LaibaOcr ZeitltNK^ Dienstag den 24. May, 1803. W ^> Wien, den ig. May. Der Hauptzweck, welchen Se. Königl« Hoheit der Erzherzog Karl bey der neuen Organisirung der currenten Hofkriegsbuch-baltung beabsichtigte, gieng dahin, durch zweckmässige Vereinfachung der Militair - Verrech, nungSart es dabin zu bringen, daß in den ersten Monathen eines jeden neu anfangenden Militair - Jahres, die Revision und Berichtigung aller Kriegs - Kassa-Iournalien des ver-fiossenen Jahres, und die Final Abrechnung mit allen Regimentern, Korps, und sonstigen Mjlitair Vrancken. beendigt sey, folglich dn^ch einen rechnungsrichtigen Mllitair«- Haupsab-schluß, und durch die damit verbundene Nettobilanz, dem Monarchen, dem Kriegs - und dem Finanz - Ministerium, die detaillirte Uibersicht verschafft werde, wie viel der Staat zur Verpflegung der Armee, zur Vczahlung ihrer Befehlshaber, und zur Veyscliaffnng aller Art Kriegs - und Friedensbedürfmsse, lm ver» ftossenen Jahre verwendet habe. Dieses Ta« bleau ist nun für das Jahr 1802. wirklich zu Stande gekommen, und am 4. May von des Erzherzogs Karl Königl. Hoheit Gr. Maie stät d«'m Kaiser überreicht worden; es enthält alle Rubriken der sämmtlichen Einnahmen und Ausgaben des ganzen Militair-Etats mit einer solchen Genauigkeit, daß jedes Regiment und Korps, jeder General, jede Scadspartbeu, feder aus den Kriegslasten bezahlte Militair -Beamte, mit semer Gebühr, und der darauf erhaltenen Abstattung ausgewiesen ist. Seit mehr alS zwanzig Jahren ist gar kein Abschluß gemacht worden, und die gegenwärtige Nettobilanz ist wirklich die einzige in ihrer Art. Die Vortheile dieser Bilanz für den Staat sind äusserst wichtig; mit einem Blick wird jede Umvirthsckaft bey der Militair - Verwaltung sogleich entdeckt, und Dilapidationen können durch zweckmassige Anstalten unverzüglich ab« gestellt werden. Se. Majestät nahmen dieseS Resultat des ausgezeichneten Diensteifers der Hof riegsbuchhallung , und ihrer nun erprob-, ten, von vielen als unausführbar bezweifelten Ajourhaltung, mit gnädigstem Wohlgefallen auf, bezeigten der Oberdirektion, dem Hofbuchhalter Rüstet, und dem ganzen Personale Merhöchstdero vosskommenste Zufriedenheit, und ernannten den bey der Oberdirektion angestellten Ober Kriegs Kommissair, v. le Fort> zum wirklichen K. K. Rath mit Nachsicht der Taxen, und mit einer jährlichen Zulage von tausend Gulden acl perlongm; auch erbirlten jene Beamten, welche die Zusammensetzung dieser Bilanz besorgten, von Sr Königl Hoheit ein Geschenk von siebens hundert Gulden. Schreiben auS Weßprim, (in Ungarn) den 3. May. Der gestrige Nachmittag war für unsere Stadt und Gegend äusserst betrübt, und M schrcckensvoll. Gleich nach dem Mittagsessen s"vgen plötzlich Wetterwolken auf. Es donnerte, bliyte, auch fiel etwas Hagel mit Re gen vermischt nieder. Zwischen 4 und 5 Uhr verfinsterte sich das Firmament viel heftiger, worauf ein Wolkenbruch, der Häuser und Gärten verwüstete, auch Bäume mit sich riß, herabstürzte. Die ganze lange Gasse, weil sie dem herabstürzenden Wasser, das einem reissendem Strome glich, am beftigstcn ausgesetzt war, litt am meisten. Viele hundert Einwohner haben in derselben nun kein Obdach. Ihr Eigenthum ist theils verwüstet, theils von Wellen verschlungen worden. Sieb?