Laibacher Woche n h l a t t 5 u m Nußcn und Vergnügen. ^^o. 6. Freytag den ' o. Februar l 8 » 5- Schilderungen aus London. (Beschluß) 6) Feueranstalten. "^lö allgemeine Sage versichert, keine Vlacht und kem Tag vergienge. in London, ohne daß Feuer auskäme, gewöhnlich mehr als euym Orte. Die Sache ist nur zu wahrscheinlich Einhundert nnd sechzigtausend Häuser, welche Masse! Wie viele Camine und F.uerstellcn! Und dennoch hört man nie eine Sturmglocke, kein Feuerlärm verkündigt es dieser, auf einander gehäuften Million Menschen, wenn ciner ihrer Mitbürger in Noth ist und Hülfe bedarf; Niemand außer den nächsten Nachbarn, erfährt zur Zeit enes Brandes etwas davon,und wäre er noch so beträchtlich, noch so gefährlich. Aber stürmte man auch UÜ ' blocken, kein Mensch würde 1>") oarum bekümmern, keinem würde es dem.^^" ^chen. Aber den Assecura-ünd si^H ? "" ^ Beutel und darum vortÄH , 3^'"'^ " helfen. D:e ganz ^/. ^ ^. ^ueranstalten stehen unter chrer Direction, und können gcwiß nicht besser, besonnener und eifriger dirigirt werden, als von diesen Herren, die so lebhaft bey jeder Nettung intercssirt sind. Fast an allen Häusern sieht man den klei-n n goldenen Phönix neben der Haus-thürGrangen, ein Zeichen, daß der Eigenthumer für eine gar nicht beträchtliche jährliche Abgabe sein Haus bey der Phönix-compagnie gegen Feuersgefahr versicherte. So wie solch ein Unglück entsteht, wird die Gesellschaft augonblicklich davon benachrichtigt , denn die ganze -Nachi geht eins kleine Annes Wächter umher, um jede drohende Gefahr gleich zu bemerken und anzukündigen. In allen Stadtvierteln stehen Feuerspritzen, Pferde und Menschen Tag und Nacht zur Hülfe bereit. Auf den ersten Ruf ist Alles bey der Hano und dem Unheil wird gewehrt; nur die dazu beauftragten Leute dürfen sich dem Feuer nähern; sie zeichnen sich durch ihre Kleidung aus, so daß man sie glcick erkennt. Aber nicht bloß Häuser, sondern auch Möbeln, Wäsche, Kostbarkeiten werden gegen Feuer versichert. ^araus entsteht der sonderbare Fall, daß s'lbll den Eigenthümern nicht erlaubt 'ist ^ was zu retten, sie muffen Alles dkstm fremden Leuten anvertrauen, die denn aber freylich sich auch viel besser dabey benehmen als jemand, welcher der Sachs ungewohnt ist und den ohnehin Angst , Furcht und Schrecken der gelohnten Besonnenheit beraubten. Diese Einrichtung ist nothwendig um den, bey solchen Gelegenheiten unvermeidlichen Diedstählen vorzubeugen und so wunderbar sn auf den ersten Anblick erscheint, so :r?hl befindet man sich im Grunde doch dabey. Beschluß der letzthin abgebrochenen Schilderung des Spanischen Nazionai-Charakters. Die Ereignisse des merkwürdigen Kampfes in welchem die Nazion begriffen war, und in welchem sie allerdings die größten Beweise von Eigenheit, Muth und Standhaftigkeit gegeben hat, werden gleichwohl bey cmem Jeden, der nicht selbst Augenzeuge war, und sie in der Nähe zu beobachten Gelegenheit hatte, zu günstige Vorurtheile für dieselbe in dieser Hinsicht erregen, und zu übertriebenen Erwartungen für die Zukunft verleiten. Die Ursa^ chen ihres mehr scheinbaren als wirklichen Widerstandes, des eines TheilZ glücklichen Erfolgs ihrerAnstrengungen,wclche die Entscheidung ihres Schicksals so lange ver-" zögerte und ungewiß machte, waren z:'m Theil andere, als man in der Ferne glauben mag. Ihr herrschender Brist ist kein reges Emporstreben; ihr Kampf war nicht der für, sondern wider Neuerungen, es war der Kampf für dnErhaltung ihrer Verfassung , Religion und Sitten , für welche eine lange Ruhe und Gewohnheit ihr eine unvertilgbare Anhänglichkeit gegeben habm. Ein beschMich:s, beschränktes Leben , ein ruh'qer Genuß ihres Daseyns, em bleibender Stillstand auf der Stufe der Kultur, auf welcher sis sich befindet, ist das Einige, was dieselbe immer noH zn wünschen scheint. Diesem st,ihr Zu-stano u^d ihre Tenden> Zwar hab-m o^ne Zweifel die E.