Metka Furlan, ZRC SAZU, Ljubljana CDU 801.52: 809.198.7-54 EIN ETYMOLOGISCHER VORSCHLAG (Heth. aruna- (c.) »Meer«) Das Substantiv aruna- (c.) »Meer« gehört innerhalb des evidentierten hethiti-schen Wortschatzes zu demjenigen, der in Texten gut belegt ist, der eine bekannte und konstante Bedeutung hat (aruna- = A.AB.BA = akad. tiamtum/tämtü) und der in der synchronen Sprachebene mit keinem Lexem derselben Sprache vereinbar ist, als nur mit wenigen Lexemen derselben Wortfamilie, vgl. arunumana- (Adj.) »maritimus«1. Die bisherigen Herkunftserforschungen vom heth. aruna-2 beschäftigten sich vorwiegend mit dem Suchen nach einer fremdsprachigen Vorlage, von der das Substantiv übergenommen wurde, als auch mit dem Suchen nach einer Möglichkeit das Substantiv mit dem idg. Sprachmaterial zu erklären. Sommer3 und Laroche4 nahmen die protohattische Herkunft des heth. aruna- an wegen des in Gottesnamen vorkommenden Suffixes -una-, wie Zashapuna, Karuna, Suuasuna. Forrer meinte, daß das heth. aruna- wegen des luw. *arinna- »Brunnen, Quelle« ein Luwismus sei; das luw. *arinna- sollte nach ihm idg. Herkunft und mit ai. rinati »fließt, läuft« und ärnas- (n.) »wallende Flut« verwandt sein5. Auch Kammen-huber war der Meinung, daß das heth. aruna- protohattischer Herkunft sei, weil das Meer in hethitischen Mythen protohattischer und hurrischer Herkunft als lebendes Wesen auftritt und weil die Hethiter auch die Vorstellung über die Göttin Halmasuiz, die ihre Königininsignien vom Meer mitbrachte, von den Protohattiem übernommen haben6. Tischler war dergleichen Meinung wie Laroche, weil das inlautende -u- im aruna- mit dem idg. Sprachmaterial nicht befriedigend erklärbar ist7. Couvreur machte auf air. rían < idg. *rei-no-s aufmerksam. Nach ihm sollten beide Lexeme wie auch ai. arvant- »eilend, Renner« aus der idg. Base *er-eu-& abgeleitet werden9. Juret nahm 1 Zur Problematik des pal. a-ru-u-na-am-pí Kammenhuber, BSL 54, 1959, 25; Carruba, StBoT 10, 1972, 52. 2 Kretschmers Hypothese, daß das heth. aruna- im ai. Gottesname Varuna- weiterlebt (WZKM 33,1926, 1 ff.; derselbe, KZ 55,1928,75 ff.), ist heute abzulehnen (Benveniste, RHA 1/6,1932,206 f.; Puhvel, Studies Presented to Joshua Whatmough on his Sixtieth Birthday, 1958, 231 f.; Kammenhuber, Die Arier im Vorderen Orient, Heidelberg, 1968, 141, 148; Mayrhofer, KEWA HI, 151 ff. und 791). 3 Sommer, IF 55, 1936, 178. 4 Laroche, Recherches sur les noms des dieux hittite, Paris, 1947, 72. 5 Forrer, Glotta 26,1938, 194. 6 Kammenhuber, Die Arier im Vorderen Orient, Heidelberg, 1968, 141. 7 Tischler, KZ 86, 1972, 282. 49 Couvreurs Erklärung auf10. Gabrys meinte, aruna- sei mit lit. jurés (Pl.) »Meer« urverwandt1 l. Puhvel lehnte die Verbindung mit ai. rinati, air. rían und verwandten Lexemen wegen der phonetischen UnÜbereinstimmungen ab und leitete heth. aruna-durch die Wirkung eines rundenden Laryngals aus einer Urform *AuerAuno- oder *A^rA^no- ab, das seiner Meinung nach auch im ai. Adj. árna- »wallend, wogend, flutend« bzw. ai. Irná- »bewegt, erregt« weiterlebt12. Später, in seinem etymologischen Wörterbuch der hethitischen Sprache wird aber diese laryngalistische Interpretation nicht mehr zitiert. Es wird nur noch eine mögliche idg. Hekunft des heth. aruna-erwähnt; Puhvel macht uns auf die idg. Wörtfamilie der Wurzel *er/or- aufmerksam, besonders auf Bildungen mit dem Phonem *-u-, wobei er sich auf ai. árvant- »eilend, Renner«, av. aurvant- »schnell«, auruna- »wild, grausam«, gr. ovpoç »günstiger Fahrwind« < *ôpfoç, urnord., aisl. çrr »rasch, freigebig« beruft. Seiner Meinung nach ist das heth. aruna- in formaler Hinsicht dem av. aurva- »schnell, tapfer« und auruna- »wild, grausam« sehr nahe; das ai. árna- »wallend, wogend, flutend« und arnavá- »wallend, wogend« wären jedoch die nähesten semantischen Parallelen; die Bedeutung »Meer« hat sich seiner Meinung nach wie beim air. rían aus ursprünglicher »wallend, wogend« entwickelt, vgl. ved. samudró arnaváh (RV 10.910.) »wallendes Meer«13. Oettinger stellt morphologische Grenze ar-una- und meint, das Morphem ar- sei identisch mit jenem, das im ai. ár-na- (m.) »Flut, wogend« bezeugt ist14. Durch aufgezählte Deutungen der Herkunft und der Etymologie des heth. aruna-wird jedoch dieses heth. Substantiv nicht befriedigend erklärt. Die fremdsprachige Vorlage, aus