m öerlteßE katholischbMsswnsMtölW ßerausgegeben vom Uliffionshaus Graz, PauIustorgaHe 10. Preis ganrjährig: Österreich 2 S. Deutschland 2 Goldmark, Italien 8 hire, CfchechoPowake 10 ČK, Sugoflawien 24 Dnar, Ungarn 24.000 u. K, Schweiz 2 Franken, Amerika 2 Goldmark Seifige Vater Pius X. hat der Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern den Apostolischen Segen erteilt. Für Wohltäter werden wöchentlich zwei heilige Ulellen gelelen. ITlif Empfehlung der hochwürdigften Oberhirten von Bnxen, Brünn, Graz, heifmerifz, üinz, Olmüh, Marburg, Crienf, Crielt und Wien. ßeh 1. Sanuar 1927. XXX. Jahrgang. Herzlichen Nenjahrsgrntz bieten wir allen verehrten Wohltätern der Mission und Abonnenten unserer Zeitschrift. Das göttliche Kind von Bethlehem gebe uns seinen heiligen Segen, damit wir alle Tage und Stunden des neuen Jahres so zubringen, daß sie zu seiner Ehre gereichen und wir uns ihrer freuen können in der Ewigkeit. Die Liebe zur Mission, die wackere, tätige Mithilfe am großen Werk der Weltbekehrung wollen wir neu entfachen. Kein Tag ohne Gebet, keine Woche ohne ein kleines Dpfer für die Bekehrung der Heiden! Mit herzlichem Gruß Die Schriftleitung. 2 Stern der Neger Heft 1 — Iiod)rv. P. FUois iDohn, F. S. C. Apostolischer präfekt von Lydenburg. An uns Missionäre für Transvaal im fernen Südafrika hat heuer das liebe Christkind besonders gedacht und uns eine gar liebe Weihnachtsgabe bestürmt, bald einen solchen zu senden. Und nun ist er da: aus der Ewigen Stadt kommt die Freudenbotschaft, daß der Heilige Vater den beschert, und weil du. lieber Leser, unsere Leiden so tapfer geteilt, lade ich dich herzlich ein, dich mit uns auch in unsere Freude zu teilen. Auf wiederholtes Bitten unseres bisherigen Apostolischen Präfekten von Lydenburg, Msgr. P. Daniel Kauözor, hatte der Heilige Stuhl seine Resignation angenommen. Unsere südafrikanische Mission war dadurch eine Zeitlang verwaist gewesen und alle unsere Missionäre, große und kleine, haben voll Sehnsucht nach einem Apostolischen Präfekten ausgeschaut und das Kindlein von Bethlehem mit heißem Flehen bisherigen Obern unseres Missionshauses in Graz, Hochw. P. Alois Mohn, zum Apostolischen Präfekten von Lydenburg ernannt habe. Als Student war er von den Gestaden der Ostsee gekommen, hatte in unserm Missionshaus in Milland bei Brixen den Grund gelegt zu späterem Wirken, war dann ins Land seiner Sehnsucht, nach Afrika, geeilt, wo ihm die heiligen Weihen das priesterliche Heiligtum eröffneten, und hatte dann in jahrelanger, harter Arbeit unter den Schilluknegern als Streiter Christi trotz Malaria und Tropenhitze ausgeharrt, bis der Weltkrieg ein „Hall!" gebot. Als Internierter mußte er in jahrelangem Gedulden seine Missionsbegeisterung zurückdrängen, und als sich endlich die Tore des Gefangenenlagers erschlossen, berief ihn das Vertrauen seiner Obern zu seinem Leidwesen nach Europa, wo er als Assistent des Generalobern und als Hausoberer in Graz wirkte und mannhaft die Schwierigkeiten einer Neugründung trug. Gar manches harte Kreuz hat er getragen, in manch hartem Kampfe seine Kräfte gestählt, und wenn er jetzt zum Apostolischen Präfekten erkoren wurde, so sagt er sich mit Recht, daß das Kreuz, das Zeichen seiner neuen Würde, auch ein Zeichen seiner Am 3. Oktober vergangenen Jahres hat der Heilige Vater den einheimischen abessinischen Priester und Märtyrer Abba Gebra Michael in die Zahl der Seligen aufgenommen und ihm die Ehre der Altäre zuerkannt. Die feierliche Seligsprechung dieses afrikanischen Blutzeugen beweist aufs neue, wie sehr dem Papste die Heranbildung einheimischer Priester, auch im dunklen Weltteil, am Herzen liegt. Sie soll aber auch die Katholiken anspornen, das Missionswerk eifriger zu fördern, damit möglichst bald in allen Missionsländern mit der Schaffung eines bodenständigen Klerus begonnen werden kann; denn Europa ist auf die Dauer außerstande, so viele Glaubensboten zu senden, als die Bekehrung der Heidenvölker erheischt. Daß die Söhne Chams befähigt sind, die erhabenen Pflichten des katholischen Priestertums zu erfüllen, zeigt sonnenklar die wachsende Zahl guter Negerpriester in Mittelafrika. Auch das Leben und Martyrium des seligen Gebra Michael erbringt dafür ein glänzendes Zeugnis. Die Heimat des Seligen ist Abessinien, ein großes, aber schwach bevölkertes Gebirgsland im Nordosten Afrikas. Schon im 4. Jahrhundert fand die katholische Religion Eingang in die abessinischen