für Vaterland, Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. Deutschland, was fehlt dir? I^eulschlaüd. was fehlt dir? was klagest du so? Vist ja so glücklich, und dennoch nicht froh! Deutschland, so klage, so trau're lock nicht! Hast du nicht alles, was Vielen gebricht? Wälder und Felder, und Thäler und Höh'n, Alles uoll Segen, so herrlich und schön; Honig und Butter, und Bier und auch Wein — Sag', warum willst du denn fröhlich nicht seyn? Handel und Wandel, und Wissen und Kunst, Dreißig Reaenlen mit fürstlicher Gunst, Adel und Klöster, und Staalskanzelei'n— Sag', warum willst du denn fröhlich nicht seyn? Künstler, Gelehrte, wie Vand an dcm Meer, Tapf'rer Solraten manch prächtiges Heer, Freie (Zensur und den freie» Nhein > Sag', warum willst du denn fröhlich nicht seyn? Consiilulion, beschworen so fest. Daß sich kein Wort davon austilgen läßt; Völker und Fürsten im trauten Verein — Sag', warum willst du denn fröhlich nicht seyn? Deutschland, was fehlt dir? was klagest du so? Nist ja so glücklich, und dennoch nicht froh! — — Frühlich wohl sollt' ich und wollt' ich auch seyn, Deutschland nur fehlt mir, nur Deutschland allein! Hosmaml o. Fllllcr«leben. Gine Neise von Köln nach London. Eollnstenski^e von I. Werlitz. (Schluß.) Im Convent-Garden-Theater, wohl der vollkommensten Bühne, die es jetzr in England gibt, sah ich noch Shakespeare's »Cäsar" aufführen. Alles ging recht nett von Statten, aber die Zeiten Garrick's scheinen vorüber zu seyn. — »Kommen Sie!" sagte am andern Morgen ein Landsmann zu Mir, als er mich schon früh zu einem Spaziergang abholte, »ich Werde Ihnen eine große Giraffe zeigen, daß Ihnen der Lö-wenritt unseres Freiligrath ganz wahrscheinlich vorkommen Muß!» »Aber erlauben Sie," erwiederte ich ihm, »ich habe etwas Nöthiges in der Westmünster.-Abtei zu thun!" »Was, West-Münster-Abtei!" war seine Antwort, »die steht schon viele hundert Jahre auf demselben Fleck und läuft auch heute nicht fort!" und damit nahm er mich beim Arm, und bald waren wir in dem zoologischen Garten. — Nun, so will ich sehen, ob ich dich unrer den wilden Thieien wiederfinde, schöne Tochter Albion's! Thu' deine Thore auf, du Ort der Löwen und Hyänen! lind wir traten ein. — O, Natur, du bist sehr groß und wunderbar! Seht, jene grinsenden Affen, wie sie in den Käffigen durch einander springen, dort einen Schwärm Paradiesvögel und Papageien, hier einen Eisbären; er brummt wie ein kranker Professor! Harr neben ihm wandelt ein prächtiges Kamchl; neugierig sieht es über den Weidenzaun und scheint zwei Elephanten »guten Morgen" sagen zu wollen, die bedächtigen Schrittes auf und abspazieren. Dort ein statt-licher Hirschbock, wüthend stößt er das Geweih in die Erde, er henlt, und erschrocken springen einige Känguru's aus ihrem Versteck und ranzen auf den langen Hinterbeinen herum! Aber was ist das? O, göttlicher Vogel Strauß, wie kommst dn Hieher? Aber raffele nicht so am Eisengitter, alrer Tieger! du störst den Nachbar, den König Löwen im süßen Morgen-schlnmmer! Doch sieh', dort amusiiei, sich drei Giraffen. Wahrhaftig, ein Löwe kann darauf reiren! Und jetzt Stachelschweine und Schlangen, Adler und Geier! Lieber Freund, dort schon wieder ein Kamehl! Nein, lassen Sie uns gehen. Dergleichen sieht man genug! O, Natur, du bist sehr groß und wunderbar! Im bnttischem Museum, wo man alle Schätze der Welt aufgehäuft har, erblickten wir bald die ganze Thierwelt ausgestopft. Ein Saal folgte dem andern, und jeder enthielt andere Seltsamkeiten; besonders zeichnen sich die Sammlungen ägyptischer und römischer Alterthümer aus. Mumien starren Einemaus