©Slovenian Entomological Society, download unter www.biologiezentrum.at LJUBLJANA, JUNE 2004 Vol. 12, No. 1: 151-160 XVII. SIEEC, Radenci 2001 DER HYMENOPTEREN-BAND DER ENTOMOFAUNA GERMANICA -DIE ERSTE VOLLSTÄNDIGE ARTENLISTE DER HYMENOPTERA DEUTSCHLANDS Holger H. DATHE Deutsches Entomologisches Institut, ZALF e.V., Schicklerstraße 5, D-16225 Eberswalde, dathe@zalf.de Abstract - THE HYMENOPTERA VOLUME OF THE ENTOMOFAUNA GERMANICA - THE FIRST COMPLETE SPECIES LIST OF THE GERMAN HYMENOPTERA The 4th volume of the Entomofauna Germanica, Verzeichnis der Hautflügler Deutschlands, is the first to summarize the Hymenoptera species occurring in Germany. At present 8896 species from 62 families are recorded from this area. The current state of knowledge differs considerably among the taxonomic groups. Particularly in large sections of the parasitic wasps taxonomy and faunistics are deficient. Regionalized registers can be provided for 2352 species (34 families), for most Hymenoptera (74 percent) only checklists are available. Recent problems of regional faunistics are pointed out, recommendations for further studies are given. Key words: Hymenoptera, fauna, Germany Izvleček - RED HYMENOPTERA IZ ZBIRKE ENTOMOFAUNA GERMANICA - PRVI POPOLNI SEZNAM VRST KOŽEKRILCEV NEMČIJE 4. knjiga iz zbirke Entomofauna Germanica, Verzeichnis der Hautfliigler Deutschlands, je prvi pregled vrst reda Hymenoptera, ki živijo v Nemčiji. Trenutno je s tega območja znanih 8896 vrst iz 62 družin. Stopnje znanja o različnih tak-sonomskih skupinah se močno razlikujejo. Posebno pomanjkljivi sta taksonomija in favnistika velikih skupin parazitskih os. Za 2352 vrst (34 družin) so navedeni seznami po območjih, za večino kožekrilcev (74 odstotkov) so na voljo le splošni seznami vrst. Poudarjene so novejše težave območne favnistike, dani so nasveti za nadaljnje raziskave. Ključne besede: Hymenoptera, favna, Nemčija 151 ©Slovenian Entomological Society, download unter www.biologiezkstoiiflftttJrnologica slovenica, 12 (1), 2004 Einführung Mit dem 4. Band der „Entomofauna Germanica" (Dathe et al. 2001) wird die erste namentlich untersetzte Liste der in Deutschland nachgewiesenen Hymenopteren-Arten vorgestellt. Die Hymenoptera sind neben den Käfern, Schmetterlingen und Dipteren eine der vier großen heimischen Insektenordnungen, nicht selten werden sie sogar als die umfangreichste angesehen. Im Stresemann, Exkursionsfauna von Deutschland, werden „annähernd 10000 Arten" angegeben (Steinbach 1964), in der jüngsten Auflage nennt Oehlke (2000) für Mitteleuropa ca. 11500 Arten. Bei allen solchen Angaben handelt es sich um Schätzungen, die a priori mit einer hohen Unsicherheit behaftet sind und die nun durch unsere Ermittlungen justiert werden. Danach sind im deutschen Bundesgebiet 8896 Arten an Hymenoptera in 62 Familien belegt. Sie sind damit hinter den Diptera (9183 Arten, Schumann et al.1999) als zweitgrößte Insektengruppe einzuordnen. Selbstverständlich ist auch unsere Zahl nur eine Orientierung erster Näherung. Aktuelle Situation in der Faunistik der Hymenoptera Die aktuellen Aufgaben in der Faunistik der Hymenopteren ergeben sich aus einer insgesamt unbefriedigenden Kenntnis, aber, wie sich erneut zeigte, ist das Defizit unter den