LaiLacher «M 24. Donnerstag den 12. Dezember 484«. »LrssO ällm temxus Iisbemus, operowur bouum.« 6»I. 6, 10. >^»n»t iaxeutos meäiciii» moebos, k'orte latrones bon» ounct» reääunt, Xeminem Iseäunt revoost» ksmse krobru sisistrae; 8ol kuxst cooess rubicunälls umdrss, -Vere sublstos wäre penit sestus, kellitur I>I»»äo LUperat» vere ^sxeea brnm»; lättus exreseos üavios eoercet, IZne oon8umt»e reoovsntllr »eäes, Leli» subsiäuot, reäonat 8erei>»e Neuer» paols: Xt lsuiz elsxsum rexarabit uiiqasm Tempus? klxstincti sepelimur omues, diullus emerxit super»» sä »urss Kumiois Iiu^us. Konec in terrse bivio inorsmur, Tempus offertur, xretios» §emm» Xo» äin Inoet, rsxiuntnr »nni krsepete penn». Ut cito pisees esxiuntnr Iisino, Lasse ksllsci volueres tenentur: k'slee rumpuntnr subit» destae 8t»min» vitse. Hur» koeounäet Oereslo semen: -Vuress spie»« cksbit »mpl» messis; 8i colis vite», Istioes parsbit Lollis »pricas, Kormiunt multi vixilum Indores 8emper exosi, eupiä»e. III. lit. XX. e. I. in 6t vr. Wiery. Ueber Prophezeiungen. Zweiter Artikel Die wahren Propheten. Ein großes Geheimnis ist die Zukunft, deren verbor¬ genen Inhalt nur Gott, der König der Zeiten und der Vater der Ewigkeit uns enthüllen kann. Er thut dieß zu¬ weilen und nach gewissem Maße, nicht um die Neugierde und den Vorwitz der Adamskinder zu befriedigen, sondern um das Heil der Menschheit oder doch einzelner Seelen zu befördern und dadurch Sich selbst zu verherrlichen. Denn alles im Reiche der Geister, wie der Natur, muß am Ende zu Gottes Ehre dienen, der alles um Seiner Selbst willen geschaffen hat. Das freie vernünftige Geschöpf aber kann seinen Schöpfer nicht würdig ehren und verherrlichen, ehe es Ihn nicht kennt und an Ihn glaubt; daher, um diesen Glauben zu erwecken und zu befestigen, Gott durch außer¬ ordentliche Thatsachen der Welt sich offenbart, und gewisse Personen, die Er als Herolde der Wahrheit und Boten Seines Willens sendet, durch Wunder und Weissagungen als himmlische Gesandte auszeichnet, damit die Welt ihnen glaube und durch den Glauben das Heil finde. Daraus erklärt sich, warum an so vielen Stellen der heil. Schrift das Wort: Prophet einen von Gott gesandten Lehrer bezeichnet, und „prophezeihen" heißt in der Bibelsprache nicht bloß, Künftiges hervorsagen, sondern überhaupt gött¬ liche Wahrheiten durch höhere Erleuchtung den Menschen ankündigen. Denn die Weissagungen, wie die Wunder, sollen persönlich und zunächst die Bestätigung einer Lehre sein, die zum Heile der Menschen dient; diese geht voran, jene folgen nach, wie wir bei Markus (16, 20.) lesen, daß die Apostel „auszogen und überall predigten, indem der Herr mit ihnen wirkte und ihre Rede bekräftigte durch nachfol¬ gende Zeichen." Wie der Zweck der Prophetien Gottes Ehre ist durch den Glauben und das Heil, zu welchem sie die Menschen leiten, so ist ihr Ursprung Gottes Offenbarung. Die Pro¬ phetie im biblischen Sinne ist eine göttliche Mittheilung verborgener Dinge, die der Mensch nichc auf natürliche Weise, sondern nur durch ein außerordentliches Licht von Oben erkennen kann. Der höchste Grad der Prophetie (und wie dieselbe gewöhnlich, im engern Sinne, verstanden wird) ist die Wissenschaft zufälliger künftiger Dinge; der zweite Grad die höhere Erkenntniß (das mystische Schauen) von Glaubensgeheimnissen z. B. Dreieinigkeit, Menschwerdung; der dritte Grad die Erkenntniß geheimer Gedanken Anderer. Es gibt also eine Prophetie von der Zukunft, von der Vergangenheit und von der Gegenwart. Wir reden hier nur von der ersten. Die wahre Prophetie ist nur möglich durch den Geist Gottes, der auf den Geist des Menschen erleuchtend einwirkt. Dieser göttliche Geist der Weissagung wird aber nicht ertheilt als ein fortwährender, bleibender Zustand, so daß derjenige, den Gott einmal zum Propheten macht, immerdar das Ver¬ mögen