Pränumeiationspreise- Für Laibllch (sammt Zustellung in's Haus): Ganzjährig fi. 5. ­balbjährig „ 2.50 Vierteljährig „ t.25 Mit Postversendung: Ganzjährig. fl. 6— Halbjährig . „ 3— Vierteljährig „ 1.50 Einzelne Nummer» 5 kr, Zeitschrift für vaterländische Interessen. (Erscheint Tillstllg und Ficitllg.) Manuskripte werten nicht zurückgesendet, anonyme Mittheilunge!! nicht berücksichtiget. Jahrgang V. Laibach, Dinstag am 1. Februar 1870. Insertionsgebiihren. Für die zweispaltige Petit­ zeile »der deren Naum bei einmaliger Einschaltung L kr.,2»al8lr,, 3maI I0Ir. Stempel jedesmal ZU kr Redaktion: Hauptplatz Nr, 3!3, III. Stock. Administration eben­ daselbst in OttokarKUrrs Buchhandlung Nr. 9. Dr. Tonmn's Rede in der Adreßdebatte des Abgeordnetenhauses am 19. Jänner l. I . (Stenografischer Bericht,) (Fortsetzung.) Es zeigt sich daher sofort, daß eine zentralistische, uniforme, von den Eigentümlichkeiten der Königreiche und Länder und von den Eigentümlichkeiten der Völker abseits liegende Verfassung nicht in der Natur dös Staates gelegen ist. Es zeigt sich sofort, daß die Herrschaft des einen Volkes über die anderen in dem Regierung«» vrinzipe in Oesterreich nicht liegen kann, es sei denn, daß man davon absieht, Oesterreich eine Verfassung zu geben, und eine Verständigung zu Stande zu bringen, sondern daß man die Erbitterung in viel weiteren Kreisen und in noch viel exorbitanter Weise hervorruft. Leider zieht sich aber die Tendenz der Zentralisirung, und zwar einer germanistischen Zentralisirung in die geschichtliche Entwicklung Oesterreichs wie ein rother Faden. Die Zentralisirung begann gewissermaßen schon unter Maria Theresia und Kaiser Josef hat den irrthümlichen Satz zur Organi­sirung Oesterreichs aufgenommen, daß Oesterreich ein uniformes — alfo deutsches Reich werden solle, weil er mehrere mächtige einheit­liche Nachbarstaaten sah. Kaiser Josef mußte es aber erfahren, welcher Widerstand ihm geworden ist; er mußte es erfahren, daß der Kampf gegen die Ei­genthümlichkeiten der Königreiche und Länder und Völker das Grab mancher seiner guten, freisinnigen Ideen war. So ging es fort bis zum Jahre 1848, wo die Völkerschaften ihre Selbständigkeit im Geiste der Freiheit fanden und sich alle Volker wahrlich als Brüder umarmten. Damals standen die vorzüglichsten und edelsten Männer aller Nationen und auch der deutschen Nation, welche hoch gepriesen werden, in der Majorität des Reichsrathes, welche aber nicht mehr in unserem Kreise sind, auf dem Standpunkte: Oesterreich müsse eine Verfassung bekommen, welche der Autonomie der Königreiche und Länder und der entschiedenen Gleichberechtigung der Völker ent­spreche. Das Jahr 1848 mit seinen Errungenschaften ist aber schnell entschwunden und es trat die verhängnißvolle Epoche der Reaktion ein. Sie wurde inaugurirt durch einen Mann, der seinen Freiheits­und Rechtsprinzipien entsagte, die Verfassung Oesterreichs aufgab und eine zentralistische, uniforme, absolutistische Regierungsform vor­zog; es war Bach, welcher sein Prinzip durch die Bajonette der Gensdarmerie und die Künste der Bureaukratie stützte. Was war, meine Herren, das Resultat dieser absolutistischen Zentralisation? Es waren die unglücklichen Kriege mit Frankreich und Italien, es war der Verlust einer Provinz; da sah der Monarch ein, daß es so nicht weiter gehen kann, und entschloß sich aus eige­nem Willen, das Oktoberdiplom zu erlassen, und das Oktoberdiplom sprach abermals den Gedanken aus, daß das Reich auf die Selb­ständigkeit der Königreiche und Länder und die Eigenthümlichteiten der österreichischen Völker gestützt werden müsse. Kaum war aber die richtige Verfassungsform im Oktoberdiplom gegeben, da fand sich schon wieder ein freisinniger Mann, Herr v. Schmerling, welcher in den einzelnen Länderstatuten den Satz um­kehrte und den Willen des Monarchen auf den Kopf stellte. Ergab das Gesetzgebungsrecht, welches im Oktoberdiplom