UDK 82.091 Zoran Konstantinovič Univerza Innsbruck KOMPARATISTIK ALS METHODE (EIN BEITRAG ZUR GEGENWÄRTIGEN KULTUROLOGISCHEN AUSRICHTUNG DER VERGLEICHENDEN LITERATURWISSENSCHAFT) Wenn ich einleitend zu meinen Betrachtungen für die Festschrift von Franc Zad-ravec seinen Lehrer Anton Ocvirk erwähne und dabei darauf hinweise, daß auch ich mich diesem slowenischen Literaturwissenschafter und Begründer einer systematisch betriebenen slowenischen Komparatistik gleichfalls verpflichtet fühle (in meinem Buch Fenomenološki pristup knjiievnom delu, Beograd, 1969, habe ich ihn als den »Nestor der jugoslawischen Komparatistik« gewürdigt), so geschieht dies nicht aus dem Grund, um auf diese Weise einen entsprechenden Anknüpfungspunkt zu finden, sondern unweigerlich deswegen, weil gerade Anton Ocvirk in seiner 1936 erschienenen Teorija primerjalne literarne zgodovine darauf hingewiesen hat, daß er in dieser wissenschaftlichen Disziplin vor allem die Möglichkeit sieht, über die slowenische Literatur die Zusammenhänge der slowenischen kulturellen Entwicklung mit den großen europäischen Bewegungen - der Reformation, der Gegenreformation, der Aufklärung, des Jansenismus, der Romantik, des Realismus, des Naturalismus und der Neuromantik - zu erhellen. Die Erforschung solcher Zusammenhänge hat sich in der Zwischenzeit auch auf den Expressionismus ausgeweitet, charakteristisch aber bleibt, daß Anton Ocvirk schon damals den Begriff der Kultur so bewußt in den Vordergrund komparatistischer Forschung stelle, der damals allerdings noch als Überbau gedacht wurde, während er heute als Lebensraum des Menschen insgesamt gilt und der Mensch als ein unablässig Zeichen der Kultur produzierendes Wesen verstanden wird. So möchte ich meinen folgenden Ausführungen gerade der Entwicklung der Komparatistik und ihrer Methoden vor dem Hintergrund einer solchen Entwicklung des Kulturbegriffes nachgehen. Diese Ausführungen sind zugleich als ein Fazit, als eine Schlußerkenntnis meines jahrzehntelangen Bemühens gedacht, in einer umfassenden Wissenschaftstheorie auch den entsprechenden Platz für eine Vergleichende Literaturwissenschaft zu finden. Die Schwierigkeit bestand und besteht vorerst noch immer darin, daß es sich um eine Disziplin handelt, die neben der Literaturgeschichte, der Literaturtheorie und der Literaturkritik jenen Raum zwischen den einzelnen Literaturen bis hin zur Weltliteratur als einem Ganzen erforschen möchte, ohne dafür einen genau zutreffenden Namen gefunden zu haben und sich über die einzelnen Bereiche einer solchen Forschung einig zu sein. So antwortet jede Einführung in dieses Fach in unterschiedlicher Weise auf die Frage, was eigentlich unter Vergleichender Literaturwissenschaft zu verstehen ist und welche Arbeitsgebiete sie im einzelnen erfaßt. Es gibt, so kann man wohl sagen, schwerlich eine Disziplin, die über so viele Einführungen verfügt, ohne daß diese letzlich dem Leser einen gesicherten Weg zur Beantwortung der Fragen bieten würden, die sie unweigerlich aufwerfen, und als beste Bestätigung für eine solche Behauptung könnte wohl Jean-Marie Carrés Definition in seinem Vorwort zur Einführung von Marius-François Guyards La littérature comparée gelten - es ist die Einführung zur 5. Ausgabe (1969) - wo es nun rückblickend heißt: «La Littérature comparée n'est pas la comparaison littéraire«, oder - alles, was man dazu sagen kann, wäre, daß die Vergleichende Literaturwissenschaft nicht auf das Vergleichen von Literaturen beschränkt werden kann. In Anbetracht der zweifellos gegebenen Notwendigkeit, die Literatur auch über die Grenzen der einzelnen Nationalliteraturen hinaus zu verfolgen, un der damit verbundenen Aussicht auf gewinnbringende Erkenntnisse, andererseits aber auch vor die Tatsache gestellt, daß es sich den Inhalten und der Umgrenzung nach um ein noch völlig unklares Arbeitsgebiet handelte, schien mir eines der wichtigsten Anliegen in meiner Tätigkeit, systematisch gerade auf jene Beiträge hinzuweisen, die meiner Ansicht nach ein zielgerechtes komparatistisches Arbeiten zu ermöglichen geeignet wären. Von einer solchen Voraussetzung ausgehend habe ich zum Zeitpunkt ihres Erscheines auch die Veröffentlichungen von Claus Träger registriert, sie dann öfters zitiert und schließlich in meinem umfassenden Überblick Vergleichende