Laibächer Wochenblatt z u m Nutzen und Vergnügen. F r e y t a g d e n '« D t: e m b e r. 18 ' 5. Joachim Murats Proklamation^ als " ein Denkmahl revolutionären Un-ssnns fär die Nachwelt. (Beschluß.) ^>reue und muthige Neapositaner! Fürchtet nicht, daß die verbündeten Mächte sich aufs Neue gegen euren Könia. bewaffnen werden! Euer Joachim hat d:m Throne nie entsagt. Militärische Unglucksfalls konnten seine Rechte auf die Klone von Neapel nicht zerstören. Juden, er seinen Thron wieder erobert, folgt er bloß dcm Beyspiele jmer Monarchcn> welche kürzlich die ihrigen wieder erlangt bäben." „Die Königin, und die kö'n'gliche Familie werden euch wicde gegeben werdcn; euer König , weit entfernt hmfuro seinen Nachbarcn Besorgnisse einzustoßen, wird ihr bester Freund seyn. Der Kaiser von Oesterreich, welcher, üöer die wahre Politik des Napol'tanischm Kobincts getauscht, in der Meinung, daß euer Joachim nnt Napoleon einverstanden sey,, ihn mit einem so ledigen Kriege überzog ,. wu-d künstighm, ihr dürft nicht daran zweifeltl, sein Bundesgenosse wsrdsn " „Euer König muß euch keins Furcht mehr einstoßen, weil man keine Wergrös-fsrungsplane,> weder gegen die Staaten des Papstes, noch gegen das übrige Ital°en bey ihm mehr voraussetzen darf. Die übrigen Gcuveraine vcn Europa haben gar rein Interesse, sich als seine Feinde zu erklären." ,,Es würds die RechtlichkeitdesVrittisHen Kabinets beleidigen heißen, wenn man voraussehen wollte daß es mcl-t auf alle Weise tracbten werde, die U^bel wieder gut" zu machen, welche es uns dadurch zufügte , daß es uns den Krieg erklärte, uud begonn , obwohl nach unsern Conventionen die Feindseligkeiten nur drey Monate nacd Aufkündigung des Waffenstillstandes wieder eintreten sollen ^ „Wir sagcn es vcr ganz Europa, wir schreiben die traurigen Resultate dieses Krieges nichts anderem, als dcm unveränderlichen Systeme zu, wclches wir un-widevrusiicb angenommen hatten, den Frie-dcnssial d mit Ensland zu erhalten. Wir trctten u^sercn 3,u6zug erst an. als wir ein Schreiben von Lord Vcntink aus G«- ' nua erhalten hatten, wocin er erklärte, daß, da ?iMel im kriege mit Oesterreich sey, sl,' sich genötyigt sehe, mtt seiner Land-un) Seemacht gegen uns zu agi-ren, wenn er von dem Oesterreichischen Oberbefehlshaber dazu.aufgefordert würde." 7,Es ward ihm geantwortet, daß ich, da ich mtt England nicht im Kriege seyn ,wolle., die Einstellung der Feindseligkeiten anbefohlen , und mich an meine Grenzen .zurückgezogen hätte." „Der englische General wurde ersucht, diesen Entschluß dem Oesterreichischen Oberbefehlshaber mitzutheilen. Er ward vor allem dringend gebeten, sich bey dem Feldmarschall, Grafen von Bellegarde, dahin zu vervmden, daß auch von seiner S Ms die Feindseligkeiten eingestellt, und ein Waffenstillstand, den ich vorschlagen wollte, cmgenomen werden möchte-" „Und wirklich ließ ich unmittelbar hierauf den Rückzug antreten. Der Waffenstillstand wurde nicht angenommen, und wir wagen es zu sagen, ohne zu fürchten , wloerlegt zu werden , wie wir es schon oben angedeutet haben, wir schreiben alle unsere Unfälle bloß diesem freywilligm Rückzüge zu; denn es ist unbestreitbar, daß die Ocsterreichische Armee uns in uu-sern alten Stellungen nicht angegriffen hätte, und daß das Wiener-Kaoinct, überzeugt, daß wir diese Stellungen bloß wieder eingenommen hatten, um im Einverständnisse mit seiner Armee zu agiren, zuerst die Feindseligkeiten eingestellt, und eine Allianz aufrecht erhalten haben würde, die so ganz natürlich zwischen Oesterreich und Neapel ist." „Das Vertrauen kehre wieder! Heiterere Tage erwacten.uns in neuem Glänze. Euer König wird im Schooße des Vaterlandes die Plane vollends ausführen, welche er wahrend des Krieges entworfen ul»o begonnen hatte. Dls össeatllchen Arbeiten , welche settoem eingestellt wurden sollen kraftig fortgesetzt weroen, und al5 le Zlvelge oer U! r.vattuag, die jetzt m Untätigkeit zchmachren, chre volle ehemalige Tyangkett wleoer,ertzalten. Die Einkünfte u>l0 oer Solo der ganzen Armee und aller Ccoil - uno Muttar - Beamten sollen regelmäßig bezahlt werden" „Die seit dem 2.. May abgesetzten Beamten jollen ihre Stellen wieder üver-,nchmsn; oiejenlgen, welche zur Belohnung für ih.