M-erReM MholjscheNsMNsMöchnst üerLöhne öes heiltzstenßerrms Jesu.' (Organ, des tltarim-Wems Mr ÄMUa) Dient vornehmlich der Unterstützung und Ausbreitung der Ulissionsfäfigkeit der Söhne des heiligsten Berzens 3esu und sucht Verständnis und werktätige hiebe des ITlissionswerkes in Wort und Schritt zu fördern. Das Arbeitsfeld dieser Missionäre ist der Sudan (Zentral-Afrika). Der „Stern der Reger" erscheint monatlich und wird vom Missionshaus Milland bei Brixen (Südtirol) herausgegeben. Hbonnemenfspreis ganzjährig mit Pcsfuersendung 2 K — 2 IHk. — 3 Frc. Der Heilige Vaier Papst Pius X. hat der Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern den apostolischen Segen erteilt. Für die Wohltäter werden wöchentlich zwei heilige Hiessen gelesen. Mit Empfehlung der hochwürdigsten Oberhirten von Brixen, Brünn, üeitmeritj, tiinz, Olraüfj, Marburg, Crient, Triest und Wien. Heft 6. Uuni 1014. XVII. 3ahrg. -Hemm ist ein Grab in £ul geschlossen, da bringt uns der Telegraph eine neue Trauernachricht. Nach langwieriger Krankheit verschied in Kairo (Ägypten) der hochwürdige P. Hlois Dominions k. S. C. Der Verstorbene wirkte lange Zeit als Oberer in der Station Port Sudan, H bis ihn die schon damals sich anzeigende Krankheit zwang, in die Primat zurückzukehren. Auch das milde Klima von Ägypten, wohin die Oberen ihn später sandten, vermochte ihm keine Peilung zu bringen, bis ihn am 27. April ein sanfter Tod von seinem Leiden erlöste. R. I. P. Stand des apostolischen Vikariats Khartoum im Fahre Khartoum, 20. Feber 1914. Hochwürdiger P. Rektor! Mein -diesmaliger Jahresbericht steht im Zeichen der vollzogenen Teilung des alten Vikariates von Sudan dber Zentralafrika. Durch sie wird das Jahr 1913 in der wechselvollen Geschichte dieser Mission denkwürdig bleiben. Das jetzige apostolische Vikariat Khartoum, das sich von Ägypten und Tripolita-nien bis zum See No und vom Roten Meere und Abessinien bis nach Notd-Nige-rien im Westen des Tschadsees erstreckt, hat mit seinen etwa vier Millionen Quadratkilometern noch immerhin die fünfmalige Ausdehnung Österreich-Ungarns. Politisch ist der Osten englisches, die Mitte französisches, der Westen deutsches mrd englisches Gebiet. Weitaus der grüßte Teil, nämlich die ganze Region nördlich vom 12. Grad n. Br., ist Steppe, Sand und Tropenglut, während der schmalere Strich südlich vom besagten Greitegrad zur Regenzone mit heidnischen Negervölkern gehört. Auf dieses Gebiet müssen nun ich und die übrigen Missionäre uns mit ausdauernder Tatkraft werfen. Erst in den folgenden Jahren werden die Früchte und Erfolge zutage treten können, welche durch die Teilung beabsichtigt wurden. Der folgende Bericht stellt den Stand des Vikariates am Ende des Jahres 1913 dar. Das Vikariat umfaßte 7 Missionsstationen und Residenzen mit 4 Niederlassungen der Schwestern, 13 Kirchen und Kapellen, 22 Priester, 16 Brüder, 43 Schwestern, 10 Lehrer und Katechisten, 1 eingeborene 1913. Lehrerin, 2583 Katholiken, 185 Katechu-menen, rund 3000 Akatholiken, 2 Millionen Heiden und 5 Millionen Mohammedaner, 4 Knabenschulen mit 165 und 4 Mädchenschulen mit 216 Zöglingen, ein Knabenheim mit 25 und ein Mädchenheim mit 12 Kindern, 3 Werkstätten, 2 Farmen mit 74 Arbeitern, 10 Armenapotheken mit einer Jahresfrequenz von rund 70.000 Kranken. Im Laufe des Jahres fanden statt: 25 Taufen von Erwachsenen, 38 Taufen von Kindern, 647 Taufen in Lebensgefahr, 6061 Beichten und 16.812 Kommunionen der Gläubigen ohne die des Ordenspersonals, 74 Firmungen, 7 Ehen und 26 Beerdigungen. Diesen Zahlen füge ich nun einen gedrängten Bericht über die einzelnen Missionsstationen und Niederlassungen, sowie über unsere Aussichten und Bedürfnisse an. Im heidnischen Teile ist das bedeutendste Ereignis d-es letzten Jahres die Neugründung der Mission in Billing, worüber ich Euer Hochwürden bereits getrennt berichtete. Dem dort Gesagten habe ich hier noch beizufügen, daß die neue Station in zweifacher Hinsicht von Wichtigkeit ist. Erstens ist dadurch der Breitegrad von Ko-dok überschritten, der bislang als die Grenzlinie für religiöse Propaganda von der Sudanregierung festgehalten wurde. Nur südlich davon durften bisher Missionsstationen zur Bekehrung der Eingeborenen eröffnet werden, während das nördlich mit Rücksicht auf die Empfindlichkeit der angrenzenden Araberstämme verboten war. Dilling liegt im Norden dieser Grenzlinie uüd unsere Gründung beginnt den Steigen jener Missionsstationen, welche nun auch nördlich von Kodok unter ganz bestimmten Bedingungen und Beschränkungen errichtet werden können. Eine dieser Beschränkungen besagt, daß die Station von Dilling auf drei Jahre als Provisorisch zu betrachten und im Falle von Unzukömmlichkeiten oder von gerechten Einwendungen seitens der umwohnenden Avaberstämme bedingungslos zurückzuziehen sei. Anderseits ist uns auch die Möglichkeit gegeben, im Falle, daß der Einfluß des Islams Bekehrungen hindern older sehr erschweren sollte, die Station nach einem mehr heidnischen Zentrum zu verlegen. Die Klugheit unserer Missionäre und die nächste Zukunft werden darüber Ausschluß geben. Jedenfalls haben wir augenblicklich die Sympathien des Volkes für uns. Von den Eingeborenen, welche die erste Mission gesehen, leben noch acht Greise. Sie hatten ehedem die alte Mission liebgewonnen und fanden nun nicht Worte genug, ihrer Freude über unser Kommen Ausdruck zu verleihen. Die Anwesenheit der Mission war von zu kurzer Dauer gewesen, um dauernde Bekehrungen zu erzielen, aber die Gefühle der Dankbarkeit und Anhänglichkeit der Eingeborenen an die Mission sind noch recht lebendig. Sonst braucht es immerhin Jahre, um sich das Zutrauen der Wilden zu erwerben. Hier fanden wir dasselbe gleich am Anfang vor, wir wurden nicht als Fremde und N-eulinge, sondern als Freunde und alte Bekannte ausgenommen. Das ist ein großer Vorteil unter Wilden. Und Wide sind sie noch, diese Nubaneger. Die Blutrache und die Stammesfehden gehören zu den Nationalübeln. Jetzt, da die Regierung ihnen die Araber vom Halse hält, verfolgen sich die Bewohner der einzelnen Berge untereinander, und Räub und Totschlag sind keine Seltenheit. Die Regierung geht langsam gegen diese lübel vor, um nicht ausgreifendere Aufstände heraufzubeschwören. sie hofft, die Mißbräuche mit Geduld und Zeit auszurotten. Und mit Umsicht und Geduld muß auch die Mission vorgehen. Zweitens eröffnet die Gründung von Dilling Aussicht aus ein ausgedehnteres heidnisches Arbeitsfelds Das Land zählt an hundert Berge, deren Bewohner zehn voneinander verschiedene Dialekte sprechen. Also die tröstliche Hoffnung, noch mehr Missionsposten errichten zu können, falls es mit Dilling gut geht. Und wie dieses arme Volk schmachtet nach Aufklärung und Erlösung! Unvergeßlich bleibt mir eine Totenklage. Eines Abends war eine junge Frau gestorben. Die Trauerkunde wurde durch lautes Klagegeschrei der Weiber der Umgegend kundgegeben. Die ganze Nacht hindurch hallten die Felsen von ununterbrochenem Heulen und Weinen wider. Bei Sonnenaufgang trug man hie Leiche, mit Stoffen fest umwickelt, zur Begräbnisstätte außerhalb des Dorfes. Eines der dortigen Gräber, in dem die letzte Beerdigung vor drei Jahren stattgefunden hatte, ward geöffnet, die Knochenreste wurden beiseite gelegt und in der Tiefe von einigen Metern wurde ein Seitengang ausgegraben. In diesem wurde die Leiche geborgen und dann das Grab geschlossen. Der ganze Hergang wurde von schrillem Klagegeschrei der abseits stehenden Weiber begleitet. Nachdem die meisten Trauergäste sich entfernt hatten, wankte die Mutter der Toten. von zwei Frauen gestützt, laut klagend zum Grabeshügel, umschritt denselben und schlug dann wie verzweifelt drei Purzelbäume über denselben. Klagend und schreiend zerstreuten sich nun die Frauen nach ihren Hütten. In den folgenden Tagen kamen die Verwandten der Reihe nach aus 124 Stern der Neger. Heft 6. der weiten Umgegend zur Mutter und jedesmal erneute sich das Klagegeschrei. So ein tagelanger Aufschrei zerrissener Menschenherzen, vom Echo von Fels zu Fels getragen, kam mir vor wie eine wilde Äußerung der Sehnsucht eines Heidenvolkes nach religiösem Trost und Jenseits-glauben. Mögen sie ihm werden, dem Volke der Nuba, -das wie ein vorgeschobener Posten des afrikanischen Heidentums dasteht inmitten der Brandung des Islams. Ein Heidenvolk in der Morgendämme- rung des Christentums sind die Schilluk unserer Stationen L u I urid Tonga, die ich im August und September besuchte. In L u l weilte ich zwölf Tage. Eines fiel mir besonders auf. Vor zehn Jahren trug kaum einer ein Stück Kleid, sie waren alle splitternackt und schämten sich der Kleidung. Heute sieht man keinen einzigen Nackten mehr, und je länger sie mit der Mission verkehren, desto länger und breiter wird das Stück Tuch, das sie umhüllt. Sie schämen sich der Nacktheit. Und wenn es wahr ist, daß nackte Völker noch weit entfernt sind vom Christentum und Kleidung der erste