Hymenopterentaxa sehr ungleich verteilt. Der Kenntnisstand hängt natürlich vor allem von der Aufmerksamkeit ab, die die jeweilige Gruppe von den Bearbeitern erfährt, und deren „Aufbereitungen" wiederum wirken katalytisch auf die weitere Zuwendung. Hymenopteren sind seit je eine ausgesprochen exklusive Liebhabergruppe, in der sich die - im Vergleich zu den Coleopterologen und Lepidopterologen sehr wenigen - Bearbeiter traditionell weiter subspezialisieren. Beliebt sind vor allem die Aculeata, voran Bienen und Grabwespen, sowie die Gold-und Pflanzenwespen. Dies vor allem, weil es für diese Gruppen gute Bestimmungsliteratur gibt (dabei sind manche Bienen, Goldwespen und Blattwespen durchaus nicht leicht zu bestimmen). In den letzten Jahrzehnten fanden hier wesentliche Fortschritte statt. Einen Anstoß dazu gaben auch die von Landes- und Bundesbehörden geförderten Roten Listen gefährdeter Tierarten. Neben vielen lokalen und regionalen Erhebungen liegen mittlerweile kritische Artenlisten für einzelne Bundesländer vor. Darauf kann sich unsere Faunenbearbeitung stützen in ihrem Anspruch, für den aktuellen Kenntnisstand repräsentativ zu sein. Die zahlreichen Mitarbeiter, die die vorhandenen Daten aufgenommen, gesammelt und strukturiert haben, bemühten sich sehr nachdrücklich um eine kritische Sichtung vorliegender Namen und Daten aus Publikationen, Museumsbeständen und eigenen Aufzeichnungen. Zweifelhafte Angaben sind nicht aufgenommen worden. Neben den taxonomisch relativ gut erschlossenen und dadurch unter Faunisten auch zunehmend beliebten Gruppen stehen vor allem die außerordentlich umfangreichen Gruppen parasitoider Hymenoptera, für die es praktisch keine Faunistik gibt. Für viele Parasitoide, vor allem Terebrantes, ist eine riesige Arten- und gleichzeitig 152 Holger H. Dathe: Der Hymenopteren-Band der Entomofauna Germanica iterwww.bio geringe Individuenzahl (wenn es nicht aus bestimmtem Anlass eine Massenentwicklung gibt) kennzeichnend, wobei sich die Arten morphologisch oft nur geringfügig unterscheiden und ohne Kenntnis der Wirtsart nicht erschließen lassen; hier müssen zusätzlich Zuchten angelegt werden. Bei manchen (zum Beispiel Diapriidae) ist schon das System völlig unklar, so dass die Kenntnislage insgesamt extrem unterschiedlich ist. Bei manchen Familien gibt es in Deutschland nicht nur keine Faunisten, sondern gar keine Bearbeiter. Entsprechend differenziert müssen die einzelnen Gruppen behandelt werden. Die Vielfalt in der Darstellungsweise der einzelnen Familien bzw. Überfamilien der Hymenoptera ist Ausdruck unserer Kenntnislage und gegebenenfalls Aufforderung zur intensiven Beschäftigung mit ihnen. Einfaches Weglassen schwieriger Gruppen kam für uns nicht in Frage. Dabei ist absehbar, dass sich diese Arten kaum je für Freizeitentomologen erschließen werden. Es kann ja auch nicht sein, dass die gesamte Faunistik an die Liebhaber delegiert wird, so nützlich, ja unverzichtbar sich diese auch erwiesen haben. Hier wird eine enge Kooperation eingefordert, für die Forschungsinstitute und Universitäten eine besondere Verantwortung haben. Mit dieser erstmaligen namentlich untersetzten „Urliste" ist zunächst ein Arbeitsmaterial entstanden, dessen vorrangige Aufgabe darin besteht, verbessert