tur Annst, Wissenschaft und geselliges Leben. Redigirt von Leopold Kordesch. ^ 57. Montag am R5. Juli R844. Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jedes Mal ein halber Bogen, und allmonatlich ein in Wien von Meisterhand in Kupfer gestochene« kolorirtes Costumebild, illyrische Volkstrachten in Doppelfigur enthaltend, in Großquart. Der Preis de« Blatte« ist in Laibach ganz» jährig e, halbjährig 3 fl. Durch die k. t. Post unter Couuert portofrei ganzjährig 8, halbjährig 4 fi. C. M., und wird halbjährig vorausbezahlt. Alle k. k. Postämter nehme« Pränumeration an. I n Laibach pränumerirt man in der Buchhandlung des Herrn Georg Lerche» »m Houptplayc. Zur Ankunft de« hochwürdigsten Herrn Herrn Adalbert Joseph LidmansKy, Fürstbischofs von Gurk, zu St. Jakob im Rosenthale am 21. September 1843*). Willkommen, Hoher, auch in unserm Thalc, Willkommen, guter Oberhirt, Der mit des Gottcsgeistes Gnadcnstrahle So viele Schwache stärken wird. Noch nie »erlangten mit so heißem Sehnen So uiele Herzen, was Du bringst. Mi r glaub' es nicht, doch glaub's den Freudenthräncn Die hier Du jedem Aug' entwinkst! 2« , Dein Erscheinen in der Schäfte!« Kreise, Nie thut es unaussprechlich wohl! Die Schritte Deiner apostol'schen Reise, Nie freudespendcnd, segensvoUÜ Es tönen mit so heitern. Klang die Glocken, Wie sie bei uns längst nicht getönt; Es netzt der Nonne Zährenthau die Locken Der Jugend, die nach Dir sich sehnt. Wie freute sie sich nicht ob Deinem Kommen! Sie weiß, Du machst dem Herrn es gleich. Der sagte: »Laßt die Kleinen zu mir kommen. Denn ihrer ist das Himmelreich.« ») Ich biete einer löbl, Redaktion dies Gedicht zur Aufnahme in die »Car» nioli»« nicht in der unbescheidenen Besorgnis an, die ucrehrlichen Leser und Leserinen dieses Blattes büßten etwas ein, wenn sie solches nicht zu lesen bekämen; sondern in der sichern Voraussetzung dessen, was also sich verhält: I n unserem Illyrien, Inneröstcrreich, j» in unserem liebe« Oesterreich überhaupt gibt es allerorts Menschen, die nicht nur »gut kaiserlich«, gut österreichisch, sondern auch gut römisch »katholisch, echt christlich sind, — die demnach nicht nur als gute Staatsbürger und ge­treue Unterthanen ihre Anhänglichkeit an die geheiligte Person des Mo» narchen und dessen Stellvertreter bei jeder Gelegenheit an den Tag legen, sondern auch auf die überraschendste Art sich's ansehen lassen, wie sie dem apostolischen Episkopat und dem Priesterthume überhaupt von ganzem Herzen ergeben sind. Wenn nun Solches in einem spezielle« Falle wahr­genommen, und die erfreuliche Wahrnehmung in einem Weihgesange, wie der gegenwärtige, der Wahrheit gemaß besprochen wird: so darf der Ausdruck solcher Gefühle gewiß bei einem guten Theile des Lese­kreises der Carnioli » auf Sympathie rechnen, und die Aufnahme des hier Angebotenen in ein Blatt, welches allem Guten, Schönen, Ange­nehmen und Erfreulichen grundsätzlich »ls Organ dient, dürfte somit nichts weniger »ls ungeeignet erscheinen. Anmerkuüg des Verfassers. Auf dieses Reiches Erb' vorzubereiten Kommst Du die Lieblinge des Herrn, Bringst ihnen Nasse«, gen' den Feind zu streite«. Und fest zu steh'« im Dienst de« Herrn. Was Petrus und des Meisters Lieblingsjünger Für Samarien einst — da« wirst Für uns: der Kraft von oben Ueberbringer Nun Du , erhab'ner Kirchenfürst! Du kommst nicht nur den Tausenden zum Heile, Die Gott durch Dich im Glauben stärkt; Uns Alle« wird des Guten viel zu Theile, Wie jeder Blick wohl leicht es merkt. Hebt nicht Dein Anblick schon die Herzen höher? Ist nicht Dein Segen unser Hort? Bringt Dein Gebet