ess/: i $J: Herrn Pitton von Tournefort königlichen Rath« ic, Beschreibung einer auf königlichen Befehl unternommenen Reise nach der Levante. AMdem Französischen übersetzt. Erster Band. Mit vielen Kupfern. H-5 bey Gabriel Ntco"laus Raspe, '77^ Vorbericht des Uebersetzers. ^ >er jemals von der Beschreibung den jenigen Reise, die der berühmte Tournefort auf eines großen Königs Befehl, nach der Levante machte, etwas gehöret oder gelesen hat, der wird sich mehr darüber wundern, daß dieselbe nicht schon längst in einer deutschen Uebersetzung erschienen ist, als darüber, daß sie jetzt zum Vorschein kommt, tourneforts Name, der jedem Naturforscher, )(2 besonder« besonders dem Freunde des Psianzenrsiches, immer verehrunqswürdig bleiben wird, hatte alleine schon genug Empfehlung seyn können seine Erzählung von einer der merkwürdigsten Reisen, auch deutsch zu lesen. Und wenn man erst den innern Gehalt dieses Werkes selbst etwas genauer würde haben kennen lernen, wie vielen Dank würde man nicht dem Manne gegeben haben, der dasselbe denen, die es in der Ursprache nicht brauchen konnten, im vaterländischen Kleide in die Hände geliefert hätte? Ob M diesen Dank jetzt noch verdienen werden, stehet freylich dahin< Indessen werden Tourneforts Verdienste, auch in Rücksicht auf allezeit grvs< bleiben, w AtmM HMZMM! »zp. d; Nie ist leicht ein/an st vielen Kenntnissen reicher Mann, nie leicht ein Gelehrter mit so warmen Eifer, die Natur und besonders den Menschen überall zu siudiren, gcreistt, als Toutne^ fort. Auf alles aufmerksam, gegen alle Him dermsse kaltblütig, frey von Vorurthelsen und Aber- 'Aberglauben, segelte er im Archipelagus vou einer Insel zur andern, besah Constantinopel, Mchwanderte die KüD^es schwarzen Meeres, Mlchte Armenien, Georssicn und die Gränzen von Persien und Kleinasien. Eine gründliche Kenntniß der qlten und neuen Geschichte dieser MM, die er schon vorher aus den besten Quellen geschöpft hatte, setzte ihn in den Srand, manches zu berichtigen und vieles zu entdecken, das uns Weicht ohne Hn ens Geheimniß geblieben wäre. Das Genie, die Sittyi undIebräuche, die Handlung und verschiedenen daselbst ivohnenden Mlker'kennen Nl krnen^ und die Ue-berbleibsel aus dem Alterthume aufzusuchen, lag ihm eben so sehr am Herzen, als die Schätze, welche ihm das Naturreich daselbst anbot, aus der.Dunkek heit hersürzuzichen, und sich die Produtten jedes tandes bekannt zu tnachen. Von allen seinen so genau und mühsam angestellten Beobachtungen liefe« uns seine Neisebeschreibung gleichsam das Resultat, und dieselbe läßt mm den Leser, ohne daß )(3 er er nöthig hat, sich ft vieler Gefahr auszusetzen, Theil an dem Vergnügen nehmen, das dieser würdige Mann ehehin selbst genossen hat. Dafür wird ihm, wie ich hoffe, jeder, der noch Geschmack am Ernsthaften und Nützlichen hat/ Dank wissen. Eines erinnern wir noch, daß die zur Erläuterung dienenden sehr vielen Kupfer, die vermuthlich eine Hauptursache waren, warum sich bisher kein Verleger an dieses Werk hat wagen wollen, st getreu und sauber als möglich nachge-siochen worden find. Künftige Ostermesse wird man die beyden letzten Bände, so Gott will, ebenfalls liefern. Geschrieben Nürnberg, den 5f. September, 1776. Innhalt Innhalt des ersten Bandes. Hl Seite Absicht dieser Reise — — — » Erster Brief. Beschreibung der Insel Candia. — »« g Zweyter Brief. Fortsetzung der Beschreibung von Candia. — 75 Dritter Brief. Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes der griechischen Kirche — — — 133 Vierter Brief. Beschreibung der Inseln Argentine, Milo, Siphanto und Serpho. — — 212 Fünfter Fünfter Brief. Seite Beschreibung der Inseln Antiparos/ Paros und NaM. — -^- -—283 Sechster Vricf. Beschreibung der Inseln Stenosa, Nicourca, Amorgos, Caloyero, Cheiro, Skinoft/ Raclia/ Nw/ Sikino, Policandro, Santorin/ Nanfio und Mycone. — 34? Siebenter Brief. Beschreibung der Inseln Delos. — — 44? Erster Beschreibung «wer auf Befehl des Königs von Frankreich, unternommeneu Reise nach der Levante. Absicht dieser Reise. ^cr StaatSsccrclair, Graf von ponechar-rrain, that dem Konige, der ihm die Aufsicht über die Acadcmien anvertrauet hatte, zu Ende dcs Jahres 1699 den Vorschlag, geschickte Männer in fremde iander reisen zu lassen, um daselbst nicht nur über die Naturgeschichte, und über die alte und neue Erdbeschreibung, sondern auch über dic Handlung, über die Religion und Sitten verschiedener Volker, nützliche Beobachtungen anzustellen. Da ich bereits, auf Befehl des Königs, einige Reisen durch Europa gemacht hatte, so fiel auchdie« Asmal, bey der, nach der ievante anzustellenden ^eise, die Wahl des Königs auf mich. Welch eine Nahrung für meine ieidenschaft, die Natur und die A Men- D Menschen auch in entfernten tandern kennen zli lernen! Ich hatte mir von dem Herrn vonpontcharrram die Erlaubnis ausgcbcten, diejenigen Personen selbst auszusuchen, die mich auf dicscr Reise begleiten sollt ten. Ein ausserordcntllchesGlück führte mir anHerrcn Gundelsheimer und Anbriet, von dcuen jener ein vortrcfiichcr Arzt, dieser aber ein geschickter Mahler war, zween wahre Freunde zu, die alle meine Wünsche erfülleten. Herr Gundelsheimer ^> wurde nachgehend« tcibarzt des Churfürsten von Brandenburg, und Herr Aubricr königlicher Kabmetmahlcr. Der Graf von pomcharnain setzte die Zeit unsrer Abreise auf den neunten Merz 1700 fest. Er schrieb an den Abt Bignon, den Präsidenten der königlichen Academic der Wissenschaften, und bericht tete ihm, daß ich auf Befehl des Königs > Griechenland, die Inseln des Archipelagus und Asien durchreisen, und daselbst neue Entdeckungen zur Bereicherung der Naturgeschichte wachen, die daselbst herrschenden Krankheiten/ nebst den dagegen gebrauchlichen Mitteln untersuchen, und die alte und neue Geographie dieser länbcr mit einander vergleichen sollte; und daß wir dcr Konig einen Gehülfen, einen Mahler und alle Reisekosten bewilliget hätte. Dieser *) Wmde von dem König in Preußen i„ den Adelstand erhöbe:», und starb »715. Dtcser Brief wurde den sechzehnten Hornung der Versammlung vorgelesen, die, vergnügt über dicscn Beweis von der Sorgfalt des Königs, die Wissenschaften immer besser empor zu bringen, Herrn Guiidelsheimer zumMtgliede der Academic erwähl, te. Wir nahmen den sechsten Merz von der Acade, mie Abschied, und reiseten nach Versailles, um von dem Herrn von pontcharrrain, und von dem Herrn Fagon, dem vordersten königlichen teibarzte / die letzten Verhaftungsbefehle zu erhalten. Herr Fagon, der vieles dazu beygetragen hatte, daß diese Reise von statten gicng, stellte mich dem Könige vor, der mit sel-ner gewöhnlichen Güte ein Werkö) annahm, das ich, ihm zuzueignen, die Erlaubnis erhalten hatte. Den neunten Merz reiseten wir mit dem Post, wagen nach Ayon ab, wo wir nach sieben und einem halben Tag anlangten, und daselbst Herrn Goiffon, einen geschickten Arzt und großen Krauterkenner, und den P. Colonia, den Bibliothekar der Jesuiten/ be, suchten. Den sechzehnten Merz fuhren wir auf der Rhone bis nach Condrieu; den achtzehnten kamen wir nach AviZnon, und rcisetcn von da aus nach Aix, so nur eine Tagrcisc davon entfernet ist, und den sieben und zwanzigsten waren wir schon zu Mar< seilte. Ich machte hier den Depmirtcn des Com-merccs meine Aufwartung, und überreichte ihnen dle Bcf ^c, die mir der Graf von ponecharcrain mitge, geben hatte. Da eben kein Schif vorhanden war, A 2 das £) Institutioncs rei herbaria?. 4 "^O A OF^ das uns nach der tevantc hatte mitnehmen können, so hatten wir Zeit genug/ die Schönheiten dieser Stadt zu besetzen/ und die unter der gegenwärtigen Regierung gemachten Veränderungen zu bewundern, die alle dahin zielen / dieser Stadt den alten Glanz wieder zu geben / den sie zur Zeit der Griechen und Römer gehabt hat. Denn was noch von der alten Stadt übrig geblieben/ ist ein Werk späterer Zeiten, das den Geschmack und dle Unwissenheit der Gothen, deutlich verräth. Otrabo a), der genaueste unter den alten Geoe graphen/ und der sonst sehr für die Städte Asiens, wo alles von Marmor und Granit gcbauct war, ein« genommen zu sehn scheinet, beschreibet doch Marseille als eine sehr wohl gebaute und ziemlich große Stadt, die in Gestalt eines Theaters um einen natürlichen und ln die Felsen gehauenen Hasen />) angelegt ist. Vielleicht war dieselbe vor den Zeiten Augusts, unter welchem Strado lebte, noch prächtiger. Denn wenn eben dieser Schriftsteller von Cyzicus c), als von einer der schönsten Städte Asiens redet, so bemerkt er, daß in derselben eben diejenige Pracht der Baukunst zu sehen gewesen, die man ehe» hin zu Rhodis, zu Carrhago und zu Marseille bewunderte. Von a) Rerum Geogr. 1. 4. I) \aifuia», Eusttt. ad Oionys, Perie^. v. 7ft c) Ibid. 1. 12. Von dieser alten Pracht findet man nun keine Ueberbleibsel mehr daselbst, uud vergebens würde man den Grund der Tempel des Apollo und de5 Diana suchen, welche von den Einwohnern dcr Stadt pbocäa ö), die solche gebauet, aufgeführet wor, den sind. Man weiß davon weiter nichts mehr, als den Ort, wo diese Gebäude gestanden sind. Auch kennet man den Ort nicht mehr, wo pytheas, jene berühmte Nadel c), die Polhöhc von Marseille zu bestimmen, aufrichten lassen, pycheas, der auS dieser Stadt gebürtig gewesen, und zu Alexanders Zeiten lebte, war, wie Gafsent>i sagt, der älteste unter allen Gelehrten, die in dem Occident gelebet haben. Marseille hat nicht nur tte Ehre, den Wissenschaften den Weg nach Gallien gebahnt zu haben; sondern sie ist auch eine von den drey berühmtesten Academien der Welt gewesen, wo eben so gute Schüler gezogen wurden, als zu Achen und Rho-dis ti. Man kam von allen Orten her nach Marseille, um sich in den schönen Wissenschaften, ,md in dcr Weltweishcit unterrichten zu lassen. Es herrschte daselbst eine solche Feinheit der Sitten, daß die Römer ihre Kinder zur Erziehung dahin schickten; A z und tieo^r. /. 4. H Tack. in vit» Hxr. c. 4. Geogr. I. 4. 0 Xviijxau. Strabo ibid. L Z* *) Tacit, in vita Agr» c. 4. und die Gallier, welche sich sonst ebcn nicht viel um diese Tugcud bekümmerten, fanden die griechische Spraä)c, die man zu Marseille a) in ihrer Reinigkeit redete/ so schön, daß sie sich derselben so gar in ihren öffen(« lichen Schriften bedienten. Ungeachtet heut zu Tage hie Handlung das Hauptwerk ist/ das zu Marseille getrieben wird/ so fehlt es doch auch gar nicht an gelehrten und berühlw ten teuten daselbst/ von denen ich jetzt nur den eini? gen P. plümier anführen will/ der seinen Namen durch Entdeckung von wehr als neun hundert Pflanzen, Welche der Aufmerksamkeit anderer, die nach Amc? rica gereiset sind, entwischten, verewiget hat. Enhlich/ nachdem wir lange genug auf den Nord« Westwind ö), der uns nach Candia führen sollte, gc, wartet hatten, segelten wir den drey und zwanzigsten April aus dem Hafen von Marstille. Allein, da der Wind zu frisch war, blieben wir zwischen den Inseln, und man spannte die Segel erst am folgenden Tage, morgens um eilf Uhr auf. Wir langten den dritten May in dem Hafen von Canea an, ohne uns irgendwo aufgehalten zu haben. Man hat nicht leicht eine so glückliche Fahrt, ale diese war. Wir legten in neun Tagen sechszehn hundert Meilen zurück, und liessen Maltha auf her Hälfte des Weges liegen. Die *) Strah Rtr. Gtoeu Lib, 4, *) Mistral. Die iange der Meilen ist in der tevante, besow dew zur See/ nicht mit der nöthigen Genauigkeit bestimmt. Der eine macht sie langer, und der andere kürzer; jeder, wie es ihm beliebt. Ich habe nicht zween Piloten angetroffen, die dißfalls einer Meinung gewesen. Einige rechnen von Marseille bis nach Candia achtzehen hundert Meilen; andere aber nur funfzehen hundert. Wir haben, nach der gemei-nenMeynung, scchszchn hundert Meilen angenommen. Reiset man zu lande, so verhält es sich fast eben so. Es giebt Orte, wo die Meilen so kurz sind, daß man derselben mehr als vier zusammen nehmen muß, wenn man eine einzige französische Meile heraus bringen will; noch öfter aber braucht man derselben nur drey. Daher rühret der große Unterschied, den man unter dem Meisenmaas der Alten, und unter dem, das heut zu Tage gewohnlich ist, beobachtet. Die Geometrie und Feldmeßkunst sind im Orient etwas ganz unbekanntes. Da man um wenig Geld viel iand kaufen kann, so giebt man sich nicht die Mühe, solches genau abzumessen. H 4 srster Erster Brief an dm Grafen von Pontchartram entbalt eine Beschreibung dcr Inscl Oandia. Gnadiger Herr! ^ ^ch befolge blos Is'ren Befehl/ mdem ich Ihnen c>) eine genaue Nachricht von allcm mittheile/ was wir ln Cand'a, jener, unter dem Namen Crera, in den ehemaligen Zeiten, so berühmten und bekannten Insel, merkwürdiges gesehen haben. Die mir gegebene Erlaubnis, manchmal etwas aus dem ge-lehrten Fache in meinen Briefen anzubringen, wird ihre Weitläufigkeit entschuldigen, und das verdrießliche derselben vermindern. Was kann man auch von einem tande sagen, das von den Türken bewohnet wird, wenn man sich blos auf dasjenige einschränken «rill, was man sie heut zu Tage daselbst vornehmen siehet! Ihr ganzes icben ist fast nichts anders, als ein immerwährender Müßiggang. Reis essen, Wasser trmken, Taback schmauchen, Caffee trinken — ist alles/ N?i. j 77i. pag. g, 0ff{l?lČ?čl . alles, was der Muselmann thut. Die geschicktesten unter ihnen, deren Anzahl aber gar nicht groß ist, beschäftigen sich damit, daß sie den Alcoran lesen / d'e Ausleger dieses Buches zu Rathe ziehen, und die Jahrbücher ihres Reiches durchblättern. Alles das «st für uns von wenig Nutzen. Nichts als die Begierde, den Alterthümern na6)zufcrsä)en, die Naturgeschichte zu siudiren, sich mit ihrer Handlung bekannt zu machen, kann den Fremden reitzcn, in ihre lander zu reisen. Wie trocken würden demnach die Nach, richten von der Tcvanre seyn, wenn man sich bloß auf den gegenwärtigen Zustand der unter der ottoma-nischcn Bothmäßigkcit stehenden Provinzen cinschräw ken wollte! Meine und meiner Freunde brennende Begierde, Pflanzen und Alterthümer zu entdecken, war Ursache, daß uns der Weg von Marseille nach Candia, der ersten Insel Griechenlands, wo wir, nach Ihrem Befehl zuerst anlanden sollten, sehr langweilig vorkam. Indessen kann man sich wohl keine kürzere und glücklichere Fahrt wünschen, als diese ist. Der Wind war stets hinter uns, und nach neun Tagen waren wir schon zu Lanea. Daß die Nencrianer diese Stadt, so wie die ganze Insel Candia, im Jahre 1204 erobert haben, ^st Ihnen bekannt. Sie besassen Canea bis 1645. ^ssouf (odcr Iusupt), das ist, Joseph> Capitain ^"ssa, fand sich w ehe», diesem Jahre mit achtzlK ^chtffen und eben so vielen Galeeren vor dieser Stadt A 5 ein, fin, und nach zchen Tagen war sie in seinen Handen^ Der Sultan Ibrahim ließ ihn, nach seiner Zurücks kunft nach ConstZnttnopcl, siranguliren, um sich seiner Güter zu bemächtigen. Doch konnte Ijsouf keine großen Schatze besitzen. Er war der Nachfolger jenes berühmten tNustapha, den der Sultan iDourac (Amurat dcr vierte) so zärtlich liebte, daß er in feines Armen sterben wollte. Heut zu Tage ist Canea der zweyte Ort auf der Insel. Er ist nicht nur viel kleiner, als Candia, sondern es stehet auch dcr Bajsa von dieser Stadt und von Rerimo unter dem Vicckönige ^) von Candia. Die ganze Insel wird von diesen drey Befehlshabern regieret, und jeder derselben hat hier sein besonderes Departement. Nach der gewöhnlichen Rechnung sollen in Canea nicht mehr als fünfzehn hundert Türken, zwey tausend Griechen, und fünfzig Juden wohnen. Ausserdem befinden sich nicht mehr als zehcn bis zwölf franzosische Kaufleute, ein Consul von dieser Nation, und zween Capuziner daselbst, die seine Almosenpfleger sind. Der Ort an und für sich ist gut; die Mauern sind wohl gefüttert, hinten mit Erde verstärket, und werden durch einen ziemlich tiefen Graben beschützet. Er hat auf der tanoseite nur ein einziges Thor. ^ Die Venetianer, welche auf die Befestigung die-ser Stadt viele Sorgfalt gewendet, würden sie in dem *) BegHcrbey. Hem vorigen Kriege leicht wieder haben erobern können, wenn si? sich der Verwirrung der Türken / in welche die,se durch die Ankunft der Christen versetzet worden/ zu bedienen gewußt hätten. Es befanden sich damals nicht viel yber zwey hundert Personcn in der Stadt, die sich wehren konnten; und davon waren die meisten Renegaten a), das ist, ieute ohne Treue und Glauben, weder Türken noch Christen, die sich allezeit zur mächtigern Parthey schlagen/ und blos auf das Rauben und Plündern denken. Hätte der General Mocemgo, anstatt daß er achtzehen Tage damit zubrachte, daß cr den Türken drohete, und sie zur Uebergabc aufforderte, dem Ort tapfer mit seinem Canonenfeucr zugesprochen, so würde er solchen ge, wiß erobert haben. Denn nachdem der Bassa von Relimo cinmgl einen Succurs in die Stadt gebracht hatte, war es zu späte, sie zu beschießen. Ueber dieses warfen sich die französischen Ausreißer/ nachdem der Herr von Sainr Paul, ihr Commendant, durch eine Kugel war gctödet worden, und sie nichts wehr zu leben hatten, aus Verzweiflung, in welche öfters die wackersten lcute durch überwiegendes Elend gestürzet werden, ir. die Stadt. Auch hatte man zu Culata, in dem Meerbusen Suda, so in hen Händen der Venetianer war, landen, unh sich auf den benachbarten Gebirgen verschanzen sollen, anstatt sie von dem Bassa von Renmo einnehmen zu lassen, der die Belagerer durch seine leute beständig beunrm bigte. *} fcourm». 12 ' ^G z^ Mc)^ hjgte. Die Vcnetianer glaubten ohne Zweifel, der Succurs von Candia würde zu Wasser ankommen, und hielten cs also nicht für rathsam, sich mit ihrer Flotte von dcr Küste <^anr Odevo />) zu entfernen. Indeffcn würden zwo wohl bcwafnete Fregatten hinlänglich gewesen seyn, den Hafen von Canea zu blo-quiren. Dieser Hafen, so sehr derselbe auch dem Nordwinde, oder dcm Cramontane, wie man ihn auf dem mittelländischen Mecrc zu nennen pfleget, ausgesetzt ist, würbe sehr gut seyn, wenn man ihn in einem bessern Stande erhielte. Man siehet daselbst noch die Ruinen von einem schönen Arsenal, welches die Ve» netianer auf der linken Seite hatten anlegen lassen. Es ist aber davon nichts mehr übrig, als die Gewöl-ber von den Werkstätten, wo die Galeeren gemacht wurden. Der Türken geringste Sorge ist, die Hafen und die Mauern dcr Städte gehörig zu unterhalten. Etwas mehr Fleiß wenden sie auf die Brunnen, weil fie starke Wassertriuker, und nach ihrer Religion verbunden sind, alle Theile ihres Korpers öfters zu we. 14 ^N ^l Mc)^" wird durch eichene Balken unterstützet) die zweeö bis drey Schuh weit von einander entfernt liegen. Von aussen ist diests Dach mit einer iagcCrde bedeckt/ die wie Kalch eingerührt/ eine Zeitlang zusammen geschlagen/ und mit kleinen Kieselsteinen gepflastert wird, die man in dm Beeten der Flüsse findet. Dle Terrassen haben keinen weiter« Abhang, als zum Ab-lauf des Äasscr/ nöthig ist. Auf denselben gehet man bey schönem Wetter spazieren, ja man schlaft sogar bey großer Hitze daselbst. So hoch haben diese Insulaner ihre Baukunst getrieben. Diese Dächer müssen jahrlich ausgebessert werden; die Unterhaltung derselben aber kostet noch weit weniger, als ihr Bau« Ausser diesen Tcrrassendachern hat jedes Haus insgemein eine andere kleinere Terrasse auf gleichem Boden in dem zweyten Stocke, so eigentlich nichts anderes ist, als ein offenes mit etlichen Blumentöpfen geziertes Gemach. Diese Terrasse ist der Gesundheit sehr vor-traglich. Denn da die meisten Häuser der Stadt gegen Norden zu liegen, so werden die Fenster derselben verschlossen, wenn bet Nordwind herrschet; man oft net alsdann die Thür der Terrasse, die gegen Mittag liegt. Iw Gegentheil wird diese Thür verschlossen, und die gegen Norden stehenden Fenster gcöfnct, wenn die, in der tcvante durchgehende herrschenden/sehr nachtheiligen Mittagswlnde anfangen. Denn diese Winde sind manchmal so heiß, daß sie die Menschen auf freyem Felde ersticken. Die ^>ie Gegend um Canea von der Stadt an, bis zu km ersten Berge a), ist vortreftlch; das land, das 5ch bis an Culatab) erstreckt, ist von der nämlichen Schönheit. Dasselbe ist fast nichts als ein Wald von Olivenbaumen, welche so hoch sind, als die zu Coui lon und Sevilla. Sie verderben niemals in Can-dia, weil es daselbst nicht gefrieret. Diese Wälder sind mit Feldern, Wein und andern Garten und Bachen untermischt, und diese Bäche sind mit Myrten und Olivenbaumen eingefaßt. Herr Truilbarr, unser Consul zu Canea, nahm uns sehr höfiich auf. Er versicherte uns, daß man im Jahre 1699 dreymal hundert tausend Maas (WüackW) Oel auf der Insel bekommen habe; und daß die Franzosen fast zwcymal hundert tausend da-^von zu Canea, zu Retimo, zu Candia und zu Gnaperva, wo alle ladungen geschehen, eingekauft hatten. Die Oelerndte war in diesem Jahre in der Provence umgeschlagen, daher kamen sehr viele Schiffe von Marseille nach Candia, um für die Se'lffew sicdcreyen des landes Oel abzuholem Das ordentliche Oclmaas wiegt zu Canea neunthalbc Oqucs, zu Retimo abcr zehcn, und eine Oque wiegt drey Pfund zwo Unzen, so nach der Mor-gcnlandischcnArtzu rechnen, vierhundert Drachmen beträgt. Das Pfund hält hundert und acht und zwan- -___^. ____ zig > D»r inne« Theil d^s Meerbusens Guda. zig Drachmen, und eine Drachme scchszig Korner. Zu Rl rimo und zu Canea wachst das beste Oel auf dieser Insel; das zu Girapecra ist schwarz und uw rein, weil sie, ehe sie ihre Kruge ausleeren, das Oet und den Satz mit einem Stecken umrühren, und beydes mit einander verkaufen. Im Jahr 1702 kostete nach der Erndtc das Maas Oel nicht mehr als sechs und drcysig bis vierzig ParatS, oder aufs höchste einen Ahouquel a), welcher zu Canea vier und vierzig Parats und zu Retimo nur zwey und vierzig gilt. Die Hasiigkeit unsrer Kaufieute machte, daß das Maas auf sechszig bis sechs und sechszig ParatS Mg. Diese paracs sind Silbermünzcn von schlechtem Schrot; sie gelten sechs französische iiards, oder acht« zehen Provencer Dcnicrs. Ausscr den Olivcnwalbern, giebt es in der Gegend von Canea viele Gärten, die, wie alle andere in der Türkey, ohne Ordnung, ohne Symmetrie, ohne Pracht sind. In diesen übclgewartetcn Baumgarten tragen die Bäume nichts, als elende Früchte, Man ziehet daselbst lauter schlechte Sorten, und das Pfropfen ist hier eine unbekannte Sache. Die Feigen sind hier ohne Geschmack, und die Melonen find nicht viel mehr werth. Wir machten einen Spazier-gang nach Varrouil, um den Garten des Gouver< neurs 0) <3in holländischer Thaler, welcher mit einem französischen Ecü überein kommt. Der Abouquel beißt auch Assam, wegen der Figur b diesen Flecken wieder aufzubauen. Allein da sie in dem äussersten Elende leben > so waren sie ausser Stande solches zu thun. Man findet also daselbst jetzt nichts Mehr, als di« traurigen Uebcrblcibsel des Brandes. Niemand hat sich die Zerstörung von varrouil zu Nutzen gemacht/ als unsere Franzosen/ die sich daselbst ein Vergnügen zu machen suchen, welches aber meistens auf Kosten ihrer Gesundheit geschiehet. Der Gatteti des Gouverneurs ist ein klein« Gehölze von Pomeranzen, iimonien, und Citronenbäumen, die mit Pflaumen, Birn und Kirschbäu-men untermischt sind. Die Pomeranzenbäume sind daselbst fast eben so stark, als in den schönsten Baumgarten /)) zu Lissabon, ob sie gleich mehr ^ ver- " t>i°dar. A Yuint28, im Portugiesischen. Tournef. Reisen l.TH. B ^crnachläßlget werden. Ungeachtet dieser Vernach^ laßigung, und ob sie schon, entweder mit todtem oder überstüßigem Holze beladen find, bringen sie doch eine aufferordcntliche Menge Blüthen / die wie große Bouquets über einander stehen. In Ponugall wirb blos allein fcne vortrejkiche, und in ganz Europa unter dem Namen der portugiesischen Pomeranzen, be< kannte An, welche die Portugiesen, die psmeran, ze aus China a) nennen, gezogen. Diese aber ist weder in Candia noch in den übrigen Theilen der Turkey bekannt. In diesem lande laßt es ein jeder bey demjenigen bewenden, was er in seinem Garten angetroffen hat, und was daselbst für sich und ohne Cultur wächst. Daher ist auch in selbigen alles wild. Die gemeinste Pomeranzenart in der tevante, ist die sogenannte große und süße, oder vielmehr unge-schmacke Pomeranze b), die eine dicke, bittere und gleichsam schwammige Schanle hat. Man ziehet da, z selbst auch die sauern Pomeranzen c) und Citronen H. Diese Citronen sind schöne Früchte; allein sie tauge» nicht zum essen, wofcrne man sie nicht einmacht; damit aber können die Candioten nicht umgehen. Der Garten des Gouverneurs wurde vdn einem unglück-lichen griechischen Mönche e) gewartet, oder vielmehr vcri a) Naranca da China. *) Malus Aurantia maior. C. B. Pin. 43<5. r) ßigarradc. d) Poncirc» g) Caioycrj ^c>nachläßiget, der nicht einmal eln Hewbd auf dem 5cibe hatte, und so/ wie drey bis vlcr von seinen Mit-brüdcrn, die von der Kratze abscheulich geplagt waren, tvcdcr lesen, noch schreiben konnte. Biese armen Tropfen beschenkten uns mit einigen Pomeranzen-zweigen, welche Blüthen und Früchte hatten. Wir ricthen ihnen, sich vermittelst des Schwefels zu heilen Auf dein Ruckwege nach Canea NMden wlt burck) den abscheulichen Gestank der Kirchhöfe sehr belästiget. Es ist eine bekannte Sache, daß die Tür, 5en ihre 'Todten an Vie iandstrassen begraben. Dieser Gebrauch würde auch gär vorrrefiich seyn, wenn sie nur die Gräber tief genug machten. Da Can-dia ein sehr warnies tand ist, so hat man von dem üblen Gerüche vieles auszustehen, wenn matt um« dem Winde ist. Die Türken richten am Ende eines jeden Grabes einen Stein als dadurch, daß sie ihnen den Namen derGolddlumenc) gegeben haben. Unser Erstaunen vermehrte sich, je näher wir dem Meere kamen, wo wir doch unsere Rechnung besser zu finden hosten. Und in der That siengen wir auch wieder an, uns zu beruhigen, als wir dett stachllchten Acanthus H erblickten, den wir sonst nir-Hend als in den europäischen Gärten gesehen hatteii Oft *) Ms. Efmenard. V) Hesperis Crctica maritima, folio craflb lucidoe magno flore* c) Chrysanthemum flore pattim candido, partim Iu* teo C. B. P. 133. & Chrysanthemum Creticurfl* ciuj. mß. 53?. d) Acanthus aculcatuj, C. B. P. 383, Dft ist das Vergnügen eben so groß, eine seltene Pstanze an dem Orte anzutreffen, wo sie ursprünglich zu Hause ist/ als wenn man eine ganz unbekannte findet, Diese Gegend ist eine Art eines Strandes, wo der wollige Bergpoley des prosper Alpin a), sehr hausig wächst, hen derselbe, als eine von dem (mapkalium marMmum des Caspar Bauhin b) verschiedene Pflanze beschrieben hat, und auch abbilden lassen. Ich kann aber versichern, daß zwischen beyden Pflanzen nicht der geringste Unterschied zu finden sey. Alpin, der blos nach dem Scheine urtheilte, hatte die Pflanze des Casp. Bauhin nicht selbst gesehen, ungeachtet sie an den Meerufern in Italien sehr gemein ist. Zu Canea, auf dem Strand«-, vonwclchem wirreden, wächst weiter nichts, als die stachliche Cichone c), und der (recenst-scke ^hpmjan. Beyde Pflanzen aber kommen am besten auf den Haiden und Felsen fort. Ich freuetc mich den Crecensischen Thymian H in Can, dia wiedex anzutreffen, den ich vor einigen Iahrett um SeviUa und (armona in Andalusien beobachtet hattc. Indessen, da wir begierig waren, etwas schätzbarere zu entdecken, vermehrte sich unser Ver- B 3 druß <) Polium Gnaphaloides, Profp, Alpini Exot. 14^ *) Gnaphalium maritimum, C. B. Pin. 26%. O Cichorium tplnosum, C B. P. 126, ^ Thymus capitatws, qui Diotcoridii, C- B- P* 2»«' 21 "^O W OcB" druß mtt jedem Schritts/ den wir machten. Wie reisctcn ja blos deswegen nach (andia, um Pstan< zen zu suchen; wir traueten in diesem Stücke dcu Versicherungen eines plmius und Galcnus, wclcht die Pflanzen dieser Insel allen andern auf der Welt vorzogen. Wir. sahen einander von Zeit zu Zeit ar, ohne daß einer das Herz hatte, dem andern seine Gedanken zu sagen. Mir zuckten die Achseln, und seufzten aus Herzensgrunde, besonders da wir an den klelyen Bachm hingiengen, welche durch diese schöne Ebene von Canea stoßen, die durchgehends mit Vin^ sen und audcrn sehr gemeinen Pflanzen besetzt waren, die wir um Paris gar nicht anzuschauen würden ge- würdiget haben, wir, die wir den Kopf von nichte, als von den seltensten Pflanzen voll hatten, wir, die wir uns eingebildet/ daß Candi<: lauter ausscror- dentliclie Dlttge herfurbringen müßte. Die Folge hielt uns, wegen dieses gehabten Vcr-drußcs, vollkommen schadlos. Die Gegend um Ca-nea, und insonderheit jene hohen Gebirge, woman im Sommer den Schnee abholet, sind die fruchtbarsten Theile der Insel, und übertreffen hierinncn den Berg Ida, und die Gebirge von Girapetra sehr weit. Denn man findet auf den Bergen von) mag auch sagen, was er will, so hatten doch Tdeophrast c) und plmiuy recht, zu behaupten, daß die Cyprcssen daselbst eben ft gut unter dem Schnee, als in den Thälern wachsen. Belon gab sich nicht die Mühc, sich auf dieselben zu verfugen. Man nennet sic heutiges Tagcs die Gebirge van Ssachia / so cm Dorf gleiches Namens ist, das man obcn auf dem Gipfel derselben/ wenn man gegen das Meer südwärts herabkommt/ siehet, und das vielleicht dcn Namen einer der alte? sten Städte von Crera H, w welcher dcr berühmte Epmu nides gcbohren wurde, beybehalten hat. Dic Einwohner in der Gegend herum, die sich Sfachiy-ten nennen, werden für die besten Soldaten auf der Insel gehalten, und sind die geschicktesten Bogenschützen. Unter ihnen ist der Pyrrhische Tanz, wie wir in der Folge sehen werden, noch gebräuchlich. V 4 Da I. 4- cap. i, Ptol. I 3. cap. 17. To, *w "ktv*% Strabo rer. geo^r. 1. 10, /JIbi montes. Plin. hist, nat, I 16 c. 3j. a) Solin. Polyhist. cap. 11, . h Obferv. lib, ^. ^ donia c) sage ich, welches der Macht zweyer Stadtt», d'e sich miteinander verbunden hatten, es zu bczwin-^ ganz assein widerstehen konnte, music einen gu« leu Haftn, und folglich auch Einwohner haben, web He solchen mit Ketten verschließen und verhindern konnten, daß sich die Feinde desselben nicht bemächtig,-tc«. Cs ist aber in dieser Gegend kein andere? Hafen H, als der zu Canea, oder der zu Su-da. Ungeachtet Suda noch etwas von dem Na-wen Epdonia zu haben schcint, so stehet doch Sudq auf einer Insel, hat auch in Absicht auf das Gebiete der -0 Straho Fver, Gcogr. lib, io h mi O Uvhs Hist, lib, 4«, ) &/W« *«i ufi» *u*is. Seytox, Peripl, in Voce KjjfTtf. .Atz -V(M A UF> deriacedämomcriu demPeleponnes diejenigelage nichts die Diodor von Sicilien a) und Srrado ö) ange< ben/ w^nll sie dic tage von Cydonia bestimmen wollen. Aus eben diesem Grunde muß man die Ruinen dieser Stadt nicht oberhalb Culaca, wie einige behauptet haben, noch weniger bey dieftm pgleocastro suchen, so dex Insul Guda seitwärts liea^t, und wohin prolemaus die Stadt Cydonia scheinet gesctzet zu haben. Ueberdieses machf pftnius c) einen ents scheidenden Auespruch von her iage dieser Stadt, indem er sagt, daß sie gerade drey kleinen Inseln gegen über liege, welches ohne Zweifel die Insel Sgnr Odero und dic Klippen ^urluru sinp< ', Die Stadt Cpdonia wurde pon dem phale cuS ii), dem Fürsten der Phocäer, vergebens belagert, der dabey mit seinen ?ryppen MkaMo Als sie No-fhocrarese) belagerte, suchte sie bey dem Eumenes, dem Könige von pergamus Hülfe, der sie durch einen von seinen Feldherrn entsetzen ließ. Die Chre der Ersberung derselben war dem Merellus/) bestimmt/ den. a) Dhd. Shut, liibl. hist, lib, *. &) $tr*l>o Her. (ieogr. lib. ioa «?) Contra Cydoniam Leuca & duas Budro«- P//*. JF/j/f* N4/. lib. 4. cap. 12. i) Pija/irj. D*yirr* Gr/ic sotc^etf beut ju taftc au^gefptecieii «)icD: beitn man sollte CalogerS, guce 2H« fättit but, t>orj ^x^ ßut/ unb y«fi«^ baß die Rcligwsen allein sie nicht einsammle» können, sondern sich genöthigcl sehcn, die Früchte^ die auf der Crde. sind, mit den lctttcn, die sie ausicscn> zu theilen. Sie lassen diejenigen/ die oben an den Bäumen sind/Um Geld von ieutcn, die sie dafür bezahlen, abschlagen. Ali lein durch das Schlagen mit Stangen wird auch die Hälfte dcr jungen Zwcige mit den BlüthkuospcU zk Grunde gerichtet. Diese Baume werden niemals b^ schnitten; es wild auch der Boden um sie herum nicht umgegraben, als blos um etwas Gctraidc dahin zil säen. Es würdc hier der Ort seyn, vön den ördeiisrc^ qcln zu rcdcn, welche diese Religiösen beobachten. Ich will aber lieber dic Erzählung von unserer Spä-zicrrcisefortsetzen, und in einem eignen triefe alles das^ jeniqe anführen, was ich von dem gegenwärtigem Zu-siande dcr griechischen Kirche habe it» Erfahrung bringen können. ' Wir trafen in der Gegend um das DrcyfaltiH, keitsklostcr verschiedene seltene Pflanzen an, und un-tcr dcnenselben eine Orcdis a) Sorte, Mit einer ausnehmend schönen Blüthe Die a) Orchis Cretica, maxima, flore pallji episcopal»* forma- CerW. Inß. R. Hart. 30. Ni'X l 7h. Pa£- Zu urcnis cretica., maxtmu,, Jiore palht CpiscopalisJbrTncL CorotL Inst. foiJ&rR Sa ^>ie Nurzcl bestehet aus zwey weissen, ficischi, Zen, fast cyrundcn Zwiebeln oder Bollen, dte unge, fehr fünfzehn iinien lang, voller Saft ^ Mehr mit Haaren besetzt sind/ als dic andere Sorte dieses Gc, schlechtes, deren Fascrn blos unten an dem Stengel zum Vorschein kommen. Der Stengel derjenigen Sorte, von der wir gegenwärtig reden, ist gegen cb nen Schuh hoch, übcr vier iinicn dick. Derselbe ist, wenn er herfür kommt, nach Art einer Scheide, mit zwey bis drey Blättern besetzt, welche über drey Zoll lang, fastanderchalbc Zoll breit, gerändert und hellgrün sind. Bcßcr oben, an den, Stengel hinauf, sind sit viel kleiner, besonders wo die Blüthen aus ihren Winkeln herfür kommen. Der obere Theil dieser Blüthen, btstchcr aus fünf Blättern, aus drcy aM scrn und zwcy klcmorn. Die größern sind sechs bis sieben linicn lang, drcy bis vier breit, ausgeschweift, spitzig, roscnfärbig, und auf dcm Rücken mit grünen Streifen bcsclzt. Die zwey kleinen Blumenblätter stehen wechselsweise -.wischen den größerm Sie siud kaum zwo Unicn lang und eine breit. Das untere Blumenblat dieser Blüthe, so uiitcr allett das größcste und schönste ist, ist fast funfzehen linien lang, und fängt mit einer Art eines Taubenmagens an, so gclb, lichgrün ist, wovon der obere Theil in das grünliche fällt. Der übrige Tkcil öichs Blumenblatt ist «me Art einer Bischofsmw.e, zugerundet und unten i'crlich ausgeschnitten, rückwärts aufgeschlagen, uub '" drey Theile zerschnitten, von denen der mittlere der kleineste, seicht gekerbt ist, und gleichsam ausgeschnitten schnitten zu seyn scheinet. Die beyden andern Theile sind spitziger. Die Mütze ist dunkel braun, sammetar, tig, und mit einer Art einer grün glänzenden Purpur? färbe, wie der Rücken einer Biene, erhöhet. Zwo spitzige , grünlichgelbe > saminetartige Erhöhungen erheben sich ein wenig unter und neben dem Tau, bcnmagen, unb dieser Taubenmagen macht eine lang liche Patrone, ((^rwucke) deren unterer Theil, so dunkelfahl, mit gelben Blümlcin gezieret ist > die sich in Gestalt cmcs Ankers endigen. Das untere Blümlein hat einen ziemlich großen Flecken von der nämlichen Far» be,'w'e die Cartouche. Der Schwanz dieser Blume ist ungefähr einen Zoll lang, zwo linien dick, und gleichsam gewunden. Aus demselben wird in der Folge die Frucht, die wir aber nicht reif gesehen haben. / Aus dem DreyfaltigkeitSkloster verfügten wik uns in ein anderes, das den Namen von dem heiligen Johannes a) Hai, und bey dem Eingänge des Cap tiielier, auf einer kleinen Ebene liegt, über die man allezeit gehen muß, wenn Man an die Spitzt des Cap kommen will. Man trift auf dem Wege ein anderes Kloster gleiches Namens an, das so oft von t>en Corsaren geplündertworden ist, daß män es hat ewge-hen lassen, ungeachtet das Haus wohl gebauet, und die Einsamkett sehr angenehttl wan Matt steigt in dasselbe auf einer Treppe von Hünbert und fünf und dreyßig Staffeln hinab, die in den Fels gehauen ist, und a) Mttfff y|' r$v aym U/iwvt und sich zwischen ganz fürchterlich steilen Abgründen befindet, die mit jenem schönen Cretensischen Dip, ram a) besetzt sind/ von welchem die Alten so viel wun, derbares gesagt haben. Derselbe blühet daselbst fast das ganze Jahr, wie zu Paris in dem Garten des Ko« "'«F. Wir haben diese Pflanzen nirgends, als in Candia gesehen; und wenn Dioscoridcs b) dahin gekommen wäre, so würde er wohl nicht gesagt haben, daß sie weder Blüthen noch Saamen trage. Das Cap Melier ist eine der schönsten Gegenden der In« sel zum Kräutcrsammlen. Hier sahen wir auch das erstemal eine schone Pflanze, die prosper Alpmus das Cretcnische Ebenholz c) genennet hat, ungeachtet es mit dem eigentlichen Ebenholz nicht die geringste Verwandschaft hat. DasCapMelier, unter wclchem,gegenMorgen zu/ dieInscl und die Stadt Guda liegen, und das die Vene-tiancr noch gegenwartig besitzen, heißt Cado Malcca. Man weiß aber so genau nicht zu sagen, wie es bey den Alten geheißen habe. Richtet man sich nach der a) Origanum Creticu,m latifolium, tomentoüim, feu Dictamus Creticus. Inß, R. JL 199. Origanum (DifcUmnus) solus iitfevioribus tomentosis, spicis nutantibus Linn* Sp, Pi, 823. h) Diose. 1. 2. c. 36. ■u *> Ebenus Cratica. P. A!pf Exot. 27«. Barba Jovis Lagopoidcs, Cretica, frutefccns, incana flore spic* cato, purpureo amplo. Breyn.Prodra* KbenuiLinn. Sp. ?lant. 1076. )4 ^M ^l Ec)^ der Anzeige/ welche pcSlemäus a) von beli merkwürdigsten Orten auf der Insel Creta macht/ indem er die nordliche Küste von Morgen gegen Abend durchgehet, so scheint es, der Meerbusen Suda, der beste und einzige Meerbusen auf der Insel/ müsse der Meerbusen Aniphimalla ö) seyn, massen er desscl-bett unmittelbar nach Retimo Meldung thut» Au< was Ursache würde denn dieser Schriftsteller von der krummen Rheoe geredet haben, die zwischen Retimo und la punta ve Dreoano ist > wo kein schickli« cher Ankerort für die Schiffe ist? Dksemnach muß das Cap Melier das Cap Drepanum bey dem pro-lemäus styn, massen es oberhalb und deM Meerbusen Amphimalla gegen Morgen liegt/ ben man nicht ohne Grund für den Meerbusen Suda halt. Alles dieses würbe keiner Schwierigkeit unterworfen seyn/ wenn nicht heut zu Tage ein anderes Cap, das dem Meerbusen Guda gegen Morgen liegt, wenn man gegen Rerimo zu kommt, la punta di Drepano gemtmet würden Die Achnlichkeit zwischen den Namen Drepano und !a punta di Drepano macht also, daß man sich nicht helfen kann. pcolemäus muß daher entweder keine rechte Kenntniß von dieser Küste gehabt haben, oder der Ort, wo derselben Mel- buna a) Gcogr. I. 3. c. 17. /)) 'AfAft/xaMjf nthTTti. ptoL, ibid. Apptft«tät" xat Af* donia senn. Man wird auch das Cap Melier für das Cap Cyanum; das Cap Spada für psacum, und das Cap Grabuses für Corycus müssen gelten lassen. Allein, ist es nicht natürlicher, anzunehmen, daß Vtolemäus ^von dcm Meerbusen Suda, unter dem Namen Amphimallageredet, als ihn zu beschuldigen, er habe den schönsten Hafen der Insel vergeffen, um einer offenen und gefährlichen Rhede Meldung zu thun? Aus dcm Verzeichnis, das plinius a) von den Städten der nehmlichen Küste macht, läßt sich nicht das geringste ticht nehmen. Er nennet sie nicht genau genug, ungeachtet es scheinet, er habe sie von Abend gegen Morgen zu, durchgehen wollen. Um wieder auf das Cap Melier, oder Maleca, wie cS die Griechen und Italiäner aussprechen, zu komme«/ so kann, wenn man annimmt, daß Amphimalla das heutige Suda sey, der Name Maleca abkür-zungsweise daher entstanden seyn, so wie der Name der Stadt Aix gewis das Scelet von Aquaelexriae lst. Anfangs wurde Amphi, als etwas überflüß'geS C H weg- «) Hist, nat, ibid» ) 6 ^M S^U^ weggeworfen; aus Malla wurde Maleca oder Me-leca/ und aus Meleca endlich Melier gemacht. Wir kehrten nach Canea zurück) um unsere Beute m Sicherheit zü bringen, worauf wir uns sodann erst den 24 May wieder auf den Weg machten, um nach Recimc» zu reisen. Wir übernachteten zu Srilo, einem von Caneazehen Meilen liegcnoen Dorfe. Den 2ssten speiscten wir zuAlm> ron, so zchett Meilen von Srilo entfernt ist. Almyron ist ein kleines Fort, mit einer schlechten Bastei), bey dem Eingang eines Thals, ganz nahe an dem Strande. Man kehrt in einem Wirthshausc, mbcn dem Fort ein, wo man nichts als zween große Sophas, Wasser und Caffee antrifft, so daß man daselbst würde Hungers sterben müssen, wenn man nicht einige icbensmittel mit sich brachte. Einige Schritte von dem Wirthshause sind zwo schone Quellen; eine mit süssem und eine andre mit gesalzenem Wasser/ und daher kommt der Name Al-myron 6> Man gehet eine zcillang an dem Rande des Strandes fori, und am Ende desselben muß man einen kleinen Fluß paßlren. Hierauf ist der Weg, über vier Meilen weit, ganz fürchterlich, indem man beständig über Felsen und Klippen gehen muß, bis man Rerimo zu Gesichte bekommt. Dieser Weg ist sö zureden, von cmer Pflanze gepflastert, die bey dem Theo-phrastIria heißt b),. und von semen Auslegern, sowohl a) Abwf, salsus, gcsafäcn. #) I|'«, Tbeopb. Hist. Plant. L. 9. c. 19. Xaf/aenXsan Kivwg Diosc, I. 3. c. 10. Cnicus carlinae folio, acaolos wohl als von dem Dioscorides (^kamaeicon al- dum gencnnet wird. Ich habe dicse Pflanze, wcgcn bes Baues, dcr Blüthe und der Frucht zu dem Ge, schlechte d:mcu5 gesctzct. Bey dem Columna sindct nwn davon eine vortreffichc Abbildung. Die Abbildung bcy dem prosper 2llpin, unter dem Namctt ^r<^^u3 pinea ^keopkraKi, stellet sie für, da sie schon Saamcn trägt/ und die Blatter verwelken, oder eigentlich zu sagen / durch die Sonnenhitze gebraten worden, Theophrast bemerket, daß man von dieser Pflanze auf der Insel Crera Gummi bekommt. Die Einwohner kaucn solche, wie den Mastix von Scio, nicht allein um auszuspcycn, sondern auch einen guten Athem zu bekommen. Diese Pftanze ist auf den Inseln des Archipelagus, in Griechenland/ Italien und Portugal sehr gemein. Rerifno a) ist dcr dritte Ort auf dieser Insel. Die Türken eroberten solchen im Jahr 1647, und seit dieser Zeit wird derselbe von einem Bajsa regiert, welcher unter dcm Vicckonige zu Candia sichct. Recimo erstreckt sich über den Hafen hinaus, und schien uns weit angenehmer zu seyn, als Canea, ungeachtet dcr Ort C ^ viel acaulos, gunjmifer , acui«atus, flore purpureo« Carol. Inß. R. f/. f 3. Columna p. i. Prosp, Alp. Exot* 124. Atractylis (grirnmifera) fiore iicauli Lin. Sp, Vlant. n6r. *> a) "Bt&vpm ptol. Geogr. L j, c, 17. Rithymna P/i»» Hist, nat, lib. 4. c. 12. 33 ^M ^ OF"- viel kleiner und mit einer Mauer umgeben isi, die sich besser schickte einen Thiergarten einzufangen, als eine Stadt wider feindliche Anfalle zu beschützen. Die Citadelle ist blos der Sicherheit des Hafens we< gen angelegt worden. Sie stehet auf einem sehr steilen Fels, der in das Meer hineingehet. Sie würde sehr fest seyn, wenn sie nicht von einem sta^ chen Fels beherrschet würde/ der auf dem Wege nach Almyron liegt. Diese Citadelle beherrschet ein Fort/ das man an dem andern Ende der Stadt, um den Hafen zu beschützen, angelegt hat. Dieses Fort ist gegenwärtig zusammen gefallen, und der Hafen fast völlig eingegangen. Die Kriegsschiffe legten sich ehe, hin in dem innern Hafen unterhalb der Citadelle vor Anker; heut zu Tage abcr haben kaum die Barken und lastschiffc Platz daselbst. Während daß die Türken im Jahre 1572 Fa, magusta auf der Insel Cvpern belagerten / wollte Ali Baffa einen Anfall auf Candia ^) wagen. Allein man war an allen Orten so sehr auf seiner Hut, daß nur blos Rerimo durch den Ulus,Ali, den Befehlshaber der Schiffe der Varbarey, geplündert wurde. Dle iandschaft um Rerimo bestehet gegen Mor> gen zu, meist aus Felsen: auf dem Wege nach Can, dia abcr, ist sie recht schon. Die ganze Seeküste hin ist mit Garten besetzt, welche man vermittelst großer Zieh. 4) Lcuncl. Suppl. Annal. Ziehbrunnen wassert. Die Kirschen werden daselbst viel eher zeitig, als auf hem übrigen Theile der Insel. Alle Früchte haben allda einen vortreffichen Geschmack. Ale Seide, die Wolle, das Honig, das Wachs, das iadanum, has Oel und die «ndcrtt Waaren, sind viel besser. Das Wasser dieser Stadt kommt w großer Menge aus einem Brunnen/ in einem engen Thale, eine Mertelsmelle von der Stadt, gegen Mittag herfür. Von dieser schönen Quelle wird das Wasser nach Retimo geleitet, wovon man «bcr fast die Hälfte verlohren gehen lässet. Auf dcm Wege nach diesem Thale, stehet eine ziemlich schöne Moschee. In hem Hofe derselben ist ein Wirthshaus 6), das ein Türk gestiftet hat, um die Reisenden5 welche nach dem Thorschluß der Stadt erst ankommen, und noch nor Oefnung derselben ab« reisen wollen^ umsonst zu, beherbergen und zu vcrsor, gen. Dieses Haus wird sehr wohl unterhalten. Man ziehet daselbst eine schöne Sorte von dem Aron ö), welche von dcn meisten Schriftstellern für die (.'olocaüa der Alten gehalten wird. Die landes-einwohner essen die Wurzeln dieser Pflanze in dcn Suppen. E 4 Der «) Caravan Sarai, x«g/3«f%$; tjne, J&ecberge für Me (Earaoancit. k) Arum maximum, Aegyptiacum, qiiod vul^o Cü- locafta. C B. Pin. 193- Arum (jColocaßa') acaule, foliis peltatis ovatis repanciis^ basi iemibifkifr- Un* Sp. P/. s^68 4b "»AM A OF^. Der Malvasier von Renmo wurde zu den Zeiten, da die Venetiancr diese Insel noch besassen, schr hoch geschätzct. Belon a) versichert, daß man diesen Wein in großen Kesseln an dem Sceufcr zu sieden pflegte. Gegenwärtig wird so wenig mehr gemacht, daß wir keinen zu kosten bekommen konnten, ungeachtet wir bey dem Viccconsul von Frankreich, dem Doctor f)atelcaro logirtcn, bey dem wir vortcefiich bewirthet wurden. Es ist dieses ein gnter alter Greis, der viel Witz hat, und im Umgänge schr angenehm ist. Er war noch sehr jung, als die Türken Canea eroberten. Seine Mutter wurde nach Constantino« pel geführet, und dem Sultan Ibrahim als eine schöne Sclavin vorgestellet, der dem Großvezier ein Geschenk mit ihr machte. Dieser Vezicr zeugte einen Sohn mit ihr, welcher bey dcr lctztcrn Belagerung von Wien, wo er als General stund, scm leben ver? lohr. Der Vicccconsul bekennet sich zur griechischen Kirche. Er wurde nach dcr iandcsart erzogen, da er aber mehr Verstand von sich blicken ließ, als die Kinder ill seinem Alter insgemein zu haben pflegen, so schickten ihn seine Eltern nach padua, um die Rechte zu erlernen, wo er auch Doctor wurde. Als er wicder nach Candia gekommen war, machte er eine Reise nach Constantinopcl, um seine Mutter zu besuchen, dic sehr reich geworden war. Er gab s) Obferv. 1, c, c, 19. gab sich seiner Mutter durch eine Warze zu erkennen/ die cr nahe hinter Ohr hatte. Diese Warze, die er uns sehen ließ, hat einen schwarzen Flecken, der fast die Gestalt eines halben Mondes hat. Die Mutter erinnerte sich an dieses Mahl, und nahm daher eine Gelegenheit ihn zu überreden, daß er bestimmt sey, ein Muselmann zu werden. Mandrang sehr heftig in ihn; man nöthigte ihn sogar beträchtliche tan« dereyen in der VVa-llachep anzunehmen. Allein alles dieses war nicht im Stande, ihn zu überreden. Er gab seine iandcrcyen nach einigen Tagen wieder zurücke, mit der Versicherung, dasi er in der Rcli, gion seiner Väter sterben würde. Nun lebt er unter franzosischem Schutze hier ganz ruhig. Die Hecken oder Zäune, welche langst an der Sceküstc hin stehen, wenn man aus Rerimo kommt, bestehen meistens aus jener Mcldensorte, die den Alten unter dem Namen Italimu^ ^ bekannt war. Solinuz? glaubte, daß sie nur in Creta wachse. Ich habe sie aber auch in Spanien, in Andalusien und in dem Königreiche Grenada angetroffen. C 5 Den <*) Atriplex Iatifolia, five Halimus fruticosus. Mor, Histor. Oxon. P. 2. 607- *Ah(/xo$ Diosc. I i.e. 120. Herba r/AX^j dicitur. Ea admorfa diurnam fa-mem prohibct. Proinde & htec Cretica. Solin. Volybist, cap, ir. Atriplex (Halimus) caule fruti-cofo, foliis deltoidibus interns. Linn. Sp. slant, 1492. Den sechs und zwanzigsten May speistten wip unter einem schönen Ahorn/ bey einer Quelle/ zehen Meilen von Retimo, auf dem Wege nach Candia. Diesis Waffer, so aus einem Fels entspringt/ ist so stark, daß es etliche Mühlen treiben würde. Wir trafen verschiedene artige Pflanzen in dieser Gegend an/ vornehmlich eine Sorte der pblomis a)/ die sehv sonderbar war/ dergleichen wir auf den andern Inseln des Archipelagus nicht gesehen haben. Wir schliefen diesen Tag zu Daphnedes/ einem großen Hyrfe/, jn das man über eine Art einer in die Felsen gehauenen Treppe kommt/ welche die Pferde nicht ohne Gefahr paßlren können. Unsere Führer suchten unsern Ehr? geiz zu reizen; sie sprengten mit einer erstaunenswürdigen Verwegenheit hinauf/ und wir folgten ihnen auf dem Fuß nsch. Man führte uns zu dem Papas/ welcher die vornehmstePersott in der Stadt war/woselbst wir ganz vergnügt ausruheten. Die Hügel in der Gegend herum haben ein reizendes Grün. Die Olivenbaume und Weinstöcke siechen zwischen den kleinen Wäldern von Maulbeerbäumen und Feigenbäumen sehr schön herfür. Den sieben und zwanzigsten May machten wir NUr siebenzehn Meilen; wir blieben zu Damasta, einem 4) Phlomis Cretica, fruticofa, folio subrotundo, flare luteo. Carol. Infi. R, H, %o. Phlomts (jrati-cosa) folits subrotundis tomentofis crenatis, invo-lucris lanceolatis, caulc frutieoso, Li». Sp. Plant, einem andern Dorfe. Wir hosten in der iandschaft umher manche schöne Pfiauzc anzutreffen/ allein die Mühe, welche wir uns gaben, stimmte nicht mit um fern Wünschen überein. Dm folgenden 28sten May langen wir, nachdem wir durch ein sehr rauhes und dürres iand gekommen waren, zu Candia an, so achtzehn Meilen von Damasta entfernt ist. Ich habe die Ehre, Ihnen, gnädiger Herr, eine Zeichnung von diesem berühmten Orte zu überschickcn, so wie sich derscl-bc, wenn man auf dem Wcgc von Rerimo dahin kommt, dem Auge vorstellet, Candia ist das Gerippe einer großen Stadt, die zu der Vcnetianer Zeiten wohl bevölkert war, eine starke Handlung trieb, reich und sehr vest war. Heut zu Tage würde sic nichts als elne Wüsteney seyn, wenn der Marktplatz nicht wäre, wo die besten Einwohner sich aufhalten. Der übrige Theil bestehet, seit der letzten Belagerung, die eine der merkwürdigsten war. aus lauter verfallenen Gebäuden. Herr Cbardm versichert, daß der Großschatzmeistcr des Reiches, in einem dem Divan übergcbencn Memoire, die aussen ordentlichen Ausgaben der drey letztern Jahre, die Be« lagerungvon Candia betreffend, unter andern gemeldet habe, daß die Geschenke, die den Ueberläufern, welche Türken geworden, den Soldaten, die sich für andern herfür gethan, und denen, welche Christen gebracht, von denen jeder einen Zechin, oder zween und einen halben Thaler bekam, gegeben worden, siebenmal hunderttausend Thaler betragen haben. In diesem Memoire ist auch angezeigt, daß man hunderttausend Cano. 44 "^O ^ CZ^" Canonenschüße auf die Stadt gethan, und daß sieben Bassas, achtzig Ober- und andere Officiers, zehen-tausend einhundert Ianitscharen, ohne die übrige Militz zu rechnen, bcy dieser Belagerung geblieben waren. Der Hafen von Candia ist nur für Bote brauchbar. Die andern Schiffe legen sich bey der Insel Dia vor Anker, die gegen Nordost, der Stadt gerade gegen über, liegt, und von den Franzosen ungeschickter Weise Scandia s) genennet wird. Es ist leicht zu beweisen, daß die Saracenen die Stadt Candia auf die Ruinen der alten Stadt Heraclea gebauct haben. Scraboö) giebt uns davon einen vollkommenen Beweis an die Hand, indem er die Insel Ehera c) be, schreibt. Diese, sagt er, ist mit der Insel Dia einerley, und diese Inscl befindet sich , wie eben dieser Schriftsteller sagtj, Hcraclea, dem Seehafen der Gnossicr, gerade gegen über^ Die Stadt Candia ist ausser allem Streit das Candace der Saracenen. Scyliyes bemerket, daß Chandax H in der Sprache dieser Völker so viel als die in zwey Regimenter abgetheilet ist, von denen jedes siebenhundert Mann ausmacht« Disdarli ist die MMtz des Befehlshabers des ^chloßes. Es ist ein Regiment von vierhundert Mann, so in sechzehett Compagnien abgetheilet ist. Toptchis und Gebegis; das ist, Constabler und andere, die unier der Artillerie dienen, zwey Rea> menter 48 ^O A Oc^ mentcr, von denen jedes fünfhundert Mann ausmacht. Ihre Waffen find ein Säbel, eine halbe Pieke und ein Panzerhemd. Soucoulelis, das ist, Truppen, die bestimmt sind, daß große und kleine Fort an dem Meere zu be, wachen. Sie bestehen aus vierhundert Man«/ drey, hundert und fünfzig für das große und fünfzig für das kleins. Für die übrigen Forts der Stadt sind tausend Mann bestimmt. Dieses sind diejenigen Truppen, welche nach dem Verzeichnisse, das ihr Schatzmeister unserm Vicecon-sul zeigte, m Candia seyn sollten. Nach aller Wahrscheinlichkeit waren sie zu der Zeit, da die Venetiancr Canea belagerten, nicht vollzählig, massen manaufder ganzen Insel nicht mehr als ungefehr viertausend Mann zusammenbringen konnte, um dieser Stadt zu Hülfe zu kommen, ungeachtet zu Caydia und Recimo blos die Invaliden zur Besahung zurück blieben. Die Gegend um die Stadt Candia besteht aus großen und fruchtbaren Ebenen, wo alle Arten des Getraides wachsen. Man darf ohne Erlaubniß des VicekönigSa) keinen Weizen von der Insel ausführen. Im Jahr 17OV war solches Haly Saffa/ ein wollüstiger Minister, welcher in dem letztern Kriegenur neun Monate lang Großvezier war. Seine Aufrichtig« keit rettete ihm das leben. Da ihm Mahomec der vierte a) Beslierbeff, bievre beschuldigte, er sey zu gut, gestund der Veziev solches ein/ und bat Scine Hoheit, ihm diese große last Abzunehmen, welches auch augenblicklich geschah. Einige Jahre darauf wurde er zum Vicekönig von Can» dia ernannt, wo er von einer Krankheit, die sich ohne - Quecksilber nicht heilen läßt, vieles auszustehen hatte. Da den Griechen dieses Mittel nicht bekannt war, ft bat er unsern Abgesandten, den Marquis von Fer-riol> welcher auf seinem Weg nach Constantinöpel nach Candiä kam, ihm einen geschickten Mann zu verschaffen, der damit umgehen könnte. Der Abgesandte ricth ihm, sich eines irländischen Wundarztes zur bedienen, den er am Borb hatte/ und der lange Zeit unter den französischen Truppen gedienet hatte. Dieser Wundarzt verordnete, nachdem er die Krankheit des Viceköuigs untersucht, gerade zu rechten Ze'tt, die Speichclcur. Der Vicekönig, der in Todesgefahr zu siyn glaubte, da dieses Mittel seine Wirkung am stärksten that, ließ seinen Rath züsalw mcnruffcn, um mit demselben sich zu unterreden, lvas diesem Menschen für eine Strafe auferlegt wer« den sollte. Er war auch der erste > der ihn zu zweyhundert Stockschlägen verurtheiltei H>er Rath/ klüger als er/ war der Meynung, daß man den Wundarzt sollte fortfahren lassen, nachdem er die Cur einmal angefangen hätte. Und in ber That wurde auch der Entzündung in dem Halse Und in bcn benachbarten Theilen abgeholfen, und der Kranke vollkommen wieder hergestellet. Diesem Beyspiele folgten die meistett großen Herren auf Vcr Insel näch, N und und der Irlander bekam mit den Muselmannern so viel zu schaffen, daß er sie kaum alle besorgen konnte. Wahrend der Zeit, daß wir uns in Candia befanden, beschäftigte sich der Vicekonig mit Erbauung einer Moschee. Er ließ aus allen benachbarten Dörfern die Griechen, mit den benöthigten Werk-zeugen, zusammen ruffen. Diese bekamen oft mehr Schlage, als Brod; doch gab man ihnen auch> um sie bey ihrer schweren Arbeit zu erquicken, manchmal einige Gläser Wein zu trinken, welchen die Ojficie-re des Vicekomgs, ohne viele Umstände, von dem Viccconsul und von den französischen Kaufleuten holen liessen. Die meisten Bajsas sind geitzige leutc, und da sie ihre Statthalterschaften zu Constaminopel, wo alles feil ist, kaufen, so ergreifen sie alle Gelegenheiten, ihren Schaden wieder einzubringen. Dä der Bajsa von <5anea unter den Geschenken, die ihm die Nation bey seinem Aufzug machte, auch ein Kleid von einem schönen mit Gold und Silber durchwirkten Seidenstes erhielt, so verlangte er noch ein zweytes von dieser Art, und bezeigte dabey seine Verwunderung, daß die Franzosen, die doch so wohl--gesittet wären, eine Unordnung in seine Familie gemacht; daß der Consul wissen mäste, daß er zwo Gemahlinnen habe; daß er voraus hätte wissen sollen, daß wenn er der einem dieses Kleid schenken würde, die andere es übel nehmen müßte, daß man an sie nicht gedacht hätte. Cr wiederholte dieses sein Begehren fünf bis sechsmal. Der Consul antwortete, daß daß mal« hicr zu landtz solche reiche Zeuche nicht haben könne, und daß rr warten müsse, bis dergleichen aus Frankreich verschrieben würde. Endlich wurde so migcstümm in ihn gcdrungen, daß sich die Nation entschloß d Die Muselmänner sehen das erste Geschenk für einen Contract auf das zukünftige an. Die größten Herren verlangen und begehren ohne allen Scheu, und die Großmuth ist etwas, das an Hnen am wenigsten am Herzen liegt. Wir befanden uns eben ill der Stadt Candia, am Vorabend des kleinen Bairam, das ist, am Vorabend des Tages, an welchem die Caravane der Pllgrime zu Meccha ankommt. Der Commendant der Ianitscharen ritte mit den Hauptlcuten der Compagnien und den Untcrojficiren durch die ganze Stadt. Man schlachtete an den Thüren der vornehmsten Hauser, Schaaft und jammer. Die Bauern trugen einige von diesen Thieren lebendig durch die Straffen, in der Stellung, wie insgemein der gute Hirte abgebildet wird. Man streicht die Kopfe dieser Ummer mit einer rothen, gelben, oder blauen Farbe an. Man macht damit einander Geschenke in ^n Familien. Diese lustbarkeit dauert drey Tage. "en dreysigstcn May, an welchem Pfingsten ficl, und so der erste Tag des Sairam war, giengen wir zudew Baffa, wo man auf setnem Befehl am frühen Morgen bey dem Ausgang der Moschee fünfzig D H Schaaft 52 ^N N O^> Schaafe und lammer ausgestellt hatte, von denen einige ganz gebraten, oder aber in Viertheile zerschnitten waren, gesotten, oder als ein Ragout zuge« richtet waren. Ruch an Hühnern und Reis war kein Mangel. Wir hatten das Vergnügen, zu sehen, wie sich der türkische Pöbel herumschlug, wer am ersten etwas von diesen Gerichten verzehren oder davon tragen sollte. Der Vicekönig stund hinter einem Gitterfenster, und lachte von ganzem Herzen. Zwanzig bis fünf und zwanzig Spiclleute mit ihren Instrumenten schienen diese Unordnung zu vermehren. Alle diese Spiellcute gicngen nachgehende zu den Vornehmen der Stadt, um ihr Trinkgeld einzufordern. Herr Valentin, Viceconsul von Frankreich, bey welchem wir logirten> ließ ihnen zwanzig Thaler reichen. Derselbe hatte am Vorabend des Festes auch dem Vicekönig ein Geschenke mit Kaffee, Zucker und Confitüren gemacht. Alles, selbst die Wasserträger) nehmen Theil an diesem Feste. Sie gehen zu den Vor< nehmsten der Stadt, leeren ihre Schlauche auf den Treppen aus, um ihre Ehrerbietung dadurch zu bezel' gen, oder vielmehr einige ParatS zu erHaschen. Jedermann ist in seinem Hause frölich; man tanzet da< selbst; man schmauset, man liefet Gedichte ab. Einige gehen mit Instrumenten auf der Strasse herum; einige belustigen sich auf dem Wasser. Mit einew Wort, diese ernsthafte Nation, welche stets in cineM gleichen Ruhestände zu seyn scheinet/ wird bey dergleichen Festen gleichsam auf einmal aus aller Ordnung gebracht, und in einen.tollen Zustand versetze. setzet. Das Glück ist, daß solches nicht zu oft geschiehet. Ich muß es gestehen, daß uns alle diese tust-barkeiten äußerst verdrießlich waren. Allein unsere Fuhrleute hätten es, die drey Tage des BairamfesteS über, nicht wagen dürfen, einen Fuß weiter zu setzen. Indessen hatten wir noch nichts außerordentliches von Pflanzen in Candia gesehen, und wir schmeichelten uns, an der Küste des Südmeeres, manches merkwürdige zu finden. Wir machten uns daher den letzten May auf den Weg nach Gkaperra. Wir übernach, leten achtzehen Meilen von Candia zu Trapsano, in einem weitläuftigen Dorfe, wo eine große Fabrick von irdenen Kochtöpfen und großen Oelkrügena) ist. Wir wollten im Vorbeygehen das Thal und die Rhede von Mirabella besehen. Wir reiferen daher am folgenden Tage über jene hohen Gebürge, welche ander nordlichen Küste liegen, und übernachteten zu Plari, in einem andern Dorfe, das zehen Meilen von Erapsano entfernt ist. Wir mußten über die abscheulichsten Hügel steigen, auf denen wir den Schnee sehen konnten, welcher das ganze Jahr hindurch, die Spitze dieser Gebirge bedecket. Von diesem, in der Nahe befindlichen Schnee rühret es auch her, daß der Wem zu plari so schlecht ist. Die Beere werden fast lnicmals zeitig, und der Wein, de« wir daselbst zu trinken bekamen, schien Wein von Brie zu seyn. D ) Indessen «). I»rro«. «), Jarros. 54 "H(M W Oc>W" Indessen trafen wir daselbst eine Menge PstanM an. Die Ebcncn von plari ncn Garten, dessen Alleen fast insgesamt in Terras? sen abgetheilt und aus Pomeranzen und Granaten-bäumen, Cyvreffcn und Myrthen bestehen. Der Küchengartcn ist reichlich mit Aepfel - Virn > und Apricosenbaumcn besetzt, die nach türkischer Art ge? wartet, das ist, ihrem Schicksal überlassen werden, als ob sie in einem Walde stünden. Das Haus war feinem Ruine nahe, weil man das Dach fast völlig hatte eingehen lassen. Dasselbe gehorte chehin einer Familie dcr Cornaro von Venedig, wie wir aus den Ueber, bleibscln einiger Innschriften abnehmen konnten. Den 4ten Iunius verfügten wir uns zu dcr Rhede von Miradella bey dem großen Gebirge de la Sicie, das den Alten unter den Namen Diccea) bekannt war, und zwölf und eine halbe Meile von dem Cap Salomon entfernt ist. Uebrigcns ist die Insel zwischen der Rhede von Mnadella und Sirapetra, sehr enge eingesperret. Wir langten in weniger als zwo Stunden in dieser Stadt an, und eben diese Enge bildet die Halbinsel, wo die Stadt D 4 pmesos, ä) *H A/htjj 9g»q #*# rij xffTtf, Siraho rer, Gsogr* 1. lo. f?raesos, die Hauptstadt der Sceocrecep lag, wclchy Homer/ lcutc von großem Muthe ncnnct. Diesel hen hatten dem Dictäischcn Jupiter einen Tempel ge, hauet. Allein diese Stadt wurde von den Einwoh-ycrn von Guapecra, so auch Hierapytng hjes^ zerstöret« Hierapyma^) war zu dcr Zeit, da Mercllus die Eroberung von Creca vorhatte, em guter Orr. Aristion warf sich in denselben / nachdem er den L.ue (ius Bafsus geschlagen, und setzte ihn in den Stands einen lebhaften Widerstand zu thun. Auch (Occa^ vius 5)/ dem N^etellus vor kurzem übel begegnet war, verfügte sich dahin, um sich mit dem Anjlion zu bereden. Als sie aber Nachricht erhalten, daß dic^ ser Feldherr auf dem Wege begriffen sey, sie in Person zu belagern, verließen sie das Schloß und setzten sich zu Schiffe. Gegenwärtig ist Girapetra einf kleine Stadt^ hie ein viereckigtes Fort hat, welches auf einen ziem? lich krummen Strande c) angeleget, und gänzlich ausgesetzet ist. Hier kann map die Klippen sehen, so die WrlsmselnH genennet werden. Die Ruinen der alten a) lEPAITTTNA. Hicrapytna, obcif Hieraperta* Girapetra. V) Diodor. Sic. Bibl. hist. 1. 