lnr Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. Wedigirt von Franz Hermann von Hermannsthal^ M G. Montaq am Z.8. Mai O.84O. Von dieser Zeüselirif! erscheinen wochenllich zwei Nummern, jedes Mol ein halber Bogen. Der Preis des Blattes ill in Laibach a»nz<«hr,a ü, bezahl!. Alle l. k. Postäuüer nehmen Pranuuieraüon an. I n Lalbach »ranumerirl ma» bei», Verleger am'Aaan, Nr. lyu, im erste» Eloete. Die Verlassene. Einsa m saß, von Nacht »»»schauert. Weinend die »crlaß'ne Maid ; Ihre ganze Seele trauert» Und ihr Herz vergeht in Leid. »Ach, wie weilest Du so lange> »Und wo bleibst Du mir so fern, »Leuchtet Die auf Deine», Wange »Nicht »>ehr uns'rcr Liebe Stern?» »Vitter, bitter, ach empfinden »Muß ich's nun und immerdar, »Wie zur Buße schwerer Sünden, »Daß zu gut niit Dir ich war!» »Soll Dich hassen— muß Dich lieben, »Muß in Hoffnung glücklich sein, »Daß, wenn wir uns finden drüben, »Du wirst wieder werden mein.« »Drüben, drüben! Ja hinüber «Sehnt ficb tum,»erschwer mein Herz; »Kon»» zu mir, o tonn». Du Lieber» »Eh' es bricht im tiefsten Schmerz.« Also weinte sie die Klage Manche thriinenreiche Nacht, Bis an eine,» schwarzen Tage Sit zu»> Schweigen sich gebracht. Ludwig Vcchst ei», Nikvvemus Frischlin, und seine Beschreibung des Zirkmlzcr See's. No» Franz Xau. Legat. Nikodemus Frischlin, ein berühmter Philolog und lateinischer Dichter des l«ten Iahrhundertes, geboren zu Palingen im Würtembergischen im Jahre 154?, wurde schon im 2l . Lebenswahre auf eine Lehrkanzel in Tübingen berufen, und trug Geschichte und Poesie mit so glänzen­dem Erfolge vor, daß der Andrang seiner Zuhörer, selbst aus den vornehmsten Ständen, sehr bedeutend war, zu­gleich aber dadurch die'Eifersucht seiner Kollegen, und na­mentlich seines ehemaligen Lehrers Crusius, rege gemacht wurde. Frischlin wehrte sich mit Witz, wodurch seine Gegner nur noch mehr ergrimmten. I m Jahre 1576 er­ hielt, er von Kaiser Maximilian II. den poetischen Lor­berkranz nebst einem adeligen Wappen, ja später ernannte ihn dieser Monarch zum Pfal;grafen für ein Gedicht auf die Kaiser aus dem österreichischen Hause. Lag nun in diesen Auszeichnungen für seine Gegner ein stets erneuer­ter Reiz zu Verfolgungen gegen ihn, so hatte er sich zu­gleich den Haß des Adels zugezogen, da er in einer Rede, die er drucken ließ, die Sitten desselben sehr ungünstig schilderte. Denn er war, wie es in Valvasor's „Ehre des Herzogthums Krain« VII. io. S. 44 6, wörtlich heißt: „in der Gelehrsamkeit weit vortrefflicher, als in der Höf­lichkeit und Fürsichcigkeit; also, daß er manchesmal gar „zu scharf die Fehler der Fürnehmen angriff, welche doch „mir keiner Hechel, noch mit spitzigen Dornstacheln wollen „geritzt und verwundet, sondern mit weicher Wolle und sei­denen Tüchern aufs Gelindeste berührt sein. Eine sa­„tyrische Lauge", heißt es weicer, „wird nicht selten mit „Blut vergolten, zumal von so empfindlichen Personen, „denen ein Spottwort weher thut, als eine Wunde.