Freytag den 26. Februar 1825. Die Zerstörung von Troja. (Eine Parodie. Von Prof. Frank). 'Aomer ') in seiner Iliad' -) Beliebt lins eine That zu schildern, Die — lliitcr tausend Schrtckenbildern — Nicht eine ihres Gleichen hat. Es ist der Stürz von Troja ') , der Viel Tausende um's Leben brachte, Und die berühmte Stadt so sehr Mit einem Mahl auf nichte brachte. Doch manche schone Leserinn, Denkt sich schon -. was soll nun geschehen? — Wie kommt der weit gehöhlte Sinn In dieses Wochenblatt zu stehen? Allein ich werde ungestört Der Sache Hergang kurz erzählen; Dann mögen Sie Ihr Urtheil fällen, Ob eo in dieses Blatt gehört. — Frau Juno >) — dieses stolze Weib — Von ihrer Schönheit eingenommen —' Ließ Paliao 5) einst und Venus ^) kommen. Und schwor bey ihrem Götterleib: Sie Beyde seyen zwar wohl schön — Doch dünke ihr mit mchrer'm Rechte, Sie Beyde müßten — wie sie dächte — Weir hinter ihrer Schönheit steh'n. — Das war genug um auszuführen — Wer kennt die eitlen Weiber nicht? — Flugs lagen sie sich in den Haaren, Wie / wenn der Blitz aus Wolken bricht. — „Was Teufel! gibt es hier zu raufen" — Sprach Zevs '), der eben dazu kam; — Gleich fingen Alle an zu knaufen: — „Hör' nur einmahl mein lieber'Mann!" — Fiel Juno schnell ihm in die Rede: — „Von diesen beyden Fruchterln da — „Wer sollc' es glauben! — dünkt sich jede „Viel schöner noch, ülö ich" — «Papa!« Versetzte Venus — „wie Sie wissen, „Bin ich allein die schönste doch; — „Und keine, wie sie smd, hat noch „Den Prci5 der Schönheit wir entrissen" — 1) Im bcrülnulcr griechischer Dichter. 2) Diesen Nahinen führt scin Hl'ldcngcdicht, in welchem er den Trojanischen Krieg beschreibt. 5) Ginc dcr berühmteste, Städte Klcinasicns, wurde von den kriechen 5200 Jahre vor unserer Zeitrechnung zerstört 4) Die Göttinn der Götter und Göttinnen, und Gemahlinn des Jupiters. 5) Auch Minerva genannt, die Schuhqöttinn dcr Wei5- hcit, des Krieges, dcr Wisscnschasten und Rünftc, war eine Tochter dcs Jupiters. 6) Die Göttinn dcr Liebe und gleichfalls eine Tochnr d.s Iuvitcrs. 7) 2nch Jupiter qenamit. der Gott allcrGöttcr und Göt« tiinicn, Gemahl dcr Juno und Vater der Pall^i- im!> Vcnuö. „Warum nicht gar!«5— schrie Pallas drein — „Du bist em eitles Ding! — Vor Allen „Bestrebst du dich nur zu gefallen, „Willst immer nur die schönste seyn" — „So schon sind viele auf der Buhn', «Die unter tausend Liebsgrimassen „Das morsche Herz der Gecken fassen, »Und diesen Tand der Kunst vorzieh'n, »Indeß manch' brave Künstlerinn »Bescheiden ihre Rolle spielet, »Und doch den Beyfall nicht erzielet -»Der sie belohnte für ihr Müh'n" — Herr Zevs, der nach der neu'sten Mob' Tief unter dem Pantoffel steckte. Und sich daher nicht wohl erkeckte Frau Junen zu erzürnen, — both Sich an nur einen Rath zu sagen; Denn als Papa und Mann könn' er Hier wohl nicht leicht zu richten wagen. Dieß muffe nur ein Anderer. Die Wahl^fiel nun nach langem Denken Auf Troja's Prinzen — den Paris ^) — Nnd jede glaubte ganz gewiß, Nur ihr werd' er den Apfel schenken. —-Denn einen Apfel gab man ihm Mit dem Bedeuten: der zu geben / Die ihm die schönste dünkt. — Mit Beben Sieht er den Ausgang für sich schlimm. -» Er