, f ^tiiiiiiiiiniiiiiiiiiuuuiuiiiinuuuiiuiiiuiitiiiiiiiiiiniiiHiitiiiiiiiiiiiiiiiniiiinmiiiniiimiimimiiuiiiHiiiuiiiniiiitiiiiiiuiiiHuuiuiiiiiitiiiiiiimiiiuiiiiiiiiiimiiiiimitiiiiimiiiiii ZWÖLFTER JAHRESBERICHT über die deutsche laat iffl all' in priest. Veröffentlicht am Schlüsse des Schuljahres (881-82 vom Director LIBOR PEIKER, k. k. Schulrath. TRIEST IM SELBSTVERLÄGE DER K. K. OBEBREA1.SOHU1.E 1882. i ^iiiiiitiiiiniiiiitiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiriiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiKiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiitiiirtiiiiiiiiiMiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiHiiiiiiiitiiniiitiiitiiiiiiiiiitiiiiiiiiiiiMiiiiiiiiiiiiiiiiiiitiiiiir. ^ • " ‘ ’ T - ’ ZWÖLFTER JAHRESBERICHT über die deutsche in rXYiest. Veröffentlicht am Schlüsse des Schuljahres 1881-82 vom Diroctoi* LIBOR PEIKER, k. k. Schulrath. TRIEST IM SELBSTVERLÄGE DEK K. K. OBERREAESCHULE 1882. Buohdruekoroi dos östorr.-ung. Lloyd, Triost. Inhalt. Ein historischer Streit'/aig «lurcli Triests Umgebung von Prof. D Franz Swidu.............................................................. Untersuchungen am Pentagon-Dodekaeder und Ikosaeder von Prof Ernst Lindenthal......................................................... Schulnachrichteu vom Director Libor Peiker: I. Chronik der Schule................................................... II. Der Lehrkörper und die Vertheilung der Lehrgegenstände während de Schuljahres 1881-82......................................................... / a) Uebersicht der Lehrgegenstände und ihre III. Der Lehrplan ' wöchentlichen Stundenzahl................ I h) Durchführung im Einzelnen........................ IV. Verzeichniss der gebrauchten Lehrbücher................................. V. Themen aus dem Deutschen (Unterrichtssprache) für die oberen Classen I a) für Lehrer..................... 1. Bibliothek \ .... „ .... < u) tur Schüler.................... 2. Geographie...................................... 3. Naturgeschichte................................. 4. Physik.......................................... 5. Chemie.......................................... 6. Geometrie....................................... 7. Freihandzeichnen................................ Aufwand für die Lehrmittel......................... VII. Statistische Notizen..................................................... VIII. Maturitätsprüfung........................................................ IX. Die wichtigsten Verfügungen der Vorgesetzten Behörden................... X. Unterstützungsfond ..................................................... XI. Kundmachung bezüglich des nächsten Schuljahres.......................... VI. Die Lehrmittel Suito 1 37 44 46 48 4» 56 59 60 62 63 63 63 64 64 64 65 66 67 71 72 72 Ein, historischer Streifzug dut?c1i Cniesfs Umgebung. o o V 0 R W 0 R T. Der nachfolgende Aufsatz hatte ursprünglich zum grössten Theile die Form eines Vortrages, der in einem hiesigen Vereine gehalten wurde. Da die anspruchslosen Skizzen des allen in gewisser Beziehung bekannten und doch in seiner historischen Entwicklung vielfach fremden Inhaltes wegen einiges Interesse zu erregen schienen, so hielt es der Verfasser für nicht unpassend, Feinen Schülern (der Mehrzahl nach Triestern) das Wesentliche dieses „Streifzuges“, erweitert durch andere Einzeln-heiten, vor die Augen zu führen. Die studierende Jugend anzuregen zu grösserem Interesse für den Boden, der vielen zugleich hei-matliches Gebiet ist, bildet den Zweck dieser Publication. Die dem Texte beigegebenen Noten sollen dazu dienen, demjenigen, der sich für irgend eine Frage specioll interessiert, Anhaltspunkte zu weiteren Studien zu geben. Fast alle citierten Bücher und Zeitschriften sind in der hiesigen städtischen Bibliothek vorhanden. Verschieden wie der Menschen Neigungen sind auch dio ■Zwecke, die sie mit ihren Wanderungen und Fahrten verbinden. Die einen verlassen die dumpfe Stadt, um in der frischen Natur sich von den aufreibenden Geschäften des Tages zu erholen, um ihre Kräfte zu stärken und /11 erproben, andere ziehen ins- Freie hinaus, um allen dem, was da (leucht und kreucht, den Krieg zu erklären, entweder nls wirkliche Jäger, oder als Naturforscher, wieder andere endlich freuen sich, wie der Botaniker beim Anblick einer seltenen Blume, beim Auftauchen eines alten Mauerwerkes, das Jahrhunderte lang zwischen Schutt und Trümmern begraben liegt, sic malen sich dann die Schicksale derjenigen aus, die. dort gelebt und gewirkt, und suchen die leisen Fäden zu verfolgen, die das Leben der späten Epigonen mit dem der früheren Vorfahren verknüpfen. Und es lässt sich nicht läugnen, dass auch diese letzte Art der Wanderung ihre Berechtigung und ihren Reiz hat. Wenn finden Kenner der Natur das stumme Gestein eine beredte Sprache spricht und ihm erzählt von längstvergangenen Perioden der Erdoberfläche, so bleiben dem Freunde der geschichtlichen Entwicklung auch die halbverfallenen Mauerwände keine todton Zeugen. Unter seiner Hand erwachen die verödeten Räume wieder zu geräuschvollem Leben, reisige Ritter und rührige Bürger treten ihm entgegen, und was noch heute sein llerz erhebt und bewegt, das klingt ihm auch aus den vergangenen Tagen wieder, wenn auch bald in dumpferen und schwächeren, bald in helleren und stärkeren Tönen, und in oft krauser Form — denn wie die Zeiten, so die Menschen. Eine Wanderung in diesem Sinne wollen wir jetzt unternehmen und zwar einen Streifzug in die nächste Umgebung unserer Stadt. Doch bevor wir Triest') verlassen, fassen wir für einen Augenblick den Unterschied zwischen der Stadt von einst und heutzutage ins Auge. Wie klein war doch das Triest vergangener Jahrhunderte, wenn wir seine Grenzen auf einem modernen Stadtplan überblicken! Wie rasch ist ein Spaziergang nm dasselbe gemacht! Setzen wir vom Castelle aus, das ja seit den ältesten Zeiten der herrschende Punkt war, mit einem kühnen Sprunge in das Sackgässchen der vin del inacello vccchio hinüber, von diesem an den Fleischerbuden der gekrümmten via delle bec-oherie vorbei, dann, vor dem Ende derselben durchbrechend, gegen die via del teatro, ferners in der Richtung der Tramwaygeleise bis zum alten Fischplatze, von da durch die via della pescheria und die via fornelli, dann im scharfen Winkel umbiegend, durch die via del fortino und jene Gasse, die noch heute den charakteristischen Namen via delle mura führt, auf den Barbacanplatz, endlich durch die androna degli orti oben durchbrechend, um den Dom herum, so ist unser liundgang vollendet. Eine Anzahl von Ilaupt- und Nebenthoren führte von dem ummauerten Bezirke ins Freie hinaus. Bei dem ( avanathore in der gleichnamigen Gasse begann die Strasse nach Istrien. Auf dieser treten auch wir unsere Wanderung an. Das soeben genannte Thor 'hatte ausser seiner allgemeinen Wichtigkeit noch eine ganz specielle Bedeutung. Lieber demselben befand sich nämlich ein Thurm und in diesem (‘ine „Armesünderkapelle“. Hier wurden die zum Tode Vcrurtheilten drei Tage ausgesetzt und der Schaulust der Menge preisgegeben. 1778 verschwand ") das Thor und mit ihm auch der Thurm und die Kapelle. Einige Zeit vorher waren die Stadtmauern demselben Schicksale verfallen. Wer in vergangenen Jahrhunderten Triest durch das Cavana-tlior verliess, wanderte zunächst auf geweihtem Boden. Kirchen und Klöster winkten rechts und links, oben und unten! Erst die Zeit von Carl VI. an, vor allem aber die Regierung Josefs II. mit ihren kirchlichen Reformtendenzen zog dieses abgeschlossene ') Allgemeine Chroniken und Werke über Triest: Ans dom Ende des 17. Jalirliundertes: Scnssa „Storia cronografiea di Trieste dalla sna origine sino all’1695“ und Ireneo della Croce „Istoria antiea e moderna, sacra e profana della citta di Trieste.“ Neuere: .1. Löwenthal „Geschichte der Stadt Triest“ 1857 n.J. Cavalli „Storia di Trieste“ 1877. ■) Kandier „Aggiunte al testo del cronico di Don Vincenzo Scnssa“ pag. 16C (die Fortsetzung Kandler’s reicht bis 1848). Gebiet in das bürgerliche Getriebe hinein. Die Klöster wurden aufgehoben und an ihrer Stelle erhoben sich Privathäuser mit ihren Gärten, dazwischen später auch ein freier Platz, der im letzten Jahre der französischen Herrlichkeit in Triest (1813) geschaffen wurde und den Namen „Liitzener Platz“ erhielt,1) zur Erinnerung an einen Sieg Napoleons. Als das Gestirn des Imperators aber erblich, da musste sich der Platz eine Umtaufung gefallen lassen und liiess seitdem der entscheidenden Niederlage des grossen Korsen zu Ehren „Leipziger Platz“. Nur wenige hundert Schritte von dem heute mit einem zierlichen Garten ausgestatteten Rechtecke entfernt, treffen wir einen zweiten Platz, den das einzige, wirklich schöne Monument Triests, das Standbild des Erzherzogs Ferdinand Max, des unglücklichen Kaisers von Mexico schmückt, Schon der Name „Josefsplatz“ (piazza Giuseppina) deutet uns beiläufig die Entstehungszeit eines Theiles dieses Bezirkes an, sie fällt in die Regierungsperiode des „gekrönten Menschenfreundes.“ Wir folgen jetzt der langen Gasse die bereits beim alten Fischplatze ihren Anfang genommen hat und die der Küste parallel zieht — der via dcl lazzaretto vecchio. Der Name stimmt heutzutage allerdings nicht mehr, denn die Gasse endet in der Nähe des Artilleriearsenals. Wohl aber war hier in den ersten Tagen des Freihafens ein Lazareth,8) bis Maria Theresia den Schiffen, die Quarantaine zu halten hatten, einen geräumigeren Platz im Nordender Stadt, das damals sogenannte „neue Lazareth“ anwies. Doch auch dieses Maria Theresienlazareth entsprach den Bedürfnissen und Ansprüchen unseres Jahrhundertes nicht mehr, so dass 1808 in ziemlicher Entfernung von der Stadt eine Reihe von Baulichkeiten für Quarantainezweckc errichtet wurde. In der römischen Periode war der Raum an der Küste der allgemeine Waffenplatz, daher noch der heutige Name „Campo Marzio“. Auch in späterer Zeit übten sich hier die jungen Bürger in der Handhabung der Kricgsgeräthe, vor allem der Armbrust.3) Waren doch im städtischen Budget nicht nur die Bezüge eines eigenen Armbrustmeisters, sondern sogar Beste für die tüchtigsten Schützen ausgeworfen. Aber der freundliche Spaziergang, der hent- ') Aggiunte pag. 176. 5) 1720 wurde der Kaum an der ICiiste sammt den nächsten Salinen zu diesem Zwecke verwendet. Kandier: Aggiunte pag. 150. “) Scussa pag. 80, zum Jahre 1413, pag. 90 zu 1429. zutage weiter nach S. Andrea führt, existierte in vergangenen Jahrhunderten noch nicht, er ist eine der wenigen Errungenschaften der französischen Occupationsperiode. ') Wenn also der Bürger einst dem Kirchlein zuwanderte, das unserem modernen Spaziergange den Namen gegeben2) hat, und das längst erst seiner Bestimmung entkleidet, dann verschwunden ist, wie so manche Denkmäler früherer Zeiten, so erfreute sich sein Auge an dem üppigen Grün des Weinlaubes und dem Schmucke der Olivengärten, sowie an der herrlichen Aussicht auf die vor ihm liegende Meeresbucht — oft aber stand er auch traurigen Herzens da, betrachtete die niedergerissenen Pflanzungen und hielt die geballte Faust drohend nach jener Richtung hin, in der damals so wie heute das kleine Städtchen Muggia lag, oder Mugla, wie es die alten Urkunden benennen. Welche war denn aber, wird mancher verwundert fragen, die Ursache, die unsere guten istrianisclien Nachbarn zu so feindlichem Vorgehen gegen unsere Stadt veranlasste und lag für das schöne Triest denn darin wirklich eine Gefahr? Ein Blick auf die Geschichte Muggias wird die Beantwortung dieser Frage erleichtern. Wenn wir auch von der Legende vom M. Muliano:i) und den Schicksalen der Bewohner desselben billig Umgang nehmen müssen, so ist doch so viel sicher, dass die älteste Ansiedlung auf dem vertheidigungsfahigen Hügel oberhalb des heutigen Muggia sehr alten Datums ist. Im Jahre 931 4) kam das Castell durch dieselben ohnmächtigen Könige Italiens Hugo und Lothar, deren letzterer auch Triest dem Bischöfe Johannes schenkte, an die Patriarchen von Aquileja. Als diese bald nach dem Beginne des dreizehnten Jahrhundertes zugleich Markgrafen Istriens wurden, hatte Muggia ihnen in doppelter Beziehung zu gehorchen, als Bestandtheil des Marchesats und in Folge der oberwähnten Schenkung. Nur gewisse Giebigkeiten befanden sich längere Zeit hindurch in den Händen der Triester Bischöfe, wie wir aus einem Tausch vertrage Brissa de Toppo’s mit dem Patriarchen Kaimund ') Aggiunte pag. 176. '*) Der Name S. Andrea wird schon erwähnt in den von Don Marsich herausgegebenen Urkunden des Triester Domkapitels (Archeografo Triestino, Nuova Serie) N. XXII. „in confinio S. Andreae.“ 3) Die ganz unhaltbare Chronik vom M. Muliano, von den alten Triester Chronisten für wahr gehalten, ist im Anhänge der Ganieronischen Ausgabe Scussa’s abgedruckt (pag. 193/4) und von Kandier glossiert (pag. 198/9). ’) 17. Öctober Arch. Tr. N. S. III. pag. 99. della Torre ') (1296) ersehen. Zur selben Zeit, als die Triester (1202) einen Unterwerfungsvertrag unter die Seepolizei Venedigs eingehen mussten, sahen sieh auch die Muggianer genötigt"), das Gleiche zu thun. Doch blieb bei den einen, wie bei den ändern ihre politische Stellung im Allgemeinen unberührt. Erst nach der Mitte des dreizehnten Jahrhunderten hören wir von Streitigkeiten der Muggianer mit ihren Patriarchen-Mark-grafen. 3) Von da an wiederholten sic h aber ähnliche Vorkommnisse, bei denen der Lagunenstaat nicht immer die llolle eines blossen Zusehers spielte. Am bewegtesten waren die letzten Decen-nien des 14. Jahrhundertes. 