Literaturwissenschaft, Bestandsaufnahme und Ausblicke, Bern 1988, ihre Bedeutung für meine Blickerweiterung hervorgehoben (S. 66). Vor allem glaubte ich, darauf hinweisen zu können, daß insgesamt »die Literaturwissenschaft der DDR sehr früh schon auf die Möglichkeiten sowohl der Rezeptionsästhetik als auch der Kybernetik hingewiesen hat«, um dann, was die Kybernetik betrifft, fortzufahren: »So sieht Claus Träger ihre Aufgabe in der 'Erforschung und Darstellung der allgemeinen Gesetzmäßigkeiten der literarischen Produktion, Kommunikation und Konsultation, wie sie sich aus den - schon Jahrhunderte währenden - Wechselbeziehungen der Literaturen untereinander ergeben...', jedoch 'zu dem Zwecke, diese Erkenntnisse als Mittel bei der Steuerung der Bewußtseinsprozesse einzusetzen' (Weimarer Beiträge 1 1969, S. 94-95).« Diese Öffnung auch zur Kybernetik bedeutete damals in der Literaturwissenschaft noch etwas völlig Neues. Aus der bedeutsamen Tradition des Prager Strukturalismus, der nun interessanterweise in der Slowakei die Möglichkeit gefunden hatte, sich nach dem Zweiten Weltkrieg weiterzuentwickeln, war das wertvolle Buch von Dionyz Durišin entstanden. Das Original in slowakischer Sprache erschien zwar schon 1967, aber erst durch die deutsche Übersetzung - Vergleichende Literaturforschung. Versuch eines methodisch-theoretischen Grundrisses, Berlin 1972 - wurde das Werk der internationalen Forschung bekannt, und man begann nun die Gedanken von einem funktionierenden Ganzen in seinen Beziehungen zu den Teilen in dem Verhältnis zwischen rezipierender Struktur und rezipierendem Element zu überprüfen. Nach Durišin sollte die Vergleichende Literaturwissenschaft die Vielfalt der Beziehungen zwischen den Literaturen und zugleich auch die innere Dynamik dieser Beziehungen enthüllen, ihre Eigenheit, Originalität und Gesetzmäßigkeit, und darin »die typologische und genetische Substanz einer literarischen Erscheinung (künstlerische Mittel und Techniken, Werke, Autoren, literarische Schulen, Genres, Stile u.ä.« (S. 28). Auf diese Weise könnten dann historisch-genetische, durch Kontakte bedingte Literaturbeziehungen und typologische Analogien als Einheit erfaßt werden, in der sich nicht ausschließlich im- mer nur Ähnlichkeiten, sondern auch Unterschiede erkennen und historisch deuten lassen. Durišin beruft sich auch auf Irina G. Neupokoeva, die bis dahin mit einigen Beiträgen zu methodologischen Fragen der Wechselwirkungen und Wechselbeziehungen in der Literatur entsprechende Stellung bezogen hatte. Jedoch auch ihr Werk Ob osnovnych principach srcivnitel'nogo izučenija vsemi moj literatury. Problemy sistemnogo i sravnitel'nogo analiza erschien erst 1976. Darin geht sie vom Systemdenken aus und sieht die gesamte Weltliteratur als ein universales System, das sich aus nationalen, epochalen und zonalen Literatursystemen ergibt. Die einzelnen Systeme sind durch »vielfältige, anhaltende und intensive Verbindungen der Literaturen« (vzaimosvjazi) sowie ihre »Wechselwirkungen« (vzaimodejstvija) miteinander verknüpft. Es sind sich selbst steuernde Systeme mit Regelkreisen und dominierenden Elementen, und ihren Erkenntniswert sieht sie einerseits in der Aufdeckung jener Mechanismen, mittels derer die Wechselwirkungen vor sich gehen, zum anderen im Verstehen der komplizierten »Koppelungsprozesse« (sce-plenija). Hinzuzufügen wäre, daß die methodologischen Positionen, so wie sie Irina G. Neupokoeva erarbeitet hatte, als Grundlage für das große Werk der Weltliteratur gedacht waren, das von der Sowjetischen Akademie der Wissenschaften vorbereitet wurde und inzwischen auch erschienen ist. Weniger bekannt waren zu diesem Zeitpunkt noch die Auffassungen Jurij Lot-mans. Sein Buch Struktura hudoiestvennogo teksta, das 1970 in Moskau erschienen war, fand vorerst auch in seiner deutschen Übersetzung (Die Struktur literarischer Texte, München 1972) insgesamt sichtlich weniger Verbreitung, bis es dann ganz plötzlich sehr rasch aufgegriffen wurde und vor allem Lotmans Satz von der Literatur als »sekundärem modellbildenen System der Sprache« auf anhaltenden Anklang stieß. Denn nun stellte sich die Frage sowohl nach dem Zeichenhaften in solchen Modellbildungen als auch nach dem Kommunikationsbedingten dieser Zeichen im Prozeß der Kultur überhaupt. Diese kurze Rückbesinnung auf die ersten Berührugen