uns nicht dem Himmel näher? Hebt nicht den Geist zu Gott Dein Wort? Nimm denn dafür von Priestern und vom Volke Des Dank's, der Lieb' und Ehrfurcht Zoll; Dein Engel trage durch die höchste Wolke Das Flehen Aller für Dein Wohl. Und komm', o komm' bald wieder in die Mitte Der Kinder und der Schäflei« Dein! Und lange mög'st Du durch des Himmels Güte Uns Oberhirt und Vater sein! B. Morouschni«, Metullum's Fall. Historische Erzählung aus Krams Urzeit von Jos. Vuchenhain. (32 Jahre vor Christi Geburt.) (Beschluß.) »ie Nacht senkte sich endlich herab. I n tiefem Schlummer lag das blutige Schlachtgefilde und ruhig und still war es ringsum geworden. Während sich nun Freund und Feind sorglos der nö­thigen Ruhe überließ, lag in einem der Wallgräben eine Gestalt Hülflos am Boden ausgestreckt. Ein junger rö­mischer Soldat kniete an der Seite derselben, ängstlich be' müht, den Gefühllosen in das Leben zurückzurufen.. Der kaum noch Lebende war nach der Kleidung zu urtheilen ein 22s Iapydier, der schwer verwundet sich von dem Kampfplatze mühsam bis Hieher geschleppt haben mochte und hier dem Schmerze seiner Wunden bewußtlos unterliegen mußte. Der Verwundete war Canu t und sein Schutzgeist Appia. Treu ihrem Vorsatze, die Schuld abzutragen, hatte Letztere ül dieser Verkleidung nach dem Treffen dem Kampf­platze sich genähert. Ih r ängstlich banges Hoffen war nur allzubald erfüllt worden. Mi t Hülfe einiger vertrauten Diener ihres Hauses ließ sie den Verwundeten in eine Höhle des nahen Waldes bringen. Hier nun war sie emsig besorgt, seine Wunden zu heilen, um ihn gerettet dann de« Seinigen wieder zu geben. Dadurch dachte sie ihre Schuld zum Theil abzutragen. Ih r fernerer Entschluß war, ihr Leben sodann dem heiligen Dienste der Vesta zu weihen. Jedem anderen Gefühle wollte sie ihre Brust streng ver­schließen. Die Genesung ging jedoch nur langsam von Statten, woran wohl die Sorge um das Schicksal Metullum's und der ungesunde Aufenthalt des Kranken Schuld haben mochten. So oft Appia zu Canut kam, mußte sie ihm von dem Stande der Dinge erzählen, dadurch geschah es, daß er bald fröhlich, bald düster wurde, je nachdem sich der Zustand seines Volkes verbesserte oder verschlimmerte. Dieser Wechsel von Freude und Schmerz, von Hoffen und Zagen übte einen namhaften Einfluß auf seine Genesung. Besonders störend wirkte die Nachricht auf seine Gesundheit, als er mit der Nachricht der Verwundung Cäsars zugleich die Zerstö­rung der äußeren Mauern Metullum's und den nahen Fall der Stadt mit Schrecken vernahm. „Einmal, nur ein­mal no'ch in der Mitte meines Volkes!" rief er dann jam­mernd aus, die Hände in wildem Schmerze zum Himmel erhoben. Das kalte Echo antwortete spottend seinem Schmerze. Metullum' s Fall schien wirklich nicht mehr ferne zu sein. Canut, ihr Führer, war verschwunden. Die Römer glaub­ten ihn todt und ihr Muth stieg um so höher, als jener der Iapydier von Tag zu Tage sank. Diesen Umstand benützte Cäsar. Er machte den Be­lagerten listig den Antrag zum Frieden, wenn sie Besatzung in die untere Stadt aufnehmen und 500 Männer als Geißeln ihm überliefern wollten. Die untere Stadt konnte sich ohne­hin nicht lange mehr halten. Die Bürger Metullum' s berathschlagten darüber und entschieden endlich, dem feind­lichen Wunsche zu entsprechen. Dies erzählte eines Tages Appia dem bereits Genesenen. Canut sank darüber todten­blaß beinahe zusammen. „Meine Keule und meinen Speer!" brüllte er nach einer Pause der Erholung auf, daß es weithin durch den Wald wiederhallte. Appia zitterte, denn ringsherum streiften römische Soldaten. Ihre