Leitfaden . für Len ? Gebrauch der Artillerie im Jelde ; mit Rücksicht auf die durch , Einführung von Armee-Divisionen ! f s entstandenen Neuerungen. Zweite Auflage. Druck ».Verlag von J. v.Kleinmayr L F. Bamberg. ' - 1868. i ^iS^er-—- —-- -— ---4S-—--— . LkitslldkN für den Hebrauch der Artillerie im Jelde mit Rücksicht auf die durch Einführung von Armee-Divisionen entstandenen Neuerungen. Zweite Aussage. Bai hach. Druck und Verlag von I. v. Kleinmayr L F. Bamberg. 1868. A, H v . Q> i Vorwort. Die Manövrir-Jnstrnction für größere Truppen¬ körper vom Jahre 1867 verursachte so gründliche Veränderungen in der Zusammenstellung und Führung der Heereskörper, daß die srüher giltig gewesenen Lehren über die Einthcilnng und Verwendung der Artillerie einer ganz neuen Gebrauchsweise dieser Waffe weichen mußten. Diese, den neuen taktischen Formationen ange¬ messene Verwendung der Artillerie darzustellen, ist der Zweck dieses Leitfadens, um damit besonders jüngeren und anstrebenden Artilleristen eine zeitgemäße Anlei¬ tung zum Gebrauch ihrer Waffe darzubieten. Ohne Anspruch auf Originalität oder auf neu¬ erschaffene Ideen find diesem Leitfaden die oben ange- IV gebene Instruction, die neuen organischen Bestim¬ mungen und Exercier - Vorschriften zur Grundlage gestellt worden, die durch, dem bezeichneten Zwecke entsprechende Stellen aus der österreichischen militari schen Zeitschrift, aus der Feld-Instruction und aus dem schätzenswcrthen Werke „die Artillerie im Felde" erläutert und mit Beispielen aus der Kriegsgeschichte ausgcstattet ist. 1. Angabe der wichtigsten Grundznge ans deni Gebiete der Strategie. Strategie ist Kriegöwissenschaft. Sie entwirft den Plan, umfaßt und bestimmt den Gang kriege¬ rischer Unternehmungen; sie ist die eigenthümliche Wissenschaft des obersten Feldherrin Taktik ist Kriegskunst. Sie lehrt die Art, nach welcher strategische Entwürfe ausgeführt werde» sollen; sie ist die unerläßliche Kunst eines jeden Truppen¬ führers. Die Strategie bestimmt die entscheidenden Punkte, deren Besitz zn einem vorhabcnden Zwecke nothwendig ist, und bezeichnet die Linien zu..ihrer Verbindung. Entweder müssen diese Punkte versichert und behauptet werden, dann bilden sie nebst den Linien, die sie un¬ ter einander verbinden, im BertheidigungSkricge die Dcfeusionslinie, im Angriffskriege die Operationö- basis, oder man muß diese Punkte erst erreichen, dann werden sic Operationsobjeetc, und die Linien, die zu solchen führen, Operationslinien genannt. Eine Armee, die sich auf die Behauptung der schon inuehabcudcu strategischen Punkte beschränkt und sich blos zwischen diesen bewegt, agirt im strengsten Sinne defensiv. Sobald sie von diesen Pnnkteu als 1 2 Grundzüge der Strategie. von einer Basis ausgeht, um andere strategische Punkte — Operationsobjecte — zu gewinnen, ergreift sie die Offensive. Jeder strategische Entwurf muß taktisch ausge- führt werden können. Die Taktik lehrt also, wie die Truppen auf den strategischen Punkten aufgestellt, wie sie verwendet oder dahin geleitet, und wie sie auf die¬ sen bewegt werden, um den strategischen Zweck zu er¬ füllen, folglich ist die Taktik der Strategie unter¬ geordnet. Strategie rind Taktik sind eng mit einander ver¬ bunden. Taktische Fehler können den Verlust strate¬ gischer Punkte und Linien nach sich ziehen, dagegen haben die richtigsten taktischen Maßregeln selten einen dauerhaften Nutzen, sobald sic au Orten oder in einer Dircction geschehen, die nicht strategisch sind. Wo aber Strategie und Taktik in Eollision kommen, das ist, wo strategische Rücksichten mit taktischen Vor- theilcn im Widerspruche stehen, behalten im allge¬ meinen erstere die Oberhand und überwiegen die letz¬ teren, weil die strategischen Punkte und Linien von der Beschaffenheit des KricgSthcaterö abhängen, folg lieh ihre Abänderung nicht in der Macht des Feld¬ herrn liegt; dahingegen der Taktiker in seiner Kunst Mittel findet, durch die Art der Trnppcnvcrwendung, durch Befestigungen, Verhaue u. dgl. den Nachtheilen einer unvorthcilhaften Stellung abzuhclfen. Ein Punkt wird strategisch genannt, wenn sein Besitz einen für Operationen entscheidenden Voctheil gewahrt. — Entscheidend ist aber der Besitz eines Punktes nur dann, wenn er die zu ihm führende Eonimunication sichert; wenn seine Occnpirung mit der Wahrscheinlichkeit seiner Behauptung verbunden ist; wenn der Feind nicht ungestraft bei ihm vorbei- Grundzüge der Strategie. 3 gehen darf, und wenn man sich aus demselben nach mehreren Richtungen bewegen kann. In der Offensive zählt man dreierlei strategische Punkte, wovon die ersten die Operationsbasis bilden, als die Linie, von welcher die Operation auszugehen hat, — die zweiten werden durch den Zweck der Operation bestimmt und heißen aus diesem Grunde Operationsvbjecte, — die dritten sind intermediär zwi¬ schen den beiden ersten. In der Defensive erscheinen diese Punkte in um¬ gekehrten Verhältnissen: die ersten zur Deckung der rückwärtigen Gegend oder des Schlüssels zum eigenen Lande; die zweiten, um den Feind — sei es durch offene Gewalt oder durch Mannövcr und Bedrohung seiner Communicationen — von der weiteren Vor¬ rückung gegen die ersten abzuhalten; die dritten erfüllen mit jenen in der Offensive die nämliche Absicht. Intermediäre strategische Punkte sichern die Er¬ haltung der zurückgclegten Gegend und öffnen durch den Besitz mehrerer Communicationen den Weg zu weiteren Fortschritten und zur Erreichung des Haupt Zweckes, oder zu anderen Operationen, wenn uner¬ wartete Umstände eine Veränderung in dem Vorha- bendcn erfordern. Wenn eine Armee in den Fall kommt, während des Ganges ihrer Operationen einen Aufenthalt machen zu müssen, so soll cs nur auf stra tegischeu Punkten geschehen. Zn jedem strategischen Punkte gehören gewöhn¬ lich mehrere strategische Linien. — Unter diesen heißt jene, die eine Armee ergreift, nm das bestimmte Operationsobjcct zu erreichen, die Opcrationslinic, um sie vou den Ncbcncommunicationen zu unterschei¬ den, die zwar zu dem nämlichen strategischen Punkte i * 4 Grundzüge der Strategie. führen, die aber weniger entscheidend sind und nur zur Mitwirkung benützt werden. Die Operationsbasis besteht aus einer Reihe meh¬ rerer neben einander liegender, unter sich in Verbin¬ dung stehender Punkte, bei welchen alle Bedürfnisse aufgehäuft und von wo sie der operirendcn Armee nachgeschafft werden. — Daher erfordert die Noth- wendigkeit, daß die Basis sowie ihre Verbindung mit der Armee durch jede Aufstellung oder Bewegung stets gedeckt werde. Eine gute Basis muß aus mehreren Punkten be¬ stehen : 1. weil cs zu beschwerlich und zu gefahrvoll ist, alle Borrüthe für eine Armee auf einen: Punkte aufzuhäufen und auf einer einzigen Straße nachzu¬ führen ; 2. weil inan mehr Fähigkeit zum Mauövriren, mehr Wahl in den einzuschlagenden Operationslinien gewinnt - man mag vor- oder rückwärts gehen, — wenn man die nöthigen Bedürfnisse auf mehreren Punk¬ ten finden und auf verschiedenen Straßen erhalten kann. Die vortheilhafteste Richtung der Operations- basiö ist parallel mit jener des Feindes, weil sic da durch auf allen Punkten am wenigsten bedroht wird. — Aus ebeu diesem Grunde ist auch die beste Ope ration jene, die von der eigenen Basis in senkrechter Linie auf die Stellung des Feindes führt, weil die Operationsbasis dabei immer geschlitzt bleibt, sie mag noch so lang sein und die Armee mag noch so weit in dieser Richtung vorgehen. Jede Operation ist auf eine Basis gegründet, hat die Erreichung eines Objectes zum Zweck und wird auf Operationslinien geführt, welche die Basis mit dem Objecte vereinigen. ganz absn tes thei die sic full ist in feil nöl sch bei P, sti ste fe w w dl k< d b e l < Grmldzügc der Strategie. 5 nur >eh- um issc nee >th- nit ets be- oll kte tl- 'N, en k- n. s- r s. ie g t c> t Eine Operation umfaßt entweder den Gang eines ganzen Krieges oder nur eines Feldzuges, oder sie be¬ absichtiget blos die Besetzung eines strategischen Punk¬ tes und die Erlangung der damit verbundenen Vor¬ theile. — Die Wahl des Punktes, zu dessen Besitz die Operation führen soll, ist nicht willkürlich, weil sic nur jenen treffen kann, der das entscheidende Re¬ sultat hervorbringt. — Die Bestimmung der Basis ist jener des Opcrationsobjectcs untergeordnet, jedoch in unausgesetzter Rücksicht auf die natürliche Beschaf¬ fenheit des Kriegsschauplatzes. Es gibt nur ein Ma nvver, um den Gegner zum Verlassen eines strategi scheu Punktes zu zwingen, nämlich wenn man ihn bedroht, entweder seine Operationslinie oder jenen Punkt vor ihm zu gewinnen, den er zum Rückzug be¬ stimmt hat und den er durch seine vorwärtige Auf¬ stellung deckt. Dieses Manöver, wodurch man von der auf die feindliche Aufstellung senkrecht führenden Linie ab¬ weicht, kann nur dann mit Sicherheit geschehen, wenn man entweder während dieser Bewegung ans eine an¬ dere strategische, auch zum Rückzüge geeignete Linie kommt, oder wenn jene, von der plan abgegangen ist, durch Natur und Kunst so befestiget und besetzt ge¬ lassen wurde, daß sic der Feind nicht benützen kann, ehe mail ihn durch die Umgehungen aus einer Stel¬ lung wegmanövrirt hat. Die Berechnung der Zeit, die zu einer Um¬ gehung verwendet werden darf, gründet sich aus den Grad der Stärke des befestigten Postens und auf die Länge des Widerstandes, den er dem Feinde zu leisten vermag. Der Fall ist nicht selten, wo man auch in der Offensive gezwungen werden kann, während einer Operation die strategische Linie, auf der man sich 6 Grunbzllge der Strategie. befindet, zu verlassen, UNI eine andere einzuschlagen, z. B. wegen unvorhergesehener, schwer zu bekämpfen¬ der Hindernisse, wegen einer nicht berechneten, uner warteten Operation des Feindes, wegen Annäherung an eine Gegend, aus welcher zahlreiche Verstärkungen erwartet werden u. dgl. m. Wenn Zeit genug vorhanden ist, kann eine solche Veränderung mit der Opcrationslinie dort geschehen, wo eine strategische Linie die alte mit der neu anzu- nehmcnden in Verbindung setzt. — Wenn aber die Bewegung keinen Aufschub leidet, so muß sie mit sol¬ cher Schnelligkeit und Vorsicht und nur dort auöge- führt werden, wo man nicht Gefahr lauft, seine erste Opcrationslinie verlassen zu haben, ohne die andere vor dem Feinde erreichen zu können und dadurch seine Rückzugslinie Preis zu geben, eine Beobachtung, die bei allen Bewegungen von einem strategischen Punkte zum andern oder einer Linie zur andern gleich wich¬ tig bleibt. — Ueberhaupt ist die Schnelligkeit der Be¬ wegungen in der Strategie unentbehrlich; besonders weil die Vortheile, welche uran über einen nicht ganz unwissenden Feind erhält, im ersten Augenblick selten sehr bedeutend sind und nur durch ihre Folgen wich¬ tig werden. Ein eigeuthümlicher Vorthcil der strategischen Punkte in der Defensive ist, daß man sic mit einer geringeren Truppenzahl gegen einen überlegenen, von mehreren Seiten vordringenden Feind behaupten kann, wenn der Entschluß, sich auf eine der feindlichen Co- lonnen zu stürzen, früh genug gefaßt und so rasch aus¬ geführt wird, daß die andern noch nicht einmal Zeit hatten, zum gemeinschaftlichen Angriffe herbei zu kom¬ men, oder wenigstens sich in einem solchen Pnnkt auf eine solide Art zu etablireu. zuha nur Han' des wel da Ha M hä bei üb ln h. Ä si h k t Grundzüge der Strategie. 7 Der Endzweck der Defensive, seinen Gegner auf¬ zuhalten und dadurch eine Gegend zu decken, wird nur erreicht, wenn man den Punkt gewinnt und be¬ hauptet, ohne dessen Besitz er nicht Vordringen kann. Solche Punkte liegen auf der Operationslinie des Feindes; diese wird also gewöhnlich diejenige sein, welche znr Rückzugslinic angenommen wird. Wo keine Befestigung die Defensive unterstützt, da muß die Aufstellung auf einem Punkt der für den Hauptzweck des Krieges entscheidenden siinic geschehen. Allein eine solche Defensive ist immer prekär; sie hängt meistens von dem Ausgange einer Schlacht ab, bei welcher die Wahrscheinlichkeit für den an Zahl überlegenen Gegner spricht. Strategische Entwürfe entscheiden über den glück¬ lichen oder unglücklichen Ausgang einer zusammen¬ hängenden Operation, eines Feldzuges, eines ganzen Krieges. Sie bestimmen den Moment zur Schlacht; sie führen ihn unter den günstigsten Combinationen herbei; sie bezeichnen im Voraus die Resultate des Sieges, sowie die Grenzen widriger Ereignisse. Sie können wohl zuweilen durch taktische Fehler gestört, vielleicht gar vereitelt werden, sie..stellen aber noch öfter die Nachtheile taktischer Mißgriffe wieder her. Mit Hilfe der Taktik wird die Schlacht gewonnen, die die Strategie angeordnet hat. — Daher waren oft thatcnrcichc Feldzüge, in welchen die Heerführer mehr Taktiker als Strategen waren, im allgemeinen weniger entscheidend, hatten keine so gewaltigen Fol¬ gen, führten nicht so schnell zum Endpunkt des Krie¬ ges und endeten mehr aus gegenseitiger Erschöpfung, als solche, in welchen das strategische Genie des Feld¬ herrn den ganzen Schauplatz des Krieges umfaßte, auf die Operationslinien seines Gegners drang, die 8 Märsche in höherer Beziehung. Schwäche« seiner Basis oder seiner Stützpunkte ent¬ deckte, ihm die Verbindungen mit den Urquellen sei «er Hilfsmittel entriß, seine Operationen lähmte, nnd oft durch eine einzige, nach strategischen Grund sätzen angeordnete und nach taktischen auSgeführtc Schlacht, das Wirkungsvermögen des Feindes ver¬ nichtete. Nach diesen kurzen Erörterungen der wichtigsten Grundsätze der Strategie kommen die Mittel in Bc trachtung, durch welche die Truppen die strategischen Ziele erreichen und das strategische Resultat herbci- führen sollen. Abgesehen von allen kleineren Unternehmungen, welche blos die Bestimmung haben, den Feind zu er¬ forschen, zu beunruhigen, ihm unsere Absichten zu ver¬ bergen, in seinem Rücken die Verbindungen, Magazine und Nachschübe zu gefährden, welche in den Bereich des sogenannten kleinen nnd Parteigänger Krieges gc hören, entfallen für die Truppen der OpcrationS- Armee zwei Hauptaufgaben, nämlich: das Marschi ren und Fechten. In diesen finden sie die Mittel, den strategischen Zweck zu erfüllen; obzwar auch das stagern und der Sicherheitsdienst wichtige Zweige des Kriegswesens bilden, sind sic doch nur als locale, Ruhe und Zeit gewinnende Pausen zu betrachten, aus welchen der Uebergang in die eigentliche Action ein treten soll. an na M Äi di vc tc l< a d h 2. Von den Märschen in höherer Beziehung. Mäst»-im Es bedarf keines Beweises, nm die Wichtigkeit allgemeinen.dcr Märsche zu erkennen, da in ihnen Vorbereitung und Folge der Gefechte liegen, — sie ferner die Truppen Märsche im allgemeinen. 9 ent- sci- mte, md- hrtc ocr- sten Se¬ hen lei¬ en, er¬ e¬ ile ich le- s- i- l, !s s s an den Ort ihrer Bestimmung bringen, dem Feinde nähern oder von ihm abzichcn. Die Kunst der Märsche ist einer der wichtigsten und schwersten Theile des Kriegswesens. Der Besitz dieser Knust hat von jeher die größten Generale ausgezeichnet. Jeder Marsch ist die Bewegung der Truppen von einem Orte zum andern. Diese Bewegungen haben theils strategische, theils taktische Zwecke. Da aber im Kriege keine Veran¬ lassung uns die Möglichkeit vergessen lassen sollte, angegriffen zu werden, und kein Marsch denkbar ist, der nicht wenigstens mittelbar das Gesecht zum Zwecke hatte, so ist im Kriege jeder Marsch als eine taktische Bewegung anzusehen. Die Märsche können nach dem beabsichtigten Zwecke folgendermaßen eingctheilt werden; 1. in Versammlungümärschc, um die Opera tionen zu beginnen, die Truppen den entscheidenden Punkten zu nähern, sie zu sammeln und ihnen die vorläufige Direktion zu geben; 2. Angriffsmärsche, nm den Feind zu erreichen, seinen Bewegungen zu folgen, nach Umständen sich zu entwickeln oder in seine Flanken zu manövrircn, ihn anzugrcifcn, sich irgend eines Punktes zu bemäch¬ tigen, endlich ihn zu verfolgen; 3- rückgängige Märsche, nm sich vom Feinde wegzuziehen, eine rückwärtige Stellung anzunehmcn, — augenblickliche rückgängige Bewegungen oder förm¬ liche Rückzüge zu machen; 4. verborgene Märsche in besonderen Fällen, die in das Gebiet der Kriegslisten gehören, als Ueberfälle, Umgehungen, Demonstrationen u. dgl. Es ist übrigens klar, daß jeder dieser Märsche früher oder später, mittelbar oder unmittelbar zum 10 Versammlungsmärsche. Gefechte führt oder wenigstens führen kann. - Selbst die Versammlungsmärschc sind davon nicht ausge- gec schlossen, weil der Feind uns ans selben vorznkommen gu und anzugreifcn iw Stande sein kann. — Im Kriege im läßt sich daher die Idee des Marsches von jener des gi> Gefechtes nicht trennen, denn in einem Falle ist Ge da fecht der Zweck des Marsches und in einem andern km ist der Marsch im Gefechte selbst das Mittel. Beide cv sind somit in immerwährender Wechselwirkung. D sEmlu"« Die Anordnung derselben gehört fast ausschließ du "miirsche! lich in das Gebiet der Strategie. Ihr Zweck ist, u die Truppen dem entworfenen Operationsplan ent- ge sprechend zur rechten Zeit und in angemessener Stärke sb auf jene Punkte zu bringen, wo man ihrer zur wci- dc teren Anordnung bedarf. dc Die Ausführung dieser Versammlungsmärsche wird auch oft als strategischer Aufmarsch bezeichnet. di Ihre Anordnung gibt dem Feldherrn die Mög- h lichkeit, einen minder gewandten Feind, noch ehe er ti gesammelt ist, zu überraschen, ihn dadurch zu schla- g gen, oder wenigstens in seiner Zusammenziehung zu 2 hindern. l Sic gibt ihm die Mittel an die Hand, seine r Kräfte gleich auf jenem Punkte zu sammeln, von l welchem aus er seine eigentlichen Angriffsoperationen mit dem größten Erfolge, oder wenigstens den Ab¬ sichten des Feindes am hinderlichsten zu beginnen i vermag. 'i Dies gewährt ungeheuere Vvrtheile im Kriege, wo überhaupt nichts so wichtig ist, als sich der Ini¬ tiative zu bemustern, durch sic imponirt man, ver wirrt den Feind, und darin liegt der Sieg. Angriffsmärsche. 11 Eines der glänzendsten Beispiele von richtig an¬ geordneten Versammlungsmärschen sind die Bewe¬ gungen, welche unser unvergeßlicher Marschall Radetzky nn Monate März 1849 ausführeu ließ; am 12. er¬ gingen die Conccntrirungsbefchle, nach welchen nur das III. und IV. Armeecorps sogleich in Bewegung kamen, das I. und II. Armee- und das I. Reserve- cvrps aber erst am 17. und 18. desselben Monats. Der 20. März deckte das Geheimniß auf, als sich die ganze Armee vor Pavia zusammcnfand, um mit Ungeduld des Augenblickes zu harren, in welchem des geliebten Fcldherrn Hand nach abgelaufenem Waffen¬ stillstand das Zeichen zum Aufbruchc gab, worauf mit der Losung Jnbclwort „nach Turin!" dem vielsagen¬ den Winke entsprochen wurde. Hieher gehören alle Märsche, die den Angriff AM des Feindes mittelbar oder unmittelbar zum Zwecke haben. Sie gehören theils in das Gebiet der Stra¬ tegie, meistens aber in jenes der Taktik. Strate¬ gische Angriffsmärschc geschehen, wenn die Theile der Armee nach dem strategischen Aufmärsche die eigent¬ lichen Operationen beginnen, um nach der Idee oder nach dem Plane des Feldhcrrn Vic Truppen auf jene Punkte, wo man ihrer bedarf, in schlagfertiger Verfassung und zur rechten Zeit zu bringen. — Dies erfordert eine pünktliche Berechnung der Ent¬ fernungen und aller Nebcnumständc. Es darf hier nichts dem Zufälle überlassen werden, sondern der Anführer muß auf die Truppen da, wo er sie hin¬ beordert, rechnen können. Hiezu gehört, daß die¬ selben unausgesetzt in schlagfertiger Verfassung sich bewegen, um nicht nur Zeit und Raum einhalten, sondern auch einen vom Feinde versuchten Widerstand bewältigen zu können. 12 Augrifssmärsche. In diese Kategorie gehören die Märsche, welche am 20. und 21. März 1849 von den Truppen der österreichischen Armee ausgesührt worden sind, wo durch sie am ersten Tage, nachdem der Ticino und Gravellone bei Pavia überschritten wurden und die kleinen Gefechte bei S. Martino und Mezzana Evrti geliefert waren, in die Stellung Zerbolo, Gropcllo und Mezzana Evrti aufmarschirtc, am zweiten Tage aber, nach den Gefechten bei Borgo S. Siro, Gam Polo und dem Treffen bei Bkortara, in die Stellung Gambolo, Mortara und S. Giorgio cingerückt war. Die rein taktischen Angriffsmärschc haben den Angriff des Feindes, unmittelbar zum Zwecke. Nach Maßgabe als es sich darum handelt, ein Gefecht zu beginnen, oder ein schon angcfangenes zu entscheiden, eine Recognoscirung zu unternehmen, wird, obgleich seine Natur dieselbe bleibt, sich das Detail der Marsch-Disposition jedesmal ändern. Handelt cs sich darum, zur Entscheidung eines Gefechtes zu gelangen, so ist Eile die erste, und im posantes Auftreten die zweite Bedingung; man weiß schon, was man soll, man muß um jeden Preis an¬ zukommen suchen; ja oft handelt es sich darum, daß man, wenn auch nur mit einem Theile seiner Streit macht erscheine. - Der oberste Anführer muß wissen, wann es darauf ankommt, das äußerste seiner Kraft anstrengnng aufznbieten, um große Resultate zu er¬ zielen. — So reichte z. B. am Abend des 4. Juni 1859 das Erscheinen der Spitze des VIII. Armeecorps hin, die kräftige Verfolgung der in der Schlacht bei Magenta gestandenen Truppen zu verwehren, weil die Franzosen mit ihren durch den heftigen Kampf hart mitgenommenen Truppen es nicht mehr mit einem neuen Gegner aufnehmcn wollten. korp send und ter Dir erm Fai grc in rw ra do dr A bi n g f o f Angriffsmärsche. 13 chc >cr o- nd >ic :ti lo !ic >6 c. n ii ii s Die Marschordnung eines größeren Truppen- körpers wird sich dem hier angestrcbten Ziele anpas- r» T»>^ send ändern, indem die Avantgarde stärker gemacht und ihr mehr Geschütze, also wenigstens eine, — un¬ ter Umstünden aber auch mehrere Batterien von der Divisions-Artillerie bcigcgeben werden. Der Batterie- oder der Commandant einer eventuell zugcwiesencu Batterie-Division, in diesem Falle der Divisions-Artilleriechef selbst, hat mit der größten Umsicht zu handeln, nm gleich mit aller Kraft in das Gefecht einzugreifen. Er wird so weit vorwärts sich bewegen, um mit raschem Blick die Gefcchtslage zu erkennen, das Ter¬ rain richtig aufznsasscn, daraus die beihabcnden Or¬ donnanzen mit kurzen, aber bündigen Weisungen an die Abthcilungen abscndcn, um sic iu die gewählten Aufstellungen zn führen. Hiebei ist als Haupt zweck die Erschütterung des Gegners im Auge zu behalten. Die Truppen der Avantgarde sind hier mehr Unterstützung und Bedeckung der Artillerie und greisen erst dann wirksam an, wenn ihnen der Er¬ folg gesichert erscheint, da ein voreiliger Angriff ohne gehörige Vorbereitung durch das wirksamste Geschütz¬ feuer und vor dem Aulangen der Haupttruppe ein Mißlingen der ganzen Unternehmung nach sich ziehen könnte. Wenn es sich endlich um die Verfolgung des Feindes handelt, so kommt alles darauf an, unfern Marsch nach der Verfassung, in der sich der Feind befindet, nach der Beschaffenheit des siandeö und un serm nächsten Zweck zu richten. Blau kann hauptsächlich zweierlei Absichten bei der Verfolgung haben: 14 Angriffsmärsche. 1. den Feind zur Annahme eines neuen, für ihn wahrscheinlich unvortheilhaften Gefechtes zu zwingen, oder: 2. die Vorthcile unseres Sieges im allgemeinen zu benützen. Fn beiden Fallen ist cs ein Hauptgrundsatz, daß wir nie durch ein blos materielles Nachgehcn große Resultate erreichen werden. Rur indem wir unsern Marsch auf die Flanken des Feindes richten wichtige Punkte vor ihm erreichen, ihn: bei Defilö's u. dgl. zuvorzukommen suchen, werden wir ihn zwingen, ent¬ weder sehr übereilt zurückzugehen, oder sich auf¬ zustellen und ein ungünstiges Gefecht mit uns einzu gehen. Es wird diesem zufolge der Artillcrie-Comman- dant in der Regel nie alle Geschütze zur Verfolgung des rctirirenden Feindes verwenden, sondern hiezu einen Theil entsenden, während er selbst mit dem Reste zur Disposition des Commandantcn sich zu stellen haben wird. Die Kunst der Verfolgung ist weit schwerer, als man gewöhnlich wähnt, und nur zu oft hat inan die üblen Folgen des Leichtsinnes wahrgenommen, mit dem manche diesen wichtigen Theil der Kriegskunst behandelten. Bald sehen wir eine Armee oder ein Corps in regellose, unvorsichtig verfolgende Schwärme aufgelöst, die ohne kleberlegung Nacheilen und durch klug ausgestellte Reserven des Gegners aufgchaltcn und oft selbst geworfen werden; bald einen übermü- thigen Anführer, der schon des Sieges sicher zu sein glaubt, wenn er sich dem rctirirenden, um seine Existenz kämpfenden Feinde in den Weg wirft und ihn zum ungleichen Kampfe sozusagen hcransfor dert, während er alle Mittel besäße, ihm durch wohl- Rückzugsmiirsche. 15 ihn zen, nen >aß oßc N'N ige gl- it- -f- u- i- 'g u II II S e t t i berechnete Flankenangriffe empfindlich zu schaden, ohne sich selbst auszusetzen. — Hier sehen wir wieder eine materielle, unvollkommene, furchtsame Verfolgung, wo man dem Feinde alle Zeit laßt, sich zu erholen, und wo man auf diese Art die Früchte des Sieges ver licrt. Auf einer Seite ist cs Ucbermnth und Nach lässigkcit, auf der andern übertriebene Aeugstlichkcit, die uns verdirbt. — Der wahre Anführer wird bei seinen Versolgnngsmürschcn Schnelligkeit mit Klugheit zu verbinden und sich von Nachlässigkeit und Unüber¬ legtheit gleich entfernt zu halten wissen. Aus diesen Erörterungen wird cs leicht ersicht¬ lich, daß die Angrisfsmärschc zum Kampfe führen, und darin liegt für den Führer größerer oder kleinerer Truppcnkörper die Aufforderung, daß er während der selben seine ganze Thätigkcit und Kraft aufbieten muß, um seine Abtheiluug in einer solchen Verfassung auf den Kampfplatz zu bringen, in der man sich etwas von ihr versprechen kann. Zeitgewinn, Benützung des Terrains und die Hauptrcgel: eine Ehrfurcht eiuflößeude Macht auf einem entscheidenden Punkte zu haben, müssen den Feldhcrrn bei Anordnung eines Rückzuges leiten. Der Schwächere kann dem Stärkeren nur dadurch imponiren, daß er ihm auf einem Punkte mit äugen blicklicher Ucbcrlegenhcit zu widerstehen trachtet; da durch wird dann der Geist der Truppe wieder ge hoben und der Uebcrmuth des Feindes gemüßigct. Aber cs gibt auch Fälle, wo alles daraus an kommt, sich je eher je lieber aus einer unvortheil haften Lage herauszuziehcn; dann muß der oberste Anführer bloS seine Arricrcgardc zum Gefechte brin gen, sich selbst aber durch schnelle und gewandte Manö¬ ver dem Feinde so lange zu entziehen trachten, bis 16 RüSzugSuirrschc. er im Terrain für sich einen Halt- oder Stützpunkt, für den Feind aber ein Hindernis; erreicht hat, das ihm erlaubt, letzterem die Stirne zu bieten, seine Blößen zu benützen und im Wiedcrgewinncn physischer und moralischer Kräfte von neuem die Offensive mit der Defensive zu vertauschen. In gewandten Bewegnngcn, in der Gcschicklich keit, wie die Offensive von der Defensive zu treunen, liegt das Gchcimuiß der Rückzugömürsche. Nur wer bereit ist, jeden Augenblick einen Wechsel der Umstände zu benützen, um wieder in die Offen¬ sive übcrzugehen, versteht, was ein Rückzug ist. Zu allen Zeiten gehörten die rückgängigen Bc wegungen zu den schwierigsten Cvmbinationeu der Strategie und erzeugten oft die gefahrvollsten, aber auch vielmals die glänzendsten Thateu auf taktischem Boden. Der Rückzug des Fcldzengmeisters Elairfait 17'L>ägen re. verwendet werden, insbesonders aber wenn Brücken gesprengt oder angezündet werden müssen. — Schon oft wäre, besonders in den neue¬ ren Kriegen, es wohlgethan gewesen, wenn beim Passiren von Ortschaften nach Pulvcrvcrschleißcrn geforscht und eine angemessene Quantität für derlei Fälle mitgenommen, — oder wenn das der Beuöl- 18 Rückzugsmärsche. kerung abgenommene Pulver nicht gleich in abgelegene Depotplätze entfernt worden wäre, denn dieses hätte gewiß ein ausgiebigeres Hilfsmittel ergeben, als das auch vorgekommene Ausleercn der Pistolenpatronen aus den Kartuschen der Nntcrosficiere. — Wohl wer¬ den Sprengmittel bei den Armeccorps-Munitionsparks mitgeführt, aber auf diese darf sich der Commandant einer oft im letzten dringenden Augenblicke zur Arricre garde commandirten Geschützabtheilung nie verlassen, weil es unter solchen Umständen meistens unmöglich sein wird, diese normalen Sprengmittel zur Hand zu bekommen. Es versteht sich von selbst, daß eine solche Zu¬ gabe nicht als eine allgemeine Norm angesehen werden darf, deshalb wären solche Mittel erst dann beizu¬ schaffen, wenn die Stellung und Bestimmung der Truppe, die Kriegslage und der Kriegsschauplatz ihre Anwendung vorausseheu lassen. Aus diesem Grunde müssen die Batterie-Cvmmandantcn an die Bewilli gung ihrer Artillerie-Chefs gewiesen sein, weil diese die Zweckmäßigkeit einer solchen Maßregel erkennen und die Ermächtignng hiezu erhalten können. Jeder Rückzug schwächt die moralischen und Phy fischen Kräfte der Truppen mehr als eine Vorrückung; die moralischen, weil sich der Soldat weniger anstrengt, sobald der Gedanke einer beträchtlichen Üeberlegenheit des Feindes, oder einer großen Gefahr die Ueberzeu gung in ihm hervorbringt, daß seine Aufopferung fruchtlos ist; die physischen, weil die Abhängigkeit der eigenen Bewegungen von jenen des Feindes und die beständige Ungewißheit derselben verdoppelte Sicher heitsmaßregeln erheischen, die immer mit großer An¬ strengung verbunden sind. Ans diesem geht klar her BerboMnc Märsche. 