Plünumeiationspreise: Für Laib ach (sammt Zustellung in's Haus): Ganzjährig . . st. 5.— Halbjährig . . „ 2.50 Vierteljährig . „ l.25 Mit Postversendung: Ganzjährig. . st, 6— Halbjährig . . „ 3.— Vierteljährig . „ l.50 Einzelne Nummern 3 kr. Zeitschrift für vaterländische Interessen. (Erscheint Dillstag und Frcitllg.) Manuskripte werden nicht zurückgesendet, anonyme Mittheiluugcn nicht berücksichtiget. Jahrgang V. Laibach, Freitag am 25. März 1870. Infertionsgrbühren' Für die zweispaltige Petit­zeile oder deren Naum bei einmaliger Ginschaltung 6tr.,2mal8kr.,3malwkr. ^ Stempel jcdesmalÄof^»^^, Redaktion: HHlpUatz,!. ^ Nr, 313, III . ^»vck. Administration »«^. ^ daselbst in Ottowr Klerr's Buchhandlung. Nr. 24. Es geht nimmermehr! (Fortsetzung und Schluß.) Die großen Gebrechen dieser Verfassung sind folgende: a) daß sie eine oktroyirte ist, d. h. ohne Mitwirkung der Völ­ker zu Stande kam; K) daß sie nur ein kümmerliches Maß von Freiheit spendet, und selbst dieses kleine Maß unverbürgt läßt oder in Frage stellt; c) daß sie mit der Natur des österreichischen Staatskürpers im direkten Widerspruche steht, indem sie die staatsrechtliche Existenz der Einzelnstallten negirte, und selbe nur als Provinzen behandelte und unter eine starre Zentralgewalt stellte, gegen welche weder die Frei­heit des Individuums noch der Unterstaaten einen Schirm findet; ci) weiters, daß das Abgeordnetenhaus infolge des eben be­merkten Hauptgebrechens und dann eines Wahlmodus, der mehr einer Lotterie gleicht, kein treues Organ der Volkswünsche ist; e) endlich, daß der zweite Faktor der Gesetzgebung, nämlich das Herrenhaus, weder eine historische noch eine theoretische Berech­tigung hat. Alle Gebrechen einer Konstitution können zwar im Laufe der Zeit geheilt werden, so z. V. wird das Odium der Oktroyirung durch nachträgliche Voltszustimmung, die Mangelhaftigkeit der Volks­vertretung durch Verbesserung der Wahlgesetze, die Beschränkung der Freiheit durch demokratische Grundgesetze u. f. w. behoben. Was aber unsere Februarverfassung geradezu unheilbar, ja sogar lebens­unfähig macht, das ist der oben sud o bemerkte Mangel, nämlich der Nihilismus der Unterstaaten und die Omnipotenz der Zentral­gewalt, welche, weil ihr das Gegengewicht der Unterstaaten abgeht, nur ein verkleideter Absolutismus ist. Nur unsere finanziellen und andere Ohnmächten, und der scheue Blick nach unseren zweifelhaften Nachbarn im Norden und Osten haben unser freiheitliches Regime noch halbwegs auf den Füßen erhalten. Dieser Kapitalmangel ist es, welcher, wie ich mir zu wiederholen erlaube, nicht nur die Fe­bruarverfassung unheilbar und lebensunfähig macht, sondern auch mehr oder weniger die Reparation der übrigen Gebrechen erschwert, denn wo soll man mit Verfüssungsverbesserungen beginnen, wenn ganze Völker der Verfassung ferne bleiben und den Reichsrath perhorres­ziren? Und woher kommt dieses Widerstreben der nicht deutschen Völker? Woher dieser zähe Widerstand gegen die Verfassung? Etwa von einem Antagonismus gegen die Deutschen? Nein. Oder aus einem Mangel an Liebe und Anhänglichkeit an das österreichische Gesammtvaterlllnd und dessen Herrscherhaus? Nein und abermals Nein — der Grund des Widerstandes liegt einzig und allein in dem Verlangen der Völker nach staatsrechtlicher Existenz und Gel­tung. Dieses Verlangen wird erzeugt und getragen durch das Be­wußtsein der nationalen Zusammengehörigkeit der betreffenden Völker, durch ihre Geschichte und großen Erinnerungen. Ist aber dieses Ver­langen auch berechtigt, fragt man Seite jener Deutschösterreicher, die ihr Deutschthum gerade so wett haben als die Baiern und Würtem­berger? Aber diese Frage ist weder zutreffend noch entscheidend, denn die Völker Oesterreichs, welche Jahrhunderte hindurch mitsammen den Todesschlaf des Absolutismus geschlafen haben, können, geweckt durch den Ruf der Freiheit, ihr Leben doch nur von heute an wieder fortsetzen. Nicht die Rechtsfrage entscheidet hier, die eigentlich kein Volk dem andern stellen kann, sondern die Lebenskraft eines jeden Volkes und die Macht seiner Gefühle. Bei den Deutschösterreichern ist allerdings nur der Deutsche zu Belle gegangen und beim Wie­dererwachen nur der Oesterreicher auferstanden; allein bei den übri­gen Völkern ist es anders, denn diese sind auferstanden mit einer Lebenskraft in jenem Leibe, welchen der Absolutismus für immer eingesargt und begraben wähnte. Das erste Lebenszeichen, welches die nichtdeutschen Völker Oesterreichs auf den Weckruf der Freiheit gaben, war die Forderung, „ich will existiren," eine Forderung, die ganz natürlich ist, t>enn zuerst muß das Volk existiren und erst dann kann es frei sein. Freiheit und staatsrechtliche Existenz bedingen sich ge­genseitig, denn ohne letztere hat die Freiheit keinen Träger. Schmerlings Verfassungswerk leidet daher an einer Monstro­sität ohne gleichen, indem es einerseits die Freiheit gewahrt, ander­seits das Verlangen der Völker nach staatsrechtlicher Geltung als unzulässig verwirft. Solcher Widerspruch kann nicht fortbestehen, denn eines möge man sich gesagt sein lassen, baß die Natur leinen Wider­spruch duldet, und daß keine menschliche Institution Bestand und Dauer gewinnen kann, welche mit der Natur der Dinge im Wider­spruche steht. Die Katastrofe von Sadowa war eine Erschütterung des poli­tischen Gewissens, allein jene Partei, von der schon die alte Klage geht, „sie hat nichts gelernt und nichts vergessen," begriff auch dießmal nicht, daß sie von den Ereignissen schon weit überholt worden sei. Sie meinte, es genüge das Verfassungsleben dort wieder zu be­ginnen, wo es eben abgebrochen hatte, und man brauche nur mit den Ungarn, deren Widerstand gegen die aufgedrungene Verfassung nun einmal nicht zu bewältigen, deren Unzufriedenheit aber gefahrvoll war, ein separates Abkommen zu treffen. Allein auch die anderen Länder, zumal die slavischen haben, belehrt durch die jüngsten Erfahrungen und geleitet durch ihr Na­tionalbewußtsein, die Nothwendigkeit erkannt, daß der Freiheit nur durch Erweiterung der Länderautonomie eine entsprechende Stütze gegen den alles erdrückenden Zentralismus gegeben werden könne, und daß alle freiheitlichen Staatsgrundgesetze, wenn auch noch so sorgsam in den Neichskodex gebunden und aufbewahrt, doch nur Makulatur sind, wenn dieser Zentralismus keine Schranken durch die autonomen Rechte der Länder bekommt. Wi r Deutschösterreicher sind in diesem Punkte weniger strenge, weil wir in der Majorität sind und gewissermaßen den Reichsrath als einen größeren deutschen Land­tag ansehen. Unsere Autonomie ist so zu sagen eine gemeinschaftliche, und Konflikte ernsterer Art unter den deutschen Landern kaum denk­bar, allein gerade darum ist es auch naturgemäß, daß auch die großen slavischen Gruppen in dem Staatsverbande mit den Deutschen so wohl in administrativer als legislativer Beziehung ihre Autonomie besitzen, um auch ihr Kulturleben zu pflegen. Es darf uns daher nicht Wunder nehmen, wenn die Böhmen in ihrer bekannten Deklaration und die Polen in ihrer