w*s; ^ emeritirter Prasident der Handels- und Gewerbekammer von Krain. — Verfasser von: „Sehutz der heimisehen Arbeit. 1869“ und „Reflexionen uber Oesterreiehs Handelspolitik. 1876“ ete., uber perhandlungen mit Deutschland Wendung der Handelspolitik am ganzen Kontinent England gegemiber. Prsis 30 kr. S. i _ Jl| a ib a o h. Im Verlage des Verfassers. — Bruck der »Narodna tiskarna". Oesterreiehs Yolkswirthschaft. Handelspolitisehe Sehriften mit Bezug auf die und 1877. s* 3Vff/ emeritirter Prasident der Handels- und Gewerbekammer von Krain. — Verfasser von: „Schutz der heimisehen Arbeit. 1869“ und „Reflexionen uber Oesterreichs Handelspolitik. 1876“ ete., liber Oesterreichs Volkswirthschaft. Zollverhandlungen mit Deutschland Wendung der Handelspolitik am ganzen Kontinent Handelspolitisehe Sehriften mit Bezug auf die und England gegeniiber. (Li a ib a c h. Im Verlage des Verfassers. — Druek der „Narodna tiskarna". 1877 . JUtnleitaTtg. JDieses vorliegende Schriftstuck war lereits im JDruck, als die Nachricht kam, die Verhandlungen ,wegen des oster- reichisch-deutschen Handelsvertrages sind abgebroclien. Mit welch richtigem Blick der Verfasser den Gegenstand durchschaut kat, beweisen die ersten Zeilen des Aufsatzes. Die Sache diirfte noch lange Zeit nicht zu Ende gefulirt werden. Der Kampf mir d noch fortdauern, aus diesem Grunde veroffentlichen mir diese lereits fertig getvesene Darstellung und empfehlen dieselbe aus vielfachen Grunden nebst Anderen besonders den Wiener und Pester Freihandlern, von ctenen vielleicht nur der geringste Theil je ein gesundcs Studium der national-okonomischen Wis- senschaft mit erforderlichem Ernst behandelt und auch die Besultate der Handelsvertrage anderer Staaten nicht studirt hat; iibrigens haben wir ja Proben davon in Oesterreich mehr als hmreichend genug. Allein wenn sogar die „Allgemeine Zeitung“ Nr. 303, Wien, 29. Oktober d. J., schreibt: „Man weiss ja, wem jene Schutzzbile Vortheile bringen sollten, den Eabrikanten in Brilnn und Reichenberg. Von diesem einseitigen Fabrikantenstandpunkte aus scheinen auch die Verhandlungen von osterreichischer Seite durch einen Ministerialbeamten gefuhrt tvorden zu sem, der selbst der Brunner Tuchindustrie entsprossen, er st vor einigen Jahren in das Handelsministerium eingetreten und dessen Gesichtskreis 1 * ein durchaus beschrankter ist“ — so ist das sehr traurig und leidenschaftlich und wir envidern jenom national-olconomischen Korrespon d en ten der „Allgemeinen Zeitung“ darauf: ,,Das osterreichische Volk, sammt und sonders, musste sich gratu- liren, ivenn recht viele solche Miinner im Handelsministerium schon vor mehr als 25 Jahren geivesen iviiren, elie noch Otto v. Manteuffel als preussischer Minister und Karl v. Bruck auch als Preusse — und osterreichischer Minister die Schluss- protokolle (19. Februar 1853) dcs ersten deutschen Ilandelsver- trages in Berlin unterschrieben haben , denn von damals an kat der erste Anlauf des specifisch osterreichischen Flends angefangen. Und wir konnen jetzt die Haltung der osterreichischen Unter- hiindler aus reicher Frfahrung und grundlichen Kenntnissen nur mit sehr aufrichtiger Freude begriissen. Ganz vortrefjlich bringt die geschatzte „Morgen - Post“ JSfr. 309: „dass Ocsterreich ein Verbrechen an seiner Industrie und seiner Insolvcnz begangen hatte, wenn es aus politischen Bucksichten Deutschland Zugestiindnisse gemacht hatte. Wir haben unsere ivirthschaftlichen Interessen zu schutzen und nicht dem Fiirsten Bismark Gefdlligkeiten zu erweisen.“ Doch gehen wir zur erwahnten Arbeit. EmpfindHcher als die Magnetnadel komite fast in richtiger Erfassung des Momentes und der Situation die herannaliende Entscheidung uber die nun einzuschlagende Handelspolitik Oesterreichs in Betracht gezogen werden. Die gewiss imposanten Kundgebungen in jllngster Zeit der Industriellen und Gewerbsleute 5j fiir den Schutz der hei- mischen Arbeit“ am Wiener Industriellen-Tag, am volks- vvirthschaftlichen Kongresse in Graz, an den Gewerbetagen in Reichenberg , in Prag, in Briinn, in Sternberg, in Neu- tischein, in Olmiitz werden wohl in der ganzen Monarchie von gar Niemandem und von gar keiner Korper- scliaft gleichgiltig hingenommen werden konnen. lis ist ein national-okonomisches Axiom, dass die Arbeit eines Volkes dessen vortheilhaftes Kapital ist, weil die Arbeit dem Kapitale immer vorangelit, dieses entstebt erst spater. Ein richtiges handelspolitisches Svstem eines Staates muss dalier seine eigene Arbeitskraft bis zur aussersten Leistungsfahigkeit ausniitzen und die heiligste Pfliclit eines j eden ehrlichen, verstandigen Patrioten ist die Pflege der heimischen Arbeit, selbstverstandlich innerhalb der Grenzen der Moglichkeit anzustreben und so glauben wir vollkommen riclitig verstanden zu werden. Ein Sistem, welches die eigene lieimische Arbeit statt rationell zu pflegen sie im Gegentheil durch unvorsichtige und — 6 — kopflose, den staatlichen