lür Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. Nedig'irt von Leopold Kordefch. ^ 8. Freitag am IO. Jänner Ä844. Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jedes Mal ein halber Bogen. Der Preis des Blattes ist in Laibach ganzjährig S, halbjährig 3 fi. Durch die t. k. Post unter Louuert mit portofreier Zusendung ganzjährig 8, halbjahrig 4 fi. C. M., und wird halbjährig vorausbezahlt. Alle t. l. Postämter nehme» Pränumeration «n. I n Laibach pränumerirt man beim Verleger »m Roan, Nr. 190, im ersten Stocke. Zwei Fenster. ZVtei n dämmerlichtes Stäbchen hat Zwei kleine Fenster nur: Links zeigt sich mir der Markt der Stadt, Und rechts des Friedhofs Flur. Und Hab' ich mich mit stillem Sinn An'« Fenster links gestellt, T>» wogt's »m Marktplay her und hin. Als gült's die halbe Welt! Der Eine rennt in Hast daher. Der Zweite forscht und schleicht. Ein Dritter sinnt gedankenschwer Ni e er sein Ziel erreicht. Hier jagt ei» Schwärm im tollen Lauf Nach Reichthum, Glanz und Pracht; Dort bläht' sich stolz der Dünkel »uf. Dem schon d«s Gluck gelacht. Und was die Hoffart je erfand. Und was der Stolz gebar. Das stellt sich mir zur linken Hand I m bunten Bilde dar. Und wird das Treiben mir zu toll Mi t seinem schalen Tand, So stell' ich mich gedankenvoll An's Fenster rechter Hand. Der Friedhof, der mich ernst und still Dann rechts herüber grüßt, Lr zeigt mir mahnend, wo das Ziel Von all' dem Treiben ist. Und Mancher, der in Glanz und Pracht Am Marktplatz links erschien. Der mußte schon, eh' man's gedacht, D» rechts hinüber zieh'«, — V. Zusner. Gallerte berühmter Krainer. Von Franz X. Legat. Das vorzüglichste Interesse dieser Zeitschrift soll die vaterländische Geschichte umfassen, und Krain kann und wird, wie bisher auch weiterhin viel Stoff dazu bieten. In ­dem wir nun eine neue Folge von diesen, namentlich in den ersten Jahrgängen der Carnioli a zahlreich geführten Bio­graphien eröffnen, ergeht auch die wohlgemeinteste Auffor­derung vom Neuen an alle hohen und thätigen Gönner dieser Zeitschrift, sowohl mit unmittelbaren Aufsätzen oder doch wenigstens mit gefälligen Behelfen zu Lebensbeschrei­bungen von eingebornen, für Kirche, Staat, Wissenschaft, Kunst, Landwirthschaft, Handel u. dgl. verdienten Männern aus ihrer eigenen Verwandtschaft oder aus Krain überhaupt, (und wie »viele hochverdiente Männer zählt unser kleines Vaterland nicht!) diese Gallerie zu bereichern, als auch sonst freundliche Auskunft und Beschreibungen von wohl­thätigen Anstalten und Stiftungen, von merkwürdigen Kir­chen, Denkmälern, Gebäuden, von anziehenden Sitten und Gebräuchen des Landvolkes, von pikanten, wichtigen Vor­fällen aus der Gegenwart und Vergangenheit Krains u. s. w. einzusenden, damit diese Zeitschrift durch den Verein viele« Kräfte zu einem angenehmen Leseblatte für jeden vaterlän­dischen Zeitgenossen, wie zu einer reichen Fundgrube für spätere Geschichtsfreunde unseres Vaterlandes werde. Unter Andern« wagt der Verfasser dieser Zeilen auch seine im Verlaufe des letzten Jahrgangs dieser Blätter er­gangene, und zum Theile bereits nicht erfolglos gebliebene Bitte um Beiträge über die Kriegsereignisse vom Jahre 1813 und 1814 in Illyrien ergebenst zu wiederholen, da­mit