^ 37. ^M^ RG45. 1I^^^^^^^^V^VH^HH<^H^^^ 3. ^^"^e^^^e^ Vaterländisches. ,Einc solenne Feierlich keil in Laib ach. Geschildert von Leopold Kordssch. <^^s7 hochgeachtete und viel verdiente k. k. Rarh und Bürgermeister der Stadt Laibach, Herr Johann Nep. Hradcczky, hat am 27. Zuni d. I. das fünf und zwanzigste Jahr seiner Wirksamkeit als Bür« germeister zurückgelegt. Schon beim Beginn des laufen» deu Jahres wurde vol» den hiesigen Bürgern allgemein der Wunsch angeregt, diesen festlichen Tag zur Eh:e »hreS Stadtvorstaudcs auf el»e entsprechende und solenne Welse zu felern; dieser Wunsch wurde von Seile der bürgerlichen Schützen« Vereins-Vorstehung elfng auf« gefaßt und so unrer der Leitung des geachteten Oberschüt.-zenmei^ers iindHandelsmanneS, Herrn Joseph Ka-rill gc r, «n denöocalltälc» der hierortigen Schicftstätte Sonnlag am 29. Juni e»n erhebendes Bürgerfcst al> rangirt, ^u dem ncbst den sehr zahlreichen Schützen.-Vere»u5-Mitgliedern auch alle hohen Staatsbeamten und Militärs, der hohe Adel und sonstige iltorabili- ' täten ^aibacys geladeu waren. ' Um 7 Uhr Abends begannen die Geladenen von aUe» Selten zusammen zu strömen und den sehr geschmackvoll ausgestalteten Schleßstatt - Saal nebst den übrigen Localltaren zu füllen. Nach 8 Uhr, als ber„tS alle Raume von Theilnchmcrn deö Festes stlohten, wurde der Gefeierte vo» zive, städtischen Alisschußräthen »n seiner Wohnung abgeholt und dann, begleitet von dem ' iammlllchen Mag,stratSperso»aie, unrcr Trompeten« und Pautenschall ,n den Schüßensaal e,ngetührt; der obbenannte Herr Oberschüyenmelstcr empfing deu E>n-getretenen und hlelt an ihn e,ne kurze, der Feier ange, messrne Rede, worauf er im Namen des bürgerlichen Vere,n5 einen wcrlhvollcn -Pokal aus Krystallglas mit einem Sllberdeckcl und e>ner derle» Unterlasse, «dann ein wohlgetroffenes, von Pri nzh offer in Wien lithographirteS Portrait zum Andenken an dielen Fest-tag dem Gefeierten überreichte. Der Krystallbechcr ist auf der emen Seite mir folgender Inschrift versehen: «Zum Andenken fünf und-„zwanzigjähriger Wirksamkeit ihrem vlelverdieiiten Vor-»staube, dem t. t. Rathe und Bürgermeister, Herrn »Iphann Nep. Hradeczky, der bürgerlich, Schür^ «zenverein in Laibach, am 27. Ium 1845." Die an-dose Seite ist m»r Schützenattributen geziert. Uilter dem lithographirten Bilde aber ist zu lesen: "Johann Nep. Hradeczky, k. k. Rath, Bürger.' ^.Meister der Provinzialhauvlstadt Laibach und standisch ^Verordneter der landesfürstllchen Städte ?c. ?c. «Denkmal der Verehrung nach fünsnndjwanzigjah.' „riger Wirksamkeit als Bürgermeister. «Am 27. Iu», i845. Die Bürger Laibachs.« Die sichtliche Rührung des greisen und rielver-dicnten Bürgermeisters, die ihm bei diesen ?lnlasse keluc Worie der Enlgec,nu,ig gestattete, wobei jedoch der Ausdruck seines Angeslchtes mehr besagte, »als Worte es vermögen, steigerte sich auf das Höchste, als er das nachstehende, zu dieser Fller von mir verfaßte Festgedicht veruahm, welches cme Tochter des magi-stratlichen Controllors, Herrn Knobloch, sehr gur und gefühlvoll vortrug. Vergebens ringt nach Ausdruck oft di, Spracke, Nenn fie Verdienste würdig preisen soll; Doch — ob's genügt das Wort, ob nicht, das schwache — Hier sprechen Herzen, die so übervoll. Und dieser Tag, den wir so f/stlich feiern, <3r wird so bald nicht wieder sich