f ü r Vaterland, Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. K»> WO. nin5tnz? a«» »» ^»"" 3847. 2l « « »u « i «, h t. Skizze von F. A, Niedl- Nüch einer wührrn Begebenheit- ^§n einer schmalen, finsteren Gasse der Stadt Manchester stand unter der Thüre eines kleinen, ärmlichen Haus-chens eine artige Blondine und sandte sehnsüchtige Blicke durch die hereingcbrochene Dämmerung. Sie war arm, aber reinlich gekleidet, und in ihren schwarzen, funkelnden Augen schienen heirerer Sinn und Schwermuch einen hitzigen Streit lu kämpfen, der sich aber schnell in einen frohen Sonnen--blick umwandelte, als ein junger Mann, der seiner Kleidung nach dem unteren Bürgerstande anzugehören schien, die Gasse herauf gegen sie zueilte. Uf!" sprach der Ankömmling mir schwerem Achcm-.„ae— «das Heisie ich gelaufen, um die Stunde des Stelldichein's'nicht zu versäumen." Wo bliebst Du denn >o lange?" fragte das Mädchen mit leisem Vorwurfe und einer Miene, als bereuete sie die eben gethane Frage. Holde Betti," entgegnete Richard, zu Athem kommend ' »die Unterwelt hielr mich heute länger ab, als ich wünschte', um so bald in den Himmel Deiner Angen blicken können Es ging heute heiß her in meinem Kellergeschoße, vom frühesten Morgen bis spät Abends gab ein Kunde dem Andern die Klinke; ich «nd der alte Tom rastrten nnt un-e lichen Händen und alle Bätte flogen von den Ge,.ch-tern wie Spreu vor'm Winde. D.e Ankündigung vor me>-„er Thür, daß Richard Arkwright nm einen halben Pennn das Kinn glatt mache, zog die halbe Stadr in meine'Bude und der stolze Gilbert und der hagere William sollen bei meimm neuen Anerbieten so jämmerliche Gesichter qeschmtten haben, als führe ein fünfjähriger Knabe mit einer schattigen Klinge in ihren werthen Angesichtern berum So soll es ihnen doch nichts nützen, da,; „e, vor Neid 'fast Platzend, die Barbierpreise tief unter ihren ge- "s' ,. ^ c^ -«- l^,'^s.'ftten. um meinen kümmerlichen Er-wohnlichen Tariff hela^ch^n, werb zu schmälern, der ich noch vor wenig Tagen um e.nen Penn» rasute. Sie glauben bei ihren germgen Pre»en un bequemeren Stuben mehr Kunden an sich zu z.che" m,d m.ch zu verderben, aber Richard machte den Strich durch^hre Rechnung und barbitt nun um einen halben Pe.my. ^re.- lich gibt es vollauf zu thun und der Lohn ist dennoch sehr gering; der gute Tom rasirt mit seinen alternden Händen, daß es eine Lust ist, zuzusehen, erzählt oabei zur ergetzli-chen Kurzweil die buntesten Geschichten, wie eine lebendige Stadtchronik, und doch kann ich ihm für die Woche nur einen Shilling geben. Ich selbst rummle mich unermüdet herum und komme fast den ganzen Tag auf keinen Stuhl." »Guter Richard," sagte Betti, während ihre kleine Hand seine brennende, heiße Wange streichelte, »wie herzlich bedauere ich Dich, daß Du Dich über die Maßen anstrengen mußt!" »Ei, bewahre!" rief Richard eifernd, »ich arbeite ja nur, und — Arbeit ist weder Neberladung, noch Schande. Es treibt mich zur rastlosen Thätigkeit, und je mehr ich zu thun vor mir sehe, desto mehr wächst mir der Muth. Ich will nicht fortkriechen im Staube, bis ich ihm gleich werde, ich will nicht verkümmern in den niedrigsten Kreisen des Lebens, ich will ringen nach den höchsten Gütern desselben und die Leute sollen einst sagen: Seht da den Arkwright, vordem ein armer Bursche und nun ein begüterter Mann durch Fleiß u»d Mühe, weil er sich's nichr verdrießen ließ, einen halben Penny mit sauerem Schweiße zu erwerben, start die Hände in den Schooß zu legen und auf einen