-fchc jsgra HU6 U5leä c8s!3 5NI nüVL.wl.!, wenn sie soviel sagen wollen, als; „Ich freue mich, daß Sie wohl und zufrieden sind." Wörtlich heißt es eigentlich: Ich freue mich daß Sie ohne Neuigkeit sind. Bezeichnend ist oft eine Kleinigkeit in einer Sprache. So scheint man berechtigt zu seyn, aus jenem Ausdruck die Folgerung zu ziehen, daß die Spanier, indem sie täglich einander wünschen, daß es beym Alten bleiben möge, keine gross-n Freunde von Neuerungen seyen, sondern vielmehr ihr Glück und ihre Znfriedcnheir in die ungestörte Fortdauer" ihrer gewohnten Existenz und Redensart setzen. ' Sie sind schr empfindlich a/gen dis Kalte, ^n ''auhen Tagen suchen 1e sorg-f,.ich-j jedej ^,i>'tzchen, wo die Sonns scheint, Uild-fanM oeren Strchlen b.^zie-rig auf. Dieses ist ein grosse? Ge mß fin'jie; sie sagen auch: ^omal- ^»r ^a 8 el «c»l, d. h. diö Sonne zu sich n hmon, oder genicssen, wie sie sagen: 1'o,nar cl Wenn de? Spanier sagen will: „I h bin Ih'len shr verbunden, " bedient er sich des Ausdrucks: V^v.i u^ceä m>l auuc,'', d. h leben sie tausend Jahre Die Bewohner von Mancha', deren Nahzncn Cervantes durch sein unsterbliches Werk verewigt hat, scheine wenig stolz auf diese Ehre zu seyn. Eigentlich joll der Verfasser, um sich weZen einer gewissen ungerechten Behandlung', dis ev in einem Orte dieser Provinz, welchen er nicht n.nm, der aber Argamasilla del Alba gewesen seyn soll, erlitten hatte, zu rä-chrn , den Helden seines Nomans zu einem Manchego, d h. Bewohner der Mancha, gemacht haben In Toboso, dem Geburtsund Wohnorte der Dulcinea, soll ehedem Jemand , der den Bewohnern desselben etwas Schmeichelhaftes zu sagen glaubte, indem er dieser Ehre erwähnte, mit Schlägen belohnt worden seyn Inzwischen zeigte man mit vieler Bereitwilligkeit den Französischen Trnpven ein^n allen Stall, weicher der ^aiacis» jener Dulcmea gewesen seyn soll. Unruhige Auftritte bey der Beerdigung der Schauspielerinn, Mademoiselle Raucourt. Ein bedeutender-Auftritt, der sich am 17. Jan in Paris zutrug, ist der Ge-. genstand allerGespräche und vielfältiger Pri-vatbriese geworden, aber hie Pariser Blätter haben darüber bisher noch nicht gesprochen. Die allgemeine Zeitung gibt davon aus Korrespondenz- Berichten'folgende Mittheilung Da die verstorbene Schanspiclerin, Mademoiselle Raucourt, zum Kirchenspreni-gel von St. Roch gehörte so war voraus zu sehen, daß ihre Beerdigung, nach alten Vorurteilen und Vorschriften Gchwis-NiMten finden dürfte. Der Pfarrer stcht bßy - dem freysinnigen Theile des Publikums in üblem Andenken Auch schon vor 7 Iahreu hatte er die Pforten seiner Kirche versperrt, um die selche einer anderen Schauspielerinn mcht aufzunehmen, wofür Napoleon ihn auf sechs Monathe in das Scminarium bringen keß. Kaum war Mlle. Raucourt gestorben, so wanden sich die Freun- de der Verstorbenen wegen des Leichenamts an den Pfarrer. Seine Weigerung empörte um so mehr, als er vorigen Winter 6000 Franken Almosen von ihr angenommen, und sie noch ganz neulich zur Austheilung dev geweihten Brodes ernannt hatte, wofür sie, da sie das Geschäft nicht selbst verrichten konnte, ein Geschenk von 25 Louisd or machte. Man wendete sich an eine