Kr. 33 R84«. L ö w e n r i t t. »Wüstenkönig ist der Löwe; will er sein Gebiet durchflieqcn. Wandelt er nach der Lagune, in dem hohen Schilf zu liegen. Wo Gazellen und Giraffen trinken, kauert er im Rohre. Zitternd über den Gewalt'gen, rauscht das Laub der Sycomore. Abends, wenn die hellen Feuer glüh'n im Hottentottenkraale, Wenn des jähen Tafelberges bunte, wechselnde Signale Nicht mehr glänzen, wenn der Kasser einsam schweift durch die Karrou, Wenn im Busch die Antilope schlummert und am Strom das Gau: Sieh! dann schreitet majestätisch durch die Wüste die Girasse. Das, mit der Lagune trüben Fluthen sie die heiße, schlaffe Zunge kühle; lechzend eilt sie durch der Wüste nackte Strecken, Knieend schlürft sie, langen Halses, aus dem schlammgefüllten Becken. Plötzlich regt es sich im Rohre; mit Gebrüll auf ihren Nackrn Springt der Löw>>; welch ein Reitpferd!— Sah man reichere Schabracken In den Marstall-Kammern einer königlichen Hofburg liegen. Als das bunte Fell des Nenners, den der Thiere Fürst bestiegen? — In die Muskeln des Genickes schlägt er gierig seine Zähne, Um den Bug des Riesenpfcrdes weht des Reiters gelbe Malme; Mit dem dumpfen Schrei des Schmerzes springt es aufund flieht gepeinigt ; Sieh! wie Schnelle des Kamehlcs es mit Parterhaut vereinigt! Sieh! die mondbestrahlte Fläche schläat es mit den leichten Füßen, Starr aus ihrer Höhlung treten seine Augen; rieseln» fließen An dem braungefleckten Halse nieder schwarzen Blutes Tropfen, Und das Herz des flücht'gen Thieres hört die stille Wü,te klovfcn. Ihrem Zuge folat der Geier» krächzend schwirrt er durch die Lüfte; Ihrer Spur folgt die Hyäne, die Vntw>'iherin der Grüfte; Folgt der Panther, der des Caplands Heerden räuberisch verheerte; Blut und Schweiß bezeichnen ihres Königs grauseovolle Fährte. Zagend auf lebend'gem Throne seh'n sie den Gebieter sitzen, Und mit scharfer Klaue seines Sitzes bunte Polster ritzen; Rastlos, bis die Kraft ihr schwindet, muß ih" die Giraffe tragen. Gegen einen solchen Reiter hilft kein Vaumen und kein Schlagen. Taumelnd an der Wüste Saume stürzt sie hin und röchelt leise, Todt, bedeckt mit Wtaub xnd S h.iume, wird das Roß des Reiters Vpeis,, Ueber Madagascar. fern im Ost.n, sieht man Frühlicht glänzen; — Sa durchsprengt der Wüste König nächtlich seines Reiches Gränzen. Ferdinand Freiligrath. Der fremde Prinz. Novellette von Leopold Kordesch. (Beschluß.) ^Tls die Zwei wiederholt um Vergebung und Verschwiegenheit baten, ließ er sich nach und nach beschwichtigen und warf leicht hin, daß nach den Anstalten zum morgigen Bankett und in der Voraussetzung, daß der Prinz ohne Zweifel der ganzen Garnison für das Ausrücken eine splendide Grati'ölöhnung anweisen werde, dieser Fall vielleicht eintreffen konnte; »wir wären da des Suchens enthoben, wenn, wie ich nicht zu bestimmen wage, diesi geschehen sok> — für diesen Fall wollen Sie nur Ihre Karten geben und zugleich sagen, über wie viel Sie disponiren können?" Die Fremden zogen hastig ihre Karten aus den Portefeuilles und versicherten, 50 — 80.000 Franks entbehren zu können. »Gut," entgegnctc, sie mit Gleichmuth beabschiedend, der Secretär, «ich werde es Ihnen morgen oder übermorgen wissen lassen, von meiner Discretion seyen Sie indeß ganz überzeugt." Des andern Tages um 10 Uhr war auf einem freien Platze