^^^'^^^^-^^^^^^^Q^(^ 9. ci>^t<^(^>'^-_z'^^^^^ Denkmal auf die Ruhestätte d t5 sämmtlicher Rechte Doctors u»d Advokaten in Laibach, gesetzt im Namen seiner Freunde und Verehrer von Phil. Jac. Ncchseld. «iVem pfiück'st Du diese Blumen Mit ems'ger Ha»d? ^Dem Fleiße sonder Nast, «Gestärkt für jede Last, »Den in des Stiibchens Stille »Gebannt ein fester Wille.« Wem ordnest Du die Blumen Mit sinn'ger Hand? ^Der biedern Redlichkeit, „Der me der gelbe Neid ^Getrübt die reinen Farben, — „Ach! — fehlren doch die Garben!—« Wem windest Du die Kränze So kunstgewandt? „Dcr zarten Liebesflamm', «Dem stillen Bräutigam, »Den bis.zu Edens Thore — «Geleitet schon die Höre." ') Er starb nach einem vierzchnmonatlichcn schmcrzenvollcn Krankenlager. Wem glättest Du die Lyra Mit weicher Hand? »Dem lie der frohen Mund, »Der oft im Künstlerbund ^Der Töne Macht empfunden, »Die sich dcr Brust entwunden.« Wohin trägst Du die Kranze? Das Saitenspiel? »Ach!--------- auf ein frisches Grab, — »Des Mannes ganze Hab', «Der für sein kurzes Leben »Wohl hohen Preis gegeben." Was schaust Du in die Ferne So sehnsuchtsvoll? »Der Freunde harr' ich all', »Die hin zum Grabeswall »Mit mir — die Zeichen tragen, »Mit mir — den Freund beklagen." Vaterländisches. Die Fahnenweihe zu Laibach. Geschildert von Leopold Kordesch. <^)as erhebendste, großartigste Fest, die solennesie Feierlichkeit dieses Jahres war unbczwcifelt die am 24. September vorgenommene Weihe der drei neuen Fahnen unsers vaterländischen Infanterie .-Regiments Prinz Hob enlo he - L angcnburg. Schon seit mehreren Wochen vorher war die Fahnenweihe ein Gegenstand des allgemeinen Gespräches, daher zu diesem Feste auch sehr viele Fremde vom Lande herbeigeströmt kamen. 168 Der eisehnte 24ste September erschien, begünstigt vom herrlichsten Wetter. Auf dem geräumigen ständischen Wiesengrunde unter Thurn, -und zwar links ' vom Hauptgange der Lattermanns - Allee, erhob sich am frühen Morgen dieses Tages wie durch Zauberfchlag ein prachtvolles Meßzelt in Gestalt eines geschmackvoll ausgeführten Tempels, von 6 colossalen Säulen getragen, worunter die vordersten aus blanken Gewehrläufen zusammengestellt, die hintern vier aber weiß überzogen waren. Links und rechts zwischen den Säulen standen 4 grosie Orangenbäume in ihren Kästen, je zu zwei an einer Seite. Portal und Dach waren mit psirsichblüthenfärbigem Zeug überspannt, was dem' Zelte ein äusterst zierliches Aeußeres verlieh, und der Tempel war mit sinnreichen weißen Drapperien verziert, im Hintergründe der Alrar herrlich geschmückt und das Innere zum Theil mit prachtvollen Sesseln umstellt. Nach 8 Uhr Früh fing die Volksmenge an, in ununterbrochenen Zügen hinaus ins F«ie zu wallen, wo die 3 Feldbataillons des Regiments nebst dem 1. Landwehrbataillon in größter Parade aufgestellt standen. Die Crome aller hiesigen Notabilitäten hatte sich nach und nach in und um das Meßzelt herum versammelt, das eine Spalier - Chaine umgab. Als nach 9 Ilhr die ?. l'. Frauen Fahnenpathinnen und bald darauf Se. fürstbischöfiiche Gnaden, Herr Anton Alois Wolf, daselbst eingetroffen waren, begann die feierliche Feldmesse, gelesen von dem hochwürdigen Feldcaplan, Herrn Th. Zh iba sch e k, unter klingendem Spiele der Regimentscapelle und den üblichen Salven während der 4 Hauptmomente der heiligen Handlung, bei denen auch der Donner der Kanonen von» Castellberge mit den Infanteriesalven correspondirte. Nach Beendigung der Meßfunction wurden die 3 Fahnen von 3 Unterofficieren des Regiments, nach vorheriger Daranbefestigung ihrer prächtig gestickten Bänder, in das Zelt gebracht und von dem hochwürdigsten Herrn