bekannten Resolution Verwahrung gegen den Zentralismus einlegten und ge­wisse Forderungen im Sinne der Erweiterung ihrer Landesautonomie stellten. Aehnliches dürfte in nicht gar ferner Zeit von den Tirolern und Slovenen zu gewärtigen sein, denn nur der schleunige Schluß ihrer Landtage verhinderte sie, ihre Wünsche noch rechtzeitig an den Reichsrath zu bringen. Und so prasentiren sich die alten Schmerzen des Herrn v. Schmerling nunmehr als Giskra-Schmerzen. Damals waren es die Ungarn, die mit ihrer zähen Passivität selbst die ollergetrcuesten Partisanen des allmächtigen Ministers zu dem Ge­ständnisse zwangen „es geht nimmermehr/' und nun sind es die Polen, Czechen, Slovenen und Tiroler, welche an den Reichsrath herantreten und die Alternative stellen: „Autonomie oder Ausbleiben." Es liegt außer dem Bereiche dieses Aufsatzes die Frage der Berechtigung dieser Autonomiebestrebungen zu erörtern, allein eine Thalsache soll hier konstatirt weiden und diese halten wir fest, die Thatsache nämlich: daß das ganze Slaventhum des zisleithanischen Oesterreich« sich von der Verfassung abseits stellt, und den Reichs­rath perhorreszirt oder zu perhorrcsziren im Begriffe steht und dazu kommen noch die Tiroler. Diese Thatsache ist konstatirt von dem ganzen Ministerium, und zwar sowohl von der ausgetretenen Minorität, wie der verblei­benden Majorität, und ist endlich konstatirt von den beiden Häusern des Neichsrathes in einem vieltägigen parlamentarischen Kampfe. Angesichts dieser Thatsachen kann niemand mehr im Zweifel sein, was die jüngste Ministerkrisis eigentlich zu bedeuten habe? Das sla­wische Oesterreich perhorreszirt den Reichsrath und die Verfassung. Es war daher keine Minister- sondern eine Verfassungskrisis. Die Ministerkrisis war nur das Vorspiel oder die Klärung der Frage: Aenderung der Verfassung oder Festhalten daran? I n dieser Fassung der Frage mußte natürlich das Minorität«-Ministerium unterliegen, weil sich die Spitze der Krisis eigentlich gegen den Reichsrath selbst richtete, der also in Frage gestellt, sich wohl nicht selbst perhorrcsziren konnte. Die Verfassungötrise ist also jetzt dnrch das Votum des Neichs­rathes als überwunden zu betrachten. Dieses Votum lautet: „Fest­halten an der Verfassung." Dieß war auch der Wahlspruch Schmer­lings, als die Ungarn durch ihr Fernbleiben die Verfassung in Frage stellten, und so wie damals so auch jetzt lautete die Parole an die Abwesenden: „Wir können warten." Wie wird aber die Geduldprobe, die wir nun zum zweitenmal« zu bestehen haben, ausfallen? Wer wird länger warten tonnen das Ministerium und der Reichsrath, oder die abseits gewendeten Völker? Es fällt uns peinlich, darauf die Antwort geben zu müssen, daß sich auch das heutige Ministerium in demselben Kreise der Fehlschüsse und Täuschungen bewege, wie seinerzeit Herr v. Schmerling. Die Politik des Zuwartens ist nur dann empfehlenswerth, wenn die hohe Wahrscheinlichkeit vorhanden ist, daß die Zeit die Schwierigkeiten hinwegräumen oder doch ver­ringern werde. Hier aber findet gerade das Gegentheil statt, denn wie zu Schmerling's Zeiten so auch jetzt kann man die Beobachtung machen, daß sich der tiefe Ernst, der sich auf die slavischen Gemüther gelagert hat, immerfort verdüstert und zwar in dem Maße, als die Hoffnung ferner gerückt wird. Nach zehn Jahren stehen wir eben auf dem Punkte wieder, von dem wir mit unserem Verfassungsleben ausgegangen sind. Inzwischen nehmen aber die Dinge in Europa ihren Fortgang, alle anderen Staaten sammeln sich, ordnen ihre Angelegenheiten, und sehen wohl­gefaßt den Ereignissen entgegen, welche die nahe Zukunft bringen Feuilleton. Velenntnisse eines Vagabunden. Novelle. Sechstes Kapitel. I n der noblen Welt. (Fortsetzung.) Diesem moralischen und fisischen Katzenjammer folgte ein un­beschreiblicher Zustand, ich wagte es gar nicht, das Gespräch darauf zu lenken und lehnte mich, in finsteres Hinbrüten verloren und völ­lig geistesabwesend, in einen Divan. Pawlowsky's lautes Gelächter weckte mich aus meiner Betäu­bung. Es klang wie Spott. Ich sprang wüthend auf. „Du verhöhnst mich?" rief ich fast außer mir. „O nein, im Gegentheile," lachte er, ich finde Dein Aben­theuer im höchsten Grade amüsant. Zuerst das Ms-a-tst s mit einer reizenden, schmachtenden Frau, die man statt mit süßer Erinne­rung mit einer Miene verläßt, als hätte man einen Mord verübt, sich ohne Wahl in die erste beste Restauration verfügt und sich durch schlechten Wein seine Besinnung rauben laßt, dann die Nachtlager­szene im Straßengraben, durch finstere Gestalten illustrirt, die wird. Nur die arme Austria erschöpft sich im Wirbeltanze ihrer Verfllssungswilren, bis sie selbst da« Opfer der Ereignisse wird, welche die Blindheit ihrer Führer nicht vorhergesehen und ihre Ohn­macht nicht abzuwenden vermochte. Wahrlich wenn unsere heutigen Staatsmänner keine andere Weisheit haben, als eben jene des „Zu­wartens", welche sie „Verfassungstreue" nennen, so sind wir mit ihnen fertig, denn diese sogenannte „Verfassungstreue" ist heute einfach die „Ratlosigkeit". Gelingt es daher unserer jetzigen Regierung und dem Reichs­ralhe nicht, neue Bahnen der Versöhnung und Verständigung mit den abgewendeten Völkern zu entdecken und einzuschlagen, — und leider nach ihrem eigenen Verständniß vermögen sie es nicht — so sagen wir es frei heraus: „Es geht nimmermehr." Die Staatsmaschine bleibt stehen, — lahm liegt die Regierung, — lahm liegt der Reichsrath und die Passivität der Völker bringt den Staatskörper zur Erstarrung. Ja nicht einmal die Rückkehr zum Absolutismus ist mehr möglich, denn auch dieser wäre lahm und würde die Katastrofe nur noch mehr beschleunigen. Das Obergericht und die Oberstaatsanwaltschaft für Steiermark, Kärnten und Kram. m. Die hochmülhige Bureaukratie wuchert in Oesterreich, wenn auch nicht in allen Ländern, so doch in vielen noch immer fort, sie ist infolge der mangelhaften Vorbildung unwissender und bornirter, dafür aber auch desto anmaßender, sie lähmt jedes freie, gesetzlich erlaubte Nufathmen; der Nepotismus und das Protektionswesen herr­schen, wenn nicht überall, so hie und da mehr als je; Söhne des Adels und des höheren Beamtenthums sind noch immer bevorzugt; Mittelmäßigkeiten gelangen zu Stellen und Macht, während sie an­derswo an ihrer eigenen Unfähigkeit zu Grunde gehen würden. An diesen Uebelständen sind nicht immer die Ministerien, sondern haupt­sächlich die Provinz-Pascha's und ihre Helfershelfer Schuld. Diese Thatsachen, die jedermann, der Gelegenheit hatte, das verrottete Bureauleben in Oesterreich zu beobachten, wahrnehmen muß, beschäftigten uns, als wir daran gingen, die Art und Weise zu besprechen, wie die Strafprozesse beim Oberlandesgerichte in Graz erledigt werden. Jeder Strafprozeß wird sammt der schon ausgearbeiteten Re­ferentenmeinung und deren Begründung ein oder zwei Tage vorder Sitzung dem Oberstaatsanwälte mitgetheilt, der sich dann selbstver­ständlich auf die darüber anzuordnende Sitzung leicht vorbereitet. Wir fragen nun, auf welches Recht, auf welches