vor der Stadt die Garnison in Parade aufgestellt. In prachtvoller Uniform, geschmückt mit mehreren Orden, ritt der Prinz zwischen zwei Generalen und umgebei, von mehreren Srabsofficieren, vor das Thor. Die Glieder öffneten sich und die Besichtigung ging vor sich. Eine Che-vauxlegers-Escadron schien der Prinz vor allen besonders in's Auge zu fassen; er musterte sie von allen Seiten, endlich dcfilirten die Truppen mit klingendem Spiel vor den hohen Autoritäten, wobei der Prinz der Schönheit und Präcision der Manöver, wie der Haltung des Militärs, das gebührende Lob, zukommen ließ, und am Schlüsse dem Commandanten mit verbindlichen Worten für das Vergnügen dankte und zugleich ihn ersuchte, zu erlauben, daß er die Mannschaft mit einer mehrtägigen Gratislöhnung für die Mühe entschädigen dürfe. Das ganze Ossiciercorps begleitete nach beendigter Parade den Prinzen, der das Pferd abgegeben hatte, in sein Hotel. Nachmittags 3 Uhr versammelten sich die Geladenen zum Diner. Der Prinz spielte den Wirth auf eine höchst liebenswürdige Art. Alles war von ihm bezaubert — kein Wunder bei solch' einein köstlichen Mahle! —Das Gespräch wurde deutsch, englich und französisch geführt, und in allen drei Sprachen war der hohe Reisende gleich ausgezeichnet. Spat gegen Abend beurlaubte sich die Gesellschaft; die Geladenen aber bildeten sich auf diese Ehre nicht wenig ein und konnten die deutsche Gastfreundlichkeit nicht genug preisen. Des andern Morgens waren unter den Ersten, die sich im Vorzimmer des Prinzen einfanden, die zwei Geldmänner. Der Secretär, der die Sache seinem Herrn schon früher vorgebracht und den Auftrag erhalten hatte, die zwei Handeloleute kommen zu lassen, fand es um desto besser, daß sie sich von selbst eingestellt harten. Lächelnd und mit 90 unverkennbarer Ironie fragte er nach ihrem Begehren. Das Geldmäckler-Paar, dem man den Wucher an den Augen absah, wie die Begierde, hier neben einem guten Profit auch noch die Auszeichnung zu genießen, mit einem Prinzen Geschäfte gemacht zu haben, stand etwas verblüfft und wusite nicht recht, was es erwiedern sollte, als der Secretar Einem von ihnen auf die Achsel klopfte und sprach: »Ich errathe — Sie wollen durchaus des Geldes ledig seyn — nun wir wollen sehen, ich werde es sogleich Seiner Hoheit melden." Die Geldverleiher rieben sich vor Freuden die Hände. »O unsere Dankbarkeit" — begann Einer — allein der Secretar war durch die Cabinettsthü're verschwunden. «Ich glaube, an der Sicherheit ist hier wohl nicht zu zweifeln, lieber Daniel," begann der Kleinere halblaut und sah den Gefährten fragend an. »Ei so lasse doch so unnützes Schwätzen," entgegnete ärgerlich und mit heiserem Schnarren der Angeredete; »an der Sicherheit eines Königshauses zu zweifeln? Thor, der Du bist! — Hier handelt es sich nur, weil wir uns eigentlich aufdringen, das; wir bei den Procenten nicht zu kurz kommen, denn der Prinz scheint ja gar kein Geld zu bedürfen, oder sollte es Maske..." hier wurden die Redenden durch den Lakaien unterbrochen, der ihnen in das Appartement des Prinzen winkte. »Meine Herren," sprach der Prinz, der im Morgen-negligee vom Fauteuil sich erhob — »ich bedarf des Geldes nicht eben so nothwendig, allein weil Sie mir von selbst so viel Vertrauen schenken und ich Ihnen darum etwas verdienen lassen