'»'■ 6321. XIII. MIIS. Folium officiale Dioecesis Lavantinae. Cerkveni zaukaznik za Lavantinsko škofijo. Kirchliches Vcroàlilgs-Blatt fiir dic Lavantcr Diözese. Inhalt. 88. Hirtenschreibe» anläßlich des Kaiser-Nanlensfestcs int Völkerkriegsjahre 1915. 88. Hirten schreiben anläßlich dea Kaiser-Uamensfestes im Uöllrerkriegsjahre 1915. iitit L Y x v v S tX 5>>S durch Gottes Gnade und Barmherzigkeit Fürstbischof von Lavant, entbiete! den hochwürdigen Seelsorgern und allen Gläubigen des Bistums Gruß» Segen und alles Gute im Namen unseres Herrn und Heilands Jesus Christus! Danket immerdar für altes im Namen unseres Kerrn Jesus Christus Gott dem Vater! (Ephes. 5, 20). Im Herrn geliebte Gläubige! n unserer allehrwürdigen Diözese besteht und herrscht die löbliche Sitte, daß all-_ jährlich für eine gute Ernteaussaat ge-betet und sodann für die glückliche Einbringung ber Früchte Gott dem Herrn innigst gedankt wird. 3n treuer Befolgung des heiligen Synodalgelüb-bes vom Jahre 1896 wird am Rogate- Sonntage nach Ostern bei dem nachmittägigen Gottes-btenfte vor dem durch eine Stunde ausgesehten t)ochwürdigsten Gute der heilige Rosenkranz mit ber Allerheiligen-Litanei, in der der Bittruf „Vom ^tihe und Ungewitter erlöse uns, o Herr" zweimal ertönt, gebetet um gnädige Abwendung von ìtugewitter und um den göttlichen Segen der Feld-U'üchte. Zudem wird vom 1. Mai bis zum 31. Oktober von den Priestern das ergreifende Gebet uni Abwehr des Unwetters unter die übrigen Meßgebete eingeschaltet. Überdies werden schon frühzeitig, wenn die Saaten hervorkommen, am St. Markusfeste und zumal in der lieblichen Biltwoche Bittgänge um die Felder angestellt und werden Andachten abgehalten, auf daß Gott die Früchte der Erde geben und erhalten möge. Die Kirche betet da um Gottes Segen, um milden Sonnenschein, um fruchtbare Nässe. Die wunderherrliche Fronleichnamsprozession zieht zumeist auch über Feld und Flur, und deren Teilnehmer flehen bei den vier Altären nach den vier Weltgegenden um Abwendung vom Blitze und Ungewitter, um den himmlischen Segen fiir die Wohnhäuser, sowie auch für die Feld- und Erdfrüchte. Von gewaltiger Wirkung ist besonders das letzte Gebet beim vierten Altar, das da in schwacher Übertragung also lautet: „Allmächtiger, ewiger Gott, der du allem Fleische Speise gibst: der du den Himmel mit Wolken bedeckst und der Erde Regen bereitest und die Pforten des Himmels öffnest: der du den Südwind vom Himmel versetzest und durch deine Stärke den Nordwind Her-beiführst: der du auf die Berge regnest aus höchsten Höhen und von der Frucht deiner Werke sich die Erde sättigt: der du dem Engel geboten hast, daß er die Erde, das Meer und die Bäume nicht beschädige — schone der Fürchtenden und sei gnädig den Flehenden! Denn dich, o Kerr, bitten wir demütig, daß in die Ferne weiche die Flut der Stürme, das Unglück des Ungewitkers, der Schlag des Gagels» das Einschlagen der Blitze und daß jedwede Nachstellung des Feindes abgeschwächt werde. Gefährlicher Donner, schädliche Güsse und Windstöße mögen ausgehalten werden. Auch alle Sturmwinde und Ungewitter vernichte deine starke Rechte! Es steige herab, wir bitten dich, o Kerr, der Keilige Geist, auf daß nach Vertreibung aller Einflüsse der feindlichen Mächte die Engelshand die Früchte erhalte und daß nach Unterdrückung des Wolkenanpralls die Drohung des Ungewitters übergehe in die Vermehrung der geistigen Lobpreisung und Andacht! Der du lebst und regierst Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen." Unsere inbrünstigen Gebete um die Gnadengabe guter und reichlicher Ernte wurden vom himmlischen Brotvater erhört, wie ich mich selbst auf meinen diesjährigen Firmungsreisen in den reizenden Windischbüheln, im paradiesischen Sminiate, in der weinreichen Rannergegend und auf dem fruchtbaren Pettauerfelde überzeugen konnte. Nur strichweise wird ein Wetterschaden zu verzeichnen sein. 0, wie wogte das Ahrenmeer auf den Feldern der vier Dekanate, in denen ich in diesem Jahre den Kindern die Gaben und Früchte des Keiligen Geistes spendete! Prächtig standen der Weizen, das Korn, die Gerste, der Mais. Schön blühten die Kartoffeln, die Bohnen, der Kaiden. Die Fruchtbäume waren mit Obst schwer beladen. Mit vieler Freude betrachtete ich die wohlbestellten Weingärten, die Heuer eine bessere Ernte abgeben dürften als im vorigen Jahre. Nach glücklich Angebrachter gesegneter Ernte wird in der Diözese ein Kerbstsonntag als Erntedankfest gefeiert. Die denkwürdige Synode vom Jahre 1903 bestimmte endgültig dafür den Sonntag. der dem Feste Aller Zeitigen, dieser goldenen geistigen Früchte der Kirche, unmittelbar vorangeht, und sie gab Weisungen zur würdigen Danksagung für die Angebrachte Ernte der natürlichen Früchte.' Kein Wunder! Der Abschluß der Ernte wurde schon in heidnischer Zeit festlich begangen, wobei es an Dankopfern nicht fehlte. Mit Rührung las ich den Bericht eines Missionärs auf der Insel Madagaskar über eine heidnische Frau, die anläßlich der Reisernte die Kände gegen den Kim-mel erhob und sagte: Gott, du bist es, der diesen Reis wachsen und reifen ließ; gern wollte ich dir davon geben, wenn du es bedürftest. Nun, so will ich denn solchen davon geben, die dessen bedürfen! Ein schönes Dank-Erntefest feierte der gerechte und fromme Kirt Abel. Voll kindlichen Dankes für die Güte Gottes brachte er dem Vater im Kimmel das Opfer von den schönsten Erstlingen seiner Kerde dar, und eine Flamme der glühendsten Liebe stieg aus seinem Kerzen zum Kimmel empor. — Bei den Israeliten galten für die Getreideernte das Pfingstfest und für die Jahresernte überhaupt das Laubhüttenfest als große Dankfeste für die empfangenen Gaben. Deshalb ist es wohl recht, billig und