ganzen Shilling zu warten. Und warum sollte ich über Anstrengung murren? Bist nicht Du, meine theuere Betti, das Ziel und der Lohn? Dich liebte ich, als ich dem Keller enthoben und zu rasiren anfing für den Spottpreis von einem Penny, um Kunden anzulocken; für Dich treibe ich unablässig mein Geschäft; für Dich sammle und spare ich, um Dich einst zu besitzen und sagen zu können: Betti, komm' in mein Haus, ich kann Dich ernähren. Und nun einen Kuß, liebes Kind!" Iu der kleinen Stube ging es dann eine Stunde lang an ein breites und weites Erzählen und Erörtern von tausend Kleinigkeiten, uninteressant für jeden Andern, aber ungeheuer wichtig für Beide, die sie längst wußten, aber deren Wiederholung für Verliebte stets neu und frisch bleibt. Beim Abschiede gab Richard sein Ersparnis; von 6 Shil-lingen der Geliebten zur Aufbewahrung und sie freute sich bei vorgenommener Zählung, da der gesammelte Schatz schort 40 Pfund betrug. H 118 - Einige Tage später stand Arkwright am Eingänge seiner unterirdischen Welkstätte. Sie lag in einer der Haupt-gaffen der Stadt Manchester, mitten in einer langen Häuserzeile, in welcher Millionen Spindeln schwirrten und schnurr-ten, um die ungeheuern Massen Baumwollwaren zu erzeugen, deren Güte weit und breit berühmt war und noch ist. Es war noch früher Morgen und die Straßen noch ziemlich menschenleer. Die Arbeiter waren schon an ihrem Geschäfte, die Fabriköherren und Handelsleute dehnten sich noch gemächlich in ihren Betten und nur hie und da schlüpfte eine Magd geschäftig über die Gassen, auf welchen dicker, schwerer Nebel lag. Argwright trällerte das alte Seemannslied: ,,O England, lieb' England, du Meerdiamant, „Mit Thalern und Feldern so fruchtbar und schön! „Das Herz hangt an Dir durch ein heiliges Vand „Und sehnt sich, wenn's fern ist. dich wieder zu seh'u! lustig vor sich hin und klimperte dazu den Takt mit einigen Goldstücken. Der alte Tom schlief noch ruhig hinter dem Bretterverschläge der Barbierstube; denn Richard war zu thätig und zu gutmüthig, als daß er, der junge, rüstige Mann, den schwächlichen Alten früher aus dem Bette ließ. Auch war es seine Gewohnheit, die Bude täglich Morgens zu öffnen und Abends zu schließen, wenn er auf Flügeln des Windes zu Bette lief, und der alte Tom bereits zu Bette gegangen war. «Seyd Ihr der Barbier?" fragte plötzlich eine rauhe Stimme neben ihm, und der erschrockene Richard gewahrte aufblickend einen hohen, finstern Mann in abgetragenen, fadenscheinigen Kleidern. Das düstere Antlitz des Fremden, das ein langer, struppiger Bart umstarrte, betrachtete den Erstaunten vom Wirbel bis zur Zehe. »Ich bin's," entgegnete Richard schnell, indem er ihm den messenden Blick zurückgab, »was wollt Ihr von mir?" (Schluß folgt.) Kaiser Joseph II. (Aus der Broschüre «Habsburg« von I. Loritza.) Joseph ll. sah auf einem seiner Spaziergänge, die er, entblößt von allen Kennzeichen seines hohen Standes, unternahm, eine junge Person, die in ihrem Vortuch ein Paquet trug; sie schien in einen tiefen Schmerz versunken zu seyn. Ihre Jugend und ihr Kummer nahmen die Aufmerksamkeit des Monarchen in Anspruch; er näherte sich ihr, aber mit dem Anstand und der Achtung, die immer große Seelen für das Unglück haben. Er fragte sie, ob man, ohne eine Indiscretion zu begehen, erfahren könne, was sie trage. Die junge Person, deren vom Kummer beschwertes Herz die Nothwendigkeit fühlte, den Gegenstand desselben mitzutheilen, wie dieß wohl alle Unglücklichen gefühlt haben, konnte nicht