MITTHEILUNGEN des Musealvereines für Krain. Jahrgang X. 1897. Heft 3. TT T 5“ Das Klima von Krain. Von Prof. Ferdinand Seidl. (Fortsetzung des IV. Theiles.) In den regenreichen Gebirgsgegenden des Schneeberges, des Tarnovaner Plateaus sowie des Julischen Hauptstockes gehört gemäss Tab. XXXVIII die Ueberschreitung von 100 mm im Tagesniederschlage noch zu den durchschnittlich Jahr für Jahr wiederkehrenden Erscheinungen. In den äussersten Fällen aber wird eine zwei-, ja fast dreimal so grosse Menge gemessen. Der Beobachter in Hermsburg hat im Laufe von sieben Jahren einmal einen Wolkenbruch erlebt, welcher eine Wassermenge von 233 mm binnen 24 Stunden niederströmen machte,1 das geschah am 31. October 1889; in Raibl erreichte das Maximum während einer 30jährigen Beobachtungszeit 277 mm, welche am 22. August 1891 als Wasserhöhe von Gewitterregen notiert wurden; in Krekovše gelangte binnen 15 Jahren einmal die enorme Quantität von 286 mm zur Messung, am 13. November 1891. Dieser Betrag bleibt nur wenig hinter dem grössten aus Oesterreich-Ungarn bisher bekannten, bereits oben erwähnten Tagesniederschlage von Ragusa zurück. Am luvseitigen Fusse des regenreichen Karstgebirges erreichen die extremen Tagesniederschläge namhaftere Höhen, 1 Am 20. October 1889 fielen in Hermsburg 179 mm, tagsdarauf 153 mm, alsdann in den vier Tagen vom 28. bis 31. October 461 mm. Mittheilungen des Musealvereines für Krain. Jahrg. X, H. 3. 6 als vor dessen landseitigen Flanken. In Görz lieferten drei Gewitter am 21. Septbr. 1878 149 mm (drei Tage darauf, am 24., fielen 129 mm),1 in Triest am 14. October 1896 157 mm, davon 154 mm in 12 Stunden; bis zu diesem Tage betrug das Tagesmaximum aus 55jährigen Aufzeichnungen 137 mm, welche im October des Jahres 1849 gemessen wurden. Noch um vieles höher liegt das Extrem, welches in Fiume im Zeiträume von 25 Jahren vorkam: am 1. October 1892 lieferte der Regenmesser das enorme Quantum von 268 mm! Wenn man die im Vorstehenden mitgetheilten Extremwerte mit den zugehörigen mittleren Jahressummen des Niederschlages vergleicht (wodurch man erst das wahre Mass für das Ungewöhnliche der Erscheinung gewinnt), indem man jene in Procente dieser letzteren umrechnet, so scheint sich eine einfache Beziehung des maximalen Tagesniederschlages zu der örtlichen Lage einer Station herauszustellen. Die Beobachtungsstellen, welche am luvseitigen Fusse des Karstgebirges unmittelbar an der adriatischen Küste liegen, empfangen als höchsten Tagesniederschlag gemäss den bisherigen Beobachtungen rund 15 °/0 der Jahresmenge (Triest 14'0, Fiume 16-3 °/0); am Plateau selbst dürfte das Maximum relativ kleiner sein (Hermsburg 7’1 %> Krekovše lO’l0/0); 1 Der Regenmesser, welcher in Görz bis Anfang 1895 functioniert hatte, fasste nur eine Regenhöhe bis 64 mm. Herr J. Bresca, welcher in den Jahren 1883—93 Beobachter war, sagte aus, er hätte den Regenmesser etlichemale zum Ueberfliessen voll vorgefunden. Bei starken Güssen habe er die gefallene Menge nicht nur vorschriftsmässig um 7Ä morgens, sondern auch gelegentlich untertags gemessen. Unter solchen Umständen ist doch wohl kaum zu bezweifeln, dass einige starke Regenfalle unvollständig notiert wurden. Daher bleibt es auch zweifelhaft, ob der obige Betrag von 149 mm thatsächlich das Maximum binnen 25 Jahren vorstellt. Im Jahre 1878 beobachtete Herr Pelikan und vermerkte Z O'l — 0'9mm = 35, ein Zeichen sorgfältiger Notierung. Der Regenmesser in Görz ist — wie neuerdings erwähnt sein mag — auf der Plattform eines Daches aufgestellt, wie auch jener in Triest. Raibl, an einer Lehne im Hochgebirge der Julischen Alpen gelegen, weist einen etwas stärkeren Höchstbetrag aus (13• 2 °/0) ; die Stationen, welche in Lee des Karstes in Unterkrain liegen, melden auf 7(4 % der Jahresmenge abgeschwächte Tages-maxima (Tschernembl 7'9, Tüffer 8'0, ähnlich Gurkfeld, Poljana, Rudolfswert [?]). In Laibach erreicht der stärkste, innerhalb 37 Jahren einem Tage zugeschriebene Regenfall nicht ganz 8% der Jahressumme, trotz der luvseitigen Nähe der Steiner Alpen. In Krainburg entfällt auf das Maximum in ähnlicher topographischer Lage (bei nicht ganz freier Aufstellung des Ombrometers) ein noch bescheidenerer Procentsatz. Vergleicht man überhaupt die höchsten Tagesniederschläge, von welchen Krain und seine Nachbarschaft heimgesucht wird, in dem relativen Ausmasse mit den ergiebigsten 24stündigen Mengen, welche bisweilen das norddeutsche Tiefland, die ungarische Ebene und das südwestliche Russland heimsuchen, so wird man durch die unverhoffte That-sache überrascht, dass im regenreichen Krain sowie im benachbarten Umkreise die stärksten Tagesniederschläge relativ beträchtlich schwächer sind als in den verglichenen, durchschnittlich viel regenärmeren Gebieten Mittel- und Osteuropas, wo sie vielfach 2O°/0 der Jahressumme beanspruchen, im Luv der Westalpen sogar bis zu 50 °/0 ! Aus diesem anscheinend mildernden Missverhältnis erwächst indessen für Krain kaum ein Vortheil; denn die Erklärung desselben ist darin zu suchen, dass im Gebiete des Karstes und der Julischen Alpen starke Niederschläge überhaupt so häufig sind, dass sie die Jahressummen namhaft erhöhen, also die Masseinheit vergrössern, nach welcher wir die in Rede stehenden Maxima taxieren, wenn wir sie in procentische Beträge umrechnen. Es muss übrigens auch zugestanden werden, dass die grössten Tagesniederschläge in dem Tieflande Unterkrains, ja auch weiter landeinwärts, in Cilli, ebenso noch in Laibach und Krainburg, die Stufe