Kamstag den 14. Februar 183Z. N i e TM a n v e r e r. (Probestück auS einer größeren Samnttung, unter dem Tit»l: Betrachtungen.) ') ">ennst du sie wohl, die sonderbaren Wandlsl, Die jeder Mensch hinausschickt in die Welt, Dab sie mit reicher Fracht zurück ihm kehren? Und lennst du auch das Land/ das sie dui-chwandlsN, And auch die Zeit, wo wir sie ziehen lassen. Wohin ihr Stern auf bunter Nah» sie trägt? Die seltnen Wanderer si»d — die Get» anl« N j D^s Land, das sie durchwandern, ist — die Vrust; Die Zeit, in der sie auszieh'n, ist verschieden. Vei mir beginnt ihr Pilgerlauf zur Stunde, Wenn langst der Tag die goldncn Wimpern schloß, Und, fröstelnd, iibor seine matten Gliede» Die sierngesiickte Schleierdecke zog. Da sitz' ich oft allein in meiner Stubr; Der Kerze Flimmcrstrahl, das einz'ge Licht; Der Pendclschlag der Uhr, des Schrantes Knistern, ^in ferner Glockenton, ein dumpfes Murmeln, Das erst die Sülle rings z»»! L^ut erhebt, Das einz'gc Lebeahnlichc! — Da sitz' ich, Und drch' der Angcn hall'g>:schloss'nc» Stern Nach innen; starr' und sehe, wie sich langsam ^>n Wandrer nach dem anderen erhebt, Sich aus dem Schlafe rüttelt, aufsteht, Stab Und Bündel fasit und, rciscfertig, harrt, "'c Wandruna mit den Brüdern anzutreten, ^Hyn zj^h',, szg auZ, cin nächtlich Pilgerhe Hemmt ein Gcbirg, dcr Zweifel, ihren Schritt. Sie klettern, wie die Gemsen, leck hinan, — Doch Eisyphos —Vcmuh'n ist, was sie wagcn; Aufklimmcnd messen sie den Rückweg sich, Und stürzen, wund und cingcschrumpft, herunttr. Doch wie? sie blieben licgcn? laum dem Thale Dcr Jugend noch entwandcrt, kröchen sie An» Vodtii, schwunggelahmt und jammernd, hin? Ncin, aufgerafft, erheben sie sich wieder, ' Die Mantel breiten sie, wic Flügel, aus, Und, auf des Lcichtsin n's Wolke fort sich wiegend. Erreichen sie den Gipfel bald des Vera's. Da stch'n sie nun — ein Vcrg ist überflogen; Doch — ach! so weit das Auge reicht, cin Mc»r Viclart'gcr Zacken, spitz und flach und schneidend; Gestaltlos hier, dort in den Wolken endend; Vald abgeschnitten durch Geklüft und Schlünde, Valo, wie durch ebne Vahn, das Auge täuschend; Dazwischen Ströme, Silbcrschlangcn gleich Um Fclsensäulcn sich heruntcrwindend; Daneben grüne Fleuc», Griffen ähnlich, Die auf das Eis des Frühlings Hand gethan. - Das Alles übcrsch'n die Wandrer nun, Und striglü,-schwindelnd, in die Tief« nieder. — 26 -« Es ist deä Unwuth's dumpfer Felsenlessel; Sein schwüler Dampf betäubt sie, inacht sie wirr, Und lässt sie, liebend die Betäubung doch, Die sie umfange» hält, Berauschten gleich, In wildem Taumel durcheinander laufen; Da lommcn sie auf Stellen, die zil treffen In diesem Lande, sie nvohl nie geahnt; Auf Stellen, »vo ein Fußtritt weiter noch Den Boden liesz' einbrechen; wo, verdeckt Von Blümen» Klüfte gähnen ; wo die Neste Vergrab'ner Schmerzen, Grabeshügcln gleich, Ailö sand'ger Erde ragen, und der Hader, Mit kramvf'gcr'Hand sein struppig Haar durchfingernd. Am Tnmnnerwerl' zerfallncr Freude sitzt. — Da irren denn die Wandrer hin und wieder. Doch sieh! mit Einem Male fällt die Wand Des SchrcclenZlabynnthes, donnernd, nieder, Und, hell und grünend, wie ein Feentand, liegt vor den Wandrern »un ein Wonnegarten, Da duften Blumen aller Reich' und Arten, Da ist der Duft mit stisiem Klang vermählt, Der Frühling eirig und die Luft beseelt. Da tönt ein Lied aus jeder Vcusi und Kchle, — Es ist das Eldorado meiner Seele. Und in ler Mitte seiner Wonnen thront Ein süßes Bild, zu schön, um es zu schildern, Das einzige von Millionen Villern, Das lingettubt i» diesem Reiche wohnt. Und wenn ich nun im heisie» D^nig gestehe, Das, es ein Vild der Huld und Unschuld ist, 21! dessen heilig wunderbarer Nähe Mein herbster Schmerz des Thränenkelch's rcrgisü; Wenn ich verrathe, was, sich selbst zu nennen. Der Mund sich lang gesträubt in blöder Scheu, Ner