lange dem Anfragen des Unbekannten widerstehen. Sie sagte ihm, das Paquet, das sie trage, schließe einige Wäsche ihrer Mutter ein, die sie nun zu verkaufen gehe; unter Weinen fügte sie hinzu, daß dieß die letzte und schwache Quelle sey, welche noch zu ihrer Beider Existenz übrig bleibe, daß sie es niemals verdient hatten, ein solches Loos zu ertragen, daß sie die Tochter und ihre Mutter die Witwe eines Offiziers sey, der mit Ehren und Auszeichnung in den Truppen des Kaisers gedient habe, ohne nur je eine Vergeltung, die zu fordern er das Recht gehabt hätte, erhalten zu haben. »Er wird es versäumt haben, dem Kaiser ein Memorial zu überreichen," antwortete ihr der Monarch; — »haben Sie Niemanden gekannt, der ihm ihre Angelegenheit vortragen konnte?" Sie nannte ihm einen jener Höflinge, die gerne versprechen und leicht vergessen, der auch schon lange die Sache betrieb, aber, wie er sagte, nichts erhalten könne. Die Fruchtlosigkeit der Gänge hatten der jungen Person eben keine vortheilhaften Ideen von der Großmnth des Kaisers eingeflößt, und sie verheimlichte dieselben auch keineswegs. »Man hat Euch hintergangen," erwiederte der Fürst, indem er seine Aufregung zu verbergen suchte; „ich bin gewiß, daß, wenn der Kaiser Eure Lage gewußt hätte, er sicher eine Abhilfe gefunden haben würde. Er ist nicht so, wie man ihn Euch gemalt hat; ich kenne ihn, er liebt mich, aber noch mehr liebt er die Gerechtigkeit. Macht ein Memorial, bringt es mir morgen in die Burg an den Ort und zu dieser Stunde. Wenn sich die Dinge so verhalten, wie Ihr sagtet, so werde ich das Memorial dem Kaiser überreichen, Euch selbst vorstellen und ihm Eure Bitte auseinandersetzen, und ich wage es, zu glauben, daß dieß nicht umsonst seyn werde." Die junge Person trocknete ihre Thränen und ergoß sich in Danksagungen gegen den unbekannten Herrn, der noch hinzufügte: »Aber jetzt dürft Ihr Eure Wäsche nicht verkaufen. Wie viel glaubt Ihr dafür zu bekommen?" »Sechs Ducaten!" antwortete sie. »Erlaubt, daß ich Euch unterdeß zwölf leihen dürfe, bis wir den Erfolg unserer Sorgen angesehen haben." Mit diesen Worten trennten sie sich. Die junge Person beeilte sich, ihrer Mutter die zwölf Ducateu und die Wäsche zu bringen, und erzählte, daß ein Unbekannter, ein Engel Gottes, ein Hofherr, ein Freund des Kaisers, ihr dieselben gab. Bei der Beschreibung, die sie von ihm machte, und den Reden, die sie von ihm erzählte, erkannte die Mutter oder irgend eine Person, die gegenwärtig war, daß es der Kaiser gewesen. Das Mädchen blieb wie versteinert stehen, da sie sich der Aeußerungen erinnerte, die sie über die Person des Kaisers dieser selbst mittheilte. Sie wagte es nicht, am andern Tage in die Burg zu gehen, ihre Anverwandten mußten sie zur angezeigten Stunde dahin führen. Sie kam gerade in dem Augenblicke dort an, als der Kaiser, ungeduldig, sie zu sehen, Befehl gab, zu ihr zu schicken. Sie konnte den Monarchen nicht verkennen und fiel in Ohnmacht. Was aber that der Kaiser in der Zwischenzeit? Er zog die genauesten Erkundigungen über den Vater des jungen Mädchens bei den Oberoffizieren des Corps, wo derselbe gedient, ein, denn er hatte nicht vergessen, von ihr den Namen ihres Vaters und seines Regimentes zu erfahren. Es ergab sich, daß ihre Erzählung vollkommen wahr, und er 119 - wurde dadurch versichert, daß seine Wohlthätigkeit durch die Gerechtigkeit schon begründet werden müsse und daher keines--wegs übel angewendet sey. Nachdem die junge Person, die man in ein anderes