Fürstbischöfe feierlich consecrirt. Die Fahne des l. Bataillons, oder die Leibfahne, auf weißem Grund mit dem Bilde der heiligsten Jungfrau Maria und dem österreichischen Adler, erhielt ein überaus reiches himmelblaues Band auf Moire mit Silber gestickt. Die Stickerei bildet Eicheln und Palmen. Die Devise diescr Fahne lautet: »Für Gott und Vaterland," und Ihre Durchlaucht die Frau Friede r i k e Fürstinn zu Hohe nl oh e - La ng e n bürg ist die erhabene Pathinn derselben. Ihre Stelle vertrat die Hcchwchlgeborne Frau Johanna v. Görger, Gemahlinn des Herrn Obersten und Regimentscomman-danten. Neben dem Wahlspruch sind in erhabener Stik-kerei der Name der Frau Pathinn, die Jahreszahl und das Fürstlich Hohen loh e'sche Wappen auf den verschiedenen Seiten dieses Prachtbandes angebracht. Die Fahne des 2. Bataillons, gelb, mit dem Kaiseradler im Doppelbilde, hat ein lichtbraunes Moireband (die Farbe der Rackaufschläge des Regiments) , sehr reich mir Gold gestickt, und führt die Inschrift: .Stark, einig und treu — Des Krieg e r s W a h l s p r u ch sey!« Diese Fahne hatte Ihre Excellenz, die Hoch-geborne Frau Francisca Freiinn von Wein gar- , ten, Gemahlinn des ?. '1'. Herrn Landesgouverneurs Excellenz, zur Pathinn. Neben der Devise ist das Wappen der Freiherren von Weingarren, wie auch der Namenszug der hohen Pathinn eingestickt. Die Fahne des 3. Bataillons endlich, mit der Devise: ..l'io re^6 ot palriü!" führt ein kaisergrünes Band von Moire mir Silber. Die Stickerei sind Lorberblättcr. Weiters liest man darauf: lÜivitn» I^l):lc«3il«i« MI)(X>(^XXXXV. Eben so ist an einem Ende des Bandes der heilige Nicola us, Stadtpatron von Laibach, auf der andern das Sradtwapp.en außerordentlich kunstreich eingestickt. Die Hochgeborne Frau Fr an cis c a Gräfinn v. St u-benb e-rg vertrat b^i dieser Fahne im Namen der Stadt die Pathenstelle. Nach der empfangenen Weihe wurden die 3 Fahnen zu dem vor dem Zelte angebrachten, weiß drappe-rirten Tische hingetragen und die üblichen Nagel zuerst von den hohen Frauen Pathinnen, sodann von den-Mi-litar - und Civil - Notabilitäten und anderen geladenen Gästen eingeschlagen, worauf der Herr Oberst von Gö'rger das Regiment ein Quarrt formiren ließ, d'eillftlben die Fahnen feierlich übergab, und eine passende Anrede hielt. Nun wurde vom Regimente der feierliche Eid der Treue geleistet, darauf im Zelte das solenne 1'6 vkmn abgehalten und so der kirchliche Act geschlossen. Das Militär,, der Erercierpfiicht entbunden und auf dem ausgedehnten Wiesenplane bivouakirend, stellte die Gewehre in Pyramiden auf, vertauschte die schweren Czako's mir Lagermützen, und machte sich's bequem. Gegen Tivoli zu sah man in verschiedenen Richtungen lustige Rauchsäulen einporwirbeln, und näher gekommen, erblickre man hundert und hundert Eisen-topfe, Kochmaschinen und Casserole, schnarrend, dampfend und brodelnd zur gastlichen Bewirthung des vaterländischen Regiments im Freien. Hinter dem Schlosse standen mehrere Wagen mir weißem Weckenbrod und Weinfässern beladen, und man muß gestehen, daß der Anblick aller dieser Bewirthungsanste>ltcn und ?er vielen Nothtische unter der Schloßterrasse, dann die Geschäftigkeit der Köche, die wogende neugierige Menschenmenge dazwischen, endlich die lange Zeile des la- 169 gernden, auf sein Mahl wirrenden Militärs einen unvergeßlichen Eindl'uck hervorbrachte. Ebenso war es eine Lust, dein Acte des Speisens von so vielen hundert Kriegern zuzusehen, die häufig Toaste auf 5as Wohl Sr. Majestät des Kaisers, ihrer Vorgesetzten und der gastfreien Bürger Laibach's ausbrachten, die sich als so freigebige Wirthe gegen sie