sollte nicht errathen und erkennen. Das; es das Bildnisi meiner Liebe sei? Ja — vor ihl» sammeln sich die Pilger all«, Wallfahrern gleich, und sinken in die Knie', Und Usen Zung' und Herz im Iubelschalle, Un> preisen es in frommer Melodie. Sein Lächeln leihet ihnen Taubenflügel, Sein Anschan'n fällt, wie Licht, in ihre Brust, Sein Augenwinken macht sie ihrer Zügel. Und ihrer SchrankenlosiZkeit bewußt. — O Wandrer durch das Land der Vrnsi, Gedanken! Beglückte Pilger in verschwiegner Nacht, Mögt ihr auch straucheln, irrcn. dulden, schwanken; 2hr wisit doch wann ? und w°? der Friede lacht'. Ioh. Gabr. Veiil. Wlas Wußten vie Alten von Amerika? Amerika heißt uns die neue Wett, und lange war, man überzeugt, die Schisse des Columbus haben das allererste Band zwischen dem Gestade dtt östlichen und bem der westlichen Halbkugel geknüpft. Die Veschaf» fenheit des Landes, der Zustand der Bevölkerung, bei« der Fremdartigkcit schien auch diese Ansicht zu bestätigen, und die. Ueder/aschung war daher nicht gering, als man-in der Mitte des vorigen Jahrhunderts die ersten unzweideutigen Spuren einer untergegangenen uralten Cultur auffand, welche nach dcr alten Welt hinüberwiesen. Im Jahre 1750 entdeckte man in den Districtcn von l^diapaund Guati'mala in Mitlelameri-ka gigantische Trümmer, mit deren Aufdeckung man aber erst 178?- den Anfang machte. Sie wurden vielfältig besucht, tünch Alexander v. Humboldt beschrieben und abgebildet, und im gegenwärtigen Augenblick erscheint zu Paris eine Prachtausgabe diescr mexikani. schen Alterthümer. Sie zeigcn bekanntlich eine überraschende Aehnlichkeic milden allen Resten phönizischer Cultur und ägypt,scker Kunst. Nach einer ungefähren Schätzung, wobei namentlich die über den Spuren dieser namenlosen Vevölkernng alt gewordenen Bäume einen Anhaltspuncl gaben, sind sie zwei, bis dreitausend Jahre alt. Andere Denkmähler, welche sämmtlich den Stempel eines sehr hohen Allers tragen, und bei denen man im eigentlichsten Sinn von undenklicher Zeit sprechen kann, sind w neuerer Zeit in den Vereinigten Staaten, in Chili und Peru gesunden worden. Bereits gibt es eigene Abhandlungen über die Frage: ob Ame» rika den Allen bekannt gewesen sei, und eine Menge von Schriftstellern haben sich im Vorbeigehen damit beschäftigt. Es wäre aber vielleicht auch für ein grösseres Publicum nichc chne Interesse, wenn hier sämmtliche darauf sich beziehende Stellen der alten Schriftsteller und ande.re alle Documente, welche, wenn sie auch den streitigen Punct nicht entscheiden, doch z» fruchtbarem Nachdenken Anlaß geben können, zusammengestellt würden. Der Leser wird natürlich hier kti-ne Lösung des wichtigen historisch-geographischen Prr,ird nämlich erzählt, als Solon bei den Priestern zu, Sais nach den ältesten. Sagen der Geschichte geforscht, habe ihn ein alter Mann versichert, die Hellenen seien, den Aegyptern gegenüber, wabre Kinder auf Erden: denn währcnd letztere das Bewußtseyn haben, wie der Erdboden schz« — 27 — mehrertmale durch Fcucr und Wasser verheert worden, und das Menschengeschlecht fast ausgerottet worden sei, und in ihren Tempeln die Ueberlieferungen aus den ältesten Zeiten aufbewahrt werden, wissen die Griechen nur von einer einzigen und zwar der letzten Ueberschwem-mung zu erzählen; diese aber habe bei ihnen so sehr alles Andenken an ihre frühere Geschichte verwischt, daß sie nicht einmal mehr etwas von der vornehmsten Großthat ihrer Väter, von ihrem Sieg über die At-lantideu wüßten. Als nämlich die Könige der großen Insel Atlantis, welche in jener Vorzeit ihre Herrschaft sogar bis Hetrurien und Aegypten ausgedehnt, auch nach Griechenland vordringen wollten, scien sie von den Athenern und ihren Bundesgenossen heldenmi'tthig zu. rückgeschlagen worden. Anderwärts beschreibt Plato dies» im westlichen Ocean gelegene Insel als ein Ideal