crnfu.'in! — Durch eine Zeit von fünfund zwanzig Jahren, Di, still und segenreich vorüberzog. Nie mannigfach hat Laibach da erfahren, Was öfter die Erwartung überflog, Daß Du — in später Zeit noch wird man's lesen — Ein wahrer Vater immer uns gewesen. - II« - Wer hat, wie Du, der Stadt sich hingegeben. Wer nahm so warm sich ihrer Bürger a»? W e m danlet ein Verein sein neues Leben, Der hier Dich froh umtreiset, edler Manns Auf wessen Rath entstand so viel des Schönen, Daß hier nickt Raum. es einzeln zu benennen? — Die neucn Hauten, als die Quaderbrucke U,:d Vieles, was die Stadt verschönt und hebt; Das Armenhaus, wo — wanleno an der Krücke — Das schwache Aller wohlgeschutzet lebt; Und jenes Haus, zum Schutze armer Kinder, Sie preisen alle D i ch als ihren Gründer. Und di>! (Cultur d«s Ol)>ies und der Seide. Des Ackerbau's — wie Vieles dantl sie Dir! —> Der umfangreichen Sümpfe todte Haide, Wer zaubert sie zum grünen Feldreuier? Und wo wir das Ersparce niederlegen. Durct, Wen erwuchs auch dieser Anstalt Segen? Wie muß das Wissen doch D ich selbst erheben. Und innig —> innig Dir das Herz erfreu'«, Durch ein so langes, lhatenreiches Leben, Ein wür d'g e r Sohn des Vaterland's zu seyn ; — D'rum soll Dein Wirten auch ganz Krain erfahre». Und Bücher mögen bleibend «s bewahren. Nimm gütig zetzt zum Schluß von dem Vereine, Der ja nur D i r verdantcc Glanz und Schwung. Dieß bleibende und — dem Verdien»! nach — tleine. Doch edle Denkmal der Erinnerung. Dein Name aber bleibt inö Herz geianieben Und soll, wie dieser Marmor, nie zerstieben! — Bei der letzten Zelle deö Gedichtes enthüllte sich «in aus Carara - Marmor meisterhaft gearbeitetes Denkmal, bestehend aus emer Platte lmt vergoldeter Inschrift, welches zur Erinnerung an diesen Tag den Schleßstattsaal bleibend zieren soll. Die Marmorplatle tragt folgende Inschrift: »An diesem, vom Kaiser Carl VI. «m Jahre l?33 „zur Schießstatte bestimmten, »804 unter den Schür-»zen »Repräsentanten Andreas Herleln undVa-„lentin Dreo erbauten, und l843 vom k. k. Ra-»thc und Bürgermeister, Herrn Johann Nep. »Hradeczky, durch Begründung deS Schützenveremes ^neu belebten Orte bringt die SchützengeseUschafc ih-,rem vielverdienten Dlrector am 27. Juni l845, als ^am Jahrestage seiner 25jährigen Wirksamkeit als »Bürgermeister, dieses Denkmal der Dankbarkeit dar." Nach diesem erhebenden Acte bildeten die Damen, bis zum entgegengesetzten Theile des Saales, Spalier wohin der Gefeierte nunmehr geleitet wurdr. Hier angelangt, wurde derselbe mit einem Festgedicht in tralnischer^Sprache begrüßt, bei dessen letzter Strophe der Vorhang von dem wohlgetroffenen Bildnisse des würdigen Vorstandes siel, welches, vom Herrn Stroy, akademischen Maler hierorts, auf eine Kupferplatte gemalt, in seiner prachtvollen Goldrahme einen überraschenden Anblick gewährte. Im Augenblicke der Bild-Enthüllung fielen in den allgemeinen Ausruf »Lo^ sllivi!' Kanonenschüsse cm, deren Zahl gerade mit der Iahresanzahl der Wirksamkeit des Herrn Bürgermeisters correspondirre. Jede der anwesenden Damen erhielt ein herrliches Blumendouquet, von den Herren hingegen jeder ein Exemplar des deutschen, wie des krainischen Festgedichtes, wobei die Höhergestellten der Gesellschaft mit goldgedruckten Prachterenw plaren bedacht wurden, die der Buchdrnckerofficin des Herrn Joseph