im Rahmen einer kom-paratistischen Blickrichtung mit den Möglichkeiten der Kybernetik und Semiotik, der Systemtheorie und der Erschließung durch den Nachvollzug der interkulturellen Kommunikation gewinnt jedoch zweifellos an Aktualität, wenn man sich das gegenwärtige Bemühen der Komparatistik um eine theoretische Verallgemeinerung ihrer Erkenntnisse und um eine entsprechende Methode vor Augen führt. Dazu jedoch zum besseren Verständnis eine ganz knapp gefaßte Skizze ihrer Entwicklung insgesamt. Diese läßt sich wohl am kontinuierlichsten verfolgen, wenn wir aus dem schon erwähnten übergroßen Angebot an Einführungen jene herausgreifen, die uns auf ein jeweils neues Paradigma hinweisen. Denn die Komparatistik ist zwar dem kosmopolitischen Denken de 18. Jahrhunderts entsprungen und sie war getragen durch die Vorstellung von einer Weltliteratur, aber als eigene Wissenschaft hat sie sich erst dann zu etablieren versucht, als sich das Blickfeld von einer solchen Literatur der Welt auf die Nationalphilologien aufteilte, um eben diese Aufteilung zu überwinden und das Bewußtsein von Literatur wieder einer Gesamtschau zuzuführen. Unter dem allumfassenden Primat des Positivismus vermochte sie allerdings nicht mehr, als gleichfalls nach Einflüssen zu forschen. Erst Fernand Baldensperger setzt den Beginn ihrer Eigenentwicklung. In seinem Beitrag Littérature comparée: le mot et la chose, mit dem er zugleich die erste Nummer der neugegründeten Zeitschrift Revue de littérature comparée einleitet (1921, S. 5-29), lehnt er die Vorstellung von der ausschließlich einflußbedingten Entwicklung sowie der nur auf der mechanischen Kausalität beruhenden Gesetzmäßigkeit ab. Ähnlich der Embriologie als der Wissenschaft von der Entwicklung der Lebenskeime sollten wir auch in der Literatur nach dem Werden der Erscheinungen fragen sowie nach der Dynamik ihrer Veränderungen (morphologie artistique). Der auf diese Weise entdeckten Beweglichkeit (mobilité) aber folgen wir in der Komparatistik von einer Literatur zur anderen und stellen nun die eingetretenen Veränderungen in allen ihren Einzelheiten fest. Die nächste Stufe im Versuch, eine genauer auf sich bezogene Komparatistik zu definieren, war durch die Einführung von Paul van Tieghem La littérature comparée, 1931, erreicht. Das Phänomen der Beweglichkeit, der mobilité, wird nun engstens auf den Bereich binären Beziehungen zwischen zwei Literaturen beschränkt, dafür aber die dabei gewonnenen Erkenntnisse einer Synthese zugeführt. Dergestalt bieten sich zum Beispiel die deutsch-französischen Beziehungen zugleich auch als Gegenstand geistesgeschichtlicher Betrachtungen, wobei der Ausgangspunkt jedoch immer nur die Beziehungen zwischen Fakten (rapports de fait) sein können. Die ansonsten so leicht überschreitbare Grenze zwischen geistesgeschichtlicher Synthese und hermeneutischer Interpretation bleibt auf diese Weise gewahrt. Anders jedoch bei René Wellek. Sein Ursprung im Prager linguistischen Cercle und die Berührung mit dem New Criticism, zu der es durch seine Übersiedlung nach Amerika kam, regten ihn zwar zur Darlegung einer umfangreichen Apparatut der dem Werk zugrundeliegenden inneren Zusamenhänge (Intrinsic Approach) an, die dem harmonischen Zusammenklang (die Orchestrirovka der russischen Formalisten) verwirklichen, wie auch zur übersichtlichen Erfassung der kontextuellen Bezüge, die auf den verschiedensten Bereichen des Lebens - wie der Psychologie oder der Geschichte - gründen (Extrinsic Approach), aber im Mittelpunkt seiner Theory of Literature, dieses großen Standardwerkes der Literaturwissenschaft, erstmals 1949 erschienen, steht die Vorstellung vom Ewigkeitswert des literarischen Kunstwerkes, und in Zusammenhang damit spricht er auch von einer »ontologis-chen Kluft«, die es nur in der hermeneutischen Interpretation zu überwinden möglich ist. Dem völlig entgegengesetzt ist natürlich der marxistische Standpunkt. So hatte man sich von sowjetischer Seite vorerst den komparatistischen Bestrebungen wiedersetzt, indem man diese beschuldigte, mit ihren Vorstellungen, so in der Sovjet-skaja enciklopedija, unmittelbar und auch ganz bewußt im Dienste eines »bour-geoisen kosmopolitischen« Denkens zu stehen. Jedoch die methodologische Entwicklung erforderte ein Umdenken. Ausdruck dieser Forderung war die 1937 im