Gemach gebracht hatte, zu sich selbst gekommen war, lies; sie der Kaiser sammt ihrer Anverwandten in sein Cabinett führen übergab ihr für ihre Mutter die Anweisung einer Pension , die mit den von ihrem Vater genossenen Einkünften vollkommen gleich war, und deren Hälfte, im Falle ihre Mutter stürbe, auf sie übergehen solle. »Mademoiselle," sagte dieser engelgute Fürst, »ich bitte Eure Frau Mutter und Euch, mir diese Verspätung, die sie in eine beschränkte Lage gebracht, zu verzeihen. Ihr seyd überzeugt, daß dieß ohne meinen Willen geschah, und wenn Jemand in Zukunft zu Euch über mich Böses spricht, so bitte ich Euch einzig allein, meine Partei zu ergreifen." Brosamen aus der Vergangenheit. Die Behörde einer Landstadt bekam einst von einem Rcichsbischofe ein Schreiben, welches mit den Worten an-f>na> ,Wir, von Gottes Gnaden und des heiligen Stuhles Barmherzigkeit bestellter Seelenhirt" :c. :c. — Weil sie dieß HNlli s^. bescheiden und demüthig fand, so ward, nachdem man lange Zeit darüber dcbattirt hatte, wie sich im Gegentheile nach Proportion wieder anständig auszudrücken wäre, endlich geantwortet: «Wir, leider! Gott erbarm' es! Bürgermeister, Ortsoorsteher und Rath dieser Vtadt" u. s. w. Feuilleton. Papst Pins IX. ein Violinspieler. — Ein italienischer Componist, Namens Perugini, hatte mit dem junqen Mastai-Ferretti, gegenwärtig Papst, in einem ui'.d demselben Collegium seine Studien gemacht. Vor Kurzem erhielt Pius IX. folgenden Brief: «Heiliger Vater! ^ich weis, nicht, ob Sie sich noch erinnern, daß ich die Ehre hatte, Ihr Mitschüler zu seyn, und daß Euere Heiligkeit mir oft die Gnade erzeugten, Duette mit mir zu spielen, deren Ausführung gerade nicht, wenigstens von meiner Seite. qanz tadellos gewesen, worüber Euere Heiligkeit so viel Verdruß hatten, daß Sie mich oft auf die Finger klopften Ich Ihrer Erinnerung hervorzuru- fen und zu Mren Schutz zu neh- men der niemals die glunMen Augenblicke vergessen wird, welche er einst an der Seite Desjenigen zugebracht, den seine apostolischen Tugenden bi> auf den Thron St. Peters qeführt haben." Der Papst Antwortete auf dieses Schreiben: ^Niemals habe ich Ihren Namen vergessen, mein Sohn. Kommen Sie zu mir nach Rom, wir wollen wieder Duette mit einander spielen, und wenn Sie keine Fortschritte gemacht haben, werde ich Sie wieder auf die Finger klopfen." Nach solchen Zügen ist es wohl natürlich, daß der heilige Vater immerfort' ein Concert von Lobeserhebungen um sich herum hören muß. Die electro-magnetlichen Telegraphen — machen den Gaunern einen Strich durch die Rechnung. Ein Gauner stahl in B'' kürzlich 30 Uhren. Der Uhrmacher bc-mertre den Diebstahl sogleich, setzte ihm nach, konnte ihn aber nicht mehr erreichen; der Dicb verschwand vor dem Stadtthore. Der Bestohlene theilte sein Unglück einem Po-lizeibeamten mit, der sogleich auf die Vermuthung kam, der Gauner sey mit einem eben abgegangenen ^isenbahn-zuge nach P» geflüchtet, und sofort das Signalement der Telegraphen-Expedition mittheilte. Aber der Zug, der nur 40 Minuten fahrt, war schon vor 35 Minuten abgefahren; indeß, eine Minute reicht hin, um die Nachricht auf telegraphischem Wege mitzutheilen. Der Telegraph spielte und der Gauner wurde auf dem Bahnhofe zu P*, bei welchem er um fünf Minuten später ankam, angehalten und sogleich in Sicherheit gebracht. Die neuen Erfindungen sind al>o doch nicht jeder Gattung von Industrie förderlich. Schwefeläther gegen Zahnschmerzen. — In der »Moravia" theilt Jemand folgendes Mittel