den Königreichen und Ländern theils unmittelbar in den Landtagen, theils mittelbar im engeren und weiteren Reichsrathe zugewiesen war, dem Neichs­rathe und wies den Landtagen nur einzelne bestimmte Agenden zu. Aber noch mehr that Schmerling. Damit die nach Autonomie strebenden österreichischen Völker, namentlich die nichtdeulschen Völker nicht das gleiche Maß der Vertretung in den Landtagen und im Reichsrathe haben, hat er künstliche Wahlordnungen in Böhmen, Mähren, Steiermark, Dalmatien, Kram und den anderen Ländern geschaffen. Die Herren, die damals in diesem Geiste an seinem Tische gearbeitet haben, könnten uns heule erzählen, daß die ungerechten Wahlordnungen der Angelpunkt sind, um den sich vielleicht, wenn wir es ernstlich erwägen, alles dreht, daß einzelne Völler in die Landtage und in den Reichsrath nicht kommen wollen, weil sie ge­mäß bisheriger Wahlordnungen nicht so vertreten sein können, wie die anderen Völker und ihr eigenes Recht nicht anderen abtreten lassen tonnen, weil sie endlich gegen das Recht des eigenen Voltes verstoßen würden, indem sie durch ihren Eintritt in den Reichsrath auf Grund solcher Wahlordnungen diesen ihre Sanktion geben würden. Vergebens wiesen die Vertreter in den Landtagen und im Reichsrathe auf die Gefährlichkeit, auf die Bedenklichkeit, auf die Ungerechtigkeit solcher Wahlordnungen und eines solchen Vorgehens hin. Vergebens leisteten sie Widerstand gegen die Zentralisation, gegen den Germanismus, welcher sich breit machte; vergebens haben die Herren, die heute als siegreiche Minister in denselben Fehler versunken sind, wie ihr Memorandum es zeigt, jenem Minister da­mals zugerufen: Umkehr und Einsicht! sonst kannst du nicht weiter regieren; vergebens hat sich Widerstand in allen Kreisen der Bevöl­kerung gegen einen solchen Scheinkonstitutionalismus gezeigt. „Wi r können warten" — „Es wird schon gehen" war die Antwort und — das Resultat? Die Schlacht bei Küniggrätz, eine Niederlage, wie Oesterreich eine gleiche nie erfahren hat und der Dualismus in der schroffsten Form war ein Kind dieses Scheinkonstitutionalismus, dieser Kontumazirung der Ungarn und der Vergewaltigung der Böh­men, Polen und aller nichtdeulschen Völker. Dieser österreichisch­ungarische Dualismus ist das Werk, welches Europa in später Zeit noch bewundern wird, und ist sonderbar, daß unsere Zeit, die so viel mit Ziffern rechnet, nicht herausgebracht hat, daß das wunder« lichste Geschäft, das hier gemacht worden ist, der ungarische Aus­gleich ist, nach welchem die diesseitige Hälfte 70 Perzcnt, die jen­seitige 30 Perzent zu den gemeinsamen Angelegenheiten beiträgt und doch beide Theile eine gleiche Stimmenanzahl in der Delegation und gleiche Macht haben! Dieß das Resultat des Schmerling'schen Zentralismus! Und was hat man daraus gelernt? Nichts. Der Dualismus ist sank­tionirt worden, man hat wieder eine Verfassung gemacht, weil es nothwendig war — die Verfassung des Jahres 1867. Man hat sie gemacht ohne die Böhmen, ohne die Vertreter einer Nation von fünf Millionen, man hat sie gemacht gegen den Widerstand der Polen, der Slovenen und Tiroler, die doch auch ein Faktor im österreichischen Staatsleben sind, und gegen den Widerstand noch vieler anderer, und glaubt, sie ist so gemacht, daß nichts daran ge­ändert werden kann. Daß aber die Verfassung im Jahre 1867 nicht dem Geiste der österreichischen Natur entspricht, daß faktisch die Völker mit dieser Verfassung nicht zufrieden sind, dafür liegen die deutlichsten Be­ weise vor, Es liegt vor: die Deklaration der Vertreter der czechischen Nation in Böhmen und Mähren, der Vertreter einer Bevölkerung von fünf Millionen; die Resolution des galizischen Landtages; die vom Ausschusse des Landtages in Krain dem Landtage vor­ getragene, bloß durch eine wunderbare Schließung des Landtages verhinderte Resolution, die jedoch Volt und Land als seine Resolu­ tion anerkennt; eine gleiche