allen Ecken des Zimmeis entgegen, und wenn man noch etwas wcuer geht, da kann man auch mir sehr häßlichen Götzenbildern Bekammchafr machen. Ein >unger Mann erzählte mir, daß man übrigens nicht nöthig habe, solche Götzen aus dem Auslande kommen zu lassen — sie würden in England selbst in vorzüglicher Qualität fabiicirt. Daran ließen sich dann freilich manche Betrachtungen knüpfe». Der folgende Tag war ein Sonntag. Alle Leute gehen dann von Morgen bis zum Abend in die Kirchen. Alle Läden sind geschlossen, auf den Straßen sieht man nur Menschen mit Gesangbüchern in der Hand. Ein junger Kaufmann, der neben mir wohnte, nahm das neue Testament unter den Arm, um in einer Sonntagsschule den armen Kindern daraus vorzulesen. Da hört man keine Tanzmusik, keinen Kirmeß- 374 jubel! Alles ist still. Ich ging in die prachtige St. Paulskirche, unter dcren gewaltiger Kuppel der tapfere Nelson in sehr ehrenwerther Gesellschaft begraben liegt, denn ringsumher stehen Denkmäler und Statuen berühmter Verstorbenen. Ueber dem Eingang zum Chor ist eine Marmortafel mit einer lateinischen Inschrift: »Hierunter ruht Christopher Wren, Erbauer dieser Kirche und Stadt; er lebte neunzig Jahre, nicht für sich, sondern für das Beste des Staates. Leser, suchst du das Denkmal? Blicke um Dich!" Leider ist das Aeusiere der Kirche so durch Kohlendampf geschwärzt, dasi man gar nicht daran denkt, die herrlichen Säulen seyen von dem weißesteu Marmor. Um die Kirche herum werden noch immer Todte begraben. Ich sah einen Leichenzug, der mir sonderbar genug vorkommen mußte. Der Sarg wird nämlich in vollem Galopp durch die Straßen gefuhrt, da es der ungeheuere Verkehr nicht erlaubt, daß man langsam damit zu Werke geht. Nach vielen nebeligen Tagen klärte sich das Wetter auf, und zum ersten Male sah ich von der Londoner Brücke aus die riesige Stadt im heitersten Sonnenglanze vor mir liegen. Das war der Tag, um in die Westmünstcr-Abtei zu gehen! In schönster Vollendung steht sie, von kleinen Gebäuden weit genug entfernt, frei auf einem frischgrünen Nasenfelde. Sie macht nicht den gewaltigen Eindruck, wie der Kölner Dom, aber weil sie in jeder Weise so herrlich vollendet, weil man sich die großartigen Verhältnisse der Bogen und Pfeiler gar nicht schöner ausgeführt denken kann, weil sie abgeschlossen und fertig dasteht, reißt sie das Herz zu ungetheilter Bewunderung hin. Schreitet man darauf durch die westliche Pforte in das Innere, welche Pracht entfaltet sich vor dem erstaunten Auge! wie schön weiden die Spitzbogen, welche das Hauptschiff von den Seitenschiffen trennen, von den 48 graumarmornen Pfeilern getragen! und wie zauberisch fällt das Licht durch die bemalten Scheiben herab auf die dunklen Gräber der Capellen, auf die steingehauenen Gestalten alter Könige, unvergeßlicher Dichter und weltberühmter Krieger! Denn alle ruhen sie hier, an denen die Nation mit Liebe und Bewunderung hängt. Alle Könige Alt Englands wurden hier begraben, und wessen Leiche in anderer Erde vermoderte, — ragte er über die Masse hervor, hier setzte ihm das Vaterland den Marmor der Erinnerung! Geht man von Grab zu Grab, so hat man die ganze Geschichte vor der Seele, und kommt man bis zu dem letzten, da steht die Statue dessen, der sie in tönendem Gesänge zu feiern wußte, er, der alte Shakespeare, an eine Säule gelehnt und ruhig herausblickend in die ergrauten Hallen! Milton, Spencer und Garrick stehen gegenüber, wo man auch Händel's Namen am Fuße einer schönen Bildsäule liest. Unter den Büsten der Redner fiel mir die des Wilberforce auf. Als ich noch davor stand, nahten drei Matrosen, die den muthigen