Gesetz stützt sich diese Verfügung, daß das Referat vor der Sitzung dem ober­staatsanwaltlichen Funktionär mitgetheilt werde? Wird er nicht da­durch zum Korreferenten, ja zum Kontrolenr des obergerichtlichen Referenten, der nur als Partei anzusehen ist? Ist das nicht herab­würdigend und demüthigend für das Oberlandesgericht? Ist der den schwärmerischen Jüngling ausrauben, worauf die Polizei erscheint und nicht die Diebe, sondern deren Opfer arretirt, und schließlich als äsu8 ex masiiiii», der treue Freund, der durch Zufall von dem Mißgeschick des Romeo Wind bekommen, und ihn zu retten eilt. Nachdem der fahrende Ritter den Sarazenenhänden der Polizei entwischt, macht er ein Armensündergesicht und gedenkt nicht einmal der zärtlichen Julie, die ihm ein rothfarbenes dillst-äoux geschickt hat, das dort auf dem Tischchen dem Adressaten entgegen dnftet. Wahrlich, Freund, Du gehörst in eine Raritätensammlung!" Durch den Humor meines Freundes war ich völlig entwaffnet. Ich eilte zum Tischchen und öffnete das Villet. Es lautete: „Theurer Freund! Zu einer Partie nach dem Lois äs lio­loFUL ladet Sie sehnsuchtsvoll ein Ihre Veatrice." Ich zerknitterte das Billet und warf es zornig von mir. „Was treibst Du, Thor!" fiel Pawlowskh ein. „Das Billet enthält doch keine Todesanzeige?" „O nein," entgegnete ich bitter, „aber etwas ärgeres. Diese Zumuthung!" .Hast Du den Abschied erhalten?« „Nein! Da lies!" Ich hob das Papier auf, suchte es zu glätten und reichte es Pawlowsky. Dieser las es und rief dann: Vorgang gleichgiltig für das Schicksal des Angeklagten? Wie vei­tlägt sich dieß mit dem Anklagepiinzipe, mit der Gleichhaltung des Anklägers und des Angeklagten? Nun kommt es nach dem Vortrage des Referenten und der Anhörung des Oberstaatsanwaltes zur Ab­stimmung, und man würde glauben, letzterer werde das Gesetz re­spettiren und sich aus der Sitzung entfernen, nein, er soll, was wir jedoch nicht glauben können, während des Votirens in derselben an­wesend sein. Ob dieses Verfahren einen Einfluß auf die Entscheidung übe, oder eine Richtigkeit begründe, wollen wir nicht entscheiden, aber appelliren müssen wir abermals an den Gerechtigkeitssinn des Herr» Iustizministers, er möge diesen Zuständen ein Ende machen, und die Stellen bei dem Oberlandesgerichte und der Oberstaatsanwaltschaft in Graz mit Männern besetzen, die dazu Talent und Befähigung besitzen. („Politik".) Zur Situation. Der Minister des Innern hat seine Entlassung erbeten, und wird dieselbe erhalten. Dieß ist die neueste Nachricht aus Wien , welche zuerst bestimmter lautete, nämlich, daß Dr. Giskra's Demissionsgesuch angenommen wurde. Die „Zut." schreibt darüber: Den Fall vorauszusehen war keine Kunst. Wie es Leute giebt, die sich selbst in die Tasche lügen und reicher dünken als sie sind, so haben die Verfassungsgetreuen nach Beseiti­gung der der Minister Beiger, Potocki und Taaffe von dem Wahn nicht lassen können, sie hätten nun ein einiges Kabinet vor sich. Die Herren mögen jetzt endlich einsehen, daß sie gefoppt worden, oder vielmehr sich selber gefoppt haben, wie es in der verfassungstreuen Partei seit Anbeginn ihrer Tage nicht einmal, nicht wiederholt, son­ dern beständig passirt ist. Und diese Menschen", ruft der „W." , denen man Zwietracht für Einigkeit ausgeben kann, sollen die Fähig­keit besitzen, Oesterreich aus seinen Nöthen, die Verfassung aus der Gefahr einer permanenten Bedrohung durch so viele Gegner und solche Hüter zu erretten? Ebenso gut paßte jemand, der einen Glassplitter nicht vom Diamanten zu unterscheiden vermag, zum Ju ­welier oder zum beeideten Schätzmeister für Präziofen. — Gestern Abend hat sich der Kaiser nach Ofen begeben. Die Zeit der Rück­kehr ist vorläufig nicht festgesetzt, doch dürfte sie, nach den getroffe­nen Dispositionen zu schließen, noch im Laufe dieser Woche erfolgen. Ueber die Abänderungen, welche die Regierung in Betreff des Nothwahlgesetzes im Reichsrathe beantragen will, verlauten bereits einige nähere Details. Nach diesen würde die direkte Reichs­rathswahl dann eintreten, wenn durch Nichtbeschickung des Landtages von einer Neichswahlgruvpe ein Neichsrathsmandat erledigt würde. Ein zweiter Fall wäre die Erledigung eines Reichsrathssitzes während der Dauer des Reichsrathes mithin in einem Momente, in welchem die Vornahme der Wahl durch den Landtag unmöglich wäre. — Wie man mittheilt, ist der Schluß der Reichsrathssession am 8. oder 10. April zu gewärtigen. Für den Zusammentritt der Landtage ist der Monat Mai in Aussicht genommen. Die Delegationssession „Nun . D u wirst doch nicht ungalant sein? Die Dame verdient die Vernachlässigung nicht, da sie so liebenswürdig gegen Dich gewesen." Ich biß mich in die Lippen. „Ich gehe nicht, ich schlage die Einladung aus." „Mit welcher Motivirung?" „Ich melde mich krank." „Ma n wird es nicht glauben!" „Dann — dann entgegne ich nichts." „Verstößt gegen den don tou." Verdammter dou wu ! Ich war völlig rathlos. Dazu trat die Erinnerung an Aurora mir lebhaft vor die Seele. Ich glaubte ihr Schluchzen zu vernehmen. Was ging mich im Grunde Beatrice an? „Die Französinen sind rachsichtig!" warf Pawlowsky hin. „Ich fürchte ihre Rache nicht!" Das Gespräch stockte wieber'; ich blätterte in einem Journal. „Nun entschließe Dich! Ich bin auch zur Partie eingeladen, habe aber keine Lust, Dich zu entschuldigen. Es ist höchste Heit daß wir gehen." ^ ' Damit nahm er Hut und Stock und wandte sich zur Thüre. Ich kämpfte einen harten Kampf, er war kurz, dann schloß ich mich Pawlowsky an. (Forts, folgt.) soll in die Monate August und September fallen, worauf dann im Oktober die Wietei-EiLffnung des Reichsrathes erfolgen würde. Offenes Schreiben an die „Tagespost" *). Es verging seit einiger Zeit selten eine Woche, in welcher die Grazer „Tagespost" ihren Lesern nicht einen Staudalartikel auf« tischte; zumeist über Personen ans dem katholischen Priester- oder Ordensstande, über Vorkommnisse bei kirchlichen Feierlichkeiten u.s.w Ich will nun die Wahrheit oder Lügenhaftigkeit solcher Thalsachen nicht untersuchen; es kommt zunächst darauf auch gar nicht an : aber ich fühle mich gedrungen, öffentlich zu erklären, daß jenes Blatt sehr irrt, wenn es glaubt, dadurch dem intelligenteren, besseren und honet­teren Theile seines Leserkreises einen angenehmen Dienst zu erweisen. Ich bin ein Katholik, und wenn ich das ausspreche, glaube ich nicht zu viel gewagt und, deßhalb allein schon, noch nicht das Vertrauen in eine unparteiische Veurtheilung der Dinge bei den anderen Lesern der „Tagespost" eingebüßt zu haben. Sind ja die Autoren solcher literarischer Ergüsse in derselben häufig doch auch Katholiken, und manchmal sogar, wie dann mit Emfase gesagt zu werden pflegt, katholische Priester. (?) Also ich bin zwar Katholik, aber ich versichere, man braucht weder das, noch ein Protestant, weder konservativ, noch liberal zu sein, man braucht sich nur noch einiger Massen einen honetten und unabhängigen Charakter und das natürliche sittliche Gefühl bewahrt zu haben, um sich abgestoßen zu