« — Gedrängt von allen Seiten, nahm er im Jahre 1582 ei­nen Ruf als Reccor der Schule in Laibach an, allein auch hier noch war er im Bereiche feindseliger Verfolgungen, die es, ungeachtet er sich der besondern Gunst der kraini­schen Herrn Stande zu erfreuen hatte, denn doch dahin zu bringen wußten, daß er im Jahre 1584 seines Dien­stes an der Laibacher Schule entlassen wurde. Wahrhaft rührend ist das lateinische Schreiben, womit ihm die da­maligen Schulinspectoren in Laibach Lebewohl sagten; ein Mann, der in so kurzer Zeit in einem fremden Lande so warme Liebe und Anerkennung finden konnte, wie sie in diesem Schreiben ausgedrückt ist, muß ein in jeder Be­ziehung ausgezeichneter Mensch gewesen sein. Dieses Schrei­ben ist seinem ganzen Inhalte nach zu lesen in Valva­sors „Ehre von Krain", am angeführten Orte, S. 448; dann aber folgt ein unterm 12. August 1584 von dem da­maligen Landeshauptmanne, Wolfgang Grafen v. Thurn , ferner von Martin Gallus v. Gallenstein und Joseph Morda r gefertigtes, ihm über seine Dienstleistung aus­ «»«!» ,»»',»? gestelltes, höchst ehrenvolles Zeugnis,, gleichfalls in lateini­scher Sprache, wo es unter Andern heißt: „Wie göttlich dieses Mannes Gelehrsamkeit, wie grosi seine Geschicklich­keit im Lehren, wie vortrefflich sein Betragen gewesen sei, und wie sehr man gewünscht hatte, ihn langer zu be­sitzen." Nachdem er Kram verlassen hatte, irrte er umher durch verschiedene Länder und Städte Deutschlands, ohne eine bleibende Wohnstätte gewinnen zu können. Nach lan­ger Zeit der Hilflosigkeit und des Kummers, und da er auch keinen Druckort für seine Schriften finden, und auch auf diese Art zu einem Erwerbe nicht gelangen konnte ^ schrieb er an den Herzog von Württemberg, seinen vor­maligen Beschützer, um eine Unterstützung. Aus unbe­kannten Gründen wurde sie ihm verweigert. Nun brach er in voller Heftigkeit los, erwiederte ungeziemend und scharf, und wurde deshalb auf das alte Schloß Württem­berg, später auf das Schloß Hohenaurach in Gewahrsam gebracht. Zwar meinten Einige, diese Einsperrung wer­de nicht dauern, und man wolle ihn nur schrecken; er aber, Schärferes befürchtend, verfertigte sich aus seiner Wäsche ein Seil, u,n sich an demselben in der Nacht vom 2». auf den 30. November 15»» herabzulassen. Das Seil riß, und er siel zerschmettert zwischen den Felsen­>vä»den hinab. Man tadelt an den Werken dieses bedeutenden aber unglücklichen Gelehrten, daß sie gewöhnlich die Spuren der Eile tragen. Von seinen Schriften, worunter jene für Grammatik als die verdienstvollsten geschätzt werden, mag für die Leser der 0n,rui»iil» ein Gedicht über unser« vaterländischen Zirkniher S « von besonderem Interresse sein, daher wir uns denn das Vergnügen machen, von dem in Valvasors „Ehre des Herzogthums Krain« V«. io. S . 4Zo enthaltenen lateinischen Origale folgende Ueberira-Zung ins Deutsche vorzulegen. Der Zirknitzer See. An den Zirknitzer, Kaspa r Godesch. Nicht den Inopus mehr und des Nils überschwemmende Fluthen, Nci» dm Zirtnitzcr See will ich bewundern, o Freund! Ihn , den weites Gebirg' umschließt auf jeglicher Seite, Der, wie doch andere Sec'n, Mimdung und Quelle nickt hat; Der aus der Crd' aufsteigt und wieder zur Erde zurücksinkt. Und nach eig'ncm Gesetz schwindet und wieder erscheint. Sieh', es verschlingt die Wellen Hes See's Hie gehütete Erde, Wenn sich der purpurne Lenz wiedererstanden erhebt. D« grünt, wcllcnentstiegen, ein üppiges Wiesengelände, Und mit erneulcm Gewand schmückt s,ch das grüne Grsild. Da durchfurcht die gedüngcte Scholle die landliche Pflugschar, Und im Bette des See's ist's, wo der Saamc sich birgt. Und aus dem Nette des See's füllt Heu die Scheunen und Feldflucht. Mick' und Hirse zumal, Lrbse und Bahne gedeiht. Goldig