Univerzitetna knjižnica Maribor 098016955 Erster Jahresbericht tutus Schlüsse des Schuljahres 1881. 4Čk Inhalt: Datum studirt der Jüngling Naturgeschichte? Abhandlung von Georg Mally echulnachrichten von Johann Kurz. Marburg, gedruckt bei I. C. Janschitz. 3 AWoJ mqss- Warum studirt der Jüngling Nat Urgeschichte? s ■/ Georg Mally ls im Jahre 1848 bei der vorgenommenen Gymnasialreform die Anordnung zur öffentlichen Kenntniß kam, daß auch das Fach der Naturgeschichte in den neuen Lehrplan ausgenommen worden sei, wurde diese Kunde von Allen mit Freude begrüßt. Nicht nur ausgezeichnete, im Unterrichte der Jugend durch Umficht und Erfahrung bewährte Männer erblickten hierin ein neues Mittel zur Weiterbildung der kommenden Geschlechter, sondern jedem Gebildeten war diese Anordnung gleichsam wie die Erfüllung eines lang genährten Wunsches willkommen. " Wenn die ersteren in dem Studium der Naturgeschichte den Weg erkannten, die-*" rein abstrakte Auffassung, welche bisher in unserem Jugendunterrichte vorherrschte, mit der sinnlichen zu verbinden, die innigere Vereinigung zwischen Humanismus und Realismus her« zuftellen und dadurch eine allseitige Bildung anzubahnen; so betrachtete jeder Naturfreund die Einführung dieses Unterrichtes als ein wichtiges, vom Standpunkte des praktischen Lebms aus gebothenes Bedürfniß. Denn, wenn ein Gymnasialschülec während des früheren sechsjährigen Curses aus allen vorgeschriebenen Lehrfächern auch den ausgezeichnetsten Fortgang machte, und nach Vollendung desselben, ohne seine Studien fortzusetzen, zu einer ändern Bestimmung überging; so waren ihm doch alle nahe liegenden Gegenstände der ihn umgebenden Natur so gänzlich unbekannt geblieben, daß er hierin dem Sohne eines jeden Landmannes, der nie eine Schule besucht hatte, nachstand. Diese Zeit ist nun vorüber. Schon im ersten Jahre des Eintrittes in das Gymnasium wird dem Schüler der Stoff gebothen, an dem sein jugendlicher Geist hinreichende Anregung findet, in der so verschiedenartigen Thierwelt sich umzusehen; denn gerade diese macht auf sein noch ungeübtes Auffassungsvermögen einen wichtigeren Eindruck als die stille Pflanzenwelt und das leblose Mineralreich. Wird er dann im zweiten und dritten Jahre nach und nach auch mit diesen,»in so weit bekannt, als es ohne gelehrte systematische Auffassung und Uibersicht geschehen kann; so sammelt sich in seinem Geiste ein vielfältiger Stoff zum weiteren Beobachten und Nachdenken. Das Ziel des Unterrichtes im Untergymnasium geht dahin, daß der Schüler „eine durch Anschauung gegründete, im Un-' rerscheiden und charakteristischen Bestimmen geübte Bekanntschaft mit dem Wichtigsten aus ben drei Naturreichen" erlange. Wird dieser Forderung, in - soweit es bei Schülern auf dieser Altersstufe möglich lst, Genüge geleistet, so werden sich dadurch Fähigkeiten entwickeln, die durch das Einlernen anderer mehr abstrakter Gegenstände in dem Grade nie angeregt worden wären. Die Beschäftigung mit der Naturgeschichte stellt sich, von dieser Seite aus betrachtet, nicht nur als eine nützliche dar, als welche man sie bisher einzig nur angesehen hat; sondern sie erscheint als ein vorzügliches Bildungsmittel durch Uibung des Anschau-ungsvermögens und durch Ausbildung der sinnlichen Auffassung. Es handelt sich hier nicht darum, einen Begriff von irgend einem Naturgegenstande auf die Art zu erlangen, wie man ihn bei den abstrakten Wissenschaften durch das reine Denken erwirbt; sondern alle Eigenschaften, die an eben diesem Gegenstände Vorkommen, müssen sich durch die Anschauung zu einem Ganzen vereinigen und zu einem Bilde der Art gestalten, daß wir dieses Bild bewußt und unbewußt mit uns herumtragen, wo es dann im letzten Falle sogleich in's Bewußtsein tritt, wenn wir in der Natur auf sein wirkliches Gegenbild flössen. Tausend und wieder tausend solcher Naturbilder bieten sich dem zur Beobachtung und Vergleichung dar, dessen Wißbegierde einmal durch Gegenstände aus allen drei Naturreichen angeregt ist, während jeder Andere bei denselben gleichgültig und theilnahmslos vorübergeht. Mit welchen Empfindungen und Gefühlen wird sich in dieser Hinsicht der studirende Jüngling auf einen Spaziergang begeben! Welche Menge von Eindrücken kann ihn da fesseln und an-ziehen! Bald afficirt ihn die Gestalt eines vorübereilenden Säugethieres, bald der anders geformte Bau eines singenden Vogels, bald das Farbenspiel eines bunten Schmetterlings. Er bewundert die glänzenden Fische in den Wasserfluthen, horcht auf die sumsenden Insekten in der Luft, hat Mitleid mit dem im Grase kriechenden Wurm und staunt über die in einem Wassertropfen wimmelnden Infusorien. Bei der Bewunderung allein bleibt er doch nicht stehen, es erwacht in ihm der Wunsch, die kleinen Geschöpfe näher betrachten zu können. Der Weg dazu ist die Anlegung einer kleinen Sammlung und zwar zuerst einer von Insekten. Bei dieser Beschäftigung geräth vieles in seine Hände, was er noch nicht gesehen, von dem er noch nichts gehört hat; dieses muß er nun mit dem Bekannten vergleichen, wobei er zum richtigen Beobachten und. eben dadurch zum Denken veranlaßt wird. Eine Geistesthätigkeit weckt und fördert die andere, daher übt sich auf diese Weise nicht nur das Anschauungs-vermögen,'sondern durch den erst zu findenden Ausdruck für neue Gedanken bildet sich auch die Sprache. Das Thierreich ist jedoch nicht allein der Gegenstand der Betrachtung für einen wißbegierigen Jüngling. Eine Sammlung von Pflanzen aus der nächsten Umgebung ist noch leichter zu erhalten und anzulegen, als eine entomologifche. Diese bietet dem Anschauungsvermögen wieder eine Menge anderer, ganz neuer Gegenstände zur Uibung. Spricht die zarte, liebliche Blumenwelt schon jedes fühlende Gemüth an, und werden für die Pflanzung und Pflege derselben blos zur Zierde große Summen verwendet; so wird sich Jener noch mehr davon angezogen fühlen, der die v^schiedenartigsten Gewächse nach ihren Benennungen, Bestandtheilen und Standorten kennen zu lernen angeleitet wird. In jedem Monate, jè» in jeder Woche entwickeln sich, den Frühling und Sommer hindurch neue Pflanzen und Blüthen, jede erscheint unter einer ändern Form, jede gibt durch das An* schauen und Vergleichen eine eigene Beschäftigung für den Geist. Selbst im rauhen Win- ter, wo das Pflanzenleben im Freien erstarrt ist, und eine einförmige Schneedecke die grünenden Keime vor unseren Augen verbirgt, gewährt das Durchgehen einer Pflanzensammlung einen eigenen Reiz. Bei den meisten Blumen ist zwar die lebhafte Farbe erstorben und das Helle Grün der Blätter ist erbleicht, der Geist versetzt sich jedoch bei näherer Betrachtung derselben in die schöne Jahreszeit, wo sie blühten, ruft ihre Namen in das- Gedächtnis) zurück und vergegenwärtigt sich mit Vergnügen den Standort, wo sie durch ihren ersten Anblick das Auge des Sammlers erfreuten. Wenn auf diese Art die so mannigfaltigen Formen der Schiere und Pflanzen das Anschauungsvermögen und die Thätigkeit des Geistes vielseitig in Anspruch nehmen, so bietet das Mineralreich hierfür einen nicht minder wichtigen Stoff. Was fesselt Jn diesem Gebiete bei dem ersten Anblick die Aufmerksamkeit mehr als die wundervolle Regelmässig-keit, die in den Krystallen herrscht, und der blendende Glanz, der von den edlen Metallen und Gesteinen schimmert? Dem jugendlichen Beobachter wird dieses jedoch nicht genug sein, sondern wenn ihn in der Thierwelt das rasche, bewegliche Leben, bei den Pflanzen die Mannigfaltigkeit der Formen und die bunte Blumenpracht besonders anzogen und über diese Vorzüge die Nützlichkeit übersehen ließen; so führt ihn die Betrachtung der so vielfältig benutzten Steinarten, der Anblick der mit Mühe und Gefahren aus der Tiefe der Erde gewonnenen Metalle, Salze und Steinkohlen so wie der, zur Gewinnung der unentbehrlichen Nahrungsmittel nothwendigen fruchtbaren Erdarten gar bald zur Einsicht in die außerordentlichen Vortheile, welche diese Gegenstände der menschlichen Gesellschaft gewähren, und leitet ihn außerdem, daß der Geist durch theoretische Ansichten bereichert wird, auf diese Art gleichsam unwillkührlich auf den praktischen Standpunkt. Diese Wendung seiner Ansicht bleibt nicht ohne Rückwirkung auf die Vorstellung, die er sich von den Gegenständen der ändern Naturreiche gebildet hat, und wenn ihn die Verhältnisse seines Berufes nach vollendetem Untergymnasium zu einer ändern Bestimmung führen; so wird die Naturansicht, die er dahin mitbringt, nicht ohne bemerkbaren Einfluß auf seine künftige Lebensrichtung bleiben. Tritt hingegen der Schüler in das Obergymnasium über, so werden an ihn höhere Forderungen gestellt. Das Hauptziel des Unterrichts ist hier die „systematische Übersicht der drei Naturreiche." Um zu dieser zu gelangen, muß der Schüler nicht nur das in das Gedächtnis) zurückrufen, was er früher gehört hat, sondern er erhält noch überdieß Gelegenheit, sein Wissen in reichem Maße zu erweitern. Es ist daher sehr wünschenswert!), daß der naturhistorische Unterricht sowohl im Unter- als auch im Obergymnasium sich in den Händen eines und eben desselben Lehrers befinde. Die systematische Ordnung des Unterrichtes fordert es zwar, hier vom Einfachsten, d. i. vom Mineralreiche anzufangen und von da zum Zusammengesetzteren, zum Pflanzen- und Thierreiche überzugehen; da wir aber gerade früher in der Betrachtung der Stufenfolge, in welcher der Unterricht im Untergymnasium stattfindet, den entgegengesetzten Gang eingehalten haben, so wollen wir denselben auch hier befolgen. Im zoologischen Vortrage wird hier nicht blos die Kenntniß der äußern Form der lebenden Geschöpfe, die durch Anschauung zu erlangen ist, angestrebt und die Lebensweise und der Aufenthalt, so wie mitunter die Nützlichkeit oder Schädlichkeit derselben für die menschliche Gesellschaft dargelegt; sondern es müssen auch die Grundsätze ausgestellt werden, durch welche es möglich wird, eine Zusammenstellung des Gleichartigen nach de» stimmten Merkmalen, oder eine systematische Eintheilung des ganzen Thierreiches zu erlangen. Bei der 2(ufsuchuiig dieser Merkmale ist besonders die Beschaffenheit des Körpers so wie der Bau desselben in Erwägung zu ziehen, und dieses führt zu einer näheren Erörterung der einzelnen' Organe und ihrer Funktionen. Der. Jüngling lernt die wundervolle Gliederung des menschlichen und thierischen Körpers - ihren Hauptzügen nach kennen, und gelangt zu einer Einsicht in die wichtigsten Verrichtungen des organischen Lebens. Eine Idee weckt wieder die andere; aus der Freude, welche die bloße Betrachtung gewährt, entspringt nach und nach eine größere Genauigkeit und Schärfe im Beobachten, wodurch es dann geschieht, daß Dieser oder Jener aus Liebe zur Wissenschaft sich diesen Gegenstand zur Aufgabe seines Lebens macht, um einst wie Euvier im Stande zu fein, aus dem einzigen Stücke eines vorgezeigten Knochens die Art des Thieres, dem er ange-hörre, zu bestimmen. Die weitere wissenschaftliche Ausbildung gehört freilich der Hochschule an, allein das Talent muß schon in den oberen Klassen des Gymnasiums geweckt werden. Da entscheidet sich dann die Neigung für ein bestimmtes Fach der künftigen 'Lebensbestimmung, und hat der Geist die Hauptgcundsätze des