BlaSnik alle Ehre machen. Darauf wurde ein nettes Feuerwerk abgebrannt, dem jedoch die üble regnerische' Witterung etwas Eintrag chat, und endlich der glänzende Festball eröffnet, der bis gegen Msrgen unter ungeheuchelter Freude und Hei«? terkelt der festlichen Versammlung dauerte. Diese Feier des fünfundzwanzigjahrigen Wir, kens unsers würdigen Herrn Bürgermeisters, der be-reils auch schon das fünfzigste Jahr seines Dienstes im Staate ehrenvoll überschritten hat und am Zft August d. I. sein siebenzigstes Lebensjahr erreichen wird, war in der That eine den Verdiensten des Genannten angemessene, und wird bei den Bürgern Laibachs sicherlich m steter Erim'eruug bleiben. Schließlich muß in diesem Aufsatze noch des Oberschützenmeisters, Herrn Joseph Karinger, für die Anregung, das Arrangement und die Leitung die> ses denkwürdigen Festes mit Anerkennung gedacht wer« den, weil er dadurch den Beweis geliefert, das; er, obschon außer Krain geboren, sich stets angelegen seyn laßt, in seiner zweiten Vaterstadt der Einbürgerung sich würdig zu zeigen. Gabriele. (Erzählung von Henriette Teubner.) Auf einem angenehmen Landsitze am Rhein, nahe der französischen Gränze, lebte Herr von Dorvall, e«n reicher Gutsbesitzer, mit seiner Familie. Er war eben nut seiner Gattinn in einem Gartensalon beschäftigt, einige Anordnungen, zu denen ihr Haushofmeister das Project gemacht hatte, zu überlegen und darüber zu beschließen, als sie mit ihren Gedanken und ihrer ganzen Aufmerksamkeit von diesem Geschäfte durch das auffallende Betragen des Lieblingsthieres des Herrn von Dorvall, eines schönen englischen Hühnerhundes, abgezogen wurden. Dieser hatte sich plötzlich vom Bs, den erhoben und war wie ein Blitz auf der langen Terrasse des Garlens verschwunden, an deren Ende man ihn nach kurzer Frist ein dumpfes klagliches Ge« heul ausstoßen hörte. Bald jedoch kehrte er zu seinem Herrn zurück, und den Kopf erhebend, stleß er e«n — 111 — klägliches Gewnisel aus, zog ih» bei!,, Rock, lief zur Thüre und gab anfalle Weise zu erkennen, daß er die Hilfe seines Herrn für lrgeud Eiwas m ^lnsrruch nahm. Es war eine finstere, windige und stürmische Nachr. Dieß verhinderte aber weder Herrn noch Frau von Dorvall, m Begleitung einiger Bedienten, dem Hunde zu folgen, welcher unaufhaltsam voran lief, im Hintergründe des Gartens bei einem kleinen Psörtchen, nahe der Stiege zur Terrasse, stehen blieb, und dann einen Gegenstand beschnoberte und beleckte. Wie groß war aber das Erstaunen Doroalls, als sie jetzt in die-sem Gegenstände ein sehr junges Frauenzimmer, «n tiefe Tlauerkle«oer gehüllt, leblos am Boden liegen sahen. — »Gütiger Himmel,« rief die Dame des Hauses, lm Tone des Schreckens und Bedauerns, „was mag dieß bedeuten?« — Ihr Gemahl, voll Menschenliebe, wie sie, war bemuht, die Diener zu unterstützen, und für's Erste d»e Unglückliche «n's Haus bringen zu lassen, wo der herbeigerufene geschickte Hausarzt ihr alle die Hilfe angedeihen ließ, welche selne Wlssenschaf5 ihm darbot. Lange blieben je?och sel-ne oielfälcigen Bemühungen vergeblich, und er, so wie Frau von Doroall, welche aufrichtige Theilnahme für diese Unglücklich«' an deren Lager festhielt, fürchteten: teln Leben m diesem schonen Korper wiederkehren zu sehen. Mit ritfer Betrübniß betrachteten sie diese schlanke Gestall; die