Lmbachen Mtlmg. Nr. 134 Pränu»:?ratio,isprei»: ^m Lomptolr ganzj. ft. li, c'.' >j. N. 5.50. Für die^uft^Unng >»« Hau>! h^lbj.5u lr. Mitder Post ssnilzi.sl.i5, halbi.fl.7.6l>, Mittwoch, IN.Iuni Inserti «nSgebilhr bi« 10 feilen: lma< 60 lr., ün!.»"cr.,3»l.ifl.;!onftPr.Zci?«lm.ell.,»m.8lr.^ 3m.is>lr. u.s. w. Insel!io»«sten,pel jebcüm.»!) li. 1889. Amtlicher Theil. Vesth vom 30. Mi 1869 betreffend die der Reichsgcsetzgebnng vorbchaltenen Bestimmungen des Wasserrcchtes. (Schluß,) V. Abschnitt. Von den Wassergeuosscnschaftcn behufs Schutz- und Ncgulirungsbantcn, Ent- und Vewä s scrnngs an lagen. 8 20. Zur Ausführung von Wasserbauten, welche den Schutz von Ornndcigenthum oder dic Neguliruug! des Kaufes eineö Gewässers bezwecken, dann zu Eut-wäsfernngs- und Bewässerungsanlagen können entweder, durch freie Ucbcrcinknnft oder auf Grund von Mehr-! hcitsbcschlüfsen der Bethciligtcn dnrch Verfügung der zuständigen Verwaltungsbehörde Wasscrgcnosscnschaftcn gebildet werden. § 21. Wird im Verwaltungswege erkannt, daß der Bau oder die Anlage, welche von einer Mehrheit von Betheiligtcn beabsichtigt wird, von unzweifelhaftem Nutzen ist und daß sich die Anlage ohne Ansdchnnng auf die Grundstücke der Minderheit nicht zweckmäßig ausführen läßt, so kann die Minderheit gezwungen wcr^ den, der zur Ausführung und Benützung deS Werkes zu bildenden Genossenschaft bcizntretcn. Das Stimmvcrhältniß ist nicht nach Köpfen, sondern nach dein dcthciligtcn Gruudbcsitzthumc zu berechueu. Jedoch können die Eigenthümer von Grundstücken deren bisherige Bcnützungoweise für den Besitzer vor-lhcilhastcr ist als diejenige, welche durch die Anlage beabsichtigt wird, nicht zur Theilnahme, sondern nur zur Gestaltung eines Scruituts oder zur Grundabtrctnng im Sinne der ßtz 15 liis IK verhalten werden. § 22. Jede Wasscrgcnosscnschaft muß Statuten, eine VcrciuSlcitung und einen Vorstand haben, der sie nach außen vertritt. Die rechtliche Ezistcnz einer W°s-sergcnossenschaft für den öffentlichen und bürgerlichen Verkehr ist dnrch die Erlangung ihrer Anerkennung vou Seite der zuständigen Verwaltungsbehörde bedingt. Die Aucrkcnnnngsnrknudc, die Statuten, das Vcrzcichniß der Mitglieder und die Unterschrift der Personen, welche für den Vorstand zeichnen, muffen in einem besonderen Vormerkbuch«: (Wasserbuch) ersichtlich gemacht und jede diesfalls eintretende Acndcrnng darin angemerkt werden. Dieses Wasscrbuch ist behördlich zu führeu lind in dasselbe Jedermann Einsicht zn gestalten. tz 23. Wer ein in den genossenschaftlichen Verband einbezogcncs Grundstück erwirbt, wird Mitglied der Genossenschaft und ist zu den aus diesem Verhältnisse entspringenden Leistungen verpflichtet. Diese Verpflichtung ist eine'Grundlast, hat bis zum Vctragc dreijähriger i Rückstände den Vorrang vor anderen Rcallasten unmit-i tclbar nach den landcsfürstlichcn Steuern und öffentlichen , Abgaben und erlischt blos mit der ordnungsmäßigen ^Ansschcidnng des belasteten Grundstückes ans der Ge nossenschaft oder mit der Anflösuug der letzteren. § 24, Die Auflösuug einer Genoffcnschafl kann nach Erfüllung ihrer Verbindlichkeit gegen dritte Pcrfoncu durch absolute Stimmenmehrheit erfolgen. § 25. Im Ucbrigen bleibt die Negcluug der Wassergcnossenschaftcn der ^andcsgesetzgcbuug vorbc halten. Dies gilt insbesondere in Betreff der Bestimmungen, welche Majorität des betheiliglen Gruudbcsitzlhumcs zur Begründung eines Zwanges gegen die Minorität genüge nnd wie diese Majorität (z. B. nach der Größe der Gruudflächc oder nach deren Werthe) zn berechnen sei; ferner in Betreff der Bcitragspflicht der Genossenschaftsmitglieder nnd der Zwangsmittel zur Einbringung schuldiger Beiträge; dann in Betreff der Bedingungen, unter welchen Wasscrgenosscnschaftcn verhalten werden können, Grundstücke, die zu ihrem Verbände nicht gc^ hören, nachträglich in denselben aufzunehmen oder solche die znm Verbände gehören, aus demselben zn entlassen, endlich in Betreff der Einrichtung und Führung des Wasscrbnches. VI. Abschnitt. Pon der Bei tragspflicht der Privatbesitzer ;u den Wasserbauten auf Staats' oder Landeskosten. § 26. Werden Baulcu zum Zwecke der Venützuug Leitung oder Abwehr der Gewässer aus Reichs- oder ^audesmitteln unternommen uud gereichen dieselben zugleich den Besitzern der angrenzenden Liegenschaften oder der benachbarten Wasscraiüagcn durch Zuwendung eines Vortheiles oder dnrch Amvendnng eines Nachtheiles in erheblichem Grade ;nm Nntzen, so können die erwähnten Besitzer, auch wenn die Grundsätze der Enteignung nach i? .'i^5> a. b. G. Ä. kcinc Anwendung finden, im Verwaltungswege verhalten wcrdcn, einen angcmcsfc-nen Beitrag zu den Bantostcn zu leisten. Ob der Bau den gedachten Personen in erheblichem Grade zum Nntzen gereiche oder erheblichen Nachtheil abwende, dann welches die Ziffer des angemessenen Beitrages sei, ist im Verwaltungswege zu cruntteln nnd anszusftrcchcn und, wenn die Bcthciligtcn sich dabei nicht beruhigen, vom Richter zu bestimmen. VII. Abschnitt. V o n d c r C o m p c t c u z dcr Landtagc zur E r-lassnng der Ans f ührung sb cstim m unge n diefes Gesetzes. i> 27. Die Erlassung weiterer gesetzlicher Bestimmungen über die Benützung, Leitung und Abwehr der Gewässer, mit Ausschluß von Vorschriften über den Betrieb der Schiffahrt, fällt in das Gebiet der ^andcsgc etzgcbung, durch welche insbesondere auch die Zuständigkeit, der Wirkungskreis, das Verfahren und die Straf' gewalt der iu Wasscrangelegenheiten einschreitenden Behörden und Organe geregelt wird. VII,. Abschnitt. Von dem Eintrittc der Wirksamkeit und von dem Vollzüge dieses Gesetzes. s 28. Die Bestimmungen der §§ 15 und 16 und die Bestimmungen des V. Abschnittes über die zwangsweise Gründuug von Wassergcnossenschaften treten in jedem einzelnen Königreiche nnd ^andc erst mit dem Zeitpunkte iu Wirksamkeit, mit welchem die der Bandes-gesctzgcbung zu deren Ausführung uorbchaltcnen Anordnungen erlassen sein werden. H 2!). Mit dem Vollzüge des gegenwärtigen Gesetzes sind die Minister für Ackcrban, Justiz, Inneres nnd Handel bcanfiragt. Schönbruun, 30. Mai. 1869. Franz Joseph in. p. Taaffe m.;». Potocki m. p. Herbst m. l>, Plencr m. i). Giökra m. p. Nichtamtlicher Theil. Das Mental in Prag. Wie die „Präger Ztg." meldet, ist cs den rast» losen Bestrebnngcn der Sichel heitSbehörden bereits ye» lnngcn, den Urhcbeln jenes verlnechcrischen Bnbcnstrei« ches vom N, d. M. auf die Spur zu kommen. Die k, k. Polizeidnettion war iu Kenntniß gelangt, daß sich der als Urhcder des Mentales bezeichnete 22jäbrige Vince»; K., Bibliothekar des Arbeitervereins „Onl", dcr Sohn eines Präger Hausbesitzers, in einer geheimen Wohnung aufIMc. Am 12. d. M, Mittags er-schien vor der ebenerdigen Wohnung eine gemischte Commission des t. k. Landes- alö Strafgerichtes und der Polizei - Direction , um seine Verhaftung vorzu» nchmcu. Dic Commission fauo die Thür verschlossen und man mnßte durch das Fenster eindringen. K. wollte, als er sich entdeckt sah, durch ein anderes Fcu< skr entweichen, wnrdc jedoch von einem Polizeilieamtcn augenblicklich festgenommen. Ii, der Wohnung fand man eine vollkommen eingerichtete Druckerei, gedruckte Placate hochvcrrätherischen Inhaltes, wie solche in der letzten Zeit in