welcher aruna- entlehnt sein könnte, wird noch immer gesucht. Der Wechsel von dArunitti in der Verbindung INA umArinna ANA dArunitti (ABoT 114IV 12) mit dAriniddun (IBoT 129 Vs. 39 und 47), dAriniti (ibid. 42), dAriniddu (ibid. Rs. 22 und 23) könnte als ein Zeichen möglicher Verbindung von aruna- mit luw. *arinna- angenommen werden und also von einer protohattischen Herkunft des heth. aruna- sprechen, meint Puhvel15, der sich aber trotzdem im Gegensatz zu Kammen-huber und Tischler, die Laroches Deutung folgen, für die idg. Herkunft des heth. aruna- entscheidet. Auf die Möglichkeit der idg. Herkunft des heth. aruna- könnte man aus den Lexemen für »Meer« in anderen idg. Sprachen schließen. Es ist eine Charakteristik dieser Benennungen, daß sie hinsichtlich des idg. Erbgutes Neologismen sind. Das am 8 Pokorny, IEW, 331. 9 Couvreur, De hettitische H, Louvain, 1937,98. 10 Juret, RHA 6/41, 1941, 34. 11 Gabrys, Parenté des langues hittite et lituanienne et la préhistoire, Genève, 1944, 35. 12 Puhvel, Studies Presented to Joshua Whatmough on his Sixtieth Birthday, 1958,233-5. 13 Derselbe, Hittite Etymological Dictionary I, 178-182. 14 Oettinger, »Indo-Hittite«-Hypothese und Wortbildung, IBS 37, 1986,23. 15 Puhvel, Hittite Etymological Dictionary I, 181. 50 breitesten bezeugte Lexem für »Meer« ist wohl *mori-/mari-. Wegen der Bedeutung »stehendes Wasser« im Germanischen kann aber auch das nur ein idg. Neologismus sein. Es gibt keinen gemeinidg. Ausdruck für die Bedeutung »Meer«. Verschiedene Lexeme für diese Bedeutung in einzelnen idg. Sprachen weisen verschiedene semantische Motivationen auf. Unter ihnen gibt es auch eine solche, die bei der Erklärung des heth. aruna- vermutet wird, vgl. das mit dem gal. Renos »Rhein« identische air. rían »Meer«. Diese semantische Motivation die mit Couvreur ansetzt führt die Linguisten dazu, das sie heth. aruna- mit der idg. Wurzel *er-/or- »sich in Bewegung setzen« verbinden. Schon Tischler hat aber mit Recht festgestellt, daß bis heute keine Deutung das inlautende -u- überzeugend erklärt hat16. Die Puhvels laryngalistische Interpretation wurde kritisiert17, so daß sie selbst von ihm in seinem etymologischen Worterbuch nicht mehr erwähnt wird18. Auch Puhvels Versuch, dieses Lexem mit av. auruna- »wild, grausam« < *eruno- in Verbindung zu setzen, überzeugt nicht. Die Urform *eruno- wäre nämlich im Hethitischen mit dem anlautenden e- realisiert. Auch die Oettingers Interpretation, die ein *oruno- voraussetzt, ist strittig. Da die Ableitungen des heth. aruna- aus der idg. Base *er(-eu)- phonetisch nicht überzeugt, müßte man das heth. Substantiv anders erklären. Das gr. néXayog, -ovg »offenes Meer« aus *példg-os (n.) hat sich aus der ursprünglichen Bedeutung »Ebene« entwickelt, vgl. lat. plaga »Fläche, Netz; Gegend, Landschaft« < *pläg-ä; das lat. aequor, -öris »Ebene, Fläche« erscheint im poetischen Gebrauch auch im Sinn von »Meer«, deshalb könnte man das heth. aruna- mit germ. Adjektiv *rüma- »geräumig«, av. ravah- (n.) »Raum, Weite«, lat. rus, rüris »Land (im Gegensatz zu Stadt), Landgut«, urslav. *orvbm> »aequus, planus« und Verwandtem vergleichen und vermuten, daß die Vorläufer der Hethiter das Meer mit einem Ausdruck für »eben« bzw. »Ebene« benannt haben. Das heth. aruna- (c.) ist außer einmal (ne-pi/-is/ te-e-kán sal-li-is) a-a-ru-na-as (KBo V 3159) immer mit einfach geschriebenem anlautendem Vokal a- belegt: Nom. Sg. c. (sal-li-is) a-ru-na-äs (KBo IV 10 II 4), Ak. Sg. c. (nu-ua-kán) a-ru-na-an (p/a-ri-ia-an/ pa-a-i-si) (KUB VIII 50 HI 8), Gen. Sg. a-ru-na-ás (/É-/ri an-da /pa-it/) (KUB XXXHI 102 II 21), Dat.-Lok. Sg. (na-as nam-ma) a-ru-ni (za-ah-hi-ia pa-it) (KBo DI 7 IE 22), Abi. Sg. a-ru-na-az (ar-ha ú-it) (KBo IE 4 II 54) usw. Die inlautenden -r- und -n- werden im aruna- immer einfach geschrieben. Folgen wir der Regel, daß in intervokalischer Position die einfach geschriebenen h, s, z, l, m, n und r grundsätzlich zwischen unbetonnten Vokalen und nach betonter Länge stehen19, könnte man aruna- aus einer Urform *o/aruno- mit Akzent auf keinem Vokal ableiten. Bei einer ererbten dreisilbigen Wortform könnte man deshalb nur von einer ursprünglichen 16 Tischler, KZ 86, 1972, 282. 17 Polomé, Evidence for Laryngeals, London-The Hague-Paris, 1965, 43. 18 Puhvel, Hittite Etymological Dictionary I, 182. 