Resolution von Tirol ; es liegen die Beschlüsse der Landtage in der Bukowina, von Trieft und anderer Landtage vor, welche gegen diese Verfassung und gegen die Wahlreform vorzüglich ihr entschiedenes Veto ausgesprochen haben. Und noch ein anderer Beweis liegt vor: ein blutiger Beweis in Dalmatien, daß man entschieden und zentralistisch und nach all­ gemeinen Formen in Oesterreich nicht regieren kann; ein Beweis, wie man ein muthiges, gut österreichisches Volt so weit bringen kann, daß man gegen sie zu den Waffen greift (Bewegung, Rufe links: Muß!) zu den Waffen gegen jene treue Bevölkerung, die immer nur zur Verteidigung Oesterreichs gegen die Türkei und gegen Italien ihre Waffen erhoben. (Bravo! im rechten Zentrum, Zischen links.) Alle diese Kundgebungen sind, glaube ich, ein entschiedenes Zeugniß dafür, daß es in Oesterreich mit zentralistischen Formen nicht geht, wenn man überhaupt Oesterreich verfassungsmäßig re­ gieren will. Und in der That hat dieß der wohlwollende Monarch erkannt, und dieß ist ein Trost für uns, dieß ist es, was uns erhält unter allen Verhaltnissen, wenn wir außer dem Reichsrathe und im Rcichs­ rathe die Wahrheit sprechen, und nur Widerstand finden und Oho's hören müssen; und dieß ist ein Hebel für uns, daß der Monarch erkannt hat, was auch wir als Wahrheit anerkennen, daß es nämlich mit der Zentralisation in Oesterreich nicht geht und daß die Ver­ söhnung und Vereinbarung mit den Königreichen und Ländern endlich zu Stande gebracht werden muß. Seine Majestät der Kaiser hat diese Ansicht in der Thronrede, und wie es uns bekannt ist, in dem Ministerräte vom 10. De­zember dadurch manifestirt, daß er allen versammelten Ministern den Auftrag ertheilte, in den Weihnachtsferien einen positiven An­trag zur Vereinbarung auszuarbeiten, wogegen von keiner Seite im Ministerium ein Widerspruch erhoben wurde. Und was weiß die Majorität im Ministerräte — heute das siegreiche Ministerium — dem Kaiser acht Tage darauf zu rächen? „Festhalten an der Dezemberverfassung, Vergewaltigung der wider­strebenden Elemente, Niederwerfung j.'der Opposition, Geduld und Ausdauer, und es werde sich schon alles geben." Ein solcher Rath wird dem Monarchen ertheilt in einem Mo­mente, wo er in der Thronrede und in einem Ministerrathe einen ganz anderen österreichischen Gedanken ausgesprochen hat, und so wird seine Thronrede preisgegeben! Wi r werden bald ein neues Ministerium vor uns haben, wel­ches nach diesen Prinzipien regiert. Sind dann die beispiel- und zahllosen, in der Geschichte eines konstitutionellen Staates nie dage» wesenen Verurtheilungen der Presse, wie in Böhmen und überhaupt in den slavischen Ländern, ist nicht der Nusnahmszustand in Böhmen und Dalmatien, ist nicht die sorgfältige Hintanhaltung einer Am­nestie in Böhmen, ist nicht die Vergewaltigung der Opposition, der berechtigten Opposition, die mit legalen Mitteln in allen Ländern in und außer den Landtagen kämpfte, ist nicht die Veeinftußung der Regierungsorgane jeder Art, sind nicht die Ausschreitungen und die Künste derselben gegen nicht ministeriell denkende, ist nicht die Ver­fügung aller Rechte der Völker, die in dem §. 19 der Verfassung oder im Vereins- und Versammlungsrechte gelegen sind, ist denn dieser Absolutismus des Ministeriums, diese ministerielle Freiheit, welche wir härter als cäsarischen Absolutismus fühlen und auch nicht ertragen können, weil sie unsere Nationalität, die Rechte der einzelnen Königreiche und Länder einem parlamentarischen ministe­riellen Absolutismus unterordnen will, ist denn dieser ganze liberale Apparat noch nicht das höchste Maß der unfreiheitlichen Regie­rungslunst! ? Sol l dieses nur ein kleines Pröbchen derselben fein? Wohlan, meine Herren, nur vergewaltigen! Der Ausschuß sagt selbst in der Adresse, das hohe Haus der Abgeordneten werde dieses Programm des Ministeriums unterstützen.. Wi r haben ja noch Bajonette und kostbare