Formen des Halses, der Schultern und der Brust waren mlt den Trauercüchern sorgsam verhüllt, und dienten dazu, den zarten feinen Teml des sehr jungen Madchens zu heben. Ihre dunklen Seiden-haare sielen m Wellenform gleich emem Schleier übef die lchöne Stnne, und das Gesicht hatte den Ausdruck einer schmerzhaften Madonna. — »NaS mag dleser Armen »ur begegnet ley«; ? Flnden Sie sie, lieber Doccor, verletzt? Sollte irgend eme Gewaltthat ihr Leben bedroht haben?' frug Frau von Dorvall. „Hiervon habe »ch dls jetzt keine Spur entdeckt,« er-wiederce der Arzt, „wohl über scheint ihre gänzliche En» kräftung nur hauptsächlich durch Mangel an Nahrung und Ueberspannung der Kräfte, durch langes Wandern entstanden zu seyn; auf letztere Vermuthung leitet mich besonders der Zustand ihrer Füße, die mit Blasen bedeckt sind, während Schuh und Strümpfe zerrissen vorgefunden wurden.« — Der Arzc Kalte sich auf'S Neue eifrig mit der Kranken beschäftigt, bei welcher sich jetzt leise Lebens-zeichen fanden; un Verlaufe der Nachc schien ihr Be. wußlseyn zurückgekehrt. Die Krank. - wll wollen sie Paulme nennen — erhob sich mlt einem Bllcke, als sahe sie die Gei- ster der Hölle um sich, und mit eii'em <3?ufz?r, der unter dem fieberhaften Zusammenschlagen der Zähne erstickte, sank sie in die Kissen zurück. Nur langsam kehrte die Gesundheit der Fremden wieder. Endlich aber gelang es der Geschicklichkeit des Arztes, so wie der zarten Pflege und den mütterlichen Tröstungen der Frau von Dorrall, diese zu bewerkstelligen. Je starker sich die Genesende aber an körperlichen Kräften füh!ce, desto tiefer schien ihr Gemüth zu leiden. So sehr ihre Wohlthäter sich auch vom ersten Augenblicke an für sie inleressilt hatten, so war man, eine neue Erschütterung für sie fürchtend, bedacht gewesen, jeder Aufklärung ihres Schicksales auszuweichen, obwohl man ihr Schutz und freundliche Aufnahme, auf wie lange sie selbst wünsche, angetragen, und man nur bemüht war, dieses junge Mädchen zu ermuthlgen, da es unverkennbar war, daß sie einem tiefen Schmerz fast unterlag, während ihr ganzes Wesen einen edlen Sinn, Demuth und die größte Ruhe des Gewissens verrieth. Indessen war es Paulinen peinlich, der gütigen Flau von Dorvall, der sie so unendlich viel dankte, länger so fremd gegenüber zu stehen. Eines Nachmittags, als deren Gemahl auf einige Tage verreist war, trat sie in ihr Gemach, und sprach, sich vor ihr auf die Knie medeilasseud: «Theuere gnädige Frau, wie un-„dankbar muß ich m Ihren Augen erscheinen, daß ich »bis jetzt schwieg, und nicht Ihnen, der ich mein Le» „ben, und was mehr als dieß, me«ne wieder erlangte „Ruhe danke, Mich offen vertraute. O! daß mich Ihr „edle» Herz nicht verdammte, auch dann nicht, wenn „ich, wie bis jetzt, fortwährend über mem Schicksal .schweigen muß. Ich bin von gutem Herkommen, und »habe vor neun Monaten meine geliebte Mutter und «mit ihr jede Stütze verloren, — weßhalb Sie mich „in Trauer gehüllt sehen. __ Ich bin schuldlos, dieß «schwöre ich Ihnen bei Gottes Allmacht, aber ein »schreckliches Geschick hieß mich, meinen frühern Auf-,enthalt, ohne die geringsten Mittel zu meinem Fort-„kommen, fliehen. Mangel an Nahrung, Kummer und „Angst var Verfolgung hatten meine, durch Leiden schon „sehr herabgesetzten Kräfte gänzlich erschöpft; als lch ^an jenem Abend zu ihrem