Berge. Ihre Wegbereiter waren Ädesius und Frumentius, die als Sklaven an den König von Aksum verkauft wurden, am Bürde sei, denn die Mission liegt ja noch ziemlich in den Anfängen. Doch geht er, durch das Kreuz gestärkt, mutig in den Kampf, den er mit Gottes Hilfe auch siegreich zu Ende führen wird. Dich aber und alle Freunde und Gönner unserer Mission bittet er, und das ist auch unsere Bitte, helft beten, daß der Herr seine Bemühungen segne, damit er recht vielen armen Heiden zum Himmel verhelfe und selber einst in ewiger Seligkeit sich droben erfreue. Möge er mit gleichem Mute sich der armen Kaffern annehmen wie früher der Sudanesen und ihnen und uns recht lange erhalten bleiben: Gott zur Ehre, der Kirche zum Ruhme, den Heiden zum Heile! Hofe jedoch zu Macht und Einfluß gelangten. Frumentius erhielt im Jahre 328 vom heiligen Athanasius zu Alexandrien die Bischofsweihe und kehrte dann nach Abessinien zurück, wo er den König Aizana taufte, Kirchen und Klöster erbaute und blühende Christengemeinden schuf. Im 6. Jahrhundert jedoch fiel Abessinien der monophysitischen Irrlehre anheim. Viele Versuche wurden im Laufe der Zeiten unternommen, um das abessinische Volk zum wahren Glauben zurückzuführen. Sie endeten schließlich in blutiger Verfolgung. Als im vorigen Jahrhundert die Missionstätigkeit in Nordafrika wieder einsetzte, errichtete Papst Gregor XVI. 1839 die Apostolische Präfektur Abessinien und ernannte zum Vorstand dieser schwierigen Mission den heiligmäßigen Missionär Justin de Jakobis aus dem Orden der Mijsionspriester des hl. Vinzenz von Paul. Es gelang Justin, in mühevoller Arbeit eine reiche Seelenernte zu erzielen und auch viele vornehme, gebildete Männer zur Annahme des katholischen Glaubens zu bewegen. Darunter befand sich auch unser Seliger. Abba Gebra Michael wurde im Jahre 1791 zu Dibo am Blauen Nil geboren. Herrliche Geistes- und Herzensgaben zeichneten ihn aus. In einem Kloster der Jrrlehrer empfing er die erste Ausbildung. Wie ernst er das Studium fr Seligsprechung des abessinischen «fc i ^ HMrtyrers Gebra Michael. Von Hochw. P. Heinrich Wo h n h a a s, F. S. C. cü z 4 Stern der Neger Heft 1 auffaßte, erhellt aus dem Haustaube, daß er ben Schwur ablegte, nicht zu ruhen, bis er die Wahrheit gesunden habe. Um sein Ziel zu erreichen, ergriff er nach 14 jährigem Studium im Alter von 25 Jahren das Mönchsleben und widmete sich den Wissenschaften mit solcher Hingabe, daß er schließlich als der gelehrteste Mann des Landes galt. Er blieb' ehelos und bewahrte die Keuschheit unversehrt. Die göttliche Vorsehung kam diesem aufrichtig ringenden, reinen Gottsucher zu §tlfe. Auf einer Reise ins Heilige Land lernte er den Apostolischen unerschrocken die religiösen Irrtümer seiner Volksgenossen. Das Oberhaupt der Irrlehre war damals Abnua Salama, ein ungebildeter, nichtswürdiger und ehrgeiziger Mann. Die Kunde von Michaels Bekehrung und seiner apostolischen Wirksamkeit versetzte diesen schismatischen Prälaten in solche Wut, daß er den Diener Gottes überfallen und ins Gefängnis werfen ließ, um ihn zum Abfall vom römisch-katholischen Glauben zu zwingen. Gebra Michael blieb standhaft. Keine Marter flößte ihm Furcht ein. Auf Verlangen der Königin Schwarze Schulkinder aus der Missionsstation „Maria-Trost". Präfekten Justin de Jakobis kennen, schloß sich ihm an und besuchte mit ihm Rom. Das tugendhafte Beispiel des Glanbensboten, seine religiösen Gespräche und überzengenden Beweise von der Wahrheit des katholischen Glaubens lösten Michaels Seele ans dem Netze der Irrlehre. Seine Zweifel und Bedenken zerflossen wie Nebel vor der ausgehenden Sonne und er faßte den Entschluß, den katholischen Glauben anzunehmen. Nach Hanse zurückgekehrt, führte er seinen Vorsatz starkmütig ans; er stand damals im 50. Lebensjahre. Seine ganze Kraft stellte er fortan in den Dienst der Mission. Er wirkte als Professor an dem 1845 gegründeten Seminar zur Heranbildung einheimischer katholischer Priester und bekämpfte erhielt er die Freiheit wieder und kehrte zu Justin zurück, der inzwischen Bischof geworden war und nun nicht zögerte, dem mutigen Bekenner die Priesterweihe zu erteilen, obwohl er in der Jugend ein Auge verloren hatte. So feierte der Selige mit 60 Jahren sein erstes heiliges Meßopfer. Bald danach schloß er sich der Kongregation der Lazaristen an und reiste nach Gondar, der Hochburg der abessinischen Irrlehre, um öffentlich den katholischen Glauben zu predigen