zu werden. Die Fehlstellen auf den Listen sind insofern nicht weniger wichtig als ein vermerkter Nachweis. Wie bei allen Bänden der Entomofauna Germanica wird über geeignete Modalitäten der weiteren Vervollkommnung und der Nachweisführung nachzudenken sein. Die Artenlisten Die Erfassung einer Tiergruppe in einer bestimmten Region ist für den Faunisten nur die Basis für weitergehende Frage des Vorkommens, der Ausbreitung und der spezifischen Lebensweise der Arten. Eine korrekte taxonomische Kennzeichnung der Arten ist selbstverständliche Voraussetzung für reproduzierbare Daten, aber in die Landesfaunen gehören ebenso Aussagen zur zeitlichen Einordnung (Phänologie), zur Habitatbindung, zur Populationsdynamik und weiteren Details, die das jeweilige Vorkommen kennzeichnen. Im Grunde gehörte hinter jede Artangabe eine Datenbank, die alle Funde mit Orts- und Zeitangabe verzeichnet; zusätzlich sind Daten über bionomische und ökologische Fundumstände wünschenswert. Abgesehen davon, dass dieser anzustrebende Dokumentationszustand bei den Hymenopteren nur ausnahmsweise besteht, sind die Darstellungsmöglichkeiten in den Faunentabellen begrenzt. Bei den voraufgehenden Bänden der Entomofauna Germanica hat es sich bewährt, den Fundlisten eine regionale und eine zeitliche Zuordnung anzufügen. Beide können nur sehr grob sein, und solche Angaben sind nur für die besser bekannten Gruppen möglich. Für die anderen werden reine Artenlisten (Checklisten) für Deutschland insgesamt gegeben. Zusätzliche Angaben zur Nachweissituation, seien es fragliche Meldungen für den Ort, unsichere 153 ©Slovenian Entomological Society, download unter www.biologiezkstoiiflftttJrnologica slovenica, 12 (1), 2004 Determination oder sonstige Probleme, werden in Anmerkungen (Endnoten) diskutiert. Die Autoren waren gehalten, ihre Daten möglichst kritisch zu werten und im Zweifelsfall auf Fundangaben zu verzichten (Tabelle 1). Tabelle 1. Beispiel der Gestaltung einer regionalisierten Tabelle und ihre Symbolik. Die Fußnoten verweisen auf angefügte Anmerkungen, die sich auf taxonomische Fragen, Fundumstände und andere wesentliche Details beziehen können. h y Ni st Br w He th sn p w by d Familie Xyelidae 7 Alten Pleroneura coniferariiin (Hartig, 1 837) PJeroneura clahlii (Hartig, 1837) o • X Xyela alpígena (Strobl, 1895)1 • Xyela curva Benson, 1938 • • • • • • Xyela julii (Brébisson, 1818) oo*«****«?o* • Xyela longula (Dalman, 1819) o o o 1940 Xyela obscura (Strobl, 1895)2 • Regionale Zuordnung der Funddaten Die politisch-administrative Aufgliederung des Gebietes nach Bundesländern und eine entsprechende Zuordnung der Funde hat sich in der Praxis bewährt. Ideal ist sie nicht, denn politische Grenzen folgen selten zoogeografischen Gegebenheiten. Eine Angabe wie „Niedersachsen" zum Beispiel ist wenig aussagekräftig über die Präferenzen der Art, denn darin sind sowohl Küstengebiet wie der Hochharz eingeschlossen. Eine präzise naturräumliche Zuordnung der Verbreitung der Arten zum Norddeutschen Tiefland, dem Mittelgebirge, zu Süddeutschland, dem Alpenvorland bzw. den Alpen besteht als Aufgabe fort, ist jedoch gegenwärtig nicht generell möglich. Regional- und Lokalfaunen werden folglich nicht überflüssig, im Gegenteil. Folgende Abkürzungen