sein begonnenes Werk »Geschichte der Wiedereroberung Illyriens im Jahre 1813 und 1814« ja möglichst vollständig erscheinen könne. Jeder Originalaufsatz, dessen Herr Ver­fasser, wenn nicht ausdrücklich die Anonymität verlangt wird, in demselben dankbar genannt werden soll, jeder glaubwürdige Bericht von persönlichen Erlebnissen aus jener wichtigen Epoche, so wie jedes Werk, Manuskript, selbst jeder gefällige Fingerzeig, wie zu irgend einem brauchbaren Beitrage zu gelangen, sollen uns höchst willkommen sein. Joseph Gdler von Potozhnik. »r. Joseph Edler von Potozhnik, gewesener Bürgermeister von Laibach, dann k. k. Appel­lationsrath zu Klagenfurt, endlich Hofrath und Präsident des k. k. Merkantil- und Wechselgerichtes zu Triest, war geboren zu Kropv den s. Februar 1753 und starb auf einem Besuche seiner Angehörigen und Freunde zu St. Martin unter Großkahlenberg den ?. August 1808. Nachdem der Knabe Potozhnik seit seinem achten Lebensjahre den ersten Unterricht bei dem damaligen Kura­ten auf der Insel Maria-See zu Veldes, Herrn Gliha, erhalten und bis zum Jahre,l?7l die lateinischen Schulen der Jesuiten zu Laibach vollendet hatte, begab er sich nach 3» Wien, anfänglich zum Studium der Theologie und dann der Rechte, woraus er am 30. Juni 4??8 den Grad als Doktor der Rechte erhielt. Er advozirte sodann einige Zeit in Laibach, wurde i?82 Stadtsyndikus und seit 1783 bis i?8? Bürgermeister daselbst. Unter ihm sind die Markt­buden- auf den zwei Laibacher Verbindungsbrücken gegen seinen Willen und ungeachtet seiner sehr gegründeten Ein­wendungen an Private ins Eigenthum verkauft worden. I m Jahre 1787 wurde er als Rath zu dem inner- und vorderösterreichischen Appellationsgerichte zu Klagenfurt be­fördert, in welcher Eigenschaft er wegen seiner Tüchtigkeit als Jurist mit dem Vertrauen beehrt wurde, als Abhand­lungskommissär den Verlaß der sel. Erzherzogin Mari a Anna (gestorben den 19. Oktober 1788) zu ordnen. I m Jahre 1790 schlichtete er als k. k. Hofkommissär in Vorarl­berg zur Beilegung der in Gerichtssachen ausgebrochenen Unruhen das anvertraute Geschäft mit so viel Geschicklich­keit und Klugheit, daß ihm weiland Kaiser Leopold II . nebst einem ansehnlichen Geschenke unterm 7. Oktober 1790 auch den Adelsstand mit dem Prädikate »Edler von ".ver­lieh. Später l M er als delegirter Kommissär im Jahre 1794 zu Görz, und in einem nachherigen Jahre zu Trieft sehr schwierige Aufgaben zur vollsten Zufriedenheit gelöset. Seine verewigte Majestät, Kaiser Franz I. beförderte den viel­verdienten Mann im Jahre 1801 zum Merkantil- und Wech­selgerichte und Seekonsulate inTriest als Präsidenten, und sandte ihn, als nach dem Frieden von dampo lnrmio Vene­dig an Oesterreich kam, als Einrichtungs-Hofkommissär dahin, wo er bis zum Preßburger Frieden blieb. Nach Beendigung seiner Functionen in Venedig sollte er zu anderen wichtigen Geschäften nach Wien versetzt werden, aber seine Majestät geruhte, denselben auf besondere Bitten der Triestiner mit einer Personalzulage und dem Titel eines - k. k. wirklichen Hofrathes dem Triester Merkantilgerichte wieder zu belassen. Er blieb daselbst als Präsident, bis er in seinem Vater­lande unter seinen Freunden vom gähen Tod