den Straßen Prags zerstreut vorgefunden worden sind, darunter allciu 109 Exemplare des mittelst Erkenntnisses des k. k. Landes- als Preisgerichtes wegen dcS Verbrechens der Ruhestörung verpönten Liedes „Bölohorskä", weiter die Anfänge einer Zeitschrift, die unter dem Namcu „Vranik" in Prag e« scheinen sollie nud als deren Auögaböort „Berlin" fingirt war, eine .jl'iM'llM. Im Schrecken dcr Lawinen. Wer in den letzten Jahren das Octzthal nnd Vent, sei es anch nur vorübergehend, bcfncht hat. der hat sicherlich von Eyprian Granbichler, genannt „Eypcr," gehört, dcm bei Fremden und Einheimischen gleich beliebten Octz-thaler Berg- und Oletschcrführcr, dem Manne mit dem scharfen Angc uud sicheren Tritt, mit dem bescheidenen, schweigsamen Wesen. Freilich mag der, welcher ihn noch nlcht kannte, keine Ahnung von den Eigenschaften des Mannes gehabt haben, welcher in der schlichten Tracht des Octz-thalcrs, das Käppchcn anf dem Kopfe, auf der Ofenbank des Venter Widnm saß; ging aber feine Abficht dahu,. '" dic erhabene Oebirgswcl't des Octzthales cinzudriugeu, wollte cr etwa diesen oder jenen cisuinlagcrtcn Gipfel b^wingcn, oder einen der vergletscherten Pässe im Westen nnd Norden von Vent überschreiten, so wird ihm der Unscheinbare Mann als der geeignetste Führer bezeichnet ^rdcu sein und ihm bald Ächtung abgcnöthigt haben, durch feine rnhigc Kühnheit, seine genanc Orlskennt-'uß, seine nicht aufdringliche, aber stctS wachsame Vorsicht. Dieser Mann ist nicht mehr. Vielleicht erinnert sich der ^eser einer Notiz, welche im November des ^rigcn Jahres durch die Zeitungen lief und besagte, daß ciu bewährter Bergführer, Granbichlcr, gelegentlich einer Winterniandcrung über den Hochjoch - Fcru'cr den ! furchtbaren Anstrengungen erlegen sei. Jene Notiz enthielt eine traurige Wahrheit, unser „Eypcr" starb in seinem Berufe bei einer Glctschcrwandcrung, die mit riesigen Strapazen verbunden war. Das Nähere über das Ende des vortrefflichen Mannes cifahrcn wir aus der uns soeben zugegangenen Broschüre: „AuS dem Leben eines Glctscherführcrs." Blätter der Erinncrnng an Eyprian Granbichlcr, genannt „Eyper." Berg-' und Glctschcrsührcr zu Beut im Octzlhal (Mimchcu, I. Lin-daner'sche Bnchhandlnng), welche die Münchner Mitglieder des österreichischen Alpcnvcrcins zu dem Zwecke veröffentlicht haben, Eypcr nns dem Ertrage eine Gedenktafel z>.: errichten. Der Enrat Franz Senn in Vent war vom Men October bis 5. November l«08 in Mcran nnd hatte Eypcr bei sich. Beide wollten sich von den Strapazen des Sommers crholcu. Freitag am 0. November brach man wieder von Mcran auf und wollte am nächsten Tage von „Unserer lieben Frau" im Thalc Schnals' aus dcu Ucbergaug über deu Hochjoch ^ Ferner bewerkstelligen. Das vorausgegangene schöne Wetter ließ in den beidcu Männern kcinc Bcsorgniß aufkommen; znm Nebcr-flliß versicherte ciu soeben über das Hochloch gekommener Vcnler. daß sehr gnt zu gehen nnd jenseits des Ferners Alles schneefrei sci. Die Wanderer fanden cs deshalb auch gar nicht auffällig, alö sie am Souuadcud Vormittag nach zweistündigem Marsche in Kurzras, den letzten Höfen des Schnalscr ThaleS, anf einen zwei Zoll tiefen Schnee bei vorherrschendem Westwinde trafen, indem sie der Meinung waren, daß dieser nicht über die Gcbirgsscheidc hiuausrcichcu werde. So schritten sie, um halb 12 Uhr von Kurzras aufbrechend, getrost dem Hochjochc zu. Um halb 2 Uhr Nachmittags erreichten sic die Paßhöhc am südwestlichen Ende des Hochjoch' Ferners, ohne anf besondere Schwierigkeiten zu stoßen; blos nahm der Schnee gegen die Höhe hin allmälig an Tiefe zu, so das; dicsc zuletzt ciuen halben Fnß betragen mochte. Doch weder dies, noch der Umstand, daß cS leicht schucitc nnd der Wind kleine Schneewehen zusammen« trieb, vermochte den Männern, die sich auf ihre OrtS-kcuutuiß verließen, Furcht eiuzuflößcn; sie trösteten sich vielmehr mit dem Gedanken, noch bei Tage weit über den Ferner hinanszukommcu und dann auf dem gutge-bahntcn Wege bequem gehen zu können. Nach cinvicrtclstündigcm Aufenthalt bei dem söge« nannten Vödclc, einem gewöhnlichen Ruheplätze der Touristen, wo die Waudcrcr dem mitgenommenen Speck, Fleisch, Brot und Wein mäßig zusprachen, betraten sie nm 1^ Uhr den Ferner, nm ihn in seiner Länge von zwei Slnndcn zu überschreiten. Schon beim ersten Schritte auf dcusclbcu brachen sie bis über das Knie in den Schnee ein, und in gleicher Weise bei jedem folgenden Schritte. In anderthalb Stunden legte mau noch nicht ein Drittel des Ferners znrück. Eypcr ricth zur Umkehr. Man halte geglaubt, der alte, auf dem Ferner früher gefallene Schnee werde tragen, fand jedoch, daß er von dem neuen ganz erweicht worden war. Der Curat. 1006 Menge compromitlircnderCorrespondcnzcnmit dcm Aus-und Inlaude, fertige Stampiglien, viclc Bücher ui'd sonstige Schrislei, und Drucksn ilcn. Ebenso kam man einer Gußwnlstätte zum Lettern- und Ku^clgießcn auf die Spur und fand zwei Pfund Pulver vor. Die Verhaftung des K. halte zugleich jene zweier bei dem Attentate vor dem Polizcidircclionsgcbäudc betheiligten Leute, eines Tapezierergehilfen und eines Setzers, zur Folge. Nach einem allerdings nicht verbürgten Gerüchte soll dicscr Tage anch beabsichtigt worden sein, das Franzens Monument am Quai in die Luft zu sprengen. Die eingeleitete Untersuchung wird mit aller Energie fortgesetzt. - Das gelegte Hohlgcschoß war eine sechs-pfundige, scharf adjusiirtc Shrapncllgranatc. Die Füllung bestand aus keilförmigen Eisenbestandtheilcn und gehacktem Blei. Ein solcher Bestandtheil flog in die gegenüber befindliche Restamatiou bis ins Billardzimmer. Die l'umc des Erplosionsgeschosscs war mit einem drei Klafter langen geschwefelten Faden verbunden, der wahrschcin lich von dein ruchlosen Thäter in der Fcrdinandsslraßc angezündet worden war. Die Detonation war so stark, daß dieselbe bis ans der oberen Neustadt vernommen wurde. Oesterreich. Pest, 14. Juni. (In der heutigen Siz-zung der Deputirtentafcl) hat der Ministerpräsident die neulichc Interpellation des Abg. Milctics wegen der angeblichen Kricgsrüstnngcn in der Mili-tärgrenzc und wegen der „Eroberungsabsichten auf Bosnien" beantwortet. Von Nnstnna.cn lönnc keine Rede sein ; Oesterreich nnd Uugarn wünschen dem Oriente gegenüber die Aufrcchthültnng des Friedens nnd die Politik dcr Nichliutcrvention, die jedoch dann ihlc Grenze finden müsse, wenn andere Mächte intcrvcnircn. ztemberg, 1)>. Juni. (Eine VoltSucrsam m-lung) unter dcr Präsidentschaft dcs Abgeordneten Grafen BorkowSki beschloß heute eine Resolution, worin gesagt wird, die Nichtbcschickung dcS NeichSratheS sei für Galizicn politisch eine absolute Nothwendigkeit. HMSnemsikeiten. — (Militärisches.) Die Erhöhung der Hagen ftlr alle Ossicicre vom Obersten abwärts, sowie für die äquiparircudeu Elasseu der militärischen Beamten in dem von nns mitgetheilten Ausmaße ist , in das Kriegsbudget für 1870 bereits eingestellt und wird daher nüt diesem unwiderruflich ;ur Burlage in den Anfangs Juli zusammentretenden Delegationen gelangen. — Im Kricgs-ministerium ist man gegenwärtig mit Feststellung einer stabilen Orär», ä« dawiUti beschäftigt, mit welcher dic Garnisonirung der Regimenter in ihren Ergänzuugsbezirks-Stationcn in möglichst