von 100 mm wenig überschreiten und auch nicht häufiger eintreten, als etwa in Wien oder gar in Budapest, wo der Niederschlag des ganzen Jahres durchschnittlich nur 527 mm ausmacht, dagegen gemäss Tab. III in Rudolfswert 1120 mm, Tschernembl 1403 mm, Laibach 1402 mm, Krainburg 1484 mm, Cilli 1108 mm. Diese Erscheinung ist umso bemerkenswerter, als auf dem benachbarten Plateau des Karstes sowie an den Gehängen des Julischen Centralstockes Maxima gemessen wurden, die zu den grössten gehören, welche aus Oesterreich-Ungarn bekannt sind. Man muss indessen auch im Auge behalten, dass unsere dermalige Kenntnis von den Regenverhältnissen der eben genannten Gebirge noch durchwegs eine unvollkommene ist. Es bleibt somit in Bezug auf grösste Tages- und Jahresmengen genug Raum für Ueberraschungen, die dann kommen können, wenn die Zahl der Beobachtungsstellen daselbst nicht mehr eine so spärliche sein wird, als sie es dermalen ist. Wir widmen jetzt einem anderen Theile der Tab. XLII eine kurze Erörterung. Die mittleren Jahresmaxima des Tagesniederschlages bleiben selbstverständlich hinter den absoluten Extremen zurück, zwar in wechselndem Ausmasse, doch nicht regellos. Man findet als Differenz zwischen dem procentischen absoluten und mittleren Tagesmaximum im Mittel von Triest und Fiume 7'5°/0, für Krekovše 4‘9, für Raibl 6'5 und als mittlere Differenz für die leeseitigen Stationen im Tieflande (Tschernembl, Rudolfswert, Poljana, Gurkfeld, Cilli, Tüffer, Höttitsch, Laibach, Krainburg) 2-9°/0. — Ueberrascht wird man durch die unverhoffte Thatsache, dass die mittleren Jahresmaxima der 24stündigen Mengen für das ganze weite, hyetographisch abwechslungsreiche Areal, welches die Stationen unserer Tabelle repräsentieren, eine einheitlich und fest bestimmte Grösse sind. Sie sind im Mittel sämmtlicher 20 Stationen unserer Uebersicht mit 5‘2% der Jahresmenge des Niederschlages bemessen, und es entfernen sich von dieser Norm die beobachteten mittleren Maxima der einzelnen Stationen durchschnittlich nur um +O'5°/0- Kennt man daher die mittlere Jahressumme des Niederschlages an einem Orte — und es genügen zu deren ziemlich guter Bestimmung wenige Beobachtungsjahre, wenn man in der Lage ist, sich des Hilfsmittels der Reduction nach einer nahen Normalstation bedienen zu können, — so kann man den Betrag von 5'2°/o derselben als das mittlere Jahresmaximum des Tagesniederschlages daselbst ansehen. Die Durchschnittswerte der monatlichen Tagesmaxima des Regenfalles haben einen bestimmten jährlichen Gang, dessen bedeutsamste Varianten in der hier eingefügten Tabelle XLIII dargestellt sind. In allen vier hervorgehobenen Positionen Klagenfurt, Laibach, Rudolfswert und Pola herrscht trotz der wesentlichen Verschiedenheiten der Jahresperiode des Gesammtregenfalles doch in den extremen Tagesmengen ein und derselbe jährliche Rhythmus: sie erscheinen am meisten gemässigt im Winter (Februar, Jänner) und steigern sich während des Frühlings und Sommers, um zu Ende des letzteren oder aber erst in der Mitte des Herbstes die höchsten Beträge zu erreichen. Ein ganz anderes Gepräge gewinnen die eben erläuterten Zahlen der Abtheilung A unserer Tabelle, wenn man sie auf die entsprechenden normalen Monatsummen des Niederschlages bezieht und in Procente der letzteren umrechnet, wie es in dem zweiten Theile unserer Uebersicht geschehen ist. Die daselbst mitgetheilten Monatszahlen kann man, um nur den Hauptcharakter ihres Verlaufes zu erkennen, in passender Weise zu Mittelwerten für je einen durchschnittlichen Winter-, Frühlings-, Sommer- und Herbstmonat vereinigen. Alsdann wird man vor die verblüffende Thatsache gestellt, dass das Becken von Klagenfurt, trotzdem es dem Regime der Sommerregen unterthan ist und den winterlichen sciroc-calen Luftströmungen durch seine Gebirgsumwallung den Zutritt erschwert, gleichwohl durch die relativ stärksten Tagesmaxima des Niederschlages gerade im Winter heimgesucht XLIII. Mittel der Tagesmaxima des Niederschlages A in Millimetern, B in Procenten der mittleren Monatssumme des Niederschlages. Dec. Jänn. Febr. März j April Mai Juni Juli Aug. Sept. Oct. Nov. A. Klagenfurt 20 16 13 22 21 28 28 30 35 31 33 24 * — Laibach 29 22 23 27 28 31 38 38 43 42 44 37 * — Rudolfswert 21 19 15 24 26 29 36 35 37 33 31 28 * — Pola 30 18 14 20 23 22 30 22 29 33 35 26 * — JB. Klagenfurt 35 42 34 38 31 28 27 24 33 30 34 27 — * — * Laibach 29 28 29 29 30 24 31 31 34 30 26 25 * — * Rudolfswert 25 33 25 27 32 27 34 39 37 31 25 25 — * — * Pola 32 24 23 28 32 34 49 48 37 39 31 21 * — * Winter- Frühlings- Sommer- Herbst- M o n a t e Klagenfurt 37 32 28 30 Laibach 29 28 32 27 — * Rudolfswert 28 29 37 27 — * Pola 26 31 45 30 * — wird und im Sommer durch die schwächsten. Umgekehrt verhält sich das Südende der Halbinsel Istrien, obwohl es an das Gebiet der subtropisch mediterranen Winterregen grenzt und unter der Herrschaft desselben Regimes den Sommerniederschlägen abhold ist. Dem Lande Krain ist eine vermittelnde Stellung angewiesen, indem es im Laufe des Jahres die relativ stärksten Tagesmaxima des Regenfalles gleichwie Pola im Sommer erhält, wogegen die winterlichen Tagesmaxima nach dem Vorbilde des kärntnischen Beckens verstärkt sind, ohne indessen eine hervorragende Culmination zu erreichen. Das Hauptminimum fällt daher dem Herbste zu, und zwar dem November, wie es die Monatswerte in Tab. XLIII B ersichtlich machen. Diese letzteren weisen einen complicierten Gang auf, indem die eben erläuterten zwei Hauptformen der Jahresperiode