Laibacher Wochenblatt z l, m Nutzen und Vergnügen, Mo. Zy. Freitag den 26. September l 8 l 7. Die Oesterreicher bei Dijon im Oc-tober 1815. *) ^lur zu lange schwiegen die öffentlichem Blatter über die merkwürdigen Tage des großen Lagers der Oestcrreicher bei Dijon, und doch war jener Moment in der neuesten Zeitgeschichte so interessant, das Schauspiel so groß und einzig, daß eine gedrängte Darstellung des Geschehenen nicht unwillkommen seyn dürfte. Eme deutsche Meile ostwärts von Dijon , da, wo das Flüßcben Tille läuft, wird die weite ftuchtreiche Flächo Burgunds von kleinen Hügeln und Gehölzen, durchschnitten, in deren Nahe nne Menge Dörfer und Landhäuser liegen. Auf diesen Feloern war es, wo Vonaparte im Jahre lgsc) die Reserve-Armee versammelte, um mit derselben über die Alpen zu dringen / und mit dem blutigen Lorbeer Dessains geschniäckt, dcn Grund-sietn seiner Weltherrschaft zu legen. *) Dieser Aufsatz, von cinein Augenzeugen der Begcbenhcit geschrieben, erschien im Iabre 18 >6 in «viem bice weniq bekannten norddeutschen Blatte, und durfte daher für die Leser d?s Wochenblattes im? nur noch einiges Interesse haben. Das rächende Geschick hat seinen Thro» gestürzt, und Frankreich erblickte nun auf den nämlichen Feldern das wotzlgerüstets Heer Oesterreichs , glorreich und stark aus zwanzigjährigem Kampfe hervor gehend. Auf Befehl des Oberftldhsrrn waren hier 120,000 Mann in ein Lager zusammen gezogen , damit vor ihrem Rückmärsche in< Vaterland Heerschau über sie gehalten werde. Durch vereinte Anstrengung und die weiss Umsicht Sr. Königl. Hoheit des kommandirenden Erzherzogs Ferdinand, und des k. k. österr. Gouvernements zu Dijon, war schon früher durch Anlegung großer Magazine für den Uuterhalt der Truppen gesorgt, und in kurzem Zeiträume auf dem Wege der Requisition , Kleidung und Equipirung herbeige!chaft, die durch die forcirten Märsche, und stetes Sivouas quiren gelitten hatten. Mit Ende Sept. waren alle Truppen in dem Lager versam-> melt , und das Hauptquartier des kommandirenden Erzherzogs Ferdinand nack Arcclot verlegt, indessen die Monarcben so wie die Generalität der alliirten Mächte , nach und nach in Dijon eintrafen. Der 4te Oktob. war zur Heerschau und ;u dem großen Manöver bcst mmt, das vor den Augen der erhabenen Monor- chen, und der ersten Heer 'sährsr unserer Zeit, ausgeführt werden sollte. Folgende Truppen hatten mitzuwirken: 2 ) Die suirassier-Regimenter Kaiser , Herzog Albert, Aron-Prinz Ferdinand, Erzherzog Fran;, Hsrzoz v. Lotharingen, Färst Lichten stein. b) Die Manen-Regimenter Erzherzog Karl und Fürst Schwarzenbsrg. c) Die Cyevauxlegers - Regimenter Vincent und Kleuau. l!) Die Huffaren-Regimenter Kaiser, Erzherzog Ferdinand, Erzherzog Palatin, Kronprinz von Würtsmberg, Frimont, Hessen Homburg. 0) 14 Grenadier-Bataillons. 1) Das Ne, 2ts, Zte, 4te, 5te, 6te und i2te Jäger - Bataillon, die Siebenburger-Jäger. ss) i Bataillon Warasdinsr, 1 Gra-diskaner, I Petsrwardemer. d.) Die Infanteri.2 - Regimertsv Erz» herzog Rainer, Reuß Plauen, Fwon, Kottullnäky, I naz Giuiay , Mariassi, Strauch, Lichtenstein, Esterh^zy, Duca, Kutschera, ' Kerpen, Kaiser Alexander , Hieronymus Kolloredo, Venjovsky, Wenzel Kolloredo. 