und die Häupter der Sekte zu widerlegen. Das Unternehmen bot insofern gute Aussichten, als der abessinische Herricher selbst Neigung zeigte, den römischen Glauben anzunehmen. Da trat plötzlich eine Wendung der Dinge ein. Im ganzen Lande brach die Revolution aus. Der rechtmäßige König wurde Vertrieben und der ehemalige Bandenführer Kassa, der sich zum General emporgeschwungen hatte, ließ sich unter dem Namen Theodorich II. zum Negus Regest (Kaiser) krönen. Er war ein erbitterter Feind der katholischen Wahrheit und begann auch alsbald eine Europäer- und Katholikenverfolgung. Die Missionäre wurden des Landes verwiesen. Nun war sür Salama der günstige Augenblick gekommen, an Gebra Michael, der ihn seiner Unwissenheit überführt hatte, Rache zu üben. bis er stirbt", schrie der Wüterich. „Zerschlagt die empfindlichsten Teile feines Leibes!" Und der Märtyrer erhielt mit einer Schuhsohle 1B0 Schläge ins Gesicht und auf das eine Auge. Doch es schien, als ob unter den neuen Schlägen die früheren Wunden verschwänden. Nach zwei Stunden waren die Schergen so ermüdet, daß sie aufhören mußten. Man brachte daher den unerschütterlichen Gottesstreiter in den Kerker zurück. Er ging dabei aufrecht ohne Stütze und ohne jede Spur einer Verletzung im Gesicht. Das Auge, das 70 Schläge erhalten Schillukkrieger. Der ehrwürdige Diener Gottes wurde aufs neue ergriffen, in Fesseln gelegt und in einen schauerlichen, schmutzigen Kerker geworfen. Der ruchlose Salama suchte auf alle Weise, sowohl durch die Hoffnung auf Befreiung als auch durch Martern seine Standhaftigkeit zu brechen. Schließlich schleppte man den Seligen vor den Richterstnhl des Theodorus und forderte ihn auf, seinen Glauben zu verleugnen. Als rr sich dessen weigerte, wurde er in der grausamsten Weise mißhandelt. Paarweise einander ablösend, zerfleischten die Henker seinen Leib, wobei sie sich der Schweife von Giraffen bedienten, deren lange Haare fast so zäh sind wie Eisendraht. Das Blut floß in Strömen; ganze Stücke Fleisch lösten sich von den Knochen ab. „Peitscht ihn. hatte, strahlte wie ein Licht. Bald darauf verurteilte ihn der Tyrann zum Tode. Man führte ihn auf die Richtstätte hinaus und band ihn an einen Baum, um ihn zu erschießen. Doch dazu kam es nicht, denn der englische Konsul erhob energischen Einspruch gegen die Vollstreckung des Urteils. Die Todesstrafe wurde nun in lebenslänglichen Kerker umgewandelt. Nicht lange danach zwang man aber den edlen Duldergreis, das Heer auf seinen Fußmärschen zu begleiten. Die Strapazen des Marsches auf ungangbaren Wegen, Hunger, Durst und neue Mißhandlungen zehrten den Rest seiner Kräfte auf. Unter den Truppen brach die Cholera aus. Sie ergriff auch den Seligen.. Er konnte nicht mehr gehen und wurde deshalb auf den Rücken eines Pferdes gebunden. Sein letzter Augenblick nahte. Am 28. Juli 1855 starb er am Rande des Weges, das Haupt auf einen Stein gestützt. Er hatte ein Alter von 64 Jahren erreicht, als er die Krone des Martyriums errang. Theodorus II. entging dem verdienten Schicksal nicht. England schritt später mit Waffen- gewalt gegen ihn ein. Nach dem Verlust der Felsenfestung Magdala gab er sich selbst den Tod. Möge der nun seliggesprochene afrikanische Priester und Blutzeuge vielen jungen Negern am Throne Gottes die unschätzbare Gnade des priesterlichen Berufes und den Missionären eine reiche Frucht ihrer apostolischen Arbeiten erflehen! Seliger Michael, bitte für uns! €me negerf)ütte und Ihre Einrichtung. Aus einem Briefe des Hochw. P. Dr. Matthias Raffeiner, F. S. C. an die Redaktion des „Stern der Neger". „... Neulich haben Sie mal verlauten lassen, Freunde Ihres vielgelesencn Blattes hätten sich geäußert, die Bilder im ,@tern' schauten gar nicht nach Milden' aus, sondern seien schon ganz modern. Nun, dem ist doch nicht so. Die Eingebornen hier haben das Moderne' doch nicht so weit angenommen, daß sie die verschleierte oder un-verschleierte Nacktheit zur Schau tragen wie die Mode in Europa, die schon auf die Kulturstufe der niedersten, der ureigensten wilden Völker gesunken ist, nicht etwa nur in der Kleidung, sondern auch in Sitten- und Rechtsbegriffen. Unsere Neger sind zwar ein armes, verachtetes, von den Kulturmenschen ausgebeutetes Volk, aber sie besitzen so viel Anstand und Hochachtung des Naturgesetzes, daß sie, wenn auch ärmlich, so doch anständig gekleidet sind. Nur die kleinen Knirpse tragen zu Hause die Mode', nenne man sie nun letzte