lur Annst, Wissenschaft und geselliges Leben. Redigirt von Leopold Kordesch. ^5V . Freitag mn JH. Iuli F844. Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jede« Mal ein halber Bogen, und allmonatlich ein in Wien uon Meisterhand in Kupfer gestochene« tolorirtes Costumcbild, illyrische Volkstrachten in Doppelfigur enthaltend, in OrrOquart. Der Preis des Blatte« ist in Laibach ganz» jährig «, halbjährig 3 fl. Durch die k. k. Post unter Couvert portofrei ganzjährig 8, halbjährig 4 fl. C, M,, und wird halbjährig borausbezahlt. Alle t. k. Postämter nehmen Pränumeration an. I n Laibach pranumerirt man in der Buchhandlung des Herrn Georg Lerchcr »n, Hauptplatze. An mein Vaterland. Metnllum's Fall. Ihr meiner Heimat thcurc Auen, Historische Erzählung aus Krams Urzeit von Jos. Bnchenhain. Du Adria's umglühter Strand! — (32 Jahre vor Christi Geburt.) Möcht' Ei n M» l nur dich wieder schauen Mi t trunk'nem Blick, mein Vaterland! (Fortsetzung.) Möcht' Ei n Mo l nur euch wieder grüßen, Ih r Alpen, so recht herzlich traut. Wo in der Jugend Traum, dem süßen. Den Blick der erste Schmerz bethaut; a, so nennt man mich, so weit die Berge meiner Heimath reichen, so nennt man mich Von euch in dunkler, hcil'ger Ferne auf dem weiten Spiegel des liburnischen Besehe» den brillant'nen Dom, Pontus, so in Liburnien, Illyrien , so in diesem und Von euch beim hellen Tagessterne Erschau'« den blauen Savesirom! dem jenseitigen Iapydien , so kennen und fürchten mich, Cäsar, deine eigenen Heere! Ich schäme mich dieses Na­Möcht' zu den Plätzchen allen wandern. mens nicht, nur dieser That, — wahrlich! sie war meines Wo ich gelauscht oft Wort und Kuß, Und böte Einem nach dem Andern Lebens schlechteste. Stellt mich dem Feinde gegenüber, Auge Den lieben, trauten Freundesgruß. — gegen Auge, Brust gegen Brust, da bin ich an meinem Platz, doch zum Meuchelmörder tauge ich nicht. Staunst Manch' treuem Freunde würd' ich reichen du, Cäsar, weil du dich durch Geburt, Rang und Macht Die herzlich bicd'rc, warme Hand. Auf manches wohlbekannte Zeichen gehoben glaubest über mich? — Staune nicht! auch die ewigen Blickt' ich »n's Fenster unverwandt. Berge unterliegen dem feindlichen Geschick. Du zweifelst vielleicht," fuhr er fort, als er n'ach einer.kleinen Pause Müßt' freilich auch zu Gräbern ziehen ' Und suchen einen selt'nen Freund, sich nicht unterbrochen sah, „ob ich wirklich Jener bin, der eine Der in des Lebens Sorg' und Mühen große Anzahl euerer Schiffe vernichtet, deine Krieger gewürgt Es immer gut mit mir gemeint; und die Volksstämme ringsumher gegen euch aufgewiegelt, ja gegen euch geführt hat, o zweifle nicht, ich bin des Doch eines Rosenstrauches Blüthen Umduften des Entschlasnen Grab, Volks Orakel, bin sein Heros, bin euer Todfeind, so lange Ih r Wiegen sollt' den Gruß mir bieten. nur eine Sehne meines Armes sich bewegt; Cäsar, ich bin Den mir der Thcure sterbend gab. wirklich Canut, der Hahn vom Gebirge". Was einst der Knabe froh empfunden. „„Sage offen, Canut, wodurch hat sich Rom solchen Der Jugend reines, hehres Glück, Haß zugezogen?"" fragte Cäsar, den Kühnen nicht ohne Das in der Ferne ihm entschwunden, ' Dor t sucht's der schmerzgetrübtc Blick. Bewunderung betrachtend. „Menschenalter können die allgemeine Schuld nicht Darum ihr golddurchwogten Auen, aussprechen! — Fragt die Habsucht, sie wird euch die durch Ih r Berge, all' mir wohlbekannt, Möcht' Ei n Ma l nur euch wieder schauen, Jahrhunderte geplünderten