Nr. 39. AamÄüg den 30. AeMber 1865. 9. IchlMg. glätter aus Arain. (Vcilage zur „Laibacher Zeitung.") Die „Blätter aus Kram" erscheinen jeden Samstag, und ist der Pränumeratioiisprcis ganzjährig 2 ft. österr. Währ. Gedichte ans dem Slovenischen. i. Von A. Praprotnik. Vaterland, (vomovina.) O süßes Wort: mein Vaterland! An dich ist stets mein Sinn gebannt; Dein hcil'gcr Fnnkc glüht in der Brust Und weckt mir immer neue Lust! Wenn heiter du strahlst in Glüctesglan;, Erfüllt mich reine Wonne ganz; Deckt dcs Geschickes Wolle dich, Im tiefsten Herzen trau'rc ich! Lächelt mir froh dein Angesicht, Wie heiter tönt dann mein Gedicht; Doch tritt ins Aug' die Thräne dir Durch meine Saiten klagt es wirr! O scheine, milder Sonnenstrahl, Auf meine Heimat allzumal; Erhell' ihr düsr'rcs Angesicht Und trän;e es mit Rosen licht! Notizen nbcr Pcchhoffens „LandeöplllgmM." (Mauuscript dcs historischen Vereins für Krain.) Im Archive des historischen Vereins für Kram befindet sich ein interessantes Manuscript unter dem obigen Titel, in zwei Bänden und einem Registerdande, welches in unserer Tages-presse schon vor längerer Zeit Erwähnung gefunden hat und als eine nahezu unschätzbare Fundgrube vaterländischer Geschichte gerühmt worden ist. Es dürfte daher von Interesse sein, über den Inhalt dieses Manuscriptes und die Geschichte seiner Abfassung etwas Näheres zu erfahren. Das uns vorliegende Manuscript umfaßt in zwei Foliobänden, von denen der erste 208, der zweite 408 Blätter zählt, in theilweise ziemlich unleserlicher Schrift chronologisch geordnete Auszüge aus den Protokollen der Landtagsausschüsse und sollte seiner ursprünglichen Bestimmung nach dazu dienen, zur Behandlung der Geschäfte eine auf den'mehrhundertjährigcn Gebrauch und die einzelnen Präcedenzfülle sich stützende Norm zu geben. Man sieht also, daß bei Abfassung dieses Manuscriptes nicht die Absicht vorwaltete, geschichtlich Denkwürdiges für die Nachwelt aufzubewahren, sondern daß die Geschichte hier nur als Lehrmeistcrin des landschaftlichen Beamten, als Handlangerin der burcautratischen Maschine erscheint. Freilich ist uns dadurch manches geschichtlich Interessante überliefert worden, '"dessen dic Originale, aus denen hier Excerpte gemacht wurden, befinden sich in Gestalt der Landtagsprotokolle in der landschaftlichen Registratur in unseren Händen. Seinerzeit ist dem historischen Vereine schlechte Aufbewahrung dieses „u nschätzbare n" Manuscriptes zum Vorwurfe gemacht worden, allein das Exemplar befand sicd, freilich seit einer Neihe von Jahren, in der Benützung eines angesehenen Vereinsmitgliedcs, dessen Recepisse vorlag und welches sein Tomicil in unserer Stadt hat. So viel zu unserer freilich in den Augen kundiger Personen kaum nothwendigen Vertheidigung. Nun übergehen wir zur Geschichte der Entstehung des Manuscriptes, welche uns im Vicedomarchive erhalten ist. Dcr Verfasser des Manuscriptes ist Carl Seyfncd von Perizh offen. In dem großen ständischen Ausschusse vom 29. Jänner 1710 beschlossen die Stände eine „Uniuersal-Landesnorma" zu errichten. Es sollte dies also eine Art mehr-hundertjähriges Normalienbuch sein. Mit der Abfassung wurde der Landschafts-Secretär Antonio de Vermati betraut; dieser, sei es „aus mangelnder Information der Actorum" oder aus Mangel an Eifer, unterließ es und so wurde dem Perizhossen, Vcr damals landschaftlicher Registrator war, diese Arbeit vom Landeshauptmann Grafen Saurau „angelegentlich