ereilt wurde. Ein krainischer Dichter sang seinem Andenken unter An­derm nach: Sein Portrait, gemalt von dem bereits auch verstorbenen vaterländischen Maler Ioh. Bapt. Potozhnik, vul^n Stummerl , welcher sich im Wiener Taubstummen-Insti­tute bei dessen erster Errichtung als Maler gebildet hatte, befindet sich im hiesigen Landes-Museum als Beitrag der wohlgeb. Frau Antonia von Scheuchenstuel vom Jahre 1838, Nro. e. Sieh auch Musealbericht 1837, Nro. 32. Kalissa. Ein hebräisches Sittengemälde. Aus dem Französischen von M . Vehovar. (Fortsetzung.) V. Die Ceremonie der »Kalissa- Kalissa bedeutet im Hebräischen so viel, als das Ausziehen des, Schuhes. Wenn ein Mann stirbt und eine Witwe ohne Kinder hinterläßt, so ist sein Bruder nach der Schrift verpflichtet, sie zu heirathen. Wenn aber in Folge eines unvorhergesehenen Hindernisses oder selbst aus Laune der unvermählte Bruder sich weigert, diese Ver­bindung einzugehen, so beruft die Witwe vor einem Rabiner in Gegenwart mehrerer Zeugen ihren Schwager und fragt ihn, ob er die Familie seines Bruders wieder aufnehmen wolle. Bei einer verneinenden Antwort findet die Ceremo­nie der Kalissa Statt. — Mi t Tagesanbruche versammelten sich in dem Hause des Juden Nathanie l mehrere alte Männer in strenger und ernster Haltung. Sie trugen lange, graue Barte, weiße oder rothe Turbans und Burnuße von dunkler Farbe. Sie saßen auf Kissen, das Antlitz gegen Sonnenauf­gang gewendet — und hatten auf ihrem Kopfe den langen Seiden- oder Linnenschleier, welcher an den vier Enden mit Fransen geziert war, von denen jeder Faden an ein Gebet erinnerte. Diese Männer hielten in ihren Händen ein offenes, hebräisches Buch. Es waren die Grosirabiner und vornehmen Juden von Algier; man zählte deren vier und zwanzig. Ein junger Mann, Messaoul, lehnte sich finster« Blickes an eine der Säulen, welche den Saal schmückten. Nahe bei ihm stand ein ehrwürdiger Greis, dessen thränenfeuchte Blicke unverwandt auf dem jungen Israeliten hafteten. Aus der Ähnlichkeit, die zwischen diesen zwei Personen herrschte, schloß man leicht, daß der letztere Nathaniel, Messaouls Vater, sei. Die Eingangsthüre, welche halb offen geblieben war, zog von Zeit zu Zeit "die Aufmerksamkeit Nathaniel s und der übrigen Alten auf sich; der junge Mann allein schien ganz theilnahmslos und in tiefes Nachdenken ver­sunken. Bald wurde an die Pforte leise geklopft und sie öffnete sich ganz. Eine Frau erschien; sie war in so viel Schleier eingehüllt und von einem so weiten, weißen Burnuß um­geben, daß man daraus kaum eine menschliche Gestalt un­terscheiden konnte. Bei diesem Anblicke flog der Name Mar i am vom Mund zu Munde. Unterstützt von ihrer alten Sclavin, schritt sie langsam heran, ganz zusammengekrümmt und das Haupt auf ihre Brust gesenkt; aber als sie Messaoul gegenüber kam, richtete ihre Gestalt stolz sich auf, als ob sie mit einem Male ihre ganze Kraft und ihr Selbstgefühl erhalten hätte. Sie drängte ihre Dienerin zurück, ließ den Vurnuß fallen und hob ihren Schleier; sie erschien so blaß, daß man eine Statue von Alabaster zu sehen glaubte. — Hier­auf näherte sie sich allein und mit Würde Messaoul. Ein heldenmüthiger Entschluß leuchtete aus ihren Au­ gen,, während