geboten, daß auch wir katholische Christen dem Geber alles Guten für die reichen Ernteerträge besonderen Dank zollen. Und gerade in diesem Jahre, in dem wir noch immer im Zeichen des Weltkrieges stehen und in dem uns hartherzige Gegner mit dem Aushungern bedrohen, ihr menschenfeindlicher Plan aber mit Gottes Kilse und Beistand mißlingt, sind wir umsomehr verpflichtet, für die eingeheimste günstige Ernte dem allgütigen und gerechten Gott den demütigsten Dank zu sagen. Er ließ uns Brot vom Kimmel regnen und wir sammelten uns davon so viel, als wir täglich bedurften und bedürfen werden. (Exod. 16, 4 ff). Da wir im heurigen Erntejahre die freudigen Worte des Psal-misten Sie Kommen mit Jubet und tragen ihre Garben (Ps. 125, 6) auf uns anwenden dürfen, müssen wir auch der Mahnworte des Hl. Völkerapostels stets eingedenk sein und bleiben: Danket immerdar für alles im Namen unseres Kerrn Jesus Christus Gott dem Vater! Meine Lieben! Zu nichts fordert der gefei- 1 Ecclesiae Lavantinae Synodus dioeccsana anno 1903 coadunata. Marburgi, 1904. Pag. 766. alin. 10. erle Paulus die Seinen so oft auf als zur Danksagung. Sein apostolischer Ruf 0 rat i estote, Seid dankbar hallt von einem Ende bis zum anderen seiner erhabenen vierzehn Lirtenschreiben. Und er, der auserwählte Sämann Gottes, dankte selbst dem Limmel unablässig für die erhaltenen Gnadengaben. Diese dankbare Gesinnung machte den großen Apostel immer größerer uni) reich-sicherer Gnadengeschenke fähiger und würdiger. Durch herzlichen Dank werden auch wir verdienen, daß uns der Lerr wieder im folgenden Jahre mit reicher Ernte segne. Und so wollen wir in treuer Befolgung des Paulinischen Auftrages beim Lerannahen des hehren Namensfestes Seiner apostolischen Majestät in diesem weltgeschichtlich so denkwürdigen Jahre 1915 ganz besonders danken für die gehabte Ernte, die ein lauteres und reines Geschenk Gottes ist, der da bei der Schöpfung gesprochen: Es lasse d i e E r d e P s l a n z e n sprossen, diegrünen und Samen tragen, und Fruchtbäume, die Frucht tragen nachihrerArtaufder Grde! (Gen. 1, 11). Um aber die Pflicht und Größe, die Innigkeit und Dauer unseres Dankes äu erkennen, müssen wir uns bewußt werden, w e m, m°fiir und wie wir danken sollen. Lerr, der du deine Land öffne st u n d jedes lebende Wesen mit Segen erfüllst (Ps. 144, 16), segne auch mich und die Meinen! Möge es meiner Aussaat in diesem Send- und Lehrschreiben gut ergehen! Möge mein Kirtenwort aus guten Grund satten und hundert-sättige Frucht zeitigen! Teuerste im Lerrn! lenn wir unsere Blicke auf das verwichen I Erntejahr richten, so scheint vor unseren Geistesauge ein gar liebliches Bild auf, dessei kch auch unser göttlicher Lerr und Leiland ir Hnen wunderbaren Gleichnisreden so gern bc ^c'nt, nämlich das friedliche Bild des Sc Manns. 3m Lerbfte und im Frühling ging frohgemi L er Sämann hinaus auf den wohlbestellten Ache 11M streute den guten Samen hinein in die lc ckere Erde. Und die Erde nahm das Saatkorn auf, ließ es keimen und sprossen, grünen und blühen, Frucht ansehen und sie heranreifen. Welche schwerwiegende Gedanken mochten wohl dem eifrigen Sämanne bei dem Lerbst- oder Frühling-anbaue, bei der erfolgten Aussaat vorgeschwebt haben? Das inhaltsvolle Wort des Hl. Paulus mag ihm da durch den Sinn gegangen und gezogen sein: Weder der ist etwas, welcher pflanzt, noch der, welcher begießt, sondern Gott ist es, der das Gedeihen gibt. (I. Cor. 3, 7). Fürwahr! Ohne Arbeit im Schweiße des Angesichts bringt das ausgesäte Samenkorn keinerlei Frucht. Aber woher bekommt der Same Keimkraft und woher erhält die Erde Fruchtbarkeit? In richtiger Beantwortung dieser Doppelfrage säte der christliche Säer mit dem Samen zugleich sein heißes Bittgebet um Gedeihen des Samens in die Erde und flehte nach getaner Arbeit inbrünstig um den Segen, an dem noch immer für alle in allen Zeiten alles gelegen. 1. Gewiß, niemand soll von seiner Landarbeit allein erwarten dürfen, daß die Pflanzung gedeihe! Das Gedeihen verleiht der himmlische Sämann. Pater rneus agricola est. Mein Vater ist der Landmann (Ioan. 15, 1), sprach Jesus zum Volke. Gott ist es, der in die Samenkörner die Triebkraft legt und die wunderbare Eigenschaft verbirgt, sich so sehr zu vermehren und so zu vervielfältigen. Gott ist es, der die Fruchtbarkeit dem Erdboden gibt und erhält. Wenn er die Fruchtbarkeit aus der Erde zieht und die Triebkraft dem Samen nimmt, dann mögen die Landleute hauen und bauen, düngen und pflanzen, säen und aussäen, aber ernten werden sie nichts. Wir müssen also nach der Heuer glücklich Angebrachten Ernte mit dankbarem Blicke zum Limmel emporrufen und mit dem Psalmisten bekennen: „Du, o Lerr, lässest Regen fallen aus die Berge von oben her; von der Frucht deiner Werke sättigt sich die Erde. Du lässest Gras wachsen für das Vieh und Früchte zum Nutzen der Menschen. Du bringst für sie das Brol aus der Erde." (Ps. 103, 13. 14). 2. Dem Allmächtigen müssen wir danken für die gütige Abwendung der großen und vielen Gefahren, die die Saaten unaufhörlich bedrohen. 