19 ene ittc )as wn er- cks int re- ni, ich zu u- en u- er re se i se n t Z e e vor, daß bei Rückzügen insbesondere auf Erhaltung der Ordnung uud Disciplin zu sehen ist. Die Commandanten der einzelnen Abtheilungcn bleiben hierüber persönlich verantwortlich. Nirgends geht Mannszucht leichter, als bei Rückzügen verloren, nirgends ist sic dagegen wichtiger, weil man nur im Maße, als mau Herr seiner Truppen ist, schnelle Entschlüsse ansführen kann. Ueberfälle, Hinterhalte, Demonstrationen u. dgl. Morgen- sind ihre Veranlassungen. Derlei, aus Ueberraschung begründete Unterneh¬ mungen erfordern im allgemeinen: 1. Ordnung, Stille und Vorsicht müssen bei solchen Märschen die höchste Stufe erreichen. 2. Die Truppen dürfen in vielen Fällen nicht geladen haben. 3. Die Avantgarde wird näher an das Gros gezogen, um deu Feind nicht frühzeitig aufmerksam zu machen, auch dürfen die Patrouillen nicht zu weit Vorgehen; dagegen muß dieser Abgang der nöthigsten Sicherheitsmaßregeln im Marsche durch die größte Wachsamkeit ersetzt werden. 4. Die Führer der Cvlonncn müssen hier beson¬ ders geschickt und wohl unterrichtet, die Truppen zweck¬ mäßig gewählt und zu kühnen Unternehmungen ge¬ übt sein. s>. Für die manchmal schnell nöthig werdenden Rückzüge müssen Versammlnngsplätze in voraus be¬ stimmt werden. Man unternimmt solche Märsche auch in Fällen, wo der Erfolg des Unternehmens die Gewagtheit über¬ wiegt, als bei Passirung solcher Strecken, die im wirk¬ samsten Bereiche des feindlichen Feuers liegen, oder 2* 20 Verborgene Märsche. um nach einem unentschiedenen Gefecht dem Feinde das Abrücken zu verbergen. Ein gefährlicher Verräther solcher Märsche ist, besonders auf festem Boden, das unvermeidliche Ge¬ räusch der Fuhrwerke. Man hat diesen Uebclstand öfters mit Erfolg durch Umwickeln der Fclgcnkränze mit Stroh oder Reisig zu beseitigen gesucht. — Solche Vorbereitungen sind wohl zeitraubend und nur auf kurze Strecken anwendbar, da bei der sorgfältigsten Arbeit die Um¬ hüllungen der Räder sich bald abnützen werden; sie werden aber doch meistens hinreichcn, nm sich aus einer gefährlichen Klemme zu ziehen. Nachdem die französische Armee im Mai 1800 den großen St. Bernhard überschritten hatte, gelangte die Avantgarde vor das Fort Bardo, welches von den Oesterreichcrn besetzt war. — Das weitere Vordrin¬ gen der Franzosen gegen Jvrca war hiedurch gehin¬ dert, denn wenn man auch für die Infanterie einen praktikablen Weg über die Felsen Herstellen konnte, so war es doch unmöglich, Geschütze anders als durch die Stadt zu schaffen. -- Der Commandant des Forts lehnte die Aufforderung zur Uebergabe ab und hatte mehrere Stürme abgewicsen. Da mm die Avant garde unter General Lannes bereits am 20. Mai bei Jvrea, aber ohne Geschütze stand, wurde cs nothwcn- dig, auf jeden Fall das Fort zu passiren, wenn nicht ein Mißlingen der ganzen Expedition erfolgen sollte. Bonaparte ließ daher die Straßen, welche durch die Stadt führten, mit Dünger, Stroh nnd Matratzen belegen, die Räder nut Stroh und Heu umwickeln. Menschen zogen die Geschütze auf diese Art wahrend eii de> au er! U ge dr w m vc E N E kl li d> 2 v d I d s o r c j i < Verborgene Märsche. 21 einiger Nächte durch die Stadt, wovon die Garnison des Forts nichts entdeckte und nur dann und wann auf gut Glück in die Finstcrniß feuerte, ohne einen erheblichen Verlust zu verursachen. Die Franzosen wurden während des Feldzuges 179?- in den Niederlanden bis Marchiennes zurück¬ gedrängt. Es wurde nun beschlossen, sich dieses Ortes durch nächtlichen Ueberfall zu bemächtigen. — Es wurde hiezu der 30. October gewählt und der allge¬ meine Plan dahin entworfen, daß der General Kray von Orchies, Oberst Vogelsang von St. Amand und General Otto von der rechten Seite der Scarpc her Nachts 2 Uhr gleichzeitig angriffen. Ein heftiger Gußrcgcn und Sturmwind waren dem Gelingen des Ueberfalles günstig, steigerten aber auch die Beschwer¬ lichkeiten des Biarsches. Bei der Colonue des Generals Otto befand sich der Oberlieutenant Smola mit seiner Cavallerie- Batterie, der das Schlagen der Brücken über die vielen Wassergräben mit Umsicht leitete und dadurch der Colonne die Annäherung über B.adignies ohne Anstand ermöglichte. Um Mitternacht führte Smola die ihm für dieses Unternehmen anvcrtrantcn 5 Awölf- Pfünder und 8 Haubitzen auf einen geeigneten Punkt am rechten Ufer der Scarpc, in der Nähe von He- mayc, wo sic, obgleich nur 800 Schritt von Mar- chicnneö entfernt, gedeckt standen. Sobald die Colonne Kray'S ihren Angriff begann, eröffnete Smola sein Feuer, durch welches die Stadt bald in Braud ge- ricth, und wo bei dieser Beleuchtung die gegen die Straßen nach St. Amand und Semain gerichteten französischen Geschütze schräg beschossen werden konnten. Das Vorrücken der Colonnen Otto und Vogelsang 22 Verborgene Märsche. wurde dadurch wesentlich erleichtert, indem Smola das Feuer dieser Geschütze auf sich zog. Nach zweistündigem Artilleriegefecht war die feindliche Artillerie zum Schweigen gebracht und der Infanterie gelang es nun, mit geringem Verlust in die Stadt einzudringen. Der Haupttheil der Besatzung warf sich früh 3 Uhr in die Abtei, die sie als Reduit vertheidigte. — Bei seiner genauen Ortskcnntniß hatte Smola dies vorausgesehen und bereits früher einen Theil seiner Haubitzen gegen dieses feste Gebäude wirken lassen. Sie zündeten die an die Abtei stoßen¬ den Häuser an und bewirkten hauptsächlich, daß sich die Besatzung früh 9 Uhr ergab. Um das Entkommen aus der Stadt zu verhin¬ dern, hatte Smola einige Geschütze gegen das Thor, in welches die Straße von Bouchain einlief, gestellt. Als sich ein Theil der Besatzung nach Pcgucncourt retten wollte, hielt ihn das Fcner dieser Kanonen ab, nnd da die Franzosen verhindert waren, die hcrab- gelasseneThorbrücke wieder aufzuziehen, fanden die Jäger und Freiwilligen von der Colonne des Obersten Deroy Gelegenheit, durch dieses Thor in die Stadt einzudringcn. Wenn das über Märsche Därgestcllte zusammen¬ gefaßt wird, so finden wir zwei allgemeine Bedin¬ gungen des Gelingens, und zwar: Die Anordnung und Ausführung. Die Anordnung des Marsches be¬ greift die große Kunst des Anführers, jedem Marsch nach seiner eigentlichen Bestimmung die wahre Richtung zu geben, seine Dispositionen nach dem Bedürfnisse des Augenblicks, nach der Stellung des Feindes, nach der eigenen Stärke, nach der Natur des Landes zu bemessen und seine Befehle dazu klar, bündig und bestimmt zu ertheilen. — Sic gehen vorzüglich aus Uebcr Gefechte im allgemeinen. 23 den Eingebungen des strategischen Genius des Feld¬ herrn hervor und beurkunden dessen Begabung zur Kriegführung im Großen. Die Ausführung der Märsche setzt eine große Kriegssertigkeit der Truppen voraus, sowie eine un¬ unterbrochene Ordnung, Disciplin und Ruhe, — Ausdauer in Beschwerden, endlich eine große Erfah¬ renheit der Officiere, gepaart mit jenen Eigenschaften, welche auf den Soldaten wirken, ihm im Glücke Hal¬ tung, im Unglücke Ausdauer und Festigkeit geben. Das erste Mittel ist hiezu Uebung im Frieden und unmittelbare Strenge in Anfrechthaltung der Marsch¬ ordnung. Nichts ist hier unwichtig, und Officiere und Generale müssen dafür verantwortlich bleiben. Die ersten vier Märsche mit unerbittlicher Strenge und Genauigkeit ausführen, heißt die Truppe für alle übrigen erziehen. Die Ausführung der Märsche bildet demnach die Grundlage und den Probirstein für die Befähigung der Truppen zum Kriege. 3. Vom Gefechte. - Die Gefechte im allgemeinen sind jene Acte der mver Physischen Gewalt, durch welche im Kriege die Macht ^meinen, und Kraft des Feindes besiegt werden soll. Je nach der mehr oder minder großen Anzahl der dabei auf- treteuden Streiter erhalten sic verschiedene Benennun¬ gen, als: Scharmützel, Gefechte, Treffen oder Schlach¬ ten. Sic werden auch nach der eigene» Absicht und Handlungsweise eingetheilt: u. In offensive Gefechte, wenn man selbst den Angriff beginnt und in der Absicht durchführt, den Feind zu überwinden und zurückzutreiben; 24 Gefechts-Momente. Gefechts- Momente. b. defensive Gefechte, in welchen der Angriff des Feindes erwartet wird, um durch Abschlagen desselben den Platz zu behaupten; o. hinhaltende Gefechte, welchen nur die Absicht zum Grunde liegt, des Feindes Kräfte an einem Orte zu beschäftigen, um unsere wahre Absicht anderwärts durchzusetzen, daher dieselben sich meist aus Schein¬ angriffen und Demonstrationen entspinuen; 6. Recognoscirungs-Gesechte, in der Absicht, den Feind in seiner Stärke, Stellung und daraus gefol¬ gerten Absicht zu erforschen; s. Ueberraschungs-Gefechte, in welchen man den Gegner, ehe er sich zum Widerstande vorbereitcu konnte, entscheidend angreift, wie z. B. bei Ucberfällen, Hin¬ terhalten, Umgehungen u. dgl. Je nachdem ein Gefecht sich entwickelt, wird es sich in mehrere Perioden abtheilen, in welchen bei dein stets festgehaltenen Zwecke doch die Action manchen Veränderungen unterliegt. Diese Veränderungen in dem temporären Charakter des Kampfes werden Gc- fechtsmomcnte genannt. Sie unterscheiden sich wesentlich: 1. In die Einleitung oder Eröffnung des Ge¬ fechtes durch die Vortruppen und ein vorbereitendes Geschützfeuer; 2. in die Entwicklung des Gefechtes unter dem entscheidenden Wirken der Geschütze; 3. in die Entscheidung des Gefechtes durch den Angriff mit der Hcmpttruppc vpxx pas Abbrechcn desselben, wenn der eigene Angriff ein Mißlingen vvraussehen läßt, oder wenn man einem übermächtige» Anfall ausweichen will; 4. die Verfolgung oder der Rückzug, weun der Gegner besiegt ist oder wenn ein längerer Widerstand nicht mehr ausführbar bleibt. Militärische Stellung (Position). 25 Nicht alle Gefechte dauern durch die eben ge- nannten Momente; — manche beginnen schon mit dem zweiten, andere wieder werden in dieser Periode abgebrochen, ohne daß eine Verfolgung stattfindet; alle Actionen aber, welche die letzten Momente ent- § behrcn, werden nie entscheiden, weil dnrch sie weder Rauin gewonnen, noch die Widerstandsfähigkeit des Gegners gebrochen wird. n - 4. Die Trnstpeuanfstellung — der Begriff einer ' militärischen Stellung — Erkennung derselben und coup d'oeil. , Um irgend ein Gefecht dnrchzuführen, werden Truppen, die Truppen nach taktischen Grundsätzen aufgestellt, "" und man nennt dieses allgemein TrnppcnaufstcÜung. Allein alle Gefechte stehen immer in dirccter Be¬ ziehung zum Terrain, und die Form derselben wird durch dieses bedingt; selbst die großen Schlachten be¬ stehen aus einzelnen Kämpfen um den Besitz von Terrainstellen, die aber nicht isolirt bleiben, sondern in einem gewissen Zusammenhang stehen und in ihrer Verbindung und Wechselwirkung den großen Kampf darstellen. Es ist daher stets die durch das Terrain be¬ dingte äußere Form, durch welche sich die Gefechte hauptsächlich von einander unterscheiden, denn durch den speciellen Zweck derselben werden nur geringe Modificationcn in dieser Form veranlaßt. Es werden demnach Trnppenaufstellungen stets MiMLri,chc nach der Form des Terrains genommen werden, und (Pofnmy. in diesein liegt der Begriff einer militärischen Stel- 26 Militärische Stellung (Position). lung (Position), denn wenn inan die ersteren ans jedem freien und ebenen Boden zu nehmen im Stande ist, so vermag hingegen die letztere mir dort in Anwen¬ dung gebracht zu werden, wo man sich mit Bortheil gegen den Feind schlagen kann, d. h. wo das Terrain alle jene Eigenschaften besitzt, die einer Truppe die nothige Sicherheit gewähren und zugleich dieselbe in den Stand setzen, dasjenige auch mit Erfolg zu voll¬ ziehen, was der Commandant mit ihr beabsichtiget. Es gibt im allgemeinen zweierlei Stellungen: strategische und taktische. Die Erörterung der ersteren ist bereits in der allgemeinen Erklärung über Strategie ihrem Wesen nach angeführt worden. Taktische Stellungen be¬ schränken sich mehr auf den augenblicklichen Nutzen und erfüllen ihren Zweck vollständig und mit großem Vortheile, wenn sie den Feind auch nur kurz auf¬ halten und ihn zu einem ungünstigen Angriffe oder einer zeitraubenden Umgehung nöthigen. Diese takti¬ schen Stellungen, von welchen hier abgehandelt werden soll, sind entweder: 1. Angriffs- (Offensiv-) Stellungen, aus welchen man dem Feinde mit Bortheil entgegen gehen, oder 2. Vertheidigungs- (Defensiv-) Stellungen, in welchen man den Feind nut Bortheil erwarten kann. Die Eigenheiten des Terrains bestimme!: beide Gattungen dieser Stellungen; mit einer defensiven Stellung läßt sich jedoch oft auch der offensive Zweck vortheilhaft verbinden, indem man den Feind in selber empfängt oder zum Angriff lockt, und wenn er seine Kräfte gschwächt hat, aus ihr offensiv hervorbricht und ihn so gänzlich besiegt. zu - vor die Wei ihr-! nist fei: vdc big bli tui in ti: ur T g! n v s s o r Beurtheilung von Stellungen. 27 Uni sich jedoch in jeder Stellung mit Vorthcil^'s^°M" zu schlagen, muß selbe folgende Eigenschaften haben: Stellung. 1. Beherrschung der Front, indem man alles vor sich übersehen kann; 2. Deckung der Flügel durch sichere Stützen; die Flügel sind die schwächsten Punkte jeder Stellung, weil bei ihnen die Berthcidigung aufhört, mau daher ihre Deckung in natürlichen oder künstlichen Hinder¬ nissen suchen muß, welche einen gegen sie gerichteten feindlichen Angriff entweder ganz unmöglich machen, oder wenigstens so lange anfhaltcn, bis der Bcrthci- diger Gegenanstalten getroffen hat; !). freie Eommunicatioucn, um sich jedcu Augen¬ blick mit verschiedenen Waffengattungen in jeder Rich¬ tung bewegen zu können; 4. gehörige Tiefe, um die Treffen und Reserven in entsprechenden Räumen aufzustellen; 5. Sicherer Rückzug auf mehreren Communica- tivucn, damit rückgängige Bewegungen ohne Hinderniß und Unordnung stattfinden können. Eine Angriffs-Stellung muß uns erlauben, jede Bewegung nach vorwärts ungehindert auszuführen. Eine Verthcidigungs - Stellung hingegen macht gerade die entgegengesetzten Erfordernisse geltend. — Hier soll das Terrain vor der Front jede Bewegung und Annäherung des Gegners erschweren, und je mehr Hindernisse zwischen uns und dem Feinde liegen, desto Vortheilhafter ist es der Vertheidigung. Wenn wir die früher aufgezählten und die be-B-mtheUung sonderen Erfordernisse einer Stellung genau erwägen, Stellungen, so wird jeder denkende Soldat selbe um so schneller auffassen und bcurtheilcn lernen, wenn er dabei aus die nachfolgenden Punkte seine Aufmerksamkeit zu richten sich gewöhnt: 28 Bemtheilnng von Stellungen. 1. Auf das Terrain und dessen Gestaltung d. h. auf dessen Steigen und Fallen, Höhen und Tiefen, so wie deren einzelne Steile oder Verflachung, endlich wo dasselbe hervorspringt oder zurücktritt; dadurch wird er seinen Blick üben, auf jedem Terrain dessen höchste Punkte, so wie den ganzen Höhcnzug und dessen Verbindung richtig aufzufnssen, und den Tact erlangen, wie durch gehörige Besetzung der höheren Theile die tieferen zu beherrschen, wie die Geschütze vortheilhaft zu placircn, endlich wie die verschiedenen Waffengattungen nach der Steile des Bodens jeder einzelnen Strecke am zweckmäßigsten zu verwenden sind. 2. Auf die auf dem Terrain befindlichen Gc genstände, als: Häuser, Dörfer, Wälder, Weinberge, Gewässer u. s. w., auf ihre Beschaffenheit, Größe, Festigkeit, wechselseitige Lage und sonstige Eigenthüm- lichkeiten, und ob solche vor oder zurück liegen, daher mehr oder minder Schutz gewähren. Hiebei kann nicht genug der Erfahrungssatz cingcprügt werden, daß die ganze Kunst der Kriegführung in dem Geheimnisse verwahrt ist, den Boden, auf welchem wir uns be¬ wegen, lagern oder schlagen, in seiner ganzen Aus¬ dehnung mit allen Vor- und Nachtheilen richtig auf¬ zufassen und die aus demselben vorhandenen Terrain- gegenstände zweckmäßig zu benützen. 3. Die Benrtheilung der nöthigen Truppcnzahl und der Vertheilnng derselben in jeder Stellung. Man darf sich hierin nicht täuschen und sind die Um stände wohl zu erwägen. Gehörige Raumbcurtheilnng gibt hier den ersten Maßstab, mit der jedoch die Keunt- niß des Terrains, sowie der Aufstellungsart der Trup pen in mehreren Treffen und als Reserven verbunden sein muß, um als Endresultat den sichern Tact in Stellungen für die Artillerie. 29 Bestimmung der Trnppenzahl und ihrer Vcrtheilung in einer Stellung zu gewähren. Derjenige also, welcher die drei soeben aufge¬ zählten Objecte schnell anffaßt, daher: 1. schon aus der Ferne den Höhenzug einer Stellung und ihre höchsten beherrschenden Punkte unterscheidet; 2. die Terraingegenständc in der Position selbst im ganzen Wasfcnbereichc derselben, ihre wechselseitige ^agc nach ihren Bor- und Nachthcilen abwägt, mithin Stellungen erkennt, und 3. diesem gemäß seine Truppen auf dem kürzesten Wege in die verschiedenen Aufstellnngspunkte dirigirt und sie mit dem größten Nutzen besetzt, — hat das, was man militärischen Ueberblick, Ooup ä'ooik nennt. 5. Aufstellungen für Artillerie — Erwägung ihrer Wirkung — Grundsätze für die Pla- cirnng des Geschützes. Die Artillerie specicll findet ihre Aufstellung: 1. In der Regel so viel als möglich auf domi- Stellungen nircnden Punkten, von welchen ans sie eine freie Aus- Arterie, sicht auf das ganze vorliegende Terrain erhält, um es auf allen Punkten beschießen zu können. 2. Bisweilen werden auch einzelne tiefe Stellen besetzt, so z. B- in der Berlängerung der Defiläes, durch die der Feind anrücken muß. 3. Darf man in einer Stellung das Geschütz nicht zersplittern und nicht überall Kanonen haben wollen, denn es bleibt ein unumstößlicher Grundsatz, 30 Wirkung der gezogenen Feldkanonen. daß Mir die vereinte Wirkung mehrerer Batterien entscheidend ist, um auf den ausgesetzten Punkten den Angreifer abzuhalten, oder in der Offensive solche zu erobern und den Ausschlag zu geben. 4. Jene Punkte einer Stellung müssen mit Geschütz am stärksten besetzt werden, welche der Feind am leichtesten anzugrcifeu im Stande ist. Wirkung der Die gezogenen Feldkanoneu unseres Systems FWwnm.vom Jahre 1863 wirken mit Hohlgcschvssen durch directe Treffer vorzüglich gegen Truppen in den normalen Aufstellungen, in dichten Colonnen, Carros und anderen derlei gedrängten Aufstellungen, sowie gegen feste Gegenstände, als: Feldschanzen, Block¬ häuser, starke Thore, Barricaden, Schiffe, Brücken, gewöhnliche Mauern, steinerne Gebäude u. dcrgl.; — durch indirecte Treffer im hohen Bogenschuß oder Wurf, bei welchen vorzüglich auf den Effect der Geschoßexplosionen gerechnet wird, auf größere, mehr zerstreut stehende Ziele, als z. B. gegen geöffnete Colonnen, gegen mehrere nicht zu weit von einander abstehende längere Linien (Treffen), schachbrettförmig (an seiiiguir) aufgestellte und sich bewegende Truppen. Diese Schußart kann auch gegen Truppcnansamm- lnngen hinter deckenden Gegenständen oder auch aus verdeckten Stellungen angewendet werden, wenn die Schußdirection genau angegeben ist und die Correc- turen durch Beobachter angegeben werden, welche ans geeigneten Punkten aufgestellt sind. Für die Wirkung dieser Schußart ist auch die Beschaffenheit des Aufschlagsvrtes von großem Ein¬ flüsse, denn in nasser, sumpfiger Erde, selbst in lockerem Sande und weicher Ackererde, kann die Zündung unsicher, ferner bei unebenem Boden der Sprengkegel nach aufwärts und selbst vom Feinde Wirkung der gezogenen Feldkanonen. 31 abgewendet werden. Diese unberechenbaren und nur schwer einer genauen Abschätzung sich unterziehenden Umstünde lassen diese Schußart nur dann sehr wirk¬ sam erscheinen, wenn das unbewaffnete Auge den Schußeffect und das bewaffnete Auge die Boden- beschaffenhcit in der Nähe des Zieles erforschen kann. Aus diesen Betrachtungen folgt, daß das Feuer unserer Feldgeschütze nur auf jene Entfernungen eine durch viele Treffer entstehende entscheidende Wirkung hcrvorbriugen wird, in welchen die noch flachen Flug¬ bahnen das dirccte Beschießen gestatten, also für ^Pfänder bis 2000, für LPfündcr bis auf 2i>00 Schritte. Die größere Portce der Geschütze kann aber demuugeachtet vollkommen ausgenützt werden, da sie un Bcrhältniß der zunehmenden Entfernungen doch immer eine genügende Treffsicherheit besitzen, nur Müssen alle auf die Sicherheit des Schusses Einfluß nehmenden Umstände um so sorgfältiger erwogen werden; vorzüglich wird aber die Größe des Zieles und die Wichtigkeit des Vorhabens maßgebend bleiben. Behufs Zerstörung van festen Gegenständen kann nur der noch mit voller Kraft und sicher treffende dirccte Schuß in Anwendung kommen, und dürste die Entfernung beim 4Pfünder von 400 bis 900, und selbst beim 8Pfünder 1000 Schritte nicht überschreiten. Gegen Erdwerkc aber ist selbst eine größere Schuß distanz vorzuziehen, weil vorauszusctzcu ist, daß bei der geringeren Auftreffgcschwiudigkeit die Zünder nicht so leicht deformirt und in ihrer Function beeintrüch tiget werden dürften. Der Wurf mit Hohlgeschossen ist durch seine große Treffsicherheit ausgezeichnet und vorzüglich gegen 32 Wirkung der gezogenen Feldkanonen. hinter Deckungen stehende Truppen und in den inneren Raum von geschlossenen Schanzen anzubringen. Seine Anwendung erlaubt aber wegen dem sorg« samen Laden nur ein langsames Feuern, daher eine Aufstellung, in welcher uran gedeckt ist und nicht sehr beunruhiget werden kann. Die Brandgeschossc besitzen eine stark zündende Eigenschaft; die geringe Zahl der bei der Ausrüstung vorhandenen erheischt aber, daß der Brand durch Werfen oder Schießen von Hohlgeschossen eingeleitct werde, einerseits um schon eingeschossen zu sein, an¬ dererseits um in dem theilweisc zertrümmerten Gegen stände auch den Brand leichter und rascher um sich greifen zu lassen. Die Schrapnels werden ausschließlich gegen Trup¬ pen verwendet, da aber das Tcmpiren bei jeden, Laden doch einige Secunden braucht, so erfordern sie eine gewisse Stätigkeit des Zieles, weshalb die Wirkung gegen sich bewegende Truppen ans größere Entfer¬ nungen oft zweifelhaft erscheinen dürfte. Ihre nach der Schußrichtung sich anSdchnenden Strcngarben ver¬ langen ein tiefes Ziel, daher gegen uns gerichtete lange und geöffnete Colonnen, schief zur Schußrichtung stehende Fronten, hinter längeren Deckungen enfilirende Truppen ein vorzügliches Zielobject für sie abgeben. Gerade gegenüber hinter Deckungen stehende Trup¬ pen werden weniger von ihrem Feuer zu leiden haben, wenn sie nicht auch mit ziemlich bedeutender Tiefe dahinter ausgestellt sind. In solchen Fällen läßt sich auf den größeren Distanzen ein besserer Effect erwar¬ ten, weil vermöge der mehr gekrümmten Flugbahnen die Streugarben mehr nach abwärts gerichtet sind, dabei müssen ihre Explosionsorte so regulirt werden, daß sie nahe ober dem Kamme der Deckung ausfallen. Eigenschaften des PlacinmgSortcS für eine gezogene Kanone. 33 Das Shrapnel wird sich aber auch auf sehr nahe Distanzen und im schnellen Feuer verwenden lassen, weil in derlei Fällen das Tempiren wegfällt und bei der kleinen Explosionshöhe mit flachen Streu - garben es eine bedeutende Strecke mit dichten Spreng- Partikel-Mengen rasircnd bestreichen kann, so daß beim ^Pfänder diese Schußart von 300 bis 600, und beim ^Pfänder von 400 bis 700 Schritten anwend¬ bar ist. Hiedurch wird das Mittel geboten, Angriffen jeder Art gegen eine Geschützabtheilung mit ausgiebig¬ ster Feuerwirkung entgegnen zu können. Die Büchseukartätschen erstrecken ihre Wirkung aus die bekannten Distanzen und sind deshalb nur dann zu gebrauchen, wenn die weiter gehenden und ausgiebigeren Geschosse nicht mehr angewendet werden können, weshalb sie besonders in der Defensive gegen Angreifer gebraucht werden, welche ungeachtet des vvrhergegangenen Feuers demwch vordringen, oder bei Plötzlichen Uebcrsällen. — Im Angriffe sind sie nur in den seltenen Fällen anwendbar, wo das Terrain zur endlichen Vorbereitung eines Sturmes durchaus keine entferntere Ausstellung zulüßt, dabei aber eine gedeckte Annäherung gestattet hat. Aus dieser Darstellung der Wirkung wird er-Eig-mchast-n sichtlich, daß eine gezogene Kanone zu ihrer vortheil- rungAnes haften Placirnng vorzüglich eine freie Aussicht auf das vorliegende Terrain und einen gehörig geräumigen, Än°»-. möglichst wagrecht-ebcncn und festen Geschützstand nebst thunlichster Deckung gegen das feindliche Feuer nöthig hat; sie ist daher auf erhöhte Punkte angewiesen, wobei die Wahl ihrer Placirnng in den meisten Fäl len sehr unbeschränkt bleibt, und die beste Deckung des Geschützes, der Pferde und der Munition dafür vorzüglich maßgebend bleiben. 3 34 Die Zusammenstellung der Truppenlörper und ihre wichtigsten Formationen. Diese einfachen Erfordernisse für ihre Wirksam¬ keit sichern unfern gezogenen Kanonen bei ihrer leich ten, unbeanstandeten Bedienung und ihrer Mauövrir fähigkeit ein entschiedenes Uebcrgewicht gegen glatte Feldgeschütze, weil sie der Wirkung der Göller leicht ausweichen können und dieselben in der Präcision des Bogenschusses weit übertreffen. Selbst den bisher bestehenden gezogenen Feldgeschützen fremder Artillerien stehen sie wegen ihrer Einfachheit und Handlichkeit, wegen ihrer Portee und Geschoßwirkung, wegen ihrer Stabilität, Lenkbarkeit und Biegsamkeit als minde¬ stens ebenbürtige Gegner gegenüber. Diese Eigenschaften unserer Geschütze verschaffen der Artillerie einen weit reichenden Wirkungsramu, der es ihr ermöglicht, unabhängig von der Umstellung und Bewegung der anderen Truppen sich die geeig¬ netste Placirung zu wählen und vermöge der länge¬ ren Zeit, welche die Infanterie beuöthiget, um mit dem Feinde in Contact zu geratheu, auch sich länger darin aufhalten zu können, was die Wirksamkeit ihres Feuers nur erhöhen kann. 6. Die Zsmmmenstelllmg der Tmstpenkörper und ihre wichtigsten Formationen. Die Kenntniß von der Zusammenstellung der größeren Truppenkörper ist nicht nur zum Studium und zur Beurteilung kriegerischer Operationen erfor¬ derlich, sondern sie ist jedem Officier und allen zuM Ordonnanzdicnste berufenen Individuen um so noth- wendiger, als sie in die Lage kommen können, einen Auftrag auszuführen oder zu überbringen, welcher auf die Sicherheit oder eine sonstige Unternehmung Division. 