Angst war nicht ungegründet gewesen. Einige hatten der Stimme Schall vernommen und waren demselben nachgegangen. "Nun galt es Entschlossenheit. Canut erhob sich bei dem Anblicke der feindlichen. Schar, der er nicht mehr enteilen konnte, wie ein gebeugter Löwe, der, obschon gebeugt, den­noch Löwe war, und wie ein Hahn krähend, stürzte er sich unter seine Feinde. I n wenigen Augenblicken war seine Freiheit erkämpft. Schnell die Hand der halb bewußtlosen Appia erfassend, floh er mit drohender Geberde und hoch­geschwungener Keule in des Waldes Dickicht und verschwand alsbald unverfolgt vor dem staunenden Häuflein, das dem riesigen Sohne des Waldes ohnmächtig, halb zerschmettert und muthlos nachblickte. Aus dem Rathhause zu Metullum war eben eine große Volksbewegung. Mi t der Besetzung der untern Stadt warf Cäsar seine Maske ab, denn mit der Nieder­legung der Waffen befahl er zugleich die Auslieferung der­selben. So pflegte er mit den unterjochten Völkern zu verfahre«, ehe er solche in Sklavenketten schlug. Dieses - wußten die bedrängten Iapydie r und kein Ausweg wollte sich ihnen zeigen, als plötzlich Canut , wie ein rettender Gott, in ihre Mitte trat. Ein wilder Jubel beseelte alle Anwesenden. „Thörichte!" sprach der kräftige Jüngling in Weh­ muth, „wie konntet ihr glauben, Cäsar werde euch den Frieden geben? — Kennt ihr den Doppelsinn des Römers nicht? Niemals sind die Tückischen gefährlicher, als wenn sie Geschenke verheißen. Zum Kampfe jetzt für Freiheit oder Tod!" rief er begeistert aus. «Wer meiner Meinung ist, erhebe seine Rechte." Ein Wald von starrenden Hän­ den hatte sich um den Sprecher gebildet, und wie ein rei­ ßender Strom wälzte sich die kampflustige Menge nach der untern Stadt, um. den doppelsinnigen Feind zu vernichten. Ob durch Fügung der Götter oder durch eigene Schuld — Metullum' s Loos war unabwendbar gefallen. Die Iapydie r wurden von dem vielfach überlegenen Feinde nicht nur geschlagen, sondern bis hinter die letzte Mauer der obern Stadt zurückgedrängt und auf das engste eingeschlossen. Ein einziger Sturm konnte sie vernichten, dies sahen sie selbst ein, denn der Kern des Volkes, 300 Mann, befand sich als Geißel in Cäsar's Lager, und das ganze japydische Heer, bis auf wenige Mannschaft, war aufgerieben. Freiwilliger Tod oder Knechtschaft schien ihr unvermeidliches Geschick. Sie wählten den Tod. Greise, Weiber und Kinder mußten ihre Wohnungen verlassen und nach dem allgemeinen Beschlüsse das Rath­haus beziehen, das mit brennbaren Stoffen angefüllt stand. Aehnliche Materialien waren um dasselbe rings herum aufge­schichtet. Die Kampffähigen aber mußten, ohne einen Sturm abzuwarten, einen letzten Ausfall wagen, und dort entweder den Feind besiegen, oder rühmlich fallen. Dieses furchtbare Werk eines rasenden Entschlusses war nun im Anzüge und Canut , dessen Erfinder, zugleich der Leiter desselben. Von der Altane herab, ober welcher sich ein Vordach wie ein Thron über ihn bildete, leitete er den Kampf, der mit gräßlicher Wuth von beiden Seiten begonnen hatte. Seine Rechte war nicht mehr mit einer Keule, sondern mit einer hochflackcrnden Fackel bewaffnet. Ihm zur Seite stand eine Frauengestalt, schön, wie man den Genius der Jugend malt — Appia, die Feuerbraut.