« Menschen fanden in den Fluthen ihr Grab, und der Schade muß nach allen Umstanden äusserst beträchtlich seyn. Schreiben aus Altgradiska den 27. April. Schon seit längerer Zeit gieng die Sage, daß in Bosnien die Pestseuche wüthe, nähere und bestimmtere Nachrichten aber geben hierüber die Erklärung, daß die große Herr schende Hungersnoth jene Krankheiten allein hervorgebracht, und die Menschen hinwegge-raft habe. Diese Krankheiten arten gewöhnlich in FauTsieber aus, und werden blos der Natur ohne aller ärztlichen Hülfe überlassen. Vorzüglich find diese Faulfieber in Sa^/uba anzutreffen, und haben in kurzem auch die Gemahlin deS Verbirer Kapitäns und seinen Bruder in die Arme des Todes überliefert. Unter den Kindern herrschen bösartige Blattern. In dem Novianer Distrikt sind aus Mangel des Futters fast alle Pferde zu Grunde gegangen. DaSPoseganer und Gradiskaner Regiment haben jedeS derselben 30000 Metzen Früchten durch die Gnade Sr. Majestät des Kaisers alS Vorschuß erhalten. Nach Slsseck und Karlstadt gehen itzt viele Fruchtschisse ab, und gewähren unS die Hoffnung , in kurzer Zeit die Fruchtprejße fallen zu sthe». Italien. In dem Gebiete von Fallkon bey Nizza hat man eine Grolle entdecke die, wie man versichert , an Schönheit der Sobille zu Rom und derjenigen von Antiparos gleichkommt. Die ^essnung, ist auf einem kleinen Verge derselben und eysörmig. Sie bildet zuerst einen ziemlich regelmäßigen Saal, der über 4^0 Personen fassen kann. Die Gäulen von Alabaster, dle ibn verzieren, sind äußerst schön und regelmäßig. Die Grotte ist von dem Bürger Varbesis von Vizz beleuchtet worden, der sich vorge« nommen hat, sie zu zeichnen. Regensburg, den 5. May. Gestern hat der regierende Fürst von Nassau-Oranien, ehemaliger Erbstatthalter von Holland, der hohen Reichsversammlung durch eine Druckschrift die Eröffnung gemacht, daß er aus besondern, Wohlwollen, väterlicher Zuneigung , und andern bewegenden Ursachen sich entschlossen habe, seinem zärtlich und vielgeliebten Herrn Sohn und El bprinzen, Friedrich Wilhelm von Oranien und Nassau, alle chm zugefallenen Entzchadigungslande zu übertragen und abzutreten« Landshut, den 28. April. Unsere Universität, welche durch die Frey-aebigkeit Sr. churfärstl. -Durchlaucht von Bayern alle Art von UntersMung erhält, wird gegenwärtig stark, und selbst von entfernten Ausländern besucht. Die Anzahl der Studierenden belauft sich auf Zoo, unter denen sich vorzüglich viele Schwaben befinde". Am Ende deS Maymonats werden Ihre königl. Preusssche Majestät in Vaireuth eintreffen, zu Würzburg eine Unterredung mit Se. kursürstl. Durchl. v. Bayern haben, und dann über Ansbach nach Wilhemlsoad uu> Fulda gehen. Frankreich. Aus Vrest wird gemeldet, daß von England auS mehrere Schiffe transportirt wordc« sind, und daß man d»e Handelsverhältnisse, die seit einiger Zeit unterbrochen waren, aufs neue anknüpft. Einige Briefe enthalten sogar bie Nachricht, daß man den Englis. Kauffahrtey< schissen die Matrosen, die man auf denselben gepreßt hatte, wieder zurückgegeben hat. Es ist gewiß, daß man zu Brest keine Anstalten zu kmem Armcment trist. Seit io Jahren war Arest nicht so ruhig, als es bis jeyt ist. Zu "vuen hat man dieselben Friedenshoffnungen. So lange es über Krieg und Frieden zwi» schen Frankreich und England an ämtlichen Auf. klarungeu fehlt; so lange werden auch die Widersprüche in den Nachrichten, die man von Zeit iu Zeit darüber erhält, fortdauern. Man will zwar nun mit Bestimmtheit wissen, daß der Englische