bezeigten. Nach den, Mahle ergötzte sich die Mannschaft zum Theil durch Tanz, wobei die Negimentscapelle aufspielte, zum Theil durch Gesang in verschiedenen Gruppen, so daß die Zeit pfeilschnell verrann. Nach 4 Uhr des Nachmittags iraf der Herr Regimeniscomman-dant in Begleitung des berittenen Stabes am Belustigungsplatze an, und ließ das Regiment zum Abmarsch anstellen. Die 4 Bataillons marschirten nun unter klingendem Spiele und mit guter Haltung bei der Trie-ster Linie herein und durch die Herrengaffe auf den Congreßplatz, wo sie sämmtlich vor dem Stäbe defi-lirten und dann einrückten. Bald darauf sah man Scharen der Militärmannschaft nach dem Theater wandern, welches an diesem Tage ausschließlich für sie frei war. Man gab paffend: „Ma.rie, die Tochter des Regiment s." Als die Nacht hereinbrach, sah man 20 Pechpfannen längs der Sternallec, dem Casinogebände gegenüber, qualmen, um den Thorweg für die anfahrenden Ballgäste zu beleuchten, die von allen Seiten zusammenkamen. Auf der Altane war das transparente Bild eines Kriegers nebst allen militärischen Emblemen paffend angebracht, darneben standen zwei Vasen mit Spiritussiammen. Die Vorhalle des Casinohauscs, so wie der Aufgang zum Saale schien ein wahrer Blumengarten zu seyn, und um den herrlich decorirten Saal zu beschreiben, würde kaum ein bogenlanger Aufsatz hinreichen, daher ich am Schlüsse meiner Schilderung nur noch bemerke, daß der in Rede stehende Ball einer der glänzendsten Festbälle war, die man je in Laibach gesehen hat, welcher daher dem Geschmack und Arrangement des l'öbl. hiesigen Officier-corps alle Ehre machte. Die Fahnenweihe aber wird bei Jung und Alt, dessen bin ich gewiß, noch sehr lange als eines der schönsten militärischen Feste in lebhafter Erinnerung bleiben. Gin Blick auf den Getreidehandel in Krain. , (Aus dein Iourn. dcs östcrr. Lloyd.) « Wir lesen in einem, aus dein Journale des österr. Lloyd in die Laibacher Zeitung Nr. 74 d. I. übertragenen Artikel die Lobpreisung der umsichtigen k. k. allgemeinen Hofkammer, welche, zum großen Vortheile für Kram und Tricst, die zollfreie Einfuhr des ungarischen Getreides nach Kram zur Vermahlung, und die ebenfalls zollfreie Ausfuhr des daraus gewonnenen Mehls nach Triost, einigen Handelsleuten in Laibach ausnahmsweise gestattete. — Dieses führt uns zu einer flüchtigen Betrachtung über Krains Gedreidehandcl. Seit Laibach einen Handel hat, ist das Getreide einer der wesentlichsten Artikel desselben. Kram deckt kaum die Hälfte seines Bedarfs an Brotfrüchten durch das eigene Erzeugnis;, so auch Karncen, und deßhalb war es von jeher die Sache der Laibacher Kaufleute, das Man' gelnde für den eigenen Bedarf des Landes, für einen Theil von Karnten, für Triest und selbst zum überseeischen Handel aus Ungarn herbeizuholen, und man konnte den sogenannten Kornhandel Laibachs blühend nennen; allein allmalich fing' dieser Handel an zu sinken und die Vorräthe in den vielen und reichen Kornmagazinen Laibachs blieben zurück, weil die Zufuhren des Gedreides in Trieft aus den Häfen deö schwarzen Meeres begonnen hatten. Um dem Getreidehandcl der Laibacher Kausieute wieder aufzuhelfen, gewährte die k. k. allgm. Hofkammer demselben im I. l 827 die Bewilligung, das ungarische Getreide auf Speculation ohne Zollentrichtung auf ein Jahr nach Laibach beziehen, in den eigenen Magazinen niederlegen und den Zoll erst dann entrichten zu dürfen, wenn das Getreide nach einem Jahre nicht nach Triest ausgeführt werden sollte; eine Begünstigung, welche die Handelsleute von Pcttau in Steyermark schon seit dem Jahre 1787 genießet', un welche dem Aornhandel der Laibacher