fühlen von solchen Publikationen. Was soll denn damit auch bewiesen werden? Vielleicht, daß die Religion schlecht, weil diese oder jene schlechte Perjon dazu geHort? Es gibt schlechte Publizisten und ich wüßte ganz artige Stücklein zu erzählen; ist deßhalb die Publizistik im Allgemeinen schlecht? Es gibt außerordentlich viele Ehebrüche, ist deßhalb das Eheinstitut selbst schlecht? Ja wohl dann, wenn die Ehe dieses oder jenes Paares das Eheinstitut selbst ist. (Hierin findet die „Tagespost" eine faktische Würdigung ihres Univeisalmittels gegen die Schäden des Zoelibates. Ich würde konsequenter, als sie, als Heilmittel gegen die Schäden der Ehe selbst, lieber die volle Aufhebung derselben vorschlagen; die Kur wäre radikaler und wohlthätig für Klerus und Laien. H, pari würde ich zur Beseitigung des Diebstahles und Raubmordes, wodurch so manches Leben gräßlich verloren geht, die gründliche Aufhebung des Eigenthums proponiren; ich könnte jeden­falls nur gewinnen. Freilich die sauren Gesichter der „Tagespost' und manchen Aktionärs!) Man nenne nur Einen Stand, der nicht reuig sein mLÄ, culpa rufen müßte? Nur eine Einrichtung unter Menschen, wogegen nicht einzelne Mitglieder sich grobe Verletzungen ihrer Pflichten zu Schulden kommen lassen? Ist dem aber also, warum dann das Publikum mit Dingen unterhalten, wobei es, wie die Welt nun eimal ist, vielmehr über deren gänzliches Ausbleiben staunen müßte, als über deren Vorkommen? Doch nehm' ichs nicht zu scharf? Was schadet's denn, derlei Dinge zu wissen? Es mag wohl sein, es ist vielleicht manchmal eine ziemlich unschädliche Sache, und dann will ich hierüber nicht rechten; obwohl nach meinem Dafürhalten manche Zeitungen viel zu viel für den Tratsch und viel zu wenig für edle Geistesnahrung sorgen Sehr oft aber ist es verderbenbringend, und das Veröffentlichen solcher Dinge, ob wahr oder unwahr, eine Unsittlichkeit begangen an der öffentlichen Sitte. Hieher rechne ich in erster Linie das ewige der „Tagespost" beliebte Herumzerren am Pricsterstande. Es heißt freilich wohl, man wolle durch solche Dinge nicht dem ganzen Pricsterstande entgegentreten; man Protestirt sogar feierlich gegen eine solche Insinuation. Es sei! Aber weiß die „Tagespost" nicht, daß ein guter Theil ihrer Leser es dennoch so auffaßt und darnach seine Stellung gegen den Klerus nimmt? Weiß sie das nicht, und es ist auch, abgesehen von den neuesten Kundgebungen der Arbeiter in der That nicht schwer, sich diese Ueberzeugung zu ver­schaffen, so muß ich sie tief bedauern und mir denken, sie wisse auch ») An die löbliche Redaktion des „Tliglao". Da die „Tagespost" auch in Laibach Leser findet, so würde löblichdieselbe jenen Lesern des „Triglnv", welche Nr. 64 des „Grazer Volksblat!" nicht in die Hände bekamen, gewiß einen großen Gefallen erweisen, wenn sie mitfolgendes dem genannten Blatte entnommenes offenes Schreiben an die „Tagespost", das auch der amtlichen „Laibacher Zeitung", dem „Laib. Tagblatt" und allen Blättern des gleichen Kalibers gilt, in ihr geschätztes Blatt einrücken wollte. Laibach 2t. März 1870. Mehrere Laibacher Bürger. so manches Andere nicht, was ihr beiweitem ferner gelegen ist, und worüber sie dennoch das große Wort so gerne führt. Weiß sie es aber und treibt es dennoch so, welche Gründe mag sie dann wohl haben? Die beste Absicht, die ich mir denken kann, ist etwa diese: Heiligen Abscheu zu erwecken. Das hat es aber wahrlich auäi Noth in Dingen, wovor ohnedieß jedes zarte Gemüth zurückschreckt, durch deren bloße Erzählung es unsanft berührt wird! Wohl aber wird der Schlechte noch schlechter, der Rohe noch roher, und so das gerade Gegentheil erreicht von dem, was man mochte. Eine solche Absicht dabei haben, wäre ein pädagogischer Meisterstreich, den man der „Tagespost", welche über die Pädagogik des katholischen Klerus so oft zu Gerichte sitzt, nickt Wohl zutrauen kann; es wäre just so gescheidt, als Wenn man einem Kinde ausschwebender Eltern ihre Passionen bloßlegen wollte, um es davor zu bewahren. Ein altes, deutsches Sprichwort sagt: wovon das Herz voll ist, davon geht der Mund über, und richtig, wenn man zufällig in eine Schänke gerat!), so hört man Zotten und Pfaffengeschimpfe c^UÄuä msims. Auch nicht der leiseste Zweifel unter der losen Gesellschaft, daß es alles ein unschuldig Ding sei; gedankenlos geht die Sache lustig fort, bis man sich trennt. Die alten Zünfte pflegten in den Gasthäusern über ihren Tischen ihre Embleme zu haben; heutzutage paßte für manchen Tisch Goethe's Vers: Uns ist taniballisch wohl, wie fünfhundert Säuen. Da mein' ich aber, ist es denn doch im Interesse der „Tagespost" selbst, wenn man sie höflichst ersucht, durch ihre fortgesetzten Skandalgeschichten sich nicht den Anschein geben zu wollen, als ob auch ihr Herz von derlei Dingen «oll wäre, und ihren Lesern doch so viel Achtung entgegen­zubringen, daß sie nicht voraussetze, als ob sie darnach ein Verlangen trügen. Den Standpunkt der Aufklärung, wie ihn ein gewisses Wirths­hiuspliblikilm hat, den möcht' ich weder der „Tagespost" wünschen, noch auch für ihr Lesepublikum in Anspruch genommen sehen. Es ist auch keineswegs angenehm, bei jedem Blatte besorgt sein zu müssen, ob man es nicht den Augen Anderer entziehen und einsperren oder standrechtlich behandeln müsse; denn das wird die „Tagespost" bei ihrer pädagogischen Weisheit doch nicht glauben, daß man solche Geschichten Kindern und jüngeren Leuten in die Hände geben könne, wenn man sie überhaupt erziehen will ; um von katholischer Erziehung zu schweigen. D'rum ferne, ferne die Gemeinheit, und nicht nach Manier gewisser Käffer im Straßenkoth gewühlt! Wenn ich übrigens offen den Eindruck entdecken soll, den diese Veröffentlichungen auf mich machen, so kömmt mir vor, als bestände der eigentliche Grund derselben für die „Tagespost" schließlich darin, den Ultramontanen dadurch Eines anzuhängen; es kömmt mir vor, als hörte ich, wenn so Etwas wieder glücklich vom Stapuel gelassen ist, unter freudigem Händereibeu den schadenfrohen Ruf: Ha! aber heute haben wir's ihnen wieder gegeben. Es kann zwar sein, daß ich irre; aber gar Vieles bestärkt mich in der Ansicht. Warum sonst die Unfälle, die etwa bei kirchlichen Feierlichkeiten sich manchmal ergeben, mit solcher Lust hervorheben? Hand an's Herz, o hochbe­sorgte „Tagespost" sammt Deinen Gewährsmännern! sagt mir ein­mal auf euer Gewissen, ob nicht z. B . die moderne Romanliteratur, wie sie schrankenlos dem Jünglinge, der Jungfrau in den Bibliotheken und sonst in die Hand gespielt wird, fisisch und geistig tagtäglich unendlich mehr ruinirt, als die 4 oder 5 kirchlichen Prozessionen im Jahre? Habt ihr da kein Auge, kein Wort? — Warum gerade immer dem Klerus seine Fehler vorhalten (mit Ausnahme freilich der Hochwllrdigen Herren Mitarbeiter der „Tagespost"; diese sind natürlich pure Engel im Fleische und wahre Musterpriester, wenu's Jemand glauben will ; ich nicht), deren man in anderen Ständen in ganz anderen Abnormitäten findet? — Warum gerade dem katholischen Klerus? Hat die „Tagespost" wirklich ein so kurzes Gedäcktniß, um nicht zu wissen, welche Szenen vor nicht hundert und nicht vor fünfzig Jahren vor hiesigen Tribunalen sich abwickelten? Und die bekannten Religionsmacher, die in Graz sich herumtreiben, und auch vor der „Tagespost" und ihrem Schwesterblatt Gnade gefunden, weiß die „Tagespost" von diesen Apostaten der Aufklärung gar nichts zu erzählen? — obwohl ich aufrichtigst gestanden, auch dem außerkatholischen Skandal herzlich Feind bin. Durch alle diese Manöver der „Tagespost" verräth sich nur zu sehr, daß sie dadurch ihren und ihres Anhanges politischen Gegenpart bekämpft. Edle Parteiwaffen fürwahr, würdig für Männer, die sich am öffentlichen Leben betheiligen! Nur muß man es dann Niemand für übel halten, wenn er sich hiebei lebhafter vielleicht, als ihm lieb ist, an gewisse Bubenszenen erinnert, deren letzte Waffe im Wettkampfe öffentliche Rekriminlltion zu sein pflegt. — Daher denn weiters die beachten«­werthe Erscheinung, daß viele Leitartikel der „Tagespost" sehr mager sind an wirklicher Demonstration, und sehr reich an Deklamation; wenn arm an kräftiger Nahrung für den Verstand, dafür aber gut bespickt mit Aetzung für des Herzens Leidenschaften. Ich muß es gestehen, es macht einem denkenden Leser einen widerlichen Eindruck, gewisse Kraftwörter immer und immer wieder in Aufsätze hineinge­zerrt zu finden, wo man sie gewiß leicht vermißt hatte. Zum Erempel diene der Aufsatz „An die Urne", in dem es von Jesuiten, Römlingen, Ultramontanen, von der bischöflich Zwerger'lichen Partei (ein ungeheurer Witz eiues unsterblichen Genie's!), vom Konzil, und sogar von der päpstlichen Infallibilität (bei der so höchst falliblen Wahl, — wie die unredlichen Mittel bezeugen, — des Grazer Gemeinderathes!) ordentlich wimmelt. Für solche Stylanen weiß ich keinen besseren Ausdruck, als: Hetze. Dadurch erhebt man nicht das Volk zu sich, sondern man erniedrigt sich zu ihm; man bildet es nicht, sondern ungebildet wie es ist, beulet man es zu seinen Zwecken aus. — Hängt es vielleicht damit zusammen, daß das Aergste in diesem Genre gewöhnlich Sonntags erscheint, wo nämlich der gemeine Mann am ehesten noch nach einer Zeitung greift? Hängt vielleicht auch damit diese gewisse Schreibweise zusammen, unbestimmt nach Ort und Zeit, Personen und Umständen? Das ist allerdings die wirksamste Verdächtigungsweise: immer uud überall kannst Du die Unthat vor die Augen Dir gaukeln; in dieser oder jener Person kannst D u sie aufspüren; wer weiß es denn? aus einem einzelnen Fall, weil unbestimmt, hat die leidenschaftlich erregte Fantasie bald einen allgemeinen gemacht. — Früchte davon, ich will gerade nicht sagen: von ihren Artikeln, aber von dieser Schreibmanier, — konnte die „Tagespost" sehen an der vorjährigen, einzig dastehen­den und, so viel ich weiß, auch in ausländischen Blättern angestaunten Mißhandlung der barmherzigen Schwestern, als sie gerade der hu­mansten Sache, welche die Humanität nur irgend fordern kann, der Pflege der Armen nachgingen. Was hilft es, dagegen, wie sie in anerkennenswerther Weise allerdings gethan, seine Mißbilligung äußern; wenn sie, ein anderes Mal wieder durch amüsante Piquan­terien, wie unlängst über eine angebliche barmherzige Schwester aus Trieft, für ihren guten Ruf forgt? Sie möge sich wieder wundern über ähnliche Szenen. Doch das ist kaum der Reife Anfang; viel mehr muß und wird erst die Zukunft noch ausbrüten; durch solche Parteimanöver wird allerdings den Pfaffen Eins angehängt und wird ihnen geschadet; allein gebe die „Tagespost" sich keinen Täuschungen hin; der Schaden wird da nicht stehen bleiben; die Zeiten sind ernst, sehr ernst, in einer Weise, wie es weder ihr , noch mir , noch irgend Jemand Anderem angenehm sein kann. Dem Volke werden seine Priester lächerlich gemacht, damit aber auch sein Heiligstes, die Religion. Ist aber einmal die Achtung vor dem Heiligsten genommen, was kann ihm dann noch heilig sein? Ich glaube denn doch nicht, daß die „Tagespost" meint, ohne Re­ligion sei ein menschenwürdiges, soziales Leben überhaupt nur möglich. Wenigstens fühlen ihre Gesfinnungs- und Parteigänger dieses Be­dürfniß nach Religion unwillkürlich jedes Mal , so oft es um ihre Untergebenen i. e. um ihren Vortheil aus denselben sich handelt, und ich wäre im Stande frappante Einzelnheiten zu erzählen. S o z. B. von einem in Graz bekannten Verfassungsfreunde, der aber allen Staatsgrundgesetzen entgegen mit einer Reitpeitsche die nöthige Andacht unter seinen Dienstboten herstellte, als einer derselben durch unzeitige Spaße sie zu stören wagte. Wo käme man denn sonst hin? so oder ähnlich soll er gesagt haben. Doch ich lasse die Einzelnheiten; ich konstatire nur, daß auch der Staat häufig in der Lage war, dieses Bedürfniß nach Religion zu fühlen, und daß namentlich in dem traurigen Jahre 1848 mancher Staatsdiener ohne Furcht, sich dadurch etwa zu, entwürdigen, hinter dem Schwarzrock seinen Schutz vor der aufgeregten Menge suchte. Gebe Gott, daß die jetzige Re­gierung niemals in die Notwendigkeit komme, es vielleicht bereuen zu müssen, daß sie mit so großer Vertrauensseligkeit zusah, als man übermüthig mit dem wichtigsten Faktor der Religion, mit dem Priester und sonach mit dem wichtigsten Faktor jedes Staatslebens spielte. Gebe auch Gott, daß man der „Tagespost" dereinst nicht schlechten Dank wisse, daß sie so treu mitspielen half; sie hat dadurch ausgiebig beigetragen, der Freiheit, deren sie doch so lüstern geht, ihren einzig möglichen Boden zu untergraben. Hierüber jedoch bin ich der „Tagespost" und den etwaigen Lesern dieser Zeilen noch einige besondere Worte schuldig. Freiheit des einzelnen in der Gesellschaft ist endlich ohne irgend eine Abhän­ gigkeit doch nicht möglich, und totale Gleichheit nur ein Traum, so sehr man sich auch bestreben mag, ihm Wirklichkeit zu geben. Wo es eine Gesellschaft gibt, mag sie dann in ihrem Eitstehen vom menschlichen Willen abhängen und von der Natur gefordert fein, da gibt es nothwendig eine Ungleichheit, gibt es Vorgesetzte und Untergebene, gibt es Gebietende und solche, denen man gebietet, Dirigirende und Dirigirte. Stelle sich die „Tagespost" nun vor, sie wäre mein Vorgesetzter und ich ihr Untergebener: Da gebe es wahrscheinlich, wenigstens meinerseits, etwa folgenden Dialog: Ich: Warum muß ich denn Dir unterworfen sein, und hast D u das Recht, mir zu gebieten, und ich die Pflicht, Di r zu ge­ horchen? „Tagespost": Weil ich Dein Vorgesetzter bin, und jeder Vorgesetzte naturgemäß das Recht hat, seinen Untergebenen, als solchen, zu gebieten; so wie dieser die Pflicht, zu gehorchen, auch wenn er sich freiwillig zu einem folchen gemacht. Ich: Gut denn! aber sage mir, welche Natur meinst Du wohl, wenn D u sagst, naturgemäß dies Recht zu haben; meinst D u die unbewußte, sinnenlose Natur, oder die Natur, wie sie im Menschen zu ihrer höchsten Stufe gekommen? „Tagesp." (vielleicht). Jene meine ich, die im Weltall schaf­fende Mutter Natur. Ich: Nun, dann gehorch' ich Dir nicht mehr; bin Sklave nicht der