Redner noch lebend kannten. Sie brachen in lauten Jubel aus und schwenkten ihre runden Hüte. Lange wanderte ich in den einzelnen Capellen herum und mußte stets wieder in eine zurückkehren, wo auf hohem Sarkophage Helm und Schild Heinrich's V. lagen, des lustigen Prinz Hei uz! Hier las ich auch die Namen der meisten guten Bekannten, der Könige, die Sh a ke sp eare in seinen Dramen reden ließ. — Doch nicht bloß mit den Todten sollte ich zu schaffen haben, auch eine andere Freude war mir aufbewahrt! Denn als ich mich bald zum Orte wandte, wo die alten Krönungsstühle zu sehen sind, da rauschte es plötzlich hinter den grauen Pfeilern, und eine schlanke Gestalt trat durch die Reihen der Gräber, blonde Locken flatterten um die Schultern eines schönen Mädchens. Vor mir erblickte ich meine blasse Engländerin, das liebliche Kind, das ich vierzehn Tage lang suchte in dem Wogen der gewaltigen Stadt und jetzt wieder fand. Der schwarze Küster rasselte mit dein Bunde Schlüssel und trieb uns fort von den Gräbern! hinter uns die alte Herrlichkeit! und draußen — ach Gott! war es so nüchtern! Ich hatte aber meine Mission erfüllt! „Bald will ich dir frische Blumen aus Deutschland bringen!" rief ich meiner Schönen nach, als der Wagen übcr den grünen Rasen der Abtei fuhr und sie zum Abschied mit dem weißen Tuche wehte. Ein Schiff fuhr gerade nach Ostende ab. »Wir wollen heute Abends noch ein Mal zusammen kommen," ließ ich den deutschen Freunden sagen. Ha, wie die Gläser klangen! Es wurde Nacht, wir zogen auf die Londoner Brücke hinaus und sangen ein deutsches Volkslied. Das war etwas Unerhörtes! Zu Hunderten sammelten sich die neugierigen Engländer um uns,— es entstand ein Tumult, wir wurden getrennt — glücklicher Weise gerieth ich noch in den brüllenden Dampfer. Adieu, London! Adieu, du alte Abtei! Als ich am andern Morgen erwachte, waren wir am Ausfiuß der Themse. Da machte sich der Wind auf, lustig sprangen die Wellen am Schiffe herauf. Am Mittag hatten wir den herrlichsten Sturm. Die Maschine zerbrach, und sechsunddreißig Stunden irrten wir auf offener See umher. Ach, und wie! Aus war es mit meiner Liebe! aus war es mit meinem Muth! Ach Gott, die Seekrankheit! In Köln lebt man sehr heiter! Die Kaimansprobe Ein Sittengcbriluch in Madagascnr. Herr Lequel de Lacombe, bekannt durch sein vor einigen Jahren erschienenes Werk über Madagascar, theilt in der »Revue de l' Orient" nachstehende Erzählung mit, die wohl alles, was man von Feuer- und Wasserproben in Europa bestanden hat, übertrifft. Die Proben, denen sich Verbrecher unterwerfen müssen, sind mannigfacher Art, die furchtbarste Art ist aber wohl die, wobei man den Ausspruch der Unschuld oder Schuld den Kaimans überläßt, ob diese Lust haben, denjenigen, der sich ihnen aussetzt, zu verschlingen oder nicht. Die Erzählung ist folgende: »Man erwartete mit Ungeduld den Vollmond, und sobald dieser eingetteten war, berief der Ritter die betreffenden Theile und ließ den Häuptling benachrichtigen, der mit seiner, Familie bei dem »Kabar" *) s,ch einfinden sollte. Einige. *) Unterredung < Behandlung. Vieß arabische Wort ist auf d,r Ostkälle Afrika'« so gewöhnlich als auf der Weliküst, da« portugiesische »Palaver" (palukr».) 