erglänzen den Grund sah ich vom Halme des Waizcns, Den — wie lange war's Her? — lauter Gewässer bedeckt; Sah den Pstuger allda mit gekrummetem Karste beschäftigt, Wo er, — wie lange war's her? — sich mit den, Ruder gemüht. Doch ist Herbstlicher Frost nach der Zeit der Erndte gekommen, Schick! die versunkene Fluth wieder die Lrde zurück. Wie aus Nitren entsandt, mit Gewalt dringt ein das Gewässer, Wieder das Thal ringsum füllend, so weit es sich dehnt. Mi t der verborgenen Fluth taucht auf der Fische H!e,?immel, Bunt am Scheitel geschmückt, kehrt «,,ch die Ente zurück. Wo du im Sommer erblickt schlnntleibiger Ziegen Gedränge, Streicht im Winter der Fisch über das naße Gcffld. Wo de», Vogel das Netz, dem wandernde», stellte der Finkler, Treibi bedächtig den Kahn jetzo der Schiffer dahin. Weigerst du Glauben de»! Wort? 2ch sah's mit eigenem Auge, Und doch Glauben fürwahr schenk' ich dem eigenen Aug'. Sah'» wir doch selbst in gehärteten Grund Zeklemmete Fische, Welche der eiserne Karst todt an die Sonne gebracht. Preise nun Der den Nil, und preise nu» Der de» Inopus, Welcher des Zirknitzer See's einziges Wunder nicht kennt. Die Muschel der Hevritsch. (Eine Wappensagc.) »Da ist ihm plötzlich aller Groll geschieden, »Er beut zuerst die bied're Hand zum Frieden.« G ° t t h a r d. Es wird wohl nicht leicht ermittelt werden, warum der fürstliche Graf von Cilli, Friedrich IL, im achtzig­ sten Lebensjahre in Bußkleidern nach Rom pilgerte. (1447.) Der Spiegel des Gewissens scheint ihm doch manche Fle­ cken der Seele gewiesen haben, sonst hätte der stolze^ le­ benslustige Herr die Pracht seines Hofes nicht verlassen, und den Pilgerstab ergriffen. Wir führen den Leser in die nördlichen, waldigen Ge­ genden des Kirchenstaates. — Eben sank die Sonne hinab in das Meer, das Gezwitscher der Vögel verstummte, nur der Mond beleuchtete den steinigen Pfad, auf welchem langsam ein matter, kranker Pilgergreis einherschritt. Er stützte den gekrümmten Leib auf den Knotenstock, blickte seufzend zum Himmel empor, und bemühte sich, den steilen Hügel zu erklimmen; doch er war zu kraftlos. Der kalte Wind zerpeitschte ihm das Silbergelocke; endlich sank er ohnmächtig auf einen bemoosten Stein nieder. Da zog ein Bauer mit seinem Ochsengespann des Weges, und er­ blickte den hochbejahrten Pilger. Behutsam hob er ihn auf den Wagen, legte einen Strohbündel unter dessen Haupt, und führte ihn zur nahen Hütte des frommen Waldbru­ders Rembert , welcher sich des kranken Fremdlings voll Mitleid annahm. Es war bereits Mitternacht, düster flackerte das Lämp­chen in Rembert's Zelle. Der Kranke erhob sich müh­sam vom Lager und nahte sich dem sorgsamen Waldbruder. „O saget mir", begann er leise, „seid ihr ein böser Spuck­geist, der mich für meine Sünden strafen soll, oder weilt wirklich noch menschliche Lebensglut in eurem Herzen?" — Doch Rembert drohte bedeutsam mit dem Zeigesinger, und reichte dem Erschöpften aus einer großen, weißen Mu ­schel erquickenden Kräutersaft. Bald entschlummerte Dieser. Tags darauf war das Fieber verschwunden und der Pilger wollte sich auf den Weg begeben. Da benützte Bruder Rembert die Gelegenheit 'und sprach: „Graf Friedrichs Ihr Habt recht gesehen. Ich bin Rembert von Herritsch, welchen ihr seiner Güter beraubt und aus dem Vaterlande vertrieben habet.