35 eines Theiles der operirenden Armee von wesentlichem Einfluß sein kann. Aus diesem Grunde sollen die wichtigsten Daten über die Zusammenstellung, Stärke und Formation der Feldtruppen in einer übersichtlichen kurzen Ab¬ handlung erklärt werden. Die Division ist der erste durch die Vereinigung Division, aller drei Waffen zum selbstständigen Auftreten in allen Gefechtslagen organisirte größere Heereskörper. Zwei bis drei Divisionen, mit dem vollständi- Arme-corps. gen dazu gehörigen Apparate, sowie mit einer Corps- geschützrescrve und nach Umständen einer größeren An¬ zahl Batterien bilden ein Armeecorps. Während die Eintheilung nnd Zusammensetzung der Divisionen und Brigaden eine schon in Friedens¬ zeiten ziemlich feststehende und unveränderliche zu sei» hat, uud für den Kriegsfall nur die Beigabe der Specialwafsen, technischen Truppen und Anstalten er¬ folgt, wird die Zusammenstellung von Armeecorps, je nach Bedarf und hauptsächlich vom Kriegstheater abhängig, nur von Fall zu Fall Platz greifen. Bei kleineren Armeen wird dieses Zwischenglied ganz ent¬ fallen nnd werden die Divisionen dem Armee - Com- wando directe unterstehen. Die Division hat zu bestehen ans: u. zwei bis drei Infanterie-Brigaden; d. ein bis zwei Jäger-Bataillonen; 6. einigen Escadronen Cavallerie, unter Umständen auch bis zu 2 Regimentern, welche dann im Ver¬ eine mit den Jägern eine leichte Brigade bilden; ll. zwei der llpfündigen und zwei der 8pfündigen Fußbatterien unter dem Commando eines Artil lerie - Stabsofficiers (Divisions - Artillericchess); 3* 36 Brigaden. Brigaden. 2inien- Jnfanterie. Jäger. bei Vorhandensein einer leichten Brigade nebst dem noch einer Cavallcric-Batterie; 6. dem Divisions-Munitionsparke; s. einigen Abtheilungcn technischer Truppen, in der Regel 1 Genie-Compagnie; A. einer Sanitäts-Abtheilung. Zwei unter dem Befehle eines Generalmajors (Brigadiers) vereinigte Infanterie-Regimenter bilden die Brigade. Nach Umständen wird derselben annoch l Jäger-Bataillon, und bei vollkommen selbststän¬ digem Auftreten noch Cavallcrie und Artillerie zuge¬ wiesen. In der Regel ist aber die Brigade nur ein Zwischenglied und ein integrirender Bestandtheil der Division. Aus der Zusammensetzung der Brigade ergibt sich ihre Stärke, je nachdem die Infanterie-Regimenter zu 3 oder 4 Bataillons in das Feld rücken. Ein Linien-Jnfanterie-Regiment besteht aus dein Stabe und 4 Bataillons, ferner aus 2 Reservisten- Bataillvns und I Depot-Division. Zum Regimentsstabe gehören 6 Offieiere und Parteien, 33 Mann und 74 Pferde p von diesen zäh len aber nur 1 Oberst und > Regiments-Adjutant auf dem streitbaren Stand. Ein Linien - Infanterie - Bataillon, formirt ans 4 Compagnien, besteht im Mittel aus 20 Osficiercn und Parteien und 010 Mann, wovon 1k Offieiere und 383 Mann mit 872 Feuergcwchren zum streit baren Stand gehören. Ein Jäger-Bataillon formirt sich ebenfalls ans 4 Compagnien und zählt in allein 21 Offieiere, 960 Mann, wovon 18 Offieiere, 907 Mann mit 888 Feuergewehren den streitbaren Stand geben. Formationen. 37 Fehlt eine Compagnie, so werden die drei vcr- Bataillon eint gebliebenen Compagnien noch Bataillon — zwei "bata'mon.' Compagnien aber Halbbataillon genannt. Die Aufstellung eines Bataillons entsteht durch Form-mo- die Vereinigung der Compagnien und wird nach den "°"' nachfolgenden Formationen bewirkt: Z i 8 > l. Die Normalstellung. — In dieser stehen die Compagnie-Colonnen in gleicher —-Höhe mit 6 Schritt Intervalle -nebeneinander. Diese Formation - —- wird angcwcndet, wo keine Ur- i»o Schritt fache zur Annahme einer andern Formation zwingt. Sie erfordert einen Raum von 100 Schritt Länge u. 20 Schritt Tiefe. 2. Die Colonnenlinie. — Die Compagnie - Co- zo Sch r können stehen auf I I — H H — gleicher Höhe und Zf— — — — haben zwischen sich diezumAufmarsch nothwendigenoder —-— sonst bestimmten Intervallen. Die Colonnenlinie hat den Zweck, eine ausgedehnte Ge¬ fechtslinie, (beiläufig 200 bis 600 Schritt für ein Bataillon) zu besetzen, mit geringer Beschwerlichkeit Bewegungen auszuführen, die Wirkung des feindlichen Geschützfeuers abzuschwächen und die Vorbereitung zum entscheidenden Angriffe. 3. Die entwickelte Linie. — Die Compagnien 320 Schritt. sind in Linien entwickelt ohne Intervalle nebeneinander 38 Formationen. aufgestellt; sie wird nur zur Bildung einer ausge¬ dehnten Feuerlinie oder in beschränkten Räumen an¬ gewendet. Die Front erfordert ^mal so viel Schritte zur klänge als Männer darin stehen. 4. Die Bataillons- und geschlossene Bataillons- Colonne. — Die a. d. e. Compagnie - Co¬ ni d — können stehen hin- — -tereinander, und — zwar. H Bataillons - Co- r — lonnemitderEnt- G NI Wicklungsdistanz; —- ö. in der geschlos- NI senenBataillons- H Colonne mit 6 — Schritten Di- « stanz; 6. in der <-« geschlossenenBa- taillons -Colonne " H mit Compagnie- — oder Halbcom- pagnie-Breite. s Cavallerie. .39 6. Die zur Verteidigung gegen Reiterangriffe anzunehmende Formation in Compagnie-Carrss «, «h Halbbataillons-Carros b, oder Bataillons-Carrss e. Besteht das Bataillon nur aus drei Compag¬ nien, so formirt es Compagnie-Carräs. » 7. Die Anwendung der zerstreuten Fechtart. Diese wird mit Ausscheidung einer Reserve und Dis- Ponirung derjenigen Compagnien durchgeführt, welchen die bestimmte Aufgabe zufällt, durch Anwendung der zerstreuten Fechtart den angestrebten Zweck zu errei¬ chen. Die Compagnien lösen 1 bis 2 Züge in Pa¬ trouillen und Schwärme auf, welche durch geschlossene Abteilungen (Unterstützungen) nach Umständen ver¬ stärkt oder abgelöst werden können. Bei der Cavallerie bildet die Escadron in der Eavallerie. Division und diese im Regimente einen taktisch selbst¬ ständigen Körper. Eine Escadron leichter oder schwerer Cavallerie zählt zusammen 5 Ofstciere, 165 Mann, 149 Pferde, wobei 150 Reiter den streitbaren Stand bilden. 40 Formationen. Gallerte Bei ciliem schweren Cavalleriercgimcnt bilden zwei Escadronen eine Division, und 2 Divisionen ein Regi ment. Die schwere Cavallcrie besteht aus 14 Dragoner- Regimentern, jedes Regiment im Felde zu 4 Esca- drvnen in der Gesammtstärke von 724 Mann, 625 Pferden, wovon 600 Reiter den streitbaren Stand bilden. Cavalleric Bei der leichten Cavallerie bilden ebenfalls 2 Di¬ visionen das Regiment, aber eine derselben ist 3 Es cadronen, daher das Regiment 5 Escadronen stark. Es bestehen 13 Uhlanen- und 14 Hußarcnregimentcr, jedes Regiment im Felde in der Gesammtstärke von 900 Mann, 770 Pferden, wovon 754 Reiter den streitbaren Stand bilden. Formationen. Ein Regiment kann in folgenden Rormal-For- mationen aufgestellt und bewegt werden: 1. In entwickelter Linie. Die Escadronen stehen 2. Division. 1. Division. '^v' IV^ III. k' II I? im im im imi i - > 80 Schr. 10 Schritt. mit 10 Schritt Escadrons-Jntervalle neben einander. Diese Formation findet vorzugsweise znm Angriffe und auch in Fällen Anwendung, in welchen das Re¬ giment ungedeckt auf hindernißlosem Terrain stehen und sich bewegen muß. Die Frontlänge einer Escadron ist °/^mal so viel Schritte als Reiter im ersten Glicde stehen. 2. In Colonnen-Linie sind die Escadrons-Colonnen — —, , ingleicherHöhemitAufmarsch- " Intervallen nebeneinander auf >—> lUD gestellt; sic findet hauptsächlich m ihre Anwendung als Vvrbc reitung zum Aufmärsche in die entwickelte Linie. Artillerie. 41 Wenn cin schweres Regiment im Brigadever bande längere Strecken zurücklegen soll, so soll es statt in Escadrons-Colvnnen, in DivisionS-Colonnen formirt werden; diese Formation heißt Divisions- Colvnnen-Linie. 3. In der Doppel - Colonne. Hier sind die in der einfachen Colonne formirtcn Divisionen mit einem Intervalle von 10 Schritt nebeneinander auf gleicher Höhe gehalten. Bei einem Regimente, welches zu einem Angriffe reitet, wobei es nicht durch andere Truppen unter¬ stützt ist, wird in der Regel eine Escadron, und bei einer Division von 3 Escadroncn wird eine halbe Escadron zur Reserve bestimmt; übrigens müssen jeder attakircndcn Cavallerie, welche die Stärke einer Escadron überschreitet, stets in einer Entfernung von 50 bis 80 Schritt Abtheilungen (Züge) als Defen- sivflanken folgen. Die Batterie bildet die taktische Einheit bei der Artillerie. Artillerie und die unter einem Befehl vereinte Zahl von 2 bis 5 Batterien formirt eine Batterie-Divi¬ sion, welche entweder den Armee-Divisionen als Di¬ visions-Artillerie oder einem Armeecorps als Gcschütz- reserve beigegcben wird. Ein größerer Artillcriekörper wird aus mehre¬ ren, unter einen Befehlshaber gestellten Batterie- Divisionen gebildet und zumeist nur als Armee-Ge¬ schützreserve aufgestellt. Der streitbare Stand der Artillerie wird nach der Anzahl der ausrückenden schlagfertigen Geschütze berechnet. Es bleibt daher den betreffenden Comman- danten bei persönlicher Verantwortung überlassen, alle Geschütze so bespannt, bemannt und ausgerüstet zu 42 Genie-TruMn. Genie- Truppen. erhalten, daß jedes einzelne stets als schlagfähiges In¬ dividuum auftreten könne. Der Divisions - Munitionspark wird in der Regel aus den mit Nr. 1, 2 und 3 bezeichneten Mu- nitions-Colonneu eines Feld-Artillerie-Regiments ge¬ bildet, und es besteht eine derselben aus 3 Vorraths- Laffetten, 17 Fuhrwerken mit Geschützmunition, 12 Wagen mit Kleingewchr-Patronen und 4 Traiufuhr- werken. Die Munitionswagen der Infanterie- und Jäger- Bataillone bilden entweder selbstständige Brigade- Munitionsparks, oder diese Parks werden nach Um¬ ständen dem Divisions-Munitionsparke angeschlossen, endlich können auch die mehr entfernten und selbst¬ ständig kämpfenden Bataillone ihre Muuitionswagen zu sich berufen. Der Stand einer Genie-Cvmpagnie im Kriege besteht aus 5 Officieren, 197 Mann; sie führt einen vierspännigen Compagnie-Requisitenwagen, 4 zwci- spännige Zeugswagen und 1 zweispännigen Proviant¬ wagen mit sich. Ein Pionnier-Feldbataillon besteht aus 4 Cow- pagnien, 1 Zeugsreservc und 6 Brücken - Equipagen- Eine Kriegs-Brückenequipagc besteht aus zwölf Balken-, 6 Bock-, 2 Requisitenwagen und einer Feld- schmiede für die Normallänge von 42 Klaftern zu einer Kriegsbrücke. Die Feldabtheilungen der technischen Truppen haben die Bestimmung, zur fortificatorischen und technischen Vorhereitnng und Verstärkung des Kriegs¬ schauplatzes, sowie der Schlachtfelder verwendet zu werden. Die Genie - Truppen haben die auf Märschen, in Ruhestellungen und im Gefechte, dann die beim Gefechtswcise für Artillerie. 43 Angriffe und bei der Verteidigung fester Plätze ver¬ kommenden technischen Arbeiten zu verrichten. Die einer opcrircnden Armee zugcwiescnen Feld- Bataillons des Pionnicr-Rcgimcnts haben die im Kriege verkommenden Herstellungen von eigentlichen Kriegs- brückcn, von halb permanenten und Nothbrücken, die Zerstörung und Wiederherstellung von permanenten Brücken, so wie den Bau der hiemit im Zusammen¬ hänge stehenden Communicationen auszuführen. Bei jeder Infanterie- oder Jäger-Compagnie Samtäts werden im Kriege 3 Mann ohne Feuergewehr als Gruppe». Blesfirten-Trägcr ausgestellt und zu Brigade-Sanitäts- detachements vereinigt, die von einem Officicr com- mandirt werden, dem noch per Bataillon ein Unter- officier beigegcben wird. Die Sanitätstruppe ist auf die Hilfsplätzc gewiesen und von da beginnt ihr Wirken nach rückwärts auf die Verbandplätze, zu den Corps-Ambulanzen oder zu den Feldspitälern. Die Stärke der einer Armee-Division zugewie¬ senen Sanitäts-Abtheilung kann bis zu einer Com¬ pagnie (5 Züge) und auch darüber reichen. 7. Gefechtswcise für Artillerie, welche momentan einer Brigade zngcwiesen ist. Wie bereits angegeben, werden den Infanterie- Brigaden bei vollkommen selbstständigem Auftreten auch Batterien zugcwiesen, und ebenso kann auch einem Regimente oder Bataillone eine Abteilung von 2 bis 4 Geschützen momentan beigegeben werden. Die Zuweisung dieser Artillerie - Abteilungen bleibt aber stets nur eine für besondere Bestimmungen 44 Gesechtsweise sür Artillerie. giltige Zudisponirung vom Gros der Divisions- Artillerie. Selbst die für eine vorhandene leichte Bri¬ gade bestimmte Eavallcrie-Battcrie kann durch eine andere ersetzt oder verstärkt werden und hängt daher ebenfalls von der wohlerwogenen Disposition und Aufgabe der Truppe ab. Nur iu dem seltenen Falle, als eine Brigade zu einer ganz selbstständigen Operation bestimmt ist, z. B. zu einem entfernten Streifzuge, zur Occupa¬ tio» oder Verthcidigung einer von den Hauptopera tionen abgelegenen wichtigen Gegend u. dgl., kann eine länger dauernde Zuweisung von Artillerie cintrcten, welche in einem solchen Falle vom Armee-Commando durch die Feld-Artillerie-Dircction ungeordnet wird. Diese Geschützabtheilungen sollen der Truppe behilflich sein, das schon gewonnene Terrain zu be haupten, ihren ferneren Angriff vorzubereiten, oder, wenn die Truppe zurückzuwcichcn gezwungen würde, diese Bewegung durch Abhaltcn des verdrängenden Feindes zu schützen. Die Verhältnisse, d. h. die Bodenbcschaffenhcit, die Stellung des Feindes und die Absicht der durch- zusührenden Unternehmung, sind maßgebend für die Eintheilung der Geschütze in der Marsch - Colonne, wonach sie entweder in der Mitte oder an der Queue des Gros zu marschiren angewiesen werden. Je kleiner die Truppe, desto schneller wird sie beim Zusammenstoß mit dem Feinde ins Gefecht ver¬ wickelt. Es muß daher bei den Geschützen alles zum augenblicklichen Feuern in Verfassung sein. Hiezu gehört nebst den schon bekannten Vorbereitungen beim Geschütz und der Munition: I. Daß zur freien Bewegung und besseren Uebersicht eine Distanz von mindestens 30 Schritten Gefechtsweise für Artillerie. 45 Z- i- ie :r >d >e l, i- >- ie >o >e c, li >, i- ie lc e n u li ir n bis zur Queue der vormarschircuden Truppe strenge eingehalteu uud gauz auf einer Seite der Straße gefahren werde, weil es leicht cintreten kann, daß die Geschütze sich aus der Stelle placiren müssen, wäh¬ rend die Truppe sie demaskirt. 2. Um in solchen Fällen schnell bereit zu sein, wird die Laffette, sobald sie von der Protze getrennt ist, mit erhobenem Protzstocke durch die Kanoniere auf den zum Feuern geeigneten Platz geführt wer¬ den, weil das Umkehren mit den Protzen mehr Zeit erfordert nnd, wenn es unter dem feindlichen Fencr geschehen muß, eine verderbliche Blöße bietet. Daß ein solches Berfahren keine neue Erfindung, ist daraus zu entnehmen, daß es schon vor dem Jahre >848 bei den mobilen Batterien in Italien unter der Benennung „vorwärts abprotzen," „in die rechte (linke) Flanke abprotzcn" angewcndct wurde. Aber auch schon in früherer Zeit ist ein ähnliches Berfah¬ ren vorgekommen, denn in der Schlacht bei Dresden am 20. August >813 hatte eine österreichische Batte¬ rie die vor dem Löbtauer Schlage gelegene Lünette Nr. .5 zu beschießen. Sic war neben dem Gasthofe „die Sorge" ausgestellt, wollte aber, um ein späteres Vorrücken zu verbergen und überhaupt eine bessere Placirung zu gewinnen, ihren Standort ändern, wozu man die Geschütze einzeln abgeprotzt mittelst den Protz¬ bäumen hinter der „Sorge" hinweg, an der nächst- gelegencn Pnlvermühle vorbei in die neue Position neben den: sogenannten Thnrmchen führte. Protzen und Wagen gelangten ebenfalls dahin und wurden hinter dem Thürmchen ausgestellt. Wie nöthig aber die beiden angegebenen Ma߬ regeln sind, möge folgendes Bcispcl darstellen: 46 Gesechtsweise für Artillerie. Am Morgen des Echlachttages von Auerstädt, den 14. October 1806, ließ der König von Preuße» die französische Avantgarde durch den General Blücher angreifen, und hatte letzterer 26 Escadronen von der Division Schmettau vereinigt. Bei einem dichte» Nebel setzte sich General Blücher mit seinen Truppe» sogleich in Bewegung und verfolgte die Chaussee nach Kösen. Zwischen Pappel und Tanchnitz stieß die Spitze mit der feindlichen Cavallerie zusammen, welche so¬ gleich bis über Hassenhausen gejagt wurde; hiebei folgten ihr im Trabe einige Escadrons vom Regi¬ ment Königin nebst der reitenden Batterie Granmann. Jenseits Hassenhauscn, wo die Chaussee eine Art Hohlweg bildete, erhielt diese Batterie, nebst ihrer Bedeckung in Nebel gehüllt, eine ganze Lage von einer französischen Batterie. Die Batterie wollte aus der Direktion der feindlichen Geschütze weichen, aber die Abhänge des Weges waren gegen das Feld so steil geböscht und hoch, daß man sie kaum zu Pferde er¬ steigen konnte. In der Batterie entstand daher eine Verwirrung, aus der nur die drei letzten Geschütze, die bei dem großen Verlust an Leuten und Pferden noch zu wenden vermochten, sich mit der Bedeckung in Unordnung zurückziehen und den Händen des Fein¬ des entrinnen konnten. Wäre es vorauszusetzen, daß diese verlustvolle Flucht auch dann eingetreten wäre, wenn die Distan zen nicht blindlings verloren und die vordersten zwei Geschütze sich besonnen ins Feuer gesetzt hätten, da sie doch durch die zuerst gegen die Reiterei gefallenen Schüsse gewarnt und somit nicht in den gleichen Feuer¬ bereich gerathen wären? Eben so nothwendig als die bereits angegebenen Vorsichtsmaßregeln erscheint es für den Commandan- ter Fe cvi du er in sa er w A E ir bl v t> ei n v d ; l e ! l l l l i Vormarsch einer ganzen Batterie. 47 ten einer Geschützabtheilung, daß er in der Nähe des Feindes die Führung der Geschütze in der Marsch¬ kolonne einer anderen Charge überlasse und sich an die Spitze znui Truppcnconunandanten begebe, damit er gleich beim ersten Zusammenstoß mit dem Feinde in die Vage komme, jene Aufstellung in das Auge zu fassen, welche den besten Erfolg des Geschützfeners erwarten läßt. Ist eine ganze Batterie einer Brigade zuge- Vormarsch wiesen, so wird dieselbe gewöhnlich in der Mitte der Ersten Marschkolonne des Gros so eingetheilt, daß die zur Brigade gehörigen Regimenter in sich selbst nicht ge¬ trennt werden. Ob die Batterie alle Munitionswagen bei sich behalten oder schon mit ausgeschicdcncr Munitions¬ reserve marschiren soll, hängt von der wünschenöwer- then Verkürzung der Colonnc und der Voraussicht einer vielleicht momentan nothwendig werdenden Ent¬ wickelung in die Feuerlinie ab, wo dann das Aus¬ scheiden der Munitionöreserve leicht Unordnung, Zeit¬ verlust uud Hemmung der Cvmmunication verur¬ sachen könnte. Ist die Munitionsreserve ausgeschie¬ den, so marschirt sie für sich an der Queue der Truppen, jedoch vor dem Brigade-Munitionspark und jedem Train. Bei jedem Halt, sei er eine längere Rast oder ein Stillstand vor dem unmittelbaren Uebergang in ein Gefecht, ist zu streben, die Geschützabtheilungen abseits der Straße in eine geschlossene Ausstellung anfmarschircn zu lassen. Was schon bei den leicht beweglichen und mit hinreichender Bedienung versehenen Geschützen bcob achtet werden soll, verdient umsomehr Berücksichtigung bei den nachrückenden Munitionswagen, dem Brigade- 48 Gefechtsweise einer Batterie. Munitionspark und beim Train. Durch diese Maß' regel wird nicht allein nur die Commnnication frei' gemacht, sondern es wird die Uebcrsicht über die Mannschaft, Pferde und Material befördert, es wird jede Herstellung und Befestigung von beschädigte» Thcilen oder im Hufbeschlagc erleichtert, endlich Be¬ fehle und sonstige Anordnungen augenblicklich crthcilt werden können, wodurch die Batterie in eine Verfas¬ sung kommt, aus welcher sie nach jeder Richtung an¬ standslos in eine neue Formation übergehen kann. Diese Bemerkungen erscheinen so einfach und beinahe unwesentlich, und doch folgen aus ihrer Nicht¬ beachtung so manche Uebclständc, welche auf die Be¬ weglichkeit der Batterie hindernd wirken oder wenig¬ stens unbehilflich und schwerfällig sich darstellen. Die Rast in einer thunlichst gesammelten Aufstellung zu verbringen, ist jedenfalls dem einsamen und getrenn¬ ten Warten auf der Straße vorzuziehen. Mge^iner Die Gcfechtswcise einer einzelnen Batterie oder Batterie, kleineren Geschützabthcilung, welche den Truppen mo¬ mentan zugcwicscn ist, besteht einfach in der Formirung der Feuerlücke auf einem geeigneten Punkte im Bereiche der Truppe und in der Durchführung des dein Zwecke entsprechenden Feucrgefechtcs. Auf diese Absicht sollen alle Bestrebungen sich richten, und es wird sich diese im ebe¬ nen und freien Terrain auch ganz leicht erreichen lassen. Anders aber verhält es sich im eoupirtcn Terrain, wo man zu Anfang des Gefechtes noch nicht die Stärke und Stellung des Gegners zu erkennen ver¬ mag. Man wird meistens den Punkt, auf welchem der Hauptangriff erfolgen soll, erst bei der Entwicklung des Gefechtes ersehen können und dann erst erfahren, wohin die vereinte Wirkung der Batterie zn lenken sein wird. Gcfcchtsweise cmer Batterie. 49 Aus diesem Grunde ist eine sorgfältige Recog- uoscirung der feindlichen Stellung sowie auch des diesseitigen Terrains vorzunehmcn. Der Batterie-Commandant soll deshalb, wenn die ersten Bkcldungcn über den Feind von den Vor- truppen cinlaufen, sich selbst zur Detail-Recognosci- rung des Terrains aubicten und eventuell ansuchen, dem bei den Vvrtruppcn sich aufhaltenden General- Stabs-Ofsicier sich zugcsellen zu dürfen, um wenig¬ stens vorläufig den Ort zu erkennen, auf welchem die Batterie auffahrcn soll, worauf den Truppcn-Com- Mcmdantcn bei der allgemeinen Rccvguoscirung der motivirte Antrag zu stellen wäre, wie dem Aufmärsche der Truppen entsprechend die Batterie vorgeführt und aufgestellt werden könne und wann sie die nun be¬ stimmte Aufstellung eiuzunehmen haben wird. Wenn es sich um einen raschen Angriff handelt, wird der Batterie-Commandant den zur Recognosci- rung mitgenommenen Unterofficier zur Batterie zurück¬ senden, damit selbe von dem sie einstweilen führen¬ den Officier auf dem bestimmten Wege herangeführt werde, worauf er selbst das Commando zu über¬ nehmen hat, mn ihre nun in den Gcfcchtsbereich fal¬ lenden Bewegungen, ihre Placirung und ihr Feuer zu leiten. Wenn Geschütze bei der Avantgarde eingetheilt waren und mit derselben in's Gefecht verwickelt wur¬ den, so kann nur die Ocrtlichkeit und die Stellung des Feindes entscheiden, ob die Geschütze der Avant¬ garde in ihrer Stellung verbleiben und diese vielleicht durch Verstärkung der Gefchützzahl behaupten sollen, oder ob die Batterie eine andere Aufstellung cinzu- uehmcn hat und die Geschütze der Avantgarde in diese einberufen werden sollen. 4 50 Eigenschaften des Placirungsortes einer Batterie und Benützung desselben im Gefechte. Je nachdem die Aufstellung des Feindes und das Terrain beschaffen ist, wird die Disposition mit det Batterie auch verschieden ausfallcu. Immer muß aber das Bestreben dahin gehen, die Batterie beisammen zu halten, da nur die vereinte Wirkung aller Geschützt eine entscheidende Wendung hcrvorbringen kann. Wäre jedoch die Stellung des Feindes so be schaffen, daß sie von verschiedenen Seiten angegriffe» werden soll, dann wäre auch die Batterie angemesse» zu theilen, wobei aber zu berücksichtigen wäre, vo» welcher Seite der Hauptangriff erfolgen soll, weil fN einen Scheinangriff die Beigabe eines Geschützzuge's meistens hiureichen dürfte. Nachdem die Avantgarde beim Antreffen des Gegners sich in ein partielles Gefecht einlaffcn wird, so werden die Geschütze derselben eine Stellung ge¬ nommen haben, die für sich recht gut gewühlt sei» kann, wo sie aber bei der allgemeinen Entwicklung des Kampfes nicht an jenem Orte stehen werden, vo» welchem die Fortsetzung und Entscheidung deö Gefech¬ tes erfolgen kann. Die Geschütze werden daher, wen» sie nicht zur Batterie cinbcrufcn werden, ohne weitere Störung zu dem Schein- oder Flanken-Angriffe dis ponirt werden können, welcher znr Förderung des Hauptangrisfes unternommen werden soll. Eig-nichaft-n Betrachten wir die Aufstellung der Batterie i» rung«o?u« Bezug auf die Eigenschaften des Placirungsortes, I» ter'u>mdB°-Mrden zu den drei bereits erwähnten Erfordernisse» Nutzung des-für das gute Emplacement einer gezogenen Kanoi^ Gefechte.' noch folgende Rücksichten zu nehmen sein: l- Daß bei einer Offensiv-Stellung die Placi rung der Batterie möglichst seitwärts, selbst aus wärts eines Flügels der von der Brigade einzuneh av >er >et ev P- ie- eu ei! o» ül es ldf ,e- iil !lg oii h- III re ö" es ili so :» ic i- ? Eigenschaften deS PlacirungSorteS einer Batterie und Benützung 51 desselben im Gefechte. Menden Position und ihrer beabsichtigten Angriffs¬ linie gewählt werde. 2. Daß bei einer Defensiv - Stellung die Placi- rung so gewählt werde, daß, wenn das Gefecht auf das äußerste und selbst bis zum eventuellen Verluste der Geschütze fortgesetzt werden soll, der Wirkung des Geschützfcncrs durch den Boden kein Abbruch geschehe, daß der Feind nicht nnter den Schuß komme oder- andere naheliegende Deckungen, die von unfern Truppen nicht stark besetzt sind, benützen könne. 3. Die Stellung muß so geräumig sein, damit die Intervalle, besonders starker Artillerie gegenüber, vergrößert werden können; als Maximum dürften 25 Schritte angenommen werden, was der Batterie l75 Schritte Ausdehnung gibt. Eine größere Streckung derselben würde die 2citnng und Ucberwachnng des Feuers sowie das Zutragen der Munition..erschweren und der Front besonders in Defensiv-Stellungen eine entschiedene Schwäche aufprügen. Als Minimum dürften 10 Schritte angenommen werden, um beim Auf- oder Abfahreu die Geschütze noch anstandslos senden zu können. In einigen Fällen können Abteilungen einer Batterie, besonders in der Defensive, auch noch kleinere Intervalle annchmcii, aber dabei können die Geschütze nicht mehr mit Bespannung gewendet, sondern nur durch die Bedienung cingcführt werden, und sic müssen zum Antreten des Rückzuges vorerst zu den gedeckt ausgestellten Protzen gebracht und dort aufgeprotzt werden. Niemals sollen die bespannten Protzen in so gedrängten Placirungcn ungedeckt bei den Geschützen behalten werden, da gefallene Pferde und zerschossene Protzen den letzten Ausweg absperrcn, wodurch der Berlust des Gauzen verursacht werden kann. 4* 52 Eigenschaften des PlacirunaSortcS einer Batterie und Benützung desselben im Gefechte. 4. Die in der Strecke der Geschütz-Aufstellung vorhandenen Deckungen sind sorgfältig zu benützt und nicht darauf zu scheu, daß die Intervalle gleich¬ mäßig eingehalten werde. Etwas vorgeschobene Ge¬ schütze können kleinere Intervalle nehmen, jedoch müssen die zurückstehenden von den vorderen weiter abbleiben, dafür aber wieder unter sich enger schließen. Benützung des Bodens bleibt Hauptsache, alles übrige ist nur Form und hat sich nach jener zu richten. An einem steil abfallenden Ravin ist das Zurückziehen der Geschütze von dem Rande des Abhanges vvrthcil haft, wenn vom Feinde dirccte Schüsse aus der Tiefe kommen; fallen selbe aber im Bogen ein, so bietet die Batterie zu ihrem eigenen Nachtheil nebst den' unvermeidlichen verticalen Ziel auch noch das horizon¬ tale Ziel vor den Geschützen den feindlichen Projek¬ tilen dar. Es wird daher von der Erwägung der eben vorherrschenden größeren Gefahr abhängen, ob man die Geschütze zurückgezogen oder an dem Rande des Abhanges placiren wird. 5. Die Sicherung der Protzen und der bei- habendeu Munitionswagen ist nie zu unterlassen, bc sonders wenn man so weit vom Feinde absteht, daß keine Störung zu besorgen ist, welche die Batterie zum schnellen Davonfahren veranlassen könnte. Jedoch sollen auch diese Deckungen nicht weiter als 50 bis 60 Schritte von den Geschützen liegen, um die Muni¬ tion noch bei der Hand, — überhaupt aber, um auch diese Theile der Batterie noch im Bereiche der Eoni- mandostimme zu behalten. 