ausgedehnter Weise zur Geltung kommen soll. — In das Ertra-Ordinarium des Kricgs-Budgels fiir 1870 ist ein Betrag von beiläufig 500.000 Gulden für Anschaffung von 100 Mitrailleuse,! nach dem System Montiguy eingestellt worden. — Das Project, für die Donau zwei eiserne Monitors mit einem Geschütz zu bauen, ist im Principe bereits angenommen. — (Dreifacher Meuchelmord.) Am 10. d. begann vor dem Kreisgerichtc zu Korneu burg die Schlußvcrhandlung gegen den 25jährigen, des dreifachen Meuchelmordes angeklagten Mühlenbesitzer Johann Soltcrer aus Ziersdorf. Die Anklage erzählt Folgendes: Am 10ten März 186« fand man den Kleinhäuslcr Joseph Vogclsiu-ger ans Gettsdorf ans der Straße von Ziersdorf nach Gctts-dorf durch einen Schnß im Nacken getödtet. Der Verdacht lenkte sich auf Solterer, für welchen der Ermordete einen Auftrag in Wien ausführen sollte. Die Untersuchung lenkte die Aufmerksamkeit der Gerichte auf drei frühere, innerhalb 2'/.. Jahren vorgekommene plötzliche Todesfälle. Es wurden die deichen der Dieustmagd Marie Hofbauer (am 4. December 1866 verstorben) und des Bruders des Angeklagten Ferdinand Soltcrer (am 5. Februar 1867 verschieden) ausgegrabcn. Die Untersuchung ergab Arscuitvergiftuug. Der ermordete Vogelsiuger hatte dem Angeklagten die Mittel verschafft, um die Dienstmagd und die Folgen seines Umganges mit ihr uuschädlich zu machen, da Soltercr zu heiraten gedachte. Vogelsinger hatte ebenso das Gift zur Beseitigung des Vrnders Soltcrcrs besorgt, dessen Ermordung eine gewinnsüchtige Absicht (Erbschlcicherei) zu Grunde lag. Der Angeklagte hatte dem Vogclsiuger hohe Summen (1400 fl.) geliehen, um diesen schweigen zu machen. Allem es entstanden Geldstreitigleiten zwischen beiden, und da die Aeußerungen Vogelsingcrs den Mörder gefährdeten, so erschoß er ihn. Die Umstände, so wie Zeugenaussagen sprechen entschieden gegen Soltcrcr, so daß seine Vcrurtheiluug wohl zweifellos ist. — (Polizeiliches aus Prag.) Die „Bohemia" vom Sonntag meldet: Gestern riß ein junger Manu mehrere der Placate, in welchen die Vclohnnng von 1000 Gnldcn für deu Zustandebringcr des Attentatcs angekündigt wurde, von den Hänsern ab. Er wurde aber bemerkt, von einem Eommunalwachmann angchallen und der f. k. Po-lizei'Behördc übergeben. — Zwei sehr starte Schüsse wur-deu iu der Nacht auf gestern gehört. Der erste Schuß wnrde um ^1 Uhr nach Mitternacht iu der Richtung ge-gm Smichow, der zweite mn "/,1 Uhr in der Richtung gegen Vubcutsch gehört. Die Erhebungen wurden sofort eingeleitet. — (Zur Arbeiterbewegung iu Brunn.) Aus Brunn wird unterm 12. d. gemeldet: Sowohl gestern als heute ist in den hiesigen Echafwollwaarcn-Fabritcn leine weitere Arbeitseinstellung vorgekommen und ncncrdiugs iu mehreren derselben die Arbeit wieder aufgenommen worden; ill zweien haben die Arbeiter die Fortsetzung der Arbeit für Montag zugesichert. Wie man hört, sollen die materiell viel besser gestellten Schlosser einer hiesigen Maschinenfabrik einen höhereu Lohn verlangt lind da dicfer ganz unberechtigten Forderung uicht uachgetommcn wurde, die Arbeit eingestellt haben. — Gestern wnrde die Thätigkeit des Vrünner Ar-beiter-Bilduugs- uud Uuterstützungs-Vcreines amtlich eingestellt und das Vocal geschlossen nnd versiegelt. Die Arbeiterbewegung hat sich übrigens thcilweisc auch auf dem Vaudc verbreitet; wir erhalten darauf bezügliche Nachrichten ans Wischau und Butschowitz; in letzterem Orte wurden an culer Fadrit die Fenster eingeschlagen; die Arbeiter forderten Lohnerhöhung; eine Einigung zwischen ihnen und ihren Dicnstgebern wurde erzielt, uud so wurdcu die Arbeiten wieder aufgcuommcu. Im Lause der gestrigen Nachmittags-stuudeu fand beim Statthalter ciue Berathung iu Sacheu der Arbeiterbewegung statt, zu welcher der Bürgermeister Dr. v. Ott, Vertreter der Handelskammer, uud eine bc-deuteude Anzahl von Fabrikanten eingeladen waren. Dem Vernehmen nach kam dabei auch eine Proklamation au die Arbeiter zrn Sprache, welche diese auffordert, in ihrem Beginnen auszuharren, da ihnen bald die Hilfe der Brüder vom Lande zn Theil werden würde. Der Anfruf soll von dem Vorstande des Arbeitcrbildungsvereiueö uuterzeich-uct gewesen sei», und dic Nameu sämmtlicher Vorstauds-Mitglieder enthalten haben; die meisteu derselben hätten aber erklärt, daß mit ihren Unterschriften Mißbrauch getrieben worden sei, und daß sie von dem bewußten Aufruf gar leine Keuutniß hätten. — (Kessel-Explosion auf der Westbahn.) Einc Katastrophe, die zu den gcfürchtctsten bei Dampf Maschinen gehört, hat am 11. d. auf der Westbahu stattgefunden. Vci dcr Maschine des Zuges Nr. 11, der um halb 11 Uhr Vormittags von Wien abgeht, ist nämlich in der Strecke Penzing-Hülteldorf, in der'Nähe des Wächterhauses Nr. 4 dcr Kessel ez-plodirt. Der Zugführer nahn: zuerst ein Knistcru wahr, desseu Ursache er im Blasen des Speistopfes suchte; er befahl demnach dem Heizer, nachzu-fcncrn, als im selben Momente ein douucrähnlicheö Krachen erfolgte, das fclbst im Wiener Bahuhofc zum Schrecken des Personals gehört wurde. Der Führer, welcher leicht an der Stiruc verletzt, sowie dcr Heizer, der au den Extremitäten abgebrüht wurde, sind die einzig Beschädigten beim Zuge. Selbstverständlich entgleisten Maschine und Tender, sowie der Gepäcks- und Beiwagen, die zertrümmert wurden uud sich aufcinauoer aufthürmtcu. Die Ursache der Explosion ist vorläufig amtlich noch uicht coustatirt, jedoch ist es ermittelt, daß die Dampfspannung eine normale war. Auf dem Uuglücksplatze erschieueu gleich nach erfolgter Katastrophe die kaiserlichen Räthe v. Kcißlcr und Michel, unter deren Anordnung dcr Thatbestand aufgenommen und dic Bahn fahrbar gemacht wurde. — (Auslieferung vou Ehegcrichtsactcn.) Der „B. f. T. u. V." meldet: Dem Veruchmcn nach hat der Oberste Gerichtshof iu Folge dcr Bcrufuug des k. k. Kreis-gcrichtes iu Fcldkirch eutschiedeu, daß dcr Herr Fürstbischof vou Brixcu die Ehcgerichtsactcu, welchc iu cincm früheren Falle vom geuanntcu Krcisgcrichte abvcrlaugt wurdcu, auszufolgen habe. — (Die Trieft er T'erritorialmi liz auf^ gelöst.) Die „Wehrzcituug" meldet: „Anläßlich der aus Trieft ciugclaufcneu Nachrichteu über die im dortigen Stadtralhe und dorligcu Ausschüsse statt gcfuudcuen Debatten dczüglich des Territorial-Miliz-Bataillous theilen wir mit, daß die Auflösuug dieses Corps demnächst erfolgen wird." — (Zum Untergang des Radctzty.) Aus Trani vom 12. wird dcr „Pcrscv." gemeldet, daß der Padrone mariltimo Pasqualc Vcutura, Führer des Pielcgo „Leale," welcher dcu unglücklichen Schiffbrüchigen der Fregatte „Ra-detzly" iu den Gewässern vou Lissa uicht zu Hilfe kam, obschon ihm dies möglich war, von dem dortigen Civilgerichte zu sechsmonatlicher Suspcudirung vou seiuer Stelle und 500 L. Geldbuße, der Schisfsschrcibcr aber zu 200 L. Geldstrafe verurthcilt wurde. — (Verloruc Chiguouö.) Die „France" fchreibt gauz crusthaft: „Mau versichert uus, daß die Ehiguons, welchc au dcu letzteu Abcudeu alls dem Faubourg Montmartre gefunden worden sind, auf dcr Polizei - Präfectur täglich zwischen 2 uud 4 Uhr, Gaug li Nr. 2, abgeholt wcrdcu können." — (V xvll)s l o n en.) Londoner Blätter vom 11. d> melden: Die Dcinipflcsscl^'plosioil in Äingley, welche bis zur Stunde 14 Menschenleben