received: 2005-09-04 UDC 316.7:323.1(497.4 Istra) original scientific article INCONTRI ISTRIANI: ZUR ETHNO- UND SCHISMOGENESE DER ISTRIANITÀ IM SLOWENISCHEN KÜSTENLAND Elke-Nicole KAPPUS Universität Bern, Institut für Sozialanthropologie, CH-3012 Bern, Länggassstr. 49 e-mail: elke-nicole.kappus@unifr.ch AUSZUG Der Diskurs der Istrianità hat sich in der slowenischen Küstenregion der 90er Jahre stark gewandelt und ist schließlich als Referenz für eine multikulturelle und transnationale regionale Identität weitgehend aus dem öffentlichen Diskurs verschwunden. Der Artikel rekonstruiert den Wandel der Istrianità aus der Sicht der 'fremden ' Forscherin und sucht Erklärungsansätze für das Verschwinden der einst so erfolgreich scheinenden ' ideology of peoplehood'. Vor dem Hintergrund der aktuellen Auflösung der civic-ethnic Dichotomie verweist die Autorin auf 'neue' Herausforderungen der Istrienforschung. Stichwörter: Istrien, Istrianità, kollektive Identität, imagined community, ideologies of peoplehood, Ethnizität und Nationalismus, Sozialanthropologie ISTRIAN ENCOUNTERS: ON THE ETHNO- AND SCHISMOGENESIS OF ISTRIANITY IN SLOVENE PRIMORJE ABSTRACT The discourse on Istrianity changed radically in the Slovene coastal region of the 1990s and eventually, as a reference to a multicultural and transnational regional identity it largely disappeared from the public arena. This article reconstructs the metamorphosis of Istrianity from the viewpoint of the foreign researcher and searches for possible explanations regarding the fading of what once seemed to be a highly successful 'ideology of peoplehood'. Against the background of the ongoing deconstruction of the civic-ethnic dichotomy in nationalism and ethnicity studies, the author points out new challenges for Istrian studies. Key words: Istria, Istrianity, collective identity, imagined community, ideologies of peoplehood, ethnicity and nationalism, social anthropology 197 Elke-Nicole KAPPUS: INCONTRI ISTRIANI: ZUR ETHNO- UND SCHISMOGENESE ..., 197-220 Meine erste Begegnung mit Istrien fand im Jahr 1988 statt. Gemeinsam mit einer Gruppe von Sozial- und Kulturanthropologen fuhr ich auf dem Weg zu einer Tagung in Zagreb von Frankfurt über Mailand, Venedig und Triest - nach Istrien. Wir verließen die Hauptstraße, um die istrianische Landschaft zu erkunden und verirrten uns. Ein Mann, den wir am Straßenrand nach dem Weg fragten, wies uns die Richtung und bemerkte - mit Hinweis auf das italienische Nummernschild unseres Autos - er sei auch einmal Italiener gewesen. Dann, erklärte er in brüchigem Italienisch, sei der Krieg gekommen und dann Jugoslawien; sein Name habe sich verändert - er nannte seinen alten und seinen neuen Namen - und so sei er eben Jugoslawe geworden. Er zuckte mit den Schultern und lächelte, als ob er auch nicht so genau wisse, was, wie, warum das alles passiert war. Die Geschichte, so schien es, war über ihn hereingebrochen, auf ihn heruntergefallen; und er hatte sich - offensichtlich - irgendwie mit ihr arrangiert. Damals hat mich wohl die Neugierde gepackt, zu verstehen, wie Kultur, Politik und Geschichte zusammenspielen und Zugehörigkeiten und Identitäten formen. Ich war im vorletzten Jahr meines Studiums der Kulturanthropologie und auf der Suche nach einem 'Feld' für meine Abschlussarbeit. Dank dieser Begegnung hatte ich es gefunden. Die Istrianita Ein knappes Jahr später nahm ich die Feldforschung auf der 'anderen' Seite der Grenze auf, über die slowenische Minderheit in Triest. Mich interessierte, wie die Mitglieder dieser Minderheit mit der Geschichte umgingen, die sie "zu Italienern" gemacht hatte. Da die slowenische Minderheit Triests in der damaligen Zeit enge Kontakte zu der italienischen gruppo nazionale 'jenseits' der Grenze pflegte, brachte meine Forschung mich immer wieder- erneut auf Umwegen - nach Istrien zurück. Wann immer ich die Grenze zwischen Italien und Jugoslawien überschritt, hatte ich das Gefühl, eine andere Welt zu betreten. Nicht nur, dass sie zwei unterschiedliche politische und wirtschaftliche Systeme trennte, sie markierte auch zwei unterschiedliche Formen der sozialen Organisation kultureller (bzw. ethnischer und nationaler) Differenz (Barth, 1969). Das Triest der späten 80er Jahre präsentierte sich seinen Besuchern nach wie vor als citta italianissima. Es bedurfte eines genauen Blickes, um die Präsenz der slowenischen und anderer Minderheiten zu entdecken (Stranj, 1992; Kappus, 1997; 1998). Die ethnische Vielfalt und Multikulturalität der istrianischen Küstenstädte eröffnete sich dem Besucher dagegen auf den ersten Blick. Auf den Straßen und in den Cafés hörte man Slowenisch, Serbo-kroatisch und Italienisch. Die Menschen wechselten zwischen den Sprachen und vermischten sie bisweilen in eigenen Dialekten, so dass es schwierig war, die ethno-nationale Zugehörigkeit der Sprecher zu erkennen; tatsächlich schienen sich in Istrien die Grenzen zwischen den Nationalitäten und Sprachgemeinschaften sowie zwischen 198 Elke-Nicole KAPPUS: INCONTRI ISTRIANI: ZUR ETHNO- UND SCHISMOGENESE ..., 197-220 Mehr- und Minderheit aufzulösen. In Istrien, so erklärten meine Gesprächspartnerinnen bei Veranstaltungen in Koper/Capodistria, Rovinj/Rovigno Rijeka/ Fiume und in anderen istrischen Städten, haben Slowenen, Kroaten1 und Italiener immer so eng mit- und nebeneinander gelebt, dass sich die Kulturen vermischt und etwas ganz eigenes, Istrianisches gebildet hätten. Zwar hätten die Nationalismen des 20. Jahrhunderts das Verhältnis der nationalen Gemeinschaften ebenso stark geprägt wie in Triest; diese Wunden der Vergangenheit gälte es nun mit Verweis auf die Jahrhunderte alte Tradition der convivenza zu überwinden, um eine friedliches Zusammenleben in der Region zu sichern. Die Istrianita, so hieß es, stand für die Kultur einer historisch multikulturellen und transnationalen Region. Sie sollte ihren Bewohnern als Identitätsreferent jenseits ethno-nationaler Grenzen dienen und die gelebte Grenzidentität als öffentliche Identität der Region promovieren. Istrien präsentierte sich in diesen Treffen nicht nur als ein Gegenpol zu dem verhärteten Verhältnis zwischen Italienern und Slowenen in Triest, sondern auch als ein Projekt, das auf die Möglichkeit des 'postnationalen' multikulturellen Miteinanders verwies, das in den 80er Jahren aller Ortes in Europa diskutiert wurde. Es bestand wenig Zweifel daran, dass die Istrianita auf dem Diskurs "organischer Intellektueller" (Gramsci) im nordöstlichen Italien sowie im nordwestlichen Jugoslawien aufbaute. Sie präsentierten, in Abgrenzung zum dominanten nationalen Diskurs, eine alternative Interpretation der Grenzregion, die im 20. Jahrhundert immer wieder zum Streitfall nationaler und internationaler Auseinandersetzungen geworden war. Literatur sowie historische Studien, die im Rahmen der Istrienbewegung entstanden oder 'wiederentdeckt' wurden (s. Rizzi, 1989; Verani, 1990 u.a.), zeigten zugleich, dass diese alternative Interpretation der istrischen Wirklichkeit keineswegs 'neu' war. Vielmehr machten sie deutlich, dass die 'multikulturelle Gemeinschaft' der Istrianer auf ebenso tiefe Wurzeln in der Vergangenheit verweisen konnte, wie die nationalen Gemeinschaften, aus denen sie sich zusammensetzte (s. Wieser, 1997). Dadurch lenkten sie den Blick darauf, dass das Leben an der Grenze in Vergangenheit und Gegenwart nicht der "nationalen Ordnung der Dinge" (Malkii, 1992) entsprach und dass Istrien eine jener Regionen war, in denen das "nationale Vokabular ..., das Staat, Menschen und Kultur in Zusammenhang bringt" (Geertz, 1994, 394)2 weder dem Alltag noch den Lebens- und Familiengeschichten der Bewohner entsprach. Im 'neuen' Diskurs der Istrianita fanden diese Geschichten eine Stimme, welche die öffentliche Anerkennung der Grenzkultur Istriens und seiner Bewohner forderte. Die Istrianita war zweifels- 1 Die Bezeichnung 'Serbo-Kroaten' war damals offiziell politisch korrekter Sprachgebrauch. Durch die 'hyphenated identity' sowie die serbo-kroatische Sprache öffnete sich die Istrianita potentiell auch für andere Nationalitäten der jugoslawischen Föderation. In den ersten Jahren meiner Feldforschung wurde als Beweis für die Integrationsfähigkeit der 'cultura di convivenza' in Istrien in diesem Zusammenhang immer wieder auf Serben oder Bosnier verwiesen, die sich als Istrianer definierten. 