Pariser oder erste Adamsmode; diese Mode schützt sie eben vor dem springenden und krabbelnden Ungeziefer. Aber genug davon. Weil ich aber doch mal beim Tintenfaß sitze — draußen ist's eben kalt, wir haben einen sehr strengen Winter —, so will ich Ihnen mal so eine Negerwohnung und deren Einrichtung beschreiben, so schlicht und einfach, wie diese selber ist. Man stelle sich darunter also keine mittelalterliche Ritterburg, vor mit Erkern, Giebeln und Turm, auch keinen herrlichen Palast nach ehemaliger, kunstliebender Patriziersitte, am allerwenigsten eine eiskalte Zinskaserne, deren Bewohner sich sehr oft nicht einmal kennen; schließlich bewohnen die hiesigen Neger auch keine Erdlöcher wie die Nomaden, die Hirten der reichen Signori in der römischen Campagna in nächster Umgebung der großitalienischen Hauptstadt. Das eigentliche Zuluhäuschen gleicht in Form und Struktur aufs Haar einer Mausfalle, nicht einer komplizierten modernen, sondern jener einfachen, niedlichen, netten aus Drahtgeflecht > mit dem konischen Einschlupfloch, in denen die Mäuschen sich beim Speck so heimisch fühlen, bis die unbarmherzige Bäuerin kommt, um sie der grausamen Katze zu bringen. Für den Kaffer hat sich die Bäuerin in einen Buren verwandelt und die Katze in den Rassenhaß. Freilich muß man sich diese Mausfalle etwas größer vorstellen, nicht aus Draht, sondern aus Holzstäben geflochten, mit Dreck ausgeschmiert und mit Stroh überdeckt; die Türöffnung ist ein ovales Loch an der Seite und nicht so groß, daß ein ordentlicher bayrischer Bierbrauer hindurchschlüpfen könnte; nun, der Kaffer ist schließlich auch kein Bierbrauer. Fenster hat die Mausfalle keines und die Kaffernhütte auch nicht, ist auch nicht notwendig; denn der Neger sitzt bei Tag draußen und bei Nacht liest er keine Romane und Zeitungen, sondern legt sich fein gemütlich auf den Boden, um auch in wilden Träumen noch sein Sklavenlos zu verfluchen. Doch hier um Lydenburg ist der Typ dieser eigentlichen Kaffernwohnung so ziemlich verschwunden. Der Neger ist fortschrittlich geworden. Der Bure zog ins Land und baute seine Wohnung ans Steinen. Der Eingeborne tut es auch. Für gewöhnlich stehen drei Häuschen beisammen. Das Hauptgebäude ist rechteckig; ein kleineres ist viereckig und ein anderes vielfach rund. Die einzelnen Gebäude sind mit einem mannshohen Schilfrohrgeflecht oder auch durch eine noch höhere Mauer untereinander verbunden und so angeordnet, daß ein geräumiger Hof gebildet wird. Das Ganze ist nun der ,Kraal', das Einzelgehöft der Kaffern-familie. Geschlossene Dörfer gibt's hier keine. Den Burenwohnungen fehlt diese Gruppierung und folglich der nette Hof. Die Türöffnungen der einzelnen Häuschen führen alle nach innen in den Hof, dessen Boden aus gestampfter und feingeglätteter Erde besteht, wozu die Ameisenhaufen, die famosen Termitenhügel, die oft mannshoch zu finden sind, das Material liefern. Dieser Hof wird sehr sauber gehalten und der Boden bei festlichen Gelegenheiten einbalsamiert mit der warmen Hinterlassenschaft vollgefressener Rinder. Das gleiche gilt vom Hausboden. Unter den Haustieren hat nur die reinliche. bei Sonnenaufgang diese kuriose Raupe wieder heraus, dann rollt sie die Matte fein nett zusammen und stellt dieselbe an die Wand. So ein Bett ist doch ein bequemes Möbel; es braucht wenig Raum, enthebt den Neger der Sorge und Mühe des Bettmachens, Bettlüftens und erspart ihm die Auslagen für die Bettwäsche. So ein Bett schaukelt nicht, ächzt aber auch nicht, bricht nicht durch und ist leicht verstellbar. Als Luxusgegenstand findet man wohl auch mitunter einen Stuhl, ein eineinhalb Spann langes, handbreites Holz mit einem oder zwei spannhohen Füßen, so eine Art primitiven Melkstuhls (sieh Bild unten). Die menschenwürdige Der Missionär auf „Besuch". er Kampf gegen das Krokodil. s 4 Von Br. August C a gol, F. S. C. Die bekannte Panzereidechse, die bis zu sechs Meter lang wird, ist eines der gefährlichsten Raubtiere, dessen mit furchtbarem Gebiß ausgestattetem Rachen alljährlich mehr Menschen verfallen, als jedes andere afrikanische Tier tötet. Das für den Haushalt benötigte Wasser wird sie von Eingeborenen zum Schmucke getragen werden. Er übergab sie dem Ortshäuptling, der sie reinigen ließ und dann durch seine Leute feststellen konnte, daß sie nicht weniger als 26 eingeborenen Personen gehört hatten, die alle eine Beute des Krokodils geworden waren, als sie den Fluß auf einer Furt