Opfer nennen, den Geitz, euer« . Nur Ei n Ma l dich, mein Vaterland! — Durst^ nach Gold und Blut, fragt die Entartung der Mensch­heit. Ih r habt diese Höllenfurien geweckt und solche, über Gusta» Adolph Gebhard, den Erdkreis hinausgehetzt, die Ruhe der Völker, ihre Gott­ " 332 " > heiten und Tempel zerstört und den Frieden aus der Men­ schenbrust gestohlen, ihr würdigen Nachfolger einer Wölfin, die euch mit der Milch des Tartarus gesäugt". »Mäßige dich, Canut," nahm I o l l as, aus der Reihe zu ihm tretend, das Wort, „„begnüge dich mit dem Ruhme, sei unser; wir wollen dich lohnen und dem Leben und dem Glücke wieder geben"". „Mein Leben ist auf den Bergen, in der Tiefe muß ich verkümmern und verwelken, wie die Blumen der Alpen! Cäsar's Tod wäre mein Glück gewesen, weil dadurch mit einem Schlage das Geschick bezwungen worden wäre. Es hat nicht sein sollen. Für alles Andere findest du keinen Käufer im japydischen Volke. Einer nur war es, und wird's nicht mehr sein". Dieses sprechend, riß Canut , ehe man es verhindern konnte, den Marr o aus der Mitte der Römer heraus und schleuderte ihn« mit einer solchen Gewalt zu Boden, daß er leblos liegenblieb. Ein schwarzer Blutstrom aus seinem Munde deutete des Verräthers Ende an. Canu t aber entfernte sich mit gehobenem Arme stolz aus dem Gemache, ohne daß auch nur eine Hand es ge­wägt hätte, ihn zu hindern. „„Laßt ihn!«« donnerte Cäsar Einigen nach, welche den Abgegangenen verfolgen wollten, „„so ein Mann muß größer enden. Werft diese Leiche den Hunden vor. Der Elende starb einen zu schönen Tod. Die Götter haben ihn zu gnä­dig gerichtet."" . Marr o ward hinweggeschafft. Die römischen Krieger aber zogen auf Cäsars Geheiß tief erschüttert aus dem Gemache. Cäsar selbst benöthigte einer Zerstreuung, denn er hatte sich in seinem Vorhaben getäuscht. Einen gewöhn­lichen Menschen glaubte er in Canut zu finden, den er mit seiner Macht und seinem Ansehen aus der Fassung bringen wollte. Einen Feigling wollte er mit der Pein des Todes schrecken, ihm dann verzeihen und so sich selbst erheben, aber als Sieger war er beschämt und besiegt ge­blieben. Er mußte den rohen Sohn der Natur bewundernd ehren. Das Einzige, was er thun konnte, war die gänz­liche Vernichtung des japydischen Volkes, sei es durch List oder Gewalt, zu beschließen. Während dieses Vorfalles schwelgte Appia in seligen Träumen. Canu t war Abends zuvor noch bei ihr ge­wesen. So oft er nach Monoetium gekommen war, wurde er von ihrem Vater liebreich aufgenommen und erst un­längst auf eine Weise behandelt worden, die mit Zuversicht schließen ließ, daß diesem der Iapydier als Eidam nicht un­willkommen wäre. Daß er übrigens ein großer Häuptling des japydischen Stammes, folglich Iolla s ebenbürtig sei, wer hätte bei dem Rufe Canut' s daran zweifeln dürfen, und überdies alles genoß er noch die Gunst des Imperators, auf die Vater Iolla s alles hielt und eifrig bemüht war, sich solche dauernd zu erhalten. Iolla s war nach Hause gekommen und mit der Mittheilung deS vorerwähnten Vorfalles zerrann für das ganze Leben auch Appia's schönster Hoffnungstraum. Des unversöhnlichen Feindes des römischen Volkes, des Unge­heuers, der an Cäsar einen Mord versucht hatte, dürfe nicht mehr gedacht und erwähnt werden, so lautete des Vaters strenges Gebot. Appia erwähnte dessen auch nimmermehr, aber die stolze Römerin durfte und wollte dem kühnen Canut nichts schuldig bleiben. Sie hoffte um so eher eine