zu weissagen hätte, das er nach seinem Willen ge¬ brauchen könnte, wie z. B. der Priester von dem Augenblick seiner Weihe immerdar Priester bleibt und die Gewalt des Priesterthums fort und fort, ohne neue Ermächtigung von Seite Gottes, ausüben kann. Der prophetische Geist ist eine außerordentliche Gabe, die Gott nur für einzelne Fälle gibt, wann und so oft es Ihm gefällig ist; daher der Prophet, so oft er weissagen will, einer neuen Offenbarung Gottes bedarf. Die Theologen sagen deshalb nach ihrer Schulsprache, der Geist der Prophetie werde gegeben, nicht xer inollum Imbitus, sondern per mollum actus. Dieß bestätigt die Geschichte des alten Bundes, in der wir lesen, daß die göttlichen Seher sich öfters weigerten zu prophe¬ zeien, weil sie in sich fühlten, daß der Geist der Weissagung von ihnen gewichen sei. Wahre Propheten sind nicht gleich den Orakeln und Somnambülen, immer in Bereitschaft, wie ein allgemeines Auskunfcskomptoir den vorwitzigen Fragen der Sterblichen mir gefälligen Antworten zu dienen. Wie der Geist der Weissagung nicht ununterbrochen auf den Propheten ruht, so ist er auch nicht immer in gleichem Grade wirksam. Bisweilen wirkt Gott auf die Seele deS .Propheten durch eine außerordentliche Offenbarung ein, so daß derselbe klar und unzweifelhaft erkennt, Gott und kein anderer habe ihm dieß oder jenes mitgetheilt; in diesem Falle ist die Prophetie vollkommen. >— Andere Male aber fühlt der Mann Gottes nur einen geheimen Antrieb, nach welchem er glaubt, daß Gottes Geist ihn erleuchte und dränge, obwohl dieß, wenn der Prophet nicht genau die innere Bewegung prüft (denn auch Heilige sind und bleiben Menschen), auch von seinem eigenen Geiste kommen kann. Dieß ist dann eine unvollkommene Prophetie, deren Erfüllung nicht gewiß ist. Einen solchen provhetischen An¬ trieb haben viele fromme Seelen, ja auch böse Menschen, die zuweilen weissagen, ohne es selbst zu wissen oder ohne zu verstehen, was sie sagen. Auf diese Art prophezeüe Cai- phas, der Hohepriester, wie wir bei Johannes lesen. Nicht selten ist es auch geschehen, daß Aeltern ihren Kindern ihr künftiges Geschick mir frappanter Richtigkeit vorausgesagt, ohne daß sie einer göttlichen Offenbarung sich bewußt waren und als eigentliche Propheten gelten können, die im Namen Gottes und mit vollkommener Sicherheit und Klarheit weis¬ sagen. Da aber selbst eigentliche Propheten nicht immer nach einer wirklichen Offenbarung, sondern öfters nach einem geheimnißvollen Antrieb reden, so kann es sich ereignen, daß auch sie, die an göttliche Mittheilungen gewohnt sind, in der Schnelligkeit und aus Mangel sorgfältiger Unter¬ scheidung etwas wie aus dem Geiste Gottes sagen, das doch nur aus ihrem Geiste kommt. So behauptet der heil. Papst Gregorius d. Gr. (kom. 1. iu Lreoli.) und beweist dieß mit dem Beispiele de§ Propheten Nathan. Ais nämlich 189 diesem der König David gesagt hatte, er wolle dem Herrn einen Tempel bauen, antwortete ihm Nathan, wie aus Gott, der König solle thun, was er beschlossen habe. Aber in der folgenden Nacht von Gott ermahnt, ging Nathan zurück zum König und offenbarte ihm auf Gottes Geheiß, der Tempel solle nicht von ihm, sondern von seinem Sohne erbaut werden. Hieraus, bemerkt der geistreiche Cardinal Bona (in seinem trefflichen Werke äs viseretioiw spirituum) kann man sich die widersprechenden Offenbarungen heiliger und ehrenwürdiger Frauen erklären, welche die Kirche deß- ungeachtet, durch Gutheißung ihrer Schriften, als wahre Prophetinen erkennt. Uebrigens ist hier auch die Bemerkung des berühmten Baronius nicht zu übersehen, der da sagt, daß jenen heil. Seherinen manche Offenbarungen fälschlich (nach irriger Auffassung des Volkes und nach mangelhafter Tradition) zugeschrieben worden sind. Man sieht, welche Vorsicht und genaue Unterscheidung bei solchen außeror¬ dentlichen Dinge vonnöthen sei. Soll uns nun das Gejagte etwa dahin verführen, daß wir alle Prophezeiungen als etwas Ungewisses, Zweifelhaftes und daher Werthloses verwerfen? Nicht so! Welcher ver¬ nünftige Mensch wird wohl, weil es in den Büchern der Geschichte und in den Zeitungen so viele Lügen, auf der Welt so viele Zrrthümer und Täuschungen gibt, an aller Wahrheit verzweifeln und alles für Lug und Trug erklären? Ein solcher absoluter Zweifler müßte ja consequent auch seine eigene Behauptung bezweifeln und sich selbst als Lügner unter die Lügner hinstellen. Ecwas anderes ist die Skeptik, die alles und daher auch sich selbst verwirft uud läugnet; etwas anderes die Crisis, die das Wahre vom Falschen un¬ terscheidet, und jenes desto fester glaubt, je sorgfältiger es geprüft ist. Denn eben der Gegensatz von Wahrheit und Lüge verschaff der ersteren größern Glanz und Eindruck, gleichwie der Schatten das Licht hervorhebc. Diese Unter¬ scheidung, auf die Prophetien angewendet, läßt uns unbe¬ zweifelbare Merkmale ihrer Aechtheit finden. Wenn Gott einer Seele sich offenbaren will, so thut er dieß auf eine so mächtige, überzeugende und ganz eigenthümliche Weise, daß dieselbe gar nicht zweifeln kann, es habe Gott und nicht ein Anderer zu ihr gesprochen. So wie Gott in seinem Wesen unendlich erhaben ist über alle Geschöpfe, so ist auch die Kraft, die Klarheit, die Gewißheit seines Wortes ohne allen Vergleich verschieden von den Gedanken und Mittheilungen eines erschaffenen Geistes. Gortes Wort ist zugleich That, wie die heil. Theresia sagt; und wenn diese Heilige im Zustande der größten Geistesunruhe der göttlichen Ansprache gewürdigt wurde, so bewirkte dieselbe alsogleich die vollkommenste Ruhe. Wenn Gott spricht, so spricht Er als Gott und muß von seinem Geschöpf, über welches Er eine unbeschränkte Macht übr, verstanden werden; und auch der von Gott wahrhaft erleuchtete Prophet spricht mit solcher Zufriedenheit, Klarheit und Würde, daß man den Boten Gottes.an ihm nicht verkennen kann, besonders wenn man die Menge seiner schon erfüllten Weissagungen, die Größe der von ihm gewirkten Wunder, die vielerprobte Wahrhaf¬ tigkeit seiner Aussagen und seine eminente Heiligkeit zugleich in Erwägung zieht. Das klare Bewußtsein der empfangenen göttlichen Mit¬ theilung ist ein Hauptmerkmal des wahren Propheten; denn der Geist Gottes versetzt den Menschen nicht in Wuch und Wahnsinn, dergleichen bei den heidnischen Wahrsagern sich zeigte, so daß diese während des Prophezeiens ihrer selbst nicht mächtig, nicht wußten, was sie sprachen, und ohne ein bestimmtes Ziel ihrer Rede zu stecken, die Worte wie in den Wind warfen. Treffend sagt der heil. Basilius (Prooem. in Isai.), daß derjenige, dessen Verstand Gott durch seine Erleuchtung erhebt, nicht dadurch den Verstand verlieren, und, wer Anderen durch seine Reden nützt, nicht selbst keinen Nutzen aus den eignen Reden schöpfen könne. Der Geist der Weisheit kann nicht unsinnig machen, so wenig als das Licht an sich Blindheit erzeugt, sondern die natürliche Sehkraft aufweckt. Freilich, wenn der Seher im ekstatischen Zustande die göttliche Offenbarung empfängt, so verliert er unterdessen das äußere Bewußtsein, d. h. die körperlichen Sinne unterlassen ihre Funktionen, aber nicht der Verstand. Auch ist das Versetztwerden in die Ekstase dem Propheten nicht so nothwendig, wie den wahrsagenden Somnambulen der magnetische Schlaf. Hat nicht Daniel im natürlich wachen Zustande die geheimnisvolle Schrift an der Wand gelesen und gedeutet? Ueberdieß pflegen die gött¬ lichen Seher, wenn sie schon einer Ekstase gewürdigt werden, erst nach derselben die erhaltene Offenbarung auszusprechen, deren sie nicht bloß im Traume (wie die magnetischen Hell¬ seher) sondern auch nachher im gewöhnlichen Zustande sich vollkommen bewußt