Verhaltnissen nicht an- gepasste Handelsvertrage nacli verschiedenen Richtungen sogar lahmlegt, ist irnmer ein Ungliick fiir denselben betreffenden Staat und fiilirt analog riclitig auch immer zur Verarmung des Volkes und zum volkswirthschaftlichen Elend. Unbenommen und unbestritten ist es, dass dic verehrte „Deutsche Zeitung“ mit grossem Verstandniss und red- lichstem Willen ikre grosse Kraft fur die osterreichische Arbeit entfaltet und es ist in neuester Zeit in dieser Richtung Er s tau n lich e s geschehen. Es diirfte in vielfaclier Hinsicht nicht nur fur die Ge- werbsleute und Industriellen, sondern vielinehr fiir die Kauf- leute, Grossgrundbesitzer, Landwirthe und deren Vertreter von nicht geringer Wichtigkeit sein, wenn wir hier aus besonderen Ursachen und Grunden die Annonce in Nr. 2067 vom 3. Oktober dieses Jahres der „Deutschen Zeitnng“ zum Theile hier repro- duciren, daran nebst anderen Bemerkungen eine Korrespondenz ankniipfen, die in den Jaliren 1867 und 1869 mit hervorra- genden bsterreichischen Industriellen stattfand und zum Schlusse die absolute Nothwendigkeit eines grosseren Studiums der na- tional-okonomischen Wissenschaft besonders hervorheben. Die gedachte Annonce lautet: „licflexionen iiber die oster- reichische Handelspolitik und Ideen, wie es bald besser werden ltann (nur durch einen entsprechenden kraftigen Schutz der heimischen Arbeit), betitelt sich cin Budi, das den als Prasi- denten der Laibadier Handels - und Getverbekammer langst bekannten K. C. Supan sum Verfasscr hat. Die ricbtigen Grundsatze und der warme Patrioiismus, weldie in dem vorliegenden erstcn Eefte dieses Budies sum Ausdrudce kommen, sind in viden Kreisen aus des Verfassers im Jahre 1869 ersdiiencnen Sdirift: ,, Schutz der heimischen Arbeit “ bekannt. Dic loeite Verbreitung, ivelche letslerer su - 7 — Theil ivurde, sottten im bffmtlichen Intcresse audi die »Te-* flexionen“ finden.“ Beide angefiihrten Werke sind selbstverstandlich identisch, weil sie dieselben und gleichen Prin- cipien vertreten. Nur sind die „Reflexionen“ iiber sieben Jahre spater nnd viel kurzfasslicher und populiirer gescbrieben. Die vollendete Broschure „ Schutz der heimischen Arbeit“ erschien im Monate Juli 1869 und \vurde im Leipziger Kata¬ log unter den ausgezeichneten Werken verzeichnet. Yor der gerade damals lierannabenden drohenden Nacli- tragskonvention zum englischen Handelsvertrage wurde unter anderem in diesemWerke, welches hauptsachlich deshalb in die Oeffentlicbkeit kam, mit aller moglichen Kraft und Euergie gevvarnt , ja dieselbe wurde geradeaus von Y. C. Supan im Voraus als DamokleSSChwert fur die oster- reichische Industrie dargestellt! Die saubere Naclitragskonvention gieng jedoch, wie be- kannt, im December 1869 im Parlamente oline Debate durch, und das, mit solcher Kraftanstrengung dagegen gearbeitete geistige Produkt sclilief iiber sieben volle Jahre den Sclilaf des Gerechten in dem Staube der Bucherkasten seines so klarsehenden und elirlichen Ver- fassers, wahrend das Damoklessclrvvert, namlicb die Nachtrags- Konvention, in unserer Monarchie so » grasslich wuthete — und die Arbeiter und Industriellen zur Verzweiflung trieb, denn England*), der Riese an Thatkraft, Intelligenz und seinem kolosalen Kapital, streckte, so wie es voraus zu selien war, seine Polypenarme iiber das ganze Reich. Mehr ist iiber England in „ Schutz der heimischen Arbeit“ zu lesen. Wir empfehlen besonders wegen des fur die Welt so verderbliclien englischen Sistems diese Broschiire. *) Ich habe in England persbnlich die ndthige Beobachtung gemaclit. Die „Reflexionen u erschienen Ende December 1876 nur mit Widerwillen, da dem Autor von gewisser Seite viele Ungerech- tigkeiten zugefiigt wurden; allein der wahre Beleg seiner innig- sten Theilnahme an dem Geschicke Oesterreichs und seiner Arbeit manifestiren sich unzweifelhaft am besten dadurch, dass er trotz denUnbilden, die er ungerechter\veise erleben musste,- wieder schon zum sovieltenmale nach seinen schwachen Kraften die Feder ergriff fur die Yolkšwirthschaft im allgemeinen dsterreichischen Staatsinteresse. Die vortreffliche Anempfehlung und die sehr aufmunternde und lobenswerthe Kritik, \velche den beiden erwahnten handelsp olitischen Werken durch die verebrte »Deutsche Zeitung" so warm zu Theil wurden, ist wieder ein Beweis der richtigen Aner- kennung, sowie schon seinerzeit (1867 — 1869) sehr her- vorragende osterreichische Industrielle, als: Franz Liebig, Briider Porges, Karl Ganahl, Leopold Abeles, Getzner, Mutter et C. und viele Andere mit sehr herzlichen und schmeichelhaften Zuschriften den Autor bedacht baben. Mittlenveile sind 8—10 Jalire verflossen und gegenwartig bat nach dieser denkwurdigen Zeit die handels- politische Bevvegung eine solche Dimension an¬ geli ommen, dass s o w o h 1 von der R e s i d e n z, als auch von allen andern grosseren osterreichischen Fabriksstadten (Gewerbetagen) insgesammt die Rufe nach „8chutz der