1370 brach in Muggia eine förmliche Revolte aus. Als die Kerker von dem aufgereizten Volke erbrochen und ein Unglücklicher, der gefangen sass, ermordet wurde, Hess der Patriarch mehrere der Schuldigen nach Udine bringen und dort hinrichten. Der eigentliche Anstifter der Empörung aber, Rafael di Ser Steno, kam mit einer kurzen Haft davon. Kaum in Freiheit gesetzt, verbündete er sich von neuem mit einigen G leichgesinnten, die früher verbannt waren und vom Patriarchen die Erlaubnis zur Rückkehr erlangt hatten und griff mit diesen und anderen Genossen Muggia an. Zwei Richter und einige Bürger giengen bei dem Zusammenstosse zu Grunde; Rafael siegte. Nun gerieth ganz Friaul in Bewegung, um die aufständische Stadt zu züchtigen. Allerdings vermittelte Udine am 2. Jänner 1373 einen Ausgleich, aber bereits iin October des folgenden Jahres war Muggia wieder im offenen Aufstande und Rafael geberdete sich rücksichtsloser und tyrannischer denn je. Nun fasste der Patriarch M arquard von Raudeck einen raschen Entschluss; er rückte mit einem Heere vor die Stadt und zwang sie, sich auf Gnade und Ungnade zu ergeben. Am 4. November 1374 hielt er seinen Siegeseinzug. Es war das letzte Aufflackern der Lebenskraft im absterbenden Patriarchcnstaate. Bald begannen die Todeszuckungen, Verwirrungen und Kämpfe im Innern und nach Aussen.4) 1411 stellte sich Muggia, als die Truppen des Luxemburgers Sigismund ‘) Codice diplomatico Istriano. J) Codice diplomatico Istriano. Vgl. Joppi Vinc. »Docnmenti inediti snlla storift di Muggia nel secolo XIV. sammt Einleitung. Arch. Tr. N. S. V. *) Vgl. Czörnig „Das Land Görz und Gradiscaa pag. 337 360. im Kampfe gegen Venedig in das Friaulische einrückten, unter den Schutz des Reiches. Aber noch im selben Jahre trat es in Verhandlungen mit Venedig und als 1420 der Patriarchenstaat factisch zu Ende gieng, erfolgte der förmliche Heimfall an den Lagunenstaat (8. Juni 1420). Der Marcuslöwe verstand es damals freilich besser als Aquileja, das festzuhalten, was seine Krallen einmal erfasst hatten. Das Städtchen Muggia selbst befand sich in der ältesten Periode, wie wir schon erwähnt haben, der Sicherheit wegen, auf dem Berge. Am Ufer haben wir nur einen Vor- und Hafenort, der in den Urkunden borgo del Lauro genannt wird. ') Aber auch nachdem die Iläuser dort zahlreicher geworden waren, betrachteten die Bewohner doch immer den Hügel als den Hauptpunkt der Ansiedlung, so dass sie z. B. 1263 2) als an die Stelle des früheren Kirchleins in der Ebene die noch gegenwärtig bestehende Kirche S. Johann und Paul trat, auf die Frage des conseerierenden Bischofs Arlongo von Triest, ob er ihr neues Gotteshaus von der alten Kirche auf dem Berge einancipieren solle, mit „nein“ antworteten und erklärten, sie wollten in allen wichtigen Dingen, Taufe, Beichte, Begräbnis etc., der alten Kirche unterthan sein. Erst im 13. Jahrhunderte zog sich der grösste Theil der Bewohner und bald auch das Collegiatcapitel von dem oberen Orte herab.3) Seitdem concentrierte sich das politische Leben an der Uferstrecke, die später einen ganz stattlichen Anblick gewährte. 1611 schützten nach dem Berichte Nie. Manzuolis4) zwei Thürme den Eingang zum Hafen, das Städtchen selbst war mit Mauern und einem Castell versehen. Auch eine öffentliche Uhr besass Muggia schon ziemlich früh. Während die erste öffentliche Uhr beispielsweise in Mailand 1339, in Triest 1356 aufgestellt wurde, folgten die Muggianer schon 30 Jahre später ihren nächsten Nachbarn.5) Aber etwas Aelteres und Eiffenthi'imlicheres besass Miiffjna O DO noch vor unserer Stadt voraus, nämlich einen Tanz, der mit Kränzen und allerlei Zierat jährlich am letzten Faschingstage aufgeführt ') Cod. d. I. ad 1235, 1263. *) Cod. d. I. vgl. Istria VII. pag. 82. :<) Scussa pag. 62 zu 1278 ungefähr. 4) Arcli. T. III. 'Descrizione della proviucia deli’Istria p. 180/81“. 6) Cod. dipl. Ist. Anmerkung zu einer Urkunde vom 28. Mai 1386. wurde, einen Tanz, der zugleich naeli der Meinung des früher genannten Berichterstatters das hohe Alter des Städtchens kräftig bezeugte. Denn, sagt Manzuoli ganz ernsthaft, dieser Tanz ist dem ähnlich, den Theseus aus Freude über die Erlegung des ' o o Minotaurus einführte und so könnte es sein, dass die Colchier, die Pola und Capodistria gründeten, auch diese Sitte hieher brachten. Etwas verbürgter, als diese allerdings sehr alte und vornehme Herkunft der Muggianer ist ihr rühmenswertes Streben nach geistiger Ausbildung. So wissen wir, dass die Gemeinde 1374 den Mastro Gentile *) von Venedig kommen liess, damit er die Jugend in grammatica unterrichte. Er bekam dafür die freie Wohnung und 40 vollwichtige Ducaten, ausserdem von jedem Schüler des Ortes 24 „grossi veneziani“ jährlich; von den fremden konnte er nehmen, so viel er wollte. Wie aber die Muggianer im Schönen und Guten rührig waren, so waren sie es auch in Streit und Hader. Daher beschloss der grosse Rath 2) (denn auch Muggia hatte seinen grossen und kleinen Rath) 1371 unter dem Podestä Nicolö de Pulcenicho,3) in jedem December nach dem Christfeste zwei Männer zu wählen, deren Aufgabe es sein sollte, womöglich alle Ftreitigk eiten vor dem Ende des Jahres zu schlichten; nur was sich bis dahin nicht gütlich begleichen lasse, solle der Obrigkeit angezeigt werden. An Streitigkeiten scheint es also den Bürgern nicht gefehlt zu haben, und zwar nicht nur in privater, sondern vorzugsweise in politischer Hinsicht. Es gab damals zum mindesten zwei Parteien in dem Orte, eine aquilejische und eine venetia-nische, vielleicht auch noch eine dritte, eine triesti niscb e; denn Bürger dieser Stadt dürften an den Bestrebungen Rafaels di Ser Steno Antheil genommen haben. Mit Mühe erhielt der Patriarch damals (vgl. p. 9) Muggia wieder zurück, und als er feierlich einzog, befahl er den Ort ernstlich zu befestigen, 4) um ihn gegen alle Feinde besser zu schützen. Unter den Feinden war aber nicht nur der frühere Usurpator, sondern in erster Linie Triest gemeint. Unsere Stadt wird seitdem zu wiederholten Malen ■) Scussa pag. 74. J) Vinc. Joppi „Documenti inediti“ ecc. Einleitung. Arch. Triest. N. S. V. 3) Cod. dipl. I. 21. Decbr. 1371. 4) doch waren die Befestigungen Hilde Dec. 1307 noch nicht vollendet. S. cod. dipl. I. in Urkunden') über die Befestigung Muggias als Gegnerin genannt. — Erst 1406 wurde zwischen den Streitenden Friede ge-schlossen. Mit dem Ileimf'all Muggias an Venedig, worin Capodistria und Pi rano schon vorangegangen waren, begann eine neue Periode der Feindseligkeiten in unserem Gebiete, denn von nun an stand hinter den kleinen Küstenstädtchen die Macht der grossen Seerepublik. Der Ursachen aber, die unsere Stadt in beständige Streitigkeiten mit den Nachbargebieten verwickelten, waren vorzugsweise drei: zunächst eine Art St rassenzwaugs recht,®) das die dunst der Habsburger unserer Stadt für die ans den benachbarten Gebieten Krains und Inneristi iens einlaufenden Waaren bewilligt hatte. Alle diese Güter mussten, auch wenn sie näher nach einem venetianischen Küstenorte hatten, die Mauten unserer Stadt passieren und hier Zoll zahlen. Natürlich behagte dies den Krainern ebensowenig, als den Istrianern und beide suchten daher, wo sie konnten, die vom Kaiser gebotenen Strassen zu umgehen. Aber die Triester waren wachsam, klagten über jeden Versuch, ihre Einnahmen zu schädigen, beim Kaiser, der auch in der liegel Abhilfe verschaffte, oder sie griffen frisch selber3) zu den Waffen und halfen sich, wie sie konnten. Brannten sie doch einmal sogar das krainische, also kaiserliche Corgnale nieder, weil die Bauern mit den Venetianern gemeinsame Sache gemacht hatten.4,) Dass Muggia und Capodistria über diese strenge Durchführung des Strassenzwangs nicht erbaut sein konnten, liegt auf der Hand. Eine zweite Ursache der Streitigkeiten bildeten die Salinen, welche Triest besass. Die ältesten dürften wohl die unmittelbar an der Stadtmauer beim heutigen Tergesteo und Theater gelegenen ') Cod. dipl. I. 16. März, 26. November, 23. December 1397. 4. u. 7. Januar 1398. *) Vgl. über die Handels Verhältnisse besonders in der Raccolta Conti die ersten Abschnitte des Artikels „Emporio e porto franco“ ferners H. v. Costa „Freihafen von Triest“ 1838. Ueber den Strassen/.wang spricht Ireneo d, C. parte II. libro I. p. 306 sgg. 3) Z. B. Seussa ad 1555, 1563 und 1608; pag. 108, 110 und 115. *) Freilich mussten sio dafür eine Strafsumme zahlen, Scussa ad 1563 pag. 110/11 Ireneo d. C. p. II. 1. II. pag. 89, vgl. auch Documenti raecolti e pubblicati in occasione di eolloeazione di busti enei ecc. 1862. In der Einleitung zu den Briefen der Iiapicio, p. 2. gewesen sein, fernere befanden sich Salinen bei S. Andrea, Servola und Zaule. Durch alle diese Salzgärten, wie sie Valvasor ') nennt, wurden Muggia, Capodistria und Pirano, die ja zum Theile von ihren Salinen lebten, und damit auch indirect Venedig, sehr geschädigt, um so mehi-, da zu wiederholten Malen sogar die kaiserlichen Unterthanen angewiesen wurden, sich nur des Triester Salzes zu bedienen. Eine dritte Ursache des Haders2) zwischen Triest und Venedig war, dass die erstere Stadt, die ja der Lagunenrepublik schon deshalb ein Dorn im Auge war, weil sie allein es gewagt hatte, sich der venetianischen Herrschaft zu entziehen, auch jede Gelegenheit benützte, das ausschliessliche Dominium ihrer grossen Gegnerin zur See zu brechen oder zu umgehen. Der Kampf zwischen Triest und Venedig ist daher so alt, als der erste Versuch einer freien Regung von Seite unserer Stadt und er endet erst, als der altersschwachen Republik die Kraft fehlte, ihre früheren Ansprüche zu behaupten. Dass bei diesen Kämpfen zwischen Triest und den Nachbarstädten das erstere im Allgemeinen den Kürzeren ziehen musste, ist natürlich. Denn einmal war der Abstand zwischen der Macht unserer Stadt und jener von Orten, wie Muggia, Capodistria, Pirano damals nicht so gross, wie heutzutage. Erst seit der Mitte des vorigen Jahrhundertes datiert der grosse Aufschwung unserer Stadt, während die anderen Orte mehr stationär blieben. Ausser-dem dürfen wir nicht vergessen, dass Venedig aus guten Gründen meist hinter seinen Unterthanen steckte, gleichfalls eifrig bereit, das verhasste Triest zu schädigen. Den Höhepunkt erreichten die Leiden unserer Stadt in den Jahren 1468/9 und 1508. Das erste Mal kam es nach all den unglücklichen Folgen eines langdauörnden Krieges, welcher der Stadt einen Theil ihres Gebietes gekostet hatte, zum schlimmsten Uebel, zu innerer Zwietracht.3) Wer heute über die Höhender Madon- % ‘) Valvasor bringt in seiner „Ehre des Herzogthums Krain“ auch eine interessante Abbildung der Salinen bei der Stadtmauer und der Stadt selbst s. S. Servolo und Castelnuovo. Ueber das Verbot des Ankaufes fremden Salzes vgl. Ir. d. C. p. II. üb. II. pag. 27. 127. ,J) Ueber die Beziehungen zwischen Triest und Venedig, vgl. ausser den bisher erwähnten Werken auch „Cesca : lielazioni“ ecc. Kandier „Storia del Consiglio dei patrizi 1858“ pag. 53—72. Neue schätzbare Documente brachte Butazzoni (Nuove indagini ecc. im Aich. T. N. S. nina geht, ahnt wohl schwerlich, dass der Boden, auf dem er wandelt, einst von Bürgerblut getränkt wurde. So weit war es in jenem unseligen Jahre gekommen, dass zuerst zwei Parteien in der Stadt mit Schwert und Strang gegeneinander wütheten und dann auf die Bitten der einen kaiserliche Truppen herbeigezogen werden mussten, um die Ruhe wieder herzustellen. Auf dem oben erwähnten Punkte kam es zur Schlacht. Bürger fochten gegen Bürger! Endlich erlag jene Partei, der man den Schimpfnamen der „venetianischen“ gab, obschon sie wohl nicht die Anlehnung an den Lagunenstaat wollte, denn gerade ihre Häupter hatten am letzten Kriege gegen Venedig energischen Antheil genommen. Die Schaaren der Sieger rückten nun in die Stadt ein, plünderten, zerstörten und wütheten unter ihren Gegnern. Noch nach langer Zeit wurde das Jahr 1469 in den Triester Annalen das „Jahr der Zerstörung“ genannt. Das andere verhängnisvolle Jahr 1508 kennzeichnet die Einnahme der Stadt durch die Venetianer und die grausame Herrschaft der verhassten Sieger zur Genüge. Aber auch die übrige Zeit war nicht arm an unangenehmen Wechselfällen, an mancherlei Verlusten von Hab und Gut. Bald erschienen feindliche Barken bei Nacht, bald sogar bei Tage in S. Andrea ') oder Zaule, zerstörten die Salinen, hieben die Oel-bäume um, plünderten die Weinstöcke; ja wenn die Feinde in recht grösser Zahl gekommen waren, trieben sie sogar bösen Spott und Hohn und riefen z. B. den Triestern gegen die Stadtmauer hin zu, sie sollten doch ihren Plünderern zur schweren Arbeit einen guten Trunk credenzen.®) Einmal suchten sich die Bürger dadurch zu helfen, dass sie auf die ersten Anzeichen des kommenden Sturmes schon im August ihre Trauben abnahmen 3) (in welchem Zustande lässt sich denken), ein anderes Mal trieben sie in aller Eile das ganze Weidevieh der Umgegend in Servola zusammen ; denn bei derartigen Streifzügen war es auf die Habe unserer Bürger noch viel mehr abgesehen, als auf ihre Personen. Dass Servola in jenen Zeiten der Bedrängnis für etwas III. pag. 101- 225), der zugleich eine Zusammenstellung der Berichte verschiedener Chronisten gibt. J) Scussa ad 1510 pag. 103, ad 1511 pag. 104. Ireneo d. C. II. p. libro II. pag. 37., vgl. auch 29, 35. 3) Scussa ad 1472 pag. 98. sicherer galt, als das umliegende Gebiet, geht aus dem soeben Erwähnten hervor; übrigens waren damals noch viel weniger Häuser dort als heutzutage. Der dem Bischof zustehende Ort, der in alten Urkunden auch Silvula1) „Wäldchen“ heisst, soll diesen seinen Namen von dem Walde erhalten haben, mit dem der Ilügel ursprünglich bedeckt war. Jenem Bischof lludolf Pedrazzani (1302-22), der in der inneren Geschichte Triests durch seine erfolglosen Versuche, die weltliche Gewalt des Bisthums,J) wiederherzustellen, bekannt ist, wird die Abholzung des Hügels zugeschrieben. Doch muss derselbe im 16. Jahrhunderte neuerdings ziemlich bewaldet gewesen sein, denn der Bischof Andreas Rapieio nennt ihn „reich an Bäumen“.'1) 1763 erhielt Servola eine eigene Curazie,4) 1789 eine Schule.5) Von den Salinen, die gegenwärtig aufgelassen sind, wurden die ersten 1524 von Briscia und Trauner angelegt, 1570 und 1576 folgten andere. ®) Dass das Dorf heutzutage wie alle Dörfer des Territoriums von Slaven bewohnt wird, ist eine feststehende und allgemein bekannte Thatsache; weniger bekannt, aber auch weniger feststehend dürfte die Angabe Kandler’s sein, für die ich bisher keinen urkundlichen Beweis finden konnte, dass der Ort in vergangenen Zeiten einmal von Ankömmlingen aus Cremona besetzt worden sei.7) Bei unseren Bürgern standen die Servolaner in vergangenen Jahrhunderten nicht im besten Rufe, denn sic halfen aus naheliegenden Gründen oft mit, den Handel auf venetianisches Gebiet zu lenken, zum Schaden der Zölle unserer Stadt. So wurde sogar im 16. Jahrhunderte der Ausdruck: „Er ist ein Servolaner“ sprich- ') Marsich Arch. Tr. N. S. Vlir. B. Silvula ■/.. B. CCIX ad 1388, CCXX und CCXXI ad 1392, Sylvula (CCX) Selvola •/.. B. XL. ad 1256 (Bd. V. 377) Servula (CCXXI) Bd. VII. Ist die obige Ableitung richtig, so dürfte die Form Servula, später Servola durch die Reminiscenz an den bekannten Märtyrer Servulus (Servolo) u. das Schloss S. Servolo enstanden sein. ") unter ihm war die bekannte Verschwörung der Itanl'o’s, Kandier im Anhänge zur Chronik Scussa’s, pag. 218 sgg. 3) „arboribus frequens“, Histria. Gymnasialprogramm von Capodistria 1870, pag. 20. ') Kandier Aggiunte al testo del cronico di D. Vinc. Scussa p. 161. f’) ibidem pag. 170. "} Scussa p. 106, 112 und 113. 