sind. Bei diesem klaren Bewußtsein der göttlichen Offenba¬ rung ist es aber nicht nothwendig, daß der Prophet das Mirgetheilte vollkommen verstehe nach dem letzten Zwecke, den Gott damit verbindet; denn Gott kann sich etwas Vor¬ behalten, was er vor der Hand seine Diener nicht erkennen lassen will. Dieß sehen wir bei dem h. Bernhard, der wie bekannt einen Kreuzzug predigte. Er predigte nicht aus Antrieb seines Geistes, sondern auf Befehl des Papstes, und Gott bekräftigte seine Predigt durch unzählige und erstaunliche Wunder. Bernhard, so wie seine Zuhörer, schienen einen günstigen Erfolg des Kreuzzuges sich zu ver¬ sprechen. Doch leider! geschah das Eegentheil. Hatte also Bernhard seine Zuhörer getäuscht? Oder war er selbst betro¬ gen? Nein! wie also? Anders war die Absicht Gottes, anders die der Menschen. Ohne Zweifel war, wie Bernhard predigte, der Kreuzzug nach dem Willen Gottes und ihm wohlgefällig, aber deßmegen, weil mittelst desselben sehr viele Seelen, für den Glauben ihr Leben opfernd, für ihre Sünden Buße wirkten und in den Himmel kamen. (So wurde einem Abte zur Zeit des heil. Bernhard von den h. h. Johannes und Paulus geoffenbart.) Die Menschen verlangten bei diesem Kreuzzug nur Irdisches: Ruhm, Sieg, Reichchum; Gort aber wollte das Heil der Seelen, und dieser Zweck war erreicht, hierin bestand der vorherbedeutete glückliche Erfolg des Unternehmens. 190 Hieraus sehen wir, daß die Nichterfüllung einer Weis¬ sagung ost mit Unrecht als ein Zeichen ihrer Falschheit angesehen werde. Manche Weissagungen, wie schon im ersten Artikel bemerkt worden, sind bedingt ohne daß die Bedingung immer ausdrücklich beigesetzt ist, z. B. bei Androhungen von Strafgerichten. — Sehr scharfsinnig ist die Unterscheidung des englischen Lehrers, Thomas Aquinas, welche sagt, daß das Zukünftige manchmal vorausgesagt werde, wie es an sich selbst ist und von Gott als gegenwärtig und wirklich geschaut wird, und andere Mal, wie das Zukünftige nach seinen natürlichen Ursachen sich gestalten muß. Was auf die erste Weise erkannt wird, geschieht immer und unfehlbar, so wie es vorausgesagt wird. Nach der zweiten Art geschieht es nicht immer, ohne daß deswegen die Voraussagung falsch- wäre, weil sie nichts anders bezeichnet, als daß die Anord¬ nung der Ursachen so beschaffen sei, daß die vorausgefagte Wirkung ohne weiteres erfolgen wird, wenn nicht die natürlichen Ursachen durch Gottes Eingreifen gehindert werden. So sagte der Prophet Zsaias dem Könige Ezechias, er werde sterben, und —er starb doch nicht; denn die Krank¬ heit war zwar tödlich, aber Gott errettete den König auf sein Flehen vom Tode, ohne daß Er seinen Rathschluß geändert hätte. Gort ändert, so zu sagen, äußerlich seinen Ausspruch; aber Er ändert nicht innerlich seinen Rathschluß, wie Gregorius M. schreibt. — O Tiefe der Weisheit und Wissenschaft Gottes! Wie unerschöpflich sind seine Rath¬ schläge! Wer hat den Sinn des Herrn erkannt? A. S. Toleranz und Intoleranz Glaube und Unglaube. i. Die Freiheit der Presse in gegenwärtiger Zeit machte den menschlichen Geist ungemein fruchtbar an geistigen Ge¬ burten. Daß aber unter den zahlreichen Geburten auch leider viele Mißgeburten vorkommen, wird es wohl Niemand befremden — die Welt liegt ja im Argen, seitdem der mensch¬ liche Geist durch selbstsüchtige Willensentscheidung von der Fülle des Lebens und der Quelle des Lichtes — von Gott ab gefallen, und seiner eigenen Armuth, Dunkelheit und Ohnmacht verfallen ist. Unter den vielen oft originellen Aufsätzen, die in der Wiener-Zeitung vorkommen, erschien in der Beilage zum Morgenblatte der benannten Zeirung vom 25.u. 26. October d. Z. ein Artikel (I. und H.) mit der Aufschrift: „Ueber Religionsverschiedenheit" von Eduard Hanslick. Ge¬ wiß war dieser Aufsatz von sehr Vielen gelesen — doch wieder von eben so Vielen