L a i bache r. W o ch t n b l a tt zum Nutzen und Vergnügen. Nro. 19. Freytag den ^2. May. 1815 Zustand von Polynesien. (Beschluß.) ^-s ist daher in England seit einiger Heit davon die Rede, diese kostspielige, wenig versprechende Niederlassung aufzugeben, um sie durch eine nähere zu ersetzen. Es hat sich daher das Parlament im vorigen Jahre von einem dazu niedergesetzten Ausschüsse einen Bericht über diese Kolonie' vorlegen lassen, aus welchem folgender Auszug, der von dem Zustande besagter Niederlassung einen Begriff gibt, ihn aber blos kaufmännisch betrachtet, entlehnt ist: Seit dem mtt der Einschiffung der Ver^ brecher im Jahre 3737 anhebenden Zeitpunkte, bis zum Jahre 1813, mithin während eines Zeitraumes V0N26 Jahren, hat das Parlament für den Transport und Unterhalt der Missethäter, mit Inbegriff der Kosten für die Ausrüstung der Schiffe, für die Civil-und Militär-Einrichtungen in der Kolonie, die ungeheure Summe von 2,465/132 Pfund Sterling bewilligt. Vermittelst dieses höchst bedeutenden Aufwandes lebten im Jahre i3^0 bloß 5513 Männer, 2220 Weiber und ^721 Kinder, also im Ganzen 11,952 Einwohner, worunter die 1321 Individuen in van Diemens Land und dis 177 Ansiedler auf der Insel Norfolk mit begriffen sind, in der Kolonie: ein Viertel oder Fünftel dieser Zahl bestand iu Missethätern. Nur diesen einfachen Umstand braucht man anzuführen, um zu zeigen, wie unpolitisch es war, in dieser entfernten Weltgegend eine Kolonie zu errichten , und wie wenig gegründete Erwartungen sich aus den bisher entwickelten Thatsachen ableiten lassen, daß die Niederlassung je zu etwas andern, als zu schweren AusgabenVeranlas-sung geben wird , ohne daß zu hoffen steht, diese durch Erweiterung des Handels oder sonstige Vortheile in Beziehung auf da5 gelegenere Unterbringen der Missethäter, belohnt zu sehen, die man bei andern Anordnungen mit dem zehnten Theil der Ausgaben nicht ebenfalls erlangen könnte Es wird immer zu bedauern seyn daß die englische Regierung sich w der dama- ligeu Verlegenheit dazu hat bewegen lassen , diesen Weg omzuscklagen. N^an hat bis jetzt weder "Versuche gemacht, noch kann man je hoffen, in dieser Kolonie so kostbare Handels-Artikel zu erzeugen, als nöthig slnd, um in Europa Gewmn zu verschaffen, wenn man die ungeheure Fracht in Betracht zieht, die eine so lange Reise erfordern würde. Wenn die Bewohner dieser Niederlassung auch im Stande seyn sollten, sich englische Manu-fakturwaarcn zn verschaffen', so steht ihnen doch schlechterdings kein Mittel zu Geboth, wogegen sie solche eintauschen können. Die aus England nach Neu - Sä^ wallis Waaren fahrende Schisse würden von da keine Ladungen wieder mit zurücknehmen können. Denn hätte die Kolonie auch wirklich Ueberfiuß an Hanf, Flachs und Baumwolle; so können diese Artikel doch durchaus nicht mit denselben aus weniger entfernten Weltgcgenden eingeführte« rohen Materialien iu Vergleich gestellt werden. Denn dreifach wurde ja der Betrag der Fracht und Assekuranz für jene weite Reise seyn, und zudem muß ja der höhere Taglohn in der Kolonie, als in andern Ländern, den Preis aller Produkte von Neu-Slidwallis erhöhen. Eine Vermehrung der Volksmenge und ein Handel mit den benachbarten Ländern Asiens und des stillen Meeres wird auch von keinem Vortheile für das Mutterland seyu. Unter diesen Umständen kann man mit Recht sagen , daß die Bewohner von Neu-Südwallis für die Nation verloren sind. Wenn sie sich auch selbst sollten ernähren können, so müssen doch die ungeheuren Ausgaben sür die dortigen Civil-und Militär - Etablissements fortgefetzt werden. Dieselbe Volksanzahl würde im Gegentheil auf dem Vorgebirge der guten