— Bei den Holz­stößen unter dem Giebel aber standen ringsherum welke Greise, brennende Fackeln haltend, und bereit, auf Ca­nut' s Geheiß das Rathhaus in schnellen Brand zu stecken. I m Hause war lautlose Stille, in der Tiefe aber dröhnt' 227 .es furchtbar, bald rauschend, wie die brandenden Wogen, bald heulend, wie des Sturmes Gebraus, 'bald ächzend und wimmernd, wie die letzten Laute der Sterbenden, bald wie­der donnernd und krachend —ach! es stürzte ja wohl ein freies, tapferes Volk in seiner Zufluchtsorte letztem auf immer in den Staub! Plötzlich war es auch unten und ringsherum still ge­worden. Canut begann die Fackel langsam und in furcht­baren Feuerkreisen zu schwingen, und näher an ihn schmiegte sich Appia, um alle ihre Hoffnungen betrogen, indem sie den Feind des Vaterlandes geliebt. Die Stille dauerte fort, der Kampf der Iapydie r war aus. Sie waren gefallen. Endlich erhoben die blut­dürstigen Feinde, die sich in etwas erholt hatten, ein wildes Siegesgeschrei; neue Massen bewegten sich gegen das Rath­haus der Iapydier , der letzte entscheidende Augenblick war gekommen. «Siehst Vräutchen deine Hochzeitfackel, hörst du die blutigen Hochzeittänzer, betrachte das geschmückte Vrautge­mach, wahrlich, kein Imperator kann sich eines solchen rühmen!" so sprach Canut , bald auf seine Fackel, bald auf die Herandrängenden, bald auf die Umgebung der furchtbaren Vernichtung weisend. Die Angesprochene lä­chelte ruhig. Der Rasende aber,,der seine letzte Hoffnung trügerisch schwinden sah, stieß ein schreckliches Geheul der Verzweiflung aus, preßte das treue römische Mädchen im Wahnsinne an sein Herz, schwang die verderbende Pech­leuchte und steckte sie in einen reichbetheerten Strohbund. Die Wände des Rachhauses loderten hoch auf und die Holzstöße bildeten riesige Flammenthürme. Die Dächer der nächsten Häuser prasselten auf, und als die vom Blute triefenden Sieger triumphirend heraufgerasselt kamen, war , jede menschliche Hülfe vergebens. Als stumme Zeugen muß­ten sie zusehen, wie die Weiber sich durch die Fenster mu­thig in die Flammen stürzten, die Mütter die Säuglinge von ihren Brüsten rissen, solche dem schnelleren Flammen­tode Preis gaben, undsich dann ihnen nachwarfen in die lohe Gluth. Knaben, Mädchen waren ihrem Beispiele gefolgt und lautlos schmorrten die Greise in dieser furchtbaren Feuer­esse zusammen. Jetzt war auch das Vordach über Canut' s Standpunkte eingestürzt. Durch den qualmenden Rauch und durch die sprühenden Funken hörte man die letzte klagende Stimme des Hahn's vom Gebirge. Bei diesem bekannten Laute war selbst Cäsar blaß geworden und sprachlos standen die Krieger, den ausdauernden Muth dieses so rühmlich gefallenen Volkes im Innern bewundernd. So war Metullum gefallen, so mußte ein Voll enden, eines bessern Schicksals würdig. Wohl spricht die Geschichte, doch nicht eine, einzige Spur mehr von ihrem einstigen Dasein. Schieksalswechsel. Wahre Begebenheit, erzäht von Franz Fischbacher. (Fortsetzung.) Die Gutherzigkeit einiger gemeinen aber edelgesinnten Leute, die sich der junge Graf einst verpflichtet hatte, rettete ihn schon am andern Morgen., Doch war es nöthig, daß er mit männlicher Resignation die eckelhaftesten Winkel als Schutzaufenthalt betrete und sehr niedrige, ganz ungewohnte Arbeiten verrichte. Einmal war es ein Schweinstall, der ihn schützend aufnahm, ein anderes Mal verbarg ihn ein Düngerhaufen, wo er bis, an den Hals in der Jauche stack, und nur den Kopf mit Reisig bedeckte. Später brachte man ihn mit anderen Geretteten in einen tiefen und feuchten Keller, wo er durch ein ganzes Jahr verweilen mußte. Aeußerst selten und nicht ohne Gefahr konnte er zur Nacht­ zeit sein Hemd zwischen Steinen ausklopfen und in mög­ lichster Eile flüchtig waschen. Seine Gefährten des Elends, die aus Furcht vor Entdeckung ein Gleiches unterließet, starben als unglückliche Opfer der vernachlässigten Reinigung. Aber