Organ der Sowjetischen Akademie der Wissenschaften (Izvestija Akademii nauk SSSR. Otdelenie obscestvennyh nauk 17/3, S. 383-403) erschienene Studie von Viktor M. Žirmunskij mit dem Titel Sravnitel'noe lite rat urovedenie i problema literalnych vlijanij. Dieses Problem der literarischen Einflüsse wird nun hier aus der Sicht der 'coincidence' - der Übereinstimmung gewisser literarischer Erscheinungen betrachtet, von der Paul Van Tieghem schon gesprochen hatte - mit dem grun-Icgenden Satz vin Basis und Überbau verbunden. Die gleichen Produktionsbedingungen als unausweichbare Basis aller historischen Entwicklungen und Veränderungen führen unweigerlich zu ähnlichen Erscheinungen auch in der Literatur. So stehen nun die »typologischen Analogien« im Vordergrund. Die gesellschaftliche Struktur jenes feudalen Rittertums zum Beispiel mußte so betrachtet zu den gleichen Formen der höfischen Dictung sowohl in der französischen, englischen als auch in der deutschen Literatur führen, zur Poesie der Trubadoure und der Minnesänger, und solche Übereinstimmungen lassen sich zweifellos immer wieder unter gleichlaufenden gesellschaftlichen Bedingungen belegen. Aus den historischgesellschaftlichen Analogien aber können auch so manche psychologisch bedingte Analogien im Verhalten der Schriftsteller und Dichter der verschiedensprachigen Literaturen erklärt werden, so wie auch die Verwendung einer bestimmten Gattung oder literarischen Form ähnliche Ausdrucksweisen mit sich ziehen muß. Eine zeitlich völlig gleichlaufende gesellschaftliche Entwicklung der Menschheit würde demnach die Unterschiede in den Literaturen zu einem Großteil aufheben. Als nun nach dem Zweiten Weltkrieg der Strukturalismus in den Geisteswissenschaften jene revolutionierende Rolle zu spielen begann, die der Atomphysik in den Naturwissenschaften zufallen wird, waren es gerade diese marxistischen Ansätze, die in der Komparatistik in eine fruchtbare Verbindung mit dem Gedanken von dem Ganzen und seinen Teilen traten, und derart gleichfalls bestätigen, daß dieses Ganze mehr ist als nur eine Summe seiner Teile. Auf dieser Verbindung beruht auch das erwähnte Buch von Dionyz Durišin. Es gründet auf der Vorstellung sowohl von der Synchronie als auch von der Diachronie der Erscheinungen und bietet eine entsprechende Apparatur für die typologischen Analogien wie auch für eine Erfassung der historisch-genetischen Beziehungen. Eine neue Erweiterung des komparatistischen Arbeitsgebietes erfolgte durch die Amerikaner. Aber auch diese Erweiterung müßte im Wandel des gesamten Weltbildes gesehen werden, das sich nun auf die Zusammenhänge unserer Welt auszurichten begann. Am Beginn dieser Bemühungen steht Henry H. H. Remak, der im Sammelband Comparative Literature. Methode and Perspective, 1961, herausgegeben von Horst Frenz und Newton P. Stallknecht, in einem sehr weit gefaßten und bestens informierenden Überblick abschließend den Vorschlag entwickelt, die Bemühungen der Vergleichenden Literaturwissenschaft sollten von nun an nicht nur den Bereich erfassen, der über die Grenzen ausschließlich einer Nationalliteratur hinausreicht, sondern auch die Beziehungen zwischen der Literatur und allen objektivierbaren Bereichen des menschlichen Lebens und Zusammenlebens, des Glaubens, Wissens und künstlerischen Schaffens, also der philosophischen Welterkenntnis, der religiösen Überzeugung, der Gestaltung der menschlichen Gesellschaft, der einzelnen Wissenschaften und der Technik, des Verstehens von Geschichte und des Wirkens ökonomischer Theorien, und im Bereich der so vielen möglichen Formen künstlerischen Schaffens bis hin zur Kunst der Speisenzubereitung, des Kulinarischen, wie zum Beispiel im Butt von Günter Grass. Aber auch das Kulinarische ist ein Kulturphänomen und bildet gleichfalls eine der Brücken zu der jetzt aktuellsten Einführung, von Yves Chevrel La littérature comparée, 1989. Nachdem Remak die Forderung gestellt hatte, daß der Ausgangspunkt in der Betrachtung zwischen Literatur und jedem nur möglichen Bereich des Lebens immer das literarische Werk bleiben müsse, sieht Chevrel dieses nun als Erscheinung, in der einzelne, für die Konstituierung einer Kultur notwendige Elemente miteinander in Verbindung getreten sind. Es gibt keine für sich alleinstehende, völlig isolierte Kultur, sondern alle stehen in