gekostet hat, wird hcntc dnrch eiu Telegramm aus Glamorganshire in dcu Hiutergru»,o' gedrängt, demzufolge in der Zeche Fcrndalc nahe bei Mn-thyr Tydril eine Explosion 76 Personen getödlet und eine Anzahl Anderer erheblich beschädigt hat. Einzelheilen über dic Ursache des Unglücks liegen uoch uicht vor, und aus dem dürftigen Telegramm, welches die schreckliche Botschaft überbrachte, ist vorerst nur ersichtlich, daß im Ganzen 500—600 Vcrglentc in der Zeche beschäftigt waren, von denen 120 in dem District Duffriu arbeiteten. In dem letzteren erfolgte die Explosion. — (Schiffbruch erleiden — eiu Vergnügen.) Einc Erfindung, die, falls sie sich bewähren sollte, von unschätzbarem Nntzcu sein würde, ist ueuerdings in England vou Amerika importirt worden und wird dcm-uachst auch ihre Reise uach dem curopäischcu Eoutiueutc autretcu. Es haudclt sich um uichts Gcriugcrcs, als um einen Apparat zur Rettung Schiffbrüchiger. Die Thcmfe-Ufcr oberhalb dcr Stadt warcu dic letzten Tage über vo» dichten Zuschanermassen bedeckt, während ein Amerikaner mit seiner Frau, dic vou dcn« Erfiudcr, Capitän Stoner, be- wcmdtc ein, daß man bereits von Unserer Fran ans die Hülste des Weges zurückgelegt habe nnd bald ans weniger Schnee stoßen werde: zndem sei es seine Pflicht, heute in Vent einzutreffen. Ohne Antwort zu geben schritt Cyper wieder voran. Schon etwas müde, erreichte man den sogenannten Latschbüchel in der Dämmerung. Der Sturmwind war heftiger, daS Schneien dichter geworden. „O", sagte derKnrat, wären wir umgekehrt! Aber jetzt ist es zn spät, also vorwärts!" Vorwärts ging cs allerdings, aber wie! Dcr Sturm heulte, dcr Schncc ficl in Mafscn, der Nebel zog seine Schleier bis zum Boden hcrab. Vorwärts! Die Nacht brach herein, eine dunkle Nacht voll Schauer und Entsetzen . . voiwärts! immcr vorwärts! Ungefähr um zehn Uhr Nachts hatten die Wanderer unter erschöpfenden Mühseligkeiten die sogenannte steinerne Stiege erreicht- Dort hofften sie ruhigeres Wetter und weniger Schnee zu finden; doch welche Enltänschunsj! Anstalt dcö bisherigen Westwindes, den sie im Rücken gehabt, schnaubte ihncu cm heftiger Nordwind entgegen . . . große Schneeflocken erhöhten die Tiefe des Schnees, und kein Stern schimmerte, ihucn den Weg zu zeigen. Es galt jetzt, das Erzdodelc zu erreichen. Mit Händen und Füßen kletterte man abwärts, man rutschte über Fclsplalten; doch als endlich fester Bodcu kam, drohte cine ncnc fast noch größere Oefahr, Die nahegelegene Hintcrcis- und Noscnberg-SchäferlMe zu finden, hielt Cyper flir eine Unmöglich- tcit. Dcr Kurat zwcifcltc, daß cs möglich sein werde, am linken Ufer übcr dcn HuitcrciS - Ferner deu nmcn Sanmwcg ;u erreichen. Die Wanderer entschlossen sich deshalb, uon ihrer Stcllc, etwas oberhalb dcs Erzbö-dclc, dcn Hochjoch-Ferner an seinem steilsten Abfalle in das Noscnlhal quer zu überschreite». Ticfcr Schnee bedeckte das steile glatte Eis und machte es möglich, gcgcn ein unfreiwilliges, Verderben bringendes Abrutschen gut Stand zu hallen. Blos gcgcn das Ende hin bemerkten sic cine gegeu die rcchte Scitcnwand sehr steil abfallende, beinahe schneefreie Stelle dcö Ferners wo gen dcr furchtbaren ^uutcllicit zu spät, Eyprian trat darauf, fiel zn Boden und war im Augenblicke so weit abgefahren, duß ihn dcr Kmat nicht mchr erblicken konnte. „Wie geht cs?" rief Letzterer i» die Dunkelheit hinein. „Gut!" „V>st Du verletzt?" „Nein!" „Dann kann ich wohl anch hinuutcrrntschcu?" „Um GottcSwillcn nein; denn cs ist hicr eine große Bergkluft. Mich hat rs darüber hinausgeworfen. Gehen Sie höher hinanf!" Der Kurat that dies nnd kam, bci jedem Schrille sorgsam daS Terrain sondircnd, ein p^ar mal auch tniccnd mit dcn Händcn am Äoden sich lallend, nach einigen Umwegen glücklich zu Eypcr auf dic rechte Sei-tcn^Moräne, nuf die cs ihn geworfen hatte. Daö wind' freie Plätzchen in der Tiefe gestattete mit Hilfe eines Zündhölzchens auf die Uhr zn sehen : es war eine halbe stunde nach Mitternacht. Somit hatten die beiden Männer zur Uebcrschicitnng vcs FmicrS, die im Som-.ncr leicht in zwei Stunden bcwcrlstclligt werden kann, beinahe eilf Slnudcn gebraucht. Lauge hatten sie wenig Hoffuung gehabt, lebcud daS Ende des FcruerS zn er-teichen. Nachdem dies dennoch geschehen war, faßte der Kurat neuen Muth und sprach: „Jetzt werden wir doch noch hinauskommen." Eypcr antwortete nicht, sondern stöhnte: ,.O mein Gott!" „Fehlt Dir etwas?" „Ich bin sehr erschrocken . .. dcr Fall erfolgte so Plötzlich. ..." Dcr Kurat bemerkte, als er näher trat, daß der Führer am ganzen Körper zitterte wie Espenlaub, und lzicß ihn einige Schlucke auS dcr Weinflasche nehmen; sie brachten jedoch leine Aenderung hervor. Nach knrzcr Nust giug eö weiter. Die Hoffnung, hicr keinen oder wenig Schncc zn finden, crfnhr cine schmerzliche Enttänschung. Dcr Schnee lag so ticf, daß dic Männer bis übcr das Knie einbrachen, dcr SturM hcultc, die Flocken tankten, einc undurchdringliche FiN' stcrniß breitete sich vor dcm Angc aus. Es war unmöglich, dcu rechten Weg zu finden, und die Wanderer verirrten sich in dcr That. Als sie sich endlich orieu-litten, gewahrten sie, daß sie viel zu hoch ware". Mnthig ginc, cs abmiirtS, doch stcts wiederholte sich daS trügerische Spiel. (Schluß folgt) 1007 auftragt wurden, für den neuen Apparat in Europa Pro^ Paganda zu machen, sich im Wasser herumtummelten. Der ganze Apparat, aus einer Korkjackc, einem an Hals, Händen und Füßen dicht anschließenden Guttapercharockc und! ein paar Kautschnkgcwichten an den Füßen bestehend, lann^ binnen wenigen Minuten angelegt werden. So ansgerüstet, kann man im Falle eines Schifsbruches getrost ins Wasser springen; der Anzug hält Einen oben, während die Ge?! Wichte zur Sicherung der pcrpcudiculäreu Stellung dienen. Vervollständigt wird' der Apparat durch eiue Zinnkiste in Gestalt einer Boje, welche aus zwei Abtheilungen besteht; die obere für Biscuits, Licbigs Würste, eine Flasche Cognac, bengalisches Fcnerwerk, römische Lichter und einen Revolver (die letzteren drei Gegenstände znm Signalisircn), außerdem noch für ciuigc Cigarren (!) und eine Zeitung zur Vertreibung der Langeweile. Die mttcrc Abtheilung hält Wasservorrath für acht Tage und ist mit einen: wasserdicht vcr schlossenen Gnttapercharohr zum Trinken verschcn. Wie verlautet, hat die preußische Regierung ihre Absicht kundgegeben, den Apparat einzuführen, dessen Kosten sich auf je 4 Pfd. Et. belaufen. Der Erfinder hat bereits Auftrag zur Anfertigung von 5,0.000 dicfer Anzüge uud Kasten gegeben uud ist bereit, dieselben für 1 Pfd. St. per Reife anszuleihen. — (Lit erarisch es.) Soeben gelangen wir in den Besitz des fünften Heftes der „Allgemeinen Familien-Zeitung," und constatircn gerne, daß dasselbe einen neuen Beweis für die Großartigkeit und bcifpiellosc Wohlfeilheit diefcs Unternehmens liefert. Dem reichen Inhaltsverzeichnisse entnehmen wir hier nnr: „Der Schmuck des Inka," Erzählung von Karl Frenzel; „Fremdes Blnt," „Novelle Von Bernd v. Guseck; „Ein Geisterseher als Rcisegesell-schaftcr" von Aug. Becker; „Der letzte Berliner Salon" und „Eine Wanderung zu den Gräbern der Familie Hnm-boldt" von Max Ring; „Aus der uordamerikanifchen Wild-niß" und „Der Judas Ischarioth zu Ostern" von Fr. Gerstäcker; „Der unterschlagene Wechsel," Eriminalgcschichtc von Otfried Mylius. Außerdem finden wir darin verschiedene höchst interessante naturwissenschaftliche und cultur-historifchc Mittheilungen ans der bewährten Feder von W. Vaer und zwei sehr ansprechende Novcllettcu von Fr. Eg-yen und Neumann-Strela. Endlich erwähnen wir von den äußerst gelungenen Illustrationen die Porträts von ..John Bright," „Hector Berlioz" und „Don Iimn Prim," ferucr: „Kaiser Napoleon 111. und der kaiserliche Priuz uu Garten der Tuilcricn," „Die Claxton'schcn Kugclspritzcn," „Die neue Anfdämmuug des Themse-Ufers an der Land-seste der Waatcrloobrücke und die Tunnels der unterirdischen Asenbahn, der Wasser-, Gas- und Eloalen - Leitungen," „Der Eintritt der Gewässer des mittelländischen Meeres l '»i die Vitterseen des Suez-Kanals," sowie „Das Legen ! des Feldlclcgraphe,,." In Betracht des hier Gcboteucn können wir nicht umhin, die „Allgemeine Fcnnilicn-Zcilling" (Preis pro Monatsheft vou « Groß - Foliodugen -- l'.»