sich in eigenthümlicher Art verflechten, und zwar nicht nur in Krain, sondern theilweise auch in Klagenfurt und Pola, so dass trotz der bestehenden Gegensätze eine gewisse Continuität auf dem gesammten Areale zwischen den Tauern und der Adria hergestellt erscheint. Die geographische Vertheilung der relativen Tages-maxima ist auf diesem Areal eine sehr einfache: sie nehmen in den Wintermonaten in der Richtung von Norden nach Süden ab (Klagenfurt 37, Pola 26), im Sommer dagegen viel stärker zu (Klagenfurt 28, Pola 45), die Uebergangsjahres-zeiten bewahren hiebei ihr Ausmass ohne namhafte Aenderung. Das Paradoxe in dem jährlichen Gange der procen-tischen Tagesmaxima des Niederschlages von Klagenfurt und Pola schwindet, wenn man sich vergegenwärtigt, wie diese Relativwerte durch die Rechnung zustande kommen. Sowohl im Gebirgsbecken Kärntens wie auch am vorgeschobenen Ende der istrischen Plalbinsel nehmen die maximalen Tagesniederschläge vom Winter zum Sommer zu, und zwar in Klagenfurt von durchschnittlich 16 mm auf 31 mm, in Pola von 21 mm auf 27 mm. Anderseits wächst in Klagenfurt auch die normale Gesammtmenge des Niederschlages an, doch um vieles stärker. Sie beträgt in einem Wintermonate 44 mm, in einem Sommermonate 110 mm. Im Verhältnis zu der Gesammtsumme sind also die maximalen Tagesmengen im Sommer schwächer als im Winter. In Pola dagegen fallen im Mittel in einem Wintermonate 78 mm, in einem Sommermonate 62 mm Regen, also in der warmen Jahreszeit, trotz Erhöhung der durchschnittlichen Tagesmaxima, insgesammt weniger als in der kalten. Die grössten vorkommenden Tages- mengen sind also in Pola im Sommer, sowohl absolut wie relativ, stärker als im Winter. Die beiden in Tab. XLIII repräsentativ für die Niederungen Krains gewählten Stationen Laibach und Rudolfswert vermitteln, wie bereits oben ausgeführt wurde, den Uebergang zwischen den schroff gegensätzlichen Formen, die in den nördlich und südlich unmittelbar benachbarten Ländern entwickelt sind, und wird das Verhalten Krains auch in dem hier besprochenen klimatischen Element erst durch den von uns herangezogenen Vergleich verständlich. Was nun das zeitliche Eintreten der absolut grössten Tagesniederschläge anbelangt, so ersieht man aus Tab. XLII, dass dieselben fast durchwegs im Sommer oder im Herbste erscheinen. Dadurch kennzeichnen sie sich entweder als ein Product des continentalen sommerlichen Gewitterregimes oder als Ergebnis der oceanischen Herbstregen, zu welchen die reichlichen Dampfmassen des noch sommerwarmen Meeres über den Küstenländern Europas condensiert werden. Nicht selten stürzen die ergiebigsten Güsse zu Ende des Sommers hernieder, also zu einer Zeit, wo beide regenerzeugende Factoren, der binnenländische und der marine, zugleich in Wirksamkeit sein können. Auch in Deutschland begünstigt (nach Ziemer 1. c.) der Spätsommer vorzugsweise die verheerenden Regenströme. Die Mehrheit der Stationen unserer Uebersicht verzeichnet ein hervorragendes oder geradezu das herrschende Maximum unter den höchsten Tagesniederschlägen im October. In der südlichen Hälfte unseres Gebietes zeitigt schon der Mai ungewöhnlich starke Regenfälle, stellenweise übernimmt der Juni diese Rolle. In den relativ bescheidensten Grenzen halten sich die maximalen Tagesquanta des Niederschlages übereinstimmend auf dem ganzen Areal unserer Tabelle im Februar und Jänner. Im Anschluss an diesen Abschnitt des Jahres kann alsdann schon ein Märztag mit einem recht ansehnlichen Niederschlag überraschen. Anderseits findet, namentlich im Süden, eine Abschwächung der ergiebigsten Regenstürze im Hochsommer statt. Offenbar spiegelt sich in der Abmessung der maximalen Tagesmengen die Jahresperiode der Gesammtniederschläge mehr oder minder deutlich wieder. So zeigt es sich, dass auch die anscheinend regellosen, ganz ungewöhnlichen «ex-cessiven» Vorfälle in der Hydrometeoration der Atmosphäre nicht ausserhalb der Grenzen natürlicher Gesetzmässigkeit stehen. Mit diesen Andeutungen beschliessen wir die Erörterung der Tab. XLII, indem uns obliegt, ihre Resultate im Nachstehenden durch wesentliche Ergänzungen zu vertiefen. Für die Beurtheilung der Heftigkeit intensiver Niederschläge genügt es nämlich nicht, die Wasserhöhe anzugeben, welche der Regenmesser bei einmaliger Bedienung nach je 24 Stunden liefert. Denn in diesem Falle wird ein Regenfall, welcher beispielsweise 60 mm in wenigen Stunden ergab, gleichgestellt einem im ganzen ebensoviel liefernden, der Tag und Nacht andauerte. Es ist daher erforderlich, die Intensität starker Condensationen auf eine viel kürzere Zeiteinheit zu beziehen, als es der Tag ist. Solche Daten sind für die hydrotechnische Praxis von besonderem Belang. Leider reichen die Aufzeichnungen unserer Stationen nicht hin, um sich für so detaillierte Fragen auswerten zu lassen. Unter den Beobachtungsstellen Krains findet man bloss in den Tagebüchern Laibachs zerstreute Angaben über die Dauer einiger heftiger Regengüsse. Angesichts der praktischen Bedeutung dieser Daten, theilen wir sie auszugsweise in Tab. XLIV mit. Um sie miteinander vergleichbar zu machen, haben wir die gemessenen Regenhöhen auf eine und dieselbe Zeiteinheit bezogen, indem berechnet wurde, welche Wassermenge das Ombrometer ergäbe, wenn der Regen jedesmal mit ungeschwächter Intensität eine Stunde hindurch stattgefunden hätte. XLIV. Ergiebigkeit einiger heftiger Regengüsse in Laibach. Gemessene Regenhöhe mm Regenhöhe umgerechnet für die Stunde mm 20. Juli 1860 Gewitter mit Hagel und Regen, '/4 Stunde 26-0 104'0 1. Juni 1869 Gewitter mit heftigen elektrischen Entladungen, circa ‘/2 Stunde anhaltend, mit wolkenbruchartigen Güssen 47-0 94-0 9. Juli 1881 Gewitter mit Platzregen, 1/2 Stunde 35 0 70-0 10. Juni 1872 Gewitter mit Guss, Hagelkörner untermengt, '/« Stunde . . 