rohen, sisischen Gewalten, bin ihr König und der Schöpfung Krone; Hab' gegen sie keine Pflichten, und D u von ihnen kein Recht. „Tagessi." So fordert's also die Natur, wie sie im Menschen zum höchsten Adel sich erhoben. Ich. Da kann ich wieder Dir nicht dienen; nicht geringer ist mein Adel, als der Deine, und meine Natur der Deinen gleich. „Tagesp." So fordert's also die Natur, das Wohl der Gesellschaft. Ich . Durch die Menge also willst D u mich erdrücken? — oder hat der Mensch, weil in der Gesellschaft, eine andere, bessere Natur? und, wenn in Wahrheit, Hab' denn sie nicht auch ich? — Doch ich begreife. Du sagtest ja: „Daß Wohl der Gesellschaft" — Zum bloßen Mittel also hat man mich herabgedrückt, aus dem mein wesensgleicher Bruder sein Interesse zieht; und Freiheit, Menschen­würde ihr seid dahin! — Doch sieh! ist's die Menge, die den Menschen erhebt und erniedrigt, verherrlicht und knechtet, dann müssen wir Untergebene der Vorgesetzten Herren sein; zahlreicher sind wir ja, als sie; und unser Wohl muß über das Wohl der Wenigen überwiegen. So etwa könnte unser Dialog lauten; so aber hätten wir die Gesellschaft auch gründlich aus der Welt hinauseskamotirt, und den permanenten Krieg für ihren normalen Zustand erklärt, wollte die „Tagespost", daß der gegenseitige Vortheil uns zusammenhalten soll, so hätte sie den Egoismus zum Fundament der Gesellschaft gemacht; aber Egoismus und Freiheit wie reimt sich das zusammen? Ei n anderes vernünftiges, sittliches d. h. des Menschen würdiges Fundament der in der Gesellschaft doch unumgänglichen Unterordnung des Einen unter den Andern gibt es nicht als: Gott! Es ist sein Wille, dem ich in der Unterordnung unter den Andern mich füge, aber diesem Willen füge ich mich gerne; es ist der Repräsentant seiner Macht, den ich im Vorgesetzten ehre, und diesen ehre ich gerne; es ist sein Gericht, das mich wieder in den Genuß meiner Freiheit setzen wird, und so fühl ich mich innerlichst frei, wenn man mich auch zeitweise unrechtmäßig der äußeren Freiheit beraubt oder mich drückt; es ist seine anbetungswürdige Vorsehung, die jedem Menschen feinen Platz im Menschengetriebe anweist, und wie daher der Vorgesetzte keine Ursache hat sich zu erheben, so ich keine mich zu beklagen; es ist Se. Majestät, vor welcher der Bettler nicht geringer, als der Kaiser, und so fühl' ich meinem höchsten Vorgesetzten mich gleich, wenn ich auch der Letzte bin aus seinen Unterthanen; es ist fein allwissend Auge, das da ruht auf meinen Thaten, und f° gehorche ich auch dorten, wo des Vorgesetzten Auge mich nicht sieht; es ist der Ab­glanz seiner Heiligkeit, die ich in jedem Gesetze suche, aber Hab' ich sie gefunden, so ehr' ich es, wenn auch der irdische Gesetzgeber diesen Abglanz von seiner Person vielleicht schon längst abgestreift; kurz: nur wo Religion, nur dort stabile Freiheit, wahre Gleichheit! Nicht dort ist sie, wo keine Schranke, sondern dort, wo man die nun einmal nicht zu umgehende Schranke gerne anerkennt und willig hinnimmt; aber nur dort erkennt man sie an und nimmt sie hin wo sie nicht gezogen wird vom Interesse, von der Laune, von der rohen Uebermacht eines von Natur aus nur gegenüber nicht mehl als gleichberechtigten Wesens, sondern von der Weisheit und der souveränen Macht eines höheren Wesens, das mir und meinen Nebenmenschen, dem Untergebenen und feinem Vorgefetzten in gleicher Weise gebietet und mich so zur Rechenschaft zieht über meinen Ge­horsam, wie diesen über seine Gebote. Die „Tagespost" könnte freilich entgegnen: es handelt sich nicht um Religion überhaupt; das, was wir nicht wollen, das ist die Pfaffenreligion. Gut ! welche Religion wollt' ihr also? wer soll der neue Religionslehrer werden bei einem so durchfressenen Volt^, wie das heutige ist? Etwa der moderne Staat? Es wäre wirklick eine sehr possirliche Sache, dann etwa eine kaiserlich-französische, eine königlich-preußische, eine k. und k. österreichische und noch dazu eine zis- und transleithanische Religion zu haben. Der moderne Staat kennt sich ja auf diesem Gebiete selbst so wenig aus, daß er im Gegentheil alle Religionen gewähren läßt; und das thut er in Folge bewußter, eingestandener Unwissenheit auf diesem Felde o. h. in Folge bewußter, eingestandener Inkompetenz, dießbezüglich etwas zu entscheiden. Ist es nicht das, sondern ist es Gleichgültigkeit, so höre der Staat lieber heute als morgen auf, von Sittlichkeit und Volkserziehung zu faseln: es ist die größte Widernatur, die tiefste Unsittlichkeit, bewußter Weise den Irrthum mit der Wahrheit gleich zustellen. , Durch nichts würde der Staat sich so sehr als ein Werkzeug tyrannischer Laune und Willtühr entpuppen, als wenn er auf der einen Seite seine Unwissenheit in religiösen Dingen eingestände, (eine Frucht seiner geistigen Beschränktheit und Verkommenheit; jenes, wenn ihm zwar Gelegenheit geboten ist zu lernen, der Arme es aber nicht erlernen kann, dieses, wenn er's nicht lernen will), auf der andern aber als Neligionslehrer sich geberdete. Der Staat und die Menge im Staate, die allen möglichen Religionen frei huldigen kann und die mit Hilfe jenes im 18. Jahrhundert, im Zeitalter der Filosofen eine feile Dirne auf den Altar stellte und im Namen der Menschlichkeit und Sittlichkeit unzählige Menschenopfer schlachtete diese können der Neligionslehrer nicht sein. Der Staat, der sich auf seinem eigensten Gebiete nicht auskennt, und heute einmal ein Absolutist, morgen ein konstitutioneller M o narchist, heute ein gemäßigter, morgen ein radikaler Demokrat ist, der seinen Schwerpunkt bald da, bald dorten sucht, der sich immer konstituirt und nie konstituirt, der einen heute zum Galgen verur­teil t und morgen begütigend in ein Ministerfauteuil drückt, der Staat kann unser Neligionslehrer nicht sein. Wenn ein Blinder den andern führt, fallen beide in die Grube. Aber die Organe der Aufklärung werden's sein, diese Univer­salrathgeber in jedem Zweifel, dicfc Universalärzte gegen jeden Schaden. Nun , da wird sich die „Tagespost" hoffentlich aber doch nicht ge­kränkt fühlen, wenn ich's ganz rund heraussage, daß ich mir aus ihr einen sehr winzigen Begriff von ihrer Befähigung zu einer Religionslehrerstelle gebildet habe. Ein Blatt, das in seinem Zynismus bereits so weit gediehen ist, daß es sich an der kurzen Fräse in der Adresse an Se. Majestät stößt, an der Fräse: Gott erhalte Eure Majestät, an einer Fräse, die jeder Heide unbedenklich aus spricht, ein solches Blatt kann der Neligionslehrer des Volkes nicht sein. D'rum lasse die „Tagespost" den katholischen Klerus nur ruhig seines Amtes walten: über seine Doktrinen hat weder der moderne Staat, wenn er konsequent sein will, noch eine moderne Zeitung, die Türken und Juden und Protestanten ungeschoren läßt, ein Recht ihn zu interpelliren. Als der Repräsentant der Religion seines Amtes waltet er gewiß nicht schlechter, als sie beide es thun würden; sein Leben ist gewiß nicht schlechter, als das manchen Aufklärers; die sittlichen Verirrungen einzelner seiner Mitglieder dürfen ihm von denjenigen