werden verwendet: Br Brandenburg und Berlin BW Baden-Württemberg By Bayern D Deutschland (in Regionenlisten nur für das Gesamtgebiet gemeldete Arten) He Hessen MV Mecklenburg-Vorpommern Ni Niedersachsen und Bremen NW Nordrhein-Westfalen RP Rheinland-Pfalz und Saarland 154 Holger H. Dathe: Der Hymenopteren-Band der Entomofauna Germanica iterwww.bio SH Schleswig-Holstein und Hamburg Sn Sachsen St Sachsen-Anhalt Th Thüringen In den Listen werden die Bundesländer von Nord nach Süd und von West nach Ost so angeordnet, dass in der Reihung zumindest Hinweise auf gewisse Tendenzen zum Ausdruck kommen können. Zeitliche Zuordnung der Funddaten Für die Praxis ist es wichtig, historische und aktuelle Nachweise auseinander zu halten. In der Roten Liste gefährdeter Tiere Deutschlands (Binot et al. 1998) wird für Arten von Wirbellosen der Status „Ausgestorben oder verschollen" angenommen, wenn sie seit 20 Jahren nicht mehr nachgewiesen werden konnten. Dem folgen wir hier mit der Kategorie „aktuell nachgewiesen" Rein historische Funde werden auf die Zeit vor dem Jahre 1900 datiert. Dazu werden in den Regionenlisten folgende Symbole verwendet: # seit 1980 („aktuell") nachgewiesen O zwischen 1900 und 1979 nachgewiesen • vor 1900 nachgewiesen [leer] kein Nachweis im Gebiet •/O unklar ob vor/seit 1980 nachgewiesen (sinngemäß auch (•/?) x Vorkommen dokumentiert, aber fraglich [Jahr] Jahr des letzten Nachweises ? Bedeutung wird gegebenenfalls im Text definiert In einzelnen Beiträgen werden weitere Symbole verwendet, die aber dort speziell erklärt sind. System und Nomenklatur Im System folgen wir grundsätzlich der Anordnung von Familien und Überfamilien in Gauld & Bolton (1996). Im übrigen werden die Taxa (Familien, Unterfamilien, Gattungen, Arten) weitgehend in alphabetischer Reihe angeordnet. Wesentlich ist ja, dass zu überprüfende Arten möglichst schnell aufgefunden werden können. Die Brücke zur älteren faunistischen Literatur ergibt sich durch Bezugnahme auf ein verbreitetes Standardwerk zur jeweiligen Gruppe. Synonymielisten konnten aus Platzgründen nicht mit angegeben werden, die gültigen Namen sind vor allem über das Register zu erschließen. Erste Ergebnisse der aktuellen Aufstellung Diese erste Erfassung der Hymenopteren-Arten in Deutschland ist eine Zwischenbilanz, die vor allem weitere Arbeiten ermöglichen beziehungsweise anre- 155 ©Slovenian Entomological Society, download unter www.biologiezkstoiiflftttJrnologica slovenica, 12 (1), 2004 gen soll. In der Tabelle 2 wird eine systematische Übersicht aller in Deutschland vorkommenden Überfamilien und Familien mit den aktuell ermittelten Artenzahlen angegeben. Tabelle 2. Systematische Liste der Überfamilien und Familien der Hymenoptera in Deutschland und die ermittelten Artenzahlen. Familien, für die eine regionale Zuordnung angegeben werden kann, sind grau unterlegt. Familie Artenzahl Familie Artenzahl Xyeloidea 1 Xyelidae 7 33 Encyrtidae 165 Tentliredinoidea 2 Blasticotomidae 1 34 Eucharitidae 2 3 Argidae 33 35 Eulophidae 443 4 Tenthredinidae 541 36 Eupelmidae 32 5 Diprionidae 16 37 Eurytomidae III 6 Cimbicidae 21 38 Leucospidae 3 Pamphilioidea 7 Pamphiliidae 47 39 Mymaridae 104 8 Megalodontesidae 6 40 Mymarommatidae 1 Cephoidea 9 Cephidae 18 41 Ormyridae 