36. c) 'Ev xthwu ll tftv y trieft $irAH rtr. Geogr. L'io. ' ■ ■ i) Tai^c^o-gt. Chryia & Qaudps. P/r», Hj/I» ftlten Stadt bestehen in einigen sehr dicken Mauern, «nd in verschiedenen Trümmern von Säulen, welche auf dem Felde hin und her zerstreuet lichen. Gruter führetemigeInnschriftenvonHierstpyrnaan, und man hat einige Münzen des Caligula /l), auf deren Kehr-scitc ein Adler zu sehen ist, der sich auf den Blitz siü-zct, gleich als wenn er sich auf denselben gesetzet hätte. Der neben dcmAdlcr stehende Baum, scheinet ein Palmbaum zn seyn. Diese Münzen erinnern mich, daß es um Giraperra keine Palmbäume giebt, wie denn auf 5^ Insel überhaupt deren wenige gezogen werden. Die Datteln, welche man daselbst hat, kommen au«? Africa. Gpanheim redet von einer andern Münze eben dieser Stadt />), deren Genius unter dcm Bilde eines Frauenzimmers mit einer Thurmkrone vorgestellet wird, und wo auf der Kehrseite ebenfalls ein Palm-haum und ein Adler zu sehen sind. Was diese vorge« gcbcnen Palmbäume anbctrift, so sind dieselben so schlecht abgebildet, daß man sie eben so leicht für Fich-lenbäume halten könnte. Es ist mir zwar wohl be- D 5 kannt, 6) Mit der Legende: Em *AAQYIOT IEPAnXQNIßK, EniArroTP. lERAnxeNißH 5) Mit der legende: iEPAnxeNißK IMEPAIOS, s8 ' ^W ^ Oci3> kannt/ daß T heophrast versichert, es habe auf der Insel Crem verschiedene Palmbaume gegeben. AK lein dieser Schriftsteller hat selbst keine Reisen gethan, sondern wiederholet fast nur blos dasjenige, was von andern gesagt worden ist. Auch verdienet bemerket zu werden/ daß die Münze, von welcher hier die Rede ist/ eine Emfaßung von zween Olivenzweigen habe. Da nun dieser Baum um Girapecra sehr gemein ist, so hat mau solchen vielleicht so, wie den Fichten-bäum, als Baume abbilden wollen, die sehr häufig nm die Stadt herum angetroffen werden; der Fichtenbaum ans dcn Gebirgen, und der Oclbaum auf dem tandc, wo solcher mit FleiS gezogen wird. Unsere Franzosen kommen dahin, um Oel, Käs und Wachs zu kaufen. Wie es scheinet, so hat Gtrabo, um die Breite der landescnge der Halbinsel Sitie zu bcstimmcn, die Stadt Mmoa, der Stadt Hierapxrna gegen über gcsekct, zwischen welchen er Lictium einen Platz anweiset. Ist dem so', so konnte Minoa nicht weit von den Ruinen des Schloßes Mirabella entfernt seyn; und die Entfernung, welche wir bemerket haben, stimmt mit des Gcradoa) seiner überein, welcher diese landesenge sieben und eine halhc Meile breit machet. Den stcn Iunius besahen wir die großen Gebirge , welche man gegen Nordwest von Giraperra siehet. B) Sechzig Stadien. Ker. <3?o^. l. 10. siehet. Es gehören dicsclbcn noch zu dem Verge Ida. Gcrabo ^l) meldet, Hierapyma habe den Namen von einem Berge bekommen, welcher ppcna hles, und nach aller Wahrscheinlichkeit ist derselbe der Verg Males. Vor dieser Zeit hics diese Stadt Cnba, wie Srephanus der Erdbeschreiber sagt. Darauf wurde sie pyrna, nachgehcnds Camirus, und endlich Hierapytna gcnennet. pcolemäus b) nennt sie Hierapecra, und daraus wurde endlich Girapena gemacht. An eben diesem Tage übernachteten wir zu Ca-lamasca, einem sieben Meilen von Girapetra ent< fernten Dorfe. Dcn 6stcu Iunius kamen wir durch Anaroli, und verfügten uns nach Males, so ungefehr acht Meilen von Calamasca entfernt ist. Man muß beständig über dicsc Berge klettern, ohne daß man das Südmecr aus dem Gesichte vcrliehret. Den ?ten Iunius rcißten wir soweit als wir konnten / und brachren die Nacht in einer fürchterlichen Einöde/ bey «mer Quelle zu, woselbst wir unsere Abendmahlzeit bey dem Scheine zwölf großer Steineichen, und eben so vieler Kcrmcsbäume c) hielten, welche unsere Grie- woXiff, Strabo, Rer. Geogr. 1, 10. b) rIe?« frir^. Ptokm, Geog. /. 5. c. 17, 0 Hex aculeata, cocciglandifera. C. B. Pin, 4t n. *) Observ. 1. i. c. 13 c) Obtv fccc ^battffat, obcr tit die man ihnen gemacht hat, Geld anzubieten. Man läßt aber dagegen eine^ Zeckin in den Wcihkcssel fallen, den man einem zü Ende der Messe präsentiret. Der Keller ist eines der schönsten werter des Klosters^ Man findet daselbst mehr als zweyhundert Stück Faß Wein, wovon das beste mit dem Namen des Superiors bezeichnet ist, das niemand ohne seine Erlaubniß anrühren darf. Um diesen Kcl-lcr zu segnen, lieset er alle Jahre, nach der Weinlese/ folgendes, dem griechischen Ritual einverleibtes Gebet ab, welches in der Uebersetzung also lautet: Herr Gott! der Du die Menschen liebest, richte Deine Augen auf diesen Wein, und auf diejenigen, die solchen trinken werden. Segne unsere Oxhoftej, wie den Brunnen Jacobs/ den Teich zu Siloa, unv das a) Caloyers. b) Merest, Sttcpcr&of. 1 £) "Hyivptvefi Hi gb«tan$f<.- A Ol/5- 65 has Getränke Deiner heiligen Apostel gesegnet hast. Herr 5 der Du Dich auf der Hochzeit zu Cana eingefunden, und durch die Verwandlung des Wassers in Wein, Deinen Jüngern Deine Herrlichkeit geoffenbaret hast, sende jetzt Deinen heiligen Geist über diesen Wein, und segne Ihn, w Deinem Namen. Amen, Die zu dcm Kloster gehörige iändcreyen erstreckn sich bis an die Seeküste, auf der Seite von Reti, wo, und gehen bis an den Gipfel des Berges Ida, auf der mittägigen Seite. Man hat uns versichert, daß die Religiösen in dlesem Jahre über vierhundert Maas Oel bekommen haben, ungeachtet flc die Hälfte ihrer Früchte mußten verderben lassen, ivcil sie nicht leute genng hatten, sie einzusammsen. Oberhalb Arcadi, gegen dem Meere zu, ist das Kloster Arsen,, welches, wie man sagt, sehr schon seyn soll. Wir hatten aber nicht Zeit/ solches zu besu> chen< Den nen Iunws machten wir uns auf den Weg nach dem Berge Ida 6). Wir hatten zween Reli-Owsen bey uns, die uns der Superior von Arcadi mitgab, a) H iah ÖPO2. Ida Mons. 2>r Q5^ mitgab, um uns durch die Wüstencyen zu führen/ dlö unsern Wegweisern unbekannt waren. Diese Mönche begleiteten uns bis zu einer Quelle/ welche acht Meilen von dcm Kloster/ und zehcn Meilen von dem Gipfel des Berges Ida entfernt ist. Weiter über diese Quelle hinaus, ist mit Pferden nicht fortzukommen, und bey dieser wohnt ein anderer RcllgioS/ welcher für die Stutcrcy sorgen muste. Dieses ganze tand ist mit Steinen bedecket. Wir ließen daher unsere Pferde bey dieser Quelle, und unsere Wegweiser trugen die icbcnsmittel, die wir auf drey Tage mit genommen hatten. Nachdem sich d!e beyden Religiösen entfernt hatten, blieben wir bey dcm Aufschern über die Stutcrey/ der uns zu einer Schäfercy sechs Meilen von der Quelle führte. Hier sahen wir uns genöthigct Halte zu machen. So traurig und unangenehm dieses Nachtlager war, so war es doch bey unserm gegenwärtigen. Vorhaben, ein nöthiger Absatz, wegen cines Brunnen, welcher der cinzigc in dieser Gegend ist. Und von diesem Brnnnen, bis zu dem Gipfel dcs Berges, rechnet man noch vier Mei-len. Wir erreichten solchen mit vieler Mühe den zcen Julius. Dieser große Berg, welcher fast die Mitte der Insel einnimmt, hat außer seinem, in der alten Geschichte so berühmten Namen, nichts schönes. Di" ftr so bcruffcnc Berg Ida siehet einem großen garstigen, ganz kahlen Eselsrückcn gleich, wo weder Mcyercyen/ noch al^cnchme Einöden, noch Quellen, noch Bäche anzutreffen sind. Kaum findet man daselbst einen emen äußerst schlechten Brunnen, aus dem man das Wasser mit den Armcn herausziehen muß, um die Schaafc mH Pferde zu tränken, daß sie nicht für Durst umkommen. Man findet daselbst nichts als el-"iqc Mähren von Pferden, einige Schaafe, und schlechte Ziegen, welche der Hunger nöthiget, sogar den Bocksdorn a) zu fressen, welche Pflanze so stark wit stechenden Dornen besetzt ist, daß ihr die Griechen eben deswegen diesen Namen gegeben haben. Ent« Wcdcr sind die Lobeserhebungen, dieDionysiuspene-Icteg ö) und sein Commentator der.Erzbischofvon Thessalonich diesem Verge geben, übertrieben, odcr sie passen nicht mehr auf die gegenwärtige Beschaffenheit desselben. Diejenigen, welche behaupten, daß die Spitzen des Berges Ida ganz kahl sind c), und daß daselbst unter dem Eis und Schnee keine Pflanzen wachstn könnten, haben weit mehr Recht. Cheo, phrast gedenket cmcr Art des Wcinstocks, so daselbst wachsen soll, und plinius hat seine Beschrci« bung davon, blos wörtlich übersetzet. Wir suchten ihn daselbst vergebens. Indessen ist gar nicht daran zu E 2 zweifeln a) TgayancipQ-cf. Hirci Spina. *) Orbis descript. vers. ?Ri. Eußatb. \fi vers. cund. 7«? *«X4*g«5 xxXtvptiiBf, Tbeopb. Hiß, plant. '♦ J' f. 17- P/i», Wj/?, »a/. /.14, f.3, 68 "VM O O<)5> zweifelft, daß diese Schriftsteller nicht den OerH Ida auf dcr Insel Creta sollten gemeinet haben, Denn auf dem, dcr in Phrygien liegt, trift man weder Eiß noch Schnee an. Mr sahen auf allen Seiten, soweit unser Gesicht reichte, nichts als Moräste, und Mit Schnee angefüllte Abgründe/ der sich, ftit dcr Regierung Jupiters, des ersten dieses Namens, das selbst gesammlct hat. Auf der Spitze des Berges Ida, so der höchste Ort auf der Insel ist, siehet man das Meer gegen Mittag und gegen Mitternacht. Allein wozu ist es nöthig, scine Kräfte so grausam anzustrengen, um st weit zu sehen! Indessen ist dieses dcr Grund, warulv man schon in dem grauen Alterthum diesem Berge den Namen Ida beygeleget hat. Nach der Aussage deS Helladms a) wurden mit diesem Namen alle diejcni«' ae^i Berge beleget, auf denen man weit und breit her-umsehen konnte; und dem Suidas zu folge, hießen alle Wälder Ide b) welche eine angenehme Aussicht batten. Wir unsers Orts, konnten dieftsmal nlchk an diesen gelehrten Kram denken, da wir theils voller Verdruß waren, daß wir nichts als Kieselsteine, und wemg ausserordcntlichc Pflanzen antraffcn, theils «bet für Müdigkeit kaum mehr einen Fuß aufhcben könn-ten. Indessen wenbeten wir/ damit wir uns selbst nichts a) Pbotii biblioth* nichts vorzuwerfen haben möchten/ alle unsere Kräfte an, der Wuth der ungestümmen Winde, die uns stets Mrückstiesen, ungeachtet, den höchsten Gipfel des Berg s zu ersteigen; und da wir unter einem scnk» recht stehenden Fels, einen sichern Aufenthalt gefunden hatten, entschloßcnwiruns, ein Cicronenwasscr (Torl^r) zu machen. Dasjenige, welches die Tür« ken insgemein trinken, ist nichts anders, als ein von Rosinen gemachter Trank, worein sie einc Handvoll Schnee werfen. Dieses Getränke ist nicht einmal so gut, als das Gerstenwaffcr, in dem Hotel-Dicu zu Paris. Wir füllten also unsere Schaalen, schichten-wcisc, mit einem schönen crystallisirtcn Schnee an, Wischen welche wir etwas Zucker strcuctcn. Ueber allcS wurde sodann ein trcfiichcr Wein gegossen. Alles die'' fcs schmolz sogleich, indcm die Schaalcn, geschüttelt wurden. Wir hatten die Ehre, auf oic Gesundheit des Königs zu trinken, und ihm langes icben zu wünschen. Nach diesen, kletterten wir, mit wcit mehr Muth, bis an d:c Spitze dieses Felsens hinauf, so steil er auch war. Dieser Wein hatte die Farbe des Ali, camcwcms, war beynahe ohne Flüßigkcit, voll Mark, dunkclroth und hatte einen durchdringenden Geist. Dcr Superior zu Arcadi hatte uns damit ein Ge, schenke gemacht, oder wir hatten solchen vielmehr von ihm, gegen einige Polychrestpillcn und gegen etliche Doses von dem Tartaro cmetico, eingetauschet, womit wir einigen von seinen Mönchen fthr gute Dienste leisteten. Die Brechmittel thun bcy den Griechen, in vcfschicdcneu Krankheiten / erwünsch- E 3 t« 7c» "^M A M^ te Wirkung. Die meisten, und insonderheit die Mönche/ haben eine breite Brust und große Bauche , welche den geringsten Erschütterungen des S^iesglascS nachgeben. Was die Pflanzen anbetrift, so haben wir auf dem Berg Ida keine angetroffen, die nicht auch, mit mehrerer Bequemlichkeit, auf den Gebirgen von Canea geßunoen werden, wo man wegen dcr kühlen iuft, des schönen Grün, und der Bäche, nut lust Kräuter suchen kann. Doch hatten wir das Vergnügen, auf dem Berg Ida den Tragant a) genau zu beobachten. Ich kann nicht begreifen, wie Belon /)) mit einer solchen Dreistigkeit habe bc< Häupten können, daß kein Tragant auf dcr Insi'l Candia anzutreffen scy. Vermuthlich hat er das erste Capitel des neunten Vuchs vom Tbcophrasts Historie dcr Pflanzen nicht gelesen. Auf den kahlen Hügeln um die Schaffcrey herum, wachst der Bocksdorn c) häufig, und zwar eine schr schöne Sorte desselben. Belon und prosper Alpin hlp bcn dieselben ohne Zweifel gar wohl gekannt, wie-Wohl es nach der Beschreibung, die sie uns davon geben, K) Eine Waare, die sowohl in den Apotdecken, als von den Miuiaturmahlern gebraucht wird. h) Obferv. 1. i. c. 17. c) Tragacantha Cretica, incana, flore parvo, »" nsis purpureis striato. Corel, lnfi, R, H. 29- JIP6. i 'Th. paß. 7O. ^t-anze. und des aus dtr_ geben/ nicht wohl möglich ist, sie von den andern S'Vte, von denen sie reden, zu unterscheiden. Aus dieser Staude kommt der Tragant von sich sclbst, zn Ende dcö Iunius und in den folgenden Monaten. Um diese Zeit geschiehet es, daß der, di^ch die Wärme verdickte Nahrungssaft dieser Pfi nze, die meisten von den Gefäßen, in denen er sick l'csindet, zersprenget. Derselbe sammlet sich nicht nur in der Mitte oder in dem Herzen der Etämmc und der Zweige, sondern auch in den Zwi-sch-nrauml'n der Fasern, die sich gleich den Sonnen« strahlen ausbreiten, wie in dem Stamm ^. zu sehen ist. Dieser Saft bildet kleine Fäden, welche durch die Rinden bringen, und sich nach und nach heraus-begeben, nach dem Maas, wie sie von dem neuen, aus der Wurzel aufsteigenden Saft herausgetrieben werden. Wenn diese Substanz an die lust kommt, so wird sie hart, und bildet entweder Klumpen, oder dünne, wie Wurme zusammengedrehte Stücken, die nach dcr vorhandenen Matcric langer oder kürzer sind. Cs scheinet auch, daß die Zusammenzichung der Fasern dieser Pflanze, etwas zum Austreiben die, !cs Gummi beytrage. Diese durch die Füße dcr Schäfer und dcr Pferde an das Tageslicht gebrachte und zertrcttcnc, fiachsahnlichc Fasern, ziehen sich von der Wärme zusammen, und erleichtern den Ausfluß der ausgctrettcncn Safte. . Nicht ohne Verwunderung bemerkten wir, daß "ne Pflanze, welche prosper Alpmus ohne Bedenken unter die Tragacamka Sorten gesctzet, un- E 4 ter 72 "HM N M^" tirdie Sorten des Limonium a) musse gesctzct wer^ den. Wer hätte wohl geglaubct, i>aß einc Psianze von diesem Geschlechte mit Wachholderstrauchblaltcrn, auf der Welt zu finden seyn sollte? Im Vorbeyge, hen muß ich bemerken, daß die Niackholdersträuche, welche auf dem Berg Ida wachsen, nicht über zween bis drey Schuh hoch werden. Die Zweige dcffclbcn, so sich neben an der Seite ausbreiten, bilden einen Strauch, welcher dem Wachholdcrskrauch der Alpen gleich sieht. Man kann auch beyde Gewächse nicht an« derS, als durch ihre Früchte unterscheiden. Die Frucht des in Candia wachsenden Strauchs, ist ft groß und so roth, als des Wachholdersirauchs mit rothen Beeren, der in der Provence und in LttN' guedoc sehr gemein, ist. Im übrigen hat das dürre Holz des Wachholderstrauchs in ^andw, die nchnitt? che Farbe, und den nehmlichen Geruch, als jene Art einer americanischen Ccder, woraus man zu Paris die Bilderrahmen macht. In Ermanglung cincS bessern Nachtlaqcrs, sahen wir uns gcnöthiget, in die Schafercy zurück zu kehren. <0 Limonium Creticnm, Juntyeri folio. Corot. Inst* R H. 2$\ Echinus, id eft Tragacantha aJ-tera. Pr Alp. Exot, $6. §tatice (Echinus) fcapo paniculato, foliis (ubulatis, mucronatis hin. Sp> Plant. 395-, Iuniperus Cretica, ligno odoratissimo, uiU** Graecürum recenticrum. Corol. Inst. R, H. 41- kehrcn. Am folgenden Tage, den I4ten Julius spei, seten wir zu Mittags bcy dcr Quelle, wo wir unsere Pferde zurückgelassen hatten, und indem wir uns gc« gen Südwest wendeten, musten wir über die fürchterlichsten Klippen hcrabstcigcn, die sich gleichsam in einem Schnecken herum/ bis an den Fuß des Berges Ida, herab erstreckten, dessen Anblick immer schrecklicher wurde. Endlich setzte uns dcr Contrast auf einmal in Entzücken. Wir kamcn in ein großes Thal, zwischen dem Berg Ida und dem Berg Aemro, das ganz mit Oliven, Pomeranzen, Granaten, Maulbecr, Cyprcsscn, Nuß, Myrrhen, lorbecr, und allen Arten dcr Fichtcnbäumc besetzt war. Man trift hier viele .Dörfer und vortrcfiiches Waffer an< Dcr Bcrg Ida verficht die.ganze Nachbarschaft/ das ist, fast den dritten Theil dcr Insel mit Was, ^r. Das ganze Thal, von dem wir gegenwärtig rc, den, verliehet sich ganh unmcrklich, m cincr dcr allerschonsten und fruchtbaresten Ebenen a) von Can-dia, und diese Edcnc erstreckt sich bis nach Gi-rapena. Wir kehrten nach unserer Gewohnheit, in cmcm Kloster em. Dasselbe hies Asoniüros/>) das ist das Kloster der Engel. Der Superior, wcl- ' Es ck)er a) La Messaria obcr Masfcria, 74 ^W W Uci^ cher italiänisch sprach/ logirte uns so gut, als er konnte, und da er erfahren, daß wir Pfian-zen suchten, zcigtc er uns einige Colocasien, welche neben an den Bachen bey seinem Kloster wuch, sen. Wir freuctcn uns, hier einen Religiösen anzutreffen , der im Begriff war, nach Canea zu gehen, und sich gar willig finden ließ, ein Paquet Briefe an unsern Consul mitzunehmen, der eine Barke nach Marseille abschicken mufte. Ich ergricf diese Gelegenheit mit Vergnügen, um Ihnen von unsern bisherigen Bemühungen Nachricht zu geben, und zu versichern, daß ich u. s. w. Zweyter 75 Zweyter Brief. Fortsetzung der Beschreibung von T andia. Gnädiger Herr! <5N?nes ö), dcS^hadamanttw Sohn, oder Cam rus c), der die Europum entführte, dcr Stifter der,-selben gewesen sey. So vicl ist gc'wis, daß nach dcm Verfall von Cnossus, welche Stadt die Römer zu unterdrucken suchten, Gorcyna ii) die mächtigste Stadt auf der Insel Crcra geworden sey. Sie hatte sogar mit Theil an dcr Regierung dieser Insel, ehc sich dle Römer derselben bemächtigten. Hannibal glaubte, nach der Niederlage des Amiochuse), daselbst vor den Römern sicher zu seyn. Die großen Reichthümer, welche dieser Africaner mit dahin brachte , erweckten ihm viele Feinde.- cr suchte sich aber dadurch vor allen Anfällen in Sicherheit zu setzen, daß er sich stellte, als wolle er seine Schayc m dem Tempel dcr Diana als ein Depositum niederlegen, wohin er auch ctnige mit Bley angefüllte Gefäße bringen ließ. Nach einiger Zeit kchrlc er wieder nach Asien zurück, und a) r*gru'##, Strtih. & ?tol h) Descript. Grace in A read. O Cedren, Compcnd. Hist. d) Strabo rer. .Geo^r. lib. to» e) Justin, Hid. lib. 32. cap. 4, ■ Up 7, 1 Th. Vag. 7 7. i. T)aj Schlafs. 2.Din Stadt., - ■ 3. Gevotlb an. dtr Seite djts$a.ches 4. Da- Bach. <~y\uinen yon Goi^U/na. 5, QucUe., wekhe. die Stadt TTiit Wasssr ytrsah,, 6.Di£ Wa/fzTÜitungen.. Ajtios äSi&iL !itt^ nahm snn Gold mit sich, das in den Bildsäulen der Gottheiten/ die cr verehrte/ versteckt war. Die Ruinen von Gonyna a) liegen nur sechs Meilen von dem Berge Ida, an dem Fuß einiger Hügel, bey dem Eingang in die Ebene von Mejsa-"a/ ft das eigentliche Kornhauß der Insel ist. Aus diesen Ruinen laßt sich gar leicht der Pracht die, Uralten Stadt abnehmen/ die man aber nicht ohne Mitleid ansehen kann. Es kostet aber einige Mühe, wenn man sie besehen will. Zwischen einer ungeheuren Menge von Trümmern von Marmor, Jaspis und Granit/ woran man noch die Spuren des größten Fleises wahrnimmt/ wird jetzt geackert/ gesäct und Schaafe geweidet. Anstatt jener großen teute, wel, che diese schönen Gebäude aufführen ließen / trift man j?tzt hier nichts als arme Hirten an, welche nicht einmal so viel Verstand haben, die Haasen zu fangen, welche unter ihnen herumlaufen, oder die Rebhüner, die sich unter ihren Füßen befinden^ Das Hauptsach, l'chste, so unter diesen Ruinen noch zu erkennen ist, sind die Ueberbleibsel eines von den Thoren dieser Stadt. Ungeachtet die schönsten Steine bereits da« don weggenommen worden sind, so siehet man doch poch soviel, daß es schön gewölbt gewesen seyn müsse. Die Ueberblei'bscl der Mauern, welche zunächst an die, sem Thore stehen, sind bcynahc von eben der Art, wie sie Strako rer, geo^r. I. 10. 78 ^O A O^ ft pcoK'Miius philoparor a), der Konig in Ae, qyptcn aufführen licß. Das Gemäuer isi sehr dick/ und mit Ziegelsteinen verkleidet. Allem Ansehen nach war dieses Quartier eines der schönsten in der Stadt. Wir bemerkten daselbst zwo Säulen von Granit,, die achtzehen Schuh hoch waren; man trift nicht weit da, von noch einige Säulenfüße an, die paarweis in ei, ncr gleichen iinic hinstehen, und vermuthlich einige Säulen an dem Vordcrtheil eines Tempels unterstütz, ten; überall siehet man Knäufe und Simscr liegen. Vielleicht sind dieses die Trümmer des Tempels der Diana, dessen vorhin Meldung geschehen ist, oder des Jupiters 5), dem Menelaus ein Opfer brachte, nachdem er die Entführung seiner Gemahlin Helena erfahren, wie solches pcolemäus Hephastio crzäh, let, wovon uns phorius noch einige Auszüge hinterlassen hilt. Der Tempel des Apollo, dessen Ste-phanus der Erdbeschreibcr Meldung thut, stund mil-ten in der Stadt c) und folglich von dem Orte, dcn wir gegenwärtig beschreiben, entfernt. Unter denen hierliegenden Säulen, sind einige sehr schon, walzenförmig und schneckenförmig ausgehöhlet. Die große, sten haben nicht mehr als zween Schuhe, vier Zoll im Dmchmeßer. Die Türken haben freylich die schön» sten weggeführt, und man findet sogar in einem Dorfe rt) Strabo rer. Geojjr, I. 10, h) Phot. bibl. 1. em Pythium, fe a), das ein paar Büchsenschuß? von diesen Ruinen entfernt liegt/ einige Gartenthüren von solchen al« ten Säulen, an welche eine Horde von Holz gemacht lst, um sie zu verschließen. Dieser Ort hies sonst Alone, wurde aber nach ber Zcit das Dorf der zchen Heiligen genannt/ nach, dem zchen vornehme Christen / die auf dieser Insel zu Hause gewesen/ unter der Verfolgung des Kaysers Decius, daselbst als Märtyrer gestorben waren b). Sie hießen: Thcodulus, Samrninus/ Euporus/ Gelasius, Eunicianus, Zericuo, Cleomenes, Agatdoplw, Vasilidey und Evaristus. Die Kapelle dieses Dorfes, ist noch immer mit alten Säulen angefüllt; die Gräber der Märtyrer aber, von denen der Fortsetzcr des Constamimzg Porphyrogenera redet / sind nicht mehr zu sehen. Diese Märtyrer fn,d auf dem Hauvtgcmählde m zwo Reihen, in einerley Stellung und m cincr Unio, aufgerichtet, und steif/ wie die Heiligen, abgebildet. Die Griechen feyern ihr Fest den 2Zsten December, und nach ihnen haben sich auch die latcmcr gerichtet. Man findet umer den Ruinen von Gorcyncl/ Säulen von rothen und weiffcn Jaspis, der dem Jaspis zn Cosnc in tangucdoc ähnlich ist- Wir sahen auch einen andern, der dem Campamschen/ deffen man sich zu Versailles bedienet hat, vollkommen gleich kommt. a) "Ayat Af*Ä, £>rtč ©orf b« je^n ^ciliaeit. *) Surius. 8<2 "HM m M^- kommt. WAS die Figuren oder Bildsäule»: anbctnft, so sindct wan dcrcn wenige mehr, indem die Vcnctia» ncr die schönsten weggenommen haben. Die Bildsäule, wclchc auf dcr Fontaine zu Candia, boy der Mo-schcc/ oberhalb des Marktes a) stehet, ist von diesen Ruinen dahin gebracht worden. Die Bekleidung derselben ist schön; sie hat aber kcincn Kopf mehr, indem die Türken die Abbildung dcr Köpfe von lebendigen Crcaturcn, nicht ohne Schauer ansehen können, ausgenommen auf dem Gelde, in das sie sterblich verliebt sind. Indem wir auf einem Felde nachgruben, fam den wir die Hälfte von einer wohlgcklcidetcn Figur von Marmor. Die Glieder des Beins waren küustj lich gemacht, und dcr untere Theil des Fußes sehr schön. Am Ende der Stadt, zwischen Mitternacht und Morgen, ganz nahe an einem Bache, welcher ohne Zweifel der Fluß Lethe ö) ist, dcr, nach dem Bericht des Gruado und des Solinus, durch die Gaffen der Stadt Gorrpna fioß, trift man einige schöne Ucbcrblcibscl einer alten Kirche in dem Quartier Me^ nopolis an. Ungeachtet die Bauart dieser Kirche sehr *) Bazur* b') klaffn is avttftt oktjV S tv^attoq vrivuftit» Strabo rer, Geogr. /. 10. Gortynam ammiS Lethaeus praeterfluit , quo Europam Tauri dorl'o Gortynii ferunt vcditatam. Salin. P#" lybiß, c, II» schr gut ist, so siehet man doch linker Hand ein halb verwischtes Gemählde, das völlig nach gothischen Geschmack ist. Vermuthlich sollte solches etwas aus dcr Geschichte der Jungfrau Maria vorstellen ; denn man siehet noch die Worte N? G?'") mit großen Buchstaben daselbst. Eine andere große griechische Innschnft in dem Prcsbyterio konnten wir nichz lcscn, weil sie theils zu hoch stunde, theils übel behal» ten war. Doch glaubten wir den Namen Cyrillus ö) m derselben gefunden zu haben, welches auch sehr wahrscheinlich ist. Denn es waren zween Bischöfe zu Gorl^na, die C^rillus hießen. Der eine starb zu Anfang des dritten Jahrhunderts unter dem Kayser Dccius, als cin Märtyrer, und der andere wurde im neunten Jahrhundert, unter dem Nlichael Balbus, von den Saracenen gctädtct. Wir erkundigten uns bey den Papas dieses Quartiers, um die nahern Umstände von diesen Heiligen; allein sie wüsten uns nichts davon zu sagen. Einer unter ihnen sagte uns, Ti, "is, an dcn dcr heilige Paulus einen Brief geschrie, bcn, scy cin Neffe eines Bischofs von Gortyna gewe, sen. Der gute Mann irrte sich aber gar sehr; den» Drus, welchen Paulus seinen geliebten Sohn nennet *) Mater Dex. Tournef. Reisen I. Th. I «5 ^M A O^ Net/ war selbst der erste Bischof von Cretaa), und nach aller Wahrscheinlichkeit hatte er seinen Sitz zu Gorryna. Es war dieses damals die vornehmste Gtadt auf der Insel/ und auch in den folgenden Zelten/ hatte diese Stadt die Ehre/ der Siz des ersten Bischofs zu seyn. Neben den Ruinen der Metropolitankirche/ trafen wir einige ändere an/ die uns Ueßerbleibsel von ewem Kloster zu seyn schienen. Die Hirten haben sich daselbst elende Hütten aus großen Trümmern von alten Marmor gebauet/ unter denen sich ein Gesimse befindet / daß mit Röslein und einent Kreutz des heiligen Johannes von Jerusalem gczieret ist. Vermuthlich ist die Stadt erst nach der Errichtung des Ordens der Hospitalritter/ die sich ge-genwärtig zu Malca befinde«/ zerstöret worden Dieser Orden wurde im Jahr 1099 von Guard Tenque von Martigues in der Provence gestiftet. Zunächst bey diesen Ruinen, an dem Ufer des FlußeS, jknb noch Ueberblcibscl von einer Wasserleitung, wovoN bas Gcwolb sechs bis sieben Schuh hoch ist. Neben an der Seite ist noch ein schönes Gewolb, welches zun< Behältniß einer andern Wasserleitung scheinet bestimmt gewesen zu seyn/ so auf dem Wege nach dem Dorfe det o-»^^ ^«F,^i,^H/e^. Wie die Unterschrift des Briefes Paul, an den Titum in vielen griechische Excmplarie»! lüutct. ^er zchcn 5?eiligen ist. Der Canal dieser Wasserleitung ist kaum noch cincn Schuh breit. Cheophrasta), Narro ö) undplimusc)/ reden von einem A^orn, der zu Gorcyna stund/ und bcr scm altes taub nicht eher verlohr/ als bis das neue zum Vorschein zu kommen anfieng. Vielleicht könnte wan noch einem von dieser Sorte unter denen an-treffen, welche man in großer Menge neben an dentz Flußc Lethe hin antrist, auf welchem die Europa auf dem Rucken eines Stiers bis nach Oortyna 93Jit tfr Swnbct 84 > ^D ^ Oc)V- an dem sich unten ein Adler befindet, dem sie den Rucken zukehrt. Eben diese Princeßin wird auf der andern Seite, auf einem Stier sitzend abgebildet, mit einer von torbecrblättern gemachten Einfaßung. Anronms AZostinia) Crzbischof von Tarracsna führet ein ahnliches Gepräge an. Plimus sagt, man habe sich alle Mühe gegeben, diese Ahornsorte auf der Insel fortzupflanzen, sie sey aber ausgeartet, das ist, die neu gepflanzten Baume hatten eben so, wie die gemeinen, im Winter ihr iaub fallen laßen. Man hat noch Münzen von der Stadt Gor, tyna, milden Köpfen des Germanicus, Caligula, Craianus und Adrianus. Eine der schönsten 5) ist in dem königlichen Kabinct. Sie ist zum Angedenken der Spiele geprägt worden, die dem Adrianus zu Ehren daselbst gehalten wurden. Zluffet denen Innschriften zu Gortyna, web che Grucer anführet, und die Honoris Belli, der Verfasser einiger Briefe an den Clusius von creten-fischen Pflanzen, dem Pigafera mittheilte, haben wir noch zwo abgeschrieben, bieder Aufmerksamkeit des Belli entwischt waren. Die meisten andern Innschriften, welche man auf dem Felde antrift, sind entwe- «) Dial. 3. it) 2Bk l$v 2e^ciitc: KOlNON KPHTßN r o p T x 2, entweder zerbrochen/ ober st abgerieben, daß man sie nicht lesen kann. Da jetzt die beste Jahreszeit war/ Pflanzen zu suchen, sahen wir uns genöthiget Gortyna zu verlaßen, ohnc daß wir die alten Seehäfen untersuchen konnten. Dem Scrabo a) zu folge, war der vornehmste zu Lebena, neunzig Stadien von der Stadt gerade gegen Mittag zu , welches vollkommen richtig lst' Denn man rechnet von den Ruinen von Gorcy, "a bis ans Meer, nicht mehr als dreyzehen Meilen, und von cben diesen Ruinen fünf und zwanzig Meilen nach Candia. Der andere gortynische Hafen war zu Nierallum sechzehen Meilen von der Stadt, weiter gegen Abend als Cebena / massen die tcbener Nachbarn von den Prasiern waren / welche jenseits Glrapena und folglich gegen Südost von Gorcyna wohneten. Scrabo hat die iage der meisten Städte von Crera so genau bestimmt, daß es nicht schwer fallen sollte, sie zu entdecken; indessen haben ihnen unsere Erdbeschreiber insgemein einen unrichtigen Ort angewiesen. Den i sten Julius machten wir uns, nachdem wir uns von dem Erzpriester ö) des Dorfes der zehen Heiligen mit Wachsfackeln versehen laßen, auf den Weg, das Labyrinch zu besehen. Dieser so be-rühmte Ort ist ein unterirdischer Gang, nach Art ei- F 3 ncr *) Rer. Geogr, I, so. *) Protopapjis. 86 , «V(M ^ E^" ner Gaße, welche in hundert Krümmen, die gleichsam von ungefähr entstanden, und ohne die geringste prdnung angelegt sind, durch den ganzen innern Theil eines Hügels am Fuß des Berges ^Zda auf dcr Mittaqsseitc, drey Meilen von den Ruinen von Gortyna fortlauft. Dcr Eingang zu diesem labyrinth ist e'me natürliche. Ocfnung, die sechs bis sieben Schuh breit/ und so nichrig ist, daß ein Mann von mittelmäßiger Größe kaum durchkommen kann, ohne sich zu hucken. Der untere Theil dcs Eingangs ist sehr ungleich; der obere aber ziemlich fiach, und endiget sich mit etliches Schichten von Steinen, die horizontal übereinander gelegt sind. Eine Art einer wilden Höhle, die einest gemächlichen Abschuß hat, ist das erste, so man siehet/ so aber nichty merkwürdiges hat. Je weiter mafi kommt, je bewundernswürdiger scheint dieser Ort z»f seyn. Man trift nichts als Krümmen an, von ocneN der vornehmste Gang, welcher auch der gewöhnlichste ist, durch einen Weg von ungefähr zwölfhlmderl Schritten, bis in das innere des iabyrmths, zu zwcey großen und schonen Sälen führet, wo die Fremdest mit Vergnügen ausruhen können. Ungeachtet sich die> ser Gang am Ende scheidet, oder zween Wege hat, ft ist doch dieses nicht der gefährlichste Ort des taby-limhs; derselbe ist vielmehr bey dem Eingänge dcffcl-hen, ungefähr dreyßig Schritte von dcr Höhle, linker Hand. Kommt man in eine andre Gasse, so kann mal» sich, nachdem man einen ziemlichen Weg zurück geleget 5sit, in dcn vcrschiedcmnWmkeln dcrgostalt verirreN/daß man sich nicht leicht ohne lcbcnsgefahr wieder zurecht finden kann. Unsere Führer blieben also in diesem Haupb sang, ohne uns weder rechts noch links gehen zu las, sen. Wir hatten in demselben eilfhundert und sechzig wohl gemeßene Schritte zu gehen. Derselbe ist sieben bis acht Schuh hoch, mit einer horizontalen und ganz stachen Schicht von Felsen bekleidet, wie die meisten Stemschichtcn in diesen Gegenden zu scyn pflegen. Indessen giebt es doch Plätze, wo man sich bücken niuß , auch kommt man mitten w diesem Gang an s^. Viel weiter hin 1444. An einem andern Orte stehct: ()ni tu el I^renuo 3i^nor 2^n cle (^om0 capno 6e Ia I^ntei-ia 1 s26. Matt findet noch verschiedene andere Zeichen in dem Gang, mn ter andern auch folgendes : I/I welches vermuths lich von einem Jesuiten herrühret. Wir entdeckten noch folgende Iahrszahlen: 149s. 1516. is6o. 1579.16yy. Wir schrieben an dreyen Orten mit 3lö-thel die Iahrzahl 1700. an die Wand. Unter diesen Schriften sind einige ausnehmend merkwürdig, und bestätigen das System, von dem Wachsthum der Steine, das ich vor einigen Jahren bekannt g^ macht macht habe a). Die Steine des iaßyrmths wachsen und werden merklich größer, ohne daß eine fremde Ma-lerie von aussen zu ihnen kommen kann. Diejenigen, welche ihre Namen an die Wände dieses Ortes, die von lebendigen Felsen sind, gegraben haben, mochten sich wohl nicht einbilden, daß die Züge ihres Meiffcls sich anfüllen, und sich m der Folge der Zeit erheben, und an einigen Orten ewe time, an andern gar drey iinien hoch werden würden, so daß diese Charactcre, die anfangs tief cingeschnittcn waren, nun von erhabener Arbeit zu seyn scheinen. Die Materie dieses Basrelief ist weis, ungeachtet der Stein, wo solches siehet, in das graue fällt. Ich hielte dieses BaS* relief für eine Art eines Calus, so durch den Saft des Steines gebildet worden ist, der sich nach und nach in die durch den Mcissel ausgehöhlte Orte gesetzet hat, fast auf eben die Art, wie sich an den äußersten Enden dcr Fasern eiucs zerbrochenen Knochens ein Calus anzusetzen pfiegct. Vermittelst dcr von uns gebrauchten Vorsicht, war cs uns leicht, wieder aus diesem labyrinth zu kom, wen. Nachdem wir aber oic Structur desselben genau untersuchet, waren wir vollkommen überzeugt, daß gar keine Wahrscheinlichkeit vorhanden sey, daß svlchcs ein alter Steinbruch gewesen, aus dem man die Steine zur Erbauung dcr Stadt Gorryna und F 5 Cnoft n«. I7O2. «) Hist, de r Acad. royale dcs Sciences, an, nee. 1702, 90 "HM A O^ Cnoffus genommen/ wle sich Belona) und einige neuere ö) einbildet haben. Denn es ist wohl un^ wahrscheinlich, daß man aus einem Gang, der über tausend Schritte lang, und mit einer unzahligen Menge anderer Gänge durchschnitten ist, wo man alle Augenblicke in lebensgefahr kommen kann, sollte Steine gehohlet haben ? Wie hatte man diese Steine durch jene Platze bringen sollen, wo man auf Händen und Füßen über hundert Schritte weit kriechen muß? Ueberdieses ist der Berg so rauh und steil, daß man mit genauer Noth auf demselben zu Pferde fortkommen kann. Wir gaben uns, wiewohl vergebens, alle Mm he, das Gelcis der Karren zu finden, von dem Be* lon redet. Und gesetzt, man fände es auch, mußte man denn die Gänge nicht ausräumen, die man veri größerte? Außerdem ist noch zu merken, daß der Stein des labyrinths weder schon, noch hart, sonder« unrein weiß, und denenjenigen gleich ist, welche die Gebirge ausmachen, an deren Fuß Gorryna stuni de. Was die Stadt Cnossus betrift, so war dieselbe von diesem labyrinth entfernet, lag gegen die mittagige Küste von Crera c), dreytausend einhundert und, fünf >»—1----------------!-----5--------- 1 ' , , , ,----"" 4) 0dklv. !. i. o. 6, 5) Zum Beyspiel Poccck i>, seiner Beschreibung deS Mor, gcnlandes, im 2tc>l Theil, Seite 467. in der neuen Abgabe. fünfundzwanzig Schritte von Gorcyna, jenseit des Gebirges, das gegen Candia zu gehet/ an einem klein« Fluß a), an dessen User man das Hochzeitfest des Jupiters und der Juno fcyerte. Niemand konnte wohl die lagc von Enojsus so gut bestimmen, als Delon, da er sich rühmte, das Grab des Jupiters ö), so wie solches von den Alten beschrieben worden ist, ge-fchcn zu habon. So viel ist richtig, daß dieses Grab in der Svadt Cnojsus ftyn nmstc, und vermöge des Weges, auf welchem Belonvon Candia aus, auf den Berg Ida reiscte, muste er unterwegs^ auf Cnofsus zukommen. Es ist daher weit wahrscheinlicher, daß dieses Labyrinth ein natürlicher Gang ist, den mau nach der Zeit brauchbar zu machen gesuchtt hat, indem man. ihn an dcn mehrcstcn Orten, wo er von Natur zu enge war, erweiterte. Um die Decke zu erhöhen, durfte wan nur einige Schichten Steine wegnehmen, welche horizontal in der ganzen Dicke des Berges liegen. Man lies die Wand an gewißen Orten senkrecht zm hauen, und um den Wog zn reinigen, gab man sich die Mähe, tue auf demselben befindlichen Steine ordentlich zusammen zu schlichten. Vielleicht ließ man den yrt, wo man auf Händen und Füßen durchkri^ ck?n #) KjgrsT^. Strabo rev. fSeogr. I, jo. 0jj|jff. Died. Sic. Biblioth. biß, h f. *) Obfcrv. l, i. c. 17. Sepulchrum cius est in Cre-t»> in oppijo Cnosib, I•» o\*i *# f rv^xio». EtymoL magn. «■) Geograph. I 9* felbe stellet einem Widderkopf mit einer Fruchtschnur für, und ist untcr den Ruinen dieser berühmten Stadt gefunden worden. Den 8ten Julius legten wir vier und zwanzig Meilen zurück, um in den: Kloster der Engcl zu über, Yachten, und am folgenden Tage gimgcn wir auf den Vcrg Renrro a) von dem man uns gesagt hatte, daß hundert und eine Quelle von demselben herabfiießen sollten. Vielleicht ist dieses eben der Berg, den ^.heopbrast Aedrios nennet, und den er nahe an ben Berg Ida sclzet. Dieser Berg ist wirklich nur "ier Meilen von dem Kloster der Engel entfernt, und wird durch das Thal von dem Berge Ida abgesondert, dessen wir bereits Meldung gethan ha« den, und das sich in der Ebene von Massena, oder Niessana, wie es die Griechen aussprechen, verlieh, tct. Renrro ist dem Ansehen nach, ein kahler und dürrer Berg, ungeachtet viele Quellen daselbst ent, Mmgen, die in ein großes Dorf hcrabfiießen, daS Vnces, das ist, die Quellen, gencnnet wird. Wir übernachteten daselbst, und liefen den ganzen folgenden «ag, den iQten dieses Monats, sehr vergnügt über unsere Entdeckungen herum. Wir kehrten sodann in das Kloster der Engel zurück, um unsere Bagage ab-^hohlen, und übernachteten sodann sechs Meilen da. von, m dem Kloster zu Arcadi. Dcr griechische Cr> <0 Ktt/VTff, 96 "^,N lül E^> Erdbcerbaum^),eincPstanze, die wir bisher vergebens gesucht hatten, machte uns ein wahres Vergnügen. Derselbe wächst zwischen dicscn beyden Klöstern, in den Ritzen eines großen Felsens, neben an der landstraßc. Zum Krausersuchen ist dieses cinc dcr besten Gegen-dm auf der Insel. Ich habe vcrgcßen / zu sagen, daß wir zn Bricett bey einem alten Papas logirtcn, dcr für seine Religion schr eingenommen, dabey aber bis zum Mit, leiden unwissend war. Er wollte uns, in einer elem den italiänischen Sprache überreden, daß an den Wänden in dem iabyrinth eine Weissagung geschrieben stünde, daß dcr Czar von Rußland sich in kurzem des ottomanischen Reiches bemächtigen, und dic Griechen von dcr Sclavcrcy der Türken erlösen würde; daß er sich noch wohl crrinnerc, daß zur Zeit der Belagerung von Candia, ein Grieche demVczicr Cuperli geweißt get, daß er diese Stadt, zufolge einer andern Weissagung dieses labyrinths, errobcrn würde. So sahen dicft gute icutc die Charactere, womit die Fremden die Mauern dieses Orts bekleckten,für Weissagungen an. Als wir nach Recimo zurück gekommen wa» ren, meldete man uns, daß um diese Zeit das. Lada- a) Arbutus folio non serrato. C. B. Pin. 460. An" drachne Theophrasti. C/«/. Hiß 48. ArbutU* (Andrachne) caulc arborco, foHis glabris intc-gerrimis, baccis polyspermis. Lin. Sp. Pl*ntl 366. *) ^inc ccmi}»slarc, w\d)c ten Un WvrtUUzn «nb ö»tecu^rdmcnt( bic mtt tue&Iricdjcnben ©ac^en ^«n* teln, jjcbrstucfct n>irt. - *) Soubacb i, cfcer Vaivode. €in ^ommificttiu^. Com-mis, Subdelegue. *) Dicatie- Decime, Dixme «uf franjoflf*: Af*«Vif otcc binary, Tributum decimae partis. TournefReisenLTH. G «Z3 "^N m Oc)^ giengen/ besichtigten. Es half nichts, daß wir ihm sagen ließen, wir wären Aerzte; daß wir uns ein Vcr> gnügen davon maHtm, dcn Einwohnern des iandes nützlich zu seyn, und ihnen allerley Arzcneymitte! um^ sonst austheilten, und daß wir die Pflanzen, blos zu unserm eignen Nutzen und Gebrauch abzeichneten, und daß dieses keinen Menschen schaden könnte. Alle um sere Vorstellungen halfen nichts. Er drohte sogar dem Papas und allen in dem Dorfe wohnenden Griechen mit Schlagen. Vergeblich sagte ihm unser Dollmetscher a), daß wir Franzosen, und blos auS Neubegicrde nach Melidoni gekommen wären, mv das Ladanum machen zu sehen, und daß wir bey die-ser Gelegenheit die übrigen Seltenheiten des landcs gerne sehen wollten. Ich ließ mich hierauf von einen! unsrer Fuhrleute zu dieser Höhle führen, in der Hoffnung in dieser Innschrift den Namen einer alten Stadt zu finden, auf deren Ruinen man Mclidoni vielleicht mochte gebauet haben. Diese angenehme Erscheinung ergötzte uns. Allein der Fuhrmann hielt es nicht für räthlich mit zu gehen, so wenig als die Einwohner dcs Dorfes, welche zitterten, als ob sie viel verbrochen hät^ ten. Dcr^ürk lachte Uns auS/ und lies mir sage"/ daß er zwar eigentlich uns nichts zu befehlen habe, daß aber die Gnechen unter seiner Bothmaßigkeit stündew und daß er sie schon nöthigen würde, ihm zu gehorchen' wenn a) A$ ay x paves t&f &%ctyafj.xve$ %q T^ay^f*"1'*' ©rognw»/ ©rogucma«, ©caaoman, Xciic^ema^ i 'Ih.vac, go. 2*i.a. wenn wir Ladanum kaufen wollten, so wolle er uns den schönsten herbeyschaffen lassen, ohne daß wir uns die Mühe geben dürften, selbst an den Ort zu gehen/ wo er gemacht würde. Nach diesem wiederholte er sein Verbot, und sagte noch einmal ausdrücklich, daß man sich ja nicht unterstehen sollte, uns die Art und Weise zu zeigen, wie diese Waare gemacht würde. Du wir den Eigensinn dieses Menschen sahen, giengen wir in das Haus dcö Papas, um unser Gccathe zusam-Wen zil packen und wieder abzureisen. Ich fragte, ob wan denn nicht wenigstens das Instrument a), womit das Ladanumgesammelt wird, zu kaufen haben konnte. Es ist dasselbe eine Art eines Rechen, mit einem langen Stiel und mit einer doppelten Reihe von Riemen, wie aus der beygefügten Abbildung zu sehen ist. Allein die Drohungen des Vaivoden hatten den armen Griechen eine solche Furcht eingejaget, daß sie das Herz Achthatten, eines, ohne seinc Erlaubniß wegzugeben, "b wir ihnen gleich sagten, daß sie uns eines heimlich bringen, und durch die Gartenthür gehen sollten / so wollten sie sich doch durchaus nicht dazu verstehen. Sie baten den Türken um Erlaubniß; allein er schlug ihnen solches mit fürchterlichen Drohungen ab. . Wahrend der Zeit wurden wir gebeten, einen Papas zu besuchen, der vor einigen Tagen das Bein G H gebro< a) k^«^, xal rg^az-7>si,, ein Instrument; UN, geachtet diese Worte eigentlich so vifl heißen, als ei-"«Bude, ein Gefängniß. t<5O ^M ^ E.^- gebrochen hatte. Wir sagten ihm, was er thun müße, wenn er geheilet wcrden wollte, und kehrten auf der Stelle zu unsern leutcn zurück. Der andere PapaS, der diese ganze Intrigue spielte, brachte uns mit frö-lichem Gesichte die Nachricht, daß er nun ein Miltel gefunden habe, uns zween Rechen zu verschaffen, ohne daß der Türke, der zugegen war, etwas dawider einwendete. Er sagte uns, daß man zwar insgemein für ein solches Instrument zween Thaler zahlen muffe; daß wir aber/ weil wir ihm von dem Doctor parelaro empfohlen worden wären, nicht mehr als andcrhalbe Thaler für das Stück zahlen sollten. Ich gab ihm/ in Gegenwart des Türken, der nun mit kalten Blut zu schmauchen fortfuhr, drey Thaler. In Ansehung der Höhle, sagte uns der Papas, daß es nicht möglich sey, dahin zu kommen, weil sich der Vaivode einbilde^ te, daß Weissagungen daselbst zu sindcn wären, welche das Wohl des Reiches betrafen; indessen wolle cr uns durch Umwege an den Ort führen, wo das Lada-num gesammelt würde, ohne daß es der Turk merkctt sollte. In der gewissen Hofnung, daß es dieser Priester redlich mit uns mcinc, ließ ich ihm die Versicherung geben, daß wir für!ftine Bemühung gcwis erkenntlich seyn würden. Wir stiegen also zu Pferde, um ihm nachzufolgen. Allein kaum hatten wir eine Viertels Meile zurückgelegt, als der Turk unS wie eine Furie nachjagte, den Papas mit Stockschlagen bedrohte, mit den Zusatz, daß er dem Äg" des Quartiers, unverzüglich Nachricht davon gebctt wolle, daß er sich unterstünde Spionen zu unterstützen. Unser Papas/ der einen schonen Maulesel rltte, antwortete ihm ganz unerschrocken, daß er schreiben könn« te/ was ihm beliebte. Wir verfolgten unsern Weg und waren sehr aufmerksam auf die Pflanzen/ die uns auf-stießen. NachVerlauf einigerZeit, ließ uns dieserErzbe-trüqer mit einem feuerrothen und langen Bart, durch un, sercFuhrlcute hinterbringen, daß er aus liebe zu uns, sich ber Gefahr blos gestcllct habe, nicht nur auf das schimp-l'chstc geschlagen zu werden, sondern auch sein ganzes Vermögen zu verliehren. Ich antwortete, es wäre uns leid, wenn er um unsertwillen Verdruß bckom-Wen sollte, und daß wir lieber wieder umkehren wollten. Nach einem höchst verdrießlichen Wortwechsel, Wurde endlich beschlossen, ihm drey Thaler zu geben, davon er einen für sich behalten, und mit den andern zween demTürken das Maul stopfen sollte. Alle Umstände ließen uns schließen, daß mit demTürken schon alles abgelegt gewesen, in der Absicht uns dieses Geld abzu* jagen. I« diesem Stück sind die Griechen gefährliche leute, welche die alte Art dieser Insel, die plu-arch den Cretismus a) nennet, nicht ganz abgeleget haben. Der Betrug dieses Menschen war sehr grob. Er wäre besser bezahlt worden, und wir hatten ihn für kinen ehrlichen Mann gehalten, wenn er auf der Stelle dem Türken die zween Thaler gegeben hatte, um zu verhindern, daß er nicht an den Aga schrlebe. Gz End- *) Ktfriepos xcu x^r/fri». Platarch. in Faulo Ac-mil, Kg^T^«, vrjflf KtJT*t* Suid* Endlich kamen wir, indem wir uns gegen das Meer zu wendeten, auf sehr dürre und sandige Hügel, wel-chc mit jenen kleinen Sträuchen 6) bedecket waren, von denen man das Aadanum bekommt. Dcr Tag war eben am hcisesten; es wehete auch kein Wind; und diese Beschaffenheit dcr Zeit ist auch nöthig, daS Ladanum zu sammeln. Sieben bis acht Baucrn in Hembd und Hosen, fuhren mit ihren Rechen übcr die Pflanzen, und indem sie solche mit aller Gewalt übcr die Blätter dieses Strauches strcifcten und sie daran rieben, hängte sich an ihre Riemen eine Art eines wohl< riechenden Harzes, womit die Blatter bedecket sind. Es ist dieses ein Theil des Nahrunqssastcs derPfian-ze, welcher in Gestalt eines dicken Schweifes durch daS Gewebe der Blätter schwitzet, dessen Tropfen so gläm zend und klar sind, als der Terpentin. Wenn dl'c Rechen mit diesem Fett wohl b<^ laden sind, schabet oder kratzet man die Riemett mit einem Messer ab, und machet ans dem Abgekratzten, Kuchen von verschiedener Große. Und das ist alsdann dasjenige, so wir unter dcn Namen des Ladani bekommen. Ein Mann kann, wenn cr dcn Tag über fleißig seyn will, ungefähr drey Pfund ö), zwo Unzen zusammen bringen, so auf dcr Stelle cincn Thaler kostet. Das beschwerlichste bey dieser Arbeit ist, daß sie in der größten Hitze des Tages und wetw ff) Kirraqog, I) Une Oque. . . wenn eS windstille ist, verrichtet werden muß. Demun-geachtet ist auch der reinste Ladanum nicht ohne Un« rath, wcil durch die Winde der vorhergehenden Tage Staub auf die Strauche getrieben wird. Um das Gewicht dksec Waare zn vermehren, vermischen sie solche wit einem schwarzlichen sehr feinen Sand, den sie in der Nahe antreffen', gleich als ob ihnen die Natur selbst hätte eine Anleitung geben wollen, diese Waare zu verfälschen. Es ist auch schwer den Betrug zu entdecken, wenn man den Sand wohlmit dem Ladanum vermischt hat. Man muß solches lange Zeit kauen, Um zu untersuchen, ob es zwischen den Zahnen krachet, oder es auszulosen und sodann durchzuseihen, um den Zusatz davon abzusondern 6). Der Strauch /'), von dem man das ladanum bekommt, ist sehr büschich, und wird zween bis drey Schuh hoch. Die Blüthe desselben, welche andcrhalb Zoll im Durchmesser hat, bestehet auf fünf Blumen. G 4 blättern ") Pococke giebt Nachricht, wie das Ladanum auf der In» sel Cypern gemacht wird. S, Beschreibung dcs Morgenlandes 2ter TH. E. z n.u, f. Auf der ^VX/1. Kupfertafel ist auch eine Abbildung des Instruments, zu finden, welches statt der ledernen Riemen, wollene Fä< den hat. Cs heißt Otavros, weil eS einem Kreutz« ahnlich ist. *) Cistus Ladanifcra, Cretica, store purpureo. Carol. Inft' R. H, 19. Cistus e qua Ladanum in Cret» colligitur. Bell. Observ. C. Vll. Lt I. Ladanum Creticum. Prosp* Alp. Exot, n* Cistus (Crcticus) t*int Sp. plant.7IS. io4 ^W W A^" blatter«/ welche rosenfarbig/ ziemlich rund/ bey ihrer Herfürkunft aber schmal/ unten mit gelben Flecken bezeichnet, und öfters am Rande zerrissen sind. In der Mitte derselben befindet sich ein Büschel gelber Staubfaden, die ein kleines blaßeS (feuiUe morte) Kolbleinihaben. Dieselben umgeben einen Griffel/ der zwo iinicn lang ist, und sich mit cinem zugerundeten Faden endiget. Der Kelch hat fünf Blatter, welche sieben bis acht innen lang, eyrund, geädert, an dem Rand haarig zugespitzt und öfters unterwärts ge-bogen. Wenn die Blüthe vergangen ist, so wird aus diesem Stempfel eine Frucht, oder eine Hülse, die ungefähr fünf linien lang, fast eyrund, hart, zu-gestumpft, braun und mit federartigen Haaren bedecket, von den Blattern des Kelches umgebcn, und nach der länge hin, in fünf Fächer abgetheilet ist, die mit rothen eckigen Saanen angefüllet sind, welche beyna, he eine linie im Durchmesser haben. Die Wurzel dieser Staude ist holzig, und w grobe Fasern abgetheilet, die acht bis neun Zoll lang und haarig sind. DaS Holz derselben ist weiß; die Rinde inmvendig röthlich/ von aussen braun; und so, wie die Rinde des Stammes zerrissen. Dieser Stamm ist, wenn er anfangs z'um Vorschein kommt, in Zweige abgetheilet, die st dick, wie ein kleiner Finger, hart, braun in oaS graue fallend, und wieder in andere dunkelrothe Aesichen abgetheilet sind, au deren Trieben, welche blasgrün und haarig, PaarwciS gegeneinander über stehende Blatter sich befinden, welche länglich/ dunkelgrün, am Rand wellenförmig, dick, geädert/ chagrinartig, acht bis neun tiniett tinien breit, eincn Zoll oder fünf linien lang, an der Spitze zugcstumpft sind. Dieselben stehen auf Stielen/ die drey bis vier linien lang und eine iinic breit sind. Diejenigen, welche gegen die Blüthe zu stehen, sind fast rund/ und ihr Stiel ist zwo linicn breit. Die ganze Pflanze ist etwas blutstillend, und hat einen grasartigen Geschmack. Sic kommt in den königlichen Gärten zu Paris ziemlich gut fort und hat viele Aehw lichkeit mit jener Cistussorte, welche von dem Saamen dcs Cistus a) mit den Gamandcrlcinsblättern ausar« tet. Diese letztere Sorte unterscheidet sich dadurch/ daß sie Adern hat/ welche nach der iänge der Blätter hinlaufen. Zu den Zeiten dcs Dioscorides, ja sogar in noch altern Zeiten/?), sammelte man das laoanum nicht nur mit dem Rechen, sondern man schabte solches auch mit allem Fleiß von den Barten und Füßen der 3'egen ab, welche von den Cistusstrauchen fraßen. . Eben dieser Schriftsteller hat diese Pflanze sehr wohl unter den Namen Lcdon (^5^) bemerket. Dics ist es, was wir um Mclidoni merkwürdiges antrafen. Indessen laq uns die Hohle und ble Innschrift immer am Herzen. Ich hatte mir in dm Kopf gcfttzet, daß der alte Name dieses Dorfes auf derselben vorkommen müste: und doch handelt sie G 5 von O CHT.US mas, folio Chamaedrys. C. B. P, 464. Uitus (Criipus; £/m». 5/>. wd»/. ^.7?g. ; «froi /. 3. c. 112. a quo A^«^* & A»Ww Ari-Dum.A^ Diosc.L 1. c(iz8. ;y6 ^M ^l O^ von einer ganz andern Sache. Ich entdeckte dasjcnit ge mitten in Paris, was ich in Candla nicht zu sehen bekommen konnte, indem ich in Grucers Sammlung von Innschriften blätterte. Hier fand ich, da ich am wenigsten daran dachte / ebcn die Innschrift, welche sich in der Hohle zu Melidoni befindet. In derselben geschiehet eines gewissen Artemis oder Sal-lonius a) Meldung/ welcher dem Mercurius bey dem Tode seines Weibes ein Opfer bringt. Da dieses eine Begebenheit von keiner Erheblichkeit ist, so würde ee? wohl überftüßig seyn, wenn ich diese Innschrift selbst anführen wollte, welche aus zwölf Versen bestehet. Indessen findet man doch auf derselben eine geographische Nachricht/ nemlich daß der Berg Tallea b), auf dem sich Mercurius aufhielte, und von welchem Jupiter einen Zunamen bekommen hat, nicht weit von Melidoni entfernet gewesen sey. Diese Gottheiten wurden auf der Insel Crera sehr hoch gehalten. Iu-piter heißt öfters auf den Münzen der Cretenische/ oder der Idaische; und Mercmius wurde auf dieser Insel der wohlthätige Gott, und der Mittheiler alles Guten genennet. Den ft) APTEM12 H 2AAAONIOS. ft) Ovftirt TuKkHoinv Uzipiuca Mawfog'Ewq &C. Trails o Zev$ £» x^r^. Hefycb. t» T* jam emeu tor^c*. Etymol. magn, edit* fytturg, />. 317. lalp. lHh. ptyjSfi Hei* hčr&iV^-la ■ Den 13. Julius übernachteten wir zu perie POlia, einem kleinen Dorfe, das eine Meile von Re, timo entfernet ist, wo man nichts als Gärten siehet, deren Gurken ganz vortrefiich sind; und mit Recht heißt auch peribolia), in der gemeinen griechischen Sprache, soviel als ein Garten. Den i4ten Julius blieben wir zu Ncocorio, einem andern Dorfe, welches ze-hcnMcilenvon Almyron und zwo Meilen von Srilo entfernet ist, und an dem Fuß jener großen Gebirge liegt, welche an die Sphachischen Gebirge stoßen. In diesen Gegenden trift man überal eine sehr schöne Salbcysorlc an/>), Es ist dieses ein schr dickbelaubtcr Strauch, der Ungefähr zween his drey Schuh hoch ist. Der Stamm dcffclbcn ist krumm, hart, brüchig, zween Zoll dick, rothlich, und mit einer grauen, zersprungenen Rinde bedecket. Dieser Stamm theilet sich in verschiedene Zweige ab, die so dick sind, wie ein kleiner Finger, ^«selben sind wieder in kleinere Acstgen abgetheilet, deren Sproßcn viereckig sind, paarweis gegeneinan, der übcr sichen, wcislicht, wollig, und mit paarweis gegeneinander über stehenden Blättern besetzt sind. N'esc sind dritthalbc Zoll lang, und manchmal noch länger *)SaIviacreticafnitescens, pomifera, foliis lonffiori-cus, incams & crispis. Corol. Infi, R. H. io# Salvia ipomißra) foliis lanceolao- ovatis integris crenu* Jatis, floribusipicatis, calycibus obtusis. Li», So. langer, elnen Zolloder fünflinien breit, schagrinartig/ tveislicht, gekräuselt, sehr zierlich geädert, steif, hart, und unten punctiret. Sie stehen auf einem Stiel, welcher sieben bis ,acht linien lang, wollig und gefurcht ist. Die Blumen wachsen in einer Art von Aehren, die ei' nen Schuh lang sind, woran sie in sehr engen Absätzen beysammen stehen. Eine jede Blume ist einen Zoll oder fünf iinien lang. Sie haben eine wcislichte Röhre, die vier bis fünf linien groß ist, und sich mit zwo lippen öfnet. Die obere ist wie ein löffel ausgeholet, haarig, mehr oder weniger dunkelblau, und acht bis zehn linien lang. Die untere ist etwas länger und ln drey Theile zerschnitten. Die beyden Seiten-theile umgeben die Oesnung des Halses, welcher zwischen den beyden lippcn ist. Die kleinste Abtheilung ist zugerundet, und wie ein Halskragcn zurückgeschlagen, gekerbt, blaßblau, gekräuselt, marmelirt, undgegc» die Mitte weis gestreift. Die Staubfaden sind weis, lich, und fast wie das Zungenbein abgetheilt. Der Stempfel, der sich krümmt, und sich in der obern lip-pe zertheilet, ist an seinem untern Theil mit einem Em-bryon umgeben, aus dem eben so viele eyrunde schwärzliche Körner werden, die eine linie lang sind. Der Kelch ist eine Röhre, welche einen halben Zoll lang, blaßgrün, mit purpurroth untermischtist. Die, selbe ist unregelmäßig in fünf Spitzen abgetheilt, und wie eine Glocke gebildet. Diese Salbeysorte hat einen Geruch, welcher mit des gemeinenSalbey und des lavenbels seinem übereinkommt. Die Sproßen dieser Pflanze erheben sich, wenn ft 'AxpuTtfpw Kipcepes. Sir ah. Rer. Geogr, I, 10. e) *4*f0T>rgi'f» Kg*» psTuweit, Strabo ibid. lit ' "HH W Ec/3> ret haben. Aufferdeme aber, daß das Cap Spada nicht an dem auffersten Ende der Insel/ noch dem Cap der Widdersiirn gegen überliegt, weiß man gewiß daß dasCap Spada das Cap Diccynnaeusa) desSrra-bo ist, das auf dem Berg Ticyrus, das ist auf den Bergen von Canea lag, wo der Tempel der Diana Diccynnaea stund. Cristan und Seguin haben eine schone Münze des Craian abbilden lassen ö). Auf der Kehrseite derselben, wird eine auf einem Berge sitzende Weibsperson fürgcstellt. Vielleicht soll dieses die Diana auf dem Berge Tiryrus oder Diccynnaeuv c) seyn, dett ich für das Cap Spada halte. Es ist eine bekannte Sa-che, daß dic Diana auf der Insel Creca nnter dem Namen Dicrynnaea oder Britomarcis ^i) verehret wurde, und dieses zwar wegen einer Nymphe, dieses Na' mcns die sie zärtlich liebte,und die manDicrynnaea nennte, weil sie die erste war, welche Netze verfertigte, uw die wilden Thiere zu fangen. Am sichersten ist es, sich an dasjenige zu halten, was Diodor von Sicilien e) davon cCy *A«gs)T^|is* Autrvvvutop, Strabo rer. Gejtgr, I. \0* b) gegmfce: AIKTTNNA. c) Mons Dictynnaeus. PUn. 1,4. c. 12, d) BgirtftxgTtg iu Ktfrp if *A%rifJLtq, Hesycb. B$iT9 vei BgTi$, virgo; undc ß$iri[1*^19 dulcis VJrfisO Vide Soiin. c. it. txi*Tvi/i>ak at h'xTV0itt reft» t) Bibliotb* Hiß, I f. ^avon sagt, als an alle die Fabeln, die man Von der Dictynnaea bekannt gemacht hat. Dm 26stcn Julius besuchten ivir dk Ruinen von paleocastro a). Die Einwohner des tandes wisi fen den alten Namcn dieses Ortes nicht mehr. Wahrscheinlich abc5 war dieses die Stadt Aprera />), mas-sen ^rrabo meldet, daß Chisamo dessen Arsenal und ber Haf^l gewesen sty. Chisamo ist auch wirklich ^in Seehafen, an einer großen Rhede, welchcvonden spitzen dee Cap Grabusa und des Cap Spada ge^ bildet wird. Nun sind die Ruinen von paleocastrH ^ Angesichte dieses Hafens, auf einem steilen und Yonder Natur befestigten Felsen. Wenn wir einigen altcn Schriftstellern c) glauben, so lag am Fuß dieses Felsens, zwischen der Stadt und dem Meere, jenes berühmte Fcld H? wv dit' Sirenen ihre Flügel verlohs ^en haben, nachdenl sie in einem musicalischen Wett-sireit 'vsn den Muftn waren überwunden worden. Man bckauptet sogar, die Stadl habe von dieser Fas bel den Namen bekommen. Denn Aprera heißt so-^lcl, als ohne Flngcl. Indessen ist die Herleitung bichs Namens, Hie wir bey dem Eusebws von Cä- sarea ■<0 R**>vd*etffar, bav atce 04>tc#, in b« gemeinen Srictf>if#eB «gpracty«. *b) "Aflrxf^a.. 5/rd^c rer. Gec^r. ■/, io. Stepban, Apte-. ron, P/iw< /^t j,4f. / 4. c, 12. f) S^A. Etymol. magn' Suidas, Step ban. ,l4 ^O ^ G^ stream) finden, viel wahrscheinlicher. Diesel? Schriftsteller behauptet ucmlich, Apreras, der Konig von Crera habe diese Stadt erbauen und ihr seinen Namen beylegen lassen. Unter den Ruinen von Aprera, trift man, ob sie gleich von einem großen Umfang sind / wenig alte Marmor an. Man siehet daselbst eine ziemlich schone Frise, so zum Sturz eines Thors an einer Capelle dienet, die in einen Felsen gehauen ist; wobey ich im Vorbeygehen bemerken will, daß dieses eine von den Ge^ genden der Insel ist, wo man die meisten Grotten und Höhlen findet. Ganz nahe an dem Felsen, an einem von den Cckett von einem alten Thor der Stadt, stehet auf einem langen Stein UVI?. ^K3^k mit sehr leserlichen Buch' siaben. Den übrigen Theil dieser Innschrift, wo vermuthlich der Name dieses Kaisers stunde, konnte« wir nicht finden. Auf einem andern Stein lasen wir IVII. 503. III. Alles dieses giebt zu erkennen, daß die Stadt ehehin etwas muffe zu bedeuten gehabt ha^ ben, und es würdc kein Zweifel seyn, daß paleocastro der Rest von der alten Stadt Aprera sey, woferne sie nicht, nachdesSrrabo Bericht, nur zchcn Meilenvo" Canea entfernet gewesen wäre. Allein dcm Meilen-maaß der Alten ist nicht allezeit zu trauen; vielleicht ist auch diese Stelle des Srrabo verfälscht. Dec r$) hat unS ein Gesetz erhalten, in welchem Mmos befahl, daß man a) Hundcrt mid drcy ulld drenßia Stadien. h) Hiß. nut. /.4. c. !2. c) ^vriJtžcpisv of ro\eveiift Descript Grate* in AttHt» d) Golz. Grace. e) Strabo rer. Gsogr, I. 10, "-NM M OFl-" its wan den Kindern das Bogen schießen lehren sollte. Die Bogenschützen! von Creta, die Strawcles anführte, leisteten bey dem Ruckzug der zehen tausend einen wichtigen Dienst a). Wie nützlich sie dem Alexander qcwescn, bezeuget Arrianus ö). Vermuthlich bedienten sie sich statt der Pfeile, jener kleinen Sorte eines harten / dünnen/ und stachelichen Rohrs c'), basin demSanddcr Insel, an der Seeküste hin wachst. ^.beophrast und plmius thun Meldung davon, und dem prosper Alpin haben wir eine sehr schlechte Abbildung desselben zu danken. Die Crctenscr bedienten sich auch der Schleuder Mit großen Nutzen; allein heut zu Tage ist ihncn der Gebrauch derselben unbekannt. Livius vergaß nicht des Vortheils zu gedenken, den Eumeneg und der Consul Manlius, von den Bogenschützen und Schleuderen dieser Insel zogen; der eine bey jener berühmten Schlacht, in welcher Amiochus von dem Scipio überwunden ward, und der andere in der Schlacht bey dem Berge Olympus, wo die Gallier geschlagen wur- H 4 den. a) Xtnopb I. 4. '0 Oc Expedit Akxandn. 0 Arundo graminea, aculeata Prosp. Alp. Exot. 104. Unchras fruteicens. Lin, Sp.pl.p. 14S9. Uec Got-tvmaco calamus levis exit ab arcu, Ovid. Afetam. l" 7- Et calami spicula Gnossi, Horat. Od. ij, /, »t Tbeophr. Hist, plant. I. 4. c. 13. //;/. »<#. /. »^ f. 36. L«v, /f^. /# 37< fft 4It & L J8i fi 2N I2Q dcn. Applanlis bemerket, daß zu pbarsalia, untec der Armee des f)ompciuy, crctcnsischc Schleudercr gewesen. Was die andern icibc-snbungen, das Tan-» zen/ die Jagd, das Wettrennen, das Reiten bctrift/ so hatten sie darinnen große Vorzüge. In Ansehung ihrer Sitten aber hat man ihnen m verschiedenen Stücken Vorwürfe gemacht, so fchr sich auch lhre Gesetz-» gcber bemühcten, sie in Ordnung zu bringen. j)ols, bius ^?) versichert, die Crclcnftr hatten dieses vor al> len Völkern zum Voraus gehabt, dasi ihncn fein M't^ tel/ etwas zu gewinnen, z,n schändlich gewesen sey. Die iobrede des hciligcn ^.nluZ /)) auf sie, ist bekannt, so wie auch des Constancinus Vorphyrol genetac) seine. Suidao und C<.'.llim^1)l?s ch ma^ chen sie zu iügnern und Betrügern. Die abscheuliche Unzucht dieses Volkes ist ans dcm, was Srrabo e), Servius/) und Athsnäüs,^) davon melden, hin^ länglich bekannt. ^ Heut zu Tage sind sic weit rechtschaffenere ieute. Man trift auf dieser Iuscl weder Bettler, noch Bcw telschlici^ a) Lib 6. Ad. Tit, c) Kuwirct}'onsets K^'r^, Ke?