einem ununterbrochenen Systemzusammenhang und sind dementsprechend auch einem ständigen Wandel unterworfen. Kultur läßt sich demnach am ehesten als das umfassende System betrachten, das Politik, Wirtschaft, Kunst und Wissenschaft als Subsysteme integriert. Aus der Dynamik eines solchen Systems der »imagerie culturelle« und seiner Subsysteme kommt es zu einem laufenden Hervorbringen neuer, eben kulturbedingter Vorstellungen, in denen aber auch noch vieles von den alten Vorstellungen erhalten geblieben ist. Dies wirkt wie eine Weiterentwicklung von Lotmans Gedankengängen, der sein semiotisches Kommunikationsmodell in das System der Kultur gebettet sah und diese als das System aller Systeme, der sprachlichen wie auch der nichtsprachlichen. Demzufolge ist auch jeder Text zweifach kodiert: in einer natürlichen Sprache und in anderen Systemen. Die Dekonstruktion als methodologischer Versuch unseres postmodernistischen Weltbildes ist letztlich auch darum bemüht, die Zeichen in ihrem kulturellen Wandel und in ihrem kulturellen Anderssein zu erkennen und zu erklären. So zum Beispiel auch im Rahmen der écriture féminine als das Anderssein der Frau durch die Rolle, die ihr die von Männern bestimmte Gesellschaft auferlegt hat. Dieses Problem des Anderssein der Frau unter den Bedingungen der Kultur widmet Chevrel in seiner Einführung auch ein zwar kleines, aber doch eigenes Kapitel. Es geht demnach insgesamt nicht nur um den Wandel, sondern auch um das jeweilige, gleichfalls durch die Kultur hervorgerufene Anderssein, die Alterität, und so sieht sich auch die Komparatistik vor die Aufgabe gestellt, den im Werk als Text und somit als fixierter Struktur des Wandels und des Andersseins enthaltenen kulturellen Vorstellungen nachzugehen, damit sie als Information gewertet und in ihren Kombinationen erkannt und interpretiert werden können. Wie man dem nachgehen sollte, diese Frage steht noch offen, und die Anwort, die mit diesem Beitrag geboten wird, lautet, daß man die Komparatistik in einem solchen Sinne als interkulturelle Wissenschaft und somit als Teil eines alles umfassenden Textes zu betrachten hat. Hans Blumenberg, der unlängst verschieden Philosoph, meinte gleichfalls in Übereinstimmung mit einer solchen Forderung in seinem Buch Die Lesbarkeit der Welt, 1986, nicht die Bücher, die als solche die Welt bedeuten, sind zu lesen, sondern die Welt selber ist die wahre Lektüre, sie ist insgesamt ein zusammenhängender Text. Als Blickrichtung für eine entsprechende Arbeit der Komparatistik ergibt sich einerseits die Notwendigkeit, sich von der sogenannten Interkulturellen Germanistik abzugrenzen, andererseits das Bedürfnis, sich intensiv in den Bereich der In-tertextualität zu vertiefen. Die Abgrenzung von der Interkulturellen Germanistik scheint notwendig, weil es sich um einen nicht unbedenklichen Rückgriff auf die germanozentrische Weltsicht handelt.1 Eine derart verstandene Interkulturalität steht im Wiederspruch zu den gegenwärtigen Versuchen, den Nationalstaat zu überwinden und einen übernationalen Bundesstaat zu entwickeln und zwar durch einen Prozeß der Integration, der auch zu einer europäischen Identität führen soll.2 Die Vertiefung hingegen in die Intertextualität als den wahren Bereich kompara-tistischer Forschung scheint sich als fruchtbar erwiesen zu haben.' Es gibt keinen Text, der für sich allein stehen würde, jeder Text ist mit anderen Texten verbunden, er ist ein Dialog mit anderen Texten. Auf diese Relation hat schon Michail Bachtin hingewiesen, Roland Barthes ist zu diesem Problem über seine Bemühungen um die Semiotisierung oder Semiosis, also die Bedeutungsbildung durch Zeichen, vorgedrungen, bis dann letztlich Julia Kristeva unmittelbar an Bachtin anknüpft und den Begriff der Intertextualität vollauf zur Diskussion stellte, an der nun auch Jonathan Culler, Ziva Ben-Porat, Michel Riffaterre und noch andere Literaturphilosophen teilnehmen, wobei die Intensität der Diskussion auch zu einer 1 Zu diesem Problem habe ich auf dem Internationalen Germanistenkongreß in Tokyo Stellung genommen (»Interkulturelle Germanistik« oder Komparatistik. Akten des VIII. Internationalen Germanisten-Kongresses, Tokyo 1990. Bd. 3, Bem 1991, S. 44-49). 