6. Die Zufahrten und Abfahrten aus der Stel¬ lung sollen besonders in der Vertheidigung mehrere, leicht prakticabel und nach rückwärts gerichtet sein. Na< nur Ba gesi Mü der we da¬ un Bl ste le, la le- A s-i vl H' le b d ß t z lg Ullg tzei' -ich- Ae- >en, Oie Ä» je» :ill cft tet !II' m :c- er ob de ß ie h d Bigenschasten des Placirungsortes einer Batterie und Benützung 53 desselben im Gefechte. ^ach vorwärts führende Ausfahrten können natürlich "Ur zum Avanciren Vortheile bringen. 7. Der Commandant der Munitionsreserve der Batterie hat diese, sobald das Gefecht beginnt, in eine ^sicherte Aufstellung abseits der Straße zu bringen "ud durch aufgestellte Uuterofficiere die Einfahrt zu ^'selben beaufsichtigen zu lassen. Er selbst beobachtet die Stellung und jede Be¬ rgung der Batterie, um bei Zeiten seine Reserve Graach in Bewegung zu setzen. Er muß umsichtig "ud entschlossen sein, die Verbindung sowohl mit der Batterie, als auch mit dem nächsten Muuitionspark uets erhalten und auch bestrebt sein, den Weg zu dem Meren erforschen und wo möglich recognosciren zu Msen. Seiner Thätigkeit ist es Vorbehalten, der Bat- Mie im Gefechte alles Nöthige zu besorgen und seine ^unitiousfuhrwerke mit ganzer Ausrüstung in Bereit¬ schaft zu haben, ohne ihre Sicherheit zu gefährden durch ungeschickte Aufstellung eine Passage zu heiumen. Sobald er wahrnimmt, daß von der Batterie gewordene Munitionswagcn, demontirte oder sonst ^schädigte Geschütze, Protzen oder von gefallenen Pser- M herrührende Beschirrungen zurückgehen, hat er ^be zur Batterie-Reserve zu führen und die Bat- M'ie einstweilen durch einen Untcrofficier beobachten lassen. Er selbst aber besorgt das unverzügliche Agehen von eben so viel ausgerüsteten Wagen zur Batterie und überwacht das vollständige Ausleeren "er zurückgekommencn, worauf selbe durch einen Unter¬ mieter zum Absassen der Ersatzmunition abgesendct werden. Zum Ersatz der gefallenen Pferde sind die an- Mchirrten Reserve-Pserdepaare vorzusenden, daher dar- 54 Fcuergefecht. auf zu scheu ist, daß die Reservepferdc uic beim Trab' zurückbleibeu. Dem zum Munitionsfassen abgehcuden Unter officier ist ein, wenn auch nur mit Blei geschriebener Erfordernißzcttcl mitzugeben, welcher nebst genauer Angabe der Batterie und ihrer Einthcilung, den Orb Datum und Stunde der Absendung, die Zahl und Gattung der benvthigtcn Zeugs-Sorten zn enthalte!' hat. Den Ersatz an Mannschaft leistet er von de" beihabenden Reservcmänncrn; Verwundete werden ;nn> Verbandplätze gebracht nnd die leicht Verwundeter' nach erhaltenem Verbände an die Stelle der abgcscn deten Ersatzmänner gestellt; sein Wirkungskreis er streckt sich auf alle im Rücken der fechtenden Batterie sich ergebenden Vorfallenheiteu, um jederzeit nach UW' ständen Ersatz zu leisten oder den Bewegungen der Batterie in angemessener Weise zu folgen. Keuergesecht. Aus der genommenen Stellung wird die Bat terie ihr Feuer zuerst gegen jene Theilc der feindliche" Truppen richten, welche dem Aufmärsche und der Auf¬ stellung der eigenen Brigade zumeist schaden, daher vorzüglich gegen die Geschütze, nm ihr Feuer Z" schwächen und von den Truppen ab auf sich zu zichcw Von dem Erfolge dieses Geschützkampfcs wird es vor znglich abhängen, ob die eigenen Truppen ohne lange Zögerung und ohne erhebliche Verluste sich entwickel" und zum Angriffe formtreu köuueu. Nach diesem Gst fechtSmomentc conceutrirt die Batterie ihr Feuer aw jene Punkte, gegen welche unsere Angriffs-ColonncN gerichtet sind, und macht von jenen Geschossen Gr brauch, welche unter den obwaltenden Verhältnisse" dem Feinde den größten Schaden zufügen. Sind end¬ lich unsere Truppen so nahe angcrückt, daß ihre nn mittelbaren Gegner nicht mehr beschossen werden kön- Nl di lr vl dl li b b r b ß b o n c l r Feuergefecht. 55 neu, so hat die Batterie ihr Feuer abermals gegen die noch wirkenden Geschütze oder gegen jene Abthei- lungen des Feindes zu wenden, welche dem Angriffe von der Seite entgcgcntretcn, und wenn endlich auch da nichts mehr zu beschießen wäre, ist gegen die feind¬ lichen Reserven bis zur Entscheidung des Kampfes zu wirken. Gelingt der Angriff, so wird von einer Halb- batteric das Feuer gegen die sichtbar werdenden reti- rircnden Feinde fortgesetzt, während die andere Halb¬ batterie mit Beschleunigung vorrückt, um bei der Be¬ setzung der eroberten Position zur Hand zu sein, von wo der weichende Gegner nachdrücklich zu beschießen ist, worauf die rückwärtige Halbbattcrie eine dem fer¬ neren Zwecke angemessene Verwendung finden wird. Mißlingt der Angriff, so wird aus der inne¬ habenden Stellung das Feuer der ganzen Batterie ge¬ gen jene Feinde gerichtet, welche in größeren Massen unsere Truppen verfolgen wollen, um sie abzuhalten und dadurch das Sammeln der geworfenen Angreifer zu beschützen. Nicht immer wird es gelingen, unter so ein¬ fachen Verhältnissen mit der Batterie ein Gefecht durch¬ zuführen, da es durch die Beschaffenheit des Terrains oder durch die Entfernung und die Lage des anzu- greifendeu Punktes nothwendig werden kann, die Po¬ sition zu wechseln. Dieser Wechsel der Position soll nie gleichzeitig mit der ganzen Batterie vorgenommen werden, um das Geschützfeuer nicht zu unterbrechen; ferner muß derselbe noch rechtzeitig ausgeführt worden sein, damit der angrcifenden Truppe zur entscheidenden Action genügender Vorschub geleistet werden könne. Unter allen Umständen dürfen einzelne Batte¬ rien sich niemals auf die große Portee ihrer Geschütze 56 Feuergefecht. verlassen, und wären sie auch manchmal gezwungen, auf größere Entfernungen als 3000 Schritte zu feuern, so dürfte hier meistens nur eine Halbbatterie in Po sition gebracht werden, während die andere Halbbat- terie, durch Terrain, Cultur und schnelle Bewegung möglichst gedeckt, um jeden Preis trachten muß, siä in einer schon für Shrapnels günstigen Distanz z» placiren, worauf, wenn sie hier eingeschossen, auch die rückwärts gebliebenen Geschütze vorgczogen werden können. Bei einem so raschen Vorgehen muß aber jene Vorsicht angewcndct werden, welche die Geschütze vor Ueberfällen oder einem schnell demaökirtcn feindlichen Feuer bewahre, damit es ihnen nicht so ergehe, wir jenen französischen Geschützen auf der breiten Chaussee von Mailand nach Melcgnano in dem Treffen aw 8. Juni 1859; diese, 6 au der Zahl, waren auf >400 Schritte aufgefahren und feuerten ohne Erfolg gegen 4 Geschütze der Cavallerie-Batterie Nr. 10 des achten Artillerie-Regiments, welche am Ortseingange hinter einem Erdaufwurf gedeckt standen. — Die Franzosen, durch das Schweigen dieser Geschütze verleitet, rückten bis auf 900 Schritte auf der Chaussee vor, uw von dort ein wirksames Feuer eröffnen zu könne»; sie waren noch im Abprotzen und Wenden begriffen, da wurden sie von den österreichischen Geschützen mit solcher Lebhaftigkeit und Wirkung beschossen, daß in kurzer Zeit die Straße mit Gefallenen bedeckt war und sie ihr Feuer einstellen mußten, um wieder zurückzukehren. Daß bei den Bewegungen ebenso wie bei Placi- rungen die Batterien und ihre Abtheilungeu alle Deckun¬ gen und Terrainvortheile zum Adschwächen der feind¬ lichen Geschützwirkung geschickt und sorgfältig be- Feucrgesecht. 57 en, ni, Zo- at- nig si^ z» »ch >e» !Ilt >ok >eii vie fee un ^e» /e» A cn w -i; n, iit ill »r et i- 1- b- e- »ützcil müssen, versteht sich von selbst, da sie nicht vor der entscheidenden Wendung des Gefechtes sich Manövrirunfähig machen lassen dürfen. So benützte z. B. eine österreichische Batterie am ersten Tage der Schlacht bei Dresden am Aisten August l8l3 Düngerhaufen zu ihrer Deckung und bekämpfte aus dieser Stellung auf ungefähr 1000 Schritte eine der Anetten, welche zur Deckung der Vorstädte Dresdens angelegt waren, mit einem so wohlgerichtetcn Feuer, daß die Bonnets in kurzer Zeit weggerissen, die Brustwehre selbst aber bis zur Hälfte abgckämmt und die Geschütze dann, bis auf einen eisernen Zwölfpfünder, zum Schweigen gebracht Ware». Die zwölfpfündige preußische Batterie Nr. 2 wurde in der Schlacht bei Möckern (bei Leipzig), den >7. October 1813, durch ein Krautfeld, welches vor ihrer Aufstellung lag, vor der mörderischen Wirkung der feindlichen Kartätschen geschützt, indem die ohne¬ hin zu kurz gehenden Geschosse von den Krautköpfcu aufgehalten wurden nnd die weiter gellenden nur blaue Flecke erzeugten. Dieses Beispiel zeigt, daß selbst geringfügige ckinsiände nicht unbenützt zu lassen sind, um die Wirkung der feindlichen Geschosse zu vermindern. Wie wichtig oft ein partielles Avantgarde-Gefecht ui den Gang einer größeren Affaire cingreifen könne, Seigt die Schlacht bei Neerwindcn am 18. März 1793. Die österreichische Avantgarde hatte vom Erz¬ herzog Karl den Auftrag, die Lütticher Hauptstraße iu vcrtheidigen. Sic hatte zu diesem Zweck Orsmael, Wo die kleine Geete überschritten wird, mit dem O'Don- Mischen Freibataillon besetzt, während die übrigen 5 Bataillone und 6 Escadrons Hußarcn auf den Orsmael 58 Feuergcfecht. und dic Straße beherrschenden Höhen Stellung ge nommen hatten. Oberlieutcnant Smola hatte auch daselbst scüü Cavallerie-Batteric, zu der er noch die zwei dreipfü» digen Bataillonsgcschütze von O'Donncll bcigczogc» hatte, vortheilhast placirt. Am Vormittag eröffnete der französische Feldherr Dumouriez den Angriff in 7 Colonnen, von welche» die Division Miranda, 7000 Mann, 1000 Reiter wü zahlreichem Geschütz, als sechste Colonne auf der M tichcr Straße vorrücktc. Gegen Mittag gelang es, sich des Dorfes Orsmacl zu bcmcistern, obgleich das Regiment Sztaray (gcgcnwärtg Gyulay) das Frei bataillon unterstützt hatte. Oberlieutenant Srnola ver- werthc durch mehrere Stunden die stets erneuerte» Versuche der Division Miranda, aus Orsmael her vorzubrechcu; endlich gegen 4 Uhr Nachmittags glückte es ihr, den Ausgang zu erzwingen. Gleichzeitig be setzte dic siebente und äußerste Colonne des Feindes unter Champmorin das Städtchen Lean, woraus ihre Batterien die Stellung der österreichischen Avantgarde der Länge nach bestrichen. Mit besonderer Kaltblütigkeit verharrte Smol» als der letzte in seiner früheren so wichtigen Aufstell lung, und als er sich nach vielstündigem heftigen Ge- schützkampfc gegen die an Zahl weit übermächtige» Gegner zurückziehen mußte, rettete er noch per- sönlich, mit Unterstützung des Hußarcn - Oberste» Devüy und einiger Grenadiere, einen als demontirt bereits verlassenen Zwölfpfünder. Ein Thcil dck feindlichen Truppen mit mehreren Batterien entwickel sich nun zu beiden Seiten der Straße, um den ge- wonncnen Vortheil zu verfolgen. Doch Smola mach^ seine einsichtsvolle Thätigkcit in diesem entscheidende» Feuergefecht. 59 Momente auf das glänzendste geltend. Seinem um ermüdlichen Eifer gelang es, durch Vereinigung der Kanonen der nächsten Truppe und von der Reserve hcrbeigcrufener Geschütze eine von ihm geleitete Bat tcrie von lO Zwvlfpsündcrn, 2 Haubitzen und 2 Drcipfüudcrn dem vordringendcu Feinde entgegen zu stellen, während seine Cavalleriegeschütze in mehreren, durch die Nähe vom Feind höchst kühnen Aufstellungen das Ausfahren des schweren Geschützes und dessen Flanken sicherten. Ungeachtet des eigenen großen Verlustes an Mannschaft und Pferden brach dieses verheerende Feuer in der ausgiebigsten Schußweite die Kraft des feindlichen Sturmes, mehrere Geschütze der Franzosen >varen bald unbrauchbar uud ihre Infanterie (wie Dumouriez selbst sagt) derart entmuthiget, daß einige Bataillone die Flucht ergriffen. Nun wendete Smola durch ein Flankcu-Manövcr seine Cavallcric-Battcrie gegen die rechts von ihr auf der Straße vorgcdrun- genen Bataillone und erschütterte deren Haltung durch einige, mit dem letzten Aufwande seiner Munition gegebene Kartätschcnlagen in so kräftiger Weise, daß der vom Erzherzog ungeordnete Rcitcrangrisf nach drücklichst vorbereitet wurde. Die Hußareu und Kürassiere, für deren Ein¬ treffen durch die Standhaftigkeit der Artillerie Zeit gewonnen war, hieben mit solchem Erfolge ein, daß Miranda's Colonne in Unordnung auf die Straße stirückgeworfeu wurde. Noch hielt dieser feindliche Flügel zur Deckung seines Rückzuges dcu diesseitigen Rand des weitläufige» Orsmael uud das angrenzende Gützcuhofen mit Truppen und Geschütz besetzt. Smola'ö Eavalleric - Batterie, von der ein be¬ deutender Theil der Mannschaft und Pferde auf dem 60 Feuergefecht. Schlachtfelde lag, war mm wohl in ihrer Wirkung gelähmt; dies konnte aber nicht dem rastlosen Eiset ihres Führers Schranken setzen. Ohne höheren Beseht nahm er drei Sechspfnnder vom Regiment Sztarah und beschoß aus einer geschickt gewählten Stelle die letzte französische Batterie so wirksam, daß sie ihren Vvrtheil im Abzüge suchte. Das Regiment SztarÄ erstürmte nun Orsmael wieder und Smola führte dessen Geschütze am jenseitigen Eingänge des Dorsis nächst der Straße aus. Die Hußaren und Kürassiere setzten den Fliehenden bis Overhespcn nach. Die Sieger eroberten 26 Geschütze allein vo» Miranda's Division, welche von einem panischen Schrecken ergriffen noch Nachts hinter Tirlemont, alsi fast 2 Meilen weit, in vollständiger Auflösung floh' der Verlust dieses linken feindlichen Flügels betrug 2000 Todte und Verwundete. Eine noch wichtigere Rolle als beim Angrissi fällt der Artillerie in der Vertheidigung zu, da itsil große Feuerwirkung ganz geeignet ist, die vorrückendeU feindlichen Colonnen aufzuhalten. Die Stellungen' welche man in der Regel schon vorher auswählen kann, werden so genommen, daß alle Wege und Terrainstrecken, die der Feind in seinem VorrüsieN passircn muß, möglichst concentrisch beschossen werdeh- So lange die Geschütze nicht in Wirksamen treten, sucht man ihre Aufstellung dem Auge dck Gegners zu entziehen, um ihn zu verhindern, scheh vorher seine Maßregeln zu treffen, und um ihn «ul gewissen Punkten durch Artillerie-Feuer zu überra schen, wo er solches vielleicht am wenigsten erwartet- Bietet das Terrain keine Gelegenheit zu derartig^ Maskirungen der Batterie», so stellt man dieselbe^ hinter den Linien der andern Truppen auf. Auf ter Vvi s° Ul die tre ab eil A Ei de- sei sc! zu A R vi T kc ir ti 2 I 8 e Feuergefecht. 61 größeren Entfernungen werden die auffahrenden Bat¬ terien so beschossen, daß sich das ganze Feuer auf selbe eoneentrirt, um sie daran zu hindern, den Angriff vvrzubereiten. Beginnt dennoch der eigentliche Angriff, io richtet sie ihr Feuer ausschließlich auf die vor- ruckeudcn Colonucn. Mit Kaltblütigkeit muß sie in diesen Augenblicken das feindliche Artilleriefeuer er¬ tragen und sich durchaus nicht von ihrem Zielpunkt abbringen lassen. Ihre Stellungen darf sie nicht vor¬ eilig verlassen; das Shrapnclfeucr, und in manchen Fällen selbst das Kartätschcnfeuer, führt endlich die Entscheidung herbei, und so wird es oft gerade in den letzten Augenblicken, wenn es mit Ruhe und Ent¬ schiedenheit fortgesetzt wird, den feindlichen Angriff scheitern lassen. Ein voreiliges Verlassen der Position führt oft su den verderblichsten Folgen; der Infanterie gegen¬ über wird die Artillerie bei gesichertem Riickzuge alle- wal Zeit genug behalten, um zu entkommen, und von Reiterei wird Artillerie schließlich doch eingeholt. Die Artillerie suche dann allemal das Heil in ihrem Feuer. Ebenso verfahre sie bei allen überraschenden Angriffen des Feindes, von welcher Seite er auch komme. Ein schnelles Begrüßen desselben durch ein bwhlgezieltes Feuer mit Shrapnels oder Büchsenkar- kätschen wird sie eher aus der Verlegenheit ziehen, als ein überstürzendes, oft Verwirrung erzeugendes Aufprotzeu und Davonfahren. Als in der Schlacht bei Memmingen, den kO. Akai 1800, die österrcichisch-baierische Armee den Rückzug antrat, erhielt der baierische Oberlieutenaut Koch den Befehl, urit zwei sechsstündigen Kanonen denselben zu decken und zu diesem Behufe die auf einer Anhöhe genommene Stellung so lange als möglich 62 Feuergefecht. zu halten. Es war schon vollends Nacht geworden, als die Franzosen, welche die Position gänzlich ver lassen glaubten, vorrnckteu. Koch zog sich mit seine» Geschützen etwas hinter die Anhöhe zurück und ein, pfing die nahe anrückenden Feinde, als sie sich ans der Anhöhe zeigten, so kräftig mit zwei Kartätschen schüssen, daß von ihnen ein großer Theil getödtc) wurde und der Rest in Schrecken die Flucht ergriff- Koch rettete hiedurch nicht nur seine Geschütze, sonder» hielt auch die Position während der Nacht und trug so viel dazu bei, den Rückzug der Oestcrreicher nach Ulm glücklich zu schützen. In der Schlacht bei Leipzig am 18. Octobef 1813, als die Brigade Ziethen (Preußen) das Dorf Zuckelhausen genommen hatte und den Angriff ans Stötteritz fortsetzte, bewarf die Batterie der Brigade letzteres Dorf und beschoß die neben diesem Dorfe ausgestellten feindlichen Truppen. Während dieses Bat teriefeuers kamen einige Schwadronen französische» Hußaren um das Dorf Stötteritz herumgetrabt, stutzten einen Augenblick, als sie die Batterie sahen, und formirtcn sich zum Angriff gegen dieselbe. Die Batterie stellte ihr Kugel feuer ein, ließ die Hußarc» in wirksame Kartätschenschußweite heran und^gab ein so ruhiges, gut gerichtetes Kartätschcnfeucr, daß die Feinde augenblicklich wendeten, in Eile den Schüsse» der Batterie sich zu entziehen suchten, einen nicht un bedeutenden Berlust zurückließen und hinter dem Dors» Stötteritz verschwanden. Die Batterie war einig» hundert Schritte vor ihre Brigade vorgeschoben, si» wußte ihre Wasfengefährten unter muthiger Anfnh rung bereit, und wartete daher mit aller Ruhe des feindliche» Angriffes, auf die Wirksamkeit ihrer G» schosse bauend. Feuergesccht. 63 Die österreichische Brigade Kollovrat war am Atärz 1849 um t i Uhr Bormittags mit ihrer Avantgarde, bestehend aus dem 9. Jäger - Bataillon khd einer Eöcadrvn Neuß-Hußaren, vor Olengo auf ^enwutesische Vortruppcn gestoßen. Diese wurden ^sh einem kurzen Plänkler-Gefecht zuruckgedrängt, ^ie Brigade formirte sich wühreuddein zum Angriffe, ^d es hatten rechts von der Hauptstraße uach Novara 9. Jäger-Bataillon und zwei Bataillone Kaiser- ^"santerie, links von dieser Straße die zwei Bataillone ^'anz Karl-Infanterie sogleich den Angriff uuter- "vinineu und waren bis über Castellazzv einerseits, zur Villa Visconti andererseits vvrgedrungen, die ganze Brigade Savona, verstärkt durch ein ^giment Savojarden und zwei Bataillons vom Ilten Manteric-Regimeutc, im Sturme bis Cavallotta und Mr Castellazzv vorrückten und von letzterem Punkte, Mtegirt von dem Feuer aus einer Achtpsünder- und ^>ier Sechszehnpfünder - Batterie, sich gegen Olengo Mu Angriffe anschicktcu. Die früher Vorgedrungeuen konnten einem solchen ^fassenden Angriffe nicht lange widerstehen und ^vren gegen 2 Uhr Nachmittags hinter Cavallotta vd bis vor Olengo zurückgedräugt worden. Die halbe Cavallcric-Batteric dir. 2 unter Com- ^ndo des Lieutenants Czechovini hatte rechts von Hauptstraße Stellung genommen. In diesem fischen Momente erhielt die Brigade Kollovrat so dringend nöthige Verstärkung durch die Brigade Stadion, welche mit dem 11. Jäger-Bataillon, einem s^ataillon Baumgarten und vier Geschützen der Sechs- Uüuder-Fußbatteric Nr. 4 das Regiment Franz Karl Md die Raketen-Batterie Nr. 2 unterstützten, ferner auch die Zwölfpfüuder-Batterie ZU. 2 links von 64 Feuergefecht. der Straße aufgefahren. Lieutenant Czechovini, der während dieser Zeit auf beiläufig 700 Schritte mit seiner halben Batterie das Feuer von l4 Geschützt erwiderte, hatte eben ein Geschütz eingebüßt, weil der Laffettcnkastcn desselben durch eine feindliche Granate in die Luft gesprengt wurde. Es wat 2 Uhr Nachmittags, als er bemerkte, wie die Piemontesen zum Angriff gegen Olengo vorrücktew Schnell entschlossen, ließ er seine noch intactcn zwei Geschütze vorwärts aufsitzen, führte sie im Galopp bis auf die wirksamste Kartätschen - Distanz gegen jene Eolonneu und feuerte mit solcher Wirkung, daß der Angriff zum Stehen gebracht wurde. Hier wurde noch ein Geschütz demontirt, aber Czechovini hielt mit dem einzigen noch so lange Stand, bis der Lieutenant Langer mit der zweiten halben Batterie hcrangekommcn war. Da nun auch Kollovrat mit den Fußtrnppen muthvvll vordrang, so wich dm' piemontesische 15. Regiment in Unordnung zurück, und cs gelang von 2'/2 Uhr Nachmittags au die Stellung zu behaupten, was um so leichter wurde, da währenddem auch die Brigade Liechtenstein auf' marschirt war und die Brigade Simbschcn unmittelbar ihr folgte. Hätte Czechovini der Uebermacht gegenüber sich allein auf das Aushalten in der Defensive beschränkt, so wäre aller Wahrscheinlichkeit nach der Ausgang dieses Gefechtsmomentes wenigstens ein zweifelhafter gewesen, während durch sein kühnes Vorgehen nicht nur der Angriff abgewiesen, sondern auch das ge wonneue Terrain erfolgreich behauptet werden konnte. Diese Beispiele geben genügend zu ersehen, wie mannigfaltig die Artillerie sich feindlichen Angriffe» gegenüber verwenden läßt, und wie wirksam sie dagegen auf Ge Pas wer sei, Fu wir blic Sb Wei der wcl Co Se Hal wii uu ge. Ab ?fa we G< dei Gi Ä sii Hu Ai lit Feuergefecht. 65 aufzutreten im Stande ist. — Aber doch gibt es Gefechtsverhältnisse, in welchen sie auf die bloße Passive Vcrtheidigung an Ort und Stelle gewiesen werden kann. — Diese treten gewöhnlich ein, wenn feindliche Cavallcrie in größerer Zahl die diesseitigen Fußtruppcn bedroht. In einem solchen Verhältnisse wird die Infanterie in ihren Bewegungen ungemein gehemmt, weil sic gezwungen wird, sich jeden Augen¬ blick in Carrös nnd zur Abgabe des euergischesten Schnellfeuers zu sormiren, wobei jedes Hinderniß, welches die Vehemenz des Reiteranpralles zu vermin¬ dern vermag, mit Besonnenheit und Umsicht benützt werden muß. Die Artillerie muß zwischen den geschlossenen Cvlonncn der Fußtruppen an der am meisten bedrohten Seite cingetheilt werden und sich so in Bereitschaft halten, daß sie in dem Momente, wo die Bataillone wirklich bedroht werden, auch schon abgeprotzt habe, um die lästigen Gegner mittelst wenigen, aber wohl- gezielten Schüssen zu verscheuchen. Gelingt dieses nicht und zeigt sich die ernste Absicht ans einen wirklichen Angriff, so gilt kein Ähren mehr, sondern mir ein gut geleitetes Feuer, welches der Reiterei noch vor dem Ankommen in die Gewehrschußweitc empfindliche Verluste bereitet hat. -- Das Shrapnel ist hiezu das geeignetste Projeetil, dem endlich die Büchsenkartätschen-Lagen folgen. In einer solchen Situation ist alles von den Geschützen zu entfernen, was nicht zur unmittelbaren Bedienung derselben gehört. — Die Protzen und die Biunitionswagcu eilen in einen Klumpen zusammen 'Md vereinigen sich wo möglich mit dem Brigade- Diunitivnspark, oder mit sonstigen nahe genug befind¬ lichen Fuhrwerks - Abthcilungeu, um mit denselben 66 Feuergefecht. cine für Reiterei undurchdringliche Wagenburg , bilden, welche von der Bedeckungs-Truppe und alle» nicht in die Carros gelangten Nachkömmlingen vest theidigt wird. Bei dem nachdrücklichen Gebrauche dck schnell feuernden Hintcrladungsgcwchre wird von eststi gut zusammcuhaltcudcn Infanterie, die durch d>c Uebcrraschung nicht iu Unordnung gebracht wm'dd ein jeder Reitcrangriff abgcwicscn werden können. Nach dem Verschwinden der Reiterei tritt das Bestreben ein, durch die schleunige Fortsetzung dck Bewegung sich aus der aufgcdrnugcncn mißlichen iW zu ziehen, um endlich ein Terrain zu gewinnen, das zur Besetzung und Abwehr der Reiterei genügen^' Stützpunkte bietet. Solche GesechtSvcrhältuisse dürften iu der neue'' Zeit nur mehr auf Rückzüge» oder bei Bewegung^ in weiten, hiuderuißloscn Gegenden cintrcten. ersten Falle bei den Arrwregarden gegen die vcrsol gende feindliche Cavalleric, im zweiten Falle aber uvs gegen isolirte, zu besonderen Unternehmungen bestimm^ Truppeukörper. — In beiden Füllen bleibt der AU» leric inir das gleiche Verfahren, da schnelle Eröffn'^ des Feuers und rasche Fortsetzung der Bewegung s'st alternireud ergänzen und die Bewegung der sM truppen nicht beeinträchtigen darf, wobei das schnelle^ Bcwcgungsvermögcu wesentlich dazu benützt werdet muß, um die Zeit zur Hcrbeiholuug der Protzen wieder einzubringeu. Als in der Schlacht bei Waterloo am 18. JU's 1815 der französische Marschall Ney au der Sp>E. von 5000 Kürassieren einen großen Angriff auf ss'! Mitte der englischen Stellung machte, schützte die Bedienuugs - Mannschaft der englischen Artillests dadurch vor der fciudlickcu Reiterei, daß sie sich le» Gel¬ der ne» dic^ de» M' »d»' It» ! ;c» st» ol Ul»! ntc til- n» icl> >ß' crc >e» j rt' !»' itzl dic i-h j ric »it Feuergefecht. 67 dem Vadzeug in die Earros der Infanterie begab, während sich dic Protzen im Galopp zu den Reserven surückzogen. Die Geschütze blieben einstweilen verlassen liehen und traten wieder in Thätigkeit, als die feind- iiche Reiterei, welche an der tapferen Haltung der Infanterie einen nnvcrmntheten Widerstand fand nnd dann zwischen den Carroö bis zu den Reserven durch gejagt hatte, dort von der englischen Eavallcrie ihrer seits angegriffen und znrückgcworfen, abermals vor die englische Front, aber in Unordnung und mit großem Verlust gekommen war. Treten die diesseitigen Truppen den Rückzug an, so deckt die Artillerie denselben. Die Batterie bleibt >n ihrer Aufstellung so lange, bis das dem Feinde Zunächst stehende Treffen herankvmmt, um bei crfol Anden Angriffen mit ihrem Feuer zur Hand zu sein. Den Rückzug vollzieht sie abtheilungsweise, nm durch das Feuer der stehen gebliebenen Geschütze den Feind noch abzuhalten, bis dic rückwärtigen es übernommen haben, worauf erst die vorderen bis zur stehenden Abteilung zurückgchcn, nm mit ihr vereint zu wirken. Wird eine längere Behauptung von Stellungen nothwendig, um den Truppen währenddem Zeit zu lassen, sich zu sammeln oder zurückzuziehen, so bleibt die Batterie in einer derartigen Position möglichst lange stehen und folgt dann in schnellerer Gangart den anderen Truppen. Wie lange überhaupt eine Batterie in einer Position auszuhalten habe, ob sie dieselbe noch rechtzeitig verlassen oder es selbst auf den Verlust des Materiales ankvmmen lassen soll, wenn nur dasselbe so lauge als möglich gewirkt hat, wird theils von den GcfechtSverhältnissen, thcils von der Einsicht der Commandantcn abhängcn. Es bleibt 'n einem solchen Falle zu wählen und zu entscheiden, 68 Feuergefecht. ob das Materiale unbedingt aufgcopfert oder noch fü^ kommende Fälle erhalten werden soll. Die Cavallcrie-Battcrie Nr. 7 des achten Artil lerie-Regiments hatte in der Schlacht bei KöniggiE am 3. Juli 1866 in einer Sckanze oberhalb LiP» Stellung zu nehmen, aus welcher dieselbe jedoch spätes da das Terrain nicht hinlänglich beherrscht werde» konnte, an den rechten Flügel der hinter flüchtige» Deckungen stehenden achtstündigen Batterien Nr- und Nr. 10 desselben Regiments in der Nähe dk^ Ortes Chlum befehligt wurde. In dieser neuen Aufstellung bcthciligtc sich Batterie mit Erfolg an der Bekämpfung des vo» rückenden Feindes. Es ist bekannt, daß es den Preuße» im Laufe des Nachmittags gelungeu war, fick unbk merkt in dem Orte Ehlum festzusetzeu. Die nnhei^ volle Nachricht von dem Erscheinen der Preußen >» Chlum war dem Oberstlicutcnant Korps durch de» Artillerie - Lieutenant Sonnleitner überbracht wordeih Die Meldung klang unglaublich, aber einzelne, a»I die nächst Chlum stehenden Batterien fallende Geivch» schlisse ließen an der fürchterlichen Wahrheit nicht weh» länger zweifeln; außerdem umdrängten feindliche Träp, pen den rechten Flügel des 3. Armeecorps, wo d»' Batterien standen. Welche Folgen dieser Durchbruch haben muss»' welchen Ernst die Lage angenommen, die Ueberze» gnng, daß nicht nur die zwei Achtpfünder-Batterik» unrettbar verloren, sondern daß selbst das Arrnck Corps, wenn demselben die nothwendige Frontverä» deruug nicht mehr gelänge, auf der Rttckzngslinic ist sährdet würde, dieses alles lag an einem Moment Feuergesecht. 