen. 8. ) Appenzell scheidet sich in zwei Halbeantone, von denen der südliche, A p p e n z e ll - J n n e r r h o d e n, mit katholischer, in einfachen patri¬ archalischen Verhältnissen lebender Hirtenbevölkerung und dem dorfähnlichen Hauptorte Appenzell dem Alpenlande, der nördliche, Appen zell-Außer- rho den, mit protestantischer und industrieller Bevölkerung und dem Haupt¬ orte Herisau der Ebene angehört. 9. ) Schaffhausen liegt auf der rechten Seite des Rheins, an dessen nördlichem Knie die Hauptstadt liegt; unweit davon (bei Laufen) der berühmte Rheinfall. 10. ) Basel ist der dritte Canton, der sich in zwei Halbeantone scheidet. — n) Die Stadt Basel (70.000 Ew.) am Rheinknie ist durch ihre Lage an der großen Rheinstraße und an der burgundischen Pforte die erste Handelsstadt der Schweiz geworden, zugleich ein zweiter Mittelpunkt der Seidenindustrie. — b) Baselland mit dem Hauptorte Liestal. 11. ) Solothurn mit der Hauptstadt gleichen Namens an der Aar. 12. ) Bern ist der einzige Canton, der sowohl an den Alpen wie an der Ebene nnd an dem Jura Antheil nimmt. Hanptfluss ist die Aar, an der die Bundeshauptstadt der Republik, Bern (50.000 Ew.), liegt. — Im Berner Ob er lande, dem beliebtesten Zielpunkte der Reisenden, deren Hauptstationsorte Unterseen nnd Interlaken auf dem «Bödeli» sind, ist der bedeutendste Ort Thun am Ausflüsse der Aar aus dem Thuner See. 13. ) Freiburg ist der einzige unter den alten Cantonen, der gemischte Bevölkerung (Deutsche und Franzosen) hat. Er besteht ans dem Thale der Saane, in dem die Hauptstadt liegt, und dessen Nebenthälern. Murten am See gleichen Namens. III. Die neun neuen Kantone. u) Die drei französischen Cantone: 14. ) Genf am Westende des gleichnamigen Sees. Genf (50.000Ew.) am Ausflüsse der Rhone, der Hauptort für Erzeugung von Uhren und Bijouteriewaren nnd der geistige Mittelpunkt der französischen Schweiz. 15. ) Waadt, das weinreiche Hügelland zwischen dem Genfer und Neuenburger See. Die beiden wichtigsten Städte, der Hauptort Lausanne (losänn, 30.000 Ew.) in herrlicher, mit Villen besäeter Umgebung und Vevey (wewe), liegen am Genfer See. 16. ) Neuenburg (Neuchatel fnöschatel), die Juralandschaft am See gleichen Namens, an dem die industrielle Hauptstadt Neuenburg liegt. Die armen Bewohner des Jura beschäftigen sich mit Spitzenklöppelei, Uhren- fabrieation und Anfertigung physikalischer und mathematischer Instrumente. Die Hauptorte dafür sind die Dörfer Chanx de Fonds (schö de föiig) und Locl (lokl). 202 b) Die drei deutschen Ccmtone: 17. ) Aargau umfasst das Mündungsgebiet der Aar, Reich und Limmat. Die Hauptstadt Aarau liegt an der Aar. In einiger Entfernung von dem Einflüsse der Renß und Limmat in die Aar erheben sich die Ruinen des Schlosses Habsburg (d. i. Habichtsburg), der Stammburg des österreichischen Kaiserhauses. 18. ) Thurgau, das Thal der mittleren Thur (mit den Neben- thälern), nördlich bis zum Bodensee. Hauptstadt Frauenfeld. 19. ) St. Gallen dehnt sich vom Züricher und Wallensee bis zum Rhein und Bodensee aus. Die Hauptstadt St. Gallen (20.000 Ew.), um das im Mittelalter hochberühmte Kloster entstanden, ist jetzt vorwiegend Industriestadt (Baumwolle). Rorschach ist der Hafenplatz am Bodensee. Im wilden Taminathale liegt der Badeort Pfävers. o) Die drei südlichen Cantone: 20. ) Graubünden, der größte, aber am schwächsten bevölkerte Canton, umfasst das Längenthal des Rheins mit dessen Nebenthälern und das Engadin, das am bevölkertsten und wohlhabendsten ist, obgleich die höchste angebaute Gegend Europas. Die Bevölkerung ist theils deutsch, theils rhäto-ladinisch. Die Hauptstadt Chur am Rheinknie ist wichtig als Ausgangspunkt der vielbesuchten Rheinstraße. 21. ) Tessin, das Hauptthal des obern Tessin mit dessen Neben¬ thälern umfassend, hat durchaus italienische Bevölkerung. Die befestigte Hauptstadt Bellinzoua am Tieino treibt als Ausgangspunkt der Gott¬ hard- und Bernhardinstraße lebhaften Transithandel. Am Lago Maggiore liegt Locarno. 22. ) Wallis umfasst das gleichnamige Rhonethal und dessen Neben- thäler. Die Bevölkerung von Oberwallis spricht deutsch, die von Unter¬ wallis französisch. Hanptort ist Sitten; das Leuker Bad in einem hohen Gebirgskessel am Fuße des Gemmipasses. Das kleine souveräne Fürstenthum Liechtenstein (160 lriu^ mit 9000 deutschen Einwohnern) mit dem Hauptorte Vaduz wird durch deu Rhein von St. Gallen getrennt. 8 74. Die österreichisch-ungarische Monarchie. (Allgemeine Übersicht.) Physische Geographie. Hrenzen, Hröhe und Gliederung. Im O- grenzt die Monarchie an Rumänien und an Russland (an welche Landschaften?); aber nur im SO. und NO. ist die Grenze eine natürliche, nämlich das östliche Rand¬ gebirge von Siebenbürgen und die Podhorze. Im N. grenzt Österreich an Russland und Deutschland (au welche Länder?); gegen Russland sind auch hier die Grenzen (mit Ausnahme eines Theiles des Weichsellaufes) nur politische, die gegen das deutsche Reich verlaufen auf deu wasser- 203 scheidenden Höhen der Sudeten und des Erzgebirges, der Böhmerwaldes und der Kalkalpen zwischen der Salzach und dem Bodensee. Zwischen dem Böhmerwalde und den Alpen bilden der Inn und die Salzach die Grenze. Im W. sind die Schweiz (nebst Liechtenstein) nnd Italien die Grenzuach- barn, die theils durch den Rhein, theils durch Alpenketten von Österreich geschieden werden. Im S. grenzt die Monarchie an Italien (Grenze entlang dem Kamm verschiedener Alpenketten), an das adriatische Meer, die Türkei (Landschaften?) und Rumänien, welche die Unna, Save, Donau und das südliche Randgebirge von Siebenbürgen von Österreich scheiden; in Dal¬ matien bilden Parallelketten der dinarischen Alpen die Grenze. Das so umgrenzte Gebiet hat einen Flächeninhalt von 622.000 km". Nur der österreichischen Grenzen sind Meeresgrenzen (1700 km). Das einzige Meer, das die Monarchie berührt, ist das adriatische. Nur eine bedeutende Halbinsel, Istrien, zwischen dem Golf von Venedig, dessen innerster Theil der Golf von Triest ist, und dem stürmischen Qu ar nerv. Das südöstliche Küstenland gehört physisch zur griechisch- slavischen Halbinsel; ihm sind die dalmatinisch-istri scheu Inseln vorgelagert. Der Moden und seine Bewässerung. Drei große Gebirgssysteme, welche an der obern Donau fick) begegnen, durchziehen die Monarchie: 1. ) südlich von der Donau die Alpen, die nach SO. den Karst und die dinarischen Alpen aussenden; 2. ) das böhmisch-mährische Gebirgssystem (Sudeten¬ länder) nördlich von der Donau und westlich von der March und Oder (s. S. 164); 3. ) die Karpathen, nördlich von der Donau, östlich von der March und Oder. Innerhalb dieser Gebirge dehnen sich die großen Donau-Ebenen aus. Der Hauptfluss der Monarchie, die Pulsader ihres Verkehrs wie ihres geschichtlichen Lebens, ist die Donau, nach der Wolga der größte Strom Europas überhaupt (2600 km lang). Sie entspringt im Schwarz¬ walde (s. S. 161), hat einen östlichen Lauf mit der einzigen bedeutenden südlichen Abweichung, von Waitzen bis zur Draumünduug, und mündet in das schwarze Meer. Sie hat daher die wichtige Aufgabe, den Orient mit Mitteleuropa zu verbinden. Von ihrem Eintritte in Österreich zwischen dem österreichischen Hügellaude und dem südböhmischen Granitplatean augefaugen, durchfließt sie abwechselnd Thalengen und Thalweiten. Letztere werden gegen O. zu immer größer und erweitern sich allmählich zu den genannten Donau- tief e b c u e n: 1. ) das Tullner Becken, 180 m hoch; 2. ) das Wiener Becken, 170 m hoch; 3. ) die oberungarische Tiefebene, 140 m hoch; 4. ) die n i e d e r n n g a ri s che Tiefebene, 90 m hoch. 204 Die Hauptnebenflüsse der Donau kommen: a) aus den Alpen: Inn, Raab, Drau und Save, b) aus den Sudeten: March, o) aus den Karpathen: Theiß, Aluta, Sereth und Pruth. Nur 180.000 sind nicht Donaugebiet. Der südliche Theil der Alpen und die Küstenländer gehören dem Adria-, Böhmen dem Elbe-, Schlesien dem Oder-, der Nordabhang der Karpathen dem Weichsel- und Dnjestrgebiete an. Politische Geographie. WeM'kerung. Die Gesammtbevölkerung der Monarchie betrug 1880 37,9 Mill., es wohnen somit durchschnittlich 61 auf 1 km'V Jetzt wird die Gesammtbevölkerung auf 40,.-, Mill, geschätzt. Nach ihrer Nationalität scheiden sich die Völker der Monarchie in vier Hauptstämme: Die räumliche Vertheiluna der vier Hauptstämme ist im allgemeinen folgende: Die Slaven, der zahlreichste Stamm, bewohnen den Norden und Süden der Mon¬ archie, und zwar im N. das eigentliche Karpathenland (ohne Siebenbürgen), Mähren, das östliche und mittlere Böhmen und den S. bis an die Donau und Drau. Zwischen die Nord- und Südslaven schieben sich wie ein Keil die Deutschen in den Alpenlän¬ dern und in den Randgebieten Böhmens, die Magyaren in den Donautiefländern und östlich davon die Rumänen ein und trennen Nord- und Südslaven völlig. Die vorherrschende Religion ist die katholische, und zwar sowohl des lateinischen wie des griechischen Ritus; sie zählt 28 Mill. Anhänger. Neben den Katholiken wohnen in Österreich noch 3"/? Mill. Protestanten, 3 Mill, orientalische Griechen (Serben und Rumänen), I V» Mill. Juden und 50.000 Unitarier. Diese fünf Religionsgenossenschaften sind die gesetzlich aner¬ kannten, d. h. sie besitzen das Recht, öffentlichen Gottesdienst zu halten uud Schulen zu errichten, und genießen den Schutz der Regierung. politischer Zustand, Liutheilung und Verfassung. Physisch wie historisch besteht die österreichisch-ungarische Monarchie aus drei Ländergruppen: den Alpen-, Sudeten-und Karpathenländern. Diese bestanden ursprünglich als drei gesonderte Staatswesen. 205 Die Stammländer der Monarchie sind die Erzherzogtümer Österreich, über welche seit 1282 das aus der Schweiz stammende (vergl. S. 202) Geschlecht der Habsburger herrscht. Allmählich wurden auch die übrigen Alpenländer mit Öster¬ reich vereinigt. 1520 wurde Ferdinand I. durch Wahl auch auf den ungarischen und den böhmischen Thron erhoben und damit der Grundstein zn der heutigen Monarchie gelegt. 1620 wurde Böhmen, 1687 Ungarn in ein Erdreich umgewandelt, einen gemeinsamen Namen führte dieses Staatswesen aber noch nicht. Die Alpen- und Sudetenländer gehörten seit dem frühen Mittelalter zum römisch-deutschen Reiche. Als 1740 der habsburgische Mannesstamm mit Karl VI. erlosch, bestieg kraft des Grundgesetzes der pragmatischen Sanction Karls VI. Tochter Maria Theresia den Thron. Sie war mit Franz von Lothringen vermählt, daher die Hcrrscherfamilie von nun an Habsburg-Lothringen heißt. 1804 nahm Franz II. den Titel eines Kaisers von Österreich an, und damit erhielt der schon seit drei Jahrhunderten bestehende Staat auch einen selbst¬ ständigen Namen. Am deutschen Bunde (s. S. 169) nahmen auch die österreichischen Alpen- und Sudetenländer theil; als derselbe 1866 aufgelöst wurde, hörte unsere Monarchie auf, ein deutscher Staat zu sein, um von nun an nur ihren eigensten Interessen zu leben. Der innere Friede wurde wieder hergestellt, indem 1867 die ungarischen Länder eine selbständige Verfassung und Regierung erhielten. Die «österreichisch-ungarische Monarchie» wurde durch das Grundgesetz der pragmatischen Sanction vom Jahre 1724 als eine untheilbare, sowohl in männlicher wie weiblicher Linie des Hauses Habs¬ burg-Lothringen erbliche Monarchie erklärt. Der Monarch führt den Titel «Kaiser von Österreich, König von Böhmen u. s. w. und apostolischer König von Ungarn» und das Prädicat «k. und k. apostolische Majestät». Die Monarchie zerfällt Politisch in zwei Gruppen, die miteinander in Realunion stehen: «die im Reichsrathe vertretenen König¬ reiche und Länder» (Cisleithanien) und die «Länder der ungari¬ schen Krone» (Transleithanien). In beiden Ländergrnppen ist die Re¬ gierung eine conftitntionelle. Übersicht der Kronländer. I. Österreichisches Staatsgebiet oder Cisleithanien. 206 n. Ungarisches Staatsgebiet oder Transleithanien. km- Abs. Bev. Rel. Bev. 1. ) Königreich Ungarn (mit Siebenbürgen) . . . 279.800 18,730.000 49 2. ) Fiume und Gebiet 20 20.000 — 3. ) Königreich Kroatien und Slavonien .... 42.500 1,890.000 45 Summe (misMilitcir) Ende 1881 322.300 15,730.000 49"" - , . . 1887 322.300 17,080.000 53 Fig. 31. Verfassung. Der Monarch ist der Inhaber der ganzen Staats¬ gewalt, nur ist er in der Ausübung der gesetzgebenden Gewalt an die Mitwirkung des österreichischen Reichsrathes, des ungarischen Reichstages und der Landtage und hinsichtlich der gemeinsamen Angelegenheiten beider Ländergrnppen an die Mitwirkung und Zustim¬ mung zweier, aus den Reichsvertretungen hervorgehender Delegationen gebunden. I. Die Berfassung Cisleithaniens beruht auf dem Octoberdiplom vom Jahre 1860, auf dem Februar patent vom Jahre 1861, auf deu Staatsgru ab¬ gesehen vom 21. December 1867 und aus dem Wahlgesetze vom Jahre 1873. 1.) Die gesetzgebende oder legislative Gewalt. Grundsatz: Jedes Gesetz, welches nur einzelne Länder betrifft und nicht ausdrücklich in die Competenz des Reichs¬ rathes gehört, muss von deu betreffenden Landtagen beschlossen und vom Monarchen sauctioniert werden; alle übrigen Gesetze müssen von beiden Häusern des Reichsrathes beschlossen und vom Monarchen sauctioniert werden. u) Der Reichsrath besteht aus zwei Kammern: an) Das Herrenhaus besteht aus den großjährigen Prinzen des kaiserlichen Hauses, den zu erblichen Mit¬ gliedern ernannten Häuptern der durch ausgedehnten Grundbesitz hervorragenden Ädelsgeschlechter, den Erz- und Fürstbischöfen und den auf Lebenszeit ernannten Mit¬ gliedern. Das Ernennungsrecht steht dem Monarchen zu. dd) Das Hans der 207 Abgeordneten besteht aus 353 Mitgliedern, die von dem in vier Gruppen getheiltcn wahlberechtigten Volke auf die Dauer von 6 Jahren gewählt werden. Die Gruppen sind: der Großgrundbesitz, die Städte und Märkte, die Handels- und Gewerbekammern, die Landgemeinden. Wahlberechtigt ist jeder österreichische Staatsbürger, Ivenn er das 24. Jahr erreicht hat und eine gewisse Steuersumme zahlt. t>) Die 16 Landtage und der Stadtrath von Triest. Jeder Landtag ist zusammengesetzt: an) ans den Mitgliedern mit Virilstimmen (die Bischöfe und die Rectoren der Universitäten), bk) aus den Abgeordneten, die in gleicher Weise wie die Reichsraths¬ abgeordneten auf 6 Jahre gewählt werden. Zur Besorgung der laufenden Geschäfte und Vollstreckung seiner Beschlüsse wählt der Landtag aus seiner Mitte den Landesansschuss. 2.) Die verwaltende oder executive Gewalt, n) Die oberste Exekutiv¬ gewalt in allen cisleithanischen Ländern üben die vom Monarchen ernannten und dem Reichsrathe verantwortlichen sieben Minister aus (Minister des Innern, für Landes- vertheidigung, für Cultus und Unterricht, für Handel, für Ackerbau, für Justiz und für die Finanzen), b) In den einzelnen Ländern vertreten den Monarchen und die Regierung die Statthalter oder Landespräsidenteu. e) In den einzelnen Bezirken eines Landes vertreten die Bezirkshauptleute den Landeschef, ck) Die einzelnen Gemein¬ den sind autonom, d. h. sie entscheiden über ihre Angelegenheiten selbständig und sind daher ein kleines Abbild des Staates. Der aus den Gemeindemitgliedern gewählte Gemeinderath besorgt die Angelegenheiten der Gemeinde, und seine Beschlüsse werden von dem von ihm erwählten Bürgermeister und dem diesem zur Seite stehenden Magistrate vollzogen. II. Die Verfassung Trausleithauiens beruht auf einer Reihe älterer und neuerer Gesetze, von denen die aus den Jahren 1848 und 1865 bis 68 besonders wichtig sind. Zufolge des 7. Gesctzartikels wurde Siebenbürgen mit Ungarn völlig verbunden, Kroatien und Slavonien erhielten hingegen durch den 30. Gesetzartikel eine gewisse Selbständigkeit, indem ihr Landtag über die innern Angelegenheiten allein zu entscheiden hat. Die Militürgrenze, die früher unter der Verwaltung des Reichs-Kriegsministeriums stand, ist jetzt der ungarischen Reichshälftc einverleibt. 1. ) Die legislative Gewalt. Grundsatz wie oben. s.) Der ungarische Reichstag besteht ebenfalls aus zwei Kammern: der Magnaten täfel, entsprechend unserem Herrcnhause, und der Repräsentanten¬ tafel, bestehend aus 410 vom Volke auf fünf Jahre gewählten Abgeordneten Ungarns und Siebenbürgens und 38 Abgesandten des kroatisch-slavonischen Landtages. k) Der kroatisch-slavonische Landtag besteht aus den Mitgliedern mit Virilstimmen und 77 auf drei Jahre gewählten Deputierten (d. i. Abgeordneten). 2. ) Die executive Gewalt übt das ungarische Ministerium aus. Die Länder werden in Comitate eingetheilt. Der Statthalter von Kroatien und Slavonien führt den Namen Banus. III. Die gemeinsamen Angelegenheiten sind: 1.) das Kriegswesen (niit Ausnahme der Rekrutenbewilligung), 2.) die auswärtigen Angelegenheiten (d. i. das Verhältnis der Monarchie zu den übrigen Staaten), 3.) das Finanzwesen bezüglich derjenigen Auslagen, welche beide Ländergruppen gemeinschaftlich bestreiten müssen. 1. ) Die legislative Gewalt. Grundsatz wie oben. Der gesetzgebende Körper sind die zwei Delegationen, jede mit 60 Mitgliedern; die eine wird vom österreichi¬ schen Reichsrathe, die andere vom ungarischen Reichstage aus deren Mitte auf die Dauer eines Jahres gewählt. 2. ) Die executive Gewalt inbetresf der gemeinsamen Angelegenheiten üben die drei Reichsminister (für änßere Angelegenheiten, für Krieg und für die Reichs¬ finanzen) aus. Auliur. Österreich ist ein Agriculturstaat, denn der ge¬ stimmten Bevölkerung beschäftigt sich mit der Landwirtschaft. Aber trotz des reichen Natursegens steht der Ackerbau uicht überall auf der Höhe, auf der er steheu könnte, und die rationelle Bearbeitung des Bodens nimmt gegen SO. ab. Getreide (Roggen und Weizen), das vorzüglich die Flach- 208 und Hügelländer producieren, ist ein bedeutender Ausfuhrartikel, wenn nicht ein besonders ungünstiges Missjahr eintritt; auch Obst und namentlich Wein wird in Fülle erzeugt. In den Gebirgen und den ungarischen Ebenen blüht die Viehzucht, und die Alpen und Karpathen sind trotz ungenügender Forstcultur noch immer reich an Waldungen. Dagegen kann sich die Industrie unserer Monarchie weder mit der britischen noch mit der französischen und deutschen messen, da sie in der Production von Kohle und Eisen all diesen Ländern, selbst Belgien, nachsteht. Im allgemeinen ist die Industrie auf die westliche, die eigentliche Großindustrie auf die nordwestliche Ländergruppe beschränkt, die auch allem einen größern Kohlenreichthum besitzt. In der Gewinnung von Edelmetallen wird aber die Monarchie unter den europäischen Staaten nur von Russland übertroffen, und großartig ist der Reichthum an Salz. Der österreichische Handel beruht auf folgenden Momenten: 1.) auf der Verschiedenheit der Culturstufen der Bevölkerung, indem der Osten der Monarchie seine mannigfaltigen Rohproducte, besonders Getreide, gegen die Industrie-Erzeugnisse der westlichen Länder eintauscht; 2.) auf der Lage der Monarchie zwischen den cultiviertesteu (Deutschland, Frankreich) und den unkultiviertesten (Balkanhalbinsel) Staaten Europas, daher ein sehr- bedeutender Zwischenhandel; 3.) auf dem wichtigen Antheil, den Österreich durch das adriatische Meer am allgemeinen Seehandel nimmt und dessen Wichtigkeit seit Eröffnung des Suezcanals noch außerordentlich gesteigert wurde. Der Handel zerfällt in Land- und Seehandel. 1. ) Der Land handel wird durch die schiffbaren Flüsse und das immer mehr sich ausbreitende Eisenbahnnetz mächtig gefördert. a) Die wichtigste Verkehrssiraße und den besten und billigsten Handelsweg nach dem Oriente bildet die Donau, die von der Donau-Dampfschiffahrtsgesellschaft mit Dampfern und Schleppern ihrer ganzen Länge nach befahren wird. Außer der Donau befährt diese Gesellschaft auch die Theiß, die Drau, die Save, die Raab, den Inn und den Begacanal, der den gleichnamigen Nebenfluss der Theiß schiffbar macht. Wichtige Wasserstraßen sind außerdem die Moldau, Elbe und Weichsel. Diese schiffbaren Flüsse haben aber den Nachtheil, dass ihre Mündungen in fremden Staaten liegen. k) Die Eisenbahnen haben ihren Knotenpunkt in Wien, von wo aus sie nach den vier Weltgegenden auslaufen; in der relativen Bahnlänge übertrifft die Monarchie Italien und Russland. 2. ) Der österreichische S e e h a n d el ist wesentlich auf das M itt e l m e er beschränkt ; die Handelsverbindungen mit anderen Welttheilen stehen weit hinter denjenigen anderer seefahrender Nationen zurück. Die Seeschiffahrt im Mittelmeere zerfällt wieder in die sogenannte kleine — an den Küsten des adriatischen Meeres — und die große — bis ins schwarze Meer und bis Gibraltar. Der größte Theil des österreichischen Seehandels liegt in den Händen des «öster¬ reichischen Lloyd», einer Handelsgesellschaft in Triest, die sich den Bau von Dampfern zur Aufgabe machte. Unter den Großmächten hat unsere Monarchie die kleinste Handels¬ marine. In Bezug auf geistige Cultur ist (wie in der Industrie) eine Abnahme von W. nach O. bemerkbar; im W. selbst tritt eine ähnliche Erscheinung ans, indem die nördlichen Länder am weitesten fortgeschritten sind und gegen S. die Volksbildung abnimmt. 209 8 75. Die österreichischen Alpen- «nd Küstenländer. Bregenz ö. von 47 27. Salzburg sw. von 48, 31. Nordgrenze von Nieder¬ österreich 49, 33. Nordende vom Quarnero n. von 45, 32. Promontore s. von 45, 31>/z. Gailquelle ö. von 46-/z, 30. Nordtheil des Gardasees s. von 46, 28 st?. Finstermllnz sö. von 47, 28. Physische Geographie. I. Die Eentralzonc der Alpen. Nord grenze. Bei Finstermünz betritt der Inn den österreichischen Boden, stießt nun durch das obere und untere Innthal bis Wörgl und durchbricht danu knieförmig die Nordalpen. Bei Landeck erhält er die Sanna aus dem Stauzer Thale, aus dem man über den Arl¬ berg (1800 in) in das Klvsterthal und damit in das Rheingebiet gelangt (wichtige Straße). Östlich vom Inn sinkt die Grenze nach S.; sie wird bezeichnet durch die Längeuthäler der Salzach und Enns, die eben¬ falls mit scharfer Kniebiegung nach N. sich wenden, um in engen Quer- thälern die Nordalpen zu durchbrechen; jene, um den Inn, diese um direct der Donau zuzueilen. Südgrenze. Die Etsch entspringt am Reschen-Scheideck (1500 in), fließt durch das weite Vint schgau nach O., dann mit Knie¬ biegung durch das Etsch land nach S., endlich parallel mit dem Po durch die lombardische Tiefebene, nm sich in das adriatische Meer zu ergießen. Vom Brennerpass strömt ihr die Eisack zu; östlich davon durchzieht ein großes Längenthal die Alpen, das die Wasserscheide am Toblacher Felde (1200 in) in zwei ungleiche Theile scheidet: durch den westlichen fließt die Rienz der Eisack, durch den östlichen die Drau der Donau zu. Die einzelnen Theile der Centralalpen sind folgende: 1. ) Die räthischen Alpen, westlich vom Inn, von zwei Hauptthülern in entgegengesetzter Richtung durchzogen. Das Pazna unthal vereinigt sich mit dem Stanzer Thale, das Montafoner Thal, durch das die Jll fließt, mit dem Klosterthale zum Wallgau. Der südliche Haupt¬ kamm (Rhütikonkette mit der Scesaplana, 3000 in, und Sil¬ vrettakette) bildet die Grenze gegen die Schweiz. 2. ) Die Ötzthalcr Alpen sind eine der erhabensten Gebirgsmassen. Im W. erhebt sich die Ötzthaler Hochgebirgsgruppe mit der Wild¬ spitze (3800 in) und dem kolossalen Gepatschgletscher. Drei große Quer- thäler: das Kannser-, Pitz- und Ötzthal, ziehen nach N. (Jnngebiet), nur ein einziges größeres, das Passeierthal, nach S. (Etsch). Jenseits des Ötz- und Passeierthales liegt die Stubaier Hochgebirgsgruppe mit den Pfaffen-Spitz en (3500 m). Das Hanptthal ist das von Stubai, das sich mit dem Sillthale vereinigt. Die Ostgrenze bildet die Brennerstraße (jetzt Eisenbahn), die wie die Gotthardstraße den Alpenkamm nur einmal übersteigt. Vom Jnnthale führt das Sillthal auf die Passhöhe (1400 in), vou wo aus das Eisack- und Etschthal die gerade verlaufende Straße nach Italien Supan, Geographie. 14 — 210 — bildet (daher im Mittelalter als «Kaiserstraße» berühmt). Bequeme Ver¬ bindung mit dem S. auch über das Reschen-Scheideck und durch das Innthal. 3. ) Die hohen Tauern. Der wasserscheidende Gebirgszug, der noch durchaus den Charakter des Hochgebirges trägt, scheidet sich durch tiefere Kammeinschnitte in mehrere Gruppen: die Z ill e rt h a ler Alpen (Hoch¬ feiler 3500 in), die Venediger- (3700 in), Großglockner- (3800 in, mit dem Pasterzgletscher) und Ankoglgruppe (3300 in), und endet mit der Hafnerfpitze (3100 in). Vier große Thäler gehen von diesem Ge¬ birgszuge aus: nach S. (Rienz und Drau) das Ähren-, J s el - mit dem Defereggen- und das Möllthal, nach N. (Inn) das Zillerthal. Keine fahrbare Straße führt über den Hauptkamm. 4. ) In den steierischen Alpen übersteigt kein Gipfel die Schneegrenze. Die Mur durchzieht dieselben in einem großen Langenthals und scheidet sie in eine nördliche und südliche Hälfte, wendet sich hierauf in eineni Querthale nach S. und mündet in die Drau. Die genaue Fortsetzung ihres Längenthales ist das Mürzthal, aus dem die Bahn über den Semmering (1000 m) ins Leithathal führt. Nördlich vom Murthale ziehen die kleinen Tauern bis zur tiefen Thalsenke, durch die der Paltenbach zur Enns, der Liesingbach zur Mur fließt (Eisenbahn). Fahrstraße über den Rad statt er Tauern. Die südliche Hälfte wird durch bedeutende Nebenthäler des Drau- thales gegliedert. Zwischen dem Lieser- und Gurkthale ziehen mehrere mit dem Murthale parallele Ketten, deren höchster Gipfel der Eisen Hut (2400 m) ist (Fahrstraße über den Katsch berg), zwischen dem Gurk- und Lavantthale der meridionale Zug der Saualpe, jenseits des Lavantthales damit parallel der Zug der Koralpe, der sich entlang des Mur-Mürzthales nach NO. umbiegt und im Wechsel (1700 in) endigt; die Fortsetzung bildet das im Mittel nur 500 in hohe Leithagebirge. An die Koralpe schließen sich im O. niedere Höhenzüge an, durch die das Kai nach thal zum Murthale zieht. Bei Graz gabeln sich die Alpen; in dieser Einbuchtung liegt das steierische Hügelland (im Mittel 500 in hoch). Der Hauptfluss desselben ist die Raab, ein Nebenfluss der Donau, mit der Feistritz. II. Die Nordalpcn. Die höchsten Gebirgsgruppen liegen ini S. und fallen steil zu den Grenzthälern ab, nach N. werden die Gebirgszüge immer niederer. 1. ) Die Vorarlberger, nordtirolischen und baierischen Alpen (mittlere Kammhöhe 1800 in). In dem südlichen Hauptkamme erhebt sich der große S o l st e iu zu 2500 in, der höchste Gipfel mit Gletscherbildung ist aber die Zugspitze (3000 m) in Baiern. Die Hanptthäler sind das der Bregenzer Ache (Bodensee), deren Gebiet der Bregenzer Wald heißt, die Thäler der Iller, des Lech und der Isar. Durch seine landschaftlichen Reize ist der Achensee berühmt. 2. ) Die Salzburger Alpen (mittlere Kammhöhe 2000 m). Eigen- thümlich ist die cireusartige Lagerung bedeutender Alpenstöcke um den 211 berühmten Königssee, an dessen Westufer der Watzmann zu 2700 m sich erhebt. Das Nordende dieser Gebirge bildet der sagen- und marmor¬ reiche Nntersberg, im S. der gletschertragende Hochgebirgsstock des ewigen Schneeberges (2900 in) und das breite Felsenplateau des st e i n e r n e n M e er e s. 3. ) Die Salzkammergut-Alpen (mittlere Kammhöhe 1600 in) werden von der Traun (Nebenfluss der Donau) und Steter (Nebenfluss der Enns) durchflossen. Das Quellgebiet der Traun liegt zwischen der gletscher¬ tragenden Dachsteingruppe (3000 m) und dem todten Gebirge. Sie durchfließt den Hallstädter und Trannsee und erhält in ihrem oberen Laufe den Abfluss des Grundel-, in ihrem mittleren den des St. Wolfgang-, in ihrem unteren den des Zeller-, Mond- und Attersees. Der Seenreichthum macht das Salzkammergut zur ^öster¬ reichischen Schweiz» (der Schafberg, 1800 in, der österreichische Rigi). 4. ) Die österreichischen Kalkalpen erreichen nur nördlich vom Mur- thale eine mittlere Kammhöhe von 1600 in, weiter nördlich sinkt sie auf 900 in. Am höchsten ist die Hochschwab-Gruppe (2300 in). Ein Ausläufer der Kalkalpen ist der Wiener Wald, der an der Donau bei Wien im Kahlengebirge mit dem Leopoldsberge (400 in) endigt. Das nördliche Vorland der Alpen, das österreichische Hügelland (mittlere Höhe 500 in), ist eine Fortsetzung der oberdeutschen Hochebene; das Hausruckgebirge erreicht 800 in. Jenseits der Donau erhebt sich das österreichische Granitplateau, ein Theil der böhmischen Gebirgsgruppe, 800 in hoch, das im O. mit dem Man Hards berge (500 in) endet, worauf niederes Hügelland folgt. Das Donauthal von Passau bis Krems durchbricht abwechselnd das Granitplatean in Thalengen (Greiner Strudel) und weitet sich zwischen dem Plateau und dem südlichen Hügellande zu kleinen Becken aus. Von Krems ab durchfließt die Donau das fruchtbare Tullner Becken (180 in) bis zum Durchbruch durch den Wiener Wald, dann das Wiener Becken (170 >n) bis zur Thalenge von Theben zwischen dem Leithagebirge und den kleinen Karpathen. Mehrfach spaltet sie sich in Inseln oder «Aue». Sie theilt das Wiener Becken in zwei Theile; der südliche wird von der Leitha, der nördliche von der March durchflossen (daher Marchfeld genannt). III. Die südliche Zone. Die Anordnung der Gebirgsketten ist keine so regelmäßige wie in den Nordalpen; ihre Richtung ist sehr mannigfaltig. Auch ist die Breite der südlichen Zone eine viel beträchtlichere als die der nördlichen; große Querthäler öffnen sich nach S., deren Flüsse dem Adriagebiete angehören. Endlich wird das Gebirge nicht bloß von Kalkstein und Dolomit zusammen¬ gesetzt, sondern auch von vulcanischen Gesteinen, die stellenweise eine bedeu¬ tende Ausdehnung gewinnen. 1.) Die Ortlcs-Adamello-Alpen, größtentheils aus krystallinischem Gestein bestehend, scheiden sich durch den Tonalepass in zwei Gruppen: die Ortles gruppe im N., aus der die dreiseitige Pyramide der Ortles- 14* 212 s p i tz e (3900 m) und die K ö n i g swa n d (3800 m), die höchsten Gipfel in Österreich, sich erheben, — und die Ad am ello gruppe (3600 m). Über das Stil ff er oder Wormser Joch (2800 ur) führt die höchste Kunststraße der Alpen aus dem Etsch- ins Addathal. 2. ) Die Tricntiner Alpen bestehen aus einer Reihe fast meridio- naler Ketten, die durch drei mit denselben parallele Thäler getrennt werden: das Chiesethal mit dem Jseosee, das Sarcathal mit dem Garda¬ see (vgl. S. 121) und das Etschthal, das größte Querthal der Alpen, dem aber die Breite der Sohle und das sanfte Gefälle den Charakter eines Lüngenthales verleihen. Nur der südliche Theil ist eine Thalenge (mit der berühmten Veroneser Klause). Der bedeutendste Nebenfluss der Etsch auf der linken Seite ist der Noce (notsche). 