5 ) Einige Kompagnien Pioniers. k) Gegen 400 Stücke Regiments-und ^positions- Geschütz. Kaum war die Sonne ausgegangen, so brach die Armee aus dem Lager auf, und steilte sich seitwärts von Ccmternou, die Fronte gegen Dijon, in Massen auf: ein Anblick, nicht zu beschreiben für den, der ihn nicht genossen hat, denn keine Truppen bilden die imponirenden, groben Massen , wie der einfache weis gekleidete österreichische Soldat, mit seinem grünen Feldzeichen, über dem nun ein Meer von Bajonetten im Sonnenlichts wogte. Um 7 Uhr erschienen die Monarchen, in unzählbarer glänzender Begleitung , auf der Hohe von Varois, von wo sich ihnen der Uebsrblick über die ganze Armse dare bot. Tiefe Stille herrschte durch die Olies der. An der Spitze der Armee hielt der Fürst v. Schwarzenberg , nähst ihm der Erzherzog Ferdinand, als kommaudiren-der des Zentrums. Endlich nahete der Zug Kaiser Franz mit seinem erhabenen Miirten, dem Baiser Alexander- Mit chs-nen Lord Wellington , der Kronprinz von Würtemberg, Fürst Wreds, Prinz Karl von Vcnern , Prinz Emil von Hessen, die Prinzen von Sachsen , mit einem Gefolge von mehr denn 500 Militär aller europäischen Slaate:i. —> — Als die Kaiser sich dem ersten Tressen nahtten, und Fürst Schwarzcnberg den Degen senkte, da ertönte die Luft von dem Freudenruft der Krieger, und dem Schalle der Musik. Alle Intervallen der Massen wurden durchgeritten; überall gleiches Wohlgefallen, gleicher Jubel. Endlich sielen zwei Kanonen-Schüsse, dasSigniU des begtnnendenManövers. Da eilten die Monarchen, die Höhe von Va-rois zu gewinnen , welche bereits durch die rechts stehende Avantgarde, unter dem stärksten Kanonenftuer, genommen wurde. Der Plan des Manövers war nämlich folgender: Der Feind, der Tags zuvor sein 3ager bei Senccey hatte, nahm am Tage des grossen Manövers die Stellung auf den Höhen zwischen Mirande und St< Apolinai-re ein , so zwar, daß die Hauptstärke auf der Bergsiäche von St. Apolmaire ruhete, HUid alle Bewegungen sich auf, oder hinter derselben vereinigen konnten. Die Vorposten dieses Korps , welches qegen !O,oo0 .Mann , unter den Kommando des General Majors Grafen v. Degenfeld, betrug, hatte Ruffey , Echircy, Varois und Chevig« ny besetzt, und sollte vorzüglich die Dör-fcr Varois und Cheviqny aufs hartnäckigste vertheidigen Dagegen war die Absicht der angreiffenden großen Armee, den linken feindlichen Flügel zu umgshen, und das Zentrum zu sprengen. Kaum" waren di? Monarchen auf der Höhe von Varois angela'ngt, die vm, den Plänklern der leiä)ten Division des Erzherzogs Maximilian, unter dem-Schutz« ihrer reitenden Artillerie, genommen war, als sich dis Massen der Hauptarmes zur Bildung der Angriffs»Kolonnsn, und der verschiedenen T< esscn, iu Bewegung setzten. Rechts erstürmte das 6te Jäger-Bataillon das heftig vertheidigte Dorf Varois, während das erste Tressen, unter dem Erzherzoge Ferdinand , über den Barmont Bach' setzte. Auf der Höhe von Varois hatte sich indessen das 2- und Z. Tvcffcn aufgestellt, und sta,ke Kolonnc^ ^ besonders Kavallerie, zogen hinm Varois gegen den