Beilage zur Kaibacher Zeitung. ^M ^H. Siebenter Jahrgang. 3R. Qctober K863. Rudolf vsn Habsdnrg an Franz Josef"'). ! Horch, horch! Wic Sturmwind brauset es über dcu deutschen Strom, Wer stört uns, die hier schlafen, die Nuh' im hcil'gcn Dom? Willkommcu Du mein Enkel'. Hn endlich trittst Du ein >5ur Todtmsiadt des Reiches, zum Kaiscrgrab am Nhciu. Hast kindlich mir gcchrrt die Gruft im Gottcsbau, ! Das wird Dir ewig'lohnen wohl Unsere liebe Frau 5"). , Manch' Jahr lag ich vergessen hier im entweihten Grab. ! Weh! manche schlimme Kunde drang bis zu mir herab: ! Von deutscher Schmach die Kunde, weh! von undcutschcr Zeit, ! Bon Frevel und von Schwäche, von bösem Brüdcrstrrit. ! Jetzt weckt mich lant Frohlocken und heller Frcudenschall: ^ Dich grüßen und Dich rnfen die deutschen Herzen all! Heil mir, Du kömmst mit Ehren mit frommem dcntschcn Mnth, Mit reinem Wappenschild«:. ein ritterliches Vlnt! Du strahlst, ein echter Habsburg, ans fleckenlosem Thron. Ich grüße Dich, ich segne Dich tausend Mal, mein Sohn! ! Demüthig drum sink' nieder hier vor dem Herr'u auf's Knie, ^ Dem einst im Wald beim Waidwcrk das Nus; Dein Ahne lieh. , Da ward der Graf, der arme, zum höchsten Herrn der Welt, ! Da ward für alle Zeiten sein Hans mit Glück bestellt.. ! Dann steig zum Kaifcrgrabe herab iu's Köuigschor, ! Und ucig' den Gcisicrstimmcu Dcin kaiserliches Ohr: Von Conrad, der der Jungfrau dieß Gotteshaus gcwcihl, Lern' fromm das Wert des Friedens, das scgeusvoll gedeiht. Trag siegreich in deu Schlachten als Held den deutschen Aar, O werde stark, gewaltig, wic'ö jcucr Heinrich war! Tritt nicht des Unheils Bahnen. di- dessen Sohn betrai ^ Es reifen gntc Früchte nie aus verderbter Saat. Ahm' uicht des fünften Heinrichs Gewaltthat nach uud List: Im Purpur der Cäfarcn gib Gott, was Gottes ist! Es traf den Hohcnstanfcu des Meuchelmörders Streich — Du warst von Gott behütet, denn Dich braucht uoch das Reich. Sich zu, waö Zwictracyt frommet und was die Selbstsucht baut: Adolphs uud Albrechts Gräber, sic predigen es laut. — Drum, was Du tiihu begonnen, das Werk vollende tren, Mach um die deutsche Erde, mach Deutschlands Größe neu. Es traf das Herz des Volkes, die Fürstenbrust Deiu Wort; Im Bunde wahr geschlossen, bleib' Du des Rechtes Hort'. In Wettern, die uns drohm, iu Stürmen nah uud fcru, Sei Wall uns, fei uus Anker und Schwert uud Stab und Stern. Gelästert, wic gepriesen, im Glücke, wie im Schmerz, O wahr' daß große deutsche, das kaiserliche Herz! Und von den Alftcuknppcn bis zu der Dünen Sand, Steht stark und stolz uud einig das große Vaterland. Das Hackbrückenschaucn. (Schluß.) ^Tuch Fausta'Z Herz war nicht mehr frei. Ein junger Herr von Adel, der in die Umgegend gekommen war und bisweilen Iausta's Herrn besuchte, trieb mit ") Bekanntlich erwartete man bei Gelegenheit des ssiirstcntaqcs den Bestich nn-sercs Kaisers in lHpcicr. Daß er uuiciblicb, soll nur an dem Ausbleiben ciuer Einladung des bai«i,chcn Herrschers gelegen sein. Unaufgefordert tonnte der Kaiser nicht Huldignngcn suchen, die ihü ungeduldig erwartete». Auf dieses gehofftc Fest wurde das Gedicht geschrieben. «) Der Dom ist dcr Mutter Gottes geloht. ^ der reizenden Dirne sein Spiel und hatte ihr endlich wirklich ! den Kopf verrückt, so das; sic von ihm wie bezanbert, ihre Zuneigung zu ihm uicht mehr verbergen konnte. Er aber schämte sich, an dem Orte, wo sie dieute, mit ihr einen Um-! gang anzuknüpfen und eröffnete ihr daher im Vertrauen, er ! gehe nach Aussee, uud fordere sie auf, im Falle sie ihn wahrhaft