19 Zur Graphie Eichner, MSS XXXI, 1972, 100 A. 88; derselbe, Hethitisch und Indogermanisch, 1979,59 A. 58. 51 Wortform mit akzentuierter Vokallänge ausgehen. Solche Form wäre jedoch wegen der erhaltenen Vokallänge im Keilschrift mit Pleneschreibung belegt20. Auch deshalb ist sie für das heth. aruna- abzulehnen. Das Substantiv aruna- ist in der synchronen Sprachebene des Hethitischen mit dem Adj. i/ekuha- »kalt« vergleichbar, das mit Substantiv ega- (n.) »Eis« < *iégo- in Verbindung steht21. Im Hethitischen ist ein lebendiges Suffix aus idg. Konglutinat *-u-no- nicht nachweisbar. Adj. i/ekuna- ist deshalb wohl aus einer nominalen Wortform *iegu- und adjektivischem Suffix *-no- entstanden. Das Konglutinat *-uno- sowie *-ino- weisen auf eine ursprüngliche Ableitung aus nominalem Stamm auf -u bzw. -z und Suffix *-no-22. Die Bildungen auf *-u-no-sind ursprünglich Adjektive, vgl. ai. därüna- »hart, streng« zu dáru »Holz«, ai. ár-juna- »weißlich, licht« (neben gr. äpyvpog »Silber«), ai. táruna- »jung, zart«, jav. tauruna- »jung, Knabe« neben gr. tépvq »schwach«. Das heth. aruna- (c.) »Meer« könnte in diesem Sinn ein ursprüngliches Adjektiv mit Morphemgrenze *aru-na-sein, im *aru- könnte man einen nominalen Stamm auf *-u erkennen. Das heth. anlautende a- und das einfach geschriebene intervokalische -r- drängen zur Vermutung, aruna- sei ein substantiviertes Adjektiv auf *-no- des Typus ai. därüna- »hart, streng« < *doru-no- aus einem noch nicht evidentierten idg. Substantiv *óru (n.) »Ebene, Fläche«. Idg. Substantive des Typus *dóru reflektieren sich im Hethitischen als Substantive des Typus genu- und des Typus daru-, saru-, aku-. Das vokalische Verhältnis e : a < idg. *e/o/a : *o zeigt, daß diese Substantive aus einem ursprünglichen akrostatisch akzentuierten Paradigma ausgegangen sind, vgl. *dóru (Nom.-Ak. Sg. n.), Gen. *dér-u-s. Die Substantive daru- und saru- mit einfach geschriebenem intervokalischem -rweisen auf einen heth. Langvokal a. Auch aku- weist auf den gleichen Vokal hin. Das Substantiv ist mit der idg. Wortfamilie aus der Wurzel *ak'-/ok'- »scharf«, vgl. ai. asman- (n.) »Stein«, lit. akmuö, -eñs dss., urslav. *kamy (m.), *kamene usw., verwandt. Der einfach geschriebene ererbte Guttural *k' ist hier mit uranatolischer Leni-tion zu erklären. Eichner hat beim aku- wegen des unerwarteten einfach geschriebenen ererbten *k' ein ursprüngliches Paradigma *H2Sk'-u (Nom.-Akk. Sg. n.), Gen. *d2k'-éu-s (oder *92k'-u-és) vorausgesetzt und die Wortform aku- aus paradigmatischer Ausgleichung *heku : *akkuuas —» aku : *akkuuas —> aku : *akuuas erklärt23. 20 Eichner, Lautgeschichte und Etymologie, Wiesbaden, 1980, 154 A. 77. 21 Zur idg. Base *ieg- »Eis«, vgl. mir. aig dss. < *iegi-s (Pedersen, Hittitisch und die anderen indoeuropäischen Sprachen, K0benhavn, 1938,17 l;Cop, Lingüistica V, 1963,24; derselbe, KZ, 84,1970,158; Rekonstruktion nach Starke, StBoT 31, 1990, 116 A. 339). Die Vermutung Kronassers über die Entstehung des heth. ega-(EHS, 341) ist fraglich. 22 Brugmann, Grdr. II/l2, 271,279. 23 Eichner, MSS, 31, 1972, 81. 52 Da auch daru-, vgl. s^ta-a-ru (KBo XVII 3 IV 12), und šaru-, vgl. sa-a-ru in Mureiiis Annalen, (beide Nom.-Ak. Sg. n.) den erwartenden heth. Reflexen aus idg. Substantiven des Typus *dóru (> heth. *darru) usw. widersprechen, darf das Beispiel aku- nicht isoliert zu erklären versucht werden. Die Entstehung intervokalischer einfacher Belege bei taru, šaru und aku- könnte man zwar durch innerparadigmatische Ausgleichung erklären, d. h. durch Einfluß der Wortformen mit antekonsonantischer Stellung des -r- und -k-, wo einfache Schreibung vor Konsonanten regelmäßig ist (vgl. Abi. Sg. t/da-/sL-ru-az\ Dat.-Lok. Sg. sa-a-ru-(ú-)í)24. Angesichts der Paradigmen, wo der Wechsel zwischen den einfach bzw. doppelt geschriebenen Konsonanten regelmäßig erhalten bleibt, ist jedoch solche Vermutung nicht überzeugend, vgl. lahhu-/lahu- »(aus)gießen« mit la-ah-hu-ut-ti < *loH-u-iHai gegenüber la-a-hu-u-ua-an-zi < *loH-u-onti\ uekzi < *uek-ti gegenüber uekkanzi < *uek'onti usw. Auch die Möglichkeit oksitonierter Wortformen *dorú, *sorú und *ok'ú75 ist wegen der Graphie des heth. kunna »rechts« < *k'unó- > ai. suná-m »Wachstum, Gedeihen, Glück, Heil«26 und Ähnliches abzulehnen. Die einfachen Belege des intervokalischen -r- bei taru und šaru und des -k- bei aku- sind als Folge der durch die akzentuierte Länge verursachten Lenierang erklärbar. Die Länge, die als Pleneschreibung erscheint (vgl. oben), konnte durch uranat. Verlängerung des ersten akzentuierten ererbten Kurzvokals der zweisilbigen Wortformen entstehen, wie das Oettinger bei Lexeme nepis, tekan, taru, tepu, uatar usw. voraussetzt27. Diesem Lautgesetz von Oettinger widerspricht jedoch das innerheth. plene geschriebene Präverb a-ap-pa »zurück« < *ápo. Auch externe Evidenz zeigt, daß die Länge im hier.