Schritt zur Kultur ist, so können wir hinsichtlich unserer Schilluk die besten Hoffnungen hegen. Ich war wirklich -gerne in ihrer Mitte, und jeder Tag brachte sie mir näher. Und wenn sie so höflich an der offenen Tür klopften, erst beim Worte „Herein!" sich weiter wagten, sich mit freundlichem Gruße niederhockten und zutraulich dasaßen, da war es mir ganz wohl. Man fühlt sich bei diesem Volke der Natur und ihrem Schöpfer näher als im Getriebe der oft so gleisnerischen un!b lügenhaften Kulturmenschen.Von den Bildern waren einzelne geradezu herzbewegend. So z. B. ein riesenhafter, schmächtiger Blinder, von seinem sechsjährigen Büblein geführt. Mit seinen glanzlosen Augen in die Leere starrend, nahm er das Söhnchen in seine Hände und hielt es mir hin mit den Worten: „Mein Sohn!". Der Arme hatte deren sieben, lauter kleine. Es ist ein Hochgenuß, zu sehen, wie der Naturmensch der Erkenntnis des Schöpfers und das Auge dem Lichte sich erschließt. Wie sie so dasitzen, Aug und Ohr dem Missionär gewidmet! Ob wohl diese Heidensöhne, welche bis gestern der Blutrache frönten, für die edlen Regungen des Christentums fähig sind? Ja. Auf die Frage, warum sie die Taufe wünschten, erhielt ich von verschiedenen folgende Antworten: „Weil ich -ein Kind Gottes werden will." Untere ITlilfionsItation in Khartoum. (Von Norden gesehen.) „Weil ich zu.Gott in feinem Hause beten will." „Weil ich in den Himmel kommen will." „Weil ich die Hölle fürchte." „Weil ich will, daß meine Seele weiß werde." „Wegen iber Sünde Evas." „Weil ich Gott liebe." Am Sonntag den 31. August weihte ich die neue Kirche zu den heiligen Schutzengeln. Dieselbe ist aus gebrannten Ziegeln gebaut, 20 Meter lang, 7 Meter breit und 7 Meter hoch, zwar einfach, aber nicht ohne bankünstlerischen Anflug und den jetzigen Bedürfnissen entsprechend. Nach der Weihe des Äußeren und Inneren der Kirche wurde das Allerheiligste aus der alten Kapelle in dieselbe übertragen. Den auswärtigen und noch heidnischen Negern war gesagt worden, daß der himmlische König in der Prozession an ihnen vorüberziehe. Wie beim Vorbeiziehen ihres Königs saßen sie nun schweigend und eingezogen auf der Erde und huldigten so nach ihrer Sitte dem König der Könige. In die Kirche selbst traten nur die Getauften ein, welche idem Dantum ergo und dem Segen mit dem Allerheiligsten beiwohnten. Am Schlüsse wurde als erstes Gebet in der Kirche um Regen gebetet, da das Land in erschreckender Dürre lag und eine Hungersnot drohte. Der ersten heiligen Messe, die ich in der neuen Kirche las, wohnten etwa 120 Kate-chumenen bei, links das weibliche und rechts das männliche Geschlecht, alle auf dem Boden sitzend. Als daraus der Obere ihnen die Bedeutung der Kirche erklärte, da hingen sie mit ganzer Aufmerksamkeit an seinen Lippen. Merkwürdigerweise fiel am Abend ein wenig Regen, allerdings ganz unzureichend, aber es war die Einleitung zu ausgiebigerem. -Für den nächsten Tag, Montag, waren Taufe und Firmung angesetzt. Während die Täuflinge und Firmlinge sich auf den Übertritt aus dem Heidentum in die Kirche Christi vorbereiteten, trat uns ersteres mit einem seiner Greuel vor Augen. Ein kraftstrotzender Jüngling war in einem entfernten Dorfe der Blutrache anheimgefallen und mit einer zweischneidigen Lanze an einem Oberarm mit solcher Wut verwundet worden, daß die Lanze sich gekrümmt hatte. Durch den Blutverlust äußerst geschwächt, wurde er in die Mission gebraüp. Trotz aller Hilfe, die möglich war, starb er nachts an Verblutung. Am frühen Morgen wurde die Leiche von Verwandten heimgeholt. Von diesen sollte sein Tod mit der Ermordung des Gegners gesühnt werden. Es war bereits das siebente Opfer, das die Blutrache in wenigen Jahren im genannten Dorfe verschlungen, und sie rast mordend weiter, bis ihr von der Religion der Verzeihung Halt geboten wird. Am 1. September las ich früh die heilige Messe und teilte die heilige Kommunion an die Neuchristen aus. Alsdann folgte die feierliche Taufe von neun K-ate-churnenen. Die einst so wilden Burschen standen da wie fromme Lämmer. AIs das Taufwasser über ihre schwarzen Scheitel floß, drängten sich mir Tränen der Rührung in die Augen. Es folgte die Firmung von 18 Getauften. Die heilige Handlung schloß mit der Erteilung des Päpstlichen Segens und mit dem Gesänge „Großer Gott", der, in der Landessprache nach unserer Melodie vorgetragen, ganz erhebend klang. In Tonga fand ich ebenfalls einen bedeutenden Fortschritt vor, obwohl daselbst das Volk sichtlich wilder ist und ein mißlicher Markt arabischer Händler in unmittelbarer Nähe der Mission keinen gerade wohltätigen Einfluß ausübt. Nur einige Episoden aus der Prüfung der Täuflinge und der Firmlinge. Ein Katechumene hatte nach Landessitte die Frau seines verstorbenen Bruders geerbt und zu sich genommen. Es wurde ihm bedeutet, daß er die Frau entweder heiraten oder entlassen müsse. Er kämpfte einen harten Kampf mit sich selbst. Einerseits verlangte der Landesbrauch, daß er die Frau bei sich behalte, anderseits war das mit seinem Verlangen nach der Dause unvereinbar. Endlich, nach langem Überlegen, kam er und sprach: „Gut, wenn ihr mir so sagt, so bleibt mir nichts übrig, als zu gehorchen. Gott und ihr wißt besser, was recht und unrecht sei". Er entschied sich, die ererbte Frau zu entlassen. Ein anderer Katechumene hatte einen Fehler begangen und dafür die landes- übliche Buße bezahlt. Auf den Vorhalt, daß damit zwar die Menschen, aber nicht Gott versöhnt sei, erwiderte er: „Eben damit auch Gott mir verzeihe, bitte ich um die Taufe und verspreche ich, mich zu bessern". Am 10. September taufte ich zwei und filmte zehn Erwachsene. Die ganze heilige Handlung fand bei geschlossenen Türen statt. Die rührenden frommen Gesänge, mit denen dann diese Erstlinge der Kirche Tongas das heilige Meßopfer begleiteten, klangen wie Katakombenlieder. Wie in den unterirdischen Kirchen Roms die erste Christengemeinde, so baut sich in den gläubigen Seelen dieser Neubekehrten die erste Kirchengemeinde im Heidenlande auf. An die ersten Christen erinnert auch der Opfermut dieser Neophiten. Die junge, noch heidnische Frau eines Getauften von Lul erkrankte an einer Wunde am Knie. Der Mann ließ sie zur Pflege zu den Schwestern bringen. Aber alle Sorgfalt blieb erfolglos und die Heilung ist zweifelhaft. Der Mann ist gottergeben und entschlossen, der kranken, bisher kinderlosen Frau die Treue bis zum Tode zu bewahren. Kinderlosigkeit gilt als Schande und Unglück. Das Opfer, das der Mann aus Liebe zur Religion bringt, ist heroisch zu nennen. Ein anderer Getaufter, ebenfalls noch ganz jung, erbte nach Landessitte die dritte der drei Frauen seines verstorbenen Vaters. Er konnte sich diesem Landesbrauche nicht entschlagen. Um diesen mit seiner Religion in Einklang zu bringen, heiratete er mit der nötigen Dispens die Frau, welche noch heidnisch, älter als er und Mutter eines Mädchens ist. Zum Abschiede kamen in beiden Stationen die Neuchristen nochmals zu mir. Bescheiden auf dem Boden sitzend, drückten sie ihre Dankbarkeit aus und versicherten ihre Treue im Glauben. In Lul konnte sie das Zimmer kaum fassen. Einer hielt eine Abschiedsrede und versprach, daß sie für ihre Religion alles zu erleiden bereit seien. Ein anderer sprach: „Als du das letztemal hier wärest, da waren wir nur einige wenige. Jetzt füllen wir das Zimmer. Wenn du nach einem Jahre wiederkommst, wird auch das Nebenzimmer voll sein". Tiefgerührt erteilte ich ihnen den Segen und schied von ihnen. Bisher bestehen für diesen großen Stamm der Schilluk nur die zwei genannten Missionsstationen; die Errichtung einer dritten ist dringend notwendig. Ich besitze die Erlaubnis der Regierung, unter ungefähr Islam, Kolonialpolitik und Nach den Missionären wären der nächste Faktor in dem Kampfe gegen den Islam die Kolonialregierungen der sich doch noch christlich nennenden Mächte. -Bis jetzt aber sind sie dieser ihrer Pflicht entweder gar nicht oder doch nicht hinreichend nachgekommen. Um sich um diese Ecke herumzu-drücken, werden faule Ausflüchte geltend gemacht, wie man manchmal zu hören bekommt: „Wir können doch nicht mit Feuer und Schwert, mit Gewalt den Islam bekämpfen". Das verlangt auch niemand. Es handelt sich um einen s r i e d l i ch e n Widerstand gegen die übermäßige Ausdehnung des Islams, und diesen dürfte und müßte jede Regierung unternehmen. Dieser Widerstand sollte darin bestehen, baß die Regierung die Neger zum Beispiel darüber aufklärte, daß der Islam nur eine *) Da ein Teil des Manuskriptes verloren gegangen war, konnten wir die Fortsetzung dieses interessanten Artikels nicht eher bringen, wir mußten den Verfasser um noch einmalige Einsendung angehen, so hat sich denn die Fortsetzung bis jetzt hinausgezogen. denselben Einschränkungen wie für Sitting eine Station für die zahlreichen Schilluk zwischen Kodak und Kaka zu errichten. Mögen die dazu erforderlichen Mittel es uns ermöglichen, es noch Heuer zu tun. Soviel über das Heidenland. Im nördlichen, islamitischen Teile des Vikariates bildeten die Seelsorge für die eintzewanderten Katholiken, Schulunterricht und Werke der Nächstenliebe unsere hauptsächlichste Arbeit in deir Stationen Khartoum, O m d u r m a n und Assuan, sowie in 17 Ortschaften, die exkurrendo pastoriert wurden. (Schluß folgt.) die katholischen Millionen.