möchte, so sey es. Ich nehme die 80.000 Franks, weil ich nach Spanien reise, also einen Umweg machen will, was ich erst hier beschlossen. Mein Secretar wird Ihnen meine Papiere weisen und dann den Wechsel ausstellen, nach drei Monaten in Hamburg zahlbar. Wegen den Procenten knicke ich nicht; sind dieselben nicht gar zu hoch, so werde ich sie billigen, machen Sie daher die Sache mit meinem Geschäftsführer ab, ich will den Wechsel dann unterzeichnen." Dieß sagend, winkte er seinem Secretar mit der Weisung, das Geschäft abzumachen und entließ die Beiden mit einer freundlichen Handbewegung. Die Sache war bald im Reinen. Der Secretar ließ sie die Interessen selbst bestimmen, die wirklich nicht zu überspannt waren, den Mäcklern aber jedoch einen schönen Gewinn abwarfen, daher er nicht anstand, eine ausgezeichnet schöne goldene Dose und einen herrlichen Rubinenring als ein kleines Andenken anzunehmen. Die Summe sollte Nachmittags und zwar in Gold gegen den Wechsel ausge-tauscht werden, und da.die Darleiher auf einem Landsitze unfern der Stadt wohnten, so war verabredet, daß der Secretar hinausfahren und das Geld holen sollte, wobei letzterer die Bemerkung fallen ließ, dasi vielleicht Seine Hoheit sich bewogen fühlen dürften, die Spazierfahrt selbst hinaus zu machen. Spät Nachmittags hielt eine elegante Equipage, mit einem Prachtpostzuge bespannt, in geringer Entfernung von dem lebhaftesten Kaffehhause der Stadt. Der Prinz und sein Begleiter, von dem bezeichneten Landsitze zurückkehrend, stiegen ab, um Eis zu nehmen. Sie traten, um nicht gedrängt zu seyn, in ein kleines, abgesondertes Spielcabinet, worin nur ein einziger Mann, ein alter Cavallerie-Officier, an einem Tischchen saß und Kaffey trank. Unsere Ankömmlinge singen kaum an zu sprechen, als der alte Militär die Tasse wegstellte und den Prinzen unverwandt betrachtete. Das Eis würde gebracht. Der alte Ossicier nahm vom Nebentische ein Journal zur Hand, murmelte etwas für sich in den Bart und geberdete sich, wie ein Halbverrückter; dabei schielte er mit seinen durchdringenden Augen fortwährend über das Blatt weg nach dem Fremden, und wetzte auf dem Sessel, als wenn er anf Kohlen säße. Die Eisessenden bemerkten ihn anfangs nicht, endlich aber machte der Secretar den Prinzen aufmerksam. Dieser sah rasch nach dem Officier hin, begegnete dessen stechenden, lauernden Augen und — entfärbte sich. »Nun bin ich im Klaren!" sprach der Officier halblaut und stand auf. »Zahlen!" rief der Begleiter des Prinzen. Der Marqueur näherte sich mit tiefer Devotion. »Halt!" kreischte mit gedämpfter Stimme der Officier, einige Schritte dem Prinzen näher tretend. »Herr, Sie sind kein Prinz! — — Ich erkenne Sie nur allzu wohl und — arretire Sie hiermit, der Pfiichc gemäß!" Diese Worte, rasch und mit Festigkeit ausgesprochen, machten auf die drei Zuhörer den verschiedensten Eindruck. Der Prinz sprang kreideweiß vom Sitze auf. »Alter Mann, Sie sind von Sinnen, ich bedauere Sie," sprach er, dem Marqueur rasch einen Ducaten in die Hand drückend und die Klinke erfassend. Der alte Halldegen aber versperrte ihm eben so schnell den Weg. »Herr," sagte er, »wollen Sie Aufsehen machen? gut, ich wollte mit Schonung Sie behandeln. Draußen wimmelt es von Gästen; ein Wort von mir, und — die meisten werden in dem Prinzen, trotz