33-2 66-4 24. Juli 1868 Gewitter mit Platzregen, Hagelkörner untermengt, Sturm, Dauer des Gewitters '/4 Stunde 15 7 62-8 1. August 1870 Gewitter mit Sturm, Hagelkörner, heftige Güsse, Dauer von 53/4 bis 61// nachmittags 31-2 624 31. Juli 1866 Gewitter mit heftigem Platzregen, 20 Minuten 171 51-3 4. September 1855 Gewitter mit Regenguss 5h 30' bis 6h nachmittags .... 24 8 49-6 25. Mai 1865 Strichregen, höchstens Stunde 12 3 49-2 2. Juni 1855 Gewitter mit Hagel und Regen, 5 7/ nachmittags, ‘/2 Stunde 22-7 45-4 13. Juli 1864 Gewitter mit Sturm, Hagel und Regen von 5 bis 51// nachm. 10-3 41-2 11. September 1855 Regen von 10A 30' bis 10* 50' vormittags 12-2 36-6 3. Juli 1858 H// nachmittags Orkan mit wolkenbruchartigem Niederschlage von 22 -3 mm, davon in */„ Stunde 16-7 33'4 Die intensiven Niederschläge unserer Zusammenstellung sind fast ausnahmslos gelegentlich der Sommergewitter niedergegangene, oft von Sturm und Hagel begleitete Platzregen, welche sämmtlich nur kurze Zeit andauern, hiebei aber nichtsdestoweniger beträchtlichen Schaden anrichten können.1 Eben im Hinblick auf die Raschheit, mit welcher sich das unheilverkündende, grossartig inscenierte Naturschauspiel abwickelt, wären statt der abgerundeten Zeitbestimmungen unserer Ueber-sicht präcisere erwünscht. Alsdann dürften sich in mehreren Fällen viel grössere Intensitäten heraussteilen. 1 Am 29. August 1885 brach um 7l/„h morgens in Laibach ein Orkan aus, der in 10 Minuten furchtbare Verheerungen an Häusern und Wirtschaftsgebäuden sowie an Culturen verursachte und zahlreiche Bäume entwurzelte. Ein heftiger Platzregen und elektrische Entladungen begleiteten ihn. Sehr schlimm ergieng es den zur Zeit des Orkans auf der Sonnegger Strasse nach Laibach fahrenden Landleuten. Ihre schweren Holzwagen wurden vom Orkan umgeworfen. Zahlreiche Pferde, Kühe und Ochsen in den Gespannen erstickten in den mit Wasser vollgefüllten Strassengräben, da die Verwirrung insbesondere bei der rasch eintretenden Dunkelheit eine grosse war. Was vom Orkan an Feldfrüchten übrig geblieben war, «wird durch die Ueberschwemmung des Moores, durch den gestrigen und heutigen, in Strömen niedergehenden Regen vernichtet werden». Es folgten um 9h, IIs und lh abermals Gewitter mit Platzregen, dennoch ergab der Regenmesser vom ganzen Tage nur 63'2 mm. In Raibl wurden an diesem Tage 187 mm gemessen. In der Gegend des Predilpasses wurden durch den Regen die Schuttmassen an den Gehängen ins Gleiten gebracht und ergossen sich lavinenartig allenthalben zu Thal, die geschwellten Bachgerinne füllend. Die ganze Ortschaft Raibl war bedroht, meterhoch hatte der Fallbach den Schutt auf den Strassen und Plätzen daselbst abgelagert. Dank der telegraphisch herbeigerufenen Hilfe gelang es, den Fallbach in sein Bett zu bringen und die Ortschaft zu retten. Die Sommerstrasse auf den Predil ward mit 8000 Kubikmetern Schutt bedeckt, der See schwoll binnen 12 Stunden um 3 • 5 m an. Die Wiesen unter der Strasse wurden stark verkiest. Auf der Staatsbahnstrecke zwischen Ratschach und Tarvis hatte das Unwetter das Erdreich der Bahnböschungen derart erweicht, dass dort eine Abrutschung stattfand und infolge dessen die Maschine vom Bahnkörper abfiel. Der Güterverkehr wurde eingestellt. (Auszug aus einem Bericht in der «Neuen Freien Presse» vom 1. September 1885 und den meteorologischen Journalen.) Der stärkste von dem unermüdlich eifrigen Beobachter K. Deschmann in Laibach gemessene und mit der Zeitdauer notierte Regenguss fand am 20. Juli 1860 statt und ergab in «einer Viertelstunde» 26-0 mm, das gäbe für die Stunde 104-0 mm1 und durchschnittlich für die Minute 1'7 mm. Obige Uebersicht berichtet noch von fünf Platzregen, welche pro Minute 1 bis llj2 mm Wasserhöhe lieferten, und von sieben schwächeren mit ya bis 1 mm in der Minute. Des Vergleiches halber führen wir hier eine Notiz aus der «Met. Zeitschrift» 1895 S. 457 an, welche über die intensivsten in Wien beobachteten Platzregen berichtet: «Bei dem Gewitter mit Hagel in der Nacht vom 2. auf den 3. Juli 1895 zu Wien fielen von 0* 40’ bis 1Ä nachts, also in 20 Minuten, 26-5 mm, davon 20 mm in 12 Minuten. Die ganze Niederschlagsmenge von 07‘ 40' bis 3h nachts betrug 29-4 mm. — Bei dem Gewitter am 3. Juni 1891 fielen von 1 bis 2h nachmittags 30 mm und während des dichtesten Regens 10 mm in 6 Minuten. Der Niederschlag am 3. Juli war demnach 1 Einen noch intensiveren Guss findet man in den meteorologischen Journalen A. Zeilingers vermerkt. Darnach fielen am 5. Juli 1855 in der Zeit von 10h 40' bis IO.'