liebe, ihn dort im Stillen aufzusucheu, wo er dann das , Weitere bei seinen Eltern vermitteln wolle. ! Die Art der Aufforderung wirkte. Fausta bat ihren Dienstherrn, ihr zu erlauben, ihre schwer kranke Muhme in Aussee zn besuchen, uud sie erhielt dazu die Erlaubniß. Fausta hatte wirklich eine entfernte Verwaudte in Aussee, ^ die sic mm aufzusuchen beschloß, trotzdem sie dieselbe uur aus ! deu Erzählungen ihrer Mutter kannte. Als sie daher in Aussee i angekommen war, erkundigte sie sich uach derselben und erfuhr, ', daß sie gerade bei ihrer guten Freundin auf Besuch sei und ! erst am Abend nach Hause kommen werde. Fausta beschloß ! jedoch, die Muhme in dem fremden Hause aufzusuchen. Die ! Freuudin der Muhine aber war an den Scharfrichter verheiratet, i der in Aussee seiue Dienstes - Station hatte. ! Fausta, ohne lim die Hausfrau zu fragen, trat auf's ! Gcrathewohl ein und gelangte zufällig in das Zimmer, wo der Scharfrichter allein, in das Lesen einer Schrift vertieft, an ! ciucm Ecitcntische sasi. Das Mädchen trat ein, ohne daß er cs bemerkte, und blieb an der Thür stehen. Da kam plötzlich ! eines von den zwei großen an der Wand hängenden Schwertern in Bewegung, als wolle ?Z sich umdrehen, und der Stahl, ! indem er die Wand berührte, erklang melancholisch. Jetzt ! blickte erst der Scharfrichter auf, zuerst verwundert nach der ! Wand, dann sah er sich nach der Thüre um und fragte er-! stauut, was Fausta von ihm wolle. i Diese brachte ihr Auliegen vor und der Scharfrichter wies ! sic zu seiner Frau, Mor aber sagte er unt sehr ernster « Miene: „Mäocheu, eines meiner beiden Nichtschwcrter hat bei ! deiuem Eiutritte sich bewegt, es ist dies; ein schlimmes Zeichen, ! das mir iu dieser Art schon zweimal vorgekommen ist; hüte i dich, daß ich dich nicht in meine Hände bekomme." i Fausta wurde leichenblaß, denn sie cutsann sich sogleich ^ dcr Vision lind der Christnacht; anch war sic sich bewußt, das; sie auf unrechten Wegen ging: sie hatte daher zu thun, um sich zu sammeln, als sie bei des Scharfrichters Frau eintrat und sich ihrer Muhme zu erkennen gab. Letztere hieß sie freundlich willkommen und nahm sie mit sich nach Hause. Fausta hätte nun die desto Gelegenheit gehabt, über das Gefährliche ihres Beginnens nachzudenken und dasselbe aufzugeben; ihre Muhme war eine verständige Frau und hätte Fausta's Vertrauen mit dem besten Rathe belohnt: allein das böse Element war in ihr thätig uud übertäubte mit seiner verlockenden Stimme die ruhigen Mahnungen der Vernunft ; Fausta konnte es nicht lassen, sie muftte deu jungen Herrn aufsuchen. — Inzwischen traf Negine die nöthigen Vorbereitungen zu dem Tage, an welchem fic ihre eheliche Verbindung mit Klaus ! bcgeheu sollte, und mit freudiger Erwartung sah sie diesem bedeutungsvollen Äugenblicke entgegen. Es war an einem Sonntags - Nachmittage, als Regine ihren Bräutigam erwartete, der jedoch sich nicht sehen ließ, ob- , gleich bereits der Abend nahte. Endlich, als die Nacht schon ^ angebrochen war, stürmte er erhitzt und berauscht zur Thüre herein und erzählte der erstaunten Negine, er habe heute im Spiele Unglück gehabt nnd seine ganze Barschaft verloren, Regine möge ihm ihre Sildcrstücke leihcu, die fie, wie sie ihm unlängst erzäblt, auf dem Dachboden in ihrer Truhe vcrwehrt habe. i Starr vor Schrecken stand Ncgine eine Weile da, so ^ hatte sie Klans nock nicht gesehen; sein Gesicht trug den Ausdruck wilder Leidenschaften, seine Zunge lallte: dazu die Nach-" richt, daß er spiele und in Geldverlegenheit