69 und Hauptmann van der Gröben erfaßte seine Auf¬ gabe. Es galt hier nur, sich mit selbstbewußter Auf¬ opferung mit der Batterie gegen Chlum zu wenden, un den Ort anzufahren und den Feind mit Kar¬ tätschen zu überschütten. Die ganze Batterie, bis ans ein Geschütz und wenige Mann, bedeckte die Wahlstatt, aber der über¬ raschte Feind hatte nicht gewagt, sich ihr zu nähern. Die beiden Achtpfündcr-Batterien hatten unge- lährdct ihre Aufstellung verlassen und das 3. Armee¬ korps hatte die nothwendige Frontveränderung aus¬ geführt. Die halbe Zwölfpfünder - Batterie Nr. 9 des lsi Artillerie-Regiments hielt in dem Treffen von Mon- tebello am 5. Mai 1359 ihre günstig genommenen Aufstellungen trotz dem heftigen Vordrängen der Fran¬ zosen und ungeachtet des gegen sie vereinigten Feuers Mehrerer französischer Batterien, auch noch bei dem ichon begonnenen Rückzüge der anderen Truppen so lange, bis durch ihr Feuer der Andrang der Feinde erlahmte und sie endlich mit den letzten Abteilungen Unbehelligt den Kampfplatz verlassen konnte. Am Nachmittage der Schlacht bei Ligny, am l 6. Juni 18 l 5, wurden die preußische Zwölfpfünder- Batterie Nr. 4 unter dem Capitain Mayer und die Äwölfpfünder-Batterie des Capitains Junghaus zwi¬ lchen siiguh und St. Amand ausgestellt und wiesen bvn hier aus alle Versuche des Feindes, vorzudringen, durch ihr mörderisches Feuer zurück. Die feindliche Ansilcric vermochte keiner der beiden Batterien be¬ sonders zu schaden, dagegen trugen beide wesentlich dazu bei, die Unternehmungen des Feindes aufzuhalten. To behaupteten sie ihre Stellung rühmlich bis gegen 70 Feuergefecht. Abend, als eine Linie feindlicher Kürassiere gegen sie heranrücktc, die, das Feuer nicht beachtend, nur zu deutlich zeigte», daß die Vernichtung der beiden Bat terien ihre Absicht sei. Die eigene Bedeckung vou westphälischer Cavallerie war verschwunden. Mau hielt es am gerathcndsten, zurück zu gehen, und that dieses halbbatterieweise, oft mit Kartätschenfeuer, das die feindlichen Reiter in Blasse niederstrecktc, sie aber doch im Vorgehen nicht aufhielt. Unter diesen Umständen wurde die Lage beider Batterien um so kritischer, als ein weiteres Zurück¬ gehen in Front unmöglich wurde. Rückwärts lag eine Chaussee, zu welcher man nur mittelst eines engen Durchganges, der nur von einem Geschütz zu passiren war, gelangen konnte. Auf der einen Seite dieses Durchganges war ein tiefer, nicht zu überschreitender Graben, auf der andern aber ein Gehöft mit seiner Umzäunung und Garten. Dadurch wurde der schmale Weg zu einem gefährlichen Engpässe, und die Iung- haus'sche Batterie, welche ihm am nächsten war, hatte denselben mit dem größten Theil ihrer Geschütze be^ reits passirt, als zum größten Unglück eines der letzten derselben in dem Durchgänge umwarf und das fol¬ gende, welches an diesem noch vorbei zu kommen suchte, sich so verfuhr, daß der Weg völlig verstopft wurde. Zwei Geschütze der Mayer'scheu Batterie waren erst glücklich dnrchgekommeu, und die anderen, bis da hin unausgesetzt den Feind beschießend, hatten eben ausgeprotzt, um durch den Engpaß schnell zu entkom¬ men, als jener verhängnißvolle Unfall eintrat. Zum Abprotzen und Schießen war nun keine Zeit mehr, da die Cavallerie bereits zwischen den Geschützen ankam- Feuergesecht. 71 Die Mannschaft flüchtete mit dem Ladzeuge nach den, Gehöfte, wo sic vollkommen Schutz gegen die weiter fand, die ihr dahin und nach der Chaussee sucht zu folgen vermochten. Nur U> Manu wurden überrascht nnd nicdcrgchaucn, von den Pferden aber 40 erstochen. Die Cavallerie nahm nur eiu Geschütz "ut fort, die übrigen fünf wurden von der Mann¬ schaft gleich wieder besetzt, nachdem die Kürassiere von diesseitigen Hußarcn vertrieben worden waren. Auch das fehlende Geschütz fand man einige Tage nach der am >8. Juni stattgehabten Schlacht bei Belle-Alliance im Walde wieder, nachdem cs der 8eind eine Ničile von der Stelle, wo er es genommen, ^geschleppt hatte. In der Batterie Mayer machte man sich keinen Bvrwurf, daß man durch irgend ein Versäumniß ein solches Unglück mit hcrbeigeführt hätte. Unter dem Schutze dieser Batterie hatte die andere ihren Rückzug bewirkt, die feindliche Cavallerie war außerordentlich gelichtet worden, und bei der Ordnung, die unter allen Umständen in der Batterie herrschte, sowie bei ber Schnelligkeit der Bewegungen, glaubte man ganz bestimmt, die Chaussee zu erreichen. Am 8. Mai l 849 rückte die Division FML. Baron Wimpfsen vor Bologna. Als die Brigade Thun sich der Porta Galliern näherte, fand sie die¬ selbe offen und unbewacht und ringsum herrschte die tiefste Stille; dadurch ließ sich das erste Bataillon Erzherzog Karl verleiten, ganz nahe hcranzurücken. Da ward das Thar plötzlich verschlossen und die Truppe von der Mauer herab mit einem heftigen Kartätsch- und Kleingcwehrseuer empfangen, so daß bas Bataillon zurückwcichcn mußte; jetzt ließ der General eine Batterie auffahren, um das Thor ein- 72 Die TivifionS-Artillerie und das Wirken ihres Chefs. zuschießen, allein dieser Versuch mißglückte, da das massive Thar den 6pfündigen Kugeln widerstand. Da die Pferde theils wegen des heftigen Feuere des Feindes, theils wegen Schwierigkeiten des Bodens nicht herankommen konnten, so zogen die Soldaten selbst die Kanonen ans dem Bereiche des Feuers, eine halbe Batterie stand noch in Position. Die Feinde bemerkten die Gefahr, in der diese halbe Batterie sich befand, und einige Lastträger als Wort" führer des Pöbels riefen den innerhalb des Thores aufgestellten Carabiniere» zu: „Jetzt zeigt, daß Ihr zu etwas nutz seid!" Durch diesen Zuruf gereizt, sprengten etwa 60 dieser Reiter zum Thore hinaus, um sich der Kanonen zu bemächtigen. Nun erhoben sich die größtentheils auf dem Boden und im Graben liegenden Kanoniere und empfingen die ansprengenden Reiter mit einem solchen Kartätschenhagel, daß ihre Anführer Oberst Boldrini und Major Marliani nebst zwei Drittel der Reiter tvdt auf dem Platze bliebcu- Die gefährdete Batterie war gerettet und General Thun zog sich in eine entsprechende Stellung zurück- Acht Tage später, den 10. Mai, nöthigte man die Stadt durch ein Bombardement zur Uebergabe. 8. Gefechtsweise der Divisions-Artillerie. Die einer Armee-Division bcigcgcbcncn Batterien Ans-Arno bilden einen selbstständigen und vereinten Körper lene und das unter Leitung und Commando eines Artillerie-Stabs- ^Chess^Officicrs, welcher zugleich der Artillerie-Chef der respectiven Division ist und dem Divisions-Cvmmau- danten in jeder Hinsicht untersteht, zugleich aber auch für die richtige Verwendung der Artillerie vermit¬ tel in D eil da T Il¬ de hi Nn be tN n> in ti A °! r h! n ii t- ei n fl § S Befehlsgebung und die Mittel dazu. 73 da§ >crs eiis ltcii nö, Oic ilbe >rt- >rcs W izt, ns, bc» be» de» hrc :bst cu- ral ick. die r» >ee s- rr il" -ch lt- Mvrtlich bleibt. Der Divisions-Artilleriechef, welcher i» dieser Eigenschaft besonders als das artilleristische Organ des Divisionärs anzusehen ist, und daher nicht blvS als Conunandant der rein taktischen Be¬ legungen der Divisions-Artillerie betrachtet werden darf, wird zur Bcrathuug der operative» Marsch Dispositionen bcigezvgen und hat seine, die Einthei- lung, Bewegung und Aufstellung der Batterien und des Divisions Mnnitionsparkes beantragende Stimme hiebei zur Geltung zu bringen, damit die Colonnen- lege und Aufstellungsorte derselben zweckentsprechend bestimmt werden. Der jeweilige Standort des Mnnitionsparkes Muß auch allen Truppen der Division bekannt gegeben lerden. Um sowohl während dein Marsche, als auch Befehls insbesondere während einem Gefechte die Disposi-'Umä tioueu, Avisos und sonstige Befehle an die unterstehende Artillerie crthcilen zu können, sind nebst dem Stabs- »fficiers-Adjutantcn und dem Stabstrompctcr auch bau jeder Batterie, so wie auch vom Divisivns- Älunitionsparkc ein gut berittener, intelligenter und hiezu eigens unterrichteter Unteroffieier zum Ordon- Nanz-Dicnstc bcizuzicheu. Die wichtigen und auf die ieitgeinäßc Ausführung aller Anordnungen den wesent¬ lichsten Einfluß ausübenden Verrichtungen des Adju¬ tanten und der Ordonnanz - Unterofficicrc erfordern Ane sorgsame Auswahl dieser Individuen, welche acbst Entschlossenheit mit schneller und richtiger Auf¬ lassung auch ein gutes Gcdächtuiß und wohlgcbildctc Sprachfertigkeit besitzen müssen, um die mündlichen Befehle wortgetreu behalten und ebenso in militärisch Aziemender Weise überbringen zu können. Nebst diesen persönlichen Eigenschaften aber müssen dieselben alle 74 Abfertigung der Ordonnanzen. Truppen lind Abheilungen der Division wohl kenne» und zu unterscheiden wissen, um mit Hilfe dieses Kenntniß und einer schnellen Orientirungsgabe i» jedem Terrain die ihnen übergebenen Aufträge aiiö! richtig au ihre Bestimmung überbringen zu könucis Nur durch den Artillericchef selbst oder durä die ihm zur Verfügung stehenden Individuen solle» den Artillerie - Abthcilungeu die sie betreffenden Di^ Positionen und Befehle ertheilt werden, damit Ei»' griffe in die Haupt-Disposition und nicht entspr'»" chende fehlerhafte Bewegungen vermieden werde» können und der Artillericchef jederzeit in der volle» Kenntniß über die Punkte und die activc Wirksamkeit aller seiner Leitung untergestellten Abtheilungen ver» bleibe. Der Artilleriechef wird sich daher in der Relw beim Divisions - Commandanten aufhalten und vo» dort aus auf die richtige Verwendung der Artillerie Waffe einwirken. Nur in jenen Fällen, wo nach ds» bereits festgesetzten Disposition ein gleichzeitiges i» das Feuer setzen oder überhaupt eine MaffenwirkuNö der Divisions-Artillerie beabsichtiget wird, hat e» persönlich die Leitung des Feuergcfcchtes zu übers nehmen, aber auch in einem solchen Falle wäre de» Adjutant beim Divisionär zu belassen, damit die Ve»" bindung desselben mit dem Artillericchef nie unter'" brochen werde. AbfeMgiw» Damit durch die mündlich überschickten Befehl Glänzen" nicht Mißverständnisse hervorgerufen werden kölilicli- muß die nachstehende, bereits vorgeschriebenc allg» meine Regel strengstens beobachtet und zur Aussig' rung gebracht werden. Jeder Officier oder Untcrofficier muß dem V versendenden Vorgesetzten vor dem Wegrciten de» Gebrauch der DivisionS^Artillerie. 75 überbringenden Befehl wortgetreu wiederholen, nnd wbald er ihn ausgerichtet hat, ohne Verzug schleunig ^ckkehrcu, wo er zur Versicherung der richtigen Überbringung den ausgcrichtctcn Befehl nochmals zu wiederholen, so wie die ihm etwa gewordene Antwort °i>er Auskunft zu melden hat. Hingegen bleibt es Pflicht eines jeden Uutercom- wemdanten, wenn ihm Befehle unklar oder gar nicht gekommen wären, dieselben erneuert oder sogleich °'"zuh°len. Besonders wichtige Befehle, namentlich wenn wiche eine vom Feinde vielleicht unsicher gemachte ^gend zn passircn haben, müssen zweimal, und ^ar auf verschiedene» Wegen expedirt werden; die Mnit versendeten Gallopins haben dann vor dem Breiten, wenn der Befehl ein schriftlicher, die Ex- ^dition zn lesen, damit sie, wenn sie in Gefahr wninren, gefangen zu werden, im Staude seien, die ^epesche früher zn vernichten nnd sich dann womöglich 'wch durchzuschlagen. , Diese Maßregeln behufs Absendung von Be¬ ilen sind um so nothwendiger, als es häufig ein- ^fien wird, daß von dem als Gros zu betrachtenden t^rper nach jeweiligem Erfordernisse Detachirungen Mfihabeu können, oder daß die Batterien auf ver¬ miedene Punkte disponirt werden, um die Vortheile Terrains bestens zu benützen, oder um den Feind w ein concentrirtes oder Kreuzfeuer zu bringen. Der richtige Gebrauch der Divisions-Artillerie Gebrauch d-r ?ü'b es mit sich bringen, daß sic nach der Beschaf- Amil-ries i^heit des TerrainS und nach dem speciellen Zweck Gefechtes die ihr zufallenden Aufgaben löse, als: ^otegirung der Truppe:: bei der Annahme der Ge- Wchtsstellung und während ihrem Vormärsche bis zur 76 Dispositionen für die Divisions-Artillerie. Formirung zum entscheidenden Angriffe, Vorbereitung desselben, endlich die Verfolgung oder Abwehr dc§ Feindes, je noch dem günstigen oder ungünstigen Ausgange des Anpralles, andererseits die Stärkung der Defensive und Deckung des allenfallsigen Rück zuges, mit einem Worte: die Divisions-Artillerie muß nicht allein als Hilfswasfe znr Unterstützung der Truppen, sondern in den meisten Fällen z>ü Entscheidung des Kampfes hauptsächlich mitzuwirken bestrebt sein. Wegen dieser beinahe auf alle GefechtsmomeB ausgedehnten Thätigkeit der Divisions-Artillerie und weil das Geschützfeuer eine so weit reichende und hervorragend große Wirksamkeit besitzt, bildet die Divisions-Artillerie jenen Hanpttheil einer Division, dessen zweckmäßiger Gebrauch besonders viel zu»' günstigen Ausgange der Gefechte beitragen wird. nen Nr'd°ie Die Dispositionen für die Verwendung dck Divan-»- Artillerie betreffen: Artillerie. > 1. den Ort der Aufstellung; 2. die Stärke der zu verwendenden Geschützzahl > 3. den Zeitpunkt, in welchem das Geschntzseuel zu eröffnen ist; 4. das Ziel nnd die Dauer des Geschützfcners- Es ist ersichtlich, daß der erste Punkt die Grund läge für die geschickte nnd erfolgreiche Durchführung der andern gibt und daher die gründlichste Terrain kenntniß und Erwägung des GcfechtSzweckcs erfordert- Die vortrefflichsten Specinlkarten und selbst PläiN von den zn OpcrationSzweckcn occupirtcn VänderstrcckeN dürfen nicht dazu verleiten, das SelbstrecognoScireN für überflüssig zu halten. uw urt Uc sch bei un au Uv Ui Ui ihi de in C: rci se' Z sc A tu bi u s> ci i> 8 d Z Recognoscircu. 77 Der beste Plan bleibt doch nur tvdtcs Material und gibt nnr ungenügenden Aufschluß über viele artilleristisch wichtige Einzelnheiten. Es ist unzweifelhaft, daß der richtige militärische ileberblick (eonp ck'osii) nicht blos bei den vorgc ichricbencn Fricdcnsübnngen, noch weniger aber bei den gegenwärtig nur kurze Zeit dauernden, dagegen um so nachhaltiger wirkenden kriegerischen Actionen ausgebildet werden kann. Selbsthilfe ist unbedingt Uvthwendig, und diese besteht wesentlich in dem unaus¬ gesetzten Bestreben, jede durchzogene Gegend sowie die Eingebung aller Orte, in welchen man verweilt, über ihre Eignung für militärische Zwecke zn prüfen. Je dermann sucht seine Wohnung, ihre Vage und ihre Verhältnisse kennen zu lernen; soll der Krieger und lusbesondcrö der Artillerist nicht den Sinn für die Erkeuutniß seiner Umgebung wachrufcn, d. i. das Ter¬ rain und das Vaud um sich herum für das Spiel seiner Waffe erforschen wollen? Kanu nicht die duukle Zukunft ihn berufen, an dem eben betretenen Orte seine weittragende Waffe zn gebrauchen, und ist das Studium selbst der ödesten Gegend nicht auch ein Mittel, um Blick und Auffassung zu schärfen?! Es sollen daher an jedem Orte, insbesondere! d'enn ein Gefecht oder eine Schlacht erwartet oder beabsichtiget wird, Distanzritte znr Recognosciruug und richtigen Orientirung vorgenommcn werden. Die Divisionäre mit allen Generalen, Gcncral- stabs - Officicren und Gallopins, mit den Stabsoffi eieren der Artillerie und Cavallcrie, so wie mit den Batterie- und Escadrons-Eommandanten nehmen diese Mcognoscirnngen in erster Linie vor. Wo immer es die Zeit und Umstünde zulasscu, wird der Divisions- Artillcriechef mit seinem Officicreorps und mit den 78 Aufstellung der Divisions-Artillerie. Unterosficieren noch Detail - Recoguoscirnngcu vor nehmen, um die Terraiukenntuiß möglichst zu vel breiten. Der Besitz von Planen und Specialkarten g>^ hiezu das Mittel, schärft deu Blick im sogenannte" Kartenlesen, ist aber nicht Zweck; Uebnng und g" schärftes Auge wird nicht auf dem Papier erlang denn nur lebendiger Siun für kriegerisches Wirke" bringt jene Routine, welche jedem Führer uncutbeh" lich ist. ^ufsmlung Die Aufstellung der Divisions-Artillerie nM von den Absichten des Divisionärs abhängen und sm Artillerie, i,l gewisser Beziehung auch nach der Form Disposition der für die ganze Division beschlossene" Anordnung aupassen müssen. Um ein besseres Berständuiß zu gewähren, h" len die bei einer Division am öftersten Vorkommen den Formationen einer kurzen Erörterung unterzöge" werden. Sobald Gefechtszwecke verfolgt werden, wird d» Aufstellung größerer Trnppenmassen sich jederzeit dem selben fügen müssen und eine Nvrmalstclluug größte» theils nur bis zur Brigade ausgedehnt werden. Erwägt mau die Zeit, welche ein größerer Trüp penkörper benvthigct, um aus einer gedrängten No" malstellung in eine andere, sei cs Colounen- oder tI" fechtsformation, überzngehen, so kann es nicht imMck rathsam erscheinen, alle Truppen auf einem Flem zu versammeln. ES wird daher meistens Vorkommen daß die Brigaden au ihnen zugewiesenen Punkten s" Normalstellungen sich versammeln. Es ergibt sich durch, im Fntcresse der Führung für die GefechtsaUs stelluug einer Division, die flügelweise Abtheiln>»i der Brigaden, von welcher nur in ganz besondere" Aufstellung der Divisious-Artilleric. 79 Bällen abgewichen wird, um die Brigaden treffeuweise "lutheilcn. Die Gcfechtsaufstcllnng einer Division wird da gebildet, indem eine Brigade den rechten, die an ^te den linken Flügel bildet. Die beiden Brigaden können je nach dem vor Abenden Gcfcchtszwccke auf gleicher Höhe mit einem ^'gemessenen Intervalle neben einander ausgestellt wer- oder es kann die eine Brigade nach der Angrisfs- uchtnng auch mehr oder weniger vorgeschoben werden ""d eine Brigade-Staffel bilden. Dabei bleibt es gleichgiltig, wie die Brigaden sich selbst sich sormircn, weil cs entweder in der ^gemeinen Disposition ungeordnet, oder dem Er¬ messen der Brigadicre überlassen wird, die Regimenter Mrer Brigade treffeuweise oder slügclweise abzntheilen. Soll aber dieselbe Division längere Zeit sich selbst Zerlassen bleiben, ein hinhaltendes Gefecht führen dgl., so wird sie sich tresfcnweise formiren, wobei "on der einen Brigade die Reserve und die Avant liarde oder Bortruppe bcigestcllt werden soll. , Die Jägcr-BataillonS werden als ein ganz spc- 9elles, znm selbstständigen Auftreten berufenes Element ^trachtet, welches zn denjenigen Unternehmungen ver¬ ludet wird, die ebensowohl gründliche Terrainbc ""tznng und wohlgezicltcS Einzelnfeuer, als auch Ge¬ wandtheit, Kühnheit und Rst erfordern. Sic werden ?aher stets nach der Disposition so ausgestellt, daß sic Mur beabsichtigten Verwendung ohne Zeitverlust nach "Runen können. Die Eavallerie einer Division ist nicht gerade bestimmt, sich mit der feindlichen Eavallerie ine Beeten Kampfe zu messen, als zumeist: 80 Aufstellung der Divisions-Artillerie. 1. Zur Auskundschaftung des Feindes weit die Linie der Infanterie hinaus, saune zum Patrouille» und Kundschaftsdicnst überhaupt; 2. zur Eclairirnng des Terrains vor der Fro»l der eigenen Truppen, sowie zur Deckung des Aus morsches derselben; anderseits zur Storung und M' lästigung des Gegners in seiner Entwicklung; 3. zur Bedrohung von Flanke, Rücken und Coi» municationen des Gegners; 4. zur Deckung von Rückzügen, sowie zur Äb wehr feindlicher Reiterangrisfe gegen die eigene I» sanierte; 5. zur Verfolgung des zum Rückmärsche gen» thigten, aus seinen Positionen weichenden Gegners; 0. zur Bedeckung der eigenen Batterien, zugleich aber auch zur Bedrohung exponirter oder vereinzelter, nicht genügend gesicherter feindlicher Geschütze. Dieser Bestimmung gemäß wird die Division^ Cavallerie theils der Avantgarde zngcwicscn, thci^ nächst den Batterien gehalten, um keine Zeit zu ihrck Herbciholung zu verlieren, wenn bei der Entwicklung die Batterien rasch auf größere Distanzen seit- odc» rückwärts placirt werden sollen. Die Aufstellung der Divisions-Artillerie wird, wie bereits angegeben, von den Absichten des Div' sionärs abhängcn und gewöhnlich hinter der Linie dck Infanterie angenommen. Die Räumlichkeit und Gestaltung des Terrain^ sowie die Absicht für die künftige Verwendung wird maßgebend sein, ob sie hinter der Mitte oder hiutck einem der Flügel gesammelt werden soll. Die gewöhnliche Formation ist die Masse, we^ aus derselben das Ganze sowohl, als jeder beliebig Theil ohne weiters in die Gefechtsstcllung Vorfahre» Einteilung der Divisions-Artillerie während des BormarscheS. 81 kann. Hiebei können bei beschränkten Räumen die Batterie-Colonnen auch mit verminderter Abtheilungs- breite neben einander halten. Muß die Artillerie in der Colonne halten, so soll nebenbei stets so viel Raum vorhanden sein, als jur Vornahme rückwärtiger Abteilungen oder zum Verkehren erforderlich ist. Die Munitionöreserve aller Batterien der Divi- ßonsartillerie bleibt gewöhnlich vereint zu einem Parke unter dem Commando des rangsältesten der dabei chigetheilten Officierc. Wenn jedoch einzelne Batterien abgesondert in das Gefecht disponirt werden, so wird es ganz entsprechen, wenn die zugehörigen Munitions- >vagen ihnen folgen und zur Hand bleiben. Derlei abgesonderte Munitions-Reserven aber müssen ihr Augenmerk nicht allein auf ihre Batterien richten, sondern auch die Berbindungswege mit dem Gros der Munitionsreserve und mit dem Divisions-Munitions¬ barke erforschen und recognosciren lassen, denn es ist selbstverständlich, daß kein Theil des Ganzen sich vom Ursprünge und seinen Bezugsquellen ungestraft ab- srenuen kann, um ein isolirtes und beschränktes Da¬ sein durchzufristen. In der Normalstcllung der auf einem Platze bereinigten Division wird die Artillerie ein eigenes Treffen für sich bilden und gewöhnlich in der geschlos¬ senen Aufstellung sich formtreu. Wenn eine Armee-Divisiou in der Voraussicht, EmthMung ins Gefecht zu kommen, in der Colonncn-Formation 'narschirt, werden vor allem die Verhältnisse des Ter^ANs^ rains und der vorhandenen fahrbaren Wege maßgc- m°rsckcs. bend erscheinen und die Einthcilung der Batterien in der Reihenfolge der andern Truppen bedingen, damit sie rechtzeitig in die Action gezogen werden können. 6 82 Recognosciren der feindlichen Stellung und Disponiren mit der Divisions-Artillerie. So kann unter Umständen die ganze Divisions-Artil lerie zu der Tete-Brigade disponirt werden, oder ß? kann (unter gehöriger Bedeckung) in einer eigens Colvnne marschiren, besonders wenn in mehreren E»' tonnen vorgerückt wird. Detachirungen vom Gros der Divisions-Ar tillerie werden aber unbedingt Platz greisen müsse»' theils zur Avantgarde, wenn dieselbe bei schwieriges Terrain längere Zeit auf sich selbst angewiesen sei» müßte, theils zur Tote-Brigade, wenn mehrere Briga den in sehr tiefen Colonnen hintereinander mar" schiren, wohin dann jederzeit eine oder mehrere Bat' terien gehören, um die Entwickelung zu sichern, bis die andern Batterien des Gros vorgezogcn sind, wen» sich dieselben ans was immer für Gründen rückwärts befinden sollten. Recognos- Bei der Annäherung an die vom Feinde besetzt? feindlichen Gegend werden von den vorgesendeten Reiter-Patrouille» u^DisA- Meldungen über dessen Aufstellung und Stärke ei»' nNen mit verlaufen und die Avantgarde vielleicht auch in ein leichtes Artillerch.- Gefecht sich engagirt haben. In diesen, der Einleitung des Kampfes vor" gehenden Momenten muß der Artilleriechef sich j?' denfalls beim Divisionär einfinden, um an der Re cognoscirung der feindlichen Stellung und des dies seifigen Terrains Theil zu nehmen, in die vollkow mene Kenntniß des Gefechtsplanes und der zu ent werfenden Disposition zu gelangen, damit auf Grund läge dieser maßgebenden Anordnungen jene Bestil» mungen getroffen werden, welche die ungehinderte u»d rechtzeitige Entwickelung und Placirung der Batterie» gewährleisten. Wo immer thunlich, sollen auch die Batterie' Commandanteu zur Recognoscirung vorgerufen wer" Stärke der z» verwendenden Geschlltzzahl. 83 in jedem Falle aber muß ihnen, bevor sie in "si Action gezogen werden, der Gefechtsplan und die ^gemeine Disposition zur Kenntniß gebracht werden, ^Mit die specielle Aufgabe der Artillerie allgemein Atig aufgefaßt und wirksam dnrchgeführt werden Mne. .. Die Batterie - Commandanten hingegen müssen Uch die Position sowohl, als insbesonders den ihnen ^tgetheilten Gefechtsplan wohl eingeprägt halten und siniiht sein, selbst unter schwierigen Umständen sich !s^t beirren zu lassen, denn eine Ablenkung des ^uers von dem gewählten Angriffspunkte darf höch- ^>s zur Abwehr eines gegen die Batterie selbst oder ^8en die ihr zunächst stehenden Truppen in der Aus- Ehrung stehenden directen Angriffes momentan Platz Avisen, sobald aber Freiheit gewonnen wird, ist Kleber mit aller Thätigkeit zum gemeinsamen Zwecke Mzuwirken. Die wirksamste Durchführung der Aufgabe der ^Visions-Artillerie wird durch das Anstrcben auf ein Möglichst conccntrirtes Geschützfeuer erreicht werden, sie übrigens auch batterie- oder halbbatterie- ^ise an verschiedenen Punkten placirt werden kann. In Betreff auf die Stärke der zu verwendenden Stärk- der s sichützzahl laßt sich keine bestimmte Regel angeben, d-nd-n"^ Ewe muß sich nach der Art des Gefechtsverhältnisses hd nach der Stärke des zu bekämpfenden Objectes ^.ten; das Anstreben zur Erzielung eines massirten /ischutzfeuers muß vorherrschen. Uebrigens wäre es A Verstoß gegen das Haushalten der Kräfte, schon si der Entwicklung zum Gefechte alle Batterien siver Division ins Feuer zu setzen, es wäre denn, ans feindlicher Seite schon zu Anfang große 6* 84 Zeitpunkt, in welchem das Geschützfener zu eröffne» ist. Massen und viele Geschütze sich zeigen. In det' Regel dürsten die achtpfündigen Batterien alsbald is die Fcuerlinie gebracht werden, weil sie wegen ihres größeren Portes und Wirkung selbst aus weitere stanzen kräftiger wirken und man es gerne vermeidet sie öfters die Position wechseln zu lassen, währet wenigstens eine der vicrpfündigen Batterien no^ im Rückhalte bleibt, um gegen den zum Haupts griffe ersehenen Punkt ein verstärktes Feuer zu er öffnen. Bei Placirung der Batterien müssen alle ii" Terrain sich ergebenden Mittel zur Deckung und SW' rung sorgfältig benutzt, — voraussichtlich länger s" haltende Geschützstellungen durch Einschnitte, leicht Aufwürfe u. dgl. gedeckt werden. Die der Armck Division zugetheilte Genie-Compagnie wird in solches Fällen vorzügliche Dienste leisten und deshalb a»"i deren Zudisponirung verfügt werden. Ewelchsm Aus den vorbezeichneten Umständen, welche d^ das Geschütz-Aufstellung, Eintheilung und Disponirimg der Dipl 'öffnen'ifn° sions - Artillerie beeinflussen, geht hervor, daß sli' gleichzeitiges Eröffnen des Feuers bei allen Batterie" nur in den seltensten, fast ausnahmsweisen Fälle" stattfinden kann. Gewöhnlich werden die ersten Kanonenschüsse vo" den bei der Avantgarde cingetheilten Geschützen er schallen. Diese vereinzelten Schüsse werden die E'" lcitung des Kampfes anzeigen; — nach einer inchs oder weniger langen Dauer wird durch die bei dk" TZte-Brigade eingetheilten Batterien schon eine leb haftere Kanonade die Spannung erhöhen und dck Uebergang zur vollständigen Entwicklung des Gefecht eingeleitet worden sein. Ziel und Dauer des Geschützseuers. 