weltliche Behörde. Diese ant« wortete, die Regierung könne sich nicht in Kirchenangelegeuheitcn mischen. Darauf sandte man einen Gerichtsdiener an den Pfarrer, der seine Weigerung schriftlich wiederholte, und auf einen Bescheid des Domkapitels gründete, das die Stelle des El zbischofs vertritt. Endlich den 17 Jan. Mittags brach der Lcichenzug aus der Hel-derstrajse auf, um nach dem Begrabniß-platze des Pere Lachcnse zu fahren. Schauspieler von allenThcatcrn begleiteten ihn, die meisten in Naz-onal Uniform. Kaum war der Zug eine kleine Strecke vorgerückt, so fiel ein Mann, der über seine Montirung einen Carrik trug, den Pferden in die Zügel, und rief: „zur Kirche nach St. Roch! Alles Volk stimmte ein, und so b'^gab sich der lange Zug in die Strasse St. Honore, und hielt vor St Roch. Die Pforten der Kirche wareu verschlossen. Es wurde geklopft, geschrieen. Endlich erschien der Pfarrer vor seiner Hausthüre und erklärte mit vieler Kaltblütigkeit, daß ihn nichts vermögen werde, die Thore zu öffnen und den Leichnam in die Kirche einzulassen. Da erhob sich ein fürchterliches Gebrauft : „H^cib nnt'.dem Kappen-träger! hängt ihn über dem Hisserblatte auf! zur Laterne mit ihm , zur Laterne !" So schallte es von allen Seiten; man glaubte sich in den Anfang der Revolu-zion von 17L9 versetzt Der Geistliche kam ins Gedränge, und entschlüpfte nnt Mühe. Unterdessen setzte sich der ^ug in Bewegung. Bey der Gasse de l'Echelle oder etwas näher, wurde er vom Volke angehalten; der Kutscher, der den Leichenwagen führte, bekam Schläge und Stösse, weil er sich weigerte umzuwenden; das Wagengesteli wurde zerrüttet und mußte Zur Kirche zurück. Das Volk bemächtigte sich des Thnrstchers der Kirche, riß ihn hin und her, und prügelte ihn gewaltig. Jammern, Flehen , Gehorchen, die Pforte aufthun, war alles was er vermochte. Tu-multuarisch wurde der nackte Sarg in die Kirche getragen, nnd da die Einfassung des Chors verschlossen war, über das Gitter geschoben , und vor den Altar gestellt. Kein Priester war zu sehen, alle hatten sich entfernt. Wahrend die Schauspieler um den Sarg gereihet Hymnen anstimmten, zündete das Volk alle Wachskerzen an, die vorhanden waren. Mittlerweile war Reiterei) h>'chäy gekommen, dcm Unfuge zu steuern; das Volk rieth aber den Truppen wieder umzukehren, und sie gehorchten; auch thaten sie vielleicht wohl daran, denn dn Zungen wurden immer frecher, uud die Gemüther erhitzter. Haß gegen Gleis-nercy sprach sich selbst unter den Fenstern des Königs laut aus, durch Haufen von Leuten, die den Garten der Tuillerien füllten. Der König schickte einen seiner Hauspriester nach St. Roch; dieser erschien wdtenNaß, von zwey Gehülfen begleitet, und gab den Sarge Weihwasser in Menge. Ein helles: „es lebe der König!" war nun das Feldzeichen des Aufbruchs und des Friedens. Anekdote. , „Der Herzog von Wellington hatte f sich neulich zum Mittagsmahl bey Mad. ! la Marechalle B. engagirt, kam aber, ^ wen er sich bey ei^m Spazierritt im Gehölz von Boulogns verspätet hatte, nicht so sräh , als man ihn erwartete, und war nicht so prächtig gekleidet, als der Rest der Gesellschaft. Madame B. rächte dieses mit Petulan;, indem sie den Herzog ls I)uc cw Vi^w-wn (von garstigem Ton) nannte." Anekdote der Zeitgeschichte- Als Napoleon aufsein« schnellen Heimreise aus Rußland Abends zu Hanau ankam, und wahrend des Pferdwechselns in die Wirthsstube trat, wo ihn Niemand kannte, frug er einen Fremden, was es Neues gcibe ? Dieser versetzte: es muß viel Neues geben, denn es ist ganz still!