0, wie oft bebt, bangt und zagt das Kerz des Ackersmannes! Kaum hat er den gut umworfelten Samen der Erde anverlraut und schon entstehen ihm gefährliche Feinde. Da ist die allzu große Kitze, die die Ernte auslrocknet und dem Samenkorne die nötige Feuchtigkeit entzieht. Und es tritt eine Dürre ein, wie zur Zeit des Propheten Elias in Palästina, so daß die Erde sich öffnet und nach Tau und Regen lechzt. Bald sind es Nässe oder Frost, die die Saatfelder schädigen oder völlig zerstören. Und oft zieht ein furchtbarer Orkan oder dräuendes Unwetter am Korizonte herauf und möchte die schwierige Arbeit und die süße Koffnung eines ganzen Jahres in den Boden schlagen und zunichte machen. Selbst die Tierwelt zählt unter ihren Vertretern nicht wenige Schädlinge, wie Vögel, gefräßige Käfer, Feldmäuse und anderes Ungeziefer. Und alle diese mannigfaltigen Gefahren und Plagen wehrte im heurigen Erntejahre Jener ab, der die Vögel des Kimmels nährt und die Lilien des Feldes kleidet. Der König, dem alle leben, gab Sonnenschein und Regen zu rechter Zeit. Er bewahrte uns vor Blitz und Kagelschlag. Nicht wahr, die zweimalige evangelische Brotver-mehrung war ein großes Wunder; aber die jährliche Ernie ist ein erneutes Wunder der göttlichen Allmacht, weil so wenig Samen eine solche Fülle von Ernte erzeugt, die Millionen und Abermillionen von Menschen am Leben erhält, ihnen die notwendigen Lebensmittel bietet. Da müssen wir dankbarst einstimmen in den Jubel des Psal-misten: Es sollen dich, o Gott, preisen alle Völker! Terra d e d i t fructum sull in . Die Erde hat ihre Frucht gegeben! (Ps. 66, 6. 7). 3. Eine gar furchtbare Gefahr bedrohte im laufenden Jahre den Bestand unserer Saaten und sonach die Ernährung der lieben Diözesanen. Es ist der gewaltige Weltkrieg. Wie sind doch die Acker und Gärten, die Felder und Fluren, die Wiesen und Wälder, die Käufer und die Scheuern dort verwüstet und zerstört, wo die wilde Kriegsfurie tobt und wütet! Und wie sind die Bewohner in die Flucht getrieben und der bitteren Not preisgegeben! Und wie hält der Tod seine Ernte überall, wo der gefürchtete apokalyptische Reiter, der entsetzliche Krieg, rast und stürmt! Und unsere Diözese, ein einzig schöner Garten, blieb davon verschont und bewahrt. Die bange Sorge, was werden wir essen oderwas werden wir trinken oder womit werden wir uns kleiden (Matth. 6, 31), ist wieder von uns genommen. Was sollen wir dem Kerrn geben für alles, was er uns erwiesen hat? Den Kelch des Keiles wollen wir ergreifen und den Namen des Kerrn anrufen. Das allerangenehmste Dankopfer, das Opfer der heiligen Messe, wollen wir zur Lobpreisung und Verherrlichung Golt unserem höchsten Wohltäter eifrig darbringen. Wohl leiden auch wir Lavantiner unter der Keimsuchung des schrecklichen Völkerkrieges; aber der Feind zog und zieht nicht durch unser enges Keimalland sengend, brennend, mordend. Wir haben Kab und Gut gerettet, haben Leben und Gesundheit bewahrt. Wir genießen in sicherer Freiheit die Gaben Gottes und können getrost in die Zukunft blicken, da unsere Selbsternährung bei sorgfältiger Anwendung natürlicher und übernatürlicher Mittel gesichert ist. Dafür müssen wir dem Vater der Barmherzigkeit laut und feierlich den pflichtschuldigen Dank abstatten. Te Deum laudamus. Großer Gott, wir loben dich. So wollen wir mit allen Engeln und Keiligen rufen und singen, stets eingedenk des paulinischen Mahn-wortes: Saget Dank für alles! Denn dies ift d er Wille Gottes in C hristus Jesus. (1. Thess. 5, 18). 4. Infolge des so reichlich gesegneten Saatgutes wurden wir auch von der uns seitens liebloser Feinde drohenden Gefahr des Aushungerns glücklich befreit. Wir stehen da im Zeichen des Sieges. Der tückische Anschlag ist den mitleidslosen Gegnern bisher mißlungen. Wir müssen Gott bitten und selbst sorgen dafür, daß er ihnen niemals gelinge. Nach der geglückten Einbringung und Bergung der Ernte können wir mit Beruhigung in die Zu- Kunst schauen. Die Aushungerungsversuche wurden durch gute Landwirtschaft, durch weise Maßregeln seitens der fürsorglichen Behörden,' durch treue Befolgung derselben und durch nüchterne Sparsamkeit im täglichen Verbrauche von Lebensmitteln verhindert und vereitelt. Wir müssen uns. Liebwerteste, auch in Einkunft einer einfachen, natürlichen und eben deshalb so gesunden Lebensweise befleißigen. Wenn wir alles, was in unseren Kräften liegt, hinsichtlich unserer Ernährung tun werden, sodann wird der Kerr unsere Vorratskammern, die Scheunen und Keller, mit den nötigen Lebensmitteln füllen. Vater unser, der im Kimmel ist, wird uns stets das tägliche Brot geben. Geliebteste im Kerrn! ^Wus dem Gesagten folgt klar und deutlich, wem und wofür wir dankbar sein müssen. Nun erübrigt noch die Lösung der wichtigen Frage: Wie erweisen wir uns für die erhaltenen Gaben wahrhaft dankbar? 1. Danket immerdar für alles im Namen unseres Kerrn Jesus Christus Gott dem Vater, gemahnte der Hl. Paulus seine geliebten Epheser. Für alles also sollen wir danken, das heißt, unsere ganze Gesinnung muß eine dankbare sein für jede Gabe, für jedes Geschenk, für jede Wohltat, auch für die kleinen, weniger reichen, ja, auch für die widerwärtigen Vescherungen. Der alte blinde Vater Tobias deharrte unerschütterlich in der Furcht Gottes und sagte Gott alle Tage seines Lebens Dank. < lob. 2,14). Und Jesus Christus dankte vor jedem Wunder und für alles seinem himmlischen Vater, •'ater, gratias ago tibi, quoniam audisti me! Vater ich danke dir, daß du mich erbörl hast, ries Jesus vor der Auferweckung des Lazarus in Beisein einer großen Volksmenge. And der Weltapostel schreibt an die Thessalonicher: No8 autem debemus gratias agere Deo SemPer- Wir aber müssen Gott immer dank- 1 Vergl. Denkschrift über die von der k. k. Regierung aus Anlaß des Krieges getroffenen Maßnahmen. y'5 Ende Juni 1915. Wien, 1915. Gr. 4°. Seilen 371. sagen. (II. Thess. 2, 12). Kein Wunder, daß die heilige Kirche ihre Priester in der Meßpräfation beten oder singen läßt: Wahrhaft würdig ist es und gerecht, billig und heilsam, daß wir dir immer und überall danken, heiliger Kerr, allmächtiger Vater, ewiger Gott! In Anbetracht so dringender Mahnungen ist es tief zu beklagen, daß die Dankbarkeit gegen den Schöpfer, Erlöser und Keiligmacher selten geworden ist. Und doch ist es Gott der Kerr, den die Ahre im Tale und auf dem Berge braucht. Sie benötigt gutes Wetter, das eine Wohltat Gottes ist. O, wie viele erhalten täglich ihr Brot und verzehren es, empfangen ihre Nahrung und sättigen sich, danken aber nicht dem allgütigen Geber! Sie gleichen den neun von Jesus geheilten Aussätzigen, die für die Befreiung von dem sonst unheilbaren Aussatz nicht dankten, so daß selbst der sanftmütige Keiland sich beschwerte, indem er sprach: Keiner fand sich, der zurückkäme und Gott die Ehre gäbe! (Luc. 17, 18). 