gewiß am wenigsten zum Vorwurfe gemacht werden, die derlei als eine unschuldige Natuiforderung hinstellen und wie es das Schwesterblatt der „Tagespost" einmal gethan, für die Früchte schwacher Augenblicke fast einen Adelsbrief verlangen; von solchen gewiß am wenigsten, die es nicht verwinden können, wenn hie und da ein Mädchen das Gelübde der Keuschheit ablegt, die sich'« aber gewiß auch energisch verböten, wenn Jemand z. B. gerade daraus die Folgerung zöge, daß, da doch einmal nicht alle Mädchen hei« rächen lönnen, sonach nur ein Ausweg bliebe, den ich nicht näher bezeichnen will. Nicht den katholischen Klerus braucht die „Tagespost" zu fürchten; es gibt ganz andere Wetterwolken am Himmel des Weltgetriebes, die einem heutzutage zu denken geben können, Wolken, die, wenn der Lenker der menschlichen Herzen nicht in der eilften Stunde es noch wendet, ihre Blitze zwar niederschießen lassen werden, zunächst auf den lach. Klerus werden niederschießen lassen, deren verderben­bringende Elemente aber doch der geopferte Klerus gewiß nicht gestaunt, sondern verwüstend über die ganze Gesellschaft hereinbrechen weiden, zumal über den besitzenden Theil in derselben, damit es dann auch der Blinde einsehe, daß der Klerus nur die Baumwolle abgeben mußte, worunter ganz andere Dinge sich bargen. — Wäre der katholische Klerus wirklich so schlecht, wie ihn die „Tagespost" darzustellen nicht unterläßt, er hätte ihr ganz andere Verlegenheiten bereitet. Männer, von zwölf Jahren Studium, und oft von einem Studium, durch das sie ihre liberalen Millollegen weit überflügelten, hiebei fanatisch, gewissenlos genug, um das Voll in Dummheit niederzuhalten und ihm Dinge vorzusagen und vorzumachen, an die sie selbst nicht glauben, pfiffig und ränkesüchtig, materiell größtentheils miserabel gestellt, dabei aber geldsüchtig und eigennützig, wie kein anderer Mensch; seufzend unter der Tyrannei ihrer Bischöfe, die sie jedoch nicht hindern können, einzugehen in das Paradies des staat­lichen Liberalismus, der begehrlich und lockend seine Arme nach ihnen ausstreckt; seufzend unter Bischöfen, deren äußeren Strafen sie sich aber nicht zn fügen brauchen, deren geistliche Strafen, Ex­kommunikationen :c. ihr Gewissen unmöglich fürchten kann, wenn sie doch an all' das Zeugs nicht glauben; — Männer, von Hun­deittausenden auf's Wort gefolgt, überallhin zerstreut und doch geistig auf's Innigste vereint, — ein eng verknüpftes Korps von solchen Fähigkeiten, von solcher Schlechtigkeiten, von solcher Macht, welches wirtlich und in der That verdiente, von Tag zu Tag in den öffent­lichen Blattern moralisch todtgetreten zu werden; —nein ! ein Korps von solchen Männern hätte mit Ausbeutung der großen Steuer­und Militärlasten und mit Zuhilfenahme der sozialen Ideen, wie sie prinzipienmäßig noch nie eine solche Verbreitung hatten, besser als jener erste Archimedes die Welt aus den Angeln gehoben und hätte den Ertrag manch' schönen Besitzes in ganz andere Säckel fließen lassen, als es jetzt geschieht. In der That! nur tiefste Stu­pidität oder aber erhabenstes Pflichtgefühl kann es fein, das einem Manne die Kraft verleiht, unter solchen Verhältnissen auszuharren auf seinem Standpunkte, seine Bürgerpflichten nicht nur selbst getreu zu erfüllen, sondern auch Andere, wenn sie wanken, dazu anzuhalten, und nebenbei sich doch zur Zielscheibe hergeben zu müssen des all­gemeinen Hohnes und der niederträchtigsten Verdächtigung. So lange der katholische Klerus im Großen und Ganzen sich so hält, ist das mir einerseits der herrlichste Beweis von dem moralischen Weiche desselben; andererseits aber auch ein trauriges Zeichen von dem tiefen Verfalle eines Volkes, daß feine Priester so beschimpfen läßt, wie das heutzutage gemeiniglich geschieht. I n solchem Pflichtgefühl ehre ich den gewissenhaftesten Bürger der Freiheit; ein solches Volk aber sehe ich reifen zur Knute. Zum Schlüsse nur noch eine Bemerkung. Die jetzt beliebte Zeitungsliteiatur kömmt im Großen und Ganzen mir vor, wie eine gewaltige Ironie auf unser gepriesenes Jahrhundert der Aufklärung. Da macht man immer Aufhebens mit dieser unserer Aufklärung und füllt unter Einem die Tagesblätter mit Verbrechen und Gaunereien wie nie zuvor. Man fahndet nach jedem verdächtigen Vauerlein, das da etwa einen Skandal zu Markte bringen könnte; man stiert gleich Nachteulen hinaus in die Welt, um ja jeden dunklen Fleck aufzu­fangen, der in der menschlichen Gesellschaft auftaucht; mit einer wahren Geilheit kreischt man es hinaus in alle vier Winde, wenn man eine glückliche Entdeckung gemacht, und betheuert dennoch gleich­zeitig, wie sehr man des lieblichen Sonnenlichtes der Aufklärung sich freue. Man spricht immer von sittlicher Erziehung des Volkes, und weiß ihm keinen anderen Spiegel vorzuhalten, als eine gräuliche Kette von Verirrungen des menschlichen Herzens und Verstandes. Man spricht immer von Humanität und thut so zimpferlich mit seiner Ehre, daß man wegen jeden schiefen Blickes, wegen jeden unzarten Würtleins nach der Pistole, nach dem Säbel, nach der schwarzen Kugel greift, und halt es für große Noblesse, Skandale öffentlich in einer Weise preiszugeben, wodurch nicht Dieser oder Jener gestraft, sondern der ganze Stand, der ihn unglücklicher Weise zu den Seinigen zählen muß, auf's Herzloseste verletzt wird. Hält einmal die Weltgeschichte Weltgericht über unser Zeitalter, dann, fürchte ich, wird der Geschichtsfilosof, wenn er unsere Zeitungen durchblättert, versucht, sein folgendes Charakteristikum darüber abzu­geben: Verbrechen nnd Gaunerei im öffentlichen und Privatleben, Verbrechen und Gaunerei in Theorie und Praxis, Verbrechen und Gaunerei in Wort und Schrift! Dr. »b. I m Namen mehrerer Tagespostleser. Generalversammlung der „8InveiM" am 18. d. M. (Schluß,) Noll i interpellirt bezüglich des Verhaltens unsere r Abge­ordneten bei der Abstimmung über das Gesetz, da aus den Berichten der Blätter diesbezüglich keine Gewißheit zu erlangen ist. Es wird beschlossen, sich darüber authentisch zu informiren und hierauf der Protest einstimmig beschlossen, nachdem noch Dr. Costa die Dringlichkeit desselben betont hatte. Nun entspannen sich einige Debatten, welche das Verhalten unserer Abgeordneten in Wien zum Gegenstande hatten, es wurden jedoch die diesbezüglichen Anträge wegen Mangels jeder sichern Basis und als nicht zur Sache gehörig nicht zur Abstimmung gebracht. Zum Schluß erhob sich Dr. Costa, um gegen das Zwangs­zivilehegesetz zu sprechen. Dr. Costa sprach in einer kurzen Motivirung gegen das Zwangszivilehegesetz. Es ist weder opportun, noch zweckmäßig, noch dem religiösen Gefühle unseres Volkes angemessen. Die mehrjährige Erfahrung zeigt, daß unter tausend Fällen kaum fünf Paare ge­zwungen waren, sich bei dem Bürgermeister trauen zu lassen. Wozu ein Gesetz, welches zwecklos ist und nur Widerwillen hervorrufen würde? Ohnehin würde es kein Paar versäumen, sich vor dem Al ­tare trauen zu lassen, wie dieß die Erfahrung in Frankreich zeigt, wo das Gesetz in Kraft besteht. I n ähnlichem Sinne