faßt den Apfel — zielt und trüget Sie oft, und zieht die Hand zurück; Doch endlich wirft er ihn — er stieget Hin auf des Himmels Meisterstück. — Wie Furien rasten nun die Beyden — Frau Juno und Miß Pallas schrie'n: — „Wart Lecker! — dir soll dein Entscheiden „All Übel auf oem Halse zieh'n!" — Die, die sich eh' in Haaren lagen, Versöhnten auf der Stelle sich , Und schworen wüthend fürchterlich Ihn und die Seinigen zu plagen. — Zeus hatte seine schwere Noth — Die Weiber schrien: — „Diesen Fratzen „Muß man sein Milchgesicht zerkratzen" — Und drohten ihm den sichern Tod. — Vor Angst erbebten ihm die Glieder: Er jagte schnell nach Tvoja hin. Und schwor: — er laß' sich ja nicht wieder In einen solchen Handel zieh'n. — Drauf reiste er nach Griechenland, Fand dort — kaum wag' ich sie zu nennen — Das allerschönste Weib-----Helenen — l') Das je ein Sterblicher gekannt! — Die beyden Weiber dachten fein: — «Das Wasser ist für unsre Mühle!« — Und fiößten Beyden bald Gefühle Der innigst heißen Liebe ein. — Zwar war der Sieg nicht leicht errungen; Helene kämpfte sittiglich: Doch lachten dieser Weigerungen Die Göttinnen in's Fäustchen sich. — Es war ai:ch keine Kleinigkeit Das Herz Helenens zu berücken^ — Nur Zauberkraft mußt'sie umstricken. Und wecken ihre Eitelkeit. — Doch kaum war diese aufgewacht. War schon der Sieg auf ihrer Seit«, Und was sie noch am meisten freute Und Ihrem Kniffe Ehre macht', ' War, daß Helene ihrem Buhlen Selbst rieth zur Flucht nach Troja hin; Denn ihr schon ganz liebtrunkner Sinn Wußt' jeden Einwurf einzulullen. — Nach Troja ging's — die Pferde schnoben, Denn Floh'n sie im sausenden Galop, Daß Kies und Funken stoben! — Das wahrte kaum Herr Menelaui ") Als er vor Wuth entrüstet — 5) Ein Sohn des Trojanischen Königs Priamuö u»d seiner Gemahlinn Hecubs. 9) Berühmt wcgcn ibrer ungcmeincn Schönheit, war di, Gemahlinn des Mcnclauö, des Königes von Sparr^. »0) Gemahl dcr Hclcna. Gonz Griechenland mit Saus und Braus Zum schweren Kampfe rüstet. — Und Troja galt's — mit Saus und Braus, Wie — wenn deS Äolö ") rasche Winde Mit ihrem lustigen Gesinde Zur Höhl', die sie verschließt, hinaus In's offne Weltmeer wüthend stürze«/ Die Wogen thürmen himmelwärts -»» So stürzt das ganze Heer vorwärts Den Weg nur zu verkürzen. — Kaum langte man vor Troja a«/ Ward schwer' Geschütz schon aufgeführet. Die Trommeln fürchterlich gerühret. — Helenens stark geklönter *) Mann Ließ alsogleich die Stadt auffordern. Und forderte sein Weib heraus; Doch Paris sprach: — „Was nützt das Fovd«rn! »Aus diesem Handel wird nichts d'raus." — Nun gin'gs von außen d'runt' und d'rüber: — Herr Menelaus — von Wuth entbrannt — Schwor — Rache schnaubend — Elend Über Die Stadt und das Trojanerland. — Wie, wenn den Berg Vesuvius ") Die innern Winde heftig plagen, Steinmassen selbst den Mond blau schlagen Im glühend heißen Lavaguß: — So flogen Bomben und Granaten Aus Feuerschlünden heißem Bauch, Congrevesche Raketen auch Gefüllt mit Pulver und Soldaten. — ^) . Und doch ging es zehn Jahre her. Bis Troja's Mauern endlich fielen, Und Menelaus die Rache kühlen Am armen Paris konnte, der 11) Auch Eolus, ein Sohn des Jupiters, der Gott der Winde, die cr in einer Höhle verschlossen hält. *) Ist ein Druckfehler, soll eigentlich gekränkter heißen. 