Werndlgewehre, die sich noch nicht an den Herzen aller österreichischen Staatsbürger er­ probt haben. (Bravo! rechts. Zischen und Unruhe links und im Zentrum) Präsident : Ich möchte den Herrn Redner bitten, sich etwas zu mäßigen und nicht den Unwillen des Hauses hervorzurufen. Abgeordneter Dr. Toman : Ich habe den Satz noch nicht ausgesprochen (fährt fort): Wi r haben ja noch Arreste und Kerker genug, die noch nicht ganz mit der Intelligenz angefüllt sind (Heiterkeit, Lachen links), wir können auch noch neue Arreste und Kerker bauen, wir haben ja Geld genug. (Lachen links.) Ich bitte, Herr Präsident... Präsident: Ich bitte, der Grund liegt nicht in dem Hause, der Grund liegt in dem Redner. Abgeordneter Dr. Toman: Ich bitte, mich vorerst aussprechen zu lassen. Präsident : Wenn der Herr Redner sich mäßigen wird, so werden solche Mißfallsbezeugungen seitens des Hauses nicht erfolgen. Es wird also nur von dem Herrn Redner abhängen, diese zu vermeiden. (Rufe rechts: Redefreiheit!) Abgeordneter Dr. Toman: Ich appellire an das hohe Haus. Ich werde auch stillschweigen. (Rufe rechts: Reden!) Präsident : Ich bitte, fortzufahren. (Forts, folgt.) Zur Situation. Der Austritt der Tiroler aus dem Reichsrath ist eiu schwer wiegendes Faktum. Heute beschäftigt er bereits die ganze Wiener Presse. Wir lassen hier nach der „Zuk." einige Urtheile folgen. Der „Volksfreund" hat ganz recht, wenn er fagt: „Der Mehr­zahl der hiesigen Blätter fehlt das Verständnis; für die Tragweite dieses Ereignisses. Eine Reihe dieser Journale wirft den scheidenden Tirolern die faulen Eier pöbelhafter Beschimpfungen nach, und eines derselben entblödet sich nicht, auch das biedere Tiroler Volk selbst zu beschimpfen und es ein „unter dem Druck der schwarzen Partei immer mehr verkommendes Volt zu nennen. Wenig fehlt und die Tiroler werden von diesem Blatt auf eine Linie mit den Bocchesen gestellt." Und die „Politik" sagt: „Die Tiroler sind ein ganz unschuldiges Volk. Weit entfernt, die Ausstellung in Moskau besucht zu haben, leben sie ein ruhiges Leben, und Gott verzeihe ihnen das Verdienst, so oft Oesterreich geprügelt wird, sind sie immer bei der Hand, um es zu beschützen und sich selbst niederschießen zu lassen. Auch das muß anders werden in Oesterreich, der Tiroler muß zur Einsicht kommen, daß sein Glück auf einem andern Wege zu suchen ist; er darf sich dem dankbaren Oesterreich nicht aufdrängen, was bekanntlich die Eigenschaft vieler österreichischer Völker ist, und wofür der gute Tiroler vom Hause Habsburg nichts anderes verlangte, als daß man ihm gestattet, nach seiner Art zu beten und glücklich zu sein. Man nennt die Tiroler deßhalb ultramontan, und das reicht hin, um aus ihnen ein erbittertes Oppositionselement zu machen. Wir aber sagen, daß es ein miserables Regierungssystem sein muß, das die Völker nicht nimmt, wie sie sind, und das heute Glaubenssachen zu einer Staatsaffaire emporschraubt, der es gar nicht gewachsen ist. Nur Absolutisten und politische Parvenues, die die Freiheit nicht zu schätzen wissen, können verlangen, daß ganze Völker sich dem Willen einzelner fügen und nach fremdem Willen die Freiheit definiren. Hier in diesem kleinen, aber für Oesterreich hochwichtigen Tirol liegt der Fingerzeig für die Art der österreichischen Verfassung." Selbst die alte „Presse" bringt eine vollständig objektive Ver­urtheilung des unangenehmen Vorganges; sie sagt: „Der ernsthafte Staatsmann, dem die Tribüne ein Hebel der politischen Aktion und nicht ein Katheder für rhetorische Uebungen ist, hält sich einfach daran, daß das klerikale Element ein Faktor ist, mit dem er rechnen muß; eine persönliche Provozirung der Klerikalen, die den Streit nur ver­bittert, ohne daß sie einschüchternd wirken könnte, erscheint als eine unqualifizirbare Taktlosigkeit. Ein Staatsmann, der die Situation nur ein wenig zu beurtheilen versteht, weiß, daß im gegenwärtigen Momente