rccomman-dirt," die er auch über sich nahm und nach mehrjähriger fleißiger Arbeit in zwei Bänden um das Jahr 1747 fertig der Landesobrigkcit übergab. Die Stände hatten bis dahin dem Perizhoffen nur das Matcriale, als: Schreiberlohn, Papier und Einband bezahlt und ihm eine Remuneration für die mühevolle Abfassung in Aussicht gestellt. Als aber Perizhoffen aus dem Dienste der Stände in jenen der künigl. Repräsentation, welche eben vom Grafen Friedrich Wilhelm von Haugwil; neu organisirt worden war, als Secretär übertrat, zeigten sich die Stände abgeneigt, ihr Versprechen zu erfüllen. Perilzhoffen schritt daher im September 1747 in Wien um Bewilligung einer Remuneration ein, indem er behauptete, die Stände hätten ihm weder ^ das gebührende Abzugsattestat (Zeugniß über seine Verwendung in ihrem Dienste) noch die versprochene Remuneration erfolgen ^ lassen wollen. Dieses Gesuch gelangte mit Erlaß der kais. Regierung in Wien vom 23. September 1747 an die Repräsentation in Krain mit dem Auftrage, den Ständen einige Exemplare der „Prag- ^ matik" abzufordern und einzuschicken, übrigens aber dieselben > zur Befriedigung dcs Perizhoffen zu verhalten, worüber die königl. Repräsentation am 28. September den entsprechenden Auftrag an die Stände erließ. Auf das Gesuch hatte Kaiserin Maria Theresia eigenhändig geschrieben: „Mir solle ein Exemplar übergeben werden, der Repräsentation zu befehlen, der Mann (Perizhoffen) 154 solle klaglos gehalten werden mittels einer billigen Recompens." Die Antwort der Stände vom 1. December 1747 besagte: Die Angabe des Perizhoffen von dem im Jahre 1740 gefaßten Beschlusse sei richtig, dagegen sei dem Secretär Vermati für dieses „Etatutenbüchel" keine Remuneration zugesagt worden. Perizhosfen habe bei seinem Austritte aus ständischem Dienst das Exemplar mit sich genommen (also als Pfand für die angesprochene Remuneration) und erst auf wiederholtes Ansuchen den Negi-stratursschlüssel und das Manuscript hergegeben. Dieses befinde sich jetzt in der landschaftlichen Registratur in Einem Exemp lar. Alle, die das Manuscript gelesen haben, finden darin nichts als ein Hauptrepertorium über die landschaftliche Registratur und verschiedene Fragmente, welche aber, ohne die Acten in der Hand zu haben, nicht ergänzt werden können, wie Sc. Majestät es ersehen werden, wenn der Landeshauptmann das Exemplar werde zu Füßen gelegt haben. Das Materiale auf- und zufammcn zu suchen liege ohnehin einem landschaftlichen Registratur ob. Der Perizhoffen habe schon oft Ncmunerationes erhalten, er war mit 500 st. nebst 45 fl. Holzgeld angestellt, hatte einen Adjuncten; er habe llbri- ^ gens bei Äbfaffung des Manuscripts nichts concipirt, fondern , lediglich die Beschlüsse in den Protocollen anfgefucht und zusam- ! mengetragen und einen Index darüber „formirt." j Die Stände beriefen sich aber auch auf ihre Geldnoth. > Sie seien nicht einmal im Stande, dem Nachfolger des Periz- ! hoffen den ehemaligen Gehalt desselben ohne Holzgeld zu geben, -wo sollen sie also die Remuneration hernehmen? Daß die Stände ! dem Perizbosfen wegen seines Austrittes abgeneigt seien, wider- > sprechen sie. ! , Ueber diese Aeußerung forderte du' Repräsentation die ! Stände auf, vor Allem ein Exemplar des Manufcriptes vor- ! zulegen. > Am 9. Jänner 1748 berichtete die königl. Repräsentation ! an den Hof, daß ihr Präses Anton Josef Graf v. Auersperg die Perizhoffensche Landespragmatit selbst dahin