2 Pier-Paolo Passolini hatte diesbezüglich der istrianischen Halbinsel bereits in einem aus den 70er Jahren stammenden Text unter dem Titel "Italien, das nicht Italien ist" thematisiert (1981, 72f). 199 Elke-Nicole KAPPUS: INCONTRI ISTRIANI: ZUR ETHNO- UND SCHISMOGENESE ..., 197-220 ohne eine 'Ideologie' - im Kontakt mit den Istrianern schien sie jedoch eine durchaus erfolgreiche zu sein. Die Istrianità machte zugleich deutlich, dass auch das Vokabular der Ethnizitäts -und Nationalismusforschung "viel zu global, viel zu ausgreifend ... und viel zu weitmaschig" war (Geertz 1994, 393),3 um die komplizierten lokalen Realitäten der Grenzregion zu fassen. Die Istrianer ließen sich weder als 'ethnische Gruppe', noch als 'Nationalität' verstehen - doch auch 'regionale Gruppe' oder 'soziale Bewegung' erfasste das Phänomen nur ungenau.4 Deutlicher fassbar wurde die Istrianità dagegen, wenn man sie nicht nur in Abgrenzung zum Mehr- und Minderheitenverhältnis in Triest, sondern zum nationalen Prinzip schlechthin verstand, wie es sich im Nationalstaat mit ethnisch klar definierten Grenzen und Zugehörigkeiten manifestiert. Als Gegenbild zur klar definierten und 'begrenzten' Nation verwies die Istrianità auf einen transnationalen Identitätsraum, der sich über Grenzen hinweg setzte; deshalb ließ sie sich weder über ethnische noch über territoriale Grenzen à la Barth (Barth, 1969) definieren: Istriens Grenzen waren mobil und ungenau. Die Region lag irgendwo 'zwischen' Triest und Rijeka/Fiume, bisweilen auch 'zwischen' Venedig und Rijeka/Fiume; manchmal wurde Triest als wirtschaftliches Zentrum der Region dazu gezählt, gemäß anderer gehörte auf italienischem Gebiet einzig die italienisch-jugoslawische Grenzstadt Muggia dazu. Das Territorium Istriens und der Bedeutungsraum der Istrianità waren zu keinem Zeitpunkt unumstritten - wobei sich deutliche Parallelen und Ähnlichkeiten zur damals aktuellen Mitteleuropa- oder auch zur noch immer andauernden Europadiskussion feststellen ließen.5 Wie diese wurde Istrien einerseits als eine 'historische Region' dargestellt, die sich über Kultur und Geschichte als 'Erfahrungsraum' definierte, andererseits als ein Zukunftsprojekt, das sich über den Gemeinsamkeitswillen seiner Bewohner und Anhänger als Erwartungshorizont deuten ließ. Mit ihrem Verweis auf die multiplen Zugehörigkeiten und hybriden Identitäten der Istrianer schrieb sich die Istrianità als alternative Sinnwelt (Berger, Luckmann, 1997, 103f.) zum Nationalen nahtlos in die damaligen Debatten um die Zukunft Europas, sowie der Gestaltung einer 'zivilen' grenzüberschreitenden europäischen Gesellschaft ein.6 3 Diese Kritik hatte Max Weber bereits 1920 in seinem Artikel über 'Ethnische Gemeinschaftsbeziehungen' formuliert (Weber, 1956, 234-244). 4 Im Laufe meiner Forschung sollte ich bemerken, dass die Istrianità je nach Kontext und Situation all dies - ethnische Gruppe, zivile Bewegung, "candidate of nationhood" (Geertz) etc. - zugleich war. Dies bedeutete jedoch auch, dass diese Kategorien der Ethnizitäts- und Nationalismusmusforschung "at any moment", wie Fox das ausdrückt - "quite rubbery" (Fox, 1990, 3) waren und dass sich ethnische Identitäten in bestimmten Kontexten und unter bestimmten Umständen ebenso rasch aus sozialen Konstellationen formieren konnten, wie diese zu nationalen oder nationalistischen Bewegungen werden konnten, um dann unter Umständen aus dem öffentlichen Raum zu verschwinden. 5 Zur Mitteleuropadebatte s. etwa Steger, Morell, 1987; Schubert, 1993. 6 Milan Rakovac (1996, 202) nennt Istrien in diesem Zusammenhang einen "experimentellen Eurogarten". 200 Elke-Nicole KAPPUS: INCONTRI ISTRIANI: ZUR ETHNO- UND SCHISMOGENESE ..., 197-220 Nationen, Regionen, Grenzen und die Zukunft Europas Noch während meines Aufenthaltes in Triest - und meiner Annäherung an Istrien -fiel die Berliner Mauer. Niemand konnte wissen, was das für die Welt, für Europa und für Istrien bedeuten würde - aber das 'Ereignis' eröffnete einen enormen Raum für Spekulationen und Hoffnungen. Viele meiner istrianischen Gesprächspartner sahen die Chance eines multikulturellen Istriens in einem Europa der Regionen in nächster Nähe. Vertreter italienisch-nationaler Kreise in Triest betonten, die deutsche Wiedervereinigung lasse hoffen, dass auch die Grenze zwischen Triest und seinem istrianischen Hinterland eines Tages wieder verschwinden würde. Und in Ljubljana wurde über die politische Zukunft der Republik debattiert - über eine Reform Jugoslawiens oder über dessen Auflösung und die europäisch-demokratische Zukunft eines 'neuen' Sloweniens. Es war die Zeit, in der alle Arten von Grenzüberschreitungen 'irgendwie' möglich schien. Fukujama erklärte die 'westliche Demokratie' zur "final form of human government" und somit das "end of history" schlechthin (Fukuyama, 1989). Andere deklarierten das Ende des nationalen Zeitalters und des Nationalismus, der als eigentliche Wurzel der 'hässlichen' Ideologien des 20. Jahrhunderts verstanden wurde (s. Hobsbawm, 1990). Die Vorstellung, dass 'Europa' und 'Region' als sub-, trans- und internationale Gegenspieler der Nationalstaaten den Nationalismus überwinden und zu neuen, eben 'zivilen' Formen von Vergemein- und Vergesellschaftung führen würden, schien plötzlich realistisch (Keane, 1988; Habermas, 1990; 1993 et. al.). "Für einen historischen Moment schienen ungeahnte Chancen der gesellschaftlichen Erneuerung und politischen Gestaltung greifbar nahe zu liegen", bemerken auch Misselwitz und Werlich in ihrem Rückblick 10 Jahre nach der "Zeitenwende" (Misselwitz, Werlich, 2000). Die Istrianita als grenz-, ethnizitäts- und nationalitätenüberschreitender Identitäts- und Identifikationsrahmen schien bereits einen kleinen Schritt in die Richtung einer solchen multikulturellen, demokratisch orientierten Willensgemeinschaft der Zukunft zu weisen. In den darauffolgenden Jahren schien die Geschichte hämisch über den voreiligen Nachruf zu lachen. Auch der gerade totgesagte Nationalismus - bzw. das ihm zugrunde liegende 'nationale Prinzip' - meldete in ganz Europa sein 'come back'. Deutschland wurde wiedervereinigt; Slowenien und Kroatien erklärten ihre Unabhängigkeit; Jugoslawien zerbrach im Krieg. Die lang deklarierte Bruderschaft der Völker wurde damit ebenso Lügen gestraft wie die Verheißungen auf deren friedliches Zusammenleben nach dem Ende des Kalten Krieges. Die Welt und Europa suchten nach einer neuen Ordnung; die Istrianer dagegen hielten an dem Diskurs der 'historischen Multikulturalität' und der europäischen Zukunft der Region fest - und blieben vom Nationalitätenkonflikt verschont, obgleich die ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung (nicht zuletzt aufgrund der jugoslawischen Siedlungs- und Migrationspolitik) durchaus ein Spiegel des zerfallenden Landes war. Je mehr (Ex-) 201 Elke-Nicole KAPPUS: INCONTRI ISTRIANI: ZUR ETHNO- UND SCHISMOGENESE ..., 197-220 Jugoslawien zum "Anti-Europa" (Giordano, 2003) wurde, umso mehr stand die Istrianita für die Idee und Möglichkeit eines 'europäischen' friedlichen Miteinanders. Je nationaler sich das Umfeld Istriens zeigte, umso mehr betonten die Vertreter der istrianischen Idee das Primat einer regionalen Zivilgesellschaft. Je nationalistischer die Politik im 'ehemaligen Jugoslawien' sich offenbarte, umso demokratischer präsentierten sich die Istrianer. In diesen bewegten Jahren schien Istrien ein Beweis dafür, dass kulturelle Heterogenität (in den post-sozialistischen Ländern und anderswo) nicht notwendiger Weise mit Konflikt und politischer Instabilität einhergehen musste7 und erschien somit als ein spannender Gegenpol zu den Krisenregionen, die in den 90er Jahren zu bevorzugten 'Feldern' der Ethnizitäts- und Nationalismusforschung wurden. Die transnationale Region Mit der Registrierung der istarski demokratski sabor/ Dieta democrática istriana (IDS-DDI) als Partei im Jahr 1990 hatte die regionale Bewegung ein politisches Sprachrohr gefunden, um