2. Die innere dankbare Gesinnung muß sich bei verschiedenen Anlässen auch äußerlich kundtun, was vornehmlich durch das fromme, andächtige Gebet geschieht. Der katholische Christ trete nie anders an den Speisetisch» um die Gaben Gottes zu genießen, als mit innigem Segensgebet, und er verlasse nie anders die Tafel nach eingenommener Mahlzeit, als mit aufrichtigem Dankgebet. Die religiöse Übung, mit Gebet das Mahl zu beginnen und zu schließen, kennt schon der alte Römer.' Den Israeliten gebot der Kerr durch den Mund ihres großen Gesetzgebers und Anführers Moses das Tischgebet sehr strenge: „Wenn du issest und satt wirst, dann hüte dich wohl, des Kerrn zu vergessen!" (Deut. fi, 12). Und wiederum: „Wenn du issest und satt wirst, dann preise den Kernt für das gute Land, das er dir gegeben hat!" (Deut. 8, 10). Christus nahm bei der Brotvermehrung die Brote und die Fische, sah zum Kimmel, segnete sie, brach und gab sie den Jüngern und die Jünger gaben sie dem hungrigen Volke. (Matth. 14, 19 und 15, 35. 36. Marc, fi, 1 Marquardt-Mommsen, Römische Altertümer. VI. (* 1885). 41). Ebenso segnete Jesus die Speisen beim letzten Abendmahle. Und Paulus nahm auf dem Schiffe Brot, dankte Gott in Gegenwart aller, brach es und begann zu essen. Und die Mitreisenden nahmen gleichfalls Speise zu sich. (Act. apost. 27, 35. 30). Die Wichtigkeit des Tischgebetes erhellt aus den Worten des Hl. Paulus: Die Gläubigen sollen die Speisen mit Danksagung genießen. Denn alles, was Gott geschaffen, ist gut und wird durch das Wort Gottes (die kirchliche Segnung) und durch das Gebet geheiligt. (I. Tim. 4, 3—5). Der alte Tertullian bezeugt, daß die Christen vor dem Mahle das Kreuz machten.' Ja, noch mehr! Sie begaben sich nicht eher zu Tisch, als bis sie das Mahl durch Gebet eingeweiht haben. Ein Gebet beschloß auch die Mahlzeit. Erst dann gingen sie auseinander? Möge doch diese altehrwürdige heilige Sitte des Tischgebetes in allen Käufern der Diözese von Lavant stets sich lebendig erhalten und niemals aussterben! Die christlichen Kausväter und Kausmütter müssen für die Erhaltung des segensvollen Brauches beharrlich sorgen; und falls er im Verschwinden begriffen ist, müssen sie ihn mutig und munter neuerlich erstarken machen. Wie das heiße Mittagmahl oder das warme Abendessen gegen den Kimmel duftend raucht, ähnlich erhebe sich das Tischgebet zum Vater im Kimmel! 3. Weiters erweisen wir uns dankbar für die Gaben Gottes, wenn wir sie nach dem Willen des Kerrn gebrauchen und verwenden. Die christliche Verwendung der erhaltenen Gaben ist eine der schönsten Arten der Dankbarkeit. Und dies geschieht durch Mäßigkeit und Sparsamkeit. Vorab müssen wir im Gebrauche der gesegneten Ernte, im Essen und Trinken, müßig sein. Die Gaben Gottes dürfen wir nicht durch unmäßigen Genuß mißbrauchen. Kierin sei uns ein abschreckendes Beispiel der reiche Mann, von dem uns Jesus das Gleichnis sagte: Eines reichen Mannes Acker trug reichliche Früchte. Da dachte er bei sich: Was soll ich tun, da ich nicht Raum habe, wo ich meine Feldfrüchte unterbringen könnte. 1 De corona 3. — * De oratione 25. Und er sprach: Das will ich tun. Ich werde meine Scheunen abbrechen und größere bauen, daselbst werde ich alles, was mir gewachsen, und meine Güter zusammenbringen. Dann werde ich meiner Seele sagen: Meine Seele, du hast viel Güter liegen auf sehr viele Jahre; ruhe aus, iß, trink, laß es dir wohl sein! Gott aber sprach zu ihm: Du Tor, in dieser Nacht fordert man deine Seele von dir; was du nun bereitet hast, wessen wird es sein? So geht es dem, der sich Schätze sammelt und nicht bei Gott reich ist. (Luc. 12, 16—21). Namentlich warne ich hier nachdrücklichst vor dem überflüssigen und unmäßigen Trinken von alkoholhältigen Getränken, das Gott so schwer beleidigt und den Menschen so tief erniedrigt. Achtet auf euch, ruft Jesus, daß eure Kerzen nicht durch Völlerei und Trunkenheit beschwert werden! (Luc. 21, 34). Und sein großer Apostel mahnt: Wie am Tage lasset uns ehrbar wandeln und nicht in Schmausereien und in Trunkenheit! (Rom. 13, 13). Der Unmäßige vergißt seines Gottes und achtet auch des Nächsten nicht. Der mazedonische König A l e-xander der Große berauschte sich bei einem Gastmahle und durchbohrte mit einer Lanze seinen besten Freund und Ratgeber C l y t u s. König Kerodes vergißt, vom Dampfe der Speisen betäubt und von hitzigen Gekränken erfüllt, aus die Achtung, die er in seinem Kerzen dem Hl. Johannes Bapt. zollte, und ließ ihn enthaupten. Alles soll doch zur Ehre Gottes gereichen. Durch Unmäßigkeit wird aber Gott entehrt und zur Strafe gezwungen. St. Paulus gab den Bewohnern von Korinth und durch sie allen Christusgläubigen die Sittenvorschrift: Ihr möget essen oder trinken, tuet alles zurEhre Gottes! (I. Gor. 10, 31). Also in frommer Gesinnung müssen wir uns zu Tische setzen und uns von ihm erheben. Das aber ist nur der Fall bei dem mäßigen Genüsse von Speisen und Getränken. In diesem Jahre sind wir mit irdischen Gütern gesegnet worden; mißbrauchen wir sie doch nicht, damit wir über den zeitlichen Gütern nicht die ewigen verlieren. Insbesondere möge gegen die Trunksucht, diese Feindin der Seele und des Leibes, der Familie und der Gesellschaft, unerbittlich mit) unnachgiebig