12 Siricoidea 10 Siricidae 10 42 Perilampidae 40 11 Xiphydriidae 5 43 Pteromalidae 663 Orussoidea 12 Orussidae 3 44 Signiphoridae 2 Trigonalyoidea 13 Trigonalyidae 1 45 Tetracampidae 11 Evanioidea 14 Evaniidae 1 46 Torymidae 93 15 Aulacidae 3 47 Trichogrammatidae 18 16 Gasteruptiidae 15 Ichneumonoidea 48 Ichneumonidae 3 332 Stephanoidea 17 Stephanidae 1 49 Braconidae 1 064 Ceraphronoidea 18 Ceraphronidae 10 Chrysidoidea 50 Dryinidae 36 19 Megaspilidae 24 51 Embolemidae 1 Proctotmpoidea 20 Heloridae 5 52 Bethylidae 36 21 Proctotrupidae 43 53 Chrysididae 96 22 Diapriidae 289 Vespoidea 54 Scoliidae 2 Plalygastroidea 23 Scelionidae 56 55 Mutillidae 10 24 Platygastridae 80 56 Sapygidae 5 Cynipoidea 25 Ibaliidae 3 57 Tiphiidae 6 26 Charipidae 29 58 Formicidae III 27 Eucoilidae 48 59 Vespidae 81 28 Figitidae 27 60 Pompilidae 100 29 Cynipidae 98 Apoidea 61 Sphecidae 247 Chalcidoidea 30 Aphelinidae 49 62 Apidae 550 31 Chalcididae 23 32 Elasmidae 6 Summe 8 896 Tabelle 3. Ermittelte Artenzahlen ausgewählter Familien der Hymenoptera in Deutschland, aufgelistet nach Bundesländern. 156 Holger H. Dathe: Der Hymenopteren-Band der Entomofauna Germanica iterwww.bio Familie SH MV Ni St Br NW He Th Sn RP BW By Xyelidae 1 2 1 2 3 -i J 2 2 3 1 4 6 Blasticotomidae 0 0 1 1 1 1 1 1 1 0 1 1 Argidae 11 9 18 16 17 13 13 20 21 12 22 28 Tenthredinidae 237 157 357 248 276 246 244 283 330 183 384 458 Diprionidae 7 2 13 3 10 3 9 5 6 1 13 14 Cimbicidae 10 5 13 12 9 6 13 13 12 4 19 18 Pamphiliidae 16 15 26 22 17 20 19 25 36 13 38 40 Megalodontesidae 0 0 0 j 1 1 1 3 1 l 4 4 Cephidae 7 7 12 12 13 10 11 12 14 11 15 16 Siricidae 5 4 6 6 5 2 7 10 9 1 9 8 Xiphydriidae 2 4 3 4 3 2 2 5 4 1 4 4 Orussidae 0 0 0 1 1 0 1 0 0 2 3 1 Gasteruptiidae 6 4 11 8 11 7 10 12 10 12 13 15 Aulacidae 0 0 0 2 2 0 1 1 3 1 2 2 Evaniidae 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 Stephanidae 0 0 0 1 1 0 0 l 0 1 1 0 Trigonalyidae 1 0 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 Heloridae 1 0 4 0 3 4 1 0 0 2 4 3 Proctotrupidae 28 5 23 2 9 27 12 0 1 12 38 25 Diapriidae 17 1 70 5 2 68 38 8 18 3 225 178 Ibaliidae 1 1 2 2 3 0 3 1 3 0 1 2 Dryinidae 13 10 7 11 24 20 15 9 8 16 24 15 Embolemidae 0 0 1 0 0 1 1 1 1 1 1 0 Bethylidae 2 5 3 1 8 10 6 0 5 6 10 1 Chrysididae 43 51 48 54 76 44 60 58 73 75 81 83 Scoliidae 0 2 0 1 2 0 0 2 2 0 1 1 Mutillidae 3 5 3 4 6 3 6 5 8 4 9 4 Sapygidae 4 3 3 2 4 0 1 3 4 1 4 1 Tiphiidae 3 4 2 1 5 2 2 5 5 1 6 1 Formicidae 50 51 67 82 69 67 84 83 79 91 98 90 Pompilidae 52 61 65 70 80 58 54 78 76 73 78 78 Vespidae 46 48 49 43 62 40 55 49 53 66 72 78 Sphecidae 166 164 179 178 204 164 126 161 191 201 116 213 Apidae 287 313 329 391 383 322 383 395 392 432 462 490 Gesamt 1020 934 1318 1190 1312 1146 1183 1253 1371 1230 1764 1880 % der Arten 43 40 56 51 56 49 50 53 58 52 75 80 % Rang (By=100) 54 50 70 63 70 61 63 67 73 65 94 100 157 ©Slovenian Entomological Society, download unter www.biologiezkstoiiflftttJrnologica slovenica, 12 (1), 2004 Nach der Liste ist Bayern das Land mit der reichsten Ausstattung an Hymenopteren-Arten. Die dort ermittelten 1880 Arten entsprechen 80% der aus Deutschland insgesamt bekannten Artenzahl. Aus dem Norden, z. B. aus Mecklenburg-Vorpommern, ist lediglich die Hälfte nachgewiesen. Offenbar