3. ) Die Bozener nnd Veroneser Alpen, vorwiegend aus vuleani- schem Gestein bestehend. Höchste Spitze Vedretta di Marino lata (3500 m). Der größte Fluss der Nordhälfte ist der Avis io, ein Neben¬ fluss der Etsch, die Südhälfte durchziehen die sich vereinigenden Brenta und Cismone (tschismone). 4. ) Die Ampczzaner Alpen, vorwiegend Kalk und Dolomit, sind ausgezeichnet durch ihre imposanten Formen, gehören aber größtentheils Italien an. Der Hauptfluss ist die Piave, in welche die Boite (Am- pezzaner Thal) und Cardevole münden. Nach N. zieht das Abteithal (Rienzgebiet). 5. ) Die carnischen Alpen. Entlang dem Drauthale zieht der wasfer- scheidende Hauptzng (mittl. Kammh. 2000 m), der Österreich von Italien trennt. Jenseits desselben liegen die venetia nischen Alpen, die der Tagliamento (taljamento) entwässert. Zu ihm führt das Fellathal (Pontebbapass) aus dem Drau- und Savethale. 6. ) Die Karawanken bilden die Wasserscheide zwischen Drau und Save. Am Grintonz (2600 m), dem letzten bedeutenden Höhenpunkte, spalten sie sich (wie die hohen Tauern) in zwei Hauptzüge, die das San¬ thal einschließen. Dieses besteht, wie das Murthal, aus einem Längen- und einem Querthale und mündet in das Savethal. 7. ) Die julischcn Alpen nehmen bereits eine südöstliche Richtung an, die von nun an auch beibehalten wird. Der Triglav (triglaü, 2900 m) ist der letzte Hochgebirgsstock der Alpen; das daran sich schließende Berg- land von Jdria ist im Mittel nur mehr 1100 m h. und nimmt bereits einen plateanartigen Charakter au. Das Hauptthal der julischen Alpen durchströmt der Jsonzo, der als Sdobba ins Meer mündet; der fahr¬ bare Predilpass (1200 m) verbindet es mit dem Save- und Drauthale. Zwischen den julischen Alpen und den Karawanken liegt das Save¬ thal, das sich um Laibach zu dem größten alpinen Thalbecken erweitert. Jenseits desselben dehnt sich das Karstplatean aus, das sich einer¬ seits direet an das Jdrianer Bergland anschließt, anderseits mit den dalmatinischen Gebirgen in unmittelbarer Verbindung steht. Es besteht aus einer Reihe von Kalkhochflüchen, die nach SO. streichen und von denen nur die nördlichen theilweise bewaldet sind, während das Plateau am Golf von Triest eine öde Steinwüste ist. Der höchste Punkt ist der 213 Krainer Schneeberg (1800 in), die größten Thäler die der Gurk und Kulpa, die zur Save fließen. Die drei Eigenthümlichkeiten des Karstbodens sind: die trichter- oder wannen¬ förmigen, von allen Seiten eingeschlossenen Kesselthäler (Doline), die, vor dem Winde geschützt, wie Oasen in der Wüste erscheinen; die verschwindenden und unterirdisch weiter fließenden Flüsse und die zahlreichen Tropf st ein höhlen (vgl. den deutschen Jura). Die alpinen Berkehrsstraßen. Mit Ausnahme der hohen Tauern gestatten die Alpen überall fahrbare Übergänge von N. nach S. Am wichtigsten sind aber in neuerer Zeit die Eisenbahnen geworden. Die älteste in den Alpen ist die Semmering¬ bahn, die über den Semmering ins Mürz-Murthal und dann durch das niedere östliche Vorland und über den Karst nach Oberitalien und Triest führt. Zunächst wurde die Brennerbahn vollendet, endlich die Rudolfsbahn, die im N. durch das Ennsthal in die Alpen eindringt, nach Vereinigung mit den Bahnen durch das Traun- und Salzachthal die Langenthaler der Enns, Mur und Drau miteinander verbindet und im S. in das Savethal und über den Poutebbapass in die oberitalienische Ebene (Udine) einmündet. Diese drei Querbahnen werden durch Längs bahnen miteinander ver¬ bunden. Die nördliche Linie führt durch das Mürz-, Enns-, Salzach- und Innthal und findet durch den Arlberg, der in einem 10 llm langen Tunnel durchbrochen ist, ihre Fortsetzung in das Rheingebiet, die südliche benützt die Thäler der Drau und Save und führt in das Rienzthal. Klima der M'penländer. Da die Thäler, in welchen vorzüglich die menschlichen Wohnsitze liegen, selbst eine bedeutende Seehöhe haben, so ist das Klima selbstverständlich viel rauher, als es nach der geogr. Breite sein müsste, und durchaus kontinental. Nur das den Südwinden geöffnete Etschthal ist mit einem milden Klima gesegnet. Die Nieder¬ schläge sind außerordentlich reichlich, da die S.- und SW.-Winde an den südlichen, die W.- und NW.-Winde an den nördlichen Gehängen ihren Dampfgehalt entladen müssen. Doch herrscht ein Unterschied zwischen den tirolischen und östlichen Alpen, indem jene feuchter sind und außerdem noch vom Schweizer Föhn bestrichen werden, der besonders im Herbste warmes und trockenes Wetter bringt. Politische Geographie- "Bevölkerung. Die absolute Bevölkerung der Alpenländer beträgt auf 111.000lrin^ g,? Mill. (1887 6,s Mill.), die relative daher56. Unter das Mittel sinkt die Dichtigkeit in den eigentlichen Alpen, über dasselbe steigt sie in den niederen wärmern und daher fruchtbareren Vorländern und zieht sich von da entlang der breiten Ostthäler stellenweise weit in das Innere der Alpen hinein. Die Hauptmasse der Bevölkerung ist deutsch, nur im SO. wohnen bis an die Mur nördlich von Marburg, weiter westlich bis an die Drau (bis zum 31. Längengrade) Slov en en und in den nach S. geöffneten Thälern Tirols Italiener. In einigen Thülern des südöstlichen Tirol leben noch Rhäto-Ro inanen (Ladiner). Die fast ausschließlich herrschende Religion ist die katholische. Die ursprüngliche Bevölkerung der östlichen Alpen war keltisch, die der Tiroler- Alpen rhätisch; sie wurde von den Römern unterworfen und romanisiert, die letzten Spuren davon sind in den Rhäto-Ro inanen erhalten. In den ersten Zeiten des Mittelalters erfolgte die Einwanderung des baie risch en Stammes (nur in Vorarlberg, Schwaben), im sechsten Jahrhundert auch die der Slov enen, die einst im N. und W. über ihre heutigen Grenzen hinansgedrnngen waren, aber von den Deutschen wieder zuriickgedrängt wurden. 214 Wie alle Gebirgsländer (Griechenland, Süddeutschland, Schweiz), waren auch die österreichischen Alpen in früherer Zeit in zahlreiche kleine politische Gebiete zersplittert. Die Einigung gierig von der Ostmark (Österreich) aus, die zuerst um 800, dann 955 als deutsches Bollwerk gegen die wilden Völker der ungarischen Ebenen gegründet wurde und über welche zuerst die Babenberger, dann (seit 1282) die Habsburger herrschen. Am Ende des 14. Jahrhunderts waren mit geringfügigen Ausnahmen die Alpenländer politisch geeint. Kultur. Obwohl die größeren Alpenthäler, also vor allein die Langen¬ thaler, sich zum Ackerbau (besonders Roggen und Hafer) eignen, so ist doch Viehzucht (besonders Rindviehzucht) Hauptbeschäftigung der eigent¬ lichen Alpenbewohner, begünstigt durch die herrlichen Bergwiesen. Die aus¬ gedehnten Waldungen werden leider in allzu gewinnsüchtiger und unverstän¬ diger Weise ausgenützt; sie bieten auch Material zu den zierlichen Schnitzereien, die oft einer ganzen Thalbevölkerung den Lebensunterhalt gewähren. Im Gegensatz zu den eigentlichen Alpenlandschaften sind die Vorländer (sammt dem Etschthal) das Gebiet des ziemlich ergiebigen Ackerbaues, der allerdings nur in den beiden Donau decken eine hervorragende Bedeutung gewinnt, sowie einer ausgedehnten Obst- und Weineultur. Die Alpen liefern zahlreiche nützliche Mineralien, sogar edle Metalle, deren Ausbeute aber nur im Mittelalter von Bedeutung war. Am wichtigsten ist jetzt der Bergbau auf Eisen und Blei in der östlichen Centralzone. Die Nordalpen bergen drei großartige Salzlagerstätten: im Salz¬ kammergut, den Salzstock von Hallein (der sich auf baierischem Gebiete nach Berchtesgaden fortsetzt) und den Haller Salzberg in Tirol; sie liefern jährlich nahezu zwei Millionen Centner. Die Industrie ist nur in den Vorlanden zu höherer Entwicklung gelangt; von größerer Bedeutung ist aber nur die Verarbeitung des heimischen Eisens. Niederösterreich und Vorarlberg sind die wichtigsten Jnduftriebezirke. Hemmend wirkt der Mangel an Kohle (echte Steinkohle ist nicht vor¬ handen, Braun- und Holzkohlenflötze birgt der Nord- und Ostrand der Alpen), doch sind die Wasserkräfte zum Theil ein Ersatz dafür. In der Volksbildung werden die Alpenländer nur von den Sudetenlüudern weit übertroffen; am höchsten steht sie in Österreich und in der Steier¬ mark und nimmt nach S. entschieden ab. Lmtheil'ung und Topographie. I. Wiederösterr'eilH. Niederösterreich ist das fruchtbare und industrielle nordöstliche Alpenvorland und umfasst auch den größten Theil der österreichischen Alpen mit dem Wiener Walde. 1.) Das Wiener Becken. Am Austritte der Donau aus der Enge von Klosterneuburg liegt Wien (mit den Vororten 1,i Mill. Ew.), die Haupt- und Residenzstadt der Monarchie sowie deren erste Handels- und Industriestadt. Universität und technische Hochschule. Die Lage Wiens. Keine andere Stadt der Monarchie ist schon durch die Natur so sehr zur Hauptstadt bestimmt als gerade Wien, denn 1.) liegt es in der Ebene, wo die drei großen Gebirgssysteme Österreichs zusammentreffen, ohne sich zu berühren; 2.) beginnt bei Wien die Donau, nachdem sie zum letztemnale eine enge und längere Felsengasse passiert hat, sich auszubreiten und, nicht mehr gehemmt durch zu raschen Lauf, durch Wasserwirbel und andere Umstände, großartige Verhältnisse für Schiffahrt 215 und Verkehr zu entwickeln, infolge dessen Wien der Ceutrnlpuukt des Verkehrs zwischen dem obern und Mittlern Donaugebiete geworden ist; 3.) eröffnet das Marchfeld und das Marchthal die einzige Verbindungsstraße von der Donau zum Weichsel-, Oder- und Elbegebiete; 4.) liegt Wien an demjenigen Punkte der Donau, der dem nördlichsten Punkte des adriatischen Meeres am nächsten liegt, nnd gerade hier sind die Alpeu so niedrig, dass sie leicht überschritten werden können (Semmeringbahn). Wien ist daher auch der Centralplatz für den Verkehr zwischen dem östlichen Deutschland und dein adriatischen Meere. Wien ist wie Paris und London stetig von innen heraus gewachsen. Die Stadt besteht: 1.) aus der inuern Stadt (I. Bezirk), in deren Mittelpunkte der altehrwürdige gothische St. Stefausdom (mit seinem 138 m hohen Thurme) steht. Bon hier aus führt der Weg über den Graben, den Centralplatz des Geschäftslebens, zur kaiserlichen Burg, deren äußern Platz die Reiterstatuen der beiden größten österreichischen Feld¬ herren, des Prinzen Eugen und des Erzherzogs Karl, schmücken; 2.) aus der Ring¬ straße, einer von Palästen nnd palastähnlicheu Zinshäusern, Park- nnd Gartenanlagen umschlossenen Prachtstraße nach Art der Pariser Boulevards, die an der Stelle der alten Befestigungsanlagen ringförmig die innere Stadt umgibt; 3.) aus den Vorstädten (9 Bezirke), die, durch die Ringstraße von der inneru Stadt getrennt, diese im Kreise umgeben. Im N. der Stadt breitet sich der Prater, der Vergnügungsort der Wiener, aus, aus schattige» Alleen, Parks und Wäldchen bestehend. (Der Palast für die Wiener Weltausstellung im Jahre 1873.) Die Bedeutung Wiens als Handelsstadt ergibt sich aus dem oben An¬ geführten. Die meisten Industriezweige Österreichs sind hier vertreten, aber unter allen Erzeugnissen ragen besonders die Seidenfabrikate, Shawls und Teppiche und die Gold- und Silberwaren hervor. In der Maschinenfabrication wird Wien und seine Umgebung von keiner anderen Gegend in Österreich übertroffen. In der Nähe von Wien die kaiserlichen Lustschlösser Schönbrunn und Laxenburg. Der südliche Theil des Wiener Beckens ist ein Hauptsitz des Wein¬ baues und der Baumwolliudustrie. Die größten Orte des Wiener Beckens (mit Ausnahme von Wien) und zugleich die Hauptindustrieorte sind Wiener-Neustadt (24.000 Ew.) und Neunkirchen (7000 Ew.); Baden hat berühmte Schwefelbäder; Vöslau, Weinort; Schwechat mit Bierbrauereien; Bruck a. d. Leitha; Hainburg, in dessen Nähe die Römerstadt Carnuntum lag, besitzt eine große Tabakfabrik. — Der nördliche Theil des Beckens oder das Marchfeld, wegen feiner Lage (s. Wien) eines der bedeutendsten europäischen Schlachtfelder (Aspern, Wagram u. s. w.). 2. ) Im fruchtbaren Tullner Becken ist Krems der Hauptort (11.000 Ew., berühmter Kremser Senf). Außerdem Kor neuburg, Stockerau, Tulln und Stein, ein Hanptstapelplatz des Donau¬ handels. Im obern Donanthale die berühmte Benedictinerabtei M ö l k. 3. ) Im voralpiuen Hügellande ist St. Pölten (10.000 Ew.) der Hauptort. In den Alpenthälern hat sich, gefördert durch die Wasserkräfte, eine bedeutende Eisenindustrie entwickelt, deren Hauptort Waidhofen a. d. Jps ist. 4. ) Die größte Stadt des nördlichen Plateau- und Hügellandes, des zweiten Weinbezirkes, ist Zwettl (3000 Ew.); Retz, Weinort. II. GberösterreicH. Oberösterreich ist das nordwestliche Alpenvorland und umfasst auch einen großen Theil der Salzkammergut-Alpen. Das Hügelland und auch die Thäler und Bergabhänge sind überall wohl angebaut oder bewaldet. Auch die industrielle Thätigkeit (Eisen, Leinen, Baumwolle) ist eine sehr rege. Den Hauptreichthum des Landes bildet das Salz. 216 1. ) Das Donaubecken von Linz (45.000 Ew.) ist das natürliche Centrum des Landes, wo die Bahnen aus Böhmen (von Budweis) und Salzburg (in der Einsenkung zwischen den Alpen und dem Hausruck) sowie die Traunstraße aus dem Salzkammergute zusammentreffen. In der Nähe der Jndustrieort Kleinmünchen. 2. ) Im voralpinen Hügellande liegen Wels a. d. Traun, die Bene- dictinerabtei Krems Münster, der Badeort Hall (Jodquellen) und Steter (17.000 Ew.) a. d. Enns, der Hauptort der alpinen Eisenindustrie. — Im Hausruckgebirge bedeutende Kohlenlager. Die Gegend zwischen dem¬ selben nnd dem Inn heißt das Innviertel; Hauptort Ried (5000 Ew.). 3. ) In dem wegen seiner Naturschönheiten von zahlreichen Fremden besuchten Salzkammergute liegen Gmunden (7000 Ew.) und Ebensee am Traunsee (große Salinen); Ischl, einer der berühmtesten Badeorte des Kontinentes, und Hallstadt am See gleichen Namens. 4. ) Auf dem Grauitplateau, dem sog. Mühlviertel, dem Hauptsätze der Leinenweber, ist F r e i st a dt der größte Ort (3000 Ew.). III. Salzburg. Salzburg ist vorwiegend Alpenland, rauh nnd dünn bevölkert. Vor¬ zügliche Viehzucht und Salzreichthum. 1. ) Das Querthal der Salzach. An der Grenze zwischen den Alpen und der Ebene die Hauptstadt Salzburg (27.000 Ew.), durch Lage und Marmorbauten die schönste Alpenstadt (Geburtsort Mozarts). Südlich davon die Salzstadt H a ll e in (4000 Ew.), der zweitgrößte Ort des Landes. Das obere Querthal heißt Pongau. 2. ) Im Längenthal der Salzach, Pinzgau, erreicht kein Ort eine Bevölkerungszahl von 2000. In kleinen Tauernthälern liegen Gastein mit berühmten Thermen und das einst bedeutende Gold- und Silber¬ bergwerk Rauris. 3. ) Das oberste Ennsthal, zum Pongau gehörig: Hauptort Radstadt. 4. ) Das oberste Murthal oder Lungau. IV. Girol und Worurlberg. Wie der Name schon anzeigt, haben wir es mit zwei getrennten Ge¬ bieten zu thun. Politisch sind sie zwar insoferne vereinigt, als sie unter einer gemeinschaftlichen Landesbehörde, der Statthalterei in Innsbruck, stehen, anderseits aber wieder getrennt, indem sie gesonderte Landtage haben. 1.) Nordtirol, mit durchaus deutscher Bevölkerung, ist die Nord¬ abdachung der Alpen, die dem Donaugebiete angehört. Viehzucht herrscht entschieden vor, Industrie gering (nur Eisenverarbeitung im Unterinnthal), Bergbau uicht bedeutend. Die größern Orte liegen im Jnnthale: Innsbruck (mit Vororten 32.000 Ew.) am Einflüsse der Sill in den Inn und daher wichtig als Vereinigungspunkt der Brennerstraße mit der Arlbergstraße, Hauptstadt der Grafschaft mit Universität; Hall, die zweitgrößte Stadt Nordtirols (5000 Ew.), mit Salinen; Schwatz (einst berühmter Bergbau) nnd Kufstein mit einer Festung, die den Eingang ins Innthal bewacht. In zahlreichen Ortschaften des Unterinnthales wird Eisen und Kupfer gewonnen 217 und verarbeitet. Im Achenthnle Kitzbüchel, in dessen Nähe jetzt verfallene Bergwerke (Silber, Kupfer) liegen. In der schön gebauten Stadt Innsbruck ist vor allem die Hof- oder Frau« ciscanerkirche zu erwähnen, mit dein Grabmal Max I. nnd des tirolischen Bauern¬ helden Andreas Hofer und zahlreichen Statuen von Fürsten und fürstlichen Frauen, meist aus dem Hause Habsburg. In der Umgebung der Stadt die Martinswand, die durch das Jagdabeuteuer des Kaisers Max I., und der Berg Jsel, der durch die blutigen Käinpfe zwischen den Tirolern und Franzosen berühmt geworden ist. Schloss Ambras. 2. ) Südtirol, die Südabdachuug der Alpeu, gehört größtentheils dem Etschgebiete au und wird von Deutschen, Italienern und Ladinern bewohnt. Die Deutschen dringen im Etschthale am weitesten nach S. vor, der Ort Salurn ist hier die Sprachgrenze. Südtirol ist besonders in den geschützten Thülern sehr obst- und weinreich, am Gardasee entfaltet sich bereits eine südländische Vegetation. Wichtig ist die Seidenzucht und die darauf beruhende Industrie. Im Pusterthale, durch das die Rienz nach W., die Drau nach O. fließt, sind Bruneck und Lienz die Hauptorte (3000 Ew.). Im Eisackthale: Die Franzensfeste, in wichtiger Lage am Ber¬ einigungspunkte der Brenner- und Draustraße; die Bischofsstadt Br ixen; Bozen (11.000 Ew.), der Hauptort des Thales und die wichtigste Handels¬ stadt Tirols, da ihre Lage am Vereinigungspunkte der Etsch- und Brenner¬ straße sie zum Stapelplatz für den Handel zwischen der Schweiz, Deutschland und Italien bestimmt (jährlich vier Messen). Unter den Nebenthälern ist das Gröduerthal durch Holzschnitzereien bekannt. Im Etschthale: Meran, wegen seines milden Klimas als Curvrt berühmt, war einst wegen seiner Lage in der Nähe der bedeutendsten Thäler des Landes dessen Hauptstadt; das Schloss Tirol gab der Provinz den Namen. Von Meran kommt man in das Passeierthal, die Hei¬ mat des Andreas Hofer. Die Hanptorte von Welschtirol sind Trient (20.000 Ew.) und Roveredo (9000 Ew.), der Hauptsitz der Seiden¬ industrie. Riva am Nordufer des Gardasees; unweit davon Ala, von altersher ein Sitz der Sammtfabrication. Im Brentathale ist Levieo (4000 Ew.) der Hauptort. 3. ) Vorarlberg, mit schwäbischer Bevölkerung, gehört dem Rhein¬ gebiete an. Es ist Industrieland, das vorwiegend Baumwolle fabriks¬ mäßig verarbeitet. Hauptstadt Bregenz (5000 Ew.), der österreichische Hafen am Bodensee. Jndustrieorte: Dornbirn, Feldkirch und Bludenz. V. Kärnten. Kärnten ist das Drauland, zum weitaus größeren Theile von Deutschen, zum geringeren von Slovenen bevölkert (s. S. 213). Das Klima ist rauh, daher die Viehzucht vorwiegt; der Reichthum des Landes liegt aber in seinen metallischen Schätzen; Kärnten ist das e r st e Bl e il a n d der Mon¬ archie, auch Eisen ist in Fülle vorhanden, Bergbau und Metall¬ verarbeitung sind daher wichtige Beschäftigungszweige. 1.) Unterkür nten: In der weiten Thalebene der Glan (Neben¬ fluss der Gurk), dem natürlichen Ceutrum des Landes, und am Aus¬ gange der in das Savethal führenden Loiblstraße liegt die Hauptstadt 218 Klagenfurt (19.000 Ew.). Sie ist ein Hauptstapelplatz für den Handel mit Ungarn (Dranstraße) und besitzt wichtige Bleiweißfabriken. Zwischen Klagenfurt und St. Veit, der alten Hauptstadt, dehnt sich das Zollfeld (mit dem Herzvgsstuhle) aus; westlich von Klagenfurt der Wörthersee. Im untern Drauthale herrscht in zahlreichen kleinen Orten (z. B. Prä vali) lebhafte Eisenindustrie. Im obst- und weizenreichen Lavantthale der Hanpt- ort Wolfsberg; von hier bis Friesach an der Gurk reicht das Gebiet der Eisenerze. 2.) Oberkärnten. Der Hauptort ist Villach (5000 Ew.) an der Vereinigung der Dran und Gail. Nördlich davon der Ossiacher See, westlich Blei berg, der Mittelpunkt der kärntnischen Bleiproduetion. Südlich vom Gailthale Tarvis, ein wichtiger Straßenknotenpunkt, da sich hier die Straßen über den Predilpass und nach Pontebba mit den Straßen ins Drau- und Savethal vereinigen. Das westliche Oberkärnten ist bereits Hochgebirgslandschaft: der Weißen- und Millstädter See, das berühmte Pfarrdorf Heiligend lut am Fuße des Großglockners. VI. Sterevrnark. Die Steiermark nimmt, wie Tirol, an allen drei Alpenzonen theil und umfasst außerdem noch einen großen Theil des ostalpinen Vorlandes. 1. ) Obersteiermark ist Hochland. Die durchaus deutsche Be¬ völkerung beschäftigt sich mit ausgedehnter Rindvieh- und Pferde¬ zucht und mit der Gewinnung und fabriksmüßigen Verarbeitung des Eisens, das schon den Römern als das beste galt. Der Erzberg, an dessen Nordseite Eisenerz und an dessen Südseite Vor der n berg liegt, hat das größte Bergwerk der Alpen und liefert jährlich zwei Mill. Centner Roheisen. Leoben (5000 Ew.), der Hauptort des obern Murtha les, ist die Hauptniederlage des Roheisens und hat eine Bergakademie. Im Mur- thale außerdem Judenburg und Bruck a. d. M. am Einflüsse der Mürz; im Mürzthale ist Mürzzuschlag der Hauptort. Im Lüngen- thale der Enns ist Admont der Hauptort (mit Benedictinerabtei); in den nördlichsten Alpen liegt der berühmte Wallfahrtsort Maria-Zell. 2. ) Untersteiermark ist im W. niederes Alpen-, im O. Hügel¬ land. Die Bevölkerung ist bis an die windischen Bühel deutsch, südlich davon slovenisch. Die großen Thalebenen (Grazer, Leibnitzer, Pettauer Feld) befördern den Ackerbau (Mais und Weizen), der Körnervorrath ausgedehnte Geflügelzucht; im Hügellande gedeiht trefflicher Wein. Die wichtigsten Orte haben sich an der Grenze von Alpen- und Hügelland entwickelt. An der Mur die Hauptstadt Orrcrz (105.000 Ew.) in reizender Lage, industriell und mit wichtigem Handelsverkehr nach Triest und Ungarn; Universität und technische Hochschule. Das nahe Kö flach liefert Kohlen. An der Drau Marburg (18.000 Ew.), Weinort. Im Hügellande ist die größte Stadt Fürst en feld a. d. Feistritz (4000 Ew., Tabakfabrik). Südlich davon der berühmte Badeort Gleichen¬ berg. Rädkers bürg an der Mur und Pettau an der Drau sind Weinorte. 219 Im Santhale ist Cilli der Hauptort (5000 Ew.). Unterhalb Cilli die Thermen von Tuff er und Römerbad, an der kroatischen Grenze der Sauerbrunnen Rohitsch. VII. Kucrirr. Kram, mit durchaus slovenischer Landbevölkerung, ist nur im N. Alpenland, im S. Karstlaud. 1. ) Oberkrain, das eigentliche Alpenland mit dem Savethale. Hauptbeschäftigung Ackerbau (Mais, Weizen und Heiden) und Vieh¬ zucht. Das natürliche Centrnm des Landes ist das große Savebecken (600 Um'ft wovon gegen 170 auf das Laibacher Moor kommen), daher hier die Hauptstadt Lcribcrch (28.000 Ew.) iu wichtiger Handelslage am Kreuzungspunkte der Südbahn mit der Straße von Agram nach Kärnten. Stein, Krainburg und Lack liegen an der Ausmündung der bedeu¬ tendsten Nebenthäler in das Becken. Für die Verarbeitung des im oberen Savethale gewonnenen Eisens ist Neumarktl der Hauptort. Das obere Savegebiet ist reich an Naturschönheiten (Woch ein er, Veldeser See). 2. ) Unterkrain, das östliche, zum Savegebiete gehörende Karst¬ land. Weinbau, sonst wenig fruchtbar. Hauptort Rudolfswert im Gurkthale (2000 Ew.). Im Gebiete des Städtchens Gott schee hat sich seit alter Zeit eine Schwabencolonie erhalten. 3. ) Jnnerkrain, das westliche, zum Jsonzo gehörende Karstland; rauh und unfruchtbar, nur das Wippachthal verkündet durch seine Feigen, Oliven und seinen Wein bereits die Nähe Italiens. Hauptort Jdria (4000 Ew), dessen Quecksilberbergwerk nach Almaden das größte in Europa ist. Berühmt ist die Tropfsteinhöhle von Adelsberg und der Zir knitz er See, dessen Wasser sich periodisch in viele sogenannte Sauglöcher verliert. Mit den Alpenlandschaften stehen in Verbindung die Küstenlandschasten. Sie gehören größtentheils der subtropischen Zone an. Der meiste Regen füllt überall im Herbste, aber die Sommer sind nur im südlichen Dalmatien trocken. Die Winter sind warm, und Schneefall ist in den Niederungen selten. Aber trotz der Küstenlage haben diese Landschaften ein kontinentales Klima, indem die warme Witterung, die beim Seewind (Seirocco) vorherrscht, plötzlich in das Gegentheil nmschlägt, wenn der kalte, trockene Landwind (die Bora) von den Gebirgen herabstürmt. Die Landbevölkerung ist slavisch, im Görzer und Triester Gebiet slovenisch, in Istrien und Dalmatien kroato-serbisch (zum Theil der griechischen Religion angehörig), die Küsten- und Städtebevölkerung hingegen italienisch, eine Folge der langdanernden politischen Verbin¬ dung mit der Republik Venedig. VIII. Das KrrstenLcrnd. Unter diesem Namen verstehen wir die gefürstete Grafschaft Görz mit Gradiška, die Markgrafschaft Istrien und die Stadt Triest mit ihrem Gebiete. Sie bilden zusammen ein Verwaltungsgebiet, welches dem Statt- 220 Halter von Triest untersteht, sind aber anderseits wieder politisch getrennt, indem Görz und Istrien ihre eigenen Landtage haben und der Stadtrath von Triest ebenfalls die Stelle eines Landtages vertritt. 1. ) Die Grafschaft Görz besteht ans dem Thale des Jsonzo und (theilweise) dessen Nebenthälern und ist im N. Alpenland, in der Mitte Karstboden, im S. Tiefebene, die als der östlichste Ausläufer des lombardisch-venetianifchen Tieflandes zu betrachten ist. Die Jsonzo-Ebene, welche an der Küste in die Lagunen von Grado übergeht, hat bereits südliches Klima und ist reich gesegnet an Reis, Mais, Wein und Maulbeer¬ bäumen. Hauptstadt Görz (21.000 Ew.); Festung Gradiška, Mvnfal- eone, Aqnileja, einst eine der wichtigsten Römerstädte, jetzt ein armes Dorf. — Im Oberlande ist Flitsch am Ende der Flitscher Klause der Hauptort (2000 Ew.). 2. ) Istriens Boden ist eine unmittelbare Fortsetzung des Karst¬ landes. Der nördliche und nordöstliche Theil ist Plateau- und Bergland (höchster Punkt Monte Maggiore smatschores, 1400 m), der südwest¬ liche tiefer liegendes Flachland. Die Flüsse sind unbedeutend. Die hügelige Westküste ist ausgezackt, und sogenannte Canali schneiden tief ins Land ein, die Ostküste ist steil und weniger gegliedert. So weit Istrien unter dem Einflüsse des Meeres steht und vor der Bora geschützt ist, hat es italienisches Klima und eine immergrüne Vegetation (Oliven, Wein). An der Küste: Capo d'Jstria und Pirano mit Salinen; Parenzo, Sitz des Landtages; Rovigno (rovinjo, 10.000 Ew.) an einem Olivenwalde, Istriens erste Handelsstadt; Pola (25.000 Ew.)„an einer trefflich befestigten Bucht gegenüber den brio irischen Inseln, Österreichs erster Kriegshafen, mit schön erhaltenen Denkmälern (Amphitheater) aus der Römerzeit. — Im Innern: Pisino (oder Mitterburg) und Montona, dessen Wald das Holz für die österreichische Marine liefert. Jstrianische oder qnarnerische Inseln: CH er so (der merkwürdige Vranasee ohne Zu- und Abfluss), Veglia (welja) und Lussin mit den gleichnamigen Hauptorten sind die bedeutendsten. Die Bewohner treiben Fischfang und Handel mit Südfrüchten. 3. ) Huie st (75.000, mit Vororten 158.000 Ew., meist Italiener), amphitheatralisch angelegt, nicht nur die erste Seestadt der Monarchie, sondern auch für ganz Deutschland ein Hanpteinfuhrhafen der Prvdnete der Levante (s. österr. Lloyd). In der Nähe das Schloss Miramare (Erz¬ herzog Max, Kaiser von Mexico). IX. AcrLmcrtierr. Cherso n. von 44, 32. Cattaro nö. von 42, 36. Eine Reihe kahler Kalkgebirgsketten durchzieht den schmalen Landstrich parallel mit der Küste und den Inseln, die durch Senkung losgelöste Festlandstücke sind. In der kroatischen Nordhälfte heißt die Küstenkette das Beleb itschge birge, das im S. die Grenze gegen Dal¬ matien bildet, landeinwärts folgt die Kapela; die dalmatinischen Gebirge fasst man unter dem Namen din arische Alpen zusammen; höchster 221 Punkt der Or jen (1900 in) an der Grenze von Montenegro. Die Flüsse durchfließen zuerst Langenthaler und durchbrechen dann meist mit Wasser¬ fällen die Küstenkette, so die Kerka und die Cetina. Dalmatien ist das wärmste Land der Monarchie, und Lorbeer, Feigen, Orangen und Citrouen gedeihen im Freien, doch ist der vorherr¬ schend kalkige Boden meist unfruchtbar und nur in wenigen Gegenden zum Ackerbau (Gerste) geeignet. Daher lockte schon frühzeitig das Meer die Bewohner an, und da die Küste eine ausgezeichnete Klippen¬ küste ist, der fremde Schiffe nur mit Vorsicht nahen dürfen, so verlockte dieser Umstand die Dalmatiner im Alterthume und Mittelalter zum See¬ raub; jetzt liefert das Land die besten Matrosen für die österreichische Marine, und darin besteht seine Bedeutung. — In Industrie und geistiger Cultnr steht es allen übrigen Kronländern nach. Die Städte liegen nur an der hafenreichen Küste, haben aber trotz¬ dem wenig Bedeutung, da das Hinterland Productenarm ist und nur mangelhafte Verkehrsstraßen hat. Hauptstadt Jarcr (12.000 Ew.); Sebe- nico, Spalato (15.000 Ew.), auf den Ruinen und aus dem Materiale des berühmten Palastes Diocletians gebaut. Östlich davon lag die Haupt¬ stadt der römischen Provinz Salona, zahlreiche Alterthümer. Ragusa war einst eine selbständige Handelsrepublik. Cat taro in ganz versteckter Lage an der Bocche di Cat taro, einer der wildesten und wunderlichsten Buchten der Welt, und daher Kriegshafen ersten Ranges. Unter den dalmatinischen Inseln sind die bedeutendsten: Pago, Brazza, die größte und bevölkertste dieser Inseln, wein- und ölreich; Lesi na, Lissa (Seesieg der Österreicher 1866), Cnrzola und Meleda. Die Halbinsel Sabioncello (sabiontschello) hängt kaum noch mit dem Festlande zusammen. 8 76. Die österreichischen Sudetenlünder. Linz n. von 48, 32. Regensburg w. von 49, 30. Eger n. von 50, 30. Elbe¬ austritt sw. von 51, 32. Oderbiegung nach NW. 50, 36. Pressburg nw. von 48, 35. Physische Geographie. Die Sudetenlünder bilden mit den westlichen Karpathen ein Gebirgs¬ parallelogramm, das zwei Flach- nnd Hügelländer umschließt: im W. das zum Elbegebiet gehörende Böhmen, im O. das zum Donaugebiet gehörende Mähren. 1. Die Grenzgebirge. 1.) An das österreichische Granitplateau (m. H. 800 m) schließt sich, nach NW. streichend, der Böhmcrwald (m. Kammh. 1000 in) mit ausgedehnten Fichten- und Buchenbeständcn an. Der südöstliche Theil bis zur Einsenknng des Chambaches (Eisenbahn Pilsen-Fürth, eine zweite Bahn von Pilsen zur Donau) ist der höhere Theil (höchster Gipfel Arber, 1500 m) und trägt mehr den Charakter eines Kettengebirges; der äußerste Zug heißt baieri scher Wald. Der nordwestliche Theil ist plateauartig. In der nun bis zum Fichtelgebirge folgenden Einsenkung zieht die Eisen¬ bahn von Eger nach Baiern. 222 2. ) Das Erzgebirge (mittlere Kammh. 800 m) bildet den Nordwest¬ rand. Der böhmische Südabfall ist steil, der sächsische (erz- und kohlen¬ reiche, s. S. 176) Nordabfall ganz allmählich. Höchster Punkt der Keil¬ berg, 1200 m. Eine Einsenknng trennt Fichtel- und Erzgebirge (Eisen¬ bahn Eger-Hof), eine zweite Eisenbahn überschreitet das letztere gerade in der Mitte. 