der heilige Krieg geführt werden, wofür aus allen unseren Diözesan-synoden sehr heilsame Vorschriften erlassen worden sind. Ferner müssen wir den Verbrauch von Lebensmitteln der Knappheit der Vorräte anpassen; wir müssen sparsam leben. Besonders in der gegenwärtigen Zeitlage müssen wir bereitwilligst Opfer auf uns nehmen. Die Sparsamkeit darf in der kriegerischen Jetztzeit nicht vermißt werden. Um feinen Jüngern und dem Volke Sparsamkeit ein-Zuschärfen, ließ der göttliche Lehrmeister, der mit wenigen Broten und Fischen Tausende gesättigt batte, die Überbleibsel jedesmal sammeln, damit fie nicht vergehen, sondern schon am kommenden Tage verwendet werden. Es gibt solche, die für das tägliche Brot beten und arbeiten, Gott segnet ihre Arbeit, sie haben, wie sie selbst sagen, einen guten Verdienst; und dennoch kommen sie zu nichts, geraten wohl auch in Not. Warum? Darum, weil sie nicht zu sparen wissen. Was sie erwerben, lassen sie sogleich völlig aufgehen. Sie würden aber mit ihrem Einkommen ganz gut auslangen, wenn sie im Genüsse genügsam wären, nicht auf Wohlleben ausgingen, nicht köstlich spei-Üen, sich nicht prächtig kleideten, nicht alle Vergnügungen mitmachten. fi a b e it wir Nahrung und Kleidung, '0 soll uns das genügen (I. Tim. 6, 8), gebietet uns der Hl. Apostel Paulus! Die berühm-len drei Jünglinge von Babylon gediehen sehr wohl, trotzdem sie auf die Küche des Königs verachteten. Und was für eine Speise war es, die der fierr zur Sättigung der vielen Taufende wunderbar vervielfältigte? Nichts als Gerstenbrot, und das reichte zur Stillung des fiungers schon hin. Gerade die Ungenügsamkeil trägt die Schuld, daß 65 in manchen Familien an Brot gebricht, an Notwendigem fehlt. Einige müssen in der Woche darben, weil sie an Sonn- und Feiertagen alles durchgebracht haben. Der stets angefüllte Brotkorb der Genügsamkeit soll nirgends fehlen. Einfacher Tisch, Verzicht auf unnötige Genüsse, stätige Zufriedenheit sind starke Bundesgenossen der göttlichen Gnade gegen Sünde und Laster. Das liebe Brot ist die fiauptspeise, wie dieses Wort auch das Mahl überhaupt bedeutet. Der göttliche Lehrmeister ging an einem Sabbate in das fiaus eines vornehmen Pharisäers, um das Brot zu essen, manducare panem, das heißt, um zu speisen. Nunmehr verstehen wir so recht die vierte Bitte im Vaterunser: Gib uns heute unser tägliches Brot! Der gewaltige Weltkrieg verschaffte dem Brote wieder den Rang, den ihm das Gebet des fierrn zuerkannte und den unsere Vorfahren in ihm sahen. Das kostbare Brot ist etwas fieiliges; es muß auch ehrfürchtig behandelt werden. In meinem viellieben Vaterhause durfte kein Brotkrümchen weggeworfen oder gar getreten werden. Fiel ein Brosamen unabsichtlich auf den Boden, mußte er behutsam aufgehoben, geküßt und dann wie mit Andacht verzehrt werden. Die auf den Eßtisch gefallenen Stücklein wurden mit weichen Brotteilen sorgfältig aufgelesen und mitsamen genossen. Die Kinder erhielten ein Stück Schwarzbrot als Zehrung für den ganzen Schultag, desgleichen für den Kirchenbesuch an Sonntagen. Die guten Eltern machten stets das Kreuzzeichen über den Laib, den sie stückweise unter ihre Kinder und Dienstboten verteilten. Und wie freuten sich alle fiausgenossen auf das am hochheiligen Osterfeste feierlich geweihte und gesegnete Brot! In den schweren Zeiten müssen wir besonders sparsam mit dem Brotverbrauche sein und uns vor jeder Brotverschwendung hüten. Zur Regelung der Brotversorgung wurden sehr nützliche Maßnahmen getroffen, die gewissenhaft zu beobachten kommen. Die Israeliten durften vom Manna auch nur einen Gomor für ein jegliches fiaupt nach der Zahl der Seelen im Zelte sammeln, so daß alle gleich viel und keiner mehr und keiner weniger erhielten. (Exod. 16, 16—18). Es ist die unabweisliche Notwendigkeit gegeben für die Selbst-ernührung zu sorgen und es ist ein unbedingtes Gebot der Nächstenliebe, den Unbemittelten zuhilfe zu kommen. Jetzt gilt die Mahnung des großen Propheten: Brich mit den fiungrigen das Brot und führe Arme undfierberglose in dein Laus! (Is. 58, 7). Trösten wir jene, die das Brot der Trübsal in diesen Kriegszeiten genießen! Auch ihnen wird das Ostermanna des Friedens wieder gereicht werden. Richten wir ebenso jene auf, die das Brot der Tränen genießen, die da weinen und wehklagen. Reichen wir ihnen gern das Kriegsbrot und leiten wir sie auch an zum Empfange des Seelenbrotes, des Brotes der Stärke und des Lebens! 4. Wir erweisen uns dankbar für die himmlischen Gaben, wenn wir von diesen gern zur Ehre Gottes opfern. Gott bedarf zwar nichts von uns, er ist ja das unendlich vollkommene, höchste Gut, aber die Menschen bedürfen, um ihn an würdigen Orten verehren, anbeten und an-rufen zu können. Wenn du dem Lerrn die Erstlinge der Früchte des Landes geopfert hast, alsdann erfreue dich bei der Mahlzeit aller Gaben, die der Lerr dein Gott dir und deinem Kaufe verliehen hat (Deut. 26, 10. 11), lautet die Vorschrift, die Moses dem jüdischen Volke gegeben. Die Israeliten sorgten mit ihren Gütern für die Pracht und Lerrlichkeit ihres Tempels zu Jerusalem, für dessen Instandhaltung sie alljährlich bedeutende Opfer darzubringen pflegten. Mit dankbarem Ausblicke zu Gott muß ich meinen lieben Diözesanen unumwunden die lobende Anerkennung aussprechen, daß sie für die Gotteshäuser willfährig beisteuern, weshalb sich auch die Diözesankirchen in gutem Zustande befinden. Während der fünf Lustren meines Episkopats wurden für Neubauten weit über sechs Millionen und für die Ausbesserung und Ausstattung alter Leiligtümer auch viel über zwei Millionen, im ganzen 8,133.531 Kronen verausgabt? Bei so großer Opferbereitschast für Gottes Ruhm und Glorie kann den biederen Bewohnern des Bistums der himmlische Segen nickt fehlen. 