wissenschaftlichen Zweiges, den ec sich erwählt hat, einmal inne, so wirkt für die fernere Fortbildung mehr der eigene Fleiß, als die anderweitige Anleitung. Je mehr übrigens die Einsicht in die vielgestaltige und wundervolle Gliederung des Thierreiches wächst, desto mehr wird auch der Blick auf die unendliche Weisheit hingelenkt, welche die Gescböpfe so verschiedenartig geschaffen und doch jedes nach seiner Art vollkommen für seine Bestimmung eingerichtet hat. Ein weiterer Gegenstand des naturhistorischen Unterrichts im Obergymnasium ist. die wissenschaftliche Uibersicht des Pflanzenreichs. Hat der Schüler in den unteren Klassen die Namen der wichtigsten Pflanzen der Gegend, wo er lebt, kennen gelernt; ist er mit ihrer äußern Form durch Anschauung bekannt geworden, hat man ihn auf ihren Standort, auf ihre Nützlichkeit oder Schädlichkeit aufmerksam gemacht, auch seinen Blick auf andere merkwürdige Gewächse in ändern Ländern und Welttheilen hingelenkt; so bringt er in die oberen Klassen ein werthvolles, aber noch ungeordnetes Material mit. Dieses gehörig zu sichten, nach Klassen, Ordnungen und Familien zusammen zu stellen, ist nun die weitere Aufgabe. Hierzu ist wieder ein tieferes Eingehen in die so mannigfaltigen Formen des Baues des Pflanzenkörpers nothwendig, die Gewächse mögen nach dem künstlichen oder natürlichen Systeme geordnet werden. Dieses Vergleichen und Zerlegen führt zur genaueren Kenntmß der einzelnen Organe und ihrer Verrichtungen; der Beobachter findet aber gar bald den Unterschied in der Art und Weise, wie sich das Leben in den Pflanzen und wie es sich in den niederen Thieren äußert. Eine Vergleichung dieser Art ist sehr nothwendig, um den Standpunkt aufzufassen, auf welchem die Pflanze in der Reihe der organischen Wesen überhaupt steht. Zu dem knüpfen sich an eine solche vergleichende Beobachtung noch andere bemerkenswerte Resultate. Eines der wichtigsten ist die Erweiterung der ästhetisch-geistigen Auffassung, die Steigerung des Gefühles für die Schönheit der Natur, sobald man die sinnvolle Anordnung der Gewächse nach Landern und Gegenden näher in's Auge faßt. Es drängen sich dabei folgende Gedanken auf: Worin besteht der eigentümliche Charakter der Vegetation dieses oder jenes Landes? Welchen Eindruck muß der Anblick der so prachtvollen Gewächse und Blumen in den Tropenländern auf das Gemüth des neu angekommenen Reisenden mache»? Welchen Einfluß hat die Vertheilung der Pflanzen auf dem Erdboden und der Anblick derselben auf die Phantasie und den Kunstsinn ganzer Völker seit jeher ausgeübt? Der berühmte' Reisende und Naturforscher Alexander v. Humboldt spricht sich in seinen „Ansichten der Natur" über diesen Punkt auf folgende Weise aus: „Am glühenden Sonnenstrahl des tropischen Himmels gedeihen die herrlichsten Gestalten der Pflanzen. In den Tropen sind die Gewächse saftstrotzender, von frischerem Grün, mit größeren und glänzenderen Blättern geziert, als in den nördlichen Erdstrichen. Bäume fast zweimal so hoch als unsere Eichen, prangen dort mit Blüthen, welche groß und prachtvoll wie unsere Lilien sind..Die außerordentliche Höhe, zu welcher sich unter den Wendekreisen nicht blos einzelne Berge, sondern ganze Länder erheben, und die Kälte, welche Folge dieser Höhe ist, gewähren dem Tropenbewohner einen seltsamen Anblick. Außer den Palmen und Pisang-gebüschen umgeben ihn - auch die Pflanzenformen, welche nur den nordischen Ländern anzugehören scheinen. Cypresien, Tannen und Eichen, Berberissträucher und Erflen nahe mit den unserigen verwandt, bedecken die Gebirgsebenen im südlichen Mexiko, wie die Andeskette unter dem Aequator. So hat die Natur dem Menschen in der heißen Zone verliehen, ohne seine Heimath zu verlassen, alle Pflanzengestalten ver Erde zu sehen. Diesen und so manchen ändern Naturgenuß entbehren die nordischen Völker. Viele Pflanzenformen, von diesen gerade die schönsten, Palmen und Pisanggewächse, baumartige Gräser und feingegliederte Mimosen bleiben ihnen ewig unbekannt. Die krankenden Gewächse, welche unsere Treibhäuser einschließen, gewähren nur ein schwaches Bild von der Majestät der Tropenvegetation. Aber in der Ausbildung unserer Sprache, in der glühenden Phantasie des Dichters, in der darstellenden Kunst des Malers ist eine reiche Quelle des Ersatzes geöffnet. Aus ihr schöpft unsere Einbildungskraft die lebendigen Bilder einer exotischen Natur. Im kalten Norden, in der öden Heide kann der einsame Mensch sich a »eignen, was in den fernsten Erdstrichen erforscht wird, und so in seinem Innern eine Welt sich schaffen, welche das Werk seines Geistes, frei und unvergänglich, wie dieser ist." ' ' . ; •; .v . ; ; H.j Auch im Mineralreiche wird in den oberen Klassen eine systematische Uibersicht der Fossilien angeftrebt, und wenn es hier dem Naturforscher schwerer fällt, blos durch äußere Merkmale und Kennzeichen sich unter diesen Naturkörpern eben so zurecht zu finden, wie dieses in der Zoologie und Botanik der Fall ist ; so gewähren ihm doch die Krystalli-sationsformen, wo sie Statt haben, das spezifische Gewicht, die Härte, der Bruch, der Glanz, der Strich, die Brennbarkeit und Auflöslichkeit im Wasser in Verbindung mit den elektrischen und magnetischen Eigenschaften, wobei noch die chemischen Bestandtheile zu berücksichtigen kommen, solche Anhaltspunkte, daß eine systematische Eintheilung und somit eine wissenschaftliche Uibersicht des Mineralreiches möglich wird. Die Lehre von den Krystallformen ist zwar der schwierigste Theil der Mineralogie, indem sie hauptsächlich die Denkkraft auf mathematische Weise in Anspruch nimmt; hat aber dadurch ein eigenes Interesse, daß sie uns auf eine ungeahnte, wunderbare Gesetzmässigkeit führt, zu Folge welcher schon in der tobten Steinmasse ein Trieb, nach einer bestimmten Form sich zu bilden, offenbar wird. Dieses trägt nicht wenig dazu bei, sowohl die Schärfe des Verstandes, als auch die Lebendigkeit der Phantasie zu wecken und anzu-legen. Das tiefere Studium der Mineralogie ist daher sehr anziehend und empfehlenswerth. Um die reifere Jugend dafür zu gewinnen, ist das Vorzeigen geeigneter Stücke aus einer wohlgeordneten Sammlung unumgänglich nothwendig. Dadurch werden die Schüler zum Anlegen einer eigenen, wenn anfangs auch ganz kleinen Sammlung aufgemuntert. Kommen dann öftere Exkursionen hinzu und werden da bei jeder sich darbietenden Gelegenheit-die gehörigen geognostifchen und allenfalls auch botanischen Bemerkungen, in so fern nämlich die Bodenart auf das Vorkommen der Gewächse Einfluß hat, gemacht; so ist kein Zweifel, daß die geeigneten Talente dafür gewonnen werden. Wer aber einmal etwas tiefer eingedrungrn ist, bei dem bedarf es keines ändern Reizes mehr, die Wissenschaft lohnt schon selbst die Mühe. :C,:. Bei der bloßen Klassifikation der Gesteine blieb jedoch die Wissenschaft in der neueren Zeit nicht stehen, sondern in der Uiberzeugung, daß die Mineralien nicht als Individuen in dem Sinne anzusehen seien, wie die Pflanzen und Thiere, sondern sich nur als Theile eines großen Ganzen, nämlich des Erdkörpers darstellen, haben die Naturforscher einen neuen Zweig der Naturgeschichte, die Geognosie als die Lehre von der Zusammensetzung der Erdrinde, oder die Lehre von der Anordnung der verschiedenen Bestand-theile im Baue derselben gegründet und an die Spitze der Oryktognosie oder eigentlichen Mineralogie gestellt. Unser allgemeine Wohnplatz, die Erde, mit ihren Meeren und Flüssen, Ebenen und Gebirgen, Steinen und Metallen wird als ein Ganzes betrachtet, und in dem Sinne, wie der Zoolog und Botaniker an jedem Thiere und Gewächse zwar die einzelnen Organe beachten, dasselbe aber doch wieder als Ganzes oder als Individuum auffassen muß, untersucht. Bei dieser Untersuchung stehen zwar dem tieferen Eindringen in das Innere des Erdkörpers unüberwindliche Hindernisse entgegen, es bietet 'edoch die äußere Erdrinde schon äußerst viel des Interessanten und Merkwürdigen dar. Es ist kaum ein halbes Jahrhundert, daß durch Werner der Gedanke einer Geognosie, und zwar nur noch als Idee auftauchte, und es sind schon so viele herrliche Beobachtungen und Erforschungen in dieser Beziehung zusammengestellt worden, daß man schwerlich von einem Zweige der Naturwissenschaft in so kurzer Zeit ein Gleiches behaupten kann. Und doch stehen wir noch an der Schwelle. Es sind im Betreff der Gebirgs-formacionen nur nuch wenige allgemeine Grundsätze festgestellt; wie viele Untersuchungen und Vergleichungen in allen Welttheilen werden noch vorgenommen werden müssen, um in das Tiefere einzudringen und dadurch eine Ansicht über den allgemeinen Zusammenhang möglich zu machen. « . Der Umstand, daß die Erdrinde geschichtete und ungeschichtete Bestandtheile enthält, liefert den Beweis, daß diese nur durch aufeinander folgende Umwälzungen sich so gestalten konnten. Bei der Untersuchung der Schichten hat es. sich gezeigt, daß- in denselben organische Uiberreste von Pflanzen und Thieren Vorkommen, welche bei der Bildung der Gesteinmasse, in welcher sie sich finden, in diese mit hineingerathen sind, und darin entweder blos einen Abdruck ihrer Gestalt hinterlassen haben, oder selbst in die Materie des Mineralreichs umgeändert, d. i. versteinert worden sind. Man nennt sie daher Versteinerungen. Manche Schichten enthalten derselben eine Menge, in manchen kommen keine vor. Die Veränderungen betrafen also nicht den Erdkörper allein, sondern die jedesmalige, auf seiner Oberfläche befindliche Pflanzen- und Thierwelt wurde natürlicher Weise mit in die Umwälzung hineingezogen. Aus der Beobachtung und Vergleichung der Schichten geht ferner hervor, daß das Vorkommen derselben nach Ländern und Gegenden sehr verschieden ist. Durch sorgfältige Untersuchung der Gebirgsarten ist man zur Einsicht gekommen, daß im Alter derselben ein sehr auffallender Unterschied herrscht, daß gewiße Verbindungen sich immer beisammen finden, und daß in gewißen Schichten gleiche Versteinerungen konstant Vorkommen. Mineralogie und Petrefaktenkunde stehen daher in inniger Verbindung und ergänzen einander; dadurch wird die Geognosie oder die Lehre von der Anordnung der Theile im Baue der Erdrinde erst möglich, Sie lehrt uns nämlich die auf einander folgenden Ablagerungen, deren jede von der vorhergehenden hinsichtlich der Zusammensetzung, des Bruches und der äußeren Charaktere verschieden ist, kennen. Die Petrefaktenkunde erklärt uns die pflanzlichen und thierischen Uiberreste der Urzeit, aus deren' Bau wir dann auf die Lebensart dieser, jetzt nicht mehr vorkommenden Organismen und von dieser auf den jedesmaligen Zustand der Erdoberfläche selbst zurück schließen. Hierbei zeigt sich immer das Gesetz, daß je jünger die Erdschichten werden, in denselben auch immer vollkommenere Pflanzen und höhere Schiere versteinert Vorkommen, ein Beweis, daß nach dem höchst weisen Plane des Schöpfers die Erde durch jede Veränderung, die auf ihr vorging, selb'st erst weiter ausgebildet werden mußte, um höhere Geschöpfe aufnehmen und ihnen den Stoff zu ihrer K ö r p e r b i l d u n g darbieten zu können. Ausgezeichnete Naturforscher, wie Cuvier, Buckland, Leopold v. Buch, Hermann v. Meyer, Leonhard, Kaup, Bronn, Ouenstadt, Goldfuß, Owen, Burmeister u. a. haben die bisher aufgefundenen versteinerten Pflanzen und Schiere mit den gegenwärtig auf der Erde lebenden Gattungen und Arten sorgfältig verglichen und das Resultat ihrer Bemühungen war der Hauptsache nach folgendes: 1. Viele der älteren untergegangenen Schiere passen in keine der gegenwärtigen Thierfamilien, sie sind die selbstständigen Gestalten der Vocwelt. 