7) Istria I. p. 181 „Del territorio di Trieste“. wörtlich, um einen, der den städtischen Schatz betrog, zu bezeichnen. *) Ein freundlicher Ausblick eröffnet sich dem modernen Wanderer, wenn er die Hügellandschaft bei Sorvola hinter sich hat und nun weiterseh reitet gegen das Thal von Zanle. Bei einem Triester Borger dagegen, der in den letzten Jahrzehnten des fünfzehnten \Jahrhiindertes hier wandorte, mochte das anmuthige Land-schaftsbild nur bittere Gefühle und trübe Erinnerungen erwecken. Gehörte doch alles, was er sah, einst zum Besitze der Stadt und war zum Theile durch einen unseligen Krieg verloren worden. Wenn wir auch von den Römerzeiten ganz absehen, so war doch auch der mittelalterliche Triester Besitz viel ausgedehnter, als das heutige Territorium. Die beiläufigen Grenzen unseres Gebietes giengen damals von der Herrschaft Duino im Norden hinüber bis zur Recca nach S. Canzinn, von da über Materia zu der Quelle des Risano und hinab nach Zaule. Zum Schutze dieses Gebietes dienten schon seit den Römerzeiten zwei Castelle Moucolano und Moccö oder Montecavo. Das erstere Castell, in dessen Namen Moncolano wir dieselbe Silbe „col“ finden, die in Triester Ortsnamen öfters vorkommt, (ich erinnere an Scorcola, Bar cola, und die entweder mit dem keltischen oder römischen col „Hügel“, in Zusammenhang gebracht wird) lag an der Stelle des heutigen Contovello; ®) bedeutend grösser aber war das zweite Castell Moccö oder Montecavo auf dem Hügel hinter dem Dorfe Borst, bei dem sogenannten „Fünfenberg“. Zwar fehlen uns über den Umfang der beiden Castelle genauere Angaben, der obige Schluss erhält aber seine ') Memoriale des Justus Rnpieio (circa Mitte Dezember 1560) „De Ser-vulianis nihil hic dicam, cum inter ipsos et Tergestinos maxime sunt susceptae controvesiae propter frmnonta, ipiae ab iis contra legem ad loca Vcnetorum Muglam (Muggia) et .Justinopolim (Capodistria) qnotidie fere sub nmieae noctis silentio insolitis itineribus deferuntur eonniventibns, nt videtur, eorum doininis, ita ut iam apnd nos in proverbium fere abierit, qui fiscum defraudaro velit, eum Servulianum esse oportere.“ Documenti raecolti e pubblicati in occasione di collocazione di bnsti enei ecc. 1862. 2) Ireneo della Croce bemerkt über Moncolano, nachdem er erzählt, dass cs von den Venetianern am 25. Februar 1371 nach grossen Opfern genommen wurde (III. p 195) „il quäle fu poi talmente distrutto non restando al presente altra memoria di esso, che aleuni avanzi delle fondamenta nella villa dei signori Montanelli con un porto formato di bellissime grandissime pietre.“ Begründung dadurch, dass, wie wir aus einer Rechnung ') vom Jahre 1400 ersehen, der Schlosshauptmann von Moccö einen viermal grösseren Sold erhielt., als jener von Moccolano. Und in der That spielte der erstgenannte Punkt nicht nur in allen Kriegen der Triester mit ihren nächsten Nachbarn eine hervorragende Rolle, sondern, da er an dem Wege Ing, der von Osten ins Land führt, so sah er im 15. Jahrhunderte ancli andere ungebetene Gäste ' o vorbeiziehen, die in jenen Tagen eine weit verbreitete Plage der Christenheit waren — die Türken. 1470 s) war zum ersten Male eine Schaar aus Bosnien im Lande erschienen. Sie zog über Clana, Castelnuovo und Basovizza, verbrannte Prosecco, Dnino, sowie Monfalcone, und plünderte und verheerte Frianl. Reich beladen mit Sclaven und anderer Beute kehrte sic heim. Ueber den nächsten Einfall erzählt ein zeitgenössischer Berichterstatter der Triester Vicedominus Peter Ricio:i) folgendes: „Am 7. November, einem Donnerstag Vormittags, kamen die treulosen Kreuzesfeinde, die Türken, über den Karst nach Istrien, einige aber drangen auf ihren hurtigen Pferden bis zur Nicolauskirche ausser dem Riborgothore vor. Sie durchzogen das Territorium, raubten unzählige Männer, Frauen, Mädchen und Knaben, Thiere, sowie andere Dinge und schlugen ihr Lager im Thale von Moccö auf. Dort verweilten sie drei Tage. Am Freitag aber zogen ans Triest 350 Mann gegen Moccö. Viele von den heillosen Türken wurden getödtet, auch von der Triester Schaar fielen einige, andere wurden gefangen. 4) Am Sonntag früh morgens brachen sie ihre Zelte ab und zogen gegen Castelnuovo, die Häuser verbrennend, Männer, Weiber und die schönsten Zugthiere mitschleppend.“ Zum Schlüsse fügt der ehrliche Berichterstatter die Worte hinzu: „Die Angen der Christenherren sind wegen ihrer Habsucht und Geldgier mit Blindheit geschlagen worden, und sie werden in ihrer Blindheit zu Grunde gehen, wenn nicht der allmächtige Gott den Seinigen den Sieg verleiht. Die Seelen der Christen, welche von den treulosen Türken getödtet wurden, ’) Cod. dipl. Istr. 29. Juni 1400. J) Seussa p. 97, Ireneo d. C. II. libro T. p. 322. s) Arch. Tr. N. S. II. p. 397 sgg. Vorher eine Zusammenstellung sämmtlieher unser Gebiet betreffender Türkeneinfälle, vgl. Senssa zu 1476 png. 98, Ireneo d. C. p. II. libro I. p. 326. ') Scussa erwähnt, dass die Gefangenen wieder entkamen, cinqnanta . . . 1 quali dopo mesi sei tutti ritornarono alle loro abitazioni. mögen in Frieden ruhen, den Gefangenen aber sei Gott gnädig, Amen.1* Ein Hauch trüber Resignation liegt über den schlichten Worten des Triester Vicedoininus. Uebrigens ging cs den venetia-nischen Unterthanen Istriens nicht viel besser, als den kaiserlichen. 1487 landeten beispielsweise zwei Schiffe aus Dulcigno unter Führung eines piranesischen Renegaten in C'ittanova. Der freundliche Besuch war eigentlich der Heimat dos Führers, Pirano, zugedacht, da aber der Wind die, Landung dort erschwert hätte, stiegen die Türken in Cittanova aus und schleppten 40 Gefangene, darunter den venetianischen Podestä Barozzi sammt seiner ganzen Familie, mit. Auch der Bischof wäre dem gleichen Schicksale nicht entgangen, wenn er nicht tags zuvor eine Firmungsreise an- O O ' “ ~ getreten hätte. Die venetianische Republik löste später den gefangenen Podestä für 4000 Zecchinen, für eine weitere Geldsumme auch seine Familie ans. Die Eintälle und Plünderungszüge ■) der Türken dauerten bis über die Mitte des 16. Jahrhundertcs fort. 1559 -) erschienen sie zum letzten Male in der Pinea, aber ohne nennenswerten Schaden anzurichten. Im Anfänge desselben Jahrhundertcs, während des Krieges zwischen Maximilian I. und Venedig, erlag das Castell Moccö endlich seinem Schicksale. Nachdem das Glück der Waffen anfangs auf Seite der Ve-aetianer gewesen war und Triest sogar ein Jahr unter ihrer Zwing-herrschaft geseufzt hatte, wendete sich das Blatt. Die Kaiserlichen eroberten Friaul wieder und konnten unserer Stadt ernstlichere Hilfe leisten. Da alle Unternehmungen des Lagunenstaates in diesen Gegenden am Castell Moccö, das erst 1463 von den Trie-stern verloren worden war, eine Stütze fandena), so unternahmen die Oesterreicher auch einen Zug gegen dasselbe. Den Vene-tianern schien der Punkt so fest, dass sie an keine ernste Gefahr ') Im Arch. Tr. N. S. II. p. 399 befindet sieh mich ein Verzeichnis aller Orte, welche die Türken auf dem W ege von Bosnien bis Friaul bereits passiert hatten. 5) Seussa pag. 109, Ireneo d. C. p. II. libro II. pag. 83. Unmittelbar nach dem Abzüge der Venetianer von Triest scheinen auch die Castelle Mocco, S. Servolo und Draga von ihnen verlassen und erst später wieder besetzt worden zu sein, da Scnssa zum Jahre 1510 bemerkt „Radunati quelli di Muggia e Cspodistria con loro eernide occuparono li eastelli Moeoo, S. Servolo e Draga p. 103. glaubten. Als es den Unseren aber gelang, auf die den Hügel überragenden Höhen Kanonen hinaufzubringen und das Castell von oben zu beschlossen, sank den Belagerten der Mut und sie ergaben sich. ') Welche Freude war es für die tiefgebeugten Triester Bürger, als sie den venetianischen Commandanten, einen Contarini, kriegsgefangenen nach ihrer Stadt bringen konnten. Der plötzliche Umschlag des Kriegsglückes wirkte lähmend auf die anderen venetianischen Vesten. An einem Tage ergaben sich die Besatzungen von S. Servolo, Draga, Ospo und Antignana. 2) Nun aber drängten die Triester auf einen Rachezug gegen ihre alten Feinde, die Muggianer. Am 8. October 1511a) begann die Belagerung, am folgenden Tage die Beschiessung des Städtchens durch einen Ge-schützpark von 5 kleinen Kanonen. Aber der Erfolg blieb aus, und als von den benachbarten istrianischen Gegenden den Bedrängten Hilfstruppen zuzogen, kehrten die Triester um, zerstörten aber zuvor auf Betreiben des Bischofs Peter Bonomo, eines eifrigen Patrioten, Moccö, um die Venetianer wenigstens dieses Stützpunctes zu berauben.4) Seit der Zeit verschwindet das alte Castell aus der Geschichte. Die Rausteine wurden später theilweise zur Errichtung des Zollhauses von Fünfenberg verwendet,5) Wenn die Triester in der letzten glücklichen Phase des Kampfes gehofft haben mochten, bei dem Frieden, der dem Kaiser die 1463 von Triest an Venedig abgetretenen Ortschaften S. Servolo, Castelnuovo und Moccö einbrachte, wieder in den Besitz dieser Gebiete zu kommen, so waren sie sehr im Irrthume, denn die genannten Orte fielen an Krain, ja die Triester liefen sogar Gefahr, selbst dem Herzogthume incorporiert zu werden. Wenigstens trug die krainerische Landschaft grosses Verlangen darnach, und nur die ernstlichsteil Proteste unserer Bürger und die alte günstige Gesinnung der Kaiser ihnen gegenüber erhielt ihre Selbständigkeit. 6) ') Scussa ad 1511, png. 104. Ireneo d. C. p. TT. lib. II. pag. 37. ') ScusBa p. 101. *) Scussap. 104 sagt, cinque cannoncini, Ireneo p. II. lib. II. p. 38 „cannoni“. 4) Scussa p. 105. r>) Ireneo d. C. p. II. lib. II. pag. 39. *) Ireneo d. C. p. II. lib. II. p. 61. Wie die Krainer auch spater noch Triest als ein eigentlich zu ihrem Lande gehöriges Gebiet betrachteten, zeigt die ausführliche Auseinandersetzung Valvnsors im Buch XI. pag. 589 sgg. Noch an manch’ andere Wechselfalle des immer wiederkehrenden kleinen Krieges mag der Geschichtsfreund denken, wenn er bei seiner Wanderung rechts die Salinen von Zaule erblickt, den alten Zankapfel zwischen Triest und dessen Nachbarn, und vor sich das Dörfchen Dollina, überragt von der alten Mauer des Castells von Servolo.1) Manchen harten Strauss hatten diese Werke einst ausgehalteu. Wie S. Servolo 1463 von den Triestern verloren und 1511 von den Kaiserlichen zurückerobert worden war, haben wir soeben erwähnt. Die Wichtigkeit des Ortes ver-anlasste den venetianischen Hauptmann von Capodistria, damals zur Wiedergewinnung desselben alle Mittel in Anwendung zu bringen, Gewalt wie List, zum Glücke beide vergebens. 2) Nach dem Frieden verlieh Kaiser Carl V. dem tapfereren Hauptmanne von Triest, Nicolaus Räuber, die Herrschaft sammt der Nutzniessung zweier Mauten lebenslänglich und seinen Kindern noch auf drei Jahre nach dem Tode des Vaters. 3) Im Anfänge des 17. Jahrliundertes gelangte S. Servolo zuerst wohl pfandweise, dann 1622 durch Kauf von Ferdinand II. an Benvenuto Petazzi, den Abkömmling eines alten Triestergesehlechtes — ein Petazzi ^war z. B. unter den Gesandten gewesen, die 1382 Herzog Leopold die Ergebung unserer Stadt angezeigt hatten. Der oberwähnte Benvenuto Petazzi spielte eine hervorragende Rolle in jenen Kämpfen, die in Folge des sogenannten Uskokenkrieges zwischen Ferdinand II. und der Republik Venedig ausbrachen. 4) Den Glanzpunkt dieser Streitigkeiten bildete für die Unseren das Gefecht bei den Salinen von Zaule. Die Venetianer Hessen dort an 600 Todte, darunter den Anführer Fabio Gallo auf ') Rapicio Histria Vers. 77. . . „ubi Servulus ulto Vertice prospectat, patriae tutela decusque.“ ■) Scussa pag. 105. Fatto degno di rimarco avvenne, che sollecitarono quelli di Capodistria il governatoro di Santo Servolo, accio quol posto gli consegnasse, eon proinessa di grosso danaro. Appuntato il tempo, diede il governatore avviso prima a Trieste, donde cento uoinini di prima sera cola inviati, parte di loro in castello, parte di fuori postisi in aggnati, attesero quelli di Capodistria. Venuti di notte tardi, apertagli la porta del castello, entrarono; dove crudel fatto d’armi suceesse, con morte del loro capo, e molti altri, dovendo li rimanenti scampare, maltrattati, non essendo ancora la porta del tutto ehiusa. Cosi 1’ inganno resto deluso coli’ arte. Aehnlich Ireneo d. C. II. p. lib. II. p. 41. *) 1521. Scussa p. 106, Ireneo d. C. p. II. lib. II. p. 57. 4) Scussa pag 116—118, Ireneo d. C. p. II. p, 151 sgg. dem Kampfplätze — eine Zahl, wie sie für ein derartiges Scharmützel immerhin eine sehr bedeutende war. Der schliessliche Friede entsprach allerdings mehr dem Ge-sammtgange des Krieges, als dieser glücklichen Episode — es blieb eben alles beim Alten; von einer freien Schiffahrt auf der Adria, dem Wunsche der Triester, war nicht die Rede. Im Jahre 1702 fiel die Herrschaft S. Servolo an den Staat, ') der sie zunächst an die Marquis de Prie eine Zeit hindurch Herren Pisinos, verkaufte. Von diesen gieng sie an die Barone Salvai und 1768 an die Montecuculi von Modena über. Gegen das Ende des 17. Jahr-hundertes war das Castell, wie uns die Abbildung Valvasors zeigt, ein stattlicher Bau. „Das Schloss-Gehirn“, sagt der krainische Historiograph, -) „ist an sich selbsten gross und fest und gelangt man dazu über zwei Anfzugbriickcn. Der Eingang zu dem Schloss ist verwunderlich; neinlieh über eine lange, dem Berg hinauf in den Felsen gearbeitete Stiege, so dich noch weiter hinauf auch durch den Berg führt, so dass'man mit Hülfe eines Lichts hinauf sehen muss. Es hat auch eine schöne Reit-Schule, die Pferd zu o bereuten, welche flach und aus harten Feisen gegraben und zugc-richtet ist“. Bereits am Anfänge des vorigen Jahrhundertes wurde aber die alte Burg von ihren damaligen Besitzern verlassen :|) Diese wanderten zuerst nach Zaule, zogen aber auch von dort wegen der ungesunden Luft fort nach Fünfenberg, wo noch lange Zeit einige der Kanonen zu sehen waren, die einst das Castell S. Servolo bewehrt hatten.4) Das letztere Schloss ist, wie alle wissen, gegenwärtig ein Trümmerhaufen, bietet aber gerade in seiner verfallenen Form ein stimmungsvolles Bild und einen wirksamen Abschluss der landschaftlichen Sceneric. Zwar tönen nicht mehr von den Zinnen des Thurmes die Hornstösse des Wächters dem nahenden Wanderer entgegen, aber die einsame Stelle, fernab vom geräuschvollen Treiben der Stadt, ist so recht geschaffen zum sinnenden Betrachten und Träumen, zum Denken an vergangene Zeiten: ') Kandier „Aggiunte“ ecc. zu Scussa p. 147. J) Valvasor XI. p. 525. 