die Belange der Region 'öffentlich' zu vertreten. Die Regionalpartei entwickelte sich rasch zu einer konsistenten politischen Kraft, die sich gegen das 'revival' des Nationalen und die neu-deklarierten ethnischen Grenzen stellte. Bereits 1992 konnte die neue Partei rund 50% der Wählerstimmen auf sich vereinen, 1993 standen gar 85% der Wähler hinter dem politischen Programm der IDS-DDI. "Ein Plebiszit für die Region" kommentierte Anhänger und Vertreter der Partei und schienen dabei geradezu Ernest Renan zu referieren, der die 'Nation' - im Sinne einer demokratischen Zivilgesellschaft - als einen "un plébiscite de tous les jours" definiert hatte (Renan 1882). Allerdings galt dieser Wahlerfolg nur für den kroatischen Teil Istriens. Der politische Aufstieg der IDS-IDD hatte im selben Jahr begonnen, als sich in Slowenien 88% der Stimmberechtigten für die Loslösung aus der Konföderation ausgesprochen hatten. Dieses Ergebnis, das in Slowenien als ein deutlicher "Plebiszit für die Nation" interpretiert werden konnte, implizierte die Teilung Istriens in der Folge der slowenischen Unabhängigkeit. Als nunmehr 'ausländische' Partei war die im kroatischen Istrien registrierte IDS-DDI im unabhängigen Slowenien nicht zur Wahl angetreten. Ich war inzwischen am 'Centre for the Study of Nationalism' in Prag tätig und beobachtete die Entwicklungen in Istrien aus der Ferne. Wann immer sich die 7 Die Überzeugung, dass ethnische Homogenität und politische Stabilität einhergehen und dass ethnische Heterogenität politische Instabilität produziert (d.h. ein typisches Motiv nationaler Ideologie), war auch in den Sozialwissenschaften verbreitet. So schreibt etwa John Hall im Jahr 1989: "It is a fact, albeit a sad one, that the developmental task of Hungary, the Czech Republic and Poland are much eased thanks to the ethnic cleansings of Hitler and Stalin" (Hall, 1989, 14). Obgleich er die politische Stabilität ethnisch heterogener Staaten nicht grundsätzlich ausschließt, verweist der Autor mit dieser Aussage deutlich auf die 'Vorteile' nationaler Homogenität. 202 Elke-Nicole KAPPUS: INCONTRI ISTRIANI: ZUR ETHNO- UND SCHISMOGENESE ..., 197-220 Möglichkeit ergab, reiste ich in die Region - für einige Tage, Wochen, bisweilen für einen Monat. Die Gespräche während meiner Istrienaufenthalte drehten sich - wie konnte es anders sein - um die neue politische Gestaltung der Region. Die Enttäuschung über die Teilung Istriens und darüber, dass die Istrienbewegung in Slowenien über keine offizielle politische Vertretung verfügte, welche die regionalen Interessen vis a vis dem neuen Staat vertrat, war unter meinen istrianischen Informanten groß. "Das ist absurd" wurde die Zukunft eines geteilten Istriens 1992 an der nunmehr slowenischen Küste kommentiert "jetzt trennt man die Region durch eine weitere Grenze - trennt Institutionen, Kontakte, Familien. Und dann, wenn die neuen Staaten Mitglieder der EG werden, dann baut man sie wieder ab... dann wird es Programme geben und viel Geld, um' die Grenzen zu überwinden'. Man trennt uns, um uns wieder zu vereinen [...] aber dazwischen macht man erst einmal eine ganze Menge kaputt". Der Sprecher ließ dabei - wie viele anderen - keinen Zweifel daran, dass Istrien im Rahmen der Europäischen Gemeinschaft bald wieder vereinigt sein würde.8 Die neugezogene 'nationale' Grenze schien demnach ein nur vorübergehendes Phänomen und zur Debatte stand zunächst nur der Zeitpunkt, an dem man sie wieder 'überschreiten' würde. Viele meiner Informanten hielten an der Vorstellung und Präsentation der Istrianita als 'europäischer Region' - als politisches Programm sowie als Lebensstil -fest. Der Istrien-Diskurs war - so mein Eindruck - gerade jetzt, im Moment der kroatischen und slowenischen Unabhängigkeit sowie der Teilung der Region, von den 'Eliten' aufs 'Volk' übergesprungen. Einen kleinen Moment lang war ich überzeugt, die Ethnogenese einer regionalen, multiethnischen Gemeinschaft zu erleben, die sich 'gegen' die dominanten nationalen Gemeinschaften konstituierte und die es erlauben würde, bestimmte Ansätze der (konstruktivistischen) Ethizitäts- und Nationalismusforschung 'vor Ort' (s. Hroch, 1968; 1985; 1996; Hobsbawm, 1996 u.a.) neu zu überprüfen. Vertreter der istrianischen Bewegung appellierten an die demokratischen Kräfte in Slowenien, Kroatien und Europa, die regionale Einheit trotz der slowenischen und kroatischen Unabhängigkeit zu stärken und zu schützen. Wenn Slowenien und Kroatien das 'historische Recht' auf Unabhängigkeit zugestanden würde, so hieß es, dann müsse auch Istrien das Recht zukommen, sich in Europa als transnationale und grenzüberschreitende Euroregion zu konstituieren. Das 'kleine Istrien' gegen die drei Nationalstaaten, deren Grenzen nunmehr die Region durchliefen, wirkte ein wenig wie 8 Tatsächlich war die baldige Integration in die EG bzw. EU zu Beginn der 90er Jahre deklariertes Ziel zahlreicher politischen Kräfte: Slowenien und Kroatien hatten ihr Streben nach Unabhängigkeit nicht zuletzt mit dem Wunsch nach einer engeren Integration an den 'Westen' legitimiert. Die EG/EU zeigte zu Beginn der Jugoslawien-Krise Interesse, die Stabilität der Region nicht zuletzt durch eine baldige Assoziation/Integration der Nachfolgestaaten zu unterstützen. Der Abbau der Grenze, die im Rahmen der slowenischen und kroatischen Unabhängigkeit Istrien gezogen wurden, war somit 'integraler' Teil der politischen Zukunft der Region. 203 Elke-Nicole KAPPUS: INCONTRI ISTRIANI: ZUR ETHNO- UND SCHISMOGENESE ..., 197-220 der Kampf von David und Goliath - aber im Kontext der Forderungen eines 'Europas der Regionen' schien die Forderung der Istrianer durchaus legitim. Aus der Perspektive derer, die sich trotz Teilung über die 'gemeinsame' Region definierten, galt der Umgang mit der Istrienfrage als ein wichtiger Prüfstein für die Demokratiefähigkeit der neuen Staaten sowie Europas. Wenn Slowenien, Kroatien und Europa "wirklich" demokratischen Vorsätzen folgten, so hieß eine verkürzte und vereinfachte Position, dann mussten sie die kulturelle Einheit Istriens auch über die neuen Grenzen hinweg bewahren. Von einer erneuten Ungerechtigkeit der Geschichte sprachen meine istrianischen Bekannten in Slowenien; "Der Preis der Demokratie" kommentierte ein Informant 1993 "ist sehr hoch in Istrien: Der Eiserne Vorhang ist gefallen, Europa wächst zusammen und Istrien wird geteilt. Was heißt das 'Selbstbestimmungsrecht der Völker, wenn wir Istrianer - zum x-ten Mal in der Geschichte - erneut für die Selbstbestimmung anderer bezahlen müssen". In der unmittelbaren Zeit nach der Teilung Istriens erschien die Grenze als etwas 'Künstliches', etwas 'Erfundenes', etwas 'Absurdes', das es zu überwinden, dem es zu trotzen, oder das es zu ignorieren galt. Vor allem aber galt sie als ein vorübergehendes Phänomen - zur Debatte stand nur der Zeitpunkt, an dem man sie erneut 'überschreiten' würde. Die geteilte Istrianita Die Teilung der Region war auch in den darauffolgenden Jahren Thema und Gegenstand zahlreicher Diskussionen mit Informanten, Bekannten, Freunden; und sehr rasch mischte sich im nördlichen, d.h. slowenischen Teil der Halbinsel auch ein anderer Ton in diese Rede: So sehr meine Gesprächspartnerinnen die neue Grenze beklagten, welche Istrien teilte, so nahezu dankbar waren viele, dass sie ein Bollwerk gegen den Krieg bot. "Für uns" sagte eine Informantin 1993 "ist die Grenze ein Segen - für die in Kroatien ist sie ein Fluch". Slowenien hatte sich friedlich von der Konföderation getrennt, war ein Musterkind der Transition und ein Land, das seinen 'Weg nach Europa' d.h. in die EG bzw. EU, zielstrebig und vielversprechend ging.9 Auch jene Gesprächspartner, die der Unabhängigkeit Sloweniens sowie der Teilung Istriens eher skeptisch gegenüber gestanden waren, gaben an, 'Glück' gehabt zu haben: Slowenien schien seinen Bürgern - unabhängig von deren 'politischer Vergangenheit' 9 So betonte der Berichterstatter des Comittee on Legal Affairs and Human Rights, Mr Horcsik, in seinem Bericht an das Council of Europe (1993): "My impression is that Slovenia scores high in all respects. It has modern legislation on civil and penal law - and in many other things - and modern institutions, some of which not (yet) exist in all Council of Europe member states (Constitutional Court, Ombudsmen and special representatives of minorities in elected bodies). [...] Slovenia, in my opinion, fully respects the rule of law and fundamental rights and freedoms. The way it protects the rights of minorities is a model and an example for many European States (both East and West)" (Silj, 1996, 62f.). 