zuler Verfassung, gesegnet durch Ueberfluß an Menschen und Thieren allcr Art, durch Neichlhum und Herrlichkeit, ausgezeichnet durch Wissenschaften, Künste und Meisterwerke, bis sie in Sittcnlosigkeit und Laster verfiel. Da kam eine Katastrophe, welche sie Mit einem großen Theil der Länder am Mittelmeer in den Wellen begrub. Es soll dies iu,uuu Jahre vor Solon geschehen seyn. — Wir setzen die hiehcr gehörige Hauplstelle mit Platos eigenen Worten her: «Ihr , die Hellenen, habc die große Kriegsmacht gcdemiithigt, welche vom atlantischen Meere her üdcr ganz Asien und Europa herzog, denn damcils war das dortige Meer noch fahrbar. Eine'Insel lag vor der Mündung, welche ihr die Säulen des Herkules nennt, größer als Li-liyen und Asien zusammen, und von ihr konnten da: mals die Reisenden nach den andern Inseln fahren, und von diesen auf das gegenüberliegende Festland, welches um jenes wahrhafte Meer herumlag. Denn dieses hier, das innerhalb der Mündung, von der wir sprachen, liegt, erscheint nur als ein Hafen mit einer engen Einfahrt. IencS aber ist ein wahres Meer und das Land rings um dasselbe könnte man in Wahrheit Festland nennen. Auf dieser Insel Atlantis nun ver. einte sich die ungeheure Heeresmacht vieler Könige, welche theils über diese Insel, theils über manche an« dere Inseln und Theile des Festlands herrschten, ausserdem auch noch über die Landstriche Libyens innerhalb bis an Aegypten, und über Einopa bis Tyrrhenien. Und diese gesammte Macht unternahm es einst, euer und unser Land und Alles, was innerhalb der Münöung liegl, sich mit Einem Schlag zu unterwerfen. Ihr *der befreitet uns alle, die wir dießseits der Säulen ^ Herkules wohnen. Später nun kamen äußerer-' ntliche Erdbeben und Ueberschwcmmunqen, und in Einern Tag? und Eincr N.nht ward eure ganze streitbare Macht von d kaner, nach den eigenen Sagen dcs Volks', zuerst gewohnt haben sollen. Daß aber ein zweiter Punct noch Niemanden ausgefallen, ist wirklich verwunderlich: die Stadt Mexiko nämlich mit ihrem See, mit den langen Straßendä'mmen, die sie mit dem Lande itt ^Verbindung setzen, und in denen hin und wicdcr Ocss-nungen sich befinden, üdcr welche Brücken geschlagen sind, mit der Pracht und Herrlichkeit, welche die ersten Eroberer daselbst fanden, hat eine überraschende Achn-lichkcit mit dcr Hauptstadt dcr Atlanliden, wie sie Pla. to in einem andern Gespräch, dem Kritias, schildert. Folgendes sind seine eigenen Worte: «Zuerst umgab NeptunuS den Voden, auf dem er seine Stadt gründe: le, mit Wassergräben, und durchschnitt diese mit mehr oder weniger breiten Landzungen. Die Wasserbecken waren eben so viele Bollwerke, welche die Stadt unzugänglich machten. Man machte Einschnitte in die verschiedenen Dämme, und die Brücken üderdleftlbln wur» den so angelegt, daß ein Dreiruderer aus einem Blcken in das andcre fahren konnte .... Die K^>n^e der Atlantis besaßen so große Schätze, daß ihmn keiu^ürst. darin gleich kam und nicht leicht je gleichkommen wird.<<. Wir sind natürlich nicht der Meinung, als oj» Plalo einen Plan von Mexiko vor sich gidaoc hatten die Analogie ist al^cr gcwis; so au>saliend, d.>, si, die Aufmerksamkeit aller verdient,, welche sic!) n, l :.,x,rn seiner Abhandlung vo m Him-m e l sagt er nur: »diejenigen, welche annehmen, zwi: schen den Säulen des Herkules und Indien liege nur ein einziges Meer, haben vielleicht nicht so Unrecht.