Jahrgang X. Gottscheer Zeitung — Nr. 1. Seite 5, Vie Gemeindewahlen in den Gottscheer Landgemeinden. Für diese Wahlen, welche am 8. Jänner kom¬ menden Jahres durchgeführt werden, herrscht in den einzelnen Gemeinden ein lebhafteres Interesse, als es sonst üblich war. In einigen Gegenden ist es zur Aufstellung mehrerer Kandidatenlisten gekommen. Es ist gewiß nur zu begrüßen und hiemit möchten auch wir zu dieser Angelegenheit nochmals Stellung nehmen, wenn sich die Insassen für die Gemeindewahlen interessieren und dahin arbeiten, die fähigsten und für das allgemeine Wohl am meist begeisterten Männer in den Ausschuß zu entsenden. Schneidet ja die Arbeit im Gemeinde- ausschusse recht beträchtlich ins Wohl oder Wehe fedes einzelnen Steuerträgers der Gemeinde ein. Wir glauben, der Sache nur zu dienen, wenn wir im Nachstehenden auf einige Punkte Hinweisen, die schon bei der Zusammenstellung der Kandi¬ datenliste beachtet werden sollten. In den Gottscheer Landgemeinden ist eine Einheitsliste wohl überall anzustreben und umso leichter auch zu erreichen, als die Bevölkerung zur großen Mehrheit einem einzigen Berufe, dem Bauernstände, angehört. Ihm wird die Mehrzahl der Kandidaten entnommen, wobei es für die Wahl des Einzelnen kein Hindernis bilden darf, wenn ein sonst Heller Kopf gerade nicht zu den Halbhüblern zählt, sondern vielleicht bloß ein Untersaßler ist. Sind Gewerbetreibende in größerer Zahl da, verdienen sie sicherlich auch eine ange¬ messene Vertretung. Daß man für die Liste auch Vertreter der eigentlichen Jntelligenzberufe zu ge¬ winnen trachtet, wird nur von Nutzen sein, zumal sie zu den Wenigen zählen, die heute auch der slowenischen Sprache in Wort und Schrift mächtig sind. Daß slowenische Gemeindemitglieder bei den Wahlen gebührende Berücksichtigung finden, ist schon bisher eingehalten worden und waren dies¬ bezüglich nie Klagen laut. Die Hand zu ein¬ trächtiger Arbeit sei auch in Hinkunft allen ge¬ boten, die guten Willens sind. Das Hinarbeiten auf eine einzige Liste hat nicht nur den Vorteil, daß diese Liste ohne weitere Wahl als gewählt angesehen wird, auch die spätere Arbeit des Aus¬ schusses ist in diesem Falle meistens eine viel leich¬ tere. Einheitsliste sei also erster Wunsch. Möglicherweise wird diese nicht überall zu er¬ reichen sein. Es sind da oft recht kleinliche Ur¬ sachen Schuld daran, so die Rivalität zwischen einzelnen Dörfern oder sogar zwischen de: Ober- und Unterseite desselben Dorfes, ebenso auch ver¬ wandtschaftliche Beziehungen. Auch das Verlangen, Vorsteher zu werden, erzeugt manchmal eine Mehr¬ zahl von Listenträgern. Ist in solchen Fällen Einheit nicht zu erzielen, bleibe doch das Wähler¬ werben frei von jeder gegenseitigen Verdächtigung und nach der Wahl herrsche wieder das etwa durch einige Zeit getrübte gutnachbarliche Ver¬ hältnis auf allen Seiten. Als Vorsteher der Gemeinde soll der fähigste und arbeitswilligste Mann ausgesucht werden, auf den die Gemeinde jederzeit mit Stolz blicken kann. Unsere Ehre verlangt es, daß in jeder überwiegend deutschen Gemeinde das Oberhaupt ein Deutscher ist. Wo man es ohne rechte Ursache anders macht, stellt mat sich selbst vor der Öffent¬ lichkeit ein Armutszeugnis aus. In die Arbeit der gewählten Gemeindevertre¬ tungen komme ein mehr moderner Zug hinein. Das heißt nicht, daß alles Alte über Bord ge¬ worfen werden