bei Seite gelegt, und wie so vieles Andere in der Welt — der Vergessenheit übergeben. — Ich konnte ihn jedoch nicht so leicht dahin gehen lassen — nicht wegen des darin Behaupteten (denn nichts weni¬ ger als neu und originell ist der genannte Aufsatz), sondern des Par dopen wegen, welches der Verfasser zu realisiren hofft, wenn das von ihm Behauptete ins allgemeine Bewußtsein der Menschheit — respective der Deutschen — dringen und die Wahrheit des vom Verfasser Behaupte¬ ten allgemeine Anerkenntnis finden würde. Der Verfasser des genannten Artikels in der Beilage zur Wiener-Zeitung hat sich zum Zwecke gesetzt, die christ¬ liche Menschheit im Allgemeinen, nicht bloß Einzelne, sondern alle Christen sammt und sonders über die wahre Toleranz aufzuklären; denn er will ja eben, wie er sagt, nur die Fehden im Auge behalten, welche die einzelnen Confessionen der christlichen Religion mit einander wechseln; von den Aeußerungen des Judenhasses, in Folge dessen die Juden, wie der Verfasser sagt, in Preßburg und Prag mit Knütteln und Flinten, in Wien*) aber mit Journal- Artikeln und Mauerplakaten vertrieben wurden, sieht er vorläufig ab. Als solche Fehden, welche die christlichen Confessionen mit einander wechseln, führt er als erbauliche Beispiele iro¬ nisch an: den Erlaß des Erzbischofes von Cöln, welcher das Verbot der gemischten Ehen verschärft, dann den Be¬ schluß der Tyroler- Landstände, nur den Katholiken öffent¬ lichen Cultus zu gestatten, und manche Petition katholischer und protestantischer Gemeinden um Zurücksetzung der An¬ dersgläubigen. Zuletzt aber macht er die naive Bemerkung, „daß unsere christlichen Zeitgenossen noch nicht an jener Höhe der religiösen Toleranz angelangt sind, auf welcher ihr großer Lehrer bereits vor achtzehn Jahrhunderten stand." Den Grund dieses nach des Verfassers Meinung in¬ toleranten Handelns findet dieser im Mangel echter Bil¬ dung; „denn je mehr die echte Bildung zunimmt, desto allgemeiner und fester muß die Erkenntniß werden, wie un- würdig einerseits und andrerseits wie unnöthig es ist, an einem andern Glauben Aergerniß zu nehmen," sind des Verfassers Worte. Nun, um die christliche Menschheit in die Mysterien der wahren Toleranz einzuführen, geht der Verfasser aus von zwei Hauptpuncten. Der erste ist: „Der Glaube eines Menschen ist ihm das Allerheiligste; der zweite: „für jeden Andern kann er das Allergleichgültigste sein." Zn der Ueberzeugung des Volkes, sagt weiter der Verfasser, lebt nur der erstere, der letztere will ihm selten einleuchten; — und eben daher, wie der Schluß von selbst sich gestaltet, die religiöse Intoleranz, oder die Unkenntniß der wahren Toleranz. Um nun einerseits die der echten Bildung baren und somit der wahren Intoleranz unkundigen Menschen von der Wahrheit des obigen zweiten Hauptpunktes: daß uns daS *) Ist dieß wirklich so? Wer hatte seit den Märztagen in Wien die Oberhand? Nicht etwa die Juden? waren nicht etwa Ju¬ den Redakteure der radikalsten und gottlosesten Blätter? Ha¬ ben nicht Juden in einem christlichen Staate öffentlich ge¬ höhnt und geflucht den Stifter des Chistenthums? Haben nicht etwa Juden Hohn getrieben mit dem Heiligsten eines jeden wahren Christen? Ja. ich frage, wo kannman von einer Verfolgung, und ei¬ nem Vertreiben der Juden aus Wien reden, wenn christliche Wiener cs zusahen und angehcn ließen, daß bei der Frohn- leichnams-Prozession ein Jude. Rahmens Fischhof. stch er¬ frechte. die Stelle einzunehmcn. welche sonst der christliche Kaiser einzunehmen pflegte!? Anmerk. d. Eins- 191 Glaubensbekenntnis unsers Nächsten vollkommen gleich¬ gültig sein müsse — zu überzeugen, und dadurch diese Ansicht ins allgemeine Bewußtsein der bis jetzt noch nicht geistig und sittlich reifen Menschheit (wie der Verfasser meint) zu bringen — andrerseits aber, um sich gegen den