gegen Zahnschmerzen mit: Man nehme I Achrel Loth Kampher, übergieße diesen mit 1 Viertel Loth Schwefelather und gebe dazu l0 Gran (20 Tropfen) Nelkenöl. Von dieser Mischung gieße man einige Tropfen auf etwas Baumwolle und lege diese auf den hohlen Zahn. Die gute Wirkung wird überraschend seyn. Neibziindhölzer-Fabrication. — Dieselbe, ursprünglich eine deutsche Erfindung, ist jetzt in Deutschland ungleich entwickelter, als in England und Frankreich, wohin auch große Mengen Zündhölzer, trotz des Eingangszolls, gesandt werden. Eben so nach Amerika und China. In Frankreich hat man noch die knallenden Zündhölzer, während in Deutsch-land bloß die ungleich bessern, geräuschlosen gemacht werden. In Oesterreich sind die größten Fabriken: die von St. Romer in Wien, Löwy in Prag, F ü r t h in Schüttenhofen, P r e-schel und Pollak in Wien. Letztere liefert täglich 600,000 Büchschen und verbraucht 3360 Kil. Phosphor. Die Zündhölzchen werden mit einem einfachen Werkzeug gemacht, mit welchem ein Arbeiter in l2 Stunden 1,8 »4.400 Hölzer verfertigt. Zum Versehen der Hölzchen mit Schwefel genügt die Tagesarbeit eines Mädchens für 200.000 Stück. Zwei Brüder, — der eine Kellner in einem Gasthause, der andere Silberarbeiter-Geselle in Wien, lebten in schönster brüderlicher Eintracht. Der Silberarbeiter machte falsche Zwanziger, und der Kellner brachte sie in Umlauf. Die Behörde hat nun dieses gute Einvernehmen gestört und den Brüdern eine andere Beschäftigung angewiesen, die ihnen minder angenehm seyn dürfte. Die N3undärzte in London — können sich mit Recht einer goldenen Praxis rühmen, denn diese Herren haben jährlich Einnahmen, die nach deutschen Ansichten an's Fabelhafte gränzen. Es hat sich nämlich bei der letzten Veranschlagung der Einkommensteuer herausgestellt, daß 30 der in London practizirenden Wundärzte die jährliche Einnahme von ihrer Praxis auf 10,000 Pf. Scrl. (120,000 fi. rhn.) oder darüber angaben, und drei räumten sogar ein, daß sie jährlich mehr als 20,000 Pfd. Strl. (240,000 fi. rhein.) einnehmen. Da die Herren nach ihrer Einnahme besteuert werden, so läßt sich annehmen, daß sie eher weniger, als mehr angegeben haben. Den Wucherer bessert nur der Tod. — Der englische Schriftsteller Dawle erzählt in seinen «Reise-Memoiren," er habe in China einer merkwürdigen Hinrichtung beigewohnt. Der Delinquent, ein Mann von ungefähr 40 Jahren, hatte eine blaßgelbe Gesichtsfarbe, und in seinen Zügen spiegelte sich Leidenschaftlichkeit lebhaft aus. Sein Auge rollte wild, und sein Mund verzog sich zu einem schrecklichen Lächeln, das man für »Grinsen" halten konnte. Mit einer Gleichgültigkeit, die an's Unglaubliche streift, erwartete er den Todesstreich von dem Beile des Henkers. — Als er an dem Gerüste angelangt war — so berichtet der Erzähler, — bemerkten erst viele der Zuschauer, daß ihm beide Hände fehlten. — Aus den Erzählungen der Eingebornen erfuhr man, daß der Verbrecher ein arger Wucherer war, der schon zweimal nach dem Gesetze durch Abhauung einer Hand bestraft wurde. — Als er jedoch nach überstandenen Strafen sein Geschäft nicht nur nicht auf- 12« - gab, sondern es noch gewissenloser, als zuvor betrieb, so wurde er zum Tode vernrcheilc und hingerichtet. Bemerkens-werch erscheint übrigens noch der Umstand, daß er alle diese Strafen in dem kurzen Zeiträume von zwei Jahren erlitt. Den wahren Wucherer schreckt die schrecklichste Strafe nicht; das Bewußtseyn, Geld zusammeligescharrt und seinen Nebenmenschen an den Bettelstab