-luw. tipaš- ein idg. Erbe sein könnte, vgl. gr. rjúog »Gewohnheit« : éúog dss., air. sid »Wohnung götlicher Wesen«28. Die idg. Substantive des Typus dorn können wegen der Ablautalternation dorn-: deru- mit Wurzelsubstantiven wie dorn-: dem- vergliechen werden29. Bei diesem Wurzelsubstantiv können wir angesichts des arm. tun »Haus« ein Paradigma *dom (N. Sg. m.), *dóm-m (Ale. Sg. m), *dém-s (Gen. Sg.) rekonstruieren30. Langvokalismus ist auch bei neutralem Wurzelsubstantiv *k'Šrd (Nom.-Ak. Sg. n.), Gen. Sg. *k'rd(i)es bekannt, deswegen ist nicht auszuschließen, daß auch im heth. taru, šaru und aku- eine akzentuierte idg. Vokallänge bewahrt worden ist. Hinsichtilich des Präverbs a-ap-pa < *ápo konnte die Lenierung von *k' im aku- nur durch ererbte Vökallänge verursacht werden. Die Vokallänge *o im Nom.-Ak. Sg. n. wäre bei Substantiven des Typus dóru auch auf 24 So für taru Čop, Lingüistica VI, 1964, 62. 25 Diese Vermutung wird als alternative Möglichkeit für die Lösung des Problems von Lexemen des Typus taru von Čop, Lingüistica, VI, 1964, 68, vorausgesetzt. 26 Verbindung von Watkins, Flexion und Wortbildung, 1975, 376. 27 Oettinger, Die Stammbildung des Hethitischen Verbums, Nürnberg, 1979,447-9; siehe auch Starke, StBoT 31,1990,97. 28 Zur Dehnstufe bei neutralen es-Stämmen Schindler, Flexion und Wortbildung, 1975, 267. 29 Schindler, BSL LXX/1, 1975,4-5. 30 Schindler, KZ 81, 1967, 300. 53 Grund des Tocharischen anzunehmen. Das toch. AB or »Holz« und toch. B ärwa (PI.) weisen auf eine Urform *doru und *doruS/a hin31. Die uranat. *daru, *ššru, *aku (: *âpd) < idg. *déru, *söru, *ok'u (: *apo) können hinsichtlich der oben erwähnten Tatsachen nur wegen der inneranat. Vokalverlängerung der ererbten akzentuierten kurzen Vokale in zweisilbigen Wortformen als inneranatolisch verlängert erscheinen32. Die von Oettinger bei zweisilbigen Wortformen angenommene Verlängerung ist in dreisilbigen Wortformen nicht erweisbar33. Auch deswegen wäre eine ursprüngliche Wortform *ô/âru-no- für aruna- nicht berechtigt. Die Möglichkeit einer inner-heth. Angleichung der vorausgesetzten ererbten Form *ô/âru-no- auf Grund einer zweisilbigen Wortform *iru, ist abzulehnen. Für solche Form gibt es im Hethitischen keine Belege. Urslav. Adjektiv *orvm% »planus, aequus« mit bestimmter Form *ôrvbnbjb, vgl. ksl. ravbnb »planus, aequalis«, slov. raven, f. râvna dss., kroat., serb. râvan, f. ravna, bestimmte Form râvnl, kroat. čak. ravan, -vnà, -vnö (Susak), auch r°âvan, r°ävna, r°âvno (Vrgada), râvan, râmna, râmno (Dubrovnik), rövan, rövna, rôvno, bestimmte Form rövni (Dračevica-Brač), mak. ramen, dial. raven, bulg. raven, russ. rôvnyj, dial. rovën, ukr. rivnyj, weißruss. rôvnyj, poln. röwny, tschech., slovak. rovny, slovak. ver-ältert auch roven »gleich«, nsorb. rowny, osorb. runy, dial. röwny, und durch morpho-phonematischen Wechsel des -b mit dem -h gebildetes Substantiv auf -b *örvbnb (f.) »planitia« werden seit Trautmann mit russ. rovésnik »Altersgenosse« < *»der des gleichen Alters ist«, preuß. Adj. arwis »wahr, gewiß«, av. ravah- »freier Raum«, lat. ras, rüris »Land (im Gegensatz zu Stadt), Landgut«, air. röe, roi »ebenes Feld« und germ. Adj. *rüma- »geräumig« vergliechen34. Dieser Wortfamilie hat Van Windekens auch toch. AB ru- »öffnen« angeschloßen35 und Arumaa36 hat trotz Fraenkel37 auch das lit. arvas »frei« hinzugefügt. Lit. Adjektiv stimmt aber der Bedeutung nach besser mit dem heth. araua- dss. überein38. 31 Čop, Studien im Tocharischen Auslaut I, Ljubljana, 1975, 71-2,119. 