sei: — es überlief sie ein leichter Scheuer. Aber sie hatte plötzlich klar gesehen und sie erbebte bei den: Gedanken, ihren mühsam und ! redlich ersparten Nothpfennig einem Spieler zu opfern, an dessen ! Seite sie endlich auch zu Grunde gehen könnte. Sie war daher ! schnell entschlossen, und ohne erst eine Ausrede zu ersiuncn, ! schlug sie ihm sein Begehren rundweg ab; indem sie ihm noch , das Häßliche der Spielwuth anschaulich zu machen suchte. ! Die Augen des Kricgstnechteä rollten bei dieser Rede ! wild, er ballte krampfhaft die Fäuste und machte eine Acwe- ! gung, als wolle er die Dirne mit feinen eisernen Fäusten an- ! packen, doch bezwang er sich und sagte in einem möglichst ^ wilden Tone: „Du hast Recht, Regine, wir wollen lieber z sparen: ich gehe nach Hause, meine üble Stimmung zn ver- i schlafen und will das Spiel für immer meiden: ich verspreche j dir es heilig? doch bitte ich dich, zum Zeichen, daß du mir ! nicht mehr prollst, mich eine kleine Strecke zu begleite»:." Regine war dazu bereitwillig, denu ihr gefiel sein guter ! Vorsatz und sie folgte ihm. Es war eine finstere Nacht, und einzelne ! Windstöße erhoben sich, welche Negenwolcken zusammentrieben. Klans verlor kein Wort, cr schien in tiefe Gedanken versunken zu sein; aber auch Neginc hatte die Lust zum Reden j verloren, denn es schnürte ihr die Brust zusammen, wie, wenn ! eine böse Ahnung sie bedrängte. Endlich hörte sie das Rauschen > eines Wassers, es war die Mur, über welche hier eine hölzerne ! Brücke führte. ! Jetzt schien sie mit einem Male den Schlüssel zu ihrer ! räthselhaften Angst gcfnnden zu haben, indem sie sich der i letzten Ehristnacht erinnerte, als sie ihren Körper in den Wellen ! hatte schwimmen gesehen, und es drängte sich ihr die instinktmäßige Ueberzeugung auf, daß für sie hier Gefahr sei. Sie machte sich daher von ihres Führers Arm los, ihm erklärend, daß sie -nach Hanse müsse. Sie waren eben bei der Brücke angelangt. Klaus jedoch hatte sie rasch wieder beim Arme gefaßt ^ und zog sie eilends mit sich fort, ohne etwas zu erwiedern. ! Negine, deren Angst jetzt wuchs, wollte sich gewaltsam von ^ ihm losmachen-, allein Klaus gab es nicht mehr zn. „Ich gehe nicht über die Brücke!" schrie Regine in höchster Angst: „gut, > so gehst du unter die Brücke," hohnlachte der wilderregtc ! Mann und schleppte nun Reginen mehr, als daß er sie führte, ! dem Ufer zu. ! l Da nahm Regme alle ihre Kräfte zusammen, um sich los zu machen und rief in wilder Verzweiflung: „Hilf, gebenedeite Mutter, hilf!" und glücklich ris; fic sich los und begann, unbekümmert nm die dichte Finsterniß, eilends den Weg nach Haufe einzuschlagen. Rasch aber war Klaus hinter ihr, während Reginc alle ihre Kräfte anstrengte, um ihm zn entkommen. Jetzt ließen sich Menschentritte vernehmen nnd Regine'' schrie mit weithin hallender Stimme: „Hilfe, Hilfe, Gewalt, Mord!" und ihr Rufen wurde aus geringer Entfernung beantwortet, worauf die ihr Entgegenkommenden ihre Schritte beschleunigteil. Da stieß Klaus einen wilden Fluch aus und wandte sich wieder gegen den Flnß: denn Rcgine war durch das Zusammentreffen mit den fremden Menschen bereits vor seiner Gewaltthätigkeit gesichert. Am folgenden Morgen war Klans aus dem Orte ent-fchwuudeu: er war gestern in die Hände falfcher Spieler gerathen und hatte in der Trunkenheij feine ganze Habe verspielt und noch eine bedeutende Echnld bei dem Wirthe hinterlassen. Regine verfiel in eine schwere Krankheit, von der sie sich langsam erholte. — Fausta war nicht mehr