2. Gewiße untergegangene Thierformen sind die Vorbilder lebender Arten, sie entsprechen ihnen im Ganzen, unterscheiden sich aber von ihnen in gewißen wesentlichen Punkten. 3. Einige untergegangene Schiere sind zwar der Gattung und Art nach von den gegenwärtigen unterschieden, können jedoch in dieselbe Familie eingereihet werden. Man kann sie daher als Uibergangs- oder Mittelglieder zwischen mehreren noch lebenden Gattungen betrachten. 4. Vergleicht man die Körpersgröße der jetzigen Schiere, z. B. des Elephanten und ausgewachsenen Wallfisches mit denen der Vorwelt, so erscheint kein so bedeutender Unterschied, nur traten die kolossalen Schiere der Vorzeit zahlreicher auf. 5. Mehr oder weniger sind diese Verhältnisse auch unter den Pflanzenformen bemerkbar, die Lehre von den untergegangenen Pflanzen und Schieten ist daher eine nothwendige und erwünschte Ergänzung der Botanik und Zoologie überhaupt. Auf diese Weise ist der Geognost genöthigt, sich mit den Pflanzen- und Thierformen bekannt zu machen, und die physische Geographie sammt der Geognosie und Petrefaktenkunde sind im. Entwürfe des Lehrplanes mit allem Rechte an die Spitze des na» turgeschichtlichen Unterrichtes gestellt. Aus dem bisher Gesagten geht deutlich hervor, daß die Naturgeschichte kein isolirter, von den übrigen Zweigen des menschlichen Wissens abgeschlossener Gegenstand ist. -Lo z. B. ist sie mit der Geschichte der Menschheit auf bas Innigste verwebt. Schon der wichtige Umstand, daß der Mensch, wie sowohl die heiligen Schriften als auch andere geschichtliche Überlieferungen lehren, unter allen Geschöpfen zuletzt auf der Erde erschienen, ‘b. H. durch die schöpferische Allmacht hierher gesetzt worden ist, wird durch die Petrefaktenkun-de auf das evidenteste bestättigt, indem nach allseitigen und genauen Untersuchungen menschliche Überreste nur in der obersten oder Alluvialschichte entdeck! worden sind. Das Menschengeschlecht ging zur ersten Stufe der Kultur nur dadurch über, daß es àhrung erhielt durch Viehzucht und Ackerbau, Sicherheit durch Feststellung- einer gesetzlichen Ordnung unter einer Obergewalt und die Möglichkeit des Umsatzes und Austausches noth-wendiger Gegenstände zur Befriedigung der, dringendsten Bedürfnisse. Die ältesten Urkunden sprechen daher schon von Hirten, von Ackerbauern, von handeltreibenden Völkern. Der Mensch hat sich diesem nach sehr früh mit detT Thieren abgegeben und zwar nicht blos als Jäger; er hat ibre Lebensweise beobachtet, er hat die für seine Absicht Tauglichen gezähmt, zu seinem Vergnügen, zu seiner Nahrung, zu Gehilfen seiner Arbeit. Er wurde frühzeitig bekannt mit den Pflanzen, vorzugsweise mit jenen Gräsern, deren mehlreiche Samenkörner als Getreid ihm das Hauptnahrungsmittel, das Brot, gaben. Eine, wenn auch sehr dürftige Kenntniß und Bearbeitung der Metalle zu den nöthigsten Werkzeugen, so wie die Benützung der Steine zu Baulichkeiten muß für diese Zeit ebenfalls schon vorausgesetzt werden; denn Häuser, feste Wohnsitze gehen der Ausbildung des Menschen und dem Entstehen der Geschichte voraus. Der häusliche Zustand muß in einem gewißen Grade fest stehen, bis der Gedanke erwacht, auch für dessen Erinnerung Sorge zu tragen. Nun aber, seitdem die Menschen Geschichte schreiben, welche immense Ausdehnung haben nicht nur die Viehzucht und der Ackerbau, sondern auch die Gewinnung und Bearbeitung der Metalle erfahren, auf welche Höhe 'haben sie sich gehoben! Wie sehr sind nicht nur Pflanzen, sondern auch Thiere vervielfältigt und veredelt worden! Wie nothdürftig waren anfangs die Gewerbe, wie beschränkt der, blos durch den Umtausch der ncUhwendigsten Produkte beginnende Handel; gegenwärtig ist er durch das Geld und durch die Schiffahrt über alle Gegenden der Erde verbreitet, und die Industrie steht in allen ihren Zweigen auf einer schwindelnden Höhe. Alles dieses setzt aber die Gewinnung einer hinreichenden Menge von Naturprodukten voraus; der Mensch verdankt es daher seiner ausgedehnten und rastlosen Beschäftigung mit den Gegenständen der drei Naturreiche, nämlich mit den Pflanzen, Thieren und Mineralien. Aufforderung genug, die Jugend schon frühzeitig mit der Anschauung und Kennrniß dieser Gegenstände vertraut zu machen. Die Naturgeschichte steht ferner in engster Verbindung mit der Geographie durch die Verbreitung der Pflanzen und Thiere über die ganze Erde. Wenn in dieser Hinsicht, was Thiere und Pflanzen anbelangt, in den Tropenländern, in den gemässigten Zonen und in der Polargegend die größte Verschiedenheit herrscht; so ist dieses in Betreff der Mineralien nicht in gleichem Grade der Fall. Vielseitige Untersuchungen haben gezeigt, daß die Erdrinde aus einer nur geringen Anzahl von Gesteinen besteht, daß aber diese Gesteine an den verschiedensten Punkten der Erde hinsichtlich der Art und Lagerungsweise einander gleich sind. Der Granit ist in Asien, in Amerika, im heißesten Afrika, im kältesten Norden, und wenn wir ihn in unserer Nähe auf dem Bachergebirge aufsuchen, vollkommen derselbe. Diese Erfahrung verdanken wir den wissenschaftlichen Reisen der ausgezeichneten Naturforscher Alexander v. Humboldt und Leopold v. Buch. Wenn die Pflanzen und Thiere, wie eben bemerkt wurde, ihrer eigenthümlichen Natur nach auch an gewiße Breiten und Klimate angewiesen waren, so ist doch in Hinsicht ihrer Verbreitung durch die Reihe der Jahrhunderte eine große Veränderung eingetreten. Viele aus wärmeren Himmelsstrichen stammende sind nach und nach in unser Klima, ja in kältere Gegenden gebracht und da einheimisch geworden. Die Versetzung der Thiere geschah hauptsächlich durch den Menschen. Ihm folgte der Hund als treuer Begleiter in alle Gegenden der Erde. Der Mensch brachte die nützlichstem Hausthiere, das Rind, das Pferd, das Schwein, das Hausgeflügel in alle Gegenden, wohin er selbst zog; in ihrem Gefolge erschienen aber auch an vielen Orten die Katze, die Ratte, die Hausmaus, die lästige Stubenfliege. r .-; . : ■,.:_ ... : ,s . ^ So wie der Mensch Thiere verbreitet, eben so hat er manche Arten in manchen Ländern ganz oder völlig ausgerottet. Die Wölfe sind in England ganz vertilgt, der Auerochs ist auf einen kleinen Bezirk Litthauens beschränkt, der Steinbock hauset nur noch in den höchsten Gebirgen von Savoyen und Wallis, das Wildschwein und der Biber sind fast aus ganz Europa verschwunden und der Dodo oder Walgvogel kömmt seit zwei Jahrhunderten auf den Maskarenischen Inseln nicht mehr vor. Bei der Versetzung der Pflanzen wirken mehrere Ursachen mit. Hier sind es einerseits die Flüße und Meere, welche Zweige und Sämereien oft in die entferntesten Küstengegenden führen; in geringere Entfernungen kommen sie andererseits durch Thiere, hauptsächlich durch die Vögel; in die verschiedensten Länder aber bringt sie, um daraus Nutzen zu ziehen, der Mensch. So sind in den früheren Jahrhunderten durch Kriege, durch Wanderungen der Völker und durch die Kreuzzüge, in der neueren Zeit durch die vielfachen Verbindungen des Handels und durch menschenfreundliche Reisende nützliche Gewächse zu uns gebracht worden und unsere Pflanzen haben auf die nemliche Weise den Weg in andere Länder gefunden. Fast alle unsere Getreldearten, Obstpflanzen und Gartengewächse sind aus Italien, aus dem Orient oder aus Amerika zu uns gekommen, sind hier durch sorgsame Pflege noch mehr veredelt worden und werden nun von den Europäern, wenn sie in andere Welttheile auswandern, dahin mitgenommen und so weit es dort das Klima zuläßt, verbreitet. Hauptsächlich ist dieses mit den Küchengewächsen der Fall. Obwohl das eigentliche Vaterland der Cerealien unbekannt ist, indem man sie nirgends wildwachsend mehr antrifft, so ist doch so viel gewiß, daß der Weizen aus dem Orient kam, so wie die Gerste aus dem nördlichen Afrika. Der Hafer und der Roggen müssen aus mehr kälteren Gegenden stammen, weil sie noch in höheren Breiten als der Weizen gedeihen. Der Hafer scheint den alten Griechen unbekannt gewesen zu sein, denn im trojanischen Kriege erhielten die Pferde nur Gerste zum Futter. Den Buchweizen erhielten wir aus dem nordwestlichen China, die Hirse aus Ostindien, den Mais aus Amerika. Der Reis wurde im'östlichen Asien so wie in Südamerika wildwachsend gefunden und wird erst seit 1696 in Italien gebaut. Der Tabak uud die so nützliche Kartoffel kamen aus Amerika, doch weiß man weder die Gegend, wo man letztere dort zuerst auffand, noch ist der Name des Mannes zuverläßig bekannt, der sie zuerst nach Europa brachte. Die edle Weinrebe, von der wir jetzt so viele Sorten kultiviren, war in Europa nicht einheimisch. Sie wächst wild, aber in seltener Vollkommenheit an der Südseite des kaspischen Meeres, in Armenien und Karamanien. Von Asien kam sie nach Griechenland und Sicilien, Griechen führten sie in Frankreich ein und Römer pflanzten sie am Rhein und an der Donau. Der römische Feldherr Lucullus brachte nach der Besiegung des Mithridates 50 Jahre vor 2 Christus bei seinem Triumphzuge einen Kirschbaum voll mit Früchten nach Rom; ein Jahrhundert spater genoß man Kirschen in England, Frankreich und Deutschland. Die Pfirsiche und der Nußbaum stammen aus Persien, die Aprikose aus Armenien, der Oelbaum aus Syrien, die Quitten aus Creta und wenn der Apfel- und Birnbaum auch wild in Deutschland wuchs, so kamen die edlen Sorten doch aus Syrien. Dieses war nicht minder der Fall mit den edlen Pflaumen, von denen eine noch gegenwärtig, den Namen Da-mascenerpflaume führt. ' Daß dann bei uns durch Kunst und vielfältiges Veredeln neue Sorten entstanden und wieder in andere Weltgegenden verpflanzt worden sind, ist eben so gewiß. ,° . r c Allein nicht nur nützliche Getreidearten und edle Obstsorten kamen aus ändern Welttheilen zu uns, sondern- auch andere Pflanzen, die wir Unkräuter zu nennen gewohnt sind, erschienen in ihrem Gefolge. So brachten die Getreidearten die Kornblume, die Rade, den Hederich, den Leindotter, die Trespe, den Lolch mit; seit dem Reisbau wurden Pflanzen tu Europa einheimisch, die in Ostindien nur auf Reisfeldern erscheinen. Noch häufiger als bei uns gehen die Versetzungen nützlicher Gewächse von einem Lande in das andere in den wärmeren Gegenden vor sich. So z. B. spendet gegenwärtig der, früher auf die Südsee beschränkte Brotbaum nicht nur den Bewohnern des ganzen indischen und australischen Archipels seine Früchte, sondern ist auch in Afrika und in Amerika innerhalb der Tropen vielfältig verbreitet; die nahrhafte Banane ist in alle warmen Länder der alten und neuen Welt verpflanzt; der Oelbaum, von dem zur Zeit des Tarquinius Priskus weder in Italien, noch in Spanien, noch in Afrika ein Stamm existirte, ist gegenwärtig als eines der nützlichsten Gewächse vielfältig auch in Amerika zu finden. Die Kokospalme, ursprünglich nur in der alten Welt einheimisch, wird nun auf den westindischen Inseln und in