^' Spalten nur 6 Sgr.) aufs Neue angelegentlichst zu empfehlen. ________________________ Mchrmß >cg „Narod." Dcr in Marburg erscheinende „Slov. Narod" hatte in Folge cims im hiesigen „Tagblatte" Nr. 23 vom Uten September 1868 unter dcr Aufschrift „Die fremde Ferse" erschienenen Leitartikels, in Nr. 73 vom 22ten September 186tt einen Artikel gebracht, welcher die Ein-lcitung einer Untersuchung vou Seite dcr Staatsbehörde zur Folge hatte. Das Urtheil der ersten Instanz lautete freisprechend, wogegen über den Necnrs der Staatsanwaltschaft das Oberlandcsgericht in Graz den Redacteur Anton Tomöic wegen Vcrnachlässignng ftfiichtlnäßigcr Obsorge nnd Aufmerksamkeit schuldig erkannt uud zu einer Geldstrafe von 5)0 fl. eventuell 10 Tagc Aricst, zum CautionSverlusle von <^0 si. und zum Ersatzc der Strafproccßkostcn vcrnrtheilt hat. Dieses Erkenntniß ist auch vom obersten Gerichtshöfe bestätigt worden. Die letzte Nummer des „Slov. Narod" enthält die richterli-cheu Erkenntnisse, nnd wir bringen nach dieser Qncllc die Cntfchcidnngsgründc, in denen anch des Leitartikels ^s „Tagblalt." der zn den weiteren Ausführungen des ..Narod" Vcränlasfnng gab, Erwähnnng geschieh. Sie lauten: Der in dcr zn Ätarburg nntcrm ^. ^cptcm-ber 1808 Nr 73 erschienenen Druckschnft „Slovcnski ^arod" abgedruckte, mit der Aufschrift ,/Q'Mn Mu" berschcnc Artikel enthält folgende, vou der t. l. Staats-^nvaltfchaft in Cilli incriminirtc Stellen: I. Die an-Ncblich dem Historiker Eonstnntin Porfirogcnct cntnom-U'cuc Bchanptung, daß die dcutfchcn Franken, als ste 'n das südliche Slavcnland gckommcn, s° nnbarmherzig ^wüthet haben, daß sie von den Mnttcrbrüsten die linder rissen sie tödlctcn und den Hunden vorwarfen. 2- Daß die Deutschen viel slavischen Boden an sich a,c-l'sscn. das Slaventhum bis anf den letzten Halm vcr-"ichtct haben 3 Daß die Deutsche» die slavischen Na- ^ 'ncn dcr Städte und Märkte zu Grunde gerichtet. Städte Nud Schlösser mit slavischen Händen gebaut, den Kalk 'lntt mit Wasser mit dem Blute nnd den Thränen dcr Aavcn vermischt haben. 4. Der Slovene sei durch die Deutschen derart moralisch zn Gruude gelichtet, daß er ^it ihucn aeaen seinen Mntterstamm gewüthet nnd chu i" bedrücken geholfen hat. 5. Die deutsche Enltur habe °e" Slaven alles genommen, waS sie cigcnthümllch gc-^bt haben, ihre mit dem Blute dcr Väter eroberte Hci-> '""' 'hn geschichtliche Ueberlieferung, ihre nationale Sympathie und beinahe auch ihre nationale Sprache, dafür feien sie von jeher noch obendrein bedrückt uud wie giftige Thiere behandelt worden. 6, Von deutschen Gutsherren seien die slavischen Bauern, die ersten Grundhcrrcn des Landes, geprügelt worden, wenn sie fünf Minuten zn spät znr Robot lamcu. ?. Dcntschc Armeen haben das Blut der slavischen Jugend für deutsche Kriege verschlungen, und wenn eS galt, die Türken von dcr Heimat abznwehren, mußten die Slaven dies allein vollbringen. 8. Dcntschc Pfaffen haben den Slovcucn das Ehristenlhnm verkündet, nicht nm ihre Seelen dem Teufel zn entreißen, fondcru um ihre Nationalität zu verschlingen, nnd die prachtvolle Univcr-salsprachc dcr Slaven, welche die größten flavifchcn Heiligen Eyrill und Methud anf den wunderschönen Thron dcr slavischen Literatur gestellt haben, sei durch deutsche Bischöfe unterdrückt worden. 9. Dcr fnrchtbarc „snror wuwuiou«" habe von jeher gegen die Slaven geraset, habe ihnen in den Kopf gepfropft, daß alles häßlich sei, was ursprünglich slavisch war, häßlich die slavischen Gebräuche, häßlich die slavische Sprache, ja sogar die Mut-tcr haben es ihren bindern eingelernt, daß es keine l)äß-lichcrc Sprache aus dcr Welt gebe, als die ihrige (sla vischc), und die slavischen Völker, in deutsches Joch eingespannt, haben gegen ihr eigenes Fleisch gewüthet. 10. Dcr 1'ni'm- tcmlxmiou^ habc das Slavcngcfühl und die slavische Ehrlichkeit unterdrückt, nnd ihnen dafür die Corruption, Bestechlichkeit, den Verrath und die Hab-sucht nach den zerrissenen Fetzen eingepflanzt, die deut' schcS Geld genannt werden. 11. Alles Gnte nnd Fette im Lande haben die Dcntschcn für sich zusammengerafft und die Slaven zur Armntl) hcrabgctncchtct :c., mit Steuern beladen bei Seite gesetzt, <^ä»wvi11) beschämt durch die Sklaverei (Knechtschaft, / wwtvoni) fich felbst vernichtend. 12. Die Klagelieder des sloucnischcn Dich' ters Prcschiren über die hochmüthige Herrschaft der Deut-fchcu im Slavcnlandc, welches für die Slovcnen kaum inchr ein Grab übrig hat, werden angestimmt, und werden die Deutschen vom Marke dcr Slovcneu fett gewordene Zecken, abgcrnndcte Blutegel nnd übcrcfsenc Gelfcn genannt, uud mit einem undankbaren Sohne verglichen, dcr seinem alten Vater, von dem er alles habe, mit Verachtung eine Schüssel magerer Suppeukost (llwöiüka) vor die Thüre stellt. In diesen Stellen, sowohl im einzelnen als im Zusammenhange mit dem ganzen Artikel, ist dcr größte Haß, die Erbitterung nnd die Verachtung des Vcrfaf-scrö gegen die Deutschen unverkennbar, nnd da der Verfasser den Weg dcr Kundgebung seiner den Deutschen gehässigen Gesinnungen durch das ausschließend odcr doch zum größten Thcilc nnr von Slovenen gclcscnc Blatt „Slovensti Narod" gewählt hat, so ist wohl mit Grnnd aii;unch»ie!!, daß cr seine OcsiiiuulMii acncu die Deutsche», welche cr iu allen ständen (Gutsherren, Burner, Militär uud Geistlichkeit) augrcift, auch den Lesern die scS Blattes einzuflößen nnd dicsc dahcr zu Feindseligkeiten gegen die Deutschen zn verleiten und so die Klnft zwischen beiden 'Nationen nnr noch zn erweitern sncht. Wenn der Verfasser sich auch auf historische Daten, dicsc mögen nnn richtig odcr unrichtig sein, beruft, so beschäftigt cr sich nicht allcin mit der Vergangenheit, sondern stellt dicsc in die Gegenwart, indem cr behauptet, daß die Slaven von den Dcntschcn bis znm henti-gcn Tage das zu leiden haven, was sie vor 1000 Jahren zu leiden hatten. Derlei offenbare Uebertreibungen nnd Unwahrheiten können bei minder gebildeten Lcscrn dcS Blattes nm so leichter Eingang finden, als bei sehr vielen daS Vertrauen anf die gesetzlich ausgesprochene volle Gleichberechtigung aller Nationen noch nicht feste 'Wurzeln gefaßt habcn dürfte, dahcr die vorgebrachten Thalsachen ganz geeignet erscheinen, in