2 So trägt das Buch von Uwe Dethloff Interkulturalität und Europakompetenz, Tübingen 1993, zwar den Untertitel »Die Herausforderung des Binnenmarktes und der Europäischen Union«, sieht aber diese Herausforderung vor allem als eine kulturelle Herausforderung im Prozeß der europäischen Integration, mit den Schwerpunkten auf dem interkulturellen Management, der interkulturellen Kommunikation und einer europaorientierten Sprachenpolitik. 3 Als wahren Bereich der Komparatistik insofern, als die Untersuchung der Beziehungen im Text unweigerlich die Verknüpfungen von einer Literatur zur anderen aufdecken und auch Ausgangspunkt dafür sein können, wie es in der Sphäre des Archetextes, die der ersten schriftlichen Fixierung eines Textes vorausgeht, im Phänotext, der noch gar nicht an sprachliche Formulierungen gebunden ist, sondern aus bildhaften Erinnerungen und Vorstellungen bestehen mag, und daraufhin im Genotext, dem ersten gattungsmäßigen Erfassen der dichterischen Inspiration - wie es schon in dieser Sphäre einen oft sehr regen Gedankenaustausch mit Autoren aus anderen Sprachbereichen gegeben hat. Andererseits aber auch die Möglichkeit, die Veränderungen eines Textes bei seiner Rezeption in einem anderen sprachlichen Kontext zu verfolgen. Deswegen auch mein Widerstand gegen die Interkulturelle Germanistik so wie Alois Wierlacher sie im Namen seiner Forschergemeinschaft definiert, als »eine Wissenschaft, die die hermeneutische Vielfalt der globalen Interessen an deutscher Kultur ernst nimmt und kuiturvariante Perspektiven auf deutsche Literatur weder hierarchisch ordnet noch als Handicap einschätzt, sondern als Quelle zu besserem, weil multiperspektivischem Textverstehen erkennt und anerkennt« (Was heißt 'Interkulturelle Germanistik'? In: Alois Wierlacher (Hrsg.): Das Fremde und das Eigene. Prolegomena zu einer interkulturellen Germanistik, München 1985, S.X.). Das wahre Textverstehen scheint mir gerade darin zu bestehen, daß es die einzelnen Perspektiven auflöst und den Text in seiner wahren Intertextualität erkennen läßt, also nicht nur eine spezifische Perspektive für sich allein in Anspruch nimmt. Die Fruchtbarkeit einer dem entgegengesetzten Auffasung scheint mir auch durch eines der neuesten Bücher zu diesem Problem bestätigt. Es stammt von Wolfram Malte Fues: Text als Intertext, Heidelberg 1995, und beschäftigt sich mit Texten der Moderne in der deutschen Literatur. Verunklärung des Begriffes und zu einer Vielfalt miteinander rivalisierender Konzepte geführt hat. Eine Brücke zwischen derart enger und breiter aufgefaßten Vorstellungen von der Intertextualität bot daraufhin der wertvolle Sammelband von Ulrich Broich und Manfred Plister Intertextualität, Formen, Funktionen, amerikanische Fallstudien, 1985. Nach mehreren diesem Thema gewidmeten Festschriften und Sondernummern einzelner Zeitschriften erschien dann auch das Buch von Susanne Holthuis Intertextualität. Aspekte einer rezx'pt ionsorientierten Konzeption, 1993, in dem besonders die Rolle des Lesers für die Erfassung und Verarbeitung in-tertextueller Relationen berücksichtigt wird.4 Streng genommen hat im Rahmen der Kopmaratistik schon Dionyz Durišin auf die entsprechenden verbindenden Stellen im Text hingewiesen, die er jedoch als »Wirkungsformen« bezeichnet und in Reminiszenzen, Impulse, Kongruenzen und Filiationen gliedert, während Julia Kristeva ganz allgemein von Stellen spricht, in denen das »Eigene« in einem Text dem »Fremden« gegenübersteht und auf dieses als Zeichen einer fremden Sinnposition zugleich auch in Form einer Reflexion antwortet. Susanne Holthuis beschreibt als mögliche Text-Text-Beziehungen das Zitat, die Allusion, die Paraphrase, die Reproduktion, die Collage und die Parodie. Sie weist auch darauf hin, daß es möglich ist, in jedem Text auch ein Schema von Bezugsebenen und Einbettungstypen festzustellen, das solche Beziehungen noch viel klarer charakterisieren und aufeinander abstimmen läßt. Für eine Betrachtung der Intertextualität als dem bereich, der in diesem Augenblick den Bemühungen der Komparatistik am meisten entgegenkommt, müßte aber von zwei Blickpunkten ausgegangen werden, nämlich auch von der schon erwähnten Rolle des Lesers und nicht nur vom Text als solchem. Ohne Rücksicht auf das Wissensniveau des Lesers ist es doch so, daß in der Begegnung mit dem Text im Vordergrund das Sich-Erinnern, das Reminiszieren von schon gelesenen Texten steht. Bei einem