— Als man euch in meine Hütte trug, als ich die mir verhaßten Gesichtszüge des Grafen von Cill i erkannte, da bemächtigte sich der Wunsch, mich und mein Haus an euch zu rächen, plötzlich meines Herzens. — Schon war der Muschel Höhlung mit Gift gefüllt, —doch Gott hat mich nicht verlassen.—Zie­ 23 het hin und nehmt meinen besten Segen mit euch auf die Reise." Der Graf aber fuhr hastig nach den grauen Wim­pern und trocknete sich eine Zähre der tiefsten Rührung. „Ich werde mich bemühen, gutzumachen, Was ich an eurem Stamme verbrach", entgegnete der Graf, und entfernte sich, um zu Rem sein Gelübde zu lösen. — Und als der fürstliche Pilger wieder auf der Pfalz­burg zu Cilli saß, da führte der Herold zwei holde Jüng­linge an den Thronsesiel Friedrich's. „Wo bleibt euer Vater, der fromme Nembert?" forschte er. »Der weilt nicht mehr hiernieden," sprach einer der Jünglinge. „Dann ist es die höchste Zeit, daß wir unser Wort lösen", entgeg­nete mild Graf Friedrich, und belehnte die Brüder von Herritsch mit ansehnlichen Gütern in Steiermark und Krain. Auch veränderte er ihr Wappen, indem er ihnen zur Erinnerung an seine Pilgerfahrt und an den Wald­brudec Rembert eine mit der Vertiefung auf blutig ro­them Grunde liegende Muschel zu führen gestattete. Die Herritsch haben sich mit den Häusern Ga­be l l h o v e n , Schrattenbach, Pappenheim, Alt­haus u. a. verschwägert, und wurden den 3. December tS34 in den Freiherrnstand erhoben; sie sind mit Maxi ­milian , welcher Hauptmann und Vizedom von Cilli war, gänzlich erloschen. Vtckau in Obersteier. Joh. Vinz. Sonntag. Böhmische Legenden. Von W. A. Eerle. l. Das Salvatorbild. I n den traurigen Zeiten des dreißigjährigen Krieges, wo die schwedischen Kriegsscharen das Reich Böhmen über­schwemmten, sengten, brennten und plünderten, und beson­ders den größten Theil der wunderbaren Kunstschätze, wel­che Kaiser Rudolph in der Burg der Könige aufgehäuft, in vielen hundert Wagen fortführten, wurde auch ein gar meisterhaft gearbeitetes Salvatorbild (von demselben Maler, welcher die berühmte Madona zu Brunn gemalt, und ein Seitcnstück zu diesem Bilde) mit vielen andern kostbare» Gegenständen auf einen Rüstwagen geladen und fortge­führt, Als aber dieser Wagen über den Graben fuhr, und eben an dem Gasthofe zur „schwarzen Rose" vorüber kam, glitt das Bild herab, und blieb auf dem Steinpflaster lie­gen. Ein Aufwärter aus dem Gasthofe sprang schnell über die Straße, hob das Gemälde auf, und trug es in die Wirthsstube, wo eben ein Paar Bürger aus Chrudim anwesend waren, welche zu jener Zeit insgesammt in der „schwarzen Rose" ihre Einkehr zu nehmen pflegten. Einer derselben, ein wohlhabender und frommer Mann, betrachtete das schöne Bild des Heilands mit Rührung und besonde­rem Wohlgefallen. „Sehr doch", versetzte er, nachdem man es an einen Nagel aufgehangen, „wohin man sich auch stellt, es scheint Einen beständig mit den Augen zu ver­folgen, und ich habe noch nie in meinem Leben eine so in­brünstige Andacht gehabt, als be, Betrachtung dieses Bit­des.