seines falschen Bartes und der Perrücke den — Cadetten R*** von unserm Regiment erkennen, der vor vier Monaten aus Dijon — desertirte." Sprachlos stand der so Angeredete einen Augenblick, dann siel er mit Blitzesschnelle über den Officier her und schleuderte ihn von der Thüre, aus welcher er mit dem Begleiter rasch entschlüpfte. Allein dieser raffte sich schnell auf, und rief nachstürzend mit starker Stimme: »Im Namen des Königs, ergreift den Besternten, er ist ein Deserteur." Dieß Alles war das Werk eines Augenblicks. Auf diesen Ruf stürzten von allen Seiten Gäste herbei, die im Freien saßen, und versperrten so die Eingänge, auf den Mann mit dem Ordenssterne sehend, den der alte Cavalle-rist eingeholt und am Kragen gepackt hatte. Einige schauderten vor dieser Keckheit des Officiers, Andere dachten ihn wahnsinnig, der größte Theil aber wußte nicht, was er von diesem sonderbaren Auftritt denken sollte, als plötzlich der Officier das Wort nahm: »Meine Herren," sagte er zu der lautlosen Versammlung, »ich bin ein alter Mann, weiß aber gut, was ich zu wagen habe und was nicht. Dieser Mensch hier, der sich einen Prinzen nennt, und die ungeheure Keckheit hatte, das eigene Regiment, bei dem er diente, für seine 91 Bchwänke ausrücken zu lassen, ist ein Cadett meiner Compagnie und Deserteur. Er war Rekrut in meiner Escadron. Schon bei der Parade hatte ich Verdacht; von dem Diner hielt mich ein Unwohlseyn ab, aber seine Sprache, noch mehr aber ein wohlbekanntes Muttermal an seiner linken Hand, haben ihn mir ganz verrathen. Ich wollte ihn schonen und ihn im Stillen arretiren, allein er will noch als Arrestant Aufsehen machen, nun so sey es. Ich fordere, schnell eine Patrouille und stehe für Alles mit meinem Kopfe." Die Neugierde der Zuhörer, die sich beständig mehrten, hatte dem Mitleiden und Bedauern Platz gemacht, als j«e aus der Sprache und Willenlosigkeit des?lrretirten sahen, daß der Officier Recht haben müsse. Viele wünschten dem schönen jungen Manne, dasi er über alle Berge wäre, nur wenige gab es, die ihm seine tramige Zukunft vergönnten. Gleich im Anfang des allgemeinen Affronts gelang es dem Secretär und Vertrauten, durch eine Seitenthür zu entwischen. Schnell stieg er in den Wagen, auf den Niemand achtete, und befahl, in das entfernte Hotel zu fahren; dort angekommen, nahm er rasch die Chatouille seines Gebieters nebst andern zu erreichenden Kleinodien zu sich, rief den Kam-merdiener und raunte ihm etwas in's Ohr. Beide stiegen nun ohne Zeitverlust in den Wagen und fort ging es im schnellsten Galopp, jedoch nicht zum Kaffehhaus, sondern in entgegengesetzter Richtung beim Stadtthore hinaus und gegen die Schweiz zu. Die 80.000 Franks in Gold, die kurz zuvor behoben worden waren, hatte der Secretär ebenfalls bei sich. Sowohl von ihm und dem Kammerdiener, als von dem herrlichen Postzuge und dem Wagen hat man nie etwas erfahren. Als Ergänzung dieser Begebenheit diene folgender Er-tract aus den Criminalacten des Regiments-CadettenR^ den wir nur in oberflächlicher Kürze mittheilen wollen. Der fahrende Prinz war der Sohn eines reichen Wechslers aus B55». — Leichtsinnig, überspannt und maßlos verschwenderisch, machte er dem Vater tausend tolle Streiche, daher beschloß er, den jungen Taugenichts beim Militär in Zucht zu erhalten und in