Gelegenheit der Vergeltung, weil der Vortrab des verstärkten römischen Heeres schon sehr nahe war, die Stadt Terpo von allen Seiten einzuschließen. Die Vorsicht, die Cäsar Octavian bei Einschließung obiger Stadt gebraucht hatte, war über­flüssig gewesen, denn als er Terpo zu stürmen begann, ward ihm kein Widerstand geleistet. Die Einwohner erkannten ihre Schwäche allzuwohl und waren vor der Römer An­kunft aus der Stadt in die Gebirge gegen Metullum , dem letzten Wohnsitze der Iapydie r gezogen, um dort mit vereinten Kräften sich dem Sieger entgegen zu werfen. Octavian , ein gewandter Krieger, erkannte leicht ihre Absicht. Er. beorderte einen Theil seines Heeres, sich der Höhen zu versichern, um so seinen Kriegern den Weg durch, die Schluchten offen zu erhalten. Dadurch wurde die Absicht der Iapydier , ihren Feind auf dem Hinwege zu schwächen, gänzlich vereitelt. So bewegte sich denn das kolossale römische Heer immer näher dem letzten Asyle der Verfolgten. Die Iapydie r sahen es und zitterten nicht. Selbst als Cäsar's Scharen sich rings um Metullu m gelagert hatten, freueten jene sich noch ihres gewissen Sieges. Die Stadt Metullu m hatte feste Mauern und Thürme, und war mit Kriegsmaschinen aller Art besetzt, welche von den Römern in den vielfältigen Kriegen er­beutet wurden und geeignet waren, dem Feinde den hart­näckigsten Widerstand zu leisten. Die Stadt war in zwei Theile abgetheilt. Ein Theil lag am Fuße, der andere an der Fläche des Hügels. I m untern Theile stand ihr Tempel und von oben herab blickte ihr Rathhaus. Zwischen beiden Theilen der Stadt dehnten sich starke Mauern aus und hielten die hölzernen Häuser der Einwohner einge­schlossen. Ein undurchdringlicher Wald schützte die Stadt von einer Seite, um die andere rauschte ein Bach, tief genug, eben zu dieser Zeit dem Feinde einige Hindernisse in den Weg zu legen oder wenigstens den Uebergang zu erschweren. So stand Metullum , der Iapydier letzte Stadt, vor Cäsar's Blicken da. Er hatte nur zu gut die Festig­keit eingesehen, doch Hindernisse beugen einen großen Geist ja nie. Die Wälder wurden gelichtet. Die ehrwürdigen, grünbemoosten Eichen sanken unter Feindesäxten, die dü­steren Fichten,küßten den Boden, die gewohnt waren, den Zug der Wolken nur zu schauen, und lagen nun ausge­streckt und ächzten unter den Hieben kräftiger Arbeiter, die sie geschäftig zu Brückenpfählen und Balken gestalteten. Brustwehren wuchsen in einer Nacht empor, die ein hoher Thurm aus Holz überragte. I n diesem Thurme pflegte der Imperator selbst die Metullier , wie sein eigenes Heer zu überwachen. Trotzend auf die Festigkeit ihrer Mauern und auf ihren Muth hatten die Belagerten allen diesen Vorkehrungen ruhig zugesehen. Als aber die römischen Soldaten die Brücken von den Hügeln auf die Mauern 233 zu legen, die gewaltigen Mauerbrecher und Sturmleitern gegen dieselben langsam herbeizuführen begannen, da krähete der Hahn vom Gebirge und ein Steinregen ergoß sich herab von den Mauern der Stadt. Die Eingeschlossenen wagten einen raschen Ausfall, und was dem Tode von Oben entgangen war, mußte ihren wüthenden Streichen erliegen. Die Verwegenen gingen in ihrer Raserei so weit, daß sich Einige von ihnen sogar unter die feindlichen Brücken wag­ten, die Pfosten und Pfeiler derselben zerstörten, während Andere auf die Brücken stürzend, den Feind angriffen und so sammt dem Feinde gräßlich verstümmelt unter entsetzlichem Jammergeschrei sich selbst vernichteten. So