3. ) Den Nordostrand bilden die Sudeten, ans einer Reihe selb¬ ständiger Gebirgsgruppen bestehend: u) Das Elbesandsteingebirge, ein nur 400 ni h. Plateau, das von der Elbe in einem romantischen Thale (sächsische Schweiz) durch¬ brochen wird. ich Das Lausitzer Bergland bis zur Görlitzer Neiße, auf der böhmischen Seite in: Mittel 700 m h., nach N. aber zu einem niedern Berg- und Hügellande sich senkend. o) Das Jser- und Riescngebirge, zwischen der Neiße und Bober, ist ein Kettengebirge mit alpinen Formen und daher ini Gegensatz zu den übrigen Sudeten ein völliges Verkehrshindernis. Das Riesengebirge ist der höhere Theil (m. Kammh. 1300 m) und trägt den höchsten Gipfel des deutschen Mittelgebirges, die Schneekoppe, 1600 m. ck) Das niedere Waldenburger Berg land vermittelt den Über¬ gang vom Riesengebirge zum Glätzer Gebirgs lande, das bis zur March reicht. Es ist ein Plateau mit Randgebirgen, von denen nur das südwestliche, das Adlergebirge, ganz zu Österreich gehört. Auf dem südöstlichen Randgebirge erhebt sich der Schneeberg (1400 m). s) Das mährische Gesenke, von der Oder bis zur Marchguelle, eine plateauartige Gebirgsmasse von 800 in Mittelhöhe. Höchster Punkt Altvater (1500 in). Die wichtigsten Sudetenthore (jetzt von Eisenbahnen durchschnitten), die Böhmen und das Donaugebiet mit dem nordöstlichen Deutschland verbinden, sind: 1. ) die mährische Pforte, die breite Einsenkung zwischen dem mährischen Gesenke und den Karpathen; 2. ) das Thal der Glätzer Neiße, das Waldenburger Bergland und das Thal der Görlitzer Neiße; 3. ) das Durchbruchsthal der Elbe. 11. Die böhmische Terrassenlandschaft fällt in drei Stufen von über 500 bis etwa 200 ru nach N. ab. Der Boden ist vorwiegend uneben, bedeckt von zahlreichen Bergen, die sich in der Westhülfte zu größeren Gebirgsrücken oder Berggruppen zusammenschließen (z. B. das aus vul- eanischeu Kegelbergen bestehende Mittelgebirge). Der Hauptfluss ist die Elbe, die im Riesengebirge entspringt, durch die Adler und Jser verstärkt in einem weiten Bogen die nördliche Terrasse bewässert und dann, der Richtung der mächtigen Moldau folgend und nach Aufnahme der vom Fichtelgebirge kommenden Eger, durch die tiefste Einsenkung im Sudeten-Gebirgswalle nach N. entströmt. Die Moldau, Böhmens eigentlicher Hauptfluss, entspringt im Böhmer¬ walde, fließt durch ein Längenthal nach SO., dann mit scharfer Kniebiegung durch die Mitte des Landes nach N. Sie erhält rechts die Lu schnitz und Sazawa, links die Wätawa und Beraun. — 223 — Kein Land hat eine solche symmetrische Vertheilung der Gewässer als Böhmen: ein mittlerer Hauptstrang und rechts und links eorrespoudierende Zuflüsse: Luschnitz — Watawa, Sazawa — Beraun, Elbe — Eger. Die Wasserscheide zwischen der Moldau, Elbe und der March bildet eine mäßige Anschwellung des Bodens (mittlere Höhe 450 m). Dieser Umstand wurde von großer historischer Bedeutung, denn er erklärt einerseits die langdauernde Verbindung zwischen Böhmen und Mähren, anderseits die Thatsache, dass Böhmen, obwohl zum Elbegebict gehörig, aber nach drei Seiten hin abgeschlossen und nur gegen die March und Donau offen, unwandelbar an die Geschicke des Douaustaates gebunden ist. III. Jenseits der Wasserscheide liegt die mährische Mulde. Den mitt¬ leren Theil nimmt das Flachland der March ein, größtentheils Tief¬ ebene, die im S. mit dem Wiener Becken sich vereinigt. Im W. steigt das mährische Hügelland zur Wasserscheide empor, den O. erfüllen die nach NO. streichenden Höhenzüge der Beskiden. Der Hauptfluss, die March, entspringt am Schneeberg und mündet in die Donau. Von den Beskiden erhält sie die Beczwa (betschwa), vom westlichen Hügellande die Hanna und die mit der Zwitawa (switawa) und Jglawa (rglawa) vereinigte Thaya. Sie ist das wichtige Verbindungsglied zwischen Donau-, Weichsel-, Oder- und Elbegebiet (s. S. 215). Klima. Das allgemeine Gesetz des europäischen Klimas, dass das östliche Land (Mähren) im Winter kälter und im Sommer wärmer ist als das westliche (Böhmen), hat auch hier Geltung, trotzdem Mähren den Südwinden offener liegt als Böhmen. Mährens heiße Sommer begün¬ stigen den Weinbau, während derselbe in Böhmen erst auf der untersten (nördlichen) Terrasse gepflegt werden kann. In beiden Ländern ist aber das Klima c o n ti n e n tal, und da die westlichen Winde sich ihres Wasser¬ gehaltes an den Gebirgsmauern entladen, so haben die inneren Land¬ schaften geringe Regenmengen. Politische Geographie. "Bevölkerung. Die absolute Bevölkerung der 79.200 km ° großen Sudetenlünder beträgt 8,3 Mill. (1887 8,o Mill.), die relative daher 104. Der Vergleich dieser Zahlen mit jenen der Alpenländer (S. 213) lehrt schon, dass die Sudetenländer viel reichere Hilfsquellen besitzen müssen und auf einer höheren Culturstufe stehen als jene. Die Bevölkerung besteht zur weitaus größeren Hälfte aus Slaven (Czechen ftschechenj und Moraver), die das mittlere Böhmen und Nordmähren bewohnen und so mit den ihnen stammverwandten Slovaken in den Karpathen Zusammenhängen, während die Deutschen an den Ab¬ hängen der Randgebirge und im südlichsten Mähren sitzen, aber auch im slavischen Districte einen namhaften Theil der Städtebevölkerung ausmachen. Die katholische Religion ist die weitaus vorherrschende. Die slavische Einwanderung fällt in das fünfte Jahrhundert, die aus der Umgebung herbeigezogenen deutschen Ansiedler besetzten in der Folge der Zeit die Ränder; viele deutsche Colonisten wurden ans fernen Gegenden berufen. Der böhmische Staat wurde von den Piemysliden (pschremisliden) gegründet (regierten bis 1306), 224 kam aber früh in Abhängigkeit vom deutschen Reich; seine Blütezeit erlebte er unter den Lnrembnrgern (1310 bis 1437, besonders unter Karl IV.), bis durch die Hus¬ sitenkriege, namentlich aber durch den 30jährigen Krieg, sein Wohlstand auf lange Zeit gründlich vernichtet wurde. Mähren wurde im 11. Jahrhundert, Schlesien (auch Preußisch-Schlesien) im 14. Jahrhundert mit der böhmischen Krone vereinigt. Kultur. Die Sudetenländer sind das reichste Gebiet der Monarchie, nicht nur, weil sie vou der Natur am reichsten ausgestattet sind, sondern auch infolge der fleißigen und verständigen Benutzung des Bodens und feiner Schätze. Sie gehören zu den ergiebigsten Getreide¬ ländern der Monarchie (besonders Roggen und Hafer), die Schafzucht liefert die trefflichste Wolle, der Waldreichthum ist besonders in den feuchten böhmischen Gebirgen ein außerordentlicher und wird sorgfältig gepflegt. Zudem find die Sudetenländer die einzigen bedeutenden Kohlen¬ gebiete der Monarchie und neben Niederösterreich, das durch bequeme Ein¬ fuhr an diesem Segen theilnimmt, die einzigen Großindustrie-Bezirke der¬ selben. Daher auch hier eine bedeutende Verdichtung der Bevölkerung, die nach NO. wächst und um Reichenberg das europäische Maximum er¬ reicht. Unter solchen Umstünden blüht selbstverständlich auch der Handel, gefördert durch ein dichtes Eisenbahnnetz, und zwar übersteigt der Wert der Ausfuhr beiweitem den der Einfuhr. Linsiseilung und Topographie. I. Wöhrnerr. In seltener Weise vereinigt Böhmen alle Gaben der Natur in sich, nur Salz fehlt vollständig und macht stete Einfuhr aus Oberösterreich nothwendig. Land- und Forstwirtschaft blüht besonders auf den ausgedehnten Adelsherrschaften, von denen manche an Flächeninhalt deutsche Kleinstaaten übertreffen. Wichtig ist der Hopfen bau und die Bier- erzeugung. Der Bergbau liefert Zinn, Silber, Eisen und Kohlen: Steinkohlenbecken von Pilsen und Kladno, Braunkohlenbecken des Egergebietes. Außerdem finden sich Halbedelsteine in Menge. Böhmen ist das erste Industrieland der Monarchie. Die böhmi¬ schen Leinenwaren, feine Shawls, Kattun-und Halbwollfabri¬ kate genießen Weltruf; in der Glasfabrieation steht es wegen seines Reichthums an Holz und Qnarz schon seit langem unerreicht da, und auch die Eisenindustrie hat eine hohe Ausbildung erlangt. In der Rüben zu ckerfabrication nimmt es unter den österreichischen Pro¬ vinzen die erste Stelle ein. 1.) Mittelböhmen. Fast genau in der Mitte des Königreiches an der schiffbaren Moldau liegt die Hauptstadt H'ucrg, zugleich Böhmens erste Handels- und In¬ dustriestadt, die älteste deutsche Universität, jetzt auch eine czechische Uni¬ versität, technische Hochschulen mit deutscher und ezechischer Unterrichtssprache (185.000 Ew.). Wenige Hauptstädte haben eine so ausgezeichnete Lage wie Prag, denn einmal liegt es in der Mitte des Landes und an dessen Hanptfluss, der nach Aufnahme seiner vier bedeutendsten Nebenflüsse einen höheren Grad der Schiffbarkeit erreicht, dann vereinigen sich hier die vier in das Land führenden Hauptstraßen von Mähren, Sach sen, der Oberpfalz und der Donau (vergl. die Eingangspforten). Daher ist Prag nicht 225 bloß der Hnupthondelsplatz, sondern mich der Schlüssel zur Beherrschung des Landes, und zahlreiche Kämpfe haben hier stattgefnnden. Prag, das wegen der Schönheit seiner Marmorbanteu und seiner zahlreichen Kirchen das «deutsche Rom» genannt wird, besteht aus der Alt- uud Neustadt am rechten, der Kleinseite und dem Hradschin am linken Ufer der Moldair Die kleine Bergfeste ober dem Flusse, Wischchrad, die uralte Residenz der böhmischen Herzoge, liegt jetzt innerhalb der Mauern der Stadt. Die eigentliche Burg liegt auf dem Hradschin, von wo mau eine herrliche Aussicht auf die Stadt genießt. Im W. von Prag liegt der große Steinkohlenbezirk nm Schlan, Rakonitz und besonders Kladno (14.000 Ew.), welches auch die bedeu¬ tendsten Hochöfen Böhmens besitzt. — Horowiz (hörschowiz) bildet den Mittelpunkt des bedeutendsten Eisenindustrie-Bezirkes, der sich nach N. (Pürglitz), S. (Ptibram) und im W. (Pilsen) ansdehnt. — Ptibram lprschibram, 11.000 Ew.) besitzt in dem nahen Birken berg das reichste Silberbergwerk Böhmens nnd eine montanistische Lehranstalt. — Im N. von Prag Melnik am Zusammenflüsse der Moldau und Elbe, die von da an mit Dampfschiffen befahren wird. 2. ) Süd bö hm en. Die größte Stadt Bud weis (24.000 Ew.) liegt au der Moldau, die von hier an schiffbar wird, und da sich hier zugleich zwei wichtige Bahnen (nach Linz nnd Wien) vereinigen, so ist Budweis ein bedeutender Handelsort. Wittingau, in weiter, mit zahlreichen Teichen bedeckter Ebene, daher Fischzucht. Tabor an der Luschnitz, einst Hauptort der Tabo- riten. Neuhaus ander mährischen Grenze und P i sek (11.000 Ew.) an der Watawa gehören zu den größeren Städten Böhmens; westlich von Pisek der Jndnstrieort Strakonitz. — An der niederösterreichischen Grenze viele Glashüten. 3. ) Westböhmen. Pilsen (48.000 Ew.) in einem merkwürdigen Thalbecken, wo drei Flüsse strahlenförmig zusammenfließen, um die schiffbare Bcraun zu bilden, ist ein wichtiger Handelsplatz an der Straße in die Oberpfalz, die sich hier mit der Straße nach Österreich kreuzt, zugleich reich an Steinkohlen und Eisen und daher auch eine bedeutende Industriestadt. In der Nähe Mies mit einem Bleibergwerke. — Längs des Böhmerwaldes liegt die erste große Region der böhmischen Glasindustrie (besonders Spiegelfabrication), die ihren Hanptsitz in Tachau (hier auch Eisenwerke) und Tauß hat und sich bis nach Krum au iu Südböhmen erstreckt. Im nordwestlichen Theile ist Eger (16.000 Ew.) am Eingaugsthore zwischen dem Fichtelgebirge und dem Böhmerwalde der Hauptort, wegen seiner Lage und als Eisenbahnknotenpunkt eine wichtige Handelsstadt und zugleich Mittelpunkt des zweiten böhmischen Bezirkes für Webe-Industrie, der sich bis zum Grenzorte Asch (13.000 Ew.) erstreckt. Grasslitz am Erz¬ gebirge ist der Mittelpunkt der in diesem Gebirge (s. S. 176) einheimischen Jndustriethätigkeit (Spitzenklöppelei nnd Stickerei). — Dieser Theil Böhmens enthält ferner noch die Bergwerksstädte Schlaggenwald mit berühmten Zinugrubeu und Joachimsthal im Erzgebirge (Silber, Ursprung der Thaler), die viel besuchten Badeorte Marien bad, Franzensbad und Supan, Geographie. 15 226 vor allem Karlsbad (11.000 Ew.) mit seinen berühmten Thermen, zu¬ gleich Hauptsitz der Porzellanfabrication. 4. ) Nordbvhmen. Hier erreicht die industrielle Thätigkeit ihren Höhepunkt; cs gibt keinen größeren Ort, der an derselben nicht theilnimmt. Westlich von der Elbe herrscht nmBrüx, in dessen Nähe die bekannten Bitterwasser (Püllna u.s.w.) quellen, um Teplitz (17.000 Ew.), das vorzüglich durch seine Thermen berühmt geworden ist, und um Komo tau (10.000 Ew.) die Baumwoll¬ spinnerei und Schafwollindustrie vor. Saaz an der Eger (10.000 Ew.) hat wichtigen Hopfenban. Die Festung Theresienstadt in der Nähe der Egermündung bewacht das Elbethor. An der Elbe: Leitmeritz (11.000 Ew.) in einer reichen Cultur- landschaft, der «Garten^Böhmens» genannt; Aussig (16.000 Ew.), Jn- dustrieort. Im Osten der Elbe: Rumburg (10.000 Ew.) ist der Mittelpunkt des großen Leinenindnstrie-Bezirkes mit mehreren bedeutenden Orten, unter denen Warnsdorf (15.000 Ew.) der größte ist. Die zweite Region der Leinenindnstrie und Flachsspinnerei liegt am Riesengebirge, Centralpunkt Trautenau. — Der Hauptsitz der Schaf- und Baumwollindnstrie ist Reichenberg (31.000 Ew.); von da aus erstreckt sich die Region der Baumwollmanufactnr bis nach Josefstadt, die der Schafwollindustrie bis Friedland, das an den Waldstein erinnert. Der zweite Bezirk der Webe-Industrie umfasst die Gegend von Tet sch en bis gegen Leito- mischel; Böhmisch-Leipa und Jungbunzlau sind Hauptsitze der¬ selben. — Haida und Gablonz (falsche Edelsteine) sind die Mittel¬ punkte des nördlichen Glasindustrie-Bezirkes; ihr Handel reicht bis nach Amerika. — Jitschin liegt inmitten zahlreicher Schlachtfelder am zweiten Sudetenthore. 5. ) Ostböhmen. An der Elbe liegen die beiden Festungen Josefstadt und König - grätz (an der Adlermündung) zur Bewachung des zweiten Sudetenthores (Schlacht 1866); von hier aus setzt sich durch das ganze Elbethal bis Melnik die Rübenznckersabrication fort. Pardubitz a. d. Elbe (10.000 Ew.), Chrudim (12.000 Ew.), Leitomischel und Kolin (11.000 Ew.) bilden einen Jndustriebezirk, in welchem Zucker-, Papier- und Zündwarenfabrieation vorherrscht. — Kuttenberg (13.000 Ew.), einst das reichste Silber¬ bergwerk Böhmens, jetzt verfallen. II. Währen. Im Flachlande der March und unteren Zwitawa steht der Acker¬ bau in höchster Blüte, der Süden erzeugt Wein und treffliches Obst; besonders ausgezeichnet ist aber Mähren durch seine Schafzucht und die darauf beruhende Wollindustrie, deren Prodncte nach Südeuropa und bis weit in den Orient abgesetzt werden. Der Haupthebel der Gro߬ industrie sind die beiden Steinkohlenbecken, von denen das Rossitzer ganz zu Mähren gehört, während sich in das Ostrauer Mähren und Schlesien theilen. 227 1. ) Das westliche Mähren (Thaya-Zwitawa-Gebiet) ist der Haupt¬ bezirk der Wollindustrie und Tuchweberei. Der in dieser Beziehung wich¬ tigste Ort der Monarchie ist Mrünrr (86.000 Ew.), die Hauptstadt von Mähren, am Fuße des (einst als Staatsgefängnis gefürchteten) Spiel¬ berges zwischen Zwitawa und Schwarzawa gelegen; technische Hochschule. Austerlitz, Namiest, das die feinsten Tücher liefert, Groß-Mese- ritsch, Trebitsch und Jglau (23.000 Ew.) nehmen an dieser Jndu- striethütigkeit lebhaften Antheil. Nördlich von Brünn liegen in einer an Tropfsteinhöhlen reichen Gegend die wichtigen Eisenwerke von Blansko; die Ebene südlich von Brünn ist das Gebiet der mährischen Rübenzncker- fabrication. Nikolsburq hat ergiebigen Weinbau: Znaym a. d. Thaya (12.000 Ew.), Handelsstadt. 2. ) Das nördliche Mähren erzeugt viel Flachs und ist daher die Region der mährischen Leinenindustrie, die in Schönberg und Sternberg (14.000 Ew.) ihren Hauptsitz hat. Am Gesenke bedeutende Eisenwerke; die Steinkohlenstadt Mährisch-Ostran (13.000 Ew.). 3. ) Das mittlere Mähren enthält die Hanna, d. h. die weite Ebene der obern March und der Hanna, eine Hauptkornkammer der Monarchie; Prossnitz (18.000 Ew.) ist der Hauptgetreidemarkt. Am Nordende der Hanna liegt Olmütz (20.000 Ew.), die alte Hauptstadt und eine wichtige Festung, welche einerseits die mährische Pforte, ander¬ seits den Übergang nach Böhmen bewacht; am Südende Krem fier (12.000 Ew.); Preran a. d. Bezwa (11.000 Ew.) vermittelt den Handel zwischen Mähren, Ungarn und Böhmen. Am Beginn der untern March¬ ebene Ungarisch-Hradisch an der Stelle der einstigen Hauptstadt des großmährischen Reiches, in der Cyrill und Method das Christenthum den Nordslaven predigten (in der Nähe das als Curort bekannte Luhatschowitz). 4. ) Im östlichen Mähren liegt das Kuhländchen, d. i. der zum Odergebiete gehörige rinder- und obstreiche Theil des Kronlandes, der dritte Bezirk der mährischen Webe- und Eisenindustrie. Der Hauptort ist Neutitschein (10.000 Ew., bedeutend auch durch seine Wagen- fabrication). III. Schlesien. Trotz der gebirgigen Beschaffenheit ist Schlesien ebenso sorgfältig bebaut als Böhmen, hauptsächlich ist es aber Industrieland, das besonders in der Tuchfabrication und Leinenweberei Hervorragendes leistet. Durch eine mährische Enclave wird Schlesien in zwei Theile getrennt. 1. ) West-Schlesien, Sudetenland und zum Odergebiet gehörig, mit deutsch-morawischer Bevölkerung. An dem Hanptflusse Oppa die Hauptstadt Uvoppcru (22.000 Ew.) und Jägernd orf (11.000 Ew.), die Mittel¬ punkte der Tuchfabrication; Freudenthal, Hauptsitz der Leinenindustrie. 2. ) Ost-Schlesien, Karpathenlaud, zum Oder- (Olsa-) und Weichsel¬ gebiet gehörig, mit deutsch-polnischer Bevölkerung. Tesch en an der Olsa ist eine bedeutende Handelsstadt am Ende der Jablunkapassage (Eisenbahn nach Ungarn). Bielitz an der Biäla (13.000 Ew.) ist der östliche Hanptsitz der Tuchweberei. is* 228 8 77. Die österreichisch-ungarischen Karpaihenländer. Zeichnung summt Rumänien: Nordende des Quarnero-Golfes u. von 45, 32. Pressburg uw. von 48, 35. Austritt der Weichsel s. von 5l, 39'/.^. Brody nw. von 50, 43. Austritt des Dnjestr 48>/g, 44. Sulina-Mündung uö. von 45, "47. Orsova s. von 45, 40. Zara u. von 44, 33. Physische Geographie. Die österreichisch-ungarischen Karpathenländer umfassen die beiden ungarischen Donau-Tiefebenen, das Karpathengebirge und die nördliche nnd nordöstliche Abdachung derselben. I. Die Karpathen umziehen die Donautiefebenen in einem weiten, 1600 km langen Bogen von Pressburg bis Orsova nnd bestehen, wie die Westalpen, aus einer nördlichen (äußern), aus Sandstein bestehenden, und einer südlichen (innern) Zone, welch letztere aber nur stellenweise noch erhalten ist. Wir unterscheiden folgende Theile: Das oberungarrsche Bcrgland. 1. ) Die äußere Zone besteht aus den kleinen Karpathen, die von Pressburg bis zur Senke von Miava reichen, und ans den Bies- kideu bis zum Poprad-Durchbruch, über die der Lissa- und der Jablunka- pass ans Ungarn nach Mähren und Schlesien führen (Eisenbahn über den Jablunka). Höchste Erhebung Babiagura, 1700 m. 2. ) Die innere Zone: и) Südlich von den Bieskiden erhebt sich der höchste Theil der Karpathen, das Granitmassiv der hohen Tatra, von den breiten Längen- thälern der Waag und Arva im W., des Dunajec und Poprad im O. umschlossen und steil nach S. abfallend. Mittl. Kammh. 2000 in; höchste Gipfel die Gerlsdorfer und die Lomnitzer Spitze, 2600 in. Trotz nlpmhafter Höhe des wild zerrissenen Kammes nnd der Gipfel findet sich wegen der Steilheit der Gehänge weder ewiger Schnee noch Gletscherbildung. Eine Eigenthümlichkeit sind die Meerangcn, kleine Seen in 1300 bis 1900 m Höhe mit grüner oder grünlich-schwarzer Farbe, deren Eisdecke meist erst im Spätsommer aufthaut. d) Südlich von der Tatra bis zum Längenthale der Grau zieht das Liptauer Gebirge (Gneis und Granit, m. Kammh. 1700 m) mit dem Djumbir, 2000 m; dann folgt o) zwischen den Querthälern der Neutra und des Hernad und den Längenthälern der Gran im N., der Eipel und des Sajo im S. das unga¬ rische Erzgebirge, zum großen Theile ans vulcanischem Gestein bestehend (zahlreiche Sauerbrunnen und Thermen). Alle diese Gebirgszüge mit vor¬ wiegender Ostwest-Richtnng begleiten zwei nahezu meridionale Gebirge: cl) im W. zwischen Gran nnd Neutra das Ne utragebirge, a) im O. zwischen Hernad und Bodrog die weinberühmte Heghallya (hedjalja, Tokaier Wein). к) Südlich von den Eipel-Sajo-Thälern liegt das ungarische Mittelgebirge (m. Kammh. der Matra über 800 m) nnd setzt sich jen¬ seits der Donau im Verte sgebirge (wertesch) und Bäkonhwalde (m. H. 500 m) fort. 229 I. Die Waldkarpathen verbinden das vbernngarische Bergland mit dem siebenbürgischen Hochlande. Die innere Zone fehlt. Sie sind eine ein¬ fache wasserscheidende Hauptkette, die im NW. 1000, in: SO. 1500 in m. H. hat. Höchster Gipfel Czerna (tscherna) gora (2000 m). Unter den Pässen, die durchschnittlich 900 bis 1000 m h. sind, sind der Dnkla- nnd Jawarnezipass (jawarütschi) wichtig; jener verbindet das Theiß- mit dem Weichsel-, dieser mit dem Dnjestrgebiete. Am wichtigsten sind aber derzeit der Leluchower (Poprad-Durchbruch) und der Lupkowpass (Karpathenbahnen zwischen Galizien und Ungarn). 0. Das sicbenbürgische Hochland ist ein Plateau mit Randgebirgen- Die östlichen und südlichen Randgebirge sind unwegsam und dicht bewaldet- Die letzteren heißen die transsilvanischen Alpen und haben eine mittl. Kammh. von 1900 in. Höchster Punkt Negoi, 2500 m. Die bequemsten Verbindungen sind die Durchbrnchthäler des Schyl (Vulc anpass), der Aluta (Rotherthnrmpass, nur 350 m h.) und der Tömö Spass (tömösch); im östlichen Randgebirge der Ojtospass (ojtösch). Die Fort¬ setzung der transsilvanischen Alpen nach SW. bildet das Banater Ge¬ birge; zwischen beiden zieht durch das Temesthal die wichtige Eisenbahn aus Ungarn nach Rumänien. Als westliche Umwallung erheben sich die Ketten des siebenbürgischen Erzgebirges (höchster Theil das Bi¬ hari agebirge, 1800 m), die meist von O. nach W. streichen und so eine Reihe von Längenthalern bilden. Das innere, mit Bergzügen bedeckte Plateau hat eine mittlere Höhe von 500 m. II. Die Donau-Ebenen waren noch in der Erdperiode, die unserer vorangieng, Seebecken (Neusiedler- und Plattensee sind die letzten Reste), deren Entwässerung erst nach der Durchschneidung und Erweiterung der Gebirgsriegel möglich wurde. 1. ) Die vbernngarische Tiefebene (12.000 baust m. H. 140 m). Die Donau betritt dieselbe nach dem Durchbruche des Thebener Thores, spaltet sich in drei Arme, die die große und kleine Schütt einschließen, erhält von S. die Leitha und Raab, von N. die Waag mit der Neutra, Gran und Eipel und durchbricht dann das ungarische Mittel¬ gebirge. Die Ebene ist meist fruchtbarer Boden, namentlich die große Schütt, der «goldene Garten von Ungarn» genannt. Südlich von der kleinen Schütt liegt Sumpfboden und einsames Weidegebiet; der periodisch austrocknende Neusiedler See und das große Hanysag-Moor. Dann folgt das rebcnreiche steierische Hügelland, ein reiches Cnlturgebiet. 2. ) Die niederungarische Tiefebene (1 14.000 baust m. H. 90 m). Von Waitzen ab fließt die Donau nach S., auch hier sich in Arme theilend lind Inseln bildend (Csepel stschepelj), von der Dranmündnng ab aber wieder östlich, um in einer schauerlich-schönen, 120 bm langen Thalenge von Bazias (baßiasch) bis Orsova (örschowa) das Banater Gebirge zu durchbrechen (eisernes Thor, die gefährlichste Stelle der Passage). Westlich von der Donau liegt niederes Hügelland mit dem Platten¬ see (700 bmst und dem isolierten, steinkohlenreichen Fünfkirchner Ge¬ birge; dann folgen im S. die breiten Thalebenen der Drau und Save, 230 die durch das Warasdiner Gebirge (m. H. 700 ur) getrennt werden; eine Fortsetzung desselben bilden die syr misch en Hügel zwischen der Donau und Save. Östlich von der Donau dehnt sich die eigentliche Tiefebene aus, deren Hauptfluss die fischreiche Theist (900 1cm lang) ist. Sie kommt aus den Waldkarpathen und durchfließt unter zahlreichen Windungen und die Ufer weithin versumpfend die Tiefebene von N. nach S. Vom oberungarischen Berglande erhält sie den Bo drog und Sajo mit dem Hern ad, vom siebenbürgischen Hochlande die Szamos (ßamosch), Körös (körösch), Maros (marosch) und Bega. Der Boden ist theils mit Flugsand, theils mit Löß (s. S. 89) bedeckt, theils Anschwemmungsgebiet der Flüsse. III. An den nördlichen und nordöstlichen Abhang der Karpathen lehnt sich das galizische Plateau mit einer m. H. von 300 m an, größten- theils fruchtbarer Lößbodeu. Es wird von den beiden Karpathenflüssen, der Weichsel mit den Nebenflüssen D n n a j e c (mit dem Poprad) und San mit dem Dnjestr, bewässert; Pruth und Sereth fließen zwar nach der gleichen Richtung wie der Dnjestr, können sich aber doch noch mit der Donau vereinigen. Klima. Das Klima der Karpathenländer ist eontinental, und dieser Charakter Prägt sich umso schärfer aus, je weiter man nach Osten vorrückt. Besonders gilt dies aber von den Donauebenen, deren un¬ unterbrochene Gebirgsnmwallung die Regenwinde ihres Dampfgehaltes beraubt und die daher zu den regenärmern Gebieten von Europa gehören und vorwiegend Steppencharakter tragen (Pussten). Inden Donauebenen gedeihen nur spärliche Holzgewächse, einerseits wegen der noch im spaten Frühjahre eintretenden Nachtfröste, anderseits wegen der großen Trockenheit des Sommers, die allerdings nicht Jahr für Jahr cintritt. Wo die Be¬ wässerung eine genügende ist, das Land entsumpft wird und fleißige Menschenhände der Natnr nachhelfen, entwickelt sich eine außerordentliche Fruchtbarkeit (Banat); zwischen den Strom Niederungen aber ist die Fläche dürr, und hier dehnen sich die Pussten, d. i. weite, mit magerem Rasen und braunen Flechten bedeckte Heidestrecken, aus, aus denen sich zahlreiche Herden von Schafen, Schweinen, Rindern, halbwilden Pferden re. herumtummeln. Die größten Pussten sind die Kecskemeter (ketschkemehter) und die Debrecziner (debretziner) Heide. Politische Geographie. Die Bevölkerung. Auf 411.300 leben 22,, Mill. Menschen (1887 24,, Mill.), die relative Bevölkerung beträgt somit 54. Die weit ausgedehnten Gebirgs- und Steppenlandschaftcn konnten auf die Be¬ völkerung nur verdünnend einwirken; in den Waldkarpathen und im siebenbürgischen Randgebirge finden wir dieselben Verhältnisse wie in den Alpen; in den Donauebenen übersteigt die Dichtigkeit nur in den Landstreifen an den beiden Hauptflüssen die Mittel¬ zahl ; nm stärksten ist sie am fruchtbaren Nordabhang der Karpathen. Die Bevölkerung ist theils magyarisch, theils slavi sch, theils rumänisch; die Deutschen treten nicht mehr, wie in Westösterreich, in compacten Massen, sondern in kleinen oder größern Sprachinseln auf und bilden auch einen namhaften Theil der Städtebevölkernng. l.) Die Magyaren (madjaren), sprachlich den Finnen verwandt, ihrem Äußern nach aber kaukasisch, bewohnen die Donantiefebenen. 231 2. ) Die Slavcu bewohnen den Norden nnd Süden, und zwar die (den Czechen verwandten) Slovaken das obernngarische Bergland, die Polen das galizische Plateau östlich bis zur San, die Ruthen en (Klein-Russen) das östliche Plateau und die Waldkarpathen, die Serben nnd Kroaten das Land südlich von der Drau, während sie im O. weit über die Donau vorgedrungen sind. 3. ) Die Rumänen bewohnen den weitaus größten Theil Siebenbürgens und die anstoßenden Gebiete (östliches Ungarn, südliche Bukowina). Die Magyaren und Slovaken sind zum weitaus größeren Theile kathokisch, zum geringeren protestantisch, die Polen und Kroaten sind durchaus katholisch, ebenso die Ruthenen, die aber den griechi¬ schen Ritus beibehalten haben; die Rumänen und Serben bekennen sich zur griechisch-orientalischen Kirche. Die Juden sind in der östlichen Monarchie in größerer Menge vertreten als in der westlichen, namentlich bilden sie einen großen Theil der Bevölkerung in den polnischen und ruthenischen Städten. Der nördliche Außenrand der Karpathen war mit den übrigen Karpathenlündern politisch nur vorübergehend vereinigt. Galizien war ein Theil des Königreichs Polen und kam 1772 an Österreich, die Bukowina gehörte zum Fürstenthum Moldau und damit zum türkischen Reiche, das sie 1777 freiwillig abtrat. Die übrigen Länder bildeten aber einst so wie heute das Gebiet der un¬ garischen Krone. Die Staatsbildung gieng von der centralen Ebene und somit von den Magyaren aus. Asiatische Nomadenhorden, wie die Hunnen und die Avaren, hatten sich schon vom 5. bis zum 9. Jahrhundert in den Steppen ebenen, dem passend¬ sten Aufenthaltsorte für ein Reitervolk, niedergelassen, verschwanden aber spurlos im Kampfe mit der abendländischen Civilisation. Auch die Magyaren, die um 900 erschienen, waren ein nomadisches und räuberisches Reitervolk und ein Schrecken der Umwohner; als sie aber von den Deutschen besiegt wurden, nahmen sie unter ihrem großen Könige Stefan d. Heiligen (um 1000) sesshafte Lebensweise, Christenthum und Cultur au. Für beides war das Douauthal die große Eingangsstraße; sie führte die deutschen Colouisten, die Lehrer im Acker- und Bergbau und in der Stadte- gründuug, nach dem Osten. Bis 1301 herrschte das nationale Königsgeschlccht der Arpäden, dann folgten Könige aus verschiedenen Häusern, unter denen Mathias Corvinus (f 1490) der größte ist, dessen Andenken noch heute im ungarischen Volke fortlebt. Wie Böhmens Blüte in den Religionskriegen zugrunde gieng, so Ungarns Blüte in den Türken¬ kämpfen. 1541 bis 1699 war die niederungarische Tiefebene eine türkische Provinz, deren Pascha in Ofen (daher der türkische Name Buda) residierte. Siebenbürgen war ein türkischer Vasallenstaat, und nur der West- und Nordrand gehörte seit 1526 den Habsburgern. Erst Prinz Eugens Siege machten die ungarischen Länder wieder frei (Friedensschlüsse von 1699 und 1718). Kultur. Im Gegensatz zu den Sudetenländern und zum Theile auch Alpenländern, die doch einige Jndnstriebezirke besitzen, sind die Karpathen¬ länder lediglich ein Gebiet der Urproductivn, obwohl noch weite Striche gänzlich öde sind. Die Gebirge sind dicht bewaldet, das Flachland ist Acker- und Weideboden. Die Hauptbeschäftigung der Bewohner ist Ackerbau nnd Viehzucht, daneben auch der Anbau von Handelspflanzen, unter denen der Tabak von besonderer Wichtigkeit ist; die trockene Sommerhitze der Süd¬ karpathen-Länder bringt feines Obst und die feurigsten Weine zur Reife. Aber all dieser Reichthum kam erst zur Geltung, als durch die Donau- Dampfschisfahrt und durch die Eisenbahnen Ansfnhrwege geschaffen wurden. 