. ^ M Ht> ^ KamstaZ den 28. Muli 1832. Vauder.-ver SymMhie. l ^5ch hatte gräuliche Zahnschmerzen, und dabei so ? Viele Aerzte als Freunde und Bekannte, ein Umstand, s der mich — wenn mich die Schmerzen selbst schon an l den Nand der Verzweiflung brachten — so zu s^gen l Vollends hinabstürzte. Ich versuchte die, Verzweifelisten Mittel, ich las: «O.irve von der Geduld," und kam richtig bis an die Stelle, wo er so schön von Zahnweh sprich^ als Jemand thun kann, der keinen Hund noch um sein Gebiß beneidete. Ich repetirte das Einmaleins, diese ewige Urquelle aller Wahrheit, aber Wahrheit gibt nicht immer Trost. Ich berechnete den Cu-bikinhalt meines Schreibtisches und meiner Schatulle, und da siel mir Fr's nennen will, daß ich meinen Kopf für einen kranken Prinzen hielt, dem die andern Glieder als Hofleute ihr Beileid bezeugten, während der ungeduldige Patient ihnen das Oin.— »Es^atttrt nicht lcwge Euer Gnaden. Draußen vor dem Linienwall steht ein>'prächtig,« r Hollunderbusch^ zu dim lauf' ich hin. In emer halben Scunde bin ich wieder da.« « Nun, so s,?b' Er in Gottes Namen. ^ ^Ziehen Sie sich indessen an.« '" »Out! Geh' Er nur.« -. ,Voller Freude eilte dcr Hexenmeister davon, und ich — ich^gesteh'"' es mit Erro'thm — wiegte mich in .süßen Hoffnungen; so mürb hatte de^r Schmerz meinen Verstand, ge sch. agcn! I ch m ä ch te m ir z w a r V o r w ü r se über meinen Aberglauben, und lachse .mich selber aus; da ich aber._bemcrfte, daß die Schmerzen wieder zu-, nahmen, wenn die Vernunft hie Oderhand zu behalten anfing, so überließ ich mich endlich dem frommen Wahn, die intellectuellen Kräfte niciner Seele gefangen gebend, und dadurch eine Kunst übend, die ich seit meiner ersten Beichte gänzlich vergessen hatte. Als Jacob zurückkam, war ich glaubig w'e er. Er brachte einen grünen Span,, und sagte: »Jetzt, Euer Gnaden, nehmen Sie dieses Stückchen Holz und ' gebrauchen es a!s Zahnstocher.« »Jas wird weh thun, 'Alter. Aber- geb' Er nur her.« «Halt, Euer Gnaden. Merken Sie auf, was ich jetzt sage. ,. Wenn das geschehen-,'so geben. Sie mir den Span, stumni wie ein Fisch wieder, und gehen Sie mir nach.' Unterw'gs dürfen Sie kein Wort sagen, Niemanden grüßen, und müssen überhaupt thun» als ob,die ganze Welt sie nichts anginge, bis ich'5 Ihnen ausdrücklich erlaube, sonst wird die wohlthätige Sympatkie nicht nur zerstört, sondern in das Gegentheil verkehrt.« »Gut, Jacob, her damit.« Unter höllischen Schmerzen wendete ich den Zahnstocher an, und ging dann gravitätisch meinem Ves dienten nach, ohn? mich um das Lächeln der Leute zu bekümmern , wefcbe den' sond5rbaren"Aufzug sahen, und mich für närrisch hcrtfcn mochten, weil ich der Livree folgte. Kannt'en,,^ mich doch,nl^cht! Da führte mir der Schwarze einen gutcnFreunh in den Weg. ,Ich wollte eben zu Dir," rief er mich an. — Ich borte'ihn nicht.' — »Willst Du nicht helf« te mein Gast im Praler seyn?« fuhr er fort: „Wie wollen uns lustig machen." --^I'ch ging stumm vorbei. Da borte ick) ihn fluchen und schelten, daß ich fehr versucht war, ihm im gleichen Ton zu antworten; aber ich unterdrückte meinen Zorn, so wie die Reue, einen Freund verscherzt ;u haben, der wenigstens in der Woche einmal mich zu tractiren pflegte, und überhaupt eine Eigenschaft besaß, die man sonst Liberalität nannte; wie immer,« dachte' ich: »kein Zahnwch haben ist besser, als ein Schmaus, den man nicht genießen kann;« — und übcrdem hatte ich ja die Aussicht, nächstens ein Mann zu werden, der selbst Diners geben'konnte. Wie ich mich eben mit dergleichen Sophismen tröstete, > rollte eine elegante Kalesche daher, und