Brasilien in großer Menge gezogen, ebenso die durch ihre außerordentliche Fruchtbarkeit bekannte Dattelpalme. Das Zuckerrohr, in den ältesten Zeiten blos in China und auf den ostindischen Inseln gebaut, ist gegenwärtig, so wie der aus Arabien stammende Kaffee ein Hauptkulturszweig von ungeheurem Ertrage in allen Gegenden der Erde, wo das Klima der Anpflanzung zusagt. Die Baumwollenstaude wächst in Afrika und Ostindien wild, ihr Anbau findet jedoch gegenwärtig nicht nur in allen tropischen Gegenden der alten und neuen Welt statt, sondern reicht noch so weit über dieselben hinaus, daß sie in sämmtlichen Ländern gedeiht, deren mittlere Temperatur der des südlichen Europa gleichkömmt. So steht es in der Macht des Menschen die ursprüngliche Vertheilung der Gewächse nach seinem Gutdünken zu verändern; er kann die Erzeugniße der entferntesten Weltgegenden auf einem bestimmten Platze um sich versammeln. In dem Garten eines europäischen Pflanzers in Ost- oder Westindien blühen der Kaffee aus Arabien, das Zuckerrohr und die Orange aus China, der Brotbaum aus der Südsee, der Zimmtbaum aus den Molucken, die Indigopflanze aus Afrika, der Weizen aus Europa neben einander. Ein interessanter Anblick für den Denker, der es erwägt, wie viele Jahrhunderte vergehen, welche wichtige Begebenheiten sich ereignen mußten, bis die Menschheit sich auf die Stufe der Erfahrung und Einsicht erhob, solche Verbindungen über weite Meere und Länder möglich zu machen und wirklich auszuführen. Wird auf diese Weise das Studium der Naturgeschichte mit der Geographie verbunden, so ergeben sich daraus wichtige Aufschlüße über das Entstehen des Acker- und Gar- tenbaues, über seine allmälige Ausbreitung und Vervollkommnung unter den verschiedenen Völkern der Erde. Wenn es nun erwiesen ist, daß der Ackerbau auf Das. Tiefste in die Kulturgeschichte der Menschheit eingreift, so sind es vorzüglich die Pflanzen und nützlichen Hausthiere, die diesen Einfluß bewirken und wenn wir uns die Naturgeschichte bisher als Naturbeschreibung gedacht haben, so ist sie in dem eben auseinander gesetzten Sinne wirklich mehr als dieselbe. Naturhistorische Kenntniße, wenn sie einmal richtig aufgefaßt sind, bleiben bei der bloßen theoretisch-beschreibenden Ansicht nicht stehen. Wenn der Knabe Käfer und Schmetterlinge sammelt und zusammen stellt, wie sie ihm eben in die Hände kommen; wenn der reifere Jüngling bargebotene Pflanzen oder. Mineralien nach einem Systeme zu ordnen sich bestrebt, so ist dieses schon ein Versuch seine theoretisch erworbene Ansicht mit der Wirklichkeit zu vergleichen und praktisch zu begründen, bei dem ersten im minderen, bei dem zweiten im höheren Grade. Kommen dann beide so weit, daß sie Naturgegenstände, die ihnen bisher unbekannt waren, selbst richtig zu bestimmen vermögen; so bleiben sie auch hier nicht stehen, sondern es drängt sich ihnen die Frage auf, welche Nutzanwendung der Gegenstand, mit dem sie sich eben beschäftigen, zulasse. Haben sie sich überdieß einige mathematische, physikalische und ökonomische Kenntniße erworben, so werden sie bald ein» sehen, daß die Naturgeschichte durch die Krystallographie mit der Mathematik, durch die Geognosie mit der Geologie, durch die Oryktognosie mit der Chemie, durch die Botanik und Zoologie mit allen Arten der Bodenkultur und durch die Lehre von den Naturprodukten überhaupt, welche rein nur auf naturhistorischen Erfahrungen beruht, mit allen Zweigen der Industrie innig Zusammenhänge. Zu dieser Einsicht sollen auch die Schüler des Gymnasiums gelangen, weil viele nach Vollendung desselben in die Fakultätsstudien nicht eintreten, sondern zu einer anderen Bestimmung in das praktische Leben übergehen. Das ausgestellte Ziel des wissenschaftlichen Unterrichtes in der Naturgeschichte ist ein Ideal, welches in der Wirklichkeit immer nur annäherungsweise erreicht werden kann. Um nun dieser Forderung nach Möglichkeit zu entsprechen, muß der Unterricht darnach eingerichtet werden; denn die Methode des Vortrages ist, wie bei allen Gegenständen, so auch bei diesem für die empfängliche Jugend nicht gleichgiltig. Wo bisher in unseren mittleren Lehranstalten Naturgeschichte gelehrt wurde, geschah es größtentheis nur des Nutzens* wegen, den man bei diesem Zweige der Naturwissenschaften für das praktische Leben beabsichtigte ; das höhere Ziel aber, daß die Erwerbung naturhistorischer Kenntniße durch die Ausbildung der sinnlichen Auffassung im Gegensätze der bisher vorherrschenden blos vernünftigen, ein allgemeines Bildungsmittel werden soll, hat man erst in der neuesten Zeit näher ins Auge gefaßt. Wir sind diesem nach, was sowohl die Erreichung dieses Zieles, als auch die Methode dazu zu gelangen betrifft, noch ganz am Anfänge. Wenn Religionslehre, Mathematik, Geographie und Geschichte, besonders aber die klassischen Studien bisher in zahlreichen Lehranstalten mit glücklichem Erfolge betrieben wurden; so verdankt man dieses vorzüglich den Methoden, die seit langen Zeiten von kenntnißreichen Männern ausgedacht und beim Unterricht erprobt worden sind. Was ist seit einigen Jahrhunderten nicht alles geschehen, um die in den alten, sowohl griechischen als römischen Klassikern erkannte Vortrefflichkeit des Inhalts, so wie die Schönheit und' Kunstvollendung- ihrer Darstellungssorm der Jugend zugänglich zu machen, -damit sie einerseits fähig werde, diese Vorzüge nachzuahmen und nachzubilden, andererseits aber zum Bewußtsein und zur allsei« Cigcn Erkenntniß ihrer geistigen Kräfte und Fähigkeiten gelange. Das Studium dieser herrlichen Werke hat die reine Humanitätsbildung zum Zwecke. Diese in Verbindung mit dem Religionsunterrichtesolk den Jüngling dahin'führen, daß er seine Bestimmung für das gegenwärtige und kü n ftig e Leben klar erkenne, die Fähigkeiten, die ihm zurr- Erreichung derselben verliehen worden sind, selbstständig gebrauchen lerne und mit dem reinen Bewußtsein seines hohen Menschenwerthes auch den festen Willen vereinige, diesem erhabenen Ziele beständig nachzustreben. Dieses hohe, geistige Ziel ist der Hauptzweck der Menschenbildung. - Die Idee der Humanität darf daher durch andere Nebenstudien, sie mögen sein, welche sie wollen, nicht beeinträchtiget, sie muß durch dieselben vielmehr gekräftiget und gehoben werden. Hieraus folgt nun für die bei dem naturhistorischen Unterrichte zu befolgende Methode: Dieses Studium darf nicht einseitig in dem Sinne betrieben werben,, daß die Hauptrichtung des Geistes überwiegend auf dasselbe hingelenkt wird. Es ist dieses zwar bei dem Wechsel der Lehrgegenstände, die an einem Gymnasium vorzutragen sind, nicht leicht zu befürchten, selbst die für den gesammten naturwissenschaftlichen Urterricht festgesetzte Stundenzahl läßt diese Besorgniß nicht aufkommen; es soll damit nur gesagt sein, Laß Humanistik und Naturstudium harmonisch Zusammenwirken und Hand in Hand gehen sollen, um das hohe Ziel der geistigen und sittlichen Ausbildung, wie es eben früher ausgestellt wurde, so viel als möglich zu erreichen. So wie einestheils die durch Naturanschauung gewonnene sinnliche Auffassung durch humanistische Studien veredelt und vergeistigt wird; ebenso muß andererseits der Humanismus durch,das reale Anknüpfen an die Natur sich kräftigen. Da das Humanitätsstudium nur eine rein geistige Auffassung zuläßt, wobei die sinnliche Anschauung wenig oder gar nicht angeregt wird; so kann die im Vergleichen, Beschreiben und Ordnen bestehende Beschäftigung, w'e die Naturgeschichte sie voraussetzt, ein wohlthätiges Mittel werden, den Geist von mancher Uiberspannung und Künstelei abzulenken und zur Mutter Natur zurück zu führen. Eben daher soll der naturhistorische Unterricht, wie es bisher so vielfältig geschah, sich nicht blos auf theoretischem Felde bewegen, am wenigsten im Untergymnasium, wo es sich vorzüglich darum handelt, daß der Schüler so viel als möglich sich ein reichhaltiges Material in seinem Geiste sammle durch das Auschauen und Vergleichen wirklicher Naturgegenstände. Jeder Lehrer -weiß zwar, daß es nicht möglich ist, letztere, wie man sie wünscht, 'immer bei der Hand zu haben, zumal was die Zoologie betrifft, hier müßen daher getreue Abbildungen aushelfen, auch bieten die Ercursionen Gelegenheit die Schüler auf eben vorkommende Thiere jeder Art aufmerksani zu machen. Iti der Mineralogie und Botanik hingegen ist das Borzeigen geeigneter Gegenstände unerläßlich.-- '-Wie soll der Schüler die feinen, oft kaum sichtbaren Organe einer Pflanze" genau kennen' lernen, wenn ihm zwar der Bau-derselben-aus dem Buche vorerklärt, die Pflanze-selbst aber nicht gezeigt und genau anatomici und zerlegt wird? Was hilft ihm das vielfältige Aufzeich- nen der Krystallfiguren auf der Tafel und das so gelehrt scheinende Berechnen der in denselben vorkommenden Winkel, wenn er die wirklichen Gestalten nicht selbst zu Gesicht bekommt, aber auch zugleich dabei aufmerksam gemacht wird, daß vollkommen ausgebildete Krystalle in der Natur uur selten Vorkommen. Eben dieses seltene Vorkommen ist auch der Grund, warum eine Sammlung von Mineralien, wie sie in dem Lande, wo die Lehranstalt besteht, gewöhnlich gefunden werden, zum Unterrichte viel passender und tauglicher ist, als ein Cabinet glänzender Schaustücke und ausgesuchter Krystalle, die der Schüler zwar mit Bewunderung betrachtet, bei seinen Reisen über Land und - Gebirge aber davoh_ keine Repräsentanten findet und demnach genöthiget ist, sich mit den gewöhnlichen. Stein-arten erst bekannt zu machen. - M • ' j? ■ - • ‘ .i'i ;■ . ^ ' 7 ... 'dnàfr* Wichtig- für den Unterricht ist bei einer Mineraliensammlung die Trennüug derselben in eine oryktognostische und geognostische Abtheilung. Die in der letzteren enthaltenen Stücke müßen beim Unterrichte ebenfalls genau vorgezeig't werden, damit der. Schüler die Struktur derselben dort, wo sie als Massen- oder Schichtengebirg im Großen Vorkommen, wieder erkenne; die Idee der Geognosie aber oder das Gesetz, auf welchem die Anordnung des so Verschiedenartigen im Bau der Erdrinde beruht, kann ihm nur durch die Beobachtung der Natur im Großen, d. i. durch Ercursionen in die Gebirge und zwar in so weit, als eben der Stoff dazu gegeben ist, klar werden. Ob bei dem mineralogischen Unterrichte im Obergymnasium nach dem Systeme der äußeren Kennzeichen oder nach dem Systeme, welches die chemische Zusammensetzung der Mineralien zum Grunde legt, ausschließend vorgegangen werden soll, darüber abzusprechen, dürfte jetzt noch nicht an der Zeit sein. Beide Ansichten haben gewichtige Autoritäten für sich und da für den naturwissenschaftlichen Unterricht überhaupt, gegenüber dem humanistischen, noch nicht die ersprießlichste Methode gefunden sein dürfte; so ist dieses der Entscheidung der Zeit zu überlassen. Nur so viel ist gewiß, daß die Uibersicht des ganzen Mineralreichs nach der letztem Ansicht allerdings einfacher wird, der Schüler kömmt aber auf die erste Art oft leichter zum Zweck, weil keine chemischen Kenntniße vorausgesetzt werden. In der Botanik stehen das Linne'sche und das natürliche System einander gegenüber, aber die Entscheidung ist hier leichter. Die Ansicht, daß bei Anfängern nur nach dem erstem vorzugehen sei, dürfte so ziemlich die allgemeine