Ordnung zu bringen. Da er ihn bei dem Chevaurlegers-Regimente, wo er als Cadett eingereiht war, aus obigem Grunde sehr kurz hielt, desertirte der junge Mensch in Kurzem und begab sich nach Lyon, wo er einem Handelsverwandten seines Vaters, der von dem neuen Stande des jungen R*4* nichts wußte, auf eine geschickte Art auf Rechnung des Vaters 30.000 Franks herauslockte.' Mit diesem Gelde begab er sich nach Paris, wußte sich die Bekanntschaft eines geschickten Graveure zu verschaffen, der ihm zu den selbstverfertigten Pässen die nöthigen Siegel stach, sein Secretär wurde und ihm alles Andere herbeischaffen half, was zum öffentlichen Auftreten des Prinzen nothwendig war, wobei das Geld nebst noch einer gleichen Summe aufging, um die der Graveur in Paris auf Rechnung des neuen Prinzen Jemanden zu prellen wußte. Die Beiden hatten den Plan, auf den Namen eines deutschen Fürstenhauses überall so viel Geld aufzunehmen, als es irgend thunlich wäre, und sodann nach Amerika zu fliehen. Sie hatten auch schon in mehreren Städten Geld aufgetrieben, weil man es ihnen gleichsam von selbst anbot. In der letzten Gränzstadt Frankreichs ereilte den falschen Prinzen sein Geschick. — Er wurde auf die Galeeren verurtheilt und sein Vater mußte mit den Gläubigern sich abfinden. Der Gastwirth »zur Taube" aber war durch einige zurückgelassene Effecten, meistentheils jedoch durch die zwei prächtigen Reitpferde, für die große Zeche vollständig entschädigt. (Wanderer.) Der Manna Regen. Von S. Reissek. (Schluß.) Diese parmsli» «gculenta, wofür Ledebour das Manna erkannte, ist eine Flechte, welche wir zuerst durch die Reisen von Pallas, 1768 und 1769 unternommen, kennen lernten. Pallas fand sie in großer Menge in den tartari-schen und kirgisischen Steppen zwischen dem caspischen und Aral-See. In Band III, pi^. 760, Nr. 138, tat). I. k'iss. 4, gab er eine Beschreibung und Abbildung derselben. Sie wird von den dortigen Bewohnern gegessen, worauf auch der russische Name „skmhklwi l^llleli" hinweiset. Später wurde diese Mannafiechte auf ihrem natürli-chen Standorte von Ledebour, am genauesten aber von Eversmann, Professor zu Kasan, beobachtet. Letzterer unterscheidet in einer Abhandlung über diese Flechte (IV'ov. Hct. ^e»l1. nat. elirios. 183l. vol. XV.: »In I^ic!l6N6m 68c>ll6lllllM ?»Il38!l «t 8p6cl68 C0N«Im>l68 »llv«l'8l»l ill") drei Arten, welche alle in den Steppen an der Ostseite des caspischen Sees und weiterhin in Central-Asien wachsen, und sich bis in das nördliche Persien ziehen. Die Flechte hat die Größe einer Bohne, Haselnuß oder Wallnuß, ist aber meist von unregelmäßiger Gestalt, von bleigrauer oder weifilichgrauer Farbe, auf der Oberfläche lederartig und warzig, im Innern dicht und mehlig. Sie hat oft das Ansehen einer Himbeere oder Maulbeere, und viel Aehnlichkeit mit einer auch bei uns wachsenden Flechte, woraus gegenwärtig der meiste Lackmus gewonnen wird (pgrmßlia tINars»); m,r sind die Stücke mehr abgerundet und conwact. Die Mannaflechte wächst auf trockenem, steinigem Boden und hat die Eigenthümlichkeit, daß sie nicht, wie andere Pflanzen, an den Boden angehefter ist, sondern ganz frei liegt, und mit ihrer Oberfläche die Nahrung aufsaugt. Sie wird deßwegen vom Winde sehr leicht fortgeführt und in den Niederungen streckenweise oft schuhhoch angehäuft. Da