einen wüthen­den Kampf hatte Cäsar's schlachtgewohntes Auge noch nie geschaut, so eine Gegenwehr hatten die römischen Krieger sich nie vorgestellt, niemals erlebt. (Beschluß folgt.) Schicksalswechsel. Wahre Begebenheit, erzäht von Fr. Fifchbacher. I m siebenten Decennium, des vorigen Jahrhunderts erhob sich unter dem milden Himmel des südlichen Frank­reichs, unweit der berühmten Quelle Vaucluse, in der an­muthigsten Gegend zwischen Olivenwäldchen, Maulbeerbaum-Anlagen und rebenreichen Weinhügeln, das herrliche Schloß des Grafen M'^* , der aus dem altadeligen in der Pro­vence begüterten Geschlechte der Marquis M** * abstammte. An der Seite einer liebreichen Gemahlin hatte seine Ehe durch ein schönes Kinderpaar einen freudigen Aufschwung erhalten, der am 10. Juni 1770 durch einen nochmaligen lieben Sprößling vermehrt wurde. Tags darauf fuhren mit demselben die Pathen und einige treue Hausfreunde, darunter der Advokat l'Intögre , nach Avignon zur Kirche des heiligen Genesius, wo der neugeborne Graf vom Ca­nonikus Chaine getauft wurde, und nebst andern auch den Namen Alexander erhielt, welchem er in der Folge den Vorzug gab. Nach der heiligen Handlung geleitete der Canonikus die Pathen zum herrschaftlichen Schlosse, wo ein großar­tiges Taufmahl viele vornehme Gäste aus der ganzen Um­gebung versammelt hatte, die mit aufrichtigem Herzen Toaste auf das Wohl der Eltern, der größeren Kinder und des Täuflings vorbrachten und gegenseitig empfingen. In einem so»schönen Familienkreise blühte Alexander bei einer sorgfältigen Erziehung allmählich zum Jünglinge heran, während er von berühmten Lehrern unterrichtet und von re­nommirten Exercitienmeistern in allen chevalereslen Künsten geübt wurde. Sein Temperament und eine natürliche Anlage trieb ihn zum Militär, wogegen seine Eltern um so weniger einwandten, da der ältere Sohn zur künftigen Regie der Besitzungen sich heranbildete. Alexander trat in ein Re­giment der Lanciers, das meistens aus jungen Cavalieren bestand, und brachte es durch seine Vorbildung schon im zweiundzwanzigsten Jahre zum Rittmeister. Mehrere Jahre hatte die gräfliche Familie — die Un­terthanen beglückend und sich mit der Umgebung bei zeit­weiligen Festen erfreuend — angenehm verlebt, als ein schweres Ungewitter mit den schwärzesten Wolken nicht blos über Vaucluse, sondern über ganz Frankreich menschenver­heerend hinzog, und es viel heftiger erschütterte, als es die größten Elementarunfälle vermocht hätten. Jene Schreckens­zeit nämlich brach mit allen ihren Gräueln herein, wovon das französische Theaterstück: „^vaut, pklläautet apres" ein treues Gemälde liefert, und das oft die schuldlosesten und redlichsten Menschen von verschiedenem Alter, Stande und Geschlechte, mit ihnen auch die Grafen M** * auf die Liste der Proscribirten brachte. I n größter Eile hatten sich die Familienglieder ge­trennt, keines wußte von dem andern, und nicht schnell genug konnte man der Guillotine durch eine Flucht nach Deutschland entgehen. Scharen von Auswanderern zu Fuße und ganze Wagenreihen von Emigranten suchten in weiter Fremde eine gastliche Heimat.. Der Vater, im Vaterlande zurückgeblieben, irrte weit von seinen Besitzungen in dunkeln Wäldern umher, bis ihm eine Berghöhle auf einige Zeit sichern Schutz durch ihre Abgeschiedenheit gewährte und er durch den Genuß von Beeren und Wurzeln sein Leben fristen konnte. Inzwischen waren sämmtliche Besitzungen confiszirt und National-Eigenthum