soll, sondern daß man den heu¬ tigen Bedürfnissen, die so vielfach andere sind als zu Großvaterszeiten, ein wichtiges Verständnis ent¬ gegenbringen und dort neue Wege einschlagen und neue Mittel beschaffen soll, wo das Alte schon völlig unbrauchbar und ungenügend ist. Vieh- und Flesichbeschauzettel herausgeben, Vieh¬ pässe ausstellen, Gemeinde- und Ortschaftswege zur Not ausbessern und Weidezäunr ausflicken, das Schulholz besorgen, hierin allein kann sich doch nicht die ganze Tätigkeit des Ausschusses erschöpfen. Die heutige Zeit verlangt, daß jede Gemeinde darauf bedacht sein muß, in kräftigerer Weise die wirtschaftliche Lage der Insassen zu heben. Kleine Gemeinden haben natürlich nicht die Mittel, allein Größeres vorzukehren. Darum steht auch das neue jetzt in Verhandlung stehende Gemeindegesetz die Zusammenlegung kleiner Ge¬ meinden zu einer größeren vor. Diesbezüglich dürfte es auch im Gottscheeischen zu Änderungen kommen. Auf Grund des neuen Gemeindegesetzes werden im kommenden Sommer neuerliche Wahlen in allen Gemeinden sein. Wir werden es nicht unterlassen, die Gott- scheer Gemeindevertretungen rechtzeitig darüber zu unterrichten, wie genannte Zusammenziehung ge¬ plant ist. Vergänglichkeit, von f Kanonikus Josef Erker. Tiefgewurzelt steht die Eiche, Wetterfest, gen Sturz gefeit, Daß sie keinem Sturme weiche, Trotzend selbst dem Zahn der Zeit, plötzlich bis ins Mark getroffen Von des Blitzes Feuerstrahl Jählings von dem Fels, dem schroffen, Stürzt zerschmettert sie zu Tal. Lieblich auf den grünen Auen Glänzt der Blümchen Farbenpracht, Daß fich's Auge kaum satt schauen Mag an dieser Wundertracht. Doch von oben sengt die Sonne, Anten nagt der Erde Wurm; Fort sind Pracht und Glanz und Wonne, Blümchen wie zerknickt vom Sturm. Traurig starrt die Burgruine Zn die düst're Nacht hinein. Manche Ritter, stolze, kühne, Zogen einst dort aus und ein, Träumten gold'ne Zukunftsträume Schwelgten hier in Üppigkeit. — Heute durch die öden Räume Klagend tönt's: Vergänglichkeit, Strotzend von Gesundheit, glühend In der Jugend Lebenslust, Schön wie eine Rose blühend, Kühnes Hoffen in der Brust Stürzst du dich im Glückesschimmer In der falschen Welt Gelüst. Mensch, o Mensch, vergiß doch nimmer, Daß auch du vergänglich bist! Silvestergebräuche. Das ganze Jahr ist fast kein Tag so vielfach mit abergläubischen Gebräuchen verbunden, wie gerade der Silvestertag. Seinen Namen erhielt der letzte Tag im Jahre vom berühmten Papste Silvester I. (344 bis 355). Durch dessen Fürbitte wurde Kaiser Konstantin der Große von einer bös¬ artigen Hautkrankheit geheilt, daher erhielt der Tag der Heilung den Namen Silvestertag. Die meisten Silvestergebräuche stammen aus dem römischen Altertume und haben sich bis auf den heutigen Tag nicht nur erhalten, sondern sogar erweitert. Selbst unser Gottscheerland ist von diesen heidnischen Gebräuchen nicht verschont geblieben. Besonders die reifere Jugend huldigt den Sil¬ vesterscherzen gerne, um die dunkle Zukunft zu erforschen. Hierzulande sind folgende Scherze üblich: Nach dem feierlichen Abendgeläute am 31. Dezember begeben sich die Neugierigen zum so¬ genannten Mittelzäunlein im Garten. Das ist eine Abzäunung zwischen dem heimischen Stadl und der Nachbargrenze. Sie setzen sich nach Reiterart auf den Zaun und horchen mäuschenstill, ob sie eine Musik, Hämmern oder Weinen ver- nehmen. Musik