373 Stunden später, etwas vor Itt Uhr, versammelte sich Alles in einer sumpfigen Ebene, in deren Nähe ein sehr breiter Flusi strömte, in welchem viele Kaimans sich aufhalten. Die Beute, welche man ihnen diese Nacht bestimmte, war ein junges Mädchen von 16 Jahren, mit sanftem Gesicht und beschei. denem Anstand; sie war von einem eifersüchtige» Verwandten augeklagt worden, daß sie ein Liebesverhältniß mit einem Sclaven unterhalten habe, ein abscheuliches Verbrechen zu Matatane und namentlich in der Caste der Zanak-Andia, in welcher das junge Mädchen geboren war. Ihr vor einigen Iah-ren verstorbener Vater war ein mächtiger Häuptling im Ge-birg gewesen, hatte aber keine männlichen Kinder hinterlassen." „Der Häuptling befahl Rakar — so hieß das junge Mädchen — sich mitten in den Kreis zu setzen, wo sie geduldig die Nede des Richters anhörte, der zuerst vou den alten Gebräuchen des Landes sprach, deren Verletzung in der letz-ten Zeit sehr häusig geworden sey, und dann die Verhandlung mit einer Erzählung der Thatsachen begann. Als er die Belastungszeugen angeführt und die Gründe genannt hatte, auf denen die Anklage beruhe, beschwor er Rakar, ihr Verbrechen zu gestehen; sie aber antwortete mit festem Tone, die Kaimans würden über das Verbrechen richten, und man würde bald die Wahrheit erfahren. Der Richter überlieferte sie nun dem Ombiasch, der sie an den Fluß führte. Das traurige Loos des zungen Mädchens hatte mich gerührt, und gern hätte ich alle Waren, die ich bei mir hatte, darum gegeben, wenn ich sie hätte retten können; ich schlug es auch dem Häuptling vor, der aber nur lächelte und mich keiner Antwort würdigte. Als Rakar die Beschwörung des Ombiasch vernommen hatte, der den Kaimans befahl, sie zu ergreifen und zu verschlingen, wenn sie schuldig sey, wandte sie sich an ihre Gespielinen, die sie bis an den Rand des Wassers begleitet hatten, dankte ihnen für diesen Beweis ihrer Anhänglichkeit, und bat sie noch um ein Band, um ihre Haare zu binden, dessen Flechten sie im Schwimmen gehindert haben würden; dann nahm sie ihren Simbu und Saidik (Ober- und Unterkleid) ab, und stürzte sich nackt ins Wasser. Ich zitterte, als ich sie von Kaimans umgeben sah, deren Köpfe über das Wasser hervorragten, und die sie zu verfolgen schienen; aller Augen waren auf sie geheftet, denn ihre Jugend nahm die meisten Anwesenden für sie ein, und ihrem Muthe ward volle Bewunderung gezollt." „Der Mond beleuchtete die furchtbare Scene und erlaubte mir, allen Bewegungen des Mädchens zu folgen: sie schwamm mit einer erstaunlichen Geschwindigkeit und kam bald an einer mit Geröhricht bedeckten Insel an, welche den Kaimans zum Aufenthaltsorte diente; dieß war die zur Probe bestimmte Stelle. Rakar fürchtete sich nicht vor der Probe, denn sie tauchte drei Mal unter vor der furchtbaren Insel. So oft sie verschwand, glaubte ich sie verloren, aber sie hatte das Glück, den furchtbaren Zähnen der Kaimans zu entgehen, und wenige Minuten nachher war sie mitten unter uns und wurde von den Glückwünschungen der Menge, welche ein Freudengeschrei ausstieß, empfangen. Der Ankläger R a kar's wurde verurtheilt, ihr eine so bedeutende Entschädigung zu zah- len, daß seine sämmtlichen Heerden nicht zureichten; da aber das Mädchen ein gutes Herz hatte, so schenkte sie ihm die Summe und überließ ihn seinen Gewissensbissen." Brosamen aus der Vergangenheit. D!e Franzosen ließen im Jahre 1809 nach der Schlacht bei Aspern in Wien ein Bulletin davon in der bekannten Manier drucken; in solchem hieß es: Ocsterrrichischcr Seits wären 30.000 Mann geblieben, von Seite der Franzosen be-liefe sich der Verlust auf 5000 Mann. Ein Pfarrer las dieses Bulletin seiner Gemeinde vor und sagte dann: „So laßt uns für die 30.000 gefalleneu Oesterreicher nur fünf andächtige Vaterunser beten, für die 5000 Franzosen aber einen Glauben." Feuilleton. Gine Duell-Geschichte. — Kurze Zeit nach Auflösung der Landwehr geriety der wackere, gutmüchige Landwehr-Lieutenant lW*^ mit dem