alles, was als Signal für eine Sezession dienen kann, mit äußerster Sorgfalt vermieden werden muß. Er wird daher auch jenen Streit um des Kaisers Bart verschmähen, ob die Angriffe des Herrn v. Tinti den sechs klerikalen Tirolern einen gerechten Anlaß zum Austritte aus dem Reichsrath, ober ob sie denselben nur einen bequemen Vorwand zum Ausspielen dieses letzten und höchsten Trumpfes geboten haben. Er sieht nur das Resultat, daß ein Bra­vourstückchen des Berichterstatters, das keinen weitern Zweck haben tonnte, als den Baron Tinti bei bengalischer Beleuchtung abtreten zu lassen, das Zeichen zur Zerbröckelung des Abgeordnetenhauses gegeben... Wenn die Regierung sich selbst, wie man ihr bereits räth, zur Auflösung des Landtages herbeilaßt; auf den Ausfall der Neuwahlen wird essicherlich nur den allerschlimmsien Einfluß üben, daß man dem Agitator von Hippach einen Text über Beschimpfung des Glaubens und Tirols, wie Tinti's Rede ihn enthalt, für die Wahlagitationen in die Hand gegeben. Baron Tinti aber, der das alles zu Wege gebracht, mag froh sein, daß er bloß ein europäischer Abgeordneter und kein japanesischer Staatsmann ist. I n Vebb° würde er, nach solchem Mißgeschick, unfehlbar zu der Prozedur des Hara-Hiri oder Bauchaufschlitzens verurtheilt werden, die bei seinem Temperament für ihn besonders unangenehm sein müßte. Bei uns hat er sich zwar als Ministerkandidat und als ernster Politiker un­möglich gemacht; aber seine Strafe ist doch nur eine unsterbliche Blamage." Das eine Resultat hat übrigens die Szene schon gehabt, daß Herr Tinti als Minister unmöglich geworden ist. Eine Vermehrung taktloser Elemente hat dieses Ministerium aber nicht nöthig. Ebenso ist dieselbe ganz geeignet, die definitive Bildung des Ministeriums neuerdings zu protrastiniren. Vielleicht ist Herr von Hopfen oder Herr von Tinti so gut, ein gleiches „Kunststückchen" auch gegen die Polen und die Slovenen zu spielen, damit auch diese gehen, und man dann so recht en taruills beisammen bleibt. Der Majoritatsentwurf wurde im Reichsrathe mit 114 gegen 47 Stimmen angenommen. Freiherrn von Helfert's Mahnruf in seiner äußerst gedie­genen Broschüre „Rußland und Oesterreich" wird sicherlich von jedem gutgesinnten Oesterreicher auf's herzlichste begrüßt. Nur durch das vom gelehrten Verfasser und gewiegtem Staatsmann vorgeschla­gene Vorgehen kann das stark zerrüttete Oesterreich wieder einen festen Kitt für seine durch Jahrhunderte als treu und ergeben be­währten Volksstämme gewinnen. Freiherr v. Helfert gibt in seiner Broschüre, aus der man wohl einen geistreichen und gereiften Poli­tiker ersieht, der ohne Trug und Heuchelei das Wohl des Staates vor den Augen hält, Fingerzeige, die, wenn befolgt, Oesterreich so erstarkend machen, daß der Osten sicherlich uns in die Hände fallen muß. Zwei uneigennützige, gewichtige Stimmen haben wir in jüngster Zeit durch Fifchhof und Helfert gehört; mögen diese goldenen Worte, welche von Millionen und Millionen ergebener Oesterreicher auf's willkommenste begrüßt werden, nicht an taube Ohren schlagen, möge bald die Zeit eintreten, wo alle Stämme Oesterreich's zufrieden neben einander leben können, möge bald die Zeit nahen, wo der Wunsch, der Wille unsers Monarchen auch wirklich durchgeführt wird. Lokales. Lllibllch, 1. Februar. — („Vodnikbeseda".) Wir geben nachstehend das Programm dieser Beseda, welche am 2. d. M . im Saale der öitalnica statt­findet: 1. Ouvertur; 2. „VoäuiK v Olirnpn", allegorisch-drama­tische Szene, von Trstenjak; 3. Lied von A. Förster, und „8csna «ä aria noll opera ^l2lra"^ von Manfroce, beide für Sopran mit Klavierbegleitung; 4. „Veltava", Männerchor mit Quartett, von Vogl; 5, H,ria usll apsra „Hn ball» in masclisra", für Tenor mit Klaoierbegleitung, von Verdi; 6. „Oizaui", Männerchor mit Tenorsolo, von A. Vogl; 7. Duett aus der Oper „Oratio, mira", für Sopran und Tenor mit Orchesterbegleitung, von K. Zebor. — Nach