feindlichen linken Flügel.' Währen) diesen Bewegungen war der feindliche rechte Flügel bei ChsviZny vorgerückt , und.begann ein fürchterliches Artillerie- und Kleingewchr-Feuer. Immer drückte der Feind vorwärts, nur mit Anstrengung wurde das Dorf Chevig-ny erstürmt, und erst, als die Reserve vorgerückt war, und nach den Attaquen von Erzherzog Karl Uhlanen , Klenau Chevauxegers , und einer Hussaren Attaque m der Flanke, konnte das Aligne-ment von la Motte gcnomnlcn werden. Während diesem Vorgänge hatte siel) die Schlacht gleich heftig auf dem linken feindlichen Flügel, und nach und nach in dem Zentrum entsponnen Schon waren die Divisionen Erzherz, Maximilian undKins-ky bis gsgen RuAer,, in die Flanke des feindlichen linken Flügels gedrungen, als sich bei Champlcre große Massen der feindlichen Kavallerie zeigten, die entscblos-len schicnen einen Hngriff zu wagen , und das Zentrum von dem rechten Flügel zu trennen. Da erschien Feldmarsckall Lieutenant Graf Nosiiz mit der Kavallerie-Reserve , in den Flsnken durch zahlreiche leichte Haufen gedeckt , und 6 Batterien reitender Artillerie mir sick führend. In gestrecktem Laufe wnrden die Battencil aufgeführt, und es begann das schrecklichste Fcuer auf die feindliche Kavallerie, währenD sich hinter den Batterien die 6 Kuirassier Reginnnter mit größter Schnelligkeit , aus chrer Stellung en Echellons? zum Angrisse bildeten. Ihnen gegenüber stand das Hussaren- Regimnit Hessen HotNi» bnrg;— und als nun von beiden Seite« zur Attaque geblasen wurde, und die Kavallerie in unübersehbarer Linie auf einander zusprengts, > da erzitterte der Boden rings umher, die Luft erbebte von dem wilden Geschrei der Angreifenden, und d» war keiner, der- Zuseher , desftn Brust in diesem Momente nicht beengt gewesen wäre. Kaum war die feindliche Kavallerie ge-worsen , als aus dem , in starkes Batalls lon- Feuer engagnten Zentrum , die Grenadier: Vcnaillons de Best und Haller hervor brachen, und das Dorf St Apolinai« re, von dem Regiments Benjovsky hart-» nackig vertheidiget, mit Sturm nahmen. General Major Graf v. Degmseld, von seiner linken Flanke durch das Korps des Erzherzogs Maximilian und des F- M. Lieutenant Graf Kittsky bedrohet und angegriffen , im Zentrum von der Infanterie' des Erzyer^ogs Ferdinand gedrückt, zog sich nun fechtend, nach den Regeln der Kriegskunst /aus seiner Position , in welche sich die siegende Armee eufstellte, und den Monarchen mit einem Lauffeuer durch die drei unabsehbaren Treffen ein Lebehoch brachte. Auf einer Wiese im untern Dorfe St. Apolinaire wurden die hohen Gäste, so wie die g-sammte Gen ralität, vom Kaiser Franz unttr Zelten mit einem Frühstücke bewirthet, wahrend sich die Armee zum Defilnen stellte. Es war 2 Uhr als sich die Monarchen mit ihrem Gefolge auf dw Sbent begaben, wo von dev Höhe von St. Apolmaire h?rab die ganze Armee vorüber ziehen sollte. Der endloss Zug begann. —. An der Spitze Kaiser Franz, nach Ihm der Fürst von Schwarzenberg, welche au der Grelle hielten, wo Kaiser Alexander stand; dann die Armee, nach ihrer Enitheilung in Divisionen und Brigaden, alles in gedrängten Kolonnen, die Infants