32. Kamstag den 9. August l828. Nsn Carlos, Anfallt von Spanien. (Nils dem Französischen des Sallois, liberftljt von Fr.) <^as traurige Ende dieses Prinzen hat zu so vielen Fabeln und wundervollen Erzählungen Anlaß gegeben, daß es mir nothwendig scheint, dieses Ereigniss zu berühren; denn noch allgemein glaubt man in Europa, daß er als ein Opfer der Inquisition und der Liebe gefallen sey. Es ist mir leid, das schöne Gebäude, das so Manche Historiker und noch mehr Romanenschreiber aufgebaut, um lhren Helden Don Carlos anziehender zu machen, umstürzen zu müssen; indessen sagt b>e Wahrheit, daß niemals, so wenig cine Procedur, Noch ein Urtheil von Seiten der Inquisition und ihrer Nichter gegen diesen Erben des spanischen Thrones statt gefunden habe. Keine Leidenschaft, keine unerbittliche Intrigue h"t jemals dazu beitragen , ihn zum Gegenstand der unerbittlichsten Strenge seines Vaters und seines Nichters zu machen. Don Carlos war ein Ungeheuer, und fellk Vater, Philipp der Zweite, ein kalter Heuchler, ""d hartherziger Vattr. Von seiner zarten Kindheit an verrieth Don Marios ein grausames, HMstarriges, oft an Wuth Menzendcs Gemüth. Sein Vater hatte daher die übelste Meinung von seinem Charakter;. er kannte seinen -^bzorn, und wußte recht gut, daß sein königliches Kind sich d^mit unterhalte, kleine Kaninchen und M-Nel, di< man ihm von der Jagd brachte, mit eigener Hand umzubringen, und daß es demselben das größte Vergnügen verursachte, wenn diese armm Geschöpft w den letzten Zügm krampfhaft zuckten und starben. Don Carlos behandelte seine Leute auf das unwürdigste, selbst feimN Souverän?, und den furchtbaren Herzog von Alba. Alles dieß waren Folgen seiner schlechten Erziehung, und somit besaß er keine jener Eigenschaften, welche Völker an ihren Fürsten fesseln. In seinem 19 Jahre stürzte er mit dem Pferde, welcher Sturz eine Hirnschal - Eröffnung zur Folge .hatten zwar wurde er geheilt, indessen blieb er häusi-' gen Kopfschmerzen unterworfen, die ihn zu ieder Art Arbeit unfähig machten, und Unordnungen in seinen Ideen verursachten, was denn viel dazu b'itrug, ihn seinen Lcutrn noch unerträglicher zu machen. Wcnn man zu Allem dem einen unvortheilhaft ten Körperbau^ eine blasse, hagere Geflchtsbildung, die Furcht auf seine Unfähigkeit zum Heirathen gestützt, hinzufügt, so wirb man sich leicht überzeugen, daß Don Carlos der Mann war, der sich am wenigsten dazu eignete, zärtliche Gefühle in dem Herzen feiner Stiefmutter zu erwecken, wie es so viele Romanen-schreibcr vorausgesetzt haben. Eben so wenig war er im Stande, einen verliebten Briefwechsel zu führen, indem er fast nicht einmal schreiben konnte, und cs nie dahin brachte, auch nur zwei Zeilen mit einander zu verbinden. Einen stiner Briefe an den Bischof Don Juan, den lch wörtlich mittheile, mag als Beweis dienen: ,>An den Bischof meinen Lehrer: Mein Lehrer: »Ich habe ihren Brief, im Holze empfangen. Ich »befinde mich wohl. Gott weiß wie viel Freude cs mir »verursachen würde, mit Ihnen die Königin zu besu-»chcn. Sagen sie mir wie sie sich darnach befunden Hauben , und ob cs viele Kosten verursacht. Ich bin von „Alameda nach Buitrago gegangen, und das schien M »mirjganz gut. Ich ging in zwei Tagen nach dem Hsl-,ze, wo ich seit Mittwoch bis heut« bin. Ich befinde «mich wohl. Ich endige. Auf dem Lande den 2. Juni. »Mein bester Freund den ich auf der Welt habe. Ihr »sehr Erhabener wird alles thun, was sie von ihm be-»gehren könn»rsu«lles werden alle Jahre etwa sechszig Millionen gelegt. Bedenkt man, daß der Äusternfang wegen sei: n?r Mühseligkeit eine vortreffliche Pssanzschule für See« lcute ist, und daß die