ihre zusammengepreßten Lippen die tiefste Verzweiflung zeigten. Alle ihre Kräfte in ihre Stimme zusammendrängend, sagte sie: „Messaoul, ich bitte jetzt vor dem Gotte Is­ raels, der uns sieht und richtet, in Gegenwart deines Va­ ters, vor unsern Rabinern, Freunden und Verwandten, 3R bitte ich dich, die Familie deines Bruders wieder aufzu­nehmen! Bei den ersten Tönen dieser Stimme, die ihm kurz vorher noch so süß und theuer war, schauderte Messaoul zusammen, dann schien er von einem convulsivischen Zittern ergriffen — aber diese Bewegung dauerte nur kurz. Als Maria m geendet hatte, antwortete er mit sanf­ter Stimme und mit zu Boden gesenkten Augen: Witwe Lemuel, ich verweigere, die Familie meines Bruders wieder aufzunehmen. -^- Gott Israels! habe Barmherzigkeit mit mir! lispelte die junge Jüdin, indem sie ihre großen, schwarzen Augen gen Himmel hob. Mein Sohn! — sagte Nathaniel und streckte flehend die Hände nach ihm aus. Verzeiht mir, mein Vater, wenn ich gegen euren ehr­würdigen Willen handelte, antwortete Messaoul, wenn ich selbst gegen die Stimme meines Herzens handelte; aber, glaubet mir, das, was ich jetzt thue, muß ich thun! (Fortsetzung folgt.) Hauptmann Fournois Gnde. *) Am 2Z. August 1803 ließ Napoleon einige Grena­dierregimenter von der Division Oudinots vor sich vorbei­desiliren, und tadelte ihre Art zu marschiren häufig und hart, obwohl ohne Grund, ritt einmal gar auf den Haupt­mann Fournois zu, und stieß ihn mit der Spitze eines Rohrstockchens vorwärts, mit dem lauten Ausruf: „allere Vieu! — schreiten Sie fort; Sie gehen ja wie ein kale­cutischer Hahn!" Der Hauptmann schlug in dem ersten Augenblicke des Unwillens mit seinem Degen an den Stock, und machte eine Bewegung oder Geberde, als wollte erBuonaparte persönlich drohen, der sogleich seinem General-Adjutanten Savary zurief: „Entwaffnen Sie den Bösewicht und arretiren Sie ihn! „Das braucht er nicht" versetzte der Hauptmann, „ich habe einem Tyranen gedient und verdiene mein Schicksal« — und bei diesen Worten stieß ersich den Degen durch's Herz. Augenblicklich machte die ganze Compagnie, wie auf ein Commandowort, Halt, und man hörte ein allgemeines Murren. „Strecket das Gewehr und marschirt augenblicklich aus der Linie heraus!" commandirte Vuonaparte , „oder ich lasse Euch für Euren Aufruhr von meinen Guiden nie­derhauen. " Sie standen einige Minuten bei sich an; als aber die Guiden herbeigeritten kamen und sie zu umringen begannen, gehorchten sie und wurden entwaffnet. Des Nachmittags darauf ward über die Compagnie von einem speziellen Kriegs­gerichte das Urtheil gesprochen, daß der zehnte Mann da­von erschossen werden sollte. Buonaparte begnadigte sie unter der Bedingung, daß sie lebenslang in den Colo­nieen dienen müßten, welches auch in der Folge geschah. -) Aus der zu Raab seit l, Jänner diese« Jahres neu erscheinenden, belle. triNisch-eommerciellen Zeitschrift: »Das Vaterland,« rediairt und herausgegeben non Richard Noisser. Die Redaktion, Am- folgenden Morgen kamen des Hauptmanns Fou ­nois Witwe und seine fünf unmündigen Kinder, thaten einen Fußfall vor dem Kaiser und überreichten eine Bitt­schrift, in der sie ihm vorstellten, daß der Sold des Haupt­manns ihren ganzen Lebensunterhalt ausgemacht hätte. „Gut," war Napoleons Antwort an die Flehenden, die vor ihm auf den Knieen lagen; „Fournois war nicht allein ein Narr, sondern auch obendrein ein Verräther; aber ich werde dessen ungeachtet für euch sorgen." — I n der That ist auch so gut für sie gesorgt worden, daß kein Mensch sagen kann, wo sie geblieben sind und was aus ihnen geworden ist. G. Der sehnlich Erwartete. »So leb' denn wohl!