3) Agapito „Le grotte ed altii notevoli oggotti, p. 31 sgg. *) Selb-Tischbein „Memorie di nn viaggio pittorico nel litorale austriaco. Trieste 1842.“ Ein sehr schönes Bilderwerk mit deutschem und italienischem Texte (I. Lief. I. Blatt behandelt S. Servolo.) Die im Texte oben erwähnten Kanonen sind gegenwrätig im Museum von St. Just. Dort schweben die Schatten still vorbei, Gedanken gleich aus ferner Zeit. Nur hie und da ein Vogelschrei, Wie Lebensruf der Einsamkeit. (Diali Helena). Eine Merkwürdigkeit, die noch heutzutage den Besucher dieser Stätten fesselt, war aber schon vor Jahrhunderten bekannt, die Grotte in der Nähe der Burg, einst eine Art von Stadtheiligthum, denn hier hatte S. Servolo, ein frommer Jüngling aus Triest, einige Zeit hindurch ein Eremitenleben geführt. Wer die ziemlich zahlreichen Stufen, die von dem Karstplateau zum Eingänge der Grotte führen, hinabsteigt, findet im Hintergründe eines mässig grossen Atriums einen Altar, an dem noch gegenwärtig zu Ehren des Heiligen manchmal Messen gelesen werden, — ja zur Zeit grösser Dürre wandern sogar ganze Processionen dem einstigen Aufenthaltsorte des Märtyrers zu. Hinter dem Altäre der Grotte gelangt man zu einer engen Zelle mit dem angeblichen Bette des Heiligen. S. Servolo war, wie die fromme Legende erzählt,1) fast noch als Knabe aus dem älter-lichen Hause entflohen, um in der Einsamkeit Gott zu dienen. Nachdem er beinahe zwei Jahre in der Höhle zugebracht hatte, kehrte er zurück, verrichtete mehrere Wunder, wurde aber der Zauberei angeklagt und hingerichtet. Seinen Leichnam setzte man später unter einem Seitenaltare der Kirche von St. Just in einer Marmorarche bei; das Bildnis des Heiligen ist auch dort in interessanter, musivischer Arbeit an der Kuppel über dem St. Justus-altare neben dem Bilde des Erlösers zu sehen. Nahe der Stelle, ■vyo S. Servolo einst angeblich sein Ruhebett hatte, befindet sich ein aus Sinter gebildetes Becken, in dem beständig Wasser vorhanden ist. Von diesem Wasser circulierten in den vergangenen Jahrhunderten die sonderbarsten Meinungen. Valvasor sagt, der Quell nehme nie ab, und wenn auch noch so viele Pilger davon tränken, auch sei er so beschaffen, dass Wein, der zum Kühlen hineingestellt würde, darin verderbe und stinkend werde.2) Ferners dulde das Wasser gar keine Unreinigkeit. Das letztere bestätigt uns auch der Priester Don Pietro Rossetti, der ') Valv. VIII p. 569, Ireneo d. C. Hb. V, cap. VI. (Bd. II. p. 74 sgg.) a) IV. p. 49G. Nebenbei bemerkt, diente damals ein Seitenarm der Höhle wegen der kühlen Temperatur dem Schlossherrn Petazzi als Weinkeller. Vgl. auch Agapito „Le grotte ed altri notevoli oggetti“ p. 31 sgg. * im Gefolge des Bischofs Miller 1094 die Grotte besuchte, ja er fügt sogar ein sehr drastisches Beispiel hinzu, wie sich der Quell der moralischen Unreinheit der Menschen gegenüber empfindlich zeige.1) Dass das Wasser der Grotte nicht nur aus Ehrfurcht vor dem Heiligen, sondern auch deshalb getrunken wurde, weil man ihm besondere ITeilsvvirkungen zuschrieb, wird uns gleichfalls erwähnt. Allerdings nahm man es in vergangenen Jahrhunderten, wie uns der Bischof von Cittanova, Tommasini,'2) erzählt, in der Wahl der Heilmittel nicht besonders genau, und spielten auf dem Hachen Lande fast in allen Krankheiten Sympathiemittel die Hauptrolle. Führt uns doch derselbe Berichterstatter ganz sonderbare Dinge an, wie sie damals im Tunern Istriens gang und gäbe waren. Dass ein toller Hund durch das Verschlucken eeweihter beschriebener Brodrinden8) geheilt werden könne, erscheint uns nicht unglaublicher, als dass Papierzettel, in der llegel mit lateinischen Worten aus der heiligen Schrift beschrieben, für das Zahnweh und für verschiedene Krankheiten, namentlich für das Fieber wirksam sein sollten. Dabei erwähnt allerdings unser aufrichtiger Gewährsmann, dass für das letztere Hebel, das Fieber, noch andere Mittel, z. B. eine tüchtige Dosis Glühwein mit etwas Zimmt und Pfeffer, angewendet würden, und, wie er hinzufügt, mit gutem Erfolge. Wenn wir übrigens hören, dass beschriebene Papierstreifen noch heutzutage manchmal im Innern Dalmatiens bei Krankheiten verwendet werden, so gibt uns dies einen lehrreichen Aufschluss darüber, wie dieselben Erscheinungen bei den gleichen Culturgraden wiederkehren. Wenn ein Wanderer vor 200 Jahren durch die Gemarkungen des Dorfes S. Servolo gieng, so konnte ihm auflallen, dass auf den Feldern eine Pflanze fehlte, die sonst in der Gegend nicht selten vorkommt — die weisse Rübe. Der berühmte krai-nische Historiograph Valvasor, der allem Merkwürdigen und ') I). Pietro Kossetti, „Corograf'm di Trieste“, Aroh. Tr. N. S. III p. 17. ') „Commenlari dell’Istria Aroh. Tr. (Aeltere Serie) IV. Bd. p. HO «gg. 3) Die Zauberworte lauteten entweder: S A 'J' O R A 11 li P 0 T JE N K T O P E R A R O T A S oder: Homines et iumenta salvabis Domine qucmadmodnui ■iiultiplicasti super nos misericordiam tiinm. Interessanten 111 unseren Gegenden nachforschte, fragte deshalb einen Bauer des Ortes und erhielt von ihm folgende Antwort: „Es seye einstens S. Servulus hier in dem Dorff gewesen und habe sehnlich um eine Hübe angehalten; welche ihm aber die Einwohner versagt hetten, daher von derselben Zeit an auch keine mehr auf dom Isolde zu bekommen, noch zu erzwingen gewesen.“ Auch auf einer anderen Pflanze lastete in vergangenen Jahrhunderten, aber nicht nur nach dom frommen Glauben der Lontr, sondern in Wirklichkeit eine Art von Hann — auf der Weinrebe. Vergebens hätte der Wanderer in den von der Stadt entfernteren Karstbozirken dos Territoriums damals bei den Bauern Weingärten gesucht. Es entsprach jener engherzigen Auffassung, dio ja für die nationalökonomischen Verhältnisse früherer Jahrhunderte im Allgemeinen charakteristisch ist, dass es den Landlouten auf dom Karste verboten war, Wein zu pflanzen, damit sie, wie ein auf Bitten der Bürger erlassenes Edict Friedrichs III. mit köstlicher Offenheit auseinandersetzt, nicht durch die Beschäftigung mit ihren Weingärten allgehalten würden, jene der Triester Bürger zu besorgen, sowie Holz, Heu und anderes, was für den Bedarf der Stadt noth wendig sei, dorthin zu liefern.1) Nur in den 'sogenannten Co 11 trade ester 11 e2) war der Weinbau gestattet. Erst in unserem Jahrhunderte wurde nach langen, heftigen Streitigkeiten den Bauern der Weinbau überall freigegeben. Sind wir über den etwas holprigen Weg, der von dem freundlich gelegenen Dollina nach S. Servolo führt, wieder zurück gelangt, so wandern wir dem nächsten grösseren Orte am Fusse der Berglehne, Boliunz, zu. Die ganze Gegend ist noch heutzutage wasserreich und war es vielleicht noch mehr zur Zeit der Römer. Daher nahm auch hier eine der Wasserleitungen ihren Anfang, die damals unserer Stadt das erquickende Nass zuführten. Wenn die Römer, wie die Alten überhaupt, in ihren sanitären Massregeln im Allgemeinen weit zurückstanden hinter unserer Zeit, so waren sie doch in einem Punkte bereits sehr vorgeschritten, in der richtigen Wertschätzung des Wassers für das ‘) Cod. d. Ist. ad 22 Apr. 1491. a) Zu den Contrado gehörten: Bareola, Gretta, Kojano, Scorcola, Cologna, Guardiella, Rozzol, Cliiarbola snperiore und inferiore, sowie S. M. Maddalena snperiore und inferiore. (Istria „Del territorio“ I. p. 180). allgemeine Volkswohl. Wo sie immer ihre Colonien anlegten, dort sorgten sie für gutes Trinkwasser und führten den Strahl des belebenden Elementes von den Bergen in die Städte. Auch die Colonie Tergeste erhielt von den Römern vielleicht schon in der ersten Periode ihres Bestandes eine Leitung, die vom heutigen Longera ausgieng.1) Das Wasser sammelte sich theils vom Hügel von Timi gnano, theils von dem heutigen „Jäger“ oder, wie man früher sagte, vom „Farnetoberge“ her. Die Wasserleitung, die eine Länge von 4000 Metern besass, führte bald vom Bache zwischen beiden Hügeln weg und über Ohiadino in die Stadt. Da diese Ader aber bei trockener Zeit fast versiegte, so erbauten die Römer später noch eine bedeutendere, zum grossen Theile unterirdische Leitung, deren Mittelpunkt eben die Gegend von Boliunz wurde.2) Leider geriethen diese weisen Vorrichtungen später durch die Stürme der Zeiten und die Nachlässigkeit der Bewohner in Verfall. Erst unter der grossen Kaiserin Maria Theresia wurde wieder mit theilweiser Benützung des altrömischen Aqueducts von Longera bei der Kirche S. Giovanni eine Wasserleitung zur Stadt angelegt.3) Der Acquedotto, dieser so beliebte Spaziergang unserer Bevölkerung erinnert an jene Epoche; ebenso entstand damals zur Feier der Vollendung dieser römisch-theresia-nischen Wasserleitung jener Brunnen auf dem grossen Platze, der noch heute von dem Gesclimacke jener Zeit ein beredtes Beispiel gibt. Diese neue Wasserleitung genügte wohl schon im 18. Jahrhunderte nur zum Theile den Bedürfnissen der Bewohner, Dass auch die in unserem Jahrhunderte entstandene Leitung von Aurisina den gesteigerten Ansprüchen der gegenwärtigen Bevölkerung nicht entspricht und eine Abhilfe dringend nothwendig wäre, ist zu bekannt, um hier weiter erörtert zu werden. Von Boliunz führt uns unser Weg nach kurzer Frist an Borst vorüber, nahe an dem einstigen Castell von Moccö, das ') Ueber die Wasserleitungen: Istria X. '283, 300, 317 II 151, VII 198. Kandier Anhang zur Chronik Scussa’s „Li acquedotti“ p. 237—258. *) Noch jetzt kann man die interessanten Spuren der grösseren römischen Wasserleitung verfolgen, wenn man von Boliunz nus in nordöstlicher Richtung durch die schmale Thalschlucht der Rosandra vordringt. *) Kandier: Agginnte ad 1751. wir öfters erwähnt, vorbei, und zum nächsten grösseren Orte hin, der den Namen Ri cm an je oder S. Giuseppe trägt. Eigentümlich ist, dass bei diesem Oite die nichtitalienische Namensform früher nachgewiesen werden kann, während bei den vorher erwähnten Bolinnz und Dollina die italienischen Namen „Ba-gno 1 i“ und „S. Odorico“ urkundlich älter sind.1) Bei Ricmanje können wir sogar vennuthen, auf welche Weise der italienische Name populär wurde. Im Jahre 1693 entstand nämlich hier eine religiöse Bruderschaft zu Ehren des h. Josef. Diese Vereinigung nahm namentlich seit dem Jahre 174!),-) in welchem sich angeblich eine Lampe vor dem Bilde des Heiligen zu wiederholten Malen wunderbarer Weise von seihst entzündet hatte, einen grossen Aufschwung. Selbst in den vornehmsten Kreisen fand die co n f r at e'rni ta di S. Giuseppe Anhänger und Mitglieder. Gehörte ihr doch sogar der damalige Erzherzog Josef, wohl durch den Einfluss seiner streng religiösen Mutter, als Knabe seit 1750 an. Der Mann und spätere Kaiser Josef II. löste allerdings mit den anderen Bruderschaften auch diese auf. Da aber der h. Joset seit dem vorigen Jahrhunderte zugleich Kirchenpatron war, so fuhr man auch nach der Aufhebung der Bruderschaft fort, den Ort nach ihm zu benennen. So blieb es bis auf den heutigen Tag. — Am Ende des vorigen Jahrhunderts (1797) ertönte auch in diesem stillen Tliale einmal wilder Kriegslärm. Als eine französische Heeresabtheilung unser Gebiet überschwemmte, hatten sich zügellose Soldaten allerlei Ausschreitungen im Dorfe Ricmanje erlaubt und die Kirche entweiht. Die erbitterten Bewohner überfielen daher die Franzosen, tödteten sie und zogen sich dann aus Furcht vor der Rache der Feinde auf die nahen Höhen zurück. Wirklich erschien bald eine grössere französische Abtheilung und plünderte das Dorf, sah sich aber später von einer kroatischen Schaar unter Hauptmann Jesich, der sich auch der Triester Hauptmann Bonomo und die Flüchtlinge aus den nächsten Dörfern angeschlossen hatten, angegriffen. In Cattinara verschanzten sich ') Cod. dipl. Ist. und die schon erwähnten Regesten der Urkunden des Domcapitels (veröffentlicht von D. Marsich im Arch. T. N. S. V—VIII). 2) Jenner Manuscript des hiesigen „Arehivio diploraatico“ VIII. Bei St. Just bestand schon früher eine Bruderschaft des h. Josef. Die ausführlichsten Angaben über den Wallfahrtsort Ricmanje enthält das Büchlein Knhn’s ,Gehet zu Josef“ 1880. die Franzosen. Unterstützt von dem Feuer zweier Geschütze, hielten sie den Platz so lange, bis Verstärkung aus Triest eintraf'. Aber zuletzt entschlossen sie sich doch, vor den österreichischen Truppen und den Bauern, die mit allerlei Ackergerät hon bewaffnet waren, den Rückzug anzutreten.1) Hätten wir unsere kleine Wanderung vor einigen Jahrhunderten unternehmen können, so würden wir an einzelnen Stellen in dieser Gegend sowohl, wie in anderen Bezirken Istriens im freien Felde Steinhaufen erblickt haben, die unregelmässig zusammengeschichtet waren, und vor denen die Vorübergehenden scheu den Hut zogen, vielleicht auch einen Stein zu den anderen, bereits zusammengelegten, fügten und ein „Vater unser“ beteten. Wenn in jener Zeit, berichtet uns der Bischof Tommasini,2) aut dem Lande ein Mord geschah, so pflegten diejenigen, welche an der Blutstelle vorübergiengen, einen Stein hinzuwerfen und für die Seele desjenigen zu beten, der mitten in seinen Sünden vom jähen Tode ereilt worden war. So entstand allmälig ein schlichtes Grabmal. Auch auf eine andere Art der Berechnung der Tageszeit hätten wir uns in vergangenen Jahrhunderten gefasst machen müssen, denn jene altitalienische Art der Stundenzählung, die noch vor 96 Jahren dem grossen Dichter Goethe so interessant schien, dass er sie in der Beschreibung seiner italienischen Reise ausführlich erklärte und sogar durch eine Zeichnung illustrierte, finden wir auch in unserer Gegend ziemlich lange Zeit iin Gebrauche. Erst nach der Mitte des vorigen Jahrhundertes3) brach sich die jetzt übliche Weise der Berechnung der Tageszeit mehr Bahn, und man nannte diese Art der Stundenzählung bezeichnend „alla tedesca“. Kehren wir jetzt von dieser kleinen Abschweifung wieder zu unserem Marsche zurück. Wenn wir von S. Giuseppe emporsteigend, auf der Strasse bis zum Hügel von Kluč mit seinem Pulverthurme gelangt sind, und damit wieder das moderne ') Löwenthal II. Bd. S. 32. 