zurückgekehrt, und anch in Ausses wußte man von ihr nichts: doch nach mehr als einem Jahre brachte ihr ehemaliger Dienstherr die schreckliche Nachricht mit, daß Fansta wegen Ermordung ihre^ neugcborncn unehelichen Kindes in's Gefängniß geführt worden nnd wahrscheinlich die Todesstrafe werde erleiden müssen. Dem war anch so: in Kurzem wurde sie in Aussee auf deu Richtplatz geführt, und derselbe Scharfrichter, der sie einst gewarnt, sollte ihr nuu ihr Recht anthun. Aber eben als sie nicdcrkniete, kam ein Bote mit der Nachricht der Begnadigung. Des Kindes Vater, ein hochgeborner Herr, sagte man, habe durch mächtige Vermittlung ihr, die in Verzweiflung über ihre Echande das Verbrechen begangen, die Begnadigung beim Landesherrn erbeten, um an der vou ihm Verführten scin Unrecht, fo viel noch möglich war, gut zu machen. Fausta aber, die fchon mehr im Jenseits, als auf dieser Erde gewesen, sank bei der Nachricht, daß sie wieder dem Leben geschenkt sei, todt zusammen. Die ungeheuere Gemüthserschütterung , hervorgebracht durch den grellen Wechsel von Todesangst und Freude, hatte ihrem Dasein ein Ende gemacht. Regine blieb lange Zeit in sich gekehrt und nahm an keiner Freude Theil, allmälig aber sammelte sie sich wieder und verrichtete ihre Arbeit emsig wie zuvor: aber sie gab keinem Manne mehr Gehör und blieb Jungfrau die ganze Zeit ihres Lebens. Marie aber wurde cin glückliches Weib und eine braue Mutter, denn sie hatte weder durch Hoffart, wie Negine, uoch durch Leichtsinn und Hinausstrcben über ihren Stand, wie Fausta, den Frieden ihres Herzens sich gestört und war arbeitsam, fromm und züchtig geblieben: wcßhalb auch die Verheißung der Christnacht an ihr in Erfüllung ging und cin stilles, häuslichst Glück ihr dauernd zu Theil wurde. F. Rd. Zur Geschichte von Neustadtl oder Nudolfswerth. Von P. Hitzingcr. Die einheimische Sage von Neustadtl oder Rudolf s-werth, im untern Theile der Provinz Kram, weiß noch gegenwärtig, wie zu Valvasor'Z Zeit, von der Größe dcr einst daselbst gestandeneu alten Stadt zu erzählen: sie setzt das eine Ende derselben gegen das Schloß Hopfenbach, und die Mitte gegen das Pfarrdorf Et. Michael. Schon die angegebene große Ausdehnung dcr einstigen Stadt läßt gegen das wirkliche Vorhandensein derselben gegründete Zweifel aufkommen; dazu ist auch der Name derselben völlig unbekannt. Wollte man ^ auch alle Etädtenamen von Strabo, Plinius, der römischen Reisebefchreibungen und selbst dem ungenannten Geografen von Ravcnna zusammenstellen, cZ Iaht sich keiner von diesen Namen auf die Stelle vom gegenwärtigen Neustadtl oder Rudolfswcrth hinziehen. Das?i'u6wrium I^^todiooruin in ^Vutoniu» Itiiiß-»,'Äi'imn und der Peutingcr'schcn Tafel läßt sich nicht tiefer als auf Treffen stellen, das Monetium bei Arrian und Strabo soll mit Acmona gleichbedeutend fein, und sonst sind alle bei PtolemäuZ oder in der Pentinger'schen Tafel, oder fclbst bei dem Ungenannten von Ravcnna angeführten Ortschaften entweder mehr südwärts, oder mehr ostwärts angezeigt. Mag übrigens die Sage von einer großen, im Alterthum an der Stelle des heutigen Neustadtl vorhandenen Stadt auch keine geschichtlichen Anhaltspuntte darbieten, so viel läßt sich doch uach der Beschaffenheit des Ortes, der erhabenen Lage anf ^ einer Halbinsel des Gurtflusscs, annehmen, das; in der Vorzeit daselbst ein Vinis, oder eher noch ein ^ü8te11um gestanden habe, mag man auch von einem alterthümlichen Funde gegenwärtig nichts auszuweisen haben; die alte Benennung Gratez, eigentlich ^lraäeo, kleine