Verdacht manches strenggläubigen Lesers, daß das vom Verfasser Behauptete nur Intoleranz und nicht Tole¬ ranz sei, — zu rechtfertigen, ist dieser nicht saumselig, Be¬ weisgründe für die Wahrheit seiner aufgestellten Ansicht vor¬ zubringen. »Die Religion, sagt er, ist nicht S elb stzw eck son¬ dern nur Mittel zur Erreichung des höchsten, urewigen Zweckes: der Sittlichkeit. Der eigentliche wahre Kern jeder Religion ist die Moral, welche sie lehrt. Was dar¬ über hinausgeht, ist Nebensache. Zedoch will der Ver¬ fasser damit den Nutzen, ja sogar die Nothwendigkeic der positiven Dogmen nicht läugnen; im Gegentheile ist er überzeugt, das die Vernunftreligion, so edel sie in der Absicht ist eine geoffenbarte Religion nicht ersetzen kann. Denn der Mensch, wie er behauptet, bedarf historischer Thatsa- chen und symbolischer Formen, worauf er seinen Glauben stütze, und diese kann nur eine geoffenbarte Religion ihm gewähren. Zedoch ist der Verfasser weit entfernt die geoffenbarte Religion, welche zweifelsohne positive Dogmen enthält, für alle Menschen für nothwendig zu halten. »Die Menge — die noch nicht geistig und sittlich Reifen — sagt dersel¬ be, bedarf, daß man ihr den Kern der Sittenlehre in einer Hülle geheimnißvollen Glanzes hingebe — der geistig und sittlich Reife (der Aufgeklärte und Philosoph) bedarf dieser Hülle nicht, indem er vielmehr alle Dogmen der Re¬ ligion desavouirt, welche für ihn von keinem mora¬ lischen Einfluß sind." Za diese Hülle geheimnißvollen Glanzes, mit andern Worten — die positiven Dogmen der Religion werden auch für die Menge immer mehr und mehr entbehrlich, je fester uno verbreiteter die Aufkärung wird — je mehr die Menge geistig und sittlich reif wird. »Ze fester und verbreiteter, sagt der Verfasser, die Aufklärung wird, desto mehr positive Dogmen fallen in der allgemeinen Ueberzeugung als unwesentlich hinweg, desto größer wird die Anzahl der Menschen, die ohne Krücken (dieß sind dem Verfasser die positiven Dogmen der christli¬ chen Religion) gehen können." Dieß Alles aber würde ge¬ schehen darum, weil Religion und Philosophie himmelweit verschiedene Dinge sind. Zst aber, nach seiner obigen Behauptung, die Sittlich¬ keit der höchste und urewige Zweck — das Ziel, auf wel¬ ches die Menschen loszuschreiten haben, so folgt von selbst, daß das starre Festhalten an den positiven Dogmen un¬ nütz und unnothwendig sei, und zwar um so mehr, je größer die Aufklärung wird. Daraus folgt aber auch von selbst, daß alle monotheistischen Religionen gleich gut sind weil sie ja alle das Eine höchste Ziel—die Sittlichkeit an¬ streben; es folgt von selbst, was auch der Verfasser aus¬ spricht, daß gar nicht in einer bestimmten Religion das un¬ fehlbare Heil des Menschen liege — daß man von keiner allein seligmachenden Kirche, sondern lediglich nur von einer allein seligmachenden Moral reden könne. Zst aber dieß der Fall, dann, sagt der Verfasser, wird nur für den oberflächlichen Blick der Fanatiker, der das einzig wahre Heil mit Fackel und Schwert verbreitet, tugendhafter er¬ scheinen, als der Philosoph, dem die Religion seines Näch¬ sten eine gleichgültige Sache ist." Und zuletzt macht der Verfasser den Schluß: »Wahre Gleichgültigkeit gegen des Nächsten Religion entspringt daher nicht aus Mißachtung des eigenen, sondern vielmehr aus Achtung des fremden Glaubens.» »Mit dieser Ansicht, welche die Religion nicht als Selbst¬ zweck, sondern als Mittel zur Erreichung der Sittlichkeit darstellt, entfällt jede Versuchung zu confeffioneller In¬ toleranz, und der Religionshaß erscheint als das, was er ist: als Unvernunft." Nun soweit und so beschaffen des Verfassers Beweisführung. Fortsetzung folgt. Der gute Hirt zur Zeit der Gefahr. Zn dem verhängnißvollen Zahre 4809 lud zur Zeit einer glimmenden Revolution ein Landrichter die Seelsor¬ ger