* 50’ abends, also in 10 Minuten, 28'1 mm, hierauf von 10 h 50' bis llft 20' noch 10'9 mm. Leider kann man Zeilingers Regenmessungen aus dem Jahre 1855 nicht volles Vertrauen entgegenbringen. Sie ergeben als Jahressumme 2347 mm, während die gleichzeitigen Messungen Deschmanns 1558 mm verzeichnen. Ein constantes Verhältnis zwischen beiderlei Messungen besteht für die einzelnen Monate nicht. Deschmann erzählte seinerzeit dem Verfasser dieser Zeilen, dass die enorme Summe Zeilingers dadurch zustande kam, dass in das Ombrometer in muthwilliger Weise Wasser eingegossen wurde. Es scheint aber, dass auch andere Umstände verschuldet haben, dass die Messung bei Zeilinger fast stets viel mehr ergab, als gleichzeitig bei Deschmann. Wir haben ja auch inbetreff der Aufstellung des Ombrometers bei Deschmann keine genaue Kenntnis. Der oben erwähnte Gewitterregen vom 5. Juli 1855 lieferte bei Deschmann 29-2 mm, bei Zeilinger 38 9 mm, also um 33% mehr. Wenn wir die erstere Messung als die richtige annehmen, so könnte man schliessen, dass jener Guss in den ersten zehn Minuten bei Deschmann noch intensiver mit Rücksicht auf die Dauer und ist der stärkste, der, seitdem es continuieriiche Registrierungen in Wien gibt, bisher stattgefunden hat. 26'5 mm in 20 Minuten würde für die Stunde 79'5 mm geben, doch ist eine solche Multiplication eigentlich nicht statthaft, da so starke Regen keine so lange Dauer haben.» Eine andere Notiz in der «Met. Zeitschrift» 1893, S. 227, lautet: «Am 6. Juni 1888 fielen zu Frain, Kanton Lamarche, 42 mm in 15 Minuten, also 1 mm in 22 Secunden. Das ist vielleicht der intensivste Regenguss, der überhaupt bisher in Frankreich notiert worden ist.» Den neuesten Stand unserer Kenntnis über die speci-fische Intensität mitteleuropäischer Sommerregen legt eine Notiz in derselben Zeitschrift 1897 S. 29 dar. Darnach sind in Belgien Güsse, welche 1 mm pro Minute liefern, obwohl ausserordentlich, doch keineswegs vereinzelte Fälle; selbst Gewitterregen mit 2'3 und selbst 4 mm pro Minute kommen 28'1 X 29’2: 38'9 = 21'1 mm lieferte. Das gäbe pro Stunde 126'6 und durchschnittlich in der Minute 2T mm. Das wäre der intensivste in Laibach beobachtete Niederschlag. In Deschmanns Tagebüchern steht darüber noch Folgendes eingetragen: Den 5. abends 11Ä heftiges Gewitter von Süd, heftiger Platzregen mit Hagelkörnern untermischt. Der Hagel fiel sehr dicht in Rosenbach, Oberšiška, Koseze, gegen Dravlje und St. Veit. Sieben Stunden später fanden sich in den Riefen des Rosenberges ganze Klumpen von Eis. Das Unwetter dauerte eine halbe Stunde. Laut «Allg. Ztg.» Beil. 17. Juli war «auch in Udine am 6. ein Orkan». Hier sei es gestattet, einen Rechenfehler auszuscheiden, welcher aus Zeilingers Journalen in unsere Tabelle II des IV. Theiles, betitelt: «Laibach, Monat- und Jahressummen des Niederschlages,» übergegangen ist. Er ist von uns erst jetzt gelegentlich der Abfassung dieser Bemerkungen entdeckt worden. Es hat zu stehen 1853 : October 169 statt 196, November 182 statt 209, December 124 statt 133, Jahr 1334 statt 1397. In den Jahren 1856 bis 1858 sind die Regenmessungen Zeilingers nicht verwendbar. Die Summen sind 1856: 1167 mm, 1857: 485 mm, 1858: 861 mm. Einige Monate stimmen gut mit Deschmann, andere sind offenbar unvollständig. vor. In Basel fielen bei einem nächtlichen Gewitter im Juli 1896 in fünf Minuten 22'3 mm. Das entspricht einer Menge von 4'46 mm pro Minute und 268 mm pro Stunde. «Es dürfte dies einer der grössten jemals exact gemessene Niederschläge sein.» Schliesslich sei es noch .gestattet, hier zu berichten, wie ein mehrere Stunden andauernder, exceptionell starker Niederschlag zustande kommt. Der grösste innerhalb 55 Jahren in Triest gemessene Tagesniederschlag ereignete sich, wie bereits erwähnt, am 14. October 1896. Die in den einzelnen Stunden gefallenen Regenmengen sind gemäss einer Mittheilung E. Ma-zelle’s in der «Met. Zeitschrift» 1896, S. 434, folgende: XLLV. Niederschlag in Triest vom 14. October i8g6. 1— 2* vorm. 0 ’5 mm 9—tO* vorm. 17 ■ 9 mm 2—3'' » o-o » 10—11* » 11-4 • » 3—4;‘ 6-4 » 11—12* 7-3 » 4—5* 15*6 » 12—1 * nachm. 25-5 » 5—6'' 6-5 » 1—2 * 12-0 » 6—7'' 5-7 » 2—3 * » 14-3 » 7—8* » 2-3 » 3—4 * 2-0 » 8—9* 29-1 » 4—5 * » 0-3 » «Die stärkste Intensität wurde nach 87' erreicht, woselbst eine Viertelstunde hindurch 1 mm Regen pro Minute nieder-gieng. Zwischen 3h vormittags und 3h nachmittags regnete es wirklich ununterbrochen, so dass die in diesen 12 Stunden gemessene Niederschlagshöhe allein 154 mm erreichte.» In Norddeutschland rechnet man auf eine binnen einer Stunde thatsächlich niedergehende maximale Regenmenge von 60 bis 75 mm. In Krain dürfte diese Grenze wohl überschritten werden, doch fehlen bislang durch die Beobachtung gegebene Anhaltspunkte für deren befriedigend sichere Schätzung in irgend einem Theile des Landes. Aus dem Weiehselburger Archive Von Konrad Črnologar. 1581, 15. Februar, Sittich. Orte : Weichselburg, Pfarrhof. » Stadt. Sittich, Stift. Personen und Sachen : Abt Lavrentius v. S. Vicar : + Barth. Montana. Seine Frau und Kinder. Gesellpriester N. Schulmeister N. Bürger : Marx Raab. Verschleuderung des Pfarrvermögens. Ersamer weiser besonders lieber freundt herr Stattrichter II Euch sein vnser nachbarliche genaigt willige dienst II zuuor, Wir megen Euch hiemit Zuuernemmen II das wir glaub-wierdig bericht worden, wie das II sich Eures gewesten Pharr-herrn Herr Bartlmee sellig(en) II Hausshaberin gancz vnbefuegter Weiss vnderstehen !l soll Reuerenter zu melden den Mist von Pfarrhoff II zuuerkhauffen, also auch Stro hey, holcz vnd II desgleichen die Zeun von Feldern hinweckh reissen II vnd fueren lassen soll, Welliches alles yber vnser II negst gethaner ver Pott beschiecht, Nicht weniger!! das sy auch den Schuel-maister vnd ges elbries tern II Ir notturfften nicht zuessen geben well, darczue I! auch sy nicht allein Sondern auch Jre Khinder die II hailosen roczigen Pueben vili vnüczer wortt in II der Gemain yber vnss ausschreyen sollen welliches II vnss zugedulden durchauss nicht gemaint sein will II Ist demnach hiemit an Euch Herr Richter vnser II vleissig nachbarlich anlangen, Ir wellet vermög II Eures