Veste, deutet hinlänglich darauf hin. Für das Mittclalter fehlen in Bezug auf Nnterkrain, mit der einzigen Ausnahme von Gurkfeld, alle Urkunden bis auf die Zeit der Stiftung des Klosters Sittich, d. i. bis zum Jahre 1135. Eben in Sitticher Urkunden und Jahrbüchern finden sich die ersten Angaben über die Gegend des heutigen Neustadtl. In der Stiftungsurkundc selbst ist das Dorf Weingarten, d. i. die bei dem Schlosse Weinhof und am Weingebirge Stadtberg gelegene Ortschaft, angeführt, welchen Ort der Patriarch Pcregrin der neuen Stiftung schenkte. Eine Anmerkung des Schreibers der Sitticher Jahrbücher will wissen, das; dieses Wcinhof schon früher eine kleine Pflanzstätte von Bencdictinermönchcn gewesen sei, und bereits im Jahre 1801 innerhalb des Bereiches der nachmaligen Stadt nickt weit vom Gurkflusse einen Thurm zu eigen gehabt habe. Line Angabc bei dem Jahre 1237 gibt zu verstehen, daß dieser Thurm zu Zeiten des Herzogs Friedrich II. von Oesterreich noch vorhanden gewesen, und mit dessen Bewilligung neu hergestellt worden sei. An dieser Stelle wird nun die Ortschaft, zu welcher der Thurm gehörte, zuerst Gratez, eigentlich slovenisch Ai-aäso, kleines Schloß oder kleine Veste, genannt. Weiterhin in den Jahren 1330, 1331 und 1332 kommen Schenkungen und Vcrtänfe der Herren Heinrich und Ulrich von Montparis, oder Montprcis, vor, welche Vesitzthümer im Orte Verschlavcn, d. i. Nerschlin, oder slovenisch ZßMiu, Zusammen 18 Huben und dazu zwei Huben neben dem Orte Markstatt (prop«? 0M(wm Mlli'k8tu.tt, auf dem Mark-stett) betreffen. Die Benennung Martstett dentet wohl anf einen bedeutenderen, einem Marlte gleichkommenden Ort hin, wie sich ein solcher an der Stelle des gegenwärtigen Neustadtl schon in früherer Zeit gebildet haben mochte. Der slovenische Name I6i'3k2 Fora, d. i. Marktbcrg, für das Weingebirge Etadt-berg nächst Neustadtl, woselbst viele Bürger dieser Stadt ihre Weingärten haben, weist an sich selbst auch darauf hin. Die Stiftung einer neuen Stadt lehnte sich überdieß in früherer Zeit gerne auf einen bereits vorhandenen Markt an, wie unter anderen Vormarkt der Stadt Nadmannsdorf, Altenmartt der Stadt Laas, Ncumarkt dcr Stadt Möttling voranging. Das Stift Sittich erhielt übrigens w den Jahren 131l/und 1358 von den Herren Griffo, Leopold und Hermann von Ncutcn-burg neuerdings Vefitzthümer in Acrschlaven oder Wcrschlin, im Ganzen an 39 Huben. Im Iabrc 1305» kam es auf der im Vorstehenden angedeuteten Grundlage, wozu noch Güter der landeefürstlichcn ' i Herrschaft Maihau gezogen wurden, zur Gründung einer neuen Stadt, welche nach ihrem Stifter, dem Erzherzoge Rudolf IV. von Oesterreich, Rudolfs werth genannt wurde. Dieser Fürst tauschte uämlich von dem Abte Peter zu Sittich den Ort oder das Dorf Gratez, dann 10 Huben in Lotschna, 9 Huben im unteren, eine Mühle im zweiten und 9 Huben im dritten Dorfe Verschlaven, oder Werscklin, ein.- er gab dafür dem Stifte 26 Huben im Dorfe St. Stefan, in der Pfarre Treffen, dann in Mayrhofcn, Windischdorf, Roscnbcrg, Vrüdersdorf und Prürlcn, endlich den Zehent in der Pfarre Haarlandt, oder St. Marcin, von 81 Huben, je zu 2 Garben, während die dritte Garbe dem dortigen Vlkär verblieb. Die oben angeführten Güter gaben den Grund zuv neuen Stadt, deren Stiftungsurkunde, wie sie im Auszüge bei Valvasor (im III. Theile, 11. Buch, S. 480) angeführt ist, vom Erzherzogs zu Wien am Montage uach dem Palmsonntage, nach Christi Geburt in dem dreizehuhundcrt und darnach in dem fünf und sechzigsten Jahre ausgestellt wurde. Die