204 Elke-Nicole KAPPUS: INCONTRI ISTRIANI: ZUR ETHNO- UND SCHISMOGENESE ..., 197-220 oder 'ethnischen Zugehörigkeit' - ein stabiles und friedliches Leben zu ermöglichen.10 Vieles war aber noch im Fluss und ein Informant betonte 1998 rückblickend: "Manch Einer war schon ein wenig nervös, man wusste ja nicht, wie der neue Staat mit Minderheiten umgehen, wie er die Staatsbürgerschaft regeln, oder auch, wie er seine Geschichte 'umschreiben' würde. Das wusste man nicht; und bis man es wusste, verging sehr viel Zeit". Außenstehenden zeigte sich die Unsicherheit der Jahre nach der Teilung der Region vornehmlich darin, dass es leiser wurde, um die Istrianità. Die Menschen schienen nicht sehr gerne laut über Fragen der Identität und Zugehörigkeit zu sprechen. Während in Kroatien die Istrianità weiterhin auf Plätzen und Straßen als 'öffentliche' Identität zelebriert wurde, bezog man sich in Slowenien doch eher im Privaten auf sie. Spätestens ab Mitte der 90er Jahre wurde deutlich, dass der Diskurs einer 'spezifisch regionalen Identität' wie er in der Istrianità formuliert worden war, in der slowenischen Küstenregion neue Formen annahm bzw., dass sich die Repräsentation der regionalen Identität im neuen, national definierten Raum 'reorganisierte'. Die Istrianità in der slowenischen Küstenregion Ab Mitte der 90er Jahre verwandelte sich die Stellungnahmen zur Istrianità in der slowenischen Küstenregion in eine wahre Polyphonie der Stimmen. Immer deutlicher distanzierte sich ein Teil meiner Informanten von dem Raum 'jenseits' der Grenze -von 'Ex-Jugoslawien', vom Balkan, vom Krieg. Dennoch hatte der Verweis auf die Istrianità auch in den slowenischen Küstenstädten keinesfalls ausgedient: Der Verweis auf die historische und aktuelle Multikulturalität der Region, eines der Hauptmotive des Istriendiskurses, stand nun in deutlicher Abgrenzung zur ethnischen Homogenität des slowenischen Staates, der mit einem Bevölkerungsanteil von 83%, der sich in der letzten jugoslawischen Volkszählung von 1991 als 'Slowenen' deklariert hatte, zu den ethnisch homogensten der post-sozialistischen Staaten zählte. Der Einfluss der venezianisch oder triestinischen Kultur, welche das Leben der Küste "über Jahrhunderte" geprägt hatte, wurde nun den 'eher deutschen' Einflüssen gegenübergestellt, die Kultur und Politik des 'slowenischen Kernlandes' geformt hatten. Auch das Klima, die Geografie und die Ernährung wurden herangezogen, um der Spezifizität der Küstenregion zu verleihen und die klare Differenz zu 'Ljubljana' und den 'Ljubljanesen'11 zu markieren: "Was willst Du, wir leben hier am Meer - das öffnet den Horizont; die in Ljubljana leben hinter den Bergen, da hat man einen anderen 10 Dass dies eine vereinfachte Darstellung und Wahrnehmung war, zeigt sich nicht zuletzt in der Frage der Izbrisani (s. Dedic, 2003; Fussell, 2004 et.al.). 11 Das Bedürfnis nach Abgrenzung von den 'Hauptstädtern' wurde durch deren massive Präsenz in den Küstenstädten verstärkt. Mit dem Verlust der kroatischen Küsten als Ausflugs- und Freizeitziel in Folge des Zerfalls Jugoslawiens 'entdeckten' zahlreiche 'Inlandslowenen' die slowenische Küste für sich. 205 Elke-Nicole KAPPUS: INCONTRI ISTRIANI: ZUR ETHNO- UND SCHISMOGENESE ..., 197-220 Blick auf die Welt. Das ist so - da kann man nichts machen". "Wir essen Olivenöl und Fisch - sie Fleisch und Kürbiskernöl; wir sind anders. Da gibt es Unterschiede, die lassen sich nicht wegdiskutieren". Die Liste der Kommentare hinsichtlich der Differenzen zwischen den 'Küstenbewohnern' und dem 'Rest Sloweniens' könnte nahezu beliebig weitergeführt werden - allen gemeinsam war, dass die Unterschiede zwischen 'hier' und 'dort' kulturalisiert, essentialisiert und dadurch 'absolut' gesetzt wurden. Slowenien trat dabei nahezu nahtlos an den Platz, den der Istrien-Diskurs den Staaten der Vergangenheit - Habsburg, Italien, Jugoslawien etc. - zugewiesen hatte. In zahlreichen Gesprächen erschien die 'neue' Hauptstadt und ihre Bewohner als Vertreter eines 'fremden Staates', der - wie so viele andere in der Geschichte vor ihm -gekommen war, um über Istrien und die Istrianer zu herrschen und zu bestimmen. Gemeinsam mit dem Hinweis, dass die Region erst nach dem Intermezzo des TLT in die jugoslawische Konföderation integriert worden war, machten diese Argumente kultureller und historisch bedingter Differenz zugleich deutlich, dass sich eine gemeinsame politische Zukunft im slowenischen (National-)Staat keinesfalls 'natürlich' aus der Geschichte ergab; vielmehr erschien die Integration in die Nation ein Projekt, das sowohl eines gemeinsamen politischen Willens als auch der Anerkennung der regionalen Spezifizitäten des Küstenlandes bedurfte.12 Die Abgrenzung vom nationalen Zentrum und von 'den Ljubljanesen' als Inkarnation desselben war in den ersten Jahren nach der slowenischen Unabhängigkeit so stark,13 dass sie die langsame Loslösung von der transnationalen istrischen Idee beinahe verdeckte. Der 'neue' regionale Diskurs meiner slowenischen Informanten klang bisweilen bis ins Detail wie der 'alte' Diskurs der Istrianita und das machte es bisweilen schwer, ihn als 'neu' zu erkennen: Obgleich die Grenze es immer schwieriger mache, die Gemeinsamkeiten mit den Istrianern 'jenseits' der Grenze aufrecht zu erhalten, hörte ich in zahlreichen Gesprächen, habe man mit ihnen doch noch immer mehr Gemeinsamkeiten als mit den Menschen aus der Hauptstadt. Die neuen Facetten der Istrianita in Slowenien Während manche Gesprächspartner noch immer an der Idee einer grenzüberschreitenden Istrianita festhielten, die es bis zur Integration der Region in die 12 Die Sympathien und Loyalitäten vis-à-vis Slowenien hingen dabei keinesfalls von der ethnischen Zugehörigkeit der Sprecher ab, sondern vielmehr von deren politischer Überzeugung und Einschätzung der slowenischen Politik. 13 Obgleich sich in dieser Abgrenzung der ersten Jahre starke regionalistische Tendenzen erkennen ließen, entsprach das Verhältnis von Küstenstädten-Ljubljana wenige Jahre später einer geradezu typischen Beziehung von Peripherie-Zentrum: Die einen unterstellten den anderen Arroganz sowie Unverständnis für die regionalen Eigenarten und Bedürfnisse, die anderen werfen ersteren 'politisches Hinterwäldlertum' vor. 206 Elke-Nicole KAPPUS: INCONTRI ISTRIANI: ZUR ETHNO- UND SCHISMOGENESE ..., 197-220 Europäische Union gegen die Politik 'fremder Staaten' und trotz aller institutionellen Hindernisse aufrecht zu erhalten galt, begrenzte sich der Regionaldiskurs nun jedoch immer häufiger auf den slowenischen Teil der Halbinsel: "In der slowenischen Küstenregion" erklärte mir ein Informant 1995 "haben Italiener, Slowenen und andere ethnische Gruppen schon immer miteinander gelebt". Den Kroaten, einer der tragenden Komponenten jener Istrianita, die ich Ende der 80er Jahren kennen gelernt hatte, wurde in dieser Variante des slowenischen Regionaldiskurses der Status der konstituierenden Nation bereits entzogen. Auch wenn die Aussage noch weitgehend wie der 'alte' Istriendiskurs klang, spiegelte er zugleich die 'neue' Organisation kultureller Vielfalt und Differenz im unabhängigen Sloweniens wieder: Der slowenische Staat hatte die italienische gruppo nazionale als autochthone Minderheit anerkannt. Die Kroaten galten dagegen, ebenso wie andere Nationalitäten des ehemaligen Jugoslawiens, als Arbeits- oder jugoslawische Binnenmigranten.14 Somit konnten sie auch im slowenischen Istrien nicht länger als 'autochthone Gemeinschaft' gelten. Der Regionaldiskurs zeigte nunmehr immer mehr nationale Facetten, die zuvor hinter einer gemeinsamen Identifikation mit der 'transnationalen' Region zurückgetreten waren. In den Gesprächen wurde nun häufig auf eine 'typisch slowenische' Istrianität verwiesen, die sich zugleich von einer 'typisch italienischen' (Istro-Venezianer) bzw. 