heimischen Arbeit“ wiederhallen. Aus diesen und anderen vielen Griinden, die wir hier nicht anzugeben vermeinen, finden wir uns bewogen, von den erwahnten Briefen nur einige hier zu veroffentlichen, um theils von damals die Erinnerung, die uns noch immer ein guter Freund ist, wach zu erhalten; theils um zu erklaren, dass gerade die betreffenden hochgeachteten Industriellen Herrn V. C. Supan zur Arbeit der handelspolitisčhen Schriften sehr - 9 aufgemuntert haben, dalier kann audi die kleine Mittheilung der Briefe nacli unserer Auffassung von keiner Seite iibel aus- gelegt werden. Hier die Briefe: Ilerrn V. C. Supan in Laibach. Prag, am 31. Mai 1867. Von meiner Beise zuruckgekehrt fancl ich zu metnem Vergnugen Ilir geehrtes Schreiben, so wie den von Ilir er ge- schdtzten Iland herruhrenden Zeitungsartikel, fur welchen ich Ihnen den herzlichslen Pank sage und welclie fur mich einen um so grosseren Werlh haben, als sie von einer so hervorleuch- tenden . und einem Nichtindustriellen herruhren. Wiirden unsere Staatslenker ebenso denken, ich bin uberzeugt, es stunde heute besser um uns, so mir d aber mit einem furcht- baren Leichtsinne an der heimischen Industrie herumgedoktert Indem ich mir schliesslich nocli die Bitte zu stellen er- laube, in Ihren Bemuhungen fur die gute Sache nicht ermudcn zu wollen, verbleibe mit ausgezeichneter Hochachtung 'Ilir ergebenster Eduard v. Portbelm, m. p. Eben derselbe. IJuer TVohlgeboren! Ich kann nicht genug Worte des Dankes finden, fur Ihre giitigen und patriotischen Bemuhungen im Interesse der heimi¬ schen Arbeit. - io - Wurden alle unsere Handelskammer-Prdsiclenten so wie JEuer Wohlgeboren durchgluht sein von dem uoarmen Gefuhle jur das Staatsivohl, funvahr .. Zeichne mit aller Hochachtung Eduard v. Portheim, m. p. Prag, 18. Bezemher 1868. Eben derselbe. Indem ich den Empfang Ihres selir G-eehrten vom 22. d. M. bestdtige, danke Ihnen fur die freundliclie Zusendung JJirer Broschure . . . Ich , so wie jeder osterreichische Industrielle werde Ihnen mm Banke verpflichtet sein, wenn Sie in Ilir en Bemiihungen, die irrigen Ansichten unserer Freihandler richtig zu stellen fortfahren und es soli mir zum grossen Vergniogen gereichen Ihre geehrte Buckantivort erwartend zeichne mit dem Aus- druclce . Eduard v. Portheim, m. p. Sr. Wohlgeboren PLerrn V. C. Stipan, Handelskammer-Prasident in Laibach. Beichenberg, 26. Mars 1862. Herrn V. G. Supan, Wohlgeboren in Laibach. Midi zum Empfange Ilirer selir iverthen Zusclirift vom 22. d. M. bekennend, karm ich nudit umhin, Bmen vorerst den besten Bank fur die mir gefdllig zugesandten Exemplare Ihrer 11 — vortrefftichen Broschure „Schutz der heimischen Arbeit“ auszu- sprechen und es gereicht mir zrni besonderen Vergniigcn Ihnen gleichzeitig mittheilen m konnen, dass die in dieser Broschure erlduterten Gesinnungen nicht mr mit meinen eigenen Ansichten im vollkommenen Einklange stehen, sondern dass sie audi mit den Ansichten aller hiesigen Industrietten harmoniren. Ich muss Bmen bekennen, dass Ihre Schrift unter den hiesigen Industrietten wahre Sensation hervorgerufen hat und es gernge Ihnen der TJmstand, dass das Bruchstuck Ihres aus- gezeichneten Werkes .. . als Beweis , dass nach Ihrer Broschure mit einem vielversprechenden Eifer gefahndet wurde. Ein derartiges Wcrk darf nicht unvollendet hleiben, es muss fortgesetzt und vollendet werden, und deshalb crlaube ich mir die hofliche Bitte, die etwaigen Miihen nicht zu scheuen, sondern um es redit bald der Oejfentlichkeit ubergeben zu konnen, die Vollendung desselben mit erneuertem Eifer zu beivirken. Gcrade der jetzige Zeitpunkt, wo sich Frankreich gegen ahnliche Uebel wehrt, gerade dieser Zeitpunkt ist der geeignetste, durch Evre Broschure das zu erringen, tvas sie wirklich ver- folgt und bezweckt. Ich erivarte alsa redit bald zu vernehmen, dass Ihr Werk, zu dem ich Ihnen nochmals gratulire, voll¬ endet ist und bitte Sie sodann . Mit besonderer Ilochachtung Franz Liebig , m. p. 12 Bochgeehrter Herr! Ich muss vielmal um Entsclmldigung bilten, dass ich nicht gleich auf den er sten Bog m gratulirt habc, welchen Sie mir zusandten. Er hat unser hochstes Interesse erregt und ist die Broschure ein tvahrer Schatz von Klarlieit und warmer uber- zeugender Wirkung geschrieben. Ich muss gestehen . . . . . und dass Sie die Sache von uns Allen am allergrundliclisten studirt haben. Ich spreche Umen nochmals meinen innigsten Danic aus. Ihr ganz ergebenster Ferdinand Liebig, m. p . Beichenberg, 22. Juli 1869. Sehr geehrter Herr Stipan! Ich empfing, da ich auf der Beise war, hier Ihr c Bro¬ schure „Schutz der heimischen Arbeit“. Ich sage Ilmen im Namen der Industrie den tvdrmsten Danic fur die so trefjliche Arbeit, und die viden schlagenden Citate zeigen, dass der Autor viel gelesen und geiviss ein rationeller National-Oelconom ist. In Beichenberg hat mein Bruder die Vertheilung iiber- nommen, da er ganz besondere Hochachtung fur Ilire Gesin- nungen hat; nur ivill ich mir die Frage erlauben, haben Sie dieselben audi sdmmtlichen . Nochmals meinen Dank far die treffliche Arbeit, die Elvre und das Verdienst bleibt Ilmen in den Ilerzen aller Indu- striellen in ivohlverdientem Masse. Mit ganz besonderer Hochachtung dero ergebener Franz Ritter v. Liebig, m. p. Wien, den 5, Juni 1869. 