232 Die mineralischen Schätze der Karpathen (besonders Gold, Silber, Knpfer, Salz) haben schon im Mittelalter einen lebhaften Bergbau Hervorgernfen, der noch immer von großer Wichtigkeit ist. In Salz- und Petroleumreichthum werden die Karpathen von keinem europäischen Gebirge übertroffen. Gegenüber der Urprodnetion tritt die gewerbliche Thätigkeit sehr zurück. Die Hauptursachen sind der Mangel an Commuuicativns- mitteln (der Straßenbail ist in den ungarischen Ebenen sehr schwierig und kostspielig, weil keine Steine vorhanden sind), der auch jetzt durch die Eisenbahnen noch nicht ganz behoben ist, und der niedere Culturzustaud der Bewohner, znm Theil wohl anch das spärliche Vorkommen von Kohle und Eisen. Nur vier Kohlenlager sind derzeit von größerer Bedeutung: das Krakauer, eine Fortsetzung des schlesischen (s. S. l69), das Fünfkirchner, das des Banater Gebirges und endlich das Grauer Lager. Doch finden sich auch andere Kohlenlager (besonders in Kroatien und in Ostgalizieu), die aber noch nicht ausgebeutet werden. Bon Großindustrie kann in den Karpathenländern nicht gesprochen werden, die wenigen Fabriken befinden sich außerdem meist in den Händen cingcwanderter Deutscher; verbreiteter ist dagegen die Hausindustrie. Ebenso tief steht die Volksbildung, nur Kram und die Küsten¬ landschaften können diesbezüglich mit den Karpathenlündern verglichen werden. Selbständige Cultnrvölker mit reicher Literatur sind nur die Magyaren und die Polen (zum Theil auch die Kroaten), sie sind daher auch die dominierenden Nationen in dem Völkergemisch. Lsintheilung und Topographie. Die österreichischen Karpathenländer. I. GcrLizien. Galizien ist trotz des rauhen Klimas und der heftigen Nordstürme, gegen welche ein schützender Wall mangelt, ein vorzügliches Land für Getreide (bes. Hafer und Gerste) und Viehzucht, doch lässt die Be¬ wirtschaftung noch viel zu wünschen übrig. Außerdem wird viel Flachs und Hanf erzeugt und ersterer zum Theil durch die einheimische Bevöl¬ kerung zu Linnen verarbeitet. Der wichtigste, aber zugleich verderblichste Industriezweig ist jedoch die Brantweinbrennerei. Die Salz- und Petroleumzone zieht entlang dem Nordabhange der Karpathen in einer Ausdehnung von ea. 520 üm, von Wieliczka bis an die Südgrenze der Bukowina. Der gesammte Handel befindet sich in den Händen der Juden. 1.) Westgalizien, zum Weichselgebiet gehörig, mit polnischer Bevölkerung. Ar-akcru (73.000 Ew.) an der Weichsel, ehemals Residenz, daun Krönungsstadt der polnischen Könige, treibt als Mittelpunkt zwischen Galizien, Ungarn, Polen und Preußen einen lebhaften Handel; polnische Universität. In der Umgegend große Steinkohlenlager und Bergwerke ans Zink und Galmei. Böchnia und Wieliczka (wjelüschka) gehören zu den größten Salzbergwerken Europas. Beide Werke stehen miteinander in Verbindung und bestehen aus einem Laby¬ rinth von Gängen und Stockwerken. Die Gruben enthalten zehn Teiche, von denen 233 mehrere mit Nachen befahren werden. Unter den ansgebrochenen Kammern überrascht am meisten die St. Antons-Kapelle, in der Statuen, Kanzel, Altar n. s. w. ans krystall- hellem Steinsalze gemeißelt sind- Von 1772 bis 1860 lieferte Wieliczka allein 68 Mill. Centn« Salz. Auschwitz und Zator, Hauptorte der gleichnamigen Herzvg- thümer; Biäla am Flusse gleichen Namens, gegenüber Bielitz und wie dieses Fabriksstadt (Leinen, Tuch), zugleich wichtiger Platz für den Transit¬ handel (Austausch der Naturproducte Galiziens gegen die Jndnstrieproducte der Sudetenlünder); Tarnow (25.000 Ew.); Rzeszow (rscheschow, 13.000 Ew.), bedeutender Handelsplatz; Dukla am Karpathenpass gleichen Namens, der Hauptstapelplatz des Verkehrs mit Ungarn. 2.) Ostgalizien gehört größtentheils dem Dnjestrgebiete an. Die Landbevölkerung ist durchaus ruthenisch, die der Städte polnisch und jüdisch. Lernbeug (120.000 Ew.) in einem Thalkessel des galizischen Plateaus, die Hauptstadt des Königreiches, mit polnischer Universität und technischer Hochschule. An der San die alte Stadt Przemhsl (prschemisl, 22.000 Ew.) und Jaroslaw (12.000 Ew.), welches Getreidehandel auf der Weichsel bis nach Danzig treibt. Am Dnjestr Haliez (halitsch), das dem Lande den Namen gab, und Zaleszczyky (saleschtschiki), Haupt¬ stapelplatz für den Getreide- und Holzhandel auf dem Dnjestr. Südlich vom Dnjestr Drohobyez (drohöbitsch, 16.000 Ew.) in den Karpathen, mit bedeutenden Salzsiedereien. Stanislawow (19.000 Ew., südlich davon mächtige Salzlager) und Kolvmea (23.000 Ew.) am Pruth. Nördlich vom Dnjestr Taruopol (29.000 Ew.) am Sereth (in einer Region zahl¬ reicher Honig- und Wachssiedereien und Rnnkelrüben-Zuckerfabriken) und Brvdy (20.000 Ew.), die erste Handelsstadt für den Verkehr mit Russland. II. Die Wukowincr. Das Land hat seinen Namen von den herrlichen Buchenwal¬ dungen, die die Hälfte des ganzen Areals bedecken. Die Sereth- und Pruthniederung ist fruchtbarer Ackerboden (besonders Mais und Hafer). Die Bevölkerung der Nordhülfte ist ruthenisch, die der Südhülfte rumänisch. Am Pruth die Hauptstadt Kzernowitz (tschernowitz, 52.000 Ew.) mit deutscher Universität. Suczawa (sntschäwa, 10.000 Ew.) war die alte Hauptstadt der moldauischen Fürsten. Radautz (11.000 Ew.). Im Wald¬ gebirge einige minder bedeutende Bergwerke. L. Die Länder der ungarischen Krone. III. Hlngclrn. Ungarn ist außerordentlich reich an Naturproducten aller Art. Es liefert die Hälfte des ganzen Getreides der Monarchie, besonders aus¬ gezeichneten Weizen; es baut Flachs und Tabak und ist nach Frank¬ reich das reichste Weinland Europas. Die ausgedehnten Steppenebenen ernähren große Herden von Rindvieh, Pferden, Schweinen und Schafen, die Flüsse (bes. die Theiß) liefern zahlreiche nnd gute Fische. In der Ausbeute von Edelmetallen wird Ungarn nur von Russland übertroffen, zudem ist es das erste Kupfer land der Monarchie. Uber die Vertheilung der Bevölkerung s. S. 230. 234 1. ) Die oberungarische Ebene. Die Städtebevölkerung ist größten- theils deutsch, das Leben in den Städten und das Änßere derselben noch ganz westeuropäisch. Der Hauptort ist H^essburg (48.000 Ew.), die alte Haupt- und Krönungsstadt des Reiches, am ersten Eingangsthore, wie Gran, der kirch¬ liche Mittelpunkt Ungarns, an der zweiten Donanpforte. Zwischen beiden die große Wasserfestung Komorn. Am südlichen Arm der Donau Raab (21.000 Ew.) und Wi.e s e l- burg, wichtiger Stapelplatz für den Getreidehandel. Im Weinbezirke Öden¬ burg (23.000 Ew.) und Rust. 2. ) Das südwestliche Berg- und Hügelland. Am Ausgange des zweiten Donau-Durchbrnches Waitzen und unter¬ halb desselben an beiden Ufern der Donau, die durch eine prächtige Ketten¬ brücke verbunden sind, die Hauptstadt des ungarischen Reiches, Wudcrpest (430.000 Ew.), magyarische Universität und technische Hochschule. Die centrale Stellung im ungarischen Landerkreise zwischen dem großen Flach- und dem westlichen Hügellande, am Hauptstrome des Landes, der hier zum letztenmaie sich verengt und daher bequem überbrückt werden kann, hat diese Doppelstadt zur be¬ herrschenden Capitale gemacht. Zum letztenmaie treten steile Höhen an das rechte Donau¬ ufer heran, an deren Fuß zahlreiche heiße Quellen hereorsprudeln. Ofen (Buda) grup¬ piert sich malerisch um diese Höhen, die das hohe Schloss und die Festung tragen, von einem rebenbedeckten, mit Dörfern dicht besäeten Hügelgebiete umgeben. Pest, eine Schöpfung der Neuzeit, liegt ani flachen linken tlfer, und die Pussta reicht bis an die Thore der Stadt. Ähnlich ist der Gegensatz in der Bauart beider Städte: in Ofen enge Gassen mit schattigen Plätzen, in Pest breite Straßen und weitgedehnte Marktplätze; Ofens Bevölkerung ist wesentlich deutsch, in Pest herrscht das Magyarenthum. — Süd¬ lich von Pest das Feld Rakos (rakosch), wo die Magyaren oft unter freiem Himmel ihre Reichstage hielten, und der Krönungshügel. Im Hügellande liegen Stuhlweißenbnrg (26.000 Ew.); Groß- kanizsa (kamscha), der Hanptsitz des südlichen Getreide-und Viehhandels; Fünfkirchen (29.000 Ew.) mit großen Steinkohlenlagern, die in neuerer Zeit für die Entwicklung der Donau-Dampfschiffahrt von großer Bedeutung geworden sind. Die Kohlen werden auf der Eisenbahn zur Douaustation Mohaes (mohätsch) geführt. Um Szegszard (ßegßard) großer Weinbezirk. 3. ) Das ob er ungarische Berg land. Sitz des Bergbaues und zahlreiche Mineralquellen und Thermen. In Bezug auf letztere sind besonders das Tr e n t s chi n er und das N e n tr a - C o m itat berühmt (die heißen Schwefelquellen von Pischtjan). Im Erzgebirge die wichtigen Bergwerksstüdte (Gold und Silber) Kremnitz und Schemnitz, letzteres mit Bergakademie. Neu sohl ist der Sitz einer bedeutenden Metallindustrie und hat in seiner Nähe reiche Kupfer¬ gruben; in der Nähe von A lt so hl berühmte Eisenthermen (Sljatsch). Das nördlich gelegene Comitat Liptau hat ebenfalls Bergwerke und ist über¬ dies durch seine Käsefabrication bekannt geworden. In der theilweise von niederrheinischen Colonisten bewohnten Zips ist Leutschan die Hauptstadl. Bartfeld im Waldgebirge hat sehr be¬ suchte (eisenhaltige) Bäder. Im südlichen Theile liegen sieben Bergstädte, unter denen S chmöll n itz mit wichtigem Bergbau auf Gold, Silber und Kupfer und Göllnitz mit dem besten Eisen Ungarns die bedeutendsten sind. Auch das südwestlich davon gelegene Gömö r e r Comitat hat Berg- 235 bau auf Eisen. Kaschau (26.000 Ew.) treibt sehr starken Handel nach Polen (Duklapass). Im südlichen Theile des Berglandes liegen in reizenden Gegenden Miskolcz (mischkolz, 24.000 Ew., Eisenwerke) und die wegen ihrer Weine berühmten Orte Erlau (21.000 Ew.) und Tokaj. 4.) Die niederungarische Tiefebene. Diese größte Fläche der Monarchie, die durch ihre Schrankenlosigkeit, ihre Sand¬ stürme, ihre Luftspiegelungen und ihr halbnomadisches Hirtenleben bereits an die asiati¬ schen Steppen erinnert, nöthigte die Menschen zum Zusammenwohnen, daher finden wir hier neben meilenweiten menschenleeren Strichen große Dörfer und Märkte, die nicht selten 12- bis 30.000 Bewohner zählen. Aber auch die Städte machen den Eindruck ungeheuerer Dörfer, weil das industrielle Leben fehlt und wegen Stcinmangel weder Pflaster noch größere Bauten zu finden sind. Zwischen der Donau und Theiß sind die Hauptorte Szegedin (ßegedin) an der Theiß, trotz der furchtbaren Überschwemmung i. I. 1879 nach Budapest die größte Stadt Ungarns (74.000 Ew.), ein wichtiger Handelsplatz am Knotenpunkte zweier großer Eisenbahnen und Mittelpunkt der Theiß-Dampfschiffahrt, und Marici -Aheresiopek (61.000 Ew.), der Mittelpunkt der getreide- und viehreichen Bacska (batschka). Hier auch Zombor (25.000Ew.) und Zenta (senta), ein Dorf mit 21.000Ew., das Prinz Eugens Sieg verherrlicht hat. An der Donau Neusatz (21.000 Ew.), eine bedeutende Handelsstadt wegen ihrer Lage im Mittelpunkte des Ver¬ kehrs zwischen Wien und der Türkei. — In der nördlichen Heide der Haupt¬ ort Kecskemet (ketschkemeht, 45.000Ew.); Czegled (zegled, 25.000Ew.), ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt, und Kalvcsa (kalotscha). Jenseits der Theiß ist im nördlichen Flachlande Aebreczirr (debretzin, 51.000 Ew.) der Hauptort. Diese Pusstenstadt ist die eigent¬ liche Magyarenstadt, wo die Nationalsprache am reinsten gesprochen und die Nationaltracht am unverfälschtesten bewahrt wird, zugleich der Haupt¬ markt für die Erzeugnisse des östlichen und nördlichen Ungarns. Am Rande der Waldkarpathen Munkacs (munkatsch), in dessen Nähe man die als ungarische Diamanten bekannten schönen Bergkrystalle findet. Südlich von Debreezin liegen Großwardein (31.000 Ew.), Kodrnezo-MasarHekp (hodmessö wascharhely, 51.000 Ew.), Arad (36.000 Ew.) an der Maros, der östliche Hauptmarkt für Getreide; in der Nähe Men es (menesch) mit berühmten Weinen. Der südöstliche Theil Ungarns, das Viereck zwischen der Maros, Theiß, Donau und dem Banater Gebirge, ist das Banat, ein fettes, theilweise von deutschen Colonisten cultiviertes Marschland, die Haupt¬ kornkammer der Monarchie und das Paradies von Ungarn, wo neben den Gewächsen der mitteleuropäischen Zone auch die südlichen (Reis, Mais) gedeihen. Die Hauptstadt Temesvar (temeschwär, 34.000 Ew.) an der Bega ist eine starke Festung zum Schutze der südlichen Eingangs- thore; Werschetz (22.000 Ew.f. Im südlichen Theile (bis 1872 zur Militärgrenze gehörig) ist Pan esova (päntschowa) der Hauptort. Nirgends in Österreich ist die Bevölkerung bunter aus verschiedenen Nationali¬ täten zusammengesetzt als im Banate: ganz deutsche, magyarische, serbische und rumä¬ nische Dörfer wechseln miteinander ab, und nicht selten gehören die Bewohner eines Dorfes allen diesen vier Nationalitäten an. 236 Im ungarischen Tieflande finden wir anch Kumanen-, Jazygen- und Hajdukendi st riete mit mehreren volkreichen Orten (10- bis 20.000 Ew.). Die Kumanen und Jazygen sind mongolische Völkerreste, die im 13. Jahrhundert nach Ungarn cin- wanderteu und als Hilfstruppen in königliche Dienste traten, wofür ihnen eigene Wohn¬ sitze mit besonderen Privilegien angewiesen wurden. Jetzt sind sie sprachlich vollständig in die magyarische Rasse aufgegangen. Die Hajduken sind Magyaren, welche, ursprünglich Viehhirten, von den Königen in der zweiten Hälfte des Mittelalters als Fußmiliz zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit organisiert und mit beson¬ deren Rechten und Freiheiten ausgestattet wurden. Außerdem wohnen in Ungarn noch zahlreiche Zigeuner, die als Spielleute geschätzt, aber als unverbesserliche Landstreicher gefürchtet sind. 5.) Das östliche Grenzgebirge. Im siebenbürgischen Erzgebirge sind wieder zahlreiche Bergwerke, besonders ans Gold nnd Silber, die wichtigsten in Nagy-(nadji) Banja und Felsö- (felschv) Bänja. Im Banater Gebirge mehrere Bergwerke, in welchen neben edlen Metallen auch Kupfer, Zink, Eisen und besonders vor¬ zügliche Steinkohlen gewonnen werden. Mehadia mit den berühmten warmen Herkulesbädern. IV. Siebenbürgen. Siebenbürgen ist ein abgeschlossenes Hochland, das nur von Ungarn aus in bequemerer Weise zugänglich ist, was die schon frühzeitige Ver¬ einigung beider Länder erklärt. Von den Bewohnern sind ^/..Rumänen, '/z magyarische Szekler (ßekler, d. h. Grenzwüchter) und Sachsen. Die Sachsen, die bedeutendste deutsche Colouie in ganz Europa, haben, obwohl seit Jahrhunderten von fremden Völkern umgeben, ihre Sprache und ihre Sitte unver¬ ändert bewahrt. Jetzt sind sie entschieden im Äussterben begriffen, wozu auch der Umstand beiträgt, dass sie durch die vollständige Bereinigung Siebenbürgens mit Ungarn ihre politische Selbständigkeit einbüßten. Das Land ist trotz seiner gebirgigen Beschaffenheit fruchtbar; Acker¬ bau (Mais und Heiser) und Viehzucht stehen in großer Blüte (schone Pferde), und die mineralische Production ist so bedeutend, dass es für das relativ g o l d r e ichste Land Europas angesehen wird. Auch ist es reich an Steinsalz, das oft nnverhüllt in mächtigen Felsen zutage tritt, und an Mineralquellen. Schon seit langem wird Siebenbürgen in die folgenden drei Haupt- theile eingetheilt: 1. ) Das Land der Sachsen. In der südlichen Hauptmasse: Kerrnannstadt (19.000 Ew.), der Hauptort der Sachsen, erhält seine Bedeutung durch die hier endende Rothenthurm-Passage; Kronstadt (30.000 Ew.) im reizenden Burzenlande, an der Vereinigung der Tömös- und Ojtvsstraße, die erste Fabriks- nnd Handelsstadt des Großfürstenthums (Mittelpunkt des walachisch-siebenbürgischen Handels); Mediasch, Hauptsitz des Getreide- und Weinbaues. In der nördlichen Enclave Bi st ritz. 2. ) Das Land der Szekler (im O.). Ihre einzige Stadt ist Maros-Vasarhely (marosch-waschärhely) a. d. Maros, 13.000 Ew. 3. ) Das Land der Ungarn (richtiger der Rumänen) im W. und N. K l a n s e n b n rg (30.000 Ew.) mit magyarischer Universität; Karlsburg, Festung au der Maros; Maros-Ujvar, das größte Salzbergwerk des Landes. In der Biharia Bergwerksstädte mit Gold- 2.87 und Silbergruben, unter denen Zalathna (salathna) die reichste ist. Um Vayda-Hunyad große Eisenwerke. Im NO. das Silberbergwerk von Rodna. V. Kroatien und Sluvonien. Landwirtschaft ist fast die einzige Nahrungsquelle der durchaus slavischen Bewohner. Die weiten Thalebenen der Drau und Save sind mit üppigen Mais- und Weizenfeldern bedeckt, auch gedeihen gute Weine. Bedeutende Bienenzucht. 1. ) Kroatien, das westliche, zwischen der Drau und Kulpa gelegene und von der Save durchflossene Land. Agram (28.000 Ew.) an der Save, die Hauptstadt des Königreiches, mit flavischer Universität. Sissek (das alte Siscia) an der Knlpamündung, der wichtigste Platz für den Ge¬ treidehandel, Beginn der Savedampfschiffahrt. Warasdin (10.000 Ew.) an der Drau; Kreuz, die alte Hauptstadt; Krapina mit Thermen; östlich davon Radoboj, wo bedeutender Bergbau ans Schwefel betrieben wird. 2. ) Die kroatische Milita rgrenze im Süden von Kroatien, mit ganz unbedeutenden Hafenplützeu. Zengg. 3. ) Das ungarische Litorale (Iitn8 — Küste), ein kleiner Küsten¬ strich am stürmischen Quarnero (direct unter ungarischer Regierung). Fiume (21.000 Ew.), die einzige Seestadt Ungarns, besitzt einen prächtigen, durch Molos geschützten Hafen und nimmt als Ausfuhrplatz der reichen ungarischen Naturproducte immer mehr an Bedeutung zu. 4. ) Slavonien, das östliche Land. Die Festung Esseg (18.000 Ew), Hauptort an der Drau und bedeutender Handelsplatz; Beginn der Dampf¬ schiffahrt. 5. ) Die slavonische Militürgrenze im Süden von Slavonien. Altgradiska, Festung an der Save; Semlln an der Donau (gegenüber Belgrad), Stapelplatz des Handels zwischen Wien und Constantinopel; Peterwardein, eine starke Festung gegenüber Neusatz an der Donau, auf einem steilen isolierten Felsen sich erhebend und daher das «ungarische Gibraltar» genannt. 0. Bosnien und die Herzegowina. Diese ehemalige Provinz des türkischen Reiches (51.000 irnU) wurde im Berliner Vertrage vom Jahre 1878 unter österreichisch-ungarische Ver¬ waltung gestellt. Sie gehört, wie Dalmatien, physisch zu der griechisch- slavischen Halbinsel; man kann Bosnien im allgemeinen als das Donau¬ gebiet zwischen Unna und Drina, die Herzegowina dagegen als das zum adriatischen Gebiet gehörige Thalsystem der Na renta bezeichnen. Beide Länder sind mit mächtigen Gebirgen erfüllt (vergl. Z 61), die im südlichen Theile bis zu 2000 in austeigen, zur Save aber iu sausten Hügeln abfallen. Auch hier herrscht, wie in Dalmatien, die Form öder Kalkplateans vor, namentlich im Süden; doch ist der Waldreichthum in Bosnien noch bedeutend, und die Thäler des Verbas und der Bosna sind fruchtbar. Aber erst die geregelte österreichische Verwaltung wird imstande sein, diese Naturschätze auszubeuten. 238 Die Bewohner (1,340.000) sind durchaus serbischen Stammes, aber zu 37"/„ muhamedauischer Religion. Bei der türkischen Eroberung nahm der Adel des Landes (die Begs) den Islam an, um seine Vor¬ rechte zu retten; die christlich gebliebene Landbevölkerung, die sich größten- theils zur griechisch-orientalischen Kirche bekennt, kam dadurch in ein drückendes Abhüngigkeitsverhältnis zum muhamedanischen Adel. Die Hauptstadt Seräjewo (26.000 Ew.) liegt in einem schönen Thalbecken der Bosna. Im Verbasthale ist Banjaluka (11.000 Ew.), im Narentathale M o st a r (13.000 Ew.) der Hauptort. 8 78. Rumänien. Das östliche Außenland der siebenbürgischen Karpathen, die Moldau, und das südliche Außenland derselben, die Walachei, bilden zusammen seit 1881 das constitutionelle Königreich Rumänien, 130.000 Die Walachei ist das unterste Tieflandsbecken der Donau, die dasselbe entlang der bulgarischen Terrasse umfließt, dann, durch das Dobrudscha-Plateau gezwungen, sich nach N. wendet, endlich wieder ihre östliche Richtung aufnimmt und in drei Armen: der Kilia, der schiffbaren Sulina und dem wasserreichsten St. Georg sarm, sich ins schwarze Meer ergießt. Von der Donau steigt das Tiefland als schräge Ebene all¬ mählich gegen die transsilvanischen Alpen empor, an denen die S.- und SW.-Winde ihren Wassergehalt ausschütten; daher der Flussrcichthum der Tiefebene: Schyl, Aluta. Die Moldau ist im W. gebirgig, im O. ein niederes Flachland, das Sereth und Pruth durchfließen. Das Klima ist durchaus continental. Die absolute Bevölkerung beträgt 5,4 Mill., die relative daher 41. Außer den Rumänen, die sich zur griechischen Kirche bekennen, gibt es noch Mill. Zigeuner und Mill. Inden, die den Handel beherrschen. Dort, wo jetzt die Rumänen, lebten im Alterthume ihre Vorfahren, die Dacier, die von den Römern unterworfen und durch Kolonisten romanisiert wurden. Als die Römer diese Provinz aufgeben mussten, verpflanzten sie die Bewohner auf das südliche Donau-Ufer, von wo aus diese im 13. Jahrhundert wieder die Rückwanderung in ihre alte, menschenleere Heimat antraten. Bis 1829 standen sie unter türkischer Herrschaft, 1878 errangen sie ihre volle Selbständigkeit, aber die traurigen Folgen früherer Knecht¬ schaft werden noch lange nicht verwischt werden. Einem begabten, aber erst allmählich aus früherer Verkommenheit sich emporarbeitenden Volke steht eine höhere Gesellschaft, die ihre äußere Bildung aus Paris holt, schroff gegenüber. Die fast ausschließliche und ergiebige Beschäftigung ist die Land¬ wirtschaft. In der Rindviehzucht wird Rumänien relativ nur von Dänemark übertroffen, und der allerdings rohe Ackerbau liefert Massen von Mais und Weizen, die auf der ausgezeichneten Wasserstraße der Donau zur Ausfuhr gelangen. In der Mitte des fruchtbarsten Theiles der Walachei liegt die Hauptstadt Wukuresi (bnkürescht, 220.000 Ew.); Hanptort der Moldau Jassi (jaschi, 90.000 Ew.), Ausfuhrhäfen an der Donau Galatz (80.000 Ew.) und Braila (bra-ila). Amerika oder die neue Wett. 8 79. Allgemeine Übersicht. Amerika besteht aus zwei Continenten, Nord- und Südamerika, die erst in einer späten Periode der Erdentwicklung durch die Hebung des Zwischenstückes, Centralamerika, sich aneinander fügten. Östlich von der Landbrücke liegt der mexieanische (mechikanische) Meerbusen und das cari bische Meer. Die Meeresgrenzen gib nach der Karte an. Das Nordende des Festlandes ist Cap Murchison (mörkis'n) auf Boothia Felix, 72° n. B.; das Südende Cap Hoorn, 56° s. B.; das Ostende Pernambnco, 17° w. L.; das Westende Cap Prinz Wales (uähls), 150" w. L. Kein Erdtheil hat eine so große Erstreckung von N. nach S. als Amerika, das sich durch vier Klimazonen ansdehnt. Der Flächeninhalt beträgt lohne die polaren Länder) 38.5 Mill, üm? und wird nur von dein Asiens übertroffen. Beide Kontinente haben (wie Afrika» Dreiecksform mit nach S. gekehrter Spitze. Die Westseite ist ungegliedert, die größern Inseln und Halbinseln liegen im O. und N. Die Terrain form ist einfach, weicht aber von der der alten Welt wesentlich ab. Den Westrand bildet ein vulcan- reicher (79 thätige Vulcane), kolossaler Hochgebirgswall, der nur in Central¬ amerika eine Unterbrechung erleidet, daran schließen sich in der Mitte der Continente Tiefebenen und im O. isolierte Gebirgsländer von geringer Höhe an, zwischen denen die Tiefebene bis an den atlantischen Ocean herantritt. Das Gebirgsland verhält sich zum Tieflande wie 1 : l,7. Durch die gegen¬ seitige Lage dieser drei Bodenformen wird bedingt: 1.) dass die Tropen¬ länder den Passatwinden offen liegen, die durch das westliche Hochgebirge gezwungen werden, ihren Wassergehalt über das tropische Amerika zu er¬ gießen. Daher finden sich in der neuen Welt keine großen Wüsten, wie in der alten. 2.) Alle größeren Flüsse müssen dem atlantischen Ocean zufließen; das Vorherrschen der Tiefebene und der Regenreichthum macht Amerika zum Lande der Riesen ströme. 3.) Die klimatischen Zonen gehen allmählich ineinander über, da Amerika keine großen Querwälle, wie Europa und Asien, besitzt. Durch eine hohe Gebirgsmauer gegen den großen Ocean abgeschlossen, offen aber gegen den atlantischen, ist Amerika vor allem auf den Berkehr mit der alten Welt angewiesen. Eine Verbindung der atlantischen und pacifischen Seite wurde erst 240 in unseren Tagen hergestellt, seit Eisenbahnen das westliche Hochgebirge an mehreren Punkten überschreiten, und schon ist auch die Durchstechung der Panama-Enge in Angriff genommen, wodurch eine marine Verbind ungs st raße von der Be¬ deutung des Suescanals geschaffen wird. Ebenso cigenthümlich ist Amerikas Pflanzen- und Thierwelt, die mit der der alten Welt nur wenige Arten gemein hat. Die Gleich¬ förmigkeit, die Amerikas Bodenbildnng charakterisiert, tritt auch in der menschlichen Bevölkerung zutage: die Ureinwohner von ganz Amerika gehören einer einzigen Rasse an. Diese amerikanische oder Jndianerrasse, deren Hautfarbe theils hell, theils dunkel, theils knpfer- roth (Rothhüute) ist, ist der mongolischen nahe verwandt (nur haben manche Stämme Nasen mit hohem Rücken), ihre ursprüngliche Heimat war daher jedenfalls Ostasien und eine Einwanderung über die nur 110 Irin breite Behringsstraße leicht möglich. Wegen der völligen Abwesenheit milchgebender Hausthiere blieben die Amerikaner rohe Jäger- und Fischervölker, wenn sie nicht die Waldlosigkeit und daher Jagdthierarmut mancher Hoch¬ landsgegenden zu Ackerbau und sesshafter Lebensweise zwang. Die Cultur- stufe des nomadischen Hirtenlebens kennt die neue Welt nicht. Im 10. Jahrhundert wurde die NO.-Küste von Nordamerika von Normannen entdeckt (vergl. S. 143), aber bald wieder vergessen. 1492 entdeckte es Columbus von neuem, und seit dieser Zeit haben sich die Verhältnisse in Amerika gründlich verändert. Gelockt durch den Gold- und Silberreichthum des Erdtheils, nahmen Spanier und Portu¬ giesen Westindien, Mexico, Central- und fast ganz Südamerika in Besitz, und noch heute herrscht hier Romanismns und Katholicismns, während englische Einwanderung Nordamerika dem Germanismus nnd Prote¬ stantismus eroberte. Die amerikanischen Jagdvölker, die ihre Freiheit nicht der Cultur opfern wollten, wurden verdrängt nnd sind in raschem Aus¬ sterben begriffen, während sich die ackerbauenden Indianer erhielten. Da die Kräfte der unterworfenen Urbewohner zur Bewirtschaftung der von den weißen Herren angelegten Plantagen nicht ausreichten, so wurden Negersclaven eingeführt, deren Nachkommen einen beträchtlichen Theil der amerikanischen Bevölkerung ausmachen, während nene Zuwanderung seit der Aufhebung der Sclaverei aufgehört hat. Im ganzen leben jetzt 105 Mill. Menschen in Amerika; die Volks¬ dichtigkeit beträgt daher nur 2,7. Von diesen sind: ca. 54o/o Weiße, » 10"/„ Amerikaner (Ureinwohner), -> 140/0 Mischlinge beider Rassen: Mestizen :c., 21°/o Neger und Mulatten, d. h. Mischlinge der weißen und Negerrasse. Dazu kommen noch die Kulis, d. h. eingeführte freie Arbeiter aus Ost¬ indien und China. Seit der Entdeckung hat sich aber auch die Pflanzen- und Thier- welt Amerikas wesentlich verändert. Für die vier wichtigen Cultur- pflanzen, die die neue Welt der alten zum Geschenke machte: den Mais, die Kartoffel, den Tabak und den Chinabaum, aus dessen Rinde das fiebervertreibende Heilmittel Chinin gewonnen wird, erhielt es die 241 europäischen Getreidearten, das Zucker¬ rohr, die Baumwollstaude und den Kaffee¬ baum, die alle trefflich gedeihen, sowie auch die europäische» Hausthiere. Bis zum Ende des vorigen und Anfang dieses Jahrhunderts gehörte Amerika den Spaniern, Por¬ tugiesen und Engländerin Seit jener Zeit sind mit wenigen Ausnahmen alle amerikanischen Länder selbständig geworden und haben mit alleiniger Ausnahme von Brasilien die republikanische Staats¬ form angenommen. I. Südamerika. Panama wsw. von 10 n., 60. Trinidad w. von 10 n., 40. Pernambnco nö. von 10 s., 20. Cap Hoorn 56, 50. Arica nw. von 20, 50. 8 80. Der Koden und seine Bewässerung. Südamerika (4 7,8 Mill. Irm^f ist, wie Afrika, dem es in seinen Umrissen auffallend gleicht, ein Stamm ohne Glieder. Im N. der kleine Ein¬ schnitt See von Maracaibo, im O. einige flache Meerbusen, und nur das Südhorn umschwär¬ men einige unwirtliche Inseln: die Falkland - und Feuerlandgruppe und die westliche Jnsel- reihe. 1.) Die westliche Küste begleitet ein Hoch¬ gebirge, die Anden oder Cordilleras (kordiljeras) de los Andes genannt, das ausgedehnteste Ketten¬ gebirge der Erde und ein Sitz heftiger vulcanischer Thütigkeit, die sich theils in den Ausbrüchen der zahlreichen feuerspeienden Berge, theils in ver¬ heerenden Erdbeben äußert. An Höhe wird dieses Gebirge nur vom Himalaja übertroffen, und die gänzliche Abwesenheit tiefer Pässe machte es zu einem Verkehrshindernis zwischen der atlantischen und Paeifischen Seite, basierst die Jngenieurkunst unserer Zeit zu besiegen verstand. Die Andes beginnen an der Südspitze des Continentes und ziehen als einfache Hauptkette bis zum Wendekreise des Steinbockes; die niedere patagonische Küstenkette ist zu Inseln zersplittert. Höchster Gipfel von ganz Amerika der Vulcan Aconcagua, 7000m. Vom Wendekreise an theilt Supan, Geographie. 16 (Fig. 32.) Profil von Südamerika. 242 sich die Hauptkette in zwei, stellenweise in drei Ketten, die Hochplateaus einschließen, welche wieder durch Qnerketten voneinander getrennt werden. Die Umwallung der Hochebene des Titicaeasees (3800 m) trägt einige der höchsten Andesgipfel: Jllimani (6400 m) und Jllampu (oder Nevada de Sorata, 6600 m) und eine Reihe thütiger Vulcane; desgleichen auch die der Hochebene von Quito (kito, 2800 m) mit dem Chim¬ borazo (tschimborassv, 6300 in). Jenseits Pasto beginnt die Dreitheilnng der Hanptkette; durch die östliche Hochebene fließt der Magdalenen- flnss der earibischen See zu. Mit der Ostkette steht das Schneegebirge von Santa Marta (5000 m) in Verbindung. 2. ) Die Ostseite enthält mehrere isolierte Gebirge, niedere Plateau¬ landschaften mit aufgesetzten Bergzügen: das Küstengebirge von Venezuela (wenesuela), 2000 m, das Bergland von Guyana, 1000 m, und das brasilianische Gebirge mit nördlich streichenden Ketten, im Mittel etwa 600 m hoch. 3. ) Zwischen den Anden und den isolierten Gebirgen liegt Tiefland, das zwischen den letzten: in breiten Streifen bis an den atlantischen Oeean herantritt und von den drei Riesenströmen Südamerikas bewässert wird. Letztere treten insgesammt unter Wasserfällen nnd Stromschnellen aus dein Gebirge in die Ebene ein. a) Die Ebene des Orinoeo zwischen den Gebirgen von Venezuela und Guyana. Der Orinoeo umfließt das letztere bogenförmig nnd mündet in einem Delta : zahlreiche Zuflüsse erhält er von den Andes. b) Die Ebene des Maranon (maranjon) oder Amazonenstromes, fast so groß wie der ganze Stamm von Europa. Dieser größte Strom der Erde entspringt in der Westkette der Anden, durchfließt eine Hochebene und durchbricht dann die Ostkette. Seine Mündung ist trichterförmig, da die Insel Marajo (maracho) nur ein abgetrenntes Festlandstück ist. Die Gezeiten sind noch 900 Irm oberhalb der Mündung bemerkbar. Der Amazonenstrom wird zwar an Länge (5700 I) Die Franzosen besitzen Guade¬ loupe (gwadlüp), Martinique (martinik), St. Barthelemy (ß. barthelnu') und einige kleinere Inselchen (bedeutende Znckercultnr). — «) Den Dänen gehören St. Thomas, St. Croix (ßänst kroä) und St. Jean (schän). — ä) Die Niederländer besitzen die sogenannten Inseln unter dem Winde. 