auch Graf M"* , der vermöge seiner Einsicht sein hartes Loos, wie er nur konnte, zu mildern trachtete, sah aufgedunsen und blaß aus, und würde ebenfalls eines früh­ zeitigen Todes gestorben sein, wenn es ihm nicht durch einen unberechneten Zufall gelungen wäre, über die Gränze zu entkommen und fremde Dienste zu nehmen. Er trat als Gemeiner in einem Cavallerie-Regiments ein,und verzichtete auf seinen Grafentitel für immer. I n der lebhaften Iägerzeile, welche die gemüthliche Bevölkerung Wien's zu den verschiedenen Prater-Abthei­lungen durchwandelt, bewohnte in einem der geringeren Häuser das kleinste Stübchen mit der Aussicht auf den Hof eine mehr Von Sorgen als vom Alter betagte Frau mit Sohn und Tochter. Niemand wußte, wer sie sei; nach ber Sprache schien sie eine französische Emigrantin zu sein, die sich nach ihrem Familiennamen Madame. M*^ * nannte. Mutter und Kinder arbeiteten vom frühen Morgen bis zum späten Abende an feinen Stickereien, Brieftaschen, Uhrkissen u.dgl., welche Arbeiten sie in glücklicheren Tage» nur zum Zeitvertreibe zu verfertigen erlernt hatten, ohne im Mindesten zu ahnen, daß sie dieser Beschäftigung einst ihr Auskommen, wenn auch dürftig, zu verdanken haben würden. Nach und nach gestaltete sich auch ihre Lage besser und es gelang ihnen so viel zu erwerben, daß sie eine bessere Wohnung beziehen und ein Dienstmädchen halten konnten. Ganz unglücklich waren die drei edlen Personen nicht zu nennen, da sie beinahe berechnen konnten, in wie viel Jahren sie so viel erspart haben würden, um die Reise in das Vaterland zu bestreiten. Dennoch aber perlten oft Thränen aus ihren Augen auf ihre Kunsterzeugnisse herab, wenn sie ihrer zurückgelassenen Theuern gedachten, und qual­voll war ihre Ungewißheit über das Schicksal des guten Vaters und des lieben Alexander. Zweimal drangen die Franzosen nach Wien, aber beide Male blieb die Familie M* " ihren Landsleuten unbekannt. Als diese Oesterreich gänzlich räumten, wandte sich das Ge­schick unserer Familie und es lächelte ihnen der Sonnen­strahl des Glückes. Man erfuhr, daß Madame M** * die Gräfin M*'^ * aus der Provence sei. Von mehreren Sei­ten erhielt sie Einladungen; der Sohn bekam Freunde, die Tochter Freundinen aus höhern Ständen. Von vielen Ed^ 228 Wien's unterstützt, ward die Gräfin in den Stand gesetzt, eine schöne Wohnung mit einem Salon zu meubliren und darin eine Gesellschaft zu versammeln. Unter den gefangenen deutschen Kriegern gab es bald nach der französischen Revolution bisweilen geborene Fran­zosen. Daher war man in Frankreich gegen die Kriegs­gefangenen höchst mißtrauisch. Si e mußten vor Gericht mit Deutschen deutsch sprechen; wer es nicht vermochte, wurde als meineidiger Franzose hingerichtet. Alexande r hatte das Unglück gehabt, als Gefangener in. sein Vaterland transportirt zu werden. Mi t zwei an­deren Gefangenen stand er in einem Saale beim Verhöre, sprach aber so gut deutsch, daß man seine Nationalität nicht erkannte. Die bedauerungswürdigen Mitgefangenen jedoch waren der deutschen Sprache gar nicht mächtig; sie wurden als Franzosen erkannt und zur Gouillotine geführt. Aber zu ihrer Ehre muß man erwähnen, daß sie, obgleich sie wußten, Alexander sei Franzose, dennoch zum Tode gin­gen,, ohne ihn verrathen zu haben. " " (Beschluß folg« Feuilleton des Mannigfaltigen. (V^. August Schmidt), Herausgeber und Redakteur der so vortrefflichen als geachteten allgemeinen »Wiener Musik­zeitung,« verließ, einer uns zugekommenen brieflichen Mitthei­lung zufolge, am 11. dieses Monats Wien, um alle Musikanstalten Nord-Deutschlands zu