-e Dienste, Dotattonön oder Schenkungen erhalten haben, deren sie beraubt worden smd, wieder in den Genuß ihres Eigenthums trelen. A^le von Feromand leil dem 21. 'Mayernannte Beamten sollen ihre Stellen niederlegen, mit einem. Wortt, alles kehre wieder in den Zustandzurück, in dem ich mein Königreich verlassen habe^ Gegeben zu den Oktober 1815. Joachim Napoleon Merkwürdiger Prozeß des Marschalls Ney, weicher am 9. Nov. 1815 in der ersten SiZung bes Kriegsgerichts angefangen hat. Da es zu weitlä'uftig wäre, alle Aktenstücke, mit deren Verlesung sich diese erste Sl.zung beschäftigte, ganz mitzutheilen, so wollen wir nur dicjengcn hier berühren, die über dessen Benehmen die erforderliche Aufklärung geben. Der wichtigste Pun?t, worüber Ney indem erst n Verhörs am 9. August vor dem damahligen Polizey-Pceftkten de Cazes ver^ genommen wurde, betraf sein Benehmen gcgen den König in dem Augenblicke, als die Nachricht von Vonaparres Landung ankam, und die bekannte Proklamazion des Ma^challs vom 14. 37c,ärz. llcbcr ersteres äusserte er, daß sr auf die Worte dcs Königs: Bonaparte sey gelandet, ungefähr erwiedert habe: dieses Unternehmen scheine chm so widersinnig, daß Bo-naparte, wenn man seiner habhaft wür-d^, verdiente, ln einem eisernen Käsige he-rumge^hrt zu werden Er habe zwar beym Abichiede die ihm vom Könige dargereichte Hand geküßt, demselben aber nie Versicherung.» seiner Treue gegeben, weil er dieß füt unnochlg gehalten, indem er Willens gewesen wäre, dessen Sache aufrichtig zu verfechten. Er habe selbst bey seiner am 12. März erfolgten Ankunft zu Lons le Saulnier die dort befindlich gewesenen Off ziere angeeifert, den .König zu vertheidigen. Hn Bstreff derProklamazion sagte sr, daß sie Bonaparte ohne sein Wissen unter seinem Nahmen habe ausfertigen, und ihm in der Nacht vom 13 auf den »4. März zusenden lassen. Am 14. habe,Ney dieselbe den Soidaun vorgelesen, und sie hierauf druken lassen. Indessen sey sie schon vorher von Napoleon anderwärts bekannt gemacht, und nahmentlich von dessen Bruder Joseph schon am 13 in der Schweiz ansgestremt worden, ein öfters gebrauchter Kunstgriff Bonapar-te's. Am 12 gab Ney w iter an, habe er noch Bonapartes Marsch auskundschaften lassen, und am '3 vor Erhaltung der Proklamation im Nahmen des Königs zu den Ossizieren gesprochen und versichert, um ein gutes Böyjpiel zu geben, würde er selbst dem erstsn besten Grenadier das Gewetzrabnehmen. Auf die Frage, wie es möglich gewesen, Gesinnung und Betragen so oft Zu ändern, versehe er: Ich that unrecht; allein ich wurde sortgerissen, und fm-chn. te einen Bürgerkrieg. Ich glaubte den nur gegebenen Versicherungen, die v?r.--bündetenMachte würden Bonapa'te's Vor^ habcn unterstützen. Seit der Pwclama, tion vom ,14. war mir das Leben zur Last; lch suchte überall den .Tod und fand ihn nirgends. Nur die Hoffnung, mich einst noch rechtfertigen zu können, und die Rücksicht auf die Ehre meiner Kinder, hielten.mich ab, daß ich mir nicht selbst das Leben nahm;c. :c In.dem zweyten Verhöre am L2. August wurden o:e Zeugen abgehört, deren Aussagen im Ganzm mit den Aeusserungen und Angaben des Marschalls Ney übereinstimmen und bestätigen, daß er von dem Augenblicke an, als er die Nachricht von.Bonapartes Landung vernahm, bis zum 14 Okt., wo er die erwähnte Proklamazion vorlas, in seinen Gesinnungen und Handlungen, Treue und Eifer für die.S«-che des Königs an den Tag legte. Von diesem Zeitpunkt an handelte .sr im,entgegengesetzten Sinne. Einer der Zeugen, der vormahlige Maire von Dole^, Hr. Garnier, erklärte: am 15. März hätte der Marschall Ney in seiner Gegenwart die aufrührerischsten Lasterungen gegen das erlauchte Haus der Bourbons ausgestossen, des Abends die Stadt Dole erleuchien