können die wenigen nordatlantischen Arten die zusätzlichen südlichen Faunenelemente nicht aufwiegen. Niedersachsen verzeichnet bereits 70% (normalisiert auf Bayern), aber dieses Land ist vergleichsweise groß und vielgestaltig in seinem Relief. Die Zahlen zeigen auch deutliche Unterschiede des Erforschungsstandes. Im Einzelfall muss immer die bekannte Tatsache erwogen werden, ob die Datendichte nicht eher die Verbreitung der Entomologen dokumentiert als die der Insekten. Für eine realistische Einschätzung der Naturausstattungen sollte man Familien mit vergleichbarem Bearbeitungsstand heranziehen, etwa die Bienen oder Pflanzenwespen. Insofern dürfen die Aufstellungen der Tabelle 3 namentlich in ihrer quantitativen Aussage nicht überbewertet werden. Hier dürfte der Erkenntnisfortschritt noch zu deutlichen Modifikationen führen. Die angegebenen Tendenzen sind jedoch plausibel und entsprechen den vorliegenden Erfahrungen. Von Nord nach Süd besteht ein deutliches Gefälle in der Größenordnung von einem Drittel der Artenzahl, während ein solcher Gradient in West-Ost-Richtung offenbar nicht besteht. Hier wirkt sich wohl eher der Artenreichtum (und der Kenntnisstand) des deutschen Südwestens aus. Da solche vergleichenden Studien von einiger Bedeutung für vernetzte Schutzprogramme sind, möchten wir unsere vorläufigen Ergebnisse zumindest ansatzweise vorstellen. Tabelle 4. Artenzahlen ausgewählter Hymenopteren-Familien der Bundesländer im geografischen Lagevergleich. Die Artenzahlen von jeweils drei Ländern sind normiert, d. h. es werden Mittelwerte gebildet, die ihrerseits untereinander verglichen werden. Aus den nördlichen Ländern sind nur etwa zwei Drittel der Artenzahl bekannt wie aus dem Süden, während der Ost-West-Vergleich nur geringe Unterschiede aufzeigt. Nord / Süd SH 1020 He 1183 RP 1230 Ni 1318 Th 1253 BW 1764 MV 934 Sn 1371 By 1880 Mittelwert 1091 1269 1625 % (normiert) 67% 78% 100% West / Ost NW 1146 St 1190 MV 934 RP 1230 Th 1253 Br 1312 BW 1764 He 1183 Sn 1371 Mittelwert 1380 1209 1206 % (normiert) 100% 88% 87% 158 Holger H. Dathe: Der Hymenopteren-Band der Entomofauna Germanica iterwww.bio Hymenopterenfauna und Umweltforschung In den Bearbeitungen der Entomofauna Germanica geht es natürlich weniger um einen zahlenmäßigen Rang der untersuchten Insektengruppen an sich, als um eine grundlegende faunistische Aufarbeitung der Naturausstattung im Gebiet. Bei nicht wenigen Gruppen, so auch bei den Hymenoptera, ist die vorliegende Faunenliste die erste umfassende Bilanzierung überhaupt, wie sie zum Beispiel für ganz praktische ökologische Fragen vorhanden sein muss. Die faunistischen Arbeiten stehen ja in sehr enger Beziehung zu Untersuchungen und Maßnahmen von Umweltschutz und Umweltgestaltung im regionalen wie überregionalen Maßstab. Diese Daten sind außerordentlich gefragt, um Aussagen über die Auswirkung von Änderungen des Klimas, der Landnutzung usw. auf die Insektenfauna zu erhalten. Der Wert solcher Aussagen wird von der Präzision entomofaunistischer Daten wesentlich mit bestimmt. Dabei ist davon auszugehen, dass sich unter diesen hoch diversen Organismen empfindliche Indikatoren befinden, die Umweltänderungen und deren Tendenz sehr früh anzuzeigen vermögen. Leider aber sind diese