gebracht zu haben, er-kauft er gern mit öffentlicher Verachtung und Brandmarkung! Gin Mann Gottes nnd des armen Volkes. —- Der Pfarrrer eines der armsteil Kirchspiele in Brügge, hat dieser Tage, nachdem er seine eigenen Geldmittel und die ihm zu Spenden an die Armen eingehändigten Gaben gänzlich erschöpft hatte, sein sämmtliches Silbergeräthe und alle seine, nur irgend entbehrlichen Möbel verkauft, um mit dem Ertrage seine gewöhnlichen Vertheilungen fortsetzen zu können. K»ohcs Alter. — Das »österreichische Morgenblatt" berichter: Im Dorfe Liebnrg in, V. U. M. B. lebte noch vor 2 Jahren ein Mann, Namens Joseph S ach er, welcher nach seiner eigenen Angabe mit K'önig Friedrich ll. in demselben Jahre geboren, folglich bereits 132 Jahre alt wäre. Da er keinen Taufschein besaß und seit 1794 im vorbenannten Dorfe lebte, so ist sein Alter nicht genau anzugeben, unter 120 Jahre betragt es aber nicht. Der Mann war vor wenig Jahren noch immer sehr gesund und arbeitsam, aber von großer Armuth gedrückt. H5apierkorb des Amüsanten. Ein einfältiger Bauer ward von der Gemeinde in die Stadt geschickt, um verfallene Gelder für selbe einzucassiren. Als er nun seine Sache ziemlich schlecht vortrug, und mit dem Zahlen gar nicht fertig werden konnte, fragte ihn der hierüber erzürnte Cassier: Ob denn im Orte kein gescheidte. rer Mann gewesen wäre, den man hätte schicken können? — »O ja," antwortete der Bauer, »wir hätten schon geschicktere Leute im Dorfe, als ich bin, aber die Gemeinde glaubte, für euch sey ich gescheidt genug!" Aus einem norddeutschen Blatte entlehnt die »Theater.-zeimng" folgende Drolleric: O Himmel, gib den Durstigen geistigen Wein, und dem Weine Geist; gib den Hungrigen Speise, und den Speisewirthcn Hungrige; bringe den Mädchen Ehemänner, und nehme dafür de„ Ehemännern die Mädchen; gib den Papiermachern viel Lumpen, den Lumpen aber ja nicht viel werchvoilcs Papier; gib den Zierben-geln und Modegecken guten Geschmack, und lasse dafür den guten Geschmack modern werden; gib den Schauspielern gute Kritiker und den Kritikern gute Schauspieler; mache die Spengler reich, und lasse dagegen die Reichen blechen; lasse die Hüte von besserm Zil; machen, lind behüte uns besser vor den Filzen; lasse die Nachtwächter schlafen, und bringe dafür die Schlafmützen in die Wache; mache endlich alles Wasser zu Wein, und verhüte, daß der Wein nicht gewässert werde. Nach den Brüsseler Zeitungen wurde ein Wirthshaus-besitzer und dessen Frau, welche angeklagt waren, einen Reisenden ermorder und den Körper desselben zur Bereitung von Würsten benutzt zu haben, von den Geschworenen allerdings schuldig gefunden, aber — unter mildern d en U m-ständen. Unter mildernden Umständen? Die Geschworenen berücksichtigten vielleicht die Theuerung und den Mangel an Nahrungsmitteln? In der »Gegenwart" lesen wir: Ein Zahnarzt in Lemberg wollte eine Patientin von einem Zahne befreien, acheriflrte sie, und als die Frau betäubt war — siel dem Dentisten ein — er habe ganz vergessen zu fragen, welches denn eigentlich der leidende Zahn sey. Dieses Schwaben-stückchen wurde auf die Bühne verpflanzt. In Wien wurde kurzlich ein junger Vagabund ertappt, als er eben einem würdigen altcn Herrn ein Sacktuch gestohlen hatte. Er läugnete die That und behauptete dreist, das Tuch wäre sein Eigenthum. Als aber der alte Herr durch die Angabe der in das Tuch gemarkten Namensbuch-staben alle weicern, etwaigen Zweifel, wem das Tuch gehöre, vollständig behob, rief der Dieb mit komischem