Stadt er-hielt darin besondere Rechte und Freiheiten, eigene Gemeindeverwaltung, Gerichtsbarkeit, auch das Halsgerickt in einem Umkreise von zwei bis drei Stunden (daher mag die Sage von der großen Ausdehnung der Stadt ihren Ursprung haben); ferner Recht zu Handel und Gewerben, eigene Gefalle, Mauth-freiheit, Fischerei, Holz- und Wciderecht in der Nicktung gegen Maihall und gegen Hopfenbach, Sitz und Stimme auf dem Landtage. Der Ort war der Ueberlieferung nach bereits vor der Stiftung der neuen Stadt mit einer Kircbe versehen; sie stand an der Stelle der nun zn einem Magazin und Spitale umgestalteten St. Antonitirche, ursprünglich St. Anton im Walde genannt. Der Grund zur gegenwärtigen Collegiat- oder Eapitcl-kirche sammt ihrer Krypta, oder unterirdischen Kapelle, mag gleich bei der Stiftung der Stadt oder bald darauf gelegt worden sein, da der Stifter seine neue Anlage nicht olme geistliche Hilfe lassen wollte. Doch stammt nur der Hauptchor mit der Krypta aus jener ersten Zeit her; das Schiff der Kirche mit den sechs Seitenkapcllen und dem Thurme gehört einer folgenden Periode, wahrscheinlich jener nack dem großen Brande vom Jahre 1580 an, indem es in neucrem Style ausgeführt, und in etwas uach links ausweichender Richtung an dcn Hauptchor angebaut ist. An dieser Kirche wurde vom Kaiser Friedrich IV. im Jahre 1493, am Montage nach St. Marcus ein Eollc-giatkapitel mit einem Probstc und mehreren Chorherren ! gestiftet: dadurch wurde dieselbe auch zu einer selbstständigcn ! Pfarrkirche erhoben, und von der Muttcrpfarre Hünigstein ausgeschieden. Die Bestätigung dieser Stiftung geschah im Iahro ! 1494 durck den Papst Alezander IV., und die Totirung des ! LhorherrcnMes wurde im Jahre 1509 durch den Kaiser ! Maximilian 1. festgesetzt. j ' Die nene Stadt kam mit der Zeit sehr in Aufnahme; ! die besondereu Vorrechte der dortigen Bürger zogen Auswärtige i mächtig aN, so daß unter anderen mehrere landcsfürstliche Vcr-! böte in den Jahren 1411, 1445 und 1461 erschienen, in ! denen die Aufnahme von Unterthanen des Stiftes Sittich untersagt wurde. Ucbrigcus hatte dieses Stift die Zoll- und Mauth-! freiheit daselbst, wie es seine Vorrathskammer in dem vorgc-! nannten, mit Bewilligung Erzherzog Friedrichs IV. im Jahre ^ 1437 neu aufgebauten Thnrme besaß. Im Jahre 1469 er-^ hielten die wegen Feiudcsgefahr aus ihrem Kloster bei Möttling z gcflüchteten Franciskancr mit Bewilligung des Kaisers Friedrich IV. l in Rudolfswcrth Aufnahme, wo ihnen die Kirche St. Lconhard ! eingeräumt und durch Spenden der Frau Elisabeth von Tfchcr-! nembl im Jahre 1472 ein Kloster erbaut wurde. Im Jahre ! 1658 wurden auch die Kapuziner eingeführt, und es wurde '! ihnen bis zum Jahre 1672 ein Kloster und eine Kirche, zum hl. Josef genannt, außerhalb dcr Stadt aufgefiihrc. TieStif-tung eines Spitals bestand schon vor dem Jahre 1490; dasselbe hatte eine eigene, dem h. Martin geweihte Kapelle und einen cigencn Priester. Zur Vertheidigung gegen den auswärtigen Feind war die Stadt allseitig mit Mauern und Thürmen umgeben; zu diesen kam auf dcr Nordseite ein Wall und Graben, während aus den andern Seiten der Gurkfluß größeren Schutz gewährte. Darum konnte sich dieselbe im Jahre 1435 der Belagerung des Grafen von Cilli und in den Jahren 1469, 1492 und 1347 der wüthenden Anfälle der Türken, wenn auch diese die ganze Umgebung grausam verwüsteten, muthig erwehren. Vis zur Erbauung dcr Festung Karlstadt im Jahre 1582 war Nudolfs-wertd eben wegen seiner festen Beschaffenheit dcr Stützpunkt