32 Wegen des Verhältnisses aku- : appa muß die Lenierung der ererbten stimmhaften Verschlußlaute älter als die inneranat. Verlängerung der akzentuierten Kürzen in zweisilbigen Wörtern sein. 33 Oettinger, Die Stammbildung des Hethitischen Verbums, Nürnberg, 1979,447 f. 34 Trautmann, BSW, 14; Brückner, Slownik etymologiczny jçzyka polskiego, 464; Schuster-Šewc, Historisch-etymologisches Wörterbuch der ober- und niedersorbischen Sprache, 1253-4; Skok, ERHS J HI, 113-4; Vasmer, REW II, 526. Meillet, MSL 12,1903,223-4, verbindet diese Wortfamilie mit dem ai. varas-»Breite«, urü-h »breit«, was wegen des anlautenden *u-/u- phonetisch fraglich ist. 35 Van Windekens, Le tokharien confronté avec les autres langues indo-européennes 1,409. 36 Arumaa, Urslavische Grammatik I, 148. 37 Fraenkel, LEW, 16. 38 Neumann, KZ 77, 1961,78. Diese Verwandtschaft stellt Tischler, HEG I, 54-5 in Frage. Fraenkel, ZSlPh 21, 1952, 138, leitete das lit. arvas und preuß. arwis aus *ardvas ab. Vaillant, Grammaire comparée des langues slaves IV, 707, hat diese Erklärung Fraenkels angenommen. 54 Dieses urslav. Adjektiv ist Vasmers Meinung nach aus einem urslav. Substantiv *orvo (n.), Gen. *orvese gebildet, das im russ. rovésnik weiterlebt. Dem gegenüber hat Arumaa das urslav. *orvhni> aus einem ¿-Adjektiv, das im preuß. arwis nachweisbar ist, abgeleitet. Das urslav. Adj. *orvhriî> könnte innerslav. gebildet werden. Die Deutung Vasmers, das russ. rovésnik weise ein urslav. Substantiv *orvo (n.), Gen. *orvese nach, ist nicht abzulehnen, braucht aber nähere Erklärung. Ein dem russ. rovésnik entsprechendes Substantiv ist in südslav. Sprachen nicht nachgewiesen. Die slav. motivierte Form des Typus russ. rovésnik aus idg. Substantiv *réu(H)-os (n.), Gen. *réu(H)-es-es »geöffnetes, geräumiges, weites Raum«, das in av. ravah- »freier Raum« und lat. rüs, rüris »Land (im Gegensatz zu Stadt), Landgut« weiterlebt, würde sich wie das slav. nebèshnikh <— *nëbo (n.), nëbese im Russischen als *rovèshnikb »der im Hinsicht des Alters zur gleichen Ebene gehört« > »Altersgenosse« realisieren. Auch das poln. ro-wiesnik dss. mit der Sequenz rö-, die nur durch den Einfluß des bestimmten Adjektivs entstanden sein konnte, läßt für sich allein nicht auf das urslav. Substantiv *orvo (n.), Gen. *orvese schließen. Wegen des übernommenen Vokals 6 könnte das poln. Substantiv höchstens zeigen, daß es ein Sprachgefühl zwischen dem Adjektiv *orvbni>jb und dem erwähnten poln. Substantiv gegeben habe. Diese Tatsache erlaubt uns doch eine gemeinsame nominale Vorlage beider Lexeme anzunehmen. Diese Vorlage hat aber wegen der südslav. Reflexe des Adjektivs die Sequenz *orv- haben müssen. Die einzelnen Glieder dieser slav. Wortfamilie erlauben uns, ein mögliches urslav. Substantiv *orvo (n.) mit einem durch Einfluß der ererbten es-Stämme sekundär entstandenen obliquen Kasus *orvese wie bei *dervo (n.), Gen. *derva —> *dervese39 zu rekonstruieren. Aus einzelnen urslav. Formen, die hinsichtlich des Wortbildungsmusters mit einzelnen Formen der Wortfamilie aus urslav. *dervo (n.) übereinstimmen, kann ein urslav. Substantiv *orvo (n.),Gen. *orva rekonstruiert werden. Machek erklärt das tschech. rovina »Ebene«, auch slovak. rovina dss. durch die Dissimilation von n - n —» 0 - n aus *rovninaw < *orvbnina, vgl. ukr. rivnynâ dss. Ähnliche Erklärung eines solchen Typus kann man argumentiert zwar nicht ablehnen. Es sind aber beide Substantive auch anders erklärbar. Das tschech. und slovak. rovina wären mit Rücksicht auf ganze slav. Wortfamilie auch als Kollektiven des Typus dervina aus einem urslav. *örvo (n.), Gen. *orva erklärbar. Mit Suffix -izna werden im Kaschubischen meist Kollektiven gebildet41. Das kasch. rövizna42 wie auch das tschech. und slovak. rovina bedeuten nur »Ebene«. Daraus könnte man schließen, daß alle drei Substantive die Erdfläche mit Ebenen bezeichnet haben und daß alle aus demselbigen Substantiv gebildet wurden. Poln. dial. rowienka »das ebene Gebiet ohne 39 Die Analogie wurde von den Nom.-Ak. Sg. der neutralen es-Substantiven veranlaßt. 40 Machek, Etymologicky slovnik jazyka ceského. Druhé, opravené a doplnëné vydani, Praha, 1968, 502. 41 Slawski, Slownik praslowianski I, 123. 42 Sychta, Slownik gwar kaszubskich IV, 344. 