'typisch kroatischen' differenzierte - wobei letztere zunehmend 'jenseits' der Grenze lokalisiert wurde. Die kleine Gruppe von Istrianern, die für sich noch immer eine 'hybride Identität' jenseits nationaler Kategorien beanspruchte, erschien nun bisweilen als eine weitere, verschwindend kleine 'autochthone Minderheit'.15 In gewissem Sinne schienen viele Küstenlandbewohner die istrianische "Einheit in der Vielfalt" den Menschen jenseits der Grenze zu überlassen, die sich als Istrianer gegen die Homogenisierungsversuche des kroatischen Staates stellten; in Abgrenzung zur Homogenität der slowenischen Nation konzentrierten sie sich dagegen zunehmend auf die (bi-)kulturelle Vielfalt in der slowenischen Region. 14 So heißt es etwa in einer Publikation des Instituts für nationale Minderheiten: "... The most recent change of state borders has left Slovenia a 'colourful' collection of members of non-Slovene ethnic groups [...]. These can be classified into two groups: the 'classical' (territorial) minorities and the newly formed ethnic communities (comprising mostly members of the nations of former Yugoslavia), which emerged as a result of contemporary processes of economic immigration" (Komac, 1999, 5). 15 Dieses Argument war keinesfalls neu - Vertreter der esuli, d.h. jener Istrianer, welche die Region nach dem zweiten Weltkrieg im großen esodo verlassen hatten, hatten bereits in den 80er Jahren darauf verwiesen, dass es jenseits der Grenze kaum mehr 'authentische', d.h. 'autochthone' Istrianer gab und damit die 'Echtheit' der Istrianita und der Istrienbewegung in Frage gestellt. (Zum Diskurs der esuli s. Ballinger, 1999, 87; 2003). Neu war dagegen, dass die Argumente gegen eine 'bevölkerungsumfassende' Istrianität nun von slowenischer Seite formuliert wurden. 207 Elke-Nicole KAPPUS: INCONTRI ISTRIANI: ZUR ETHNO- UND SCHISMOGENESE ..., 197-220 Die Kategorie der Šavrini erlaubt es, die langsame Transkription der Istrianität im slowenischen Küstenland nachzuzeichnen. Nach Brumen (Brumen, 1998) geht diese Bezeichnung, ebenso wie der Verweis auf ein "hybrides istrisches Volk", auf den Habsburger Ethnographen Karl Czoernig zurück, der in seiner Ethnographie des Küstenlandes (Czoernig, 1857) die slowenisch-sprachige Bevölkerung zwischen Triest und dem heute an der kroatischen Grenze gelegenen Savudrija/Salvore als Šavrini bezeichnet hatte. Ein revivaJ hatte diese Bezeichnung durch den 1985 erschienen gleichnamigen Roman des Mariborer Schriftstellers Mario Tomšič erfahren, der dem Leben der Milch- und Eierverkäuferinnen, die aus dem Hinterland nach Triest und in die Küstenstädte zogen, ein Denkmal gesetzt und diese 'historische Figur' damit für den Gebrauch in der regionalen Identitätspolitik 'aktualisiert' hatte. In Anknüpfung an den erfolgreichen Roman hatten Kulturgruppen, Sportvereine, Frauenchöre etc. den Namen Ende der 80er Jahre im nördlichen Istrien aufgegriffen. Wie Brumen unterstreicht, wurde die Bezeichnung jedoch erst mit der Teilung Istriens auch zur Bezeichnung 'slowenischer Istrianer' herangezogen (Brumen, 1998, 78; 2000, 389f.). Anders als die Istrianität, die ausdrücklich eine trans-nationale Kategorie definierte, bezeichnen die Šavrini jedoch eine ethnische Kategorie, insofern sie eindeutig 'slowenische Istrianer' bezeichnet und damit keiner der anderen Nationalitäten der Region offen steht. Dabei umfasst die Kategorie keinesfalls alle slowenischen Bewohner der Region - keiner meiner städtischen Informanten hat sich je als solcher bezeichnet. In ihrem Verweis auf die bäuerliche Tradition des Hinterlandes waren die Šavrini sowie Šavrinke jedoch Teil einer 'authentisch' slowenischen Vergangenheit der Region zwischen Triest und Savudrija/Salvore und als solches eine wichtige Legitimation im Prozess der slowenischen Staats- und Nationsbildung der Gegenwart. Die Istrianità der Minderheit Neben den 'autochthonen' Küstenlandbewohnern war es vornehmlich die italienische Minderheit, welche sich auch nach der Teilung noch auf die Istrianità beriefen. Die authochthone, italienische gruppo nazionale waren in der Folge der slowenischen und kroatischen Unabhängigkeit selbst zu einer geteilten Minderheit geworden. Nur rund 3'000 der etwa 18'000 Italiener bzw. Istro-Venezianer lebten als Minderheit im slowenischen Küstenland und waren durch die Grenze von der Mehrheit der gruppo nazionale und von einer Vielzahl ihrer Institutionen getrennt. Bereits im Vorfeld der slowenischen und kroatischen Unabhängigkeit hatten die 'neuen' Staaten sowie Italien sich darauf geeinigt, die Institutionen der Italiener16 16 das Theater, das historische Forschungszentrum, der Verlag sowie die Redaktion der italienischsprachigen Zeitungen etc. lagen in Kroatien. Ebenso wie die IDS-DDI war auch die Unione Italiana nicht in Slowenien registriert und konnte ihre Vermittleraufgabe zwischen Staaten und Gemeinschaft nur begrenzt wahrnehmen. 208 Elke-Nicole KAPPUS: INCONTRI ISTRIANI: ZUR ETHNO- UND SCHISMOGENESE ..., 197-220 'grenzüberschreitend' zu unterstützen und die Einheit der gruppo nazionale zu sichern. Die Vertreter der italienischen Minderheit wurden somit zu legitimen Fürsprechern einer grenzüberschreitenden Gemeinschaft und einer transnationalen Istrianita. Also solche wurde sie in den ersten Jahren der 'Transition' auch zum Anlaufpunkt vieler jener Istrianer, die sich in der neuen Organisation kultureller Differenz nicht wiederfanden. Vor allem für jene Bewohner des slowenischen Küstenlandes, die aus ethnischer Sicht zu den Nationalitätengruppen 'des ehemaligen Jugoslawiens' gehörten, schien die Integration in die italienische Minderheit eine Alternative zur Assimilation in die slowenische Mehrheit: Von der Minderheit, so wurde in zahlreichen Gesprächen betont, erwarte man sich mehr Toleranz für kulturelle Differenz als von der 'neuen' nationalen Mehrheit.17 Wo die Italiener jedoch als 'einzig legitimen Erben' einer transnationalen Istrianita erschienen, erschien auch der Diskurs der Istrianita im slowenischen Küstenland immer mehr als ein 'italienischer'"; da die Mitgliedschaft zur 'autochthonen' italienischen Minderheit aus Perspektive der slowenischen Mehrheit (ebenso wie aus der Perspektive zahlreicher Vertretern der italienischen Minderheit) wiederum an ein ethnisches Prinzip gebunden war, wurde die Offenheit der italienischen Gemeinschaft gegenüber Mitgliedern anderer ethnischer Gruppen zudem von zahlreichen Informanten scharf kritisiert. Während die Befürworter der Istrianita in der Vergangenheit immer wieder darauf hingewiesen hatten, dass ein 'reiner Stammbaum' in dieser 'hybriden Region' nur eine Fiktion sein konnte und dass sich die Istrianer daher nur als Willensgemeinschaft konstituieren konnten, erlebte der Istrien-Diskurs im Slowenien der zweiten Hälfte der 90er Jahre eine deutliche ethnische Schließung. Jene Istrianer, die unabhänging ihrer ethnischen Herkunf weiterhin in der italienischen Gemeinschaft aktiv waren, nannten sich nun Italiener; für 'neue Mitglieder' wurde der Zugang zur gruppo nazionale immer schwieriger. Im Rahmen der zunehmenden Spannungen zwischen Italien und Slowenien hinsichtlich der Entschädigung der esuli18 ging zudem die Anziehungskraft der italienischen Gemeinschaft für Mitglieder anderer Gemeinschaften zunehmend zurück. Die Bewohner der Küstenstädte, welche einer der anderen 'ehemals jugoslawischen Nationalitäten' angehörten - Kroaten, Bosnier, Mazedonier, Serben etc -, waren in den slowenischen Küstenstädten zu einer unsichtbaren Minderheiten geworden, die sich innerhalb der neuen Kategorien öffentlicher Identität zurechtfinden mussten. Einige waren zu Italienern 'geworden', andere präsentierten sich als Slo- 17 Als Angehörige dieser 'Nationalitäten' zählten sie im nationalen slowenischen Diskurs zu den "newly formed migrant communities", auch wenn Sie sich - ebenso wie eine Mehrzahl der Slowenen und eine große Zahl der Italiener - mit der schrittweisen Integration der Region in die jugoslawische Konföderation und in Folge des großen esodo der Nachkriegszeit im slowenischen Küstenland niedergelassen hatten (s. Fussnote 14). 