geachteten Bürger M^^ ^ A^ in Wortwechsel, in Folge dessen Jener Diesen forderte. Die Ausforderung wurde angenommen, und verabredet, daß den darauf folgenden Tag hinter dem s. g. blauen Thurme Sa-tisfaction gehalten werde solle. Lieutenant W^* erschien vor der festgesetzten Zeit mit seinem Secundanten und einigen Zeugen auf dem Kampfplatze, der entscheidenden Stunde harrend. Diese kam, aber der Gegner nicht. Eine weitere halbe Stunde war bereits verflogen und der Gegner fehlte noch immer. Schon fiüstcrten Secundant und Zeugen unter sich, und Lieutenant W^* lächelte, wohl denkend, daß sein Gegner sich ihm nicht stellen werde, als dieser eilfertig hinter der Krümmung des Weges hervor und auf seinen Gegner zutrat mit den Worten: «Herr Lieutenant, ich bitte um Entschuldigung , wenn ich zu spät komme. Ich habe Familie und mußte mein Geschäft vor dieser verhängnißvollen Stunde ordnen. Obgleich mein Haus nicht völlig bestellt ist, so wollte ich Sie doch nicht länger warten lassen. Ich bin bereit, Ihnen Sa-tisfaction zu geben, stelle aber die Bedingung, daß Einer von uns auf dem Platze bleiben muß." „Gut, gut, mir recht!„ rief Lieutenant W'^', „hier meine Hand darauf." „Nun, so bleiben Sie auf dem Platze, Herr Lieutenant," entgegnete M^», ^H ,„;^ ^, Hause meinen Geschäften nachgehen, während Sie, als lediger Herr, sich leichter hier verweilen können." Verblüfft sah W^^ dem davon eilenden M^^ nach, bis die Zeugen endlich, unter plötzlich hervorbrechendem Lachen, mit ihrem kampfmuthigen ehemaligen Lieutenant aufbrachen, um bei einem Glase Wein das tragikomische Ereigniß von allen Seiten zu beleuchten. Anekdote von Iellachich. — In den „IXil-rolim novvlll)" lesen wir, wie folgt: Im Februar heurigen Jahres sollte Iellachich, damals noch Oberst, mit seinem Regiment von Carlstadt nach Italien marschiren. Die Truppen standen vor dem Hause des Generals Dahlen und warteten, bis er sie würde Revue passiren lassen. Es war grimmig kalt. Die Truppen standen zwei Stunden unter freiem Himmel uud der General saß behaglich in seinem Zimmer. Der General kam nicht und Iellachich commandirte endlich: „Rechts um! Marsch! Der General kömmt und schnauzt den verwegenen Obersten an. »Excellenz," erwiederte dieser unerschrocken, „auch ich habe eine Verantwortung auf mir, die arme Mannschaft darf nicht so für nichtS und wieder nichts unter freiem Himmel frieren." Das war ein schweres Subordinationsvergehen und dessen Ursache — Iellachich's gutes Herz. Sogleich wurde nach Wien geschrieben, der Oberst sollte cas-sirt werden. Der HofkriegSrath erwiederte, Iellachich werde da er doch Verdienste habe, nur pensionirt werden. Mittler- 37« weile kamen aber die Märzereignisse mid Iellachich wurde Ban von Croatien. Papierkorb des Amüsanten. Grabschrift auf einen hohen Herrn. (Nach dem Mär,,) Er harret hier im Todtenreich Des ewigen Gericht's. Im Tod? ist er AUen gleich. Im Leben war er — Nichts. Johann Alfred. Nach den Mittheilungen von Castelli in den Sonn-tagsblättern durfte in Wien nur im Hof- und Nationaltheater »O Gott!" gesagt werden; bei Stücken der Vorstadtbüh-nen wurde aber für das Volk der liebe Herrgott immer gestrichen und es mußre dafür „O Himmel!'' gesprochen werden. Ebenso wurde in den »Räubern" der Vater Moor in einen tDheiin verwandelt, und Carl Moor muß stch seltsam aus-genommen haben, wenn er das fürchterliche »Oheimmord" ausrief. Correspondenz. Wien am 14. November 1858- Der Zug des vollsthümlichen Ban Iellachich an der Spitze seiner siegreichen croalisch , slavonischen Armee gegen Vudapesth ist eine unter den obwaltenden Verhältnissen eine so