Tragenden Ambts, all Ir haab vnd guet II Traid vnd anders nichts ausgenommen von Il vnserwegen ver Petschiern vnd verarestiern II Biss solang vnd vili sy alles dz Ihenig so sy vom II Pharrhoff verkhaufft, weekhgefuert vnd geraubt II auf Iren aignen vncosten wider-umben hiezue II bringt, auch Ernstlich darob sein, dz es hin-fero II nicht vili mehr beschehe, Beinebens Ir In vnsern, II Namen anczaigen, Im fall sy dergleichen Plünderung II beim Pharrhoff mehr geben wurde, das wir II Furnämblich mit Ir so streng verfahren wellen II das es Ir vnd Iren Khindern Ewig laid sein soll II Sy mög sich derhalben vor schaden woll-verhüetten II Vnd Nachdem wir auch vernommen, das sich Marx II Raab Eur mitburger vnderwinden soll Ir der II Pfäffin guet so sy vom Pharrhoff ains vnd anders II weekhraubt abzu-khauffen vnd Irin anderweeg II diczfalss ybers Verbott furschub vnd behelff thue II Wellet derhalben Ime Marxen gleicher-massen II bej Peen auferlegen, das Er sich dergleichen ding II Endthalt, will Er anderst von vnss nicht starckh II angefochten werden des Ime dan schwärlich fallen möcht II Also auch was Er von der Pfäffin Erkhauft vnd II von Pharhoff hinweekh fürrn lassen widerumben II dahin Restituiere, vnd Im fall sonst Jemandt II vnder Eurn gerichts stab gesessen wär, der sich II dergleichen Sachen annemb, gleichermassen das II widerspill abhalten, dessen wir vnss II zu Euch nachbarlich thuen Ver sehen II daneben mit freundlichen genaigten willen II Erbietten vnd vnss samentlich gott vleissig II beuelchen wellen Datum Sittich den 15 Februara II A. D. 81. .....(unlesbar, «Eur» vielleicht) Nachbar Lorenz Abbte dasselbst m. p. Adresse: «Dem Ersamen vnd weisen Georgen II Scho-nauitsch der Zeit Stattrichtern zu II Weyxlberg vnsern guetten Freundt.» Archivnote : Requisitorial Schreiben vom Herrn Lo-renczen Abbten II zu Sitich an Herrn Senouitsch der Zeit Stattrichtern II zu Weixelburg, datiert Sittich den 15 Febr. 1581 Jahr die Cost des herrn Schuellmaisters bey des Verstorbenen herrn Vicari Kohin betreffend). Nr. 49. Original auf Papier, verschlossen mit einem Oblatensiegel des Abtes. Das Siegel hat im ovalen Felde nebeneinander (herald, rechts) das Wappen des Stiftes, (links) das Wappen des Abtes (Weintraube mit seitlichen Blättern und Ranken aus einem dreifachen Hügel wachsend), bekrönt mit der Abtmütze und dem Pastorale. Neben der Mitra die Buch- staben LA — ZS (Lavrentius, Abt zu Sittich), unter den Wappen die Jahreszahl der Verfertigung 1580. im Stadtarchive zu Weichselburg. * * * 1581, 18. März, Stift Sittich. Orte: Sittich, Weichselburg, Stadt. Personen und Sachen: » Pfarre. Lavrentius, Abt v. S. Schulmeister N. Seine Kost beim Vicar. f Bärthelme (Montana)1 — Vicar. Eufemia (seine Frau?) Gesellpriester, seine Kost etc. Ersamb weiss besonders lieb freundt vnd Nachbarn. II Euch seindt vnser nachbarlich guet willige dienst zuuor II Wir seindt mehrmallen glaubwierdig bericht worden II das sich weillandt vnsers gewesten Vicarien alda zu II Weixlberg Herren Bärtime selligen gelassne hauss haberin II Eufemia1 2 dem Schuelmaister daselbst die Speiss zugeben II gänzlichen verwidern vnd abschlahen thue, In mainung II das sy solliches nicht schuldig seye, derhalben dan der II Schulmaister den gewöndlichen Gottsdienst bei der II Khirchen biss auf Georgen vnd absonderlich zu diser II heiligen Zeit nicht verrichten welle Allweillen II Euch aber one Zweifl guet wissendt dz ein jedlicher II Vicari alda Einem Schuelmaister seinen richtigen II Tisch zugeben schuldig ist, Inmassen es dan Herr II Bärtime selliger auch gethan derowegen Ermelte II Eufemia Weill sy doch dz Einkhomen auf diss Jar II völlig zugeniessen Empfangen solliches biss auf Georgi II gleichermassen zu thuen schuldig ist, warumben II sy sich aber desselben waigern thue, Khönden wir II nicht wissen ob es vnss zu Trucz oder anderer gestalt II beschiecht, darüber wir dan zwar ein heftiges Missfallen tragen vnd des zugedulden nicht gemaint sein, II 1 Vicar scheint thatsächlich zum Protestantismus übertreten zu sein und sich verheiratet zu haben. 2 Eufemia wird hier als Haushaberin (=Wirtschafterin), Pfäffin, in der Archivnote der früheren Urkunde Köchin und im Steuerregister vom Jahre 1581 Witwe des seligen Vicars Montana erwähnt. Mittheüungen des Musealvereins für Krain. Jahrg. X, H. 3. 7 Demnach so ist an Euch samentlich vnser vleissiges II An-rueffen vnd begern Ir wellen mehrgenanter II Femia alles Ernsts bei Verlusst alles ires gefechsenden Traidts II beuelhen vnd gebietten, damit Sy den II Schuelmaister biss auf Georgi mit der Speiss versehen II vnd raichen thue, auf dz also Er Schuelmaister diše II heilige Zeit hinunb doch entgegen dz er den gebreuchigen II Gottsdienst treulich verrichten helffe khain Abpruch II leide, oder von denselben abzuweichen nicht vrsach habe II Im Fall sy sich aber dessen nochmallen verwidern wollte II mögt ir mit verarrestierung irer güetter beuorab II das Traid, biss sy sich mit dem Schuelmaister wie II mit den geselbriester bescheh(en) vmb ein benants für II die speiss vergleiche, fortfahren, vnd dicz fals gar II khein verschonung an sehen Des wellen wir II vnss zu Euch zubeschehen verlassen, Beinebens II mit nachbarlichen freundlichen willen erbietten II vnd vnss sämentlichen gott dem Allmechtigen vleissig II beuelhen wellen Datum in Gottshauss Sittich II den 18 Mariy A. o. im 81. II Eur guetwilliger Nachbar Lorenz Abbte dasselbst m. p. Original-Papier im Stadtarchive zu Weichselburg. Oblatsiegel abgefallen. Die