12) Der berühmte Feuersveyer unweit Neapel. iZ) Troja wurde mit Hülfe eincS großen hölzernen Pftr» des erobert, in dessen innerer Höhlung Soldaten ver» borgen waren, und das die getäuschten Trojaner selbst in ihre Stadt zogen. Zu merken es bereits begann, ^ Wie lange Weiberliebe währet, z Als Helena zurück gekehret « Zu ihrem hoch erfreuten Mann. — z Die Arme war auch zu betlagen, : Denn gegen Göttinnen konnt' sie ! — Trotz Tugend und Philosophie — ? Sich wohl nicht leicht im Kampfe wagen. — So dachte auch ihr guter Mann, Entschuldigte sie aller Orten Und gab — auch schon im Orkus '^) dorten — Die Göttinnen als Ursach' an. So treiben jetzt noch, meine Schonen! Minerv' und Juno nur ihr Spiel, Wenn arme Frauen in der Still' Zuweilen ihre Männer krönen. — Doch wenn — wie Troja es geschehen — Man jede Stadt zerstören soll, So würden auf dem Erdball' wohl Kaum hie und da noch Dörfer stehen. — --------------- W .---------------- Das Rosenfest zu Salency. „Seit undenklichen Zeiten wird zu Salency, einem Dorfe in Frankreich, um die Zeit, in welcher die Ro» sen blühen, ein Fest gefeyert, von dem zu wünschen wäre, daß selbiges in allen Dörfern und Städten des Erdbodens bekannt «uid eingefühlt werden möchte. Man nennet es das Noscnfest und hält den heiligen Bischof Medardus, der im fünften Jahrhunderte „ach Christi Geburt zu Zeiten des Königs Klodoväui in Frankreich lebte, für den Stifter dieser Feyerlichkeit. Dieser gute Bischof war Herr von Salency, dat nur eine halbe Meile von dem Orte, wo der Bischof war, entfernt liegt, und hatte den Einfall, jährlich einem Mädchen seines Dorfes, das den größten Ruf einer unbefieckten Tugend hatte, fünf und zwanzig Livres an Geld, und einen Kranz von Rosen geben zu wollen. Es wird erzahlt, er habe selbst diese ruhmvolle Belohnung einer von seinen Schwestern gegeben, die mit allgemeinem Beyfalle zum Rosenmädchen wäre er- »4) Die Unterwelt. wählt worden. In der Capelle des heiligen Medardus, die an dein einen Ende des Dorfs Salency liegt, sieht man noch, heut zu Tage ein Gcmäh!de, welches diesen heiligen Prälaten vorstellt, der in priesterlicher Klei« düng seiner Schwester, die mit bloßen Haaren vor ihm kniet, einen Kranz vonNosen aufsebt. Diese Be« lohnung ermunterte die Mädchen von Salency auf eine ausnehmende Art zur Tugend. Außer der Ehre, welche das Nosenmädchen dadurch erhielt, konnte sie sich im Verlaufe des Jahres auf einen guten Bräutigam gewisse Hoffnung machen. Der heilige Medardus wollte dieses, Anfangs nicht vermutheten Nutzens wegen, die Stiftung verewigen, und sel-:e dazu von seinen Gütern n oder 12 Morgen Landes aus, deren Einkünftezur Bezahlung der 25Li-rres, und zur Bestreitung der zufälligen Nebenkosten desNosenfestcs angewendet werden sollten. Es ist gleich Anfangs bey dieser Stiftung ausgemacht, daß nicht allein Diejenigen, welche diese Belohnung„erhalten, ein tugendhaftes Leben geführt haben müssen, sondern daß auch ihrem Vater, Mutter, Bruder, Schwester und Vorfahren, bis ins vierte Glied hinaufsteigender Linie/ kein Vorwurf deßhalb gemacht