Hoffnung oder im englischen Nordamerika , von großem Nutzen seyn. Dieselben Einrichtun- gen in Beziehung auf die Missethäter würden da leicht ausfahrbar und vortheilhaft feyn, da ihre Arbeiten dem Mutterland? durch Beförderung der Schifffahrt und des Handels und durch den Verbrauch englischer Manufaktur- Waaren ersprießlich werden könnten , ohne für Civil - und Militär-Etablissements Ausgaben ausser denen zu veranlassen, die bereits bestritten werden. Gemählde von Paris. Das Gemählde von Paris aus den letzten Tagen, stellt eine gar wunderbar in mannigfaltiger Richtung hin und her bewegte kleine Welt dar. Die ungeheure Mehrzahl war beschäftigt, Phrasm zu klingeln, und Lebehoch zu schreien, wie der Moment es mit sich brachte. Man bemerkte Z Partheyen: die Bonapartisten, die Royalisien, und ein klemes Häuflein Ehrenmänner, welchen die Schande des Vaterlandes und der Landsleute zu Herzen ging. Bonapartisten sind das stehende und redncirte Heer; Noyalisten sind Priester, Alt-Adelige und von großen Kaufleuten die Mehrzahl; der Ehrenmänner mag es mehrere vielleicht im Stillen geben, als wir wissen. Die National-Repräsentation in beiden Kammern, vornämlich aber im Unterhause, hat während der verhängnißvollen Crise nichts Großes, nichts Wärdiges dargeboten, nicht einen jener Züge, den der Griffel der Geschichte in eherne Tafeln gräbt. Doch hat Laine den Präsidentenstuhl mit einiger Würde behauptet. Am bravsten hat, nach allen Aussagen glaubwürdiger und unpartheyischer Augenzeugen sich der König bencmmen. Schmerzlich erschüttert durch alles, was er in so kurzer Zeit erfahren, von Verrucht-hm und Erbärmlichkeit seines Volkes, -^ herzlich müde der Dornenkrone, die das Schicksal auf sein Haupt gesetzt, hat er sterben wollen auf seiner königlichen Stelle; dem Flehen einiger Getreuen, und dem Wunsche sie zn retten, hat er endlich nachgegeben, und ist abgereiset. Unterdessen hat Bonaparte die Zügel der Herrschaft ergriffen. Er hat Proklamationen erlassen, von unfehlbarer Wirkung anf manche Gemü--> ther. Lächerlich wird es seyn,, wenn, wie nicht unmöglich ist, die Franzosen mit ih^er gewohnten Bereitwilligkeit auf die Worte des Moniteurs zu schwören, wirklich das alles für bare Münze halten. Doch hat dieSache auch ihre sehr ernsthafte Seite. Jenes Buhlen um Volksgunst durch republikanische Phrasen beweiset, daß er seinen Thron durch die Armee ailcin nicht siir sicher hält; jenes Hindeuten auf ein Maiseid und eine neue Constitution, zeigt an, Wie wohl er weiß, daß im Herzen aller Bessern , neben dem Bedürfniß constitutio-neller Freyheit, auch Liebe für den König wohne, der sie gegeben hatte. Die Angelegenheiten Ludwigs XVM sind bei weitem nicht so verzweifelt, als die stets im Solde jeder herrschenden Parthey stehenden Pariser Blätter es uns gern glauben machen möchten. Unrichtig ist das, was sie uns von dem allgemeinen Jubel der Pariser bei dem Einzüge Napoleons erzählt haben. Gerade das Gegentheil hatte statt; überall herrschte die größte Bestürzung ; selbst der Pöbel, der bei keiner Staacsumwälzuug etwas zu verlieren hat, aber bei jeder etwas zu gewinnen hofft, zeigte Unzufriedenheit und Niedergeschlagenheit. Alle Thüren und Läden wacen verschlossen; niemand erschien auf denStra-ßen, und eine dumpfe unglückweissagen-de Grabes-Stille schwebte über der uu-geheuem Stadt. Napoleon war schon des Morgens um 11 Uhr vor den Barrieren von Paris: aber da ihm die Stimmung der Einwohner bekannt war, traute er sich nicht, bei Tage in dieselbe einzuziehen. Generals mit zahlreichem Gefolg von Ad-jntanten und Gallopins sprengten mit verhängtem Zügel und entblößtem Säbel durch alle Strafn und