GRAZ GESCHICHTE UNI) TOPOGRAPHIE von FRANZ [LWOF im. KABL F. PETERS. Mil' K INE M ANHANGE IBER EISENERZE. HIUrXKlUlEEN , lU.'A l'.Nk« MILENTLORA , MINERAL OI'EEI.EN INI) (TROliTE IN 1 »Elf STEIERMARK. MIT nrNRM PLANK IUI: s LA 111 . G RAZ, 1875. VEBLAG HKIt GESOHÄFl'SI'f IIIll Xii HEU -I*. VERSAMMLUNG DK 11 DEUTSCHEN X LTUIFOESCHEH; UND ÄRZTE. LEYKAM-J08EFSTHAL, ÜRAZ. \ DE H 48. V E II SAM M L TNG iii'.u DEUTSCHEN NATURFORSCHER UND ÄRZTE T IN" Q SA Z 1875. J Vorwort. ie Geschäftsführer der 48. Versammlung der deutseben Naturforscher und Aerzte forderten uns auf, eine Festschrift über die historischen und topographischen Verhältnisse von Graz, insoweit dieselben für die lieben Gäste, welche unsere Stadt in Kürze in ihren Mauern beflissen wird, von Bedeutung und Interesse sind, zu verfassen. Wir folgten mit, Freuden dieser ehrenvollen Einladung und übergeben das vorliegende Werk diu- Oeffentlichkeit. Wenn strenge Beurtheiler Lücken in demselben finden sollten, so möge berücksichtigt werden, dass für die Abfassung dieses Ilm lies nur der kurze Zeitraum von wenigen Monaten gegeben war. Insbesondere war es nicht ohne Schwierigkeit, die „Geschichte der Stadt Graz" zu schreiben; denn wenn auch die Vorarbeiten früherer Forscher auf diesem Gebiete, wie Aquilinus Julius Cäsar. II. J. Bidennann, F. Bischoff. Felicetti, Göth, Haas. Hanuner - I'urgstall. Hinter. Knabl, JCrones, K. (i. v. Leitner. Luschin, Muchar, Peinlich, F. Pichler, Reitlinger, Robitsch, Scheiger, Schreiner, Wartinger, Adam Wolf, Winklern. /ahn, Xwiedinek u. a. mit grösstem Vortheile benützt wurden, so musste doch ein erheblicher Theil der Geschichte der Stadt, besonders der älteren Zeit, anmittelbar aus den Quellen gearbeitet werden, und der Verfasser derselben sieht sieh in dieser Beziehung dem Vorstände des steier-märkischen Landes-Archives, Herrn Professor Josef Zahn, zu grossem Danke verpflichtet, welcher nicht nur die reichen wohlgeordneten Schätze dieses Archives in zuvorkommendster Weise darbot, sondern auch sonst vielfach zur Förderung dieser Arbeit durch Rath und That beitrug. Die Abschnitte über Lehranstalten, Sammlungen und Spitaler wurden aus den von den Vorstanden derselben freundlichst eingesendeten Berichten bearbeitet. Die „Geschichte der Universität" (S. 25(i bis 2(iii) hat Prof. Dr. Franz Krones und der Abschnitt über „die k. k. technische Hochschule" (S. 279 bis 284) Prof. Dr. Gustav Wilhelm zum Verfasser, welchen für ihre werthvollen Beiträge hienht bestens gedankt wird. In dem Anhange, der den ersten Abschnitt über den „Boden von Graz" ergänzen soll, wurden vornehmlich jene Eigentümlichkeiten des Landes behandelt, von denen zu erwarten, dass unsere Gäste sie aus eigener Anschauung werden kennen lernen. Graz, 23. August 1875. Franz llwof. Karl F. Peters. J A Z. Die Sage von Grätz Von C. G. Ritter v. Leitner. \ or manchen hundert Jahren Frhob vom Isarstrand Ein Völklein sich', zu fahren Weit Uber Berg und Land. Weiss, nicht. warum's den Leuten 1 »iihciiu nicht mehr gefiel: Wer kann auch Alles deuten' Des Volks war wohl zu viel. Sir kamen hergeschritten Weit iihern (jrÜneÜ Inn Bis zu den Urgraniten Der hohen Tauern hin. Da brach ein Flüsschen kräftig Vom Alpenwinkel aus, Und stiess sich gar ge.-clniftig Vor Hast die Wellen krau-. „Hei! FlUSßChenJ klar und h<'it<>i\ 'Ihn' immer bar>ch und murr'! Uns scheuchfit du doch nicht weiter, Wir folget} deiner Snur." Das Flüssehen konnt's nicht änderi Liess mit an seinem Rand Die irren Wand'rer schlendern, Gleichwie am Gangelband. Es führte sie /.um Possen Durch Kluft' und wild Gestein; Sie folgten unverdrossen, War doch die Luft so rein. Wohl liess es sie auch schatten Manch lieblich-grünes Thal, Hoch wollten sie nicht tränen Heu Alpen weiss und kahl. ..Nun wend' ich mich nach Süden" Denkt sich^ der Ef^uss zuletzt, „Und den geprüften Müden Vergönn' Ich Ruhe jetzt." Lud bricht mit freud'gem Brausen Durch's letzte Felsenthor, Und aus den Bergesklausen Tritt mit die Sehaar hervor. Da liegt voll Anmuth, sonnig Und weit mit Rinem Mal Vor Aller Augen wonnig Ein blau-verduftend Thal. Und lauer haucht's und linder Als je daraus sie an, Dass MSnner, Weiher. Kinder Laut jauchzen himmelan. .Traun!" rufen die Kntzüekten, „Darob ist Gottes Hand! He Leide! Ihr lieglückten. Wie heisst dies schöne Land?" „Man ni'iintV das werthe Steior', Vorsetzt ein Mann am Itain. ...luoliei! so soll der Baier Hinfür ein Steirer sein!" Und kaum noch eine Stunde Zieh'n abwärt- sie am Strand, Bis, wo im Waldesgrunde Einsam ein Felsberg stand. Hier schlugen sie (iezelte Im dunkeln Uferwald, Doch Axt und Haue hellte Die schöne WildnI&d bald. Dann schleppten sie noch Steine Und Kalk herbei und Sand. Zum Schutze der Gemeine Zu hauen Dach und Wand. Als nun die Eingehornen Der Fremden Treiben sah'n, Sah man durch Straneh und Dornen Sie heimlich spähend nah'n. Und Einer mit Geberden Des Staunens tritt hervor, Und fragt: „Was soll dies werden Iiier zwischen Wald und Moor?" „Ei, eine Stadt!" — erwidert Der Nächste wohlgemuth, Arbeitet fort und liedert, Wie wohl ein Werkmann thut. Da lacht der Ambro helle: ..Nicht übel, in der Thal I Doch solch' ein Haus, Gesolle. 1-t lang' noch keine Stadt." Der Fretadling, unbekümmert Um Lachen and Geschwätz, Sinnt Lustig fort und zimmert Und meint nur: „Gr'räth's, bo g'rftth's!" Und seht! — es ist gerathen! Bald stand am Saum der Mur Die junge Stadt auf Matten Der segenroiclisten Flur. Sie stein noeli diese Stunde, Vom A Her nur verschoßt, Lud froh au> manchem Munde Das Wörtchen ..Grat/.1' ertönt, Der Boden von Graz. Von Kurl F. Tot ers. Das östliche Mitteleuropa enthalt bekanntlich keine derart concentrisch gefügten Bcckonrämne. wie sie den Weltstädten des Westens ihre Lage mit Naturnoth-wendigkeit anweisen. Darf die Lage von Berlin als eine von Seite der Bodenbeschaffenheit aus mehr oder weniger zufällige gelten und nur durch die Stellung zwischen zwei Strömen und die allseitig massige Entfernung von den Bergländern und den Meeren des staatliehen Machtbereichs bestimmt sein, so ist der Punkt, den Wien einnimmt, in der ausgefüllten Lücke zwischen den Alpen und Karpathen, der mährischen Muhle mit dem von ihr aus zugänglichen Böhmen und den sarinatischeu Vorlanden ihn' Karpathen einerseits, der pannonischen Niederung andererseits von Natur aus zum Mittelpunkt eines über das Donuugebiet hinausgreifenden Reiches bestimmt. Kine centrirte Beckenlage ist jedoch weder der einen noch der anderen Hauptstadt eigen. Für Städte von seoundärer Bedeutung gelten überhaupt andere Qmnds&tZe. Bei der einen ist es ein günstiger Landungsplatz am schiffbaren Flusse, bei der anderen die Mündung eines bedeutenden uer- 6 thales in's Hauptthal, bei einer dritten nur ein domi-hirender Berg, die nahe Thalsperre oder sonst ein strategisches Moment, das ihre Lage in einer wichtigen Verkehrslinie bedingt. So hat auch Graz an der alten Handelsstrasse von Wien nach Italien den Fleck des Murthaies eingenommen, wo sich der Fluss aus enger Schlucht in's (diene Land begibt und ein Fels, geräumig genug zur Anlage einer Festung, die Strasse, (hm Fluss und die sieh allmälig erweiternde Bodenfläche beherrschen konnte. Wäre die Drau an ihrem Austritt in die Niederung ein schiffbarer Fluss, so wurde sich ohne Zweifel .Marburg zur modernen Hauptstadt des östlichen Alpenlandes entwickelt haben. Da aber die Drau trotz ihres Wasserreicbtliums für Dampfer aufwärts von Marburg gar nicht, für Ilolzschitfe nur mit Gefahr, ja selbst für Flösse um nicht vieles besser praktikabel ist als die kleine und reissende Mur, so fielen die Vorzüge der Situirung von Graz schwerer in's Gewicht und war es diese Stadt, die mit seltener Schnelligkeit wuchs und gedieh. War die nahe Nachbars schalt eines bedeutenden Braunkohlenreviers. der noch heute nicht allzu kostspielige Bezug von Bau- und Brennholz, der Üoiohthum an Baumaterialien überhaupt eine Reihe von günstigen Umständen für Graz, so Wirkte doch die Nähe des Gebirges, die treffliche Gliederung des unmittelbar anstossenden Hügellandes, Amnuth der Landschaft überhaupt in nicht geringem Grade dazu mit. dass sieh die Einwohnerzahl binnen drei Decennien mehr als verdoppelte: Längst bevor Graz ein für Handel und Gewerbe nicht unwichtiger Ort, der Kreuzungspunkt von Eisenbahnen wurde, schätzte man es als lieblichen und im Yorhältniss zur wachsenden Einwohnerzahl gesunden Wohnort. Hunderte von bemittelten und intelligenten Familien kamen und kommen noch, um sich hier ein behagliches Hehn zu gründen. Und worin bestellt eigentlich die Schönheit der Stadt und ihrer Umgebung V Indem wir voraussetzen, dass der Leser nicht in dem Yorurtheil befangen sei, die naturwissenschaftliche Erklärung einer Landschaft schmälere deren Genuas, schicken wir uns dazu an. ihn mit dem Boden von Graz im weiteren Umkreise, ja bis zu einem gewissen Grade mit den Grundzügen des ganzen Landstriches, dessen Mittelpunkt ilie Stadt bildet, bekannt zu machen. Die landschaftliche Schönheit der Murstadt ist von anderer Art wie die des gepriesenen Salzburg oder Yillaeh's, der Städte weiter im Westen nicht zu gedenken. Nicht die Vorberge der Kalkalpeu, nicht ein sagenreicher Untersberg mit der Gipfelpyramide des hohen Göll dahinter umgeben sie, nicht mächtige Kalk- und Dolomitmassen auf der Grundlage von weichen Sandstein- und Schiefergebilden kehren ihr leuchtende Flächen zu. Nein, eine alte Formation, in wechselvoller Gesteinsart in sich selbst gerundet, um-schliesst unser Graz. Jungtertiäre Sand- und Sehotter-massen füllen die Lücken jener aus. wie Schliniiiie-wächse üppig wuchern zwischen Urwaldsbäumen, und ziehen als unabsehbares Hügelland Südostwärts. Uraltes ernstes Hochgebirge säumt den Horizont in Wellenlinien und wie ein Biege) schiebt sich ein tertiärer Kalkstein als niedlicher Bergzug in die südliche Fernsicht herein, als wollte er das Auge abhalten, dass es nicht allzu ferne schweife in die Niederung, aus der manch' schroffer Gebirgsgrat auftaucht wie das Zeltdach eines vorgeschobenen Postens der Alpen. Nicht eine schroffe < ichirgsnatur füllt das Gemälde mit Farbencontrasten; wuchtige, fast dürfte man sagen, einförmige Hochgebirgszüge bilden im Westen und Norden den fernen Hintergrund, aber vielgestaltiges, vom FhtBS durchrissones Bergland hat in (fiesem schlichten Rahmen Platz gefunden, weiche Hügel- und Plattformen umlagern und verhüllen zum Theil den Fuss seiner nächsten Kuppen und, was den Beschauer am meisten packt, was ihn beschäftigt und ihn zu diesen Kuppen als Fernsichtspunkten hinzieht, das ist die Lebei-zeugung. er stehe hier in einer Ueborgangs-landschaft, in einem Lande, das zwischen den grellsten Gegensätzen im Relief Kuropa's vermittelt: zwischen den Alpen und der pannonischen Niederung! Dieser Gegensatz ist es. der, tief empfunden oder halb unhewusst, auf den Deschauer wirkt, Nicht einfach schön nach den landläufigen Begriffen von landschaftlicher Schönheit, als vielmehr interessant, lehrreich, voll von Anregung auf allen Gebieten des Wissens ist das Kundbihl, in dessen Mittelpunkte Graz liegt. Eine Eigentümlichkeit dieses Bildes ist es auch, wenn wir es mit dem Auge des Geologen und im Besitze vieljähriger Untersuchungen Uber den Schichten* bau des ganzen Gebietes betrachten, dass ein langgestreckter uralter Gebirgsstock aus granitischem Gestein den südwestlichen Horizont absehliesst Man würde es dem B a c h e r- G e b i r ge kaum ansehen, wenn man es vom Grazer Schlossberge aus betrachtet, seine 1538 M. hohe velka kapa und die anderen fast gleich hohen Gipfel, ja vielleicht den ganzen gleich-massig Indien Bücken noch im Monate Mai und bisweilen schon im September mit Schnee bestäubt sieht, dass er eigentlich gar nicht zu den Alpen gebort und nichts gemein hat mit der unweit im W'esten emporsteigenden Koralpe, die (2136 M. ü. d. M.) ihre Schneeflecke selten ganz ablegt. Und doch ist es so. Der Bacher, wie man ihn schlechthin nennt, ist kein alpiner Centraistock, für den ihn v. Zollikofer, der s r Der Boden von Graz. "N um «Iii1 Geologie der Steiermark so wohl verdiente Kenner der Westalpen, noeh im Jahre 1860 zu halten geneigt war. Sein herrschendes Gestein, das eigentlich die ganze Masse ausmacht und nur etwas dunkel-glimmerigen Gneiss mit einigen Kalkstoinlagern an der Nordseite, südlich aber die vielberufenen metanier phischen Schiefer, die Thonschiefer und Kalksteine der alpinen Stoinkohlonforiuation an sich hat. ist keineswegs ein Alpengranit sondern eine jener granitartigen Felsmassen, die an der oberen Donau und am Südrande der Alpen eine so wichtige Holle spielen. Als ein uraltes Massiv hat seine ostwostliche Richtung auf die Gestaltung und Schichtenstellung unserer südöstlichen Alpen den grössten Fiutiuss. Kr schreibt nicht nur der Drau, die seinen nördlichen Fuss streift, den Weg vor, den sie aus Kärnten in die Niederung zu nehmen hat. er hat auch an ihrem linken l'fer einen ihr gleichlaufenden Gebirgszug, das Radl-Henischnig-Gebirge. ihr beigeordnet und selbst den vom Koralpenzuge ostwärts abgezweigten Massen von Gneiss und Glimmerschiefer das gleiche Streichen ihrer Schichten aufgezwungen. Allem Anseheine nach ist auch die Abweichung der südlichen Kalkalpen nach < »st-Südost von ihm als einem Theile des uralten Grundskelets abhängig. Wir hatten erst kürzlich Gelegenheit, den sogenannten Dacher-Granit den man zur Herstellung von Würfelpflaster für die Stadt Graz benützen wollte und sollte, genauer zu untersuchen und zu constatiren. dass er ausschliesslich feinschuppigen dunklen Glimmer und nebst kleinkörnigem gemeinen Feldspath eine beträchtliche Menge von jener Keldspathart enthält, welche man Oligoklas nennt Diese letztere waltet sogar in feinkörnigem Gemenge, gewissermassen wie ein Bindemittel der anderen Bestandteile, über den 9 J r Orthoklas vor. ist aber ausnahmsweise zur Zersetzung so wenig geneigt, dass das Gestein mit den berühmten Granit iten von Yilshofen und Mauthhausen ander Donau, von Schärding am Inn und anderen ähnlichen ;ils Werk- und Pflasterstein geschätzten Felsarten wetteifern kann. Beiläufig bemerkt, vermöchte also die Stadt Graz, vor nicht vielen Jahren noch übel berufen durch ihr schlechtes StrassenpHaster aus Flussgeschieben, ihren Boden mit den prächtigsten Würfeln zu panzern. Auch macht dieses Werk nicht rasche, aber nach Möglichkeit stetige Fortschritte. Den in Graz nur allzu viel geübten Gräbercultus zum Luxus granitener Leichensteine zu steigern, dürfen wir vorerst freilich nicht erwarten. Doch kehren wir von dieser Abschweifung, zu der uns das Dachergestein verleitete, zum Gebirgsbnu zurück. Im Kadi - Kemschnig - Gebirge herrscht der Glimmerschiefer allein. Im Zuge der Koralpe dagegen haben wir es fast ausschliesslich mit Gneis s zu thun. Auch er ist dunkelglimmerig und völlig verschieden von jenen schiefrigen und schiefrig körnigen Felsarten. welche die hohen Tauern bilden, und als Hauptmasse der ( enlrnlstöcke der Alpen C e n tralgnei ss genannt worden. Stur, der meisterliche Verfasser der „Geologie der Steiermark" (Graz 1871). hat dieselbe der Koralpe eigene Beschaffenheit des Gneisses im ganzen Zug der niederen Tauern. vom Ursprung der Enns an ostwärts gefunden und sie zur Centralmasse der hohen Tauern in einen Gegensatz gebracht. Worin derselbe genetisch bestehe, dürfen wir wohl hier nicht erörtern, es genüge vielmehr die Erklärung, dass die beiden Zweige der östlichen Centraikette der Alpen, der mehrfach genannte der Koralpe nach Süd-Südost, der andere nordöstlich gegen Bruck a. M. gerichtet to J und nach dieser Stallt genannt, alse die ganze „norische Gabel" mit ihrem Stamme wesentlieh gleichartig sei, Diese beiden Gebirgszweige sind es, die den Horizont von Graz begrenzen, wir müssen desshalb etwas länger bei ihnen verweilen. Leider haben wir in der Beschaffenheit des (iebirgsbaues selbst nicht ganz ausreichenden (»rund dazu, in den Zahlreichen Kalklagern, welche dem Gneiss bei Deutschlandsberg, bei Stainz. bei l'ebelbach uml anderwärts eingebettet sind, hat schon der verewigte Forscher Franz Unger vergeblich nach dem vielberufenen EöcOon canadensü oder anderen organischen Kesten gesucht. Ks wurden dergleichen weder hier noch anderwärts im Bereiche der Alpen gefunden. Wir wissen desshalb noch innner nicht, welcher der ur<esten Formationen wir unseren Taiieingneiss zuweisen sollen. Dass er nicht ganz und gar einem Stockwerke angehört, ist schon aus (hau Dan des Gebirges und der wechselnden Beschaffenheit seines Gesteins zu entnehmen. Hecht auffallend zeichnet sich am östlichen Ge-liaiiLio ein dirnn und sehr gleichniässig geschichteter Gneiss aus, der dem Koralpenzuge wie eine fremdartige Masse angestaut ist. In Blatten von 5—20 cm. Dicke und riesiger Fläche sind seine Schichten bis zu einer Höhe von 200 M. über der Thalsohle beinahe wagrecht über einander gestapelt. Dieser Gneiss bildet eine Art Merkwürdigkeit in unserem Gebirge. Nicht dass er sich durch seltene Gemengtheile auszeichnete er enthält ausser Turainlin und braunem Granat kaum ein besonders nennenswerthes Mineral — aber, seine Schichtung ist eine derart ebenflächige, dass die Platten ohne" weiters zu den verschiedensten Zwecken gebraucht werden können. Seit Jahrzehnten benützt man sie in Graz als Trottoir- und Balconsteine; vielerlei Deckung wird durch sie bewerkstelligt, und können wir auch Dpi- TiiPilcii von Graz. einen sicheren Fdasticitätscoefficienten in Ermanglung von Versuchen nicht angehen, so unterliegt es doch keinem Zweifel, das S die Tragfähigkeit richtig gelegter Platten ven lf> —20 cm. Dicke eine sehr beträchtliche sei. Plötzliehen Stessen und grobliehen Erschütterungen vermögen sie allerdings nicht zu widerstehen, doch dürfte man dergleichen Angriffe selbst bei öffentlichen Brücken nur selten zu besorgen haben, her PIattengl! ei ss von Stainz ist desshalb ein sehr werthvolles Materiale und bedarf nur billiger Communicationen. um die weiteste Verbreitung zu finden; Ks schien uns oft. dieser Gneiss sei das Ergebniss durchgreifender Gesteiiisuinwandhmg eines der Silur-formation ungehörigen Schiefers, wie dergleichen im Gebiet der Ennß und im directen Ansrhluss an die (bei Kisenerz) versteinerungsführenden Schichten dieser Formation beobachtet wurden. Es wäre aber mehr als kühn, wollten wir für eine solche Vermuthung mehr als eine beiläufige Wahrscheinlichkeit in Anspruch nehmen, Haben uns die Kalksteinlager dieses Gebietes bezüglich der organischen Reste im Stich gelassen, so entbehrt doch eines von ihnen nicht der mineralogischen Bedeutsamkeit. Im Saüerbrumagraben bei Stainz. so genannt, weil ein köstlicher Säuerling darin entspringt, von dem weiter unten noch ausführlicher die Rede sein soll, befindet sich im Gneiss ein ziemlich mächtiges Lager von körnigem Kalk. Das Gestein wärt1 schiel1 ganz weiss, wenn nicht reich-liehe Glimmerschuppen darin sässen und sehr zahlreiche 1—2 cm. grosse Krystalle von einem graulich weissen Feldspath, der durch seine Winkelverhältnisse und chemische Zusammensetzung normalem Alb i t sehr nahe steht. Das Ganze hat mit Lagern von Granitgneiss, wie sie in der Nachbarschaft, südlich bei Wies, nödlich bei KöHach. dann bei St. Radegund und anderwärts vorkommen, eine so auffallende Aehn-lichkeit. dass man meinen könnte, ein solches vor sich zu haben, stünde nicht ein Kalkülen zur Stelle und merkte man nicht gleich heim ersten Hammers« blag. das:- die herrschende und bindende Masse ein cahi-lisehes Mineral sei. Ks ist nicht unwahrscheinlich, dass der erwähnte Säuerling mit dieser oder einer ähnlichen Kagermasse in Berührung steht, doch lässt sieh wohl eben so wenig behaupten, dass er ihr seine Kntstehung verdanke, als dass sie seihst data Krzeugniss eines verweltlichen Natron-Kalk-Säuerlings sei. her Hauptmasse des Gebirges sind granitartige Gneissabänderungen fremd. Es ist mehr ein sehr dichtes Getiige und der streckenweise Mangel an Glimmer als eine wirklich körnige Textur, was manchen Gesteinspartien eine weissliche Karlu1 und die Verwendbarkeit zu allerlei /wecken verschafft, zu denen man in der Kegel nur wirklich granitische Gesteine zu benützen pflegt. So hat man durch geraume Zeit das Wüilel-pflaster in Graz aus einem Gestein gemacht, welches am Gehänge der Kensteralpe bei Uebelbach ansteht, auch dem nördlichen Gehänge dieses Zuges nicht fehlt und trotz seiner l'arallelstructur seiner Bestimmung ziemlich gut entsprach. Dergleichen Besonder«-heften und örtliche Abänderungen sind in beiden Zweigen der maischen Gabel nicht gar selten. Wie sehr sie auch den Praktiker intereesiren mögen, den Geologen lassen sie bislang ziemlich kalt, indem er in ihnen keine Anhaltspunkte zur Gliederung der Gebirgsmasse gewann. Ks wird vielleicht auch niemals gelingen, solche aufzutindon. Die Schwierigkeit einer Abstufung der kristallinischen Gebilde ist in diesem Theile der Alpen umso grösser, als der unmittelbar darauf folgende Sehichtencompleix, jenes von ihnen umrandete Gebirge. I »it linden ven Graz. nicht der ältesten, sondern der z weiten Formation in der sogenannten p a lä o z o i s c h e n ti r u p p o Angehört, Diese umiässt bekanntlich jene alten Schichtenreihen in sieh, die diesseits und jenseits des atlantischen Meeres deutliche Desto der frühesten Thiorgesollschaften enthalten. Schon die hohe Organisation dieser, zumeist den Abtheilungen der Dohpeii oder Korallen, der Weich- und (iliederthiere angehörenden Organismen Hess voraussetzen, dass ihnen unermessliche Reihen von organischer Wesen auf der Erde vorangegangen sind, von denen sieht in sofern e sie thierischer Natur, inmitten der Umwandlung der einstigen Kalk-, Thon-. Sand- und Geröllablagerungen zu kristallinischem Gestein nur wenige Spuren erhielten, während die Massen von pflanzlichen Organismen in völlig mineralisirten Kohlenstoff: Graphit umgesetzt wurden. Wir werden in einem besonderen Abschnitte, der einer Besprechung der für Steiermark so wichtigen Eisenerze gewidmet sein soll. Gelegenheit haben zu erwähnen, dass dieselben der ältesten der paläozoischen Srhiehteuroihen, der Silur f o r m a t i o n. beizuzählen sind. Dass sich von den Tausenden wohl-charakterisirter Thierformen, welche die Stockwerke der genannten Formation in Böhmen, in England und anderen Erdtheilen einschliessen. im Bereiche der Alpen, wo jene Umwandlung ihren höchsten Grad erreicht hatte, nur eine geringe Zahl erhalten konnte, war im Vorhinein zu erwarten. Wir werden es deshalb als eine besonders günstige Fügung zu betrachten haben, dass im Salzburgischen, am Eisensteinlager von Eisenerz, später auch in Kärnten Koste gefunden wurden, welche für die oberen Silurabtheilungen völlig bezeichnend sind. Besser bestellt ist es mit den Ueberhleibseln aus dem zweiten paläozoischen Zeitraum, dessen Ablagerungen von Thonschiefer, Sandstein (Quarzit) und Kalkstein oder bittererdhaltigem Kalkstein (Dolomit) Sir K. Murchison in England, bekanntlich der Wiege der stratrigrapMschen Geologie; unter dem Namen devonische Formation zusamniengefasst hatte. Als ein besonderes Glied im Schichtenbau der Alpen wurde sie von Franz Unger bereits im daher 1843 nachgewiesen und weil sich charakteristische Bänke davon in der nächsten Näihe der steier-märkischen Hauptstadt befinden, von den Wiener (leologen ..die Grazer Schichten" genannt. An die Stelle dieses Localnamcns konnte bald die geläufige Bezeichnung dm- Formation treten, denn alle späteren Untersuchungen, an denen sich C. Clar, Suess. Tietze und der Verfasser, an der Revision der Fossilreste auch einer (ha- coiupotontosten Kenner paläozoischer Versteinerungen, Professor Perd. Körner, betheiligten, ergaben weder silurische, noch jüngere, etwa der Steinkohlenformation zugehörige Bestand-t heile der Gebirgsgruppe, erwiesen sie vielmehr im Ganzen als ein devonisches Gebilde, zwischen kristallinische Straten gefasst. In letzteren verrieth sich sogar (dne Art von concentrischer Anordnung, indem Westlich von Graz bei1 Körlach (Bankewitz), sowie auch nordöstlich beim Curorte St. Radegund ausgiebige Lager von Granitgneiss, reich an weissem Glimmer (Museovit) und an winzigen Turmalinstengeln in Verbindung uiit staurolithführondem, dünnschieli igem (ineiss die Stelle unmittelbar unter dem schiefrigen und halb kristallinischem Kalkstein einnehmen, der östlich als das älteste Gebilde der Grazer Devonpartie erscheint.*) Dieser Kalkstein, nach dem ansehnlichen Gebirgs- *) Ob künftige Untersuchungen, wie Bergrath Dr. Stäche dergleichen begann, diesen Kalkstein und seine krystalhnische Unterlage nicht etwa als silurisch erweisen werden, steht noch in Frage. stocke nordlich nächst Graz, dein bedeutendsten Objecto im Rundbihlo der Stadt, S cliö k e 1 - K al k s t e i n genannt, enthält in seiner untersten schiefrigon und durch grauen Thonschiefer von der letzterwähnten Gneissart getrennten Stufe nur hnlhverwischte (.'rinoiden-stiele. Auch ist er, wie gesagt, keine gleichmäßig fortlaufende Bank, sondern nur an den genannten zwei Punkten mächtig entwickelt, doch geht er, nordwärts stark verschmächtigt, der Tage nach völlig übereinstimmend mit den darüber folgenden Schichten, in deren (.'omplex so fonngerecht ein, dass man umso-weniger Grund hat. ihn davon zu trennen, als ja bislang nicht der mindeste Grund vorliegt, ihn der Silin-formation zuzuweisen. Ob er sich als ein Korallenriff ausnahmsweise am Grunde der Formation entwickelte, ob als eine riesige Bank von verkalkenden) Algen nach Art der tertiären und modernen Nulliporcn. ist noch völlig unbekannt: die kristallinische Umbildung scheint jede Spur seiner Organismen verwischt zu haben. Selbst Dünnschlitfe ergaben noch nichts Bestimmbares. Kin paar llöldenschlotte. die von der tiefsten Mulde am Nordrande seiner stark eoupirten Plattform steil in ihn eindringen, verrathen ihren Wassergehalt nur durch zeitweilig aufsteigende Nebel, aus denen die Leute Witterungswechsel vorhersagen. Doch muss die Wasseransammlung im Innern des Berges beträchtlich genug sein, um die reichen l"oberiällsejuollon hervorzubringen, die das Kaltbad St, Radegund Speisen und zum Theil nahe unter der Kalksteingrenze, zum Theii zwischen den Sciüchteidvöpien des westwärts geneigten Gneisses ausbrechen. Kreilich ist die subalpine Vegetation der Weidegründe zu oberst und der stark gelichtete Fichtenwald des östlichen Steilrandes nicht mein' ausreichend, um diese Quellen zu jeder Jahreszeil in gleichmässiger Stärke zu erhalten. Von diesem Kalkstein und einend grau oder grünlich gefärbten T h o n s c Ii i e f e r. der im ganzen Nordundänge von ilnn abfallt, sind nordöstlich vom Schöekelstocke — in der Umgebung von Wei z noch ansehnliche Partien erhalten. Ohne sonderlich emporzuragen, sitzen sie auf demselben Gneiss, der den gartzei Nordosten des Landes einnimmt und im sogenannten ,.Wechself an der Grenze von Nieder-Oesterreich die Seehöho von ]~:>2 M. erreicht. Unweit von der genannten Stadt hat der östliche Zweig des Raahtlusses den Kalkstein in malerischen LeLfermen durchrissen: auch eine nicht unbedeutende 1 bilde befindet sich darin. Südwärts, gegen Graz zu machen sich beide Schichten — der Thonschiefer in zunehmender Mächtigkeit — geltend. Von den Verborgen des Schöckels fällt der Kalkstein in das Thal von Neustift herab, wo er zur Erzeugung von Mauerkalk dient und in seiner dichten Textur nur wenig mehr an die krystallinisehe Natur der Bergmasse erinnert. Der Schiefer taucht in der Form stattlicher Kuppen aus den tertiären Sand- und Schotter-massen auf, die sich vielfach durchfurcht, aber in ziemlich uleichiiiassiger l'lntlforinhöhe von 441) bi> 485 M. und 94 bis 140 M. über dem Nullpunkte des Grazer Murpegels zwischen ihnen ausbreiten. Darin beruht zum nicht gelingen Theil die landschaftliche Annehmlichkeit des 1 lügellandes nördlich von der Stadt, dass es zwischen zwei ThomsCÜieferküppen, dem Hein er k ogel von (so. dem IMattenberg von 645 Metei' Seehöhe eingelagert und beiderseits, sowohl nach der Mur hin. als auch in dem nächst Graz mündenden Thaie von Maria-Trost von schroffen Kalksteinmassen ein gelaust ist. Dieser Schwung der Höhenlinie, dieser Wechsel der Formen, verbunden mit den Wäldchen der Kuppen und Gehänge, mit der Kig- Dw Bodel vini Graz. liung der l'latttormon zu jeder Art von Gartrncultur und zur Anlage eine- reichen Kranzes von Villen, geben der Landschaft eine Lieblichkeit, wie sie dir nächste Eingebung grösserer Städte nur selten aufzuweisen hat. Tieher dem Thonschieier folgt am linken Muriner nördlich von Graz, zunächst bei Peggau ein mäehtives Stockwerk von Kalkstein, in dem sich der 1 luss ein schmales Gerinne ausgetieft hat. Beiderseits, namentlich links, erheben sich schroffe Wände von lud bis l'ihi M. Flöhe, an denen das oberflächlich und eins unterirdisch strömende Wftöser trüberer /eiirii >tarke Spüren zuri'mkgednssen hat. In der Höhe von 0 bis 10. sehr deutlich auch zwischen 10 und 1 Metern über (hau dernialigeii Murspie^el gewahrt man au der conciven Wand der westlichen Seite die Kiefen. die1 der Fluni mit seinen Eisschollen und den in ihnen eingeschlossenen Kifcsefbrocken im Hjlft&teiri, zurückgelassen hat. Ob nicht auch vorweltliche O!ot-scherinassen durch ihre Lelsoinschliisse zur Erzeugung dieser Kiefen mitwirkten, lässt sich kaum entscheiden, doch war das Thal zur Zeit, als Gletscher seine Wände streiften, noch kaum bis zu Abstünden von "»o oder woniuer Metern von seiner jet/iuon Sohle1 eingetieft. Die jenseitige, nicht minder schreite, insgemein die iVggauer Wand geheissen. ist über ihrer bewaldeten Löschung von vielen halbrunden Löchern durchbohrt, die zumeist die schmalen Simse deutlicher Schicht ungslugen berühren. Die zwei grÖSSteil von ihnen führen in ziemlich geräumige1 Höhlen, deren Bodenlehm. zum Thcil unter Knlksinterileckon, zahlreiche, stark abgerollte; Splittes von Röhrenknochen des Höhlenbären. Zähne von demstdben und änderen Höhlenbewohnern der Diluvialzeit enthält. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass diese Splitter zum gutem Tlieil von Menschenhand erzeugt wurden, da die abseits in derselben; Gefrirgsmasse befindliche Badelhöhle zwei sehr vollkommene Werkzeuge geliefert hat, Lagen die Leberreste zerschlagener Röhrenknochen in einem längst verstürzten inneren llbhlen-l.iuiii. so versteht sich deren Abrollung durch die den jfterg durchströmenden Gewässer ven selbst, hie Wassenirculation in der Loggauer Kalksteinniiis>e inuss siets eine lebhaite gewesen sein, denn die erwähnten Lacher sind ja nichts anderes als die Aus-bruchsmündungen von eben so vielen kleineren oder grosseren Wasseradern, die das in der hochgelegenen Mulde von Seiniiaeb angesammelte Wasser durch den Berg dein Flusse zuleiteten. Noch heute ist eine beträchtliche Einbruehsgrotte in dem der Semriacher Mulde zugekehrten Steilrunde des aut dem Tlum-selnefei- ruhenden Kalksteins olfeu, in die sich ein ziemlich starker Buch ermesst, her Ausbruch aber befindet sieh unter der Peggauor Wand hart an der Sohle, nächst ihm weiter nördlich noch ein nicht unansehnliches Bächlein, das aus einer geraumiiem Grotte „hei der Schmelzu zu Tage tritt. So hat sich (las Wasser im Laute der Zeiten bis hart an die Sohle aus Thonschieter durchgenagt die am rechten Murufer bei Feistritz ziemlich hoch Uber den l'liiss emporragt, um sieb in westlicher Schichteimeigung sannnt den im Schiefer befindlichen Zink- und B 1 e t-erzlagern unter dem Kalksteingewände zu bergen, VOB organischen Resten enthait der IVgguuer Kalkstein st» gut wie nichts, denn Spuren von Meeres- algen. die schon llaidinger bei Fejstritä und sm- bing darin fand, können für die Stufe nicht bezeichnend sein. Dr. Clar betrachtet ihn wegen se.nes Zusammenhanges nach Norden hin als Schöckelkalk--teiu. den erzführemlen Schiefer von Feistritz dess-halb als den unteren, unmittelbar auf das krystnlli- 11) r ( \ Der Boden von Graz. nisebe Grundgebirge folgenden Thonschiefer. Ob nun der Semriacher Schiefer mit einzelnen Ihm aufsitzenden Kalksteinmassen in die unterirdisch zusammenhängende Kalksteinmasse eingelagert und eingefaltet sei, oder ob er. sie in zwei Btafren trennend, jenseits der Mur wieder anhebe und weiter westlich mit der oberen Kalksteinbank als mittlere Formationsstufe ven Neuem beginne, in Ermangelung von befzeichnen-den Versteinerungen ist dies für die Stratigfaphie der Devongruppe ziemlich gleichglftig. ihre entscheidenden Hauptpunkte liegen einerseits westwärts von Graz, andererseits in dem schönen Gebirgsstocke des Hoch- lantsch. der sieh nächst Mixnitz, südlich von Bruck, die reichste Schichtenreihe in sieh fassend. Ins zur Seehöhe ven \~)V1 M. erhebt. Ohne lh Kinzelnhoiten einzugehen, wollen wir bei ihnen ein wenig Verweilen. Gegenüber von den erwähntet), durch Tertiär-gebilde umlagerten Thonschiefer-Kuööeri bei Graz schliosst sich das Gebirge zu einer innig verbundenen Masse, die ifl ihrem abgewendeten Schosse auch tertiäre Ablagerungen aber von ungleich höherem Alter enthält. Eidlang der Ebene von Graz und dem Elusse erstreckt sich eine recht ansehnliche Bergreihe, die durch einen mehr und einen zweiten weniger tief einschneidenden Sättel zerlegt und durch .ein gewundenes Thälchen von der übrigen Masse getrennt ist. (deich der erste Rücken, den das bei (iöstiug mundende Thälchen auch an seiner Westseite umgreift, zugleich mit T 14 M. Seehöhe, der bedeutendste in der ganzen Reihe; ist der in der Geschichte der Alpengeologie berühmt gewordene P1 a h u t s c h be r g. an dessen Kamni Er. Enger die eisten 1 »evonpet»Harten der östlichen Alpen entdeckte. EJm vieles niedriger, aber steil und besonders zur Mur schroff abfallend sind die Höhen von (iöstinu. die nördlich von der Mündung jenes ( Thälchens, einem Riegel gleich, gegen den Fluss hin vorspringen. Zwischen ihnen und dem linksseitigen Steilgeliänge ist er noch in der älteren Diluvialzeit aus den Thal Weitungen unterhalb von l'eggau als mächtige Cascade zur Niederung von Graz herabgestürzt. Verfolgt man die Schichten von der Thalsohle an bis zur Ruine der mittelalterlichen Burg A11 -Gösting und dem in's Murthal hinausragenden Fels, den die Sage den Göstinger Mägde- oder Jungfernsprung nennt, so hat man zuerst grauen und grünlichen Thonschiefer, bei 90 M. in der Qttere unter den Füssen, dann ungefähr ebensoviel geschichteten Quarzit, einen Sandstein von lichtgrnuer oder brauner Barbe, endlich dunkelgrauen Kalkstein, der hie und da unvollkommene Reste von cyathophylluuiähnliehen Korallen umschliesst, Am Busse des Plabutsch befindet sich der Schiefer bereits unter der Thalsohle. Der Quarzit allein liegt in mächtigen Tafeln bloss, die durch geräumige Steinbrüche eingeschlossen sind. Darüber folgt ein eigentümliches Gestein, das, durch einen den Berg hinanführenden Hohlweg ungenügend entblösst. kaum richtig erkannt würde, wenn es nicht an der Südseite des letzten Berges der Reihe, des 649 M. hohen Buchkogels besser entwickelt wiederkehrte, und wenn nicht am Kusse des I[ochlantseh-gipfels sein Ursprung völlig klar würde. Ks ist ein weicher grünlichgrauer Schiefer, manchem „grünen Schiefer" der Südalpen ähnlich, nicht sonderlich reich au kohlensaurem Kalk, noch weniger mit greifbaren Kalkspathknötchen versehen, wie sie den Yarioliten der Rheinlande ihr geflecktes Ansehen geben. Aber winzige Feldspat ht h eil'hen sind darin enthalten und zeigen, dass es aus dein Abrieb einer grdnsteinartigen Kruptivniasse bestehe. Auf der Toirhalpe bei Mixnitz. Per Hoden von site$ und Ci/atihophi^hm enthalten, eigentlich ganz und gar aus ihnen besteben! In der That ist der ganze 1'labulscbkaiiun ein ansehnliche -Di ff aus den Arten l-'m-nsibs QöÜüandica l., /•. Cntilfassi M. II., F. rrrriroruis M. F. d K. /■'. rcticnlata M. E dk If.. CyathbphyUurft baespitosim (inltlf.. Amplexus tortotosus I'h/Il. und anderen. Sie deuten hinreichend genau die m i 11 e hl e v o n i s c he Stufe an. Steigt man an der nordwestliehen Seite hinab, so kommt man gar bald auf graue Kalksteinbänke, die unter dem Riffe westwärts geneigt liegen und Spuren von zwoisrhaligon Muscheln enthalten. Es gelingt aber nicht, bestimmbare Formen herauszuschlagen. Minder übel steht es am südöstlichen Gehänge des nächstbenachbarten, mit dem Dlabutsch uarzit aufgeschlossen. Obgleich es auch hier nur sehr selten gelingt, ein mehrere Centimeter grosses Schalenstuck von dem fest anhaftenden dunkelgrauen Gesteine zu befreien, und die Kebei fülle von gleichartigen Schalouresten das Krkemn n Kinzelnor in hohem (irade erschwert, so erlangt man doch an geschliffenen Flachen beinahe völlige Gewissheit, dnss 'Mrf/nh»lns CUCuUdftuß, eine typische Art des Mitteldevon sehr zahlreich, in manchen Hanken vielleicht ausschliesslich vortreten sei. Zahllose Trottoirsteine in Graz bieten nach jedem liegen reichlich Gelegenheit zu Studien über die Natur der weiss in tiefem Grau gezeichneten Schalenröste, unter denen sich auch die Durchschnitte eines Pmtcmterwa befinden. Im Hintergründe desselben Steinbruches Zeigten sich vor Jahren dünne Schichten eines röf hlichgrauen Schiefers, dessen Substanz der DiabastutV kaum fremd sein dürfte. Sie lieferten einige trefflich erhaltene Versteinerungen, darunter die schöne Koralle BielioUfos porosa M I'. <(■ IL. und einen Trilobitenrest (vielleicht von Chei-ner (irazer Sehlossberg ist eine nicht nur durch ihre vereinzelte Stellung inmitten junger Ablagerungen bi'inerkenswerthe Bartie der mittleren Devonstufe. Ohne der regelrechten Dolomitbank anzugehören — er nimmt vielmehr eine tiefere Tage in der Schichtenreihe ein — ist er im Innern, mindestens im nördlichen Dritt-tlieil ganz und gar zu mürbem Dolomit von weisslicher Farbe umgewandelt. Als man im Jahre 1^71 beim Hau der neuen Wasserleitung das Reservoir im zweiten Dritte] der Höhe des Schlossberges auszu-tieten begann, gerieth man nach Abarbeitung der oberflächlichen Felsbiöcke in jenen Dolomit und überzeugte sich bald, dass die Anlage eines Bassins hier schlechterdings unthunlich sei. Kine solche innere Zersetzung des Herges, der an seinem nördlichen Kusse aus festem dunkelgrünen ( rinoidenkalkstein, an der Ostseite aus geschichtetem, sehiefrigem Kalkstein, westlich und zu oberst aus massigem Dolomit mit Korallenspuren besteht, kann nicht erst seit seiner Isolirung zu Stande gekommen sein, denn er besitzt weder aufsteigende Quellen, noch eine oberflächliche Mulde oder genügende Vege- tatiousinassen. dass grössere Mengen ven Atmosphäi -wasxT in's Innere Hätten sickern können. Bin Hrumien-sehaeht führt von einer hohen Stufe senkrecht durch den Beng bis unter das Flussniveau und liefert aus einer den jeweiligen Wasserstand um 1 bis 2, vielleicht sogar 8 Deciraeter Übersteigendes Tiefe Klares, sehr wohlschmeckendes "Wasser. Am nordöstlichen Gehänge besitzt ein hochgelegenes Haus i l'nluis Sarnau. Sportasse| einen Hrunnen. dessen vorzügliches Wasser dem Felsgrunde entquillt. Im l'ebrigen ist durch Heohaehtung constatirt. dass alle durchlässigen, also sandigen und srhotlerigen Bänke der östlichen 1 'mgebung des Herges wasserreich sind, die zum Theil sehr mächtigen Thonmassen dagegen, insofern sie nicht Einlagerungen von jener Art enthalten, nur an der Sohle des sie bedeckemlen Schuttlandes etwas Wassel' führen Ks werden also von der den Berg umlagernden Terrasse her beträchtliche Wassermengcn an ihn abgegeben und auf seinen westwärts geneigten Schichten fortgeleitet, um endlich bis zum Stroth* Spiegel herabzusinken, dene Dolomitbildung scheint demnach eine sehr alte zu sein, aus einer Zeit herzustammen, als der Kols noch von den Ablagerungen eingehüllt war. die jetzt nördlich und östlich mehrere hundert . ja tausend Meter weit von ihm abstehen. Ha dürite es denn auch nicht an schwefelsäurehaltigen und anderen Wässern gefehlt haben, die. in ihn einsickernd, die Umwandlung seines Gesteini bewirken halfen, dieselbe dagegen überall da unterblieben sein, wo er durch dichte Thonmassen gegen jene geschützt war. \ ein (irazor Schlossberge aus bildet sich eine genügend weite Fernsicht, dSSS wir bei klarer Luit in Südwesten in der Lücke zwistdien dem Bicher-gebirge und der Koralpe — einen und den änderen r ])<) Korallenspecies an der anderen Stelle waren es zumeist Koraminifereu. die Keuss schon vor 20 Jahren berechtigten, „die Schichten' von Oherburg" in Uebereinstimmiing mit den Weiehthierarton wie AmpuUaria p'erustä J>rnu dem Meere hier ein stark wechselnder Salzgehalt eigen war. In der Kegel greifen jedoch Meeresabsätze von jüngerer Entstehung hart an die Braunkohlonreviere heran, wie leicht begreiflieb, wenn wir bedenken, dass das Niveau unseres Tertiärmeeres in demselben Masse stieg, als sich seine Fauna durch tropische Conmninicationen bereicherte, und die Siiss-was>erzutlüsse von der (Jebirgsseite her mit dem Erlöschen der grossen Torfmoore an Stetigkeit verloren. In die Sprache der österreichischen Geologen 39 I " J hatte sieh für den Inbegriff dieser sein- vielgestaltigen Meeresabsätze der Ausdruck „erste M e e r e s s t u f e8 völlig eingebürgert. Bis zu welcher Tiefe er mit Ch. Meyer's helvetischer Stufe gleichbedeutend sei, kann wohl nur durch grosso Listen von. Weichthiernamen gezeigt werden, und müssen wir hier darauf völlig verzichten. Der in neuerer Zeit üblich gewordene Name obere Mediterranstufe würde, obgleich nicht ganz zutreffend, die rnzukömmlh hkeit des Zahlwortes vermindern, und zugleich eine mit den Verhältnissen des Donaugebiets schwer vereinbare Zerlegung in einzelne Zeitstufen vermeiden. Der Steiermark fehlen nicht einzelne reiche Lagerstätten von Concbylien, 1 eberhleibsel einstiger ruhiger Meeresbuchten. Interessant ist es, dass die schönste von ihnen, der graue Thon von Pols bei Wilden, weiter borgwärts liegt, als die mächtige Masse von Kalkstein , der sogenannte Nulliporen-kalk, welche bei Wilden, Leibnitz, Lhrenhausen u. s. w., die schon Eingangs erwähnten Gebirge bildet. Diese Kalksteine, ihrer Hauptmasse nach das Ergebniss einer verkalkenden, üppig wuchernden Alge Nit/Ii-pöra ramosissima, die von Myriaden von pflanzenfressenden Scothieron bewohnt wurde, entwickelten sich eben da, wo die ausforsten kleinen Bitte des Grundgebirges und vereinzelte Gebirgsstöcko, wie jenes Sausalgobirgo bei Leibnitz, günstige Ansatzpunkte boten. Selbstverständlich reichte das Meer selbst noch weiter in's Land hinein und sind die Absätze an solchen Punkten die ergiebigsten an Con-chvlien. Mam he mit riesigen Austern (0. gmgensis. Schloth. sj>..) erfüllte Sande reichen hie und da bis an das Steilgehänge des Gebirges heran, so z. B. bei Stainz, wo die Braunkohlenbildung entweder gänzlich fehlt oder in ihren Ueberresten sehr tief gelagert ist. Die gleichzeitig mit den Braunkohleninooren und ihrer lhnnisrhen Decke (den Schichten von Sotzka und Eihiswald) vorhandenen Ansammlungen von mehr oder weniger stark salzigem Wasser verhinderten nicht, dass die Ablagerung-stäiten jener wahrend sehr langer Zeiträume im ganzen Lande mit einander im Zusammenhange standen, in einer Verbindung durch strömendes Süsswasser, die aus der dermaligen Ge-birgsgestaltung kaum zu erschliessen wäre. Den Deweis dafür liefern einige Bauhschildkröten, deren Verwandte noch heutzutage das (iewässersystem von Nord- und Südcarolina bewohnen und gleich diesen ein weitverzweigtes Jagdgebiet innehaben mussten. Am reichlichsten werden ihre Schilder in dem geschichteten Thon gefunden, der das Kohlentlötz von Eihiswald selbst und dem nahe benachbarten Wies bedeckt, doch wurden Reste der einen auch in der Kohle von Pohnsdorf an der oberen Mur. von der anderen im Klötze von Triiäil bei Cilli gefunden, also an drei weit auseinander liegenden Orten, deren Kohle man ehedem ein völlig verschiedenes Alter anzuschreiben geneigt war und deren Gleichzeitigkeit wir in Folge der eben erwähnten Thatsaehen auch heutzutage nicht behaupten dürfen. Sowohl die lhniüschen als auch die marinen Schichten der aquitanischen und der jüngeren Stufen machen sich, insofern sie aus Lehm und Sand bestehen, in der Bodengestaltung nur als AUSfüllnngS-masse der Grundgebirgslürkon geltend, in welche beinahe wagrecht gelagerte Ausfüllung sich die Wasserläufe an wenigen Orten mehr als 150 Meter, in offe-nem Lande viel weniger tief eingruben. Die oben erwähnten Kalksteine jedoch, schlechthin Nulliporen- kalk genannt, machen sich als höhere Terrassen, als Plattformen, ja selbst als kleine Bergreihen auch dem Laien bemerklich. Die hervorragende Kuppe Buchkogel südöstlich von Wildon, erreicht die Seehöhe von 553 Meter. Ebenso hoch reicht der Nulliporen-kalk in der nordöstlichen Umrandung des Sausal-gebirges. Recht grell werden seine Formen da, wo die Schichten durch örtlichen Einsturz stark aus ihrer horizontalen oder beinahe horizontalen Lage gebracht sind. Der Donatiberg bei Rohitsch, von dem in einem späteren Abschnitte noch ausführlich die Rede sein soll, ist mit der Seehöhe seines scharfen Kammes von 883 M. und einer Schichtenstellung unter Winkeln von 70 bis mehr als !•<) Graden das auffallendste Beispiel dieser Art, — Die Plattformen im unteren Gebiete der Drau und der Save sind mit Dörfern und Feldern, ihre mehr oder weniger steilen Gehänge in der Regel mit Wald bedeckt. — Die Bucht von Graz scheint das mittelmiocäno Meer auch in seiner grössten Ausdehnung nicht erreicht zu haben, denn es fehlt da, jede Spur ven seineu Ablagerungen. Dagegen gibt es abseits von der Mui\ deren Flussrinne eist in sehr später (geologischer) Zeit vollendet wurde, einzelne limnische Gebilde, die — jhnger als die Schichten von Eibiswald und Sotzka in der Periode des Nulliporenkalk-steins entstanden zu sein scheinen. Das Interessanteste davon is t der S ü s s w a s s e r k a 1 k s t e i n von Rein mit seinerreichen, von J. (i o bauz schon im Jahre 1854 sorgfältig studirten Schneckenfauna (Planorbis psendannnonius Voll,?,, PI. appUtinatus Thon}.. Hrib' iitflexa r. Mati.. //. GHetogmm Mramš, II. j>l ieu.filis lleuss, Chusilia grundis Klein u. m. a.), der über einem auf Sand und Thon gelagerten Braun* kohlentiötz eine Mulde im mittel-devonischen Kalkstein 42 zwischen der Eisenbahnstation Gratwein und dem stattlichen Cistercienserstifte Rein erfüllt. Der Situation wegen bemerkenswert!! ist eine fast identische Ablagerung in der offenen Gehängebucht bei Str assgang, südwestlich von Graz, die der Ueberreste von marinen Sedimenten sicher nicht entbehren würde, wenn das Meer den Gebirgsvorsprung beim Curorte Tobelbad überschritten hätte. Die fluviatile Auswaschung hat in den späteren Stadien der mittel-, vornehmlich aber in der obermiocänen Zeit auch hier in riesigem Massstabe auf den Gebirgsrand gewirkt. Eine Breccie, die sich bei Rein über dem Süsswasser-kalk gegen ihn eindrängt, auch der Bucht von Strass-gang nicht fehlt, ist weiter verbreitet als er. Ueberau ein Ergebniss von Loealschutt, sitzt 'sie hie und da auf hohen Gebirgsstufen; bei Mixnitz bekleidet sie den Fuss des Rötheisteines und enthält die Reste einer Clausula, die von der oben gemannten kaum verschieden ist; zunächst bei Graz gibt sie einem Gehängegrat des Gaisberges hinter dem schön gelegenen Schlosse Eggenberg eine bei 50 M. hohe Stufe. In Anbetracht solcher Gebilde an freien Gehängen kann man wohl nicht umhin anzunehmen, dass sich die Gebirgsmasse um Graz im Yerhältniss zur Region des Nulliporenkalksteins von Wilden und Leibnitz nicht unbeträchtlich gesenkt habe, insbesondere indem man erwägt, dass derselbe nach der bathynietrischen Stufe seiner Organismen nicht wohl höher als 60 ■- 50 Meter unter dem Meeresspiegel entständen sein kann. Mit diesem Niveau recht wohl vereinbar wäre eine Ablagerung von kleinkugeligem Kieselschotter, die sich am südlichen Gehänge des S ch ö c ke 1 s in der Seehöhe von etwa 1000 Metern befindet, lii-mittelbar unter der steil ansteigenden Kalksteinmasse gurtet eine Art von Stufe oder Gesimse, von Gräben vielfach durchrissen und mit Bauerngehöften besetzt, den Berg. Barauf der Schotter, der völlig das Ansehen von Brandungsschotter hat und den Beobachter zu der Annahme führt, er habe es liier mit einer Anprallstelle des tertiären Meeres zu thun. dessen Nulliporenkalksteine dort im fernen Süden den besprochenen Höhenzug bilden. Mehr vertraut mit den Verhältnissen der Umgebung von Graz, muss er diese Meinung wieder fallen lassen, in jenem Gesimse das Ufer eines Flusses der Tertiärzeit und in dem Schotter Geschiebe desselben erkennen, die der Fluss einem Conglomerat entnommen und hier in Massen wieder abgelagert hat. I >ie von S u e s s so genannte s a r in ä ti sc h e Stufe hat, wie im ganzen Donaugebiet so auch in der Steiermark eine engere Umgrenzung als ihre Vorgängerin Ohne Verbindung mit den atlantischen und indischen Regionen, mit einem viel geringeren Salzgehalt versehen wie jenes, von dem das Mittelmeer der modeme Ueberrest ist, besass das sarmatische Meer seine eigentümliche sippenarme, aber individuenreiche Thierwelt, in die aus dem früheren subtropischen Formenreiehthum nur einige wenige Arten von geringerem Salzbedürfniss übergingen. Im Lande auf die Umgebung des nordöstlich von Graz gelegenen Marktfleckens Hartberg und den südöstlichen Theil zwischen der Mur und der Drau, dann der Raab und der Mur beschränkt, scheinen seine Ablagerungen, die zumeist aus lichtgelblichem Thonmergel und Sand, nur strecken- und bankweise aus locker gefügtem Kalkstein bestehen, den letztgenannten Fluss westwärts nie überschritten zu haben. Gleichwohl war ihre Ausbreitung nach dieser Seite hin grösser, als die geologische Uebersiehtskarte von Steiermark (1804) entnehmet lässt. Schon im Jahre 1867 fand Dr. dar trefflich charakterisirte Schichten jenes Mergels am südöstlichen Gehänge des Thals von Kirchbach, die vermuthen lassen, dass sich dieselben unter der Decke von Thon und Schotter der folgenden Stufe innerhalb jener Grenzen ziemlich weit ausdehnen. Im Süden, wo letztere nur wenig entwickelt ist. liegen sie auf dem Hügelland der Mediterranstufe, namentlich in der Gegend südlich von Mureck, Rad-kersburg und Lnttenberg. Doch gerade da wird man am meisten sorglich darauf zu achten haben, dass man nicht Ablagerungen der nächst höheren Stufe für sarmatische halte.. Der eigentliche Dezirk der sarmatischen Schichten in Steiermark bleibt immerhin die Umgebung des vielbesuchten Curortes Gleichenberg, wo der stocknrtig emporragende ältere T räch v t und der nach ihrer Vollendung zur Eruption gelangte Basalt durch seine umfangreichen Massen und Tuffe nicht wenig /u ihrer Erhaltung beitrug. Iiier war auch der beste'Stützpunkt für eingehende Untersuchungen. Der verstorbene Curarzt von Gleichenberg, Dr. Prašil. hat sich als kundiger Sammler und dadurch, dass er Fr. Unger schon in früheren Jahren das Materiale zu seinen Studien über die fossilen Hölzer des dem Trachyt beigeordneten Gleichenherger Mühlsteins lieferte, ein nicht geringes Verdienst erworben. Auch die sarmatischen Schichten selbst, die in Steiermark, abgesehen von manchen eigenthümlirhen Weichthier-revion. durch die im ganzen Donaugobiot. gemeinen Arten, wie Gerithium pidum Bast., C. ruhü/inosum r.iduc., Mäctra podolica ■EieJiiv., ErriUa pddoliöa E'tdiw.. CtirUiiim plicatutn E.. Caru/tun obsoletwoi E. und andere charakterisirt sind, enthalten an manchen Orten, namentlich bei Gössendorf und Waldsberg nächst Gleichenberg, zahlreiche Blattabdrücke, die zum Theil noch der Bearbeitung harren. Die isolirte Stellung der Eruptivgesteine von Gleichenberg, ihre bedeutsame Entwicklung zu weithin sichtbaren Kuppen und Massivs von 597 bis 60G Meter Seehöhe und deren genetische Beziehungen zu den Sauerquellen des Curorts zogen von jeher die Geologen an. Schon Murchison hat sich während seiner für die Alpengeologie so wichtigen Reise in Oesterreich im Jahre 182!) mit ihnen beschäftigt. Keine der in neuerer Zeit darüber gepflogenen Untersuchungen, konnte der Gleichenberger Gruppe irgend welche Ausnahmsstellung gegenüber der zusammenhängenden Reihe der ungarischen Eruptivgesteine vindiciren. Nur über das Alter des an Kieselsäure1, d. h. an Sanidin sehr reichen, aber (makroskopisch) quarzlosen Traehyts, der weder in Massen noch durch Tuffe mit den ihn umlagernden sarmatischen Schichten zusammenhängt, konnten die Meinungen auseinanderlaufen. Am meisten plausibel scheint uns die Ansicht, dass er in oder vorder Mediterranperiode zum Ausbruch gelangte, und dass das noch bestehende Gebirge der Ueberrest sei einer grösseren, einst von den Absätzen jener Periode umgebenen Masse. Durch einen unermesslich langen Intervall von ihm getrennt ist der Basalt, hervorgegangen aus der Schmelzung einer völlig verschiedenen, kieselarmen Masse, durch Spalten und Schlotte emporgedrungen, deren Entstehung in den sinkenden Schichten der ersten Miocänstufen der in ihnen festsitzende Trachyt begünstigen konnte. In langer Ellipse umgeben ihn als einen Centraistock nördlich Tuffe, südlich Massen von Basalten, die ihrer Textur nach völlig von einander verschiedenes Materiale aufweisen. Die kopfgrossen Olivinkugeln und 3 bis 4 Centimeter 4fi hingen Hornblcndekrystalle des Tuffs von Kapfenstein haben wenig gemein mit dem dichten Feldspathbasalt des Hochstraden oder dem schlackig-cavernosen Gestein von Klöch. Doch ist eine gegenseitige Durchsetzung der einen Varietät durch die andere nicht beobachtet worden; jede herrscht auf ihrem Flecke allein. Wie Stur dies längst durch Zusammenfassung der Thatsachen darstellte, gehört keiner der Basalte des Bezirkes den sarmatischen Schichten an. Ihre Eruptionszeit fällt in die obere Miocänperiode, ihre Tuffe sind Bestandmassen der obersten oder Congerienstufe des Donaugebiets, neuerlich von v. Hochstetter die politische Stufe genannt. Bevor wir uns einer kurzen Betrachtung derselben zuwenden, sei noch erwähnt, dass die Braunkohlenbildung an den Bockenrändern nicht nur während der Meeresablagerungen beider Mediterranstufen andauerte, sondern auch den Absatz der sarmatischen Schienten begleitete. Nicht ohne Grund betrachtet Stur die weiter unten zu besprechenden Braunkohlen und Lignite von Voitsberg als gleichzeitig mit letzteren, die älteren Schichten des Köflacher Reviers, sowie die Flötze von Rein und einigen anderen Seitenthälern der Mur und der Mürz als ein zeitliches Aeijiiivalent der ersteren. Ein sicheres Unterscheidungsmerkmal der linmisehen Gebilde beider Zeitalter ist mit Ausnahme jener oben erwähnten Thatsachen aus den südlichen Revieren bis jetzt nicht gefunden. Vielmehr scheinen die W i r b e 11 h i e r r e s t e in den einen und den andern ausnahmslos derselben mittelmio-o ä n e ii F a ü n a an zu geh ö r e n; von der auch in den Meeresabsätzen beider, insbesondere in Niederösterreich, Mähren und Ungarn, eine nicht geringe Anzahl von Vertretern entdeckt wurde. Eine und dieselbe Sippschaft von Land- und Süsswasserthieren scheint trotz wesentlicher Aenderungen in der Flora von der aquitanisrhen bis einschliesslich der sannatischen Periode die Lander unserer Meereshecken bewohnt und sich aus einem Braunkohlenterrain in das andere zurückgezogen zu haben. Erst nach Abschluss des letztgenannten Zeitraums trat auch in dieser Beziehung der grosse 1 uischwung ein. der im Rückzug sämmt-lichen Salzwassers aus den Weitungen des Donau-gebiets. in einem völligen Wechsel der Flora und Fauna seinen Atisdruck findet Die obennioeäne Zeit begann. Wäre der Ausdruck „Congerienstufo1' zur Bezeichnung de? Inbegriffs der Ablagerungen derselben im Gebiete der Donau und in der poidisch-caspischen Beginn der einzige, auf Steiermark hätte er niemals Anwendung finden dürfen, denn die merkwürdige Muscholsippe IfaeisseMd. oder Gongeria, die im Wiener Becken und in allen östlichen Zusammenhängen desselben so viele und ausgezeichnete Arten zählt, wurde in der oberiniocänen Schichtenreihe dieses Landes nie angetroffen. Der steiormärkisehe Boden der Tertiärzeit hesass seit der aquitanisehen Periode, die bei Pohnsdorf im Obernuirthnle eine ausgezeichnete Gongerien-Sffecies zurückliess. westlich von seinen Flussniederungen die dem Wesen nach schon zu Ungarn und Croalion gehören, niemals hinreichend grosse und ruhige Süss-wasserspiogel. als dass Weichthiero von diesem Typus darin hätten gedeihen können. Fluviatil. bald rasch, Sand und Schottel- mit sich, rollend, bald überfluthend und lehmigen Schlamm um sieh verbreitend, dann wieder stürmisch, Schotter auf den geschichteten Thon zurücklassend bewegten sieh die Gewässer vom Hoch-gebirgsramle gegen die südöstliche Niederung. Dhto-therinm gig00 Meter. In seiner weitin Ausdehnung-ftach Fngarn hinüber könnte dieses Hügelland von einer gewissen Eintönigkeit kaum freigesprochen werden, wäre es nicht im Südwesten durch die Fortsetzung des Wil-doner Nulliporen - Kalksteins in malerischen formen umrandet, südöstlich durch die Buckel der sarmatischen Stufe gestützt, sein Horizont durch den bizarren Basal Muff-Fels der Piiogersburg und die Gleichenhergor Gruppe nicht viellach gebrochen» Wie es ist, macht das Bild von der Platte, oder gar vom Schöckel aus betrachtet, den Eindruck behaglicher Ruhe. Weite Anbauflächen erscheinen zwischen den bewaldeten Höhen, zahlreiche Städtchen und Marktflecken blitzen darin auf. In Ehltiefang der Wasserläufe und Abschwoimnung des Abgelagerten bestehen alle Veränderungen, welche die letzten Stadien der Tertiärzeit in diesem Lande, im ganzen Donaugebiet bis an die ferne politische Region hervorbrachten. Nie mehr drang das Meer in seine Weitungen ein. nie bedeckt im seine Lüchten Ablagerungen, die man noch heute mit dem Worte des verewigten Meisters die plioeänen, die mehr jugendlichen nennt. Ablagerungen, wie sie ein hohes Meeresniveau in den Mittelmecrländern zurückliess. Auch geräumige Innnische Wasserausbreitungen kamen hier nicht mehr zu Stande. Stetig vollzog sich die Wandlung des Klinia's von einer Jahrestemperatur, welche die jetzige um mehr als vier Grade des hundert-theiligen Thermometers übertraf, bis zu jenem Extrem, das wir in den l Überbleibseln der „Glacialperiode" erkenmm. Die Flora und Fauna des früheren Zeitraumes war erloschen, eine neue Thier- und Pflanzenwelt verbreitete sich aus den nordöstlichen Regionen des alten Continents über Mitteleuropa. Die Absätze der sogenannten Diluvialp eriodo erfüllen in der Steiermark Thäler von massiger Breite und einer Suhle, die bis zu 200 Metern unter den höchsten Absätzen der oheriiiiorüncn Nachbarschaft liegt. Die Raab und ihre Zuflüsse sind von kaum merklichen Ablagerungen dieser Periode hegleitet: an der unteren Mur folgt auf das Grazer das Leibnitzer „Fehl", dann, nur massig sich erweiternd, die Niede- 5 t 4' ruttg von Radkorsburg. Die Drau allein hat in det Weitung zwischen Marburg und Pottau einen schärferen Gegensatz Zwischen der diluvialen und der modernen Stronientwirklung hervorgebracht, und äffe Sann in der langgestreckten Ducht von Oilli, aus der sie durch ein gewundenes Engl hal der Save zueilt. Was das Materiale und die Modalitäten der Absätze betrifft, so gleicht Steiermark hierin anderen llochgebirgsländern. Nicht nur die grossen Schuttan-häufungen in den nördlichen Thäleni. die man ob ihrer Höhe und Mnssenhaftiukeit tertiären Perioden zuzuschreiben geneigt war. und die ihnen zum Thoil wirklich angehören, auch in den weiteren Thalungon des Südens haben wir es mehr mit gröberen (leföllen, als mit feinem Detritus zu thun. Gleichwohl fehlt es nicht an diluvialen Sand- und Gelimniassen. welche letzteren, zumeist bräunlich gefärbt und plastisch, allerdings eine Wiederaus« hweuummg tertiärer Thonschichtoii sind. hie und da aber auch die mehlig-sandige Beschaffenheit des echten ,.Donaulöss'' zeigen. Beiderlei: Sand und lössartige Massen liegmi mitunter wohlgeborgen in ziemlich hohen Nischen des Gebirges, in den Niederungen wohl auch im Wechsel mit Schotter in ausgedehnten Terrassen, doch erreichen dieselben weder der Zahl, noch der Höhe nach jene Entwicklung, wie Wir sie in den geschlossenen Nachbarländern, namentlich in Krain antreffen. Auch gibt der mehlige Lehm der steieriiiärkischen Drau- und Saveniederung trotz seines stellen weisen Gehalfs an calchiirten Ennd-schnecken kaum eine Vorstellung davon, was der Göss als geschlossenes Tafelland im Innern von | Ungarn bedeutet Von Gletscherschutt, von Moränen und erratischen Erscheinungen überhaupt wussteii die Geologen selbst aus ()bersteiermark weniger zu erzählen, als man dies Der Dodon von Graz. ■ms einßm Alpenlande erwarten durfte. Im Süden scheint davon selbst hn oberen Snnngobiet. also im Bereiche der Sulzbacber Alpen nichts erhalten zu sein. Es war desshulb um so mehr willkommen, dass wir durch einen Fund von Murinelthierresteti [Jrrfmi/i/s) in der nächsten Nähe von Graz von einer weiten Ausbreitung der Gletscher in Mittelsteiermark Kenntuiss erhielten. Diese Hoste, bezahlte Fnterkieferstücke und die für Murnieltliierhohlen so charakteristischen Tlion-kugoln. wurden vor zehn Jahren in einem Lelshohlrauin am Si'idabhauge des ReineixKogels zufallig aufgedeckt und zu O* Schmidt gebracht, der sie sogleich erkannte Demselben Gelehrten verdanken wir die Nachricht Uber das Vorkommen des Elens «remis ulres) unter Knochen, die in einem Schlotte der an der Grenze von Kärnten (bei Friesach) befindlichen Kalk- Steinhöhe Gröbenzell gefunden wurden, deren subalpine Weidetrift.sich allmählig ins Gber-Murgebiet herein verflächt. Guter den wenigen Thatsachen, die man an Thierresten aus geschichteten Dihiviulubhmerungen im Lande kennt, war der Kund eines Stosszalms von i'Jeplius primigenhis im Terrassenschotter oberhalb von Leoben von Belang und ein zweiter von Zähnen des Hliiiutrrros tichorhinu$ im Sande von Steinberg, westlich von Graz, in der Nähe der obenerwähnten Steinbrüche im obenlevonischen Glvinenienkalkstein. Vom geschichteten Diluvium dürfen wir uns wohl nur über den Boden und die unmittelbare Umgebung der Hauptstadt noch einige Worte gestatten. Die Weitung, in der Graz, an seinen Schlossberg geknüpft. Platz gefunden hat. ist zwischen jene devonische Bergkette und das obenniocäne Hügelland eingetieft. I >er Nulliporenkalkstein von Wilden, gelagert auf Mergel, reich an Loraniinileren. namentlich an Amphistfffina //muri d[0rb. und darunter an Blatt- ] >cr Bmlcn von Graz. abdrücken, besonders von Zimmtbäumen, schliesst. die Thailing nach Süden und scheidet das G razor vom Leibnitzor „Fehl". Die Lücke südlich von der devonischen Reihe ist durch unbedeutende Ueherreste | desselben mittelmincänen Stockwerks ausgefällt Hart an der Kainach steht als Unansehnlicher Hügel, vom anstossenden Diluvialschotter kaum unterschieden, der Basalt von Weitendorf. Die Mur tritt in den also um-grenzten Baum durch die Enge von Gösting. deren Gehirgstuasse sie in der älteren Diluvialzeit im Sturze übersetzt haben muss und umso leichter durchspülen konnte, als sie gerade zwischen dem Schörkelkalk-Stein des linken und dem Tkouschiefer des rechten Ufers ihren Weg nahm. Diese Eintiefung des Wasserlaufes auf einen Stand, der den heutigen Murspiegel um etwa 2(> Meter übertraf, am rechten Ufer eine weite, bis an den Fuss des Gebirges reichende Schotterterrasse zurttckliess, kam aber ziemlich spät zu Stande. Ganz unabhängig von dem bei Gösting sich ergiossenden Flusse, der. in und unter jenes Niveau eingenagt, grobe Schotter-massen aus den oberen Thälern mit sich brachte und über die Grazer Niederung ausbreitete — zumeist von kristallinischen Schiefern der Centraikette und ihrem Quarz - unabhängig von ihm, bewegte sich ein Gerinne von Nordost her durch das Thal von Maria-Trost (der auf ihrem Sockel aus unterdevoni-schem Kalkstein weithin sichtbaren Wallfahrtskirche) gegen das Weichbild von Graz. Dieser nordöstliche Dihivialsti'oiu lagerte mehr Lehm als Schotter ab, und in letzterem, der nie sehr grosse Geschiebe enthält die Elemente von Grauitgneiss von der Basis des Schückeis: Quarz, Turmalin, Muscövit. Solch1 eigonthümlichor Schottor, durch seine Wasserführung kenntlich, bildet mehr keilförmige Lagerstriche im r>.