überbringen > werde. Da die Stände noch immer sich nicht bereit zeigten, dem , Perizhoffcn seine Remuneration zu erfolgen, so erneuerte er sein Ansuchen bei der kaif. Regierung, und es crsioß ein kais. Decret vom 17. Februar 1748 an die tönigl. Repräsentation, die Verordnung vom 23. September 1747 zu vollziehen, „maßen wir > den Supplicanten unllaghaft, auch uns von weiterem Behelligen ^ entübrigt wiffen wollen." Jetzt erst legte die Repräsentation den ; ubigen Gegenbericht der Stände vom 1. December 1747 vor und endlich bewilligte die kais. Regierung dem Perizhosfcn „in Ansehung der von ihm mit besonderem Fleiß zusammen getra- ', genen und uns allerunterthänigst überreichten Crainerischcn Lan- ^ despragmatila" cin „Necompenö" von 150 fl. aus der Cameral- ! casse der königl. Repräsentation. ! Neber das Bessemern und seine Volkswirt hschast-liche Dedeutung. (Mit besonderer Bedachtnahme der Verhältnisse Krams.) Von Wilhelm Ritter v. Fritsch. (Fortsetzung.) ! Alle über das Bessemern bis jetzt Verlautbarten Thatsachen und Notizen bestätigen, daß dieser lohnende Proceß in England, Frankreich, Schweden, Norddeutschland, Belgien, Oesterreich immer mehr an Boden gewinnt, daß der dauernde Bestand desselben nicht uur vollkommen gesichert ist, sondern daß auch der in seinem unvermeidlichem Gefolge stehende radikale Um- ! schwung des ganzen Eisenhüttenwesens seine Rundreise bereits durch West-, Nord- und Mittel-Europa angetreten hat. ^ Was aber ist denn das eigentliche Wesen ! deß Bessemern? ! Sein Wesen besteht nun darin, das flüssige Roheisen ! in einem mit feuerfestem Materiale ausgekleideten Ofenramn zu sammeln und durch die in vielen Röhren (bei uns „Feren" genannt), unter großer Pressung — 4^ bis 20 Pfund per ! Quadratzoll — einströmende Luft nicht blos eine thunlichste Abfcheidung der fremdartigen Bestandtheile, fondern auch eine Entkohlung desselben durch Verbrennung des im Roheisen enthaltenen Kohlenstoffes bis zu jenem Stadium zu erwirken, daß das Frischgut sich entweder in Stahl oder Etabcisen umgewandelt hat. Die Dauer des Processes erstreckt sich in ihren Extremen nach den bisherigen Erfahrungen in Oesterreich zwischen 9 bis 79 Minuten, im Durchschnitte jedoch nur auf.15 und 19 Minuten: die Dauer von 9 Minuten ergab sich nur bei weißen, siliciumarmen Roheisen, während die längste Dauer von 71 Muv.tteu sich bei sehr grauen, graphitischen Roheisen herausstellte. Der Entfall des Brennstoffes während des FrischprocesseZ selbst erklärt sich durch die Wechselwirkung des in der eingetriebenen atmosphärischen Luft enthaltenen Sauerstoffes mit dem flüfsig eingesetzten Roheisen. Es wird also bei diesem Procesic der bei den gewöhnlichen Frischmethoden an die Agentien (wie Schlacke oder Hammerschlaäe) gebundene Sauerstoff beim Bessemerverfahren in freiem Zustande ins flüssige Roheisen übergeführt, wodurch die Temperatur in Folge der directen Reaction des Sauerstoffes namhaft gesteigert werden kann: diese Sauerstoff-Reactionen bestehen nun in der Verbrennung des Kohlenstoffes und Siliciums, in der Oxydation des Eisens und der schlackengebenden Substanzen. In Folge der so biL zitt Weißhitze erhöhten Temperatur wird aber auch die sich gebildete flüfsige Frischschlacke iu steter Abscheidung vom flüssig bleibenden Roheisen selbst gehalten und dadurch die Einwirkung derselben' auf das Roheisen, dessen Kohlenstoff und Silicium sie oxndirt, befördert; die Kohle, zu Kohlenoxydgas