13 — Scheveningen bei Haag, den 26. Juli 1869. JEuer TVohlgeboren! Idi empfange soeben Ihr Schdtzbares hier im Seebad, so wie Ihre iverthvolle Broschure in besonders aufmerJcsamer Aus- stattung von den Meinigen nachgesandt. Ich sage Ihnen dafur meinen tvarmsten Danic, welchen Sie fur den durdi diese Arbeit unserer vaterlandischen Industrie erwiesenen Dienst verdienen. Ich iviinsche die grdsstmogliche Verbreitung vom ganzen Herzen und werde, wenn ich daheim komme, in den Kreisen, wo ich wirken kann, gewiss alles mogliche amvenden. Genehmigen Sie die Versicherung meiner vollsten Hoch- achtung, von dero ganz ergebenem Franz Ritter v. Liebig, m. p. . Es ist ein gewiss sehr ernster Gedanke, wenn man so voran fortschreitet im Leben, in Jaliren, Erfah- rungen und Enttauschungen. Wie missstimmend ist es und von velclien grasslichen Eolgen ist es nicht, und dies kommt im Staatsleben gar so oft vor, wenn die richtige Auffassung der staatlichen Verlialt- nisse und jede Voraussicht oft mangelt. Der Scliein triigt die Leute, vvelche zuwenigge- lernt und zu wenig Wissen besitzen, gar so haufig. Wahrend der gewesene Handelskammer-Pra- sident V. C. Supan in der krainischen Handels- und Gewerbekammer beim Fenster heraus nach grbsserem Schutz der heimischen Arbeit gerufen hat, wurde in verscbiedenen Kreisen auf den fitilier nie geahnten — 14 — volksvvirthschaftlichen Aufschvvung toastirt, welch’ eine Yer- blendung — und Avelch’ eine Misere entrollte sich nicht dann spiiter. Aus dem ganzen erhellt sich immer mehr, \vie \vir oft Gelegenheit zu beohachten hatten, dass die Vemachlassi- gnng des national-okonomischen Str.diums Avenig- stens zum Theile und der damit verbundenen Sozialvvissenschaft geAviss ein libler Fehler in Oesterreich genannt \verden kann. Es \vare z iv ar toricht, wenn man verlangen Aviirde, dass ein Geschaftsmann, welcher Art, immer, ganze Folianten von national-okonomischen AVerken studieren und sich ganz in die Tiefe dieser AVissenschaft, wozu geiviss viele Jahre gehoren, hineinarbeiten solite; allein nothwendig erscheint es docli immer gewiss, dass man sich mit d en Hauptgrund- siitzen der politisclien Oekonomie \venigstens zum Theil vertraut macht und dies um so mehr, iveil jetzt nach verschiedenen Iiichtungen soviele oftentliche Tertretungs- korper vorhanden sind. Dies komite man z\veifelsohne am leichtesten durch (las Lesen und Studieren von mehr kleineren handelspolitischen Schriften erreichen. Wenn z. B. ein Mann mit besonderer, vielleicht angeborener Torliebe lange Zeit, sagen wir 35 Jahre, ununterbrochen, dazu in praktischer Yer- \vendung mit nat i o nal-ok o n om i s ch er AVis sens cliaft sich sehr ernstlich beschaftiget hat, und sich dann die nicht kleine Muhe nimmt, zur Erleichterung der Geschafts- Avelt, die Grundprincipien der gedachten AVissenschaft von vielen Autoren in einem kleineren AVerkc sistematisch geordnet zu- sammengezogen in die Ocffentlichkeit heraus zu geben, so solite man glauben, dem allgemeinen Publikum damit immer- hin gedient zu liaben. — A r . C. Supan’s „Schutz der heimischen Arbeit“, mit vielen sehr interes s anten Citaten, ist ein solches AVerk. — 15 — Nocli inelir far das allgemeine Publikum und noch viel- mehr kurzfasslicher und popularen gehalten sind die „Refle- xionen“. Die „Reflexionen“ sind nur mit 20 Seiten und haupt- sachlich mit der Tendenz herausgegeben \vorden, dass man in dcr Masse des Publikums und auch sonst wo endlich zur Ueberzeugung gelangen moge, dass Gewerbe, Industrie, Han- del und Landwirthschaft immer Hand in Hand gehen und alle zusammenfallende oder zusammensteigende Paktoren sind. Nur eine bliihende heimische Industrie belebt die Landwirthschaft und nie gelit die Industrie der Landwirtbscliaft, sondern diese der Industrie nach. Wir empfeblen besonders zu dem Endzweck die ,,Re- flexionen“, nachdem man sich, oline viel Zeit und Muhe, dadurch die Hauptgrundsatze der Nationalokonomie zur Notli geniigend eigenmaclicn kanu. Aus diesem Grunde geht die gute Absicht im allgemeinen Interesse daliin, dass diese zwar kleine aber bedeutungsvolle bandelspolitische Schrift in gegen- Avartigen sehr ernsten Zeiten in die Komptoirs und Ma¬ gazine der Kaufleute, der Industriellen, in den Werkstatten des Gewerbsmannes, in die Stube der Landwirthe, in die Schlosser der Grossgrund- besitzer u. s. w. uberhaupt tiberall verbreitet werden mochte. Desbalb ist der Ladenpreis auch nur 30 kr. Die Broschiire „Scbutz der heimischen Arbeit“ kostet 50 kr. Beide Werke sind in der Hofbuchhandlung Faesi &■ Frick, Graben in Wien zu beziehen. Empfindlicher als die Magnetnadel, sagten