in > ibr saß mein Gönner, der Hofrath. Er lächelte mir , schon von Weitem zu, und machte ein sehr verdutztes Gesicht, als.ich ihn nicht grüßte. ^Nun hatte i,ch mir einen Feind'bei der Hofstellc gewonnen, die im Ganzen so gleichgültig gegen mich war, daß es nur eines Freundes bei ihr bedürfte, sie günstig, und eines Gegner«, sie ungünstig zu stimmen. Die Anstellung war verscherz, aber ich tröstete mich Mit meines Oheims Alexius Gelde. Da kam eine härtere Prüfung. -^ Wahrhaftig, die Bäckerstöchter in den Vorstädten sind die schönstell - ti9 - Mädchen von Wien, aber die Krone von allen war Pepi, und sie war mir gewogen. -Wie funkelten ihre schwarzen Augen, da sie mich kommen sah. wie freu.-dig durchschritt sie, schwebenden Ganges , die breite Strasse, und wie schien sie erstaunt, als ich trotzig an ihr vorbeireden wo/ue. »'Adolph!" rief sie mit zärtlichem Ton, der mir durch die Seele bebte.' aber ich war standhaft, und rieß -, mich barsch'von ihr los, da sie die Hand ausstreckte, Mich zu halten. Ich horte sie schluchzen, und vergaß aufweinen Augenblick der Zahnschmerzen; aber der Gedanke an meine bevorstehende Heirach gad mir die Fassung wied.r, und.ich eilte getröstet weiter. Ein, Reiter in glänzender Jagdunifurm sprengte daher, — ich erkannte ihn,, er mich; meine Seele jauchzte ihm entgegen, aber doch der Glaube siegte, und ich ließ mir von meiner Freude nichts merken. »Bruder!« rief er lauc und freudig, — ich ging weiter.. Da erhob er noch einmal die Stimme: „Pils mir des Oheims ^iede wieder erringen, und beliaiie sein Geltv Wir bleiben treue Brüder.« Verstockt folgte ich dem rüstig uaranschrcitenden Jacob, drrVersuchung, mich nach dem geliebten, Bruder umzuwenden, herzhaft widerstehend , und memer Schmerzen eingedenk. „Ich muß meine Heilung theuer erkaufen,« mein» »e ich:- »aber ich werde dann mit freiem Kapf,meinen «eben Sigmund begrüßen, und an seinem frieden mit dem Oheim arbeiten, dessen Namenstag heute, ist; dei solchen feßlichen Gelegenheiten ist man ja versöhn-lich gestimmt. . . Nun war ich vor der Linie draußen, ohne daß weiter ein Unfall mir begegnet wäre, und Jacob blieb' vor einem Hollundcrbusch stehen, geheimnißvolle Wor-te murmelnd. Auf der Heerstrasse flogen vier Pferde mit einem ungarischen Korbwagen daher, und darinnen saß neben dem Kutscher ein alter, wohlbeleibter Herr, mit jovialem Gesicht und rother Nase, und schrie, mich erblickend, den Rossen ein donnerndes «Vrrr!« i". ' Die vogclschnellen Thiere standen wie eingewurzelt, und der Mann rief: „He, Adolph! lieber Kna>. be> grüß Dich Gott.. Das ist schön, daß Du mir entgegengegangen bist. Steig' ein zu mir .... He! W Du taub geworden, Hanswurst? .... Veliebc's , Euer Gnaden nicht mir ,'il antworten? . . .-. Nun, l°,soll doch das heilige Donnerwetter drein schla-2kN! .... Adolph'. . . . Nun, das nenn' ich ei-Nen schonen Gruß zum Namenstag . . . .« Unterdessen hatte Jacob mit unzerstörbarem Phlegma den Span an die Stelle gethan, wo er ihn heralls-Seschniten, die Rinde wieder darüber zugedeckt, und s"gte: »Antworten Sie dem Herrn Onkel, Eucr Gna; den, dit Eache ist vorbei.