Handelsleute wieder etwas mehr Leben gab. Die krainischen Producenten baten um die Abstellung der Einlagerung des ungarischen Speculationsgetreides in Privat-Magazinen, es erfolgte aber die a. h. Entschließung vom I. Mai 1832, daß es bei jener, auf das Zollpatent von 1788 sich gründenden Verfügung zu verbleiben habe, weil, wenn-'den Handelsleuten in Laibach die Aufbewahrung des, aus»Ungarn eingebrachten Getreides in ihren Pri-vatmagazine^ versagt würde, diese Beschränkung des Handels mit ungarischem Getreide nicht bloß der Stadt Laibach und den das Fuhrgewerbe Treibenden, sondern auch der ganzen, durch ihre eigene Erzeugung mit Getreide nicht hinreichend gedeckten Provinz Krain einen erheblichen Nachtheil zufügen müßte. Der Handelsverkehr mit ungarischem Getreide konnte sich aber in Krain nicht wieder empör schwingen, was dein damaligen Cameral - Gefallen - Verwaltungspra'sidium in Laibach n.Icht entging, welches daher im I. 1833 die Erhebung der Grundursachen des Darniederliegens dieses Handels mit dem Bemerken befahl, daß, wenn der Getreidehandel eine andere Richtung nimmt, und das Ausland die - 170 - MEinfuhr des Getreides in das Küstenland und in das " Innere der Monarchie auf sich zieht, es sich dabei nicht nur um Beeinträchtigung des Gefällsertra-gcs handeli, sondern der Einfluß, welchen der verminderte Absatz auf die Cultur des Bodens und auf den Wohlstand der österreichischen Provinzen äußern würde, von noch höherer Bedeutung wäre. Die angestellten Erhebungen haben gezeigt, daß die Einfuhr des Getreides aus den Häfen des schwarzen Meeres und aus Ägypten in Trieft, und die Errichtung einer Dampf-mühle in jenem Freihafen auf den Getreidchandel von Laibach nachtheilig wirken; endlich wurde auch dem Triester Handlungsyausc Hös lin u. S prin ge r i. I. 1836 die Bewilligung ertheilt, fremdes Getreide von Triest auf die Mühlen hinter Görz zollfrei zur Vermahlung einführen, und das Mehl zollfrei nach Triest ausführen zu dürfen, welches den Kornhandcl der Laibacher Handelsleute noch mehr darnieder drückte, und diese nöthigte, eine gleiche Begünstigung für das ungarische Getreide sich zu erbitten, welch,' einigen derselben auch wirklich ertheilt wurde. Dieß ist die oben gepriesene Begünstigung, in Folge welcher in den ersten sieben Monaten des heurigen Jahres, wie wir im Journal des östcrr. Lloyd Nr. 3l l. I. lesen, 28,000 Fässer Mehl von Tricst nach Brasilien zur theilweisen Deckung des bedeutenden Geldbetrages für den, von dorr nach Oesterreich bezogenen Rohzucker ausgeführt wurden, was nicht anders als höchst erwünscht genannt werden muß. Das, in dem besprochenen Artikel genannte, Handlungshaus Baum gart ne r u. Comp. nahm nach seiner Ausschreibung an dieser Speculation innerhalb '^0 Monaten mir 68,573 Centr. oder 85,716 Meßen Getreide Antheil. Wenn wir den Metzen, bis an die Gränze Krains gestellt, zu 3 fl. rechnen, so gingen dafür nach Ungarn, welches zur Monarchie gehört, und von wo das Geld in die übrigen österreichischen Provinzen wieder zurückfließt, bare fi. 257,l 48; die Transportkosten von der Gränze Krains bis Laibach nehmen wir in runder Zahl mit 40,000 fl. an, welcher Betrag sich unter Fuhrleute und Wirthe theilt, zum Theile auch als Mauthgebühr in den Staatsschatz floß, und dereinst der Eisenbahn zufließen wird. An ungar. Allsgangsgebühr mußten von 68,573 Etr. Getreide entrichtet werden: l,l42 fi. 53 kr An Eingangszoll für 3,845 Etr. Kleie als Weizen 977 16'/^, an ditto für 4,12 l Etr. Weizen, welche iuKrain verblieben, l,051. 58, an Waa-gegcbühr von 68,573 Etr. Getreide 2,28.> 46/ an Waa-gebühr von 58,600 Ctr. Mehl l,953. 