3. ) Die Bcchäma- oder Lucay'scheu Inleln, den großen Antillen vorgelagert, gehören den Engländern. Auf der Wallings- (uötlings) Insel landete Columbus zuerst (1492). 249 III. Nordamerika. Behringsstraße (Cap Prinz Wales) 66'/-, 150. Ostende von Labrador nnö. von 50, 40. Südspitze vo» Florida w. von 25, 65. Mississippi-Mündung ö. von 30, 70. Tehuantepec onö. von 15, 75. 8 87. Bodenbildung und Bewässerung. Nordamerika (20 Mill. Irin'st zeichnet sich vor seinem südlichen Nachbar durch größere Gliederung aus. Im W. trennt der Golf von Kalifornien die Halbinsel Altcali- f orni en vom Festlande, im NW. leiten die Halbinsel Alaska und die Alöüten nach Asien hinüber. In das inselreiche Eismeer strecken sich Boothia Felix und die Mel¬ ville-Halbinsel hinaus, dann folgt der große Einschnitt der Hudsons- und James- (dschems) Bai, der Labrador zu einer Halb¬ insel macht. Im O. die Halbinsel Neuschott¬ land, im SO. Florida. 1.) Den Westen des Continentes nimmt das nordamerikanische Hochland ein. Es besteht ans einer Reihe hoher Gebirgsketten, die wie die Anden in der Lüngenrichtung des Continentes streichen, aber viel ausgedehntere Tafelländer eiuschließen als jene. Aus der Senke von Tehuan¬ tepec erhebt sich steil das Plateau von Anahuäc (2200 m h.), an der Ostseite von einer Küstenebene begleitet. Vulcane durchziehen das Plateau der Breite nach; am Ostrande der Citlaltepetl oder Pik von Orizaba (orißaba), der höchste Punkt Nordamerikas, 5400 in. Die silberreiche Sierra Madre ist eine dem Plateau aufgesetzte Gebirgskette. Jenseits des Rio gründe, der in den mexicanischen Golf mündet, beginnt das Fel¬ sengebirge oder die Rocky Mountains (maüntens), die erst nach N., vom F r e m o n ts - Peak (pik, 4100 in) aber nach NW. streichen; höchster Gipfel M t. Ho oker (mannt hük'r, 4900 in). Im N. werden sie immer niederer und erreichen keinesfalls das Eismeer. Im W. derselben breiten sich ausgedehnte, theilweise mit Gebirgen und Salzseen bedeckte Tafel¬ länder aus (im W. im Mittel 1800, im O. 1300 in h., die der Columbia uud der 8 (Fig. 33.) Profil von Nordamerika. 250 Colorado, die größten amerikanischen Flüsse des Südseegebietes, durch¬ fließen. Letzterer hat sich im Plateau ein tiefes und enges Thal mit senk¬ rechten Felsmauern, die sogenannten Canons (känjons) ausgegraben. Das westliche Randgebirge heißt im S. Sierra Nevada, in der Mitte Cascadengebirge, das der Columbia durchbricht, im N. nord¬ amerikanische S e e a l p en. Im äußersten NW. erheben sich noch einige bedeutende Vulcangipfel, darunter der Eliasberg (6000 in). Den Raum zwischen dem östlichen und westlichen Raudgebirge füllen nördlich vom 50." B. Parallelketten aus. Entlang der Küste zieht eine Gebirgskette, die im N. (wie die patagonische Küstencordillere) in eine Jnselreihe zer¬ splittert ist. Die größte Insel ist Vancouver (wänknv'r). 2. ) An der Ostseite des Continentes ziehen die Alleghanics (älleghänis) nach NO. bis zum Loreuzgolfe. Sie bestehen (wie der Schweizer Jura) aus mehreren Parallelketten und Längenthälern; der höchste Gipfel erreicht nur 2000 m. Zum atlantischen Ocean entsenden sie mehrere schiffbare Flüsse, die die breite Küstenebene durchziehen: Connecticut (konnektiköt), Hudson (höds'n), der das Gebirge völlig durchbricht, Susquehanua lsuskeana), Delaware (delewär) u. a. 3. ) Den nördlichen und mittleren Theil des Continentes nimmt das reichbewüsserte Tiefland ein. a) Das arktische Tiefland ist außerordentlich seenreich. Den Westen entwässert der M a ck e n z i e (mäkenzi), der die Abflüsse des Atha- bäska-, großen Sclaven- und großen Bäreusees aufnimmt. Ein anderer bedeutender See ist der Winipegsee. d) Im O. liegt das Gebiet der kanadischen Secngrnppe, die mehr Wasser enthält, als alle übrigen Süßwasserbecken der Erde. Auf der obersten Terrasse liegt der obere See, auf der zweiten der Michigan- (nnschigäu) und Huroueusee, auf der dritten der Eriesee (iri) und 70 in tiefer der Ontariosee. Alle diese Seen stehen miteinander in Verbindung; zwischen dem Erie- und Ontariosee der berühmte Niägara- fall (nciäggarä), der in einer Breite von 1300 m, durch eine Insel ge- theilt, 50 w tief hinabstürzt. Über ihn führt eine Eisenbahnhängebrücke. Der Abfluss der Seen ist der Lorcnzstrom, der in eine meerbusenartige Mündung, den Lorenzgolf, übergeht. o) Der mittlere Theil des Continentes ist das Mississippibecken. Der Mississippi (d. h. Vater der Gewässer) entspringt westlich vom obern See in einer Höhe von mir 500 in und fließt erst nach SO., dann nach S. Rechts empfängt er vom Felsengebirge-den weit längern und Wasserrei¬ chtum Missouri (missnri), der den Nebraska und Kansas aufnimmt, und den Arkansas; links den Illinois (illineus) und von den Alle- ghanies den Ohio (oheio) mit dem Tennessee (tenueßi). Nur der westliche Theil des Beckens bis zu den Ozarkbergen (oßärk) ist Pla¬ teaulandschaft, der übrige Tiefebene, die der Mississippi meilenweit versumpft und mit der die atlantische Küstenebene und die Florida-Ebene 251 in ununterbrochener Verbindung stehen. Der Hauptflnss mündet in einem Delta, das durch Ablagerung von Schlamin und mitgeführten Baum¬ stämmen allmählich in den mexicanischen Golf vorgeschoben wird. Auch im nordamerikanischen Tieflande sind, wie im südamerikanischen, die Wasserscheiden zwischen den Flusssystemen nur unbedeutende Bodenanschwellungen, die der Canalanlage keine Hindernisse in den Weg stellen, oder fehlen stellenweise ganz. 8 88. Klima, Vegetation und Thierwelt. Nordamerika wird vom Wendekreise und Polarkreise durchzogen, aber auch hier weicht das wirkliche Klima wesentlich von dem mathe¬ matischen ab. Wie in Europa-Asien, gilt auch hier das Gesetz, dass die Westküste bedeutend wärmer ist als die Ostküste: jene wird von einer warmen, diese von einer kalten Meeresströmung begleitet; jene wird im Winter von äquatorialen SW.-, diese von polaren NW.-Winden bestrichen. Der Unterschied zwischen der alten und neuen Welt besteht nur darin, dass dort die begünstigte Westseite ein Festland (Europa), hier ein schmales Küstenland ist, das ein hoher Gebirgswall gegen den eigentlichen Continent abschließt und das wegen seiner Beschränktheit nie eine selbst¬ ständige Culturstätte werden konnte. Mit Ausnahme des westlichen Küstenstriches hat ganz Nordamerika (selbst die Ostküste) continentales Klima und ist bedeutend kälter als Europa unter gleichen Breiten.* Die Temperatnrwechscl treten ebenso rasch ein, wie sie „heftig sind, da die Parallelgebirge der alten Welt fehlen und Polar- und Äquatorialwinde daher freie Bahn finden. Mit Ausnahme des waldlosen Polargebietes, das am Behrings¬ meere beginnt und ans Labrador bis in die Breite von Stockholm (59.") herabsinkt, ist der Continent theils Wald-, theils Steppenland. Die west¬ lichen Tafelländer, deren Randgebirge die Regenwinde aufhalten und die einen besonders heißen und trockenen Sommer haben, sind Steppe, stellenweise sogar Wüste; aber ebenso die östlich vom Felsengebirge gelegenen Hochflächen bis an den Mississippi und Winipcgsee, weil sie von den feuchten sommerlichen SW.-Winden, die vom mexicanischen Golf kommen, nur selten berührt werden. Das ist das Gebiet der Prärien, die große Büffelherden ernähren. Der regenreichere Osttheil des Festlandes ist gemischter Wald (jetzt freilich schon größtenteils gelichtet), der nördlich von den canadischen Seen in einen ununterbrochenen, bis Alaska reichenden Nadelholz¬ wald übergeht. Die Bäume gleichen denen der alten Welt, nur sind sie * New York und Neapel liegen unter gleicher Breite und beide nm Meere; trotzdem ist die Temperatur so sehr verschieden: Januar Juli Jahr Neapel -p S,v» -ch 25, r° -p l6,«° Ncwyvrk — 1,s si-23,g -j- l1,i 252 durch andere Arten vertreten; unsere Fichte wird z. B. in Amerika durch die weiße Tanne ersetzt. Dasselbe gilt im allgemeinen auch von den Thier en. Die Urwälder und die Prärien sind außerordentlich reich an Jagdthieren (Bären, Hirsche, Büffel u. s. w.), die fast die ausschließliche Nahrung der Urbewohner bilden. 8 89. Merico. Mexico ist das nördlichste tropische, romanisierte und katholische Land Amerikas. Der größte Theil von Mexico ist das Plateau von Anahuäc, das terrassenförmig zur Südsee und steil zur atlantischen Küstenebene abfällt, deren tropisch-feuchtes Klima furchtbare Leberkrank¬ heiten erzeugt und deshalb gerade die wichtigste Küste für den Europäer nahezu unbewohnbar macht. In der höchsten tropischen Pflanzenfülle prangt die östliche Abdachung des Hochlandes, die nicht bloß tropischen Regen, sondern auch Niederschläge durch den Passat erhält. Auf dem durch mannigfache Bodenanschwellnngen unterbrochenen Hochplateau herrscht ewiger Frühling bei größter Trockenheit der Luft. Lichte Akazienwülder wechseln mit waldlosen Flüchen, die vorzüglich mit Cactusgewächsen und Agaven bedeckt sind. Hier musste der Urbewohner dem Jagdleben entsagen und Ackerbauer (Mais) werden; und auf dieser Grundlage entstand hier, wie in Peru, ein Culturstaat, dessen Beherrscher bei der Ankunft der Spanier die Azteken (asteken) waren. Es bestand strenge staatliche Ordnung mit Kastenwesen, es blühte Acker- und Gartenbau wie auch die Industrie, trotzdem man das Eisen noch nicht kannte; nur die Religion wurde durch grauenvolle Menschenopfer befleckt. Der unerschöpfliche Silberreichthum des Landes lockte die Habgier der Spanier, die 1521 unter Cortez (körtes) das Land eroberten, um es durch ihre eigen¬ nützige und unverständliche Wirtschaft zu ruinieren. 1809 machte sich auch Mexico frei und wurde eine aus mehreren Staaten bestehende Bundes¬ republik, zu der auch Ducatän und Altcalifornien gehört; nahezu 2 Mill. Irm'^ mit nur 10 Mill. Ew., wovon die Hälfte Indianer, ein Viertel Creolen nnd ein Viertel Mestizen sind. Fortwährende Revo¬ lutionen machten auch hier jeden Aufschwung unmöglich; der Versuch des österreichischen Erzherzogs Maximilian, durch Errichtung einer Monarchie die Ordnung herzustellen, endete mit dem Tode des unglücklichen Kaisers. Auch jetzt ist nur Silber der einzige namhafte Ausfuhrartikel, und die herrliche Handelslage zwischen den beiden Oceanen, die allerdings durch die Nnschiffbarkeit der Flüsse beeinträchtigt wird, bleibt unbenutzt. Die Hauptstadt des alten wie des neuen Reiches ist Mexico (mcchiko, 2300 m hoch, 300.000 Ew.). Puebla wurde von den Spaniern gegründet. Guadalajara (...chära), Guanajuato (...chuäto) und San Luis Po tost sind Mittelpunkte des Bergbaues. Die wichtigste Handelsstadt ist Vera-Cruz (wem krüs), durch eine Eisenbahn an der tiefsten Einsenkung der Cordillere mit Mexico verbunden; Haupthafen am großen Ocean Acapulco. 253 8 90. Die Vereinigten Staaten oder die Union. Das östliche Unionsgebiet war Urwald und Jagdrevier der Roth- häute, als 1607 die Engländer die erste Colo nie hier anlegten. Die politischen und Religiontzkämpfe ini britischen Mntterlande führten immer mehr Ansiedler herbei, die zuerst den NO., allmählich aber das ganze atlantische Küstenland besetzten nnd die Indianer überall verdrängten. Hier war nicht, wie in den spanischen Besitzungen, auf leichte Weise Gold und Silber zu gewinnen; hier galt es harte Arbeit, die aber der reichste Erfolg krönte, und so entwickelte sich ein thatkräftiges Volk, das unter Washing¬ tons (uöschiugt'n) Führung schon 1776 sich unabhängig erklärte, eine republikanische Verfassung sich gab und nach mehrjährigen Kämpfen die Anerkennung seiner Unabhängigkeit von England erzwang. Seit dieser Zeit hat die Union einen beispiellosen Aufschwung gewonnen: im Jahre 1776: 1 Mill, 3 Mill. Ew. 1880: 9,s » » 50,4 » » Das schnelle Wachsen der Bevölkerung ist nicht eine Folge der Arealerweiterung, sondern der Einwanderung aus der alten Welt, einer der wichtigsten Völkerbewegungen der Geschichte. Sie betrug in den letzten 50 Jahren jedes Jahr durchschnittlich 170.000; das größte Contingent stellen die britischen Inseln und Deutschland. Gegen¬ über den Weißen sind die Schwarzen und Rothen ohne größere Bedeutung für die Zukunft der Republik. 1. ) Unter den Weißen (43 Mill.) sind die Aankees (jänkis), d. h. die Nachkommen der eingewanderten Engländer, an Zahl und Einfluss die hervorragendsten, und die englische Sprache ist die Sprache der Regierung, der Geschäfte und des Umgangs. Ihnen zunächst stehen an Bedeutung die Deutschen. 2. ) Die Farbigen (7 Mill.) sind die Neger und Mulatten, seit 1865 frei. 3. ) Die Indianer (260.000) wurden durch Geld oder Gewalt dazu vermocht, sich nach Westen zurückzuzieheu, nnd sind in entschiedenem Aussterben begriffen. In Bezug auf Religion herrscht unumschränkte Freiheit; der Protestantismus herrscht entschieden vor, doch spaltet er sich in un¬ zählige Sccten. Zur katholischen Kirche. bekennen sich etwa 3 Millionen. Kultur. Die Union ist noch immer hauptsächlich ein Gebiet der Nohproduction. Als Getreideland wird es nur von Russland übertroffen, in der Production von Baumwolle steht es unerreicht da. Der Westen ist an Edelmetallen reicher, als irgend ein anderes Land, und der Osten (besonders die Alleghanies) birgt mächtige Steinkohlen¬ lager, die eine von Jahr zu Jahr an Bedeutung steigende Industrie hervorgerufen haben, die besonders in den nordöstlichen Staaten blüht. Die herrliche Lage zwischen zwei Oeeanen und der Prvduetenreichthnm haben endlich die Union zur zweiten Handelsmacht der Erde gemacht. 254 Gefördert wird der Handel durch die zahlreichen schiffbaren Flüsse; der Mississippi nnd Missouri, die durch ihr weitansspannendes Flusssystem den Osten mit dein Westen einen, sind ans je 3000 Km Länge mit Dampfschiffen befahrbar. Von der Leichtigkeit der Canalvcrbindung ist schon gesprochen worden, nnd diese Gunst der Natur wurde vollauf benützt. Noch großartiger sind die Eisenbahnbanten. Ganz Europa hat 210.000, die Union 240.000 km Eisenbähnlänge. Am wichtigsten sind die Pacifikbahnen, welche die atlantische Küste mit der pacifischen verbinden, den Westen Europas dem Westen Nordamerikas beträchtlich näher rücken , als irgend eine andere Route, und die Ost- und Westlander mit einem eisernen Bande zu einen: untrennbaren Ganzen zusammenschmieden. Sechs solche Pacifikbahnen durchziehen jetzt den nordamerika- nischcn Continent; die nördlichste (Halifax-Vancouver (wänknv'rj) gehört Canada, die übrigen fünf gehören den Vereinigten Staaten an. Der Hauptausgangspunkt an der atlantischen Küste ist New-Uork, der an der pacifischen Seite San Francisco. In geistiger Cnltnr steht die Union weit über allen übrigen Staaten Amerikas. Ein gewisses Mittelmaß der Bildung ist allgemein verbreitet, aber die praktischen Wissenschaften werden vor allem gepflegt. Es hängt dies mit dem nur ans Gelderwerb gerichteten Streben des Janker zusammen. politischer Zustand und Liniheilung. Die Union umfasst beinahe ganz Nordamerika vom 49. (Breite von Regensburg) bis 30." B. (Breite von Kairo). Sie ist (wie die Schweiz) eine Bundesrepublik, die aus 43 Staaten, 5 Territorien und 1 Districte besteht. Jeder Staat ist in seinen inneren Angelegenheiten vollkommen selbständig nnd hat seine eigene Verfassung und Verwaltung. Die Gesammtheit wird vertreten durch den Cougress der gewählten Abgeordneten der einzelnen Staaten, welcher aus zwei Kammern, der der Senatoren nnd der der Repräsentanten, besteht und in allgemeinen Angelegenheiten Gesetze gibt. An der Spitze der Regierung steht der (auf vier Jahre) gewählte Präsident. — Die Territorien sind erworbene Provinzen, die von einem Statthalter des Präsidenten regiert werden und deren Abgeordnete kein Stimmrecht in: Congresse haben. Sie werden zu Staaten, wenn sie 60.000 Einwohner haben. Wir thcilen die Staaten und Territorien (ohne Alaska) nach ihren Cultur- nnd Prodnctionsverhältnissen folgendermaßen ein: I. Der Wundesdistrüct Kokurnbicr steht unter der un¬ mittelbaren Regierung des Präsidenten. Wcrsbirrgthon (uöschingt'n, 150.000 Ew.) ist die Hauptstadt der Vereinigten Staaten, der Sitz des Kongresses, der auf dem «Capitol» tagt, und des Präsidenten, der im «weißen Hause» wohnt. tk. Die 3 Wcrk'dstcrcrten im äußersten NO. Sie sind noch Voller- Wälder rind Weideflächen, daher gering bevölkert. 1.) Maine (m?n), 2.) New-Hampshire (njn hümpschir), 3.) Vermont (wermönt). * Die kleinen procentischen Bruchtheile der Bevölkerung wurden unberücksichtigt gelassen. 255 III. Die 7 Industrie- und Kcrndel'sstuuten, südlich von obigen. 4.) Massachusetts (mässätfchüsets), 5.) Rhode Island (röd eilandi, 6. ) Connecticut (konnektiköt). Die genannten sechs Staaten nennt man Nen-Engiand. 7. ) Newyork (njn-jörk), 8.) Pennsylvanien, 9.) New-Jersey (nju dschersi), 10.) Delaware (delewnr). Die Nähe der Alleghames-Steinkohlenfelder hat hier eine lebhafte Jndustriethätigkeit hervorgerufen. In der Fabrication von Bauin- woll- und Metallwaren eoncurrieren diese Staaten bereits mit England, und die Lederindustrie dürfte kaum irgendwo großartiger betrieben werden als hier. Der Hafenreichthnm der Küste, die bequeme Verbindung mit dem Innern (besonders den Ackerbaustaaten) und die Lage gegenüber Europa haben diese Staaten auch zum Haupts itze des atlantischen Handels der Union gemacht. Aus diesen Gründen hier die dichteste Bevölkerung und die meisten Großstädte; auch die geistige Cultnr steht hier am höchsten. Die großen Seestädte sind: s4*s Wostou (bost'n, 360.000 Ew.), die Wiege der Union, und (7s Mewvovk an der Mündung des Hudson, der durch Canäle mit dem Lorenzostrome und dem Eriesee in Verbindung steht. Es ist die einzige Stadt Amerikas mit I'-'z Mill. Ew., die zweite Handelsstadt der Welt und der Centralpunkt für die Einwanderer. Gegenüber Newyork liegen zwei andere Großstädte: (7) Brooklyn (bruklin, 570.000 Ew.) auf Long-Jsland (eiländ) und slst Newark (njuwärk, 140.000 Ew.) am rechten Hndsonsufer. An der innersten, noch von der Flut erreichten Stelle des Delaware liegt (8) 'Ustil'cldsLpkicr (850.000 Ew.), die zweite Stadt der Union, größter Ausfuhrplatz für das Petroleum, au dem Pennsylvanien so reich ist, berühmt durch wissenschaftliche und Wohl- thätigkeitsanstalten. Westlich von den Alleghames inmitten der Steinkohlen¬ felder s8s Pittsburg (160.000 Ew.), die erste Industriestadt der Union. IV. Die 15 HUcrrrtclgenstaaterr, die Küstenstaaten am atlan¬ tischen Oeean und Golf von Mexico und die östlichen Binnenstaaten bis zum Ohio und Missouri. 11.) Maryland (merilcind), 12.) Virginien (werdschiniä), 13.) West- Birginien, 14.) Nordcarolina (kärolcinä), 1b) Südcarolina, 16.1 Georgia (dschvrdschiä), 17.) Florida (floridä), 18.) Alabama (üläbamä), 19.) Mississippi, 20.) Louisiana (luisianä), 21.) Texas, 22.) Arkansas, 23.) Tennessee (tennessk), 24.) Kentucky (kentöki), 2S.) Missouri (missüri). Die klimatischen Verhältnisse (im Sommer tropische Hitze, im Winter wenigstens über 0°, reichliche Bewässerung) und das Vorherrschen der Ebene haben hier die Plantagenwirtschaft hervorgerufen, die in früherer Zeit durch Negersclaven betrieben wurde und in den nörd¬ lichen Ländern besonders Tabak, in den südlichen Zuckerrohr und vor allem Baumwolle produciert. In den sumpfigen Gegenden gedeiht vor allem Reis. Die Sclavenfrage führte 1861 zur Lostrennung der sogenannten Südstaaten (sI2s, (14) bis (23s) und zu einem furchtbaren Bürgerkriege, der 1865 mit der Unterwerfung der Rebellen und der Die eiugeklammerte Zahl bedeutet den Staat, in dem die betreffende Stadt liegt. 256 Aufhebung der Sclaverei endete. An die ehemaligen Zustände erinnert der bedeutende Procentsatz der farbigen Bevölkerung. Die große Ausdehnung der Plantagen verhindert ebenso die Ver¬ dichtung der Bevölkerung wie das Entstehen großer Städte. Nur (II) Wal'timove (baltimör, 330.000Ew.) und (12) Richmond (ritschmond), die Hauptansfnhrplätze für Tabak, liegen noch an hafenreicher Küste; weiter südlich nur wichtige Baumwollmärkte: (15) Charleston (tschärlst'n), (16) Savannah und (18) Mobil (mobil). Die bedeutendsten Städte mussten an der größten Wasserstraße des Innern entstehen. Der Mittel¬ punkt des Verkehrs auf derselben ist (25) St. Louis (ßent lüis, 350.000 Ew.) am Zusammenflüsse des Missouri und Mississippi; die Mündungsstadt des letzteren ist (20) Wew-Orleans (nju-orlins, 220.000 Ew.). Am Ohio (24) Louisville (luiswill, 120.000 Ew.). V. Die 7 Ackerbaustaaten, nördlich vom Missouri und Ohio, an den canadischen Seen. 26.) Ohio (oheio), 27.) Michigan (mischigän), 28.) Indiana (indianä), 29.) Illinois Mineus), 30.) Wisconsin (uisk'nsin), 31.) Iowa (eivue), 32.) Minnesota. Die beiden Plantagenftaaten am Ohio und Missouri ((24) und (25)) bilden mit ihrer Flachs- und Hanfcultur bereits den Übergang zu den Ackerbaustaaten, die Mais und Weizen in Fülle erzeugen und auf denen die Zukunft der Union beruht. Sie sind vor allem das Ziel der Ein¬ wanderer, und das Wachsthum der Bevölkerung und der Städte macht die erstaunlichsten Fortschritte. Bon großer Bedeutung find auch die reich¬ haltigen Kupfer- und Bleigruben am obern See. Der Hauptgetreidemarkt ist (29) Kbicago (tschikägo, Mill. Ew.) am Michigansee; Seeschiffe gehen von da direct nach London. Am gleichen See (30) Milwaukee (milwaki, 120.000 Ew.), die verhältnismäßig deutscheste Stadt der Union. (27) Detroit (detreut, 120.000 Ew.) vermit¬ telt den Verkehr mit Canada. Am Eriesee (26) Cleveland (160.000 Ew.) und Buffalo (bofälo, 160.000 Ew., noch zu Newyork gehörig). (26) Kincinnati (cineinneti, 250.000 Ew.) am Ohio ist wichtige Fabriks- stadt und treibt großartigen Handel mit Schweinefleisch. VI. Die 16 Westländer. Staaten: 33.) Neu-Mexico, 34.) Colorado, 35.)Kansas, 36.) Nebraska, 37.) Süd-Dacöta, 38.) Nord-Dacöta, 39.) Montana, 40.) Washington luöschingt'n), 41.) Oregon (ürrigän), 42.) Nevada, 43.) Califörnien. — Terri¬ torien: 1.) Idaho (eidaho), 2.) Wyoming (ueioming), 3.) Utah (jnta), 4.) Ari¬ zona, b.) das Indianer-Territorium. Dieses ausgedehnte Gebiet umfasst die Prärien, Urwälder und Wüsten des Westens; die geringe Bevölkerung, die zum Theil noch aus Indianern besteht, zeigt, dass die Cultivieruug dieser Gegenden kaum erst den Anfang genommen. Der Reichthum der Hochgebirge an Edelmetallen ist außer¬ ordentlich groß und hat auch hauptsächlich die Weißen angezogen, aber noch bedeutungsvoller wird hier einst die Landwirtschaft werden. Der fortgeschrittenste Staat ist Califörnien, das erste Goldland der Erde, welches aber bereits auch in der Weizeuproduction mit den Ackerbaustaaten wetteifert. Die Hauptstadt San Irancisco (230.000 Ew.) an einer herrlichen Bucht, in die der Sacramento sich ergießt, ist nun der erste 257 Handelsplatz an der ganzen pazifischen Küste von Amerika. Am großen Salzsee in Utah hat die Serie der Mormonen (der «-Heiligen des jüngsten Tages») ein Gemeinwesen gegründet. Am obern Uellowstone (jelloston), einem Nebenflüsse des Missouri, liegt der sogenannte «Nationalpark». Die Umgebung des grossen Uellowstone-Sees, die zahlreichen und hohen Wasserfalle des Flusses, die eigenthnmliche Bildung der Thüler mit ihren fast senkrechten Wanden (Canons) und das westlich davon gelegene Geisergebiet am obern Madison (einem Quellflnsse des Missouri), welches das isländische an Gro߬ artigkeit weit übertrifft, machen diese Gegend zu einer der interessantesten der Erde. Auf dem Raume von wenigen Quadratmeilen befinden sich wenigstens 50 Geiser, von denen der größte bis zu einer Höhe von über 60 in aufsteigt, und außerdem noch über 1000 heiße Quellen, ein Beweis für die vulcanische Beschaffenheit dieses Cor- dillerengebietes. Das sogenannte Indianer-Territorium wird von freien Noth- hänten bewohnt, die unter dem Schutze der Union stehen. Seit 1867 gehört anch das ehemalige russische Amerika mit den Alöuten als Ter¬ ritorium Alaska den Vereinsstaateu. 8 91. Das britische Nordamerika. Mit Ausnahme von Alaska steht der ganze Contincnt und die polare Inselwelt n. vom 49.° B. und den canadischen Seen unter britischer Herrschaft. Auf dem ungeheuren Gebiete von 8,4 Mill. knU leben aber nur 5 Mill. Menschen. Mit Ausnahme von Neufundland bildet es jetzt die Herrschaft Kanada. Die wertvollsten und bevölkertsten Gebiete liegen im SO. 1. ) Kanada verdankt seine Bedeutung seinem Holzreicht hum, der ausgezeichneten Eignung, namentlich der seenreichen mittleren Gegenden (Manitöba), für den Getreidebau und der prächtigen Wasserstraße des Lorenzstromes, der bis Montreal mit den größten Seeschiffen befahren werden kann. Es wird durch den Ottawa (öttawa, Nebenfluss des Lorenzo) in Ober- und Unterenuada eingetheilt. Dieses war früher französisch, und es herrscht daher noch jetzt die französische Sprache und der Katho- licismus vor, während in jenem die Kolonisten englisch sprechen und Pro¬ testanten sind. Die Hauptstadt von Obercanada ist Ottawa, zugleich Hauptstadt der ganzen Herrschaft, von Untercanada Quebek (qnibek). Die wichtigste Stadt ist Wontrecrl (montriöl, 140.000 Ew.), Mittelpunkt des canadischeu Handels. 2. ) Akadien besteht aus Ncubraunschweig mit St. Johns (ßänt dschons) und Neuschottland mit dem ausgezeichneten Kriegshafen Hälifax, der zugleich ein wichtiger Stationspunkt für die transatlantische Dampfschiffahrt ist. Zu letzterm gehört die Insel Cap Breton (bret'n). 3. ) Die Prinz Edwardinsel im St. Lorenzolmsen. 4. ) Neufundland ist wichtig wegen des Stockfischfanges, der auf der großen Sandbank an der Westküste jährlich etwa 150.000 Men¬ schen in englischen, französischen und nordamerikanischen Schiffen versam¬ melt. Hanptort St. Johns. Sa Pan, Geographie. 17 258 5. ) Die Bermuda- (bermjndä) Inseln, eine einsame Gruppe im Ocean, sind jetzt ein stark befestigtes Seebollwerk der Engländer und ver¬ mitteln zwischen deren nördlichen und westindischen Besitzungen. 6. ) Den größten Theil des englischen Besitzes bilden die Hndsons- bai-Länder, das amerikanische Sibirien. Der Nadelholz-Waldgürtel, der den Continent durchzieht, ist ein an Pelzthieren reiches Jagdrevier, das Jndianerhorden durchstreifen, während die wenigen Weißen (von der Hudsonsbai-Compagnie, einer englischen Handelsgesellschaft) sich in den Forts aufhalten. Dort, wo der Wald aufhört, beginnt das Gebiet der Eskimos. 7. ) Britisch-Colnmbia, das Gebiet vom Felsengebirge bis zum stillen Ocean, hat am Fraserflnsfe Goldlager, ist aber noch wichtiger als die einzige größere britische Colonie am großen Ocean, dessen Handels- bedeutnng von Jahr zu Jahr steigt. 8 92. Grö n l a n d. Von der größtentheils unbewohnten Inselwelt im Meere der nordwestlichen Durchfahrt (vom atlantischen zum großen Ocean, entdeckt 1850, über 1 Mill, Um^) durch die Baffinsbai und den Smithsund (smißsund) getrennt, erstreckt sich Grönland (2 Mill. Um^) vom 60. ° n. B. (Cap Farcwell sfäruells) in ungemesscne Fernen nach Norden. Es bildet einen Theil des dänischen Reiches, ist aber nnr an der fjordenartigen Südwestknste von Europäern bewohnt. Godhaab ist die Muttercolvnie des norwegischen Pfarrers Hans Egede, der sich als Missionär zuerst (1721) in Grönland ansiedelte; die Urbewohner sind die den Indianern nächstverwandten Eskimos. Wichtiger Walfischfang. Das Innere von Grönland ist aller Wahrscheinlichkeit nach ein Conglonierat von Inseln, die dnrch tiefe Fjorde oder Straßen voneinander getrennt und durch eiue große Eisdecke miteinander verbunden sind. Außer Schnee und Eis, das sich in mächtigen Gletschern und Eisbergen ins Meer ergießt, fand man im Innern bisher kein festes Land, wenn man auch nicht zweifeln kann, dass solches unter dieser Eisdecke verborgen ist. Die Eskinios, die jetzt theilweise zum (protestantischen) Christeuthume bekehrt sind, sind ein unter dem Einflüsse der polaren Külte verkümmertes Volk (l'/s m hoch). Ihre Hauptnahrung liefert der Seehund, mit dessen Fell sie Boote und Häuser bedecken und dessen Fett (Thran) ihnen Licht und Wärnic gibt. Die Noth hat sie zu sehr geschickten Seefahrern erzogen und ihren Ersiuduugsgeist geweckt (treffliche Waffen), das enge Zusammenleben in der monatelangen Winternacht sie gntmiithig gemacht. Australien und Polynesien. Torres-Straße (Cap Uork) 10, 160. Baß-Straßc (Cap Wilson juils'nh ö. von 40, IkO. Cap Byron (beirn) nö. von 30, 170. Cap Sterp (sttp) nö. von 30, 130. Cooks-Straße sö. von 40, 190. Sandwichinseln 20 n., 220. Tahiti nnw. von 20, 230. 8 93. Physische Geographie von Australien. Australien, der einzige Continent, der ganz der Südhemisphäre angehört, ist der kleinste Erdtheil, nur 7'7 Mill. üni'^. Einförmigkeit ist der Grundzug seiner physischen Verhältnisse. Im Mangel an tiefgrei¬ fender Gliederung gleicht es den beiden anderen Südcontinenten: im N. der Carpeutariagolf mit der Halbinsel Jork, im S. der flache Austral golf mit dem Spencer- (spenß'r) und St. Vincentgolf. Die Nvrdostküste wird vom großen Barriereriff begleitet. Das Innere des Continentes ist ein Flachland von mehr als 300 in Mittelhvhe, von einzelnen Berggrnppen unterbrochen, das an den Küstenründern zu plateauartigen Erhebungen anschwillt, auf denen im SO. Gebirgsketten aufgesetzt sind. Unter den letzteren sind die Anstr al- alpen mit dem Mount Townsend (mannt taunsend, 2200 in) die höchsten. Das ausgedehnte, in der Tropenzone gelegene und deshalb im Sommer (unserem Winter) stark erhitzte Flachland zieht zwar von allen Seiten oceanische Winde auf sich (australischer Monsun, vergl. S. 88), aber diese entladen ebenso wie der regelmäßige SO.