« rief jüngst in hellen Thranen Am Hals' des Scheidenden das junge Weib; »Q kehre bald, willst du mich noch erkennen , »Vor Schmerz und Gram; schnell komme, oder bleib!« Drei Monate sind um. — Ei ist entsetzlich Wie lang' er weilt! — D« heißt's: »Der gnid'ge Herr!« »»Ach«« seufzt die treue Frau erschreckt »»so Plötzlich? »»Ich wollte, daß er — noch geblieben war!«« — Leopold Kordesch. Blicke in die Norzeit. (Brüderschaft.) Als Kaiser Maximilian im Jahre 1495 sich zu Halle in Schwaben aufhielt, näherte sich ihm in dem Au­genblicke, wo er abreisen und zu Pferdesteigen wollte, ein Land­streicher, gab sich für des Kaisers Bruder aus und verlangte ein Almosen. Der leutselige Fürst, über diese freche Zudringlichkeit keineswegs entrüstet, fragte ihn nur lächelnd, woher er denn sein Bruder sei? — »Von Adam her« antwortete der Bettler. Der Kaiser gab ihm — einen Kreuzer. Als der Landstreicher die Hoff­nung, durch sein ungestümes Fordern ein großes Geschenk zu er­halten, vernichtet sah, sagte er: »Ach, mein Vruder, das ist sehr wenig.« — Der Kaiser aber antwortete: »»Sei zufrieden, mein Vruder! und gehe zu den übrigen Vrüdern herum; gibt dir Jeder auch nur einen Kreuzer, so mußt du reicher werden, als ich.«« (Sonderbare Wohlthätiakeit.) Heinrich der Frei­gebige, Graf von Champagne, bewies sich auf eine eigene Art freigebig. Sein Sekretär, Art Hand Nogent, der ein Leibeige­ner von ihm war, mußte ihn oft von seiner übertriebenen Wohl­thätigkeit zurückhalten. Eines Tages ging Heinrich in No­gent's Begleitung zur Kirche. Da trat ihn ein Ritter an, und l>ath um so viel, daß er seine zwei Töchter damit ausstatten könne. Nogent fuhr den Vittenden heftig an und sagte, der Graf habe nichts mehr zu verschenken. »Du lügst,« rief Heinrich, »ich habe noch dich, und ich schenke dich diesem Ritter.« Nogent mußtesich mit 500 Livres loskaufen. (Neichstagsakta.) Als im Jahre 1613 zu Regensburg ein Reichstag gehalten wurde, zeichnete des Kaisers Mathias Hof­narr, Namens Nelle, Alles, was daselbst verrichtet worden, gar kurz undsinnreich auf. Er hatte nämlich von einem Buchbinder ein neues, hübsches Büchlein verfertigen lassen, welches er bestän­dig unter dem Arme trug. Als er nun vom Kaiser gefragt wurde, was dies bedeuten solle, sagte er, daß er die Reichstags-Akt«, hinein geschrieben hätte. Da nun der Kaiser neugierig wurde, diese Atta zu lesen, das Vuch durchblätterte und nichts, als weißes Papier fand, so antwortete der Narr auf das Befragen, warum nichts darin stände: »Weil nichts ist ausgerichtet worden, so konnte ich auch nichts hineinschreiben.« (Das Gesindel.) Von einem der besten französischen Kö­nige erzählt man folgenden Zug: Es wurde ihm bei einer Gele­genheit von einer ganz gewöhnlichen Weibsperson eine Bittschrift dargereicht. »Sire!