wir im Ein- gange, konnte fast in richtiger Erfassung des Moments und der Situation die herannahende Entscheidung iiber die nun einzuschlagende Handelspolitik Oesterreichs in Betraclit gezogen 16 — werden. Wir haben die groben Fehler und MissgrifFe der bis- herigen Handelspolitik oft energiscb besprochen. Umsonst waren die ¥arnungen in Wort und Schrift vor solchen internationalen Handelsvertragen, um- sonst hinsichtlich des so v iel Ver d crben bringen- den Appreturverfahrens, umsonst ftber die beruch- tigte Nacbtragskonvention, umsonst waren die guten Ratbscblage der vernunftigen, gemassigten und einsichtsvollen Schutzz olln er und National- okonomen. Wir geben nun auch beute unumwunden unser Votum ab, freilich obne — Mandat. Der verehrte niederosterreicbische Geverbe- verein, der anerkannt zu seinen Mitgliedern eininente Facli- manner zahlt, bat in seinem Entwurf eines allgemeinen oster- reichischen Zolltarifs (1875), Seite 14—16, die richtigen ¥ege bezeicbnet, w e 1 c h e die osterreicbische Handelspolitik einzuscblagen bat. Ob sich die osterreichiscbe Gescbaftswelt, die Ssterrei- cbischen Patrioten und Andere zahlreich mit den ftir Oester- reicb einzig richtigen darin ausgesproclienen Grundsatzen ver- traut gemacbt haben, ist uns naturlich nicbt bekannt. Wir, nacbdem wir uns schon mebrere Jabrzebnte der Yolkswirthschaft widmen und selbst die Gescbicbte der Han- delsvertrage auch anderer Staaten in unserer handelspolitischen Schrift beleucbtet haben, wir er ki ar en bi er ga n z ent- scbieden, dass nach unserer vollsten Ueberzeugung gegenwartig ftir Oesterreich kein anderes handels- politiscbes Sistem so segensreich werden kann, als das, w el c bes von dem verebrten niederosterrei- chischen Gewerbeverein vorgeschlagen wurde. Was wir bereits im Monate August d. J. an einen sehr hochacht- baren und sehr intelligenten Herrn nach V ien ganz klar mitgetbeilt haben. — 17 — Uebrigens durchwelite sammtliche bislier abgebaltene Ge- \verbetage und volkswirthschaftliche Versamudungen im Ganzen derselbe vollstandig ganz gleiche Geist. Es ist nach allen Erfahrungen nur schwer anzunehmen, dass die Geschaftswelt, und iiberhaupt das Publikum, den Entwurf sich in iiberhaupt grosser Zahl zu verschaffen bemiiht habe, aus diesem Grunde wollen wir zur Erleichterung der freundlichen Leser dieser handelspolitischen Schriften jene Hauptgrundsatze, die von dem verehrten Vereine (angedeutet Seite 14—16) ausgesprochen wurden, hier mittheilen. Der Entwurf eines allgemeinen osterreichischen Zolltarifes, ausgearbeitet vom nieder-osterreichischen Gewerbe-Verein mit Zugrundelegung des Regierungs- Entwurfes vom Jahre 1868. (Wien. Selbstverlag des nieder-osterreichischen Geiverbevereins. 1875) — fuhrt Seite 14, Zeile 10, wortlich an: „Den Um - stanci, dass sdmmtliche jets bestehende Handels- Vertrdge bei rcelitzeitiger Kundigung in Uen Jahren 1876 und 1877 ablaufen, glaubt der nieder- osterreichische Gewerbeverein als einen g lu ck- lichen bezeichnen zu mussen, bietet er doch der h oh e n Regierung die freie H and, vor der Erneuerung derselben, auf Grand sorgfaltiger Ermittlung der Bedurfnisse des Staates und unter Mitwirkung der competenten Faktoren einen neuen, den bestehenden Verhdltnissen ent- sprechenden allgemeinen osterreichischen Zo//tarif festzu- setzen, der zunachst nichts anderes enthalten durfte, als jene, der praktischen Erfahrung entnommenen Minimal-Zoll- sdtze, unter ivelchen allein den bisher meist begunstigten frem- den Staaten die E in f uh r ih r er Erzeugnisse nach Oesterreich zn gestatten wilre.“ Seite 16, Zeile 5: „T>ie ndchste Auf gobe der Hanclels- politilc in Oesterreich - Ungar n wiirde nach der Ansicht des nieder-osterreichischen Geiverbe-Vereins vor alletn darin 2 is — bestehen, mit Berucksichtigung der gegemoartigeh Verlialtnisse unserer heimischen Industrie und unserer Steuerkraft, unserer Konsumtions f&hig- keit und unseres II and el s und ohne jede Rucksicht auf politische Ziele, die hider bei uns jetzt die gerechte und unbefangene Wurdigung industrieller Interessen nur zu oft vereitelten, einen Zolltarif festzustellen, der vor dem eventuellen Ablaufe unserer internationalen Ilandelsvertrdge Gesetzes k raft er hi el te, damit der Abschluss neuer Handelsvertrage, der dadurch keinesivegs ausgeschlossen sein soli, bereits auf Grund des neuen ali g e m einen osterreichischen Zolltarif'es vorgenommcn toerden kanh.