Garten kam, in welchem »ich nur eine kurze Zeit zu ruhen gedachte und wo „ich besinnungslos niedersank. — Nur so weit kann »und darf ich Ihnen Das, was mich betrifft, mitthellen, „und muß Sie flehentlich bitten, mich deßhalb nicht zu „verkennen « — Pauline bedeckte jetzt die Hände ihrer Wohlthäterinn Mit Küssen, und sagte ihr unter tausend Thränen den heißesten Dank, indem sie sie bar, sie auch ferner nicht zu verlassen und ihr behilflich zu sey", ii-geud wo eme Stelle als Gesellschafterinn in ^ 112 — einer achtbaren Familie zu erhalten. — Frau v. Der« vall hob Paullnen auf und schloß sie »n die Arme, tief gerührt von dem Schmerze deS armen Mädchens, dessen ganzes Wesen, trotz ihrem sonderbaren Bekennt--nisse, Unschuld uud Relnhelt der Seele oerrietd. " „Nein, meli, geliebte« Kind, für strafbar habe ich Dlch ^nie gehalten, wenn ich auch gehofft habe, daß uur »Dein ganzes Vertrauen werden würde, indem ich »dachte, Dir dadurch vielleicht nützlich zu werden; aber »Dem Geheimniß 5et«iffl vielleicht n,chi Dlch allein, »und fern sey es von nur, weiter l» Dich ^ü dr«:igen. ,?lber von mir lasse ich Dich mcht. Ich habe während ^Deines dreimonatlichen Aufenthaltes bei mir Deine »geistigen Fähigkeiten, so wle die Demuth, Einfachheit „und Güte Deines Herzens schätzen und lieben ge-„lernt, und will Dich als meine jüngere Freundinn »bei mir behalten." — So erwiederte Frau v. Dor<-vall. —> ^O! theure gnädige Frau, Sie überhäufen »mich mit Güte," rief Paullne, und Thränen des Entzückens und des Dankes traten lhr m die Aligen, — «doch, wollen sie diese ihre Wohlthat vollkommen »machen, so lassen Sie mich Ihre Dienerinn ,eyn »l'nd heißen; den» eine höhere Stufe gebührt m,r »nicht; lassen Sie mich >n tiefster Verborgenheit m »Ihrem Hause leben.« Inzwischen war Herr von Doroall von seiner kleinen Reise, welche den Zweck hatte, seinen emilgen Sohn nach langer Trennung in d«e väterliche BeHaue sung zu führen, mit diesem zurückgekehrt. Frau von Dorvall schloß ihren gellebten Sohn m die Arme und benetzte scme Stirne mit Freudeuthianen. — »Gocr sey gedankt, ewig gedankt,« rief sle dann lvlederholl, »nun er Mlr so «n's Auge sieht, weiß lch es, er lst fromM und gesund an Leib und Seele zurückgekehrt.' __ Und so war es auch. — Franz war em edler Jüngling, der unter der Leitung emcs nveisen Mannes seine Jugend durch Bereicherung nützlicher Kennt-»nsse wohl angewendet; dann längere Zeit Re,!en gemacht hatte, und nun nächstens ll» Staatsdienste tre-ten sollte. — Als die Mutter ihn aus den Armen l»eß, führte Herr von Dorvall ihn Paulinen auf. Der Vater hatte Franz die Begebenheit, wie die-ses junge Mädchen m's Haus tan,, so we,t er sie selbst wußte, mitgetheilt, und diese hatte einen tiefen Eindruck auf das welche Herz des Jünglings ft«t»»Ht, welchen d,e Erscheinung des Mädchens seiM vollendete. Ihre Lieblichkeit, ihr duldendes, unbeschreiblich anziehendes Wesen rissen ihn h,n und fesselten ihn bald für immer an Paullnen. — Diese ließ indessen mcht ab, eine untergeordnete Rolle im Hause einzunehmen. So war sie «mst beschäftigt gewesen, die Vorhänge «n der Wohnung zu ordnen; jetzc hatte sie den letzten in Franzens Zimmer hergestellt, und sich ermüdet einen Augenblick auf einem Sessel vor dem Tische niedergelassen. Franz, welcher einer Lustpartie wegen ab. wesend gewesen war, trat plötzlich herein, und wie groß war seme Uebel raschung, als er Paulme dort fand, die be» emem Buche saß, ,hr Gesicht m>t bei-den Handen bedeckt hielt und in Schmerz versunken scyien. Auf den ersten Vli<5 hatte er Rousseau's Bekenntnisse erkan>il. 3X>r sang enlbch.ce O.