Hcgung und der Vertrieb viele Tausend Menschen beschäftigt, so wird man begreiftNs das die Auster nicht allein für die Küstendepartemenls, sondern für Frankreich selbst ein sehr wichtiger Atti kel ist, --------^ —------ ^hssrakteristik ves Muftlmamls, In den neuesten Reilebmchttn ein^s EilZlänbets beftndet sich unter andern auch eine Charakteristik des Türken, die zu interessant ist, als baß wir ihre Mittheilung in diesen Blättern unterlassen dürften. Sie tautet folgendermaßen - Der Ernst des Muselmannes ist schlechthin muselt Mannisch. Das jähzornige Wesen in feiner Gesichts-dildung deutet auf den Tartaren hin. Sein Auge ist selten jener tiefe Lichtstrahl, welcher die Gestillten dcr Bewohner des Mittelpunktes oder der südlichen Gegen-bm Asiens erleuchtet. Die heimliche Sinnlichkeit unlei dem langsamen und schläfrigen Lause seiner Züge und AuaenbrMnen. di? seln nasses, s^mn^es und wolti^ siiges Auge schwach bedecken, sind mchr geeignet, ci-nen lusttrunkenm Herrn des Harem, als,bk gewaltige Energie eines Kriegers anzukündigen. Bei allen dem gibt es aber auch wieder Augenblicke, wo mitten in bie-str Gemächlichkeit die fürchterlichsten Leidenschaften des menschlichen Herzens aus ihm hervorbrechen. Ihre Schönheit verdanken die Türken den Einflüssen der Cir-kassischen und Georgischen Ra^e, keineswegs aber ihrem eigenen Stamme. Von ihrer halbgriechische« Nase und dem feinen Modell ihres Mundes erinnert' nichts an di.e Nomaden m Scpthien. Ihre Stimme ist so wunderbar und ihre Sprache, die voll ist an Selbstlautcrn, derselben so angemessen und so abweichend von dem schleppenden Kchtenaccenle dcr Araber, daß sie jednn Einzelnen cinen Schein von blendender 'Politur deS Geistes ertheilt, den die Wirklichkeit selten bestätigt. Man darf sie nnr mit halber Stimme sprechen hören, fo glaubt man schon, von Kissen umringt in ^insn Divcm vnscht zu seyn, wo die Dämmerung , die schwach.«leuchteten Gemächer, die g<-. malten Fenster, die murmelnden Springbrunnen und das Wehen der Palmen unaufhörlich die Hctave der Unterhaltung angeben. Freude und Schmerz empfindet der Türke niemals im Uebermaße. Hat ihn Unglück betrossen, so verzehrt er seinen Verdruß im Stillen ; ist er glücklich, so bedarf es für seine Freude keiner Ableitung. Sein Daseyn zieht ebenso weiter, wie stille und nicht tiefe Wasser über ein grünes Wiesenbette hingleiten; das Vergangene leicht vergessend, läßt er die Zukunft sich gestalten, wie sie will, und für dasjenige sorgen, was in ihrem Schooße liegt. Vr. Swift und der Neviemc. Dcr berühmte Dechant Swift war ein großer Lieb; Haber von Stewbuittn. Eimr stinerFreund« hatte ihm daher mehrmals damit ein Geschenk gemacht, der Ve-diente aber, welcher solche an Swift überbrachte, da-für in? ein Trinkgeld erhalten. Als dleser Bediente einst in einem ähnlichen Auf-Nag an den Dechant geschickt, und zu diesem in sein Studierzimmer vorgelassen worden war, ging er patzig auf Swift los, setzte bie Schüssel mit dcr Steinbutte ungestüm vsr ihm auf den Tisch, und schrie mit mürrisch«,: Miene und barschem Ton entgegen: «Mein Ht?r schickt Ihnen wieder eine Steinbutte.« «Junges Bürschchenl« sagte Swift,, indem er heftig von seinem Sitz aufsprang, mit halb verbissenem Aergcr sehr ernsthaft: »muß man auf solche Weift sich eines Auftrags von seinem Herrn entledigen, Ich wlll ihm zngen, wie man sich dabei mit Manier bembwen muß. Setz' er sich auf meinen Stuhl hin, ich wlll einmal seine Rolle übernehmen. Geb er nun hübsch Acht, wke ich es machen werde, und richte er sich künftig darnach.