« sagte ein Herzog, »das Gesindel sollten Sie nicht beachten.« »Zum Gesindel« erwiederte der König, »ge­hört in meinem Volke nur ein Solcher, dersich selbst Recht schafft. Wer aber das Recht bei seinem Könige sucht, kann niemals zum Gesindel gehören. Geben Sie die Bittschrift her.« (Die spielenden Kardinäle.) Der französische Kardinal d'Este hatte den Kardinal de Medicis zur Tafel geladen-Nach der Tafel spielten sie um hohes Geld, und nach Kurzem verlor der Eingeladene 10.000 Thaler. Jener gewann sie, allein er warf seine Spielkarten weg, ohne sie aufzuweisen, gleich als hätte er das Spiel verloren- Als ihn Hintenher ein Edelmann aufmerksam machte, daß er ja das Spiel gewonnen hatte, ent­ 33 gegnete der Kardinal. »Ich wußte es wohl, allein ich lade Nie­manden zur Tafel, um ihn zum Bezahler der Zeche zu machen.« (Sclavische Ehrfurcht.) Im Jahre 1680 kam ein Ge­sandter des Königs von Siam bei Ludwig XIV. in Frankreich an. Der Letztere hatte einen seiner Kammerhcrren zum Empfange und zur Begleitung des Ankömmlings entgegengesandt. Zu Vin­cennes war die letzte Uebernachtungsstation vor dem Einzüge in Paris. Der französische Kammerherr wohnte im ersten, der Ge­sandte im zweiten Stockwerke. Mitten in der Nacht kam dieser plötzlich voll Schrecken zu dem Kammerherrn herabgelaufen, und »ersicherte, daß ihm das größte Unglück begegnet wäre; »denn,« fuhr er fort, »der Brief des Königs, meines Gebieters, ist im untern — und ich im obern Stocke des Hauses; es ziemt sich aber, daß ich nur unte r dem Briefe meines Herrn schlafe.« — Feuilleton des Mannigfaltigen. (Für einige sogenannte Literaten.) Der große, welt­berühmte Kardinal Bembo , der einzige Gelehrte, der im weiten Occidente allein im Stande war, den Obelisk von Memphis zu entziffern, dieser um die Wissenschaften höchst verdiente Mann, befliß sich einer solchen Reinheit des Styles, daß er 40 verschiedene Fächer über seinem Schreibpulte anbringen ließ. Alle diese sämmt­lichen vierzi g Fächer mußten nun seine Schriften nach und nach passiren, je nachdem sie sich durch seine kritische Feile mehr und mehr der Periode näherten, daß er sie der Veröffentlichung wür­dig fand. Ach, wollten doch so viele der heutigen Literaten, mit Hintansetzung der vierzig Fächer des Kardinals und Horazens goldener Regel: >Monum praeniktur in »nnum,« nur auf ein ein­ziges Fach sich beschränken, um wie viel weniger literarischen Unsinnes würde es da geben. — (Humanität.) Herr Varon Salomon von Rothschild in Wien sandte vor Kurzem der Kleinkinderbewahranstalt in Tyr­nau ein Präsent von 500 fl. W. W. Wir wollen keine Phrasen drechseln, sagt die»Pannonia « und halten es für unsere Pflicht, die Gabe des Fremden dankend zur öffentlichen Kunde zu bringen. (Statistisches aus Wien.) Im Jahre 1843 wurden in Wien 3686 Paare getraut; geboren 17948 (darunter 9294 Kna­ben und 8654 Mädchen). Gestorben sind 15.472 (Männer 4617, Weiber 4178, Knaben 3556, Mädchen 3124). Die Zahl der Todtgebornen beträgt 791. — (Frequenz der Gymnasien in Böhmen.) Die sämmt­lichen zwei und zwanzig Gymnasien Böhmens zählten im Schul­jahre 1843 im Ganzen 5398 Studierende. (Rußlands Erwerbungen) »cm ehemaligen schwedischen Gebiete sind größer, als das ganze Königreich Schweden