für i die Vertheidigung der Grenze gegen die Türken, das Proviant-Haus , das Kricgszahlamt und das Zollamt für die Grenze hatte daselbst seine Stelle. Auch der Handel der Stadt war blühend, und es fand sich daselbst eine bedeutende Niederlage von Handelswaren. Allein mit dcr Erweiterung der Grenze gegen die Türken Zogen sich Handels- und Kriegssachen von Rudolfswerth weg, und der Wohlstand der Stadt fing an abzunehmen. Auch Feuersbrünsic vernichteten das Vermögen der Bewohner, besonders jene in den Jahren 1580 und 1664; und die Pestseuche verminderte die Zahl derselben in den Jahren 1578, 1590 und 1625. Um die Stadt wieder in Aufnahme zu bringen, wurden zur Zeit der Kaiferin Maria Theresia mehrere Anstalten getroffen. Im Jahre 1740 wurde unter Leitung der Franciskancr ein Gymnasium daselbst eröffnet, im folgenden Jahre ein Kreisamt für Unterkrain aufgestellt, später noch ein Mauth- und Gefällenamt errichtet und eine Militärtruppc in Eantonirung verlegt. Toch kam dcr Ort in letzterer Zeit immer mehr von scincm Wohlstände herab. Die neuen Zcituerhältnisse nahmen ihm manche Rechte und Gefalle, Gülten und Grundbesitz; Kirchen, Stiftungen und selbst das Spital gingen zu Grunde. Der Einfall dcr Franzosen im Jahre 1809 vernichtete durch Brand eine bedeutende Häuserzahl am Nordende, so daß die Stadt, welche im Jahre 1808 noch 270 Häuser zählte, gegenwärtig deren nur noch 233 besitzt: selbst das Eollegiat-Capitel wurde im Jahre 1810 wahrend der Fremdherrschaft unterdrückt. Erst die neueste Zeit gab der Stadt zuuächst die Chorherrcnstiftung im Jahre 1831 zurück: das Jahr 1850 brachte derselben statt des Krcisamtes ein Kreisgericht, und eines der folgenden Jahre die Erweiterung der fcchs lateinischen Schulen zu einem Obergymnasium. Nun kommt bald das Jahr 1865 und mit demselben nahet das 500jährige Jubiläum der Stiftung diefer Stadt. Es ist bemerkcnswcrth, daß die Feier dieses Jubiläums mit einem unliebsamen Streite um den Namen der vom Erzherzoge Rudolf IV., dem Stifter der neu errichteten Stadt eingeleitet werden will, in welchem Streite man eben weder Geschichte, noch verbriefte Rechte, noch Sprachgebrauch zur Richtschnur nimmt. Dcr Stifter der Stadt gab derselben im Jahre 1365 als Gedentzcichen den deutschen Namen Nudolfsw erth, und dieser Name erhielt sich in der Geschichte, in Urkunden und im Leben, sowohl in deutscher als in lateinischer Sprache bis zu dem Jahre 1783, wo cine Alles nivellirende Zeit den historischen Namen mit dem gar verkleinernden N e u st ädtl mittelst Verordnung vom 1. September vertauschte. In der slov enisch en Sprache dagegen fand gleich Anfangs die Benennung Mvoin^to, d. i. Neustadt, allgemeinen Gebrauch: dieselbe ging in einzelnen Fällen auch in lateinische Urkunoen, uamentlich kirchlichen Inhalts über, vder wurde deutsch mit Neustadt und lateinisch mit I^ova-c1viw3 übersetzt. So liest man in dcr Beschreibung der Kir- ! chenvisitation durch den Patriarchen Franciscus Barbarus vom Jahre 1594 den Namen X60!N68tNNMn (Miäuin: in der Beschreibung der Gegenreformation durch den Laibacher Bischof Thomas Chrön vom Jahre 1600 steht der Name Rova eiviw«; in Sittichcr Annalen vom Jahre 1686 liest Man die Bezeichnung ?!