« »Ja wohl ist sie vorbei," versetzte ich, dameine Begrüßung unter dem energischen Fluche verhallte, mit dein dcr erboste Alexius leine Rosse antrieb. Er flog davon, trotz meines Rufens, und ich eilte ihn einzuholen, um ihn in seinem mir bekannten Absteigequartier noch zu treffen,_und.zu versöhnen. So schnell ich aber ging, es dauerte doch eine gute halbe Scunde, bis ich zum Karntnerthor gelangte, aus dem eben der Wagen des Oheims wieder hervorschoß) neben Alexius aber saß, Hand in Hand, mein Bruder Sigmund. Sie waren versöhnt, und meine sonderbare Kur hatte mir meine günstigsten Verhältnisse, so wie die Erbschaft gekostet, welche mich über den Verlust lro-sten sollte. Ich hatte, wie ich später erfuhr, die Tochter meines Gönners, des Hosraths, heirathen sollen, und konnte nun nicht einmal die reiche Vürgerslochter Pepi erhalten, denn ste hatte sich in ihrer Verzweiflung einem meiner Nebenbuhler in die Arme gewor, fen. Vom Ucbrigen will ich nicht reden, nur soviel ist sicher, daß ich mein Zahnweh behielt, und nur der Zeit seinen endlichen Abzug verdanke. Eine Macht auf vem Kiger. (Aus Landers „och nicht im Druck erschienener Rcisc) (Beschluß.) Unsre Leute, die sich niemals noch in ihrem Le-,bcn auf einem Boot? in solcher Nahe mit diesen gewaltigen und furchtbaren Thieren befunden hatten, zitterten vor Angst und Schrecken und weinten laut; da ihre Furcht nicht wenig vermehrt wurde durch die entsetzlichen Donnerschläge, die über ihren Häuptern sich entluden, so wie durch die gräßliche Finsterniß, die nur auf Augenblicke von Blitzstrahl» erleuchtet wurde, die wahrhaft schauderhaft zu nennen waren. Die armen Bursche sagten uns, daß diese fürchterlichen Thiere häusig Boote im Flusse, umgestürzt, wo dann Jedermann verloren ist. Inzwischen kamen uns die Flußpferds so nahe, daß wir sie mit dem Ende unseres Flintenlaufes berühren konnten. Bemerken muß ich noch, daß, als ich das erste Mal Feuer gab, Alle aus dem Wasser emporlauchtcn, und uns so eilig verfolgten, daß wir ihnen kaum einen Vorsprung abgewinnen konnten. Auf einen zweiten Schuß ersolgle ein Gebrülle, und es schien, daß wir uns weiter von ihnen entfernten. Es Hefanden sich unter nnfern Leuten zwei Bornu-Neger, die weniger erschrocken warei, als die übrigen, da sie dergleichen Unthiere schon im See Tschad gesehen hatten, wo eö ihrer Aussage nach eine Menge derselben geben sollte.. Indeß füguZ un« — 420 — diese furchtbaren Hippopotamus kein Leid zu; es schien, daß sie nur'zum Vergnügen im Flusse sich umhertrieben, und daß wir durch unsere Dazwischenkunft ihr Spiel unterbrochen hatten. Bald d,irauf erblickten wir auf der nördlichen Seite des Flusses eine Sandbank, und ich schlug vor, hier die Nacht vollends zu kleiden. Allein kein einziger von der Voocsmannschaft wollte hiezu seine Einwilligung geben, indem sie sagten, wenn sie den Gewo Rua — W.isserclephancen — entkamen , so würden sie hier unfehlbar den Krokodilen in den Rachen laufen, auch glaube ich wirklich, daß wir gleich dem Cumbrievolke auf >.en Inseln nahe Yauri, noch vor Tagesanbruch , insgesammt fortgeschleppt worden waren, wenn wir den Versuch gemacht hätten. Unser Kanoe war bloß groß genug, uns zu tragen, so lange wir aufrecht saßen, wir konnten uns also nichc niederlegen. Ha'ccen wir zu Nabba dreißigtauseud Por-zellanschnecken aufzählen können, so würden wir ein Fahrzeug gekauft haben, worin wir ganz hatten leben können, ohne ans Land gehen zu müssen, als um Le-bensmiclel einzunehmen. In einem solchen Schiffe h'ät> ten wir dann nach jeder Tagreije furchtlos Anker werfen und übernachten können. Da wir unsere Leute zum Landen nicht bewegen konnten, so beschlossen wir, unscrc Reise die ganz,« Nacht fortzusetzen. Der östliche Horizont wurde immer finsterer, und die Blitze zuckten m immer hellcrem Glänze auf; ich erinnere mich nicht, in meinem Leben flammendere Blitze gesehen zuhaben; Alles dieß verkündigte den immer näher heranziehenden Sturm. Gegen eilf Uhr vor Mitternacht blies er etwas stärker als eine Kühle und gegen Mitternacht wüthete er mit alk'r Kraft. Der