der Beseda großer Ball. Anfang um 7 Uhr Abends, — Der Reinertrag der Beseda ist nach herkömmlicher Sitte musikalischen Zwecken der öitalnica gewidmet. Der Preis einer Eintrittskarte beträgt für Mitglieder 50 kr., wenn die Karte vor dem Abende gelöst worden, für Nichtmitglieder, welche durch Mitglieder eingeführt werden, 1 fl. Die Abends an der Kasse gelösten Karten kosten für jeden ohne Unterschied gleichfalls 1 fl. — Die Eintrittskarten sind in der Handlung des Herrn A. Ient l in der Spitalgasse zu haben. — Da die Vodnik­beseda seit jeher eine der besuchtesten war, so ist auch Heuer sowohl des interessanten Program ms, als auch des Zweckes Wegen eine sehr lebhafte Vetheiligung zu hoffen. — („Sokol".) Das zweite Tanzkränzchen am vergangenen Samstag übertraf wo möglich das erste an Frequenz sowohl, als animirter Stimmung. Harmlose Unterhaltungen dieses Genies scheinen demnach unserer Jugend ganz vorzüglich zuzusagen. — (Besedll.) Die öitalnica in Adelsberg veranstaltet am 6. Februar 1870 Abends um 7 Uhr eine Beseda zur Erinnerung an Vodnik nach folgendem Programm: 1. Manncrchor. 2. Tombola. 3. Festrede. 4, Duett. 5. Deklamation. 6. Solo. 7. Männerchor. 8. „Lad 12 Trarija", Lustspiel mit Gesang. 9. Tanzkränzchen.— Zum zahlreichen Besuch werden alle Freunde unserer Nation freund­lichst eingeladen. Generalversammlung des Vereins „8InvßlHn". Die Generalversammlung dieses Vereins fand am 27. Jänner l. I . unter dem Vorsitze des Präsidenten Dr. I . Bleiwei s und einer verhältnißmaßig starken Betheiligung seitens der Mitglieder statt. I n seiner Ansprache warf der Präsident einenflüchtigen Ueber­blick auf die ausgiebige, wirksame Thätigkcit des Vereins und vor» nehmlich seines Ausschusses; derselbe kann mit seinen Erfolgen voll­kommen zufrieden sein. Getragen von dem Vertraue n des Volkes hat er überall die größte Zuvorkommenheit gefunden. Be­weis dessen die Handelstammerwahlen, wo alle von ihm vorgeschla­genen Kandidaten durchdrangen, Beweis dessen ferner die Landtags­wahlen, wo der Verein mit seinen Kandidaten so ruhmvoll, für die Gegner so kläglich reussirte. Er stellt den Antrag, der Verein möge auf geeignetem Wege allen Wählern für das Vertrauen seinen Dank votiren. — Die Thätigkeit des Vereins gipfelt daher in Thaten , nicht in weitläufigen, erfolglosen Debatten, in überschweng­lichen Aoreßentwürfcn, zwecklosen Sitzungen, worin die Gegner be­kanntlich so stark sind. Und dieser Thätigkci t verdankt der Verein die glänzendsten Erfolge; der Tabor bei Viimarje war impo­sant, er brachte die Gegner förmlich aus der Fassung. Obwohl er trotz der großen Menschenmenge (über 30.000 Menschen) in schönster Ordnung ablief, so erfrechten sich doch unsere Gegner, ihn für die Pandorabüchse zu erklären, aus der alle darauffolgenden Exzesse entstanden. Mit Rücksicht auf die denkwürdige Versammlung bean­tragt Redner die Errichtung eines passenden Denksteins am Taborplatze. Am Schluße seiner Ansprache sagt der Redner, der Ausschuß könne heute mit gutem Bewußtsein vor die Versammlung treten; er habe seinen Ruhm nicht in Vertrauensadressen gesucht; Worte sind billig; sein Hauptaugenmerk war auf Thaten zur geeigneten Zeit gerichtet. (Üobra!) Der Sekretär Herr Murni k führt in kurzen Umrissen die Entstehung des Vereins, seine Statistik und Geschichte vor. Aus seinem Berichte ist ein erfreuliches Prosperiren des Vereins ersichtlich, welcher im raschen Aufschwünge begriffen ist. Die gegenwärtige Anzahl der Mitglieder beträgt 641. Vizepräsident Dr. Costa stellt, sich dem Antrage des Präsi­denten anschließend, bezüglich der Dankadressen an die Wähler de­taillirie Anträge: 1. Der Dank soll auch auf die Wähler der Haupt­stadt Laibach ausgedehnt werden, welche sich bei den vorjährigen Gemeinderathswahlen passiv verhielten; 2. der Ausschuß soll den Weg ausfindig machen, auf welchem dieser Dank am zweckmäßigsten an die Wähler und in die Öffentlichkeit