Handwerks-Zünfte zu Weiehselburg.1 Von Konrad Črnologar. Wie in den Städten überhaupt, befassten sich auch die meisten Bürger der landesfürstlichen Stadt Weichselburg mit Gewerben. Bis in die Mitte des laufenden Jahrhunderts war hier ein sehr reges gewerbliches Leben. Die meisten Handwerke waren hier vertreten, an der Zahl überwiegend waren jedoch die, Schuhmacher, Schneider, Schmiede und Lederer, wir finden im Laufe der Jahrhunderte jedoch auch Töpfer, Weber u. a., wir finden sogar Bildhauer, Maler, Geigenmacher, ja auch eine Pulvermühle und ein Hammerwerk. Der Ort selbst war auch für das Gewerbe sehr geeignet. Die Stadt, an der Hauptstrasse gelegen, hatte mehrere Märkte und auch einen Wochenmarkt. Infolge dessen hatten die Gewerbetreibenden Gelegenheit genug, ihre Waren an den Mann zu bringen. Dass der Verkehr hier sehr rege sein musste, beweist uns schon die unverhältnismässig grosse Zahl der Gasthäuser, es waren deren im 16. Jahrhunderte 29, und die Stadt zählte ja nicht viel über 60 Häuser. Es war für den Verkehr auch dieser Umstand von Bedeutung, dass in dem alten Schlosse Weichselberg, von dem seit 1778 nur Ruinen stehen, das Landgericht über eine recht bedeutende Fläche war, die von Škofljica bis in die Gegend von Treffen und von der Save bis tief in das Dürrenkrain reichte. Das Civilgericht hatte die Stadt allerdings nur in ihrem Burgfrieden, ihren Blutbann jedoch über den Burgfried selbst und über das ganze Landgericht Weichselberg. Schon 1444 schenkte der Kaiser Friedrich III. seinem vor dem Jahre 1478 im Thale 1 Quellen : Steuer- und Rechnungsbücher, Urbare und Urkunden des Stadtarchivs und Schriften der Zunftladen und eigene Anschauung. Tradition nur insoferne berücksichtigt, insoweit sie mit den Schriften übereinstimmt. gelegenen Markte Weichselberg fünf Huben, damit sich die Bürger aus den Einkünften derselben einen Galgen bauen. Da die Stadt in der Beziehung des Verkehrs so günstig gelegen, hatten früh schon die fremden und die «am Gey», d. h. ausser des Burgfriedens, angesiedelten Handwerker den bürgerlichen Gewerbsleuten «einen bedeutenden Abbruch und Schmälerung» mit ihren in die Stadt gebrachten Waren zugefügt; um diesem Unfug entgegenzuwirken, haben sich die Handwerker in Bruderschaften oder Handwerkszünfte vereinigt und den Landesfürsten oder seinen Vicedom um geschriebene Handwerksordnungen angesucht. Da die von mir unternommene Durchsuchung und das Ordnen des Stadtarchivs noch nicht beendet, kann ich allerdings jetzt noch nicht alle Handwerkszünfte in der Stadt Weichselburg anführen, meines Wissens hatten die Schmiede und Messerschmiede, Schuhmacher, Schneider und Lederer ihre selbstständige Bruderschaft; die übrigen Handwerke, da sie nicht zahlreich vertreten waren, dürften den Zünften anderer Städte einverleibt gewesen sein. Nach der damaligen Sitte hatte jede Zunft eine mit zwei oder drei verschiedenen Schlüsseln zu sperrende Bruderschaftslade, worin ihre Privilegienbriefe und andere Schriften, eingeflossene Gelder, das Zunftsiegel und der Zunftbecher aufbewahrt wurden. Da zwei solche Trinkgefässe, von denen der obere Theil aus einer Meermuschel, der Fuss aber aus Silber bestand, mit einer silbernen Kette in einer Zunftlade angekettet wurden, hat der rühmlichst bekannte «višenjski polž» eine geschichtliche Begründung. Leider sind diese Trinkgefässe abhanden gekommen. Jede Zunft hatte ferner eine eigene Kirchenfahne für die Frohnleichnams-Procession wie auch einige Grundstücke, in einzelne Bruderschaften wurden auch Nichthandwerker gegen einen massigen Beitrag aufgenommen. Diese waren jedoch nur des Zunftgottesdienstes theilhaftig und wurden von der betreffenden Zunft bestattet, ebenso wurden für sie Seelenmessen gelesen. Nachdem die Handwerkszünfte im Jahre 1843 behördlich aufgelöst worden, erhielten sich die Schmiede-, Schuster-und Ledererzunft in Weichselburg bis in die Gegenwart, freilich nunmehr keinen gesetzlichen, sondern mehr einen kirchlichen Charakter habend. Gegenwärtig noch werden regelmässig Seelenmessen für verstorbene Mitglieder gelesen, die Zunftfahnen bei der Frohnleichnams-Procession von den Mitgliedern derselben Zunft getragen, die gestorbenen Zunftbrüder auf die Unkosten der Zunftlade zur Erde bestattet, das Zunftbahrtuch über den Leichnam auf der Todtenbahre wie auch über den Sarg gebreitet; die Lehrjungen werden noch immer an dem bestimmten Tage «bei offener Lade» aufgenommen und vom ältesten Meister mit der althergebrachten lobwürdigen «Ohrfeige» freigesprochen und dann in das Zunftbuch eingetragen. An demselben Tage werden auch Zunftrechnungen gehalten, und zwar haben die Lederer diesen Zunfttag am Stefanitage, die Schuster am St. Johanni Ev. Tage und die Schmiede am Tage der unschuldigen Kinder. Jede dieser drei Zünfte hat auch gegenwärtig noch ihren eigenen Altar in der Stadtkirche St. Annae, und zwar die Schuhmacher den Hochaltar der hl. Anna, ihr Schutzheiliger ist jedoch der hl. Crispinus (in der Urkunde von 1754 [siehe unten] wird als ihr Patron der hl. Johannes Evang. genannt), die Lederer verehren den hl. Johannes Ev. und die Schmiede den hl. Florian und den hl. Eligius (in den Satzungen von 1512 heiliger Loy genannt) als ihren Schutzpatron. Selbstverständlich wird bei der Legung der Rechnungen und beim Freisprechen der Jungen auch nach löblich althergebrachter Gewohnheit getrunken, doch den gegenwärtigen aufgeklärten und vorgeschrittenen Zeiten entsprechend aus Litern und Gläsern, da die Zunftbecher abhanden gekommen. Die