riefen; "es lebe der Kaiser !"aber niemand erwiederte deu Gruß, und wo noch einige Menschen an irgend einer Ecke standen- die trennten sich, lie--sen auseinander und suchten sich vor dem wilden, lärmenden Haufen zu verbergen. Erst am 19. erhielt Ludwig die Nachricht von Ney's Abfall. Dieses schmerzte den guten König auf das grausamste; keinem Theil der Armee, glaubte er, mehr sein Vertrauen schenken zu können ; zwar wollte er Paris noch nicht verlassen, denn er konnte sich auf die gut geübten und zahlreichen Rattonalgarden verlassen, welche ihn und die Hauptstadt auf daß äußerste vertheidigen wollten; aber nun kamen Deputationen über Deputationen, von dem Smat, der Dcputirten-Kammer, den Municipalitäten und vielen andern Behörden, und bathen den König, sich und seine Familiein Sicherheit zubringen, und der Stadt zu schonen, Weibcrvcrkauf in England. Ein Mann, Nahmens John Osbor-ne, zu Gondhurst wohnhaft, kam nach Maidstone, in der Absicht seine Frau zu verkaufen. Er verfügte sich auf dcu Marktplatz ; da aber gerade nicht Markttag war, begab er sich in ein Wirthshaus, wo' er seine Frau und sein Kind an emen gewissen William Serjeant um ein Pfund Sterl. verkaufte. Der ganze Handel wurde mit gröster Regelmäßigkeit geschloffen, und der Verkäufer stellte folgende Akte auS: „Ich John. Osborne erkläre hiermit daß es mein Wille ist, mich meiner Frau Marie Osborne und meines Kindes zu Gunsten des William Gerjeant für die Summe von ein Pfund Sterl. zu entledigen, und leiste auf alle meine Rechte auf sie Verzicht. Demzufolge habe ich Gegenwärtiges unterzeichnet. Maidstone, denZ. Iän.i8iZ.DiesesAktenstückwurde in gehöriger Form bescheinigt ^ und Weib And Kind folgten dem Käufer zu anscheinender Zufriedenheit aller Partheyen. Der Mann bezeigte seine Lust, sich bald wie^ der zu verheirathen. Merkwürdige wundärztliche Kur. Der berühmte Wundarzt, Baron Per-ey, hat dem Französischen Institut folgenden merkwürdigen Fall vorgelegt: Ein Aimmermann zu Edimburg hatte sich den Finger rein abgehauen, und ward zu dem DoktorBalfour gebracht. Dieser ließ den Finger, der kalt und bleich, und einem Stück Seife ähnlich sah, in siedendem Wein erwärmen, und ihn dann wieder durch einen leimartigen Verband an die Hand fügen Der Pazientward angewie« sen,rvenn sich nichtFäulniß durch denGeruch verrathe, den Verband nicht anzurühren. Der Erfolg war, daß die getrennten Theile wieder zusammen wuchsen. Derselbe Englische Arzt hatte schon eine ähnliche Erfahrung bey einem seiner Söhne, dem ein Finger abgehauen, aber gleich wieder angesetzt worden! war, gemacht, und diese Entdeckung, wenn sie sich bewährte, könnte in ihren Folgen wohl sehr wichtig werden. Neue Ersmdungetl. In England hat man eine neue Art von Feldartillerieschmisden erfunden. Sie sind in eine Art von Sack von Rindsleder eingeschlossen, und können auf einem Pferde fortgeschafft werden, so, daß man mit ihnen die engsten Hohlwege passirsn kann, ohne die Artilleriewägen abzuwarten. Zu Leipzig hat Jemand eine Feder erfunden , mit welcher man, ohne sie in die Dints zu tauchen, 12 Bogen schreiben kann. Auch ist sie so eingerichtet, daß man sie in die Tasche stecken kann, um sie überall mit hinzunehmen. Das Stück 6 ggr. Jer Unterricht dazu 12 ggr. Man wendet sich deßhalb an M. Baumann aus dem Brühl Nco 478. L 0 g 0 g r y p h. Das Ganze schwere Lasten trägt> Obgleich es nimmer sich bewegt. Das letzte Zeichen fort, so bebt Das Leben, dem's entgegen schwebt. Das Erst' auch foN: ein Taustndzahn Zernagt's die Dinge, die ihm nah'n. Noch eins von vorn: nie hört es g?rn Der träge Knecht von seinem Herrn. Auflösung des in Nro<. 13. enthaltenen Logogryvhk Floh.