„uß eines in ihrer Muttersprache geschriebenen Buches hatte sie angezogen. Dieß all.'ö konnte Franz auch ohne Er« klarung zusammrnräumen, ob aber dieses Buch __ und welche Stelle sie so heftia angegriffen hatte -<-das waren neueRälhscl an der räthselhaften Unbel-annren. Unbemerkt -^- denn die Thüre war offen —» t-rar er ihr nahe, uud sagte mit einem Ton,, der sein ganzes Gefühl ausdrückte — «must ich Sie «n Thränen finden, Paullne, d, mir endlich der Wunsch, Sie allem zu sehen, erflillr wird'?« —- Mit «mvcrstelllcm, l>a,?i»,em Schreck stand sie auf und schlug — w«e Franz za bemerken glaubte —^ absichtlich das Buch zu, »udem sie ihn weg^n der Freiheit, d,e sie sich ge« nommen hille, um Verleihung bat. -<- .Nlchr so, Paullne," s'.gte er, und hielt sie, da sie das Zim? mer verlassen wollte, be> der Hand zurück, »niachen Sie es meinem Herzen nicht so schwer. Ihnen verständlich zu werden. — Meine Mutter hat an Ihnen e»ne Tochter gefunden — ich sehnte mich lange darnach, Ihnen Manches zu sagen, was in meinem In» nern vorging; — jetzt, da ich Ihre Thränen stießen sehe, zittere ich. selbstsüchtig zu scheinen; nchmcn Sie mich «l'er — cben um dieser Tranen willen, o,.: ein Bruder trocknen könnte^ — zu ihrem Bruder an." — — Sie stand todtenblelch und zitternd vor «hm. Sie weinte ,eßt nicht mehr; sichtbar beängstigt, suchte sie Athem zu Ichopfen. Franz führte sie erschrocken zu emem Stuhle; er brachte ihr em Glas Wassc'- und dat sie dringend, eine Unruhe ixcht länger walten zu lassen , die durchaus nur eme falsche Ansicht ihres be».-bericlllgcn Verhältnisses z.,m Grunde haben rönne. „Ich weiß," sehte er hinzu, «daß em trauriges Gc-helmnlß sich in Ihr Schicksal eingemischt hat. Ich will es nicht errathen — ja, wenn meine liebsten Wünsche von Ihnen erhört werden sollten, so würde »ch Ihnen versprechen, es ewig zu ehren.« Hier bekam Paulm? endlich die Sprache wieder. — „O! sind Sle großmüthig, sind Sie nur menschlich, und lassen Sie nie wieder solche Werte über »hre Zunge kommen. Ich bin zu unglücklich, um ^uf o,c Würde, auf die Zartheit des Gefühles, die meines Gc-schlechtes Antheil wäre, Anspruch zu machen. Diese Scene sey d,e erste und leßce, die zwischen uns vor-fallt. Ich kann S>e nie mch: anhören; nie — nie«" mals kann uud darf >ch ccwae Andres, als Dienerinn in diesem Hause seyn! — Ihr edles Herz be-schwöre ich, memen Worten zu glauben. Ich beschwöre Ihr Mitleid, mich nicht — elender noch, wie vorher — in die welle öde Welt jurückzuscheuchen, aus welcher Ihre edle Mutter mlch aufnahm." __ Pau- l»ne wurde hier durch die Ankunft der Aelrcrn Fran.-zens unterbrochen. Unbeschreiblich lrüb wirkte der Ein.-druck dieses GrlprächcS auf Lcßlern. Inzwischen wa'd er m»t der Zeit gewahr, daß Paullne, so sehr sie sich auch bemühte, streng gcgen sich selbst und kalt a/gen F^anz zu scheinen, sie sich »hm doch mit mmgcr Lledc zuneigte, und er glaubte, daß dlcie Neigung „„7 ^,5 unbesiegbares Hinderniß m »hrem ihm unbekannten Schicksale fand. < Vchluh folgt ) Verleger: Ignaz ^twis Gdler v. ztlelnmayr.