5. Die gottgefällige Dankbarkeit zeigt sich weiter durch Mildtätigkeit und Erbarmen gegen Arme, offenbart sich durch liebreiche 1 Vergl. das neu eingeführle Diözesan-Äunstblatt: Ljubitelj krščanske umetnosti. I. letnik 1914. S. 85 bis 253. Fürsorge und werktätigeUnter st ützung der Dürftigen, der Notleidenden, der Bedrängten aller Art. Wenn diese christliche Pflicht an uns jederzeit herantritt, so obliegt sie uns doch ganz außerordentlich zurzeit. Wir sollen nach allen Kräften das Elend und die Not so manches armen Lazarus lindern, der durch den gewaltigen Krieg in Mitleidenschaft gezogen ist. Jenen Unglücklichen, die Mangel an Nahrungsmitteln leiden, die großen Entbehrungen ausgesetzt sind, muß unser Überfluß helfen. Der Überfluß des einen komme dem Mangel des anderen zu Lilfe! Wohltun bringt Segen. Jetzt muß unter uns die hingehendste Bruder- und Schwesterliebe herrschen und regieren. Gott hat uns, wie man so sagt, einen Laib Brot, der für längere Zeit hinreichen wird, geschickt — o, so lassen wir auch andere davon abschneiden. Teilen wir den Segen auch den Armen mit, zumal den verlassenen Kriegswitwen und Waisen! Bei den Israeliten gehörte ein Teil der Ernte den Armen. Wenn ihr die Früchte eurer Felder ein erntet, spricht Jahve durch Moses, so schneidet nicht alles Getreide ab, bis an das Ende des Ackers, sammelt die abgesallenen Ähren nicht ein, sondern lasset dieses den Armen undFremden! (Levit. 23, 22). Wer liest nicht mit Rührung den anziehenden Bericht über die Moabitin Ruth, welche Ähren auf dem Felde des milden Booz auflas. Als Booz aus Bethlehem zu seinen Schnittern kam und sie grüßte: Der Lerr sei mit euch und sie ihm entgegneten: Der Lerr segne dich, erfuhr er vom Aufseher, daß die arme Ruth gebeten, nach den Schnittern hergehend die Ähren auflesen zu dürfen, die Zurückbleiben, und daß sie seit Morgen bis jetzt auf dem Felde stehe und nicht einen Augenblick nach Lause zurückgekehrt sei. Da sprach Booz zu Ruth: Löre, meine Tochter, gehe auf keinen anderen Acker zum Auslesen und verlaß diesen Ort nicht, sondern halte dich an meine Mägde! Und wo sie schneiden, da folge ihnen; denn ich habe meinen Knechten geboten, daß niemand dir wehre! Und wenn dich dürstet, so gehe hin zu den Gefäßen und trinke von dem Wasser, von dem auch die Knechte krinken . . . Und wenn die Essenszeit da ist, so komme hierher und ih Brot und tauche deinen Bissen in den Essig (zur Erfrischung in der Kihe)! Da setzte sie sich neben die Schnitter, aß und wurde satt und nahm das, was übrig blieb, an sich. Kierauf stand sie auf, um nach ihrer Gewohnheit wieder Ähren zu sammeln. Booz aber gebot seinen Knechten: Wenn sie auch mit euch schneiden wollte, so verwehret es ihr nicht! Auch werfet von euren Garben geflissentlich etwas hin und lasset es liegen, daß sie es ohne Scheu auflese, und niemand schelte sie, wenn sie sammelt. (Ruth 2, 4 ss). 0, des barmherzigen Booz! Er verdiente es, daß ihn der Kerr so reichlich in allem segnete. Der allergrößte Segen aber lag darin, daß aus seinem Geschlecht der Messias hervorging, der in aller Armut auf die Erde kam, um den Armen das Evangelium zu predigen. Und dieser Messias ging einst durch die Saatfelder, und seine Jünger, die hungrig waren, pflückten die Ähren ab, zerrieben sie mit den Künden und aßen. (Luc, 6, 1). Seien auch wir freigebig gegen dürftige Mitmenschen! Das Maß der Wohltaten Gottes soll auch das Maß unserer Freigebigkeit sein. Je mehr uns Gott gibt, desto mehr sollen mir nach dem Beispiele des mildtätigen Vater Tobias den Notleidenden durch Abgabe von Lebensmitteln, durch Verabreichung von Brot und Speisen zukommen lassen. Gedenken wir vor allem jener, die für uns, im Felde stehend, hungernd, dürstend, frierend, die Brust den feindlichen Kugeln preisgeben. Diè uns beschützen, verdienen es, daß wir sie zu-erst unterstützen. Sodann kommen an die Reihe lhre armen Angehörigen, die etwa nicht hinreichend versorgt sind mit Nahrungsmitteln. Wer r e i ch l i ch s ä e t, w i r d r e i ch l i ch e r n t e n, schrieb Sankt Paulus an die Korinther, um sie zu einer ausgiebigen Kollekte für die Armen in Jerusalem du bewegen. Es war ein Mann, so erzählte Jesus eines Tages seinen Begleitern, der war reich gekleidet und lebte glänzend und üppig. Sein Kaus und Kof, sein Geld und Gut ging ihm über alles, er verschaffte sich Vergnügen und kümmerte sich nicht um den Nächsten, er ließ nicht einmal dem armen Lazarus, der vor seiner Tür voll Geschwüre lag, einen Bissen Brot zukommen. Es starb aber dieser Reiche, sagte der göttliche Meister, und ward in die Kölle begraben. Als er nun Qual empfand und seine Augen erhob, sah er jenen Lazarus im Schöße Abrahams,, in der Seligkeit. Da rief er: Vater Abraham, erbarme dich meiner und sende den Lazarus, daß er nur seine Fingerspitze in das Wasser tauche und meine Zunge kühle; denn ich leide Pein in der Flamme! Aber Abraham sprach: Mein Sohn, bedenke, daß du dein Gutes schon im Leben empfangen hast, Lazarus aber nur harte Tage. Nun wird dieser erquickt, du aber gepeinigt. — Sehet da, Teuerste, das Endlos des Besitzenden ohne Erbarmen, ohne Mitleid! 6. Für das natürliche Brot werden wir uns, Vielgeliebte, ganz besonders dankb'ar erweisen, wenn wir das übernatürliche Brot, das alle Süßigkeit in sich enthält, gern genießen werden. Dazu ladet uns der eucharistische Gottkönig gar dringlich ein. Als nach der wunderbaren Brotvermehrung den anderen Tag viel Volk bei Jesus zusammengekommen war, da sprach der große Wundertäter zu den Volksscharen: „Wahrlich, wahrlich sage ich euch, ihr suchet mich nicht darum, weil ihr Wunder gesehen habt, sondern weil ihr von den Broten gegessen habt und satt geworden seid. Bewerbet euch nicht um Speise, die vergänglich ist, sondern um Speise, die bis in das ewige Leben dauert, die euch der Menschensohn geben wird." (loan. 6, 26. 