geworden. Der Sohn Alexander, obwohl von Allen geliebt, saß schon gefesselt im schweren Kerker, ungeachtet sein edel­denkender Oberst sich für den jungen Mann eifrig verwen­dete; die Gehäßigkeit galt dem Namen und Alexander konnte kaum die Hoffnung hegen, das Licht des folgenden Tages zu erleben. Bereits brachte der Karren, welcher von früh bis Abends eine Ladung von Schlachtopfern nach der andern zur Richtstätte führte, auf einer neuen Liste auch den Namen des Grafen M^* ^ dem Kerkermeister. Dieser bemerkte, als er M'* " zu den Uebrigen gesellen wollte, daß der junge Mann etwas suche. Auf seine Frage, was ihm denn fehle, antwortete der Graf: der Schuster habe ihm noch seine Stiefel zu bringen und baarfüßig möchte er nicht gerne hinausgeführt werden. Sei es nun ein plötzlicher Anfall von guter Laune oder die Stimme der Menschlichkeit gewesen, die bei dem Kerkermeister rege wurde, er achtete den Wunsch Alexand er's und substituirte an seiner Statt einen Andern, da ihm eine, leider! nur zu große Zahl da­von zu Gebote stand. Uebrigens lief er keine Gefahr mit dem Tausche. Mit dem Morden der Menschen war es schon so weit gekommen, daß man nur auf Jene aufmerk­sam war, deren Namen oben auf der Liste standen und besonders bezeichnet waren; die Uebrigen wurden nur der Zahl nach, gleichsam herdenweise, zum Richtplatze geführt. (Fortsetzung folgt.) Feuilleton des Mannigfaltigen. (Interessante Mystifikation.) Carl von Holtei er­zählt in seinen »Vierzig'Jahren« unter Anderem Folgendes: I n einer kleinen Stadt sah man eines Tages riesengroße Zettel an allen Straßenecken, worauf angezeigt stand, ein durchreisender Künstler werde am folgenden Morgen um 11 Uhr, aber auch nur dieses eine Mal, die Ehre haben, gegen einen Thaler Entree für eine Person, den Bastard eines Kaninchens und eines Karpfen zu zeigen. Um 11 Uhr des folgenden Morgens schien das Städtchen an Einwohnerzahl zugenommen zu haben, so groß war die Masse, 324 die sich nach der Schaustellung drängte. Man fand ein ganz schwarz­ behängtes Zimmer. Der Inhaber der Naturmerkwürdigkeit trat, tief in Trauer gehüllt, vor die Zuschauer und sprach: »Hochver­ ehrtes Publikum! Mi t tiefem Schmerze habe ich die Ehre, Ihnen mit Verbittung aller Beileidsbezeugungen zu melden, daß der, Bastard des Kaninchens und des Karpfen heute Nacht 12 Uhr 7 Minuten, 7 Sekunden plötzlich eines sanften Todes verblichen ist. Nach einem Kontrakte mit der ^eaäemie loyale in Paris mußte ich in diesem Falle die Leiche sofort durch einen Courricr an das dortige anatomische Museum absenden. Um Sie aber, meine Werthesten, für den leider mit Tode und mit Courier ab­ gegangenen Bastard einigermaßen zu entschädigen, werde ich die Ehre haben, Ihnen hier seine Eltern vorzustellen«. — Und er zeigte der ganz verblüfften Versammlung ein Kaninchen und in einer großen Schüssel einen Karpfen. (Das neue Jagdgesetz in Frankreich) wird mitunter sehr komisch angewendet: Ein Bürger mähte seinen dichten Klee­acker und traf dabei mit der Sense einen Hasen, den er auf diese Weise tödtete- Er wurde wegen dieses Jagdfrevel s zur Be­strafung gezogen. (Mehemet Ali) schickt seinen dritten Sohn, Hussein Bei, -und den ältesten Sohn seines Sohnes Ibrahim Pascha, Achmet Bei, beide ungefähr 18 Jahre alt, zu ihrer Ausbildung nach Paris. Hussein hat schon in Egupten die Schule für die Cavallerie be­sucht; Achmet soll sich dem Artilleriewesen widmen. Begleitet werden dieselben von 15—20 jungen