seines Bezirkes auf den 24. April zu einer Berathung. Unter den Eingeladenen war ein talentvoller Pfarrer, ein Mann von 30 Zähren. Er trat bei Zeiten den Rückweg an und begegnete in einem Hohlwege einen Schock mit Stutzen bewaffneter Bauern; — es waren seine eigene Pfarr¬ kinder. Auf.seine Frage: »Wohin wollet ihr?" antworteten sie: »Wir wollen den Landrichter grüßen." Der Pfar¬ rer bemerkte mehrere Bauern vom Getränke erhitzt, und hatte Ursache das Schlimmste zu fürchten. Von Angst er¬ griffen mußte er sich nieder setzen.» Männer! sprach der Pfarrer, oft habt ihr mich angehört; höret mich auch jetzt. Euer Vorhaben ist unchristlich, unerlaubt und ihr macht euch unglücklich!" —Man fing Worte zu wechseln an — brummte und schrie, auch er sei ein eigennütziger Pfaffe, u.d.g. »Zch weiß mir Nichts dergleichen vorzuwerfen — entgegnete der Pfarrer — ich habe unter euch nie unpriesterlich gelebt." Alles dieses half nicht, die Hintern drängten vor und woll¬ ten den bedauerlichen Zug fortsetzen. Da sprang der Pfar¬ rer im heiligen Eifer auf, stellte sich vor sie in den Weg, rieß sein Oberkleid auf und rief mit voller Begeisterung: »Wohlan, so zieht denn hin ihr Mörder euerer Obrigkeit; aber mich erschießet zuerst. Schneidet mir dann meine Zunge aus, und nagelt sie an euere Kanzel. Sic solle euch erin¬ nern, wie oft ich euch das Evangelium des Friedens ge¬ predigt habe, und noch im Tode vor Unglück gewarnet. Hauet auch meine Hände ab, und nagelt sie an den Speis¬ gitter zum Andenken, daß diese Hand euch oft das Brod des Lebens gespendet." — Diese kühnen Worte des eifri¬ gen Seelenhirten erschütterten die Männer. Einige spra¬ chen: »O Herr Pfarrer! was sagen Sie! Ein anderer von Hinten erwiederte: „Mein Weib hat's mir gleich gesagt, das Ding heiße nichts." Alle faßten sich und sind ruhig zurück gekehrt. Der Landrichter ehrte den Pfarrer als seinen Lebens¬ retter. — Groß ist die Macht des Wortes; wohl ihm, der 192 in der Noch die Gegenwart des Geistes nicht verliert, und ein Wort zur rechten Zeit zu sprechen versteht! — Der Aufmerksame. Kirchliche Nachrichten. Rossi's Mord. Nicht ohne Interesse dürfte es sein, zu wissen die nächsten Umstände, welche den Mord Rossi's begleiteten. Daß er etwas Schlimmes bei der am iS. Nov. zu eröffnenden Deputirtenkammer geahnt haben mochte, zeigen die militärischen Dispositionen, welche er für densel¬ ben Tag getroffen. Auch an bestimmten Warnungen vor der augenblicklichen Gefahr hat es nicht gefehlt. Denn als er von der Audienz beim Papste in den Wagen steigen wollce, kam ein Priester eilends auf ihn, bittend nicht zur Kammer zu fahren, denn man wolle ihn ermorden, eben habe man, sagt er, Geld zu diesem Zwecke ausgetheilt. „Wer sind Sie, sprach Rossi, woher wissen Sie das"? Ich bin ein Mann von Ehre und Priester, sagt dieser; eben das heil. Amt des Beichtvaters verwaltend, vertraut sich mir ein Mann, der mir. die Verschwörung entdeckte und mich ersuchte, Sie davon in Kenntniß zu setzen. „Ich kann nicht glauben, sagt Rossi, daß man eine so infame Handlung begehen wolle; wenn aber, nun so sterbe ich für eine gerechte Sache, für die Sache des Papstes, und die ist Gottes Sache." So fuhr er weiter, und der tragische Act ist bekannt. — Nach erhaltener Absolution hauchte er unter dem Seufzer „Non visu"! seine Seele aus. — Er war vormals französischer Gesandte am päpstlichen Hofe, genoß das ganze Vertrauen vin« IX. und stellte die unter Mamiani zerrüttete Ordnung schon ziemlich her. Er hin¬ terläßt eine Frau, 2 Söhne, und einen Bruder. Der heil. Vater ist nach einer glücklichen Ueberfahrt von Civita vecchia auf einem französischen Dampfer wohlbe¬ halten in Gaeta, im Neapolitanischen, eingetroffen, und hat sich einstweilen dort niedergelassen. Der Gcneralvikar Car¬ dinal Pakrizzi war ihm schon dorthin vorausgereist. Die Fürsten