-Passat ihren Dampf¬ gehalt an den hohen Rändern, und so verschmachtet das Innere unter oft jahrelanger Dürre, die aber auch von plötzlichen Ueberflutungen unterbrochen werden kann. Daher ist das Flachland theils Wüste, theils Steppe, die mit schattenlosen Eucalypten-Wäldern oder Scrub- flächen (dichtes Gestrüpp mit stacheligen Enden) wechseln. Die Lage der Gebirge an der Küste und die Trockenheit des Innern verhinderte die Bildung großer Flüsse. Der bedeutendste ist der Murray (mvrreh) mit dem Darling, die von dem höchsten Gebirge Australiens (im SO.) ernährt werden. Die übrigen Flüsse des Innern sind Creeks (knks), die zur Regenszeit mächtig anschwellen und in der trockenen Zeit in eine Reihe von Lachen sich anflösen. In gleicher Weise schrumpfen auch die zahlreichen Seen zu salzigen Lachen zusammen oder trocknen ganz ans 17* 260 Eigenthümlich wie die Pflanzenwelt Australiens ist auch seine Thierwelt. Sie gleich! jener, die in einer längst entschwundenen Erdperiode, vor dem Auftreten des Menschen, auch Europa bewohnte. Die Säugethiere sind säst nur durch die fried¬ lichen Beutler (das Känguruh, ein Jagdthier) und Schnabelthiere vertreten; die Affen, Raub- und Hufthicrc fehlen gänzlich, mit einziger Ausnahme einer wolfsähn¬ lichen Hundeart. Desto mehr ist die Vogelwelt entwickelt, die durch zahlreiche Papa¬ geien und Schopftauben sowie durch den Emu, den australischen Strauß, charak¬ terisiert wird. 8 94. Politische Geogrnphie von Australien. Die Urbewohner von Australien sind eine selbständige Nasse. Man nennt sie wegen ihrer dunkelbraunen bis schwärzlichen Hautfarbe Austral- neger, doch unterscheidet sie starke Behaarung von den afrikanischen Schwarzen. Trotz guter Verstandesanlagen ließ sie die Noth des täglichen Lebens, die Abgeschlossenheit von jeglichem Verkehr und die Eintönigkeit der Umgebung nicht über die ersten Anfänge der Gesittung hinausgelangen. Sie können nicht Ackerbau treiben, weil sie in der Zeit von der Aussaat bis zur Ernte verschmachten würden; sie konnten nicht Viehzüchter werden, weil kein einziges milchgebendes Hausthier vorhanden war, und so ver¬ dammte sie die Natur ihrer Heimat zu einem ruhelosen Jägerleben. Im l6. Jahrhundert wurde Australien, zuerst wahrscheinlich von den Franzosen, entdeckt, aber erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts durch den großen englischen Weltumscgler Cook (kük) genauer bekannt. Die großen Herden von Meersäugethieren (Robben, der südliche Walfisch, Potwal oder Kaschelot genannt), welche das australische Meer beleben und zahl¬ reichen Schiffen Gelegenheit zu gewinnbringender Thätigkcit geben, waren es, welche zuerst die Europäer auf diesen Erdtheil aufmerksam machten. 1788 gründete die englische Regierung die erste Colonie (Neu-Südwales), die sie mit Sträflingen bevölkerte; bald folgten freie Einwanderer nach, und als 1851 in den südöstlichen Gebirgen große Goldlager, die nur den calisornischen nachstehen, entdeckt wurden, wuchs die Zahl der Kolonisten (meist Briten, aber auch Deutsche) außerordentlich. Jetzt ist Australien eine der wichtigsten britischen Colonien; englische Sprache und Prote¬ stantismus herrschen hier selbstverständlich vor. Die Bevölkerung hat erst .8 Mill, erreicht, und in der Dichtigkeit (nur 0,4, d. h. auf 4!) steht Australien noch weit hinter den übrigen Erdtheilen zurück. Die Ein- geborneu, bei denen alle Civilisationsversuche fehlschlugen, sind in raschem Aussterbeu begriffen (angeblich nur mehr 50.000). Mit den europäischen Kolonisten wanderten auch unsere Getreide¬ arten und Hausthiere in Australien ein. Herrlich gedeiht die Rebe, und Australien verspricht ein wichtiges Wein land zu werden. Die Viehzucht wird von Jahr zu Jahr wichtiger (Fleischcouserven), besonders trefflich gedeihen in der trockenen Luft die Schafe, und in der Woll- Production hat Anstralicu schon alle anderen Länder überflügelt. Von Bedeutung für die Dampfschiffahrt in den australischen Ge¬ wässern sind die Kohlen sch ätze der östlichen Colonien. 261 Man zählt jetzt sechs Colonien: 1. ) Neu-Südwales (uüls), die älteste Kolonie, hat die stärkste Viehzucht und ist besonders seit der Entdeckung der Goldlager sehr bevölkert. Hauptstadt Sydney (ßidni, 220.000 Ew.), mit einem der schönsten Häfen der Erde, Port Jackson (dschäcks'n) genannt (ringsum von Höhen geschützt); sie hat alle Einrichtungen europäischer Großstädte. 2. ) Victoria, die kleinste aber blühendste und volkreichste Colonie mit der Hauptstadt Mekbonrne (melbnrn, 320.000 Ew.), der bedeu¬ tendsten Stadt Australiens, und dem Seehafen Geelong (gilong). 3. ) Südaustralien mit der Hauptstadt Adelaide (edeled) und wichtigen Kupferminen. 4. ) West anstr alten ist die größte, aber wegen der ungünstigen Bodenbeschaffenheit unbedeutendste Provinz. 5. ) Queensland (kwinsländ) mit der Hauptstadt Brisbane (brisben). Die Colonisation von No rdaustr alten ist erst in den ersten Anfängen. Bis jetzt ist das Land politisch mit Südanstralien vereinigt. Im SO. und NO. schließen sich zwei Inseln enge an den Con- tineut an: 1. ) Gclsnrcrnien, früher Van-Diemensland genannt, durch die Baßstraße vom Festlande getrennt und an Größe Ceylon vergleichbar, ist ein fruchtbares, mit vortrefflichem Klima gesegnetes Hochland und eine wichtige Station für Walfischfünger. Die Ureinwohner sind ausgestvrben. Die Insel bildet die sechste britische Colonie mit der Hauptstadt Hobart- town (...taun). 2. ) Neuguinea (ginea), durch die Tvrresstraße vom Festlande getrennt, die größte Insel der Erde (790.000 1cm"), ist ein Hochland, das der SO.-Passat wie der Austral-Monsun befruchtet und dessen Urwälder die schönsten Vögel (besonders die Paradiesvögel) beleben. Diese Insel ist die Heimat der den Australiern verwandten Papuas (d. h. Krausköpfe), die ein sesshaftes Leben in Pfahlbauten führen. Ihre Hautfarbe ist schwarz, ihre Haare büschelförmig und kunstreich zu einer breiten Krone geordnet, der Bartwuchs stark entwickelt, die Gesichtsbildung wegen der gebogenen Nase fast europäisch. Die NW.-Küste der Insel steht unter niederlän¬ discher, die südliche unter englischer, die nördliche (Kaiser-Wilhelms- Land) unter deutscher Herrschaft. 8 95. Neuseeland. Neuseeland liegt in denselben Breiten wie Italien, dessen Stiefel¬ gestalt es theilt, ist aber etwas kleiner (270.000 Icm'ch. Der Hauptkörper ist durch die Cooks- (knks) Straße in zwei Inseln getheilt. Die Süd¬ insel durchzieht ein gletscherreiches Hochgebirge, das mit Recht den Namen der südlichen Alpen führt (Cooksberg, 3800 m); die Nordinsel ist durchaus vulcanischer Natur, voller Geiser, thätiger Vulcane und Solfataren (d. h. Vulcane, die nur mehr Dämpfe und Gase ausströmen). 262 Das Klima ist echt vcennisch, mild imd gleichmäßig, die Nieder¬ schläge reichlich. Unter den einheimischen Gewächsen sind der neusee¬ ländische Flachs und die Kaurifichte, die das bernsteinähuliche Dämmaraharz liefert, wertvoll. Die Süugethiere fehlten ursprünglich fast ganz, dafür zahlreiche Laufvögel (der ausgestorbene Moa). Seit 1840 ist Neuseeland englisch, und seitdem gehen die ma- laischen Eingebornen, die Maoris (mauris), ihrem Aussterben entgegen. Auch hieher brachten die Colouisten (650.000) unsere Getreidearten und Hausthicre, und Weizenbau und Schafzucht stehen schon in hoher Blüte. Dazu kommt die Lage inmitten der größten Wassermasse (Afrika- Südamerika), die dieses «Großbritannien der Südsee» zu einem der wich¬ tigsten Stützpunkte der englischen Seeherrschaft macht. Auf der Nordinsel die Haupt- und Handelsstadt Auckland (äkländ), auf der Südinsel Dunedin (dunidcn, 40.000 Ew.) in der Nähe der Goldfelder. 8 96. Physische Geographie von Polynesien. Unter Polynesien versteht man die Gesammtheit der ungezählten Inseln, die zwischen den beiden Wendekreisen östlich vom Meridian von Cap Jork durch den stillen Ocean ausgestreut sind. Ihr Gesammtareal betrügt nur eiu Drittel von dem des deutschen Reiches (180.000 IcuL-°). Die größten liegen im O., und rechnet man diese ab, so werden die Tausende der übrigen Inseln an Flächeninhalt von Böhmen übertroffen. Man unterscheidet hohe und niedere Inseln. Erstere sind vul- ea irischer Natur und gehören zudem großen Feuergürtel, der den stillen Ocean umschließt (ostasiatische Inseln und Halbinseln, Alöuten, Alaska, Cordilleren); letztere sind Korallenbauten. Unter den Korallenbauten unterscheidet inan: I.) Küstenriffe, 2.) Bar¬ riere- oder Wallriffe, 3.) Atolle oder Lnguncninseln. Sie entstehen auf folgende Weise: Die nur in tropischen Meeren wohnenden und gesellig zu Stöcken vereinigten Korallenthiere haften mittels ihres Schleimes fest an einem Körper in der See, z. B. an einer Insel. Sie führen ihren Bau bis nahe zur Meeresoberfläche, aber nicht darüber hinaus, vielmehr breiten sie sich nach Erreichung der größten Höhe, welche ihr Fortleben gestattet, seitwärts aus und geben dadurch ihrem Baue eine größere Stärke. Durch das Einnisten einer Menge anderer Thicre, sowie durch die vou deu Wogeu herbcigeführten Schlamm- und Sandmassen n. s. w. gewinnt dieser Bau an Festigkeit und Umfang, und indem die Flut die abgerissenen und zum Theil zu Sand zerriebenen Bruchstücke auf dem unterseeischen Baue aufhäuft, erhebt sich dieser endlich (durch¬ schnittlich 2 m) über das Meeresnivean. Man unterscheidet drei Arten von Riffen: 1.) das Küstenriff befindet sich unmittelbar an der Küste oder nur wenig davon entfernt; 2.) das Barriere- oder Wallrisf liegt in größerer Entfernung vou der Küste, so dass zwischen dieser und dem Riff ein breiter und rnhiger Wasserraum, den man Lagune nennt, sich befindet; 3.) Atolle oder Lagnneninscln sind die fern von den Küsten und mitten im Meere befindlichen, meist cllyptisch geformten Riffe, welche eine ruhige Wasserfläche (die Lagune) umschließen. 263 Alle diese Inseln erfreuen sich eines herrlichen Klimas, da die tro¬ pische Hitze durch die oceanische Lage gemildert wird. Ans den hohen Inseln, an denen der Passat seinen Wasserdampf entladet, entwickelt sich eine üppige, wenn auch artenarme Pflanzenwelt: Bananen, Coevs- und Sagopalmen und der Brotfruchtbaum wie mehrere Knollen¬ gewächse gewahren reichliche Nahrung; auf den niederen Inseln ist die Cveospalme, die die Meeresströmung vom Mittlern Amerika brachte, meist der einzige Baum. Die Thierwelt ist ärmlich, Süugethiere fehlten ursprünglich beinahe ganz. 8 97. Politische Geographie von Polynesien. Polynesien wird von etwas über 1 Mill. Menschen bewohnt; die Dichtigkeit (5) ist also I7mal größer als ans dem Festlande. Die größern östlichen Inseln bewohnen noch Papuas (oder Me¬ lanesier), die Mehrzahl der übrigen die Polynesier. Die letztern, zu denen auch die Maoris gehören, haben hellbraune Hautfarbe, schwarzes, schlichtes Haar und breite, stumpfe Nase. Sie sind ein Theil des großen malaischen Stammes, welcher die Inselwelt von Madagaskar bis zur Osterinsel bewohnt. Schon ehe sie mit den Europäern in Berührung traten, hatten sie einen gewissen Grad von Bildung erreicht, trieben Ackerbau und lebten in geordneten Staaten; freilich huldigten sie auch manchen unmenschlichen Sitten, besonders dem Cannibalismus (Menschenfresserei). Seit der Entdeckung haben sie mit dem Christenthume auch die Cultur der Europäer sich rascher angeeignet, als irgend ein anderes wildes Volk, und sich bildungsfähig erwiesen, gehen aber trotzdem seit dieser Zeit allmählich ihrem vollständigen Anssterben entgegen. Auf mehreren östlichen Inselgruppen mischten sich papnanische Urbewohner mit polynesischen Ein¬ wanderern, deren Cultur sie annahmen, und so entstand das Volk der Mikronesier. I. Die rnelnnesiscHen Inseln: 1. ) Der Bismarck-(Neubritannia-)Archipel, unter dent- s ch e r Schutzherrschaft. 2. ) Die Salamo ns-Jnseln, die nördlichen unter deutscher Schutzherrschaft. 3. ) Die neuen Hebriden. 4. ) Nenealedonien, die einzige hohe Insel nichtvuleanischer Natur, ist nebst der östlichen Inselgruppe im Besitze der Franzosen und theil- weise zum Deportationsorte für Verbrecher bestimmt. II. Die rnikrronesiseben Inseln: 1. ) Die Fidschi-Inseln, unter englischer Herrschaft. 2. ) Die Marianen oder Ladro neu, im Besitze der Spanier. 3. ) Die Palaü-Jnseln. 264 4. ) Die Carolinen, ein Archipel von 400 bis ÜOO Äoralleninseln, spanisch. 5. ) Der Marshall- (marschall) Archipel, unter deutscher Schntzherrschaft. 6. ) Der Gilbert-Archipel. III. Die polynesischen Inseln: 1. ) Die Tonga- oder Frenndschaftsinseln. 2. ) Die Schifferinseln oder die Gruppe Säinva. 3. ) Die Cooksinseln, englisch. 4. ) Die Gesellschaftsinscln. Die größte Insel, Tahiti, ist ein paradiesisches Eiland und wegen ihrer Lage in der Mitte zwischen Amerika einerseits, Australien nnd Asien anderseits ein wichtiger Stationsort für den in jüngster Zeit erwachten Schiffahrtsverkehr auf der Südsee. Sie wird von einer Königin regiert und steht unter der Oberhoheit der Franzosen, die hier die katholischen Missionäre begünstigen. 5. ) Die niedrigen Inseln oder der Tn am v tu-Archipel, unter französischem Schutze. 6. ) Die Marquesas-(markcsas) Inseln gehören zu Frankreich. 7. ) Die Sandwich- (ßänduitsch) Inseln, wegen ihrer Lage in der Mitte zwischen der nordamerikanischen Union und Ostasien (China nnd Japan) die wichtigste aller polynesischen Inselgruppen, »-das Auge und der Mittelpunkt der oceanischen Heinisphäre- und des Welthandels in der Sndsee. Sie sind bis jetzt noch selbständig, da kein Volk sie dem andern gönnen will. Die Bewohner haben freiwillig den, Götzendienste entsagt nnd das protestantische Christenthnin nebst europäischen Sitten und Einrichtungen angenommen. Die Inseln bilden ein Königreich mit cvnstitutivnellcr Verfassung; die Hauptstadt ist Honolulu auf der Insel Oahn, zugleich der wichtigste Stationsplatz für die Dampfschiffahrt von St. Francisco nach Hongkong und für die Walfischfahrer im nördlichen Theile des großen Occans. Die größte und südlichste Insel ist Hawaii. Ihr Inneres bildet ein mit dichten Wäldern bedecktes Plateau, Uber welches sich der höchste Punkt Polynesiens, der erloschene Vulcan Mauna Kea (d. h. der weiße Berg) 4200 m hoch erhebt. Südlich davon befindet sich der noch thätige Vulcan Mauna Lva mit dem Krater Kilauea, der ohne Zweifel die ansehnlichste Lavaquclle der Erde ist (240 m tief nnd l4 Um im Umfang). 8. ) Die östlichste bewohnte Insel Polynesiens ist die Osterinsel; noch östlicher liegt die vnleanische Felseuinsel Sala y Gomez (gomes), welche aber nur von zahllosen Seevögeln besucht wird. Wchnng. Die j^olargegenden. 8 98. Allgemeine Bemerkungen über die Polargegcndcn mit besonderer Rücksicht auf die Nordpolnrgegenden. Die eigcnthümliche Stellung der Erdachse und die Lage der Ekliptik gegen den Himiuelsäqnator (vergl. U 25 und 26) bewirken, dass inner¬ halb der beiden Polarkreise im Winter die Nacht und im Sommer der Tag vorherrscht, dass ferner die Länge des Sommertages und der Winter¬ nacht in der Richtung gegen die Pole zunimmt, bis an den Polen selbst und in ihrer nächsten Umgebung das Jahr in einen halbjährigen Tag und eine ebenso lange Nacht sich scheidet. Dem entsprechend gibt es in diesen Gegenden auch nur zwei Jahreszeiten; der lange Tag ist der Sommer, die lange Nacht der Winter. Unsere Übergangsjahreszeiten, Frühling nnd Kerbst, fehlen, nnr bezeichnen un¬ durchdringliche Nebel, Schneefall und Stürme den Übergang aus einer Jahreszeit in die andere. Im Sommer steigt die Wärme in den höheren Breiten selten bis über 8°, dagegen sinkt das Thermometer im Winter bis auf — 50° und darunter, so dass das Quecksilber zu einer bleiartigen Masse wird und nur das Weingeist-Thermometer brauchbar bleibt. Auffallende optische Erscheinungen sind in diesen Gegenden nicht selten. Das zauberhafte Phänomen des Nordlichtes, dem in den antarktischen Gegenden das Südlicht entspricht, entschädigt die Bewohner der Polarländer für die lange Entbehrung der Sonne; Neben- und Gegcnsonnen und -Monde soft wird die Sonne von vier bis sechs Nebensonnen umgeben, die ein farbiger Bogen miteinander verbindet), Höfe, Kreise, Kronen und ähnliche Erscheinungen sind besonders in der nördlichen Polarzonc an der Tagesordnung. Eisbildung in den Polarmeeren. Das Eis entsteht zunächst an den Küsten, dann aber auch auf dem offenen Meere, entweder in einer Tiefe von 1 bis L'/y M oder bei steigender Kälte auf der Oberfläche selbst, indem durch eine Menge von Eiskrystallen das Wasser zuerst in eine breiartige Masse verwandelt wird, die endlich zu großen Eisscheiben zusammcnfriert. Besteht das Eis nur aus lockeren Scheiben, so nennt man es Treibeis; sehen sich aber diese Scheiben zu großen, oft 100 bis über 200 llm langen Eisfeldern zusammen, so heißt cs Packeis. Einen anderen Ursprung haben die Eisberge, deren Geburtsstätten im Norden vorzüglich 266 Grönland, die Davisstraßc, die Baffinsbai und Spitzbergen sind. Die Gletscher der ausgedehnten Polarländer füllen die Thäler derselben vollkommen ans und sind, wie die unserer Alpen, in der wärmeren Jahreszeit in beständiger Bewegung begriffen. Wenn nun ihre vordersten Theilc die Küste erreicht haben, so bilden sie entweder einen Übergang, der endlich ins Meer stürzt, oder sie schieben sich unter dem Wasser so lange fort, bis sie durch dessen Kraft ebenfalls vom Muttcrgletscher losgebrochen werden. Diese Eisberge, die 30 bis 90 m über die Meeresoberfläche cmporragen, unter diese aber noch 90 bis 260 m hinabreichen, zeichnen sich durch ihre mitunter phantastischen Formen, ihre prachtvolle Färbung und durch den Glanz des Eises aus und gewähren daher dein Pvlarfahrer ein ebenso interessantes Schauspiel, wie die in unseren Gegenden so seltenen Himmelsphänomene. Im arktischen Meere ist überdies die Mannigfaltigkeit der Eis¬ bildungen eine größere als im antarktischen, in welchem man meist nur mehrere Meilen lange tafelförmige und steile Eismassen von bedeutender Höhe bemerkt hat. — Wäh¬ rend in der kalten Jahreszeit diese Eisbildungen an den Küsten sich sestsetzen, werden sie im Sommer von den polaren Meeresströmungen wärmeren Gegenden zngeführt (durchschnittlich bis 34° nördl. und siidl. B.) und daselbst wieder in das flüssige Ele¬ ment aufgelöst. Die Pflanzen- und Thierwelt. Die Flora gleicht im allgemeinen der unserer höchsten Alpenrcgionen (vergl. S. 57 und >58); doch ist sie fast überall nur auf die Küstenstriche beschränkt und auch da nur spärlich vertheilt, wenn die Küsten — wie dies bei den Inseln meist der Fall ist — steil und felsig sind. In den Nordpolargegcnden, besonders in Grönland, entwickelt sie sich unter dem Einflüsse der Julisonne ziemlich rasch, ja die Früchte der heidelbeerartigen Gesträuche werden stets reif, aber alle Pslanzenforinen, die sich bei uns zu kräftigen Bäumen entwickeln, sinken dort zu win¬ zigen Zwergen herab. Die Dürftigkeit der Pflanzenwelt hat zur Folge, dass auch die Landthiere sowohl der Art als der Zahl nach nur in geringem Maße vertreten sind. Die Flechten und Moose gewähren Renthie rcn, kleinen Hirschen und Moschus¬ ochsen nur eine spärliche Nahrung, Wölfe und kleine Füchse durchstreifen die Ein¬ öden, der eigentliche Herr des Nordens ist aber der Eisbär, der sowohl das Land wie das Wasser beherrscht. Im Gegensätze zur geringen Anzahl der Landthiere ist in den arktischen Gegenden die Lust und das Meer der Tummelplatz zahlreicher und für den Menschen höchst wichtiger Thiere (vergl. S. 95). Im Sommer ziehen wilde Gänse und Enten, Sturm¬ vögel, Möven n. s. w. in die höheren Breiten, nur diese im Winter wieder zu verlassen. Die Meere beleben die für den Handel so wichtigen Walfische, die des Thrans und Fischbeins wegen erlegt werden, und die Robben (Walrosse, Seehunde, Scc- kälber), die sowohl für den Eskimo wie für den Eisbären die Grundbedingung der Existenz sind. Polarexpeditionen nnd deren Bedeutung. Während die Forschungs¬ reisen nach den antarktischen Gegenden seit ein paar Jahrzehnten anfgehört haben, ist man umso eifriger bemüht, den Schleier zu lüften, der bisher noch die Regionen am Nordpol bedeckt. Obwohl man schon in früheren Jahrhunderten das arktische Meer befuhr, uni einen Weg nach dem östlichen Asien zu finden, so hat man doch erst in neuerer Zeit ernstlich angefangen, die Lösung dieses geographischen Räthsels zu ver¬ suchen. Amerikaner, Engländer, Russen und Skandinavier wetteifern hierin; seit 1868 sind auf Anregung des großen Geographen August Petermann auch die Deutschen, seit 1872 auch die Österreicher (Payer und Weyprecht) in diesen erhebenden Wettkampf eingetreten. Außer ihrem unschätzbaren wissenschaftlichen Werte haben diese Nordpol¬ expeditionen auch eine eminente praktische Bedeutung. Der Walfischfang ist der vorzüglichste Zweig der kaufmännischen Schiffahrt, was sich schon aus der einzigen Thatsache ergibt, dass die Amerikaner in den Jahren 1849 und 1850 durch den Wal- fischfang in der Behringsstraße mehr als 8 Millionen Dollars (— ca. 16 Mill. Gulden) gewannen. Nun gibt es aber diesseits Spitzbergen wenig Walfische mehr, und sie haben sich ohne Zweifel vor der Verfolgung der Menschen in höhere Breiten zurück¬ gezogen. Auch ist cs sicher, dass die arktischen Länder bedeutende Lager fossilen Elfenbeins (das der jetzt ansgcstorbenen Mammute) in sich bergen, wie solche in Sibirien und besonders auf den nensibirischen Inseln schon seit langer Zeit ans- gebeutet werden. 267 8 99. Die Nordpolargegenden. Das Meer. Das nördliche Eismeer wird durch Amerika, Grön¬ land, Spitzbergen und Nvwaja-Semlja in sechs Thcile gegliedert: 1.) die Grönlandsee zwischen Grönland und Spitzbergen, 2.) die Spitzbergen¬ oder Barentssee zwischen Spitzbergen und Nowaja-Semlja, 3.) die karische See im Osten von Nowaja-Semlja, 4.) das sibirische Eis¬ meer, 5.) das Meer der nordwestlichen Durchfahrt, 6.) die Baffinsbai mit ihren nördlichen Fortsetzungen im Westen von Grön¬ land. Jenseits dieser Theile dehnt sich das noch unbekannte Nord¬ polarbecken aus. Nur zwischen Island, Norwegen und Spitzbergen erhält der Golfstrom, der sich bei der Bäreninsel in zwei Arme theilt, von denen der eine längs der Westküste Spitzbergens verläuft, der andere gegen Nowaja-Semlja hinüberzicht, das Meer eisfrei. Eine schmale Rinne bleibt auch längs der sibirischen Küste im Sommer eisfrei und ermöglicht die nordöstliche Durchfahrt, die zuerst von Nordcnskjöld (norden- schöld 1878/79 ausgcsührt wurde. Auch andere Theile des arktischen Meeres öffnen zeit¬ weise den Schiffen eisfreie Straßen, aber das sind unberechenbare Zufälligkeiten. Die Nordpolarländer. Europa - 1. ) Europa 2. ) Asien 3. ) Afrika 4. ) Amerika 5. ) Australien und Polynesien Grönland und zerstreute polare Inseln Bewohner Rel. Vev. II. Die europäischen Staaten (geordnet nach der Bevölkerung). a) Die Großstaaten: k .) Russland ' 2. ) Deutsches Reich 3. ) Österreich-Ungarn (Österreich-Ungarn mit Bosnien und der Herzegowina 4. ) Frankreich 5. ) Großbritannien 6. ) Italien I>) Die Mittelstädten: 7. ) Spanien 8. ) Belgien 9. ) Rumänien 10.) Schweden kl.) Türkei 12.) Niederlande 13 ) Portugal 14. ) Bulgarien (mit Ostrnnielien) . . . . 15. ) Schweiz 16. ) Dänemark 17. ) Serbien 18. ) Griechenland 19. ) Norwegen e) Die Kleinstaaten: 20. ) Montenegro 21. ) Luxemburg 22. ) Monaco 23. ) Liechtenstein 24. ) San Marino 25. ) Andorra Einschließlich der asiatischen Theile, die officiell zum europäischen Russland gezählt werden. 270 III. Die außereuropäischen Colonien und Schutzländer der europäischen Staaten 1 Mit den canarischen Inseln. 2 Mit Madeira und den Azoren. Tausend Hektoliter GxapsiMe NMeÜMgm M8 «ler Kiaiistik. Millionen Stück Rindvieh Millionen Pferde 272 2. Pferdezucht. 3. Rrndvichzucht. 273 Weueste Iahten. 4.) Kohle. Mill, int Russland 3,3 Großbritannien 163,7 Belgien 18,o Frankreich 21,4 Deutsches Reich 70,4 Österreich-Ungarn 17,» Spanien . 1,2 Union 87,s Aus 100 Beiv. mt 3,7 464,5 327,3 56,7 150,5 44,8 7,3 174,5 5.) Roheisen. Russland Skandinavien Großbritannien Belgien Frankreich Deutsches Reich Schweiz Österreich-Ungarn Spanien Union Mill, mt 0,50 0,40 8,os 0,77 2,04 3,58 0,0t 0,70 0,11 4, «3 Auf 100 Bew. mt 0,56 6,15 24,5 12,0 5,4 0,39 1,8 0,67 9,2 6.) Berbranch von Bamnwolle. Russland Skandinavien Großbritannien Niederlande Belgien Frankreich Deutsches Reich Schweiz Österreich-Ungarn Italien Spanien Portugal Griechenland Union. 7.) Eisenbahnläuge. (Die Zahlen beziehen sich meistens aus Ende 1887.) Tausend K u, Belgien 4,4 Großbritannien 31,5 Deutsches Reich 40,2 Sn Pan, Geographie. Aus 100 Irm2 15,1 10,0 7,4 274 Tausend Irin Niederlande.2,5 Schweiz.2,9 Frankreich.34, s Dänemark.1,s Italien.11,8 Österreich-Ungarn.24,8 Portugal.1,9 Rumänien.2,5 Spanien.9,3 Schweden.7,4 Griechenland.0,6 Russland.28,s Balkan-Halbinseln ohne Griechenland . 2,5 Norwegen.1,6 Aus LOO Irm> 7,s 7,o 6,5 b,i 4,t 3,9 1,9 1,9 1,6 0,9 0,6 0,6 0,5 R e g i st e r. Abkürzungen : Fl. — Fluss, Geb. — Gebirge, Hlbins. — Halbinsel, Hochld. — Hoch¬ land, Mbs. -- Meerbusen, Nbfl. — Nebenfluss, Plt. — Plateau, St. — Stadt, Tafelld. — Tafelland, Tfeb. — Tiefebene, Tfld. Tiefland. A. Aachen 175. Aar 162, 198. Aarau 202. Aargau 202. Abbeville 193. Abdachung der Berge 11. Abeokuta 75. Aberdeen 140. Abessinien 70. Abessinier 70. Abfall 11. Abhang 1l. Abo 153. Abruzzen 121, 126. Abtcithal 212. Abuschär 97. Aeapnlco 252. Achelons 114. Achensee 210. Acherusischer See 118. Acker 9. Aeoneagua 241. Adamellvgruppe 212. Adamsbrücke 86. Adamspik 86. Adda 121. Adelaide 261. Adelsberg 219. Aden 102. Adcrbeidschan 97. Adler 222. Adlergebirge 222. Admont 218. Adonr 190. Adriauopcl 115, 117. Adriatisches Meer 33. Adularalpen 197. Ägadische Inseln 128. Ägäisches Meer 33. Ägina, Mbs. v., 113. Ägupten 71. Äguptische Oaseukettc 73. Äolische Inseln 128. Äquator 50, 60. Äquatorialströmung 26. Aquatorialwiude 62. Aquinoctiuln 54. Ärmelmeer 134. Ätna 128. Afghanen 82, 96. Afghanistan 96, 97. Afrika 67 ff. Agra 86. Agram 237. Ahnendienst 30. Ahrenthnl 210. Aix 194. Ajaccio 196. Akaba, Mbs. v., 102. Akadien 257. Akkv 101. Ala 217. Alabama 255. Alandsinseln 147. Alaska 249, 257. Albaner Berge >26. Albanesen 109, 115, 116, 118. Albanesisch epirotisches Geb. 114. Albanien 1>8. Albert-Nhanza 70. Albion 139. Aleppo 100. Alessandria 124. Aletschgletscher 197. Alsuteu 249, 257. Alexandria 71. Algier 72. Alhambra 133. Alicante 131, 133; Mbs. v., 128. Allahabad 86. Alleghanics 250. Aller 166. Allier 190. Almaden >32. Almeria 133. Almiranten 78. Alpen 154 ff. — in Frankreich 158,188. — in Österreich 158,209 ff. — in der Schweiz 158, 196 ff. Alpenlnnder, österreichische, 209 ff. Alpenpassagen 160. Alpenseen 159. Alpenstraßen 160. Alpeuthäler 160. Alpujarras >30, 131. Alsen 161. AtMt 93 94 Altcalifornien 249, 252. Altcastilien 132. Altdorf 200. Altenburg 177. Alt-England 138. Alte Welt 24. Altgradiska 237. Altmühl 162. Altona 174. Altsohl 234. Altvater 222. Aluta 229, 238. Amafi 123, 127. Amazonenstrom 242; Tfeb. des, 242, 243. Amberg 180. Ambrakischer Mbs. 113. Amboina 89. Ambras 217. Amerika 239 ff. Amerikanische Rasse 29, 240. Amiens 193. Ammcrsee 162. Ampezzaner Alpen 157,212. — Thal 212. Amphipolis 117. Amselfeld 114. Amstel 166. Amsterdam 185. Amu 95. Amur 91, 94. Amnrland 95. 18* 276 Anahuac, Tafclld. v., 249, 252. Anatoli 102. 'Ancona 126. Andalnsicn IM, IM. Andalusisches Tsld. IM. — Hochld. IM. dlndamanen 88. Andcn 241. Andorra 131. Anethon, Pic d', 129. 'Angara 94. dlngelsachsen 186. Angers 196. Anglesea >40. Angola 77. Angora 108. Anhalt 178. Anio 126. Anjon 196. Ankogl 210. Annam 87. Annobon 78. Ansässige Völker 81. 'Ansbach 181. 'Antarktische Strömung 26. 'Antilibanon 100. Antillen 248. 'Antipoden 56. Antitanrns 103. Antivari 118. Antwerpen 187. Aosta 197. 'Apenninen 105, 121. Apcnninische Hlbins. 120 ff Aphelinm 53. Appenzell 201. Apuanische Alpen 121. 'Apnlien 127. Apulische Ebene 122. Aqnileja 220. Araber 69, 71, 72, 82, 98, 101, 131. 'Arabien 101. Arabische Wüstcnplatte 71. Arabisches Meer 40. Arad 235. Aragonien 133. Aralsee 81, 95. Aran 129. 'Aranjuez 182. Ararat 97. Aras 97. Arber 221. Arc 156. Archangel 152. 'Archipel (Archipelagns) 16. Ardennen 165, 183. Are 6. Aregnipa 244. Argüns 103. Argentinische Republik 24.6. Argalis 119. Argolischer Meerbusen 113. Argonnen 189. 'Arica 241. Arizona 256. Arkadien, Hochld. v., 114. Arkansas, Fl. 250. — Staat 255. Arktische Strömmn 26. 'Arktischer Archipel, 'Amerika, 267. Arktisches Tfld. von Nord¬ amerika 250. Arlberg 209. Arles 194. Armanoon 190. Armenien 82, 97. Armenier 82, 98, 116. Armenisches Hochld. 79, 97. Arnautcn 115. Arnheim 185. Arno 212. Arno-Ebene 122, 125. Arnsberg 174. Arolsen 178. Arras 193. Arrö 145. Arta, Mbs. v, 113. Artois 193. Nrva 228. Arve 157. Ascension 78. Asch 225. Aschaffenburg 181. Aschanti 75. Aschersleben 173. Asien 79 ff. Asow'sches Meer 33, 147, 148. Aspern 215. Aspinwall 248. Aspropotamos 114. Assab-Bai 70. 'Assuan 70, 71. Asteroiden 52. Astrachan 154. Asturien 132. Asuncion 246. Atacama 243, 245. Atbara 70. Athabaskasee 250. Athen 119. Athos 117. Atlantischer Ocean 24, 25, 32, 42, 44. Atlasgeb. 72. 'Atmosphäre 60. Atoll 262. Attersee 211. Attika 113. Attock 86. Aube 190. Auckland 262. Aue 211. Augsburg 180. Auschwitz 233. Anßerrhoden 201. Aussig 226. Austerlitz 227. 'Australalpen 259. Anstralgolf 259 Australien 259 ff. Australncger 260. Austriasund 267. Auvergne 189, 196. 'Ava 87. Avaren 231. Avignon 194. Avisio 212. Axius 114. 'Azoren 78. 'Azteken 252. B- Vab el Mandeb 101. Babiagnra 228. Babylon 99. Babylonische Tfeb. 99. Bach 14. Bacska 235. Bactrian 93. Badajoz 132. Baden, Großhcrzogth. 182. -- in Baden 182. — in Österreich 215. Baffinsbai 44, 258, 266, 267. Bagdad 99. Bnhama-Jnscln 248. Bahia 246. Bahreininseln 102. Bahr cl Abiad 70. - Azrek 70. Bai 16. Baierische Kalkalpen 157, 210. Venerischer Wald 164, 221. Baiern 179 ff. Baikalsee 94. Bairenth 181. Bakonywald 228. Baku 98. Balearen 134. Balkan 115. Balknnhalbinsel 113. Baltimore 256. Baltische Secplattc 167. 277 Bamberg 181. Banana 77. Banat 285. Banater Geb. 229. Banda 89. Bangkok 87. Bangweolosee 76. Banjalnka 238. Banka 88. Bnntuvölker 69, 76. Barbados 248. Barcelona 138. Bareninsel 267. Bärensee 250. BarentSinsel 267. Barentssee 267. Bari 127. Barka 72. Barmen 175. Barnanl 95. Barriereriff 262. --- großes australisches, 259, 262. Bartfeld 234. Baschkiren 109. Basel 201. Baselland 201. Basken 109, 132. Baskische Provinzen 132. Basra 99. Bastia 196. Baßstraße 27, 261. Batavia 89. Bath 139. Bantzen 177. Bayonne 194. Bazar 97. Bazias 229. Bearn 194. Becken 13. Beczwa 223. Beduinen 101. Beg 238. Bega 230. Begacanal 208. Behringsstraße 27, 79. Beirut 100. Belfast 141. Belfort 195. Belgien lll, 183, 186. Belgrad 118. Belize 248. Belliuzoua 202. Belt (kleiner und großer) 145. Belndscheu 82, 96. Beludschistan 96, 97. Benares 86. Bender 153. Bengalen 86; Mbs. v., 40,84. Benguela 77. Benin, Mbs. v., 74. Ben Nevis 135. Berann 222. Berberei, Hochld. d r, 72. Berbern 72. Berchtesgaden 180. Berditschew 152. Beresina 148. Berg 10. Bergamo 124. Bergell 197. Bergen in Belgien 187. —- in Norwegen 144. Bergfahrt 16. Bergland 12. Bergrücken 1l. Bergrutsche 159. Bergschotten. 