85 Tritt mm der Moment ein, wo das Gefecht ^urch eine kräftige Offensive zur Entscheidung zu gingen ist, so muß der Artilleriechcf in die Absicht Divisionärs eingcweiht werden, um die Cvncen- Erirung des Geschützseuers gegen jene Hauptobjecte iu lenken, wo durch Schwächung und Beirrung des Widerstandes die Unternehmungen der eigenen Trup- am meisten gefördert werden können. Alles, was ms nun in Reserve gestanden, ist in die Batterie- uMerlinie zu ziehen, und je mehr nachdrücklich wirkend ^feuert wird, desto mehr wird der Anprall den Eigenen Truppen erleichtert. Bei der Einleitung des Gefechtes werden sich ZE^d-s uicht immer jene Punkte der feindlichen Stellung GeMtz- Erkennen lassen, welche mit besonderer Kraft ange- Kiffen und genommen werden müssen, um zur Ent¬ scheidung des Kampfes zu führen. Es wird sich ^Mnach auch noch kein bestimmtes Ziel für die Masstnwirkung des Geschützseuers deutlich ausprägen. Die Batterien werden daher anfänglich ihr Feuer 8sgen jene feindlichen Truppen wenden, welche vor- riickend ein günstiges Ziel darbieten; vor allem aber Mssen sie bestrebt sein, die feindlichen Geschütze, welche 'n Position stehen, und insbesonders die im Auffahren Ergriffenen Batterien zu beschießen, um deren Wirk¬ samkeit gegen die eigenen Truppen abzuschwächen, Ems moralische Element dieser letzteren zu steigern Und die ungestörte Ausführung ihrer Evolutionen ih ermöglichen oder solche zu maskiren. Es soll in mesen Gcfechtsmomentcn ein Artillerickampf entstehen, "ei dem die feindlichen Truppen nur nebenbei beun¬ ruhiget und in ihrer Entwickelung gestört werden. Während des auf diese Weise sich entspinnenden Ärtilleriekampses werden die Truppen, indem sie das 86 Wechsel der Positionen in der Offensive. Terrain benützten, sich in jene Aufstellungen begebe" haben, von welchen aus sie die Angriffe auf die feind liche Stellung aussühren sollen, und es werden nE allein zerstreute Plänkeleien, sondern auch mehr odst weniger coinpacte Kämpfe um den Besitz und die Behauptung wichtiger Terrainpunktc sich ergeben, Der günstige Verlauf des Geschützkampfes und die Erfolge, die unter demselben von den im Gefecht engagirten Truppen errungen werden, stellen de" vollständig entwickelten Kampf dar. P-siuönen Obgleich bekanntlich der häufige Wechsel dck Ur der Geschützstellungen einer guten Wirkung abträglich ist so werden die Batterien beim weiteren Borrücke" der Truppen mit der Zeit dennoch ihre Aufstellung ändern, beziehungsweise selbst vorrücken müssen. Diesig Vorrücken soll ein successives sein und Batterie ff" Batterie hiezu angewiesen werden, damit das Feust nie ganz verstumme. Die letzte Batterie hat erst dann aus der alten Position abzufahren, wenn Feuer in der neuen schon eröffnet ist. Der Divisions-Artilleriechef beobachtet mit raff loser Umsicht die Thütigkcit seiner Batterien und den Erfolg ihres Feuers, überzeugt sich, ob der Ersa^ der verschossenen Munition ohne Zeitverlust uud am den kürzesten Wegen eingeholt wird, damit alles Durchführung und Rührung eines selbst andauerndste" Geschützkampfes in richtiger Thätigkeit und Verweb düng stehe. Nur Ueberblick, Benrtheilung der Wirkung in' Großen und Erkenntniß der in den verschiedenen M" menten sich ergebenden Gefechtslagen befähiget zu au gemessenen und wohl überlegten weiteren Dispositioueu- die durch partielles Einschreiten bei allen Batterie" nur versäumt und übersehen werden können. W"" ube ein so ins vde he die gei be> ur en ff di de di si d P e d k e t ! f Unterstützung des entscheidenden Angriffes. 87 >beil ind- lichi ,del die die cht- de» dec ist- ke» iig se» jir cst a» 't- id >r ü l- t l ! ^er bei einer oder der anderen Batterie Umstände Mreten, welche das Einwirken Höherer erfordern, iv ist es zu entschuldigen, ja sogar geboten, selbst bis '»s Detail einzuschreiten, um weiteren Unordnungen °der Verlusten vorzubeugen. Es ist selbstverständlich, daß in Momenten, in Elchen sich weniger Zielpunkte darbieten, sei es, daß die feindlichen Truppen sich momentan hinter Deckun- 8en gezogen, oder gar aus dem wirksamen Feuer - M'eiche zurückgegangen wären, kein lebhaftes Feuer Unterhalten werden soll. In einem solchen Falle kann Entweder die eine oder die andere Batterie zum Ein¬ stellen des Feuers angewiesen werden, oder es wird die Lebhaftigkeit des Feuers im allgemeinen vermin¬ dert, endlich auch kann das Feuer wechselweise von den in Position stehenden Batterien unterhalten werden. Wird zum direkten Angriff der feindlichen Po-unt-istützung sttion geschritten, muß dieselbe sorcirt werden, so mußd-nden An!' das Geschützfeuer sich ebenso gegen die feindlichen Trup- Riffes, sten, als gegen die feindliche Artillerie wenden, und muß die Wahl so getroffen werden, daß die gegen die Geschütze günstigst placirten Batterien die Be¬ kämpfung derselben insbesonders zugewiesen erhalten, °hne stricte daran gebunden zu sein, wenn ein wich- iigeres Schußobject, als z. B. zum Gegenstoß vor- drechende oder den Angriff in der Flanke bedrohende Abheilungen des Feindes, sich zeigen. Die bevorstehende Bewaffnung aller Fußtruppen snit Hinterladungsgewehren wird die Ausbeutung ihrer gewaltigen Feuergewalt erfordern, und da auch beim Feind dieselbe Bewaffnung vorausgesetzt wer¬ den kann, so wird sich vor dem Sturme ein minu- ienlanges, betäubendes Geknatter aus mehreren tau¬ send Flintenläufen ergeben und einen langsameren 88 Unterstützung des entscheidenden Angriffe«. Gang, vielleicht auch ein Stocken des Vormarsches Hervorrufen. — Was sonst ein Mißlingen anzeigte, kann künftig die erste Stufe zum Gelingen werden, denn wehe dem Regimente, welches tollkühn in de» Feuerstrom stürzt, ohne die weiter reichende Feuer Wirkung bis zur Erschütterung des Gegners ausge¬ beutet zu haben, und das Bajonett früher zu gebrau chen gedenkt, als cs gewiß ist, es auch dem Feinde in den Leib stoßen zu können. In diesem Feuergewehrkampfe muß sich die Stel¬ lung des Feindes deutlich markircn und allen Gst schützen, welchen die Feuerrichtung dahin noch frei steht, Aufforderung sein, diese Thcile der feindliche" Stellung mit Projeetilen zu überschütten, um so dies¬ seits jede zu Gebote stehende Feuerwaffe auf das äußerste auszunützen. In diesen entscheidenden Momenten bieten sich die Shrapnels als wirksamste Munition, indem sie bei den bereits eingeschossenen Batterien alsbald F präcis regulirt werden können, daß sie fast alle Theile der feindlichen Position wirksam bestreichen, jede Be¬ wegung in derselben gefahrvoll und verlustbringend machen und dadurch die Vertheidigung lähmen. Es wird daher geboten, zur Entscheidung eines Kampfes wenigstens mit einem Theile der Divisions-Artillerie so nahe anzurücken, um von dieser Munitionsgattung sicheren und wirksamen Gebrauch machen zn können- Dieser Feuergewehr - und Geschützkampf muß sich in kurzer Zeit entscheiden und den letzten Schritt zuw Sturm auf den geschwächten, betäubt weichenden Gelb ner , — die endliche Vertreibung desselben und die Besetzung des gewonnenen Terrains nach sich ziehen- Es versteht sich von selbst, daß in allen Bat¬ terien die strengste und gewissenhafteste Feuerdiscipli" Unterstützung des entscheidenden Angriffes. 89 vorherrsche, damit auf das erste Zeichen der scharf beobachtenden Commandanten und Officicre kein Ge¬ schütz mehr auch nur eiueu Schuß abgebe und viel¬ leicht eine verhängnißvolle Wirkung herbciführe. In diesen heißen, aufregenden und auf das höchste spannenden Augenblicken ist es, wo der Artil¬ lerist seine vorzüglichsten Kampfeigenschaften, als: Kalt¬ blütigkeit, Ruhe, scharfen Blick und augenblicklichen Gehorsam, zeigen und verwerthen muß. Von der Entfernung vom Feinde, vom Gange des Gefechtes und von der mehr oder minder be¬ schränkten Aussicht wird es abhängen, wie sich die Batterien nach einem gelungenen, und wie nach einem Mißlungenen Angriffe zu benehmen haben. Im ersten Falle werden sie vor allem die reti- rirenden Colonnen des Feindes zum Schußobjecte neh¬ men, um deren Verwirrung zu steigern, und dies entweder von der Stelle bewirken, oder- zum Theile avanciren. Im zweiten Falle werden sie durch zähes Aus¬ harren wesentlich zur baldigen Raillirung der gewor¬ fenen eigenen Truppen beitragen und jedenfalls das heftigste Feuer auf die Colonnen des, seine Vortheile etwa verfolgenden Gegners richten. Da die Chancen eines derartig entscheidenden Angriffes wohl nie im vorhinein ermessen werden können, ein zu nahes Anrücken an die feindliche Stel¬ lung die Batterien bei ungünstigem Ausgange des Gefechtes preisgeben würde, so geht daraus hervor, daß die Batterien im Nachgefechte nie zu hitzig vor¬ prellen sollen. Ucberhanpt ist sich gegenwärtig zu halten, daß bei dem dcrmaligcn Standpunkte der Infanterie- Masse unnützerweise sich exponirende Batterien willkom¬ mene Zielpunkte für die feindlichen Schützen abgeben. 90 In der Defensive. In der Defensive. Wenn Frontverändcrungen nnd Staffelbewegu" gen beabsichtiget werden, so wird die Divisions-Ä". tillerie schon vorher so disponirt werden müssen, d»k sie vom Pivot und von solchen Punkten aus wirke" könne, von wo aus das Vorgehen der eigenen Trup pen bestens unterstützt, ihre Schußlinien möglichst laE frei bleiben und sie daher nicht zu öfterem Wcchl" der Positionen gezwungen, dagegen die feindliche Stö lung wirksam enfilirt werden könne. In der Defensive werden vorzüglich die tragendsten Kaliber zuerst in Position gebracht der schon früher ausgesprochene Grundsatz, nicht gl^ alle Batterien in das Gefecht zu bringen, mit best" derer Berücksichtigung zur Anwendung kommen. Man täusche den Feind über die eigene und Stellung, — verleite ihn zu einer voreilig"" Enthüllung seiner Absicht und trete dann mit d" ganzen, bis dahin verborgen gehaltenen Kraft en"" gisch vor. Unter dem Geschützkampfe der gegnerischen terien dürfen die feindlichen Colonnen nicht übersä und vernachlässiget werden, sie müssen während Entwickelung, besonders aber während ihrem So", rücken wirksam beschossen werden; je näher dieses herankommen, desto heftiger muß das Feuer werd"" und sich schließlich mit aller Kraft gegen sie wend"'" Alle Vortheile des Terrains müssen berücksichtig werden, um den eigenen Geschützen die besten DeE gen zu gewähren, weil sie in solchen Gefechtsverh«'" nisscn das wichtigste und willkommenste SchußE für die feindliche Artillerie abgeben; die Jnterva' zwischen den Geschützen werden größer angenonwh und durch Einschnitte und Aufwürfe das möglich" Batterie-Bedeckungen. 91 geschehen müssen, damit die Wirkung der feindlichen Geschosse abgeschwächt werde. Müssen die Batterien wegen den Fortschritten Feldes oder aus sonstigen Ursachen ihre Stet¬ ig aufgeben und eine rückwärtige Position ein- "ehmen, so hat das Abbrechen des Feuers successive iu geschehen. Bei Rückzügen und Rückmärschen müssen die Batterien immer einen Vorsprung vor der Infanterie gewinnen trachten, um schon aus der Ferne und ^?rch ein längere Zeit erhaltenes, in seiner Wirkung 'ch steigerndes Feuer den Rückmarsch der eigenen ^"lvnneu zu decken. Wenn der Rückmarsch durch ein sehr durch¬ rittenes, mit wenigen Communicationen versehenes ^er sonst schwieriges Terrain nothwendig wird, muß .kraus Bedacht genommen werden, damit durch An¬ zapfungen keine Verlegenheiten entstehen,- welche ins- ^sonders wenn sie noch vom Feinde wahrgenommen werden können, namhafte Verluste, Verwirrungen r verderbliche Reibungen verursachen. Zu der in solchen Fällen znm äußersten Wider - -khde verpflichteten Arrisregarde sollen auch Ge- Mitze vom Gros der Divisions-Artillerie gewiesen ^rden, die ihre zwar gefahrvolle und aufopfernde s^fgabe mit der größten Beharrlichkeit durchführen lassen, aber dafür auch in die Lage kommen, die Ochste Anerkennung und Ehre fick zu erwerben. Die Artillerie ist nicht befähiget, für ihre eigene Battene- ^cherheit zu sorgen, daher muß ihr die nöthige^^""^"' Deckung von der Infanterie oder Reiterei beigestellt werden. - Für den Sicherheitsdienst auf Märschen und Lager wird für gewöhnlich eine Jnsanterie-Com- 92 Batterie-Bedeckungen. pagnie für die sämmtlichen Batterien einer Divisio" abgegeben, welche in jeder Richtung den Weisung^ des Artilleriechefs untersteht. Wenn die Batterien vordisponirt werden, und überhaupt wenn sie längere Strecken zurücklcgen und dabei auch die schnellere Gangart anwendeu, wird diese Bedeckung immer aus Reiterei bestehen müsset Befinden sich die Batterien einmal in der Auf' stellnng, so müssen die nächststehcnden Bataillone dB Schutz derselben übernehmen, und der Artillerie-Cai"' Mandant darf nicht versäumen, denselben anzusprecheu! wenn aber coupirtes, das Anschleicheu des Feinds begünstigendes Terrain es nöthig macht, ist eine ange- messene Bedeckung zu verlangen. Für die unweiger¬ lichen Bcistellungcn solcher Bedeckungen bleiben ebenso die nächsten Truppen - Commandanten verantwortlich, als anderseits die Batterie- und Artillerie-ConunaN- danten für deren rechtzeitige Anforderung. Weiter ist es Pflicht des Artillerie - Comniau- danten, die ihm beigegebene Bedeckung über ihre Be"- Wendung zu belehren, sie hiezu nach bestem Ermesst" zu disponiren. Die Hauptaufgabe der Batterie-Bedeckungen ist die Sicherung an den Flügeln der Geschütz-Aufstel¬ lung, und wenn diese auf einem Rideau sich befände, auch die Beobachtung der unter dem Schuß liegende" Terrainstrecke. — Durch fleißiges Abpatroulliren und durch vorgesendete Schwärme muß verhindert werde"- daß es nicht unternehmenden einzelnen Schützen odB Streifpartcien des Gegners gelingt, sich verdeckt hcranzuschlcichen und durch Feuer,/ in der nächste" Nähe Verwirrung in die Batterie zu bringen. Bei einem beabsichtigten Wechsel der Positiv" muß die neue Aufstellung eclairirt und von unsere" Batterie-Bedeckungen. 93 Truppen bereits erreicht und gesichert sein. Sollte aber dies noch nicht zu voller Beruhigung durch die Disposition gewährleistet sein, so ist die Geschütz bedeckung in dein Falle, als sie bereits ausgeschieden wäre, zu diesem Bchufe zu verwenden, daher mit einem entsprechenden Vorsprung vor der ersten ab- rückenden Batterie au den genau bezeichneten Punkt zu entsenden. — Wäre die neue Aufstellung rück¬ wärts gelegen, so wird nur ein Theil der Bedeckung vorausgesendet, der größere Rest aber folgt der letzten Batterie, eine Arrioregarde bildend, wobei sie aber, wenn die Geschütze abgeprotzt werden, sich sogleich aus ihrer Schußdirection ziehen muß. Abgesehen von diesen gewöhnlichen Verhältnissen und dem hieraus resultirenden Verhalten der Be¬ deckungen, wird auch der Fall vorkommen können, daß eine besonders wichtige Artillerie-Ausstellung mit allem Nachdrucke wird gehalten werden, müssen. — Es ist daun Sache der höheren Truppen - Comman- danten, die erforderlichen Maßregeln durch Beigabe stärkerer Infanterie - Abtheilungen, eventuell ganzer Bataillone rechtzeitig zu treffen. Wird die Cavallerie, wie bereits vielfach ange¬ regt wurde, mit einem Carabiner bewaffnet, welcher den zeitgemäßen Anforderungen an derlei Schußwaffen entspricht, so würde dieselbe sich ganz besonders zur Permanenten Geschütz-Bedeckung eignen, was aber die vorhin angegebenen Sicherungen nickt ausschließen darf, da viele Fälle vorkommen können, in welchen die Cavaüerie-Bedeckung nicht ausreichen oder wegen Terrainhindernissen ihre Aufgabe nur theilweise voll¬ ziehen könnte. Durch die Einführung der Divisions-Artillerie Prägt sich der Grundsatz auf, daß künftig der Ge- 94 Gefechtswcise der Geschütz-N-serven. brauch größerer Artillerie-Körper zur Regel und das einzelne Auftreten der Batterien nur ausnahmsweise Vorkommen soll. Die große Verschiedenheit der Verhältnisse, unter welchen, selbst auf demselben Terrain, Gefechte durch geführt werden können, läßt es nicht zu, über die Verwendung der Divisions-Artillerie genaue Regeln aufzustellen und sie nach einer gewissen Schablone z» construiren. — Die taktischen Formen bilden das Elementarwissen und ihre Einübung macht die Truppe geschickt und zum handlichen Werkzeug für ihren Führer, aber über diesen Zweck hinaus muß eine auf Gefechtsgang und Terrainformation basirte Dis Position, eine besonnene und umsichtige Ausführung derselben die Verwendung der Artillerie charakterisiren- 9. Gefechtsweise der Geschütz-Reserven. Den aus mehreren Divisionen zusammengestell ten Armeecorps soll eine Batterie-Division als Armeecorps-Geschütz-Reserve beigegeben werden und einer aus mehreren Armeecorps gebildeten Opera¬ tions-Armee ein größerer Artillerie-Körper als Armee- Geschütz-Reserve zur Verfügung stehen. Beide Gat¬ tungen von Geschütz-Reserven sind zu dem Zwecke aufgestellt, um im Verlaufe eines größeren Gerechtes oder einer Schlacht durch die Artillerie bedeutungs¬ volle und entscheidende Resultate hervorzubriugem oder doch so vorzubereiten, daß der zur endliche» Durchführung der Absicht in die Action tretenden Truppen-Reserve der Erfolg möglichst gesichert werde- Es ist begreiflich, daß so entscheidende und auf einer großartigen Wirkung beruhende Aufgaben nicht Gefechtsweise der Geschütz-Reserven. 95 d°n vereinzelt auftretenden Batterien gelöst werden "nnen, sondern daß sie nur von einer unter Einem ^nnnando stehenden und zu dem vorgefaßten Ziele ^schickt geführten Diehrzahl von Batterien erfolgreich "Urchzuführen sind. Man muß vorerst den Zweck sich vollkommen war machen, zu welchem eine größere Anzahl von beschützen in einem Treffen oder in einer Schlacht Auftreten sollen, nm daraus die Aufstellung, Bewe¬ gung und Entwickelung dieser Artillerie-Massen oder großen Batterien richtig beurtheilen zu können. Obwohl dem eigentlichen Wesen nach zwischen Ewer Artillerie-Masse und einer großen Batterie kein Unterschied besteht, so wurden dennoch von mehreren Artilleristen die eben angeführten Benennungen ge¬ baucht, um als charakteristisches Merkmal zu dienen, !chch welchem die große Geschützzahl zu einem Offen- ubstoß oder im defensiven Berhältnisse in Verwendung gebracht werden soll; im ersteren Falle wird sie als firtillerie-Masse, im zweiten Falle aber als große Batterie bezeichnet. Diese beiden Hauptarten in dem Charakter eines Gefechtes sind jederzeit in gründlichen Betracht zu ^ehcn, um die dem Artilleristen gebotene Handlungs¬ weise darstellen zu können. In einer offensiv geführten Schlacht wird bei Efnem kräftigen Widerstande des Feindes ein Moment Eintreten, in welchem es den, den Kämpf führenden -ll'meecorps nicht mehr möglich sein wird, weitere Erfolge zu erringen, und wo sie die ihnen zu Ge- Me gestandenen Reserven schon ganz oder doch zum faßten Theil in die Action gezogen haben. In diesem Momente der Abreibung und Erschöpfung der Kräfte wird also eine Erneuerung und Verstärkung derselben 96 Gefechtsweise der Geschütz-Reserven. an jenem Punkte nothweudig, von welchem aus d" Niederlage des Feindes entschieden werden kaw" Hiezu dienen die Reserven der Armee. Diesen Re serven wird also Vorbehalten, durch ihr entscheidendes Eingreifen in den Gang der Schlacht den Sieg Z" erringen. Diese Aufgabe beweiset hinlänglich, daß, wenn schon alle Truppen brav sein müssen, diejenige", welche die Reserven bilden, die Bravsten unter de" Braven sein sollen, denn sie müssen früher, ohne die Fassung und feste Haltung zu verlieren, das Elend und den Jammer rückwärts anseheu, oft, selbst thätig, namhafte Verluste ertragen und dann erst, ii" Bewußtsein ihrer wichtigen Aufgabe, über Verwuw dete, Leichen und alle Trümmer auf einem Schlacht selbe, als Rächer und Bezwinger au den Feind stürmen. Diese Betrachtungen hatten unsere ehemalige" Grenadiere geschaffen, und ihnen entsprechend wurde" in anderen Heeren die sogenannten Garden als Elite - Truppen errichtet und meistens noch beide- halten. Aber um diesen letzten Trumpf auszuspiele", muß auch der Erfolg möglichst gesichert werden, und dazu gehört, daß demselben ein verheerendes Geschütz feuer vorgehe, welches den Widerstand des Feinds bricht, seine Haltung zum Wanken und seine Gegc" maßregeln um ihre Wirkung bringt. Hiezu diene" die Geschütz-Reserven. In einer defensiven Schlacht wird endlich de" Punkt sich zeigen, gegen welchen der Feind seine" Hauptangriff beabsichtiget; diesen zu vereiteln n"d nach Umständen selbst den eigenen Uebergang in dü Offensive vorzuberciten, ist wieder die Aufgabe eine" Geschütz-Reserve, damit nach deren wirkungsvolle"' Gefechtsweise der Geschütz-Reserven. 97 Auftreten, wen» es noch erfordert wird, auch die ^ihrcnddcni näher herangezogene Truppen - Reserve die Action eiutretcn könne. Ereignet es sich, daß durch irgend ein Manöver Feindes die eigene Schlachtiinie so ausgedehnt ^'d, pH eine UM entsteht, so ist abermals eine Geschütz-Reserve das Mittel, eine solche Blöße zu ^'decken und den: Feinde unzugänglich zu machen. Diese in so vielen Gelegenheiten zu entscheidender Teilnahme führenden Ausgaben der Geschütz-Reserven Gingen ihre Aufstellung, welche vor- oder seitwärts, ^cr niemals hinter der Truppen-Rcscrve gewählt werden soll. Bon dort wird sie stets rechtzeitig und °hnc viele Hindernisse zu finden, auf den kürzesten liegen vorrücken können, dort wird sic auch nicht ^'gesscu oder wegen zu großer Entfernung nicht ^chtzeitig hcrbcigeholt und die so ausgiebige Waffe ">cht unbcnützt liegen gelassen werden. .. So wie die Truppen - Reserve, wird auch die Geschütz-Reserve, bevor sie in Action zu treten hat, stck'ch das Terrain möglichst gedeckt und dem Auge .ss Feindes entzogen ausgestellt werden, um sie einer¬ seits vor frühzeitigen Verlusten sicher zu stellen, ^dcrscits aber, um ihr Erscheinen und Wirken über- ^scheud vvrtrctcn zu machen. Obwohl cs bei der gegenwärtigen großen Trag¬ weite der Geschütze nicht immer augchen wird, die Uferven vollkommen außer dem Schußbereiche des 'lindes zu halten, so werden sich doch Gegenstände Mittel ergeben, sic keine gar zu empfindlichen gsMustc erleiden zu lassen. Jedenfalls wird man, ^nn keine genügend deckende Terrainbcschaffcnhcit Platze wäre, gedrängte Aufstellungen derselben ^-meiden. 7 98 Gefechtsweiss der Geschütz-Reserven. In einer seichten, mit vielen Zwischenraums" versehenen Aufstellung wird dem Feinde schon cü> ungewisses Ziel geboten; — die Zufallstreffer vo" einigen Fehlschüssen aber wären als fatale Ereignis mit dem Bewußtsein hinzunehmen, daß es ja bei de^ Kämpfenden noch ärger zugehe und man sich demnach darüber nicht zu sehr alteriren dürfe. Jedenfalls sollen allzu ängstliche Rücksichten «al sogenannte unnütze Verluste, die doch nur bei mora lisch gelockerten Truppen sich nachthcilig äußern dürf ten, nicht dahin führen, die Reserven so weit rück¬ wärts anfzustellcn, daß in dem Momente, wo ma" sie braucht, schon eine geraume Zeit vergeht, um herbei zu rufen, und eine natürlich noch längere, bi§ sie ihrer Bestimmung entsprechen können. Diese scheinbare Rücksichtslosigkeit mit den intack zu haltenden Reserven wird aber durch die Bereit¬ schaft derselben, alsbald in die Action zu treten, voll kommen ausgewogen; denn wozu uützen Reserven, welche, wenn man sie braucht, nicht herbeigezoge" werden können, und wenn sie erscheinen, bereits Z" spät gekommen sind? Anderseits darf im Kriege nicht Jederman" meinen, daß er nur dann, wenn er dem Feind u^ Auge blickt, sich einer Gefahr aussetzen dürfe. Mit einem solchen Bewußtsein werden die einzelnes und meist zufälligen Verluste bei den Reserven nicht nur keinen üblen Eindruck verursachen, sondern il» Gegentheile die Begierde anfachcn, ihre ehrenvol^ Aufgabe auf den ersten Ruf des Feldherr» zu ersicks len, um bei dieser Gelegenheit volle Vergeltung alle erlittenen Unbilden zu nehmen. Nach dieser Erörterung über die Orte, wo Geschütz-Reserven zu halten sind, sollen die Bestie Gesechtsweise der Geschütz-Reserven. 99 Zungen erläutert werde», nach welchen sic zu bewegen "ud zu verwcuden sind. Die Verwendung von Artilleriemassen wird nur sann erleichtert und in richtige Bahnen gelenkt, wenn 'i)ncn schon in der Marschordnnng der Armcccorps ^ud der Armee jener Platz angewiesen wird, von welchem aus sie, ohne die Wege und Aufstellungen von änderen Truppen zu durchkreuzen, ihre Stellung cin- gnchmen im Stande sind; die Geschütz-Reserve soll gahcr wenigstens noch vor der Truppen-Rescrve mar- Ichiren. Sechs Batterien ohne Trainfuhrwerke werden leibst in der Halbzngs-Colonne nur eine Länge von 2100 Schritten einnehmcn und zum Aufmarsch in eine Rchlvssene Aufstellung höchstens k 5 Minuten bcnöthigen. Es werden gut geschulte Batterien niemals ein Hinderniß für die Bewegung der anderen Truppen sbgebcn und ihrer taktischen Ordnung Geltung ver¬ gaffen. Sie werden nicht als unvermeidliches Hcmm- !fiß betrachtet werden, das man nur in seltenen »allen brauchen kann und wofür man sie aufbe- ^ahren soll; dadurch freilich wird eine Gcschützreserve ">> die Spitze des Armee-Trosses gewiesen. Ein Armeecorps hat beim Beginn einer Schlacht °ie Aufgabe, einen Thcil der feindlichen Stellung an- ggrcifcn, wichtige Tcrrainstellcn zu besetzen, den Wi¬ derstand des Feindes auf denselben zu überwinden, ^id auf diese Weise seine Stellung zu brechen oder Unhaltbar zu machen; in der Defensive hingegen soll alle auf seine Stellung gerichteten Angriffe ener¬ gisch abweisen und sich in derselben wenigstens bc MUpten. Es darf hiebei mit seinen Kräften nicht geizen, °aher auch seine Reserven nicht zu spät in die Action 7* 100 GesechtSwcise der Geschütz-Reserven. setzen; jede gewonnene Zeit wird wehr znm Erfolge beitragen, als Zaudern. Es wird daher auch seine Geschützreservc nicht lange müssig zusehcu lassen und derselben bald Wirksamkeit gönnen. Je nach der Disposition und der damit vcr bundcncn Absicht können zuweilen auch Theilc dck Eorps-Gcschütz-Rescrvc zur Einleitung des Kampfs vorgezvgen werden. — In einem solchen Falle wer¬ den die hiezu bestimmten Batterien entweder der betreffenden Division zugcwicscn und unter die Dis¬ positionen ihres Artilleriechefs gestellt, oder sie könne» mit einer gehörigen Bedeckung für eine selbstständig Aufgabe bestimmt wcrdcu. -- In diesem Falle muß bei der Thcilung der Geschütz-Reserve vorgcsvrgt werde«» damit der größere Thcil unter der Führung des wirklichen Eommaudantcn verbleibe, der ausgeschiedeR Theil aber, wenn er aus zwei oder mehr Batterie» besteheu sollte, ebenfalls einer specicllen FührMbl nutergcstcllt werde. Ware hiezu kein Artillerie-Stabs officicr disponibel, so kanu zwar der raugsältcrc Hauptmann insolange die Führung übernehmen, gs die Bewegungen noch im Rückhalte verbleiben, z»l Bordisponirung aber in die wirkliche Action müßts für den dringenden Moment der Eorps-Artillericchel selbst cinschrcitcn. Der rangsältere Hauptmann könnte zwar auch die Leitung behalten, aber man hat seiner Batterie mit ihm doch das Haupt genommen und ihr d»s wichtigste Individuum abgctrcnnt; ferner entbehrt e>' des in der Militär-Hierarchie erforderlichen Ansehens, nm seine Stellung in kritischen Momenten geltend Z" machen; endlich kann er in Fällen, die eine E"i sagung oder Aufopferung erheischen, diese von seins» Kameraden kaum so erwarten, als sic unter solche" Gcfcchtswcisc der Gcschütz-Rcscrvcn. 