großartigeEischeinung< daß sie die Augen des ganzen gebildete» Europa's auf sich zieht. Sonst wurden Kriege grösilenlheils aus dynastischen Gründen, nicht falten wegcn persönlicher Eitelkeiten und öfters auch aus religiösem Fanatismus geführt. Mit lolchen den Menschenfreund betrübenden Heereszügen hat der Feldzug des Vanus nichts gemein. Gleichberechtigung aller Völker, ohne Unterschied der Zunge und des Stammes, ist unseres Helden Nahlspruch; er ist der ritterliche Kämpe für oie angebornen Rechie der österr.. bis nun sletS in Unterdrückung lebenden slavischen Voltsstämme. Man mag ihn immerhi» verdächtigen, ihn für einen Diener der Reaction und Eama-rilla ausgeben, dem Unbefangenen ist und bleibt er d«r heldenmüthige, Träger einer edlen Idee. Ich glaube den Lesern dieser Blatter einen angenehmen Dienst zu erweisen, wenn ich Ihnen berichte, daß die allgemeine Anerkennung, welche fast einstimmig i» den Gauen meines Vaterlandes. wie unzweideutige Beweise lehren, dem edlen Ban gezollt wird, auch in der Brust der In Wien lebenden Slovenen einen lauten Wiederhall gefunden hat. Es wild meine theueren Landsleute gewiß freuen , wenn sie hören, daß Männer, die für das Wohl unseres Volkes glühen, es für ihre an, genehme Pflicht erachteten, sich zum Organe der patriotischen Sloocnen btim Ban Iellachich zu machen. Ain i3. 0. M- Früh um 9 1^2 Uhr gingen wir Mehrere ter hier lebenden Vlovenen. darunter Herr Dr Mikloschitsch und Dr. Do-lenz, ins Hauptquartier im Palais des Erzherzogs Maximilian auf der Landstraße, zu Se. Excellenz dem Ban von Eroallen. Joseph Freiherr« v. Iellachich, der uns auf diese Zeit eine Audienz zu bewilli« gen die Güte hatte. Als wir in den Saal, in dem 55 sich aufhielt, eintraten, stand er a» einem Camin, in d,m das Feuer lustig flackerte. Er kam uns bis an die Mitte des Saales freundlich entgegen, und Hr. Dr. Dolenz richtete an ihn ungefähr folgende Warte: »Als hier wohnenden Sprößlingen Ves slovenischen Volksstammes sey es uns gestaltet, Euerer Excellenz im Namen des Letzlern unsere Bewunderung und unsern Dank auszudrücken. Ich sage Bewunderung, weil ein Mann, der sich an die Spitze eines hel» denmüthigen und begeisterten Volkes stellt, um ihm die durch Jahrhunderte vorenthaltenen Rechte zu erringen, für jeden Unbefangenen der Gegenstand der Bewunderung ist; den Dank im Namen unseres Volkes, weil wir von der Ueberzeugung beseelt sind, daß die Slaven Österreichs vorzüglich den Anstrengungen Eurer Excellenz ihre politische Wiedergeburt und eine solche Stellung zu verdanken haben werden, die ihnen die Möglichkeit anbahnt, als Ebenbürtige neben andern Völkern auf natio« naler Grundlage die Freiheit zu genießen und die Humanität zu erstre« ben. Durch diese Anstrengungen werden die Fesseln, in welche die Slaven durch Jahrhunderte geschmiedet waren, gebrochen und es beginnt für sie «ine neue, segenbringende Zeit." Der Ban, der diese Anrede mit sichtbarem Wohlgefallen anHorte, beantwortete dieselbe mit der ihm eigenthümlichen Freundlichkeit und Wärme, die ein Bürge ist, daß seine Worte der Ausdruck seines innersten Bewußtseyns waren , ungefähr mit folgenden Worten : »Das, was Sie mir zuschreiben, meine Herren, ist nicht mein Verdienst, es ist »ur Instinct, nur Gottesgabe, es ist die Füaung der göttlichen Vorsehung, dasi mich von Kindheit auf auch schon der Gedanke der Gleichberechtigung der Völker beschäftigte- Nie konnte ich es begreifen, daß nur einzelnen Völkern das Siegel des Adels an die Stirne gedrückt sey, nie einsehen, daß ein Volk unter d>m andern stehe» < eines das herscheode, das andere das dienende seyn solle. Ein