aber der Wind oder Sturm in den ebenen Steppengegenden, wo er über die Fläche widerstandslos fortweht, eine weit größere Stärke erlangt, als in Hügel- und Berggegenden, wird es erklärlich, wie große Mengen dieser Flechten meilenweit fortgeführt und an Orten abgesetzt werden, wo die Flechte sonst nicht vorkommt. So entstehen die Mannaregen. So weit unsere Nachrichten über den Mannafall reichen, hat sich derselbe immer zu Anfange des Jahres gezeigt, so 1824, 1828, 1841, 1846, also zu einer Zeit, wo die Stürme in jenen Gegenden mit verstärkter Kraft thatig sind, wo der Boden von der Pflanzendecke entblößt 92 ist, und daher die kleine:, losen Flechten um desto leichter fortgeführt werden können. Ferner ist der Mannaregen nur in Klein-Asien und Persien bisher beobachtet worden, also in Landstrichen, welche jenen, wo die Flechte wächst, zunächst liegen. Aus Allem, was wir über das Vorkommen der Man-naflechte und die Beschaffenheit der Landstriche wissen, ist zu schließen, das; sich die Mannaregen noch oft wiederholen werden. Ja es wäre höchst auffallend, wenn sie sich nicht wiederholten, da doch verwandte Erscheinungen in unseren Gegenden fast jährlich wiederkehren, wiez. B. Schwe-felregcn, die durch den fortgewehten und später niedergeschlagenen Blüthenstaub der Fichten und Kiefern entstehen. Daß die Mannafiechte eßbar und nahrhaft sey, kann nicht auffallen. Mehrere Flechten, so z. B. das isländische Moos (Kramperlthee) werden im Norden vermahlen und zu Brot verbacken. Die Genießbarkeit und Nahrhaftigkeit der Mannastechte erklärt sich aus der vorstehenden chemischen Analyse. Sie enthält nämlich 23 pCt. Gallerte und 2'/u pCr. Inulin, also eine bemerkenswerthe Menge nahrhaften Stoffes. Was aber ihre Genießbarkeit hauptsächlich bedingen mag, ist der geringe Gehalt an bitterem Ertracrivstoff, 1 pCt., welcher Stoff sonst bei den Flechten reichlicher vorhanden und die Hauptursache ihrer geringen Anwendbarkeit zur Nahrung für den Menschen ist, indem die auf seine Entfernung verwendeten Kosten durch den Werth des rückbleibcnden Nahrungsstoffes nicht gedeckt werden können. Ob das Manna der Israeliten die Mannasiechte gewesen sey, oder nicht, ist nicht mit Bestimmtheit zu entscheiden. Leicht möglich, daß eine spätere Zeit und eine fortgeschrittene Wissenschaft diesen Punct aufklären. Unwahrscheinlich wenigstens ist es nicht, daß die Mannafiechte durch Stürme bis in jene Gegenden gebracht werde, welche die Israeliten durchwanderten. Möglich auch, daß sie viel näher, als in den angeführten Steppengegenden wachse. Nach den Untersuchungen von Ehrenberg soll däs Manna der Israelitcn der honigartige, später erhärtende Absonderungsstoff einer Cicade seyn, die auf Tamarisken in der Gegend des Sinai lebt. Dieß zugegeben, ist es jedoch mit der Beschreibung der Schrift, der zu Folge das Manna vom Boden, den es überdeckte, aufgelesen wurde, mit der Menge, in welcher selbes fiel, und mit der Nahrhaftigkeit, die es hatte, schwer vereinbar, daß dieselbe die abgesonderte Materie einer Cicade gewesen. Dieser Punct würde sich durch die Mannafiechte und die bisher beobachtete Art des Falles derselben hinreichend erklären. Anderer Seits spricht auch die Art des heurigen Mannafalles, wacher durch mehrere Tage anhielt, dafür. Der folgende Holzschnitt ^5S^>> stellt die gewöhnliche Form, in MUH>P3RM>H^M welcher die Mannafiechte vor-kommt, dar. An der Oberfiäche bemerkt man warzige Erhöhungen, diese sind die Früchte der Flechte. Epigramme von E. Moderne Freundschaft. So mancher Freund von heut zu Lag Dem Schornsteine gleichen mag, Denn er wird kalt, wenn auf dem Herd Das liebe Feuer nicht mehr währt. 