kreuzen wollten. Swazikrieger fast ausschließlich an Fluß- und Seeufern geschöpft, und bei dieser Gelegenheit ist es, daß die meisten Unglücksfälle durch Krokodile vorkommen. Die tückischen Reptilien liegen da auf der Lauer. Ein unvorsichtiger Schwarzer nähert sich; ein Kräuseln des Wassers entsteht; zwei knopfartige Dinger schwimmen auf der Oberfläche, die Augen des Krokodils; ein Knirschen, ein Schrei, ein Gurgeln des Wassers, und ein Mansch hat einen grausigen Tod gefunden. Ein Jäger schoß kürzlich ein großes Tier und fand in dessen Magen fast 15 kg an unverdauten Gegenständen, Eisen- und Messingringe, Halsketten und Perlschnüre, alles Dinge, wie Die Eingeborenen wurden vorsichtiger, indem sie sich beim Füllen ihrer Tongefäße nicht mehr ganz an den Rand des Wassers begaben, sondern sie allmählich mittels einer an einem Stecken befestigten Kokosschale füllten. Aber ihre Vorsicht wurde bald von den Krokodilen vereitelt, die sich im Ufergebiisch verbargen und, von hinten kommend, nichtsahnende Schwarze mit einem Schlage ihres mächtigen Schwanzes ins Wasser fegten. Am Viktoriasee sind Preise aus Krokodilseier und -köpfe ausgesetzt; 1 Schilling für je 10 Eier und 2—5 Schilling aus jeden Kopf des Reptils, je nach Größe. Anfänglich war der Satz für ein Ei 1 Penny (Vi2 Schilling) und 10 Schilling für den Kops. Der bedeutende Unterschied fiel einem Europäer auf. Er sammelte Tausende von Krokodilseiern, lieferte sie aber nicht ab, sondern wartete das Ausschlüpfen der jungen Tiere ab. Dann erschien er mit einer ganzen Zahl von Eingeborenen, die ganze Reihen kleiner Krokodilsköpfe aufgereiht wie Heringe einbrachten. In der Folge wurde festgesetzt, daß die Köpfe von erwachsenen Tieren fein mußten. Die Eingeborenen traten mit Begeisterung in den Kampf gegen ihre geschworenen Feinde ein und brachten solche Mengen von Eiern, daß der Preis für sie herabgesetzt werden mußte. Manche Schwarze haben das Eiersammeln zu einem ständigen Geschäft gemacht. Sie fanden bald heraus, daß des Krokodils Hauptfeind ein kleines, frettchenähnliches Tier sei, und es dauerte nicht lange, bis zahlreiche dieser kleinen Tiere gefangen und gezähmt waren. Diese wurden auf die Suche mitgenommen und zeigten unter lautem Gequietsche die vergrabenen Nester mit Krokodilseiern an. Zum Fange der ausgewachsenen Tiere streichen die mutigen Jäger die Wasserläufe ab, bis sie eines der großen Reptile schlafend finden. Dann schleichen sie sich mit der größten Vorsicht heran und bohren einen langen Speer zwischen die Schultern des Tieres, wodurch seine Beweglichkeit beeinträchtigt wird. Ein weiterer Lanzenstich ins Herz setzt allen Entweichung?gelüsten ein Ende. Auf diese Weise werden jährlich über eine Million Eier und mehrere 10 OOU Krokodile in Britfich-Oflafrika und Uganda vernichtet. Trotzdem ist kaum eine Abnahme der unheimlichen Tiere zu bemerken. dg? x)er Zauberer der Gahiri. •dg? ' cgb Eine Erzählung aus Kamerun von P. Johannes Edmonts 8. C. J.*) 1. Kapitel. Schwerer Abschied. P. Hermanns, der Obere der Missionsstation Opo-linda am Rande des Kameruner B rglandes, saß beim Schein der flackernden Windlaterne an seinem grob gezimmerten Tisch und arbeitete an der Sonntagspredigt. Aber es ging heute nicht besonders schnell voran, denn seine Gedanken beschäftigten sich immer wieder mit seinem Konfrater, dem P. Breuer, der gerade auf einer Miisionsreise war und seit einer Woche zurückerwartet wurde. Ein Blick auf die tickende Taschenuhr riß ihn aus seinem Träumen: Beinahe schon halb elf! Es ist Zeit, daß ich zum Schluß eile, sonst wird es Mitternacht, ehe ich zur Ruhe komme. Emsig arbeitete der Missionär an seiner Predigt weiter. Da stürmt jemand eilig heran und klopft an die groben Holzläden. „Wer ist da?" — „Ich bin es, Lenjo, dein Boy!" — »Was gibt's so spät in der Nacht?" — „Pater, sie kommen! Ich habe soeben den Ruf Mojikos gehört." Der Missionär springt erregt in die Höhe, öffnet die groben Fensterverschläge, welche die fehlenden Scheiben ersetzen müssen, und horcht gespannt in die sternenklare Nacht hinaus. „Ich höre nichts, Lenjo! Du wirst dich wohl getäuscht haben." — „Nein, Pater, ich bin sicher, daß es Mojikos Stimme war." — „Wir werden bald sehen, ob es sich so verhält. Da — — ja, jetzt meine ich es auch gehört zu haben!" Da ertönt von neuem und viel deutlicher der Ruf in die stille Nacht hinein. „Ohio — öhio — ohio", trillert und johlt es hintereinander. Plötzlich leuchten drüben