gelangen würde. Nachdem noch Herr Debevec den Antrag gestellt hatte in die Dankadressen auch die Idriane r Wähler einzubczichen, wurden Dr. Costa's Anträge mit dem Amendement des Herrn Debevec einstimmig angenommen. Dr. Poklutar ventilirt den Antrag auf einen Denkstein des Tabors in ViTmarje; Dr. Costa unterstützt denselben mit dem Zusätze, daß der bei den Sammlungen für den Tabor erzielte Ueberschuß von 138 fl. hiezu zu verwenden sei. Wird einstim­mig angenommen. Nach erschöpfter Tagesordnung folgen die Antrage einzelner Mitglieder. Dr. Costa: Der Verein „8Iavsni^a" ist ein politischer Berein, daher ist es seine Aufgabe, die politischen Ereignisse mit aufmerk­samem Auge zu verfolgen. Niemand zweifelt, daß die Zeit sehr ernst, die Entscheidung nahet, wenn nicht für Oesterreich, so doch für uns Slaven. Oesterreich's Verfassung hat trotz ihres kurzen Bestandes eine weit größere Geschichte als z. V. die englische in 5 Jahrhun­derten. Für uns blitzte es in dieser Periode dreimal hoffnungsvoll auf, wir hatten drei erfreuliche Momente. Ter erste war der 20. Oktober, an welchem Oesterreich in einen konstitutionellen Staat umgewandelt, wo Landtage zu legislativen Körpern gemacht wurden, so daß der Monarch künftighin Gesetze nur mit Zustimmung der Landtage geben sollte. Leider wurde diese Aera durch Schmerling allzubald begraben. Ter zweite Lichtpunkt in der Geschichte der Sla­ven ist Velcredi ; dieser erließ ein nenes Gesetz auf Grundlage des OktobeidiplomS. Noch auch Velcredi ging wegen Mangel an Energie und jetzt regiert ein fremder Minister, welcher Oesterreich sein charakteristisches Merkmal nahm und dasselbe in ein Zerrbild, in Zis - und Transleithanien verwandelte. Ma n wollte direkte Wahlen, dos) stieß man auf hartnackigen Widerstand, weil dieselben vortheil­haft für die Landtage, keineswegs aber für den Neichsrath find. Die dritte erfreuliche Erscheinung ist Fisch Hofs Broschüre in ihren Folgen. Der Föderalismus ist die einzige Garantie des Bestandes Oesterreich's. Es sind schon einzelne grüne Zweige sicht­bar; wenn die Frucht reif, wird sich vieles zum bessern wenden. Die noch nicht erlebte Erscheinung eines Zwistes mi Schöße des Ministeriums, die beiden Memoranden sind die letzten Schritte der jetzigen Veifassungspolitiker. Wenn jedoch einzelne Politiker sagen, Oesterreich müsse zerfallen, fo glaube ich das nicht, ich glaube vielmehr das Gegentheil, daß nämlich alle jene, welche den Zerfall Österreichs anstreben, früher zu Grunde gehen werden. Oester ­reich muß bestehen wegen des europäischen Gleich­gewichtes ; Oesterreich ist nicht für sich selbst da, es ist für feine Nationen und diesen ist Oesterreich die Grundlage ihrer Existenz. Es ist sicherlich gut, ein Oesterreicher zu sein, weil die Völker an­derswo unmöglich glücklicher sein können, als eben unter dem Szepter Oesterreichs, wenn die Freiheit garantirt ist. Das Wesen des Libe­ralismus aber duldet keine Vergewaltigung, es muß jedem gestattet sein, seine eigene Ansicht zu haben, mag er nun klerikal, ultramontan u. s. w. sein, niemand darf zu einer Ansicht gezwungen, niemandem darf eine solche aufgedrungen weiden. Dieses Prinzip kam auch im Reichsrathe zur Sprache und fand die eifrigsten, unerfchrockensten Vertreter in den Rednern der Opposition: Toman , Svetec , 6 eine . (Beifall.) Redner beantragt nun, wie wir fchon neulich bemerkt, eine Dankadresse an die genannten, welche auf telegrafischem Wege an Dr. Toman abzusenden wäre. Die Beisammlung tritt dieser An­sicht unter lebhafter Zustimmung bei. Weilers beantragen: Herr Kre" eine Adresse wegen der Vereinigung Slove­uien s an die slovenischen Abgeordneten in Wien behufs Vorlage im Neichsrathe oder beim Ministerium; Herr Dr. Karl Bleiweis die Veranstaltung eines Tabors in Unterkrain im künftigen Frühjahr; Herr Kre ö Acquisition von Mandatare in allen Gegenden des Landes, welche dem Vereine Berichte über wichtigere