55 Wald«43 < *orvem>ka sollte wie *dervenbka <— Adj. *derveni> als ein substantiviertes Adjektiv *orvenb in der Bedeutung »unbewachsen, nackt, eben« angenommen werden. Auch slovak. rovenica »Altersgenossin«, dial. rovianka dss., kasch. rövenica, rövenik »Altersgenosse«, osorb. rowjenk dss., rowjenica »Altersgenossin«44 gehen wohl vom gleichen Adjektiv aus. Wegen der Übereinstimmung mit der Wortbildungskette *dervo (n.) —> *derveni> (Adj.) (—» *dervenica/*dervem>ka): *dervesbnb (Adj.) (—> *dervesbnical*derveshmkb) und wegen der Synonymie mit dem russ. rovesnik könnte man voraussetzen, daß alle diese Formen aus Adjektiv *orvenb in Bedeutung »unbewachsen, nackt, eben« und auch »gleich« < *»gleicher Ebene« abgeleitet worden sind. Das Adjektiv *orvem> wurde aber wie *dervem> <— *dervo aus einem urslav. Substantiv *orvo (n.), Gen. *orva mit der Bedeutung »Ebene, Fläche« abgeleitet. Slov. dial. ravena (f.) »Ebene« kann diesbezüglich als substantiviertes Adjektiv f. *orvena bzw. *orvena erklärt werden, vgl. das funktionell identisch gebildete *orvbnb (f.) <- *orvhn% (Adj.)45. Das urslav. Substantiv *drvo (n.), Gen.*orvä »Ebene, Fläche« mit einem sekundär gebildetem Gen. *orvese wurde auf Grund der formellen Gleichheit der besprochenen Wortformen mit den, aus dem urslav. *dervo (n.) abgeleiteten, rekonstruiert. Diese Tatsache könnte als ein Argument für Vasmers Deutung, daß das urslav. Adjektiv *orvbn% aus urslav. *orvo (n.) abstammt, vgl. auch *dervo —> *dervhni> > poln. drzewny, tschech. dfevny usw., angegeben werden. Arumaa meinte, daß das urslav. Adj. *orvbn% deadjektivisch gebildet wurde, ohne jedoch auf das oben besprochene Material aufmerksam zu machen; auch auf einen Bedeutungsunterschied zwischen preuß. Adjektiv arwis und urslav. *orvbnb macht er uns nicht aufmerksam. Das urslav. *orvbm> ist mit preuß. arwis zwar verwandt, die gegenseitige Verbindung ist jedoch anders zu erklären. Das preuß. Adj. arwis »gewiß, treu« wird meist prädikativisch gebraucht, vgl. kas nostan wirdan läiku kawids arwis ast »der halte ob dem Wort das gewiß ist«; sta ast per arwisku arwi »das ist gewißlich wahr«, in Zusammenhang mit Präpositionen 43 Kartowicz, Siownik gwar polskich V, 36, mit der Variante röwienka dss., die als röwiesnik durch Einfluß des bestimmten Adjektivs entstanden sein konnte. Gleiche Erscheinung wird auch im Kaschubischen beobachtet. 44 Lexeme aus Kälal, Slovensky slovnik z literatury aj näreäi, 577; Sychta, loc. cit.; JakubaS, Hornjoserbsko-nemski stownik, 301. Die osorb. Beispiele werden von Schuster-Sewc, op. cit., 1239, aus urslav. Sequenz *rov- erklärt, was schon wegen des slov. Beispieles fraglich ist. 45 Pletersnik, Slovensko-nemäki slovar n, 376, für Oststmk.; dasselbe Lexem auch bei Murko und Cigale. Möglicherweise wäre rav6na, das im Auslaut mit slov. slezena »lien« übereinstimmt, aus einem e/z-Stamm abzuleiten, der auch im poln. dial. rowiennik »Altergenosse«, röwiennik dss. (Kartowicz, op. cit, 36, 64) zu finden ist. Der urslav. substantivische Stamm *orven- »Ebene, Fläche« wäre folglich wie das urslav. orvo (n.), *orva aus ursprünglichem substantivischem *oru-/*aru- »Ebene, Fläche« abzuleiten, vgl. idg. *reg'- »rex« —> *reg'-en- dss.; idg. *spelg'S »lien« (in air. selg dss., bulg. slezä) *spelg'/splg'-en- dss. (in av. jps^zan-, slov. *selzena usw.); idg. *doru-l*deru- »Holz, Baum« —> *doru/deru-en- dss. (wahrscheinlich im gr. Gen. öö(V)paro0. 56 is- und per- jedoch adverbiell, vgl. ni-is-arwis, ni-is-arwi »ungetreu, nicht treu«, per-arwi »wahrlich«46. Wegen des vorwiegenden Gebrauchs in präfigierten Wortformen als auch wegen der Bedeutung »wahr, treu«, die sowohl bei präfigierten als bei unprä-figierten Formen diegleiche bleibt, kann man das Simplex arwis durch Lexikalisie-rung aus präfigierten Adjektiven *per-arwis bzw. *is-arwis erklären, sie selbst jedoch als Adjektive des Typus lat. biiugis »zweispännig« aus *iugo-m »Joch«47 annehmen, die aus einem balt. Substantiv *arwa- »Ebene, Fläche«, das mit dem urslav. Substantiv *drvo (n.) dss. vergleichbar ist, entstanden sind. An eine Verbindung zwischen dem apruss. arwis und urslav. *orvbnx> zeigt auch das russ. dial. Adverb vrövi »nebeneinander, in gleicher Linie«, das wahrscheinlich ein adverbialisierter Kasusrest des ursprünglichen Adjektivs *vt-orvb »der in dergleicher Ebene ist« —> »parallel« —> ad-verbialisiert »nebeneinander, neben« ist. Das kroat., serb. Adj. Izrsvan »unmittelbar, aufrichtig, klar, deutlich«48 gehört wegen der Bedeutungsähnlichkeit mit dem preuß. arwis wahrscheinlich zu den deadjektivisch gebildeten slav. Adjektiven49. Das Adj. *jbz-orvb *»der