hell zwei Lichter auf, zwei Fackeln, die den Trägern den Weg zeigen und von den Boys zum Zeichen der Freude in Kreisen durch die Luft geschwenkt werden. Lenjo, der schwarze Boy des P. Hermanns, hielt die beiden Hände trichterartig an den Mund und gab den frohen Ohio-Ruf den Ankommenden zurück, und Pater Hermanns schwenkte mit seiner Windlaterne h n und her. In seinen Zügen zeigte sich diesmal statt der Freude etwas wie Trauer undWehmut. Er schloß die Läden und trat hinaus ins Freie. Die bereits in süßer Ruhe liegenden Schulbuben mußten die frohen Rufe gehört haben. War das ein Johlen und Rufe», ein Grüßen und Jauchzen, als die schwarze Schar sich vor dem Wohnhaus der Missionäre einfand, laut hinübergrnßte und Von drüben begrüßt wurde! Wie die Jugend sich freute, ihren weißen Vater und Lehrer, der so lange fortgewesen war, nun bald wiederzusehen! „Armer Pater Breuer, wenn du wüßtest, was ich dir zu melden habe und was dir bevorsteht!" sagte leise für sich der Missionär. „Diesmal wird die Freude des Wiedersehens stark mit Wehmut gemischt sein." P. Breuer war vor ungefähr zwei Monaten mit Mojiko und Kembä, den beiden Boys, und acht Trägern zu einer Ausklürungsreise in den Norden des kaum erschlossenen, ungeheuren Missionsgebietes aufgebrochen, um dort die Möglichkeiten neuer Missionsgründungen ausz kundschaften. Wegen seines anerkannten Sprachentalentes und vor allem wegen seines Mutes, seiner schnellen Entschlossenheit und bewunderungswürdigen Anpassungsfähigkeit hatte der Misnonsbischof ihn mit dieser nicht ungefährlichen, aber äußerst wichtigen Reise beauftragt, und nun kehrte er zurück. — Traurige v) Mit gütiger Druckerlaubnis der Aachener Missionsdruckerei A.-G., Aachen (Rhld.). 14 Heft 1 Stern der Neger Dinge hatte P. Hermanns seinem ließen Mitbruder mitzuteilen. Schon mehrere Tage hatte er überlegt, wie er in schonender Weise sich der unangenebmen Aufgabe entledigen könne, aber alles war letzten Endes nicht so schlimm und niederschmetternd wie das eine, das mit tUambi und Zenjo. Und nun gerade noch zu der Zeit, wo die Freude des gegenseitigen Wiedersehens bevorstand, wo die Jugend dem lange abwesenden Pater schien gar nicht müde zu sein, hatte sogar noch Lust zum Scherzen! Unmöglich konnte er alle Fragen beantworten, die von rechts und links an ihn gerichtet wurden. Sie fragten ihn, ob er auch am Montag in die Schule komme, ob er ihnen von der Reise erzählen würde, ob er ihnen nichts mitgebracht habe, ob er---- sie wären an kein Ende gekommen, wenn nicht der so laut entgegenjubelte, wo alles froh gestimmt sein sollte. „Am liebsten wäre es mir, ich könnte alles verheimlichen.^ Der Missionsobere nahm jetzt wieder eine heitere Miene an und ging seinem Mitbruder entgegen. Zwei Missionare, zwei innig verbundene Freunde, drückten sich warm die Hand und grüßten sich berzlich. Die schwarze Jugend umdrängte die beiden Priester, die ihnen Vater und Mutter, Freund und Heiser geworden waren. Wie P. Breuer so herzhaft lachen konnte! Er Pater Hermanns seinen Mitbruder ins Haus geholt und die Buben in ihre Schlafhäuser geschickt hätte. Es war schon längst Mitternacht vorbei, und noch immer war der Reiseonkel am Erzählen. Er fand kein Ende. All die seltsamen Gebräuche und Sitten dieser wilden Völker fesselten aber auch zu sehr. Bis ins kleinste schilderte er das Begräbnis des Häuptlings von Kufene und den eigenartigen Brauch, den er in Mu-badji erlebte, wo er sah, wie man eine tote Frau ausgrub, um sie dann auf einem Holzstoß zu verbrennen, weil der Zauberer herausgefunden hatte, daß sie Schuld sei am Tode dreier Leute, die kurz nach ihrem Begräbnis starben. P. Hermanns hörte schweigend zu und schaute manchmal mit wehmütigen Blicken auf den Erzähler, als wenn er sagen wollte: „Armer P. Breuer, wenn du wüßtest. . .!" P. Breuer merkte wohl, daß etwas Besonderes, in der Seele seines Mitbruders vorgehe. Er brach seinen Bericht plötzlich ab und fragte: „Du bist mit einem Male so eigenartig. Ist dir nicht wohl? Oder ist etwas vorgesallen, was dich besonders drückt?" Der gute Miisionsobere durste nun nicht mehr zurück. Statt aller Antwort öffnete er die Tischlade und entnahm ihr einen Brief. für den wichtigen Posten gefunden zu haben. In Opolinda haben Sie die großen Schwierigkeiten der Gründung miterlebt. Die Sprachensrage auf dem neuen Posten werden Sie spielend lösen, dafür bärgen mir das Opolinda-Wörterbuch, die Grammatik und die Übersetzung des