Zünfte haben auch einige Grundstücke. Am meisten derselben haben die Schmiede. Sie hatten solche schon im 16. Jahrhunderte. Die jüngste Erwerbung solcher fand noch im Jahre 1867 bei der Schusterinnung statt. Die Geniesser solcher haben zum Zunftgottesdienste jährlich eine bestimmte Gebür zu entrichten. Als die Zünfte im Jahre 1843 behördlich aufgelöst worden sind, sollten die Grundstücke derselben, wie aus einem Acte der Schmiedezunft zu ersehen ist, dem Armen-fonde verfallen ; in Anbetracht dessen, dass die Mitglieder eben nicht wohlhabend waren, schenkte Kaiser Ferdinand I. die Besitzungen der Schmiedinnung den Witwen und Waisen derselben. Wir haben daher noch an der Wende des 19. Jahrhunderts in diesen Zünften ein Stück Mittelalter. Sämmtliche Urkunden der einzelnen Zünfte sind in den Zunftladen aufbewahrt, wie auch ihre Siegelstempel. Für die Gegenwart sind solche Handwerksordnungen und Freiheitsbriefe allerdings ohne rechtlichen Wert, für die Geschichte der Städte und Märkte sind solche jedoch von grosser Wichtigkeit. Für die Handwerksinnungen reicht ja das Mittelalter bis in die fünfziger Jahre des laufenden Jahrhunderts. Da solche Urkunden in keinem geordneten Archiv aufbewahrt werden oder sich sogar in Privathänden befinden, sind sie der Gefahr ausgesetzt, vernichtet zu werden, und aus diesem Grunde ist es rathsam, sie zu veröffentlichen, und zwar die älteren vollständig, da sie Abweichungen zeigen, die nach der Veröffentlichung der General-Handwerks-Ordnung vom 21. Juni 1732 verfassten hingegen wenigstens in einem entsprechenden Auszuge. Bevor ich in das Einzelne übergehe, danke ich dem Herrn Bürgermeister Anton Štepec und der ganzen Stadtvertretung wie auch den Herren Vorständen der Zünfte für ihr freundliches Entgegenkommen, indem sie mir die Schriften des Stadtarchivs sowie der Zünfte bereitwilligst in die Bearbeitung übergaben. I. Die Sehuhmaeher-Zunft. Die Handwerksordnung der Weichselburger Schuhmacher ist vom Vicedome Christoph von Knüllenberg mit Vorwissen und Genehmigung des Landesfürsten nach der Vorlage der den Schuhmachern von Laibach vom dortigen Magistrate gegebenen Zunftordnung am 5. November 1555 aufgerichtet worden. Diese Urkunde wird unten vollständig veröffentlicht. Die erwähnte, zur Verfassung der Weichselburger Schuhmacherordnung dienende Vorlage dürfte kaum die von Schumi im Archiv II, p. 57 veröffentlichte «Ordnung der Laibacher Schuhmacherzunft vom Jahre 1478» sein, denn selbe spricht ja fast ohne Ausnahme nur von den «Schuhknechten». Es musste unbedingt noch eine andere Zunftordnung der Laibacher Schuhmacher gewesen sein, auf welche sich die Weichselburger Schuhmacher-Handwerksordnung von 1555 bezieht. Da mir nicht bekannt ist, ob eine solche noch vorhanden oder schon veröffentlicht wurde, theile ich diese Urkunde vollständig mit, denn aus ihr kann man schliessen, wie die Laibacher Zunftordnung der Schuhmacher verfasst war, und da sich die Zünfte in den krainischen Landstädten zweifelsohne nach denen zu Laibach gerichtet haben, dürften auch für selbe ähnliche Zunftordnungen errichtet worden sein. Die Pergamenturkunde, ausgegeben von Kaiser Leopold I. in Graz, 11. Mai 1661, belehrt uns, wie die Handwerker in den Städten trotz der ihnen von den Magistraten und Ländesfürsten verliehenen Freiheitsbriefe dennoch mühsam um ihr Fortkommen kämpfen mussten. Die von der Kaiserin Maria Theresia in Wien am 12. Juni 1754 den in eine Zunft vereinigten Lederern und Schuhmacher zu Weichselburg ertheilte Urkunde fand ich nur abschriftlich vor. Dieselbe dürfte mit wenigen, von den örtlichen Umständen bedingten Abweichungen für alle erbländischen Schuhmacher- und Ledererzünfte gelten. Wann die Vereinigung der beiden Handwerke stattgefunden, konnte ich nicht eruieren, die beiden haben sich laut einer kreis-ämtlichen Zuschrift ddto. Neustadtl den 24. April 1790 von einander getrennt. In der betreffenden Verordnung wird gesagt, dass die Vorstellung des Stadtrathes, dass die bestandene Vereinigung der Schuster- und Ledererzunft wieder aufgehoben werden möge und jeder Zunft ihre eigene Lade zu halten gestattet werde, amtlicherseits keinen Anstand findet, da diese Vereinigung nur freiwillig und nicht gesetz-mässig bestanden habe. Ferner finden wir eine amtliche Quittung der Cameral-schuldenfondscassa vom 1. Juli 1793, womit bestätiget wird, «dass die Schuhmacher-Zunft in Weichselburg aus gutem Herzen und patriotischer Zuneigung 25 Gulden freiwilligen Kriegsbeitrag eingeschickt hat». (Fortsetzung folgt.) Mittheilung der Schriftleitung. Der geringere Umfang der diesmaligen «Mittheilungen» wolle damit entschuldiget werden, dass erstens der Schriftleiter infolge des Mittelschultages in Wien, bei welchem er als Vorsitzender der historischen Section thätig war, weniger Zeit zur Verfügung hatte, und zweitens, dass ein ihm zu einem Aufsatze nöthiges wissenschaftliches Material aus Paris zu spät eingelaufen ist ; da aber an dem rechtzeitigen Erscheinen der «Mittheilungen» festgehalten werden soll, so hat die Schriftleitung sich, wenn auch ungern, entschlossen, für diesmal eine Umfangsverminderung vorzunehmen. Unter einem werden die P. T. Vereinsmitglieder dringend ersucht, aus dem Kreise ihrer Bekannten dem Vereine neue Mitglieder zu werben, damit nicht vielleicht im Laufe der Zeit aus finanziellen Gründen eine Umfangsverminderung der Vereinspublicationen eintreten müsste. Die Schriftleitung. Herausg. u. verlegt vom Musealvereine f. Kram. — Druck von Kleinmayr & Bamberg in Laibach.