« Der Bürger kaufte das Gemälde dem Kellner ab, nahm es mit sich nach Chrudim, wo er ein stattliches Haus am Markte, rechts von der Kirche, besaß, und hängte das Salvatorbild zur besondern Verehrung in seiner Wohn­stube auf, woselbst es auch ruhig hängen blieb, bis im Verlaufe des Krieges sich ein schwedisches Geschwader nach Chrudim warf. Die Soldaten quartierten sich nach eige­nem Belieben hierher und dorthin ein, und auch das Ge­mach, in welchem jenes Bild hing, mußte einigen der wil­den Krieger zur Wohnung dienen, welche darin zechten und allerhand frevelhafte Kurzweil trieben. Endlich nah­men sie das Bild von der Wand und geriethen in Streit, wer von ihnen dasselbe als gute Beute behalten und mit sich forttragen solle? Schon drohte es, blutige Köpfe ab­zusetzen, da machte Einer den Vorschlag, sie wollten da­rum würfeln, der auch sogleich angenommen wurde. Sie legten das Bild auf den Tisch und warfen die Würfel darauf. Aber siehe! entweder sielen diese aufeinander, oder Alle warfen stets eine gleiche Zahl, so daß es immer unentschieden blieb, wessen die Beute sei, bis endlich einer der wilden Schweden, ungeduldig über die lange Zögerung, die schwere zinnerne Kanne, die er eben geleert hatte, nach dem Haupte des Erlösers warf, das er an die Schläfe traf; da spritzte das Blut heftig hervor auf die Erde und an die Wand, wo die Spuren noch nach vielen Jahren zu sehen waren. Ohne sich über dies sichtliche Wunder­zeichen zu entsetzen, griff ein Zweiter nach dem Brodmes. ser, das auf dem Tische lag, und machte, vor Lachen brül­lend, einen Kreuzschnitt über die Nase des Bildes, ohne jedoch, trotz aller Kraftanwendung, die Leinwand durch­schneiden zu können. Länger vermochte die fromme Magd des Bürgers, die bisher zitternd und weinend in einer Ecke stand, den Fre­vel nicht mehr mit anzusehen; ihre Seele Gott empfehlend, sprang sie zwischen die wilde Horde, entriß ihnen das Ge­mälde, und wollte zur Thüre hinausflüchten, als einer der Trunkenbolde sein Schwert zog und drohend über ihrem Haupte schwang. Sie war verloren, wenn nicht das Schwert mir seiner Schneide in dem Brodschragen ober, halb der Thüre fest sitzen geblieben wäre. Die Magd ent­schlüpfte glücklich mit ihrem kostbaren Schatz, und als das wechselnde Kriegsglück die Schweden wieder abzuziehen zwang, wurde das Salvatorbild zuerst an seiner alten Stelle ausgestellt; täglich strömten Hunderte von frommen Seelen herbei, sowohl die Wundmale des Hauptes, als die Blutflecken an Wand und Fußboden zu betrachten und brünstig zu küßen. Späterhin wurde das Wunderbild un­ter ungeheurem Volkszulaufe in einer feierlichen Prozes­sion in die Dekanatkirche übertragen, wo es auf einem Seitenaltare der Verehrung aufgestellt blieb, bis Kaiser Joseph, seine Länder bereisend, es seines hohen Kunst­werches wegen auf den Hochaltar zu übertragen befahl; woselbst es noch bis zur Stunde zu sehen ist. Mannigfaltiges. (Feuerlösch wagen.) Wenn für Private und un« bemittelte Gemeinden der verhältnißmäsiig hohe Preis gu­ 24 ter Feuerspritzen bis jetzt, ein Hindernis; ihrer allgemeinen Verbreitung war, so ist die von Dr. Heeren in Hanno­ver erdachte Einrichtung eines Wasserwagens, der durch das Pumpwerk, mit welchem er versehen ist, zugleich als Feuer­spritze dient, als eine sehr glückliche Erfindung anzusehen. I n den Mittheilungen des Gewerbe-Vereins für das Kö­nigreich Hannover ist eine genaue Beschreibung dieser Er­findung nebst dem äußerst günstigen Berichte der zur Prü­fung dieses Wasserwagens bestellt gewesenen Commission einhalten Nach dem Commission-Befunde steht dieser Ap­parat der gewöhnlichen Spitze nur in Betreff des weniger gleichförmigen Wasserstrahles nach, seine Vorzüge aber be­stehen