| Lehm als eine selbststäudigo. ausgebreitete Schicht. Mit einander machen sie die Terrasse aus. die zwischen dem Bosenheim. Deonharder Wahl und Iluckerlborg im Norden und Osten, dem Grundgebirge des Schloss-berges im Westen eingelagert ist und. südwärts herabsinkend, ihre Bestandmasson dem groben Diluvialschotter des Hauptthais beimischt. Im südöstlichen T heile der Stadt vollzieht sich diese Vereinigung ganz unmerklich, wenigstens sind durch Briinnongrnhuugeu in neuerer Zeit nicht Thatsachen genug bekannt geworden, um die Modalilälen derselben genauer zu bezeichnen. Insoterne jene Schotterkeile an den Schlossberg und den kurzen Sporn Stessen, den er quer über die Sporgasse südwärts entsendet, geben sie ihr Wasser, an ihn ab und bewirken, dass er in diesem seinen sporne köstliches Trinkwasser führt (Palais Sauraui. Ganz abgesehen von der Beschaffenheil des Gesteins im Inneren des Herges ist seine Finsickoi ungsflädie und die Differenz zwistdien dm- Höhe jener Schotterkeile and dem allgemeinen Grundwasserniveau zu gering, als dass der Fels einige Selbstständigkeit der Wasserhaltung behaupten konnte. Der noch viel zu wenig studirte Wasserspiegel des „Türkenbrunnens", jenes interessanten mittelalterlichen Ziehbrunnens, der einst die Besatzung des Berges mit frischem Wasser \ ersorgte wie jetzt die Barkanlagen, die ihn schmücken, scheint binnen kurzen Fristen mit dem Flusse zu schwanken und dessen jeweiligen Stand nie um mehr als 2 ■•> Decimeter zu übersteigen. Da wir uns schon eingehender mit dem Boden von Graz beschäftigen, wollen wir gleich an dieser Stelle des Grundwassers als eines der wichtigsten Lebenselemente der Stadt gedenken. Die vielfachen kleinen Zustimmungen, welche die Niederung hier von 1)(T l>oi!cil von (M':lZ Seitenbiichon. insbesondere von Nordost her empfängt, der zumeist lehmige Untergrund, Biber den sie ihre Anschwemmungen gebVeitel haben, andererseits dir unregelmässige, vorherrschend westwärts geneigt« Schichtenlago iles devenis(dien Grundgebirges und die vollige Durchlässigkeit des 1 »iluvinlschotters an seinem Pusse, im Ganzen auch die Lage der Stadt so nalie am Oberen Winkel des Thaies, in das ein reissender. sehr starken Schwankungen ausgesetzter Alpen-tluss eintritt, lassen Untersuchungen über den stand iles Grundwassers in so geartetem Hoden im vorhinein als eine schwierige und ob der Lnstetheit der jeweiligen Marken wenig dankbare Aufgabe erkennen. In der That hat sie auch bislang kein Beobachter unternommen und nur von Fall zu Fall sind einzelne Thatsaehen bekannt geworden. Graz verdankt seine von Natur aus günstigen Lebensverhältnisse zu nicht geringem Theile der Laschheit der Bewegung seines Grundwassers. Linen Beweis dafür lieferte eine vor wenigen Jahren vorgekommene Verunreinigung des Alluvialschotters am südöstlichen Ende der Stadt durch Theer und andere Abfalle bei der Leuclitgaserzeu-gung. Dieselbe hatte sich im Laufe einiger Jahre mehr als 8ÖÖ M. weit in südlicher Richtung ausgedehnt und war in einer Quere von To bis ] M. und im Niveau des Grundwassers i bis —(> M. gefunden werden. Krst kürzlich brachte Herr lladiinskv eine Hellebarde iifs .loanneuni. die nächst seinem Kohlenbergbau bei Brunn im Schutt der Thalsohle 3 M. unter der Krde lag und nach dem l'rtheil dos Herrn Krof. F. Bich ler frühestens aus dem II. .lahrhuiulert stammt. Khi anderer Gegenstand, vielleicht eine Kleuime für Kichtspäne. lag bei 6 Meter unter der Oberfläche Im Bereiche der Hauptstadt hängt die nicht unbeträchtliche Bodenerhöhung von mancherlei Umätänden ab. in neuerer Zeit zumeist vom Staube, der. ehedem kaum merklich, durch die Anlage vieler neuer Srhotterstrnssen. durch den gesteigerten Vorkehr und die Indiisliieanstalten in die Kult gebracht wird, Gleichwohl scheint die Anschwemmung im Klussbette damit gleichen Schrill zu halten, wenigstens ist im Ganzen eine Veränderung der relativen Niveaus nicht beobachtet worden. Ausgedehnte! Auf-grabungen älterer Sedimente haben nicht stattgefunden. Ein Zahn vom Ilöhlenbäreu. den man bei Aushebung eines Ganahl in lehmigem Kieselschotter der ostwärts ansteigenden Schürgelgasse fand, gehörte jedenfalls nicht den tieferen Schichten der östlichen Terrasse, sondern jenem oberen Horizonte an. der als ein Absatz des diluvialen Hauptthalstromes zu betrachten ist. Aus nahezu derselben Zeit dürften einzelne Lehmablagerungen herstammen, welche die Schotterterrasse des rechten Kiers bedecken und zur Ziegelerzeugung benützt werden. Wie bedeutend ehedem die Auvegetation südlich von Graz war. verrie- then zahlreiche Ueberreste von mächtigen Holzstämmen, die man 4 bis 5 Decimeter unter der Rasendecke der Karlau ausgrub. Leider winden sie nicht untersucht, um daraus ein Urtheil über den Charakter dieser alten Vegetation zu gewinnen. Die, Steiermark ist kein in sich geschlossenes Land — wir haben darauf zu wiederholten Mahn hingewiesen desshalb auch nur im Znsammenhange der ganzen Ostalpen geologisch aufzufassen. Das schöne Werk von Stur ist desshalb auch nicht nur, wie Bein Titel sagt, die „Geologie der Steiermark", sondern eine Schlussfassung über die Stratigraphie der örtlichen Alpen überhaupt nach ihrem Stande im Jahre isti. Leider wurden die tertiären Formationen darin nur kurz, ohne die reichen Details abgehandelt, die (hau Verfasser zu Gebote standen. — Trotz jenes Mangels an Selbstständigkeit war dieses Land als ausserstos in der Reihe doch trefflich geeignet zu einer die Alpen mit Lannonien verbindenden Auffassung und nicht das geringste unter den Verdiensten ist es, die sich der verewigte Erzherzog Johann um sein Lieblingsland erwarb, dass er zu dessen geologischer Erforschung einen besonderen Verein in's Lehen rief. Auf diesen wenigen Seiten wollten wir nur einige GrundZUge im Schichtenbau der Mittelpartie desselben berühren, um die Laue der Hauptstadt oinigerniasseu zu ehärakterisiren und zu zeigen, inwiefern sie von Natur aus vorgezeirhnet war. Geschichte der Stadt Graz. (Von Franz Ilwof.) Vo rge schichte. Fnter all' den gewaltigen Gebirgen, welche Europa*s Hoden bedecken, sind die Alpen das gross* artigste und herrlichste. Wenn der Montblanc auch nicht die Höhe des Elbrus und Kasbek im Kaukasus erreicht, wenn die Abhänge der Alpen sich auch nicht, wie die der skandinavischen Gebirge, in senkrechten Wanden tausend Fuss und mehr hinab in den Schoos des Meeres senken, und nicht in tieteinschneidendeu Fjorden Meer und Hochgebirge unmittelbar verbinden, so übertreffen sie doch diese und alle anderen (le-birge Furopa's durch den Feichthuiu an Formen und Gegensätzen, der ihnen eigen, durch die lieblichen Thaler, von denen sie durchschnitten, durch die sti ahlenden Gletscher und gewaltigen Felspvramiden, von denen sie gekrönt, und durch die unvergänglichen Reize und die erhebenden Naturscbönheiten, mit denen sie allenthalben geschmückt sind, lud unter allen den Ländern, welche zu dem Gebiete diese- herrlichen Hochgebirges gehören, ist die Steiermark nicht das letzte, nicht em hellen Sonnenseheine der Legierung I ,eopold's des Glorreichen folgten heftige Stürme unter seinem Sohne und Nachfolger friedlich Ii. dem Streitbarel. Die ersten Jahre seiner Regierung füllten Kämpfe gegen die mächtigen Vasallen Hadamar und Heinrich von Ghuenring und gegen Böhmen und Ungarn. Ernster und folgenreicher wurden die bald folgenden Zerwürfnisse zwistdien Herzog Friedrich und dem ( \ Unter den Babenbergern. deutsclien Kaiser Friedrich II., dessen Sohn Heinrich, als deutscher König der VII. in seiner Erhebung gegen den Vater von seinem Schwager, dem Herzog Fried- i rieh dem Streitbaren unterstützt wurde. Als Kaiser Friedrich 1235 von Italien durrh Steiermark nach Deutschland reiste, traf er zwar mit Herzog Friedrich zusammen, jedoch eine Annäherung fand nicht statt; und nach König 1 leiuricb's Sturze wurde Herzog Friedrich vom Kaiser Friedrich dreimal vorgeladen, um sich wegen des Einverständnisses mit dessen aufrührerischem Sohne, und über Klagen, welche aus Oesterreich und Steiermark wegen allzu drückender Steuern und Gewalttätigkeiten bei Einhebung derselben eingelaufen waren, zu verantworten. Da Herzog Friedrich nicht erschien, wurde 1 2.1 ii die Acht über ihn ausgesprochen, und auf des Kaisers Befehl besetzten König Wenzel von Böhmen und Herzog Otto von Baiern Oesterreich und Herzog Bernhard von Kärnten, der Patriarch Leutold von Aquileja und der Bischof Ekbert von Bamberg die Steiermark, liier erschien Kaiser Friedrich Ende 1230 aus Italien selbst, eroberte einige dem Herzoge treu gebliebene Burgen, nahm Agnes, dessen Gemahlin, gefangen, hielt feierlichen Einzug in Graz und blieb während der Weihnachten und bis Neujahr in dieser Stadt. Bei seiner Ankunft war er von den gesammten weltlichen und geistlichen Ständen und von zahlreichen Edelherren festlich empfangen worden. Man brachte ihm alle dem Oberhaupte der Länder des heil, römischen Deiches gebührenden Huldigungen dar, umso lieber, als die eigenwillige harte Herrschaft des launenhaften Herzogs Friedrich grosse Unzufriedenheit im Bande verursacht hatte. Kaiser Friedrich verlieh auch geistlichen und weltlichen Grossen viele Gnadenbezeigungen. Damals unterbreiteten die Landstände und Ministerialen von 81 6 Stcier dem Kaiser die alten Handfesten, welche ihnen von dem Traungauer < htokar VI. nn in Graz weilte. erMossen von ihm abermals Bestätigungsbriefe und Entscheidungen für Stifte und Kloster. Wie sorgsam und genau Bruno's Verwaltung in Steiermark war. beweist ein Werk, weh lies er ausführen liess; er übertrug nämlich „dem Notar Helwig aus Thüringen die Zusammenstellung aller genau zu erhebenden landesfürstliehen Kainmergüter. Kainmerge-fälle und Kochte in einem Sogenannten Hub-, Gefällen-, Reut- oder Knitbuche (JRciU^narmmJ^ Helwig brachte die Arbeit 12iif> fertig und es konnte im Jänner 12G7 bei Anwesenheit des zu Graz weilenden Böhmeiikönigs Ottokar auf dieser Grundlage durch BGdiof Bruno die Bestallung und möglichst hohe Belastung der herzoglichen Nutzungsämter (ofj'iriajhu Lande erfolgen. Das Gesannnterträgniss der landesfürstlichen Beiden erscheint auf T334 Mark Pfennige beziffert, von denen nach Abzug liestimmter Ausgaben beiläufig sechstludh tausend Mark erübrigten. Das Iluf/oiHirnon Siifrini Gt die werthvollste mittelalterliche Topographie der Steiermark und tsugleich eine Fundgrube für die Kenntnis8 der damaligen Urbarialleistungen in Geld und Naturalzins. anderseits der Lande>cultiiivn und üblichen Maasse." Aber gerade dieses energische Eingreifen in die gesammten Verhältnisse des Landes, diese Aufrichtung einer kräftigen Regierung, die, Strenge gegen Ueber-grift'e und Aninassungen des Adels, verbunden mit den namhaften Forderungen von Geld und Truppen zu den häutigen und kostspieligen Ileereszügen Ottokars erregten heftige Antipathien gegen sein Regiment unter den Edelberten der Steiermark, welche schon in einer Adelsverschwörung im Jahre 1268 ihren Ausdruck fanden. Bürger und Landleute aber waren dem Könige wohlgeneigt und dankbar für Schutz und Förderung, die er ihnen stets augodeihen liess: diess zeigte sich besonders, als Ottokar, von Kärnten kommend, im Sommer 1271 abermals die Steiermark durchzog und in Graz weilte; allenthalben, wo er fuhr, strömte das Landvolk zusammen und begrüsste ihn jubelnd, und ebenso empfingen ihn die Bürger der Städte, die alle ihm zu Ehren grosse Feste veranstalteten. Noch einmal und zwar zum letztenmal war Ottokar im April 1274 in Graz und stellte hier wieder mehrere Urkunden zu Gunsten kirchlicher und klösterlicher Rechte aus, denn um die Gunst der Kirche musste es ihm damals gar sehr gelegen sein, da ihm mehrseitig grosse Gefahren drohten; Rudolf von Ilabs-burg war bereits zum deutschen Könige gewählt, und kurz darnach (November 1274) wurde auf dem Hof* tage zu Nürnberg der Beschluss gefasst, dasS alle seit dem Beginne des deutschen Zwischenreiches getroffenen Vergabungen von Reichslehen null und nichtig seien, und somit der Böhmenkönig auch des Besitzes von Oesterreich, Steiermark, Kärnten und Krain verlustig erschien. Dem folgte bald der Reichskrieg gegen Ottokar; als Rudolfs Verbündete, die Grafen von Görz in Kärnten einbrachen, traten die Edlen der Steiermark in Rein (19. September 1276) zu einer Berathung zusammen, erklärten ihren Abfall von Ottokar und verpflichteten sich zur Treue und zu Im Zwischenrciche. festem Runde fUr Rudolf. 1 Ho Burgen im Steierl and e, Wdcfae böhmische Befehlshaber oder Besatzungen hatten, fielen rasch; am längsten hielt sich Graz, welches von Ottokar1 s Landeshauptmann Milota von Diedic und Beneschov vertheidigt wurde, doch auch diese Stadt und Burg wurde erobert und Milota entkam durch flucht mit Mühe und Noth. Der Frieden, welcher im November 127(5 zwischen Rudolf und Ottokar abgeschlossen wurde, entschied das Geschick der Steiermark und ihrer Nachbarlande; Ottokar musste auf dieselben Verzicht leisten; „sie folgen dem mächtigen Zuge der deutschen Beichsidee" und werden verfügbar zur Gründung der Bausmacht des habs-burgischen Stammes. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts werden schon einige öffentliche Stätten und I'rivat-Gebäude in Graz urkundlich erwähnt; so die bereits im vorigen Jahrhunderte genannte Pfarrkirche (1254 und 1266) unter dem Namen des heiligen Aegidius (1263, 1269, 1273), der Friedhof derselben (1260, 1275), der Pfarrhof (1263) und der Pfarrbezirk (1254); die Thomaskapelle auf dem Schlossberge (1271); ein Spital (domus hospitalis 1267); und mehrere Privathäuser, das des Friedrich von Salzburg (1247), des Hcinrirns Minima (125-U, welches schon 1190 unter gleichem Namen erschien, das des Schreibers Wigand { Wigand7 scribe 1263) und des Richters Volkmar (domus Voldi-mari iudicis 1268, 1269 und 1290^, das des Pilgrim Vlagoy (1269), des Zebo und des Velchlinn (1274). Auch die erste urkundlich nachweisbare Strasse tritt uns gegen Ende dieser Periode entgegen; die Bürgerin Wolfhill oder Wilfiga, die Witwe Rupert's verkaufte nämlich 1293 dem Abte Heinrich und dem Convente zu Rein einen Hof in der Ledererstrasse unter dem Burgberge und drei daselbst gelegene Aecker. Die Bezeichnung „sab Purgbery", die Lage des dem Stifte Rein schon seit 1104 gehörigen Hauses („der sam-nunye ze Rune hous") zu dessen Vergrösserung der neu erworbene Besitz dienen mochte, und der Umstand, dass die ISähe des Flusses das Betreiben des Ledoivrgowerbes dort leicht machte und dieses wieder den Strassennamen hervorrief, machen es zweifellos, dass diese älteste dem Namen nach bekannte Strasse unserer Stadt dort sich befand, wo jetzt der untere (südliche) Theil der Sackstrasse (ehemals 1. Sack) liegt. In diese Zeit oder wenig früher fällt der erste urkundliche Nachweis von Aerzten in Graz, es werden 1243 und 1245 ein Magister Chtmradus fisicns und 1 2(15 ein Mngisti r John mies fisicus gemannt. Auch bürgerliche Gewerbe findet man in den Diplomen jener Zeit, so einen Kürschner (Permeurlinus pcliife.r 1241), einen Schmied (SigehärduS fulter 128!),. einen Kaufmann oder Krämer (PereMoMus MsUtör aktis 3 27-G. einen Schneider (Ortolfus sartor 1280,) und einen Sattlermeister i 1j ti/inld den'finaler I 2!M ;. Von anderen bürgerlichen Familien sei nur des Johannes diciua Nuercn-fieryer ewis (1287), der seinen Namen jedenfalls davon hatte, dass er von Nürnberg hiebe]' einwanderte, und der Ibirger Oetschlin (1268) gedacht, welche mit den kurz darnach auftretenden Windisohgräzern, den Ahnherren der jetzigen gleichnamigen Fürsten, nahe vorwandt waren und deren erster Metmmmtis de Wimlisch-r sich unter dem Verwände, dass der Herzog die Ereiheitsbriefe noch nicht bestätigt, habe, in einem offenen Aufstände gegen seinen Landesherrn erhob; Emde L291 hielten die .Ministerialen zu Graz und zu Leibnitz Versammlungen, in welchen die Erhebung berathen und beschlossen wurde; sie kam in Oborsteier zum Ausbruch, wurde aber durch Albrecht"s, raschen Marsch über den Semmering mitten im Winter niedergeworfen, Burg und Stadt Graz wurde für den Landesherrn mit aufopfernder Treue von Wilfing von 1 human vertheidigt und behauptet. Zu St. Veit in Kärnten fand die Versöhnung zwischen den gecle-müthigten Ministerialen und ihrem Herzoge statt und dieser bestätigte nun freiwillig die alten Freiheiten und Gewohnheiten des Landes. Noch mehrmals kam Abbrecht nach Graz, so 1293 im Frühjahre, und 12!)r> im Herbst, als hier die Vermählung seiner Tochter Anna mit Hermann dem Markgrafen von Brandenburg stattfand. Meinhard von Görx. der Grossvater der Braut, und viele andere hohe Herren wurden zu diesem Feste geladen. Auch ein fremder Gast aus Frankreich] ein Bredigermönch und Bischof von Bethlehem, welchem der König der Franzosen abgeschickt hatte, um des Landes Art und Kräfte kennen zu lernen, wurde in hohen Ehren empfangen. Als die Ankunft des Markgrafen Hermann selbst verkündigt wurde, ritten der Herzog und die Grossen aus der Stadt dem Kommenden entgegen. In seine Herberge sandte man ihm kostbare Kleider, die er am anderen Morgen beim Kmpfange des Ritteramtes tragen sollte; auch vierundzwanzig Knechte, die der Markgraf aus dem Brandonburgischen mitgebracht, wurden mit Kleidern versehen. Ueberhaupt suchte Herzog Albrecht den Markgrafen besonders zu ehren, und gab am festlichen Tage noch anderen edlen Knappen Schildesamt und Schwert, Kleider und Rosse. Der Bischof von Bethlehem weihte nach der Messe die neuen Ritter mit ihren Schildern und Schwertern; hierauf fand tan grosses Turnier statt: dann kleideten Sich die Ritter um, leicht und reich, und gingen zur Tafel. Nach dem Imbiss ritten die Herren in stolzer Sitte zu Hof, wo die Herzogin mit ihrer Tochter und ihren Krauen im Garten auf grünem Basen sich befand, den Bischof n.i Unter den Habsburgern. von Secknu in ihrer Gesellschaft; und Frauen und Mannen in grosser Zahl priesen die minnigliclie Drauf Frau Anna und sagten, der werde sieh stets des Lehens freuen, der sie erhalte. Darauf gab der List hol das Brautpaar zusammen. Wer gern Frauen schaute, blieb im (Jurten, wer aber Litterspiele sehen wollte, der ritt bei dem Daumgarten nahe auf ein Feld, wo die wackeren Helden Sich tummelten um der Frauen Lohn. Da der Herzog die Sitzplätze sehr hoch hatte machen lassen, so konnte, wer darauf sass. sowohl in den Garten als auf das Feld schauen; Am anderen Tage gingen die Frauen mit der jungen Markgrätin in die Kirche, dann in den Garten, wo die Harfen, Fiedeln, Flöten; Pfeifen; Posaunen, Trompeten, Schalmeien und Hörner ertönten und Lieder nach allen Weisen gesungen wurden. Da wurde die Ankunft des Grossvaters Meinhard verkündigt, dem man sogleich im PrunkzUge entgegenritt, um ihn zur Stadt und Herberge zu geleiten. Sebald er die Keisekleider abgelegt und reiche Gewände angezogen hatte, ging er die Frauen zu besuchen, seine Tochter Elisabeth, Herzog Albrocht's Gemahlin, und ihre Kindel'. Wie freute sich die Herzogin! Ks lag ihr sehr daran, mit dem Vater, den sie vielleicht zum letzten Male sah — so war es auch — noch viel beisammen zu sein. Noch sechs Tage wählten die Freuden des Festes. Dos Herzogs milde Hand gab jedem in reicher Fülle, Silber, Koss und Gewand. So berichtet über dieses Fest ein Augenzeuge, der Reimchronist Ottokar von Steiermark. Als nach dem Sturze Adolfs von Nassau (1298) die deutsche Königskrone an Albrecht gelangte, belehnte er seinen Sohn Rudolf mit Oesterreich, Steiermark und Krain; der junge Herzog kam 1299 nach Graz und nachdem im folgenden Jahre Seine Yorniäh- lung mit Bianca von Yalois, der Tochter des Königs von Frankreich, in Baris stattgefunden hatte, besuchte er nach der Rückkehr in seine Lande unsere Stadt, wo er freudig begrüsst und mit grossen Festlichkeiten empfangen wurde und bis Anfangs Winter 1300 blieb. Auch in den folgenden Jahren hielt er sich öfter in Steiermark auf, so 1302, wo er sehr thätig war. um die Kriegsrüstungen und Heerzüge für seinen Bruder König Albrecht aufzubringen und (4. Juli Graz) dem Kichtor. den (iescliworuen und der gesummten Bürger* Schaft dieser Stadt, ein Diplom ausstellte, in welchem er denselben den Kreiheitsbrief König Rudolfs (von 1281) in allen Punkten bestätigte mit Ausnahme der Mauthfreiheit und mit der Einschränkung des Nieder-lagsrerhles. dass alle nach Graz gelangenden Waaren nicht länger als über eine Nacht hier zum Verkaufe aiisgebdteu werden müssten. Auch König Albrecht kam noch einmal VOT seinem traurigen Knde nach Graz und zwar im Jahre 1303 und pflegte hier mit dem Markgrafen von Brandenburg, dem Abgesandten des Königs Wenzel von Böhmen, jedoch vergebliche Knterhandlungen zur Beilegung der Streitigkeiten, welche wegen des Strebens Wenzel's nach der ungarischen Krone entstanden waren; am 17. März hielt er ein allgemeines Landthaiding, zu welchem er alle, welche im Lande Steier Beschwerde und Klage zu führen hatten, vorladen Hess und wer innner Unrecht und Gewalt zu dulden glaubte, der verlangt!1 Recht vom König. Auch glänzende Turniere, an denen steirische und andere Landesedle theilnahmen, fanden zur Feier und in Gegenwart des Königs statt. Nachdem Herzog Rudolf (1300) als König nach Böhmen berufen wurde. Übernahm sein Bruder Friedrich der Schöne die Regierung von Oesterreich und Steiermark, kam Kude J30ii nach (Oaz und nahm Unter den Habtborgem Anfang 1307 die Erbhuldigung von Seite der Landstände und Ministerialen entgegen. Die Rechte und Freiheiten, welche die früheren Herzoge babenbergischen und habsburgisrhen Stammes der Stadt Gin/ verliehen hatten, wurden für so werthvoll erachtet, dass auch andere Stielte des Landes die Erlangung derselben erstrebten; so verlieh Herzog Friedrieh (1307, 15. März. Graz) den Bürgern der Stadt Voits-berg und 1310 den Bürgern von Hartberg und von Feldbach auf ihre Bitte die Rechte der Stadt Graz. Auch im folgenden Jahre (Anfang 1308) hielt sich Herzog Friedrich längere Zeit in Graz auf und an seinem Hofe befand sich damals der Erzbisehof von Salzburg, Konrad IV. und beide erneuerten hier das schon 1306 zu Wien geschlossene Schutz- und Trutz-bündniss wider alle Feinde. Hier empfieng Friedrich auch durch den abgeordneten Templer Bruder Egino die Nachricht, dass nach dem Tode seines Bruders Rudolf mehrere böhmische Landherren ihn zu ihrem Könige zu haben wünschten. Um diese Zeit fand in Graz die Gründung des ersten Frauenklosters statt; Umzog Friedrich hatte (1307, S.April, Leoben) dem Landeshauptmann und Truchsess von Steiermark Ulrich von Walsee eine ausserhalb der Stadtmauern von Graz, am Grillbüchel bei St. Leonhard (jetzt Ruckerlberg) gelegene Baustelle zur Errichtung eines Klosters geschenkt; auf diesem IMatze gründete derselbe mit Zustimmung seines Sohnes Ulrich und seiner anderen Erben ein 1 »ominikanerinnenkloster zu unserer Heben Frau und stattete es mit Gütern und Einkünften zu Semriach, Stiboll, Fasoldsberg, Graz und an anderen Orten aus; dieses Kloster war vorzüglich für Töchter der Edlen des Landes bestimmt und schon in den ersten Jahren nach seiner Gründung finden wir dort viele derselben, so (131 2) Elspet, die Geschichte iler Stadt Graz. Tochter Gundakor's von dem Losenstein, Diemut. Elspet und Agnes, die drei Töchter Ortolfs von ('rinn hperg (1313), eine Tochter Flrieh's von dem Wasen (1828), Anna, eine Tochter Walthers von dem Graben u. a.; auch bedeutende Schenkungen von den Herzogen und vielen Edlen des Landes kamen diesem Kloster zu; in und um Graz erweiterte es auch bald ziemlich namhaft seine Besitzungen durch Kauf, Geschenke und Erbschaft. Nach dem furchtbaren Einfall der Türken von 1480 siedelten diese Nonnen aus Furcht vor der Wiederkehr dieses entsetzlichen Leindes in die Stadt über und erhielten (1515) das Franziseanerstift |jetzt Damenstift. Dürgergasse Nr. 15), wo sie bis zu ihrer Aufhebung (17X4) blieben Als sich 1309 wahrend der Abwesenheit des Herzogs Friedrich die österreichischen Edolherren gegen ihn erhoben, berief sein treuer Diener, der Landeshauptmann von Steiermark, Lirich von Walsee auf den Rath des Lrzbisrhofs Konrad von Salzburg eine Versammlung der steirischen Edolherren nach GraZj an weh her der Lrzbischof selbst, Graf Friedrich von Heiinburg. Llrich von Saneck. der Graf von Höhenloch, die stubenbeiger, die Liechtensteiner, die Pettauer, der Bischof von Sockau und viele andere Ldle theilnahmeii: alle leisteten feierlich Schwur und Zusage, ihrem rechtmässigen Landesfürsten Treue und rüstige Hülfe zu gewähren: und in der That gelang es ihnen, Llrich von Walsee an ihrer Spitze, im Verein mit den Wienern die Empörung niederzuwerfen, bevor noch Ilmzog Friedrich von Kaiser Heinrich VIL mit seinen Erblanden belehnt in diese zurückkam. Unmittelbar darnach (Frühling L3M>) begab sich Herzog Friedrich nach Graz, verweilte hier längere Zeit und hielt ein Land! haiding. Leberhaupt besuchte er oftmals die steilische Landeshauptstadt, so Lndo Unter den Habsburger». 1311 , wo er bis Ende Februar 1312 mit seinem Bruder Leopold und seiner Mutter Königin Elisabeth und mit dem gesummten Hole sich liier aufhielt ; 50 1313, 1314, 1316, als er /um Kampfe gegen Ludwig den Baier in Steiermark aus seinen gesammten Ländern ein grosses Heer zusammenzog, /11 dessen Erhaltung druckende Steuern auf weltliche und geistliche Güter ausgeschrieben wurden; so 1317, 1310, wo er hier ein Schutz- und Trutzbüiuluiss mit dem Grafen Heinrich von Gör/ abschloss. so endlich 1320. Als Friedrich der Schöne zum entscheidenden Kampfe gegen König Ludwig den Baier auszog, übergab er die Regierung seiner Lande Oesterreich und Steier seinem Bruder Albrecht, der auch im Juli 1 322 Graz besuchte. Nach der Bückkehr aus der Gefangenschaft lebte Herzog Friedrich last stets abgeschlossen und zurückgezogen mit seiner erblindeten Gemahlin auf Guttenstein; nur noch 1320 kam er nach Graz, hielt hier ein Landthaiding und stellte (27. October) auf Bitten des Comthurs Ottokar dem deutschen Orden.— hause zu Graz eine Urkunde aus, in welcher er alle demselben von Herzog Friedrich dem Streitbaren verliehenen Freiheiten bestätigte. Kurze Zeit darnach (13. Januar 1330) starb Friedrich der Schöne, ihm folgte in seinen Herzog-thümern sein Bruder .Vlbrecht II. der Lahme, welcher seinen Bruder Otto zum Mitregenten nahm: beide Herzog«! besuchten häufig einzeln und in Gemeinschaft die Stadt Graz und viele Urkunden zeugen von ihrem thatkräftigen und weisen Eingreifen in die Angelegenheiten des Landes. Unter der Regierung dieser zwei Herzoge wurden grosse und kostspielig»1 Bauten zur Befestigung von Graz ausgeführt und bei diesen leistete die Bürgerschaft so bedeutende Dienste, dass Herzog Otto (1336, 14. Juni, (Oaz) dieselbe auf dnu Jahre von allor Steuer und Losung gegen dem befreite, dass sie ausser den Koston. welche sie bisher für diese Kauten ausgegeben, in diesem Jahre noch 120]Mark Silbers und in dem dritten Jahre 00 Mark Silbers für den Bau verwenden sollte, damit dieser sodann vollendet weide, und befahl zugleich, dag« alle Juden und sonst in (Oaz wohnenden und Häuser besitzenden edlen und unedlen Beute zu den Bauten beitragen sollten. Bei seinem Aufenthalte in Graz im Jahre 1339 erkrankte Herzog Otto, Hess sich leidend nach Wien bringen und Starb dort am 17. Februar desselben Jahres. Sein Leichnam wurde in dem Cistercienserkloster zu Neuberg in Obersteiermark bestattet. Auch Herzog Albrecht, trotzdem ihm das Reisen, da, er an Händen und Füssen gelähmt war. sehr beschwerlich fallen mochte, besuchte oft die Steiermark Und Graz. So war er 1340 nach Graz gekommen und gab hier (ti. December) ein Bestätigungs-Diplom der alten Handfesten des Landes; am 80. Juni 1342 entschied er in Graz den Streit Konrad's des Windisch-grätzers mit den Bürgern von Graz über die Steuerfreiheit des Windischgrätzisrhen Hauses hierselbst ZU Gunsten des ersteren. Auch sonst war er bemüht für das Wohl seiner Landeshauptstadt zu wirken; am 10. August 1867 bestätigte er in Wien den Bürgern von Graz die Privilegien der Herzoge Leopold und Friedrich und des Königs Kudolf in einer Frkunde in deutscher Sprache und fügte noch hinzu, dass diejenigen KauhVute. welche durch Graz fahren und ihre Waaren hier nicht zum Kaufe ausbieten, dieselben an den kandesfürsten und an die Bürger dieser Stadt verlieren, dass Niemand auf eine Meile im Umkreise der Stadt Wein ausschenken dürfe und dass jedem dawider Handelnden sein Wein abgenommen werde. Unter den Habsburgern. Wahrend der Regierung Herzog Albrerht's verheerte der Schwarze Ted, jene furchtbare Seuche, welche damals (1349) fast ganz Europa durchzog, auch die Steiermark; sie kam aus Italien Uber Kärnten, wüthete fürchterlich, entvölkerte alle Städte und Märkte, überfüllte die Friedhöfe und rief allgemeine Bussübungen und die Secte der Geissler hervor; der Handel mit Italien, welcher damals schon von Wien durch unser Land allerdings mehr über Judenburg als über Graz ging, litt darunter schwer, da Venedig von diesem Sterben arg heimgesucht wurde, kenn Kaufmann dahin fahren durfte, viele von dort entflohen und von den zurückgebliebenen Deutschen die meisten hinstarben. Herzog Albrecht der Weise starb am 20. JuU 1358 zu Wien und hinterliess die Regierung seiner Lande seinem hochstrebonden Sohne Rudolf IV. dem Stifter. Im Jänner 1300 kam Herzog Rudolf nach Graz, um sich hier als neuem Herrscher huldigen zu lassen; wie nie vordem fand damals eine zahlreiche und angesehene Versammlung forstlicher und edler, geistlicher und weltlicher Herren statt; den Herzog umgaben der Erzbischof Ortolf von Salzburg; die Bischöfe Baul von Freisingen, Gottfried von Passau, Johann von Gurk sein Hofkanzler, Ludwig von Ghimnsee, Ulrich von Seckau und Peter von Lavant; Albert Pfalzgraf von Kärnten; Meinhard und Heinrich Grafen von Görz, Otto Graf von Ortenburg; die Brüder Gral Ulrich und Hermann von Cilli; Graf Johann von Pfannberg, Landeshauptmann von Kärnten; Eberhard von Wall-see, Landeshauptmann von Oesterreich ob der Enns; Leutold von stadeck, Landeshauptmann in Krain; Ludolf und Otto von Liechtenstein; Friedrich und Hartnid von Pettau: Friedrich und Ulrich Otto von Stuhenberg und viele andere Kdellierren von Oesterreich, Steiermark, Kärnten und Krain. Dieser Glanz des Auftretens entspricht ganz seiner Politik, welche dahin strebte, sich der kaiserlichen Oberhoheit zu entziehen und seine Lande vem Reiche uliabhängig zu machen. Damals (14. Februar 1360) bestätigte er auch der Stadt Graz alle in ihren alten Handfesten enthaltenen Rechte und Privilegien und (10. Februar 1360) dem deutschen Orden auf Bitten seines Cöm-mendators Bernhard alle seine Besitzungen am Leech bei Graz. Als Rudolf im folgenden Jahre von Venedig kommend in Graz weilte, bestätigte er den Bürgen dieser Stadt das Hecht der Niederlage der Kaufwaarcn, welches ihnen von den früheren Herzogen bereits gegeben worden war, verlieh ihnen ferner das Brücken-recht an ihrer Murbrücke, von jedem über dieselbe fahrenden beladenen Wagen zwei Pfennige zu erheben, und dem Stadtgerichte das Recht der Gerichtsbarkeit innerhalb des ganzen Weichbildes der Stadt. Als Herzog Rudolf kurz vor seiner Reise nach Italien, auf welcher ihn zu Mailand (27. Juli 1365) in einem Alter von 26 Jahren der Tod ereilte, noch einmal nach (iraz kam, verlieh er (1364. 18. December, (Oaz) dieser Stadt ein neues Privilegium, dahin gehend, dass alle, welche aus Graz auf das Land gezogen sind, ihre Häuser in der Stadt aber behalten haben, sowie alle Adeligen, welche sich im Besitze von Häusern in Graz befinden, ebenso wie die anderen Bürger, davon Steuern zu zahlen haben. Kurz vorher (Februar 1364) hatte zu Brünn ein grosser Congress der Häuser Luxemburg und Habsburg stattgefunden, auf welchem Kaiser Karl IV. die Schenkung Tirols an Oesterreich bestätigte, und Rudolf (10. Februar) mit Böhmen eine Krbeinigung absehloSS, des Inhaltes, dass, wenn Kail IV., sein Sohn Wenzel und sein Bruder Johann von Mähren ohne eheliche Erben sterben sollten, die böhmischen Länder an die öster- ( l nt'T !>.'!. 8. Mai. Wien), dass alle, welche in Graz wohnen, Habe und Güter hier besitzen, Gewerbe oder Handel treiben und bisher steuerfrei waren, künftig gleich den übrigen Grazer Bürgern Steuer zahlen sollen, und erweiterte (1393, 23. October) dieses Privilegium dahin, dass ohne Ausnahme alle Güter, Welche innerhalb des Burgfriedens der Stadt Graz gelegen sind, Steuerpflichtig sein sollen, und dass niemand ohne Bewilligung des Stadtratlies ein Gewerbe treiben dürfe, und endlich befahl er den Bürgern von Bruck, von den Grazer Bürgern, wie ihnen diess das Privilegium König Rudolfs gewährt, keine Mauth zu nehmen, obwohl diese jetzt Mauthgebühren erheben, wozu sie jedoch vom Herzog berechtigt wurden, da sie diese Kinnahmen zum Bau der Stadtmauern verwenden. Herzog Albrecht III. starb am 2!i. August 1395 zu Kaxenhurg: die Herrschaft Uber Steiermark ging an Wilhelm, LeopokL's Sehn. über, welcher sich oft in Graz aufhielt und mehrere diese Stadt betreffende Urkunden erliess. Den Bürgern von Graz verlieh er (1396, 17. März, Wien) das Kocht, dass sie nur der Gerichtsbarkeit ihres Stadtrichters unterstehen sollten, dass alles Erbgut, ohne dass der Herzog etwelchen Anspruch darauf mache, den nächsten Krben des Yer- storbenen zufalle, dass alle Schuldbriefe an die Juden vom Stadtrichter und vom Judenrichter gesiegelt werden und dass die Judenhäuser ebenfalls Steuer zahlen mussten, und (1396, 20. November, Bruck an der Mur) bestätigte er ihnen überhaupt die Privilegien seiner Vorfahren Rudolf und Albrecht. Endlich er-tlieilte er der Bürgerschaft zu Graz das Recht, künftighin von allen Waaren, die sie von Judenburg her einführen, keinen ..Wechsel" entrichten zu müssen, d. h. dass sie nicht verpflichtet seien, den Kaufleuten von Judenburg Rückfracht dorthin zu geben. lieber Bitte Michaela, des llausconimendators des deutschen Ordens zu Graz, bestätigte er (1396, 21. October, Graz) die Privilegien des deutschen Hauses daselbst, welche demselben von den Herzogen Rudolf und Friedrich verliehen worden; und dem Kloster der Dominicanerinnen zu Graz bekräftigte er (1396. 24. October, Graz) die demselben von Herzog Üudolf verliehene Handfeste. An demselben Tage setzte er auch urkundlich fest, wie künftighin in Graz der Verkauf von Fleisch und Brod geregelt werden soll; die Fleischhauer vom Lande sollten nämlich durch das ganze Jahr alle Mittwoche in die Stadt kommen, hier auf dem Markte Fleisch ausschreiten und verkaufen dürfen, und ebenso dürfe Jedermann am Mittwoch Brod. so viel er will, in die Stadt führen und hier verkaufen. Nach Wilhehns Tod (lloiü fiel Steiermark an Ernst den Eisernen, der in Folge des Theilungsver-trages mit seinen Brüdern in Graz seine beständige Residenz nahm; er bestätigte dieser Stadt (1418, 26. October. Graz) die [handfesten König Rudolfs, der Herzoge Rudolfs HL, IV., Albrecht's III., Leopold's und Wilhelnfs und verlegte (1421, 16. October, Graz) das Waarcnniederlägsrecht von Bruck wieder mich Graz mit allen Rechten, wie es zu Bruck bestanden. Unter den Habsburgern. Dem Frauenkloster der Dominicanerinnen in Graz bestätigte er (1423, 24. Jänner, Graz) den Privilegienbrief Herzog Rudolfs IV. (1359, 15. November, Wien), die Gerichtsbarkeit dieses Klosters betreffend. Herzog Ernst starb am 10. Juni 1424 zu Bruck an der Mur und hinterliess die Steiermark seinem minderjährigen Sohne Friedrich. UJeber die räumliche Entwicklung der Stadt und über das Leben der Bürger in derselben liegen für diese Periode zwar immer noch spärliche, aber doch zahlreichere Andeutungen vor als für die früheren Zeiten. FAn vollständiges Bild der inneren Verhältnisse unserer Stadt zu entwerfen, kann noch innner nicht gelingen; man muss sich begnügen, die einzelnen urkundlichen Nachweise mosaikartig aneinander zu reihen, wobei die leerbleibenden Stellen weit grösser sein werden, als diejenigen, welche durch Zeichnung und Farbe hervortreten können. Der Mittelpunkt der Stadt in Bezug auf ihre I iestinunung als befestigter Punkt blieb nach wie vor das Schloss (easlnnii) auf dem Berge; von diesem liefen auch die Mauern aus. welche die Stadt umgaben. Von der Gegend des Uhrthurmes auf dem Schlossberge erstreckte sieb eine Mauer in gerader Richtung bis gegen die Mur, und lief sodann dieser entlang, jedoch in einiger Entfernung vom Flusse1 parallel mit demselben südwärts, umschloss das Minoriten- (jetzt Franziscaner-) Kloster, wendete Sich dann gegen Osten und reichte bis an das jetzige Damenstift (Bürgergasse Nr. 15); hier bog die Mauer nach Norden ab, umsehloss die herzogliche Burg und kehrte von da in westlicher Richtung wieder auf den Schlossberg zurück. Mehrere Thore führten durch diese Ringmauer; urkundlich wird in diesem Zeiträume nur das St. Pauls-Burgthor (1355, 1357) genannt, welches später ge- 107 V ■ J wohnlich das innere Paulusthor heisst und nahe dem Ende der oberen Sporgasse, zunächst dem Palais Sarnau gelegen war: ausserdem bestanden ahm damals gewiss schon Thore an der Stelle des inneren Murthores, innerhalb des späteren Eisenthores und vielleicht auch am Nordende des Sackes, was nahe am Reinerhof (Sackstrasse Nr. 18) gewesen sein mag, welche Thore im 15. und l(i. Jahrhunderte zum ersten Male genannt werden. Auch die Zahl der Strassen, welche uns jetzt urkundlich bekannt werden, und der Namen vieler in denselben liegenden Häuser ist eine weit grössere, als in der vorigen Periode. In der Sporergasse (1346) lag das Haus des Bürgers Niclas des Krämers; in der B i nd er s tr a s s e kaufte das Stift Rein ein Stück Grundes (1333) vom Hause des Bäckers Hedeler, hier lag auch eine Badstube (1359) und l.üG (13. Juni) verkaufte Albrecht der Riotenburger, Hubmeister zu Graz, dem Friedrich von Fiednitz drei in derselben Strasse nebeneinander gelegene Häuser sammt einem Baumgarten; das eine befand sich gegenüber dem Hause des Landschreibers, wo ehemals das Haus mit dem Ziegeldach und der Garten des Nagengast war. das andere war das vorhin erwähnte Haus des Bäckers Hedeler und das dritte gehörte ehemals dem Bürger Chlokel; Friedrich von Fiednitz scheint diese drei Häuser zu einem vereinigt zu haben, denn noch in demselben Jahre (1397. '2. November, Wien) befreite Herzog Leopold dieses FlednitzeFs, seines Kammermeisters Haus, gelegen zwischen dem Hause Hermanns des Bäckers und der alten 1 lädst übe, von aller Steuer und Wacht. In der Neustrasse befand sich das Haus des Bäckers Claus (1384) und diesem zunächst das dem Dieteg Truchsess von Emerberg und seiner Hausfrau Anna gehörige, welche dasselbe dem Bürger 108 Unter den Hahsburgern. Conrad dem Gluer schenkten. Auch im Sack befand sich eine Badstube, welche zwischen dem Hause des „Sauerpecken" Kunz, und dem der Ircherin (Weiss-gärberin) Mattheyn, gegenüber dem Hause des Kupferschmieds gelegen war, diese Badstube, welche (1 38*) Meiste)' Ulrich der I tader inno hatte, verkaufte Bfertel der Unkel an Agnes von Stadock. Priorin des Ihmiini-canerinnenklosters. und an den Convent daselbst, Auf dem Markte (jetzt Hauptplatz) wurden damals So wie heute Lebensmittel verkauft und 1398 wird in einer Urkunde (vom 21. August) ausdrücklich der dort befindlichen Brodtische erwähnt: ausserdem wird in dieser Periode noch mehrmals die Bürgergasse, der Yiehmarkt, die Grube und die Strauch-gasso genannt; die ..Grube" ist (dne der wenigen alten Strassen, deren Lage sich genau bestimmen läset: der Bürger Heinrich Grill der l'eiitler verkauft (1405, 20. Mai) an den Bürger Jörg sein Haus auf der Grube zwischen l'Ileitis des Schneiders und des Gherner Häusern gelegen und 1413 (14. Juni) verkauft Ulrich der Schneider dem Nichts Blabenschuester ein Eickhaus bei der St. Laulskirche auf der Grube zunächst des Weges und dem Hause des Polzer gelegen; die Grube war somit ein jetzt verbautes Seiten* gässchen, welches an der Bauluskirche vorüber dem Schlossberge zu führte und vielleicht der Ausgang jener Strasse war, welche unmittelbar am Busse des SchlOssberges vom ersten Sacke in die Sporgasse lief. Ob die Strauchgasse in der Stadt gelegen war oder mit der heutigen Strauchergasse (im 4. Bezirk auf dem rechten Murufer) identisch ist, lässt sich nicht ermitteln, da jedoch die betreffende Urkunde von Aeckern in der Strauchgasse spricht und das der Stadt gegenüberliegende rechte Murufer bereits durch eine Brücke mit ihr verbunden und urkundlich nachweisbar auch ton f \ Geschichte der Stadt Graz. angebaut war, so wäre das letztere nicht unmöglich. Bin öffentlicher Brunnen in der Stadt bestand schon damals, denn 1340 finden wir in einer Urkunde ein Haus in der Stadt „pei dem Prunne"'; im „kälbernen Viertel" dort, wo auch heute die meisten Fleischbänke sich befinden, und nebenan, jetzt am Murquai, wo vor droissig Jahren noch die Schlachtbrücke in die Mur Inneingebaut war, wurde schon im 14. Jahrhunderte dasselbe Gewerbe betrieben: denn 1390 (9. Octoberi verliehen der Propst und der Convent von Stainz gegen einen bestimmten Zins dem Fleiscbbacker und Btlrgcr Hans liauslodt zu Graz ausserhalb der Mauer oberhalb den Brüdern iMinoriten, jetzt Franziscaner) eine Fleischbank, die nun in das Wasser geschlagen ist. gelegen zwischen Schlachtbrücken des Ameldrosch und des Hans Stefan Sohn. Eine Strasse heisst „unter dem Geweih". hier lagen (14 18) die Häuser GabrieLs des Goldschmieds, Hansen des Riemer und des Bürger Winter; vielleicht wurden mit diesen Namen die Häuser am jetzigen Lugeck bezeichnet, wo wie noch heute schon im 1(1. Jahrhundert sich Lauhengänge (i iowölbe) befanden. An Kirchen innerhall) der Stadtmauern erscheinen in diesem Zeiträume die Stadtpfarre zum heil. Aegidius (jetzt Dom), die Katharinenkapelle (1358, 1375) neben jener, wo jetzt das Mausoleum steht,, die St. Paulskircho an dem Schlossberge (1358), wo von der Sporergasse aus der Weg auf das Schloss führte (CapeJ/a S. Pauli, sita in monte Graeeensi, ubi direti« ilnr nd ruslniiiij. die Kirche und das Kloster der mindern Brüder (jetzt Franziscaner) und der Convent der unbeschuhten Augustiner. In der herzoglichen Burg befand sich die Kapelle zu allen Heiligen. Die grösseren Stifte und Klöster des Landes waren damals schon in Graz begütert; das Cistercienserstift 1 10 V. - J Unter den Ihtb.^mrgei n. Rein liatte hier seit dein 1:2. Jahrhunderte einen grossen Besitz, den Reinerhof in der Sackstrasse; in demselben Stadttheile erwarb Admont im 13, Jahr-| hunderte Eigenthum, Abt Albert Hess dort an dem Hause des Stiftes einen erweiternden Umbau vornehmen und auf seine Bitte .befreite Herzog Leopold (1381, 20. April, Graz.) für immer diesen Hof (jetzt noch Admonterhof) von der Herbergspflicht und von anderen Lasten. Der Lrzstift Salzburg hesass (13 Iii) in Graz einen „Kasten", ein Vorrathshaus zur Aufbewahrung der kirchlichen Zehnten; dieses lag gegenüber der Schranne, d. i. dem städtischen Gerichtshause, mithin entweder auf dem Hauptplatze oder in einer der zunächst anstossenden Strassen. Auch die reichen Adelsgeschlechter des Landes mögen häufig in Graz gewohnt haben, denn mehrere derselben besassen hier Häuser: so wird 1301 das Haus der YVildoner, 1311 das Haus der Liechtensteiner. 13 12 das Haus der Windischgi ätzer und das der Bettauer, 1404 das der Sturniberger in der Binderst rasse neben dem Diet rieh's des Lebzelters urkundlich erwähnt, „Das hohe Haus an der Ringmauer", welches an des Grabmer ödes Haus stiess, geborte ursprünglich den Brüdern Friedrich und Ulrich von Stubenberg, ging dann au Heinrich Rindtscheid über, der es wieder (1420, 11. November) an Jacob von Stubenberg verkaufte. Von öffentlichen Gebäuden erscheint ausser der herzoglichen Burg 1349 der Schreibheft' und 13x!) das Stadtrichterhaus. Auch Gasthäuser („offem gasthous ze t7rttfo*,181Qj) und Herbergen (13150) gab es damals schon in unserer Stadt. Ausserhalb des Sackes an der Mur befanden sich (1310) zwei .Mühlen, welche gewiss hinreichten, die damals noch kleine Stadt und ihre geringe Bevölkerung mit Mehl zu versorgen; um das Jahr 1845 wurden im ganzen Lande Steier allgemeine Klagen laut gegen die Müller und deren Uebervortheilungen beim Mahlen und Mauthnehmen und wurden vor den Landeshauptmann Ulrich von Wallsee gebracht, in Folge dessen vereinharte dieser mit den Landständen. Bürgern und anderen ehrbaren Leuten eine Müllerordnung (1345, 25. November), erliess dieselbe, befahl sie im ganzen Lande zu beobachten und setzte für die Mühlen das Grazer Mass fest. Diese Anordnung wurde für so wichtig gehalten, dass die Stadt Graz ihr Siegel an diese Urkunde hängte. lieber die Mur führte eine Brücke-, zuerst erwähnt 1361, welche um so wichtiger war, als das rechte Ufer gegenüber von Graz im 14. Jahrhunderte schon ziemlich viel Ansiedelungen zählte; dort befand sich auch „das Spital" . das jetzt noch bestehende Bürgerspital zum heil. Geist, zur Versorgung armer Bürger bestimmt, 1320 zum ersten Male genannt, welches schon bald nach seiner Gründung durch mancherlei Schenkungen und Erbschaften namhaft ver-grössert wurde. So widmete Niclas der Esel von der Etsch (1401, 30. Sept.) diesem Spitale zwei ihm zunächst gelegene Wiesen, die eine in der „Gressair zwischen dem „Gang der Tratte" und der „Strasse" und die andere „in der Scheiben bei des Wohlgemuth's Wiese" befindlich; Albreoht der Bietenburger, Hub-meister in Graz, schenkte ihm (1403) seine Hube und Hofstätte zu Vading und Genlraut, die Gemahlin Fried-rich's von Fladnitz, Hofmeisters des Herzogs Leopold von Oesterreich, vermachte demselben (1403) 140 11. Die Umgebung von Graz war gut angebaut; Gärten, Aecker, Wiesen, Weingärten, Ansitze und Mole werden in Urkunden häutig erwähnt; auf der Andritz befanden sich Weingärten, ebenso auf dem Unter den Hab&burgern. Reinerkogel, welche dem Kloster Rein gehörten, und bei Kroisbach; 1347 schenkte Otto Wolf dem Stifte Kein zur Gründung eines ewigen Jahrtags mit zwölf Seelenmessen einen Weinberg am Rosenberge nächst dem Graben; östlich von Grast lag der „Weyer au dem Lee'' (1351 und 1359), ein Teich, der noch vor dfeissig Jahren an der Stelle der Brandhofgasse bestand, an seinem Ufer lag ein Ansitz (1380); der Teich scheint den Wallseern gehört zu haben, denn 1351 erscheint er unter dem Namen „Wallsee-Weyer", und einen Ansitz an diesem Weyer', einen Hof am Sparbersbacheck und das Dorf Waltendorf schenkte (Lisi), 5. Juli, Graz) Ilertneid von Biechtcnstein-Nicolspurg dem Kloster Kein; die Gegend am Fusse des Rosenberges heisst noch 1306 Guntarn <',,<(<>• hof Giuliani bi dem tcnhclien house........mit holte, velt und uriih-j. 1351 tritt für sie der heute noch gangbare Name Geidorf auf. ,.I)/r llorhstmss" führte Über die RiBSS nach Ungarn, südlich von ihr lag der Grillbühel (Ruckerlberg) und an seinem Fusse scheint sich der Ziegelstadel befunden zu haben, der wahrscheinlich hinreichte, Graz mit Backsteinen zu versorgen Die Ebene im Süden war von der Grecz (jetzt Grazbach) durchflössen und dort lag der Hof in der Au. Am rechten Ufer der Mur finden wir schon 1350 den Gries erwähnt, 1394 wird eine „Sehira/f/ in der Ai/nnd" genannt und die Fläche, auf welcher heute die Lend, die Murvorstadt und der Gries (IV. und V. Dezirk) stehen, durehHoss der Wehrbach \}'cr/inr/r-j. der von Höfen, Obst- und Weingärten umgeben war. Hier lag der Garten, gegenüber dem Judenfriedhofe zwischen den Besitzungen Hanns des Schintinger, der Wölfl in und des Herten-leider, wehdien Christine, die Gemahlin Nit las des Baust henprucker (1419, 28. August) den Domini- canri innni in Graz verkaufte. Nördlich davon (heute Vorstadt Bend) Lag ein Edolsitz Louzondorf, von dem atudi eine Familie den Namen trug: dortseihst lagen Hofstätten, von denen die eine dem Dominicanorinnen-kloster in Graz und die andere dem Bisthunie Sückau gehörtet 1 las Weichbild der Stadt erstreckte sich von Niedor-tohel (in der Gegend der heutigen Karlan?) gegen Leuzendorf (jetzt hoch Leuzenhof. Beuzenhol'strasse im V. Bezirk) an den Graben', über St. Leonhard und tlRmmhrf („Iladniiusio/j -) gegen Niedertohel: innerhalb desselben stand nach der Urkunde Ludolfs des Stifteis (Lltil. 7. November. Graz) dem Stadtgerichte die Gerichtsbarkeit zu. Ebenso wie über die Stadt selbst und ihre Umgehung die Nachrichten im 14. Jahrhundert schon viel zahlreicher und inhaltsvoller werden, so ist es auch mit den Nachweisen über ihre Bewohner. Als Aerzte werden in dieser Periode Magister Pernoldus phiskns. Meister Hainreich der Arzt (Bio.")) und Meister Ulrich der Bader im Sack (L'issi genannt. Die öffentlichen Schreiber (Notare) scheinen ziemlich zahlreich gewesen zu sein, sie bildeten einen eigenen Verein, die Schreiberzectie, welche Gruudeigenthum und sonstige Einkünfte besass und an deren Spitze der Zechmeister und der Zechkn|dan standen. Der Brotsohreiber. ein solcher Namens Niclas wird 1406 erwähnt, mag die Verpflichtung gehabt haben. die Einhaltung des vorgeschriebenen Gewichtes beim Brote durch die Bäcker zu überwachen. Burger und Gewerbsleute finden wir in den Urkunden dieser Zeit sehr häufig so Maurer. Zimmerleute, Krämer. Bäcker, Schuster. Binder. Taschner. Wagner. Schneider, Unter den Habsburgorn, Schlosser (Kunz von Nürnberg, 13*1, welcher \er-muthlieh derselben Familie angehörte, von der uns schon 12S7 tun Johannes ((/eins Xtierenheiyr begegnete). Fleischhauer( Weber, Sattler, Goldschmiede und Lebzelter. Das gewerbliche Leben mag sonach ziemlich entwickelt gewesen sein und lässt auf allgemeinen Wohlstand schliessen. Auch eines Kunstlers, des ersten nachweisbaren in unserer Stadt, mag erwähnt werden, es ist diess „Georg Par, Trometerer" (1345). der entweder Trompeter oder Trompeten-machor gewesen sein mag. Der Bändel nnd insbesondere das Geschält des Geldverleihens war in Graz, wie im ganzen Lande, in den letzten Jahrhunderten des Mittelalters in den Händen der zahlreich hier wohnhaften Juden gelegen; viele Urkunden beweisen, wie häutig und wie hoch Adel und Bürger, ja selbst der Glems den Juden Verschuldet war, und insbesondere in den Städten spielten sie als. die grössten Besitzer mobilen Vermögens eine ansehnliche Holle. In (iraz war der Juden-richter für das ganze Land, hier hatten sie' eine Judenschule (Synagoge), welche von den Dandosfiirsten, den Ständet) u. s. w. benutzt wurde, wenn allgemeine Kundmachungen an alle hier anwesenden Juden gerichtet wurden; so lesen wir in der Urkunde vom l;;. März I.".!)!!, Wien, dass Beinpreeht der Windist h-grätzer und sein Sohn Konrad, in der Gr^zer Judenschule ihre Schuldbriefe, wtdehe sie eingelöst, MAtej „berufen" lassen, und dass ihnen daselbst ein „Tödt-brief" (l 'ngdtigkeitserklärung) dieser Schuldbriefe ;ius-gesttdlt worden sei, weh heu Herzog Wilhelm bestätigte. Die Juden halten ihren eigenen Friedhof. Weidenau dem Wehrbarhe. wahrscheinlich in der liegend der heutigen Karlau gelegen war. In diesem Stadttheile scheinen auch die meisten Juden gewohnt zu haben, (.Jesrhiclite der Stadl Graz. nachdem sie — wann, lässt sich vorläufig nicht bestimmen— ihre Häuser und Wehnungen in der inneren Stadt hatten verlassen müssen, welche vornändich in der Nahe der heutigen Stndlpfarrkirche in dem unteren Theile der Ilerrengasso und westlich von da in den kleinen, /ur Schniiedgasse führenden G&SBOhen gelegen waren. Unter Friedrich III. und Maximilian I. Herzog Ernst hinterliess zwei Söhne. Friedrich, später als deutscher Kaiser der III. (IV.) und Albreoht. Heide waren minderjährig und für Friedrich, dem Steiermark. Kärnten und Kraft) zuhel. führte die vor-niundschai'tliche Regierung sein Oheim Herzog Friedrich von Tirol, welcher der Stadt Graz (1427) das Privilegium der Furfahrt ahnahm und es nach llrnek an der Mur überlegte, hingegen (1 t'JS) den Bürgern und der Stadt Graz das Bandgericht daselhst mit allen Rechten verlieh. Im Jahre 1485 trat Herzog Fried" rieh der -lungere, dessen ..Hofmeister und Verweser" der edle Steirer Heinrich der Bindtscheid gewesen, selhststandig die Regierung seiner Lande an und weilte von da an oft in Graz. Am 3; Februar I l.'Wi schloss er hier ein Bündniss mit Bisohof Anton von Bamberg zur gegenseitigen Hilfe mit allen Herrschaften in Steiermark. Kärnten und Krain gegen Jedermann mit Ausnahme des deutschen Weiches, des Papstes und des Frzbischofs von Salzburg. Versprach Freizügigkeit und gegenseitige Mauthfreiheit für alle Bedürfnisse, und diese Vorbindung sollte auch noch drei Jahre nach dem Tode des Bischofs fortbestehen. Alle seine Burgen, Schlösser und Städte in Steiermark uttd Kärnten gelobte der Bischof dem Herzoge offen zu ludten zu allen seinen und des Bandes Noth- durften. Die Verkündigung dieses Vertrages erfolgte sogleich an alle llauptleute zu Graz, Klagenfurt und Eaibach. Um dieselbe Zeit (1 Ulli, L2. Februar, Graz) übergab Herzog Friedrich die Mauth zu Landschach (bei Fhrenhausen), welche er vom Waltensteiner um 500 Pfund gekauft. der Stadt Graz zur Einsetzung eines Mautimers, Verrechnung der Einnahmen und Abtragung der Kaufsumme, so dass, wenn diese Jjanz erfolgt sei, die Mauth dortselbst aufhören solle. Da Herzog Friedlich auch nach seiner Gross-jährigkeitserkliirung und nach seiner Wahl zumrömisch-deutschou König und Kaiser sich oft und, wie es scheint, gerne in Graz aufhielt, so erhielt fliese Stadt mehrere namhafte Freiheitshriofe von ihm. Gr bewilligte ihr (1441, Jänner, Wr.-Neustadt) einen freien Jahrmarkt jährlich am St, Philipps- und Jacobstage und das Hecht, ihre Urkunden mit rotheni Wachse zu siegeln, weil sie an Mauern, Zwingern, Gräben und anderwärts zu ihrer Stadt so viele Bauten aufgeführt; bestätigte ihr an demselben Tage; das Recht, weiterhin die von seinem Vater Herzog Ernst verliehene Furfahrt und Mauth erheben zu dürfen, mit dem. dass sie diese Einnahmen zum Ausbau dm-Stadt verwenden Sollte, und bekräftigte (1441, 8. Januar. Wr.-Xoustndti alle Handfesten und Freiheiten, welche ihr von seinen Vorfahren und ihm seihst waren verliehen worden. Vom August 1441 bis Januar 1442 hielt sich Friedrich fast ununterbrochen in Graz auf und bereitete sich zu der Krönungsreise nach Aachen vor, welche er von hier im Februar 1442 antrat; er zog über Stadt Steier, Wels, Lambach, Salzburg, Innsbruck, Augsburg und Nürnberg, wo er (1442, 20. Mai) an die Stadt Graz die Weisung fertigte, bei dem ihr auf den ersten Mai verliehenen Jahrmarkt den altern und \ dein Erzbischof von Salzburg zustehenden Jahrmarkt zu Leihnitz nicht durch Verlegung der Strassen zu hindern. Am 17. .luni I I 42 wurde er durch den Erz-btsChÖf Dietrich von Köln in der Kirche zu unserer liehen Frau zu Aachen feierlichst zum deutschen König gekrönt. In der zweiten Hälfte des Jahres Iii.; befand sich König Friedrich wieder in Graz, schloss hier mit den Cillier Grafen einen wichtigen Friedens- und Erbvertrag und ortheilto (1443, JH. December. Graz) den Ständen der Steiermark einen Dostätiguimshriuf des umfassenden Ernestinischen Diplomes über die Rechte und Freiheiten des Landes. 1 in diese /eil (1444) tritt die Familie der reichen Radkorsburger Bürger Und Handelsherren Eggonborger zum ersten Male in Grazer Urkunden auf; Llrich Eggonborger. Bürger und Rathsherr zu Graz, trieb grossartige Handelsgeschäfte, hatte in mehreren Städten, in Agram, Glon. Graz. L'adkersburg Ilandelstilialen und VeriägsplätZe und machte damals der Einzige unter den Kautieuten in Graz Handels- und Wechsel-geschäfte mit dem Auslände. Llrich starb LL1S und hinter! ioss sein grosses \'ermögen stauen beiden Söhnmi Balthasar und Johann, von denen der erstere zu Graz, der letztere zu Kadkershurg die (ieschäfto de> Vaters fortsetzte. Balthasars Thätigkeil. umfangreiche Ilandelsunternehmungen unil grosser Beichthuni zogen die Aufmerksamkeit Friedrichs auf sieh. der bald seines Gnterthans Schuldner wurde: um den Eggonborger ganz zu gewinnen1, erhob ihn König Friedrich in den Adelstand und ernannte ihn später (1456) zu seinem Münzmeister In Graz besass er ein Haus in der Murgasse zwischen den zwei Häusern Jörg des Beithotfer gelegen, welches er 1487 an den Bürger Veit Schuster verkaufte, und 14ss gründete er ein Spital bei dem Murthore. in dessen Nähe sich (1490) die Eggeitberger-Kapclle befand, bei welcher (1 •")!")) der nach Augsburg ausgewanderte Zweig der Fggenhergor das Präsentathmsrecht ausübte. In den Jahren 1447 bis 1449 hielt sich König Friedrieh mehrfach längere Zeit in Graz auf; 1443; 8. Juli, Graz, bestätigte tu' dieser Stadt den Kauf eines Hauses, der alten Kanzlei, neben der alten Judengasse, Welches als Bnthhaus benützt werden sollte, und bewilligte, dass in demselben eine Taferne, ein Frolm-keller und eine Frohnwage errichtet wertle; er befreite dieses Haus von allen Lasten und Bürden; womit die anderen Bürgerhäuser beladen sind; in dieser Taferne allein, und sonst nirgendwo in der Stadt, sollten Malvasier und ändert1 wälsche Weine ausgeschenkt werden dürfen; in den Frohnkeller musste aller (angeführte Wein zum Verkäufe gebracht werden, und alle Waaren von einem Viertel-Gentner Gewicht und darüber durften nur auf der brohuwage gewogen werden; und der tägliche Brodverkauf. der früher auf dem Platze statthatte, soll nunmehr auch nur in dem L';i! hliause stattfinden; wer einen dieser Befehle übertritt, der soll als Strafe ein Pfund Pfennig zum Bat) der Stadt zahlen. Nach der Krönung zum Kaiser in Pom und nach der Vermählung mit Eleonore von Portugal! hielt Friedrich wieder (1453) Hof zu Graz. Damals weilte bei ihm auch Aeneas Sylvins Piccolomini. später Papst Pius IL. als apostolischer begat. Zahlreiche Griefe dieses geistvollen Schriftstellers und einflussreichen Staatsmannes sind von Graz datirt: und über unsere Stadt spricht er sich folgendermassen aus: Stirinr fliirins est, isl alpibUS prnrrijn/nlUS Ihn rum infinit amnem aa eannde pe* ffgstrwm fertur in JMtdylm, quem Mnrmil iiirultir rorifilnl. l'fnjir InUlr rijUDii jnrr/ >'/>/"' 'inin i/mli/r nnniiiv- Greta liieluii/. Ilir c,r niriJi" cam- porum aequore iru/ens eumuias consurÜ war er in Zwist mit seinem streitlustiget Bruder geratheu und wurde in der Burg zu Wien von den Bürgern dieser Stadt, welche sich tur Albrecht erklärt hatten, belagert; da eilte der steirische Edle Andreas Baumkircherin einem staunenswerth schnellen Ilitte von Wien nach Prag, um den Böhmenkönig zum Entsätze des Kaisers zu bewegen: Georg Bodiobrad gelang es in der That, einen Frieden zwischen den kaiserlichen Brüdern herzustellen, worauf sich Friedrich mit seiner Gattin Eleonore und dem jungen Erzherzoge Maximilian, welche die Nöthen der Belagerung und Boschiossung der Burg zu Wien mit ihm get heilt hatten, nach Wiener-Neustadt begab. Und von Melaus erlicss Kaiser Friedrich t IIb.'), ."». .Jaunen ein Schreiben an die Stadt Graz, in welchem er dem Bathe unserer Stadt mittheilt, dass er durch das Schreiheu desselben benachrichtigt worden sei, dass in Graz ein Dankfest abgehalten winde, weil er aus den Händen seiner Feinde gerettet worden: er werde nicht vergessen, dass die Stadt Graz ihm in den schweren Widerwärtigkeiten , in denen er, seine Gemahlin und sein unerzogener Sohn sich beiänden, Hille geleistet, habe, und er weide sich dafür den Bürgern der Stadt und ihren Kindern stets erkenntlich zeigen. Auch an der schweren ünumkircherfehde. deren tragischer Schluss sieh in Graz abspielte, nahm diese Stadt nicht den geringsten Antheil und hielt fest zum Kaiser. Andreas Baumkircher ist der Seim eines einfachen steiermärkischen Edelmannes, kam als Knabe noch an den kaiserlichen Hof und erwuchs zu eimin riesigen Manna von breitem Körperbaue und gewaltiger Kraft, der sieh durch seine Tüchtigkeit, im Waffendienst*1 und durch seine unvergleichliche Tapferkeit hervorthat. Treu und entschlossen stand er lange an des Kaisers Seite; als Friedrich (1452) von den wider ihn verschworenen und aufständischen Oester-reichern, Ungarn und Mährern unter der Führung (ii'M'liiclite der Stadt Graz. Ulrich" s von Cilli und Ölrich's Eyzingcr in Winnen Neustadt hart bedrängt wurde, trug Bnuinlureher wesentlich zum Entsätze und zur Bettung Beines Herrn bei und 11462 machte er für Friedrieb den sehen erwähnten Gowaltritt nach Frag: für den Dienst, des Kaisers hatte er grosse Kosten aufgewendet, und von diesem auch zur theilweisen Entschädigung ausgedehnten Landbesitz erhalten; aber auch mit Mathias CorvinuS, dem kräftigen König von Lngarn und häutig feindlichen und gefährlichen Nachbar der Ostern reit bischen Lande, war Launikircher um diese Zeit in nähere Verbindung gekommen, und von diesem zum Gespan des L'ressburger Comitats ernannt und mit der Herrschaft Sehlaning in Lngarn und mit Gütern in Kroatien belehnt werden. Diese Stellung B&umkircher's zum Fiigarkönig. und sodann der Umstand, dass der Kaiser ihn seit etwa 14G3 in keiner Weise mehr auszeichnete und beschenkte, ja ihm auch die grossen Summen, welche er ihm von früherher für rückständigen Sohl und aufgelaufene Kriegskosten schuldete, nicht wiedererstattete, brachten den stolzen Edelmann zum Abfall vom Kaiser. Er verbündete sich mit zahlreichen stoiermärkisohen ballen, so mit Hanns von Stubenberg, den Brüdern Christoph und Andreas Narringer. Ulrich Lessnitzer, Ludwig I[ausner und anderen, und kündigte (Februar 14(>!)i, als Kaiser Friedrich sich eben auf dem Heimwege von Ferra ra nach Venedig befand, offen Fehde an; die Verbündeten bemächtigten sich rasch der Städte Hart borg. Fürstenfeld. Marburg, Windisch-Feistritz, Fchlbach, Badkers-luitg und des Schlosses zu Wilden und ihre Schaaren verwüsteten das Mürzthal. Bald war fast das ganze Land der Schauplatz blutiger Kämpfe und furchtbarer Verheerungen; Kaiser Friedrich war am 22. März in Graz eingetroffen, wo damals- auch der junge Erz- herzog Maximilian weilte, aber ihm gelang die Unterdrückung des Aufstandes nicht; auf einem Landtage sollte der Ausgleich mit Baumkircher stattfinden. Aber während der bedächtige Kaiser der Vorverhandlungen pflog, schlug Baumkircher mit seinen Genossen neuerdings los. Er überfiel den kaiserlichen Jagdhof (Gjaid-hof) zu Tobel bei Graz und zog gegen st. Florian und Schwanberg; Ba drangen die steirischen Stünde ernstlich in den Kaiser, d.ass er mit dem Baumkircher Brieden mache, weil sonst das ganze Band dem Verderben anheimfalle. Fr wurde unter Zusicherung freien Geleites nach Völkormarkt zum Kaiser beschieden Und dieser st bloss dort mit den Aufständischen Frieden, nahm sie wieder in Gnaden auf und Baumkircher's Forderungen an den Kaiser Sollten durch eine hohe, von den ohnehin ausgesaugten Bändern Steiermark, Kärnten und Krain aufzubringende Leibstcuer beglichen werden. Doch dieser Friede wahrte nicht langt1, die Steuer konnte nicht aufgebracht werden und Baumkircher'S ungeduldige Söldner wirthschafteten in unserem Lande gräulich. Da liess Kaiser Friedrich den Baumkircher und seinen Verwandten, den reichen Andreas (ireissonecker und ander«1 seiner Verbündeten zu erneuten Verhandlungen nach Graz knien; da. aber diese scheiterten, befahl der Kaiser am -b'h April 1471 um drei Uhr Nachmittag alle Stadtthore zu schliesseu: sodann liess er durch seinen Marschall den Baumkircher und den Greissenecker gefangen nehmen und an demselben Abende noch zwistdien sieben und acht Uhr wurden beide vor dem Murthor, „da (He päd* stöhn* gestanden ist-, enthauptet; ihre Leichname worden zu St, Jacob in dem Kreuzgange des Klosters der Minoriten i jetzt Franziseaner) begraben. ..So endigte der Baumkircher. Er hat schwer gefehlt, dass er seine persönliche Bache das unschul- digo Land entgelten Hess, dass er die Brandfackel eines gräulichen Soldnerkrieges in die Steiermark warf und darin hauste wie der Feind. A her er hat dafür harter gehiisst. als es sich mit unserem Billigkeitsgefühle verträgt - und das Kechtsbewusstsein aller Zeiten sträubt sich gegen die Art dieser Sühnung. Nach dem übereinstimmenden Zeuginsse aller massgebenden Quellen war das Verfahren des Kaisers, mochte es noch so sehr durch die uns bisher nicht näher bekannten Umstände gerathen erscheinen — eine That der List und Gewalt: häufig genug' geübt — die Geschichte wimmelt von diesen leidigen Beispielen— deshalb aber um kein Haar gerechtfertigter." Eben diese Art der Gefangennehmung Baum-kircher's. sein tragisches Ende in Verbindung mit Seinem durch sein reckenhaftes Wesen und seine gewaltige Tapferkeit getragenen Auftreten veranlassten oder trugen mindestens wesentlich da/u bei, dass sich um seine Börsen und namentlich um seinen Tod ein romantisches Sagengeflechte wand, wodurch er zur Lieblingsgestalt des Bteiermärkischen Volkes wurde Im Frühjahre 1.471, so erzählen Sage und Tradition den Ausgang Baumkireher'»S nnd G r o i s s e n e c k e rs, sollen sich beide zur Unterwerfung erboten und erklärt haben. sich vor dem Kaiser rechtfertigen zu wollen; es wurde ihnen sicheres Geleite nach Graz vom frühen Morgen bis zur Vesper? glocke feierlich zugesagt. Am Jib April kam Baum-kirrhor Dach Graz, um zu unterhandeln. Sein Vergehen leugnete er nicht, aber er und Greissenecker betheuer-ten, dass sie Jahre lang um Erstattung ihrer recht- | liehen Forderungen vergeblich gebeten hätten. Baum-kircher berief sich auf Zeugen, auf Briefe, die er nicht bei sich hatte. Mit anscheinender Freundlichkeit ihn anhörend, soll man die Verhandlung absichtlich in die r Unter Friedrich III. und Maximilian L Länge gezogen haben; So nahte die Stande, wo das sichere Geleite ablaufen sollte, Baumkirchor ward bange: er bat um Verlängerung des Geleites: Fried-ri(di giib ausweichende Antworten. Da. zu spät, steigt ihm ein schrecklicher Argwohn auf: er und Greissen-ecker eilen aus der Burg, linden aber im Burghöfe ihre Pferde, ihre Knappen nicht; sie stürmen zu Fusse die Hot- und Sporgasse herab den Murthoren zu. Indessen ertönt früher, als es Zeit ist. die Vesjperv glocko vom Schlossberge. Man ergreift die beiden Getäuschten zwischen den Thoren, verschliefst diese und der Priester und der Scharfrichter zeigen sich. Vergebens bietet Ihiumkirchner für sein Leben (JO.000 Gulden und alle seine Schlösser. Fi' und der Greis-senecker fallen unter dem Schwerte des Henkers. Neben diesen inneren Fehden waren es unter der Legierung Lriedriclfs J II. besonders die häutigen und meist furchtbar verderblichen Türkeneinfälle, welche Noth und Flend in's Land brachten und Entvölkerung und Zerrüttung des Wohlstandes mit sich führten. In den vierundzwanzig Jähren von 1469 bis Lim:; waren türkische Iloerschaaren raubend, plündernd, verwüstend und mordend zehnmal ( GBl!). 1171. 1473, 1475J N7i;. 147s, I47!t. 1 ISO. 148:1 1493) in die Steiermark eingehrochen. Wohin ihre Streifzüge reichten, wurde alles Land ringsum verheert, die einzelnen Gehöfte und offenen Ortschaften niedergehrannt. Greise und Weiher getödtet . Männer und Knaben in die Gefangenschaft mitgeschleppt, letztere um als Janit-scharen erzogen zu werden und nach Jahren als Feinde wieder gegen ihr Vaterland geführt werden zu können. Furcht und Entsetzen herrschten in der ganzen Bevölkerung derart, dass sich meistens nicht ein Arm zur Verteidigung von Herd und Eigenthum gegen diese Räuber zu erheben Wagte. Zudem musste (ics( lachte der Stadt Graz das Land noch schwere ..Türkensteuortr zu Kitstungen und Befestigtageti tragen. Von jenen zelm Türkeneinfällen erstreckten sich zwei auch bis in die Umgebung von Graz und bedrohten ernstlich die Stadt. Das erstemal scheint es M 7s gewesen zu sein, denn in demselben Jahre (7. Oetober. Graz) räumt Kaiser Friedrich den Franziscanern zu Graz, deren ausserhalb der Stadtmauern gelegenes Kloster von den Türken zerstört weiden war, tlas innerhalb der Mauern gelegene „Marchfutteramt" ein. Genauer sind wir über ihr Erscheinen vor Graz im Jahre L480 unterrichtet: da brach ein türkischer 1 leerhauten Iii.000 Mann stark (Anfangs August) durch Krain in Kärnten ein. hauste furchtbar in diesen Ländern und iiel über Lriesach und Neumarkt in ()bersteiermark ein. zog in's Murthal und unter gleichzeitiger Verwüstung auch der Seitenthäler an Jiidenlmrg, Looben und Druck vorüber und erschien vor Graz. Die Osmanen breiteten sich vornehmlich auf der Ostseite der Stadt, deren Befestigungen sie nicht angriffen, aus. brannten hier alle Herrensitze und Bauernhöfe vom Bosenberg und Graben angefangen bis nach Landestrost (jetzt Maria Trost) hinaus und bis nach St. Peter und Ilarinsdoif hinab nieder und verheerten alles durch Mord und Plünderung; nur die Leeobkirche und das Haus des deutschen Ordens entging in Folge der tapferen Ver-theidigung durch den Ordensritter Balthasar Berg-hauser der Zerstörung. Kaiser Friedrich, der päpstliche Legat Cardinal Alexander und der Erzbischof Bernhard von Salzburg weilten damals in Gras und konnten vmi den schützenden /innen des Srhlossbergos auf dieses furchtbare Schauspiel der Zerstörung blicken. Denn die befestigten Orte waren vor dem entsetzlichen Leinde ziemlich gesichert, da die einbrechenden Heere aus allerdings sehr zahlreichen* aber nur leichten Streif- schaaren bestanden und Waffen und Maschinen zum Berennen von halbwegs testen Mauern und Tluinueu nicht mit sich führten. Um so wichtiger war damals die Befestigung der Städte und Graz erhielt in diesen Jahren auch neue Stadtmauern. Gräben und Thurme, welche gerade ein «Jahrhundert lang unsere Stadl schirmten. bis sie unter Erzherzog Karl IL neuen, grosseren Befestigungen mit tiefen Schau/gruben und hohen, starken Basteien Baum machten. Auch über die Stadt hinaus erstreckte sich die Sorge, alle dem fremde etwa dienlichen Haltpunkte wegzuräumen und die grösseren Niederlassungen wenn möglich zu befestigen. So niusste die Kaplanei des vor der Stadt ostwärts gelegenen Frauenklosters aus Vertheidigungs-lücksichten geräumt werden und deshalb gelobten der Bürgermeister, die Richter und der Rath von Graz (1477. 