Doria, Borghese, Rospigliosi, Salviati sind gleich¬ falls nach Gaeta abgegangen. Der Hauptgrund der Ent¬ fernung des Papstes war seins Entschiedenheit, die Constitu- ente Ztaliana nicht sanctioniren zu wollen. — Vom Vice- gerente der Hauptstadt der katholischen Welt, Mons. Giu¬ seppe Canali, ist allen Pfarrern des Kirchenstaates der Befehl zugefertigt worden, außer den gewohnten Collecten in allen Messen auch noch das Gebet pro vontiüeo iter sxente beizufügen. Allen Gläubigen wird empfohlen, für die Erhaltung des hl. Vaters heiße Gebete zum Allmächti¬ gen aufsteigen zu lassen. Auch Wien hatte in den drangsalvollen October-Tagen Gelegenheit gehabt, in manchen seiner Seelsorger jene nur einem katholischen Priester mögliche Selbstaufopferung zu bewundern, welche in Dionys d'Affre so glänzend hervor¬ trat. vr. Sebastian Brunner führt namentlich einige auf, wie die Herren Vikare Ehrlicher, Marek, Kroy, Reb- hann, vr. Adam dann die Pfarrprovisoren Gruscha und Terklau welche mit augenscheinlicher Todesgefahr, unter dem Pfeifen der Kugeln die Sterbsakramente spendeten, und von welchen Letzterer kein Bedenken trug, am 31. October in der Jägerzeile über die Kartärschenschußlinie während des heftigsten Feuers hinzuschreiten, um den Bund christlicher Brautleute zu segnen, von denen ein Theilaufdem Sterbebette lag. — Solche Beispiele können mit Stillschweigen um soweniger übergangen werden, als eben in dem Clerus ein unwürdigstes Glied der Hc. vr. und Professor Füster die Hab-, Herrsch-, Ehr- und Gott weiß was noch für eine Sucht koncentrirt und personifizier gefunden und diesen werthvollen Fund mit gewöhnlicher uneigennütziger Selbstaufopferung seinem ge¬ mischten staunenden Publikum brüderlich mitgetheilt hat. (Kath. Blätter.) Die freie Schweiz. Die Antikatholische Verfolgung hat sich auch auf den Canton Graubündten ausgedehnt. Als vor Einem Jahre die Katholiken des Cantons sich wei¬ gerten, zur Unterdrückung des Sonderbunds gegen ihre Religionsgenossen zu ziehen, hat die Cantonalregierung, der Reinheit dieser Gefühle Rechnung tragend, die Katholiken des Zwanges enthoben, gegen ihre Brüder die Waffen zu ergreifen. Heut zu Tage ist es dem nicht mehr so; unter dem Einflüße des siegreichen RadicalismuS verfolgt die Regierung sowohl Gemeinden als Individuen, welche sich von der Theilnahme an diesem brudermörderischen Kriege zurückge¬ zogen hatten. Viele Katholiken sind jüngst aus diesem Grunde eingekerkerc, und den Gerichten überliefert worden, welche einige zu schweren Geldstrafen andere zur entehren¬ der Zwangsarbeit verurtheilten. (vnivers v. 29. Nov.) Lebensäußerung des Protestantismus. In Bai¬ ern beriefdie Regierung eine protestantische Generalsynode nach Speyer für die Rhein-Pfalz. Aber diese Berufung gab Veranlassung zu einem Hader und Zerwürfniß unter den Protestanten. Diese Versammlung ist zur Hälfte aus Pa¬ storen, zur Hälfte aus Laien zusammengesetzt; zwei Drittel unter denselben bilden die Anhänger des Rationalismus, und nur ein Drittel besteht aus vorgeblich orthodopen Pro¬ testanten, deren Chef und vorzüglicher Kämpe der Pastor Rust ist, aber schon in der ersten Sitzung durch den kön. Commiffär in Ruhestand versetzt wurde, worauf die Mi¬ norität der Orthodopen entrüstet die Verjammlung verließ. Dieses hatte zur Folge, daß zur großen Betroffenheit des baierischen Ministeriums, der Clubb der Rationalisten, wel¬ cher nunmehr keine Opposition zu bekämpfen hatte, nach 2 Tagen seinen Entschluß, von der protestantischen Kirche der Pfalz sich zu trennen, entschieden darlegte, und sich vom Gehorsame gegen das königl. Ober-Consiflorium in München entbunden erklärte. Man erwartet noch die Ergebnisse der andern eben zu Nürnberg versammelten General-Synode. vnivers. Itedaetcur und Verleger Johann Chrysost. Pogazhar. — Gedruckt bei Josef Blasnik.