spricht Professor Dr. Leo Vonöina . Hierauf wird wegen der vorgerückten Zeit die Debatte über den Punkt vertag t und die Sitzung geschlossen. Schließlich haben wir noch zu erwähnen, daß bei dieser Ver­sammlung unter die anwesenden Mitglieder die Jahresschrift des Vereines unter dem Titel „I^stopi8 ärustv» „ßloveuifs" 23, Isto 1869" vertheilt wurde mit der Bemerkung des Vorsitzenden, daß hiervon eine Auflage von 1500 Exemplaren deßhalb veranstaltet wurde, weil dem Rechenschaftsberichte über das Wirken des Vereines im vorigen Jahre nach dem Beschlüsse der 4. Generalversammlung das Gesetz über die Grun d steuerreform mit mehren Erläu ­terunge n beigegeben ist und die Vereinsmitglieber, welche am Lande domiziliren und denen der „I^topiL" zugesendet wird, er­sucht werden, die Broschüre unter die Grundbesitzer zu vertheilen, damit dieselben, wenn das wichtige Operat der Grundsteuereinschätzung u. s. w. beginnt, gehörig informirt ihre Rechte wahren können. Die Herausgabe dieser, für das materielle Wohl unserer Bevölkerung so wichtige n Druckschrift verdient umsomehr Anerkennung, als das Gesetz selbst in korrekter, dabei aber in so leicht faßlicher Sprache übersetzt erscheint, daß die Uebersetzung als Muster dienen kann, wie dergleichen Translationen behandelt werden sollen. Mit dem„I^sto-PI»" erhalten die Vereinsmitglieder auch einen Aufru f zu Bei­trägen für das projektirte Vodnik-Monument, wovon eine Zeich­nung beiliegt. Mögen die Beiträge wieder recht reichhaltig einzu­fließen beginnen, damit das bereits gesammelte Kapital zu jenem Betrage anwächst, welcher die Aufstellung eines des großen Patrioten würdigen Monumentes in nächster Zukunft ermöglichet. Die älteren Verehrer unseres Vodnik haben schon namhafte Beiträge geleistet, mögen nun auch die jüngeren in die Aktion treten! Was den in Rede stehenden Rechenschaftsbericht des Vereines betrifft, so haben wir denselben durchgelesen, freuen uns der schönen Erfolge seines Wirkens im ersten Jahre, und wünschen nur, daß er ähnliches alljährlich aufzuweisen hätte. „Arbeitsa m wil l ich den Patrioten!" — Das ist wohl ein trefflicher Spruch des Vereinsleiteis der „81ov6nija^. Tagesneuigkeiten. — Der Entwurf einer neuen Instruktion zur Durchführung des Landwehrgesetzes in Süddalmatien, beziehungsweise im Kreise Cattaro, wird in den nächsten Tagen beendet sein und sodann vom Ministerium für Landesvertheidigung dem Gesammtministerium zur Ueberprüfung vorgelegt werden. Der Entwurf enthält für die land­wehrpflichtigen Bewohner der Vocche die Bestimmung, daß jeder Landwehrpflichtige, der seinen Erwerb im Seedienste sucht, unmittel­bar nachdem er der kurzen Waffenübung genügt hat, einen Paß zu langer Fahrt, d. h. in's Ausland ansprechen kann und auch erhält. Was die Uniform betrifft, so wird von dem Paragraf des Land­wehrgesetzes: „Farbe und Schnitt der Kleidung wird vom Ministe­rium im Verordnungswege festgesetzt" im EntWurfe dir ausgedehn­teste Gebrauch gemacht und vorgeschlagen, den Bocchesen ihre gegen­wärtige Nationaltracht unverändert zu belassen. — I m Pester Reichstag kam am 19. der Gesetzentwurf, betreffend die Pensione der Organe der vom Jahre 1849 bis 1867 tat ­sächlich bestandenen Zentralregierung, zur Vorlage, — worauf der Abgeordnete Csanädu bemerkte: „Die Regierung verlangt Pensionen für die Russenführer, die Landesverräther, die Schergen der Ge­walt, die Bachhuszären, die Schmerlingsdiener. Es scheint, daß der Finanzminister gar nicht die Tragweite seines Gesetzentwurfes kennt, den sonst würde er keinen solchen Gesetzentwurf eingebracht haben, der die öffentliche Mora l vergiftet, weil er den politischen Abfall, den Verrath belohnt, der der Ehre der Nation ins Ge­sicht schlägt, weil er die Feinde des Vaterlandes reich beschenkt, er kann den Gesetzentwurf nicht einmal zur Grundlage der Spezial­debatte annehmen." I n gleichem Sinne sprachen noch 7 Abgeordnete. Etwas zum Nachdenken. — I m Harem des jetzigen Sultans befinden sich gegenwärtig 900 Frauen. Eigentliche Gemalinen hat Se. Majestät nur drei von ausnehmender Schönheit: Dournel (die neue Perle), Hairani Dil (vortreffliches Herz) und Eda Di l (die Eleganz des Herzens). Die Zahl der Eunuchen, Kammerherren, Pagen, Garden, Pfeifenstopfer, Kutscher :c. beträgt 2300. Täglich werden im Serail 500 Tische ge­deckt, an denen zweimal im Tage zirka 6000 Portionen Speisen seivirt werden. — Die neueste Nummer 12 der in Wien erscheinenden poli­tischen Wochenschrift „Der Osten" enthält nebst vielem anderen noch folgende 5 Artikel: Wahlreform-Schwindel — Ein ministerieller Schlaukopf — Wie lange noch? — Die Armenier — Die Schnorrer­grundsätze unserer Finanzbarone. Lokales. Lllibllch, 25. März. (NsseÄH.) Die hiesige Oitalnica veranstaltet tominenden Sonntag, Abends halb 8 Uhr, eine Soiree nach folgendem Programm: 1. „kollls, v kLZLdaK", Männerchor von Ipavec; 2. „^uuak", für Bariton mit Klavierbegleitung, von I^i«ill8ki; 3. „Vei-ivoji", Duett für Boriton und Sopran mit Klavierbegleitung, von VisLtti; 4. Deklamation; 5. „2äiK1jej" und „rrs^aäujH 3wrt", für Bariton, von ViIkÄ,r; 6. „8wu3,l5 mos", Quartett, von I.i8iu8ki; 7. „Oavatiua uell' opera „II Lai-ou« 6i vol^eim", für Sopran mit Klavierbegleitung, von ?aciui; 8. „ki^i" , Quartett von Veit. Zum Schluß eine mit reichhaltigen Gewinnsten ausge­stattete Lotterie, wobei die hiesige Militärmusik spielt. — «l«lverlo8unß, v?eleb,e von äer Iiolien Neßierun^ AeneuuliFt nnä ^nr»n tirt ist. 2« v/eräen nur 6e>viuns gebogen unä 2v^ar nlangernäss Kern­inen in v/enigeu Illonaten 28,990 <>e^vinne ^ur sielleren ünt­sebeiäung, darunter belinäen sieb Haupttrekler von il . 25«.«0«, 15«.«««. 100.00«, 50.000, 40.000, 30.000, 25.000. 2rn»l 20.000, 3rnal 15,00«, 4mal 12.000, 4rnal 10.00«. ömal 8000. 7mal6000. 21llial 500«. 35inal 300«, 12Sinal 2«00, 205inal 100«, 255iu»I 500, 35«iu»l 200, 13.2«0lnal 11« ete. Die nüellste Oewinn^iebung äieser grossen von» Ztaate Kilrnntirten 6e!ä-Verlosung ist »uitliel» lest^estellt unä linäet zolion HM 2N. Hpril 18?ll 8Mt nnä Kostet bier^u 1 ganzes Original-ßtaats-I^os nur ll. 4.— 1 Kalbes „ „ , ^, ^ 2.— 1 viertel „ „ ^ ^ „ 1. — gegen NinsenlluuA äes Letrages. H,Il« Aufträge v^eräen sotnrt init der grössten Zorglalt ans­getllbrt und erbält ^ederrnann von uns äie Original-Ltaats-I^use selbst in Hänäen. Den Verteilungen v/eräen äie erloräerlieben »rntlionen?läne gratis beigefügt nnä naeb heiler 2iebung senäen v/ir unseren In­teressenten unaulgekoräert anitliobe leisten. Die H.U32ablung der <3e^vinue erlolgt stets nroiunt unter 8tl!»ts V­binnen 3u»»I Äie ersten Unupttreller in 3 Lienuugen Ii>nt NÜ!«ieIIen Ue^veisen erlangt unä unseren Interessenten selbst ausbe^ablt. Vnraussiebtlieb Kann bei einern snleben auf 6er »»liüesten V»8i8 gegründeten IInteruebinen überall aul eine sebr rege Le­tbeiligung rnit Lestimmtbeit gereebnet v/eräen, rnan beliebe äaner sebnn der n»lien XielinNK Il»Iber alle ^ulträge Kl»1­«lißst «lirellt 2U riebten »n LauK- unä Veebgel 6e8rtlält w llawduiß. 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