* geduldete Religion sei, welche sie als minderwertig betrachtet, ferner sollte sie der christlichen Religion unter allen llmstän-den den Vorrang zuerkennen, es dürften nicht mehr, wie es geschehen, für Moscheen Regierungsgelder ausgegeben werden; es müßten vor -allem die Eingeborenen-Bemn-tenstellen nicht n u r mit Mohammedanern, sondern a u ch, und wo es geht regelmäßig, mit Christen besetzt werden. Des weiteren sollte auch in den Regierungsschulen den christlichen Missionären ein größerer Einfluß zugestanden und ihnen erlaubt werden, zu gewisseir Stunden Religionsunterricht in der Schule abzuhalten, und wenn es -auch nur zu dem Zwecke wäre, um den Eingeborenen zu zeigen, daß die Regierung Wert auf die Mitarbeit der Missionäre legt. Der Nutzen der Staatsschulen, z. B. in Deutsch-Ostafrika, steht sowieso nicht im Verhältnis zu der durch sie geschaffenen Belastung des Budgets, während die Missionsschulen dem Staate beinahe gar nichts kosten, ihm aber sehr viel nützen! (Dalwigk.) Im Sudan geschehen manchmal auch blaue Wunder. Ein reicher englischer sogenannter Philan-trop — oder Strohmann von Freimaurerlogen — gründete vor zwölf Jahren eine Art mohammedanische Mittelschule in Khartoum, Gordon-Kolleg geheißen. Der dort erteilte Unterricht ist in Anbetracht der Verhältnisse bald zu toeirig, bald zu viel umfassend, im -allgemeinen aber mangel-haft. Im Kopfe sitzt vieles, was der Verstand noch lange nicht wird verdauen können. Eine Pflanze aber gedeiht dort üppig und das ist eine große Selbstüberhebung der Schüler und Absolventen, die samt und sonders eine große Meinung von sich selber hegen, die -aber zu ihrem wirklichen Wissen in gar keinem Verhältnisse steht. Wo das hinaus soll, darüber zerbrechen sich aufrichtige Sudankenner den Kopf. Auch hohe englische Persönlichkeiten meinen, ein solches Gehenlassen züchte nur den Fanatismus. Damit haben sie recht; denn in dieser Anstalt wird er förmlich eingetrichtert und großgezogen. Bezüglich der Negerschutztruppe in Deutsch-Ostafrika, deren Angehörige, mit Ausnahme der Offiziere und einiger Unteroffiziere, alle Moslims sind — und dies gilt auch für andere Kolonien —, wird noch die Frage aufgeworfen, ob es möglich sei, diese mit einem christlichen Elemente zu vermischen. Dalwigk sagt: „Sachverständige behaupten mein', da christliche Soldaten bald den Islam annehmen würden und zu ernsten Schwierigkeiten Anlaß geben könnten (?); zudem sind die Offiziere mit ihren mohammedanischen Untergebenen sehr zufrieden und loben deren Treue (?)". -— Warum sollen die Deutschen nicht fertig bringen, was die Ägypter oder auch was Österreich in Bosnien fertig gebracht? In der ägyptischen Armee sind Christen (Kopten) mit Mohamm-öda-nerrt vermischt und sie vertragen sich gegen- seitig sehr gut. In den österr. bosnischen Regimentern gibt es christliche und mohammedanische Kompagnien. Etwaigen Ungehörigkeiten wird leicht dadurch gesteuert, daß es streng verboten ist unld bestraft wird, wenn einer den Glauben des andern lästert (iaschtem) oder ihm deswegen Unannehmlichkeiten bereitet. Jeder koptische Soldat trägt auf der Hand sein Kreuz eingedrückt, und ein Übertritt zum Islam kommt bei den koptischen Soldaten selten vor, und wenn einer vorkommt, geschieht es aus Liederlichkeit. Was aber die katholischen Neger anbelangt, so muß man die Behauptung, sie würden bald den Islam annehmen, als ganz falsch bezeichnen, besonders toertrt ähnliche Vorschriften wie im ägyptischen Heere in Kraft treten würden. Ja, sollte denn eine christliche Regierung nicht d e n moralischen Mut finden, welchen vor 70 Jahren der mohammedanische Herrscher Ägyptens Mohammed Ali zeigte, da er oben erwähnte Verfügung erließ, als er seine Untertanen, Christen und Mohammedaner, zum Soldatenstande verpflichtete? Es wäre in der Tat beschämend. Zudem fällt der katholische Neger, wenn er gut unterrichtet ist, sehr selten vom Glauben ab; er kann lasterhaft, arbeitsscheu werden, -aber Katholik bleibt er. Nicht wenige katholische Neger unserer Mission gingen zum Militär, einige auch nach Deutsch-Ostafrika, blieben aber Katholiken, wie sie es früher waren. Als Soldaten besuchten sie uns und die anderen kathol. Missionsstationen, sei es in Ägypten, sei es in Ba-gamojo oder Dar-es-Salam, und nicht in letzter Linie, um ihren religiösen Pflichten Genüge zu leisten. Also mit dem Vorwände, sie würden Moslims, ist es nichts. Jene, die solche Gründe ins Feld führen, find zudem meist abgestandene Christen. Ob ferner die gerühmte Treue moslemiti-scher Neger im Falle eines Ausstandes mit Heft 6. Stern der Neger. 129 islamitischer Grundlage standhalten würde, ist erst eine Flage. Ein entschiedenes Ja muß jedenfalls in Abrede gestellt werden! Wie Verhalten sich nun die Kolonialregierungen im besonderen gegenüber dieser ihnen zugewiesenen moralisch-idealen Aufgabe? Was ich da einigen von ihnen ankreide,, das ist auch inehr oder weniger von den übrigen zu bemerken, denn in unseren Tagen bewegt sich die hohe Politik, wo nur immer möglich, iu Leitsätzen, die von denen des Christentums verschieden sind. Der liebe Gott läßt dies jedenfalls zu, bis die Gottlosigkeit der Menschen ein gewisses Maß erreicht haben wird; dann wird er ohne Zweifel eine Geißel zu finden wissen und dem gesunden Menschenverstände zu seinem Rechte verhelfen. — Als Österreich die Lombardei und Venetien noch sein eigen nannte, da sagte man ihm nach, daß es zwar gut administriere, aber schlechtre-gierc: gut verwalte, aber schlecht leite. Es erzog das dortige Volk nicht österreichisch, sondern ließ die schlimme Aussaat der französischen Revolution ruhig aufgehen und üppig in die Halme schießen. Der da-nmlige Genevalfeldmarschall, der gute Vater Radetzky, welcher nicht nur als der größte Stratege nach Napoleon L im verflossenen Jahrhundert gilt, sondern auch den gewiegtesten Diplomaten beigezählt werden kann, wetterte tüchtig in seinen Gesprächen und Briefen über die damalige Regierungsmaschinerie drunten an der Etsch und mit Po. Hätte man ihm in letzter Stunde nicht freie Hand gelassen, so wäre schon das Jahr 1848 ein Anno 1859 geworden. In diesem mußte Österreich tüchtig Lehrgeld zahlen, scheint aber trotzdem nicht vollkommen ausgelernt zu halben, da es die Reichslande Bosnien und die Herzegowina wiederum nur gut administriert, aber schlecht regiert hat; denn nur so kann man sich viele der dortigen Vorfälle erklären. Die von Gott losgelöste politische Weisheit gedeiht eben nur auf ganz seltenen Mistbeeten! Über das englische Koloni sierungs-system, über England überhaupt kann man zufolge verschiedener Gesichtspunkte verschiedener Meinung sein. Ich behalte die ineinige wohlweislich für mich! Bezüglich Ägypten aber muß jeder nüchterne Mensch die englische Leitung gutheißen und sie auch zu fördern trachten, wenigstens solange ihr nichts Gleichwertiges aufge pfropft werden kann. Nur scheint auch da von England zu gelten, was man Österreich vorgeworfen. Es administriert gut. Dkhurrsleger, (Bahr:el»6haral.) 130 Stern der Neger. Heft 6. feine Verwaltung hob den Mittelstand des Volkes. Wenn England dabei noch gut profitiert — und ohne das rührt es keinen Finger —, so ist das nur selbstverständlich. Andere täten es auch so. ja noch schlimmer. Aber es hat die Ägypter nicht erzogen, was doch nicht allzu schwierig gewesen wäre. -Bor zehn Jahren hat man es mit Staunen wahrgenommen, daß der größte Teil der Bevölkerung der englischen Bevormundung feindselig gegenübersteht. In Büchern und Abhandlungen werde» die Ursachen erörtert, manchmal wird dabei tüchtig übers Ziel geschossen, nicht oft wird man der Wirklichkeit gerecht. Einen Vormund muß Ägypten haben, es kann nicht auf eigenen Füßen stehen, und nach Lord Cromer müssen Generationen vergehen. ehe die Frage politischer Selbständigkeit nur angeschnitten werden kann. Die hohe Paschagesellschaft, der Moschee-und der andere halbgebildete städtische Pöbel mit und ohne Handschuhen wären freilich anderer, entgegengesetzter Meinung. Von den Jungtürken, welche ihr Vaterland an den Rand des Abgrundes gebracht und sich nur durch Hoffart bei glänzender Unfähigkeit auszeichneten, scheinen die Herrlein am Nil nicht lernen zu wollen. Hier versuchen die Marsjünger auch die unrühmlichen Eigenschaften ihrer türkischen Kollegen, nachzuahmen, die Redlichkeit und die Ritterlichkeit aber nicht! Eine der Ursachen, welche die Anmaßung der halbgebildeten Ägypter geradezu züchtet, ist die wahrnehmbare Schwäche der englischen Herrschaft dem Islam gegenüber da, wo er rechtens im