2) Commentari ecc. Arch. Tr. IV p. 85-86. 3) 1767. Kandier, Aggiunte eec. p. 162. Doch war unsere Art, die Stunden zu zahlen, wegen des Verkehres mit den habsburgischen Erblanden hier schon früh bekannt, wenn auch nicht üblich. Scnssa sagt zu 1627: „alle sette ore ale-manne (p. 121). Triester Gebiet betreten, dem wir auf unserer letzten Exenrsion nach S. Servolo und Boliunz untreu geworden sind, so können wir einen rascheren Schritt einschlagen. Das historische Leben unseres Gemeinwesens pulsiert in früheren Jahrhunderten zum grossen Theile im Süden der Stadt, in jenem Gebiete, in dem die Lehne des Karstplateaus sich immer weiter von der Küste entfernt und einem breiteren, fruchtbaren Landstriche Kaum gibt. Das östliche und nördliche, theilweise ziemlich öde Plateau trat naturgemäss mehr in den Hintergrund. Allerdings wurde gerade dieses Gebiet von dem ältesten Verkehrsweg durchzogen, der Triest mit dem Norden verband. Jene Strasse, die wohl schon von den Römerzeiten her stammend, auf den frühesten Siegeln der Gemeinde einfach als „publica“ bezeichnet wird, zog über Prosecco und Opčina parallel mit dem Kamme des Karstplateaus hinter demselben her, um sich erst bei einer von der Natur geschaffenen bequemeren Senkung über den allmälig abfallenden I löhenzug der Stadt zuzuwenden. Diesen Weg wollen auch wir jetzt zum Theile bei unserer weiteren Wanderung benützen. Noch einmal aber, bevor wir das Meer auf einige Zeit verlassen, um über unseren heimischen Karst zu pilgern, den ein Reisender in einer Mondscheinnacht gleichfalls mit einem Meere verglichen bat, aber mit einem im Sturme plötzlich erstarrten und versteinerten, weiden wir unser Auge an dem herrlichen Bilde, das sich zu unseren Füssen entrollt. Was der ganzen Scenerie ihren eigenen Zauber verleiht, ist natürlich zunächst das Meer mit seinem Farbenglanze, dann aber auch die ganze Landschaft selbst, mit ihren wechselnden Formen, mit ihrer Mischung von Stadt und Campagna. Gerade vor uns tauchen zwei niedrigere Hügel auf, der Monte Bello und der Jäger. Den ersten Hügel liess Maria Theresia 1763 mit Maulbeerbäumen bepflanzen,') um dadurch die Seidenzucht zu fördern, der letztere war von jeher bewaldet und gehörte, wie Scussa bei dem Jahre 1553 bemerkt,") zur ausschliesslichen Benützung des Capitäns und der Bewohner des Castells. Da der Wald aber um die genannte Zeit sehr herabgekommen war, so wurde das Holzfällen bei Strafe von 10 Lire verboten. 1785 lief der Farneto ') Kandier „Agginnto“ eco, p. 161 ad 1763. i) Scussa p. 108. neuerdings Gefahr, ') seines Baumschmuckes verlustig zu gehen, doch überwog nach einem Gutachten des Professors Capuano die Rücksicht auf die schädlichen Folgen der Entwaldung für die Stadt. So blieb der Farneto in seiner alten Form erhalten. Allerdings musste vier Jahre später, als die Holzbalken im Winter wegen der andauernden Bora einige Zeit nicht in Triest landen konnten, für den Augenblick das Schlagen von Brennholz gestattet werden; aber sobald die Barken wieder eingelaufen waren, wurde die Erlaubnis zurückgezogen. 1844 schenkte Kaiser Ferdinand I. das ganze Gebiet der Stadt Triest mit der ausdrücklichen Bedingung, dass cs als öffentlicher Spaziergang erhalten werden solle. 2) Zum Danke nannte man den Wald „bosco Ferdinando“ und erbaute auf der Höhe ein stattliches Gebäude, die ,Villa Fer-d i nand ca“. Eine wohlgepflegte Chaussee führt uns zunächst vom Rande des Plateaus nach B aso vizz a.:l) Von liier aus aber zieht die schmälere Karststrasse nach Nord westen. Dürftig wie die Gegend sind auch die kleinen Orte, an denen wir vorbeikommen. Zuerst taucht Padri 6 auf und rechts davon Gr o pada, dessen Name nicht unbezeichnend von dem slovenischen grape oder von krupno „Gestein“ abgeleitet wird.4) Noch weiter im Hintergründe liegt, von einem Eichenwalde umgeben, das Hofgestüt Li pizza5). Weist die Benennung, woran wohl nicht zu zweifeln ist, auf die gleichlautende slovenische Form für „Kleinlinde“ hin, so dürfte die Bewaldung hier einst einen anderen Charakter gehabt haben, als heutzutage. Da Lipizza wegen seines Gestütes in den weitesten Kreisen bekannt ist, so wollen wir uns einige Augenblicke bei dem Orte aufhalten. ') Kandier „Aggiunte“ p. 169. 2) Kaccolta del 1 e leggi, ordinanze e regolamenti speciali per Trieste 1861, unter ,11 farneto“. 3) Schon 1336 fand durch Bischof Pace die Einweihung der „neuerdings aufgebauten“ („nuovamente fabbricata“) Kirche der h. Maria Magdalena statt-Scussa p. 69. *) Ein längerer Aufsatz im „Edinost“ (1882 von Nr. 19 an), erschienen unter dem Pseudonym Skalovie, erwähnt auch die bezeichnenden Namen von Hauern dieser Gegend: Kalec und Peoar für Leute, die an der Felswand wohnen. 5) Die ausführlichsten Angaben über Lipizza enthält das Buch: „Das k. k • Hofgestüt zu Lipizza 1580 1880, als Mannscript herausgegeben vom k. k Oberststallmeisteramt 1880. Schon im Alterthum war die (legend um den Timavus wegen der Pferdezucht, die von den dortigen Bewohnern betrieben wurde, berühmt, und noch am Ende des Mittelalters erfreuten sich Turnierpferde aus diesem Bezirke des besten Rufes. Dieser Umstand mag dem Erzherzog Carl, der im Jahre 1576 Triest besuchte, den Gedanken nahegelegt haben, auf dem Karste ein Ilofgestüt zu errichten. Zu diesem Zwecke erwarb er vier Jahre später die bischöfliche Villa Lipizza. Dieselbe zählte damals drei Ilubenan-theile (Mansi), auf welchen ebensoviele Familien ansässig waren, die „an das Bisthum Triest jährlich 36 Lire haar bezahlten, fernere 6 Hennen, 6 Kuchen, 6 Fuhren IIolz, 3 Fuhren Heu abzuliefern hatten und endlich für den gerechten Getreide- und kleinen Thierzehent, sowie für Robot und zwar jeder Mann mit sechs Tagen aufzukommen hatten“. Ich habe alle diese Einzelnheiten deshalb erwähnt, um zu zeigen, von welcher Art beiläufig in jenen Zeiten die Verpflichtungen waren, die die Bauern ihren Grundherren gegenüber hatten. Erzherzog Carl liess die Hubenleute entfernen und anderweitig unterbringen, dann begann er den Bau des Gestütes und besetzte dasselbe mit Zuchtpferden aus Spanien und aus der Gegend von Rovigo. Das Dörffl“, wie Valvasor es nennt, war zur Zeit der Ueber« gäbe in einem ziemlich kläglichen Zustande. „Lipizza ist gegenwärtig verödet“, heisst es in einer Urkunde vom Jahre 1559. Die Feinde der Christenheit, die plünderungslustigen Türken, waren erst seit kurzem ausgeblieben, dafür richteten die Hirten und Bauern der Umgegend durch Holzfrevel manchen Schaden an, und in strengen Wintern stellten siel.» ab und zu böse Gäste ans der Thierwelt ein, die Wölfe.1) Mancherlei Schicksale machte das Gestüt, das indessen allgemach grösser wurde und mehrere Annexe erhielt, durch. Wiederholt lief es Gefahr, aufgehoben zu werden; dreimal wanderte das ganze Personal sammt allen Pferden zur Zeit der Franzosenkriege ans, 1797, 1805 und 1809. Das letzte Mal fand die Rückkehr erst nach sechs Jahren statt. 1880 wurde unter grossem Zulaufe der Bevölkerung der Umgegend das ') „1589 ist in Basovizza, Gropada, Optseliina, Sessana und Poye rin Berueff oder proclama besehehen, dass jedem Unterthann, so offt deren Ainer ain alten YVolft' zum Verwalter von Lippiza bringet, '2 fl., von ain jungen aber 1 li. rheinisch geraichet werde, von den anderen Orten nur halbso viel.“ Die Prämie wurde auch, wie die Rechnungsausweise ergeben, wiederholt ausgezahlt. Fest des dreihundertjährigen Bestandes des Gestütes feierlich begangen. Das nächste Dorf auf unserer Strasse ist Trebiß. Zn wiederholten Malen begegnet uns in diesem Jahrhunderte der Name des Ortes, und zwar in einer für Triest sehr wichtigen Angelegenheit, in der Wasserversorgungsfrage. ') Schon in früheren Zeiten cursierte nämlich unter dem Landvolke unseres Karstes das Gerücht, dass irgendwo unter der Erdoberfläche ein grösseres Wasser sein müsse. An einigen Stellen wollte man schon oft ein dumpfes Brausen gehört haben, an anderen bemerkte man häufig Nohol aufsteigen oder fühlte, wenn man sich dem Orte näherte, einen sonderbaren Luftzug. Der erste, der auf diese Anzeichen hin Nachgrabungen unternahm, war 1819 ein gewisser Mathias Bilz. Nachdem er beim Dorfe Orleg ziemlich tief gegraben hatte, ohne auf Wasser gestossen zu sein, giengen ihm die Mittel aus. Seine Gläubiger und der Besitzer des Grundes drängten ihn, er musste seinen Plan aufgeben. Der zweite, der das gescheiterte Project wieder aufnahm, der Montanistiker Carl Li 11 dner, der auch mit einem kleinen Capital, aber mit ungleich grösseren Vorkenntnissen ans Werk gieng, war glücklicher. Nachdem er das ganze Karstterrain von S. Canzian bis Orleg untersucht, alle Volksmeinungen genau geprüft und sich sogar für einige Zeit einen bekannten Quellenfinder, einen gewissen Jacob Svetina beigesellt hatte, entdeckte er endlich 1841 in Trebiß einen Höhlengang, in dessen Tiefe eine bedeutende Wassermasse floss, die allen Anzeichen nach demselben Flusse angehörte, der als liecca bei S. Canzian verschwindet und als Timavo bei S. Giovanni unmittelbar vor der Mündung wieder auftaucht.2) Die Auffindung dieses Wasserlaufes verursachte damals in Triest grosses Aufsehen und lebhafte Freude. Doch sind die überschwenglichen Hoffnungen, die in Betreff der Wasserversorgung unserer Stadt daran geknüpft wurden, nicht in Erfüllung gegangen. Endlich zeigt sich uns nach längerem Wandern eine grössere Ortschaft, O p č i n a. *) Vgl. Istria VI p. 48 sgg. „Acque sotteranee del Carso.“, ferner« A. v. Morlot, Ueber die geologischen Verhältnisse von Istrien ete. 1848, p. 35 36 (und Tafel III). J) Die Arbeiter, welche hiebei tliiitig waren, hiessen: Anton Arich, Bergmann aus Kärnten und Krall, ein junger Bauer aus Trebič. Die ganze Umgegend Triests hat aus dein beständigen Anwachsen der Stadt durch den stets ergiebiger werdenden Verkehr mit derselben, durch den erleichterten und vergrösserten Absatz landwirtschaftlicher Producte nicht unerheblichen Nutzen gezogen. Insbesondere fand Opčina, das sich zugleich einer gewissen Beliebtheit als „Sommerfrische“ erfreut, hierin Ersatz für die theil-weisen Verluste, welche die Eisenbahnaera herbeiführte. Seit der Mitte des vorigen Jahrhundertes hatte sich in Folge des ausserordentlich gesteigerten Verkehres die Noth wendigkeit der Anlegung eines kürzeren Weges zum Karstplateau hinauf immer mehr geltend gemacht. So entstand 1778 jene Strasse, ’) die wir heute die „alte Opcinastrasse* nennen, und im Jahre darauf auf Kosten des Triester Municipiums auch ein grösseres Gasthaus im Dorfe nach dem Plane des kaiserlichen Ingenieurs Franz Hampel. Da aber die damals gebaute Strasse schon von Anfang an den Bedürfnissen des Verkehres nur unvollkommen entsprach Kaiser Josef II. soll sich bei ihrer Benützung geäussert haben „Zwei sich selbst überlassene Ochsen hätten einen besseren Weg aufgefunden“, so wurde bald der Plan ins Auge gefasst, eine andere Strasse anzulegen, ein Plan, der 1830 durch den Bau der sogenannten „neuen Strasse“ seine Verwirklichung fand. Damals war noch die goldene Zeit der Strassenwirte. Endlose Wagenreihen fuhren den gewundenen Weg hinan, beladen mit den verschiedensten Waaren fremder Länder. Da knallte die Peitsche des Fuhrmannes, da herrschte auch geräuschvolles Leben in dem Dorfe, das die erste llaltstellc auf dem Karstplateau war. Seitdem ist es hier ruhig und still geworden. Der grosse Waaren-zug benützt die Bahnlinie, und nur ein bescheidener Loealverkehr ist dem Orte treu geblieben. Wir wandern auf der alten „publica“ weiter und erreichen in einer Stunde Pro secco. An dieser Stelle war vielleicht einst die römische Strassenstation A v e s i c a,") die auf Itinerarien verzeichnet ist. In vergangenen Jahrhunderten hielt man den Wein, der in der Nähe des Ortes am Abhänge des Karstes gegen die ') Istria „Strade“ III 160-71. '*) ßuttazzoni „Di Avesica Komun;», Todiorno Prosecco“ A. 1'. N. S. II, p 23 sgg. und III p. 53 sgg. Küste zu wuchs, für jenen berühmten P nein er, ') dem die allmächtige Gattin des Kaisers Augustus Livia nach ihrer eigenen Aussage Gesundheit und langes Leben verdankte, und von dem der heimische Dichter Andreas Rapicio, 2) der gelehrte Bischof und Humanist begeistert sang: „Vater Pucinus, wir pflegen Dich, dem Livia einstens Dankt’ die erhaltenen Jahre, sowie die Dauer des Lebens.“ Und nicht zum Mindesten dieses althistorische Renommee des Puciners hat dem Proseccoweine neben seiner natürlichen Güte jenes grosse Ansehen verschafft, das er in früheren Zeiten genoss. Wird doch erzählt, Kaiser Friedrich III. habe ein Fass hundertjährigen Proseccos, das in Triest in einer Spelunke aufgetrieben worden war, wie einen kostbaren Schatz bewahrt und nur gestattet, jährlich einen Krug für den Bedarf Kranker abzuziehen; das Fehlende wurde immer durch entsprechenden Most ersetzt. Der begeistertste Lobredner unseres heimischen Weines war aber ohne Zweifel jener gelehrte Mattiolo, der diesem Nektar die Wiederherstellung seiner Gesundheit und die Erlangung seiner früheren Kräfte zuschrieb. Er erzählt auch von den Bewohnern dieser Gegend: „Da sie den Pucinerwein zum täglichen Gebrauch geniessen, verfallen sie sehr selten in Krankheiten und werden so alt, dass sehr viele gefunden werden, die 90 oder 100 Lebensjahre erreichen“. Erst in unseren Tagen hat ein heimischer Gelehrter gegen die Identität der beiden oben erwähnten Weine eine Lanze eingelegt und mit nicht zu unterschätzenden Gründen dem Prosecco die Ehre abgesprochen, der Rechtsnachfolger des alten Puciner zu sein. Der Naturforscher C. v. Marchesetti neigt sich vielmehr der Ansicht zu, das lleimatsgebiet, des echten „lebenverlängernden“ Weines in der Gegend von Duino zu suchen. Das nördlichste Dorf unseres Territoriums ist Sta. Croce, dessen Pfarre erst 1847 errichtet wurde. :1) Früher gehörte das ganze Gebiet zu Opcina. Vor 100 Jahren zählte Sta. Croce 5*25 Seelen, gegenwärtig 1265, also mehr als das Doppelte'. 