Wortlaut der Gesänge. Peter Cornelius: Brautlieder. a. Ein Myrtenreis. In meinem Herzen regte Der Liebe Wunsch sich leis, Da pflanzt’ ich ein und pflegte Ein zartes Myrtenreis. In Leid und Lust erglühte Der Liebe Flamme heiß, Da wuchs empor und blühte Mein zartes Myrtenreis. Und nun mein Herz errungen Der Liebe reichsten Preis, Hat sich zum Kranz verschlungen Mein zartes Myrtenreis. ISO b. Der Liebe Lohn. Süß tönt Gesanges Hauch, Wenn alles ruht, Süß tönt das Rieseln auch Perlender Flut, Süß tönet Glockenldang Von ferner Berge Hang, Und noch viel schönren Schall Singet die Nachtigall Ins Blütenall: Aber der schönste Ton War meiner Liebe Lohn, Da du mich fest umschlangst, Lieblich ins Ohr mir sangst Wonnigen Laut: „Sei meine Braut!“ Schön ist der Blume Glanz, Schillernd im Tau, Schön ist der Sternenkranz Himmlischer Au, Schön ist des Mondes Licht, Das sich an Wogen bricht, Und noch viel' hellre Pracht Wecket nach tiefer Nacht Der Sonne Macht: Aber am hellsten tagt, Was mir dein Auge sagt, Daß du dein Herz mir weihst, Seliges Glück verleihst, Alles mir gibst: Daß du mich liebst! ISO c. Vorabend. Nun, Liebster, geh und scheide, Die letzte Trennung leide, Die noch uns trennet beide; Nun laß uns ruhn und träumen, Daß wir keine Stunde versäumen, Die morgen kommen mag, Nun, Liebster, geh und scheide, Morgen ist auch noch ein Tag! Nun, Liebster, geh und scheide, Bis wir im Feierkleide Uns Wiedersehen beide, Bis uns für immer einet Das Licht, das morgen scheinet, Der schönsten Stunde Schlag! Nun, Liebster, geh und scheide, Morgen ist auch noch ein Tag! ISO d. Erwachen. Die Nacht vergeht Nach süßer Ruh’. Hör’ mein Gebet, Allmächt’ger du! Der du dein Bild, Den Menschen, schufst, Die Gattin mild Ans Herz ihm rufst. O, laß den Trieb Der Liebe mein Der ew’gen Lieb’ Ein Abbild sein; Daß jeder Tag Mit ihm vereint Mir scheinen mag, Wie dieser scheint, Bis Liebe geht Dem Himmel zu. Hör’ mein Gebet, Allmächt’ger du! ISO e. Aus dem hohen Lied. „Mein Freund ist mein und ich bin sein! Den meine Seele liebt, ich fand ihn nun; Es darf mein Haupt auf seiner Linken ruhn Und seine Rechte hegt mich kosend ein. Mein Freund ist mein und ich bin sein! Ich zwang sein Herz, daß er mich lieben muß. Er küsse mich mit seines Mundes Kuß, Denn seine Lieb’ ist lieblicher als Wein. Mein Freund ist mein und ich bin sein! Stark ist die Lieb’, ist mächtig wie der Tod, Ein Gottesstrahl, dem kein Erlöschen droht, Dem Gottesstrahl will unser Herz sich weihn.“ ISO Erik Meyer'Hellmund: Altdeutscher Liebesreim. Ich bin dein, du bist mein, Dess sollst du gewiß sein. Du bist beschlossen In meinem Herzen! Verloren ist das Schlüsselein, Nun mußt du immerdar darinnen sein! ich bin dein und du bist mein, Dess sollst du gewiß sein. (Wernher von Tegernsee, um 1173.) ISO Paul Umlauft: Wenn lustig der Frühlingswind. Wenn lustig der Frühlingswind Die lichte Welt durchzieht, Denk’ ich an dich! Wenn jauchzend der Lerche Lied Zum klaren Himmel dringt, Denk’ ich an dich! Alles, was schön und froh, Alles, was licht und gut, Mahnt mich an dich! D’rum nicht mit Tränen, Mit schmachtendem Sehnen, Bang ich nach dir! Ob du mein nimmer denkst, Ob ich dich nimmer seh’, Du bist mir nah: Frühlingswind. Lerchensang-, Sonnenschein, Wellenklang, Alles bist du!