Zaume gehalten werden müßte. Wie schon vorher erwähnt. ist der christliche Kolonialpolitiker ja weit entfernt, mit Gewalt die von den Moslims erworbenen Rechte zu unterdrük-ken oder einzuschränken. Aber das Zuviel muß gerügt werden. Es verträgt sich nicht mit einer christlichen Okkupation hReichs-verwaltung) in Ägypten — und als gute Christen wollen ja die Engländer noch gelten —, daß bei Streitsachen zwischen. Christen uird Moslims. welche das religiöse Gebiet berühren, der christliche Teil meistens rechtlos erscheint. Wird z. B. von christlichen Eheleuten eines mohammedanisch — und das geschieht beinahe immer ans schmutzigen Gründen —, so ist dadurch allein schon die Ehe aufgehoben, und es wird der christliche Teil entrechtet, sei er auch dem starken Geschlechte beizuzählen. Der mohammedanische Teil kann den christlichen einfach verlassen, die.Kinder an sich nehmen snicht immer!), was der letztere ohneweiters hinnehmen muß. Warum -beim soweit nachgeben? Kein Moslnn kann vernünftigerweise etwas .dagegen haben, wenn gesetzlich der mohammedanisch ge-wordene Teil verpflichtet würde, die Ehe-gemeinschaft aufrechtzuerhalten, wenn es der andere Teil verlangt oder damit zufrieden ist. Wenn in Ägypten noch vieles der sonderbaren Verhältnisse erklärlich ist, so nötigt im Sud an manches dem christlichen Sozialpolitiker entschiedenes Kopfschütteln ab. Man kann eben nicht verstehen. außer man läßt die früher erwähnten m a t e r i a l i st i s eh e u Grundsätze als einzigen Gesichtspunkt gelten, daß man auch z. B. da. wo die schmutzigen arabischen Händler kein Heimatsrecht besitzen, d. h. in den n i ch t in o h a m m e d a n i-schen Teilen des Sudans unter den heidnischen Negern, sie noch verhätschelt werden; daß man es zuläßt, daß sie sich dort anmaßend benehmen und sich gleichsam als Leute der Regierung ausspielen. Der Missionär als solcher und als gebildeter Europäer steht sich manchmal ganz jo-bischen Prüfungen und Situationen -gegenüber. Nach deutscher Ritterart dreinhauen darf er nicht! Immer die Polizei und die Verwaltung gegen das moslemi-tische Gesindel angehen, macht auch diese nervös. Und so bleibt ihm nicht selten nichts anderes übrig, als sich in Geduld krümmen! Das ist ein Äreuz aus hartem, hartem Holz! Der bahrisch-wäldlerische Charakter bäumt sich dagegen auf, aber auch der muß unter diese Bürde. I«, es ist hart! Es könnte aber, ohne jemanden unrecht zu tun, eingerichtet werden, daß überall im h e i b n i s ch e n Sudan, wo Europäer, besonders Missionäre — und diese sind Wohl nicht schlechter als andere, im Gegenteil — ansässig sich befinden, diese die Kontrolle und eine Art Aufsicht über die am Platze ansässige mohammedanische Händlersippe zu führen hätten*. Weiter und das wäre auch noch dazu ganz pnri-■ tonisch —, daß kein Muslim im heidni-•» scheu Sudan j n n g e u n d n n v e r h e i--X a11tc N e g er beiderlei G e -schlechtes in seinen Dienst nehmen dürfe, sondern nur ältere Personen. Sind solche in ungenügender Zahl zu haben, so soll y sich junges und altes Volk sein e r Sippe von Khartoum, Omdurman oder Berber kommen lassen. Ferner kan» man es wiederum schwer begreifen, warum im heidnischen Sudan (in Deutsch-Ostafrika ungefähr auch so) von Regierungs wegen die mohammedanischen Feste gefeiert und dazu auch die heidnischen Eingeborenen beigezogen werden, auch daß gerade die ägyptischen Negerbataillone auf Märschen n. dgl. die mohammedanische Glaubensformel zu fingen haben, während man diese bei den Weißen ägyptischen Soldaten bei derartigen Gelegenheiten nie oder nur selten hört! Dem größten Teile der Negersoldaten ist ja so der ganze Kram gleichgültig: -wenn sie nur Essen und Wei- * Eine Ansicht, über deren praktische Klugheit sich wohl diskutieren läßt. (Anm. d. Red.) ber haben. Jir einem Worte: Manchem könnte man wehren mit Grund itnlb Gerechtigkeit — tut es aber nicht. Atheistische Politik, Gleichgültigkeit und Verranntheit spielen dabei eine und dieselbe Rolle. Im Missionär sieht man überdies den, wenn auch stillen, Mahner und möchte ihn kalt-gestellt sehen. Sagte ja sogar ein höherer katholischer Offizier — zu Ehre» der Engländer sei es gesagt, daß er ein Nichten'glünder war — zu einem unserer Missionäre: „Ja, wer hat euch eigentlich gerufen?". Da wäre man doch weit berechtigter zu fragen, wer denn nach Afrika und Asien Franzosen, 'Engländer und Deutsche gerufen hat? Ich glaube, man wünscht nicht die Missionäre, sondern eher a n d e v e über alle Berge! Frankreich, obwohl äußerst religionsfeindlich, zeigt in seinen Negerkolonjen dem Islam doch manchmal die Zähne; auch jetzt der Kongostaat. Aber auch da stehen wir noch weit hinter dem Wünschenswerten zurück. Die verlotterte Schanldrepnblik Portugal kommt gar nicht in Betracht. Diese liefert anderswo ihre Stücklei ii. Mein liebes Deutsches Reich hat bezüglich dieses Kapitels seine Fahne auch nicht rein-gehalten! Ließen doch sogar Bezirkskom-missäre Missionäre einsperren, damit die Herren unterdessen sich desto nngeschen-ter junger Negerinnen erfreuen konnten! Gewisse Namen sind ferner »och zu be-kannt, als daß ich sie zu nennen brauche. Ihr Gebaren dem Islam gegenüber krankt ebenfalls an den vorher geschilderten Übeln. Sie verhätschelt ihn wie ihre Verwandte überm Kanal. Ist doch typisch die gerade in Deutsch-Ostasriöa ausposaunte nmb dort allgemeine, aber durch und durch irrig e und weiter oben abgetane Ansicht, als könnten christliche (besser katholische) Negersoldaten unter mohammedanischen Kollegen sich nicht halten! 132 Stern der Neger. Heft 6. Veranstalten wir einen -Überblick, so sehen inir einerseits g e s a h rb r o h ende Symptome des fanatischen Islams, ander-seits große Nachlässigkeit der europäischen Kolontalregierungen jenem gegenüber. Es ist höchst befremdend, daß Regierungen von Neichen und Völkern, welche sonst im- mer mit Kultur prahlen, einen ganzen Erdteil dieser kultur-feindlichen Seuche z n r B e u t e fallen lassen w ollen! Man erwäge wohl, wie das enden wird. (Fortsetzung folgt.) Tierfabeln der HfidioIL (Schluß.) Gesammelt v. P. P. Erazzoiara F. S. C. 3. Der Hase und der Leopard. Es ist bei den Atscholi seit uralten Zeiten Brauch, sich zu Meistern in der Tä- „itöiiio".* Und so ging es fort. Herr Kwac aber war schlau genug, sich auch dünn ans den Boden zu werfen, wenn er nach der Totalansicht towierkunst zu begeben, um sich bei ihnen den Körper verzieren zu lassen. Da sich der Hase nun einmal einen bedeutenden Ruf in dieser Kunst erworben hatte, kam auch Herr Kwac (Leopard) zu ihm, um sich von ihm diese Operation vornehmen zu lassen. Der schlaue Hase nahm nun dem Herrn Kwac gegenüber Stellung und belehrte diesen mit folgenden Worten: „Wenn du ein Geräusch hörst wie „will—it", so werfe dich auf beit Boden! Hörst du aber ein Geräusch wie „udii—io", so zeige deine Brust kräftig her!" Der Hase warf einen Stein, und es schwirrte durch die Luft „luiiiii"; wieder kam ein großer Stein I Weisung des Hasen hätte stehen bleiben sollen. Der Hase, welcher glaubte, Herr Kwac sei auf seine Ratschläge eingegangen und sah, daß sich derselbe nicht mehr rührte, hielt ihn für tot. Dem war aber nicht so. Das listige Tier stellte sich nur tot, um den Hasen zu täuschen, dieser trat nun näher hinzu und lachte höhnisch: „Haha, das hättest du wohl nicht geglaubt, du alter Sünder, daß es so schnell mit dir zu Ende ginge? Nun heißt es: in den Kochtopf wandern!". Der Kwac aber lag still * Die Eingebornen dahier hoben ein sehr seines Gehör; sie hören alles und jedes sprechen, auch da, wo wir nur Handlungen sehen. Wenn sie etwas tun, so sagen sie auch immer, welche Laute dabei zn vernehmen sind. 133 Heft 6. Stern der Neger. und unbeweglich da, obwohl er natürlich jedes Wort verstanden hatte. Der Hase ging nun nach Hause, um seine bessere Hälfte, die „Min-Mboi" zu holen. (Mutter des Mboi.)