ihnen den Neid und Haß gegen die vermeintlich bevorzugten Deutschen hervorzurufen nnd zn Feindseligkeiten gegen letztere zn ucranlassen, was der Absicht des Verfassers keineswegs fcrnc geblieben fein kann. Wenn am Schluffc dieses Artikels nach Aufzählung dcr Grausamkeitcu dcr Deutschen und dcr Leiden dcr Slaven das darin Vorgebrachte als eine Entgegnung auf den im „Laibacher Tagblattc" vom 11. September 1868 Nr. 23 erschienenen Artikel mit dcr Aufschrift: ..Die Ferse des Fremden" darzustellen gesucht wird, so kann dcr Umstand, daß der incriminirte Artikel prouo-zirt wurde, den Thatbestand des Vcrgchcus gcgcn die öffentliche Ruhe und Ordnung tz 302 St. G. nicht aufheben, denn einerseits ist der Artikel Nr. 23 des „Laibachcr Tagvlattcs" objectiv gehalten und unterzieht eine Nnmmcr dcr „"Novice," worin die deutschen Ocstcr-rcichcr als Fremde dargestellt worden sein sollen, einer, die slavische Nationalität keineswegs uerlctzcnden Kritik, welche nur den Vorwurf dcr Uuterdrückuua. dcr Slaven von Scitc dcr Deutschen abzuwälzen n»d dagegen zn zeigen sucht, daß deutsche Cnltnr von Krain nicht abgesperrt werden könnc. andcrcrscitS aber überschreitet der incriminirtc Artikel des „Slovcnski Narod" die Grcn-zcn cincr bloßcu Polemik gegen die „Ferse dcS Fremden" im „Laibacher Tagblattc" bei weitem. Während, wie schon bemerkt, die „Ferse dcS Fremden" im „Tagblattc" bcidcu Nationalitäten gegenüber versöhnlich gehalten ist nüd allenfalls nur eine Entgegnung der „Nu-uicc" hervorzurufen geeignet crschicn, hat dcr sloucnische Artikel ,/QlMnvu puw" sich nicht auf cinc Widcrlcgnng des „TagblattcS" beschränkt, sondern die Deutschen im allgemeinen unter schmählichen Anwürfen der Grausamkeit nnd Habsucht angegriffen und fie als Unterdrücker der Slaven dargestellt; aber auch dcr letzte sogenannte polemische Theil des incriminirtcu Artikels ist aufreizender Natnl', da die Polemik nich! gegen das „Tagblatt"' ^ Min, sondern in, allgemeinen gegen die Deutschen, wic dcr Ncdactcm selbst zugibt, gerichtet ist, nnd in diesem., Thcilc die im Eingauac des Artikels gegen die Deut,,^ schcn acschlenderten Schmähungen wicdclholt werden. Der incmniüirlc Artikel enthält demnaä' allerdings den Thatbestand dcS Vergehenö ß 302 St. G. ,md es mußte daher in diesem Punkte dcr Berufung dcr k. t. Staatsanwaltschaft Statt gegeben und das erstrichter-lichc Urtheil abgeändert werden. Da jedoch dcr Nc-dactcur Antun TomSic den Vcifasser dieses Artikels au» zugeben verweigerte, und beide Angcklaalcu behaupten, dcusclbcn gar nicht gelesen zu haben, ein Beweis des Gegentheils uicht voiljauden, so mußten beide Angeklagten dieses Vergehens uicht schuldig erkannt und in diesem Pnnktc das eistrichtcrliche Urtheil bestätiget werden. Vci dein vorhandenen Thatbestände eines Vcr< I gcbcnS mußte abcr Auto» Tomöic als Redacteur wegen Vernachlässigung pfllchtmäßi^cr Obsorge, bei deren An° l wcndung dcr incrimiuirlc Artikel nicht anfaenommcn worden Wäre, nach Art. III. 1. 4. 5. des Gesetzes vom Illtcn October 18l>tt, Z. N^, vcrurthcilt und die Strafe bci ^dcm Maogll crschwcreüdci nud mildcrudcl- Umstände auf 5)0 ft. eventuell 10 Tage Arrest nctist EautiouSucrlust pcr 60 ft., ß 35>, nud dem Verbote der Weitc>'vetbrei« tnug, § 3tt Prcßgesetz, dann Kostcncrfatz erkannt werden. Locales. — (Steuer ab schrei bung.) Wieder ist den Steuercontribucnten nnscreS Landes eine nicht unbedeutende Erleichterung zugetommeu. Zufolge hohen Finauzmiuisterial-crlasseS vom 16. Mai l. I., Z. 'j570, wurde das Präsidium der l. k. Fmanzdircction ermächtigt, Eteuerbeträge in der Gesammlsumme von 31.088 fl. 68'^ kr. auf Grund der allerhöchsten Entschließung vom :i1. December 1864 nach dem von dein Finanzdirectionspräsidium einverständlich mit der Landesregierung in Abfall bringen zn lassen; der größte Theil dieser Snmme mit :i1.668 st. 44',^ kr. entfällt auf das Bcrwaltuugöjahr 1867. Für das Jahr 1868 werden die dieüMigcn Erhebungen in derfelbcn Weise, wic für das Jahr 1867 sogleich eingeleitet nnd mit aller Befchlcumgung durchgeführt werden. Iu diefer Abschreibung sind die durch ElemMarMdcn veranlaßten Nachlässe nicht begriffen, sowie auch außerdem gegen oic Nückständlcr mit möglichster Schonung vorgegangen wird. — (Eoncursaus schreibu n g.) Fürs hiesige Civilspital ist eine Secuudararztcustclle mit einem Adjutum jährlicher -'N5> fl. nnd Ncbenbczügen ausgeschrieben. Der Ein-reichungütcrmin dauert bis zuni 5. Inli. Die Gesuche sind au den lrainischen Landesausschuß zu richten. — (Erdbeben.) Vorgestern den 14. Juni Nachmittags um ^ auf 2 Uhr wurde in Laibach eilte schwache ErderMtternng wahrgeuommeu. Sie erfolgte von Nordwcst nach Südost und gab sich ohne fühlbaren Hauptstoß in einigen durch zwei Sekunden daucrudcu rütteludcn Schwingungen kund, die von einem unterirdischen Geränsche begleitet waren. — (Ein nachahmcnswerthes Be ispic l.) In der Ortschaft Predaßl im Krainburgcr Bezirke zeigt die Schuljugend cmen lobcnöwcrthen Eifer in dcr Vertilgung schädig chcr Iusccteu; so wird daselbst anf den Baumwcißling (I'oi^iu (^tÄ^'i) allgemein Jagd gemacht und in Mai-täscrjahrcn find viele Taufcudc von Maikäfern vernichtet worden. Die Anregung hiczn ging von dein dortigen Schul-lehrcr I. Sase aus, der zur Aneiferuug der Jugend kleine Geldprämien für die Einlicfernng einer bestimmten Anzahl der gedachten schädlichen Insecten ausgesetzt hat. Naubthiere in Kraiu. Schou seit längerer Zeit gehören Klagen über die hierznlands durch reißende Thiere an Viehhecrden angerichteten Schäden keineswegs zu den Seltenheiten. — Die Landesregierung fand sich daher veranlaßt, vorläufig im Wege dcr von diesem Ucbelstandc zunächst am meisten heimgesuchten Gemeinden dcr politischen Äezirkc Loitsch nnd Planina sene Fälle, in welchen Nutzthierc von Raubthicrcn beschädiget, dann jene, in welchen dicsc erlegt wurden, erheben zn lassen. Diese Erhebungen ergaben ein Resultat, welches für die genannten Bezirke als ein sehr betrübendes bezeichnet werden muß. So beziffert sich dcr in den Jahren 1867 und 1868 im politischen Vezirkc Adelöberg durch Naubthicre verursachte Schade auf 10 Ochsen, 565 Schafe, 17 Ziegen und 18 andere Hansthierc, wogegen die Anzahl der erlegten Naubthicrc nnr 10 Wölfe beträgt. Die Gemeinde Hrenowitz allein hat den ungeheueren Verlust von 10 Ochsen nnd 79 Schafen, die Gemeinde KoZana den von 179 Schafen und die Gemeinde Jablanic den von 97 Schafen und 10 Ziegen zn beklagen. Aber auch in den Gemeinden des politischen Bezirkes Loitsch ist dcr von reißenden Thieren verursachte Schade ein bcdeuteuder zu nennen. Derselbe bezifferte sich hier in den genannten Jahren auf 9 Ochsen, 1 Kuh, 147 Schafe und 28 Ziegen. Reißende Thiere (Wölfe) wurden in dem oben er-i wähnten Zeiträume hier nur l, Stück, und zwar auf den 1008 von dem Fürsten Windischgrätz im Bereiche der Ortsgemeinde Planina errichteten Hochständen geschossen. Angesichts dieses von Jahr zu Jahr stetig zunehmenden Uebclstcmdes dürfte die Erörterung und Lösung der Frage wohl zeitgemäß erscheinen, auf welche Weise der zunehmenden Vermehrung der Raubthiere in Krain am wirksamsten begegnet werden könnte. Die Ursache dieser Vesorgniß erregenden Vermehrung der Raubthiere dürfte hauptsächlich