20. August. Graz) der l'riorin dieses Klosters. Katharina Zebingerin, diese Kaplanei binnen .Jahresfrist nach hergestelltem Frieden wieder auf derselben Stelle kostenfrei aufbansen zu lassen: Kaiser Friedrich gab (14710) dem Bichtor. dem Bath und der Bürgerschaft zu Graz zur Erneuerung und Vertiefung des Stadtgrabens das kaiserliche Unigeld auf drei Jahre in Bestand und erlaubte (1479t, 27. August, Graz) den Bewohnein der Murvorstadt, die dortigen Garten; Häuser und die Andreaskircheiü einem ihnen beliebig weiten Umfange mit Zäunen. Gräben und anderen Befestigungsmitteln bis an die Mur herein einzufrieden, auch insid'erue es nothwendig"ist. Gebäude und Gärten, welche dieser Befestigung hinderlich sind, wegzuschaffen: zur Bestreitung dieser Befestigungskosten erlässt der Kaiser den innerhalb der neuen Werke liegenden Häusern und Inwohnern für die nächsten zehn Jahre alle Steuern, auch sollen,sie von dem Weine, den sie während dieser zehn Jahre 127 Geschiente der Stadt Graz. ausschenken, kein Umgeld zahlen, sondern dasselbe zur Befestigung ihrer Vorstadl verwenden. Diese Befestigungsarbeiten an der Statlt und an dem Schloss-berge scheinen langt1 gewählt zu haben:; denn noch 1488 (19. Marz, Innsbruck) befiehlt Kaiser Friedrich allen Leutem, welche im Umkreise von vier Meilen um Graz wohnen, zur Befestigung des Schlosses daselbst mittelst Robot mitzuwirken. In den Jahren 1478 bis 1484 hielt sich Kaiser Friedrich haidig und meistens lange in Graz auf, ohne jedoch der allgemeinen Noth des Bandes und seiner Bewohner, welche durch Türken- und Lngarn-eintalle. durch die alle Fluren verwüstenden Heu-schreckenzüge. durch die inneren Fehden und durch die Wodurch hervorgerufenen Mord- und B&ubanJälle verursacht wurde, nachhaltig steuern zu können: besonders durch die letztere Galatnität litten Land und Stadt noch lange hin. nachdem dit: ersteren Landesplagen bereits aufgehört hatten. So sah sich Kaiser Friedrich (14SN. 2:-b Jänner, InnsbruckI veranlasst zu befehlen, dass, um dem häutigen Morden und anderen Verbrechen besonders um Graz Schranken zu setzen, der Bat h und die Bürger dieser Stadt, wenn sie Verbrechern auch ausserhalb dieses Gorirhtsbezirkes WO immer und selbst in Freiungen, besonders auch zu St. Veit am Aigen nachsetzen, dieselben zu ergreifen, nach Graz zu führen und hier abzuurtheilen das Becht haben sollten. Noch lange scheint Ruhe und Frieden iu's Land nicht wiedergekehrt zu sein, denn als Kaiser Friedrich (141)1) den Georg von Losenstein zum Landeshauptmann in Steiermark bestellte, versprach ihm dieser, „die liauptmannschaft und das Schloss G ratz inne zu haben, treulich und aufrichtig zu verwesen, das Landrecht, wie sich gebührt und von Alters Iler- l'JS kommen ist, zu halten, Sr. Majestät Kammergut zu fördern, und mit den kaiserlichen Dienstleuten das Schloss zu Grätz, d i e w e i 1 I r r u n g i m F ü r s t e n-thum Ste i er und ein allgemeiner Friede darin nicht ist, zu behüten und zu bewahren." Bessere Zeiten für die österreichischen Bänder traten erst nach dem Tode Friedrieh's ein; er starb zu Binz am 19. August 1493 im 70. Jahre seines Lebens und im 53. seiner Regierung. Ihm folgte sein thatkrüftiger, geistvoller Sohn Maximilian. Kaiser Maximilians Regententh&tigkeit wurde durch die schwierigen und verwickelten Angelegenheiten, welche ihn in den Niederlanden, im deutschen Reiche und in Italien beschäftigten, derart in Anspruch genommen, dass er nur selten Steiermark und Graz besuchen konnte; er hielt sich nur 1493 (vom 1. bis 14. November). 1906 (vom 10. April bis 1. Mai und vom 24. September bis 8. October) und 1514 (vom 22. bis 27. Mai und am 1. Juli) in unserer Landeshauptstadt auf. Bald nach seinem Begierungsantritte (149*3, 20. December, Wien) erfüllte er die Bitte der steirischen Stände und bestätigte nach dem Beispiele Seiner Vorfahren die Handfesten. Rechte und Freiheiten des Landes und zwar die Urkunden König Rudolfs I. von 127(1. 11 erzog Albrechfs Ii. von 1399 und Kaiser Friedrich's III. von 144 3. Auch sonst erwies • er sich den steirischen Ständen sehr gnädig. Diese hatten 1494 (24, Aprü) ein Gebäude, ..die Kanzlei'* (wahrscheinlich den schon L436 bestandenen Sehreibhof) genannt, in der Herrengasse von dem Bürger Heinrich Frust angekauft: Maximilian bestätigte nicht nur diesen Kauf, sondern gewährte der Landschaft für dasselbe, so lange sie es zu des Bandesfürsten und des Bandes Angelegenheiten und zu öffentlichen Verhandlungen verwenden wurden, die Befreiung 129 ■.i von aller Steuer. Bobot und von allen anderen Gemeindelasten. In den folgenden Jahrzehnten ver-grösserton die Stünde dieses Besitzthum durch Ankauf anderer anstossender Mäuser: so erwarben Sie (1-519, 1. Juli) ein llnus in der Schmiedgusse. .,■ landleut ha a s stössf", von Georg Beinwald, der dasselbe 1512 dem Grafen Johann von Hardeck ab-gekauft hatte: auf dieser damals schon ziemlich grossen Grundfläche begannen dann die Stünde die Gründung des heutigen Landhauses. In demselben Jahre 1494, Ubertrug Maximilian dem Ritter Beinprecht von Reichenburg die Hauptmanuschaft in Steiermark und die Verwaltung des Schlosses Graz. Um diese Zeit vermehrten sich die Beschwerden des Adels und der Geistlichkeit gegen die Juden in hohem Grade und wurde die Austreibung sämmtlicher Juden aus Steiermark gefordert. Auf dem Landtage zu Marburg (November 1494) wurde aber diese frage verhandelt und es kam zwischen den Stünden der Steiermark und den Rathen und Regenten Maximi-liato's am 25. November 1494 zu einem vorläufigen Vertrage, welcher auf dem nächstjährigen Landtage zu Graz (14l95, 7. September) definitiv abgeschlossen wurde; die Stände der Steiermark zahlten dem Kaiser für die ihm von da an entgehende Judensteuer die für die damalige Zeit beträchtliche Summe von 38.000 Gulden und Maximilian stellte ihnen (1490, 19. März, Schwäbisch-Werda, d. i. Donauwörth) einen Freibrief aus. dahin gebend, dass bis zum heil. Dreikönigstage des nächsten Jahres alle Juden Steiermark verlassen müssten und kein Jude mehr in dieses Land kommen, hier Handel treiben oder sich niederlassen dürfe. Es erfolgte nun der Verkauf der Judenhäuser, die Abwicklung der Geldgeschäfte zwischen Christen und Juden und die Auswanderung der letzteren, wehhe sich Iiis etwa 1500 vollkommen vollzogen hatte. Auf Graz war dieses Freigniss von namhaftem Kinthisso. denn hier wohnten, vorzüglich in der heutigen Karlau, viele -luden, hntten dort auch ihren Friedhof, und waren besonders als Geldverleiber in vielfacher Verbindung mit den Bürgern unserer Stadt, noch mehr allerdings mit dem Ade] des ganzen Landes. Dieses Privilegium Maximilians wurde bis in unser Jahrhundert aufrechterhalten, kein dude durfte sich in Steiermark niederlassen. Graz durften sie nur zweimal im Jahre bei Gelegenheit der grossen Jahrmärkte immer nur auf 14 Tage besuchen, und erst seit etwa zwei Jährzehnten dürfen sich wieder Juden in unserem Laude ansässig mächen. Ebenso wie sein Vorfahr und Vater bestätigte Maximilian dem Stadtrichter von Graz (141)5, 10. November. Worms) das Recht des Blutgorirhtes. Die ärgste Türkeugeiähr. wie sie während Friedrichs III. Regierung so oft und so furchtbar gedroht hatte, war zwar beseitigt, denn Maximilian war den Os-manen bei ihren Einfällen 1493und 1494 in Lutersteier-mark energisch entgegengetreten. Dennoch war die Furcht vor diesen Landesfeinden noch immer eine grosse und man hielt sich ausserhalb der Mauern der Städte vor ihnen nicht sicher. Um sich vor der Gefahr türkischer Verwüstungen sicher zu stellen, erlaubte Maximilian (1497) dem Franziscanerconvente in der Vorstadt St. Leonhard in das Minoritenkloster bei der Murbrücke in der Stadt Graz überzusiedeln. Im Jahre 1500 (20. Juni, Augsburg) bestätigte er der Stadt Graz alle ihr von den früheren Laudosfürsten bis auf König Rudolf verliehenen Freiheitsbriefe. In dem Landtage, welcher im September 1501 zu Graz stattfand, wurde eine wichtige Streitfrage zwischen einigen Herren und Landständen, Adeligen r Geschichte der Stadt Graz. und Prälaten einerseits und der Stadt Cruz und anderen Städten und Märkten des Landes anderseits entschieden. Sie betraf die Steuerpflichtigkeit und die Gerechtsamen der Prälaten und Adeligen von Häusern und Gründen, welche sie innerhalb des Burgfriedens von Städten und Märkten besassen; beide Theile beriefen sich zu ihren Gunsten auf Artikel der Landhandfeste und die Städte und Märkte verlangten Einsicht in die diessfälligen Befreiungsbriefe der Prälaten und Adeligen.' Einige von der Landschaft hiezu verordnete Prälaten und Adelige untersuchten und erwogen mit den königlichen Abgeordnettal die Anforderungen der Städte und Märkte und gaben Uber die Streitfrage, den Bestimmungen der Landhandfeste entsprechend folgende Entscheidung: „Welcher Land» mann, geistlichen oder weltlichen Standes. Häuser oder Gründe in Städten. Märkten oder Burgfriedet] besitzt, von welchen man keinen Grundzins dient und auf Welchen keine gewöhnliche Steuer liegt, und in denen kein Gewerbe getrieben wird, diese sollen auch hinfür unbesteuert bleiben. Welche aber von ihren Häusern keinen Grunddienst leisten und von diesen keine gewöhnliche Steuer zahlen, jedoch darin ein Gewerbe treiben, die sollen von ihrem Gewerbe Steuer zahlen. Welche aber von ihren Gründen und Häusern dem ' Landesfürsten G run d dien s t dienen und gewöhnliche Steuer zahlen, die sollen auch fbrderhin die gewöhnliche Stadt- und Mark t st euer entrichten. Es soll auch, wenn diese Landleute (Landstiindei Getreide, Eigenhauwein. Zins-, Zehent-und Bergrechtwein in ihre Häuser in Städten. Märkten und Burgfrieden bringen und, was sie davon an ihrem eigenen Bedarf erübrigen. verkaufen, diess für kein Gewerbe gehalten werden, weil die Artikel der Landhandfeste sich bestimmt dahin aussprechen, dass sie alles das in ihre Häuser führen und was Uber ihren Bedarf ist, verkaufen dürfen und weil es in Lnter-Steiermark Jedermann erlaubt ist. seine Weine aus-zuschänkon. Wer aber von dem Landesfürsten von dieser Steuer befreit ist, der seil es auch in Hinkunft bleiben. Die Inwohner in den Häusern der Herren und Landleute dürfen Geweihe, Kauf und Verkauf treiben, haben jedoch dafür Steuern zu entrichten, Weine ausschänken aber dürfen sie nicht.'' Diese Beschlüsse wurden von den bevollmächtigten Abgeordneten beiden Theilen in gleichlautenden Urkunden (1501, 7. September, Graz» übermittelt. Im Jahre 150<> besuchte Kaiser Maximilian wieder unsere Stadt und erliess hier (am 12. October) eine Ordnung über Gegenklagen bei der Landschranne in Steier, welche in die Landhandfeste aufgenommen wurde. Nochmals, 1514 in den Monaten Mai und Juli besuchte Maximilian Graz, ohne jedoch irgendwelche dieselbe betreffende Anordnungen zu erlassen; im folgenden Jahre (1515. 20. Jänner, Innsbruck) ernannte er seinen Rath Sigmund von Dietrichstein zum Landeshauptmann von Steiermark und übergab ihm an der Stelle Christofs von Minndorf, welcher kaiserlicher Oberfeldzeugmeister der niederösterreichischen Länder war, die Pflege des Schlosses Graz. Um diese Zeit vollzog sieh in Gras auch eine bemerkenswerthe Aenderung im Klosterwesen. Da den Dominicanernonnen vom Grillpüchel das Franziseaner-stift in der Stadt war angewiesen worden, so wurde den Franziscanern das von dem Minoritenorden gebaute und seit 123!) nachweisbare Kloster St. Maria bei der Mur eingeräumt. Eine eigene Conimission mit dem Abte Johann von Rein an der Spitze vollführte diese Aenderung. wobei es zufolge der Bullen der Päpste Alexander VI. und Leo X. den Minoriten freigestellt 133 J \ Geschichte der Stadt tira/. wurde, sich mit dem strengeren (Irden des heil. Franziscus zu vereinigen oder nicht; die meisten Mineriten wählten den Zusammentritt zu einem neuen Kloster, welches in der Murvorstadt zu Maria Hilf ins Lehen trat; die Hauptfundation desselben aber« insbesondere die Ausstattung mit liegenden Gütern erfolgte erst im .lahre 16<34 durch den Fürsten Johann Ulrich zu Eggenberg. Kaiser Maximilian starb am 12. Jänner LMuzu Wels in ()bei-. Jahrhundert waren angelegt worden. Die Kriegsgefahr von Ungarn und Türken, welche Steiermark damals so Oft bedrohten, nöthigte vor allem die Landeshauptstadt, die Residenz des Herzogs und später auch häutig der Wohnort des Kaisers, durch gute, der neuen Kriegsund Belagerungskunst entsprechende Befestigungen zu schützen und zu schirmen; fast durch die ganze Re-gierungszeit Friedricb's ziehen sich Bauten an den Mauern unserer Stadt hindurch, welche so ziemlich denselben Umfang hatte, wie ein Jahrhundert vorher; nur gegen Osten Inn erweiterte sich derselbe; an der Südseite waren diese Mauern auch not dt durch Wassergräben geschützt und an der Flussseite unterhalb des Murtheres trat ein Vorwerk, in dem sich ein stattlicher Thurm erhob, über die Mauern heraus, wie diess in der ältesten Ansicht von Graz vom Jahre 1565, welche sich in den Hallen des palazzo vecchio in Florenz befindet, ersichtlich ist. Mehrere Thürrae unterbrachen die Flucht der Stadtmauern zur leichteren Verteidigung derselben bei Angriffen; einer von diesen steht jetzt noch im Garten des Franzisraner-klosters. an die Rückseite der Häuser des kälhernen Viertels stossend. Drei Thore führten aus der Stadt; das Murthor nach Westen und über die Drücke auf das rechte Ufer, es wird bei Baumkircher's Tod (1471 j zum ersten Male genannt: nach Süden führte das Eisenthor, welches 1402 erscheint, in welchem Jahre Mi. April, Graz) Kaiser Friedrich den Bürger und Kürschner Jörg Rautenstock ein bei dem „iEp^neintor* gelegenes Grundstück, welches auf der einen Seite an Jacob des Schusters Haus, auf der andern an den Brunnen daselbst stösst, verleiht: 1448 wird das Lrauenklosterthor genannt, welches sich etwas westlich von der Stelle befunden haben mag, wo jetzt die Burggasse in den Karl- Ludwigring mündet; das „alte Jüdenthürlohr' nächst dem Kloster, wie es noch 1455 genannt wird, scheint mit diesem Frauen-thoikloster identisch gewesen zu sein : in dessen Nähe befanden sich das landesfürstliche Marchfutterhaus und das Haus der Familie Rindtscheid, welche es (16. Juni 1448) an den Kaiser verkaufte: den Fuss des Schlossberges entlang gelangte man ins Freie durch das Baulusthor, welches noch vor dreissig Jahren in der Spiirgasso oberhalb dem Baiais Saurau als „inneres Baulusthor" stand; an demselben Tage, an dem der Geschichte iler Stadt Graz Kaiser jenes Haus neben dem Frauenklosterthore ankaufte , erwarb er von Erhard Lembach er ein Haus an der Ringmauer bei dem Paulusthore. Der Ankauf dieser beiden Häuser scheint sonach geschehen zu sein, um dieselben bei den gerade damals beginnenden Befestigungsbauten mit verwenden zu können. Neue Strassen und neue Strassennamen erscheinen in dieser Periode einige; die Bürgorgasse wird um 14!)0 in Herren gasse, wie sie jetzt norh benannt ist. umgetauft; die JüdengasSe, von der es 1441 heisst, dass „da die Juden etiwehn inn ffewonet hnhni". tritt Hoo unter (hau Namen „GoU$Mcfmamsffa$se^ auf; jedenfalls haben die mittelalterlichen Märchen von der Verspottung der Hostien durch die .luden gerade diese Namenswahl veranlasst. An neuen Strassen finden wir die Kirchgasse (14 :->:•>). in der Herzog Friedrich ven Andrä Vest, Bürger zu Feistritz, Haus und Garten (Mo.';, 2. Mai) ankaufte und dm Gmse „bei dew br&e-l. December, Graz) der Aebtissin Benigna und dem Kloster zu Göss sein Haus zu Graz im Sack zwischen des Möttnitzer und weiland Jacob des Angrer. Fleischhacker. Häusern und dazu den Grund hinter dem Hause, der bis an den Graben, genannt die Kot-mur (wahrscheinlich ein Arm der Muri nacht. Zur Approvisionirung der Stadt mit Mehl dienten mehrere an der Mur und an Muhlgängen derselben gelegene Mühlen, welche mehrfach urkundlich erwähnt und nicht selten mit Privilegien ausgestattet werden: so erlaubte Kaiser Friedrich (1459) dem Friedrich Schmelzer. dass er in der Nähe der Murbrücke auf einem Grunde unter dem Stadtgraben zwischen Hans des Schlauderpacher Garten und Andre Kaiser, des Lischers, Haus zwischen der Mauer und dem Mühlgraben auf einem Fleck 50 Schuh breit und ebenso lang eine Mühle bauen und einen Garten anlegen dürfe: Li 71) erlaubte er dem Frhard Schmelzer. Sohn des obengenannten Friedrich, dass er Wasser aus der Mur in seinen Mühlgang neben der Badstube (diese befand sich unmittelbar oberhalb der Brücke) leiten, dass niemand ihm den Bezug dieses Wassers stören und dort fischen dürfe. Kaiser Maximilian liess (1506) j seinem Etathe und Vitzthum!» von Steier. Leonhard von Ehrnau. der damals im Besitze dieser Mühle war, die drei Pfund Geldes, die er davon an die herzogliche Kannner zu entrichten hatte, nach: und Ferdinand i. bestätigte (1533, 9. August. Wien» alle in diesen Urkunden gewährten Freiheiten dem Christof Adler, damaligem Besitzer dieser ..Adlermuhle*. Dem Müller Niklas Linser auf der Kaisermühle und vier anderen Müllern erlaubte die Stadt die Errichtung eines Mühlgrabens auf der Tratte unterhalb der Stadt (T4S7) und Jörg von Weisseneck und Hans ven Selbach. Hubmeister in Gras, erliessen für diese und alle auf Mühlen unterhalb der Stadt sesshnften Midier, eine MühlenordnUng (1487, 2. März. Graz). Namhaft vermehrten sich durch Geschenke, Kauf und Erbsehaft in dieser Periode die Besitzungen des heil. Geist-Spitales am nahten Münder; Heinrich Steinwerth der Messerer, Bürgel1 in Graz, verkaufte demselben (1426) seinen an dem Algersdorfer Berge gelegenen Weingarten; Friedrich Schilcher (i i :->:■; > seinen in dem Jungfrauengarten hinter St. Andrä gelegenen Garten zwischen dem Ackerlande des Spitals und dem der Andresin im Sackrain, wobei das Spital die Verpflichtung übernahm, den Steg über den Mühlgang hinter dem Ilupphinskneul (lauter Lokalnamen, die heute nicht mehr festgestellt wenden können) herzustellen; Kaiser Friedrich übeiiiess (1461) dem Spital ein an deren „Peunt" (umzäuntes Stink Bandes) an-rainendes Grundstück; Christof Eppishauser, Bürgen und Rathsherr in Graz, vertauschte (1463) seine1 „Peuni*gelegen in der Au am Gries unter den ..SuiHlrrsiirittnu neben dem (Bunde dieses Spitals, mit diesem gegen eine andere am Mühlgang gelegene; Balthasar Steinender stiftete (1486) in das heil. Geistspital ein halbes Mass Most jährlichen Einkommens von seinem Hof zu Wfldpach. Auch Förderung anderer Art erfreute sich diese Stiftung; Georg Swenttenkrieg, IMarter von Hengsberg, Generalvicar des Bisthuines Seckau befahl (1452) dein Diöcesanclerus. den Jacob von Kafflach, Sammler für das heil. Geistspital, nach Kräften zu unterstützen, und Papst Sixtus IV. bestätigte die Gründung dieses Spitales (1475, 3. Juni, Born) und gewährte demselben namhafte Freiheiten. Aon den Umgebungen unserer Stadt werden im 15. Jahrhunderte mehrfach Häuser und Garten in Geidorf, die Blatte, wo um 1438 die Nonnen, wahrscheinlich die Dominicanerinnen eine Besitzung hatten und wo auch Weingärten lagen, die Wiesen am Grill-püchel (Buckerlberg), Hofstätten und Gärten im Münzgraben (1456 und 1491), sodann das Dorf Sparbers-bach (144:>. 2. December. Fronleiten : König Friedrich III. belehnt über Aufsandung Friedricb's von Fiednitz den Jörg Sweinperkh mit dessen Theile des Dorfes Sparbersbach) und Weingärten am „Flagutschs" (Blawutsch) bei Gösting genannt. Das gewerbliche Leben muss in dieser Periode, trotz der schweren Kriegsläufte und der vielen inneren Unruhen, von denen damals unser Land betroffen wurde, in Graz ein reges gewesen sein, denn die Namen von Kaufleuten und Handwerkern, welche urkundlich genannt werden, sind so zahlreich und ihre Beschäftigungen so mannigfaltig, dass kaum ein Gewerbe unvertreten erscheint. An Aerzten findet sich aber nur einer, Stephan Fernölt, Arzt (.Jrnr der mcme$u) und Bürger in Graz (1440). Noch ist schliesslich eines ausgezeichneten Baumeisters zu erwähnen, der Graz seine Heimat nannte; es ist dies Hans Niesenberger, der an dreien der herrlichsten Denkmale gothiseher Baukunst mitbaute. Welcher Familie unseres Landes Niesenberger ange- Mo hörte, wo er seine Bildung erhalten, wo er zuerst gearbeitet, und ob auch in der Steiermark und deren Nachbarländern Werke von seiner Hand vollführt wurden, darüber ist nichts bekannt. Wahrscheinlich lernte er sein edles Kunsthandwerk an der Bauhütte zu St. Stefan in Wien, welche damals neben jenen zu Strassburg, Köln und Zürich im höchsten Ansehen stand, und ging von dieser Schule gothisrher Baukunst nach Schwaben und an den Rhein, um dort Werke zu vollführen, welche beute noch ihrem Meister zu hohem Ruhme gereichen. Zuerst arbeitete er in Freiburg im Breisgau; dort hatte man schon, um endlich den Münster zur Vollendung zu bringen, im Jahre 1354 den Aushau des Chores an der Ostseite begonnen, aber man war damit so langsam fortgeschritten, hatte so viele Unterbrechungen gemacht, dass in den Rechnungen der Anfang des Neubaues erst bei dem 27. September 1471 verzeichnet steht; da winden vorerst die Steine auf (hm Hüttenplatz gebracht und am Iii. Octoher kam Meister Hans Niesenberger in Freiburg an (damit beginnen die urkundlichen Nachrichten über ihn), übernahm sogleich die Leitung der Bauhütte und fing am 21. Octoher mit der Steinmetzarbeit an; am 29. Octoher wurde mit dem Graben des Fundamentes begonnen. „Meister Hans von Grätz", so wird er häufig in den Baurechnungen genannt, hatte drei Gesellen mit sich nach Freiburg gebracht, vielleicht Landsleute, denn es lassen sich auch andere österreichische Arbeiter bei den Bauten in Schwaben in jener Zeit nachweisen; so erscheint z. B. ein Ruprecht von Grätz (1520 21) als Steinmetz bei dem Baue des Domes von Constanz. Niesenberger s Ruf als tüchtiger Baumeister und Steinmetz muss als ein wohlbegründeter sich weithin verbreitet haben, er war ein starkbeschäftigter, vielbegehrter Baumeister; von Ml 1471 an war er durch eine längere Reihe ven Jahren in Freihurg dauernd beschäftigt, aber nicht ununterbrochen dort anwesend, er reiste von dort ab und zu und besorgte ausser Freiburg noch andere Rauten. So baute er damals auch zu Finsiedeln, dem berühmten Wallfahrtsorte der Schweiz, vermuthlich jene Kirche, welche 1721 niedergerissen wurde, um an «leren Stele die grosse, noch jetzt dort stehende Kirche im italienischen Style zu erbauen. Bis August 1 172 war an dem Freiburger ('herbau das Fundament gelegt, und am 10. August „had der meister angehebt zu sieben*. Als Lohn bekam Niesenberger ausser seinem ständigen Taglohn von 2(i Pfennigen „Winters und SottimerS, h.,). dessen Amtsdauer. wie es eine Urkunde König Lriedrich's III. (Bill, Ii. Januar, Wr.-Neustadt) für das i."). Jahrhundert wenigstens bezeugt, drei Jahre währte: die ersten nachweisbaren Stadt-richter sind Albertus (1214), Wakkorzil (um L24Ö) und VolChmaruS (12(11 und L268); der letztere hing das der Stadt eigentümliche Wappen, den Panther, als Siegel an eine in seinem Gerichte ausgefertigte Urkunde für das Stift Rein. Er, seine Gattin Adelheid und sein Sohn waren sehr begütert, führten ihr eigenes Wippen im Siegel und beschenkten das Cistercienser- stift Lein reichlich mit Weinzehnten und Bergrechten, WöfÜr sie eine eigene Grabstätte dortselbst erhielten. I Ii; J f Reditshistorisclics und Volksw irtlischuftliches. Im vierzehnten Jahrhunderte waren zwei oder drei Glieder der alten st einsehen Familie der Windisch-grätzer Richter in Graz, Hermann (1314, 1315, 1318 und wieder 1329, 1331) und Hans der Windischgrätzer i|:Wm). Dem Richter stand helfend zur Seite der Stadtschreiber f..sbibü (ini'i::c"/, von wehdien als erste Wigand (1251) und Friedrich (1306) genannt werden. Ebenso wählten die Bürger (universüas om-niiiiii eivium) den geschworenen Rath, der in einen inneren und äusseren zerfiel. Dem Stadtrichter stand die gesammte Gerichtsbarkeit in Civil- und Strafsachen innerhalb des städtischen Weichbildes zu. so dass über die Grazer Bürger weder der Landeshauptmann^ mich irgend ein landesfi'irstlicher Amtmann richten durfte (n-tage zu BruCk a. ML kaufen und durch Graz durchfuhren, so viel zahlen, wie die anderen Städte zu zahlen verpflichtet sind. Wie in anderen deutschen Landen so finden wir im Mittelalter auch in der Steiermark das Amt des Hansgrafen: dieser war Handelsrichter in Streitigkeiten zwischen Kaufein und Verkäufern und hei Markt-händeln. er hatte insbesondere die Aufsicht über den Yiehhandel. (Iber Mass, Llh' und Gewicht^ er war 4er Einnehmer gewisser Taxen und Zolle und der Aufseher über gewisse Käufe und Verkäufe. Die Ernennung des Hansgrafen als eines Beamten der Ilofkammer stand dem I.amlosfürsten /11 und er hatte seinen Sitz in Graz. Die ersten Spuren eines Hansgrnlcnaiutes in Steiermark lallen in die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts: am Di. Octobor 1435 ernannte Herzog Friedrieh den Grazer Bürger Hans Seidennater zum Hansgrafen in Graz; 14no war Radwig Jobst, 1471 Meiebier Bregl. 1478 Beter Well Hansgraf in Steiermark; durch Verordnung Erzherzog Ferdinands vom Jahre 1524 wurde das Hansgrafenamt in Steiermark reorganisirt; GO—80 Jahre später scheint es aber nicht mehr bestanden zu haben, denn die Mehrzahl der mit demselben1 verbundenen Verpflichtungen und Geschäfte erscheinen in den Polizeiordnungen von 1582, 1595 und 1605 aufgenommen und in allen Späteren Erlässen geschiebt des Hansgrafenamtes nicht mehr Erwähnung. Schulwesen im Mittelalter. Die erste Kunde, welche wir über Schule und Unterricht und die Anfange derselben in Graz erhaben haben, knüpfen sich an den deutschen Ritterorden und an die Kirche St. Kunigund am Leech, welche diesem (1233) von dem Babenberger Herzog Friedrich 11. dem Streitbaren war verliehen worden. Kaiser Friedrich II. bestätigte (123G) diese Schenkung und Herzog Friedrich bekräftigte sie nochmals t Weihnacht 1240) urkundlich. Bei dieser Kirche und in dem dort entstandenen Ordenshause bildete Bich bald nach dem Uebergange derselben an die deutschen Ritter eine Schule, denn König Rudolf von Habsburg stellte (14. März 1278; Wien) den Brüdem dieses Ordens einen Freiheitsbrief aus, in welchem er ihnen das Recht zuerkannte, hier Schule zu halten und den obersten Lehrer zu ernennen; er nahm gleichzeitig die Schüler dieser Schule in seinen und des Reiches Schutz, befreite sie von der Gerichtsbarkeit der Stadt und des Landes. (Iberhaupt von aller weltlichen Gerichtsbarkeit, und erklärte, dass sie nur unter der richterlichen Gewalt ihres Gomthurs zu stehen hätten. An demselben Tage und Orte bestätigte Krzbischof Friedrich II. von Salzburg den deutschet) Brüdern dieses ihnen von König Rudolf verliehene Recht und versicherte diese Schule seiner Gunst und seines Woldwollens. Gass diese Schuh1 auch für die Bewohner unserer Stadt von Bedeutung und Wichtigkeit war. geht aus dem UmStande hervor, dass sie nicht bloss für die Ordensbrüder bestimmt war. sondern auch vonanderen — weltlichen — Schülern besucht werden konnte, indem König Rudolf in der erwähnten Urkunde ausdrücklich sagt, dass er alle diese Schule besuchenden Schüler (bmnes Sclwlmes frequentantes) in seinen Schutz nehme. Geber die innere Einrichtung dieser Schule aber, über ihre Entwicklung und Wirksamkeit fehlt es leider an allen urkundlichen Nachrichten. Wahrscheinlich besass sie ein ähnliches Statut und verfolgte denselben /weck, wie die von Kaiser Friedrich II. (1287) privilegirte Schule bei St. Stefan in Wien, in welcher man die sieben freien Künste ebenso lehrte, wie es an anderen Stiftsschulen geschah. Durch das ganze vierzehnte Jahrhundert mag sie blühend bestanden und vortrefflich gewirkt haben, obwohl urkundliche Beweise hiefür gänzlich fehlen; aber im folgenden Jahrhundert scheint sie allmitlich, durch innere und äussere Umstände bedrängt, verfallen zu sein. Die inneren Ursachen desselben mögen in dem Rückgange der Macht des deutschen Ortlens selbst, die äusseren jedenfalls in der ungünstigen Lage der Schule und in den Unglücksfällen gelegen sein, welche namentlich in der zweiten Hälfte dos fünfzehnten Jahrhunderts Steiermark und damit auch Graz so schwer heimsuchten. So nahe diese Schule auch der Stadtmauer gelegen war. so war der Besuch derselben für die städtische Schuljugend doch mit Schwierigkeiten verbunden! denn die Stadt Graz, damals rings not Wällen und Mauern umgehen, bot auf ihrer östlichen State, da das jetzige Burgthor noch nicht bestand, nur durch das nach Nordosten führende innere Paulusthor, welches sieh neben dem jetzigen Sauran"sehen Palais in der oberen Sporgasse befand, und durch das nach Süden führende eiserne Thor einen Ausgang; ausserdem befand sich damals zwischen der Sladt und dem deutschen I hdenshause eine tiefe Thalschlucht. welche erst bei der Befestigung der Stadt durch Grüben und Basteien unter Erzherzog Karl II. (157(1) mit dem aus dem grossen Schanzgraben gewonnenen Materiale ausgefüllt und in das heute bestehende Glacis (Stadt-park) umgewandelt wurde; der weite Weg von der Stadt zur Schule und die Verlassenheit desselben mögen dem geregelten Schulbesuche durch die Stadtkinder vielfach hinderlich gewesen sein, wozu noch kam. dass die steten Wirren in unserem Bande unter der Schwachen Regierung Friedrich'» IIB, die Adelsempörungen, die Einbrüche der Ungarn und Türken nicht selten seihst die Umgebung von Graz unsicher machten. Und als bei dem furchtbaren Türkeneinfall im Jähre L480 alle östlich von Graz gelegenen Vororte in Feuer und Flammen aufgegangen waren, mag auch das Ordenshaus am Leech. obwohl est, durch den tapferen Ordensritter Balthasar Berghauser vertheidigt, der Zerstörung entgangen war. in stauen Besitzungen schwer geschädigt worden sein. Dies konnte nicht ohne Rückschlag auf die Schule bleiben und bo kam es. dass sie auch bald darnach, und zwar wie spätere Nachrichten erzählen, um 1498 unter dem Hochmeister 1'riedricli Herzog von Sachsen und dem Conithur Andreas Moshannner aufgehoben wurde Gleichzeitig, oder vielleicht sogar noch etwas früher entstand, um den Bedürfnissen der Bewohner der Stadt gerecht zu werden, innerhalb der Mauern derselben bei der Pfarrkirche St. Aegiden (jetzt Dom) da. wo jetzt die Universitätsbibliothek steht, eine Pfarrschule, welche aber nie eine besondere Bedeutung erlangte, da sie nur das Triviuin (Grammatik, Dialektik. Rhetorik) unifasste. Krst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts brachten es. und zwar angeregt durch die refonna-törischen Bestrebungen und Bewegungen, Schule und Unterricht in Graz wieder zu neuem Leben. Unter Ferdinand I. und Karl II. Sogleich nach dem Tode Kaiser Maximilians 1. vereinigten sich zu Druck an der Mut die Ausschüsse der Landtage der innorösterreichischen Länder und Tirols und beschlossen, zwei Botschaften an die königlichen Brüder Karl I. von Spanien in dieses Land und an Erzherzog Ferdinand nach den Niederlanden zu senden, um die erbberechtigten Linsten zur Ergreifung der Legierung in den erledigten Ländern aufzufordern. Die Gesandtschaft an Karl begab sich über Neapel und das Meer nach Larcellona. in dessen Nähe, in Molin del He. sie den König traf; die Steiermark war dabei durch Sigmund von Ilerberstein. den berühmten Staatsmann und Reisenden, und durch Hans Hofmami von Grünbichl vertreten. Karl empfing die Abgesandten, ernannte, da er selbst erst im künftigen Jahre nach Oestorreich kommen könne, den Mark- r grasen Kasimir von Brandenburg, den Hans Jacob Freiherrn von Mörsperg und Beffort, Landvogt im I Unter-Elsass. den Georg Druchsess Freiherrn zu Waltburg und den Bitter Simon von Bfirt zu Regenten der Lande und Bevollmächtigten zur Entgegennahme der Erbhuldigung und schrieb zugleich einen Landtag für Steiermark auf den St. Sebastianstag (20. Januar) 1520 aus. Dieser wurde auch in Graz am festgesetzten Tage eröffnet, da aber die kaiserlichen Connnissäre »der bösen weg halben, desmals durch ungewitter fürgefaHai. so gleich nit ankommen müf/ew. so wurden die Verhandlungen (dustweilen ohne sie begonnen. Einige Tage spater kam die Nachricht, dass die kaiserlichen Commissäre im Anzug seien; da ritt ihnen der Landeshauptmann Sigmund Freiherr von Dietrichstein, begleitet von dem Bischof Christof von Baibach, dem Abt Valentin von St. Lambrecht, dem Grafen Georg von Montiert, Georg von Stubenberg, Georg von Herberstein, Philipp von Traut-mannsdorf, Christof von Räcknitz, Wolfgang von Sau-rau. Achatz von Mötnitz, Bernhard von Tieffenbacb und dreihundert anderen Herren zu Pferd, bis Güstin g entgegen und empfing sie dort mit einer feierlichen Anrede, die von ihnen erwidert wurde. „Und ah nach (Uesen reden die herrn Commissarien sampt den (H#ch-amt mit Tedeum folgte diesem Acte und »nach dem* selben i/esung Uni der Landeshauptmann dir Zurren Gommissarien Zu sumgl den Fürsten mul lierru. so mit jene allda gewesst, auch etwa mer vm der Landsehafft zu sich in dir Pnrg erbeten und erfordert und daselhs riu Tantz auch du mach das uachttuul und ein erlieh paue/,11 gehalten". Im folgenden Jahr«! (1521) kam Ferdinand, nachdem ihm von seinem Bruder Karl die deutsch-österreichischen Länder zur alleinigen Regierung waren übergeben worden, mit seiner Gemahlin Anna von Gugarn, nach Steiermark, hielt am 2. Juli 1521 seinen feierliehen Einzug in Graz, wiederholte dem Landeshauptmann den schon früher durch seine Bevollmächtigten geleisteten Kid und nahm die Erbhuldigung von Seite der Landschaft entgegen. Ferdinand weilte in diesem Jahre längere Zeit (vom 2. bis 21. Juli und vom 17. September bis 22. Oktober) in Graz und fertigte viele wichtige Urkunden in Landesangelegenheiten aus. December 152s kam Erzherzog Ferdinand wieder nach Graz und verhandelte mit dein Landtage wegen nachdrücklicher Türkenhilfe, welche sowohl dieser wie die Landtage der nächsten Jahre bewilligten; der von 15,'jO beschloss auf Antrag des Landesl'ürsten die Ausbesserung und Verstärkung der Befestigungen ] 5 S aller grösseren Städte und Märkte; für Graz wurde zu diesem Helmte die Bobot auf zwei Meilen umher, vier Tage für einen Mann aufgeboten, das nöthige, starke Hauholz für die Grazer Befestigungen Hess Ferdinand durch den Forstmeister in Steier, Wolf Grasswein, in den grossen landesfürstlichen Waldungen in der Landscba hinter Strassgang anweisen. Und diese Vorkehrungen waren auch dringend geboten, denn 1529 war Sultan Soliman bis Wien vorgedrungen und L532 drohte er neuerdings mit einem Heere von 2i)(i.DOO Mann Oesterreich und Steiermark zu überziehen. Die Reichshilfe wurde aufgeboten und auch in Steiermark thätigst gerüstet; alle grösseren und viele kleinere Städte und blecken des Landes wurden in Verteidigungszustand gesetzt, in Graz wurden, in Geige der Erlässe König Ferdinands (1532, H.März, 22. April, 20. August, Regensburg) die bestehenden Befestigungen ausgebessert, theilweise erweitert und Stadt und Festung mit Munition versehen. Der erprobte Kriegsheld Hans Katzianor wurde auf ein Jahr zum obersten Feldhauptmann der fünf niederöster-reiehischen Bänder bestellt und zur Einholung der Instructionen (18. Aprili nach Wien berufen; inzwischen rüstete Hanns Freiherr von Ungnad. welcher 1530 von König Ferdinand zum Landeshauptmann von Steiermark mit 1000 Gulden Besoldung und der Nutz-niessnng des Schlosses Graz ernannt worden war. das Aufgebot der Bandstände, der Ritterschaft, des Adels, der Städte und Märkte im ganzen Lande; der Feldzeugmeister Ulrich Beisser, die Hauptleute Maximilian Leisser und Erasmus von llatmannsdorf leiteten mit vielem Kriegsvolke und der Bürger wehr die Yortheidigung von Graz und der Zeugwärt Sebald l'ögl stellte hielur 150 Centner Pulver in Bereitschaft, Sultan Soliman scheint 1 532 Willens gewesen zu Geschickte der Stadt Groz sein, den 15*29 misslungenen Plan mit allem Aufgebot der Kräfte seines weiten Reiches durchzuführen. Aber auch Ferdinand stand nicht ungerüstet da . er hatte alle ihm zu Gebote stehenden Mittel zur Abwehr der Türkennoth angewendet, und es war ihm und seinem Bruder Kaiser Karl V. gelungen, mit Beihilfe der deutschen Boichsstände ein Heer von fast 100.000 Mann gegen die Türken aulzubringen. Ahm' trotz alba1 dieser Vorbereitungen für den bevorstehenden Krieg versuchte es Konig Ferdinand noch einmal mit Friedensunterhandlungen, er schickte Leonhard Grafen von Nogarobi und Josef von Bamberg an den Sultan; die Gesandten kamen aber nur bis Nissa und mussten hier unverrichteter Dinge umkehren, denn Soliman war bereits Ende April mit 200.000 Mann, darunter (5000 Renner und Brenner und mit 300 Geschützen von Constantinopel aufgebrochen und über Belgrad i» Ungarn eingezogen. Wieder fürchtete man. den Halbmond vor Wien's Mauern sehen zu müssen, doch brach sich diessmal des gewaltigen Sultans Macht an dm- kleinen Feste Güns, die Niklas Jurischitz mit nur 700 Mann, unter-Stützt von 2000 waffenfähigen Bewohnern der Stadt, gegen Geschütze, Minen und Stürme der Türken auf's lleldenmüthigste hielt. So war zwar Wien gerettet, aber um so verheerender ergossen sich die osnianischen Sohaaren rauhend und plündernd durch das offene Band von Nieder-Oesterreich und Steiermark und litt dieses insbesondere durch den Rückzug des Haupt-heeres. welchen Soliman in dieser Richtung anordnete und durchführte. Er war nämlich in den ersten Tagen des September von Güns, das zu erobern allen Anstrengungen seines Heeres nicht gelungen war, aufgebrochen, wandte sich an der nordöstlichen Spitze des Landes, die Grenze überschreitend, gegen Dechants- ir.o f kirchen und zog über Grafendorf, Kirchberg, Reitenau, hei Maierhöfen über die Feistritz setzend, über Gleisdorf gegen Graz. Allenthalben hatten die Osmanon durch die heftigsten Regengüsse und durch die schlechten Wege arg zu Leiden; ihr Marsch war mit grossen Schwierigkeiten verbunden; es gelang ihnen nicht, auch nur eine der kleinen schwach befestigten ( »rtsehaften zu erobern, an denen sie bei ihrem Marsche vorüberzogen, ja sogar die Kirchen, wohin die Bewohner der Umgegenden zum Thoile sich seihst und ihre Kostbarkeiten geflüchtet hatten, leisteten den hartnäckigsten Widerstand; nur einige Schlösser holen in die Hände der Türken. Hingegen litt das offene Land furchtbar unter diesem Einfalle. Mord, Brand, Verheerung bezeichneten allenthalben die Spuren des osmanischen Heerzuges. Bein Hauptheere voraus waren die tartarischen Renner und Brenner gezogen, durchstreiften die Gegenden am linken Murufer und verbrannten die Gehöfte der Landbewohner, so dass den Türken des Nachts Feuersäulen und des Tages Rauchsäulen als Wegweiser vorangingen. Am 4. September war Soliman über die Grenze geschritten und am 11. September erschien er vor den Mauern von Graz und schlug sein Lager ostwärts der Stadt in der Gegend von St. Leonhard auf. Aber kaum hatte sich der Sultan hier gelagert, so rückte Katzianer, der erst Wenige Wochen vorher von hier zum Kampfe und Siege über die Türken jenseits des Semmering ausgezogen war, von Norden in Eilmärschen heran, in der Absicht, dem Sultan zuvorzukommen und mit seinen tapferen Sehaaren die Besatzung von Graz zu verstärken, indem er diese Stadt wohl gut mit schweren Geschützen, aber nicht hinreichend mit kriegsgeübter Mannschaft besetzt wusste, da im Anfange des Krieges der ganze Adel der Stadt und der Umgebung dem IUI 11 I leere des römischen Königs zugezogen war. Katzianer gelang es aber trotz seiner Eilmärsche nicht, den Türken zuvorzukommen; als er sich Graz näherte, erhielt er durch Kundschafter die Nachricht, dass das osmanische Heer bereits aus den Bergen herausgekommen sei und sich vor der Stadt gelagert habe. Da fasste er den kühnen Entschluss, in einer der nächsten Nächte bis an die Mauern der Stadt, welche rings von Solimans leichten Reitern umschwärmt war, vorzudringen oder sich nötlrigenfalls mitten durch die Feinde bis dahin durchzuschlagen, um sie gegen jeden feindlichen Ansturm zu vertheidigen. denn er mussto mit Recht fürchten, der Sultan werde mit Aufwendung aller Mittel bestrebt sein, die reiche Stadt zu erstürmen, um sie seinen Soldaten als Entschädigung für die vielen Mühseligkeiten des Feldzugs zur 1'Hinderung zu überlassen. Soliman brach aber schon am folgenden Tage (DJ. September), ohne auch nur einen Sturm auf die Stadt versucht zu haben, auf, zog anfänglich am linken Murufer südwärts und setzte mit seinem Heere vor Wildon schwimmend über den Fluss, wobei er schwere Verluste an Menschen und an Gepäck erlitt. Katzianer rückte sogleich in die von Feindesgefahr befreite Stadt ein, musste hier seinem durch Eilmärsche ermüdeten Heere zwei Ruhetage gönnen und verstärkte zugleich seine Sehaaren ansehnlich durch Bewaffnung der kriegsgeübten Bürger von Graz. Noch während dieser zwei Tage soll Katzianer mit seiner leichten Reiterei zur Verfolgung des Feindes aufgebrochen sein, dessen Nachtrab bei Fernitz erreicht und in einem siegreichen Gefechte gegen achttausend Türken getödtet haben. Solinian's Rückzug ging über Leihnitz. durch die windischen Bühel, bei Marburg aber die Drau, und an Bettau vorüber nach Croutien und in die Türkei ungehindert von Statten. Von Lugovich aus sandte der Grosswesir Ibrahim ] Pascha den gefangenen Andreas Stadler mit einem grossspreeherischen Schreiben in italienischer Sprache vom 2G. September 1532 an König Ferdinand zurück, in (hau er sagt, sein Sultan sei mit seinem Heere in den Ländern Königs Karl von Spanien gewesen, um ihn zu suchen „e tum avemmo trova mal, fin apreso, a la Viena setno sta e fhno brusar c rafuar tanti i soi paise e avemo senli quclli in una zita nominata Graz a <■ sei in* passatr (c mmdagnic et cJtat/he strade }>cr adar a trovar llo, anquc la none memo tram" (und wir haben ihn nirgends gefunden, bis Wien sind wir gekommen, und haben verbrannt, und verwüstet so viele seiner Länder und wir haben das gehört in einer Stadt, genannt Graz, und haben passirt Gebirge und sehoehte Strassen, um ihn zu finden, auch da haben wir ihn nicht gefunden); und in einem Schreiben an Gritti, den Degen von Venedig, heisst es: „Pervenissimo firi ad una gran cittä nomi-■nuhi Gradjas" (und wir kamen an eine grosse Stadt, genannt Graz). Dieser Türkeneinfall von 1 532 und das Erscheinen des Sultans mit seinem gewaltigen Heere vor den Mauern von Graz übte einen so lebhaften Eindruck aus und Wirkte so nachhaltig, dass sich mehrere Sagen daran knüpften. Eine derselben erzählt, dass nach dem Abzüge der Türken von Graz ein gefangener alter Tartar von den Bewohnern der Stadt auf eine hohe Stange gebunden, durch die ganze Stadt getragen und in der Karlau mit Fackeln, Prügeln und Steinwürfen getödtet worden sei; und von diesem Ereignisse leite sich der in Graz bis 1773 bestandene Gebrauch her, alljährlich am Johannisabend (23. Juni) 1G3 11 * r einen aus Stroh und Lumpen gebildeten Tartarmann durch die Stadt zu tragen, in der Karlau anzuzünden und brennend in die Mut zu werfen. Diese Sage hat dadurch ihre Entstehung gefunden, dass man sich bestrebte, das in den älteren deutschen IMalerten, namentlich im Mittelhochdeutschen vorhandene und in mehreren Volksmundarten, auch in Steiermark noch erhaltene Wort n1TatfrmannM zu erklären; dieses Wort kommt schon in mittelhochdeutschen Sprächdenkmälern vor. am häufigsten in Hugo's von Trimborg „Renner" und darin hat „tater-n/nn" und ^tawrmennelin" immer die Bedeutung von schwachen, armseligen, ohnmächtigen Geschöpfen oder auch von leblosen Bildern. Auch Schachfiguren und Drahtpuppen wurden damit bezeichnet Aber auch eine mythologische Bedeutung steckt in dem ,. Täter* mann*; diess beweist schon jene Stelle llugo's von Trimherg (Renner, 1027), in welcher der Tatermann init den Kobolden zusammengestellt wird, und in der That werden in einigen Gegenden Deutschlands die Hausgeister und deren Puppen und Bilder sowohl Kobold als Tatermann genannt. Das Wort ,.7'a/fr- I wann" ist von dem Zeitwerte „tattern" abzuleiten, welches in baierischen. tirolischon und steierischen Dialecten ..zittern vor Furcht. Schrecken. Kälte, erschrocken, erstaunt, verblüfft, I „dertattert")^ sprachlos sein" bedeutet. In Baiern, Oesterreich und Steiermark wird eine auf den Aeckern errichtete Vogelscheuche, in einigen Theilen von Baiern der Strohmann, den man in der Mainacht liederlichen Dirnen vor dem Fenster aufstellt, „Tnttnutwn" genannt. — ..Am Johannisabend wurde alljährlich zu Graz ein Tartarmann — Tatennann — verbrannt" — diese Angabe allein schon weist auf den mythologischen Ursprung dieser Sitte hin, zeugt, dass dieser ( Gebrauch einer der wenigen in unserem Lande erhaltenen Reste des deutschen Ileidenthums ist. Denn der Tag Johannis dos Täufers und der ihm vorhergehende „Johannisabend • galt unseni Vorfahren als ein besonders festlicher, und vielfache Bräuche waren damit verbunden, weil er mit der Jahresmitte, mit dem höchsten Stande der Sonne, also mit der Sonnenwende zusammenfällt. An diesem Tage (24. Juni) werden in vielen Theilen Süd- und Mitteldeutschlands auf den Bergesspitzen und in den Ortschaften auf den Märkten und Strassen grosse Feuer angemacht, ähnlich wie zu Ostern, und unter lautem Jubel und frohen Gesängen springen Bursche und Dirnen über die Flammen. Zu Paris und in einigen anderen Städten Frankreichs hat sich der Gebrauch, am Johannisabend auf öffentlichem Platze Scheiterhaufen, mit Laub und Blumen geschmückt, anzuzünden, bis in's 17. Jahrhundert, zu Aix und Marseille bis in unsere Tage erhalten. Auch in England, Dänemark, Norwegen, Italien, Spanien, Griechenland, Serbien, Kärnten, Kroatien, Böhm. Böhmen, Russland, Bittauen und Preussen lassen sich Johannisfeuer nachweisen; es leitet diess auf einen alten Feuerdienst, auf heidnische Feuervorehrung zurück. Der Popanz, der Strohmann, der als Tartar verbrannt wurde, weist ferner auf die alte Sitte des Kampfes zwischen Sommer und Winter, in welchem dieser als in Stroh und Moos gekleidet erscheint, von jenem besiegt und in's Wasser geworfen (Hier verbrannt wird. Statt des Winters tritt in Franken der Tod, in München die Fest, in Graz eben das auf, was von den Bewohnern des Bandes am meisten gefürchtet war — der Türke. In Graz war es also, wie in vielen anderen Orten der Steiermark und in fast allen Ländern Kuropa's Geschichte- der Stadt Graz. seit unvordenklichen Zeiten Sitte, am Johannisabende ein grosses Feuer auf einem Platze ausserhalb der Stadt in der Karlau — anzuzünden und eine Puppe, einen Strohmann, den man wie auch anderwärts .,T:>7 vermuthlich aus Yergesslichkeit versäumt, die Bestandbriefe der Stadt in Bezug der Fnrfahrt und der Mauthen zu Graz und zu Fronleiten von König Ferdinand neu bestätigen zu lassen: diese waren daher verwirkt und die Stadt ausserdem wegen ungerechtfertigter Erhebung der Fnrfahrt und der Mauthen in Strafe verfallen; Ferdinand erliess diese und verlängerte der Stadt (1539, 7. April und 3. Juli, Wien) diesen Bestandbesitz gegen einen Pfandschilling von 45G0 Gulden auf zwölf Jahre und 1550 wurde ihr derselbe neuerdings gegen eine jährliche Bfandgabe von 4500 Gulden auf weitere fünf Jahre verlängert. — Das Jahr 1540 brachte einen ausserordentlich heissen Sommer, in Folge dessen eine so furchtbare Dürre eintrat, dass in dem Thiergarten zu Graz alles Gfas verdorrte und Heu für das Wild von fernher bezogen werden musste; in demselben Jahre verheerte (inscliiclito der Stadt Graz. eine heftige Feuersbrunst das Dominikanerkloster, beschädigte die dazu gehörige Kirche zum heil. Blut (jetzt Stadtpfarre) und legte mehrere anstossende Häuser in Asche, und ein Sturmwind richtete in Graz und Umgegend arge Verwüstungen an. Ende 1555 wüthete abermals eine grosse Feuersbrunst in Graz und verursachte so schwere Schäden, dass König Ferdinand den Stadthürgern zum theilweisen Ersätze dafür (1556, 1. März. Wien) ihre steuern auf drei Jahre nachliess; und 1557 liess er einen Erweiterungsbau an dem alten Spitale in Graz beginnen. „damit arme und notdürftige Leute aufs eheste hineingenommen werden mögen", und wies aus den Gefällen in Aussee hinzu tausend Gulden an. — Nachdem Ende 1556 an die Stelle des Hans Ungnad Freiherrn von Suneck ein neuer Landeshauptmann in der INasen Georg's Freiherrn von Herberstein ernannt worden war. und diesem die landes-türst liehe Burg übergeben werden sollte, verweigerte diess höchst merkwürdiger Weise der Xinunerwärter Wolfgang Kleindienst, welcher die Schlüssel in Verwahrung hatte, in so hartnäckiger Weist1, dass sogar Kaiser Ferdinand (1557, 12. Februar. Regensburg) an Erzherzog Maximilian den Befehl erlassen musste. die Uebergabe der Burg sogleich zu bewerkstelligen; diess geschah auch, und Kleindienst wurde auch noch wegen seines schlechten Betragens völlig vom Dienste entfernt, weil „sieh hcntcunter Kleindienst hieran in berührter Burg zu Gräte mit Unzucht, Ladschaften und in ander Weg böser und unordentlicher Wirtschaft- gebraucht lud". Ferdinand I. hatte während seiner dreiuntl-vierzigjiihrigen Regierung siebenmal Graz besucht; nämlich zweimal im Jahre 1521, und je einmal in den Jahren 1528, 1536, 1537, 1551 und 1552. Bei 172 seinem hiesigen Aufenthalte vom 16. bis 25. November 1551 waren auch seine Söhne, die Prinzen Max und Karl nach Graz gekommen. Für den Erstgebornen hatten die Stande schon früher ein Ehrengeschenk von 4000 Gulden bestimmt, und als nun die beiden | jungen Fürsten in Graz anlangten, ritten ihnen in Folge Landtagsbeschlusses bei ihrer Annäherung die hiesigen abgeordneten Herren, der Landeshauptmann Hans Ungnad von Suneck, der Landesverweser Kaspar von Khuenhurg. der Graf von Montiert. Ulrich von Scherten-berg, Christoph von Rattmannsdorf, Gall von Packnitz, Vicedom von Leibnitz, Moriz von Kacknitz. Sigmund Galler. Franz von Herberstorf, Franz von Saurau und zwei Abgeordnete der Städte und Märkte entgegen und überreichten dem Prinzen Max ein Silbergeschirr über 7000 Gulden im Wertbe und zwei türkische Pferde in prächtiger Aufzäumung und dem Prinzen Karl 400 Stück Golddukaten als Ehrengeschenke. — Ferdinands letzter Autenthalt in Graz war ziemlich lange, vom 2. December 1552 bis 10. April 1553 und galt fast ausschliesslich den Massregeln zu Kriegsrüstungen und den Versuchen zur Beilegung der Religionsstreitigkeiten. In den letzten zwölf Jahren seines Lehens kam Ferdinand nicht mehr in unsere Stadt, sendete aber (December 1556) seinen Sohn Max hieber. der auch längere Zeit in Graz verweilte, um die Ycrtheidigungsmassregehi und Rüstungen seihst zu leiten. Noch die letzten Lebensjahre Ferdinands I. bieten ein Beispiel seiner Fürsorge für unsere Stadt; er gründete 1561 ein kaiserliches Spital neben der Stadtpfarrkirche für zwölf sieche Männer und ebenso viele Weiher. Im Jahre 15(13 brannte das alte Landhaus nieder, welches die Stände Ende des 15. Jahrhunderts angekauft hatten, und an dessen Stelle wurde 1565 der Bau jenes schönen stattlichen Baiastes im prächtigen italienischen Renaissancestyle vollendet, welcher heute noch die erste architektonische Zierde unserer Stadt ist. Kaiser Ferdinand I. starb am 25. Juli 1504 und ihm folgten gemäss seines Testamentes vom 1. Juni 1543 und der Hausordnung vom 25. Februar I.Mi seine Söhne Maximilian in Ungarn, Böhmen, Ober-und Nieder-Oesterreich, Ferdinand in Tirol und Vorder-Oesterreich und Karl in Steiermark. Kärnten, Krain und Görz. —< Die Regierung Erzherzog Karl's war eine für ganz Steiermark und speciell auch für Graz sowohl in politischer als in religiöser Beziehung höchst bedeutungsvolle. Unmittelbar nach dem Regierungsantritte nahm er in Graz die Erbhuldigung entgegen, bestätigte die Freiheiten der Stände und wählte unsere Stadt zu seinem ordentlichen Aufenthalte, wodurch sie, was seit Friedrich III. nicht mehr der Fall, Residenz des Landesfürsten wurde, Er bildete sich einen ansehnlichen Hofstaat und entfaltete hi seiner erzherzoglichen Burg zu Graz fast königliche Bracht. Am 1. September 1571 vermählte er sich zu Wien mit Maria der Tochter Herzogs Albert V. von Baiern, und hielt am !). September mit ihr einen herrlichen Einzug in Graz. Die Stände gaben zum Hochzeitsgeschenke 25000 Gulden rheinisch in barem Gelde, und eine Spende von verschiedenen Kostbarkeiten im Werthe von 15000 Gulden. - - Von ihren /ahlreichen Kindern sei des Sohnes Ferdinand gedacht, der am 0. Juli 1578 zu Graz geboren, von 1619 bis 1637 deutscher Kaiser war. — Karl und Maria hielten sich fast ununterbrochen in Graz auf, nur manchmal vorübergehend für kurze Zeit verliessen sie unsere Stadt, so wählten sie im Jahre 1572, als hier eine schwere Pest wüthete , Judenburg in Obersteier zu ihrem Aufenthalte. — Da durch die Theilung der habsburgischen Lande O raz der politische Mittelpunkt eines fast selbstständigen Staates „InnerOesterreich" wurde, so war in Folge dessen die Errichtung von Regierungscollegien und Centraibehörden für diesen in Graz nothwendig geworden. Karl gründete daher einen geheimen Rath für Inner-Oester-reich mit einem Präsidenten an der Spitze, eine Hofkammer und eine innerösterreichische Regierung, alle drei mit dem Sitze in Graz. — Zur gesummten Oberleitung des Kriegswesens in den windischen und eroatisehen Grenzländern setzte der Erzherzog 1580 auch einen Hofkriegsrath in Graz ein. Auch auf das Polizeiwesen unserer Stadt erstreckte sich Kurfs Fürsorge; er erliess 1574 ein strenges Mandat für Graz, dass das herrenlose Gesinde nicht länger als vierzehn Tilgt; in derselben geduldet werden solle; wer bis nach Ablauf dieser Zeit keinen Dienst hatte, sollte mit Zwang zur Arbeit im Stadtgraben auf vierzehn Tage verhalten werden. Auch für Herstellung und Erhaltung des Gesundheitszustandes in Graz trug Karl Sorge durch die Bestellung eines eigenen Magister Sanitat i s, der von der Regierung und den Landständen Wartegeld und von der Stadt freie Wohnung erhielt; die beiden ersten Magistri Sauitatis in Graz waren Dr. Wilhelm Upillio (1567) und Georg Koller (1579). Besonders grossartig und umfassend war die Bauthätigkeit, welche Karl entfaltete. Sogleich nach seinem Regierungsantritte bcschloss er, das von Kaiser Friedrich III. bloss durch Ringmauern, Thürme und Gräben befestigte Graz durch starke Bastionen und tiefe Schanzgräben zu einer Hauptfestung umzugestalten, er liess daher schon auf dem Landtage von 1507 diese Frage zur Sprache bringen, da die Stadt eine nothwendige Zufluchtsstätte für die Weiber und Kinder der Landleute sei. Von früheren Landtagen sei /war als Beitrag zu den Kosten, welche die Räumung der Stadtgräben verursachte, ein Batzen vom Pfund Steuer bewilligt worden, da diese Leistungen aber nicht erfolgt seien, so müsse er sie jetzt wieder verlangen; ebenso ordnete er an. dass jeder auf vier Meilen in der Bunde Wohnende eine Robot von vier Tagen leisten müsse. Auf dem Landtage von 157Ii wurde diese Angelegenheit abermals verhandelt und eine eigene Commission für die Befestigung des Grazer Schlossberges aus den Abgeordneten der Länder Steiermark, Kärnten und Krain zusammengesetzt; sie bestand aus Weikhard Freiherrn von Auersperg, Landeshauptmann von Krain. Bankratz Freiherrn von Windischgrätz, Ludwig Freiherrn von FJngnad, Erasmus von Mager. Franz von Poppendorf, welcher den Grund-riss der projectirten Seldossbergbefostigungen anfertigte. Michael Rindsmaul und Michael von Ehrnau. Auch wurde der Rath des gefeierten Feldhauptmanns Lazarus Schwendi hierüber eingeholt und später (1577) wurden Vorschläge des Horentinisehen Kriogsbaumeisters Simon (longa darüber entgegengenommen. Während der ganzen Regierung Karl's wurde eifrigst an diesen Befestigungen gearbeitet, der Erzherzog selbst und seine Ruthe leiteten den Bau. die Stände bestritten die grossen dazu erforderlichen Kosten; nur die Bastei vom Admonterhofe bis zum Murthor, die am Eisenthor und die um den Fhrthurm des Schlossberges waren „bürgerliche-', die Stadt erbaute sie und hatte für ihre Erhaltung und Yertheidigung zu sorgen. Das Eisenthor, welches bis 1860 stand, wurde 1574 mit Beihilfe der Stände erbaut und zur festesten Stelle in der Fmwallung der Stadt geschaffen. 171! So erhoben sieh in diesen Jahrzehnten jene mächtigen Basteien, durch tiefe Schanzgräben geschützt; Welche unsere Stadt zu einer für damals und lange Zeit unüberwindlichen Festnttg machten, welche noch bis in unser Jahrhundert als Zeugen der That-kraft und Umsicht unserer Vorfahren sich erhielten und erst in den letzten Decennien allmälich der so nöthig gewordenen Erweiterung der Stadt weichen mussten. Als Krönung dieses ganzen mächtigen Festungsbaues dienten die drei starken Hurgen auf dem Schlossberge, welche 157-1 bis 1 (><)<) erbaut wurden und Ruprecht von Eggenberg als ersten Hauptmann „des /. /,'. Hauptschlosses tlnV.:" hatten. Um das für die Yei tlieidigung von Stadt und Schloss nöthige Kriogsmaieriaie aufzunehmen, bestanden drei Zeughäuser, ein landesfürstliches hinter der Burg, ein landständisches neben dem Landhause und ein bürgerliches neben (bau Franziscanerkloster, denn zum Schutz und Schirm der Stadt vereinigten sich im Falle der Noth alle drei Kräfte, Fürst, Stände und Bürger; die letzteren rüsteten sich mit den Waffen aus dem eigenen ZeughäUSe, und bildeten schon im in. Jahrhundert in angemessener militärischer Bekleidung ein selbständiges Corps mit mehreren Fähnlein; sie bezogen in Abwesenheit des Militärs die Sicherheits- und Ehrenwachen, pnradirton fast immer bei feierlichen Einzügen der Lnndesfürstcn, bei deren hochzeitlichen Festlichkeiten (wie 1571) und bei anderen feierlichen Gelegenheiten. - Durch diese neuen Befestigungsbauten wurde die Stadt auch bedeutend erweitert, so entstanden der zweite und dritte Sack, die Burg- und Neugasse. —■ Aber nicht bloss durch Bauten militärischer Natur ist Karl's Regierung ausgezeichnet, auch zahlreiche Gebäude, dem Staate und Lande, der Kirche und Schule dienend, erhoben sich unter seiner Herrschaft in Graz. Die Stände erbauten das Landhaus (1531 bis 1565), die evangelische Stifts-Kirche und -Schule im Paradeis (15i69 bis 1574); der Erzherzog selbst 1573 das Jesuitencollogiuni. jetzt Universität, 1574 das Ferdi-nandeum, jetzt städtische Madchen- Volks- und Durgerschule, in der Färbergasse, 157(1 das adelige Convict. jetzt Militär-Commando. und 1585 das Akademie Gebäude der Jesuiten, jetzt Priesterhaus. Um von den Mühen und Sorgen der Regierung manchmal ausruhen und dem Vergnügen der Jagd sich hingehen zu können, erbaute sieh Karl ein Jagd und Lustschloss „Karlau" südlich von Graz (jetzt Strafhaus}, von dem aus sein Jagdgebiet südwärts bis Karlsdorf (jetzt Kaisdorf) und westwärts bis zu seinem JagdscblöSSchen „Gjaidhof" (jetzt SchiÖSS Tobel) sich erstreckte. KarPs Regierungszeit war auch in geistiger Beziehung eine sehr bewegte, ja aufgeregte, was schon die Religionsditlerenzen mit sich brachten, alle Waffen des Geistes wurden in diesen Kämpfen verwendet; so entstanden damals in Graz auch die ersten Buchdruckereien, als Besitzer derselben erscheinen Andreas Frank 1566 bis 1 572, Tobias Lauterbach, Zacharias Bartsch 1567 bis ir>7!), Erhard Widmer 1582, Hans Schmidt 1582 bis 1592, Johann Fabri 1582 bis 1592 und die für Steiermark hochverdiente Buchdrucker-iämilie Widmanstätter 1587 bis in's 10. Jahrhundert. So war die Regierungsperiode Karl's nach vielen Seiten hin für Graz und Steiermark von tiefeingreifender Wichtigkeit, das nachhaltigste und bedeutungsvollste Werk aber, was von ihm begonnen und von seinem Sohne Ferdinand vollzogen wurde, war die Restauration des Katholicismus. Reformation und Gegenreformation. Schon wenige Jahre nach dem Auftreten Martin Luther's hatte sich die evangelische Lehre in den österreichischen Erbländern, somit auch in Steiermark verbreitet Sie fasste zuerst festen Fuss unter dem Adel auf den Burgen und Schlössern, später unter den Bürgern in den Städten und Märkten; zahlreiche evangelische Prediger kamen in's Band und viele junge Edelherren, welche an deutschen , Universitäten, zu Wittenberg, Heidelberg. Tübingen. Leipzig, studirt hatten, brachten entweder selbst, oder durch ihre Hofmeister, ja auch durch ihre Diener den Samen der neuen Lehre nach Steiermark. Gefördert wurde die Verbreitung derselben durch mehrere Umstände; denn alhnälig stiegen ihre theils offenen, t Beils noch heimlichen Bekenner zu höheren Stellen im Staatsdienste empor, hervorragende und einflussreiche Persönlichkeiten wie die Landeshauptleute Sigmund von Dietrichstein. Hans Bngnad Freiherr von Suneck u. a., viele angesehene adelige Familien neigten sich ihr zu, der katholische Glems selbst litt damals an namhaften Gebrechen, auch mancher katholische Priester und Ordensgeistliche, ja selbst Prälaten, wie Beter IL, Prior der Carthause zu Seiz. und Valentin Abel, Abt zu Admont, traten zur neuen Lehre über, sie wurde bereits in Schulen und in den Werken der damals in unseren Ländern eben aufkommenden Buchdruckerkunst gelehrt und bald wurden anfanglich hie und du und später immer häufiger vermöge des Patronats-roehtes von den Gutsherren evangelische Prediger in Pfarreien eingesetzt, wodurch sich das Lutherthum auch unter dem Landvolke verbreitete. In Graz erscheinen die Anfängt1 reformatorischer Thatigkeit in den Jahren 1528 Ins 1530. Die Lehren Luthers und Zwingli's wurden damals in unserer Stadt von mehreren Predigern, von Prokopiüs, von Jörg u. a. bereits öffentlich verkündet und hatten zahlreiche und mächtige Anhänger gefunden: so den schon früher erwähnten Landeshauptmann Sigmund von Dietrichstein, welcher die Prediger, nachdem ihnen vom Stadtpfarrer das Predigen in den Kirchen verboten worden war, zu sich in die Burg nahm und sie dort schützte, wo sie unter grossem Zulauf des Volkes ihre Predigten fortsetzten, Der Altbürger-meister Mathias Herrer, der Bürgermeister Simon Arbatter und sämmtliche Stadträthe waren theils schon öffentlich der neuen Lehre beigetreten, theils unterstützten sit1 dieselbe wenigstens, indem sie ihren Lehrern und Anhängern volle freie Action Hessen. — Dieser so rasch erfolgenden und so namhaften Ilmfang gewinnenden Ausbreitung des evangelischen Bekenntnisses versuchte König Ferdinand zuerst dadurch entgegenzutreten, dass er 1528 im Einvernehmen mit dem Cardinal Mathias, Erzbischof von Salzburg, und mit Christoph Raub er, Bischof von Laibach, damals zugleich Administrator des Bisthums Seekau, eine allgemeine Kirchenvisitation durch eigens hiezu ernannte Cornmissäre anordnete. Diese mussten alle bedeutenderen Orte bereisen, die Pfarrer und Kaplane, dann auch die Richter, Zechnioister und Amtleute vorladen, und „erstlich die Geistlichen und nachmals die Laim befragen, ir et eher mausen sir sieh sam ml ihren Pfarrleuten hielten in dem heiligen ehrist-lieheu (ihudten Von Gott, der heil/gen Jungfrau Maria, den heiligen Sarrameuten . Mcssles* u . Eisten und Feijcriüg, Verkünden, Furhiien für die Seelen u. s. n\, dann Was jeder Theil ,"U den andern fiesehirrrdr hätte und deshalb Fiusehuug ~u fhuu". — Als diese Com- uiission in Graz nmthandeln wollte, trat ihr Dietrichstein entschieden entgegen mit der Behauptung, ihre Vollmacht soi .jeidtr die Frei.lt t it m der Landschaß" und insbesondere gegen die Adeligen dürfe sie nichts vornehmen. Nach vollbrachter Visitation erstattete die Commission Bericht an den Landesfürsten, welcher in Folge dessen ein scharfes Det rot (vom 17. November 1.VJ.S) auf Abstellung aller Neuerungen erliess, welches jedoch wenig Beachtung fand, da die neue Lehre innner mehr Anhänger gewann und auch die politischen Verhältnisse, namentlich die stete Gefahr durch Türkeneinfälle, einem energischen Eingreifen Ferdiuand's in die inneren, besonders religiösen Angelegenheiten seiner Lande nicht günstig waren. Die evangelischen Prediger setzten ihre Thütigkeit durch Ltdiren und Predigen in den Privathäusern eifrigst fort und gewannen immer mehr Anhang; auch in die Seli nie (hang die neue Lehre ein, Meister Ruprecht llueter. der .,alt< Sehtämt4sti/"''. lehrte die Kinder evangelische Lieder, besasß auch schon die Schriften von Zwingli und Oekolampadius und trat besonders energisch gegen den Bilderdienst auf; und 1535 erlaubten die Stände dem Magister Jacob Lindner die Errichtung einer evangelischen Schule für Knaben und unterstützten denselben findig in der Führung dieser Anstalt. — Als besonders eifrige Lehrer des evangelischen Glaubens in jener ersten Zeit der Reformation in Graz werden nun 1590) besonders ein ungenannter Prediger, der in der Gegend der Deutsch-Ordenskirche am Leech seine Lehre im Geheimen verbreitete, ein Schulmeister, mit Namen Bartholomäus Flstei- (lateinisch P/crvt), welcher um fä;i() zu Graz eine Postille unter dem Titel „Evangelischer Unterricht' herausgab, und ein alter halbblinder Mann. Balthasar, welcher unter einer grossen Linde bei Allerheiligen (jetzt Paradeis) unter starkem Andrang der Bevölkerung predigte, genannt. Innerhalb zehn Jahren, bis etwa nach 1540 hatte die evangelische Lehre unter Adel und Bürgern bereits so feste Wurzeln geschlagen, dass sie nach öffentlicher Anerkennung zu ringen wagen durfte. Die weltlichen Stände scheinen damals schon vollkommen reformirt gewesen zu sein, denn am 13. December 1541 Uberreichten Georg von Herberstein, Johann von Weisshriach und die Städte Graz und Rndkershurg dem Könige Ferdinand eine Betition, worin sie verlangten, dass die Lehre von der Rechtfertigung, den guten Werken und der Busse im Sinne des Rogensburger Interim gelehrt und das Abendmahl in beiden Gestalten gespendet werde, worauf Ferdinand sie auf das zu erwartende Goncil verwies und 1547 heschloss der steirische Landtag um Religionsfreiheit zu bitten. In Graz war weitaus der grösste Theil der Bürgerschaft zur evangelischen Lehre übergetreten und die Zahl der Katholiken eine so gelingt1, dass seit 1552 keim1 Frohnleichnamsproeession mehr stattfand. Unter diesen Ginständen und Verhältnissen trat Erzherzog Karl IL (1564) die Regierung der inner-österroichischen Länder an. Sogleich entspannen sich Zwistigkeiten zwischen ihm und den Ständen, welche, gestützt auf die Erklärung, dass die Augsburgische Confession vom ganzen banih;, mit Ausnahme der Bischöfe und Brälaten, einträchtig angenommen worden sin, Religionsfreiheit begehrten. — Dass der Adel des Landes und die Bürgerschaft von Graz sich ausnahmslos der neuen Lehre zugewendet hatten, war ohne Zweifel grösstentheils durch die Wirksamkeit des evangelischen Unterrichtes in Graz veranlasst worden. Schon um 1544 befand sich im Landhause zu Graz eine evangelische Schule, an r der in den Gegenständen des alten Triviums, namentlich in der lateinischen Sprache, im lutherischen Katechismus und in der Arithmetik Unterricht ertheilt wurde. Allein bald genügte diese Schule dem wachsenden Bedürfnisse nicht mehr. Die Stände kauften (1568) trotz der Einspräche Erzherzog Karls von Seifrid von Eggenberg ein Haus und eine Kapelle, das sogenannte ., Eggenherger Stift" zwischen dem Murthore und dem Admonter-Ilol'e gelegen, jetzt Para-deis, um 4500 Pfund Pfennige und 100 Ducaten, um die Kapelle zur Abhaltung des evangelischen Gottesdienstes und das Haus zur Errichtung einer grosseren Schule, der Landschaftlichen Stiftsschule, zu verwenden. Die {Capelle war bereits im Herbste 1570 zu einer evangelischen Kirche erweitert Das Schulgebäude, zu dessen Vergrösserung noch ein Haus und ein Stall angekauft wurden, war erst, gegen die Mitte des Jahres 1574 so weit vollendet, dass die Schule im Juni dieses Jahres eröffnet werden konnte. Die Ausgaben für den Bau von Stift und Schule betrugen vom Juni 1570 bis März 1575 über 14000 1'fund Pfennige. „Es war aber auch ein stattliches Gebäude, im regelmässigen Viereck einen Hof von 173 □ Klafter umschliossend; Wie noch heutzutage zu ersehen ist. Dasselbe hatte zwei grosse Thore, das eine in das „Badgässel", das andere in das „Kirchgässel" führend, einen eigenen Thurm und enthielt Platz für die Wohnungen des obersten Scholarchen, des Pastors, des Ilectors, einiger Professoren, ebenso der Stipendiaten, des Oekonomen sammt den Wirthschaftsloca-litäten, endlich 7—8 Schulzimmer. Im Jahre 15*79 wurde t mit einer Baarauslage von 1400 Gulden) die Schule durch einen Gang mit der Kirche in Verbindung gebrächt, damit die Schüler sich auf dem Wege zur Kirche über den Hof nicht durch Bierde und ] s:; Wägen und durch das Gedränge der Leute winden dürften. Als in den späteren Jahren die Loealitäten des Collogiums nicht mehr dem Bedürfnisse genügten, wurde der sogenannte Etauberhof (1092) von der Landschaft angekauft und einigen Lehrern und Predigern daselbst die Wohnung angewiesen- Bn Jahre 1581 wurde der landschaftliche Garten vor dein Murthore (aher wahrscheinlich am jenseitigen Murufer gelegen) dem Speiseiueister des Stiftscollcgiutus zur Nutzniessung uiul den Stipendiaten als Erholungsplatz überlassen." Die Stadt Graz gewährte den Ständen für die Schub gehäude Steuerfreiheit unter den Bedingungen, dass die in Graz nicht zuständigen Personen, welche im Landhause Gewerbe oder Handel treiben, ohne Steuer zu zahlen, abgeschafft werden, ausgenommen die ..Ilnrli-jiunr" (Buchhändler), die zur Zeit der Landtage sich dort einfinden, dass in der neuerbauten Schule keim1 Krämer sollen zugelassen werden, dass der Schauer im Schulgebiiude nur den Knaben und Schulparteien Speise und Trank verabreichen dürfe. 