besuchen und darüber zu schreiben. Wir können mit Zuversicht von seiner Feder nur Vortreffliches er­warten. (Der Männergesangs-Verein), ins Leben gerufen von Herrn vi'. August Schmidt in Wien, zählt gegenwärtig, un­beachtet derselbe erst im Oktober des verflossenen Jahres begrün­det wurde, bereits über 100 Sänger; er erfreut sich in Bezug seiner Leistungen einer stets größeren Würdigung und ist das erste Institut derart, das in Wien je bestanden. (Kuriose Blume.) Am Schwanenssuß in Neuholland soll «in deutscher Botaniker eine Blume entdeckt haben, die, wenn die Sonnenstrahlen darauf fallen, einen Rauch von sich gibt, wie «ine brennende Tabakspfeife. Wie manche Frau würde bei uns in einem solchen Blumenstock vollen Ersatz für ihren abwesenden Mann finden! (Der Roßschweif) wird bekanntlich in der Türkei als ein Zeichen des Ranges betrachtet und die Pascha's rangiren nach der Zahl der Roßschweife, welche sie berechtiget sind, vor sich hertra­gen zu lassen. Der Ursprung dieser Sitte ist folgender: Eine tür­kische Armee verlor in einem Kampfe ihre Hauptfahne. Ein An­führer hieb mit seinem Schwerte einen Roßschweif ab und be­festigte ihn, um seinen Leuten wieder Muth zu machen, an die Spitze einer Lanze. Es gelang ihm, die zerstreuten Türken wieder zu sammeln; er führte sie zum Angriff und gewann die Schlacht. Von da an wurde eine militärische Auszeichnung mit dem Roß­schweife verbunden und Pascha's des höchsten Ranges führen deren drei. (Geistesgegenwart.) Ein Israelit, Namens Lazarus N—ß, trieb, wie die »Bohemin« erzählt, einen sehr einträglichen Handel mit Contrebande. Lange Zeit geschah dies ohne alle An­fechtung, endlich aber wurde sein unerlaubtes Gewerbe doch ver­rathen. Eines Morgens in aller Frühe fanden sich daher einige Accise-Offizianten bei ihm ein. Sie traten ganz unerwartet in sein Zimmer, als er noch im Bette lag. »Wohnt hier ein gewißer Lazarus N—ß«? fragte einer der Offizianten. »»Ja!«« ver­setzte der Ueberraschte, ohne die Fassung zu verlieren, ob er gleich merkte, in welcher Absicht er diesen fatalen Morgenbesuch er­hielt, »»aber er ist ausgezogen«« setzte et hinzu. Auf diese Ver­sicherung entfernten sich die unwillkommenen Gäste. Lazarus sprang eilig aus dem Bette, zog sich an und schaffte die vorrä­thigen Contrebandewaren geschickt bei Seite. Die Accisebedien» ten hatten sich inzwischen bei dem Hauswirthe näher nach Laza­ru s erkundigt und erfuhren bald zu ihrem Erstaunen, daßsie eben in seinem Quartier gewesen und mit ihm gesprochen hätten. Sie kehrten also zu ihm zurück und machten ihm Vorwürfe, wie er sie habe belügen und sagen können, er sei ausgezogen. »Mai! Hab ich doch nichts gesagt, als die Wahrheit,« versehte der zur Rede Gestellte; »Sie fragten: Wohnt hier Lazarus N—ß? —da Hab' ich geantwortet: Ja ! aber er ist ausgezogen; ich lag ja noch aus­gezogen im Bette, und es wäre doch wohl unschicklich gewesen, solche scharmante Herren unangezogen zu empfangen.« M . G. Saphir's Akademie. Mittwoch am ill. dieses hatten wir das Vergnügen, den geistreichen Hu» moriste», Herrn M . G. Saphir , auch in unserer Hauptstadt in einer hu» moristischc» Vorlesung zu hören und zu bewundern. Die Akademie fand Abends im hiesigenständischen Theater Statt, und zahlte in zwei Abthcilungen folgende Nummern: l. Symphonie (eigentlich Ouvertüre) zur Oper »Nabu» codonosor« von Verdi , ausgeführt von der Capcllc unscrs vaterländischen Infanterie-Regiments Prinz Hohenlohe-Langenburg; 2. Lied »an die Sterne«, Gedicht und Musik «on Heinrich Proch, mit Begleitung des Pianoforte und Violoncello, gesungen von