aus Ebene ist« —» »unmittelbar, aufrichtig« —» »klar, deutlich« —> »wahr, treu«, das im kroat., serb. lzrävan weiterlebt, ist dem preuß. Adj. *is-arwis, das in Adverb ni-isarwis »untreu« weiterlebt, völlig gleich. Machek hat das urslav. Adj. *orvbni> »planus, aequus« mit dem bedeutungsähnlichen gr. Adj. ¿cpjtedtig »eben, flach« (Nikander) in Verbindung gebracht; das gr. Adjektiv öcpjteörjg aber aus *arv-pedes zu neSov »Boden, Erde« abgeleitet50. Phone-matische Reihenfolge *arv- sollte nach ihm der ursl. Reihenholge *orv- im *orvbm> identisch sein. Diese Rekonstruktion ist morphonologisch fraglich, die Bedeutungserklärung des gr. Adjektivs doch immerhin überzeugender als Szemerenyis, der das gr. 46 Sprachmaterial aus Toporov, Prusskij jazyk I, 111 f.; n, 75-6; Nesselmann, Thesaurus linguae Prussicae, 57, 124. 47 Zu Adjektiven des Typus biiugis Brugmann, Grdr. n/2,2 112 ff. Es handelt sich um das lebendige Wortbildungsprozeß im Lateinischen, Keltischen und Armenischen, das auch in anderen idg. Sprachen nachspürbar ist. Im Baltischen sind solche Adjektive nach dem Übergang in io-Deklination, vgl. lat. biiugis neben bipedius, vorwiegend zu Substantiven geworden, vgl. lit. i-nagis, -io »Gegenstand, den man in der Hand hält, Werkzeug, Gerät; Handwaffe« zu nägas »Fingernagel«, PI. nagaT»Finger, Hand« (Brugmann, Grdr. W2,2 113) < *n-noghi-s »der in der Hand ist, händlich« <— *nogho- »Fingernagel, Hand (PI.)«. Im Slavischen sind solche Adjektive teils indeklinabel geworden teils zu Adverben erstarrt (Brugmann, Grdr. H/2,2 112), vgl. aruss. bezmbzdb »äßia&OQ« (Adj. indekl., Adv.) zu *mbzda »Lohn«; ksl. Adv. izdrgdb »insigriiter« (Supr.) zu *r$db »ordo«. Die innerslav. Verdrängung solcher ererbten Adjektive ist auch durch Übergang zu Adjektiven auf *-m> geschehen, vgl. aruss. bezmbzdbnyj, ksl. izdrgdbnb »extraordinarius«. Eine Möglichkeit, die letzgenannten Adjektive aus Adverben ableiten zu lassen (so Vondräk, Vergleichende slavische Grammatik I, 532, und Arumaa, Urslavische Grammatik IH, 561) ist nicht anzunehmen. Die deadverbiellen Adjektive werden im Slavischen mit Suffix *-bnb(jb) gebildet, vgl. *dbnbsb »heute« —> *dbnisbnbjb\ *letosb »heuer« —> *letosbm>jb usw. 48 Das russ. dial. Adverb hat Toporov, Prusskij jazyk II, 75-6, mit preuß. isarwis ohne formale Erklärung zusammen gesetzt. 49 Siehe A. 47. 50 Machek, Etymologicky slovnfk jazyka ceskeho. Druh6, opravene a doplnene vydani, Praha, 1968,520. 57 Adj. ápjre&fjg durch Synkope aus der Urform *ápí-JteSog (< ápi- »gut, sehr« + -JiéSoq zu JteSov) erklärt. Diese Urform wurde zum *6cpi-ne56eig erweitert und durch Synkope ápnedóeiq zu ápjiedqq kontrahiert51. Man könnte bei der Bedeutungserklärung Machek folgen und das gr. Adjektiv aus einem ursprünglichen *ápv-K£Öoq *»der den ebenen Boden hat« ableiten. Diese Erklärung weist auf gr. Adjektiv *ápvg mit ererbtem vollstufigem Vokal *a hin. Die besprochene slav. Wortfamilie erlaubt die Voraussetzung eines urslav. Substantivs *drvo (n.), g. *orva »Ebene, Fläche«. Dasselbe Substantiv ist auch im Baltischen nachspürbar. Das Wortbildungsverhältnis zwischen dem rekonstruierten urslav. *orvo (n.), Gen. *orvä, balt. *arwa- dss. und gr. *ápvg ist vergleichbar mit demjenigen, dem wir bei Wortformen, die zu den Substantiven des Typus *dóru, *óiu usw. gehören, begegnen: a) das Adj. *aru- »eben«« : Adj. *ak'u- »scharf« (im urslav. *ostth »Pflanze mit scharfen, stechenden Teilen«, auch lit. äsutas »Roßhaar«) neben *oku (n.) (> heth. aku- »Stein«)52; b) das Substantiv *áru-o-m »Ebene, Fläche« : *déru-o-m (> urslav. *dervo) neben idg. *doru; idg. *seru-o- (> kimr. herw »Landstreicherei«) neben idg. *soru (n.) (> heth. šaru »Beute«)53; *aiu-o-m (> lat. aevum »Lebenszeit, Ewigkeit«) neben *5iu (> ai. áyu »Lebenskraft«, av. Syü »Lebensdauer«), Die vom Pokorny mit der Base *reud-, *rü- »öffnen« und dem Substantiv *reues-»Raum, Weite« vorgestellte idg. Wortfamilie verlangte schon wegen der umstrittenen Verwandtschaft mit urslav. *orvm% und preuß. arwis nach einer Rekonstruktion der idg. Base mit anlautendem Vokal. Wegen des gr. Adj. *ápvg, balt. a und urslav. o als auch wegen der Typologie bei Ableitungen aus Substantiven des Typus *dóru, vgl. urslav. *dervo, balt. *dervä, kimr. herw, lat. aevum, die meist einen Grundvokalismus zeigen, wäre die Base mit