“ In gewiss liohem Grade bleibt uns zu bedauern, dass eine lange hartnackige Unpasslichkeit g-erade jetzt uns hindert an unserer gewohnten Thatigkeit ara bandelspolitischen Felde; wir hoffen jedocli zu Gott, dass wir die so selir erselinte vollkommene Gesundlieit bald wieder erjangen werden. — Es sind wahrhaftig sehr ernste, hocliwichtige Zeiten und wir ftireliten, oline jetzt et\vas nalier anzu- geben, dass wieder zuin sovielteninale redit derbe Fehler in der bsterreicliisclien Handelspolitik zum Nachtlieile und zur Scliadigung unseres osterreicliisclien Staates vor- kommen d tir f ten. Ja, um Gotteswillen, liaben denn die anerkannt ungluck- liclien internationalen Handelsvertrage, das famose Appreturverfahren, die denkwiirdigste Nachtragskon- vention zum englischen Handelsvertrage, iiberliaupt die bislier total irrige Handelspolitik Oesterreiclis unser osterreichisches Volk, unsere Arbeit, unsere Steuertriiger nocli niclit genug geschadiget? Wir sagen 19 es bei unserem \vahren osterreichischen Patriotismus, bei gutem Gewissen und ldarem Verstandniss rund heraus, dass Millionen und Millionen in unserem Reiche verblieben waren, vvenn man die Manchester und Elberfelder Politik nicht in so masslosem Ziele mssentlich oder umvissentlich betrieben hatte. Mie viel wird nicht tiber Handelspolitik und oft von ganz gewohnlichen Ignoranten geschrieben und gesprochen, und wo und wie viele sind es denn, die eine grilndliche Kenntniss der national-okonomischen Missenschaft und eine Toraussicht besitzen ? Mer ist denn derjenige Mann, der vor mehr als einem Jahrzehnte die gegenvvartigen volkswirthschaftlichen Zustande so genau voraus gekennzeichnet bat? — Hatten die Miener und Pester Freihandler, z. B. jeder von ilmen mehr als 3 Jahrzehnte NationalOkonomie (Freihandler- und Schutzzollner-Autoren) stu- diert und hatten sie melirere Handelsvertrage als: den bertich- tigten „Methuen“, „Edin“ und andere Handels-Yer- trage sicli eigen zu maclien gesucht, dann hatten sie auch ivissen miissen, wohin uns die leider so verfehlte Handelspolitik hinleiten wird, und dann vviirden sie heute auch ganz zuver- lasslich eine andere Sprache fiihren. Um gerade von den Miener und Pester Freihandlern durchaus nicht missverstanden zu werden, citiren wir liier eine Stelle aus der Torrede der „Reflexionen“: „Auf dem Felde dieser sogenannten unheimlichen Missenschaft bewege ich mich jetzt schon mehr als 35 Jahre. Ich nehme keinen Anstand, liier offen zu bekennen, dass ich mich anfangs beinahe mehr dem Freiliandel zuneigte, da ich im Prinzipe ftir alle Freiheiten bin, allein, wenn ich durch die gegebenen Verhaltnisse zur Ueberzeugung gelange, dass die bedingten Faktoren, welche durch die Frei- heit zur Mohlfahrt fiihren sollten, nocli nicht vorhanden sind, dann ist mir in diesem Falle das blosse Mort „Freiheit“ niclits als Phrase.“ — 20 — In dem grossen Yerkehre dureh eine so lange Reihe v on Jaliren mit verscliiedenen Geschaften, mit verschiedenen Men- schen und bei unseren vielen wiederholten Reisen in ganz Deutschland, Belgien, Frankreich, England, Schweiz u. s. w. haben wir eine iiberaus grosse Erfabrung gesainmelt. Selbst in den intelligentesten und gebildetsten Kreisen liielt man sclion irrthiimlich Jahrzehnte lang mit Bezug auf den Kosmopolitismus den FreiiLandel fiir den allein seligmachenden, und betraclitete diese Frage als einen bereits schon langst iibenvundenen Standpunkt. — Meistens \varen es die soge- nannten iiberbildeten Kaufleute, welche fiir den Freihandel schwannten, und der sicheren Idee \varen, dieser wird den ausgiebigen aus\vartigen Kapitalien den Kanal nacli Oesterreich eroffnen, man wird billig im Auslande kaufen und theuer ver- kaufen. Ja wo, und an wen, wenn zu Hause alles verarmt; da war es haufig die Kurzsicbtigkeit der Grossgrundbesitzer und der Landwirthe, welche vielleicht dureh unsichtbare Inter- essen beeinflusst wurden; denn England bat mit den Grund- ziigen des Schmith’schen „Wealt of nations" selir gut verstanden aucb am Kontinente bei den Staatsmannern freibandlerische Ideen zu verbreiten, um so der Welt zu seinem eigenen Vor- tbeile Sand in die Augen zu werfen. In unserer Broscbure, die wir gegen die bereits oft be- sprocbene Nacbtragskonvention sebrieben, heisst es Seite 18 w5rtlicli: „Es wird einmal die Zeit wohl kommen, ja sie muss kommen, wo die Kontinentalstaaten einseben werden, wie toricht sie waren, ganze Berge von Beicbtbumern auf die brittisebe Insel fiir deren Arbeit und Fabrikate zu sclileppen, statt die Rohstoffe da zu Hause zu verarbeiten, da zu spinnen, farben, weben etc. Was das Kontinentalsistem, welches mit dem beruhmten Dekrete Kapolcons aus Berlin am 21. November 1806 ver- ktindet wurde, fiir einen ausserst giinstigen und wohlthatigen 21 — Einfluss auf Industrie und somit aueh auf die Lamhvirtbscbaft Erankreichs, Oesterreichs, Deutscldands geiibt liat, dies hier zu besprecben sei jetzt nieht oportun, wir \verden vielleicht spater einmal speziel diese ftir die Welt so hocbst interessante Epoche naher beleuchten. Napoleon ist gefallen und mit ihm die Kontinentalsperre und die bisher bescbrankt gewesene Konkurrenz von England liat wieder auf dem europaischen und amerikaniscben Kontinente festen Fuss gefasst, die heimiscbe Arbeit wurde in vielen Landern zugrunde gerichtet, der Verkehr sank, die Arbeit fand wenig Nacbfrage, der Grumi und Boden musste sonach im Preise fallen, kurz die plotzliche Aufhebung der Konti¬ nentalsperre liatte entsetzliche