101 hl- iic iid r es r- er s- ci> gs >ei ii, es >ic in iß ii- tt 's ir le -s h !e K II i, ll I I Verhältnissen einem mit edlem Bcispiclc selbst aus- harrenden Höheren geleistet werden dürfte. In dem der Entwickelung des Treffens folgen¬ den Gcscchtsmomentc, in welchem der Charakter des Kampfes sich bestimmt darstellen muß, hat das Be¬ streben vorznhcrrschcn, das Gcschützfcuer gegen jene Objecte zu lenken, welche zur Ausführung des beab¬ sichtigten Gefcchtszweckes wesentlich beitragen. Freilich werden oft die Boden- und Naumver- hältnissc hemmend cinwirkcu, aber bei der großen Portee der gezogenen Kanonen ist ja eine mehr seit- wärtigc oder selbst mit bedeutenden Zwischenräumen stattfindcnde Placirung der Batterien ohne Nachtheil, wenn nur ihr Feuer richtig gegen den, eine cntschci dende Wirkung versprechenden Punkt vereint wird und diese Batterien auch in dem gleichen Gcscchtsmomentc »uftretcn. Jedenfalls darf man sich nicht begnügen, zu der oder jener mehr bedrängten Abtheilnng eine Batterie zur Bcrstürknng zn senden, um endlich noch einzelne Batterien für sich auf günstige Punkte zu stellen; Man wird auf diese Weise wohl auch eine große Zahl von Geschützen in das Gefecht bringen, aber abgesehen davon, daß bei der längeren Zeit, welche bis zur Entfaltung einer solchen Macht verinnen muß, dem Feinde genug Gelegenheit zu Gcgenmaß- rcgcln geboten wird, arbeiten alle diesseitigen Bat tcricn auf eigene Faust und werden ungeachtet der Partiellen Bortheitc keinen großen, total bewältigenden Erfolg zu erringen im Stande sein. Bei der gegenwärtigen Schußpräcision und Wir kung der Feldgeschütze ist gleich beim ersten Auftre len einer größeren Geschützzahl auf eine bedeutende Wendung im Gefcchtsgangc zu rechnen, wenn nur 102 Gefechtsweise der Geschütz-Reserven. die Entwickelung zeitgemäß und auf dein wirksame» Ertrag der Hohlgeschossc und Shrapnels stattgcfn» den hat. Nach Umständen hat die Artillerie auch ncm> vorwärts zu manövriren, um entweder bis in ciM wirksame Shrapnel-Distanz zu kommen und alles Z» vernichten, was in ihrem Bereiche steht, oder M» eine vorne gelegene und eben erst von unseren TruP- pcn genommene günstige Stellung zu besetzen. — ist ihr keineswegs eine passive Rolle zugewiesen, sm» dern eS muß nach der Einleitung des Kampfes i» einer Position, und nach der Durchführung eines wirksamen Feuergcfcchtcs das Bestreben eintretem den gewonnenen Erfolg dadurch zu vervollständige»- daß man dein weichenden Feinde ein neues Festsetze» verwehrt. In diesem wohl berechneten Vorgehen liegt die Offcnsivkraft der Artillerie; durch diese wird der einmal gewonnene Erfolg von entscheidender Wirkung weil dadurch dem Feinde ein fortgesetzter Rückznß aufgcdrüngt wird. Da nach diesem auch ein eigent¬ liches offensives Wirken der Artillerie zugestandc» werden muß, so wird auch ein mit demselben ver¬ trauter Truppeuführer sich ihrer erfolgreich zu be¬ dienen wissen, ihr Eingreifen verlangen und s^ nicht als letzte Hilfe bei schon cingetretener Notb hcranrufcn. Wäre aber ein Armeecorps für sich allein i» ein Treffen cngagirt, wobei es nicht auf die Unter stützung von anderen Armee-Körpern rechnen kann, f» müssen in einem solchen Falle die Reserven wohl si>» den entscheidenden Moment anfbcwahrt werden, nnd es darf daher auch eine vorzeitige Verwendung de» Geschütz-Reserven nicht cintreten, bis nicht durch die Gesechtswcise der Geschütz-Reserven. 103 indessen klar gewordene Gefechtslage das Einschreiten derselben zn einein bestimmten Zwecke und gegen das entscheidendste Object nöthig erscheinen wird. Eine Armec-Geschütz-Reserve formtet einen grö¬ ßeren Artillerie-Körper von mehreren Batterie-Divi¬ sionen und bildet einen für sich selbstständig bestehen¬ den und von den Dispositionen des Feldherr» ab- hängcnden Armee-Theil, welcher die Bestimmung hat, entweder insgesammt oder doch durch die Hauptthcile seine ehernen Würfel auf das Schlachtfeld rollen zu lassen. Sie hat daher entweder an einem schwächeren Punkt unserer Schlachtordnung das Gleichgewicht der sich gcgenüberstehcndcn Kräfte herzustellen, oder aber zur letzten Anstrengung der Truppen-Reserve die Borbcreitung zu bewirken, um entweder die Ent¬ scheidung im Kampfe selbst hcrbeizuführen, oder we¬ nigstens den Erfolg für die anderen Waffen möglichst sicherzustellen. Zur ersteren Bestimmung werden nur einzelne Batterie-Divisionen entsendet, um an geeigneten Orten durch ihr Feuer die allzukühnen Fortschritte des Fein¬ des in Schranken zu halten. Diese entsendeten Divi¬ sionen treten alsdann momentan aus dem taktischen Verbände der Armee-Geschützreserve und nach Umstän¬ den, gemäß den vom Armee-Commando erhaltenen Weisungen, entweder selbstständig auf, oder sie kön¬ nen einem Armeecorps-Commandanten zur Verfügung gestellt werden. — In beiden Fällen soll auch hier der bisher entwickelte Grundsatz aufrecht erhalten Werden, daß nur die vereinte Wirkung dieser Ge¬ schütze ein ergiebiges Resultat hcrvorzubringen im Stande sei, daher auch hier ein Trennen der Bat¬ terien vermieden werden soll. 104 Gefechtsweise der Geschütz-Reserven. Sollen aber die Reserven den letzten Ausscht,^ in dem Gang der Schlacht geben, oder wäre bei»' Feinde die Absicht entdeckt worden, daß er mit übel legenen Kräften einen Angriff gegen einen Punkt »»' sercr Schlachtstcllung wagen wolle, so tritt die cigcA liche Ursache zur Verwendung der Armce-Geschützrcsel^ ein, die dann nach einer gegebenen Disposition in d» Schlacht cintritt und durch ihr vereintes Wirken auf de»' der Absicht entsprechenden Punkt den Erfolg zu sichern hat Wie einfach auch die Lösung einer solchen Alls gäbe sich darstellen läßt, so complicirt kann sie »u durch das coupirte Terrain, durch die eben von »» seren Truppen eingenommene Stellung, oder durch de» Zeitpunkt, in welchen: sie zur Action schreitet, a»st fallen. Lauter Umstände, welche auf ihr gleichzeitig^' Erscheinen hemmend cinwirken, hie und da Reib»»' gen verursachen, welche den Effect im Ganzen u»d Großen cinschränken und den Erfolg selbst zwcifclh»? erscheinen lassen können. Um daher die eben erwähnten mißlichen U>»' stände zu vermeiden, müssen die vorliegenden Terra»» theile von erhöhten Punkten übersichtlich anfgcfal» und darauf basirte Detail-Necognoscirungcn ausgst sendet werden, welche gegen die ihnen bezeichneten Pnut^ alle Wege, Brucken und sonstige Communieationc» abrciten und die Räumlichkeit der für Geschütz-Aus stcllungen geeigneten Punkte erforschen. Aus dem »»» erhaltenen Detail können jene Punkte näher beseht werden, welche für die Aufstellung einer größeren G»' schützzahl sich eignen werden. Diese Rccognoscirungen des Vortcrrains stu^ schon zu veranlassen, wenn die Gcschützreserve an de>» ihr bestimmten Haltplatz anlangt, und noch während die Batterien sich ordnen und zum Gefecht sich bereite»- Gefcchtsweise der Geschig'-Rcscrven. 105 Die gemachten Wahrnehmungen werden auf cincin Plan oder einer Spccialkartc sehr verdeutlicht, weil Man nach den umliegenden Ortschaften, Höhen, Gc wässern, Waldungen u. dgl. sich sicher vricntircu kann und diese wichtigen Anhaltspunkte, den Battcric-Com- uiandantcn mitgcthcilt, die Erkenntnis; des Terrains möglichst verbreiten; die gegebene Zcitpausc muß da- her zur Erkcnutniß des Terrains, der Lage der Schlacht und Beobachtung ihres Ganges bestens benutzt werden. Wenn nun Weisungen vom Armcc-Eommandan- len kommen, so wird die Geschütz-Reserve bereits in der Verfassung sich befinden, denselben ungesäumt nachkommen zu können. — Selbst während der Bor- Nietung sind alle Tcrraingcgcnständc, besonders in der Richtung gegen den Feind hin, scharf in das Ange zu fassen. Sobald die Töten in den Gcfcchtöbercich kom Men, ist die Form von Eolonncnlinicn anzunchmcn, und jede Colounc bewegt sich gegen den ihr bezeich¬ neten Punkt in derjenigen Abthcilungsbreitc, welche ihr die dargcbotenc Wegstrecke erlaubt, um mit Auf¬ gebot aller Lräfte dahin zu gelangen, damit ans das Signal, das Eommando, oder nach der Disposition in die Fcnerlinie eingcfahren und die Geschütze pla- cirt werden können. Es wird von Umständen abhän- gcn, ob jede Battcriedivision sogleich das Feuer zu eröffnen hat, oder ob dasselbe von einem gewissen Punkte eröffnet und von den anderen in der Folge abgenommen werden soll, weil die Stellung und Be¬ wegung des Feindes und andere Verhältnisse das¬ selbe bestimmen müssen. Ist der für diese Manöver entsprechende Gefechts^ Moment richtig getroffen und wurde die Führung aller Thcilc gehörig vorbereitet und ohne Hcmmuiß 106 Geftchtswcife der Geschütz-Reserven. durchgeführt, so wird auch der Erfolg des Maffei feuers sich berechnen und die darauf gegründeten Co»' binationcn in der Schlachtlenkung zum gewünscht Ergebnisse führen. Aber wie selten finden wir in der Kriegsgeschichte eine wirkliche Anwendung dieser Regeln. Entweder war die Artillerie in ihrem Materin' zu schwerfällig, oder durch ihre Organisation zulsi, theilt, daher au ein Zeit und Raum gewinnende« Manövriren nicht gewöhnt. Beides erschuf die Ansich" daß viel Artillerie nur hemmend ans die Bewegt gen der anderen Truppen wirke. Hoffen wir, daß bei der gegenwärtigen Beweglich^ und Wirkung der Geschütze die Artillerie jene Geltung gewinnen wird, welche bei dem Streben nach großes Wirken ihr nicht entgehen kann, weil sie eben die Be¬ fähigung haben wird, auch im Großen Entscheidung^ kämpfe durchzuführen. Daß diese Hoffnung sich vck wirklichen kann, liegt in der Vergangenheit, welch? uns mehrere Fälle aufweiset, in welchen die Artillerie unter selbstständiger Führung die ruhmreichsten Er¬ folge gewonnen hat. In der Schlacht bei Friedland, am 14. In"' 1807, wurde der französische rechte Flügel unter Maf" schall Ney durch das unerwartete heftige Artillerie feuer der Russen zweimal in Verwirrung gebrach" wozu besonders die schwere russische Artillerie jenseits des Alle-Flnsfes, der im Rücken der russischen Ssi' lung lag, kräftig beigetragen hatte. — Die russisch? Reiterei benützte diese Verwirrung der Franzosen, uä' einzugreifen, und die Niederlage des rechten frn^f zösischen Flügels wäre entschieden gewesen, wenn nich das rechtzeitige Erscheinen der Artillerie des in Gefechtsweise der Geschütz-Reserven. 107 serve stehenden Victor'schen Corps gestattet hätte, sich M ordnen. Diese Artillerie wurde vom General Sonarmont selbst geführt, nachdem General Victor ihm freie Hand gelassen, die Bewegungen dieser Waffe selbst ju leiten. In Folge dessen hielt er es für zweckmäßig, die ganze Artillerie dieses Corps, mit Ausnahme von 3 Reserve-Geschützen, in 2 große Batterien zu thei- ien, welche jede aus l 5 Geschützen zusammengesetzt war. Die Batterie links wurde vor Posthenen vor- genommen, sie sollte durch ein, mit dem der Batte¬ rie des rechten Flügels sich kreuzendes Feuer die linke Flanke des Armeecorps decken und wo möglich die Batterien des Feindcs und seine hier stehenden Mas¬ sen vernichten. Die Batterie rechts, die zuerst vor dem Sort- iacker Walde stand, kam während des Gefechtes bis »vr den äußersten rechten Flügel des Nch'schcn Corps. Die so verthcilte Artillerie ging rasch zur ersten Position bis auf MO Schritte an den Feind heran; «ach 5 bis 6 Lagen näherte sic sich ihm bis auf 300 Schritte und begann ein Flügclfeuer (ksu rou- iuut), das mit der größten Lebhaftigkeit abgegeben wurde. Der General der Artillerie bemerkte die furcht¬ bare Wirkung und befahl, nm den Rückzug des Fein¬ des herbcizuführcn, nicht mehr auf die feindlichen Ge¬ schütze zu schießen, die den französischen an Zahl gleich waren. Er ging bis auf 150 Schritte an die feind¬ liche Front heran. Die beiden Batterien hatten sich einander so genähert, daß sie nur eine bildeten, und don diesem Augenblick an wurde nur mit Katätschen gefeuert. 108 Gefechtswcisc der Geschütz Reserven. Napoleon selbst fürchtete für diese Artillerie schickte seinen Adjutanten Mouton vor, um den dieses weiten Vorgehens zu erfahren. Sünarnw» antwortete jedoch: „Lassen Sie mich und meine Kanoniere machen, ich stehe für alles!" Die feindlichen Massen lichteten und ersetzten Endlich, als sie zu wanken begannen, setzte feindliche Cavalleric in Bewegung , nm die Battet anzugreifen. ., Der General der Artillerie ließ diese soglc^ die Front verändern und richtete durch dieses ver sein ganzes Feuer auf die Cavalleric, die, »E dem sie zwei Lagen erhalten hatte, verschwand. , Nun ging die Division Dupont, unterstützt du^ die leichte Cavalleric - Brigade Dnrosnel, vor warf den Feind theils in den Fluß, thcilS nach Fr>^ land. Diese Division wurde in ihrer Bewegung dw'"- 5 Geschütze unterstützt, die von der Batterie dazu dctachirt wurden. Es geschahen von diesen den Batterien 2516 Schüsse, worunter 32 mit tatschen. Die vcrhältnißmäßig geringen Lerlnstc trugen 1l Tvdte, 45 Verwundete und 53 Pferde. Napoleon selbst sagte nach der Schlacht: „Lannrnumt! vou/.-nv6/. tb.it inou Jin Jahre 1800 führte Sanarmont in nien in der Schlacht von Ocana am 1l). dtovcnü'^ die Artillerie in ähnlicher Weise. — Auch hier luchs Marschall Soult, der die Armee cvmmandirtc, ganze Artillerie der beiden vereinigten Corps (4. und-" inclusive der Divisions-Artillerie an seine dircc't^ Befehle angewiesen. Er hatte 50 Geschütze, hielt st immer zusammen und ließ 13 in Reserve. Mit st^ ner zusammen gehaltenen Artillerie griff er das Centt'^ Gefechtsweise der Geschütz-Reserven. 109 Spanier, ihre starke Artillerie und ihren an die ^nannte Stadt gelehnten Flügel an. — Der Erfolg auch hier ein glänzender. Ain zweiten Tage der Schlacht bei Wagram, ^ 7. Juli 1W9, wurde Massena durch die Fort Mitte des rechten österreichischen Flügels gezwungen, M wieder links gegen die Donau zu ziehen. Hie M'ch entstand eine Nicke gegen das Ecntrum, welche ^acdvnald und ein Theil der italienischen Armee ^füllen sollten. Doch diese Truppen waren nicht zur Stelle, und sic hcrankamcn, schob Napoleon seine Garde Ar- 'iierie (6t) Geschütze) in die Schlachtlinie ein, die 'M) und nach dnrch andere herbcigebrachte Batterien angeblich 100 Geschütze vermehrt wurde. Es scheint aber, daß diese große Batterie nicht Bestimmung hatte, die Entscheidung der Schlacht sU'bciznführen, da Napoleons Blicke stets nach den Men von Mnrkgrafen-Neusiedl gerichtet waren, wo österreichische linke Flügel stand, und als er sich Erzeugte daß Davousl diese Höchen genommen hatte, Mt er die Schlacht als gewonnen. Jetzt erst ließ er wieder überall zum Angriff Zergehen und jetzt begannen auch erst die wüthcnd ien Angriffe im Centrnm, wo bis dahin nur Caval- Me gebraucht war. Auch der schon beschriebene Angriff der rnssi !chen Artillerie auf die verschanzte Stellung bei War schau zeigt, wenn auch unter sehr günstigen Umstän- eine hcrvortrctcnde bestimmte tzcitnng und eine ^chtigc energische Anwendung der Artillerie im Großen. Jur Jahre >8ll> wurden die Ungarn vom rech M Theißufer und dem an selbem gelegenen Nem ^zegedin vertrieben; noch an demselben Tage, den 110 GesechtSweise der Geschütz-Reserven. 5. August, wurde eine Schiffbrücke geschlagen. Die öfter rcichischc Armee mit der verbündeten russischen Dw> sion Panintin, ungefähr 28.000 Mann stark, passirte die Brücke und nahm eine ziemlich gedrängte Auf¬ stellung hinter einem Brückenköpfe. Dem Brückenkopf gegenüber, zur Bcrtheidigung der nach Szöreg führenden Straße, hatte sich ans Kn- nonenschußweite der Feind in einer Stärke von 40.000 Mann aufgestellt und Stellung hinter einem Daun" genommen, der nicht weit rechts von der Straße be¬ gann und, senkrecht von selber abgehend, fast eine Stunde weit parallel zur Theiß lief. Diesen Dann" hatten die Ungarn zur Vcrtheidignug hcrgerichtct und hinter ihm 50 Geschütze ausgestellt, die thcils durch Schießscharten, theils über die Bank feuerten. Es galt nun, möglichst bald aus der gedräng¬ ten und im Falle eines Angriffes sehr gefährdeten Stellung hinter dem Brückenkopf hervorzugehen und sich durch das Ueberwältigen des Feindes das freie Vordringen auf der Straße nach Temesvar zu er kämpfen. Ein überlegenes Geschützfeucr sollte dies hcrbeiführen; hiernach wurden die Dispositionen gc troffen und gegen .5 Uhr Nachmittags zum Angriffe geschritten. Gegen das rechte Dämmende, wo der Feind keine Geschütze hatte, wurde die Cavallerie - Division Bechthold mit einer Abtheilung russischer Jäger nebst 4 Cavallerie- und 2 Raketen-Batterien entsendet; die zunächst angrenzende bedeutende Dammstreckc sollte die Geschütz-Hauptreserve bekämpfen, während links von selber die Artillerie des Armec-Reserve-Corps sich an- reihen und die feindliche Artillerie hinter dem Dann» möglichst ensilircnd beschießen sollte. Gefechtsweise der Geschütz-Reserven. 111 Sämmtliche Batterien der Geschütz-Hauptreserve Ickten nun von einem schmalen Ausgange des Brückenkopfes, jede Batterie mit den Munitivnswagen ^mittelbar hinter sich, im Flankcmnarschc vor, und ^ar so, wie sie in die Stellung einrückcn sollten: ^nn die vier Cavallcrie-Battcrien, dann eine ScchS- ^ünder-Fnß-, zwei Zwölpfündcr- und zuletzt die Bat- ^ie langer Haubitzen. Die Rakcten-Battcrien blieben ">eils in Reserve, thcils wurden sie anderweit ver¬ geudet. Sobald eine Batterie nach der andern den Brückenkopf passirt hatte, zogen sich ihre Munitions¬ gagen rechts aus der Cvlonnc der Geschütze heraus bildeten eine zweite Colonne, 100 Schritte entfernt "»d parallel mit der Geschützlinie. Die Batterien setzten nun ihren Flankenmarsch lautloser Stille, durch hohe Maisfelder, die sie Auge des Feindes nur teilweise verbürgen, fort, sie an den zum Aufmarsch bezeichneten Punkten Manien, marschirtcn nun alle in die linke Flanke °uf und rückten im Frontmarsche noch bis aus n()0 Schritt an den Damm heran, auf den sie "ann ihr Feuer eröffneten. Der Feind, anfangs überrascht, erwiederte bald Heftigkeit das Feuer. Die Batterien waren unter sich 100 bis 150 schritte, die einzelnen Geschütze 20 bis 30 Schritte einander entfernt, sämmtliche Geschütze hatten ^Miach eine Aufstellungsfront von nahe 2000 Schritt, feindliche Feuer wurde dadurch sehr zersplittert es demnach möglich, einzelne Punkte des Dam- ggs durch mehrere Batterieu zugleich mittelst eines Kreuzfeuers zu beschießen. 112 Gefechwwcise der Geschütz-Reserven. Mit Ausnahme von <1 Schwadronen öavallcrn'- dcren 3 auf dem rechten und 3 auf dem link^ Flügel ausgestellt waren, war der ganze große Saiust den die Geschütz-Hauptreserve dildctc, bei der Schwächt der österreichischen Armee ohne Bedeckung geblieben, und da die Cavalleric Division Bechthold gegen 20^ Schritte von dem rechten Flügel der Gcschütz-Hanp! rcserve entfernt war, und hohe Frnchtfclder zu seh^' verhinderten, so war die Geschütz Hauptreserve ;ic>n lieh auf sich allein angewiesen. Sie blieb nicht lange in der ersten AufstelllmS- sondcrn alle Batterien gingen jucecsivc aus MO bn WO Schritt auf die voraus markirtcn Punkte gcge" den Damm vor uud eröffneten auf diese GntscrnuNß ein höchst lebhaftes und ebenso vom Feinde erwidert^ Feuer. — Die einzelnen Gcschützstandc des Feinds wurden partienweise von mehreren Batterien züglet als Ziel genommen und mit Äugeln und Granats wirksam beschossen, so daß bald eine große AnZv^ seiner Geschütze dcmontirt und der hinter dem Dun"" stehende Bertheidigcr erschüttert wurde. Die Dämmerung brach herein, und um bast ein Resultat zu erlangen, befahl der Commandaw der Geschütz-Hauptreserve, Major Schmidt, dem Fci"^ bis auf Kartätschen Distanz ans den Leib zu gehest Den Anfang machte die Cavallcric-Battcrie Nr. Isst im raschen Tempo eilte sic gegen den Damm, als st"' ans 300 Schritte von einem von allen Seiten herein brechenden Klcingewehrfeuer begrüßt wurde; nähst dcstoweniger setzte sie ihre Bewegung kaltblütig und eröffnete, plötzlich haltend, gegen die feindliche" Geschütze und namentlich gegen die über den Danist schießende Fufantcric ihr Feuer mit Kartätschen. stch' folgten auf 300 bis 400 Schritt die Cavallerie-Bul 113 . Gefechtsweise der Geschütz-Reserven. sie, kcii B, .chc en, 00 pt- )kÜ Ib lg, u§ sk« Ilg ich cü in ld iit id II. ii ie i- tS ct u in 0 ^>en des rechten Flügels, während die schweren ^atterien bis auf 600 Schritt an den Damm ^angingen. Diese mächtige Geschützlinie überschüttete 'bin den Damm nach allen Richtungen mit Geschossen Eer Art, so daß der Feind zuerst mit seinen noch Origen Geschützen absuhr und sich dann in wilder auf die Flucht begab. . Da nuu auch zugleich mit diesem Vorrücken Centrums der linke Flügel der vsterrcichisch-rus- blchen Armee glücklich vorgedrungen war und den Mud in der rechten Flanke gefaßt hatte, so war "Essen Niederlage entschieden. Wäre auch die den feindlichen linken Flügel ^gehende Cavallcrie-Division Bcchthold zeitiger vor- ^'iickt, so wäre ein großer Theil der feindlichen 'Millerie verloren gewesen, während es so dem Feinde AEläng, bis auf 5 Geschütze, seine Artillerie trotz ,6' übel zugerichteteu Bespannung in Sicherheit zu Gingen. . Der Verlust des Feindes war beträchtlich, gegen ^0 Todte und viele Pferde sand man am andern Morgen auf dem Schlachtfelde, und gegen 400 Ge- ^ugeue wurden in der Nacht eiugebracht. Der öster- E'chische Verlust betrug nur 12 Todte und 05 Ver¬ endete, wovon auf die Geschützreserve nur 2 Todte ed 1Z Verwundete kamen, welcher geringe Verlust sbuptsächlich der ausgedehnten Aufstellung zu ver¬ buken war. In der darauf folgenden, am 9. August statt- ^snndenen Schlacht bei Tcmesvar wurde das anfangs ?Mn kämpfende österreichische Armeecorps von den swgarn sehr bedrängt und war in Gefahr, links bberflägelt zn werden, als die Geschütz-Hauptreserve iwter dem Kampsplatze eintraf. Dieselbe, in einer 8 114 Gefechtsweise der Geschütz-Reserven. Stärke von 39 Rohr- und 24 Raketen-Geschütz^ langte nach einein beschwerlichen und durch vica Bagage-Wägen aufgehaltenen Marsch Nachmittag- 4 Uhr hinter dein Ccntrum der österreichischen Sw lung an. Der Cvmmandant der Geschütz-Hauptreserv Major Schmidt wollte eben erst die Pferde tränkt lassen, als er den Befehl erhielt, links von Straße abzubiegen, durch die auf dieser Seite bcfii^ licheu hohen Knknrntzfelder zu marschircn und dem linken Flügel zn auf dem ersten passend crsch^ nendcn Terrain die Operationen zu beginnen. Die Batterien bildeten sogleich zwei Colomstw rechts nach dem Feinde zu die Cavallerie-Battcrist' links die schweren Batterien; die Raketen-Batter^ nebst der Munitionsrcserve wurde im Rückhalte cE gestellt. Obgleich Pferde nnd Mannschaften, welche st frühem Alorgen nichts genossen hatten, bei der grv!^ Schwüle des Tages sehr erschöpft waren, ging st doch rasch vorwärts, indem die Mannschaft, durch Aussicht ans den Kampf elcctrisirt, die Straps vergaß, die Pferde antrieb und hier und da zuruä bleibende Geschütze uachschob. Kaum war die Tote der Colonneu ans gst Feldern heraus, als der Feind sein Gcschützfcucr a" sie richtete. Zugleich sah mau den österreichischen, Cavalleric gebildeten linken Flügel sich zurückziclst"' trotzdem und obgleich von Bedeckung entblößt, doch die Batterien ihren Marsch so beschleunigt möglich fort, marschirten nach und nach in die vech ^ Flanke auf und eröffneten auf 1200 bis >300 Schr'^ ihr Feuer gegen den Feind. ,, Die Entfernung war zwar noch sehr groß, dv handelte cs sich darum, dem schon zn siegen glaubt de, »n v W Al de, sie ife dv B du ho Pf d>l rr de A »i su C zr A hi i! b b, Gefechtsweisc der Geschütz-Reserven. 115 sei, ich F tft r»e ke« del id- all sch !ll/ leil if- eit ed ;ie en ch e» tls Sll ii en ls ie ch Feind recht bald neue Kräfte entgegen zu stellen, ^'ld durch langsames Schießen und sorgfältiges Nich¬ ol gelang es auch, den Feind im Vorrücken auf- 'Aalten und das Gefecht zmn Stehen zu bringen, ^lscht lange blieb die Geschütz-Hauptreserve in dieser ststen Aufstellung; nach und nach rückten die Bat- El'ien, die von einander durch große Zwischenräume ^rennt waren, 400 bis 500 Schritte vor und beschossen Feind aus 000 Schritte. Doch auch diese Auf- HÜung hielten die Batterien nur solange inne, bis der mind sich auf sie einzuschießen begann. Sämmtliche ^atterien, voran die Cavallerie-Batterien, eilten Est'wärts und gelangten hiebei an den sumpfigen HerecM-Bach. Den Cavallerie-Batterien gelang es ^lrchzufahreu, die anderen Batterien gingen über eine ^lzerne Brücke. Die langen Haubitz- und eine Zwölf- ^ünder-Batterie wurden nach dem rechten Flügel, der Feind einige Demonstrationen machte, abge- rufcn. . Die übrigen Batterien eilten nun dem weichen- Er Feind nach, und da sie durch einige russische Batterien verstärkt wurden, wurde es möglich, die ^lf dem linken Flügel stehende Cavalleric-Batterie der mn äußersten linken Flügel kämpfenden silwallerie-Brigade Simbschen abznschicken, um selbe unterstützen. y. Die Cavallerie-Batterien nahmen nun ihre letzte Erstellung WO bis 1000 Schritte vor dem Czuka- si?kld, awhin sich der Feind zurückgezogen, und blieben Er stehen, während die noch übrige zwölfpfüudige ssiirtterie weiter gegen die Spitze des Jagdwaldes rdrückte und die feindlichen, gegen den linken öster- ftichischen Flügel wirkenden Batterien von der Spitze beschoß. 8* 116 Gesechtsweise der Geschütz-Reserven. Ein Moment des Stillstandes trat nun ein, welchem die Batterien die folgende Aufstellung hattet; Rechts 1 '/2 Cavalleric-Battericn; 800 Schritte li»^ von diesen die russische Batterie mit einem Insa" terie-Bataillon zur Bedeckung; 600 Schritte wcllck' links die zwölfpsündige Batterie, und l 200 bis 1i'^ Schritt von dieser, den erwähnten Waldspitzen geg^ über, die der Eavallcric-Brigade Simbschcn zngcss!' dete Cavalleric-Battcrie und die schon anfangs dalch' disponirte bpfündige Fußbattcrie. Da man jedoch den Wald auch noch einnehn^ wollte, rückten die zwölfpfüudigc und die rusDn Batterie von links, die sechspfündige und die Cavai' lerie-Batterie von rechts gegen die Waldspitzc vs>b indem Mannschaften des russischen Bataillons dich durchstreifen mußten. Kaum fuhren die Batterien in den 400— Schritte breiten Raum zwischen beiden Wäldern ech» als sic von einer, aus der Tcmesvarer Straße acht gestellten Batterie aus 000 Schritte heftig beschoss! wurden. Die Batterien marschirten jedoch schnell und begannen zu feuern, worauf die feindliche terie sich rasch zurückzog. Die Geschütze feuerten nun noch auf die sich regellosen Hausen znrückziehcudcn feindlichen Trupps bis die eintretende Dunkelheit das Einstellen de- Feuers herbeiführte. Der Verlust der Geschütz-Hauptreserve höchst unbedeutend; den gut gewählten Aufstellung^ und daß man nie so lange in einer Aufstellung blie^ bis der Feind sich auf sie eingeschossen hatte, dies zu verdanken. Obwohl die Verwendung der Armce-Geschjchs Reserve in der Schlacht bei Königgrätz am 3. Juli 1^6 Gesechtsweise der Geschütz-Reserven. 117 "?cht ganz mit den hier entwickelten Principien über¬ stimmt, so bleibt ihr Wirken allen mißlichen Um¬ wänden entgegen doch so esfectvoll, daß dasselbe nicht fne bedeutenden Einfluß auf den Gang dieses großen Kampfes geblieben ist. Diese Armee-Geschütz-Reserve stand unter dem fmmando des Obersten Ferdinand v. Tiller um M 8 Uhr Früh gesammelt auf den Höhen zwischen Mestar und Sweti. Sie war in vier Batterie-Divi- Wonen zu vier Batterien abgetheilt. Die 3. und 4. Division wurde um 9 Uhr ^vrnnttags unter Führung des Obersten v. Tiller säs südlich vor Chlum vordisponirt und betheiligte stch vorzugsweise als Verstärkung und Ersatz der Artillerie des X. Armcecorps an der Schlacht. Die 1. und 2. Division verblieben bis gegen 2 Uhr Nachmittags in der ersten Aufstellung; die "achtheilige Wendung, welche die Schlacht um diese äeit angenommen hatte, als bekannt voraussctzend, iähre ich nur an, daß der Commandant dieser beiden Divisionen, Oberstlicutenant v. Hofbaner, sich ent¬ fließen mußte, seine Batterien der vom Norden Mandringenden Armee des preußischen Kronprinzen ^tgegen zu führen. Die erste Position wurde auf dem Höhenzuge Mschcn Chlum und Nedclist genommen, und zwar säe l. Division aus den Cavallerie-Batterien Nr. 4, i, 2 des VI. und Nr. 6 des XII. Regiments östlich "vn Chlum, rechts von diesen die 2. Division aus den slchtpfünder - Batterien Nr. 10, 9, 8 und 7 des ^1. Regiments. In dieser und noch zwei weiter rückwärts ge¬ zahlten, immer auf das härteste bedrängten Auf¬ stellungen hinderten diese Batterien das allzuschnelle 118 Gefechtsweise der Geschütz-Reserven. Vordringen des siegesbewußten Feindes mit einer un vergleichlichen Bravour und ermöglichte» durch ihre unerschütterliche Ausdauer den Rückzug über die Elbe, welcher ohne diesen Schutz zu einer unberechenbarcu Katastrophe der Verzweiflung und des totalen Ruins sich hätte gestalten müssen. Der Verlust dieser 8 Batterien au Todtcn und Verwundeten betrug 9 Officicre, 139 Manu, 2ü!