Leuten aus den angesehensten Familien. Als Hofmeister ist ihnen Stephan Effendi, der in Paris erzogen wurde, beigegeben. (Qehlenschläger), der gefeierte dänische Dichter, befindet sich seit einigen Tagen in Wien. (Herr Julius Laschott) ist nach einem Berichte der sehr schätzbaren Zeitschrift »Der Wanderer« von seiner Kunstreise nach Italien so eben in Wien angekommen und wird seine Pro­duktionen nächster Tage im Iosephstädter Theater beginnen. (Wa s ist Pech?) Pech ist, wenn Jemand seiner Gelieb­ten ein Ständchen bringt und am andern Morgen hört, sie sei nicht zu Hause gewesen. — Pech ist ferner, wenn wir Jemand, den wir für einen Bekannten halten, vertraulich auf die Schulter schlagen, und wenn sich derselbe umdreht, zu unserem Verdruße sehen, daß es der Schneider sei, den wir noch nicht bezahlt haben. (Fruchtbarkeit.) I n Gracia bei Barcellona in Spanien hat die Frau eines Zollwächtcrs fünfKnäblein geboren, die sämmt­lich leben. — Eine schlechte Aussicht für die Schmuggler. (Hir n oder Geld.) Die Straßenräuber in England sind Hwar bedeutend von der romantischen Höhe herabgestiegen, die sie um die Mitte des vorigen Jahrhunderts einnahmen, aber sie «i ­stiren deßhalb doch noch immer, und so wie früher, scheint auch noch jetzt ein guter Witz den Eindruck auf sie nicht zu verfehlen. Kürzlich hielt solch ein »Held der Landstraße« auf einem Seiten­wege einen nach London fahrenden Reisewagen an. Er hatte aber sehr schlecht gewählt, denn das Innere des Wagens war ganz leer und dessen einziger Passagier, ein Matrose, saß oben auf dem Deck. — Das donnernde »Halt!« des Räubers weckte den See­mann auf und gähnend fragte er: »Was wollt Ihr?« — »»Euer Geld!«« lautete die lakonische Antwort. »Das könnt Ih r nicht bekommen,« erwiederte der Matrose sehr gelassen. »»So?«« rief wüthend der Räuber, »»nun, so werde ich Euch das Hirn aus dem Kopfe schießen!«« — »Schieß zu, du Landratte!« antwortete Jack lachend, »denn in London kann ich weit eher ohne Hirn, als ohne Geld durchkommen.«— »»Fahr' zu, Kutscher, fahr zu!«« gebot der Räuber, indem er in das Gelächter des Matrosen selbst einstimmte. (Zeitbild.) Der »Freimüthige« bringt in Nr. 33 einen eindringlichen Artikel über die Rohheit der Berliner Gassenjungen und sagt unter Anderm: Man hat Kleinkinderbewahr-Anstalten — aber Großbengelbewahr-Anstalten stellen sich als ein weit grö­ßeres Bedürfniß heraus. (Gin grüner Liebhaber.) Folgendes Geschichtchen ist nicht nur kurz und lehrreich, sondern zugleich auch wahr: Ein junger Referendar spielte den Angenehmen bei einer schönen Färberin. Der Färber aber, welcher den Anbeter seiner Ehehälfte nichts we­niger als angenehm fand, ergriff mit seinen nervigen Fäusten den girrenden Seladon und — tauchte ihn ohne weiters in einen mit Farbe gefüllten Bottich. Der unglückliche Liebhaber kam grün wie eine Eidechse wieder empor. Die Farbe soll zum Unglücke eben echt gewesen sein, denn Nase, Wangen, Mund, Ohren, Stirne, Hände sind prächtig smaragdgrün, kurz, der ganze Referendar wird grün bleiben, bis das Zellengewebe der Haut sich wieder erneuert und die natürliche Fleischfarbe hervortreten läßt. (Dürre. ) Auf der Insel Cuba herrscht eine grenzenlose Dürre. Das Vieh verschmachtet vor Durst, das Zuckerrohr ist ganz verbrannt und auf 100 Meilen ist kein grüner Grashalm zu sehen. Auch in England klagt man über große Dürre und Mangel an Niehfutter. Man bezahlt jetzt die Tonne Heu mit 6 Pfd. Sterling. Der Zweifel. Poet