0hm1 hiefür Steuer zu zahlen und endlich, dass auch die Söhne der Bürgerschaft von Graz zum Studiren in diese landschaftliche Schule sollten aufgenommen werden. Zur Organisation dieser neuen Schule wurde VOU den Ständen der berühmte Schulmann Professor Dr. David ( hvträus aus Rostock nach Graz berufen, verweilte hier vom December 1578 bis Juni 1574, verfasste die Statute1!) und Gesetze der Schule, führte den aus Leipzig hieher berufenen Reetor Magister Hieronymus Osius ein und bewirkte die Organisation der Schule mit so viel Eifer und Geschick, dass ihm die Stände mit vielem Danke 1000 Pfund Pfennige verehrten. Nach dieser von Ghvtriius gegebenen Verfassung begann am 1. Juni 1574 der Unterricht an dieser Schule. Sie bestand aus zwei Hauptabteilungen, IM aus der Knabenschule, welche in drei 1 »ecurien zerfiel, in denen Ileligionslolirc und die Elemente der lateinischen Sprache und Grammatik gelehrt wurden, und aus den vier Klassen, von welchen die oberste eine Art „hohe Schule" war. da sie in drei Abthoilungen zerfiel, in welchen Theologie, romisches Recht und Geschichte und philosophische Fächer (Logik, Metaphysik, Rhetorik, alt klassische, namentlich griechische Leetüre und Mathematik) gelehrt wurden, Die Zahl der an dieser Stiftsselude angestellten Lehrkräfte betrug durchschnittlich 15—20, sie wurden grösstentheils von ausseiest erreiehischen deutschen Hochschulen, von Strass- burg, Jena, Wittenberg, Heidelberg* Rostock, besonders aber von Tübingen hieher berufen, wobei auf wissenschaftliche und pädagogische Tüchtigkeit, namentlich aber darauf gesehen wurde. dasS sie sich zur reinen kehre der Augsburger Confession bekannten. ..über deren unverfälschte Bewahrung vielleicht in keinem Lande mit solcher Umsicht und Sorgfalt gewacht wurde, wie in Steiermark". Sämmtliche Lehrer und Professoren wurden von den Ständen angestellt und besoldet. Viele von ihnen ragten durch wissenschaftliche Bedeutung und ausgezeichnete; Lehrthätigkoit hervor, unsterblichen Ruhm aber erlangte .1 o h a n n e s K e ple r, der grosse Astronom. Er hatte noch nicht das dritte Jahr seiner theologischen Studiem an der Universität zu Tübingen vollendet, als er 1594, erst zvveiund-zwanziuuinhalb Jahre alt den Ruf als .. Lamlschnfts-Mathematikus" an die t.raz.er Stifts Schule erhielt. Als solcher hatte er die Verpflichtung, an dieser Anstalt Mathematik zu lehren und alljährlich einen Kalender mit l'ntf/nnsh'cis über die Witterungsverhält-nisse des Jahres und Uber die in demselben bevorstehenden Haupt- und Staatsactionen herauszugeben. Fünf solcher Kalender, für die Jahre 1595 bis 1599 verlässte Kepler in Graz, Die ersten zwei sind die Frühesten von ihm erschienenen Druckschriften; wir besitzen dieselben aber nicht mehr, denn von jenen fünf Kalendern sind nur die zwei letzten erhalten. In Graz arbeitete Kepler sein astronomisches Erstlingswerk : „Prodromus dissertationum cosmographicarum, corttmens Mysterium cosmograpkicum de admirabiU proportioue or/n'am ctlesHum" (Tubingee L.rcndebat Georgias Grujijxnbaehius .1590.) — Und hier gründete er sich auch einen Hausstand, indem er sich am 27. April 1597 mit Barbara, Tochter des Jobst Müller, Besitzers des Schlösschens Mühleck (1 '/., Stunde südlich von GrÄZ gelegen) und Witwe des „Merrto Marxen Möller. Einer .Ehrsamen Landschaft in Steter gewesenen Bau-Zidd-M■ ister" vermählte; tue Vermählung fand im Stubenbergischen Hause in der Stempfergasse (jetzt Nr. (5) in der Wohnung seiner Braut statt, wohin nun auch Kepler aus dem Stiftsgebäude im Bnradeis übersiedelte; er lud zu diesem Feste in einem eigenen Hoehzeitladschreibon seine Vorgesetzten, »einer Edir-samen Landschaft des Herzogt h a ms Sleier Herren Verordnete- ein, welche ihm einen silbernen Trinkbecher im Wert he von 27 Gulden als Hochzeitsverehrung spendeten. — Zu der Zeit (1691% als Kepler hier Hochzeit hielt und sich in einem Briefe dahin aussprach, dass er dieses Band wohl kaum je verlassen werde, ausser es trete ein öffentliches oder persönliches Unglück dazwischen, ein öffentliches, wenn nämlich für die Lutheraner das Band nicht mehr sicher wäre — zu der Zeit war die gewaltsame Unterdrückung der evangelischen Ltdire. die Vertreibung ihrer Bekenner und die durchgreifende Restauration des Katholicismus bereits im nächsten Anzüge. Vorbereite! wurden diese Freiguisse durch zahlreiche Massregeln unter der Regierung Karl's II. Unter ihm erlangten zwar die Protestanten seiner Lande auf dem Landtage zu Bruck a. M. (1576) den Höhenpunkt ihrer Macht und die hier gepflogenen Verhandlungen fanden einen Ahschluss, welcher das Uebergewicht der Stand«! über die Macht des Erzherzogs bestätigte; aber Karl Hess sich nur zur mündlichen Erklärung herbei, dass er die Prädicanten und Schulen in Graz, Laibach, Klagen* fürt und Judenburg nicht zu vertreiben und aufzuheben und wie bisher den Bürgern der Religion wegen kein Härchen zu krümmen gedenke; einer schriftlichen Forniulirung dieser Zusage jedoch verweigerte er seine Unterschrift und die Stände, vertrauensselig und leichtsinnig genug, Hessen es auch im Hinblick auf die imponirende Macht des Protestantismus in ganz Inner-Oesterreich dabei bewenden. Denn die Bekenner der evangelischen Lehre hatten sich bereits dergestalt vermehrt, dass der Protestantismus geradezu als die herrschende Religion in ganz Inner-Oesterreich bezeichnet werden muss; in Steiermark bestanden damals zehn eigens errichtete Kirchen, viele Kapellen in Schlossern und Burgen, grössere Säle iu Privat- und Gasthäusern für den evangelischen Gottesdienst. Sehr selten gelangten Katholiken in die Rathscollegioii der Städte, ja selbst innerhalb der Handwerkszünfte wurde ein gewisser Terroiismus gegen die Katholiken ausgeübt, indem kein katholischer Geselle sich länger als vierzehn Tage bei einem Meister aufhalten durfte. — Den bedeutendsten offensiven Schritt im Kampfe gegen den Protestantismus in seinen Landen that Erzherzog Karl 1570 durch die Berufung der Jesuiten nach Graz, welche sogleich den katholischen Gottesdienst wieder tm alten Glänze einführten, bald gut besuchte Predigten abhielten und 1572 die seit zwanzig r (beschichte der Stadt < I raz. Jähren unterbliebene Frolmleichnamsproeessionfeierten. Erzherzog Kail überwies Ihlieh den neuen Pfarrhof an der St. Aegidiuskirche (jetzt Dem), Hess zur Gründung eines Gymnasiums und Collogiums ein stattliches G-ebäude eleu in der Bürgergnsse gelegenen Flügel der Universität) errichten und am 12, November 1573 unterzeichnete Karl die Stiftungsurkunde dieser neuen Lehranstalten, welche er dem Jesuitenorden mit stattlichen Einkünften übergab. Für Kinder armer Eltern wurde (157*4) ein Seminar in der Färbergasse gegründet, welches sich bald zu einer ansehnlichen Stiftung. Ferdinandeuni genannt, erhob und 1576 errichtete Erzherzog Karl ein Gonrict zur Bildung von Theologen, welches er gleichfalls den Jesuiten übeiliess. Und den Schlüss dieser Stiftungen bildete die Gründung der Universität, welche am 14. April 1580 mit grosser Pracht und Feierlichkeit eröffnet wurde. Zur Hebung der Frequenz der neuen Universität und um zu verhindern, dass die jungen Steiermärker auf protestantischen Schulen studirten, erliess er (1. Jänner 1587) ein Beeret, welches den Besuch auswärtiger Hochschulen auf das Strengste1 verbot. Im Frühlinge 1590 hatte sich der Erzherzog mit seiner ganzen Familie1 zur Erholung und Stärkung seiner geschwächten Gesundheit in das Bad Mannersdorf bei Baxemburg begeben; kurz vor seiner Abreise dorthin trug er dem Stadtrathe auf, Religionsstörungen liindan zu halten, darüber zu wachen, dass die Bürger nicht an dem evangelischen Gottesdienste im Landhause theilnehmen und dass deren Kinder nicht in die Stiftsschule geschickt werden, zugleich ernannte er zwei Katholiken zu Mitgliedern des bis dahin ganz evangelischen Stadtratlms; darüber erhob sich in dieser Körperschaft selbst lebhafte Opposition und unter der ganzen Bürgerschaft allgemeines Missvergnügen und ISS dumpfe Gähruim. welche Bich bei dein ersten Anlasse Luft, machten. Der Stadtrichter Andreas Spiegel wellte nämlich einen beim Paulusthor wohnhaften; protestant tischen Biudermeister Namens Ruep verhaften, weil derselbe wiederholten Vorladungen zum Magistrate, wo ihm die üngebührlichkeil seines Vorhabens, Beinen Selm an der evangelischen Stiftsschule studiren zu. lassen, vorgehalten werden sollte, keim' Folge leistete. Die Arretirung misslang jedoch vollständig, denn auf dem Rathhausplatze hatten sich aus Anlass derselben Uber 40i) Handwerksgesellen angesammelt. die, vom Schlosser Benedict Rotten- und vom landschaftlichen Schreiber Deckendorfer gefuhrt, den Stadtrichter bedrohten, his der Bürgermeister Wolf Miteperger dazu kam und vermittelnd einschritt Inzwischen war es aber doch gelungen, den Sohn des Kuep zu verhaften, was aber am folgenden Tag und Abend Anlass zu neuen Volksäufläufen gab. Hie und da hörte man somi r die Drohung: „es müesse selbige nackt ain andere Parisianinrhe plin t ige hnehxeif ervolgen", Auf dieses hin wurde der Arrestant wieder losgelassen. Die Nachricht von diesen l'nruhen veranlasste den Erzherzog, seine Budecur abzubrechen und nach Graz zurückzukehren; noch auf der Reise erkrankte er so schwer, dass er in Bruck, von wo aus er auf der Mur nach Graz fahren wollte, in einer Sänfte zu Schiffe gebracht werden musste; am 7. Juli 1590 kam et in Graz schwer leidend an. und erlag bereits am 10. Juli dem Tode. Sein Leichnam wurde mit grossartigen Trauerfeierlichkeiten von Graz nach Seckau in Obersteier gebracht und in der dortigen schönen romanischen Stiftskirche in einem von ihm erbauten Mausoleum bestattet. Was Erzherzog Karl vorbereitet hatte, führte sein Sohn Ferdinand mit starker Hand durch. Dieser Herrscher hatte sitdi die Restauration des Katbolicismus zur Lebensaufgabe gemacht und schritt nachdem er mündig geworden und die Regierung selbständig antrat. 1598 ans Werk. In den Tagen des 13., 23., 28. und 30. September dieses .Jahres erschienen die verhängnissvollen Decrete. welche dem Protestantismus in Inneroeterreich den Todesstoss versetzten;. Das lutherische: Kirchen- und Sclmlexereitium, diess ist ihr Inhalt, wird (13, September) im ganzen Lande abgeschält, die Stiftsschule zu Graz, das Erziehungsinstitut für Adelige zu Schwanberg und alle Übrigen evangelischen Schulen werden aufgehoben, binnen 14 Tauen müssen die evangelistdien Prediger alle 1 .ander Ferdi-munTs räumen. Die Prediger der lutherischen »Schule in Graz sollen (23. September) binnen acht Tagen die erzherzoglichen Länder verlassen. Sie sollen (28. September) noch bei scheinender Sonne von Graz abziehen und binnen acht Tagen bei Lobensstrafo alle Frbländer verlassen. Alle Bürger'Innerösterreichs haben (30. September) zu ihrer alten Religion zurückzukehren, oder sonst ihr Hab und Gut zu verkaufen, den zehnten Pfennig zu bezahlen und auszuwandern. Gin jeden Widerstand bei Durchführung dieser Decrete in Graz, zu brechen, wurde der Schlossberg in wehrhaften Stand gesetzt, seine Besatzung verstärkt und Christof Paradeiser mit 300 Kriegsknechten in die Stadt gelegt. Was in Graz begonnen worden, wurde im ganzen Lande fortgesetzt und vollendet. Von einigem hundert Söldnern hegleitet, zog eine landesfürstliche Commission 1599 von Ort zu Ort, vertrieb die Prediger und befahl den Bürgern, durch eine öffentliche Erklärung in der Kirche sich zur katholischen Religion zu bekennen oder auszuwandern. Fast überall sehen wir den gleichen Verlauf, anfänglich Trotz und schwachen Versuch eines Widerstandes ninl als es zum Ernst kommt — Unterwerfung. Die Bürger fanden gar keinen Rückhalt an dem Adel, der. auf Beine Ständischen Rechte vertrauend, glaubte, ihn könne diese Gegenreformation nicht treffen, und es versäumt hatte, schon unter Karl sich eine RechtS-bnsis für die geänderten Religionsverhältnisse zu schaffen. Nachdem im ganzen Lande die Gegenreformation eingeleitet und durchgeführt worden war. erschien ein neuerliches Decrel des Erzherzogs, nach welchem alle Einwohner, die Mitglieder ständischer Familien allein ausgenommen, am Sl. Juli 1600 in der Pfarrkirche zu erscheinen hatten. Der Erzherzog mit seinem ganzen Hofstaate kam zur bestimmten Stunde in die Kirche. Der Bischof von Seckau Martin Premier hielt eine ausführliche Kode; diess geschah auch am folgenden Taue. Hierauf wurden die Bürger einzeln von den Commissären vorgerufen und nebst anderem vorzüglich über ihre religiösen Gesinnungen befragt Hieraus ergab sich, dass bereits mehr als die Hälfte der Bürger von Graz — unsere Stadt mag damals etwa 12000 Bewohner gehabt haben — zum Katholicismus zurückgekehrt war; den noch Evangelischen wurde befohlen, sogleich zu erklären, ob sie katholisch weiden oder auswandern wollten; die meisten entschieden sich zum Rücktritt in die katholische Kirche, aber auch die Zahl der Exulanten aus Graz war keine geringe. Am 8. August wurden die Bürger abermals zusammenberufen, um den Religionseid zu leisten; am Abende desselben Tages wurden hei 10.000 lutherische Bücher vor dem Paulusthore auf einem Abhänge des Schlossberges verbrannt und auf dieser Brandstätte der Grund zu einem Kapuzinerkloster (jetzt St. Antonskirche) gelegt. Unter denjenigen evangelischen Lehrern und Predigern, weiche in Folge des Decrtetes vom 28. September 1598 Graz hatten verlassen müssen, befand sieh auch Kepler; wie die meisten andern Schicksalsgenossen wendete er sieh nach Ungarn und schlug vorläufig in Petanieza seinen Wohnsitz auf; doch nur einen Memd währte dieses sein Exil; er allein von allen seinen Leidensgefährten erhielt vom Erzherzog die Erlaubniss nach Graz zurückzukehren, er verdankte dies den Jesuiten, unter welchen sich damals viele gelehrte Männer befanden, die seihst tüchtige Astronomen wären, sich für diese Wissenschaft sohl' inter-essirten und Kopler's Verdienste für dieselbe zu schätzen wussten. Kepler stand, seitdem er in Graz weilte, mit mehreren derselben in persönlichem und schriftlichem Verkehr. Diese hofften sogar, da sie bei Kepler nie lutherischen Zelotismus gefunden hatten, ihn dem Katholicismus gewinnen zu können. Insbesondere suchten sie ihn durch Vortheile, welche sie seinen wissenschaftlichen Bestrebungen boten, ihren Absichten zugänglich zu machen. Sie täuschten sich aber; sie hätten irrthümlieh seine Milde für Schwäche, seine Duldsamkeit für Mangel an Ueberzeugungstreue gehalten. Da Kepler seinem evangelischen Bekenntnisse unerschütterlich treu blieb und die Gegenreformation in Steiermark vollständig zum Vollzüge kam, so entzogen ihm die Jesuiten bald ihren Schutz, obwohl sie nie seine ausgesprochenen Gegner1 wurden und jederzeit seine wissenschaftlichen Bestrebungen unterstützten. Fnd da er sich nun auch in der öffentlichen Ausübung seines Glaubens gehemmt sah und da alles darauf hindeutete, dass sich die Verhältnisse für die Bekenner des Fvangelinnis in Steiermark immer schlimmer gestalten würden, so sann er bereits Ende 15!)!) darauf, sich auswärts eine neue Heimat zu schaffen. Aber bevor ihm diess noch gelungen war. im Reformation und G(\u'(Mirci'nnii;il erhielt er in den ersten Tagen des Monats August, 1600 den Befehl zur Auswanderung. Denn zu jener Zeit war die oben erwähnte landesfürstliche Beformations« Connnission von ihrer Kundreise im Lande wieder nach Graz zurückgekehrt und begann hier in voller Strenge ihres Amtes zu wallen; insbesondere war es nun auf die landschaftlichen Beamten und Bediensteten abgesehen. Einer nach (hau andern wurde vor die Commission gerufen und zur Erklärung aufgefordert, ob er katholisch werden wolle. Wer dies verneinte, erhielt, den Befehl, hinnen sechs Wochen und drei Tauen seine, liegenden Güter zu verkaufen oder zu verpachten und die innerösterreichischen Länder zti verlassen. Zu denen, die in die Verbannung gingen, die, wie er seihst schrieb, es vorzogen, ..für die Religion und für die Ehre Christi mit seinen Brüdern Schaden und Spott zu leiden. Haus. Hof, Freunde und Vaterland zu verlassen', gehörte Johannes Kepler. Er fand mittlerweile für die Güter seiner Frau innen Pachter, erhielt am 4. September 1G00 sein Testimonium und Comraendationsschreiben von Seiten „einer ehrsamen Landschalt des Eierzogthums Steier Verordneten" und schied wenige Tage darauf für immer von Graz, um sich auf Sehloss Benatek nächst Frag zu begeben, wo er mit Hilfe der Beobachtungen Tyeho Brahe's zu seinen unsterblichen Entdeckungen gelangte. So hatte Erzherzog Ferdinand mit Schluss des Jahres 1600 ..so viel erreicht, dass in seinen Ländern die öffentliche, Jedermann zugängliche Ausübung religiöser Handlungen nach den Vorschriften und im Sinne der protestirenden Religionsgenossen nicht mehr vorkam, dass es keine protestantische Schule und keinen anerkannten Lehrer dieser Richtung mehr im Lande gab. dass kein Bürger und Bauer sich zu 193 18 einem anderen als dem katholischen Bekenntnisse bekennen durfte. Aus den Gemüthern war der neue Glaube freilich noch nicht verdrängt heimlich im stillen Kämmerlein lasen Tausende von Bürgern in Luthers Bibel und sangen Tausende leise seine Lieder. Doch ohne weitere geistigt1 Nahrung, ohne Anregung, unter fortwährenden Gefahren musste tue Krad des Glaubens versiegen, zumal die Jesuiten die Aufgabe, die ihnen jetzt oblag; mit Virtuosität durchzuführen verstanden. Nur der Adel nahm noch eine andere Stellung ein; ihm konnte das Becht, sein Glaubens* bekenntniss zu wählen und innerhalb der Mauern seiner Schlösser zu leben, nicht so plötzlich genommen werden." - Krst der grosse, politisch-religiöse Gmschwung. welcher durch die Schlacht auf dem weissen Berge erfolgte, zwang auch den Adel InnerOesterreichs, sein evangelisches Bekenntniss, an dem er zwar zähe in der Vertheidigung, aber als ihm der Sieg winkte, ohne kühne Initiative festgehalten hatte, aufzugehen. — Von 1600 bis 1740. Am 25. April 1600 fand in Graz der Einzug der Braut Erzherzogs Ferdinand, der bairischen Prinzessin Maria, Anna statt, welche von ihrem Bruder Herzog Maximilian, von den Herzogen Ferdinand und Albert von Baiern und von ihren Schwestern Maximiiiana und Magdalena und von einem zahlreichen bairischen Adel begleitet war. Als Gesandter Kaiser Rudolfs II. kam Erzherzog Mathias, dem Ferdinand mit seinen Brädem Maximilian, Leopold und Karl und mit dem ganzen Adel eine halbe Stunde oberhalb der Stadt eütgegenritt. Die Ankunft der Braut erfolgte auf der Mur und ihr Einzug, an dem zahl- reiche Edelherren mit ihren glänzenden Gefolgen, fast 3000 Berittene, theilnahrneü, fand am 2B April um 6 Uhr Abends durch das Eisenthor über den Blatz zur Hofkirche unter dem Bonner der Kanonen statt. Die Trauung nahm der Cardinal Franz von Dietrichstein, in Gegenwart der Erzherzoge, Herzoge und der Gesandten von Spanien, Polen, Venedig. Kurpfalz. Mant.ua. und Bamberg vor. In den folgenden Tagen wurden grosse öffentliche Festlichkeiten, Bingel-rennen, Schauspiele und andere Lustbarkeiten abgehalten. Wenige Jahre später (1007 am 7. August) brach im ongstgebauten Theile der Stadt, im Sack, welcher zwischen Schlossberg und Mur eingezwängt liegt, eine Feuersbrunst aus, welche diesen Stadttheil ganz in Asche legte; es ist der verheerendste Brand, den unsere Stadt je erlitten. — Graz ist Erzherzog Ferdinand's Geburtsort, hier wollte er auch einstmal seine Buhestätte linden; er Hess daher 1014 die kleine Katharinenkapelle neben der Hofkirche abbrechen und an deren Stelle das .Mausoleum erbauen, welches er zur Gruftkirche für sich und Seine Familie bestimmte. Nach dem Tode Kaiser Mathias' (20.März KG Ol erhielt Ferdinand Oesterreich ob und unter der Enns, nachdem er schon früher 1017 zum König von Böhmen und 1618 von Ungarn war gekrönt worden; so wurde Steiermark jetzt wieder mit Oesterreich vereinigt, Graz hörte auf, die Residenz des Gandesfürsten und die Hofstadt von inner-Oesterreich zu sein, die höheren Üegierungsstellen jedoch blieben noch bis 1747 hier. Am 28 August 1*619 wurde Ferdinand zu Frankfurt am Main auch zum römisch-deutschen Kaiser erwählt. —- Diese politischen Aenderungen übten auf die Bedeutung von Graz einen grossen 195 is« Geschichte clor Stadt Graz. Eintiuss aus: während früher unsere Stadt der Sitz der Landesfursten und nicht selten der Schauplatz grösserer. wichtigerer. weit ergreifender Ereignisse war. tritt es jetzt in Beäug der geschichtlichen Begebenheiten, welche sich von nun an in ihren Mauern zutragen, in zweite Reihe zurück und es sind mit wenigen Ausnahmen Geschehnisse nur provinzialer und loraler Natur, welche sich von da an innerhalh unserer Stadt abspielen. Obwohl Kaiser Ferdinand von nun an seine Residenz in Wien aulschlug, so hatte er doch noch mehrmals die Gelegenheit; der Steiermark und ihrer Hauptstadt seine Förderung und Fürsorge angedeihen zu lassen. Er erhob (1628, &1. August) Johann Ulrich Freiherrn von Eggenberg, dessen Vorfahren noch zwei Jahrhunderte früher als einlache Bürger und Kaufleute in Radkersburg gelebt hatten, auf dem Reichstage zu Regensburg unmittelbar aus dein Freiherren-in den Keichsfürstenstand; die Eggetiberger waren die grössten Grundbesitzer um Graz und in der Stadt reich begütert. hatten namhaften Eintiuss auf viele Ereignisse in derselheu genommen und so war ihr glanzvolles Emporsteigen auch für jene von Bedeutung. Am 10; December 102:1 bekräftigte Ferdinand mit Berufung auf die von ihm schon als Erzherzog (am 22. August 1598) ortheilte Bestätigung der Stadt Graz alle in den älteren Privilegienbriefen enthaltenen guten Gewohnheiten und Hechte unter nachdrücklicher Anrülunung der treuen Anhänglichkeit dieser Simlt an das angestammte Herrscherhaus mitten unter bedenklichen Bewegungen in allen anderen österreichischen Ländern. Ebenso wurden diese Privilegien von den späteren Herrschern, von Leopold I. (1070), von Josef 1. (1 700). von Karl VI. (17 Gl) und von Maria Theresia (1740) bestätigt. — lader Ferdinand wurde mit seiner Zustimmung Graz noch einmal bedeutend erweitert, indem (1625) durch die Erbauung des jetzt noch stehenden Paulusthores der Carmeliter-platz und die Baulusthorgasse in die Stadt einbezogen wurde. Auch das Sackthor am nördlichen Ende der Sackstrasse, jetzt demolirt, wurde in demselben Jahre auf des Kaiseis Befehl erbaut; Ferdinand II. starb zu Wien am Im Februar 1037 und wurde in der von ihm zu diesem Zwecke errichteten Gruftkirche, dem Mausoleum in Grazr beigesetzt Sein Sohn und Nachfolger Ferdinand III. besuchte Graz nur einmal 11 041 >; desto häutiger wardossen Sohn und Nachfolger Kaiser Leopold I. hier, unter dessen Regierung mehrere für Graz wichtige Ereignisse sich zutrugen. Am lf>. März 1660 inthnirte Leopold den Ständen der Steiermark, dass er die Erbhuldigung m (.raz in eigener Person entgegennehmen werde: die Landschaft bewilligte hiezu als donum gratuitum 30.000 Gulden, und als der Kaiser am 23. Juni in Gegleitung des Erzherzogs Leopold Wilhelm, des regierenden Herzogs Karl von Mantua. dos Spanischen und des venetianischen Gesandten in Graz eintraf, wurde er von den Stünden und der ganzen Bevölkerung in besonders feierlicher Weise empfangen. Stände und Adel ritten ihm über den Graben bis gegen st. Gotthard entgegen. „Aitff den bestimbten Plate oder Feld ob dem (irubenhof sei/u die Herren iusgesammt sowol von kagserlieheu Käthen als andern Curaglircn zusammen kommen und haben Ihrer kaiserlichen Majestät erwartet. Daselbst befunden sieh gleichfalls die sechs Compagnien von GüMpferdten; Jede in hundert Mann bestehen!, davon waren vier Compagnien in einer Löbl. Landschafft Liberey mit dunkelgrünen tüchenen Reitter- Röcken, so mit grünen und weiss-seydenen Porten ver-brämbt undaussgemacht, (jeklu/det. neben /reichen jluten Reiften) auch /eeissi/ratn I/ii/ sambt grünen und weissen Hutschnüren uuss sei/denen Bändern zusammen gcfloch- leu. wie nit weniger zweyen Straussenfedem, daran eine grün, die ander weiss auff dem IIul aufwärts sieh« nl geben worden. Die andern zwo Compagnien halten schwärt z oder ey sen färben Curass, von hinten und fordern Thaiti, und Sturmhauben oder Casquet, darauff stunden, wie auff den Hüten zwo Slraussen-federu eine grün, die andire weiss; item hätten dieser zweien Compagnien Beitter Schärpen oder Fddzeichen con Tafftl, halb grün und ladt) weiss nach der Länge zusammen gtuäct, durron trug ein Conipaguiu solche Feldzeichen umb die Mitte des Leibes gegürtet, die ander aber hatte solche überzwerch von der rechten Achsel oder Schulter zur linken Seiten des Leibs ab- hangt uL l'iinff Compagnien wann mit grün dumus-Jcenen Standarten, so mit grün und weiss seydenen Frantzcn geziert, in der Mitte aber zu Leeden S/yteu das Panierthier von Silber eingemahlet versehen. Die sechste als die Leibcompugnia aber war von weissen Damask und weiss senden and silbern F-anlzcn ge-nuddet und beederseüs in der Mitte das Panterthier von Silber bunt aussgeslickt, die Armatur, ivorniit die Reuth r durehf/ehei/fs versehen waren, ist in der Seyten-icöhr ein Carbiuir und -paar I'islnlbu bestanden. So hat der Lttudt-Obrist Herr Johann Weyhhart Vetter Graf von der Lilien fünff schöne Handipferdt alle mit kostbaren Said und Zeug Inhal voran führen lassen, dessgleichen nach alle Herren JRiUmaisters vor jeder Comjmguia. jedoch in um ig/r Anzahl gethan haben. Als nun Ihre Kays. Mayestät folgents zwischen i uuud 5 ühre nachmittag dahin angelangt, seyn Sie auss Ihrer Carozza getreuen, sich in dem zur rechten s, iitnt aufgespannt gewesten ZeÜ begeben, und nebsi einen darin gestandenen Sessel mit rofhem Sani mit gemacht. Stetten gehlitten, lud Ihre Georg Ghrrdian Graf von Saara u. Laudmurschall in Sieger, in Mmien mul anstatt der gesambten Landstände Ihre Kayserl. Magst, tnil sonderbarer 1')/ ,eh riläl unnd Wohlredenlteit henerentirt unnd emjifuugeu. Darauf}' Indien Ihre Kugscrl Jlai/isl. ttlb rguädigist geantwortet und hatten erstlich dem Herrn Landsitaujitmanu und sodann Einen jeden der Herren und Landleuth, so hinzu getretlen. die Hand gehauen, Folgents hat mau sich -nr Farlhiglailang fertig gemacht, icurhey dise Ordnung obserrirt worden: Als erstlich haften alle sechs Compagnien Gültpferdt nach bescheliener Benevcntirung Salee geschossen. Alsdann melden sie fort, eine nach der andern, worunter die Leib-Compagnia die erste trn,-, und gingen, nachdem sie sieh cor Ihrer Mayestät in guter Ordnung geschwenkt und sehen lassen, voran, mit dem Trompcllcii- und Heerpauggi iischull. denen folt/ten alle Herrendiener zu Fferdt und andere Leuth, so uit Cavagliri gewesen. Darauff wurden die kaiserlichen Handpferdt geführt. Alsdann ritten, die kaiserlichen Titomji< Her mal Hörpaugger und Hessen sich immerfort hören. Nach (liest u ist der Steyerische Adel, tvie uit weniger die kayserlichen Ministri angezogen, hi neu folgte Carolas, der regierende Hertäog von Manlna: Hernach Ihrer kugscrl. Mayestät geheimer Ilulh unnd J/of-Jlarseha/l mit blossen Schweii und sodann Ihrer kagserlieluu Magesfäft selbstiu. Nach Ihrer kugscrl. Mayestät ritt zur rechten Sei/t/cn. Ihr Excellenz Jim- Johann Ferdinand Graf con Portio, Ihrer kags/rl. MagestäU obrister Hofmeister unnd obrister Kümmerer, zur I in/o it aber Herr <' a a d a k h e r G r a f v o u D i e t r i c h sla i u, Ihre 19!) kayserl. Mayestätt Obrist-Stallmeister; letztlich haben die kays. Hatschier den Comitat beschlossen, denen der kayserl. Leihwagen nebst rieten anderen, dein'}» bey Hof bedientet/ Caraglire zuständigen Garozzcu folgt le. — Vorn Paulusthor stunde, die erste Compagnia Burgerschaft, die änderte vorm Eysenthor, die dritte auffen l'lalz, nnnd die eierte vor dr<>.iimi noceulj, an den Sieg bei St. Gotthard selbst und den bald darauf folgenden Frieden von Yasvar ( Victoria super Rabam imminens urertit eatädium, sequitur nlmu pu.e) erinnert. Dennoch war man stets darauf bedacht, die Stadt gegen jeden Angriff zu schützen und ihre Befestigungen zu verstärken: so wurde 1675 eine neue Bastei vom Muri bore bis zum Admonterhof erbaut, wozu der Prälatenstand von Steiermark die ansehnliche Summe von 48.000 Gulden beitrug. Welche Wichtigkeit als Festung unsere Stadt hatte, beweist der Bmstand. dass die Pforte mehrmals bei Friedensverhandlungen die Schleifung der Befestigungen von Graz forderte, weil diese offenbar den Türken ein llinderniss bei ihren Einfällen und besonders bei einem allfälligen weiteren Vordringen bildeten. Die Vorsicht, Graz als starke Festung zu erhalten, war vollkommen gerechtfertigt, denn ins:; erschien der Türke abermals vor Wien und bedrohte wieder Steiermark und Graz. Furcht und Schrecken ergriffen das ganze Land, besonders die Bewohner ven Graz, wo man bereits einen Angriff auf die Stadl erwartete und grosse Anstalten zur Gegenwehr traf. Die Türken waren in Steiermark eingefallen und lagerten nur mehr sechs Stunden von Graz an der Raab, gingen über dieselbe, plünderten mehrere Ortschaften und streiften die Raab aufwärts. In Graz wurde die Landwehr aufgeboten, :-!()(><> Mann stark, Graf Ilerherstein besetzte die Gier der Mur. um einen allenfalls beabsichtigten Gebergang zu verhindern und bei Wilden sammelten sich die Hilfsvölker von Kärnten und Krain. alle verfügbaren Truppen wurden an die Ost-grenz.e geschickt und dort gelang es. die türkischen Kenner und Brenner in mehreren siegreichen Gefechten zurückzuwerfen und das Land von diesen Baubschaaren zu befreien. Dem Entsätze von Wien folgte in den nächstes Jahren eine Reihe glänzender Siege, wodurch Ungarn dem Halbmond entrissen und auch die Steiermark von der gefährlichen Nachbarschaft der türkischen Räuber erlöst wurde. Ahoi- dennoch rüstete und wachte man Während dieser Kriegsjahre in Steiermark vorsichtig, um abfälligen drohenden Raubzügen vorzubeugen. An der Befestigung des Schlossberges wurde (GiNl und [(185) lleissig gearbeitet, ebenso an der Ausbesserung der Schanzen um die Stadt, die Ringmauern an der Mur wurden vom Murthore abwärts bis an das Kloster der Karmeliterinnen fortgeführt Alle Herrschaften im Lande mussten Gnterthnnen entweder zur Robot nach Graz oder als Soldaten an die Grenze schicken: auf dem Schocke! war zur Beobachtung eine Wache aufgestellt, welche bis Ende Oc-tober 1684 dort aushielt. Selbst durch den für Oesterreich ungemein günstigen Karlowitzer Frieden 2or, (1699) war Ungarn nicht ganz paeificirt; die Zahl der missvergnügten und der kaiserlichen Herrschaft feindlich gesinnten Magnaten war noch eine so grosse, dass, als (1703) Franz Räkoczy II. die Fahne des Aufruhrs erhöh, ein grosser Theil des Landes ihm zufiel und es acht Jahre zur Wiederherstellung der Ruhe bedürfte. Während dieser Kämpfe im Nachbarlände brach (1704) eine Schaar Kuruzzen. vermischt mit türkischen Räubern, die sich ihnen in Hoffnung auf gute Beute angeschlossen hatten, in Steiermark ein und verheerte die Umgebung von Fürstenfeld; der Grazer Schlosshauptmann Rabatta rückte ihnen mit einigen schon erprobten Compagnien und mit tausend Beenden entgegen: er erwartete noch Zuzug aus Croatien, da aber dieser nicht kam, so wollte er sich zurückziehen; er wurde aber bei Magerstorf von den Türken und Kuruzzen in Feher-zahl angegriffen und verlor den grössten Theil seiner Mannschaft sammt der ganzen Bagage und sechs Kanonen. Die feindlichen Streifschaaren sengten und brannten hierauf von der Grenze bis gegen Graz; welches sogleich vierhundert Wallachen zur Besatzung nahm, mit denen sich die damals sehr zahlreichen Studenten vereinigten, um die Stadt zu vertheidigen. Die Raubhorden zogen sich aber ostwärts, griffen dort mehrere feste Orte an, von welchen sie jedoch abgeschlagen wurden, worauf sie sich wieder über die Grenze nach Ungarn zurückzogen. Die in der ganzen Regierungszeit Leopold's, besonders in den ersten Jahren derselben äusserst schwankenden und t heilweise zerrütteten Verhältnisse in Ungarn riefen (1.665—1670) jene grosse Magnaten* Verschwörung hervor, welche nichts weniger als den Sturz des Hauses Habsburg vom tingarischen Throne bezweckte: die Thoilnolnner an derselben '20G waren der Palatin Peter Vesselenyi, der Graner Erz-bischof Lippay, der judex curiac Franz Nadasdy, sodann Peter Zriny, Franz Rakoczy und Franz Christoph von Frangipani. Die Triebfeder der Ver* schwornen war unbefriedigter Ehrgeiz und Herrsehsucht, als Zweck der Verschwörung gaben sie die Wiederherstellung der von Leopold verletzten Freiheiten Ungarns an. Diesen Magnaten gelang es, für ihren Bund den grössten Grundbesitzer von Steiermark, den kaiserlichen Regierungsrath Hanns Erasmus Grafen von Reinstein-Tattenhach zu gewinnen, dem für seine Mitwirkung die Grafschaft Cilli versprochen wurde. Die Verschwörung Würde entdeckt, Nadasdy. Zriny und Frangipani wurden in Wien, Tattenbach in Graz (am 22. März 1070) verhaftet; am 30. April 1071 wurden Zriny und Frangipani zu Wiener-Neustadt, Nadasdy zu Wien enthauptet; der Process gegen Tattenbach, welcher auf dem Grazer Schlossberge als Gefangener sass, dauerte länger. Nachdem auch über ihn das Urtheil war gefällt worden, dass .J/ni/r seine GiUher confisdret, sein Gedäehtnuss n>r dir Well aussgetügt, dessen Persohn dem Freymau überantwortet und die rechte Hand sambt dem Kopf abgeschlagen werden solle", wurde der kaiserliche Hofrath und Gebeimsecretär von Abele (am 26. November 10711 von Wien nach Graz gesendet, um die Ausführung dieser Sentenz zu leiten und zu überwachen. Tattenbach wurde am 28. November Abends, nachdem ihm das Urtheil verkündet worden, vom Schlossberge in die Stadt herabgebracht; hier dem Stadtrichter Peter Volk zur Ausführung des Urtheils übergeben und im Bathhause in Verwahrung gesetzt. Am folgenden Tage sind ..die zwey Obern Politischen Stände von Herrn und Landleuthen ;:u der Frhinufuuss und j-'.nintrieululion in ettlich und fünfzig sktrek irsehinen und ist darbe?/ derselbe (Talten-paeh) sambi seinem Sohn Antonio per unanimia vota enudriculiert, auch durchgehend die höchste Abominaiion •wider jhme und sein liegougeues «bschewliches Crimen laesae 31ajestatis et J'erduellionis gantz lob- und ridnnlielt gczaigt worden". Als Tag und Stunde der Einrichtung wurden vom geheimen Rathe der 1. December neun Uhr Mergens festgesetzt und angeordnet, dass zu dieser Zeit alle Stadtthore und Läden gesperrt sein sollten und die Bürgerschaft in Wallen auf dem Platze vor dem Bathhause aufgestellt werde. Die Hinrichtung erfolgte im Saale des städtischen üathhauses, unmittelbar vor derselben wurde Hattenbach die Verschärfung der Todesstrafe, das Abbauen der rechten Hamb erlassen; die Ausführung des Urtheils erfolgte durch den Henker so unglücklich, dass erst mich dem vierten Streiche der Kopf ganz vom Rumpfe getrennt war. Der Leichnam wurde auf einer Bahre dem Volke bis Abends gezeigt und dann einfach hei den 1 »ominikanern zu St. Andrä begraben. Ende des Di. und im Laufe des 17. Jahrhunderts wurde Graz mehrmals von schweren Epidemien heim* gesucht; so brach 1598 eine bedenkliche Seuche, eine Art bösartiger, epidemisch um sich greifender Duhr aus. welche über das ganze südöstliche Deutschland, von Böhmen Uber Innerösterreich bis Görz sich verbreitend, besonders in den Monaten October bis December wüthete. Arger Schrecken herrschte im Bande, jede Nacht wurden in Graz einige Karren mit Todten ausser (Iii- Stadt geführt und auch in der erzherzoglichen Burg brach die Krankheit aus und forderte einig«1 Opfer, so dass Erzherzog Ferdinand sich von Graz nach Weinburg begab, um der Seuche auszuweichen und erst wieder, nachdem die Krankheit fast erloschen war, in seine Hauptstadt 208 V J zurückkehrte. Aehnliche Epidemien wütheten in den Jahren looo, 1034 und Iii 14. Die schwerste von diesen Epidemien war die des Jahres 10sO, an wel-cJier bei einer Bevölkerung von etwa 1 7000 Mensehen im Durehsclmitl täglich sechs Personen starben. Zur Erinnerung an diese üngluckszeit und zum Danke wegen des baldigen Erlöschens dieser Pest wurden mehrere Denksilulen errichtet, auf der Lend, am Gries, im Münzgraben und die Dreifaltigkeitssäule auf dem Hauptplatze; als die letztere (welche 1875 der Strassenerweiterung wegen abgebrochen wurde) 1085 eingeweiht wurde, hielt der geniale Prediger Pater Abraham a St. Clara in der Stadtpfarrkiivhe eine Fest pred igt. in welcher er das Wtithen der Pest in Graz in folgender Weise Bebilderte: „Anno 1685 ist der wütende Todt zu Gr0z auf seinem falben Pferdi durch alle Gassen gesprengt, biss er endlich in die Gruben gefallen und den Jinis ge- gebroclieu. Er ist kommen in die Sjtorrgitssc, da. lud es geheissen: Meinem Pferd! gib ich die Sjtorru, Ich will euch wol ertappen Ihr snjl hoch oder nieder geholtrn, Ich nimm euch bei der Kujpcn, Er ist kommen in die Muhryussen, da hat es gelieissen: Auch heg der Muhr führ ich mein Cur, Will euch wol curieren. Fort, fori. Alto.' bitcit' euch nur, Ihr müsst von dann marschieren, Er ist kommet/ in di< Schmidtgassen, da hat es geheissen: Schlagt tracker mit dem. Hammer zue," M'in I'ferdl brun-ht auch Ilnjigsen, 20!) 11 f Im Gral> trenil ihr bald haben Buhe, Das will iri> on h woi weisen. Er ist kommen, in die Stempjfergossen, da hat es geheissen : Widersetzen werdt ihr euch nit, Trutz Sapermosf ihr Stämj-ffrr. Ihr gihiirt zugleich in meinen Schnitt, Ich bin der beste Kämpfer. Kr ist kommen in die Herrengassen, da hat es geheissen: Ihr HocJt- und Wolgebortie Ind. Sogt gnädig f> Kindel- beiderlei Geschmeides gegründet; dieses schöne Beispiel veranlasste edle Wohlthüter zu namhaften Beitrügen, so dass in diesem Institute bald !)() Knaben und 30 Mädchen aufgenommen werden konnten. Als (1770) das alte Waisenhaus zu einer Militärkasenie umstaltet wurde, übertrug man das Institut in das Ferdinnndemn und in das gegenüberliegende Haus in der Färbetgasse; diese Anstalt wurde von einer eigenen Waisenhaus-Directien verwaltet, die Waisen von Lehrern so unterrichtet, dass aus ihnen nicht nur tüchtige Handwerker und brave Dienstmädchen, sondern weil alijährlich wenigstens sechs talentirte Waisenknaben den höheren Studien zugeführt wurden, auch ausgezeichnete Geistliche, wie Abt Placidus von Bein. Beamte und Aerzte hervorgingen. Durch Testament vem 3. November 1081. hatte der kaiserliche Mühzinspecctor in Graz, Johann Georg Weiss, neben anderen wohlthätigen Legaten auch 3000 Gulden dem Krankenhause der barmherzigen Brüder zugedacht, mit der Bedingung, dass die davon entfallenden Zinsen vier Jahre nacheinander zum Nutzen der Kranken verwendet, in jedem fünften Jahre aber einem armem gutgesitteten Mädchen als Heiratsgut verliehen werden sollten. Hinter dem oben erwähnten Armen- und Arbeitshause am Gries wurde in Folge Erlasses Karl's vom 20. Mai 1702 ein Zuchthaus zur Detention und Besserung schwerer Verbrecher erbaut. Der Winter von 1700 auf 1740 war ein so harter und schneereicher, dass in der Ebene um Graz im Anfange des Monates Mai der Schnee noch nicht hinweggeschmolzen war. Im Jahre 1740 am 20. Octobor starb Karl VI. und Maria Theresia bestieg den Thron ihrer Ahnen, den bald heftige Stürme allseitig umbrausten. ) r Unter Maria Theresia, Joseph II. und Leopold II. Von den grossen welthistorischen Ereignissen, welche die Regierüftgszeit Marin Theresia's zu einer für Oesterreich hoch bedeutungsvollen, aber auch sehr gefahrdrohenden Periode machten, von dem Erbfolge* kriege, den zwei schlesischen Kriegen und dem siebenjährigen Kriege wurden die Steiermark und Graz anmittelbar ebenso wenig berührt, wie früher von dem dreissigjährigeu und von dem spanischen Suecessions-kriege. — Die inneren Reformen jedoch, welche zum Zwecke grösserer Centralisation und Verstärkung der staatlichen Gewalt durch die grosse1 Kaiserin begonnen wurden, berührten mehrfach unsere Stadt; Graz wurde der Sitz der Landesregierung für Steiermark (Deputation, Repräsentation, später Gubemium genannt), an welche den' grösSte Theil der Geschäfte der ständischen Ausschüsse überging, und des Kreisamtes für den Grazer Kreis, dem die städtischem Magistrate untergeordnet wurden; ebenso wurden in Graz die innerösterreichische Regierung und die landesfürstlichen Landrechte als Justizbehörden, das General-Militär- Gommando. die Banko - Administration, das Hauptsiegelaiut. das Kameral-Tabakgefälls-Oberadmini-strationsamt, das Vorsatz- und Lottoanit, das Weg-directorium, das Oberpostarat und Münzamt errichtet, Auch der Stadtmagistrat wurde entsprechend den geänderten Verhältnissen reorganisirt und bestand aus einem Bürgermeister, einem Stadtrichter, sieben Käthen, unter welchen sich ein rechtsgelehrter Stadt-svndicus befinden musste; dem Magistrate unterstan-den das Kämmereranit, das Stadtbauamt, das Kin- J nehmeraint, die Bupillur-Commission, die Judicial-I ►epositen-Casseverwahrung, das Spitalmeisteramt und j die magistratliche Kanzlei. — Das Polizeiwesen war zum Theile dem Magistrate, zum Theile einer eigenen Gubernial-Polizei-Commission zugewiesen. Grosser Jubel und Freude herrschte in Graz, als die Nachricht hieher kam. dass Maria Theresia am 13. März 1741 glücklich von einem Prinzen—Kaiser Joseph IL — entbunden worden sei: durch Gottesdienst, festliche Umgang«1 und Beleuchtung der Stadt und des Schlossberges wurde dieses freudige Ereignis s gefeiert. Erst im Jahre 17(15 besuchte Maria Theresia in Begleitung ihres Gemahls. Kaiser Franz I., ihres Sohnes, des römischen Königs Joseph IL, und mehrerer Prinzen und Prinzessinnen auf ihrer Reise nach Tirol unsere Stadt; sie wohnte einige Tage im Schlosse Eggenberg, liess sich in der Burg in Graz den steirischen llerzogshut, welchen sie mit acht kostbaren Beiden zierte, und den alten erzherzoglichen Schatz zeigen, von welchem sie einigt' Stucke unter die Landstände vertheilte, einige nach Wien schickte. Im Jahre 1769 wurde auf Befehl der Kaiserin in der Karlau ein grosses Arbeitshaus gegründet, im folgenden Jahre wurden alle Häuser der Stadt mit fortlaufenden Nummern versehen und 1784 die Namen der Gassen und Plätze am Ein- und Ausgange derselben mit grossen Buchstaben angemalt; 1 775 wurde von (hm Ständen auf Kosten des Landes unter der Leitung des Grafen Franz Anton von Inzaghi ein neues Bedeuten- und Schauspielhaus erbaut, mit der Inschrift: Laäitiaepiihlirur J'nicfcehts Proceresqm J'rorhifiac versehen und am 9. September eröffnet. Sehr bedeutend waren auch die Reformen im Schulwesen in Graz unter und durch Maria Theresia. Ks wurde 1775 die Norinalsehule (Knaben- und Mädchen-Volks- und Bürgerschule) in Verbindung mit einer Bräparandie (Lehrerbildungsanstalt) gegründet, und die drei Krziehungshäuser ("onvict. Ferdinamlciun und Josephinum wurden Vereinigt, in das ehemalige Jesuiten-Gollegiuni übertragen und zu einer Anstalt lür 200 studirende Jünglinge erweitert. Die Aufhebung des Jesuitenordens machte auch der Thätigkeit desselben am Gymnasium und an der Universität in Graz ein Lude. Aus den Gütern dieses Ordens wurde der Studienfond gebildet. Viel tiefer grillen die Reformen Jöseph'sü., wenn sie auch nur die allerdings strenge gezogenen Gonse-'Iiienzen der Massregeln waren, welche Maria Theresia angebahnt und begonnen hatte. Macht und Einrhiss der Stände schwanden ganz dahin, die Verwaltung der Provinzen wurde noch mehr centralisirt und mit ihrem Hauptgewichte nach Wien verlegt: als äusseres Zeichen dieser Umwandlung wurde der alte steirische Herzogshut von Gin/ | l 785), ebenso wie die ungarische Krone von Ofen, nach Wien übertragen. — Und schon am 12. Jänner 1782 erschien das erste Gesetz, die Aufhebung von Klöstern betreffend"; in Graz bestanden damals, bei einer Bewohnorzahl von 24.000 Menschen 1 ö Klöster mit 300 Mönchen und 160Nonnen; von diesen wurden zwei, das Kloster der Karme-literinnen an derMur und das der Ciarisserinnen im Paradeis aufgehoben; beide waren'sehr reich, das Vermögen des ersten belief sich bei der Uebergabe auf 132.538 und das des zweiten auf 427.425 Gulden. Aus den Gütern und dem sonstigen Vermögen aller aufgehobenen Klöster entstand der Beligionsfond. Papst Pius VL hoffte — jedoch vergeblich — durch persönliche Intervention bei Joseph den Strom der kirchlichen Beformen zum Stillstande zu bringen; er entschloss sich daher zu einer Reise nach Wien, welche er im Frühling 1782 unternahm; er langte hiebet am ü>. Mar/ in Graz an. übernachtete im Lambrechter Hofe (jetzt allgemeines Krankenhaus in der Paulusthorgasse), und setzte am teigenden Tage, nachdem er einer Messe in Maria Hilf beigewohnt hatte, die Ueise nach Wien fort. — Des Papstes Bemühungen blieben resultatlos und da die erste Klosteraufhebung so leicht und rasch vor sich gegangen war und für den Keligionslond grosse Summen eingebracht hatte, so folgten bald neue kirchliche Reformen: die Abgrenzung der bischöflichen DiöCesen, in folge deren der sit/ des Bisthums Seekau nach tira/ verlegt und die Hofkirche zum heil. Aegidius zum Dome erhoben wurde, die Errichtung der unter der Staatsaufsicht stehenden Generaiseminare zur Heranbildung der Candidaten des geistlichen Standes — ein solches wurde auch in Graz gegründet- .die neue ,,Pfarreinthoilung". wobei Graz in zehn Kirchspiele Lmthcilt und da, alle Friedhöfe und Grüfte innerhalb der Städte nicht mehr benützt werden durften, zwei neue Gottesäcker ausserhalb den Pinien errichtet wurden/und weitere Klostoraufliebuugen. von welchen in Graz die Augustiner bei St. Paul in der Sporgasse, die Dominikanerinnen am Tummelplätze, die Kapuziner am Graben und bei St. Anton in (ha1 Paulusthorgasse und die Garmoliter am gleichnamigen Platze betroffen wurden. Da auch das grosse lienodictinerkloster St. Lambrecht in Obersteiermark aufgehoben worden war. so wurde der diesem Stifte gehörige ausgedehnte Gebäude* und Grundcomplex in Graz (in der Paulusthorgasse) in Verbindung mit den gegenüber gelegenen Räumlichkeiten des aufgehobenen Kapuzinerklosters zur Gründung eines Kranken-, Gebär- und Irrenhauses verwendet. r "N Dreimal während seiner zehnjährigen Regierung besuchte Kaiser Joseph Graz; vom 23. Iiis 28. März 1784 verweilte er auf der Rückreise von Italien hier und wohnte nicht in der Burg, sondern in dein noch bestehenden Gnslhause zum Weissen Lamm in der Sclnuidgasse; er besuchte alle Öffentlichen Anstalten, Hess sich von allem unterrichten, nahm Bittschriften an und befahl und Ordnete nach allen Seiten hin Arn letzten Tage seines Hierseins rJs. März 1784) erliess er an den Gouverneur der innerösterreirhi-schen Lande, Johann Franz Anton (i in 1" Khevenhüller. „in der Form eines Eiandbillets einen langen Brief mit scharfen einschneideiuhm Befehlen, welche seine Begierungsweise und seine Denkart nicht weniger charakterisiren, wie das berühmte Ilandbillet über die Pflichten der Beamten von 1783. Fr rügt darin locale und provinziale Misshräuche. betiehlt ihre Abschaffung, deutet die Mittel zur Verbesserung an, berührt dabei die kleinsten Kinzelnheiten und offenbart bei aller Schürfe doch den allgemeinen und humanen Zug. der seinem Wesen und seinen Schöpfungen einen unvergänglichen Beiz verleiht". Die Anordnungen dieses I landbillets, so weit sie Graz berühren, betreffen besonders die öffentlichen Anstalten, das Armenhaus, das Zuchthaus, die Krankenhäuser, sowohl die bauliche Beschaffenheit, als auch die inneren Einrichtungen derselben, ferner die Zweck-massigere Unterbringung mehrerer Aeniter, die Gründung eines Generalseminares. die Errichtung eines Anneninstitutes, die Aufhobung mehrerer Klöster und die strengere Behandlung der zu schweren Kerker-Strafen verurtheilten Verbrecher auf dem Schloss-berge; endlich ordnete der Kaiser auch an: „Sind die Strassen von den Hauptthoren in die Vorstädte und so auch eine Cornmunicationsstrasse um die 225 Glacis von einem Tftore zum anderen gilt fahrbar einzuricliten." Noch zweimal, im Juni 178b und am 1. März 1788 besuchte Kaiser Joseph Graz, jedoch ohne sich hier länger aufzuhalten und so eingreifende Anordnungen zu erlassen, wie das erste Mal. Die letzten fünf Jährt1 der Regierung Josepb's waren aber auch durch einige andere Ereignisse für Graz von ziemlicher Wichtigkeit. Im Jahre 1785 spielte täglich vom 15. bis I!). September auf dem hiesigen Theater der grosse deutsche Schauspieler Franz Karl Brookmann (geboren zu Graz am 30. September 1745) anter ausserordentlicher Theilnahme des Publikums und mit grösstem lieiiälle; in demselben Jahre wurde die noch blühende Buchdruckerei Boy kam. aus deren Offiein auch dieses Buch hervorgeht, von Andreas Lovkam gegründet und begann die noch bestehende „Grätzer Zeitung" zu erscheinen; 17S0 wurde durch die neu erbauten Häuser des Caspar Andre von Jacomini die nach ihm benannte ,. Jaromiui-Vorstndt" gegründet; und um die Communication der Stadt mit, den Vorstädten zu erleichtern, wurde von der Burg über den Stadtgraben nach St. Leonhard, wo schon im 15. Jahrhundert eine Burgbrücke' bestanden hatte, welche aber der Türkengelahr wegen (BI7!)> war abgebrochen worden, eine neue hölzerne Brücke errichtet, und ebenso an der Stelle der alten baufälligen eine neue llolzbrücke von den Murthoroii zur Murvorstadt hinüber erbaut; 1787 wurden durch die Fürsorge ihn'Stände auf den Itavelins und Grlacis ausserhalb der Basteien um diu Stadt vom Eisenthore bis zum Paulusthore jene schönen schat.tenspeiidenden Alleen angelegt, welche, zum grössten Theile heute noch stehend, eine Zierde unserer Stadt sind; im Getober desselben Jahres wurde Graz von einer Ueberschwemmung derart heimgesucht dass das Wasser in den Stadtgraben bis zur Ecke der ersten Bastion oberhalb des Eisen-thores vordrang; am 28. Oetober 1789 fanden in Graz grosse Feste. Beleuchtung der Stadt Nachtmusiken u. d id. wegen der Eroberung von Belgrad (9. Oetober) durch Laudon statt, Kaiser Joseph II. starb am 20. Februar 17:u>: seinem Binder und Nachfolger Leopold fiel die schwere Aufgabe zu, die durch Joseph's allzu rasche Beformen gestörte Ruhe im Innern herzustellen und die durch dessen Ehrgeiz und unglückliche auswärtige Politik hervorgerufen« a i Kriege zu beenden. Er führte beides mit ausserordentlichem Geschick und mit Gluck durch. Das Wesentliche von Joseph^ Beformen behielt Leopold Ina. nur in Formen, welche der Sache keinen Eintrag finden, gab er nach. Als unmittelbar nach dem Tode Joseph's wde in allen Übrigen Provinzen, so auch in Steiermark vöiri Adel und Geistlichkeit die lebhaftesten Bemühungen gemacht wurden, die Brovinzialstiinde in früherer Weise mit Bestätigung der Bechte, welche unter Maria Theresia und Joseph der Bürgerstand im Landtage erreicht hatte, wieder «anzuführen, ja auch alle alten Brivih'gien, selbst das Asylrecht wiederzuerlangen, während die Bürgerschaft von Graz den Kaiser in einer eigenen Bittschrift um Beibehaltung der josephini-schen Reformen, namentlich der Pressfreiheit, der Toleranz und der Normalschuhm bat. trat Beopold mit aller Entschiedcmheit den Forderungen der privile-girteu Stand«' entgegen, bestätigte in den wesentlichsten Punkten Joseplfs Gesetze und Einrichtungen und ronetivirte den Landtag mit Beibehältung der Vertretung des Bürgerstandes. Geschiilitc der Stadt Graz. In der Form gab er nach: den steirischen Herzogshut liess er von Wien wieder nach Graz bringen, wo er (10. Mai 17!)0) mit grossen Feierlichkeiten empfangen, durch eine ständische Deputation in das Landhaus Ubertragen wurde. — Damals waren zur grösseren Verherrlichung dieses Festes viele Bürger in Waffen, daruntei' bereits auch einige uniformirt erschienen; dies fand Anklang und bald vermehrte sich die Zahl der uniformirten Bürger so bedeutend, dass sie drei Corps, ein Jäger-, ein Cavallerie- und ein Grenadiercorps bilden konnten, welche zum ersten Male am 15. August 1791 in grosser Parade ausrückten. Vom 6. bis 8. September 1 7*m> weilten Kaiser Leopold, seine Gemahlin. Erzherzog Alexander. Balatin von Ungarn, die Königin von Neapel mit den Prinzessinnen Therese und Louise und später auch König Ferdinand IV. von Neapel in Graz; die kaiserliche Familie wohnte in dem Gasthause zur Sonne in der Mariahilferstras.se, die königlich sicilianische Familie im Eteckenzaünischen Hause nächst der Brücke. Stadt-beleuchtung. Freibad. Freischiessen und ein grosses Carroussel in Eggenberg verherrlichten die Anwesenheit der hohen Herrschaften. Mitte März 1792 fand nach fast zwei Jahrhunderten wieder zum ersten Male in Graz evangelischer Gottesdienst statt; der Pastor Ouverbeck von Ramsau bei Schladming hielt denselben in dem grossen Saale des Generalsominariums und es nahmen daran alle in und um Graz befindlichen Soldaten evangelischer Confession und ziemlich viele Civilpersonen Theil. Ebenso reichte Ouverbeck einem kranken Glaubensgenossen im Barmherzigen-Spitale und mehreren evangelischen Sträflingen in den Gefängnissen des Schlossberges das hl. Abendmahl. Kniser Leopohl vollzog eine wichtige Veränderung in der politischen Verwaltung, indem er die innerösterreichischen Lander (Steiermark. Kärnten und Krain) trennte und ihr jedes dorselhen ein eigenes Gübernium errichtete, so dass das Grazer Gübernium seinen Wirkungskreis nur mehr Uber Steiermark erstreckte. In kaum zwei Jahren hatte Leopohl Ausserordentliches geleistet; in seinen Erbländern hatte er, ohne in Benction zu verfallen, die Luhe hergestellt, nach aussen hin Frieden mit der Türkei geschlossen und Preussen aus einem feinde, ihn' schon zur Kriegserklärung schreiten wollte, zum Verbündeten sich geschalten, als viel zu früh für das Wohl seiner Lande dieser weise Fürst am I.März 1702 durch die Pocken dahingerafft wurde. — Ueberau herrschte die gröSSte Bestürzung und tiefer Schmerz; in Graz wurde unter allgemeiner Betheiligung von Hoch und Niedrig eine grosse Trauerfeierlichkeit (17. April 1792) in der Stadtpfarrkirche gehalten, welche die Bürger veranstaltet hatten, wie die Inschrift an dem Sarkophage bezeugte: „Leopold dem /weiten, dem Gütigen, dem Gerechten, dem Weisen, dessen sanfte Regierung das Füllhorn des Friedens über seine Länder ausgoss, dem Wiederherstellet' ihrer lange nicht genossenen Rechte, weihen die Bürger der steiorniärkischen Hauptstadt Graz dieses Denkmal ihrer Dankbarkeit und ein unvergesslicheres in ihrem Herzen." Von 1792 bis 1815. Die ersten dreiundzwanzig Jahre der Begiorung Kaiser Franz I. (IL als deutschen Kaisen waren von den durch wenig Friedensjahre unterbrochenen Krieg«m gegen Frankreich erfüllt. Steiermark und Graz litten schwer unter diesen allgemeinen Nöthen, nicht nur dass hohe Steuern und grosse BeiTid.iruiigen auf dem Volke lasteten, viermal wurde das Land, dreimal die Hauptstadt vom Feinde heimgesucht, der all' den Jammer und das Elend, die der Krieg mit sich führt, über die davon betroffenen (legenden brachte. Die ersten lebenden Zeugen des Krieges sah Graz am 5. und 12. März 1794, als zwei Transporte französischer Kriegsgefangenen, 700 Mann, hier anlangten, und in der Karlau untergebracht wurden. Der erste Coalitionskrieg (1792 bis 1797) suchte kurz vor seinem Ende auch noch die Steiermark heim; nachdem sich Mantua, durch Hunger bezwungen, hatte ergehen müssen, machte Napoleon Donaparte (1797) mit einem kleinen Heere den kühnen Vormarsch durch Kärnten nach Obersteiermark, wo er bis Leoben vordrang und Graz bedrohte; In folge dessen wurden die landesfürstlichen Aemter aufgelöst, die Archive und Kassen fortgeschafft und nach Abzug der Garnison dem Magistrate und der Bürgerschaft die Obhut der Stadt überlassen. Die drei uniformirton Bürgercorps besorgten den Wach- und Patrouillen^-dienst und wurden dabei von der aus nicht uni-formirten Bürgern bestehenden Stadtbahnen wache unterstützt, Ein französisches Corps unter Bonaparte ruckte am 10. April in Graz ein; die Wachen und der Patrouillendienst wurde nun gemeinsam von den Bürgern und den Franzosen geleistet. Napoleon, damals noch Ohergeneral. schlug sein Hauptquartier in dem gräflich Stubenbergischen Hause in der Herrengasse (jetzt Nr. 13) auf; in seiner Begleitung befanden sich die Generale Berthier, Beaumont und Massena. Am 12. April erschien Ibmaparte mit seiner Generalität in der Landescommission, welcher nach Auflösung der ( Von 1792 bis 1815. staatlichen Aemter und Behörden die gesammte Landesregierung anvertraut war und die im Landhause ihren Sitz hatte; sie hatte sich ihr diesen Tag durch den Stadtmagistrat und die Stabsofficiere des Bürgercorps verstärkt. Der französische Obergeneral forderte von ihr nichts woniger, als dass sie seiner Republik den Kid der Treue und des Gehorsams schwören sollten. Der Fürstbischof von Seekau, Graf von Arco, verweigerte dies mit den entschiedensten Worten, und ihm stimmten sogleich alle übrigen Mitglieder der Landescommission bei. Bonaparte entfernte sich, Worte des Unwillens und der Drohung aus-stossend. Noch an demselben Tag*; kehrte ernachLeohen zurück, wo er am 18. April den Präliminarfrieden abschloss, dem sechs Monate später der definitive Frieden von Campo Formio folgte. Der Abzug der Franzosen aus Steiermark begann sogleich und ging grösstenteils durch Graz; am 20. April langte bereits die erste Division, am 21. die zweite hier an, beide lagerten ausserhalb der Stadt auf dem Grazer-felde: Bohaparte kam am 22. April zum zweiten Male hier an und hielt am folgenden Tage über seine zwei Divisionen eine grosse Revue. Am 2.