heutzu­tage ist. Seine Erwerbungen in Polen sind beinahe eben so groß, als Oesterreich; seine Erwerbungen in der europäischen Türkei sind größer, als das gesammte Königreich Preußen, mit Ausschluß der Rheinprovinzen. Seine Erwerbungen in der asiatischen Tür­kei gleichen an Ausdehnung fast dem Gebiete sämmtlicher kleineren deutschen Staaten. (Prinz Nlbrecht von Preußen) hat den heiligen Abend auf eine für Viele segensreiche Art gefeiert. Der Prinz begab sich nämlich in die nach ihm benannte Albrechtsstraße in Verlin und ließ daselbst die Armen zusammenkommen. Die Kinder wur­den reichlich beschenkt, die Schulden der Eltern bei Bäcker, Kauf­mann, Schuster und Schneider bezahlt. Welchen Enthusiasmus diese liebenswürdige Handlung des Prinzen erregt hat, kann man sich denken. I n viele Familien die Freude tragen, ist gewiß eine würdige That; Thränen trocknen, ist der schöne Beruf des Begü­terten. Wenn doch nur alle Reichen diese Gesinnung hätten, wie manche Blöße würde bedeckt, wie mancher Kummer verscheucht sein! — (I n V»?»»»i, «<»t ,»D«««»< »l« i H»,,n«„«), einer altern Beschreibung Spaniens, findet sich folgendes Frag­ment einer Fastenpredigt über die Versuchung Christi : »Der Teufel zeigte unserm Herrn verschiedene Reiche der Welt. Durch ein Fernglas ließ er ihn Italien, Deutschland, Frankreich gewahr werden. Allein unglücklicher Weise »erdeckten ihm die Pyrenäen unser Spanien. Dies brachte den Satan in Verzweiflung; denn hätte er Spanien mit allen seinen Herrlichkeiten zeigen können, so weiß ich selbst nicht, was unser Herr gethan haben würde.« — (Di e türkische Sprache) soll unter allen neueren Spra­chen die leichteste sein. Sie hat nur eine Conjugation für die Zeitwörter, eine Declination für die Hauptwörter und gar kein Geschlecht wie auch keine Ausnahmen von den Hauptregeln. An Worten ist sie zwar nicht reich, doch männlich, kraftvoll und wohlklingend. Beantwortung der Theaterfrage. D« in den Jahren 1838 und 1839 in dieser Zeitschrift unter meiner frühern Redaktion fast jede Vorstellung in unsermständischen Theater, und zwar das Schauspiel meistentheils »on mir, die Opern hingegen von Herrn Ledenig besprochen wurden, diese Referate auch allgemeines Ldcal-Interesse gewährten und gerne gelesen wurden: so finde ich nur als eine natürliche Folge, daß mir gleich nach Beginn des VI . Jahrganges unsers Blattes häufig sowohl mündlich Anfragen gestellt, »ls «us der Ferne schriftlich eingesendet werden: »Warum in der Zeitschrift Carnioli» in diesem Jahre vom Theater in Laibach gar keine Erwähnung geschehe?« Die Beantwortung dieser Anfragen ist in jedem Falle etwas kitzlichci Natur; indessen bin ich sie dem Lcsepublikum zur Rechtfertigung unserer Zeit« schrift schuldig. — Ich bin »er unmaßgeblichen Meinung, daß eine wahre, strenge, eindringende, öffentliche Kritik über Bühnenleistungcn in einer Pro» vinzhauptssadt gar nicht Platz greifen tonne und dürfe, glaube aber, daß sie auch nicht nothwcndig sei, weil das Publikum dann verlangen müßte, was ihm nicht geboten werden kann. Die eminentesten darstellende« Kräfte in Oper und Schauspiel finden sich nur in großen Residenzen und noch da bringt man oft Mittelmäßiges zu Markte. I n einer ProoinzhauvtNadt