2j1, an Sicgel-tare und Zcttelgeld beiläufig 250 fl., an Fachinage von 68,573 Etr. zu 2'/z kr. 2,857. l 2'/^ für die Vermahlung von 58,600 Etr. Mehl zu l0 kr 9,766.40, Fracht für den Transport des Mehles nach Triest zu 24 kr. pr. Ctr. 23,440 fl., somit sämmtliche Auslage» des Handlungshauses Bau mg artner und Comp. beiläufig 340,853 fl. 5^ kr. *) 8. iX. — ). ') Der Hcrr Verfasser scheint den Gcldverkehr der gewiß bedeu-, tendcn Auslagen in Laibach, für Handelsgehilfen, Magazine» Geschirre X,, übersehen zu haben. Anmerk, d. Ned. Die schöne Schifferinn von Brienz. Wer vor zwanzig Jahren den romantischen Brien-zer See, diese Perle des Berner Oberlandes besuchte, hat sich vermuthlich von der »schönen Schifferinn," welche damals so viele fremde und eidgenössische Herzen entzündete, über den grünen Wasserspiegel im schwankenden Kahne hinüber führen lassen. Obwohl der Tourismus damals noch nicht so systematisch ausgebildet war, so wurde die Schweiz doch schon häufig bereist, und die Bricnzer Schifferinn hatte in der schönen Jahreszeit immerfort Reisende von allen Nationen an das andere Seeufer zu befördern, oder in ihrem Nachen spazieren zu führen. Viele romantische Histörchen werden noch jetzt von der schönen Else erzählt, und von dem Heldenmuthe, womit sie allen Lockungen und Ver-führungeil Trotz bot. Mancher Reisende wollte ihr mit Gewalt eine Locke oder ein Band vom Mieder rauben, aber sie erhob sich stolz, als wäre sie die Königinn des Sees, in dem Nachen, und drohete dem Verwegenen mit beiden Nudern. Man erzählt von einem jungen, steinreichen Lord, der ihr seine Hand angetragen, als wäre sie eine Erbinn vom Westende Londons, oder eine Tänzerinn vom Drurylanc-Theater gewesen; aber Else wollte keine Lady werden. Der junge Lord erbot sich, Schiffer zu werden, wenn sie ihn unter dieser Bedin-guug heirathcn wollte, und als auch dieser Vorschlag nicht angenommen wurde, schoß er sich vor dcn Augen der grausamen Schifferinn eine Kugel durch den Kopf. — Eines Abends stieg ein junger Fremder von schönem edlen Anstande in ihren Kahn; er setzte sich ihr gegen-über und betrachtete sie lange schweigend. Vielleicht fühlte sie sich zum erstenmale bewegt durch diesen feurigen, seclenvollen Blick; aber der Reisende sprach kein Wort. Der Abend war schön, der Himmel heiter und dieScerne funkelten. Endlich brach der Fremde das Schweigen und bat die schöne Schifferinn, ihm ein Lied zu singen. Sie sang in kunstloser Weise, aber mit der bei den Töchtern des Oberlandes eigenen Klarheit der Stimme, ein Alpenlied, welches ganz für den funkelnden Sternenhimmcl, für den aufmerksam zuhörenden Reisenden gemacht zu seyn schien. Als das Lied zu Ende war, nahm der Fremde sein Taschenbuch, schrieb einige Zeilen und riß dann das Blatt heraus. Als er nachher ausstieg, gab er dem Schweizermädchcn ein Goldstück, mit den Worten: Dieß ist für die Schifferinn. Ilnd dieß — fügte er hinzu, indem er ihr das Blatt gab — dieß ist für die Sängerinn. — Am folgenden Tage zeigte Else das Blatt einigen Engländern, welche ihr Boot gemiethet hatten. Einer von ihnen sagte zu ihr: „Willst du mir dieses Blatt Papier verkaufen? Ich gebe dir zehn Guineen dafür.« Die Schisscrinn reichte die Hand hin, das Gold wurde aufgezählt, und der Engländer war überglücklich, ein unedirteö Sonnctt von— Byron so wohlfeil gekauft zu haben. — Jetzt ist die schöne Schifferinn vom Brienzer See das geworden , was so viele holde Mädchen werden — eine umfangreiche Matrone; sie sitzt in der schönen Jahreszeit am Ufer des Thuner Sees in einer Hinte und bietet Spielwaren von Gemshorn feil. Verleger: Ignaz Alois Edler v. Kleinmayr.