4) ') C. Mareliesetti „Del silo dell’anticu castello Pucino e del vino ehe vi eresceva.“ A. T. N. S. V. p. 431-50 und VI. p. 58. •) Die fraglichen Verse im lateinischen Originale bei Mareliesetti p. 438. °) Kandier „Aggiunte“ p. 182. ') Skalovič „Kdinost“ 1882 N. 19. Dem Reisenden, der zur See von Triest nach dem interessanten Schlosse Duino fährt, fallen nördlich von Sta. Croce au der Küste die Steilwände der Steinbrüche auf. Schon in römischer Zeit war bei Sistiana ein kleiner Hafen, und der „portus Sisti-lanus“ galt als einer der Grenzpunkte des Triester Gebietes im engeren Sinne. Auch das schon erwähnte älteste Siegel unserer Gemeinde trägt folgende Umschrift: „Sistilanum-publica-castilir-mare-certos dat michi fines1) d. h. Sistiana-die Strasse-der Hiigel bei Kluč - das Meer geben mir bestimmte Grenzen. Allerdings müssen diese Grenzen nicht so „bestimmt“ gewesen sein, da es darüber oft zu Zank und Hader mit den benachbarten Grundherren kam. Insbesonders waren es die Besitzer des Schlosses Dnino, dessen neuerer Bau noch stolz vom Felsen zu uns herüberblickt, die wegen Grund und Boden, Rechten und Lasten oft Streit mit unserer Gemeinde zu erheben wussten. -) Kehren wir jetzt von Sta. Croce zurück nach Prosecco und wandern wir von da weiter gegen Contovello. Der letzte Ort ist uns bekannt — als einer der festen Punkte Triests in vergangenen Zeiten. Der alte Name Moncolano oder Moccolano hat sich in der Form Mo klan noch gegenwärtig, wie Skalo vic 3) angibt) beim Landvolke in der Benennung der Friedhofstelle erhalten. Bis zu unserem Jahrhunderte bestand keine directe Fahrstrasse zwischen Prosecco und Triest. Der Waarenzug nach Italien musste den Umweg über Opčina einschlagen. Als das böse Hange rjahr 1817 bei vielen Familien in unseren Gegenden Noth und ') ltaecolta delle leggi, ordinanze ec«. 18(51 unter „Gli armeggi“. Skalovifi’s Erklärung von Gastilir durch den Hügel bei Klue scheint mir viel plausibler, als die ICandlers, der an den M. d’ oro dachte. Schon die Lage des ersteren Hügels ist eine viel charakteristischere, als die des letzteren. Die nördliche Grenze des Triester Gebietes erreicht heutzutage nördlich von Sta. Croce unweit von Nabresina das Meer. 2) Der erste Schiedsricliterspruch wogen der Streitigkeiten zwischen Triest und Duino datiert aus dem Jahre 1139 (cod. dipl. I.), die letzten Verhandlungen aus dem vorigen Jahrhunderte. Leber die Beziehungen zwischen den Walsees, durch lange Zeit Herren Duino’s und Triest vgl. A. Hortis „Documenti“ ecc. Arch. Tr. N. S. IV. p. 53, 150, 255 und V. pag. 81, 170 sgg.; fernere: „Raccolta“ unter „Li confini del comune e del territorio“. 3) »Edinost“ 1882 N. 19. Der Verfasser leitet den Namen Moccolano von dem altslavischen mogilan „Hiigel“ ab. Auch der heutige Name Contovello wird wenigstens in seinem ersten Bestandteile mit dem slaviselien kot oder kont „Spitze“ in Verbindung gebracht. Elend hervorrief, da dachten die Behörden an mancherlei Mittel, dem darbenden Volke Arbeit und damit Verdienst zu verschaffen. So kam man auf den Gedanken, einen langgehegten Wunsch zu verwirklichen und durch eine directe Strasse nach Prosecco den wichtigen Handelsweg nach Italien abzukürzen. Wer heute von Contovello die schöngebaute moderne Strasse herabgeht, bemerkt eine Strecke hindurch ziemlich hoch oben die Ueberreste alten Mauerwerkes. Sie gehören jener Strasse an, deren Bau man damals versuchte,') bald aber, zumeist wegen der grossen Kosten, welche die Weiterführung derselben verursacht hätte, vielleicht auch wegen der verfehlten Anlage, wieder aufgab. -) Erst am Ende der Vierziger Jahre wurde der jetzt bestehende bequeme Verkehrsweg geschaffen. Im Volksmunde hört man dann und wann für die Baureste den allerdings unrichtigen Namen „Napoleonsstrasse.“ Von Contovello aus gewähl te man in früheren Jahrhunderten nahe der Küste das Kirchlein und Kloster von Gr r ignan o. Längst war hier schon ein Gotteshaus gewesen, das dem Bischöfe und dem Capitel von Triest gehörte. Da überliess cs Reinold Scar-licchio (derselbe Bischof, dessen Büste auch neben denen des Papstes Pius II. und Andreas Iiapicios an der Fa9ade der Domkirche angebracht ist) 1626 den Minoriten, und diese restaurierten, unterstützt vom Schlossherrn von Duino, dem Grafen Matteo della Torre die Kirche und bauten ein Kloster. 3) Im Jahre 1660 erhielt das Gotteshaus allerhöchsten Besuch. Kaiser- Leopold I. 4) verweilte hier auf seiner Kcise nach Triest und liess sich auch die angeblichen Pucinertrauben gut schmecken. Den Klosteraufhebungs-edicten Josefs II. fiel auch der Minoritenconvent 5) in Grignano 1785 zum Opfer, die Mönche wauderten nach Triest und die Güter giengen in Privatbesitz über. Wie sich hier in unseren ') Die detaillierten Pläne des Erbauern bofmden sieb noch im städtischen Baudepartement. 5) Kandier „Aggiunte“ bemerkt zu 1820 „Comineiamento di .-trada diretta da Trieste per Prosecco, che poi viene abbandonata“. (p. 179). Doch muss, nach den Plänen zu urtheilen, schon 1810 das noch jetzt sichtbare Sfrassenstiick fertig gewesen sein. ®) Scussa p. 121. *) Seussa p. 139. r’) Kandier „Aggiunte“ p. 108. Tagen der Erzherzog Maximilian, der unglückliche Kaiser von Mexico ein kleines Paradies schuf, ist allgemein bekannt. Hart am Meere führt seit der Gründung Miramares eine Strasse nach dem Dorfe S. Bartolomeo di Barcola oder S. Bortolo, wie das Volk sagt. Die Urkunden Friedrichs III. bezeichnen diesen Ort mit der deutschen Benennung St. Bartlme; überhaupt enthalten die Urkunden der früheren Habsburger, vor allen aber die des genannten Kaisers ein ganz interessantes Verzeichnis von jetzt verschollenen, deutschen oder verdeutschten Benennungen für Orte in unserer Gegend. So heissen beispielsweise: Duino „Tybein“, Prosecco „Proseck“, Corgnale „Halben“, S. Pietro di Madras hernach Clanez „Petersglavet“, Zaule „Sal-bach“, Muggia „Mugels“ u. s. w. ') Wenn wir jetzt am Schlüsse unserer Wanderung von Norden her die Grenze unserer modernen Stadt überschreiten, und längs der Riva weiterschlendernd, endlich am grossen Platze, dem einstigen Mittelpunkte des mnnicipalen Lebens, Halt machen, so können wir noch ein gutes Stück der Entwicklungsgeschichte unserer Stadt selbst studieren. Nur stellt sich uns, da wir, von der Peripherie gegen das Centrum gehen, alles in umgekehrter Reihenfolge dar, das Späteste zuerst, das Früheste zuletzt. Von der Mitte der 50er Jahre unseres Jahrhundertes an hatten die Eisenbahnbauten begonnen, dem nördlichsten Theile unserer Stadt ein charakteristisches Gepräge zu verleihen, dazu kamen in der jüngsten Zeit die Arbeiten bei dem, nahe den Bahnanlagen befindlichen, neuen Hafen, diesem interessanten Werke der modernen Wasserbaukunst. Dass ein grösser Theil des neuen Hafengebietes dem Meere abgewonnen wurde, ist allgemein bekannt. Wo noch vor sieben Jahren die grossen englischen Dampfer in der Nähe des Zollamtes lagen und ihre Waaren löschten, da fahren jetzt schwere Lastwagen über den festgewordenen Boden hinweg. Gehen wir ein paar Schritte weiter, so befinden wir uns an der Stelle, wo der Stadtbach, der Torrente in das Meer einmiindet Vor einem halben Jahrhunderte floss der genannte Bach noch offen durch einen grossen Theil der neuen Stadt. Beim heutigen Cafe Chiozza vereinigten sich die zwei Arme, aus denen er bestand. Eine Reihe von Brücken und Stegen diente dazu, ihn zu überschreiten. Längst sind alle diese Uebergangsstellen verschwunden; J) Nach Anmerkungen zu mehreren Urkunden des Cod. dipl. Istr. der ganze Bach fliesst unterirdisch durch die Stadt. An der Mündung des Torrente stand einst das Schlachthaus. Auch dieses ist den berechtigten sanitären Bedenken unserer Zeit zum Opfer gefallen; die Schlachtstätten der Gemeinde befinden sich jetzt hinter Servola. Es gab eine Zeit, in welcher der vereinigte Arm des Torrente ungefähr die Grenze unserer Stadt bezeichnete. Es war dies die Regierungsperiode der grossen Kaiserin Maria Theresia, deren Werk wir in einem beträchtlichen Theile der ihr zu Ehren benannten „Theresienstadt“ erblicken. Selbst einem oberflächlichen Betrachter unseres modernen Stadtplanes wird der wesentliche Unterschied zwischen dem Aussehen der sogenannten Alt- und der Theresienstadt ins Auge fallen. Die schmalen, engen Gassen und Gässchen, die kleinen Plätze der ersteren geben ihm das echte Bild eines altersgrauen Ortes, bei dessen Anlage das Bestreben der möglichsten Raumersparnis und die Rücksicht auf das unebene Terrain vor allem massgebend waren. Dagegen zeigen ihm die breiteren Gassen und die regelmässigen Plätze der Neustadt, in die Luft und Licht in reichlichen Mengen eindringen konnten, die schnurgeraden Linien und die rechtwinkeligen Durchkreuzungen derselben alle Merkmale eines modernen Stadt-theiles, der sich nach gewissen, von der Behörde vorgeschriebenen Grundsätzen entwickelt hat. In unserem städtischen Archive existieren mehrere interessante Pläne, die uns über die allmälige Besiedlung dieses Gebietes, sowie über die Art und Weise, wie die Baugründe dort vergeben und zugemessen wurden, belehren. Aber diese Pläne zeigen uns zugleich auch die verschiedensten Projecte, welche die Behörden damals entwarfen, um die Kaufmannsstadt par excellence den Interessen des Handels möglichst entsprechend zu gestalten. Man dachte an ein förmliches Klein-Venedig, an Canäle, die das neue Gebiet nach verschiedenen Richtungen durch-schneiden sollten, man dachte an grössere Bassins und blieb schliesslich doch beim Einfachsten stehen, nämlich bei der Erweiterung eines schon existierenden Canales, des gegenwärtigen Canal grande. Haben wir auch den soeben besprochenen Wasserarm hinter uns, so finden wir uns gewissermassen in eine noch frühere Zeit zurückversetzt, in die Bauperiode unter Carl VI. In dieser Gegend entstanden unter dem genannten Monarchen, zunächst unmittelbar am Rande der Stadtmauer die Werften und Häuser der „orientalischen Compagnie“,') jener Handelsgesellschaft, die mit grossen Mitteln ausgestattet und unter den stolzesten Hoffnungen begründet, ein so klägliches Ende nahm. Dieselben Gebäude, welche die Compagnie zunächst für ihre Rechnung errichtet hatte, übernahm bald der Kaiser und bestimmte sie zu einem Arsenale für die Kriegsflotte. Als aber Neapel und Sicilien, die wichtigsten Seegebiete, verloren giengen, und alle weiteren Pläne betreffs der Kriegsmarine aufhörten, wurden die Werften und Magazine sammt den dazu gehörigen Gründen der Baulust des Publicums überlassen. Nur wenige Schritte trennen uns noch von dem historischen Centrum der Stadt, von jenem Platze, *) der einst fast als geweihter Raum galt, in dem jeder Friedensbruch mit doppelter Strafe belegt wurde, der auch Vorrechte aller Art besass und die Stätte für die wichtigsten Volksbelustigungen (Stierjagden, Turniere und „Moresche“, sowie für die Productionen der Musiker, Gaukler u. s. w.) bot. Aber es wäre weit gefehlt, uns diesen altehrwür-digen Platz in der Form der modernen „piazza grande“ zu denken. Auch dieser Kaum hat, wie mancher andere, die Macht der Zeit an sich erprobt. In zwei wesentlichen Punkten unterschied sich der alte Platz 3) von dem modernen: er war seewärts geschlossen und viel kleiner. Gegen das Meer sperrten in vergangenen Zeiten die Stadtmauern und Häuser jede freie Aussicht vollkommen ab, und im Innern trennte der städtische Palast, der frei stand, den Raum in zwei ungleiche Theile 4). ') Vgl. Kaccolta unter „Emporio e porto franco“. 0 Ueber den Platz enthält die meisten Angaben Iiandler’s „Storia del eonsiglio dei patrizi“, pag. 15-26, ebenso zwei Abbildungen. 3) Die Geschichte der modernen Entwicklung des grossen Platzes lässt sich auch, wenigstens im Allgemeinen, verfolgen, wenn man die topographischen Beschreibungen Triests aus verschiedenen Jahrzehnten zur Hand nimmt. Beispielsweise die „Compiuta e distesa descrizione della fedelissima cittä e portofranco di Trieste“ des Conte Agapito vom Jahre 182-1 und die etwas kürzere 1830 (p. 12-14), die „Guida al forastiero nella cittä di Trieste“ von 1844 (p. 59-61), „Trieste alla solenne apertura della strada ferrata 1857 (pag. 14-17), den viersprachigen „Nuova guida di Trieste alla mano“ 1873, p. 5, Schatzmayers „Triest und seine Umgebung, sowie den bei Dase erschienenen illustrierten „Fremdenführer“ 1880 pag. 16-17 u. s. w. *) Daher auch die Volksbenennungen, Piazza grande und Piazza piccola. * Im Jahre 1822 wurde das Stadthaus niedergerissen ’) und der Platz dadurch erweitert. Aber noch immer entbehrte der Bürger des freien Ausblickes auf jenes Element, das der Stadt Macht und Reichthum gebracht hatte. Da fiel — fast ein Menschenalter ist seitdem verflossen — das letzte Hemmnis, die Häuserreihe. Allerdings wurde um die gleiche Zeit ungefähr das Meer selbst weiter binausgeschoben, der alte Mandraochio, der innere Stadthafen verschüttet und der Raum mit Bäumen und Sträuchen bepflanzt. Aber über die jungen Gewächse blickten die Masten und Wimpel der Schiffe lustig empor. Gerade jetzt ist unser Platz in einer neuen Phase seiner Entwicklung begriffen. Durch das Lloydgebäude, das bald seiner Vollendung •entgegengeht, streckt er einen laugen Arm bereits bis zur Käste des Meeres aus, und das Ende des anderen, das Regierungsgebäude, wird sich wohl über kurz oder lang in neuer Gestalt dem Gesammtrahmen anpassen müssen. Wenn diese beiden Gebäude einst vollendet dastehen werden, dann besitzt Triest einen Platz, der eines glänzenden Emporiums wahrhaft würdig ist. Hoffen wir, dass die Entwicklung des Handels und die innere Wohlfahrt der Gemeinde auch gleichen Schritt halten werden mit der Entfaltung ihres „grossen Platzes“. ') Dieses Stadthaus war nach 1690 erbaut worden, als das alte durch eine Feuersbrunst zerstört worden war. Auch hierüber vgl. Kandier: „Storia“ ecc., p. 109 sgg. (s. Abbildung). Der Neubau wurde auf Kosten der Patrizier besorgt; ein einziger, Civran, gab allein ‘20.000 Ducateo. Dafür erhielt er auch einen Gedenkstein, der noch heute ebenso, wie der eines anderen Spenders Francesco Udalrico conte Torriano im „Lapidario Triestino“ bei St. Just erhalten ist. Der Bau des neuen Palastes wurde 1707 vollendet, wie aus einer Inschrift im selben Museum hervorgeht. Vgl. hiezu auch die Publication „II museo civico di antichita di Trieste, informazione di Carlo Kunz con note illustrative del Lapidario trie-stino del Dr. Carlo Gregorutti“, eine Schrift, die weit über den Rahmen eines gewöhnlichen Kataloges hinausgeht. Prof. Dr- Franz Swida. % Untersuchungen am Pentagon-Dodekaeder und Ikosaeder. In diesem Jahre erschien Nikolaus Fialkowsky’s „Zeichnende Geometrie“ in dritter, durchaus verbesserter und erweiterter Auflage, in welcher der Verfasser mechanische Methoden angibt, ein orthogonales Bild des Dodekaeders und Ikosaeders in einfacher Weise zu verzeichnen. Diese Methoden fiind wirklich einfach und auch leicht zu merken, liefern aber nur beiläufig richtige Resultate, namentlich ist der Fehler beim Bilde des Dodekaeders ein ziemlich bedeutender. Dieser Umstand gibt die Veranlassung zu den folgenden Untersuchungen, deren Ergebnisse uns in den Stand setzen, in einfachster Weise die beiden orthogonalen Bilder genannter Körper mathematisch genau zu construieren. Gleichzeitig sollen einige interessante Eigenschaften dieser Körper mit Zuhilfenahme der Bilder nachgewiesen werden. In der beigegebenen Figur sehen wir die beiden orthogonalen Bilder je einer Hälfte des Dodekaeders und Ikosaeders verzeichnet. 