sein, obwohl wir in Lehrbüchern, die selbst nur für Volksschulen bestimmt sind, das letztere aufgeführt finden. Die Hauptsache ist, daß der Schüler in den Stand gefetzt werde, eine ihm unbekannte Pflanze dein Namen, der Klasse und Ordnung nach selbst zu bestimmen, denn nur dadurch wird in ihm jene Freude geweckt, die das Gelingen eines Unternehmens mit sich bringt und bei Eifer genährt,, welcher uothwendig ist, um die aufstossenden Schwierigkeiten zu überwinden und im Erkennen weiter zu schreiten. Zu diesem Selbstbestimmen gelangt aber der Schüler durch Linne's Methode auf eine leichtere und einfachere Weife, denn das natürliche-System setzt bereits einen- gewissen Grad von Einsicht in den Bau vieler Pflanzen voraus, um die Sehnlichkeiten aufzusinden und nach diesen die Familien zusammen zu' stellen. Auch wird der Unterricht nach dem natürlichen Systeme nur dort ersprießlich » fein, wo in einem botanischen Garten die Gewächse bereits nach Familien geordnet zur Anschauung, Vergleichung und Uibersicht dargeboten werden. Die Linne'sche Methode führt überdieß nach' und nach selbst zum natürlichen System, denn je mehr Pflanzen der Schüler unter einander vergleicht, desto mehr wird er auf Ähnlichkeiten in dem Bau derselben stoßen und so wird in ihm der Grundgedanke von dem, was die Zusammenstellung in Familien eigentlich sagen will, immer klarer werden. Der Lehrer wird auch nicht ermangeln auf vorkommende Aehnlich-keiten aufmerksam zu machen und den Unterschied zwischen beiden Systemen bei schicklichen Gelegenheiten heraus zu heben. Sid Bei dem theoretischen Unterrichte aus der Botanik dürfte es nicht unwichtig sein, im Voraus die Zeit gehörig festzusetzen, welche der Terminologie und welche der Systematik gewidmet werden soll. Wenn dem Unterrichte in der elfteren als der Grundlage zum Werständniße des Ganzen sein volles Recht widerfahren muß, so soll er doch nicht, was oft geschieht, zu weit hinaus gezogen werden. Denn da das Ziel des Unterrichtes, wie schon bemerkt ist, dahin geht, daß der Schüler eine ihm unbekannte Pflanze selbst bestimmen lerne, dieses aber die Kenntniß der Systematik und . längere Uibung voraussetzt; so sieht man leicht ein, wie nothwendig es ist, sobald als möglich zur Einsicht in das System selbst zu gelangen. Von besonderem Einfluße auf die mehr praktische Richtung des Unterrichtes in der Mineralogie und Botanik sind die Excursionen. Der Unterricht in der Schule muß immer nach einer gewissen Regel, nach der bestimmten Ordnung, wie sie eben im Lehrbuchs eingehalten w'rd, vergehen ; in der freien Natur ergibt sich die Gelegenheit zu den verschiedenartigsten Bemerkungen. In der Schule muß man sich mit dem Vorzeigen einer, oft nicht naturgemäß illnminirten Abbildung oder einer tobten, -»erbleichten Pflanze aus dem Herbar begnügen; in der freien Natur erfreut uns der Anblick der frischen, eben aufblühenden Gewächse. Gewisse Partien, wie z. B. die Gräser auf den Wiesen, die Ge- treidearten auf den Feldern, die Bäume und Gesträuche im Walde können dem Schüler unmöglich anders, als durch wiederhohlte unmittelbare Anschauung klar werden. Wichtig ist hierbei auch die Beobachtung des konstanten Standortes vieler Gewächse, indem dem einen der nie austrocknende Sumpf, dem ändern der dürre Sandboden, dem einen das tiefe Thal, dem ändern das hohe Gebirg, dem einen die freie Wiese, dem ändern der dunkle Wald zum Wohnplatze angewiesen ist, wo diese Kinder der Flora unmittelbar von der mütterlichen Natur gepflegt, aufsproßen und uns mit ihrem Anblicke erfreuen. Endlich wie soll der Studierende zu einem Begriff von dem gelangen, was die Geognosie eigentlich anstrebt und darstellen will, wenn ihm nicht der Unterschied zwischen dem Massen- und Schichtengebirg und die Lagerungsverhältniße im Großen nur einigermaßen zur unmittelbaren Anschauung kommen? , .. .. Um den durch die Excursionen beabsichtigten Zweck zu erreichen, müßen dieselben immer nach Bedürfniß vorgenommen werden und zwar um so öfter, je reicher die Gegend an Mineralien, Vegetabilien und Thierarten erscheint; die Zahl der den Lehrer begleitenden Schüler darf nicht zu groß sein, damit jede Unordnung leicht vermieden werde; die Schüler sind zu eigenen Sammlungen aufzumuntern und anzuleiten; endlich muß für jeden Ausflug ein bestimmtes Ziel im Voraus festgesetzt werden, um die Aufmerksamkeit, die unwillkürlich von mehreren Seiten in Anspruch genommen wird, nicht zu sehr zu theilen. Wird dieses Z^l auch nicht immer erreicht, so wird der Schüler doch nie ganz unbefriedigt zurück kehren. Bei der Behandlung der Systematik selbst soll der Lehrer nicht zu sehr in das kleinliche Detail eingehen, wie viele Zähne z. B- bei diesem oder jenem Säugethiere im Unterkiefer und wie viele im Oberkiefer Vorkommen, wie die Freßwerkzeuge dieses oder jenes Insektes aussehen, wie viele Füße diese oder jene Larve habe. Das Einlernen solcher Merkmale, die freilich in einem jeden auf Systematik Anspruch machenden Lehrbuch mehr oder weniger Vorkommen, mit Strenge durchführen, zu wollen, ermüdet den Geist und schwächt das Interesse für den Gegenstand. Es gibt der merkwürdigen Punkte so viele, auf welche, ohne die Hauptgrundsätze der Systematik zu beeinträchtigen, die Aufmerksamkeit der Jugend sowohl zum Vergnügen als auch zur Belehrung und Warnung hingelenkt werden kann. Dergleichen sind z. B. bei den Säugethieren, die Gelehrigkeit oder unbezähmbare Wildheit, die Möglichkeit der Gewöhnung an ein anderes Klima, so wie der wichtige Einfluß der Cultur aüf die Körperbildung und auf den Charakter der Thiere; bei den Vögeln die Empfänglichkeit für die Vervollkommnung >des- Gesanges, der künstliche Nesterbau und die Wanderungslust; bei den Amphibien die Schlauheit, die Gefahr des Vergiftens und der Winterschlaf; in der Klasse der Fische der bei einigen derselben vorkommende, selbst in eine gewisse Entfernung wirkende elektrisch- Schlag; bei den Insekten die Gesetzmäßigkeit in den Verwandlungen, die wunderbaren Kunsttriebe und bei manchen eine, auf bestimmte menschliche Staatenverhältniße hindeutende Einrichtung; bei manchen Crustaceen und bei den Polypen die erstaunungswürdige Reproduktionskraft so wie der in geologischer Beziehung so wichtige Bau der Korallenriffe; bei den Infusorien die oft so überraschende Entstehungsark nebst der wunderbaren Vollkommenheit der Ausbildung bei der Kleinheit des Körperbaues. Aehnliche lehrreiche Betrachtungen können auch in der Pflanzenwelt angestellt werden, wie z. B. über den entscheidenden Einfluß der 'Blätter auf deu Ernährungsprozeß der Pflanzen; über die Vorgänge im Splinte bei der Bildung des Holzes und der Jahresringe an den Baumstämmen; über das in der Oekonomie der Natur so äußerst wichtige, nur den Gewächsen und nicht auch den Thieren zukommende Vermögen mineralische Stoffe sich zu assimiliren oder in Pflanzenstoff zu verwandeln; über die Wichtigkeit des Eiweißkörpers in den Samenkörnern sowohl für den pflanzlichen Keimungsprozeß als auch für die Nahrung der Menschen ; über die Ursache der arzneilichen Pflanzenwirkung auf Den fhierischen Organismus; über die Bedingungen, unter welchen einfache Blumen in gefüllte, oder sogenannte Wildlinge durch Kunst in Fruchtbäume von edlerer Art umgeändert werden können. Alles dieses und vieles andere der Art kann der Jugend bei schicklicher Gelegenheit ohne gelehrte Diskussion beigebracht werden und ist für die Bildung des Kopfes und Herzens so wie als Gewinn für das praktische Leben ungleich wichtiger, als eine zu sehr in das Kleinliche getriebene Formerklärung, weitläufige Namenklatur und trockene Systematik. Richtig erworbene naturhistorische Kenntniße bleiben, wie schon gesagt wurde, bei der theoretischen Ansicht nicht stehen, sondern da sie in alle Zweige der Bodenkultur tief Eingreifen, so steht zu erwarten, daß die reifere Jugend, wenn sie einmal auf diese Stufe der Einsicht sich erschwingt, nicht ermangeln wird, auch praktische Versuche zu unternehmen. Es gibt manche solche Zweige, die selbst der Jugend leicht zugänglich sind. Wir wollen in dieser Beziehung als Beispiel nur die Veredlung der Obstbäume anführen. Wie sehr ist dieser Culturszweig in so vielen Gegenden unserer Steiermark noch zurück, und warum ist er zurück? Weil die gehörigen Kenntniße mangeln und der Sinn dafür noch nicht angeregt und geweckt ist. Wer wird aber, wenn wir die Erfahrung fragen, mehr für solche Verbesserungen im Allgemeinen empfänglich sein, die ältere oder , die jüngere Generation? Der Lehrer soll daher, wenn er das Kapitel von der Pflanzenvermehrung vor-' trägt, auch den Paragraph von der Veredlung etwas weitläufiger und-, im praktischen Sinne behandeln; er kann versichert sein, seiue Worte werden einen empfänglichen Boden finden. Es verursacht dem Jüngling ein reines unschuldiges Vergnügen, wenn ihm der erste Versuch einer Veredlung gelingt, uoch größer aber ist seine'Freude, wenn er die ersten Früchte dieses Unternehmens genießt, indem er dabei versichert ist, daß dieses Streben auch für die Folgezeit noch segensreich wird. '• . So wie in dem angeführten Beispiele, ebenso kann der reifere Jüngling in an- deren Gebieten des menschlichen Lebens sein theoretisch erworbenes Wissen durch Versuche üben, durch diese Uibung aber dasselbe praktisch vervollkommnen, oder mit ändern' Worten, er kann auf glückliche Weise die Theorie mit der Praxis verbinden lernen. Dieses ist das Ziel alles Lernens, der Zweck jedes Unterrichts. Der Gymnasialuntecricht muß daher, was die Methode betrifft, so eingerichtet sein, daß abstrakt-geistige Auffassung und sinnliche Auffassung, klassisches Studium und Naturwissenschaft durch freundschaftliches Zusammenwirken der lehrenden Organe immer Hand in Hand gehen. Auf diese Weise wird jede Einseitigkeit vermieden, beide Disziplinen werden sich gegenseitig heben und kräftigen und in Verbindung mit dem Religionsunterrichte immer näher zu dem erwähnten hohen Ziele der geistig-sittlichen Ausbildung führen; als Folge davon wird zugleich der Sinn für die Schönheit und Erhabenheit der Natur, das Gefühl für allgemeine Menschenliebe, die Ehrfurcht vor der Alles schaffenden und erhaltenden göttlichen Weisheit und die Uiber- zeugung von der Unsterblichkeit unsers Geistes immer fester und kräftiger sich gestalten. i i F& v> >2 Schulnachrichteu. A. Zur Geschichte des G ym n a siunrs. ^Daš k. k. Gymnasium zu Marburg im J. 1756 durch den Grafen Adalbert von Purgstall gegründet verdankt sein Aufblühen dem Erlöschen des im benachbarten Dorfe Maria Rast bestandenen Pfarrgymnasiums und blieb vom I. 1758 angefangen unter der Leitung der Jesuiten Hausstudienanstalt des Ordens bis zu dessen Aufhebung unter der glorreichen Regierung der Kaiserin Maria Theresia. Im I. 1767 wurde zu der an das Gymnasialgebäude stoßenden, ebenso einfachen als freundlichen Aloisiuskirche der Grund gelegt, und diese im I. 1769 mit feierlichem Gepränge, eröffnet. Nach der Aufhebung des Jesuitenordens wurde das Gymnasium im I. 1775 k. k. Lehranstalt, an der in fünf Klassen zuerst Exjesuiten, dann nach deren allmähligem Absterben theilweise Piaristen und weltliche Lehrer wirkten. Im 1.1779 wurde dieAloisiuskirche der Militär-Oekonomie zur Benützung