solches Verhältniß der Unterordnung widerstreitet den ewigen Satzungen der Vernunft. Um den letztern Geltung zu verschaffen, bin ich bereit, auch mein Leben ein» zusetzen. Die Blaven, ein Urstamm Europa's, wurden bisher durch Jahrhunderte als Knechte behandelt- Und doch haben die slavischen Völker zu einer Zeit, wo andere in der wildesten Varberei von Naub und Plünderung lebten, die Künste des Friedens, Ackerbau und Handel geübt. Wie wichtig u»d bedeutend war nicht der Handel, den die Slaven vom Nordmeere nach dem Süden bis nach (öonstantinopel betrieben? Nun ist der Riese erwacht. Vorerst reibt er sich die Augen und blickt noch wie ein schlaftrunkenes Kind um sich herum; aber so Gott will, wird der Götterfunke, einmal entzündet, nicl'l wieder verglimmen. Die Slaven bilden die Grundfeste des osterr. Kaiserstaates, wir müssen wie Brüder fest an.inander halten; das Ziel meines Strebens ist ein einiges, starkes und freies Österreich. Ist dieses Ziel noch nicht erreicht, so ist es weniger den übelgesinnten Wühler», als der Feigheit und Unlhätigkeit der Wohlgesinnten zuzuschreiben." «Mit Vergnügen meine Herren, sehe ich 3ie als die hiesigen Organe eioes slavischen Volksstammes bei mir, welcher durch Wort und That seine Theilnahme an den Bestrebungen des croalisch - slavonischen Bruderstammes so liebreich an den Tag gelegt hat/' Hierauf bat Hr. Dr. Dolenz um die Erlaubniß, Sr. Excellenz die Anwesenden aufzuführen, und nachdem nun eiüige Worte im freundschaftlichsten Tone gewechselt wurden, reichte und drückte er uns Allen freundlichst die Hä,it>e, und uns seine lieben Landsleute nennend, entließ er uns mit jener Herzlichkeit, mit der er uns empfangen hatte. Die aus der obigen Rede unseres verehrten Banus hervorleuchten? den lauteren Gesinnungen, und die Anstrengungen, denen er sich unterzieht, um der guten Sache den Sieg zu erringen, mögen ein?m jeden volksfreundlichen Slaven zum nachahmungswüidigsten Beispiele dienen. Nicht Jedermann ist es gegeben, mit dem guten Willen s« großartige Mittel, wie sie dem Van zu Gebote stehen, zu verbinden, um das Edle und das Ersprießliche zu erstreben. Allein jeder Slave, wie bescheiden auch sein Wirkungskreis seyn mag, kann sich den unerschütterlichen Vor, say des Van zum Muster nehmen, und wenn jeder Slave seine Stellung begreift und um der guten Sacke den Sieg zu verschaffen, sein Schärflein redlich beisteuert, dann wird und muß unsere gute Sache siegen- Mögen uns lmmerl'in <3ermano,nanen, Magyaromanen und Slavophagen was immer für Schwierigkeiten in den Weg legen, an unserm festen Willen werden, wenn wir fest und brüderlich zusammen haltcn. allc ihre feindseligen Bestrebungen zerschellen ') P. Kosler. Nenefice - Anzeige. Künftigen Samstag, am 25. dieses, findet die Vencficc - Vorstellung des tüchtigen, mitRechc allgemein beliebten Schauspielers, Herr» Van? disch, Statt. Er wählte ei» neues, nach dem bekannte» Spindler'« schen Roman: >,Der Jude" bearbeitetes Stück i» 4 Acten, betitelt: »Leon David, der K»abenräuber," oder: «der Ehrist (Ritter) u»0 die Jüdin'-, und dürfte durch die Wahl dieses wirklich interessante», an Handlung reichen dramatische» Productes uns eine» gcnusjreichcn Theaterabend bereite». Das Stück ist von Bernhard Neustadt u»d erfreute sich auf alle» bedeutende» Vüh»c» Deutschlands eines stürmische» Beifalls. — d — ') Für diesen sehr interessanten Bericht unserm verehrten Herrn Landsmann verbindlichst dankend, ersuchen wir, uns noch öfter mit solchen Einsendungen erfreuen zu wollen. Die Redaction. Verleger: Ign. 3ll. Kleinmayr. — Verantwortlicher Nedacteur: Leopold Kordesch.