bedeutet eine Hochzeit im Hause, das Hämmern oder Weinen einen Todesfall. — Mitunter wird auch Unfug getrieben, indem jemand unbemerkt in der Ferne die Horcher zum Besten hält. — Nicht geringe Bedeutung wird auch dem Bleigießen beigemessen. Es wird ein Stückchen Blei in einem Eßlöffel geschmolzen und ins Wasser gegossen. Durch diese rasche Abkühlung bilden sich verschiedene Formen, nach welchen sodann die Zukunft prophezeit wird. Kronen- und Kranz¬ formen lassen auf eine bestimmte Heirat schließen. Sind die Formen nicht vollkommen ausgebildet, so läßt man es bei einer Verlobung, die mehrere Jahre dauern kann, bewenden. Kreuzformen zeigen einen baldigen Tod an usw. Das Pantoffelwerfen soll ein germanisches Erbteil sein. Man setzt sich mit dem Rücken zur Türe gewendet auf einen Sessel. Der auf dem Fußboden liegende Pantoffel wird mit der Fu߬ spitze über den Kopf geschleudert. Weist dessen Spitze zur Tür, so tritt der Schleudernde im nächsten Jahre in den Ehestand. Bei Männern deutet es wohl auch das Symbol des weiblichen Hausregimeutes. — Apfelschalen hinter sich ge- geworfen zeigen den Anfangsbuchstaben des Na¬ mens des Bräutigams an. Haar ins Wasser ge¬ worfen deutet, wenn es sich ringelt, eine baldige Hochzeit an. Sand und Myrtenzweig unter ver¬ deckten Tellern verborgen und dann hervorgeholt sollen die Erfüllung oder Nichterfüllung des Hei¬ ratwunsches anzeigen. Auch werden kleine Kerzlein in Nußschalen befestigt und aufs Wasser gestellt, um sodann aus deren eingeschlagener Schwimm¬ richtung Reisen oder sonstiges zu erforschen. Gar oft verweilen junge Leute in einzelnen Dörfern bis Mitternacht bei den angeführten Silvesterscherzen und eilen beim Eintritt des neuen Jahres zum Dorfbrunnen, um Wasser zu schöpfen. Es knüpft sich daran der Aberglaube, daß jenes Mädchen, welches zuerst schöpft, Wein statt Wasser nach Hause bringt. Auch gilt es das ganze Jahr hindurch als die erste Maid im Dorfe. Mancherorts wird in der Mitternachts¬ stunde mit der Absicht in die Obstbäume geschossen, um die bösen Geister zu vertreiben und eine gute Ernte zu erwirken. Ebenso war das Nennen frucht¬ bringender Namen in alten Zeiten am Silvester¬ tage sehr beliebt und verbreitet. Dagegen waren die schädlichen Tiernamen, wie Fuchs, Wolf, Maus, streng verboten und durften nicht ausgesprochen werden. Von diesem Gebrauche stammt auch die köstliche Erzählung von dem Manne, welcher einen Herrn Fuchs mit folgenden Worten anredete: „Mein Herr, Sie werden schon entschuldigen, wenn ich Sie heute nicht mit ihrem Schreibnamen anspreche, sondern Sie lieber als Herr Ungeziefer betitle. Denn am Silvestertage darf ich ihren werten Namen nicht über die Lippen bringen." Am letzten Tage des Jahres stellt man alle ent¬ liehenen Gegenstände zurück. Jedem Silvesterscherze liegt etwas Symbo¬ lisches zugrunde. Selbst der Spektakel in der Silvesternacht, so störend und lästig er mitunter ist, läßt sich seelisch dahin erklären, daß mancher Mensch ein Grauen vor der Zukunft in sich birgt und sich selbst Mut zuschreien will, um die ihm später drohenden Gefahren zu bannen. Wenn auch die meisten dieser Gebräuche vom heidnischen Aberglauben herrühren, so wird man es doch nicht verargen, wenn am Silvesterabend einige dieser harmlosen Scherze zur Unterhaltung dienen. Sie zeitigen bei weitem nicht soviel Är¬ gernis wie der Feind Alkohol! L.