verbrannt, entweicht ^ und das zu Kieselsäure vxydirte Silicium geht in die Schlacke. Das so schließlich gewonnene Frischgut wird nocb heißflüssig unmittelbar in die vorfindlichc gut vorgeglühte Pfanne und vo>l dieser in die schon bereit gehaltenen Vloct - Formen (in Heft 10 bis 12 Zoll im Quadrat) zu mehrere Centner schweren Blöcken oder Ingots gegossen. Aus der bisherigen Praxis haben sich nun zwei Haupt-Methoden gebildet, ihrem Ursprünge nach die schwedische und und englische Methode genannt: beide Methoden schließen den gleichen chemischen Proceß in sich, gehen aber in construk- ! tiver Richtung auseinander. Der schwedische Ofen ist stabil, der ! englische, nach Art einer Birnretortc gebaute Ofen hingegen ! ruht auf zwei in ihren Aren beweglichen Lagern, um welche er mittelst Vorgelege in eine kreisende Drehung nach Bedarf versetzt werden kann. Der schwedische Ofen besteht aus zwei von einander ! abhebbaren Theilen, dem stabilen Untertheil und dem bewegli- ^ chen Obertheile; beide aus Gußeisen bestehende Theile werden j mit feuerfestem Materiale (Ziegeln, Massa u. s. w.) ausge- i füttert und wird oben ein eingewölbter Blechcylinder aufge- ! fetzt, so daß die sich bildenden Gasefunken und ausgeworfenen i Schlacken durch einen schlotartigen Canal abziehen. Die Capa- ^ cität desselben schwankt von 30 bis 50 Centner Roheisen: der ! gewöhnliche Einsatz beträgt bei uns jedoch nur 20 bis 30 Centner ! Roheisen; dasselbe wird erst, nachdem der Ofen mit Holzkohle ! und geringer Windpressung vorher gehörig vorgewärmt wurde, ! im flüssigen Zustande in denselben eingelassen. Die Luft wird ! am unteren Theile des Ofens durch zahlreiche (in Heft 19) l Röhren oder Feren anfangs mit geringer Pressung von circa ! 5 Pfund und weiters mit gesteigerter (10 bis 16 Pfund) und ! erst am Ende des Processes auf 7 und 4 Pfund herabgc- ! setzter Pressung eingelassen. Die kunstgerechte Anfertigung dieser ! Feren, welche gewöhnlich stark und sehr schnell angegriffen Zu ! werdeu pflegen, so daß viele schon nach wenigen, ja im schlimmsten ! Falle schon nach einer Charge (d. i. Dauer eines einzigen i Frischprocesses) ausgewechselt werden müssen, unterliegt ob der ! großen, ihrer Anfertigung zuzuwendenden Vorsicht bedeutenden ^ Schwierigkeiten: meistens wird die chemisch vielleicht fehlerlos zu- ^ fammengcsetztc Thonmasse entweder zu wenig gebrannt oder rasch i abgekühlt, wodurch die Massa bald mit Sprüngen durchzogen wird. ! Diese Feren erhalten einen lichten Durchmesser von- 6"' ! (in Heft) bis ?'/- und 8"' (in Neubcrg ") : Die Richtung ! der einströmenden Winde ist eine tangentiale, d. i. im Kreise ^ um einen gemeinschaftlichen Mittelpunkt. Der Boden des Ofens i hat in Heft 3' L" Durchmesser und geht in 6" Höhe cylin-driick mit 4' Lichte aufwärts; Gesammthöhe des Ofens ist 46", z so daß die eingesetzte Roheisen - Säule bei 30 Centner in Heft 8" Höhe betrügt. Bei der Frischperiode selbst werden nun bei dem schwedi- ! schen Ofen 3 Stadien unterschieden, welche Dreitheilung aller- ^ dings wegen des kaum merkbaren Ineinandcrflicßens der ver- ^ verschiedenen Stadien einen mehr theoretischen als praktischen ! Werth hat. Es sind dies: ! 1. die Schlllckendildungöpcriode, s 3. die Kochperiodc, ! 