141. Verwische Hügel 120. Beritus 100. Berlin 171. Bermuda-Inseln 258. Bern 201. Bernburg 178. Berner Alpen 157, 197. Berner Oberland 201. Bernhardinpass 197, 198. Berninagruppe 197. Berry 196. Besancon 195. Bessarabien 153. Bethlehem 101. Benthcn 173. Bevölkerung, absolute und relative, 29. Beziers 194. Biafra, Mbs. v, 74. Biala 233. Bidasoa 128. Bielefeld 174. Bieler See 198. Bielitz 227. Bieskiden 228. Bifurcation 242. Bihariageb. 229. Bilbao 132. Bilma 74. Bingen 162, 165, 179, Binnenmeer 25. Binnensee 14. Binue 74. Birkenbcrg 225. Birkenfeld 178. Birma 87. Birmingham 139. Biscaya, Golf v., 32, 188. Bisina rck-A rchipel 263. Bistritz 236. BlaavandsHnk 145. Blansko 227. Blaue Grotte (Capri) 127. Bleiberg 218. Bludenz 217. Bober 167. Bvcche di Cattaro 221. Bocchelta 121. Bochum 232. Bochum 174. Bödeli 198. Bodensee 162. Bodo 81. Bodrvg 230. Boeren 76. Boerenrepubliken 77. Bogota 244. Böhmen 205, 224. Böhmerwald 22 l. Böhmisch-Leipa 226. Böhmische Terrassen 222. Böhmisches Mittelgeb. 222. Boite 212. Bolivia 244. Bologna 125. Bolsena, See v., 121. Bolton 139. Bombe 85, 86. Bonn 175. Bonzen 85. Boothia Felix 249. Bora 219. Bordeaux 194. Borneo 89. Bornholm 145. Bornu 75. Borromäische Inseln 121. Böschung 11; -Winkel 11. Bosna 114, 237. Bosnien 117, 237. Bosnisch-serbisches Geb. 114. Bosporus 33. Boston 255. Bonlogne 193. Bourbonnais 196. Bourges 196. Bonrtanger Moor 167. Bozen 217. Bozener Alpen 157, 212. Brabant 186. Bradford 139. Brahe 167. Brahmaputra 84. Brahmareligion 85. Braila 238. Brandenburg 171. — (Stadt) 172. Brandung 26. Brasilien 214,246; Geb. 242 Braunschweig 178. Brazza 221. Breda 185. 278 Brege 162. Bregenz 217. Bregenzer Ache 210. Bregenzer Wald 210. Breite, geographische, 23. Bremen 179. Brcmerhafcn 179. Brenner 209, 213. Brenta 121, 212. Brescia 124. Breslau 172. Bretagne 188, 189, 193. Bretonen 109. Brest 193. Brieg (Schlesien) 173. — (Schweiz) 198. Brienzer See 198. Brigach 162. Brighton 139. Brindisi 127. Brionische Inseln 220. Brisbane 261. Brisen 63. Bristol 139; Canal v., 135. Britisch-Birma 87. Britisch-Colnmbia 258. Britische Inseln 134. Britisches Indien 85 ff. Brixen 217. Brocken 165. Brody 233. Bromberg 171. Bromberger Canal 167. Brooklyn 255. Brnck a. d. Leitha 215. — a. d. Mnr 218. Brügge 186. Brundnsium 127. Bruncck 217. Brünn 227. Brunnen 200. Brussa 103. Brüssel 186. Brüx 226. Buchara 96., Bückeburg 178. Bucht 16. Budapest 234. Buddhismus 82, 85, 87, 90, 92, 93. Budweis 225. Buenos-Aires 246. Buffalo 256. Bug (schwarzes Meer) 148. Bug (Nbfl. d. Weichsel) 148. Bukowina 205, 231, 233. Bukarest 238. Bulgaren 109, 115, 116. Bulgarien 118. Bulgarische Hocheb. 115. Burg 173. Bürglen 200. Burgos 132. Burgund 195; Plt. v., 188. Burgundische Pforte 188. Burzculand 236. Buschmänner 76. Bussole 5. Butan 86. Byzanz 117. L. Cadiz 133; Mbs. v., 128. Casn 193. Cagliari 128. Calabrien 120, 127. Calabrischcs Geb. 121. Calais 193; Straße v., 134. Calcdonischer Canal 135. Calcdonischcs Geb. 135. Calcutta 86. Californien 256; Mbs. v., 44. Callao 244. Calmar 144. Calmcn 62. Cambray 193. Cambridge 139. Campagna di Roma 122. Campanicn 122, 127. Cambodja 87. Campos 133. Canada 257. Canadische Seen 250. Canal 32, 135. — du Centre 190. — du Midi 190. — von Burgund 190. Canali (Istrien) 220. Canarische Inseln 78. Candia 113, 118. Canon 250. Cantabrisch-asturisches Geb. 129, 131. Canterbury 139. Cap 16. Cap Baba 79. — Blanco 67. — Breton-Insel 257. — Bnru 79. — Byron 259. — da Roca 104. — de Creus 128. — der guten Hoffnung 77. — di Leuca 120. — Farcwcll (Grönland) 258 — Frio 77. — Guardafui 67, 77. — Hoorn 239. Cap Laudsend 134. — Lindesuäs 141. — Lopez 77. — Matapan 113, 115. — Murchison 239. — Prinz Wales 239. — Sierra Leone 75. — Spartivcnto 121. — Steep 259. — Tarifa 128. — Tscheljuskin 79. — Bares 128. — Verde 67. — Wilson 259. — York 259. Capland 76. Capo d'Jstria 220. Capri 127. Capstadt 77. Capverdische Inseln 78. Caracas 245. Caraibisches Meer 44, 239. Carcassone 194. Cardevole 212. Cardona 133. Carlsborg 144. Carlskrona 144. Carnische Alpen 157, 212. Carnuntum 215. Carolinen 264. Carpentaria, Mbs. v., 259. Carrara 121. Cartagena 133;Mbs. v., 128. Casale 124. Cascade 15. Cascadcngeb. 250. Cassigniarc 242. Castilisches Scheidegeb. >29. Catalonien 131, 133; Kü- stengeb. v., 129, 131. Catania 128. Cattaro 221. Caudinischc Pässe 121. Cayenne 245. Celebes 89. Celle 173. Centralalpen 155. Centralamerika 239, 247; Kordilleren »., 247. Cerigo 119. Ccrro de Pasco 244. Cetina 221. Cetinje 118. Cettc 194. Ceuta 72. Ccvenncn 189. Ceylon 86. Chablaisalpcn 157, 188. Chalkidike 113. Chalons 195. 279 Chambach 122. Chambery 195. Chamouni 188. Champagne 195. Chanate 96. Chnn-Tengri 93. Charente 190. Charkow 152. Charlerois 187. Charleston 256. Charlottenburg 172. Charollais 189. Chartum 70, 7t. Charybdis 127. Chaux de Fonds 201. Chemnitz 176. Cherbourg !93. Cherso 220. Cherson 154. Chersonnes 113. Cheviotberge 135. Chicago 256. Chiemsee 162. Chiese 212. Chile 244, 245. Chimborazo 242. China 89 ff. Chincha-Jnseln 244. Chinesen 82, 90. Chinesische Mauer 90. Chinesisches Alpenland 89, 93. Chinesisches Meer 40. — Reich 91. - Tfld. 89. Chingan 93. Chios 103. Chiwa 96. Chorassan 96. Christliche Religion 29, 30. Christiansaild 144. Christiansund 143. Chrudim 226. Chur 202. CM 219. Cincinnati 256. Cirta 72. Ciskankasicn 98. Cisleithanien 205; Ver¬ fassung v., 206. Cismvne 212. Citlaltepetl 249. City 138. Civita-Becchia 126. Clermont 196 Cleveland 256. Clydebusen 135. Cochinchina 87. Coclesyrien 100. Coimbra 134. Col de Frejus 188. Col di Tenda 156. Colibri 243. Colombo 87. Colonien 31; der Briten in Afrika 75, 76, 77, 78, in Amerika 245, 247, 248, 257, in Asien 85, 87, 91, 102, in Austra¬ lien 260, 262; der Dänen in Amerika 248, 258; der Deutschen in Afrika 75,77, in Australien 263; der Franzosen in Afrika 72, 75, 78, in Amerika 245, 248, in Asien 86, 87, in Australien 263, 264; der Niederländer in Amerika 245, 248, in Asien 88, in Australien 261; der Portugiesen in Afrika 77, 78, in Asien 86, 89, 91; der Russen in Asien 91, 94, 96, 98; der Spanier in Afrika 72, 78, in Amerika 248, in Asien 89, in Australien 263, 264; der Vereinigten Staaten von Nordamerika in Australien 264. Colorado, Fl. 250. — Staat 256. Columbia, Fl. 249. — Bundcsdistrict 254. — Vereinigte Staaten v., 244. Comino 128. Como 124. Comoren 78. Comosee 121, 159. Compass 5. Condor 243. Konglomerat 9. Connecticut, Fl. 250. — Staat 255. Constantine 72. Constantinopel 117; Straße v., 33. Continente 24. Continentale Flüsse 14. Cooksberg 261. Cooksinseln 264. Cooksstraße 261. Copernicanisches Weltsystem 52. Conrtray 186. Cordilleras de los Andcs 241. Cordova (Spanien) 133. Cork 141. Cornwall 135; Bcrqld. v., 135, 137. Cvromandelknste 85, 86. Corsen 196. Corsica 123, 196. Coruna 132. Costa-Rica 247. Cöte d'Or 189. Cottische Alpen 156, 188. Creek 259. Creolen 244. Crel de la neige 199. Csepelinsel 229. Cuba 248. Culturboden 9. Culturpflanzen 64. Cumbrisches Gebirge 135. Curzola 221. Cuzco 244. Cyklonen 84. Cypcrn 100, 103. Czechen 109, 204, 223. Czegled 235. Czernagora (Land) 118. — (Karpathen) 229. Czernowitz 233. D. Dachsteingruppe 211. Dacier 238. Dacota 256. Dagö 147. Dahomeh 75. Damnos 92. Dalai-Lama 93. Dal-Elf 142. Dalmatien 205, 220. Dalmatinische Inseln 113, 221. Damaskus 100. Damiette 71. Dammaraharz 262. Dammnstock 197. Dammerde 9. Dänemark 111, 145. Dänen 109, 143, 145. Dänischer Archipel 145. Daucwirk 174. Dannemora 144. Danzig 171. Danziger Bucht 161. Dapsang 93. Dardanellen 117; Straße der, 33. Darfor 75. Dänen, Golf v., 247. Darling 259. Darmstadt 179. Dauphine 195. 280 Da-urisches Alpcnlaud 93, 94. Davisstraße 27, 266. Debreczin 235. Deiche 167. Dekan 86; Tafelld. v., 84. Declination 5. Defereggmthal 210. Delaware 255. — Fl. 250. Delft 185. Delhi 86. De Long-Jnselu 267. Delos 119. Delta 14. Demawend 96. Desna 148. Dessau 178. Detmold 178. Detroit 256. Deutsche 109, 153, 168, 184, 199, 204, 213, 223, 230, 253. Deutschland (deutsches Reich) 161 ff. Deutsches Mittelgeb. 161 ff. Deutsches Tfld. 166 f. Deutsch-Lothringen 183. Deventer 185. Dhawalagiri 92. Diagonalgeb. 12. Diarbekr 99. Diedenhofeu 183. Dijon 195. Dinarische Alpen 114, 220. Djoliba 74. Djumbir 228. Dnjepr 148. Dnjestr 148, 230. Doberan 178. Dobrudscha 115. Dock 138. Dodona 118. Doline 213. Dollart 161, 166. Dolomit 8. Dominica 248. Don 148. Donau 106, 161, 203, 211, 229, 238. Donau-DampfschiffahrtS- Gesellschaft 208. Donau-Ebenen 203. Donaueschingen 162. Donaustauf 180. Donauwörth 180. Donegal, Mbs. v., 135. Donetz 150. Donncrsberg 163. Doppelströme 80. Dora Balte« 121. Dora Riparia 121. Dordogne 190. Dormitor 114. Dornbirn 217. Dorpat 153. Dortmund 174. Dortrecht 185. Doubs 189, 199. d'Ouessant 187. Dover 139. Drac 156. Drau 209. Dravida-Rasse 85. Dreisamthal 182. Dreuthe 185. Dresden 176. Drina 114. Drohobycz 233. Drontheim 144. Dschamna 84. Dschenne 74. Dschidda 102. Dsungarei 94. Dublin 141. Duero 130. Duisburg 175. Dukla 233. Duklapass 229. Düna 148. Dunajec 230. Dundee 140. Dunedin 262. Dünen 73, 145. Dünkirchen 193. Dunstkreis 60. Düppler Schanzen 174. Durance 188, 189. Durazzo 118. Durchbruchsthal 160. Durlach 182. Durrha 68. Düsseldorf 175. Dwina 148. Dyrrhachium 118. E. Easteud 138. Ebbe 26. Ebenen 10. Ebeusee 216. Ebro 129; Flachld. des, 129. Ecuador 244. Eder 165. Edge-Jnsel 267. Edinburgh 140. Eger, Fl. 222. — St. 225. Egge 165. Egripo 119. Ehrenbreiteustein 175. Eichsseld 165. Eider 167. Eidercanal 167. Eifel 165. Eiland 16. Einsamkeit 267. Eipel 229. Eisack 209. Eisberge 265. Eisbildung in den Polar- meereu 265 s. Eisenach 177. Eisenerz 218. Eisenhut 210. Eiserne Küste 145. Eisernes Thor 229. Eisfelder 265. Eisleben 173. Eismeer, nördliches, 24,265, 267. — südliches, 24, 265, 268. Ekliptik 53. Elba 126. Elbe 106, 164, 167, 222. Elberfeld 175. Elbesandsteingeb. 222. Elbens 193. Elbing 171. Elbrus 98. Elbursgeb. 96. Elefantine 71. Elfen 141. Elfenbeinküste 75. Eliasberg 250. Elsass 182. Elster 164. El Tih 102. Eltonsee 149. Emden 173. Emilia 125. Emir 102. Emmen 198. Ems, Fl. 166. — St. 174. Emu 260. Enderbyland 268. Engadin 197, 202. England 135, 138. Engländer 109, 136, 240, 253, 257, 260. Englische Hochkirche 136. Englisches Tfld. 135. Engpass 13. Enns 209. Epernay 195. Ephesus 103. Epidamnus 118. Epirus 118. Episkopalkirche 136. 281 Erdachse 49, 60. Erdbeben 27. Erde S2. — Bahn der, 53. Erde, Bewegung der, 53 f. — Gestalt der, 48. — Größe der, 60. — Inneres der, 27. Erdiger Boden 9. Erdkrume 9. Erdschjas 103. Erfurt 173. Eriesee 250. Erin 136. Eriwan 97, 98. Erkene 115. Erkcnebccken 115. Erlangen 181. Erlan 235. Erzberg 218. Erzeruin 97, 98. Erzgeb., böhmisches, 164, 222. — siebenbürgisches, 229. — ungarisches, 228. Escorial 132. Eskimos 258. Espartogras 130. Esscg 237. Essen 175. Esthen 109. Esthland 153. Estremadura 132. Esslingen 181. Etsch 121, 125, 209. Etschland (-thal) 209, 212. Etruria 139. Euböa 119. Eucalyptcn 259. Eufemia, Mbs. v., 120. Euganer'schcHugel 120,125. Eupen 175. Euphrat 97, 99. Euripus 119. Europa 104 ff. Eutin 178. Evangelische Kirche 30. F. Faden 6. Fahlun 144. Fajum 71. Falklandinseln 241, 247. Falsche Bai 77. Falster 145. Färöer 146. Fauna 64. Fehmarn 161. Feistritz 210. Felatah 69, 74. Fclatahstaateu 75. Feldberg 162. Feldkirch 217. Fellah 7l, 101. Fcllathal 212. Felsarten 8. Felsboden 9. Felscngeb. 249. Felsö-Bauja 236. Feld 9. Fernando Po 78. Ferner 159. Ferrara 125. Ferro 23, 78. Ferrol 132. Fes 72. Festungsviereck 125. Fetischdienst 30. Fenerlandiuseln 241, 246. Fezzan 72, 73. Fichtelgeb. 163. Fidschi-Inseln 263. Fingalshöhle 141. Finnen 82, 109, 143, 150 Finnischer Mbs. 147. Finnische Granitplatte 147. Finnland 153. Finnmarken 142. Finowcanal 167. Finsteraarhoru 197. Finstermünz 196, 209. Firnschnee 159. Fischervölkcr 30. Fiume 237. Fixsterne 52. Fjeld 142. Fjord 142. Flachküsten 16. Flachsudan 75. Fläming 167. Flandern, belgisches, 186. — französisches, 193. Flensburg 174. Flitsch 220. Flora 64. Florenz 123, 125. Florida. Halbinsel 249. — Staat 255. Flüclcn 200. Fluss 14. Flnssentwicklnng 14. Flussgebiet 14. Flusssee 14. Flussspstem 14. Flut 26. Fo, Religion des, 90. Föhn 158. Foix 194. Fontainebleau 193. Forchheim 163, 181. Forczgeb. 189. Formentera 134. Formosa 91. Forst 9. Aorthbusen 135. Franche-Comite 195. Franken, baierische Provinz, 180. Frankenwald 164. Frankfurt a. M. 174. — a. d. O. 172. Fränkische Schweiz 163. Fränkisches Plt. 163. Frankreich 1>1, 187 ff. Franzensbad 225. Franzensfestc 217. Franz-Josef-Land 267. Franzosen 109, 186, 190, 199, 257. Französisches Mittelgebirge 189. — Tsld. 189. Französisch-Lothringen 195. Fraser 258. Frauenfeld 202. Fray-BentoS 246. Freetown 75. Freiberg 177. Freiburg im Breisgau 182. Freiburg in der Schweiz 201. Freising 180. Freistadt 216. Fremonts-Pcak 249. Freudenthal 227. Freundschaftsinselu 264. Friaul 125. Friedland 226. Friedrich-Wilhelm-Canal 167. Friedrichshafen 182. Friesach 218. Friesen 174. Friesische Inseln 166. Friesland 185. Frisches Haff 167. Fulda, Fl. 165. — St. 175. Funchal 78. Fünen 145. Fünfkircheu 234. Füufkirchuer Geb. 229. Fu-nin-schau 89. Furkapass 197. Fürsteuseld 218. Furt 15. Fürth 181. Fuß, eugl., 6. — Pariser, 6. Fnsiyama 92. 282 Füssen 155. FntsclM 91. Fuß der Berge und Gebirge 10, 11. G. Gabelung 242. Gabes, Golf v, 67. Gablonz 226. Gaöta, Mbs. v., 120. Gail 218. Galapagosinseln 244. Galata 117. Galatz 288. Galen 109. Galiläa 101. Galiläisches Meer 100. Galicia 132; Küsten., 128; Bergld. v, 129. Galizien 205, 231, 232. Galizisches Plt. 230. Gallas 70, 77. Gallien 191. Gallipoli 117; Landzunge von, 113. Galway, Mbs. v., 135. Gambia 75. Ganges 84. Gardasee 121, 212. Garigliano 122. Garip 76. Garonne 106, 129, 190. Gascogne 194. Gastein 216. Ganrisankar 92. Gebirge 11. Gcbirgsknoten (-stock) 12. Gebirgsland 12. Gebirgssystem 12. Geelong 261. Geestland 167. Geestemünde 173. Gefälle 14. Geste 144. Gegenbewohner 56. Gegenfüßler 56. Geiser in Island 146. — in Neuseeland 261. — in Nordamerika 257. Geißlingcr Steg 163. Gelber Fluss 90. Gelbes Meer 40. Geldern 185. Kemmipass 202. Generalkarten 22. Genezareth 100. Genf 20 l. Genfer See 159, 198. Gent 186. Genna 123,124;Mbs.v.,120. Geographie, Begriff nnd Ein- theilung der, 3. Georgetown 245. Georgia 255. Georgsmeer 268. Gera 177. Gerlsdorfer Spitze 228. Germanen 109. Germersheim 181. Gerona 133. Gesellschastsinseln 264. Gestade 16. Gesteinsarten 8. Gewllrzinseln 89. Gezeiten 26. Ghats 84. Ghor 100. Gibraltar 134; Straße »., 67, 128. Gießen 179. Gihon 100. Gilbert-Archipel 264. Gilge 148. Gillisland 267. Gipfel II. Gipfelhöhe, mittlere, !3. Girgenli 128. Gironde 190. Giseh 71. Gladbach 176. Glan 217. Glarner Alpen 157, 197. Glärnisch 197. Glarus 201. Glasgow 140. Glasory 147. Glatzer Geb. 222. Glauchau 176. Gleichenberg 218. Gleiwitz 173. Gletscher 159. Glieder der Coutinenie 32. Glimmerschiefer 8. Globus 22. Glommen 142. Glurns 156. Mmüud 181. Gmunden 216. Gneis 8. Gnesen 171. Goa 86. Gobi 93. Godhaab 258. Goldenes Horn 117. Goldküste 75. Golf 16. Golfstrom 107, 136, 142, 146, 267. Gvlkonda, Diamanten v., 86. Göllnitz 234. Gömörcr Comitat 234. Gondar 70. Görlitz 173. Görz 220. Goslar 173. Gosport 139. Götacanal 142. Göta-Elf 142. Götaland 142, 143, 144. Göteborg 144. Gotha 177. Göttingen 173. Gottland 144. Gottschec 219. Gozzo 128. Gradiška 220. Grado, Lagunen v., 220. Grahamland 268. Grafische Alpen 157, 188. Grampiangeb. 135. Gran, Fl/229. — St. 234. Granada 131, 133. Granit 8. Gran Sasso d'Jtalia 121. Grasslitz 225. Grat II. Graubünden 202. 's Gravcnhage 185. Graz 218. Grazer Feld 218. Greenock 140. Greenwich 23, 139. Greifswald 172. Greiner Strudel 21 l. Greiz 177. Grenoble 195. Grenze 32. Griechen 109, 116. Griechenland 113,116,118s. Griechische Kirche 30, 110. Griechisch-slavische Halbinsel 113 ff. Grintouz 212. Grödnerthal 217. Gröningen 185. Grönland 258, 267. Grönlandssee 267. Großbritannien 111, 138. Großer Ocean 25. Großes Haff 167. Großglockner 210. Großglogan 173. Großindischer Handel 89. Großkanizsa 234. Großmächte 111. Großmeserilsch 227. Großrussen 150. Großrussland 151. 283 Großwardein 235. Grotten, Entstehung der, 103. Grimberg 173. Grundelsee 211. Grundmoräne 159. Grundriss 22. Grundwasser 73. Guadalaviar 130. Guadalajara 252. Guadalquivir 130. Guadeloupe 248. Guadiana 130. Guanajuato 252. Guano 244. Guatemala 247. Guayaquil 244. Guben 172. Guieuue 194. Guinea, Mbs. v., 43, 67. Guinea-Inseln 78. Gurkthal (Kärnten) 2l0. Gurk, Fl. in Kram 213. Güstrow 178. Guyana 245; Vergl. v., 242. s- Haag 185. Haarlem 185. Haar 165. Haase 166. Habesch 70. Habichtsiuselu 78. Habsburg, Schloss 202. Hafen 16. Hass 167. Hasnerspitze 210. Hagen 174. Haida 226. Haiderabad 86. Hajduken 236. Hainau 91. Hainburg 2l5. Haiti 248. Halberstadt 173. Halbinsel 16. Haleb 100. Halicz 233. Halifax 257. Hall (Oberösterreich) 216. — (Tirol) 216. — (Württemberg) 181. Halle 173. Hallein 216. Hallstadt 216. Hallstädter See 2ll. Halys 103. Hamburg 179. Hamiten 29, 71, 72. Hamm 174. Hammada 73. Hanimerfest 57, 144. Hamun 96. Hanau 174. Handeckfall 198. Handel, Entstehung des, 3!. Hankän 9l. Hanna, Ebene 227. — Fl. 223. Hannover 173. Hansastädte 178. Hanysag-Moor 229. Harburg 173. Hardauger Fjord 142. Hardt 163. Harz 165 Haslilhal 198. Hauptfluss 14. Hauptthal 13; in den Alpen 156. Hausruck 211. Ha' auua 248. Havel 167. Hawaii 264. Hebriden 141. — neue, 263. Hebron 101. Hebrus 115. Hebungen 28. Hedschas 102. Hegyallya 228. Heidelberg 182. Heiden 30. Heilbronn 181. Heiligenblut 2 >8. Hekla 146. Hektare 6. Helder 185. Helgoland 138, 166. Helikon 114. Hellas 113. Hellespont 33. Helsiugborg 144. Hclsiugfors 153. Helsingör 145. Hemisphäre 50. Hcnnegau 187. Herat 97. Herculanum 127. Heri-Rnd 96. Herisau 201. Herkulesbäder 236. Hermanustadt 236. Hermon 100. Hcrmnpolis 119. Hernad 230. Herrnhut 177. Hersfeld 175. Herzegowina 117, 237. Herzogcnbusch 185. Hessen, Großherzogthnm l 79. — prcuß. Provinz 174. Hessisches Berglaud 165. Hildburghausen 177. Hildesheim 173. Hilmend 96. Himalaya 84, 92. Himalaya-Landschaften 85. Hindostan 84, 86. Hindu 82, 85. Hindukusch 96. Hinlopenstraßc 267. Hiuterindieu 87 f. Hinterrheiu 197, 198. Hirschberg 173. Hirtenvölker 30. Hjelmarsec 142. Hoangho 90. Hobarttown 261. Hochafrika 75 ff. Hochalpcn 158. Hochebenen 10. Hochgebirge 12. Hochheim 175. Hochland 12. Hochlaudseen 14. Hochschnce 159. Hochschotten 141. Hochschwab 211. Hochseen in den Alpen 159. Höchst 175. Hochsudan 74. Hodmezv-Vasarhely 235. Hof 181. Höhe, absolute 7, relative 7, mittlere des Landes 13. Hohe Tauern 157, 210. Hohe Benn 165. Hohenaspcrg 181. Höhenschichten-Karten 20. Hohenschwangau 180. Hohenstaufen 163. Hoheuzollcrn, Burg 163. — Fürstenthum 176. Hohle Gasse 200. Höhlen, Entstehung der, 163. Holland 185. Holstein 173. Holyhcad 140. Homburg 174. Honduras 247. Liondnrasgebiet, britisches, ° 248. Hongkong 91. Honolulu 264. Horizont, natürlicher, 4, 49. — wirklicher, 49. Horn 11. Horowiz 225. Hottentotten 76. 284 Hradschin 225. Hudson 250. Hndsonsbai 44, 240. Hndsonvbai-Länder 258 Hue 87. Huerta 133. Hügel 10. Hügelland 12. Hugli 84. Hüll 140. Hinüber 135. Humus 0. Hunsrück 165. Huuuen 231. Hunte >66. Huroneusrc 250. Hydra 110. Hydrioteu 110. Hyeres 105. Hypsometrische Karten 20. I. Jablnnkapass 228. Jade 161, 166. Jaffa INI. Jägerndorf 227. Jägervölker 30. Jagst 163. Jaguar 243. Jahr 52. Jahreszeiten, Entstehung der, 53 ff. Jakutc-k 04, 05. Jalon 133. Jamaica 248. Jamesbai 240. Jangtse-Kiang 00. Janina 118. Jan Mayen 267. Japan 01 f. Japanesen 82, 02. Japanisches Meer 40. Jarkand 04. Jaroslaw 233. Jassi 238. Java 80. Jawarnczipass 220. Jaxartes 81. Jazygen 236. Ibar 114. Iberer 131. Iberische Halbins. 128 ff. Iberisches Geb. 120, 130. Ibiza 134. Ida 118. Idaho 256. Jdria 210; Bergld. v., 212. Jekaterinburg 154. Jemen INI, 102. Jena 177. Jenikale, Straße v., 147. Jenissei 04. Jenisseisk 05. Jericho 100. Jerusalem 100. JeSd 06. Jeso 01. Jglan 227. Jglawa 223. Jitschin 226. Jkoninm 103. Jlexthcc 246. Jll (im Elsass) 162. — (in Borarlberg) 108, 200. Jllampn 242. Iller 162, 210. Jllimani 242. Illinois, Fl. 250. — Staat 256. Illyrer 116. Ilm 164. Ilmensee 147. Jnca 243. Inder 82. Indiana 256. Indianer 240. Jndianergebiet 257. Indischer Ocean 25. Indo-Chinesen 82, 87. Indo-Europäer 29, 82. Indus 84. Industrie, Entstehung der, 3 l Ingermanland 152. Ingolstadt 180. Inn 162, 197, 209. Jnnerkrain 219. Jnnerrhoden 20 l. Innsbruck 216. Innviertel 216. Insel (-gruppe, -reihe) 16. Inseln, küstennahe 28. — unter dem Winde 248. Interlaken 20l. Jnverneß 140. Joachimsthal 225. Joch 13. Jötnnfjeld 142. Johannisberg 175. Jona 14 l. Jonische Inseln 110. Ionisches Meer 33. Joppe 101. Jordan 100. Josefstadt 226. JpS 215. Iowa 256. Irak Arabi 99. Iran, Hochld. v., 96. Iraner 82, 96. Jrawndi 87. Iren (Irländer) 109, 136, 141. Irische See 135. JrkntSk 95. Irland 134, 135, 14l. Jrtisch 94. Isar 162, 210. Ischia 127. Ischl 216. Jsel, Berg 2l7. Jselthal, 210. Jseosee 121, 212. Jser 222. Jsere 189. Jsergeb. 222. Iserlohn 174. Isker 115. Islam 30. Island 146. Isländer 146. JSle de France 192. Isohypsen 20. Jjonzo 212. Isothermen 6l. Jspahan 97. Isthmus 16. Istrien 220. Italien, Halbins. 120 ff. — Königreich 111, 123. Italiener 109, 122, 199, 204, 213, 219. Ithaka 119. Jucar 130. Judäa 100. Juden 72, 109, 116, 153, 204, 231, 238. Judenburg 218. Jülich 176. Jnlische Alpen 158, 212. Jungbnnzlau 226. Jupiter 52. Jura, deutscher, 163. — fränkischer, 163. — schwäbischer, 163. — Schweizer, 199. Jütland 145. Jvrea 155. K. Kaaba 102. Kabul 84, 97. Kabulthal 84, 97. Kabylen 72. Kaffern 76. Kahlenberg 211. Kaiman 243. Kainachthal 210. 285 Kairo 71. Kaisercanal 90. Kaiserslautern l81. Kaiserstnhl 162. Kaiscr-Wilhclms-Land 261. Kalahari 76. Knlgujewinscl 267. Kalksteine 8. Kalinücken 109 164. Kaloesa 28d. Kania 148. Kambnnischcs Geb. 114. Kamerun 77. Kamernngcbirgc 76. Kamm der Gebirge 11. Kammhöhe, mittlere, 18. Kamtschatka 95. Kandahar 97. Knndschindschinga 92. Kanin 147. Kannstadt 181. Kano 75. Kansas, Fl. 250. — Stadt 256. Kanton 91. Kapela 220. Karakorum 98,. Karawaukcn 157, 212. Karischc Pforte 147. Karische. See 267. Karlsbad 226. Karlsburg 286. Karlslaud 267. Karlsruhe 182. Karmel 101. Kärnten 205, 217. Karpathen 105, 228. — kleine, 228. Karpathcnländcr, cislciiha- uische, 282. Karru 76. Kars 97, 98. Karst 212, 220. Karten 22. Karthago 72. Kasan 154. Kaschan 285. Kaschelvt 260. Kaschgar 94. Kaschmir 85. Kaspisec 81, 95. Kaspische Senke 147. Kassel 175. Katarakt 16. Knlholische Kirche 80, 82, 110, 240. Katschberg 210. Kattegat 141. Katzbach 167. Kaukasus 82, 98. Kankasns-Völker 82, 98. Kaukasische Rasse 28. Kaunscrthal 209. Kaurifichte 262. Kecskemct 285. Kees 159. Kehlheiin 180. Keilberg 222. Kelat 97. Kelten 109, 136, 191, 199, 213. Kempland 268. Kempten 180. Kenia 76. Kentucky 255. Kcphalvnia 119. Kcrka 221. Kertsch 154; Straße v., 147. Kessel (Thal) 13. Kettcugeb. 12. Kiachta 94, 95. Kidron 100. Kiel 174. Kiew 152. Kiffhäuscr 165. Kilauea 264. Kilia 238. Kilikischc Pässe 103. Kilima-Njcharo 76. Kilometer 5. Kingston 248. Kinzig 162. Kioto 92. Kirchenstaat 123. Kirgisen 96, 109, 154. Kirgisensteppc 95. Kisanlik 116. Kischinew 153. Kisil-Jrmak 103. Kissingcn 181. Kithäron 114. Kitzbüchel 217. Kiusiu 91, 92. Kladno 225. Klagenfurt 218. Klamm 13. Klar-Elf 142. Klausen 13, 160. Klansenbnrg 236. Klnnsthal 173. Klein-Arlthal 157. Kleinasien 162. Kleinmnnchen 216. Kleinrussen 150, 231. Kleinrnssland 152. Kleve 176. Klima 61. Klippe 15. Klippenknstc 16. Klosterthal 209. Knie der Thäler 160. Knoten der Mondbahn 58. Koblenz 175. Kobnrg 177. Kocher 163. Köflach 218. Kogel II. Koia 147. .Kolin 226. Kolmar 183. Köln 175. Kolomca 233. Komberg 114. Komorn 234. Komotan 226. Kong-fu-tse 90. Konggeb. 74. Kongo 76. Kongostaat 77. Kvugsbcrg 144. Koma 103. Königgrätz 226. König-Karl-Land 267. Königsau 145. Königsberg 171. Königshntte 173. Königssee 211. Königstein 176. Königswand 212. Konstanz 182. Kopenhagen 145. Kopf (Gipfelform) >1. Kopten 71. Korallenbildnngen 262. Koralpe 210. Koran 30. Kordofan 70. Korea 91. Koreaner 82. Korfu 119. Korinth 119, Mbs. v., 113. Korkyra, 119. Korncnbnrg 215. Körös 230. Kosaken 150. Köslin 172. Köthen 178. Kottbns 172. Kowara 74. Krafla 146. Kragnjewah 118. Krain 205, 219. Krainbnrg 219 Krakau 232. Krapina 237. Krater 27. Krefeld 176. Kreml 151. Krcmnitz 234. Krems 215. 286 Kreinsier 227. Kremsmünster 216. Kreta 113. Kreuz 237. Kreuznach 175. Krim 147, 154. Kristiania 144. Kristianiasjord 142. Kroaten 109, 204, 219, 231. Kroatien 206, 237. KroatischeMilitärgrenze237. Kronprinz-Rudolf-Land 267. Kronstadt (Russland) 152. — (Siebenbürgen) 236. Krnmau 225. Kuban 98. Kufstein 216. Kuhländchen 227. Kuli 240. Kulm 171. Kulpa 213. Kumaneu 236. Künlüu 93. Kuppe (der Berge) l l. Kur 97. Kurdeu 99. Kurdisches Geb. 96. Kurilen 91. Kurisches Haff 167. Kurland 153. Kurländer 109. Küssuacht 200. Küste 16. Küstenfluss 14. Küstenland 205, 219. Küstenriss 262. Küstrin 172. Kutahia 103. Kuttenberg 226. Kuxhafeu 179. Kykladen 113, 119. Kyrene 72. Kythera 119. K- Laacher See 165. Laalaud 145. Labrador 249. Laceadiven 87. Lack 219. Ladiner 109, 213, 217. Ladogasee 147. Ladroneu 263. Lago Maggiore 121, 197. Lagunen 121, 262. Laguneuiuseln 262. Lahn 165. Lahor 86. Laibach 219. Laibachcr Moor 219. Lakhnau 86. Lakonischer Mbs. 113. Lama 243. La Manchs 130. La Manche 134. Landau 181. Landeck 156. Landenge 16. Landes 194. Landkarte 17, 22. Landrücken 167. Landsberg 172. Landshut 180. Landzunge 16. Länge, geographische, 23. Langelaud 145. Längenstraßen 160. Langenthal 13; in den Al¬ pen 160. Langres, Plt. v., 189. Languedoc 194. La Paz 245 Lappen 109, 143, 152. La Reunion 78. Larissa 118. Larnaka 103. La Rochelle 193. Lassa 93. Latium 126. Laucuburg 174. Laufen 162, 201. Lausanne 201. Lausitzer Geb. 222. Lauter 163. Lava 8, 27. La Valetta 128. Lavant 210. Lawine 159. Laxenburg 215. Lech 162) 210. Lechfeld 180. Leck 166. Le Creuzot 195. Leeds 139. Leeuwarden 185. Lcguago 125. Le Havre 193. Lehne 1l. Leibnitzer Feld 218. Leicester 139. Leine 166. Leipzig 176. Leith 140. Leitha 229. Leithageb. 210. Leitmeritz 226. Leitomischel 226. Leluchower Pass 229. Le Alans 196. Lemberg 233. Lemuren 78. Lena 94. Leoben 218. Leon 132. Leontes 100. Leopoldsberg 211. Lepanto 119; Straße von, 113. Lepontinische Alpen 157, 197. Lesbos 103. Lesina 221. Letten 109, 150. Lenkas 119. Lenker Bad 202. Leukosia 103. Leutschau 234. Levantehandel 100. Levico 217. Leyden 185. Libanon 100. Liberia 75. Libysche Wüste 73. Libysche Wüstenplattc 71. Lidi 121. Liechtenstein 202. Liegnitz 173. Lienz 217. Lieserthal 210. Liesingbach 210. Liestal 201. Lignrien 123, 124. Ligurische Alpen 121, 156. Liimfjord 145. Lille 193. Lima 244. Liman 148. Limburg 185. Limmat 198. Limoges 196. Lindau 180. Liunhesee 135. Linth 201. Linz 216. Lion, Mbs. v., 33. Liparische Inseln 128. Lippe 178. Lippe, Fl. 165. Liptan 234. Liptauer Geb. 228. Lissa 221. Lissabon 134. Lissapass 228. Litorale, ungarisches, 237. Littaucn 153; Plateau v., 147. Littaner 109. Lin-Kin-Jnseln 91. Liven 109. 287 Liverpool 140. Livland 153. Livorno 125. Llanos 243. Lloyd, österr., 208. Loanda 77. Lvb-Nor 93. Locarno 202. Locl 201. Lodi 124. Lodz 153. Lofoten 142. Loiblstraße 217. Loire 106, 190. Loirelandschaften 196. Lombardei 123, 124. Lombardisch - venetianische Tseb. 120. Lomnitzer Spitze 228. London 138. Long-Jsland 255. Longwood 78. Loreleifelsen 165. Lorenzgolf 250. Lorenzstrom 250. L'Orient 193. Löß 89. Lot 190. Lothringen, Hocheb. v., 163, 189; deutsches, 182; fran¬ zösisches, 195. Louisiana 255. Louisville 256. Löwen 187. Lowerzer See 198. Lualawa 76. Lübeck 179. Lübecker Bucht 161. Lucay'sche Inseln 248. Lucca 125. Ludwigsburg 181. Ludwigscanal 164. Ludwigshafen 181. Luftkrcis 60. Luganer Alpen 157. Lnganer See 12 l. Luhatschowitz 227. Lund 144. Lünebnrg 173. Lünebnrger Heide 167. Lnnevillc 195. Lungau 216. Lupkowpass 229. Lnschnitz 222. Lussin 220. Lut 96. Lutheraner 30. Lüttich 187. Luxemburg 184, 185; bel¬ gisches, 187. Luzern 200. Luzon 89. Lyon 195. Lyonnais 189, 195. M. Maare 165. Maas 166. Maastricht 185. Macao 91. Macedonien 117. Mackenzie 250. Madagaskar 78. Madeira, Insel 78. — Fl. 242. Madison, Geisergebiet am, 257. Madras 86. Madrid 132. Magalhaensstraße 26, 246. Magdalenenfluss 242. Magdeburg 173. Magerö 144. Magyaren 109, 204, 230, 236. Magnetnadel 4. Mähren 205, 226. Mährische Mulde 223. Mährische Pforte 222. Mährisches Gesenke 222. Mährisches Hügelld. 223. Mährisch-Ostran 227. Mailand 124. Maimatschin 93, 94. Main 163. Mainau 162. Maine (Frankreich) 196. — (Nordamerika) 254. Mainz 162, 179. Makassarstraße 89. Malabar 85. Maladetta 129. Malaga 131, 133; Mbs. v., 128. Malaien 29, 82, 87, 88, 263. Malaka 87. Malakastraße 88. Mälarsee 142. Malediven 87. Malischer Mbs. 113. Mallorca 134. Malmedy 175. Malmö 144. Malojapass 197. Malta 128. Man 140. Manaar, Golf v., 86. Manchester 139. Mandalay 87. Mandarinen 91. Mandschn 82, 91. Mandschurei 91. Manfredoma, Albs, v., 120. Manhardsberg 21 l. Manila 89. Manitoba 257. Mannheim 182. MansfelderBergwerksdistrict 173. Mantua 125. Manytsch-Niedernng 79. Manzanares 132. Maori 262, 263. Marajo 242. Maracaibo, See v., 24l. Maranon 242. Marbach 181. Marburg (Hessen - Nassau) 175. ' — (Steiermark) 218. March 223. Marchfeld 211, 215. Mnremmen 122. Marianen 263. Maria-Theresiopel 235. Maria-Zell 218. Marienbad 225. Marienburg 171. Marienwerder 171. Maripa 115. Marken 126. Marmarameer 33. Marmor 8. Marne 190. Marokko 72. Maros 230. Maros-Ujvar 236. Maros-Vasarhely 236. Marguesasinseln 264. Mars 52. Marschen 167. Marseille 194. Marshallinseln 264. Martaban, Mbs. v., 87. Martigny 197. Martinique 248. Martinswand 217. Maryland 255. Maskarenen 78. Maskat 102. Massachusetts 255. Massaua 70. Massengcb. 12. Massiv'154. Matrageb. 228. Matterhorn 197. Mauna Kea 264. — Loa 264. 288 Mauren 131. Mauretanier 72. Mauritius 78. Mayotta 78. Mechelu 187. Mecklenburg-Schwerin 178. — -Strelitz 178. Mecklenburger Bucht 161. Mcdiasch 236. Medina 102. Medoc 194. Meer der nordwestlichen Durchfahrt 26, 258, 267. Meer 14; Beschaffenheit n. Bewegung 25 f.; Tiefe 25. Meerane 177. Mecraugeu 228. Meerbusen 16. Meerenge 16. Meeresboden 25. Meeresspiegel 25. Meeresströmungen 26. Mcerstraße 16. Mehadia 236. Meile, deutsche, 5. — englische, 5. — geographische, 5. — österreichische, 5. Meiningen 177. Meissen 176. Mekka >02. Mekong 87. Melanesier 263. Melanesische Inseln 263. Melbourne 261. Mcleda 221. Melnik 225. Melvillc-Hlbinf. 249. Memel, Fl. 148. — St. 171. Memphis 71. Menaggio 156. Menam 87. Menes 235. Menorca 134. Mera 197. Meran 217. Lior No ^lavv 188. Meridian 22, 50. Meridiangeb. 