(>()(> Gulden geschätzt: eine ständische Dopu-tation begab sich desswegen zu Kaiser Napoleon, erhielt allerdings die Vergütung dieser Summe, konnte aber nicht hindern, dass Marmont in anderer Weise sich schadlos zu halten wusste. Der Dressburger friede befreite endlich das Land ven der Anwesenheit der Feinde: am 11. Jänner lsoii Verliese Mammut unsere Stadt, und am 12. zogen die ätzten Abtbeilungen der französischen Truppen von Graz über Marburg und Gilli nach Italien, nachdem sie bis zu ihrem ersten Abmärsche 21. bis zu ihrem letzten Abzüge :>(> Tage, zusammen 51 Tage Graz im Besitze gehabt hatten. Die Landes-Administration und die Bürgercorps hatten sich wieder vortrefflich bewährt, vom Lande viel Schaden abgewendet und in diesen schweren Zeiten wirklich Hochvei'dienstliches geleistet. Am G"». Jänner Ubergab die Luudes-Administra-tion ihre Geschäfte wieder dem Gubernium. und um IG. rückten die kaiserlichen Trappen unter General Chasteller ein. Im Jahre 1807 vom 12. bis 22. September verweilte Kaiser Franz in Graz; er hielt täglich in der Burg Conferenzrath. besuchte die Festung, alle Spitäler, mehrere Klöster, alle kaiserlichen Kanzleien, das Landhaus, das Ilathhaus, welches in seinem Neubau eben vollendet worden war, und viele andere öffentliche Anstalten; er machte einen Ausflug in das "N Scbloss Eggenberg, wohnte einer festlichen Vorstellung im Theater und einem Maskenbälle bei. Am 22. September setzte er die Reise über Marburg nach Kärnten fort. Noch einmal wagte es Oesterreich, den Kampf mit Napoleon aufzunehmen; es stand diesmal (1809) allein dem machtigen Feinde gegenüber, aber wie selten früher und später war das ganze Volk von der grössten Hingebung und Begeisterung ergriffen und führte den schweren Kampf, wenn auch unglücklich, doch so ehrenvoll zu Ende, dass diesen- Krieg als ein würdiges Vorspiel des grossen Befreiungskampfes betrachtet werden kann, in dem das deutsche Volk wenige Jahre später gegen den französischen Usurpator glorreich sich erhob. — Die Episode, welche sich, während die grossen Entscheidungsschläge an der Donau fielen, in Graz bei der Belagerung und Verteidigung des Schlossberges abspielte, stand ehern hurtig da in der Reihe all der Heldenthaten kleinerer Schaaren oder Einzelner, an denen dieses Kriegsjahr so reich ist. Die Unfälle bei Abensberg und Eckinühk in folge deren Erzherzog Karl den Bückzug bis an das Marchfeld antreten musste, nöthigton auch Erzherzog-Johann, mit seiner siegreichen Armee Italien zu räumen und die Vereinigung mit seinem Bruder an der Donau zu suchen. Auf diesem Marsche gelangte er am 23i Mai nach Graz, legle 800 Mann junger Truppen, darunter 120 Mann Grazer Landwehr, und 22 Geschütze unter dem Befehle des Majors vom Geniecorps, Franz von Hackher zu Hart, auf den Schlossborg und setzte den Rückzug nach Ungarn fort. Am 30. Mai, 4 Uhr Nachmittags, rückten von Bruck kommend, die Franzosen unter dem Befehle des General en che!' Macdonald und der l lenerale Grouchy, Broussier, Serras, Bactod, Salme und Abeo, zwölftausend Mann stark, in Graz ein; Mardonald schlug sein Hauptquartier in Eggenberg auf, forderte von der Stadt sogleich die Herstellung von 100 Leitern und 800 Paar Steigeisen zur Erstürmung des Schlossherges, liess noch in der Nacht zur Be-schiessung desselben drei Batterien, die erste im Pistor'schen auf dem Graben, die zweite im Wurmbrandgarton und die dritte ausser dem Paulusthore auf der Strasse errichten. Er forderte zugleich den Commandanten des Schlossberges zur Uebergabe desselben auf, welche entschieden abgelehnt wurde. Am 5. Juni ging Macdonald nach Wien ab und liess hier Broussier als Commandanten zurück. Am 13. Juni, 12 Uhr Mittags, begann das Bombardement gegen die Festung, welches durch sieben Tage und Nächte ununterbrochen fortdauerte; die Besatzung des Schlossberges erwidert«1 das Feuer in vortrefflicher Weise und demontirte die Batterie am Paulusthore vollständig; in der Nacht versuchten die Franzosen mehrere Male den Schlossberg zu erstürmen, wurden aber immer mit grossen Verlusten zurückge\vorfen. — In der Nacht vom 20. zum 2 1. Juni verliessen die Franzosen plötzlich und unerwartet Graz; Major Hackher stellte sogleich die Verbindung zwischen dem Schlossberge und der Stadt wieder her, kam selbst herab, wo er mit dem grössten Jubel empfangen wurde, verproviantirte sich neu auf einen Monat und zerstörte die feindlichen Schanzen und Laufgräben. Die steirischen Stände übersendeten der Besatzung des Schlossberges wegen ihrer tapferen Haltung ein Geschenk von tausend Gulden. Am 23. Juni rückte ein französisches Corps unter Broussier wieder in Graz ein. zog sich aber am folgenden Tage gegen Gösting und Eggenberg zurück. •j:;<; weil österreichische Vorposten bei Kaisdorf und Fer-nitz erschienen: und in der That. am 25. Juni kam dns Corps Giulav vor Graz an. besetzte die Stadt und errichtete zwei Lager, das eine bei St. Peter, das andere zwischen dem Burg- und Paulusthore; es war verinuthlich Giulay's Absicht, die Vereinigung Marmont's, der von Voitsborg herankam, mit Broussier zu verhindern, was ihm aber nicht gelang, denn am 26. Mittags erfolgte dieselbe bei Strassgang. und auch der Angriff auf die Weinzierlbrücke. um den Weiter-marsch Marmont's nach Norden aufzuhalten, miss-glückte; das Gefecht setzte sich auf dem linken Murufer, den Bosen- und Buckerlberg entlang fort, wo aber Giulay die guten Stellungen, die er dort inne hatte, bis Abends behauptete; in der Nacht vom 26. auf den 27. Juni zog er sich wieder gegen Fer-nitz zurück. Am 1. Juli marschirten die Franzosen abermals von Graz ab. um sich mit der 1 iauptannee Napoleon's zu vereinigen; Giulay besetzte Graz und liess sogleich von mehr als dreihundert Arbeitern neue Versrhan-zungcn am Schlossberge aufweifen. Diesen Arbeiten machte aber bald der Waffenstillstand von Znahn (12. Juli) ein Ende, in Folge dessen Macdonald mit Franzosen und Württembergern (22. Juli) neuerdings hier einrückte; die Festung Graz musste (hm Franzosen übergeben werden, was durch den österreichischen General Zach an den französischen General Vandamme erfolgte; die Besatzung, welche sich so heldenmüthig gehalten hatte, erhielt freien Abzug mit militärischen Ehren; Hackher wurde durch das Theresienkreuz ausgezeichnet. Von der für die damalige Zeit und für das arme ausgesaugte Oesterreich riesigen Contribution von 196,310.000 Francs, welche Napoleon dem Staate auferlegte, entfielen auf Steiermark 44.880.Otto Francs; da diese enorme Summe nicht so schnell, wie gefordert, aufgebracht worden konnte, so wurden (18. September) in Graz vier angesehene Männer, der Fürstbischof von Seckau. Johann Friedrich Graf Waldstein, Graf Ignaz Attelns statt seines Vaters Ferdinand des Landeshauptmannes; Graf Cajetan Wildensteiii und der Bürger und Handelsmann Ignaz Gadolla als Bürgen auf dem Schlossberge in Verwahrung genommen, wo sie bis zum 27. September in Haft blieben, an welchem Tagt1 sie. da ein beträchtlicher Theil der Contribution abgeführt worden war, (altlassen wurden. — Am 15. August war im französischen Lager in Eggenberg das Geburts- und Namensfest Napoleon's mit grossartigen Feierlichkeiten begangen worden, was die Bürger vm Grifts dami: erwiderten, dass sie wenige Wochen später (4. October) das Namensfest des Kaisers Franz. trotzdem die Stadt von den Feinden besetzt war, durch Beleuchtung und andere Festlichkeiten feierten. — Unmittelbar nachdem die Franzosen den Schlossberg besetzt hatten, stellten sie die beschädigten Festungswerke her und errichteten hie und da einige neue; der Friede von Wien (14. October) aber räumte ihnen das Hecht ein, die Citadolle von Graz zu sprengen, was vom t Ii. November bis Ende December irr s Werk gesetzt wurde: nur für den Uhr- und für den Glockenturm, letzteren mit der grossen Glocke, erbaten sich die Bürger von Graz von Macdonald Schonung, welche er gegen eine Abfindungssumme von 2840 Gulden für die Mineurs gewährte. Am 24. October war Eugen, det Vicekönig von Italien. Napoleon's Stiefsohn, in Graz eingetroffen, hatte den Schlossberg und das Hauptquartier in Eggenberg besichtigt und sodann seine Reise nach Italien fortgesetzt, Der Abzug der Franzosen vollzog sich am i. Jatiner 1810, worauf i»:-5.s am 13, Jänner die kaiserlichen Truppen festlich und freudig begrüsst in unsere Stadt wieder einrückten. Auch während dieser Invasion gingen die Geschäfte des Guherniuins an eine Landesceniinission über, erhielt der Magistrat einen erweiterten Wirkungskreis und machte sich das Bürgercorps durch Aufrechterhaltung der Hube und Ordnung und durch die schweren Wachdienste, welche es gemeinschaftlich mit den Franzosen leistete, um Graz hoch-* verdient. - - Das Schwerste war zwar damit überstanden, aber alle Leiden, die der Krieg mit sich führt, waren noch nicht überwunden: abgesehen ven den hohen Steuern und der starken Recrutirung, welche der allerdings siegreiche Krieg von 1813 bis 1815 mit sich führte, hatte das Finanzpatent vom 15. Marz 1811, sowie im ganzen Gebiete der Monarchie, so auch Graz arge Verheerungen in die Vermögensverhältnisse zahlloser Familien, insbesondere des Gewerbe- und Handelsstandes gebracht. Darum mag die Friedensfoier. welche auf die Nachricht des Abschlusses des ersten Pariser Friedens hier und im ganzen Lande vom 3. bis 5. Juli stattfand, mit den heissesten Gefühlen des Dankes und der Freude begangen worden sein, denn sie gestattete wenigstens auf eine bessere Zukunft zu hoffen, als die jüngste Vergangenheit war. Während der Kriegsjahre noch hatte Kaiser Franz, und zwar zum zweiten Male, Graz besucht, er langte hier mit der Kaiserin am 30. September 1810 an. ihm folgte am 3. October der Kronprinz Ferdinand (später Kaiser Ferdinand 1. der <Üdige): die kaiserlichen Herrschaften blieben bis IL Getober hier und berührten (Oaz nochmals auf der Büekroise nach Wien in den Tagen des 2% bis 25. October. Von nachhaltiger Bedeutung für Graz, Steiermark, ja auch in weiteren Kreisen war die 1811 vollzogene Gründung des Joanneunis: Erzherzog .Johann schenkte (1811. Ii;. Juli, Graz) mit kaiserlicher Genehmigung (1812, 27. Februar, Wien) dem Lnnde Steiermark alle seine grossartigen, besonders n.it in-historischen Sammlungen und• die Stände kauften zur Aufstellung derselben ein stattliches Gebäude, den Lesliehof in der Kaubergasso saiinnt Garten an. und verpflichteten sich, dieses ihnen anvertraute Heilig-thuin der Wissenschaften „zu bewahren, zu bereichern, zu verschönern und im Zustande blühender Erhaltung den Nachkommen zurückzulassen", ein Versprechen, welches sie auch getreu im vollsten Masse hielten. Von 1815 bis 1875. Den gewaltigen Erschütterungen, welche die französische Revolution und die uapoleonischen Kriege über ganz Europa gebracht, folgte eine so allgemeine Erschöpfung, dass es der heiligen Allianz wenigstens anfanglich nicht schwer wurde, ihre Massregeln zur Niederhaltung alles geistigen und politischen Fortschrittes durchzuführen und die Piincipien des patriarchalischen Regimentes zur Geltung zu bringen. Am besten gelang dies in Oesterreich, und sowie in allen Provinzen desselben, so herrschte bis 1848 auch in Steiermark die tiefste Ruhe und Wenn auch nur schembar Zufriedenheit mit den bestehenden Verhältnissen. — Es sind wenige Thaten. wonige Ereignisse, welche diesen Schlummer, den auch Graz in diesem Zeiträume schlief, unterbrachen, und nur solche, welche von loculem und auch da meist nur minder bedeutendem Interesse sind. \ Da nach der Demolirung der Festungswerke der Schlossberg keine militärische Bedeutung mehr hatte, so ging derselbe lSlb durch Knut um den Betrag ven lo.ooo ti. W. W. aus dem Besitze des Staates in den der steirisehen Stände über. Im Jahre 1S17 weilten Kaiser Franz. die Kaiserin und der Kronprinz Ferdinand vom 30. October bis 17. November in (Baz und wurden von Erzherzog Johann, der damals schon semen ständigen Wohnsitz hier aufgeschlagen hatte, empfangen. In den folgenden Jahren wurden in Graz durch die Fürsorge der Regierung und der Stände mehrere Anstalten gegründet, welche sich als sehr wohlthätig für die Stadt und für das ganze Band bewährten; L819 wurde durch Erzherzog Johann die steiermar-kische Landwirtbsrhaftsgesellsehaft mit denn Centrale in Graz in's Leben gerufen; 1822 von den Ständen ein landwirtschaftlicher Versuchs- und Musterhof gegründet und 183 1 daselbst ein dem /wecke entsprechendes Gebäude aufgeführt; 1825 wurde die erste steiermärkisehe Sparcasse gegründet, welche sich in dem halben Jahrhundert ihres Bestehens zu einem grossartigen . ungemein wohlfhat igen Institute entwickelte; Is27 wurde von der Regierung die Universität, welche von Kaiser Joseph II. zu einem Lyceum war umgestaltet worden, wieder hergestellt, 1831 wurde das Taubstumnieninstitut von den Ständen gegründet und L828 winde die k. k. inneröster-i eichische Brandschaden-Versicherungsgesellschaft mit dem Sitze in Graz errichtet. Am 2.März I*:;."> bestieg nach dem Tode seines Vaters Kaiser Ferdinand I. den Thron der österreichischen Monarchie. Unter seiner Regierung wurde 183(> die obere Kettenbrücke. 184ö eine zweite, an Stelle einer alten Holzbrücke, zur Verbindung der Murgasse mit der Murvorstadt erbaut, nachdem schon brüher die beiden alten Murthore gefallen waren; 1844 wurde die Eisenbahn von Mürzzuschlag nach Graz, 184(i von Mer nach Olli und 1849 von da nach Laibach eröffnet; is:-üi und in den folgenden Jahren wurde der damals ganz baumlose, fast nur einen kahlen Felsblock bildende Schlossberg auf Kosten der Stände nach dem Entwürfe und unter der Leitung des Foldmarschall-Lientenants Baron Weiden in einen herrlichen Park umgewandelt. Von Vereinen, welche in dieser Zeit entstanden, ist besonders der steiermärkische Industrie- und Gewerbeverein (seit 183?) nennenswert!), welcher durch Erzherzog Johann gegründet, unter Sehreiners Geschäftsführung eine ungemein erspriessliehe Wirksamkeit entfaltete. -Im Jahre 1843 fand hier die 21. Versammlung der deutschen Naturforscher und Aorzte statt, welcher Erzherzog Johann präsidirte und an der zahlreiche berühmte deutsche Gelehrte, Liebig, Buch, liitter. Cotta, Moria)). Mahlinger, l'nger. Göppert u. v. a. Theil nahmen. Lassen wir einen Theilnehmer dieser Versammlung, Bernhard Cotta, dieselbe mit eigenen Worten schildern: „Von den Sitzungen der Naturforscher, die am 18. September begannen, von den Abendversamin-lüngen im Beiloutensaal und Von den Mittagsessen im Coliseutn. woran zuweilen gegen #00 Personen Theil nahmen, werde ich Dir nicht viel erzählen...... Nach Tische fanden wir uns gewöhnlich; bei ihn- Milch-mariandl zum Kaffee ein. Bor Erzherzog Johann war fast überall zugegen und trug nicht wenig zur heiteren und geistigen Belebung bei. Wie stets, so zeigte sich auch hier der Hauptnutzen dieser Versammlung deutscher Naturforscher in den gemeinsamen Vergnügungen, die die Persönlichkeiten nahm' Von 1815 Iiis 1B76 rückt und zum Austausch mancher kleinen Beobachtungen und Bemerkungen Anlass gibt......Am 19. September gab uns der Erzherzog ein ganz nationales Musikfest mit Hackbrett. Hirten]»hufern und Jodlern. Am 20. unternahmen wir (leolegen eine allerliebste Excursion. Der Erzherzog führte uns an, es galt in den nahen Kalkhergen hinter Schloss Egg (Mi her g Orthocerntiteu aufzufinden, die sich vielfach in den Trottoirs von Graz zeigten und von denen Enger bereits Nachricht gegeben hatte. Wir Suchten lange vergeblich, bis ich der Glückliche war, dem es endlich gelang, an einer etwas abgewitterten Oberfläche einen zu entdecken .... Ganz zufrieden mit den Resultaten unserer Wanderung setzten wir uns zu einem echt steirischen Mitlagsessen, hei welchem uns die verschiedensten Soften der Landesweine aus dem erzherzoglichen Keller vorgeführt wurden, den Preis ertheiiteü wir einstimmig dem -lohannis-berger Riesling. Peter Meri an aus Pasel, unser Sectionspräsident. sprach einige passende Worte ; der Erzherzog dankt*1 in einer wahrhaft ergreifenden Rede und sehr befriedigt verbessert wir alle diesen schonen Punkt......Am 22. September gab uns der Gouverneur Graf Wicken bürg im Auftrage des Kaisers einen überaus glänzenden Ball..... Zuletzt veranstaltete man uns am 25. September noch eine grössere geographische Excursion nach den Tra-chyten und Rasalten von Gleichonberg." Die Bewegungen des Jahres 1*848 in Wien übten auch auf Graz ihre Bückwirkung, obwohl die damals hier sich abspielenden Ereignisse nur von sehr untergeordneter Bedeutung waren. Ks wurden Petitionen an den Monarchen gerichtet um Pressfreiheit, Lohrund Bornfreiheit, Oeffentliehkeit und Mündlichkeit im Gerichtsverfahren, Constitution, Vertretung des deut- sehen Volkes am Bundestage etc.; eine Nationalgarde, eine akademische Beginn wurde errichtet, politische Vereine bildeten sich, öffentliche, manchmal stürmische Versammlungen fanden statt; hie und da gab es auch kleine Pöbelexcesse, in grosser Zahl hingegen Ver-brüderungs- und andere derartige Feste, Gastmähler Illuminationen. Festvorstellungen und auch einzelne Katzenmusiken. Tiefer war die Erregung und allgemeine Sorge zur Zeit der Wiener October-Revolu-tion; von Graz waren etwa 500 Nationalgardisten und Legionäre zum Kampfe nach Wien geeilt. — I)ie Niederwerfung der Wiener Revolution übte einen gewaltigen Rückschlag auf Graz; an die Stelle des erregteren politischen Lebens, wie es sich im Sommer 1848 zu gestalten begann, trat tiefe Ruhe und Stille, Ermattung und fast Theiluahmslosigkeit an den Staat-lieben Vorgängen, Unter ungemein schwierigen Verhältnissen übernahm Kaiser Franz Josef I. am 2. December 1848 die Regierung seiner Lande. Und wie sich unter seiner nunmehr siobemmdzwanzigjährigon Flerrschaft das ganze Ibach in politischer Beziehung, im Unterrichtswesen, in der Justiz, in Bezug auf Landwirthschaft und Bauernstand, in Gewerbe und Industrie, in Handel und Verkehr vom Grund aus umgestaltet hat. so ist es in diesem Zeiträume auch unserer Stadt ergangen; 1850 erhielt sie ein Gemeindestatut, welches ihr die Selbstverwaltung der städtischen Angelegenheiten durch einen gewählten Gemeinderath, mit dem aus demselben wieder durch Wahl hervorgehenden Bürgermeister, gewährte, während seit Maria Theresia diese Stelle durch kaiserliche Ernennung war besetzt Worden; dieses Statut wurde zwar, kaum nachdem es in Wirksamkeit getreten, wieder in Bezug auf die Wahl von Bürgermeister und Gemeinde- Von 1815 bis 1876. ratb suspendirt; 1860 aber, mich Erlnss des Februar-patentes, trat es wieder vollinhaltlich ins Leben und wurde 1867 durch eine neue Gonieindeordnung ersetzt, durch welche unsere Stadt die einer Gross* comrnune ents])rechende Selbstverwaltung geniesst. Nicht minder gross sind die äusserlichen Um-staltungen, welche Graz in den letzten zwei Decennien erfuhr; die alten Bastionen, welche von den Befestigungen Karl's II. und Ferdinands II. noch standen, fielen (1860): das Eisenthor, das Sackthor, das Franzensthor wurden abgerissen. Ringstrasse und Murquai entstanden, ganz neue1 Stadttheiie erhoben sich, namentlich von der Heinrichstrasse an über die Elisabethstrasse, den Mandell- und den Jacominigrund hin, und gegen den Südbahnhof zu beiden Seiten der Annensfrasse bis hinauf zur Kepler Strasse: an der Stelle des Glacis entstand der prächtige Stadtpark, in dessen Mitte sich der herrliche Franz Josephs-Brunnen, der 1873 ein Schmuck der Rotunde des Weltausstellungs-Palastes in Wien war, befindet. Die Körlacherbahn und die ungarische Westbahn landen in Graz ihren natürlichen Endpunkt, und während früher hier ein, Avenn auch blühendes, doch nur auf die localen, höchstens provinzialen Verhältnisse berechnetes Gewerbeleben bestand, besitzt Graz jetzt schon so viele Fabriken, dass einzelne Stadttheiie. wie der Westen um den Südbahnhof, fast den Anblick einer grossen Industriestadt darbieten. — Ungemein gross ist die Zahl der Wohlthätigkeits-, der wissenschaftlichen und der geselligen Vereine, welche in den letzten Jahren ihre Entstehung fänden. Einen grossartigen Aufschwung aber nahm das Unterrichtswesen; die Universität wurde durch die medicinische Facultät und durch die Gründung zahlreicher Lehrkanzeln an den anderen Fand täten vervollständigt: die technische Lehranstalt wurde vom Lande Steiermark zu einer Hochschule erhoben und von demselben erhalten, bis sie IS74 vom Staate übernommen wurde; ein zweites Gymnasium, eine zweite Oberrealschule, eine Handelsakademie, eine Gewerbeschule, ein Mädchenlyceum. eine Bürgerschule und andere Lehranstalten wurden gegründet: in Ausführung der neuen trefflichen Schulgesetzgebung seit Bs d s wurden eine Lehrer- und eine Lehrerinnen - Bildungsanstalt errichtet, und erfuhr das Volksschulwesen eine vollständige Umgestaltung. So kann der Chronist unserer Stadt auf die Entwicklung derselben in den letzten Jahrzehnten mit Befriedigung blicken, und mit der Hoffnung und dem Wunsche schliessen, dass das Jahr L875, von welchem ein späterer Geschichtsschreiber von Graz berichten ward, dass in diesem Jahre der Stadt die Ehre zu Theil wurde, die acht* un dvi erzig ste Vers a min lun g de r d o u tsch en Naturforscher und Aerzte in ihren Mauern z ii beherbergen, ein erneuerter Ausgangspunkt des geistigen und materiellen Gedeihens und Aufschwunges unserer Vaterstadt sein möge. — Topographie der Stadt Graz. Die Stadt. Graz liegt unter dem 47° 4' !)" nördlicher Breite, 13" 7' 0" östlicher Länge von Baris auf einer Seehöhe, welche am Murpegel mit 346 in. beginnt und mit dem höchsten Plateau des Schlossherges 474 m. erreicht. Die Stadt, an beiden Ufern der Mur ge-i legen, breitet sich rings um den Schlossberg, besonders im Osten, Süden und Westen weithin aus, bedeckt bereits mit villenartigen Bauten die östlichen lli'igelreihen, während sie sich nach Süden und Westen über die lang gestreckte Ebene ausdehnt. Diese Lage von (fraz in einer lieblichen Gebirgsbucht, im Angesichte des Gleinalpen-, des Koralpenzuges und des Bachers, unfern dem breit hingelagerten Schöckel, zunächst umgeben von den schön geformten Berg-und lli'igelreihen des Blawutsch und des Buchkogel im Westen, der Kanzel und der Platte im Norden und Osten, rings um einen isolirt aufsteigenden Bergkegel an beiden Ufern eines ansehnlichen Flusses gelegen, ist es, welche die Stadt in dieser Beziehung zu einer der schönsten im Alpenlande macht. 247 Die Zahl der Bewohner belief sieh nach der letzten Volkszählung (vom 31. December 1869) auf 81.119; und das Stadtgebiet umfasst einen Flächenraum von 3800 niederösterreichischen Jochen (ä 1000 Quadratklafter) oder 2185 Hektaren. Das ganze Stadtgebiet zerfällt in fünf Bezirke: innere Stadt. Jacomini, Geidorf, Gries und Lend; die ersten drei, welche am linken Ufer der Mur sich ausbreiten, sind mit den beiden letzteren, am rechten Ufer gelegenen durch fünf Brücken verbunden: die Ferdinands - Kettenbrücke, die Franz - Karl - Kettenbrücke, die Albrechts-, die Radetzky-Brücke und ganz im Süden die Brücke der ungarischen West-bahn; die drei letzteren sind hölzerne Jochbrücken. Gangs des Flusses belinden sich jetzt schon mehrere ansehnliche Strecken entlang gut hergestellt!1 Quais, welche, mit Bäumen bepflanzt, hübsche Spaziergänge bilden, so am linken Ufer von etwas oberhalb der Franz-Karl-Kettenbrücke bis zur Ibeletzkybrücke und am rechten Ufer in gleicher Höhe beginnend, bis eine Strecke unterhalb der Albrechtsbrücke; in (hau nächsten Jahre soll der letztere bis zur oberen Kettenbrücke fortgesetzt werden. Inmitten der Stadt erhebt sich der Schlossberg, 128 m., welcher von einer dichten Vegetation und von prächtigen, schattonspondenden Bäumen bedeckt, von zahlreichen Wegen Umgeben ist und die herrlichsten Spaziergänge und Rundsichten darbietet, Von älteren Bauwerken befinden sich dort nur mein- auf halber Höhe der Uhrthurm und unmittelbar unter (bau höchsten Plateau der Glockenthurm, der in seinem obersten Geschosse die grosse, schönklingende, 100 Gentnor (IS.tibi Kilogramm) schwere Glocke enthält, welche 1578 von Martin Hilger gegossen wurde, und täglich dreimal, um 7 Uhr Morgens, um 12 Uhr Mittags und um 7 Uhr Abends geblutet wird. — Am Ostabhange auf einer Terrasse vor dem Schweizerhause steht das von Gasser entworfene Standbild des Feldzeugmeisters Freiherrn von Weiden, welches ihm die Stadt Graz 1859 aus Dankbarkeit setzte, weil er die Anlegung der Wege und Gartenaniagen auf dem Sehlossberge anregte und unter seiner Leitung auf Landeskosten durchführen Hess. Am Ostfusse des Schlossberges beginnt der Stadtpark, welcher sich bis an die Südseite der inneren Stadt zwischen dieser und den Bezirken Geidorf und Jacömini hinzieht; er bietet schattige Spaziergänge unter den stattlichen Alleen und freundliche Gartenanlagen; den oberen Theil schmückt der stolze Franz-Josephs-Brunnen (seit 1874), und den unteren Theil eine ungemein schöne Schillerbüste in weissem Marmor, von Gasser ausgeführt. — Sonst ist die Stadt an öffentlichen Denkmälern nicht reich; auf dem Franzensplatze steht die Bildsäule Kaiser Franz I., 1841 errichtet, ein Werk des Bildhauers Pompeo Marchesi in Mailand; im Joanneiiingarten befindet Sich die Büste des Mineralogen Mobs. Im Jahre 1877 wiid auf dem Hauptplatze die Statue Erzherzogs Johann aufgestellt werden. In architektonischer Beziehung bietet Graz nicht besonders viel Beachtenswerthes dar und steht in dieser Beziehung vielen anderen kleineren Städten nach. Der Dom (Bürgergasse) ist ein stattlicher Bau aus der spätgothischen /(dt; er wurde in den Jahren 14 1!) bis 145t; erbaut, dreischifflg, mit wenig Überhöhtem Mittelschiffe, aus find Jochen bestehend; viei1 freistehende Pfeiler mit einfachen Gesimsen tragen das reich gegliederte Netzgewölbe; der Ostchor ist schmäler als das Mittelschiff durch vier schlanke Dienste gegliedert, welche das aus ihnen hervorgehende . künstlich sich verschlingende Netzgewölbe tragen; der Chorsehluss ist dreiseitig aus dem Achteck geschlossen; die Fenster, durch zwei Pfosten getheilt, schliessen mit einfachem Mass? werk; schön ist das Westportale im geschweiften Spitzbogen i Fselsrürken) mit Wappen, den A. F. 1. O. U. Friedrich's III. und der Jahreszahl 1456 geschmückt. Vpn hohem Kunstwerthe sind die Elfenbeinreliefs an den Sarkophagen (Geschenke Papst Paul V. an Erzherzog Ferdinand Dil7) rechts und links vom Chor-aufgange, herrliche italienische Arbeiten aus dem 16, Jahrhundert, die Triumphe der Liebe, der Unschuld, des Todes, des Ituhmes, der Ewigkeit und der Glückseligkeit im Glauben an Christo (nach Petrarcas Gedicht i Irinnt',) darstellend. — Dem Ostchore ist nördlich eine gothische Doppel-Kapelle angebaut, welche in ihrem ersten Geschosse, dem sogenannten Iloforatoriuin. ein schönes altes Tempera-gemälde, die Kreuzigung Christ^ enthält, — Von hohem Kunstwerthe ist das Wandgemälde an der südlichen Aussenseite; es entstand bald nach 1480. ist ein Werk der altdeutschen Schule und stellt die Leiden, von welchen damals die Steiermark heimgesucht wurde, als göttliches Strafgericht dar, im oberen Theile den Himmel, Gott, von vielen Heiligen umgeben, im unteren die Drangsale selbst: Heuschrecken. Türkeneinfälle. Pest. Die darüber befindliche Inschrift lautet: 148Q vmb uns' fruiut im/ ihr Schulung sind Itir :.u Gräöß gots plag dr/g gr/resn, hdberschreefeh, Tarka rad /ustih,tr: rud g»-de so gross das; thni Mensch n rarrhi'irli'h ist. gut sei/ ms gnädi. Darunter folgende Verse: Ann rnikh ran fcrreu landen In r von firm snud ich zu dir kher Des sprach dw nit erkennen thuesi dem du in frommen landen muest Gehorsam sein mit url m gl ums md und' kamer vber dp mas du türkisch uri ist es genant Den ms r/riuirss/nd mstr tnudt, rr j'iu rt dir hin dein kind vnd weih er prent drin guet vnd ngmbi drin leib. Vil kirchu rnd diirffcr zerstört ids mau in uns er n landen hört. Dieses Gemälde wurde vor einigen Jahren in vortrefflich gelungener Weise von dein hiesigen Künster II. Schwach restaurirt. Die Sta dtp f a r r k i r ch e zum heil. Blut (in der Herrengasse) ist ein spätgothischer Bau. 1466 begonnen, dreischitfig mil überhöhtem Mittelschiff, acht mit einfach zierlichen Gesimsen versehene Pfeiler im Gangschifte tragen das Netzgewölbe; boachtenswerth ist die unregelmässige Anlage des südlichen Seiten-Schifies, dem eine Kapelle mit einfachem Kreuzgewölbe im Style des späten 11, Jahrhunderts angebaut ist; der Chor, einschiffig, mit Netzgewölb überdeckt, wird eben jetzt (August 1875) stylgerecht restaurirt, An der Nordseite ist ein im geschweiften Spitzbogen eonstruirtes Portal. — Der schöne „Tin-toretto" . Himmelfahrt Maria, welcher bisher den Hochaltar schmückte, wird, weil dieser gothisch hergestellt wird, einen änderen Platz in der Kirche erhalten. Die Franziskanerkirche (auf dem Franzis-kanerplatzei ist ein einfacher gothischer Bau. dreischiffig, mit gering überhöhtem Mittelschiff; der Chor, im Kreuzgewölbe überdeckt, gehört einer früheren Bauzeit an, als das Fangschiff, dessen (anfache achteckige Pfeiler das vielfach verschlungene Netzgewölbe der spätgothischen Zeit tragen. Der Krouzgang des Klosters zeigt den einfachen Spitzbogen mit kurzen derben Strebepfeilern. Deniselben ist. die Jakobskapelle angebaut, welche dreiseitig geschlossen ist, zwei spitz-bogige Fenster und einfache Kreuzgewölbe hat. Der schönste gothische Bau unserer Stadt ist die Leechkirche, St. Kuüignnd am Leech (Zinzendorf-gasse), ein einschiffiger gotbischer Bau von strenger Schlichtheit in den Formen, aus (bau Paule des 14. Jahrhunderts, mit einfachem Kreuzgewölbe überdeckt; herrliche Steinarbeiten sind die Masswerke an den Fenstern, und die Ornamente und Figuren an den Knäufen der Dienstbündel, aus denen die Hippen entspringen; die Fenster haben farbenprächtige Glas-Gemälde, von denen die grössere Zahl romanisch ist. also noch von dem ersten Bau der Kirche stammen dürfte. An der Westseite ein später angefügtes Bortal aus dem Anfange des 16. Jahrhunderts. Diese Kirche enthält auch ein Sacramentshauschen, links vom Hauptaltar, schöne gothische Schlosserarbeit und mehrere höchst boaehtonswerthe Tafelgemälde der spütgothi-schen Zeit. Die Kirche St, Leonhard (Ende der Elisabethstrasse), 1430 bis 1440 erbaut, obwohl stark umstaltet, zeigt sie im Innern noch schöne gothische Formen, sie ist einschiffig, aus fünf Gewölbjochen bestehend, und im Chor dreiseitig geschlossen, dm Decke ein zitaliches Sterngewölbe; die Fmporkirche an der Westseite noch vom alten Bau erhalten. Die B ürgers p i tal skircbe zum heil. Geist (am rechten Murufer, Dominikanergasse) ist eine einfache Kapelle gothiseher Anlage aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Neben der Domkirche an der Stelle der alten Katha-rinenkapollo steht das Mausoleuni Berdinand's II. Es ist, wie Ilg sagt, ein höchst ehai akteristisches Gebilde aus dorAern des Jesuiteiistyles, der Prälaten-Architektur, des pompösen Zopfstyles. „Dieser interessante Gau ist die steinerne Lapidarletter der katholischen Restauration. Kalt und steif ist sein architektonisches (Ierüste, seine < )rnamentik wie die spanische Halskrause und das geradlinig«! Mäntelehen von 1(120 c|rca. sein regenwurmartig aus Ringen zusammengesetzter Thurm stückelt und gipfelt sich empor, wie eine langathmige Periode damaligen kaiserlichen Edict-oder Rescriptstyles, und die allegorischen Malereien im Innern haben einen poetischen Werth, wie ein elegantes Dedicatiousgedicht von Martin Opitz, oder Lohenstein oder I loifmannswaldau. Und dennoch ist dem Werke kunstgeschichtliche, ja seihst eine absolut ästhetische Bedeutung eben aus den Gründen nicht abzusprechen, die uns heute Lächeln erregen; denn welch* grossere-; Lob wäre einem Kunstwerke zu ortheilen, als jenes, dass es den Geist seiner Zeit harmonisch ausdrückt und wiedergibt? Ist diese Zeit und ihr Wesen keine erhabene, völlig reine Erscheinung im Zirkel der Geschichte, so hat dies nichts mit dem Verdienste des betreffenden Kunstwerkes zu thun und wir wollen uns freuen, ein relativ bestes Opus des Jesuitenstyles, dazu noch eine durch grosse Originalität von der gewöhnlichen Schablone abweichende Scheidung, an unserem Mausoleum zu besitzen." Die übrigen kirchlichen Bauten von Graz, die Kirchen am Graben, im Münzgraben, der Ursuline-rinnen in der Stadt, zu Maria hilf, der Barmherzigen Topographie der Stadt Graz. und zu St. Andrä stammen aus dem 17. und IS. Jahrhundert und bieten nichts architektonisch Be-niorkenswerthcs dar; in der Kirche zu Mariahilf liegt gegenüber der Kanzel das Grabmal des Hofmalers Karl's II. und Ferdinands IL, Petrus de Pomis (gestorben f633), dessen grosse (iemiilde sich in vielen hiesigen Kirchen befinden; erwähnenswerth ist nur noch die Marienkirche in der Mariengasse i rechtes Murufer, Bezirk Lend), welche 1-868 vom Domhaumeister Stdimidt in Wien erbaut, ein herrliches, aussen und innen harmonisches Werk der modernen Gethik isl In dem anstossenden Kloster, jedoch unter der Clausur, daher nur schwer zugänglich, befindet sich auch eine neue Kirche in romanischen Formen. Unter den Profangebäuden von Graz nimmt den ersten Rang das Landhaus |Ilerrengasse) ein. ein herrlicher Bau aus dem 16, Jahrhundert, in seinen älteren Theilen der oberitalischeri, und in seinen späteren der deutschen Renaissance angehörig.; es bildet eine imposante Fronte gegen die Strasse mit dem Schönen Haüptportäle von einem Balkon uberragt und dem noch schöneren, von den Statuen des Mars und der Bellona bewachten und von Wappen, zu eberst dem steirischen Panther gekrönten Xcughausportale. Rechts vom Haüptportäle ist die alte „ Bumortafel" von 1 öS S angebracht, die ..Jedermann mit Strafe an Leib und Leben bedroht, der sich untersteht, in diesem hoch befroyton Landhaus zu rumoren, die Wöhr, Tolch oder Brodmesser zu zucken, zu balgen und zu schlagen, gleichfalls mit änderen Wöhren ungebühr zu üben oder Maulstreich auszugeben". Eine gleiche befindet sich auf der Rückseite; des Landhauses neben dem Thore in der Schmidgasse. Der erste Hof wird auf zwei Seiten von prächtigen Arendon umgeben, über denen vom Dachrande rei- zend geformte Wasserspeier hervorragen. In diesem Hofe befindet sich ein Brunneil, ein Meisterwerk der ! Erzgiesserkunst dos 16. Jahrhunderts; auf dem steinernen Brunnenrande erheben sich, von Gnomen gestutzt, fünf schlanke, wunderschön profilirte SäuB eben, welche ein durchbrochenes Laubdach tragen, das von einem Fahnenträger überragt wird; dieses herrliche Kunstwerk wurde lötio auf Kosten der Stände von Thomas Auer und Maximilian Welling hergestellt; Auer dürfte den rein künstlerischen Theil an dem Werke haben, denn Wening war der Giesser, Von (bau wir wissen, dass er seine Werkstätte vor ilem Sackthore hatte. — Der Mitteltraet des Landhauses enthält die in zierlichem Roccoco ausgestattete „grüne Stube", den Yersammhmgssaal ehedem der steirischen Stände, jetzt des Landtags. — Im Land* hause wird der alte steirische Herzogshut und der „Landsehadenbundbecher" verwahrt, ein prächtiges Werk der Goldschmiedekunst des 16. JnhrhunderK welches Benvenuto Cellini zugeschrieben wird. Bemerkenswerthe Proiängebüudc sind nur noch aus der Boccocozeit das Baiais Alterns (Sackstrasse) im italienischen Palaststvle des 18. Jahrhunderts und das Haus am Leeg (Ecke des Hauptplatzes und der Sporgasse) wegen seiner seltsam verschnörkelten Kacade. Sonst sind noch einige hübsche Portale, so das an der Aussenseite des Paulusthores, an alten Herrschaftshäusern in der Schmidgasse, Bürgergasse, Neugasse erwähnenswerth. Das Rathhaus (Hauptplatz) ist ein stattlicher, aber einfacher Bau aus dem Anfange dieses Jahrhunderts: im Gomeinderaths-Sitzungssaale hängt eine alte Eidestafel mit interessantem Texte und im Stadtraths-Sitzungssaale ein Gemälde aus der altdeutschen Schule (1478) von Niklas Strobel. 365 Die Fresken des gemalten Hauses in der Herrengasse stammen aus dem Jahre 17 12 und sind ein Werk des Steiorinärkers Johann Meyer. Die moderne Architektur hat in Graz erst in allerjüngster Zeit auch künstlerisch beachtenswerte Bauwerke geliefert, wie /. B. das Baiais Sessler auf der Binus!rasse, das Baiais Apfaltern in der Brandhofgasse, und einige Häuser in den neu augelegten Strassen, in der unteren Klosterwiesgasse, in der Bechbauei'strasse, in der Haydngasse. in der Tegett-hoffgasse, in der FJisabethstrasse. Theater hat Graz zwei, das Bandestheater auf (bau Franzensplatze, welches 1825 bis 182(5 erbaut wurde und auch den Redoutensaal enthält, und das Stadttheater auf demKarl-Eudwig-Ring, welches lsr>s als Cirkus erbaut, 1801 zu einem Theater umstaltet wurde. Im Süden der Stadt, in der Kai Bin. liegt das grosse neu erbaute /elleugefängniss. Lehranstalten. Die k. k. Karl - Franzens - Universität. Geschichte. Im Kreise der älteren Hochschulen Oesterreich-Ungarns nimmt die Grazer den vierten Alteisrang ein. Den Reigen eröffnete die Prager (1348), ihr folgte Rudolfs IV. Stiftung in Wiens Mauern (1365); die Jagelionen-Universität, Krakairs knüpft an das Jahr 1401 den Bestand; 158(5 kam es zur Gründung unserer Hochschule, während die Tyrnauer erst 1635, die Innsbrucker erst 1 (574 in's Leben traten. Die Gründung der Grazer Universität fällt in eine Zeit, in welcher die Stätten der Wissenschaft auch zugleich Kampfplätze und Bollwerke des Glau-bens, der Confession. abzugeben hatten: Verrieth schon (1573,12. November) die Schöpfung des Grazer Jesuiten-Collegiums und der Bateinschulen durch Erzherzog Karl, den Stifter der innerösterreichischen llnbsburgerlinio, die landesfürstliche Tendenz einer katholischen Gegenreformation in dem überwiegend protestantischen Gebiete Innerösterreichs, dessen Ständesdhaft mit aller Energie die Gründung einer evangelischen Schule höheren Schlages mit Erfolg betrieb (1570 bis 1573), so tritt der religiöse oder confessionelle Beweggrund in der erzherzoglichen Stiftungsurkunde der Universität vom 1. Jänner 1585 neben dem allgemeinen Bildungsmotive ganz entschieden hervor. Und als die päpstliche Bestäligungsbulle vom 22. October 15s<; und die kaiserliche Confir-mation zu (Bürsten der neuen Schöpfung, de dato Prag 2i). April, ausgefolgt den 27. October d. J.. vorlagen, war eine dm- wichtigsten Lebensarbeiten Erzherzog KaiTs gesichert, über welche er sich anderweitig urkundlich äusserte1: er habe sich entschlossen, „zur Hegung und Pflanzung guter freier Künste, der Jugend auch gemeinem Wesen zum Besten eine Gelegenheit allda in Unseren Erblanden anzurichten, (wodurch) auch übriger Unkosten, so etwa auf die Jugend in Verschickung derselben auf die fremden Universitäten und Studia autläuft,—erspart werden möchte". In diesen Worten lag ein zweites, praktisches Motiv ausgesprochen, die Schöpfung einer innerÖsterreich i s c h e n H o c h s c h u 1 e, die, wie ihre Matrikel beweist, auch auf ein bedeutendes Contingent der kroatischen, ungarischen und küstenländischen Jugend rechnen konnte. Die feierliche Eröffnung der Universität fand den 14. April 1586 mit vieler Pracht und Feierlichkeit statt. In das Matrikelbuch liess Erz- 257 it \ herzog Karl den Erstgebornen Ferdinand, nachmals deutsehen Kaiser, als ersten Schüler seinen Namen eintragen und derselbe unterzog sieh auch dem alten Brauche und Ceremoniel der akademischen „Depositum", wobei unter Anderem den Inseribirten angeheftete Horner, als Symbol ihrer bisherigen Inwissen-keit, abgesägt wurden. I de neue Akademie oder Universität bestand zur Zeit ihrer Gründung und auf lange hin aus zwei, bezienungsweise drei Facultäten. Die beiden, eigentlichen Facultäteu waren die theologische und philosophische, zu denen das bereits 1573 gegründete Gymnasium als engverbundene humanistische oder Spr achenfacul tä t (facultas hunia-nistica oder Unguarum) gerechnet wurde. Die juridische und medicinische Facultät fehlte. Die philosophische Facultät zählte sechs Lehrkanzeln, die der Logik. Physik und Metaphysik, Ethik, Mathematik und griechischen Sprache. Die Gesellschaft Jesu war, wie überall dazumal in den österreichischen Landen, der privilegirte Alleinverweser der gekämmten Mittel- und Hochschulbildung; für die Universität und das Collegium gab es nur Einen Vorstand; den Rector. Speciell für die Universität war der Kanzler bestellt; er, der Bector, der akademische Senat, die Decane und Brodecane bildeten wie anderorten die immune Hochschulbehörde. In enge Verbindung mit der Universität trat dann das erzherzogliche Convict (Carolinum) und später das kaiserliche Ferdinandeum. Die Matrikel der Universität liefert für die erste Zeit des Bestandes keine genau zu erhebenden Ziffern des Frequenz» f Standes; sie sind erst in späterer Zeit genauer zu erheben. *J Die Dotation und die Immunitätsrechte des Jesuiten-Collegiums. beziehungsweise der Universität lassen sieh am besten aus der zweiten Stiftungslirkunde vom 1. Jänner 1602 erkennen, welche Erzherzog Ferdinand 11. dem Jesuiten-< oUegiuni als Neujahrsgabe bescheerte. Der neue Landesfürst verleiht hiemit 1. die Herrschaft Millstadt in Kärnten, mit allen Besitzungen, Zugehör, Beeilten. Privilegien, wie sie ehedem die Benedictiner, ('isterzieuser und endlich die St. Georgenritter besassen und zwar für jetzt und für alle Zukunft von allen Steuern und anderen Öffentlichen Lasten befreit. 2. Ertheilt er der Universität das Recht der vollen akademischen Gerichtsbarkeit Au andere, speciell dem Jesuiten-Col-legiuni eingeräumte Privilegien schliesst sich die Schenkung von zwei Höfen, einer Mühle, zweier Weingärten und zweier (steuerfrei gemachter) Häuser zu Graz (in dm- Färbergasse) zu dem Zwecke, daselbst ein Alumnat für dürftige Studiremle zu errichten. Schon im Jahre lotif hatte der einflussreiche Rathgeber Ferdinands IL. Georg Stobäus von Pahn-burg, Bischof von Lavant, den zeitgemässenVorschlag gemacht, die Hochschule mit einer juridischen Facultät zu ergänzen. Dies kam nicht zur Ausführung, wohl aber erkannte der Landesfürst den fühlbaren Mangel eines eigenen Universitätsgebäudes. Und so kam es 1607 den 19. April zur feierlichen Grundsteinlegung *) l)ic iiiteste 3I«tricit{n\ h Carolo Arrh. Austriae (rraecii fttndata ftttt ab anno fundat 15ßG u, <>. «. 1771 befindet sich auf der Universftäts-Bfbliöthek. Die Matiikeln in der Universität« - Kanzlei gehen nicht Ober das 17. Jahrhundert hinauf. 259 17» und zwei Jahre später (1609) zur Eröffnung der neuen Hochschulräume, derselben, die sich noch bis auf den heutigen Tag erhielten. Es fehlte der Grazer alma maier nicht an kaiserlichen Privilegien (1640, 1654, 1075, 1706); ihre Frequenz war bedeutend, wie z. B. die gelegentlieh herausgegriffenen Jahre 1618 bis 1619, 1C44, 1650, 1060, 1683, 10«>7. 170-1. 1713 in der Studentenzahl (das Gymnasium eingerechnet): 1100, 1300, 1200, 1000, 1200, 1502 (188 Theologen, 359 Philosophen), 1602 (705 üniversitäts-Studenten), 1350 (252 Theologen, 328 Philosophen i beweisen, es gab einzelne für die damalige Zeit bedeutende Fachmänner unter den jesuitischen Lehrkräften, aber die Hochschule führte ein isolirtes Leben, ihr geistiger Horizont verengte sich immer mehr, je dringlicher die Mahnungen der Zeit für das Gogentheil wurden, und schon der oberflächlichste Blick auf die literarische Production in der Universität angehörten Kreisen zeigt, wie sie ausschliesslich beinahe kirchlich-confessionollen und Gelegenheitszwecken diente. Allerdings sind das Erscheinungen, denen wir bei den damaligen Hochschulen nicht selten begegnen, aber am ausgeprägtesten treten sie dort auf. wo die Monopohsirung des geSammten Bildungswesens durch den Jesuitenorden stattfand. Im Jahn? 1720 wurde die Geschichte mit einer eigenen Lehrkanzel an der philosophischen Facultät betlacht und 1745 der Neubau eines astronomischen Thurmes begonnen, in dem Tracte des Universitätsgebäudes, wo sich bis Mitte 1875 das physikalische Kabinet befand. Damals war überhaupt das Studium der Mathematik (Astronomie) und Physik an der Grazer Hochschule gut bestellt und Jesuiten, wie Liesganig, Tirnberger, Biwald und Boda arbeiteten tleissig auf dem Observatorium, welches 42 Jahre später (1TS7) ven Seiten der Regierungsbehörde als überflüssig beseitigt wurde. Zu den Convicten trat 174!) noch das Josephinum. Der theresianischen Beformepoehe gehört eines der entscheidendsten Ereignisse, die Aufhebung der Gesellschaft Jesu, an. Demzufolge übernahm (1773 den 6. October) der Staat Universität und Gymnasium in eigene Hand mit freier Besetzung der Lehrkanzeln, obschon begreiflicherweise noch geraume Zeit die ExjeSuiten, als im Augenblicke unentbehrliche Lehrkräfte, in Verwendung blieben. 1774 3. ()ctOber erhielt die p h i 1 o s o p h i s c h e P a cul t ä 1 die n e u e () r g an i s a t i o n. An ihrer Spitze erscheinen der von der Kaiserin ernannte DirectOr und der von der Eacultät gewählte Decan. Der Director hat insbesondere für die „Aufnahme", d. i. den Aufschwung der mathematischen Wissenschaften zu sorgen, den hiezu nöthigen Apparat zu bestellen, auch den „Lehrlingen" selbst dure h Ermunterung zu diesen nöthigen Kenntnissen Lust und Muth beizubringen. Die Professoren scheiden sich in vier Hauptkategorien, 1. philosophische im engeren Sinne, 2. mathematische, 3. historische und 4. philologische, Der Professor für Naturgeschichte hat mit der Cosmo- und Geo-graphia physica zu beginnen und dann die dnu Naturreiche systematisch zu behandeln, überall jedoch der praktischen Bedeutung der Wissenschaft das Augenmerk zuzuwenden. Mit einer Physiologie und Anatomie des Menschen und einer Diätetik für die besom leren Stände iz. B. Seelsorger, Beamte, Gelehrte) ist der Schluss zu machen. Für dies Alles erscheint täglich Eine Lehrstunde anberaumt. 1774 17. Juni wurde ein Professor der Chirurgie angestellt, dem sich bald (177(1) ein Professor der Anatomie und 1777 ein Lehrer der Hebammen-kunst zugesellten. Damit war der Grund der chirurgischen Lehranstalt gelegt. 1775 wurden die drei Studentenseminare der Jesuitenzeit; Carolinuni, Ferdi-nandeum und Josepliinum in Fin huidesfürstliches vereinigt. Es ist das Verdienst der theresianischeu Zeit, durch Schöpfung der juridischen F a cul tat im Jahre 1778—9, durch Bestellung der Lehrkanzel des römischen Rechtes neben dem kanonischen und bald darauf der Brofessur für allgemeine Rechtswissenschaften der Gi'azer Universität die längst noth-w endige Ergänzung ihres Studieiikreises endlich geboten zu halam Leider wurde bald, theils unter dem Findrucke der stark gesunkenen Frequenz der Grazer Hochschule (1781 im Janner finden sich 14, im December d. J. 38. 1782 im Mai 22 Universitätshörer der Theologie und Philosophie im Matrikelbuche eingeschrieben), theils in Folge des der josephinischen Reform eigenthünilichen Strebens. die Wissenschaft ausschliesslich dem praktischen Staatsinteresse unterzuordnen , 1782 4. November die kaiserliche Aufhebung der Graz er Hochschule als [Universität und ihre Verwandlung in ein Ly-ceum verlautbart, womit auch die immune akademische Gerichtsbarkeit ihr Ende fand. Da bereits durch die Errichtung der Professuren der Thierheilkunde (1781) und praktischen Medicin (1783) die chirurgische Lehranstalt erweitert und zu einer medicinisch-chirurgischen geworden war, erfolgte nun ihre organische Verbindung mit der zum Lyceuin umgestalteten Universität. Das Grazer Lyceum führte in den Tagen Joseph's II. ein bescheidenes Dasein und seine Frequenz ist dürftig zu nennen (1783 im Jänner erscheinen 30, 1784 im •202 Sommer 4o Studirende in der Matrikel). Auch die leopoldinische /eil (1790—2), die den Studienconsess und neue Reformberathungen in*s Leben rief, änderte daran nichts Wesentliches. Die Jahre 1792 — 1827 brachten auch nur administrative Experimente mit Directoren (1803, 1808), lhaifungsconnnissären (1807) u. s. w.. aber das geistige Leben und Wirken der degradirten Universität schwellte kein erfrischender Hamh. in dem neuen Lehrplane für die philosophische Facültäl v. .1. 1*24 erscheinen Weltgeschichte und Naturgeschichte, Erziehungskunde, österreichische Staatengeschichte, historische Hilfswissenschaften, Geschichte der Philosophie, Landwirthschaftslehre und Aesthetik. letztere mit der classischen Literatur und griechischen Philologie jahrweise alternirend. desgleichen moderne Sprachen; ganz freie Lehrfacher bleiben lädiere Mathematik. Astronomie, Baukunst, praktische Geometrie. Chemie. — Von all dem war der Grazer Hochschule nur Karges zugemessen. Doch ein Ereigniss ersten Langes für dieselbe klärte den Ausblick auf eine bessere Zeit. War schon die Vervollständigung und neue Gestaltung der m edicinis ch - c h i r u r g i s ch e n Lehr-a nstalt 1804—1811 im Wege der Bestellung eines Lehrers der gerichtlichen Arzneikunde und der niedi-cinischen Bolizei und der Gründung eines pathologischen Museums von nicht zu unterschätzendem Belange (1826 im December finden wir neben 36 Theologen, öi Juristen und L53 Philosophen,das ist Logikern und Physikern, wie man sie dazumal nannte, muh Ii Chirurgen immatrikulirt), so musste die kaiserliche Bestauration der Grazer U n i-versität vom 2(1. Jänner 1827 als ein Act der Billigkeit und als Wiedergeburt des Hochschullebens alibier freudig begrüsst werden, Die bezügliche Feier I 263 am 1!). April 1827 schloss mit der Uebergabe des Universitätssiegels und der drei FacultätSStäbe an den Reetor. Ueberblicken wir bis zum Jahre des allgemeinen Umschwunges (1848) die Frequenz der wiederhergestellten Alma mater, so stellt sich beispielsweise 1827, 1 s:i7 und 1847—8 die Zahl der inunatrikü-lirten Theologen auf 27, 10. 13, die der Juristen auf 72, 39, 52, die der Chirurgen auf 49, 68, II. die der Philosophen auf 12b. S2. 95 heraus. — 1833 wurde das medicinisch-chirurgische Studium reorga-nisirt, aber bald, als Schule ohne lade- und Lernfreiheit, ohne Professorencollegiuni und Decan, von der Universität getrennt und derselben nur beigeordnet, bis sie endlich der medicinischen Facultät den Platz räumte. Das Jahr 1848 löste die alte un-zeitgemässe Verbindung des Gymnasiums mit der Uni-versitäl und die weiteren Reformen d. J. 1849 schufen eine eigentliche philosophische Facultät, die dem Bedürfnisse der Wissenschaft und der Zeit entsprechen sollte, an allen österreichischen Hochschulen, mithin auch für Graz. Doch bedurfte das schwierige Werk, sie auf die entsprechende Höhe der Leistung und des Besuches zu bringen, einer Reihe von Jahren, Massregeln und Schöpfungen. Die Frequenz der Grazer Universität v. J. 1850 bis zum Wintersemester 1863—4 zeigt als Maximum die Ziffer 409 (Wintersemester 1852), als Minimum 275 (Sommer 1858); die Zahl der Juristen bewegte sich zwischen 32s (Wintersemester 1851) und 100 (Sommer 1850); die der Philosophen zwischen 59 (Sommer 1851) und 17 (Sommer 1854) als äussersten Ziffergrenzen. Diese Bestände zeigen bescheidenes Mittelmaass des Besuches der philosophischen Facultät. f Da wurde 1863 die Schöpfung der medici-* tuschen Facti 1 tat zur That: ebenbürtig mcdicinische Facultät. An der medicinisehon Facultät wirkten im Sommersemester des Studienjahres 1874 —5 9 ordentliche, 5 ausserordentliche Profcsseren. 5 Privatdocenten; es befanden sich an derselben 151 immatrikulirte und 11 ausserordentliche Hörer. Mit dieser Facultät sind folgende Institute und Kliniken in Verbindung: Institut für Anatomie und Physiologie. (Harracbgasse Nr. 21. Vorstände; für Anatomie Prof, Dr. Julius von Planer, für Physiologie Prof. Dr. Alexander Kollett). Dieses Institut wurde in den Jahren 1870 bis 1872 nach dem von den Professoren von Planer und Rollett entworfenen Programme und nach dem Plane des Architekten Schuld unter der Leitung des Oberingenieurs Dücher erbaut und befindet sich in einem stattlichen Gebäude von 56 Meter Länge, welches freistehend von allen Seiten mit Gartenanlagen umgeben ist. — In Bezug der Eintheilung im Innern wurde an der völligen Trennung des Wohntractes von dem Institutstracte festgehalten und für die Unterbringung der Anatomie der Souterrain, das Erdgeschoss und das erste Stockwerk und der Physiologie das zweite und dritte Stockwerk bestimmt. Im Souterrain befinden sich die Arbeitsräume für das anatomische Institut, die beiden Instituten gemeinsamen Eiskeller Topographie der Stadl Graz. und die vier für die Luftheizung bestimmten Galori-fers, Ein Aufzug durch alle Stockwerke setzt das Souterrain mit den übrigen Localitäten in Verbindung. Im Erdgcschoss befinden sich ein grosser und mehrere kleinere Secirsäle für die Studenten, daranstossend die Prosectur, haner die Wohnung für den /weiten Anatomiediener. Im ersten Stockwerke befindet sich das anatomische Theater mit Oberlicht, das Museum für menschliche Anatomie, die Arbeitszimmer des Professors und die Wohnung des zweiten Assistenten der Anatomie. Die Wohnung des Professors der Anatomie liegt im ersten Stocke des Wohntractes und in dessen rechtem ebenerdigen Flügel die Wohnung des ersten Assistenten und des ersten Dieners der Anatomie. Die übrigen Loyalitäten des weitläufigen Ihmes besitzt das physiologische Institut. Der Hörsaal nimmt die Mitte des zweiten Stockwerkes des Institutstract.es ein, daran sehliessen sich nach rechts Arbeitsräume für physiologische, physikalische und mikroskopische Arbeiten und ein Gaszinnner; nach links eine mechanische Werkstätte, ferner chemische Handlaboratorien, ein Wagenzimmer und ein Laboratorium für Destillationen und für die Eleinentaranalyse u. s. w. Die Mansarden des Institutstractes enthalten ausgedehnte Schülerlaboratoricn und ein grösseres Arbeitszimmer. Ein Vorraum des Hörsaales ist zur Aufnahme der physiologischen Sammlung bestimmt. Die Wohnung des Professors der Physiologie liegt im zweiten Stocke1 des Wohntractes. Darüber im dritten Stocke befindet sich die Wohnung des zweiten Assistenten der Physiologie und des Laboranten am physiologischen Institute. Im linken Flügel des Erdgeschosses des Wohntractes ist die Wohnung des ersten Assistenten der Physiologie und ein für die Aufstel- 208 v____._____) kmg der Galvanometer über dem Gewölbe bestimmtes Zimmer des physiologischen Institutes untergebracht. P a t h o 1 o g i s c h - a n a t o m i s c h e s Institut, (Paulusthorgasse Nr. 14. Vorstand: unbesetzt,) Dieses Institut wurde 1867 und 1868 vom Lande Steiermark zum Zwecke der Vermiethung an die Unterrichts-Verwaltung nach Plänen erbaut, welche von dem damaligen Vorstände desselben, Prof. HesHil. und den Landes-Bauorganen, Director Parti und Ingenieur Scan z oni, vereinbart waren. Es enthält im Souterrain die Leichenkammer, das Macerations-locale und einige Depots, zu ebener Erde eine grosse Halle für di*1 Einsegnung der Leichen, sodann das pathologisch-chemische Laboratorium, den Secirsaal, Uebungssäle für gerichtliche Obductionen und chirurgische Operationen an Leichen, das Laboratorium für die Diener der pathologisch-anatomischen Lehrkanzel; im ersten Stockwerke das Auditorium, die Arbeitszimmer für den Professor, die Assistenten und die Studirenden und die Museum-Säle, und auf dem Dache die Knochenbleiche. Die Präparaten-Sammlung umfastbei 2600 Nummern. Neu construirt und seit den paar Jahren ihres Bestehens vielfach anderweitig nachgeahmt sind die Einrichtungen für Maceration und Entfetten der Knochen, die so rasch und vollkommen wirken, dass z.B. zur vollständigen Maceration eines Skelettes ein Zeitraum von drei Tagen, zur Entfettung ein solcher von 48 Stunden in jedem Falle genügt, Pharmakognostisehe und p barm ak odyna-m i sehe Sammlung. (Zinzendorfgasse Nr. 81. Vorstand: Prof. Dr. Franz dar.) Diese Sammlung zerfällt in folgende Theile: a. in die pharmakognostisehe Normalsammlung, r Topographie der Stadt Graz. b. in die pharmaeeutische Sammlung, und c. in die pharmakodynamische Sammlung. M e d i c i ni s e h e KI i ni k. (Im allgemeinen Krnukenhanse , Piiulns.thorga.sse Nr. S. Vorstand: Prot. Dr. Moriz Körner.) Sie umfasst zwei Krankensale mit je zwölf Hotten, einen Hörsaal, ein Arbeitszimmer für den Professor, die Assistentenwohnung, Wärterzinimer und andere Nebenloenlitäten. Chirurgische Klinik. (Im allgemeinen Krankenhause. Vorstand; Prof. Dr. Karl Ritter v. Itzehaezck.) Sie umfasst zwei Kraukeusille mit je zwölf Detten, den Hör- und Operationssaal; in den Xebenlocalitüten ist die Instrumentensanunlung aufgestellt, welche in ihrem historischen Theile mit denjenigen Instrumenten beginnt, die bei der Gründung dieser Klinik im Jahre 1774 in Gebrauch waren. Klinik f ü r A u g e n h e i 1 k u n d e. (Im allgemeinen Krankenbanse. Vorstand: Prof, Dr. Karl Sie umfasst zwei Krankensäle mit je-zwölf Detten, den Hör- und Operationssaal, einige Arbeitszimmer, die Assistentenwohnung und Nebenloealitäten. Diese drei Kliniken (medicinische, chirurgische und Augenheil-Klinik) befinden sich in einem, im Jahre 1871 von dem Lande Steiermark erbauten, im Hofraume des allgemeinen Krankenhauses stehenden Tracte. (Geburtshilfliche Klinik g. unten heim „Gebärhaus"). G y n a e k o 1 o g i s c h e K1 i n i k, (Im allgemeinen Krankeiihausc. Vorstand: Prof. Dr. Karl Sie umfasst zwei Zimmer mit zwölf Betten. 270 i$ l o d ig) Ritter v Helly.) ( \ Lehranstalten. Wärterzimmer, iBadecabinet und Arbeitszimmer für den Professor. Klinik für Hautkrankheiten und Syphilis. (Im allgemeinen Krankenhause Vorstand: Prof. Dr. Eduard Lipp.) Sie steht mit der gleichnamigen Abtheilung deallgemeinen Krankenhauses in Verbindung und befindet sich in einem, vor einigen Jahren vergrösserten Tracte desselben. Auch die Kranken der Abtheilung werden zu Unterrichtszwecken benützt. Klinik und Abtheilung zusammen besitzen einen Belegraum für 144 Kranke in zehn Zimmern mit Separations- und Badecabineten und ein Arbeitszimmer für den Professor. Ein Krankenzimmer wird auch als Hörsaal benützt. Laboratorium für physiologische und pathologische C h e m i e. (Im allgemeinen Krankenhause, Paulusthorgasse Nr. 14. Vorstand: Prot'. Dr. Karl B. Ilofmann.) Dieses Laboratorium befindet sieh im Erdgeschosse des südliehen Flügels des pathologisch-anatomischen Institutes und besteht aus dem Laboratorium und Arbeitszimmer des Professors und einigen Schüler-Lab o rti to r ien. P s y c h i a t r i s c h e Klini k'. (Paulusthoniasse ,\r. l'>. Vorstand: Prof. Dr. Richard Freiherr von K r a f i t - E b i n g I Sie wurde für den psychiatrischen Unterricht in der Universitätsstadt gegründet und umfasst zwei Isolirzinnner, zwei Zimmer für Unruhige, zwei für Buhige. Klinische Demonstrationen werden ausserdem noch in der Irrenanstalt im Feldhofe, welche eine Stunde von der Stadt entfernt ist. angehalten, Institut für Staatsarzneikunde. (Im Universitätsgebäude, Hofgasse Nr. 14. Vorstand: Prof. Dr. Adolf S c h a u e n s t e i n.) Diese Anstalt befindet sich in einem Nebengebäude der alten Universität; das ErdgeschosS enthält die Wohnung des Dieners, während den ersten Stock der llörsal. den zweiten die Arbeitsräume einnehmen. In den letzteren ist auch die toxikologische Sammlang aufgestellt. 'Die philosophische Faeullät. An dieser Facultät wirkten im Sommer-Semester des Studienjahres 1875 15 ordentliche, 8 ausserordentliche Professoren, 5 Privatdocenten, 4 Lehrer und es befanden sich an derselben 188 immatrikulirte, in ausserordentliche Hörer und 51) Pharmaceuten. Mit dieser Facultät stehen folgende Institute und Sammlungen in Verbindung: P h y s i k ali s c h e s Ins ti t u t. (flalbärthgasse noch ohne Hausnummer, Vorstand: Prof. Dr, A. Töpler). Dieses Institut wurde 1872-.....i 875 auf Grund des von Prof. Töpler entworfenen Programmes nach dem Plane des Architekten Horky, damals Professor an der technischen Hochschule in Graz, und des Architekten C. Stattler in Wien erbaut. Als Hauptgesichtspunkte wurden hiebei festgehalten, dass alle zu praktisch-physikalischen Zwecken bestimmten Localitäten in's Erdgeschoss verlegt und mit isolirten Pfeiler-construetionen versehen wurden, dass als eine für Graz unabweisliche Notwendigkeit für die Herstellung gut ausgerüsteter Werkstätten gesorgt werden musste und endlich, dass auch ein kleines astrophysi-kalisches Ohservatoriuin hinzugefügt werden konnte, in welchem Unterricht in den Elementen der Astronomie ertheilt werden kann. — Im lichten Souterrain des stattlichen Gebäudes befinden sich die mechanische Werkstätte mit einer kleinen dreipferdigen Dampfmaschine, ein Dänin für gröbere halbchemische Arbeiten, für Darstellung von Präparaten, für 1 »estillationen, I lasentwicklungen u, s. w., ein Raum zur Aufbewahrung der grossen galvanischen Ketten, ein Raum für constante Temperaturen, eine Vorrathskammer und der Läskeller. — Das hohe Erd-geschoss enthält das grosse Auditorium für Experimentalphysik, das grosse physikalische Gabinet, ein Vorbereitungshiboratorium. ein Laboratorium für Optik, einen Raum zum Photographiren. ein grosses Schüler-laboratorium, einen Arbeitscorridor, andere Laboratorien für calorische und verwandte Untersuchungen, ein Zinnner für Wägern und Comparator, eisenfreie Laboratorien, eine Terrasse für meteorologische Instrumente und die Wohnungen für einen Assistenten und für zwei Laboranten. Im tasten Geschosse befinden sich die Wohnung des Professors, dessen Kanzlei und Handlaboratorium, das Lesezimmer des Institutes, die Wohnung des zweiten Assistenten, ferner der Hörsaal für die Vorlesungen über mathematische Physik. Meteorologie, mathematische Geographie etc. mit dein dazu gehörigen Professorenzimmer, ein Local für meteorologische Instrumente, ein Zimmer als Rechenzimmer bei astronomischen Arbeiten und die Wohnung des dritten Assistenten. 27:; IS Diesem Gebäude schliesst sich an der Rückseite ein Thurmbau als aströphysikalisches l Observatorium an. (Im alten üniversitiitsu-ebäudo, Bürgergasse Nr. 2. Vorstand: Prof. Dr. Leopold von Pehal.) Dieses Institut, welches 1851 errichtet wurde, befindet sich dermalen noch im alten Universitätsgebäude; da sich diese Localitäten aber als unzureichend erwiesen, beantragte Prof. von Pehal im Jahre 1868 die Errichtung eines eigenen Institutsgebäudes. Die Bewilligung zum Baue desselben in der Halbärthgasse gegenüber dem physikalischen Institute wurde 1874 ertbeilt: die Pläne wurden nach den Angaben des Prof. von Pehal durch den Architekten C. Stattler in Wien angefertigt, der Bau wurde 1874 begonnen, wird noch geführt, und das neue Gebäude dürfte im Herbste 1S70 zur Benützung kommen können. Es wird einen grossen Hörsaal für Experimentalchemie mit entsprechenden Sammlungsräumlichkeiten, einen kleinen Hörsaal. Arbeitsräume für etwa hundert Praktikanten, das Laboratorium des Professors, einen kleinen Bibliothekssaal, und die Wohnungen für den Professor. :s Assistenten und :; bis 4 Diener mithalten. (Njeuthorgasse Nr, tn. Vorstand: Prof. Dr. Hubert Leitgeb.) Eine wesentliche Ergänzung der botanischen Sammlungen des Joanneums (botanischer Garten und Herbarien), welche auf Grundlage eines Poberem -kommens den Zwecken der Universität zur Verfügung stehen, bildet das botanische Institut: es befindet sieh in der nächsten Nähe des botanischen Gartens, umfasst die Arbeitszimmer für den Professor und die (' h e m i s c bes I ns t i tu t. B o t a n i s c h e s 1 n s t i t u t. 274 V. J Schüler, und enthält, obwohl es erst einige Jahre besteht, bereits eine ansehnliche Reihe von Sammlungen. Mineralogische und geologische Samm-1 ii n gen. (Karmeliterplatz Nr. 4. Vorstand: Prof. Dr. Karl F. Peters.) Diese Sammlungen stehen jetzt noch unter einer Leitung. Die mineralogische Sammlung enthält wenig über 2000 Stuck; in der geologischen Sammlung sind ein sehr vollständiger Unterkiefer von Dinotherium giganteum aus der Nachbarschaft von Graz und einige Säugethier- und Schihlkrötenreste aus steiermärkischen Braunkohlen-Lagerstätten bemerkenswert!). Ausserdem besitzt sie eine bedeutende Petrefactensuite aus der böhmischen Silurformation, P h y t o - p a 1 ä o n t o 1 o g i s c h e s C a h i n e t. (Karmeliterplatz Nr. 4. Vorstand: Prof. Dr. Constantin Freiherr von Ettingshausen.) Das phyto-paläontologisebe ('abinet ist erst jüngst aus dem im Jahre 1872 gegründeten botanisch-paläon-tologischen Laboratorium hervorgegangen. Es verfügt a) über Sammlungen jetzt weltlicher Pflanzen, b) über Sammlungen fossiler Pflanzen, welche jetloch noch alle Eigenthum des Vorstandes sind. Z o o 1 o g i s c h - z o o t o m i s c h e s Institut. (Karmeliterplatz Nr. 4. Vorstand: Prof. Dr. Franz K i 1 h a r d Schulz e.) Dieses Institut, welches in vier Zimmern untergebracht ist. wurde im Jahre 1873 gegründet, während bis dahin der Vertreter der Zoologie an der Universität auf die Mitbenützung der zoologischen Arbeitsund Unterrichts-Hilfsmittel des Joanneunis und der technischen Hochschule angewiesen war. Es enthält ausser einer Handbibliothek, einer Anzahl von Wand* tafeln, von Glas-, Wachs- und Gypsmodellen eine Sammlung von meistens in Aleohol conservirten Thieren, eine Sammlungzootomischer und mikroskopischer Präparate, und die nöthigen Vorrichtungen und Hilfsmittel für die wissenschaftlichen Untersuchungen und für die auf 24 Praktikauten eingerichteten zootomischen Hebungen. Kino grosse Bedeutung für die Pflege der Zoologie an dieser Universität verspricht die neu eingerichtete k. k. z o o 1 o g i s c h e Station in T r i e s t zu gewin -neu. In derselben wird sowohl der Director deshiesi-gen zoologisch-zootomischen Institutes, welcher zugleich mit dem /weiten Zoologen der Wiener Universität die Directum der 'Priester Station führt, als auch eine Anzahl von Studirenden der Grazer Universität zeitweise am Meere arbeiten, und es wird das hiesige zoologisch-zootomische Institut zu jeder Zeit sowohl lebende als conservirte Meeresthiere erhalten können. Seminar für die cl a Solschen Sprach en. Vorstände: Prof. Dr. Max Bitter von Karaj a 11 und Prof. Dr. Wilhelm Kergel.) Das philologische Seminar wurde 18G4 auf Antrag der Professoren K. Schenkl und Max lütter von Karajan gegründet. Die Zahl der wirklichen Mitglieder ist auf sechs festgesetzt, welche Jahresstipendien von 60 h\ gemessen. Es besitzt eine Handbibliothek, welche bereits über G00 Bände umfässt. A r c h ä 0 1 o g i s c bes G a b i n e t. (Im alten Univorsitätsgebäude, Eloigasse Nr. 14. Vorstände: Prof, Dr. Max Ritter von Karajan und Prof. Dr. Fritz l'ic hier.)' Das archäologische Gabinet wurde im Jahre 1865 von den Professoren K. Schenkl, K. Tomaschek und Max Bitter von Karajan gegründet. Seine Aufgabe ist es, einen Apparat für Vorlesungen über die antike Kunst zu bieten. Dasselbe enthält an Gypsabgüssen antiker Originalwerke: 1. grössere Statuen 25 Stucke. 2, 1 lasten 42 Stücke. 3, Reliefs 26 Stücke. 4, kleine Statuen und Büsten, Terracotten 62 Stücke, 5. Ge-räthe 59 Stücke. 