werden könne. Dertleinsie Fleck, der geringste Verdacht in ihrer Familie würde eine völlige Ausschließung nach sich ziehen. Der Adel muß oft 7, 8, 16 Ahnen ausweisen, um in einen Orden oder in ein Capitel aufgenommen zu werden. Sollte eine solche Ahnenprobe der Tugend, die auf wahres Verdienst gegründet wäre, nicht eben so schwer seyn, als die Ahnenprobe einer adelichen Geburt? Der Gutsherr von Salency hat jederzeit das ausschließende Necht gehabt, das Rosenmädchen unter drey Mädchen zu wählen, die in dem Dorfe Salency geboren sind, und ihm einen Monath vorher vorgestellt worden. Wenn er eine gewählt hat, so musi er seine Wahl in dem KirchsoiV'le von der Kanzel abkündigen lassen, da, mit ihre Micwerbcrinnen allenfalls Zeic haben mögen, die Wahl zu prüfen , und ihre Einwendungen dagegen zu machen, wenn sie nicht milder strengen Gerechtigkeit übereinstimmen sollte. Diese Untersuchung geschieht mit der größten Unparteylichkeit, und nur diese Probe kann die Wahl des Gutsherrn bestätigen. (Der Beschluß folgt). Zug aus dem Leben Carl's Xll. (Alls dem Ncvki: „Il-Ulclliuxep l'l Xoinin^ <ül»! XII. I^i«Ic>ri.'>. 8tooli.li,c>i!n 182a.") Der Verfasser eines im vorgedachten Werk zuerst bekannt gemachten Tagebuchs, welches Carl XII. nach dem Leben schildert, war sein Tafeldecker, Nah« mens Hultmann, welcher ihn auf seinen Kriegszü. gen gegen Rußland, Pohlen und Dänemark, vom Jahre 1707 bis »718, begleitete. Die Bemerkungen enthalten Thatsachen in einer einfachen und unparcey» lichen Einkleidung. Darunter kommt Folgendes vor: Bey aller Tapferkeit und scheinbaren Rauhheit besaß Carl ein gefühlvolles Herz, Davon zeugt unter Anderem ein Brief, welchen er, als er den Tod seiner altern Schwester erfuhr, an die jüngere nach Schweden schrieb. Dieser Brief, welcher aus Be/ider den 19. Dec. 1710 erlassen wurde, enthält folgende Aus« drücke: „Mein einzige Hoffnung ist, daß meine Her-zensschwester sich bey fester Gesundheit befinden möge. Unser Herr erhalte sie ferner, und mache mich einst so glücklich, sie noch ein Mahl ,;u sechen. Diese Hoffnung macht mir das Leben einiger Maßen werth, seit ich die Betrübniß erdul^el d^b?, di< ich „icht z>> überleben glaubte; denn mic frohem M^de würde ich Alles er» tragen haben, wenn ich nur so glücklich gewesen wäre, von uns dreyen Geschwistern der Erste zu seyn, der sein abgestecktes Ziel erreicht hätte: nun hoffe ich wenigstens nicht so unglücklich zu seyn, der letzte von uns zu werden". Die Sprache des Gefühls ist um so merkwürdiger aus der Feder eines Helden, welcher durchaus Meister seiner Gemüthsbewegungen war, und weder bey seinen Wunden, noch über das Unglück bey Pultawa die geringste Verstimmung zeigte. Naturereignisse. In dcr Nacht vom 3. auf den Z, Februar, bey einem heftig slürmenden Westwinde. wollen viele Einwohner von Bonn cineOlderschütterung bemerkt habcn. Am 4. Morgens um 7 Uhr aber fuhr bey einem mächtig stur-Mtndcu SchlNcgcstodcr aus Westen ein fürchterlicher elektrischer Schlag mit prasselndem Geräusch am Gewit' terableiter des hohen Münsterthurms herab, ohne indessen den germgften Schaden verursacht zu haben. Gedruckt bey Ignaz Aloys Edlen von Klein mayr.