„Aus welcher Wachtstube?" frug Widerkhern. Der Graf belehrte seinen Freund, daß zwischen den Ge- wölben eine Wachtstube sei, wo Nachts ein Wachtmeister mit vierzehn Wächtern sich aufhalte: deren Aufgabe sei, über die allgemeine Sicherheit zu wachen, Schlägereien zu verwehren, bei FeuerZgcfahr Lärm zu machen und die Bürger zu wecken, ferner die Stunden in deutscher Sprache auszurufen. „Die Burschen werden spielen oder schlafen," fetzte er hinzu. „Aber der Lichtschein kommt von dort," bemerkte Wider- thern, und aus dem dunklen Gewölbe auf die Straße tretend, ncf er: „Die Brücke brennt!" „Beide erhoben nun sofort den Ruf: „Feuer! Feuer! Hilfe! Feuer!" Der Graf rannte zur Viücke, während Widerthern nach der Wachtstube stürzte. (Schluß folgt.) Die NcWhrssangcr (Xoieäuilci) in Kram. Das Christenthum hat vielfach die alten heidnischen Ge- bräuche, welche unausrottbar im Volte wurzelten, sich ange- eignet und im christlichen Sinne umgebildet. Ein Beleg hiefür geben uns die ,,Xo1oäniki" der Krämer und Südslaven über- haupt. Xoieäa, oder auch Xlilonäu, hießen ursprünglich bci den Slaven heidnische Feste, wclche durch das Concil zu Con- stantinopcl im Jahre 691 verboten wurden. Später nahm das Wort Xoieäll, die Bedeutung eines Neujahrsgcschentes an, dann wnrde es in der Form Xoisäar gleichbedeutend mit „Kalender." Valvasor erzählt uns im VII. Buche seiner Chronik von den „Umsingern in Unterkrain. Er sagt, von St. Nicolai ! bis Lichtmeß gehen aus jedem Kirchspiele gewisse Leute herum und singen, sowohl ledige, als verheiratete Männer, davon ein Theil mit Säbeln, Hacken und dgl. bewaffnet ist, von 6 bis 15 Personen stark. Mann nennt sie von ihrer Verrichtung XoIoäiKcktt, d. i. Singer (man sieht, daß Valvasor es sich mit der Erklärung leicht macht, die eigentlich nichts ist, als ein cirou1u8 vitio8U8.) Sie sind den Sternsingern (zu dem Feste der h. 3 Könige) in Deutschland zu vergleichen. Was sie bekommen, heben sie auf bis Lichtmeß, dann laufen sie gelbes Wachs und machen daraus dünne WachZlichtlein, gleich den gemeinen Wachsstöcklcin. Darau5 setzen sie dann eine ganze Ilgur zusammen, wclche sie mit Rauschgold und Seide schmücken, auch mit Fähnlein, Sternen und allerlei Zielrath von gesot« tenen Airkenschwämmen und auf eine Stange setzen, welche sie dann in die Kjrche tragen, mn sie dort weihen zu lassen. Am Neujahrstag gehen sie mit Spielleuten um den Altar zum Opfer. Wenn ein schlechtes, mißratbenes Jahr ist, singen sie nicht herum. Valvasor scherzt dann über die Händel, in welche die herumziehenden Kolcdnikcr von verschiedenen Kirchspielen oft ge- rathen und wobei sie „die Faust nicht in den Sack schieben, sondern wacker arbeiten" lassen, und einander das ^Fünffinger- kraut" zu „riechen" geben, daher Mancher ein blaues Auge zum neuen Jahre, oder wohl gar ein so braungefärbtes An- ! gesicht bekommt, daß man ihn der Farbe nach unter die Suite j der h. drei Könige aus dem Morgenland zählen könnte. Die Abbildung, die Valvasor von den Kolednikern gibt, ist inter- essant, indem sie uns die damalige Tracht krainischer Bauern zeigt, welche von der jetzigen einigermaßen absticht. Sie sind mit türkischen Säbeln und langen Hacken bewaffnet, und Alle haben lange Bärte. Der Schauplatz ist eine Stadt und zwei Cavaliere in spanischer Tracht sind die Zuhörer. Der alte Gebrauch scheint cm Jahrhundert nach Valvasor noch ziemlich unverändert sich erhalten zu haben. Im Jahre 1753 zogen die Kolcdniker, junge Burschen von 16—24Jahren, noch immer Kerzen sammelnd herum, sie waren mit Feucrgc- wchr bewaffnet, hatten Spielleute bei sich, kündeten ihre An- kunft in den Dörfern mit Losbrcnncn ihrer Gewehre an und brachten die Nächte mit Tanzen und Schlemmen zu, so daß dieses christliche Werk nach dem Ausdrucke unseres Gewährs- mannes oft in eine italienische Comödte (die Pantomime, welche mit Prügeln endet) sich zu verwandeln Pflegte. In Natlas (Odcrlrain) nahm der Supan den Burschen 3 Pistolen ab, wurde aber vom Verwalter der Herrschaft Egg deßhalb gestraft, daher der Laibacher Kreishauptmann Anton Baron Tanffrer I an die Regierung den Autrag stellte, das Sammeln solle nur durch ledige Bursche ohne Spiellcutc und Schiehen vorgenommen werden. Auch der KreiZhauptmann von Inncrtrain klagte, das; die Bursche das Almosen ungestüm abfordern, dann einen Theil ! durck die Gurgel jagen. Die Burschen von Hrenowitz sam- ! melten auf diese Art zu Adelsberg 15 st. und in den Dörfern feuerten sie Denjenigen, die ihnen eine Gabe versagten, blinde Schüsse in die Stuben ab. Dcnumgeachtet finden wir im Jahre l 1772 Berichte von Excessen durch Koledniker in Prem (Bezirk Feistritz), wclche von Feistritz mit Erlaubniß des Dorncgger Pfarrers und der dortigen Kirchenpröbste ausgegangen und mit ! Flinten, Pistolen, Hirschfängern und Messern bewaffnet waren. ! Das Kreisamt beantragte, den Pfarrer mit 6, die Kirchcn- i pröbste mit 3 Tucaten Jeden zu strafen. Auf dem Lande soll sich das Xoieävaiijs noch jetzt erhalten haben, in der Stadt hat es aufgehört. Im Jahre 1849 zogen noch die Bewohner un- serer Krakau-Vorsiadt zu Neujahr mit einem schön erleuchteten Stern durch die Stadt, blieben an mehreren Orten stehen und> sangen die Xoißäda, von einer großen Menge Volles be- gleitet. Zum Schlüsse fügen wir bei, dah dieser Gebrauch sich auch im Görzischcn und vor nicht langer Zeit in Slavonien ! noch erhalten hat. Hier wurden Lieder gesungen, deren - Refrain abwechselnd die Worte Kolecla. und Xolßään bilden. ! Der Inhalt bezieht sich auf das Gedeihen der Fcldfrüchte, des ' Viehs, der Wiesen. Einige beziehen sich auf die Göttin I^c>H ! der alten Slaven, die Liebesgöttin, welche hier ihre Rolle mit Ceres vertauscht zu haben scheint. Im Lausitz'schen bci den dortigen Wenden finden noch Umgänge zu Ehren dieser Göttin Statt, jedoch nicht in derselben Zeit, sondern im Be- ginne des Sommers. A. D.