Wind war so heftig, daß er mehrmals die Seiten des Bootes bis zum Rand ins Wasser stieß, so daß es große Gefahr lief, sich zu füllen. Vom Sturm gepeitscht war das leichte gebrechliche Fahrzeug nicht zu lenken: endlich gelangten wir in die Nähe einer Sanddank, die uns einiger Maßen deckte, und zum Glück wurden wir an einem Dorn< bäum, der fast in der Mitte des Stromes emporgewachsen war, hingetrieben, an welchem wir anlegen konnten. Nachdem wir unser Voot an seine Zweige angebunden hatten, wickelten wir uns in unsere Röcke, und da wir todt müde waren, so hingen wir unsere Beine zur Hälfte über die eine Seitenwand des Kanocs hinaus, und mit dem Rücken an die andere gelehnt, versuchten wir zu schlafen. Es scheint mir, daß die Ungewitter 'eine, besonders den Schlaf befördernde Eigenschaft besitzen, wenigstens kam es so meinem Vru-der vor; dciin ungeachtet der Donner unausgesetzt brüllte, der Wind stürmte, der Ncgen uns ins Gesicht schlug, und unser Voot wie ein? Wiege hin und hec schaukelte, schlief er dennoch steinfest. Der Wind ' fuhr bis Mitternacht fort, heftig von Osten cher zu wehen; dann sing er an, etwas nachzulassen. Nun siel der Regen in Strömen, und Donnerschläge und Blitze von der furchtbarsten Art bcglciieten ihn. Wir lagen in unserm Kance im Wasser schwimmend, und zwei Männer waren in Einem fort beschäftigt, es auszuschöpfen, um das Boot nicht untersinken zu lassen. Die Wasser-Elephanten, wie die Eingcbornen die Flußpferde nennen, schnaubten und toseten häufig neben uns, zum Glück aber stieß keiner an unser Fahrzeug, Der Sturm währte fort bis Morgrns drei Uhr, wo der Himmel sich aufzuheitern begann, und wir die Sterne ob unsern Häuptern, gleich Edelsteinen, funkeln sahen. Da es nun hell gcnug geworden war, so begannen wir unsere Fahrt flußabwärts fortzusetzen, und zwei Stunden später landeten wir zu unserer größten Freude an einem kleinen Fischerdorfe, Namens Dacannie. Bevor wir dahin gelangten, waren wir an einer Menge größere und kleincre Ortschaften vorübcrgckommen; allein da es noch sehr früh am Tage, und keiner ihrer Bewohner vor den Hütten zu sehen war, so hielten wir,es für unklug, bei einer derselben anzulegen i denn wären wir früher ans Land gegangen, so konnten uns die erschrok-kcnen Bewohner leicht für eine Näuberschaar — ödet wie man' sie dort zu Lande nennt »Iacallis" __ hal^ ten, wo sie dann ohne Zweifel zu den Waffen gegrif-fen, und wir das Lelxn eingebüßt haben würden. UlN unserer Sicherheit wi! , also fuhren wir den Strom immer abwärts/ obgleich wir große Sehnsucht hatten, zu landen. Im Verlaufe des Tages und der Nackt mochten wir, unserm Anschlag nach, wohl an hundert (engl.) Meilen zurückgelegt haben. Unftce Fahrt ging fast ganz östlich. Der Niger bot an vielen Orten und auf weite Srrecken hin einen prachtvollen Anblick und maß, wie wir glauben, beinahe acht Meilen in der Breite. M i s c e l l e. In P?gu, einem Staate des Virmanenreichs, ist eine Art Gottesgericht üblich, das darin besteht, daß man, wenn zwei vor Gericht kommen, und der Rich^ ter nichc Beweise genug vorliegen findet, um eine« zu verurthtilen odcr loszusprechen, .beide Partheien ins Wasser wirft. Wer von ihnen zuerst wieder auf der Oberfläch, des Wassers zum Vorschein kommt, hat sei-ne Sache verloren, und kann sein Leben nur dadurcb retten, daß er sich zum Sklaven des Kaisers erklärt, den er sich mit Hab und Gut übergibt.' Auf die Aeh"^ lichk<>it zwischen diesem Gerichtvdrauche und unsern al« ten Wasserproben braucht kaum hingewiesen zu werden. Nevacteur: F-r. b'av. Keinrich. Verleger: Kgnaz Al. Edler v. Aleinmavr.