Katechismus, die ich nur mit freudigem Staunen durchsehen konnte. Die bereits erworbenen Kenntnisse der Bahirisprache, die Sie sich im Berkehr mit Ulambi angeeignet haben, geben mir die Gewähr, daß sie der geeignete Mann für die neue Mission sind. Ai ein lieber Pater! Ich kann mir denken, daß der Abschied aus dem schönen Opolinda Ihnen schwer wird, aber Sie werden das Opfer bringen. Ich segne „Ein Brief vom Bischof!" rief P. Breuer erstaunt. „Bringt er schlimme Nachricht?" — „Ja und nein," erwiderte der andere. „Du bist versetzt und sollst eine neue Station bei den Bahirinegern gründen." P. Breuer entfärbt sich. „Versetzt!" antwortet et erstaunt. „Ich — ich ioll eme neue Station bei den Bahiri aründen? Ich?" Mechanisch nahm er den Brief in die Hand und las die Zeilen. Gütig und mild wie immer schrieb der Bischof: „Mein lieber Pater Breuer! Ein großes Werk steht in Frage, und da habe ich an Sie gedacht. Schon seit langer Zeit trug ich mich mit dem Gedanken, bei den Bahiri eine neue Station zu gründen. Aus mehr als einem Grunde müssen wir bald beginnen. Ich glaube in Ihnen den rechten Mann Sie und Ihre neue Mission und bete täglich zum göttlichen Missionär um den Segen des Himmels. Ich verbleibe Ihr Freund und Vater in Christo. t Johannes Augustinus." P. Breuer war still geworden. Was der Bischof verlangte, war allerdings ein schweres Opfer. Auch der Missionär, dem das Opfer zur Gewohnheit geworden ist, kann sich an liebgewordene Orte und Personen, an eine bestimmte Station derart gewöhnen, daß die Trennung'schwer wird. Nun war es an P. Hermanns, zu reden und den treuen Freund zu trösten und zu ermuntern. Und P. Breuer gewann allmählich seine Ruhe und Fassung wieder, denn er war ein ganzer Missionär, der zu jedem Opfer bereit gewesen wäre. Der Wunsch des Bischofs war ihm heilige Pflicht, und so sagte er: „Gut! Ich gehe nach Bahiri! Ulambi wird sich freuen, wenn er das hört." Der Obere hätte daraufhin beinahe die Sache mit Ulambi verraten, aber er hielt das Wort noch im letzten Augenblick zurück. Statt dessen holte er ein zweites, schwarzumrandetes Schreiben aus der Tischlade und sagte: „Du hast soeben mutig ein Opfer gebracht, so wirst bu nun auch leichter ein zweites, noch schwereres deinem Heiland bringen. Am besten ist es, du sprichst gleich, ehe ich dir den Brief gebe: ,Herr, dein Wille geschehe!' „So sei es denn,,Herr, dein Wille geschehe!'--------- Ist es ein Brief aus der Heimat? Von der Mutter vielleicht?" — „Ja." P. Breuer, der sich ausgerichtet hatte, sank auf seinen Stuhl zurück und fragte tonlos: „So ist es denn geschehen?" — „Ja", antwortete der Missionsobere. „Es ist geschehen. Beten wir ein ,De profundis' für die tote Mutter. Morgen werden wir bereits das heilige Opfer für sie darbringen und am Montag das Seelenamt halten." Die beiden knieten nieder und beteten für die teure Tote. Als sie geendet hatten, drückte P. Hermanns seinem Mitbruder die Hand zum Zeichen des Beileides und sagte: „Sie hat ausgelitten. Wer wie sie die schweren Prüfungen des Leidens in heiliger Geduld und Ergebung getragen hat, der ist glückselig zu preisen. Deshalb trauere nicht! Fünf Jahre lang hat sie gelitten. Daß sie dich frohen Herzens nach Afrika ziehen ließ, zeugt von christlichem Heldensinn." Tiefe Stille folgte diesen Worten. Der gute Pater saß stumm und tränenlos da. Es war ein herber Schmerz, aber er weinte nicht. Längst hatte er diese Nachricht erwartet. Schon bei seinem Abschied von Europa war die Mutter schwer leidend gewesen, und wie in sicherer Vorahnung hatte sie ihm mit zitternder Hand ein Kreuzchen auf seine Stirn gezeichnet, als er vor ihrem Krankenlager niederkniete und den Adschiedssegen erbat. „Geh zu den armen Heiden und mach' viele von ihnen zu Gotteskindern. Hier in diesem Leben sehen wir uns nicht mehr. Gib mir jetzt auch deinen Segen und segne mich jeden Tag aus der Ferne!" So war es denn nun geschehen! Er würde seine Mutter in diesem Leben nicht mehr wiedersehen. „Herr, dein Wille geschehe!" Und noch einmal holte P. Hermanns zu einer Trauermeldung aus. Es mußte gesagt werden, so ungern er es auch tat. Aber besser, er selber berichtete diese allerschlimmste Botschaft, als daß der gute Pater sie morgen aus vielleicht rücksichtslose Art von den Schwarzen erfuhr. „Sprich noch einmal: ,Herr, dein Wille geschehe!' dann wirst du den Schlag leichter aushalten. Schwer ist das Kreuz, das der Herrgott dir zu tragen gibt." P. Breuer senkte