Folgen. Schon mancbe Staaten baben ibren Gewerbfleiss ganz d en Britten geopfert und es ist wahrhaftig scbon wobl die bocbste Zeit, dass von den Augen der Welt diese Sclmppen abfallen, und \vir werden uns aucb liier kaum irren, dass die Zeit nicht gar fern sein kanu, wo eine Regenerirung der volkswirtbscbaftlichen Zustande am Kontinente endlicb zur Geltung gebracbt werden muss. Und \vir stimmen ganz mit F. List tiberein, indem er sagt: „Durcli Adam Smitli, dieses Gotzenbild der Freibandler und der kosmopolitisclien Scbule ist ein Geist der So p Iris tik — der Scbolastik — der Unklarheit — der Ver- stellung und Heucbelei in die national-okonomiscbe W i s s e n s c b a f t gekommen, sei die Tbeorie ein Tu mm el pl at z zweifelhafter Talente und eine Vogelscheuclie ftir die meisten Manner von Geist, Erfabrung, gesundem M e n s c b en ver s ta n de und ricbtigem Urtheil geworden. Er habe die Sopbisten mit Argumenten ver- sorgt, um die Nationen um ilire Gegenwart und ikre Zukunft zu betriigen.“ — 22 — Ueberhaupt ist in „Schutz der heimisclien Arbeit“ so Manches tiber England ausfuhrlich geschrieben. Namentlich tlbor das fiir die Welt so verderbliche ungliicklicbe Sistem: die Trennung des Konsumenten von dem Produzenten. (Sielie „Schutz der heimisclien Arbeit“.) Das engliscbe Sistem, namlich die Trennung des Kon¬ sumenten von dem Produzenten, ist mit Redit von vielen Nationalokonomen filr das griisste Ungliick der menschlichen Gesellscliaft bezeiclinet worden, \veil dieses Sistem auf der einen Seite einzelne unermessliche Reiclitliumer und zugleicb Pauperismus schafft, \vie uns gerade England den glanzendsten Beweis daftir liefert, und andererseits die Agrikulturstaaten sich keiner Prosperitiit erfreuen konnen. Das brittisclie Sistem, vvelclies, wie gesagt, stets auf die Trennung des Produzenten vom Konsumenten liinzielt, bat fiir die Insel nacli zwei Rich- tungcn grosse Vortheile: erstens werden die Preise von Roli- materialien durcli dieses Sistem herabgedruckt, und z\veitens ist England eben durcli dieses fiir andere Staaten so verderbliche Sistem eine kolossale VVerkstatte fiir die Welt geworden. Yom Meere umsehlungen und durch zahlreiche Kanale bat England die billigsten Transportmittel zum Bezug von Rob produkten und zum Versande von Fabrikaten, abgesehen von ausserordentlich verzweigten billigen Eisenbahnen. Zur Fabrikation liaben die Englander das woblfeilste Eisen, die wolilfeilste Steinkohle, woblfeiles Gas, mehr Kapital und billigeren Zinsfuss als irgend ein anderes Land. Nun denke man sich, vvenn man tiberbaupt dazu die Be- fabigung in sich tragt, unter solcben Verhaltnissen — die saubere Nacbtragskonvention zum englischen Handelsvertrage vom Jalire 1869. — 23 — Wir hab en tms allerdings von unserem Thema eigentlich etvvas entfernt, aber der boclnvichtige Stoff, der oline unserer frviheren Absicht in eine ausgedelmte Behandlung geratlien ist, diirfte vielleicht nach solchen Vorgangen in gegenvvartiger Zeit mehr Interesse iinden, als man bisher anzunelimen gewohnt war. Da man docli mit gutem Grund zu erwarten berechtiget ist, dass man das Volkswirthschaftliche iiberhaupt fiir die Existenz der Mitmenschen (die nach neuerer National- okonomie und englischem Sisteme ordnungsmassig aus Mangel sterben miissen; „Carrey“, Scite 245) in iminer grossere Be- rucksichtigung zielien wird. Um nun wieder in dieser handelspolitischen Flugschrift zu unserem theuern Oesterreich zurflckzukommen, ftihren wir noch an, dass wir, in der im Jahre 1869 veroffentlichten Broscluire „Schutz der heimischen Arbeit“, d. i. die Arbeit in den k. k. osterr.-ungar. Landern , von Oesterreich den Passus gebraucht, namlich den, den einstens Franklin vom Staate New-Jersey sagte: »Dieses Land ist ein iiberall von seinen Nachbarn an- und abgezapftes Fass“, und bei Gott, gerade so ist es mit unserem theuern Oesterreich, denn die Auslander scliafften sich durch ilire a n Oesterreich massenhaft verkaufte Arbeit von den Oesterreichern grosse Iteich- tkiimer und zahlen falitisch in Oesterreich k eine Steuern. (Appreturverfahren, ungluckliche internationale Handelsvertrage, Nachtrags-Konvention zum englischen Handelsvertrage.) Zur Bedingung der Steuerfahigkeit unserer osterreichischen Staats- biirger ist aber doch entschieden und absolut nothwendig vor allem die Kultivirung der heimischen Arbeit und des heimischen Marktes \vie wir bereits sclion sagten, bis /zur aussersten Leistungsfahigkeit, und diese Grundsatze, man kann sie nie genug \viederholen , sind fur die Steuerfahigkeit des Landes ein wahres Lebensbedingniss. — 24 Jedes andere Sistem im eigenen Staate, den man doch v o r a 11 e m im A u g e h a b e n m u s s, beruht entweder auf Irrtliumern oder es liegt gar ein Verrath zu Grunde — ein Sistem, welches die Korruption zum Grundsatze erliebt und die Steuertrager und die Regierung lahm legt. Zum Schlusse glauben wir nocli folgendes reproduziren zu miissen. Es war, wie