anlautendem Vokal *a- vorauszusetzen, d.h. **areuH-/*reuH-/*ruH-, Der Langvokalismus des germ. Adjektivs *rü-mo- < idg. *ruH-mó-und das Substantiv *reu(H)-es- (n.) zeigen eine deverbale Ableitung aus idg. Base *reuH-, *ruH-, die im toch. AB ru- »öffnen« < *ru- vorkommt. Die Entstehung der verbalen set Base neben der nominalen Base *aru- ist durch das denominative Wört-bildungsprozeß mit Suffix *H zu erklären, vgl. *dom »Haus« (Nom. Sg. m.), *dem-s (Gen. Sg. m.) —> *dem-H- »es dem Haus angemessen machen, zähmen«. Die Entste- 51 Szemerényi, Synkope in Greek and Indo-European and the Nature of Indo-European Accent, Napoli, 1962, 288 mit A. 2; Frisk, GEW III, 39. Zur Wortbildungsweise vgl. gr. Sß-neSog : £llK£5f\g, iaÓ-7t£Sov : iaÓTteSot;: ieJorceSfjg (Szemerényi, loe. cit.). 52 Aus Adj. *aru- »eben« könnte man durch Thematisierung das lit. arvas »frei« und das heth. araua- dss. ableiten. Siehe jedoch auch A. 38. 53 Die kelt. Beispele hat mit dem heth. šaru- »Beute« Watkins, Indo-European Studies n, 1975, 323-331, zusammengesetzt; das heth. šaru- leitet er vom idg. *sóru ab. Auch Čop, Lingüistica VI, 1964,62; derselbe, Zbornik Filozofske fakultete II, 1955, 398, hat auf diese Verwandschaft aufmerksam gemacht. 58 hung des verbalen Stammes *reuH- kann aber nur mit Suffixerweiterung aus schwundstufiger anlautender Sequenz des Substantivs *oru begründet werden. Deshalb muß beim Substantiv *oru (n.) »geöffneter, ausgedehnter Raum« neben einem akrostatisch akzentuierten Paradigma *5ru (Nom.-Ak. Sg. n.), Gen. *äru-s, wovon urslav. *drvo (n.) und balt. *arwa- ausgegangen sind, auch ein proterokinetisch akzentuiertes Paradigma *öru, Gen. *r-eu-s vorausgesetzt werden. Aus Stämmen der schwachen Kasus des proterokinetisch akzentuierten Paradigmas wurde das denominale Verbum *reu-d-ti »es so machen wie *oru ist, d. h. ausbreiten, öffnen«, gebildet, aus verbalem Stamm *reu-H- kommt jedoch auch Substantiv *reuH-es- »Raum«54 sowohl wie Adj. *ruH-mö- > germ. *rüma- hervor. Hinsichtlich der Tatsache, daß das heth. aruna- aus einer idg. dreisilbigen Wortform nicht befriedigend zu erklären ist, erscheint es möglich, daß es eine zweisilbige, mit ai. dröna-m »hölzerner Trog, Kufe« < idg. Adj. *dr-eu-no- »hölzern« formal identische Urform ist. Das Substantiv aruna- könnte man nämlich aus proterokinetisch akzentuiertem Paradigma des Substantivs *oru (n.) erklären, d.h. aus einem solchen typologisch identischen Paradigma, aus welchem auch das heth. Adjektiv i/ekuna- < *ig-eu-no- »isto« (-» slš. rovenica, nareč. rovianka, kaš. rovenica, rovenik, gl. rowjenk, rowjenica itd.) verjetno izpeljan iz psi. samostalnika *orvo (sr. sp.) »plan, ravnina«, rod. *orva, sekundarno tudi *orvese (-» r. rovesnik, p. rdwiešnik); č) in na podlagi tipologije pri tvoijenkah iz ievr. tipa *doru, ki kaže na tvorjenje pretežno iz stranskosklonskih oblik z osnovnim vokalizmom, rekonstruirana z vzglasnim osnovnim vokalom *a-, tj. **areu&-/*reu@-/*ru@-. Nastanek glagolske osnove *reuH-, ruH- »razprostreti, odpreti«, ki jo potrjujejo germ. prid. *ruma- < ievr. *ruH-mo-, ievr. izglagolski samostalnik *reuH-es- (sr. sp.) »prostran, odprt prostor« (av. ravah- (sr. sp.) »prostor, svet«, lat. rus, ruris »dežela, polje«) in toh. AB glagol ru- »odpreti« < *ru-, je razložen z izpeljavo iz samostalnika tipa *ddru z akrostatično in proterokinetično akcentsko paradigmo *oru (im.-tož. ed. sr. sp.) »plan, ravnina«, rod. *dru-s poleg *r-eu-s. Iz akrostatične akcentske paradigme je nastal samostalnik *aru-o-m (sr. sp.) »plan, ravnina«, o katerem priča baltoslovansko gradivo, iz proterokinetične akcentske paradigme istega ievr. samostalnika pa je bila z laringalno pripono *H izpeljana set baza *reuH-, *ruH- »razprostreti, odpreti«. Iz proterokinetične akcentske paradigme je možno tako kot sti. drona-m (sr. sp..) »leseno korito« < ievr. *dr-eu-no- »lesen« (prid.) <— *deru-/*doru- (sr. sp.) »les, drevo« in het. i/ekuna- »mrzel« < ievr. *ig-eu-no- (prid.) *iegu-l*iogu- (sr. sp.) »led« izvesti pridevnik *r-eu-no- *»ki je takšen kot *aru-/*oru-, tj. raven«, ki se lahko ohranja v het. aruna-. Redni zapisi z a-ru- pri aruna- namreč navajajo k domnevi, da se je težava s fonetično neustreznostjo podedovanih leksemov z vzglasnim ide. *r- v hetitščini oz. v anatolskih jezikih reševala s pridajanjem vokala a-. 60