6. architektonische Ornamente 21 Stücke, 7. Gemmen 767 Stücke. An Originalen: 1. von ägyptischen Alterthümern 45 Stücke, 2. von assyrisch - kleinasiatiscben Alterthümern 2 Stücke, ?). von griechischen Alterthümern: a) ans Marmor und Bronze 4 Stücke, b) Thongefässe 57 Stücke, 4. von römischen Alterthümern: a) aus Marmor und Bronze 24 Stücke, b) Gemmen 5 Stücke, c) Thon-geräthe, Terracotten, Glassachen 39 Stücke, dl Arbeiten aus Blei, Stein, Bein u. dgk 43 Stücke, 5. von keltischen Alterthümern 13 Stücke. Das numismatische Cabinet besitzt 5254 Stücke, darunter 13 Goldmünzen, 1131 Silbermünzen, endlich 4110 Münzen aus Bronze. Blei, Messing und anderen Stoffen. Dazu kommen noch 4 Papierstücke, 497 Münzenabdrücke und 12 numismatische Werke. Die Bibliothek besteht aus 187 Bänden und umlässt noch eine unter zehn Nummern verzeichnete Sammlung von Photographien, Bilderwerken u. dgl. Seminar für deutsche Sprache, (Vorstand: Prof. Dr. Anton Schönbach.) Das Seminar für deutsche Philologie wurde im Sommer 1873 gegründet; die Durchschnittszahl der Mitglieder beläuft sich auf zwanzig. Historisches S e m i n a r. (Vorstände: Prof. Dr. Johann Weiss und Prof. Dr. Franz K r o n e s.) Das historische Seminar wurde im Jahre 1866 über Antrag der Professoren Krones und Weiss gegrünt let. und gleichzeitig wurden sechs Stipendienplätze zu 80 ti. für den Semester gegründet. Die llilfsbibliothek besteht aus 270 Bänden; als Durchschnittszahl der rf heilnelnner kann dreissig angenommen werden. D&fi l\ Je U)i/rersilä(s-Jji/,!h,l!ii (Burgergasse Nr. 2.) Die l ddvorsitäts-Bibliothek zu Graz wurde nach Aufhebung des Jesuitenordens im Jahre 17 70 durch die Vereinigung der den Jesuiten-Conventen zu Graz, Marburg. Leoben und Judonburg eigenthümlichen IUichersaumdungen gebildet. Linen grossen Zuwachs erhielt diese Bibliothek durch die unter Kaiser Joseph II. erfolgte Aufhebung der Kloster. Von den Stiften St. Lambrecht. Xeuberg, Stainz, Seckati, Bottemnnnn, Maria Trost u. s. w. wurden grosse Bücherbestände nach Graz transportirt und hier der I'niversitäts-Bibliothek einverleibt, in neuerer Zeit erfuhr dieselbe eine wesentliche Bereicherung durch die Aufnahme der 10.275 Bände zählenden Büchersammlung der luediciinseh-chirurgischen Lehranstalt (1863), Ferner wurden derselben zugeführt: im J. 1805 800 Bände juridischen Inhaltes von Freiherra Otto v. Sterneck, 1867 bei 2000 ausgewählte wissenschaftliche Werke durch ein Legat des Ministerialrath.es Bitter v. Lessner und in demselben Jahre eine grosse Bücherzahl durch ein Geschenk des Hofbuehhündlers Brauinüller in Wien; im J. 1874 ein Geschenk Bich. Bitters v. Dotzauer in Prag und jüngst ein Legat des verstorbenen Pfarrers Dr. Bich. Knabl, bestehend aus 1456 Bänden. Der gegenwärtige Bücherbestand beträgt über 85.440 Bände Druckschriften; nebenbei besitzt die Bibliothek die grosse Zahl von 4286 theils sehr werthvollen Handschriften in 1765 Bänden, welche gewiss noch reiches .Materiale zu wissenschaftlichen Arbeiten enthalten, und eine Abtheilung zahlreicher ihr durch Tausch zukommender Universitäts-1 Druckschriften. — Im April 1776 wurde die Bibliothek der öffentlichen Benützung übergehen, worauf die allgemeine regste Theilnahme an diesem Institute den Befehl der Kaiserin Maria Theresia, veranlasste, die alte Aula und das Universitäts - Theater zu einem Bibliothekssaal umzugestalten, welcher noch gegenwärtig einen freundlichen Anblick gewährt. Auch wurden zwei darnnstosscnde Lesezimmer angebracht. Der Gesammtkostenaufwand erforderte 8000 ti. und wurden die Herstellungen im J. 1778 vollendet. Zur Benützung der Bibliothek wird, obwohl dieselbe in erster Linie zu Universitätszwecken dienen soll, doch joder Belehrung Suchende frei zugelassen, und ist das Bokal zu diesem Behüte an allen Wochentagen durch sieben Stunden geöffnet Bie Benützung ist eine sehr starke; man berechnet jährlich bei 60.000 Benützuugslälle und die Zahl der verliehenen Bücher auf 10.000 Bände. Die k. k. technische Hochschule. (Kaubergasse Nr. 10, Joanucum.) Der im Jahre 1811 erfolgten Stiftung des Joanneunis in Graz lag der Gedanke zu Grunde, eine Anstalt in's Leben zu rufen, welche nicht nur durch ihre Sammlungen, sondern auch durch den au derselben ertheilten Unterricht die Verbreitung nützlicher Kenntnisse in allen Berufsklassen fördern und dadurch das Wold des Landes heben sollte. Desshalb wurden schon im Herbste des Jahres 1812 Vorlesungen über Mineralogie, Botanik und Chemie, Experimentalphysik und Astronomie, sowie über Technologie begonnen, zu denen sich zahlreiche Zuhöret1 aller Stande und jeden Alters einfanden Auch die Hörer des damals bestandenen Lyceums nahmen an diesen Vorlesungen theil. Vom Jahre 1818 an wurden auch Vorträge über Zoologie gehalten. Im Jahre I82t> wurden die Vorlesungen über Astronomie und Technologie aufgehoben, dafür aber die im Jahre isot; am genannten Lyceum errichtete Lehrkanzel der Landwirtschaft sichre an das Joanneuni übertragen und der Professor dieses Faches zugleich mit den Vorträgen über Zoologie betraut. Damals bestand an der Universität noch keine Lehrkanzel für Naturgeschichte Und waren die Studirondon des ersten Jahrganges der Philosophie desshalb angewiesen, die Vorlesungen über Mineralogie, Botanik und Zoologie am Jonnneum zu hören, welche dadurch einen sehr zahlreichen Zuspruch erhielten. Im Jahre 1827 erfolgte die eigentliche Organisation der Studienabtheilung des Joanneums durch Systemisirung der Stelle eines Studiendirectors und der bis dahin vorwiegend naturwissenschaftlichen Richtung des Unterrichtes wurde durch Errichtung einer Lehrkanzel für technisch-praktische Mathematik (Arithmetik, Algebra, theoretische und praktische Geometrie und Mechanik) nunmehr die technische Richtung beigesellt. Aus dieser Lehrkanzel wuchsen im Laufe der folgenden Jahre eine Anzahl neuer Lehrkanzeln hervor: im Jahre 1840 zweigten sich zwei Lehrkanzeln für Eleniontar-Mathematik und für höhere Mathematik und praktische Geometrie von derselben ab, welcher nur die Mechanik verblieb; 1857 wurden auch für höhere Mathematik und für praktische Geometrie besondere Lehrkanzeln errichtet. Inzwischen war 1830 der Unterricht in der Chemie und Physik von der Botanik getrennt, 1833 dem \ Professor der letzteren Wissenschaft auch die Zoologie übertragen und 1834 eine schon 1829 systemisirte Lehrkanzel für Peru- und Hüttenkunde errichtet Worden, in welchem Fache ahoi' der Unterriehl in der mit dem Joanneuni in engster Verbindung stehenden Bergschule in Vordernberg, aus welcher (1849) die k. k. Berg-Akademie in Leoben hervorging, ortheilt wurde. Ben Vorlesungen Uber Landwirthschaftslehre wurden auch forstwissenschaftliche Vorträge beigefügt. Im Jähre 1841 wurde ein neuer Lehrplan entworfen, welcher im Jänner 1844 die Genehmigung der Regierung erhielt. In solcher Weise entwickelte sich Dank der Hochherzigkeit des hohen Stifters des Joanneunis und der Opferwilligkeit der steiermärkischen Stände nach und nach aus bescheidenen Anfängen eine technische Lehranstalt, welche durch die Errichtung neuer Professuren u. z. 1846 für Baukunde, 1854 für darstellende Geometrie, 1855 für Physik (welche seit 1843 von der Chemie getrennt und durch Supplenten vorgetragen wurde) vervollständigt wurde und sich eines zahlreichen Zuspruches nicht nur aus Steiermark, sondern auch aus anderen österreichischen Bändern und selbst aus dem Auslande zu erfreuen hatte. Im Jahre 1861 wurde vom steiermärkischen Landtage ein neues Statut für die technische Lehranstalt des Joanneunis beschlossen, welches am 18. Oc-tober 1864 die kaiserliche Genehmigung erhielt und mit Beginn des Studienjahres lsß5—6 in Kraft trat. Nach demselben wurde diese Lehranstalt zu einer technischen Hochschule mit zwei allgemeinen Klassen, vier Fachschulen für Ingenieurwesen, .Maschinenbau, chemische Technologie und Land- und Forstwirtschaft und besonderen Gursen für Geometer und Wiesenbauiiieist er. wie für Werk- und Bau- 281 meister umgestaltet und der Lehrkörper durch Errichtung neuer Professuren für Maschinenbau, chemische Technologie. Hochbau. Wasser- und Strassenbau und Forstwirtb.sclud'tslehre. sowie durch Ernennung eines Lehrers für Freihandzeichnen und eine grossere Zahl von Docent en für llilfsfärher und allgemein bildende Gegenstände vervollständigt. Dem Charakter einer Hochschule entsprechend trat ein alljährlich aus der Mitte des Professoren-Collegiums gewählter Director an die Spitze der Lehranstalt, deren Fachschulen von Fachschulvorständen geleitet wurden. Den ordentlichen Hörern war ein bestimmter Studienplan vorgeschrieben und das Aidsteigen in einen höheren Jahrgang war von einem günstigen Studienerfolge abhängig. In Folge einer Anordnung der Legierung wurde nebst den schon erwähnten Cursen vom Studienjahre lÖö6:— 7 an auch ein Vorcurs für Berg- und Hüttentechniker als Vorbereitung zum Besuche der k. k. Berg-Akademie eingerichtet, welcher bis 1871—2 bestand. Die nunmehr den Forderungen der Zeit entsprechend reorgnnishte Lehranstalt hatte sich einer ansehnlichen Frequenz zu erfreuen, indem schon 1865—6 200 Hörer und Gäste dieselbe besuchten und im Jahre 1870 — 1 die (iesammtzahl derselben D62 erreichte. Im Jahre 1868—9 wurde eine Professur der mechanischen Technologie errichtet und traten einige Abänderungen des organischen Statuts in Kraft. Eine bedeutende Umgestaltung vollzog sich im Jährt1 1^71 — 2. indem ein neues, auf dem Principe der Lehr- und Lernfreiheit bestehendes Statut zur Geltung kam. Die allgemeinen Klassen wanden aufgehoben und der Eintritt in die Hochschule als ordentlicher Hörer von der mit gutem Erfolge bestandenen Maturitätsprüfung abhängig gemacht. Die technische Hochschule in Graz hat sich innner mehr als eine Notwendigkeit für die südlichen Länder Oesterreichs, in denen sie die ein/ige Lehranstalt ihrer Art ist. ergeben. Nur ein Drittel der Hörer gehörl der Geburt nach dem Lande Steiermark, zwei Dritte] anderen Ländern der österreichisch-ungarischen Monarchie und dem Auslande an. DemUHgeachtet hat das Land Steiermark den ganzen von Jahr zu Jahr sich mehrenden Aufwand für die technische Hochschule allein bestritten und dabei eine hoch anzuerkennende Opferwilligkeit an den Tag gelegt. Doch konnte ein solches Yorhältniss auf die Dauer nicht bestehen, denn bei den geringen Mitteln, welche dem Lande zur Verfügung stehen, und den innner wachsenden Ansprüchen, weicht1 an dasselbe innerhalb des Kabinen-, seines autonomen Wirkungskreises herantreten, wäre früher oder später ein Zeitpunkt eingetreten, in welchem das Land zu fernerer Leistung des zur Erhaltung der Hochschule erforderlichen Aufwandes sich unfähig bekennen musste. Nur die üebernahme der Hochschule in die Verwaltung des Staates konnte dem vorbeugen, und diese Üebernahme erfolgte mit Beginn des Jahres 1874. In der Organisation der Hochschule trat keine wesentliche Aenderung ein. nur die Band- und Forst-wirthschaftsschulo. welche in folge der strengen Aufnahmsbedingungen schwach besucht war. winde aufgehoben; Vorlesungen über Band- und Forstwirthschafts-lehre werden aber auch in Zukunft an der Hochschule gehalten. Die Staatsregierung hat durch Systemisirung neuer Lehrkanzeln (Professuren für Wasserbau und mechanische Fächer und eine Adjunctenstelle für Maschinenbau), durch ansehnliche Erhöhung der Dota- tion der Lehrkanzeln und durch den Ankauf eiües Baugrundes für den Neuhau der technischen Hochschule ihre Fürsorge für die ihr nunmehr unterstehende Lehranstalt zu erkennen gegeben. Die Umstellung eines ausreichenden Baum bietenden und allen Anforderungen entsprechenden Neubaues ist eine nicht länger hinauszuschiebende Bedingung des Erblühens der Hochschule, denn die derselben im Joanneumsgebäude eingeräumten Lokalitäten reichen schon seit Jahren nicht mehr aus, und man war längst genothigt, in Privathäusern Räumlichkeiten zu niiethen, welche trotz der vorgenommenen Adaptirungen unvollkommen den an Unterrichtslokalitäten zu stellenden Ansprüchen genügen. Mit dem Beginne des nächsten Studienjahres wird die Hochschule 17 ordentliche, 2 ausserordentliche und 2 supplirende Brofessoren, 1 Adjuncten, 6 honorirte Docenten und 2 Privatdocenten, 6 Lehrer und 10 Assistenten zählen. Im letzten Studienjahre (1874—5) waren 242 ordentliche Hörer, von denen 172 die Ingenieurschule, 3G die Maschinenbauschule und 2ii die chemisch-technische Fachschule besuchten, 8 aber keiner bestimmten Fachschule angehörten, 31 ausserordentliche Hörer und 9 Gäste, im Ganzen 282 Studirende eingeschrieben. Das k. k. L Staatsgymnasium. (Bürgergasse Nr. 2.) Diese Benennung führt das ehemals k. k. akademische Gymnasium seit September 1869, um es von dem zu dieser Zeit neu errichteten k. k. II. Staatsgymnasium zu unterscheiden. Gegenwärtig hat dasselbe seinen Platz wieder in demselben Hause, in welchem es anfänglich gewesen und vor 302 Jahren eröffnet worden war, nämlich in 2s-1 dem vormaligen Jesuitencollegium (in der Bürgergasse, gegenüber dem Hauptportale der Domkirche gelegen). Gegründet wurde diese Lehranstalt 1578 durch Erzherzog Karl II., welcher zu Lehrern und Leitern desselben die Jesuiten berief. Zweihundert Jahre lang, bis zur Aufhebung der Gesellschaft Jesu (1773) verblieb sie in den Händen derselben. Da wurden die unteren Schulen, ebenso wie die Universität, Staatsanstalten, aber an ersteren blieben die Exjesuiten als Lehrer und fand auch das Lehrsystem trotz einiger Anlaufe keine dauernde und wesentliche Aenderung bis zum Jahre 1841). Im Jahre 1804 verordnete Kranz I., dass das Stift Admont die Lehrstellen des Gymnasiums mit Priestern aus seinem Hause versehen solle. Demge-müss traten solche nach Massgabe des Austrittes der alten Professoren in die Anstalt ein. Von LSG) an, wo der letzte Exjesuit in den Ruhestand trat, bis 1841) waren alle Lehrer Adinonter. Bei der neuen Organisation des Gymnasiums 1849, wo die 7. und 1850 die 8. Klasse zuwuchs und das Fachlehrersystem (angeführt wurde, traten auch weltliche Lehrer in Verwendung. Dies Yerhältniss dauerte auch dann noch fort, als die Regierung 1857 mit dem Stifte Admont einen neuen Walrag abschloss, wodurch sich dasselbe zur Besetzung der Lehrstellen verpflichtete; indem insbesondere die grosse Schulerfrequenz eine grössere Zahl von Lehrkräften forderte, als das Stift stellen konnte. Als die Zahl der Parallelklassen 1805 bis zu sechs gestiegen war, wurden für ihren Bedarf vier Lehrstellen extra statum systemisirt, 1869 aber zur dauernden Abhilfe dieser Ueberfrequenz das k. k. II. Staats-, gymnasium eröffnet. Das darauffolgende Jahr wurde der Vertrag mit dem Stifte gelöst und die Lehranstalt als ein Gym- nasimn erster Klasse mit freier Concurrenz für die 1 .ehrstellen erklart. Die jährliche'Sohülerfrei|uenz war im 17. Jahrhunderte zeitweilig bis auf 800 gestiegen, im letztem Decennium des 18. Jahrhundertes betrug dieselbe im Durchschnitte 230, in den 60ger Jahren des jetzigen Jahrhundertes 600s, wobei jedoch nur die öffentlichen Schüler gerechnet sind. Im Schuljahre 1875 zählte das Gymnasium 380 öffentliche, 26 Privat - Schüler; Abiturienten: 3tl öffentliche. 7 externe. Das k. k. 11. Staatsgymnasiuni. (Griesgasse Nr. 29.) Das zweite Staats-* Jymnasium wurde in Folge kaiserlicher Anordnung vom f>. Februar 1869 errichtet und am 12. wurden nach Beschluss des steierm. Landtages vom Jahre 186S in mehreren Städten der Steiermark selbstständige, dreiklassige Bürgerschulen errichtet die den Zweck haben, durch regelmässigen Unterricht die Gelegenheit zur Erwerbung einer über das Lehrziel der allgemeinen Volksschule hinausreichenden Vorbildung zu gewähren, welche nothwendig ist, um nach vollendetem Besuche dieser Schule ein Gewerbe praktisch zu erlernen, oder sich der Landwirtschaft oder dem Kaufmanns-stande zu widmen. Diesen Bestimmungen gemäss wurde diese Bürgerschule 1870 eröffnet und im verflossenen Schuljahre (1874—5) von 144 Schülern in drei Klassen besucht. r Die k. k. Lehrer-Bildungsanstalt. (Burggaese Nr. 13.) Die Lehrerbildungsanstalt in Graz ist hervorgegangen aus der früheren k. k. Normalhauptschüle, mit welcher eine Lehrer-Fräparandie in Verbindung stand, die ihre Einrichtung durch "Maria Theresia erhalten hatte. Die jetzige Organisation dieser Anstalt beruht auf dem Reichsvolksschulgesetze vom 14. Mai LSG!) und sie besteht aus vier Jahrgangen und einer Vorbereitungsklasse; als Uebungsschule dient eine mit derselben in Verbindung stehende vierklassige Volksschule, Die k. k. Lehrerinnen-Bildungsanstalt. Diese Bildungsanstalt wurde 1870 errichtet. Die Dauer des Bildungscurses ist vierjährig. Mit ihr steht in Verbindung: a) eine zweiklassige Mädchenvolksschule als Muster-und Uebungsschule für die Lehramtszöglinge; l)i ein einjähriger Bildungscurs für Arbeits-Lehrerinnen an Volks- und Bürgerschulen; C) ein Kimlergarten und einjähriger Bildungscurs für Kindergärtnerinnen. Im Schuljahre 1874—5 war diese Anstalt von 198 Mädchen besucht. An öffentlichen Volksschulen besitzt die Stadt eine Mädchen-Volks- und Bürgerschule, sieben Volksschulen für Knaben und sechs Volksschulen für Mädchen. iNoritialseliulirasse Nr. 4.1 Volksschulen. Diese Schulen sind von über 3000 Knaben und 2200 Mädchen besucht. Ausserdem gibt es noch verschiedene Privat-Volksschulen und Erziehungs-Institute, wie die mit dem OerTeutlichkeitsrechte versehene Volksschule der evangelischen Gemeinde (mit 22d Knaben und 234 Mädchen in vier Knaben- und fünf Mädchenklassen), die zweiklassige Volksschule der israelitischen Cultusgemeinde (mit 70 Schülern und Schülerinnen), die sechsklassige Mädchenschule der Schulschwestern (mit 352 Schülerinnen^ die fünf-klassige Mädchenschule der Ursulinerinnen (mit 300 Schülerinnen), die vierklassigen Mädchenschulen der Schwestern der christlichen Liebe (mitJlio Schülerinnen) und der 1 tnkmsiVauen vom hl. Herzen Jesu, die Knabenschule und das Waisenknaben-Institut Paulinum der Marienbrüiler. die Mädchenschule des steierm. (ii'werhiwen'inesJ'iiid'IMval-KinihM^ärteiiiwiivonilreides Kindergarten- W-reinestundfünfKindiTbewahr-Anstalten des wohlthätigen Frauenvereines und andere Privat-Lehr- und Erziehungs-Anstalten. Sammlungen. Das Joanneum. (Statlt, Raubergasae Nr. 10.) Das Joanneum, die Stiftung Erzherzogs Johann und der steirischeu Stämle. nunmehr Eigenthum des Landes Steiermark und diesem und seinen Vertretern zur Erhaltung und Vermehrung anvertraut, besteht, seitdem die technische Hochschule und das Archiv davon getrennt wurden, aus der Bibliothek, den natur-historischen Sammlungen, dein botanischen Garten und dein Münzen- und Antiken-Gabinete. Bibliothe k. (Vorstand: Dr. F. Mit t er bac her.) Die Joanneums-Bibliothek zählte mit Ende des Jahres 1874: 25.252 Werke in 73.985 Händen und Heften. Diese ansehnliche Sammlung entstand aus dem bei Gründung des Joanneunis im Jahre 181] eingerichteten Lesecabhiete mit einer Sammlung von Büchern, welche durch reiche Spenden des Erzherzogs Johann und vieler anderer (immer bald auf 13.500 Werke in circa 31.000 Bänden anwuchs und seitdem durch Ankauf und Geschenke fortwährend vermehrt wird. In den letzten Jahren trugen namentlich der Ankauf des Nachlasses des F.-Z.-M. Freiherrn von Schönhals zur Bereicherung der historischen, und das Vermächtniss des Naturforschers Hofrathes Prof. Dr. Unger zur Vermehrung der naturhistorischen Fächer hei. In dem letzteren sind die vielen Monographien, meist von den Verfassern desselben dem Prof. Unger zum Geschenke gemacht, besonders werthvoll. Diese Art der Entstehung und Yergrösserung der Bibliothek gibt die Erklärung für den Umstand an die Hand, dass sich einerseits seltene und kostbare Ausgaben und Werke finden, anderseits aber auch so manche Quellen- und Hauptwerke vermisst werden, die sonst in viel untergeordneteren Bibliotheken vorhanden sind. Diese Lücken können nur nach und nach ausgefüllt werden. Bemerkenswerth ist die Sammlung der Stvriaca, die in folgenden drei Abtheilungen aufgestellt sind: 1. von Steiermärkern verfasste Werke. 2. Werke, welche über Steiermark und dasselbe betreffende Gegenstände handeln, 3. in Steiermark gedruckte und verlegte Werke. Incunabeln sind nur wenige, Handschriften keine vorhanden. Die Jounneums-Bibliothek ist ihrer Gründung und Entwicklung nach a 11 g e in e i n e Lan d e s-Bibliotbek, hatte aber bis jetzt zugleich die .Aufgabe, der technischen Hochschule als Bibliothek zu dienen. Mit der Gebergabe der technischen Hochschule an den Staat wird für diese die Gründung einer eigenen Bibliothek nnthwendig. und die doanneums-Bibliothek ihrer eigentlichen Aufgabe als Bandes-Bibliothek wieder zurückgegeben. Das zoologische Museum. (Vorstand: Prot. Dr. F. F. Schulze.) Dieses ist im zweiten Stockwerke in fünf Sälen und einem kleinen Entree-Zimmer untergebracht und stellt seiner Bestimmung gemäss eine Sehausuunn-lung für das grosse Publikum dar. welche aber zugleich auch bei dem zoologischen Unterrichte an der technischen Hochschule und an der Baiiversität als Lehrmittel Yerwerthung findet. Bei der Gründung des Joanneums im Jahre 1.811 bestand die zoologische Sammlung nur aus einer kleinen Anzahl typischer Formen der einzelnen Thierklassen und einigen zoologischen Raritäten. Durch die unermüdliche Fürsorge des Erzherzogs Johann aber, welcher kein Jahr ohne bedeutende Beiträge vorübergehen liess, sowie durch grossartige Schenkungen verschiedener Patrioten und durch einzelne Ankäufe wuchs die anfangs nur unbedeutende Sammlung allmälig zu dem jetzigen Umfange heran. Eine besonders wichtige Bereicherung erfühl" das Museum im Jahre IM):5 durch die Einverleibung der an osteolo-gischen Präparaten, an Grustaceen, Würmern und Echinodermen reichen zoologischen Sammlung der Universität. Dem Besucher fällt vor Allem eine beträchliche Anzahl ausgestopfter Vögel in's Auge, unter denen manche interessante Einzelheiten, z. B. eine wohlerhaltene Mca 'nnpnmis. Den Grundstock zu dieser Yogelsammlung lieferte eine im Jahre 1839 von Herrn .loseph Döpfner aus Althofen geschenkte Serie von über 1000 Exemplaren. Eine ansehnliche Suite von Conchylien, welche jetzt des mangelnden Baumes wegen in den Schiebladen der Schränke aufbewahrt werden, stammt aus einer ursprünglich in Holland angelegten und bald nach der Gründung lies Museums angekauften Sammlung, sowie von dem Herrn Gonte Ismaeli aus Zara. Die theils in Kästen zur Schau ausgehängten, zum grössten Theile aber in Schränken aufgehobenen Insecten rühren hauptsächlich von einer grösseren im Jahre 1818 durch Herrn Karl Schmuz dem Museum geschenkten Insectensanmdung sowie von zahlreichen kleineren Schenkungen des Erzherzogs Johann her. Besondere Erwähnung verdient die in dem Schranke Nr. 8 enthaltene vortreffliche Sammlung von mehr als 6000 europäischen Schmetterlingen, welche im Jährt1 1 S49 von dem Herrn Major Stevens in Pettau angekauft, wurde. Eine grosse Suite von Käfern wurde im Jahre 1860 von dem Herrn Hauptmann Grimm anpurirt. Von bedeutendem wissenschaftlichen Werthe ist die in dem kleinen Entreezimmer in drei Glasschränken aufbewahrte Sammlung von — grösstenteils adria-tischen — Schwämmen, welche das Museum seinem früheren VorStande, Professor Oscar Schmidt, verdankt. Das Minerali en - C ab ine t. (Vorstand: Prof. Dr. S. Aichhorn.) Die Gründung dieser Museums-Abtheilung fällt mit der des Joanneums selbst zusammen, also in das Jahr 1811. Vier geräumige Säle im zweiten Stockwerke sind zur Unterbringung dieser Sammlungen bestimmt. Im grüssten dieser Säle steht die Büste des Erzherzogs Johann und neben dieser sind in die Wand Steintafeln* > eingelassen. Geschenke des Stiftes Admont. die ein bleibendes Erinnerungszeichen sein sollen, dass Graz 1843 und 1875 die Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in seinen Mauern tagen sah. Die Sammlungen, welche in den erwähnten Räumlichkeiten aufbewahrt werden, sind folgende: I. Die Min eralien-Sammlungen. Die Schausamndung behndet sich in den beiden grössten Sälen an den Wänden in 33 verglasten Schränken. Sie zählt 43618 Nummern und ist nach System Mobs' geordnet.*1') Da im Laufe der Jahre viele schöne Exemplare zugewachsen sind, so wurden die interessantesten neueren Acquisitionen in vier besonderen Pultkästen aufgestellt und allen Besuchern des Cabi-netes zugänglich gemacht. Parallel mit der mineralogischen Sammlung verlaufend und in beiläufig 462 *) Ans dem von Rumpf Pignolit genannten Magne-Sittels von Šunk bei Trieben am Ilottenmanner Tauern. **) Nähere Angaben hierüber in dem Werke: „Das Mineralien-Cabinet am st. 1, Joanneum mit besonderer Berücksichtigung der mineralogischen Schausamndung- von Dr. S. Aichborn, Graz 1855. Luden der Untersatzkästen an den Wänden der beiden grossen Säle vertheilt geht die Haupt-Ladensammlung von Mineralien. Sie ist ebenfalls nach dem Mohs'sehen Systeme geordnet, zählt über 12.000 Nummern, und über etwa ein Drittel derselben besteht ein wissenschaftliches Inventar. Ausserdem besteht noch eine kleine Sammlung zu Lehrzwecken. II. Die terminologischen Sammlungen. Die Schausammlung dieser Art ist in der Mitte des ersten grossen Saales in sechs verglasten Pultkästen untergebracht und zählt 539 Nummern, darunter 336 Krystall-Modelle aus Gyps. Der übrige Apparat an Modellen und Instrumenten befindet sich in den Nebenlocalitäten. III. Die geologischen Sammlunge n. Wie die mineralogischen zerfallen auch sie in Schau-und Laden-Sammlungen, und sind ihrer Natur nach theils allgemeine, theils Special - Sammlungen. Zu ersteren gehören: a) Eine allgcmehw geologische Sammlung. Sie zählt 388 Nummern, wird durch 212 in Laden aufbewahrte Exemplare ergänzt, befindet sich in der Mitte des ersten grossen Saales in sechs Pultkästen und repräsentirt die wichtigsten Gesteine des Schiefer-Massen- und Schichtgebirges, denen einige wenige leitende Versteinerungen beigegeben sind. Sie ist das Werk J. M Anker's, der von 1818—1830 sehr verdienstvoll als Gustos und Professor am Joan-nouni wirkte, h) Eine allgemeine Petrefatirn-Smuin-lung. Sie zählt 538 Nummern aus dem Thierreiche und 75 aus dem Pflanzenreiche und wurde im Jahre 1853 von dem jetzigen Vorstande im zweiten kleinen Saale aufgestellt. Heide haben den Charakter von Lehrsammlungen. c) Die steiennärh'sehe geologische Sammlung , welche von Anker begründet und von seinen Nachfolgern ausgebildet wurde. Sie zählt über 1000 Nummern, nimmt dreizehn Wandsehränke und sechs Pultkasten im ersten kleineren Saale ein. (Für die Dauer der Naturforscher-Versammlung [September 1875] ist in diesem Saale auch der Fund von Säugethierresten aus dem wilden Loche auf der Grebenzenalpe in Obersteiermark ausgelegt.) An den beiden Stirnseiten der Pultkästen liegen auf Marmortischen die erste geologische Karte der Steiermark von J. M. Anker, 1832 entworfen , und die im Jahre 1860 von Tb. v. Zollikofer zusammengestellte, beide Original-Arbeiten der genannten Forscher , während die hypsometrische Karte der Steiermark von Th. v. Zollikofer und Dr. J. Oobanz, und die geologische Karte der Steiermark von Dr. Stur nebst den dazu gehörigen Werken in der Ausstattung, wie sie im Jahre 1873 auf der Wiener Weltausstellung zu sehen waren, im ersten grossen Saal ihren Platz linden, d) Die phglopah'iouiologisclien Sammlungen-, Sie enthalten 1200 Nummern , sind im zweiten kleineren Saale in den Wandschränken untergebracht und repräsentiren die fossilen Floren von Parschlug und von der Stangalpe in Steiermark, sowie von Badoboj in Kroatien. Sänimtliche Reihen sind das (biginalwerk Franz UngeFs, dessen Büste den Herbariensaal ziert. Zu allen diesen Schausannulungen werden zahlreiche Ergänzungs - Exemplare und Doubletten in Laden aufbewahrt Ausser diesen sind aber noch mancherlei andere Sammlungen in Laden vorhanden. Die wichtigste derselben ist jene, welche bei der im Jahre 1874 erfolgten Auflösung des geognostisch- r montanischen Vereines für Steiermark in das Eigenthum des Joanneums überging. Sie enthält in 110 Laden der Wandschränke des zweiten kleineren Saales wohlgeordnete Reihen von etwa 2000 Belegstücken zur früher erwähnten geologischen Karte der Steiermark, von den Geologen des Vereines und von freiwilligen Forschern eingebracht. In anderen Loyalitäten sind die Aufnahmskarten und die Bibliothek des Vereines aufbewahrt. Aber nicht nur aus Steiermark, sondern auch aus anderen Ländern sind geologische Ladensammlungen vorhanden, z. B aus Böhmen (Silur- und Steinkohlenformation'i, aus Nieder-Oesterreich (Tertiärformation), aus Deutschland (Juraformation) etc. Endlich fehlt es auch nicht an Local-Suiten und verdient in dieser Hinsicht die von Brofessor Dr. 0. Heer in Zürich bearbeitete Gollection von Insecten -Abdrücken aus Radoboj in Kroatien besondere Erwähnung. IV. Die technologische Schausamm-lung. Sie zählt gegen 600 Nummern und befindet sich in achtzehn Bultkästen des zweiten grösseren Saales Sie enthält steiermärkische Mineralien, Gehirgsarten und mehrere aus ihnen gewonnene Rohprodukte, die in der Landwirtbschaft, im Hüttenwesen, in der Baukunst und in der Töpferei ihre Anwendung bnden, ferner solche, die sich zu Mühl- oder Schleifsteinen eignen, endlich mineralische Farbstoffe, Salze und einige Stein- und Braunkohlen. — Weder auf hohe wissenschaftliche Bedeutung noch auf Vollständigkeit Anspruch machend, ist diese Sammlung bestimmt, die Aufmerksamkeit des Laien auf die grosse Wichtigkeit des Mineralreiches für verschiedene Gewerbe und Künste zu lenken. Der botanische Garte n. (Vorstand: Prof. Dr. H L ei >t geb.) Die Gründung des botanischen Gartens fällt ebenfalls mit der Gründung des Joanneums im Jahre 1811 zusammen. Er bestand Anfangs nur aus dem im Westen des Gebäudes gelegenen Areale und wurde erst später durch Demolirung der Bastionen und Ausfüllung des Wallgrabens auf seine dermalige Ausdehnung gebracht. Er besteht zunächst aus dem sogenannten Systeme, das in dem eben erwähnten ursprünglichen Theile untergebracht, aus kleineren und grosseren, im Allgemeinen nach dem Endlicher'schen Systeme fortlaufenden Gruppen besteht, deren jede am Rande kleinere Felder mit annuellen und perennirenden Gewächsen, in der Mitte aber die einschlägigen oder nächst, verwandten Strauch- und baumartigen Formen führt; die Anzahl der hier cultivirten Arten beläuft sich ungefähr auf 4000. An dieses gegen den übrigen Garten um einige Fuss erhöhte Terrain scbliesst sich unmittelbar die ökonomisch-technische und die medi-cinische Abtheilung an. deren jede in vier Quarres die wichtigsten offieinellen und im praktischen Leben irgend eine Rolle spielenden Pflanzen enthält, Hinter dem medicinischen Viertel wird der Garten durch das Versuchsbeet für den Professor der Agricultur und der forstwirthschaftlichen Abtheilung, hinter dem ökonomisch-technischen Viertel aber durch die sogenannte Reserve geschlossen, die in diesem Garten wegen des besonders im „Systeme" stattfindenden Maikäferfrasses. der jedes Jahr vielfachen Ersatz fordert, nothwendig ist. Zwischen den genannten vier Hauptabtheilungen liegt das „grosse Bassin" mit den wichtigsten einheimischen Wasserpflanzen, während ein kleineres sich am nördlichen Ende der systematischen Abtheilung befindet. Der Osten des Gartens wird vom Arboret eingenommen; das auf zwölf Felder disponirt, eine grosse Zahl schöner Laubbäume und auch einige Nadelhölzer aufweist; sie stehen nach Familien geordnet beisammen und es verdient davon, ausser den grossen Eichen, Rüstern, Pappeln, Eschen, Ahornen, Linden und Stein-und Kernobstarten eine Mermwya fniriiiifolla- hervorgehoben zu werden, die sonst strauchartig, hier zu einem grossen, weitästigen Baume herangewachsen ist. Der Pftrocari/u unmittelbar gegenüber liegt das Tqiidnriitiih in dem grössere exotische Farne und Phanerogamen, darunter besonders zwei grosse, schöne Bananen cultivirt werden. Den östlichen Flügel dieses Gewächshauses deckt eine holländische Kiste, die vor Allem der Orchideen- und Selaginellencultur, dann aber auch der Pflege kleinerer Filicinon dient, während die Kiste am anderen Ende besonders einige physiologisch interessante Pflanzen und die exotischen officinelleii. allerdings wegen der Beschränktheit des Raumes nur in kleinen und jungen Exemplaren beli er he rgt. Das Kalthaus liegt von den Warmhäusern weit entfernt am nördlichen Ende des Gartens und zählt an 2000 Alten, deren einige durch ihre Unan-sehnlichkeit und Kränklichkeit leider nicht undeutlich auf die ungünstige Lage des Hauses und seine Baufälligkeit hinweisen. Zwischen dem Arboret und den Tepidarien liegt endlich noch die erst vor wenigen Jahren entstandene Alpenanlage, die gegenwärtig ein Glanzpunkt des Gartens auf neun kleinen Erdhügeln, die mit eigens ausgewählten Gesteinsbrachstücken besetzt, im Ganzen das Bild eines allmälig ansteigenden, im Einzelnen 804 L _________________________ _________________) aber vielfach zerrissenen Gebirgszuges darbietet, an 500 der schönsten und zum Theil auch seltensten Alpenpflanzen der Steiermark und ihrer Nachbarländer pflegt, während einige Gäste aus den Pyrenäen, Karpathen und den dalmatinischen Gebirgen nicht weniger Beachtung verdienen, weil durch sie die Anlage ungeachtet ihres bescheidenen äussern Umfanges geeignet wird, in gewissem Grade die ganze [Inchgoliirgsflora Europa's zu vergegenwärtigen. Dem Garten nach seinen verschiedenen Zielen bietet ausserdem noch Unterstützung und Ergänzung das zu demselben gehörende Herbarium, das im zweiten Stocke des Joanueums in seinem zwischen dem zoologischen Museum und dem Mineraliencabinete gelegenen Saale untergebracht ist und zunächst aus dem sogenannten Serbarium generale als der eigentlichen Hauptsammlung, nebstdem aber auch aus einem besonderen Herbarium sigriacum und aastria.ru)it und aus einem kleinen Eorstherbär besteht. Das Herbarium generale ist, in horizontal in Wandschränken liegenden Fuscikeln untergebracht und zählt ungefähr 11.000 Speeles, die nach Endlicher'* geuem plantarum geordnet sind. Ausser der darin sehr gut vertretenen europäischen Flora enthält dasselbe auch eine nennenswert he Anzahl nordanicrikanischer und brasilianischer Pflanzen, dann Pflanzen vom Gap, aus Aegypten, Greta, Cordofan und Sibirien, endlich auch viele Neuholländer und Gentraiasiaten. Das Herbarium stgriacnm befindet sich in büeher-förmigen Ilolzfolhinten, die in zwei mit Glasfonstorn versehenen Aufsatzkftsten vertical an einander gereiht sind, während das österreichische Herbar in gewöhnlichen mit Gurten geschnürten Fascikeln in der Mitte des Saales unter der Vogeleiersammlung aufgestellt ist. Grössere Arbeitsräume für Studirende sind nicht vorhanden; ihr Mangel wird Jedoch behoben durch die seit einem Jahre hergestellte Verbindung mit der Universität, beziehungsweise mit dem neu errichteten botanischen Institute, (las sich in dur unmittelbaren Nähe des Gurtens befindet, Gas Münzen- und Antikencabinet. (Vorstand: Prof. Dr. F. Pichler. 1 Dieses Gabinet zerfällt in zwei Hauptabtheilungen, in jene für die a n t i k e Zeit und jene für das M i t f e 1-alter und die Neuzeit; erstere befindet sich im ersten Stockwerke (dazu Steinkamnier, Flur. lief und Stiegenaufgänge), letzter»1 unter dieser im Erdgeschosse. I. Wenn wir mit der ältesten Zeit beginnend, das Museuni im ersten Stocke betreten, so befindet sich links zunächst die ägyptische Abtheilung (Kasten A D, Etiketten braun); sodann die persisch-babylonische Abtheilung (Etiketten weiss); an diese schliesst sich die griechische Abtheilung i Etiketten rosa, Wandkästen B und G). Die mitteleuropäische Vorzeit reprä-sentirt der Fensterpultkasten (D) mit dem Pfuhlbaustück (Daumodell). Steinbeilen, Hämmern iL s. w., dazu ähnlichartige mexikanische Erzeugnisse. Der Steinzeit reiht sich an das Bronze-Zeitalter (Kasten E, F, G, Etiketten grün), Aexte, Ketten, Beile, Streitmeissel, Morgensterne, Schwerter und Dolche, dann mannigfache Utensilien und Schmuckgegenstände, Panzerstücke, Schilder mit Klappenblechen, Votivhände (aus einem Grabe zu Kleinglein). dann die neun grossen Helme aus Negau. — Das wichtigste Stück dieser Sammlung aber ist der sogenannte Judenburger Wagen, ein keltisches ()pfergeräthe, Rauchwagen mit 13 Figuren uns Strett-weg bei Judenburg. Der römische Saal bietet im Wandkasten (A links) Mosaik- und Wandstücke aus Italien, Vinmum in Kärnten, Cilli u. dgl. Im Fensterpultkasten (B) befinden sich ausgewählte griechische Münzen. Die Kästen (C, I), Ei, an der Fensterseite des Saales enthalten meist in Steiermark gefundene römische Schmuckgegenstände. Waffen und Geräthe, eine grössere Reihe ausgegrabener Glasgegenstände: Schalen, Tassen, Salbentlaschen; dann Glaspasten aus Bompeji u. s. w. Im Bultkasten (F, drittes Fenster): eine kleine Sammlung von geschnittenen Steinen. (Intaglios, Kameen). Der lange Wandkasten (G, H, I), den Fenstern gegenüber, enthält zahlreiche Ueberreste römischer Alterthümer meist aus Leibnitz, Cilli, Bettau, darunter mannigfache Thonarbeiten, Schalen aus Siegelerde, Lampen und andere Gefässe; im mittleren Kasten (H) endlich auch eine kleine Serie von Bronze-Statuetten, Gypsabgüsse von der Colininw Wayana in Rom, Die zahlreichste Reihe von Denkmälern der kleinen Plastik repräsentiren aber die Münzen, welche bisher in einem Gesammthestande von 34.5Ü0 Stücken zusammengetragen worden sind (an 2120 Griechen, 8000 Börner, 24.000 Mittel- und Neuzeit, und zusammen in Gold 830, Silber 18.060. Bronze, Kupfer u. dgl. 15.700). Die zur Schau aufgelegten Exemplare bievon befinden sich in den Doppelpulten in der Mitte des Saales (I bis NYI1I) und bieten nach den einzelnen Feldern eine Uebersicht der Münzgepräge: Schwergold Altitaliens, die ältesten Gewichtsmünzen Roms, Familien-, richtiger republikanische Staatsmünzen, Kaisermünzen, eine Sortirung der Münzen nach Na- 307 20* men, Metall und Werth; Münzen des Mittelalters, der Renaissance, Münzen der neueren Zeit mit besonderer Berücksichtigung Oesterreichs und der Steiermark, diesen schliesst sich wieder eine Sortirung der neueren Münzen nach Name, Metall und Werth an ; Medaillen auf geschichtliche Ereignisse, berühmter Männer, endlich auch die verschiedenen Arten von Münzen und Papiergeld in Europa und Amerika. In gesonderter Ausstellung nächst dem ersten Fenster befindet sich eine ausgezeichnete und seltene Sammlung von Venetianer Münzen (1?89 Stücke). II. Bevor man die Räumlichkeiten des Erdgeschosses betritt, seien die im Leihnitzerfelde und in St, Johann im Braufelde gefundeneu römischen Grabdenkmale (Flur, Ilofpilaster) nicht übersehen. Vom Eintrittszimmer des Erdgeschosses erreichen wir zunächst rechts den „römischen Steinsaal" mit Inschriftsteinen, Basreliefs und Statuen, die ersteren fast ausnahmslos in Steiermark gefunden. Für die Entwicklung der Schrift besitzt das Museum Belegstücke in interessanten arabischen, türkischen, persischen, hebräischen, kufischen und mala-barischeu I landschriften. Den Uebergang zur eigentlichen mittelalterlichen Abtheilung bildet die im Steinsaale befindliche Serie von Malereien und Ilolztafelbildern. Im Eintrittssaale selbst erscheinen insbesondere als Costümebilder wichtig die 6 Bilder zum Beichenzuge Erzherzog Karls II. (I r>!»0), dann die Portraitbilder von Adelsgeschlechtern der Steiermark; auch besitzt das Museuni eine Sammlung von Orts-, Bau- und Personenbildern, Kupferstiche, Stiftzeichnungen (dritt-halbhundert Blätter steh*. Original-Aufnahme von R. Reichert in Rom). Von den Steindenkmälern dieses Saales seien erwähnt die (15 Stck.) hebräischen In- Schriften aus der Zeit der Judenansiedelung in Steiermark, die in der Mitte des Saales befindlichen zahlreichen architektonischen Baustlicke aus der hiesigen alten Friedricianischen Burg, die obenauf liegende Kohlheimer Kalkplatte des Fortunaspieles, 1589, mit Notenstücken, ferner schöne Reliefs wie die Job-Legende aus carrarischem Marmor, die beiden Kaiser-Reliefs (Nero und Nerva) und zahlreiche mittelalterliche Grabdenkmäler, darunter insbesondere jenes des Ulrich von Liechtenstein ((Jypsabguss). Während in den Fensterpultkästen links schöne Elfenbeinschnitzereien, rechts neben zum Theile vorzüglich schönen Edelsteinen und Pasten zahlreiche Münzen. Medaillen und Siegelstempel sich zeigen, enthält der Wanddoppelkasten dieses Saales eine grössere Serie neuerer Metall-, Glas- und Thonarbeiten, darunter Statuetten des sechzehnten Jahrhunderts, den Ehrenbecher der steiermärkischen Land-wirthschaftsgesellschaft für Erzherzog Johann (1844) und anderes. Ein Prachtwerk von Metallarbeit ist auch insbesondere die in diesem Saale befindliche Siegelpresse der SteirisChen Ständeverordneten vom Jahre 1741, mit (> Email-Wappen und dem steirischen Panther aus ciselirtem Silber. Von Holzschnitzereien erscheinen das Processionskreuz aus Bruck (Steinsaal), das Drei-faltigkeitsrimdbild, die Georgs- und Veronika-Statue, der Betstuhl von Neuberg, Flügelstücke eines Hausaltars, der Kreuzweg von Grosslobming und andere. Eine Sonderabtheilung gibt die Darstellung von Schrift und Druckentwicklung des Orientes und des Abendlandes, bis zu den neueren Schriftwerken. In der zeughausartigen Aufstellung des vorletzten Gemaches befindet sich nur eine kleine Serie von Waffen und Rüstgegenständon. Interesse erregen auch die im Wandglaskasten dieses Saales befindlichen Freimaurer-Gewänder und symbolischen Geräthe. von der in Graz bestandenen Loge (1785), dann chinesische und alte steirische Hüte und Trachtwerk mannigfacher Art. lerner am Plafond das goldgestickte Fahnentuch der Freiwilligen in den Abruzzen unter Joachim Mural. Das letzte niedere Gemach enthält eine Kanone mit geschnitzter Lafette aus Leoben. die Bären-Windfahne von Bernegg in der Elsenau. das Feldbacher und Lobminger Bichtrad und andere Folterwerkzeuge, Mönchsbussgiirtel u. s. w\. endlich den Tisch der herzoglichen Hofhaltung (1 589k mit Jagd-scenen auf der Kehlheimer Platte und Bruchstücke der Burg- und Eisenthorbauten. Detailsammlungen finden sich in den einzelnen Kasten eingelegt. Die Landes-Bildergallerie und Kupferstich-Sammlung. (Neugasse Nr. 1, Vorstund: Iiireetor Schwach.) Die Bildergallerie wurde im Jahre 1819 errichtet und hiezu das gräflich VYildenstein'sche Haus in der Neugasse erkauft. In massig grossen Zimmern wurden, so gut es das Lokah; zuliess, die Gemälde aufgestellt, welche theils Eigenthum der Stände, theils kunstsinniger Privatbesitzer waren, die mit Vorbehalt des Eigentumsrechtes dieselben zur öffentlichen Aufstellung überlassen hatten; wenige waren Eigenthum der Anstalt. Der damalige Katalog verzeichnet daher grossten-theils leihweise überlassene Kunstwerke; von über hundert derselben erscheint Herr Ignaz Graf Attems als Eigenthümer. Von dem damaligen Director August Stark erbte bei seinem im Jahre 1839 erfolgten Tode die Lundes-Gallerie seine aus 200 Gemälden bestehende Sammlung. Seinem Beispiele folgten bald andere Private; unter diesen ist vor Allem Ignaz Graf Attems zu nennen, der seine grosse Sammlung der Gallerie testamentarisch zuwendete. Ebenso wurde sie von Erzherzog Johann mit Schenkungen bedacht. In den Vierziger-Jahren überliess Kaiser F erdinand eine Anzahl Gemälde aus dem k. k. Belvedere leihweise der Landes-gallorie. Von den Letzteren wurde ein grosser Theil im Jahre 1873 derselben als Eigenthuin überlassen, jedoch wurden leider die verzüglicheren Werke wieder zurückgefordert. Die Gallerie zählt über 600 Gemälde, sie enthält vieles Interessante und Sehenswerthe und jeder Kunstkenner wird dieselbe mit, Befriedigung verlassen, auch bildet sie ein werthvolles Unterrichtsmaterial für die Zeichnungs-Akademie. Vorzüglich sind es Werke der altdeutschen Schule und der Nachblüte der Renaissance, welche das Interesse fesseln, auch findet der Besucher vorzügliche Werke der neuereu Kunst. Vor Kurzem ist die Neuordnung und Herstellung derselben vom Landtage angeordnet WOrden und wii'd in nächster Zeit durchgeführt werden. Die Ritter v. Heintl'sche K u p fers t i clisa mniluug bildet einen Bestandtheil der Landes-gallerie und hei im Jahre 1872 bei dem Hinscheiden des Gründers Josef Ritter v. Heini 1 in Wien durch testamentarische Anordnung dem Lande Steiermark zu. Damit die Sammlung, dem Wallen des Spenders gemäss, durch Weckung und Hebung des Kunstsinnes und durch Kachbildung nützlich werde, wurde dieselbe von dem Landes-Ausschusse der Bihlorgallerie einverleibt ; auch wurde die Anordnung getroffen, dieselbe durch periodisch wechselnde Aufstellungen dem 811 \ Unterrichte und der Besichtigung zugänglich zu machen. Zu diesem Zwecke wurde ein Zinnner der Bildergallerie von der Direction einge- Die Sammlung enthält 1121 Blätter, welche in Originalstiehe und Radirungen und in Stiche nach Gemälden geordnet sind und von Albrecht Dürer bis auf die neueste Zeit die Entwicklung der Kupfer-stechkunst vor Augen stellen. Neben den vorzüglichsten Blättern Albrečht Dürer's, Rembrandt's, sowie der Schüler und Zeitgenossen beider findet man die besten Kupferstecher fast aller Nationen in selten schönen Exemplaren vertreten; auch ist diese werthvolle Sammlung durch eine reiche Colleotion von Künsllerportraits ausgezeichnet. Das steierm. Landes-Archiv. (Realscbulgas&e Nr. 3. Vorstand: Prof. Josef Zahn.) Das Landesarchiv wurde als solches im Jahre 1868 gegründet. Es begreift 1. das Joanne ums-Archiv, welches mit dem Joanneuni zugleich 1811 begründet wurde, und 2. das 1 a n d s c h a f 11. A r c h i v, dermalen bis zum Jahre 1800 reichend. Das J oanneum s-Archiv besteht in der Jahr für Jahr sich vermehrenden Sammlung von Urkunden, Acten, Handschriften, Ortsbildern und Siegeln, welche aus aufgelassenen Privatarchiven stammend, die Steiermark in ihrem gegenwärtigen Umfange betreffen. Dieselbe enthält womöglich Originalien; wo solche nicht zu erlangen, sind auch Abschriften beigezogen. Dermalen hält es an 65.000 Stück Urkunden (in den Abschriften von 811, in den Originalen von 877 an), davon circa 45.000 Originale auf Pergament oder Papier, Acten und Handschriften aus den Archiven von 7 Städten, 40 Märkten, 30 Klöstern. richtet. 10 Herrschaften, ca. I lou Familien, 3 Innungen, eine Patentsammlung vom 15. Jahrhunderte an in circa 250 Fasoikeln, circa 400 Originaldiplome, 142 Siegel-Stempel und circa 65©Ö Ortsbilder vom IG. Jahrhunderte an. Audi ein ehemals öffentliches Archiv, jenes der steierin. Landschranne (1*1. bis 18. Jahrhundert), dann die Papiere Erzherzog Johannis, welche sich auf dessen Wirken in den öffentlichen und Ver-einsangelegenheiten der Steiermark beziehen, sind (in 42 Fascikeln) daselbst aufbewahrt. — Zur geschichtlichen Ortsbildersammlung rangiren auch die Arbeiten des ehemaligen Landesarchäologen für Steiermark, 88 Ortschaften mit circa 1400 Zeichnungen und Skizzen. Das landschalt 1. Archiv enthält die Rechtsund Verwaltungsdocumente der steierm. stände vom Jahre 1186 an und ist namentlich für das öffentliche Leben und die Gesetzgebung, für die Reformation, Gegenreformation und die Kriegsgeschichte der kroa-tisch-slavonischen Grenze, welche Innerösterreich vom 16. Jahrhunderte an zu vertheidigen hatte, von dieser Zeit an sehr reichhaltig. Es begreift circa 4500 Fas-cikel und Bände. Das Archiv wurde bei der Wiener Weltausstellung von 1873 mit der Verdienstmedaille ausgezeichnet Das Landes-Zeughaus. (Herrengasse Nr. 16.) 1 >as steiermärkische Landes - Zeughaus wurde, in den Jahren 1640 bis 1644 von den Ständen gegründet. So wie es damals errichtet wurde, in dem vor mehr als zweihundert Jahren zu diesem Zwecke erbauten Gebäude, in vier niedrigen, nur durch Holzdecken von einander getrennten Geschossen sind die Waden auf schwerfälligen Holzgestellen gerade mi aneinandergereiht, wie sie vor zwei Jahrhunderten dorthin in Bereitschaft gelegt wurden, um das Auf-geltot des Landes schnell bewaffnen zu können, wenn der Feind die Grenzen bedrohte. Fs steht in dieser Beziehung als ein Fniciun da. dem. was die innere Einrichtung, die Menge der vorhandenen Waffen und die Art ihrer Aulstellung betrifft, nichts an die Seite gestellt werden kann und es ist demnach weitaus die gTÖSSte historische Merkwürdigkeit unserer Stadt, denn es ist wirkliches Zeughaus des 17. Jahrhunderts, wie es damals bestand, aus dem in Kriegszeiten die Waffenstucke unmittelbar entnommen und in welches dieselben nach der Bückkehr der Heerhaufen wieder zur Aufbewahrung rückgestellt wurden. Die Menge der noch vorhandenen Waffen, ihre originelle Aufstellung, die bisher grösstenteils noch intaete Erhaltung des vor mehr als zweihundert Jahren (!es(diaffenen ist es, was diese Waffensamm-lung von allen ähnlichen, die meist nur Waffen-Museen mit Prachtstücken sind, voraus hat. Was den Inhalt dieses Zeughauses betrifft, so hat dasselbe /war nur einzelne Stucke von besonderer Schönheit; aber wenn mau die hier vorhandenen 28.000 stücke Söldnerwaffen des 17. und Bs. Jahrhunderts überblickt, über 4300 Pistolen, gegen 4<>oo Musketen und Carabiner mit Lunten- und Badschlössern, ebensoviele Pulverhörner. gegen 3000 Hellebarten, nahezu liliOi) I lehne, über 2000 Kürasse, meist mit Gansbäuchen, eine grosse Zahl von Rad-schlossspannern. Schwertern u. s. w.. alles wohlgeordnet und auf Gestellen zusammengereiht, so fühlt man sich in die alte Zeit versetzt, so kann man sich unmittelbar vergegenwärtigen, wie. wenn Keindesgefahr nahte, das Aufgebot aus allen Theilen des Landes in unserer Stadt zusammenströmte, hier in der Herrengasse vor Samiiilmigi->ii. dem Ständehause aufgestellt, die Waffen aus unserem Zeughause empfing, um sie gegen Türken und Kumzzen zu gebrauchen; und wenn das blutige Werk gethan war, kamen die tapferen Schaaren wieder zurück und lieferten die Watten ab. die von dem ständischen Zeugwarte in Empfang genommen und von seinen Knechten so auf ihre Gestelle niedergelegt wurden, wie sie uns jetzt noch von dort entgegenblicken. Ausserdem enthält dieses Zeughaus noch an Be-achtenswertheni den Schlittenkorb Kaiser Friedrichs III., gothische Holzschnitzarbeit des 15>. Jahrhunderts, die Doppelsänfte Sigmund Bathory's. Grossfürsten von Siebenbürgen, welcher gvjö zu Graz Marie Christine, Tochter Erzherzog Kurfs II., heiratete, und ein plastisches Bild des Schlossberges mit allen Festungswerken, wie sie bis ISoti. bevor sie von den Franzosen gesprengt wurden, bestanden. Spitäler. Das allgemeine Krankenhaus. (Pauhisthorgasse Nr. 8. Vorstand: Prof» Dr. E. Lipp.) Das allgemeine Krankenhaus wurde 1788 von Kaiser Joseph II. gegründet, hat wie alle josephini-schen Krankenhäuser über (hau Hauptthore die Inschrift: Saluti d Solatin Aegroruwi Jbsephus II. Augnstus MDCCLXXXVIIL, und wurde der Gemeinde Graz zur Aufnahme unterstandsloser und armer Kranken überwiesen. Administrative Verhältnisse, der Beschluss des Grazer Gemeinderathes, ein eigenes, das städtische Krankenhaus, für die Gemeindeangehörigen zu erbauen und die Errichtung der medicini-sehen Facultät veranlassten den steierm. Landtag, das allgemeine Krankenhaus mit 1. November 1S63 in die Landesverwaltung zu übernehmen. Die Organisirung des allgemeinen Krankenhauses, insbesondere mit Rücksicht auf dessen Yerhältniss zur mediciniscben Facultät erfolgte durch das Krankenhausstatut vom Jahre 1864. Es wurden damals vier Abtheilungen: eine medicinische, eine chirurgische, eine oculistische und eine für Haut-kranko und Syphilis, und vier Kliniken: eine medicinische, eine chirurgische, eine oculistische und eine gynäkologische (s. oben S. 270), ferner die Stelle eines Proseetors und Chemikers systemisirt Die stets zunehmende Frequenz der Anstalt ;: i machte es bald nothwendig, eine zweite medicinische Abtheilung zu systemisiren und das Haus durch Erwerbung nebenliegender Privathäuser und durch bedeutende Zu- und Neubauten namhaft zu vergrößern. Im Jahre 1874 wurden die Kliniken für Haut-kranke und für Psychiatrie terstere mit der Abtheilung für Hautkranke und Syphilis, letztere mit der Beob-achtungsabtheilung verbunden) errichtet. Es bestehen also jetzt sechs Kliniken und sechs Abtheilungen. Was die Verwendung des allgemeinen Krankenhauses zu Zwecken des öffentlichen Unterrichtes betrifft, so wurde dieselbe einerseits durch das Krankenhausstatut vom Jahre 1864 und durch Be- *) Aufnahme seit 1862 bis 1874: 1862 . . 400-1 l'tlc-lill-r 186'.i . . 5329 Pfleglinge 1863 . . 3894 n 1870 . . 5381 „ 1864 . . 4297 n 1871 . . 5646 1865 . . 4532 1872 . . 5902 1866 . . 4923 D 1873 . . 6080 „ 18G7 . . 5480 T 1S74 . . 5626 „ I8Cs . . 5706 r Das allg* iiiciar Krankenhaus. Stimmungen, betreffend das Yerhältniss der Kliniken zur Anstalt; im Jahre 1874 geregelt, andererseits wurde im letzteren Jahre vom steierm. Landesausschusse auch die Benützung der Abtheilungen zum unterrichte bewilliget. Kern entsprechend dociren mehrere Docenten der medicinischen Faoultät auf den verschiedenen Abtheilungen des Krankenhauses. Her Belegraum des allgemeinen Krankenhauses betragt 93 Krankenzimmer mit T50 Betten-; fernereRäum-lichkeiten sind : 11 Wärterzimmer, 1 7 ärztliche Arbeitszimmer. 3 Hörsäle, 1 Operationssaal, i Instrumenten" /immer, 2 Zimmer zu Augenspiogeluntersuchungen, 2 Wartzimmer. IT» Theeküchen, 12 Badezimmer und die erforderlichen Magazine, Der ärztliche Personalstand des Krankenhauses besteht aus einem Krankenhaus-Ibrector. sieben Professoren und Primarärzten, einem Prosector. einem Chemiker, acht Assistenten, eilf Secundarärzten, zwei Operationszöglingen und einer imbestimmten Zahl von \spirauten für den ärztlichen Spitaldienst. Die Landes-Gebä'ranstalt. (Im allgemeinen Krankenhause.) Diese Anstalt wurde 1704 von der Kaiserin Maria. Theresia gegründet, seither mehrmals (1780, 1788, 1*20 21. 1&26) erweitert und auch in der nächsten Zeit steht wieder eine Vergri'tsserung bevor. Im Jahre 1863 kam auch die Gehär-Anstalt in die Verwaltung des Landes. Durch die Aufhebung der Findel-Anstalt (siehe das folgende! im Jahre 1*72 ging die Aufnahme der Pfleglinge in der Gebär-Anstalt sehr zurück, wie folgende Zahlen beweisen : Im Jahre vor der Aufhebung der Findel - Anstalt, also 1871 817 wurden 1019 Schwangere, im Jahre ls73 323, im Jahre 1874 29(5 Schwangere aufgenommen. Primararzt der Gebär-Anstalt ist der jeweilige Professor der Geburtshilfe an der Universität. Der Unterricht wird in derselben für Aerzte und Hebammen ertheilt. • Der Belegraum des Gebärhauses besteht in 3 Kreisszimmern mit 8 Betten, in 10 Wochenzimmern mit 60 Betten, in 2 Zimmern für Schwangere mit 24 Betten. Der ärztliche Personenstand besteht aus: einem Professor, zugleich Primararzt, einem Assistenten, einem Secundarar/t. Ausserdem sind zwei Hebammen bestellt. Die Landes-Findelanstalt. (Im allgemeinen Krankenhause, Diese Anstalt hat ihren Anfang gleichzeitig mit dem Gebärhause genommen und seither alle Schicksale desselben getheilt, bis 1872 durch Beschluss des Landtages das Findelhaus für Steiermark aufgehoben wurde; jedoch werden dermalen Kinder solcher unverehelichten Mütter, welche in der steierniärkischen Landes-Gebär-Anstalt ihre Entbindung durchmachen und österreichischen Kronländern angehören, in welchen öffentliche Findelhäuser als Landesanstalten noch bestehen, aus Gründen der Reciprocität wie früher als Findelkinder behandelt. — Durch diese Massregel wurde der Stand der Findelkinder in der Anstalt ein sehr geringer, so dass ein Zimmer zu ihrer Unterbringung genügt. — Den ärztlichen Dienst versehen der Primararzt und der Secundararzt der Gebär-Anstalt. Das städtische Krankenhaus, Das städtische Krankenhaus. (Armenhausgasse Nr. 18, 20 und 22.! Dieses Krankenhaus wurde im Jahre 1 gegründet, ist eine Communal-Anstalt und hat den Zweck, mittellose einheimische Kranke in Behandlung und Verpflegung zu übernehmen. Es umfasst einen Gebäudeflächenraum von circa 1400 □ Meter und circa M to □ Meter Gartenraum, hat 17 Zimmer und 6 Kabinete, mit einem Beleg-raum für 202 Krank*', welche auf zwei Abtheilungeh, der medicinischen Und der chirurgischen, untergebracht sind. In der Mitte des Spitales befindet sich ebenerdig ein grosser Saal zur Vornahme chirurgischer Operationen, der zugleich als Kranken-Aufnahmszimmer. Bibliothek und Apotheke für die leicht zu bereitenden Medicamente dient. Die Leichenkammer besteht aus einem Secirsaale. zwei Aufbahrungszinunern und einem Kabinet, für zwei Todtenwächter, und befindet sich ganz isolirt nordöstlich vom Krankenhausgebäude. Zur Besorgung des ärztlichen Dienstes sind zwei Primarärzte, für die medicinische Abtheilung Dr. Vinzenz Steiner und für die chirurgische Abtheilung Dr. .Johann Brtl angestellt, welchen je ein Seeundar-arzt zugewiesen ist. In dem städtischen Krankenhause wurden im Jahre 1874 auf der medicinischen Abtheilung 691 und auf der chirurgischen Abtheilung 496 Kranke behandelt. Neben diesem Krankenhanse befindet sich die städtische Siechenanstalt, in welcher arme, sieche Gemeindeangehörige beiderlei Geschlechts Aufnahme finden. Das k. k. Militär-Spital. (Kanneliterplatz Nr. 3.) Dieses Spital wird als Garnisons-Spital Nr. 7 bezeichnet und hat einen normalen Fassungsraum 1'ur 294 Kranke, welcher Beleg in aussergowöhuliehen Fällen Ins auf 304 gestriger! werden kann. Nebstdem sind während der Sonnner-Monate in dem geräumigen Garten zwei Zeltbaracken für 12 und 5 Kranke aufgestellt. Chefarzt ist ein Oberstabsarzt 2. Klasse und zur Versehung des gesammten ärztlichen Aufsichts- und ökonomischen Gienstbetriebes ist gegenwärtig folgender Personalstand systemisirt: zwei Stabsärzte, ein Regimentsarzt, zwei Oberärzte, ein Hauptmann als Connnandant der Sanitäts - Abtheilung, ein Subaltern-Officier aus (bau Stande der Sanitäts-Truppe resp. der mit dem Spitale vereinigten Sanitüts-Abtheilung. ein Bechnungsführer und ein Oekononiie-Oflicier mit dem uöthigen, aus Unterofficieren und Soldaten be-stehemhm Aufsichts- und Wartepersonale. Behufs der Krankenbehandlung gliedert sich das Spital in drei Abtheilungen und zwar: 1. Abtheilung für interne und Augenkranke, 2. Abtheilung für Chirurgische Kranke, 3. Abtheilung für Syphilis und Hautkrankheiten. Im Jahre 1874 sind in dem Militärspitale an Kranken zugewachsen 2393, abgegangen hieven, geheilt 2102, ungeheilt 213, gestorben 7 7. Nebst der eigentlichen Bestimmung als Heilanstalt hat das Garnisonsspital auch noch die Aufgabe, durch theoretische und praktische Ausbildung der einjährig-freiwilligen Aerzte und Med i einer zu Das k. k. Militarspital. Reserveärzten eventuell künftige Berufs-Militär-Aerzte heranzubilden. Die Beischuffung und Bereitung der Medicamente nach den Bestimmungen der Militär - Pharmakopoe obliegt der Garnisonsspitals-Apothcke, welche in dem Garnisonsspitals-Gebäude untergebracht ist. Die Garnisonsspitals-Apotheke hat zugleich die Bestimmung, die eiiyährig-freiwilligen Bharmaceuten zu Reserve - Medicamenten - Beamten heranzubilden. Die Krankenanstalt der barmherzigen Brüder. Diese Anstalt ist unter den jetzt bestehenden Spitälern dieser Stadt die älteste. Sie wurde im Jahre 1615 von Erzherzog Maximilian Ernst, dem Bruder des Kaisers Ferdinand IL, gemündet. Von 1615 bis Ende 1874 wurden in ihr 155.987 Kranke verpflegt. Jetzt verpflegt die Anstalt jährlich zwischen 1500 und 1700 Kranke, und zwar den grösseren Theil unentgeltlich. Das Spital bietet einen Belegraum von 110 Betten. Diese vertheilen sich auf einen Saal, zwei grössere und zwölf kleinere Krankenzimmer. Die Wartung und bei einem grossen Theile der Kranken (chirurgische Abtheilung) auch die Behandlung leisten die Ordensmitglieder. Das Spital besitzt einen unmittelbar anstossenden Garten und für seine Reconvalescenten überdies ein schönes Reconvalescentenhaus in Algersdorf bei Eggenberg mit 16 Betten. Die Spitals-Apotheke, welche auch von den Ordensbrüdern geleitet wird, hat das Recht der Oeffentlichkeit. (Annenstrasse Nr. 2, 4 und 6.) Das Spital der Elisabethinerinrien. Elisabethinergasse Nr. 14) Diese Anstalt wurde 1690 gegründet und um-fasst To Krankenbetten. Die ärztliche Behandlung wird von einem Doctor der Heilkunde geleistet und die Krankenpflege ausschliesslich von den Nonnen des Klosters besorgt. Aufgenommen werden in das Spital weibliche Kranke ohne Unterschied des Vaterlandes, des Standes und der Religion. Die Zahl der jährlich im Spitale verpflegten k ranken betrag in den letzten Jahren durchschnittlich 1200. Das Anna-K inderspital. (Villei'nrtgasse Nr. 5.) Diese YVoldthätigkeitsanstalt wurde 1843 durch einen Verein gegründet, und wird seither durch denselben erhalten. Sie umfasst 46 Betten und im Jahre 1874 befanden sich in ihr 210 Knaben und 214 Mädchen, zusammen 424 kranke Kinder. Sie verfügt über ein durch Spenden, Legate, Sammlungen u. dgl. entstandenes Gesammtvermögen von über 100.000 Gulden. Im laufenden Jahre (1875) fässte die steier-märkiscbe Sparkasse aus Anlass ihres fünfzigjährigen Jubiläums den Beschluss, für ein von ihr selbstständig zu erbauendes und sodann diesem Vereine zu übergebendes Kinderspital mit einem Belegraume für 100 Kranke den Betrag von 80.000 Gulden zu widmen. Dieses Neugebäude wird zwischen der Mozart -und Humboldtgasse erbaut werden. Die Landesirrenanstalt auf dem Feldhofe. (Vorstand: Dr. Freiherr R, v K ru t't t - E b i n im Die Landes-Irrenanstalt liegt 3 Kilometer südlich von Graz auf dem Feldhofe und umfasst ein Die Landesirrenanstalt auf dem Feldhofe. Areale von beiläufig 20 Hektaren; sie wurde 1870 bis 1872 mit einem Kostenaufwande von 550.000 Gulden unter der Leitung des 1872 verstorbenen Directors Dr. J. Czermak erbaut. Bis dahin befand sich die schon 17SS errichtete Irrenanstalt in der Stadt gegenüber dem allgemeinen Krankenhause und wurden die durch die Uebersiedlung auf den Feldhof freigewordenen Boealitäten dem allgemeinen Krankenhause zugewiesen. Das Princip, welches (hau Bauplane als Grundlage diente, war, entsprechend den neueren Anschauungen in der Irrenheilkunde, die „möglichst freie Behandlung der Kranken mit Anwendung des Colonisationssystemes und Absonderung der Kranken aus den gebildeten Ständen in einem Bensionate". Die Lage der Anstalt ist eine völlig freie. Die Bundsicht bietet nach allen Bichtungen ein herrliches Panorama. Das nicht verbaute oder zu Gärten und Höfen verwandte Areal der Anstalt (etwa IG Hektaren ) besteht theils aus Ackerland, theils aus Parkanlagen und ist von einer lebenden Hecke eingefriedet. Auf dem bisher bäum- und leider schattenlosen Terrain ist durch ausgiebige Pflanzung von Bäumen und Herstellung von Laubengängen für künftige Beschattung vorgesorgt. Die einzelnen Baulichkeiten sind so situirt, dass der Lauf der Sonne sie diagonal schneidet und so die Vortheile und Nachtheile der Situation gleich* massig vertheilt erscheinen. Sie besteht aus sieben selbstständigen Gebäuden: 1. Centralanstalt, 2. Männercolonie, 3. Frauencolonie, 4. Meierei, 5. Bensionat, 6, Kapelle, 7. Leichenhaus. Die Centralanstalt ist für die Behandlung und Pflege von etwa 250 besonderer Aufsicht bedürftiger Kranken bestimmt. Sie enthält die Wohnung des Directors und des Assistenten, Fest- und 21* ____) Conversationssäle. die Localitäten für die Admim'stra-tion, Wohnungen für Aerzte. die siel) des Studiums wegen in der Anstalt aufhalten, die Krankenabtheilungen für ruhige und unruhige Kranke, für Kranke aus besseren Ständen, die Tobtracte, über welchen ein Aufbau mit 16 Isolirzinnnern in Angritt' genommen ist. ferner Arbeitsräume für die Kranken, das Haupt-magazin. die Küchen, Yorrathskanimern. die Bäder, die Waschanstalt, Werkstätten und die Wohnung des Oekonomiebeamten. Die Krankenabtheilungen sind von geräumigen Krankengärten umgeben, die aus den ebenerdigen Bäumen mittelst Treppen bequem zu erreichen sind. Die die Gärten umgebenden Mauern sind in Gräben versenkt (smtt de loup) und stören die Kranken nicht am Genüsse der herrlichen Aussicht, Die Männercolonie, ein einstöckiger Bau mit Veranda, enthält im Souterrain Ateliers für Schlosser, Schmiede und Tischler, im Erdgeschosse und im ersten Stocke Wohn- und Sddafräume für etwa 30 ruhige Pfleglinge, die auf freiem Felde oder in Wirthschaltsgebüuden der Anstalt Arbeiten verrichten. Die Frauencolonie bietet Baum für 15 ruhige weibliche Kranke. In Ilufeisenform zwischen den beiden Golonien steht die Meierei. Das südöstlich von der Centralanstalt in einem Parke gelegene einstöckige Pensionat, im Stile einer Villa gehalten, mit allem Comfort versehen, bietet Baum für etwa 16 Kranke höherer Stände. In der Nähe davon, freistehend, befindet sich die Anstalts-Kapelle für etwa 60 Personen. In der nördlichen Ecke des Gebietes steht das ebenerdige Leichenhaus. Die Landesirrenanstalt auf dem Feldhofe. Anfangs 187") befanden sich in dieser Anstalt 180 Männer und 163 Frauen. Durch Uebereinkoinuien zwischen Ministerium und Landesausschuss wird die Anstalt zu Unterrichtszwecken benützt. Wohnungen für 12 junge Aerzte. die sich zum Studium der Psychiatrie mehrere Monate in denselben aufhalten können, sind vom Unterrichtsministerium gemiethet und schon wiederholt benützt worden. Ausserdem werden einmal wöchentlich jeweils im Sonnnersemester dreistündige klinische Vorlesungen und Demonstrationen abgehalten, wozu sich die Hörer der psychiatrischen Universitätsklinik zahlreich einzufinden pflegen. Das Thierspital. (Zimmerplatzgasse Nr 11. Vorstand: Prof. Dr. J. 1! v. Koch. Dieses Spital ist mit einer Thierheil- und lluf-boscIilags-Lehranstalt in Verbindung und wurde 1842 von den Ständen der Steiermark gegründet. In dem Quinquennium von 1867 bis 1871 wurde diese Anstalt jährlich im Durchschnitt e von 23 Schülern besucht und wurden ebenso 445 Pferde. 385 Hunde und 7 Bündet behandelt. — Für die Schüler der IInfbeschlags - Lehranstalt bestehen fünf Stipendien ä 100 Gulden. — Director dieser Anstalt ist der Professor der Seuchenielire und Veterinärpolizei an der medieinischen Facultät der Universität Vereine. Die Zahl der Vereine in Graz ist eine ausserordentlich grosse und ihre Thätigkeit hat schöne Resultate aufzuweisen. Fs ist nicht thunlich, alle hier bestehenden Vereine aufzuzählen, es mögen nur die wichtigsten und bedeutendsten erwähnt werden. Vorzüglich Wissens e h a f 11 i c h e Zwecke verfolgen: der naturwissenschaftliche Verein, der historische Verein, der Verein der Aerzte, der Juristen-Verein, der akademische Leseverein, der akademische naturwissenschaftliche Verein und der mathematischphysikalische Verein an der k. k. Universität, der polytechnische Glub; der English*Club, der Gabels- berger-Stenographen-Verein. der Pharmaceuten-Club und der homöopathische \'erein Hahneniannia; für die Förderung der geistigen und materiellen Cultur sind thätig: der steiermärkische Volksbildung^-Verein, die st. Landwirthschafts-Gesell* schaft, der alp- und forstwirthschaftliehe Verein, der Gartenbau-Verein^ der steierm. Gewerbeverein, der Verein zur Hebung der Bienenzucht, der Seidenbau-Verein, der Verein der Kaufleute und Industriellen; die Hebung der bildenden K ünste bezwecken: der Künstvereini der Kunst-Industrieverein und der christliche Kunstverein; musikalische Vereine sind: der Musik-Verein, der Musiker-Club, der Miinner-gesangs - Verein, der Singverein, der akademische Gesangsverein, der Techniker-Sängerchor: touristi-s c he r Natur sind: die Section Graz des deutschen und österreichischen Alpenvereines und der steiermärkische Gebirgsverein; die vorzüglichsten geselligen Vereine sind das adelige Casino und die Ressource; die grössten W 0 hl t h ä t i g kei t s - V er e in e sind: der Haupt-Armen-Unterstützungs-Verein, der katholische Frauenverein, der Wohlthätigkeits-Verein der Frauen aller Confessionen, der Verein Colonie für arme Schulkinder, die Volksküche, der Frauenverein der Gustav-Adolf-Stiftung, der patriotische Verein zur Unterstützung verwundeter Krieger und ihrer Hinterbliebenen, der katholische Männerverein für die verwahrloste Jugend, der Krippen-Verein und 32fi der Kindergärten-Verein; diesen mag seines humanitären Zweckes wegen der Thierschatz-Verein angereiht werden. An Turnvereinen bestehen der allgemeine Turnverein und der akademische Turnverein. Endlich mögen noch genannt werden: der Bteierm. Protest an t en - V e r ei n, der steierm. Schriftsteller-V e r c i n. endlich als politischer Verein der ilouts ch e Verein und schliesslich der St ad t ve r s c hö n e ruug s-Verein. als dessen 1 lauptwerk der herrliche Stadtpark bei rächtet werden kann. Vertretungskörper und Behörden. Graz ist der Sitz des ateiennärkischen Landtages und seines Executivorganes. des Landesausschusses, an deren Spitze der Landeshauptmann stein ; der Statthalterei un r sich von Westen das Thal von Uebelbach, industrielle Ortschaft mit Sensen- und Papierfabriken; von da Weg auf die Gleinalpe (1983 m.). — Von Peggau im engen Murthale aufwärts an Schloss Rabenstein vorüber nach Frohnleiten, rechts die stattliche Ruine Pfannberg, im Markte selbst eine gut besuchte Kaltwasser-Heilanstalt, ringsum herrliche Spaziergänge. Von Frohnleiten aus kann auch durch den Turnauer Graben der Lantsch bestiegen werden. Und so Hätten wir denn mit diesem Berge beginnend und mit ihm schliessend, auf dem Wege über Osten nach Süden und Westen wieder zurück nach Norden den ganzen reichen Kranz, den die nähere und weitere Umgebung unserer Stadt an Ausflügen darbietet, durchwandert, ANHANG. 337 r Ueber Eisenerze in der Steiermark. Als Heimat des norischen Metalls ist die Steiermark seit den ältesten Zeiten berühmt. Im Spruche: „Wo der Steirer Eisen reckt" gibt das Lied der Ueher-zeugung Ausdruck, dass unser Volk unablässig bemüht sei, den Schatz seiner Berge zu heben. Bin den Gluthofen geschaart, dessen Springquell die Stange wie ein Zauberstab öffnet und wieder schliesst, unter der Hämmer Wucht die sprühende Barre wendend, dacht*1 man die Einen, die stolze Tanne fallend , den Meiler rüstend und das schwarze Gut im bauchigen Wäglein zu Thal führend, das schwere Etosš mit gespaltenem Kreuz am Zügel, die Anderen; eine Rotte von Cyklopen und Gnomen, so dachte man die Männer unseres Volkes. So waren sie wohl auch; wacker hieben sie im düsteren Stollen des Erzbergs, wacker sehn Iben sie im Gluth-hauch der Gicht, munter regten sie die Anne nach dem Tact der ungeschlachten Klötze, die der gezähmte Giess-hach wie mit. Zuubermncht hob und fallen lieft*, und nicht minder, rüstig schwenkten sie Sonntags nach dem Tacte der Fiedel die Dirnen, die leiehtfüssig und uner- Yon K. F. Peters. ;;;m 22* f Ueber Eisenerze in der Steiermark. "N rundlich wie ihre Sommergenossen im schroffen Hochgebirge, die Gemsen, dahersprangcn zum Steirertanz. Dort (d»en die .biger in luftigen Höhen, — hier unten die Büttenleute und Hamnierbursche im Sonntagsstaat — es war ein heiteres, lebensvolles Bild über und unter dem Gmalni der Thalschlucht, der in Immen Floren am Nadelwald hinstrich. Die moderne Zeit hat Manches daran geändert und alt sind die geworden, die es noch in seiner ursprünglichen Frische und behaglichen Einfachheit kannten. Nun rotjren die Walzen, vibriren die Dampfhämmer auch in diesen Thälern, und wo sie nicht sind, ist langes Schweigen eingekehrt. Als fahle Hol/mine liegt das Finder und geborsten das Rad, das sich vor drei Jahrzehnten noch so lustig drehte. Das Kleingewerbe, nur allzu lange festgehalten, ist wirth-schaftlich absurd geworden — erloschen, mit ihm auch die alte Lebensform, lud findet der Wanderer noch eine Spur davon in entlegenen Thälern, so ist es vielleicht die Ibettsäge, an die sie sich klammert, der Meiler fernste GrilppO, In denen die Stümpfe der einst so stolzen Widder ipudineu. doch nicht mehr das Eisengewerbe in seinen alten rohen Formen, wie es das tierische [lammerzeug einst so berühmt gemacht. Doch wir wollen hier nicht, sprechen von den Arbeitsformen, von der riesigen \ 'erschweinlimg ;in Muskelkraft und Stoff, die hier um einige Decennien /m lang geübt wurde, nicht nachweinen dem Behagen früherer Geschlechter, die ja doch in einer langen Reihe von Jahrhunderten entsetzliches Kranksein, den Bretinismus und den Colloidkropf in sich erzeugten. Um was es sich hier bandelt, das ist unabhängig vom Laufe der Jahrtausende. Ob auf den rohen Ileerden der ersten Eisenkünstler, ob in catabmischen Feuern, angefacht durch ächzende Tretbälge, ob in der Hochöfen historischer Reihe verschmolzen, das Erz ist unwandelbar 840 J dasselbe, untein>zoueii au der Nordseite der eigentlichen (Yntralaxo unserer Alpen der Silurforiiiatiou wird beizuordnen sein, und ob nicht auch an deren südlicher Seite betrachtliche Partien von Glimmer- und Hornblendsrhiefer. vielleicht auch der l'lalteiigneiss von Stainz (Seite LI) dieser Formation zuget heilt werden können, sind doch ihre wichtigen Eiseusteinlager an gewisse jüngere nicht hochgradig metamorphosji'te Schichtenabtheilungen von Thonschiefer und Kalkstein gebunden. Massgebend hierin bleibt immer der unvergleichliche Frzberg von F i s e n e r z - V o r-demberg. Die Deutlichkeit der geologischen Verhaltnisse desselben und seiner Umgebung, der hohe Horizont, den der erzführende Schichtencomplcx in der Silurformation einnimmt, sinne organischen Reste, in beiden Beziehungen die Ueberemstimmung mit der alt-berühmten l.ocalital Dienten haben den Erzberg in aller und neuerer Zeit —■ ganz abgesehen von seiner praktischen Bedeutung — zum Gegenstand sehr sorgfältiger Studien gemacht, Am Ende trug auch die un-mittelhare Nabe der Kalkalpen des Fnusthales, eine der reizendslcn Partien unseres Hochgebirges, nicht wenig dazu bei, die Wanderungen der Naturfreunde dahin zu lenken. Auch wir wollen hier diesen einen Punkt als das interessanteste Revier des iimerösterreichischen Eisenerzbaues etwas näher iu's Auge fassen. Die erste vollständige Beschreibung seiner Scbichten- reihe häl Horr v. Schouppe im Jahre 1854 geliefert.