« Der Bediente gehorchte, Swift nahm darauf die Schüssel mit der Steinbutte vom Tische, ging damit bis an.die Thür, kehrte bann um, nahte sich dem Bedienten langsam, bescheiden und ehrerbiethig, und indem er sich tief verneigte, sagte er mit gedämpfter Stimme: „Mein Herr läßt sich Ihnen bestens empfeh-" ltn; er hofft, daß Sie sich recht wohl befinden mögen und bittet, dieß kleine Geschenk von ihm gütigst anzunehmen." Der Bediente stand vom Stuhl auf und erwiederte sogleich: »Sag' er feinem Herrn, ich ließe mich höflichst empfehlen und bestens bedanken, und« indem cr in die Tasche griff und eine halbe Krone herauszog, drückte er solche dem über diese Anspielung überraschten Dechant mit den Worten in die Hand: »und da wein Freund > hat er auch Etwas für seinen Gang." Mittel amüsant zu werven. Vom Opium behauptet man, es befördere gerade die Neigung welche beim Genuß vorherrschte , Haß, Liebe, Freude, Trübsinn. Die verstorbene Herzoginn - von Gordon soll ihn häusig genoffen haben kurz vorher, «he sie große Gesellschaften betrat/ um ihre anmuthige Unterhaltung und ihren brillanten Witz im vollsten Lichte leuchten zu lassen. Ja, dasselbe behauptet man von einem noch lebenden Rechtsgtlehrten, dessen Reden vor den Schranken der Schottischen Gerichtshöft die Bewunderung erregen. Vie größte Werte. Vi-. Fl scher, Präsident der medizinischen Akademie zu Moskau, beschreibt (in seinem Wcrke über Herlfifcherey in Rußland) eine Perle, die jetzt im Besitze eines griechischen Kaufmanns zu Moskau, Namens Zosima, ist, und die vielleicht nicht ihres Gleichen mchrhat. Sie soll aus Ostindien stammen und wird in einer dreifachen , kostbaren Büchse aufbewahrt. Die unschätzbare Perle wiegt 2? ?j8 Karat ober fast eine Viertel Unze, ist vollkommen sphärisch, von einem Glänze, der den des hochpolirten Silbers übertrifft, völlig durchsichtig und sogwtt, baß sie, auf Papier gelegt, wie Quecksilber einherrollt. ^ür Oartenfreunve. Man hat jetzt in verschiedenen Gewächshäusern augefangen, eine verdichtete Sonnenwärme anzuwenden, um das Wachsen der Pflanzen möglichst zu fördern, und die Früchte gcwürzhafter zu machen. Die Strahlen werden durch geschliffene Gläser koncenttirt, und die aus diese Art gesteigerte Wärme kann man alsdann mittelst einer Vorrichtung beliebig auf bestimmte Pflanzen oder auch auf Theile derselben leiten, so, daß es nunmehr wohl möglich sein könnte, auch in unseren Gegenden einjährige tropische Pflanzen in ihrer voll-kommenen Schönheit und Pracht aufzuziehen. Ein Gärtner in Böhmen soll eine schöne Baum-schule von veredelten Obstbäumen gezogen haben, die nicht gesäet und nicht veredelt worden sind. Er nahm nämlich Pfropfreiser von edcln Obstsorten, steckte je? des in eine Kartoffel, und die Kartoffel so in die Erde, daß das Reis nur wenig hervorragte. Die Kartoffeln gaben dem Reis die gehörigen Säfte, daß es Wurzeln schlagen, und zu einem Baum werden konnte, die keine weitere Veredlung nöthig halte. A n e c v o t en Ein betrunkener Soldat begegnete seinen Haupt' mann und wollte Front machm. »Kerl, du bist ja so betrunken, daß du nicht stehen kannst,« sagte der Haupt-mann. «Nein, Herr Hauptmann,« erwiederte der Betrunkene, »ich habe nur rothen und weißen Wein getrunken, und da zieht mich der eine rechts der andere links." - Mirabeau bezeichnete die Ungewandtheit der Engländer dadurch, daß er behauptete, sie hätten zwei linke Arme. V a l i n v r 9 m. Der wiiten Schöpfung schönste Nrone, niaS dir die Doppelsylb« nsnnt, Geschöpfe unter jeder Zone Sie wünschen es sich ohne End'. Doch ach! wenn du's zurückgelesen, ES ist dann aus mit aller Pracht! Es sinken plötzlich alle Wesen I» ungewisse dunkle Nacht! Ncvarteur: ^r. Vav. Weinrich. Verleger: Dgnaj Äl. GVIer v. Rleinmayr.