Ani l war eben sonst verschieden. — Der Freunde viele, die ihm werth hiernieden. Umstanden mit den Seinigen das Bett, I n manchem Auge wohl ein Thränche» steht. »Laßt jetzt das Trauern sein,«! sprach endlich heiter Ein lust'ger Kauz, »er war ein gute« Mann, Hat sich auch brav im Leben umgethon, War emsig, redlich, bieder und so weiter — Nur Eins besorg' ich und dies Eine ist: Ob unser Freund verschied »ls — sel'ger Christ. — Er war im Glauben fest, das muß ich sagen, D'rum les' ich aus den Augen,Euch die Fragen; Allein wie h»tt' es immer so viel Roth Mi t seinen Dramen, die ihm nie gericthen? — > Ich aber muß nur zu beherz'gen bitten: »Der Glaube ohne gute Werk' ist todt.« Leopold Kordesch. Hannsiörgel's Nagusanerheft. Der Redakteur der so beliebten Volksschrift: »Hons-Iörgel « in Wien hat, wie vor zwei Jahren für die Abgebrannten der Stadt Steier, so eben ein Extraheft zu« Besten der durch Erdbeben so hart heimgesuchten Ragusaner erscheinen lassen. Die geschätzte Wiener Zeitschrift: »Der Wanderer« bringt in einer ihrer jüngsten Nummern hierüber einen trefflichen Aufsatz, den wir hier un« fern Lesern zur Empfehlung der erwähnten Volksschrift vorführen: Der biedere Hanns Iörgel hat »bermal eine Spende der Großmuth »uf dem Altare der Wohlthätigkeit niedergelegt. Es ist nicht der Zweck dieses Aufsatzes, ihm hiefür Dank zu sagen, de» schönsten Lohn wird ihm sein eigenes Bewußtsein reichen; aber es drängt uns, auf den Gehalt dieses Heftes auf» mcrksam zu machen, dessen Ertrag den unglücklichen Ragusonern gewidmet ist. Es behandelt trotz des komischen Titels ejnen sehr ernsten Gegenstand. Wer immer bisher mit vornehmem Nasenrümpfen auf diese Volksschrift herab« geblickt, wer zuweilen Aergerniß genommen an den Persönlichkeiten und Derb­heiten, von denen Hanns Iörgel's Briefe wohl leider nicht frei zu spre« che«, wer »n seinen Schwanken und Spassen keinen Geschmack gefunden — nehme doch dieses Ragusanerheft zur Hand und er wird versöhnt sei» mit unserm braven Landsmann, der es j« nicht Allen recht machen kann! Fern von jeder Persönlichkeit (man müßte denn in übertriebener Strenge die etlichen Recensenten-Schnitzer, deren er zu Ende des Heftes erwähnt, »ls solche bezeichnen wollen) geißelt hier Hanns Iörgel mit wahrhaft juoe» Mischer Laune die Thorheit der Zeit, ohne sich um die einzelne» Thoren zu kümmern. Es ist eine uolksthümliche Satyre, wie sie nicht besser geschrieben sein kann. Wollte der Himmel, daß sie beherzig t würde, dann würde Hanns Iörgel dem Allgemeinen unberechenbar größeren Nutzen «er« schafft haben, »ls den Unglücklichen, zu deren Unterstützung der Erlös dieses Heftes bestimmt ist. Was er über die verkehrte und kopflose Kindererziehung spricht, sollte mit Flammenschrist in die Herzen aller Aeltern geprägt «erden. Fern von aller Ucbertrcibung malt er hier die bare Wirklichkeit mit so kräf­tigen Farben, daß wohl Niem»nd die Wahrhei t des Bildes zu läugncn vermag. Es ist ein treues Spiegelbild der Verschrobenheit, der Herzlosigkeit und des Unverstandes zahlloser Väter und Mütter, die von den heiligen Mich» ten gegen ihre Kinder kaum eine Ahnung hoben. Leset und bessert Euch! Lasset Euch nicht abschrecken, weil dos Buch im Volks-Dialekte geschrieben, es berührt j« die heiligste« Interessen des Volkes: Physische und moralische Bildung desselben! — Leset und bessert Euch! R. Auflösung des Annagramm's in Nr. 33. Gitter — Rettig. Laib ach. Druck und Verlag des Josef Vlasnik.