darin, daß er noch einmal so viel Wasser, als eine Spritze gewöhnlicher Art faßt; daß er in sich selbst die Mittel seiner schnellern Füllung besitzt; daß er, wenn sich in der unmittelbaren Nähe des Feuers ein Brunnen, Deich oder sonstiger Wasserbehälter befindet, zugleich als Saug­und Druckwerk dienen, das Wasser also zu gleicher Zeit aufziehen und fortsprihen kann; daß er, außer bei strenger Kälte, gefüllt aufbewahrt werden, somit im Falle der Noth schneller wirken kann, als die gewöhnliche Spritze, welche, wenn sie aufbewahrt wird, wegen des Röstens und Anlaufens der metallenen Theile geleert werden muß; end­ lich, daß er bedeutend wohlfeiler, als eine Spritze ist. ­ (Drama und Publicum.) Drei Classen von Zu­schauern, sagt Victo r Hugo , bilden bei dramatischen Vorstellungen das Publikum: die Frauen, die Denker, die große Masse. Die große Maße will vom Drama fast nur Handlung, die Frauen verlangen hauptsächlich Leidenschaft, der Denker sucht nach Charakteren. Die große Maße hat es so sehr blos mir der Handlung zu thun, daß sie aus Leidenschaften, Charakteren und Styl nicht viel macht; die Frauen werden durch die Entwickelung der Leidenschaften so fortgerissen, daß sie sich mit der Zeichnung der Charak­tere wenig beschäftigen; der Denker geht so sehr darauf aus, Charaktere auf der Bühne zu sehen, daß er die Lei­denschaften nur als ein nothwendiges Beiwerk betrachtet, und durch das Material der Handlung fast nur gestört wird. All Dies kommt daher, weil die Maße von der Bühne herab in Staunen, die Frau in Rührung, der Den­ker in Betrachtung versetzt werden will; Alle suchen Ver­gnügen, aber jene für die Augen, diese für das Herz, die­ser für den Geist. Darum schreiten über unsere Bühnen auch dreierlei ganz verschiedene Gattungen dramatischer Werke, eine populär und niedriger, die beiden andern vor­nehm und erhabener, jede einer der drei Anforderungen entsprechend: das Melodram der Masse; die Tragödie mit ihrer Analyse der Leidenschaften den Frauen; das Lustspiel mit seinen reinmenschlichen und socialen Gebilden dem Denker. — (Kurz sich tigkeit) jeder Art heilen zu können, will Professor Berthold in Göttingen eine Methode entdeckt haben; den von ihm zu diesem Behufe zusammengestellten Apparat nennt er ^i^<»>>on. Der königlichen So­cietät der Wissenschaften in Göttingen ist der Gegenstand bereits zur wissenschaftlichen Prüfung vorgelegt worden.— (Tegner's,) des berühmten, noch lebenden schwedi­schen Dichters Ansicht über das Wesen deutscher Poesie, .so wenig schmeichelhaft sie auch ist, erscheint doch jeden­falls interessant. Er sagt: „Der Schwede, so wie der Fran­zose, liebt in der Poesie vorzugsweise das Leichte, Klare, Durchscheinende. Auch das Tiefe fordert er, ja schätzt er; aber es sott dann eine durchsichtige Tiefe sein. Er will den Goldsand auf dem Grunde der Welle sehen. Das Trübe und Finstere, was ihm kein klares Bild gibt, und wäre es auch noch so tiefsinnig, ist ihm zuwieder. Hier­durch unterscheidet er sich von dem Deutschen, der in Folge seiner contemplativen Natur das Mystische und Nebulose, worin er etwas Tiefsinniges zu ahnen liebt, fördert und vorziehe. Er hat mehr Gemüth und schwermüchigen Ernst, als der Schwede. Daher kommen die Gefühls Mystik und Hämorrhoidalanflügc in der deutschen Poe­sie, für welche wir keinen Sinn haben." — Pränumeration - Anzeige. Herr Johann