18 Zu der Entwicklung der italienisch-slowenischen Beziehungen s. Wörsdörfer, 1995; Manzin, 1997. 209 Elke-Nicole KAPPUS: INCONTRI ISTRIANI: ZUR ETHNO- UND SCHISMOGENESE ..., 197-220 wenen. "Natürlich bin ich Slowene" erklärte mir ein Informant, den ich Jahre zuvor als Istrianer kennen gelernt hatte. " Willst Du meinen Pass sehen? Und solange ich in diesem Land auf Serbisch träumen darf, werde ich der beste Slowene sein, den sich der Staat nur vorstellen kann. Wir leben jetzt in Slowenien, das ist jetzt unser Land". Andere deklarierten sich mit Verweis auf lokale Zugehörigkeiten als Izolaner, Piranesen etc. und griffen somit, ganz im Sinne Eidheims, auf die stillschweigende Übereinkunft einer "pseudo-shared identiy" (Eidheim, 1969, 48) zurück: Obgleich der Verweis auf die lokale Zugehörigkeit ein Versuch war, den nationalen Kategorien zu entgehen, waren die Bewohner des Küstenlandes in der neuen regionalen Ordnung der Dinge - mit Ausnahme der 'neuen Migranten' - Slowenen oder Italiener. Abschied von der Istrianita "Lass' uns nach Istrien fahren" überraschte mich eine Bekannte, als ich 1998 erneut für einen längeren Forschungsaufenthalt ins slowenische Küstenland kam, mit der Idee eines Ausfluges über die Grenze. Plötzlich - oder war es vielmehr langsam und schleichend? - hatte sich die Grenze Istriens nach Süden verlagert, in die Region, die nunmehr - oder war das schon immer so gewesen? - in Kroatien lag. Die Bekannte lachte über mein Erstaunen: Istrien, erklärte sie, habe schon immer in Kroatien gelegen und ergänzte diese Bemerkung - wie so häufig in Istrien - mit zahlreichen historischen Erklärungen und Verweisen, die keinen Zweifel daran ließen, dass Istrien und die Istrianer 'seit jeher' ein paar Kilometer 'jenseits' der Grenze, die es nun ebenfalls 'seit immer' gegeben zu haben schien, zu situieren war. Langsam - oder eben schnell -hatte sich das regionale Bewusstsein im nördlichen Istrien in der zweiten Hälfte der 90er Jahre innerhalb der Kategorien des neuen Staates zu formulieren begonnen. "Wir leben im slowenischen Küstenland", erklärten mir frühere Informanten und alte Bekannte. "Ganz anders" sei das Leben in der Region auch schon in der Vergangenheit gewesen. Der Verweis auf die Istrianita war nun endgültig der Diskurs einer Minderheit, vornehmlich der Italiener und anderer 'authochtoner' Istrianer.19 Wer die Behauptung, 'Istrianer' zu sein für sich in Anspruch nahm, ohne zu einer dieser Gruppen zu gehören, stellte sich in gewissem Sinne außerhalb der gesellschaftlich akzeptierten Kategorien der Zugehörigkeit: In diesem Fall implizierte die Bezeichnung entweder, dass man ursprünglich aus dem kroatischen Istrien gekommen war20 oder aber, dass man nicht 19 "Istrianer zu sein bedeutet auch, autochthon zu sein" betont Bogliun Debeljuh und zeigt somit auch den Wandel des Istriendiskurses im kroatischen Istrien (Bogliun-Debeljuh, 2001, 100). 20 Dies galt auch für einen Großteil der Mitglieder der 'autochthonen' italienischen Minderheit. Unter jugoslawischer Herrschaft hatten sich zahlreiche Italiener aus dem südlichen Istrien und von den dalmatinischen Inseln im Norden der Halbinsel niedergelassen. Neben den italienisch-slowenischen Spannungen, die sich in der Folge der slowenischen Unabhängigkeit rund um die Frage der Entschädigung bzw. Restitution italienischen Eigentums ergaben (s. Wörsdörfer, 1995), führte auch die 210 Elke-Nicole KAPPUS: INCONTRI ISTRIANI: ZUR ETHNO- UND SCHISMOGENESE ..., 197-220 bereit war, die neue politische Ordnung der Region, die sich nicht zuletzt in ihrer kulturellen Organisation niederschlug, zu akzeptieren. Wer nicht durch Herkunft und Geburt Istrianer war und sich als solcher definierte, galt als suspekt. In diesem Falle hing der Istrianita sowohl etwas 'Fremdes' an, als auch etwas Nostalgisches, etwas 'Jugonostalgisches'. Wer nicht als 'Jugo-nostalgiker' gelten wollte und keiner der genannten 'autochthonen' Gruppen angehörte, nannte sich nicht mehr Istrianer. Ende der 90er Jahre hatte die Istrianita ihre Anziehungskraft für die Mehrheit meiner InformantInnen endgültig verloren. Damit schienen Orbanic und Musizza Recht zu erhalten, welche die Istrianita bereits 1993 als eine "finzione da fine millennio" (Orbanic, Musizza-Orbanic, 1993) bezeichnet hatten. Viele Informanten, die ich als 'Istrianer' kennen gelernt hatte, hatten die Istrianita abgelegt wie ein altes Gewand, das altmodisch und unpassend geworden war. Manche wollten sich nicht mehr daran erinnern, es jemals getragen zu haben. Wer sich daran erinnerte, nannte sie eine "Mode" oder eine "Ideologie", die der kroatischen Istrienbewegung oder "den Italienern" zugeschrieben wurde. Manche Mitglieder der 'autochthonen Gemeinschaften' trugen sie wie eine alte Tracht, der man aus Tradition verbunden war; wieder andere nutzen sie einzig für den Hausgebrauch. Am Ende des Jahrtausends präsentierte sich die Küste zwischen Triest und Savudrija/Salvore dem Besucher nicht länger istrianisch, sondern slowenisch. Die Menschen wechselten nicht mehr mit der anfänglichen Leichtigkeit zwischen den Sprachen und vermischten sie nur noch selten in 'eigenen Dialekten'. Die italienische Minderheit beklagte, dass die Zweisprachigkeit nur begrenzt umgesetzt würde und dass sie im Erhalt ihrer Italianita - trotz Minderheitenrechte - nicht immer auf die Unterstützung der Mehrheit zählen könnte. "Wie Fremde im eigenen Haus" fühle man sich nun, betonten Vertreter der gruppo nazionale bedauernd. Die kroatischen, bosnischen, mazedonischen oder serbischen Bewohner der Küstenstädte waren als neue Migranten aus der öffentlichen Repräsentation der ehemals jugoslawischen und nunmehr slowenischen 'historischen Region' verschwunden. Die Bewohner des slowenischen Küstenlandes, die sich - zumindest im Privaten -noch immer auf die Istrianita beriefen, erklärten deren Verschwinden als Resultat der slowenischen Staat- und Nationsbildung. "Die Slowenen" hieß es, "waren schon immer nationalistisch - bis jetzt hatten sie keinen Staat, aber jetzt zeigen sie ihre wirkliche Natur". Die Istrianita erschien somit als das Opfer eines nationalisierenden Staates und dessen nationaler Gesellschaft. Allerdings wurde dieser Nationalismus- Differenzierung einer legitimen ('authochthonen') und illegitimen (externen) Istrianita zur Margi-nalisierung der italienischen Minderheit. Trotz der ausgezeichneten Minderheitenrechte wurde sie in der zweiten Hälfte der 90er Jahre zu einer 'trapped minority' (Rabinowitz, 1997/1998), die zwischen den durch internationale Verträgen sanktionierten Forderungen einer 'transnationalen Gemeinschaft' und der Forderung nach 'Integration in die nationale Gesellschaft' hin und her gerissen war. 211 Elke-Nicole KAPPUS: INCONTRI ISTRIANI: ZUR ETHNO- UND SCHISMOGENESE ..., 197-220 vorwurf auch gegen jene formuliert, die an der (transnationalen) Istrianitä festhielten. "Es sind hauptsächlich Italiener, die auf der Istrianitä beharren. Sie haben immer nur an ihr Interesse gedacht. Unter dem Sozialismus habe sich das viele nicht getraut, aberjetzt... zeigen sie wieder ihr wahres Gesicht" hieß es dann - nicht zuletzt auch von Mitglieder der italienischen Minderheit selbst. Diejenigen, welche die 'neue' soziale und politische Organisation kultureller Differenz im slowenischen Küstenland nicht akzeptierten bzw. kritisierten, galten demnach ebenfalls als potentielle Nationalisten oder Regionalisten. Als solche erschienen sie - wenn nicht als 'Verräter' so doch als 'Spielverderber' im Prozess der slowenischen Staats- und Nationsbildung, die - um erfolgreich zu sein - aller Bürger bedurfte. Insgesamt jedoch, war der Abschied von der Istrianitä leise und unspektakulär. "Wir leben jetzt in Slowenien;" erklärte mir eine Informantin "an Istrien festhalten, heißt nach hinten schauen. Wir brauchen jetzt einen Blick nach vorne. Natürlich bin ich Istrianerin - was soll ich anderes sein? Aber das hat jetzt keine Wichtigkeit. Was jetzt zählt, ist Slowenien". Die Istrianitä war nicht gänzlich verschwunden, aber sie war hinter die Slovenstvo der Mehrheit und eine