>txist rqta Kättwä »*-xjV«, Cöw^. Porphyr. d) Kgjfre? «si ^tv^ctt. Calimach, hymn, in Jovi^ vers. 8. *) Rer> Gtogr. I. 10. /) Sffviw i4f»fi(i A io. vers. 327. telschneider, noch Banditen, noch Strasscnranbcr an. Die Hausthüren werden blos mit hölzernen sehr schwa« chen Stäben zugeschloßcn, welche statt der Riegel die' nen. Stichlet ein Türk, welches aber selten geschiehet, so wird er/ um die Ehre der Nation zu schonen, in dem Gefängniß strangulirt. Man steckt ihn sodann in einen mit Steinen angefüllten Sack, und wirft ihn in das Wasser. Isis aber ein Grieche, so wird er entweder zu Stockschlägen (dMonaäe) verurthcilet, oder an den nächsten Baum gchänget. Die meisten Türken auf der Insel, sind entweder Renegaten a), oder Rcnega« tenkinder. Die Renegaten aber sind selten so ehrlich, als dic gcbohrnen Türken. Ein guter Türk sagt kein Wort, wenn er die Christen Schwcmcnsieisch cffcn, vdcr Wem trinken siehet. Die Renegaten aber, wcl-che selbst heimlich dergleichen cjfcn und trinken, zanken mit ihnen deswegen, und beschimpfen ste. Man muß gestehen, daß diese Unglücklichen ihre Seelen um einen geringen Preis verkaufen. Sie gewinnen, wenn sie ihre Religion verändern, weiter nichts, als ein langes Kteid(Ve^c), und die Bcfrcyungvondcr Kopfsteuer, die aber des Jahres nicht mehr, als ungefähr fünf Thaler bciragt. Die griechischen Bauern tragen auf dem Kopf weiter nichts als eine rothe Plattmütze, ungefähr so, wie sie unsere Chorschülcr haben. Sind sie auf dem Felde, ft haben sie kein anderes Mittel, sich für der H 5 Sonne *•) Bourma, Sonne zu schützen, als ein Schnupftuch, das sie über ihre Mütze breiten, und das sie an cincm Zipfel desse^ ben mit ihrem Stab in Hie Höhe hcbcn, um eine Art eines Sonnenschirms daraus zu machen. Die Türken bedienen sich der nemlichcn Bequemlichkeit. Die Kleidung der Griechen ist sehr leicht. Sie tragen nichts als blaue Unterhosen von Eattun, die sehr weit sind, und über die Füße hinabgehen. D?r hintere Theil dieser Hosen aber hangt viel weiter hinab, als es seyn sollte, welches ein lächerliches Anfthen giebt. Man sieht auf dieser Insel niemand ohne Schuh und Strümpfe, da hingegen die Bauern in Europa öfters Mit halb nackenden Füßen emhcrgehcn. In den Städten tragen die Griechen sehr prächtige und sehr leichte Schuhe ohne Absätze, von rothen Saffian; auf dem tande a) tragen sie kleine Stieffeln von eben diesem ieder, welche ganze Jahre dauern. Sie sind eben so gut an den Füßen bekleidet, als die alten Crc-tenser, zur Zeit des Hlppocrares ö). Dieser berühmte Arzt redet von dcrsclbcn als von einer sehr bequemen Bekleidung der Füße; und Galcnuv c), sein Commentator/ versichert/ daß sie bis übcr den halben Schenkel gegangen, vom guten ledcr, und an verschiedenen Orten mit iöchcrn versehen gewesen sey/ durch welche Riemen gezogen wurden, um sie zu bcft, siigen a) Villanos, UnHmt, B*W^, cm ©oner. £) Hippocr. lib. de artic, f) Galen, Comm, 4, in lib, fratdict Hippocr. •Zäh* fh.P-V- Türlu Grieche. Carwioterb stigen und zu verhindern/ daß sie nicht herabfallen konnte, Was die Frauenzimmer betrift, so haben wir zu Girapetra einige sehr schöne angetroffen; sonst sind sie häßlich. Ihre Kleidung versteckt ihren Wuchs, un, geachtet dieser das schönste an ihnen ist. Diese Kleidung ist sehr einfach. Sie bestehet aus einem Rock von rothen, in das blaulich graue fallenden Tuch, mit vielen Falten, der an zwo großen Schnüren über den Mücken hängt, so daß die Brust ganz offen bleibt. Die Frauen aus dem Archipelagus tragen Unterhosen. Die Candioten haben nur ein Hcmbd unter ihren Röcken an. Ihr Kopfputz ist cbcn so einfach. Sie bedecken ihr Haupt mit einem wciffcn Schlcycr, welcher zierlich über ihre Schultern hinabhangt. Ausserdem sind diese Weibspersonen sehr unreinlich. Man siehet sehr wenig Türkinnen auf den Straffen. Sie gehen nock immer mit bedeckten Angesichte herum und sind über und übcr in ein Kleid mit Tuch eingehüllt. Die Jüdinnen scheinen ziemlich appetitlich zu seyn. Die nc, grischcu Weibspersonen sind die häßlichsten auf der Insel. Kein Volk auf der Insel ist so gutchätig und vertraulich als die Griechen. Wo wir uns nur sehen ließen, da hatten wir Weiber, Töchter, Kinder und Alte, auf dem Hals. Man betrachtete unsere Klei« dung, unser weisscs Z>ug, unsere Hüte. Das ganze Dorf versammelte sich, theils um uns herum, theils auf den Terrassen. Dieses thaten sie aber gar nichr, «m uns zu näcken; denn sie sind sehr lttttseelig. Da »plr 124 wir aber öfters durch ihre Dörfer reiseten, um Krauter auf den Bergen zu suchen, wo man nie einen Frem* den gesehen hatte, so trieb sie die Neubegierde an, uns zu sehen. Nachdem sic unsere Equipage genau in Augenschein genommen hatten, gieng das Gelachter an. Sie lachten über unsere Manieren, und über unsere Kleidung, und wir über ihre Thorheit. Alles dieses geschah auf den Straffen, während der Zeit, daß unsere Wegweiser beschäftiget waren, unS eine Nachtherberge zu suchen. War diese bestellt, so traten wir, von der Hälfte des Dorfes begleitet, un-> sern Weg an. Ordentlicher Weise machten wir vor der Hausthür wieder Halte, so lange bis sich der Rauch zerstreuet, und bis man die Mücken, die Fliegen, die Wanzen, die Flohe und die Ameisen verjagt hatte. Diese Zwischenzeit wurde zu den Rathgebungen angewendet. Die Kranken wurden eben so, wie zu den Zeiten des Hippocrates, mitten aufdie Gassen ge< tragen. Wir bedienten uns öfters der nächsten Pflanzen, die wir antrafen, und wenn es die Noth erforderte, machten wir ihnen mit einem Brechmittel ein Geschenke, um damit den Stoff der beschwerlichsten Krankheiten wegzuschaffen. Diese Ehre wiederfuhc meistens Griechen. Mit den Muselmannern verfuhr ren wir sauberlicher, besonders an solchen Orten, durch welche wir noch einmal reisen musten. Wir musten befürchten, sie möchten uns, wenn sie unsere Arzeneyen zu sehr abgemattet hatten, mit einer Tracht Schlage beehren. Das Beyspiel des Bassa von Candia hatte hey uns eisten gar zu starken Eindruck gemacht; und wars "5 wäre uns ein solcher Unstern begegnet, so hatten wir wohl in sechs Wochen unsere Reise nicht fortsetzen können. Auf dem türkischen Gebiete applicirct man die Stockschläge ziemlich ernsthaft auf die Fußsohlen. Sie zahlen solche an den Korallen ihres Rosenkranzes ab, und geben öfters, ohne zu fragen, von was für einer Facultät man ist', etliche Streiche auf den Buckel darein. Ungeachtet wir alle unsere ernsthafte Mienen zu f)aris gelassen hatten, so wurden wir doch alle Augenblicke von ihnen geplaget. Man lief uns Haufen, weis nach und schrie: Aerzre a), gebt uns einige pflanzen, die unsere Krankheit heilen. Wenn wir uns eine Zeitlang auf einer Heerstraße aufhielten, um eine Pflanze zu beschreiben, oder abzuzeichnen, so führte man alsobald kranke Kinder, oder Alte zu uns. Wir ertheilten ihnen mit Vergnügen guten Rath und gaben ihnen auch Arzeneyen; welches uns aber viele Zeit kostete. Allein ausser dem Trost, Gutes gethan zu haben, dienten uns dergleichen Vorfälle dazu, die gemeinen Namen der Pflanzen, die wir antrafen, ken» nen zu lernen. Ich betrachtete das Hirn dieser armen Griechen, als so viele lebendige Aufschriften, die unS dle von einem Cbeophrast und von einem Dioscondes angeführten Namen, erhalten müssen. Sind dieselben gleich verschiedenen Veränderungen unterworfen, so werden sie doch weit langer dauern, als die Hartesten Marmor, «) r«TfOJ #*|T»|*, ,26 Marmor, wdem sic taglich erneuert werben / da hin-gehen die Marmorinnschriftcn ausgelöscht, odcr ganz vernichtet werden können. Solchergestalt werden diese Arten von Aufschriften und die Namen sehr vic< lcr Pflanzen, die diesen geschickten Griechen, welche in dem gelehrtesten und glücklichsten Zeitpunct lebten, be« kannt waren, bis auf die spätesten Zeiten erhalten. Auf diese Weise haben wir mehr als fünfhundert sol, che gemeine Namen gelernet, welche uns, durch die Beziehung auf die alten Namen, in den Stand setz» ten, diejenigen Pstanzen, welche von den ersten Bota« nisten vorzüglich gebraucht wurden, mit Gcwlsheit zu bestimmen. Wir hielten uns dießfalls hauptsachlich an die Papas und Caloycrs. Wir betrachteten sie als icute, welche in gerader iinie von jenen weisen Cureces ab, siammctcn, welche alle Wissenschaften ihrer Zeit in ihrem Kvpfbeysammen hatten. Indessen sind diese doch unwissende lcute, die sich von ihren Nachbarn blos dadurch unterscheiden, daß sie sich mehrere Bcquemlich? keitenzu verschaffen wissen, wie sie dann auch das allerbeste und schönste auf der Insel besitzen. Trift mal» ein gutes land, eine fruchtbare Ebene, schöne Oelbäu-me, wohlgcwartcte Weinberge an, so darf man nicht fragen, wem sie zu gehören. Denn nicht weit davon wird man ein Kloster antreffen; und findet man daselbst kein Kloster, so wird gcwis die Wohnung des PapaS nicht weit davon entfernt seyn. Alle die schönett Mcycrcycn gehören zu den Klöstern. Und vielleicht ist eben dadurch der Ruin des tandes befördert wor- den. "7 dm. Denn die Mönche sind am wenigsten geschickt, einen Staat zu unterstützen. Wahr ist es, diese griechischen Mönche sind gute leute. Ihre Hauptbeschäftigung ist der Feldbau; und mit der Arzeneykunst geben sie sich gar nicht ab. Diese Religiösen sind an eine Magere Kost gewöhnt. Das in diesem lande befindliche Wildpret, würde ganz unnütze seyn, wenn es nicht «Ndere teutc gäbe, die sich solches zu Nutze machten. Die bürgerlichen Einwohner von Candia lassen sichs Wohlseyn. Man ziehet auf der Insel a) viel Geflügel, Tauben, Ochsen, Schaafe, und Schweine. Man findet daselbst eine Menge Turteltauben, rothe Rebhüner/ Schnepfen, Droßcln, Haasen, aber keine Kaninchen. Das Fleisch der Schlachthauser ist sehr guc, ausgenommen im Winter nicht. Weil man kein Futter für das Vieh hat, ist man genothiget, solches in dieser Iahrzcit, längst an dem Meere hin, unter die Binsen auf die Weide zu treiben, wo sic so mager werden, daß ihr Fleisch völlig wie Stroh wird. Doch die Grie« chen achten dieses wenig; sie machen sich mit Wurzeln wieder Appetit, und dieses hat zu einem Sprüchwort Anlaß gegeben, daß man sagt, die Griechen mästen sich, wo die Csel für Hunger sterben. Dieses ist auch nach dem Buchstaben wahr. Die Escl fressen nur die Blat-Nr der Pflanzen, und die Griechen verzehren sie mlc der «) Qutdquid in Creta nalcitur, infinito praestat cae-teris eiusdem generis alibi genius. P/i». Hist, 128 ' "H(M w OF^ der Wurzel. Wir bewunderten öfters ihre Art zu les ben. Unsere Matrosen brachten ganze Tage hin, oh^ ne etwas anders, als schlechten Zwieback und salziges Moos zu essen, das auf denen Felsen wachst, die mit Scewasscr bedeckt sind. Ungeachtet auf dieser Insel nicht halb so viel ieu-te wohnen, als erfordert werden, dieselbe anzubauen, so bringt sie doch weit mehr Getraide, als die Einwohner verzehren. Sie hat nicht nur einen Ueberfiuß an Wein, sondern sie kann auch an die Fremden Oel/ Wolle, Seide, Honig, Wachs, Käse und ladanuM verkaufen. Man bauet daselbst wenig Baumwolle und Sesam. Der Wailzcn ist hier vortrestich, besonn dcrs um Candia und in der Ebene von Nicssaria. Doch kann man hier kein Brod backen. Es ist ein weicher nicdcr gedrückter Teig, und so wenig gebacken/ daß er an den Zähnen hängen bleibt. Die Franzosen machen aber daselbst gutes Brod,-das wohl gebacken und wohl gesäuert ist, und wovon die Türkett große ticbhaber sind. Dle Wcine in Eandia sind vortrcftich, roth/ weiß und bräunlich. Es ist sich gar nicht zu wundern/ daß man auf derKehrselte dcr ältesten cretcnsischen Mün^ zen a), Kronen von Ephcu antrift ö), welche mit Weintrauben untermischt sind. Die Wcine in dieses Klima haben soviel Grün (Veräeur), als nöthig ist ihrctt a) Goh* Grace. k) Larga vitis mirst soli indulgcrtia« Solin* Csic mit kaltem Blute wieder von einander. D'cscS ist die einzige Art von Hunden, die man hier antrift, und wie es scheint, so stammt dieselbe noch von den vorigen Zeiten her. Bey den Alten wird blos von cretensischcn und lacedämonischen Hunden geredet, ob sie gleich unsern Windhunden nicht gleichkommen, welche in Asien und um Constantinopel sehr gemein sind, wo sic auf den Ebenen von Chracicn und Anaroli^n Platz genug haben, ihre Talente zu üben. Wir hatten einen von diesen Hunden von Can-bia, der uns bisweilen in den entferntesten Orten seine Dienste leistete. Arab, so hicS unser Windhund, hatte einen so großen Abscheu für allen ieuten, welche einen Turban oder eine Mütze auf dem Kopfe hatten, daß er sich lieber in dem Zimmer unscrs Consuls in einen Winkel verkroch , und ruhig crwar, tttc, bis wir ihm etwas zu fressen gaben, als daß er in die Küche gieng. Sobald er aber jemand mit einem Hut erblickte, machte er ihm tausend licbkosungen. Wir hatten diesen gelehrigen Hund lieb, so bald wir erfuhren, wozu man ihn brauchen konnte/ und weil er sich I s ftichr ,38 ""AM A E^ mehr zu uns/ als zu andern Franzosen hielt. Auf dem tandc dürfte man ihn nur ein Zeichen geben, das ist/ mit den Handen klatschen/ und ihn drey bis viermal bey seinem Namen nennen / sogleich zog er auf die Jagd, und kam niemals zurück/ ohne uns einen Haasen oder ein Schwein mit zu bringen. In den ehemaligen Zeiten waren die Schweine auf der Insel Cr.ra keiner solchen Gefahr ausgesetzet. Man hielt sie für heilige Thiere, wic solches aus einem Fragment deS Agarhocles von Babylon erhellet, das uns Arhe-naeus a) erhalten hat. Diese Verehrung der Schweine gründete sich indessen blos auf eine Fabel/ nach welcher Jupiter nlcht nur auf dem Berge Dicre soll ge-bohren, sondern auch von einem Mutterschweine gesan-get worden seyn. Arab und stine Freunde würden um diese Zeit dürre Mahlzeiten gehabt haben, Cr begleitete uns bis an die See, als wir weiter segelten. Er stieg aber niemals in ein Schif; sondern stoh für solchem eben so vorsichtig, als für einem Turban/ gleich als ob er auf der Insel bleiben wollte, um für die andern Franzosen, die daselbst blieben, Haascn oder Schweine zu jagen. Ich habe die Ehre mit der voll-kommensien Ehrerbietung zu seyn u. s w. 6) Vtipn, lih. 9. n? Dritter Brief. Von dem gegenwärtigen Zustande der griechischen Kirche. Gnädiger Herr! H^a ich in dcr Folge in meinen Briefen öfters der i«5° !42 ^W ^ E^" tausend Thaler verkauft. Man giebt zwar für/ daß diese Summe blos für die Bcstättigung einer canonischen Wahl bezahlt werde: man weiß aber, daß eitt Patriarch den andern öfters vertrieben, und daß ei» mgc, nachdem sie mehr als einmal abgesetzet worden, sich doch wieder auf den Stuhl geschwungen haben. Crusius versichert, daß Simeon von Chrebisond der erste gewesen, der den Patriarchen Marcus verdränget, und Mahomet II. tausend Zcchinen für diese Würde bezahlet habe. Ich will zwar nicht behaupten, daß alle Patriax« chen sich des tasters der Simonie schuldig gemacht; ich bin vielmehr im Gegentheil überzeugt, daß es viele heilige Männer in der griechischen Kirche gebe, welche diese Würde um keinen Preis, so wenig es auch wäre, kaufen würden, und die, nachdem ihre Wahl durch die Bischöfe und die canonischcn Rechte geschehen ist, dem Vezier die gewöhnliche Summe blos ln der Absicht zahlen, um ihre Bestättigung zu erlangen, auf eben die Art, wie es unsere Prälaten W Mucksicht auf ihre Bulle machen. Man hat auch ge" gen diese Gewohnheit gar nichts einzuwenden; allcil» die Griechen werden auch nicht in Abrede seyn können/ daß verschiedene Geistliche manchmal, mit Hülfe t»cS Geldes, einen noch muntern und gesunden Patriarchen von seinem Stuhle vertrieben, und noch mehr gebotttt haben, als derselbe gegeben hatte. Heißt dieses etlvaS anderes, als das Patriarchat kaufen? Und hat matt nicht Recht, ein solches Verfahren eine Simonie z" «emlen? Wenn demnach der Ehrgeitz ejncn Coloyer dergestalt '43 dergestalt verblendet, daß er sich kein Bedenken macht, durch so vcrabscheuungswürdige Mittel nach dieser Würde zu trachten, so sucht er einige von den Bischöfen/ die seine Freunde sind, und die bey einer solchen Beförderung nichts verliehren, auf seine Seite zu brim gen. Man versäumet keine Zeit dem Großvezier die Sache vorzutragen; derhandclwird in kurzem geschlossen, und der Canoidar, so arm er für sich ist, findet allezeit reiche Kaufleute, welche in der Hofnung eines beträchtlichen und sichern Gewinnsies, allen erforderlichen Vorschuß thun. Ist der Großvezier nicht zu Eonstantinopel, so wird die Sache mit dem Gouverneur a) der Stadt in das reine gebracht, die Bestallung wird ausgefertigt, sobald das Geld bc< zahlet ist, und der neue Patriarch macht sich, in Begleitung der Bischöfe, von seiner Faction, ohne sich zu bekümmern, was der alte Patriarch, oder der übrige Theil der Clerisey dazu sagen wird, auf den Weg, den Caftan bey dem Großvczicr oder Gouverneur abzuholen. Dieser Caftan ist ein langer Rock (veke), vonBrocatelle ö) oder andern Zeuge, womit der Großherr den Gesandten, oder andern Personen, die neuerlich eine ansehnliche Würde erlanget haben, ein Geschenk zu machen pfiegt. Cin jeglicher Bischof von dem Gefolge bekommt ebenfalls einen langen Rock. Sie ziehen sodann gleiche ^-,, ^, .., ...... , ,' , . . ö) Cm geblümter Zeug von Leinen und Woll« unM' , «inander. 144 -^O N Oc^ gleichsam im Triumph in die patriarchalische Kirche in dem Quartier Balat. Voran gehet ein Trabant von der Pforte a), zween Gefreyte /») von der leibwache des Großhcrrn, und einer von den Geheimschreibcrn des Großvcziersodcr des Gouverneuers der Stadt und etliche Ianitscharen. Die Bischöfe und die Coloyers machen bey diesem Zuge die Arrieregarde aus. Sobald sie an der Kirchthür angekommen sind/ wird der Bestallungsbrief des Patriarchen abgelesen, in welchem der. Sultan allen in seinem Reiche befindlichen Griechen bcfichlet, einen solchen für das Oberhaupt ihrer Kirche zu erkennen/ ihm die nothigen Summen zu ge-ben/ um seiner Würde gemäß zu lebe«/ und seine Schul-den zu bezahlen; alles dieses bey Strafe der Bastona» de, der Einziehung der Güter und Verschließung der Kirchen. Sind das nicht schöne, Kennzeichen einer göttlichen Sendung. Nach Verlesung der Patente des Patriarchen, wird die Kirchenthür qeöfnet, und der Secretair nimmt/ nachdem er ben Patriarchen auf seinen Stuhl gesetzet/ mit den andern Türken Ab> schied/ welche insgesamt für ihre Mühe bezahlet werden muffen. Es ist leicht zu vermuthen, daß sich der neue P<" triarch die Zeit zu Nutzen machen werde. Auf die Simo, nie folgt nun die Tyranney. Der Anfang wird damit gemacht, daß er allen Erzbischofen und Bischöfen seiner z. i>) I'xau«, so ^knoux ausgesprochen wird. 145 seiner Clenscy dcn Befehl dcs Sultans kund machen laßt. Dieses neue Oberhaupt heißt nicht nur Ihro <,riligkelc, sondern auch Ihro Ganzl)eiligfeir a). Er ist allezeit wie ein gemeiner Caloyer gekleidet/ und man küßt ihm die Hand oder seinen Rosenkranz, den man von dem Munde an dieStirn erhebt. Sein erstcsHanpt. gcschäfte ist, daß er die Einkünfte eines jeden Prala-laten auf das genaueste untersucht. Er tarirt sie, und sodann bekommen sie Befehl, die bestimmte Sum» me zu bezahlen, oder ihre Prälaturen werden an die Meistbietende verkaufe. Die Prälaten, die eines sol» chen Handels schon gewohnt sind, tariren sodann ihr« Suffraganeos, diese quälen die Papas, und die Pa-pas prcßcn ihre Pfarrkinder , und geben ihnen mcht einen Tropfen Weyhwasser, der ihnen nicht gleichsam schon zum Voraus ist bezahlet worden. Wenn der Patriarch in der Folge Geld nöthig hat, so überläßt er dieEintreibung desselben cmemTürkcn,der ihm am meisten dafür gkbt; und dieser sctztt sodann die Prälaten m Griechenland in Contribution. Wird die Clcriscy auf zwanzig tauseich Thaler tarirt, so fordert der Türk insgemein zwey und Wauzigtauscnd Thaler cm. Hievon hat er für seine Muhe zwcytauscnd Tha-lcr, und muß noch über dkscs in allen Kirchsprcngcln stcy gehalten wcrden, Vermöge dcs mit dem Patriar-chcn gemachten Vertrages, sclzct er alle diejenigen Prälaten, die sich weigern ihren Tax zu bezahlen, entweder T«urnef. Reisen l.TH. K ,46 "^B iÄ A^ weder völlig, oder auf eine Zeitlang ab. Häben si^ kein baares Geld, so entlehnen sle einiges von den Juden gegen große Zinsen, und unter Bürgerschaft-leistung ihrer Pfarrkmdcr. In einem solchen Zustande befindet sich heut zu Tage eine Kirche, die ehehin so blühend war, und die Ehre hatte einen Acda-nasius, einen Basilius, einen Chrysostomus zum Hirten zu haben. Die Hierarchic dcr griechischen Kirche ist aus einigen andern Patriarchen zusammen gcschet/ welche den zu Constaminopel für ihr Oberhaupt erkennen. Diese Patriarchen sind dcr zu Jerusalem, welcher über die Kirchen in palacstma und auf den Grenzen von Arabien zu befehlen hat, der zu Anriochia, wel, chcr seinen Sitz zu Damascus, nnd über die Kirchen in Syrien, N?csoporamien und Caramcnüen zu befehlen hat; und der zu Alexandria, welcher zu Cairo wohnet/ und die Kirchen in Africa und in Arabien besorget. Alle andere griechische Kirchen des othomannischcn Reiches hängen nnmittelbar von dcw Patriarchen zu Constannnopcl ab. Die Erzbischösi haben ihren Rang nach den Patriarchen, dann folgen die Protopapas a), sodann die Papas /') und endlich die Caloyers. Wcnn man einen Erzbischof oder B'' schof grüßet, so küßet man ihm die Hand, nnd nennet sie: N«^es«V, ,o^ (v0tr<_' wüte prctrilc) oder ^" ^) srzpriester. ö) Pfarrer. ^Ä A U^ 147 ^§«^7«i) (vottS de^iwcle). Die Priester heißt man: °^,H?^« 5su (vätro saintctü)^ Die Caloyers a) sind Religiösen von dem Orden dcs heiligen Vasilius. Sie sind einfarbig gekleidet. Aus dieser Gesellschaft werden alle griechische Prälaten crwehlet. Die Papas ö) sind eigentlich nichts anders als Wettpricstcr. Sie können mcht höher stei, gen, als daß sic Protopapas c) werden. Die erste Würde (Oiäo) welchedettenjemgenertheilet wird/ die sich dem Dlcnste der Kirche wiedmen, ist, daß sie iecto-res ii) werden. Ihr Amt bestehet darinn, daß sie att hohen Festen dem Volke die Schrift vorlesen müssen; diese iettores werden sodann Canrores e)/ nachgehends Subdiaconi/), welche die Epistel bey der Messe tesen. Endlich werden sie Diaconi ß) und lesen daS Evanges lmm; die letzte Stuffe ist das Pricstcrthum b). Was die Clcrioatur betrift, so wird dieselbe nicht eigentlich unter die Ordines gerechnet. Alle diejenigen heißen Clerici, welche zur Clerisey gchören. Es gibt Orte, K 5 wo e) *a'x^^ 143 ^O U Kci^ lvo diejenigen a) also gcncnnct werden, welche den Sangern dic Antiphonas angeben, um ihnen dasjenige anzuzeigen, was sie sagen sollen; daS erste Kind, das bey der Hand ist, kann dieses thun, denn sie sind fast alle dazn abgerichtet. Der Subdiaconus hat die Aufsicht über die Ornate und die heiligen Gefäße. Derselbe besorgt das Brod zum Consecrircn, und leget solches auf; er nimmt die Op/cr ein, kleidet den Priester an, reicht ihm dasWajsir, die Hände zu waschen 5), und daS Tuch/ um solche abzutrocknen. Der Diaconus tragt die Stolam und halt den Fächer c), um die Fliegen wegzujagen, die sich auf den Altar setzen. Die Priester haben die Erlaubnis, sich ein elnzigesmal zu vcrhcurathcn, woferne sie sich nur in ein Eheverlöbniß einlassen, che sie noch die Wcyh cmpfam gen haben. Zu diesem Cndc müssen sie in der Beichte einem Papas die Erklärung thun, daß sie Junggesellen sind, und tine Jungfrau hcurathcn wollen. Klagen sie sich selbst an, daß sie sich mit einem Weibe eingelassen haben, so können sie nicht Priester werden, es müste denn scyn, daß sie ihren Beichtvater mit Geld zu bc, siechen wüsten. Sobald also der Beichtvater die Aussage dcs Diacons erhalten hat, so stellet er ein Zeugniß an den Bischof aus, daß cin solcher Jung' geselle sey, und die Absicht habe, eine Jungfrau zu h"'-rathen: mancopulirtihn, llndnachgchcndswcihct matt _________ ihn b) T* MenStlhtt*. c) To PtTreifPf* ihn zum Priester. Zur zweyten Eh« darf er nicht schrcttcn a). Aus dieser Ursache wird für ihn das schönste Madchen des Dorfs, deren Gesichtsfarbe ein langes ieben verspricht, ausgesucht. Das Fleischessen, ist denen Papas so gut erlaubt, als den iayen, ausgenommen, daß sie die Woche zween Tage fasten müssen. Die Bibliotheck dieser Priester ist ordentlicher Weise sehr klein. Da die Breviere und die andern Gebetbücher sehr theuer sind, weil sie genothi-get sind, solche von Venedig kommen zu lassen: so unterlassen sie das Ossicium zu lesen, ungeachtet solches in der gemeinen griechischen Sprache verfaßt ist. Was die Messe betrift, so lcstn sie nicht alle Tage eine, maffcn es ihnen nicht erlaubt ist, des Nachts vorher bey ibrcn Weibern zu schlafen, wenn sic Tags darauf Messe zu halten haben. Die Papas unterscheiden sich von denCaloyers durch einen wcissen Schweif/?), der ungefähr einen Zoll hoch an den Mützen der Papas befestiget ist. Es giebt sogar verschiedene Orte, wo die Papas und die CaloyerS ein Stück schwarzes Tuch c) tragen, das inmvcndig an der Mütze fest gemacht ist ci, und ihnen über den Rücken hinabhängt. Dieses giebt ihnen fast das An- K 3 sehen a) TUvcilia, C) Tlei^afxiuBvtt, sehen eines Prälaten. Ihre Mützen sind nach einem Muster und auf dem Monte Santo gemacht; Sic sind oben platt, schwarz und haben zwey Ohren, Ihre Kleidung a) ist schwarz oder dunkelbraun, Es ist solche eine Art eines ganz einfachen tcihrocks , uM den sie einen Gürtel von gleicher Farbe tragen, Die Caloyers haben das Gelübde des Gchor< sams, der Keuschheit und der Enthaltung, Sie leftn keine Meße, wenn sie sich nach ihren Regeln richten wollen, Wenn sie Priester werden, so werden si? g<^ weyhte Mönche a), und lcstn nur an den hoben heften Messe, Daher siudet man in asscu Klöstern Papas unter ihnen/ welche die Gottcchicnsic verrichtn, Sol', chergestalt sind die qcwcyhctcn Mönche von dcnCaloycrs blos dadurch unterschieden, daß sic Pricstcr sind. Diejenigen, welche Cal^crs werden wollen.? wenden sich an einen gewcyhtcn Mönch, um von demselben eingekleidet zu werden^ und diese Ccrcmouic kostet ungefähr zwölf Thaler. Vor dem Verfall dcr griechischen Kirche prüfte der Superior eines Klosters einen solchen Postulanten sehr ernstlich; und um seinen Beruf auf die Probe zu setzen, legte er ihm auf, drey Jahre in dem Kloster zu bleiben. Wenn cr nach Verfiießung dieser Zeit bey sctnem Vorsatz blieb, so führte ihn der Superior in die Kirche und hielt ftl" gende Rcdc an ihn: „Wir stehen nun hier, mein lie- „ber a) WlcCvSu* yfcu To MWcWt b) Itvtmtftos Hsu AßßctloTf^tßurt^o^ «ber Bruder/ vor dem Engeldcs Herrn, vor welchem '? man nicht lügen darf. Geschiehet es nlcht etwa deS^ ', wegen, daß on dich in dieses Haus verschließen willst, -„damit du der Strafe deiner begangenen Fehler auS-„weichen mögest? Ist es vielleicht ein hauslicher ?? Verdruß, eine unglückliche liebesbegcbenhcit, oder ', sonst cm strafbares Verbrechen/ das dich zu uns briw „get? Nein, mein Vater, antwortete der Postulant „insgemein: ich will die Welt und die Eitelkeiten der-„ selben blos deswegen verlaßcn/ um für daß Heil ??meiner Seele desto beßer sorgen zu können.,, AlS-dann kleidete ihn der Superior an, und nach einigen Gebeten, schnitt er ihm eine Haarlocke ab/ die er mit Wachs an die Wand, neben den Altar befestigte. Gegenwärtig wird unter den Griechen keine Kir< chenzucht mehr beobachtet. Man nimmt die Rcligio« sen sehr jung auf/ und besonders in die Convente/ wo wan einige antrift, welche kaum zehn bis zwölf Jahre alt siud. Dieses sind sehr oft Söhne der Papas, denen man das iescn und Schreiben lernet. Ausserdem wer, den sie zu den niedrigsten Arbeiten angehalten, und dieses ist so viel als das Noviciat bey ihnen. In solchen Ordcnshäusern, wo es am regelmäßigsten zugehet/ wird das Noviciat noch auf zwey Jahre verlängert/ nachdem die Postulanten bereits eingekleidet worden ßnd, Dergleichen Ordenshäuscr sind das auf dem Monte Santo, des heiligen iucas ben Thebes, das zu Arcaoi in Candia, zu Neamoni in Scio u. a. m. Diese armen Novizen haben viel von dem Ungeziefer puszustchcu. Wir riechen ihnen den Gebrauch des K 4 taust- ls2 ' -AM ^ U^" lausckrautcs 6), um solches zu todten. Diese Pftam ze selbst ist in dem ganzen iande sehr gemein. Die Caloycrs nnd die andern Geistlichen sind sehr unreinlich; ihre Haare und ihr Bart ist sehr vcr-nachläßiget/ denn die meisten müssen ihre Haut daran-strecken, wenn sie sich fortbringen wollen; sie ver, richten alle Arten der Arbeit, und helfen insonderheit zum Feldbau und warten die Weinberge. Die layew brüder sind die ungeschicktesten ieule und kommen mit unsern jungen Aufwärtcrn übercin. Ich weis nicht/ wie man sie bey den Griechen nennt. Es sind dieses ehrliche Bauern, welche nach dem Tode ihrer Weiber, ihre Güter den Ordcnshäusern schenken, in denen sie den Rest ihrer Tage zubringen und den Ackerbau be< sorgen helfen. Alle diese Mönche lebm blos von ci^ nigcn Fischen, Hülscnfrüchten, Oliven und dürren Feigen. In ihrem Refectorio siehet es nicht viel beßer aus, als in des dc la Trappe Ordens ihrem, wen« Mn den Wein ausnimmt. Der allerschlechtcste Wein in Griechenland ist unendlich beßer, als der trcfiich-sie Cidre du Pcrche. Die Fremden eßen bey den Ca-loyers Fleisch; sic müssen es aber mitbringen. Man trift daselbst ordentlicher weise grüne und eingcsalzene Oliven an, die ausnehmend wohlschmeckend sind. Die schwarzen Oliven sind daselbst ebenfalls gemein, und vott a) Delphinium Platani folio, Stapbifagria dittam* lnst> R. H, 428 Delphinium & Staphifagria. Ünn% von einem bcßern Geschmack. Man legt sie schich, tcnweis mit Salz in große Krügc, wo sie sich, olme Wasser, länger als ein ganzes Jahr erhalten. Ich habe eine Probe machen, und einige in der Provence auf gleiche Art zurichten wollen. Sie schlug aber fehl. Alle Theile sind in den griechischen Klostern gleich. Der Superior wird nicht bcffer gespcisct, als der ge< wcinste im Hause. Eben so verhält es sich mit den übrigen Bedürfnißen des lebens. Wenn der Supe-rior seme Würde niederlegt, so vcrlichrct er weiter wchtS/ als sein Ansehen a , das er aber, so lange er solches besitzet, nicht misbrauchen darf, besonders in Ansehung der Strafen und Busübuugen, welche die Religiösen verdienten. Die geringste Strenge würde wachen, daß sie die Mütze von dcmMonteSanto mit dem Turban vertauschten. Die Busübungm sind demnach in den Klöstern frcywilü'g. Der Gehorsam und die Un-tcrchaniqkcit sind in selbigen fast etwas unbekanntes. Diese Tugenden wsrden blos von den Köchen ausgeübet; denn diese legen sich unter die Thür des Spei« scsaales, um den Scegen der Religiösen zu empfangen, wenn sie denselben vcrlaßen. Da es in dem Klosterleben bey den Griechen drey stufen der Vollkommenheit giebt, so unterscheiden l'e sich auch durch drcycrlcy Arten der Kleidung. Die K 5 Novizen 6) T\§6yyvpwo$, Exsupcrior» 154 ^M A O^ Novitzena) tragen blos einen langen Rock 5) von dem allergröbsten Tuche, die Profeßen haben einen viel weitcrn und bcßcrn Rock c). Die eifrigsten werden Religiösen vom kleinen Habit gencnnet ch, um sie von denenjenigen zu unterscheiden, welche sich nach der gewöhnlichen Art richten. Die Mönchskappee) und das Scapulier/), endlich bekommen die allervollkom-mcnsten ^), die man ohne vieles Bedenken selbst mit den Engeln vergleicht. Sie werden mit diesen Zierrathen begraben; denn in ihrem leben tragen sie solche nur sieben Tagc lang An einigen Orten in Griechenland werden die Ca-loyers in Anachoretcn und Asteten oder Hermiten eingetheilt. Von den Anachoreten leben drey bis vier in einem Hause beysammen, das zu dem Convent gehö, ret/ oder davon abhangt, von dem sie solches auf lebenslang miethen. Sie haben ihre Capellc. Wenn sie ihr Gebet verrichtet haben, so bestehet ihr Geschäfte darinn, daß sie Hülsenfrüchte, Weinstöckc, Oclbaume, Feigen-und andere Baume ziehen, wovon sie das Jahr über leben, Diese Mönche sind von den Conventualen blos darlnn unterschieden, daß sie wcniger Gemeinschaft b^) Voten; %%\ T?£cat is) Ktvxovhtor, "^G A OF^ iff schaft mit der Welt haben, und daß ihrer weniger in der Einsamkeit beysammen leben. Das leben der Asceten oder Einsiedler / ist daS härteste unter allen. Dieses sind solche Caloyers, die freywillig in den fürchterlichsten Hölcn wohnen. Sie ?!sen des Taa,cs nur einmal, ausser an den hohen Fe« sicn. Kaum ist die Speißc, die sie genießen, hinlangt lich, sie vom Tode z« retten. Ich glaube nicht, daß es den Menschen ohne cmcni ganz besondern göttlichen Beruf erlaubt sey, ein so strenges ieben zu führen. Gottes Wille ist ohne Zweifel, daß wir unser ieben, so viel von uns abhangt, zu erhalten suchen sollen, und diese guten ieute bringen sich selbst mit Vergnügen pm. Ausserdem ziehet ein so strenges tebcn, und die beständige Einsamkeit, bey diesen lcutcn manchmal auch diese traurige Felge nach sich, daß sie öfters im Kopfe verrückt werdcn. Die meisten Wetm gerathen auf mitleidcnswürdigc Ausschweifungen, und be« Weisen dadurch, daß sie weit von der gründlichen Erkenntniß unsrer Pflichten entfernet sind. Nach und nach wird ihr Kopf ein Schauplatz von lauter Erscheinungen. Im übrigen betteln diese armen Einsiedler nicht. Die Mönche verschen sic von Zeit zu Zeit mit etwas Zwieback. Mit diesem und mit einigen wilden Kräutern fristen sie ihr elendes icben fort. Die griechischen Nonnen a) leben nicht so gar strenge. Die meisten derselben sind Buhlschwcstcru, dis 0) K.<*x y$ict, Kuhtyctict fxo^^iai Ku^y^etsa^ e\m 8Wtc^([fet Katoygttitj KaKysigaifAtvctf^tof^Alei^i^ is6 ^M ^ EF^. die nach ihrer Bekehrung das Gelübde thun, diejenigen Tugenden, die sic in ihrer Jugend ganz ausser Augen gesetzet haben, etwas genauer zu beobachten. Sie begeben sich in Kloster, und führen, unter der Aufsicht einer eben nicht zu strengen Priori» a), ein etwas wei niger ärgerliches leben. Was die Mönche betrift, so liegen dieselben den Betrachtungen weniger ob, als die Ascctcn. Die Mönche stehen allc Tage tmderhalbe- Stunden nach Mitternacht auf/ um gemeinschaftlich zu beten. Itt der Nacht vom Sonnabend auf den Sonntag wird ei, ne ganze Stunde gebetet. Die Nachte ö) vor dem Himmelfarthsfcstc, vor Pfingsten, Johanns/ Pctri und Pauli, Verklärung Christi, und vor den Frauen-tägen, werden ganz mit Gebet zugebracht c). Nach dem Mitternachrgcbet verfügen sich die Mönche insge«' mein wieder in ihre Zellen, und kehren wieder in die Kirche zurück, um das Morgengebet, die iaudeS^i) und die Prim zu beten, weschs mit Sonnenaufgang aw gefangen wird. Nach diesem gehet ein jeder an seine Arbeit. Diejenigen, welche in dem Kloster bleiben, gehen noch einmal in die Kirche zur Terz und Sept, uud e) Ta 0\cuvktov xa) OXtwHrtxov hui •jFo\vth%U^ und hören Meßc. Nach dcr Mcße gehet man in das Speisezimmer/ wo eben so, wie in unsern Klöstern, gelesen wird. Nach dcr Mahlzeit fangt man seine Arbeiten wieder an; um vier Uhr wird Vesper gehalten, um sechs Uhr wird gespciset. Nach dem Abendessen wird Complet gebetet, und um acht Uhr legen sich die Mönche zur Ruhe. Ausser den gewöhnlichen, von dcr Kirche verordneten Fasten, haben die Caloyers drey eigene. Die er, sie wird dem heiligen Demetrius zu Ehren gehalten. Sie sängt den i stcn October an, und gehet erst den 26sten dieses Monats zu Ende, als am Festtage des heiligen Demecnus, der als cm Märtyrer gestorben ist a). Die zweyte Fasten dauert nur vicrzehcn Tage, nämlich vom ersten September bis zu dem Feste der Krcutz crsindung 5). Die dritte ist die Michaclisfastcn; sie fängt den i stcn November an, und endiget sich den 8tcn dieses MonatS/ an welchem Tage die Griechen das Fest des Engels Michael c', Gabriel und aller himmlischen Hccrschaaren begehen. Es giebt einige Caloyers, welche noch die Fasten des heiligen Acha-Nüslus und dcs heiligen 5"Ucolaus begehen, von denen die erste den siebenden Ienner anfangt, und sich erst V) H Yiputrtg xw 'Evicts rov ripiov XUt ^wrttou c) Tu» Ttt%iuixup xu\ tüu A$%ayyt}>uv M^«^, *«» Tctßffq}, yet) Tgp honrtiir. 158 ""NM A Gc/S- erst den achtzehendcn dieses Monats endiget. Kurz/ untcr allen Christen, sind die Griechen, nach den Armeniern, diejenigen, welche am meisten fasten. Selbst die tayen halten vier Fasten, dic erstem re 6) dauert zwey Monate und endiget sich mit Ostern. Man nennt sic daher die große Fasten, oder die Oster-fasten. In der ersten Woche dieser Fasten ö), ist eS erlaubt, Käse, Milch, Fische und Eyer zu essen. Alles dieses ist ihnen in den folgenden Wochen verboten; sie halten sich also an die Schaalenthieke, Und an solche Fische, von denen sie glauben, daß sie kein Blut haben, dergleichen die Arien der Kuttelfische sind. Sie essen auch gesalzeneEycr von gewissen Fischen, und insonderheit von dem c) Mullet und ^i) Esturgeon. Die erstern bereitet man auf der Küste von e) Ephesus und/) Milito, und die andern auf der Küste des schwarzen Meeres. Die gebräuchlichsten Schaalcn-thiere in Griechenland sind die rothen Austern L) (na-LlE roi^e) und die gemeinen Austern /?), welche b) Tvvtf xcä rv^cpu^s, t>ortTt/^\ &et Sat* c) ^«ra^^arov Ke,ovt Boutargue, PouUrgud/ Ki) bemerket. Am Palmsontagc, und den 2 sten Merz, am Feste der Verkündigung Marin c), woferne dieses Fest nicht in die Charwoche fällt, ißt matt Fische. Am grünen Donnerstage waschen die eifrigsten Bischöfe zwölf Papas die Füße. Bey dieser Cere, monies) wurde ehchm eine kurze Ermahnung gehalten , welche aber heut zu Tage wegbleibt. Am Osierabendc tragen, um das Andenken des heiligen Grabes zu erneuern, zween Papas in der Nacht die Ab-bilduug des heiligen Grabes ill Proscßion auf ihren Schultern herum, in welchem sich dcr gckreutzigte Hcis land) auf einem Brete acmahlct, befindet. Am Osterfeste wird dieses Grab aus der Kirche getragen, und der Priester fängt an zu singen: Jesuse) Christus ist alifcrstandcn, cr !^c den Cod übcrwum den, und dcnen, die in dem Grabe sind, d^s Leben h) Homil. 2. in Genes. & Homii. 6. ad Fopul Art* 0 ^ An den andern Tagen bleibt man bey den Schaalthieren und Hülfenfrüchten. In allen die, s«" Fasten essen dic Mönche nichts als Hülsengerichte, dürre Früchte, und trinken blos Wasser. Was den übrigen Theil des Jahres bctnft lichen landern, doch ihrem Amte kein Genüge lcistcN' Man findet in Griechenland allemal zehen bis zwölf Mönche oder Papas, ehe man einen iayen antrift. Diese große Menge von Geistlichen ist vermuth llch auch Ursache, daß man in Griechenland so gar viele Capcllen findet. Alle Tage werden neue gebauct, ob man gleich die Erlaubniß dazu von dem Cadi ^) kauffcn muß. Man darfnicht einmal die umgefallenen oder abgebrannten Capellen wieder aufbauen, ohne dem Cadi das gewöhnliche gegeben zu haben. Ein jeder Papas glaubt das Recht zuhaben, eine Capelle zu besitzen, so wie er die Erlaubniß hat, eine Frau z" hcurathcn. Die meisten von diesen Priestern kommen schwer d.nan, in der Kirche eines andern Messe zu a) K«5/5 oocr «^5, 5"3e» Richter. zu lesen ; und dieses ist vielleicht die einzige Sache; bcy der sie gewissenhaft sind. Eine solche Verrichtung scheinet ihnen eine Art eines geistlichen Ehebruchs zu seyn. Vielleicht ist diese Menge der Capcllen auch eine Folge der alten Gewohnheit, die in Griechenland eingeführet war, daß man den Götzen kleine Tempel er, richtete. So viel ist gewiß, daß die Griechen man» ches aus dem Heidenthum beybehaltenhaben ^), wohin dieses insonderheit gehöret, daß sie ihre Heiligen tan-zcn lassen, und mit Pfeiffen und Trommeln dabey auf, spielen. Diese Ceremonie ist auch in der Provence an einigen Festen üblich. Da die alten Griechen, wie solches Augusti-nus b) bemerket, die ganze Welt mit Göttern und Göttinnen versorget haben: so mustcn sie ihnen nothwendiger Weise in ihrem lande insgesammt Tempel aufrichten. Diese Tempel waren klein, prächtig, mit Säulen, Gesimsen und Fruchtgchängen gezierct, wo, l"n die Arbeit noch schätzbarer war, als der Marmor. DicseMarmor bekamen unter dcnHandcn der pdidias, dcr Scopas, der Praxiteles, ein so schönes Ansehen, daß sie der Gegenstand derAnbetung des Volkes wurden. Geblendet von der Majestät ihrer, entweder aus Steinen oder Bronze gemachten Götter, konnten sie den ^lanz derselben nicht ertragen. Ganze Städte ließen ' ch dergestalt bcthören, daß sie sich einbildeten, eine .______^ _____ i) ^ Ver- s) Sichc Gupo litterarische Reise nach Griechenland, U! welcher eine Vcrgletchung der alten und ncucrn Gric-chcn, ihrer Gebrauche imd Sitten angestcllt lvirh. i66 ^M W EF> Verwandlung der Gesichter ihrer Götter zu sehen; wic dieses ^)linius 6) von den Bildsäulen dcr Diana und der Hecace meldet, von denen die eine zu Scio und die andere zu Ephesus stund. Die iage ver^ ^chicdener solcher Tempel/ läßt sich aus den zertrümmere ten Säulen, die hin und her auf dem lande zerstreuet sind/ entdecken. Die Griechen sind sehr glücklich gewesen, statt dieser alten Gebäude, Kirchen aufzurich« ten. Diese Kirchen sind gegenwärtig schlecht gebauet -und sehr arm. Doch wird in denensclben Jesus Christus, anstatt dcr falschen Götter angebetet, die so viele Jahrhunderte der Gegenstand der Verehrung ihrer Vorfahren waren. Wenn man die einzige Sophicnkir^ che zu Constantmopel ausnimmt, so sah man bey ihnen fast gar keine große Kirche, ja nicht einmal zu der Zeit, da ihr Reich im größtcn Flor stund. Einige alte Kirchen, welche noch heutiges TagcS stehen, haben zwcy Schiffe, welche mit einem hohlgewolbten Dache oder Eselsrückcn bedeckt sind. Dcr Glockenthurm, der aber wohl zu entbehren wäre, weil er keine Glocken hat, stehet vornen zwischen den Dächern. Fast alle diese Gebäude sind auf einerley Art, und wie ein griechisches Kreutz/ das ist, ms Gevierte gebauet. Die Grieche« haben die alte Gewohnheit der Hclmdachcr beybehalten, die sie ganz artig machen. Der Chor ihrer Kirche ste-het gegen Morgen; und wenn sie beten, so kehren sie sich sich auch gegen diese Seite. Ihr ordentliches Gebet ist/ nach öfters wiederholten Zeichen des Kreutzes, dieses: Herr erbarme dich über uns, Jesu Christe erdarme dich über uns, und vergib uns unsere Sünde, a) Man ist in der griechischen Kirche gar zu auf, morksam auf die Gesetze der Natur, als daß man den Weibern nicht zu gewissen Zeiten den Eingang in die Kirche verwehren sollte. Sie müssen vor der Thüre stehen bleiben; es ist ihnen/ auch, gleich als wäre ihr Othem giftig, in diesem Zustande nicht erlaubt, we-der zum Abendmahl zu gehen, uoch die Bilder zu küs^ scn. In den Klostern ist man nicht so gewissenhaft, wo man gcwiße Weibspersonen unterhält, welche die Mönche reinigen müssen. Die Bilder in ihren Kirchen sind ganz fiach; man siehet an selbigen kein Schnitz-wcrk, und selten ist etwas mit dem Mcisscl daran gemacht. In großen Kirchen sind Aufscher über die Scuristey ö), Pförtner c) und iampcnwarter H. Ehehin war auch eine Canzel e) für die Prediger allda/ Gegenwärtig findet man fast nichts dergleichen mehr/ weil die Mode zu predigen fast abgekommen ist. Wenn l 4 sich ä) Kopie eXe^rev^ Kiptt iqtsZ Xfifs l\l*vcv at rh 0 A/*&i>/A/-{('Ja*') Hal 4Apßa»*f. ,68 "-AM ^ O^- sich ein PapaS damit abgiobt, so fallt es msgcmcl« ziemlich schlecht aus. Sie thun cs auch nur in der Ab-sicht, die zween Thaler zu erhäschen/ dic für cinc Predigt bezahlt werden, die nicht einen Heller werth ist. Es ist ärgerlich, wenn man sie etliche zwanzig übel geordnete Worte, womit sic cine halbe Stunde zubringen^ hersagen höret, die oft weder der Pfarrer noch sci-ne Gemeine verstehet. Die Klöster sind alle auf einerley Art gcbauet. Die Kirche stehet allezeit mitten im Hofe, so daß also dia Celten rmgs um dicses Gebäude herumstehen. Diese -tcutc verändern ihren Geschmack nicht, wie wir, wcl« ches nicht allezeit lobenswürdig ist; maffen die Ver« ändcrung vieles zur Verbesserung der Künste beytragt. Aus den alten Glockcnthürmcn der Klöster, siehet man, daß die Griechen allezeit kleine Glocken müssen gehabt haben. Seitdeme ihnen die Türken den Gebrauch derselben verboten haben, hängen fic an Stricken att Baumaste Eisenbleche auf, die gleich den Schienen dcr Karrcnradcr, krumm, ungefehr einen halben Zoll dick, drey bis vier Zoll breit sind, und nach der länge hin einige iöchcr haben. An diese Bleche wird mit kleinen ei, fernen Hämmern geschlagen, und damit den Caloyers ein Zeichen gegeben, daß sie in die Kirche kommen sollen. Sie haben noch eine andere Art des Glockenspiels, das sie mit diesem aus Eisenblech verfertigten, übereinstimmend zu machen suchen. Sie halten mit der Hand eine lattc a) von Holz, die ungefehr vier bis 4) Ji ZtySWTlW H9i XtyMTtyfoi '■Jk: J>a&jfc+ blocken cLr Grie.cli£ti in der Turkey, bis füuf Zoll dick ist , und auf diese schlagen sie mit einem hölzernen Hammer. Wie schon dieses klingen müße, ist leicht zu erachten. Die Musick, die sie an den Tagen der Frolichkeit machen, ist nicht viel ange« nchmcr. Sie schlagen nämlich von Zeit zu Zeit auf cin kupfernes Becken, mit dem Heft eines Messers, wobey die Mönche durch hie Nase singen, wie unsere Capuzincr.. Was das äusscrliche der Religion betrift; so muß man gestehen, daß alles bey den Griechen noch in ziemlich guter Ordnung ist. Ihre Ceremonien sind schon, und das ist auch alles. Um den Grund ihreS Glaubens darf man sie nicht fragen; denn davon wissen sie nichts. Auch muß man bey ihnen jene alte so regelmäßige Kirchen nicht mehr suchen, die ihre alten Geschichtschreiber beschrieben haben, und die in drey Theile abgetheilet waren, nämlich in den Vorhof oder das Vorschiff, in das Schiff und in das Hei, ligthum; von diesen sind gegenwartig nur noch dic beyden letzten Stücke gewohnlich. Der Vorhof H war das erste, das man antraf, wenn man in die Kirche gicng. Derselbe war eigentlich ein besonderer Platz, der mit einer Mauer oder mit einem mannshohen Verschlag elngefassct war. Dieser Platz war fur den Taufbrunncn />), für diejenigen, denen BuS-"bungcn auferlegt waren, für die Catechumcnos c) t s und tt) N«^Š Met} n$9t>U0f, 172 "-NM A OF> und fur die Besessenen a) bestimmt. Bey dem Eingang der Sophienkirche zu Constantinopel waren zween sol- che Vorhöfc angebracht. Von diesem Vorschif kam man in das Schis/») durch drey Thore, von denen das vornehmste das königliche Thor c) hicß. Das Schiff macht noch gegenwartig den größten Theil der griechischen Kirchen aus. Man sitzt darinnen auf sehr niedrigenStühlöN/dic an der Wand stehen, so daß es scheint, als liege man. Der Stuhl des Patriarchen ^) ist in den patriarchalischen Kirchen über alle andere erhöhet; dieStühle der andern Metropoliten sind niedriger; die lcctorcs, die Canto-res und die kleinen Clcrici stehen gegen über. Daselbst befindet sich auch das Pult e) auf welchem aus der heiligen Schrift gelesen wird. Das Schif ist von dem Heiligthume durch einen gemahlten und vergoldeten Verschlag/) abgesondert, der sich von unten bis oben hinauf erstreckt. Daffelbige hat drey Thore; das mittlere davon wird das heilige Chor ^) genennet, welches nur bey den Hochämtern und bey dcrMesse geofnct wird, wenn der Diacon herausgehet, um Messe zu lesen; oder b) N«f, "^M A OF^ 171 oder wenn der Priester die Stücke zur Consecration bringt, oder wenn er dahin kommt, um das Abendmahl auszutheilen. Das Heiligthumä) ist der erhabenste Theil in der Kirche, der sich hinten mit einem halben Ge, wölbe 6) endiget. In demselben werden die Priester« lichen Verrichtungen vorgenommen; daher denn auch niemand datzin kommt/ als die Diener des Herrn/ der Patriarch, die Erzbischofe, die Bischöfe, die Priester, und die Diaconen. Die griechischen Kaiser hatten daselbst keinen Sitz, sondern setzten sich in das Schiff. In dem Heiligthnme werdm drey Altäre aufgerichtet; in der Mttc stehet der heilige Tisch c), woraufman das Crcutz und das Evangelienbuch leget. Dieser Altar stund chchln unter einer Art eines Thronhimmels' oder Pavillons ii). Der Altars welcher linker Hand stehet, wenn man in dgs, Heiligthum tritt, ist nicht ft groß, als der heilige Tisch. Auf denselben wird das ^ rod gelcgct, das consecrirt werden soll. Der dritte "Utar/) zur Rechten, ist zu den heiligen Gefäßen, zu den Büchern und zu der pricstcrlichcn Kleidung bestimmt. /) T ' 172 ^W A Oc)^ stimmt. Bey diesem Altar halten sich die Diaconi und Subdiaconi auf. Ucbrigens ist derselbe eben so gebildet, wie der andere/ auf welchem das Brod zur Consecration lieget. Derjenige Priester, welcher Messe lesen will, macht den Anfang dazu damit, doß er dreymal das Zeichen des Creuhcs a) zur Ehre der heiligen Drey-faltigkeit macht. Er halt seine Hand zu. erst an dle Stirn, darnach an die rechte, und sodann an die linke Schulter; den Beschluß macht er mit einer tiefen Verbeugung, bey jcdem Zeichen des Creulzcs. Er ziehet eine Art eines langen Rocks oder Chorhemdes/') von Seide, oder von einem andern reichen Zeuch an. Denn die Griechen wenden viel auf schöne Ornate. Zwcytens legt er eine Stole c) an, drittens einen breiten Gürtels), der wie ein Band glatt gemacht ist, viertens kurze Ermel e) bis an dett Ellenbogen von Vrockat/ die, wie unsere Aufschlage an den Kleidern aussehen, aber viel länger sind; fünftens ein viercckigtcs Stück/) Brockat, ungefähr sieben bis acht Zoll gros, das mit dem einem Ecke an seinem Gür^ tel rechter Hand befestigt ist; sechstem einen langen Rock is) l&ravpufj,» ««« irpovxvvii]yttas, c") Ytit3[J.auixa xai Evrtftiti/fxict, f) ivFtyuvstvi hx) T9 YiroyuvttTtoit, Aock 6) von Brockat/ der blos oben eine Oefnung hat, und den der Priester über die Arme zurückschlägt. An diesen Rock wird zwischen die Schultern ein kleines viereckiges Stück Brockat 5) mit ciner Nadel befestiget, so daß es rautenförmig zu hangen kommt. Alle diese Stücke sind auf der Kupfcrtaftl sehr wohl vorgestellet, ausser daß das viercckigte Stuck Brockat an dem Gurret rechter Hand stehen sollte. Die armen Papas machen dicse Stücke von ieinwand. Wenn der Priester angekleidet ist, so macht er das Vrod und den Wein auf dem kleinen Altar linker Hand zurccht, an dcßcn Statt man sich in den gemeinen Capel-len eines in die Mauer gemachten toches bedienet. Aus demselben langt er das zum Opfer bestimmte Brod herfür c). Dieses Brod ist von gesäuerten Weitzenteig gemacht ii), auf welchem mit einem hölzernen Form e), ehe es gebacken wird, folgende Characters l. c. ä) It Qihavu» 5 6%ioi>^ Quivuhwv^ Q>ttti\iwr a) I's Lek«i-,5,) P«,?oX/ol. L«t?«kisi,, H«ek«,, ^) Die Griechen verabscheuen die abendländische Kirchen wegen des Gebrauchs des ungesäuerten Brodes bey dem Abendmahl, ja sie halten dicscs, nebst der Lehre vom Ausgehen des heiligen Geistes, für die vornehmsten Elreitfragm, welche sie mit der römischen Kirche baden. 174 *" » __________I__________ IC X N I K gedruckt werden. Dieselben bedeuten so viel als-Icsus Christus überwindet 6). Wenn kein bezeichn netcs Brod da ist, so macht der Papas die nemlichcn Charactcre mit einer Messerspitze auf ein gemeines Brod, alsdann schneidet er das Stück der Rinde, worauf sich diese Buchstaben befinden, ins Gevierte ab. Hierzu muß er sich eines Mcffcrs bedienen, welches die Figur einer ianze 5) hat, nach dem Muster derjenigen, womit man dem Heiland die Seite öfnete. Nachdem er dieses Stuck in die Schüssel gele-get hat, gießet er den Wein und das Wasser in den Kelch. Er nimmt sodann ein Stück der Rinde dcS ncmlichcn Brodes, woraus er ein Dreyeck schneidet/ das ungefähr einen Zoll lang und viel kleiner ist, als das große Stück mit den Charactercn. Er opfert sodann das Opfer dem Herrn, im Namen der heiligen Jungfrau. Er faßt hierauf mit der Spitze seines Messers ein Stückchen von der Rinde, das so groß, wie eine tinse ist, für den heiligen Johannes den Tauffer, dessen Namen er ausspricht; ein gleiches thut er, wenn er die folgenden Stückchen aufhebt, das ist, er spricht bey jedem Stückchen die gewöhnlichen Namen aus. ä) lytovs Xptrog Nj**# m OF^ 175 Ein Stückchen hcbt er für die Propheten/ Moses, Aaron, Elias, Elisa und David in oie Hohe. Eben dieses thut er für den heiligen Petrus, für d«n heiligen Paulus, und für die übrigen Apostel. Zur Ehre der heiligen Vater und Kirchenlch, rcr, des .heiligen Basilius, heiligen Gregorius, heiligen Johannes, heiligen Chrysostomns, heiligen Athanasius, heiligen Cyrillus und des heiligen Nikolaus des Bischofs von Myra. Zu Ehren der ersten Märtyrer, des heiligen Stephanus, heiligen Georgius, heiligen Demetrius und des heiligen Theodorus. Zu Ehren der Eremiten, des heiligen Anto-nms, heiligen Euthymus, heiligen Saba, heiligen OnuphrmsunddeS heil. Athanasius vom Verge Athos. Zu Ehren des heiligen Cosinus, des heiligen Damianus, heil. Pantalcon und des heil. Hermolaus. Zu Ehren des heiligen Joachim , der heiligen -Anna, und für den Heiligen, dem man zu Ehren Mcft «e halt. Für diejenige Person, welche die Mcßc lesen Für die Patriarchen und für die christlichen Er scheidet von der ncmlichen Rinde eben so »ele Stückchen ab, als Personen sind, die er Gott empfehlen will. ,«^4. ^" dieses geschiehet auch für die Toden, für ""He g^tet wird. End- 176 ^G N Endlich legt er ein Creutz a) von Silber oder Zinn auf die Schüssel />), in welcher sich alle Stückchen des Brodes zum Consecriren befinden. Dieses Kreutz macht/ daß das Tuch c), womit er sie bedecket, die Stückchen nicht berühren kann. Nachdem er die Schüsselunten an den Kelch gcsetzethat, in welchem der Wein und das Wasser ist, so läßt er alles auf diesem kleinen Altar stehen, und verfügt sich auf den großen, um die Mcße anzufangen. Wenn aber die Zeit zur Consecration kommt, so holt er die Schüßcl und den Kelch ab. Er trägt beydes sodann auf den großen Altar, indem er durch die Thür gehet, welche zur iin^ ken ist, und in das Heiligthum durch dle mittlere Thür zurückkehret. Aue einer unverzeihlichen Unwissenheit beten die Griechen auf diesem Weg das Brod und den Wein an, ungeachtet beyde Stücke noch nicht consccrirt sind; ^ur Zeit der Consecration hingegen, loschen sie die Kerzen aus, und denken nicht mehr an dieses heilige Geheimniß. Vielleicht rühret diese Gewohnheit von einer Ketzerey des Marcus von Ephesiis her/ welcher lehrte, die Consecration geschehe durch das G" bet des Priesters und nicht durch die Kraft der Worte der Einsetzung H. Dem sey wie ihm wolle, so 'st soviel C) Ttf ALitrxoxuhu/xitet. «,) Man sehe hlevon Heinectii Abbildung der alt und neuen griechischen Kirche, lll. Theil, Seite 557. u. ^ soviel richtig, daß dieses arme unwissende Volk, mehr-Andacht und Ehrerbietung, als nach der Consecration beweiset. Nachdem der Priester den Kelch und die Schüssel wieder auf den großen Altar gcsctzet hat, so bricht er a) das größte Stück der Rinde krcutzwcis «ntzwcy, und legt die vier Stücke, nebst allen kleinen Stückchen in den Kelchs), schüttet etwas warmes Was« scr darüber,und spricht zugleich die sacrameutlichcn Worte aus. Sind keine Communkanten vorhanden, so ver» Hchrct der Papas alles, was in der Schüssel und in dem Kelch befindlich ist. Sind aber einige da, welche die Communion haben wollen, so gicbt er ihnen einen iöffel 'voll davon; und indem sich der Priester an die Thür des Hciligthums stellet, sagt er: Kommet her in dee Furcht des Herrn, im Glauben und in der Liebe. c). Diejenigen, welche die Communion «5. Dieses Gebet heißt das: "^" 5^/s,. Der secllge Vaumyarren m Halle hat d«' von eine eigene Abhandlung geschrieben. Herrn Jesu Christi, zur Vergebung deiner Sun-dm und zum ewigen Leben. Die alte Art zu communiciren war bey den Griechen etwas anders beschaffen, als heut zu Tage. Dcr Communicant irat an dic Thür des Hciligthums, neigte sich nieder und betete Gott an, mit gegen Mor, gen gerichteten Angcsichtc; nachgehcnds wendete er pch gegen Abend und sagte zu den Anwesenden folgen-de Horte: Verzeihet uns, meine Brüder, wir haben mit unsern Werken und mtt unsern Worten ge-sündiger. Die Anwesenden antworteten: Gott wird uns vergebm, mein Bruder. Eben diese Ceremor nie wiederholte er gcgcn Mittag und gegen Mitternacht zu. Indem er sich hierauf dem Priester näherte, sprach er diese schonen Worte aus: Herr! ich will dir keinen Judaskuß geben, sondern ich will mit dem Schacher am Creutze sagen: Gedenk an wich Herr, wenn du in den« Reich kommst. Der Priester reichte ihm sodann das Nachtmal, indem er sagte- Im Namen des Vaters, des Sohns und bes heiligen Geistes/ zur Vergebung der Sünden, Amen. Wenn das helligc Sacrament zu dem Kranken gebracht wird, so geht es dabey nicht mit der gehörigen Ehrerbietung zu. Dic consccrirten Stücke sind in einer hölzernen Büchse a), die in einem Sack Don lcimvand steckt, welcher in dem Heiligthume gros. M H ser M) M»gy»|,Ti ÄÄJ T} fyrpipllM. scr Kirchen hangt, woeineiampe ist/ welche Tag uttd Nacht brennet. Dieser Sack ist hinter der Thür der gemeinen Kirchen. Dcr Priester nimmt solchen um tcr den Arm/ und gehet ganz allcinc zu dem Kranken. Dasjenige, was von dem Brod übrig bleibt, von dem der Priester die Thcilchcn genommen hat, um sie zu consecrircn, wird in kleine Stückchen zerschnitten / und den Gläubigen unter dem Namen deS gebcncdcyeten Brodes ausgetheilt a). Derjenige, oder diejenige, welcher das zum Consccrircn bestimmte Brod bäckt, muß rein seyn; das ist, dcr Mann nmß sich von seiner Frau, und die Frau von ihrem Mann, Tags vorher enthalten/ wenn das Brod ge-macht werden soll. Diese Beschaffenheit hat es mit dcr Messe und mit der Communion dcr Griechen. Was die Beicht bctrift, so wurde dieselbe bey ihnen vor dem Verfall ihrer Kirche auf eine sehr erbau, lichc Art verrichtet. Der Priester machte dazu dcn Anfang mit folgender Ermahnung: Der Engel des Herrn ist unter und bey uns, um aus eurem eigenen Munde das Bekänntniß eurer Sünden zu hören. Hütet euch wohl, keine, weder aus Schaamhaftia-keit, oder aus irgend einer andern Ursache, zu verschweigen. Nach abgelegter Beicht crmahnte er ihn noch einmal, nichts zu vcrheclcn, und seine Sünden z" bereuen. Er legte ihm sodann eine Buß auf, und crthc»- a) Kvrftuf», quaü Vu^av &tUv rt. ertheilte ihm die Absolution mit folgenden Worten: Nach der Macht, welche Jesus Christus seinen Aposteln ertheilet hat, als er zu ihnen sagte: Alles was ihr auf Erden löset, soll auch im Himmel los seyn; nach eben der Macht, welche die Apostel den Bischöffen gegeben, und die ich von demjenigen erhalten habe, der mir das Prichcrthum ertheilet hat, bist du von allen deinen Sünden losgesprochen, im Namen des Vaters/ des Sohns, und des heiligen Geistes, Amen. Du wirst unter den Heiligen das Erbe empfangen, das deinen Werken gemäs ist. Heut zu Tage können diese unglückseligen Papas, welche das beichtvaterliche Amt führen, a) nicht rmmal dic Form der Absolution. Wenn ihnen jemand in der Beichte bekennet, daß er gestohlen habe, so fragen sie nur, ob man einen Einwohner des landeS ^dcr einen Fremden bestohlcn habe. Wenn der Ausfertige antwortet, es sey ein Fremder, so sagt ^r Papas: das ist keine Sünde, wenn ihr nur den ^aub mit mir theilet. Die Beicht der neuen Grieben ist eigentlich nichts anders, als die Einfordc-rung des Taxes, den die Priester, nach eigener Will-uyr, auf jcde Sünde sseleget haben, doch mit Rucket des Vermögens der Personen, die diese oder jene ^unde beichten. Die Mönche von dem Monte San-kaufen in der Fastenzeit in ganz Griechenland und M 3 selbst *) n»vt«TIHis vaT$i% 585 ^O A M^" selbst in Moscau herum, um ihr Oel a) zu verkaufen. Denn die Pfarrer ((Xirex) gcbcn sich mit dem Beicht-hören nicht ab. Diese Mönche gehen also in die Häuser, um Beicht zuhören, und ertheilen auch solchen Personen, die vollkommen gesund sind, die letzte Oe, lung. Sie salben das Rückgrat des Bußfertigen bey jeder Sünde, die er bekennet, und lassen sich, wie wohl zu vermuthen ist, ihr Ocl sowohl als ihre Mühe theuer bezahlen. Die geringste Salbung kostet cine^ Thaler. Diejenige ist die theuerste, welche um,solcher Sünden willen geschiehet, die wider das sechste Gebot begangen worden sind. Und da diese Sünden ^e ak lcrgemeinsten sind, so ist leicht einzusehen, daß es ihnen sehr viel eintragen müsse. Diejenigen, welche diese Salbung recht ordentlich verrichten, bedienen sich dabey des heiligen Oels, Und sprechen allemal die Worte aus dem 12z.Psalm aus: Der Strick ist ent^ zwey, mid wir sind frey. /?) Ich komme nun aus die Gebrauche, dle bey den übrigen Sacramentett unter den Griechen eingeführt sind H) "6x«iüi? «>,s^ das heilige Gel, dessen sich ^t Gläubigen bedie>,cn, die Krankheiten zu vertreiben. Siehe 5^»« F. p »Hm. 74. Man »cmictc es auch: ^X^/^ 5-5 »>"" 5-«^?'^ dao Orl deo l^iligen Creuyes; wcil mau, wcnn ma>l es weyh^ic, eimge Stückchen vo« dem hcillgcil Creutz hineinwarf. HNüs comrkus eüj Li N08 libernti lulNU8 ö:e. sind. Die Taufe a) wird bey ihnen durch daS Untertauchen verrichtet. Solches wird dreymal wiederholet, indem man das Kind, das der Priester unter den Armen hält, dreymal mit dem ganzen ieib in das Was" ser tauchet. Bey der ersten Wiederholung spricht er in seiner Sprache folgende Worte aus: Dieser-------- Diener Gottes ist getauft im Namen des Vaters, jetztundallezeitund in Ewigkeit. Beyder zweyten Un, eerfauchung sagt er: Dieser--------Dienet Gottes ist getauft im Namen des Sohnes u.s. w. Zum drittenmal: im Namen des heiligen Geistes. Der Taufpathe i>) antwortet jedesmal: Amen. Die Eltern bringen das Kind gewöhnlicher Massen erst acht Tage nach seiner Geburt zur Taufe. Am Tage der Taufe lassen sie das Wasser wärmen, und wer? fen einige wohlriechende Mumm hinein. Nachdem der Papas solches geblasen und geseegnet hat, indem er etwas vom heiligen Oele hineinschüttet, womit er den leib des Kindes dergestalt salbet, daß solcher fast gar kein Wasser annimmt, schüttet man dasjenige, so zu dieser Ceremonie gebraucht worden ist, in eine Grube c), die sich unter dem Altar befindet. Die Griechen sind so gewiß überzeugt, daß die bloße Besprengung des Hauptes der Kinder mit Wasser, welche bey uns üblich ist, nicht hinlänglich zur Taufe sey, daß M 4 sie ß) To Bun-ntrpet. 'Aywrtjgte'v. t34 "^O iA G^ sie öfters die iatcincr, welche zu ihrer Kirche übertret ten/ aufs neue taufen. Nachdem die Kinder getauft und einige Gebete hergesagt worden sind, ertheilt man ihnen dicConsirma< tlon oder Firmung .l). Siehe, sagt der Priester/ das ist das Siegel der Gabe des heiligen Geistes, indem er mit dem heiligen Chrlsam, die Stirn die Augen, die Nasenlöcher, den Mund, die Ohren, die Brust/ die Hände und Fuße bestreichct. Hierauf gkbt man ihnen das Abendmahl, ob sie gleich öfters die Hälfte des cousccrirtcn Brodes und Weines, ft ihncn in den Mund gesteckt wird, wieder von sich gcbcn. Sieben Tage nach der Taufe trägt man die Kinder in die Kirche, um die Reinigung oder Abwaschung vorzunehmen. Indem der Priester die in dem Ritual verordnctcll Gcbctcr hersaget, wascht er nicht nur das Hcmd des Kindes, sondern er reiniget auch mit einem neuen Schwamm, oder mit emcm Stuck icinwand /,)/ diesen kleinen Körper, und laßt das Kittd mit fol? genden Worten von sich: Nun bist du getauft,, mit dem himmlischen Lichte erleuchtet, mit dem Sacraments der Firmung befestiget, gcbeiliget und abae-waschen, im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes. Die lcme Oclung c) ertheilen dlc Griechen, wie ich vorhin schon gemeldet habe, viel öfter gesunden Per- a) To' Vlvtyv rev ^žtvpctrct* b) To Ixßxkdv, C) T* Eu%JM*Uir. ""^M A A/5" lys Personen, als den Kranken. Ordentlicher Wcisc sal, ben sic wcitcr nichts / als die Stirn, die Backen, dcn Kinn und die Hände dcs Kranken, mit gemeinem Ocl, das nicht gcwcyhct ist. Hierauf beschmieren sie mit dem nemlichcn Oc! alle Gemächer des Hauses, wobey sic auch beständig beten. Ms eben demselben machen 1'c auch große Krcutzc an die Mauren und Thüren, währcnd wclchcr Zcit dcr neunzigste Psalm f, "Afros. 1) Parrain & Marrairie, "^O A U«/5^ i87 ihre Einwilligung/ und setzte einem jeden eine Krone a) von Weinreben auf; die mit Bandern und Spitzen gezieret war. Er nahm nachgehende zween Ringe/ welche auf dem Altar lagcn, und steckte sie ihnen an die Finger/ nämlich dcn goldncn Ring an den Finger dcs Bräutigams und den silbernen an den Finger der Vram, indem er sagte: Dieser Knecht Gottes 1^. hmrathet diese N. im Namen des Vaters, des Sohns und des heiligen Geistes, jetzt und allezeit Und von Ewigkeit zu Ewigkeit Amen. Er sicckte die Ringe mehr als drcyßigmal von einem Finger an dcn andern. Indem er den Ring der Braut an dcn Fin<-ger des Bräutigams steckte, sagte sr: Diese Magd Gottes N. heurathet diesen — u. s. w. Endlich verwechselte er diese Ringe noch etlichemal, und zuletzt licß er den goldnen Ring dem Bräutigam und den sil-dornen der Braut. Bisher hatten wir nicht Ursache uns zu beklagen; aber dieses kam uns als etwas außerordentliches für/ daß sich die Ehrcneltcrn eben so lange Zeit mit der Verwechselung der Ringe beschäftigten, als der Papas. Man urtheile von der länge dieser Ceremonie, wenn vier Paar Ehrcncltcrn vorhanden sind. Dieje, nigen, welche dicscsmal dieses Geschäfte über sich genommen hatten, hoben die Kronen drey bis vicr Zoll über dem Kopf der Braut und des Bräutigams w die Höhe/ und gicugcn miteinander dreymal rings #) Ts ^refvtift». i88 "VM ^ EF^ rings um fie herum, während welcher Zeit dieselben, die Anwesenden, die Eltern, die Freunde, die Nachbaren, ihnen auf eine sehr unhöfliche Art, nach einem gewissen sehr lächerlichen lanocsgebranch/ etliche Stö> se mit derHand und auch mit den Füßen gaben. Sic wurden von niemand/ als von uns verschonet, und die«' scs schrieb man unserer Grobheit zu. Nach dieser Art eines ValetS, schnitt der Papas kleine Stückchen Brod/ die er in eine Schaalc mit Wein warf. Nachdem cr selbst am ersten davon gccsscn hatte / gab er dem Bräutigam/ und sodann auch der Braut eincn ioffel voll davon. Die Ehrencltcrn und die Anwesenden kosteten ebenfalls etwas davon, und wir wür, den eine große Unhöstichkeit begangen haben/ wenn wir uns geweigert hätten/ ein gleiches zu thun. Und so endigte fich die Trauung. Man las keine Messe, weil es schon Abend war, als die Ceremonie vorgenommen wurde. Noch an eben diesem Tage wurden sie von den Eltern/ Freunden und Nachbarn mit Schaafen,-Kalbern und Wildpret beschenket. Man schmausctc zwey Monate lang, welches auch nach dcnleichbegana/ nisscn geschiehet,welches bey denGriechcn das allerlustig-steift. Denn bey diesen leichbegangnisscn gehet es sonst sehr traurig zu. Wir waren einstens auf der Insel Milo Zeugen davon. Die Sache verhielt sich ft: Die Frau eines der Vornehmsten der Stadt, an dessen Hause wir wohncten, starb zween Tage nach unserer Ankunft. Kaum hatte dieselbe ihren Geist aufgegeben, so hörten wir ein außerordentliches Gc-schrey, das uns veranlaffetc/ nach der Ursache dcsscl- bcn bcn zu fragen. Man sagte uns/ daß/ der alten Gc, wohnheit Griechcnlandes zufolge/ die Klageweibern) ihre Schuldigkeit bey dem Verstorbenen thaten. Es ist wahr/ daß diese Weiber ihr Geld redlich vcrdic, . ncn/ und Horaz sagte mit gutem Grunde, daß sick diese Art Menschen weit mchr plagen müße/ als andere teute, die natürlicher Weise weinen. Diese gedungenen Klagweibcr zerschlagen ihre Brust und zerstoßen ihre Seiten/ und indessen singen einige von ihrer Gesellschaft ioblicdcr b) auf den Todten / er mag nun vom männlichen oder weiblichen Geschlechte seyn. Denn diese Gattung von ticdcrn passen auf die zwey Geschlechter/ und auf alle Artcn der Todten/ von welchem Alter und Stande sie auch seyn mögen. Un» ter diesem erbärmlichen Geschrey redeten einige vonZeit zu Zeit die eben verstorbene Dame an. Dieser Auftritt kam uns sehr sonderbar vor. Wte glücklich bist du, sagten sie, du kannst jetzt den — heurathen, und dieser a) MttgoKoyfariiui xa) Mot^oKiyat Mattet, Fatum. Praeficaedicuntur mulieres ad larnentandum mor-tuum conduüae, quae dant caetcris plangendi modum. Feßus. Ut qui condutti plorant in fu-nere dicunt & faciunt prope plura dolentibus ex animo, Herat, dc arte poet. $) Naenia eft carmen quod in funere laudandi gratia cantatur ad tibiam. Ft ft us, Similiter & s)r-nodali ediüo excommunicati sirnt ledores qui in eisdem (funenbusj muilcas & querulas nugatio-nes edunt & pro Epitaphio Epithalamium cele, brant. Balfamon in Canon. 