viel belesenen Leser wird natürlich das Spektrum der aktivierbaren Reminiszenzen viel weiter sein, aber man kann andererseits aus dem gegebenen Kontext auch einen Leser mit durchschnittlichem Alltagswissen und als Ausdruck eines Kollektivwissens voraussetzen. Die Anregung aber, den Prozeß des Reminisz-ierens auszulösen und Reminiszenzen in Gang zu setzen, geht natürlich vom Text aus. In diesem Sinne können wir von Stellen im Text sprechen, die eine entsprechende Signalwirkung besitzen. Hier nun könnte das ganze Problem sehr vereinfacht so dargestellt werden, daß das registrierte Signal ein Zitat als Zitieren von etwas schon Bekanntem erkennen läßt. Im Vordergrund jeder Text-Text-Beziehung müßte daher die Entdeckung von Zitaten stehen. Ein literarischer Text vermag sogar aus dem Bereich anderer Medien zu zitieren (das transmediale Zitat), in Form von Noten und Bildern, nicht zu reden vom faktographischen Zitat, das der Zeitung, 4 Mit dem Buch von Susanne Holthuis hatte ich auch meinen Überblick zum Problem der Intertextualität als einer komparatistischen Fragestellung abgeschlossen (Vergleichende Literaturwissenschaft. Bestandsaufnahme und Überblick, S. 123-130). Die Verfasserin versteht ihre Darlegungen als Versuch, eine Intertextualitätstheorie zu erstellen und bietet eine Typisierung intertextueller Relationen, beschränkt aber Intertextualität ausschließlich auf verbale Beziehungen. Die erarbeitete Begriffsapparatur wird abschließend am Beispiel eines Textes von Paul Celan demonstriert. einem Dokument oder der wissenschaftlichen Literatur entnommen ist.5 In einem breitgespannten Bogen kann demnach das Zitat von einer unter Anführungszeichen gesetzten oder allgemein bekannten Stelle aus einem anderen Text bis zur Verwendung eines bestimmten Stoffes, Themas, Motivs oder auch einer schon von einem anderen Schriftsteller oder Dichter geformten Gestalt reichen. Sogar das Subtilste in der Konkretisierung eines literarischen Werkes im Laufe seiner Lektüre, die metaphysische Qualität, das Tragische oder Komische zum Beispiel, das Groteske oder auch Erhabene, können in diesem Sinne als Zitat empfunden werden. Für eine systematische Erfassung der Zitate ist in einem solchen breiten Spektrum auch der Grad der Erkennbarkeit von Bedeutung.6 Viel größer als die Zahl der unter Anführungszeichen gesetzten Zitate ist sicherlich die Zahl der verborgenen Zitate oder Anspielungen. Entscheidend ist aber auch ihre Stelle im Text, als Schnittpunkt der Textstruktur zum Beispiel, als sich wiederholendes Leitmotiv, als Titel, als Motto, als Bestandteil eines erklärenden Textes, also eines Paratextes.7 In diesem Sinne spielen Zitate ebenfalls eine bestimmte Rolle in der Strukturierung des Textes. Manfred Schmeling hat zur Textstruktur der Komparatistik auch einen Hinweis gegeben, von der Oberfläche der Textstruktur in ihre Tiefe vorzudringen.8 Für ein solches Vordringen sieht er einen Drei-Stufen-Plan zur Analyse des Intertextes vor: 1) die Analyse der im eigentlichen Sinne textuellen Vorgänge (direkte oder indirekte, konvergierende oder kontrastierende Formen textueller Rückbezüglichkeit) sowie der Ebenen (des Idiolekts, der narrativen Verknüpfungstech- 5 Zu interessanten Schlußfolgerungen gelangt man in dieser Hinsicht, wenn man Einblick nimmt in das Buch, herausgegeben von Wilhelm Kühlmann und Wolfgang Neuher: Intertextualität in der frühen Neuzeit, Frankfurt 1994. Unter früher Neizeit wird die Zeit von 1450 bis 1700 verstanden und in diesem Rahmen der textuellen Sinnkonstitution nachgegangen. Im Unterschied zum modernen Subjektbegriff, von dem bei der Erforschung der Intertextualität in Texten des 19. und 20. Jahrhunderts ausgegangen wird, läßt eine solche Beschäftigung mit Texten aus dieser frühen Neuzeit ein theoretisches Modell der Intertextualität erkennen, das über den Begriff der »wechselseitigen Erhellung der Künste« hinausgeht und eine verbindende Tiefenstruktur in der Kunstproduktion erkennen läßt. •'Dazu gleichfalls eine Neuerscheinung, das Buch von Jörg Heibig: Intertextualität und Markierung, 1995 (Beiträge zur neueren Literaturgeschichte 141). Die erwähnten Signale dienen zur Steigerung der intertextuel len Kommunikativität im Text, sie verbinden sich im Zuge der Rezeption mit unterschiedlichen Leistungsansprüchen. Die Ausführungen beschränken sich nicht nur auf literarische Texte, sondern berücksichtigen verschiedene Medien und die jeweilige Leistungsfähigkeit von Markierungsstrategien mit ihren impliziten und expliziten Markierungsverfahren. Zu beachten ist jedoch auch, daß sich solche Signale auch ohne eine Markierung zu melden vermögen und der Autor sich selbst vielleicht gar nicht bewußt war, daß er auf eine Vorlage zurückgreift, daß er etwas zitiert. 