das Haupt und blickte einige Augenblicke starr ans den Boden, dann sagte er leise: „Nicht mein Wille, sondern der deine geschehe, o Herr!" „Nun kann ich es sagen. Zenjo ist tot." — „Zenjo, der erste Lehrer und Katechist?" fragte der Pater. „Jetzt erst kommt das Schlimme. Ulambi hat ihn erschlagen und ist seit jenem Tage spurlos verschwunden." Der Eindruck dieser Worte war niederschmetternd. Wahl hastig, das war der härteste Schlag, das war das schwerste Kreuz. „Ulambi, wie konntest du mir das antun!" seufzte still und gebrochen der arme Missionär. Nun stürzten ihm die Tränen ans den Augen, die vorher bei der Todesnachricht tränenlos geblieben waren. Hauptmann von Wendt, der auf einem Kriegszuge durch Bahiri gekommen war, hatte bei der Rückkehr die beiden Freunde getroffen, als sie zur Gründung ihrer Mission nach Opolinda zogen. Von dem Bahiri-hänptling hatte er einen kleinen, kaum zehnjährigen Buben als Kochboy erhalten. Der Bub war aber so wild, so ungelehrig und trotzig, daß der Osfizier nichts mit ihm anfangen konnte. Weder mit Güte noch mit Strenge war ihm beizukommen, und so bat er die Missionäre, sich seiner anzunehmen. P. Hermanns nahm den Knaben mit, aber seine Kunst versagte ebenfalls. P. Breuer nahm sich seiner an, und Ulambi faßte etwas Zutrauen zu ihm. Mit Strenge war nichts zu erreichen. Es kostete unbeschreibliche Geduld, ihn zu unterrichten, seine wilden Streiche in Ruhe und Gelassenheit hinzunehmen. Wie war der Bub so rachsüchtig und unerträglich, so jähzornig und gar diebisch! Im Lügen war er ein Meister. Mit allen Schülern lag er in beständigem Streit, als sei ihm das eine Lebensnotwendigkeit! Zweimal hatte er sogar den Häuptling von Opolinda bestohlen. Körperliche Strafen bewirkten das Gegenteil von dem, was sie bezweckten. Die Geduld P. Hermanns war zu Ende. Er wollte ihn durch einen Schwarzen bis in die Nähe des Bahiri-dorfes Buabengi, das gut sechs Tage weiter im Innern lag, bringen lassen. Immer wieder bettelte P. Breuer um Nachsicht, und so blieb der Bub, den alle fürchteten und mieden. Erst im zweiten Jahr bemerkte man einen Umschwung; es gelang, den wilden Sinn wenigstens einigermaßen zu brechen. Ulambi war gern beim P. Breuer, der ihn sehr oft mitnahm und dann niemals über ihn zu klagen hatte; aber wenn das Zusammenleben mit denOpolinda-buben anfing, begannen auch gleich die wilden Sitten und angeborenen Fehler sich bemerkbar zu machen. Kurz vor der großen Reise P. Breuers hatte derBahiri-knabe sich einen groben Fehler zuschulden kommen lassen und zur Strafe seinen guten Freund, den Missionär, nicht begleiten dürfen. Und nun war denn in der zweimonatigen Abwesenheit das Unglück geschehen! So war alle Mühe doch umsonst gewesen! P. Hermanns berichtete kurz den Hergang: „Vergangenen Mittwoch vergnügten sich die Schüler wie gewöhnlich in der Mittagspause mit dem Schleudern ihrer Lanzen. Bis nach ein Uhr war ich selbst ans dem Spielplatz und. führte die Aufsicht. Alles vollzog sich in der größten Ordnung, bis Zenjo mich ablöste. Es war ein Wettspiel im Gange, Bei dem Ulambi die größte Aussicht hatte, Sieger zu werden. Du weißt, daß er ein leidenschaftlicher Lanzenwerfer war. Aus dem Kampfspiel ging jedoch gegen alles Erwarten Embida als Sieger hervor, und lllambi sah sich übertreffen. Da entbrannte sein furchtbarer Jähzorn. Der Jubel der Siegerpartei brachte ihn in unbeschreibliche Wut, so daß er dem Embida die Lanze entriß, sie in Stücke zerbrach und ihm vor die Füße warf. Der Katechist stellte den Zornwütigen zur Rede und gab ihm eine derbe Strafe, die Ulambi anscheinend willig hinnahm. Am Donnerstag morgen war Zenjo nicht mehr in seiner Wohnung. Man fand eine Blutspur, die eine Strecke weit bis zum Walde führte und dann nicht mehr zu sehen war. Kurz nachher meldeten die Schüler, daß Ulambi ebenfalls verschwunden und nirgendwo zu finden sei. Ohne Zweifel hat er Zenjo wegen der Strafe heimlich in seiner Wohnung ermordet und irgendwo im Walde vergraben. Um sich der Strafe zu entziehen, hat er sich dann auf und davon gemacht. Die ganze Schule hat die Gegend durchsucht, den Wald, den Bach, die Steppe, aber nirgends fand man eine Spur des Mörders." (Forts, folgt.) Eigentümer, Herausgeber und Verleger: Missionshaus der Söhne des heiligsten Herzens Jesu in Graz, Paulustorgasse 10. — Verantwortlicher Schriftleiter: Isidor Kronstetner, Misstonsbruder in Graz, Paulustorgasse 10. — Universitäts-Buchoruckerei „Styria" in Graz.