106. Ctnc. Cartb. ,90 "3(.M A M^ dieser — war ein alter Freund/ der, wie die böse Welt sagte, der Dame ehchin tßcht gleichgültig gewesen war. Wir empfehlen dir unsere Eltern, sagte eine ankere; knße meinem Gevatter die Hand, setzte eine dritte hinzu, und noch tausend andere Thorheiten. Hierauf gicng das Heulen wieder an. Sie ver-goßcn ganze Strome von Thränen, und diese ware« mit Seufzern begleitet/ die aus dem Grund des Herzens zu kommen schienen. Sie zerschlugen ihre Brust, sie rauften sich die Haare aus; sie wollten mit dem Todten sterben. Dcn Anfang des Zugs machten zween junge Bauern, von denen jeder ein hölzernes Krcutz trug. Auf diese folgte eii» Papas in einem wciffcn langen Rock, in Begleitung einiger Papas in Stolen von verschiedenen Farben, mit zerstreuten Haaren, und schlechten Schuhen mid Strümpfen. Hierauf wurde der lcichnam der Dame ohne Bedeckung, nach griechischer Art gczicret, in ihrem Hochzeitklcidc getragen. Der Mann folgte der Bahre nach/ und wurde von zween angesehenen Mannern unterstützet, die ihn durch die triftigsten Gründe abzuhalten suchten, seiner Gemahl lin nicht nachzufolgen, ungeachtet eines dem andern ins Ohr sagte, daß die Verstorbene aus Verdruß ihren Geist aufgegeben habe. Darauf folgte eine von ihren Töchtern, dje schon ziemlich groß und wohlgcwack)-sen war, ihre Schwestern und einige Avcrwandte, mit zerrauften Haaren, und von ihren Freundinnen am Arme gcführet. Wenn es ihnen am Othem g" brach, oder wenn sie nicht mehr wüsten, was sie sage" sollten/ sollten, so rießcn sie ihre Haarbander mit Gewalt bald auf diesc bald auf eine andere Seite. Da sich die Natur nicht lange verläugncn laßt, so kann man bey solchen Gelegenheiten diejenigen, denen es von Hcrzcn gehet, bald von solchen unterscheiden, bey denen cs bloße Verstellung ist. Wenn ein schönes Kleid m dcr Stadt ist, so kommt es an diesem Tage zum Vorfchem; die Freundinnen und die Anverwandten suchen dal^y m die Augen zu fallen, und sehen das für eine erwünschte Gelegenheit an, sich in ihrem schönsten Putz zu zeigen a), anstatt daß sich. bey uns jcdorman schwarz kleidet. Allein diesem ungeachtet, hat das Seufzen kein Endc. Es ist nicht zu läugnen, daß die Griechen und Griechinnen sehr zärtliche Herzen haben. Wenn ^n Todter in einem Viertel liegt, sovcrgießtalles, Freunde und Feinde, Anverwandten und Nachbarn, Große und Kleine, Thränen, und man würde scheel angesehen werden, -wenn man sich wenigstens nicht so stellte/ als ob man weinte. Am Begräbnißtage wird keine Seeleumeße gelesen. Am. folgenden Tage aber fangt man an, in jeder Pfarrkirche vierzig Mcheu lesen zu lassen, eine jede fnr sieben Sols. W tin man in dcr K'rchc angekom-"en ist, halten die P In der Mitte der ^ Schüssel liegt aufgehäuftes Zuckerbrod, auf welchem oben ein Straus von gemachten Blumen steckt, den man aus Venedig kommen täßt; auch legt man auf den Rand der Schüssel herum, einige Stücken Zucket odcr Confect in Form eines Maltheserkrcuhcs. Dieses nennen die Griechen das Colyva Opfer c), das unter ihnen zurErinncrung an dieAuferstcbung dcrTodten ein» geführt istMch denWortcn Christi Ioh. 12,54. War, lich, wahrlich, ich jage euch: Es sey denn, daß dasWei-zenkorn in die Erde falle und ersterbe, so bleibt eS Kleine; wo es aber erstirbet, so bringet es viele Früchte H. Es ist angenehm, den Ursprung solcher Ceremonien zu wissen, und die Anordung derftlben ist *) Digitalis orientals, Sesemum ditta. Inji. R, Herh 1&S. Sesamum Orientale. Lin. Sp. Plant, pag. 88?» £>et (Bemme bicscc ^flan&e giebt bem SSccbc ctneit 3»' <«« ©cfd^wstrf; man pflegr folgen iu tec £«oante l>nrc^ ) «on tem Colyva fanrt nac^o«sti»cn tt>cpfcen: Nlrtf** ,94 ^W N M«^ ist ein Beweis von der Hochachtung gegen die heilige Schrift. Das Confect und die andern Früchte kommen nur darum dazu, damit der gesottene Weizen ctt was angenehmer werben möge. Der Todtengraber tragt die Schussel der Colyva auf dem Kopf. Vor ihm gehet eine Person mit zwo großen vergoldeten Holzfackeln her, die mit schr breiten Bändern umwunden sind/ welche mit einer Spitze von Faden einen halben Schuh hoch eingefaßt sind. Auf diesen Todtengraber folgen drey Personen; der eine tragt zwo große Flaschen mit Wein, der andere zween Körbe nnt Früchten, und der dritte einen türkischen Teppich/ welcher auf das Grab des Verstorbenen gedeckt wird, um die Cotyva und das Mahl darauf zu setzen. Der Papas halt das Amt für den Todten; unterdessen wird das Opfer in die Kirche gebracht, w^ von er nachgehende seinen redlichen Theil nimmt. Man giebt allen Anwesenden zu trinken, und das übrige wird unter die Armen ausgetheilt. Wenn das Opfer aus dem hause getragen wird, so fangen es dle Klagweiber da wieder an, wo sie es am Begräbmsta-gc gelassen haben. Die Anverwandte, die Freunde, die Nachbarn, machen die nemlichen Gauckeleyen. Fur so viele Thränen giebt man einem Klagweib nicht mehr, als fünf Brode, vier Töpfe Wein, einen halben Käs/ ein Schaafsviertölund funfzchenSols an Geld. Nach der Gewohnheit des tandessind die Anverwandten verbunden, sehr oft über dem Grabe zu weinen. Um ih-' re Traurigkeit desto besser an den Tag zu legen, wechseln sie diese Zeit über ihre Kleider nicht; die Männer lassen "AM M W^V- «95 lassen ihren Bart mcht schecreu, nndd'e Wittwen lassm sick)von den iausen frcsscn. Es giebt Inseln, wo inden Häusern ohne Unterlaß geweint wird. Die Män» ncr und die Wittwen gehen, so lang die Trauer währet, nicht m die Kirche, und enthalten sich von den Sakramenten. Die Bischöfe und die Papas sehen sich wohl manchmal gcnothigct, sie mit der Bedrohung des Bannes dazu zu zw'ngcn/ welchen die Griechen ärger 'cheucn, als das Fcner» Die Ceremonien, von de-Ncn wir eben geredet haben, sind nicht an einem Orte 1vic gcschar- »96 ' "^M ^i O^ gescharret wird/ nachdem man vorher noch einige Ge> bete verrichtet, gcwemet, gescufzct und geschluchzt hat; im Ernst oder aus Verstellung, das thut nichts zur Sache. Am folgenden Tage werden die Glocken abermals angezogen. In dem Hause wird aufeinem auf die Erde gelegten Teppich, eine Colyva aufgetragen. Die An» verwandten und die Freunde setzen sich um selbige herum. Hier werden zwo Stunden geweinet, in der Kirche aber wird indessen eine Seelenmesse gelesen. Gegen Abend traqt man eine andere Colyva mit einer Flasche Wein dahin. Die Anverwandten und die ver-heuratheten Kinder des Verstorbenen schicken ebenfalls eine dahin. . Die Schüsseln werden unrcr die Papas ausgetheilt, welche die Gebeter hersagen Ein jeder ißt und trinkt, wie es ihm beliebt, nur daß man vott Zeit zu Zeit, des Wohlstandes wegen, dazwischen wieder ein bisgen weinet. Am dritten Tage bcs Morgens schickt malt andere Colyvas, und da des Tages in jeder Kirche nut eine einzige Messe gelesen wird, so nehmen die Papas ihre Schüsseln und lesen die Messe in ihren Capcllcn-An den andern Tagen, bis zum neunten, werden blos Messen gelesen. Am neunten Tage aber wird die nämliche Ceremonie, wie am dritten Tage wiederholet. Am vierzigsten Tage nach dem Tode, zu Ende dcS dritten, des sechsten, des neunten Monats und zu Ende des Jahres, wird das nämliche vorgenommn«/ was am dritten Tage geschah; wobey, wie wohl z" merken ist/ das Weinen nicht vergessen wird. Die Erbett "-AM A O<)5> - ,97 Erben schicken alle Jahre am Stcrbtage ihres Vaters odcr ihrer Mutter/ cine Colyva in die Kirche. Und diestssmal wird diese Ceremonie ohne Klaggeschrey verrichtet. Alle Sonntage in dem Sterbjahrc, ja auch manch-wal in dem zweyten Jahre, giebt man einem Armen cincn großen Kuchen/ Wein, Fleisch und Fische, An Weynachten wird das nämliche ausgetheilet, so daß wan auf den Strassen nichts als Schaafsviertcl, Fi« sche und Weinflaschen tragen siehet. Die Papas theilen davon so viel unter die Armen aus, als sie wollen/ und mit dem übrigen machen! sie sich selbst cincn guten Tag. Denn alle diese Opfer werden aus der Kirche in ihre Wohnungen geschaft. Daher bekommen diese Kir, chendiener viel mehr gutes, als sie verzehren ko'nncn. Die Erben geben im ersten Jahre, Morgens und Abends diejeniga Portion Fleisch, Brod, Wcin und Früchte, die der Verstorbene würde verzehret haben/ wenn er das leben behalten hatte, den Armen. Wir sahen auf dieser Insel, bey Gelegenheit el- "es solchen Todten, von dem man glaubt, daß er nach seinem Begrabniß wiederkäme a), einen sehr ver- ___^ N 3 schiedenen La^,«x5',«5. L^«.'k«icM5. Ein Gespenst, das aus einem todten Körper und aus einem Daemon zusam« "en gcfetzet ist. Etnige glauben L,^«?^c heiße k? "^ "" ^"^' ^^" ^"ber. V°^«.5 und 8^«9s "^M schscdenc^n und ziemlich traurigen 2luftritt. Derjenige, dessen Geschichte ich jekt erzählen will, war ein Bauer von Nn cone, em von Natur vcrdrüßlichcr undzanku scher Mensch. Derselbe wurde auf dem Felde, ohnc daß manwußte von n em, oder wie, gctödet. Zween Tage darauf, nachdem man ihn in eine Capclle der Stadt begraben hatte, breitete sich das Gerüchte aus, man sä' he ihn dcs Nachts mit großen Schritten herumgehen, er kommc in die Häuser und werfe das Gcräche hin und her, lösche die iichtcr ans, umhals« die tcutc von hinten her, und mache taufend kurzweilige Possctt. Anfangs lachte man darüber. Allcin die Sache wur, de bald ernsthafter, nachdem sich die rechtschaffensten teute darüber zu beklagen ansicngcn. Die Papas behaupteten selbst die Richtigkeit der Sache, wozu sic ihren guten Grnnd haben mochten. Man ließ sogleich Messen lesen. Indessen fuhr der Bauer immer fort, seine Handel ;n treiben, ohne sich zu bessern. Nach verschiedenen Versammlungen der Vornehmsten der Stadt, der Priester und Religiösen, wurde beschlossen, daß nach einem gcwißen, mir unbekannten Ge> brauch, die neun Tage nach der Beerdigung abgcwar» tet werden müßten. Am zehnten Tage wurde in der nemlichen Capesse, wo der lcichnam lag, eine Messe gelesen, uM den Daemon zu vertreiben, der sich, wie man glaubte, hinein versteckt hatte. Dieser leichnam wurde nach tcr Messe ausgegrabcn, und man hielt es für Pfiicht, dieses äusserste Mittel zu ergreifen, als die ganze In< sel öde werden zu lassen. Und in der That fiengen schon ganze Familien an, einzupacken/ um sich nach S?ra oder Tpne ztt begeben. Man schafte also auf Befehl der Obrigkeit den Vroucolacas auf die Sr. Georgen Insel/ woselbst man den Scheiterhaufen mit Pechgranzen zubereitet hatte, damit ja das Holz, so dürre es auch war/ desto geschwinder brennen moch^ Saht.Erinn 206 "»AM ^i Gc)k> diese mag nun gut oder schlimm seyn. Man darf sich daher auch nicht wundern, daß sie noch immer der atten Ketzercy zugethan sind/ und mit den meisten von ihren lchrcrn, den Ausgang des heiligen Geistes von dem Sohne laugnen. Allein, ausser einigenMöm chcn von dem Monte Santo, giebt sich bey ihnen niemand mit theologischen Streitigkeiten ab. Die meisten Papas, die wir um ihre Meinung in Ansehung dieser Sache fragten, wüsten gar nicht einmal recht, Hvorüber eigentlich gestritten wird< In Ansehung des Abendmahls sind sic besser unterrichtet. Denn wen" man sie fragte/ aufwelche Art Jesus Christus in der Hostie zugegen sey, so antworteten sie ganz dreiste und gleichsam zornig, als ob man sie wegen ihres Glaubens für verdächtig hielte: er ist körperliche) in derselben zugegen. In Ansehung des Feqfcuers, wissen sie selbst Tncht recht, wie sie daran sind. Die meisten bilden sich ein, daß niemand vor dem jüngsten Tage werde gerichtet werden; und ob sie gleich den Ort nicht bestimmen, wo die Seelen der Verstorbenen bis zur Auferstehung sich aufhalten: so untcrlaßen sie dock) nicht, für die Abgeschiedenen zu beten, m der Hof-«ung, daß sich Gott durch ihr Gebet werde zum Mitleiden bewegen lassen. Es giebt sogar einige untcr ihnen, welche glauben, daß die Höllensiraftn nicht «wig seyn werden. Da sie aber schlechte Geographen sind/ ^j) Xvjwrawjtf» sind/ so find fie eben so verlegen, der Hölle, als dem Fegfeucr einen Platz anzuweisen. Unsere Missionärs finden viele Schwierigkeit ten, die Griechen zu ihrem wahren Glauben zurück zu bringen, besonders in den Städten, die von der Küste entfernet sind, wo die christliche ticbe des Königs nicht leicht hinreichen kann. Beynahe muß man sagen, daß ihre Verehrung der Heiligen, und insonderheit der hell. Maria, in eine Abgötterey ausgeartet scy. Man zündet alle Sonnabend mit großer Sorgfalt eine lampe vör ih-remBilde an. Sie ruffcn sie ohne Aushören an,und aller Dank wird ihr gebracht, wenn ihnen etwas gelinget. Man darf sich sicher auf ihr Wort verlassen, so bald sie dasBild küssen, oder anrühren. Allein sie schmälen auch öfters auf sie, und stellen sie zu Rede, wenn ihnen ein Unfall begegnet. Doch sie söhnen sich gar bald wieder mit ihr aus, küssen ihr Bild, nennen sie die Aller heiligste a) und vermachen ihr, wenn sie sterben, emige Weinberge oder Felder. Ihr sind die weiften Capellcn gewidmet. Die Papas verlieren nichts dabey. Sie sind, so zu reden, gebohrne Erben von allen Gütern der heil. Jungfrau. Ungeachtet die griechischen Capellcn nicht prächtig sind, so wird doch in selbigen das Amt alle Sonnend Festtage ordentlich gehalten ö). Dieses Officwm oder *) jZv»*%tttu* Bio) uyiar. Fenet. 1621. e»f cher Zeit sich das Mädchen fast gar nicht beweget. Die vornehmsten dieser Feste c) sind diejenigen, die dem heiligen Michael, dem heiligen Andreas, dem hnlü gen Nicolaus, dem heiligen Oeorgms und den vierzig Märtyrern zu Ehrengcfcyert werden. Ehe' hin wurde eine iohschrift auf den Heiligen, dessen Am gedenken erneuert wurde, abgelesen. Dieses aber geschiehet auf del» Inseln des Archipelagus nicht mchr> Derjenige, der das Fest auf seine Kosten anstellet, spe'lsct blos einige Arme; und dieses soll eine Nachah? wung dcr iiebesmale . 21. 22. b) 2. $P«tr. 2. t). 13. f) 3ub.t). 12. 2Il in dcr Hand, in der gewissen Ueberzeugung, daß ihnen dieses Glas Waffer einen Krug Wein und ein Stück Wildpret eintragen werde. Dergleichen Mißbrauche hatten auch bey uns, vor Einführung der Seminarien, statt. Diese heiligen Häuser sind nichts anders als Pfianzschulcn, wo treue Hirten und heilige Priester gezogen werden. Allein dieses hat man in dcr griechischen Kirche nicht zu hoffen. So regelmäßig auch die Convente von dem Monte Santo zu seyn scheinen, so kriechen doch aus ihnen die gefährlichsten Betrüger herfür, statt daß man apostolische Männer erwarten sollte, die im Stande sind, der verfallenen Kirchenzucht wieder auf zu helfen. Ich habe die Ehre mit der vollkommensten Ehrerbietung zu seyn, u. s, w. O H Wierttr HIK Vierter Brief. Beschreibung der Inseln Argcntim/Ml0/ Siphanto und Serpho. ^^ Gnädiger hcrr! M«H^s ist so gefahrlich von Candia, inden Fahrzeugs ^^ des tandes, auf die Inseln im Archipelagus zU schiffen, daß wir solchee durchaus nicht wagen wollten' Man muß cine Fahrt von hmidcrt Meilen machcw und dicse Fahrzeuge sind Schiffe a), die nicht übcr Zwölf bis funszchn Schuh lang sind/ und die ew etwas heftiger Nordwind ohne Muhe umwerfen kann-Ueber dieses hat man anf dlesem Weg keinen Orl/ woman Halte machen sann; Und dieses ist bey See reisen ein wahrcö Unglück, wenn man nicht weis, ^o man einlaufen kann, wenn man einen Sturm zu ^ fürchten hat. Wir entschlossen uns also, auf ei"^ frat" a) K*(*>t, Caique. - 0-iafen-^on. Hilo mi.£%enhenachi6arl;n. önßlrt ronherSvitzeocs ^erqcs öliiz aufgenommen 'Tah.is-. ''.'h.ps&.2J2. ^O A OFl- Hi) französische Barke zu warten. Zum Glück fand sich zu Canca cine von denen, dcncn Sie vcrbotten hatten, nicht von einer Insel zur andern auf gut Glück zn schift fcn. Ich versprach dem Patron, daß ich ihn bey Ihnen gewiß nicht verrathen würde. Er nahm uns also dcn ersten August an Bord seines Schiffes, dessen Fahrt nach Aryrncierc gicng. Diese Inscl, welche von dcn Griechen Chi-moli ö) gcncnnct wird, bekam den Namen Argentic-re oder Argenrari, zu dcr Zeit, da man daselbst Silbcrgruben entdeckte. Man findet daselbst noch die Wcrkstadte und Schmelzöfen, wo dieses Metall bear, beitet wurde. Allem ohne Erlaubnus der Türken, würde es heut zuTage wohl nicht vergönnet seyn, diese Art dcr Arbeiten wieder zu unternehmen; und die Türken würden nicht unterlassen, die Einwohner der Insel, unter dem Vorwandc, daß sie großen Profit davon zögen, mit starken Auflagen zu beschweren. Die Einwohner des iandcs glauben, daß die Hauptgruben auf dcr Seite gegen polom wären, so ein kleiner Hafen auf der Insel Mllo ist. Diese Inseln sind nur «ine Meile von Cap zu Cap entfernet, wie die Crdbe, schrciber reden: allein dic Fahrt dahin beträgt wohl zwo Meilen. Der Hafen von Argemiere ist klein, und für große Schiffe nicht tief genug. Dieselben lie- O 3 gen *) KlMstAOE, Strato ret Geogr. I. 10. 3fn bcr gemci» ^c» öru^isc^cu @pcadS»e K#>*X/. Cimolus. P/i». Jß.nat. I, 4# ff 12# Argentaria Italorum. L,'^r- Sentiere. ® 5t 4 ^M A O^ gen aus der Rhede von Südost a) unter dem Schutze der Insel stolmo, so den Franzosen unter dem Namen der verbrannten Insel, (Izie brülle) be-kannt ist. ptinius 5) versichert, daßCimolis etzchin die Viperninset geheißen habe. Es muß aber dieses Thicrgcschlecht vollkommen ausgerotttet worden seyn, indem man uns versicherte, daß jetzt keine mehr daselbst angetroffen wird. pmer, der Uebcrsetzcr des plinl'us und einige ncucre Erdbeschreiber haben ge^ glaubt, es sey dieses dle Insel Sicandro. Ich mei^ nes Orts halte Sicandro fur cine blos eingebildete Insel, die nie vorhanden gewesen ist. Wir haben sie weder m dem Archipelagus sinden, noch einige Nach-^ ticht davon erfahren können. AlIennere hat nicht mehr, als ein einziges sehr schlechtes Dorf, und die Insel, die sehr dürre und voller unfruchtbaren Berge ist, hat nicht mehr als achtzehn Meilen lm Umfange. Blos in der Gegend um das Dorf wird Gerste und Baumwolle gcbauet. Man trinket daselbst Wein von Mllo und CisternetU Wasser; denn in dem ganzen iande ist keine Quelle zu finden, sondern nur einige schlechte Brunnen. Die Weinstöcke geben blos Trauben zum essen, und die Vcnctianer haben in den Kriegen mit den Türken, alle Olivenbaume abgehauen. Kurz diese Insel ist durch' aus a) Siroc. f; Cimolus qua« Echmufa. Vim. U$» not, h 4» *. I*» "NH M E^ 215 aus arm geworden, seitdem der Konig kcine französischen Corsaren mehr in der lcvantc dultct. Argen-tiere war ihr Sammelplatz. Sie verzehrten daselbst durch die schrecklichsten Ausschweifungen sogleich alles Wieder, was sie von den Türken erbeuteten. Die Frauenzimmer machten sich solches zu Nutze. Sie sind keine dcr grausamsten, und noch ziemlich schön. Diese sind dic gefährlichste Klippe in dem Archipelagus; man muß abcr sehr ungeschickt seyn, wenn man an derselben scheitert. Die ganze Handelschaft dieser Insel lallst also in dicscm Stück dcr Galanterie zusammen, die abcr nur für icute gehöret, die nicht cckel sind, wie die Matrosen zu seyn pflegen. Die Weibspersonen beschäftigen sich daselbst mit Verfertigung bcmmwoll.'-ncr Strümpfe, und mit liebeshandeln. Diese Strümpfe sind eben nicht die schönsten, ungeachtet man die benachbarten Inseln damit verstehet. Die Mannspersonen lieben das Scclclnn, und werden gutcSchif, fer. Religion haben sie daselbst sehr wenig, welches der Fall auf den meisten Inseln in dem Archipelagus ist, wo die Einwohner insgemein sehr unwissend, und folglich schlechte Christen, ja ich darf sagen, Scclcraten sind. Die Einwohner von Argcmicre bekennen sich fast alle zur griechischen Kirche. Sie haben in ihren Capellen noch etliche zwanzig kleine Glocken, welches auf wrkischcm Gebiete ein nicht gemeines Vorrecht ist. Der latciner giebt es wenige auf dieser Insel; sie sind aber eben so wenig werth, als die Griechen. Die la-ielmsche Kirche wird von einem Vicarius deZ Bischofs O 4 v«n von Nlilo versehen, wovon Argentine gleichsam dle Vorstadt ist. Dic Gerechtigkeit wird daselbst durch einen hin und herziehenden Richter verwaltet; und dieser ist der einzige Muselmann in, tande. Ordentlicher Weise hat er weder einen Bedienten noch eine Magd. Derselbe darf nicht groß thun, weil er be, fürchten muß, von den Einwohnern einem mallhc> fischen Corsaren in die Hände gespielt zu werden. Der Insel Argentierc wird in dcy allen Gc» schichten nicht gcdacht. Dieselbe hatte immer mit NAlo gleiches Schicksal. Bey dem Umsturz des grie> chischen Reiches durch die latcmcr ^?), vereinigte fie Marcus Gatmdo, ein edler Venetiancr, nebst «ni-gen andern benachbarten Inseln, mit dem Herzogthum Naria. Sie wurde endlich, wie der ganze Archipelagus, von dem Barbarossa erobert, So elend Argen^c hcut zu Tage ist, so ziehen doch die Türken tausend Thaler für Kopfgeld/') und Vermögenssteuer c^, welcher in dem fünften Theil aller Waaren bestehet. Ausser diesen Gefallen zahlen die Einwohner dem Bedienten des Capitain Bassa/ welcher die Kopf- und Vermögenssteuer bey ihnen einfordert, noch drey bis vierhundert Thaler. Es sind nur zwo Sachen auf dieser Insel, welche in die Naturgeschichte einschlagen. Die cimo« lischs a) Hist cics Dues de I' Archip« b) Xt$«*atte, Carath. lische Evde und die Pflanzen. Was die Silbergrm ben betrift, so ist nicht metzr daran zu gedenken. Die cimolische Erde a), aus welcher die Al< ten soviel mackten, und die den Namen von dieser Inscl führte, ist eine weiße Kreide, die ziemlich schwer, ohne Geschmack, und voller Sand ist, den man zwischen den Zahnen empfindet. Diese Kreide ist brüchig; sic erhitzet sich aber nicht, und siedet auch N'cht, wenn Wasser darauf gegoßcn wird. Sie schmelzet blos und wird ziemlich klebrig. Die Auflösung solution) welche gräulich ist, verändert die blaue Farbe nicht, un» beweget sich nicht mit Wcinstcinol. Der auf cimolische Crde gcgoßcnc Salzgeist, gäh-rct ohne Hitze, sowie aste steinigen Materien. Ich bin daher überzeugt, daß diese Art von Kreide, sich von derjenigen, die man um Paris sindct, blos dadurch unterscheidet, daß sie viel fetter und sciffcnartigcr ist, Aus diesem Grunde kann man sie gebrauchen, die ici-Mwand zu reinigen und zu bleichen. Ich glaube, daß jede andere Art von Kreide eben so gut bleichen würde, Nurmußman bey der vonArgcntierc die einzige Vor, sicht gebrauchen, daß man den Sand und die kleinen Kieselsteine, welche lochcr in die leincwand machen, da? von ahsoyderc, Uebrigcns machen diese Insulaner keine O s anders *) H y*f KtpaXfa. Strabo rev, Geofj. h 10. Crcj* x tae plura genera; ex iis Cimoliae duo ad medics Pwtinentia, candidum & ad purpunfifuai \^ «wan«, ?u9t try. „a,. (, |f, f, ^ andre l^»uge, und dieser Gebrauch muß bey ihnen schr alt seyn, weil plmnw a) versichert, daß sie sich derselben bedienen, die Zeuge weis zu machen. Was die Tugend der cimolis^xn Erde in Rücksicht auf den Arzneygcbrauch betrift, so bedienten sich die Alten derselben zur Zertheilung der Geschwulsten. Man wurde heut zu Tage besser thun, wenn man statt derselben lieber weiße Kreide/ oder die Topferscrde, als die Mcjscrschmicdserde (6(5 couteUer^) gebrauchte. C>r»id 5) hatte Recht, wenn er bey Gclsgl'uheit, da er von Cimolis redet, sagt, daß das ganze land daselbst mit Kreide angefüllt sey. Es giebt gewisse Gegenden auf dieser Insel, welche ganz weiß sind. Keine in das rothe fallende Kreide konnten wir daselbst nicht antreffen. Vielleicht liegt di? andere Art der cimolischcn ^r-de, von der ^Ammo Meldung gethan hat, etwas tiefer. Die Pstanzcn waren, als wir zu Argcnriere ankamen, insgesammt verbrannt. Eben so verhält cS sich auf den aud-ru Inseln zu Ende des Julius. Die jährigen Pstanz.n sind um diese Zeit daselbst bereits vorbey, und es ist alsdann nichts mehr von ihnen übrig, als cw dürres Gerippe, oder der Saawe derselben, dcr -mf den Boden gefallen ist, und im Herbste, bey dcm ersten Regen aufgeht. Da a) ibidem b) Cretofoque rura Cimoli, Metatnorpb. I. 7« Da wir um unsere Gerathschaften sehr bekümmert waren, und den Einwohnern der Insel nicht viel guces zutraueten, fuhren wir den 2ten August nach der Insel Milo in weniger/ als einer halben Stunde, auf dem Schiffe, das alle Tage von einer Insel zur andern fahrt, und wiederkommt. Nach dem Srrabo a) ist Milo vier und zwanzig Meilen von dcm Cap Skilll in Morea, und fast eben so weit von dem Cap Spada in Candia entfernet. Nach dcr ordentlichen Rechnung sind beyde Inseln hundert Meilen von einander entlegen. N7«'lo ist eine schone und fast rundeö) Insel^ die sechzig Meilen im Umfange hat, und wohl angebauet ist. Der Hafen derselben, der einer von den besten und größten auf dem mittelländischen Meere ist, dienet allen Schiffen, welche nach der Lcvame segeln, oder von dannen zurückkommen, zum Aufenthalte. Denn sie liegt an dem Eingänge des Archipelagus, so den Alten unter dem Namen des ägaischen Meeres bekannt war. Diese Insel ist zwar klein, doch war sie zu der Zeit, da Griechenland noch im Flore stunde, eine der beträchtlichsten c). Milo war nach dem Bericht des Thucy- 4) MHAO2, Strabo rer> geogr. 1. 10. Melos. Vim, Hifi> natur. I. 4. c. 12. Milo fvanso(i$ Le Milo. ^) Haec insularum omnium rotunUissima, P//». Hid. fy H M^Xflf «|/Aö/«r«^a rouruv, Strabo ibid. 220 ^O A OF^ Thucydibes ^) siebenhundert Jahr vor dem berühmten peloponnesischen Kriege, dcn dieser Schriftsteller so genau beschrieben hat, ein vollkommen freyer Staat. Nicht nur Griechenlands sondern alle benachbarten Inseln und alle Hauptstädte auf der Küste von Asien wurden mit in diesen Krieg verwickelt. Bey diesen Unruhen, wollten die Milioten 5) ungeachtet ihnen die Athemenstr stark anlagen, durchaus neutral blieben, weil sie vielleicht von den iaccdae-moniern, nach dem Vorgeben des Thucydides c) und des CononH abstammeten, ungeachtet Slepha-nlw der Erdbefchreiber, Milo zu einer phoenicischen Colonle gemacht hat. Nicias e) ein atheniensischer Feldherr, kam mit einer Flotte von sechzig Schiffen und zweytausend Mann nach NAlo, welche zdas ganze iand verheeretcn. Indeffen sahe er sich doch ge-nöthiget, die Belagerung der Stadt aufzuheben/), die Syncellus ß) so alt macht, als dm Minos, den Sohn der Europa. Einige Jahre darnach wagten die Athenienser mit drcytaustnd Mann, welche Cleomedes und Tisias ö) anführcten/ eine abermals 4) Lib. K b) Thucyd. lib, 3, O Lib. V. i) Harr at. 3Ä, f) Tbucyd, lib. 5. /) Diod. Sic. Bibliotb, Hiß. I i24 ^) Georg. Syncetl. Annah t) Tbucyd. I. s» ge iandung auf dieser Insel. Dlese Feldherrn blo-quirten diese Stadt, nach einer langen und verdrießlichen Unterhandlung mit den Vornehmsten derselben. Allein die Miiioren richteten alle ihre Werke zu Grunde. Als endlich pdüocrates mit einem frischen Succurs von Athen angekommen war, ergaben sie sich auf Gnade und Ungnade. Und bey dieser Gelegenheit erfolgte jenes Blutbad, dessen Scrabo, Diodor von Sicllien und Tbucydides gedenken. DieAthe, nicnscr todteten auf Anrathen des Alcidiades a) alle Einwohner von N?ilo, die Weiber uud Kinder ausgenommen b) welche nach Arnca in die Sclavcrcy geführet wurden. Man schaffte fünfhundert Personen aus eben diesem lande auf die Insel, um eine neue Colonie anzulegen. Allein nachdem L.ysander c) die Feldherrn der laccdaemomer gezwungen hatte, sich ebenfalls aus Gnade und Ungnade zu ergeben, wurden die noch übrigen Miliotcn ans ihre Insel zurück geschickt, und dagegen die Colome dcr Athenieser zurück ge-ruffen. Milo hatte m der Folge gleiches Schicksal mit den übrigen Inftsn in dcm Archipelagus; das ist, slc kam unter die Bothmäßigkeit der Romer, und endlich in die Hände der griechischen Kaiser. Mar-cus Ganudo H, der erste Herzog des Archipelagus, verein *0 Plutarch, in AkibiaL h) Tbucyd. L V. ^ ?ll"*rcb in Lysandr. *> s«»«/, h i. pan, 4, cap, 7, 222 ^O U E^> vereinigte diese Insel mit dem Herzogthum Naxia, unter der Regierung Heinrichs von Flandern/ des Bruders des Kaisers Baldum. Johannes Sa-nudo/ der sechste Herzog des Archipelagus, rieß NAlo von diesem Herzogthum aba), und überließ diese Insel dcm Prinzen Marcus, seinem Bruder, und dieser gab sie seiner Tochter Florcmia zum Heu, rnthgul, als sie sich mit dcm Franciscus Crispo vermahlte. Dieser Crispo, welcher von den alten griechischen Kaisern abstammte, war so glücklich Milo wieder mit Naxia zu vereinigen, indem er auf dieser Insel den Nicolaus Carceno, den neunten Herzog derselben, todten ließ. Durch diese That wurde Crispo der zehnte Souvernain des Herzogthums in dem Archipelagus. Barbarossa, der Capitain Vaffa brachte NAlo und die meisten Inseln diesis Herzoge thums unter die Bothmaßigkeit Solymanns dcs Zweyren. Daß sich ein Miliote, Namens Capsi, zu unsern Zeiten, zum König von Mile aufgeworfen/ ist bekannt. Es fehlte ihm weder an Muth, noch an Talenten, die zu einem Regenten erfordert werden. Allein er war so unbcdachtsam, daß er seinen Thron verließ, und ohne eine Wache bey sich zu haben, einen Besuch bey einem türkischen Schiffscapitain abstattete, der ihm von Seiten des Großvcziers, den dieser neue Souverain zu beunruhigen anfieng, einige vorthcilhafte Vor, a) Hiß. des dues de ? Arcbipei, Vorschläge gemacht hatte. Sobald Capsi am Bor? ^ de des türkischen Schiffes war/ segelte solches ab, und dieser unglückliche Miliote, der nur drey Jahre regiert hatte/ wurde zu Constantinopcl an dem Thor des Sclavengcfangnißcs a) aufgehangen; minder klug/ als jene alten Einwohner von N?ilo, von denen Plucarchus^) redet/ die/ nachdem sie nach Cryassa/ einer Stadt in Carnn/ eine Colonic geschickt/ Dolche in den Bußen ihrer Weiber versteckte«/ und sich derselben gerade zu rechter Zeit bedienten, um damit die Einwohner der Stadt zu todten, die sie zu einer Feyerlichkeit eingeladen hatten / in der Absicht sie auS dem Weg zu räumen. Wir stiegen in einem Quartier der Insel an das land, das polom heißt/ vielleicht wegen eines alten Tempels dcs Apollo. Wir mustcn bis um Mittag bey einer öden Capelle verweilen, um auf Pferde zu warten. Denn man rechnet von poloni bis in die Stadt fünf Meilen. Diese Stadt hat/ zufolge einer vom Galcnus c) bemerkten alten Ge, wohnhcit Griechenlands, mit der Insel gleichen Na, men. Wenn man mchr als die Hälfte des Weges, ubcr Hügel und über cmcn öden, dürren und unfruchtbaren Boden, zurückgelegt hat, kommt man in eine sehr angenehme Ebene, die sich bis au die Stadt erstreckt, O II Bagno. *) De virtutibus mulierum. fJ Dc fimplic. medicam. tacultat, 1. 9« §• "* . streckt, und sich erst beyder großen Rhcde endigel. Die Stadt Milo, welche fast fünftausend Einwohner hat, ist ziemlich wohl gebauet. Allein die Un* rcmlichkeit daselbst ist fast unerträglich. Wenn daselbst ein Haus gebauet wird, so macht man den Anfang dazu mit dem Schweinstall. Dcrftlbe wird unter einem gewölbten Bogen, der Erde gleich, odcr etwas nicdriqcr angelegt/ und gehet allezeit auf die Straße. Mit einem Wort, derselbe ist dic Cloack des ganzen Hauses. Der Unrach, der sich daselbst sammelt, die Dünste der salzigen Moräste, die am Ufer dcs MccreS licqen, die Ausdnnstunqen der Mi< neralien, die sich übcral auf der Insel befinden, und. endlich der Mangel an guten Wasser, vergiften die iuft von Milo und verursachen die gefährlichsten Krankheiten. Die Häuser dieser Stadt, sind viel besser, als die in Candw. D:e zu Milo haben zwey Stockwerk, sind wohl gebauct nnd von einer besondern Art von Steinen aufgerichtet, welche mit oe»l Bimsenstcincn übereinkommen, aber hart, schwarz und leicht sind, auch dem Eindruck der tuft widerstehen. Man kann mit diesem Steine alle Arten der Wcrkzcw go von Eisen scharf machen. Es ist nicht wahrschcin> lich, daß Cdeophrast a) und plinius von dicstc Gattung von Steinen haben reden wollen, da sie sagten, a) De lapiiibus Hifi. Nat, lib, $6* cap.n. An Alcyo-niuiti durum Imper, cuins textura ad pumieenft sccedit 7 sagten, daß sich die besten Bimsensteine auf diese? Insel befanden. Denn die Alten bedienten sick) dcrftl, bcn/ die Felle wcich und zart zu machen. So viel ist richtig, daß die gemeinen Bimftnsteinc zu diesem End, zweck vorzüglich tauglich sind. Unserm Vcdunken nach aber hatten diejenigen, welche man zu Mllo findet, eben kein feineres Gewebe, als diejenigen, welche man an den Usern aller Inseln Griechenlands antrift. Sie kommen alle von einem Steinbruch her, wie wir in der Folge sehen werden. Die Tcrrassen zu N?ilo sind cbe» so gemacht/ wie die in den andern Städten in dem Archipelagus. Dieselben bestehen aus ciuec wohlgestampften Schicht Erde/ welche Risse bekommt/ und beydem ersten Regen das Wasser auf allen Seiten durchlaufen laßt. Je mehr sie. aber Wasser in sich schlucken/ desto fester werden sie, so, daß sich nach und vach alle Risse verstopfen» Die Capuciner sind auf dieser Insel sehr wohl logirt. Sie haben ihr Kloster bey dem Eingang der Stadt, rechter Hand, wenn man von dcni Hafen herkommt. Nor einigen Jahren wurde thr Kloster von, den Türckcn niedergerissen, welche sich beklagten, als habe man in demselben die Beute der Corsaren verstecket. Sie haben aber ihr Haus wieder aufgebauet, und die neue Kirche tst für dieses iand sehr schön. Der Konig hat tausend Thaler zu diesem Bau hergegeben. Die französischen Kaufirutc, die Seeca-pitains, und selbst die Corsaren, haben nach ihrem Vermögen Beyträge gethan. Denn die Capuciner Md überall bettelarm. In der levante wenden sie ih-?"«rn«f Reisen I.TH. P ten 216 ^M ^ Oc)5> ren Uebersluß dazu an/ daß sie die armen Christen Familien ernähren. Sie vergessen auch nicht/ den Sclaven allerley Erleichterungen zu verschaffen/oder sie auS< zulößen. Von den zween Patribus / welche in dem Kloster zu Milo sind, hält der eine die griechische ynd der andere die italiänische Schule. Sie bewahren ln ihrem Garten eine altc Figur/ die ohne Kopfund sehr übel zugerichtet ist. Man hält sie für eine Abbildung der Pandora. Was noch davon übrig ist, ist sehr schön; ich wollte diese Figur Heber für eine Bildsäule der Diana/Y mit vielen Brüsten halten/ die noch auf vielen Münzen des Domman/ Traian/ Sabinus/ Marcus Aurelius, Commodus, der Mammaea/ Oracilla/ Lrruscilla und des Gal-lienus angetroffen wird. Die Milioten sind gute Matrosen. Man hat sie auf den meisten fremden Schiffen/ wegen ihrer Er, fahrung und Kenntniß aller in dem Archipelagus liegenden Inseln / gerne zu Steuermännern. Diese Insel hatte zu der Zeit, da die franzosischen Corsarc« das Meer in der levante innen hatten/ an allem einen Ueberfiuß. Man redet noch immer daselbst von dctt großen Thaten des Herrn de Beneville Temericourl, des Ritters von Hocquincour/ des Hugues Cru-velier, des Ritters Entrecdaut/des poufsel/ ^ Orange/ Lauchier und anderer/welche ihre Prisen in diese Stadt brachten/ wo gleichsam die große Mcjse iw ArchiP" ä) APTEMIS nOATMASTOS, SDU £>istna mit »i* %^^Jttn^JtrJMStr ayf~dč£jigti ^Üe^-^- UMl. iTh- po-ß- jrzL Cin Topas in frritfttrlichir ßhidunß^ &n 'Diacenuj. &2i Subdiaconuj. Archipelagus war. Man konnte hier alle Waaren um billigen Preiß haben; die Bürger von Mllo verkauften sie wieder mit guten Nutzen, und die Mannschaft der Schiffe verzehrte die Producten des tandes. Das Frauenzimmer hatte dabey auch gute Zeit. Sie sind daselbst eben so wenig spröde, als dic auf der Insel Argenriere« Alles Frauenzimmer daselbst schmincket sich mit dem Pulver einer Seepstanze a). Mit demselben reiben sie ihre Wangen, um sie roth zu Nachen. Allein diese Farbe ist von einer kurzen Dauer , und der Gebrauch dieses Pulvers verderbt die natürliche Farbe und richtet die Oberhaut übel zu. Die Damen auf dieser Insel sind auf die nemliche Art gekleidet. IcdemFrcmdcn muß ihre Kleidung seltsam, und dem schönen Geschlecht ganz nachtheilig zu seyn scheinen. Sie verderbt ihren Wuchs, und macht, daß die schönsten Frauenzimmer mit monströsen Füßen erscheinen. So viele Reitze also diese Damen haben, so taugen sie doch weiter zu nichts, als daß man sie auf Camwschirm-n und Sonncnfächcrn abbildet. Dic Insel Miw wird bloß von Griechen bewohnt. N er der Richter odcr Cadi ist cm Türke. Qcr Vawode ist ordentlicher Wcise ein Grieche, der ^^^'"'Vermögensieucr einfordert, sondern auch as ^eche hat, zu strasscn, und die Bastonade ghetto« zu lassen, wie der Ianiischarcn Aga in den Städten in der Türkey. Im Jahr 1700. betrug P 2 diese -«> AlcyoiUuia «iarum Imper« 228 ^M A O^ diese Vermögenstcuer fünftausend Thaler, und Mtt bezahlte dem Mezomorro, dem Capita«« Baffa eben so viel für Kopfsteuer. Alle Jahre werden zu Milo drey Consuls gemacht. Diese heißen Epirro-pi<2); und diejenigen, welche diese Würde abgelegt haben, heißen primari oder vechiardi, das ist, alte Consuls. Diejenigen, welche dieses Amt bekleiden , haben die Verwaltung der Einkünfte der Stadt zu besorgen, welche sie von dem Zoll, von den Salzkoten und Mühlsteinen zu ziehen hat. Alles dieses aber belauft sich das Jahr über auf ungefähr fünftausend Thaler. Man zahlt in dem Zollhauß für alle Gattungen der Kaufmannswaaren drey Proccnt. Die Handmühlen, welche man auf dieser Insel hat, sind sehr gut; und die Steine derselbeu sind vortreftich. Man führet sie nach Constanrmopel, nach EZyp-ren, Morea, Zanre, Cephalonien, ja selbst nach Ancona. Mylos 5) heißt in der gemeinen griechischen Sprache eine Nlühle. Man sagt die Insel habe den Namen von der großen Handelschaft bekommen, die auf derselben mit den Handmühlcn getrieben wird. Es ist aber wahrscheinlicher, daß sie ihren alten Namen Melos beybehalten habe, woraus Mils gemacht worden, und den Fcstus von einem alten phönicischcn Capitain herleitet, der Melos hieß c)? " ,^ Was a) EjriVf*!««. SÜuffcfocr, Intendant* (/» Mutet* j O milofoa c1)fl)in meiliba Reißen featen, ttjeä«n &f* Pick» J&euigS/ so bafelbft cjcfammclt rotft. Was das Salz betrift, so wird solches auf dieser Insel nicht verkauft. Denn das ordentliche Maas a), so sechs und sechzig Pfund nach französischem Ge' Wichte wiegt ö), kostet daselbst sieben Suls. Die Salzkoten liegen zwo Meilen von der Stadt/ mitten ln oer Rhcde. Den Winter über füllet das Meer-Wasser die Bchaltniße an, und bey der großen Hitze N'istalisirt sich das Salz darinnen. Die Consuls ernennen die Personen/ welche in allen Quartieren der Stadt die Kopfsteuer einfordern, welche sich nach Verhältniß der Umstände bis auf fünf Thaler auf den Kopf belauft. Dieses Geld wird nach-gchends dem Capitain Bassa ausbezahlt. Die Türken wissen immer eine neue Plackcrcy zu erdenken, um diese armen Griechen zu schinden. Sie wollten zum Beyspiel zu der Zeit, da wir uns auf dieser Insel befan-ben,dieZeckins nicht höher als um zween Thaler nehmen, da sie doch sieben iivres und zchen Sols gelten. In "nem andern Jahre wollten sie^ statt des Geldes, lan-cswaare haben, an der viel zu gewinnen ist, zum ^cyspiel Seide und gesponnene Baumwolle. Ausserdem muß man ihnen immerzu Geschenke machen, A""M"n der Kette oder Vasionade entgehen will. "le Türken sind seit der Zeit, daß die franzosischen orsarcn weg sind, gröber und ungcsiümmcr als je-^als, Dahcr wissen die Griechen nicht, was sie sich P 3 wünschen wünschen sotten. Die Corsarett hielten die Türken im Zaum/ und verzehrten den Nutzen von ihrer Beute in dem lande. Indessen waren eben diese Corsarett manchmal beschwerliche Gaste/ mit denen nicht zs scherzen war. Alle Klaghandel und Rechtssachen kommen zu erst für die Consuls und Primatis. Von ihrem Allsspruch kaun man / wenn man will, an den Cadi ape pellircn. Allein die Consuls, welche des Cadi Gerichtsbcysihcr sind, drohen ihm, ihn zurück zu schicken, wenn er nicht rechts richtet; ' sie thu« dieses auch manchmal wirklich, wenn er ungerecht lst< Bcr Gros Cadi zu Scio muß einen andern schicken. Der neue Cadi der Stadt wird drey Tage lang von den Beamten der Stadt bewirthet, die ihm eine Wohnung anweisen, wofür er die Miethe bezahlen muß. Er hat zehn Procent von dett Gütern, worüber gestritten wird. Manchmal nimmt er von einer Parthey Silber und von der andern Gold. Wer ihm am meisten g-ebt, der findet das meiste Recht. Wenn es eln wackrer Mann ist, wie dieses gar oft der Fall ist, so verurthcilct er ihn auf der Stelle, entweder mit baaren Gelde oder mit Waaren zu bezahlen. Hat der Schuldner keine Cffcctett/ ft ist alles verlohren, cs müstc denn seyn, daß er Nachsicht erhielte, laugnet er die Schuld, so glaubt matt ihm solches auf scincn Eid; und man muß ihn sodantt in Ruhe lassen. Man läßt einen Papas ruffen; und in dessen Gegenwart läßt ihn der Richter auf das Evangelium, oder wohl gar auf den Alcoran schworen/ ren/ wenn eö ihm gerade nicht gelegen seyn sollte, die Ankunft des Papas abzuwarten. Es befinden sich auf dieser Iusel zween Bischöfe, ein griechischer und ein lateinischer. Die ganze Cle, risey des lateinischen Bischofs bestehet in einem einzigen Priester, den er bey sich hat, ungeachtet er Bischof von Nillo, von ArZemiere und von Si* phamo lst, wo er bloße Vicarios hält. Im Jahr i?oo. war der bischöfliche Sitz daselbst leer, und man glaubte, der Pabst würde daselbst blos einen apostolischen Vicarium halten, weil die Kirche zu Milo nur hundert Thaler Einkünfte hat, Ehehin bcliefen sich dieselben auf fünfhundert Thaler. Allein da der Großherr nach dem candischen Krieg, eine Untersuchung der Rechte CNN'e8) derjenigen anstellen ließ, die selbige bejaßen, konnte der lateinische Bischof von Milo, welcher mit Bewilligung der Vc-netianec, die verbrannte Insel sich zugeeignet hatte, stin Recht nicht beweisen. Es wurde also diese Insel, welche sehr nahe bey ArIenriere liegt, au die Meistbietenden feil gcbottcn, und um fünfhundert Thaler verkauft, Der letzte Bischof starb in einer so großen Armuth, daß er den Kelch, den Vischofthut "nd allen Ornat seiner Kirche versetzen mußte. Ja er wurde ohne die Pension, die ihm der Konig bewilligte,und ohne die Wohlthaten, die derselbe denlateinern in der le. ^nte austheilen läßet, Hungers haben sterben müssen. heiligenCosmus und dem yel lgen Damian gewidmet. Sie war chchin eine gnechlsche Capelle, die an die iateincr war verkauft P 4 worden. worden. Die Wohnung des Bischofs/ der Kirche gerads gegenüber, ist sehr art'^q. DicscrVischof hat in Ansehung seiner Einkünfte kcineStreitigkcitcnmit dem griechischen Bischof, ungeachtet Herr Chevenot das Gegentheil versichert. Vielleicht, lst auch jcht die Ursache ihres ehemaligen Zwistes gch« "ien worden. Der griechische Bischof ist reich. Wir bekamen ihn nicht zu sehen. Er war eben zu Consiantinopcl, um sich von den Patriarchen bestättiqcn zu laffc-i, der einen neuen ernennet hatte, in dcr Absicht/ um von dem alten etwas Geld zu erhäschen. Die Hauptkirchc zu Milo P dcr Mutter Got^ tcs gewidmet. n^«^/s Ni,^""»s. ^<6tre ^ Damtz ^u kort. Die übrigen haben folgende Namen, Salut Noirmantin, der Einsiedler vom Berge Sinai, Die Griechen nennen diesen Hci« ligen icÄs^«^e, das ist/ den Heiligen, dcr bey dem Aussatz angcruffen wird, K«s« heißt schwarz und 5«As der Aussatz, Sanct Georg der große. 'H^o? r«^"5 ^«^^5. Sanct Georg der Eremit. ^,-5 leag^/sL ^^< Die Verkündigung (I.'^nnon^aöe) bey dem Ä!ar5t. '^^«^e^/^a». Sanct Anton'us bey dem Schloß. ^,'^ ^- Sanct Demetrius eben daselbst. 'äx"e ^/ty^«s. Sanct Michael der Erzengel. 'H^/sF ^«z^e^^ Sanct Johannes dcr Täuffer. 'Hx"L lHH>75« Der Der große Santt NicolauS. ^^<'-s ^»»x«^ Der kleine Santt Nicolaus. '^"5 ^«-x^e ^ «gs 5. Der heilige Gest. ^«" N?c^«. Sanct Athanasius. '^e TH-l/s^«^. Unsere liehe Frau. N«^«^/« lc^/«. Die vier Heilige. '/^" 2^«^^. Sanct Polycarpus. 'ä/^5 No^l5x^"e. Sanct Elcuthcrus. >^/<»e '6x^5^5. Diese Kirchen sind insgesamt Pfarreyen, und jcde hat einen Papas. Nach dem Bischof ist der Oeconomus a) der vornehmste Geistliche. Er gehet diesem Prälaten rechter Hand, und ist gleichsam sein Substitut, oder Gros^Vicar. Der Schatzmeister ö) gehet ihm linker Hand, und der Archivist c) gehet unmittelbar nach ihm. Der Bischof hat alle diese Aemter selbst zu vergeben. Im übrigen stehen noch dreyßig Priester unter ihm. Ausser den Capcllcn, deren es auf dieser Insel eine große Menge giebt, zahlt man daselbst dreyzchn Klöster. Zwo Meilen von der Stadt gegen Morgen. P 5 H^« KZ4 ""^O A M«)^ ^//« rx,>. Sanct 5)elena. Eine Meile von dcr Stadt gegen Mitternacht. N»-^«'^^. ^otre-vamQ 6e voile. Auf einem Felsen gegen Morgen / anderthab be Meilen von der Stadt. 'H^/s, 5«?/«^-/5. Sanct Michael der Erzengel. Dieses Kloster gehört zu einem andern gleiches Namens auf der Insel Serpho. "O Xj,>e5. Das Christkloster; geHort zu dem Kloster des heiligen Johannes de Pati- no oder Patmos-'^« 3«/3ct. Dic heilige Saba. Gehört dem Patriarchen zu Jerusalem. 'H)/,1,5 2/Ft'Zs I«1H^5. 3umt ^ean c!c: k'Lr. iiegt unter dem Sanct Eliasberg. vier Meilen von der Stadt gegen Mittag, iiegt auch vier Meilen von dcr Stadt. '^/«», 'ltk/H5. Sanct Elias bey Castro, auf einem dem großen Sanct Eliasberg gc< gen über liegenden Felsen, auf dessen Gipfel eine Einsicdclcy liegt, woselbst sich nur ein einziger Caloyer aufhalt. Um wieder auf die Insel N7ilo zu kommen, so ist es cine ausgemachte Sache, daß daselbst alle diejenigen Materien im größten Ucbersiuß anzutreffen sind/ aus denen der Alaun und der Schwefel hcrfür, gebracht werden. Salpeter giebt es daselbst nicht/ uw geachtet es die Einwohner behaupten / die ihn aber mit demAlaun vermengen. Dcr^Schwcfcl von NAlo ist vollkommen schön, er fällt etwas in das grünlichte/ und ist glänzend. Aus dieser Ursache zogen ihn die Alten dem italiänischen Schwefel für. Man findet diesen Schwefel auf dieser Insel 6) in großen Stücken / Wenn man in die Erde gräbt/ und in großen Adern in den Steinbrüchen, aus denen man die Mühlsteine nimmt. Wenn die andern Inseln ö) nichts von diesen Arten von Mineralien haben, so rühret solches von ihrem innerlichen Bau her, welcher dem Seewasser in die Höhlungen der Felsen den Weg versaget. Ausser dem fehlt es ihnen auch an der Eisenmaterie. Milo ist also gleichsam ein naturliches laborato-rium, wo beständig Salzgeist, Alaun / und Schwefel zubereitet wird/ und zwar vermittelst des Meer-Wassers, des Eisens, dor Felsen und der sonderbaren innern Structur der Insel, die so beschaffen ist, daß an verschiedenen Orten der salzige und der fette Theil des 4) Sed nobiliflimum in Melo insula. Pli». Hist. fat. /. 3?. c. i?. L $, c, 124. des Seewassers durchseihen kann. Diese Theile werden durch die Gewalt der Glut in Bewegung gesetzt, welche das Eisen und der Schwefel daselbst Tag und Nacht erregen; und durch diese Glut, welche der Salzgeisi herfürbringt, wird der Schwefel und der Alaun daselbst zubereitet. Es verdient auch bemer« ket zu werden, daß dicscr schwammichte und hohe Felsen, welcher den Boden von Nlilo ausmacht, eine Art eines Kalchofens ist, der die Erde gelinde erwärmet, und also macht, daß sie die besten Weine und Feigen, und die herrlichsten Melonen in dem ganzen Archipelagus trägt. Der Saft dieses Erdbodens ist vortrefiich und arbeitet beständig, und die Felder sind niemals unthätig. Im ersten Jahre sact man Wei, tzen, im zweyten Gerste, im dritten bauet man daselbst Baumwolle, Hülsenfrüchte und Melonen. Alles kommt daselbst untereinander fort. Das iand ist mit allen Artcn von Gütern besetzt; und die landereyen sind gleichsam lauter Garten, die von einander durch Mauern von trocknen Steinen, das ist/ ohne Mörtel und ieimen, abgesondert sind. Wahrend des Krieges wird daselbst wenig Baumwolle gcsäct, weil sich di^ Armen von daher mit Gctraid, kleinen Bohnen und andern Hnlscnfrüchtcn versorgen. In Friedenszciten wird nicht so viel Gctraid gebaut, als zur Unterhaltung der Einwohner nöthig ist. Destomchr aber wird Baumwolle gcsaet, weil solche theurer verkauft werden kann, als jenes. Von der Baumwolle in der ^ulse ((^onon cn co^ue) das ist, die noch in ihrer Hrucht eingewickelt ist, kostet der Centner einen Ze. ckjn 240 ^O m OFl^ ckin/ und zehn bis zwölf Franken, wenn sie ohne Hülse (EN rame) ist. Von der Stadt bis an die Rhcde, welchee Raum zwo Meilen beträgt/ siehet man nichts als Gärten und Felder/ die mit Weihen, Gerste, Baum» wolle, Sesam, kleinen Bohnen (tt^nco^) Kürbisen, und Koloquinten reichlich besetzet sind. Am Ends dieser Garten fangen sich die Salzkoten an, und diese Salzkotcn erstrecken sich bis an die Rhede, deren Anhöhen mit schonen Weinstöcken / Ocl und Feigenbäumen besetzt sind Die Rhcde von Nlilo kann etnö große Flotte bequem beherbergen. Der Eingang a) derselben ist gegen Nordwcst/ und die Schiffe sind daselbst von dct Seite von prochoralassa 5)/ wo der Ankcrgrnno ist/ von allen Arten der Winde gesichert Die beyden klcii nen Klippen/ welche sich bey dem Eingang dcr Rsiede besindcn, heißen Acrancs c), das ist, Anhöhctt (eminence), Anrimilo ist eine ödc Insel, die zwischen West- und Nordwcst liegt, und wie ein Zu-ckerhut in die Höhe steigt. Bey den Griechen heißt sie Remomilo/ die Franken aber geben ihr noch den alten Namen Antimilo. prasonisi ist eine anders Insel, an dem Haftn Sainr Jean de Fer, hinter dem Sancc Eliasderg, der Rheds linker Hand, wem» a) Mistral. c) Km*'*"** wenn man von der Stadt herkommt. Um Milo hcrum giebt es noch verschiedene kleine Klippen; sii sind aber von keiner solchen Erheblichkeit, daß sie eine genauere Untersuchung verdienten. Im Frühling ist Milo, so wie die andern In» seln in dem Archipelagus, einem Vlumenstück in einem Lustgarten ahnlich,, das mit Anemonen, von allen Arten der Farben, über und über besetzt ist. Dieselben sind zwar einfach, indessen werden aus ihrem Saamen die schönsten Sorten gezogen, welche unsern Blumen» fcldcrn zur Zierde dienen. Unter den seltenen Pftan-zcn, welche auf dieser Insel wachsen, machte uns die stachlichce BibernellH) viel Vergnügen. Wir hatten sie bereits zu Candia gesehen. Allein ich konnte mir nicht einbilden, daß diese Pflanze, die wir mit so vieler Sorgfalt in unsern Gärten ziehen, in dem Archipelagus eine der gemeinsten seyn sollte. Es ist dieselbe ein kleiner Strauch, der in der gemeinen griechischen Sprache 3toedi6a gencnnct wird. Diese Pflanze kommt also nicht nur dem Namen nach, sondern auch in Ansehung der Eigenschaften, mit des Dioscorides 3weda b) übercin. Die siachliche Bibcrnell hat auf dieser Insel einen bewundernswürdigen Nutzen, indem durch selbige die Viehtriften Verbessert, und dic Haidcn in Wiesen verwandelt werden. *) Pimpinella fpinosa, feu semper vir ens. Aior. Umk. *7. Potcrium spinofum. Linn, Sp. plant, 1412-^) *r»tß$. Diosc. I. 4. c. 12. ^»n>«f.»fisc»!. 5*. ^ 242 ^O U Oc^- den. ImMonat August,wenn derNordwind wehet,zum dct man einen Stengel (pieci) von einer solchen dürren Pflanze an/ und in einem Augenblicke stehet ein ganzes Quartier bis an den Fuß dcrGcbirgc in! Feuer. Bey dem ersten Herbstrcgcn, treibet dieser ausgebrannte Boden die fürtresiichsten Krauter hcrfür/ welche viel eher kom-men/ als in Frankreich/ weil es auf dieser Insel nic-malS gefrieret. Scltck fallt daselbst ein Schnee; und wenn auch einiger fällt, so wird er in einer Viertelstunde wiederum zu Wasser. Die Kälte ist den Oli-venbaumen nicht so schädlich, wie m der Provence undinlanguedoc, wo das Gewebe der Rinde dieser Bäume, durch die Erweiterung/ welche das in den Luftlöchern ber Fasern gefrohrene Waffer verursachet/ zerreißt. Diese glückliche Temperatur und die guten Viehtriften, tragen sehr vieles dazu bey, daß man daselbst das beste Vieh antrift. Män findet allda schöne Heerben von Ziegen, aus deren Milch der beste Käs zubereitet wird. Clemens von Alexandnen ^) Und Julius Pollux />)) haben nicht mrgcßen, unter die besten Speisen, die man in Griechenland habcö kann, auch die Zicklein zu rechnen. Der Nein geHort unter die besten Handlung^ waaren dieser Insel. Derselbe wird in dcM ganzen Archipelagus auf folgende Weise gemacht: Ein jeder a) FatLigog. lib* 2. cap. i. b) ¥EttfX^. Onomast. I. 6* c 10* hat in seinem Weinberge ein Behältniß a) das ft gtoß, als er es haben will, viereckige, wohl ge» mauert und mit Kitt überzogen / abet ganz offen ijk In dieser Kelter tritt man die Trauben/ nachdem man sie zuvor zween bis drey Tage darmne hat trocken werden lassen. Aus derselben stießt der Most durch ctn ioch, in einen Kcßcl, der unter dem Behältniße stehet. Diesen Most füllt man so> dann in Schlauche/ die man in die Stadt tragt. Man leeret sie aus selbigen ln Tonnen/ oder in große Krüge von gebrannter Erde, die bis an die Defnung eingegraben sind, ln denen sich dieser neue Wein ganz gemächlich setzet ohne Trestern. Zu diesem Endzwecke wirft man drey bis vier HanovollGyps hinein/ nachdem nemllch die Gefäße groß sind; bisweilen wird auch det sen,wie man es eben an dem Orte haben kann. Nachdem-der Wein lange genug ln den Gefäßen gestanden ist/ werden sie mit eingerührten Gyps (k^ti-e L^ ^) zugemacht. Der Gyps ist auf der Insel auf der Seite von ftoloni nicht selten. In Ermangelung des Holzes, brennen sie ihn daselbst mit Kuh« Mist. Die Wasche zu waschen, brauchen sie auf dieser Insel weder Holz noch iaugc. Man legt sie in das Ü 2 das 6) l^5y5,'z,. N«?oe heißt eine preße. M^B/lM cm Pflaster. Dieses Behältniß ist gepflastert, und - tt'cm prcßet in selbigem den Wein auS, lndcm matt bie Trauben mit großen stachen Eteinen beschweret. 