darin zu suchen sein, daß sich seit der durch das 5'andesgeseh vom 15. Juli 1866 verfügten Aufhebung der Raubthiertaglien Niemand ohne Aussicht auf einen anzuhoffenden Gewinn herbeiläßt, slch mit der, mit Zeitverlust, Gefahr und Kosten verbundenen Erlegung von Raublhicren zu befassen, und diesen somit ein von jeder Belästigung freies Revier überlassen ist, nm sich zum Schaden der Landbewohner zn vermehren und Beute zu holen. Demnach ist es nicht nur im Interesse des ganzen Kronlandes, sondern auch insbesondere in dem der zunächst durch diese Landplage bedrohten Bewohner Innerkrains dringend geboten, Maßregeln in Erwägung zu zu ziehen, welche dem Ucberhandnehmen dieser Naubthiere steuern, und ebenso wie das in anderen Ländern schon lange gelungen ist, die Ausrottung derselben bezielen. Dein Vernehmen nach sollen vom Landespräsidium darauf abzielende Schritte bereit« eingeleitet worden sein. (Berichtig u u g.) In dem heutigen Inserate: „Möbel und sonstige Eiuvichtl«na.sstücke", wolle mau richtig lesen: werden am Mittwoch den 2ll. Juni n. s. w. veräußert. Neueste Post. Wien 15. Juni. Es verlautet, die Regierung beabsichtige, den Bau der Prcdilbahn ans Staatskosten auszuführen. Die Königin von Portugal trifft anfangs Juli zum Cllrgebrauch in Baden (bei Wien) ein. In Folge eineS ka>s. Handschreibens verlangte der ungarische Iustizministcr die Aclen des Processes gegen Ka-rageorgsvitsch zur Emsichtlwhmc. Die Linke enthielt sich der Dele^ationswahleu. Gerüchtweise wird der Rücktritt Occke's gemrldet. Die Auflösung dcr Triestcr Terii° torialmiliz ist beschlossen. Pest, 14. Juni. (Pr.) Der Schluß der Reichs-tagssession wurde ursprünglich auf den 23. Juni fest-gestellt. Bci der hartnäckigen Verschleppung der Debatten von Seite der Linken werde der Schluß aber kaum vor Zusammentritt der Delegation erfolgen, der Reichstag wieder Mitte September einberufen. Carlo Witz, 14. Imü. Heute Nachmittag« er-öffnete der Patriarch mit einer sehr beifällig aufgenom. mmcn Nedc den Kongreß. Der Patriarch beendigte scinc Rede mit einem Hoch auf dei, König, welches von der Vürsainmlnng mit einem dreimaligen Zivio er-widcrt wurde. Paris, 14. Illiii. Gcstrrn hat lcinerlei Unordnung stattgefunden; allenthalben herrschte vollkommene Ruhe. Der Kaiser hat gestern um 3^ M,r Nachmittags dem Vicelönia von Eaypten einen Besuch abgestattet, welcher über eine Stunde währte. Paris, 14. Juni. Das ..Journal officiel" bringt den Bericht über die Unruhen in Paris, NantcS, Bordeaux und St. Eticnnc und faat: Die Behörde wußte durch schr genaue Nachrichten, daß eine gewisse Partei, gestützt durch mehrere Journale, einen Tumult für die Nacht vom li. auf den 7. Inni beschlossen hatte. Die getroffenen Vorkehrungen verhinderten ernstere Auftritte. Nach einer Erzählung deS Herganges der Unruhen sagt das „Journal officicl": Die Justiz ist nunmehr mit allen Thatsachen beschäftigt, welche dicse beklagend werlhcn Ausschreitungen hervorriefen und lica.leitctcn. Ihre Aufgabe ist eö, die Urheber, Organisatoren, die Veranlassung und die Vorgänge bci diesen rcoolutio» uarcn Unruhen ausfindig zu macheu, welche fiir die Interessen und deu Handel dieser großen Städte eben so uuchtticilia als die Landesgesetze ve>letzend sind. Die Aufgabe der Justiz ist es, dir Beweise für die Verbindungen zu liefern, welche zwischen den Anstiftern dieser vclschiedcncu Bewegungen vcstelzcn können. Das „Journal officicl" coustatirt hierauf die Geduld, Festigkeit, Mäßigung und den Muth der Civil-und Militärbehörden. Nirgends wurde die Regierung gezwungen, zum Gebrauch: der Waffeu ihre Zuflucht zu nehmen, der, wenn einmal nothwendig gemacht, ebenso entscheidend als schrecklich gewesen wäre. Die Regierung hat die Genugthuung, es vermocht zu haben, dic Unruhen allenthalben ohne Blutvergießen zu unterdrücke» und desgleichen ihre Mission des Schutzes und der Humanität zu erfüllen. DaS „Journal ofsicicl" meldet, daß von privater Seite 10.000 Francs zur Verteilung an jene Agenten gcspcudct wurdcu, welche sich durch ihre feste und gc^ mäßigte Haltung bci den letzten Unruhen die Anerlen-nung der Bewohner von Paris erworben haben. Paris, 24. Juni. Das „Journal officiel" veröffentlicht in feiner Aliendanclgabc den Bericht über die Unruhen in Paris und sagt: Zwei wichtige Thatsachen gehen auS diesem Berichte hervor. Erstens, daß sich die Stimmung der Bevölkerung überall gcgen die Ruhestörer kehrte und zweitens, daß Dank dem festen und gcduldi gen Vorgehen der Behörden die Unruhen erstickt werden konnten, ohue daß es nothwendig war, Waffcn anzuwenden. Paris, 14. Juni. Mehrere Journale in den Dc^ partementS werden wegen des Vergehens der Verbreitung falscher Nachrichten über die jüngsten Unruhen in Paris, Bordeaux und Nantes gerichtlich verfolgt. Die „France" betrachtet die Ernennung des Gc^ nerals Flcury zum französischen Gesandten am Florentiner Hofe als sehr zweifelhaft. Paris, 14. Juni. (Pr.) Gegen die verhafteten Redacteure des Rcveil soll, heißt es, die Anklage des hochoerrätherischen ComplotS erhoben werden. Die Söhne Victor Hugo'S haben sich durch die Flucht der Verhaftung entzogen. Man spricht vou der Entdeckung einer geheimen Gesellschaft, welche den Umsturz des Kaiserreichs bezweckt haben soll. London, 15. Juni. Oberhaussitzung. Verhaud-lung über die Kirchenbill. Tribünen überfüllt, Prinz und Prinzcfsin von Wales anwesend. Zahlreiche Mon-stre-Petitionen gegen die Irenkirchenbill. Granville be-antragt die zweite Lesung, Clarcvy beantragt die Verwerfung. Die Abstimmung erfolgt schwerlich vor Freitag. — (Abgang in der städtischen l^asfe zu Agram.) Der „Ägramer Zeitung" geht nachstehende Mittheilung zu: „In der Angelegenheit, welche seit einigen Tagen in nnserer Stadt die öffentliche Meinung beschäftigt, kann man vorderhand so viel zur öffentlichen Kenntniß bringen, daß die gegenwärtige Stadtbchörde seit ihrer Inau-gurirung unablässig bemüht war, die Gebarung mit dem städtischen Gemeindevermögen in Klarheit uud Ordnung zu bringen. Zu diesem Zwecke ist vor Allem eine geregelte Buchführung beim Stadtmagistrat angestrebt worden, und als nun die Abcontirung der Journale und Rechnungen feit dem Jahre 1865 herwärts bis zum Jahre 1869 erfolgt war, ist man auf einen Casseabgang von 10- bis 12.000 fl. gestoßen, welcher noch von früheren Jahren feinen Anfang genommen zu haben scheint. In Folge dessen hat die Stadtgemeiude zur Sicherstellung fiir allfällige noch weiter zu eruirende Abgänge bis zum Belaufe von 30.000 st. anf das Vermögen der betreffenden Cassabeamten bci der competenten Gcrichtöbchörde die nöthigen Schritte gethan, die sofortige Susvcndiruug der beiden Beamten vom Amte nnd Gehalte augeordnet, und eine Revision der Stadtcassa, sowie des gesammten Activ-und Passiv-Standes des städtischeil Vermögens, endlich die individuelle Liquidirung sämmtlicher Activ-Nückstände ins Werk gesetzt. Nach Maßgabe deö Erfolges der diesfalls eingeleiteten Unterfuchnng wird wohl das weitere Porgehen gegen die fchuldtragenden Beamten bestimmt, sowie auch die weiteren Schritte wegen Neintegrirung des städtischen Vermögens vorgenommen werden. Telegraphische Weckselcourse vom 15 Juni. 5pcrc. Metalliques «2.45. — Kperc. Mctalliques mit Mai- und Nouembcr-Zinscn 62,45. — 5verc.Natioiial-Anlehen 70.50.