Vincenz Sonntag , dessen Leistungen im Fache der Sage und Erzählung dem Leser aus verschiedenen Zeitschriften bekannt sein dürften, namentlich aus der vorliegenden, welche auch heute einen Beitrag aus seiner Feder enthält, hat vielfachen, an ihn ergangenen Aufforderun­gen zu entsprechen, und unter dem Titel: »Alpenrosen" eine Sammlung inneiösterreichischer Sagen und Erzählungen herauszugeben beschloßt», von denen um so mehr Befriedigendes erwartet werden darf, als der Verfasser mit rastlose,» Eifer vaterländische Stoffe zu sammeln bcfließcn war, und uach den, in der Theaterzcitnng vom 28. Jänner l. I . Nr. 24 enthaltenen Zeugnisse des in. In- und Auslände hochgeschätzte» Literaten, Herrn I. ll. Seidl , selbe mit Giück zu bearbeiten wußte. Diese Sammlung wird drei Bände umfassen, von denen der erste, zu dem Pränumcrationpreise uon zu kr. C. M., längstens im Monate Juli I. I . mit Tanzcr'schen Schriften gedruckt, scliön ausgestattet, in große,» Taschenformate, »2 — 14 Druckbogen stark, mit gedrucktem Umschlage, nett broschurt, erscheinen wird. Die Hälfte des reinen Ertrages uo,n erste» Bande hat der Verfasser den bekanntlich unlängst durch Feuer verunglück» teu Bewohnern der t. t. Kreisstadt Iudenburg in Steiermark zu überlassen sich erklärt. Hierlands belieben Freunde ähnlicher Lektüre, und die bei dieser Ge< legenhcit zugleich ein Wert der Menschenliebe fördern wolle», in den Buch­handlungen der Hrn. Iguoz Edlen v. Klein»! ayr oder Leopold Pater« nolli, , welche in Rücksicht auf die obgcdachte, wohllhätige Widmung de,» Geschäfte mit Verzichtleistung auf jeden Vortheil sieli bereitwilligst unterzo­gen, auf den ersten Band dieses Werkes zu pränumerirc». Streck-Charade. (Dreisilbig,) Erste Sylbe. Ich bin eine Rohre, sehr feine» Flüßigteiten zum Ein- und Aus' strömen dienend. Es gibt nicht viele Thicrgattuugen, die mich nicht haben, aber auch bei eiuer zahllosen Me«ge von Mauzen bin ich z« finden. Ich bin von jeder Farbe, nie dick, aber zuweile» fett. Auch auf den» Felde wachse ich, so wie in Bergwerken, wenn uian mich mit Gold verbindet. Nimmt man mich in meinem gangbarsten Sinne, so drucke ich mit dem, selben bestimmten Artikel sowohl meinen Singular als meinen Plural »us. Zweite und dritte Sylbe. Wir bezeichnen ein Ding, das große Aehnlichteit mit einer Wurst hat, nicht »ur nach seiner Form, sondern auck, weil es, wie diese, die Be­stimmung hat, gefüllt zu sein. Es wird »us Zwirn, Wolle u. s. w. ver­feniget. Einem gewißen Thicre, das vo» diesem Ding seinen Namen hat, dient es zur Wohnung; dieses Thier ist zweifüßig; einem andern vierfüs» (igen Thiere gibt es auch den Namen, und divnt ihm als Wiege. Gewöhn­lich kauft man es für wenige Groschen; in Constantinopel aber ist es mehr als 4oc>, j» auch mehr als 25.n Piaster werth. Gefüllt ist das Ding bald nütVcgetobilien, bald mit Metall, bald mit Sängern und Thiercn u. s. w. < und für V,ele ist es, so schlimm Dies auch ist, noch besser, wenn es mit Nichts, als wenn es mit Etwas gefüllt ist. Das Ganze. Mein Lenz hat abgeblüht! Mi t mir ist's aus! Vielleicht hat mich dein Auge nie geschaut, — wiedersehen aber wird es mich schwerlich mehr! Mei» Korper bestand gewöhnlich aus Seide, inline Seele machte die erste Sylbe aus. Uebrigens wohnt »nein Geist auch in Trinkgläsern, Hüte dich vor mir! Laibach. Druck und Ver g des Joseph Vlasuik.