3. die Frischperiode. l * Woselbst sie zuletzt aus 4 bis 5 Theilen Quarz und 1 Theil ! Thon in brauchbarer, 4 Charaen überdauernder Weise hergestellt wurden. ! Während der ersten, durchschnittlich 4 bis 6 Minuten, jedoch bei start grauen oder siliciumreichen Roheisen wegen Feren-Verlegung bis ^ — ^ Stunden anhaltenden Periode wird das Silicium des Roheisens verbrannt und theils mit Cisenpartikeln, theils mit Fragmenten der Ofenwandung zu einer eisenoxydulreichen Schlacke umgewandelt. Diese Schlacken nun wirken eben im weiteren Verlaufe des Processes orydirend auf den Kohlenstoff und das übrige Silicium des flüssigen Roheisens, somit auch entkohlend und reinigend ein, so daß die schließlich abfallenden Schlacken, im Gegensatze von den bisherigen eisenreichen Frisch- oder Schwcißschlacken, eisenarm, steinig und grün mit nahezu krystallinischem Gefüge sind. Die während dieser Periode der Ofentehle tegelartig entströmende und nach Art eines Kometenschweifes funlenfprühende Flamme ist anfangs gelb, kurz, wird in Bälde länger, heller, blau-berändert, blaßröthlich, weißlich bis blendend weiß: die anfänglich in den Eingeweiden des Ofens matt kochende Masse beginnt stürmischer aufzukochen, die Flamme steigt mächtig bis zur cisen-geschützten Hüttendecke empor, Schlacken und Eisenpartien ent-sprühcn in funkelndem Glänze der obern Kehle des Ofens. Die zweite Periode ist eingeleitet. Sie dient vorwiegend der Entkohlung des Eifens. Das mit dem Stickstoff der zersetzten atmosphärischen Luft sich paarende Kohlenoxydgas entströmt in hellweißcr, mächtig aufflackernden Flamme; im Wetteifer mit gelben Scblackentugcln entsteigen raketenartig die hellen Eisenfunten wie Brillantenstcrne dem sprudelnden Ciienhcrde und sinken in weiten Bogen auf der Hüttensohle nieder: das Funtenzischen wird nur übertönt durch das Dröhnen und Tosen der gewaltig gährenden, vft detonircnden Eisenmasse: die Ueberwucht dieses brausenden Aufkochens dämmt nur die richtige Steuerung des Windes, dessen Pressung sodann durch sorgfältige Handsteuerung des Regulirungs-Ventiles auf 4 bis 5 Pfund herabgemindert wird. Das eine Auge auf die Flamme, das audere Auge auf den, dic Windpressung indicirenden Manometer gerichtet, die Hand an den SteuerungZhahn gelegt, muß der Operationsleiter gleich dem Steuermanne zur See die Schiffs-richtung, hier den ProcesseZverlauf verständnißvoll und sicher reguliren: er ist die Seele des Processes, in seiner Hand liegt vorzugsweise das Gelingen desselben: immerhin muß es sein > Streben sein, den Chargengang hitzig zu erhalten um denselben baldigst, also mit möglichst geringen Verlusten zu beenden. Je nach der Qualität und Menge des eingesetzten Roheisens dauert diese Periode 4 bis 12 Minuten: ihr Ende verräth sich durch die Wiederkehr der Flammenruhe und die Abnahme des tugel- und sternförmigen Funlensprühens: aus diese Weise gebt nun die Koch- oder Eruptionspcriodc unvermerkt über in dai> letzte und Dritte Stadium, das ist die eigentliche Frischperiode. Während schwacher Flammenausströmmungen unter blaßblaucr Färbung und ruhigem Fnnkenauswurfe vollzieht sich die eigentliche, die Stahl- oder Eisennatur des Endvroductes bestimmende Entkohlung des unmittelbar nach der Kochpcriode noch den Character von Roheisen an sich tragenden Einsatzes ungcmein ! rasch: ihre Dauer ist in die engen Grenzen von 1 biZ.4 Minuten 15« gebannt und in sie fällt die Unterbrechung des Endftrocefses; die Ermittlung des richtigen Finalisirungs - Momentes ist das schwierigste Problem, da mit dem Schwanken der Finalisirung des Processes innerhalb Bruchtheilcn einer Minute auch ein empfindliches Schwanken des Endproductes