Herrn C. Reich mann. — 3. Ter« zett aus der Oper »I<» Ve«t»I»« von Mercondante , exekutirt von der er. wähnten Rcgimentscapcllc; 4. Cavatine aus der Oper »Nabucodonosor« von Verdi , ebenfalls ausgeführt von der Militärmusik; ö. Variationen für die Violine über ein Thema aus der bellinischen Oper »L«»tiice cli len仫 vo» M. Durst, mit Begleitung des Pianoforte, vorgetragen von Herr« In» liu s Marckl , und endlich L. Humoristische Vorlesung von Herrn M . G, Saphir. Obscho« die Vornummern dieser Vorlesung, wie aus dem Angeführte» ersichtlich, eben leine besondere Varietät darboten (was jedoch darin gründliche Entschuldigung finde« muß, daß zu dieser Jahreszeit Dilettanten nur schwer, Deklamatoren aber bei dem Nichtvorhandensein eines Schauspielpersonals gar nicht aufzutreiben sind): so waren die wenigen Nummern, die vorkamen, aus» gezeichnet zu nennen. Die Capelle unseres vaterländischen Regiments fühlte ihre 2 Piccen, wir können sagen, mit wahrer Meisterschaft und einer über» laschenden Pracision aus, die das vollste, öffentliche Lob verdient. Der Ca» pellmeistcr und energische Dirigent, Herr Pau l Micheli , hat bei dieser Ge> legenhcit seine unbestreitbaren Verdienste um unsere Regimenticapclle in's glänzendste Licht gestellt; er hat gezeigt, wclchen'erfrculichen Aufschwung dieser Musikkörper lediglich seiner Umsicht, Musitkenntniß und seinem rastlosen Eifer zu danken habe. Das Telzett aus der »Bestaun« war besonders imposant und alle 3 Pieccn wurden lebhaft und anhaltend beklatscht. Das von Herrn Reich« mann gesungene Proch'sche Lied: »An die Sterne« erfreute sich eines wohlverdienten Beifalles, den man reichlich spendete und den beliebten Sänger lebhaft hervorncf. Dieselbe Ehre wiedelfuhr auch Herrn Marckl , der die Violinvariationen mit wahrer Virtuosität und einer Reinheit und Bravour vor» trug, die uns in Erstaunen setzte. Mitten im Vortrage wurde der junge Künstler durch stürmischen Applaus unterbrochen und am Schluße mehrere Male hervorgerufen. Herrn Reichmann begleiteten beim Gesänge die Herren Müller und Herzum; erstcrer »m Piano, letzterer «m Violoncello.' Die Produktion des Herrn Marckl auf der Violine wurde von Herrn Reich» mann am Pianoforte accompagvirt. Und nun zur humoristischen Vorlesung, dem Kerne der Akademie, dem Solitär, welchem die übrigen 5 Nummern »ls eine gefällige Einfassung dien» ten.-^Nas ließe sich davon Besonderes sagen? Sollen wir mit verbrauchten Epithel«« herumwerfen, um am Ende nur das zu bezeichnen, was jeder Lestl schon im Voraus weiß? — Wir tragen keine Schwalben nach Athen; Saphir kam, las und siegte. Sein schlagender Witz, verbunden mir tief ergreifender Moral, flog gleich einer congreu'schen Ratete durch alle Räume des reichgc» füllten Schauspielhauses, traf jedes Zuhörers Herz und fand lebhafte, stürm,» sche Anerkennung wie überall. Herr M.G. S.»phir wurde unter, Beifallssturm empfangen und schied von uns unter Beifallssturm und oftcrem Hervorruf. Er° reist nach Tricst, wird dort nach der ersten Vorlesung einen kleinen Abstecher nach Venedig mache«, dann in Trieft noch ein Mal lesen, und sodann über Laibach nach Wien zurückkehren. Findet er in der nachbarlichen Hafenstadt, »ie fast nich^zu zweifeln, verhältnißmäßig nur ein so ausgezeichnetes und zahl» reiches Auditorium, wie in Laibach, so muß sei« Ausflug von Nie» bis Tricst sich zu den lohnendstcn gestalten. Leopo ld Kordesck. Logogryph. Ehmals floß es im hohen Olymp, geschafft« für Götter; Jetzt noch fließt es bei uns, streichst du ein Zeichen hinweg. Carl Grober, Laibach. Druck und Verlag des Josef Blasnik.