« Dieser zweideutige Ausdruck Indien hatsich nun durch die Autorität des Aristoteles in der ganzen alten Geographie zur Bezeichnung jener westwärts gelegenen Länder erhalten, und wir sogar, die wir sie jetzt genau kennen, nennen sie noch Westindien. (Die Fortsetzung folgt.) Die Wüthen. Von der Wiege bis zum Grabe haben die Pathen auf die christlichen Weltbürger einen nicht unbedeutenden Einfluß. Erst quälen sich die simplen Pathen damit ab, welchen Namen sie dem träumenden Pilger geben wollen, und schicken 5 vnlcins in die andere Welt. Darum kommc viel auf die Pathen an. Das Keueste mW Interessanteste im Gebiete ver Runst mw DnvuNrio, vcr Nänver - unv ^ölkellnlllVe. Auf der Eisenbahn von Lyon nach St. Etienne tvaren vor Kurzem die Passagiere des Eilwagcns, des langen Aufenthaltes durch eine Neihe Wagcn über« drüßig, ausgestiegen. Dieß rcttece ihnen das Leben, denn in einigen Minuten rannte ein anderer Wagen-Convoi mit solcher Heftigkeit gegen die Diligence an, baß sie in tausend Stücke zertrümmert wurde. Aphorismen. Von Jean Laurent. Sechste D e c i m l. Dir Plann von Kopfe ohne Arbeit, ist eine Wolle ohne Rc-«cii. Ihr licbelosen Gemüther, die ihr oft so vorschnell Ober eu, ren Nächsten, ein strenges Urtheil fäUt, fangt.dci cuch an! Lernet euch beherrschen, und eure Leidenschaften gehorchen. Seid vor« erst,, was ihr sollt, und gebet durch eure Werke Ander,: einen '.Naßstab, damit ihr nicht dem Blinde» glcichet, der in der Hand eine Laterne hält, womit er Andern leuchtet,'ohne doch salbst ,» sehen! Die Merkmahle wahrer VÜdiing sind: ein richtiger Verstau», um zu beurtheilen, was wahr lind schön ist, und ein empfindsames Herz, um zu kennen, was gut ist. Der Glaube an d« Unsterblichkeit begründet den Satz, dass der Güter höchstes das Lebe» Inicht sci. So weinten die Thrazier bei der Geburt ihrer Kinder, und überliessen sich der Freudc, wenn sie selbe zu Grabe brachten, sie sahen dicses Leben nur für eine Nacht an, die einem schönen Tage vorangeht; sie erwartete»! den Tod mit eben dcr Ungeduld, wie ein in der Finsternis; ver-irrtes Schiff die Wiederkehr des Lichtes erwartet: und dieses Gc, fühl mag auch den Decius/ als er vor tausend Todcspfeilcn nicht bebte; den horazius, als er alif der Brücke kämpfte, un> die dreihundert Fabicr, di^ a» einem Tage fielen, durchglühet habe». Gewöhnlich nennt man das Glück die überbleibende Simone der Vergnügungen nach Abzug der Summe unserer Uebel, w» man wohl zufrieden seyn muß, wenn nach der Rechnung Alle/l ge^aü allfgcht; — allein man suche nicht außer, sich, wa» ma>» »ur i» sich zu finden vermag.. Die ihr am Bort der See des Lebens, Abschied von eucrn Erziehern nehmt, um eine belxntungsvollc Neise zu unternehmen, habet Bescheidenheit zur Wache, wahren Werth als Begleiter, die Gerechtigkeit im Auge, und Gott im Herzen! — dann lichtet im» merzn die Anker, den», was «uch hxcy begegnen Mag, ihr wer-dct nicht oh»e Trost seyn. Zwei Dinge sind es vorzüglich, deren Werth man gewöhnlich erst dqnn erkennt, wenn sie »icht mehr vorhanden sin>— die Jugend »ämüch und die Gesunohrit. Die Eifersucht entspringt aus dem Misitrauen in di« e!yenen Kräfte, und ist das sicherste Zeichen von Oharact«rschwache; sie stört das Vertrauen in der Freundschaft; benimmt der Liebe >en Enthusiasmus; erregt die Zwietracht, und ist in allen Logen i'<: Geisel der Gesellschaft, und die Klippe der Talente. Unser Erdengliick gehört jener dunkeln und geheimnißvolle» M^cht an, die man Schicksal nennt, aber das Seelenglnck des innern Friedcns erwächst mit unsern rcinen Gesinnungen ali «inc uüzelstörbarc Blüthe — der eigenen Brust. V Schnell und tn-f'zu empfinden, ist die Gabe einer dichterische« Stele, in deren erhabenem Berufe es liegt, den Mitmenschen an die Bürgerschaft einer höhern Welt zu mahnen, und dem l,i?en-den Bruder mit dem Liede des Trostes den Balsam des Mi fühls zu reich,!,; in solchen Momenten der Begeisterung durch flammen Tausende von Sonnen die Himmelsku^p l de^Liedersän gers, bei deren Aufgange die Harfe des Busens gleich der Mem-uonbsäule ertönt, und die Hörnen des Lebens erblühen zu Rosen die sich um das Haupt des Sängers als Kränze schlingen. Auflösung ver vreisVlbigen Sharav, im Illvr. Matte Mr. «. Elfenbein. Revatteur: ^ ^h Keinrich. Verleger: Dgnaz M. Gvler v. Rleinmayr.