Gesandte Befehl habe, binnen 7 Tagen Paris zu verlassen, wenn binnen dieser Zeit von Seiten unserer Regierung keine befriedigende Antwort auf ein Ultimatum des Englischen HofeS, das am 27. April in ^ariS angelangt, und in dessen Verfolg die 3 Konsuln, der Minister der auswärtigen Verhältnisse, Joseph und Lucian Vuonaparte noch am nämlichen Tage ein ausserordentliches Konseil gehalten haben sollen, erfolgt seyn Würde. Der Sitz der Negierung soll während der nahe bevorstehenden Reise des ersten Konsuls nach Belgien, und den Departementen des lins ken Rheinufers, auf einen Monat in Brüssel etablirt werden. Mehrere Münster werden zugleich miteintressen. Die Munjzipalität ist jetzt damit beschäftigt, ihnen Wohnungen am Park zu bereiten, damit sie nahe bey dem Präfekturgebällde find, welches der erste Konsul und dessen Gemahlin bewohnen werden. Die vornehmsten Glieder des Staatsraths Werden ebenfalls erwanet. In den Hotels nnd schon keine Zimmer mehr zu haben. Wahrend der erste Konsul Reisen nach den verschiedenen Orten in Belgien machen wird, wird dessen Gemahlin daS Bad zu Aachen besuchen , wo bereits Anstalten zu ihrem Ems psange getroffen werden. Brüssel, den 29. April. ^ Wir erwarten den ersten Konsul bey uns; alleS wird zu seinem Empfang vorbereitet. Eollte der Krieg ausbrechen, so wird er doch kommen, und unsere Stadt wird der Mittel«« punkt der Seeoperation werden; er wird rcr-W muthlich lang hier wohnen, und alle 2lnstal»W ten dirigiren. Der Hr. Bischof von Gent hat dem Oberhaupt des Staats Nachricht von der Feyerlich-keit gegeben, welche auf den Ostertag, in der Hauptkirche des Kirchsprengels, bei Gelegen? heit deS Iahrtages der Wiederherstellung der Religion und des Gottesdienstes, gehalten wurde; und der erste Konsul hat ihm in Antwort nachstehendes Schreiben zugesandt: Mein Hr. Bischof von Gent! „ Ich habe Ihr Schreiben vom 10. April empfangen; ich stimme Ihren Religionsgesinnungen bei Gelegenheit deS jährigen Tages deS Wiederherstellung deS öffentlichen Gottesdienstes bei, und danke Ihnen für jene, s» Sie für meine Person hegen. Ich empfehle Ihnen fernerhin Ihre Hauptsorge dahin zu verwenden , alle Gewissen auszusöhnen und zu vereinigen: U»d hiezu ist von allen zur bischöflichen Würde nach so viele» Spaltungen erforderlichen Tugenden, wohl keine ohne Widerspruch wesentlicher, als die christliche Liebe. Großbritannien. Der König hat in gleicher Art, wie jüngsthin bey den Fabriken in seinen Hanö-verischen Landen, auch zu London und zu Plymouth alles Arbeiten an den Sonntagen , und vorzüglich in den Schlffswerfte» streng verbiethen lassen. Herr Addington hat bey dem König ange« sucht, der Gemahlin deS verstorbenen Sir William Hamilton eine Pension auszusetzen, weil sie sich zu einer sehr bedenklichen Zeit am Neapolitanischen Hofe grosse Verdienste um England erw»rben habe. In einem Kodicill zu dem Testamente vo» Sir William Hamilton, bestlmmte dieser für Admiral Nelson folgendes: „ Meinem theuersten Freunde, Lord Nelson, vermache ich die Kopie von Madame Lebrüns Gemälde in Email von Emma von Vone, als ein geringes Zeichen der grossen Hochachtung, die ich gegen ihn, ais gegen den tugendhaftesten, biedersten und bravsten Manne hege, den ich je angetroffen habe. Gott segne ihn! Heute Abends den 29. April find in der City die Gerüchte völlig kriegerisch. Die Ursache davon ist die Abschliessung einiger kieferungs . Kontrakte für die Flotte, welche vorgestern schon Statt finden sollte, aber aufgehoben ward. Die Minister erwarten stund«, lich das Ultimatum. Monsieur, Bruder Lud wigs X^///- ist jetzt zum Besuch bei dem Prinzen von Conde zu Wanstead in Essex. Herr Pitt befindet sich völlig wohl. Man glaubt, er wird künftigen Dienstag, wo die wichtige Frage über die Lage des LandeS erörs tert werden soll, eine große Rolle übernehmen. Unsere ostindiscke Kompagnie schickt dieses Jahr nickt weniger, alS 51 Schiffe nach Ostindien uud China ab. Der verstorbene Herr Vriston verließ das größte V^mögen, das noch ie ein Europäer in Ostindien erworben hat. Er soll 1,502,000 Pfund Sterl. besessen haben. Eine Million hat er seinem Sohne verlassen; 50,000 Pf. jeder von seinen Töchtern; 2000 Pf. des Jahres seiner Frau, und eine Menge kleine Vermächtnisse. — Ein Theil des Gefolges des Fürsten Esterhazy ist hier schon aus PariS angekommen. Von Havannah sind auf einer Französis. Fregatte mehrere Spanische Truppen nach .St. Domingo abgeholt worden. Gegen die empörerischen Neger auf dieser Insel bedient man sich jetzt auch, nach den Amerikanischen VlätttlN, grosser Hunde, um durch ihre Wachsamkeit immer auf guter Huth gegen nnyorgesehene Ueberfälle zu seyn. Die lezten Amerikanischen Briefe von Washington enthalten folgendes: Die aufrichtigen Versicherungen des spanischen Ministers find durch neue, nicht minder wichtige Hinzufügungen des Amerikanischen Ministers in Frankreich, Herrn Livingstone bkstättiget wor, den. Diestr zeigt in seinen leztern Depeschen an, daß in Ansehung deS traktatwidrigen Verfahrens der Spanier zu Neuorleans, der Mlmster der auswärtigen Angelegenheiten ihn off ziel versichert Habs, daß Frankreich alle Rechts der Nordamerikaner treulich beybehali ten wolle, daß Spanien nur unter dieser Sedingniß Louisiana an Frankreich abgetretten habe, und daß eS von Herzen wünsche, mit den vereinten Staaten das beste Einverneh» men und die aufrichtigste Freundschaft zu unterhalten. Gibraltar, den 4.April. Unsere letzten Briefe aus Malta melde«, daß die Malteser über die Ankunft eines Abgeordneten vom Großmeister sehr böse waren , und daß ihn der Pöbel fast zerrissen hätte, wenn er nicht in das.Haus des französischen Gesandten geflüchtet wäre. Wenige Stunden darauf sah man Mauer«ttel überall in der Siadt angeklebt, in denen es hieß, daß die Einwohner entschlossen wären, de» Großmeister vier Stunden nach seiner Ankunft zu tödtett, wenn er sich jemals unter-sienge auf der Insel ans Land zu tretten, und daß sie entschlossen wären, keine andra fremde Macht, als die Engländer, von der Insel Besitz nehmen zu lassen. Die Spanier haben seit kurzem ihre Seemacht in der Ban sehr vermehrt, unter den» Vorwande, daß sie dem Schleichhandel von hier nach Spanien Einhalt thun wollten. Petersburg, den 15. April. Die friedlichen Aussichten sind nun gänzlich allhier verschwunden. Den 18. d. M. brechen unsere Truppen auf. Der Kaisee schießt den Offizieren Geld vor, damit sie durch die Unkosten der Vorbereitung zunl Marsche und zum Feldzuge mcht in Verlegenheit gesetzt werden. Der H mptanführer dee Truppen ist der General Michelson; der General Suchtelen bleibt bei Sr. Majestät dc«t Kaiser, welcher, wie es noch immer fort« daurend heißt, in Höchsteigener Person die Kampagne mitmachen wird. Die Flotte koM« mandiret der Admiral Tschitschagossder Jüngere.