— 1860er Staatsanleheu 103,50. — Vanlactien 74«. — Creditactieu 309.60. — London 124. -. — Silber 181.5«. - K. l, Ducatcu 5.86 Handel und Volkswirt!)schastliches. Militär-Urlauber alS Arbeiter während der Erntezeit. Ueber Anfnchcn des königl. nngarischeu Ministeriums fiir ^andwirthschafl, Industrie und Handel hat das NcichSlriegs-Ministerium bewilligt, daß zur Mithilfe bei der Einbringung der diesiährigen Getreideernte Mannschaft ans dem Staude der In-faiitcric-Rcgimcntcv nnd Jäger-Bataillone, sofern sich dieselbe freiwillig hirzu herbeiläßt, ans Ansuchen der Grundbesitzer iu der unter Aufrechthaltuug der reglcmcntmäßigcn Wachdienstfrciheit rut-bchrlichcu Anzahl auf die Zeit von längstens drei Woche» im Wege der Beurlaubung beigestellt werden darf. Die Hüdbalillgesellschaft, die größte der öslcrreichischm lind unseres Wissens auch der europäischen Bahngesellschafttn, fchrcibt eben zur Vollendung ihrer nencn Bahubantcn ein Anleheu uoii acht Millionen Gulden östcrr. Währ. in Silber, vertheilt aus 40.000 PrioritätSubligatioucn, aus. Diese Obligationen werden ,;u 180 fl, ausgegeben und mit 5 Percent in Silber ohne Stener-abzug verzinst. Die Heimzahlung geschieht nach Verlosungen bin-neu neunzig Iahreu ebenfalls im vollen Nennwerth in Silber. Die Subscription beginnt am 21. Iuui. Die Gisenbahncn von Sachse« nach Viihmen. Man schreibt der „A. Z." auS Dresden: Die Anschllisse aller verschicdeueu Bahnen, welche von Sachsen aus nach AiihmtU gehen sollen, sind nunmehr bis anf einen definitiv und unter Zustimmung des Bundeskanzleramtes genehmigt. Der Uebcrgang, dem die Genehmigung noch fehlt, ist der dir Flöhathalbahn Ehemnitz-Olberuhau-Kallich und weiter na.1i Komotan-Prag, doch liegt der Grund der hier noch nichl erfolgten Erledigung bluö darin, daß der Unternehmer dieser Bnhu (Gcneralconsul besser iu Warschau) die erforderliche» Schritte erst jetzt hat thun löuuen. Die uoil der Bundesregierung zur Vertheidigung der LaudeSgrenze gegen feindliche, durch Veuiltzung der Linien zn bewirkende Einfälle vorgeschriebenen Maßregeln bestehen meist nur iu Spreng-Vorrichtungen an den Viaductcn, welche in deu der Grenze uahen Thälern dcS obercu Gebirges vorkommen. Krainburg, 14. Juni. Auf dein heutigen Markte find erschienen: 68 Wage» mit Getreide, 11 Wagen mit holz und 95 Stück Ferkeln. ____________Durchschnitts-Preisc.____________ fi. lr. st. . ll. Weizen pr. Metzen 4 «0 Butter pr. Pfund . — 35 Korn „ 3 — / Eier pr. Sttick . . — 1j Gerste „-------- Milch pr. Maß . — 10 Hafer „ 2 20 Rindfleisch pr. Pfd. — 20 Halbsrucht „ — Kalbfleisch „ — 20 Heiden „ 2 60 Schweinefleisch „ — 21 Hirse „ 2 65 Schöpsenfleisch „ — ! -^ Knlurutz „ 2 90 Hiihndcl pr. Stück —^27 Erdapfel „ - - Tauben „ —^12 linsen „ — ^-. Heu Pr. Zentner . - ^ Erbsen „ - — Stroh „ . !° Fisolen „ 3 52 ^ Holz, harte«, pr. Klft 5 ! — RnldSschmalz pr. Pfd. —! 48 — weiches, „ 3 ,'j,1 Schweineschmalz „ — 44 Wein, rother, pr, Eimer »; ^ speck, frisch, „ —3!) —weißer „ .- — Speck, geräuchert, Pfd. — 46 Angekommene Fremde. Am 13. Juni. 2tadt Wien. Die Herren : Dorato, Handclsm,, von St. Peter. — Stampft, Kanfm., von Trieft. — Branne, Kanfm., von Gottschee. — Hirschfcld. Privatier, von Wien. — Baron Ludwig, vou Kauischa. — Hirschmann, Handclsm., vou Kreutz. Boru^ schcg, Verwalter, von Trifail. — Stcinthal, Kanfm., vou Berlin. — Globocnil, von Eisncrn. Elefant. D,e Herren ^ Linovit, Privatier, und Bertini, vo» Trieft. - Krans;, Kaufm., von ^>iofok. — Lüwy, Cammissioulll, von Mohacs. — Barou Tanffercr, von Wcircllmrg. — Friedet, Kaufm., aus Steicrmart, — Tricbcnbacher, von Prag. -Schallcr, Haudelsm., vou Iudeuburg. L ».S3 Z° I « «"Z 6U. Mg. 32l.7i -j-14.8 W. schwach z.Hälftc bcw. 15. 2 „ N. 323.5« -4-1!).u SW. stUrm. z.Hiilfle bew., 0.m' 10 „ Ab. 325.«!! I 12... NW. z. star^z.Hälfle bew. Nachts heiter. Vormittags SW, Narl, gegen Mittag n>1 Nachmittag stilrmisch. Abends Wiuddrchuug von SW. nach N"-1 Empfindlich kühl. DaS TageSmittcl der Wärme ^- 15'6°, »"1 0'l»" über dem Normale ,l Verantwortlicher Redacteur: Igna, v. Klein m a U r. ^W ?!i0 96.50 „ „ 1860 zu 500 fl. . . 103.40 103 60 „ „ 1860 zu 100 fl. . . 105.25 105.75 „ „ 1864 zu 100 fl. . . 124.30 124.50 StaatS-Domiweu-Pfandvriefe zn 120 fl. ö W. in Silber . . N8.Ü0 118.75 ». Grundentlastunas-Oblissationcn. Filr 100 fl. Geld Waare Nühmen .... „ 5pEt. 92.50 93. Glllizien .... „ 5 „ 72.80 73.20 Nieder-Oesterreich. . „ 5» „ 94.. 94.50 Ober-Oefterreich . . „ 5 „ 93. - 94.- Siebenbiligen . , . „ 5 „ 77,-^ 77.75 SttlermaN ... „ ii „ «2.75» 93.25 Ungarn .... „ ü „ 81.30 8l.80l V. Actien vo„ Vankillstituten. Geld Waare Anglo-iistcrr. Bank.....336.^. 336.50 Anglo-lmgar. Vant .... 110 — 110.50 Boden-Ercditanstalt .... 280.— 284.— Crcditanstalt f. Handel u. Gew. . 309.— 309.20 Crcdilaustalt, allgcm. uugar. . . 102 - 102.50 EScompte-Gescllschaft, n. i>. . . 828.- 832.— ssranco-üsterr. Bant . . . .126.50 127.- Gcmralbanl.......?4. - 74.50 Nlltionalbaul.......746.— 748 - Vcreinsbank.......118— 119.— Vcrlchrsbant.......136.50 137.50 ». Actien von Transportunterneh-munaen. Geld Waare Alfölb-Fiumaner Vahn . . . 167. 167.50 Böhm. Westbahn.....196.75 197,25 Earl-i!udwig-Bahn.....233.— 233.25 Douau.'DllMpfschifff. Gesellfch. . 578.— 580.- Elifabeth-Wcstbahu.....192.25 192.75 Ferdinands-Nordbahu . . . 2300.-2305.— Fllnfllrchen-Barcscr-Bahn . . 1t<7.50 188. Franz-Iosephs-Vahn .... 186.50 187.— Lembera.-Czrrn.-Iassyer-Bllhn . 190.25 ,90.50 i!loyd, Usterr........324.- 326.— > Gelb Waare > Omnibus (erste Emission). . . 269.— 271,— NudolsS.Bahn......168.— 168.50 Siedcnbiirgcr Bahn .... 170.— 170.50 Staalsbahu.......37?.- 377.50 Siiddahu........254.70 254.90 Si!d iwrdd. Verbind. Bahn . . 167.50 168.— Theiß-Bahn.......203 50 204.- Tramway........206.— 207. - «. Pfandbriefe (fnr 100 ft.) Mg. «st. Boden-Eredit-Ylnstall Geld Waare »erlosbar ,u 5 pCt. in Silber 108.— 108 50 dto.in33I.ri!ckz.zu5pEt.inö.W. 91.40 91,90 Nationalb. auf ü. W. verloSb. zn 5 PCt........94.90 95.10 Ocst. Hypb. zn 5'/, pCt. rückz. 1878 98.50 99. - Ung. Bod.-Ereb.-Anst. zu 5'/, PCt. 92.— 92.50 W'. «prioritätsobliaationen. i. 103 fl. ö. W. Geld Waare M.-Westb. in S. verz. (I. Emiss.) 91,25 9150 Ferdinands-Nordb. in Silb. vrrz. 108.25 108.75 Hrauz Josephs Bahn .... 91.90 92.10 G.Earl-Ludw. B. i. S. verz. l.Em. 100.25 100.75 ! Geld Wa«^ Oesterr. Nordwestbahu . . . . 91.35 91.^ Siebenb. Vahn in Silber verz. . 88.50 89.^ Staalsb. G. 37„l»5.00Fr. „I.Em. ^36 50 13?7< Sttdb.G. 3'«-.500Frc. „ . . 115.25 115.M Si!db.-Bon« 6 °/, (1870-74) ,W i. 500 ssrcs...... 242.— 243.« «. Privatlose (per Sütck.) > Crcditanstalt f.Handel«.Gew. Geld Wa«^s zn 100 st. ü W......16850 1«^ Rudolf-Stiftnng zu 10 fl. . . 15.— l5^ Wechsel (3M°n.) Geld M< Augsburg fiir 100 fl, slidd. W. 103.- 1^ g Frankfurt a.M. 100 fl. dctto 103.— 10^ !< Hamburg, für 100 Mark Banco 91.25 9 H i!oudou, filr 10 Pfund Sterling 124 15 l^-Al Paris, filr 100 Francs . . . 49.30 ^H (5ourS der Goldsvvte» W Oeld Wa°"M K. Münz-Duwtei: . 5 fi. 85j tr. 5si. «"» Napoleonsd'or . . 9 „ 90z« 9 ,. 9U» VercinSthalcr . . . 1 „ 82 „ 1 ,, ^ « Silber . . 12l « 75 ., 122 « 3'' s Krainischc Grundentlastnugs^Obliciatloneil, ^'^ vatuottrun«: «