> Pferde nnd 32 Geschütze. Aus diese» Beispielen, sowie aus der vorgegan genen Abhandlung lassen sich die wichtigsten und nie außer Acht zu lassenden Verhaltungen für den Ge¬ brauch der Geschützreserven in folgende Punkte kurz zu¬ sammenfassen : 1. Vercinthaltcu der Kräfte, worunter nicht das starre Zusammenhalten einer unbehilflichen Geschütz¬ masse gemeint ist, sondern daß ein conccntrirtes Feuer mit der Geschützzahl unterhalten werde, welche zu einem bestimmten Zwecke erforderlich gehalten wurde, und daß diese Geschützzahl nach einer gegebenen Dis Position aufgestellt, bewegt und in die Feuerlinic ge¬ bracht werde. 2. Benöthiget eine Division für die ihr gestellte taktische Aufgabe eine größere Geschützzahl, so ist ihre Divisions-Artillerie durch l bis 2 Batterien ihrer Corps-Gcschütz-Reserve zu verstärken, wären aber diese nicht hinreichend erachtet, so wird der größere Theil der Corps-Geschütz-Rcscrve unter ihrem Com- mandanten, oder nach Umständen auch dieser ganze Artillerickörper, dieser Division beigcgebeu. — In einem solchen Falle ist dieser größere Artillerickörper, der natürlich nur für eine besonders entscheidende Operation disponirt werden kann, durch den Eorps Artillericchcf selbst zu leiten. Gesechtsweise der Geschütz-Reserven. 1 19 Im Sinne des eben gegebenen Punktes müssen überall, wo mehrere Batterien zu demselben Zwecke auftreten sollen, dieselben unter eine einheit¬ liche Leitung und Commando gestellt werden, damit sie mit Divisions-Commandanten und in größeren Artilleriekvrpern von einem hiezu geeigneten Chef zweckmäßig disponirt werden, wobei aber nie ein Batterie-Commandant als Divisions-Commandant auf- trctcn soll, denn mit ihm ist ja seiner Batterie der Hauptmann genommen worden. Zwei Herren zugleich dienen zu müssen, ist unerreichbar, daher jeder Bat- teric-Commandaut sogleich ersetzt werden soll, selbst wenn dessen Stelle auch nur zeitweilig erledigt bleiben würde. Cine Batterie braucht im Gefechte alle ihre Officierc selbst und ist schon bcnachtheiligt, wenn einer derselben der ihm obliegenden Bestimmung in den wichtigsten Momenten ihres Bestehens ent Zogen wird. 4. Die Marschordnuug und die Grundaufstcllung der Geschützreserven sollen vor dem Eintritt in die Action stets so genommen werden, daß die Batterien zwar dem Auge des Heindes und einer vorzeitigen Beschießung entzogen bleiben, aber doch so zur Hand dereitstchen, damit ihre Führer die Gelegenheit er¬ halten, ohne sich zu weit von der Trnppe zu cnt- Wrnm, den Perlauf des Kampfes, das Terrain und die allgemeine Lage von Freund und Feind zu erken¬ nen und zu beobachten. — Diese Theilnahmc an dein entwickelten Kampfe ist als eine der wichtigsten ^rientirungen nie zu versäumen, weil eine Sorg- iosigkeit sich später bitter fühlen lassen wird, wenn Wan im fremden Terrain und unter schwierigen Verhältnissen unverzüglich aufzutreten angewiesen wer¬ den sollte. 120 Gesechtsweise der Geschütz-Reserven. 5. Der Aufmarsch der Geschütz-Reserven soll disponirt und geregelt sein, daß die Batterien schilp und gleichzeitig in die Feuerlinie gelangen. — Sowoh beim Vorrücken, als auch beim Aufmärsche soll nM nach kleinlichen Deckungen gehascht werden. Die Sch".^ ligkeit der Bewegung gestattet dem Feinde kein Er¬ schießen, daher sind auch nur wenige Treffer zu er¬ warten. 6. Das Feuer soll erst auf einer sehr wirksame" Distanz eröffnet werden, jede Batterie-Division ihr Ziel genau verfolgen und die Schußart jedesmal der eben sich darbietenden Beschaffenheit desselben passend wählen. 7. Das successive Vorrücken oder Zurückgehr soll in den schnellsten Gangarten ausgeführt und darf nie auf zu kurze Streckeu angewendet werden. Er¬ schließt man sich zur Veränderung der Position, soll die neue Aufstellung mindestens 500 Schritt ent fernt sein, weil eine geringere DistanzvermindcriMÜ keinen Unterschied in der Wirkung hervorbringen würde- 8. Die Geschützreservcn bei den Armeecorps dür¬ fen nicht bis zum letzten entscheidenden Moment der Schlacht aufgespart werden, wenn für diesen die Armee- geschütz-Reserve bestimmt ist. — In dein abgesonder¬ ten Treffen eines Armeecorps aber wäre mindesten- der größere Theil der Geschütz-Reserve für die Ent¬ scheidung vorzuhalten. Die Mannigfaltigkeit der Gcfcchtsformcn unter¬ liegt keiner Regel, es kann daher auch für den spe- ciellen Gebrauch der Artillerie keine Regel geben, """ ihre Disponirung wird daher nur nach der richtige" Beurtheilung der Gefechtslage und der zweckmäßige" Benützung des Terrains getroffen werden könne"- — In dieser intellectuellen Erkenntniß und ihrer P T s il h si d I! l > I ! k I Gesechtsweije der bei der Cavallerie eingetheilten Batterien. 121 Praktischen Vcrwerthung liegt das Geheimnis? des Sieges verborgen. Wohl dem, der es hervorzuziehen versteht! 10. Geftchtmeisc der bei der Cavallerie ein- getheilten Batterien. Die Aufgabe und die Bestimmung der Reiterei, sowie die Art und Weise, nach welcher diese Truppe ihre Zwecke verfolgt, muß klar gemacht sein, um über die von der bcigegebencn Artillerie geforderten Lei¬ tungen die richtige Erkenntniß zu schöpfen und für sie eine angemessene Handlungsweise daraus ableiten zu können. Es kann hier nicht von allen Leistungen der Ca¬ vallerie die Rede sein, daher alle Fälle des kleinen und Parteigängerkrieges, sowie jene, wo., sie nur als Hilfswaffe bei den Infanterie Divisionen aufzutrcten die Bestimmung hat, nicht in Betracht genommen werden sollen. Die Cavallerie, als eine absolut offensive Waffe, kennt nur den, bis zum Handgemenge fortgesetzten Offensiv-Stoß. — Ihr bloßes Erscheinen wird zwar den Feind besorgt machen, aber dieser Eindruck wird bald schwinden und ein solches Vorgehen der Rei¬ terei der Drohung mit der Faust in der Tasche glei¬ chen, weshalb auch alle späteren Actionen an dem zur Fassung gekommenen Gegner einen schwer zu überwindenden Widerstand finden werden. Es liegt also im Charakter dieser Waffe, überraschend zu er¬ scheinen, unaufhaltsam darauf los reiten und einzu¬ hauen, noch bevor der Gegner Fassung gewonnen und Gegenanstaltcn getroffen hat. 122 Gefechtsweise der bei der Cavallerie eingetheilten Batterien. Diese Eigenschaften der Ccwallerie weisen ich' keinen Platz in der Schlachtlinie an, um als Lücken stiller oder als leere Drohung sich aufzustellen. Sie soll durch ihr plötzliches Erscheinen, dem aber auch ein scharfer Stoß unmittelbar folgt, wirken, nnd diese Wirkung wird von desto mehr Nachhaltigkeit sein, je mehr den angegebenen Bedingungen entsprochen wurde. Die Reiterei besitzt ein großes und andauerndes Bewegnngsverinögcn, welches sie befähigt, bedeutende Entfernungen in kurzer Zeit zurückzulegcn. Diese Eigenschaft erlaubt ihr, während den erste» Gefcchtsmomenten abseits zu bleiben und den güw fügen Augenblick für ihr Borbrechen zu erspähen. Auo diesem Grunde ist sic vorzüglich eine Reserve Truppe und als solche wird sie in Cavalleric-Brigw den und in Cavallerie-Divisioueu formirt und findet ihre Aufstellung bei den Trnppcn-Rescrven. Einein solchen Cavallerie-Kvrper wird Artillerie beigegeben. Aber auch hier ist jede Vereinzelung de» Batterien zu vermeiden, deshalb werden sie auch in eine Division vereinigt und unter einem Artin leriechcf bei der betreffenden Cavallerie-Divisivn ei» getheilt. Die Ausgabe eines so zusammengesetzten Cavan lerickörpers wird nicht in einem direkten Anprall auf die feindliche Stellung gesucht werden, sonder» vielmehr in der Bedrohung der Flanken und de§ Rückens, daher mehr in einer weit ausgreifenden llr» gehung der feindlichen Position zu suchen sein, um i>» rechten Momente die in erster Bnie kämpfenden seiufs lichen Truppen befangen und besorgt zu machen, zu fehlerhaften Stellungen und Bewegungen zu ver¬ leiten, das Vorrückeu der Reserven zu hindern um ei F ei dk er th er ss di sc cn f° S> zc ir Zl sc u ei d § ti d u ki d li b b GefcchtSwege der bei der Cavalleric eingethcMcn Batterie». 123 >r ie ch sc !l, s >e i- r- u :t ie r' le n s n d endlich durch andauernde, unausgesetzte Neckereien dem Feinde die letzte Kraft zu nehmen, in der Verfolgung eine nachhaltige Wirkung deut Siege zu geben, an¬ dernfalls aber dem Gegner nur eine langsame, un¬ entschiedene Ausbeutung seiner etwa gewonnenen Vor¬ theile zu erlauben und dadurch den Rückzug und eine erneuerte Aufstellung der eigenen Truppen zu be¬ schützen. Sic wird bei Verfolgung dieser Zwecke entschie¬ den auf die feindliche Reiterei losgchen, aber mit be¬ sonnener Klugheit einem eonecntrirten Geschützfcuer , auswcichen und eine feste, geschlossene und gefaßte In¬ fanterie wohlweislich in Ruhe lassen und sich begnü¬ gen, ihr momentan das Bewegungsvermögen entzogen fu haben, um sie zum erwünschten Ziele ihren Ka¬ meraden von der Artillerie hingestellt und gebannt fu halten. Die Operationen der Reiterei erfordern also Ausdauer und Schnelligkeit in der Bewegung, ge¬ schickte Benützung des Terrains und Ausweichen vor Unnahbaren oder übermächtigen Kräften, rasches und entschiedenes Äsreiten auf jeden momentan schwächeren »der erschütterten Gegner, endlich ein trotziges, kühnes ^erausfordern der feindlichen Reiterei zum ebenbür¬ tigen, entscheidenden Kampfe. Die beigegebene Artillerie hat daher die Aufgabe, dein einmal beschlossenen Rcitcrangrisfc vorzucilen, Um ihn durch ein kurzes, aber um so kräftiger wir¬ kendes Jener vorzubcreiten, im Falle des Gelingens den gewonnenen Boden rasch zu besetzen, im Mi߬ lingen aber die zum Sammelplätze zurückcilcnde Ca vallcrie vor dem nachsetzenden Gegner zu beschützen. Diese Bestimmung erfordert die größte Ge¬ wandtheit der Führer, Kühnheit und die Fähigkeit, 124 Gesechtsweise der bei der Cavallerie eingetheilten Batterien. der Cavallerie in der Schnelligkeit nnd Dauer der Bewegung wenigstens gleichzukommen. — Es müssen die Cavallerie-Battcricn im Detail besonders gut ausgebildet sein; es müssen tüchtige und gewandte Kanoniere dabei stehen, welche schnell und richtig schießen können und bei jedem Unfälle oder Hemmniß flink und geschickt beispringen; dabei muß eine solche Batterie andauernd scharf fahren, im Terrain vor¬ kommende Hindernisse gewandt passireu oder schnell besonnen umfahren können, kurz fähig sein, Zeit und Raum vollkommen zu beherrschen und eventuell selbst mit wenige» Schüssen viele Treffer zu erzielen. Das ist das Ideal einer Reiter-Batterie, wie solche erfolg" reich dastehen sollte. Diesen Anforderungen kann nur bei entspreche»" der Auswahl der Commandauten, der Charge», Mannschaft und Pferde entsprochen werden, um dei» todten Material das Leben und die Seele zu geben. Diese Batterien sollen als vorzügliche Reserve-Trupps zur Elite des Regiments gehören, daher Geist u»b Kraft in höchster Potenz vorhanden sein. Bei Vorrückungen werden die Cavallerie Bat¬ terien stets gleich hinter der Avantgarde folgen, muß aus dieser Ursache für deren Sicherheit in aus giebigem Maße gesorgt werden. Unter einem solchsU Schutze wird die Artillerie im starken Trabe, ? selbst im Galopp vorfahren und in der wirksamst^ Schußweite, also zwischen 900 bis KiOO Sclfl'b vom Gegner sich rasch ins Feuer setzen. Würde dst Artillerie von einem Angriffe bedroht, so wird d» Bedeckung zwar nicht gleich geradeaus ans dc» Gegner vorrücken, sondern abwarten, bis derselbe einigermaßen durch das Feuer der Batterie gclittc» hat, um ihn dann, wenn er sich gegen die Flanke der' Gesechtsweise der bei der Cavallerie eingetheilten Batterien. 125 er :n ilt te ig iß c- ll id fl s b l, kl e s l > Batterie wendet, selbst in die Flanke zu nehmen. — Eine weitere Aufgabe der Geschutzbedeckuug ist es, durch vorgesendete Patrouillen der Batterie den Weg M eclairiren und namentlich bei Hindernissen die Platze aufzusuchcn und zeigen zu lassen, wo die Ge¬ schütze am leichtesten passiren können. Der Commandaut der Batterie oder der Bat¬ terie-Division hat, wenn er eine Vorrückung beabsich¬ tiget, deshalb stets mit dem Commaudanten der Ge¬ schütz-Bedeckung das Einvernehmen zu pflegen und ihn von der Art und Absicht der Bewegung in die Kenntniß zu setzen. Bei einem solchen Vorgänge wird auch bei einem etwa allzukühn scheinenden Vorgehen jede Ge¬ fahr vermieden oder doch zeitlich genug erkannt wer¬ den, die Hindernisse leicht genommen und ein äußerst wirksames Feuer die Haltung des Feindes brechen können. Ueberhaupt müssen die Mannöver der, einer Cavallerie-Truppc bcigegcbenen Artillerie sich dem Charakter der ersteren anschmiegen, daher ausdauernd schnell in den Bewegungen und eine rasche Entschei¬ dung durch das Feuer hcrbeiführeud ausfallen. Beim Angriffe gegen Cavallerie ist vorerst diese fu erschüttern, und nur wenn die feindlichen Geschütze allzu empfindlichen Schaden verursachen, wären diese öorerst zum Schweigen zu bringen. Die leicht bewegliche Reiterei wird nicht lange ein ruhiges Ziel abgeben, deshalb muß auch jeder Akoment benützt werden, um ihr in jedem noch so kurzen Zeiträume zu schaden; um die mehr stabilen seiudlichen Geschütze zu bekämpfen, wird sich nebenbei genug Gelegenheit ergeben, denn entweder weicht die Cavallerie unserem Feuer aus, oder sie unternimmt 126 Gefechtsweise der bei der Cavallerie eingetheilten Batterien. einen voreiligen Angriff, nm sich aus der unbehag¬ lichen Lage zu ziehen. Geschieht der Angriff gegen Infanterie, so ist vorerst die feindliche Artillerie zn lähmen, da schon einige directc Hohlgeschoßtreffcr in den Vierecken der Infanterie genügen werden, deren Zusammenhalt Z» lockern, um darauf mit etlichen wohl angebrachten Shrapnels das Sprengen derselben durch die Reiter günstig vorzubereiten. Ueberhaupt lassen sich keine bestimmten Regeln angeben, weil unter allen Verhältnissen die Zeit ll' knapp gegeben sein wird, daß die Wichtigkeit des Momentes allein die Wahl des Ziclobjcctes leiten kann- Es versteht sich von selbst, daß der ArtillericchU genau davon in Kenntniß zu sein hat, aus welchen' Punkt und in welcher Art der Angriff ausgeführt werden soll, um darnach die Bewegung und Placi- ruug der Batterien so vorznnchmen, daß sie die fort schreitende Cavallerie nicht hemme und das eigene Feuer so spät als möglich maskirt werde. Da die Cavallerie nur das rein offensive ER- ment in sich trägt und die Artillerie allein nicht ausreichen kann, um eine günstige Position auf die Dauer zu halten, so werden auch den Cavallerie- Brigaden oft mehrere Bataillone leichter Infanterie (Jäger) beigegeben und so zn einer leichten Division zusammengestellt. Hiedurch wird die Reiterei auch mit einem ans^ reichenden defensiven Element ausgestattet, welche ihr erlaubt, das im Fluge gewonnene Terrain nach haltig zu besetzen und ihre ferneren Unternehmung" unter dem Schutze und Schirme der so gedeckten P" sition vorzuberciten. Bertheidigung und Angriff großer verschanzter Linien. 127 Der Artillerie fällt hiebei die Aufgabe zu, diese festznhaltendeu Positionen durch ihre kräftige Feuer¬ wirkung vertheidigcn zu helfen; eiue sehr dankbare Nolle, da sic nebst der Abwehr des feindlichen Anfalles die Borbereitung zu einer günstigen Offensive enthält. Solche Gefechte vereinigen die intensivste Feuerwir¬ kung mit dem ungestümen Rciteranprall, sind deshalb boll Leben nnd Bewegung, hartnäckig und zu län¬ gerer Dauer bis zur Entscheidung des Kampfes ge¬ eignet, dürften daher einst auch im großen Kriege zu den ruhmvollsten und bedeutendsten Actionen ge¬ zählt werden können. 11. Verthcidiglmg nnd Angriff großer ver¬ schanzter ^imen. Die Bertheidigung großer verschanzter Linien durch die Artillerie geschieht in zweifacher Weise, u. zw. einerseits durch die directc Bertheidigung der an den Schlüssclpunkten der Position errichteten Schanzen, anderseits aus rückwärtigen Stellungen, von welchen aus die weittragenden Kaliber das vor den Verschan¬ zungen liegende Terrain bestreichen und die Schanzen- iinien selbst flankiren, wobei sic durch leichte Batterien Unterstützt werden, welche gedeckt, z. B. hinter Epau- kemcuts, wenn keine Terraindeckungcn vorhanden find, w Reserve gehalten stehen, um sie in den nothwendigeu Äugenblicken nach den Punkten, wo ihre Anwesenheit Erfordert wird, zu rufen. Die Aufstellungen, wo man solche Batterien voraussichllich brauchen wird, sucht Wau schon vorher aus und verstärkt sie. In die Verschanzungen selbst werden nur so diele Geschütze gestellt, als zur Bestreichung der Au 128 Verteidigung und Angriff großer verschanzter Linien. Näherungen nnd zur Abwehr des Sturmes crforder lich sind; die Aufgabe derselben ist, die anrückendcu Sturmcoloniien des Feindes mit Shrapnels und in den letzten Augenblicken noch mit Kartätschen zu be schießen, weniger aber, sich mit der überlegenen Ar tilleric des Feindes in einen Kampf cinznlassen. Ma" läßt daher diese Geschütze mir ans die großen Ent fernungen letztere beschießen und zieht sie, wenn das feindliche Fcncr beginnt sehr überlegen zu werden, s" lange zurück, bis die Sturmcolonnen in dem Bereich der wirksamsten Shrapneldistanzen ankommcn; man bringt sie dann wieder vor und läßt die Kanonen kräftig wirken. Dieses Feuer aus verschanzteil Stellungen kann gleich bei jedem Beginn desselben um so treffender ausfallen, weil man entweder nach einem guten Pla" oder durch Abschrecken die Hauptschnßlinien verzcich net, die Distanzen angemerkt und im Terrain selbst an sichtbaren Gegenständen oder daselbst eigends er¬ richteten Distanzzeichen bemerkt haben wird. Beim Angriff auf eine einzelne Schanze such/ die Artillerie des Angreifers auf dieselbe ein möglichst concentrisches Feuer zu richten, indem sie dieselbe, wenn es die Umstände erlauben, von mehreren Sei ten umgeht und ihre langen Linien in die Enstla^ oder gar on rovsr8 zu nehmen trachtet, nm so eiiU vielleicht fehlerhafte Anlage bestens zu benützen. D"' Bonnets, die Scharten und das Blockhaus der Scha"^ werden zerschossen, wozu die Achtpfüuder zu nehme" sind, die Geschütze werden demontirt, das Innere der Schanze aber wird gleichzeitig mit Hohlgcschosscn bc worfen. Wenn der Vertheidiger, diesem überlegenen Eie schützfeucr ausweichend, seine noch intacten Gesch"^ Bertheidigmig und Angriff großer verschanzter Linien. 129 zurückgezogen hat, wird das Werfen von Hohlgeschvssen in das Innere der Schanze von einem Theil der Angriffsartillerie kräftigst fortgesetzt, während der an¬ dere Theil nur trachten muß (wenn es nicht schon beim ersten Auffahren thunlich war), solche Ausstel¬ lungen zu nehmen, aus welchen die langen Linien en ravsrs oder möglichst schräge mit Shrapnels be¬ schossen werden können und zugleich jene Tcrrain- theile rückwärts der Schanze zu beherrschen sind, von welchen den Vertheidigcrn Verstärkungen zukommen dürften, d. h. daß die Schanze selbst isolirt werde. Um die vorangegcbencn Zwecke auch in der kürzesten Zeit zu erreichen, sollen die Angriffs-Batterien sich von allen Seiten möglichst gleichzeitig und schnell an- uähcrn, um auf 1200 bis höchstens 2000 Schritte Entfernung von der Schanze ins Feuer zu kommen. Wenn die Truppen aber zum Angriffe gegen die Schanze vorrücken, können einige leichte Geschütze >wch so weit vor- und seitwärts an selbe anfahren, um den AuSgaug der Schanze, ihren Rücken und allenfalls anrückcndc Unterstützungen mit einem kräf¬ tigen Feuer zu beschießen. Bei diesen: Vorgehen muß aber jede Vorsicht angewendet werden, damit diese Unternehmung nicht durch enfilirendes Feuer von rückwärts placirten Batterien und von ausfallenden »der zu Hilfe herbcicilendcn feindlichen Truppen ver¬ fielt oder gar gefährdet werden könne. Wird die Schanze genommen, so muß die An Nriffs-Artillerie so disponirt werden, daß ein Ver¬ such zur Wiedcreroberung vereitelt werde. Wird der Angriff abgeschlagen, so müssen die etwa weit vor- üegangenen Batterien sich auch aus dein Nahbereichc der Schanze bis in eine vollkommen gesicherte Stet läng zurückziehen und das Spiel mit den in der 9 130 Bertheidigung und Angriff großer verschanzter Linien, ersten Position verbliebenen Geschützen wieder aufgc nommen werden. Gegen größere, zusammenhängende Verschanz»"- gen, oder gegen Stellungen, welche durch mehrere isolirte, sich gegenseitig unterstützende Schanzen und dahinter postirtc feindliche Truppen vcrtheidiget wer den, sucht man eine überlegene Artillcricmasse zur Anwendung zu bringen. Um die Wirkung des feindlichen Feuers, welche durch die Aufstellung der Geschütze hinter künstlichen Deckungen und in einein denselben meist gut bekannten Terrain außerordcntlick begünstiget wird, möglichst abzuschwächen, dispvnirt man die angrcisendcn Bat¬ terien und Geschütze in möglichst großen Intervallen mit Benützung aller vorfindlichen natürlichen Dcckun gen und Terrainwcllen. Durch ein concentrirtes Feuer sucht man unn über einen Theil der Berschanzungcn sich die cntschü dene Ueberlcgcnheit zu verschaffen, um diesen einst weilen errungenen Bortheit dann zu verbreiten und die Unterstützung oder Wiederherstellung der Bcrthei- digungskräfte an den überwundenen Stellen zu vcr hindern. Hat man auf diese Weise das Feuer der feind¬ lichen, den Angriffspunkt beherrschenden Geschütze z»"' Schweigen gebracht und formircn die diesseitige» Truppen zum Angriff, so gehen die meisten Bat¬ terien des Angreifers so nahe gegen die Zwischen¬ räume der Schanzen heran, daß sic jene Truppe" beschießen können, welche von rückwärts den Scha" zen zu Hilfe kommen, während die stehen gebliebene" Batterien so lange als thunlich das Feuer gegen die Schanzen fortsetzcn. Bertheidigung und Angriff großer verschanzter Linien. 131 Ist es den diesseitigen Truppen gelungen, eine oder mehrere Schanzen eiuzunehmen, so müssen so¬ gleich alle Anstalten getroffen werden, nm sie zur Be¬ setzung durch die eigene Artillerie und zur Behaup¬ tung gegen den zur Wiedereroberung aurückeuden Feind geeignet zu machen. Obwohl bei den gegenwärtig im Gebrauch stehen¬ den gezogenen Geschützen die Verwendung der Artil¬ lerie unter ähnlichen Umständen sich nach der ge¬ gebenen Darstellung sehr modifieiren müßte, so bleibt doch der am 6. September 1831 von den Russen mit 60.000 Mann und sehr zahlreicher Artillerie un¬ ternommene Angriff auf die Polen in ihrer verschanz¬ ten Stellung bei Warschau, wegen dem dabei vorge¬ kommenen großen Aufwand au Artillerie, noch immer des Beispiels wegen der Erwähnung würdig. General Perm führte 52 Geschütze nördlich der großen, nach Warschau führenden Straße gegen Wola und gegen die, nordwestlich dieses Hauptwerkes lie¬ gende und von demselben flankirtc Schanze vor. Ein Thcil dieser Geschütze richtete auf 800 Schritte ihr Feuer gegen diese Schanze, die zuerst genommen wer¬ den mußte, während der andere das Hauptwerk selbst beschoß. Nachdem die Schanze genommen war, ging die Artillerie noch näher an Wola heran und umfaßte diesen Ort auf dem linken Flügel mehr und mehr. Andere 40 Geschütze waren gleichzeitig rechts, unter dem Commaudo des Generals Feodorcnko, ge¬ gen die südlich von Wola liegenden Schanzen vorge¬ gangen. Als hier der Widerstand im Ganzen gerin¬ ger war und diese Schanzen sehr bald und früher als Wola fielen, wendeten sich von diesen Geschützen l6 schwere links, gleichfalls gegen Wola. Hiebei wurden sie von 12 polnischen Geschützen in die rechte 8* 132 Vertheidigung und Angriff großer verschanzter Linien. Flanke genommen und sehr wirksam beschossen; ob' wohl die Russen diesen Geschützen eine Batterie ent¬ gegenstellten, hatten sie ihnen bei alledem den grö߬ ten Theil ihres Verlustes zuzuschreiben, der im Gan¬ zen bei der Artillerie in 40 Osficieren, 400 Mann und bei 800 Pferden bestand. Der Erfolg war nach russischen Berichten glän¬ zend. Die Hauptwirkung der russischen Artillerie war aber wohl die, daß es bei ihrem Feuern unmöglich wurde, den unterdessen von der Infanterie angegrif fenen Schanzen Unterstützung von der rückwärts stehenden polnischen Armee zukommen zu lassen, und daß so auch jede offensive Bewegung gegen die vor rückenden Massen der Russen abgewicsen wurde. Das Augreifen und Vcrtheidigen von verschanz¬ ten Stellungen dürfte in künftigen Kriegen wohl ost vorkommen, weil der Gebrauch von vorzüglichen Hand¬ feuerwaffen und gezogenen Kanonen die Kämpfer auf jenes Terrain Hinweisen wird, in welchem Defilccs, beherrschende Höhenzüge, Waldungen, Ortschaften u- dgl. feste Punkte geben, welche nur mit großen Opfer» zu erkämpfen sind, daher von: Gegner nur erreicht werden, wenn er durch geschickte Verthcilung seiner Truppen an einem Punkte, welcher die Rückzugslinie des Gegners beherrscht, die Ueberlegenheit und durch sie Erfolge erreicht, wenn nicht durch Umgehung oder Flankenangriffe der Vertheidiger um seinen Rücke» besorgt gemacht und somit zum Aufgeben sei»^' guten Position gezwungen wird. Der Vertheidiger wird, nm die Haltbarkeit sei ner Stellung zu erhöhen, von seinen technischen Trup pcn Gebrauch machen, welche durch flüchtige Befestst gungen und angelegte Annäherungshindcrnissc die minder festen Stellen zu gleicher Wirksamkeit mit de» Vertheidigung und Angriff großer verschanzter Linien. 1ZZ anderen erhöhen und dem Ganzen den Charakter einer natürlichen, durch Kunst verstärkten Position verleihen, welche nur unter denselben Boraussetzungen wie eine wirklich verschanzte Stellung angegriffen werden kann. Alle, in ihrem Zwecke und in der Art der Durch¬ führung so verschiedenen Vorkommnisse im Kriege füh¬ ren den Artilleristen in Actionen, die einen bedeuten¬ den Einfluß auf den Ausgang derselben ausüben. Jeder Artillerist, dessen Beruf dahin führen kann, Geschütze in einem Gefechte zu führen, muß daher einen genügenden Grad von Terrainkenntniß mit viel Geschicklichkeit im Geschützplaciren besitzen und diese so zu benützen verstehen, daß die Wirkung des Geschützfeucrs nicht einseitig ausfalle, sondern mit der Stellung, Bewegung und mit dem Waffengcbrauch der anderen Truppen derart übercinstimme, daß durch die wohlüberlegte, vereinte Anwendung aller Streit¬ mittel der angestrebte Erfolg errungen- werde. Es sind daher eifersüchtige Prüfungen über den Vorzug von Hauptwaffen nie den richtigen kriegeri¬ schen Zielen entsprechend, da weder die Qualität noch die Anzahl, sondern nur die im Nah- und Fern¬ bereiche sich gegenseitig ergänzenden und im Gesammt- erfolge sich darstellenden Ergebnisse den eventuell statt¬ gehabten Einfluß der gebrauchten Streitmittel ermes¬ sen und bestimmen können. Inhalt Seite Vorwort. Angabe der wichtigsten Gnmdzitge aus dem Gebiete der Strategie. 1 Von den Märschen in höherer Beziehung. 8 Vom Gefechte.23 Die Truppcnaufstellung — der Begriff einer mili¬ tärischen Stellung — Erkennung derselben und eoup ä'oeil.25 Aufstellungen für Artillerie — Erwägung ihrer Wir¬ kung — Grundsätze für die Placirung des Geschützes.29 Die Zusammenstellung der Truppenkörper und ihre wichtigsten Formationen.34 Gefechtsweise für Artillerie, welche momentan einer Brigade zugcwiesen ist .43 Gefechtsweise der Divisions-Artillerie.72 Gefechtsweise der Geschütz-Reserven.94 Gefechtsweise der bei der Cavallerie eingetheilten Bat¬ terien .121 Vertheidigung nnd Angriff großer verschanzter Linien . 127