lassen, und die am vorigen Tage von ihm zu Lons le Saulnier vorgelesene Proklamazion in der ganzen Stadt verbreitet. Hr« Garnier hätte verhaftet weiden sollen, sey aber diesem dadurch entgangen, daß er 32 Tage lang in einem Wald sich verborgen gehalten. Seiner Weinung nach wäre es übrigens in des Macschalls Gewal gewesen, oen Forlschritten Bonapartes Einhalt zu thun. Der General-Lieutenant GrafBour-mont sagte aus: Vom 12. bis zum 15. März habe er zu Lons le Saulnier unter Ney's Befehlen gestanden; dirser habe ihm gesagt, man musss Vonauarte zurückschlagen. Hierauf habe er sich über die hierzu dienlichsten Maßregeln mit ihm un-terrredet. Am 14. aber las ihm Ney die Proklamazion V0i>die er im Begriff stand bekannt zu machen; Graf Bourmont suchte ihn davon abzuhalten^ und bemühte sich, ihn zu ftiner Pflicht gegen den König zurückzuführen Nichts destoweniger aber las sie dieser seinen Soloaten vor, die sodann ausriefen: ,,Es lebe der Kaiser!" n s w In der Sitzung des Kriegsgerichts am 10. wurde mit Verlesung der Aktenstücke fortgefahren, unter denselben befand sich eine von einem Iustiybeamten zu Dison eingesendete Erklärung ohne ?lahmeus-Unterschrisi.Man ward einig, daß dergleichen Urkunden ohne Bewiökraft seyen, und folglich nicht gelesen werden sollen. Sie er wurde zurückgelegt. Mehrere der hierauf vorgelesenen Aussagen der Zeugen enthielten sehr scharfe Anklagen, gegen den Marschall Ney. In den Verhören vor dem Berichterstatter, General Grundler, die nun verlesen wurden,, suchte Ney zu beweisen, daß er niemahls ewe Korrespondenz, nach der Insel Elba unterhalten, und behauptete der General Bourmont besitze noch ein Schreiben Bertrands, . das geeignet ware^ Aufschluß über diesen Gegenstand zu gebe'.;»Man beschloß, an den Grasen Bourwont zuschreiben, um dasselbe zu erhalten. Der President erklärte alsdann-, daß die Lesung der Aktenstücke beendigt sey, und' der Angeklagte erscheimn werde. Er ersuchte das Publikum, sich hierbey mit jener Achtung z.u benehmen 5 die man dem Gerichte und dem Unglücke schuldig ist Der Kommandant der Garde würde jede'', ve-'hafttn,, der Zeichen der Billigung oder, Mißbilligung aussern würde Der Marsch«!! Ney wurde so fort durch O'Msd'arnrcric-Offiziere emgöführt». Man: 2.a.b ihm einen Sessels den Nichtern zunächst gegenüber. Er war:n Un^orm, mid trug den Trauer - Flor um den Arm für seinen kürzlich verstorbenen Schwiegervater. Der President fragte chn um -Nahmen, Vornahmen, n. s. w N:> wiedechohlte, daß er früher nur aus Achtung für die Mar-schälle nnd Generale zu antworten sich geneigt erklärt habe, um die Einleitung zu seinem Prozesse nicht aufzuhalten; jetzt da ihm diese beendigt scheine, und er sich vor ein Kriegsgericht gestellt sehe, glaube er jede Antwort verweigern zu müssen. Er bestand darauf, daß er die Compe-tenz des Kriegsgerichts nicht anerkenne, und ersuchte um die Erlaubniß, sich in dieser Sache von seinem Vertheidiger,, Hrn. Den'yer, vertreten lassen zu dürfen. Als der President ihm bemerkte, daß es nöthig sey die Identität feiner Person zu bekräftigen, und daß er sich durch die Antwort auf die an ihn gerichteten Fragen zunichts verbindlich mache, antwortete er: Ich heiße Michael Ney ^ bin geboren z'u-Gacn-louismn Mosel«Dcpars temsnt am itt. Januar 176c)' Meine Titel und mein Rang sind: Marschal! von Frankreich, Herzog von Elchingen , Fürst von der Moskwa ?c (In dem Verhöre vor dem General Grundler hatt sr nachdem Titel Marschall von Frankreich hinzugesetzt: Ex-Pair von Frankreich.) Hv. Berryer nchm mm-mehr das Wort, und suchte zu bereisen, daß einpermanentes Kriegsgericht nicht das Tribunal sey,vordem ew Pair oder Marschall vsn Frankreich gerichtet werden könne. Nach Beendigung ssiner Rede erfolgte eins-klN'p Beratschlagung des Kriegsgerichts über di? Competenz desselben, worauf der President öffentlich erklärte,, daß das Kriegsgericht m,u einer Mehcheit von 5 St'.mmsn gegen 2 , sich nicht für kompetent erkenlw ^ den Marfthall Nsy zu- ri,, tsn.