244 ^M A O«)2> das Wasser/ und nachgehends sciffet man sie mit einer weissen Erde oder Kreide, die von der cimolischen Erde zu Argentieve gar wenig verschieden ist. Vielleicht könnte man daselbst eine noch feinere und weisse-re antreffen, wenn man nachgraben wollte. Diosco-ndes und plinius 6) nennen sie die Erde von Milo, weil zu ihrer Zeit die beste auf dieser Insel gefunden wurde. Das Wasser zu Milo ist nicht gar gut zu trin, ken, besonders in den niedrigern Gegenden, wo dasselbe einen Geruch von Schwefel und stinkenden Eyern hat. Blos die Quelle zu Castro hat vortrefiichcS Wasser. Diese Quelle ist unten heiß; nach zwe Stunden aber, wenn das Wasser geschöpfct worden ist, wird es sehr kalt. Man kann kein leichteres finden, als dieses ist. Im letzteren Kriege ließ solches der General Morosini Tonncnweis in kleinen Schiffen für seine Tafel hohlen. Castro ist ein Dorf, das auf einem Berge linker Hand liegt, wenn man in dic RH" de kommt. Die Provcnsulcn nennen es Sirfoms, weil cS einem Dorfe gleiches Namens unweit Coulon ähnlich siehet. Wahrend unftrs Aufenthalts auf dieser Insel, der etliche Tage dauerte, hatten wir Gelegenheit folgende Anmerkungen zu machen. Die öffentlichen Baders) sind an dcmFußeineS kleinen Hügels rechter Hand, wenn man aus der Stadt a) Melinum candidum & ipfum eft optimum in in-Tula Melo. P/i». Hiß. Natur, L ^, c. 6. b) \9VT£ct, E*s set Aflyrj«j ad balnea. Stadt zu dem Hafen hinab gchet. Die Griechen nennen diese Bader Lourra, nicht aber Scalourra, wie es die Franken aussprechen, welche, wie bey vielen andern Gelegenheiten, also auch bey dieser, den AuS-druck, dessen sich die Griechen bedienen, wenn sie sagen wollen, sie wollen in das Bad gehen, verfälschen. Man kommt anfangs in eine Höhle, deren Eingang ein gedrucktes Gewölbe ist, wo man sich bücken muß, wenn man durchkommen will. Ist man aber ungefähr fünfzig Schritte weit gegangen, so trift man zween Wege an, von denen der eine so enge ist, daß man auf allen vieren fortkriechen muß. Indessen ziehet man denselben doch dem andern vor, weil dieser letztere zwar geräumiger aber sehr höckerig ist. Beyde Wege führen zu einem von der Natur zubereiteten Saal. Neben an der Seite dieses Saals ist ein Behältniß von warmen und gesalzenen Wasser, in welches man sich setzet, um zu baden. An diesem Orte ist es so warm, daß man daselbst gewaltig, und viel bequemer, ' als in den künstlichen Bädern schwitzet, wo insgemein die Brust leidet, Diejenigen welche diesen Ort, blos um zu schwitzen, besuchen, setzen sich unten in dem Saale, an ciucm etwas erhabenen Ort nieder. Dieses natürliche Schwitzbad würde solchen Personen sehr nützlich seyn, die an der Gicht und andern Flüßen lci< dm, welche von keinen heimlichen Schaden herrühren, als welche sich nicht durch solche Schweiße heben lassen, dle blos von äusserlichen Mitteln zuwege gebracht werden. Indessen wird das Schwitzbad, von welchem Wir gegenwärtig reden, blos von jenen alten lüderlichen Qz Sünde», 546 ^O N O^ Sündern besucht, die nichts als das Quecksilber hellen kann; Ein Umstand, der diesen Orten keinen guten Credit macht. Das Wasser der Bader verändert die blaue Farbe Clournetdi) nicht im mindesten. Denn eS ist nichts anders als erhitztes Seewaffcr, welches das Melnsteinöl weis macht und coagulirt, wie solches daS ganz kalte Seewasfer auch thut. DcrZuftuß dieser Bä« der kommt von dcn salzigen Morästen her, die einige Schritte davon entfernet sind. Unter diesen Vadern, an dem User dcs Meeres, ganz nahe bey procochalafsa a) entspringen mitten in dem Sande, Quellen von einem so heißen Wasser, daß man die Finger darinnc verbrennt. Da ich weder elnen Thermometer / noch andere Instrumente bey der Hand hatte, um den Grad der Wärme zu mcAn, so kam ich auf den Gedanken/ ein Duzend Eyer in dieses Wasser zu werfen, um zu schcn, ob eS solche in Zeit von fünf bis sechs Minuten hart machen würde, wie dieses d diese Grotte, um zu schwitzen; sie bcstrcichen gan> leicht diejenigen Orte an der Haut, wo es am schlimmsten um sie ausstehet, mit diesem ftüßigcn Alaun. Eine Viertelstunde darauf, waschen sie sich mil Sccwafscr ab, und insgemein werden sie gesund, ohne daß sic nothig haben, sich eines andern Mittels zu bedienen. Man wurde nicht fertig werden, wenn man alle dic verschiedenen Höhlen beschreiben wollte, die sich auf dieser Insel befinden. Es ist kcin loch in den Felsen zufindcn, in dem man nicht eine beträchtliche Hize empfinden sollte, so bald man den Kopf hinein steckt, ZudcrZeit, da die Corsaren aufder Insel regier-ten, ließen sie eine alte Badstubc wieder ausbessern, welche noch immer ihren Namen führet. Man ließ in derselben einige ziemlich bequeme Gemächer lurcchte machen, wohin sie sich verfügten, um einige Tage zu schwitzen. Diese Schwitzstube ist eine natürliche Höhle, welche neben dem Santt Ellas Berge liegt, und von den Dünsten eines gewissen warmelt Wassers, so wie man es in den Badern hat, erhitzet wird. Man bemerkt eS wohl, daß dieses keine trockene Ausdünstung ist: denn sie erweichet die Haut, und erleichtert dadurch derjenigen Materie, welche durchschwitzen soll, den Weg. Man könnte sich desselben bey Flüssen und bey gewissen Arten der lahmn'" gen mit gutem Nutzen bedienen. Allein da dieser Ort meisten« von solchen Personen besucht wird, welche mit der Vcnusseuche behaftet sind, so verlassen ihn die meisten viel kränker, als sie vorher waren/ in- ^ dem dem durch den Schweiß nur dcr subtileste Theil dcS Giftes fortgehet; dcr übrige Theil aber/ wird sodann so scharf, daß er auch sogar die Beine anfrißt. Nachdem wir diese Höhle, ln welche die alam nige Materie tropfenweis herabfallt, genau besehen, führte man uns in eine Capellc, die dem heiligen Cpriacus a) gewidmet ist. Ohnwcit derselben ist ein Stück landcS, so ohne Aufhören brennet; die herum liegenden Felder aber rauchen beständig. Es giebt auch emigc Gegenden, Welches« gelb sind, als ob sic mit Kühblumen, oder Ringelblumen bedeckt ^värcn. Cs sind aber die Schwcfelblnmen, wel« ch? der Erde diese Farbe geben. Der brennende Brunnen in der Dauphine, den man mit mehrerm Grunde ein brennendes iand nennen sollte, ist von dcr nämlichen Beschaffenheit. Ungeachtet die iuft zu Hlilo ziemlich ungesund ist, und ob gleich die Einwohner sehr gefährlichen Krankheiten unterworfen find, so lebt matt boch daselbst sehr vergnügt. Man kann hier mit gelingen Kosten sich etwas zu gute thun. Denn ein Rebhun kostet nicht über Vier bis fünf Sols: 'Turteltauben/ Wachteln, FchMdroseln> Enten, w'ldc Tauben, giebt es m Menge. Man sin-^l gute Feigen, schone Melonen und vortrcsiiche Traubem Die Kohlrüben b) sind auch nicht zu h ßrassica Gongylodcs C. U. P» Hs3 "AM m MF^ zu verachten. An den Festtagen bekommt man gute Fische /?), Seeigeln und herrliche Austern. Diejenigen aber/ welche man rothe Austern nennet, sind zähe und zu sehr gesalzen. Me Vocksaugcn, (^eux 6e douc) 5), sind sehr oclicar und besser/ als in der Provence. Zu der Zeit/ da wir uns auf dieser Inlcl be-fanden / herrschte daselbst eine sehr verdrüßliche Krankheit, die auch in der lcvantc sehr gemein ist. Sie reibet die Kinder in zwcymal vier und zwanzig Stum den auf. Es ist solche ein Karbunkel unten in der Kehle/ dcr mit einem grausamen Fieber verbunden ist. Diese Krankheit, welche man die Kinderpcst nennen könnte/ ist epidemisch/ ungeachtet größere Personen nicht damit behaftet werden. Das beste Mittel/ diesem Uebel Einhalt zu thun/ bestehet da» rinn/ daß man den Kindern etwas zum vomircn gicbt, so bald sie über Halsweh klagen / oder so bald matt siehet, daß sic den Kopf nicht mehr recht in dic Hohe halten können. Nach Beschaffenheit dcr Umstände muß dieses Mittel wiederholet werden / um eine Art eines Schcidcwaffers/ welches in den Hals hinab fällt, wegzuschaffen. Auch ist nöthig/ den Umlauf der Safte, und die Kräfte des Patienten durch h'' tzige Arzeneyen, dergleichen dcr Thcriak/ und andere ßüchtige/ aromatische und öhlichte Spiritus sind/ i" erhalten. Bey diesen Zufällen ist dcr fiüßige StY- rar r«r zum Gurgeln ein vortrcftichcs Mittel, Allein bey dieser Krankheit ist keim Zeit zu versäumen; aber in der levantc pflegt man sich auch bey den gefähr-lichsten Krankheiten nicht zu übereilen. Sie haben daselbst blos einige unwissende Wundärzte/ dic ent, weder Franzosen/ oder Italiancr sind. Die ordentlichen Aerzte in der levantc sind ent« weder Juden oder Candiotcn; alte Schüler aus Pa- dua, welche sich nicht getrauen andere, als Genesene zu purgircu. Dlc ganze Wissenschaft der morgenlan, bischen Aerzte bestehet darinn/ daß sie denen, welche das Fiöbcr haben, keine fetten Brühen geben/ unh ihnen eine übertriebene Diät vorschreiben, das ist, sie lassen bey einem anhaltenden Fieber den Patienten die ersten fünfzehn bis scchszchn Tage, die Zufalle mögen seyn wie sic wollen / des Tages nicht mehr als zwcymal loiche Kraftbrühen oder Rciswasser nehmen, ohne etwas anderes zu wagen. Diese Kräfte brühen (kanad^) sind nicht von Fleischbrühen ge< wacht. Man weicht eine gewisse Quantität Vrodkru- wen in warmes Wasser ein, und dieses Wasser laßt wan so lange sieden, bis die Krumen fast völlig zcr- Hangen sind. Einige werfen zuletzt noch etwas Zucker hinein. Diese Speise schickte sich besser für die Car- thäusermönche, als für Wcltlcute/ denen man zu ge> wisser Zeit eine Ader ofnen/ und sie purgircn muß/ um gewissen Zufällen zu begegnen, die ihnen, ohne diese gebrauchte Vorsicht, den Tod bringen würden. Auf diese Weise vcrlichren diese armen Griechen, auch bey dem geringsten Fieber, alles Fleisch, und behalten R H nichts 2 s<3 "^.O Ki O^ nichts als Haut und Bcin , und es verstießen gams Jahre, bis sie sich wieder crhohlen. Hippocrates/ der weiseste unter allen gricchischenAerzten, verwirft mit Recht eine übertriebene Diät, und verordnet in den ersten Tagen, wenn es die Umstände erheischen, ein Purgicrmittel. Wenn sich bey cinemKranken eine Verwirrung des Kopfs ausert a), so wird er wie cinBcscßcncr behandelt, und die Aerzte und Wundärzte bekommen sogleich ihren Abschied. Man laßt die Papas rufen, die, nachdem sie das kluge Verhalten der Anverwandten mit tobsprüchcn erhoben haben, sogleich anfangen, eine Menge Gebete herzusagen, und ganze Ströme von Weyhwajser in dasBcttc desKranken zu schütten, ja in der ganzen Kammer auszugießcn. Nachgchsnds quälett sie den Kranken dergestalt mit ihren Beschwörungen, daß sie, statt dic Delirla derselben zu vermindern, solche gewaltig vermehren. Man hielt uns für unsinnig gc lcutc, als wir zu Mycone denen Anverwandten ei^ Net Dame vom Stande den Vorschlag thaten, ihr auf dem Fuße Ader zu lassen, um den Kopf wieder zurechtc zu brlngen. Die Papas schmähctcn sehr' heftig auf uns. Was sollten wir aber lcutcn ant^ Worten, die keinen vernünftigen Vorstellungen Platz geben? Sie ließen co dabey nicht bewenden, ihr zweett bis drey Tage lang den Kopf zu zerbrechen, unter dettt Vorwande, den Teufel zu zwingen, entweder frey? willig a)) "kH5« <"§"". «villlg odor mit Gewalt, aus ihrcm Körper zu weichen: sondern nwu trug diese arme Frau auch in die Kirche; man bedrohete sie, sie lebendig cinzugrabcn/ wenn sie den Namen des Teufels nicht nennen würde, der sie besaß. Denn, sagten sie, konnten wir nur diesen erfahren, so wollten wir ihn bald haben. Dieser Na me setzte sie indessen in große Verlegenheit, denn sie kannten ihn nicht herausbringen. Die Papas schwitzten über den ganzen icib, ungeachtet sie alle Stunden einander ablöscten. Endlich starb die Patientin/ die ein schr bösartiges Fieber hatte, untcr con-vulsivischcu Zuckungen, worüber jedermann crschrack. Die ganze Kunst der Papas endigte sich damit, daß sie den Anwesenden viel von der Heftigkeit deS Streits zwischen dem Teufel und der Patientin vorsagten. Und diese wurde, weil sic sich, nach dem Urtheile der geistlichen Aerzte, nicht tapfer genug vertheidiget hatte, nicht in die heilige Erde begraben. Man trug sie aus der Kirche auf das iand, anstatt daß andere Todten, von dem iandc in die Kirche getrai gen werden. Wenn ein Patient einer so traurigen Scens glücklich entgehet, so giebt dieses jedermann fur cin Wunder aus, und die Papas werden für Wunderthäter gehalten. Ehe wir Milo verließen, stiegen wir noch zuvor auf den Eliasberg, so der höchste Berg im lande ist, um das Vergnügen zu haben, die benachbarten Inseln 5U betrachten. Dieses ist wohl der schönste Anblick, dcn man denen Augen auf dem Archipelagus verschaffen kann. Der Tag war ausnehmend schön und heiter, R 3 und 264 ^O A OFl- und wir erblickten eine Menge Inseln/ welche, um tnich elttes Ausdruckes dcs Hora; /!) zu bedienen/ in dem Meere glänzctcn< Nachdem wir von dem Berge herabgckommctt waren, giengen wir zu Schiffe / um auf die Insel Giphanro zu fahren, welche nur sechs und dreyßig Meilen vonMilo entfernet ist. Siphanco hatseinctt alten Namen Siphnos ö) beybehalten, den Sre-phanus, der Erdbcschreibcr, von einem gcwißen Si-phr.us, einem Sohne dcs Sunion, herleitet. Dcntt vorher hieß diese Inscl/ nach Aussage eben dieses Schriftstellers, Mnope; und Mcrapia und Acis nach dem Berichte des plinius /i), nach dessen Vorgeben sie nur acht und zwanzig Meilen im Umfangt haben soll, ungeachtet matt insgemein vierzig rechnet. Die Inscl Sipha,no liegt unter einem schönctt Himmel; man findet sie noch viel schöner, wenn matt von Milo aus dahin kommt, als woselbst die lnft von den schwefclichttu Dünsten angesteckt ist< Man trift zu Siphamo Greiße an, die hundert und zwat" zig Jahre alt sind. Die iuft, das Waffer, die Früchte, das Wildprct, das Geflügel, alles ist da-ftlbst vortrcfiich. Die Trauben sind wunderbar gut; die Erde aber, die sie hcrfürbrwgt, ist zu stark, weswegen dcr Wein keiner der besten ist. Man a) Interfufa nitentes vitcs aequorä Cycladas, Hord* Lib, h od* 12* e) Hist* »at, U 4. t> it. Man trinkt also auch daselbst lieber Wein von Milo und Ganronn. Ungeachtet die Insel Siphanto mit Marmor und Granit bedeckt ist, so ist sie doch eine der fruchtbarcstcn und aufs schönste angebaueten Insel« im Archipelagus. Es wächst daselbst so viel Getraide, daß die Einwohner hinlänglich damit versehen werden können, die heut zu Tage sehr gute lcutc sind. Ihre Vorfahren stunden, ihrer Sitten halber, ehehin in einen, sehr schlechten Rufe. Wenn man jemand den Vorwurf machte, er lebe wie cm Siphantiner, oder er halte sein Wort wie ein Siphantiner, so war dieses der größte Schimpf den man ihm anthun konnte; wie Srephanus der Erdbcschreiber, Hesychius und Sul-das bezeugen. Die Einwohner von Siphanto treiben guten Handel mit ihrem Oel und Kappern. Die Seide auf der In.se! ist sehr schön, aber nicht in großer Menge zu finden. Die Zeuge von Baumwolle oder Kattun, welche man daselbst verfertiget, sind sehr gesucht. Von diesen Kattunen giebt es zwo Sorten. Der Scamnit ist völlig einfarbig, und der Dimit ist gezwirnet, viel schöner und starker, und wird auch hausiger gesucht. Solchergestalt wird hier nicht nur dic auf dieser Insel wachsende Baumwolle, sondern auch diejenige, welche auf den benachbarten Inseln wachst, verarbeitet. Der übrige Handel zu Siphanto wird wit Feigen, Zwiebeln, Wachs, Honig und Sesam getrieben. Man verfestiget daselbst Strohhütc, welche in dem ganzen Archipelagus, unter dem Namen ^astorhüte von Siphanco, verkauft werden. Diese R 4 Insel, -64 ^W A M Insel, auf welcher man über fünftausend Seele« zählt, muste im Jahr 1700. viertausend Thaler Kopf> und Vermögenssteuer zahlen. Außer dem Schloße, welches aufeincm Felsen am Ufer des Meeres liegt, und vielleicht auf oi? Rninen des allcnApollom'a a)gebauct worden ist, giebt es noch funfDörfer daselbst, nämlich Artimone, SravrU, Caravati, Xamdela und Perali; vier Mönchsklöster: Biici, oder la Fontaine, Stomougoul, Sanct Chrysostomus unb Sanct Elias; und zwey Nonnenklöster, von dcnm das eine ungefähr zwanzig und das andere vierzig Nonnen hat. Sie liegen m einem Quartiere das Camarsa hcißt. Allein diese gute Nonnen/) führen nicht allezeit das regelmäßigste leben. Außerdem sil>d daselbst fünfhmidcrt Capcllen und nur sechzig PapaS/ welche des Jahrs nur einmal, ncmlich am Einwey-hungstage der Capcllen, Mcssc darinnen lesen. Die Insel hat fünf Häfen, nemlich Faro, Vari, Ainiam, Rtronisso und Calanca. Faro hat ohne Zweifel den Namen von einem alten Pharus erhalten, welcher den Schiffen den Weg zeig* te. Man findet bey dem Golzms eine Münze")/ wo auf der einen Seite ein Thurm, mit einem Manne oben auf demselben, abgebildet ist. Auf der andew Seite ist ein Kopf, den Nonius für den Jupiter a) AIlOAAilNlA. Stepl. £) Caloycres, ober Calogries» halt, ich aber glaube vielmehr, es sey solches ein Nep, tumiskopf. Herr Foucaulc, der, nach dem königlichen, das schönste Kabinet in Frankreich hat, besitzet eine Medaille von dieser Insel a> Auf der einen Seite ist der Kopf des Gordianus pius; ans der Kehrseite aber stchct Pallas mit dem Helm, welche ei-ncu Wurfspics wlrft. Die Häfen von Sipdanw wurden vor fünfzig Jahren sehr stark besucht. Basi-li, cm reicher Kaufmann auf der Insel/ welcher m dem Kloster Bnci begraben liegt, zog durch seine In? dustrie, franzäsischc und vcnetiauische Schiffe dahin. Sipbamo war sonst wegen seiner Gold und Silbcrgrubcn sehr berühmt und reich. Heut zu Tage weiß man kaum den Ort mehr/ wo sie ehchin gewesen sind. Um uns die berühmteste zu zeigen, führte man uns an daS Ufer des Meeres, zu einer halb cmgcfallc? nen Capelle, Namens San Sosti. Allein wir sahen weiter nichts, als den Eingang der Grube; man konnte uns/ wegen der Dunkelheit undVerwirrung des Drtcs, nicht weiter führen. Indessen erinnerte uns doch die tage desselben au dasjenige, was j^usani^ /-) davon erzählet, daß sich nämlich Apollo den zchcnten Theil des Goldes und Silbers, das man aus den Gruben zu Siphnoo bekam, zugeeignet habe, und daß solche durch cmc Ueberschwemmuug des Meeres R s waren V«3«, <0 Cegcnde. ci*NIßN. £) Descrift, Qraec, P/jocion, 266 "5(M A O^3> waren zu Grunde gerichtet worden, als welches diese Gottheit an den Einwohnern zu rächen gesucht, die ihn verachtet und sich geweigert hatten, diese Art des Tributs zu bezahlen a). Herodotus redet von einem andern Unstern, den die Gold - und Silbergruben dieser Insel zugezogen. Da einige unter den Samiern, welche dem polycrates, ihren Tyrannen, den Krieg aw gekündiget, von den iaccdamonicrn verlassen worden, flohen sie, «ach Aufhebung der Belagerung von Sa« mos, nach Siphnos, wo sie ein Vorlchcn von zehen Talenten suchten. Siphnos war damals unter allen andern Inseln die reichcste, und man behielt den zehenten Theil des Goldes und Silbers, der alle Jahre von dem Ertrag der Gruben genommen wurde, um solchen in den Tempel zu Delphi zu schicken. Indes, sen wurde doch den Samiern ihre Bitte abgeschlagen. Diese aber verheerten das ganze iand, nachdem siedle Einwohner verjaget, die man nöthigte hundert Talente zu bezahlen, um ihre Gefangene los zu kaufen. Man behauptet die Pythonissa habe dieses Unglück geweissagct. Denn da sie von den Einwohnern von Siphnog befraget worden, ob sie ihre Reichthum mer lange behalten würden, habe sie geantwortet, daß sie sich für einer rothen Gesandschaft sehr hüten sollten/ zu der Zeit, wenn ihr Schloß und ihr Markt ganz weis seyn würde. Wie es scheinet, so gieng dicsc Weissagung bey der Ankunft der Samier in die Erfül- H) Qö. 3. "^M A OF-«- 267 Erfüllung, deren Schiffe, nach der alten Gewohnheit derjenigen Insulaner, bey welchen der Bolus sehr gcmein war, roth gemahlct waren. Das Schloß aber in der Stadt und der Markt zu Siphnos waren mit weissen Marmor überzogen. Ausser den Gruben, von denen wir bisher geredet, ist auch das Bley daselbst sehr gemein. Die Regen entdecken solches fast übcral: Die Grube ist graulich-weis, und giebt Bley, welches dem Zinn gleich kommt. Wenn die Bauern jagen wollen, so suchen sie Bley auf den Feldern, und schmelzen cS, um Schrot daraus zu machen. Dieses Bley, so gleichsam ein natürliches Blcywcis ist, brennet sich leicht zu Glas; und eben dieses macht die Kochtöpfe dcr Iuscl sehr vortrcfiich. Cheophrasta), plinius ö), Isidorus c) versichern, daß zu Siphnos Feucrtöpfe von einem gewissen weichen Steine gemacht würden, wclchc schwarz und sehr hart würden, wenn man sie mit siedendem Oel ausgebrühet hatte. Auch die Trinkbecher ch, die auf dieser Insel verfertiget wurden, schätzte man sehr hoch. Vor ungefähr fünfzig Iahrenkamen auf Befehl dcr PfortcIuden nach Slphanco, um daselbst dieBley-bergwcrke zu untersuchen. Allein weil die Einwohner dieser Insel befürchteten, man mochte sie nöthigen, in dem a) Lib. de Lapidihas. *) Hifi. nat. L 36, c. 21, Q) Orig. I, i<5. c. 4. 268 ""HM A Mc^- demselben zu arbeiten, so suchten sic den Capital« dcr Galiotte, so diese Juden hichcrgcführct hatte, und die mit Erz beladen war, um solches nach Thcssalonich zu schaffen/ auf ihre Seite zu bringen. Dieser Offi-cier ließ sein Fahrzeug durchbohren, und rettete sich auf seiner Schalupe, wahrend daß jcms zu Grunde gieng. Einige andere Juden, die in dcr ncmlichen Absicht dahin kamen, hatten ebenfalls ein schlechtes Glück, die Siphantier gaben, um sich selbige vom Halse zu schaffen, einem Corsaren aus dcr Provence, der sich zu N7ilo befand, eine Summe Geldes, und dieser bohrce die zweyte mit Juden und Erz bcladene Galiotte in den Grund. Seit dcr Zeit habcn die Türken sowohl/ als die Juden, nicht mehr an diese Sache gedacht. Die Türken durften sich, da die französischen Kaper noch auf den Inscln waren , daselbst nicht vicl schen lassen. Diese packten sie öfters bey den Barten an, und machten sie auf den Gipfeln dcr Gcbnrgc zu Sclaven. Die Griechen, welche diese Gewaltthätigkeiten begünstigten, besuchten die Muselmanner, lrv-steten sie, und gaben ihnen Geld, um sich loszukaufen. Unsere Kaper arbeiteten öfters an der Erhaltung des Christenthums, mit einem weit glücklichern Erfolge/ als die allereifrigsten Mssionaricn. Ich will nur ein einziges Beyspiel davon anführen. Vor einigen Iah-fcn bekannten sich zehn bis zwölf Familien zu Naria zur mahometanischcn lehre. Die lateinischen Christen ließen sie durch die Kaper wegnehmen, die sie nach Pialra führten. Seit der Zeit hat sichs zu Naxia MMNh mehr einfallen lassen, ein Mahometans zu werden» zu werden. Die berühmtesten Corsaren im Archipe, lagus hatten, ansscr dcn Namen eines Corsaren, nichts an sich, daß sie verhaßt Machen konnte. Es waren dieses ieute vom Stande und von großer Tapferkeit, die blos das thaten, was damals Mode war. Hat man Nicht gesehen, daß die Herren de valkellc, de Gardanc, de ColoncM, große Admirals geworden sind, und die Flotten des Königs commandirt haben, nachdem sie vorher die Fahrt wider die Ungläubigen gemacht haben? Wie viele Ritter oder Commandeurs von Malta siehet man nicht den christlichen Namen in der tevante erhalten? Dlesc Herren lassen denen, die sich an sie wenden, strenge Gerechtigkeit wiedersah-ten. Wenn ein Grieche einen lateinischen Christen beleidiget, so darf dieser nur seine Klage bey dem eri stcn Capitain, der in dcn Hafen kommt, anbringen. Sogleich wird der Grieche gefordert, und wenn er nicht kommen will, mit Gewalt weggenommen und gcprüi gelt, wenn er unrecht hat. Die Capitains machen die Proceße ohne Advocate« und Procuratorcn aus. Man bringt die Papiere am Bord, und man wird verurtheilet, entweder mit Gelb oder mit Stockschlagen zu bezahlen. Alles dieses geschiehet auf Seiten des Dichters ohne Entgcld. Sind ja einige Gerichtskosten öu bezahlen, so ist es ein Orhoft Wein, oder ein fettes Kalb. Wir haben oben schon gesagt, daß der Bischof zu Nlilo, Bischof zu Slpdamo war. Er hielt daselbst uur einen Vicarius, und seine Kirche ist sehr arm. Der griechische Erzdischof aber ist reich. Denn sei- N5 270 ""l<,M W Oc^- ne geistliche Gerichtsbarkeit erstreckt sich über die Inseln Manfio, policandro, ITIio, Girapho, My-cone/ Sikino, Srampalia und Amorgos. Die Frauen zu Siphanto psiegen, um ihre Farbe auf dem iande nicht zu verderben, ihr Angesicht mit leinenen Bändern zu bedecken, die sie so geschickt herum zu winden wissen, daß man nichts als ihren Mund, ihre Nase, und das Wciffe ihrer Augen siehet. Sie haben freylich in dieser Masque keine erobernde Mine; vielmehr sehen sie gehenden Mumien gleich. Sie gehen auch den Fremden sorgfältig ans dem Wege; da diese im Gegentheil von dcm Francw volkc zu lNilo und Arrzenciere sicißig aufgesucht werden. Was die Alterthümer auf der Insel anbctrift, so sind dieselben sehr übel zugerichtet. Gehet matt von dcm Hasen in das Schloß, so findet man auf der linken Seite des Wcgcs bey einem Brunnen ein altcs Grab/ dessen man sich als eines Trogs bcdicnt, das Victz zu tranken. Dasselbe ist ein Stück von Marmor, vom hohem Geschmacke, sechs Schuh acht Zoll lang, zween Schuh acht Zoll breit, und zwcett Schuh vier Zoll hoch. Dieses Grab ist mit laub-werk, Tannenzapfen und andern Früchten ausgezicret. Ganz nahe bey diesem Denkmale ist ein anderes Stück Marmor, das in die Mauer eingesenkt ist, und das Uebcrbleibsel von einem andern Grabe war. An a) TLroueftMtXi*, An dem Fuße eines Hügels, etliche Schritte davon, ganz nahe bey den Ruinen eines alten Tempels , welcher vielleicht dem pan gewidmet war, der ehehin auf dieser Insel angcbethct wurde, findet man ebenfalls ein Grab von Marmor, welches acht Schuh lang, drey Schuh vier Zoll hoch, und zwey Schuh acht Zoll breit ist. Die Zierrathen an demselben aber sind elend. Es sind Kinder, welche Fruchtschnure halten / woran eine große Weintraube hänHt, Der vordere Theil eines ähnlichen Grabes ist an dem Vorgicbel eines Hauses in der großen Schloßstrassc angebracht worden. Auf diesen letzten stund eine Inschrift , von der aber alles, bis auf da< Wort L^2ikL ausgelöscht ist. In dem Kloster Brici, ganz nahe bey dem Hause und bey cincr schönen Quelle, stehet ein Grab von Marmor, dessen Gebrauch von demjenigen, wozu cs bestimmt war, sehr weit unterschieden ist, denn man bedienet sich desselben auch statt eines Tranktrogs. Dieses Grab ist nur drey Schuh acht Zoll lang. Ungeachtet aber die daran befindlich gewesenen Iicrrathen gegenwärtig weg sind, so hat doch die Zelt noch drey Kindcr daran gelassen, welche deutlich genug zu erkennen geben, daß alles übrige von cincr vortrcfii-chen Hand muffe verfertiget worden seyn. Ein jedes von diesen Kindern hält das Ende eines Fcstons. Ueber dem Thore der Stadt, durch welches Man gehet, wenn man in dcn Hafen kommen will, sind Stücke von zwo marmornen Figuren von schlechter Schönheit eingemauert. Eine derselbe« war H?2 ^V ^ EFl«. war nackend/ die audcre abcr bekleidet. An be^ Ecke einer Art eines viereckigen Thurms, linker Hand an dem Thore des Schlosses, befindet sich ein Basrelief von Marmor, welches für die Geschichte Tobia gehalten wird. Ich halte solches abcr vielmehr für den Rest eines alten Grabes. In der nämlichen Mauer stehet auch der Rest eines iowen eingemauert/ von dem man abcr weiter nichts als den Kopf unb die Brust siehet. Das Schloßthor hat zwo Boa.cnstclluna.cn, wcl« che durch cmcn achteckigen Pfeiler von Marmor untersinket werden, auf den mit gothischen Buchstaben steht: ^ic(>c i. XV NI3cl.T. Vanclulx 6e doronia. Dieser Herr, der, wic uns die Vornehmsten auf der Insel sagten, aus Bologna itt Italien gewesen, war der Vater des C>mly de Coroczna, der seine einzige Tochter mlt dem Angela Gozadini, dem Oiphanro und Thcrmia gehörten/ vermählte. Oiphanw ^) »vaevon dem5>'rzogthumNariH äbgeriffen worden, denn es ist gewiß, daß Matt Gamido hicse Insel erobert und sie unter dem latci' mschen Kaiser zu Constantinopcl, Heinrlct) d^ 3weyren, mit diesem Hcrzogthum vereiniget hat. Nir sahen bey dem Vtcar der lateinischen Kirche das Instrument, in welchem Omly von Corogna der Kirche des Schlosses im Jahr 1462. eine Rent? festgesetzt hat. Die Familie der Gozadini besaß Siphanro a) Hist, des Dues dc V Archip» ^G M O^ 27; Siphanro, bis zu der Zeit, da sich Barbarossa unter Solyman II. dieser Insel bemächtigte. Von dieser Familie sind gegenwärtig nur noch drey Brüder vor, Handen. Die Gemahlin des französischen Consuls zu Siphanco, Herrn Guion, stammt von dieser edcln Familie ab. Dieser Consul, der gelehrt ist und verschiedene Sprachen versteht, besitzt noch das Siegel des Angelo Gozadini, welches beweiset, daß er Herr von Siphamo und Thermia gewesen sey. Er versicherte uns, daß die öffentliche Fontaine/ welche ganz unten in demjenigen Thale ist, durch das man in den Hafen kommt, ein sehr altesWerk sey, und von einem Gange herkomme, der eine ganze Meile tief in den Felsen gehauen worden. Weil wir so nahe bey der Insel Serpho a) waren, so kam uns die tust an, solche ebenfalls zu besehen. Sie liegt nur zwölf Meilen von Giphanco entfernet, wenn man von Cap zu Cap rechnet. Allei« man darf von dem Hafen des Schloßes zu Siphanro/ aus welchem wir den 2^.ten August abreistten/ bis zu dem Hafen von Serpho, noch einmal so weit rechnen. Nach dem plinius b) hatte diese Insel nur zwölf Meilen im Umfange; sie hat aber gewiß mehr als sechs und dreyßig Meilen. Die Berge auf der Insel Serpho sind so rauh «nd steil, daß die Poeten gedichtet haben, daß Perseus alles ") In der gemeinen griechischen Sprache 3erpb»nt<» und im italiänischen 3erp!üno. Der alte Name der Insul war TrrichOX. i,) ttlL. »at. l. 4. c. l2. Teurnef. Reisen I.TH. S 274 ' ^W ^ O^ alles, auch sogar die Einwohner des landes, ln Stel-ne verwandelt habe. Man zog, sagt Srrabo a), wenn man seinem Mahrlein glauben will, auf dieser Küste einen Kasten aus dem Waffer/ in welchen Acri« sius, den Perseus und seine Mutter Danae eingesperret hatte, polydeccis, welcher auf dieser Insel regierte, wollte sie nöthigen, ihn zu heurathen / und da seine Unterthanen sein Vorhaben begünstigten, verwandelte sie Perseus, welcher den Kopf der Medusa mitgebracht hatte, in Stein. Es ist sehr wahrschein, lich, daß um diese Zeit die Eisew und Magnetgruben dieser Insel noch nicht bekannt gewesen sind; denn man würde sonst nicht unterlassen haben, die Herfürbrin-gung derselben, derr Macht de (Forgone zuzuschreiben. Indessen liegen diese Gruben der Erde gleich, und die Regen bringen sie täglich ans iicht. Die Eisengrube ist an verschiedenen Orten gestirnt (ewiwö), wie der Rcgulus Antimonii oder Spieß-glaßkönig. Die Magnetgruben/>) sind sehr reichhaltig. Will man abcr gut« Stückcr haben, so muß man sehr tief graben, welches in einem tande schr schwer ist, wo man, des vielen Eisens ungeach-tet, mit genauer Noth ein taugliches Werkzeug findet, die Zwiebeln auszugraben, die sie zwischen ihren Felsen, in a) Rer. geogr. I. 10. Apollod. Bibl. L 2. c. 4. Parcite Iuminibus Perseus ait, oraque regis Ore Medusaeo filicem sine sanguine fecit. Ovid, Met amorph, /, f. in kleinen feuchten Platzen bauen. Diese Zwiebeln sind sehr süß, anstatt daß die zu Siphanro, die nicht mit Wasser begoffcn werden, eben so scharf sind, als dic, welche in dcr Provence wachsen. Allein Spon mag auch sag"u was cr will, so sind doch die Zwiebeln in der lcvantc nkht dcsscr, als diejenigen, welche in gewissen Gegenden um Paris herum wachsen. Ue-brigcns siud die Einwohner von Scrpho so stolz darauf, gute Zwiebeln zu haben, daß sie nicht daran denkcn, die Rcbhüucr zu fangen, welche die Hälfte ih? rcs Getraides und ihrer Trauben fressen. Man findet auf dieser Insel nur einen einzigen Flecken, welcher mit derselben gleichen Namen führet, und ein sehr schlechtes Dorf, das San Nlcolo heißt. Der Flecken 6) liegt um einen fürchterlichen Felsen herum, drey Meilen von dem Haftn, und dieser Hafen, der ungemein schon ist', kommt blos den, durch einen Hefe tlgen Sturm verschlagenen Schiffen zu Nutzen, die bahin kommen, um für dcr Wuth der Wellen sicher zu scvn. Denn die Einwohner dieser Insel sind eben so sehr Faullenzer und verächtliche lcute, wie ihre Vorfahren. Wenn C>ngenes ö) dem Celsuy zu crken, nen geben will, daß es sehr lächerlich sey, Jesu Christo seine Geburt vorzuwerfen; so sagt er: Wenn er auch auf der Insel Senphc» gcbohren worden wä, le, wcnn cr dcr geringste unter den ^eripkiern ges Wesen wäre, so muß man doch gestehen, daß er mehr S 2 *>) Contra Ctisum. I. i. 276 ""ViM A O«)^ Aufsehen in der Welt gemacht habe, als die Themis stocks, die plaro, die Pythagoras, als di« weisesten Griechenlands/ als ihre größten Könige und Feldherren. Die Einwohner von Serpho zahlen nur achthundert Thaler Kopfgeld und Vermögensteuer; sie bauen auch nur etwas weniges Gerste und Wein. Die deß-ten tändereyen gehören den Mönchen von Sancr Nlichael a). Dieses Kloster liegt gegen Norden, nahe an dem Meer von Chel mia und Gerphopoula, so ein abscheulicher Felsen ist, wo die Mönche unter der Aufsicht eines Caloyer ihre Ziegen und Schweine ha, ben. Ungeachtet das Wort poula, in der gemeinen griechischen Sprache, so viel als klein heißt, so ist es doch nicht wahrscheinlich, daß Ovidius ö) und Iuve-nalw c) von Serpho, poula unter dem Namett ?2iV2 5eriptm8 haben reden wollen. Denn dieser Felsen, der keine Meile im Umfange hat, ist niemals bewohnt gewesen. Origenes ch und diese Schriftsteller haben Serpho cine kleine Insel genannt, weil sie würklich nicht mehr als sechs und dreyßig Meilen im Umfange hat. Auf dieser Insel hat Po-lfdecces regieret, und man sicher daselbst noch immer jene a) M*Ptes-tftt raw «y/w M/^«»JX +m%iat%9V, V) Te tamen o parvac rector Polydefta Seriph»» Ovi^. ibid» f) Ut Gyarae clausus scopulis parvaque Seripho. J*m ven, Sat. 10. d) Minima & ignobiUslima inlüla. Qrig* ibid* "-AM A MF^ 27? jene fürchterlichen Felsen, welche die Fabel von dem Pcrseus veranlasset haben. Die Einwohner dieser Insel sind insgesamt Griechen. Der Cadi hält sich niemals beständig an einem Orte auf, so wenig als der zu Siphanro. Der Vaivode von Serpho, ein Türk von Negrepont, an den wir von Hern Guion waren empfohlen worden, nahm uns schr wohl auf/ und lud uns sehr ernstlich ein, die Griechen a la Madona de Masseria, so die schönste Capelle auf der Insel ist, tanzen zu sehen. Es ist wahr, daß die Griechen jenen aufgeweckten und satyrlschen Geist, der ihren Vorfahren besonders ei« gen war, nicht ganz verlohrcn haben. Sie machen alle Tage geistreiche Gesänge, und eS ist keine Stel« lung zu erdenken, der sie sich bey ihren Tanzen nicht bedienen sollten. Das Fest schien uns aber ärgerlich und darum ausscrordentlich verdrüßlich zu seyn, weil es die ganze Nacht hindurch dauerte. Anstatt nach den Schönen der Insel zu seufzen, wurde uns vielmehr die Zeit zu lang, auf die Insel Chermia zu kommen, die nur zwölf Meilen von Serpho entfernet ist. Allein am folgenden Morgen erhub sich ein so heftiger Nordwind, daß wir die Fahrt nicht wagen wollten. Auf der Insel Serpho darf man keine Alterthümer suchen. Denn sie ist niemals weder prachtig "och mächtig gewesen, ungeachtet sie der Hafen, auch ö"r Zeit da Griechenland im Flore stund, hätte schätzbar machen sollen. Nach dem Bericht des Herodo-tus a) waren die Einwohner von Seriphos, von S 3 Sipb- *) Lib, g. H?3 ^O i^ R^ Siphnds und Melos dle einzigen unter den Insult nern, welche sich weigerten dle Mannschaft der Flotts des Kerxes aufnehmen / zu der Zeit, da dieser Prinz/ Welcher sich vorgenommen hätte, ganz Griechenland ztt «robern, sich derjenigen Völker, die sich auf seins Seite schlügen, versichern wollte, indem er von ihnen Crbe Und Wasser ,'ordcn. ließ. Nach deM Heros docue stammen die HMioten von den laccdämo< nletn/ und die Einwohner von Slphnos und Gen-phosvon denAthcnicnsern ab, welche dcn Flamen dck Ionier von einem ihrer Feldherrn, dem Ion, dcni Oohne des 33utl>us, angcnomwcn haben. Nach det Schlacht bey Arremijmm, in welcher die Griechen UnS Perserglciches Glück hatten, schickten die Athenicnscr, die nicht ohne Grund wegen ihrer Stadtin Sorgen stuttt den, ihre Weiber und Kinder auf die Insel Gala-Mine ä) uNd brachten es endlich durch ihr anhaltendes Bitten bey den andern Völkern Griechrnlandcs dahin/ daß wan etne gemeinschaftliche Flotte um diese Insel herum zusammenbrachte. Die Einwohner von N7e-los schickten zwo Galeen dahin, und oie von Sertphos und Siphnos eben so vieü Die Römer sahen Oeriphos für bett be, quemsten Ort an, die Missethater und andere Unglückliche dahm zu schicken, daß sie der Verdruß ums icben brachte. Augustus verwies den Redner Cassu5 Severus dahin/ den ein siebenjähriges Exilium zu Creta a) Colour!, -^M A E^ 279 Creta von seinen Unarten nicht heilen konnte a). Auch wurde die vestilia, des Labeon Gemahlin/ die sich des Ehebruchs schuldig gemacht hatte/ dahin verwiesen ö), und dem Scraronicus c) war der Aufenthalt auf dieser Insel so unerträglich, daß er einstens seinen Wirth fragte, was für ein taster bey ihnen mit der Verweisung bestraft würde? DaS ist die Schel-mcrey, sagte der Wirth. Ey! antwortete Strato, nicus, warum begehest du nicht ein rechtes Schelmenstück, um aus diesem elenden Orte zu kommen? Das größte Vergnügen auf dieser Insel hatten wir an dem Geschrey der Frösche, die sich in den Morästen um den Hafen herum befinden, plinius H und Aelianus behaupteten/ daß sie zu Seripbo? stumm wären / und ihre Stimme wiederum bekamen, wenn man sie an einen andern Ort brächte. Allein dieses Geschlecht stummer Frösche muß ausgegangen ^yn. Hermolaus Barbarus hat die Stelle des plinius, wo dieses UmstandeS Meldung geschiehet/ verbessert. Denn in den alten Ausgaben las man statt der Frösche, Heuschrecken. Theophrast, sagt Aelian, glaubt nicht, daß der Jupiter die Frösche ztt Seriphos/ auf die Bitte des Perseus, der bey ihren S 4 Morä- 4) In Saxo Seriphio consenuit. Tacit. /. 4* An- nal c. ji. *) Eü/^. CÄrp». gr. & Ut. p. 158. ^ ^or. »^f«r. /. ». c. #♦ «) W*. 3, C 17. 28<3 ^ ^O ^s E^ Morasten vor ihrem Geschrey nicht schlafen konnte, jstumm gemacht habe. Dieser Weltweisc schreibt die Ursache, der Kälte des Wassers dieses Ortes zu. Wir giengen fast einen ganzen Tag in diesen Morästen herum, um Pstanzen zu suchen. Das Wasser schien uns «n selbigen ganz lau zu seyn. Indessen ist von dieser falschen Bemerkung, in Ansehung der Frösche zu Se» riphos das Sprüchwort entstanden, dessen Srepda-nus der Erdbcschreibcr und Suidas gedenken. Man pflegte nämlich, wenn man einen dummen Menschen beschreiben wollte, der nicht reden konnte, zu sagen: Plant• f9i> r&l-V- j Th. ptw- HBo. Rinde bedecket und theilet sich in verschiedene andere Wurzeln ab, die wenig Haare haben. Sie treibt aus den Ritzen der Felsen einen krummen Stamm oder Strunk, der zween Schuh hoch, ungefähr zween Zoll dick, holzig, brüchig, hart lind innwenoiq unrein weis ist. Derselbe ist mit cincr schwarzlichen, rißigen, höckerigen Rinde bedecket, die einige ringförmige Erhöhungen hat. Dieser Stamm macht verschiedene astige Stengel, die ebenfalls braun sind, ausgenommen gegen oben zu, woselbst die jungen Triebe meergrün und mit eben so gefärbten Blattern besetzt sind. Dieselben sind einen Zoll lang, oren bis vier iinien breit, an ihren Spitzen zugcsinmpft und stehen allemal zwey und zwey gegen einander über. Sie sind saftig, brüchig, Und bitterwie Galle. Diese Triebewerdcn einen halben Schuh lang, und sind mit Blättern besetzt, die den vorhergehenden gleich, aber schmaler sind. Sie unters stützen eine einzige Blume, die bisweilen ein ziemlich großes Bouquet ist. Jede Blume hat fünf Blumenblätter. Dieselben sind anoerthalbe Zolle lang und gehen nur einen halben Zoll aus dem Kelche heraus. Sie sind zugerundet und wie ein Hahncnkamm ausgeschnitten, blaulich grau, mit dunkeln Adern gestreift, und gegen die Basis zu mit andern dunkelpur-purrothen Streifen bezeichnet. Der Schwanz eben dieser Blätter ist schmal, weis, und in dem Kelch eingeschlossen. Dieser Kelch ist eine zolllange Röhre, hat eine iinie im Durchmesser, und ist gegen die Basis zu etwas aufgeblasen, woselbst ein andrer Kelch befindlich ist, der verschiedene spitzige und über einander lie, S 5 gende HgH "-V(M ^ Ec)s> gende Schuppen hat. Aus dem großen Kelche kommen zarte und weiße Staubfäden herfür, von denen jeder ein blaulich graues Kölblein hat. Der Stempfel ist nur fünf iinicn lang, walzenförmig , blasgrün, und endiget sich mit zwey weißen Hörnern, welche über die Staubfäden hinausgehen. Wenn die Blüthe vergangen ist, so wird aus diesem Stempfel eine Hülse, die rothlich wird, wenn sie reif ist. Sie ist in der Mitte aufgeblaßen , und öfnet sich an der Spitze in fünf Theile. In derselben befinden sich schwarze, plat, te, kleine, inwendig weiße Saamen, von denen einige enrund oder kreisrund sind, und an kleinen Faden han< gen, welche ihnen aus dem Mutterkuchen die Nahrung zuführen. Ich habe die Ehre u. s. w. Fünfter »81 !^,, —«W^------------------ Fünfter Brief. enthalt eine Beschreibung der Inseln Antiparos/ Paros und Naxia. Gnädiger Herr! A > «geachtet der Herbst in deni Archipelagus eine ^^ sehr angenehme Zeit ist/ so schien uns doch der Himmel, der nun anfieng ganz trübe zu werden / mit Sturm und Ungewittcr zu drohen/ wofür wir uns mehr, als für irgend einem andern Zufalle fürchteten. Und da die Stürme insgemein eine Folge der Veränderungen der Witterung sind: so machte die Furcht vor den Regen, welche sich in der levante insgemein zu Anfang des Septembers einstellen, daß wir jetzt wehr eiletcn, als wir wohl zu einer andern Zeic würben gethan haben. Unsere Absicht war, wo möglich, ^en ganzen Archipelagus zu sehen, und seit unserer Abreise von Candia hatten wir erst vier Inseln gest, hen. 284 "VH N Oc)^ hen. Wir reiseten also von Serpho nach Siphan-ro und von da aus secgelten wir nach der Insel Ami, paros, so achtzehen Meilen davon entfernet ist. Antiparos ^) ist ein Felsen, der sechzchen Meilen im Umfange hat, platt, wohl angebauet ist, und Gerste genug tragt, um sechzig bis sicbcnzig Familien zu ernähren, welche in einem sehr schlechten, eine Meile von dem Meere entlegenen Dorfe bcysam, men wohnen, und siebenhundert Thaler Vermögen, steuer und fünfhundert Thaler Kopfgeld bezahlen, ungeachtet ihre ganze Handelschaft in nichts als Baum, wolle und Wein bcsichet. Alle Jahre werden daselbst zween Consuls erwählet, manchmal wählet man auch nur einen einzigen, den man zehen Thaler glcbt, und ihm dafür die Angelegenheiten der Insel auftragt. In Kirchensachen hängt sic von dem griechischen Erzbischof zu Naxia ab. Allein er hat sehr schlimme Pfarrkinder, denn die meisten Einwohner der Insel sind französische und malthcsische Corsareu, welche weder Griechen noch lateiner sind. Das beAe land auf der Insel gehörr dem Kloster Brici zu Siphamo; von da aus werden zween Caloyers abgeschickt, um dle Erndte zu besorgen. Dieses tand war von einem beträchtlichen Ertrag, ehe noch die Venetianer die Oelbäume verbrannt hatten. Allein auch die Balken in den Häusern wurden während *) Antiparos. ßAIAPOS, Sttpb. ßAEAPOS, Strak. Oliaros. P/i». während des candischen Krieges, an denen Orten nickt verschonet, wo ihre Flotte überwinterte. Von guten Speisen weis man zu Antiparos nicht viel; oft kann man nicht einmal etwas Schlachtfieisch haben. Man findet daselbst weder Haasen noch Rebhüner, sondern blos Kaninchen und wilde Tauben. Die Furcht war daselbst bey unserer Ankunft so groß, daß man weder Tischtücher noch Servietten in den Häusern gelassen hatte. Man hatte bey Erblickung der türkischen Flotte, welche die Kopfsteuer einforderte, alles in das Feld gegraben. Man muß gestehen, daß der türkische Stock eine große Kraft habe. Eine ganze Insel zittert, wenn von der Bastonnade ^l) geredet wird. Diebe« sten ieute getrauen sich nicht anders, als in einer sehr demüthigen Stellung, mit emer schmutzigen Mütze bedeckt zu erscheinen; die meisten von diesen elenden ieu-tenaber fliehen, um sich einer so großen Schmach nicht auszusetzen, in die Höhlen. Die Türken, die fichs leicht einbilden können, daß man das Beste des tandes vor ihnen versteckt habe, lassen denen Offlciers, welche den Dienst haben, Schlage geben, und diese Ceremonie wahret so lange, bis ihre Weiber ihre und ihrer Nachbarinnen beste Waaren herbey gebracht haben. Gott weis mit welchemGeheul dieses geschiehet! Oefters belegen die Türken, die Manner, Weiber und Kinder wit Ketten, nachdem sie ihnen zuvor ihre Kostbarkeit ten abgenommen haben. Der «) LaFalaque. 286 "-HM A MF^ Der Hafen von Anciparos ist nur für Barken und Tartanen brauchbar. Mein in der Mitte des Canals, welcher sich zwischen dieser Insel und der Insel paros befindet, ist der Grund auch für die größten Schiffe tauglich. Dieser Canal ist zwischen den Felsen Scrongilo und Despocico, die neben an der Seite des Eingangs liegen, nur eine Meile breit, und mit vielen andern kleinen Felsen besetzt, welche keinen Namen haben. Diese Insel, so verächtlich sie auch zu seyn scheinet, schließt eine dcr schönsten Sachen in sich, dergleichen es vielleicht in der Natur wenige giebt; eine Sache, welche eine dcr wichtigsten Wahrheiten in der Naturlehre, nämlich die Vegetation der Stei, ne, beweiset. Wir wollten uns von dieser Sache durch den Augenschein überzeugen, und ließen uns also an diesen Ort selbst führen, um unsere Betrachtung mit desto mehrerer Gewißheit anstellen zu können. Dieser bewundernswürdige Ort liegt eine Meile von dem Dorfe, ungefähr anderthalbe Meilen von dem Meere, in dem Angcsichte der Insel Nio, Sikino, und Po, licandro, die nicht über dreyßig bis vierzig Meilen davon entfernet sind. Das erste so man zu Gesichte bekommt, ist eine wilde (ruüi^ue) Höhle, die ungefähr dreyßig Schritte breit ist, ein gedrucktes Bogcngcwölbe hat, und durch einen Hof eingeschlossen wird, so ein Werk der Hirten ist. Dieser Ort ist, durch einige natürliche Pfeiler, in zween Theile abgesondert. Auf dem grö-sten unter diesen Pfeilern/ welcher einem Thurm gleichet/ "Zfi0 sue, per* &r0i±£^JfsTitij7aj~0j'. ^Ia.i.xs. j.'TTi.pajr. 2,3s. chet, der oben an die Spitze der Höhle befestiget ist, liefet man eine sehr alte und übelbehaltene Innschrift. In derselben kommen einige eigenthümliche Namen vor, welche von den Einwohnern, nach elner alten Tradition, für die Namen derjenigen Personen gehalten werden, die sich verschworen hatten, Alexander dem Großen dasicben zunehmen; und die, nachdem ihnen der Streich mislungcn war, sich an diesen Ort flüchteten, wo sie sicher zu seyn hoffetcn. Unter diesen Namen befindet sich der einzige Name Anriparer, welcher die Tradition der Griechen zu begünstigen scheinet. Denn Diodor von Sici-lien 6) erzählet, daß einig« Geschichtschreiber den Amiparer für den Morder Alexanders des Großen angegeben haben. Es ist eine bekannte Sache, daß dieser Prinz dem Amipacer das Regiment in Europa anvertrauet habe, als er sich auf den Weg gemacht, Persien zu erobern. Allein dieser Minister, der über die übeln Dienste, welche ihm Olympias bey seinem Herrn erwiesen hatte, aufgebracht war, kam in den Verdacht, als habe er ihn durch seinen Sohn vergiften lassen. Dieser Verdacht mag nun einen Grund «der keinen gehabt haben, so bemerket doch Diodo-rus, daß Antipater, auch nach dem Tode des Alexanders, einen Theil seines Ansehens zu erhalten gcwust habe, und also weit entfernet gewesen sey, sich auf dieser Insel zu verstecken. Wir *) Bibliotb. bißor. /. 17. 283 "^W A W^- Wir konmen nur einen Theil von der Inn-schrift lcsen: sie wurde uns aber von einem Einwohner des Ortes, der eine Abschrift davon hatte, mitgetheilet. Derselbe versicherte uns, daß sie von eincm sehr geschickten Manne sey gemacht worden, welcher vor einigen Jahren durch Amiparos gercisct wäre. Hier ist also diese Inschrift. Eni K p i T a N o s OIAEHAGON; MENANAPO2 2OXAPMO2 MENEKPATH2 ANTinATPOS IIinOMEAilN API2TEA2 *IAEAS roprox AlOrENHS *IAOKPATHS ONE2IMOX, Unter Critons Regierung sind an diesen Ort gekommen: Menander Socarmus Nienecrares Anripacer Ippomedon Aristeas phileas Gorgus Diogenes philocraces Onesimus. Vielleicht sind dleseS die Namen derjenigen Einwohner der Insel/ welche zu der Zeit, da Criron die höchste obrigkeitliche Gewalt besaß, cS am ersten gewagt, in die Grotte hinab zu steigen, und sie z" untersuchen. Unter diesen Inschriften ist eine länglich viereckige Grube, an welcher ein Marmor/ der nicht weit davon davon ist, fest angemacht war/ der eben nicht gar alt ftyn kann, wie solches aus einer darauf befindlichen Figur des Creutzes erhellet. Cs ist dieses ein Basrelief aus bett Zetten der Christen, das so übel zugerichtet ist/ daß man es kaum mehr erkennen kann. Nach aller Wahrscheinlichkeit hat man es nie st schon befunden, um cs mit fortzunehmen, tinker Hand, unten an einem stach zugehauenen Felsen/ befindet sich cine andere griechische Innschrift/ die aber noch mehr abgerieben ist, als die vorhergehende. Zwischen den beyden Pfeilern, die rechter Hand stehen/ ist ein kleiner/ ctwas abhängiger Platz, der von dem Boden der Hohle dUrch eine ziemlich niedrige Mauer abgesondert ist. Hier hat man vor ei-lugen Jahren, unten in einen Felsen, der oben zie»w lich flach ist> folaendc Worte emaearabent HOC ANTRÜM EX NATURAE MIRACÜLI8 RARISSIMUMÜNA CUM COMITATU RECESS1BÜS EIUSDEM JPROFUKDIORIBUS ET ABDITIÖ-felBUSPENETRATIS ŠUSpidlE. ÖAT ET SATIS SUSPlCI HÖH Posse existimArat CAR, FRAN. pLlER DE NOIKTEL IMP. GAL. LlAktJM LEGATUŠ. DIE NAT. ^HR. quo CONSECRATUM FUIT AN, MDC LXXlll . , Man komwt endlich bis ili ben Orund der Höhte -urch emcn viel rauhern Abhang, ber ungefähr zwan-hlg Schritte lang ist. Dieses ist der Weg, auf Wel-Tournef. Reisen l. Th. T chm HH6 "HM ^l OFl«. chem man in die Grotte kommt/ und diese Passage ist nichts anderes, als ein sehr finsteres loch, durch welches man nicht kommen kann, ohne sich zu bücken, und ohne Fackeln bey sich zu haben. Man steigt erstlich in einen schrecklichen Abgrund mit Hülfe elncZSchifsseils hinab/ das man gleich bey dem Eingänge zu befestigen nicht vergessen muß. Von dem Boden dieses Abgrundes, muß man sich, so zu reden, in einen andern schleichen, der noch viel fürchterlicher ist, dessen Rand sehr schlüpfrig, und an der linken Hand sehr tiefe Abgrunde hat. Man setzet auf den Rand dieser Abgründe eine leiter, vermittelst welcher man zitternd über einen vollkommen senkrecht gehauenen Felsen sicigt-Man glitschet sodann durch einige etwas wcn'ger gefährliche Oertcr weiter fort. Allein z,t eben der Zeit, da man auf einem gebahnten Wege si^ befindet, muß man sehr kleine Schritte machen, '^ dem matt sich das Hirn einstoßen würde, wenn wa" durch die Führer nicht gewarnct und zurück gchalt^ würde. Man findet daselbst noch den Rest einer lei-, ter, bieder Herr von Noincel dahin hat stellen lajst"' Da dieselbe diese Zeit über verfault war, so hatte" unsere Führer die Vorsicht gebraucht, eine ganz n"^ tnit zu nehmen. Um dahin zu kommen, w"ß^ man sich rücklings auf einen Felsen liegen, und oh"c die Hülfe eines andern Schifseils, das man das"^ fest angemacht hatte, würden wir in die absche"^' sten Moraste gefallen seyn. Ist man endlich bis zu dem untern Theile det leiter gekommen, so muß man sich abermals eineIcitlans üb" Tat> j£_ J. ^7%. pao. sgi. ^hUL f mm mtmSm =ž3rt/£snung durčfi vclcnt ■7^~ z^ximtä3hJiüitt.r dtn Jlkar kainJr. m - r._ ^ci—---- r lAtt&r odtr Pyramide '^LgcJi durch welc&smttamdcF" Grptte indie j&ilt>funah jteytZ- über die Felsen, bald aufdemRückcn/bald aufdemBauch licgend,fortwalzcn/ so wie es einem jeden am bequemsten ist. Nach so vieler Mühe und Gefahr kommt man endlich in diese bewundcrnswürdigcGrotte, die der Herr von Noinrel, nicht ohne Grund, so sehr bewunderte. Unsere Führer rechneten die Tiefe, von der Höhle an, bis zu dem mit H.. bezeichneten Attar, auf hundert und fünfzig Klafftern; und von da aus bis zu dem tiefsten Orte, zudem man hinabkommen kann/ eben so viel» Der untere Theil dieser Grotte linker Hand, ist sehr lautz; rechter Hand ist sie aber ziemlich eben; und auf dieser Seite bleibt man auch, um zu dem'Altar zu kommen. Von dlcsem Orte an scheinet die Grotte um yefähr vierzig Klaftern hoch und fünfzig breit zu seyn. Das Gewölbe ist ziemlich wohl zu gehauen. An demselben befinden sich an verschiedenen Orten, große zugerun-dete Klumpen, von denen einig? mit siräubendenSpitzen versehen sind, wie die Donnerkeile Jupiters'/ am here abet regelmäßig ausgcschlagcN sind. An denseb ben hangen Trauben, Fcstons und tanzen von emet erstauncnswürdigcn länge herab. Zur rechten und linken Hand sind Vorhänge Und Tücher, welche sich aus allen Seiten ausbreiten und an den Seiten eine Art aushölter Thürme bilden, die mcistcnthcils teer, und gleichsam um dic Grotte herum angelegte Cabincte sind. Unter diesen Cabmetm siehet man ganz deutlich nncn großen Pavillon K, der durch einige Auswüchse gebildet wird, welche den Stiel, die Blätter und den KopfeinesBtumcnkohls sowohl vorstellen,daßeSscheinet, die Natur habe uns dadurch zeigen wollen, wie weit Ta sis 2^2 "^M ^l Uc)^ sie es mit dcr Vegetation der Steine bringen könn/ Alle diese Figuren sind von wcisseu, durchsichtigen cry-stallisirten Marmor, der sich allezeit überzwcrch und in verschiedenen Schichten zerbricht, wie der Juden-siein. Die meisten von diesen Stücken sind sogar mit einer weißen Rinde überzogen, und geben einen taut wie Erz von sich, wenn man oben darauf schlaget. tinker Hand, etwas über dem Eingänge <ü. der Grotte hinaus, erheben sich drey bis vier Pfeiler D oder Säulen von Marmor/ die/ wie Stämme von Bäumen/ auf dem Gipfel eines kleinen Felsen stehen. Dcr bochste von diesen Stammen ist sechs Schuh acht Zoll hoch, hat einen Ochuh im Umfange, ist fast walzenförmig, von gleicher Größe/ ausser an einigen Orten, wo er gleichsam wellenartig ist. Er ist an der Spitze zu-gerundet, und stehet mittcn unter den andern. Der erstc von diesen Pfeilern ist zwcyfach/ und nur üngc^ fähr vier Schuh hoch. Auf dem ncmlichcn Felsen" stehen einige, erst im Wachsen begriffene Pfeiler, die wie Hornspitzcn sind. Ich habe einen ziemlich großen/ der vermuthlich zur Zeit des Herrn von lTloinrel zerbrochen worden/ genauer untersucht. Derselbe stellet ganz naturlich einen nach der Quere abgehauenen Stamm eines Baumes vor. Die Mitte, so gleichsam dcr hölzerne Kovpcr bes Baums ist, ist von braunen Marmor, der in das cisengraue fällt, beylal^ sig drey Zoll breit, und mit vielen Kreisen von ver^ schicdcncn Farben, oder vielmehr mit eben so vielen alten inwendigen grünen Rinden (audiei-) uMIATAU DIE MEDIA 1S0CTC CELEBRATO MDCLXXIH, Wenn man um dle Pyramide herum kommen will, muß man unter einem Cabinet von Congclationen durchgehen, dessen hinterer Theil, wie ein Backofen gcwölbe gemacht ist, die Wände aber mit ausnehmend schönen Tapeten überzogen sind, die weisser sind, als Mba- Alabaster, Wir schlugen einige Stücke davon herab, und diese schienen uns innwcndig der Rinde eingemachter Citronen zu gleichen. Oben von der Höhe hos Gcwolbs, welches über der Pyramide stehet/ hängen Ffstonn von einer außerordentlichen länge herab, die gleichem die kleine Sänlcnordnung (!' ^tti^ue) des Altars bildm. Der Marquis von Nomtcl, der französische Ab' sandte an ocr Pforte, brachte die drey Weynachtsfeycr-tage in diescrGrotte zu, und zwar inGesellschaft von mehr ^ls fünfhundert Personen, die theils von seinem Gefolge, theils abcr Kauficute, Corsaren, oder Einwohner KeS landcs waren, die ihn dahin begleitet hatten. Hundert große Fackeln von gelben Wachs, und vierhundert iampcn, die Tag und Nacht brannten, waren so gut gcstcllck, daß es in derselben eben so helle war, als in einer prächtig erleuchteten Kirche. Man hatte hin und hcr auf alle steile Anhohen, von dem Altare an, bis an den Eingang der Höhle Q, teilte postiret. Diese gaben einander mit ihren Schnupftüchern ein Zeichen, als bey der Mcssc die sogenannte Wandlung geschah. Auf dieses gegebene Zeichen wurden vier und zwanzig Mörser und verschiedene Stcinmörser, die bey dem Eingänge der Höhle stunden, angezündet. Die Trompeten, die Hautbois, die Querpfeifen und Violinen, machten diesen Vorgang noch fcycrlicher' Der Gesandte schlief dem Altare gegen über, in einem Cabinet, das sieben bis acht Schuh lang, und vonNatur in einem von jenen großen Thürmen ausgehauen war, Von denen wir oben redeten. Neben an diesem Thür- T 4 mc ZK6 '"AM M M^ me ist ein anderes ioch, durä) welches man in cine andere Höhle kommt; allein niemand wollte es wagcn^ hinabzusteigen. Man war sehr verlegen, wie man für alle dicsy jeute Wasser aus dem Dorfe hichcr schaffen sollte. Dic Capuziner, welche in dem Gefolge des Gesandten waren, hatten den Stab Mosis nicht bey sich. Nach langen Suchen / fand man endlich einen Bruw nen, das ist, eine kleine Höhle, wo sich das Wasser gesammelt hatte, Der Herr von Nointtl hat das Angedenken dieser Grotte wieder erneuert. Sogar die Einwohne? der Insel Antiparos getrauetcn sich nicht, hinab zu sieigen, als er daselbst ankam. Er ermunterte sik aber dazu durch Geschenke. Die Corsarcn erboten sich, diejenigen zu begleiten, die ihncn den Weg zeigen wollten. Diesen Herren war nichts zu schwer, wann sie dem Gesandten einen Gefallen erweisen konm ten, der ein großer liebhabe? von allen schonen Ss-chen, und insonderheit von den Alterthümern war. Vermuthlich machte er sich, nach der vorhin angeführten Innschrift, Hofnung, irgend ein kostbares Mo-mument daselbst anzutreffen, Er hatte zween geschickte Zeichcnmeister, und drey bis vier Maurer bey sich, die mit den nöthigen Instrumenten versehen waren, die schwersten Marmor los zu machen, und fortzuschaffen. Nie ist ein Gesandter mit so schönen Sachen aus der ievante zurückgekommen. Die meisten von diesen Marmorn sind in die Hände des Herrn BaU^ delyl gekommen; und zum Glück hätten sie keinem gcschick ßeschicktcrn Manne zu Theil werden können, als dieser par. Nur noch ein Wort von der Höhle Amipater, welchen Namen eine kleine 5)öhle führet, in die man durch cm viereckiges Fenster kommt, und die gleichsam dcr Vorhof der großen Grotte ist. Die Höhle Amipacer ist über und über mit einem crystalli-sirten und ausgeholten Marmor überzogen, Es ist hicselbc eine Art eines ebenen Saals bey dem Eingam gc, dcr fchr schon in die Augen fallen würde, wofern man nicht schon durch dic wunderbaren Dinge, die sich in der großen Höhle befinden, geblendet worden fväre. Die Kette von Gebirgen, wo diese Grotten angetroffen werden, ist gleichsam mit durchsichtigen Crystallisationen, die dem gemeinen Maricnglasc ähnlich sind, gepflastert, die sich aber allezeit in rauten-pdcr würfelförmige Vierecke brechen. Ich halte diese Crystallisationcn für Anzeigen unterirdischer Höhlen. Ich habe dergleichen auch in Candja auf dem Berge Ida und zu Marseille angetroffen. An dem Rande per Hohle von Antiparos, hangen einige Stamme von jenem schonen Kappernstrauche ohne Dornen ^, dessen Frucht auf den Inseln eingemacht wird. Der Übrige Theil des Berges ist mit crctischen Thymian, falschen Diptam, Ccdcrn mit dem Cyprcßcndlat, Ma-siirbäumen und Meerzwiebeln besetzt. Alle diese Pfian, hen sind auf den griechischen Inseln gemein, unter T s denm fl) Capparis non spinosa, fruftu maiori, C, ii, p. 1U9* denen die Insel Anciparos nicht verdiente besucht zu werden, wäre es nicht um diese schone Grotte zu sehen. Wir paßirten den Canal/ der zwischen Anti-paros und paros ist / vermittelst eines Südwest-windes i?), und durch Hülfe desselben machten wir in Zeit von weniger als einer Stunde sechs Meilen; denn obgleich der Canal nicht über eine Meile breit ist/ so rechnet man doch von dem Hafen von Anciparos, bis zu dem von Paros, sechs bis sieben Meilen; und eben diese Distanz überzeugte uns, daß Anriparos diejenige Insel sey/ die den Alten unter den Namen Oliaros bekannt gewesen ist. Diese Meinung bestättiget eine Stelle ans dem Crdbeschrciber Ste, phanus, welcher Pliaros zu einer Colonie der Sü domer macht, und diese Insel ungefähr sieben Meilen />) von paros setzet/ welche Entfernung mit unserer Fahrt vollkommen übereinstimmt. Unser Schiff wurde auf dieser Reise sehr übel zugerichtet, und der stromweisc herabfallende Regen, belästigte uns auf das grausamste. Dieses war der letzte Tag des Augustmonats ; es war dieses aber auch das erstemal, daß wir in dem Archipelagus regnen sahen. Wir kamen den ztcn September in dem Hafen heSSchloßesvonparechia oder parichia,derHaupti stadt der Insel paros c), an, die auf den Trümmern jener alten und berühmten Stadt paros stehet, welche, nach Aussage des Srephanus des Erdbeschrci- bers, a) Labech/ *) <:«. ^tctbim. §) IIAPOSf Paros,- »on ben fransen Paris geuaniif, bers, die wichtigste auf den cycladischen Inseln war. Da die Perser unter Anführung des Darius nach Europa segelten, um die Athenienser zu bekriegen, schlug sich paros zur Parthey der Asiaten a), und unterstützte sic mit Truppen, welche bey der maratho-nijchcn Schlacht zugegen waren. Milciadcs, dem dieser wichtige Tag den größten Ruhm zuwege brachte, erhielte von den Atheniensern clnc mächtige Flotte, und gab ihnen die Versicherung, ohne ihnen zu sagen, wozu er sie bestimmte, daß er diese Armee in ein land führen wollte, aus dem sie, ohne diele Mühe, die größten Reichthümer zurück bringen würde. paros wurde zu Wasser und zu iam de belagert. Die Einwohner, deren Mauern bereits sehr beschädiget waren, verlangten zu ca-pitulircn />). Da sie aber auf der Seite von My-cone ein großes Feuer erblickten, bildeten sie sich ein, es müste solches das Signal eines Succurscs seyn, den ihnen Daciü, einer von den'persischen Feldherren, zu, schickte. Hierauf wollten sie nichts mehr von einer Capitulation reden hören; und dieses hat zu cincm Sprüchworte: Sein N>orr nack Are der Einwohner von pavos halten c), Anlaß gegeben. Iu-dessen ließ NAlriades, der sich für der feindlichen Flotte fürchtete, seine Maschinen anzünden, uudkehrte eilfertig nach Athen zurück. He? ft) Herol /. 6, A) Corn, Nepos in MlM, Herodotus /)), der diese Belagerung sehr genau beschrieben hat/ will nichts davon wissen, daß die Belagerten willens gewesen seyn sollten, zu ca-pituljrcn; er meldet vielmehr, daß Miltiades, nachdem derselbe alle Hofmmg aufgegeben hatte, den Ort zu erobern, die Cimon, eine Pricstcrin des law des, um Rath gefragt habe, die ihm den Rath gegeben, «daß er eine gewisse heimliche Ceremonie in dem nicht weit von der Stadt gelegenen Tempel der nos und Seriphos ) so genau beschrieben, und der berühmte p. Montfaucon so vortrestich erläutert hat, erhellet, daß die cycladischen Inseln, und folglich auchparos, unter derHerrschaftderPtolomäer, derKos nigc in Aegypten, gestanden sey. Denn aufdicscm, unter pcolomäusEvergeces III. aufgcrichtetenDenkmale, geschiehet dieser Insel Meldung. Aus den Händen der Acgyptier kam sie wieder unter die Bothmäßig-keit der Athmicnser« Michridares c) beherrschte dlc Cycladen eine kurze Zeit. Da sich derselbe geno-thiget sah, dem Glücke des Sylla, wie Florus sagt, der Tapferkeit des Lucullus, der Größe des pom-pejus zu weichen, cutschloß er sich, gegen Norden zu ziehen. Die Römer blieben also im ruhigen Besitz von Athen, von dem Archipelagus, dessen Inseln,nebst Ly-dim, phrygicn und Carlen zu einer Provinz gemacht wur- a) Biblioth. biß. l. I?. *) Topogr, Cbrifi. de munio lib, 3« 0 De bello Mithrid. H04 "^M Ol lR.M- Wurden. Diese Provinz stund nachgehenos, nebst bclti Hellespont und Kleinasien, unter einem Proconsul. Die griechischen Kaystr besassen den Archipelagus, bis auf die Zeit, da Niarc Sanudo, ein edler Vcnctianer/ von Heinrich, dem Kayser zu Constant,-nopel, zum Herzog von Naxia gemacht wurde. Dieset neue Herzogs vereinigte paros, ncbst einigen andern bcnack)bartcn Inseln, mit Naxia, ^)aros wurde nachgetzends durch die Herzogin des Archipelagus/ Florentia Sanudo von Nasia tviedev getrcnnct, als welche diese Insel ihrer einzigen Tochter, der Gemahlin des Caspar de Gommcrive zum Heurathgut gäb. Dieser Herr machte mit Recht Ansprüche auf das ganze Herzogthum Claxia; et wav über a/nothi< get, mit paros vor lieb zu nehmen, weil er^sich ausser Stand,gesetzer sah, der Macht des Franciscuo Cri-spo zu widerstehen, der sich, nachdem er den Nl> cotaus Carcerio hatte ermorden lassen, des übrigen Theils des Herzogthums bemächtigte. Einige Ia^re barauf kam i)aros> durch dis Eerhcürathung des Franciscus Venicr, eines cdcltt Vcnetiancrs, mlt der Florenria de SoMmerive/ der ältern Schwester des Comjln de Sommerive, die alle seine Güter erbte, an das edle Haus der Ve-Nier. Dieser Franciscus Venier war der Grosvarct! jenes berühmten Venier, der die Insel paros a^ den Barbarossa, den Capitain Bassa des Sol>" man»^ ä) Hiß, des Dues de f Arcbip» -HM N U^ 305 mann II. nur darum überließ, weil es ihm zu Ae-phalo in dem Fort Samc Anrome an Wasser mangelte. Leunclav a) gedenket eines Griechen/ Namens Jacobus Heraclides, oder Basilldes, der seinem Vorgeben nach, von den Fürsten der Walla-chcy abstammte/ und den Namen eines Marggrafens von paros fllhrte. Derselbe wurde l66z von det» Wallachen hingerichtet/ und es scheinet nicht, daß er. diese Insel jemals besessen habe, massen die Türken solche von den Vcnctiancrn bekamen. Was das Schloß zu Pacos oder Parlchia betrift, ft sind die Mauern desselben ganz von alterr Marmor gebauet. Die meisten Säulen sind an derselben nach der Quere angebracht/ und zeigen blos ih« rcn Durchmesser. Diejenigen, welche aufgerichtet stehen, unterstützen öfters Kränze von einer erstaunens> würdigen Größe. Man mag sich hinwenden, wo matt will, so siehet das Auge überall nichts, als Unterbalken und Säulenfüße/ unter großen Stücken Marmor^ die chehin zu den prachtigsten Werken gehörten. Um «ine Thür zu einem Stalle zu machen, welche insgemein zugleich statt der Hansthür qe braucht wird, richtet man zwey kurze Stücken von Kränzen cmcS Gesimses auf/ woran die Arbeit ausnehmend schon ist. Ueber diese Stücken leczt man eine Säule nach der Quere hin, welche die Stelle der Obcrschwellc oder des Sturzes vertreten muß, ohne sich zu bekümmern/ ob sie winket» recht oder gleich liegt. Die Einwohner des landeS/ welche *) Supplem. Aiwl. welche olese zugerichteten Marmorsieine finben, ft, hen solche so gut zusammen/ als sie können; ja sie überziehen solche öfters mit Kalch. Innschriften fin-Het man um die Stadt herum häufig. Dieselben sind «ber so übel zugerichtet, daß nichts mehr davon zu erkennen ist. Die Franzosen / die Vcnetianer, dle Engelländer haben die beträchtlichsten bereits mit sich genommen; und täglich werden noch die schönsten Stücke, dle man entdecket/ FriseN/ Altäre/ Basrclie, fe, zerschlagen/ und zu Einschließungen der Felder angewendet; die Unwissenheit der Griechen ist so groß, Vaß sie alles vernichten. Anstatt jener großen Bildhauer, Mb jener geschickten Baumeister, welche ehe-hin den Marmor dieser Insel wett berühmter mach, ten a), als derjenige war, den man aus den benachbarten Inseln antraf, findet man jetzt nichts als eine elen, de Mauer. Dieser schöne Stein lst zwar zu Naria »lnd Tine eben so gemein. Cs fehlte aber zu einer gewissen Zelt an geschickten leuten, die ihn bearbeite-teft und in Aufnahme brachten. Drey Meilen von der Stadt find dle alten Steinbrüche, wo man jetzt nichts mehr siehet, als Graben, dle mit Stücken bedeckt sind, die bey Behauung Her Steine weggefallen, und die noch so neu sind, als ob man erst vor kurzem daselbst gearbeitet hätte. Der Alraun (MrickaFore) und der falsche Diptam, wack" ftn daselbst überall. Die Meräkesten Steinbruch« des #) Pares marmor* nobilis» Plin. Hist, nat. /. 4. e, ifr ""HM U O^> 307 deS landcs, liegen noch eine Meile weiter hin/ über. der Mühle des Klosters Sanct Minas. In einem von diesen Steinbrüchen ist ein altes Basrelief, in den Marmor selbst gearbeitet, der an diesem Orte fast senkrecht zugehauen ist, unten in einer großen Hohle, die zu einem Schaafstalle dienet/ wo man diesen schönen Marmor ohne Zweifel bey einem tampenlichte a) auezuhaucn pflegte. Nach aller Wahrscheinlichkeit ist dieses eben derjenige Berg, dessen S rvius und Srephanus, der Erdbeschniber, unter dem Namen Marpesosb) Meldung thun. 5 Dieses Basrelief ist vier Schuh lang, und zween Schuh fünf Zoll hoch. Der untere Theil da» von ist auf allen Seiten gleich; der obere aber ziemlich unregelmäßig, weil man sich nach der Figur des Felsens richten mußte. Ungeachtet dieses Werk durch die Zeit sehr beschädiget worden, so scheinet es doch eine Art eines Bacchusfestcs zu seyn. Man siehet auf demselben neun und zwanzig Figuren von einem guten Geschmack, aber von einer schlechten Zusammen, setzung. Von zwanzig Figuren, die in einer Knie stehen, sind die sechs grössesten siebenzehen Zoll hoch. Es sind dieses Nymphen, welche im Kreise herum U 2 tanzen. a) Lapis Lychnites-, quoniam ad lacernas in cuni-culis caederetur. ?lin. I. j6. c, i;t A/£»f ^v^'vf, < Ath. Delpn. L ?. b) MAPnK22A !& TL^ou if S it *.&» •&(%*»- ratt Stepb. Marpesos mons est Pariae insulae. Sertius in Aeneid. 6. tanzen. Cine andere sitzet linker Hand/welche sich/ wle es scheinet, zum Tanzen nöthigen läßet. Unter diesen Figuren stehet der Kopf eines Satyrs mit einem langen Barte, welcher aus allen Kräften lacht. Rechter Hand stehen zwölf Figuren, die viel kleiner und vermuthlich nur Zuschauer des Festes sind. Bacchus si« tzet ganz oben mit Eselsohren, und einem vollgesoffenen Bauch. Er ist mit Figuren umgeben, die verschiedene Stellungen machen, insgesamt aber sehr lustig zu seyn scheinen, besonders ein Satyr, der ganz vornen stehet, und Ochscnohren und Hörner hat. Die Köpfe dieses Basrelief sind niemals gecndiget gewesen. Es rühret dieses von der laune des Bildhauers her, welcher sein Vergnügen daran fand, seinen Marmor mit Figuren zu beladen, und unten an sein Basrelief folgende Worte schrieb: AAAMAS 0 A P T Z H 2 NTM*AI2. Adamas Odrpses hac dieses Denkmal den Mädchen des Landes aufgerichtet. Vor Alters hleßen die Frauenzimmer Nymphen, wie uns Dio-dor von Sicilien a) berichtet; und Barch b) hat sehr deutlich bewiesen, daß dieser Name blos den Unver^ etzlichten gewidmet gewesen sey. Der a) Bihlioth. bißor, I. h *) Animadvets. ad StaU fbrUZ. Der Marmor dieser Insel a) wurde mit der Zeit so berühmt, daß die geschicktesten Bildhauer sich gar keines andern bedienten. Mit Recht konnte Srrabo ö) sagen, daß dieser Marmor der vvrtrefiich-sie zu Bildsäulen gewesen sey, und plinius c) meldet/ daß man solchen nach Aegypten gcführet habe, um den Vorgiebel jenes berühmten labyrinths damit auszuschmücken, das unter die Wunder der Welt gezählet wurde. Die geschicktesten icute sind insgesamt der Meynung, daß dcr italiänische Marmor, um Bildsaulen davon zu machen, den Vorzug vor dem griechischen verdiene, plinius behauptet mit Recht, daß der zu luna viel weisser sey. Der griechische Marmor hat große crystallene Körner, welche ein falsches licht machen und kleine Splitter geben, wenn man ihn nicht wohl in Acht nimmt. Der italiänische hingegen ist dem Grabstichel weit gehorsamer/ weil seine Korner viel kleiner und gleicher sind. Dcr Marmorbruch, welcher in der Provence zwischen Marseille und les Pennes liegt, scheinet eben die Körner zu haben, wie der griechische Marmor. Vielleicht würde er viel gelinder werden, wenn man bis auf eine gewisse Tieffe graben wollte. Man findet in diesen Gegenden auch einen sehr harten Stein, der dem Prophyr ähnlich ist, aber blaße Flecken hat. U 3 Man .