selbst, u. z. bezüglich seiner Härtesorte, verbunden ist; ja bei etwas zu langer Dauer der unter einer schließlich gleichen Flammenerschcinung sich fort-spinnenden Entkohlung ergibt sich statt des gewünschten Stahles Eisen oder unter braunem Qualm gar ein verbranntes Schmiedeeisen ohne Werth. Sofort wird durch Einstoßen eines gußeisernen, lehmbeschmierten Stöpsels das am Ofenboden befindliche Abstichloch frei gemacht und das Frischgut in vorgesetzte rothglühend gemachte Pfannen abgestochen, in welche früher etwas flüssiges Hochofenroh- > eisen eingelassen worden ist, durch welche Mischung die Eingüsse ! porcnfrei werden. Durch eine Vodenöffnung dieser mechanisch z gehobenen und fortbewegten Pfannen, gewöhnlich Stahl- ! Pfannen genannt, fließt nun das flüssige Frischgut in die ! unten bereit gehaltenen, sehr gut vorgewärmten gußeisernen Coquillen, um in denselben unter dem mittelst Verkeilung bewerkstelligten Drucke aufgefetzter graphitirtcr Gußciscndeckcl langsam zu sogenannten Eingüssen (Blöcke, Iügots) in der für die ! weitere Verarbeitung oder im Handel am besten beliebten Form " ! zu erkalten. Diese Gußmanipulation ist nun ebenfalls von delikater und schwieriger Natur, da von deren präcisen, richtigen und besonders sehr raschen Durchführung und deren weiter sich > daran schließenden correctcn Eortirung ^" der Manipulation^- ! Erfolg und der Onalitäts-Credit einer solchen Hütte vorzugsweise abhängig gemacht sind. Der Bessemerofcn hat bei der englischen Methode die ! Gestalt einer aus starkem Kesselblech zusammengenieteten Viin- ! rctortc, welche innen und am Voden mit feuerfester Massa aus- ! gekleidet ist, während bei schwedischen Oefcn die Ausfütterung ! mit Maffa nnd Ziegeln bewerkstelliget wird. Dem stabilen schwedischen Ofen entgegen ist der englische in der Weise beweglich, daß er an zwci Scitcnzapfen um eine Horizontalare ^ mittelst starker maschineller Vorrichtung gedreht und so dessen Stellung dem Äcoarse angepaßt werden kann. Eine der Zapfenarcn ist hohl, durch welche die gepreßte Luft feitlich nach abwärts in den am Boden des Ofens angebrachten Wind-lastcn zieht um durch weitere an der Bodenplatte angebrachte Fercn (meist 40 bis 49 an der Zahl) von unten herauf die eingesetzte Noheisenmasse zu durchgühren, während wir beim schwedischen Ofen wahrgenommen, daß die Fcren seitlich nächst dcm Ofenbodcn angebracht sind; daraus folgt auch, daß der cnglifche Ofen eine größere Windprcssung ^-* in Anspruch > nimmt, um einsthcils das Verlegen der Fcren durch die über- ! liegende Roheisensäule zu verKindern und andcrestheils die größeren Einsätze wirksam zu durchstreichen. Diese Eisensäule ist bei den englischen Oefen bei den niederen Einsätzen von nur Z0 Centncr 14" hoch, wobei der Voden zu einem Durchmesser von 24" angenommen ist. Der obere Theil des Ofens, der Hals oder die Ausströmöffnung, ist in senkrechter Ruhelage des Ofens etwas seitwärts gegen die Esse geneigt. Während in i * In Heft werden meist Blöcke von (i bis 12" im Quadrat, > :w bis 40" Höhe, im Gewicht von 2 bis 12 Ccntncr gegossen. i '"- Ungeachtet der Schwierigkeit einer corrcctcn Sortinmg hat man es bei uns in lurzcr Zeit in derselben schon so weit gebracht, die für die Praxis ausreichende Grenze von '///, Kohlengehalt zu bestimmen. 