Italianita der Minderheit zurückgetreten, die nun die Parameter öffentlicher Identität im slowenischen Küstenland setzten. Häufig löste die Frage nach der regionalen Besonderheit nur noch ein Schulterzucken aus. "Wenn Du etwas über die Istrianitä erfahren willst" hieß es, "dann musst Du nach Kroatien, nach Istrien fahren". Die Istrianitä als 'ideology of peoplehood' Dass die Istrianitä im slowenischen Küstenland als Referenzrahmen für Repräsentation und Identität an Relevanz und Anziehungskraft verloren hatte, ließ sich aus theoretischer Sicht allerdings kaum auf den Nationalismus der Slowenen bzw. eine nationalistische Politik Sloweniens zurückführen. Wie Heckmann unterstreicht, produziert die (ethno-)nationale Politik eines Staates die Ethnizität bzw. das Gemein-schaftsbewusstsein der Minderheiten (Heckmann, 1991). Aus dieser Perspektive ließ sich die Stärke der Istrienbewegung in Kroatien, nicht aber ihre 'Schwäche' im slowenischen Küstenland auf die nationalisierende Politik eines Staates zurückführen.21 Dass die Istrianitä eine Ideologie oder eine Erfindung war, unterschied sie dagegen aus der Sicht konstruktivistischer Ansätze der Ethnizitäts- und Nationalismusforschung keinesfalls von der Italianitä, der Slovenstvo, der Hrvatstvo oder irgendeiner anderen "imagined community" (Anderson, 1988) und stellte demnach ebenfalls keine Erklärung22 für ihren mangelnden Erfolg dar. Vielmehr schien das 21 Die neue Relevanz der ethnischen Grenzen zwischen Italienern und Slowenen und die Stärkung der Italianita lässt sich dagegen durchaus im Rahmen der nationalisierenden Politik bei der Staaten verstehen. 22 Die Frage nach dem Verschwinden oder Zurücktreten der Istrianitä als Referenz öffentlicher Identität 212 Elke-Nicole KAPPUS: INCONTRI ISTRIANI: ZUR ETHNO- UND SCHISMOGENESE ..., 197-220 Verschwinden der Istrianità als Diskurs und Referenz kollektiver Identität aus dem öffentlichen Raum die Beobachtung Horowitz zu bestätigen, nach der territoriale (und politische) Grenzen - unabhängig von ihrer eventuellen Willkür und 'Künstlichkeit' -den sozialen Raum definieren, in dem sich Identitäten positionieren (Horowitz, 1975, 132). Aus dieser Perspektive füllen 'Identitäten' institutionelle und soziale Räume aus, die ihnen zur Verfügung stehen und entstehen demnach in stetiger Abgrenzung und Identifikation mit einer (institutionellen) Umwelt. 'Identität' kann somit als ein Prozess des 'Sich-Positionierens' in und vis-à-vis der Welt verstanden werden, die allenfalls in stabilen politischen und institutionellen settings den Anschein ergeben kann, selbst stabil und beständig zu sein. Die Verwandlung und das langsame Zurücktreten der Istrianità aus dem öffentlichen Raum in der Folge der slowenischen Unabhängigkeit verweist des weiteren darauf, dass Staaten und politische Systeme mit bestimmten 'Vorstellungen von Gemeinschaft', d.h. "ideologies of peoplehood" (Fox, 1990, 3) einher gehen, die sich wiederum in institutionellen settings niederschlagen. Istrien als eine Region, die in diesem Jahrhundert die Politik zahlreicher Staaten (Habsburg, Italien, Deutschland, TLT unter internationaler Verwaltung, Jugoslawien, Slowenien) und unterschiedlichste politischer Systeme erfahren hat, zeigt zugleich deutlich, dass jede dieser 'ideologies of peoplehood' einerseits im historischen Gedächtnis des Kollektivs als möglicher Identitätsreferent archiviert und festgehalten wird, dass sie jedoch andererseits stets "contingent, conjuncturally, fluctuating and precarious frame(s) of vision and basis for individual and collective actions" darstellen (Brubaker, 1996, 19). Die Istrianità erlebte in diesem Wandel der Vorstellungen von Gemeinschaft stets in Vielvölkerstaaten, vornehmlich in Habsburg und Jugoslawien, ein revival. In den 80er Jahren wurde sie in Referenz zur Vorstellung eines 'Europas der Regionen' aktualisiert und wieder belebt. Dass die Istrianità gerade in Slowenien, dessen Mitgliedschaft zur EU seit langem außer Frage stand, "virtually no success" (Ballinger 2003: 285) verbuchen konnte, mag ein Hinweis darauf sein, dass man die Europäische Union in den 80er und zu Beginn der 90er Jahre fälschlicherweise in die Tradition der europäischen Vielvölkerstaaten stellte. Betrachtet man die Istrianità als eine von mehreren historisch legitimierten 'ideologies of peoplehood', die in der nordadriatischen Halbinsel als Identitätsreferenten zur Verfügung standen (und stehen), dann wird deutlich, dass sie sich vornehmlich durch das Motiv, um das sie konstruiert ist, von anderen 'Ideologien' - und das damit einhergehende Verschwinden einer multikulturellen istrianischen Gemeinschaft war ein Phänomen, das nicht zuletzt darauf verwies, dass sich die Ethnizitäts- und Nationalismusforschung meist mit 'erfolgreichen Erfindungen' auseinander setzte. Weshalb manche Individuen oder Gemeinschaften dagegen ohne Widerstand und Protest 'from peasants to Frenchman', von 'Italienern zu Jugoslawen' oder von 'Istrianern zu Slowenen' werden, ist dementsprechend, wie auch Taylor bemerkt, ein wenig erforschtes Feld (Taylor, 1998, 194). 213 Elke-Nicole KAPPUS: INCONTRI ISTRIANI: ZUR ETHNO- UND SCHISMOGENESE ..., 197-220 unterschied: die multikulturelle Region auf der einen, die monoethnischen Nation(en) auf der anderen Seite. Nun hat jedoch Frederik Barth betont, dass Gemeinschaften sich nicht über den "stuff inside" (Barth, 1969), sondern über die Grenzen vis-à-vis anderer signifikanter Gemeinschaften konstituieren. Im Falle der Istrianità verlief diese Grenze zwischen "rigid discourses of purity [...] and more inclusive visions of hybridity" (Ballinger, 1998, 66). Diese Differenzierung stimmte weitgehend mit der Unterscheidung von ethnic und civic überein, die in den 80er und 90er Jahren auch in den Politik- und Sozialwissenschaften als Matrix unterschiedlicher Formen von Vergemein- und Vergesellschaftung diskutiert wurden. In der Ethnizitäts- und Nationalismusforschung wurde diese Differenzierung - wie etwa in Hans Kohns einflussreichem 'Idea of Nationalism' (Kohn, 1944) - mit unterschiedlichen Entwicklungen in Ost- und Westeuropa in Verbindung gebracht, die im 'Osten' zu einem exklusiven, ethno-nationalen (zum Totalitarismus neigenden) Gemeinschafts- und im 'Westen' zu einem inklusiven (zur Demokratie führenden) Nationsverständnis geführt hatten.23 Diese Interpretation, die auf der Unterscheidung einer (positiv bewerteten) Staatsnation und einem (als problematisch geltenden) Nationalstaat basierte, fand sich mit dem ethnic revivaJ und dem Aufkommen der neuen Nationalismen im postsozialistischen Europa der 90er Jahre weitgehend bestätigt. In der Folge wurde der Aufbau von Zivilgesellschaften zu einem wichtigen Ziel der Transition der postsozialistischen Staaten und Gesellschaften Ost- und Südosteuropas. Vor dem Hintergrund der signifikanten Grenze zwischen 'Ost' und 'West' grenzten sich 'Istrianer' deutlich von 'Jugoslawien' ab und klagten dadurch - wie andere Mitteleuropabewegungen (s. Kundera, 1984) - deutlich ihre Zugehörigkeit zum 'demokratischen Westen' ein. Nach dem 'Ende des Sozialismus' und mit dem Zerfall Jugoslawiens standen die "inclusive visions of hybridity" (Ballinger, 1998, 66) der Istrianità in deutlicher Referenz zum Ideal der 'europäischen Zivilgesellschaft'. So verweist auch Emilio Cocco in diesem Zusammenhang darauf, dass die (civic) Istrianità im Kroatien der 90er Jahre in klarer Abgrenzung zur (ethnic) Hrvatstvo stand, so dass die Istrianer zwar als gute europäische Staatsbürger, jedoch als 'schlechte Kroaten' erschienen (Cocco, 2002). Dies bedeutete in der Umkehrung zugleich, dass 'Kroaten' im Istriendiskurs als 'schlechte Europäer' galten - was weitgehend mit der europäischen Vorstellung eines 'balkanischen Anti-Europa' korrespondierte (s. Giordano, 2003). Slowenien, eines der erfolgreichsten Transitionsländer des post-sozialistischen 'Osteuropas', hatte sich zu diesem Zeitpunkt - nicht zuletzt aufgrund der eindeutig zivilen Elemente im Prozess der Staatsbildung -deutlich als 'europäische Nation' etabliert. Dadurch verlor jedoch nicht zuletzt die 23 Selbstverständlich lässt sich die Unterscheidung zwischen 'Staatsnation' und 'Nationalstaat' auch bis zu den Nationalitätenkämpfen des 19. Jahrhunderts und bis zur Französischen Revolution zurückverfolgen. Siehe auch Szücs, 1990; in Bezug auf die citizenship-Debatte s. Brubaker, 1992. 