eingeräumt, und erst im I. 1831 ihrer ursprünglichen Bestimmung wiedergegeben und zur Abhaltung des Gottesdienstes auf Staatskosten neu eingerichtet. Als nach der Aufhebung des Jesuitenordens das hiesige Gymnasium Staars-Lehran-stalt geworden war, galten für dasselbe in seiner inneren Organisation dieselben Bestimmungen und gesetzlichen Verfügungen, die für alle anderen Gymnasien der deutsch-österreichischen Kronlän-der von der Regierung als leitende Normen von Zeit zu Zeit erlassen wurden. Nach diesen wurde bekanntlich der Gymnasial-Lehrkursus seit dem Jahre 1819 in sechs Klassen zum Abi schlusse gebracht. Der gewaltige Umschwung der Dinge in Oesterreich in den Märztagen des Jahres 1848 konnte auch das mit dem inneren Staatsleben enge zusammenhängende Gebiet des öffentlichen Unterrichtes nicht unberührt lassen. Schon im Sommer 1848 veröffentlichte das k. k. Ministerium des Unterrichtes einen Entwurf, in welchem die Grundsätze für die in Angriff genommene Reform des gesammten Unterrichtswesens in kurzen Umrissen entwickelt und dem ur-theilsfahigen Publikum zur Prüfung vorgelegt wurden. Die im ministeriellen Entwürfe beantragte Vereinigung des Gymnasiums mit den beiden philosophischen Obligat-Lehrkursen wurde in jenen Städten, in deren Mitte sich Universitäten oder philosophische Lehranstalten befanden, 3 int Schuljahre 18 J 4 zu Stande gebracht, und so die Erweiterung des Gymnasialkursus mit zwei Klaffen angebahnt, wie sie das k. k. Ministerium des Unterrichtes in dem im I. 1849 heraus* gegebenen gedruckten Organisationsentwurfe für die Gymnasien und Realschulen mit der Gliederung des vollständigen Gymnasiums in das Unter- und Obergymnasium von je vier Klaffen anordnet. Das Schuljahr 1849 wurde am hiesigen Gymnasium noch mit sechs Klassen geschlossen, und es begann für dasselbe eine neue Aera, da dem aus dem Bedürfnisse entsprungenen Wunsche der Stadtgemeinde, daß das Gymnasium mit der siebenten und achten Klasse vervollständiget werde, vom H. Unterrichtsministerium um so bereitwilliger entsprochen wurde, weil die Bürgerschaft auf ihre Kosten sowohl die nöthigen Lokalitäten herzustellen, als auch deren Einrichtung beizuschaffen und für die erforderlichen Lehrmittel nach Möglichkeit zu sorgen sich anheischig gemacht hatte. Zu Folge H. Ministerialerlasses vom 29. August 1849 wurde im Oktober 1849 die siebente Gymnasialklaffe provisorisch eröffnet. Bei dem Mangel eines zur Unterbringung derselben geeigneten Lokales im Gymnasialgebäude selbst und bei dem Umstande, daß die Herstellung eines solchen in der vorgerückten Jahreszeit ein Hinderniß fand, wurde in einem benachbarten Privathause für die Dauer des Schuljahres eine Räumlichkeit von der Bürgerschaft in Miethe genommen und als Lehrzimmer für die zweite Gymnasialklasse benützt. Da durch den H. Ministerialerlaß vom 26. Mai 1850 Z. 4070 die Bewilligung der achten Klasse in Aussicht gestellt worden war, und ein späterer Erlaß vom 11. Juli 1850 Z. 5114 die wirkliche Eröffnung der achten Klasse für das Schuljahr 18£$- von der Bedingung abhängig machte, daß die für den Unterricht in der Physik erforderlichen Lokalitäten und Lehrmittel vorhanden seien, so wurde von der Stadtgemeinde mit einem Kostenaufwande von 2430 fl. EM. nicht nur das Gymnasialgebäude durch einen dem Unterrichtszwecke ganz entsprechenden Ausbau erweitert, sondern auch für die Beistellung sämmtlicher durch den Zuwachs der Schul« räume nothwendiger Mobilien Sorge getragen. Zur Anschaffung der dringendsten Bedürfnisse des physikalischen Unterrichtes wurde im Wege einer von den Repräsentanten der Stadgemeinde unter der eifrigen Wortführung ihres geachteten Vorstandes, des Herrn Othmar Rcisfer eingeleiteten Sabscription, an der sich nicht nur Innungen und ansässige Bürger, sondern auch Staatsbeamte mit namhaften Beträgen betheiligten, die Summe von 617 fl. CM. aufgebracht. Es wurde jedoch in Erwägung gezogen und auch erkannt, daß zur gedeihlichen Behandlung jedes einzelnen Unterrichtszweiges der geeigneten Mittel noch viele vermißt werden. Vervollständigung der physikalischen Lehrmittel, chemische Stoffe, Werkzeuge mancherlei Art zu physikalischen und chemischen Versuchen, eine Mineraliensammlung, naturhistorische Bilderwerke und Wandtafeln, Wandkarten unv Kartensammlungen für die politische Geographie und für übersichtliche Behandlung der Geschichte, archäologische Abbildungen zur Ergänzung des Unterrichtes in der griechischen und römischen Geschichte, Erweiterung und Vermehrung der Gymnasialbibliothek stellten sich als weitere Bedürfnisse heraus, deren Nothwendigkeit nicht nur nicht angefochten wurde, sondern die höchst erfreuliche Theilnahme deS Gemeinderathes an dem Lehrinstitute zu der frei eingegangenen Verpflichtung steigerte, einen weiteren Geldbeitrag von 3000 fl. EM. in drei gleichen Jahresraten zu erlegen, mithin dem vollständigen Gymnasium ein Gesammtopfer von 6047 fl. CM. zu bringen. — igeine so bereitwillig übernommene und bereits in die That übergegangene Verpflichtung liefert eben so sehr einen sprechenden Beweis für die richtige Würdigung des hohen Wer* thes der neuen Gymnasialeinrichtungen, als sie der patriotischen Gesinnung, mit der sich die . Stadtgemeinde, ohne den Staatsschatz in Anspruch zu nehmen, zur Förderung echt humaner Bildung zu nicht geringen Opfern verstand, das ehrendste Zeugniß gibt. Der Lehrkörper des Gymnasiums fühlt sich verpflichtet, seinen bereits in einer an die Herren Repräsentanten der Gemeinde und deren Vorstand gerichteten Adresse für die that» sächlichen Beweise der aufrichtigen Theilnahme an dem Aufschwünge der Lehranstalt ausgesprochenen Dank für sich und im Namen der studirenden Jugend hier öffentlich zu wiederhohlen. ». Unterricht und Disciplin. Weckung, Uebung und Schärfung der sämmtlichen Kräfte des jugendlichen Geistes im harmonischen Vereine mit sittlicher Veredlung ist der oberste Zweck wahrer Gymnasialbildung. lieber Mittel und Wege zur Erreichung desselben spricht sich der Organisationsentwurf klar und umständlich aus. Es ist die Aufgabe des Lehrkörpers, von seinem Wirken im Geiste der neuen Gymnasialeinrichtungen dem für Wissenschaft und Bildung interessirten Publikum in den folgenden Zeilen Nachricht zu geben. Nach dem im Organisationsentwurfe vorgezeichneten, aber mit allen seinen Bestimmungen noch nicht vollständig ins Leben getretenen Lehrpläne wurden theils neue Unterrichtsgegenstände in den Kreis der Gymnasialstudien ausgenommen, theils schon früher behandelte Fächer in erweitertem Umfange gelehrt. In die Reihe der ersteren traten ein: deutsche und slovenische Sprache, philosophische Propädeutik, Naturgeschichte und Physik; zur Reihe der letzteren gehören: griechische Sprache, Mathematik, Geographie und Geschichte. Der Zuwachs neuer Lehrgegenstände und die Verstärkung einiger schon früher aufgenommenen machte die Vermehrung der bisher üblichen wöchentliche» Stundenzahl nothwen-dig. Diese belief sich im abgelaufenen Schuljahre in den zwei untersten Klassen auf 24, in den übrigen sechs Klassen auf 26 mit einem Abfalle von zwei Stunden in jeder Klasse für diejenigen Schüler, die von der Verpflichtung, an dem Unterrichte in der slovenischen Sprache Theil zu nehmen, entbunden werden konnten. Das in dem Organisationsentwurfe für die einzelnen Unterrichtsgegenstände festgesetzte Lehrziel konnte zwar vorerst nur in den untersten Klassen vollkommen angestrebt werden ; aber nach den für die Schuljahre 1850 und 1851 von dem k. k. Unterrichtsministerium vorge? zeichneten Lehrplänen, die eine naturgemäße Anschließung des Neuen an das Alte anzubahnen bestimmt waren, blieben auch die Schüler der mittleren und oberen Klassen von der Theilnahme an den Vortheilen des verbesserten Gymnasialunterrichtes nicht ausgeschlossen. Ueber Methode und Behandlungsweise der einzelnen Lehrgegenstände zu sprechen, ist hier nicht der Ort; nur das mag erwähnt werden, daß der Lehrkörper eben so eifrig bemüht war, das Nachdenken, den Scharfsinn und die Urtheiskraft der seiner Leitung anvertrauten Jugend vielfach zu wecken, zu üben und zu stärken, als den Unterricht selbst, namentlich in den Naturwissenschaft ten, in der Geographie und Mathematik durch Hülfsmittel versinnlichender Anschauung, durch Versuche und Hebungen jeder Art zu beleben und fruchtbringend zu machen. Aber die Ertheilung mannigfachen Unterrichtes ist nur ein Theil der dem Gymnasium gestellten Aufgabe. Der zweckmäßige Betrieb der Gymnasialstudien soll auch auf das Gemüth des studirenden Jünglings einen erziehenden Einfluß üben, soll den Sinn für ein höheres Streben in ihm erwecken, beleben und stärken, sein Herz für echte Religiosität erwärmen und empfänglich machen und so seinem sittlichen Charakter einen inneren Haltpunkt, eine feste Richtung geben. Anregung, Entwicklung und Bildung der geistigen Kräfte der Schüler zur Selbstthätigkcit, Gewöhnung derselben an Gehorsam, Ordnung und geregelten Fleiß, Einwirkung auf ihr Gemüth und Herz beim Religionsunterrichte und sorgfältige Benützung des in den für die Schullektüre bestimmten Schriftstellern alter und neuer Zeit liegenden moralischen Bildungsstoffes sind die Mittel, deren sich der Lehrkörper bediente, seine eben so schöne als schwierige Aufgabe zu lösen und so den Anforderungen sowohl des intellektuell bildenden als des erziehenden Unterrichtes nach Kräften zu genügen. Zur Beförderung und konsequenten Handhabung einer guten Disciplin wurde nicht nur für jede Klasse ein Ordinarius oder Klassenlehrer, in dessen Händen sich die ganze discipli-narische Leitung der betreffenden Klaffe vereinigte, aufgestellt, sondern es wurden auch in den gemeinschaftlichen Conferenzen der Lehrer die Angelegenheiten der Disciplin vorzüglich besprochen und erwogen und die von jedem gemachten Beobachtungen mitgetheilt. Durch ein besonderes von der k. k. Landesschulbehörde genehmigtes Disciplinargesetz wurde das Verhalten der Schüler in und außer der Schule geregelt. Daß die sämmtlichen Lehrer einander bei der Aufrechthaltung der Disciplin bereitwillig unterstützten, bedarf wohl keiner ausdrücklichen Erinnerung. Wenn auch der Lehrkörper zu seiner Befriedigung bemerken darf, daß er in keinem einzelnen Falle in die Nothwendigleit versetzt worden ist, zur Erhaltung der Zucht und Ordnung außerordentliche Maßregeln eintrcten zu lassen; so kann er doch den tief gefühlten Wunsch nicht unterdrücken, daß es für Eltern und Pfleger der Schüler eine Herzensangelegenheit sein möge, mit den angestrengten Bemühungen der Lehrer, die schöne Frucht des Gymnasialstudiums, Bildung des Geistes, Veredlung und Heiligung des Gemüthes, zur Reife zu bringen, auch ihrerseits thätig mitzuwirken. Findet die Schule für ihr heilsames Wirken in der häuslichen Erziehung und Aufsicht die nothwendige Unterstützung und Ergänzung, damit der dort ausgestreute Same des Wahren, Guten und Edlen nicht schon im Keime ersticke, sondern unberührt von schädlichen Einflüssen wachsen und zur vollen Frucht sich entwickeln könne; dann werden aus ihr an Geist und Herz gediegene Zöglinge hervorgehen, die einst als tüchtige Arbeiter in dem großen Weinberge des Lebens Glück und Segen um sich her zu verbreiten fähig und geeignet sind. Als ein wirksames