*) Ihr schliesst sich auch Bergrath Stur in seinem oftgenannten Werke**} im Wesentlichen an. Die Lagerungsfolge der nordwärts geneigten Schichten bringt es mit sich, dass der von (ine/ aus Reisende, nachdem er, dem Laufe der Mut aufwärts folgend, das ultkry-lal tinische Schiefergebirge mit -rinem eintönigen Kamme, seinen grasreichen Triften, der angestammten Weidestatte des berühmten Mürzthaler Rinderschlages, durchquert hat, die kurze Strecke /wischen Bruck und Leohen gerade in jener Partie des llauptthales zurücklegt, die in der oben erwähnten, der Silurformation zugehörigen Zone von Glimmerschiefer und Phyllit eingetieft ist. Erst eine gute Strecke nördlich von dieser wichtigen Stadt, dem Sitze der steiermärkischen Rcrgschdle und vieljähriger Arbeit des hochverdienten Montanistikers Peter T u n n e r. gelangt man in den wechselvollen Zug von Thonschiefer, groben und feinkörnigen Trünunergesteinen, die zusammen mit mehr oder wenige* macht igen, organischer Reste nicht völlig entbehrenden Kalksteinen die seit Alters bekannte nordliche „Grauwaekonzone" ausmachen. Eben die Kalksteine sind es. die bedeutende Gipfel bilden. Da ragt im WeSteD dftS 220S M. hob«1 Gosseck hervor, und ihn- nahe Zinken, dem ein orthoecratiten-führendes Lager am Krumpalpel. nahe benachbart ist. Von Vordernberg. das selbsl schon mehr als s00 M. ü. d. M., geht es dann durch der qualmenden Hochöfen Zeile an der Erzbahn vorbei auf der schönen Präbühlstrasse den Berg hinan. Um ihn selbst zu besteigen und das Erzlager kennen zu lernen, in das von der Höhe an nordwärts ausgedehnte Tag- und Stollenhauten getrieben sind, verläset man linkerseits die Roststrasse. Kicsel- *) Jahrbuch der k. k. geologischen Keiehsanstalt V. Band Seite 398. **) Geologie der Steiermark (Graz, 1875) Seite 104. 847 reicher Tlmnschiefer (Kioselsohiefer) von brauner Karin', der hie und da durch kohlige und graphitische Beimengung glänzend schwarz gelacht ist, seihst geringe lirauneiseusteinhigor und viel alaunerzeugonden I'yrit einsohliosst, hihlet mit einer mein1 o des Hochthors. des Lugauers, des grossen Biichsteius und wie die blendenden Gipfel alle beisseu, die wir von der J lohe des Erzberges mit einem blicke überschauen; mÜSSen wir wohl diesem selbst eine grossere Aufmerksamkeit schenken. Ohne die Beschwerden einer Grubenfahrt zu erfordern, enthüllt sieh das Erzlager in umfangreichen Tagbauten. In einem grossen Theile derselben verräth die intensive Orkerfarbe die linionit ische Natur der Erze, doch fehlt es in uralten Klüften und l>ru-eie rüumen nicht an dunkelbraunen, dicht gedrängten Kr\--tallen. den Formen des Eisenspaths oder Siderits, die völlig denen gleichen, die der kohlensaure Kalk als Kalkspath in den kalkigen Gebirgen jedweden Alters in so überreichei- Fülle aufweist. Einfacher, oft getafelt und kruinnillächig. sind diese Kbomboedergestidten des Eisenspaths. Seine Umwandlung zu Linionit oder Brunn-eisen, die an der Atmosphäre durch Eintausch der Kohlensäure gegen Sauerstoff und Wasser mit Notwendigkeit erfolgt, hat die Scharte ihrer Kanten nicht im mindesten beeinträchtigt, sie hat aber mit der Substanz der Krvstalle nicht nur deren Farbe aus einem lichten Graulichgelh in tiefes Braun verwandelt, sondern auch bewirkt, dass sich das Metall Mangan, von dem der steiermärkische Siderit zwei bis drei Procent enthält, als eine dem Linionit analoge Sauerstoffverbindung in feinsehaiiinigou Massen ausschied. Dieses Mineral, Mangan s idui m ii oder Wad genannt, bedeckt nicht selten in zierlichen Dendritgestalten die in Limonit verwau-delten Eisenspathrhomboödor. So bleibt das Mangan, dem das norische Bisen seine vorzüglichen Eigenschaften zum guten Theile verdankt, ausgeschieden oder iu chemischer Mischung verborgen, iu der Erzmasse. In den tiefer eindringenden Tagbauten merkt es der Besucher bald, dass jene Umwandlung nur die der Obertlache des Berges oder tief eindringenden Klüften nahe liegenden Partien der Erzlager erfasst hat. Im Innern blieb die körnige Eisenspathmasse, der „Flinz", mehr oder weniger frisch. Da zeigt es sieh denn auch, dass im gelblichen Erzgestein einzelne Nester von lichterer Farbe, zum Theile beinahe weiss, eingebettet sind. Es sind minder eisenreiche Carbonspathe, deren Einer, der von Hai dinge r so genannte Ankerit, durch Beständigkeit der chemischen Mischung und der kaiilcnwinkel ausgezeichnet, eine Eigenthüiulichkeit der alpinen Erzlager ist. Aber auch an substanziell-fremdartigen Einschlüssen fehlt es dem Flinz des Erzborges nicht. Am meisten auffallend und am längsten bekannt ist, Strahlig in ganz frischen Eisenspath eingesprengt, lebhall glänzender /innober; seltener und minder bedeutend als in den Kärntner Eisenspathrevieren fand man Verbindungen des Arsens und Antimon-, namentlich Arsenopyrit und Tetraedrit. Auch Schwefel beobachtete v. Ze p h a r o v i c h als Zorsotzungsproduct von Pyrit bei dessen Umwandlung zu Limonit. Andere Kisenspath-lager enthalten Kupfer-, Blei- und Zinkmineralien, wie /. Ib an seinen Grenzen das von Ober-Zeyring bei Judenbuig, doch gehören dergleichen Lagerstätten einem) ganz anderen Horizont der kristallinischen Centraikette an und bleiben hier ebenso ausser dein Kreise unserer Betrachtung, wie die zur Steinkolibmformation zu zählen- :;;.n den im äusserston Nordwesten und in der südlichen Hälfte des Landes. Es bedarf kaum der Erwähnung, dass dergleichen accessorische Mineralien in den siluri-schen Lagern selten sind und der Masse nach im Erzkörper derart \erst hwindeji, dass sie der Qualität des daraus gewonnenen Eisens nicht den mindesten Eintrag tliun. Interessant sind sie aber dadurch, dass sie inmitten der überaus einförmigen Eisen- und Knlk-Bitter-erdecarbonate die Anwesenheit von Stoffen verrathen, die gleich bei der Entstehung der Erzlager in sie eingeführt wurden. Und wie denkt man sich dieselbe in deren weiter Verbreitung ? Die Antwort auf diese Frage lässt sich etwa folgendermassen andeuten: Zu allen Zeiten entströmten dem Loden Sauer<[iiellen von mehr oder weniger grossem Eisengehalt. Wo sie unmittelbar der Sauerstütratmosphäre ausgesetzt sind, setzen sie i Eisenocker (Limonit) ab und bedecken damit, in nioor-oder teichartigen Ausbreitungen versickernd, weite Strecken, die Lager- und Bihlungstätte der sogenannten Sumpf- oder Wiesenerze. Ist die darin eingeschlossene Menge von organischen Stoffen bedeutend und werden sie durch spätere Ablagerungen dem Einflüsse der Atmosphärilien entrückt, so findet durch die Einwirkung der aus Jenen sich entwickelnden Wasserstoffverbindungen eine Beduction der lhnonitisehen Masse zu minder säuerst offreiche n Eisenoxyden statt. Ja, geschah der ursprüngliche Absatz des Eisencarbonates unter sein günstigen Umständen, so kann wohl auch ein grosser Theil desselben als solches ebenso erhalten bleiben, wie zum Arzneigebrauche kunstlich dargestelltes Carbonas ferri durch Zusammenreiben mit Zucker längere Zeit vor Rostbildung bewahrt ward. Wo aber die eisenhaltigen Kohlensäuerlinge sich unterirdisch im Kulk-Iein- gebirge verbreiten, da vermögen sie den Kalk aufzulösen und an seiner Statt kohlensaures ELeiioxydnl abzusetzen, dessen Erhaltung von denselben Umstünden abhangt, wie im vorigen Falle. Ganze Schichten winden nach einem Vorgange, den man von den sogenannten Pseudomorphosen oder Aftcrkrystallen der Erzgänge sehr genau kennt, allmälig in Eisenspathlager umgewandelt, unter gewissen Verhältnissen sogar in Magneteisen, ohne dass die organischen Reste, die ursprünglich im Kalkstein sassen, dabei spurlos vorwischt wurden. So konnte es geschehen, dass in manchen Stockwerken von Kalkstein sehr alter und mittlerer Formationen, die, wenn nicht ganze Kohlenflötze, doch viel bituminöse Substanzen als Ucbcrreste der Meeresprlanzen ihrer Periode enthalten, mächtige Bänke in Eisenspathlager übergingen. So wohl auch die unseres Erzberges, aus dem man seit Jahrhunderten das norische Metall gewinnt und fernere Jahrhunderte lang gewinnen wird. Freilich müssen die Säuerlinge der Vorwelt, die sie schufen, den Kalkstein durch Aeonen von Jahren mit grossem Wasserreichthum durchtränkt haben. Aber gerade der stellenweise Wechsel von Carbonspathen in den Lagennassen, ihre gaugartigen Abzweigungen in (hm umliegenden Kalkstein, wohl auch ihre aeeossori-schen Bestaudmasseu erklären sich nur auf diese Weise ganz ungezwungen. Es sind übrigens lange Reihen von ßildungs- und Umbildungsprocessen, deren Sitz dieser Erzborg war. bevor seine Eisenspathlager in der gegenwärtigen Ober-rlächengestaltung der atmosphärischen Metamorphose zu l.imonit Verfielen. Fine der interessantesten Zwischen-erschoinungeu ist die überaus reiche Auskleidung mancher Klüfte mit Aggregaten von Aragouit, insbesondere mit jenern wunderlich verschlungenen Geäste von blendender Weisse, das man Eisenblüthe genannt hat. Da sämnitliche Varietäten der Minoralspecios Aragouit aus r Ueber Eisenerze iti der Steiermark. Losungen von kohlensaurem Kalk hervorgegangen sind, die eine Temperatur von mehr als HO0 ('. haben, aus kalkreichen Thermen oder aus der Zersetzung von (vul-canischon) Massengesteinen, muss wohl auch in der Umgebung jener Spalten die Umwandlung der Knlk-eisenspathe zu Limonit unter der Mitwirkung warmer Quellen erfolgt sein. Nur dureh allmälige Einsickerung solcher Gewässer durch die Spaltenwände können sieh Aragonitnggregate von Art der Ki-enbliit he darjin abge-setzt halten. Sie zieren auch in der Itegel nur die obere, steil geneigte Wand, wogegen die untere von glatt flächig hegrenzlem. faserigem Kalksinter bekleidet ist, Man hat am Erzberge eine oder die andere solche Kluft im Stollenbau geschont und als ..Schatzkammer" besonders abgeschlossen. So entbehrt unser Erzberg auch nicht speciell mineralogischen Interesses. Dasselbe erhöht sich wesentlich, wenn wir die untersilurische, zum Theilo kristallinische Zone mit in lietrarhl. ziehen und sie weiter westwärts verfolgen. Das bedeutsame Vorkommen von Magnesit erregte schon in alter Zeit die Aufmerksamkeit der Mineralogen. Lagerslocke von diesem Magnesia-curbonat. das man gewöhnlich nur als Umhildungsproducl von Kieselverbindttugen, geknüpft au serpentinartigo und chloritische Magnesiahydiosilicnte und in geringen Massen trifft, in einer Mächtigkeit von 4 bis 6 M. und darüber im Kalkstein, als ein gleiehmässig körniges Aggregat oder von schwärzlichgrüner Thonschicfermasse durchkochten, das war allerdings eine neue, besonders zu erklärende Erscheinung. Uebrigens fehlt es in der Nähe auch nicht au Magnesitvorkommuisseu der erste-ren Art. Gleich bei Kraubat h im Muri hal oberhalb von St. Michael sitzt in den kristallinischen Schiefern der seit Alteis bekannte und durch seinen Gehalt an Chrom-eisen doppelt bearhtenswerthe Serpentinstock, in dem 353 IVI.cr Eisenerze in der Steiermark, genauen- Untersuchungen Magnesit, Bruch (Magnesia- hydrat) und andere Zeröetaungsprödücte nachgewiesen haben. I>a ist es denn gar nieht unwahrscheinlich, dass jene Lagerstöcke in ähnlicher Weise, wie der Magnesit in der Breitenau aus dem Diabas des Hochlantsch. (Seite 22) aus bittererdehnltigcn und in ihren Wurzel-stöeken nachmals in Serpentin umgewandelten Eruptiv-massen hervorgingen und den grossen Kalkstruten bei-geonlnet wurden. Das interessanteste unter den Magnesit-lagern durfte jenes im Sunk südlich von Trieben sein, nahe au der Eisenbahn über den Rottenmanner Tauern und beim Bau derselben mehrfach verwende!, (ianz und gar von mikroöfeopisch-lamellareT Silicatmasse (Phyllit) durchllochten, entbehrt es, wie Rumpf kürzlich nachwies . keineswegs organischer Spuren. ja es möchte wohl vermöge der Textur seiner Aggregate von Magnesit-rhomboedern mit den (silurischen) Crinoidcnkalksteinen anderer Gebirgspartien in Parallele zu bringen sein. Manche Magnesitlager. wie z. B. das von St. Kathreiii ostlieh von Vordernberg, hart au kristallinischen Schiefern; zeichnen sich wieder durch ihr ungemein grobkörnige- (iefüge au-. Den eigentlichen Eisenspathlagern ist Magnesit freund, doch fehlt es darin nicht an Dolomit-varietiiten. die ihm durch ihren Reichthum an Rittererde nahe stehen. Seiner Entstehung nach hängt er jedenfalls mit den Magnesm-äbcaten viel näher zusammen, als mit den Ersatzbildungou von Eisen- nach Kalk-carbonat. Sie. die Erzlager, erstrecken sich die ganz«1 nördliche (irnuwarkenzone entlang und der Krzberg enthält wie gesagt nur das bedeutendste von vielen. Vom Kusse der Raxalpo in der Nähe des Sennno-ring, wo ansehnliche Erzlager die Werke von Neuberg versorgen, bis in's obere Kniisgehiet bilden sie eine fast ununterbrochene Reihe, beständig in der Nähe der Kalk- Bö I alpon. Scheinen sin da bei Kiezen (Irdning) mit starker Versohmälerung des Thonschiefer-Grauwakenzuges völlig abzubreelien. so ersclieint doch im Salzburgischen wieder das in nndirt'acher Beziehung interessante Eisenspath-(Pistomesit-)Lager von Hachau bei Radstadt, gleichsam als Gewähr dafür, dass die auf der orograpbiscbÖl Centraikette sitzenden Schiefer und Kalksteine des Radstädter Tauern wirklich der Triasgruppe angeboren. Diese Gleichnamigkeit des Horizontes widerspricht unserer Ansicht über die Entstehung der Eiseüstein-lager durch Umwandlung obersilurischer Kalksteiubanke keineswegs. Gerade während der langen Pause zwischen der Silur- und der Triäsperiode konnten eisenhält ige Säuerlinge innerhalb wenig gestörter Terrains an vielen Punkten ausbrechen und den Umsatz nahe an der Oberfläche in der angedeuteten Weise vollbringen* Für die Erhaltung der Eisenoxydulcarbonate unter der Meeres-bedeckung während inner Reihe von geologischen Perioden war sattsam gesorgt. Es wurde schon oben bemerkt, dass wir die weder dem Horizonti1 nach zur Silurformation gehörigen, noch ihrer Masse nach mit .Jenen gleichartigen Eisenerzlagef-stätten eigentlich nicht mit in den Rereich dieser kurzen Notiz einbeziehen wollen. Sie sind ihrem ganzen Charakter nach dem Wesen des norisrhen Kisenerz-typus fremd. Gleichwohl tragen sie nicht ganz unwesentlich zur gesummten Eisenproduction bei, abgesehen von der kleinen Nebrmiiisbeute in anderen Metallen. Die uralte Berühmtheit des steirischen Eisens ist tauglich an das besprochene Materiale geknüpft, sehr Wesentlich Wühl auch an den Umstand, dass das Roheisen und die Raffinate daraus bis auf die neueste Zeit ausschliesslich mittelst Holzkohle erzeugt wurden. Zu nicht geringem Theil gebührt die Voi züglichkeit der Erzeugnisse, namentlich der Sensen, in denen unser B65 r Land und seine nördliche Umgebung noch vor einem Jahrzehnt unerreicht standen, der von Alters her geschulten mechanischen Arbeit. — im Laufe der letzten Decennien sind Millionen von Kilogrammen des kostbaren norischen Eisens zu Waare verarbeitet worden, die man aus geringeren Eisensorten, aus dem wohlfeileren Erzeugnisse anderer Länder herstellen konnte; die wirtschaftlich richtigen Wechselbeziehungen des Verkehres konnten aus vielen Gründen nicht gedeihen. Die Wälder, die bislang rioige Quantitäten von Holzkohle lieferten, sind geschwunden; über die ganze bodenständige Industrie sind schwere Krisen hereingebrochen. Doch geben wir die Hoffnung nicht auf, dass man einerseits durch die Anwendung fossilen Brennstoffes tun nichtsdestoweniger gutes Froduct für den heimischen Massenbedarf zu erzeugen wird im Stande sein, andererseits dass unser unvergleichliches Holz-kobleneisen zum Theilo in den heimischen Indiislrie-zweigen, zum Theilo in Formen, die auswärtiger Gewerb-fleiss ihm gibt, seine volle Yerwerthung finden könne. Auch wird durch weise Schonung und Bewirthschaftung der alpinen Wälder die Erzeugung von Holzkohle, künftig nicht ohne Benützung der Nebenproducte, ihr entsprechendes Mass wiedererlangen. Es ist nicht unsere Aufgabe, diese hochwichtigen Zustände hier zu erörtern. Ebensowenig wollen wir untersuchen, inwiefern die Verwirklichung jener Erwartungen in Aussicht stehe. Sicher reicht der Schatz unserer obersilurischen Erzlager noch für späte Generationen aus und wird ein mehr gebildetes, gesundes und mit der tüten Kraft, aber in feineren Formen regsames Volk sie bearbeiten. 356 Die Braunkohle in der Steiermark. Die Steiermark ist eines der kohlenreiehsten Länder des südlichen Mitteleuropn's. unter den östlichen Alpenländern sicherlich das reichste. Doch hat die alte Stein-kohlenformntion, deren obere; die eigentlich produktive Abtheilung durch ihre mächtigen Ablagerungen einstiger Festlandvegetationen den lleichtlnun Böhmeins, Schlesiens, Sachsens und anderer äussernIpiner Länder ausmacht, daran kaum neunenswerthen Antheil. Weder sie, noch die mittleren Formationen, die im südlichen Ungarn und am Lande der nördlichen Kalkalpen ansehnliche Massen fossilen Brennstoffes enthalten, gelangten innerhalb der Grenzen der Steiermark in jener von der Nähe eines ausgedehnten Festlandes abhängigen Form zur Entwickelung, in der sie als Ueherrest einstiger Torfmoore von sehr langer Dauer ganze Lager von Vege-tation-inassen in sich bergen können. Die Steiermark verdankt ihren Kohlenschatz der „Sonnenarbeit" einer weit spateren geologischen Periode. Wir hahen gleich in den ersten Blättern dieses Händchens (vgl. Seite fi) darauf hingewiesen . dass die rasche Entwickelung von Graz als moderner Stadt zum Theile durch die Nachbarschaft eines bedeutenden Braunkohlenbeckens bedingt war. Indem wir uns einer näheren Betrachtung desselben in Bezug auf seine geologische Stellung zuwenden wollen, müssen wir vorher einige Grundzüge der steiermarkischen Braunkohlon-bildung überhaupt verzeichnen. Es wurde bereits oben angedeutet (Seite '»5 u. f.), dass sie zu allermeist der mittehniorunenPeriode angehöre und als eine liinnisehe Ahlageruug durch einzelne, in einem Reviere (Eroiswald) durch viele SäugetnierTesfe als ein Gebilde eben dieses überaus lang währenden und viel umfassenden Zeitraumes gekennzeichnet sei. Erst seit wenigen .Jahren, ja eigentlich erst in den letzten Monaten mehrten sieh die Thatsachen. welche die Anwesenheit eines tieferen geologischen Horizontes der Miociinperiode in den Braunkohlenrevieren des südlichen Theiles von Steiermark (Trifäil, Hrastuigg) verrietheu. Die riitersuchuiigen darüber sind von ihrem Abschlüsse noch weit entfernt und es wäre allzukühn, wollten wir heute schon Parallelen mit Cadibona, Sovencedo und anderen Localitäten im Südwesten der Alpen ziehen oder die in der Einleitung angedeutete Verrnittelung der unteren und der mittehniociinen St nie durch einen langlebigen Typus von Anthracotherium und den Absatz eines Kalksteins mit Resten von Seethieren höheren geologischen Alters mit einiger Bestimmtheit aussprechen. Die Braunkohle der fraglicher! Reviere befindet sich in einem C'omplexe von thonigsandigeu. tuffartigen und Kalksteiuschiclileii. die in engen Eängsthälern westlich vom Sannflusse dem Grundgebirge eingebettet sind. Dieses selbst besteht hier südlich von Cilli aus den Schiefern der Steinkohlenformation und Gliedern der Triasgruppe, unter denen sich die herrschende Dolomit- f stufe allein geltend macht. Ausgedehnte Mcorcsablago-rungeu aus dm- jüngeren Mittehniocänzcit, namentlich Nullipurenkalkstein in beinahe horizontalen Bänken und Mergelsehichten von etwas höherem Alter umlagern das Dolomitgebirge allenthalben, dringen wohl auch in einzelne jener Längsthäh-r ein, ohne der Braunkohlen-f'ormation in allen ihren sehr beträchtlichen Schichten-dislocationen zu folgen. Das Gegeiltheil gilt von einem nicht sehr machtigen Meereskalkstein, der jenem ausgebreiteten, selbst im Bereiche der Braunkohh-uforiua-tion, wo er vorkommt, wie z. B. in den oberen Thal-Strecken von Säger (Kraiit). recht ansehnlichem Xulli-poreiikidkstein zu gleichen scheint, aber durch einige l'ouehylieiireste als eine ältere Miocänschichte charakteri--irt ist. Er folgt den Kohlenfiötzen. die er stets überlagert, in allen ihren , zum Theil sehr steilen Winkel-Stellungen. Zwischen ihm und der Kohle selbst liegt, eine hreccien- oder conglomeratartige Bank, aus einem porphjrartigen Trarhyt. bestehend, der sieh au mehreren Stellen zwischen die Brauidcohlenforiuation und den Dolomit eingedrängt hat und einige recht ansehnliche Berge ausmacht. Da er auch fern von Kohlenlagern am Dolomit gefunden wurde, hielten ihn die alteren Beobachter, nicht vertraut mit den Traehytgesteinen l'ir-arns. für ^ine Eruptivmasse der Trhisgruppe. welchen Irrthum jene (/onglomeratsrhh-bte um besten Widerlegt» Man hat nun allen Grund, zu behaupten, dass das Gestein erst während oder kurz vor der Entstehung dieser Congiomerate erschienen sei. Wie bedeutend die Srhichtenstoruiigen in diesem südlichen Flügel der steierinärkischen Braunkohlenformation sind, beweist der Umstand, dass man in mehreren Einzelrevieren darüber in Zweifel war, ob man es mit einem einzigen unterbrochenen Hauptflötze zu thun habe, oder üb der Klötze zwei, ja stellenweise drei vorhanden seien. iFortgesetzte Beobachtungen haben finden ersten Fall entschieden. Die grosste Mächt igkeit scheint flas KohlenHofz. da- gtmi hnlieh durch ein Zwischeumittel in zwei Ränke geschieden ist. im Thulbezirke von Trifail zu erreichen. Die Gesammtmärhtigkeit beider Flötzabtheilungen, die am Westende ausnahmsweise muldenförmig gelagert sind, wird mit HO Klafter angegeben. Weiter östlich im selben Längsthale (IIrastnigg, Brezno-;) und in anderen Thälern ist stets nur ein Flügel der Ablagerung in sehr steiler Sebichteustellung erhalten und verursacht diese Steilheit und Absätzigkeit des Klotzes trotz seiner in der Kegel sehr befriedigenden Mächtigkeit mancherlei AbbausehwiiM'igkeileii. Die Kohle hat einen ihrem geologischen Alter entsprechenden Breunwerth. ist aber brüchig und nur theilweise in grösseren Stücken zu erzeugen. Kine backende Eigenschaft bat sie nicht, gibt auch nur von manchen Klotzparlien eine hinreichend lange Klamme. Doch ist sie ein werthvoller, zu mancherlei technischer Anwendung trefflich geeigneter Brennstoff, So versorgte z. B. der G-rubenconrplex \ou Brezno (Gouce), der Römerbnd Tütfer zunächst benachbart und mit dieser Station durch eine interessante Förderbahn verbunden ist, bei einer jahrlichen Erzeugung von mehr als 50 Tausend Tonnen die eigens dafür constmirten Ziegelöfen (am Wiener Berge) hei Wien. Sännntliche Reviere, deren Mitte die genannten einnehmen, während sich im Norden die Mulden von Buchberg und Kihojo. südlich die zu Krain gehörigen Tlialungeii von Sa gor ans« hliessen, sind in geologischer Beziehung gleichartig und bildeten während der Ablagerung ein Ganzes von beträchtlicher Ausdehnung. Sie alle sind im Triasgebirge und in dessen pfclftolithischen Bestandniassen eingelagert und eingefaltet. Durch enge Einrisse im Triasdolomil stehen sie r in analoger Weise mit dem tiefen Querthale der Sann /wischen der Mulde von Cilli und dem Snvethale oder mit letzterem dirert in Verbindung. Gleichwohl hat jede dieser Abzweigungen des ursprünglich weit nach Norden und Osten ausgedehnten SUdsteirischen Braunkohlen» gystemei ihre Besonderheiten und wurde schon dieser-wegen Gegenstand vereinzelten Bergbaues. Krst in lumester Zeit ist (dne hessere Zusammenfassung zu abgerundeten Besitzständen mit einheitlicher Leitung möglieh geworden. Ob bedeutende beste der Braunkohlenbildung in der Winten Mulde von Cilli dermalen noch bestehen oder oh sie wahrend der Ablagerung der sie deckenden Miocümnergel völlig zerstört wurden, ist dermalen noch nicht bekannt. Obwohl sieh eine Sthurfgesellschaft zur Krinning und eventuellen Ausbeutung derselben -ehou vor Jahren bildete, fehlt es noch an genügenden Tiefbohr ungen an jenen Stellen der Mulde, wo die Erhaltung alberer Ausfüllungsmassen am meisten wahrscheinlich ist. Dagegen sind in den anderweitigen Partien der Braunkohlcnformation vielfache Untersuchungen vorge-noinnieii worden. In wirklichem Abbau befindet sich die Kohle an der stratigraphisch hochwichtigen Eocalität Trobcu t bal. nordwestlich von Montpreis, wo die Ostliche Fortsetzung der Hrostnigg-Trifailer Klotze zwischen einen bestimmten altmiocanen Schleifer und eine auch bei Buchberg entwickelte Brat kwasserablagerung mit sehr charakteristischen ('erithien. Midania- und ('\renaarten gefasst ist. Dieselben ('onchylion , nauieut-licii die Varietät monilifomif des Ctritltiio» ntargaritaeeum und einige andere für die aquitanisrhe Stufe besonders bezeichnende Seethierreste enthält der Mergel über dem steilen Klotz von Reichenburg im südlichsten Theile von Steiermark, wo grelle Schichtenslorungen auch die jüngeren nuttehnioeäneii Meeresgebilde erfassten. Haben die Kohlenreviere dieser Art eine mehr wissenschaftliche als praktische Bedeutung, so gilt das nicht von der seit viden Jahren itn Abbau bolindlirhen Kohle von Weitensteiii, nordöstlich \on Cilli. die durch ihre backende Eigenschaft im Grazer Leuchtgaswerk, freilich nur neben schlesisCher Steinkohle Verwendung fand. Das ('oaksausbringen wurde mit 60 Percent beslimmt und das Leuchtgas ziemlich nun gefunden. Leider sind die zwischen Weitenstein und Gonobitz in einzelne Partien zerrissenen Klötze weder sehr mächtig noch ausgedehnt. Bekanntlich --ind Brautikohlontlötze in der Mehrzahl der Kalle das Ergcbniss üppiger Torfmoore von überaus langer Dauer. Nicht nur die eigentlichen Moorpflanzen;, die auf deren geschlossener Decke gedeihenden I lalbstiaiidier und Sträucher machen den Kohlen-stoffkorper aus. auch die llolzmasseu vieler Generationen von Bäumen, die im mehr oder weniger gefestigten Moor Wurzel schlugen, vermehren die .Masse und geben ihr bei minder weit gediehener Umwandlung eine deutliche Holztextur. Wohl auch stellenweise Anhäufung zusainmeiigeschwemmter Stamme kann zur ort liehen Verdickung der Klotze wesentlich beitragen. Ilie und da unterbrechen Wasserspiegel den Moor; die Koste der in ihnen lebenden Thiers gesellen sich im Kohlentlotz zu denen des Moores und den Ueberbleibseln von Thieren des Waldes, die es nur zeitweilig besuchten. Endlieh wird das Moorleben durch thonige und sandige Massen erstickt, die strömende Wasser darüber ausbreiteten; rein Ihnuische oder llrnckwnsserablngeruiigen, je nach dem Zutritle des Meeres, wohl auch dessen Salzwasserabsätze mit der ihnen eigenen Kauna bedecken das Kohlentlotz. Sehr deutlich in ihrer Entwicklungsgeschichte und ein treffliches Ilidspiel des ersten Kalles :jü2 ist die Kohle desRc v i eres von Eibi swald und Wies westlich von Leibnitz. Wo die Ausläufer der Koralpe und der Glimmer--chieferzug des Radl-Remschniggobirges einander berühren, schliessen sie einen beinahe rechten Winkel ein, von dessen westlichem Sehenkel her bei Wies und Stainz krystnllinische Masseti in das ihn füllende Hügelland vorspringen. Am ersteren Orte erheben sie sich kaum merklich über die tertiären Höhenzüge, welche die strömenden Wässer seit der mittleren Tertiärzeit aus den vielgestaltigen und schon ursprünglich sein- unebenen Ablagerungen dieser Periode in östlicher Richtung herausgearbeitet haben. "Der Vorsprung zwischen Garns und stainz ist bei weitem höher; sein Gipfel, der weithin sichtbare Roseiikogol, erreicht die Seehöbe von 1368 Metern. Auch gehören die krystallinisehen Schilder diese)' wichtigen Gehirgsmasso einer anderen Stufe an. Während bei Wies jener Gneissgranit und Staurolithgneiss erscheint, der bei Köilach im Westen und bei St. Radegund nordöstlich von Graz die Devonpartie, zunächst den Selen'kolkalkstein (Seite 15, lt>), in einer Art von coiicentrischer Einlassung unterlagert, haben wir bei Stainz den besprochenen l'lntteiigneiss mit Aniphibol-schiefei' vor uns, die sich vielleicht erst aus unter-silurischen Sedimenten entwickelten. Mehr als zwei Meilen weit vom Kusse des Kor&lpenzUges entfernt, erhebt, sich zwischen den Thälern des Lassnitz- und des Suhn-tiüsschens das orographiseh interessante SaiisnIgebirge als Ueberrest einer wenig umgewandelten paläolifcbiachen Formation, die wir nicht Grund haben für etwa- anderes, denn für die Fortsetzung unserer Graz-Brucker Devon-Gruppe zu halten. In seinem ganzen Ostumfange wird der Thonschiefer des Saiisalgebirges von Mulliporen-kalkstein und anderen lnittelniioeänen Meeresgebilden um- und überlagert. Anderwärts, insbesondere an der J nordwestlichen Seite breitet sieb ein ziemlich reicher Wechsel von Ablagerungen aus stärker salzigem uml aus Brackwasser aus. Erstere erreirlien nördlich von Stainz sogar die innersten Buchten des Hochgebirge-. Dagegen hat sich im oberen Gebiete der Sülm und zum Theile auch der Lassnitz die limnische Braun» koblent'ormation auf da- Schönste entwickelt und birgt im Bereiche von Eibiswald und Wies eine Reihe von so ausgezeichneten Typen der inittebnioeänen Vertebraten-. namentlich Saugethierwelt, dass sie in unserer Tertiärstratigraphie eine Rolle von hoher Bedeutung Spielt. Der Umstand, dass ihr Zusammenhang mit jenen Salz- und Brack\vasserschi( hten. im Wesentlichen die 1 'nterlageruug durch dieselben ziemlich klar ausgesprochen ist. erhöht noch ihren geologischen Werth. Auch ihre Ausdehnung nach Süden bin ist beachtenswert!». An der ganzen Novdseite dos Bachergebirges macht sich (dne Stufe bemerklich, die eine Seehohe von 050 bis 070 M. einhält und ded Drauspiegel bei Mahrenberg um mehr als :-55o M. überragt. Sie rührt her von tertiärem Sandstein und Schieferthon mit geringen Spuren von Kohlentlötzchen, welche Schichten in wechselnder Mächtigkeit dem Gueiss tun! Granit aufgelagert sind, Sie stimmen im Wesentlichen mit den innersten Banken der Eibiswalder Ürauiikohleuforniation überein. die in ziemlich steiler Neigung über den 630 M. hohen Bndlpass mit ihnen corrospondiren. Indem wir das Nordgehänge des Radl-Roniscliuiggebirgos bis in die Nähe von Andels verfolgen, von diesem Orte aus idne Linie an das Sausalgebirge bei Glohistatteii ziehen und letzteren Punkt mit Deutschlandsberg verbinden , Welches eine der landschaftlich schönsten Partien am Eusse des Hochgebirges einnimmt, so haben wir die limnische Brauukohleiibildnng mit EinschhlSS r mancher brackischou und marinen Auflagerung im weitesten Umfange eingeschlossen. An eine eigentliche Beschreibung dieses interessanten Stuckes unserer Mittehniociint'ormation kann hier wohl um so weniger gedacht werden, als sie in zahlreichen Sporialschritteu von K oetterle. Rolle und Anderen, in Stur's (dtgenanntem Werke, sowie auch in Sammelwerken oft und ausführlich genug gegeben wurde. Neulich hat ein treulicher Localboobachtor, Herr Director Radimsky, den minder genau bekannten, erst, im Raufe der letzten Jahre durch den Bergbau völlig aufgeschlossenen grosseren Theil des Suluigobietes in einer umfassenden Monographie (..Das Wieser Bergrevior'", Klagenfurt 1875) dargestellt, und darin nachgewiesen, dass die limnischen Schichten in einem weit grösseren Umfange unbedeckt liegen, als man das bisher annahm. Das all berühmte Revier von Eibiswald. das einst von Staatswegen zum Betriebe eines grossnrtigou Eiseu-raffinirwerkcs war in Angriff genommen worden, ist nun als beinahe ausgebeutet in den Hintergrund getreten. Das genannte Werk wird nun im Besitze des Herrn Dr. C. M. Fn her zumeist durch den Brennstoff des Seifeiirevieres von Steioregg in Betrieb erhalten und ist durch \ ertragsiniissigen Bezug von Küflacher Kohle für die fernere Zukunft gesichert. Nicht minder gedeihen eine «ältere und (dne neue Glashütte durch die Ausbeutung der Vordcrsdorfer und der günstig gelegenen Kibiswalder Massencomplexe ; dagegen ist die Alaunfabrik in Steieregg. die Jahrzehnte lang die hart am krystallinischen Grundgebirge liegenden, zur Brennstoffgewinnung minder geeigneten Mittel verarbeitete, als nicht mehr zeit gemäss aufgelassen worden. Das Revier von Wies mit Einseliluss von Steieregg, so wie die bergseitig hei Schwanberg gelegenen Partien sind durch die Eisenbahn kioboch-Wies dem grossen r Verkehre erschlossen und werben nun um die richtige Würdigung ihrer vorzüglichen Kohle. Eigentlich war es nie eine sonderliche Mächtigkeit — das Eibiswalder Klotz macht nur theihveise mehr als 2 Meter aus und das Wieser Hauptflötz übersehreitet dieses Mass nur in einer Strecke - als vielmehr die vortreffliche Qualität und eine seltene Regelnlässigkeit der Lagerung im ganzen Gebiete, was der Kohle dieser (irgend einen so bedeutenden Ruf erwarb und mehrerlei Industriezweige an sich zog. Bei einem Aschengehalt von 2 bis (ausnahmsweise) H Procent und weder backender noch sonderlich gross Hannuender Kigensehaft hat dieses Materiale, das zumeist eine schon muschtige Glanzkohle ist, eine bedeutende Heizkraft und ist durch seine Grossbrüchigkeit zu weiter Verfrachtung treulich geeignet. Auf samlig-thonigen Massen ruhend, die hart am Gebirge auch grobe ('onglomerate und Rroceien von ziemlich weitem, den Racherstock um lassendem Rez.ugs-gebiet in sich Behliessen, hat diese Kohle eine Decke, die zum Theile nur aus wohlgoschichtetem Thon von massiger Mächtigkeit, zum Theile aus einer beträchtlicheren Reihe von thouigen und sandigen Schichten besteht. Unter orsterem lagerte sie wie unter einem hermetisch schliessenden Stempel und erfahr eine überaus günstige Metamorphose. Die Reviere von Eibiswald-Keisternitz und der grosse Complex von Scln\anl»erg-Steieregg-Wies sind nkht nur orographiseh von einander geschieden, indem erstere im Gebilde des Saggalmches liegen, letzterer von den beiden eigentlichen Seitenzweigen, der Schwarzeln und der weissen Sülm, durchströmt wird. Sie scheinen auch beide ihr gesondertes Ilauptllötz zu haben, dem sich nur im Wieser Reviere ein <>(> Meter hoher und völlig parallel liegendes I la ngnidllötz zugesellt. Herr Radimsky behauptet davnin auch die völlige Selbstständigkeit beider Gebiete. Da sieh jedoch zwischen beiden so regelmässigen und gleichförmigen klotzen eine nicht weniger als 600 Meter mächtige Z wischen läge befinden miissto und, wie die herrschenden Fossilroste, zwei wichtig© Schildkrötenspecies, erweisen', die unmitteb hart1 Decke beider Hauptflötze gleichartig und nahezu gleichzeitig ist, können wie nicht wohl anders damit zurechtkommen, als dass wir ein« selir regelmässige, den Sohichtenparallelismus nicht im mindesten störende Verwerfung zwischen beiden Regionen der Rraunkoblen-l'ormation annehmen. Wo das Schwanborg-Stoiorogger Flötz selb&tStändig um Grundgebirge anhebt und streckenweise sehr steil nach Osten hin einfällt, da Vorsteht sich die Sonderling der Ursprünglichen Mulde in einzelne, durch Grundgebirgsmasseu getrennte Duchten ohnediess von selbst. Dass aber das Grundgebirge und mit ihm die Braunkohlenfermation än ihren Rändern sehr beträchtliche Dislocatiönen erfuhr, zeigt wohl deutlich genug der Winkel von 40 bis 45 Graden, den die tieferen Schiebten am Radlpass einhalten, jener Stufe am Bachergebirge und der weiten Trennungen gleichzeitiger Tertiärschichten in anderen Gegenden nicht zu gedenken. *) Wie schon oben bemerkt, verdankt die Braun-kohlenformation dieses Gebiets ihre hohe wissenschaftliche Bedeutung ihren Fossilresten. Ks wäre Vermessen-heit, wollten wir Fibiswald in dieser Beziehung mit Sansan, Georgensmiiml oder anderen berühmten Fundstätten der mittelmiocänen Vertebratenfauna vergleichen. *) Die reiche Flora der Hangendschichten von Wies unterscheidet sich nach v. Ettingshausen von den minder reichen Pflanzenresten des Thunes uher d^ra Eibi&walder Flöthe allerdings wesentlich genug, dass die völlige Gleichzeitigkeit, beider Ablagerungen im Ganzen kaum zu liehuupten ist. Für unsere östlichen Länder hat uns aber die Sammlung von Zahn- und Knochenresten, die Franz Me 11 ing im Laufe weniger .lahre mit eben so viel Eifer als Sachkeimtniss anlegte, sehr wichtige Dienste geleistet. Die Eihiswalder Kohle und ihr Hangendthon sind keineswegs allenthalben reich au diesen Keberresten. Eigentlich hat nur das Ausgehende der Kohle im Barbara-Mass am südlichen Lande der Eihiswalder Bucht eine wirklich reiche Ausbeute geliefert. Glücklicher Weise hatte Meiling damals als Bergmeister der Staatsbauten die Aufsicht, und je weniger reich das Klotz wurde, um so mehr Sorgfalt konnten Hutleute und Mannschaft an das Ausbringen der Knorhenrestc wenden. Damals (1815-1—18bT>) wurden die prächtigen Zahne und Kieferstücke von Ufastodon anyustidms und M. tapiroidrs. die plattgedrückten, aber ganz bezähmen Schädel von UMnooeros Sttnsaniensis, der schöne Unterkiefer von Ainphirifoii, richtiger vielleicht Amphcdop, die Gebisse von Anchüherium mnelkmerise, der durch ihre Verbreitung so wichtigen Schweiusart llyotlnriiim Sönilucrii/;//, die Moschilsthiorreste und Vieles Andere gefunden, was beute unter den Schaufenstern des Museums der k. k. geologischen Roichsanstnlt prangt. Die in früheren Jahren unserem Joanueuni übersendeten und andere hie und da zerstreute Reste, zumeist nur Zähne, von Eibiswald, Steieregg und anderen Punkten, wo man dergleichen auch heutzutage bisweilen findet, machen uns auf's Tiefste beklagen, dass Meiling'* wissenschaftlicher Geist nicht länger und allenthalben in unserem Braunkohlenterrain herrschte. Ein geologisches Reich für sich ist der Eangend-tbou. Im grellen Contrast der Färbung lag noch vor wenigen Jahren im Tagbau der Eihiswalder Bürgerschaft über dem 3-5 Meter starken, tiefschwarz glänzenden Kohlenflötz und unter einer fast (dum so mächtigen t \ Die Braunkohle in der Steiermark. Docke von köss ein lichtgelblicher, deutlich strntifioirter Thon. Er mochte etwa 5 Meter in der senkrechten Tagbauwand ausmachen, war ()) besprochene Kainacher Kroideibrmatiou eingelagert, dass sie, wie tief ihre Kohle auch unter das Alluvialniveau des Kainach-Hüsschens sinken möge, doch mit keiner durch t'on-chylien charakterisirten Miocäuahlagorung in Berührung kommen. Ihre Süugethierreste, die durchaus nicht selten, aber wegen Mangels an Achtsamkeit und Bildung der Bergleute in trüberer Zeit noch sehr unvollkommen bekannt sind, unterscheiden sich in den massgebenden Arten nicht von der mittelmiocänen Fauna, Dieselben Mastodonten, dasselbe Hyotherium, die wir aus der Gegend von Eibiswald kennen, sind auch hier nachgewiesen. Ks ist aber eine Thatsache, die durch zahlreiche Beobachtungen aus alten Beckenraumen des Donaugebietes gestützt wird, dass diese Landfauna nicht nur sammt-liche Ablagerungen der beiden indo-meditorrauen Stufen überdauert bat, sondern erst muh Absehluss der sar-matischen Schichten erloschen ist. Es ist dessbalb, wenn auch nicht direct erweislich, doch sehr wahrscheinlich, dass die Voitsborger und die Körlacher Braunkohle, letztere mindestens in ihren oberen Par-i tien eine Parallelbildung der surmatischen Stute ist, wofür Stur eine Leihe von Gründen geltend macht. Am Ende ist jene Gleichheit der Mammalienfauna nicht für völlige Identität zu nehmen. Wir kennen von Voitsberg einen Biber, eine kloine Katze und einen von Rhino-ceros verschiedenen Dickhäuter mit kleinen Schneide- zahnen, dergleichen in den Eibiswald-Wieser Schichten noch nie beobachtet wurden, Das Flot/materiale ist ein völlig verschiedenes, die grosse Mächtigkeit des Yoitsberg - Tregist - Oberdörfer Liguitrlotzes (10 bis 15 Meter) nicht minder eigen- thümlich wie die Anwesenheit geringer Zwischenmitte] und Auswaschungsrisse im Plötze des Bezirkes von Köf-lach-Lankowitz. Im Wesentlichen hat nian es hier allenthalben mit einem einzigen bedeutenden Liguitlager von b bis 40 Metertt in der Mächtigkeit zu thun. Seine Lagerung kann in einer vielbucht igen, von so verschiedenartigein und zumeist steilem Grundgebirge umfassten Bucht keine ganz ungestörte sein. Wir finden in der Lankowitzer Bucht am östlichen, aus Schöckelkajkstein bestehenden Gebirgsrande Winkel von mehr als HO Graden, bei Voitsberg im Gereiche eines kristallinischen Kalksteins beträchtliche Verwerfungen zwischen den Flotzpurtion, die unter der Thalsohlc liegen und jenen, die vom Gebirge getragen oder gestützt werden. Doch sind es in Anbetracht der bedeutenden Mächtigkeit allerorten sehr ansehnliche Flötzkörper, in denen sich der Abbau mit voller Zuversichl bewegen kann. Zudem ge-tattete die verhältnissmüssig geringe Decke von Lehm und Schotter und der nicht hohe (>ruud\verth an vielen Punkten den Abbau vom Tage. Iiis auf die neuere Zeit war eine arge liesitz-zersplitterung zu beklagen. Nun schwindet dieser Uebel-stand von Jahr zu Jahr: die obere Kötlach-Lankowitzer Partie ist durch einen sehr schonen und zum Gebrauche geräumiger Lowrys gut angelegten Levierstollen verbunden. In den thalseitigeu ('umplexen, die mit Wasser zu kämpfen haben, sind ausreichende Dampfmaschinen im (hinge. An den Ländern der Kreideformation wie im Ober-Tregister Reviere, oder wo sich Auslaufer derselben in das Kohlenbecken hereinziehen, wie dies gegen Fiber zu der Fall ist, sind oberschwangliehc Hoffnungen in eine unwandelbare Flötzmachtigkeit allerdings enttäuscht worden, aber sicherlich gibt es nur wenige Kohlen-mulden, wo Sich die produrtive Schichte in der Nähe des Grundgebirges gleich günstig entwickelt, wie in den Revieren von Köflach and Vbitsberg. Nach den amtlichen Ausweisen war die im Jahre 1867 2'^ Millionen Zollcentuer betragende Ausbeute schon im Diensten Jahre auf 5 Millionen gestiegen und hat seither stetig zugenommen. Vor etwa sechs Jahren war der vormals den Gebrüdern Sprung, jetzt einem Wiener Unternehmer gehörige Bergbau nächst Yoitsborg ein interessante- geologisches Präparat. Unter einer 6 bis S Meter hohen Decke von gelblichem Thon erstreckte sich bei 60 Meter lang das hier 1 fl Meter mächtige Flötz. von dem nur das unterste Sechstel durch sandig-thonige Zwischenmittel etwas verunreinigt war. In einem einspringenden Winkel öffneten sich zwei riesige Stolleu, welche die Gleichartigkeit und ein sehr alhnäliges Ansteigen des Flötzes ungefähr 40 Meter bergwärts bekundeten. Einzelne Lignitstrünke — aufrechte Stftmme — waren beim Abräumen des Hangeudlebms geschont worden und ragten frei in die Luft empor. Am westlichen Ende, wo die vormals Geyer'schen Massen an das Grundgebirge des Schlossberges stiessen, von dessen Raine aus sieh eine herrliche Fernsicht in die Niederung und auf das westliche Hochgebirge öffnet, -ab man deutlich einen vom llangendthoit erfüllten Aiiswaschung-ri-s im Flötz etwa fünf Meter breit and ebenso tief. Den Lignit selbst konnte man auf das genaueste studiren. Schon in Mannshöhe sah man eine Breccienlage aus II o I z k o hie , in mulniig-thoniger Masse eingebettet, die kaum 4 Centimeter starke Unterbrechung de- con- 373 r tinuirlicheh Flotzwaehsthumes durch einen Waldbrand, den der Blitz erregt haben mochte. An vielen Stellen zeigte sich b eru'ste inartige s Harz in den Lange* fugen und hei genauer Aufmerksamkeit entdeckte man in feinen (Juorklüften auch hier die Anwesenheit des interessanten Kohlenwasserstoffes Hartit, Haidiuger, der, wie II u m p f zuerst nachwies, als echtes Destilla-tionsproduet des Holzkörpcrs während seiner Mctamör-jdiose. niemals in Längsfugen eindringt und mit jenem Harze incht das Mindeste zu schaffen hat. In mineralogischer und geologischer Hinsicht interessant war dieser gewaltige Flötzanbruch, und dass man innerhalb einer Stunde die Extreme des Voitsherger Kohleuhaues und zugleich die ohenorwähnte Fh">tz\erwerfung kennen lerne, brauchte man sich nur nach kurzem Verweilen in einem der Brüche des granunatitreichon Kalksteins wieder hinab zu begeben und die vormals KügeH'srhe Grube zu besehen. Kaum 10 Meter unter dein Ctiltnr-boden lagen die Firste der riesigen Hallen, die man in dem thalseitigen Flügel desselben Klotzes ausge* bauen hatte. Die beträchtlichen Fortschritte des Abbaues haben (las Wesentlich geändert und die mühelos zu schauenden Präparate beseitigt. Doch gibt es auch jetzt noch sowohl am Tage als in schönen Gruben — am besten vielleicht in den Stollen lad Oberdorf — genug der Belehrung. Im grosseren Theile der Lankowitzer Bucht i-t das nahezu horizontal liegende Klotz durch Tagbau aufgeschlossen, beidseitig durch einen geräumigen Schacht, Pichling und der thalsoitigo Komplex . wie Rosenthal und Schaflos, durch ausgedehnte (irubenbauten. Sämmt-lioho Hauptgruppen des Bergbaues sind mit der Küriach-(Jrazer Eisenbahn verbunden und erwies sich die de-ineiiischaftlichkeit der Interessen als forderlich in jeder r Hinsicht. Die sehr verschiedenen Grade der Umwandlung des Flotzkorpers, der in den unteren Abthoilungeu des Kotlarher Flotzes aus dunkelfarbiger Kohle, in den höchsten Horizonten des Voitsherger Flügels zum Thoile aus lichtbraunein Lignit besteht, der also wechselnde Wassergehalt und Bronnwerth überhaupt hat für die Consomenten manche Unbequemlichkeit zur Folge. Doch gibt es in den vereinigten Revieren kaum eine Sorte, die untere aschenreiehste Partie des Voitsberger Flötzes kaum ausgenommen, die sich aieht mindestens als gemeines, gut dämmendes Rreuiiniateriale bewahrte. Die in der Nachbarschaft bei Launach, bei St. Bartholoms und nordwärts bei Thal angetroffenen Flürchen kommen trotz, ihrer zum 'l'lndle vorzüglichen Qualität ob allzu geringer Mächtigkeit kaum in Betracht. Sie dürften mit dem Beginne der KoHaclier Riaunkohle gleichzeitig sein: im Juli d. J. kamen im Thon unter dem bei Mantscba jenseits des Buehkogcls, südöstlich von Graz erschürften Flötzchen Zähne eines grossen Rhinoceros vor, welches sich von Ith. Sunsanimsis nicht wesentlich unterscheidet. Frwähnenswerth sind diese allseitigen Partien vornehmlich desshalb. weil sie unter ihrer Decke aus Schotter den Zusammenhang mit einer kleinen, in geologischer Beziehung sehr wichtigen Braun-kohlenmulde herstellen. Das „Becken-- von Rein nächst der Eisenbahnstation Gratwein, nördlich von Graz, warUnger schon in früherer Zeit bekannt, insbesondere durch einen schneckenreichen Süsswasserkalkstein, welcher das durch thonige Mittel in l> bis 9 Bänke von 06 bis l'B Meter Mächtigkeit getrennte Flötz überlagert und bergwärts hinter der Bt•honen und reichen ('isterzieuser-Abtei Rein in ein Brecciengestein übergeht. Im Jahre 1853 hat Herr J. Gohanz die ehedem für eoeän gehaltenen und mit Pariser Arten ideutitieirten Conchjlienreste 375 einer genauen Untersuchung unterzogen und nebst Planorbis ps(>t(bti>u>i')»/)is Yoltz, Clausula grandis Klein und Bellx depressa v. Mart. eine Reilie von schönen Sumpf-und Landschneckon nachgewiesen, die dieser Kalkstein zum Theile mit böhmischen, zum Theile mit würtembergi-schen und anderen mittelroioeänen Süsswasserkalken gemeinhat. Denselben Süsswasserkalkstein fand Gr o ban z in einer Bucht des devonischen Höhenzuges bei Sfcrass-g a n g nächst Graz, wo er den Uoberrcst eines un-erheblichen Braunkoldonilützes bedeckt. Die Frage über das geologische Alter solcher Iranischer Gebilde lässt sich allerdings nicht wohl genau beantworten: doch liegt sicherlich kein Grund vor, die Ablagerungen von Rein mit den Schichten von Fibiswald oder gar mit jenen südlich von Cilli in directe Verbindung zu bringen. Wir pflichten desshalb bezüglich der Braunkohlensrhiehten des Mürzthales und des Murthaies abwiirts von Bruck gern den Wahrscheinlichkidtsgründen bei. die Stur (1. c. Seite 574) geltend macht, um deren Gleichzeitigkeit mit den Meeresablagerungen des mittelmiocäneu Reckens der Steiermark zu erweisen. Es befinden sich darunter manche bedeutsame Punkte, wie z. B. die Braunkohle von T urna u bei Aflenz mit ihren kleinen von H. v. Meyer vor Jahren benannten Wirbelthierresten (Chalycomys Jaegeri, Emys Turnauensis) und die Ablagerung von P a r s c h 1 u g . deren Pflanzenreste durch F. Unger eine so hohe Berühmtheit erlangten. Wo weder eine Braunkohlenbildung noch Süsswasser-kalk besteht, fristen Breccien. ähnlich der von Rein, den Zusammenhang; so am Gehäuge de.- Rötholsteins, bei Mixnitz, südlich von Bruck, in der Iloohinuldo von Rassail und am Gehänge bei Eggenberg nächst Graz. Dergleichen Massen von gebundenem Schutt standen ohne Zweifel mit limnisehen Ablagerungen in Verbindung, die später durch stromende Gewässer zerstört worden und sämmtlich derselben mittelmiocänen Periode angehören mochten. Was jedoeh die bedeutenden Kohlenlager bei L e o b e n und die von F o h n s d o r f unweit von Judenbure,' im Ober-Murthale betrifft, SO mochten wir die Möglichkeit offen halten, dass sich der zeit-liche Zusammenhang mit den Schichten von Kibiswuhl-Wies denn doch erweisen dürfte. Dass sie mit den vorigen in einem Thalzuge verbunden, dagegen vom Hügollande im Südosten der Koralpe völlig geschieden sind, dürfte ihre Verbindung zur Zeit der aquitanischeu Stufe kaum aussohliesson: die „Chelydra sp." von Fohns-dorf ist von Chelydropsis carinata doch vielleicht nicht Wesentlich verschieden, und der Umstand scheint sehr beachtenswerth, dass die Raub-Schildkröten der Sippen Trionyx und Chelydra (Chelydropsis) ein Süsswussergebiel erfordern, dessen Ausdehnung die kändergruppo Steier-mark-Eärnten-Krain kaum erreicht. Lassen sieb wirkliehe Identitäten in vereinzelten Ablagerangen, die Reste solcher Schildkröten enthalten, nicht darthun. so wäre der kleine Complex von Eibiswald-Wies ein merkwürdig vereinzelter Ueberrest aus einem sonst spurlos verschwundenen System von Sedimenten. Bei Leoben sind am linken .Murufer zwei ausgedehnte Tertiärpartien als Ueberreste einer umfänglichen Ablagerung erhalten. Zum Theile ziemlich steil gegen das Gebirge angestaut, bergen sie unter mächtigen Konglomerat- und Sandsteinbänken in ziemlich hartem Schieferthon, der in einzelnen Lagen reich ist an Pflanzenresten, ein Kohlenflötz, dessen Mächtigkeit zwischen 4 und nahezu 12 Meter schwankt und trotz einiger tauber Zwischennuttel regelmässig genug ist, um einen sehr lucrativen Abbau zu gestatten. Kine Meletta-art, die durQb ihren Sippencharakter an die herrschenden Kreisschupper einer früheren Periode erinnert, eine Congeria und ein verhältnissmässig sehr kleiner Dino- :i77 theriumzahn, der noch näherer Untersuchung harrt, beide als frühe Vorläufer von Thiertypen, die erst im Ober-mioeän des 1 hnmugebietes ihre grosse Entwickeln!) g erlangten, sind die einzigen bislang beobachteten und ober das Alter der Schichten nicht entscheidenden Thierreste. Die Kohlenerzeugung der trefflich geleiteten Gruben betrug schon vor einer Reihe von Jahren bei vier Millionen ('entner und kann dem Bedürfnisse der nahen Eisenraflininvcrke kaum genügen. Auch das F o h n sdo r f e r Braunkohlenlager befindet sich auf einer Gehängestufe des linken .Murufers : doch hat mau neuerlich entdeckt, dass eine wahrscheinlich sehr beträchtliche Partie mit einem gleichartigen und eben so mächtigen Flötz unter der Alluvialsohle des Murthales liege. Der ehedem von Staatswegen betriebene Bergbau, neben welchem es noch zwei Gruben-complexe im Privatbesitze gibt, ist hingst au die steirisene Eisenindustriegesellschaft übergegangen und im besten Aufschwünge begriffen. Die Mächtigkeit des Flötzes, welches streckenweise in zwei Bänke getheilt ist, und am Grundgebirge zunächst von einer discordant unter-gelagerten ('ouglomoratmasse ziemlich steil südwärts abfällt, lud ragt im Mindesten 1 l/ai im Maximum 10 Meter, ist auch im Aschengehalte (1% bis 25%) und Brennwert!) ziemlich stark verschieden, liefert aber im Allgemeinen (dne sehr werthvolle Stückkohle, welche bei einer Ausbeute von mein- als einer Million Centner die ausgedehnten Batliuirwerke bei Zeltweg und an anderen Punkten der westlichen Umgebung von Knittelfehl \ ersorgt. Eine Muschelsrhichte von 30—45 Centim. und einzelne dergleichen Nester im Mergelschiefer über dem klotze hat den Geologen von jeher zu schaffen gemacht. Sie bestehen ganz und gar aus mürben weissen Schalen und Schalcntrümmern einer Congeria, die man (diedem für eine der bekanntesten obermioeänen Species linlton zu dürfen glaubte. Seither hat man den s trat, i-graphischen Umfang dieser Sippe genauer kennen gelernt und denkt nicht mehr au ein so geringes geologisches Alter der stark gekielten Foimsdorfer Form. Im seihen Morgclsrhiefer wurde schon in alter Zeit der Gesichtstheil eines Crocodilschädels und neuerlich die oben ■ erwähnte chelydraartige Schildkröte gefunden. Sie sowohl, als auch zahlreiche I'Hanzenreste. namentlich Pinnszapfen (Pinns ptnastrvujes Ungj. in Brauneisen verwandelt, liegen erst ober jener Museholschichte. Abgetrennt in Osten ist die kleine, nicht mehr productive Braunkohlenpartio von K o b o n z. mit derselben Congerie und am südlichen Murthalgehänge unter mancherlei kleinen besten davon die etwa- mehr ausgedehnte Ablagerung von Feeberg, wo man es vor 1870 zu einer Erzeugung von 50.000 Centnern Kohle gebracht haben soll. Erwiihneuswerth ist auch, dass in einem oberflächlich liegenden Thon zwischen Gross-lobming und Möbersdorf SüsswASserschnecken, darunter ziemli(d) sicher Planorpis pseudawtnonius Yoltz. enthalten -ind. Hoffentlich läSSt sich der geologische Horizont der Braunkohle des Ober - Murthaies, die in Leoben und Pohnsdorf eine so grosse Wichtigkeit für die Eisenindustrie erlangt hat. hinnen nicht ferner Zeit auf Grundlage neuer Funde sicherstellen. Wir wollen hier nicht noch einmal auf die Braun-kohlenpartien des Mürzthales und der Umgebung von Bruck zurückkommen, obwohl einige von ihnen nicht ganz unbedeutend sind, da es uns ja doch nicht um eine erschöpfende oder gar um eine montanistisch genaue Darstellung zu thun ist. Einschaltweise sei hier erwähnt, dass in den Mergeln der oberen Kreideformation beim Dorfe Garns, NNO. von* Hieflau, in den Jahren vor 1850 r Die Braunkohle in der Steiermark. ein ausgedehnter Schurfbau betrieben wurde, der eine nicht unbeträchtliche Anzahl interessanter Thierreste zu Tage förderte. Das Flötzehen hatte sich durch die vorzügliche Qualität seiner Kohle hoffnungsvoll angelassen, später jedoch als nicht bauwürdig erwiesen. Der sogenannte Anthraeit der alpinen Stein-kohlenforination auf der Werchzirmalpe, südlich von Turrach, nächst der S t a u g a 1 p 6 und der dreifachen Grenze von Steiermark, Salzburg und Kärnten, liegt ausserhalb des Bereiche- dieser Skizze. Es sei desshalh nur flüchtig bemerkt, dass das höchst unregelmässige, in der Mächtigkeit zwischen wenigen Centimetern und 9% Metern schwankende Lager nicht eigentlich aus Anthraeit im gewöhnlichen Sinne des Namens besteht, sondern aus einem Gemenge von mulmiger Schwarz-kohle und Graphit, hervorgegangen aus der hochgradigen und eigentümlichen Metamorphose, welcher die Schielten der ceiitralalpinen Steinkohlenformation ausgesetzt waren, und Welche hier über Thonschiefer quarzigen Gruss in eine, feste Kieselfelsart umgewandelt, haben. Eine höhere wirtschaftliche Bedeutung können diese Lager, abgesehen von ihrer Unregelmässigkeit, aus stofflichen Gründen kaum erreichen. Uebrigeus ist eine niCht geringfügige Menge davon (im Jährt1 1867 15.000 ('entner), gemengt mit Holzkohle, im Turracher Hochofen verwendet worden. Die Braunkohlengebilde östlich von Graz sind ihrer geologischen Natur und ihrer Bedeutung nach nicht gleichartig. Gestlich vom Schöckel und nach-: Weitz bestehen Lignitablagerungen, welche von den Yoitsberger Liguiten kaum wesentlich verschieden, aber leider nur wenig mächtig sind. Dermalen werden sie gar nicht mehr abgebaut. Das ganze obermioeäne Hügelland zwischen der Mur und der ungarischen Grenze Die Braunkohle in der Steiermark. N (vgl. Seite 48 u, f.) steckt voll kleiner Lignitflötzo, von denen manche auch Braunkohlenbänke von recht guter Beschaffenheit enthalten. Sie liegen unter den mächtigen Sund- und Schottennassen im Thon (Congcrien-t hon), in der Regel nicht fem von der Schichteiigrenzo. die sich durch eine Menge schlecht erhaltener Pflanzenreste auszeichnet. Da sie eine Mächtigkeit von 1 Meter kaum irgendwo erreichen, sind sie mit Ausnahme der südlichen Umgebung von 11z. wo ein Run seit alter Zeit besteht, nirgends ernstlich in Angriff genommen worden, soviel auch darnach geschürft wurde und noch geschürft wird. Zur Deckung des Localbedarfes.* zu Ziegeleien, Kalkbrennereien u. s, w. wären diese Lignite trefflich zu brauchen, wie sie denn auch in Croatien ihre gute Verwendung gefunden haben; mibe an der Eisenbahn können sie die Concurrenz mit Voiteberg und dem noch immer nicht theuer genug gewordenen Brennholz nicht bestehen. Die Natur hat es recht glücklich gefügt, dass die -teicniiarkisrheu Braunkohlen den alten Sitzen der nun erneuerten Eisenindustrie nicht allzu ferne liegen, und letztere sich ihnen aecommodiren konnte. Ihre Verwendbarkeil im Hochofenprocesse steht noch nicht aussei' Frage. Wird diese jedoch bejahend gelöst, so Würde sich neben der Erzeugung kostspieligen Holzkohleneisens (dne bisher kaum geahnte Massenproduktion entwickeln können. Andere Industriezweige: Glashütten. Papierfabriken, Brauenden u. d gl. sind der Entwicklung der Braun-koldeuproduotion auf dem Fusse gefolgt und verdanken derselben ihr Gedeihen. Gass die Steiermark, das Lam 1 der Hirten und Gyclopen, nicht mit einem Satze in die moderne Gewerbsthätigkeit h in überspringen konnte, ist wohl selbstverständlich. Sehr wesentlich wird sein Ge- r deinen daVO-n abhängen, da» die bäuerliche AVirthsrhat'1 im Hochgebirge einer intensiven Viehzucht weiche, und dass die Erzeugung von werthvoller Fleischwäare in demselben Masse steige, als der Bezug von auswärtigem Getreide dureh die t'oiumunieationsmittel ermöglicht wird. Wir schliesseu hier (dm1 kleine Abhandlung über die fossilen Ptianzenresto der besprochenen Terrains an. die uns einer der competentesten Kenner der Floren der Tortiärzeit zur Verfügung gestellt bat. Berechtigt ihn das Krgebniss -einer vieljährigen Forschung zu einer schärferen Sonderung der Einzelstufen, als sie sieh bislaug aus der Untersuchung tbieriseher Koste ergab, so kann der Geologe das nur in hohem Grade willkommen heissen. Eine überaus langlebige Landfauna, von der wir einigen Grund Indien anzunehmen, dass sich das Erlöschen gewisser untenniocäner und deren Mischung mit mittehnioeanen Typen im Vorlaufe der Hraunkohlon-bildung innerhalb der Grenzen unserer Länder und im Vorrücken von Süd nach Nord vollzog, fand also in den aufeinanderfolgenden Zeiträumen bis zum Ende der mittehnioeanen Periode stets die ihr zusagenden Nab-rungspHauzeii. Ergibt sich dagegen zwischen der Flora der sarmatischen und der Pflanzenwelt der Congerien-stufe gerade im Kodon der Steiermark eine minder scharfe Grenze als zwischen jener und der zweiten Mediterranstufe, so ist dieser Widerspruch zwischen beiden Zweigen der Paläontologie wohl nur durch die Annahme eine-Zeitintervalles zu erklären, der die Einwanderung ganz neuer Säugethiere in die hydrographisch so wesentlich veränderte Landschaft ermöglichte. Uebrigens möchte wohl auch zu beachten sein, was an einem anderen Orte (Mittheilungen d. naturwiss. Vereines f. Steiermark: Jhrg. 1871, Seite 39) dargestellt wurde, dass die Mabl- zahne von Dinotheriutn giganteum, also einer Charakter-Bpecies der Ob'ermiocänstufe, gerade in unseren fluvia-tilen Ablagerungen sein- starke Schwankungen und Ruckschläge in mittelmiocäne Formen aufweisen. Der allgemein belehrende Theil des Kapitels durfte dem Leser wohl ebenso willkommen sein wie die besondere Hervorhebung der Flora von Leoben, dessen wichtige Braunkohlenlager oben nur auf das Kurzeste gewürdigt wurden. Ueber die Braunkohlenfloren der Steiermark. Von Constantin Frtdh. v. Ettingshausen. Die Hangendschichten der Brannkohlenformation in der Steiermark zählen zu den reichsten Fundstätten von fossilen Pflanzenresten der Tertiftrformation. Die vollständige Ausbeutung und umfassende Bearbeitung ihrer Floren, welche ich mir zur Aufgabe gestellt habe, ist noch keineswegs beendigt. So viel hat sieb aber biebei schon jetzt herausgestellt, dass mit der genauen Kenntnis* dieser verweltlichen Floren mehr gewonnen sein wird, als bloss eine Bereicherung der paläontologischen Systematik. Ks dürfte an diesem [Matze geeignet sein, nicht nur einige der bemerkenswerthoron allgemeinen Resultate der Bearbeitung hervorzuheben, welche bereits vorliegen, sondern auch billiges über (lang und Methode der Forschung anzudeuten, welche hiezu geführt hat, Die Unvollständigkeit, der mangelhafte Zustand des Untersuchungsmateriales und die daran geknüpfte Unzulänglichkeit der Beobachtung haben in der Paläontologie durch Anhäufung eines unnützen, ja höchst hinderlichen Ueber die IUauukohleiUloren der Steiermark. Ballastes von unsicheren Bestimmungen und überflussigen Namen schoo so viel Unheil gestiftet, dasa es wohl sehr an der Zeil ist, sieh nur mit einem Material zu begnügen, welches die Vermeidung dieser Uebelstände möglichst gestattet. Hill derartig vollständiges Untor-suchungsinaterial läset sich aber nicht auf einigen wenigen Bxcursionen, gelegenheitlich bei kurzem Aufenthalte an den Fundstätten, durch Bergleute oder andere Laien daselbst herbeischaffen ; vielmehr erfordert es die vieljährige Thätigkeit des Lachnianne>. welcher die Gewinnung der die Pfianzenroste führenden Gesteine an Ort und Siedle Stets zu leiten und jedes gespaltene Stück einer sorgfältigen Prüfung zu unterziehen hat. Ich kann zuversichtlich behaupten, dass wohl die .Mehrzahl der oft nur kleine unscheinbare Früchte, Samen oder Bruchstücke von Blutenständen beherbergenden Stucke, welche aber wegen der charakteristischen Eigens« haften dieser Lfianzentheile wichtige Aufklärungen über die Gattung oder Art geben und desshalb nicht sehen zu den werthvollsten Exemplaren gehören, unwiederbringlich waren verloren gegangen, wenn leb die betreffenden Stücke beim Spähen der Steine nicht selbst bemerk! und gesammelt hätte. Wer etwa glaubt, es liesse sich einem solchen Verluste dadurch vorbeugen, dass mau eben Alles sammelt, den kann ich eines Lesseren dahin belehren, dass dies wohl allenfalls bei bundorten, tiu welchen das Vorkommen der Pflanzenreste überhaupt tun seltenes ist, niemals aber an reichhaltigen Fundstätton sich ausführen lässt, An letzteren kommen die beste gewisser Arten in onermesslicher Häufigkeit vor; der Laie verliert in solchem Falle die meiste Zeit und Mühe mit dem Gewinnen dieser Reste, gelangt also zu anderen selten oder gar nicht. Wie kann nun auch der Laie hier nützen ? Nur wenn er sich vorher einer Vorbereitung unterzieht. Er verschaffe sich eine Sammlung 885 •-'5 f recentef Pflanzen und von Theilen solcher, insbesondere von Blättern, Früchten, Samen verschiedener Holz-gewüehso. Erst wenn er sich mit dieser hinlänglich vertraut gemacht, wird er auch die Fähigkeit erworben haben. Unterscheidungsmerkmale der Pflanzenfossilien wahrzunehmen, obwohl ihm die eigentliche Deutung derselben niemals klar sein kann. Für die Wissenschaft erfolgreiche Forschungen über die vorweltliche Flora sind eben heutzutage ohne gründliche Kenntniss der jetztweltlichen unmöglich. Noch mochte ich den Sammler der fossilen Flora auf Folgendes aufmerksam machen. Man begnüge sich niemals mit losen verwitterten Stücken, sondern suche stets Exemplare mit frischen liruchrlüohen durch Spalten der Stücke zu bekommen. Mau erhält dabei zwei Exemplare des Fossils, den eigentlichen Abdruck und den Gegendruck. Selten zeigen binde Abdrücke alle Eigenschaften in ganz gleichem Grade. Besonders häutig ist die verkohlte Substanz des Blattes am Abdruck erhalten, während selbe am Gegendruck fehlt oder nur an den Nerven vorhanden ist. Letztere treten desshalb ofl gerade am Gegendruck deutlicher hervor, als am Abdruck, was besonder- vom feinsten Netz gilt. Ein solcher Gegendruck hat daher da- Ansehen eines dünnhäutigen harten Blattes; liegt dieser allein vor, so kann auf die Textur des Blatte- keineswegs mit Sicherheit geschlossen worden. Auch Zähnung des Landes. Behaarung u. A. zeigen laude Abdrücke meistens in nicht völlig gleicher Erhaltungsweise, Es ist daher unter allen Umständen sehr wichtig, von jedem Fossil beide Abt drucke zu Bammeln. Zerbricht heim Spalten einer derselben, so sind wenigstens die Trümmer desselben so lange aufzubewahren bis nach erfolgter Untersuchung und Bestimmung des Fossils diese etwa entbehrlich worden. Eine grosse Zahl von trrthümern hätte vermieden werden können, wenn man diesem Umstände stets Beachtung geschenkt haben würde. Die Ausbeutung einer Lagerstätte fossiler Pflanzen darf erst dann ;ds beendigt betrachtet werden, wenn auch bei Üeissigster Nachsuchung in allen Schichten keine an der Lagerstätte nicht schon früher gefundene Art mehr zum Vorschein kommt und wenn die bekannt gewordenen in ihren sämmtlichen Formen und Varietäten vorliegen. Die möglichst vollständige Aufsammlung der Letzteren ist für die Feststellung der Entwicklungsgeschichte der Arten stets sehr wichtig, umso mehr aber, je weniger deutlich sieb die vorweltliche Art an die analoge jetztweltliche anschliesst: denn durch die Auffindung der Leihen ist der genetische Zusammenhang beider unwiderleglich bewiesen. Es sei mir gegönnt, hier nur Eines Beispieles zu erwähnen, nämlich der tertiären Castanea atavla und ihrer genetischen Beziehung zur jetztweltlichen Castanea vesca. Die ältestem Ueborroste des Kastauienbaumes kommen in den Schichten des oberen Eocän. bei Sotzka und Sagor vor. Es fanden sich daselbst bis jetzt nur die Blätter desselben. Sie haben entferntstehende, in Logen aufsteigende, nach vorne gerichtete Secundär-nerven und stumptliche Itandzühne ohne Stachelspitzen und sehen desshalb den Blättern der Castanea vesca am wenigsten, mehr aber denen von Liehen ähnlich. Hierin liegt offenbar eine Andeutung dafür, dass die Gattung Castanea aus einer Differenzirung der Eichenform, die schon in der Kreidezeit existirte, hervorgegangen sein dürfte. Dass erwähnte, von Unger C. atavla bezeichnete Reste nicht etwa doch Eichen angehört haben können, lehrt das Vorkommen der genau gleichen Blattformen mit Blutenkätzchen, Fruchthullen und Früchten von Castanea in den Neogenschichten von Leoben. Aber in eben diesen, einem jüngeren Zeitalter :ist angehörenden Schichten finden Bich mit der eocänen Blattform der Castanea häufig Blätter, welche denen,der C. vesca um einen Grad ähnlicher sind, mehr genäherte und gerade auslaufende Secundärnerven, sowie zahlreichere spitze Randzähne haben, denen jedoch die Stachelspitzen noch leiden. Solche Blätter wurden von Heer Castmiea i'mjeri benannt. Endlieh kommen in den Eeobner Schiebten mitunter auch Kastanienblätter mit. stachelspitzigei) Zähnen vor. welche den Blättern der C. vesca ausserordentlich ähnlich sehen und dieselben Abänderungen zeigen. Sie variiren daher ebenfalls in der Beschaffenheit des Blattgrundes und der Länge des Stieles. Korinen mit abgerundeter Basis und längeren Stielen erhielten die Bezeichnung C. Kubmgi Kov. In der einem noch jüngeren Zeitabschnitte zufallenden fossilen Klora von Erdöbenye fanden sich bis jetzt nur solche Costoweo-Blätter, welche denen der C. vesca fast völlig gleichen (C. Kubingi). Die von mir aus den Tertiärschichten zu Tage geförderten töwtfwrv-Beste zeugen in ununterbrochener Reibenfolge die alhnälige, in der Blattbildung sich aussprechende Umwandlung der Castanea-Axt der Tertiärzeit, in die der Jetztzeit. Es kann also hier nicht von mehreren, sondern nur von Einer vorweltlichen Castanea-Art, für welche ich die zuerst von Unger gewählte Bezeichnung beibehalte, die Rede sein. Die C utavia ist von der C. vesca durch die mehr kugelig«! Fruchthülle mit kürzeren feineren Stacheln und durch die kleinere, weniger spitze Krucht verschieden. Bemerkenswerth ist, dass eine der alhnäligeu Transmutation der Blattbildung parallel laufende Annäherung der Fruchtbildung der C. atavia an die der C. vesca keineswegs beobachtet, vielmehr coustatirt werden konnte, dass in drei aufeinanderfolgenden Abschnitten der Tertiärperiode die Fruchtbildung der C. atavia unverändert geblieben ist. ;;ss wählend, in denselben die erwähnte Umbildung ihrer Blattform auf «las Deutlichste in die Erscheinung trat. Es ist desslmlb sehr wahrscheinlich, dass die Umwandlung der Fruchtbildung der vorweltlichen Stammart in die der jetztwidtliohon Art nicht nllmälig. sondern rasch, vielleicht sprungweist1 erfolgt ist. Nur auf Grundlage eines möglichst vollständigem Mate rialos sind Resultate erhältlich, welche zu gewünschten Aufklärungen über den Entwicklungsgang der Vege-* tation der Erde führen, welche die vollständige Kette der Entwicklung der Gesaimntvogetation dadurch herstellen, dass ihre einzelnen Glieder in Verbindung gebracht werden. Wir sind noch weit entfernt von diesem Ziele der Forschung, da wir ja erst den Ausgangspunkt derselben im Auge haben, indem wir die genetische Verbindung der jetztweltlichen Vegetation mit der Tertiärflora in's Klare zu bringen streben. Erst wenn wir letztere genau kennen und die Frage, wie diese mit jenei- zusammenhängt, beantworten, kann an die Lösung der noch übrigen grossen Aufgaben der Pflanzengeschichte gedacht werden. Das wichtigste^ Resultat der genaueren Untersuchung der Pflanzenreste führenden Tertiärlagerstätten ist die Entdeckung der Floren elemente, In einer und derselben Schichte, sogar auf einem und demselben Gesteinsstücke findet, man nicht selten Reste von Pflanzenformen, welche gegenwärtig verschiedenen Weltteilen, ja selbst verschiedenen Zonen angehören, durcheinander gemengt. Der gute Zustand der Erhaltung dieser Reste, auch der zartestem Theilo, spricht entschieden! gegen die Annahme1 eines Transportes aus entfernten Gegenden. Zur Zeit des Absatzes der Tertiärschichten waren also die jotztwedtliehou natürlichen Floren noch nicht gebildet; aber die Flora dieser Erd-biblungsporiode vereinigte in sich bereits die Elemente Uebcr die Hi-auukuhloiilloren der Steiermark. aller F 1 o r e n g c b i et e. In einem und demselben Bezirk wuchsen Pflanzen, die heutzutage durch Conti-nente von einander getrennt sind, neben einander. Die Tertiäi thua Europa'- enthielt sonach auch amerikanische, adatische, afrikanische, neuholländische und nicht bloss europäische Pflanzenformen, ja die letzteren zum minderen Theile. Durch die Differonzirung dieser Floren-elemente, welche in den verschiedenen Erdtheilen, je nach den klimatischen und örtlichen Bedingungen und dem in der Pflanze selbst Hegenden Bildungstriebe in verschiedener Weise vor sich ging, eidstanden die jetztweltlichen natürlichen Floren. Gewöhnlich hat sich in einem Gebiete nur ein Florenelement (dasHauptelement) vorwiegend entwickelt, während die übrigen (Nebenelemente) in Folge dessen in den Hintergrund gedrängt oder durch Transmutationen ihrer Bestandteile fast völlig verwischt worden sind. Dadurch bildete sieh der Charakter inner natürlichen Flora heraus, welche wir uns aber ans ebenso vielen Gliedern zusammengesetzt denken können, als Florenelemente an ihrer Bildung ^teilgenommen haben. Wenn man der Kürze wegen die Analogien des Wahlgobietos des östlichen Continentes und der Medi-terranilora in unserer Tertiärflora als europäisches Florenelement zusannnonfasst, so ist dasselbe bezüglich seiner Entfaltung zum Ilauptgliede der heutigen Flora Europa - als Ikiuptelement zu bezeichnen, lusoforne aber dieses Floreiielemeiit auch in anderen Erdtheilen an der Ausbildung der Floren betheiligt war, wie z. B. im Himalaya- und im Andengebiete, im cbinesiscb-japa-nesischen Gebiete, in den südlichen Staaten Nordamerikas, im kalifornischen Küstengebiete, ja selbst in Südafrika und in Neuholland, so ist es bezüglich dieser Floren Nebenelement. Die Yergleichung der bis jetzt gefundenen Tertiär- flora mit den Floren der Erde hat sonach ergehen, dass jede natürliche Flora aus Gliedern besteht, die durch .Iiifh'ronzirung der entsprechenden Floronolenionte her-vorgegangen sind, und gestattet den Rüeksehluss, dass die Flora sile Mora von Leoben in einer dieselbe umfassenden Abhandlung sollen veröffentlicht werden, liier mögt1 nur noch Folgendes über die Moskenberg-Flora bemerkt sein. Dieselbe ist die reichhaltigste LoealHora der Leobner Braunkohlen-formation. Sie enthält mit wenigen Ausnahmen alle Ordnungen, welche in den Floren vorgenannter Fundstätten repräsentirt erscheinen und ausser diesen noch die Ulvaceen, Smilaceen. Fasuarineen, Artocaipeen. Urticaceeu. Llataneeii. BalsimiHuae. I'olygoneen. Asperi- folien, Hippocrateaceen, Ampelideen, Büttneriaceen und Zanthowieen. Bemerkenswerth ist das häutigere Kr-scheinen von Casfanea atavia var. Kubinyi, Quercus mediterranen, und Fagus Feroniae, der Betulareen. von Acer trilobatutn und deeipiens, das erste, jedoch noch sehr seltene Vorkommen von Linuidanrfmr europueum und Popukts latior, das letzte Erscheinen von Fiats Morloti, Laurus primigenia, Leptomeria grucilis, Gre-villea haeringiana, E-wbothrium macroptertm, Banlsia longifölia u. m. A. in dieser Schichte. Oh nun die Eigentümlichkeiten der vier pflanzenführenden Klagen des llraunkohlenflötzes von Leoben sich bestätigen, und welche auf Veränderungen der Klora wiihreml der Absatzperiode desselben hindeuten, muss noch so lange zweifelhaft bleiben, bis sämmtlicheSchichten sorgfältig untersucht sein werden. Nach dem bis l'.'