* Diese brachte einen großen, runden Korb aus dem Kopse mit sich, um darin den toten Kwac, „Ringu" (Fleisch)** in ihre Behausung zu tragen. Sie nahmen also den Kwac und legten ihn in den Korb. Herr Hase nahm als Erster den Korb auf bcn Kopf, den er durch einen aus Gras geflochtenen Kranz*** geschützt hatte. Nun begann aber der totgeglaubte Kwac seine Krallen durch den Korb herauszu- läßt der Kwac auch sie seine Krallen fühlen. „Eeeh, eech!" kommt es bmt ihren Lippen, „der Kranz ist noch zu dünn." Sie stellt die unbequeme Last auf den Boden und richtet einen noch viel dickeren Kranz zurecht. Aber auch dieser nützte nichts, denn alsbald bekam Herr Hase wieder die Härte des Korbes zu spüren. Indes erreichten sie glücklich, wenn auch ermüdet ihr Heim. Dort öpfnetm sie den „Dero" (iGetveide-speicher)* und legten den vermeintlichen Daten hinein. Nachdem Herr Hase sich ein wenig ausgeruht hatte, wetzte er sein Messer und de- von Khartoum. stecken, so daß sic der Kopf des Hasen zu spüren bekam. „Eeeh, eeeh!" meinte dieser, „der Graskranz ist zu dünn. Mache einen anderen zurecht!" Es wird nun ein dicker Graskranz gedreht. Das Tragen des Korbes überläßt aber der Hase diesmal seiner Frau. Es dauert tticht lange, so * Wenn eine Frau einmal Kinder hat, so hört man nur mehr selten ihren Namen nennen; sie heißt daun die „Mutter des so und so" (mnin ngade). ** Hat jemand Jagdglück gehabt, so sagt er, er habe „Fleisch" erlegt (oneko ringu). *** Der Eingeborne tragt alles auf dem Kopfe; um es angenehmer tragen zu können, dreht er zuerst einen Kranz aus Gras und legt darauf die Last. Dieser Kranz („ICotac“) spielt darum immer eine große Rolle, wenn es sich um Träger handelt. rcitete sich zur Metzgcrarbeit vor. Er ließ sich von seiner Frau den „Dero" öffnen und stieg, mit dem Messer in der Haud, Ijineiin1. Mer, o Schrecken, der totgsAauibte Kwac zeigte jetzt dem Hasen ganz gewaltig seine Krallen und war nahe daran, mit ihm die Rolle zu tauschen. Der Hase ließ vor lauter Angst das Messer fallen und * Der „dero“ ist ein runder Behälter von sehr verschiedener Größe. Er wird aus Ruten geflochten; die Wände werden mit Lehm verstrichen. Das Ganze steht auf vier Pfählen. Das Dach wird für sich verfertigt und kann daher abgehoben werden. Dieser „dero“ dient als Speisekammer und dann auch als Rumpelkammer für alles. Will einer darinnen etwas suchen, so muß ihm jemand das Dach aufheben und stützen, wenn nicht eine Stange diesen Dienst versieht. 134 Heft 6. Stern der Neger. schrie nach Leibeskräften, damit es feine Frau doch höre und ihm den „Dero" öffne. Endlich, nachdem der Hase die verzweifeltsten Sprünge gemacht, um sich für einige Augenblicke mid) von den Krallen des grim-migen Kwac ferne zu halten, wurde von außen geöffnet. Im Nu war der schnellfüßige Hase draußen ttitb rannte in wilder Flucht davon, während ihm der Kwac wutschnaubend nachjagte. Schließlich schlüpfte der Hase in das Loch eines Termitenhügels, wo der Kwac das Nachsehen hatte. Dieser gab jedoch die Hoffnung nicht auf, und nachdem er eine Weile nachgedacht hatte, rief er ins Loch hinein: „Warte nur, du Spitzbube! Diesmal geht's dir an beit Kragen. Heute hast du es mit mir zu tim" (tin wakudi). Nun rief der Kwac den „Lawuln" (ziemlich großer Vogel) und den „K wateng" (Falke) herbei und trug ihnen auf: „Bleibet ein wenig hier und laßt mir den Hasen nicht aus dem Loche heraus, wäh-ren(b< ich heimgehe, um meinen „Kwer" (Hacke) zu holen, damit ich den Hasen aus-grnbeu kann." Die Vögel waren damit einverstanden, und der Kwac ging eilends nach Hause. Der Hase hatte alles mit angehört, um was es sich handle. Nun hieß es schnell handeln, sollte er aus der Schlinge entkommen. In seiner Findigkeit hatte er sich auch schnell einen Rettungsplan zurechtgelegt. Da der „Lawuln" ganz nahe bei dem Loche Wache hielt, so begann der Schelm geräuschvoll zu kauen und mit den Mundwerkzeugen zu arbeiten, als habe er einen saftigen Braten zwischen den Zähnen. Der Lawuln draußen hörte es und fragte neugierig: „Was kaust du denn so?" „Nichts", gab der Hase zurück und kaute ruhig weiter. Dem Lawuln lief das Wasser im Munde zusammen und er bat: „Lieber Hase, gib mir doch einiges davon!". Nun sagte der Hase: „Mache die Augen recht weit auf, dann gebe ich dir davon." Der einfältige Vogel riß die Augen so weit auf, daß das Weiße derselben sichtbar wurde, und im nächsten Augenblicke hatte er schon eine Handvoll Staub in -den Augen. Während sich nun der verdutzte Lawuln die Augen ausrieb und deshalb den Wachedienst nicht mehr versehen konnte, schlich sich der Hase leise davon, ohne daß der Lawuln es merkte, er glaubte daher den Hasen noch in Gewahrsam zu haben. Inzwischen war der Kwac mit seiner Hacke zurückgekehrt und machte sich mit allem Eifer au die Arbeit, um den Frevler der verdienten Strafe zuzuführen. Das Gefühl der Rache verlieh ihm stets neue Kraft. Indessen zog sich der Hase zu Hause festlich au. Er »ahm auch seine zwei Lanzen mit sich, wie es sich geziemt, wenn man auf Besuch geht? In diesem Aufzuge, der ihm ein verändertes Aussehe» gab, begab er sich nun zum Herrn Kwac, den er eifrig beschäftigt fand. „Onkel!" redete er ihn mit verstellter Stimme an, „was gibt's denn heute, daß Sie fich's soviel Schweiß kosten lassen?" „Ha,' ihr lumpigen Hasen!" erwiderte der Kwac zornig, „ihr führt die Leute nur so an der Nase herum; das soll dein Verwandter heute einmal büßen." „Was?" gab der Hase zurück, „wir sind vornehme Leute vom Hofe des Königs; die euch Plagen, sind niederes Gesindel." Dann machte er sich anheimisch, dem Kwac bei * Geht eilt Atscholi auf Besuch, so wäscht er zuvor den ganzen Körper und ölt sich gut ein, sodas; die Haut schön glänzt. Er uingibt sich dann noch mit verschiedenem Schmuck, nimmt seine zwei bis drei Lanzen, und — es kann gehen. Bogen und Pfeil sieht man hier nicht mehr, außer als Spielzeug und Schmuckgegenstand. Bis vor kurzem hatte man hier zahlreiche .Gewehre als Paradestücke; sie werden aber jetzt von der Regierung eingezogen oder vorsichtig versteckt. Heft 6. Stern der Neger. 135 seiner Arbeit zu helfen. „Laß mich auch etwas graben!" meinte er. bit bist bereits »lüde." Der Kwac war damit einverstanden. nnd der Hase machte sich nun eifrig zu schaffen. Schließlich steckte er seine Hand tief Ms Loch hinein! uinjb- brachste bann einige Haare zum Vorschein, die er sich aber schon vorher ausgezupft hatte. „Da. schau einmal her!" sagte er dann, „hätte ich jetzt so lange Arme gehabt wie du. so hätte ich ihn sicher fassen können. Stecke du deine Hand hinein, und er gehört dir." Das ließ sich der Kwac nicht zweimal sagen. Sofort schlüpfte er ins Lach hinein, soweit er konnte, so daß nur mehr die Hinterbeine sichtbar waren. Der Hase benützte diesen günstigen Augenblick, ergriff seine Lanze und schleuderte sie mit solcher Wucht.gegen den armen Kwac, daß derselbe nicht mehr aus dem Loche herauskam. Den Lawulii erfaßte jetzt gleichfalls Schrecken und schnell flog er auf den nächsten Baum. Der Hase machte sich sofort an ihn heran und redete ihm vor, daß er auf dem -Baume nicht sicher wäre; er würde den Baum fällen. Würde er sich aber auf einem Termitenhaufen niederlassen, so werde er ihn verschonen. Der Hase drehte sich auch wirklich einen „Kotac" (Graskranz). als ob er den Baum forttragen wolle. Der dumme Vogel, dadurch geängstigt. flog auf den nächsten Termitenhaufe». Der Hase aber schleuderte in einem günstigen Augenblick seine Lanze gegen ihn und blies so auch ihm das Lebenslicht aus. Gin Tiroler Millionär in Äquatorial - Afrika. m IMd Dem Deben nacherzählt von Robert Conolli. RSJ (16. Fortsetzung.) Armer Jüngling! Ich kannte sein Herz zu gut und empfand daher -auch- zu lebendig. wie schwer ihm gerade der letzte Umstand sein mußte; doch auch in dieser Lage fand er -nach einen Trost, und das war in dem goldenen Büchlein des gottseligen Dhoinas von Kempen. Am Feste der Unbefleckten war er trauriger denn je. An jenem Morgen waren die Kinder ganz erschreckt zur Mission gekommen. Kikele, der Zauberer, hatte ihnen gedroht, daß er in der einen oder -anderen Nacht den weißen Teufel in seiner Hütte langsam rösten würde. Wenn sich der Jüngling ob dieser Kunde auch nicht aufregen ließ, so -Befiel ihn doch eine nicht ganz unberechtigte Angst ob des zukünftigen Schicksals der Mission. Endlich war auch das so sehnlichst erwartete Weihnachtsfest herangekommen, aber ohne daß bisher der so oft schon versprochene Priester eingetroffen wäre. Da an -den beiden Weihnachts-tagen jed-e Arbeit an den noch unvollendeten Hütten ruhte, versammelte sich am zweiten Festtage eine Schar Neger vor Friedrichs Hütte, die ungefähr folgendes Gespräch ntiteinanber führten: „Ich fürchte, daß der Weiße krank ist,' da er immer einen Tag ausruht, wenn die Sonne sechsmal ihren Weg am Himmel zurückgelegt hat. und jetzt sind es bereits zwei Tage, daß -man ihn nicht mehr sieht." „Er wird wohl abgereist fein," erwiderte eine Frau. 136 Heft 6. stern der Neger. „Das kann nicht fein, da Öer König es nicht zuläßt; der Weiße hat dessen Sohn gerettet, und deshalb hält der König viel auf ihn und will ihn nicht mehr fort lassen. Ich denke, er wird krank sein." „Das wird noch weniger der Fall fein," warf ein Dritter ein. „Weißt du denn nicht, daß diese weißen Teufel nur in ihren alten Tagen krank werden, wenn sie be- Solo-ITlädchen. reits sterben müssen? Befällt sie sonst ein kleines Mel, so nehmen sie gewisse Pulver und alle Krankheit muß vor denselben weichen; helfen auch diese Pulver nicht, so heileit sie fast immer mit Wasser, das sie den Kranken unter Beobachtung von allerhand Gebräuchen über den Kopf gießen." „Wer folgt mir? Wir wollen in die Hütte eindringen, um zu sehen, wo er sich befindet," schrie jetzt einer der Mutigsten, und im gleichen Augenblick öffnete er auch bereits die Tür; ohneweiters folgte ihm die ganze Schar. Friedrich war gerade mit dem Mittagessen fertig, als die nicht im mindesten erwarteten Besucher in seine Hütte drangen. „Was wollt ihr von