7 Von Franziska Meier stammt das Buch Leben im Zitat. Zur Modernität der Romane Stendhals, 1990. Stendhal, der vor der Wirklichkeit in die Literatur flüchtet, lebt, erzählt und schreibt im Zitat. Diese Literaturbezogenheit deutet sich in den vielen Mottos, und sein literarischer Kosmos reicht bis in die Antike. Sein Text ist voll von verdeckten und offenen Zitaten, es ist ein Schreiben nur im Raum der Bibliothek. In diesem Sinne wäre Stendhal auch ein Vorläufer des postmodernen Romans, der, wie das klassische Beispiel von Umberto Eco Der Name der Rose zeigt, nur mehr in der Kombination von Zitaten die Möglichkeit sieht, unser Weltbild widerzugeben. 8 Manfred Schmelling: Textuelle Fremdbestimmung und literarischer Vergleich. In: neohelicon 1 (1985), S. 230-239. nik, des Inhalts); 2) daraufhin das Erkennen der hermeneutischen Vorgänge, und schließlich 3) - den Nachvollzug der interliterarischen Symbiose.9 Die Feststellung, daß die Komparatistik vor allem eine Textwissenschaft ist und ihren eigentlichen Aufgabenbereich in der Sphäre der Intertextualität zu suchen hätte, ist demnach zugleich auch Ausdruck eines allgemeinen Paradigmawechsels, der von den entsprechenden komparatistischen Bemühungen in der Vergangenheit - beginnend mit der Vorstellung vom genialen Dichter und dem genialen Werk über den Glauben an unverrückbare Kausalität im Rahmen der Interliterarizität sowie der Ausweitung dieses Begriffes zur Interdisziplinarität - nun das Bewußtsein von der Interkulturalität, wobei Kultur nicht nur als bloßer Überbau, sondern als der eigentliche Lebensraum des Menschen und als ein umfassender Text von Zeichen, die unsere Kultur hervorgebracht hat und ständig hervorbringt, verstanden wird. Diese Zeichen und ihre Verbundenheit im literarischen Text zu untersuchen, den jeweiligen Kode, der ihnen zugrunde liegt, aufzudecken und auf diese Weise auch die sich ständig verändernden Bewußtseinsstrukturen einsichtig zu machen, die solchen Veränderungen zugrunde liegen, fügen sich insgesamt zu einer Aufgabe zusammen, für die von den bestehenden Wissenschaften wohl kaum eine so berufen zu sein scheint als gerade die Komparatistik in ihren Möglichkeiten, die Zusammenhänge zwischen den Literaturen und allen Bereichen des Lebens, die in der Literatur eingefangen sind, zu erkennen. Komparatistik demnach als Methode der Welterkenntnis. Povzetek Avtor najprej spominja na to, da je že Anton Ocvirk v svojem temeljnem delu za slovensko komparativistiko, v Teoriji primerjalne književnosti (1936), postavil v ospredje pojem kulture. Od tod skuša slediti načinom, kako seje primerjalna književna veda v svojem samorazumevanju opredeljevala do primerjanja kot takega. Pozitivisti so primerjanje razumeli kot iskanje vplivov, predstavniki duhovnozgodovinske metode so mehanično razumevanje vplivov nadomestili s predstavo o notranjem učinkovanju, ki je zahtevala sintezo medknjiževnih odnosov. Za sovjetsko književno vedo so bile odločilne vzporednice v družbenem razvoju in s tem povezane analogije v književnosti, strukturalizem pa je iskal podobnosti tudi v delovanju struktur, podobno kot je fenomenologija izhajala iz ujemanja izjav in drugih elementov dela kot udejanjanja estetskega predmeta. Eksistencialisti spet razločujejo podobno od lastnega. Nazadnje pa tako ruski kot francoski poststrukturalizem književno vedo razlagata kot del znanosti o kulturi, na človeka gledata kot na nenehnega proizvajalca kulturnih znakov, ki so ujeti tudi v književnem delu in se jih da razvozlati s pomočjo semiotike. Tako razvozlavanje je uresničljivo predvsem v območju medbesedil-nosti; primerjanje zato postaja opazovanje medkulturnih stikov. 4 Von der Tiefe der Textstruktur aus bietet sich aber auch noch die Dimension zur Weiterdichtung und zum Weiterschreiben von Texten Uber weitere Zeiträume hinaus (s. Hildegard L.C. Tristram (Hrsg.): Text und Zeittiefe, Tübingen 1993.)