*) Omnes autem tantum candido marmore ufi siinl a paro insula. P/i». ##. »**. /. ?6. f. ^. Mattmüste diese Steinbrüche ofncn, wenn man hinter die Schönheiten derselben kommen wollte. Wcr hätte jemals geglaubt, daß man eine Vorstellung des Si-lenus a) in den Marmorbrüchen zu Paros antreffen würde, wenn man nicht weit genug gegraben hatte, um dteses Wunder zu entdecken? Nachdem wir diese Steinbrüche besehen hatten, besuchten wir die vornehmsten Oerter auf der Inscl< Zu Nausa oder Agousa ist noch etwas von einem zerstörten Fort zu sehen, das in dem Mccre stund. An dem alten Gemäuer dieses Forts siehet man das Wappen von Venedig. Die andern Hauptortcr sind CostSu, L.cpl)chit', Marmara, ^dcpido ltnh Dragoula. Diese drey lchtcrn Dörfer liegen in dem Quartiere Rephalo, welches durch das Fort Sainr Anrdine, das2>arbarossa mcht wurde erobert habcn, wenn dieSoldaten in demselben uicht Mangel an Wasser gehabt hätten, gar berühmt worden ist. Vcnit'r, der BcherrstHcr dcr Insel, der dlcscs Fort so tapfer vertheidiget hatte, gicng, um sich zu retten, nach Vene-Vtg, wohin er schon vorhrr seine Gemahlin und Kin-ber geschickt halte. Dieses Fort ist nun zerstöre, und man findet jetzt nichts mehr daselbst, als das Kloster Sawr Antoine. Man bedient sich heut zu Tage des Marmors aus den Steinbrüchen dieses Quartiers, besonders a) In Pariorum Iapidicinis mirabilc proditur gleba Japidis uniiis, runeis dividentium seluta, ima?*" uem Sileiii intus extitistc, PÜtu Hiß* nat. L }< c- 5* besonders derer, dle man zu Marmara antrift. Von hieraus wird der Marmor auf Schiffen nach pare-chia geschaft, da hingegen der Marmor aus den alte» Steinbrüchen nicht anders als auf Wagen dahin ge, bracht werden kann, welches Fuhrwerk auf den Iw seln sehr selten ist. Plmius a) hat die Große der Insel gar wohl angegeben, indem er sagt, sie sey nur halb so groß al« Naxos, so, seinem Vorgeben nach, fünf und siebe«? zig Meilen hat. Nach diesem Anschlage kann paros nicht mehr als scchs bis sieben und dreyßig Meilen groß seyn. Man zählet auf dieser Insel ungefähr funfze-henhundert Familien, welche ordentlicher Meise Vier« tausend Thaler Vermögensteuer geben. Es ist daselbst eine schöne Viehzucht. Die Handelschaft bestehet tn Weitzen, Gerste, Wein, Hülsenfrüchten, Sesam und Kattun. Vor dem candischen Kriege gab es daselbst auch viel Oel. Allein die venetianische Armee ver, brannte, die neun bis zehn Jahre über, da sie sich da, selbst aufhielte, alle Oelbaume zuParoS. Auf dieser Insel giebt es so viele Mebhüner und wilde Tauben, daß wir dren Rebhüner und zwo wilde Tauben für lg Sols zu kaufen kriegten. Das Schlachtfieisch lst daselbst gut. Auch giebt es an Schweinen eine« Uebersiuß. Es giebt hier, wie auf den andern Inseln, kleine Schaafe ö), die in den Hausern mlt Brod und Früchten gefüttert werden, und die vor- U 4 trefilch «) Hist, nat. /. 4. f, 12, *) ßrouflins» 3l! "^G ^i GF^ trcstich zu essen sind. Die Melonen sind hier ausneh-mend gut. Allein wcnn die türkische Flotte daselbst ist, sind keine zu bekommen, indem dieselbe in wenig Tagen alle Früchte des Archipelagus verzehret. Zu paros sahen wir, seit unserer Abreise auS Frankreich, das erstemal regnen. Der Erdboden war so trocken, daß eine kleine Sundfluth nöthig gewesen wäre, dcn Durst desselben zu stillen. Die Baumwolle, die Wcinstöcke und Feigenbäume, würden daselbst völlig zu Grunde gehen müssen, wofcrnc nicht «in sehr starker Thau siele, von dem unsere Ueberro« ften Tafeln von geringen Porcellain, in diesem schönen Steine eingefaßt sind, um den Vorgiebeln dieser Ka, pellen zur Zierde zu dienen. Dieses kommt mir eben so für, als wenn man einen Kieselstein in Gold ein, fassen wollte. Man zählt zu paros ftchzehen Kloster, nem-llch: 'H^/st n5-«5. 32int Mn28. Ist das größte Kloster auf der Insel, ungeachtet nicht mehr als zween CaloyerS in demselben sind. '^z,/-e i«L"»s^5. Zaint Mckel. Der Erzengel, '^,„ '^s^^. Das Kloster der heiligen Apo« stcl. Tietfuyitt Kuyoy«vu%fot Notre Dame du Lac. *Ayi69 Uz»**!! Kaufet. Saint Jean de la Pluye. *Ay(*t itaiyfrs fi^ou^t. Saint George aux Groi- seilles. 'hyhq *kMlil*q. Saint Andre". *KyUt A»T»»t*9. Saint Antoine. 'Ayfa Mi»}}, La Sainte Solitude. n**Ky(* 2,tH#(iavj. Notre Dame de toute prevoyance, •KyU* uhiifs Afym*». Saint Jean Adrien. •Ay'»s Kw|«»*V. Saint Cyriaque ou Saint Dominique. 'Ay«* Imw •***ßitw,9. Saint Jean de sept fontaines. n***yia rowmQxm. Notre - Dame du lieu mal - fain. 317 *A//#f K«tu\aßot, Saint Noirmantin solitaire du mont Sinai. 'O Xftrif, Le Monailere de Christ. Archilochus a), jener berühmte Urheber der jambischen Verse, ist einer von den vorzüglichsten Männern gewesen/ die zu paros lebten. Hora-tius ö) sagte mit gutem Grunde, daß die Raserey diesen Dichter begeisterte. Seine Verse waren ft beissend, daß Lycambas, den er angegriffen hatte, thöricht genug war, sich aus Verzweiflung zu erhängen e). Archilochus lebte zu den Zeiten des Gy-ges, des Königs von lydien, und war ein Zeltgenoße des Romulus. Wir wissen den Namen eines vortrefllchenMannes ' nicht, der auf dieser Insel lebte, und der das aller-schönste Denkmal der Chronologie, das auf der Welt ist, gemacht hat, und das gegenwärtig zu Orfort in dem Thurme des Sheloonischen Theaters verwahret wird. Auf diesem Marmor, den der Herr von pei-resc ei), nebst verschiedenen andern, in der tevante kaufen lassen, die in die Hände des Grafen von Arundel kamen, sind die merkwürdigsten Begebenheiten der griechischen Geschichte, von der Regierung des Ce. a) Strabo rtr. geogr, /. 10» h) Arclnlochum proprio rabies armavit iambo. Horat* dc arte poet. «") Tinth Lycambeo sanguine tela madcnt. Ovid, in Ibin. Herod. I. I. <0 Gajfcnd, in vita, Peirefc* 218 "HM A M^ Cecrops, des Stifters des atheniensischen Reiches, an, bis auf die Zeiten des Diogneris, das ist, die Geschichte von 13»8. Jahren eingegrabcn. Njserius glaubt, diese Chronologie sey 26). Jahre vor Christi Geburt geschrieben worden. «^ Aus diesem Denkmale, das nicht so, wie die Handschriften hat verfälschet werden können, lernen wir die Stiftung der vornchmstcn Städte Griechen, landcs, und das Alter der größten ieute, die diesem iande zur Zierde dienten. So sehen wir, zum Beyspiel, aus diesem Marmor, daß Hesiodus sieben und Zwanzig Jahre vor dem Homer gelebet, und daß Sap« pho ungefähr zweyhundcrt Jahre nach diesem Dichter geschrieben habe. Diese Marmor bestimmen die obrigkeitlichen Personen a) zu Athen, und verbreiten sber die Kriege jener Zeiten ein großes ticht. Allein hier ist der Ort nicht, von dieser Sache weitlauftigcr zu handeln: ich komme vielmehr auf unsere Fahrt nach der Insel Naxia, die den Alten unter dem Namen Naxos ö) bekannt war. Wir langten daselbst den 7. September in weniger als zwo Stunden an. Denn die Ueberfahrt aus dem Hafen von Agousa (der an der mitternächtigen Spitze von paros liegt) beträgt nur neun Meilen, und der Canal hat in gerader linie nicht mehr, «lS sechs Meilen in der Breite; folglich hat Plinius c) Recht a) 'O'Kw». b) NAEOZ. NAXUS. f) Hiß. naU I, 4. ft 3« Recht gehabt, der die Entfernung dieser beyden Inseln auf sieben Meilen und fünfhundert Schritte geselzet hat. Naria ist ein/ aus Naros, durch «ine Verstüm-lung gemachtes Wort. Jedermann weiß, daß die griechische Sprache bey dem Verfall des Reiches, große Veränderungen erlitten habe. Das Wort Naxia findet man bey dem Johannes Camenima a), der die Eroberung von Chessalonich durch die Saracenen beschrieben hat. Derselbe wurde im Jahr 904 gefangen genommen, und nebst den andern Scla» ven, nach Candia geführet. Die Flotte der Saracenen, auf,der sie sich befanden, lief, wie er sagt, zu Naria. ^y/. um den gewöhnlichen Tribut einzufordern. Sie lltte daselbst sehr viel in dem Haftn vonVwierb). der heut zu Tage der Hafen des Salines genennet wird, und dem Hafen des Schloßes rechter Hand liegt. Man fängt in diesem Hafen noch immer viele Seefische (kwiiet) und Aale, und zwar vermltttelst gewisser Zäune von zusammen gefügten Schilfrohr. Diese Zäune legen sich zusammen, wie unsere spanischen Wände, und man stellet sie so, daß die Fische, welche durch gewiße Eingänge hinein gekommen sind, nicht mehr herauskommen können. Man bedienet sich ähnlicher, aber vlel größerer und weit beßer geordneter Maschinen c) in dem Canal zu Marcigues in der Provence. Die Erfindung davon ist sehr alt. Dle Ich. «> De cxcidio Thessaioru *) Bourdigous, 320 "V(,M A Ot/V" Ichthyophagl zu Babylon a) bedienten sich dieser Art der Fischerey, und siengcn ohne Mühe weit mehr Fische/ als sie verzehren konnnten. Diese Zaune von Schilfrohr dauern viel langer/ und man schafft sie nach Belieben von einem Orte zum andern, wie die Umstellungen der Schaafpferchen. >' Die Fischerey/ der Zoll und die Salzkoten de^ Stadt, sind nicht höher als um hundert Thaler veA pachtet; daher kauft man auch zwölf bis funfzehen Maas Salz (MewrcL) um einen Thaler, und jedes^ Maas 5) wiegt hundert und zwanzig französische Pfund. Dcr Hafen des Salincs kann kein großes Fahrzeug beherbergen, so wenig als die andern Hafen auf der Insel, die alle den Nord- oder Südostwinden c) ausgesetzet sind. Sie heißen: Calados,Pa-. normo, Sainc Jean Crianyara, Filolimnarez/ Poramides, und ApoUona, so vielleicht den Namen von dem Tempel des Apollo beybehalten hat, den die Athemenstr an der Spitze vonNaxos, dcr Insel Delos gegen über, haben aufrichten lassen. Man muß mit Herrn Spon-i) die Insel Naros nicht mit einer Stadt, gleiches Namens, in Sicilien verwech, seln, woselbst, dem Cbucydides e) zufolge, die Einwohner der Insel Eubäa dem Apollo einen Altar gebauec haben. Naxo5 a) DioL Sic* Bibl. bißor, /, J, b) Mogis. c) Siroc. d) l^oyate Tom. III. r) Lib. 6. ^Tlaros war, ungeachtet sie keine Hafen hatte, zu der Zeit, da die Pcrscr auf dem Archipelagus erschienen, eine sehr blühende Republick, welche die Herrschaft über das Meer behauptete. Sie besaß aber die InsclnParos undAmiparos, wo die vortrefiichsten Häfen waren, welche die größten Flotten aufnehmen und beherbergen konnten. Aristagoras a) der Statthalter zu Milerus in Ionlen, ließ sich ein, fallen, Naxoft unter dem Vorwande zu überrumpeln/ als wolle er die Großen der Insel, die der Pöbel verjagt, und die ihre Zuflucht zu ihm genommen hatten, wieder einsetzen. Darius, der König in Per, sien, gab ihm nicht nur Mannschaft, sondern auch eine Flotte von zwcyhundcrt Fahrzeugen. Die Na-rioten, welche durch denMagadares, den persischen Feldherrn, mit dcm sich Aristagoray entzweyet hatte, heimlich davon Nachricht erhielten, machten alle Anstalten, ihn wohl zu empfangen. Er musie sich nach einer vicrmonatlichen Belagerung zurückziehen, und der ganze Dienst, den er den Insulanern leisten konnte, die sich nach Milcrus begeben hatten/ bestund darinnen, daß man ihnen eine Stadt auf der Insel Naros bauetc, um sie gegen die Beleidigungen des Volkes zu schützen. Die Perser thaten eine zweyte tandung auf dieser Insel, da sie in dcm Archipelagus herumschwär-weten. Daris und Arraphemes ö), die daselbst feinen *) Herod* h Htrod. /. 6. Courntf. Reisen I.TH. T 32» "S(M l A OFV- kelnen Widerstand antrafen, verbrannten alleS/ auch sogar die Tempel/ und führten eine große Menge Gefangene mit sich hinweg. tTtapos erholte sich aber nach diesem Verluste wieder, und hatte bey jener machtigen Flotte Griechenlandcs ä), welche die Flotte des Herxes bey Salamine ö) schlug, vier Kriegsschiffe. Die Erinnerung an das Unheil, welches die Perser zu Napos angerichtet, und die Furcht, sich ein neues zuzuziehen, nöthigte das Volt, sich für die Asiaten zu erklären. Allein die Offickrs der Insel waren anderer Meinung. Sie führten daher> auf Befehl des De, mocrims, des ansehnlichsten unter den Bürgern zu Naxoö, die Schiffe, die sie commandirten, zur griechischen Flotte. Diodor von Sicilien c) versi, chert, daß die Narioecn in der Schlacht beyplarea/ tvo Niardonius, cin anderer Feldherr der Perser, von dcmpausanias geschlagen wurde, große Proben von ihrer Tapferkeit abgeleget. Da indessen die Alnrten den Athcnicnscrn das Commando der Truppen anvertrauet hatten, so erklärten diese den Krieg wider die Narioten, um die Anhanger dcr Perser zu züchtigen ch. Die Stadt wurde txcher belagert und genöi thiget, mit seinen ersten Herren zu capituliren. Denn Herodoru» e), welcher d"larog iü das Departement von a) Herod lib. I. h) Colouri. 0 Btbiiotb. biß. L ?. d) ThucjL /.,1. O Lib» 7, von Ionien setzet, und dieselbe die glücklichste unter den Inseln nennt a ^, macht sie zu einer atheniensi-schen Colonic, und erzählet, daß sie pisistrarus/') bcstßcn habe. Dieses sind die merkwürdigsten Begebenheiten der Insel Naros, zu der Zeit, da Griechenland in einem blühenden Zustande war. Will man noch weiter in das entfernte Alterthum zurückgehen, so wird man bey dem Diodor von Sicilien und bey dem pausa» mas, den Ursprung der ersten Volker antreffen, welche sich daselbst niedergelassen haben. Bures c), der Sohn des Boreas, dcs Königs von Thracien, wurde , nachdem er seinem Bruder I^vcurgus heimlich nachgestellet hatte, auf Befehl seines Vaters genöthiget, das land, nebst seinen Mitschuldigen zu ver« lassen. Ihr günstiges Schicksal führte sie auf die run, de Insel ^); denn so wurde diejenige Insel genen, net, von der wir gegenwärtig reden. Da die Thraner daselbst wenig oder wohl gar keine Weiber antra-Nassen, und da die meisten Inseln des Archipelagus ohne Einwohner waren: so wagten sie einige Einfalle auf das feste iand, und entführten viele Weiber, unter dcnen sich auch die Iphimedla, die Gemahlin des Königs Aloeus, nnd p.;ncracis, seine Tochter, befanden. Dieser, hierüber äußerst aufgebrachte Ko- X 2. nig, a) *H N/g»$ jv&atpivtif Tvf ryrut, Herod, lt 5, *) Idem. I. ,, ^) ß;od. 5rc. Bikliotb. biß» I, 5. ^) STnorrxAH. 524 ^O A nig, gab selnen Söhnen C>ms «nd Ephialres Befehl, ihn zu rächen. Diese Prinzen tödteten elmge Zeit darnach einander in einem Treffen/wie ßausanias a) sagt; oder sie wurden vielmehr, nach der Meinung des Ho« mer und Pindar, von dem Apollo getödter; und solchergestalt blieben die Thracier in dem ruhigen Besi-fitze der Insel, bis sie eine große Dürre, nachdem fie über zweyhundert Jahre daselbst gewohnt hatten, nöthigte, sie zu verlaßen. Sie wurde nachgehends von den Cariern besetzet, und ihr König Naxios, oder Naxos legte ihr / nach dem Bericht des Sres phanus des Erdbeschreibers, seinen Namen bey 5). Ihm folgte sein Sohn Leucippus nach; und dieser war der Vater des Smardiufi, unter dessen Regie, rung Theseus, da er vonCreta mit der Ariadne zu> rück kam, auf dieser Insel anlandete, woselbst er seine tiebste dem Bacchus überließ, dessen Drohungen ihtt in einem Traum grausam erschreckt hatten. Die Einwohner von Naxos behaupten, daß dieser Gott bey ihnen erzogen worden sey, nno daß ihnen diese Ehre alle Arten der Glückseeligkeit zugezogen» Andere glauben, Iupirer habe ihn dem Mercur an, vertrauet, um ihn in der Höhle Nysa c) auf der Küste von phoenicien/ und zwar auf derjenigen Seite iu erziehen, welche sich dem Nil nähert; und daher rühret £) Lib. 9. b) 'Awi rev N«£o» Kag^ jytpiinf. StepL c) 'Awi A»f «a« Kjrayff, DiU, Sic. Bibliotb. b\ß* /.4. & alibi. "5M A OF^ Z2s rühret e« auch/ daß dem Qacchuo der Name Dia» nysius beygeleget wurde< Es ist hier der Ort nicht, die Geschichte der Bacchuse zu entwickeln. Diodorus von Sicilien erzählet/ daß derselben drey gewesen, denen wir nicht nur den Bau der Früchte/ sondern auch die Erfindung des Weins und des Biers zu danken haben, welches einer von ihnen, zum Besten solcher Volker erfand, bey denen es mit dem Weinbau nicht fort wollte. Die berühmte Epoche, von der uns eben dieser Schriftsteller Nachricht giebt, ich meyne, die Ergies-sung des schwarzen Meeres in das griechische Meer, heitert die meisten Begebenheiten auf, die sich auf einigen von diesen Inseln zugetragen haben. Diese Epoche entdeckt uns wenigstens den Grund der meisten Fabeln, die man von ihnen ausgehecket hat. Es wird auch nöthig seyn, sie hier im Vorbeygehen zu bemerken, um die tescr gleichsam vorzubereiten, damit ihnen das, was wir bey der Beschreibung der übrigen Inseln melden werden, nicht seltsam vorkommen möge. Diodorus mcldct also, daß die Einwohner der Insel Samochmce ^) die wundersamen Veränderungen nicht vergessen hätten, welche die AuStrctung des schwarzen Meeres in dcn Archipelagus zuwege gebracht, welcher, da er vorher nur ein großer Teich gewesen, endlich durch den Zusammenfluß so vieler Bäche, die hineinfallen, zu einem beträchtlichen Meer« geworden. Diese AuStretungen überschwemmten X z den *) Sammandraki. 326 -^O A O^ft" den Archipelagus, ersäuften fast alle Einwohner desselben, und nöthigten diejenigen, welche auf den etwas höher liegenden Inseln «ohncten, sich auf die Gipfel ihrer Berge zu begeben. Wie viele große Inseln wurden nicht damals in verschiedene Stücken abgetheilet, wenn eS erlaubt ist, so zu reden? Hatte man nicht Ursache, diese Inseln nach dieser Zeit gleichsam für eine neue Welt anzusehen, welche erst in der Folge der Zeit, und nach und nach bevölkert werden konnte? Darf mau sich wohl wundern, daß die Geschichtschreiber und Dichter so viele seltsame Abendtheuer erzählet habe»,, die sich auf diesen Inseln zugetragen, indem einige herzhafte leutc von dem festen iande es wagten, dieselben zu besuchen ? Darf man sich wohl wundern, daß plmius, der Abkürzcr von so vielen verlohrcn gegangenen Buchern von verschiedenen Veränderungen redet, die dcnenjemgen allerdings um glaublich vorkommen müßen, die über dasjenige, was fich seit so vielen Jahrhunderten auf der Welt zugctra, gen hat, nicht gehörig nachdenken ? Das, was wir noch von Naxia zu sagen haben, ist von unsern Zeiten weniger entfernt. Wahrend des peloponncsischen Krieges erklärte sich diese Insel, nebst den andern Inseln des ägäi-schen Meeres, Nlilo und Thera a) allein ausgenommen, für Acben ö). In der Folge kam Naxos unter die Bothmäßigkeit der Romer. Nach der Schlacht bey a) Santorin, V) Tbucyd, lib, 2. "^N A EH die Franzosen, unter dem Kayser Heinrich, die Provinzen und Plätze des festen iandes zu erobern suchten/ ertheilten die Venetian« ö), welche Herren des Meeres waren, den Unterthanen der Rcpublick, welche lust hatten, Schisse zu bemannen, die Freyheit, sich der Inseln des Archipelagus und anderer Seeplätze zu bemächtigen, jedoch unter der Bedlngniß, daß die Eroberer denenjenigen, denen sie gehörten, vermöge der zwischen den Franzosen und Venetianern gemachten Theilung, die lehenspfiicht leisten sollten. Bcy dieser Gelegenheit c) bemächtigte sich Marc Sanudo der Inseln Naxia, pares, Anriparos/ Mil«, Ar« gemiere, Siphaneo,policandro,v^anfio, Nio und Samorm. Der kayser Heinrich erhob Narla zu einem Herzogthum, und ertheilt« dem Sanudo den Tkel eines Herzogs des Archipelagus/ und Prinzen des Reichs. Der P. Sauger, ein jesuitischer Mi, sonar, der in der ievante unter dem Namen des P. Robe« hinlänglich bekannt war, hat die Folge dieser X 4 Herzoge h Flay. Blond. Breviir. rer. Vcnct, O Hist, des Duct de TArchipel. 328 ^M M O^" ^>erzoge, von dem Marc Sanudo an, bis zu dem Jacob Cr«spo, dem ein und zwanzigsten und letzten Herzog des Archipelagus/ den die Türken unter dem Kayser Selim II. verjagten, und der zu Venedig aus Verdruß starb/ ungcmein schon auseinander gesctzet. Sein Vater, Johann Crispo, hatte sich einige Jahre vorher anheischig gemacht, Solimann II. einen Tribut von sechstausend Ecusd'or zu bezahlen, als Varba rossacineladung auf dleserInsel that, und sie plünderte. Und so nahm die Herrschaft des Archipelagus ein Ende^ nachdem dieselbe über drcyhundert Jahre in den Handen lateinischer Fürsten gewesen war. lange Zeit vorher war diese Insel von dcm Homur, einem ma-hometanischen Prinzen, und Zcitgenoßen des Johannes Palcologus, dcm Beherrscher von Smyrna und her Küste von Ionien, verwüstet worden ^). Ungeachtet diese Insel eine der angenehmsten auf dem Archipelagus ist, so schien sie uns doch anfänglich geschickter zu seyn, traurige Gedanken zu erwecken, als Freude zu veranlaßcn. Man muß auf derselben hin und herlaufen, um die schonen Orte zu entdecken; und diese sind das Campo de tTlaxia, die Ebenen von Angarez, von Charchl, yon Sangri, von Sideropecra, von poramides, von Livadia ; die Thäler von Melanes und pera-to. Die ganze Insel hat einen Ueberftuß von Pom^ ranzen, Ocl, limonien, Cedern, Zitronen, Granatapfel, Maulbcer und Feigenbäumen. Es giebt daselbst auch A) Du Cange biß* Byzant. cap. 7, auch viele Bäche und Quellen. Die Alten nennten sie mit Recht das kleine Sicilien a). Archilogus vergleichet bey dem Achenaeus den Wein zu Naros mit dem Nectar der Gotter ö). Man hat eine Münze c) von dem Septimus Severus, auf deren Kehrseite Bacchus mit einem Becher in der rechten Hand, und mit seinem Stab in der linken Hand vorgestellet wird. Der Wein zu Naria ist noch heut zu Tage vortrcfiich; die NarioreN/wclche achte Bacchuskinder sind/ legen B) stark auf den Weinbau, ungeachtet sie die Reben oufocm Boden liegen und acht bisneun Schuh weit von demStock weglaufen lassen. Daher kommt es, daß bey großer Hitze, die Sonne die Trauben zu sehr austrocknet und sie der Rcqcn viel eher faulen macht/ als zu Santo-rin, wo die Weinstöcke in die Höhe gezogen werden. Gcephanus der Erdbeschreibcr erzählet zwo Fabeln, welche aus dcm Asclepiades genommen sind, und von der Güte dieser Insel zeigen. Man behauptet, sagt cr, daß die Weiber daselbst im achten Monate lh, rc Kinder zur Welt bringen, und daß daselbst eine Wemquellc fließe. Dieses Weins wegen hat sie vermuthlich den Namen Dionysias ch bekommen, dessen Plinius gedenket. Diesem Schriftsteller zufolge hat Naros nur fünf und sicbenzig Meilen im Umfange, dle Einwohner der Insel aber geben solchen auf hundert Meilen an. Ihr Umkreis ist fast eyrund, und macht zwo . __ X 5 Spi- a) M;*$« XeytTcu T£.txs\ia, Agatbm* I. i. f* ?. *) Deipn. I. u ^ ^oxDionvsiada ä vinearum fertilitate appcllarant» "iß. natur. I. 4. e. 12. 330 "^G M G«^ Spitzen»/ von denen eine gegen Nio und dl« andere gegen Mrcone und Nicaria gerichtet ist. Obgleich zu Naria kein tauglicher Hafen tst/ der eine große Handlung dahin ziehen könnte/ so wird doch ein beträchtlicher Handel mit Gerste/ Wein, Feigen, Baumwolle, Scide, Flachs, Käs, Salz, Ochsen, Schaafen, Mauleseln, Schmirgel und Oel getrieben. Man brennet daselbst kein anderes, als von dem Mastirbaume, ungeachtet man für einen Thaler acht Oques Olivenöl haben kann. D»? Mastirbaume sind mit einer ungeheuren Menge Körnern bcseltt, die man, wenn sie zeitig sind, einweichet/ und sie einige Tage darnach auspreßet. Dieses Oel ist gut für den Durchlauf, für den weißen Fluß, für den Tripper, und für die Colick. Dioscorides a) em-pfichlet es bey den Krankheiten der Haut. Das L.a-danum, welches auf dieser Iulel gesammelt wird/ dienet blos zum Gebrauch für die Einwohner. Dasi selbe ist voller Unrath und steckt voller Geishaare und Wolle. Denn man giebt sich nicht die Mühe, solches/ wie in Candia mit dem Rechen zu sammeln. Man schneidet blos die Haare und die Wolle dererjenigen Thiere ab, die sich an den Sträuchen jener Cistussorte reiben, die wir oben schon beschrieben haben, und die ln Narla sehr gemein ist. Herodocus b) und DloscO-rides c) reden von dieser Art das ladanum zu sammeln. a) Lib. i. f. 50* h) Lib. $. t) üb, i. c. 128* mew. Holz und Kohlen, Dinge die auf den andern Inseln sehr selten sind/ trift man hier in großer Menge an. Mau bekommt auch manchen guten Bissen zu essen, denn die Haasen und Rebhüner sind sehr wohlfeil, tetztcre fängt man hier mit hölzernen Scblagen (trap-pL8 cle doiz) oder auch vermittelst eines Esels, unter dessen Bauch sich ein Bauer versteckt und in dieser Stellung immer fortgehet, um sie in das Garn zu jagen. Allem Ansehen nach ist Naria a), die Hauptstadt des tandes, auf die Ruinen einer altcn Stadt gleiches Namens gebauet worden, deren ptolemäus scheinet Erwähnung gethan zu haben. Das Schloß, welches auf dem höchsten Orte der Stadt liegt, ist ein Werk des Marc Ganudo des ersten Herzogs des Archipelagus. Es ist dicseS ein Umfang der mit großen Thürmen fianqmrt ist, und ein noch viel größeres Viereck in sich schließet, dessen Mauern sehr dick sind. Eigentlich war dieses Schloß der Pallast der Herzoge. Die Nachkommen der lateinischen Edelleute, welche sich unter diesen Für, sien auf dieser Insel niederließen, besitzen noch immer den Umfang dieses Schloßes. Die Griechen, deren es eine viel größere Menge daselbst giebt, wohnen von dem Schloße an, bis an das Meer. Der Haß des griechischen und lateinischen Adels gegeneinander ist unversöhnlich. Die lateiner würden lieber ein Bauernmädchen, als eine griechische Jungfer heura, then. Chen deswegen haben sie sich zu Rom die Er, laubniß *) N«'?#ü Käjritf n 7it%t> Ptol. Gcogr, l. 3. f. if. 33t "^M ^ Mt^" laubniß ausblttcn lassen, daß sie ihre leiblichen Ge-schwistrigtkindcr hcurathen dorfen. Die Türken behandeln diese Edelleute insgesamt auf einen Schlag. Bey der Ankunft des geringsten Seeofficlers, würden es die Griechen und lateiner nicht wagen dürfen, anders als in rochen Mütze«/ gleich den Galeensclaven/ zu erscheinen. Sie zittern vor dem geringsten Officler. Sobald aber die Türken wieder fort sind, so übet der Adel zu Naria seinen gewöhnlichen Stolz wieder aus. Man siehet nichts als Mützen von Sammt, und man höret von nichts anders, als von Stammbäumen reden. Die einen stammen, nach ihren Vorgeben, von dem palaeologen, oder von den Comnenen, andere aber von den Justiniani, von den Grlmaldi, von den Gummaripa ab. Der Großherr darf sich für keiner Empörung fürchten. Sobald sich ein lateiner nur reget, so ge, ben dle Griechen dem Cadt Nachricht davon, und wenn ein Grieche den Mund aufthut, so weiß der Cadi schon, was er hat sagen wollen, ehe er noch das Maul zugemacht hat. Die Frauenzimmer sind daselbst bis zum lachen eitel. Man siehet sie nach der Weinlese mit einem Gefolge von dreyßig bis vierzig Weibspersonen, halb zu Fuße, halb auf Eseln/ ankommen. Die eine trägt Servietten von Baumwolle, oder einen Untcrrock von ihrer Frau; eine andere hat ein Paar Strümpfe in den Handen, einen steinernen Kochtopf, oder etliche Schüsseln von schlechten Porcelain. Der ganze Hausrath wird solchergestalt über die Straffe getragen; und. die, Frau, die auf einer elenden "3(.G A O^ 333 elenden Mähre sitzet, ziehet an der Spitze dieses Hau« fens gleichsam im Triumphe in die Stadt ein. Die Kinder befinden sich in der Mitte dieses Zugs, und insgemein kommt der Mann zuletzt. Die lateinischen Frauenzimmer kleiden sich bisweilen auf venetianische Art. Die Kleidung der Griechinnen ist nur etwas von der Damen zu Milo ihrer unterschieden. Wir werden in der Folge von allen ihren Kleidungsstücken reden, wenn wir auf die Beschreibung der Kleider der Frauenzimmer zu Nlycone kommen werden. Doch wir kehren wieder zu ernsthafteren Dingen zurück. Zu Naria sind zween Erzblschöffe, «in griechischer und ein lateinischer. Der lateinische stehet so ziemlich gut. Er wird von dem Pabst ernennet. Seilte Kirche, welche die Hauptkirche heißet, ist von dem ersten Herzoge der Insel gebauet und begäbet worden. Das Capitel bestehet aus sechs Domher, ren, «inem Dechant, Cantor, Prevot und Schatzmei« sier. Ausser diesen find noch neun bis zehen Welt« Priester da, welche den Rest der Clerisey ausmachen. Die Jesuiten haben ihre Wohnung bey dem herzoglichen Thurm. Insgemein sind sieben bis acht Priester hier, die sich nicht nur die Erziehung derIu. gend angelegen seyn laßen, sondern auch aufdenübri, gen Inseln des Archipelagus mit sehr vielem Eifer als Msslonarien dienen. Auch die Capuciner haben sich zu Naria nicdergelaßcn, wo sie mit gleichem Eifer und Fortgang an der Unterweisung im Christenthum arbeiten. Das Haus der Franciscaner ist ausserhalb der Stadt. Es wohnet aber nicht mehr als ein Prie- 334 ^W A O<15> Priester And layenbruoer in dcm alten Kloster Saint Antoine, das die Herzogin Francisca Crispo zu ciner Rhodiftr Commcnthurey gemacht/und es den Rittern geschenkct hat <. Diese Religiösen machen zugleich die Aerzte auf der Inscl. Die Jesuiten und die Capucincr sind daselbst gute Apothcckcr. Die Franciscaner stümpeln auch mit hinein. Der Superior war Staabschirur« gus bey der venetiamschcn Armee im letzten Kriege. Derselbe ließ sich von den Venetianern naturallsiren, um in seinem Kloster Herr zu scyn, welches von der Rcpublick abhängt, ob es gleich auf türkischem Gebiete liegt. Dieses sind nun die Doctor«, welche dle mcdicinische Facultät zu Nariü ausmachen. Sie sind alle drey Franzosen, aber deswegen sehen sie doch sehr schlecht zusammen. Das tandhaus der Jesuiten, ist für ein tand, wo man wenig von der Baukunst weis, so ziemlich schön. Die Griechen, welche kaum von aussen eiue Treppe anbringen können, um in das erste Stockwerk eines Gebäudes zu kommen, bewundern die Stiege dieses Hauses, dic innwendig befindlich ist. Dieses ist weit über den Verstand ihrer Baumeister. Wir bewunderten die Baum-und andere Gärten. Die Felder erstrecken sich bis an das Thal Melanez, so eincs dcr schönsten Quartiere auf der Insel ist. Der griechische Erzbischof zu Naria ist sehr reich. Paros und AmiparHs hangen von ihm in geistlichen a) Boßus Hiß, des Cbt\ah ^Tab 20, iTn. PaS'334. Jrackt der JlajciottTinin NA geistlichen Dingen ab. In der Stadt find finf und dreyßig Priester oder geweihete Mönche/ dle unttk ihm stehen. Ich will hier die Namen der vornehmsten Kirchen anführen. n öl,5<,'»,z,5. Die Metropolitankirche. '" hne. Zwo Kirchen, so Christuskirchen heißen. 0 ^«^ie. Die Kreuzkirche. n»**yfo Efeu,«-«. *ttötre - Dame de Miscri- corde. n^*yr« n«»»«*, Notre - Dame Protreari- ce de risle. V«W 1***^ £»x,V„ff. Saint Jean TEvange- liste. "Ay/*? Aft/iJTiug, Saint Dimitre, fAjK/^ TbwnTJifu»,. Saint Pantaleon, on le grand Aumönier, Uxrfcruevi. Sainte Venerande. gt»o JCirc^m. "Ayhs iw^wj ntityfue. Saint Jean Baptiste! 'AyUq ?«%t'*tJMf. Samt Michel Archange. 'Ay/«? fHxr«?. Samt Helie. *Ay/^ e««r«rw. L'egljse du Favori de Dieu, *Ay,'« ew^wÄ,. Sainte Theodosie. .*Ay'* K»|i««,\ Sainte Dominique, •Ay«« toxsirt*, Sainte Anastasie. *AyÄ» K«^|/w, Sainte Catherine, **uvy*äri*9 V Annonciade. Di« $>tc ßauptffoffce cms btefer 3ttsel jmb fes* cjenfcc : Thtvttysct $ct**t$o/ji$vj. La Vierge de publication. Xiavaiytct vtpfoureza. La Vierge la plus elevče. Kvgitg atruparof, Le Saint Esprit. tAytes luxw^q tparoieTijg, Saint Jean Porte lu- rniere. KaXt/fif^V«, Le Couvent de bonne remon- trance. lO braust gt Celui de la Croix» lo T*%it*(,%wt Celui de Saint Michel. Auf der Insel sind folgende Dörfer - Comiaqui Votri ScadoS Checrez 3 >^' Apano Sangri Cato Sangri Cheramoti Siphones Mom Perato Caloxylo Charami Filoti Damariona Vourvouria Carchi Acadimi Mognitia Kinidaro Ajolas Scalaria, wo die Kochtöpfe gemacht werden. Couchoucherado^ Gizamos Damala Melanez Cabonez Cournocorio Engarez Danaio Tripodez Apano lagadia Es" ^O M OF^ ,337 Cato iagMa Aitelini Mclochi Vazokilotisa Pyrgos Saint Eleuthere, so clnen Apano Potamia Thurm hat, der Fasouil- la heißt. Diese Dörfer sind insgesamt schlecht bevölkert. Die Jesuiten versicherten uns, daß nicht mehr als achttausend Scclcn auf dieser Insel anzutreffen wären. Im Jahr 17QO zahlten die Einwohner fünftausend Thakr Kopfgeld und fünftausend fünfhundert Tha, lcr Vermögcnstcuer< Alle Jahre werden in der Stadt sechs Verwalter erwählet. Zu der Zeit, als wir daselbst waren, hatte der Cadi nicht mehr als sieben bis acht türkische Familien »m sich, und der Vaivöde war ebenfalls cm Turk. Die Edelleute zu Naria wohnen nnf dem Taiide in ihren Thürmen, welches sehr niedliche viereckig ge Häuser sind. Sie besuchen selten einander. Die Iag!d ist lhre Hauptbeschäftigung. KomnTt ein guter Freund zu ihncn, so befehlen sie einem von ihren Do-wistickcn, das nächste bestr Schwein öder Kalb, so in der Nachbarschaft ist, mit Stockschlagcn auf ihr Ge^ biete zu jagen. Dksc, auf frischer That gefangene Thiere, werden confifcirt, nach ^andcsarr geschlachtet/ und eine gute Mahlzeit davon gehalten, plicki ist nn Quartier auf der Insel, wo es, wie mau sagr> 5)irsch« geben soll. Dk Baume sind daselbst mcht sonderlich hoch. Wir sahen daselbst mchts als C^dern w'tt Cypresscnblättcm a> Einen *)Cedrusfolio CuprelTi media» maioribusbaccis. C.B. Pi«» (^cw)folnsitcrnis undique imbricatis, ovatis od-tulis. Lin. Sp. Plant, p, 1471. **«rnef.Zfcisenl.$b, 9 338 "V(,O N Mc)^ Einen Büchsenschuß weit von der Insel, ganz nahe bey dem Schloße/ stehet ein kleiner Felsen, auf welchem ein schönes Thor von Marmor, unter grossen Trümmern von eben diesem Steine, und etlichen Stücken Granit siehet. Die Türken und Christen haben das übrige davongetragen. Man sagt, cS seyen dieses Ueberbleibscl eines Pallastes des Baccbus; Es ist aber wahrscheinlicher, daß es der Rest cineS Tempels dieses Gottes sey. Dieses Thor, welches nur aus drey Stücken von weißen Marmor bestehet, ist bey aller Einfalt von großem Geschmack. Zwey Stücke machen die Stützen, und das dritte den Sturz aus. Die Schwelle bestund aus drey Stücken, von denen aber das mittlere weggenommen worden. Dieses Thor ist innwendig achtzchen Schuh hoch, und eilf Schutz drey Zoll breit. Der Sturz ist einen Schuh dick, die Stützen sind vierthalbe Schuh breit, und vier Schuh dick. Alle diese Marmor waren mit Kupfer verkrampet. Denn man findet noch Trümmer davon unter den Ruinen. 3ia a), so der höchste Berg auf der Insel ist/ heißt so viel, als der Iupitersberg, und hat den Namen Dia, dsn ehehin die Insel führte, beybehalten. Corono, so ein andrer Berg auf dieser Insel ist, hat den Namen von der Nymphe Coronio,dcr Saugamme des Bacchus beybehalten, und dadurch wird das Vorgeben der alten Narioren bestattiget, welche behaupteten, a) 4IH, und verfälscht Ä,. iSüi J.1%. sag. Ms, Jhor zu einem ahm rßachus/Tini])d ohnwcit Jfaxia. i WM behaupteten, daß die Erziehung dieses GottcS auf ihrer Inscl den Nymphen Coro^w, phllia und <5leis, deren Namen noch bey dem Diodor von Sicilicn a) zu sindcn sind, anvertrauet worden sey. Fanari ist ebenfalls ein ziemlich betrachtlicher Berg 'auf dicscr Insel. Gegen den Fuß des Berges Zia zu, rechter Hand an dcm Wege nach Perato, auf dem Wege selbst, siehet man ein rauhes Stück Marmor, das acht Schuh breit, und von Natur ungefähr dritthalbe Schuh ho« her ist, als die andern umherliegenden. Unter diesem Marmor fanden wir folgende alte Innschrift : Berg des Jupiter, des Beschützers der Heerden. Herr Galänd, ein Mitglied der königlichen Academic dcr Innschriftcn, welcher den Herrn von Noincel auf seiner Rcise in den, Archipelagus begleitete, hat diese Innschrift Herrn Spon 5) mitgetheilet ; und der Pater Sauger hat sie ebenfalls angeführt c). Die Art von unten zu, oder besser zu sagen/ auf vie untere Fläche eincs Marmors zu schreiben, ist sehr schicklich, dic Buchstaben zu erhalten« Man zeigte uns auch die Grotte, in welcher, die Bacchanten, wie man sagt, ihre Feste (0r^e5)

oTnur?^?ucrn,ist£♦ xi42. 344 ^W M OcM- Stengel/ der anderthalbe Schuh hoch, gerade / bruchig, haarig/ gestreift, blaßgrün, mit Mark angefüllt und ulkten mit Blättern umgeben ist/ die ebenfalls haa-rig, steif, sieben bis acht Zoll lang, drey bis vier Zoll breit, tief, bis an die Ribbe, eingeschnitten, und am Rande unregelmäßig gekerbt sind. Diejenigen Vlät-tcr, welche langst dem Stengel hin stehen, sind sehr weit von einander cntfernet,um vieles klciner,haben eine erhabene große Ribbe, dic weiß ist, wie an den um tern Blattern. Die letzter« Blätter sind ganz klcm, und nur am Rande gezähnt. Die Stengel theilen sich manchmal in Zweige ab, die fast nackend sind/ vsn denen jeder nur emc Blume unterstützet, die andcrthalbe Zoll im Umfange hat, gelb, und der Blüthe der gemeinen Sorte gleich ist. Dic Halbblnm-chen sind einen Zoll lang, röhrig und weis, weun sie zum Vorschein kommen, zugestumpft, am Ende gezahnt, und an der Oefnung der Röhre mit einer Scheide versehen, durch welche ein Faden mit zwcy Hörnern lauft. Icdcs Blümchen sitzt auf einem Embryo, aus welchem ein zarter und bärtiger Saamc wird. Der Kelch hat die Gestalt einer klciucn Birn« Er ist einen Zoll lang, gegen sieben bis acht Zoll dick, und hat viele Schuppen, die gegen die Mittc zu blaß-ANM oder röthlich,gegen das Ende zu aber weis und zart find. Die Halbblümchcn sind ungefähr zwanzig liuicn lang, weiß und röhrig in dem Kelche, ausserdem sind sie gelb, gehen einen Zoll weit d«rüber hinaus, sind an der Spitze gezahnt, und zwo iinien breit. Von der Röhre erhebet sich eine drey Zoll lange Scheide, aus welcher ein gelber Faden herfmkommt, der in zwey "^O A M^" ^ 345. zwcyznlckige unten zusammen gedrehte Hörner abge? theilt ist. Iedes Halbblümchcn stehet auf einem weissen Embryo, der eine lime lang ist, aus welchen ein Saa-men wird, der gräulich, haarig, fast eine iinie dick, gefurcht, dritthalbc linicn lang, unten spitzig, und mit einer ncun bis zehn iinien langen, unrein weißen, m das rothliche fallenden Saamenwolle (adrette) angefüllt ist, die ans zwölf sehr dürren und brüchigen Haaren bestehet. Nach der Gestalt dieses SaamenS kann diese Pflanze also unter das (^euanclie Geschlecht gczahlct werden. Die Höhc des Berges Zia reihte uns, daselbst cine geographische Beobachtung anzustellen. Nachdem wir unsern allgemeinen Quadranten orientirt hatten, fanden wir, daß Scenosa gegen Ost NordHsi, und daß Acariez, cin Felsen, zwischen Naxia und Srenosa in glcichcrlinic licgt,abcr naher an ITlaria» 3lmorgoo liegt OstiSüd^Ost, so wie auch Lheiw und Copriez. Nicouria liegt zwischen Ost und Ost-Süd-Ost. Stampalia gegen Südost. Skinoja zwischen Süd^Süd^Ost und Süd. Raclia zwischen Süd und-SüdMest. ^"tio zwischen Süd-Süd-West und Südwest. Sikino gegen Südwest. Policandro zwischen Südwesi und West-Süd^ West. Santorin zwischen Süd und Süd-Süd-West^ Mllo zwischen West^Süd-West und West. P 5 Nb 3^6 ^B A M^ t^icaria zwischen Nordost und Nord-NordtOst. Samos zwischen Nordost und Ost-Nord,Ost. parmos gegen Nord-Ost. Cine zwischen Nord-West und Nord-Nord-West. Mycone zwischen Nord-Nord'Wcst und Nord. Die beyden Inseln Delos/ so wie Cine. Andros zwischen West-Nord,West und Nord-West. Spra gegen Nord-West. Cbermia gegcn Wcst die ewen goldenen Grund haben. Da diejenigen, welche man in diesem lande Mahler nennt, nicht zeichnen können, so bedienen sie sich eines durchstochenen Musters (poncis), um vermittelst desselben die Züge der Figuren anzuzeigen; und diese durchstochene Muster find durch die Tradition, von dem heiligen lucas an, immer vom Vater auf den Sohn gekommen. Denn alle ihre Bilder von der heiligen Jungfrau, haben die nemlichc Stellung, welche dasjenige hat, das man diesem Heiligen zueignet. Während daß dcr Weyrauch brennt, empfehlen diese guten leuto ihre Angelegenheiten der heiligen Jungfrau, und suchen sodann einen Papas, der eine Meffe lesen soll, wenn es anders einen in der Gegend giebt. Alles dieses ist lobcnswür-dig: aber sind sie nicht auslachrnswürdig, daß sie mit der heiligen Jungfrau und mit andern Heiligen zanken, im Fall ihre Angelegenheiten nicht nach Wunsche ge^ hen? Die guten Weiber bringen insgemein einen kleinen Topf OelS mit sich, um die lampe damit zu versorgen, oder eine sehr kleine Kerze. Sie legen auch wohl unten in die lampe einen Parat, in der Absicht, daß man dafür Orl einkaufen soll, um cs vor dein Bilde anzuzünden. Da man in diestm lande um geringe KoM bauet, so vermachen die Griechen vor ihrem Ende etliche zwanzig Thaler zu einer Capelle: und daherkommt es denn auch, daß derselben eine so gar große Menge auf allen Inseln angetroffen wird Zur größte" Schande des Christenthums, haben die Reisenden ordentlicher Weise kein anderes Quartier. Man hebt in A OF* 357 in selbigen das Gepäcke und die Kaufmannswaaren auf; man kocht daselbst; man schläft auch darinne; und diese Gewohnheit ist schon sehr alt. Die Diana und die Juno musten oft über die EntHeiligung ihrer Tempel klagen. Wollte Gott / daß nur nicht auch die Capellen, von denen wir reden, entheiliget würden! Blos diejenigen Griechen/ die sich zur lateinischen Kirche halten / haben cinigc Kenntniß von ihrer Relis gion, und von dcr Verehrung des wahren Gottes. Diejenigen, welche nicht zu unsern Missionairs kom-wen, sind eben fo unwissend, als die wildesten Völker. Die ganze Kunst und Gcschicklichkeit der Papas bestehet darinnen, daß sie ihnen einen Abscheu vor der römischen Kirche beybringen. Wozu soll diese Ausschweifung, wird man su« gen/ bey Nicomia dienen, wo weder Griechen noch lateincr wohnen? Was soll man aber auch von einer Insel sagen, welche weder den Alten noch den Neue« bekannt gcwcscn ist, und die überhaupt nichts sonder, bares haN Wir ruheten daher auch daselbst nur au«, und segelten noch in der Nacht nach Amorgos. Amorgos a) hat sich in der alten Geschichte durch die Tapferkeit seiner Einwohner nicht berühmt gemacht. Wie es scheinet, so legten sich dieselben auch "ehr auf die Künste und Wissenschaften, als auf den ^'eg. Wir haben davon schr wichtige Beweise. Golzius führt zwo Münzen b) mit dem Kopfe des Zz Apollo ?} AMOProx. Amorgusj Amorgos. « AMOITINOX. 353 ^W A O^ Apollo an. Auf der Kehrseite der einem stehet eins astronomische Kugel guf einem Dreyfuß, und auf dep Kehrseite der andern ist ebenfalls eine Kugel und ein Compaß, Vermuthlich wollte man dnrch diese Münzen anzeigen, daß die gu/f Mser Insel getrieben worden sind. ^' Zu Amorgos wurde ein Zeug gemacht!/ wels cher den Namen von dieser Inscl führte, so wie auch die rothe Farbe/ womit derselbe gefärbt wuxde. Die langen Rocke (I'um^ueä) von Am^rges waren sehr beliebt/ und man nannte sie Amorgi^), so wie quch den Flachs, aus dcw sie gewebt wurden, HesychlU3,Pallianias dcyEustarbius anführet/»), yieiVerfaffer dcs großen gricä)ischen Wörterbuches bezeugen ebenfalls daß dieser Zeug Amorgos geheißen habe. Nach aller Wahrscheinlichkeit bediente mass sich daselbst einer Sorte von 1>ickcn, die quf dcN Felsen dieser Insel und auch auf den Klippen zu. Nicouria sehr gerne wachst, um ihn roth zu färben. Von dieser Wanze wird ftoch immer das Quintal fär zehn Thqler bezahlt / um sic l'ach Alerandrl'4 und nach England zu führen, »jnd damit roth zu färben, wir wir uns zu dem Ende des Sauerampfers von Auvergne (kareNs 6'^uver^ne) bedienen? Ich theile hie? eine Pcschreibung von diesem ^ chess 4) Snidas Etymol. ipagn, J^ius poll, I, p f, l6t i) 44 verfftm $62. P/>». series cken «) mit. So viel ich wciß, hat noch niemand ktwas davon gemeldet. Sic wächst in graulichen Büscheln, welche um gcfahr zwey bis drey Zc>ll lang und in kleine Halm abgetheilt sind, die fast so zart wie ein Haar sind und sich in zwey b?s drey klcme runde und steife Hörner ab-theilen. Dicse sind ansang? sehr dünn, sie werden aber in der Folge cine iinle dick, sind sichclkrumm und endigen sich nachmals mit zwo Spiken. Sie sind nach ihrer iangc hin mit cincr Reihe von Bcckeu dMn5) besetzt/ die weißer sind/ als der übrige Theil/ eine halbe iinie im Durchmesser/ und kleine Blattern habe:,, die den Bccken der Meerpolypen ähnlich sind. Dic ganze Pflanze ist fest, wciß und hat einen salzigen Geschmack. Sie ist auch auf den andern Inseln des Archipelagus gemein; dcrGcbrauch derselben zum färben, ist abcrblos zu Mmorczos bc, kannt. Scrabo versichert, daß diese Insel der Geburtsort dcs Dichters Swwnides gewesen sey, der sich durch scme Iamben so berühmt gemacht hat. ScephamiZ der Erdbcschrcibcr meldet, daß die al, ten Städte zu Amorgos, Arcesme, Minoa und Aegiale geheissen haben. Die Rumen / welche man um den gegen Abend liegenden Hafen findet, sind Ueberblcibscl cjniger von diese« Städten; poch kann plan ohne Hülfe der Inschriften nicht genau bestim- Z 4 men, fl) LICHEN graecus Polypoides, tinstorius. Corolla men/von welcher. Wir fanden aber nichts, als Trummer von Säulen in einer Capclle eines Quartiers/ das sie dicUntcrsiadt ^) nennen. Der bcsicHafen auf dieser Insel ist der gegen Mittag liegende. Hicr geschah es ohnelZweifel/'), daß Clicus, etn lydischcr Capital«, welcher die Flotte dcs polvspcr-chon c) anführte, die drcyspitzigc Gabcl in die Hand nahm, und sich Neprunus ucnncn ließ, weil er drey bis vier Galeen von der Flotte des An<-tiochus versenket hatte. Hfraclides^) meldet ebenfalls, daß Amorgoo eine an Wein, Oel und andern Arten der Fn'chte sehr fruchtbare Insel gewesen sey. Aus diesem Grunde befahl Ciberms/ daß vibms Snenus dahin stille verwiesen werden. Dieser Kayscr war nemlich dcr Meynung, daß wenn mau einem das tcbcn schenkte, man ihm auch dic Bequcmlichkcilw desselben zulassen mußte e). Die Insel Amorgos ist auch heut zu Tage wohl angebauet. Sie tragt so vicl Oel, als die Einwohner derselben nöthig haben, und mehr WciN und Gctraide als dieselben verbrauchen können. Diese S) Plutarch, de fartuna Akx. Oratt 2* V) Diod Sic. BJblioth. hiß. I. i& d) Amorgus vini, old frugumque fertilissiraa eft. De Polit. e) Dandos vitae usus cui vita concederetur, Tacit# Diese Fruchtbarkeit macht, daß sic von eimgen Tar-tanen aus der Provence besucht wird. Die Inscl har nicht über sechs und dreyßig Meilen im Umfang, und erstrecket sich von Norden gegen Süden; sie ist aber auf dcr südwestlichen Seite erschrecklich steile der Flecken licgt drey Meilen von dem gegen Westen liegenden Haftn, mid ist wie ein Amphitheater um einen Felsen herum gebauet, wo das alte Schloß dcr Herzoge dee« Archipelagus lag, welche Amor« gos lange Zeit bcstsscn tzabcn. Die Einwohner dieser Inscl kennen die lateinische Kirche gar nicht. Zu d?r Zeit, da wir uns auf dieser Insel befanden, war weder ein Eadi, noch cm Vaivodl daselbst. Man mußte nach Naxi.: oder Scampalia rciscn, wenn man einen Rechtshandcl auszumachen hatte. Na» xia liegt dreyßig, und Srampalia fünfzig Meilen von Am«»ryc»s. Die besten Ocrtcr ^uf dieser Insel gchörcn dem Kloster der H. Jungfrau a), wohin man von ferne kommt, um Messe lesen zu lassen. Denn alle äusserer--bemliche Ocrter erwecken bey dem gemeinen Volke die Andacht. Drey Meilen von dcm Flecken, an dem Ufer des MccrcS, hat man ein g'.oßcs Haus aufgebauet , welches von ferne einen, Schranke gleich flehn, dcr an dem untern Theil eines crschrccklk chcn Felsen angebracht ist, welcher senkrecht zugc» hauen ist und uns viel hoher zu seyn schien, als di« Felsen von Sainre Baume in der Provence. In- Z 5 deffcn fi) U*wym, g6z ^M ^ G^- deffcn wohnen in diesem Schranke hundert Caloycrs sehr bequem beysammen. Es hielt schwer/ in dieses Haus gelassen zu werden. Man kommt in oassclbige durch eine kleine Oefnunq, die an cmer Ecke dcö Gei häudcs angebracht ist, und mit einer, mit Eisenblech überzogenen Thür verschloßcn wird. Innwendig ist eine Wache/ die mit hölzernen Keulen, nach dem Mm sicr der Keule des Hercules, versehen ist, womit man auf einen Streich einen Ochsen würde todtschlagen können. Diese Vorsicht schien uns sehr unnöthig zu seyn, denn man würde mit cincm Stoße mit dcm Fuße, gar leicht einen Menschen oben von der Treppe, auf welcher man zu dieser Thür kommt, hcrabstoßcn käu, neu. Diese Treppe hat zwölf Stufen von Holz, ohne einige steinerne zu rechnen, auf welchen sie ruhet. Man kommt nachgehends über eine sehr enge Stiege. Mein weder die Zellen, noch die Capelle sind, wie man ausgesprengt hat, in den Felsen gehauen. Die Religiösen versicherten uns, daß ihr Haus von dem Kayser Comnenus gestiftet und begäbet worden sey; welches ich gar leicht glaube. Anna Comnena ^), seine Tochter bemerket, daß die Mutter dieses Prinzen, ihn, bis zu seiner Vermählung, unter den Religiösen hätte erziehen lassen. Die Religiösen zu Amor-90s geben für, daß diese Stiftung bey Gelegenheit Acs auf Holz gemahlten wunderthatigen Marienbil- deS a) Contubernalem ex venerabilioribus quempiam ha-buit, iussa matris, quoad uxorera duxitt Akxid» h h ^M M O^ 363 pes gemocht worden sey, das sie in ihrer Capclle, alsein^ wichtige Reliquie, aufheben. Sie behaupten, daß Pieses Bild, welches auf der Insel (yprus enthcili? get und in zwey Stücken zerbrochen worden, wundersamer Weist über die See, bis an den Fuß des Felsen von Amorgos gebracht worden sey: daß sich diese beyden Stücke wieder miteinander vereiniget hätten 5 daß endlich dieses Bild bereits viele Wundes gethan. hätte, und noch immer verrichte. Das Vild schien uns sehr vom Rauch überzogen, und von einer unvollkommenen Zeichnung zu strn. Die Ualoyers, wcl? che solches in Verwahrung haben, sind schr unreinlich; jn ihvcn'Hauscrn stinkt cs, wie in einer alten Wachstu-he, und dieses Kloster schcmct mehr cmcr Räuberköble als einem Orte der Heiligkeit zu gleichen. Da man mif ßhren nicht ohne ein Opfer aus den Klöstern kommen fann, so legten wir in dic Sacristcy etwas kkinc Munze^ und die Religiösen beschenkten uns mit einer Schaalx Rosinen, deren Trauben ungefähr einen Schuh lang waren. Cine jede Beer war fast cyrund a) funs? zehcn bis achtzehcn iinicn lang, weis, in das grünliche fallend, sehr süß, und von cinM vortrefiichm Ge< schmack. Pa wir um dieses Kloster herum, nichts als. Pic Scc und die abscheulichsten Felsen sehen konnten, sl? Nahm ich mir die Freyheit, diese Religiösen zu fragen, >voher sie so schöne Fruchte hätten? Sie sagten, daß solche fl) Vitis uva perampla, acinis maxiinis, glpbosis, \> ri^i albicantibus. Eevftdrt, I e. Oculus boyj| jraecoruin rccentiotum, Corel* injU $* #? $h Z64 "-NM ^l O^ ^ solche in einem andern Quartiere der Insel/ bey einev Capclle gebauet würden / wo man eine sehr berühmte Urne aufbewahrte, die sich zu einer gewißcn Zeit des Jahrs mit Wasser anfüllet?, und für sich selbst wieder ausleerete. Das Christenthum hat bey den Griechen diy Neigung zu dem fabelhaften nicht unterdrücken kön-yen. Wir giengen am folgenden Tage zu dieftr Cape lie / um uns entweder von diesem Wunder zu über? zeugen, oher hinter den Betrug zu kommen, zugleich qb?r auch von diesen schönen Trauben zu essen. Sainr Georg Balsami, welches der Name diescr Capelle ist/ licgt Pier Meilen von dem Dorfe, dem westlichen Haftn linker Hand/ ganz nahe bey einem Garten von Fruchtbaumen, an der Spitze cincs KüchengartcnS, der von einer kleinen Quelle mit Wasser versorget wird/ unter sehr wohl gewarteten Weinstöcken. Diesex Ort schien uns ein sehr reitzcnder Aufenthalt für einen Pa-paS zu seyn. Ungeachtet die CapeIe nur funfzchen Schuh lang/ und qegcn zehen Schuh breit ist/ so ist sie doch/ durch gute Mauern, in drey Schiffe, gleich einer großen Kirche, abgetheilt. Wein die Nebenschiffe sind so enge, daß nur eine Person gerade für sich durchkommen kann. Der Eingang in die Capelle ist aft der Ecke des linker Hand stehenden Schiffes: und da wir sogleich eine Wasserquelle, der Thür gerade gegen über erblickten/ so urtheilten wir/ daß das vorgegebene Wunder, nicht schwer zu erklären seyn würde. Das Wasser dieser Quelle, die sehr klein ist, sammelt sich in einem Bchaltniße/ das fünf Schuh vier Zoll lang, lang, und zween Schuh acht Zoll breit ist. Damals stund das Wasser nur ungefähr einen Schuh hoch darinnen. Sechs Schuh weit davon/ in einem in dem nemlichen Schiffe unten angelegten Cabinette/ ist diese Urne, die so berühmt ist, daß man solche als daK Orackel des Archipelagus, um Rath fraget, in dem Boden eingcgraben. Es ist dieses ein fast eyrundes Gefäß von Marmor, so ungefähr zween Schuh hoch, und sechzehen Zoll breit ist. Die Oefnung desselben, die rund ist, und acht Zoll im Durchmesser hat, wird mit einem Stück Holz verschloßen, das mit einer eisernen Stange, die quer liegt, befestiget ist. Das Cabinet wird sorgfaltig verschlossen und nicht eher geofnet, als bis Man etwas Geld, um Messen zu lesen, gegeben hat. Wir thaten dieses gerne, und hatten das Vergnügen, die Urne zu sebcn und das Wasser zu messen, welches in derselben sieben Zoll neun iinicn hoch war. Allein es war uns nicht erlaubt, weiter zu geben, und auch den Boden der Urne zu untersuchen , der ganz mit Schlamm bedeckt war. Der Papas sagte uns blos, daß dieses die gewöhnliche Höhe des Wassers sey. Wir baten ihn, uns doch zu sagen, worinnen denn dieses große Wunderwerk bestünde? Er antwortete, daß ebcn das Wasser zu verschiedenen Zeiten des Jahres in die Höhe stiege und wiederum fiele. Wir antworteten, es könnte ja seyn, daß der Abfall des Behältnisses, so ganz nahe dabey ist, nachdem viel oder wenig Wasser darinnen ist, unter der Erdc herfioße und nach und nach von diesem, nur einen Zoll dicken Gefäß, eingeschluckct würde, ß66 , ^M ^ MM wurdö > und daß vielleicht unten auf dem Boben' e!t< Riß wäre. Dieser Ort ist schr dunkel, und man' wüßte die Ürnc ganz ausleeren, um sie genau zu untersuchen. Denn der ft. Richard a) behauptet, daß der Boden dieses Gefasses nur von Thon sey. Der Papas gab uns aber keine andere Antwort/ als daß er sagte, es scy ein großes Wuudcrwerk. Wir baten ihn/ unS zu sagen, ob es wahr scy/ baß dieses Gefäß öfters in Zelt von einer halbctt Stunde votl würde/ und daß sich dasselbe etlichemal des Tages, zu eben der Zeit ausleerte; auch ob es wahr sey, daß bas Gefäß m einem Äugenblicke so voll sey ö), daß daS ÄVasser oben heraus strudelte/ und in einem ändern Augenblicke wieder so tro< cken wurde, daß man gäd nicht merkte, daß Wasser darinnen gewesen sey? Der gute Mann, der unS nicht trauete > unv nicht so einfaltig war, als sr aussah/ antwortete uns/ daß wir nur noch kurze Zeit ivartett dürften/ um d,e Sache selbst mit anzusehen; ek seines Ortes habe das G-faß niemals' ganz voll, auch niemals ganz leer gLehens Es geschehe aber .tzurch cm Wunderwerk/ und durch die Kraft des grossen Sancc Georg, daß das Wasser in einem Jahre betrachtlich stiege unh wieder fielet Er sagte ferner, baß diejenige«, welcheM Urne um Rath fragten/ ehe sie elne Sache von Wichtigkeit ausführten, sehr Unglücklich wären, wenn das Wasser viel niedrige? wäre/ äj Defer ipt, de Saint- Erin'n y. -I) Hi/t, da Dues de P AnblptU wäre/ als gewöhnlich; daß wir uns, unsers Ortes auf alle Arten der Glückseligkeit Rechnung machen dörften, weil das Waffer bey unsrer Ankunft nicht gefallen wäre. Wir hielten uns ungefähr noch ein paar Stunden in der Gegend der Capelle auf/ beschrieben Pflanzen und asscn Trauben; wir schickten aber von Zeit zu Zeit jcmanV von uns ab / der eine Kerze bey sich haben unb sehen mußte / ob das Waffer gestiegen ober gefallen sey. Allein dasselbe stimmte allezeit mit unserm Maasstabe überein, der in der Höhe von sieben Zoll und neun tinien bezeichnet war> Nachdem wir endlich alles wohl überlegt hat-ten, glaubten wir, daß wir es bey der Erklärung müßten bewenden laffcu, die uns unser Bedienter davon gabi Da dieser Mensch, der sehr viel Verstand hatte / glaubte, daß wir dieses Geheimniß durchaus wissen wollten, sagte er, ohne es durch die Durchs dünstung der Waffer durch die Erde und den Marmor zu erklären, ohne weder von dem Sanct Georg, noch dee H. Jungfrau zu reden, mit kaltem Blute zn uns: aus dcm Gesicht des Papas sey zu schließen/ daß er, um seines Unterhaltes willen/ diese Urne austeere, und mit seinem Kochlöffel aus dem Wasi scr des Behältnisses wieder anfülle, so oft teure und wir, daß wir den Betrug der Mönche und di? Einfalt der icutc hatten kennen lernen, die sich it» emcm iande, wo Aberglauben und Unwissenheit herrschen, voil ihnen muffen hintergehen lassen. Die Einwohner dieser Insel sind gesprächig und die Weiber sind daselbst ziemlich schön. Ihr Kopfputz ist eine Scherpc von gelben Zeug, womit sie das Haupt und den untern Theil des Gesichts bedecken, und solche nachgchcnds wie einen Turban zusammendrehen, von dem der eine Zipfel auf den Rücken hinabhangt. Die Kleidung dieser Frauenzimmer ist eben so lächerlich, als diejenige, die sie auf den andern Inseln tragen. Wir werden unten die verschiedenen Kleidungsstücke derselben näher beschreiben. Che ich Amorgos verlasse, muß ich noch eine der seltensten Pflanzen beschreiben, welche w dem Archi- 6) HZ,^?5-ßÄ5l//S5. Tournef. leisen I.TH. A a 3?0 "H(M ^i O«)^ Archipelagus zu finden ist. Wir haben sie nirgend als in den Ritzen jenes erschrecklichen Felsens gefuni den/ wo das Kloster dcr heil. Jungfrau stehet. ORIGANVM Dictamni Cretici facie, folio craifo, nunc villoso, nunc gla~ bro. CörolL M. R, h. 12. d\ Die Wurzel dieser Pflanze ist manchmal so dick wie ein Daume. Sie ist holzig, ungefähr einen Schuh lang, braun, rißig, inwendig ro'thlich und wlt haarigen und gedrehten Fasern l'csctzt. Sie treibt einige Häupter, aus welchen Stengel herfur, kommen, die acht bis neun Zoll hoch, viereckig und meergrün sind, von denen einige ohne Acste, einige «bei mit Aesten versehen sind. Diese sind mit gedrängen paarweise gegen einander überstehenden/ runden oder eyrunden, merklich spitzig zulaufenden Blättern besetzt, welche neun bis zehn linien lang, und den Blattern des Crctischen Diptams sehr ähnlich sind. Allein von den Blattern des Origanum/ von dem wir gegenwartig reden, sind einige bisweilen dick, fleischig und über und über glatt; die andertt find viel kleiner und nur etwas haarig; einige sind ohne Geschmack; andere beißend und wohlriechend, andere aber haben gar keinen Geruch. Keines von diesen Blattern verringert sich, ausser gcgm das E«< de d) ORIGANVM (Hybriiinum) foliis Jnferiorrbas t#-mentofis, fpicis mctantibus. Hort, Cliff. 304* Mill. Lex, bortuh T* ///. p. 3tft r^£2_ l r2%. vag. 37 c ySr ■ t/ - ! _/^»/v^, jy . _____ ..,-_________-|j öe der Zweige und dcr Stengel zu, die sich insgemein in zwo Actzren theilen, oder sich auch mit el? ncr einzigen enden. Eine jede Achre ist fünfzehn bis zwanzig linien lang/ «nd fünf bis ftchs lmien breit. Diese Achren bestehen aus vier Reihen oder Ordnungen blaß purpurrother, eyrund-spitziger, vier bis fünf imicn langer Schuppen, die sehr locker unter, cmauder stehen, und bisweilen blaßgrün sind und purpurrothe Einfassungen haben. Aus ihren Achseln kommen Blumen herfür, welche nach und nach blaß bläulich? grau werden Und neun bis zehn iinien lanH sind. Cs sind dieses Rohren, die eine halbe linie dick, weißlich Und mit zwo tappen versehen sink Die obere davon ist dritthalbe iinien lang,zugestumpft und wie eine Rinne über einander gelegt. Der Untere iappcn hat die ncmlichc Größe, ist zugerundet und w drey zugestumpfte Theile getheilt. Sie endiget sich hinten mit einen Sporn, der eine halbe iwie lang ist. Die Staubfäden sind viel langer, als der obere lappcn, doch haben sie die nemliche Farbe. Dieselben haben Kölblem, welche w zween Beutel abgetheilt sind. Der Kelch ist eine Röhre, die dritthalbe linien lang? blaßgrnn, wie eine Fläte abgeschnitten ist. Unten in dcrselbcn liegen zwey bis drey sehr kleine schwarze Körner. Denn von den vier Embryonen/ welche unten an dem Sttmpfel sichen, ist immer cincr unfruchtbar. Dieser Saam? ist in dem königlichen Garten gerne aufgegangen, wo sich die Pflanze durch die Cultur nicht verändert hat. Man kann sie leicht, wir andere aromatische Pflanzen, in den Ge-AaH wächs- 372 "^M U O^ tvächshäusern erhalten; sie will von Zeit zu Zeit eins frische/ und durch die Sonnenstrahlen erwärmte luft hgben. Die Insel Amorgos hat Mangel an Holz. Man behilft sich daselbst blos mit dem Mastixbaume/ und mit der Cedcr mit Cyprcßenblattcrn6) so das Feuer augenblicklich>erzchret,DieGriechen bedienen sich dieser Ceder zum Fischen mit der dreyspitzigen Gabel. Sie zerschneiden sie in kleine Stückchen, die sie in demHln-tertheil einer Caique/ auf einen Rost legen, und solche in der Nacht, anzünden, um die Fische durch das helle licht herbeyzulockcn. Man hat sodann das Ver, gnügen, sie in dem Wasser mit der drcyspitzigen Ga^ bel zu durchstoßen, die man, wie die Wurfspicse, nach ihnen abschießt. Dicfcs Holz wird von Caloyero, Cheiro, Skmosa und von andern benachbarten Fcl? sen, nach Amovg05 geschaft. Als wir den 22sten September sehr nahe an Ca-loyerc», einem sehr steilen Felsen, der zwölf Meilen von Amorgos entfernet ist, vorbey fuhren, sicl cs dem Patron i>) unsrer Caique ein, auf eine von den Spitzen dieses Felsens zu klettern, um Falken in ihrctt Nestern zu fangen. Wir wollten es nicht wagen, ihme nach zu folgen. Dieser Mann war nicht nur der See kundig, sondern er kletterte auch mit einer er-siaunenswürdigcn lcichtigkeit, die steilsten Klippen h«> auf a) CEDRVS folio Cuprcsll maior, fruau.flavescen-te. C B. P# *'^. ö) X^sAi-pz'??, der Eigenthümer eines Fahrzeuges. r-^y^. ilk pay. 372. }sr£rrsYvrtti& Tf%-.c'a,ruu, auf. Wir ließen es dabcy bewenden/ daß wir ihn baten, allc diejenigen Pflanzen, die er finden würde, mitzubringen, mit der Versicherung, daß wir ihm gerne unsern Theil an den Falken laßen wollten. Wir verlohrcn nichts bey diesem Handel. Er brachte uns einige Pflanzen mit/ die wir allen den Paradiesvögel«/ die in Arabien sind, würden vorgezogen haben. Ich theile hier die Beschreibung von einer von diesen Pflanzen mit. LVMARIA fruticosa, perennis, incana^ Leucoii folio. Carol. Jnfl. R. H. if. Sie hat eine daumcnsdickc Wurzel, die roth-lich, rißig, und mit langen und haarigen Faden besetzt ist. Die Stengel derselben sind holzig, ungefähr einen Schuh hoch, und mit einer röthlichcn, gegen unten zu rißigen Rinde bedeckt, welche aber nach der Zeit weis wird. Dieselben sin?' von unten auf mit verschiedenen Büscheln von Blättern besetzt, die den Blättern der wcißen levcoyen sehr ähnlich, büschig, cmenZoll oder achtzchcn iinicn lang, vier bis fünfZoll breit, wollig, haarig, weis und ohne Geschmack und Geruch sind. Sie vermindern sich nach der lange der Stengel, welche eine lange Aehre bilden, die mit Blumen besetzt sind, welche vier gelbe Blatter haben, die neun bis zehen linicn lang, und am Ende, das ih-W" Schwänze gegen über siehet, zugcrundct sind. Diese Blume steckt in cincm Kelche von vier weißen Blättern. Derselbe schließet einen eben so gefärbten Aa 3 Stem- Z74 "^O w O^" Stcmpfcl in sich, der länglich ist, sich mit etncr klci^ nen Narbe endiget, und mit Staubfäden umgeben ist, welche gelbe Kölblcin habcn. Wenn die Blüthe ver^ gangen ist, so wird aus diesem Stcmpfcl cmc fast cy^ runde Frucht, die ungefähr einen Zoll hoch, acht bi? neun imien breit und fast ganz fiach, wollig und weich ist. An dem innern Rande derselben, hangt ein siachc^ Saamcnkorn, manchmal auch zween. Diese sind roth-lich, rund, haben ungefähr zwo imicn im Durchmesser? und sinh mit einem viel Hellern, sehr dünnen, auf der einem Seite etwas gekerbten Blat eingefaßt. Das Fleisch von dicscm Saamcn, so ebenfalls braun ist, ist fitter, und hat cincn hitzigen Geschmack, H)lc Pftam ze blüht im Frühjahr; sie brmgt aber in dcw konh glichen Garten nicht leicht guten Saamen. Wir liefen auf der Inscl ^bciro, ewcN Büchsenschuß von Caloycro cin. Die Falken wurden daselbst, nach der in der ievantc üblichen Gewöhn hcit, woselbst man daö Fleisch nicht mürbe machi/ verzehret. Dieser Vogcl hat cin weiffcs, dclicatts/ und ausnehmend schmackhaftes Fleisch. Gespickt und gebraten würden sie wunderbar gut seyn; die tlnsi'igeu wurden ynr auf Kohlen geröstet/ und ohne Pfeffer und Eßig verzehret. Clxiro ist eine unbewohnte Insel, die achtzehn Meilen im Umfange hat. Dlc Msnchc von Amorgos halten zween Caloyers daselbst, wenn die Zeit kommt, haß man daselbst den Käs macht. Es werden hier über dreyhundcrt Ziegen oder Schaafe gehalten. Wir fanden daselbst eine seltene Sorte von der <^2mp3nuw. sal). 