mir?" wandte er sich lächelnd an die Eindringlinge. „Wir glaubten, du seiest abgereist." „Was hat euch denn aus diesen Gedanken gebracht?" „Gestern und heute ist dieser Ort, beit du bewohnest, tot wie ein stehendes Sumpfwasser." Friedrich war froh oft dieser Bemerkung ; sie zeigte ihm, daß die Neger Interesse an ihm hatten. Er benützte daher auch die günstige Gelegenheit, um ihnen zu erklären, warum er an den zwei Tagen nicht habe arbeiten lassen. Er führte sie in die Kapelle, zeigte ihnen dort ein Bild, das die Geburt in dem Statte zu Bethlehem darstellte, und erklärte ihnen in rührender Weise das Leben des Gottmenschen und wie ein jeder verpflichtet sei, das zu befolgen, was er in seinem irdischen Leben gelehrt habe; wie er allen jenen, die ihn nicht lieben würden, das einige Feuer androht, jenen aber, die sein Gesetz der Liebe befolgen würden, den ewigen Hiut-mel versprochen habe. Die Unterweisung dauerte lange, häufig unterbrochen durch die Fragen der Schwarzen; die Frucht war jedoch, daß ungefähr die Hälfte der Anwesenden noch mehr über diese unbekannte Religion zu erfahren wünschte und sich infolgedessen als Katcchumenen eintragen ließ. So belohnte Gott die Entbehrungen, welche Friedrich feinettoegen auf sich neh-! men mußte. Bevor sich Friedrich an jenem I Weihnachtsabend mit seinem treuen Kate-chumenen zur Ruhe begab, sagte er zu ibm: ' „Danken wir heute dem Herrn aus ganzem Herzen; denn 'heute hat er uns einen reichen Fischfang beschert." „Ja, ich werde ihm. vom Herzen danken, aber . . „Was wolltest du sagen?" „Daß ich auch heute die heilige Dause nicht empfangen habe." „Opfern wir alles dem Herrn auf und er wird dann die Ankunft dieses so heißersehnten Tages schon beschleunigen. Inzwischen bereite dich immer eifriger darauf vor; denn ich habe ein gewisses Vorgefühl, daß der Tag nicht mehr ferne sein wird." Gott hatte es jedoch anders beschlossen; Friedrich sollte, bevor dieser Tag anbrach, den Kelch der Leiden und Entbehrungen bis zur Hefe trinken. 26. Kapitel. Der Neujahrstag 1878 brach an und verstrich, so auch der ganze Jänner. Friedrich jedoch blieb -mit seinen treuen Kate-chumenen ohne jegliche Nachricht aus Porto-Novo. In den ersten Tagen des Februar mußte auch Gabriels Bruder Pius, der zum zweitenmal nach Porto-Novo geschickt worden war, zurückkehren; sollte auch diesmal wieder kein Priester mit ihm kommen, so mußte er doch sichere Nachrichten von dort mitbringen. Am Morgen des 2. Februar herrschte reges Leben in der kleinen Station. Die Kapelle war auf das schönste geschmückt und Schulter an Schulter reihten sich die kleinen Krausköpfe, welche voller Begeisterung in die Lauretanische Litanei einstimmten. Nur Gabriel war abwesend; er war ausgegangen, um die nötigen Einkäufe zu besorgen, da Friedrich seine Kate-chumeneu am heutigen Tage in der Station bewirtn: wollte; hatte er doch eine gewisse Ahnung, daß Pius noch heute entweder mit einem Priester oder wenigstens mit frohen Nachrichten ankoinnren würde. Er war heute außergewöhnlich gut aufgelegt und betrachtete mit Freuden die große Schar Knaben, welche vor dem Bilde der Unbefleckten auf den Knien lagen; bald, vielleicht morgen schon, würde auf bent unansehnlichen Altare, der von dem Bilde der Unbefleckten gekrönt war, das Opfer des Neuen Bundes dargebracht werden. Ja, nach einigen Tagen sollte auf das mächtige Wort des Priesters hin das menschgawordene Wort Gottes vom Himmel auf diesen Altar herabsteigen. In diese Gedanken vertieft, schlug Friedrich die „Nachfolge Christi" auf und seine Blicke fielen auf die Worte: „Sohn, laß die Arbeiten, die du um meinetwillen auf dich genommen, deinen Mut nicht brechen, noch Drangsale dich irgendwo niederschlagen; sondern meine Verheißung stärke und tröste dich bei jedem Vorfall. Ich bin mächtig genug, über alle Weise und alles Maß zu vergelten." (HI, 47.) Friedrich hatte diesen Satz gerade zu Ende gelesen, als Gabriel mit ganz verstörtem Antlitze in der Kapellentür erschien. Auf die bestürzte Frage des Katechisten, was denn vorgefallen sei, entgegnete er: „Ich habe dir eine betrübende Nachricht zu übermitteln. Der König will nämlich heute seinen Vorfahren eilt Opfer darbringen; als ich bei der königlichen Behausung vorbeiging, vernahm ich bereits das Jammergeschrei der armen Opfer." Friedrich schwieg und schien in diesem Augenblicke einen wichtigen Entschluß zu fassen; dann wandte er sich entschlossen an seinen Katechumenen: „Ich vertraue dir die Kütder und die ganze Station an; lasse die Kinder heute erst eine Stunde vor Sonnenuntergang nach Hause gehen; ich werde nt id) zum Könige begeben und versuchen..." „Was kommt dir in den Ginn," unterbrach ihn Gabriel ganz erschrocken. „Weißt du beim nicht, daß derjenige, der es wagt, sich bei diesen Gelegenheiten dem Könige vorzustellen, dem sicheren Tode verfallen ist?" „Glaubst du, daß mein Leben mehr wert sei als eine einzige Seele, die der Sohn Gottes unter so vielen Leiden erlöst hat?" an, daß Friedrichs Entschluß ihm zu Herzen ging. „Es ist dir nicht unbekannt," fuhr dieser sort, „welches Fest wir heute begehen. Ich vertraue auf den mächtigen Schutz derjenigen, die da die Mutter der Barmherzigkeit genannt wird. Mein Herz sagt mir, daß heute kein Tag des Unglük-kes und Jammers für uns sein kann, vielmehr wird es ein Tag der Gnade und der Schlafkranke. „Wenn dir schon nichts an deinem Leben gelegen ist, so habe wenigstens mit uns Mitleid, die wir doch auch vom Sohne Gottes erlöst worden sind ..." „Du mit diesen Kleinen bist bereits aus dem Wege des Heiles; anders steht es mit jenen Unglücklichen, die sich heute dem ewigen Richter stellen müssen, ohne das heilige Wasser empfangen zu haben." „Und was wird mit uns geschehen, wenn dn nicht mehr zurückkehrst?" „Gott wird schon für euch zu sorgen wissen." Gabriel neigte das Haupt, er wagte weiter nicht mehr zu widersprechen; die heißen Tränen, die er vergoß, zeigten jedoch himmlischen Segnungen sein. Du weißt ferner, daß mir der König nicht übel gesinnt ist, und das gibt mir noch mehr zuversichtliche Hoffnung. Außerdem fehlt heute sein Sohn, den wir geheilt haben, das ist ein weiterer Entschuldigungsgrund für mich; der König wird mir nicht zürnen, toeitn ich mich nach dem Befinden seines Sohnes erkundige." Mit diesen Worten begab sich Friedrich wieder in die Kapelle, um sich noch einmal dem mächtigen Schutze der Himmelskönigin zu empfehlen; als er sich dann entfernen wollte, trat ihm Gabriel entgegen und suchte ihn mit aller Gewalt zurückzuhalten. „Wenn du, mein Sohn, Gott wirklich liebst, so mache mir keine Schwierigkeiten mehr; bete vielmehr, daß Gott meinen Schritt segnen möge," sagte ihm jetzt Friedrich mit Entschiedenheit. „Erlaube mir wenigstens, daß ich dich begleite, um mit dir alle Gefahren zu teilen und auch zu sterben, wenn es sein muß." „Nein, das kann ich nicht zugeben; deine Pflicht ist, hier zu wachen und zu warten, bis ich zurückkehre, denn ich bin sicher, daß ich heute noch zurückkehren werde, um hier vor dem Altarezudanken." Friedrich entfernte sich jetzt eiligen -Schrittes, um ja noch zur rechten Zeit anzukommen. Der Vorhof des königlichen Palastes war gesteckt voll, alle taten sich beim Branntweine gut, der bei dieser Gelegenheit reichlich ausgeteilt wurde. Dem ersten königlichen Sklaven, der Friedrich zu Gesichte kam, teilte er mit, daß er den König sprechen müsse. Doch der Sklave erwiderte ihm, daß der König jetzt den Tod seiner Vorfahren beweine und deshalb nicht gestört werden dürfe. Wie sehr Friedrich auch auf seinem Verlangen bestand, es war alles vergeblich. Er begab sich daher selbst auf die Suche nach dem Könige. Alls er endlich dem Sohne desselben begegnete, teilte er ihm mit, daß er wichtiger Angelegenheiten halber unbedingt mit dem Könige sprechen müsse. Der Sohn entfernte sich und kehrte bald mit der Kunde zurück, daß sein Vater be- reit sei, ihn ganz im geheimen zu empfangen, zu gleicher Zeit führte er ihn in das Gemach des gefürchteten Herrschers. Dieser fuhr Friedrich gleich erzürnt an: „Weißt du nicht, daß man sich mir heute unter Todesstrafe nicht nahen darf?" „Für mich gibt es zwischen Löben unlb Sterben keinen Unterschied. Ich bin ohne Zagen zu dir gekommen, da ich weiß, daß du ein gutes Herz hast und ich dich fragen möchte, warum deine Söhne heute nicht zu mir gekommen sind; ferner möchte ich dich noch trösten, da ich vernommen habe,wiedeinHerz heute ob der Trauer um deine Ahnen ganz schwarz sei." Nach dieser Einleitung machte Friedrich dem Könige strenge Vorwürfe ob des grausamen Unternehmens, das er vorhatte, und schloß dann: „Wenn du glaubst, daß das Blut eines Weißen hinreichend sei, so vielen Unglücklichen das Leben zu retten, so nehme es hin, hier bin ich; mache mit mir, was dir das Beste scheint!" „Weißer," unterbrach ihn der König, „ich habe dir genug Beweise meines Wohlwollens gegeben; hüte dich jedoch, mich in das Verderben zu bringen, indem du mich abhältst, unseren Stammesgebräuchen nachzukommen. Hindern die Weißen von Porto-Novo vielleicht den König Taffa an den Sklavenopfern?" „Ich weiß, daß du vernünftig bist und daß du daher nichts dagegen haben wirst, wenn ich wenigstens für die Seelen der unglücklichen Opfer sorge. Schenkst du mei- Timz dei Didiur-Reger. 