Tagesereignisse, Stimmung des Volkes bei Wahlen :c. einsenden würden. Diese An­träge werden mit Beifall einstimmig angenommen. Herr Regal i wünscht monatlich e Generalversammlungen des Vereins. Dr. Costa bemerkt, daß der Ausschuß dagegen keine Einwen­dung erheben könne; es sei Sache der Mitglieder, demselben die Punkte namhaft zu machen, über die eine Besprechung nothwendig wäre, worauf sogleich nach Bedürfniß noch mehrere Versammlungen im Monate einberufen würden. Herr A. Ient l will, daß in diesen Sitzungen die Jugend in der Politik erzogen und gebildet werde, damit es nicht an gediegenen Politikern fehle. Der Präsiden t erinnert nochmals daran, daß die Stärke des Vereins nicht in Sitzungen und fruchtlosen Reden liege. Ohnehin hat der Ausschuß zahlreiche (55) Sitzungen abgehalten. Wenn jedoch einzelne Mitglieder aus ihrer Passivität heraustreten und nicht bloß dem Ausschusse die aktiven Rollen überlassen, so wird das ein erfreuliches Zeichen fein und er wird mit Vergnügen allen Wünschen in dieser Richtung nachkommen. Er unterscheidet keine Jung- und Altsloveneu, sondern nur thätige und unthätiqe Slovenen. (Dodi-o!) Eigenthümer, Herausgeber und verantwortlicher Redakteur: Der letzte Antrag Kreö', „der Ausschuß möge in Erfahrung bringen, welche Gemeindeämter slovenisch amtiren und welche nicht, und die Gründe der letzten Erscheinung; derselbe möge ferner auch fähige Leute in Vereitschaft halten, um sie den Gemeinden als Ge­ meindeschreiber zu empfehlen," wird als mit einem der früheren Anträge analog und daher überflüssig und aus dem weitern Grunde abgelehnt, weil bei der Ausführung eines diesbezüglichen Be­ schlusses dem ohnehin mit Arbeiten überladenen Ausschusse fast un­ überwindliche Schwierigkeiten in den Weg gelegt würden. Somit wird die durch lebhafte Debatten besonders ausgezeich­ nete Sitzung geschlossen. Alexander und Diogenes. Zu Korinth am Völkertage Alexander gab ein Fest, Und zum festlichen Gelage Er das Volk befehlen läßt. Hochgeehrt, mit krumen Rücken Viele Gaste kamen her, Bis zum Boden sie sich bücken Wird es manchen noch so schwer. — I n den reich geschmückten Sälen Herrschen Lust und Ueppigkeit, Tanz und Sang und Spiel nicht fehlen Und was sonst das Herz erfreut; Was entzücken kann die Sinne, Was des Gaumens Reiz begehrt, Selbst znm Opfer süßer Minne Fehlet nicht der Opferheld. — Freude strahlt aus allen Zügen, Pertinar, der Günstling spricht: Wie an Dich sich alle schmiegen, Freut Dich Cäsar! dieses nicht? Alexander flüstert leise: Kann's mich freu'n, da einer fehlt, Er, der felbstzufried'ne Weise, Dem die Tone ist die Welt, Der, als ich ihn einstmal fragte: Welche Gunst er mag erfleh'n? Mi r zur Antwort einfach sagte: Aus der Sonne ihm zu geh'n! — D?. H. 0. Telegrafische Wechseltomse vom 29. Jänner i8?o. 5perz. Mewlliques 60,30. — 5per<. Metalliques mit Mai- und November-Zinsen 60.30, — 5perz. National-Anlehen 70.30. — 1860er Staats-Anleheü 98,t0. — Bankaktien 725. - Krediwklien 264.—. — London 123,25. — Silber 12t<—. — K, k. Dukaten 5.80. Marktpreise in Laib llch, am 29. Jänner 1870, fl. , kr. si. !r. Weizen pr. Metzen . . 4 80 Erbsen pr, Metzen . . 5 50 Korn 3 t« Fisolen „ . . 5 — „ . > „ > -— Gerste 3 — Rindfleisch Pl. Pfd. . 22 Hafer 1 9« Kaldsieisch „ 23 „ > > — Halbflucht „ . . — Schweinefleisch „ 2l — — Heiden ,, > . 2 80 Schöpsenfleisch „ — — Hirse >> > , 3 Heu pr. Zentner . . 1 — — Kukurutz — — Stroh „ . . — 80 „ -> Erdäpfel 2 Holz, hartes, pl, KIft. . 7 50 — „ . . Linsen -5 50 — weiches, 22" „ . 5 50 - Ein Haus in der Stadt Laibach, nahe dem Bahnhofe gelegen, mit schönem Garten, durch seine Einrichtung und Lage zu jedem Fabriksunternehmen oder als Wohnhaus höchst geeignet, im Werthe von 25. M Gulden, wird aus freier Hand verkauft. 5—2. Nähere Auskunft ertheilt Dr. G. H. Costa, Hof­ und Gerichtsadvokat in Laibach, Rann Nr. 192, 2. Stock. ^aK. ^I68«vo. — Druck von ^osef LIkLniK in Laibach.