1. Das Dodekaeder, welches wir zuerst in den Kreis unserer Betrachtung ziehen wollen, steht mit einer Seitenfläche auf der ersten Bildebene. Bei dieser Annahme ist die Contour des ersten Bildes ein regelmässiges Zehneck, dessen Seite wir mit S bezeichnen. Diesem, sowie dem Basisfünfeck umschreiben wir Kreise, deren Radien li und r seien. Die Kantenlänge heisse a, die Diagonale des Begrenzungsfünfeckes d und die Seite des dem kleinern Kreise eingeschriebenen Zehneckes s. Bekannt ist, dass dem grösseren Kreise ein Fünfeck von der Seitenlange d eingeschrieben erscheint. Nach diesen Annahmen müssen folgende Relationen bestehen: «=^j/lO-2\A5...........................1 d~ |=I ]/(6-2 rs) - (5 - 2 rb) = | und /ž = 2r’..................11 Es ist daher der Radius des grössern Kreises gleich dem doppelten Radius jenes Kreises, welchen wir dem Begrenzungsfünfeck des Körpers eingeschrieben haben. Wir wollen nun nachweisen, dass die ersten Bilder A,, Bn C. und Dx der vier Eckpuncte A, B, C und I) des Körpers in einer Geraden liegen. Zu diesem Zwecke ziehen wir die Diagonale des Zehneckes AXDX. Diese schliesst mit der Seite AXFX den Peripheriewinkel DlAlFl =36° ein. Den Schnittpunct von AxDy und OxFt bezeichnen wir mit Bt und betrachten dann das erhaltene Dreieck AtBtFx. ln diesem beträgt der Winkel B, 72 Grade, daher ist Winkel A,FXB, - A, BtFt und AXBX = AXFX = r, — S. Weiter können wir folgern, dass B, F, = s — R — r ist. Dieser Thatsache zufolge liegt B, auf der Peripherie des kleinern Kreises; dasselbe gilt auch für den Punct 6',, den Schnittpnnct von AXDX und 0,2?,. Da nun die ersten Bilder der Puncte B und C beziehungsweise auf den Radien OlFl und 0,Et, sowie auf der Peripherie des kleinern Kreises liegen müssen, so werden sie mit den erhaltenen Schnittpuncten Bx und 0, zusammenfallen. Demnach liegen die ersten Bilder der vier Eckpuncte /4, B, C, D wirklich auf einer Geraden. Bekannt ist ferner, dass in einem rechtwinkligen Dreiecke, in welchem der Radius und die Seite des eingeschriebenen Zehneckes als Katheten auftreten, die Hypothenuse gleich ist der Seite des eingeschriebenen regelmässigen Fünfeckes. Betrachten wir 111111 das Dreieck C\ Et E, wobei E der im Raume gelegene Eckpunct des Dodekaeders ist. In demselben erscheint C E — a als Hypothenuse und ClEl —s als Kathete, daher ist die andere Kathete, d. i. die erste Ordinate des Punctes E, gleich dem Radius r. In dem rechtwinkligen Dreiecke C\DlD, wobei D im Raume gelegen ist, kommt CtDt =■ S als Kathete und C'tD — d als Hypothenuse vor; die zweite Kathete DtD, d. i. die erste Ordinate des Punctes D, ist deshalb gleich fi. Weiters ergibt sich, dass der Normalabstand zweier parallelen Seitenebenen, das ist die erste Ordinate des Punctes H, gleich sein muss R + r. Da uns dieser Abstand auch den Durchmesser der eingeschriebenen Kugel vorstellt, so erhalten wir für den Radius p derselben den Werth Mit Hilfe der für die ersten Ordinaten der Eckpuncte gefundenen Werte r, R und R + r lässt sich das zweite Bild des Dodekaeders bei der gemachten Annahme ohne Schwierigkeit verzeichnen. Den Neigungswinkel a zweier Seitenflächen berechnen wir mit Hilfe seines Supplementes aus dem Dreiecke L,DlD. Weil />,X>, = ^ und DtJ.) — R ist, so können wir tg (180 — a) = 2 . . 13 setzen. Daraus ergibt sich a— 11 (S° 33' 54". Von den Kanten des Körpers sind je zehn zur ersten Bildebene gleich geneigt. Zehn Kanten sind nämlich zu dieser Ebene parallel, zehn haben die gleiche Neigung wie CE oder die Diagonale CD, und die Neigung der letzten zehn ist jener der Kante EF oder der Diagonale AC gleich. Um nun den ersten Neigungswinkel der Kante CE zu bestimmen, legen wir dieselbe um ihr erstes Bild ClEx nach Cx E:l in die erste Bildebene um. Machen wir nun Et AI = ■* so muss auch C\Et — E0M weiden, weil ClE1 die Zehneckseite s und C, Eu die Fünfeckseite a vorstellt. Winkel a erscheint dann als Aussenwinkel des gleichschenkligen Dreieckes CyMEü, somit ist Winkel EltCtM, d. i. der erste Neigungswinkel der Kante CE, gleich *. Auf ähnliche Art weisen wir nach, dass der erste Neigungswinkel der Kante E F gleich ist 90 — ~. u Wir können daher den Satz aufstellen, dass die Summe der ersten Neigungswinkel dreier verschieden geneigter Kanten 90° beträgt. Die hier aufgestellten Beziehungen gestatten uns, da A B = BD — DC—CA ist, den Schluss zu ziehen, dass das ebene Viereck A B D C ein Quadrat ist. Das Dreieck A B E ist gleichseitig und die durch L zu demselben parallel gefühlte Ebene schneidet das Dodekaeder nach einem regelmässigen Sechsecke. Jede einserparallele Schnittebene, deren Horizontalabstand kleiner als r und grösser als R ist, liefert als Schnittfigur ein regelmässiges Fünfeck und die durch den Mittelpunct des Körpers gelegte Horizontalebeno ein regelmässiges Zehneck. Wir sind somit im Stande, das Dodekaeder nach einem regelmässigen Drei-, Vier-, Fünf-, Sechs- und Zehnecke zu schneiden. Alle Kanten haben vom Mittelpuncte denselben Normalabstand c — O L. Ks ist O L — \f'C~2~) CüO und für r den Werth aus Gleichung ft eingesetzt, O L = I j/ R* — 2 Fi - yiö+2 rr> - yio - 2 Tb, yi 0 + 2 ri) - 2 V'o - -> Tb + V;10 — 2 Tb, weiters ^ j/10 + 2 K5 = /v1 j^/"5 — 2 T5 H- ~ y 10 — 2 K5 und in Anbetracht der Gleichungen 2, 10 und 15 2e'-fa'4d...........................16; d. h. der Abstand zweier parallelen Kauten ist gleich der Summe aus der Seite und Diagonale des Begrenzungsfünfeckes des Körpers. Dieser Umstand, sowie auch der, dass das Viereck A B Cl) ein Quadrat ist, ermöglicht uns eine einfache Constrnction der beiden orthogonalen Bilder des Dodekaeders in jenem Falle, wenn der Körper mit einer Kante aut' der ersten Bildebene ruht und eine durch diese Kante gelegte einserprojicirende Ebene zur Symmetrieebene hat. 2) Das Ikosaeder ist bei der in der Figur ersichtlichen Stellung im ersten Bilde, sowie das Dodekaeder von einem regelmässigen Zehnecke begrenzt, und das demselben eingeschriebene Fünfeck hat als Seite die wahre Kantenlänge. Dieses Fünfeck erscheint als Basis einer senkrechten Pyramide, deren Höhe, als Kathete des rechtwinkligen Dreieckes TSN gleich der Seite des Contourzehneckes sein muss. Da sich die Kante PN im ersten Bilde als Zehneckseite projicirt, so ist die erste Ordi-naten-Differenz der Puncte P und N gleich dem Radius des Kreises, welcher dem ersten Bilde des Ikosaeders umschrieben ist. Darnach können wir behaupten, dass die Länge der Kör-peraxe SU gleich ist der doppelten Seite des Contourzehneckes, vermehrt um den Radius des dem ersten Bilde umschriebenen Kreises. Für die Entfernung einer Kante, etwa der PN, vom Mittel-puncte des Körpers erhält man direct aus der beigegebenen Figur die Höhe des gleichschenkligen Dreieckes PiNlS1. Diese ist offenbar die Hälfte von P,s1,, welche Strecke den Abstand zweier parallelen Kanten misst. Aus derselben Figur ersieht man auch, dass P,A, gleich ist der Diagonale des Basisfünfeckes der früher erwähnten Pyramide. Von diesen Eigenschaften wird man in dem Falle mit Vortheil Gebrauch machen, wenn das Ikosaeder mit einer Kante auf der ersten Bildebene im Gleichgewichte ruhend dargestellt werden soll. Ruht der Körper auf einer Seitenfläche, so sind zur Con-struction des ersten Bildes, wie sich leicht zeigen lässt, zwei eoncentrische Kreise zu verzeichnen, welche zu einander in gleicher Beziehung stehen, wie die im ersten Bilde des Dodekaeders, bei analoger Stellung desselben. Die hier gefundenen Resultate sind einfach und brauchbar und ihre strenge Begründung ist in den obern Classen der Mittelschulen ohne Anstand durchführbar. Der wichtigste Theil dieser Ergebnisse könnte, da sich die Darstellung des Dodekaeders und Ikosaeders mit Hilfe derselben wesentlich vereinfacht, in die Lehrbücher der darstellenden Geometrie ftir Mittelschulen aufgenommen werden. Ein wissenschaftliches Interesse bieten die Beziehungen zwischen Dodekaeder und Diagonal-Ikosaeder, sowie zwischen Ikosaeder und Diagonal-Dodekaeder. Ernst Lindenthal. 8chuln ach richten. I. Chronik der Schule. Mit Erlass der h. k. k. Statthaltern in Triest Z. 8648-VII dd. 6. Juli wurde der wirkliche Lehrer Ernst Lindenthal im Lehramte bestätigt und ihm der Titel : „k. k. Professor“ verliehen. Vom 12. bis 15. September wurde die Aufnahme der Schüler für das Schuljahr 1881-82 vorgenommen. Die Zahl der Aufgenom-menen betrug 234; auf CI. I. entfielen 81, auf CI. II 67 Schüler weshalb diese Classen auf Grund der gesetzlichen Bestimmungen in je zwei Abtheilungen gesondert werden mussten. Als Hilfslehrer wurden mit Genehmigung der h. k. k. Statthalterei dd. 25. September Z. 12711/V11 die Herren: Ignaz Fajdiga, Carl Schwarzer, Franz Makowetz und Philip Cautley in Verwendung genommen- Unter Nr. 13653/VII dd. 11. October 1881 gab die h. k. k. Statthalterei bekannt: Das h. k. k Ministerium für Cultus und Unterricht hat mit dem Erlasse vom 30. September 1881 Z. 14849 ausnahmsweise gestattet, dass behufs entsprechender Behandlung der österreichischen Geschichte und Wiederholung des geographischen Lehrstoffes in Cl. VII. für diesen Unterricht die wöchentliche Stundenzahl von 3 auf 4 erhöht werde. Die italienische Sprache wurde wieder classenweise, das Englische in den Cl. V. u. VI. und das Slovenische in zwei Abtheilungen ä 3 St. gelehrt. Den Turnunterricht erhielten die Schüler in der hiesigen städtischen Turnhalle, den Gesangsunterricht besorgte Hr. Ernst Schroll, Lehrer an der hiesigen envang. Schule, und den Unterricht in der Stenographie ertheilte der k. k. Professor Ernst Lindenthal. Am 16. September wurde das Schuljahr in der üblichen Weise mit einem Gottesdienste eröffnet und am 17. mit der Ertheilung des Unterrichtes begonnen. Das I. Semester wurde am 18. Februar geschlossen und das II. am 24. Februar eröffnet. Mit Allerhöchster Entschliessung Seiner k. k. Apostolischen Majestät vom 31. October 1881 wurde dem Director der k. k. Oberrealschule in Triest, Libor Peiker, in Anerkennung seines verdienstlichen Wirkens im Lehramte taxfrei der Titel eines Scbulrathes verlieben. Von dieser Auszeichnung wurde der Berichterstatter mittels Präsidialschreibens der h. k. k. Statthalterei dd. 6. November N. 1760/P in Kenntnis gesetzt. In den Monaten Januar und Februar 1882 wurde die 1c. k. Oberrealschule von dem Herrn k. k. Landesschulinspector Dr. Ernst Ritter von Gnad inspiciert. Der bischöfliche Commissär Herr Canonicus Dr. Schwab besuchte im Laufe des Schuljahres wiederholt den katholischen Religionsunterricht und den Schul-gottesdienst; letzterer wurde an jedem Sonntage in der Kirche der Mechitaristen abgehalten. Zu Beginn und am Schlusse des Schuljahres, wie auch zur österlichen Zeit empfingen die katholischen Schüler die hl. Sacramente der Busse und des Altars. Die k. k. Statthalterei setzte die Professoren Dr. Cega de Celio und Peter Widmann in den Genuss der dritten Quinquen-nalzulage; ersteren mit Erlass vom 3. Januar 1882, Z. 17293/VII.