Mittel, Eltern und deren Stellvertreter die wünschenswerthe Mitwirkung bei der öffentlichen Erziehung zu erleichtern, kann die richtige Auffassung der nach den Bestimmungen des Organisationsentwurfes von dem Lehrkörper ausgeführten Klassifikationsweise angesehen werden. Nach dieser wird nämlich in den Semestralzeugnissen das Urtheil sowohl über sittliches Betragen, Fleiß und Aufmerksamkeit^, als über den wissenschaftlichen Fortgang der Schüler in den einzelnen Lehrfächern nicht mehr durch die früher üblichen Zahlenab- Itufimgen bezeichnet, sondern in Worten ausgedruckt. Diese neue Art der Klassifikation hat die Ausgabe, den sittlichen Standpunkt und den in jedem Semester errungenen Bildungsgrad des Schülers zu charakterisiren und Eltern und Schülern die Einsicht zu gewähren in die Fehler und Mängel, aus deren Entfernung sie vorzügliche Aufmerksamkeit zu verwenden haben, während die auf bloßer Zahlenabstufung beruhende Beurtheilung der Schülerleistungen wohl- ersichtlich macht, daß etwas vermißt wird, aber keine Andeutung dessen zu geben vermag, was vermißt wird und daher der Besserung oder Vervollkommnung bedarf. Am Schlüsse des Berichtes über das Wirken des Lehrkörpers im abgelaufenen Schuljahre kann die Bildung eines Vereines für. Unterstützung dürftiger Schüler am hiesigen Gymnasium nicht unerwähnt gelassen werden. - Die aus der großen Dürftigkeit, mit welcher ein nicht geringer Theil der hiesigen Gymnasialschüler schon von Haus aus zu kämpfen hat, für die Eltern derselben entspringende Schwierigkeit, die für die Beischaffung neuer Lehr - und Hülfsbücher und sonstiger Schulerfocdernisse durch die Reform der Gymnasialstudien nothwendig gewordenen gegen die frühere Zeit bedeutend höheren Auslagen mit beschränkten Geldmitteln zu bestreiten; die gemachte Erfahrung, daß talentvolle Schüler in ihrer geistigen und sittlichen Bildung gar oft hinter den Anforderungen der Schule nur auS dem Grunde Zurückbleiben, weil sie von ihren entfernt wohnenden mittellosen Eltern bei Familien, die zur Führung der gehörigen Aufsicht weder Beruf noch Zeit haben, untergebracht werden; endlich der aus solchen Wahrnehmungen entsprungene Wunsch, unterstützungswürdigen Schülern die Unterkunft bei soliden der Aufsicht mit Gewissenhaftigkeit obliegenden Familien und in Erkrankungsfällen die Bestreitung der mit einer besseren Pflege verbundenen Auslagen zu erleichtern, veranlaßten den Lehrkörper, sich an die Bewohner der Stadt, an die Bezirke und die hochwürdige Geistlichkeit der Umgebungen Marburgs zu wenden und zur Gründung eines Vereines einzuladcn, der sich die edle Aufgabe stelle, talentvolle, aber dürftige Knaben und Jünglinge durch frei- willig geleistete Beiträge mit den dringendsten Bedürfnissen zu unterstützen und auf ihrer Studienbahn zu erhalten. Der Aufruf des Lehrkörpers blieb nicht ohne den gewünschten Erfolg. Bereits ist dem Unterstützungsvereine die Theilnahme von 140 Mitgliedern aus allen Ständen mit dem jährlichen Beitrage von je 2 fl. CM. und darüber gesichert und eine Summe von 225 fl. 40 kr. eingezahlt. Dem Entwürfe der Vereinsstatuten stellten sich bis jetzt manche Hindernisse entgegen; indessen ist zur Feststellung derselben bereits das NötHige eingeleitet, damit der Ver- ein mit dem Beginne des Schuljahres 18ins Leben treten könne. €. Persona! st and des Gymnasiums. Oirrhtor. Herr Friedrich Rigler, zu Folge H. Ministerialerlasses vom 9. Mai d. I. zum k. k. Schulrathe und Gymnasial-Jnspektor für Steiermark, Kärnthen und Krain er- nannt. Laut Verordnung der k. k. Landesschulbehörde vom 19. Mai d. I. Z. 532 wurde derselbe seiner Funktionen als Direktor enthoben und die einstweilige Leitung des Gymnasiums dem ältesten Lehrer übertragen. Nicht ohne inniges Bedauern sah der Lehrkörper in seinem bisherigen Vorsteher einen Mann aus seiner Mitte scheiden, der sich im Kreise seiner Wirksamkeit mit Festigkei-und Sichercheit zu bewegen, durch die Klarheit seiner Einsichten und durch die Zuverlässigkeit seines echt humanen Charakters das Band gegenseitigen Vertrauens und Wohlwolt lens, das zwischen Vorstand und Lehrern geknüpft war, immer mehr zu befestigen und das wissenschaftliche Gedeihen der Schüler, deren besondere Anhänglichkeit er sich durch wohlwollende Strenge und tiefe Auffassung des jugendlichen Gemüthes zu erwerben wußte, durch seine vielseitigen gediegenen Kenntnisse und durch seinen mächtigen Einfluß auf die unter seiner weisen Leitung wirkenden Amtsgenössen zu sichern verstand. Die Stadtgemeiude, in deren Mitte Hr. Rigler durch einen Zeitraum von 28 Jahren theils als Lehrer, theils als Vorstand des Gymnasiums wirkte, hat ihrer hohen Achtung für den Scheidenden durch die Verleihung des Ehrenbürgerrechtes entsprechenden Ausdruck gegeben. DNirkliche Lehper. Georg Mally, Senior des Lehrkörpers und Direktors Stellvertreter. Rudolph Puff, Dr. der Philosophie. Johann Kurz. Georg Mathiaschitsch, Weltpriester. Laurenz Hribar, im Oktober v. I. vom CillierGymnasium an das hiesige versetzt. Franz Sperka, wegen andauernder Krankheit seit dem Beginne des Schuljahres beurlaubt. C a: l Grünewald. Aupplirenve Lehrer. Dominikus Buswald, Kapitular des Benediktinerstiftes zu Admont, Dr. der Philosophie. Bereits approbirt. Josef Streinz. Bereits approbirt. Guido Schenzl, Kapitular des Benediktinerstiftes zu Admont, Dr. der Philosophie. Martin Terstenjak, Weltpriester. Johann Dominkusch. Die Verwendung der einzelnen Lehrer ist aus dem nebenstehenden Lektionsplane ersichtlich. . Leklionsplun des k. e. Gymnasiums zu Marburg im Studienjahre 1851 für die Obligat-Lchrgegenstände nach Stundenzahl, Lehrstoff, Lehrbüchern und Lehrkräften. Rio«*. Religion. Lateinisch. Griechisch. Deutsch. Slovenisch. Geographie und Geschichte. Mathematik und ,,1,1Iosoph. Propädeutik. Naturgeschichte und Physik. Wöchent- liche Stunden- zahl. I. 2 Stunden. Katholischer Lehrbegriff nebst tU nrm kurzen Abrisse der Religi-onsgeschichte nach dem Regensburger Katechismus. Tcrstcnjak. 8 Stunden. Regelm. Formenlehre ». Leseiidun-gen nach Döll. Hribar. 4 Stunden. Granimatik.Wortbildung; einfacher u. zusammengesetzter Satz. Lesebuch von Mozart I. Band. Hribar. 2 Stunden. Grammatik. Regelmäßige Formenlehre bis zum Zeitwerte nach Jaacžič. Lcseübungen nach Dr. Kleemann's Berilo I. Band. Tcrstcnjak. 3 Stunden. Allgemeine Einleitung in die Geographie, Kanerrhum Oesterreich, Deutschland, Amerika, Australien nach Annegar». Mathiaschitsch. 3 Stunden. miifiimtif. Ergänzung ju den 4 Speeles, gemeine u. Decimai-tnlirOe nach Moznik. ..i.onieirle.Anschaullngslrhrc,Punkte, Liiile», u. Winkel nach Schulz. 1. Sem. Dr. Schcnzl. ,j,„ j. chaiuingslchrc. Winkel, Dreiecke. Dr Schcnzl. 2 Stunden- 1. Sem. Zoologie, 2. (5tm. Botanik nach Fischer's nalurhistorischem Lesebuche. Mally. 24 D. 2. Stunden. Geschichte der Offenbarung des alten Bundes nach Schumacher. Tcrstcnjak. 5 Stunden. Kongruenz n. ^tcktlonsichrc nacy PUll'che. Com. Ncpos. Hribar. 5 Stunden. Vormcnlcyrc mir Äusschiuß der unregelmäßigen Vcrha nach Küh-ner's Grammatik. Grüncwald. 3 Stunden. öiumuiuiu. xtiuiis und Sü^uyit nach Bccker's System. Lesen und Vorrrag memorirter Stücke aus Mozart's Lesebuch III. Band. Dominkusch. 2 Stunden. öiisiüiüii*. R.'gr!:näß:'g: F:::r.:n-lehre vom Zeitworrc; Syntar nach Janežič. Lescübungcn nach Dr. Kleemann's Berilo. Tcrstcnjak. 3 Stunden. fScnjrnnlSif 9lnen. Afrika. Amerika" nach Annegar». Geschichte. Von der Völkerwanderung bis;um westphalischen Frieden nach Pütz. Dr Buswald. 3 Stunden. irteflitfii mit algebraischen Aus-»;!!(#<• 11. Quadriren, Kubiren, u. Wiirikiausziehen aus besonderen fohlen nach Moznik. -,n,chauungslehre. Dreiecke, Vierecke. Dr. Schcnzl. 3 Stunden. Im i. Sem. Naturgeschichte. Mineralogie und Botanik nach Fi- |d)Ct ö IlÜlUiyi|"lUU|UM)U Mally. Im 2. Sem. PhyKk. Allgemeine Eigenschaften , Statik, Hydrostatik und Aerostatik, Chemie nach Hellmuth. Dr Schcnzl. 26 U 2 Stunden. Geichichce der Offenbarung des neuen Bundes nach Schumacher. Tcrstcnjak. 6 Stunden. Tempus, und Moduslehre, Prosodie nach Putsche. Cacs. hell. gali. I. - VI. Grüncwald. 4 Stunden. Unregelmäßige Vcrha; Syntax: der einfache Satz, aticib. Say-verhälrniß nach Kühner. Spieß'S Lesebuch. Grüncwald. 3 Stunden. Lesen mit Beachtung der Tropen und Figuren, freier Bortrag und Deklamation. Schriftliche Uibun-gen undGeschäftsaufsatze. Lesebuch von Mozart. IV. Band. Dr. Buswald. 2 Stunden. Combinirt mit der III. Klasse. 3 Stunden. Geographie. Aiien nach Annegarn. Geschichte der mittleren und neueren Zeit nach Pütz. Vaterlands-kunde. Grünewald. 3 Stunden, tinni mit algebraischen Ausdrük-ftu, 2. und 3. Potenz, 2. und 3. Wurzel, Proporcions - Rechnun-, Gleichungen des ersten Grabes mit einer Unbekannten na«» Moznik. Anschaxliiigslehre. Dreiecke, Paral-„logramme, Vielecke, Kreis, Um-jjnjs. und Juhaltsberechnung. Strcinz. 3 Stunden. Das Vorzüglichste und Wesentlichste aus dem Gebiete der Physik und Chemie nach Hellmuth und Schöd-Itr. Dr. Schcnzl. 26 T 2 Stunden. Die vorchristliche und christliche Offenbarung nach Conrad Martin I. Band. Mathiaschitsch. 6 Stunden. Liv. I und Auswahl aus III. IV. Ovili. Mctamorph. Auswahl. Dr. Buswald. 4 Stunden. Xcnopliont. Anah. I. Ilom. Ilias I, 1 - 318. Erammarik nach Kühner. Director. 2 Stunden. Lesen mit Hervorhebung stilistischer und ästhetischer Momente. Rede — und Stilübungen. Lesebuch von Oltrogge i. Cursus. Dr. Buswald. 2 Stunden. Oberabtheilung. Wort- und Satzfü-qung nach Janežič. Lesebuch: Cvetje jugosi, von Mačun. Unceradlheilung. Formenlehre nach Janežič. Mathiaschitch. 3 Stunden. Alte Geographie u. Geschichte nach Pütz. Dr. Puff. 4 Stunden. .i|e pier Species in algebraischen „«drücken, Brüche, Proportione». „ . . . iHtt'iiietcif. Long,rnetrie und Plani-meirie bis zu den krummen Lc-„,e„ nach Moznik. St/einz. 3 Stunden. i. Sem. Zoologie, 2 Sem. Botanik, beide systematisch nach Burmeister; Uidersicht des natürlichen Pstanzensysteins. Mally. 26 ♦ VI. 2 Stunden. Katholische Glaubenslehre nach C-Martia II. Theil i. Hälfte. Mathiaschitch. 6 Stunden. Salluß. Cat. u. Jug., Virg. Georg. III., Acu. I Kurz. 4 Stunden. Ilom. Ilias I. II. VI., Hcrod. V. VI. Auswahl. Grammatik nach Kühner. , Dr. Buswald. 3 Stunden. Erzählende und beschreibende Prosa, Fabeln, epische und lyrische Dichtungen nach Olllrogk's Lesebuche 2. Cursus. Dr. Puff. 2 Stunden. Combinirt mit der V. Alasse. 2 Stunden. Mittlere Geschichte nach Pütz. Dr. Puff. 3 Stunden. L,liei>brüche, Proportionen, Pollii* und Wurzellehre nach Moz- tiieoinetrie. Planimetrie nach Wiegand- Streinz. 4 Stunden. i. Sem. Mineralogie und Zoologi», 2 Sem. Zoologie und Botanik, beide systematisch nach Burmeister; Geognolie nach Zippe. Vergleichung des Linne'schen Pstanzen-syßems mit dem natürlichen. Mally. 26 I VII. 2 Stunden. Wegen Einführung des neuen Lehr-duches ebenfalls katholische Glaubenslehre nach C. Martin. Mathiaschitsch. 5 Stunden. Cic. or. pro Arch., pro ltoscio Am., Virg. Acn. II. III. IV. VI. Kurz. 4 Stunden. Ilom. Odyfs. IX - XIV. Grammacie nach Kühner. Kurz. 3 Stunden. Literaturgeschichte nach Weber von der ältesten Volkspoesie bis zu Deutschlands klassischer Literatur. Oltrogge's Lesebuch 3. Cursus. Dr. Puff. 2 Stunden. Stil- und Redeübungen. Lesebuch: Naravoslovje von Robida Südllavische Literatur in Haupt-umrissen. Mathiaschitsch. 