27). Demnach sollen wir unser Verlangen nach dem Brote richten, das uns Jesus in seinem eigenen Leibe bereitet hat, indem er sich des Weizenbrotes bedient, es in seinen Leib zu verwandeln, um in dem geheimnisvollen Altarssakramente unter uns zu weilen und sich uns zur Speise zu geben, die uns für das ewige Leben ernährt. Ich bin das lebendigeBrot, das vom K i m m e l gekommen i st ; wer dieses Brot essen wird, wird leben in Ewigkeit. (Ioan. 6, 51. 52). So genießen wir denn recht oft dieses wundervolle Brot, das uns zum ewigen Leben nährt und wodurch wir am wirksamsten Gott danken, wie ja Eucharistie die Danksagung bedeutet! 7. Letztlich werden wir uns für die irdischen Früchte würdig dankbar erweisen, wenn wir Früchte bringen, die der Kerr von uns erwartet, das sind die Tugenden, die jeden Christen zieren sollen: Glaube, Koffnung und Liebe, Klugheit, Gerechtigkeit, Starkmut und Mäßigung. Diese Tugenden sind die Himmelsleiter, auf der wir als guter Weizen zur Scheune des Vaters emporgetragen werden. Wie wir von den mit Sorgfalt bestellten Feldern gute und reichliche Früchte erwarten, ähnlich erwartet Gott zahlreiche geistige Früchte von uns. De i agricultura est, is. Ihr seid das Vetter seid Gottes (I. Cor. 3, 9), sagt der Apostel. Auf diesem Ackerfelde sollen herrliche Früchte reifen, aus denen auch der Kranz unserer Vollendung und Verklärung geflochten werden soll. Von uns soll es nicht gelten, was der Kerr von dem undankbaren Volke Israel, das er mit einem Weinberge verglich, gesagt: Ich erwartete, daß e r T r a u b e n brächte, aber er brachte Kerlinge. (ls. 5, 2). Gott erwartet von uns, daß wir Tugenden bringen, aber nicht Sünden und Laster tragen. Er verspricht den Segen der Erde, wenn wir seine Gebote halten; dagegen droht er mit Unfruchtbarkeit, wenn die Menschen seine Gesetze nicht beobachten. „Wenn du auf die Stimme des Kerrn deines Gottes hörst, daß du alle seine Gebote hältst und beobachtest, so wird gesegnet sein die Frucht deines Landes. Der Kerr wird über deine Vorratskammern Segen senden und über alle Werke deiner Kände. Wenn du aber der Stimme des Kerrn deines Gottes nicht gehorchest, um alle seine Gebote und Vorschriften zu tun und zu halten, so wird der Kerr Kunger und Entbehrung über dich senden und Strafgerichte über alle deine Werke. Der Kimmel über dir wird ehern und die Erde unter dir eisern." (Deut. 28, 1 ff). Lasset uns also Gutes tun und nicht ermüden; denn zu seiner Zeit werden wir ernten, wenn wir nicht Nachlassen. Was der Mensch säet, das wird er auch ernten. (Gal. 6, 8. 9). Der Same, jedes gute Werk, wird dort in schönster Blüte stehen. Was nützte es uns, wenn wir an Feldfrüchten, an zeitlichen Gütern die Reichsten, an Tugendfrüchten, an ewigen Gütern aber die Ärmsten wären? Was nützte es uns, wenn wir die ganze Welt gewännen, aber an der Seele Schaden litten? Erwerben wir uns darum Schätze im Kimmel, wo sie weder Rost noch Motte verzehrt und wo Diebe nicht einbrechen noch stehlen! Wenn einmal dieses irdische Kaus zerstört wird und die ewige Ernte angeht, dann werden wir ernten, was wir in der Tugend gesät. So füllen wir denn unsere Kerzen mit den Garben christlicher Tugenden an, damit wir einst das ewige Leben einernten! Im Kernt geliebte Gläubige! der obigen Darlegung erhellt klar und |piM deutlich, daß wir am Erntefeste Gott un- seren Dank für die reichlichen Gaben durch ein christliches Leben am besten abstatten. So küssen wir denn gerührten Kerzens die mildtätige Vaterhand des Ernährers aller Menschen! Anbei möge UNS die glorwürdige Königin des hochheiligen Rosenkranzes unterstützen, wie sie uns durch ihre mütterliche Fürsprache auch den Segen der Ernie erwirkt hat! Dort in der schönen Kirche Straßengel der grünen Steiermark befindet sich ein sehr sinnreiches Kochaltar-Liebfrauenbild, das viel verehrt wird und dessen anderweitige gleiche Darstellungen (gegen 50) sich ebenfalls großer Verehrung erfreuen — es ist M a r i a m i t d ein A h r e n k l e i d e. Das Ahrenkleid versinnbildet die Fruchtbarkeit (ge-benedeit ist die Frucht deines Leibes), bedeutet die Fülle, den Segen. Gerade jetzt in der Kriegsnot wird Maria mit dem Ahrenkleide eifrig verehrt zur Erlangung des täglichen lieben Kriegsbrotes. So wird ein gleichartiges Madonnenbild in Maria Sorg bei Salzburg fleißig besucht und verehrt.' Wegen der schweren Zeitlage und 1 3. Graus, Strafzeugel und 6t. Maria im Ahreu-kleide. (Kirchenschmuck. Zeitschrift für christliche Kunst und Kunstgeschichte. Graz, 1904. S. 1 ff. 59 ff. 101 ff. Davon wegen ber stets bewährten Kraft des Rosenkranzgebetes wollen wir zu Ehren der Weizen fr au in diesem Jahre die Rosenkranzandacht mit erhöhtem Eifer pflegen. Im Vereine mit der Mutter der göttlichen Gnade wollen wir am Erntefeste dem unendlich barmherzigen Gott für alle Jahressrüchte herzlich danken und mit dem Psalmisten beten: „Dir, o Gott, ziemt Lobpreis! Du Haft die Erde heimge-fncht und sie reichlich getränkt und in Fülle bereichert. Der Strom Gottes war angefüllt vom Wasser. Du hast den Menschen Speise bereitet. Der Erde Furchen hast du getränkt, ihr Wachstum vermehrt. Wenn du dem Lande Regen gespendet, sproßte es freudig. Du hast den Kranz des Jahres mit deiner Güte gesegnet; und die Felder füllten fich mit Überfluß. Es prangten die Triften und umgürteten sich mit Jubel. Die Täler hatten Überfluß an Korn. Alles jauchze und singe dir Lob! (ps. 65, 2. 