3i. i /fh. ptydlj, 1 Ca^rtrj/xn^ila, SaaaaiilLf.f0^ ^ 1 'A" ž#r-A, 3 . ■ CAMP AM VL A saxatilis, foliis inferiors bus Bellidis, caeteris ^ummularia** Corot. Inst, Rf H. 3. a) Die Wurzel ist daumensdick; sie steckt in den Ritzen der Felsen, ist weiß, süß und milchig. Dl< ersten Blatter sind den Maslieben Blattern ähnlich/ stehen rund hcrnni/ sind graulichbraun, glänzend/ drlt-halbe Zoll lang, und einen halben Zoll breit. Diejenigen, welche an dem Stengel stehen / sehen den Blättern des Pfenningkrauts ähnlich/ sind fleischig, Llatt, hellgrün, acht bis neunlinicn lang, und laufen unvermerkt spitzig zu. Sie stehen auf einem sehr kurzen Stiel, sehr dicht an den Stengeln, welche acht bis neun Zoll lang sind, und die oft aus den Ritzen der Felsen heraushängen, cine imie dick, milchig und stark mit einem weißen Mark angefüllt sind. Aus den Achseln der Blätter kommen an den Stengeln von unten bis oben hinauf, glockenförmige Blumen zum Vorschein, die sieben bis acht tlnien lang, vier bis fünf Linien breit, blasblau, und in fünf Theile abgetheilt sind. Der Stempfcl kommt unten aus ber Blume herfür, ist weis und endiget sich wie ein Anker mit drey Krampen. Derselbe ist an seiner Basis mit fünf Staubfaden umgeben, die weiß/ eine lini« breit und lang sind; ein jeder derselben hat ein sehr A a 4 schma- *i) CÄMPANVLÄ (f/^er^^)folHs{ubovatisglab«§ integerrimis, caulibus diftusis« Li». Sj>. ?/./»• schmales, gelbes Kölblcin. Dcr Kclch ist cin Becher, der fünf linicn lang, blasgrün, drey linicn breit ist, fünf Ccken hat, und in fl'mf Spitzen^ gleich einem Stern abgetheilt ist. Aus demselben wird eine Frucht Mit drey Fächern, die mit röthlichcn in das braune fallenden, glatten, gekerbten, glänzenden, cynmden, eine drittels iinie langen Saamcn angefüllt ist. Die ganze Pflanze ist ohne Geschmack. Nachdem wir auf dcr Insel Chen o einen Spaziergang gemacht hatten, verfügten wir uns nach Ski-nosa a), so ebenfalls cin unbewohnter Felsen, dcr ungefähr zwölfMcilen im Umfange hat, acht Meilen von <5heir0 und zwölf Meilen von Naxia cnfcrnct ist. Skinosa ist ohne Zweifel die Insel Skimissa, welche plmius in die Gegend von Naros und Oho-lMandros sctzct /?). Bey den Griechen ist es ei-ye ausgemachte Sache, daß Skmosa den Namen von den Mastixbaumcn c) bekommen habe, deren cS cinc Menge daselbst giebt, ungeachtet dieser Baum auf andern benachbarten Inseln eben so gemein ist, als zu Stmosa. Auf dieser letztem Insel ist nichts mehr übrig, als einige Trümmer einer zerstörten Stadt, unter denen man aber nichts merkwürdiges findet. Daher hielten wir uns hier auch nicht langer, als zwo Stunden auf, um Pflanzen zu suchen. Die k'crula der Alten wächst auf dieser In-stl sehr hausig. Diese Pflanze hat sogar ihren alten Na- a) XxiMvff». Hesycb, k) Hiß. nat. I. 4- caP* 12. e-) 2>%wSt Untiftus, "^.G U MF^ 377 Namen untcr den heutigen Griechen beybehalten, die sie ^ndeca ^?) von dem griechischen Wort ^ar-tkcx5), nennen. Dieselbe c) macht einen fünf Schuh hohen Stengel, der ungefähr drey Zoll dick, von zehen Zoll zu zchen Zoll knotig, bey jedem Knoten astig, und mit einer ziemlich harten und zwo iinicn dicke« ^indc bedecket ist. Der innere Theil des Stengels, 'st mit einem weichen Mark angefüllt, welches, da es sehr trocken ist, wie der Zunder Feuer fängt. Dieses Hcuer erhalt sich darinnen vollkommen gut, und vcr-zchrct nach und nach nur das Mark, ohne die Rinde zu beschädigen. Dahcr kommt es, daß man sich dieser Pfianzc bedient, um Feuer von einem Ortc zum andern zu tragen. Unsere Matrosen nahmen einen ziemlichen Vorrath davon mit sich. Dieser Gebrauch 'st schr alt. Man kann darans einc Stelle bey dem Hesiodus ch erklären, der, indem er von dcm-Heucr redete, daß Prometheus in, Himmel stahl, sagt, daß cr es, in cincr Fcrula davon getragen habe^ Der Urspung dieser Fabel kommt vermuthlich davon her, das promechcus, nach dem Diodor von Ski-lien, der Erfinder des Feucrstahlcs e) gcwcsen, vcr-___ A a s mittelst <0 N«'§;w 0 Ferula gkuco folio, caule craffissimo ad singulos nodos ramofo & umbcllifcro. Carol. Infi. R. H. 22- Clara Promethei munerc lijna sumus. Mart, 0 Tfl WU^U», 378 "^M A O^ mittelst dessen man Feuer aus den Kieselsteinen her-rausbringen kaun. Aller Wahrscheinlichkeit nach a), bediente sich promctheus des Marks von der keru< la/ anstatt des Zunders, und lehrte die Menschen/ wie sie das Feuer in den Stengeln oder Ruthen dieser Pflanze erhalten konnten. Diese Ruthen sind stark genug/ daß man sich fiuf dieselben stützen kann/ aber zu schwach / diejenigen zu verwunde«/ die mau damit schlagt. Aus diesem Grunde geschah es denn/ daß Bacchus/ einer der größten Gesetzgeber des Alterthums b)/ den ersten Menschen, welche Wein tranken/ weislich befahl/ sich der Ferulruthcn c) zu bedienen/ masscn sie gar oft/ penn sie der Wein berauscht hatte / einander mit den Stäben beschädigten. Die Priester ehen djescS Gottes bedienten sich der Fcrulruthen zu Spazicrstöckcn, und plinius ch bemerket/ daß die Esel diese Psianze mit großer Begierde fressen / ungeachtet solche andern tastthieren ein Gift ist. Wir konnten keine Probe davon machen / weil wir auf dieser unbewohnten Insel nichts als Schaafe und Ziegen antrafen. Die italiänische und französische t'eruw ist von der griechischen unterschieden. Wenn daher Martialis e) sagt/ a) Diod. Sic, Bibliotb. biß. L 5. b) Idem. I. 3 c) E/V* Y#& ?*f ^a$$wp*'i6t, Plat, in fhaed* d) Hiß. nat. L 4. c. 12. §) Ferulaeque tristes secptra paedajogorum ccss?fl** sagt, daß die pernw das Scepter der Schulmeister scy, weil sie sich derselben bedienten, um ihre Schüler zn züchtigen, so hat er ohne Zweifel von derjenigen Sorte geredet, welche in Italien, in Frankreich, itt Spanien, auf der Küste des mittelländischen Mee-rcs wächst. Die griechische Fcrulruthe wird heut zu TagH hu Tabourctcn angewendet. Man leget die trocknen Stengel dieser Pficu^c wcchfclswcise nach der länge/ und nach der Breite übereinander, um ein Viereck zusammen zu bxingen, wclchcS an den vier E(ken mit hölzernen Nägeln festgemacht wird. Diese Vierecke sinh sodann die Stühle ohne lehnen der Frauenzimmer zu Amorgo?. Welch ein Unterschied zwischen jencn Stühlen und jencn Werken, wozu die Alten die Ferula anwendeten '? Plutarchus und Srrado bemerken, daß Alcrandcr die Werke des Homcr in. «mem Kasichcn von der Ferula, wegen ihrer leichtig-kelt aufbehalten habe. Aus eben diesem Holze wurdeft die Kästchen gemacht, die man, nach allcr Wahrscheinlichkeit, mit einem reichen Zeuge oder mit ledcr über-zog, das man nachgehends mit silbernen Platten, Perlen und Cdclgestelncn besetzte. Mir zerschnitten quf dieser Insel einige Stengel von der rei'uia; die Milch, welche herausfioß, und die Krummeln, (<3rumeaux) die sich von Natur an den Stengeln dieser Pfianzc gebildet hatten,rochcn gar nicht wie dasGalbanum, Dieft Svecerey bekommt manj von einer andern Dolden trai genden Pflanze/welche in Africa wachst, die wir ziemlich lang 38o "^M A O^ lang in dem königlichen Garten erhalten haben / und die ich zu dem Geschlecht des Oreolelmuma), wegen des Baues ihrer Frucht gesetzct habe, Von Skinosa segelten wir nach Raclia. Es ist dieses ein anderer drey Meilen davon entfernter Felsen, der zwischen Naria und Nio, ungefehr zwölfMeilen von dem einen zu dem andern, entfernet liegt. Wir übernachteten den 23sicn September zu Raclia, in der Absicht, ohne Verzug nach Nio abzugehen. Allein die See war so hoch / daß wir uns genöthiget sahen, fast drey Tage auf diesem ab, scheulichen Felsen zu bleiben, der nicht über zwölf Meilen im Umfange hat; da hingegen Nio eine sehr angenehme, auch viel größere Insel ist. Die Mönche zu Amorgos, denen Raclia gehöret, hatten daselbst über acht bis neunhundert Ziegen oder Schaa? fe. Man findet daselbst insgemein nicht mehr, als ein paar arme Caloyers, welche die Aufsicht darüber haben, die von schr schwarzen Zwieback und von den Schaalcnthieren leben. Ihr Käs ist schr gut. Diese Mönche wohnen gegen den Gipfel des Berges zu, bey einer ziemlich reichen Quelle. Sie werden be, ständig von den Corsaren belästiget, welche blos deS, wegen öfters zu ihnen kommen, um ihnen einige Iie-gen abzujagen. Es segelt auch fast keine Caique vorbey, ohne daß das Schiffvolk nicht etliche Ziegen mitgc- 4) OPvEOSEUNVM Africanum, Galbaniserum, ^u' tescens, Anifi folio* Inß' R, H. 319. mitgehen hieße. Unsere Matrosen schlachteten in drey Tagen nicht mehr als sieben von diesen Thieren, und ob ihrer gleich nur drey waren / so verzehrten sie doch solche bis auf die Knochen. Wir hinterbrachten dieses den Caloyers sclst, und zahlten ihnen für jedes Stück einen Viertels Thaler. Unsere Redlichkeit gefiele ihnen so wohl, daß sie uns mit einem Käs und mit einem Zicklein beschenkten/ das uns sehr gut zu seyn dünkte, weil wir es etliche Stunden mürbe werden ließen. Dem ersten Ansehen nach, scheint es, Raclia, stamme von Hevaclea ab: allein ausserdem, daß die alten Erdbcschrelbcr keiner Insel dieses Na«, mens Meldung thun, ist es sehr wahrscheinlich, daß diejenige , von der wir reden, unter dem Namen Nicasta a) bekannt gewesen sey, welche Insel plinius, Srephanus der Erdbcschreiber, Guidao und Eustachius in die Gegend, von Na-los setzen. Da wir zu Raclia sehr wenig zu thun hatten, entschloßen wir uns> bis wir nach lTuo würden segeln können, einige geographische Beobachtungen auf den höchsten Felsen dieser Inscl anzustellen, das ist, nachdem *0 ^tHstsfct »yAltiv fjuxstv K\qri$k N«|ou. Stepb, •*''«* t%4 N^ow. Eußatb. ad verj. SJO- Diontf. Verity 382 "H(.O w Gc/^ dem wir unsern allgemeinen Quadranten orientire/ hatten, befragten wir die Caloyers um die Namen dcr benachbarten Inseln, und beobachteten, gegen welchen Wind sie ihre läge hatten. Wir bemerkten also, daß Naxia, Raclia gegen Norden liege; Srenosa gegen Nord-Nord, Ost, Skinosa gegen Nordost. Cheiro gegen Ost- Nord - Ost» Amotgos gegen Ost. Gtampalia gegen Süd-ost» f)arHs gegen Nord - west. Zu Raclia sind nicht mehr als M Buchten a), oder kleine Häfen , der eine gegeri Morden, Naxia gerade gegen über, und der andere gegen Nord - Nord -Ost. Wir aßen daselbst so viele von jener Schneckenart, die man Napfschnes cken 5), (oeil 6e bouc) nennet, daß uns die lust ankam, einige derselben aufzuschneiden. Das a) Französisch: (^»lancjue; in der gemeinen yncchische'i Sprache: «^«A"k«5. K) I.^?^3. Die Griechen heißen sie ös«-«5, welches soviel als eine Schuppe bedeutet, weil dic Felftw woran diese Thiere sich hausig fcstsetzm, gleichsam Mit Schuppen besetzt zu seyn schienen. Der gemel' ne Mann nennte sie ^«>«/x<5«, woraus vermuth' lich der venetianische Name petaliäe oder l'Hntale-j,» entstanden ist. S. Marrini Conch^i«n C^ binecs i.Vjlnd. S.79 u. si rOliJS. l 'ßi.pag n'es. LEPAS. Das Haus dicscS Thieres ist eine Schaale, welche aus einem einzigen Otück ^ bestehet, und ungefähr einen, auch zween Zoll im Durchmesser hat, fast eyrund, acht bis neun llmen hoch, wie die um tere Ocfnung eines Trichters verengert ist, und sich mit einer Spitze endiget. Von dem darinnen wohnenden Thiere sieht man zuerst eine große Brust« Muskel L. die gräulichtbraun, am Rande röthlich und etwas gewässert ist. Die Oberfläche dieses Muskels beweget sich dergestalt, daß man gewisse Puncte oder kleine Körner wahrnimmt, welche sich erhcbett, ja gar aufspringen, so wie man solches an den flüßk gen Dingen wahrnimmt, welche zu brausen pflegen, ehe sie anfangen zu sieden. Ucbrlgcns ist diese Ober, stäche biegsam, und mit einer geiferigen und klebes rigen Feuchtigkeit bedeckt und überzogen. Alles dies ses macht sie geschickt, sich in die kleinesten Vertie« fungen der Felsen zu schmiegen, an die sie sich auch so fest anschließen, daß man sich eines spitzigen Mcft fers bedienen muß, um sie davon los zu machem Dieser Muskel ist zähe, ungefähr drey linien dick, insgemein einen Zoll lang, und kommt mit der Brustmuskel der landschnecken völlig übercin. Die innere Oberfläche c. des Brustmuskels der Napf, schnecke ist glatt, glanzend und wie eine Rtnne hohl. Unten in derselben befindet sich eine Sehne, die sie in zwey Bäuche (ventre) abtheilet, und an welcher auf jeder Snte vlcle nach der Quere gehenbe Fasern auslaufcn, welche blcyrecht mit Fasern beladen lmd, die den Muskel bilden, Cben dieser Mustcl ist Wit einsn, Saum 0. oder mit Franzen eingefaßt; und dieser 384 ^M A Oc)5> dieser Saum bewegt sich allein, ohne den Muskel, sehr hurtig, wenn cr mit ctwas spitzigen gcrcitztt wird, indem derselbe, so dünn er auch ist, aus qucrlatt-senden Fasirn zusammengesetzt ist, die von dem Mit-tclpunctean dcnUmkreiß hinausgehen. Dieses könnte uns auf die Vermuthung bringen, daß derselbe zur iuftröhrc diente, wenn durch seine Sehne nicht so fest an der Schale hicnge; denn um ihn das von loS zu machen, muß man ihn ganz mit emcm Messer lostrennen. Der Kopf des Thieres kommt aus einer Art einer mit Franzcn besetzten Mütze hcrfür, die aus der Verlängerung des Saums entsteht, von dem wir eben geredet haben. Dicscr Kopf, welcher gcwiffermas-sen einen kleinem Schwcinskopfc ähnlich ist, ist vier bis fünf imien lang, aber nicht halb so breit. Er ist gegen unten zu zugerundct, wo er sich mit einem röthlichcn, zween tinien breiten, und mit cincr großen iivpe eingefaßten Munde endiget. Neben an der Stirne stehen zwey Hörner, die sich verlängern und verkürzen, wie der Schnecken ihre; doch klüm^ men sie sich fast eben so, wie dic Ochscnhörncr. Die andern Theile diests Thieres sind m einem Sack N. eingeschlossen, wo sich der Schlund endigt. Dlcscr Sack, welcher ohngcfahr andcrthall'e Zoll lang, neun bis zehn limen lang auf dem Rücken zugerundet, gegen das Haupt abcr verengert ist, liegt ganz auf dem Brustmuskel, und schließt eine weiche Substanz in sich , die gut zu essen und w'k schwärzlichen Gefassen stark angefüllt ist, in welche Mjx^ j 7%. pay. 384; LE PAS Übtonaa, rtrtice. ptrforattL. der Schlund, durch einen mit verschiedenen Höhlungen gekrümmten Gang hinein lauft. Dieser Brustmuskel vertritt die Stelle der Beine und Füße dieses Thieres, so wie dieses der Fall l'.y allen Schnecken und ben allen Fischen ist, dcrcn Haus ans einem einzigen Stück bestehet. Wcnn die Napfschncckcn vorwärts rucken wollen , so stützen s'c sich stark an das Vordcrthcil dieses Muskels, und pichen, indem sic diesen anstrengen, den übrigen schlaf, fcn Theil desselben nach sich. Im Gegentheil, wenn 4" sich zurück ziehen wollen, stutzen sie sich sehr stark auf den hintern Theil eben dieses Muskels, und alsdann muß der vordere Theil, welcher in der Uw thäti^eil ist, nothwendiger weise sich demjenigen Theile uähcrn, wo sich dcr Punct der Anstrengung um diese Zeit bcsindct. Wir untersuchten in dem ncmllchcn Ort? eins andere Art von cinem Napfschncckcn, dessen Brust- Nuckel viel dicker, und zu dem nemlich^n Gebrauche bestimmt ist, wie des gcmcmem Napfschneckcn seine. Dcr Kopf desselben hat ebenfalls zwey Hörner, die aber vicl kürzer sind. D^s Haus ist eine viel lan- H^c Schaale, die mehr cyrnud und an dcr Spitze durchlöchert ist. Das Thicr scheinet durch diesen Ort das Wasser e'mzusanW:. Cin günstiger Wind führte uns gleichsam für s'ch selbst nach r^io «), zu einer Zeit/ da wir am wenigsten O ]OS. IOS NIO'/* !»♦ 386 ^M A Oc^ wenigsten daran gedachten. Diese Insel, welche dels Alten unter dem Namen Ios bekannt war, und diesen Namen von den Moniern a) bekam/ welche von denenselbcn am ersten, gegen vicrzigMeilen im Um-fange, bewohnet wurde, ist hauptsachlich durch das Grab des Homers berühmt worden. Dieser berühmte Dichter/ der auf seiner Reise von Samos nach Athen, zu Ios ö) anlandete, starb daselbst in dem Hafen. Man richtete ihn allda ein Grab auf/ auf welches erst lange Zeit darnach, eine Grabschrift gemacht wurde, die Herodorus anführet/ dem man das ieben des Homers zueignet. Scra-bo c) plinius ^i) und stausaniao e) redcn von diesem Grabe. Dieser letztere setzet noch hinzu, daß daselbst auch das Grab der Climene, der Mutter dieses vortrefiichcn Mattncs gezetgct würde; er ver^ chert auch, daß eln alter Götterausspruch zu Delphi zu lcscn wäre, der auf eine Säule gegraben wäre/ auf welcher die Statue des Homer stünde. Aus dieser Innschrift erhellet, daß scine Mutter aus der Insel^os gewesen sey. Eben dieser GottcrauSspruchist auch bcy dem Srephanu?, dem Erdbcschreiber zu sit" den, dem Eustachilw über den Homer, und D^ nyjlus von Alerandncn folgten. Aulus Rer»geogr* /. io«> d) Ibid, t) Lib. 10«. liuy a) aber behauptet, Aristoteles habe geschrieben^ daß Ho«ncr auf der Insel, von welcher wir gegenwärtig rcdcn, gebohrcn worden scy. DcM sey nun wie ihm Wolle, so suchten wir doch die Uebcrblcibsel dieses Grabes, um den Hafen herum, vergebens. Man findet daselbst weiter nichts als eine vortrefiichc Quelle von süffcm Wasser, welches hürch einen Trog von Marmor, nur einen Schritt von dem Salzwasscr weg/ hcrfürquilli. plinius hat die Entfernung det Insel Nis von Napia, richtig auf vier und zwanzig Meilett gesetzcti Denn man rechnet, wie wir bereits öbett Angemerket Habens zwölf Meilen von tTIaM nach Aactia> unb eben soweit vonRaclta bis tTlio. Eben bleser Ochriststeller hat die Entfernung der Insel ^lio von Sanronn gut geWust, wctche drchßig Vtw lcn bccrägt, ungeachtet er sie nur auf fünf und zwanzig Mcilm gcfttzet hat. Allein dieser Unterschied hat nicht bicl zu bedeutend Marc Oanttdd/ der erste Herzog von Nas Ua b) hat dlc Insel Nio wit seinem Herzögttzums vercinlgct/ von welchem diösclbc erst durch deit Ho-banneo Crispo/ dem MolftcU Hcrzdgö> getrennet wurde, ber sie seinem Bruder tNarcUs schenkte Dieser Prinz ließ cln Schloß/ an einem erhabenen Orte/ Wo Meilen oberhalb, des Hafens bauen, theils uni der Sicherheit seiner Person wlllcn/ theils aber auch/ Bb i unt a) N©& Attic* /. |. si li. *) Hifit ) zu suchen. Vie Steuermänner von N^lo und l^io werden für die geschicktesten jn der ievantc gehalten, weil ihnen hie Küste von Syrien und von Acgypten, wo die. Prisen der besten Saiquen gemacht wcrhcii/ schr gut bekannt sind. Der Herr von Cmrray verfügte sich his in das Poff, in Begleitung seiner bis an die Zäh< ne bcwafnetcn Soldaten (ievantins). Er spciscte bcy Pkw französischen Consul, Herrn Reynouard, untz kehrte sodann zurück, um am Borde seines Schiffes zu übernachten. Wenn ihm der Consul keinen Zwic/ hack unh Stcuerlpann verschafft hafte, so würde er voN «.< ' 1.........■■■' '■ ■■ I-'-........Jl. - ■ ■ ...... a) Le Port aux Machines. Mayyuirxtf^ W$$k narjug. von dem Cadi oder von dem Vaivode, um Geld hey» des erhalten haben. Da wir in cincr Bucht eingelaufen waren/ um die Insel zu Fuß zu bcschen/ und Pflanzen zu suchen, so erstaunten wir sehr, da wir unsere Matrosen, anstatt sie in dem Hafen/ wo der Sammelplatz war, anzutreffen, von den Bergen so erschrocken herabkom, men sahen, daß sie nicht wüsten, ob ihre Caique von den Maltesern, von den Corsaren aus der Barbarey, oder von den Banditen weggenommen worden sey. Die-scrVorfall machte uns ziemlich stutzig. Wir erfuhren aber gar bald bey dem Consul, daß die Caique in dcmHa-fcn scy, und daß die Matroscn solche verlassen hatten,um auf das land zu fliehen, sobald sie die Galiote des Herrn von Limray erblicket hätten, und daß endlich Herr Tourtm, der solche commandirte, nachdem er gesehen, daß unsere Geräthschaft Franzosen zuständig ware, sie buchsirct, und in Freyheit gesctzet hatte. Man ist auf dem Achipclagus öfters solchen kleinen Schrecken aus-gesetzet, indem man von^iner Insel zur andern nicht anders als auf zwey bis vier ruderigcn Fahrzeugen kommen kann, welche nicht anders, als bey einerWindstille oder bey einem günstigen Winde zu gebrauchen sind. Noch schlimmer wäre es, wenn man sich großer Schiffe bediente. Man würde zwar auf einer Tartanc für den Banditen sicher seyn, allein man würde die meiste Zeit verderben, und nach dem Winde seufzen müssen. Diese Banditen, welche den ganzen Archipelagus unsicher machen, sind die ärgsten Boscwichter her Inseln, welche das Elend zwinget/ sich des nächsten B b 4 Schiffes S6)iffcs, bäs sie anzutreffen, zn bemächtign»/und wel^ chc auf die andern bey cincmCap oder in einer Bucht passctt. Diese clettdeN Menschen laßen es nicht dabcy bewenden, daß sie die icute berauben, sondern sie wcr^ fen sie auch, mit einem Stein am Halst, in die Scc, ans Furcht von solchen MilshaNdclten Personen verklagt, und gefangen genommen zu werden.' Mit erfuhren einige Toge daraus, dctß Vcr Herv von Cintray zwey Fahrzeuge der Banditen weggencmmelt babe, welche eine Prise, dic mit Zimmerholz beladcrl war, und worauf sich achtzehn türkische Passagiers befanden, ich weiß nicht wohin, fahren wolltcu< Matt wlrd auf her Insel Nio niemals di Pl.p. 936. 394 ^W A E^> tinien breit. Der Kelch hat ebenfalls vier Blätter; aus der Mitte desselben steigen vier weisse Staubfäden in die Hohe, welche oben gelbe Kölblcin haben. Der Stempfel, den sie umgeben, ist nur drey ii-nien lang. Aus demselben wird in der Folge eine Frucht/ die fünf bis sechs iinien lang, zwo linien dick und gefurcht ist, und spitzig zulauft. Sie bestehet aus zwey von einem Ende zum andern dergestalt mit Gliedern versehenen Stücken, daß der untere Theil/ welcher ein wenig hohl ist/ die Breite des obern ey jcuem grausamen Vorgange das icben rettete^ als dic Weiber in cincr Nacht nicht nur alle ihn Männer, sondern auch alle junge ^cute des iandetz erwürgten, weil ilMn diese djc Sclavmncu vorzogen, bie sie vor kurzem aus Thraclen gcbrgcht hatten. Ch^aß landete also auf der Insel an, von der wir reden, und wurde von ciyer Nymphe, die ihn eines Vertrauten Umgangs wprdigtc, sehr wohl aufgenom? Wen, Diese Nymphe brachte den Sikinus, einen schonen Knaben zur Welt, welcher dem iandc seinen Namen gab, Es wachst noch immer so viel Wein zu Sü NN0 H, daß diese Insel den alten Namen noch jetzt <0 SICINVS «nb SICENOS, 2IKHNO2, SIKINO» £) OlNOlHt O£NOE. ( Sct>ol, Apoll. Rhod. advers, 625. -lit.u 4) T» vFtfrtyU iQiuoiq Hu^cv^evij fiat to ti»eu fern besetzt. Aus derselben kömmt ein Stengel herfür, der einen Schuh hoch/ ästig ist/ und an bett Seiten sich ausbreitet, so / daß die ganze Pflanze mehr breit als hoch ist/ ausgenommen zu ber Zeit, dä sie lm Saamen siehet. Denn alsdann verlangern sich die Stengel derselben schr stark Bic untern Blätter sind über drey Zoll lang, bis an die Mittelribbe in verschiedene Theile zerschnitten, fleischig/ einen Zo5> auch anderthalbe Zoll lang, ungefähr zwo linien breit/ gefurcht/ und lieget, gleichsam wie Rinnen nbcr-einander. Alle diese Blätter vermindern sich/ j**¥*** fysv rov Wliumq, Stepb. It)K*tu0»v und man treibt keine anders Handelschaft, als mit baumwollenen Zeugen. Ein Dutzend Servietten kann man für einen Thaler haben, sie haben aber auch nicht mehr als einen Schutz im Vierecke. Man bekommt um den ncmlichen Preis auch acht etwas größere, die auf zwo Seitett eini Einfaßung haben. An Papas und Capellen ist auf dieser Insel ^ln Mangct. Die Capelle der heiligen Jungfrau lst ziemlich artig. Sie stehet auf Veni großen Felsen/ 3auz nahe bey den Rninen von Castro, so das "lte Castcl der Herzöge von Naria, Und ohne Zwei/ fel auf djf Ruinen der alten Stadt gebauet worden war, welche, nach dem Bericht des pcolemäus/ philocandros hieß. In dieser Capelle findet man noch <0 TiTHYMALVS artoreus. P. Alfi*. KaaU 402 "-AM W A^* noch einige Stücken von Marmoren Säulen. Wa^ die alte Statue betrift/ von welcher Herr Thcvcnoc redet, versicherte man uns, daß sie zerschnitten und zu Thürsiützcn angewendet worden sey. Man entdeckte daselbst vor einigen Jahren den Fuß von einer Figur von Bronze, den man cmschmelzte, umlcuch-ter zum Gebrauch der Capelle daraus zu machen. Das alte Kloster der Caloyers steht nicht mehr. In dem Nonnenkloster, deren Kirche dcn heil. IohanncS dem Täufer gewidmet ist, sind nicht mehr als drey bis vier Nonnen. So dürre diese Insel übrigens ist, so angenehm scheinet sie doch zu seyn. Wir lo? girren bey dem französischen Consul, Gcorclachi Gray, einen Candiotm und sehr verständigem Manne, der zugleich die Stelle eines Vaivoden vertrat. Man sagte uns, daß in diesem erschrecklichen Felsen, von den ich eben geredet habe, eine sehr schone Grotte sey. Wir konnten sie aber nicht zu schctt bekommen, weil manuicht anders als zu Schiffe bey windstillem Wetter dahin kommen kann. Die See aber war eben damals scbr stürmisch. Dicscr Fclse" ist der schönste Platz auf dcr Insel für die Krautersucher. Wir sammlctcn daselbst dcn Saamcn von der schönsten Sorte der (^mpanuk a), die in Griechen- lattv a) CAIViPANVLA graeca, faxatilis Jacobaeae folio. CoroL tnfi. R. H. ^ CAMPANVLA (Laciniata) capfulis obtectis pedunculatis foliis fcrratis, &* dicalibüs lyratis, caulinis lanceolatis. Lto** %* riant, p, 237* , Tab. 36. *aA ToIjj'aS 'CorotL.Itiist.Jtei.Merb. 3 . land gefunden wird. Zum Glück ist dieser Saame M den königlichen Garten aufgegangen und hat diePflanze herfürgcbracht, die ich jetzt beschreiben will. Die ganze Pfianze/ welche ungefähr zwee^ Schuh hoch jst, bildet einen kleinen zugerundetcn Strauch, der voli unten auf büschig und ästig ist. Die ersten Blatter ßnd Ungefähr acht Zoll lang> dritthalbc Zoll breit, und fangen sich unten am Stiele an, der vier Zoll läng, und än bek Seite eine sehr iarte Höhlung wie eine Ninne hat. Oberhalb dieses Stiels fangen die Blätter än breiter zu werben, und sind aus beyden Seiten sehr tief eingefchnitten / wie bie Blatter der gemcincü ^äcobäa. Sie sinb glänzend, und mit weißen Adern besetzt/ wie die Mbbe der Blatter, welche langst an den Zweigen hinftehett/ sind ungefähr zween bis drey Zoll lang, und verliehren ihrcn Stiel, behalten aber ihre Gestalt. Die letztertt smd nur vier bis fünf linicn breit, andcrthalbe Zoll lang ) seicht gekerbt und gespitzt. Der Stengel die-scr Wanze jsi holzig, unten Daümciis dick, unß äni äusscrsien Ende ganz mit Blumen besetzt. Jede ^l„me ist cme ungefähr fünf liniett hohe Glocke, die sich fast zwV'cn Zoi! weit ofncl oder ausbreitet/ blas« blau-, in fünf Theile zerschnitte^ und mit der Spitze auswärts gekehrt ist. Dcr Srcmpfel stehet mit-tcti in der Blüthe, ist weis und rauh, bis gegen bis HKitte, nachgehends aber grünlich, und endiget sich wie ein Stern mtt fünf Strahteü. Er ist von um ten auf mit fünf weißen Staubfaden umgebett/ die iwo iinien lang/ fast drey linier, breit/ Wett den CtH Griffet ^04 "^G ich O.)?- Griffel zu krummgebogen, und mit einem Kolblclli versehen, das vier iimen lang ist. Aus dem Kelche wird eine, wie ein Kopf zugcrundete Frucht, so neun bis zehen iimen im Durchmesser hat, und durch hau' tige Scheidewände in fünf Fächer abgetheilt ist. Ein jedes Fach ist mit einem Mutterkuchen versehen , an deren Flache glänzende und ziemlich braun« Saamcn hangen. Die ganze Pfianzc gicbt Milch von sich, und hat keinen Geruch. Die Blätter haben eine anziehende Kraft. Dieselbe ist zweyjahrig. Wir machten auf eben diesen Felsen folgende Beobachtungen. Cardiotissa weichet von Ost - Nord - Ost gegett Osten ab. Nlilo liegt zwischen Wcst-Nord.West und West. polino, oder die verbrannte Insel, ist zwischell Wcsi-Nord-Wcst und Nord-Wcst. Amcntiere liegt in gerader iinie hinter polmo. Siphano liegt zwischen Nord - West und Nord" Nord-West. Anciparos liegt zwi/chen Nord-Ost, Und zwischen Nord-Nord Ost. paros zwischen Nord-Nord-Ost und Ost. Naros zwischcu Nord^Ost und Ost-Nord. Ost, Unsere Absicht war, nach Naria zurück zu keh' ren, allein der Nordwind machte, daß wir in S"tt no einlaufen musten, und da sich derselbe nicht vcräm dcrte, segelten wir nach Ganrorm, woselbst wir den 16ten October ankamen. Diese Insel, welche nu-r sechs Jab, yr. 11'L^A uJie unset Suntorin. sechs und dreyßig Meilen im Umfange hat, liegt dreyßig Meilen von Sikino und sicbenzig Meilen von Candia entfernet. Sanrorin, oder Sanr Erini hieß Calli^ ste a), oder die sehr schone Insel. Dem Cadmus gefiel si? so wohl, daß er den Memdliares, seinen Anverwandten, mit den Phöniciern daselbst lassen wollte, «m sie zn bevölkern. Sie würden sie aber heut zu Tage nicht mehr kennen; sie ist über und über mlt Bimsstcincn bedecket; oder besser zu sagen, die Insel ist ein Steinbruch von Bimsftemen, die man daselbst in großen Quatcrsteinen hauen kann, wie man andere Steine in ihren Brüchen zu brechen pfleget. Die Küsten dieser Insel sind grauenvoll, daß man nicht weis, wo man anlanden soll. Viel, leicht ist dieselbe durch das Erdbeben so zugerichtet worden, daß ihr so schwer bcyzukommen ist. Herodorusb)/ pausamasc), StraboH versichern, daß Tderos, ein Nachkomme von dem Stamme des Cadmus, dieser Insel den Namen Chera gegeben habe; daß sich derselbe, da ihm sein Auf? enthalt zu Lacedaemon, wo ex als eine Privatperson lebte, nicht mehr gefallen/ auf die Insel Cal-liste begeben, nachdem er, während der Minderjährigkeit seiner Neffen, des Euristenes und p^ocles, Cc 3 der a) KAAAISTH, Jferod. h 4, 0HEPA, ft Ui4. 0 W. j. c, 7, (I) Rer. &eogr. /, 8, 4<3§ ^M W OcM' pep Söhne seiner Schwester/ der Wittwe des Arista demus, die Regierung des Königreichs Sparra gcs fähret hatte. Calljste wurde damals von den Nach< kommen des Membliareg, von denen wir oben gcre-bet haben/ bewohnet. Cblras sctztc sich in del» Besitz der Insel/ pon einem Theile der M>,ncr beglek tet/ die/ durch die list ihrcr Weiber, aus den Gcfana/ Nissen zu iaccdaemon entronnen warcn. Diese Gc-schichte ist so artig, daß sie hier wohl einen, Plsstz vcp, dienet, .z^./ , -i.. Cs ist bekannt/ daß di? Mynier pon jener; herühmtcn Helden gbstan,mtl.:l, die dcm ^ason nach Colchis nachgefolgt wgrcn, Auf ihrer Rück fM blieben sie zu Lemnos, wo ihre Nachkommen hen Namen dcr Mynier behielten, der^n Geschlechts-segisier aber so gqr genau nicht bekannt ist. Doch dem sey wie ihm wolle, so waren dicse dN>'nier ebeli nicht die mächtigsten. Die plla6Iin, eine andcr? Volkerschaft in Gricchenlaild/ verjagten sie aus dicstr Insel, In diese? traurigen lagc wendeten sie sich M die Lacedämonier, von denen sie so wohl aufge? nommen wupdcn, daß man nicht nur iändcrcycn unter sie austheilte, sondern ihnen auch die Erlaubniß en theilte / istcedämonisrinncn zu Weibern zu nehmen-Indessen da die Mynier von herumschweifenden und ehrgcitzigen Helden abstqmmetcn/ so konnfe man gar halb merken, daß sie die Neigung ihrer Voreltern poch nicht ganz abgelegt hatten, und sich die Oberherrschaft zuzueignen suchten, Sie wurden deswegen HffanHen genommen und zum Tode verurtheilt. ZuM Ium Glück erwartete man zu lacedamon dle Nacht/ um die Verbrecher zu töptcn. Die Zärtlichkeit veranlaßte ihre Weiber zu einer list. Nachdem sie von der Obrigkeit die Erlaubniß erhalten hatten, ihre Männer vor ihrer Hinrichtung noch einmal zu sehen, vertauschten sie in den Gefängnissen ihre Kleider mit ihnen. Die Männer gicngcn alsdann, als Weibspersonen verkleidet, aus dem Gefängniß, während daß die Weiber in demselben als Mannspersonen zu* rücke blieben. Hcrodorus a), von dem wir diese Erzählung genommen haben, nennt auch noch zween Nachkom-wen des Chera^, welche auf dieser Insel regierten, den Aesamus und seinen Sohn (Vrpnus. Dieser letztere fragte das Orackcl zu Delphis, in Begleitung der vornehmsten Personen aus TKera, um Aalh, unter denen sich auch Baerus, der Sohn des polymnestes, oder des Cyrnus ö), cm vornehmer und unter den Mvniern sehr angesehener Mann befand. Das Orakel antwortete, daß man auf der Küste von i^ybien eine Stadt bauen sollte, wobey ihnen die Pricstcrln den Battuo zeigte. Dieser Befehl wurde aber nicht vollzogen, weil die Mynier nicht einmal wußten, wo Lpblcn lag. Allein die C c 4 Dürre «) Ihld. *) Cyrene autem condita suit ad Aristaeo, cui no-n^en Battos propter linguae obligationem. Hujus pater Cyrnus rex Therac infulae. &c# cho8 ^M W OF^ Dürre, welche sieben Jahre zu Them anhielte^ und alle Baume/ bis auf cmcn einzigen/ zu Grunde richtete, nöthigte den König, zu der Priestcrin zurück zu kehren, welche zum zwcytoumal befahl, daß man. in Tybien eine Stadt bauen sollte. Man mußte also gehorsamen; und dieses ist der Ursprung von Cmene, dem Vatcrlande des Dichters Cattimact)us, der es die Mutter der guten Pferde nennet. Und in der That kommen heut zu Tage die schönsten afncani-schcn Pferde (Z^rdc^) aus dem Königreiche Barca.5. oder C^ rene; denn dieses Königreich hat den, Namen von der alten Stadt Barce bekommen, Nach dem Onabo ä), welcher die Insel Ths5 ra zwischen Crera und Acgypteu setzet, hat Thcra nicht mehr als fünfundzwanzig Meilen im Umfange. Ihm zu Folge hat sie auch eine längliche Figur. Ohne Zweifel haben sich die Dinge seit seiner Ait sehr verändert. Cheva liegt zwischen Candia und dey cycladischen Inseln. Sie hat scchö und dreyßig Meilen im Umfange, und ihre Figur stcllct so ziemlich die Gestalt cincs Hufeisens vor. In Ansehung dcr läge dieser Insel muß die Stelle dcö Srrabo aus scincrtt Compilatorö) verbessert werden, welcher dicInftl Chs-»asia zwischen Cvera und Cynuxia fttzct, so ei» Quartier des Pelopopnes war, welches den iaccdak woniern gehörte. Was hie Figur anbelangt, so darf man a) Ibid. b) Stephan.^ Byz^t. tynfUft #.»$>!»*'»$ m% «««« UfW man sich nicht wundern, daß sie die Gestalt eines hab bcn Mondes angenommen hat. Denn es haben sich um dicsc Insel herum so große Veränderungen ereignet, daß dieser Umstand fast in keine Betrachtung kommt. Ausser dcr Veränderung der Gestalt/ ist sie um ellf Meilen größer geworden, als sie zu Zeiten des Slrabo gewesen. Sie hat aber auch seit die-scr Zeit alle ihre schönen Städte vcrlohrcn. Hero-dorus 6) versichert, daß derselben sieben auf dieser Insel waxen. Die Insel selbst muß auch mächtig gewesen seyn, masscn cs blos Thera und N^elos gewagt haben, sich bey jenen berühmten peloponncsi-schen Kriege, für die lacedaemonicr, gcgen die Atho-nienscr zu crflarcn, ;u deren Parthey sich doch alle andere Inseln Griechenlands geschlagen hatten. Die Staawvcrändcrung in dem griechischen Kaiscrthumc, machte, daß die Insel Sanlorin, nach dcr Eroberung. Constftmmopels durch die Franzo, sen und Pcnetiaucr, zu dem Herzogthume ITlaxia gei-schlagen wurde. Johann «.rispo 5) aber, welcher der zwölfte Herzog war, trat sie dem Prinzen Nico-laus, seinem Bruder, ab, den man den Herrn von Sanrorin nannte. Sie wurde nach dem Tode des ^Dilhelm Crispo, des funfzchenten Herzogs, mit ^em Herzogthume perciniget, als welcher de« Herrn "on Sanrorm, seinen Neffen, in seinem Testamente zu seinem Nachfolger ernennet hatte. N neticmern und dem Konige von Pcrsien eingelassen ha^ te. Endlich ergab sich Samorin unter Solimann II. an den Bardarpssa. Es ist nicht leicht zu bestimmen/ zu welcher Zeij die Insel Chera dcn Namen Sanr Erini a) übcr^ kommen habe; indessen ist sehr wahrscheinlich/ daß diese Benennung von dem Namen der heiligen Iic-ne/ der Patronin der Insel, abgeleitet/ und daß nachgehends aus Sanr Erini/ Sanrorin gemacht worden sey. Diese Heilige war von Cbejsalonick?, und litte daselbst den isicn April 304 unter dem neunten Consulat des Dioclecian, und unter dem achten des Maximinus Hercules dcn Martyrertod. Die lateinische Kirche fcycrt ihr Fest an den, nemlichen Tage, das ist den sten May / zu Sanrorin, wo man noch neun bis zehn Capellen antrift/ welche der heili, ^en Irene gewidmet find. Wir stiegen in dcm Hafen Sawt7licol0/ oberhalb Apanomeria ö^ ft an dem linken Ecke des Ew gangs ä) Ti N^ssi rjff iyfaf 'Et^injf, Insula Sanü?? Irenes. gangs in den .Hafen liegt/ an das iand. Wir waren so müde, daß wir nicht mehr in die Stadt hinauf steigen wollten. Denn cs ist sichs kaum vorzustellen/ wie steil die Küste ist. Die übrigen Städte dieser Insel sind Scaro 6) oder Castpo, Pylgos /,) Em-porio c) oder ^cdrio / und Acrotki ch so an dem rechten Ecke des Hafens, dem Ecks von Apanomcria gegen über liegt. Dieser Hafen bildet einen halben Mond; so schön er aber auch zu seyn scheinet, so kou-Ncn sich doch die Schiffe darinn nicht vor Anker legen; Man hat auch niemals durch das Senkbley den Grund sindcn können. Er hat zwccn Eingänge; einen gegen Südwest, und dcn gndcrn gegen Wcst-Nord.Wcst, Mter dem Schirm der kleinen Insel Cderasia, die von ^anrorm durch den Hafen Saneben,geirrct,d«'u einzigenSrrabo />) ausgenommen, welcher allein die Insel Cherasia, die Insel ^dristiana genennct hat. Ausserdem würde sich dieser Schriftsteller schr übel ausgedrücket haben, da er gesagt, Ttxra liege in der Nachbarschaft von Ana-Phe und Tberasia, masscn Anapl>e achtzchcnMeilen davon entfernet ist. ptolemäus c) gedenket einer Stadt auf der Insel Therasia. Dieses kann aber das heutige Tderasia nicht seyn, wo kaum Platz zu Erbauung eines Castells wäre. Diese Bemerkung kann zur Rechtfertigung des Gcneca H dienen, welcher dieHerfürkunft derIw sel Tberasia in seine Zeiten setzet, ungeachtet er erst nach dem Scrako gclcbct hat. Hieraus sichet wan auch, daß plmius kein Zeitgcnoße des Srr^vo gcwcsen <0 Hiß. »att /.4. c. is. <0 j^jwf/. /,6, e, ZU 4'4 ^W ^i M^ gewesen scy; folglich auch nicht mit dem DioscoN' des zu einerley Zeit gelebct habe; denn ausserdem, daß er vonTherasia, als von einem ganz neuen iande redet/ das sich von cra, durä) dic Gewalt der Wcllen abgesondert habe, behauptet er auch, daß der Fclscn Automate oder Hiera/ erst einig? Zeit darnach, zwischen Thera und Cherasia znm Vorschein gckommcii sey. Wie wäre diese Stelle des Olinus a) zu erklär rett/ wenn Man den Felsen Therasia für das Cde-rasia dieses Schriftstellers annimmt? Denn es ist gewiß, daß zwischen Samovm und Therasia NichlS als der Haftn Oan - Nicolo zu finden sey, wo für c^nen so beträchtlichen Felsen, kein Platz gewesen seyn würde. In unsern Tagen, fahret PImius fort/ hat man ans dem Meere, einen ändern Felsen, Namens THia/ ganz nahe bey Hiera, zum Vorschein kommen sehen; das würde aber zuviel gewägt sehn, wenn man diese beyden Felsen für Therafia und Camme-' nt ausgeben wollte, gesetzt daß Aspronisi vas würft lich- Cl>erasia der AlteN war^ Anders läßtsich bic läge aller dieser Felsen nicht begreifen. Justin zum Beyspiel erzählet ö), daß sick zwischen Chera und Cherasiä ein so großes Erdbe-ben ereignet habe, daß man mit Bewunderung cine neue Insel aus dem warmen Wasser habe herfurkoiw Men sitzen. Der p, Hardlun c) hat den Text dcs plinius a) Hiß. »at. I* 2. p. 77« h) Lib. 3' c> 40. t) In notis ui Hmendati ad< /. i. hist, tiat. Pit»* plinius in Ansehung des Ursprungs vonTheravolb kommen gebessert. Dio Caßius a) redet blos vo» der Erscheinung einer kleinen Insel, die bey Thera unter dem Kayser Claudius hcrfürkam. Aurelius Vicror ö) sagt/ daß sie beträchtlich gewesen sey/ und Sxncellus/ der behauptet/ daß solches im sechs und vierzigsten Jahre nach Christi Geburt geschehen sey, setzet sie zwischen Chera und Tdcrasia. Nach dem Prolemäus endlich/ stund auf der Insel Therasia auch cine Stadt. Cevl enus c) versichert / daß sich im zehnten Jahre der Regierung des Leo Isauricus, jenes grossen Bilderstürmers / einige Tage lang/ eine so große Finsterniß, zwijchcn den InselnThna undTherasia ereignet habe/ daß dieselbe aus cinem brennenden Schmelzofen herzukommen schien. Diese dunkle Matei rie, sagt er/ verdickte sich, und wurde mitten unter der Flamme hart; nach diesen hieng sie sich an die Insel Acre, und vermehrte die' Größe derselben. Indessen kam von diesem Orte eine sö großc Menge von Bims-steinen herfür, daß die Küste von Macedonien und Kleinasien bis an die Dardanellen davon bedeckt wurden. Cedrenus hat blos den Lheopha-"es H und Nicephorus ausgeschrieben. Der erste' setzet diese Begebenheit in das Jahr 712/ unv der andere in das Jahr 726. *) Lib, 60. 0 Compendi hiji. ann. Cbr. p}* So unwissend die Einwohner des lclndes sind/ so unterlassen sie doch nicht, dcncn Fremden zu sagen/ daß alle dicsc kleine Felsen, die man um ihre Insel herumliegen siehet, durch Erdbeben zum Vorschein gekommen seyem Der P. Rlcbard a) berichtet uns das Jahr der Erscheinung der kleinen verbrannten Insel. Hier sind seine eignen Worte: ^ Es giebt verschiedene alte teure auf dieser Insel, welche gese^ hen haben wollen, wie sich durch das Feuer eine ganz nahe an der unsrigen liegende Insel im Jahr 1571 gebildet hat; und eben deswegen heißt sie Micrt Cammeni, das ist: die kleine verbrannte Insel. „ Vcy Gelegenheit dieses Feuers fallt mir ein/ daß Scrabo />) versichert, man habe das Meer zwischen Cdera nnd Therasia vier Tage lang sieden sc^ hen, daß die Flammen aus demselben in die Höhe gc-stiegen seyen, und daß eine Insel, die fünfzehnhundert Schritte im Umfange gehabt, zum Vorschein ackoM-men sty, gleich als hätte man sie mit Hülfe einer Maschine aus dem Wasser hcrfürgezogem Herr Thevenoc c) erzählet etwas, das mit dem/ was Theophanes, Niccphorus und Cedrenus melden, ziemlich übereil, kommt< Mau habe ncmlich vor ungefähr drey und fünfzig Jahren eine ungeheure Menge Bimssteme aus dem Hafen von Ganronn herfürkommcn sehen unb dieselben seyen mit eineM solche" a) Relat. de Sant-Erini, b) Rer. geogr* I. u t) ReteU Cap, d% solchen Getöse und mit einem solchen Uttgcstümm Ws dem Grunde der Sce in die Hohe gestiegen, daß man hätte glauben sollen, als lvenn es, (um tnich seiner eignen Worte zu bedienen) lauter Canoncnschüffe wären. Man glaubte zu Scio, so über zweyhundert Meilen davon entfernet ist, daß die Armee der Ae-nctiäncr mit den Türken ein Treffen hielten. Diese . Bimsstcine breiteren sich auf Den Küsten des Mee, lcs der icvante dergestalt aus, daß die Einwohner ^bet Inseln nickt zweifeln, daß diej-cmgen, welche sich auf ihrem Sande befinden, von Sanrorm gekoms wen sind. / 5 Was die Entstehung der Inseln, wovon wie »'eben geredet haben, betrift, so kann man diese Sache ^Yicht besser beweisen, als durch dasjenige, was in ^cn öffentlichen Zeitungen a) ans Constantmopel ^criä)tet worden ist. ,7 Im Monat November 1707 brachten die unterirdischen Feuer zu Oanrorin eine Insel zuni Vorschein, die b^cits zwo Meilen im Umfange hat, und die sich noch den ersten December durch die Felsen und dle neuen Materien, die sie outzwarfen, vergrößerte. Vor dieser Entzündung >Iicng ein heftiges Erdbeben hrr, auf das, den Tag über, ein dicker Rauch, des Nachts aber Flammen folgten, woben zugleich ein erschreckliches unterirdisches Krachen gehöret wurde. „ Hiezu kann noch ^.dic Erscheinung jener Insel grftttet werde», welche bey einem a) Gazette äu 14 Avril^ 1708. Tournef. Reisen l.TH> D b 458 "^W A ^e/p" elntni grausame»! Orkan im Jahre 163 s bey Oanct Michel, einer von den Asorischen Inseln, aus det Gce in die Hohe stieg. Nach dem Berichte des Herw Gaffendi a) ist diese neue Insel drey Meilen lang Und anderthalbe Meilen brcit. Es wirb nun Zeit seyn/ daß wir an eine nähere Beschreibung der Insel Sanrorin gedenken-Man kann sich nichts trockncrs und unfruchtbarere vorstellen, als der Boden derselben ist; ungeachtet «zdessen aber, daß derselbe nichts anders ist/ als zerflossene Bimssieine, so haben doch die Ei'" wohner durch ihre Arbeit und durch ihren Fleiß/ die 5, alterunfruchtbareste Erde auf der Welt z« einen< z Baumgarten gemacht. Sö unangenehm auch dicK^ ^sten derselben sind, so ist doch Sanrorin, gegen die andern Inseln gerechnet, cine Perle: Anstatt daß man zu Nanfto, so nur achtzehcn Meilen davott ettt^ fernet ist, nichts als Disteln und Dornen, aus clne»" . von Natur vortresiichcn Boden, wachsen siehet. M" bauet zü Sattton'n wenlq Waitzen, aber viel Gerst^ f< und Baumwolle, auch Wein in großem Ucbcrfiuß' p Dlcscr Wein hat die Farbe des Rheinweins, er ist aber sehr stark und geistig. Man verführet ihn auf bett ganzen Archipelagus, und selbst bis nach Cöttstal" tlnopel. Dieser Wein und die baumwollenen ZeM find die vornehmsten Handluttgszwcige dieser Insel' Hls Weibspersonen besorgen daselbst den WeinbB/ a] tfotat in Diogett* lacrt, /. id, da indessen die Manner ihre Weine Verkaufen. Die besten Weinftäcke stehen auf einet Cbcne, jenseit pprgos, am Fuße des Berges Sanct Stephan-Man verfahret damlt eben so> wls in be»' Provence; das ist/ die Weinstöcke werden in bis Hohe ge^ogett (en mMöre cle recdgut). Di welche Bauhin die krauterartige Baumwolle 6) geneNttet/ VNd sie vott dek baumartigen b) unterschieden hati Die Früchts sind auf biesee Inset, i>je Feigett ausgenommen / selten. Ihr Öel bckomiNeN sie aus Candia, und das 5)olz äus Ractia> und dieses be, stehet btos in felsig vott Mastirbäumen und OermeS-stauben. Von Vct Seltenheit des HotzcS/ rühret e« auch her, daß mau zu Oanrorin selten frisches Brod hät> Ordentlicher Wetse pflegt Man des IähteS nur biermal Gcrstenbrod daselbst zu backeü^ Dieses nun> ist eln etendet sehr schwärzet Zwieback c> Des Zah-rcs werden Nur einMal Ochsen geschlachtete Nachdem dieselben zerstücket/ und das Fleisch vott VeN Knochett abgesondert worden/ wirb dasselbe in Eßig/ ln wrlchettt Db2 Sal» *) GÖSSYPiUM herfcädfcürti* h GÜSSYPIUM arbbrcürii, ., 0 Sj*/^5 «0rt bcttt spotte r^i P»* »m mw 44<5 ^N ^ O^ Oalz zerlassen worden ist, gcleget. Kieses FleisV wird, naä)dem es sieben bis acht Monate lang der Sonne ausgesetzt gewesen ist, so hart, wie Holz. Ei-Nige essen es ganz trocken, so wie man in Holland dil gedörrten Fische ißt, andere abrr lassen es siedcN. Man zahlet in Sancorm bey zchcn tausend Seelen. Ausser denen auf unserm Entwurf angczcia/ ten Städten, sind daselbst noch fünf wohl befestigte Dörfer, als Carrcrado, Massina, vorons, Gonia und Megülo'Cborio. Die Einwohner dieser Insel sind insgesamt Griechen. Man höret daselbst keinen Türkm nennen, ausser wenn von ocM Kopfgelbe und der Vermögenssteuer die Rede ist. I" Jahre 1700. zahltc man für jenes viertausend, und für diese sechstausend Thaler. Unter den Griechen ist nur der dritte Theil der Einwohner der latcin^ schen Kirche zugethan. Der Adel hat sich nach Sca^ rft gezogen, so eine kleine Stadt ist, dic in dem b^ fcn auf einem uube^ohnten und mit steilen Klipps bedeckten Hügel liegt. Qttr hat der französische Co^ sul seine Wohnung; auch die Jesuiten halten sich t^ selbst auf, welche ziemlich qut wohnen. Sopd'"' no a), der Bischof von Sanrorin, nahm sie 'l" Jahre 1642 daselbst auf, und schenkte ihnen den Pl"5 der herzoglichen Capelle, um an demselben ihrc Kir" chc aufbauen zu können. Ihr Superior nahm u"s fthr höftich auf. Er theilet mit gutem Erftls a) Rdat. de Bant-Erini*. "H(M A AF5* 42 j. und mit vieler iiebc Arzneyen aus. Go fromm und eifrig dlc Missionairo sind, so wäre doch zu wünschen, daß sich nicht mehr, als nur cinc Gattung von Religiösen auf jeder Iüscl befände. Dic Erfahrung lehret, daß die christliche Religion m Srca, wo keine andern als Capuci^r ßlid/ und zu Sanronn, wo blos Jesuit Anwohnen, ciilcll weit bessern Fortgang habe, als «uf andern Inseln, wo sich beyde Gattungen befinden. Die beyden Blschöffc auf der Insel/ von denen der clne griechisch und der andere lateinisch ist, ballen bey unsrer Ankunft ihrc Wohnungen zu Gcaro.' In der Stadt ist ein Pfarrer und fünf bis sechs Domherrn von unfter Kirche. Die Anzahl dcr grlc«. chicen Religiösen von dem Orden des l>- Vasilius belauft sich auf fünf und zwanzig; der lateinischen Religiösen abcr/ dk sich nach der Regel des h< Dommi-cllg richten, sind nicht mehr als sechzehn. Diese Religiösen verfertigen die schönsten baumwollenen Zem ?c des landes. Vesonbcr? werden biezenigen schr^ hoch gchaltcn, welche gezwirnet sind. (croisä^) Sie'' werden nach Ca»idi.? , nach Morca und in dem Ar-ch'pclagus überall hin verführet. Acr. Cssdi zu S^nrorin verändert manche ^l fcincpßi^ Halt er sich auf der Insel auf, so wohnet cr meistens zu pyrgos, der schönsten Stadt ^cs iandes, die auf einem Hügel liegt, wo man die ^eyden Meere und die allcrschönsten Mcinbcrgc schcn k^n. Dicscr Ort würde schr angenehm seyn/ wenn «r mit Nasser versorgt wäre. Auf der ganzen Insel »st Nicht mehr als eine einzige sehr sehr schlechte Ouel- Dt> 3 lc, 42H "5K,M ^ O^ le, welche »on dem Santt Stcphansberg herab kommt, und aus der wir kaum unsern Durst löschen konm ten. Indessen findet man überall Cisternen/ welche in den Bimsstein gegraben, und gut mit Mörtel überzogen find, Die meisten Häuser sind Hohlen / die in den nemlichen Stein gegraben sind. Dieselbe« sehen den Dachslächcrn, oder einer Art von chyw^ schen Ocftn gleich, welche man Athanorß, oder di *'H^AST0KPATOPA KAI2ÄPÄ MAPK^ *i'-: ~T'r atopaion ant&neinon. ^''•••-f'ls'4 ; H SQTAH KA^/^f, AHM9^. '.$' ; Q> *Q }^f\ I fl N v; . /V THN J£niM£AElA>J KAI THN; *1 it't AKASTASW nOIHSAMENnK J APXONTriN ■A-SKAHHIA4ÖT'"'W" J KAI KOlHTOr T JfcM AAE2AK4P0t , ¥^X*POSTNOT JEPA2AM£HO^n m-d$ npAYOTHOT "^ Dmch Veranstaltung des Asclepias und des Quietus, die zum zweytenmal mit dem Alexander, dem Sohne des Euphrosimls Archontett warm, hat der Smat und das Volk der Insel Thera'diö Statue dem Kaiser Cäsar Marcus Anrelius, Antoninus Augustus, aufrichten lassen, die Polyuchus^ zuw zweytenmat Oberpriester, eingeweyhet hat. ^ Man behauptet, daß die Trmnmer^^on ded Statue nlcht weit von der Innschrift cntftrnct scyeN' )lllcin diese Statue ist ohnc Haupt, ATTOKPATOPA KAI2AP4;> -i <«► A. X E n T 1 M I O N 2£BH JO -N nEPTIANKA 2EBAXTON "b BOTAH KAI O AVTU0 % 0 »HPAI^R " Dee ^ Der Senat und das Volk zu Thera versichern dem Kaiser Cäsar L, Septimus Severus Per-tmax, Augustus, ihre vollkommenste Ergebenheit AYTOKPAT0PA KAISAPA M. ATPHAION v c sebhpon ant&neinon etxebh SEBA2.TON APABIKON AAIABHN1KOH IIAPeiKON TEPMANIKON MEH2T0N ^ BOTAH KAJ Q A^MO? Q eftPAIßN ^PXI^; M. ATP. I5OKA5OT? A^KAHniAAO?; TO T KAI AYP KAEOTEAOT2 TTPANNOT KAr ATI* *, T,A O ?ENOT ABA5KANTOT THN qPONOIAN THS nAPA?KEBHS, HAi THX ANA2TA?E0^ TOT AXAPIANTO^ nOIHHMENOr f^TOT riPÖtoT APXONTÖS ATP* ^ I2OKAEOY2 TO "ß5. 1 ^ '**»* Unter den Archonten M. Aurelius Isocleus, dem Sohne des Asclepias, dem Aurelius Cleote-les> dem Sohne des Tyrannus/ und dem Aurelius Niloxenes, dem Sohne des Abascantus/ auf Befehl pes Senats und des Volkes zu Thera, hat Aurelius IsocleuF der erste Archont zum zweyten-wale die Kosten aufgewendet, und die Mühe üher A) genommen t die Statue des sehr großen Kal? . Vd 5 W 436 "-5..O A U^ fers Cäsar, Marcus Aurelius, Seperus, Anto^ nius Pius, Augustus Arabicus, AdiabenicuS, Parthicus Germaniens. ATP. TTXACI02 TON flATEPA KAi EAnizorcA ton iaion ZYMBION TTXACION A * H P a I fit A N. Aurelius Tychasius für seinen Vater, und Elpizousa/ für ihren lieben Mann Tychasius, md/ men die Merkmale ihrer Zärtlichkeit. JCAPnOX TAN UUN TTNAIKA JQEUA A*HPO12EN THS MONAN4P0H '' Carpus hat durch dieses Denkmal seine Liebe für seine geliebte Gemahlin Soeida, die nur einen Mann gehabthat, verewigen wollen. Ich habe diese Innschriften zu Paris aus der Sammlung merkwürdiger Alterthümer des Herr« Spon abgeschoben. Unfern Führern war es nickt gefällig, uns zu den schönen Ruinen der Insel z« führen. Sie überredeten uns, nachdem wlr die Sanct Stephans Capelk gesehen, daß wir nun alle noch Übrige Merkwürdigkeiten der Insel in Augenschein genommen hätten. Zudem schien uns das Wetter ft günstig günstig zu seyn, baß uns unsere Matrosen den Rath gaben, nach Nanfio zu segeln. ' "Nftnfio^) ist noch eine pon den Inseln/ ble zu dem Hcrzogthume Nstpa, umer den Fürsten aus dem Hause Sanudo und Crispo, gehörettN» Jacob Crispo ö) der zwölfte Herzog, welchen man den Friedfertigen nennen könnte/ schenkte diese Insel sclnem Bruder Wilhelm, welcher daselbst eie ne Festung bauen ließ, von der man noch die Ueher, bleibsrl auf cincm Felstn, ganz nahe bey dem Flecken, siehet. Er wurde nach dem Tode seines Bruders Ja? fob, Herzog yon Naxia. Seine einzige Tochter Florenrina ^rispo blieb Besitzerin von NanfiH/ Und diese Insel wurde erst nach ihrem Tode wiche, rum mit dem Herzogthume vereiniget, n Der alte Name der Insel hieß Memblift> los r), welcher von dcm Nicwbliftres, einem Anverwandten des Cadmus, herstammet, der sich zu Thera niederließ, nachdem es ihm njcht mehr beliebte, auf Abemheuer auszugchen. Die Insel, von welcher wir rcden,wurde erst bey dcr Gelegenheit Anaphe genannt, als sie die Argonauten ji' nach einem schrecklichen Sturm entdeckten, welcher sie mitten in den Archil '^. vclaM *) NANFtO, ÄNAfH, ANAPHE, *) Hist, du pitcs d* r Aubiptl. 0 MEMBATAPOZ, Sttpb, ,,Uto \% nn.\lft r pelaguS verschlug. Diese Entdeckung war so wichtig Nicht. Denn dic Insel hat nur scchzehen Meilen im Umfange/ keinen Hafen/ und nichts als kahle Berge. Indessen hat sie doch die schönsten Quellen / welche die Felder gewiß sehr fruchtbar machen würden, woferne man sich derstlbcn mir mit Nutzen zu behicncn wüste. Die Einwohner von Nanfic» bekennen sich insgesamt zur griechischen Kirche, und stehen unter dem Bischof zu S'pdns. Man findet daselbst weder Türken noch iatciner. Der Eadi und der Vaivodc haben keinen beständigen Aufenthalt. Im Iah? re 1700 zahlten sie fünfhnndert Thaler für Kopf-gelb und Vermogensteuer, indem dort nicht mehr als anderthalbc Thaler für den Kopf bezahlt werden. Sle sind Faullcnzcr ; Ihre ganze Handclschaft treiben sie mit Zwiebeln, Wacho und Honig. Sie haben nicht mehr Wein und Gerste, als sie selbst brauchen; und ich glaube, daß sie nicht so viel Holz haben, daß man dic Rebhüncr dak>cy braten könnte, die man daselbst fi^ der. Die Menge derselben ist so ungeheuer groß, daß man, um das Getralde zu erhalten, auf Befehl des Consuls, alle Eyer, so man finden kann, »m Ostern aufsuchet, und man behauptet, daß ihrer insgemein zehen bis zwölftauscnd zusammen gebracht werden. Man bedient sich derselben zu allen Arten der Backwcrkc, insonderheit aber zu den Eyerkuche«. Indessen fuhren, aller gebrauchten Vorsicht uner-«chtet, bey jcdem Schritte, den wir machten, Rcbh"' lM auf. Sio sind daselbst schon lange zu Hause, u"d kamen kamen von Astv:alia ^) dahin. Wenn dem Hege, sander zu glauben ist, so brachte cin Einwohner dieser Insel nur cin Paar nach Anaphe ö). Allein sie vermehrten sich dergestalt/ daß die Einwohner befürchten musten, von ihnen verjagt zu werden. Vcr-muthlich geschiehet es scit der Zeit, daß man die Vorsicht gebraucht/ ihre Eyer zu zerschlagen. Man erwählet auf dieser Insel alle Iahte zween Consuls/ manchmal auch nut einen. Diese obrigkeitlichen Personen konnten mit allem ihrem Ansehen es nicht dahin bringen/ uns etwas Speck zu verschaffen / um unsere Rcbhüncr damit zu spicken. Die Griechen kcnncn weder Speck noch Spicknadeln. Wir mustcn sie also halb gcsottck und halb gebraten csscn. Doch war es dieses nicht allem/ was uns ärgerte. Wir erfuhren/ daß sich um die Insel herum/ und besonders zu Anaphi Ksula/ auf einem abscheulichen Felsen/ gleich bey dcm Dorfe/ Banditen aufhielten. Zum Glück landete eine Tartane von N?ar-tigues/ welche Gerste suchte/ daselbst an/ und be-frcycte uns voü unserer Aurcht. Der Patron dieses Schisses machte lmS ein Geschenk mit einem vortrcsti-chen Wein von Cadicrt bey Toulon/ und wir würden gerne an den Bord des Schiffes gegangen seyn/ wenn seine Fahrt nach einer von den Inseln des Archipelagus gegangen wäre. Wr entschloßen uns also/ auf a) Stampalia. h) Athen. Deipn, lib. 9, 4Za ^O ^j OF" aus her Insel einstweilen herumzustreichen, bis sich die Banditen wieder entfernet haben würden. Ander südlichen Seeküste/ wenn man aus dte Capelle Notre Dame du Roseau a) zukommt/ siehet man auf einem kleinen Hügel dle Ruinen des Tempels des Apollo Argletes, oder des Glänzen-den. Strabo, der vott diesem Tempel redet/ mel-det nicht/ zu welcher Zelt er erbauet worden sey' Csnon c) aber sagt uns solches. Demselben zu Felge wurde die von Colchis zurückkommende Flotte dcs Jason, von einem ft grausamen Sturm überfallen, daß matt zum Gebet und zu Gelübden seine Zuflucht ttahm. Apollo lleß sich sehr bereitwillig sindcn/ so vielen Helden zu Hülse zu ksmMött. Ber Dow ^ tter, der vsm Hlmmet fiel/ ließ aus der Tieffe dc^ des Meeres eine Inset herfür kommend), i,m ^ ^aufzunehmen. Matt bauete daselbst dem Apall^ ^. dem Erhaltet der ArgönaUlett, einen Altar< Kiese"» Gott wurde unter Glasern und Schüsseln Dank g^ saget. Mcdea und ihre Hofdamen waren bey bicsi"» Feste zugegen. Der Wein und die Freude gaben zu allerley lustige« Einfällen Attlaß, Und insond"' , hei« sagt Conon/ ermangelte Man Nicht, die H^ del» a) Tt»»*yt*. Km\UfXiitnct. b) K«« verity Ktirtf k9*$ty» if rl rlu 'kti* %ijttü Awfl'Xx»wj i§pvt Strabo rer* geägrt tiW btyhij fulgor* t) ttarrat* 49* d) **>'*«, 5i'/>. gcnennet habe. Ich glaube diese Sortctt sind nichts als Abarten von der ncmlichen Pftanze^ Da wir von der Entfernung der Banditen sichc-te Nachricht erhalten hatten/ entschlossen wir uns nach Srampalia zu segeln, welche Insel vierzig Meilen vonNanfio zwischen Ost und Ost-Nord-Ost lieget. Allein die widrigen Winde nöthigten uns, nach Mpcone zu segeln, wo wir erst dcn22. Öctob> anlangten, nachdem wir in verschiedenen Orten halten einlaufen müssen. Die Insel Nlycone welche sich von Osten g^ gen Westen erstrecket, hat sechs und dreyßig Mcilcli im Umfange, liegt dreyßig Meilen von Nari^, vi^ zig Meilen von Nicaria und achtzehn Mcilcn vo" dem Hafen zu Cine; ungeachtet der Canal, welchct . zwischen dem Cap Crullo zu Mycone und zwischen C^ ne nicht über achtzehn Meilen breit ist. Der Canal zwischen Mycone und Delos ist nur drey Meile" breit, von dem Cap Alogomama a) zu M> cone bis a) Hks/'/^«^«, Pfepdsiall. Tab. 3s. j. 'Tti. pag. 432. Jab.3g. i'Jil.Ufal.QSS. Qßtafin von črliconc ^O M O^ 4??, bis an das nächste feste land von Delos. Denn Pliniuo, der lvielleicht von einem Hafen zum andern gerechnet hat, macht diesen Canal bey fünfzehn Mei? len breit. Man siehet daselbst die beyden Klippen prasonisia), die Spon und Wheeler fürTrago-nisib) oder Dragoners gehalten haben/ so eln anderer Felsen ist/ der auf der Küste gegen Ost -Süd-Ost und folglich nicht in dem Canal liegt/ von welchem wir reden. Der Hafen zu Mycone liegt sehr frey zwischen West undWest-Nord-West. Allein der Meerbusen, der an der Seite des Hafens liegt / und der sich wie «ine Bucht endiget/ ist sehr tauglich für große Schiffe, welche «in natürlicher Damm/ der sich durch die Felsen fast dem Wasser gleich, bildet/ für den Nordwinden schützet. Der Eingang dieses Meerbusens liegt zwischen Nord und Nord - Nordwest. Der Hafen Or« nos liegt dem Meerbusen, wo er am tiefsten ist/ gegen über/ zwischen Süd und Süd-Süd-Ost. Die Insel Sainr George c) liegt an der Spitze des Meerbusens / rechter Hand / ganz nahe bey zween öden Felsen und bey der grosen und kleinen Krebsinsel li). Die übrigen Häfen der Insel sind der Hafen a) Nj«,„^5, kauchlnsel. b) I^«^,^,. Bockinsel. c) l«,j),„^>^ Hz« Georgentnstl. ,, hi« KrebSinsel. «"urn«f.U«is.Cd.l. Ee 434 "^W M O^ Hafen Palermo a) und der Hafen Sainte-Anni, Der Hafen Palermo ist sehr groß, allein dem Nord, winde gar zu sehr ausgesetzt. Der Hafen Sainte, Anne ist ebenmäßig sehr frey und liegt gegen Süd-Ost. Die Matrosen zu Mycone werden für die geschicktesten des ganzen iandes gehalten. Auf die/ ser Insel sind wenigstens fünfhundert Seefahrer. Man zählet auf derselben über hundert Schiffe, vierzig bis fünfzig große Caiquen nicht mitgerechnet, die zur Handelschaft nach der Türkey und nach Morea be» stimmt find. Diejenige, welche nach der Turkey getrieben wird, geschiehet mit ieder und Korduan ö), den man zu Giagi c) bey Smyrna und zu Sca-lanova zu laden pfleget. Nach Morea handeln ft gegenwärtig mit Wein, womit die Mycomoten die venetlanische Armee zu Napoli m Romanten ver-sehen. Es giebt Caiquen zu Mycone, welche sieben bis achthundert Tonnen (daniz) Wein laden können. Eine Tonne (baril) wiegt hundert und funft zig französische Pfunds. Dieser Wein ist öfters mchtS anders als rothes Wasser; allein die Venetian ner bezahlen ihn auch nach seiner Starke und Bcsckaf-fenheit. Denn die Griechen können das Betrüge« nicht lassen. Man macht zu Mycone e) des Iah^ erdend a) Tlapoq/xot^ tin £afcn für afle2(«en fcec £#iff*' If) Cordoans. c) Tcos. ä) ^unfjig Oques. . 0 Authoritas vino Myconio, Plm,Hiß,tfat* M* r4'fl ordentlicher Weise fünf und zwanzig bis dreyßig lassend Tonnen Wem. Der Weinbauwird dascl»^ schon sehr lange getrieben. Herr 'Wdclrr kau.c dort a) eine silbcrnc Münze mit einem Iupitc.^ köpfe, auf deren Revers eine Weintraube sicher. Die Insel M'cone ist sehr dürr und troc?O. Die Berge derselben sind nicht gar zu hoch. Die :' - -den höchsten führen den Namen Sanct Elias. Dr ^ine stehet ganz nahe bey dem Cap Trullc», bcy dc.ä Eingänge des Canals, zwischen tNvcone und C t< . Der andere stehet am äussersten Ende von Mscon./ ^ragonlsi gerade gegen über. Der Name Dim.^ stos, welchen plinius b) dem höchsten Berge der I ä sel beyleget, passet so gut auf den einen, als auf d^ä andern; massen der Gipfel eines jeden in zween Thcilc gespalten lst. Ovid c) welcher auf seiner pontis^h.:! Reise Mvcone viel naher gesehen, als virgillu^^'> behauptet mit Recht, daß dk'se Insel nicht qar Pt hoch scy, anstatt daß Virgilius gerade das Ge<,nti theil sagt. ttumiUg mlula heißt auch nicht c:::t verachtete und schlechte Insel, wie Scariuö e) die Insel Seripho genannt hat. l Ee t Snado a) MTKO. *> »1st. nat. I. 4. c. 12. , T. c) Hinc humilem Myconum cretofaque rura Cimou. -Metamorpb. I. 7. *0 QaamDeus arckenens oras & Httora ckcum eru,-u tern, Mycone celsa, Gyaroque revinxit.^^^- \ 0 HincspretaeMiconoSjhumilisqueScriphos.^t^/... LZ« "VtM A O^ Strabo erzählet, daß die Dichter Mpcsne zum Grabe der Centauren gemacht > die Hercules er, leget hat; daher auch das Sprüchwort gekommen sey, olles ist inMycone a), welches vonleuten gebraucht wird, die in einer Rede von allem sprechen wollen. Gcephanus der Erbbeschreiber, welcher den Strabo bey dieser Stelle, wie bey verschiedenen andern, ausgeschrieben hat, versichert, daß diese Insel den NameN von einem gewissen Myconus, einem Sohne deS Aenius, bekommen habe. Allein man weis weder von dem einen, noch von dem andern etwas; und dls meisten alten Schriftsteller haben den nämlichen Fehler begangen. Die Anmerkungen des Srrabo ö) und des Eustachius c) sind viel besser gegründet; daß nemlich dle Myconloten gerne klatzköpfig geworden seyen, massen noch heut zu Tage die Einwohner in einem Alter von fünf und zwanzig Jahren ihre Haare Verliehren. plinius^ hat die Sache zu sehr übertrieben, lndem er vorgiebt/ daß die Kinder ohne Haare gebohren würden. Dem ungeachtet sind bie Einwohner dieser Insel wohl gewachsen. Sle wurden ehehin für die größten Schmarutzer g" halten; und dieses würden sie noch heut zu Tage sey" wenn sich Thoren fänden, die sich von ihnen misbraU- cht" a) Ttewt uir» fitet» Mvxww. Rer. gsogr. I. 10, b) MvtiaMiff fatkencgif. Straba ibid. O Ad Dionys. vcrs. ^26* d) Quippe Miconii carentcs pila gignuntnr. Är# nst. L ii« c, 37. chen ließen. Arhenaeus a) führet den Archilochus an, der dem Pericles den Vorwurf gemacht, «r schmaruze wie dle Mycomoten. Bey eben diesem Schriftsteller liefet man einige Verse des (rarin, die ihnen nicht viel Ehre machten. Er entschuldigte aber diese Völker mit der Armuth ihrer Insel. Unsere Franken nennen diese Insel Nilcoul». Man bauet daselbst genug Gerste für die Einwohner, viele Feigen, aber wenig Oliven. DaS Wasser ist lm Sommer ziemlich selten. Ein einziger Brunnen Versorget einen ganzen Flecken mit Wasser; und dieser lst der einzige auf der ganzen Insel/ welcher nicht mehr als drcytausend Seelen in sich schließet. Allein ge, gen eine Mannsperson/ die man daselbst siehet/ findet man vier Weiber/ die gar oft auf den Strassen unter den Schweinen liegen. Dafür fahren aber auch die Mannspersonen meistens auf der See herum. Alle Jahre werden zween Consuls ernennet/ Welche die Angelegenheiten der Insel zu besorgen haben. Im Jahr 1700 musten die Myconioten fünftausend Thaler Kopfgeld und Vermögensteuer hezahlen. Die Insel stund damals unter dem Ea-p'ttain Bassa Me;omorro. Im letzten Kriege hlcng sie von dem Bey von Sranchio, Mahomec bey, Cassidi f) genannt/ ab, der einige Galioten '" ^ E e 3 anführte, *) D«p«. lib,,. , ,^-i anführte, um den Archipelagus von den kleinen Corsaren zu reinigen. Der Aufenthalt zu Mycone ist für die Frem-Ven ziemlich angenehm. Man kann hier eine gute T^fel halten, wenn man einen geschickten Koch hat. Denn die Griechen verstehen nichts davon. Die ^cbhüner sind auf dieser Insel im größten Ucbersiuß ^-zutreffen/ und sehr wohlfeil, so auch die Wachteln/ ^3aldschneppen, Turteltauben, die Kaninchen und Mqendroßetn. Man hat die vortrefljchsten Trauben s'nWst, und sehr gute Feigen. Der Salat wird deutlicher Weise von einer Art Sonchenkrautcs ^) abmacht, das sehr wohlschmeckend ist/ wenn man die M)üssel mit Knoblauch gerleben hat. Die Adlali-Mä) und die Radice c) werden daselbst sehr geschätzt/ Ale erste ist eine Art von Scorzoncrn, wovon ich bc-,viss in einem der vorhergehenden Briefe cine Be* fthrclbung und Abbildung mitgetheilet habe. Die Mdlce ist die stachliche Wegwarte/ deren jlinge Trie^ ?? sich in dem Sande/längst an dem Meere hin, für si'5 selbst bleichen. In der Fastenzeit macht man ein a' M Ragout von gesottenen vrou las. Der weiche Käs ch/ den man auf dieser Insel zubereitet^ ist vor- a) rSonchus Taevis an^ustifolius. C. B. Couesto cou-^'"nillfero. i) Scorzoiwa■ graeca saYatiÜs & maritima, foliis varie laciniatis, Carol. lnßt gt h, Atg&ßmfi if <0 Cichorium ^Jipilini« C. B. ■ ^m f .