2. Der Mond auf seiner Bahn. Der Mond geht friedlich Nacht für Nacht, Nie es von Alters her gebracht, Die klug bemess'ne Nahn. Die Hunde heulen, Katzen miau'n, Wenn sie den lieben Mond erschau'n, Er kl-hrt sich nicht daran; Es bringt ihn nicht vom Gleichgewicht, Denn alle Stimmen dringen nicht Zum Himmelreich hinan. — Feuilleton. (Weltumsegler Otto v. Kotzebue.) Am 15. Februar starb in Neval nach langer Krankheit, im vollendeten 58sten Lebensjahre, der berühmte Weltumsegler Otto von Kotzebue, Flottencapitän vom ersten Range und Sohn des berühmten Theaterdichters. Er hatte drei Mal die Erde umschifft und auf seinen Reisen wichtige Entdeckungen gemacht. Seit 1829 trat er aus dem Dienst und lebte im Kreise seiner Familie auf seinem Erbgute Kau in Ehstland. Die Beschwerden der Polar-Reisen sollen seinen Krantheits-zustand und seinen Tod herbeigeführt haben. (3lossiui) will sich in seinen alten Tagen wieder vcrhcirachen und zwar mit einer jungen französischen Sängerin, um eincn Erben seines Namens zu erhalten, damit sein großes Vermögen nicht an Fremde falle. Theater in Laib ach. Ueber die Vorstellungen in dieser Woche läßt sich nicht viel Erbeb« liches berichten Montag am 16. März ging Dr. Raupack's Posjenspiel: ,,Der Zeitgeist" zum drüten Male, und zwar dießmal leider vor leeren Pauken, über die Bühne; gespielt wurde nichtsdestoweniger reckt brav und rüstig, besonders zeichnete sich Herr Zeiner, als Junker, aus. — Dinstag am 17. März: „Bürgerlich und romantisch," Lustspiel in vier Aufzügen von Vau»rnfeld, Dieses bekannte Lustspiel wird noch immer gerne gesehen und seine dießmalige Besetzung war auch recht entsprechend. Herr T h o-m6, als Baron Ningelstern, voll Humor, Laune und richtigen Taktes: Dlle. Spengler, eine tadellose Katharina von Rosen; Herr Köppl ein geborener Rath Zabern; Mad. Etterich, die Näthin würdig reprä» sentirend; Dlle. Posinger. als Cäcilie, brav; Herr Zeiner, als Badecommissär Sittich, detlo: endlich Herr Posinger (Lohnlakai) drastisch u»d wirksam— braucht man da noch der besondern Erwähnung, daß das Stück angesprochen? — Bei Herrn Pogrell (Präsident von Stein) vermißten wir den chevaleresken, vornehmen Anstand, der hier durch Alter und Vonhomie schimmern muß, — Mittwoch am 18. März zum zweiten Male: „Goldteufel, oder ein Abenteuer in Amerika." — Wir haben uns im letzten Thealerrcfcrate über dieses Stück genügend ansgesproGen. Die Besetzung erlitt nur in der Lisette eine Veränderung. Dlle. A m e s l> erg er erkrankte, und so mußte Dlle. Meyerhofe r ihren Part übernehmen. Bei dem Umstände, als letzterer nur zwei Tage zum Einstudieren der Ge-sangsparthie übrig blieben, leistete Dlle. Mcyerhofer in der That Genügendes. Das Publikum erkannte dicß und beehrte sie durch Hervorruf. — Eine erste Parthiezu übernehmen ist übrigens feine Kleinigkeit. — Donnerstag am 19. und Freitag am 20 März blieb die Bühne geschlossen. Leopold Kordes ch. Verleger: Ignat Alois Edler v. K l e i n m a y r.