140 Stern der Neger. Heft 6. net Bitte Gehör, so werde ich ibtr einen Gegenstand schenken, mit dem dn den Lauf der Sonne messen kannst, einen Gegenstand, wie ihn früher nicht einmal die Weißen Könige besaßen." Dabei zog Friedrich eine Uhr hervor und zeigte sie dem Herrscher. Der König griff darnach und nahm sie ohneweiters zu sich. „Und was ist nun dein Verlangen, Weißer?" „Wann werden deine Sklaven geopfert werden?" Der König dachte etwas nach, dann erwiderte er: „Morgen in aller Frühe." „Du wirst mir gestatten, daß ich diese Nacht in ihrer Mitte verbringe." „Ich werde versuchen, dich ungesehen zu ihnen zu lassen; merke dir aber, sobald du die Kriegstrommel vernimmst, mußt du die Flucht ergreifen, denn sonst ist es um dich geschehen." Es mochte ungefähr Mittag sein, als Friedrich, in eine Decke gehüllt, das Gemach des Königs verließ. (Fortsetzung felgt.) Verschiedenes. Anerkennungen für katholische Missionäre. Vor einiger Zeit gab es in Belgien einen Verleumdungsseldzug der Freimaurer und Sozialisten gegen die katholischen Kongomissionäre. Diesem Feldzug machte eine Rede des Königs Albert mit folgenden, auf den Kongo bezüglichen Sätzen ein (änbe: „Ein erhabenes WerkI Ja, meine Herren, ich, der ich diese Kolonie bereist habe, bezeuge nicht ohne Stolz, daß sie würdig ist unserer Sorgfalt und unseres Stolzes. Und durchdrungen von Hochachtung, verneige ich mich vor dem Andenken aller derer, die mit heroischer Tapferkeit, mit brennendem Glauben, mit einem Glauben, der veredelt, ans einer barbarischen und undurchdringlichen Gegend ein Land gemacht haben, ganz und gar offen dem Fortschritt, ein Land, in dem Nächstenliebe und Verbreitung des Glaubens die Morgenröte der Zivilisation leuchten ließen, und das verwaltet wird durch ein erleuchtetes Volk". Der bekannte protestantische Afrikaforscher Dr. Rohrbach (Berlin) erklärte auf dem evangelisch-sozialen Kongreß in Nürnberg, der schlimmste Fluch Afrikas sei die Arbeitsunlust des Negers; verzehnfacht müßten die Missionäre und die Ärzte werden, die man nach Afrika .schicke, und verzwanzigfacht die Mittel. Nur unter dem Zwange der Autorität könne man an den Negern die notwendige Erziehung verrichten. Darin seien die katholischen Missionen mustergültig. Ihre Erfolge durch Autorität und Disziplin seien mustergültig; wenn nicht die protestantischen Missionen die katholische Missionspraxis nachahmen, werde ganz Afrika noch katholisch. Der Nationalliberale Dr. Pasche führte in einer Rede im deutschen Reichstage ans: „Was dann die Frage der Missionen anbelangt, so kommt in dem Artikel* der alte einseitige Standpunkt zum Ausdruck, den man vor zehn Jahren unter den Farmern stets vertreten fand, und der sich in Äußerungen Luft machte, wie: „Da sitzen die Missionäre auf den schönen Bergen, bauen sich an den schönsten Stellen ihre Häuser hin, leben verhältnismäßig bequem und hetzen nur die Schwarzen auf, daß sie *) Gemeint ist ein Artikel der „Kölnischen Zig.". Heft 6. 141 Stern der Neger. nicht arbeiten sollen". Ich habe bei meiner Anwesenheit in Afrika diesen Dingen nicht auf den Grund gehen können. Aber ich habe die Frage nicht aus den Augen gelassen, und ich bin zu der Überzeugung gekommen, daß, wenn man überhaupt von einer segensreichen kolonisatorischen Tätigkeit sprechen will, man vor allen Dingen mit wärmster Anerkennung dessen gedenken muß, was die Missionen für die Erschließung der Kolonien getan haben. (Lebhafter Beifall.) Mag auch der eine oder andere dabei falsche Wege eingeschlagen haben und vielleicht in seinen humanen Bestrebungen zu weit gegangen sein, im großen und ganzen haben die Missionen segensreich gearbeitet. Sie haben auf das Gemüt, auf die Denkweise, auf die sittlichen Anschauungen der eingeborenen Bevölkerung einen nachhaltigen Einfluß ausgeübt. Sie haben das Evangelium der Liebe Proklamiert, wo bis dahin Haß und Zwietracht herrschten. Sie haben Werke der Liebe verrichtet unter fremden Leuten, die sie eigentlich nichts angingen. Das alles ist von der größten Bedeutung für das Ansehen, das der weiße Mann draußen in Afrika besitzt. (Beifall.) Dadurch ist erreicht worden, daß die schwarze Bevölkerung sich jenen zuneigt, die nun einmal durch das Geschick die Herren, des Landes geworden sind. Nicht die Herren mit der Nilpferdpeitsche in der Hand sind die Träger der Kultur, die die Schwarzen zur Mitarbeit heranziehen soll. (Beifall.) Mit ihrem ora et labora erziehen die Missionäre die Neger, dieses Natur-iinib zu einem geordneten Leben uird zu regelmäßiger Arbeit, und dazu wird zunächst in den Missionsschulen und Missionsanstalten der Grund gelegt. Da es unter den Besuchern dieser Schulen auch Elemente gegeben hat, die von christlichen Lebensanschauungen nicht viel gelernt ha- ben, das leugnet nicmapd. Aber statt den Missionen für den Mißerfolg die Schuld in die Schuhe zu schieben, sollten diejenigen, die solche Leute später in ihren Dienst nehmen, versuchen, sie weiter zu erziehen und wirklich brauchbare Menschen aus ihnen zu machen. Gerade die deutschen Missionäre haben in Afrika ein gewaltiges Stück Kulturarbeit geleistet, und man sollte ihnen dankbar sein, daß sie die Eingeborenen zu produktiver Arbeit erzogen unlb damit auch zur Verminderung der Zuschüsse an die Schutzgebiete beigetragen haben. Unsere deutschen Missionäre unterscheiden sich gerade darin vorteilhaft von ihren ausländischen und amerikanischen Berufsgenossen,* daß sie lediglich in selbstlosem, idealem Interesse hingehen, nicht, um dort wohlhabende Leute zu werden, sondern um in hingebender Treue Jahrzehnte hindurch sich einem ausopferungsvollen Berufe zu widmen. Aus Amerika werden Missionäre nach China und Japan geschickt, die mit großen Mitteln ausgestattet sind und die auch ein ganz anderes Gehalt beziehen als die unseren. Sie sind gleichzeitig die Vertreter aller möglichen Haüdelsgesellschas-ten. Sie reisen nicht mit der Bibel in der Hand, sondern mit dem Musterkoffer, und sie sehen ihre Hauptaufgabe darin, den Eingeborenen unter Umständen Schundware auszuschwätzen. Das vermeiden unsere Missionäre, die in den Augen mancher Leute zu wenig geschäftskundig sind. Aber daß sie Grund und Boden erwerben, daß sie Plantagen anlegen, daß sie Kirchen und Schulen und auch angemessene Wohnhäuser errichten, das ist doch nichts Ungewöhnliches, sondern das ist im Gegenteil anzuerkennen. Daß sie aber im übrigen selbstlos und ideal arbeiten, das möchte ich * Gemeint sind die nicht katholischen Missionäre. im Gegensatze zu dem Artikel der „Kölnischen Zeitung" ganz -besonders hervorheben. Ich glaube also, namens meiner Politischen Freunde im Gegensatze zur „Kölnischen Zeitung" ausdrücklich erklären zu können, daß wir die segensreiche Tätigkeit unserer Missionäre in den Kolonien nach jeder Richtung anerkennen, und daß wir wünschen, sie möchten auch weiterhin in selbstloser Arbeit tätig sein zum Segen für die Kolonien und zum Wohle der schwarzen Bevölkerung." (Lebhafter Beifall.) Unterrichtswesen im alten Ägypten. liber die Erziehung der Kinder in der ältesten Zeit wissen wir wenig. Soweit wir aus der Weisheitsliteratur und den biographischen Inschriften schließen können, hat es eigentliche Schulen im alten Reiche noch nicht gegeben. Der natürliche Erzieher ist der Vater, der weise Lehren gibt, wohl auch mit dem Stocke nachhilft und neben den -allgemeinen Anstandsregeln auch die Leibesübung, wie etwa das Schwimmen, nicht vernachlässigt. Mit jungen Jahren tritt der Knab-e, d-er zu einer höheren Laufbahn bestimmt ist, in die betreffende Verwaltung ein, wird etwa wie ein Page der Hofverwaltung zugeteilt und mit den Königskindern zusammen von irgendeinem der Großwüvdenträger erzogen. Diese private Ausbildung, dies Aufwachsen zusammen mit den Königskindern unter der Aufsicht einer stets männlichen „Amme" oder eines Erziehers hat bis in die Spätzeit bestanden, über je größer die Verhältnisse wurden, um so toeniger konnte sie genügen. Die ägyptische Schrift, deren Kenntnis mehr und mehr für jeden höheren Beamten unentbehrlich wuvde, war so kompliziert, daß man von früh auf mit ihrer Erlernung beginnen -mußte. So kam der Unterricht allmählich an den Schrei- berstand, dessen wachsende Bedeutung wir ja seit dem Ende des alten Reiches verfolgen können. Neben den schriftkundigen Priestern entwickelt sich ein Laienstand der Schrift-gelehrten, der königlichen Schreiber und Notare, die auch das Rechnungswesen unter sich halben, und- -am Hofe des Königs selbst scheinen die ältejsten Schreiberschulen gewesen zu sein. Schon tut mittleren Reiche ist eine ganze Anzahl -Schulbücher verfaßt worden, tote