2 totundtn. Neue Geschichte nach Pütz. Dr Puff. 4 Stunden. Potenz- nndWurzelrechnungen,Proportionen, Gleichungen des i.u. 2. Grades, diophancische, höhere und Exponent. Gleichungen. Reihen. Geometrie. Dreiecke, Vierecke,Kreis. Stereometrie. Trigonometrie nach Moznik und Wiegand. Dr. Schcnzl. 4 Stunden. r. Sem. Mineralogie und Zoologie, 2. Sem. Zoologie und Botanik, beide systematisch nach Burmeister. Geognolie nach Zippe. Vergleichung des Linne'schen Pfianzensystems mit dem natürlichen. Mally. 1 tC - 1 2Č VIII. 2 Stunden. Geschichte der christlichen Kirche nach (?. Martin. Mathiaschitsch. 4 Stunden. Tac. Ann. I. IV., 48 ad fin. Germania. Horatii Oda; Auswahl. Director. * 4 Stunden. Hcrod. I. u. II. Auswahl- Sophoclis Antigone. Kurz. 3 Stunden. Literaturgeschichte von Deutschland«!' klassischer Literatur dis auf die neueste Zeit. Erklärung von Schillere Tell und Göthe's Iphigenie. Tir Pi.fT 2 Stunden. Combinirt mit der VII. Klasse. 2 Stunden. 1. Sem. Uidcrßchtderganzcn Weltgeschichte nach Welter's Auszug. 2. Sem. Oesterreichische Vaterlands-kunde nach Pütz. Tir Puff1 Philosoph. Propaveulib. 2 Stunden. Empirische Psychologie, reine und angewandte Logik nach Macchia. TiiVnHnr 030 7 Stunden. Physik. Allgemeine Eigenschaften, Chemische Verbindungen, Gleichgewicht und Bewegung, Wärme, Verdünstung, Akustik, Magnetismus, Eleckricität, Optik nach Kunzek und A. v. Baumgartner. Strömst. 2C r D. Freie Leh rgegenstände. 1. Steiermärkische Geschichte in der vierten Gymnasialklasse, vorgetragen von G. Mally. . 2. Kalligraphie. Den Unterricht leitete in zwei wöchentlichen Stunden I. Kurz. 3. Italienische Sprache. Den Unterricht ertheilte in zwei wöchentlichen Stunden der aufgestellte Nebenlehrer Herr Walentin Gasperschitsch. 4. Gesang. In diesem unterrichtete Herr'Karl Martiny, Organist der hiestV gen Stadtpfarre, in drei wöchentlichen Stunden 40 Schüler aus verschiedenen Klassen des Gymnasiums. Die Aufnahme des Unterrichtes im Zeichnen mußte bisher aus dem Grunde unterbleiben, weil kein Fond vorhanden ist, aus dem die mit der Ertheilung desselben unerläßlich verbundenen Auslagen bestritten werden könnten. Bei der aufrichtigen Theilnahrne, welche die Bürgerschaft dem Gedeihen der Lehranstalt schenkt, dürfte die Hoffnung des Lehrkörpers, die Einführung des Unterrichtes im Zeichnen durch Unterstützung aus den Mitteln der Stadtgemeinde erleichtert zu sehen, nicht unerfüllt zu bleiben. ffi. Frequenz des Gymnasiums. Von diesen Anzahl ver Schüler nach ven einzelnen Rlassen Summa zayllkn Schulgeld im I. II. III. IV. V. VI. VII. VIII. I. Sem. II. Sem. Zu Anfänge des Schuljahres. 39 19 26 28 35 15 22 28 212 66 72 Am Schlüsse des Schuljahres. 36 18 25 28 34 13 21 20 195 Geprüfte Privatschüler im I. Sem. 3 1 1 5 5 Von den Schülern der achten Klasse haben sich zwölf zur Maturitätsprüfung gemeldet. F; ' Lehvrnitlel des Gymnasiums. Diese befìei/tu. . * 1. In einer Bibliothek von etwa 2600 Bänden und Heften. Auf die Erweiterung und Vermehrung derselben, damit sie ihrem doppelten Zwecke entspreche: den Schülern die ihren verschiedenen Bildungsgraden angemessenen, den Lehrern aber solche Werke zu bieten, deren Anschaffung die beschränkten Mittel des Einzelnen übersteigt, wurden außer dem aus dem Studienfonde angewiesenen jährlichen Pauschale von 50 fl. auch die nach §. 63 des Organisationsentwurfes eingehobenen Aufnahmstaxen und ein Theil der von der Stadtgemeinde zur Verfügung gestellten Summe verwendet. Das Gymnasium kam dadurch in den Besitz vieler jener Werke, welche dcls H. Ministerium des Unterrichtes sowohl in dem Lrganisationsentwurfe als auch in einzelnen Erlässen als die zweckmäßigsten Hülfsbücher zum Studium der klassischen Literatur und der zunächst damit verwandten Fächer empfahl. Für das geographisch-historische Fach wurden Sydow's große Wandkarten, Kiepert's Atlas der alten Welt und einige kleinere Kartensammlungen; für die Naturgeschichte die bei Hentze in Breslau erschienenen Wandtafeln von Fischer, Schubert's Naturgeschichte in Bildern, Burmeister's zoologischer Handatlas und desselben botanische Abbildungen u. s. w. angeschafft. Auf gleiche Weise wurde die Bibliothek mit einigen bedeutenden Werken über Chemie, Physik und Mathematik bereichert. .» Auch durch großmüthige Spenden naher und entfernter Freunde und Verehrer der Wissenschaft erhielt sowohl die Bibliothek als auch die naturhistorische Lehrmitrelsammlung des Gymnasiums einen nicht unansehnlichen Zuwachs. Der hochwürdige Herr J. Rozmann, Dommherr in St. Andrà übermittelte einen Betrag von 15 fl. CM. zur Anschaffung slovenischer Werke. Die hochwürdigen Herren: B. Ciringer, J. Drobnič, J. Ilašnik, Dr. J. Mursec, R.v Razlag, Fr. Sorcio,; endlich Herr Dr. J. Bleiweis, Professor in Laibach und Herr J.Š. aus Cilli spendeten Druckschriften in slovenischer Sprache. Von dem hiesigen Lesevereine erhielt die Lehranstalt mehrere ältere Jahrgänge des österreichischen Zuschauers. Mehrere schöne Stücke von Mineralien verdankt das Gymnasium dem Herrn Rechnungsrevidenten M. Pcinhaupt. Der Herr Bezirkshauptmann in Radkersburg, Freiherr v. Fürstenwäther und Herr Dr. und Professor Fr. lllubek in Gratz machten Packete mit getrockneten Pflanzen dem Gymnasium zum Geschenke. Der Lehrkörper sieht sich angenehm verpflichtet, allen in vorstehenden Zeilen genannten Gönnern und Freunden des Gymnasiums den wärmsten Dank auszudrücken. Zur Gründung eines Herbariums wurde von dem Professor der Naturgeschichte G. Mally eine Sammlung der wichtigsten Pflanzen Untersteiermarks angelegt. 2. Eine kleine Mineraliensammlung hat das Gymnasium von Herrn Dr. Bader in Wien käuflich an sich gebracht. 3. An mathematischen Lehrmitteln besitzt die Anstalt zum Behufe der Darstellung-beitn Unterrichte 50 aus Pappe gefertigte und mit weißem Lack überzogene Körpermodelle von 1 Fuß Höhe und Vollmer's mathematische Wandtafeln.^Di^A^mmlung der mathematischen Körpermodelle wird noch weiter vervollständiget.^--'^^' " V;> 4. Für den physikalischen Unterricht mußten alle experimentellen Behelfe erst in diesem Jahre angeschafft werden, da nur einige alte unbrauchbare Stücke von Apparaten aus der früheren Zeit vorhanden waren. Es sind nun bereits an 200 theils größere, theils kleinere Apparate und Geräthe, der chemische Hausrath und chemische Stoffe u. s. w. angeschafft worden, so daß der Unterricht in der Physik selbst in diesem Anschaffungsjahre in keiner Weise durch Abgänge an Experimental-Behelfen gehemmt wurde.^ Eine Hobelbank, Tischler« und Schlosserwerkzeuge und ein Glasblasetisch machen es den mit- dem Unterrichte der Physik betrauten Lehrern möglich, manche kleinere Behelfe anzufertigen oder dringliche Reparaturen vorzunehmen, was in kleineren Städten unumgänglich nothwendig ist. Die Bestellungen an physikalischen Apparaten wurden von den Herren Ekling, Plössl und Kapellen in Wien, dann von Herrn Emil Stöhnen in Leipzig in ganz entsprechender Weise effektuirt. Mehrere Gegenstände sind der Anstalt von Verehrern der Wissenschaft und Freunden der Jugend zum Geschenke übergeben worden, wofür insbesondere den Herren Bancalani, En-hant, Fenlinz sen., Fnanz, Noss, llaisp, ün. Med. Stneinz, Tauch mann und Vivat in Marburg und Herrn Kapellen in Wien hiermit öffentlich der herzlichste Dank ausgesprochen wird. - j \ . ------------------------------------ Viele wohlthätige Familien der Stadt haben sich auch im verflossenen Schuljahre durch werkthätige Unterstützung um dürftige Schüler des Gymnasiums verdient gemacht. Allen diesen Gönnern der studirenden Jugend sagt der Lehrkörper den innigsten, tiefgefühlten Dank; möge ihr edler Wohlthätigkeitssinn auch in Zukunft unterstützungswürdigen Gymnasialschülern zugewendet bleiben i Nerz ei ch nisteiniger zu schriftlicher Bearbeitung in deutscher Sprache den Schülern des .Ubergymnasiums gegebenen Themata. 1. Beschreibung der Weinlese, ihrer Mühen und Vergnügungen. 2. Vergleichung des Frühlings mit der Auferstehung. «y . • 3. Die Ausbreitung des Chcistenthums in Deutschland und ihre Folgen. 4. Roms Gefahr durch die Verschwörung des Catilina. Nach Sallustius. . 5. Rede des Epaminondas an die Thebaner vor der Schlacht bei Leuktra.- G.,, Vergleich von Schillers Dichtungen: „Die Klage der Ceres" und „das eleu-fische Fest." • 7. Der Psingstmorgen. Ein metrischer Versuch. 8. Was erleichterte den Römern die Besiegung der Deutschen trotz der Tapferkeit der letzteren? 0. Beschreibung einer Feuersbrtinst nach Schiller's Lied von der Glocke. 10. Rede des Ulysses an den Polyphem, um ihn zur Milde und Menschlichkeit zu bewegen. Nach Homer's Odyssee. 11. Zergliederung von Schillers Dichtung: „der Gang nach dem Eisenhammer." 12. Rede des Leonidas an seine Gefährten bei Thermopylä. 13. Siuon's listige Erzählung, um die Trojaner zu bestimmen, das hölzerne Roß in die Stadt zu bringen. Nach Virgil. . 4 •"'zb.vCU; Tod Ves'-Priamus. Nach Virgil. -4 ? ■ • ' ^ --WS- ;.;j v j. =• ' '• :Beurtheilung»der, 28. und.. 68..?Ron»anzr in.Herder'S Cid.' schtiAi-;": '1A L'Welchtj^Berdienste.um BildunKirund!Wissenschaft hatten die geistlichen £r= den im Mittelalter-7 > *?"- . . • -*■;: ti;'3? ? ;yy^ v» /• :v;> .r-17Welche» 'Einfluß^chat^^LMMLE/der Griechen und Römer- auf.das Stu-biunubee -Weltgerichte.? S . •:>: ' . 7 ..18. , Lykurgus und Solon :in Bezug auf ihren-persönlichen Charakter tv f. w. mitr-emanbcr-öergHchen.;';v «iS 5.?-: ,T-; .r.^; , -... : ^ <• ' 19.« Welche: Bedeutung hatte die geographische Lage Griechenlands für die geschichtliche Entwicklung des- Volkes?- -n* : ' 20a Abschied des Augustus von seinen Freunden. -■ 11 •• ' .... j - ZZerzeickniß der wicktigerenDerordnungeu des H.k. k. Mi n ifieriurns, die im Laufe des Schuljahres an das Gymnasium ergangen sind. 1. Hoher Ministerialerlaß vom 19. Okt. 1850 Z. 8885, wodurch die §§. 75 und 76 sammt dem Anhänge Nro. XII des Organisationsentwurfes in volle Wirksamkeit gesetzt werden. " D ' ? ■ 2. H. Ministerialerlaß vom 3. Oktober 1850 Z. 7897, wornach es bei neuen Anstellungen von Gymnasiallehrern von dem - bisher bestehenden Unterschiede in der Besoldung weltlicher und geistlicher Lehrer gänzlich abzukommen hat. 3. H- Ministerialerlaß vom 18. Okt. 1850 Z 9134 das Contrahiren der Gymnasialstudien und das damit zusammenhängende Privatstudium betreffend 4. H. Ministerialerlaß vom 13. Jänner 1851 Z. 254, daß kein vom Ministe rium nicht vorgeschriebenes, empfohlenes oder zugelassenes Buch in denSchulgebranch komme oder -bleibe. - 5. H. Ministerialerlaß vom 26. Jänner 1851 Z. 11089, wornach die Dauer der Herbstferien des Schuljahres 1851 auf die Zeit vom 1. August bis 15. September festgesetzt wird. 6. H. Ministerialerlaß vom 29 April 1851 Z. 3043, die schriftlichen Semestral-prüfungen der Privatschüler betreffend. , . 7. H. Ministerialerlaß vom 26 Mai 1851 Z. 5123 enthaltend die Bestimmun- gen , nach denen an vollständigen Gymnasien am Schluffe des Schuljahres 1851 die Maturitätsprüfungen abzuhalten sind. Das Schuljahr 18;; wird am 16. September d. I. beginnen; die Aufnahme der «Schüler* findet am 13. 14. und 15. September Statt. Von dem Lehrkörper des k. k. Gymnasiums zu Marburg am 24. Juli 1851.