12. Merinos 130. Merkur 52. Merov 70. Mcromsce 100. Merseburg 173. Mersey 135. Merthyr-Tydsil 140. Merwe 166. Mesched 97. Mesoccothal 197. Mesopotamien 99. Messenischcr Mbs. 113. Messina 128; Straßev., 127. Mesta 115. Mestizen 240, 244, 245, 247. Mestre 125. Meter 5. Metischda-Ebeuc 72. Metz 183. Mexico 252; Mbs. v., 44, 239. Miako 92. Miava 228. Michigan 256. Michigansee 250. Middelburg 185. Mies 225. Mikronesier 263. Mikronesische Inseln 263. Milet 103. Militärgrenze 237. Millstädter See 218. Milwaukee 256. Mincio 121, 125. Mineralquellen 14. Minho 129. Minnesotta 256. Miramare 220. Mischabelhörner 197. Miskolcz 235. Mississippi, Fl. 250. — Staat 255. Missvlongi 119. Missouri, Fl. 250. — Staat 255. Mittagskreis 50. Mitau 153. Mittelgeb. 12, 158. — böhmisches, 222. — deutsches, 105, 161. — französisches, 105, 189. — rnmelisches, 115. — ungarisches, 158, 228. Mittelgriechenlaud 113,119. Mittelitalicn 125. Mittelländische Rasse 28, 69, 82, 109. Mittelländisches Meer 33, 104. Mittellauf der Flusse 15. Mitterburg 220. Moa 262/ Mobil 256. Modena 123, 125. Möen 145. Mogador 74. Mohacs 234. Mohamera 99. Mokka 102. Moldau, Fl. 222. — Land 238. Mölk 215. Mvllthal 210. Mologa 151. Molukken 89. Molukkenstraße 89. Monaco 195. Monarchie 32. Mond 52, 58, 59; Durch¬ messer und Entfernung von der Erde 60. Mondessinsternis 59. Mondesphasen 58 f. Mondsee 211. Monfalcone 220. Mongolei 93. Mongolen 81, 82, 93. Mongolische Rasse 29, 82, 109. Monotheistische Religionen 29. Mons 187. Monsune 83. Monsunländcr 83. Montafoner Thal 209. Montana 256. Montauban 194. Montblanc 188. Montcenisbahn 188. Mont d'Or 189. — Pelvoux 188. Monte Gargano 122. Montenegro 118. Monte Maggiore 220. — nnovo 127. — Polino 121. — Rosa 197. — Notondo 196. — Santo 117. Montevideo 246. Monte Viso 188. Montserrat, Bergld. v., 120. Montvna 220. Montpellier 194. Montreal 257. Moor (Moos) 10, 162. Moräne 159. Morast 10. Morawa 114. Morawer 204, 223. Moraybusen 135. Morea 113, 114, 119. Morgarten 200. Moria 101. Mörissce 71. Mormonen 257. Moschee 30. Atoscl 163, 165. Moskau 151. 289 Moskwa 148. Mostar 238. Mosul 99. Mount Everest 92. — Hooker 249. — Townsend 259. Mozambique 77; Canal v., 44, 78. Msta 151. Mnhaniedanismns 29, 96, 109, 116. Mühlhausen (Elsass) 183. — (Thüringen) 173. Mühlheim 175. Mühlviertel 216. Mukdcn 91. Mulahacen 130. Mulatten 240, 245, 248, 253 Mulde 164. München 180. Münden 165. Mündung der Flüsse 14. Munkacs 235. Münster (Westfalen) 174. Münsterische Tieflandsbucht 166. Münstcrthal 156. Mur 210. Muranzathal 156. Mnrazzi 125. Murcia 133. Murg 162. Müritzsce 167. Murray 259. Murten 201. Murtensee 198. Mürz 210. Mnrzuk 73. Mürzzuschlag 218. Mwutansee 70. Mykenü 119. Mytilini 103. n. Nab 162, 164. Nablus 101. Nachtbogen 51. Nadelcap 67. Nadir 49. Nagy-Banja 236. Nahe 163, 165. Namiest 227. Namur 187. Nancy >95. Nangasaki 92. Nanking 91. Nantes 193. Narbonnc 194. Narenta 114. Narew 148. Narowa 147. Nassau 174, 175. Natal 77. Naumburg 173. Naupaktus 119. Nauplia 119; Mbs. v., 113. Navarino 119. Navarra 133, 194. Naxos 119. Nazareth 101. Neapel 123, 127; Mbs. v., 120. Stebel 63. Nebenbewvhncr 56. Nebenfluss 14. Nebenthal 13, in den Alpen 160. Nebraska 250. Neckar 163. Neckarbergld. 162. Ncdsched 102. Negerrasse 29, 69, 74, 240, 245, 248, 253. Negoi 229. Negroponte 113, 119. Nehrung 167. Neiße, Fl. 167. — St. 173. Nepal 86. Neptun 52. Nertschinsk 95. Nestus 115. Netze 167. Ncubraunschwcig 257. Ncubreisach 183. Neubritannien 263. Neucaledonien 263. Neucastilien 132. Neuchatel 201. Neuenburg 201. Neuenburger See 198. Neu-England 139. — (Nordamerika) 255. Neufundland 257. Neuguinea 261. NcnhanS (Böhmen) 225. Stene Hebriden 263. Nenmarktl 219. Neumexico 256. Neunkirchen 215. Neusatz 235. Nenschottland 249, 257. Neuseeland 261. Steusibirien 95. Neusiedler See 229. Neusohl 234, Neustrelitz 178. Stensiidwalcs 261. Nentitschein 227. Neutra, Fl. 229. — Comitat 234. Neutrageb. 228. Neuwert 166, 179. Nevada 256. — de Sorata 242. Newa 147, 148. Newark 255. Newcastle 140. Newhampshire 254. Newjersey 255. Neworleans 256. Ncwyork 255. Ngamisee 75. Niagara 250. Nicaragua 247; See 247. Nid dem Walde 200. Niedcrbaieru 180. Niedcrgebirge 12. Nicderguinea 77. Niederlande 111, 183,184. Niederländer 184. Niedcrlausitz 172. Niederösterreich 205, 214. Niederrheinisches Schiefer¬ gebirge 165. Niederschlag 63. Niederschottisches Bergland 135. Niedernngar. Tfeb. 229, 235. Niedrige Inseln 264. Stiemen 148. Nierstein 179. Niger 74. Nikobaren 88. Nikolajew 154. Nikolajewsk 95. Nikolsbnrg 227. Stil 69 f.' Nilgirigcb. 84. Nimegcn 185. Nimes 194. Ninive 99. Nipon 91, 92. Risch 114, 115. Nischnij-Nowgorod 152. Nivernais 196. Nizza 123, 195. Stoce 212. Nogat 148. Nomaden 31. Nordalpen 155. Nordamerika 249 ff. — britisches 257. Nordnmerikan. Hochld. 249. — Seealpcn 250. Nordanstralicn 261. Nordcap 104, 144. Nordcarolina 255. Supan, Geographie. 19 290 Norden 4. Norddeutschland 164, 171 sf. Nordgriechenland 113. Nordhausen 173. Nordhollandischer Canal 185. Nordinsel 26 l. Nordische Mächte 111. Rorditalien 123. Nordcanal 135. Nordlicht 265. Nördlingen 180. Nordostland 267. Nordöstliche Durchfahrt 26. Nordpol 43. Nordpolargegcnden 267 f. Nordsee 32/ Nordslaven in Österreich 204. Nordstern 4. Nordtirol 216. Nordtirolische Kalkalpen 157, 210. Normandie 188, 189, 193. Normanische Inseln 138, 188. Norrköping 144. Norwegen 144. Norweger 109, 143. Norwich 139. Nottingham 139. Nowaja-Semlja 147. Nowgorod 152. Nubien 70. Nnmidien 72. Nürnberg 18l. Nyassasee 76. (0. Oahu 264. Oasen 73. Ob 94. Ob dem Walde 200. Oberbaiern 180. Obercanada 257. Oberdeutsche Hochebene 161, 2l1. Oberer See 250. Oberguinea 75. Oberinnthal 209. Oberitalien 123. Oberkärnten 218. Oberkrain 219. Oberlauf der Flüsse 15. Oberlausitz 173, 177. Oberösterreich 205, 2 >5. Oberpfalz 180; Plt. der, 164. Oberrheinisches Land 162. Oberrheinische Tiefeb. 105, 162. Obersteiermark 218. Oberungarische Tiefeb. 229. Oberwallis 198. Obock 70. Ocean, großer od. stiller, 25. Oceane 24. Oceanische Flüsse 14. Ochotzk 95. Ochotzkisches Meer 40. Ochridasee 114. Ocker 166. Odenwald 162. Oder 106, 167. Odessa 154. Ödenburg 234. Öland 144. Llberg 101. Ösel 147. Österreich ob der Enns 205. — unter der Enns 205. ÖsterreichischeAlpen 157,211. — Schweiz 211. Österreichisches Granitpla- teau 211, 221. — Hügelland 211. Östcrreich.-ungarijche Mon¬ archie 111, 202. Öta 114. Ötzthal 209. Ötzthaler Alpen 157, 209. — Hochgebirgsgrnppe 209. Özbegen 96. Ofanto 122. Ofen 234. Offenbach 179. Oglio 121. Ogowe 77. Ohio, Fl. 250. — Staat 256. Oise 190. Ojtospass 229. Oka 148. Oldenburg 178. Olgastraße 267. Olmütz 227. Olsa 227. Olymp (Griechenland) 114. — (Kleinasien) 103. Oman 101, 102. Omsk 95. Onega 148. Onegasee 147. Ontariosee 250. Oportv 134. Oppa 167. Optische Erscheinungen in den Polarländern 265. Oran 72. Oranje 76 Oranje-Republik 77. Oregon 256. Orel 152. Orenburg 154. Orfani, Mbs. v., 113. Orjen 221. Orinoco 242. Orizaba, Pik v., 249. Orkane 63. Orkney-Inseln 140. Orlcannais 196. Orleans 196. Ormns, Straße v., 101. Orontes 100. Orsova 228, 226. Ortles-Adnmello-Alpen 157, 211. Ortles 211. Osaka 92. Osmanen 116. Osmanisches Reich 117. Osnabrück 173. Ossiacher See 218. Ostalpcn 156, 157. Ostcap 79. Osten 4. Ostende 186. Osterinsel 264. Osterode 173. Osterschelde 166. Ostiudischer Archipel 88 f. — Handel 89. Ostiran 97. Ostmark 214. Ostrnmelien 117. Ostrussland 154. Ostsee 32, 104. Ostsecprovinzen (Russl.) 152. Ostsibirisches Geb. 94. Ostturkestau 93. Othrys 114. Ottawa 257. Ovechssel 185. Oviedo 132. Oxford 139. Oxus 8l. Ozarkgeb. 250. P. Packeis 265. Paderborn 174. Padua 125. Pagasüischer Golf 113. Pago 221. Pagode» 85. Palaninseln 263. Palästina 100. Palermo 128. Palksstraße 86. Palma 134. Palmenöl 74, 77. 291 Palos 134. Paltenthal 156, 210. Pamir 03. Pampas 243. Pamplona 133. Panama 248; Isthmus v., 240, 247, 248. Pancsova 235. Pandschab 84. Panormus 128. Papuas 261, 263. Para 246. Paraguay, Fl. 242. - Staat 246. Parallelgeb. 12. Parallelkreise 22. Paramaribo 245. Parana 242. Paranussbaum 243. Pardubitz 226. Parenzo 220. Paris 192. Parma 123, 125. Parnass 114. Paros 119. Parsen 96. Particnlarkarten 22. Passatwinde 62. Passau 180. Pässe 13. Passeierthal 209, 217. Passhöhe, mittlere, 13. Pasterze 210. Pasto 242. Pästnm 127. Patagonien 242, 246. Patna 86. Patras 119; Mbs. v., 113. Pan 194. Pavia 124. Paxo 119. Pazifikbahn 254. Pazifischer Ocean 25. Paznannthal 209. Pegnitz 181. Peiho 91. Peipussce 147. Peking 91. Peloponnes 113, 114. Pencns 114. Penninische Alpen 157,197. Pennisches Geb. 135, 137. Pennsylvanien 255. Pern 117. Peräa 101. Perekop, Isthmus v., 147. Pcrihelinm 53. Perim 102. Perm 154. Pcrnambnco 239, 246. Perpignan 194. Perscpolis 97. Perser 82, 96, 97. Persisches Geb. 96. Persischer Mbs. 40. Persisches Reich 97. Perth 140. Pern 244. Perugia 126. Peschcrähs 246. Peschicra 125. Pest 234. Petermannland 267. Petersburg 152. Pcterwardein 237. Petschili 91. Petschora 148. Pettau 218. Pettaner Feld 218. Pfälzer Geb. 163. Pfaffcnspitzen 209. Psävers 202. Pfcfferkiiste 75. Pforzheim 182. Phasis 98. Philä 71. Philadelphia 255. Philippinen 89. Philippopel 117; Becken v., 115. Philistäer 100. Phlegräische Felder 127. Phönikcr 100. Piacenza 125. Piave 121, 212. Picardie 193. Piemont 123, 124. Pietramala 121. Pik 11. Pik de Teneriffa 78. Pilatus 197. Pillau 171. Pilsen 225. Pindns 114. Pinzgau 216. Pirano 220. Piräus 119. Pisa 123, 125. Pischnlvar 86. Pisek 225. Pisinv 220. Pischtjan 234. Pittsburg 255. Pitzthal 209. Plan 17, 22. Planeten 52. Planetoiden 52. Plantagen 255. Plateau 10. Platte 11. Plattensee 229. Planen 176. Pleiße 176. Plymouth 139. Po 106, 120. Podhorze 148. Podolieu 153. Po-Ebene 105, 120, 122. Point de Galle 87. Poitiers 193. Poitou 193. Pola 220. Polarkreise 56. Polarstern 4, 48. Polarwinde 62. Pole 49. Polen 109, 150, 171, 204, 231. — (russische Proviuz) 153. Policastro, Mbs. v., 120. Polynesien 262, 263. Polynesier 263. Polynesische Inseln 264. Polytheisten 30. Pommern 172. Pommerische Bucht 161. Pompeji 127. Pondichery 86. Pongau 216. Pontebba 2l2. Pontinische Sümpfe 122. Pontisches Geb. 103. Pontisches Küstenland 154. Pontus euxinns 33. Poprad 228, 230. Porogi 148. Portalegre 246. Port d'llrban 77. — Elisabeth 77. — Jackson 261. — au Prince 248. — Sätd 71. Portsmouth 139. Portugal 13l, 134. Portugiesen 109, 130, 240, 243. Potwal 260. Portwein 13 l. Posen 171. Potosi 245. Potsdam 172. Prag 224. Praga 153. Prärien 251. Prüvali 218. Predil 212. Pregel 171. Prcmysliden 223. Preran 227. Presidios 72. 292 Pressburg 234. Preston 139. Preußen (Königreich) 171 ff. — (Provinz) 171. — (Urbewohner) 169. Pribram 225. Prinz Edwardinsel 257. Prinzeninsel 78. Pripet 148. Profil 16. Promontore 209. Propontis 33. Prosna 146. Prossnitz 227. Protestantische Kirche 30, 82, 110, 240, 260. Proven?alische Alpen 157, 188. Provence 188, 194. Pruth 230, 238. Przemysl 233. Ptolomais 101. Puebla 252. Puerto Rico 248. Püllna 226. Puma 243. Punta Arenas 247. Pürglitz 225. Pusterthal 156, 217. Pussta 230. Putbus 172. Pylos 119. Pyrenäen 129. Pyrenäenlandschaften (fran¬ zösische) 194. Pyrenäische Halbins. 128 ff. Pyrmont 178. Quadratkilometer 6. Quadratmcile, deutsche, 6. — österr., 6. Quarkcn 147. Quarnerische Inseln 220. Ouarnero 203. Quebeck 257. Quedlinburg 173. Queensland 261. Quelle 14, heiße 27. Quellsee 14. Querstraße 160. Qncrthal 13, in d. Alpen 160. Quito 244; Hochld. v., 242. n. Raab, Fl. 210, 229. — St. 234. Radautz 233. Radkersbnrg 218. Radoboj 237. Radstadt 216. Radstädter Tauern 210. Ragusa 221. Rakonitz 225. Rakos 234. Randgebirge 12. Randseen, alpine, 159. Rangun 87. Rassen 28 f. Rastatt 182. Ratibor 173. Rauhe Alp 163. Rauris 216. Ravenna 125. Rednitz 164. Reduction 6. Reformirte 30. Regen, trop und subtrop. 63. Regensburg 180. Reggio (Calabricn) 127. Reichenau (Insel) 162. Reichenbach 176. Reichenberg 226. Reichenhall 180. Reif 63. Reikjavik 146. Reims 195. Religionen 29 f. Remscheid 175. Rendsburg 174. Rennes 193. Rennsteig 164. Republik 32. Reschen-Scheideck 209, 210. Retz 215. Revolution 52 f. Mus 133 Reuß, Fl. 198. — Fürstenthnmer 177. Reutlingen 181. Rewal 153. Rhätikonkcttc 197, 209. Rhätische Alpen 157, 197, 209. Rhäto - Romanen (Ladiner) 199, 204, 213. Rhein 106, 162, 166, 198. — alter, 166. — krummer, 166. Rheincanal 190. Rheinfall 162. Rheingan 175. Rheinpfalz 181. Rheinprovinz 175. Rheinstraße 198. Rhode Island 255. Rhodope 115. Rhodus 103. Rhön 165. Rhone >06, 189, 198; Tief¬ ebene d., 105, 188. Rhonegletscher 189. Rias 129. Richmond 256. Ried 162. Ried (Oberösterreich) 216. Ricnz 209. Riesengeb. 222. Riga 153. Rigaischer Mbs. 147. Rigi 197, 198. Rilo-Dagh 115. Rimini 125. Rio de la Plata 242. Rio de Janeiro 246. Rio grande 249. Rio Ncgro 242. Rion 98. Riva 217. Rochefort 193. Rocky Mountains 249. Rodna 237. Rodriguez 78. Roer 166. Rohitsch 219. Rokitnosiimpfe 148. Rom 126. Romanen 109, 204, 240. Römerbad 219. Roncesvalles 129. Röraas 144. Rorschach 202. Rosette 71. Röskildc 146. Rossitz 226. Rostock 178. Rostow 154. Rotation 52. Rother Fluss 87. Rothes Meer 40. Rotherthnrmpass 229. Rothhäute 240. Rothrussland 153. Rotterdam 185. Roubaix 193. Rouen 193. Roussillon 194. Roveredo 217. Rovigno 220. Rucken d. Geb. 11. Rüdesheim 175. Rudolfswert 219. Rudolstadt 177. Rügen 172. Ruhr 165. Ruhrort 175. Ruhrthal 175. Rumänen 109, 150 , 204, 231, 238. 293 Rumänien IN, 238. Rumburg 226. Rumelien 117. Rumelisches Mittelgeb. 115. Russen 109, 149, 150. Rust 234. Rustschuk 118. Russland 111, 146 ff. Ruß 148. Ruthenen 204, 231. Rütli 200. Rybinsk 152. Rzeszow 233. S. Saale, fränkische, 164. — sächsische, 164. Saanc 198. Saar 163. Saarbrücken 175. Saarbrücker Steinkohlen¬ becken 170. Saarlouis 175. Saaz 226. Sabionccllo 221. Sabiuer Berge 121. Sachalien 95. Sachsen (Königreich) 176. — (preuß. Provinz) 173. — -Altenburg 177. — -Koburg 177. — -Meiningen 177. — -Weimar 177. Sachsen (Ungarn) 236; Land der, 236. Sächsisches Bergld. 164. Sacramento 256. Sahara 73. Sahel 73. Saida 100. Saigon 87. Sajo 230. Sala y Gomez 264. Salamanca 132. Salambria 114. Salomonsinseln 263. Salerno 127. Salford 139. Salminsel 267. Salona 221. Saloniki 117; Mbs. v., 113. Salnön 87. Salnrn 217. Salzach 209, 216. Salzburg, Hcrzogth.205,216. — St. 216. Salzburger Alpen 157, 210. Salzkammcrgnt-Alpcn 157, 211. Salzkammergut, baier., 180. — vberösterreichijch., 216. Salzquellen 14. Salzsee, großer, 257. Salzwnsserseen 14. Samara (Abessinien) 70. Samara (Russland) 149. Samaria 101. Samarkand 96. Sambre 166. Samland 171. Samoa 264. Samojeden 109, 152. Samos 103. Samum 73. San, Nbfl. der Save 212. — Nbfl. der Weichsel 230. Sandboden 9. Sandstein 8. Sandwichinseln 264. San Francisco 256. San Luis Potosi 252. San Marino 123. Sanna 209. San Sebastian 132. Sanskrit 109. Sanssouci 172. Santa Marta 242. Santa Maura 119. Santander 132. Santiago (Chile) 245. — de Compostella 132. Säntis 198. Santorin 119. Saon 189. Saratow 154. Sarazenen 101. Sarca 212. Sardinien 128. Sarnen 200 Saronischcr Mbs. 113. Saros, Mbs. v., 113. Saterland 167. Sattel 11, 13. Saturn 52. Saualpe 210. Sauerland 165. Saumpfade 160. Savannah 256. Savanne 68, 247. Save 212. Savona 124. Savoyen 123, 195. Savoyische Alpen 157, 188. Sazawa 222. Schah von Persien 97. Scesaplana 209. Schächenthal 200. Schafbcrg 211. Schaffhausen 201. Schaltjahr 52. Schamanenthum 30. Schamo 93. Schanghai 91. Schara 151. Schar-Dagh 114. Schat el Ärab 99. Schaumburg-Lippe 178. Scheren 142. Scheck 102. Scheitel (der Berge) 11. Scheksna 151. Schelde 166. Schcmnitz 234. Schieferthon 8. Schifferinseln 264. Schiiten 96. Schiras 97. Schitomir 153. Schladebach 27. Schlaggenwald 225. Schlau 225. Schlei 174. Schleiz 177. Schlesien (österr.) 205, 227. — (preußisch) 172. Schleswig 173, 174. Schleswiger Bucht 161. Schlucht 13. Schlüsselburg 152. Schmöllnitz 234. Schneeberg, ewiger, 211. — (Fichtelgeb.) 164. — Krainer, 213. — (Sudeten) 222. Schneckoppe 222. Schneelinie 61. Schönberg 227. Schönbrunn 215. Schottische Kirche 136. Schottisches Hochld. 135. Schottland 135, 140. Schottländer 136, 141. Schumla 118. Schütt 229. Schwaben (baierische Prö¬ ll inzs 180. Schwäbisches Terrassenland 163. Schmalbach 174. Schwarzawa 227. Schwarzburg, Fürstenthü- mer, 177. Schwarze Erde 149. Schwarzes Meer 33. Schwarzwald 162. Schwatz 216. Schwechat 215. Schweden (Königreich) 143, 144. 294 Schweden, die, 109,1-13,153. Schwedisches Vorland 267. Schweidnitz 173. Schweinfurt 18 l. Schweiz 111, 196 ff. — fränkische, 163. — österreichische, 211. — sächsische, 164, 222. Schweizer Hocheb. 198. — Jura 199. — Seen 198. Schwerin 178. Schwetzingcr Garten 182. Schwyz 200. Schwyzer Alpen 157, 197. Schhl 229, 238. Scilly-Jnscln 140. Scirocco 219. Sclcivcnküstc 75. Scllwensec 250. Serub 259. Scylla 127. Sdobba 212. Sebenico 221. Sedan 195. See 14. Seealpen 156, 188. — »ordainerikanische, 250. Seeland 185. — (Insel) 145. Seemächte 111. Seemeile 5. Segura 130. Seine 106, 189. Selkers 174. Semiten 29, 82, 98. Semipolatinsk 96. Semlin 237. Semmering 210, 213. Sempach 200. Sempacher See 198. Senegal 75. Senegambien 75. Senkungen 28. Senar 70. Senne 186. Serai 117. Seraing 187. Serajewo 238. Serben 109, 115, 204, 219, 238. Serbien 118. Seres 117. Sereth, Nbsl. d. Donan 230, 238. Scsia 121. Setnbal, Albs, v., 128. Severn 135. Sevres 193. Sevilla 133. Sewastopol 154. Seychellen 78. Shannon 136. Sheffield 139. Sheerneß 139. Sherry 131. Shetlandsinseln 140. Siam 87; Mbs. v., 87. Sibirien 94 f. Sibirischer Tract 94. Sibirisches Tfld. 94. Sichern 101. Sicilien 127. Sidon 100. Sidra, Golf v., 67. Siebenbürgen 206, 236; Hochld. v., 229. Sicbenbürgisches Erzgebirge 229. Sicbengeb. 165. Sieg 165. Siena 126. Sierra Estrella 129. - Leone-Küste 75. — Madre 249. — Morena 129, 131. — Nevada (Spanien) 130. - (Nordamerika) 250. Sigmaringen 176. Si-Kiang 91. Sikok 91. Silistria 118. Sillthal 209. Silvrettagrnppc 197, 209. Simferopol 154. Simplonstraße 198. Sinai 102. — Halbinsel 102. Singapur 88. Sinigaglia 126. Singhala 86. Sinope 103. Sinub 103. Siracusa 128. Siscia 237. Sissek 237. Sitten 202. Sint 71. Siwah 73. Skagen 145. Skager Rak 141, 145. Skandinavier 109, 143. Skandinavische Halbinsel 141 ff. Skandinavisches Hochgeb. I4l. Skutari (Albanien) 118. — (Kleinasien) 103. Slaven 109, 115, 149, 168, 204, 213, 219, 223, 231. Slavonische Militärgrenze 237. Slavonien 206, 237. SlvvakenlOO, 204,223,231. Slovenen109,204,213,219. Smithsund 258. Smolensk 152. Smyrna 103. Socotra 78. Soest 174. Sofala 77. Sofia 118; Becken v., 115. Sognefjord 142. Soissons 193. Solfataren 127, 261. Solingen 175. Solnhofen 181. Solothnrn 201. Solquellen 14. Solstein 210. Solstitinm 55. Solwnybuscn 135. Sonral 67, 77. Somme 189. Sondershausen 177. Sonne, scheinbarer Gang der, 51 f.; Durchmesser und Entfernung von der Erde 60. Sonneberg 177. Sonnenfinsternis 59. Sonnensystem 52 sf. Sorben 109. Sorrent 127. Southampton 139. Sonthwnrk 138. Spa 187. Spalato 221. Spandau 172. Spanien 131, 132. Spanier 109, 130, 131, 240, 244. Sparta 119. Speeialkarten 22. Speier 181. Spencergolf 259. Spessart 164. Spezzia 124. Spielberg 227. Spitzbergen 267. Spitzbcrgensee 267. Splügenpass 198 Spoleto 126. Sporaden 103. Sprachen 29. Spree 167. Spreewald 167. Sqnillacc, Mbs. v., 120. Srinagar 86. Staat 31. 295 Stade t73. Stasfa 141. Stamm der Cantinente 32. Stanislawow 233. Stans 200. Stanzerthal 209. Stargard 172. Stassfurt 173. Stauropol 98. Stavanger 143. St. Barthelemy 248. St. Bernhard, großer, 197. — kleiner, 188. St. Croix 248. St. Denis 193. St. Domingo 248. Steier, Fl. 211. — St. 216. Steierische Alpen 157, 210. Steierisches Hügelland 158, 210 999 Steiermark 205, 218. Steilküsten 16. Stein (Kram) 219. — (Niedervsterrcich) 215 Steinboden 9. Steinernes Meer 211. Steppe 64. Steppensee 14. Sternberg 227. St. Etienne 196. Stettin 172. St. Gallen 202. St. Gallner Alpen 157,198. St. Georgsarm der Donau 238. St. Georgscanal 135. St. Gotthard 197. St. Gotthard-Eisenbahn 198. St. Helena 78. St. Jean 248. Stilfser Joch 212. St. Johann (Salzburg) 156. St. Johns (Neubraun- schweig) 257. — (Neufundland) 257. St. Louis (Nordamerika) 256. — (Senegal) 75. St. Michacl-Mbs. 188. St. Nicolas 186. Stockeran 215. Stockholm 144. Stvke-npon-Trent 139. Stolpe 172. St. Pölten 215. St. Quentin 193. Strakonitz 225. Stralsund 172. Strand 16. Straßburg 182. Straubing 180. Strom 14. Strvmschnellen 15. Struma 115. Strymou 115. St. Salvador, Republik, 247. St. Thomas 248. St. Thome 78. Stubaier Hochgebirgsgrnppe 209. Stubaithal 209. Stufenlnnder 10. Stuhlweißenbnrg 234. Stnra 156. Stuttgart 181. St. Veit 218. St. Bincentgolf 259. St. Wolfgangsee 211. Subapenninen 121. Sucre 245. Suczawa 233. Sudan 74 f. Südafrika 75 f. Südafrikanische Republik 77. Südalpen 155. Südamerika 241 ff. Südaustralien 261. Südcarolina 255. Süddeutschland 164, 179 ff. Süden 4. Sudeten 222. Sudetenländer 204, 221. Sndetenthore 222. Südeurvpa 112. Südgriechenland 113. Südinsel 261. Süditalien 127. Südliche Alpen 261. Südlicht 265. Südpol 49. Südpolargegenden 268. Südrnssifche Landhöhc 147. Südrussland 153. Südsee 25. Südslaven (Österreich) 204. Südstaaten, nvrdamerikan., Südtirol 217. Südvictorialand 268. Suez 67, 71; Mbs. v., 102. Snezcanal 27, 71. Suhl 173. Snliua 238. Sulzer Belchen 162. Sumatra 88. Sumpf 9. Sund 33, 141. Snnda-Jnselu 88, 89. Snndasee 89. Snndastraße 27. Sunderland 140. Snniten 96. Sur 100. Surabaya 89. Surate 86. Suren 198. Susa 188. Susquehauna 250. Slißwasserseen 14. Sweaborg 153. Swinemünde 172. Syduey 261. Syr 95. Syra 119. Syrien 100. Syrisch-arabische Wüsten¬ platte 98. Syrmische Hügel 230. Syrien 67. Szamos 230. Szcgedin 235. Szeqszard 234. Szekler 236; Land der, 236. T. Tabor 225. Tachau 225. Tadschiks 96. Täbris 97. Tafelbai 77. Tafelberg (Capland) 77. Tafelland 10. Taganrog 154. Tagbogcn 51. Taqliamento 121, 212. Tahiti 264. Tajo 130. Taminathal 202. Tanaro 120. Tanganjikasee 76. Tanger 72. Tarabison 103. Tarabulus 100. Tarent 127; Mbs. v., 120. Tarim 93. Tarn 190. Tarnopol 233. Tarnow 233. Tarnvlvitzer Plt. 167. Tarragona 133. Tarsus 103. Tarvis 218. Tafchkend 96. Tasmanien 26l. Tatra, hohe, 228. Tauber 164. Taubergrnnd 164. Taunus 165. Taurus 102. Tauß 225. Taygetus 115. 296 Tegernsee 180. Teheran 97. Tehuantepec 247. Teich 14. Teifun 91. Tejo 134. Temesvar 235. Temperatur 61. Teneriffa 78. Tennessee, Fl. 250. — Staat, 255. Tenno 92. Teplitz 226. Terek 98. Terrassen (Land) 10. Territorien, nordamerika- nische, 254, 256. Teschen 227. Tessin, Fl. 121, 197. — Canton 202. Tetschen 226. Teutoburger Wald 165. Teveronc 126. Texas 255. Texel 166, 185. Thal 13. Thalfahrt 16. Thalgehänge 13. Thalrand 13. Thalsohle 13. Thalsystem 160. Thalwand 13. Thau 63. Thaya 223. Theaki 119. Theben (Ägypten) 71. — Thalcnge v., 211. Theiß 230.' Themse 135, 138. Themsebnsen 135. Theodulpass 158. Theresienstadt 226. Thermen 14. Thermometer 61. Thermopylen 114. Thessalien 114, 118. Thianschan 93. Thierkreis 53. Thonschicfcr 8. Thorn 171. Thraker 116. Thun 201. Thuner See 198. Thurgau 202. Thüringen 164. Thüringer Wald 164. — Staaten 177. Tibbu 73. Tiber 122. Tiberias 101. Tibet 93. Tibetaner 82, 93. Ticino 121, 124. Tiefebene 10. Tiefe, mittlere, der Seen und Meere 13. Tiefland 10. Tieflandseen 14. Tiflis 98. Tigris 97, 99. Tilsit 171. Timbuktu 74. Timok 114. Timor 89. Tinde 142. Tirnowa 118. Tirol, Grafschaft, 205, 216. — Schloss, 217. Titicacasee 242. Tivoli 126. Tvblacher Feld 209. Tobolsk 95. Toce 197. Tödi 197. Todtes Gebirge 211. Todtes Meer 100. Tokaj 235. Tokio 92. Toledo 132. Toll Poz 147. Tömospass 229. Tomsk 95. Tonalepass 211. Tonga-Inseln 264. Tongking 87. Torf 10. Torgau 173. Tornados 248. Torneo-Elf 141. Torresstrasze 27, 261. Tortosa 133. Toscana 123, 125. Tonl 195. Toulon 194. Toulouse 194. Touraine 196. Tonrcoing 193. Tonrnay 187. Tours 196. Tower 139. Transkaukasien 98. Transleithanien 205, 206; Verfassung v., 207. Transsilvanische Alpen 229. Transvaalische Republik 77 Transve'salgeb. 12. Trapezunt 103. Trasimenus-See 126. Traun 211. Trannsee 211. Trautenau 226. Travemünde 179. Trebbia 120. Trebitsch 227. Treibeis 265. Trentschin 234. Treviso 125. Trichterförmige Mdg. 14. Trient 217. Trientiner Alpen 157, 212. Trier 175. Triest 220; Golf v., 203. Triglav 212. Trincomale 87. Trinidad 248. Tristan d'Acunha 78. Tripolis (Afrika) 72. — (Asien) 100. Trvllhättafälle 142. Trvndhjem 144. Trondjefjord 142. Tropen 52. Tropfsteinbildnngen 163. Troppau 227. Troyes 195. Tsadsee 75. Tscherkessen 98, 116. Tschuktschenvorland 95. Tsingling-schan 89. Tnamotu-Archipel 264. Tuareg 73. Tübingen 181. Tüffer 219. Tula 152. Tulln 215. Tullner Becken 203, 211. Tundren 94. Tundscha 115. Tnngusien 91. Tunis 72. Turan, Tfld. v., 95. Turin 124. Türkei 111, 117. Türken 82, 96, 109, 116, 150, 154. Türkisches Asien 98. Türkistan 96. Turkmenen 96. Tweed 135. Twer 152. Twcrza 151. Tyrrhenisches Meer 33. Tyrus 100. Tzanasee 70. A. Udine 125. Überlinger See 162. Ufer 16. Ukerewesce 70. Ukraina 152. Ulin 182. Umbrien 126. 297 Unentwickelte Völker 30. Ungarn 206, 233. — Land der, 236. Ungarisches Erzgeb. 228. — Mittelgeb. 158, 228. Uugarisch-Hradisch 227. Union von Nordamerika 253. Unitarier 204. Universalkarten 22. Unna 203. Unstrut 164. Untercanada 257. Unterinnthal 209. Unteritalien 127. Unterkärnten 217. Unterkrain 219. Unterlauf der Flüsse 15. Untersberg 211. Untersee» 201. Untersteiermark 218. Unterwalden 200. Unterwallis 198. Untiefen 15. Upsala 144. Ural, Fl. 148. — Geb. 147. Ural-alta'i'scher Sprachstamm 82. Uranus 52. Uri 200. Urcantone 200. Urserenthal 156. Uruguay, Fl. 242. — Republik 246. Urumiasee 97. Usedom 167. Utah 256, 257. Utrecht 185 V. Vaal 76. Vaduz 202. Valencia 133; Mbs. v., 128. Valenciennes 193. Balentia (Irland) 134. Valladolid 132. Val Mesocca 156. Valparaiso 245. Vancouver 250. Van-Diemensland 261. Vanoiseberge 188. Vardar 114. Varinas 245. Varna 118. Vahda-Hunyad 237. Vecht 166. Vedretta 159. — di Marmolata 212. Vegas 133. Vegetationsformen 64. Veglia 220. Beldeser See 219. Belebitschgeb. 220. Bendee 193. Venedig 123, 124; Golf v., 203.' Benedigergruppe 210. VenetianischeAlpen 157,212. Venetien 124. Venezuela 245; Küstengeb. v., 242. Venn 165. Benns 52. Vera-Cruz 252. Berbas 237. Verden 173. Verdon 156. Verdun 195. Vereinigte Staaten v. Nord¬ amerika 253 ff. Vermont 254. Verona 125. Veroneser Alpen 157, 212. — Klause 212. Versailles 193. Vertesgeb. 228. Verviers 187. Verwitterung 9. Vesuv 127. Vevey 201. Bia Aemilia 125. — Mala 197. Vicenza 125. Victoria (Australien) 261. — (China) 91. Victoriafälle 76. Victorialand (antarktisch) 268. Bictoria-Nyanza 70. Vicuna 243. Vienne, Fl. 190. — St. 195. Vierwaldstädter Alpen 157, 197. — See 198. Villach 218. Bintschgau 209. Birginien 255. Vitoria 132. Bitosch 115. Bivarais 189. Vlämen 186. Vlissingen 185. Vogelsberg 165. Vogesen 162. Bölkerthor 93, 96. Bolo, Golf v., 113. Volsker Berge 121. Volturno 122. Boralpen 158. Vorarlberg 205, 214, 217. Vorarlberger Alpen 157,210. Vorderasien 98. Vorderindien 84 ff. Vordernberg 218. Vorgebirge 16. Böslau 215. Vranasee 220. Vnlcane 27. Vnlcanpass 229. US. Waadt 201. Waag 229. Waal 166. Wodai 75. Wadden 166. Wad el Arab 99. Wagram 215. Wahabiten 102. Waidhofen a. d. Jps 215. Waigatschinsel 147, 267. Waigatschstraße 147. Waitzen 234. Walachai 238. Wald 9. Waldai-Plateau 147. Waldeck 178. Waldenburger Bergld. 222. Waldcantone 200. Waldkarpathen 229. Waldland 64. Wales 140; Halbins. 135; Hochld. v., 135, 136. Walhalla 180. Wallensee 198. Wallgau 209. Wallis 202. Walliser 109. Walliser Alpen 197. Wallonen 186. Wallriff 262. Wttlschtirol 217. Wandervölker 30. Wansee 97. Warasdin 237. Warasdiner Geb. 230. Warnsdorf 226. Warschau 153. Wartburg 177. Warthe 167. Wasgau 162. Wash 135. Washington, St. 254. — Territorium 256. Wasserfall 15. Wasserscheide 15. Watawa 222. Waterford 141. Waterloo 187. Waltiugs-Jnsel 248. 298 Watzmann 211. Wechsel 210. Wedgewoodgeschirr 139. Weichboden 9. Weichsel 106, 118, 167,230. Weide 9. Weiher 14. Weimar 177. Weinheim 182. Weinsberg 181. Weißensee 218. Weißes Meer 32, 147. Weißrussen ISO. Wellenbewegung des Meeres 26. Wels 216. Weltachse 49. Weltgegenden 3. Wendekreise 52, 56. Wenden 172, 177. Wenersee 142. Werchojansk 81. Werra 165. Werschetz 235. Werste 5. Wertach 180. Wesel 175. Weser 106, 165, 166. Weserbergld. 165. Weserkette 165. Westalpen 156. Westanstralien 261. Westen 4. Westend 138. Westerschelde 166. Westerwald 165. Westfalen 174. Westfalische Pforte 165. Westgothen 131. We'tindien 248. Westindischer Handel 89. We 'tiran 97. Westmächte 111. Westminster 138. Westrussland 153. Westvirginien 255. Wetter 164. Wetteran 164. Wettersee 142. Wetzlar 175. Wick 140. Widdin 118. Wieliczka 232. Wien 214. Wiener Becken 203, 211. — -Neustadt 215. — Wald 211. Wiesbaden 174. Wieselbnrg 234. Wiese 9. Wight 140. Wikinger 143. Wilczekland 267. Wildbad 181. Wildspitze 209. Wilhelmshaven 173. Wilhelmshöhe 175. Wilia 148. Wilkesland 268. Wilna 153. Winde 61 f. Windhiakette 84. Windische Bühel 218. Windrose 4. Windsor 139. Windstillen 62. Winipegsee 250. Winterthur 200. Wippachthal 219. Wisby 144. Wischehrad 225. Wisconsin 256. Wisentthal 163. Wismar 178. Wittenberg 173. Wittingan 225. Wladikaukas, Straße v., 98. Wocheiner See 219. Wolfenbüttel 178. Wolfsberg 218. Wolga 106, 148. Wolhynien 153. Wollin 167. Wolverhampton 139. Woolwich 139. Wörgl 209. Woronesch 152. Worms 179. Wormser Joch 212. Wörnitz 162, 163. Wörthersee 218. Wrangclinscl 267. Würmsee 162. Württemberg 181. Würzburg 181. Wupper 165. Wupperthal 175. Wüste 9, 64. Wyoming 256. A' Lauten 175. Xerez 131, 133. Y Y 185. Yankees 253. Yellowstone, Nationalpark am, 257. Yellowstonsee 257. Uvnne 190. York 140. — Halbins. 259. Ysscl 166. Ystadt 144. Yucatan 247, 248. Z- Zaandam 185. Zabern 163, 183. Zahn (Gipfelform) 11. Zahnküste 75. Zakynthos 119. Zalathna 237. Zaleszczyky 233. Zambesi 76. Zante 1>9. Zanzibar 77, 78. Zara 221. Zaragoza 133. Zator 233. Zeitun, Mbs. v., 113. Zeitz 173. Zeller See 162, 211. Zengg 237. Zenith 49. Zenta 235. Zichyland 267. Zigeuner 236, 238. Zihl 198. Zillerthal 210. Zillerthaler Alpen 210. Zion 100. Zips 234. Zirknitzer See 219. Zittau 177. Zuaym 227. Zodiacus 53. Zollfeld 218. Zombor 235. Zonen 56 f. Zuflüsse 14. Zug 200. Zuger See 198. Zugspitze 210. Zuidersee 161, 166, 183. Zürich 200. Züricher See 198. Zwetl 215. Zwickau (Sachsen) 176. Zwillingsströme 80. M MI VTKIHLIXä