555 So in der Schlackenbildungsperiode anfangs 12 dann 16 Pfund, in der Kochperiode 9 und 5 Pfund und iu der Frischpcriodc 8 bis 10'/, Pfund per Quadratzoll. Oesterreich und Schweden zumeist das trefflich geartete, reine Roheifen unmittelbar vom Hochofen weg in eine möglichst nahe gestellte Pfanne abgestochen und nach Abziehung der an der' ! Oberfläche sich sammelnden Unrcinigkeiten erst in den englischen > oder schwedischen Bessemerofen übergeleitet wird, wird bei den ^ englischen Oefen in England selbst sowie bei dem englischen Ofen des Grazer Schienenwalzwerkes das Hochofenroheisen vorerst behufs feiner vorläufigen Reinigung von seinen Unarten ! in eigenen Flammenöfen verschmolzen und aus diesen erst l im flüssigen Zustande in den vorher mit Kohlen gut angewärmten ! und mittelst Kurbel uud Vorgelege vorerst horizontal gestellten Vessemerofen gebracht. ! Der Proceß selbst ist jedoch im englischen Ofen demjenigen im schwedischen Ofen sehr ähnlich, nur sind die Flammenerscheinungen noch intensiver, die Kochperiode stürmischer, die Auswürfe heftiger. In Oesterreich wurde der Frischproceß in den englischen Oefen bisher ganz gleich mit jenem in den schwedischen Oefen, durch alle benannten drei Hauvtstadien normal durchgeführt, in England jedoch und in dem englischen Ofen zu Graz * wird die Entkohlung des RoheisenguteZ auf das äußerste, d. i. bis zur anfangenden Eisenorydation getrieben und dem Endproductc unmittelbar vor dessen Ausguß in die Stahlpfanne noch während der Horizontaldrehung des Ofens geschmolzenes Spiegeleisen (5 bis 10"/^) zugesetzt, um durch den Kohlengehalt des letzteren das beinahe vollständig entkohlte Frischgut in den gewünschten Kohlungsgrad hinüber zu fübrcn. ^ MZ sonstige Zuschläge werden überdies für beiderlei Methoden Vlei-glättc, Braunstein, Kochsalz, Kohlenpulvcr u. s. w., je nach der Noheisenart, u. z. in der Weise anempfohlen, daß solche metallreinigende und leichtflüssige schlackenerzeugcnde Zuschläge'^ ob der hohen Temperatur im Vesscmcrofcn am zweckmäßigsten in der Stahlpfanne zugesetzt werden, bcuor oder in dcm Augenblicke, wenn das Metall in dieselbe cingcgosscn oder abgestochen wird. (Fortsetzung folgt.) Entdeckung eines alten Vemildes. Bei dcm Abbruch der alten Klostergcbäude zu Hildesheim, welcher wegen Neubau des Waisenhauses nöthig geworden, hat man in dem neben der ehemaligen Kirche gelegenen Flügel, wo sich ursprünglich das Refectorium befand, auf einer sogenannten Spiegelwand in einem Flächenraum von etwa 8 Quadratfuß ein in Temperamalerei ausgeführtes altcrthümlichcs Bild der Einfctzung des heiligen Abendmahls entdeckt. Die Darstellung scheint sehr originell aufgefaßt und die Farbengebung eine glänzende gewesen zu sein. Leider sind viele von den Figuren entweder ganz zerstört oder thcilweise beschädigt und nur sieben vollständig erhalten. Nie eine Ebronik besagt, rührt dieses Gemälde von dcm zu Anfang des 15. Jahrhunderts im Hildcs-hcimer Kloster lebenden Franciscanerbruder Johannes Piscator her. -5 Ursprünglich auch bei dem ersten englischen Ofcu in Turrach; doch ging man alöbald dortselbst zu der schwedischen Methode über. -*5 Bcsscmcr selbst will damit dm Zwcck verbinden, in die Masse etwas Silicium rückzufllhrcn, um hicdurch vorcnfrcic, dichte Gnß-blöckc zu erzielen. 5"5 Die richtige Wahl der Zuschläge ist Sache der Erfahrung; in ihr ruhet eine Bedeutung, die nuch für tramischcs Roheisen, sollte selbes je einmal znin Bessemern gelangen, von entscheidender Natur werden dürfte. Verantwortlicher Redacteur I. v. Kleinmayr. — Druck und Verlag von Ign. v. Kleinmayr st F. Bamberg in Laibach.