-letzteren mittels Erlasses vom 25. April 1882, Z. 5622/VII. Mit Erlass der h. k. k. Statthalterei dd. 28. April Z. 5479/VII. wird die Verwendung des Lehramtscandidaten Adolf Postl als Volontair gestattet. Derselbe lehrte im II. Sem. Botanik in II a und Chemie in IV. und übernahm, nachdem Professor Johann Uschnig wegen schwerer Erkrankung seine Dienstespflichten unmöglich weiter erfüllen konnte, auch den Unterricht in der Chemie in den CI. V. u. VI. Der Gesundheitszustand des Lehrkörpers war im abgelaufenen Schuljahre kein ganz befriedigender. An leichteren Erkrankungen hatten zu leiden die Herren: Gnesda, Cautley, Dr. Cega de Celio und der Berichterstatter. Schwer krank jedoch musste Prof. Uschnig am 7. Juni seine Lehrthätigkeit unterbrechen. Er verliess zufolge ärztlichen Rathes Triest, um in der stärkenden Gebirgsluft seiner Heimat Genesung zu finden. Die erkrankten Collegen wurden von ihren dienstfähigen Collegen in der bereitwilligsten Weise vertreten. Der Gesundheitszustand der Schüler war ein befriedigender. Die schriftliche Maturitätsprüfung wurde vom 22. bis 27. Mai, die mündliche am 30. Juni und 1. Juli abgehalten und am 15. Juli das Schuljahr mit einem Gottesdienste geschlossen. II. Der Lehrkörper, und die Vertheilung' der TJn.terrichts-G-eg'en.stände während des Schuljahres 1881-88. Name und Dienstcharakter Gegenstand Classe 5 ■§3s "’S* 3 §3 Nu« io '* Peiker Libor, k. k. Schulrath, Direotor. Zeichnen Darstell. Geometrie Ib VII 9 Wo!ff Eduard, Ritter von, Professor. Zeichnen II—VII 23 Cega de Celio Anton, phil. Dr., Professor. Italienische Sprache la, II-VII 18 Widmann Peter, Professor, Ordinarius in V. Italienische Sprache Geographie, Gesch. Ib Ib, IIb, III, V u. VI 20 Urbas Wilhelm, Professor, Ordinarius in III. Deutsche Sprache Geographie, Gesell. tu—vi, 11 a 17 Hopfner Johann, Professor, Ordinarius in VI. Mathematik III, V—VII 18 Zavagna Heinrich, * Professor. beur auht Kämmerer Peter, Professor. Naturgeschichte la—II b, V—VII 20 (17) Swida Franz, phil. Dr. Professor, Ordinarius in VII. Deutsche Sprache Geographie, Gesch. I a, VII la, IV, VII 20 Uschnig Johann, Professor. Slovenische Sprache Chemie Analytische Chemie in 2 Abt. IV, V, VI V, VI 19 Lindenthal Ernst, Professor, Ordinarius in IV. Mathematik Darstellende Geom. Goometr. Zeichnen Schreiben IV V u. VI II b, III, IV Ib, IIb 21 Name und Dieustcharakter Gegenstand Classe Zahl der wöchentlichen Stunden Gnesda Franz, Weltpriester, Religionslehrer. Katholische Keli-gionslehre I a — IV 12 Genelin Placid, phil. Dr. wirklicher Lehrer, Ordinarius in II l>. Deutsche Sprache Französische Sprache II b IV—VII 17 Fajdiga Ignaz, supplierender Lehrer, Ordinarius in Ib. Mathematik Physik Ib, II b III, IV, VI, VII 19 Schwarzer Carl, supplierender Lehrer, Ordinarius in I». Mathematik Geomctr. Zeichnen Zeichnen Schreiben Assistirte im Zeichnen la IIa II a 1 n I a, II a HI •>1 Makowetz Franz, supplierender Lehrer, Ordinarius in II a. Deutsche Sprache I b, Ila 11 Cautley Philip, supplierender Lehrer. Französische Sprache Englische Sprache III V, VI 9 Postl Adolf, bis zum Schlüsse des I. Sem. Pro-becandidat, lehrte im II. Sem. als Volontair die Naturgeschichte in II a, die Chemie in IV, und in den letzten 5 Wochen auch noch die Chemie in V. u. VI. — Diener: Petrich Thomas, Amtsdiener. Minin Jacob, Aushilfsdienet'. III. Der Lehrplan. a) TTebersieht über die Xjehrg-eg-enstände und ihre wöcheivtliclie Stundenzahl. Gegenstand CI a s s e s nach Machold, Romanisches Capital, Piedestal, freies Ende, dorisches Capital, 3 Ornamente. Aufwand für die Lehrmittel. Zur Ergänzung und Instandhaltung der Lehrmittel stehen der Anstalt für das Jahr 1882 folgende Geldbeträge zur Verfügung : a) die im Schuljahre 1881-82eingenommenen Aufnahmstaxen ii fl. 2.10..........................fl. 180.GO b) die Lehrmittelbeiträge seitens der Schüler ä 50 kr.......................................„120.50 c) Zuschuss vom Staate..........................„ 320.— Davon entfallen : 1. für die Bibliothek und histor.-geogr. Sammlung fl. 261.10 Summe . . fl. 621.10 Die Directiou spricht an dieser Stelle allen Denen, welche die Lehrmittelsammlungen der Anstalt durch Geschenke vermehrten, den gebührenden Dank aus. Summe . . fl. 621.10 2. „ „ Naturgeschichte 3. „ „ Physik . . . . 4. „ „ Chemie . . . . 5. „ das Zeichnen . . . ., 50.— „ 150.— „ 100 — „ 60.- VII. Statistische Notizen. a) Aus dem Schuljahre 1880-81. Bei Beginn des Sohuljahres öffent liohe Schüler................... Schülerzahl am I öffentliche Schlüsse des ! Privatisten II. Semesters | im Ganzen ■ ■ Deutsch • . Italienisch Romanisch Sloveniscl) Serbisch u. Croat Griechisch Ungarisch . . Französisch . Englisch . . Spanisch . . katholisch des lateii Uilus . . . griechisch liniert griechisch-orient. evang. Augsb. Coni evang. lielvet. Conl Israeliten Anglikaner . . Muttersprache Religions-Be- kenntnis Einheimische Aus den Provinzen Reichshälfte . . der westlich Ausländer Fortgang (Vorzugsclasse 1. Fortgangsdasse 2 3. „ 3 ( im geprüft . . Vorzugsclasse 1. Fortgangsc lasse 2. 03 { 3. u ungeprüft . . . , zur Wiederholungs-.9 pri'ifung . , . 24 I b 40 33 33 II 14 3 3 ('lasse j 11; 1111 11 j 111 | IV | Y j Vl|VII 20 20 7 1 i 23 16 26 26 21 17 6 230 215 2 217 72 112 1 10 KM 2 0 16 11 13 131 4 51 35 6 131 75 17 . o 8 129 39 6 3 I. Classe. Mit 11 Jahren . . . 25 » 12 . 13 13 „ . . . 16 n 14 „ . . . 16 n 15 . . 1 „ 16 , . . 1 VII. Classe. Mit 17 Jahren . 2 » 18 . 2 »19 . 5 » 20 1 Lebensalter der Schüler am Ende des II. Semesters Von der gesanunten Schülerzahl um Ende des II. Semesters waren: Zur Schulgeldzahlung Verpflichtete..............................189 / ganz .... 28 Von der Schulgeldzahlung Befreite j j ^ _ Brutto-Betrag des eingehobenen Schulgeldes........................H- Gesammtbetrag der Aufnahmstaxen...................................... Beiträge der Schüler für die Lehrmittel............................» Zahl der Stipendisten..........................2 Gesammtbetrag der Stipendien.......................................„ Aufwand für die Lehrmittel ........................................„ 2286.— 180.60 120.50 205. -621.10 Allgemeiner Unterstüzungsfond Georgsstiftung Einnahmen ...... 13.66 Best vom vorigen Jahre fl. 29.80 Ausgaben . 9.20 Einnahmen » 210.— Kest II. 4.46 Ausgaben » 239.80 liest H. Freie Lehrgegenstände. Italienische Sprache (relativ obligat) Slovenische Sprache (relativ obligat) Stenographie.......................... Analytische Chemie .■................. Gesang................................. Turnen................................. Schülerzahl am Ende des II. Semest. 116 16 22 6 37 80 Halbjähriges Honorar für 1 Schüler B) Richtigstellung der Tabellen (les vorangegangenen Schuljahres nach dem Ergebnisse der Wiederheliuigsprii Tungen. C 1 a s s e & a s Iu 1b Ilajll b| III | IV 1 V VI VII C/5 / Vorzngselasse . . . — — 1 2 — 1 — 2 6 1 1. Fortgangsclasso . . 30 23 10 21 25 11 5 8 7 140 Fortgang (2. „ 5 9 10 8 3 — 3 1 I 40 3. . . . 3 2 2 7 \ ungeprüft bleiben . — — — 1 1 Zur Wiederholungsprüfung nicht er- schienen — — — ’ — — — — — — — Schülerzahl am linde des II. Semest. j 38 1 34 *23 so 30 11 !) 0 10 1(.M VIII. Maturitätsprüfung. a) Schriftliche Aufgaben für die Abiturienten. Deutsche Sprache (Unterrichtssprache): Worin bestellt die welthistorische Bedeutung Alexanders des Grossen. Französische Sprache: Uebersetzung aus dem Deutschen ins Französische: Radetzky und der Invalide, aus dein Lesebuche von Franz Neumann. Uebersetzung aus dem Französischen ins Deutsche: „Mirabeau ä ses accusateurs“ (Filek, Leyons, 342 f.). Italienische Sprache: „La sapienza e ]a vita degli uomini, 1’ignoranza e la loro morte“. Mathe in a t i k : 1. Wo und unter welchem Winkel schneiden sich die Curven: 4 ** + 9 if = 36 u. (.« — 1) 2 + p* = 9. 2. Die Basis einer geraden Pyramide ist ein gleichseitiges Dreieck, dessen Seite 4 M. lang ist. .Jede Seitenfläche ist fünfmal so gross als die Basis. Man berechne den Kubikinhalt der Pyramide und die Winkel, welche die Seitenflächen mit der Basis einschliessen. 3. In einem gleichschenkligen sphärischen Dreieke beträgt ein Schenkel 110° 12', die Basis 80" 48'. Mnn berechne den Winkel am Scheitel auf zwei Arten. Darstellende Geometrie: 1. Die Leitlinie eines gleichseitigen normalen Cylinders liegt in einer Ebene, welche zur ersten Bildebene eine Neigung von 40", zur zweiten Bildebene eine solche von 75° hat. Dieser Körper ist mittelst der orthogonalen Projections-methode zu zeichnen, mul sein Schlagschatten auf der ersten und zweiten Bildebene anzugeben. 2. Ein regelmässiges sechsseitiges Prisma, dessen Basis in der Grundebene liegt, wird durch eine doppelt geneigte Ebene geschnitten. Man bestimme das perspectivische Bild der Schnittfigur, deren wahre Grösse, sowie den Schlagschatten auf der Grundebene. b) Ergebnis»« der Maturitäts- prüfung. Zur Maturitätsprüfung haben sich gemeldet ............................... Vor oder während der Prüfung traten zurück ............................... Von den Geprüften wurden: l mit Auszeichnung reif . approbirt | einfach reit.............. Wiederholungsprüfung nach 2 Monaten | auf '/j, Jahr............. reprohirt J auf 1 Jahr................. ( auf immer................. c) Lebensalter der Geprüften. Mit 17 Jahren.......................... „18 „ ............................... „19 » .................... „ „ ................................. d) Dauer der Studien. Mit 7 Studienjahren.................... n 8 „ ................. % e) Gewählter Beruf. Technische Hochschule.................. Handel................................. Militärbauverwaltung................... Unentschieden.......................... öllenti. Schäler der 4 4 4 1 1 3 | Privatsten Anstalt Externe IX. Die wichtigsten Vertilgungen der Vorgesetzten Behörden. 1. Die Schüler der Mittelschulen dürfen keine Vereine unter sich bilden und auch keinem anderen Vereine weder als Mitglieder, noch als Zuhörer, angehören. Auch dürfen sie, ohne Bewilligung des Lehrkörpers, die Erzeugnisse ihres Geistes nicht vor die Oeftentlichkeit bringen. Statth.-Erl. 2053-VIl vom 15. März 1874. 2. Der Minist.-Erl. vom 4. November 1878, Z. 17722, bestimmt, dass alle Schulgeldbefreiungen nur so lange aufrecht zu erhalten sind, als die Bedingungen fortdauern, unter welchen sie ordnungsmässig erlangt werden konnten. Diese Bedingungen sind : Sittliches Betragen musterhaft oder lobenswerth, Fleiss ausdauernd oder befriedigend, und in den einzelnen Unterrichtsgegenständen mindestens die Note „genügend“. Schüler, welche in die I. CI. aufgenommen worden sind, können erst nach Schluss des ersten Semesters von der Zahlung des Schulgeldes befreit werden, wenn ihr Semestralzeugnis den oben angegebenen Bedingungen entspricht. 3. Für diejenigen Schüler, welche auf Grund der von ihren Eltern oder Vormündern abgegebenen Erklärung zur Theilnahme am Unterrichte in der italienischen oder slovenischen Sprache verpflichtet sind, treten diese Lehrgegenstände nach den Bestimmungen des Organisationsentwurfes § 20 2, in jeder Beziehung in den Kreis der obligaten Rächer. Minist.-Erl. v. 14. Februar 1879, Z. 1666. 4. Nach den Bestimmungen des Herrn Ministers für Cultus und Unterricht vom 4. Mai 1880, Z. 813, hat der französische Sprachunterricht an der deutschen Staats-Oberrealschule in Triest in der III. Classe zu beginnen. Das Englische gilt in den drei oberen Classcn als obligater Gegenstand nur für jene Schüler, welche das Italienische in der Unterrealschule entweder nicht besucht, oder aber das daseihst begonnene Studium der italienischen Sprache in den Oberclassen nicht fortsetzen. Setzt ein Schüler auch in den Oberclassen das Studium des Italienischen foit, so ist er vom Besuche des Englischen dispensiert und die italienische Sprache ist für ihn obligater Gegenstand. Statth.-Erl. 64(>2/VII dd. 18. Mai 1880. Diese Verordnung gilt im Schuljahre 1881-82 für die Schüler der V. und VI. Classe. X. Unterstützungsfond. 1. Allgemeiner Fond: Einnahmen............................................fl. 13.66 Ausgaben..............................................„ 9.20 Rest . . fl. 4.46 2. Georgsstiftung: Rest vom Vorjahre . fl. 29.80 Einnahmen im November 1881 . . . „ 105.— „ Mai 1882 . . . „ 105.- Summe . . fl. 239.80 Ausgaben: Buchhändler . fl. 224.18 Buchbinder . „ 15.62 Zusammen . . fl. 239.80 XI. Kundmachung bezüglich des nächsten Schuljahres. Das nächste Schuljahr beginnt am 16. September mit einem Gottesdienste. -lene Schüler, welche der deutschen Staatsrealschule bereits angehörten, und ihre Studien hier wieder fortsetzen wollen, haben sich am 13. September zwischen 9 und 12 Uhr im Conferenzzimmer zu melden. Die Aufnahme der neu eintretenden Schüler wird am 12. und 13. September von 9—1 Uhr in (1er Directious-kaiizlei stattfinden. Sie müssen in Begleitung ihrer Eltern oder deren Stellvertreter erscheinen, und den legalen Tauf- oder Geburtsschein, sowie das letzte Schulzeugnis vorlegen. Jeder Schüler, welcher in die I. ('lasse aufgenommen werden will, muss : 1. das 10. Lebensjahr zurückgelegt haben, oder dieses noch während des Jahres 1882 vollenden; 2. bei der Aufimhmsprüfuug aus der deutschen Sprache, dem Rechnen und der Religion genügende Kenntnisse an den Tag legen. Gefordert wird: 111 der Religion jenes Mas» von Wissen, welches in den ersten vier Jahrescursen der Volksschule erworben werden kann. In der deutschen Sprache Fertigkeit im Lesen und Schreiben, Kenntnis der Elemente aus der Formenlehre, Fertigkeit im Analysiren einfacher Sätze und einige Hebung im Dic-tandoschreiben. Im Rechnen entsprechende Uebung und Gewandtheit in den vier Urundoperationen mit ganzen Zahlen. Die Aufnahmsprüfungen sind sowohl schriftlich als mündlich und werden am 14. und 15. September jedesmal um 8 Uhr vormittags beginnen. Für die Aufnahme in eine höhere Classe wird gefordert : 1. das entsprechende Lebensalter; 2. der Nachweis der nothwendigen Kenntnisse durch ein legales Zeugnis über das letzte Semester eventuell durch eine AufnahmsprMung, welche am 15. September um 10 Uhr vormittags abgehalten werden wird. Für eine solche Prüfung ist die gesetzlich bestimmte Taxe von 12 Ü. zu erlegen. Alle SchüW, welche in die V. Classe aufgenommen werden wollen, haben eine schriftliche Erklärung ihrer Eltern oder deren Stellvertreter vorzulegen, in welcher ausdrücklich enthalten ist, ob der Schüler den Unterricht in der englischen oder italienischen Sprache in den Oberclassen besuchen soll. Im Laufe des Schuljahres erhalten die Eltern mindestens nach jeder ordentlichen Gonferenz auf schriftlichem Wege Nachricht, wenn ihre Söhne in der einen oder anderen Richtung den gesetzlichen Forderungen nicht entsprochen haben sollten; sie werden aber auch verständigt, sobald ein Anlass dazu vorhanden ist. Ausserdem können die Eltern oder ihre Stellvertreter täglich entweder im C'onferenzsaale von jedem einzelnen Professor oder in dej' Direetionskauzlei Auskunft über die Aufiührung und die Fortschritte ihrer Söhne erhalten. Schule und Haus müssen vereint wirken, wenn ein günstiger Erfolg in der Erziehung und im Unterrichte erreicht werden soll. Insbesondere müssen aber die Eltern bestrebt sein, die von der Schule bekannt gegebenen Mängel beseitigen zu helfen. Die Schüler müssen durch entsprechenden häuslichen Fleiss den in der Schule vorgenommenen Unterrichtsstoff sich zum bleibenden Eigenthume machen und dazu von Seite der Eltern mit Conse-quenz und Nachdruck angehalten werden. Jeder neu aufzunehmende Schüler hat bei der Aufnahme eine Taxe von 2 fl. 10 kr. und einen Lehrmittelbeitrag von 50 kr. zu entrichten. Diese Taxe kann nur bei einer nothwendig gewesenen Uebersiedlung armer Eltern nachgesehen werden. Das Schulgeld beträgt 12 fl. jährlich und muss im Betrage von ß fl. im ersten Monate eines jeden Semesters erlegt werden. Arme Schüler, welche einen guten Fortgang, sowie ein lobens-werth sittliches Betragen an den Tag legen, können von der Zahlung des Schulgeldes befreit werden. Triest, am 15. «Juli 1882. Libor Peiker, k. lt. Director und Sohulratli. Buchdruckerei dos österr.-ung. Lloyd, Triest.