.c.» jetzt vorliegenden Materiale darf wenigstens das mit Sicherheit hingestellt werden, dass in den untersten Ihingendschichten des Seegrahens noch einige in älteren Stufen eingebürgerte Arten häutiger angetroffen werden, dass von diesen Schichten nach oben hin eine allmälige Verstärkung des europäischen Floronolomeutes sich deutlich zu erkennen gibt, und dass in der Moskenbergschichte bereits einige vorzugsweise der l'arscblug-Stufe angehörende Arten auftreten. |oo Die wichtigsten Leitpflanzen der Braunkohlenfloren der Steiermark.") Aufzählung der Arle» I Häring-St. iS "S X Savine-St. AiiuitunUcUe St. 1 to E CD — I "3 i it V! w e tt T ■ Ml C O O A. Gymnospermae. Libooedrua salicornioides U. — K + + — — ("allitris Brongiiiarli Endl. . H + + + + < + ) ( + ) (J) Taxodium distiohum mioc, II. — — + V + + - — Glyptostrobus europaeus H. — — + + (+) (J) Sequoia Larigsdorfii Brong. — — + + + (lis) P) „ Tournalii Brongu. II + — - — - — „ Couttsiao Heer. . . — — + + + — - — „ Stei'ribergii Goepp. II Pinns Palaestrobus Ett. . . II + Sg L — - — r Urani Ung. . . . . Sv + — — — *) Erklärung der Abkürzungen und Zeichen. 1! 1 'lastischer Thon v; Biliri K — K ulsehliii bel 1S i 1 i 11. E — Eibiswald. Kö = Köflach. Iii' = Erdöbelnye in Ungarn. L Leoben. F = Pohnsdorf. P = I 'arschlug. Gl M Uhlsteinbruch bei GHei Pr — .Monte Promina in I »altnat. ehenberg. K Etadoboj in Croatien, i ..i = Sandstein von (j Ossendorf Sch — Sehönegg bei Wies. bei Gleichenberg, Sg HBt <)brre Kagor-Schichtcn. H = Hürnig in Tirol. Sr SS Untere Sagor-Sohichten. 11, = Tegel von Hernais. Sv = Savine bei Säger. J Tegel von [nzarsdorf. Sz = Sotzka. + bedeutet das Vorkommen der Art an ZWei oder mehreren Fundorten einer und derselben Stufe. ( ) bedeutet das seltene Vorkommen, und zwar am Beginn der Zeile das erste Erscheinen, am Ende der Zeile das Aussterben der Art. ? bedeutet, dass Anhaltspunkte für das Vorkommen der Art zw.ii- vorliegen, dasselbe jedooh bis jetzt noch nicht hinreichend sichergestellt ist. 401 86 Ueber t i i«- Praunkohlciiflnren der Steiermark Anl'/ähliiim der Arten 0? 53 33 I lischi' St. 1 M te 33" « ■g n 33 B « ■Z 9 ic a e> - k M K "o m O) H « CO rt '5 < "3 o -o (2 v cd S. H Pinna rigioi Ung..... _ + _ _ iiiMpiiimmtana (ioc|))i. — — — — — — — + Podocarpus eocemca l ng. . 11 + ( + ) (+)(+) — — B. Monocotyledones. Srni lux Hiiidingeri Ung. . . — — + H — — — Ruppia pannonica Ung. . . — — - + R — — — Zostera Ungeri Ktt..... — Sr + i; — — — II + + + + — — G. Dicotyledones. u. Apetalao. Myrica deperdita TJng.. . . — — + + — — — — + + + Kr Go J Alnus Ketereteinii Goepp. . — (Sv) -f- Kö lis ? I leti \ .1 \ tlantidia Ung.. . . — — (+) V + — — — PagUS Pcroniac Ung. . . . — — (+) + + + ? Custaneii atuvia T. Aar. 1 . — S/. + + + — — — „ atav. var. ß i'Knbinyi) — - — — + + ? <^uere«is nereitolia Heer. . . — + — — „ Apollinis Ung. . . — _ + P —- — 1 )i viinja Ung.. . . — (+) (Sv) (+)( + ) + (Ha) — „ I.oncliitis Ung. . . — Sz + + (+) — „ mediterranca Qng< . — — — (+) + + lis Gl „ Oripluis Ung. . . . — — — — + — — „ l'seudo-Alniis Eft, . — — — — + Kr + — „ Gmelini A. Jiraun. — — Sv + P — — Ulmufl Bronnii 1 'ng. . . ■ . — (+)(+) + + Go Gl „ plurinervia Ung. . • — — Svj v + + )nn- protogaea Ett. . . . — — — — + i _ — — ['orsoonia Daphnes Ett. . . II Sv F - — — „ My rti 11 us Ett . . II S/. Sv K (+) — — — GrevJllea haeringiana Ett. . H + 1 — — (M — _ — „ graridis Ett. . . . — Sz — E - — — 1 laki'.i plurinervia Ett. . . . II — i — F C*) - — — Emboi liiiinii maeroptcrum Ett. — | Sv F (L) — — — Banksia longifolia EH.. . . 11 + + + (L) — — — „ haeringiuna Ett. . . II + — («0 — — — Dryandra sagoriana Ett. . . ~~ 1 — + (F) - 1 — .io:s rdi'i- die llramikohlenlloivn der S'eierinark. Aufziihlunjr der Arten Häring-St. w «i M O W 55 .2 v. ■1. '5 1 '5 o" < 3? f 1 •7 a "Z v L -. l|E to « * "S i o to iT. --c 9 te -a b. Garn opetalae. Eraxinus primigonia Ung. . — — — — n P — — „ m&oroptora Ett. . . — - — — + — — — Apocynopliylluin lanreola- t II Iii Ung. . — Sz + + — — — „ Reussli Ett. . — — + — + — — „ Amsonia Urig. — K Sv F + — — — Kchitonium miorosparmum V. — — — — Myrsine Uorypbora l'ng. ■ • — K + + + P — — Sapotaeites sidci oxyluides Ett. B Sz + E + — — — „ Daphnes Ung. . . — K + F + P — — „ minor Ung. . , . H + + + + (+) — — Bumelia Oreadum Ung. . . H + + + + — — Diospyro« bracbynepala — + + + — — — Andromeda protogaea Ung. H + + + — — — c 11 i al y petal ae. Vitis teutoniea A. Braut) . . — - — + IL) — _ — Parrotia prUtina Ett. . . . — — i: + H« .i ( Yralopetalmu liaeringiatium Ett........... K + + + (L) — — — Wiiuiiiannia europaea Ett. . — S z Sv + + Er — — Magiiolia primigonia Ung. . — K — — R — — Nelumliium Buehii Ett. . . — Pr — — (L) — — — Stcrculia Lalirusca Ung. . . — + — — (L) — — — Pterospermuin lerox Ett. . . — — i: P. — — Till» Hgnitiim Ett..... — — — + P — - Acer trilobatum A. Braun . — (Sv) + + + Go Gl „ deeipiene A. Braun . . — — — — L + — — n inaeipiilobuiu Kov. . , — — — — — + — — SapindiiÄ talcit'ulins A. Braun — K + E + + (H) — „ Pythii Ung. . . . — — + — + P — — „ ordöbo'nycnsis Kov. — — — — — + — — \.\ hi\ ums ladobojanus Ung. i — — — — + P — — LVImt die Mraunknlilenduren der Steiermark. AnffeBhlnng der Arten 7 3o 35 7 | 7 35 l 55 « 1 7 Härinif k ■a C J '3* £ e 9 o S g J '> Ti CC — < i b rt CU 1 o - Celastrus eas.-iuet'.dius Ung. K Sv + + p „ Aeoli Ett, . . . II + Sv F + — — — . europaeus Ung.. — — — — + p — — Hex parschlugiana Ung. . . „ ttenophylla Ung. . . . — — — — (R) p — — — — — — + — — — „ berberidifolia Heer. . . — — + — — — l'aliurus Eavonii Ung. . • . — I* — — Zi/yplms tiliaetblius Ung. — — — — 1! p — — „ Ungar! Heer. . . II + (+) — — — Rhamnus Gandini Heer. . . — — — — — „ Ai/.oon Ung.. . — S/, Sv + p — — Pomaderris acuminata Ett. . — K - (L) — — - Jtlglant aeuininata A. Ur. . — (Sv) (7) t + Hs Gl n longilblia Heer. . . — — — + — — — G'arya biliniea I *ng. . . . — (+)(+)(+) + Er Go Gl Engelhardts Rmngniarti Sap. — + + — — Uhus liydmpliila Ung. . . . II + (Sv) (F) (Sch) - — „ prisca Ett...... H •T Sv — + — — — Terininalia miueenica Ung. — — — + — — — Eucalyptus oceanlca Ung. . II + + (+) (+) — — — Dolichites niaximus Ung.. . — K E + — — — Dalbergia primaeva Ung. II + — (L) — - „ liaeringiana Ett. . II — Sv — — — Sophora europaea Ung. . . II + + + + (Er) — — Cercis radobnjana Ung. . . -- — — — + — — — Cassia Memnonia Ung. . . — — — i: P — - „ hyperborea Ung. . II + + + (+) — — „ I'luiseolites Ung. . . II + + + + — — Acacia parsehlugiana Ung. . II S* + + — — Mineralquellen und Curorte. Die Steiermark ist keines von jenen Ländern Mitteleuropa'*, in denen die heimische Ileilquellenkunde im innigen Zusammenhang mit den Anlangen zu geologischen Untersuchungen tief in das vorige Jahrhundert zurückgreift, oder Hand in Hand mit solchen Studien in neuerer Zeit wäre eultivirl worden, wie dies stets in Böhmen, später in Nassau und anderswo der Fall war. Hie steiermiiikiseheii .Mineralquellen entbehrten dieses wichtigen Verbandes, wie sich denn auch die geologische Landeskunde kaum rühmen darf, durch einen hohen Cultus jener wesentlich gefördert oder gezeitigt worden zu sein. Kine sonderliche Pietät fui' die heimischen Quellen bestand nicht im Lande; erst vom Beginne unseres vierten Jahrzehnts gediehen Ourorte.Gleichen-herg unter der besonderen Fürsorge des GrOnvemeiir Grafen Wickenburg. Sauerbrunn-Rohitsch, Neuhaus und Tobelbad als Besitzthümer des Landes durch das zunehmende Interesse, das die Stände daran betätigten. Die übrige grosse Mehrzahl fristete ihren Gestand im Privatbesitze oder kam überhaupt erst später in Aufnahme. Von K . V, ]' >■ t e r s d Conrad ('1 ur. Der Mangel einer salinischen Therme zum inneren Gebrauche, der Umstand, dass sich eine systematische Reihe von Curanwenduugen an den Mineralquellen entlang der Südalpen nicht wohl herstellen liess, wie sie aii der Südseite des höhmischcn Erzgebirges in so ausgezeichneter Weise gegeben ist. wohl auch der Umstand, dass sich die steiennärkischeii Gurorte, seit sie in behaglicher Ausstattung bestehen, der besonderen Gunst hoher Gaste nicht zu erfreuen hatten und allzulange dem Weltverkehre entrückt blieben, - alle diese Momente waren ihrem Aufschwünge mehr oder weniger ungünstig, Auch ihre Gleichartigkeil und Vielheit innerhalb zweier natürlicher Gruppen, aus deren einer sich nur Gleichenberg durch seine besonderen klimatischen Verhältnisse heraushob, war den Einzelnen nicht förderlich. So kam es. dass die Steiermark i sehen Mineralquellen die Würdigung hei Weitem nicht fanden, auf die sie ihrer Natur nach Anspruch machen dürfen. Von jenen binden Gruppen zeichnet sich die eine durch hohe Temperatur bei sehr geringem Gehalte an Mineralstolfeh, die andere durch einen mehr oder weniger hohen Gehalt an freier Kohlensäure und Salzen aus. Zu diesen Akratotbermen und Säuerlingen, von welchen letzteren bislang nur eine kleine, durch Sulfate besonders qualiticirte Quellengruppe die Anlage eines bedeutenden Curortes bedingte, Rohitsch-Säuerbrunnj kommen noch jene ihrer stofflichen Natur nach wenig bemerkens-werthen frischen Gebirgsquellen, deren Wasserreichthum und günstige Oertlichke.it die Entwicklung von klimatischen Gurorten mit Kaltwasserbehandlung gestattete. Heginnen wir unsere fluchtige Betrachtung, die wir beinahe ausschliesslich vom Standpunkte des Geologen aus anstellen wollen, gleich mit diesen Letzteren, von denen einer. St. Radegund, der nahen Nachbarschaft von Graz angehört. St. Radegund liegt aii der Ostseite iles Schöckels auf ilein untersten Sinile der kr\stallinisrhon Stufe aus schiefrigein und öranitgneiss, die sieh, selber stark zerschlitzt und von Felsthälchen durchzogen, aus den mittel- und obermio-eäneu Ablagerungen erhebt, um bergseits von der imposanten Masse des Schöckelkalksteius (Seite 16) überlagert zu werden. Durch eine Verwerfung ist eine kleine Partie desselben an eine tiefere Stelle des Gehänges gerückt und bietet als „Polenstein" den Cur-gä'sten, welche die Ersteigung des Schöckels scheuen, einen beliebten Fernsichtspunkt. \'oit etwa. 720 bis nahezu 1000 Meter ü. d. M., das beisst von jenem Simse an bis zum Beginne des steilen Gewändes, erstreikt sich der Abhang des Schinkels zumeist auf krystallini-schein Gestein. ZuW Theil zwischen Felspartien und erica-reiclien Glossen, zum Theil durch duftigen Fichtenwald erstrecken sich ebenso hoch die wohlgepflegten Promenaden des Curortes. Zahlreiche Quellen — Dr. Macher zählt in seiner Schrift über St, Radegund deren (30 — entspriiileln mit einer Temperatur von 5'/., bis 7" R. dem Gehänge und vereinigen sich zu zwei stattlichen Bächen. Sie alle kommen über den Schichtenkopfen oder Rändern der westwärts geneigten Gesteinstafeln zum Ausbruche und bekunden als sogenannte Feberl'alls-quellen die Anwesenheit eines oder mehrerer mit Wasser gelullter Hohlräume im Innern des Gebirgsstockes. Wie schon oben (Seite 16) bemerkt, reicht die Vegetation der Gehänge und der Plattform nicht BUS, um in diesen Reservoirs das ganze Jahr über einen gleichhoher Wasserstand zu erhalten, und tritt desshalb nach regen« armen Sommern eine merkliche Abnahme des Wasser-reiebthumes der Quellen ein. Im Ganzen verfugen sowohl iiis f Si. Radegund. — Eggenberg, dir Gurniistalt als auch säimntlichc zum Curgebrauche eingerichtete lliiuscr über eine so grosse Menge zugeleiteten Wassers, dass Mangel daran zu keiner Jahreszeit eintreten kann. st. Radegund hat sich im Laufe des letzten Jahrzehnts zu einem überaus lieblichen und behaglich ausgestatteten Cttrorte entwickelt. Mochte man bedauern, dass die Grazer Aerzte es verabsäumten, die alte, primitiv eingerichtete Anstalt zu acquiriren, um sie zu einem klimatischen rurorte ersten Ranges zu gestalten, SO Iiisst sit-h doch nicht verkennen, dass gerade die spOcifische Kältwassercurmethode unter Dr. Gr. X o wy's energischer Leitung st. Radegund binnen kurzer Zeit in Flor gebracht hat. Jedenfalls besitzt die Steiermark au diesem Punkte des Schöckelgehänges einen Vereinigungspunkt von so vielen günstigen Bedingungen für menschliches Wohlbefinden, dass er eine kluge Schonung der Widder vorausgesetzt unter allen Umständen höchsl werthvoll bleibt. In neuester Zeit ist durch Dr. Weis er's Bemühungen am Fusse des Höhenzuges, westlich von Graz in dem reizend gelegenen eine Kaltwasserheilanstalt entstanden, die sich einiger am Gehänge entspringender Quellen und des Bergwassers bedient, das sich im Schutt reichlich und in bester Qualität ansammelt. Die Nahe der Hauptstadt, der herrliche Schlosspark und die vorzügliche Eignung der unmittelbar anstossenden Geige zu jeder Art von Steig-bewegung sichern der Anstalt eine gedeihliche Zukunft, Seit etwa 15 Jahren besteht in einer schonen Bucht des nördlichen Murzthalgehänges in Eggenberg 409 r Miii<-ra]c|iii'llcn und Curorb». Steinerhof nächst Kapfenberg eine Pensien, weiche dem Wesen nach einem klimatischen Curorte am nächsten kommt. Wanne und kühle Wannen- und Douchebäder, erstere mit Zusatz von Fichtennadelextraet. Eichenpräparaten, Kochsilz U. S, W, werden nach besonderer Ordination gebraucht; eine Kaltwasseranstall steht nebenan /ur Verfügung. Das liebliche Mür/thal bietet Thal- und Bergpartien jeglicher Alt. In neuester Zeit bat sich auch in nördlich von Radkersburg, am Südende der Gleichen-borger Basaltgruppc ein klimatischer Curort mit Kaltwasserbehandlung entwickelt. Es bedarf kaum der Bemerkung, dass unser Land überaus reich ist an Oertlichkeiten, die sieh zur Errichtung von klimatischen Stationen, zu Molken- und Trau-bencuranstalten. zu Pensionen aller Art trefflich eignen, doch kam es, von kleinen Anfangen abgesehen, noch nirgends zur Errichtung wirklicher Anstalten. Auch die Stufenreihe von klimatischen Stationen, die Dr. C. (dar für seine Gleichenberger dienten im Gebiete des Raab-rlusses einzurichten seit längerer Zeit beabsichtigt, ist bislang nicht zu Stande gekommen. Doch möchten wir kaum bezweifeln, dass das offenbare Bedürfniss einer grossen ('lasse von Gleichenberger Curgästeii. aller jener, die den Curort nicht mit allzuweit vorgeschrittenem Leiden aufsuchen, das Project zur Verwirklichung drängen werde. Füglich könnten wir gleich hier auf den längst berühmt gewordeneu Zuflucht sort der Luftröhreiicatarrhe Klöch 110 und Lungentuberculose übergehen, denn seine Vorzüge beruhen ja zumeist in seinem vorzüglichen Frülijahrs- und Herbstklima, allein ein paar Thermen von massiger Temperatur rücken ans die andere Classe der steier-märkischen Heilquellen zunächst vor Augen. Auch dürfen wir nicht vergessen, das- der Salinenort Aussee, der vollberechtigte Hivale Ischl'-, zur Steiermark gehört, Tobelbad. Fs ist unstreitig einer der natürlichen Vorzüge unserer Hauptstadt, dass die (devonische) Gebirgskette im Südwesten nicht spurlos abbricht, sondern unter den tertiären Ablagerungen eine gute Strecke weit fortkriecht, so dass gleich das nächste tiefe Auswaschungs-thälchen, das der Kainaih einen Dach zuführt, alte Kalksteinmasseu biossiegen konnte. Diesem Umstände und ihrer Zerklüftung ist es zuzuschreiben, dass, kaum idne Midie südwestlich von der Stadt, in einer waldigen Thalmulde, deren Landschaft die Formen des Grundgebirges durchblicken lÄSSt, eine Therme von 2/1° H. entspringt. Dem Wesen nach Akratotherme, venrätfa sie durch den (iehalt an Alkalien (darunter auch Lithion) ihren Weg durch die krvstallinischeu (■Irundveslen des Gebirges, die in der Nachbarschaft schon bei Ligist und Krems am östlichen Gehänge des Kainachthaies auftauchen. Eis gibt der Quellen zwei, von denen die Ferdinandsquelle nur 20ü Et. erreicht. Fin willkommener Eisengehalt, der an der Summe der fixen He-standtheile den grössten Antheil hat, gibt beiden Quellen, namentlich der Fudwigsquelle, die speeifische Eignung zur Trinkcur. die sich mit dem geregelten Gebrauche der Voll- und Wannenbäder zu trefflichen Heilwirkungen vereinigt. Der mit Cornfort ausgestattete Curort, dem die allzugrosse Nahe der Hauptstadt und das subalpine Mineralquellen uiid Curorte. Klima, verbunden mit Örtlicher Bodendurchfeuchtung, in mancher Beziehung abträglich sind, verdiente deshalb im Hochsommer ein weit /ahlreicheres Curpublikum, als sich rlennalen ohne sonderliche Wahl der Jahreszeit dort einfindet, Die Steiermark besitzt unter ihren zahlreichen wannen Quellen keine einzige Ky d r o t h i o n t h e r m e von hoher Temperatur. Wenn wir unter den geringen schwefelwasserstoffhaltigen Quellen, die Dr. M. Macher in seiner trefflichen Topographie von Steiermark (Graz, 18(10) Seite 51 vollzählig anführt, eine herausheben, so geschieht es nicht, um die auf sie begründete, übrigens recht gut eingerichtete und in weiteren Kreisen beliebte Badeanstalt zu preisen, sondern weil uns die Quelle in geologischer Hinsicht beachtenswertli erscheint. Bad Wörschach bei Liezen befindet sich in einer offenen Finbucht des nördlichen Kiiiisthalgehänges. also hart am Fusse der nördlichen Kalkalpen, /wischen deren geschlossener Kette und den (silurischen) Tbonschiefern, die hier auf die Nordseite der Enna übersetzen, erstreckt sieh von Weissenbach bis l'ürg eine zum Theil weithin sichtbare Masse von rothem ('onglomerat der oberen Kreidoforniatioii, das stellenweise von dei'eu nicht selten bituminösem Mergel begleitet (überlagert) wird. So auch bei Wörschach, wo der Mergel, steil nordwärts einfallend, zwischen den Triaskalkstein des Wolkensteins und des Noyer-berges eingekeilt und so reich an Ausscheidungen vrni Schwefel ist, dass ehedem Bergbau darauf versucht wurde. In diesem Mergel entspringt die Quelle mit einer Temperatur von 12 bis lfi" l{. (Macher. 1. c. All>Si'e. Seite 225). Durcli Röhren wird das schon am Ursprünge SchwefeLschlamm absetzende Wasser 600 Klafter weil nach der Badeanstalt geleitet und da in getheilten Portionen erhitzt. Sc h rotte r, der es vor Jahren untersuchte, hat dir Schwefelwasserstoffmenge nicht bestimmt, sie aber als sehr bedeutend, und nebenbei freie Kuhlen-saure angegeben. In der That enthält das Bade-wasser trotz der enormen Verluste noch genug Gras und wird als sehr heilsam gepriesen. Ein Arzt ist nicht beständig zur Stelle. — Was die Entstehung dieser Quelle betrifft, die sich trotz ihrer geringen Temperatur als Heilmittel trefflich verwerthen liesse, so ist es wohl kaum zti bezweifeln, das s sie ihrem Schwefelwasserstoff nicht aus den Schwefelausscheidungeu des Mergcds bezieht, sondern dass vielmehr letztere vom aufsteigenden Quellwasser herrühren, dessen jetziger Austluss ein vielleicht geringer Ueherrest von Hydrothiouwnsser ist. welches das Gestein vor Urzeiten durchtränkte. Eine kurze Fahrt bringt uns aus dem Eunsthal hinüber in das Quellengebiet der Traun, nach Was Atmosphäre, Süsswasscr in allen seinen Formen, was Vegetation im Hunde mit malerischer und grotesker Kalksteingestaltiing zu leisten vermögen, das finden wir in der Umgebung des freundlichen Salinenortes in üppigster Fülle. Seit langer Zeit, mindestens 20 .fahre vor Erbauung des schonen l'eusions- und Cur-hauses an der Altausseer Strasse, waren der Marktflecken, das Dorf Altaussee und die lläusergruppen am Grundelsee überfüllt von Sommergästen, die Zahl neuer Villen wuchs von Jahr zu Jahr und aus gelegentlichen Wannenbadern in den Sudhäusern entstand ein klimatischer und Soolencurort. dosen Behaglichkeit wenig zu Aussee. Wünschen übrig lüsst. Wieror's Wahlspruch: I» sah et in sole omnia consistunt galt nun nicht mehr für Ischl allein: Aussee war dem fashionahlen Badeorte nahe gßkoi.....en. Wir haben es nicht nöthig. viele Worte darüber zu machen; Dr. Ed. Pohl, dem der Ourort seinen Aufschwung zu nicht geringem Thelle verdankt, hat in einem trefflieben Werkchen (Wien, bei Braumüller) alles zusammengefasst. was sich in naturhistorischer und hygienischer Beziehung über Aussee sagen liess. Namentlich der klimatologische Thei! ist ein mieh- ahmenswerthes Muster für ahnliche Schriften, Ueber den geologischen Bau des Salzgebirges bringt Dr. Pohl ein kurzes Besinne der neuen Arbeilen von Bergrath Dr. v. MoisisoviCS, dem wir nichts anderes als für den Laien in der Geologie die Bemerkung beifügen möchten, dass das Ausäeer Gebirge ein Thei! jenes classischen Bodens ist, auf dessen seit 2"» Jahren gepflegter Untersuchung die moderne Alpenstratigraphie ganz eigentlich beruht. Der Fachmann kennt die umfangreiche Literatur darüber und deren kritische Zusammenfassung (bis zum Jahre 1871) in dem oft citirten Werke (Geologie der Steiermark) von Bergrath Stur. Die roichst.cn Fundorte von Versteinerungen, wie z. B. der rothe Amnionitenmarnior der DeltSchenhöhe östlich vom Marktflecken, die Kalksteine des Vorder* Sandling. die merkwürdigen Hornsteinkalke derPötschen-höhe, die man auf der Strasse gegen Ischl überfährt, und viele andere haben Aussee von jeher zu einem der wichtigsten Mittelpunkte geologischer Forschungen gemacht, auch Freunden der Wissenschaft Gelegenheit geboten, zu deren Förderung beizutragen. Die südliche Steiermark entbehrt der imposanten Kalksteinmassen, der himmelanstrebende'n Wände, dm' ■t 11 I>ie Thermen. — H.nI Nciiliaus. Wasserfälle and Seen, wie sie den nördlichen Kalkalpen eigen Sind. Wie wir (Seite 28 u. f.) gesehen haben, ist die 6ehirg8entwicklung in der südlichen Kalkalpenzone völlig unterdrückt. Dafür greifen Spalten and Klüfte in mehr oder weniger beträchtliche Tiefen, die den Nordalpen fremden Eruptivgesteine der Tertiärzeit -ind in ausgiebigen Massen eniporgedruiigen: Thon- schiefer einer alten (der Steinkohlen-) Formation nehmen hohe Horizonte ein und werden von den Thalern tief durchschnitten. Diesem Umstände verdankt die südliche Steiermark ihren Reichthum au Mineralquellen (überhaupt, an Thermen insbesondere. Da ist es denn vor Allem das enge und gewundene Querthal der Sann Südlich von Cüli, wo in diesem Thonschiefer riesige Mengen von Thermalwasser aus der Tiefe empordringen. An mehreren Stellen ist das Flussbett selbst, oder die ihm zunächst liegende Anschwemmung UrsprUngSOrl der Quelle, deren Temperatur 30" Ii. nirgends wesentlich zu übersteigen scheint. Gleich hei Cilli selbst brechen warme Quellen im Sannbette aus. und geben dem frischen Go-birgsfiusse streckenweise eine höhere Temperatur, als ihm sonst zukommt. Die ausgezeichnete Therme von Franz Josefsbad nächst dem Marktflecketi Tttffer \>\ dem Flusse gleichsam abgerungen. Nur im altberühuiten Römerbade TüfFer durchsetzt die Quellenspalte den Schiefer und die ihm eingelagerten Kalk- und Dolomitschichten am westlichen Gehänge, so dass die mächtig aufsprudelnd« Therme den aufgelagerten Triasdolomil beinahe berührt', der als ansehnliche Bergmasse, im Volksmunde Senoschek, auf den Karten Kopitnih genannt, 787 Meter über den Meeresspiegel emporragt. Die unterirdische Spalte macht sich aber auch in der nördlichen Verlängerung dieses Querthaies gellend. Anderthalb l'ostuieilen in iiordnord West lieber Rieh- tung von Cilli entfernt, bricht im Bereiche dieses Dolo-mits in Mitten von Tertiärablagerungen niittchniocaneu Alters die reiche Therme von Neuhuus zu Tage. Alle diese warmen Quellen gehören, wie schon oben angedeutet, in die ('lasse der Akratothermen. Ob sich das Wasser auf seinem unterirdischen Wege nur in jenem Thonschiefer bewege, ob es mit dem weitverbreiteten eruptiven ilornfelstrachyt in Berührung stehe, gleichviel, es hat die Wandungen seiner Spalten im Laufe geologischer Zeiten völlig ausgelaugt, und steigt dermalen wie in thönemen Röhren auf, denen es weder ein Erhebliches an Kalk. noch an anderen Mineralstoffen abzunehmen vermag. Wir beginnen gleich mit dieser entlegensten Therme unseres Quellenschatzes, über die Dr. C. S. Paltauf in Braumüller's Badebibliothek (dne treffliche Brochüre veröffentlicht hat. Die Therme hat sich im tertiären Boden ein wenig zersplittert, dabei wohl auch (dwas von ihrer Temperatur cingebüsst, so dass dermalen keine der Quellen 29-2° IL überschreitet. Von dem ausserordentlichen Wasserreichthum derselben gibt der Querschnitt des Qurllrohres Zetlgniss, das an der Westseite des grossenCurbassins mit (53□" einmündet. In dasselbe Bassin ergiesst sich noch eine zweite Quelle. Dr. Paltauf bemissl die gesummte Wassennenge mit 1400 Kubikfuss in der Stunde. Der bläuliche Farbenton, den das Wasser im gefüllten Becken zeigt, ist Ausdruck seiner ausserordentlichen Reinheit, Der Gegensatz zwischen den ansehnlichen Tertiär-terrasseu und dein dolomitischen Gebirge einerseits, den nahen Eruptivmassen andererseits, die schone Vertiefung und Rundung des Thaies im Wechsel mit ein- Bad Neuhaus. zelnen schroffen Abstürzen, gibt der Landschaft von Neuhaus und Doberna einen hohen Grad von Lieblichkeit. Das Klima ist trotz der Seehöhe von nahezu 380 M. so mild, dass empfindliche Frauen Neuhaus allen anderen Thermen vorziehen. Die in nenester Zeit sich mehrenden Schürfungen auf Braunkohlen haben die Bestimmung eines Schutzrayons nöthig gemacht, obgleich in der Nähe des Gur-Oltes Kolilenliotze kaum vorhanden sind. Das Kaiser Franz-Josefsbad. Wenn irgendwo an unseren Thermen nnturwissen-Bchaftlich-medicinische und technische Intelligenz, verbunden mit unermüdlicher Energie des Besitzers, zur Schaffung eines vortrefflich eingerichteten Curortes zu-saininenwirkten. so war ilas im Franz-Joscfsbad der fall, von dem wir schon (dien bemerkten, es sei dem reissenden Sannflusse abgewönnen worden. Im Jahre 1853 wurden die Arbeiten begonnen, durch welche die Quelle an der Felsenspalte gefasst und durch ein thurm-artiges Mauerwerk in ein Niveau gebracht wurde, welches der Anlage weitläufiger Gebäude günstig war. Zugleich wurde durch kostspielige Regulirungs- arbeilen eine bedeutende Area der Thalsohle gegen rjeberschwemmung gesichert, welche heutzutage als an-muthiger Bark die Häuser vom Flusse scheidet, Hat Römerbad durch die Höhe seiner Gage den Geberblick des Thaies für sich, so erfreut sich der Curgast in Franz-Josefsbad einzelner ebener Flächen, malerischer Felsgehange in der nächsten Nähe eines schön gelegenen Marktfleckens. Einen Massstab für die ausserordentliche Wasser- meiige dieser Therme gibt der Umstand, dass das Haupt« bassin (von 48 X 2(J Fuss Spiegelflache), die Neben- becketi und Wannenbäder weit ober 5000 Kubikfuss zu ihrer einmaligen Füllung bedürfen. Professor Dr. Stein, der Schopfer der Anstalt, besitzt darin einen wahren Schutz. I eher die hygienischen, chemischen und allgemeinen Verhältnisse gaben die Herren Dr. L. Kleinhans und Prof. Theodor Werth ei m schon 1860 in einer (in Leipzig bei Hühner erschieneneu) Brorhüre Aufschluss. Seither erscheint von Zeil zu Zeil (Wien bei Braumüller) ein Gurbericht aus der Feder des Dr. A. H e n n. Römerbad Tüffer. Der Ursprung der Therme, die durch einen Kurzen steinernen ('anal aus römischer Zeit an eine für Baulichkeiten günstige Stelle des Gehänges geleitet wurde, befindet sich ungefähr 50 Meier über dem Sanu- spiegel nächst der Eisenbahnstation Römerbad, deren Sohienenhöhe 202*178 M. über dem M. beträgt. Ist die höhere Lage der Annehmlichkeit einer Curanstall in mehrfacher Beziehung günstig, so hatte die Aufführung der Gebäude hinwieder innige Schwierigkeiten. Die Bassins. Salons und Wohn inigst rade mussten zum Thoil übereinander geschoben werden, und überdies niuss das in reizender Lage, aber abseits neu erbaute Snphionsohlbsschen (dne nicht geringe Zahl der Gur-gäste beherbergen. Den Uebelständen. die sich daraus ergaben, ist durch Neubauten im vorigen .Jahre auf das Zwcekmässigsto abgeholfen worden, so dass Hömer-bad im Augenblicke OUT die Vortheile seines Standortes am Gebirgsnbhange geniesst. Leberdies gewährl ein Vorsprung desselben und die zweckmässige Anlage der Wege (diene Promenaden in der Ausdehnung von mehreren hundert Metern. Die Landschaft, die Form der unmittelbaren Hingebung, die Umschau Iber das r Römerbad Tüfter. Thal, dessen tertiäre Kalksteine ihre Felswände in günstigster Beleuchtung zeigen, sind überaus schein. In der Anlage der sehr geräumigen Bassins (das renovirte Römerbad hält 1900 KubikfUBS, jedes der 12 neu erbauten Separatbäder 900 Fuss) bestand bis zum Jahre 1874 dir in mancher Hinsicht günstige Einrichtung, dass das minder geräumige Vollbad Internste Curen, in welchem die Temperatur mil 30° H. beinahe constant bHeb, aber dem grössten < dem sogenaunleii Fürstenbade lag, und in diesem mit raschem Wasserdurchzug eine beständige Temperatur von 27 ' R. erhalten werden konnte. Dermalen ist letzteres aufgelassen und alle Sorgfalt dem llauptbassiu und den Separatbädern zugewandt, denen die volle Therinalwarme (IS()• 720 R.) zu Gute kommt. Der Wasser-reichthtun ist so bedeutend (nach inner Mittheilung aus neuesten- Zeit 86 Tausend Eimer binnen 24 Stunden), dass der Ueberschuss in Ca senden den Berg hinabstürzt. Ist Wildbad-Ga stein in seiner rentral-alpinen IIoebg(d)irgslage (duzig in seiner Art, so hat Römerbad durch seine südliche Lage in einem mit reicher Laub-holz Vegetation geschmückten Flussthale seinerseits Vorzüge des Ivlitna's, die von empfindlicheren Naturen sicherlich hochgeschätzt werden. Die Anstalt selbst und die ärztliche Obsorge (dermalen durch Dr. Mayrhofer) sind musterhaft. *) An Säuerlingen ist die Steiermark SO überaus reich, dass wir ausser den eigentlichen Furorteu nur einige wenige namhaft machen können . an die sieh eil besonderes wissenschaftliches oder hygie- *) Dr. Hermann Mayrhofer: Cürort Römerbad, Wien, Brau mutier [874. nisches Interesse knüpft. Du ist es denn vor Allen der Säuerling von Hengsberg bei Wildon, der unsere Aufmerksamkeit auf sich zieht, Fnweit eines Gehöftes, östlich vom Dorfe au der fahrstrasse wurde vor vielen Jahren, in der Absicht Brannkohlen zu finden, eine I Jobrun g angestellt . angeblich bei 75 Meter tief. Nachdem das Bohrloch als erfolglos verlassen war. hütete die Vorliebe des Rindviehes für die Lache, die sich an demselben gebildet hatte, die Aufmerksamkeit der Bauern auf die Stelle. Man bemerkte, dass aus dem Bohrloch (du gasreicher Säuerling quoll, und der Grundbesitzer setzte über die zufällig gelöste Quelle eine verschliessbare Brettcrhütto. Der Säuerling wurde in der (legend bald beliebt, und von den Landärzten vielfach angewendet, namentlich bei Verdauungs- und Harnbeschwerden. Im Frühjahre 1 s71 brachte Baron Rudolf Mandell den Bauernhof an sich und veranlasste die erste (qualitative) Untersuchung der Quelle. Der damalige Assistent am chemischen Universitätslaboratorium Gustav Lntchj fand darin, abgesehen von einer Menge kohlensauren Kalkes. Natron Kali und Lithion, von denen Letzteres überwiegend schien, Borsäure, viel Chlor, (dne ansehnliche Menge von Brom und eine Spur von Jod. Der Geschmack des Wassers war eigenthiim-lich scharf, aber vermöge der bedeutenden Menge freier Kohlensäure keineswegs unangenehm. Bereits war im selben Jahre eine neue Bohrung von entsprechendem Durchmesser im Zuge und die Passung der Quelle vorbereitet, als durch die finanziellen Calamitäten des Besitzers die Arbeiten in'sStocken geriethen. Noch dermalen sind die Besitz Verhältnisse nicht geregelt, und die Wiederaufschliessung der merk- Die Ji)1kiiiii<.'si|Uc1I(i ln-i .Staiu/.. würdigen Quelle, die vielleicht die bedeutendste Heilquelle der Steiermark werden sollte, auf unbestimmte Zeit vertagt. Her auffallende (fehall an Lithion und Borsiture macht es wahrscheinlich, dass die Bohrung Iiis auf das krystallinische Grundgebirge oder auf ein Schotterlager stios. welches dessen Bestandteile enthält, Triäs- SChichten sind in der Hegend nirgends beobachtet wurden, eben so wenig Spuren einer steinsalzführenden Tertiarablagerung. Ausser einer Notiz in den Verhandlungen der k. k. geoi. Reichsanstall lsyi S. 107 und der Nennung des Säuerlings in Macher's Topographie S. in; ist darüber noch nichts öffentlich bekannt geworden. Nächst dein Dorfe Teufenbach mündet (du vom Hochgebirge in zwei Hauptzweigen herabziehendes t wasserreiches Thal. Der südliche Zweig desselben ist auf den Karten als Mausogger Graben bezeichnet, der nördliche heisst seil den ältesten Zeiten Sauerbrunngraben. Au seinem rechtsseitigen Gehänge, noch im Bereiche des ausgezeichneten Plattengneisses (8. Iii) mündet ein Säuerling am Felsgehänge (Gemeinde Trog) wenige Schritte vom Rache entfernt. Bis vor Kurzem war er in mehrere Einzelquellen zertheilt (vgl. Macher 1. c, S. 42!>). aber eine einfache Lüftung der Ursprungsquelle zeigte die natürliche Einheit des Säuferlings, dessen chemische Untersuchung in Brof. Gottlieb's Laboratorium von Herrn A. F. Reibensohtoh vorgenommen wurde iSitzb. d. k. Acad. d. Wissensch, LN1L Bd. 2 Abth. S. 786). Auch er ist bei einer ansehnlichen Menge freier Kohlensäure reich an Chlor mit einer wägbaren Die Johannesquelle bei Stainz. i •> i Spur von Jod und einem Lithiongehalt, det mehr als J/I(l() des Natrongehaltes betragt, Wir würden bei diesem sehr beachtenswerthen Säuerling, dessen neue Fassung und Versendung eben jetzt, im Werke ist, nicht so lange verweilt haben, wenn nicht in dem nahen Mauscgger Graben an entsprechender Stelle im Gneiss ein Lager von Kalkstein bestünde, welcher sich dureli porphyrartig eingewachsene Albitkry-Stalle vrni ansehnlicher Grösse und reichlichen Gehalt an Turimilin und Glimmer auszeichnet. Diese im körnigen Kalkstein seltenen Gemengtheile ist man versucht, mil dem Säuerling in ursächliche Verbindung zu bringen, und scheint es nicht unmöglich, dass jenes Gestein, welches einem Gneissgranit zum Verwechseln gleicht, durch vor-weltliehe Säuerlinge ähnlicher Art erzeugt wurde. (S. 12). Die im Besitze des Herrn Grafen von M er an befindliche Queue war allem Anscheine nach in römischer Zeit bereits im Gebrauch; wenigstens fand man hart an ihrem Ursprünge unter dem Waldboden (dne beträchtliche Anzahl von Kupfermünzen, die nach Prof. Fritz Pichler's Bestimmung von Constantinus bis Arcadius reichen. Bei gleich geringer Menge von Schwefelsäure zeichnet sich durch höheren Jod- und weit höheren Chlorgehalt ein jenseits der Alpenkette nächst im oberen Murtbale entspringender Säuerling aus. Seit alter Zeil bekannt und VOH den Anwohnern benützt, wurde er vor wenigen Jahren von Herrn Kaufmann in Wien, dermalen l'obelieim & Comp, eigentlich entdeckt, neu gefasst und sofort in Handel gebracht. Zwei I Inuptquellen wurden am Gehänge, wo sie dem Glimmerschiefer entspringen, durch '■'> Meter bobe. ge- St. Lorenzen bei Knittelfeld Sauurbrimn von St. Lmviizeu, Kalsdorl' und l'adciu. räumige Marmorkrünze gesichert und dienen mit einer Wassermenge von je 48 Kubikfuss pr. Stunde zur Ver- füllung. Nach den quant. Analysen von Dr. Godeffroy in Wien fehlt auch diesem Säuerling des krystallinischen Gebirges ein namhafter Gehalt au Lithion nicht, und verspricht das wichtige Mineralwasser im Handel innen hervorragenden Plate einzunehmen, durch die schöne Lage an der Rudolfsbahn wohl auch Mittelpunkt eines bedeutenden Curortes zu weiden. Graz besitzt in seiner nahen südlichen Umgebung einen Säuerling, welcher am Fusse des östlichen Hügellandes beim Dorfe Grosssulz entspringt und insgemein unter dem Namen Kalsdorfer Sauerbrunn bekannt ist. Ein reichlicher Genalt an Chlornatrium und ein günstiges Verhältniss der Kohlensäure und Schwefelsaure machen denselben zu einen) nützlichen lleilgoli änk. Die geringe Menge freier Kohlensäure (L> ■()'',<■.)) lasst ihn als besonders empfohlenswerth für jene Personen erscheinen, welchen ein gasreiches Getränk versagt bleibt. Dieser Sauerbrunn hat bereits eine ziemliche Verbreitung erlangt und könnte zugleich zur Gründung eines kleinen Curortes Anlass geben. Was seine Entstehung betrifft, so wäre es allzu gewagt, wollten wir den Basalt von Weitemiorf damit in ursächliche Verbindung bringen. — Ungleich bedeutender und durch seinen hohen Gehalt an freier Kohlensäure dem besprochenen gerade entgegengesetzt ist der Sauerbrunn von Radein bei Radkersburg. Gleich dem vorigen im Alluvium der Murthalsohle nächst dem Dörfchen Radein, WO der Fhiss der östlichen Lamlesgreuze nahe ist, entspringt dieser r merkwürdige Säuerling. Durch seinen Meichthum an kohlensaurem Natron übertrifft er sogar den Säuerling von Uilin in Molinien, und bat dadurch binnen wenigen Jahren eine ziemlich hohe Stufe im Mineralwasser-Handel und eine nicht geringe Beliebtheit bei Verdauuugs- und Nervenleiden erreicht. Der Kigenthümer Dr. ('. F. II en u hat das werthvolle Mineralwasser in zahlreichen Schriften (Wien bei Braumüller und Leipzig bei F. A. Brockhaus) bekannt gemacht, und dürfen wir voraussetzen, das* sie dem Leser nicht fremd geblieben seien. Die unterirdische Genesis der Quelle ist durch Erscheinungen an der nachbarlichen Oberfläche nicht angedeutet : doch ist es nicht zu verkennen, dass sie in der geraden Verlängerung der Masalte von Gleichen-berg-Klöch und am Mande von tertiären Hügeln entspringt, die, wie die Umgebung von Gleichonbcrg, der sarmatischen Stufe angeboren. Nachdem wjr diese wenigen Säuerlinge als die im Augenblick«! hoffnungsreichsten Vertreter ihrer Gruppe namentlich angeführt haben, wenden wir uns dem bedeutendsten und mit Recht berühmten M oh i t scher Säuerlingsgebiete zu. Wie wenige Ihresgleichen zeigen sich die Quellen abhängig vom Mau des Gebirges, an dessen Fuss sie entspringen: ein bedeutender und überaus lieblicher Curort ladet zu längerem Verweilen ein. Mit dem «»so M. ü. d. M. hohen Wotsch beginnt nächst der Südbabiistalion Pöltschaeh ein ansehnlicher Gebirgszug, der fast gerade ostwärts streicht. Dessen Gründmasse ist ein grauer, mitunter weisslich zerbröckelnder Dolomit. Nachdem derselbe nicht nur den ganzen Wotschberg, sondern auch die ihm südlich Rohitsch-Sauerbrunn. N ftobitsoh - Saiterbrunn. vorgelagerten Höhen gebildet, wird er durch Mergel und Sandstein von tief mittehniocauem Alter an den nördlichen Fuss hinabgedrückt und taucht erst jenseits der croatischen Grenze, nord- und südöstlich vom Marktflecken Rohitsch, zum Theil nackl und als beträchtliche Bergmasse wieder auf. Wie alle ahnlichen Dolomite in der südlichen Steiermark, wird auch er inner oberen Stufe der Triasgruppe beigezahlt; die ihn zum Theil verhüllenden, zum Theil umlagernden Tertiärschichten gehören mehreren, dem Aller und der He -leinsirt nach wesentlich verschiedenen Miocanstufen an. deren Gliederung Bergrath St u r (1. e. Seite 17(1 — 17 1 und b:i!i -()4T>) >ehr genau ilurehgeführl hat. Obwohl sie auch der südlichen Seite des Gebirges, also der Umgebung des Curortes nicht fehlen, würde die Charak-terisiruug der alteren Abtheilungen hier doch nicht gelingen. Um sie kennen zu lernen, mUBS sich der Geologe an dii1 Nnrdseite halten, namentlich an den merkwürdigen Querschnitt, den Stur von der Bettauer .Niederung über Stopperzeu an den Gipfel des 883 Meter hohen Donatiberges gezogen hat. Da wölben sich in steiler Schichtenstcllung die untersten Mergelschiefer empor mit Pflanzenresten der ..Flora von Sotzka", liegen über diesen beiderseits die grauen ..Fiiramilli- ferenmergel" und ihr Sandstein, endlieh der „Nnlliporen-kalkstein- selbst, der den s Wegstunde vom Cur-orte entfernt. Dieses Eruptivgestein, ein sogenannter Andesit, von dem man das schöne Bild (dno quarzloson Krystallgomonges au- grünen und farblosen Substanzen kaum erwartet, das Dünnschliffe dhter dein Mikroskope geben, steht zu den Mineralquellen in genetischer Beziehung. So wie es selbst in einer dem Gebirge gleichlaufenden Spalte emporkam, so bilden auch die Sauerquellen in einiger Entfernung südwärts eine Parallelreihe. Im Westen, wo ausgedehnte Tuffiuasscn von andesitischer Ma-.-e dem Dolomit anliegen, entspringt der Natronsäuerling von Gabernig. Im Osten, wo eine mächtige Reihe von mioeänem Mergel und Sandstein die liebliche Gruppe von bedeutenden Hügeln bildet, die den Curort ein-schliessen, haben wir die eigentlichen Rohitscher Quellen, deren Sodagehalt, in Salzen ausgedrückt, sieh im überaus günstigen Verhältniss zwischen Kohlen- und Schwefel-säure theilt. Es ist kaum zweifelhaft, däss letztere vom Schwefelkies herstammt, der die mioeänen Mergel durchwebt und deren zusammengeneigte Schichtfugen der Natroki'eiie in massiger Tiefe einen unerschöpflichen Zufliiss von Sulfaten beibringen. Die inzwischenliegenden Säuerlinge von Kostremitz, Kertinzcn und anderen Orten nehmen auch in ihren stofflichen Verhältnissen eine Mittelstellung ein. Sämmtliche Sauerquellen brechen in der Sohle von Querthälem aus. die durch Auswaschung entstanden sind. Durch Abtragung von 30 100 Meter mächtigen Tertiärmassen wurde den Quellen erst die Möglichkeit geboten, bis an die Oberfläche zu steigen. Dass man sie an günstigen Stellen zunächst an den Thalsohlen auch durch Bohrung losen, aber nur bis zu gleich-mässigeiu und von*der Schichtenlage abhängigem Niveau emporbringen könne, hat erst vor wenigen Jahren ein Fall im Curorte selbst erwiesen. «9t r K'oliitscli - Saucrln-iiiiii, Der Ursprung befindet sich überall, Gabernig vielleicht ausgenommen, im Bereiche der Mergel und sandigen Schichten, die auch einzelne Bänke von dichtem Kalkstein enthalten. Im Curorte ist es der aus einem wasserreichen und einem zweiten gasreichen Quellarme sich zusammensetzende Platzbrunnen, der nebst der Gotthards- und der Uerdinnndsquelle zur Speisung der Hader verwendet wird und aus inner solchen Kalk-steinbank entspringt. Die zur Trinkrur und zur Verfallung benützte Hauptquelle, der Tempelbrunnen, soll auch aus einem solchen Lager entstehen, welches aber um ungefähr zwei Meter tiefer folgen müsste. Zwei kurze Thalschenkel, der eine nördlich, der andere nordöstlich vom Tempelbrunnen auslaufend, sind überaus quellenreich. In erslerein wurde die neue Moritzquelle erst vor wenigen Jahren dem Bachbette abgewonnen, in welchem sie vordem mit grossen Gnsldasen aufsprudelte. Die Ausdehnung der ganzen Quellenlinie entlang des Gebirges beträgt bei i Kilometer, doch ist nur die reiche Östliche Gruppe Gegenständ des Curortes und im Besitze des Landes. Auch gilt nur ihr. eigentlich der Tempelquelle allein, der Ruhm, den der ,vRobitscher Sauerbrunn1' im Laufe der letzten drei Jahrzehnte erlangte. Wie richtig man ihn als Mineralwasser von speerfischer Wirksamkeit auffasst, zeigt wohl der Umstand, dass der Versandt seit der Verbreitung künstlichen Saiierwassers um SOOjOOO Flaschen zunahm und bereits vor zwei Jahren eine Million überstieg. Die Handelsbeziehungen Oesterreichs zu den südöstlichen Ländern sprechen sich darin in erfreulicher Weise aus: (du grosser Theil des Sauerbrunn gehl an die untere Donau, nach Constantinopel und Aegypten. Auch die Zahl der Curgäste. zu der Triest und die ungarischen Länder die grössten Contingente stellen, Ist in beständiger Zunahme. Die Einrichtung des Cur- J r Ortes ist vortrefflich und hat gerade so viel von nioder-nem Comfort, dass de]- patriarchalische Charakter darin aichl ganz, unterging, der Sauerbrunn-Rohitsch als eine Landesanstalt von Alters her auszeichnete. Die Anlage des Ganzen ist trotz des Pallaststylg der neueren Go-bäude Oberaus lieblich. Wenige Curorte bieten einen so schönen Anblick wie Sauerbrunu inmitten seiner burhenbewaldeten Hügel, von denen jeder ungleich hoch (Till bis ungefähr 150 Meter ober dem Platze) von seinem Gipfel ein neues überraschendes Hihi vom Curorte und eine besondere Rundsicht bietet. Der Glanzpunkt in der Landschaft bleibt stets der Donatiberg, der sich gegen Sauerbrunn gerade in's Profil stellt, und als zugespitzter Kegel mit schroffem Felsgewände erscheint. Seine Gipfelform verdankt er der oben (S. Ii») erwähnten steilen Stellung der Nulli- porenkalkschichten. aus denen er besteht. Die beinahe Uberhängende Knickung derselben ist vom sogenannten Triestiuerkogel. einem der beliebtesten Punkte für Morgeuproiuenaden, sehr deutlich zu sehen. Wer da weiss, dass es der miOCäne Nulliporenkalkstein ist, der sidehe formen darbietet,*) fühlt sieh davon umsomehr betroffen, als er in südwestlicher Richtung eine ausgedehnte Plattform vor sich hat. mit Dörfern und Kirchen reichlich geschmückt, die derselbe Kalkstein durch die horizontale Lagerung seiner Hauke bedingt. — Der Donatiberg ist dieserwegeu (dne grosse Merkwürdigkeit nicht Mos für die Umgebung von Sauerbrunn, sondern für die ganzen südöstlichen Alpenländer. Ein eigeu-thümliches Crgebniss der Combiuation von Schichten« faltung, Bruch und Einsturz, würde dieser Berg für sieh allein hinreichen, den Curort zu einem geologisch-interessanten Object zu machen* •■i So behaupten wenigstens die Geologen, die den Berg untersuchten. Sollte er dr. Max Schiller. Dass er zugleich der einzige Brunnenarzt ist. folgt nicht etwa aus inner allzu geringen Frequenz, wohl aber aus inner eigentümlichen Art von Missbrauch, dem Sauerbruuu-Hohilsch \on jeher ausgesetzt war. Die guten Leute betrachteten den Gurort als einen besonders angenehmen Zufluchtsort in der llerbsl-saisou, sprachen dem Tempelbrunnen nach Gefallen zu. combinirteii ihn mit Pfirsichen, Weintrauben und Obst Biliar Art. Die üblen Folgen, die Falle von Magen« und Lungenblutungen, die durch den unvorsichtigen *) Dr. B. H. Fröhlich Bad RohiteohWien, Braumüller IsiUi. Dr Jos. Ii u i- g h a, r il t VailriiH'i'nm von Uohitseh-Sauerbrunn, Wien, Sommer 1868. Rohitsch-Sauerbrunn und Fein Sauerling, Graz bei Tendier. r ~N .Miiieiali|iiull<'ii und Curorte. Gebrauch dos Säuerlings cut>t;imicii. vermochten bislang noch nicht eine strenge Curdisciplin herbeizuführen, sie wird vielleicht auch niemals zu stände kommen, denn Rohitsch wird immer den Charakter eines Erholungsortes an sieh tragen. Das herrliche Klima, welches den Aufenthall noch im Octoher angenehm macht, die Behaglichkeit und Wohlfeilheil des Ortes, zum Meinen l'heiie auch der Umstand, dass malerische WallfahrtS-züge der südshivisel..... Bevölkerung, deren Zielpunkte die zahlreichen Marienkirchen der Umgebung sind, hier durchkommen, zu den naturwissenschaftlich-interessanten Momenten sieh also auch in ethnographischer Beziehung etwas Beachtenswertes gesellt, machen Sauerbrunn-Rohitsch zu einem so begehrenswertheu Aufenthaltsort, dass es ein Curort von strenger Observanz nicht wohl werden kann. Immerhin werden die Heilwirkungen seiner Quellen in methodischer Anwendung in ärztlichen Kreisen nicht minder als im Publikum mehr und mehr anerkannt. Im inittelsteirischen Iiügellaude, südöstlich von Graz, ragt als imposanter Schmuck der Gegend eine Reihe steilerer Waldberge auf, welche, vulkanischen Ursprungs, die Existenz zahlreicher Säuerlinge bedingen. Deren wichtigster Vertreter ist die Constantin&quelle des t'urortes Gleichenberg. Dieser Gesundbrunnen weist bezüglich aller Hauptbestandteile fast genau den doppelten Gehalt der alkalisch-rauriatiscben Säuerlinge von Kms und eine constante Temperatur von 17 Centi-graden auf. Die geologische Situation des Terrains lässl sich in wenigen Worten andeuten. Gleichenberg (von Dr. Conrad Clar). i;m Gleiohonberg. Als Grundgebirge, also ältestes und tiefstes Gebilde der Gegend und zugleich Muttergestein der Con-stantinsouelle, verzeichnen wir einen Trachyt, dessen Eruption mit der Bildung des Stockes der Gleichen-* berge abschloss, eines den Gurort gegen Norden schützenden bewaldeten Gebirgsdainiues. Von Kanin 507 Meter Gipfelhöhe, überragt er den Curort um circa 280 Meter. Nach Abschluss dieser eisten Eruption erfolgte mit dem Hereinbrechen des sarimilischen Meeres die allseitige; Einhüllung des Trachytstorkes in die horizontalen Sedimente des genannten Gewässers, welche mit inner von den charakteristischen Conchylien ganz erfüllten, dem Trachyt unmittelbar aufliegenden Kallsbank von geringer Mächtigkeil beginnen, und aus einer Wechsellagerung von wasserdichten Mergeln, stiss-wasserführenden Sauden und ähnlichen zoogeueu Kalk-tlotzeii bestehen. Zweifelsohne erfolgte schon während der Ablagerung dieser Cerithienschichten die erste submarine Basalteruption, deren Tuffe in nächster Nähe der Quellen den Ilermanusberg bilden, dort local für die ersten Saiidschichtcn der Stufe vicariren und, von Mergelschichten unterbrochen, ebenso reichlich süsswasserführend sind. wie jene von vulkanischen Auswürflingen frei gebliebenen sarmatischen Meeressande. Diese locale Ilasalteruption im Bereiche des Curortea brachte auch den Trachyt noch einmal an's Tageslicht empor, der demnach in zwei sehr ungleich grossen biseiförmigen Massen aus seinem wasserdichten Mantel auftaucht, so dass sich die Genesis der Gloicheuberger Säuerlinge in ungezwungenster Weise von selbst ergibt.' Nach dem Gesagten kann sie kaum anders gedacht werden, als daSS die auf dem grossen Kiiisieke- rungsgebiete des senkrecht zerklüfteten Traohytes der Gleichen berge eingedrungenen AtmosphärWässer heher-srtig aus dem tiefer gelegenen Trachyt des Curortes i;;t wieder aufsteigen, nachdem sie unterwegs geschwängert mit der dem Eruptionsheerde noch immer entströmenden Kohlensäure, die Natronsilicate des Gesteins zersetzten. Die Aufrichtungen und Rutsehungsfalten der sonst überall horizontalen Corithienschichten. deren Conchylien dabei geknickt und zerquetscht wurden, lassen üher die secuudiire liebung des Glon henherger Trarhvtes kidneu Zweifel aufkommen. — Erst nach dem vollendeten Aufbau des Schichtengebäudes der barmatiseben Stufe erfolgten längs einer den Trachyt nordsüdlich sehneidenden Spaltrichtung jene wiederholten liasnltausbi ürhe. deren Reste in Form von Tafelbergen den landschaftlichen Gegensatz zn den Trachytkuppen bilden, beide vermittelt und verbunden durch das sanfte Hügelland, in welches der Oomplsx der sarmatischen Schichten durch die Erosion der Atmosphärilien verwandelt wurde. — In diesem lieblichen, üppig begrünten, mit (dnem auffällig milden und gleichmässigen Klima gesegneten llügellamle eidstand in den ersten Droissiger-.lahrcu unter der Initiative des Reichsgrafen .Mathias Gonstantin Wickenburg, damaligen Gouverneurs der Steier-uiark . ein Furort von seltener Harmonie der natürlichen und künstlichen Heilpotenzen. Als erster Grundsatz bei der Anlage des neuen Furortes winde die Erbauung zerstreuter Villen aufgestellt . die einen einzigen gemeinschaftlichen grossen l'ark schmücken, und blieb denn auch wirklich dein Curorte trotz seines seither raschen Wachsthums der ländliche Charakter erhalten, ohne jede Spur städtisch gnssenartiger Anlage der Häuser. Erst in neuester Zeit erlangte der längst mündig gewordene Furort sinne politische Selbstständigkeit als Furgenndnde und eiuelocale Directioo in Person des Grafen Alfred D'Orsay, Schwagers des Grafen Wicken bürg, und es läset sich L_____-_____J (ilftichenberg, schon jetzt nicht mehr verkennen, dass diese locale Concentrirung aller Lebensinteressen des Bades dasselbe von nun an noch weit schneller werde aufblühen machen. — Diesen Andeutungen zufolge liegt offenbar der sanitäre Schwerpunkt Gleichenbergs in seinem Klima, und seiner günstigen Anlage, mit welchen beiden Heil-potenzen sich noch Mineralquellen von hervorragender Beschaffenheit verbinden. Von diesen haben wir nur die C o n s t a n t i n s q u e 11 e erwähnt, und hätten also noch die minder salz- und gasreiche Emmaquelle, den al> Iiiixuswasser vorzüglichen, zwei Stunden weil entfernten .1 o h a n n i s h r u n n e n , und die nahe K I a u s-n e r S t a h 1 q u e 1 1 e — innen Eisensäuerling von seltener Reinheit, zu erwähnen. Auf eine Erörterung der 1 ndicationen uiuss hier verzichtet werden, und ich beschränke mich nur auf die Andeutung, ilass durch die Herstellung von kohlensauren Bädern . Lichtenuudel-inhalationen und Bädern, Molken- und Milchcuren u. s. W-. nach verschiedenen Richtungen hin die natürlichen Hilfsmittel nach Möglichkeit ausgebeutet wurden, sowie denn auch der Curort seinen (Tasten gewiss allen billigerweise zu verlaugenden Comfort bietet. Gleicbenberg wird, dem Charakter des Luxusbades fernbleibend, sinnen Platz als eine der ersten Curstationen Süddeutschlands mit jedem Jahre mehr ludest igen und der starke Zuzug aus weiter Lerne sichert dem jungen Bade schon jetzt, eine Zukunft, wie sie der geologischen Situation von vorne herein entspricht. Iiilialtsv, 6. Nouthorgaase G, 5 6. Neuthorplatz G, 5 8. Nikalaiquai F, G 5. Normalschulgasse F 7. Nümborgergasse F 6. Obstgasse F 8. Oeconomiogasae F 5. Packstrasse E, F 8. PanoramagaBse A, B, C 7, 8, Papiermiihlgasse D 8. Parad eisgasse F 6. PaulusthorgaBse E, F 8. PeterBgasso H, J 8, 9, 10. Pfarrgasse G 6. Pfeifengasse H 6 7. Pflanzongasse D 4 6. PflastergaBse II 4 5. Pomorauzengasse F 6. Postgasse G C. Postpiatz G 6. Prankorgasse G 8 4. Prokopigasse F 6. A H 1> GartengaBse F, G 8. Geldorfplatz D, E 7. Oeorgigasse F 5. Glacisstrasso F, G 7. Gleiadorfergasse G 7. GöthestrasBe D E 4. Grabonhofenweg A B 5, 8. Grabenstrasse A, B, 0,1) 4, 6, S. Granatengasse G S. Grazbachgasse G, H 0, 7. Grenada ergasse G 5. Griesgasse F, G 5. Griinegusse C, D 4, Gymnasliungasse O 6. IlafnergaBse F 5. Hafneri-fcgl H 8. HalbiirthstroHse E 7, 8. Harrachgasse K 7. Hartiggasse F 6. Hauptplatz F (i. ILi\-dngasse G 7. Heohtongasse E 4, 5. Hoinrichstrasae O, D, E 7, 8, 9. Herrengasse F, G 6. Herrgottwiosgaase ,1, K 6. Ililmgasse O 9. Hllmteichstrasso D 9, 10. Hirtengassc C 2, 3 Hochstoingasse A, B 5, 6. HoArgasse II, J 4. Hofgasso F 6. Hohlweg G, H 7, 8. Holzplatü G 7. Huaiboldtstrasse D 6. Idlhofgasse F, G, H 8, 4 Igelgaaae G 5. Jiihngasse D, E 6. Jacobigasse F 4, 5. Jakominlgasae G, H 6. Jakominiplatz G 6, 7. Josefigasse E, F 4, 5, Jungferngasse G 6. Kahngasse A S. Kalvarienborgstrasse B, O 8. Kapaunplatz F 6. Karlauerstrasse H, J 5*. Karlauplatz G o. Kanneliterplatz F 6. Kasernstrasse. K 7. Koesgasse G, H 6. Keplerstrasse E, F 8, 4. Kottengusae B I-Kirchengasse D G. Kirschengasse A, B 7, 8. KlosterwlesgasBB G, II 7 • Küflachorgasse F, G 8, 4. Kohlongasse J, K. 8, 7. Korbgasse F 6. . Körblergasso B, 0, D 6, 7. KorngasBe II, J 4. KörÖBistrasse A 8, B 4, 0,6, D. Kosakengasse F 5. Krenngasse G 9. Kreuzgasse O, D O, 7. Kroisbachgasse G 7. Kutsoherwirthgasse D 10. Lagergasse G, H, K 5. Laimburggasso D G. Landhausgasse G 6. Langegasse D 5, G. Lastenstrasso E, F 2, 3. Laubgasse. Lazarethgasse G, H, J 4. Ledorgasee F 5. Loechgasse D, E 8, 9. Londpiatz E, F 4, ft. Lendquai D, E i, 5. Leonhardstrasso D, E, F 7, 8, 9, 10. Losslngstrasso F, G 8. LeuzenhofgasBO D 3. Quellengasse A, B 7 8. Quergasse F 3. RadetzVystrasso G 6. Kadgasse D 4. Rainerkogul Weg zum A4. Rankongasse II, J, K, 5. Rauhergusse G G. Bealschulgaase G 6. Rebengasse F 8 4. Rechbauerstrasse F, G 7 8. Reichengasse H 5. Reitschulgasse G 7 Rittergasao K 7. Rosenberggasse B, C, D 7. Rosenkranzgasse II 5. Rosenstuingasse C, D, E, F, G 1 2 Rössolmühlgasse G 4 .r». Ruokerlberggasso F 8. Saokstrasse R, F Ö, 6. Salzamtgasse F 7. Sandgasse K 8. Schanzlgasso D, E 9, 10. SchiesRstattgassü H 7. Schillerstrasse F 8. Sohittgasse G 5. Schlö'geigasso G 7. Schlossberg, am Fusse E G, F 6. Schlossergasse G 6. Schmiedgasse G 6. Schöckolgasse G, H 7, 8, 9. Schünaugasso G, D, .T, K 6, 7. Schönbrunngasse A, B 7, 8, 9. Sohorgoigasse G, H 7, 8, 9. SchuheitgHsse D, E 8. 8chulgasse G 4, 5. Schiitzeuhofgasse G 8, 9. Sigmiindstadtl E 4, >Spabersbachgasse G 7, 8. SporgasBe F 6. Stadlgasse II 5. Stadtquai F, G 5. StainzOrgaBBO F 6. Stainzerhofgasco G G. Stoggasse O, B 4. Steinbruch A 4. Steinfeldgasse G, II, J, K 2, 3. Stolngasse J 5. Stempfergasse F 6. Sterngasse G 5. Stiegengaase F 8. Stiegergasso F 5. Stiftsgasso F 7. Stockergaaso E, F 5. StorchgaBse G Ö. StrafliausgasBO K 4, 6. StrasBOldogasse E 8. Strauchergasse F 4. TabakamtsgaRso G G. Tegetthofgasse O o. Thalgasse A 6. Trautmannsdorfgasse F 6, 7. Traungauergasse F, G S. TrieBterstrasse K 4, 5, Tummelplatz G 7. Ueberfuhrgasse A, B 3. Ungergasso G 4. ViJlefortgas.se E 7. •Vorbeckgasse F, G 5. Volkagartenstrasse E 4, b. Wachtelgasso K 6. Waguergasse O G. Waltoudorfgasse H 9, 10.' Wartingergasse D b, 6 Wassergasse 0 4. Wäschergasse G 8. WiokenburggaBSO D, E Ö. 6, Wielandgasse G, II 6. Wienerstrasse B, C, D, E 8, 3, 4. Wiesengasse F 9. Winkelgasse II, J 8. Wolfgasse E 4. Wurmbrandgasso G 6. Weg zum Rainerkogel A 4. Zeilergasso D 4. Ziegelstadigasse C, 1) 8. Zimmorplatzgasse II 5, G. ZinzendorfgaBsu E 7, .s. Zusorthalgasso A, B G. Zwerggasse F 8, 9 E i; ii Z o ichen-Erklä ruiu] C| Öffeiitlirfhti Gebäude Jr/av SiR Ocbüifftc Weirwärtcfi !tl tiari o i mil ftiinm en ' ;* 11 'a M p Wiese 7 -:; Straßeund Weg Teic/i - {üemeinde Ormxe Bexirks Grenze A IS C i> UTH.A DRUCK «on,LEYKAM JOSTFSTHAL" RRAZ. P II .1 Ii Wegweiser Aemtern und öffentlichen Gebäuden Akademie für Handel und Industrie, Neuthorplatz 2. Alumnat fürstbischöfl., Uiirgorgasso 2. Bezii'ks-llauptinannschaft Graz k. k., Neugasso Ii. Bezirksgericht Graz, sta'dt. deleg. voreintes, und Umgebung Graz, Burggasse 2. Bildorgalerio st. I., Neugasse 1. Burg, k. k. Statthaiterei, Ilofgasse 1. Bürgerschule, Färbergasse 11. Biirgcrspital zum hl. Geist, Dominikanergasse 8. Casino adeliges, Horrongasse 9. Consistorial-Kanzlei, Bischofplatz 4. Criminulgofängniss, Saokstrasse 63. Dominikaner-Oiisorno, Grenadiorgasse 4. Elsonbahn-Botriebs-Direction, Bahnhofplatz 1. Fechtschulo st. 1., Neugasse 1. Finanz-Bezirks-Direction k. k., Sackstrasse 20. Finanz-Landes-Diroction k. k., Raubergasse 8. Fiuanz-Procuratur k. k., Sackstrasse 20. Gasboleuchtungs-Gesellschaft, Salzamtsgasse 4. Gasfubräk, II. Bezirk, Jakomini. Gefa'lls-Bczirks-Dircctlon k. k., Sackstiasse 20. General-Commandü k. k., Bürgergasse 1. Genie-Direction.s-Kanzlei, Jakominiplatz 16. Gymnasium I., Bürgergasse 2. Gymnasium II., Griesgasse. Handels- und Geworbekammer, Hauptplatz 1. Ililuitoich, lliliiHuichstrasse. Hochschule technische, Raubergasse 10. Hufbeschlag-Lehranstalt steierm. landsch., Zimmerplatzgasse 5. Institut botan. II., Reitschulgasse. Joanneum st. I., Raubergasse 10. Kinderspital, Villefortgasse 5. Krankenhaus für Priester, Mariengasso 25. Krankenhaus allgem., Paulusthorgasse 8. Krankonhaus städt., Armenhausgasse 22. Landes-Archlv, Neugasse 1. Landesgericht k. k., Sackstrasse 16. Landesgericht k. k. in Strafsachen, SackstraBae 68. Landeshaupt- und Kriogscasso k. k., Raubergasse 4. Landes-Medicinal-Commission k. k., Burgring 4. Landhaus, Horrongasse 16. Landtafel- und Grundbuchsamt k. k., Sackstrasse 16. Local-Polizei, magistrati., Hauptplatz 1. Lottoamt k. k., Reitschulgasse 10. Magistrat, Hauptplatz 1. Militär-Stadt-Commando k. k., Jakominiplatz 16. Museum st. 1., Rauborgasse 10. Müiiz- und Antiken-Oabinet, Raubergasse 10. Oborlaudeagericht k. k., Mehlplatz 2. Oberstaatsanwaltschaft, Mehlplatz 2. Oborrealschule st. I., Realschulgasso 3. Oberrealsohule II. Physiologisches Institut, Harrachgasse 21. PostdiToctioii k. k., Jakominiplatz 16. Priestorhaus, Bürgergasse 2. Ressource, Albrechtsgasse 8. 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