214 Elke-Nicole KAPPUS: INCONTRI ISTRIANI: ZUR ETHNO- UND SCHISMOGENESE ..., 197-220 Istrianita als Identitätsreferent ihre Exklusivität. Dass sich letztlich die Slovenstvo im slowenischen Küstenland als Identitätsreferent einer Mehrheit (und die Italianita als Identitätsreferent der 'anerkannten' Minderheit) durchzusetzen vermochte, lässt sich -wie Berger und Luckmann hinsichtlich aller symbolischen Sinnwelten unterstreichen - "[auf die institutionelle] Macht, nicht [auf das] theoretische[n] Genie ihrer Legitimatoren" (Berger, Luckmann, 1997, 117) zurückführen. Nun zeigt jedoch nicht zuletzt die Entwicklung der Isrianita selbst, dass die Dichotomie ethnic/civic, welche sowohl dem Istriendiskurs als auch der Istrienforschung zu Grund lag, selbst eine irreführende Konstruktion darstellt.24 Wie alle politisch und/oder kulturell definierten Gemeinschaften wies die Istrianita zu jedem Zeitpunkt - ebenso wie die Slovenstvo und Italianita - zivile und ethnische Elemente auf, welche die Regulierung von Integration und Ausschluss in und aus der Gemeinschaft erlaubten. In den 90er Jahren hat die Ethnizitäts- und Nationalismusforschung jedoch dazu tendiert, die Paradigmen ethnic vs. civic unterschiedlich zu 'verorten'. Damit lässt sich Appadurais Kritik an der Anthropologie, sie habe bestimmte Konzepte als spezifische Eigenschaften bestimmter Gemeinschaften behandelt (Appadurai, 1988, 39f.), weitgehend auf die Nationalismusstudien der 80er und 90er ausdehnen. Ebenso wie im Beispiel des Autors "hierarchy is what is most true of India and it's truer of India than of any other place" (Appadurai, 1988, 39f.), war das Modell des ethnischen Nationalismus in der Nationalismusforschung unwiederbringlich mit dem europäischen Raum 'östlich' der französischen, bisweilen der deutschen Grenze25 verknüpft. Gerade vor diesem Hintergrund lässt sich die Faszination Istriens erklären, dem in Abgrenzung von diesem Raum das Konzept der 'multikulturellen Zivilgesellschaft' zugeordnet wurde. Wenn man diese Dichotomie überschreitet, ergeben sich in Hinblick auf die Region an der slowenisch-italienisch-kroatischen Grenze interessante neue Fragen: Die nach der möglichen Kombination ethnischer und ziviler Elemente in der Konstruktion von Gemeinschaft und Gesellschaft sowie die Frage danach, wie unterschiedliche Kombinationen die Gestalt und das Zusammenleben verschiedener sozialer (kultureller, politischer etc.) Kollektive beeinflussen. Ist der Blick für diese Frage der Kombination erst einmal geschärft, dann wird deutlich, dass die kulturelle Sowohl-als-auch Identität, die im Diskurs der multikulturellen Istrianita ihren 24 Erst in den vergangenen Jahren wird diese lange Zeit wenig reflektierte Grundmatrix der Nationalismusforschung kritisiert und dekonstruiert. s. Neilsen, 1996; Nieguth, 1999; Yack, 1999; Thomas, 2002 et. al. 25 Gerade der Fall Deutschland schien dabei die Vorstellung der Konvertierbarkeit, bzw. der möglichen Transition von Systemen zu bestätigen: vom Extremfall der ethnischen Nation hatte sich Deutschland in der Nachkriegszeit zu einem 'demokratischen Staat' entwickelt. Auch an diesem Beispiel wird deutlich, wie die Kombination Ethno-Nationalismus und Totalitarismus bzw. Demokratie und Staatsnation unweigerlich zusammen gedacht wurde. 215 Elke-Nicole KAPPUS: INCONTRI ISTRIANI: ZUR ETHNO- UND SCHISMOGENESE ..., 197-220 Ausdruck fand, sich im aktuellen Istrien zunehmend reorganisiert: Zahlreiche Bewohner der Region, die sich nun erneut als Slowenen, Italiener, Kroaten etc. bezeichnen, d.h. anhand von ethnisch mehr oder weniger 'eindeutiger' Kategorien, verfügen über multiple Staatsangehörigkeiten und füllen damit den Raum, der sich durch die Staatsbürgerschaftspolitik Italiens, Sloweniens und Kroatiens sowie weiterer Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawiens erschlossen hat. Als Italiener, Slowene oder auch Kroate im slowenischen Küstenland schreibt man sich somit wieder (eher) eindeutig in die nationale Ordnung der Dinge ein. Die 'Uneindeutigkeit' und 'Hybridität' der Sowohl-als-auch Kategorien zeigt sich nunmehr vielmehr in den multiplen zivilen Zugehörigkeiten, die sich in der Staatsbürgerschaft ausdrücken. Die Istrianer von heute sind zivil gesehen Slowenen, Italiener und häufig auch Kroaten zugleich. Die multiplen Zugehörigkeiten der Bewohner der nordadriatischen Grenzregion, die in den 80er und 90er Jahren im Diskurs der multikulturellen Istrianita eine 'öffentliche' Stimme gefunden hatten, haben somit eine neue 'zivile' Form gefunden. Dass die Kombination ethnischer und ziviler Zuchreibungen bzw. deren Vermischung im Sowohl-als-auch keineswegs ein neues Phänomen darstellen, daran erinnert nicht zuletzt das Erlebnis meiner ersten Begegnung in Istrien. In dem Hinweis, er sei Italiener gewesen und zum Jugoslawen geworden, hatte der Mann, der uns 1988 den Weg gewiesen hatte, ethnische und zivile Kategorien so grundsätzlich vermischt, dass nur schwer nachzuvollziehen ist, wo er sich auf 'ethno-kulturelle' oder aber auf zivile Kategorien berief. Vor vielen Jahrzehnten hat Edmund Leach darauf verwiesen, dass Kultur, über die sich Gemeinschaften definieren, als "the form, the dress of the social situation" (Leach, 1954, 16) verstanden werden kann und soll. Die Anthropologie hat seither viele Gestalten von Kultur untersucht und deren Wandel analysiert. Der Zusammenhang von Kultur und Politik, bzw. das Zusammenspiel von ziviler und ethno-nationaler Politik scheint dabei erst heute wieder verstärkt ins Zentrum des Forschungsinteresse der Sozialanthropologie zu rücken. Für den Moment scheint es, dass das Vokabular und die Kategorien der Ethnizäts-, Nationalismus- und Staatsbürgerschaftsstudien erneut "viel zu ausgreifend ... und viel zu weitmaschig sind" (Geertz, 1994, 393) um die komplizierte Realität der Grenzregion zu erfassen. Istrien ist und bleibt in diesem Sinne eine Herausforderung an die Ethnizitäts- und Nationalismusforschung und an die (Sozial-)Anthropologie. Da ein Ende des Wandels im Grenzland nicht abzusehen ist, wird sich dies auch in absehbarer Zeit nicht ändern. 216 Elke-Nicole KAPPUS: INCONTRI ISTRIANI: ZUR ETHNO- UND SCHISMOGENESE ..., 197-220 INCONTRI ISTRIANI: O ETNO- IN SHIZMOGENEZI ISTRANSTVA V SLOVENSKEM PRIMORJU Elke-Nicole KAPPUS Univerza v Bernu, Inštitut za socialno antropologijo, CH-3012 Bern, Langgassstr. 49 e-mail: elke-nicole.kappus@unifr.ch POVZETEK Prispevek rekonstruira metamorfozo istranstva na slovenski Obali s stališča "tuje" raziskovalke. Za temo ima fascinantnost "čezmejnega istranstva" za raziskovanje et-ničnosti in nacionalizma v 90-ih letih ter problematiko "fokusiranega" raziskoval-skega pogleda, ki se je kot posledica delitve Istre oprijel koncepta "čezmejne regije" in zelo pozno spoznal socialno signifikantnost "nove politične meje". Kaže nam nujnost skrbne institucionalne kontekstualizacije raziskovalnega subjekta. Kaže nam, kako se "multikulturnost" Istranov izgublja v regionalnem diskurzu slovenske obalne regije v procesu oblikovanja slovenske države in nacije in obenem prihaja do novega izraza v dvojnem državljanstvu mnogih prebivalcev. Ključne besede: Istra, istranstvo, kolektivna identiteta, imagined community, ideologies ofpeoplehood, etničnost in nacionalizem, socialna antropologija QUELLEN UND LITERATUR Anderson, B. (1988): Die Erfindung der Nation. Frankfurt, Campus. Appadurai, A. (1988): Putting Hierarchy in its Place. Cultural Anthropology, 3/'88, 36-49. Ballinger, P. (1998): Remembering the Istrian Exodus - memory in the trans-state context. In: Baskar, B., Brumen, B. (eds.): MESS. Mediterranean Ethnological Summerschool (2). Ljubljana, Inštitut za multikulturne raziskave, 51-70. Ballinger, P. (2003): History in Exile. Memory and History at the Borders of the Balkans. Princeton - Oxford, Princeton University Press. Barth, F. (1969): Ethnic Groups and Boundaries. 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