Pa-rhos: »A, das is g'spaßi! Hiezt möcht i wissen, wer denn sein'n Namen in mein Tüchel cini g'macht hat!" E h a r a d e. (Viersu, lbig, ) Mein Letztes gab Natur wohl Allen; Man kauft es, man verkauft's aus Noth, nach freier Nah!, An Frauen muß — in schöner Form zumal — Es Euck besonders und als Schmuck gefallen. Das Paar der Ersten prangt, gebildet durch die Kunst, Für mannigfalt'gen Zweck im hehren Schimmer, D'rum schmückt es. hack imWerih, nicht leicht des Armen Zimmer ; Mein Ganzes zeuget meist, ihr alten Herrn, mit Gunst! Vom Tonnenstich der Zeit, von längst erlosch'nem Feuer, Und darum ist es mir, auch ganz umsonst, zu theuer! — C. P—k. Theater in Laibach. Samstag am 19. April zum Venefice der Schauspielerin Dlle«. lllexandrine (5 al! iano: «Die Perlenschnur," Volksschauspiel in 3 Abtheilungen, von Carl v. Holte i. Die Bezeichnung „Volksschauspicl» crweis't sich hier als eine richtige, denn dieses Stück wirkt in der That auf die Masse und hat bei guter Besetzung in der ganzen Nunde deutscher Theater entschieden angesprochen, nur könnte der ganze dritte Act füglich wegbleiben, da er, in eine kurze Scene zusammengedrängt und dem zweiten angehar.gt, dem Stücke das Ermatten ersparen würde, das sonst durch den ganzen dritten Act herrscht und den !em Veifalle und vorzüglich im 2, Acte als Georg Kappman». Die Veneficiantin, als des Pächters Tochter Anna, bewies neuerdings, wie sehr ihr Parthien, wo Gefühl und Innigkeit vorherrschen, zusagen. Sowohl als Mädchen im ersten, wie als Fr.ni im zwei» ten Acte, leistete sie Alles, was der Dichter von der Darstellerin fordern kann. Ibre geschätzte Schwester, DIle. Antonie Calliano, war in der Nolle des Dienstmädchens LUette durch Unbefangenheit u»d Heiterkeit der entzückendste Gegensatz. Wir haben diese Lisette, was Sviel und Gesang betrifft, hier noch nicht so trefflich dargestellt gesehen. Herr V u cl>-wald gab den Carl Waldau untadelhaft, wie dergleichen Rollen immer. Hcrr I. Calliano, der die Rolle des Mohren Johann als Gast übernahm, sprach zu groszer Verwunderung ganz zierlich hochdeutsch, statt, wie andere Darsteller dieses Partes, im gebrochenen Jargon, der dem Mohren hier jo gut läßt, die Zuschauer zu amüsiren. Herr Thome und das Sckwesterpaar Calliano wurden gerufen; das Theater war sehr ansehnlich in allen Räumen besucht. — Sonntag am 11- April: „Dreisjig Jahre aus dem Leben eines Lumpen," Zauberspiel mit Gesang in 2 Aufzügen von I- Nestroy, Musik von A. Müller. Dieses witzige, wirklich drollige Possenstück, das zu einer Sonntagsvorstellung ganz geeignet ist, war dadurch, das; es schon mehrere Jahre hier nichl auf's Repertoire kam, gleichsam neu- Bekanntlich ist darin nur eine Parthie als das Alles belebende Princip, nämlich die des Pivinus. Herr Moldt. unser ausgezeichneter Komiker, hat schon lange seino schönen Mittel nicht in dem reichen Maße entfaltet, als gerade an diesem Abende. Das Publikum kam durch die ganze Vorstellung aus dem herzlichen Lachen gar nicht heraus und ich mochte wohl den Griesgram kennen, der, besonders bei der Kassehparthie, dann in der Scene, wo Pipinus als betrunken überrascht wird und ihm «Alles eins" ist. oder bei seiner Declamation vor dem Schauspieldircctor, nicht herzlich hätte lachen müssen. Das; Herr Moldt allseitig und viel applaudirt wurde, ist eine natürliche ^uucN-lio «ine nna nun! Das Theater war stark besucht, und die Posse fand eine entschieden beifällige Aufnähme. Leopold Kordcscl'. Verleger: Ignaz Alois Gdler v. Kleinmayr.