muß man sich d»< her mit der Hausmannskost begnügen, und thut es auch gerne, wenn nur diese gut und gesund ist. Die ausübenden Kräfte des Schauspieler» oder Sängerpersonals müsse» jedoch auch hier stets in gehöriger Einigkei t und Harmonie stehen; ein gewisser Einklang und Ineinandergreifen müssen sich in »Um Vorstellungen die Hände reichen; sonst muß jede Theaterkritik, wäre sie auch schonend, wie sie hier eigentlich sein muß, offenbar entweder zum Nachthcile des Theater-Unternehmers und seiner Gesellschaft, oder zum Aergcr des theaterbesuchenden Publikums, nämlich gegen die Verwahrung des Knust­geschmackes, ausfallen. Wir haben im gegenwärtigen Theaterkurse unter der Leitung des Herrn Rosen schon ein Schauspiel gehabt, mit dem wir Ursache hatten, vollkommen zufrieden zu sein. Die treffliche Umsicht des Direktors war nicht zu «erken­nen, das Repertoire einer Hofbühnc würdig, Fleiß, Talent, Darstcllungsgabcn und Verwendbarkeit der Mitglieder anerkannt lobens- und ouszeichnungiwerth, unter welchen allen der Direktor Rose «schön als Mime weit hervorragte. Allein, thcils litt zu dieser Zeit (vor dem neuen Jahre) die Zeitschrift »Car­nioli» « an Unterbrechung, theils war der Gefertigte von Laibach abwesend, und kann daher nur in das allgemeine Lob des nach Klagenfurt abgegangenen Schauspiels mit den Theaterfreunden Laibachs als Echo einstimmen. Indemsich aber dieses Lob bis jetzt weder »ufdic von Klagenfurt gekommene Opcrngesellschaft, noch «uf das gegenwärtige Schauspiel ausdehnen läßt, so will und werde ich nur dadurch keinem der beiden Theile, (nämlich Publikum und Direktor) zu nahe treten, wenn ich mit Theaterreferaten bis zum sehn« lich erwarteten Zeitpunkte einer allgemeinen Zufriedenheit mit den uns vorgeführten Vorstellungen in einem oder dem andern Genre, zurückhalte. Indessen ist nicht zu läugnen, daß eine Theoter.Unternehmung zuweilen auch, trotz des redlichsten Strcbens , besonderes Unglück haben könne, und die« serFall mag unser» jetzigen Direktor, HerrnEbell, im vorzüglichen Grade getroffen haben. I n der Oper ist die Primadonna die Sonne, deren Strahlen das ganze übrige Personale freundlich beleuchten und in vorthcilhaftcs Licht setzen. Kann sich die in der Gunst eines kunstsinnige» Publikums nicht be­haupte», so muß dieser Umstand e» ip«o «uf die übrige» Opernmitglieder von übler Rückwirkung sein. Indem ich durch diese Erklärung allen mündlichen und schriftlichen Ab­fragen Bezugs der diesjährigen Theaterkritik begegnet zu sein glaube, schließe ich mit dem Wunsche, daß es im kommenden Theaterkurse einer solchen Deklaration nicht bedürfen möge. L n pÄ««2iite, gleichsam im Anhange, sei hier noch bemerkt, daß sich i» vergangener Woche der berühmte Gymnastiker und erster Mimiker der Kunst« reitergesellschaft des Herrn Alexander Guerr«, Herr l^uänvico Vinul mit seinem Zöglinge ?«,cliic<) auf der Durchreise der Gesellschaft nach Prag auf unserm Theater mit gymnastischen Künsten drei Mal produzirt«, die das Publikum im höchsten Grade überraschten und zu ungethciltem, sturmischen und wohlverdienten Beifalle hinrissen. Leopold Kordesch. Auflösung der dreisilbigen Charade in Zlro. ?. Adelsberg. Laibach. Druck und Verlag des Josef Blasnik.