bereits angefiihrt, am 19. Februar 1853 zu Berlin, als Otto v. Manteuffel als preussischer Minister, und Karl von Bruck als oster reic Fischer Minister und auch als P r e u s s e die Scblussprotokolle des ersten deutsch-oster- reichischen Handelsvertrages unterschrieben; da beganu keine Zoll-Reform, sondern faktisch eine wirthschaftliche Niederlage. Die preussiscben Fabrikanten, besonders in Rlieinpreussen, liaben Millionen aus Oesterreicb gezogen und eine grosse Anzahl Seiden- und Baumwollweber (Wiener Vorstadt) und fast sammtliche kleine Eisen- und Stablarbeiter Nieder- und Oberosterreicbs zum Falle gebracht. Ferners sind am handels- politischen Felde nocb vveitere Meisterstiicke geliefert \vorden, und umsonst, wie gesagt, liaben einsichts- und verdienstvolle Manner die Stimme dagegen erhoben, allein, sie ist verhallt wie die Stimme in der Wtiste. Ja das Herz eines jeden osterreichischen Patrioten durcli- zittert, wenn man an diese gelieferten Meisterstiicke denkt, die den materiellen Wohlstand unseres osterreichischen Staates an sicli zogen und so gewiss auch selir viel zur Unzufrieden- heit und zur Zwistigkeit seiner Volker beitrugen. Und ausgezeichnet ist die Aufiihrung in der verehrten „Deutschen Zeitung“, Nr. 2098, vom 3. d. M., indem sie im Leitartikel wortlich angibt: „So machtig das deutsche Reich jetzt sein mag, so solite es doch bei der heutigen Weltlage gegeniiber unserer Monarchie entfernt nicht jene 25 — Ueberiegenheit besitzen, welche das Oesterreich vom Jalire 1853 gegeniiber Preussen \virklich besessen hat.“ — Unser Sclilusswort liier soli sein: die Hinfuhrung unseres volksvvirtliscbaftliclien Lebens auf bessere gesiindere Grund- lagen muss nach allen Seiten angestrebt und durchgefiihrt werden und jetzt nifen wir nur noch aus vollster oster- reichischer Brust: „Viribus unitis!" Die Handels- und Geiverbe-Kammer von Kram, nahezu zehn Jalire unter dem Prasidium de s V. C. Supan, ivar die erste, ivelche unmittelbar nach der Schlaclit 1866, als unter dem Donner der Kanonen von Koniggrdtz der deutsch-osterreicMsche Handelsvertrag zusaminengebrochen ist, eine Modifizirung dcs- selben in einer ordentlichen Kammersitzung dem holien k. k. Ministerium beantragte. Ueberhaupt hat die envahnte Kammer T , wie es allgemein bekannt ist, zuerst den Ruf nach grosserem Schutz der heimischen Arbeit erhoben und noch rechtzeitig auf cine, den osterreichischen Verhdltnissen entsprechende Wendung der osterreichischen Handelspolitik mit ojfenem, freiem Muthe und richtigem Verstandniss ivarm angerathen, und AUes manifestirt sich jetzt so, wie es die Kammer unter dem Vorsitze des V. C. Supan bereits im Jahre 1866 voraus angekundiget hat, und was die viden spater noch herausgegebenen handel'spotitischen Schriften enthalten. 26 — Auch hat die damalige krainische Kammer mit Bezug auf den Sudan der Monarchie hinsichtlidi ihres Standortes eben so sehr tvichtige als praktische Vorschldge oft vorgebracht. Die hohe osterreichische Regierung liat hider dem Suden und Siidosten bisher bei toeitem nodi nicht jene Aufmerksdmkeit gewidmet und jene Bedeutung zuerkannt, wie es mit Bezug auf das adriatische, dgaische, sdnvarze Meer und uberhaupt den Orient mm grossen Vortheile Oesterreichs munschensiverth, ja absolut nothivendig erscheint. TJns geht, um einfach zu sprechen, durchaus nicht zum Kopfe, wieso unser Oesterreich diese Weltlage gar so gleich- giltig hinzunehmen im Stande ist. Wir iverden und tvollen uns diesfalls hier nicht eines weitern einlassen, Jconstatiren ivollen ivir aber, dass wir beim ersten bsterreichischen Handelskammer-Tage in Wien in der allgemeinen Sitzung als Referent der ziveiten Section bei dnem sehr uoichtigen Anlasse das tiefe Bedauern zum Ausdrucke brachten, dass der Suden und Siidosten der Monarchie gar so sehr vernachldssiget wird. Da jedoch diese Zeilen nur das allgemeine osterreichische Interesse im Auge haben, so entfallt selbstverstandlich jede Anfuhrung hinsichtlich des sudlichen Theiles der Monarchie, ■dami wir ivollen ja im ganzen den Wohlstand und die Macht Oesterreichs fordern, daher konnen idr nach unser er Ansicht nichts passenderes tJmn, als die Worte unseres bffentlichcn Rundschreibens vom 30. Dczember 187G hier tviedcrzugeben: Jeder aufriclitige, vom bsterreichischen Patriotismus ivarm durch- gehauchte Oesterreicher moge nach dem Gradmesser seiner Ril- dung, Einsicht, Kenntnisse, Erfahrung und Befahigung fiir die vitalsten Interessen unseres theuern Vaterlandes sein le- scheidenes Schčirflein beitragen. — 27 — Und ivenn audi nicht Jedermann einen ganz gut gemeisselten Stein zum Nemufbaue unserer morschen volkswirthsdiaftlidien und politischen Zustande beitragen Icann, so uoerden sich sdiliess- lich dodi gewiss Manner finden, weldie mit gesdiidder und sidierer Hand zu Oesterreidis Macht und Grosse den Orna- mentstein anlegen werden, — vor allem aber bewahre uns ■Gott vor ideenlosen Staatsnidnnern. Laibach. November 1877 .