Ä6pN8itu8 äs MvaiN68w; in den Landtagsvcrhand-lnngcn vom Jahre 1612 steht dagegen die Benennung Neust adt. Erst nachdem letztere Benennung in verkleinernder Form als Neustädtl im Teutschen allgemein üblich geworden, folgte auck im Lateinischen eine ganz fremdartige Bildung mit ^60-ktHäimn; doch hielt das Gymnasium zu Neustadt! bis zum Jahre 1848 an der historischen Benennung ^uäoMi^vertH, daher (^innasiuin I^uäoIi)1^v6i't6N86 , ohne Unterbrechung und ohne Widerspruch von Anderwärts unverrüst fest. Wenn nun das Jahr 1848 manche alte Vesondcrrcchte wieder zum Leben kommen ließ, so war es an der Zeit, im Deuticheu den Namen Rudolfs werth wieder zur Geltung zu bringen, während im Elovenischcn der Name Mvo iNLäto sein altes Rccht behalten haben mochte. Wenn nun, eine fünfhundertjährigc Gedenkfeier des Bestandes dcr beschriebenen Stadt zu Stande kommen soll, so dürfte die-felbe viel bedeutsamer mit dem altvcrbricften Namen Rudolfs-werth, als mit dem herabwürdigenden Neustadt! abge-! halten werden; und selbst dcr Slovene würde kcin Vergehen an der angestammten Muttersprache thun, wenn er den Namen Kuäolt'ovo, statt Mvmnksto annehmen wollte: denn der Städte Neustadt, Neustädtl und Mvom68to gibt es in der Welt zur Verwechslung und Verwirrung übcrgeuug, während die Stadt Nudolfswerth oder Kuäoltovo einzig dastünde. Es ist selbstverständlich, daß hierzu bloße Erläuterungen in Zeitschriften nicht genügen, sondern Schritte nach anderer Seite erforderlich sind. Literatur. Dcr III. Band des vom Ocstcrr. Lloyd herausgegebenen „Illu- strirten Familien-Buches" hat mit dcm 12. Hcft scincn würdigen Abschluß gefunden. Das vorliegende Hcft hat cm zart ! empfundenes Gedicht: „Die Schwalbe von Vcrgner, auszuweisen, welches der lieblichen „Noixlmoll»" von Grassi nachgedichtet ist, dann cine Novelle: „Die Windsbraut" , von einem dcr ausgezeichnetsten Erzähler Deutschlands — Bernd v. Guscck. Mit vielem Inscrcsse lasen wir Dr. Bockcnheim's „Lucrczia Vorgia." Dcr Verfasser weicht von dcm üblichen historischen Standpunkte in dcr Geschichte dcr Lucrczia ! völlig ab uud bemüht sich, ims iu der Tochtcr des lasterhaften j Alexanders VI. ein Muster weiblicher Sittcnrcinhcit zu zeigen. Das ! toriü loische Bild: „Die Tarantel" vou Dr. T. Hoh wird das In- ! tercssc jcdcs denkenden Lesers erregen und wir köiiuen uur bedauern, ! daß Dr. Hoh es uicht wagt, über diese sonderbare Erschciuuug ein ! bestimmtes Endnrthcil abzugeben. In Fr. Gcrstäcker's „Musterung" l treffen wir wieder auf den nus lieb gewordenen feinen Beobachter ! nud Sittcumalcr, cr cutrollt ein Stück amerikanisches Leben vor ! uus, das die (5rklärnngsgründc für manches ncuerc Mißgeschick dcr I Freistaaten enthält. ^ Dcr seit Jahren beliebte „Illn strirte Kalender und ! Novellen-Almanach" von F. Mcuk-Dittmarsch ist für ! 1864 bereits erschienen. Seiner gediegenm litcrarischcn Beiträge wcgcn ' nimmt dcrsclbc auch dieses Jahr nucdcr dcn ersten Rang nuter allen ! Kalendern cin. Die berühmte Novcllistiu F. Mühlbach lieferte für i denselben ihre neueste geschichtliche Erzählung: „Kolbiclsky" , jenen ^ fanatischen polnischen Verschwörer, dcr nach der Schlacht bei Aspern ! Freiheit und Lcbm des großen Napoleon in seiner Hand hielt. Dicsc Novelle hält den Leser von Anfang bis zu Ende in höchster Spannung. Auch die beiden anderen Novellen von dcm rühmlichst bekannten H. ! Smith „Eine Komödie im Walde" und vou A. Schirmcr „5>min'l, ! !>ov" , eine Sccmanusgeschichte, sind sehr interessant. Die Illustra-^ tio'ncn siud rccht gut und das große Prämicu-Farbendrnckbild „Polen vor dcm Anszng in's Gefecht" , wclchcö jeder Käufer dieses ÄalcnderS gratis erhält, ist allein das Doppelte des Antnufprciscö dieses Kalenders (84 kr,) werth. Verantwortlicher Redacteur I. v. Kleillmayr. — Druck und Verlag vou Igll. v. Kleinmssyr s5 F. Vambcrg in Laibach.