10—14). Im Siegeszeichen der goldenen Ähre wird über Anregung Seiner Exzellenz des verdienstvollen Serrn k. k. Statthalters von Steiermark eine àiegshilfsaktion durchgeführt werden. Diese zeit-uötige Wohltätigkeitsveranstaltung begrüße ich auf bas lebhafteste und wünsche sehnlichst, daß das lobwürdige Unternehmen allenthalben in der La-vanter Diözese Anklang, Förderung und ergiebige Unterstützung finde. In der opfersinnigen Draustadt Warburg wird am Rosenkranzsonntage den 3. Oktober das sogenannte Ahrenfest stattfinden. Die zum verkaufe gebrachten Ahrenabzeichen sollen zum bleibenden Andenken an das weltgeschichtliche Kriegs-iuhr 1915 erworben werden. Das Ergebnis wird dem Roten Kreuze zukommen, das da unsere üranken und verwundeten Soldatenhelden so liebe-^vll pflegt; teils wird der Erlös der notleidenden der Separatabdruck: St. Maria im Ahrenkleid und die Madonna cum cohazono vom Mailänder Dom. Graz, W04. 20 Seiten. — Jahrg. 1905. S. 221). — Maria im Ehrenkleide (Christliche Kunstblätter. Organ des Linzer Diözesan-Kunstvereines. Linz, 1908. S. 19. 35. 49). — M)renkleidmadonnen. (Stephan Beissel S. s., Wallfahrten 3U Unserer lieben Frau in Legende und Geschichte. Freiburg im Breisgau. 1913. S. 141—147.) Bevölkerung gewidmet. Das offizielle Ahrenzeichen in einfacher Ausführung wird 30 li und in schöner Aussi’chnmg und vergoldet 1 K kosten.' Dieses patriotische Werk wollen wir Lavan-tiner im Kinblick auf den herannahenden Namenstag Seiner Majestät, unseres innigst geliebten Jubelkaisers, willfährig unterstützen, wie wir am Kaisers-Geburtstage eine Kirchenkollekte abhielten tmb hiebei an Liebesgaben 8508'15 Kronen sammelten, die ich dem hohen Statthalterei-Präsidium zur Übergabe an die betreffenden Ämter ungesäumt übermittelt habe. Wie der diesjährige 18. August in der Diözese ein patriotischer Opsertag war, so diene der kommende 4. Oktober zum freudigen Anlaß der neuerlichen Betätigung des christlichen Wohltätigkeitssinnes! Jur würdigen Begehung des Dankfestes am Feste des Hl. Franziskus von Assisi ordne ich Nachstehendes an. Am Vorabende des Festtages, das ist am 19. Sonntage nach Pfingsten den 3. Oktober, sollen in allen Pfarr- und Klosterkirchen und, wenn möglich, auch in den Filialkirchen nach dem ortsüblichen Ave Maria-Läufen durch eine halbe Stunde alle Glocken festlich geläutet werden. Die Kirchen sind entsprechend zu schmücken, etwa mit Weinlaub, mit Ahrenpalmen, mit Früchten, die aber dann nützlich zu verwenden sind. Am 4. Oktober, beziehungsweise, wo es bisher so üblich war, am darauffolgenden Sonntage den 10. Oktober, ist ein feierlicher Gottesdienst für Seine Apostolische Majestät den Kaiser Franz Joseph 1. abzuhalten. Am Schlüsse ist der Dankhymnus T e 1) e u rn sowie die österreichische Volkshymne anzustimmen. Zu dieser kirchlichen Feier sind die löblichen Behörden freundlich einzuladen. In der Kathedralkirche zum Hl. Johannes Bapt. zu Marburg werde ich selbst, so Gott will, am Kaiser-Namensfeste um 9 Uhr vormittags ein feierliches Pontifikalamt (de ss. Trinitate mit der Einschaltung des Gebetes für die Danksagung und für den Kaiser) für unseren teueren Landes- 1 Vergl. Verordnungsblatt der k. k. steiermärkischen Statthalterei. Graz, 18. August 1915. II. Jahrg. Nr. 34. Absatz 289. S. 1042 f. valer, für die allerhöchste Dynastie und für die glorreiche k. und h. Kriegsarmee zelebrieren. Am Ende werde ich den ambrofianifchen Dankgesang anftimmen, und der Sängerchor wird ihn bussingen. Nach dem sakramentalen Segen wird die Kaiserhymne von allen anwesenden Gläubigen gesungen werden. Dankerfüllten Kerzens wollen wir emporblicken zu Kaiser Franz Joseph I., dem in hohem Aller die Freude und die Genugtuung beschitzden ist, die erhebende Einigkeit seiner vielen Völker zu erleben und so gesegnete Erfolge seiner unerreichten Truppen zu schauen. Möge sich der Friedensmonarch noch der baldigen Beendigung des ÄZelt-krieges durch den Abschluß eines segensreichen Weltfriedens erfreuen! Zum hehren Namensfeste wollen wir unserem geliebten Landesfürsten und Vater im Rosenkranzmonate einen mächtigen Kranz der Treue, Liebe und Verehrung flechten und damit seinen Kerrscherthron zieren. Vorstehende Weisungen sind dem gläubigen Volke rechtzeilig von der Kanzel zu verkündigen und ist dasselbe durch Belehrung und Ermahnung zu einer verständnisvollen Beteiligung an der kirchlichen Festfeier und an dem vaterländischen Unternehmen anzueifern. Ein baldiger Bericht über die annähernde Zahl der in den einzelnen Pfarren käuflich erworbenen Goldene Ähren-Abzeichen wäre höchst erwünscht. Wie uns nun Gottvater ein so fruchtbares Jahr geschenkt hat, so wollen auch wir durch seine alles vermögende Gnade an guten Werken recht fruchtbar werden, auf daß wir, wenn uns der Tod mit seiner Sense von der Erde hinwegmäht, als guter Weizen und nicht als Unkraut befunden werden. Ja, dies ist mein glühender Herzenswunsch und meine unaufhörliche Bitte zu dem Herrn der Heerscharen, daß wir einstens am großen Erntetage alle als gute Garben von den Engeln Gottes gesammelt und in die Scheune des Himmelreiches getragen werden. Zur Erreichung dieses ewig glückseligen Zieles verleihe mir und allen meinen Diözefanen seinen Segen der Vach ter und der ch Sohn und der Heilige ch Geist! Amen. Marburg, am Feste des Hl. Erzengels Michael, den 29. September 1915. t Michael, Fürstbischof. Anmerkung. Vorstehendes Kirtenschreiben ist von den Seelsorgern den Gläubigen am 19. Sonntage nach Pfingsten, den 3. Oktober, wenigstens dein Hauptinhalte nach von den Kanzeln initzuteilen und dann später nach freiem Ermessen ganz vorzulesen. Der zweite Hirtenbrief folgt nach, sobald es die in der Druckerei derzeit obwaltenden Umstünde ermöglichen werden. F. B. Lavauter Ordinariat zu Marburg, am 29. September 1915. ch Michael, Fürstbischof.