Eigenheiten allenfalls punktuell erschlossen, und nur wenige auffällige („politische") Arten oder gut untersuchte Gruppen können für praktische Zwecke des Umwelt-, Natur- und Artenschutzes bisher tatsächlich herangezogen werden. Hymenoptera gehören durch ihre enorme Vielzahl, ihre weite Verbreitung und ihre spezialisierten Lebensweisen zu den besonders aussichtsreichen Gruppen für Anwendungen. Sie kommen in naturnahen Habitaten ebenso vor wie im Siedlungsbereich, und zahlreiche Arten sind als Bestäuber oder Regulatoren von unmittelbarer ökologischer oder sogar wirtschaftlicher Bedeutung. Nicht selten sind sie an ökologischen Komplexen beteiligt, deren Vorhandensein, Ausformungsgrad und Dynamik sehr genaue Rückschlüsse auf umweltbezogene Zustandsgrößen erlaubt, zum Beispiel im Bezug Futterpflanze Phytophag Brutparasit Parasitoid/Prädator. Die entscheidende sachliche Voraussetzung ist die Verfügbarkeit bionomischer Daten zu den Arten, und gerade in dieser Hinsicht bestehen bei den Hymenoptera noch ganz erhebliche Defizite. Die vorgelegte Liste ist ein nicht unwesentlicher Schritt, die Gruppe insgesamt weiter zu erschließen und damit noch attraktiver für die Faunistik zu machen, aber auch für Anwendungen zur Verfügung zu stellen. In diesem Sinne muss die vorliegende Aufstellung fortgeschrieben werden. Danksagung Obwohl die Naturausstattung in sich wandelnden Landschaften ebenso der Veränderung unterliegt und ihre Entwicklung von größter Bedeutung für die Qualität der Lebensumwelt ist, wird faunistische Forschung in Deutschland weitaus überwiegend als Privatangelegenheit betrieben. Dieser Band wäre nicht denkbar ohne die vielen engagierten Entomologen, die mit dem Einsatz eines außerordentlich großen Teils ihrer Freizeit und ihrer Mittel dafür gesorgt haben, dass der hier vorgestellte 159 ©Slovenian Entomological Society, download unter www.biologiezkstoiiflftttJrnologica slovenica, 12 (1), 2004 Stand erreicht werden konnte. Nur 97 von ihnen sind im Buch namentlich erwähnt, aber im Hintergrund dürften noch sehr viele mehr mitgewirkt haben. Der Hymenopteren-Band sei ihnen allen in Anerkennung ihrer Mithilfe gewidmet, die weiterhin erforderlich ist, um die aufgezeigten Lücken zu schließen. Literatur Binot, M., Bless, R., Boye, P., Gruttke, H., P. Pretscher, 1998: Rote Liste der gefährdeten Tiere Deutschlands. - Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz, Bonn, 55: 1-434. Dathe, H. H., Taeger, A. & Blank, S. M. (Hrsg.), 2001: Verzeichnis der Hautflügler Deutschlands (Entomofauna Germanica 4). - Entomologische Nachrichten und Berichte (Dresden), Beiheft 7: 1-175. Gauld, I., Bolton, B. (eds), 1996: The Hymenoptera. - Oxford, New York, Tokyo: Oxford University Press. XII + 332 pp. Oehlke, J., 2000: Hymenoptera - Hautflügler. In: Hannemann, H.-J., Klausnitzer, B., Senglaub, K. (Hrsg.), Exkursionsfauna von Deutschland. Insekten. 9. Aufl. -Heidelberg, Berlin: Spektrum. S. 803-912. Schumann, H., Bährmann, R., Stark, A., 1999: Checkliste der Dipteren Deutschlands (Entomofauna Germanica 2). - Studia dipterologica, Suppl. 2: 1-354. Steinbach, G., 1964: Hymenoptera - Hautflügler. In: Stresemann, E. (Hrsg.), Exkursionsfauna von Deutschland. Insekten I. - Berlin: Volk und Wissen. S. 158207. 160