der mathematische Papyrus und Wohl auch Die Sammlungen von Weish-eitssprüchen, aber einen genaueren Einblick in den Schnlbe-trieb evh-alten wir doch erst im neuen Reiche. Da ist aus der L-ai-ens-chule die Tempelschule geworden, mehr und mehr h-at die -Geistlichkeit den Jugendunterricht wie den Unterricht, den wir mit der Hochschule vergleichen können, in ihre Hand- genommen. Man kann nicht -anders sagen, als daß er gut organisiert gewesen ist; man besaß Musterbücher der verschiedensten Art für die ersten -Schreibübungen wie für die Erlernung des schönen Brief- und Kurial-stiles: Verzeichnisse alles dessen, was auf Erden existiert, boten in freilich fehr trok-kener Auszählung dem Schüler eine Art Enzyklopädie des -gesamten Wissens, Listen von Schriftz-ei-chen mit ihren Lesungen, Übersichten der geographischen Einteilung des Landes, feiner Hauptstädte, Kanäle und Teiche, seiner Tempel und Götter konnte der Lehrer dem Schüler in die Hand geben. Und man verspricht sich van dem Unterricht Erfolge, „die ewig gleich den Bergen währen". Mit dem fünften Jahre scheint der Knabe schulpflichtig geworden zu seiu — um die Erziehung der Mädchen kümmerte sich d-er Staat nicht, und natürlich gelten -alle diese Vorschriften nur für den, der die Beamtenlaufb-ahn oder die priesterliche Karriere einschlägt, in den meisten Fällen also den höheren Ständen angehörte. 'Ein Internat scheint int allgemeinen die Priesterschule nicht gewesen zu sein; denn mittags verlassen die Buben jauchzend die Schule, und die dret Brote und die zwei Krüge Bier, die die Mutter dem Schüler nach einem Text täglich Dringt, sind Wohl schwerlich die ganze Kost gewesen. Frühmorgens soll sich der Schüler erheben, Kleider und Sandalen anlegen und in die Schule gehen; hätte er keinen Schulweg zu machen, so brauchte er auch keine Sandalen, denn im Hause geht man barfuß. Immer wieder wird der Schüler ermahnt, sein Herz hinter die Wissenschaft zu setzen, sie wie seine Mutter zu lieben uüd unäblässig stark und tätig in der Arbeit zu sein. Nur wer die Wissenschaft beherrscht und ein gelehrter 'Schreiber ist, leitet die Menschen; das Schreibzeug und die Buchrollen bringen Annehmlichkeit und Reichtum. Aber trotz all der schönen Versprechungen und Verlockungen scheinen die ägyptischeit Schüler Nicht im-mer besonders fleißig gewesen zu sein. Ermahnungen allein halfen oft nicht; denn „des Jungen Ohren sitzen auf seinem Rük-ken und er hört, wenn man ihn prügelt". Wirkte auch solche ©trnfe nicht, dann griff man zu kräftigeren Mitteln. Ein Musterbrief des neuen Reiches, der ein beliebtes Schulbuchs war, läßt einen früheren Schwüler dankbar seinem ehemaligen Lehrer bekennen: „Du hast auf meinen Leib gesehen, seit ich einer von Deinen Zöglingen war, ich brachte meine Zeit in den Spangen zu, bis sie meine Glieder gebändigt hatten, drei Monate sahen sie an mir, und ich war im Tempel gefesselt". Auch in fortgeschrittenen Jahren noch, wir dürfen wohl sagen ans der Universität, in Heliopolis etwa oder in Th eiben, kam es vor, daß die Studenten auf M- wege gerieten. Ein in der Schule viel gelesenes Buch sagt darüber: „Man sagt mir, du verläßt die Bücher, du gibst dich dem Vergnügen hin, du gehst von Straße zu Straße; der Biergeruch allabendlich, der Biergeruch scheucht die Menschen von dir, er richtet deine Seele zugrunde. Du bist wie ein gerochenes Ruder, das nach keiner Seite hin gehorcht, du bist ein Tem-pelchen ohne seinen @ott, wie ein Haus ohne Brot; man trifft dich, toie du auf die Mauer steigst und das Brett zerschlägst; die Leute fliehen vor dir, weil du ihnen Wunden schlägst. O, dächtest du doch daran, daß der Wein ein Greuel ist, und schwörtest du doch dem berauschenden Tranke ab". Wie man Alligatoren fängt. Ein findiger Australier, namens Lee, der in Queenslwtd ztt Hause ist, fyat als Lebensberuf die Versorgung der zoologischen Gärten und der Menagerien mit lebenden Alligatoren gewählt. Um sie zu fangen, dient ihm ein ebenso sinnreiches wie aufregendes Verfahren. Von der Wahrnehnmng ausgehend, daß für den Alligator ein junger Hund der gesuchteste Leckerbissen ist, setzt er einen solchen in eine Art Falle, die ant Ufer des von den gefährlichen Amphibien bevölkerten Flusses aufgestellt wird. Sobald sich ein Alligator, durch das Wimmern des Hundes herbeigelockt, nähert, wirft «bet: im Hinterhalte lauernde Jäger einen Lasso über den Kopf des nach seiner Beute haschenden Tieres und schlingt das Ende des Lassos fest um einen Baum. Es entspinnt sich nun zwischen dem gefangenen Alligator und beut nur mit einem Knüttel bewaffneten Jäger ein wüieitder Kampf, der stets mit dem Stege des -Menschen -endet. Er wartet einfach den geeigneten Augenblick ab, der wütenden Bestie seinen Knüttel so fest in den aufgerissenen Rachen zu stopfeit, daß der Alligator unschädlich gemacht wird. Dann ist er in der Sage, das Tier zu ses-seln, und es fortzutransportiereu. Erst kürzlich hat See auf diese Weise sich des größten australischen Alligators bemächtigt, der bis jetzt erlegt worden ist. Der gefährliche Bursche maß ungefähr fünfeinhalb Meter in der Sänge. Empfehlenswerte Bücher und Zeitschriften, Neue Bücher. Wie eine Wanderung in die junge Frühlingsnatnr mutet uns das Durchblättern der neuesten Nummer (26) der „Mitteilungen der Herderschen Verlagshandlung" an. Alte, längst vertraute Autoren begegnen uns:Hergenröther,Janssen, v. Keppler, v. Pastor, Alex. Baumgartner, Christian und Heinrich Pesch, Prof. Willmann uff., neben ihnen zahlreiche Namen neuerer Autoren. Bedeutsame Werke aus Geschichte und Kunst, Theologie und Philosophie, wie aus der schönen Literatur sind in dem schmucken Kataloge vertreten. —Jedem Interessenten werden die Herderschen „Mitteilungen" kostenfrei zugeschickt. Aus dem Berlage Benziger & Co. sind folgende Neuerscheinungen zu verzeichnen: Eucharistie und Menschheit. Bon Dr. Ernst Breit, Kaplan. 64 Seiten, 24°. Broschiert und beschnitten 25 Pfg. Bei 30 und mehr Exemplaren ä 20 Psg. — DieMischehe vor dem Richterstuhle der Vernunft von Dr. Johannes Chrys. Gspann, Professor. 72 Seiten. 24°. Broschiert und beschnitten 30 Pfg. Bei 30 und mehr Exemplaren ä 25 Pfg. — Kultur und Feuerbestattung von Dr. Johannes Chrys. Gspann, Professor. 64 Seiten. 24°. Broschiert und beschnitten 30 Pfg. Bei 30 und mehr Exemplaren ä 25 Pfg. Ein-siedeln, Waldshut, Köln a/R., Straßburg im Elsaß. Verlagsanstalt Benziger & Co., A.-G. Diese drei neuen Nummern der bekannten kleineren Serie „Apologetische Schriften über religiöse Zeitfragen" des Benzigerschen Verlages beschlagen ebenso interessante als wichtige Themata. Gottes Lieblinge. Gebetbüchlein für die Kleinen von Dr. Hubert Gerigk, Kuratus. Mit farbigem Titelbild. 128 Seiten. Format VI, 71:114 mm. In Einbänden zu 45 Pfg. und höher. Einsiedeln, Waldshut, Köln a/R., Straßburg im Elsaß, Verlagsanstalt Benziger & Co., A.-G. Licht und Kraft zur Himmels-Wanderschaft. Ein katholisches Volksgebetbuch für die Neuzeit. Von P. Coelestin Muff O. 8. B. Mit 4 Lichtdruckbildern. 344 Seiten. Format IX, 77:129 mm. Gebunden in Einbänden zu Mk. 1,75 ; Fr. 2,20; K 2,05 und höher. Einsiedeln, Waldshut, Köln a/R., Straßburg im Elsaß. Verlagsanstalt Benziger & Co., A.-G. Aus dem bestbekannten Theaterverlage Val. Höfling, München, empfehlen wir den Vereinsbühnenleitern folgende Neuerscheinungen, deren Regiebearbeitungen im „Regisseur von Volksbühnenwerken" desselben Verlages enthalten sind. Das Martyrium des heiligen Tharcisius. Drama in vier Akten. Nach Kardinal Wisemans „Fabiola". Autorisierte Uebersetzung aus dem Französischen. Bon G. Klerlein. (Höflings Vereinsund Dilettantentheater Nr. 87.) Preis Mk. 1,25; 10 Exemplare mit Aufführungsrecht Mk. 10,—. Friede. Schauspiel in zwei Aufzügen. Von Franziska. (Höflings Vereins- und Dilettantentheater Nr. 88.) Preis Mk. — ,80; 6 Exemplare mit Aufführungsrecht Mk. 4,50. — Zwei feindliche Brüder werden versöhnt durch das Gebet der Kindesunschuld. Pater Gabriel. Lebensbild in einem Akt. Von G. Stöger. (Höflings Vereins- und Dilettantentheater Nr. 89.) Preis Mk. — ,75; 8 Exemplare mit Aufführungsrecht Mk. 5,—. Tie Heimkehr. Schauspiel in drei Akten. Von Paul Croiset. (Höflings Vereins- und Dilettantentheater Nr. 90.) Preis Mk. 1,25; 4 Exemplare mit Aufführungsrecht Mk. 4,50. Der fliegende Holländer. Schauspiel in drei Aufzügen. Nach dem Worttondrama von Richard Wagner vereinfacht und der Kunstliebhaberbühne angepaßt. Von L. Sch. (Höflings Vereins- und Dilettantentheater Nr. 91.) Preis Mk. 1,25; 8 Exemplare mit Aufführungsrecht Mk. 8,—. Maria Mittlerin. Spiel in vier Akten. Von M. C. Kanu. (Höflings Vereins- und Dilettantentheater Nr. 93.) Preis Mk. 1,25; 7 Exemplare mit Aufführungsrecht Mk. 7,—. Mea culpa! oder: Mirjam von Magdala. Schauspiel aus der biblischen Zeit in vier Aufzügen. Von Norberta Rustemeyer. (Höflings Vereins- und Dilettantentheater Nr. 92.) Preis Mk. 1,25; 10 Exemplare mit Aufführungsrecht Mk. 10,-.