^--^ (^ trefilch. Blos die mit Weineßig gebeitzten Wachteln, wollen den Fremden nicht anstehen. Denn diese Vö, gel werden endlich so weich, wie ein Kleister. Die Einwohner des iandes ziehen sie vermuthlich deswegen den frischen Wachteln vor, weil man kein Holz dazu nöthig hat, um sie zuzubereiten. Denn ma« brennt bloßes Reißig, das aus den Inseln Delos dahin gebracht wird. Mycone stund einige Jahre in dem Besitz der Herzoge von Naria. Der P. Sauger a) sagt/ daß Johann Crispo, der zwanzigste Herzog des Ar» chipelagus, diese und die Insel 3ia seiner Tochter Thadea, die sich mit den Franz Gommerive vermählte, zum Hcurathguthc gegeben habe. Dieser Herr besaß sie aber nicht lange; denn da die Venetianer Tinc unter ihre Bothmäßigkeit bekommen hatten, nah« men sie auch Mycone weg, und daher kommt es, daß der Provcditor von Tine, sich noch heut zu Tage Pro» veditor von Mycone nennet. Barbarossa machte sie, "ebst beynahe allen audern Inseln, welche die Re-publick in dem Archipelagus besaß/ Solyman II. unterwürfig. Billig müssen wlr hier erinnern, daß N7>» cone und Cine unter dem Kayser Heinrich von dem Andreas Gizi, einige Iahrenach der Eroberung von Constantinopel durch die Franzosen und Venetianer, weggenommen worden sey. Hierormus Gizi/ sein Müder, bekam auf seinen Theil Skyro und ScO-^ Ee 4 psll <0 Hiß. des Dues da F Archipel. 440 ">V(.O A M-ie» poli. Von diesem Andreas Gizi, stammt der Here Ianachi Gizi ab, der Ihnen, gnadiger Herr, durch seine Dienste bekannt ist, und den sie zum Consul von ANxcone und Tine gemacht haben. Seine Familie hat sich seit der Zeit, da die lateiner das morgcnländische Vleich erobert haben, mit aller Ehre erhalten. Dieser unser Consul, der ein großer Verehrer dcr Religion ist, hat dem H. Ludwig zu Myconc eine Capcllc bauen lassen; er unterhält anch einen Priester von unsrer Kirche, der in derselben Messe ließt. Die lateinische Kirche in dem Flecken siehet unter dem Bischof von Tine, dcr solche durch einen Vicar versehen laßt, welcher jährlich fünf und zwanzig römische Thaler bekommt. Der Allmoscnpficgcr des Gizi stehet viel besser. Allein man darf nichts wider den Bischof zu Tine sagen, masscn die Congregation < den Vicars der andern Inseln auch nicht mehr giebt. Es giebt sogar Bischöffe, welche nicht mehr als fünfzehn Thaler geben / und die doch mehr Vicare bekommen können, als sie nöthig haben, masscn die Pricste» in dem Archipelagus diesclPosten sehr gerne haben, un» «lur mit Ehren stehen zu können. Zu Mycone sind mehr als fünfzig griechische Kirchen. Cine jede hat ihren Papas, und fast al-lc Einwohner stchen mit der griechischen Kirche in Gemeinschaft. Es wohnet hier kein Türk, und dcr Ca-di hat keinen bestand-igen Aufenthalt daselbst. Diese Arten von Cadis kaufen von dem Gros Cadi zu Scio ein «) Dt propaganda Jidu «ln Patent, und ziehen auf den ganzen Archipelagus herum, und lassen in allen Dörfern, durch welche sie reisen, kund machen, daß alle diejenigen, welche Pro, ccsse haben, ihre Papiere herbey bringen, oder die «forderlichen Zeugen herbey schaffen sollen , und daß ihnen in ganz kurzer Zeit, und um wohlfeiles Geld sollte geholfen werden. Die Griechen, welche von Matur gerne Chicane« machen, sind thorigt genug, daß sic sich vor diesem Gericht stellen, anstatt sich vor der ordentlichen Obrigkeit und den Papas mit elnan, «bor zu vergleichen. Ausser den vielen Kirchen siehet man auch Noch sind viele Capellen und etliche Klöster. pa-leocastriani a) ist ein Kloster, in welchem drey bis vier Mönche wohnen, das fast ln der Mitte der Insel um paleocastro ö) herum liegt, und «ine ruinirte Vcstung auf einem angenehmen Hügel ist. Die Dreyfaltigkeitskirche c) liegt auch ln dem Bezirk von paleocastlO ; und die Kirche der h. Marine stehet nicht weit davon. In derselben wird alle Jahre "m 17. Julius ein großes Fest gefcycrt, wo man auf griechische Art, das ist, den ganzen Tag und dle ganze Nacht hindurch, tanzet und trinkt. Neben pa-leocastro in einer schonen Ebene, vor dem Hafen Saim Hpne, ist das große Kloster Trulliami , i I^>-M ',».'. .^ ^»i^>Q»^,^,e chcrlich a) üi-s/«^". Der obere Theil. /») ,II«-5^/« öl^ens. I.» Vier« äe ^l/cone. S&b-4°- i ih...-pay. 442. KWtther 4u . ^anioßl cJl-kuA "^O M O^ 44? cherlich wäre. Indessen kostet ihnen dieselbe, wenn sie auch die gemeinste ist , gegen zweyhundert Thaler. Es giebt einige, welche auf hundert und fünfzig Se-kms zu stehen kommen. Dagegen kleiden sich die meisten von diesew Frauenzimmern nicht öfter, als nur einmal in ihrem, ^eben, und ihre Männer ersparen den Verdruß zu schen, wie sie alle Moden mitmachen, und bey jcdcr Jahreszeit einen Griff in ihre Beutel thun. Wir wollen hier ihre Kleidungsstücks bMreMk die inS^ gesamt voßicrlich sind. >z n^ nm< i,<5«. ^v,«. ^5^5 Das erste Stück ist eine Art eines Halbhem-desa) oder Halskittels ^V. der ihnen kaum den Hals be-decket. Dasselbe hat Ermes, die bis an das Faustge-lcnkc gehen. Gewöhnlichermassen macht man sie von Ncsseltuch oder Moußclin /-), Doppclbarchet, oder auch von Scidenzeug, und besetztes mjt goldnenGaloncn oder Borten.. Ihr Halskittcl ist alsp in der That Wie cin Härinhcmd; denn die Zjerrgthen desselben, brücken sich in die Haut. > Ok Ueber den Halskittel legen sie L. cin großes Hcmdc) von Cattun oder von Seidenzeug an, das so weite Crmel hat, wie ein Schlafrock. Dieses Hemd üchet bis an die halben Waden, und vertritt die Stelle des Rocks; (jupon) es ist mit Spitzen ober 444 ^W H E^ oder mit Seide/ mit Gold - oder Sllberfäden eingefaßt. Das dritte Stück 6. ist eine Art eines Bruststücks a) splgllron) so mit goldnen oder silbernen Borten eingefaßt ist, das an den Hals gehängt wird/ und zu einer Jacke ohne Ermel ö) gehört, die nur bis unter die Arme reicht / und über die Schultern an zwey Schnüre«/ die wie Hcnckel gemacht sind/ hanget. Ordentlicher Weise ist diesesStuck von Baumwolle gemacht und in kleine und enge Falten gelegt/ unten aber mit zehen bis zwölf Ringen von dem nämlichen Zeuge besetzt/ von denen jeder fast «inen Zoll dick ist/ welche dienen den Rock (Cowdi)/ von dem wir gleich reden werden/ ln die Hohe zu heben, und denselben «ine schöne Rundung zu geben. Sie legen sodann ein Corset O. an c)/ welches zween Flügel an den Seiten und zwo Oeft nungen hat/ daß man mit den Armen durchkommen kann. Es ist dieses eine Art eines Bruststücks (Qorp5) ohne Ermel/ so mit Gold und Silber eingefaßt und mit Perlen besetzt ist. Im Winter macht man Ermel daran ch. y^ ^ «- > < Diefts t) M«r*fr^ö«f#X«; fiw »trb in t>tt gemfinen $tit&» ^M U O^ 445 DleseS Bruststück raget drey blS vier Zoll über den Colibi a) hinaus, so eine Art eines Rocks b) r. lst, der sehr dick und voller Falten ist, und nur bis an die Knie reichet. Hinten wird dieser Rock mit Bändern zusammen gebunden. Allein die Damen, welche dle Hemden (juüe-2u » colp8) tragen, von welchen wlr oben redeten, lassen zween Zoll davon unter dem Rocke herfür stechen. Zu ITlaria pflegen sie, um den untern Theil des Rocks in die Höhe zu heben, noch drey bis vier Stücke von der nemlichen Einrichtung, dle sehr dick und schwer find / darunter zu füttern. Dieses Ding ist zu Andros noch viel lächerlicher/ denn daselbst machen sie unter dem Rock einen Reif an, dergleichen man zu den sogenannten Relfröcken zu gebrauchen pfleget. Das sechste Kleidungsstück dieser Frauenzimmer ist ein Fürtuch c), oder Schürze U. von Mouße-lln oder Zitz, so über und über eingefaßt .ist. Da die Elnfaßungen in der levante erfunden worden sind, so sind sie daselbst auch besonders üblich; man bordtret auch viel prächtiger, als in Frankreich; allein Hre Zeichnungen sind von keinem so guten Geschmack. Im Sommer tragen sie Strümpfe ch von Baum, wolle, und im Winter von rothem Tuche, mit goldnen oder 4) K»>iv8i90^ Colibi o&er CoIobL h V0V& na) $»vrdn. ?ud> wife %**&*. 446 ^O A M^ oder silbernen Spitzen besetzt. Diese Strümpfe sind voller Falten; denn sic legen vier bis fünf Paar dcri selben übcr einander an. Ihre Strümpfbanocr sind Bänder/ die mit goldnen oder silbernen Spitzen be> sctzt sind 6). Ihre Pantoffeln ö) sind von Sammet; aber obcn so kurz, daß sie kaum die Zähen hinein bringen können; dahergehen diese Frauenzimmer so schlecht, jndcm sie ihre Pantoffeln stets mit fortschleppen muffen. Einige tragen nach venctianischcr Art gemacht? Schlt" he, dic sie mit großen mit Spitzen besetzten Bändern zusammen binden. Ihre Schlcyersteiglcin c) (Couvro ckef) endlich, ist ein Schleycr von Mouselin oder Seiden/ zeug,, so insgemein sieben bis acht Schuh lang, und gegen zween Schuh breit ist. Sie drehen solchcN auf dem Kopf und um das Kinn auf eine so angemh« me Art herum, daß cr ihnen ein sehr munteres Ansehen macht. Diese Insel bringt keine auffcrordcntlichcn Pssanzcn hcrfür; doch fanden wir daselbst eine In8 wdcrola, lolio arUuloid. l7. ö. ?/«. ^), die wir - auf ^) IRIS (tuberofa) corollis imberbibus, foliil tetra-gonis. Linn, Sp, Plant, p. 5g. "^D A O^ 447 auf den andern Inseln bisher nicht bemerket hatten. Ich habe cin besonderes Geschlecht/ unter dem Namen l^ernwä^viuö) daraus gemacht. Wir beobachteten aufdem Eliasöerge/ auf dem Cap Crullo, daß Naria zwischen Süd-Süd-Ost und Sud liegt. Rlein Delos zwischen Süd^Süd-West und Sü> West. pares in der nämlichen linie. Cragonisi gegen Ost-Süd-Ost. Tragomsi a) ist ein abscheulicher Felsen, der drey Meilen im Umfange hat, und eine Meile von Niscone, von Cap zu Cap/ unterhalb dem Eliasberge liegt, ungeachtet man fast zwanzig Meilen weit reis sen muß, um aus dem Hafen zu Mycone in den zu Tragonlsi zu kommen. Man findet auch gegenwärtig weder Ziegen noch Böcke daselbst, von denen die Insel chchin den Namen erhalten hat. Die Eiawoh, ner von Mvconc, nnd insonderheit die Mönche von TrMiani schicken ihr Vieh dahin auf die Weide. Allem die Wirten sehen sich gcnöthigct, sie lm April wieder zurück zu fähren, weil um diese Zcu das Re-genwasser zu mangeln pficqet. Die Schäfcrcy ist das selbst sehr artig; von denen zwo Capcllen aber, die ehe- hin a) ^s/a^ij-',. Die Bocksinsel. Vrsslmera. 448 "HW A Oc/s^ hin hier waren / findet man jetzt nichts mehr als die vier Mauern. Srapodia liegt fünf Meilen von Tragonist. Es ist ein Felsen, der einem Pfcrdesattel gleichet, auf welchen vier bls fünf artige Pflanzen wachsen. Man sindet daselbst weder Hirten noch Heerden, weil man hier kein süffes Wasser hat, und weil die See von Zeit zu Zeit einen Theil desselben überschwemmt. Ich habe die Ehre u. s. w. Sieben- 34) ^-----—^-----------«—.----!^H^^ 7^?^^!^?^......-----------« Skbender Briefs enhalt eine Beschreibung der Inseln Delos. Gnädiger Herr! 8/ie Griechen nennen heut zu Tage Deli a) ^^^ zween gänzlich verlassene Felsen w dem Archipelagus, die jetzt blos ein Aufenthalt der Corsa-ren und Banditen sind. Der großeste hieß ehehin die Inscl Rhenaea b), und der andere c) war unter dem Namen Delos bekannt / und machte den Mittelpunct der berühmten cycladlschcn Inseln aus. Diese Insel, welche kaum sieben bis acht Meilen im Umfange hat, unqcachtet plinius ch derselben funfzehen Meilen zuschreibt, wurde für einen heiligen Ort gehalten e), .^lf^ sobald c) ^^«c 2ntiquor- ^«/,,'e 45^5. Von den Franzosen idclUez genannt. Toupnef. Reisen l.TH. 2l 450 ""VdM ' A O^- sobald man erfuhr, daß Latona daselbst den Apolls nnd die Diana zur Welt gebracht hatte. Die Grie, chen, welche vor den Römern, ihres Witzes und ihrer Geschicklichkeit wegen, berühmt waren/ gaben sich alle Mühe Delos so groß und prachtig zu machen / daß diese Insel die Bewunderung des ganzen Archipelagus wurde. Nie sind einer Insel so viele iobsprüche ertheilet worden, pmdar und Callimackus verfertigten ihr zu Ehren iicoer. Erysichtdn ö), deS Cecrops Sohn/ und der erste König zu Athen, bam<-tc daselbst dem Apollo einen Tempel. Dieser Tempel, welcher in der Folge der Zeit eines der prächtig" sien Gebäude wurde, stund bey dem Eingang einer Gtadt/ die von Granit und Marmor gcbauct, mit einem Theater, mit bedeckten Gangen, mit einem Baffin, worinnen die Seetrcffen vorgestellet werdett konnntcn, mit einem Gymnasioö), und mit einer ungeheuren Menge von Altären ausgeschmückt war. Oie können hieraus von der großen Begierde urtheilen, die wir hatten, ein bey allen Schriftstellern so berühmtes land zu sehen. Diese Insel, welche gerne dreymal so lang, als breit ist, liegt in der Mitte von zween Canalcn, von denen sich der eine aus der Seite von Myconc, und der andere auf der Seite der Insel Rhenaea befindet. In dem Cana* le «) L»/eö. 5ö?-o». F^ec. ^ /^/. /. 76. 5e^e». 5<««^ ö) N,k56H/«c. 5<,A?». K^MV. /» Oe/«m ver/. 266. le von Mycone, welcher Ost'Novd'OstwartS liegt, find zween abscheuliche Felsen a), bey denen einige Klippen stehen. Der Canal ist von dem Cap Alo-gomandro zu Mxcone, bis an das nächste fcsie tand der Insel Delos, drey Meilen breit. Von dem Hafen von Mpcone an, bis in den klcincn Hafen von Delos/ wo man ordentlicher Weise cmlanoct, rechnet wan sechs Meilen. Von diesem kleinen Hafen an, bis zu dem Hafen San Nicolo zu Tme, sind funf-zehcn Meilen, plinius ist von der Distanz der Insel N7yconc von Delos nicht wohl unterrichtet gewesen; denn er setzet solche auf funfzchcn Meilen. Er irret sich auch in Ansehung der Entfernung der Insel De^ los von Naria, welche vierzig Meilen beträgt, ungeachtet cr s ur achtzchcn rechnet. Die Entfernung der Insel ü. elos von Nicaria setzet er richtig auf fünfzig Meilen. Der Canal, welcher sich zwischen beyden Delos befindet, ist gegen Groß- Rematiari ö) iu, nicht über einc halbe Meile brcit. Der Name dieses Steinklippc schien mir so ausserordentlich zu seyn, daß ich mir die Mühe gab, die Abstammung desselben ausfindig zu machen; und obgleich diese Entdeckung von keiner sonderlichen Erheblichkeit ist, so freuete michs doch, sie gemacht zu haben. Rematia- Ff/ ri />) mm gewißer Krähen / die man daselbst dieser Gottin opferte. Da diese Oteinklipve an einem solckcn Orte liegt, wo der Canal am schmalesten ist, so hat ihn, allet Wahrscheinlichkeit nach, polycracep/ jcner beruffeltt Tyrann zu Samos 5) erwählet, um daselbst j^ ne Kette aufzuspannen, von welcher Thucididrs redet, welche die Insel Rhenaca an Delos befestig tc, und zuerkennen gab/ daß die erste dem delphischen Apollo gewidmet sey. Es ist auch wahrscheinlich, daß Niciav c) an dem ucmlichcn Orte über den Canal g" gangen sey, um nach Delos zu kommen. Man kann ^) Tbucyd, lib. ?. f) Plutarch in Niciae*. sich nichts prachtigers vorstellen, als diesen Einzug. Da Nicias wüste, daß die von den Städten Grle> chenlands abgeordnete Priester insgemein sehr unor« dentlich an das land zu steigen pflegten, und daß man ihnen öfters Befehl ertheilte/ dem Apollo zu Ehre» tieder zu singen, ohne ihnen Zeit zu laßen, sich anzu> kleiden, so lkß er zu Rhenaea, die Opfer, die Geschenke und sein ganzes Gefolge an das land setzen. Man schlug während der Nacht eine Brücke über den Canal, und am Morgen sah man mit Erstaunen diefe Proceßion über die mit reichen Teppichen belegte, und mit gemahlten, vergoldeten und mit Blumen gezierten iehnen versehene Brücke ziehen. Alle diese Dinge hatte man aus Athen mitgebracht. Die Gesellschaft zog m der besten Ordnung, schön geschmückt, und unter einem angenehmen Gesang ein. Man opferte in dem Tempel des Apollo. Der Spiele ward nicht vergessen; cs wurden die prächtigsten Gastmahle gehalten, und Nicia» ließ einen großen Palmbaum von Bronze aufrichten, den er dem Gott der Im sel widmete. Dieser atheniensischc Feldherr trieb den Pracht noch weiter. Er bestimmte die Einkünfte eines beträchtlichen landgutes, zu einem Gastmale, zu welchem die Dclicr alleIahrc sollten eingeladen werden, ÜM sich durch ihre Opfer die Gunst der Götter zu er, werben. Diese Schenkung wurde auf eine Pyrami, de gegraben, um sie zu Wachen, Ff 3 Der 4s4 ^W M OF^ Der Canal, von welchem wir reden, ist von dem Cap Chameau a) bis in dcn Haftn pyrgos in Groo Dclos, drey Meilen breit. Die eine Mündung dieses Canals ist gegen Süden und dic andere gegen Norden. Groß Remaciari liegt gcgen Süd-Westen und Klcin Rematiari gegen Westen. Die Entfernung der einem Klippe von der andcrn, ist cbcn so groe, als die Entfernung der Küste von Klein Delos bis an die große Steinklippe. Allcitt die Entfernung dieser großen Klippe von Gros Delos ist viel beträchtlicher. Die Kriegsschiffe legen sich gegen der mittagigen Spitze von Groß Rema-tiari vor Anker, wo ein sehr guter Ankcrgrund ist. Man hat daselbst, nach der Schlacht von Sala-mine/') gegen hundert und zehn große Schiffe bcysam^ men gesehen, die auf Verlangen der Athemcnscr be» stimmt waren, Iomcn von der Tyranney der Perser zu befrcyen. Diodor von Sicilien sagt 7)/ diese Flotte sey aus zwcyhundcrt und fünfzig Galcett bestanden. Die Schlffc segeln zwischen den zwo Klippen und Gros Dclos durch, wenn sie durch die nord^ liche Mündung hinaus wollen; die Galecn legen sich etwas weiter unten gegen Süden zu, vor Anker, und richten ihren lauf auf die große Insel, auf cinett Hafen zu, welcher der Gcncralshafen genennt wird. Durch m) Cäbo Camila. *) Herod, lib. 8. t) BiblUtL biß, lib. II» Durch den andern Theil dieses Canals, welcher zwischen den Klippen und Klein, Delos liegt/ segeln dle Galioten und Caiquen von Nipcone Wir reiseten den 20. October mit Herrn Gizl, dem französischen Consul ab, der uns begleitete, um die Ruinen dieser Insel in Augenschein zu nehmen. Unsere Ungedult, recht bald daselbst anzukommen, erlaubte uns nicht, bis an den kleinen Hafen zu segeln. Wir stiegen schon bey einer Erdzunge gegen Nordost am auffersten Ende der Insel an das iand. Ein kleiner Teich 1) *), welcher ungefähr zwanzig Schritt breit ist, der nur bey einer großen Hitze austrocknet , sich aber im Herbst und Winter wieder aw füllet, war das erste, das uns in die Augen fiel. Crist leicht an den Tamarisken zu erkennen, olc'an dem Ufer desselben stehen. Derselbe machte uns eine desto größere Freude, weiter uns die Hofnung gab, daß wir hier nicht würden für Durst sterben dürfen, wie die Herren Spon und VVHeeler im Jahre 1675 befürchten mußten. Dieser Teich ist fünfzig Schritt vom Mcere auf der Seite gegen Gros Delos zu, Ff 4 und ^) Die hier angehenden Zahlen stimmen zum Theil nicht mit de,ienjenigen übcrein, die auf der getreulich nachgcstochenen Charte von Delos befindlich sind; auch sind im Texte mehrere Zahlen, als auf der Charte. Hatten wir ciue Aendcnmg aMacht, so würde vielleicht die Verwirrung noch größer gewor» den seyn. Wir haben also lieber alles lasse« wollen, wie wir es in der französischen Urkunde fandfn. 4s6 "AM A O«)3^ und zweyhundert und achtzig Schritte von der Erd, zunge, wo wir an das land gestiegen waren, entfernt. Wie es scheint, so ist dieser Teich jener runde Morast, von welchem Callimachus 6) und Herodotus reden; denn der Name eines Morastes passet nicht auf den Fluß Inopus; masscn Callima-chus von dem Morast und von dem Fluß, als Von zwey verschiedenen Dingen redet. Es ist auch nicht glaublich, daß dicscr Morast ö) jenes runde Baßin seyn sollte, wo man die Seetreffen vorstellte, massen man wohl schwerlich, ein von Menschen Händen gemachtes Wasscrbchaltmß <^ das sehr wohl verkuttet war, und das man, wie wir in der Folge zeigen werden, mit Seewaffer anfüllte, wenn »nan ein Seetreffen vorstellen wollte, einen Morast oder einen Teich würde genannt haben. Es ist daher zu schlieft sen, daß unser Teich, der dcm Ansehen nach, seit her Zeit zum Theil ausgefüllet und also kleiner geworden ist, der runde Morast des Callimachus und des He<.odorus gewesen sey. Ungefähr zweyhundert und fünfzig Schritt von diesem Teiche, jenseits einer kleinen Anhöhe, findet man auf einem ziemlich ebenen Boden eine der schönsten Quellen 2 im Archipelagus. Es ist dieselbe a) Xgf«"« & *i*%ietr* wwijfitpf 'Epp'ce tip*** Callim. Hym, in Delum^ vers, 261. b) f^^til^q A'fAvtj. Herod, lib* z. ^N A EcM" 457 selbe eine Art eines Brunnens/ der zwölf Schuh im Durchmesser hat, und zum Theil von dem Felsen, zum Theil aber auch von einer Mauer eingeschloße» ist. Die Einfassung ist im Winter mit Wasser bedeckt, welches darüber hinaus gehet. Im October stund das Wasser ein und zwanzig Schuh hoch darinnen, und im Ienner und Hornung über dreyßig Schutz hoch. Diese vortrcfiiche Quelle liegt hundert Schritt von der Seite gegen Gros Delos zu; von der Seite gegen Mycone über, ist sie viel weiter entfernet. Diese Quelle ist ohne Zweifel der Fluß Ino-pus bey dem plinius. Denn ich habe zu Myco-ne erzählen hören, daß die Quelle zu Delos zu gleicher Zeit mit dem Jordan zu steigen und zu fallen pfiege. Srrado a) sagt, daß diejenigen das wundersame wohl zu weit treiben, welche den Nil bis nach Delos fiicßen lassen, plimus hat die Sache auf einer ernsthafter« Seite angeschen, und versichert, daß die Quelle des Inopus eben so, wie her Nilanzm wachsen und sich wieder zu verringern pfiegc. Die Einwohner von Nlycone haben diese Fabel durch diq Tradition erhalten; sie verwechseln aber den Jordan wit dem Nil. Callimachus ö) redet von dem In«- Ff 5 pus ») Rer, Geogr. lit. 6. In De]o infiila Inopus fon$ eodcrn quo Nilus modo ac pariter cum eo de^ erescit, augeturque. Plin. Hiß. Nat. Hk & *«/>. loi. 458' "VM A G^V- puo, als von einem tiefen Wasser, und Strabo a) als von einem kleinen Bache. Unsere Quelle hat im Sommer vier und zwanzig Schuh tieft Wasser, wie wir schon bemerket haben. Die türkischen und Vene-tianischcn Schiffer hohlen daselbst ihr frisches Wasser; und ich bin überzeugt, daß dieselbe ehchin die beyden Delos mit Wasser versorget habe. Denn auf der Insel Rhi'näa giebt es kein Wasser. Grrabo war ohne Zweifel übel berichtet. Auch auf der Insel Delos findet man keinen Bach, man müßte denn das Regenwasser, das sich im Winter hin und wieder sammlet, also nennen wollen. hundert und vier und zwanzig Schritt von dieser schönen Quelle, ganz nahe bey der landesenge, welche die Erdzunge, wo wir an das land stiegen, von dem übrigen Theile der Insel absondert, befindet sich ebenfalls eine tieft Grube 3) die aber kein Wasser hat. Man versicherte uns, daß sie im Ienner und Hornung mit Wasser angefüllt sey. Ganz oben bey dieser Erdenge, nach der linken Hand zu, kommt man zu den Ruinen 4) der altck Stadt Delos. Wir entdeckten sogleich die Stamme von sechs Säulen von Granit. Sie hatten einen Schuh vier Zoll im Durchmesser und stunden in gleicher lime, drey aufgerichtet, eine sich zur Erde neigend, #) Tloraptg U Itapset rq» yyra» Ivuvrif ov ßtt* yas jcctt ya§y vqcrag fux$ce* Strabo rer, geogf* üb, io. 45? qend/ zwo aber in die Erde vergraben, von demn man blos die Durchmesser sah. Ungefehr sechzehn Schritte davon/ weiter gegeb die linke Seite zu, untcr eben diesen Rnmen siehet, man, dreyßig bis vierzig Schritt von dem Meere, fünf schöne Säulen von Marmor s) die sechzehen Zoll im Durchmesser haben, und in gleicher Ordnung stehen* Fünf und zwanzig Schritt weiter hin, findet man mchrcrc Trummer von ausgeholten Marmorsäulen, die zween Schnh, drey Zoll im Durchmesser haben. In eben dieser Gegend liegen einige andere Stücke Marmor; und etwas hoher hinauf langst an dem Meere hin, stehen zwo vi'rcckigte Säulen 6) von Granit, die sehr dünn sind. Dieses ist es alles was von Alterthümern auf der Küste von Delos, Mvcone gegen über, übrig geblieben ist. Hier war wohl nicht der schönste Ort der Stadt. Die Häfen, welche zwischen den beyden Delos liegen, machen, daß man mit gutem Grunde, die mitternächtige Küste, der Ost« Nord - östlichen vorzog, wo nichts als sehr schlechte Buchten sind. Anstatt also, daß sich die Stadt auf die Seite bon Mycone zu, hatte ausdehnen sollen, bildete sie eine Art eines Winkels mitten durch die Insel, an der Abendseite, und indem sie an dem Abhang eines kleinen Hügels 7) hinlief, stieß sie an cines der schönsten Gebäude 8) auf der Insel, wie solches noch aus dcn Ruinen desselben zu sehen ist. Es war die, ses vermuthlich ein mit Säulen unterstützter Bogens Ang, wie dieses die Bögen und die Pfeiler zu crs kcnnc« 4-6Q "-NM ^ O^" kennen gaben. Die Ruinen dieses Gebäudes liegen drcyhundert und dreyßig Schritt von Mycone, den beyden Säulen von Granit 6.) von denen wir schon geredet haben, beynahe gerade gegen über. Auf der Seite von Gros Dclos stehen sie gegen die Bucht Scardana a) zu, 12) so fünfhundert und drey und zwanzig Schritte davon entfernet ist. Man siehet unter diesen Ruinen nichts als zerbrochenen Marmor, und umgestürtztr Säulenfüße, Pfeiler, Architravcn, und Wölbungen von Bogen. Die meisten Saulett sind weggeschaft worden, unddiejcn'gm, welche noch vorhanden sind, haben nicht über sechzchen Zoll im Durchmesser, und die Pfeiler sind einen Schuh fünf Zoll breit. Die Wolbungen bestehen aus einem eim zigen viereckigen Stück, das fünf Schuh im Durch, meffer hat, wie ein halber Zirkel zugehauen / inn^ wendig drey Schuh vier Zoll breit ist, und Simswerke hat, die bey aller Einfalt von einem vor-trestichen Geschmack sind. Man findet Säulenfüße daselbst, welche drey Schuh, zween Zoll im Durchmesser haben, und vierthalbe Schuh hoch und walzenförmig sind. Auf dem Rumpf eines dieser Säulenfüße siehet man noch Spuren von einer sehr langen Inm schrift, die aber so abgewetzt ist, daß der geschickteste Antiquar, eben so wenig als wir, nicht ein einziges ganzes Wort würde zusammenbringen können. Wir bemer< F) l^alanque, ein Ort an dem hohe» Ufer, wo kleine Schiffe vor dem Sturm gesichert seyn können. bemerkten mit vieler Mühe folgende Buchstaben /^NIK^, ft vermuthlich Vie Anfangsbuchstaben von den Namen ^miockuL sind. Denn es kann seyn/ daß das, was ein^ zu scyn scheinet, ein ^, und das erste I. der Fuß eines I'. gewesen ist. Amiochus Epiphanes oder Epimanes, König von Syrien, soll Delos mit vielen Altären und Bildsäulen ausgeschmücket haben, wie solches aus einer Stelle des polybius erhellet, die Athenäusa) anführet. Es scheinet, das Fragment des ein und vierzigsten Buchs des Tims Lwius sey nichts an, ders als eine Copie von dem, was l)olybius von diesem bis zur Verschwendung prächtigen Fürsten gesagt hat. Vielleicht hat er diesen Bogengang bauen lassen, wo seine Statue auf demjenigen Säulenfüße stund, von welchen, wir reden. Unter diesen Säu« lenfüßen sind zween korinthische Knäuffe. Die übrigen sind weggeschafft worden, um sie, nach der Gewohnheit ln der ievante, zu einem andern Gebrauch anzu« wenden. Nachdem wir diese Ruinen besehen hatten, stiegen wir rechter Hand auf emen Hügel 7.) wo wir keine Ueberbleibsel von Gebäuden antrafen. Indem wir gegen das Meer auf der Seite von groß Delos zu gtengen/ kamen wir auf einen Berg, 9.) der eitt wenig steil, aber viel niedriger war, als der Berg Cynchus, denn wir beständig vor Augen hatten. Man «) Deip», hb. ^ 462 "H(,M A O^ Man siehet zwischen diesen zween Hügeln zwo ausg^ trocknete Cistcrnen io. i i), undZeinige Ucberblcibftl von marmornen Säulen, die zu einem Tempel mögen gehört haben. Man entdecket auf dem Berge 9) den Grund eines Theils der Stadt / die sich bis an daS Meer erstreckte. Herr N)heeler vermuthet nicht ohne Grund, daß solches das neue Athen des Adria-nus gewesen sey, so die Athenicnser auf Kosten dieseS Kaisers aufgebauet haben/UnddasvonScephanus dem Erdbcschrcibcr Olympieion a) gcucnnct wird. Diese Benennung kommt von dem Zunamen Olympius her, der sich auf einer tmomcdischeu Münze befindet, auf welcher Adrianus Oeu3 0I/mpM5 /») gcnenncc wird. Eben diesen Namen führet er auch auf einer Cphesim-schen Münze, auf welcher cr nebst dem Lucius Ocrus abgebildet wird c). Adrianus ließ, nach dem Bericht des Spartianus/ da er sich zn Athen aufhielt/ einen Tempel und einen Altar bauen, den er sc!b>k unter dem Namen Jupiter Olympius cinwcihcte. Auf der eincm Seite erstreckte sich die Stadt des Adrians bis an das Gymnasium, und auf der andern, bis an den Bogengang des Anriochus, ohne daß zwischen dieser neuen Stadt und der großen, wo dcr Tempel des Apollo stund/ ein leerer Raum war. Man a) OATMI1IEION. c) *AvraK. Keftretf. Atpixmg OMfAirioi Atv*M Owptf K«tr»(, U$tnbti EfiViuv. Man findet sonst nirgends auf der Insel/ weder etwas von einem Grunde/ noch Ueberblcibsel von alte« Gebäuden; woraus abzunehmen ist/ daß man aus al-len kleinen Städten oder Flecken/ nur eine einzige mächtige Stadt gemacht habe, wodurch denn auch Callimacbus a) veranläßet wurde, Delos/ eine Insel von vielen Städten zu nennen. Aus einer Inn-schrift, welche Sponö) anführet/ erhellet/ daß ttt dem neuen Athen mehrere Tempel gewesen seyn müst sen; nemlich die Tempel des Apollo/ des Hercules und des Neptun us. Auf diesem Berge siehet man die Bucht (5a. lanhue) c) Scardana 12), wo die Herren Spon und N)heler an das iand stiegen / und. die sie für den kleinen Hafen angesehen haben. Dieser kleine Hafen aber liegt viel weiter hinauf/ gegen die Spitze von Remaciari zu. An der Seite dieser Bucht/ hundert und sie-benzig Schritte von dem Meere/ auf einem ziemlich ebenen Platze, siehet man noch sechs aufrechts stehende Säulen von Granit, und einen viereckigten Pfeiler von «ben diesem Steine. Zur Zeit, da die Herren Spon und wheeler daselbst waren/ stunden noch eilf Säulen aufgerichtet; wir zahleten ihrer fünf und zwanzig/ Welche auf dem Boden lagen. Ein und andere schienen ptvtrct. Callim. Hym. In Delum verfi 266» h) Miscell, erttd. antiq. sea, 10. /v 464 *VM N U^ nen ins Gevierte gelegt zu seyn. Einlge haben /.^j/ linker Hand, ungefähr fünf «nt» vierzig Schritt von dem Gymnasio, in einer klein«« Tieft/ ist ein kleiner Brunnen (1a kontaine l^u Ml-toi8) dessen Oefnung der Erde gleich ist, und gleichsam ein rautenförmiges Viereck macht; das Waffcr stund darinn ini October, Ienncr ,md Hornung nur sieben bis acht Schuh tief. . °' Hundert Schritte von dim GMnasium, fast auf der nämlichen lime, und hundert und fünf und vierzig Schritte von dem Meere, befindet sich ein cy-rundes Bassin oder Wasscrbehältniß 16) das zwcyhutt« dert vier und achtzig Schuh lang, und gegen zwc^ hundert Schuh breit, mit einer, ungefähr vier Schuh hohen Mauer umgeben, und fast über u«d über mit einem sehr dicken, das Wasser haltenden Mor-tel bedeckt ist. Dasselbe floß durch einen anderthalb Schuh breitenfCanal hinein, der von dem Meere herkam, und dessen Mündung dem Gymnasio gegen "b^ "HM A OF«' 465 ^unde^ Dieses Baßin heißt gege, den Nics, medes philoparor zum Nachfolger hatte. Ilh kaufte zu Erzeron eine silberne Münze von dew Nicomedes Hpiphanes. Der Kopf ist vortres' lich; die Kehrseite aber ist Nicht von der uemlich^ Hand. glechirr *) Apfun. it htUb Jtitbrid. 4«? -^ASIAEa^ Rechter Hand bey diesem Wasserbehaltniß, auf einer kleinen Anhöhe 17) sind noch die Ucberblelb, sel eines schönen Tempels zusehen, so vlelmannem-lich aus den Trümmern etlicher marmornen Säulen schließen kann/ dle ungefähr zween Schuh / weniger zween Zoll, im Durchmesser haben / halb ausgehöhlt und halb fiach/ oder an den beyden Cnden ausgehöhlt/ tn d^-210^ ^; und dieses ist der Rest der Innschrift 410^2101' e^^xo^, von welcher die Herrrn Spon und Wheeler reden. Allein dieser letztere ft tzet sie zu nahe an den Bogengang des philippus von Macedonien. Herr Spon zweifelt, ob dieser Dionystus Eury-ches ein Sohn jenes berufenen syracusanischcn Tyrannen gewesen sey, mit welchem die Carthagmcnser so blu^ tige Kriege führten. Soviel ist indessen richtig/daß dcr Zunahme des Glücklichen, mehr auf ftinen Vater passet, den Diodorus von Sicilien den Höchstglück-seligen nennet a). Der Sohn aber war- im Gegen'? theil der unglückseligste Mensch auf dem Erdboden^ Denn er mußte am Ende seines iebens Kinder unter^ richten / um sich seinen Unterhalt zu verdienen. Wenn die Innschrift von dem ersten Tyrannen von Syracusa redet, so ist zu vermuthen, daß dieser Zerstörer der Tempel, den Apollo, durch die Geschenke, die er ihm machte, seiner ausgeübten Gottlosigkeit wegen, habe versöhnen wollen. Sollte man nicht auf die Gedanken kommen, baß der Dionystus, von wel-chem hier die Rede ist, einer von den Tyrannen z" Heraclea in pomus gewesen sey, welcher dew Memnon zufolge ö) dreyßig, nach dem Diodor von Sicilien c) zwey und dreyßig, und nach dew h) Apud, Phot* Bibl. cap, ^ t) Bihh bis, 1.14*& 20. A Oc)^ 47«. Athenäus a) drey und drevßig Jahre regierte? Derselbe verdiente eher den Namen des glückseligen/ als die syracusanischen Dionpse, welche die Vchreckm ih«^ res Jahrhunderts waren. ' ^ ^ ^5 :. "^^7. .-7« a s«:f n:Von dieser Architrave gehet man, wenn man? seinen Weg auf das Meer zu richtet/ längst an der: Küste hin, beständig in den Ruinen eines Theils der Stadt. Zween Schritte von eben dieser Architrave findet man einige Ueberbleibscl 18) von marmornen löwen, -welche insgesamt zersiückt siM- Doch sind sie leichter zu erkennen, als diejenigen/ Vle sich neben dem Tempel des Apollo befinden. Heer Ostovichi, ein angesehener Bürger zir Mycöne, welcher alle Tage. zu Delos auf der Jagd ist, versicherte uns, vor eint« gen Jahren noch fünf ganze gesehen zu haben. ^., Man kommt hjcraufzu den Rumen 19) eines sehr prächtigen Gebäudes, ganz am Ende dcs eyrun-. dcn Wasscrbchaltnißes,, so gegen den Hempel deS Apollo zu gelegen ist. .Aus einer Menge Säulen von Marmor ist noch zu erkenne«/ daß dieselben nach der. Schnur in einem sind, das eben^ so gros war, als dieses Was, sersbchaltnißes. Dieses war vielleicht ein von dem, Dlonxsi'us Euryches, von dcsscnInnschrift wir eben geredet haben, erbauter Bogengang; denn die Architrave und der Altar/ auf welchen der Name dieses Prin-zen stehet, sind ganz nahe bey diesen Ruinen. Einige Gg 4 von *) Deipn. I, ,2, caj>,z6. von biefen Säulen stehen noch aufgerichtet; die mel» sien aber liegen auf dem Erbboden und find zerbrochen. Einige sind glatt, und haben zwanzig Zoll im Durch" niejser, andere sind mit Flachen zugehauen, und halten nur achtzehen Zoll. Die einen wie die andern sind mit elnigen großen Pfeilern von Grault untermenget. ^ ü Von diesem Bogengange an, gegen den kleinen Hafen l 3) zu, ist alles voller Säulen von Marmor und voller Pfeiler von Granit. Diese Säulen haben zween Schuh im Durchmesser und ihre Aushöhlum gen sind einen Zoll breit. Dlese Trümmer sind ft prächtig, daß wir sie für Ueberbleibsel von dem Tem-pel der Larona a) hielten. 5^7 «^ Von dem eyrunden Wasscrbehaltniß bis zu dew Tempel des Apollo 11), dessen Ruinen weit herrlicher slnd, als der übrigen Gebäude der Insel ihre, rechnet man ungefähr zweyhundert und vierzig Schritte. Dieser bey den Alten so berühmte, und ungefähr hundert Schritt von dem kleinen Hafen liegende Tempel / war das Werk aller großen Machte Griechenlands , welche das ihrige zum Bau und zur Unterhat« tung desselben beytrugen. plUtavch ö) sagt, daß derselbe elnes von den sieben Wundern der Welt in M sseschloffen habe. Cs war dieses ein von Hörnern ge^ bauter Altar, die mit einer erstaun ungswürdigctt Kunst, ohne Kitt und Nägel zusammen gefügt wa« ren t>) Qt Solen. tnimaJ* "V(,M A ««IS- 473' ren. Vermuthlich vergrössert dieser Schriftsteller die Schönheit dieses Stücks eben so / wle er eS mit den Nestern der Eisvögel gemacht hat. Die Ueberblelbsel von der Bildsäule desApoK lo 12) sind beynahe bey dem Ansang dieser Ruinen, lmd bestehen in zwey Stücken. Der Rücken ist auf «incr Seite und der Bauch und dle Obersthenkel auf der andern. Man hat derselbe», weder Kopf/ noch Arme, noch Füße gelassen. Es wai «he breyhundert Schuh lang sind, kann man schließen, daß der Vorgiebel dieses Tempels gegen Gros Delo« zugerichtet, und daß derselbe mit einer Kuppel vo» «jnem großen Durchmesser bedeckt gewesen sey. ^ Diese Ruinen bestehen gegenwärtig aus grosm Trümmern von zerbrochenen Säulen, Architraven, Ggl Säulen, 474 "^O W O^ Säulenfüßen und Knäuffen, die ohne alle Ordnung unter einander liegen. Unter so vielen Stücken, gegen den untern Theil dieser Trümmer zu, ist ein Platz von wohl zugehauenen Marmor, welchec ohne Zweifel die Grundsteine des Säulenfußes der Statue des Apollo waren. Dieser Marmor, welcher fünfzehn und einen halben Schuh lang, zehcn Schuh einen Zollbreit, und.zween Schuh drey Zoll dick ist, ist in der Mitte hohl, welches vermuthlich geschehen ist, um ihn leichter zu machen. An der dicken Seite desselben, welche auf die Meerscite zu gerichtet ist, stehet mit deutlichen Buchstaben: HA^oi 'AftO/nidNL ^. Plurarch^) erzehlet indem tcben des t^li, eias, daß dieser berühmte Athenicnser bey dem Tem, pel zu Delos einen großen Palmbaum von Bronze, den er dem Apollo gewidmet, habe aufstellen lajscn, und daß die Winde nachgehende diesen Baum auf. die Colossalische Statue, welche die Einwohner von Na<, pos hatten aufrichten lassen, geschmissen haben Ohne Zweifel ist dieses eben diejenige Statue, von der wir gegenwärtig reden. Was die Innschrift anbelangt/ so ist sie sicher aus diesen Zeiten, und giebt zu erkennen / daß der Stein, auf welchem dieselbe siehet/ j|) O «e q>8tui\ exeiirtg wr» rw wtVfxAra» euro* y«/\« «äi ct*$r$e, Plat» in Niciat < a^ A E^ 47s dcr Säulenfuß der Statue gewesen sey. Es ist aber auch zu vermuthen, daß diese Statue noch auf der Erde/ oder daß der Palmbaum, der solche zerschlug, oben auf dem Tempel gestanden sey. Auf der dicken Seite des Säulenfußes/ der Innschrift der Nariotcn gerade gegen über/ liefet man eine andere mit so ausserordentlichen Buchstaben, die auch von den geschicktesten lcuten auf den benachbarten Inseln nicht können gelesen werden. Herr Spon glaubte anfangs, als kamen sie mit den alten toscanischen Buchstaben übercin; Herr N?heler aber und er, urtheilten, nachdem sie solche genau unter-sucht hatten, daß es Buchstaben der gemeinen griechischen Sprache seyen, ungeachtet sie solche nicht erklären konnten. Wir liefern hier eine genaue Abbildung dieser Characktere. ^ Zween 4?« QtikVTOMQ o$W[AVA¥MsmTOs Zween der gelehrtesten Männer, haben diese Charactere, ohne von mir zu wissen, wo ich sie her hatte/ ohne einander zu sehcn, ohne mit einander zu reden, auf dcr Stelle erkläret, und zwar so übereinstimmend, daß ich ihren Verstand nicht genug bcwun< dern konnte. Der P. Harduin glaubet, daß die vier ersten Buchstaben, einige eigene Namen bedeuten; und Monrfaucon ist überzeugt, daß die Innschrift in alten jom< schen Buchstaben abgefaßt sey/ welche soM sagen, wollen: T# \t&s tr*i> **fti#S *«' ft «r^<^**^ Wm, nach des Harduins Erklärung; In I2pi6e sum (vei eü) KawH K^ dasi^, wie es Moncsaucsn erkläret a). Die schönsten Säulen des Tempels stunden an dem Vorgiebel oder ln seinem Vorhofe b). Diese Säulen waren nicht wak zenförnüg, sondern fast enrund, hinten und vorncn mit Streifen (2 plate - dan6e) zw gehauen, mit zugerundeten nnd ausgehöhlten Esten ß) fajaeogr* Gr» /♦ 2* C. I. A O^S> 47? Ccken> Ihr großer Durchmesser hatte drey Schuh fünf Zoll/ und der Durchmeßer eines Streifs zum Mdern, zween Schuh vier und einen halben Zoll. Die Streifen waren einen Schuh fünf Zoll breit, und die Aushölungen hatten fast vier Zoll. Diese Säulen bestunden aus mehrcrn Schichten, die übereinander lagen, und die mit drey Keilen oder Zapfen einqelassen waren, von denen die an den Seiten befindlichen viereckige waren, und tn löchern stackcn, welche zween Zoll im Durchmesser hatten. Der mittle, re Zapfe lief in eine Oesnung, die einen halben Schuh lang, cinen Zoll breit, und ungefähr sieben Zoll tief war, auf eine Art einer walzenförmigen Nuß hinein; wie aus dieser Figur ^..........«^ zu sehen ist. Unter diesen Oäulen waren auch einige runde und ausgehöhlte, welche zween Schuh und zween Zoll im Durchmeßer hatten. Verschiedene Statuen und eine unzähliche Men< ge von Altären, dienten diesem Tempel zur Zierde. Die meisten von dcncn, welche noch übrig find, haben drey Schuh weniger zween Zoll im Durchmeßer > und sind zween Schuh zween Zoll hoch. Ihre Verzierungen aber sind solchergestalt abgenutzt, daß ihre Schönheit fast gänzlich vcrlohren gegangen ist. Man findet daselbst nicht mehr, als einen cormthischcn Knauf, unter verschiedenen Ecksteinen von Marmor, welche den Eck steinen (Kornes unsrer Strassen ahnlich sind. Ein fürchterlicher Häuft von HNarmortrüm-mern, welcher sich oben bey diesen Ruinen befindet/ scheinet 4?8 "H scheinet die tage eines beträchtlichen Dachs anzuzeigen , das von Säulen einer sonderbaren Ordnung in verschiedenen Schichten/ unterstützet wurde, die in ihren Mittelpunctcn mit vicrcckigtcn kupfernen Zapfen befestiget waren, die drey Zoll und cinige iinicn im Durchmesser hatten. Die Schichten sind meistens drey Schuh weniger zween Zoll breit, und zween Schuh acht Zoll hoch. Unter diesen Schichten sind cinige fiach zugehauen, andere aber sehr prächtig ausgc-bohlt. Die cinen sowohl, als die andern waren Theile von eben solchen Säulen; denn ausserdem, daß ihr Durchmcßer gleich ist, sind es auch die Flachen u;.i> die Aushöhlungen. Die Knäufe dieser Säulen waren sehr sonderbar. Ihre Platte hatte drey Schuh fünf Zoll im Durchmeßer, und war drey Zoll hoch. Der Giebel (w 1'impan) ist cinen Zoll hoch. Derselbe ist eine Art eines Wulstes, dessen Buckel sich wie eine Birn vcrschmalert, auf cmc Schnüre fallt, die zween Zoll hoch ist, unter welcher die Aushöhlungen anfangen. Die Flache der Knäufe/ welche über ocn Stamm der Säulen hin ausgiengen, halten zween Zoll im Durchmeß er. Neben an den Trümmern des Tempels, wenn man den Weg nimmt, welcher quer über die Insel gehet, siehet man vier große Stücken Marmor 23), die so ungestaltet sind, daß sie kein Mensch für towen halten würde, wenn solches nicht aus der Tradition bekannt Iware. Man siehet daselbst auch zwo zerbrochene Gränzsaulen, von denen die eine sich mit ci- new nem Pferdekopfe, die andere aber mit einemOchsenkopfe endiget. Diese Köpfe sind sehr übel zugerichtet, und selbst die Säulen scheinen nicht sonderlich schon gewesen zu seyn. Indessen erinnerten sie uns doch an den Hippodromus/ wo die Pferderennen gehalten wurden. Die Athenicnser a) machten daselbst die Einrichtung zu dieser Art von leibesübungen. Man findet aber nichts, als zerbrochene oder abgewetzte Innschriften daselbst. Wir kehrten sodann durch die Ruinen des Tempels zurück, um den Bogengang des macedoni-schen Königs philippus 24) z« besehen. Die Trümmer dieses Ganges sind nicht weiter als vierzig bis fünfzig Schritte davon entfernt, und stehen fast in gleicher lime. Sie bestehen blos in Säulen und Architrave«, von einer solchen Große, welche noch immer die Pracht eines großen Fürsten verrathen. Wir bemerkten zwo Arten von marmornen Säulen. Die Trümmer der großesten find zwölf bis drcyzchen Schuh lang, und halb ausgehöhlt, halb siach, fünf Zoll, fünf imien breit, und haben daS ncmlichc Prosit, als die an dem Vorgiebel des Tempels;ste haben aber nur zween Schuh im Durchschnitte von einem Streife zum andern. Die Streifen sind sieben Zoll, zwo bis drey iinien »«# i7Firotppi*q $ rrserfs»» ov» ij». T.bucyd, 482 "H(M U OF^ time« breit. Dle Aushöhlungen der Seiten find drltft halbe Zoll breit. Der große Durchschnitt dieser Säulen ist zween Schuh vier Zoll. Uneer den Archltraven sind drey/ die sehr ttatze bcyeinander stehen, auf welchen die Inschrift des pdiltppus von Maredonien stehet. Ein jeder derselben ist zchen Schuh laug, dritthalbe Schuh dick, und einen Schuh acht Zoll hoch. Aus dem einem von diesen Stücken, soentzwey gebrochen ist, liefet matt in sieben Zoll hohen Buchstaben ♦ r A I sin Auf dem andern: B A S I A E a X. Auf bem dritten: M A Ft £ A O N n tf» Diese Architraven sind wcdw zerbrochen noch Weggeführt worden, vermuthlich weil jede derselben zwey große viereckige Und tiefe löcher hat, wie 6ie Tröge, vermittelst welcher man sie bhne Zweifel M den Sauten befestigen konnte. Diese Säulen sind mit großen Fleiß auögelesen, und in den Stclnbrü> chen> auf ihren Durchschnitten mit - und /3 bezeichnet werden, welche Buchstaben? nach meltter Meinung ft viel heißen Mn, als,' S«-^,, der Rönig. Vey dem Bogengänge des philippUB von M" cedonien entdecket man, ungefähr drcyhlmderr Schritte davon, linker Hand 2s) sn dem Abhänge eines H"< gels, Zels, dic Uebcrblcibscl eines sehr schönen Theaters von Marmor. Der ganze Raum/ der sich zwischen diesen beydeu Gebäuden befindet/ ist mir Trummern von Hau-fern angefüllt, die von Steinen aus dem lande, oder von Ziegelsteinen gebauet waren. Dieses war, allem Ansehen nach), derjenige Platz der Stadt, wo die meisten teute beysammen wohnetcn. Denn hier war nicht nur der Tempel in der Nähe, sondern auch die Häfen, die in dem Canalc sind, welche die Römer für Freyhafen erkläret hatten. Unter diesen Ruinen, die Haufenmeise aufeinander lagen / befanden sich einige Säulen von Granit; und ganz dahe bey dem Theater, sind einige von ansgehöhl, ten Marmor, die vermuthlich zu einem Tempel gehörten. Die Ocfnung des.Theaters ist an dem AbHange dcs Hügels, gegen Südwest zu, der Spitze von Groß Rematiari fast gcgcn über. Dieses Theater war ssanz von großen Marmorstückcn gebauct, die auf verschiedene Art zugehauen waren. Die wenigsten sind viereckig; die meisten aber schief/ mit verschiedenen Winkeln zugehauen, gleich als ob man die Steine hätte schonen wollen, um sie nicht kleiner zu machen, wenn man sie ins Gevierte zugehauen hätte. Einige sind wie eine Diamantspitze zugerichtet. Der Durchschnitt des Theaters auswendig, das ist, wenn man die Dicke der Stufen rechnet, beträgt zweyhundert und fünfzig Schuh, und die Circumfcrenz fünfhundert Schuh. Das linke Ecke (EncoiFneure) dieses Gc° baudes, wurde von einem Thurme 56) oder von einer T?urnef< Reisen 1.3H. H h neun- 482 "-V(M O Oc/P" neunzehen Schuh dicken, und dreyßig Schuh langeli Mauer von Steinen unterstützet. Denn an diesem Orte fehlt der Hügel/ welcher dcm Theater auf der rechten Seite zur Stütze dienet. Zehen bis zwölf Schritte von der Mauer stund ein großes Gebäude 27), unter dessen Trümmern noch eine Grube oder Cisternc ist, die eine lange Oefnung hat, und am Rande auf mo^ saische Art gepflastert ist. Vierzig Schritte von der Ocfnung des Theaters 28), sindct man auf gleichem Boden ein Viereck/ so hundert Schuh lang/ drey und zwanzig Schuh ^- it, und ziemlich tief ist. Dasselbe ist durch cine shone Bogenstellung abgesondert. Man siehet aber keine Ucberbleibsel mehr von dcm Mörtel. Herr Spott glaubcf, daß dieses ssistcrncn gewesen, und zwar we> gen cincs Canals, welcher zu einem von diesen Bögctt scheinet gehört zu haben. Indessen, da dieselben mit^ einander durch gewölbte Thüren eine Communication hatten,, die matt osncn und verschließen konnte, wenn man wollte, so ist cs viel wahrscheinlicher/ daß sie bestimmt waren, die töweu und andere Thiere, die bey dell Schauspielen gebraucht wurden, darinnen zu verwahr r^ Durch den Canal wurde das Trmkwasscr für sie hineina/lci.teL. Die Gemacher wateu nicht gewölbt/ Stücken Granit bedecket, die wie^ Valkcn zugchquen waren. Durch dieselben gicngctt Oefnungen/ um in dicsc Gemächer ticht zu bringen/ damit die Thiere bequemer aus und eingehen konnten; wie solches noch an, einigen Orten zu sehen ist. Mau rechnet von tmM Gemächern an, drcyhundert und fünf ' " un> und vierzig Schritte nach dem Meere; folglich ist das Theater nur dreyhundcrt und achtzig Ochrittc dw von entfernet. Von dem Theater kamen wir rechter Hand M emem alten Stadtthore 32), an dem AbHange des Bcr-> gcs Cynrhus 3:). Auf dem Wege findet man, rech» ter Hand drey Säulen von Granit 29), in der nem« lichen linic. Ausser diesen liegen noch verschiebend andere auf dem Erdboden, iinker Hand, ehe man itt ein kleines Thal, ganz Nahe an dem Fuße des Berges, kommt/ findet man die Ueberbleibsel eittes Tempels 30), die aus neun graulichen/ weiß gestreiften Säulen von Marmor bestehen, welche in einem Cirkel beysammen stehen. Drey derselben sinv noch aufgerichtet, sechs aber liegen auf dem Boden. Da man in den Kanin-chenlöchcrn nachgegraben hat> hat man seit der Zeit sehr schöne Hohlen unter diesen Säulen gefunden. Das Pfiaster dieses Tempels war von mosaische»? Arbeit. Der Berg Cynrhus a) von welchem Apollo ben Namen Cvnrhms erhalten hat, ist ein sehr unaw genehmer Hügel, welcher sich fast über die ganz? Insel nach der Quere hin erstreckt, aber doch mehr vo»^ ihver mittägigen als mitternächtlichen Spitze entfernet lst. Dieser Berg ist nichts anders, ats ein Block bon gewöhnlichen und in Europa gemeinen Granit, Hh - das a) "Qsog a KvvSos. Aflurgit Cyntho monte« Pifa H'ß* nauL+t €.124 484 "H(M U O^ das lst/ von einer Art eines weißen oder graulichen! Marmors, dcr von Natur mit kleinen Stücken Talk vermenget ist, die schwärzlich nnd wie Glas glänzend ßud. Ich besitze Trümmer, in denen daumengroße Stücken Talk sind. Fast alle Inseln in dem Archipelagus find mlt diesem Granit bedecket 6), und die Römer bekamen viel solchen Marmor von der Insel Llda, auf dcr Küste von Toscana. Her Fclibien versichert, daß die Säulen in dem Pantheon von solchem Marmor sind; Montfaucon/') aber, welcher so schone Beobachtungen in Italien gemacht hat, bemerket, daß von den scchzehen Säulen des Bogenganges dieser Kirche/ einige von ägyptischen Granit gemacht sind, welche/ wie Sueronius sagt, aus den Steinbrüchen zu The-bais herkamen, und dieser Granit ist unendlich schöner, «lsdcr europäische. Ich habe von demselben zu Constant tlnopel Säulen gesehen, deren Grund Isabellenfarbe, und mit stahlfarbigen Flcckcn untermischet war. Der Kayser Heliogadolus war, wie uns Lampridius berichtet, gesonnen/ sein Statue auf eine Säule v«m Granit stellen zu lasscn, die er, wie des Traians sti^ ne, hatte zurichten laßen. Man konnte aber in del» Marmorbrüchen in Aegyptcn kein so hohes Stück antreffen. InoerNiederNormandie, auf dcr Seite vo» Granville, sind Steinbrüche von gemeinen Granit; und Herr Simon, der mir im Jahr 1704 ein Stück über- a) Granitus ex Aethalia. &) Diar* Itai c. 12. ^M A U^ 485 überbrachte, sagte mir/ daß man solchen insgemein tn diesem taube/ unter dem Namen Carreau de Saint Sever zu Simswerken bey Thüren und Caminen gebrauchte. Diese Steinbrüche erstrecken sich sehr weit, massen mir Herr Oaudron, ein ge" schickter Apothecker von Saint Malo, verschied^ ne Mecrpstanzen geschickt hat, welche sich von Na, tur an Stücken Granit befanden. Der Pater Trucker, ein Carmclitcrmönch, welcher auf Befehl des Königs die Dordogne schifbar machen wollte, hat den schönsten Granit in der Welt in den Quellen dieses Flußes entdecket. Die Säulen, welche von geschmolznen Stein seyn sollen, sind aus diesem gemeinen Granit gemacht. Die Säulen des Taufsteines in der Kirche Samt Gauveux, zu Air in der Provence, die zu Orange, zu Lyon, »n der Abtcy Ainai, sind von der nemlichen Materie, und man kann, überhaupt davon zu reden, versichern, daß sich alle Steine, von welcher Art sie auch seyn mögen, im Feuer calciniren, kemeswegeS aber schmelzen. Die Einwohner der bey Delos liegenden Insel, nennen den Berg Cpnchus, Castro; und ob derselbe gleich nicht hoher ist, als der Mont Valerien bey Paris, so hat ihn doch Srrabo a) für einen bc, frachtlichen Berg ausgegeben. Pon den Ruinen, der ^ >, ii^Nj A Q H -. Stadt, '" ' ' 9 i KCr$9f xai r$u%v. Rer. Geogr. I* ic- Stadt, bie zu einem alten Thor, steigt man auf eine? in den ^ Felsen gehauenen Treppe hinauf. Dieses Thor 32) ist eine Art einer Wachstube/ die poch in die ersten Zeiten, da die Insel bewohnet wurde, gehöret; sie ist ungefähr sechs Schuh lang, und fünf Schuh breit. Eine Person, die auft gerichtet stehet, und die Hand in die Hohe strecke^ kann nicht bis an die Decke reichen, welche aus Stü? .+3 l'i'h-.t'aa-Q}* Ču£e&hJ& a£^z^2ri7T^-JCoSJj?o zuwenden. Die Türken, die Griechen und die ia-tciner, zerschlagen, zerbrechen und nehmen alles mit fort, was ihnen gefallt, und was das sonderbarste ist, so bezahlen die Einwohner von Mxcone dem Groshcrrn nur zehen Thaler Steuer, um eine Insel im Besitz zu haben, wo die öffentliche Schatzkammer Gricchenlandes war, so in der damaligen Zeit das reichestc iano in Europa gencnnct werden konnte. Sie läge des Verges Cpmhus reizte uns/ einlge geographische Beobachtungen daselbst anzustellend Die Citadelle zu Cine liegt gegen Nord- Nord-West. Mycone gegen Nord-Ost, nn'd das Cap Alo/ gomattdra gegen Ost-Nord-Ost, prasonisi zwischen Ost^ und Ost- Süd-Ost^ Slapolia gegen Oft,.^ .^ Groß Gros c Delos gcgen Westen. Syra gcgen Westen. Ioma gegell West, Nord- West. Siphanro gcgen Süd-West. Serpho zwischen Süd < Weft und West - Süd/ West. Serpho- poula gegen West-Süd, West. Ann - pares gegen Süd - Süd - West. paros zwischen Süd- und Sud-Süd-West. Oikino zwischen Süd - Ost und Ost-Süd^ Ost. Naria zwischen Süd - Süd - Ost und Süd-Ost. Amorgos zwischen Süd «Ost und Ost-Süd, Ost. Den fünf und zwanzigsten October 1700 se^ gelten wir von 3xlcm < Delos nach Groß < Delos durch den Canal, welcher diese beyden Inseln von einander absondert, und dcr nur ungefähr, nach dcm von dem Scrado a) angegebenen Maas, fünfhundert Schritte breit ist. Dieser Schriftsteller, Hcrodoclw und Scephanus dcr Erdbeschreiber, ha- bett <) IV. Stadien. 4!)6 ' ^M ^ O^ bcn Gros - Delos die Insel Rhenäa a) gcneunet. Dieselbe hat achtzehn Meilen im Umfang, und ist durch cine sehr schmale und ziemlich lange Crdzunge, gleichsam in zween Theile abgetheilet. p^lycrates, der Tyrann von Samos 5) und Zeitgcnoßc dcsCambyses, bemächtigte sich die" scr Inscl/ und zum Zeichen, daß er solche dem Dclischen Apollo gcwidmet habe, ließ er sie durch eine Kette an die Inftl Delos befestigen. Daris, cln persischer Feldherr c)> der aus Ehrerbietigkeit nicht zu Delos an das land steigen wollte, that solches auf der Insel Rdenaa; und als cr daselbst erfuhr, daß sich die Einwohner von Delos, um der Wuth seiner Truppen auszuweichen, nach Tenos geflüchtet hatten, ließ er ihncn wieder einen Muth machen, indem er ihnen die Versicherung gab, daß er, den Befehlen seines KömgS, und auch seinen eigenen Absichten zu Folge, niemals erlauben würde, daß man einem iande einen Schaden zufügte, das durch die Geburt des Apollo und der Diana so ehrwürdig gemacht wor-den sey. Um sie von der Gewißheit seiner guten Absichten zu überzeugen, machte cr ihnen ein Geschenke a) PHEWEIA. Strato I. to. PHNAIH. Herod. I. 6* PHKH, PHNiZ, PHNAIA. Stepb. Rhene, Arte* mis, Celcdufla. Plin, Hist. nat. /. 12. c. 4-if) Tbucyd, I, 1. & /. 3, ""HM A O^> 497 ke mit drcyhundcrt Pfund Weyhrauch, um solchen «uf ihren Altaren anzuzünden. Gros - Delos ist nicht mehr bewohnt. Dle Gebirge auf dieser Insel sind gar nicht hoch/ und mit vortrcsiichen Viehweiden bedeckt. Der Boden ist gut zum Korn und Weinbau. Die Einwohner von My-cone, welche die Insel gar sorgfältig anbauen, halten daselbst Pferde, Ochsen, Schaafe und Ziegen. Allein, da die Corsarcn öfters dahin kommen , um einige Zeit auszuruhen, so schaffen alsdann dieMy« coniocen, welche Ursache haben, sich für ihnen zu fürchten, ihre Hecrocn wieder auf ihre Insel. Sie bezahlen dem Grosherrn nur zwanzig Thaler Steuer für Gros, Delos. Gros Rematian gerade gegen über, an dem Fuße eines Hügels, wo die Corsaren ihre Wachen anfftellcn, um auf die Fahrzeuge acht zu haben, welche in den Canal hinein, oder hinaus segeln, siehet man die Ruinen einer großen Stadt, welche langst an dem Meere hin, bis an die Spitze von Glaro-yoda a) lief. Dieser Name ist vielleicht sehr alt/ denn a) ?ieä «5e Radian. lX«/3«5 bedeutet in der gemeinen gemeinen griechischen Sprache einen Vogll, der in der Provence Gabi«n gencnnct wird, und der fast ganz auS Federn bestehet, ungeachtet er, wenn er siiegct, so groß zu seyn scheinet, als ein kalekul,-scher Hahn. Tournef.R«is.5h.5. Ii 498 ^M A O^ denn man liefet bey dem CaUimachus b), daß De-los einen Ueberftus von solchen Vögeln gehabt habe, die manCormorans oder Gabians nennet. Die großen Pfeiler von aschgrauen Marmor, und einige Stücken von ausgehöhlten Säulen / welche gegen den Gipfel des Hügels zu, hin und her zerstreuet liegen, geben ohne Zweifel zu erkennen, daß daselbst ehehin ein prächtiger Tempel muffe gewesen seyn. Wir liefen sogleich auf die merkwürdigste Säule zu. Ungeachtet dieselbe zerbrochen ist', so ist sie doch noch vierzehn Schuh lang, und hat gegen zween Schuh im Durchmesser. Man findet in der Gegend herum nichts als Säulenfüße von Marmor; aber nicht mehr, als ei« ncn einzigen cormthischen Knauf. Die Stadt stund der auf der Insel Delos befindlichen gegen über, und fieng auf der Anhöhe, unterhalb dem Tempel an, wie solches noch aus den Ruinenlzu erkennen ist. Ein Theil dieser Stadt war zumBegrabnißortfür die De-lier bestimmt, und man brachte bey jener Reinigung von Delos, welche unter dem Archontcn Auch)" demes vorgenommen wurde, alle Urnen dahin. Ich werde von dieser Reinigung bey einer andern Gele^ genheit ausführlicher handeln. Wir merken hier nur so viel an, daß man, wenn man von dem Hügel, gegen Groß- a) Ai&»hf9 net) puXKi» «WJgty«$ %tW9f %***>$* Callim. Hym. in Dtlum vers. iz* ^»wv^ 'Ja&.fi j Jh. pgj& ^tltej Grab mold zti. Gross_ iDelos. Jlltar des Jtacfius zu Hküi.Ddos . pa?- ^' ^A,O A E^ 499 Groß-Rematiari zu, herabkommt/ unter den Säulentrümmern nichts als Gräber von Marmor antreffe. Es ist noch ein sehr vortrestichcS vorhanden, uns geachtet dasselbe keine Innschrift mehr hat. Dasselbe endiget sich mit einem platten Helmdache, welches mit taubwerk gczieret ist. Der Deckel der übrigen bestehet in einem nicht gar stachen Eselsrücken von Marmorplatten, welche mit leisten festgemacht sind. Auf dieser leiste ruhet ein kleiner länglich ausgehöhlter Trog, wie solches die nebenstehende Figur anzeiget. Wir dachten anfangs, dieser Trog diene, das Rcgcnwasscr aufzufangen/ damit die Vögel solches trinken könnten. Allein diese Vorsicht würde sehr unnöthig gewesen seyn, weil es in diesem tande gar selten regnet. Vielmehr ist zu vermuthen, daß dieser Trog zu den libationcn bestimmt gewesen sey. Denn Achenaeus 6) bemerket, daß dergleichen auf den Gräbern gemacht worden seyen. Auf einem von diesen Gräbern liefet man folgende Innschrift. Die Schreibart giebt zu erkennen, daß ste sehr alt scy. M i^M il^s ^ r IT HNXPH2TH X A I P E, Wir zahlten auf dem Wege gegen Glaropoda unter den Ruinen der Häuser, die schr prächtig gewcftn seyn müssen, mit Erstaunen mchr als hundert undzwan- ^) Deipn. I. 12, zig Altar«. Wir glaubten hier die Krankenhäuser oder die landhauser der Delier anzutreffen. Wir irrten uns aber. Alles ist hier mit Marmor bedeckt, und diese Marmorstücke geben deutlich zu erkennen, daß die Stadt sehr bevölkert muffe gewesen seyn. Sie wird daher auf der Kehrseite einer Münzc a) des Alexander Gevcrus eine Hauptstadt gcnennt. Auf dieser Kehrseite wird eine Pallas mit einem Schilde in der rechten Hand / und in der linken mir einem Spieß vorgestellet. In dem königlichen Cabinet ist eine Münze von dieser Insel mit einem Kopfe des Marimus ö). Auf der Kehrseite ist eine Göttin, in emem langen Rocke zu sehen, welche in der rechten Hand einen Sieg und in der linken einen umgekehrten Spieß hat. Cs ist erstaunlich, daß der sonst so genaue Srrabo c), der auch sogar der Gräber der Insel Rbenäa Erwähnung gc,than, sie cinc kleine öde Insel gcncnnet hat. Die Insel übcrtrift in Ansehung der Größe, Delos dreymal; und was den Pracht betrift, so gab sie derselben/ wie noch aus den Ruinen zu erkennen ist, nlchts nach. Die meisten Altäre, von denen wir oben redeten, sind walzenförmig , und mit Blumengehängen, mit Ochsen und Widdcrköpfen gczle-ret. Diese Altäre sind meistens vierthalbe Schuh hoch, a) PHNIflN MHTPOIIOAIO, Golz. Tbes. b) PHNIXiN. hoch und haben drey Schuh, weniger zween Zoll im Durchschnitt. Der hier abgebildete Altar war vermuthlich dem Bacchus gewidmet, wie solches aus einer Weintraube erhellet, die sich unten «n dem Blumengchänge befindet. Unter diesen alten Mar-mortrümmcrn findet man keine Statuen mehr. Dieselben waren zu nahe an der See, und folglich konnten sie leicht eingcschift werden. Endlich ist cS nicht wahrscheinlich, daß diese Stadt erst nach dem Tode des Strabo sollte erbauet worden scyn. Denn diesem Schriftsteller zu Folge, nahm Kleil« Delos nach den Zeiten des Augustus mehr ab als zu, und die Insel Rhenäa erhielte sich blos durch die Handlung dieser kleinen Insel. Die Spitze von Glaropoda, wo die Stadt aufhörte, endigte sich mit einem prachtigen Gebäude/ das in die Rundung mit großen Quatcrstücken von Marmor aufgebauet und mit Säulen und Archi-travenvon dem nemlichcnSteine ausgcziert war. Der Hafen Colonne, der an einer andern Spitze, Glas vopoda gegen über liegt, hat ebenfalls noch Merkmale von prächtigen Gebäuden, wovon die Ueber, bleibst! noch täglich weggeführt werden. Wir beob, achteten ein Creutz von Jerusalem, und man ver« sicherte uns, daß man Steine nach Mycone ge« bracht habe, auf denen unter andern auch diese Art voll Crcutzen, sehr wohl gegraben gewesen seyn. Diese Creutze überzeugten uns, daß dieses das Fort der Iohanniterritter gewesen sey. ^ama, cuzenu« cuzenus a) erzchlct, daß der Kayser befohlen habe/ eine Festung auf der Insel Gcio anzulegen/ um sie fur den Anfallsn der Nachbar«/ besonders dcr Hospitalrittcr zu Delos/ in Sicherheit zu setzen. Bey dieser Gelegenheit bemerket ponra-nutt/))/ daß die Rhodiserritter um diese Zeit Delos im Besitz gehabt/ als welche ohne Zweifel durch die Güte der Häfen dahin waren gezogen worden. Die Mahometans ficngen an, den ganzen Archipelagus feindlich zu behandeln und Delos war den Rittern sehr nöthig/ um diese Seeräuber aufzusuchen. Diese Ritter stunden den Genuesern treulich bey/ und gaben dem Dominicus Cacanea fünf Galeren/ um sich der Insel tesbos zu bemächtigen/ wie wir in der Folge sehen werden. Jenseit Gloropoda ist die Insel wie ein halber Mond ausgehöhlt. In demselben befindet sich die Erdzunge/ welche beyde Theile mit einander verbindet/ und diese Erdzunge ist nicht fünfzig Schritt breit. Vielleicht wird sie einst noch von • ■ ■ hu Hiß- M.A> "■■ :': a) Delum tune obtinebat genus religiofbruro f^b Hyginio Pontifice natum, qui Rhodii & Meü" tenses apelliti sant, Pont. *d cap. n, lib, 2, b'!ß' Cantacitz, den Wellen wlggespühlet werden, und alsdann wird Gros? Delos in zwo Inseln abgetheilt seyn. Der beste Hafen auf der Insel Rhenäa hat den Namen von den Mastirbaumena), die solchen umgeben. Ich bin u. s. w. a) Port de Skinos. Ende des ersten Theils. 'Tab. 42. j's/i, puj/. 440. 'Ube.rbleibse.l 7'irn der Soeule. dcj ^Apollo, i'Y>7 .'keil von. Gro/s.'Detos oder der Shi/el Rkenee