js m halben Divisionen, die Kavallerie in Escadronen, die Artillerie tn ganzen Batterien vorbei dcfilirend, vor jedem Regimente die herrlichste Musik, meistens in prachtvoller Kleidung. Drei volle Stunden wahrte dieses einzige Schauspiel , unvergeßlich sür jeden, dem das Glück ward, dieft schönen Truppen durch die gedrängten Reihen der Erstannen b?5 wegungsloftn Franzosen daherziehen, zu sehen. Freilich war das nicht die fraw zösische,, mit goldenem Fljtterwerke ges zierte, im Glucke übermüthige, im Unglücke seelenlose, mit Treue und Ehre sp'elende, Armee; sondern es war der einfache Österreicher, im Glucke und im Unglücke, im guten wie im schlechten Rocke, seinem Kaiser und Vaterlande ge^ treu, und unwandelbar in seunn Gesinnungen. — Wie erfreuend für den Krieger," seinen Kaiser an der Spitze, die Erzherzoge Ferdinand, Maximilian, Ludwig, unter seinen Feldherrn, den Kaiftr von Rußland, den Kronprinzen von Oesterreich, den Kronprinzen von WÜrtemberg , an dem Haupte ihrer Regimenter M sehen - Vtolz w-hete über dem Heers der grüne Busch, der nie welkende Lorbeer von ^s-p?rn, Leipzig und Tolentino; und als die Kolonnen den Berg herab kamen, so war es, als stiege der Wald in die Ebsne, den Franzosen verkündend, die Tage der Mrg.'ltll,) seien gekonmen. Wie mancher F-anzoss blickte hinan, wie dec yerzvnftlte Macbeth anfden Wild von Airnam, und mit Emse^err hone, er die Worte des Nachbars t dieses ist kaum der vierte Theil des dermal schlagfertigen österreichischen Heeres, kaum der sechj'e Theil der auf französischen Boden stehenden , kaum der zehente Theil aller gegen Frankreich aufgebothenen alliirtsn Truppen, Am 5ten Oktober war großes Ma? nö'ver der sämmtlichen Kavallerie, von dem Erzherzoge Ferdinand befehliget. Von da begaben sich dis Monarchen in das Lager, wo nach dem Willen ihres Kaisers die Truppen ohne Waffen vor ihren Baracken versammelt waren, Unter anhaltendem Jubel der Soldaten ritten Sie mit ihrem glänzenden Gefolge durch das ganze Lager, und besahen alles auf das genaueste. Besonders gefiel das Lager der Pionirs und Jäger durch die Nettigkeit und schone Bauart der Varaquen, dereu ein Theil mit Thierfiguren von Buchs geziert, ein Theil durch grüne Laubengange, bei der Nacht mit vielen Laternen erleuchtet, verbunden, uno mit selbst verfertigten Meu-beln allf das bequemste eingerichtet waren« Höchst zufrieden kehrren die Monarchen erst nach mehreren Stunden nach Dijon zurück. Es war merkwürdig>, das Urtheil all' der großen Kenner, über den vortrefflichen Zustand aller Truppengattungen,, über deren herrliche Halcnng urw die ungemeine Pünktlichkeit in Ausführung der Manövers, zu vernehmen., Auch Kaiser Franz war über das Gesehene, so wie über die, selbst vow den Franzosen gepriesene, Mannszucht seiner Truppen schr vergnügt. — Man kennt den schönen Tagsbefthl, ausdemder erfreute Krieger die Zufriedenheit seines Monarchen entnommen yat. Auch wurden die besondern Verdienste des kommandirenden Erzherzogs Ferdinand, so wie die Bemühungen des k. k. österr. Gouvernements zu Dijon , von dem besten Monarchen gnädigst erkannt. So endeten-diese merkwürdigen. Ta^e>